DREI JAHRE ARBEIT FUR DEN WIEDERAUFBAU DER FREIEN UND HANSESTADT HAMBURG

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Document Number (FOIA) /ESDN (CREST): 
CIA-RDP82-00373R000200040001-4
Release Decision: 
RIPPUB
Original Classification: 
K
Document Page Count: 
122
Document Creation Date: 
December 15, 2016
Document Release Date: 
July 21, 2000
Sequence Number: 
1
Case Number: 
Publication Date: 
October 11, 1949
Content Type: 
MISC
File: 
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PDF icon CIA-RDP82-00373R000200040001-4.pdf6.53 MB
Body: 
Approved For Release 2004/02/19 :CIA-RDP82-003738000200040001-4 DREI JAHRE ARBEIT FY.7R DEN WIEIIERAUFBAU DER FREIEN UND HANSESTADT HAMBURG Approved For Release 2004/02/19 :CIA-RDP82-003738000200040 Approved For Release 2004/02/19 :CIA-RDP82-003738000200040001-4 DREI JAHRE ARBEI7C FYJR DEN WIEDERAUFBALJ DER FREIEN UND HANSESTADT HAMBURG MACH AMTLICHEN BEHORDENBERICHTEN IM AUFTRAGE DES SENATS ZU SAMMENGESTELLT UND BEARBEITET 'VON ERICH Lti7TH DIREKTOR DER STAATLICHEN PRESSESTELLE Approved For Release 2004/02/19 :CIA-RDP82-003738000200040001-4 Approved For Release 2004/02/19 :CIA-RDP82-003738000200040001-4 Approved For Release 2004/02/19 :CIA-RDP82-003738000200040001-4 Approved For Release- 2004/02/19 :CIA-RDP82-003738000200040001-4 Drei Jahre Arbeit .Drei Jahre Arbeit, so lautet der nuchterne Titel theses Berichtes. Er rpricht aus, was wir zu tun uns bemiihten. Denn mil nichts anderem als mil dieser Arbeit war die Amtszeit des am 15. November 1946 durch die Biirgerschaft der Hansestadt Ham- burg gewzhlten Senates bis an den Rand ausgef iillt. Jeder von uns brachte seine Weltanschauung mil ins Amt. Doch in ahem, was man vor: uns f orderte, and in ahem, was wir zu er f iillen and zu ?~erwirklichen bemiiht waren, Bing es nicht um Theorien. Es ging um niichterne and harte Tatsachen. Um die Praxis and um das Leber. Wir mu/iten, um es hier mil einem drastischen Wort zu umschreiben, die Locher stopfen, die eine schlimme Vergangenheit gerirsen hatte. Es waren Bombenlocher, and wir suchten die V oraussetzungen fur einen Neubau zu scha f fen. Es ging um eine groJle Sache, die rich aus vielen kleinen zusammensetzte. Wir muflten den Elbstrom and die Hafenbecken wieder of fnen and dazu 7'ausende von Wracks heben. Nissenhiitten rsnd Behelfswohnungen muflten winterfest and leerge- brannte Wohnhausf assaden wieder mil einem Dach verrehen werden. D;ie Dunkelheit in unseren Wohnungen and au f den Straflen mu fate behoben werden. Es f ehlte an Kohle and Strom dazu. Beide muf3ten beschaf f t werden. Dann aber gall es, Tausende von Stra ftenlaternen wieder zu entzi%nden. Eine profane Angelegenheit. Und doch hing Hach allen Depresrionen, enter denen die Bevolkerung gelitten hatte, von diesem bifSchen: ?Mehr Licht!" so viel ab. Der Berirht ?Drei Jahre Arbeit" verbindet eine Fulle von niichternen Tatsachen, Au f zdhlungen and Zahlenangaben mil kurzerz Schilderungen and Ker~nzeichnungen der Situationen, die wir gemeinsam durchschritten haben. Es konnte rich bei ahem immer nur um Stichproben handeln. Das Material der einzelnen V.erwaltungsbe- horden and A'mter ist Behr viel um f angreicher. Diese Unterlagen beweisen ein Aus- mafl an praktischer and positiver Arbeit, das wohl jeden Einsichtiger: davon iiber- zeugt, dall nicht nur Kritik am Platze ist, sondern auch ein anderer .Anspruch, der au f ~ sachliche Wurdigung besteht! Die von den Behorden vorgelegten amtlichen Berichte muf3ten wegen ihres starker Umfanges nicht nur zusammengertellt, rondern auch bearbeitet and zusammengefafit werden. Das berorgte der Direktor der Staat- lichen Pressestelle Erich Li%th. Da wir keine farblore amtliche Darstellung wiinschten, wurde dem Bearbeiter in der Auswertung der Unterlagen and ihrer Ausschnitte freie Hand gelarsen. Auch dann, wenn der Bericht Zahlen sprechen lafSt, ging es allen ~Reteiligten um mehr als um these Zahlen. Denn hinter jeder Zahl steht der Mentn~. Und hinter ahem, was in dieren drei Jahren Arbeit gescha f f en wurde, steht die Liebe zur alter Hansestadt Hamburg, die wiederaufzubauen unsere Generation den ebenso schweren wie schonen Auftrag erhalten hat. Max Brauer Erster Biirgermeister der Freien and Hansestadt Hamburg 3 Approved For Release 2004/02/19 :CIA-RDP82-003738000200040001-4 Approved For Release 2004/02/19 :CIA-RDP82-003738000200040001-4 Vereidigung des ersten Nachkriegssenats Am Freitag, dem 22. November 1946, wehte vom hohen Turm des Hamburger Rathauses zum ersten Male Hach der Kapitulation wieder die weif3-rote Fahne der Hansestadt mit Bern dreiturmigen Wappen. Im Festsaal batten side diie am 13. Ok- tober neugewahlten Abgeordneten der Hamburger Burgerschaft um ihre von den Biirgerschaftsmitgliedern am 15. November gewahlten Senatoren verarammelt. Zahlreiche Internationale and detttsdte Gaste wohnten diesem Festakt bei. Seit fiinfzehn Jahren hattcn in Hamburg keine Parlamentswahlen mehr stattgefunden. An diesem Tage gab sick Hamburg Hach der zeitweiligen Aufhebur~g der Demo- kratie Burch Hitler seine erste aus dem Willen seiner Burger hervorgegangene Regierung. Noch war Hamburg eine besetzte Stadt. Auch die Wahl des Parlamentes hatte Hach eineui Wahlgesetz stattgefunden, auf dessen Gestaltung die Besatzungsmacht Einfluf$ gcnommen hatte. Doch der Wahlakt war frei. Die Bevolls:erung konnte zwischen den Kandidaten der verschiedensten Parteien wahlen, als deren starkste die Sozialdemokratische Partei aus den Wahlen hervorgegangen war 1;83 Sitze). Die nachststarken Parteien warm "die Christlich-Demokratische Union (16 Sitze), die Freie Demokratische Partei (7 Sitze) and die Kommunistische Partei +;4 Sitze). Eine Anzahl weiterer politischer Gruppen hatte keine Abgeordneten erhalt:en. Kein Demokrat war Baran gehindert, Bich zur Wahl zu stollen. Jeder konnte im politischen Ringen mit seinen Mitbewerbern die freie Entscheidung der BevSlke- rung seines Wahlbezirks fur sick zu gewinnen suchen. Der erste staatspolitische Willensakt des neugewahlten Parlamentes war die Wahl von zwolf Senatoren gewesen, von denen acht aus der Sozialdemokratischen, drei aus der Freien Demokratischen and einer aus der Kommunistischen Partei (der seater demissionierte and Burch einen weiteren Sozialdemokraten ersctzt wurde) hervor- gingen. Zum ersten Mal in der Geschicbte Hamburgs befand sick unter den gewahlten Senatoren eine F r a u : Paula Karpinski. Die Vereidigung wurde Hach einer Ansprache des Prasidenten der Biirgerschaft Adolf S c h o n f e l d e r vorgenommen. Die den Senatoren vorgesprochene Eides- formcl des Prasidenten lautete: Ich schwore, dai3 iclr dem D e u t s c h e n Reich die Treue halten, die hamburgische Verfassung and die Gesetze beachten, die mir ala Mitglied des Senats obliegenden Pfliduen erfullen and Bas Beste der Hansestadt Hamburg, soviel ich vermag, fordern will. Eines Hach dem andern erhoben sick die neugewahlten Senatsmitglieder and legten diesen feierlichen Eid ab. Es warm die Senatoren Eisenbarth, Landahl, Borgner, Dr. Nevermann, Dettmann, Dr. Dudek, Bull, Koch, Brauer, Hartenl'els, Karpinski and Frank. Noun Monate vorher hatte General Baker, der damalige Militarg~ouverneur von Hamburg and Schleswig-Holstein, die von den Englandern ernannte Biirgerschaft eroffnet. ?Damals handelte es sick", wie Gouverneur Henry Vaughan Berry in der gteichen Sitzung ausfiihrte, ?um eine Burgersdiaft, die von der Miilitarregierung e r n a n n t wurde, wobei diese Hach bestem Ermessen Bas Starkeverhaltnis des 5 Approved For Release 2004/02/19 :CIA-RDP82-003738000200040001-4 Approved For Release 2004/02/19 :CIA-RDP82-003738000200040001-4 versdziedenen Parteien beriidssichtigte". ?Heute", so sagte Mr. Berry, ?ist die Bur- gerschaft gewahlt; sie ist die erste aus Wahlen hervorgegan- gene Landesvertretung, in der britischen Zone, undichstehe vor Ihnen als Zivil- and nicht als Militargouverneur. Das ist eine Tatsache, an der Sie ermessen konnen, inwieweit sick die Lage wahrend der vergangenen neun Monate gewandelt hat". Sdton vor der Vereidigung hatte sick der neugewahlte Senat in einer Sitzung vom 19. November konstituiert and zum Ersten Burgermeister den Senator M a x Brauer , zum Zweicen Burgermeister den Senator C h r i s t i a n K o c h gewahlt. Antrittsrede des Burgermeisters In seiner Antrittsrede erklarte Burgermeister Brauer: ?Der Nationalsozialismus hat uns das Erbe eines namenlosen Ungliid{s hinter- lassen. Die Schuld hierfur lastet auf Hitler and seinem Regime. Mit ihrem Namen haben die vergangenen Machthaber die Ehre des deutschen Volkes gesdzandet. Der Geist der Verneinung and der Vernichtung, des Hochmutes and des Hasses, wie er sick im Nationalsozialismus bekundete, muf3 bis in seine letzte Konsequenz e r - k a n n t a n d u b e r w u n d e n werden, damit das andere geistige Deutschland, das wir kennen and lieben, sick um so segensreicher entfalten kann. Wir rind ein Volk in Not, in unserer arrn gewordenen Heimat soli gerade auch der 7irmsre nicht vergessen werden. Auch Hamburg soli wieder den Platz auf der Erde einnehmen, der ihrn dank der Gunst seiner naturlichen Lage, dank seiner groLien Vergangenheit and dank der un- verwustlidten Lebenskraft seiner Bevolkerung zukommt. Ftir die Verwirklichung dieses Zieles sick unablassig einzusetzen, ist die Aufgabe des Senates. Gewi13, Hamburg liegt in Trummern; dock wer von Ihnen liebte dieses Hamburg heute nicht gluhender als je zuvor~ Hocherfreuli~h ist es, dal3 im Zuge der Neuordnung der Lander Hamburg s S e l b s t a n d i g k e i t aicht angetastet wordeu ist. Unser Stadtstaat hat fur das kunftige Deutschland wi~ittige Autgaben, die er nur- a(s Selbstverwaltungskorper losen kann. W"enn Hamburg rich in tausendjahriger Geschichte frei erhielt and audt in Wilhelminischen Zeiten nicht in Preuf3en aufging, dann darf es heute erst recht nicht in einer preu(iischen Provinz aufgehen. Hamburg erhebt seine warnende Stimme gegen jeden neuen Landerpartikularismus and gegen jede Kirchturmsautar- kie. Wir zwingen die Not nur, wenn die neuen Landergrenzen Iediglich unsichtbare Verwaltungsgrenzen Sind. Sie durfen niemals Wirtsdtaftsgrenzen werden and etwa an den Elbbrudcen Sd~lagbaume aufrichten." Die Not dES Jahres 1946 Burgcrrnciscer Brauer zahlte in seiner Rede d r e i E l e n d s q u e 11 e n auf, mit denen die Hamburger fertig werden mril3ten: ?Die erste heil3t H u n g e r and Hungersiechtum, die zweite heif3t Wohnungsnot and die aus dem entsetzlichen Wohnungs- mangel hervorgehende Verelendung der Menschenmassen, die dritte hei(3t K a l t e and Brennstoffmangel." ?Mit fiinfzehnhundert Kalorien", s~ sagte der soeben vereidigte Erste Burger- meister der Hansestadt Hamburg, ?laf3t sick keine neue-Stadt and keine Demokratie aufbauen." Hamburgs Wohnungsnot sei gro(3er als notwendig, ?denn das Tempo der 6 Approved For Release 2004/02/19 :CIA-RDP82-003738000200040001-4 Approved For Release 2004/02/19 :CIA-RDP82-003738000200040001-4 Rettung wiederherstellbaren Wohnraums vor volligem Verfall ist infolge des Mate- rialmangels viel zu langsam. Nur ein grof3angelegtes W o h n u n g s b a u p r o- g r a m m , dessen Verwirklichung Schritt fur Schritt vorangetrieben wird, kann Dauerhilfe bringen. Erschreckend isc auch die Kleidungsnot. In den Hamburger Volksschulen gelicn 30-40J vollig barfuf3 Oder waren mit zerfetzten Schuhen durch Katie and Regen. An den Arbeitsplatzen lichten sick die Reiheri der ]Belegschaften bederiklich, weil die in ihren diirftigen Lumpen frierenden Menschen Erkaltungs- krankheiten erliegen". Zur Brennstofflage erklarte der Burgermeister: ?In der Brennstoffversorgung wird Deutschland die Ausfuhr jeder enrbehrlichen Tonne Kohle begreifen. Solange aber die hungernde Beyolkerung der Grof3stadte durch Massensiechtum and Massen- sterben aus Frostgefahr bedroht wird, ist es ein Gebot der Menschlichlieit, erst ein- rnal diesem furchterlichen Elend zu steuern." Dann appellierte der Biir;;ermeister an die Mitarbeit der G e w e r k s c h a f t e n, die in ihm immer einen. aufriditigen Freund and Forderer finden sollten. In ihrem Sinne liege es, wenn er erklare, daft die achtundzwanzig Punlcte der SPD, die ihn fur dieses Amt nominiert hatte, fur ihn ?kein Maximal-, sondern ein Minimalprogramm" darstellten. ?Nicht jeder Deutsche zeigt heute", so sagte der Burgermeister, ?uns and der Welt gegenuber die r e c h t e H a l t u n g. Deshalb mag fur einige von ihnen der eng- lische Satz gelten: Man hat den Deutschen entweder an der Gurgel oder zu seinen Fii(3cn. Ich aber bin der Meinung, daft es aufler blindwutiger Rauflust and wider- wartiger Unterwurfigkeit auch nosh einc wiirdige Haltung gibt: die des aufrechten, maf3vollen and gerechtdenkenden f r e i e n M a n n e s." Der Burgermeister schlof3 mit den Worten: ?Nuchternen Sinnes and heif3en Herzens, voll der Leidenschaft, die Not zu wenden, wollen wir einig zusammenstehen. Als Sohn des Hamburger Volkes rufe ich jeden von Ihnen auf, alle Krafte fur unsere Stadt and ihre Zukunft bereitzu- stellen, der auch wir uns alle mit letzter Hingabe widmen werden." Das Erbe des Dritten Reiches Weld~es Erbe aber fand der neugewahlte hamburgische Senat vor? ]:n seiner Rede zum Haushaltsplan fur das Rechnungsjahr 1946 gab der Prases dc:r Hamburger Finanzbehorde, Senator Dr. Walter D u d e k , einige lapidare Zahleri. Von 563 600 Wohnungen waren rund 300 G00 vollig vernichtet oder unbewohnbar. Die durch die Luftangriffe angerichteten Schaden wurden ohne N~:rtznngsschaden auf rund 21.5 Milliarden Mark heziffert. An Wohnflache Standen vor dem Kriege pro Perron 1 +,6 qm, jetzt hingegen nur n.och 7 qm zu Verfi3gung. Von 467 Schulge- bauden -waren 97 total zerstort, etwa 120 schwer beschadigt, etwa 65 leicht be- schadigt, nur etwa 180 Sdiulgebaude waren unbeschadigt gebliebcn. Der Gesamtschaden der Stadt Hamburg als EigentGmer offentl.icher Anlagen wurde auf rund eine Milliarde Reichsmark berechnet. An Trummermassen hatte das Dritte Reich den Harnburgern ein Erbe von rund 43 Millionen cbm Schutt iibrig ge- lassen, deren Bergung bei einer Monatsleistung von 200 000 cbm 18 Jahre erfordern wurde. Bei einer Steigerung der Bergungsleistung auf 350000 cbm hoffe man jedoch, in rund 10 Tahren fertig zu werden, wofur Senator Dr. Dudek einen 1?:ostenaufwand von 560 Millionen RM veranschlagte. So schwer der harnburgisdre Wohnraum and damn die Stadt aber auch durch Kriegsschaden in Micleidenschaft gezogen worden war, nosh schwerer war das Herz- stuclt der hamburgischen Wirtschaft getroffen worden: der H a f e n. 90% des 7 Approved For Release 2004/02/19 :CIA-RDP82-003738000200040001-4 Approved For Release 2004/02/19 :CIA-RDP82-003738000200040001-4 Hafens and seiner Einrichtungen waren zerstSrt oder durdt Unterbrechung von Briidcen, Sdtienenwegen oder Straf3enverbindungen, durch Vernidtcung oder Be- schadigung der Kaisdiuppen, Kaimauern oder Krananlagen, durch Blodsierung der Elbe oder ihrer Hafenbedzen auf3er Funktion gesetzt. Das gewaltige Hafenareal hatte sick durch die Vernichtung von 290C Ozeandampfern, KGstensdtiffen, Schlep- pern, Leichtern oder Schuten in einen gewaltigen Schiffsfriedhof verwandelt, so daft es nun galt, muhselig aufzuraumen, wiederaufzubauen, Wradis zu heben and Brndcen and Verbindungen wiederherzustellen. Kein deutsches Land war in seiner Substanz, wirtschaftlich and sozial, war in seinen Gesamtvermogenswerten and in seinen Arbeitsmitteln so schwer geschadigt wie diese Stadt. Hamburg haste seine gesamte Eigenschiffahrt eingebiif3t. Was an Hafenfahrzeugen, Kustenmotorschiffen, Fischdampfern and iiberalterten kleinen Seefahrzeugen nachgeblieben war, war kaum der Rede Overt. Dazu war die Halite des Hinterlandes abgeschnitten, der GroBsd7iffahrtsweg der Elbe wenige Meilen oberhalb der Elbbriidten blodtiert, die Werften entweder demoliert oder, wie Blohm & Voss, durch die Besatzungsmacht gesprengt, der Schiffbau verboten and selbst Schiffsreparaturen nur in kleinstem Maf3stab zulassig. Ein Welthafen ohne Eigenschiffahrt and ohne Schiffbau, ein kleiner Stadtstaat ohne Landwirtschaft, eine Kaufmannsstadt, deren iiberseeische Verbindung abge- rissen, deren Speicher verbrannt oder verSdet waren, das apes sd~ien hoffnungslos. Daft Hamburgs Einwohner, Hamburgs Burgerschaft, die ernannte wie die ge- wahlte, daf3 Hamburgs ernannter Senat, der unter dem Prasidium von R u d o 1 f Petersen bald Hach der Kapitulation die Arbeit wiederaufgenommen hatte, and Hamburgs erste aus freien Wahlen hervorgegangene Landesregierung unter ihrem ersten gewahlten Prasidenten, Burgermeister M a x Brauer , den Mut nicht ver- verloren, sondern mit alley Tatkraft, Heimatliebe and Aufopferungsbereitschaft ans Werk gingen, wird vor dem Urteil der Geschichte wohl bestehen konnen. Immerhin sei an dieser Stelle die Frage aufgeworfen: Was ware geschehen, wenn diese Manner and Frauen den Mut zur Verantwartung and den Glauben an die Berge versetzende Kraft ihres guten Willens and ihrer Leistungsfahigkeit nicht auf- gebradit batten? Drei Wendepunkte Es hat in der jangsten Geschichte der Hansestadt Hamburg, in der Geschichte des zweiten Weltkrieges and seiner Liquidierung drei dramatische Wendepunkte ge- geben: erstens die furditbare Woche der Bombenangriffe des Sommers 1943, als Tausende and Abertausende von sa4weren englischen and amerikanischen Bombern Tag and Nacht ungeheure Lasten an Spreng- and Brandbomben, Luftminen and Pbosphorkanistern abwarfen and 5 5 0 0-0 Hamburger in den Feuerbrunsten ge- waltiger Flachenbrande umkamen and weitere 50 0 0 0 verwundet oder zu Kruppeln wurden. Damals ergriffen fast eineinhalb Millionen Hamburger die Flucht. Bis zum Tage der Kapitulation aber hatte side die Zahl der Einwohner sdion wieder auf 800000 erhoht. Das Schidisal hatte diese Stadt so schwer getroffen, da13 der Tag, an dem die Kapitulation erfolgte, wie eine Erlosung erschien. Das war der zweite Wendepunkt. Und dolt war es unsagbar schwer, den Riesenorganismus der Millionenstadt, Ver- waltung and Verkehr, Handel and Wandel, Lebensmittelversorgung and t~ffent- liche Dienste wieder ingangzubringen. 8 Approved For Release 2004/02/19 :CIA-RDP82-003738000200040001-4 Approved For Release 2004/02/19 :CIA-RDP82-003738000200040001-4 Fur Manner, Frauen and Kinder schien es zunachst unfaf3bar, daft es keine Alarme mehr gab, daft weder Explosivbomben Hoch Feuer vom Himmel regneten? daf3 weder Hauser einstiirzten nosh Briicken in die Luft flogen, daf3 weder Seuchen ausbrachen. nosh blutige Aufstande entstanden, in denen sick die vom Alpdruck des Hitler- regimes Befreiten an ihren Naziunterdrudiern rachten. Es gab keine Bombenpanik mehr, keine Schredtensrufe der Mutter, die ihre Kinder in Bunkern tend Kellern vor dem Tod zu retten suchten. So war der Tag, an dem das Dritte Reich unterging, kein toter Punkt:, es war ein Tag des Aufatmens, ,der Befreiung von einem grauenhaften Druck. Ein Tag, der einen neuen Anfang versprach, obgleich es an allem zu fehlen schien, an Holz and Ziegeln, um neue Dacher zu bauen, an Backstein and Zement, um neue Wande zu ziehen, an Glas, um die Fenster wieder zu schlief3en. Es fehlte an N[aurerkellen, Hammern and Nageln. Es fehlte an Eisen and Stahl, an Medikamenten and tausen- derlei Gerat. Der Tief punkt Die Tiefe des Sturzes, den auch Hamburg getan, wurde aber erst im Laufe der Monate offenbar, als die Vorrate aufgezehrt waren and der Mangel a.uf allen Gc- bieten fuhlbarer wurde, bis die Stadt dann im Katastrophenwinter 1946147 ihren tiefsten Punkt erreichte. Das war der dritte Wendepunkt. Das war in jenem Winter, als sick die Not an Kohlen, Kleidern and ausreichendem Wohnraum u;nter der -Ein- wirkung einer monatelangen, geradezu sibirischen Kalte ins Unertragliche steigerte. Als die Not des gesamten deutschen Volkes and die Zerschlagung alter seiner natiir- lichen Hilfsquellen, das Absinken der Kohlenforderung im Ruhrgebiet and die Dezimierung der Bestande der Reidtsbahn an Lokomotiven and rollendem Material sick auf alle grof3stadtischen Massenzentren abertrug, als ein Verhangnis das andere steigerte, ein Mangel den anderen um so fuhlbarer werden lie(3,. ;als der Frost Maschinenbruch um Maschinenbruch verursachte, so daf3 ein Kohlenzug auf dem Wege von den Bergwerken Hach Hamburg 28 Lokomotiven verbrauchte, ehe die Transporte Wilhelmsburg oder den Verschiebebahnhof von Eidelste:dt erreichten. Das waren die Tage, in denen die Elektrizitatswerke and die Gaswerke in Ham- burg nur fur wenige Stunden abwechselnd kleinen Sektoren der Stadt Licht oder Gas zu spenden vermoditen. Das waren Tage, Wochen, Monate, in denen die effektiv belieferten Lebensmittelrationen unter eintausend Kalorien lagen, in denen auf den Stral3en and in den Schaufenstern keine einzige Laterne oder Ampel brannte. In_ denen 85 hilflose Menschen in ihren Wohnungen oder in ihren Betten erfroren, Weil die kraftlosen Korper keinen Widerstand mehr leisteten. Das Geld war ohne Wert, die Laden ohne Ware. Der Schwarzhandel die einzige Wirtschaftsforrn, die wirklich bliihte. Es war ein Winter des Grauens, der von Sylvester 1946 bis an die Schwelle des Fruhlings 1947 wie eine lange lahmende, lastende and endlose Nacht war. Die gefiirchtetste Krankheit in jenen Tagen war das Hungerodem, die verbreitetste die Tbc. Da drohten auch die Mutigsten mutlos zu werden, die Starksten zu verzagen and die Unentwegtesten alle Hoffnung fahren zu Lassen. In diesen Tagen behielt man im Hamburger Rathaus, in der Wirtschaftsbehorde, in der Sozialbehorde, in der JugendbehSrde and in der Gesundheitsbehorde dennoch einen klaren Kopf. In Decken and Mantel gehiillt, setzten die Verant:wortlichen ihre Muhen fort, Schulen wurden in Warmehallen verwand~lt, die C?rof3kiichen des Roten Kreuzes versorgten die Alten and Hilflosen, deren eigener Herd langst er- Approved For Release 2004/02/19 :CIA-RDP82-003738000200040001-4 Approved For Release 2004/02/19 :CIA-RDP82-003738000200040001-4 loschen war, mit warmen Mah(zeiten. Der vollige Zusammenbruch der Gas- and Elektrizitatsversorgung wurde immer wieder in letzter Minute verhindert, obgleich sick die Kohlenvorrate der Werke auf einen einzigen Tagesbedarf reduziert batten. Selbstbehauptung der Hamburger Mit einer letzten groBen Kraftanstrengung wurde dieser Winter des Schrediens, der nicht minder furchtbar war als der Schredienssommer 1943, von der Bevolke- rung der Hansestadt Hamburg iiberstanden and uberwunden. Zwar muflten in den Hamburger Krankenhausern aufschiebbare Operationen unterbleiben, weil es an Licht fehlte. Unaufschiebbare Nothilfe aber konnte audt weiterhin dargebracht werden, selbst wenn in einer Vielzahl von Krankenzimmern die Temperatur unter den Gefrierpunkt sank. Notaggregate sorgten fur die Beleuchtung der Operationstische. So erlebte Hamburg, wenn auch in einem ganzlich anderen Sinne, als man es im Dritten Reiche gewohnt war, in den Monaten Januar bis Marz 1947 seine heroische Zeit. Es stand am Rande des Untergangcs, aber es wurde nicht vernichtet, da die Hamburger mit einer letzten verzweifelten Anstrengung alley Apathie zum Trotz auch diese schlimrnste alley Priifungen bestanden. Man mag die Demoralisierung der Jugend, den Sturm von zeitweilig 17000 Frierenden an einem Tag auf die Guterzuge, wobei Hunderte von Kohlenwaggons besenrein gekehrt wurden, bevor sie ihren Empfangern, den Elektrizitatswerken, den Fabriken Oder den Hafenbetrieben zugefuhrt werden konnten, als ein triibes Kapite] der Nachkriegsgeschichte bezeidtnen. Und dock waren dies nur Neben- ereignisse, denn trotz Elend and Not, trotz lahmender Verkehrseinschrankungen, trotz Kalte and Unterernahrung setzte das Gros der hamburgischen Bevolkerung, setzten Hunderttausende von Arbeitern, Angestellten, Handwerkern, Beamten and Kaufieuten ihre Tatigkeit im Rahmen des Moglichen fort and verhinderten durch ihre unbeirrbare Leistung den Zusammenbruch von Staat, Wirtschaft, offentlichem Leben, Ordnung and sozialer Gemeinschaft. So wurden diese Wochen and Monate zur grofen Bewahrung der Bevolkerung and ihrer gewahlten Vertrauensmanner and dieses ganze dramatische Kapitel der Not zu einem Ruhmesblatt in der Geschichte Hamburgs, das schwerer wiegt als alley fragwurdige Kriegsruhm. [n diesen Tagen allerdings bestatigte sick auch der Glaube an die Hilfsbereit- schaft and Solidaritat der Menschen, die keine politischen oder nationalen Grenzen kennen, es bestatigte sick der Glaube an eine Verbundenheit, die auch die Grenzen zwischen fruheren Feinden ubersprang, Grenzen zwischen Siegern and Besiegten. In einer wunderbaren and unverge(3lichen Aktion des guten Wiltens and der gegenseitigen Hiffe trafen fremde Schiffe mit Lebensmitteln in dem vereisten Ham- burger Hafen ein, deesen Fahrrinnen von Eisbrechern in ttnurt:rbrochener barter Arbeit offengehalten wurden. Aus F,ngland, Amerika, 6chweden, Norwegen, Dane- mark and der Schweiz trafen Millionen von Carepaketen and Licbesgaben ein, die fuh(bare Entlastung brachten, vor ahem fur Saualinge and die Alten. Dodt auch die Schuljugend hatte niemals diesen Winter and diese ganze Zeir, clrerdauern konnen, ohne Schaden fur immer zu nehmen. wenn nicht auch bier eine Speisung der Hun- derttausende den .Kindern Hambnrgs das gewahrt harte, was die Mutter and die Ernahrer der Familien ihren Kindern zuzufahren auflersrarde waren. Der Dank fur ally Helfer, die dazu beitrugen, daf Hamburg diesen Schredierswinter iiF.erstand, gilt also auch dcn Hunderttausenden von ungenannten Helfern alley Nationalitaten, die keine Ruhe fanden,-ehe sie nicht praktisdte Hilfe leisteten. 10 Approved For Release 2004/02/19 :CIA-RDP82-003738000200040001-4 Approved For Release 2004/02/19 :CIA-RDP82-003738000200040001-4 Schwere Startbedingungen So etwa sahen die Bedingungen aus, unter denen die Hamburger;, ihre Burger- schaft und ihr Senat Wiederaufbauarbeit zu leisten versuchten: Wiederaufbauarbeit in allen Sektoren des offentlichen Lebens, in der Industrie, im I-Iandel, im Hand- werk, im Hafen und in der Verwaltung, im Erziehungswesen und icn Gesundheits- wesen, in der sozialen Fursorge und im Wohnungsbau. Die aufieren Umstande waren unerfreulich, die Moglichkeiten vor d.er Wahrungs- reform begrenzt.~ Die Aufraumungsarbeiten der Innenstadt Bingen in Hamburg dc:nrioch rascher vonstatten als in der Mehrzahl der ubrigen zerstorten deutsdten Stadte. Reichsbahn, S-Hahn, Hoch- und Straf3enbahn leisteten Bewttnderungswiirdiges. Ebenso eindrucks- voll aber war die Blute, zu der Bich das Hamburger Kulturleben steigerte. Bei 20 Grad Kalte drehte I-iclmut Kautner in Hamburg den ersten and bisher besten deutschen Nachkriegsfilm im Freien. Neue und alte Buchverlage brachten eine um- fangreiche Produktion heraus, zwar auf schlechtem Papier, dock befanden sick darunterviele unvergangliche Werke derdeutsdten und. der internationalenLitcratur. Auswartige Gaste Hamburgs hielten mit Ausdrucken ihrer Anerkennung nicht zurudt, so skeptisch die Hamburger selber in der Beurteilung ihrer eigenen Leistung auch immer bleiben mochten. Die Fremden spendeten dem Tempo der Wiedcrbe- lebttng des hamburgischen Wirtschaftsorganismus unumwunden ihren Beifall. Dabei warfen sie oft genug die Frage auf: Wie ist das moglichi' Vorteile der Eigenstaatlichkeit Eine der wesentlichstcn Erklarungen fur die Wiederaufridttung Hamburgs und fur das Tempo, in dem diese Wiederaufrichtung sick vollzog, licgt in der Eigcn- staatlichkeit. Alle Krafte des hamburgischen Staates, alle Krafte einer gro(3en nach Millionen zahlcnden Einheitsgemeinde konnten in rationeller Zusamrnenfassung auf das gleiche Ziel gericlrtet werden. Die Kurze des Instanzenweges erleichterte vieles. Das Hamburger Parlament und der Hamburger Senat konnten in jeder wichtigen Angelegenheit des Landes und der Gemcinde in eigener Sache unmittelbar besdtlief3en und handeln. Volk und Verwaltung, Wahler, Parlament und Regierung wohnen in Hamburg Behr nahe beieinander. So grofi der Gesamtorganismus der hamburgischen Wirtschaft und der sozialen Gemeinschaft der Hansestadt auch immer erschcinen moge, so stark und eng ist in unserer alten Hansestadt dash der Zusammenl.~alt aller poli- tischen, okonomisdien urd administrativen Krafte. Die Bedurfnisse der Praxis ergeben sich unmittelbar vor dem Tor des Rathauses und vor den Tiiren der Verwaltungschefs. Mag die totale Bewirtschaftung des Dritten Reiches den neuen Verantwortlichen auch mandien Burokratismus als Erbe aberlassen haben, so blieb in Hamburg die Spradte der praktisdien Notwendigkeiten dock unmif3verstandlich genug, um rascher als an vielen andeKen Orten Abhilfe zu schaffen und Entschlusse herbeizufuhren, deren Ziel die Wiederaufridttung des von einer nuchternen und arbeitswilligen Bevolkerung getragenen Gemeinwesens war. 5o vieles audt immer nosh zu tun iibrig blcibt, so unverkennbar hebt. rich die posi- tive Leistung des Hamburger Senates, die in drei Nachkriegsjahren voller beisprel- loser Sorgen und Hindernisse vollbracht worden ist, ab-von den Gebirgen rauchen- der Trummer'und von den I{ulissen schauriger Vernichtung, die das I)ritte Reich uns allen hinterlassen hat. 11 Approved For Release 2004/02/19 :CIA-RDP82-003738000200040001-4 Approved For Release 2004/02/19 :CIA-RDP82-003738000200040001-4 Hitler wollte, daf3 sein Ende gleichzeitig auch den Untergang des deutsd~en Volkes bedeutete. Das deutsche Volk aber war in seinen guten and gesunden Kraften nicht einmal Burch d i e s e n Damon zu vernid~ten. Vielleicht erscheint den Zeitgenossen Bas, was in den letzten drei Jahren in Ham- burg geleistet worden ist,-dennoch als zu gering. Diejenigen, die an dieser Arbeit be- teiligt waren, sind iiberzeugt, daft sie vor dem Urteil spaterer Kritiker bestehen werden. Sie sind von dieser Y76erzeugung erfiillt, weil eine objektive spatere Be- trachtung mit in Rechnung stellen wird, was der Burch die Nahe des Miterlebens Befangene oft zu ubersehen geneigt ist: Die Beispiellosigkeit der Hemmungen and Schwierigkeiten, mit denen wir fertig werden muf3ten. 12 Approved For Release 2004/02/19 :CIA-RDP82-003738000200040001-4 Approved For Release 2004/02/19 :CIA-RDP82-003738000200040001-4 Senat and Besatzungsmacht Der Amtsantritt des neuen Senate war zusammengefallen mit wichtigen Ande- rungen in der Besetzung and Organisation der Hamburger Militarregierung. Im Herbst 1946 verlief3 der verdiente Commander der Militarregierung seiner Poster, and an die Spitze trat der erste Z i v i l g o u v e r n e u r (Regional Com- missioner). LTngefahr gleichzeitig stellten die sogenannten Funktionsoffiziere, die bisher bei den einzelnen Hamburger Behorden tatig waren and oft stark in die Verwaltung eingegriffen hatter, ihre Tatigkeit ein. In Zukunft ha.tten sie, wenn iiberhaupt, nur noch beratende Funktionen. Alle Entscheidungen la?;en beim Gou- verneur, der sie seinerseits dem IIiirgermeister ale dem Prasidenten des Senate iiber- mittelte. Damit war ein wesentlicher Schritt auf dem Wege zur Wipderherstellung einer s e l b s t a n d i g e n Hamburger Verwaltung getan. Die Verabschiedung der Gesetze blieb weiter von dcr Genehmigung des Gouver- neurs abhangig. Durch eine verstandnisvolle Zusammenarbeit der Militarregierung mit den mat gebenden Hamburger Steller sdton im vorbereitenden Stadium gelang e's aber - im Gegensatz zu andercn deutschen Landern - in Hamburg in der iiber- wiegenden Mehrzahl aller Falle einer r e i b u n g s l o s e n Ablau.f der Gesetz- gebung sicherzustellen. Mehr and mehr beschrankte die Militarregierung sick darauf, die C7bereinstimmung der Hamburger Gesetzgebung mit den in der Verordnung Nr. 57 festgelegten Kompetenzen der Lander and den Besatzungszwedten zu iiber- wachen, wahrend sie fur den materiellen Inhalt der Gesetze Biirgerschaft and Senat die Verantwortung uberlief3, die seit Herbst 1946 ale frei gewahlte Organe wieder gemaf3 der vorlaufigen Verfassung ihre Regierungs- and Verwaltungsaufgaben er- fiillten. Eire der wichtigsten Regelungen, die der Gouverneur alsbald na.ch Amtsantritt traf, bestand darin, daf3 neue R e q u i s i t i o n e r von Wohn- and Buroraum sei- tens der Besatzungsmacht, sei es der zivilen, sei es der militarischen Steller, nicht mehr durchgefiihrt, sondern der Raumbedarf der englischen Seite, wenn irgend moglich, in sick ausgeglichen werden sollte. Diese Regelung, deren Bedeutung der i;Sffentlichkeit zunadist nicht voll zum Bewuf3tsein kam, ist loyal innegehalten worden and hat zur Beruhigung des Lebensin der Stadr beigetragen, Blieben trotz- dem nach deutschen Begriffen die Raumbedurfnisse der BesatzungsangehSrigen in marcher Fallen unverhaltnismaf~ig hock, so hat im Laufe der Zeit auch auf diesem Gebiet ein Abbau begonnen, der side in diesem Jahr fortsetzen wird. Im Verkehr mit der Besatzungsmacht haben der Hamburger Sen:at, die Biirger- schaft and die Parteien eine aufrechte and klare Haltung eingenommen. Sie haben mit alien ihnen zu Gebotc stehenden Mitteln die Sarhe Hamburgs un~d seincr Bevol- kerung vertreten. Sie haben sick niemals gescheut, freimutigste Kritik zu iiben, wo sie am Platze war. Diese Kritik ist in Hamburg von britischer Seite geachtet and gewurdigt wordeh. Wo sie berechtigt war, trug man ihr durchweg Rechnung. Erfreulich entwidtelte sick im Laufe der Jahre das Diplomatische and Konsular- korps in Hamburg. Obgleich offiziell bei der Militarregierung akkreditiert, nahmen die Konsulate auch mit den Hamburger Regierungsstellen in den verschiedensten Former Verbmdung auf. 13 Approved For Release 2004/02/19 :CIA-RDP82-003738000200040001-4 Approved For Release 2004/02/19 :CIA-RDP82-003738000200040001-4 Wichtige Gesetze Senat and Biirgerschaft haben ihre gesetzgeberischen Funktionen auf Grund der vorlaufigen Verfassung vom I5. Mai 1946 ausgeiibt. Bereits im Januar 1948 wurde der Biirgersdiaft der Entwurf einer endgulcigen Verfassung vorgelegt, der dann aber mit Rudrsicht auf die Beratungen des Parlamentarisd~en Rates zurudt- gestellt wurde. Nach Verabsdtiedung des Bonner Grundgesetzes hat die Biirger- schafc die Arbeit fur eine neue Verfassung wieder aufgenommen, die allerdings nur die Burch das Bonner Grundgesecz vorgezeichneten Grundsatze auf Hamburg an- wenden kann. Am 3. Juni 1947 wurde das Gesetz uber die V e r w a l t u n g s b e h o r d e n veroffentlicht, das nad~ althamburgischer Tradition die D e p u t a t i o n e n in den Behorden einfuhrte. Damic wurde die Bevolkerung wieder unmittelbar an der Ver- waltung beteiligt, wie vorher sdion die b e r a t e n d e n A u s s c h u s s e in der regionalen Verwaltung mitwirkten. Nach eingehender Priifung and Diskussion in der Gffentlichkeit isc die regionale Verwaltung nunmehr in die B e z i r k s v e r w a l t u n g umgewandelt worden, nachdem die Biirgerschaft am 2. September 1949 das Gesetz uber die Bezirksver- walfung der Hansestadt Hamburg angenommen hat. Hamburg beschritt damit neue Wege der Kommunalverwaltung. Durdi von der Bevolkerung unmittelbar gewahlte Bezirksaussdxusse wird das Volk die Verwaltung in den 7 Bezirken der Hansestadt Hamburg selbst fuhren. Ein weiteres au(lerordenclich widitiges Gesetz ist unter dem 16. Dezember 1948 verkundet worden: das Gesetz uber die Errichtung eines R e c h n u n g s h o f e s der Hansestadt Hamburg. Der Rechnungshof hat die gesamte Haushalts- and Wirtsdlafcsfiihrung der Hansestadt Hamburg zu uberwachen and zu priifen. Nachdem wahrend der Herrscl~aft des Nationalsozialismus der Schutz der Einzel- personlichkeit durd- die V e r w a I t u n g s g e r i c h c s b a r k e i t praktisch vollig aufgehort hatte, ist seit dem 1. April 1946 die Verwaltungsgerichtsbarkeit auch in Hamburg wieder aufgenommen worden, and zwar in einem weitergehenden Maf3e als je zuvor. Damit finder jeder Burger wieder Schutz gegen mogliche Ubergriffe der Verwaltung. 14 Approved For Release 2004/02/19 :CIA-RDP82-003738000200040001-4 Approved For Release 2004/02/19 :CIA-RDP82-003738000200040001-4 Die Hamburger Staatsfinanzen Die Aufgabe der Finanzbehorde ist, auf eine einfache Formel gebradit, die folgende: Beschaffung and Verwaltung der Mittel, die der Staat benotigt, um seine Aufgaben erfullen zu konnen, and die Verwaltung des Staatsvermogens. Dabei ist das Bestreben des Prases der Finanzbehorde, in Zusamme:narbcit mit dem Gesamtsenat, die Bcdurfnisse der einzelnen Behorden so aufeinander abzu- stimmen, daft Einnahmen and Ausgaben des Staates im Gleichgewicht bleiben. Es ist eine grundlegende and entscheidende Frage der Staatspolitik, dem Staat nicht meter an Aufgaben zuzuweisen, als er aus den aufkommenden Mitteln erfullen kann. Am Beispiel des Haushaltsplanes der Hansestadt Hamburg fur das Rechnungs- jahr 1949 laf3t Bich die gegenwartige Situation klar ablesen. Der Haushaltsplan Der Haushaltsplan enthalt samtliche voraussichtlichen Einnahmen uu.d Ausgaben des Hamburger Staates fur die Zeit vom 1. April 1949 bis zum 31. Marz 1950. Da die gegenwartige Legislaturperiode der Biirgerschaft im Oktober 1949 endet, greifcn die Beschlusse einer Legislaturperiode in die nachste hinuber. Die neue :Burgerschaft wird also finanziell bis zum 31. Marz 1950 eine gebundene Marschroute vorfinden. Damit gewinnt sie andererseits wieder Zeit, um ihre eigene Finanzpol.itik fur das folgende Haushaltsjahr vorzubereiten. Der Staat muf3 seinen Haushaltsplan aufstellen, um zu wissen, uber weldae Ein- nahmen er verfugt and welche Ausgaben er leisten kann. Wahrend eine Hausfrau ihr Wirtsdiaftsgeld allwochenclich oder allmonatlich einteilt, mufS der Staat diese >r7berlegungen fur ein ganzes Jahr im voraus anstellen. Nur so ist eine geordnete and planvolle Arbeit der Behorden im Dienste der Allgemeinheit zu gc:wahrleisten. Die Voranschlage konnen jedoch nidu von dcn Behorden endgultig oder eigen- machtig festgelegt werden. Sie unterliegen der gesetzgeberischen B e s c h 1 u f3 - f a s s u n g and dcr parlamentarischen O b e r w a c h u n g durch das hambur- gische Parlament: Die Burgerschaft. Zu diesem Zwedt hat der standig~? Haushalcs- . ausschuf~ der Burgerschaft zusammen mit den Behorden den Plan in mehrmonatiger Arbeit sorgfaltig durchgepruft and uber das Ergebnis der Burgerschaft berichtet. Die t:Sffentlichkeit kann daher die Gewif3heit haben, daf3 dieser Pl;zn nur Aus- gaben vorsieht, die im Interesse der Bevolkerung notig Sind. Keine Geheimniskrdmerei Es gibt in der Finanzgebarung des demokratischen Staates k e i n e G e h e i m- n i s k r a m e r e i, sondern eine O f f e n l e g u n g aller Einnahmen and Aus- gaben des Staates. Wo der Haushaltsplan and seine Ariwendung Burch die Behorden nicht durch- sichtig genug ersdieint, konnen die Abgeordneten im Ausschufi, im Plenum der Biirgerschaft oder in der Finanzdeputation ebenso wie in den Deputationen jeder einzelnen BehSrde jeden Aufschluf3 verlangen. 15 Approved For Release 2004/02/19 :CIA-RDP82-003738000200040001-4 Approved For Release 2004/02/19 :CIA-RDP82-003738000200040001-4 Der Haushaltsplan selber ist ein zweibandiges Werk von uber 750 Seiten. In rand 4 0 0 0 Positionen , ?Haushaltsstellen" genannt, ist genau festgelegt, fur welche Zwecke die Mittel im einzelnen zu verwenden Sind and aus weldten Quellen die Mittel fliel3en. Auch hierdurch wird sichergestellt, daf3 die offentlichen Gelder-nur fur den von der Burgersdiaft beschlossenen Zweck verwendet werden. Jede Abweichung vom einmal besdtlossenen Haushaltsplan bedarf grundsatzlidt der Zustimmung von Senat and Biirgerschaft. Im Haushaltsjahr 1949 rechnet der Hamburger Staat mit Einnahmen and Aus- gaben in der Hohe von insgesamt je 1,5 Milliarden DM. Die entsprechenden Zahlen fur 1947 waren: 700 Millionen RM, 1948 1,1 Milliarden DM. Infolge der Wah- rungsreforrn muf3te eine Umstellung erfolgen, die in der Form eines Zwischenhaus- `haltes eine komplizierte Ubergangsregelung schaffte. Die Ausdehnung des Haushaltsvolumens erklart sick im wesentlichen aus der TJbertragung von Aufgaben auf Hamburg, die ihrem Wesen nark Reichsaufgaben -sind, aber infolge des vorlaufigen Fehlens einer Zentralinstanz von den Landern wahrgenommen werden mussen. 1,2 Milliarden Steuern ?ls der Gesamteinnahmen, das sind 1,2 Milliarden DM, fliefien aus Steuern. Das restliche Funftel der Einnahmen, das sind 280 Millionen DM, ergibt sick aus son- stigen Einnahmen wie Pflegekosten der Krankenhauser, Schulgeldern, Mieten, Gebiih- ren, Strafen, Bowie aus Darlehen fur den Wohnungsbau, die in Hohe von 30 Milli- onen DM aufgenommen werden sollen. Die Schatzung der mutmaf~lichen Steuereinnahmen richtet sick nach dem gegen- wartigen Aufkommen. Danach entfallt-auf den Kopf der Bevolkerung voraussicht- lick eine jahrliche Steuerlast von 756,- DM gegeniiber 1000 RM 1947. Diese Ver- besserung fur die Steuerzahler gegenuber 1947 ist eine Auswirkung der beiden Gesetze zur Neuordnung von Steuern von 1948 and von 1949. Durch diese Gesetze warden die 1946 vom Kontrollrat festgelegten hohen Steuersatze aufgelodcert, dock 'befriedigen diese Erleid~terungen nosh keineswegs. Vor 1933 war die Steuerlast je Kopf der Bevolkerung nur Kalb so hock wie heute. Sie betrug: ' 1925 pro Kopf RM 300,- 1933 pro Kopf RM 400,-. Aufgabe des neuen Bundesstaates wird es sein, die begonnene Steuerreform syste- matisch fortzusetzen and Burch geeignete Mafinahmen die Kapitalbildung zu er- mogliclxen. Die Hohe der Besatzungskosten Fur welche Zwecke werden die Einnahmen des Hamburger Staates verausgabt? C7ber 320 Millionen DM von den Gesamteinnahmen in Hohe von 1 ~ Milliarden entscheidet vorerst nicht das Land Hamburg, sondern die Militarregierung. Davon sind 280 Millionen Besatzungskosten. 40 Millionen entfallen auf die sogenannten A u f t r a g s v e r w a l t u n g e n, ?uber deren Haushalt sick die Militarregierung die Entscheidung vorbehalten hat. Es handelt sick hierbei u. a. um die Verwaltungen des Oberfinanzprasidenten and des Zentraljustizamtes, das eine Zonenbehorde ist and deren Kosten Hamburg tragt, da diese Behorde ihren Sitz in unserem Lande hat. Senat and Burgerschaft haben mit Recht die Forderung erhoben, daB Einnahmen and Ausgaben dieser rein deutschen Auftragsverwaltungen des Landes Hamburg -der gleichen parlamentarischen Kontrolle unterworfen werden mussen wie alle anderen Positionen des Staatshaushaltes. 16 Approved For Release 2004/02/19 :CIA-RDP82-003738000200040001-4 Approved For Release 2004/02/19 :CIA-RDP82-003738000200040001-4 Die Besatzungskosten in Hamburg uberschreiten unseren gesamten Sozialhaushalt, der die Ausgaben der Arbeitsbehorde, Sozialbehorde, Jugendbehorde and Gesund- hcitsbehorde urnfaf~t, um 35 Millionen DM. Die Militarregierung hat Einsparungen angekundigt. Sie hat ihr Verstandnis fur die Note Hamburgs wiederholt bewiesen. Es ist zu hoffen, daf?, die: Ausgaben fur die Besatzungsmacht in diesem Jahre spurbar eingeschrankt werden.. 400 Millionen ?unbeeinfluf3bar" Neben den 320 Millionen DM, uber weld~c die Besatzungsmacht entscheidet, Sind weitere 80 Millionen DM fur die Arbeitsamter and fur Zuschusse an die Trager der Sozialversicherung reidisgesetzliclt festgelegt. Es konnen also 400 Millionen DM des Hamburger Haushalts durdi Scnat and Bargerschaft kaum becinflul3t werden. Danach bleibt ein eigentlicher hamburgischer L a n d e s h a u s h a l t von e t w a 1 iv1 i I 1 i a r d e. Audi diese Ausgaben sind uberwiegend zwangslaufig and nur zum geringercn Teil bceinfluf~bar. Das gilt hauptsachlid~ fur den grol3en Komplex der S o z i a l a u s g a b e n in Hohe von 245 Millionen DM. Die Sozialbehorde unterstutzt laufend 70000 Hilfsbedurftige, die ,Jugendbehorde betreut 14000 Jugendliche and die Gesundhcitsbehorde in den Krankenhausern uber 15 000 Kranke. Die Arbeitsbehorde zahlt an etwa 80 000 Kriegsbcsdiadigte and Kriegshinterbliebcne 50 Millionen DM Renter. Sie betreut weiter 20000 Empfanger von Arbeitslosenfursorgeunterstutzung. Y7ber den Haushalt der Arbeitsbehorde werden weitere 15 Millionen DM fur Ma~nahmen zur Wiedcreingliederung von Arbeitslosenfiirsorgeumterstutzungs- empfangern in den Arbeitsprozel3 aufgewendet. Damit wird die Besdiaftigung won 4500 Mannern and 1000 Frauen ermoglicht. Die Manner arbeiten hauptsachlid~ bei der Trummerbescitigung and dem Straf?,en- und Wegebau, ferner bei der Unterhaltung and Wiederherstellung der Garter-, Friedhofs- and Sportanlagen. Frauen werden mit Reinigurgs-, Garter- and Naharbeiten besd~a:ftigt. Weitere 450 Arbeitslosenunterstutzungsempfanger werden bei der Kultivierung des Ohe- moores and beim Bau der Wilhclmsburger Reichsstraf?,e hesdiaftigt, wofur 2Ya Millionen fur Notstandsmal3nahmen vorgesehen sind. Audi der S c h u l h a u s h a l t mit 105 Millionen DM ist zwaugslaufig. Aus diesen Mitteln werden durch 6500 Lehrkrafte 240 000 Schuler betreut. _ Polizei, Justiz and Strafvollzug erforderninHanburgzurZeit 81 Millionen DM. Fur den H a f e r a n d die S c h i f f a h r t sind im Haushalt des Jahres 1949 64 Millionen eingestellt, um den Hamburger Hafer wettbewerbsfahig zu er- halten. Dabei ist der Wiederaufbau des Hafens eine gesamtdeutsche Aufgabe, die von Hamburg zu Gunsten aller anderen Lander allcin finanziert wird. In Hamburg fehlen 300 000 Wohnungen. Die Durchsdmittskosten fur den Bau einer Wohnung belaufen sick auf 10000 bis 12000 DM. Danach wurde Ham- burg fur den Wiederaufbau seiner Wohnungen insgesamt 3,5 Milliarden brauchen. Von 1945 bis 1948 sind 50 000 Wohnungen instandgesetzt oder neu errichtet worden. Weitere 10000 Wohnungen sollen im Laufe dieses Haushaltsjahres neu geschaffen werden. Wiederaufbaudauer 30 Jahre Da der Neubau von Wohnungen inehr Zeit in Anspruch nimmt ails fur die In- standsetzung der leichter besdtadigten Wohnungen gebraudit worden ist, mussen '~ ? 17 Approved For Release 2004/02/19 :CIA-RDP82-003738000200040001-4 Approved For Release 2004/02/19 :CIA-RDP82-003738000200040001-4 wir bei gleichem Wiederaufbautempo 30 Jahre redmen, um die vorhandenen Zer- storungen zu beseitigen. Deshalb mussen Wege gefunden werden, um die B a u - k o s t e n entsdieidend zu senken and neue Finanzierungsquellen zu erschlief3en. 131 Millionen fur Trummerbeseitigung Bis zur Wahrungsreform Sind fur die Trummerbeseitigung 105 Millionen RM ausgegeben worden, nach der Wahrungsreform bereits weitere 20 Millionen DM. Das sind insgesamt 125 Millionen. Die Gesamtaufwendungen fiir die Beseitigung alley Trummer in Hamburg werden auf 360 Millionen geschatzt. Die Raumung in Altona, Eimsbuttel, St. Pauli, Wandsbek and der Innenstadt wird fortgesetzt. Neuerdings hat die Raumung S t. G e o r g s and der Umgebung der S-Bahnhofe begonnen. 450 000 cbm Schutt aus der Raumung St. Georgs sollen zur Verbreiterung der L o m b a r d s b r u c k e verwendet werden. Die Behr hohen Aufwendungen fur Neubauten, Kriegsschadenbeseitigung Bowie Anlagen and Einrichtungen sind als Investitionsausgaben anzusehen. Sie bedeuten fur Hamburg einen beachtlichen Beitrag zur Wiederherstellung seines Burch Krieg and Wahrungsreform betrachtlieh reduzierten Vermogens. 57 000 Staatsbedienstete Die pcrsonlichen Ausgaben des Hamburger Staates betragen jahrlich 267 Milli- onen fur Gehalter and Lohne and 68 Millionen fiir Versorgungsbeziige. Damit werden 57 000 aktive Staatsbedienstete and 23 000 Versorgungsempfanger bezahlt. Ihre Bezahlung macht mit 32% den Hauptanteil der Ausgaben des eigentlichen Landeshaushaltes aus. Davon entfallen 25,5?Jo auf Dienstbeziige and 6,5% auf Ver- sorgungsbeziige. Ruf nach Sparsamkeit Der Ruf nach Sparsamkeit in der offentlichen Verwaltung Iconzentriert side meistens auf die Personalverwaltung. Ersparnisse auf diesem Gebiet sind jedoch immer nur moglich, wenn die Aufgaben der offentlichen Hand e i n g e - schrankt werden. Alle Parlamente sind jedoch leichter geneigt, dem Staat grof3ziigig Aufgaben zu- zuweisen, als ihm Aufgaben abzunehmen! So konnten Burch die Einschrankung der Zwangswirtschaft zwar 1475 Verwal- tungskrafte eingespart werden. Durch die inzwischen eingetretenen Lohn- and Ge- haltserhohungen wurde aber schon wieder ein jahrlicher Mehraufwand van 14 Millionen verursacht. Standige Betriebskontrollen and Revisionen der gesamten Verwaltung suchen die Verwaltung so billig wie moglich zu gestalten. Verbundenheit von Wirtschaft and offentlichen Finanzen Der Haushalt ist nicht nur die Zusammenfassung der finanziellen Vorgange in- nerhalb des offentlirhen Verbandes, sondern ist auch Ausdruck ihrer zweckmal3igen Gestaltung, mit einem Wort, er-diem der Ordnung der Finanzwirtschaft. Dabei hat, da die offentlichen Ausgaben and Einnahmen standig gestiegen sind, eine okono- misch orientierte Finanzpolitik zunehmende Bedeutung erlangt. Das Haushaltsvo- lumen von 1,5 Milliarden verpflichtet die Hamburger Finanzfuhrung zu dieser Aufgabe besonders. Fur einen engen Fiskalismus ist kein Raum mehr. Es war:. falsch, zu meinen, der 1% Milliarden-Haushalt Hamburgs entziehe diese hohen Betrage der Hamburger Wirtsdtaft. Auch wenn einschlief3lich der 18 Approved For Release 2004/02/19 :CIA-RDP82-003738000200040001-4 Approved?For Release 2004/02/19 :CIA-RDP82-003738000200040001-4 deutschen Beschaftigten bei der Militarregierung (32 000) und der Unterstiitzungs- empfanger mit ihreu Familienangehorigen 350000 Hamburger uber di.esen Haus- halt versorgt werden,: so flief3en die aufgcwendeten Gelder zum grof3ten Teil dock wieder in die Hamburger Wirtschaft zurudc. Grof3e Wirtschaftsgruppen, wie das Baugewerbe, werden iiberwicgend oder fast ausschlief3lidi aus offentlichen Mitteln gespeist. Es besteht kein Zweifel dariiber,. daf3 die relativ hohe Utnsatzleistung der Hamburger Wirtschaft zu einem wesentlidien Teil erst durch den :Einsatz von offentlichen Haushaltsmitteln erreicht wird. Die wirtschafts- und finanzpolitische Bedeutung des Haushaltsplanes kann also gar nicht hoch genug veranschl.agt werden. ?Die Staatsburokratie!" Liest die Bevolkerung von 57 000 Staatsbediensteten, so glaubt sie in den meisten Fallen: Das also ist ?die S t a a t s b ii r o k r a t i e !" Diese Meinung ist falsch! Denn nur ein relativ kleiner Bruchteil der Staatsbedicnsteten sitzt am Schreibtisch oder hinter einem Schalter. Die Mehrcahl der Beamten, Angestellten and Arbeiter ..rind Lehrer, Richter, Polizeibeamte, :Arzte, Pflegepersonal, Hafenarbeiter, Gartner oder sonstige Arbeiter. Lasten des Finanzausgleichs Der fur 1949 vom Wirtschaftsrat be~chlossene Finanzausgleich bringt Hamburg schwere zusatzliche Belastungen. Dieser Finanzausgleich sicht Zuschiis:;c an Schles- wig-Holstein, Niedersachsen und Bayern in einer Hohe von ingesamt 500 Milli- onen DM vor. Davon Boll Hamburg allein 196 Millionen, das Bind rund 40?Jo, aufbringen. Hamburg erkennt die Notwendigkeit eines Finanzausgleichs an. E;s wehrt sick aber entschieden gegen diesen Verteilungsschlussel, der weder die ung+:heuren Ver- mogensverluste Hamburgs, nosh seine besondere Stellung als Stadtstaat Bowie als Sadiwalter des iiberregional orientierten Hafens berucksichtigt. Schon an anderer Stelle wurde betont, daf3 es kein deutsches Land gi.bt, das durch Kriegseinwirkungen und Kriegsfolgen prozentual in gleicher Hohe betroffen wurde wie die Hansestadt. Hamburg hat seine Schiffahrt verloren. Sein Auf3t:nhandel liegt darnieder. Hafen und Stadt mussen wieder aufgebaut werden. Hamburg sucht auf3erdem einen Ausgleich fur den Fortfall, der Halfte seines Hinterlandes, der nur Behr schwer zu finden ist. Eine der wichtigsten Au#gaben des neuen Bundestages wird es srin, zu einem gerechteren Fin anzausgleich unter den deutschen Landern zu kommen. Bund triigt Kriegs f olgelasten Das Bonner Grundgesetz iibertragt dem Bund die Sorge fur Kriegs--und Kriegs- folgelasten. Damit ubernimmt der Bund die Besatzungskosten, die Sorge fur die Kriegsgeschadigten und Kriegshinterbliebenen und fur die Fliichtlin~;e. Der Bund ubernimmt aber seinerseits auch alle Verbrauchsteuern, mit Ausnahme der Ilier- steuer, ferner die Zolle, die Umsatzsteuer und die BefSrderungsteuer. Hamburg wurde damit S40 Millionen an Steuern dem Bund abgeben mussen, dagegen nur um 378 Millionen Kriegsfolgeausgaben entlastet werden. Kunftig wurden die bisher notleidenden Lander 5chleswig-Holstein und Niedersachsen, deren Einnahmen aus den kiinftigen Bundessteuern verhaltnismaf3ig 2~ 19 Approved For Release 2004/02/19 :CIA-RDP82-003738000200040001-4 Approved For Release 2004/02/19 :CIA-RDP82-003738000200040001-4 niedrig, deren Ausgaben fur die Fliichtlinge aber relati~ hock Sind, im Endergebnis wesentlich besser stehen als die Hansestadte, wenn nicht gleichzeitig mit dem verti- kalen Finanzausgleich zwischen dem Bund and den Landern ein horizontaler Pinanzausgleich unter .den Landern durchgefuhrt wird. Steuerverwaltung Das Schwergewicht auf dem Gebiet der Steuerverwaltung verlagerte sick nadi 1945 auf die Lander and damn in Hamburg auf die Steuerverwaltung der Finanz- behorde. Neben der Bearbeitung gemeindlirher Abgaben (Steuern, Beitrage, Ge- biihren) trat die Mitarbeit an der bizonalen Steuergesetzgebung stark in den Vor- dergrund. Eine standige Abstimmung in der Steuergesetzgebung and in der Steuer- praxis zwischen den Landern wurde notig. Diese Entwidtlung wurde Hach Schaffung des Vereinigten Wirtschaftsgebiets (Verwaltungsrat, Landerrat and Wirtschafts- rat) -Hoch deutlicher. Die Auflosung der von der Militarregierung geschaffenen Finanzleitstelle in Hamburg am 1. Juli 1948 bradtte wie fur die anderen Lander der britischen Zone auch fur Hamburg die eigenverantwortliche Leitung der ge- samten fruheren Reichsfinanzverwaltung. Das Finanzgeridtt Hamburg als unab- hangiges Gericht fur die fruheren Reichssteuern wurde von der Finanzbehorde aufgebaut. Auf dem Gebiet dcr Gemeindesteuern wurde 1947 das Gemeindegetrankesteuer- gesetz neu gefaf3t and das Hundesteuergesetz geandert. Zur Sicherung des HaushaIts wurden Hach der Wahrungsumstellung Gesetze uber die monatliche Entrichtung and die Umstellung der Gemeindesteuern auf die neue Wahrung erlassen. Mit einem weiteren Gesetz uber die Falligkeit der Gemeindesteuern vom 24. Juni 1949 wurden zur Entlastung von Wirtschaft and Verwaltung bei der Grundsteuer and der Ge- werbesteuer die vierteljahrlichen Zahlungen wieder eingefuhrt. Aus den gleidlen Erwagungen hat Hamburg seit dem 1. Mai1949 auf die mouatlichen Abschlagszah- lungen auf die Einkommen- and Korperschaftsteuer verzidttet, so daf3 audt bier die vierteljahrliche Anrneldung and Zahlung wieder gilt. Die Vorarbeiten fur ein neues Lustbarkeitsteuergesetz and Hundesteuergesetz zur Anpassung an die heuti- gen Verhaltnisse Sind abgeschlossen. Im Zuge der Rechtsvereinheitlichung ist der Burgerschaft ein Gesetzentwurf uber eine einheitliche Regelung der S i e l a b g a b e n fur das gesamte Gebiet der Hansestadt Hamburg vorgelegt worden. In Zusammenarbeit mit den zustandigen. Behorden and dem Rechtsamt sind in den letzten Jahren fast samtliche G e b u h - r e n o r d n u tt g e n iiberarbeitet oiler neue Gebuhrenordnungen geschaffen worden. Unter Leitung der Steuerverwaltung haben die Steuerabteilungen der Ortsamter zus3tzlich die Bearbeitung der Erlaf3antrage fur die Leistungen auf dic Umstellungs- grundschulden ubernommen. Die Gemeindesteuern Die nachstehende Tabelle gibs eine Ubersicht uber die Entwicklung der g e - meindlichen Steuereinnahmen in den Rechnungsjahren 1944-1948. Zum Vergleich sind die Einnahmen im Redtnungsjahr 1938 vorangestellt. Das Steueraufkommen aus der Grundsteuer ist infolge der Kriegsschade`n um 40% gesunken. Umfangreidte Grundsteuerstundungen und -erlasse wurden erforderlich. Ein Senatsbescltluf3 vom 7. 11. 1947 gab die Voraussetzungen hierfur. Das Absinken der G e w e r b e s t e u e r erklart sidt durch die allgemeine wirt- 20 Approved For Release 2004/02/19 :CIA-RDP82-003738000200040001-4 Approved For Release 2004/02/19 :CIA-RDP82-003738000200040001-4 a ~ q ~ N ~ 7 M M p~ Q` M ~ NF,x O N O ~ ~ w ~ ~ ~ ~ ~ .-~ 00 m .~ ~o rn ~ Q M 7- O ~ n n H ~ .a N? y~ .-+ N u'1 h N .~-i A ~ N Q~ ~ ~ `r.' N oo h N .. ~ .-. n v ~ ~"~ h 00 M ~ P4 ro V o0 M M H .b oo M ~ o0 N v 5 ~ ~p ~n `f .r v ~ F V- o o 7 0 0 .b ? H }~ h - W M .1- N ~ u1 N N a -'N v ~ rn ~ ~ '"~ .C' v ?d? m M ~ . -i u1 ~O ~ pC, O h o0 ' W ~ fi w M h V- +a M ~b th O~ N h ti ..-~ N ~ O ~ a M M O M N h .-~ oo T M t!1 .D Q~ tY') 00 V1 eA 7r O C ~: -v ~ ' W ~ ~ -ti ~ u ~ v tiA 'b .~ ,S] .~ :p ~ s. L7 cU a +~ 'Tj Fq 'b v 'a ~ ~ ~ ~ ~ y N ~ M .--i M O~ N l!1 ~ .ti N O W M ~ p~ M .~-~ N u 1 N N .M+ O .-i O~ O ~O 0o h r+ ~p -i . u'i O `p .d. 00 N ~ I N N ~ M" N ^~ ~O O .ti V M oo er M .-+ N VN1 N ~ ~~ ti ~ ~ h 6? 00 ~ O .-~ .? ~ N .d. ~ M e-~ 0o O O~ .--~ O ~O ti ~D ~Ci n K'a O. .-~ o0 .p ~D .--i ~n O v1 a. O ~ O~ NO, .N+ M ~O .-e .r ai .Approved For Release 2004/02/19 :CIA-RDP82-003738000200040001-4 Approved For Release 2004/02/19 :CIA-RDP82-003738000200040001-4 schaftliche Entwicklung, den Wegfall der Riistungsindustrie and erhebliche Zer- storungen der gewerblichen B2triebe, besonders im Hafen. Die vom Ertrag unabhangige L o h n s u m m e n s t e u e r hat sick dagegen gegenuber dem Vorkriegsstand mehr als gehalten. Die Zahl der lohnsummensteuer- pflichtigen Betriebe ist von 1938 mit 5000 infolge Herabsetzung der Freigrenzen auf rund 9000 im Jahre 1948 angewachsen. Das Aufkommen' an G e t r a n k e s t e u e r n hat sick infolge der allgemeinen Preiserhohungen gehoben. Auf3erdem wirkte Bich die Heranziehung des Verkaufs auf3er Haus and die Besteuerung des Speiseeisverbrauchs aus. Die Einnahmen aus der L u s t b a r k e i t s t e u e r erhohten sick bis zur Wah- rungsumstellung stark. Die Zahl der steuerpflichtigen Veranstaltungen nahm er- heblich zu. Durch die Verordnung Nr. 34 der Militarregierung wurde eine Zusatz- steuer von 25% eingefuhrt. Die erhohten Einnahmen im Vergniigungsgewerbe er- klarten Bich vor der Wahrungsreform aus dem Gelduberhang. Nach der Wahrungs- reform ergab sick ein Uberangebot an Veranstaltungen; mehrere Unternehmungen mul3ten schliei~en. Die Besucherzahlen gingen, auf3er bei den Lichtspielhausern, zuruck. Das Aufkommen an H u n d e s t e u e r ist durch die Vermehr~ng der Hundehal- tung gestiegen. Die Zahl der versteuerten Hunde, die 1938 in Hamburg 30000 betrug, 1945 jedoch auf 15 000 abgesunken war, erhohte sick 1948 wieder auf 41500 and belauft sick am 1. September 1949 auf 47070. In Anbetracht der grof3en Zerstorung Hamburgs darf die Entwicklung der Ge- meindesteuern als nicht ungiinstig bezeichnet werden. Zu einem Behr erheblichen Teil ist dies Ergebnis auf die von der Steuerverwaltung mit steigendem Erfolg durchgefiihrte intensive Prufungstatigkeit zuriidizufnhren. Sie dient einer vollstan- digen Erfassung der steuerlichen Tatbestande and damit einer gerechten Verteilung der Steuerlasten. Liegenscha f tsverwalturtg Auch die Liegenschaftsverwaltung hat sick in den Jahren 1946-49 an den Wie- deraufbauarbeiten in Hamburg nachhaltig beteiligt. Viele Firmeninhaber, vor allem im Hamburger Hafengebiet, waren infolge der Kriegseinwirkungen nicht mehr in der Lage, ihren Verpflichtungen als Mieter nachzukommen..In zahlreichen Fallen wurden deshalb M i e t e n a c h l a s s e gewahrt. Fur andere Firmeninhaber im Freihafen wurden d i n g f i c h e S i c h e r h e i t e n in einer Gesarnthohe von 5 Millionen DM gegeben, so daf3 sie bei offentlichen Kreditanstalten Darlehen in die- ser Hohe aufnehmen konnten. Fur_Zwecke der Hafenerweiterung, Straf3enbauten and Straf3enbahnlinien wurden cbenso wie fur Stadtrandsiedlungen G r u n d s t u c k e in erheblichem Umfang kauflich erworben. Siedlungswesen and Eigenheimbau wurden durch Vergebung staatlicher Grund- stucke in E r b b a u r e c h t gefordert. Auf diese Weise wurde die Errichtung von rund 200 Eigenheimen ermoglicht. Ferner Sind etwa 2000 weitere Bauplatze fiic Eigenheime auf Grund von Mietvertragen vergeben. Auch fur das G r i n d e l b e r g p r o j e k t wurden umfangreiche Grunderwer- bungen durchgefiihrt. Das Burch Kriegsschadcn teils zerstorte Altonaer H a r t s t e i n w e r k wurde zur Herstellung des patentierten Leichcbaustoffes ?Turrit" auf 30 Jahre verpachtet. Die Fabrikation des neuartigen Baustoffes konnte im Hexbst 1948 aufgenommen 22 Approved For Release 2004/02/19 :CIA-RDP82-003738000200040001-4 Approved For Release 2004/02/1.9 :CIA-RDP82-003738000200040001-4 werden. Die Produhtion ist wickitig fur den hamburgische Wohnungsbau, fur die Hochhauser am Grindelberg hat das Turritwerk einen gro eren Auftra;; ausgefiihrt. Auf3erhalb des Hagenbeckschen Tierparks erwarb der Staat von der Familie Hagenbeck 19 ha Grundbesitz, der spater fur Siedlungs~wecke, Sportplatze and Griinflachen verwendet werden coll. Ein 90 ha grofies Grungebiet zwischen Langenhorn and Hummelsbuttel Boll als J u g e n d p a r k hergerichtet werden. Die Liegenschaftsverwaltung nahm bereits Gelandeankaufe vor and ist bemuht, es nach Freimachung von Mietern and Pachtern dem vorgesehenen offentlichen Zweck zuzufiihren. Auf eiuigen neuerworbenen Grundstucken am Harvestehuderweg un.d in Blanke- nese worden fur Familicnangehorige der Besatzungstruppen dutch die SAGA mo- derne Wohnungen errichtet, deren Gesamtkosten sick einschlief3lich des Grunder- werbs auf 4% Millionen belaufen. Nach Freigabe dieaer Wohnungen werden die Hauser der Bevolkerung zur Verfiigung stehen. Um die Voraussetzungen fur die Schaffung offentlicher Griinanlagen im V o r - land a m Harvestehuderweg zu schaffen, hat die Liegenschaftsverwal- tung begonuen, die nosh in Privatbesitz befindlichen Flachen zu erwerben. Es handelt sick um etwa 90 000 qm. Da die stadteigenen Guter F a r m s e n and C a r l s h o h e nach and nach fur Siedlungszwecke zur Verfiigung gestellt werden sollen, mrissen die landwirtschaft- lichen Betriebe anderweitig untergebracht werden. Zu diesem Zweck hat die Hanse- stadt 1949 das Gut S a c h s e n w a l d a u mit Inventar erworben. Die Schaffung der Erwerbsgartenbaustellen in dean Vier- and Marsd~landen (s. Ernahrungsbehorde) ist fiber die Liegenschaftsverwaltung ermog- licht worden. ~76er die Vergebung eines Teils der friiheren von der G o l t z- K a s e r n e in Rahlstedt an ein Filmatelier-Unternehmen schweben Verhandlunge:n. Vermogensverwaltung Die Finanzbehorde beeinfluf3t im Rahmen ihrer Br,teiligun- g e n folgende V e r k e h r s b e t r i e b e: Die Hamburger Hochbahn AG, die Hafendaxnpfschiffahrts AG, die Bergedorf-Geesthachter Eisenbahn AG, die Eisen- balm-Gesellschaft Altona-Kaltenkirchen-Neumiinster, die Wilhelmsburger Industrie- bahn, die Wandsbeker Industriebahxi and die Stadtischen Bahnanlagen Harnburg- Altona. Von der Finanzbehorde werden ferner die Elektrizitats-, Gas- and Wasserwerke Hamburgs vermogensrechtlich betreut. Zur Finanzbehorde ressortieren auf3erdem: der Fischmarkt Hamburg-Altona, die Ausstellungshallen (Plantcn un Blomen), die Hamburger I-iafen- and Lagerhaus AG, die Landesbank mit der Wiederaufbaukasse, die Gerneinniitzigen VG'ohnungsttnter- nehmen and andere. Kredite f fir Bau and Wirtscha f t Zur Forderung des Wohnungsbaucs worden in den Rechnungsjahren 1945-1945 fur die Instandsetzung beschadigter Wohnungen Ausgaben in Hohe von 57,4 Mill. RM geleistet. Seit der Wahrungsreform worden_ der Wiederaufbaukasse fur die Gewahrung von Darlehen fiir den Wohnungsbau insgesamt 115 Mill. DM zur Ver- fugung gestellt. Daruber hinaus wurde der wirtsdiaftliche Wiederaufbau der Hanse- stadt dutch die Zurverfugungstellung umfangreidier Investitionskredite unterstiitzt. t7ber Art and Hohe solcher Kredite gibt nachfolgende Tabelle Auskunft. Approved For Release 2004/02/19 :CIA-RDP82-003738000200040001-4 Approved For Release 2004/02/19 :CIA-RDP82-003738000200040001-4 A -p 0o V ' ~- ? ~ a ~ G :C: ~ ~~. .e ~ c ' " ~ fD h 'J w ~ ~ o.. ti w a ~ ~ C C p~ o ~ b G b Ua ~ aq p> n i ~ d ~' CY d b ' ;7bermaf3 an Verwaltungsarbeit and Statistilc. Sie wurde von den Beamten and Angestellten der Verwaltung ohne De- purate and Sonderzuteilungen an Lebensmitteln geleistet. Auch die Versorgung der Wirtschaft war zum grof3en Teil Auf- gabe der Wirtschaftsverwaltung geworden. Es kostete unendliche Muhe, um fur Hamburg and seine Wirtschaft einen angemessenen Anteil an Kontingenten (Grund- stoffe, Brennstoffe,Konsumgiiter) zu beschaffen. Der Bedarf der Normalverbraucher mu(3te zahlreichen bevorzugten Versorgungsanspriirhen der Mil.Reg., des Berg- baus, des Verkehrs, der Landwirtschaft and anderen Sonderkontingentstragern gegenuber durchgesetzt werden. Zur Deckung von V e r s o r g u n g s l ii c k e n rnuf3te das Amt oft selbst die wirtschaftliche Initiative ergreifen. Das gesa4ah bei der Torf-, Brennholz- and zs Approved For Release 2004/02/19 :CIA-RDP82-003738000200040001-4 Approved For Release 2004/02/19 :CIA-RDP82-003738000200040001-4 Stubbenaktion, bei der Umsetzung von Biiro-, Nah- and Werkzeugmaschincu, vor allem zur Wiederingangsctzung d e m o n t i e r t e r B e r. r i e b e. Besonders nach- haltige Hilt e wurde der M i n e r a l 01 i n d u s t r i e in Hamburg zuteil, deren Wiederaiafbau in einem ungewohnlidxen Tempo erfolgte. Ein sdiwieriges Problem war das der G e w e r b e z u l a s s u n g, ~ das die Losung zusatzlicher Probleme der Kontingentierung and der Neuverteilung von Kontingenten erforderlich madite. Hicrbei wurden Bute Firmen aus den Ostgebie- ten mit beriidisichtigt. Bemerkenswert ist die Ausdehnung der B e k l e i d u n g s- industrie, der feinrnechanischen and elektrotechnischen I n d u s t r i e, der F i l m i n d u s t r i e and des Buda- and Verlagswesens in Hamburg. Auch wenn die Demontage in Hamburg schmerzlidxe Ausfalle brachte, so konnte doch erreicht werden, da13 der Umfang der Demontage in Hamburg weniger fahlbar wurde als in den meisten anderen deutsdxcn Landern. Nash der Geldreform ist das Amt von vielcn Dewirtsdiaftungsaufgaben entlastet worden. In den Bewirtsd~aftungsabteilungen konnte ein einschneiden.der P e r s o - n a l a b b a u durchgef uhrt werden. Jetzt ist das Amt in der Lage, sick wieder starker als zuvor wirtsd~.aftspolitischen Maf3nahmen, Pragen der Wirtschaftsbeobachtung, der Wirtsdxaftsforderung and speziellen Hamburger Wirtschaftsplanungen and Raumplanungen zu widmen. Das Amt ist federfiihrend beteiligt bei der Vergebung von W i r t s c h a: f t s f o r d e- r u n g s k r e d i t e n an demontierte Betriebe zur Wiederbesdxaffun?; von Produk- tionsmitteln and an erweiterungsbedurftige Betriebe and neu zu errichtende Be- triebe von allgemein wirtschaftlicher Bedeutung. _ Die Preisbildungsstelle des Amtes wirkt in der Bekampfung von Y7berpreisen mit. Fur die uber See eingefuhrten Lebens- and Genul3mittel erfolgt die Preisbildung fur die gesamte Doppelzone in Hamburg. Auch die C7berwachung der Haute - e i n f u h r wird fur das gesamte vereinigte Wirtschaftsgebiet im Auftrage der Frankfurter Zentralverwaltung durch das Amt fur Wirtsdiaft in ]:hamburg vor- genommen. Nadx der Geldreform hat auch der O b s t- u n d G e m ii s e m a r k t in Ham- burg seine Vorlcriegsbedeutung zurudtgewonnen. Die Marlctverwaltung ist dem Amt fur Wirtschaft angesdilossen. Plane zur Verlegung des Marktes an den Stadt- dcich in Hammerbrook sind vorbereitet. S c h l a c lx t h o f and V i e h m a r k t sind nodx ungenrigend beschid~t. Bei wei- terer Normalisierung der Verhaltnisse konnen audx sie mit starke~er Besdxaftigung rechnen. Amt fur Wirtschaftsiiberwachung Aufgabe des Amtes fur Wirtschaftsuberwachung (fruher Gewerbe,amt) war es in den Jahren 1946-1949, StSrungcn in der Versorgung der Bevolkerung mit Lebens- mitteln and Bedarfsgegensranden alter Art zu verhindern. Um cinen Uberblick uber die G e w e r b e a n m e l d u m g e n and wertvolle Unterlagen fur kiinftige Wirtschaftsplanung zu gewinnen, wurde 1946 bereits mit dem Aufbau einer Generalkartei begonnen. In dieser Kartei wurden. registriert: am 25. 10. 1946 47 871 am 3. 4. 1949 63 758 gewerblid~e Betriebe. 29 Approved For Release 2004/02/19 :CIA-RDP82-003738000200040001-4 Approved For Release 2004/02/19 :CIA-RDP82-003738000200040001-4 Unlautere Elemente wurden aus dem- gewerblichen Leben ausgemerzt. Gegen Unternehmer, die sick am Schwarzhandel beteiligten Oder schwer gegen Bewirtschaf- tungsbestimmungen verstief~en, wurden Handelsuntersagungen oder Geschafts- sdiliel3ungen verhangt. Bis zum 30. April 1949 wurden insgesamt 1239 Handels- untersagungen und 520 Geschaftsschliefiungen mit zeitlicher Begrenzung ausge- sprochen. Dadurch konnten Erschatterungen in der Versorgung in tragbaren Gren- zen gehalten werden. Die G e w e r b e f r e i h e i t, die mic dem 1. 1. 1949 wiedereingefuhrt wurde und den Wegfall der Zulassungsbestimmungen fur Grof3handel und das Vertreter- gewerbe brachte, Bowie die Erleichterung des Zulassungsverfahrens in sonstigen Sparcen haben ein starkes Ansteigen der Gewerbezulassungen und -anmeldungen zur Folge gehabt. Grof3en Schwierigkeiten war der Hamburger F r e m d e n v e r k e h r aus- gesetzt. Von 6053 Betten, uber die das Beherbergungsgewerbe in Hamburg im Jahre 1939 verfugte, standen nur nosh 2186 zur Verfugung, da viele Hotels den Bombers zum Opfer gefallen waren und die erhalten gebliebenen grol3eren Hotels von der Mi1.Reg, beschlagnahmt worden waren. Eine Entlastung wurde dadurch er- wirkt, da13 ein Teil der Beschlagnahmungen aufgehoben und durch Hotelschiffe (St. Louis, Seute Deern, Daressalam) 300 Betten zusatzlich in Eetrieb genommen werden konnten. Die hamburgische M ii n z e wurde durch Kriegseinwirkungen stark zerstort. Sie .konnte in den ersten Nachkriegsjahren soweit wiederhergestellt werden, daf3 sie in der Lage war, Hach derGeldreform mit derPragung von 1-Pfennig- und 10-Pfennig- studten zu beginners. Amt fur Hafen und Schiffahrt Ab Herbst 1945 begannen im Hamburger Hafen Versorgungsgiiter fur die deut sche Bevolkerung in langsam wachsender Menge einzutreffen. Bis Herbst 1947 liandelte es sick lediglich um Charterschiffe der alliierten Regierungen. 1946 setzte der Export von Reparationsgiitern, bis Herbst 1948 von Holz, aufierdem der Export von Schrott und Kali ein. Die Verkehrszahlen des Hamburger Hafens bis April 1949 Sind die folgenden: Schiffszahl NRT Gutermenge 1945 1 445 1 694 377 1 219 451 1946 6 675 4 755 650 4 188 456 1947 11 357 7 070 830 5 994 025 1948 18 293 11 639 898 7 932 429 1949 (4 Monate) 6709 5 279 028 3 132 291 Ab Herbst 1947 begann die Einschaltung des deutschen Im- und Exporthandels, ab 1. Februar 1948 durften deutsche S c h i f f s m a k 1 e r ihre Tatigkeit wiederaufnehmen. Bis zu diesem Zeitpunkt waren nur auslandische Schiffsmakler fur die Abfertigung zugelassen. Vorlaufig &berwiegen im Hamburger Hafen nosh die auslandischen Schiffsmakler. Im Marz 1949 gingers erst 30,6?Jo des Hamburger Schiffsverkehrs uber deutsche Makler. Dabei haben die deutschen Schiffsmakler ein Fvesentliches Verdienst daran, dai3 auslandische Reedereien Hamburg wieder in den L i n i e n v e r k e h r einbezogen. Im Sommer 1949 erreichte die Zahl der Linienverkehre auf Hamburg 121 gegen 184 vor dem Kriege. Damit trat eine er- 30 Approved For Release 2004/02/19 :CIA-RDP82-003738000200040001-4 Approved For Release 2004/02/19 :CIA-RDP82-003738000200040001-4 hebliche Strukturwandlung des I~amburger Sc}tiffahrtsverkehrs ein. Risher batten alliierte Regierungscharterschiffe voile Ladung von Lebensmitteln and Versor- gungsgutcrn gebracht and sofort dcu Hafen wieder verlassen. Die mit ?;rol3cren and kleineren Ladungsmengen eintreffenden Liniendampfer erfordern hingegen mehr eine individue[le Behandlung. Will Hamburg seine Position als Hauptstuckguthafen Deutschlands wieder er- ringen bzw. beibehalten, so muf3 die beschleunigte Wiedererrichtung von Kaischup- pen and Lagerspeichern fortgefuhrt werden. Ein Handel, der bier nidu die gewohnte friedensmallige Behandlung erfahrt and dem wegen des Mangels vo:n Lagerraum Mehrkosten entstehen, wurde leicht nach Konkurrenzhafen abwander~.i. Wahrend der ersten Nachkriegsjahre bestanden erhebliche Arbeitersdtwierigkeiten im Hamburger I-iafen: Ein grofier Teil der eingearbeiteten Kraftc war im Krieg ab- ' gewandert. Infolge schlechter Ernahrung and unzureichender flltmarkbezahlung gingers Arbeitslust and Arbcitsleistung zuruck. Verkehrsschwankungen zwangen zu kurzfristigen Einstellungen vieler ungelernter Arbeitskrafte, die durch. die Art der Ladung angereizt,wurden (Lebensmittel). Dadurch sank die Sicherheit im Hafen, die in zielbewul3ter Zusammenarbeit zwischen Arbeitgebern and Gewerkschaften wieder- hergestellt werden konnte. Nach Einfuhrung der L o h n g a r a n t i e and dank besserer Ernahrung stiegen die Umschlagsleistungen pro Kopf des H:afenarbeiters um 40 J. Das dem Amt fur Hafen and Schiffahrt angeschlossene O b e r h a f e n a m t hatte auf Grund schon vorher angelegter Wrackplane and Wrackverzeichnisse die Wrackbeseitigung eingeleitet. Bis Dezember 1945 waren bercits 1767 Hindernisse diescr Art geraumt. Vom 1. Januar 1946 bis 31. April 1949 wurden weitere 950 Wracks gehoben, darunter 36 Seeschiffe, 21 Kriegsfahrzeuge, 581 Schuten, 79 Fluf3- ' fahrzeuge, 20 Spezialfahrzeuge, 120 Pontons, 8 Schwimmdocks and Schwimmdock- sektionen. 150 Wracks liegen im Hafengebiet nosh auf Grund. Freihafenamt Das Freihafenamt hat die Rechtsstellung eines Hauptzollamtes fur den Freihafen Hamburg. Es fuhrt samtliche Aufsichtsmaf3nahmen zur Gewahrleistung der Zoll- und Steuersicherheit dieses Gebietes durch. Die Besatzungsmacht hat den Freihafen zum Sperrgebiet erklart and dem Freihafenamt die Ausgabe der Ausweise zum Betreten des I-Iafens ubertragen. Im Zusammenwirken mit Polizei, Zollgrenzschutz and Zollfahndung gclang es, die zeitweise gefahrdete Sicherheit des F[afens fast zu 100?Jo wiederherzustehen. In letzter Zeit Sind alle Schiffe mit gefahrdeter Ladung, wie Tabak and I{affee, ohne Pehlmengen bearbeitet worden. Dieses gute Resultat wurde erzielt, nachdem es gelungen war, den grof3ten Teil der im Freihafen arbei- tenden Schieber and Schwarzhandler zur Strecke zu bringers. Im Zuge dieser Reini- gungsmal3nahmen wurde fur etwa 1000 Personen die Sperrung von I-I,afenausweisen verfugt. Auswanderungsamt Seit einiger Zeit ist eine beschrankte deutsche Auswanderung wieder moglich. Sie wlyd genehmigt bei Rudcwanderern, politisch, rassiseh Oder religios Verfolgten, aktiven Gegnern des NS-Regimes, Frauen zur Eheschlief3ung, Wied.ervereinigung von Ehegatten and Familien and betagten Personen. Ab 1947 wurde Hamburg wieder zum hauptsachlichen Einschiffungshafen fur Einwanderer nach Brasilien and Argentinien. Ein ehemaliges Barackenlager der 31 Approved For Release 2004/02/19 :CIA-RDP82-003738000200040001-4 Approved For Release 2004/02/19 :CIA-RDP82-003738000200040001-4 Deutschen Werft ist als A u s w a n d e r e r l a g e r bestimmt. Es bietet fur 400 Personen Platz. Urn groi3eren Anforderungen entsprechen zu konnen, wird ein neues Uberseeheim mit einem Fassungsvermogen von 1500-1600 Personen ge- schaffen werden mussen. Fischereiamt Ha~nburgs F i s c h d a m p f e r f l o t t e, die vor dem Kriege 62 Einheiten um- faf3te, war durd~ Kriegseinwirkung auf 24 seetiichtige Dampfer zusammengeschmol- zen. Bis zum 1. Januar 1949 erfolgte ein Zuwadis um 18 auf insgesamt 42 Schiffe, darunter 7 Neubauten. Da die Mehrzahl der Schiffe iiberaltert and klein ist, ge- niigt sie den Rentabilitatserfordernissen nidit. Gunstiger verlief die Entwidclung der K u t t e r f l o t t e. Vor dem Kriege waren in Hamburg 74 Hochseemotorkutter beheimatet. Nash der Kapitulation waren nur nods 3-4 verfugbar. Es gludtte, 42 von der Marine beschlagnahmte Kutter wiederzubekommen. Ein Kutterneubauprograrnm brachte der hamburgischen Flotte einen-Zuwachs von 30 Einheiten. 40 Kriegsfisdikutter wurden von der bri- tischen and amerikanischen Mi1.Reg. an Hamburger Fischer verchartert. Hinzu kamen nosh 6 Umbauten, so daB side die Hamburger Kutterflotte heute auf 120 Einheiten verstarkt hat. Umfang and Fangkapazitat Sind ausreichend. Das Fischereiamt ist an den Planungen des Wiederaufbaues and des Ausbaues des Hamburg-Altonaer Fischereihafens, fiber die wester unten berichtet wird, beteiligt gewesen. Strc~rnd and pia/enbau Die Hansestadt Hamburg hat grofite Anstrengungen unternommen, um den Hamburger Hafen Hach seinen schweren Beschadigungen im Rahmen des Mog- lichen wieder funktionsfahig zu madten and so die Voraussetzungen fur die Wieder- einschaltung Hamburgs in den internationalen Seeverkehr and in den Kusten- and Binnenschiffsverkehr zu schaffen. Bei Kriegsende waren im Hamburger Hafen nur Hoch benutzbar: von 753 000 qm Sdiuppenflad~e 88 200 qm = 11,7% von 831000 qm Speicherflache 236 000 qm = 28,4% von 74000 lfdm Kaimauern 64 200 lfdm = 86,7% von 450 km Hafenbahngleisen 145 km = 32,2% von 945 Studs Kranen 202 Stiidt = 21,4?Jn von 66 Stiidt Landungsanlagen 30 Stiidz = 45,4% von 88 Studs Leudixfcuern 36 Studs = 40,9% von 165 Studs Bruc?'~en 95 Studs = 57,6% Die ersten Wiederaufbauarbeiten des Jahres 1945 mul3ten improvisiert werden, um so den Nachschub der Besatzungsmacht auf dem Seewege sicherzustellen. Ein planmaf3iges Arbeiten im hamburgischen Sinne war in diesem Zeitraum node nicht moglich. Alle Anweisungen kamen ausschlieBlich von der Besatzungsmacht. Durch einen gludslichen Zufall waren die modernsten and wertvollsten Um- schlaganlagen fur tiefgehende Schiffe der Kaischuppen 80-85 auf dem Rof3 ver- haltnismaf3ig wenig beschadigt. Das gleidte gilt fur den leid2tbeschadigten Kai- schuppen 29 am Petersenkai. Hier wurde mit dem Wiederaufbau begonnen. 32 Approved For Release 2004/02/19 :CIA-RDP82-003738000200040001-4 Approved For Release 2004/02/19 :CIA-RDP82-003738000200040001-4 Wiederaufbauprogramm. Der erste Abschnitt der Sofortmafinahmen erstreckte sick bis ins Fruhjahr 1946. Danach wurde in Zusammenarheit mit dem Port Controller der Militarregierung ein erstes Wiederaufbauprogramm fur den Strom- and Hafenbau ausgearbeitet. Zie1 diescs Wiederaufbauprogramms war, in etwa 4 Jahren den Hamburger Hafen auf eine Umschlagskapazitat von 70% des Jahres 1936 zu bringen. Fur diesen Vier- jahresplan gelten folgende G r u n d s a t z e L den Grundstock des Wiederaufbaues bilden die unzerstort gebliebenen Hafen- teile, 2. die Wiederherstellung der beschadigten Anlagen muf3 neuzeitlicb~en Verkehrs- anfordcrungcn uud Schiffsgrolien gewachsen sein, 3. die verfugbaren Arbeitskrafte and Baustoffe mussen an Schwerpunkten kon- zentriert werden, um in rationeller Ausnutzung der verfugbaren Mittel moglichst graf3e Erfolge zu erzielen, 4. die Wiederaufbauplanung muf3 den Strukturanderungen in Seeschiffahrt and C7berseehandel gerecht werden, da anstelle .des fruhcren Segelfracht- schiffes im Weltverkehr von 4-7000 Brt bei 5-7 m Tiefgang grof3ere Schiffe mit 9000 Brt bei 8-8,5 m Tiefgang geueten Sind; mit einer weite- ren Schiffsgro(3e and Tiefgange ist zu rechnen, 5. der Wiederaufbauplan mu13 auf den Generalplan fur den kunftigen Ausbau des Hafengebietes abgestimmt sein. Dieser Wiederaufbauplan wurde audi mit den Absichten des Stadtplanungsamtes abgestimmt. n Uber die kiinftige Lage des Fischereihafens rnuf3te ebenfalls entschieden werden. Diese Entscheidung fiel fur die Beibehaltung and den Ausbau. der vorhan- denen Anlagen in A 1 t o n a. Der 1949 eingeleitete Wiederaufbau erfo~lgt absdtnitt- weise. Die erste Stufe bringt im wesentlichen die Beseitigung der Krie?sschaden and behebt den grof~ten Packraurnmangel durch die Errichtung von 2 zusa.mmen 170 m langen Padihallen. Die Burgerschaft hat fur diesen Zweck DM 4,1 Mill. im laufen- den Etatjahr bereitgestellt. In einer zweiten Stufe erfolgt der Ausl>au des Leit- dammes zu einem Ausrustungslcai von zunachst 400 m Lange. Auf~erdem sollen die Packhallen auf insgesamt 450 m Lange erweitert werden. Dann werden wir uber einen Fischereihafen verfiigen, der gcgenuber den Einrichtungen in den anderen Hafen durchaus gleichwertig ist and die Fischumschlage unter einwandfreien hygie- ? nischen and modernen - betriebswirtschaftlichen Verhaltnissen bewaltigen kann. Konzentrationspunkte der Bautatigkeit Schwerpunkte der Wiederaufbautatigkeit irn Hafen insgesamt bildeten sick an drei Stollen: a) im R o f3 g e b i e t am Oder- and Rof3hafen mit den Sdiuppen 80-85. b) im K u h w e r d e r g e b i e t, am Kaiser Wilhelm- and Ellerholzhafen mit den Schuppen 71-77, c) im Gebict des A l t o n a e r Fischereihafens. Besonders schwer beschadigte Hafenteile siud zunachst bewuf3t von. der Wieder- aufbauarbcit ausgeschlossen worden. s 33 Approved For Release 2004/02/19 :CIA-RDP82-003738000200040001-4 Approved For Release 2004/02/19 :CIA-RDP82-003738000200040001-4 Problem der Arbeitskril f to im Ha f en Anfanglich war die Beschaffung einer ausreichenden Zahl von Arbeitskraften mit grpf3en Schwierigkeiten verknupft. Im eigenen Betrieb des. Strom- and Hafenbaus Standen am 1. 10. 1946 1533 Arbcitskrafte zur Verfiigung. Hinzutraten 3400 Ar- beitskrafte des privaten Baugewerbes. Es blieb ein Fehlbedarf von 1500 Arbeits- kraften. Bis August 1947 erhohte sick die Zahl der privaten Arbeitskrafte, die im Hafen angesetzt wurde, auf 4200. Bis zum 1. 10. 1947 erhohte sick die Zahl der Staatsarbeiter im Strom- and Hafen- bau auf 1753, die der privaten Arbeitskrafte betrug 3700. Nach der Wahrungsreform war es wesentlich leichter, Arbeitskrafte zu beschaffen. Am i. 10. 1948 waren 1906 Arbeiter im eigenen Betrieb des Strom- and I-Iafenbaues beschaftigt, dazu im November 1948 rund 3000 Arbeitskrafte des privaten Bauge- werbes. Am 1. 4. 1949 verfiigte der Strom- and Hafenbau uber 1935 Arbeitskrafte. An Spitzentagen des Hafenumschlags mul5ten die im Wiederaufbau eingesetzten Arbeitskrafte haufiger zum grol~eren Teil fur den Hafenbetrieb abgezogen werden. Das fiihrte zu immer-sdllechteren Arbeitsergebnissen auf den Baustellen. Durch eine Not- and Gewaltmaf~nahrne muf3te das Arbeitsamt im August 1947 uber 1 0 Q B a u f i r m e n mit insgesamt rund 800 Arbeitskraften fur den I-iafendienst v e r- p f l i c h t e n. Nach Abklingen der auBergewohnlichen Schwankungen im Hafen- umschlag konnten im Oktobcr 1947 die dienstverpflichteten I'irmen grol3tenteils wieder freigegeben werden. Der grof3e Baubedarf bei unzureichenden Arbeitskraften and Baustoffen machte zeitweise eine straffe Lenkung hinsichtlich der Genehmigung von Bauvorhaben and der Zuweisung von $austoffen erforderlich. Dcshalb wurde auch beim Strom- and Hafenbau eine B a u l e n k u n g s s t e l l e zur Steuerung der privaten and offent- lichen Bautatigkeit im Hafengebiet eingerichtet. Mit der Aufhebung der Zwangs- bewirtschaftung sind auch bei der Baulenkungsstelle wesentliche Aufgaben entfallen. An Kaischuppen and Kaispeichern batten den Krieg nur 11,7% des Bestandes von 1938 iiberstanden. Diese Schuppenflache ist bis zum 1. 4. 49 wieder auf 40% des Vorkriegsstandes gebracht worden. Der vorhandene Speicherraum konnte?von 28,4% durch Wiederaufbauleistungen auf 33,8 % vermehrt werden. Von 74 000 lfdm K a i m a u e r n von 1938 waren 64 200 unbeschadigt geblieben, das sind 86,7%, heute sind wieder vorhanden 65 087, das sind 87,9% von 1938. Die wichtigsten Wiederherstellungsarbeiten konzentricrten sick auf den Amsinckkai, Petersenkai, Kronprinzenkai, Rof3kai, das Rof3hoft, den Chilekai, den Neuhoferkai and den Kirchenpauerkai. Von 66 schwimmenden L a n d u n g s a n l a g e n blieben nur 30 unbeschadigt, 26 sind bis zum 1. 4. 49 wiederhergestellt, das sind insgesamt 56 odor 84,8 % von 1938. L i e g e p l a t z e fur Seeschiffe a n P f a h l e n waren 1938 36 000 lfdm vor- handen. Nur 11 000 lfdm oder 30,6% blieben u.nbeschadigt. Wiederhergestellt wur- den 8 200 lfdm, so da13 wieder 19 200 Ifdm verfiigbar sind oder 53,3 % von 1938. Die verfdgbaren Hafenbahnanlagen wurden von 32,2% des Vorkriegsstandes bis 1. 4. 49 zu 88% wieder in Betrieb genommen. 19 Eisenbahnbriidten sind wiederher- gestellt worden, daneben 15 Straf3enbriicken. Hervorzuheben ist die Wiederher- stellung der schwerbeschadigten Rethehubbriidie and die Lotsedrehbriidte in Har- Approved For Release 2004/02/19 :CIA-RDP82-003738000200040001-4 Approved For Release 2004/02/19 :CIA-RDP82-003738000200040001-4 burg sawie die Wiederherstellung der ostlichen Kammer der Reiherstiegsperrschleuse, der neuen Schleuse in Harburg, der siidlichen Kammer der Ellerholzschleuse, der Grevenhofschleuse and der nordlichen Kammer der Rugenbergerschleuse. An L e u c h t f e u e r n wurden wieder in Betrieb genommen 28, so da13 am 1. 4. 49 64 oder 72,7?Jo des Vorkriegsstandes vorhanden Sind. Sehr schwere Schaden batten die mechanischen and elektrisdien Anlagen dezimiert. Von 955 K r a n e n an Land waren.207 oder 21,7% erhaltcn geblieben. Durch die s Wiederherstellung von 302 Kranen konnten insgesamt wieder 509 Krane oder 53,3?Jo des Vorkriegsstandes fur den Hafenbetrieb verfagbar gemacht cverden. Irn hamburgischen Hafenteil von Cuxhaven muflte die Osterhoftmole and das Steubenhoft fur den C7berseefahrgastverkehr gesichertwerden. Uferwerke,Empfangs- anlagen der HAPAG, Seehafenbahnhof, Umschlags- and Verkehrsanlagen am Lentzkai wurden wicderinstandgesetzt. Leistung der Hamburger Hafen- urcd Lagerhaus-AG.. Von gravicrcnder Bedcutuug fur die Wiedcreingliederung des Hamburger Hafcns in die Internationale Sdiiffahrt and fur die Wiederbelebung der Hamburger Wirt- schaft war die Leistung der Hamburger Hafen- and Lagerhaus-AG. Einige Zahlen molten die positive Entwicklung der Hamburger Hafen- and Lagerhaus-AG. illu- strieren: An den Schuppen der HHLA wurden abgefertigt: im Jahre 1945 325 Schiffe mit rund 1,0 Mill. N'cbm > 1946 632 >, ,> ? 1,8 ? ? > > 1947 795 2,3 ? > 1948 1612 4,9 ? ? I. Viertelj. 1949 515 2,0 ? Die Aufstcllung umfaf3t Seesdiiffe rnit Stuckgutern, die fur den Hamburger Ver- ltehr stets die tragende Rolle gespielt haben. Die umgeschlagenen Giit:ermengen in den I-iHLA-Anlagen betrugen: 1945 300 000 t 1946 700 000 t 1947 800 000 t ].948 1 100 000 t I. Viertelj. 1949 380 000 t Erhohte Arbeiterleistung Die Arbeitsleistung je Arbeiter in 8 Stunden an den Kaischuppen. hielten sick unter Schwanltungen bis zur Wahrungsreform auf 4,7 t and stiegen seitdem bis auf 6,5 t an. Lagerraum der HHLA. Die I3HLA verfugte 1938 fiber 519 000 qm Lagerraum and 694 000 uberdachte Kaisd uppenflache 1945 waren vorhanden: 214 000 Lagerraum and 88 000 uberdachte Kaisc};~uppenflache 1946: 219 000 Lagerraum and 235 000 iiberdachte Kaisd~,uppenflache s? 35 Approved For Release 2004/02/19 :CIA-RDP82-003738000200040001-4 Approved For Release 2004/02/19 :CIA-RDP-82-003738000200040001-4 1947: 240 000 qm Lagerraum and 235 000 uberdachte Kaischuppenflache 1948: 240 000 Lagerraum and 260 000 uberdachte Kaischuppenflache 1949: 240 000 Lagerraum and 289 000 uberdachte Kaischuppenflache. Um den Gesamthafenarbeitern fur die Hafenarbeit ein Existenzminimum zu ge- wahren, wurde zwischen den Gewerkschaften and der Arbeitsgemeinsdlaft Ham- burger Hafenfachvereine am 8. Februar 1948 ein L o h n g a r a n t i e a b k o m m e n abgeschlossen, das die Zahlung fur den Gesamthafenarbeiter von 5 Schichten je Woehe and fur den Hafeneinzelarbeiter die Zahlung von 6 Schichten je Woche ga- rantiert. Kapazitat des Hamburger Hafens Durdt alle diese Mafinahmen ist die Kapazitat des Hamburger Hafens im Ver- gleich zu 1936 wieder zu folgender Leistungsmoglichkeit gebracht worden: fur Stiickgut zu etwa 40% fur Massengut zu etwa 80% fur Getreide zu etwa 50-60% fur den Stromumschlag zu etwa 60-70%. Auf manchen Gebieten, vor allem im Stiickgut-, Lager- and Hafenbahnverkehr ist die vorhandene Kapazitat bereits wieder voll ausgenutzt, so daf3 weitere grof3e bauliche Anstrengungen gemacht werden mussen, um kommenden Verkehrssteige- rungen gewachsen zu sein. Handelsstatistisches Amt Das Handelsstatistische Amt in Hamburg hat die Fuhrttng umfassender Handels-, Verkehrs- and Industriestatistiken wieder aufgenommen. In der V e r k e h r.s s t a t i s t i k erfaf3t es die Ergebnissc der hamburgisdten Seeschiffahrt, den Warenumschlag, die Lagerungen, wobei eine Aufgliederung nadt Flaggen, dem Anteil der ERP-Lieferungen and nach Durchfuhrgutern erfolgt. Statistisch ermittelt wird auch der Fisdtereiverkehr Hamburgs, der Giiterfernver- kehr auf Kraftfahrzeugen and der Eisenbahnverkehr. Die H a n d e l s s t a t i s t i k ermittelt Hamburgs Einfuhr, Durchfuhr and Ausfuhr. Auch Hamburgs Anteil am bizonalen Auf~enhandel wird laufend ermittelt, ebenso der Anteil der hamburgischen Exporteure am Aul3enhandel fiber Hamburg, desgleichen der I n t e r z o n e n h a n d e l mit Berlin., der sowjetischen and der franzosischen Zone. Eine Wettbewerbshafen-statistik liefert aufsdt1u13reiches Mate- rial fur Hafenplanung and Hafenbewirtschaftung. Beobachtet wird die Verkehrs- entwicklung der Hafen Bremen, Brake, Nordenham, Emden and Lubeck, ferner der Beneluxhafen Rotterdam, Amsterdam and Antwerpen and der polnischen Hafen. Als neues Aufgabengebiet ist die I n d u s t r i e s t a t i s t i k des fruheren Lan- deswirtschaftsamtes seit Anfang 1947 ubernommen worden and zu einer bizonalen statistik der industriellen Produktion ausgebaut. Gegenwart werden 2 046 Be- triebe mit 138 366 Beschaftigcen and einem monatlichen Produlttionswert von 231 App~~oved For Release 2004/02/19 :CIA-RDP82-003738000200040001-4 Approved For Release 2004/02/19: CIA-RDP82-003738000200040001-4 Millionen DM erfaf3t. Erweitert wurde diese Stattsttk durch eine monatliche Bericht- erstattung der Betriebe des B a u h a u p t g e w e r b e s. C7ber die erarbeiteten Er- gebnisse werden je nach Sachgebiet Wochen-, Monats- and Quartalsberichte an Behorden, Konsulate; Wirtsvhaftsverbande and an die Presse ausgegeben. Das Staatliche Auf3enhandelskontor mit Devisenstelle Eine der schwerwiegendsten Polgen des Krieges war die zunachsc volllcommene Unterbrechung jeder direkten Verbindung -der Hamburger Wirtschaft: mit dem Aus- lard. Unsere Ausfuhr bestand im wesentlichcn aus Rohstoffen wie Kohle and Holz, tdie von den Besatzungsmachten in eigener Regie herausgeschafft wurden. Die Ein- fuhr war auf wenige Waren beschrankt, die als notwendig zur Verhutung von Unruhen and Scuchen angesehen wurden. Audi das erfolgte in eigener Regie der Mil. Reg.. Inzwischen Sind wesentliche Portsc~tritte erreicht worden. Der Nachrich- tenverkehr vollzieht sick mit geringen Einsdirankungen wieder friedensmal3ig, deutsche Gewerbetreibcnde konnen, wean auch mit Einschrankunge:n, wieder aus- landischc Markte aufsuchen and personliche Beziehungen anknupfen. Die Ausfuhr deutscher Pertigwaren stellt wieder einen steigenden Anteil unscrer Exporte dar. Das konnee erreicht werden, obgleich die Besatzungsm~ichte der deut- schen Initiative im Auf3enhandel nur zogernd Raum gaben. Um so anerkennens- werter ist die grof3c Zahigkeit, mit der unsere Kaufleute in Uberwindung fast chaotischer Burokratisierungszustande an den Wiederaufbau des Auf3enhandelsge- schaftes herangegangen sind. 1X/enn auch nach viele Wunsche offenblieben, so ist die Steigerung der monatlichen Ausfuhrzahlen des Vereinigten Wirtschaftsgebietes you $ 10 Millionen im Januar 1947 auf $ 100 Millionen im April 1949 dock grol3er, als es selbst optimistische Beurtciler vor zwei Jahren fu.r moglich gehalten haben. Die hamburgische Verwaltung bemuhte sich, in standigem Gesprach mit den Be- satzungstuachten eine zunehmcnde Preigabe der k a u f m a n n i s c h e n I n i t i- a t i v e zu erwirken. Die hamburgische Wirtschaft stellt fiir das deutsche Auslands- geschaft reiche Erfahrungen zur Verfugung. Noch ist die Q u o t e n vv i r t s c h a f t ein schlimrnes Uberbleibsel der Zwaugswirtschaft. Dem Abbau kleinlicher Kontrol- len muf3 aber auch fur die Zukunft eine staatliche Lenkung des Auf3enhandels im Grof3en entsprechen, schon Weil nahezu in allen Landern eine D e v i s e n k o n- t i n g e n t i e r u n g eingetreten ist and Absatzmarkte nur in kotnplizierten Han- delsvertragsabmachungen gesichert werden konnen. Auch Westdeutsch.land wird auf eine straffe Devisenbewirtschaftung einstweilen nicht verzichten konnen. Es sollte erreichbar sein, daft silt die Alliierten ihrerseits auf eine grundsatzliche Kontrolle in der grof3en Linie beschranken and die Verantwortung; im einzelnen deutschen Stollen ubertragen. Es wird damit gerechnet, daf3 das Personal der JEIA bis Ende dieses Jahres auf .einen kleinen Restbestand zuriickgefiihrt wird. Hamburg wird seine Bemehungen, die alten' Beziehungen zur s a c h s i s c h e n and t h ii r i n g i s c h e n I n d u s t r i e wiaderaufzubauen, fortsetzen mussen. Es muf3 auch seine alto Stellung im T r a n s i t v e r k e h r zuruckgewinnen. Von dem Erfolg dieser Bemuhungen wird es abhangen, ob der Hamburger Hafen wieder einen angomessenen Anteil seiner alten Beschaftigung zuruckgewinnt. 37 Approved For Release 2004/02/19 :CIA-RDP82-003738000200040001-4 Approved For Release 2004/02/19 :CIA-RDP82-003738000200040001-4 Seeverkehr des Hafens Hamburg (ohne Cuxhaven) 1938 1945 Mai/Dez. 1946 1947 1 948 1. Halbj. 1949 .Angekommene Seeschiffe (Anzahl~ 18 1.49 824 3 041 5 406 8 446 4 82 8 Mill. NRT 20,57 0,90 2,39 3;51 5 ,77 4,1 2 v.H. v.H. v.H. v.H. v.H. v.H. Giiterverkehr in Mill t 25,74 1,23 4,18 5,99 7,93 4,72 Eingang 18,24 100 1,09 100 3,iR 100 4,41 100 5,89 100 3;49 100 dav. Nahrungs-, Genuf3- a. Futtermittel Rohstoffe 5,93 11,48 32,5 62,9 0,36 0,45 33,0 41,3 0,95 1,77 30,0 55,6. 1,84 2,29 41,7 51,9 2,41 3,20 40,9 54,3 1,37 1,92 39,2 55,0 Fertigwaren 0,83 4,6 0,03 2,8 O,Ob 1,8 0,06 1,4 0,12 2,1 0,11 3,2 ubrige Guter - - 0,25 22,9 0,40 12,6 0,22 5,0 0,16 2,7 0,09 2,6 dav. Besatzungsgut - - 0,20 18,3 0,36 11,3 0,20 4,5 0,14 2,4 0,08 2,3 Ausg.:ng 7,50 100 0,14 100 1,00 100 1,58 100 2,04 100 1,23 100 dav. Nahrungs-, Genufi- 2,78 37,1 0,04 28,6 0,20 20,0 0,31 19,6 0,60 29,4 0,40 32,5 u. Futtermittel Rohstoffe 2,62 34,9 0,07 50,0 0,61 61,0 1,07 67,7 1,17 57,4 0,66 53,7 Fertigwaren 2,10 28,0 0,03 21,4 0,14 14,0 0,15 9,5 0,21 10,3 0;15 12,2 ubrige Waren - - - - 0,05 5,0 0,05 3,2 ' 0,06 2,9 0,02 1,6 dav. Besatzungsgut - - - - 0,03 3,0 0,04 2,5 0,05 2,5 0,01 0,8 Approved For Release 2004/02/19 :CIA-RDP82-003738000200040001-4 Approved For, Release 2004/02/19 :CIA-RDP82-003738000200040001-4 Amt fur Verkehr (40 000 K f z. in Hamburg) Die Wiederingangsetzung des Verkehrs braclue zunachst ungeahnte Schwierig- keiteu mit sick. Eine eingehende Darstellung veroffentlichte der Prasident des Amtes fur Verkehr; Lothar Danner, in dcr Sclrriftenreihe ?Neues Hamburg", Dritte Folge. In lapidaren Gesamtziffern lafit sick die Entwidilung wie fol?;t kennzeidi- nen: Anfang 194G waren 1 4 0 0 0 K r a f t f a h r z e u g e in Hamburg zugelassen, am 1. 4. 1949 befanden sick bereits 40 000 Kraftfahrzeuge im Verkehr. Die Zahl der L a s t k r a f t w a g e n hat mit 17 000 bereits den Priedensstand von x938 erreicht. Die Z u l a s s u n g von Kraftfahrzeugen im offentlichen Verkehr war bis zum 31. 12. 48 an den Nachweis des volkswirtschaftlichen Bedtirfnisses gebunden. Bis dahin wurden die aus HeeresUestanden, Vorkriegsbestanden dcr Wirtschaft and der aus Neuproduktion stammenden Kraftfahrzeuge erfaf3t and nach Dringlichkeit des Verkehrsbedurfnisses dem Verkchrsgewerbc, der Ernahrung, der Industrie, dem Haridwerk and den Behorden zugeteilt. Davon wurden von 1945 biis Ende 1948 insgesamt 5526 Lkw-Anhanger and Zugmaschinen and 3404 Pkw, ISrader and Omnibusse betroffen. Fur R e p a r a t u r z w e c k e d.es Kraftfahrzeugbestandes waren :Ende 1945 in Hamburg 73 Werkstatten mit 2772 Beschaftigten eingesetzt, Ende 1948 waren es 575 Werkstatten mit insgesamt 8624 Beschaftigten. Wiederaufbau der Hamburger Hochbahn AG. Die Hamburger Hochbahn hat in den Jahren nadi der Kapitulation ungewohn- liche Leistungen vollUringen mussen. Die Gesamtbefordcrungsleistung entwickelte sick wie folgt: 1945 beforderte Personen; 2G1 Millionen 1948 beforderte Personen: 451 Millionen Audr die geleisteten W a g e n k i l o m e t e r der einzelnen Becriebsteile stiegen im gleichen Zeitraum stark an. ` Straf3enbahn von 25 Millionen auf 39 Millionen U-Hahn von 9 Millionen auf- 17 Millionen OmniUus von 0,8 Millionen auf 2,4 Millionen -Die A l s t e r d a m p f s c h i f f a h r t legte im Jahre. 1948 300 000 Schiffskilo- meter zuruclc. Vom 1. Januar 1946 bis zum 30. April 1949 stieg das Personal der I Iamburgcr Hochbahn von 7122 auf 971 L Der A u s b a u des W a g e n p a r k s Litt dartinter, daf3 die 'Waggonbauin- dustrie ausschlieRlich fur Zwecke der ReichsUahn tang war. Das twang die Hoch- - bahn, Waggonaufbauten fur Omnibusse and Wagenkasten fur lOCI zerstorte U- Bahnwagen, deren Fahrgestelle and elektrische Ausrustungen erhalten blieben, in eigener Werkstatt herzustellen. Im Friihjahr 1950 soil der gesamte H o c h b a h n r i n g wieder befahren wcr- den. Fur den Straf3enbahnverkehr sollen 50 vier-achsige TrieU- and A.nhangerwagen modernster Art in Auftrag gegeUen werderi. Seit Mai 1949 fahrt in HarUurg die crste O b u s - L i n i e als Beginn der Umstel- lung von Stra(3enbalur and Autobus auf Obus fur den gesamten Stadtteil Harburg. Auch den Wohnungsbau suchte die Hochbahn zu fordern. Sie besaf3 Dezember 1945 280 Uetriebseigene Wohnungen and 54 Einzelwohnraume,.bis .zum 1. Mai 1949 Sind 620 betriebseigene Wohnungen and 75 Einzelraume von Be- legschaftsangehorigen bezogen worden. 222 Wohnungen befinden sicU im Bau. Wei- tere 300 Wohnungen Sind geplant. Approved For Release 2004/02/19 :CIA-RDP82-003738000200040001-4 Approved For Release 2004/02/19 :CIA-RDP82-003738000200040001-4 Behorde fur Ernahrung and Landwirtschaft Die Behorde fur Ernahrung and Landwirtschaft ist eine der jungcren hambur- gischen Behorden. Sie entstand nach der Biirgerschaftswahl 1946 and umfaf3t 3 Amter: das Ernahrungsamt, das Landwirtschaftsamt, das Forstamt. Iy'as Amt fur Ernahrung Die srhwierige Aufgabe der Ernahrungsbehorde nach der Erschopfung der Lebens- mittelvorrate aus den Kriegsjahren bestand zur Hauptsache i.n einer urnfassendcn ?Bewirtschaftung des Mangels", deren Ziel war, den Nahrungsmittelbedarf fur alle Schidtten der Bevolkerung, soweit es unter den damaligen Umstanden moglich war, sicherzustellen. Wenn spater einmal die Gesehichte der Leidenszeit des deutschen Volkes nach dem totalen Zusammenbruch 1945 geschrieben wird, so wird bin and wieder such das Wort ?N o r m a l v e r b r a u c h e r" auftauchen. Ob rnan sick nach den Berichtcn and statistischen Angaben in spaterer 7,eit vorstellen kann, was in den Jahren 1946 bis 1948 ein Normalverbraucher war, ist fraglich. Die Behorde fiir Ernahrung and Landwirtschaft hat rich in den Jahren der Not bemuht, das Los des sogenannten Normalverbrauchers zu erleichtern. Auch die Bevolkerung hat diese Bemuhungen anerkannt. Trotz aller Note dieser Jahre wurde die offentlichc Rube and Ordnung zu keiner Zeit ernstlich gestort. Wie gemaf3igt and geordnet hat sick z. B. der Streik der Hamburger Angestellten im Februar 1948 abgewickelt, ale man die Ausgabe der Beschaftigtenzulage forderte. Die Nationalsozialisten batten ale Berechnuagswert fur die zu verteilenden Lebensmittelmengen die Kalorienberechnung eingefiihrt. Die Militarregierung hielt dieses Berechnungssystem anfrecht. Es stellte sick jedoch bald heraus, daf3 Gewicht and Qualitat der Rationen riicht mehr uberein- stimmten. Die ?amtlichen" Kalorienmengen, die Papierwerte gewissermaf3en, wurden zwar erreicht, nahrwertmaf~ig jedoch blieben diese Mengen weit unter dem Kalorien- Soll. Der Tiefstand wurde in der amtlichen Bemessung wahrend der 101. Periode mit 1072 Kalorien erreicht, deren tatsachlicher Wert nach den Untersuchungsergebnissen des Hygienischen Institute aber hochstens 800-850 Kalorien betrug. Die Vorrate waren so Bering and die Zufuhr von Nahrungsmitteln so unzulang- lich, da13 bis zum Jahre 1947 die Rationen nicht monatlich, sondern von Woche zu Woche, oft sogar nur tageweise, aufgerufen werden konnten. Haufig genug war iiberhaupt keine Dediurg vorhanden. Die Folge war, daft viele Hamburger ge- zwungen wurden, aufs Land hinaus zu fahren, um Lebensmittel einzutauschen. Diese, aus der Not entstandenen H a m s t e r f a h r t e n nahmen einen solchen Umfang an, daB monatelang der gesamte Nahverkehr der Reichsbahn and die iibrigen Verkehrsmittel vollig iiberlastet waren. Irn Interesse der Gesamtbevolke- rung and vor allem jener Verbraucher, die nicht in der Lage waren, im Erzeugungs- gebiet sick zusatzlich Nahrungsmittel zu beschaffen, muf3ten seitens der Behtirde Maf3nahrnen ergriffen werden, wie die zeitweilige Absperrung der Vierlande, der Marschlande and des Siiderelbegebietes. Zur Sicherung einer gerechten Lebens- Approved For Release 2004/02/19 :CIA-RDP82-003738000200040001-4 Approved For Release 2004/02/19 :CIA-RDP82-003738000200040001-4 mittelvPrsorgung dienten auch SperrmaRnahmen and Kontrollen an den Ein- and Ausfallstra(3en and dem Hafer- and Elbmundttngsgebiet. Zeitweilig muf3te Ham- burg.z~am Notstandsgebiet erklart werden. DiP Auflosung der friiheren Reichsnahrstandsorganisationen loste das Versor- gungsgebiet Hamburg arts der Versorgungsgemeinschaft, die bisher mi.t Schleswig- Hohtein bestanden hatte. Von diesem Zeitpunkt an lieferte Schleswig-Holstein an Hamburg nur Hoch die von-der Frankfurter Verwaltung fur Ernahrung, Landwirt- schaft and Forster bestimmten Menges. Als die Berliner Versorgung infolge der po- litischen Spatmungen zwischen den Besatzungsmachten and der folgenden Blockade gefahrdet wu.rde, beschlol?, Hamburg trotz seiner eigenen Schwierigkeiren als erstes Land die Freistellung einer vollen Tagesration fur die Westberliner Bevolkcrung. Die LY~intern8te 1946-47 Der Lange strenge Winter 1946147 stellte die Hamburger vor schwere Priifungen. Das Fruhgemrise blieb aus, weil die Anzu.chtpflanzen erfrorcn warm. Brotgetreide and Kartoffeln warm nur in unzureichender Menge vorhanden. Bereits im Sommer 1.947 wares alle Vorbereitungen getroffen, um eine Wiederholung der Kartoffel- not, wie sic im harten Winter 1946/47 aufgetreten war, zu vermeiden. Bis zum 15. September 1947 wares 57 824 t Kartoffeln Hach Hamburg gebracht werden. In d.er Zeit vom 15. September bis 12. Oktober kamen durchsdmittlich 13 000 t Kartoffeln wochentlich Hach Hamburg. Innerhalb weniger Wochen ware die Win- terversorgung Hamburgs mit Kartoffeln durchgefuhrt gewesen. Da ordnete das bizonale Amt in Frankfurt an, daf3 die fiir Hamburg vorgesehenen Kartoffeln aus Schleswig-Holstciu Hach Berlin umdisponiert werden miiliten. Damit kam'Ham- burgs Versorgung plotzlich zum Stillstand. Alle Betx}iihungen unscrcr Stadt, die Frankfurter Anordrung riickgangig zu machen, blieben fruchtlos. F.rschwerend kam hinzu, daf3 in diesem Winter 1947/48 auch die Versorgung mit F 1. e i s c h and F e t t ihren tiefsten Stand erreichte. Mit dem Ausfall Medilenburgs war das I-Iauptliefergehiet verlorengegangen. Schleswig-Holstein, Niedersachsen sowie Bayern wares von Frankfurt ausersehen, die Versorgung I-Iambut?gs mit Pleisch zu sichern. Schleswig-Holstein hat soweit als moglich seine Lieferauflagen. an Hamburv erfullt, Bayern rind Niedersachsen dagegen haben ihre Lieferurgen nur unvallkom- rnen, toils verspatet, toils uberhaupt nicht erfiillt. Mit unendlicher M:iihe versuchte die Behorde fiir Ernahrung and Landwirtschaft, in Frankfurt die Ausfiihrung der zugesicherten Lieferurgen durchzusetzen, um d.ie geringen Fleischaufrufe erfiillen zu konnen. Oft war dieses Bemiihen vergeblich, and mehrfach muf3te als 1lusgleich Fisch zugeteilt werden. Da der trockene Sommer 1947 nur eine geringe Futterernte erbracht hatte, war auch die Milch-and Fettversorgung in dieser Zeit auf?,erordentlich. schwierig, Das Problem der Zusatzverpflegung Um die Arbeitsfahigkeit der werktatigen Bevolkcrung aufrecht: zu erhalten, mul3ten viele Gruppen fiber die Normalverpflegung hinaus zusaazlich betreut werden. Das Bemuhen der Behorde fur Ernahrung and Landwirtschaft, die verschie- densten Verbrauchergruppen entsprechend ihrer Leistung, ihrem Gesu~ndheitszustand usw. im moglichst gerechten Maf3e zu versorgen, erforderte ein kompliziertes Ver- teilungssystem and belastete die Verwaltung auf3erordentlich. Noch its Januar 194fi betrug der Anteil der Z u l a g e e m p f a n g e r an der Gesamtbev8lkerung 70,8 %, hierunter vor allem Schroer- uud Schwerstarbeiter, Kranke, werdende and stillende Mutter and Gemeinschaftsverpflegte. Im Dezember 1948, also Hach , ?i35 ,> Junge Buhne (jetzt geschlossen) - ? (495) ? Richard Ohnsorg-Theater 364 :364 ? Operettenhaus (sparer Palladium, jetzt geschlossen) 1.436 ? 426 ? St. Pauli-Theater 938. 938 " Theater im Zimmer - ? 60 ? Harburger Theater 661 340 ? Flora-Theater - 1.400 1.335 ? Haus am Besenbinderhof = _999 10.409 Platte 9.726 Platte 5enat, Kulturbeh8rde and Biirgerschaft ermoglichten, gestiitzt au'f die Initiative der Theaterleitungen, die Schaffung eines vorbildlichen Nebenhiauses fur das Deutsche Schauspielhaus im neucn ?Theater i m Haus der J u g e n d" in Altona, das 741 Sitzplatze umfaf~t and uber eine moderne Buhne mit kleiner Dreh- konstruktion verfiigt. Der improvisierte Zuschauerraurn auf der Buhne der Staatsoper wurde durcli eines Erweiterungsbau, der als Zwischenlosung in die erha.ltengebliebenen Auf3enmauern des alten Zuschauerraumes eingefugt wurde, um 600 Sitzplatze ver- grof3ert. In langwierigen Verhandlungen mit den Englanders gelang es, das Deutsche S c h a u s p i e l h a u s fur fiinf 'Page in der Woche wieder fur sein altes Ensemble freizumachen. Bedenklich and kritisch war nur .die Entwicklung der Abonriements and Be- sucherziffern nach dsr Wahrungsreform, durch .die der Subventionsbedarf der 5taatstheater (Staatsoper, Deutsches Sdiauspielhaus, Thalia-Theater, Stadtische Buhnen Harburg) gesteigert wurde and die Privattheater in eine akute Notlage gericten. Zahlreiche Neugrundungen wie die ?Auslese", die Junge Buhne, Intimes Theater and Neues Theater and einige Operettenbuhnen verschwanden. Soweit sie Aulen benutzt batten, wurden die Zuschauerraume wieder ihre~n alten Schul- zweclten zugefuhrt. Die Flucht des Publikums aus den Theaters hatte nichts mit Theatermudigkeit oder Theaterunlust zu tun. Sie war eine Krise der Kaufkraft, die Folge eines sozialen Erdrutsches nach der Wahrungsreform. Man konnte wieder Schuhe, Hemden, Koch- topfe, Gluhbirnen and Lebensmittel kaufen. Das Publikum stillte zunachst seines materiellen Hunger. 7 Approved For Release 2004/02/19 :CIA-RDP82-003738000200040001-4 Approved For Release 2004/02/19 :CIA-RDP82-003738000200040001-4 Es war unmoglich, staatlicherseits nun auch nosh die privaten Theater zu sub- ventionieren. Lediglich den verdienten Hamburger Kammerspielen, die sick zu einem wesentlichen Mittrager des kulturellen Ansehens der Hansestadt entwidielt batten, konnte eine (76erbriidtungshilfe von 60000 DM gegeben werden (aus den Kulturfonds des NWDR). Anderen Hausern, wie der Niederdeutschen Buhne (Ohnsorg-Theater), warden Miet- and Steuererleidtterungen gev~ahrt. Selbst die V o l k s b ii h n e geriet in akute Not, da auch der verbilligte Preis von DM 2,- bis 3,- nach der Wahrungsreform fur den Arbeiterhaushalt ein zu sd~weres Opfer bedeutete. Nun bereitet die Kulturbchorde in Zusammenarbeit mit der Schulbehorde, den Jugendorganisationen and kulturellen Vcreutigungen die Heranfuhrung brciter Besucherschichten, hauptsachlich aus Kreisen der Jugend, an das Theater vor. Man will kcine leeren PlStze subventionieren, sondern in rand 60 geschlossenen Sd~uler- auffuhrungen zunadtst durch wesentliche materielle Erleichterungen des Theater- besuches das Theaterbedurfnis eines echten Besudiernachwuchses neu beleben. Besucherzahlen der Privattdieater vor and nach der Wdlirungsreform - Fassu~gsvermogen Besucherzahl im Quartalsabsdmitt L(1948 Besucherzahl L~1949 Kammerspiele .. . . .. .. .. 43 000 42 000 ~ 29 500 Junge Buhne .. .. .. .. .. 45 000 3G OCO 23 500 Theater im Zimmer .. .. .. 4 500 3 500 2 000 St. Pauli-Theater .. .. .. .. 112 500 61 000 38 000 Die Auslcse .. .. .. .. .. 38 000 23 000 6 G00 Intimes Theater .. .. .. .. 27 500 25 000 5 000 Operettenhaus .. .. .. a) 41 000"') 38 000 -- b) 55 000*) - 34 500 Flora Theater .. .. .. .. .. 120 000 98 500 69 500 Ncues Theater .. .. .. .. 40 500 39 500 15 000 Volkstheater GmbH. .. .. .. 8 200 - 2 500 Scala .. .. .. .. .. .. .. - - - Kabarett der Komiker .. .. 78 000 - 23 500 *} a) Caspar-Voght-Straf3e b) Palladium P.ie Museen in Hamburg Die Pflege and Erh.aln~ng vorhandener Werte and darnit die Sidterung wissen- schaftlicher, kunstlerischer and allgemeiner geistiger Mal3stabe, die Sammlung kostbaren alten and neuen Gates ist den groflen and kleinen Museen, uber die Ham- burg in reichem Maf3e verfiigt, vorbehalten. Hcute ist die Hamburger K u n s t h a l l e wieder zu einem der repra- sentativsten deutschen Museen der bildeitden Kunste aufgestiegcn. Die Raumlid~- keiten der Kunsthal(e waren durd~ Luftangriffe stark besd~adigt worden and zu- nadtst fur Ausstellungszwecke nicht mehr benutzbar. Die intakt gebliebenen Teile waren anfangs von einer englischen Dienststel(c besetzt. Sie dicnten als Ent- lassungsstelle fur Kriegsgefangcne. Im Friihjahr 1946 warden acht Kabinette and ein kleiner Saal freigegeben and am 14. September 1946 mit einer beispielhaften 76 Approved For Release 2004/02/19 :CIA-RDP82-003738000200040001-4 Approved For Release 2004/02/19 :CIA-RDP82-003738000200040001-4 Ausstellung ?Deutsdte Romantik" wieder eroffnet. Neun weitere Kabinette wurden am 6. Dezember 1947 mit einer Ausstellung ?Hamburger Malerei" tier Offentlich- kcit ubergeben. Weitere funf Oberlichtsalc and adtt Kabinette des Obergcschosses konnten am 24. April 1948 in Bcuutzung genommen werden. Es folgten am 20. Oktobcr 1948 weitere funf Oberlichtsale and acht Kabinette, durdt die die Hamburger Kunsthalle inzwischen zur raumlich begiinstigsten deu~tschen Galerie geworden ist. Am 5. Marz 1949 konnten dem verdienstvollen Harrtburger Kunst- vcrein Ausstellungsraume im Erdgeschof3 des Altbaues ubergeben. werden. Die Obergeschof3raume des Altbaues dienen vorlaufig nodt als Theaterwerkstatten. Durch reprasentative Ausstellungen deutscher and internationaler Kunstwcrke vermochte die Kunsthalle wertvolle geistige Briidten zu schlagen and ihre eigenen Bestande dem Hamburger Publilcum and den Besuchern Hamburgs wieder zu- gang(ich zu madten. Das Museum. f ur Kunst u n d G e w e r b e am Steintorplatz hat die wahrend des Krieges ausgelagerten Bestande bis auf Teile, die in der russisch bcsetzten Zone blieben, zurudigefuhrt and zunachst in wenigen Raumen der Cdffendichkeit in der Form .wechselnder Ausstellungen gezeigt. Die Mehrzahl der Raunilichkeiten war wahrend des ISrieges and in der ersten Nachltriegszeit zweckentfrem.det. Es gelang, z e h n R a u rn e fur Ausstellungszweckc freizubekommen, wahrend ein Teil des Hauses nodt Wohnheim der Reidtsbahn blie~. Die Bemiihungen fur die Freimachung -des zwedtcntfremdeten Restes der Museumsraume werden fortgesetzt. Nach Fer- ? tigstellung aller Raume wird Hamburg mit seinen reichcn Sammlungen des Museums fur ICuust and Gewerbc wieder eincs der bedcutcndsten Museen besitzen, dessen Sammlungen von der europaischen Vorgesdiichte and den alten Kulturen Agyptens and VorBerasiens bis in die Gegenwart reichen. Widrtige Abteihtngen sind 'der Kunst Os*.asiens and des'Islams gcwidmet. Das Erbe Justus B r i n c k m a n n s and Max S a u e r l a n d t s wird auch nach der volkserziehcrischen Seite hin durdt Samm- 'lung and Darbietung der besten Werke des modernen Kunsthandwerks wurdig verwaltet. Fines der volkstiimlichsten Museen ist das Museum fur H a m b u r g i s c h e G e s c h i c h t e, dessen Sammlungen Burch Einbunkerung and Ilornbenschaden von Chaos bedroht waren. Die Reorganisation begann im Februar 1946, zunachst nit der Retttmg gro(3er Gebaudctcile, Bann nit der Rettung der Ausstellungsobjekte and dem Wiederaufbau der Sammlungen, der die Wiederaufnahme der wissen- schaftlichen Arbeit folgte. Am 28. April 1949 konnte die Richtfeier des letzten Dachteiles begangcn werden. Als erstci? Absclmitt im Rahmen der Wiederherrichtung der Sammlungen wurdc die Abtc'rlung ?Hamburg im Mittelalter" im Juli 1948 vollendet. Stadt-, Hafen- und Schiffsmodelle wurden umfangreidien Reparaturen untcrzogen. Inzwisdten `haben die Schausammlungen wieder 30J des Friedensbestandes rrreidtt. Gliidc- licherweise hat das wissenschaftliche Material des Museums keine ncnnenswerten Verluste erlitteu. Bibliothek, Lesesaal, Einzclblattsammhmg .ttnd Munzkabinett wurden schon im Sommer 1946 in Betricb genommen. Auch dieses Museum nimtnt 'heute in der Reihe der historischen Museen Deutschlands fiihrenden Rang ein. Das Hamburgische Museum fur Volkerkunde' and Vorgeschichte schien bis auf die Dachabdedtung and Glassd~adcn unversehrt. Durch eine auf der Rothenbaumchaussee niedcrgegangene Luftmine war das anselmliche Gebaude den- noch bis in seine Grundmauern schwer erschuttert. Inzwischen ist das Haus vollstan- -dig wieder eingeglast worden, Druckschaden am inneren Mauerwerk wurden zu `90 J beseitigt, die Magazinboden zu 75 io nit Rabitzdecken versehen, vier Aus- 77 Approved For Release 2004/02/19 :CIA-RDP82-003738000200040001-4 Approved For Release 2004/02/19 :CIA-RDP82-003738000200040001-4 stellungssale vollstandig wieder hergestellt and eingerichtet. In der Zeit von 1946 bis 1948 erfolgte der Aufbau and die lbiedereinrichtung des Saalcs Nordasien, der vergleichenden Abteilung and der Sale Ostasien and Indonesien. Teilweise wiedereingerichtet worden die Abteilungen Vorgeschichte, Altagypten (Afrikasaal} Bowie Marokko and Tunis. Die Sammlung Neger-Afrika wird nosh bearbeitet. Auch der Amerikasaal befindet sick nods im Wiederaufbau. Einen Sonderrang unter den Heimatmuseen nimmt das A 1 t o n a e r M u s e u?m ein, das Burch Volltreffer and Brandbomben schwer beschadigt worden war. Zu- nachst wurde die Geologische Abteilung gerettet, Bann die Bauernhausmodelle and Bauernstuben wiederhergerichtet, die am 11. Oktober 1948 der Offentlichkeit zu- ganglich gemacht worden. Die Schaden am Harburger H e l m s -Museum , das gleichfalls Heimatcharak- ter besitzt, Bind so schwer, daft fur Ausstcllungen nor ein kleiner Raum zur Ver- fngung steht. Vom Helms-Museum aus wird jedoch die Forschungsarbeit im Land- gebiet Burch Vermessungen and Ausgrabungen, wie z. B. der Dorfwustung Boits- hoop bei Langenrehm, fortgesetzt. Im Neuen Altonaer Rathaus fand die T h e a t e r s a m m l u n g der Hansestadt Hamburg Untersd:lupf, nadidem das Institut im schonen alten Altonaer Rathaus vollig ausgebombt war. Wertvolle Teile der Theaterbibliothek konnten gerettet werden, so daf3 den Theatern Buhnentexte and wichtige bibliographische Hilfs- mittel zur Verfiigung gestellt werden konnten. Die Bilder- and Handschriften- sammlung konnte weitergefuhrt werden. Mit der Universitat and der Studenten- buhne besteht enge Zusammenarbeit. Auch fur Biihnenbildner ist die Sammlung-eine Fundgrube wertvollster Anregungen. Die Landeskurzstschule Dem Nachwuchs der bildenden Kunste dient die L a n d e s k u n s t s c h u l e, deren stattlicher Schumacherbau Burch Bombensdiaden schwer mitgenommen wurde. Trotz der Vernichtung vieler Schulraume gelang es, nach der Kapitulation die gleiche Anzahl von Schiilern (332} unterzubringen wie zwischen den beiden Welt- kriegen. D'ie Zahl der hauptamtlichen Lehrkrafte muBte jedoch im Vergleich zu 1930 von 37 aus Ersparnisgrunden auf 24 verringert werden. Dennoch gelang es, so namhafte Lehrkrafte zu gewinnen, daf3 sie der Landeskunstschule einen hohen Rang unter den deutsdten Kunstschulen and Kunsthodischulen sicherten. 1947 wurde eine Abteilung fur die Ausbildung von Kunsterziehern der Hoheren Srliulen einge- richtet. Schon im Oktober 1948 konnten die ersten Staatsexamen abgelegt werden, wodurch de facto der Rang der Landeskunstschule als einer Kunsthochschule an- erkannt wurde. Ein Vergleid~ mit den ?Etats der wichtigsten anderen Kunsthodt- schulen ergab, daf3 die Hamburger Landeskunstschule fast um die Halfte billiger arbeitet als Munchen and Dusseldorf. Als neue Klasse wurde die Abteilung fur Flad~enmusterentwttrf verbunden mit einer Werkstatt fur Stoffdrudt eingerichtet, von der die Bud- and westdeutsche Industrie laufend mit Entwurfen beliefert wird. Auch die Weberei, die Keramik, die Buchdrudcerei and die graphischen Klassen fiihren regelmaf3ig praktische Auf- trage fur Private and fur die Behorden aus, wodurch den Schulcrn die Gelegenheit gegeben wird, ihr Studium mitzufinanzieren. Gleichzeitig wirken diese Arbeiten als Anregungen and Leistungsvorbilder fur das graphische Gewerbe and fur das Kunstgewerbe. Eine Ausstellung von Schillerarbeiten bestatigte den ungewohnlichen Leistungsstand der Landeskunstschule, ihres Lehrkorpers urd ihrer Schiilerschaft. 78 Approved For Release 2004/02/19 :CIA-RDP82-003738000200040001-4 Approved For Release 2004/02/19 :CIA-RDP82-003738000200040001-4 Die Schule fur Musik and Theater Die Schule fur Musik and Theater der Hansestadt Hamburg wurde am 1. Oktober 1946 wieder eroffnet. Das erste Semester verlief nicht ohne. toffmangel vorubergehend zur Schlicf3ung 'zwang. Be- B da der rcnns en Sehr Storun tt f k , g . te: sta ra Lehr d helfsweise fand der Unterricht in den Priva twohnungen er ms der Schule. i chwer war in der Anfangszeit die Beschaf fung des In u strumentar zweier ietun h A Alle diese Schwierigkeiten einschlief~lich der raumlichen, g nm die durc Sind in der k Hauser an der Rothenbaumchaussee gcm eistert wer onnten, den Zahl der Stu- Di d Zwischenzeit im Rahrnen des finanziell Mog lidien gelost e en. wor dierenden entwickelte sick wie folgt: 88 Lehrkr d Winters. 1946: 450-Stud. 80 Lehrkr. Sommers. . .. 1948: 700 Stu Winterss 1947: 550 Stud. 82 Lehrl r. Sommers. s 1949: 455 Stud. 65 Lehrkr. Die Schule fur Musik and Theater bildet aus: Solisten (Sanger, Pianisten, Geiger, Dirigenten) bis zur kiinstlerisclten Reife. Komponisten and Orchestermusiker (alle Orchesterinstrumente) bis zu:r beruflichen Reife. Privatmusikerzieher (alle ublichen Fachgebiete) bis zur padagog;ischen Reife. Schauspieler bis zur Biihnenreife. Die Burgerschaft beschlof3 am 31. August 1949 das ?Gesetz fiber die Erricl~tung einer Staatlichen Hochschule fur Musik in Hamburg". Danach wird tnit Wirkung vom 1. April 1950 die Schule fur Musik and Theater in eine ?Staatliche Hocltschule fur Musik in Hamburg" umgewandelt. Denkmalschutz Der Kulturbehorde angegliedert rind das D e n k m a l s c h u t z a m t Fund das N a- t u r s c h u t z a m t. Nach den schweren Zerstorungen der Imienstadt verblieben etwa 250 eingetragene Baudenkmaler, die mcisten in beschadigtem oder verwahrlostem Zustand, in der Betreuung des Amtes. Leider lief3 Bich 1946J1947 ei:n zusatzlicher schwerei? Verlust an Kulturgut infolge von Not, Hunger, Kalte, De:moralisierung and Unverstandnis nicht vermeiden. Im Rahmen des Moglichen aber worden Bergungen and Sicherungsarbeiten an zerstorten oder beschadigten Kirchen and Profanbauten durchgefuhrt. Besondere Sorgfalt galt den Resten von St. Katharinen and von St. Jacobi, deren sudliches Seitenschiff wieder hergestellt werden konnte. Drei mittelalterliche Fliigelaltare, die einzigcn, die Hamburg besitzt, werden zur Zeit restaui?iert. An widttigen anderen Baudenkmalern worden wieder hergestellt: die ehemalige Wache am Millerntor, die Schimme:lmannka- p e l l e in Wandsbek and die A l s t e r a r k a d e n. Auch von d.en wertvollen ]tlassizistischen Hausern der P a 1 m a i 11 e worden das Baursche Palais (Haus Nr. 59) and das Haus 53-55 instandgesetzt. Die Fassade des G S r z s c h e n P a 1 a i s ' wird baulich gesichert. Die Christianskirche in Ottensen b~efindet sick im Wiederaufbau, ihr sdiones Glockenspiel wurde erhalten. Die historischen i s r a e - l i t i s c h e n F r i e d h o f e in Altona worden vor weiterer' 'Verwahrlosung geschutzt, gartnerisch instandgesetzt and umzaunt. Auch in den Auf3enbezirken worden wichtige Sicherungsmaf3nahmen durchge- fiihrt, : u, a. wird das Hufnerhaus Rieck in Cttrslack aus dem 17. Jahrhundert (Staatsdomane), einer der al.testen and wertvollstcn Typen. des Vierlander Hauses mit Heuberg, Backhaus, Speicher and Scheune, eine Gesamthofanla.ge mit schoner geschnitzter Pforte, wieder hergestellt. Hier Sind die Schaden weni;;er auf Kriegs- zerstorung als auf Verfall zurudczufuhren wie im Landgebiet, wo das Denkmal- 79 Approved For Release 2004/02/19 :CIA-RDP82-003738000200040001-4 Approved For Release 2004/02/19 :CIA-RDP82-003738000200040001-4 schutzamt bemiilit ist, erzieherisdi auf die Bauernbevolkerung einzuwirken. Ange- sithts des Mangels an Hausha]tsmitteln ist das Denkmalschutzamt weitgehend auf. Hilfe and Forderung lurch die CJffenclidtkeit angewiesen. Naturschutz Das N a t u r s c h u t z a m t sucht die sparlichen Naturlandschaften im hambur- gischen Staatsgcbiet zu pflegen and zu erhalten. Besonders groBe Gefahr drohte der Fischbeker Heide, dem Wohldorfer Wald, dem Duvenstedter Brook and dem Elbufer. Schwierig ist es, der Selbsthilfeaktion wilder Siedler in den Arm zu fallen, lurch die grol3ere Freiflathen zerstort and damit der Gesamtbevolkerung verloren gehen wurden. In den Tagen der Not konnte der wilden Holzfallerei kaum Einhalt geboten werden, dock muf3te unterschieden werden zwischen ed~tem Notstand and reinem Raubhieb zahlreicher illegaler Erwerbsholzfaller. Oft befand silt das Naturschutzamt in Gewissensnoten, dean wet wolJte einen Menschen erfrieren Lassen, um einen Baum zu erhalten? Seine Hauptaufgabe erblickte das Naturschutzamt jedoch darin, die Trummer- psychose der Bevolkerung in eine Aufbaustimmung umstellen zu hclfen. Die Land- schaft des hamburgischen Staatsgebietes kann nut erhalten werden, wenn das Ver- standnis fiir gemeinnutziges Handeln zum Wohle der Allgemeinheit wieder wachst. Es galt oft genug, entsetzlicher Roheit and schlimmer Verwilderung entgegenzu- treten. Der Tiefpunkt scheint abet iiberschritten zu sein. Fines der grof3en Sorgenlsin~ r dVeolKsbuuhbehoide Sind die C~ f f e n t l i c h e n B ii c h e r h a 11 e n , eine Stiftung, die mit einem erheblidhen Staatszuschufi unter- stiitzt wird and der Bevolkcrung Volksbudhereien in vielen Teilen des Stadtgebiets zur Verfagung stellt. Der Bestand dieser Biichereien betrug 1946 153 300 Bande. Die Anzahl der Bande ist inzwischen auf 172 700 angesticgen. Darunter befinden sick 24 000 Noten. Viele der Biicherhallen waren zerstort Oder beschadigt. Wieder hergerichtet wurden die Biicherhallen i`londcebergstraf3e, Ahona, Winterhude, Eppendorf, Veddel, Bahrenfeld, Eidelstedt, Harburg, Harburg-Wilstorf, Wilhelms- burg, Tonndorf, Volksdorf and die Musi.kbiicherei. Zu den Zielen der Kulturbehorde gehort es, Hamburg zu einer Stadt der Film- produktion and der Buchverlage zu machen. Die Geschafte der Lizenzierungsaus- sdiusse fur Theater, Film and Verlagswesen werden lurch die Kulturbehorde wahrgenommen. Lichtspielwesen Nadh der Kapitulation wurden in I3antburg 21 Spielfilm- and ]5 Kulturfiltn- lizenzen ertcilt. Gedreht wurden in Hamburg seit der Kapitulation 13 Spielfilme. Die 7,ah1 der genehmigten Lichtspieltheater in Hamburg betragt 95 mit rand 43000 Sitzplatzen gegen 110 im Jahre 1943 mit 69200 Sitzplatzen. Trotzdem wurde 1948 mit 23,8 IVlillionen Besuchern die Besuchszahl des Jahres 1938 um b33 000 ubertroffen! 1949 war der Besuch leicht rucklaufig. Das erste Halbjahr brachte 10,7 Millionen. Fiinf weitere Lizenzen fur Lichtspielhauser sind erteilt, dock wurden die Theater bisher nosh nicht hergerichtet. Der Verwaltung dutch die Kulturbehorde unterstellt sind auf3erdem das im Wasserturm des Stadtparks wieder hergerichtete Planetarium and die M u s i k h a 11 e, in der die Philharmonischen Konzerte durchgefiihrt werden. Gefordert werden lurch die Kulturbehorde kulturelle Organisationen, Volks- and Laienspiele, Puppenspiele, Tagungen and Ausstellungen. 80 Approved For Release 2004/02/19 :CIA-RDP82-003738000200040001-4 Approved For Release 2004/02/19 :CIA-RDP82-003738000200040001-4 Aus der Arbeitsbehorde Die Arbeitsbehorde ist durdi Bcschluf3 des Senates vom 3. Juni x947 erridrtet worden. Sie ist fur alle Fragen des Arbeitsrechtes zustandig. Sie fiihrt Aufsicht uber die Trager der Sozialversicherung and fiber den Arbeitsschutz. Sie ist verantwort- lich fiir Einriditung der Arbeitsgerichte. Auf dem Gebiet des Arbeitsrechtes ist die Arbeitsbehorde bei der Vorbereitung von Gesetzen tatig gewesen. So war sie durch Mitwirkung in sozialpolitischen Aus- schiissen des Landerrates an allen ihr Sachgebiet betreffenden Gesetzentwurfen des Wirtschaftsrates beteiligt, so z. B. an dem am 10. November 194fi verkiindeten Gesetz uber die Aufhebung des Lohnstops, am Tarifvertragsgesetz vom 9. April 1949 and am Sozialversicherungsanpassungsge- s e t z , das am 1. Juni 1949 in Kraft getreten ist. Das Gesetz uber die Aufhebung des Lohnstops gibt Gewerkschaften and Ar- beitgeberverbanden die Mbglichkeit zuriidi, ohne Beschrankung durch behSrdliche Eingriffe die Arbeitsbedingungen zu vereinbaren. An die behordlche Genehmi- gung gebunden blieb lediglich die Verschlechterung der Arbeitsbedingungen. Das 'Tarifvertragsgesetz klart Voraussetzungen, Form and rechtliche Wirkung von Tarifvertragen. Es sieht vor, durch AllgemeinverbindlidikeitseYklarung anzu- ordnen, daf3 die Bedingungen eines Tarifvertrages auch fur nichtorganisierte Ar- beitgeber and Arbeitnehmer gelten. Das Sozialversicherungsanpassungsgesetz enthalt Bestimmungen fiber Zuschlage zu den Renten der Invalidenversicherung and der Angestelltenversicherung and uber eine teilweise Gleichstellung der Leistungsvoraussetzungen in der Invaliden- versicherung and in der Angestelltenversicherung. Die fur die Leistungsverbesse- rungen erforderlichen Mittel werden durch Erhohung der Beitrage -zur Invaliden- versicherung and Angestelltenversicherung aufgebracht bei gleid~zeitiger Herab- setzung der Beitrage fiir die Arbeitslosenversicherung and abgeanderter Verteilung der Beitrage fur die Krankenversicherung. Auf diese Weise hat sick fur die Arbeit- geber eine Erhohung, fur die Arbeitnehmer im allgemeinen eine kleine Verminde- rung des Gesamtbeitrages zu den Sozialversicherungen ergeben. Das Gesetz legs fest, daft die Lander einen Teil der Rentenausgaben in der Invalidenversicherung zu tragen haben. In Vorbereitung befinden sick ein K ii ri d i g u n g s s c h u t z g e s e t z and ein Jugendarbeitsgesetz. Auf dem Gebiet der S o z i a l v e r s i c h e r u n. g and der `Tersorgung der Kriegsbeschadigten and Hinterbliebenen hatie sick die Militarregiexung die Befug- nis zur Gesetzgebung vorbehalten. Die Arbeitsbehorde wirkte herbei mit. Die Vorbereitung von Anordnungcn and Anweisungen an die Versidxe:rungstrager fur die Durchfiihrung der oft in unklarer Fassung erlassenen Vorschriften erforderte besonders 1946147 standige Verhandlungen zwischen Arbeitsbehorde and Versiche- rungstragern and vielen anderen Stellen. Als die Versicherungstrager nach den Be- stimmungen der Wahrungsgesetze vom 21. Juni 1948 nicht mehr fiber die notigen ~ 81 Approved For Release 2004/02/19 :CIA-RDP82-003738000200040001-4 Approved For Release 2004/02/19 :CIA-RDP82-003738000200040001-4 Gelder verfugten, um die gesetzlich vorgeschriebenen Leistungen zu erfullen, ist ihnen aus hamburgischen Mitteln ein Oberbrudcungsvorschuf3 von 22 Millionen DNI gegeben worden. Ein erheblicher Teil dieses Betrages ist zuradcgezahlt worden, der Rest durch einen ZuschufS der Hansestadt Hamburg fur die Invalidenversicherung abgelost worden. Die Versorgung der Kriegsbeschadigten and Hinterbliebe- n e n anderte sick haufig. Zunachst beseitigte die Militarregierung das alto Versor- gungsrecht and ordnete an, daB Kriegsbeschadigte and Hinterbliebene Renton nadz den Vorschriften der Invalidenversicherung and Angestelltenversicherung bekamen. Nach dem 1. August 1947 traten neue von der Militarregierung fur die gesamte Zone erlassene Vorschriften in Kraft. Danach worden die Renton nadt den Bestim- mungen fiber die Unfallversicherung berechnet. Diese Renton worden jedoch nach dem Arbeitsverdienst bemessen, den der Verletzte im letzten Jahr vor dern Unfall hatte. Bei Anwendung dieses Verfahrens auf Kriegsbeschadigte hatte es viele Schwierigkeiten gegeben. Deshalb worden die Renton nunmehr einheitlich nach einem angenommenen Jahresarbeitsverdienst errechnet. Kriegsbeschadigte erhalten auflerdem Heilfiirsorge nach den Bestimmungen, die fur die Opfer von Arbeitsun- fallen geken, also arztliche Behandlung, Krankenhausbehandlung, Versorgung mit Kunstgliedern, Berufsumsd~ulun.g. Da die Militarregierung die fruheren Versorgungsamter aufgelost hat, worden soft dem 1. August 1946 Renton von den Landesversidterungsanstalten gezahlt. In Hamburg Sind gezahlt worden: 1946 .. .. .. .. 4 975 Millionen RM 1947 .. .. .. .. 31987 RM 1948 .. .. .. , . 40 769 RM/DM 1949 .. .. .. .. 52 000 DM Voransdilag Das Versicherungsamt and das Oberversicherungsamt Ham- burg haben als Abtcilungen der Arbeitsbehorde Anfang 1946 wieder mit ihren mundlichen Verhandlungen begonnen. Das Oberversicherungsamt ist die letzte In- stanz fur die Entscheidung uber Anspriiche von Kriegsbeschadigten and Hinter- bliebenen. Das Versicherungsamt Hamburg hat u. a. auc}i die Geschafts- und' Rechnungsfuhrung von Krankenhausern zu prufen. Die E i g e n u n f a l l v e r s i c h e r u n g- Abteilung der Arbeitsbehorden cr- fullt fur die Angestellten and Arbeiter der hamburgischen Verwaltung die gleiche Aufgabe, die in der Privatwirtschaft durch die Berufsgenossenschaften der Unter- nehmer versehen wird. Der hodtste Stand der Versicherten_betrug 43000. Zu den Versicherten zahlten auch die bei englischen Dienststellen tatigen deutschen An- gestellten and Arbeiter. Die Zahl der Arbeitsunfalle ist in den letzten Jahren er- heblich gestiegen, vermutlich Weil es in vielen Betrieben an Fachkraften fehlte and Berufsfremde beschaftigt wurden. Auch Mangel an technischen Einrichtungen der Arbeitsplatze (Schutzvorrichtungen, Beleuchtung) trugen zur Steigerung der Unfall- ziffern bei. 1946 wurden 3830; 1947 4632; 1948 5297 Betriebsunfalle gemeldet~. Berufskrankheiten Sind darin eingesd~lossen. Fur R e n t e n l e i s t u n g e n and Heilverfahren wurden softens der Eigenunfallversicherung aufgewendet 1946 471 000 RM 1947 507 000 Riv4 1948 707 000 RM/DM An .Leistungen fur die Opfer der nationalsozialistischen Verfolgung nach dem Gesetz uber S o n d e r h i l f s r e n t e n vom 24. Mai 1947 wurden im Haushalts- 82 Approved For Release 2004/02/19 :CIA-RDP82-003738000200040001-4 Approved For Release 2004/02/19 :CIA-RDP82-003738000200040001-4 jahr 1948 1,45 Millionen DM aufgewendet, dock ist erst ein Teil der vorliegendon 4700 Antrage abschlief3end entschieden worden. Arbeitsschutz In dieser Abteilung ist das fruhere Gewerbcaufsichtsamt mit dem fruheren Auf- sichtsamt fur Darnpfkessel and Maschinen zusammengefaf3t worden. Aufgabe der Gewerbeaufsicht ist es, die- Arbeitnehmer vor Gefahrcn fur Gesundheit and Leben, die -sick aus Arbeitsart and Einrichtung der Arbeitsplatze ergeben, zu sdiutzen. Zeitweise entschied die Gewerbeaufsicht such nach Art