VOPO BEDROHT STEVENSON
Document Type:
Collection:
Document Number (FOIA) /ESDN (CREST):
CIA-RDP80S01540R002200230012-5
Release Decision:
RIFPUB
Original Classification:
K
Document Page Count:
24
Document Creation Date:
December 22, 2016
Document Release Date:
May 24, 2012
Sequence Number:
12
Case Number:
Publication Date:
July 12, 1953
Content Type:
OPEN SOURCE
File:
Attachment | Size |
---|---|
![]() | 10.1 MB |
Body:
Declassified and Approved For Release 2012/05/24: CIA-RDP80SO154OR002200230012-5
klerla'g und Redaktion:
Bln.-Grunewald, Bismartcpl.1,
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nln.-Grunewald, Bismarckpl. 1.
Nr. 160 / 8. jahrgang
VOpo bedroht Stevenson
Eisenhowers Wahlgeg'ner writer Waffein.gewalt in Ostberlin. festgehalten
Berlin (AP), Eine Volkspolizeistreife hat den ehemaligen aids zu einem Informationsbesuch in Berlin aufhalt,.hatte
amerikanisdsen Prasidentsdmaftskandidaten Adlai Std- am- Sonnabendnadsmittag eine Rundfahrt durdt Ostberlin
venison und sieben ihn begleitende Amerikaner am Sonn- unternommen. Als er zum Ruinengelande der Reidss-
abendnadsmittag vor dem Ruinengelende des frfiheren kanzlei kam, wollten einige seiner Begleiter Aufnahmen
Reidmskanzlerbunkers fiber 20 Minuten lang festgehalten von ihm madmen. Wie aus dem Boden gestampft traten
und ihnen samtliche Filme aus ihren Fotoapparaten ab- ihnen pldtzlids zehn Vopos in den Weg und. blodcierten
genommen. Mit einem unmiflverstiindlidsen Griff nails mit ihren beiden Streifenwagen das Auto Stevensons.
seiner Masdsinenpistole hielt ein kasernierter Vopo Ste- Nadmdem sie die Films abgenommen batten, wurde den
venson in gebrodsenem Englisdm mit den Worten an: ,You. Amer.ikanern' die Fortsetzung ihrer. Rundfahrt durdm den
move an I shoot" (Halt, oder ids sdrieBe). Stevenson, der sowjetisdmen'Sektor gestattet. .
Berlin (Eigenberidit). Der demokra- in viele Bfidher geschrieben, aber nods geordnetenhauses, Dr. Suhr, und dem
tisdie Kandidat bei den letzten US- nie in din Goldenes Buds, eiklarte der Regierenden Burgermeister Dr. -Reu-
Prasidentsdiaft?wahlen, Adlai E. Ste- unterlegene Wahlgegner Eisenhowers, ter, der US-Stadtkommandant General
venson, nannte gestern auf einem - nadhdem er seine Unterschrift voll- Timberman, der Direktor des Berliner
Empfang im Sd16neberger Rathaus zogen hatte. HICOG-B5ros,. Lyon. Mitglieder 'des
Berlin eine wirkliche Hauptstadt der An dem Empfang nahmen auBer den Senats, des Abgeordnetenhauses und
Freiheit. Er babe seinen Namen sdson Gastgebern, dem Prasidenten des Ali- . Vertreter des i ffentlichen Lebens tail.
Schwer~r Unfall auf der Anus
Borgward-Fahrer Brudes raste gegen. eine Betonmauer 1 Rote Signalfahnen senkten lich
Berlin (Eigenbericht). Beim Training der Sportwagen _ pli tzlidm _ an der Einfahrt zur Siidkehre auf einen regen-
..der Klasse.F ereignete sidm am Sonnabend auf der Avus nassen Teil der Stredce ins Sdsleudern geriet. Es- gelang
ein Unfall, bei dem der deutsche Fahrer Adolf Brudes er-' dem Fahrer, des Tempo auf etwa 80 km/st zu.drosseln.
beblich verletzt wurde. Brudes war mit seinem Borgward Er konnte jedoch nicht. mehr verhindern, daB der Wagen
im 200-km/st-Tempo fiber die Gerade gerast, als er. gegen die Betonmauer vor den Zuschauertribiinen prallte.
Brudes erlitt durch den Anprall
eine Gehirnersdsutterung sowie Platz-
und Schnittwunden am Kopf. Das
Fahrzeug' wurde an der Vorderachse
sdswer besdsadigt. Safort nails dent
Unfall senkten sich iiberall auf der
Avus die roten Signalfahnen und
stoppten die Trainingsfahrten.
-Adolf Brudes 'fallt damit fur das Konkurrent der: Porsdhe-Silberpfsile
Rennen heute ?nadsmittag aus. Jetzt angesehen. Er ,fuhr mit` die schnell-
ist nur noch ein Borgward-Sport- sten Trainingsrunden.
wagen am Start. Er wird von dem
siegreidsen Teilnehmer der Cerrea
Panamericana, Klenk, gefahren. Bru-
des wurde fur das Rennen der Sport-
wagen der Klasse F als scharfster
Blutbad enter der Leibw-vache
Malenkow entsandte Truppen zur Verhaftung Berijas
Moskau (AP). Der VerhaftungBerijas
ist ein dramatischer Kampf voraus-
gegangen, in dessen Verlauf zunadsst
.die Leibwache des MWD-Chefs von
Sondereinheiten in einem Blutbad.
niedergemetzelt wurde. Entsprechende
Informationen aus Moskau liegen
einen Londoner Quelle vor, die sits in
der Vergangenheit als auBerst gut in-
formiert erwiesen hat. Die von Ma-
]enkow entsandten Einheiten, die
Berija dingfest zu machen hatten, wur-
.den von Panzern unterstutzt. Nails der
Leibwache wurde schiielllich der Chef
der Geheimpolizei selbst uberwaltigt.
Wahrscheinlidt - ist in allernachster
Zeit mit wichtigen Beschlilssen der So-
wjetregierung zu einem Kurswedisel
auf den Gebieten der Landwirtschaft
und der Justiz zu redinen. Westliche
13eobachter in Moskau ziehen eine
solche Folgerung aus der Tatsache, daB
die. ,Prawda" am Sonnabend den ge-
stilrzten Berija fur die Verzogerung
einer Li sung der Fragen auf diesen
Gebieten verantwortlich macht.
In Massenversammlungen der so-
wjetischen KP werden nadi Meldungen
des 'Moskauer Rundfunks immer wie-
der die Beschlilsse des Zentralkomitees
und die - Anki.indigungen fiber seinen
angeblichen Verrat verlesen. Jedesmal
seien die Zuhorer in Enthu-siasmus
und begeisterte Zustimmung aus-
gebrochen.
New York (UP). Nadi Meinung
fOhrender Vertreter der UN deuten
vielerlei Anzeidien darauf hin, daB
Berijas Fall von Langer Hand vor-
bereitet gewesen sei. ?Es sei nicht aus'-
geschlossen, daB sein Sturz schon bei
Stalins Tod, wean nicht sogar friiher,
von den beiden anderen Madhtigen,
Malenkow und Molotow, beschlossen
worden sei.
Wackelt Zaisser?
Berlin (TE-Eigenbericht). Berijas
Sturz hat in allen Teilen der Sowjet-
zone tinter der Bevolkerung offene
Begeisterung ausgelost. In zahlreichen
Betrieben, so. zum Beispiel im Stahl-
werk Hennigsdorf, forderten die Ar-
beiter die Abberufung und Verhaftung
des Chefs des SSD, Zaisser. In Mag-
deburg taudrten an Mauern von Fa-
briken und Hausern Aufsdsriften auf
mit den Worten: Weg mit Zaisser"
und Tod dem - Spitzbart".
Wahrend die' SEb bisher keinen
offiziellen Kommentar zu den ?Mos-
kauer Vorgangen heraus,gab, kfindigte
ein Sprecher der Pankower Regierung
gegenuber ADN an, daB Berijas Amts-
enthebung neue entscheidende Konse-
quenzen zur Folge haben, werde.
Basel (dpa). Die Position des so-
wjetischen Hohen Kommissars Sem-
jonow ist nach Meinung der ?Basler
Nachrichten" nidrt erschi ttert worden.
Moskaus Vertreter in Karlshorst babe
sich wahrscheinlich schon vor einiger
Zeit deutlich auf die Seite Malen-
kows gestellt.
Auch das Kriegsrecht fallt
General Dibrowa hebt den Ausnahmezustand in Ostberlin -auf
Berlin (Eigenberidit). General Di-
browa, der Militarkommandant des
sowjetisdsen Sektors, hat die Auf-
hebung des, fiber Ostberlin verhang-
ten Kriegsrechts befohlen. Die ent-
sprechende Anordnung wurde vom
kommunististsen Zonensender Ost am
Sonnabend verbreitet und erging
einen Tag, nadsden:j. die westlichen
Stadtkommandanten erneut in ein-
dringlicher Form die Freilassung der
nods im Zusammenhang mit den Er-
eignissen des 17. Juni inhaftierten
Personen gefordert hatten.
Der Befehl bezieht sits auf die Auf-
hebung des Ausnahmezustandes und
tritt in der Nacht vom Sonnabend
zum Sonntag um 0 Uhr in Kraft. Da-
mit ist juristisch nails 25 Tagen das
Leben inn Sowjetsektor Berlins wie-
der normalisiert worden.
Der Ausnahmezustand? wurde , am-
17. Juni um 13 Uhr fiber Ostberlin
verh9ngt. Bereits am 23.- Juni wurde
das darin enthaltene Verbot. von
Menschenansammlungen fiber cfrei
Personen und Demonstrationen prak-
tisch - auBer Kraft gesetzt, in dem Ge-
neral Dibrowa wieder Sportveranstal-
tungen erlaubte. Am 1.. Juli fielen
die Sperrstunden. Schliefllith wurde
am vergangenen Mittwoch um 0 Uhr
wider der, intersektorale Verkehr
vom Stadtsowjet zugelassen.
Urspriinglidi war fiir das Rennen
der Barg ward-Rennleiter Hans=Hugo'
Hartmann vorgesehen, der. jedoch be-
reits am vergangenen Montag - bei
Dortmund mit seinem Privatwagen
gegen einen Baum gefahren war.
Der Senat hatte. am Freitag einen
Empfang fur die Teilnehmer des In-
ternationalen Avus-Rennens gegeben.
(Siehe auch . Sportseite.)
Vierertreffen?
Moskau (AP), Einen Tag nails der
sensationellen Meldung fiber die Ver-
haftung des MWD-Chefs Berija hat
sits, die Sowjetunion am Sonnabend
uberraschend fur die Abhaltung einer
Viererkonferenz ausgesprochen. Diese
Bereitschaft geht aus einem -Artikel
der . regierungsamtlichen Zeitung
Iswestija" hervor, der vom Mos-
kauer Rundfunk verbreitet 'wurde.
London (UP). . Premierminister
Churchill hat den amtierenden AuBcn-
minister Lord Salisbury neue Anwei-
sungen nach Washington ubermittelt,
nach denen der britische Vertreter bet
der kleincn Bermuda-Konferenz ener-
gisds fur eine Viermachtekonferenz
eintreten soll. Dies verlautet- aus in=
formierten Kreisen des Londoner
AuBenininisteriums. Sir Winston
Churchill svunsche im Hinblidc auf
die dram atisdsen' innerpolitischen Ent-
wicklungen in der Sowjetunion .,das
Eisen zu sdhmieden,.solange es heil
ist".
Gefahrliche Fracht
Berlin (Eigenbericht). Vor Tagesan-
brudt am Sonntag wird eine 250-Kilo-
Bombe, die nicht entsdharft werden
konnte, durdt 'estberlin fahrcn. Die
Bombe wird um 2.15 Uhr vom Kies-
werk in Tegel, we sie aufgefunden
wurde, abtransportiert und auf einem
Lkw. durds die Bezirke Reinidcendorf,
Wedding, Charlottenburg und - Wit-
mersdorf zum Sprengplatz im Grune-
wald, Jagen 65, gebrad t.
Alle.- erdenklidnen Vorsidstsma0- -
regeln sind getroffen. Lautsprecher-
wagen,. Funkwagen und Motorrader
der Polizei begleiten den transport
und werden die Bevolkerung warnen.
Empfang im Weif e' n Haws
Washington (dpa). President Eisen-
hoVer empping am Sonnabend die zur
Dreierkonferenz in Washington wei-
lenden . AuBenminister der West-
machte im Weifen Haus. John Foster
Dulles, der Leiter der amerikanischen
Konferenzdelegation, erklarte; bei der
Aussprache sei die Entwicklung In der
Sowjetunion`nach.dem' Sturze Berijas
erortert ?worden.
Hals- und' Beinbruds! . Ad der Avus singen die Motoren wieder - ihn `2.ied.
Premiere am Sonntag um 13 Uhr. Foto: Krankirl'
Arno Stholz:. ' Nur noels. zwei ;
Als unmittelbar nach Stalins Tod
nidst Malenkow, sondern die Partei
zum maligebenden Faktor der kom-
munistischen ?Zielsetzung erhoben
wurde, war klar, daB bereits zu Leb-
zeiten des Diktators -die ? Partie um
den- Nadifolger remis ausgegangen
war.
Malenkow wurde zwar nods Vor-
sitzender des Ministerrats, er blieb
auch Sekretar der' Partei - in der
Position, von der aus Stalin seinen
Marsch zur Madht angetreten hatte -,
aber-bereits bei der Trauerfeier. fur
Stalin zeigte sich seine schwadte Posi-
tion. Nicht our er sprach, sondern
auch' Berija' und Molotow. standen
plotzlich?im Vordergrund. Es war also
ein Dreierkopf entstanden, der zu-
nadsst eines gemeinsam zu haben
sttieh: die ium Gott" erkoiene? Partei
wieder zum Werkzeug der. sowjeti-
schen, Politik, zu madmen und einen
der drei wieder auf den verwaisten
Thron zu'setzen. Hier'begannen abe'r
sdion die Schwierigkeiten. Es muBte
gerade daram zu einern' grausamen
Machtkampf. kommen, in dem zwei
zunachst' einen vom Podesst zu stollen
versudsen muBten, um- dann zur leti-
ten' Entscheidung - angutreten. Das
wurde bereits an dieser Stelle ange-
deutet in dem Artikel vom 14, .Juni
1953:
Sie wissen, in einer Diktatur
kann nur einer an der Spitze stehen,
und der Versuch, ihn durch eine Partei
zu ersetzen,? mull scheitern.
Das steht, audr fur die drei. .test,
die 'sich heute nods die Macht teilen.
Zwei von ihnen' mull es erst einmal
gelingen, einen vom Podest zu stnrzen,
um Platz zu haben fur die letzte Aus-11 .
einandersetzung ..
Bislang ist also nods nichts gesdie-
hen, was bei einiger Kenntnis des Sy-
stems nicht One Millie. hatte voraus-
gesagt werden konnen. Die Sensa-
tion besteht nur darin,' daB Berija ge-
stfirzt.worden ist, ? der Mann, der seit
1938 den ?groBten .Staatssicherheits-
dienst der Welt - so nennt sick 'die
Organisation zur Bespitzelung - and
Unterdrudcung - in der Hand hat, und
der nails 1945 mit einem solchen Ap-
parat, den er blitzschnell aufzog, die
Satellitenstaaten beherrsdste:
Das ist ein entscheidender Schlag,
der das System getroffen? hat. Mit
'Beirija-mGssen in den nadisten Wochen
tausende,??wenn .nidrt sogar zehntau-
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sende kleiner und groBer ,,Bdrijaisl'
sti]rzen. Auf teen will das System sick
nods stfitzen,. wenn die zum. Henker
gegen die Aufbegehrenden Auserkore-
nen nun selbst in die von ihnen geb'au-
ten Gefangnisse eingeliefert werden
mussen. Sid haben ja our dasselbe getan,
was vorher denen vorgeworfen wurde,
die seit 1917 zu Tausenden die'abge-
feimten Methoden dieses Sicherheits-
dienstes kennengelernt haben. - Dec
Apparal-1st angesdhlagen; auf ihs-ist
kein VerlaB mehr.
Mit Berija - das darf nicht verkinnt
werden - ist einer 'der -Alten des
Systems, der einen? steilen Aiufstieg
hinter sits- hat,gesturzt worden: ']