ALT-KATHOLISCHER KALENDER UND JAHRBUCH 1953
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Collection:
Document Number (FOIA) /ESDN (CREST):
CIA-RDP83-00423R000901320002-4
Release Decision:
RIPPUB
Original Classification:
K
Document Page Count:
83
Document Creation Date:
December 22, 2016
Document Release Date:
August 17, 2009
Sequence Number:
2
Case Number:
Publication Date:
January 1, 1953
Content Type:
BOOK
File:
Attachment | Size |
---|---|
CIA-RDP83-00423R000901320002-4.pdf | 10.85 MB |
Body:
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AltA-katholisches
Jahrbuch and Kalender
1953
6
lm Auftrag des katholischen Bistums der Alt-Katholiken Deutschlands
Herausgegeben von Pfarrer Paul Franz Pfister, Frankfurt a. M.
VERLAG DES BISTUMS BONN, SCHUMANNSTRASSE 49
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Inhaltsverzeichnis
Seilr
Gott znm Gruli . . . . . . . . . . . . 3
Kalendarium . . . . . . . . . . . . . 4
Katholiken wollen wir scin and blciben . . . to
Die alt-katholische Kirche in Deutschland . . 10
Das tilt-katholische Hilfswcrk . . . . . . . 19
Gcdenkhlatt . . . . . . . . . . . . . 22
Das alt-katholische Bistunr ini Sudetenland
and sein Untergang . . . . . . . . . . 23
Die Erkliirung der alt-katholischen Kirche
zum Maricndognia 1950 . . . . . . . . 27
I)ie christkatholische Kirche in der Schweiz
in den Jahren 1941 - 1951.. . . . . . . 28
Du lithe alt-katholische Kirche . . . . 33
Die alt-katholische Kirche
in den Niederlanden 1942 - 1952 . . . . 33
Alt-katholische Kirche Usterrcichs . . . . . . 37
Das Hiirlein in der Uhr . . . . . . . . . 38
Seim
Das Konigsproblem der Kirche . . . . . . . 39
Bliitcnlese aus dem ?Commmritorium adversus
haereticos" des Kirchenvaters Vinzenz von Lerin 42
Manner, wic wir sic brauchen . . . . . . . 43
Unsere Schwestcrn . . . . . . . . . . . 46
Humor auf der Kanzel . . . . . . . . . 48
Prinzi.pien ciner alt-katholischen Aktion 49
Unser Christus . . . . . . . . . . . . 54
Singct dem FIerrn ein neucs Lied . . . . . . 57
Eine Kle?instadt our Main and was sic mir gab . 59
Die Fran in Kirche and Gemcinde . . . . . 65
Tagebuch einer Amerikareise . . . . . . . 66
Voin Sterben des Hermesburen . . . . . . . 70
Ein Nachwort an die Leser and Mitarbciter . . 71
Erlebtes and Erlauschtes . . . . . . . . . 72
Chronik der wichtigsten Ereignisse 1942 - 1952. 73
Behordenvcrleichnis . . . . . . . . . . . 74
Bemerkungen and Erklarungen zum Kalendarium
1. Das JaI r 1953 ist ein Gemeinjahr von 365 Tagen.
Friihlingsanfang 20. Marz
Sommeranfang 21. Juni
Herbstanfang 23. September
Winteranfang 22. Dezember
2. Finsternisse
Von den drei Sonnenfinsternisscn des Jahres 1953 ist in
Deutschland keine sichtbar.
Totale Mondfinsternis am 29./30. Januar, in Deutschland
sichtbar. Beginn 22 Uhr, Ende 1,30 Uhr
3. Merkurdurchgang
Am 14. November findet ein Durchgang des Planeten
Merkur vor der Sonnenscheibe statt. Der Eintritt ist
im Westen Deutschlands kurz vor Sonnenuntergang zu
beobachten.
4. Ostern der nachsten Jahre
1954 am 18. April
1955 am 10. April
1956 am 1. April
5. Sonstiges
Der Unterschied zwischen dem Julianischen and Gregoria-
nischen Kalender betragt 14 Tage. 1953 ist in der grie-
chischen Kirche Writ Beginn des 14. Septembers das Jahr
7462. Die Juden zahlen das Jahr 5714, die Araber, Perser
and Tiirken, (Mohammedaner) zahlen am 21. September
das 1373. Jahr seit der Flucht Mohammeds von Mekka
nach Medina.
6. Die Mondphasen
? Neumond V Vollmond
3 Erstes Viertel C Letztes Viertel
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Da bin ich wieder, FEuer Alt-Katholischer llaus-
kalender. Elf large bange Jahre konnte ich Euch
keine Kunde bringen von unscrcr lichen Alt-ka-
tholischen Kirche. Nun freue ich mich, dal3 Ihr,
liebe alte und neuc Freunde, mich wieder herein-
gelassen habt in Eure Stiiblein und Hauser. Viel-
leicht werde ich gar auch gewfirdigt, als Dankes-
gruf3 filr Hilfe in schwerster Zeit, fiber den groflen
Teich oder in die Schweiz, nach Holland oder gar
Schweden gesandt zu werden. Drum hab ich mich
geeilt, urn fur den Weihn.achtsgabentisch in jedem
Fall noch recht in konmien. Die gr6f3te Freude
ware es mir, wean ich auch fiber die Zonen-
grenze hinweg den Bru.dern und Schwestern in
Mitteldeutschland cin Lichtlein der IIoftnung an-
ziinden dfirfte. Wohin mich auch das Schicksal
fiihre oder verschlage, seid jedenfalls alle herz-
lichst von unserer Altkatholischen Kirchc in
Deutschland gegriifit, als deren ,Rote ich komme
turd am liebsten in Person Euch kni ftig die Iliinde
schfitteln mochte.
Als anno 1941 Fr. I Iacker dens Altkatholischen
Kalender cinen goldenen Kranz flocht, ahntc er
wohl kauni, daf3 er damit dens Kalender zugleich
cin vorlaufiges Schlul3wort auf so lange Zeit
sprcchen wfirde. Am Kalender ware nun gewili
wenig gelegen, obwoltl wir ihn alle schmerzlich
vermifiten und Ihr Euch sicker auf scin Wieder-
kommen freut. Aber es ging in den letzten 11
Jahren ja auch sonst alles drunter turd driibcr.
Gott hat uns in eine strenge Zucht genommcn.
Und noch haben sich die Wolken des Unwetters
nicht verzogen. Jederzeit kann der Blitz hernic-
derfahren, so dal3 wir niclit sicker sired, ob ?die
letzten Dinge urger werden als die ersten." Sollen
wir deswegen hadern oder die Haude in den Scholl
d
11un 14t uns gehnuna ireten mil Sin-9cn'Unb mil 130-ton
.gum fierrn,3erunserm.Ceben bis hierherkrdit ge-ge-ben
leggin`? Oder nicht doch lieber Iwirken, solang es
Tag is 0"
Zn lctztercm hat sich der ncue Kalendermann
aufgcrafft. Den Rippenstoll dazu gab ihin cin
Wort des Rembrandtdeutschen Langbehn. Es sci
hicrhergesetzt in. Aller Ntttz Lund Fromnten:
Silume nicht, traume nicht, FVendle
frage nicht, klage nicht, Handle!
Und so bin ich wieder da. Ich kann freilich nun
nicht alles Geschehcne in Welt und Kirche, in
deutschen Vaterhuid und in den Gemeinden in
m.eine Zeitchronik einfangen, auch wean ich ver-
suche, durch Bilder und Geschicht:en manches zu
ergdnzen oder lebendig zu machen. So unzulzing-
lich also auch scin mug, was ich bringc, es wird
doch Zeugnis ablegen von der ticfen Notstunde,
abcr auch von dens kraftigen Willen zum Wieder-
aufbau. Doch wichtiger noch als der Batt von
Gotteshiiusern ist es, dali Ihr alle, die Ihr in
diesen Blattern lest, Euch und die Gemeinden
aufbaut in lebendigen Tempein des Heiligen Gei-
stes. Damit hab ich huch den Faden in die Hand
gegeben, der all die kleinen und grollen Beilrugc
diesmal zusamtnenbindet.
Allen, die mitgeholfen habeas, mich wieder auf
die Beinc in stellen, seien bcdankt, nicht zuletzt
die Mandruck Mfinchen, die rich urn meine wir-
dige und preiswerte Ausgabe verdient gem acht hat.
Und nun dallt uns,gemeinsam ?ein Neues pflfi-
gen". Lcgt mich nicht in cin Regal, wo ich ver-
staube, senders lal3t ntieh Wegweiscr scin in nit-
ten des Unfriedens der Welt zum Frieden dessen,
der die Welt mil sick vershhnt hat in seinem
Sohn und der lurch ihn fortwirkt in seiner Ge-
mcinde.
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JANUAR JANNER
Alles was ihr tut, tut im Namen des Herrn, Jesus"
(Kol3, 17)
Ep: Tit 2, 11-15; Ev: Luk 2, 1 (W)
1 D Neujahr. Jesus
2 F Abel, Stephanie
3 S Genoveva, Bernar
Ep: 1. Job. 3, 19-24; Ev: Luk 4, 16-21 (W)
4 S Sonntag nach Neujahr
5 M Telesphor, Emilie
Ep: Js 60, 1-6; Ev: Matth 2, 1-12 (W)
6 D Erscheinung des Herrn
7 M Lucian, Reinold
8 D Severin, Erhard
9 F Julian, Bertwald
10 S Agathon, Wilhelm
Ep: Rom 1, 14-22; Ev: Joh 1, 29-34 (W)
11 S 1. n. Ersch. Werner, Egwin
12 M Ernst, Erna
13 D Hilarius, Gottfried
14 M Felix, Ortlieb
15 D Maurus, Rosamunde
16 F Roland, Alwine
17 S Antonius Abt
Ep: 1. Kor 1, 20-31; Ev: Joh 1, 35-51 (G)
1S S 2. n. Ersdi.
19 M Knut, Dagobert
20 D Fabian, Sebastian
21 M Agnes, Meinrad
22 D Vinzenz, Dietlinde
23 F Ildefons, Raimund
24 S 1 Timotheus, Bertram
Ep: Hebr 13, 12-19; Ev: Mark 1, 14-22 (G)
25 S 3. n. Ersch.
26 M
27 D
28 M
29 D
30 F
31 S
Polykarp, Edith
Johannes Chrysostomus
Karl d. Gr., Manfred
Franz v. Sales, Gelas
Martina, Adelgundis
Johann Bosco, Ludwiga
Kirchlidte Gedenktage:
4. Bisdlof Josef Hubert Reinkens, gest. 1896
l0. lgnaz v. Dellinger, gest. 1890
12. Bisdtof Theodor Weber, gest. 1906
19. Erste Messe i. d. Schlo8kapelle Bonn (Reusch)
Mondw., Wetter n. d. looj. Kal.
So. Aufg. So. Unterg.
8.24 16.24
8.23 16.30 Schnee
trub
Q Letztes Viertel
trub
and
ziemlich
Neumond kalt
hell
Sonne tritt ins
Zeichen Wassermann
"D Erstes Viertel
sehr kalt
19. 1803 warden die geistlichen Furstentumer in
Deutschland aufgeboben. (150 J.)
28. Amalie von Lasaulx, Grunderin des alt-kath.
Schwesternhauses, gest. 1872
Beadite: Bei Sonn- and Feiertagen ist iiberall zwisehen () die Farbe der kirchlidten Ge
FEBRUAR HORNUNG ,Anch zundet man kein Licht an and stellt es -inter
den Shcefel" (Mt 5, 15)
Ep: Rom 5, 1-11; Ev: Luk 6, 10-35 (V) Mondw., Wetter n. d. 1OOj. Kal.
1 S Septuagesima, Ignatius So. Aufg. So. Unterg.
2 M Maria Lichtme6 (W) 7.58 17.10
3 D Blasius, Ansgar
4 M Rembert, Rhaban
5 D Agatha, Edgar
6 F Titus, Alberich sehr
7 S Romuald, Richard tl kalt
Ep: Jak 3, 13-18; Ev: Luk 10, 38-42 (V)
8 Sexagesima, Elfriede 7.47 17.22 an-
9 M Lambert hal-
10 D Scholastika, Wilhelm tend
11 M Desiderius, Euphrosina kalt
12 D
Eulalia
13 F Benignus, Christina
14 S Valentin, Bruno
Ep: 2 Thess 3, 1-5; Ev: Mark 8, 31-38 (V)
15 S ' Quinquagesima, Siegfried 7.34 17.35
16 M Juliana, Samuel Schnee
17 D Fastnacht grub
18 M Aschermittwoch (V) Sonne tritt ins
19 D Konrad Zeichen Fische
20 F Ulrich
21 S Felix, Irene
Ep: Gal 5, 13-18; Ev: Mark 2, 18-22
(Kirchenopfer fur Theologenheim)
22 S I. Fastensonntag (V) Invocabit 7.20 17.47 Regen
23 M P
etrus Damian, Willigis
24 D Matthias Apostel (R)
25 M Quatembertag (V)
26 D Alexander, Rodwald
27 F ~ Leander, Veronika
28 S Romanus, Justus
Kirdtlidle Gedenktage:
14. Adolf Thdrlings, Sthepfer der alt-katholischen
Liturgie, gest. 1915
19. Bischof Dr. Georg Moog, geb. 1863.
24. Bisdaof Erwin Kreuzer, geb. 1878 in Berlin
28. Ignaz von Dellinger, geb. ]799 in Bamberg
ndet angegeben. (W) = WeiE. (V) = Violets, (S) = Schwarz, (R) = Rot, (G) = Grua.
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MARZ LENZMONAT
is
2 M
3 D
4M
5 D
6F
7S
Ep: Jak 1, 2-8; Ev: Luk 11, 9-13.
2. Fastensonntag (V) Reminiscere
Luise, Eginhard
Anselm, Kunigunde
Casimir, Oswin
Friedrich, Hinkmar
Fridolin
Thomas v. Aq., Volker
j in Sarnann ging alis zu Men"
(Mt 13, 4)
SS 3. Fastensonntag (V) Oculi
9 M Winrich
10 D 4o Martyrer, Chlodwig
11 M Christoph, Wolfram
12 D Gregor d. Gr., Walter
13 F Riidiger, Ernst
14 S Mathilde, Alfred
Ep: 1. Job 2, 15-17; Ev: Luk 7, 36-50
15 S 4. Fastensonntag (V) Laetare
16 M Cyriacus, Herbert
17 D Gertrud, Patrik
18 M Cyrillus, Anselm
19 D Josef
20 F Joachim, Irmgard Fruhlings Anfang
21 S Benedikt
Ep: 1. Petr 1, 17-26; Ev: Joh 11, 47-54
22 S
23 M
24 D
25 M
26 D
27 F
28 S
Passionssonntag (V) Judica
Otto, Eberhard
Gabriel, Roger
Maria Verkiindigung (W)
Ludger, Emanuel
Rupert, Frowin
Guntram, Elfriede
7.06 18.00
sturmisch Schnee and
Regen
t 6.51 18.11
schon
kalt
? 6.36 18.24
windig
Sonne tritt ins
Zeichen Widder
i 6.20 18.35 dau-
ernd
kalt
Ep: Hebr 12, 1-4; Ev: Job 12, 12-19
6.05 18.46
29 S Palmsonntag (V)
30 M Roswitha, Guido
31 D $albina, Traugott _
-Kirchliche Gedenktage:
3. Prof. F. H. Reusdi, gest. 1900 24. Internuntius des papstl. Nuntius v. Munchen ver-
b. Dr. Georg Moog, zum Bisdhof geweiht, 1912 bietet Simultan-Gottesdienst mit Alt-Katholiken
14. 150. Todestag von Klopsto(k 28. Dollinger verweigert 1871 die Unterwerfung
26. Bisdiof Eduard Herzog, gest. 1924 unter die neuen Dogmen
APRIL GRASMONAT
?Ids will mich aufmachen and zu meinem Vater gehen"
(Lk 15, 18)
1 M Hugo, Gilbert
E ? 1 Kor 11 20-32; Ev: Job 13, 1-15
Mondw., Wetter n. d. 10o j. Kal.
20 D Griindonnerstag (W)
Lesung: Ps 139, 2-14_;; Passion n. Joh is u. 19
3 F Karfreitag (5) schon and
4 S I Karsamstag warm
Osternacht: Kol 3, 1-4; Matth 28, 1-7 I Oster-
tag: Ep: 1. Kor 15, 20-23; Ev: Matth 28, 1-10
5 S Osterfest (W) 5.49 18.58
6 M Ostermontag; Ep: Rom 8, 31-39; Fv: Joh20, 1-18 Regen
7 D Hermann, Lothar
schon
lte
W
Alb
r
ert,
a
8 M
9 D Waltraud
10 F Ezechiel, Daniel
11 S Leo d. Gr., Rainer
Ep: Kol 3, 1-4; Ev: Joh 21, 1-17 (Kirchenopfer fur das Schwesternhaus)
12 S , Weil3er Sonntag (W) Quasi moda 5.34 19.10 warm
13 M
14 D
15 M
16 D.
17 F
18 S
Lidwina ge-
Anastasia, Otmar witter-
Drogo, Lambert haft
Rudolf
Ep: 1. Joh 3, 11-19; Ev: Job 15, 9-17 (Kirchenopfer
19 S 2. S. n. Ostern (W) Misericordia
20 M Viktor, Hildegard
21 D Anselm, Reimar
22 M Soter u. Cajus
23 D Georg, Adalbert
24 F Fidelis v. Sigmaringen
25 S Markus, Evangelist
26S
27 M
28 D
29 M
30 D
3. S. n. Ostern (W) Jubilate
Canisius, Zita
Vitalis, Gerfried
Robert, Adalgar
Katharina v. Siena
Kirchliche Gedenktage
is. Alt-Kath. Kirdte in Bayern wird Korperschafi des
offentlidren Rechtes, 1920
for die Jugendarbeit)
5.18 19.21
Sonne tritt ins
! Zeichen Stier Ge
Witter
rauh
5.01 19.32
reg-
nerisch
23. Friedrich von Schulte, geb. 1827
in Winterberg i. W.
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Approved For Release 2009/08/17: CIA-RDP83-00423R000901320002-4
MAI WONNEMONAT ?Die Erde ist volt der Erbartnungen Gottes`
(Ps 32, 5)
JUNI ' BRACHMONAT ,Er, der ewig bleibt, Itat ein uuvergdnglidtes Priestertutn. Deshalb kann
Er jene erretten, die.durdt An silt Gott raker" (Hebr 7, 22)
1 F
Apostel Philippus u. Jakobus (R)
Mondw_ Wettee n. d. 100,. Kal.
1 M
Kuno, Nikomedes
Mondw., Wetter n. d. 100 j
Kal
2 S
Athanasius
5.54 19.41
2 D
Eugen, Markward
.
.
------
kohl
Ep: Phil 2, 1-4; Ev: Job 17, 1-10 (W)
3 M
Klothilde, Oliva
3 S
4. S. n. Ostern, Cantate
4.51 19.44
4 D
5 F
Fronleichnam, Werner
4 M
Monika
Florian
schon
Bonifatius, Winfried
5 D
,
Jutta, Gotthard
6 S
Norbert, Bertram
6 M
Dietrich
Ep: Hebr 12, 7-11; Ev: Matth 11, 25-30 (G)
7 D
Gisela, Reginald
and
---
8 F
Altfried
7 S
2. S. n Pfingsten
4.07 20.38 schon
9 S
Gregor v. Nazianz
8 M
Medardus, Kilian
Ep: Jak 5 16-20 Ev: Matth 6, 9-13 (W)
9 D
10 M
Primus, Felician
Margarete, Gottlob.
10 S
5. S. n. Ostern, Rogate
4.38 19.55
11 D
Barnabas, Flora
? be-
11 M
Mamertus
12 F '',
Facundus, Odulf
12 D
Pankratius
warm'
13 S
Antonius v. Padua
stall-
13 M
Servatius
0
_
---
-
---
Ep: 1. Kor 1, 26-31; Ev: Matth 9, 9-13 (G)
G)
Ep Hebr 9 24-28; Ev: Luk 24, 44-53 (W)
- --
14 D
---
Christi Himmelfahrt, Bonifatius
4.32 20.01
14 S
15 M
3. S. n.
Pfingsten
V
4.05 20.35
15 F
16 S
Sophie
Possidius
16 D
itus
Benno, Luitgarde
dig
17 M
Volkmar, Adolf
E p:
p: Eph 1, 15-23; Ev: Job 12, 23-32 W)
18 D
E hrem, Emil
17 S
6. S. n. Ostern, Dietmar, Exaudi
4.28 20.05 be-
19 F
Gervasius,
Protasius
18 M
Wilhelm, Erich
i
stan-
20 S
Adel de
gun
19 D
Alkuin, Ratbod
3 dig
Ep: Jak 1 9-12; Ev: Luk 16, 19-31 (G)
20 M
Bernhardin
Sonne tritt ins
4.04 20.38
21 D
Felix, Chrispin
Zeichen Zwillinge
21 S
4. S. n. Pfingsten Sommer-Anfang
Sonne tritt ins
22 F
Helena, Rita
22 M
Paulinus, Ortrud
Zeichen Krebs
23 S
Florentius
23 D
Basilius, Edeltraud
dig
Ep. Apg 2, 1-11 ? Ev: Joh 14, 15-21 (R)
24 M
Johannes der Tauter
and
24S
Pfingstfest
4.19 20.15
25 )~
26 F
Burkhard, Berta
Vigilius, Rudolf
reg-
nerisch
25 M
Pfin stmt .; E : Apg 2, 3 8-47; Ev: Joh 7, 37-39 (R)
triib
27 S
Siebenschlafer
26 D
Berengar, Eduard
27 M
Quatembertag (V)
j
Ep: Rom 5, 12-17; Ev: Luk 12, 13-21 (G)
28 D
29 F
Wilhelm, Margarete
aximus
Maximus
S '
5. S. n. Pfingsten
4.07 20.38 warm
30 S
Ferdinand, Reinhild
kthl~
Gal 1, 6-12; Ev: Joh 21
15-19 (R)
Ep
1 7, Ev: Joh 3, 1-15 (W)
Ep:
1. Joh 1,
,
.
... _
29 M
Peter
and Paul
Regen
31 S
1. S. n. Pfingsten, Dreifaltigkeit
4.12.' 23 /
30 D
Ehrentraud
Kirchliche Gedenktage:
Kirddidhe Gedenktage:
8. Frwin Kreuzer, 1935 in Mannheim zum Bischof 28. Prof. Fr. Midhel
geweiht. 28. Erste deutsche
is, gest. 1886 -
alt-kath. Synode in Bonn, 1874
4. Dr. Hubert Reinkens, in Koln zum I. Bischof 28. Erste Synode der alt-kath. Kirdhe in Osterreidh
gewahlt, 1873
20, Job. Michael Sailer, Vorkampfer eines organisdhen
Katholizismus, gest. 1832 in Regensburg
15. Prof. A. Rinkel, zum Erzbischof von Utrecht
geweiht, 1937
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?Jerusalem ! Au( deine Mauern stelle idt Wachter hiu, die
JT T {.LLI HEUMONAT
niemals sthweigen sollen, weder Tag noch Nadtt" (Js 62, 6)
AUGUST Satntnelt zuerst das Unhraut - zuto Verbrenneu. Den Weizen
ERNTEMONAT
aber brings in mcine Sdteune" (Mt t 3, 30)
1 M
Theobald, Oliver
Mondw.. Wetter n. d. 100 j. Kal.
1 S Petri Kettenfeier
Mondw., Wetter n. d. 100. Kal.
1
2 D
Maria Heimsuchung
trub
-
3 F
Dietbald
Ep: Phil 3, 7-14; Ev: Matth 13, 44-52 (G)
4 S
Berta, Werner
2 S 10. S. n. Pfingsten
C 4.46 20.06 heiB
Ep: Ezech 18
21-32; Ev: Luk 15
11-32 (G)
3 M Gustav, Lydia
,
,
4 D Dominikus
5 S
6. n. Pfingsten
4.12 20.36
5 M Oswald
6 M
Gottlieb, Willibald
- 6 D Verklarung Christi
ge-
7 D
Cyrillus u. Methodius
7 F Cajetan
witter-
8 M
Kilian, Totnan
8 S Cyriakus
haft
9 D
Veronika, Agiloif
Ep: Hebr l0 35-39 Ev: Luk 12, 35-40 (G)
10 F
Sieben Braden
schon
-
11 S
Siegbert, Olga -
?
9 S 11. S. n. Pfingsten
? 4.56 19.54
10 M ! Laurentius
Ep: 1. Joh 2, 1-6; Ev: Luk 9, 52-62 (G)
11 D Tiburtius
12 M Hip
12 S
7. S. n. Pfingsten
4.18 20,32
13 D Hippolytus, Wigbert
13 M
Mai arete, E
g gen
14 F Eusebius
14 D
Bonaventura, Markhelm
be-
15 S Maria Heimgang (W)
15 M
Heinrich II.
..--
--
16 D
Ruth, Reinhild
stan-
Ep: Eph 6, 1-8; Ev: Matth 25; 14-30 (G)
17 F
'
Alexius, Irmgard
16 S 12. S. n. Pfingsten
5.06 19.40, schon
18
s
Kamillus, Arnold
dig
17 M Bertram
l;'
Ep: Eph 5, 8-17; Ev: Matth 5, 13-19 (G)
18 D Helena, Firmin
and
19 M Sebald, Baldwin
19 S
s. S. n. Pfingsten
3) 4.27 20.24
20 D Bernhard -
be-
20 M
Waldemar
21 F Anastasius, Hartwig
stan-
21 D
Praxedis, Arbogast
22 S Timotheiss
dig
22 M
Magdalena, Einhard
Ep: 1. Tim 6, 6-12 Ev: Matth 19, 16-30 (G)
5
16 19
21
23 D
Liborius
Sonne tritt ins
.
.
24 F
Christina, Berthold
Zeichen Lowe
23S 13. S. n. Pfingsten
Sonne tritt ins
25 S
Jakobus Apostel (R)
heiB
24 M Bartholomaus Apostel (R)
(D Zeichen Jungfrau
---'
----------------__ --
25 D Ludwig, Elmar
Ep: 1. Joh 3, 1-7; Ev: Joh 15, 1-8 (G)
26 M Egbert, Ingo
27 D Rufus, Gebhard
26 S
9. S. n. Pfingsten
? 4.36 20.14
28 F Augustinus
27 M
Pantaleon-
and
29 S Sabina
28 D
Celsus, Brunhilde
Ep 2 Kor 1, 3-7 Ev: Luk 14, 25 3 3 (G)
29 M
Martha, Olaf
trok-
30 D "i
Abdon u. Sennen
30 S 14. S. n. Pfingsten
5.28 19.12
31 F
Ignatius v. L.
ken
31 M Raimund
trab
Kirchlidx Gedenktage:
Kirdtliche Gedenktage:
13. Prof. Jos. Langen, gest. 1901 26. Josef Demme], in Bonn zumBischofgeweiht, 1906
1. Biscbof Eduard Herzog, geb. 1841 11. Dr. Reinkens zum ersten Bisrhof geweiht, 1873.
1895 (durch Hey-Kaup)
4
Theodor Weber zumBisdrof geweiht
18. Dogmatisierung der bisdtoflichen Allgewalt and
Unfehlbarkeit des Papstes, 1870
,
.
9. Ignaz H. v. Wessenberg, gest. 1860 19. Prof. Joh- Friedrich, gest. 1917
21. Bernhard
Y. Clairvaux, 1153 gest, (Soo J.)
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HERBSTMONAT
SEPTEMBER
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?Magxifikat"
WEINMONAT > Merkt auf die Lilfen des FeldesJ"
O B E R
(Mi 6, is)
1 D
Agidius, Verena
'..
Mondw., Wetter n. d. 1 oo j. Kal.
1 D
Remigius
Mondw., Wetter n. d. I oo i. Kal.
2 M
Stephan, Elpidius
2 F
Schutzengelfest
3 D
Emmerich
un-
3 S
Candidus, Irmgard
schon
4 F
Rosalia, Hermine
freund-
5 S
Bertwin
lick
Ep
: 1. Joh 5, 9-20; Ev: Joh 12, 44-50 (G)
Ep:
1. Kor 6, 4-10, Ev: Matth 10, 28-33 (G)
4 S
19. S. n. Pfingsten; Franz v. Assisi
6.25 17.53
5 M -
Meinold, Meinulf
Re-
6 S
__
15. S. n. Pfingsten
5.40 18.56
6 D
Bruno, Adalbero
7 M
Regina, Tilbert
7 M
Amalie
8 D
Maria Geburt (W)
8 D
Brigitta, Leutfried
9 M
Korbinian, Notburga
9 F
Dionysius, Gunter
gen
10 D
Ottokar, Ottger
auf-
10 S
Daniel, Gereon
11 F
Protus u. Hyacinth
hei-
Ep
: 1. Petr 5, 1-5; Ev: Matth 23, 1-12 (G)
12 S
Maria Namen, Guido
ternd
It S
20. S. n. Pfin g sten; Roderic
6.36 17.37 kalt
E ? : Eph 4, 29-32; Ev: Matth 18, 15-22 (G)
12 M
Maximilian
13 S
_ __ ___-__--___.-
16. S. n. Pfingsten
--,
1 5.51 18.40 schon
13 D
14 M
Eduard, Coloman
Kallistus, Burkhard
14 M
Kreuzerhohung
15 D
Theresia
15, D
Albrecht, Roland
16 F
Hedwig, Gallus
16 M
Cyprian, Quatembertag (V)
17 S
Gilbert
kuhl
17 D
Lambert, Hildegard
18 F
Richardis
un-
Ep:
1. Petr 4, 12-19; Ev: Matth 20, 20-28 (G)
19 S
Januarius
be-
-
1S S
21. S. n. Pfingsten; Lukas
6.46 17.22
Ep: 1. Kor 6, 16-20; Ev: Joh 2, 13-22 (G)
19 M
Ferdinand, Laura
20
D
Wendelin, n, Artur
20 S
17. S. n. Pfingsten
6.02 18.24 stan-
21 M
Ursula, Irma
schon
21 M
Matthaus Evangelist
22 D
Cordula
22 D
Otfried, Emeran
23 F
Severin
Sonne tritt ins
23 M
Thekia, Linus Herbst-Anfang Sonne tritt ins
24 S
Raphael
Zeichen and
24
D
Gerhard, , Germar
hen dig
Z
eic
__
Skorpion
25 F
G
Rodger
aage
W
p:
E
2. Kor 9, 6-11; Ev: Mark 12, 41-44 (G)
26 S
Eugenia
25 S
22. S. n. Pfingsten
6.59 17.09
Ep:
1. Kor 15, 34-44; Ev: Job 11; 1-45 (G)
26 M
Bernward
27 D
Goswin, No
warm
27 S
is. S. n. Pfingsten
16.13 18.09 auf-
28 M
Simon and Judas Thaddaus, Ap. (R)
.
28 M
Wenzel, Lioba
hei-
29 D
Ermelindis, Engelhard
29 D
Michael Erzengel
0 - ternd
30 F
Serapion, Theophil
30 M
Hieronymus
schon
31 S !
Wolfgang
Kirdtlidre Gedenktage: 13. A. Kury u. A. Pasdledc zu Bisdi6fen geweiht,1924
Kirchliche Gedenktage: 17. Frau Josephine v. Rath, gest. 1913
5. Bischof Joh. Josef Demmel, geb 1890 18. Ed. Herzog zum Bisdrof geweiht, 1876
5. Dr. Otto Steinwadrs, zum Bischof geweiht, in Lukas Cranach, gest. 1553
7. Pfarrer
Anton Nittel, Prof., Bekenner des Alt- 19. Preulen
anerkennt Bisdrof Reinkens, 1873
Utrecht 1947 18. Die alt-kath
olische Kirdre in Osteireich erhalt
Katholizismus in Bohmen, gest. 1907 22.-24. Erster Alt: Kath: Kongre6 in Muncher, 1881
11. Bischof
Adalbert Sdaindelar, gest. 1926 die staatl.
Anerkennung 1877 -
80 Jahre Synodalordnung (Konstanz) 24. Utrechter Erklarung der alt-kath. Bischofe, 1889
15. Cornel
ius Steenoven, zum Bisdiof geweiht 1724 24. Dr. Stefan T
orok, zum Bisdrof geweiht 1948
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ne das Gebeinen:
WINTERMONAT idi will Geist isneu eudskonf~en Lasse en, da); i{trlebendig
11OVEMBER Gott da
werdet" (Ez 37. s)
Ep: Hebr 6, 4-8; Ev: Matth 21, 33-44 (G)
I S 23. S. n. Pfingsten; Allerheiligen
2 M Allerseelen (S)
3 D Hubert, Pirmin
4M Karl
5 D Emmerich
6 F Leonhard, Christine
7 S Willibrord (W)
Liturgie vom 4. S. n. Epiphanie: Ep: Rom. 2, 1-11; Ev: Joh 3, 22-30 (G)
8S
.9 M
10 D
11 M
12 D
13 F
14 S
24. S. n. Pfingsten
Theodor
Tryphon
Martin v. Tours
Kunibert, Notker
Stanislaus
Alberich, Waldemar
Regen
und
Schnee
19
vom 5. S. n. Epiphanie: Ep: Rom 2, 12-16; Ev: Joh 4, 5-26 (G)
15 S 25. S. n. Pfingsten; Albert
16 M Gertrud, Otmar
17 D ! Gregor Thaum., Hilde
18 M Buil- und Bettag
19 D , Elisabeth, Mechtild
20 F Felix, Corbinian
21 S Columban
Ep: Kol 1, 9-14; Ev: Matth 25, 1-13 (G)
22 S 26. S. n. Pfingsten; Totensonntag
23 M Klemens
24 D Chrysogonus?
25 M Katharina v. Alexandrien
26 D Konrad
27 F Virgilius
28 S Sosthenes
7.59 16.18
unfreund-
7.48 16.26
Sonne tritt
ins Zeichen
Schutze
lick
und
Ep: Hebr 10,19-27;Ev: Matth 21, 1-9 (V); Kirchenopfer fur Frauenvereinsverband)
Kirehliche Gedenktage:
1. Joh. Josef Demme), in Essen zum Bischof
geweiht, 1951
3. Pirmin 753 gest. (12003.)
4. Ignaz Heinrich von Wessenberg, geb. 1774
in Dresden
7. Baden anerkennt Bischof Reinkens, 1873
11. Bisdrof Josef Demme], gest. 1913
DEZEMBER CHRISTMONAT
?Ihr Himmel taut von oben her!
Das Heil gebt frei, ihr Wolken " Us 45)
1 D Ortwin, Oskar Mondw.,Wetter n.d_100j.Kal.
2 M Blanka, Pauline un-
3 D Franz Xaver freund-
4 F Barbara lick
5 S Reginhard
Ep: 2. Petr 1, 2-11; Ev: Luk13, 18-27 (V); Kirchenopfer fur alt-kath. Hilfswerk
6 S 2. Advent; Nikolaus 8.07 16.15 Schnee
7 M Ambrosius und
8D Maria Empfangnis (W) Nebel
9 M Abel, Wolfhilde
10 D Meinhard
11 'F Willburgis
12 S Walarich
Ep: Apg 3, 19-26; Ev: Luk 17, 20-30 (V)
13 S 3. Advent; Luzia
14 M Nikasius
15 D Reinald
16 M Quatember (V)
17 D Adelheid, Sturmius
18 F Maria Erwartung
19 S Nemesius, Wunibald
Ep: 2. Kor 4, 3-6; Ev: Matth 3, 1-12 (V)
20 S 4. Advent
21 M Thomas Apostel (R)
22 D Irmine, Hartmann Winter-Anfang
23 M Dagobert
24 D Adam u. Eva
Ep: Hebr 1, 1-12; Ev: Luk 2, 1-20 (W)
26 S. -2-. W- Stephanus (R)
Ep: 2. Pet, 1, 10-15; Ev: IYlatth 2, 13-23 (W)--
27S Sonnt. n. Weihn.; Joh. By. (W)
28 M Unschuldige Kinder
29 D David
30 M Lothar
31 D Silvester
8.20 16.15
Sonne tntt rauh
ins Zeichen und
Steinbock kalt
8.23 16.18, milder
8.23 16.19
C hell und
8.24 16.22 kalt
Kitchliche Gedenktage:
1. Eroffnung des Bonner Theologenkonviktes, 1887 19. Dr. Johann Friedridi von , Scgest. hulte, 91 cchopfer des
4. Prof. Reusdr, geb. 1825
15. Hessen anerkennt BisdrofReinkens, 1873 28. Bischof Dr. Georg Moog, gest. 1934
Prof. Dr. Rudof Keussen, gent. 1944
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?Katholiken wollen wir sein and hleihen!"
A1s wit .41t-Katholiken zur 'Gemeindebildung
schreiten nruf3ten, ivaren ivir uns berauf3t, daf3
rvir weder eine neue Kirche schaffen, noch aus
der katholischen+Kirche anstreten konnen; Hoch'
dap nun wir allein die u,ahre and einzige, voll-
kom.mene, absolute oder ausschliefdlidr katho-
lische Kirche darstellen wiirden. Wir flilden tins
als ein Glied am Leibe der Gesamtkirche (Rom.
12, 4), and haben als ein solches Glied unsere
besondere Aufgabe (1. Kor. 12, 20), iibernommen
von den Reformbewegangen eines Jcrhrtansends.
Katholiken wollen wir sein and bleiben in tinge-
brochenerTreue zur olten Kirehc, die jedoch gerade
in dieser Treue die Freiheit haben, (lie eigene Ge-
rvissensfreiheit fiber die Unterwerfang inter (lie
Entscheidungen kirchlicher Obrigkeiten zu stel-
len, wenn es um Glaubensfragen oder Ordnangen
geld, fiber die vergangene Zeiten sick nosh nicht
einig waren.
Katholiken Sind wit and werden wir bleiben,
indem wit beharren auf dear Felsengrund von
Schrift and Tradition; and gerade in diesem ka-
tholischen Beharren konnen wit die Vorstellung
einer unaufhaltsamen Entwicklungdes Glaubens-
gutes als einen Teil des gSttl-ichen Heilsplanes
nicht anerkennen, ouch wenn man sich dabei
glaubt auf den Beistand des Heiligen Geistes be-
rufen zu konnen.
Gerade eine solche Entwicklung, die sich mehr
and mehr loses dart von Schrift and Tradition,
ist aber in Anspruch genommen worden
Es ist in den letzten hundert Jahren, niimlich
1854, 1870 and 1950, ein Hinzufiigen von Glau-
benssatzen erfolgt, das rvir nicht fur heilsnotrven-
dig halten. Sollen ivir den altkirchlichen Stand-
punkt aufgeben, (lap fiir den Glaaben die Hl.
Schrift and die Tradition maf3gebend sind? Is[
nicht za befiirchten, daf3 unter Berufung alleiin
oaf eine sogenannte Tradition - and eine Tradi-
tion iiber 80 .Jahre hat ja jetzt auch das vatikani-
sche Konzil fib, silt! -, rveitere Glaubenssatze
folgen rverden?
Me richtig hat censer erster seliger Bischo f
Reinkens gesehen, als er in einem Hirtenbrief
von 1878 vor cinem neven Tradiiionsbegriff
warnte. Er sagt, daf.3 an die Stelle des alters and
echten Begriffes von der Tradition, das heif3t der
all/emein giiltigen and maf3gebenden Glaubcns-
iiberlieferung, die Gewohnheit von einigen Jalrr-
hunderten, oft nur von einem oiler cinem halben
Jahrhundert gesetzt werde. Schon Hach einem
200jdhrigen Bestande der Kirchehabe ein scharf-
bliclcender Mann die Aufnmerksamkeit auf die
Verweclrsland gerichtet, indem er bemerkte,
Christus habe nicht gesagt: ?Ich bin die Gewohn-
heit", sondern: ?Ich bin die Wahrheit"..11an ver-
suche heute, die kirchliche Tradition darch (lie
Gewohnheit zu ersetzen.
Wenn wit behaupten, daf3 die Bedingungen des
Glaubens, somit die Sicherung unserer ewigen
Seligkeit,'sich nicht dndern konnen, wenn das
geniigt, was die alte Kirthe giiltig and zweclcma-
f3ig erklarte, wenn rvir die Entscheidung fiber das
Verstehen von. Glaubenssritzen nur einem allge-
meinenKonzil zagestehen, so haben u,ir die walrre
Katholizitcit gewahrt.
Bischof-Koadjutor Johannes Josef Demmel
(im Osterhirtenbrief 1952)
Die Alt-katholische Kirdie in Deutschland
1. Ruckbliclc auf die Jahre 1942-1949
Ist der Zeitabstand sehon wieder zu grog oder
noch zu kurz, daf3 wir nicht gern an these Jahre
riihren? Es waren Jahre sorgender qualender
Gedanken uni unsex Volk and Vaterland, Jahre
aul3erer'tind innerer Not, Jahre des Grausens trod
der nie endenden Schrecken, wie wir sic nie mehr
erleben niochten and sic keinem Volk der Erde
wiinschen. Es -waren Jahre des Niederbruchs,
eines neuen Anfangs, der Enttauschungen, z1hen
Selbstbehauptungswill ens, langsamen Sicliwieder-
lindens. Und dock rind wir aut3erstande, die Fiille
der Gesichte, der Drangsale, der Fragen and
Zweifel in Worten einzufangen. Wir brauchen
noch Zeit, Geduld, die Wunden Sind noch zu
frisch. Nur jenen, die die Gabe der Verdichtung
haben, nur den Dichtern wird es gegeben sein,
uns allen einmal die Schau des Erlebten zu schen-
ken - and nur Gott wind ganz gerecht die ver-
borgensten Gedanken alter ans Licht ziehen. -
Auch eine Kirche, besonders die Altkatholische
Kirche, lebt, fiihlt, darbt, - in ihrer menschlichen
Seite irrt sic vielleichtstreckenweise mit dem Volk,
in dern sic wirkt, aus detn sic sich zusammen-
setzt. Das enthebt sic nicht. der Verantwortlich-
keit, aber riickt vieles an den rechten Ort. -
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Neil die deutsche Altkatholische Kirche mitten
inne im Volk wirkte, well ihre Geschichte nocli
jung and ihre Entwicklung mitt dem Werden des
Bismarckreiches zusammenfiel und nit manchen
geistigen Stromungen, die, zeitb-edingter Natiu;
nun. in ihrer Bedingtheit entlarvt siud, hat sic
Wunden in den letzten Jahrzehnten davon getra-
gen, die ansheilen miissen.
Selbstverstiindlich, dal sic alle iiuf3cre Not mit-
lilt. Wir reden nicht von den Getdteten, den Ver-
mif3ten, den Gefallenen, den Verschollenen - da-
von rind alle gleicherweise betroffen, auch andere
Volker. Doch keine Kirche in Deutschland hat im
Verhallnis zu Hirer Zahl rind ihren Milteln solche
Verluste davongetragen 'vie die Altkatholische.
23 Gotteshliuser, also fast alle, sind ganz odcr
teilweise zcrstort worden; -das deutsche Volkstum
hat ein gauzes Bistum verloren; die aufbliihenden
Ostgemeinden sind vernichtet, das Kirchenver-
mogen restlos dahin. This Bistum in Ost und
Nest getrennt. Und doch, daB eine so kleine,
arme zerstreute Kirche noch lebt, ja lebendiger
wurde deml je, das kann nur als Gnade Gottes
begriffen werden, deem es ist wunderbar vor den
Menschen.
Am Tage Null wul3ten wir nichts voneinander.
Wer will es uns verdenken, daB wir zunachst ver-
suchten, einfach zu existieren, dem Hunger zu'
trotzen, die getrennten Familien zusammenzu-
fubren, den Schutt wegzuschaffen. Damit frog es
an. Endlich hi rten wir die Stinune des Oherhirten
wieder. Der Osterhirtenbrief Erwin Kreuzers ent-
hielt Satze, die fiber die damalige Zeit hinauswei-
sen. Wir sollten sic the vergessen! Und nie uns
ihrer schamen! Der Bischof sprach von mif3brauch-
tein Vertrauen, vom Offenbarwerden von so vie-
lem, was die Offentlichkeit nicht wuf to (und
manchmal heute noch nicht glauben will). Von
uns vorgegaukelten IIochzielen, die das Regime
liingst selbst preisgegehen hatte. Von den Ent-
setzen erweckenden Greuein; ?die angeblich run
des Wohles und der Ordnung des Volkes willen,
in Wirklichkeit in Auswirkung nienschlicher Ver-
worfenhcit geschehen sind". Er forderte auf, als
Christen anf Gottes Gerichte zu achten und seiner
Hand still zu halten.
Er mahnte auch tins Altkatiroliken zur Rechen-
schaft.Es habe doch vonAnfang an gewisseWorte
und Erscheinungen gegeben, ?die uns batten wa-
ckier finden sollen". Er fragte, oh nicht in dem
tins verordneten Kampf gegen die Verrechtlichung
der katholischen Kirche die Gefahr drohte, das,
was wir ablehnen, meter zu betonen als was
uns auch mit der Romkirche eint. Er erinnerle,
ob wir nicht in Gefahr waxen, geistige Anleihen
bier und da dulerhalh der Uberlieferung katho-
lischcn Denkens zu inachen. Er konnte aber dar-
auf hinweisen, daB dennoch die altkatholische
Kirche unenlwcgt an ihren Erbe in Lehre, Ver-
fassung uncl Goltesdiensu festgehalten babe. Die
mannhaften Worte ernster Selbsteinkehr schlos-
sen mit der Bitte, Gott moge fins WVeisheit, Kraft
und riickhaltlose Ilingabe des Ilerzens zu neuem
Aufbau schenken, cinem Aufbau, der der inneren
Gesundung unseres Volkes diene, gegriindet auf
das Wort Gottes in Christus und tief verbunden
runt item in der Feier des Ei?losungswerkesim Al-
tarsakrament und Hl. Amt.
Von Zonengrenzen and Mangel an allem he-
hindert, darum nur langsam, begann der Wieder-
aufbau, materiell und geistig. Er vollzog sich zu,
naehst von unten, von den'Gemeinden ausgehend
nach ohen, zu den landeskirchlichen und regio-
nalen Gliederungen, wohei sich besonders die
Pfarrkonferenzen als Schrittmacher bewahrten.
Die ersten kraftigeren Impulse ginger vom intakt
gebtiebenen bad. Oberland aus. Von den Amis-
briidern unterstiitzt, begann Pfr. Schoke mit der
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Eroffnungsgottesdienst der 35. Synode
in Frankfurt am Main
Sammlung der Jugend; Pfr. Dietz gab Anfang
1946 den Altkath. Gemeindeboten heraus. Letzte-
rem folgte ein Vierteljahr spater der Willibrord-
bote des Frankfurter Pfarrers P. Pfister. Aus bei-
den ursprfinglich zarten, shindig von Zensur and
Papierknappheit bedrohten Pflanzlein wurden
bald kraftig ihre Schwingen regende Blatter, his
sic freiwillig Juli 1949 nach dem Wahrungsschnitt
im wiedererscheinenden Altkath. Volksblatt auf-
ginger.
Die Geistlichen fal3ten indes zwei lebensnot-
wendige Aufgaben an: Die Bekampfung der leib-
lichen Not (s. Hilfswerkbericht) and die Samm-
lung der Heimatvertriebencn. Neben Dekan Dein-
mel fur Bayern wurde besonders mit der Fliicht-
lingssammlung betraut Pfr. Herrmann ffir Wiirt-
temberg and Pfr. Pfister ffir Hessen. Besonders
Bayern and Hessen verdankt dieser tatkr,,iftig
einsetzenden Sammlungsarbeit neue Pfarramter,
wiihrend alsbald fast jeder Gemefnde cin Kranz
neuer Gottesdienststellen zuwuchs. Auch durch
das von Bischof Krcuzer besorgtc Adressenver-
zeichnis konnten vicle Landsleute sich linden.
Die erste Gelegenheit, sich nach dem Kriege
auch zu treffen, hot die 35. ordentliche Synode in
Frankfurt/Main. Sic fand im September 1947
statt. Sic setzte das Wahlbarkeitsalter ffir den
Kirchenvorstand von 30 auf 25 Jahre herab and
beschloB eine schon von Schulte vorgeseherfe
Dekanatsordnung. Von ihr ging ebenso wie von
der 36. Synode in Heidelberg 1949 eine spiirbare
Belebung aus.
Da Bischof Kreuzer, durch Krankheit and Un-
fall behindert, Firmungsreisen nicht meter durch-
fiihren konnte, crnannte er am 26. Oktober 1946
Dekan Dr. Otto Steinwachs zum Weihbischof.
Dieser wurdc im 43. Jahr seines Priestertums am
5. Oktober 1947 von Erzbischof Dr. A. Rinkel
unterAssistenz der Bischofe Lagerwey (Deventer)
and J. van der Oord (Haarlem) in Utrecht ge-
weiht.
Besondere Erwahnung verdient in diesem Zeit-
abschnitt noch die Einwcihung der 1947 begon-
nenen and noch vor dem Gcldzerfall am 25. Ap-
ril 1948 cingeweihten St. Willihrordskirche in
Frankfurt/M. Die Holzkirche war nicht nur die
erste ganz none Kirche scit dem Krieg, es war
auch eine Gabe der mit uns in Interkommunion
stehenden Episcopal Church in Amerika. Auf Bit-
ten des Ortspfarrers hatte die oekumenische Zen-
trale in Genf durch Ffirsprache von Bischof Kiiry
sie der Gemeinde Frankfurt/ll. zugewiesen. So
einfach sie nach auBen erscheint, hat sie, der Ge-
meinde Frankfurt unschatzbare Dienste bisher
geleistet. Bei der Einweihung sprach der Armee-
geistliche der Spenderkirche, Rev. Terry, herz-
liche Worte der Freundschaft.
Nach der Herstellung klarer Geldverhaltnisse
konnte trotz Verlustes des Kirclrenvermogens die
Wiederaufbauarbeit ein rascheresTempo einschla-
gen. Alliiberall gelang es, wenigstens vorliiufige
Gottesdienststatten zu schaffen oder weniger be-
schadigte wieder herzustellen. Hagen konnte so-
gar eine Kirche durch besondere Vereinbarung mit
der evang. Kirche gewinnen.
Auch die Beziehungen zu den Schwesterkirchen
festigten sich langsam. Am AltkatholikenkongreB
in Hilversum waren drei deutsche Vertreter zu-
-gegen. Die Verbundenheit mit der Oekumene
wurde bezeugt durch Teilnahme, an der oeku-
menischen Weltkonferenz in Amsterdam (siehe
Willibrordbote) and durch Entsendung unseres
Prof. Dr. Kippers in die neugebildete Arbeits-
gemeinschaft christlicher Kirchen in Deutschland.
P. Pf.
H. Die Jahre 1950-1962
Bevor wir mit dem Bericht fortfahren, ist es uns
cin herzliches Bedfirfnis, alley derer uns zu erin-
nern, die in unserer Kirche an hervorragender
Stelle wirkten, aher in dem letzten Jahrzehnt
heimberufen worden sind. Da ihrer bereits in
-einer Totengedenktafel besonders Erwahnung
getan wird, oder an anderer Stolle jetzt (s. Dr.
0. Merkt, S. 43) odor spater ein Nachruf gewidmet
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Pfr. Pfister verliest den Grul3 von Chaplain Terry
von der Episcopal Churdi
warden soil (so nachstes Jahr beim 10. Todestag
unserm Prof. Dr. Keussen), wollen wir aller Ent-
schlafenen her in Liche and Fiirbitte. cin stiller
Gedenken widmen.
Das entscheidende Ereignis in den heiden letz-
ten Jahren war die Wahl des Bischofs-Koadju-
lors. - Wiry die wir unserem lichen alten Bischof
Erwin Kreuzer durch miser ganzesMannesleben
hindurch in gemeinsamer Arbeit unit Liebe nalic
gestanden, haben scit Jalrren in tiefer Sorge mitan-
schen miissen, wic or sich tinter der Firlle der Ar-
beit and Sorge zeriieb, oft krank, oft in Schwach-
lrcit des Leibes, oft in ide, and dock iurnrer wieder
enrporgerissen von der ernsten Pflicht and sci-
acm hohen VerantwortungsbewuBtsein, his or in
ciner Stunde, da or In bischoflichen Ilause die
gauze Synodalvertretung urn sick versarnmelt
hatte, sic bitten muBte: Gebt mir amen Koad-
jutor, einen Helfer. IEs ist ihm dieser Ent-
schluB nicht leicht geworden, wuBte or doch wic
kein anderer, was in unserer Kirche das Bischofs-
anrt von einem Priester vcrlangt. Aber nachdem
or den EntschluB gefaBt ujid ihn kund getan,
war as doch, als labia or Stuck uni Stuck wieder
auf: Aber zuniichst folgeen Hoch Wochen stiller
and umfassenderVorarbeiten fiir dieWalrlsynode
und'die 37. Synode, die mit ihr verbunden war-
den sollte.
Ani 7. August 1951 trat in der Erloserkirche in
Heidelberg tinter der Leitung von Professor Dr.
M. Petri, die Synode zur Wahl eines Bischofs-
Koadjutors zusarnnren. 97 Laienabgeordnete dcr
Gemcinden and 47 Priester wi hlten bier, nach-
dem sie zuvor in einem hl. Amte urn den III. Geist
gebetet and gelobt batten, derv ihre Stirnme zu
geben, welchen sic each bestenr Wissen fiir den
Tauglichsten hielten, den bisherigen Dekan un-
serer Iiirche in' Bayern,, Johann Josef Dcmmel
ztun Bischofs-Koadjutor. mit dean Rechte der
Nachfolge.
Vor darn, was bier gesclrehen, verblallte die
darauf folgende 37. ordentliche Synode unseres
Bistums , dieebenfalls von Professor Dr. W. Petri
geleitet wurde, als dessen Stellvertreter der Weih-
bischof amtete. Und dock lciste diese Synode
mancherlci wichtige and aufbauende Arbeit and
stellte deco Bischof, nunmehrbestehend aus einer
Zweilicit, Bischof and Koadjutor?, eine none Sy-
nodalvertretnng, zur Seite, die dem Wunsche der
Synode folgend den 1aiigjahrigen zweiten Vor-
sitzenden Professor Dr. W. Petri, chrenhallber in
die Synodalvertretung berief.
Sofort begann die Arbeit zur Vorbereitung der
Bisclhofsweihe des Koadjutors. Zuin Ort d.erWcihe
wurde die wiedererstandene Friedenskirche in
Essen gewi hlt.
Diese Kirclre war bei einem der viclen Flieger-
angriffc stark besclradigt and das angebautePfarr-
haus so gut?wic zerstort worden. Unter der tat-
liraftigen Lcitung von Pfarrer Iliitwohl hat die
Gemeindc es verstanden, das*Pfarrhaus zum Tell
aufzubauen and das schwer gefahrdete Gewolhc
der Kirchc wenigstens voriibergchend gcgen Wit-
terungseinfliisse zu sichern. In den letzten Wo-
chen vor der Wahlsynode war auch das Inncrrgc-
wolbe wiederlrergestellt worden. Das Schiff der
Kirclre einscblieBlich Gewolbe bekam einen zar-
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Weihe von Bischof-K. Joh. J. Demme] in Essen am 1. November 1951
ten hellen Anstrich, wahrend es urspriinglich inl
Ton etwas diister gehalten war. Dadurch trill
nun der in leuchtendem. Goldmosaik gehalteile
Chor mit dent Altar in weil3em Marmor viel an-
sprechender hervor.
Am Allerheiligentag, am .1. November 1951,
ging in dieser Friedenskirche in Essen in den
althergebrachten Weiheformen die Bischofsweihe
unseres erwahltcn Bischof-Koadjutors vor rich.
I)ie Weihe selhst wurde vollzogen vom Erzbischof
von Utrecht, Dr. Andreas Rinkel, unter Assistenz
des Bischofs von Deventer- (Holland) Engelber-
tus Lagerwey und des deutschen Weihbischofs,
wobei der Vertreter des Erzbischofs von Canter-
bury, der Lordbischof of Lewis (England), dem
Gewahlten mit die Hande auflegte. In der his
auf den letzten Platz gefiillten Kirche hatte die
Gemeinde und zahlreichc Gastc aus Nah und Fern
and vor ihnen die Geistlichkeit unseres Bistums
im Ornat, unter ihnen auch erstmals Vertreter
der schwedischen Kirche und des schwedischen
Erzbischofs von Upsala, Platz genommen. Ehren-
gaste aus Stadt? (Justizminister Amelunxen an
erster Stelle), Stadt and Kirche, darunter als Ver-
treter der Okuuiene in Deutschland Bischof Dr.
Sommer von der Methodistenkirche und der Oku-
mene in Genf, Rev. Tobias. Nach der Weihe gab
(lie Stadt dem Neugeweihten, dem Episkopat,
den Ehrengasten and der Geistlichkeit einen Emp-
fang und ein Essen im Kaiserhof, wobei Oberbiir-
germeister Di. Toussaint das Grul3wort sprach
unddie Vertreter von Staat und Kirchen zu Wort
kamen. - Auch der Patriarch von Moskau hatte
in cter Person von Erzbischof Boris einen Ver-
treter entsandt, der dureh PaBschwicrigkeiten
allerdings erst am 2. Tage des Festes ankam and
in feierlicher Form ein Begriil3ungsschreiben des
Patriarchen verlas und iihergab, Foie denn auch
der Patriarch von Konstantinopel, der prasidie-
rende Bischof der bischoflichen Kirche von USA,
der Erzbischof von Canterbury und unsere eige-
lien Bischofe, Dr. Kiiry-Bern, Dr. Torok-Wien
und IIudor-Skranton (USA) herzliche Begriil3un-
gen iibersandt hatter. -- Ein besonderer Dank
fiir die umsichtige and feine Vorbereitung der
Festlichkeiten in Essen gebiihrt Pfarrer Hiit-
wohl and seinem Mitarbeiterstabe.
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Die erste Auitshandlung des neugeweihten
Bischof-Koadjutors war die Einweihung der wie-
dererstandenen Christuskirche in Krefeld. Auch
hier war in ciner Schreckensnacht. Writ eineni gu-
ten Teile der Stadt Kirche and Pfarrhaus zerstbrt.
worden. Die Gemeinde nml3tc dankbar scin, dal3
sic Jahre hindurch in der Notwohnung des lei-
denden Pfarrers Kchren ihren Gottesdienst hal-
ten konnte, bis Pfarrer Keliren miide die Augcn
schlol3. Zuin Pfarrverweser wurde Pfarrcr Wer-
ner Schmidt ernannt, der aller Verzagtheit zuni
Trotz bald an den Wiederaufbau ging, seine
Wohnung in dem einzigen iibcrdachten Raunt
bei der Kirche, die ehemalige Sakristei, nahnt.
Kit wenigen treuen Helfern, mit denen er zu-
sammenhauste, begann or die Aufraumcarbeit
and den Aufbau, der dann machtig gefordert
wurde, als auch die Okuntene Mittel zur Verfii-
gung stellte. in, mit dean Fortschreiten des Auf-
baues der Kirche wagtc, er, cinen zerstorten Sei-
tenfliigel des Pfarrhauses aufzubauen -zu cinent
kleincn bescheidenen Pfarrhaus. - Von Essen
kommend konnte der Bischof-Koadjutor in Kre-
feld ani'4. November 1951 die wiedererstandenc
anheimelnd'e Kirehe weihen, wobei der \Veih-
bischof das erstc Hochamt hielt, wahrend der Erz-
bischof von Utrecht zu unscrer Freude bei dieser
Feier noch mit seinem Begleiter, Dekan Mole
ntann, mitfeiernd anwesend war.
Noch am 25. November 1951 foigte in einem
feierlichen Pontifikalamtc des Bischof-Koadju-
tors der \Vicdercinzug der Gemeinde in die St.
Ursulakirche in Freiburg, ein Festtag fiir die Ge-
meinde wic fiir all die zahlreichen Giistc, die aus
dem badischen Linde herheigeeilt waren.
Alt-kath. Friedenskirdie in Essen
Und nochnials konnte der Bischof-Koad jutor
in der Berichi:szeit einc Kirche weihen, diesmal
in Karlsruhe. IIier war die stattliche Aufer-
stehungskirchc cin Raub der Flammen gewor-
den, wenn auch die Thrnic turd das Gewolbe den
Flammen stand gehalten hatt@n. Aber auf dens
Gewolbe wuchs bereits cin ganzer Wald, Das
Pfarrhaus war nur cin Triinunerhaufen. In der
Zeit, da der Gemeinde das Bauen noch moglich
Weihe der Christuskirche in Krefeld am 4. November 1951
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Das Kirchendach der alt-kath. Kirdte in Karlsruhe
vor der Wiederherstellung
war, war trotz aller Versuche keine Bauerlaubnis
zu bekommen. Dariiber starb Pfarrer Josef Johne
und Professor Dr. Zeimet kam nach Karlsruhe
and farad keine Wohnung..Da wagte er den Auf-
bau des Pfarrhauses. Und es gelang. Es wurde
wohl kleiner, aber blieb immer noch geraumig ge-
nug und ist nun jedenfalls warmer, als esdas alte
war. Aber danehen lag die Kirche und mahnte
jeden Tag und zerfiel sichtlich in dem,. was noch
aufbaufahig war. Da wagte die Gemcinde auch
den Aufbau der Kirche. Zunachst wurde das Ge-
wolbe .gesichcrt, wenn auch an das Kirchendach
nicht zu denken war. Als neue Mittel von der
Okumene kamen and auch der Staat den Werke.
unseres Glaubensgenossen, Geheimrat Schafer, den
Denkmalssehutz und danmit staatlichc IIilfe zu-
erkamrte, gelang auch der Ausbau im. Inneren.
Und gerade das, dalI aus Not nur der Chor raid
(lie Decke verputzt werden konnten, aber das
Kirchenschiff im Rohbau blieb, gibt der Auf
erstehungskirche nun cine eigene Note and zeigt
crst recht ihre edlen Formen. Am 25.- Mai 1951
konnte Bischof-Koadjutor Dernmel die Kirche en-
ter groBer Antcilnalmie unserer Gemeinden, aber
auch der Stadt, des Staates und der Kirchen von
neuem weihen.
Es liege nahe, hier einen,Gang zu machen durch
all die Gebiete, in denen fast restlos unsere Kir
clien undPfarrhauser zerstort worden, von Aachen
herunter his Karlsruhe and Pforzheim and wie-
der Munchen, und was alles bereits gebaut und
wieder geweiht worden. Aber der Raum fiir die-
sell Bericht IaBt nur kurze Hinweise zu.
In Munchen gelang es dem Unternehrnungs-
geist unseres jetzigen Bischof-Koadjutors unter
tatkraftiger Beihilfc der Gemeinde, nachdem die
Pfarrkirche wider hergestellt war, auch die Pfarr-
hausfrage zu losen, zu losen in dem groBen Rah-
men dues stattlichen Gerneindehauses und AI-
tersheimes,.das den Namen Dollingerhaus erhielt.
Die Kapelle in ihm konnte am 25. Juni 1951,ge-
weiht werden.
In Dettighofen hatte man fiir neue Glocken ge-
sanimelt. Aber aft man die Glocken gieflen Lassen
wollte, lieB die Preiserhohung, das, was fur zwei
Glocken rcichen sollte, nur zureichen fiir die
kleinere Glocke. Da sprangen in alter Liebe zur
Ileimatkirche nach USA ausgewanderte Pfarr-
kinder ein und stifteten in Erinnerung an ihren
Vater die groBe Glocke. Es war ein groBes Fest
fiir den ganzen Klettgau, als die neuen Glocken
vom Weihbischof geweiht wurden find am Nach-
mittag des 2. Marz 1952 bei der festlichen Nach-
feier zum ersten Male wieder das gauze Gclaute
fiber das Dorf hinklang.
In Blumberg kam Pfarrer Feldmann auf den
Gedanken, den bisher ungeniitzten groflen Spei-
cherraum des Pfarrhauses zu einem stimmungs-
vollen Gcmeindesaal auszubauen und fiihrte ilm
durch.
In Kohn hat die Gemcinde neben den Triim-
mern der Kirche ein Jugendheim errichtet, das
unser Bischof-Koadjutor am 23. September 1951
seiner Bestimrnung iibergeben durfte.
Geistl: Rat Reinelt muBte Versauninisse ver-
gangerier Zeiten all Pfarrhaus rind Kirchen wie-
der gut machen, zumal an der Bedachung des
Pfarrhauses wie der Kirchen in Stiihlingen, Tien-
gen und Schwaningen. Vor allem gelang es, die
alte Sebastianskirche der Gemeinde ureter groBer
Opferfreudigkeit seiner Gemeinden und Beihilfe
auch der Stadt innen mid aulen neu zu gestal-
ten, so das sic nun cin Schmuckstiick fiir den
alter Stadtteil von Stiihlingen ist.
Baden-Baden hat die ehemalige Spitalkirche
irn hrneren neu gestaltct und nrin die Sakristei in
direr urspriinglichen alter?tiimlichen Form wie-
derhergestellt und zu einem stiminungsvollen
Raum fur Hire Bibelabende gemacht. In jedem der
beiden Berichtsjahre hat sic unter groBer Anteil-
nahme auch der Ofl'entlichkeit wertvolle bunte
Fenster aus Kiinstlerhand in die Kirche einfii-
genlassen, so das die Kirche anerkannterinafien
Yu ciner Sehenswiirdigkeit in der Stadt gewor-
'den ist.
Die Gemeinde Offenbach hat in all ihrer Ar-
mutfast ohneHilfe von auBen ihre Christuskirche
Stuck urn Wick wieder aufgebaut und nun auch
den Turm wieder eindecken lassen. .
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Lnnenansidit der wiedergeweihten Auferstehmigskirche in Karlsruhe
Manhcim, das seine Erloserkirchc auf derv
Waldhof kurz each dam Kricge wieder hergestellt
and in den Jahren darauf lichen den Ruiner der
Schlol3kirche tine Schlollkapelle als Notkirchc
and im ruckwartigen Til des 11farrhauses chic
Notwohnung fiir den Pfarrcr, fiir (lie Schwester
and cinen Gemcindcsaal erbaut hatte, durfte in
den letzten Somtnernionaten erleben, wit der erste
Bauabsclntitt fiir die Schlol3kirdtc mit der Ober-
dachung des Kirchenschiffes aus staatlichen Mit-
leln beendet wurde and hofft, im nfullsten Jahr
im zwciten Bauabschnitt die ?Vollendung der
SchioBkirchc in newer l.' orni zu crtcben. Gleich-
zeitig hat die Gemcinde mit ihrcm Pfarrer 1)r.
Roder den Plan gefaft, in Wilde das alto Pfarr-
liaus in M 7. 2 wieder ganz aufzubauen.
Hinter dicsem iiut3eren Aufbau in unscrcr
Kirche wurde die Sorge um den inneren Aufbau
der Gemeinde Gottes gewiB niche vergessen. Aber
es ist schwer, wens nicht unmogliclt, dariiber
cinen Bcricht zu geben. Das Beste and das Tiefste
vollzicht sich bier im Verborgenen and wind nur
cinhfundeu -,,oil cinzelnen Iterzen, offenbar aber
nur vor Gott. Aber so viel darf gesagt werden,
dull vide Pricstcr turd treuc Laien hci13 geru.n-
gen haben um diesen inncren Aufbau der Ge-
incinde in der Liebe Christi mid in der ErgrilTn-
licit von scinem 111. Gciste,
Zumal die Seelsorge an unseren Il.eiinatvcrtric-
bcnen hat chic Reilie von Geistlichen oft fiber dip
Grcn~izen ihrer Kraft belastet. Aber sic tm diesen
Dicnst mit Frcudigkeit, emplinden sic dock im-
nier wieder, wie viol offene and dankbare Ilcr-
zen. warten auf iliren Dienst. Im besondern trifft
das zu auf unserc Geistlichen in Bayern, in Stutt-
gart and Heidelberg, die zu ihren angestaunmten
Getncinden Hoch weite Gebiete mit groBeren oder
lacineren Gruppen oder gar bercits formlich ge-
bildetenFliichtlingsgemeinden zu betreuen haben.
Fast ausschlieBlich stclten in diesen Arbeit unserc
Pfarrcr Lenz in Nordhessen, Pfarrcr Wlokas in
l.eilpzig and Pfarrcr Uhlmann in Blankcnburg.
Sic sind so gut wie irmner unterwegs,und Leiden
doch daruntcr, daB sic, so viel sic auch tun, mit
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ihrer Kraft allein nicht alles tun konnen. Gerade
die Seelsorge in der Ostzone ist unsere grollc
Sorge. Pfarrer Wlokas verbraucht sich and be-
notigt. unbedingt eine Hilfe. Und unsere IIarz-
gemeinden waren large verwaist, da Dr. Heins-
berg aus Gesundheitsgriinden eine Pfarrei in Ober-
baden annehmen muBte. Gut ein Dutzend Geistliche
habeas wir gefragt and wieder gefragt, solche die
bet uns ins Dienst stehen and solche, die erst
koinmen mochten, and zuletzt hat das Ministe-
rium der Deutschen Demokratischen Republik er-
klart, da3 es iiberhaupt keinen Geistlichen aus
dean Westen hereinlassen werde. Da war es wie
eine Fiigung, daB wir aufinerksam wurden auf
einen Geistlichen aus Westfalen, der als Lehrer
in der Ostzone Dienst tat and seit Jahren unse-
rer Kirche angehort. Mit Freuden sagte er ja and
mit noch gr83erer Freude verspiirten wir, wie
unsere Harzgenseinden mit offenen Herzen Pfar-
rer Uhlmann- entgegcnkamen.
Dankbar ni issen wir auch dafnr sein, daB tins
crmoglicht wurde, fiir das groBe Diasporagebiet,
das his dahin zu Hagen gehorte, einen eigenen
Geistlichen in der Person des Pfarrverwesers
Rademacher mit dens Sitz in Bielgfeld anzustellen.
Und weiter freuen wir uns, das durch den Plan
zur Motorisierung, den Bischof-Koadjutor Dem-
mel. betrieb, einer Reihe von Geistlichen wenn
auch nur gebrauchte Wagen zur Verfiigung ge-
stellt werden konnten.
Von besonderer Bedeutung war fiir unscre
Kirche die Internationale Studienwoche alt-ka-
tholischer Theologen, die ins August 1951 in Bonn
tagte and von Professor Dr. Kiippers mit viol
Liebe and Geschick vorhereitet wurde. Untcr Pro-
Wir uerinogen den Katholiken, die uus Gewissens-
grunden eine neue kirchliclte Heintstatte suchen, nicht
das Gefiihl katltolischen Geborgenseins zu bieten,
wvenn wit uns nor abgrenzen, durch dus Ablehnen
dessen, was man gewoltnlich ?das Romische" nennt.
Der Alt-Katholizismits bestelit nicht nut darin, daf3
wir diese oder jene Einrichtung Oder Lehre als iiber-
flussig,als nicht unbedingt lteilsnotafendigbezei(linen.
Darum soil diese 0sterbotschaft tins zur Besinnung
(tiff unsere wesentlichen Attfgaben fiiltren: Bewah-
rung des echten katholischen Erbes, Pllege desEhr-
wiirdigen and Heitsnotwendigen,Verclu?istlichung der
Gemeinden in. entchristlicher Zeit, Mitarbeit an dent
grof3en Ziele einer ,stafenntaffig erfolgenden Einigung
(lei, getrennten Christenheit.
Die alt-kath. St. Willibrord-Kirdfe in Munchen
fessor B. A. van Kleef (Holland) als Iliskussions-
leiter wurde das groBe Thema der Okumene in
alt katholischer Sicht behandelt; Schrift, Tradi-
tion and Kirche, Gebel undArbeit standen bier
ins inneren Zusammenklang and gaben den Teil-
nehmern aus Holland, Schweiz Lind Osterreich
and iiatiirlich aus unserer deutsehen Kirche vieles
mit.
In all unseren Geineinden haben unsere Frauen-
vereine wieder stille and treuc Arbeit geleistet.
Statt einer Hattptversamminng fiir das gauze
Gebiet des Bistmns hat die Verbandsvorsitzende,
Frau Ruth Michelis, regionale Tagungen fur
Oberbadcn and Unterbaden mit Hessen and Pfulz
gehalten.
In einzelnen Gemeinden haben Miinnerkreise
and Jugendbdnde mit Lifer geschafft.
Unsere Schwesternschaft kam vom 19. ` 2.
September .1951 snit anderen alt-katholischen
Schwestern, die dens Verband niclit angehoren
tinterder Leitung des geistlichen Rektors unseres
Schwesternhauses, Professor Dr. Kiippers in
Miinchen and am Tegernsce ins Jugendheim zu
Gebet unit Arbeit zusammen and griindeten einen
?Verband alt-katholischer Schwestern and Fur-
sorgerinnen" nach dens Vorbild unserer Schwei-
zer Kirche. ,
Zum Schiull darf gesagt werden, daB es un-
tnoglich ist, alle Versetzungen and Vcranderun-
gen unter unserer Geistlichkeit bier aufzufiihren.
Ntir erwiilust soil sein, daB eine Reihe von Geist-
lichen in der Berichtszeit il.u? 40jahriges Priester-
jubilaum feierten, so Pfarrer Koepfer, der zum
Gcistl. Rat ernannt wurde, Gcistl. Rat Reinelt and
Pfarrer Huber in Mundclfingen. Fiir Berlin and
die Ostzone wurde cias Dekanat begriindet mit
Pfarrer Dr. Buchta als Dekan.
Dr. Otto Steinivachs.
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Das alt-katholisthe Hilfswerk.
Wenn hier voin alt-katholischen IIilfswerk ge-
sprochen werden soil, so kann es sich selbstvcr-
staiidlich nur um einen kurzen Ubcrblick fiber
cine Eiizriclrtung handeln, die sich in der Nach-
kriegszeit im -deutsclien Bistum segensreich_ aus-
gewirkt hat.
Als im Mai 1945 der Krieg zu Ende war, zeigte
sick auf alien Gebicten des Lebens cine erschrek-
kendeNot. Vicle Mitglieder aitch unserer Kirche
hatter im Bombenkrieg flab und Gut verloren.
Nicht viel besser war es ciner groflen Zahl jener
Genicindemitglieder ergangen, die aus den Gro13-
stiidten evakuiert worden waren. Auf Grand des
Potsdanier Abkomniens waren Zehntausende alt-
katholischer Menschen aus ilirer Hcimat im Osten
und in der Tschechoslowakei (Sudetenland) ver-
triehen worden. Sic hatters nicht nur Ilab und
Gut verloren, sondern auch die Heimat. Arm,.
bettelarm, oft nicht einmal mit dean Lebensnot-
wendigsten ausgestattet, waren sic nach West-
Deutschland gekonmien und mull ten oft Jahre
in Lagern und Massenquartieren oder in kfim-
merlichsten Raunien leben. In den Jahren 1946
his 47 wuchs auch die Not fiir diejenigen, die IIei-
mat, Ilab und Gut fiber den Krieg hinweg ge-
rettet hatten. Es waren schwerste Hungcrjahre
fiir das gesainte deutsche Volk. So duster auch
hcute Hoch die Erinnerung an all die furchtbare
Not sein mag, in das Dunkel dieser Zeit leuchtet
this erwarniende Licht christlicher Liebesli tig-
keit.
Schon bald nach dean. Zusannnenbruch regte
sich hier und dort in den Gemeinden der Willc,
schlimmster Not zu steuern. Bald schon wurdc es
klar, daB die Kraft der einzelnen Gemcinden zn
einer nermenswerten Linderzing von Notstiinden
in ilirer Mitte nicht ausreichen wdrde. Es bleibt
this Verdienst des Pfarrers Pfister, Frankfurt/M.,
schon fruhzcitig den Zusannnenschiull der i rtli-
chen IIilfsausschfisse und die Schaffung eines
alt-kathol. iIilfswcrks fiir das gesamte Bistum im
AnschluB an das IIilfswerk der Evang. l(irche an-
geregt zu haben. Schon im Sommer 1946 wurde
von den Pfarrkonferenzen fiir ihre Bezirke diescr
ZusaznnneuschluB durchgefiihrt. Bereits im Spat-
sonuner des gleichen Jahres fond der Zusammeni-
schluB dieser Bezirks-ililfswerke zum alt-katho-
lischen Hilfswerk des deutschen Bistums statt.
Mit der Leitung wurde der Verfasser dieser Zeilen
betraut. Ini Oktober 1946 schloB sich das alt-ka-
tholische IIilfswerk dem groBen IIilfswerk der
Evangelischen Kircher in Deutschland mit dcm
Sitz in Stuttgart (Zentralburo) an, das der jetzige
Bundestags -Abgeordnete Obcrkonsistorialrat Dr.
Gerstenmuier in's. Leben gerufen liatte. Dabei
blieb lie volleSelbstandigkeit des alt-katholischen
Hilfswerks gewahrt, gab ihin aber die Moglich-
keit, genieinsam mit dcm IIilfswerk der iibrigen
niclrtromischeu. Kirchen mit dent Ausland und
scinen Hilfsquellen in Verbindung zu treten. Und
das war geradezu nine Notwendigkeit. Als inn Bis-
turn die Grfindung des alt-katholischen Hilfswerks
bekannt geworden war, liefen in der bischoflichen
Kanzlei in Bonn uugezahlte Briefe ein, die furcht-
barste Notstande ofl'enbarten und um Hilfe bates.
Kein Gebiet des tiiglicheni Lebens, auf dem nichi
Ililfe erbeten worden ware. Das Hilfswerk konnte
gewiB nicht alle Not belieben. Es war ihm aber
in6glich, im Laufe der Nachkriegsjahre, or alleni
his zu jencm Zeitpunkt, da sich nach der Wah-
rungsreforui die wirtschaftlichen Verhaltnisse in
West-Deutschlandbesserten, tausendfach bitterste
Not zu lindern raid andere ganz zubeheben.,
DaB das Hilfswerk als Funktion der Kirche den
Erweis tatkraftiger und opferfroher christlicher
Liebestatigkeit erbringen konntc, verdankt es in
den Jahren der Not freilich nicht nur der Kraft
der cigenen Gemeinden, sondern noch meter wahr-
haft brfiderlicher Gesin hung christlicher Kirchen
und Briider im Ausland. Hier mull vor allem and
zuerst die Hilfe genannt werden, welche unscre
Scliwesterkirche, die christkatholischc Kirche der
Schweiz, uns Jahre hind.urch geschenkt hat. Bi-
schof Dr. Kfiry, Bern, hatte glcich nach Beendi-
homm, Bruder, Du!
Ural manchmul wissen ivir: es lclopft jemand an,
Der Bruder einer, niiider Wandersinann.
Wir wissen jenzand stelmn in Nucht und Gratis,
Und seines Klopfens Hullen ist inz Haus.
Scin zagend Flehen dringt zu tins herein:
ten Nunzezi Gottes, Briider, la/It nach eizm.
Und Koren stun nn sein Klopfen, seine Bitte.
Zn Tiir mind Riegel braucht es nur 3 Schritte.
Nur dreier Worte braucht's: Konun Binder du'
Sie bleiben ungesprochen und (lie Tiir bleibt zu
Ilnd jener Wundrer gent, role er geleominen -
Dann horchen wir, datum ahnen wir beklonunen.
Und schauen plotzlich tief und wissen klur,
Duf3 jezrer Pilgrim Gottes Bruder war.
Conrad Ferdinand Meyer.
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gung des Krieges in scinem Bistum das Hilfswerk
der christkatholischen Kirche der Schweiz in's
Leben gerufen und dessen Leitung selbst iiber-
nommen. Immer wieder appellierte er. enter Schil-
derting der in Deutschland herrschenden Not air
seine Gemeinden. Nicht umsonst. Bereits im Friih-
jalir 1946 ham die erste groBe Sendung aus der
Schweiz, der dams Jahn' fiir Jalir fast imiuer je
zwei weitere Sendungen folgtcn. Sic enthielten
alles turn Leber Notwendige in groBen Mengen,
angefangen von Klcidern trod Wasche fiir Minn-
tier und Frauen, Jungens und Madchcn his zttm
Siiugling herunter, viele hunderte Paar Schuhc,
Geschirr, Nahinaschinen, Seifenwaren, Lebens-
mittel allcr Art. Einc einzige Sendung z. ?B. haste
einen Wert von sfrs. 32 364.-. Zwischen dieser
Grog-Sendungsen kamen weitere Sendungen von
Nondensmilclt, Kraftigungsmitteln und andereir
Liehesgaben. Nicht zit vergessen ist die groBe Zah1
grit crhaltencr, ja teilweise bester Paramente und
Kultgeratc, an denen wir each dem Kriege in-
folge der,. Zerstorungen bedriickenden Mangel
batten. Die Sendungen gingen griltenteils an die
Zentrale nach Boma, teilweise auch direkt nach
Miinchen und wurden you ehrenamtlich tiitigen
IIclfcrn und llclferinnen in oft wochen- und mo-
natclanger Arbeit gcordnet, verteilt, verpackt und
an die citrzelnen Gemeinden und auch Einzelper-
sonen verschickt.
Ober das H.ilfswerk der Evangelisclien Kirche
in Deutschland kamen tins weitere Moglichkeiten
der Hilfe zu. In USA hatte Karon Gilbert Symons
von der Bischoflichen Kirche, mit der wir in Inter-
koinmunion stelien, ein eigenes Ililfswerk einge-
richtet, das uns im Laufe der Jahre eine groBe
ZahI von Care-Paketen schicktc, die sowohl an
Pfarrainter wie auch an Einzelpersonen - je
nach dens Bediirfnis - weitergeleitet wurden.
Ubcr das Zcntralbiiro des Dvatigelischen IIilfs-
werks in Stuttgart erhielt unser IIilfswerk nicht
nur Care-Pakete, nicht nur eine Anzahl Brasil-
Pakete, sondern auch Papier zum Druck des kirch-
lichen Amtsblattes, Stoff fiir Priester - Talare,
Schuhe uncd andere lebensnotwendige Dinge. Sie
kamen teils direkt von Stuttgart oder fiber die
Ilauptbftros des Evangelischen Hilfswerks zur
Ver?teilung. (Tber das Zcntralbiiro in Stuttgart
ginger auch unsere Antrage auf Gewahrting oku-
menischer Mittel fiir den kirchlichen Wiederauf-
]iau, die vom Weltrat der Kirchen in Genf ver-
teilt wurden. Die Geldniittel, welche das Hilfs-
werk von Genf erhielt, waren von der Bischot'-
lichen Kirche in USA gesammelt und dent Weltrat
der Kirchen zur Verteilung inberwiesen worden.
Es mull hier zmn Ausdruck gebracht werden, da13
die Bitten unseres Hilfswerks fun Zuwendung
dieser Gelder fiir Wiederaufbauzwecke sowohl
bei dem Direktor des Hilfswerks der amerikani-
schen Kirchen Reverend Dr. Almon R. Pepper,
als audi bei der Abteilung fiir zwischenkircliliche
Hilfe des Weltrats der Kirchen stets Verstandnis
und Ililfsbereitsdhaft gefunden haben.
Als gegen Ende 1947 feststand, da13 eine Wah-
rungsreform kommen wiirde, wandte sick unser
IIilfswerk Hach Genf uni Gewahrinig okumeni-
scher Mittel zur Besoldung unserer Pfarrer in
Bayern, die allein von den Geineinden getragen
wurden. Genf stellte reclitzeitig Mittel fiir diesen
Zweck zur Verfiigung. Was ware gesdiehen ohne
these Hilfe, da durch die Wahrungsreform die
Gemeinden wie die Familien von heute ant inor-
gen arin geworden waren! Okumenische Mittel
haben dann in den folgenden Jahren die Besol-
dung der bayerischen Pfarrer und damit die Anf-
rechterhaltung des kirchlichen Lebens in diesem
'I'eil unseres Bistuins iiberhaupt ermoglicht.
Wir haben die Wahrheit. Wir durfen sic vertrelen.
Nic durfen wir von ihr weichen. Sic wind tins leiten,
was auch iuuner das duf3ere Schicksal unserer Kirche
sein wind. Die Wahrheit wind ouch die Liebe unter
tins meluren und wind wie zur Zeit der ersten, jungen
Liebe die Werke der geistigen and leiblichen Barm-
herzigkeit enter ens nee erbliihen lassen. Uns gelte
das Wort des Apostels: Jell babe aber die feste Zu-
versicht, da/3 der ein gates Werk in each angefongen
hat, as auch vollenden tvird bis zunt Page Jesu Chri-
sti". (Phil. 1, 6.) Bis zu dent. Tage, do der Herr selbst
seine Kirche vollendet and das Getrennte zusanunen-
fiigt and Allen erschcint als der eine Meister and
Sieger.
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Ohne die Ililfe des Weltrats der Kirchen wart es
audi nicht moglich gewesen, unsere zerstorten
Kirchen und Pfarrhauser, wie z. B. Koln, Essen,
Miindicn, Ktulsruhc, Krefeld, zum weitaus grofi-
ten Toil bercits wieder aufzubauen.
Das Ausland stellte ferner dens Jlilfswerk Bi-
bemn und Neue Testaments in groper Zahl zur
Vcrfiigung. Fiir die Seelsorge erhielt das Ililfs-
work aus England cinige Fahrriider fiir Geistliche.
Aus okumenischen Mitteln komiten auch Motor-
rader in beschrankter Zahl beschaff i timd in den
1)ienst der Seelsorge gestellt werden.
Zur Erholung von Kindern wurde mil liilfe des
christkatholischen Ililfswerks in Giitenbach cin
Kinder-Erliolungsheim eingerichtet. Widriger Uni -
sliinde wegen muffle es freilich. nach wenigeii
Jahren wieder geschlossen werden, wogegendas
Jugendheim am Ringberg Obb. hen to noch bestcht.
An der Paket-Aktion fiir die Kriegsgefangenen
find. die russisch besetzte Zone betciligten sich
unsere Gemeinden in einer besonders erfrculichen
Weise. Aberhunderte von Piickchen gingen in die
Kriegsgefangenenlagcr des Auslandes und each
Osten und brachten Freude turd Linderung stiller
Not.
Als nach der Wahrungsreform das Gesamt-
Hilfswerk den Diakonie-Groschen cinfiihi-te, ver-
sagte side unser Ililfswerk auch dicsem Werk
christlicher Liebe nicht. In den Gemeinden wurde
elf rig gesammelt. 500/o der Ertragnisse verblieben
ihnen zur Linderung der Not an Ort und Stolle,
wiihrend die iibrigen 500/o an die Zentrale Hach
Bonn zur Behebung iiherortlichcr Note abgefiihrt
wurden.
Alles dies ist nur sin ganz summarise-her Be-
richt fiber das, was das alt-katholische Hilfswerk,
iin Ausland und im Inland, wahrend der Notjahrc
leisten durfto., Es ist darum nur sine licbe und
tiefe Pflicht, an dieser Stolle alien dencn drauflen
im Ausland und bier in der Heimat, hcrzlichst zu
dankcn fiir alles, was sic fiir Hire notleidenden
Briider und Schwestern, im Namen Christi und
gedrangt von der Liebe Christi, gegeben haben.
Dr. Zeimet, Prof.
Wean wir es mil deco Apostel Paulus halten ivollen:
?Priifet alles, das Gute behaltet", so bedeutet das
nicht, daft wir die Glaubensgrundlagen der alien un-
geteilten Kirche .zur hernmungslosen Diskussion stol-
len.. Die Kirche braucht Maf1stabe des Glaubens, wean
sie uberhaupt bestehen will. Die Dogmen sind die in
menschliche Begriffe gefa/Jte Glaubenserkenntnis der
Gesamikirche, wean sie fins auch die letzte Walu?-
heit nur verhiillt zeigen.
Bi.sehof Koad. Joh..1. Denunel
Gebet
Herr, mach. aus mir sin Werkzeug
Priedens!
Wo Hap herrscht, la/i midi Liebe
Wo Krcinlcung, (lie Vergebung,
Wo Zwietracht, (lie Versohnung,
1170 Irrtum; (lie Wahrheit,
IVoZumeifel, den Glauben,
Wo Verzuveiflung, die Hoffnung,
Wo Finsternis, Dein Licht,
Wo Traurigkeit, die Preside!
I)eines
0 Meister, lafl much meter darnach verlangen,
Andere zu trosten (its selbst getrostet,
Anders zu. verstehen als selbst verstanden,
Andere zu lieben. als selbst geliebt zu werden:
Denn Geben macht reich
Und im. Selbstvergessen liegt der Friede;
Im Verzeihen erlaugen uvir Vergebung
Und Sterben ist ewige Auferstehung.
(Naich einem Gebel des Franz von Assisi.)
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Ein Gedenkblatt unsern verstorbenen Priestern
Gedenket curer Vorsteher, die each des ll'ort Gottesgesagt heben!
treIr 13, 7
In den letzten zehn Jahren hat Gott, in dessen Hand Tod and Lehen steht.
folgende Diener unserer Kirche in Deutschland heimberufen; deren wir
in Dankbarkeit und Treue gedenken:
Geistlicher Rat Max Rachel im 73. Lebensj ahr und
im 51. Jahr seines Priestertums (-j-7.7.1943)
Pfarrverweser Heinz Bender im 31. Lebensjahr
und im 7. Jahr des Priestertums
Univ. Prof. Dr. Rudolf Krenssen im 67. Lebens-
jahr and im 45. Jahr seines Priestertums
(j 28.12.1944)
Ruhestandspfarrer Franz Dittrich im 79. Lebens-
jahr and im 52. Jahr seines Priestertums
(j 23.2.1945)
Pfarrer Dr. Walter Herberz im 73. Lebensj ahr und
im 50. Jahr seines Priestertums (-j- 3. 8. 1945)
Ruhestandspfarrer Josef Moog im 80. Lebensjahr
and im 55. Jahr seines Priestertums (-j-29.6.1946)
Pfarrer Andraes Satter im 73. Lebensjahr and im
48. Jahr seines Priestertums (-j- 31. 5. 1948)
Synodalrat, Pfarrer Helmut _Michelis irn 44. Le-
bensjahr and im 22. Jahr seines Priestertums
(-4 1. 1. 1949)
Pfarrer Josef Johne im Alter von 55 Jahren and
im 34. Jahr seines Priestertums (-j- 30. 1. 1950)
Geistlicher Rat Friedrich Hacker in seinem 70.
Lebensjahr. and ins 45. Jahr seines Priestertums
(G 23 , 3. 1950)
Pfarrer Josef Kehren im 69. Lebensjahr and im
44. Jahr seines Priestertums (- 24. 6. 1950)
Altpfarrer Konrad Lutz im 62. Lebensjahr and
im 39. Jahr seines Priestertums (-j- 30. 10. 1951)
?IcJi habe einen goten Kampf gekeiinpft, ich hahe den Lauf oollendet, ich Izabe den Glauben gehalten".
1. Tint 4, 7
Liebe heimatvertriebene Glaubensgenossen
Nun sind es fur Each schon 6-7 Jahre, seit Ihr, von der Ileimat vertrieben, auf alle
Lander des hentigen Deatschlands verteilt, irgenduro eine vorizbergehende odes viel-
leicht sclron datrernde Bleibe gefunden habt. Ilnr, die Ihr diesen Kalender leset, Isabt
bereits irgendivie schon Anschluf3 an ein Pfarraint oder an eine Genteinde gefunden.
Ihr nehmt Teil am Gemeindeleben, habt selbst gcarz nerte Gemeinden rind in diesen
Kirchenbunde, Frauenvereine, Kirchenchore gebildet.
Ilrr urif3t: Ilu? seid.nim vollberechtigte Mitglieder der deiltschen. alt-katholischen
Kirche. Wir danken es Euch, da/3 Ilnr Each uns angeschlossen Irabt und dcif3 1hr viel-
fach geradezu vorbildliche Opfer fur Eure Kirche bringt.
Nun soil es zuwischen Each raid tuns - den ,alten" Gemeinden - keinen Unterschied
mehr geben. Unsere gemeinsame, eigentliche Heimat ist unsere geliebte Kirche, durch
die ivir einst zu denen gelangen, die urns and Each vorangegangen sind im Zeichen
des Glaubens.
Ewer Joh..1. Demmel, Bischo fs-Koad jutor
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Has alt-katholisdie Bistum im Sudetenland
and sein Untergang
Vielen Deutschen war der Name Sudetenland fremd.
Dieser Unkenntuis entsprach auch die hochst man-
gelhafte Kenntnis der kirchlich-religiosen Lage. Man
crinnerte sick zwar dunkel, dali in Bohmen schon
vor der Reformation heftige Glaubenslcumpfc tobten
([Iussiten), dali nachher der Drciflig-jahrige Krieg
von Bohmen semen Ausgang nahm and dennoch die
ehemals ganz proteslantisch gewordenen Grenzge-
hiete Minions in der Gegemeforntalion wieder gSinz-
lich katholisch geworden and his zur letzten Jahr-
hundertwende auch geblieben waren. Aber nur wenige
wulten, daf3 ausgangs des 19. Jahrhunderts die even-
gelische and auch die. alt - k a tIt oiiscIt e Kirche in
den Sudetenlandern ,Bohihrens, Mahrens and Schle-
siens Fuli gefafit hatter Erse die grauenvollen. Ereig-
nisse der jiingsfen Vergangenheit, zamal die Austrei-
bung von 3t12 Millioncn Sudetendcntschcr ails ihrer
Ileimat, liaben these Gcbietc mid hire Bewohner der
WeROffcntlichkeit nhher geriickl.
Die altl.atholische Kirche des Altreichs turd vicle
Hirer Gemcinden sind nuilineltr in tine unmittelbare
Beriihnung zu iliren sudetendeutschen Glaubensge-
schwistern gekommen. Sic Schicksale beider, der Ein-
heimischen and der Ileintatvertriebenen, sind fort-
an miteinander verschlungen. Daram client es dem
gegensciligen Verslchen, wenn wir voneinander wis-
sen. So ist es mir eine liehe Aufgabe, meinen Lands-
lcuten, aber auch alien Lesern des altka.tholischen
Kalenders eine zusammenfassende Darstellung fiber
den Untergang unseres cinst so venceifiungsvoll attf-
bliihenden Warnsdorfcr Bistums . zu geben. Ich er-
fiille sic urn so lieber, weil ich einer der wenigen Prie-
ster dieses Bistums bin, der aus eigener Erfahrung
schopfend den Untergang,unscres Warnsdorfcr Bis-
tnms ntiterlehen muRte.
Zunhchst cinen kurzen Ruckblick. Das. Bist.um
Warnsdorf ziihlteEnde des zweitcnWeltkriegs 23000
Altkatholiken. Es hattc aulier den Filialgeineinden
9 grofle Pfarrgentcinden mit 11 Geistlichen. Der Sitz
des Bischofs war die Pfarrgenieinde Warnsdorf mit
fast 5000 Mitglicdcrn; die zweitgrofite Pfarrgemcindc
mit 3500 war Dessendorf and deren Tochtcrgemcin-
den ins Isergehirge: Gablonz a. N. mit 3500 and Mor-
chenstern mit 2500 Milgliedern; es folgten der See-
lenzahl Hach: Mater. Schonberg mit 3000, Schonlinde
mit 2000, Arnsdorf-Haida mit 1800, Friedland a. d.
Mohra mit 1500, Tctschen-Bodenbach mit 1200 and
Brflnn mit 500 Seelen. Auf3erdem stand auch die
tschechische Gemeinde in Prag Writ angeblich 500 See-
len tinter der huisdiction des Warnsdorfer Bischofs.
In diesen Pfarrgcmeinden batten achteine eigene
Kirche and sicbon cin eigenes Pfarrhaus. Die all-
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katholische Kirche hatte ins dsterreichischen Staate
schwere Kanrpfe um die staatliche Anerkennung ilrrer
Gemeinden zu bestehen. Bis zum Jahre 1907 war
Warnsdorf die einzige vom Staate anerkannte Pfarr-
gemeinde. Erst nach diesem Jahre warden die iibri.
gen Gemeinden anerkannt, jedoch ohne dell ilinen
irgendwelche staatliche Untersti.Ltzung trotz der Pflicht
zur standesamtlichen Matrikenfiihrung und der Er-
teilung des Religionsunterrichtes in den Schulen zu-
teil wurde. Ersl durch des Kongruagesetz vom Jahr
1925 gewahrte die tschechisch-slowakischc Regierung
(lie Gleiclrberechtigung mit den iihrigen Kirchen.
Ins Vergleich mil, dem Bistum in Deutschland driialgt
rich die Frage auf, waruat ins sudctendeutschen Bis=
tuns so wenig Geistliche und so grolle Pfarrgemein-
den vorhanden waren. Natiirlich hatte des semen
Grund. Der Staat anerkannte eben nur Pfarrgemein-
den, die aus eigener Kraft sich finanziell erhalten
konnlen. Deshalb mul3te sich das Bistum auch mit
einem Bistumsverweser zufrieden geben, wie iiber-
haupt die Pfarrgemeinden ihre Erhallung vielfach
our der Opferbercitschaft Hirer wenigen Geistlichen
zu verdanken hatten. Erst 1925 driingte die tsche-
chische Regierung, um vom Ausland unabhangig zu
sein, selber auf die Wahl eines Bischofs. Wenn dar-
aufhin die Synode zu Gablonz 1925 den bisherigen
Bistumsverwescr Alois Paschek als Bischof bestiitigte,
so geschah es, was weithin nicht recht verstanden
wurde, deshalb, weil ein Tscheche viel leichter als
ein Deutscher bei der Prager Regierung Einflull er-
langen konnte. Gbrigens hat sich Bischof Paschek
zwar als geborener Tscheche bekanni, aber stets auch
als Bischof einer deutschen Kirche.
Bis 1934 ergaben sich ins kirchlichen Gemeinde-
lehen zwischen den Deutschen und den wenigen zu-
gewanderten Tschechen in keiner Gemeinde nennens-
werte Schwierigkeiten; die wenigen tschechischen Mi t-
glieder verlangten weder bei den Gottesdiensten noch
in den Schulen Sonderrechte, weil sic, der deutschen
Sprache vollkotmnen nrachtig, nur Minderheiten bi1-
deten. Erst als staatlicherseits die Tschechisierung
der deutschen Gebiele durchgefiihrl. wurde, versuchte
man auch in unseren deutschen Gemeinden Sonder-
rechte fiir die tschechischen Minderheiten zu erlangen.
Der Antrieb hiefiir ging von der Prager tschechischen
Gemeinde aus. Diese Gemeinde war seit ihrer Entste-
hung eine hussitisch-national eingestell tc" kleine Ge-
mcinschaf t,die,um mitBischofPaschek zu reden, ?nicht
teben und sterben konnte". Ihre Seelenzahl war eigent-
Lich niemals festzustellen. Urn die Jahrhundertwendc
wurde dieser kleinen Gemeinschaft diestaatliche An-
erkennung verweigert. Sic bat daher attf einerSynode
in Wien urn die Aufnahme in die alt-katholische
Kirche. Trotz vielfacher Warming wurde sic aus
Mitleid ?g a s t w e i s e" aufgenommen, ,bis zu dem
Zeitpunkte, da die Bewegung unter den Tschechen
so erstarkt sein wurde, umein eigenes tschechisches
Bistum zu begriinden". Diese rechtliche Stellung in-
nerhalb der alt-kalholischen Kirche wurde seitdem
nie geandert!
Oberst Hanf, der Vert eter der tschechischen Min-
derheit, begann zunachst seine national-kirchlichen
Bestrebungen in den Isergebirgsgemeinden, nament?
lich in Dessendorf, in welcher ungefahr 100 Tsche-
chen beigetreten waren. Zunachst forderte er in
den neuerrichteten tschechischen Schulen Religions-
unterricht, der ihm anstandslos gewahrt wurde.
Schrittweise vcrlangte er dann Gotlesdienste in tsche-
chischer Sprache, wozu der Synodalrat nach anfang-
lichem Widerstand zustinrmte. Endlich wiinschte er
die Errichtung ciner eigenen tschechischen Pfarrge-
meinde ins Bezirke Tannwald fur alle ins gesamten
Bistum wohnenden tschechischen Mitglieder, eine
Forderung, die ihm nicht einmal (lie Prager Regie-
rung genehmigen konnte, da die anerkannt.en Pfarr-
gemeinden each geselzlichen Bedingungen nur raum-
lich, nicht aber nach nalionalen Gesichtspunkten ah-
gegrenzl und gcnehnrigt waren.. Um sein Ziel zu er-
reichen, verfal3te er tine Resolution gegen den Syno-
dalrat, die er, untcrsttitzt von 200 tschechischen Ab-
geordneten ins. Prager Abgeordnet:enhause einbrachtc.
Er forderte darin die Absctzung Bischofs Pascheks
als Feind der Tschechen und die Entfernung des der
tschechischen Sprache unkmidigen Dessendorfer
7'farrers.
In diese Zeit des national-kirchlichen Kampfes fiel
ins Jahre 1938 die Eingliederung des Sudclengaues
ans Deutsche Reich. Bischof Pascheks Gesundheits-
zustand war durch die jahrclangen Aufregungen der-
art erschiittert, dal3 er sich mit Riicktrittsgedanken
trug. Das alt-katholische Bistum stand in dieser Zeil
vor neuen und schweren Aufgaben, da es sich den
veranderten staatlichenVerhaltnissenanpassenm ullte.
Das Kongruagesetz wurde vom Reiche nicht aner-
kannt und jeder voin tschechischen Staate anerkann-
ten Kirche wurde nach einer.Gbergangszeit jegliche
staatliche Unlerstiitzung entzogen. An Stelle des ins
Altreich bestehenden Kirchensteuergesetzes wurde
ins Sudetengau nur ein ,Kirchenbeitragsgesetz" ge-
schaffen, wonach jede Kirche ihre Beitrage selber
einzuheben hatte. Das Personenstandsgcsctz wurde
durch Errichtung von Standesamtern abgeandert und
damit den Kirchen die staatliche Matrikcnfdlrrung
entzogen. Durch den Aushruch des zweiten Weltkric-
ges warden auch die jiingeren Geistlichen zum Mili-
tardiensl einberufen, so dal3 von den 11 nur mehr 6
verblieben. In den drei Is ergebirgs genie in den rail,
10000 Seelen verblieb nur der Dessendorfer Pfarrer.
der auch als Generalvikar den kranken Bischof ent-
lasten mul3te. Der Nationalsozialisnnts mit seiner gc-
tarnten Verheil3ung vom ?positivem Chris Lent uni"
enttauschte nur zu bald durch seine ,Gottglaubigen-
bewegung zunachst die Geistlichen. In der Schule
wurden dic! Kreuze entfernt, die Lehrerschaft wurde
enter Zwang gesetzt, fiir die Befreiung der Kinder
vom Religion sunterrichte Z U werben, die Teufen, Trau-
ungcn und Begriibnisse wurden von der Partei in
Anspruch genonunen. Aus Furcht getrauten sich vicle
nicht mehr, ihre innere Gberzeugung often zu be-
kennen. So war die Zeit gckmnmcn, von der einst
der Freiheitsdichter Ernst Moritz Arndt klagte: ,Auch
Du, mein dcutsches Volk bast: Writ fremden Gottern
gcbuhlt." Viele haben damals ihrem Herrgott den
Riicken gckehrt.
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,Gottes Slrafgericht konnte nicht ausblciben. P's
erfiillte sich auch an tins Dcutschen im Sudetengau
in gril3licher Weise. Wir batten wiihrend des Well.-
krieges alien Grand, jeden Tag dem Ilerrgott zu clan-
lien, dean wir waren vom furchtbaren Bombenkrieg
verschont geblicben. Aber wir muBten Schlinnneres er-
fahren, als die Schreckenstage voln Mai 1945 anbra-
chen. Wir hatten in den. Kriegsjahrcn vielleicht mehr
hunger gelitten als die Briider im Altreich, aber wir
durften wenigstens in der Heimat leben. Wir ahnt.en
erst, was das Wort ,Fliichtling" bedeutel, als wir
die Fliichtlingsziige ans Schlesien dutch unsere IIci-
mat rollen sahen. Darum haben wit auch, das ist uns
hente eine Genugtnung, unsere Brii.der and Schwe-
stern aus dem Altreiche wirklich als Giiste aufge-
nommen and das Letzte mit ilmen geteilt. Aber er-
fafit haben wir damals noch nicht, was uns sp5ter
heschieden scin sollte: das Wort ?Ilcimatvertriebene".
Was der nach Amcrika gefliichtete Pater Reichen-
berger in scinem Buche ?Die ostdeutsche Passion" an
Schandtat:en der Tschechen aufzbhlt, ist uns alien ans
dem ITerzen gesprochen. Die Zeit war gekommen, wo
t DR. OTTO STEINWACIIS
Weihbisdiof
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das iscnecroscne yolk an uns lletttsclien wegen der
Zerstorung einiger DQrfer dutch die nationalsoziali-
stische Wehrmacht, die vom gesamten Sudeten-
deutschtum verurteilt worden war, grausame Rachc
nelimen and als ,Kollektivschuld" an uns mit der
Vertreibung aller aus der lausendjahrealten Heimat
strafen konnte.
Der aus demExil zuriicl:gekehrtePrasidentBenesch.
verfiigte die Auflosung der alt-katholischen and evan-
gelischen deutschen Gemeinden raid Beschlagnalime
Hires Kirchenvermogens. Bischof Paschek versuclrte
zwar seine Kirche dadurch zu retten, dali er entgegen
dem Beschluf3 der Wiener Synode sich auf die Prager
Gemeinde als einer der tschechischen berief,' and sein
Bistum als ein int.ernationales bezeichnete, wurde
aber dennoch vorlaufig abgesetzt and Writ der Bildung
cines provisorischen Synodalrates beauftragt. Er Elsie
daher den bisherigen Synodalrat and alle Kirchenvor-
stiinde?in den Gemeinden auf and enthob semen his-
herigen Generalvikar seines Aintes. Ftir den nenen
Synodalrat warden der Regierung fiinf Tschechen in
Vorschlag gebracht. Siimtliche Geistliche warden ihrer
Amter enthoben, muBten aber ohne Gehalt gehorsam
zwei von Bischof Paschek ordinierten Jiinglingen
Dienste leisten. Hierauf organisierte sich im Taun- -
walder Bezirk eine tseliechisch-orthodoxe Gemeinde
aus iibergetretenen alt-katholischen Tschechen. Als
erster orthodoxer Geistlicher wurde nach Dessendorf
ein Priester berufen, der ins Pfarrhause wohnte; er
war ein edler Priester, der keinen IIa13 gegen uns
Deutsche hatte, daher aucli eines 'Pages das Feld
raumen nrul3te. Sein Nachfolger versuclite den deut-
schen Pfarrer aus dens Hause zu driingen. In dieser
Zeit wurde sowohl die altkatholische als auch die
romische Kirche entweilit and dies, um den Verdacht
der Tschechen von sick abzuwenden, den beiden deni-
schen l'farrerii zur Last gelegt. Da man auch hiermit
nicht this Ziel erreichte, wurde der deutsche Pfarrer
verklagt, er habc bei seinem lelzten Gottesdienste die
h irchenturen versperrt, uns mit semen Lenten Politik
zu treiben, obwohl man wuf3te, dali die deutschen
Geistlichen schon ein Jahr lang nicht mehr deutsche
Predigten halten durften. Der deutsche Pfarrer wurde
als politisch verdachtig sofort ausgewiesen. Das war
am 10. September 1946.
Ein ahnliches Schicksal wie die Isergehirgsgemein-
den erfuhren alle anderen Gemeinden and deren
Priester. Bischof Pascheks 'fod bewahrte ihn vor dem
Kerker. Pfarrer Emil Mochmann stark ehenfalls noch
vor seiner Vertreibung. Pfarrer Anion Remelt durftc
noch his Ende 1948 verbleiben and wirkt: jetzt in
Stiihlingen; Pfarrer Franz Billich, jetzt Pfarrer in
Wurzburg mid Pfarrer Josef Siehr, jetzt in Kaufbeu-
ren bei vielen von semen fruheren Isergebirglern,
irafen sich nach ihrer Vertreibung in Mecklenburg;
-Pfarrer Josef Forge in Miihr. Schonberg and Pfarrer
Maschek-Gruber, Friedland a. d. M., wurden vom
Ssterreichischen Bistum iihernommen; Pfarrer Franz
Fuchs in Schonlinde wirkt jetzt in Niirnberg. Als ein-
ziger deutscher Pfarrer hat es Franz Storch vorge-
zogen, ins Dienste der sogenannten ,Tschechisch-
altkatholischen Kirche" zu verbleiben.
Wir vertriebenen sudetendeutschen Alt-Katholiken
glauben, daft unser Bistum weiterbesteht - wenig-
stens rechtlich - and beten dafiir, da13 wir in unsere
alto Heimat wicderkehren diirfen. Wie aber auch
immer Gott im Rate seiner Vorsehung enischeiden
moge - fiir odor gegen unseren Wunsch -: wir
wollen unserer altkatholischen Kirche die Treue he-
wahren. wenn auch die Zerstrcuung grolie Opfer fiir
kirchliche Versorgung von uns verlangt. Wir wollen
in unseren jetzigen Gemeinden unsere Pflichten so
erfiillen, als miillten wir Kier inmier lehen and ster-
ben, ohnc aber unsere von den Vatern gegriindeten
Heimatgemeinden zu vergessen.
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Die Erklarung der Alt-katholisdien birdie
Am Mariendogma 1950
Int Namen. der Allerheiligsten Dreieinigkcit legeni
die durch die Utrecliter Erkliirung vom 24: Sep-
tember 1889 vereinigten Bischofe der Altkatho-
lischen Kirchen zu der Lehre von der ?leiblichen
Aufnahme der IIl. Marini in den Himmel" folgen-
des Zeugnis ab:
AN DIE KATHOLISCHE KIRCHE.
Wir "bekennen in Ubereinstinnnung mit der
einen, heiligen, katholischen und apostolischen
Kirche den Glauben ,an Jesum Christum, den
cingeborenen Soli Gottes, unsern Ilerrn, tier
empfangen ist vom Ileiligeh Geist, geboren aus
Maria, der Jtiingfrau".
Wir bekennen, dali Gott die 111. Maria auser-
koren hat, da nit sic als Jungfrau vom Ieiligen
Geist die Mutter desWortes Gottes werde, des von
Ewigkeit Gott und bei Gott ist und das ?um tins
Menschcn und um unsres Heiles willen" aps ihr
Fleisch und Mensch geworden ist.
Wir bekennen:, dali die Kirche ihr don Namen
?Mutter Gottes" gegeben hat, um damit den Glau-
ben zu bezeugen, daB aus Maria nicht nur cin
Mensch geboren wurde, sondern Jesus Christus,
der von Ewigkeit her oiner Wesenheil mit deco
Vater, Gott und Mensch in oiner Person ist.
Wir bekennen, daB Gott uns in diesem scinem
cingeborenen Sohn Jesus Christus den cinzigen
F.rloser and Mittler geschenkt hat, durch den wir
gerettet werden, und daB ,,in keinem andern das
Ilcil ist, dean es ist kcin anderer Name unter dent
Himmel fiir die, Menschen gegeben, durch den
ivir gerettet werden". .
Wir bekennen, deli Gott in Jesus Christus, sci-
nem menschgewordenen Sohn, alles geoffenbart
hat, was zu unserm Heil notwendig ist, daB Er
durch scincn Heiligen Geist these seine Offenba-
rung zu allen Zeiten seiner Kirche schenkt, und
da13 alles, das davon abweiclrt odor was hinzuge-
fii.gt wind, nicht die Wahrheit enthAlt, die Gott
ins geoffenbart hat.
fehlba.r auszusprechen, festzustellen und als Hcils-
wahnccit der Kirche vorzuschreiben, was Gott
geoffenbart hat, und daB or dies vertu ge, auch
wenn cine solche Lehre weder durch Gottes Wort
in der Heiligen Schrift noch durch den allgemein
anerkannten Glauben der Kirche bezeugt wind.
WVir weisen deshalb aufs neue die vom Bischof
von Rom proklamierte Lchre von der Unbefleck-
ten Empfiingnis Maria zuriick, and heute ebenso
die an Allerheiligen 1950 definierte and verkiin-
dete Lchre von der leiblichen Aufnahme der hei-
ligen Jnngfrau Maria. in die himmlische Herrlich-
keit.
Wir bedauern, daB die Kirche von Rom sick
dutch these none Lehre wiederum einen Schritt
weiter von der Wahrheit, die allein aus Gott ist,
entfernt hat, und dali dadurch die Trennung in
der Christenhcit, die nach Herstellung der Einheit
strebt, aufs none verscharft wird.
In der Gemeinschaft mit der Kirche alley Jahr-.
hunderte chren wir des Andenken der heiligen
Mari ,4, der Mutter unseres Erloscrs, der Patriar-
chen, der Propheten, der Apostel und alley Ilei-
ligen, denen Gott die Krone des ewigen Lebens
verliehen hat. Und wir bitten Gott, der durch sci-
nen Heiligen Geist den ganzen Leib der Kirche
hciligt und regiert, dali Er die Fiirbitte dieser
seiner triumphierenden Kirche erhore und in der
streitenden Kirebe den Irrturn tilge, das Licht der
Wahrheit leuclrten lasse und ihr die Gabon der
Einheit rind des Friedens verlcihe, durch Jesurn
Chris turn unsern Ilerrn. Anion,
Gegehen zu Utrecht (Niederlande) und. Bern
(Schweiz) am Feste des Ill. Stephanus, dem 26.
Dezember des Jahres unseres Herrn 1950.
Fiir die Alt-katholische Bischofskonferenz
der Priisident:
Andreas Rin;kel,
Erzbischof von Utrecht
Darum weisen wir aufs none die Lehre zuriick, Adolf Kiiry,
nach welcher der Bischof von Rom fuhig sci, un- Bischof, Bern.
Vor dent Geiste unserer Venter wollen wir in diesen lhr seid nun Christi Leib, und jeder 1st ern Glied
Monaten, do unsere Geineinden auf einen eigenen Ge- daran nach seinem Teil; und zwar hat Gott die einen
schichtsabschnitt zuriickblicken, tins prufen, was uiir in der Genmeinde eingesetzt nit Aposteln, andere no
aims diesem Voter-Erbe gemacht haben, ob wir ihres Propheten, wither andere no Lehrern, ferner fiir
Ringens um die Gewissensfretheit wiirdig geblieben Wundertaten, fiir Krankenheilnngen, Hilfeleistungen,
And, aber auch. oh win niclit etwa (lie Freilreit mi/i- Verwaltrrngsgeschafte, mancherlei Arten von Spra=
braucht haben. Bischof Kowl. Joh..1. Denunel ehcn. 1. Kor, 12, 27, 28.
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Die thristkatholische hirdie in der Schweiz
in den Jahren 1941-1951
Es 1st gewiB ein ,ewagtes Unterfangen, auf so
cingeschranktem Raum cinen Riickblick zugeben
iiber die Geschicke and die Entwicklung der
schweizerischen Schwesterkirche fin letzlen Jahr-
zehnt. Viel Wichtiges inuf3 einfach unberiicksich-
tigt bleiben; doch wollen wir uns beraiihen, auch
hei dieser Einschrankung ein einigermal3en zu-
treffendes Bild von Stand and Wirken unserer
Kirche zu geben.
Der Beginn unserer Berichterstattung fiillt mit-
ten in die Kriegszeit. Wahrend alle kontinentalen
altkatholischen Kirchen ureter den kriegerischen
Ereignissen viel zu Leiden hattcn, darf sich die
christkatholisehe Kirche der Schweiz mit ihrem
ganzen Land freuen, verschont worden zu sein.
Durch die Mobilisation sind die Arbeiten in Ge-
samtkirche, Gemeinden and Vereinen wohl oft
stark gehemnit worden, d.och ist der Stillstand
nie zu einem Riickschritt geworden, Weil sick
m.cistens wieder opferbereite Gemeindeglieder
fanden, die die Aufgaben der Kirche auch unter
erschwerten Umstanden zu erfiillen suchten.
So konnte am 6. Dezember 1942 in der Mar-
tinskirche zu Olten eine cindrucksvolle Fcicr
durchgefiihrt werden zur Erinnerung an die am
1. Dezember 1872 an diesem Ort erfolgte Griin'
(lung unserer Kirche.
Im Verhaltnis zur Kleinheit unserer Scelenzahl
war die Bautatigkeit in der Berichtsperiode iiber-
raschend groB. Mitten im Krieg orhielt Ziirich-
Oerlikon eine neue Kirche. Eire wohlwollender
Geber spendete eine betrachtliche Summe, wes-
halb der Bau rasch durchgefiihrt werden konnte.
Die ZVeihe durch unsern Ilerrn Bischof fand am
11. Januar 1942 statt.
Nach einem langen Streit mit der romischen
Kirche iiber die Wegenstetter Dorfkirche, .die Hach
staatlichem BeschluB von beiden Konfessionen
beniitzt werden konnte iznd sollte, Bell sich unsere
dortige Gemeinde von der romischen Kirchge-
m.einde loskaufen and entschloB sick zum Bau
ciner neuen Kirche, die nach Hellikon zu stehen
kain. Das war nur moglich mit der Zusicherung
einer finanziellen groBen Unterstiitzung durch die
Gesamtkirche. Eine Sammlung dafiir ergab nahe-
zu Fr. 100 000. So darf these Kirche, die nach dem
Vorhild des Oerlikoner Gotteshauses erstelltwor-
den ist, als Gemeinschaftswerk der Schwcizeri-
schen christkatholischen Kirche gelten. Die Weihe
durch unseren Oberhirten erfolgte am tt. April
1948.
Die kleine Gemeinde Thun kaufte die dortige
englische Kapelle and liel3 sic renovicren. Am
16. Juni 1946 weihte unser Herr Bischof ihren
Altar.
Durch den Ankauf ciner Kapelle in Le Lode
kann hinfort in einem Diasporagebiet regelmd.Big
christkatholischer Gottesdienst gefeiert werden.
Die Gemeinde Basel ist an die aullerst ko4tspie-
lige Renovation Hirer priichtigen Predigerkirche
herangetreten.
Manchenorts worden Orgeln griindlich reno-
viert oder neuc gebaut.
Nicht nur ffir Kirchen, sondern auch Mr Pfarr-
und Gemeindehauser mull [e viel Geld aufgewen-
det werden. Bern verkaufte seine Liegenschaftcn
an der Metzgergasse and crwarb sick ein grol3es
Mehrfamilienhaus der Kirche gegeniiber. Es soil
allgemach unseren Beddrfnisscn dienstbar ge-
macht werden. Basel wagte den Kauf eines prach-
tigen Patrizierhauses, des Formonterhofes, in der
Niihe der Kirche gelegen. Er wurdc als Pfarr- Laid
Gemeindehaus eingerichtet. Itlohlin and Wallbach
muf3ten sick zuin Bau never Pfarrhiiuser ent-
schlie2en. Bern and Biel hattcn Gelegenheit, zu
diesem. Zwecke giinstige Liegenschaffen zu er-
werben.
Diese grotc Ban- mid Renovationstiitigkcit ist
gewiB erfreulich. Die Moglichkeit dazu ist gege-
hen durch die Tatsache, daB unser Land niche in
den Krieg verwickelt wurde uncf Bich eines an-
dauernden wirtschaftlichen Wohlergehens freuen
darf. Doch darf nicht iiberselien werden, daB sich
verschiedene Gemeinden niche wenig verschuldet
habeas.
So wichtig es ist, geniigend and wiirdige Got-
tesha.user zu besitzen, so kann dQch dies niemals
die IIauptsache sein. Einer kirchlichen Gemein-
schaft gereichen schone Kirchen nur dann zur
Zierde, wean sic sonntags mit ciner betriichtlichen
Schar iiberzeugter Christen angefiillt sind. Daran
fehlt es aber vielfach, zeigt doch der sonntiigliche
Gottesdienst im Durchschnitt 5-10 Prozent der
erwaclisenen Gemeindeglieder in den Birchen. Das
ist betriihlich wenig. Dafiir ist eine Vertiefung
des gottesdienstlichen Lebens unverkennbar.Wiih-
rend noch vor 30 Jahren die Gemeinde hochstens
einige Lieder sang im Gottesdicnst and im iibri-
gen zuhorte and zuschaute, vie der Priester mit
den Ministranten zelebrierte, ohne aktiv mitzu-
wirken, sind wir heute nun doch so well, dalI in
alien Gemeinden kriiftig geantwortet wird. So
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kann unser IIerr Bischof bei semen Firmungshc-
suchen feststellen, wic (lie aktive Beteiligung der
Gemeindeglicder irn (iottesdicnst stiindigzunimmt.
Seln-.gefordert wurde der Gemcindegesang. Un-
liturgische Lieder der Aufkls.irungszeit werden
nur noch in wenigen Gerneinden regelmiulig ge-
sungen. Dafiir beginnen die Gemeindeft die guten
Lieder, deren unser Gesangbuch ja cine stattliche
Anzalil enthilit, wirklich zn schatzen.,
Grol3es Gewicht legt' man auf die Einfiilnrung
des liturgischen Gesanges (Gregorianik). Durch
Vortrage and Nurse suchte man den Ghoren
diese Gesange nahcr zu bringen. Mit viol Millie
and Geduld ist es gelungen, die oft hasten Wider-
stMide da and dort zu iiberwinden. So gibt es Ge-
nncinden, die sick im liturgischen Gesang schon
recht heimisch fiihlen; in andern konnte noch
nichts erreicht werden; Das Gesangbuch ist bei
der neuen Auflage um mchrere liturgischc Ge-
siinge bereichert wurden. Mit Liebe and vorsich-
tiger Aufkliirung wird sick noch manches crrei-
chen lassen.
Versehiedene Gottesdienste
der Karwochc, die in man-
chen Gemcinden in der Ent-
stehungszeil unscrcr hirchc
abgeschafTt odor vernachlas-
sigt wurden, erlangen nach
and nach ihreBedeu:tuugwie-
der. Verloren gegangenes li-
turgisclnes Gut wird do and
dort wieder einigcfiihrt, be-
steheixles wird durch Vor-
trag'e erklart turd vcrtieft. Wo
die osterlichen Segnungen and
die Auferstehungsfeier vor-
genommen werden, geschicht
das wieder moistens am Abend
des Itarsamstags, in der ei-
gentlichen Osternacht.
\Vcrktagsgottesdienste, (lie
iihlidhe.rweise vormittags ge-
feiert wurden, werden jetzi
,,erne auf den Abend verlegt.
Die darein gesetzten Erwar-
t.ungen werden moistens er-
fiillt: der Besuch ist recht zu-
friedensteilend. Vornnittiigli-
che Gottesdienste zubesuchen,
is[ den moisten Glaubigen in
unscrcr Zeit cinfach unmog-
lich.
Als bedeutendste Wand-
lung im gottesdienstlichenLe-
ben ist der vermclirte Abend-
mahlscmp#aig durch die Gcmeindc' zu nennen. Die
romische Anschauung, die in der Entstehungszeit
unserer I{irche allgemein war and wonach haupt-
sachlich nur in der Osterzeit zu kommunizieren
sci, lebte in unscren Gemcinden his in die jiingste
Zeit weiter and 1st ben den alteren Gemeindeglie-
dern auch heute noch nicht iiberwunden. Dock
konnie viclerorts die Gennoindekonnmrmion auch
an den anderen hohen Festtagen eingefiihrt wer-
den. Einzelne Gemcinden sind sogar so weit, dal3
sic in jedem Monat einmal zum Tisch des Herrn
laden Lund cine crfreuliche Zahl Kommunikanten.
erwarten diirfen. Was Bischof Herzog im Hirten-
brief von 1888 schon forderte and was andere
altkatkolischc Kirchen bereits in der Entstehungs-
zeit eingefiihrt liuben: Abendmahlsempfang durch
die Gcmeindc bei jeder McBfeler, scheint in un-
screr Kirche nach Ltberwindung vicler WVider-
stiinde nun endlich doch crreicht zu werden. Nur
wird es noch viele Jahre dauern, his rich diese
Tendenz allerorts durchsetzt.
Diese erfreuliche and verheil!ungsvolle Ent-
wicklung, die die Laien starker ins gottesdienst-
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lithe Leben hineinwachsen lam, verdanken wir
besonders der Besinnung auf die Bedeutung des
biblischen WTortes, das auch in dieser Hinsicht
wegleitend sein mul3. Die Bibel war and ist vielen
Gii ubigen efn unbekanntes Buch. Durch Bibel-
abende, Prcdigtreihen fiber ganze biblische Bfi-
clier sucht man das Buch der Bucher den Gemcin-
degliedern bekannt zu macheii. Der Geist der
Bihel, der ja der Geist der Urkirche, altkatholi-
scher Geist ist, setzt sich da and dort in den Ge-
m.einden durch. -
Die neue Ubersetzung der Zfircherbibel ist von
unserer Kirche its offizielle Ubersetzung erkli rt
worden. Wir iibernahinen 2000 Exemplare, das
Neue Testament and die Psalmen enthaltend.
An Neuerscheinungen and Ncuauflagen, die
unsere Kirc-he im letzten Jahrzehnt hervorbrachtc,
sei folgendes erwahnt. Die ?Internationale kirch-
liche Zeitschrift", das wissenschaftliche Organ
der altkatholischen Kirchen, vermochte sich trotz
Iinanzieller Schwierigkeiten wahrend des Krieges
zu halten. Der Kalender, der jahrlich in gewohn-
ter Aufmachung erschien, hat in Ilerrn Pfr. H.
Frei einen neuen Redakteur erhalten, nachdem
Kerr Pfr. 0. Gilg dieses Anit nut grol3er Treue
and Umsicht versehen hat. Unser Wochenblatt,
das nach Pfr. Herzog nun ,,on Pfr. M. Heinz,
Zurich, redigiert wird, vernrsachte wegen der.
'I'euerung viele Sorgen. Um these Scliwicrigkeiten
zu ISs.en, wird nun der ,Katholik" mit den
deutschscliweizerischen Gemeindebliittern ver-
schmolzen zu einer Zeitung, die eingroileres For-
mat haben soil. Die ,Christkatholische Jugend",
das Blatt der Jungen hat sich zu einer schmucken
Monatszeitschrift entwickelt. Unser Gebet- and
Gesangbuch erschien 1951 in verbesserter, 10.
Auflage.
Beachtenswerte Werke hat unser Neutesta-
mentler, Herr Prof. Dr. E. Gaugler geschaffen.
Da ist seine vorzUgliche Arbeit fiber das Ahend-
mahl, in der IKZ and im Sonderdruck erschienen.
1-Iervorragend ist seine Auslegung des Romer-
briefes, deren 1. Teil in der Reihe ,Propliezei"
herausgekominen ist, ein Werk, das in die Bifche-
rei jedes altkatholischen 'I'heologen gehort.
Ilerr Pfr. G. Gilg schenkle- uns einen Pracht-
band fiber die Geschich-te des Christkathohizisinus
in Luzern.
Ein Gemeinschaftswerk besonderer Art ist die
neue biblische Geschichte, die sowohl durch die
Gestaltung des Inhalts als auch durch die Bilder
H. A. Fischers in weiten Kreisen der reformierten
and der romischen Kirche Anerkennung and Lob
geerntet hat.
Unsere Fakultf t ist im Jahre 1874 durch ein
Dekret des kantonal-bernischen Parlamentes als
,,Katholisch-theologische Fakultiit" geschaffen
worden and komite von diescm Parlament jeder-
Die neue Kirdte zu Hellikon, 1948 eingeweiht
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Die Berghusli-Mutter Fr]. Anni Peter
zeit wieder aufgeliObeu wverden, was von Krciseu,
die unserer Kirche ungiinstig gesinnt waren, stets
erstrebt wurde. All unseren Befiirchtungen in die-
ser Ilinsicht wurdc am 6. Mai 1945 ein Endo ge-
setzt, its das neue Bernische Kirchengesetz, in
dem die Fakultiit als ,Cliristkatlioliseli-theologi-
sche Fakultiit" verankert worden ist, vocal Volke
angenonimen wurde. Unsere Lebranstalt, die cin-
zige an ciner Universitiit, ist somit gesichcrt. Es
doziercu die Professoren Dr. A. Gilg, Dr. E. Gaug-
ler, Dr. A. E. Riithy sind Dr. U. Kilry. Unscre
Kirche ist vom Staat Bern sehr begiinstigt worden,
als zu.den bisherigen zwei Ordinariateu cin drit-
tes, alttestamentliches geschaffen wurde, das Herr
Ein Pfarrer trauerte urn ein Gemeindeglied, das einst
rege am.kirchlicheri Leben teilgcnontnten hatte and
dann fern blieb. Er Bing zu dent Marine and fand ihn
am off'enen Kantin sitzend. Ohne ein Wort zu sagen,
nalim der Pfarrer die, Zange, hob eine gliihende
Kohle aus dent Feuer and legte sie absents auf den
Steinboden. Schweigsant sateen beide zu, wie die
Kohle langsarn verloschte, worauf der Mann aus-
rief: ,,Sie-brauehen stir kein Wort zu sagen: ich kont-
rne wieder in die Kirche."
Aus Gri ff ins Leben, 32/48
Prof. Iliithy innc hat. Ant Dies acadesnicus des
Jahres 1951 .verlich unsere Fakultiit Hcrrn Pfr.
0. Gilg, Luzern, den 'Fitel cities Dr. theol. It. c.
Er hat rich um die Erforschung der altkatholi-
schen Bewegung sehr verdient gemacltt.
Unscrer Kirche sind in deli: vergangenen zehn
Jahren folgendc Geistliche durch den 'rod cnt-
rissen worden: Pfr. Comment and Neuhaus, Ba-
sel; a. Pfr. Schnyder, Walker, E. Meier and L.
Meier; Pfr. A. Bailly, Rheinfelden.
Von den entschlafenen Laien sci nur des Dirck-
tors E. Frey-Vogt, Basel, gedacht. Der Verstor-
hene, ein hochherziger Donator, hat unserer Kir-
the vielc Jahre als Mitglied and Priisident des
Synodalrates gedient.
Diese Li cken mufiten aufgefiillt warden. [in
Bericlitsraum wurdest 13 Geistliche in unseren
Kircltcudienst aufgenonnmen; sieben entstamuien
anderen Kirchen, sechs der eigenen. Vier Pfarrer
sind in dieser Zcit aus unserem kirchlichen Dienst
ausgetreten and fanden anderweitige Beschiifti-
gung.
Unscr 1-[err Bischof leistet ein ungeheures Mall
an Arbeit. Neben der Erfdllung seiner bischofli-
chen Obliegenheiten setzte or sich besonders da
fiir ein, die Not der Fliichtlinge and der vote
Krieg heimgesuchten Glaubensgenossen mit alien
iltns zu Gebot stchenden Mitteln zu lindern. Eine
grol c Last, die er sich mit dem Fluclttlings- and
[Iilfswerk aufgeladen hat!
Nicht seine kleinste Sorge ist das von item be-
griludete Studentenheim, das im neuen Berner
Kirchgemeindehaus an der Kramgasse 10 unter-
gebracht ist and eine ganzc Reihe heiterer, sau-
berer Stuben umfafit. Dieses Heim, fiir das Herr
Bischof mit viitenlicher Liebe sorgt, hat scion
vielen schweizenischen and auslandischen Stu-
denten 1 nterkunft geboten, wofiir alle chcmali-
gen Bewoliner sehr dankbar sind.
Es fanden sich Gelegenheiten, unserem Ober-
hirten, der am 21. Juli 1952 scinen 82. Geburtstag
feiern konntc, Or seine Aufopferung gebiibrend
zu danken. ten Jahre 1944 waren es 20 Jahre her
scit der Bischofswahl. Wir gedachten seiner an-
liif3lich seines 80. Geburtstages. Aus Dankbarkeit
fiir seine Dienste organisierte die Kirche zum 25-
jahrigen Bischofsjubilaum eine Satnmlung. Sic
ergab fiber Fr. 40 000, womit unser Jubilar viel
Gutes zu tun vermochte.
Fr]. Anni Peter, die guts ,Berghilsli"-Mutter
konnte am 14. Juni 52 ihren 70. Geburtstag fci-
crn. Mit grol3er Opferbcreitschaft stellt sic ihr
trautes Heim oh Thun standig zur.VerfUtgung fiir
Kurse, Ferienwoehen, Sitzungen. Durch ihr giiti-
ges Weser hat sic schou manchem verzagten and
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gequalten Menschenherzen den Lebensinut und
die Zuversicht wieder gegeben.
Ferrer sei Kerr Prof. Dr. B. Amiet, Solothurn,
erwahnt, der seit 1938 mit groBer Ilii gebung
unserem Synodalrat vorstelit.
Zur grofien Belastung der Geistlichen wird die
Diaspora-Seelsorge. Die Abwanderung-in die Di-
aspora'ninunt der Verdienstmoglichkeiten wegen
shindig zu. Das hat den Vorteil, daB unsere Mitto-
ritiitskirelic, die nur gegen 24 000 Seelen zahlt,
durdt die Diasporanen (etwa 3000) bekannt wird.
An verschiedenen Orten konnten neue Gottes-
(lienststationen eroffnet, Genossenschaften ge-
griindet werden. Das alley bedingt Mehrarbeit
fiir die Geistlichen, die ihre Pfliditen nur Hoch
erfiillcn komlen, Weil eine betrachtliclie Anzalil
wit irgendweldien Motorfahrzeugen ausgeriistet
wurde.
Blidzt man aut' dievergangenen zehn Jahre zu-
riick, so ist unverkennbar, dal3 vieles geleistel
worden ist. GroBe Arbeit vollbringen auch (lie
verschiedenen Komtnissionen, Vereine and Ver-
biinde unserer Kirche. Und dock, noch vieles
sollte unternommen, vieles besser gemacht wer-
den. MiBerfolge, schwere Enttauschungen blieben
nichl erspart. Es stehen noch grol3e Aufgahen
bevor.
Wenn unsere Kirche auch geordnet, iiuterlich
gut dasteht, so ist das doch angst nicht die Haupt- Arbeiten and Streben zur Vergrol3ertutg di e s c r
sache. Gotteshauser, Vereine, Kommissionen ver- Sdtar gedient haben, dardber weiR der Bericht-
gehen. Was wichtig ist and bleibt, von der H811c erstatter keinen Bescheid - das weiR allein Gotl.
nidht ?uberwunden wird, ist die Schar'der auser-
wahlten Gotteskinder. Ob wir durch all unsex liellikon, Schweiz
Prof. Dr. Ernst Gangler, Bern
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Du liebe alt-katholisdie hirdie
Nie hat einer Dir Ilynuaen gesungen, Da arrne,
kleine Kirche.
Verkannt, verraten, angespieen and gegeifJell
gingst Du durch die Zeit. Dick schmiicken nicht
Tiara and goldene Krone, Da kennst Iceinen
Prank gldnzender Jahrhunderte.
llnd dock, ich liebe Dich, weil Du arm bist and
Bering, well in Deiner Schwdche aufleuchtet die
Kraft Deines Ilerrn.
Nie hast Du ein gropes Wort der Macht gespro-
chen, aber Dein demutiges Stanimeln der Schuld
and Deines Versagens. Deiner tdglichen Un-
Ireue macht Dich grof3, wie inuner nur die Wahr-
lteit Gr0/3e ist.
Deine Martyrer and Belcenner sind geachtet,
nicht Gloriole and Ilymnen verherrlichen sic,
Flush and Achtung traf sic and der Hohn der
gei f ernden Massen.
Aber sic lben, Deine Zeugen der Wahrheit, and
sic werden Samen sein, wie das Blut der ersten
Zeugen.
Demiitig bist Du, Du arrne Kirche. Freue Dich,
daf3 nie Gewalt and Macht in Deinen Hdnden stan-
den. Dens den Kleinen ist offenbar die Ilerrlich-
Iceit des Herrn.
Ich sehe Dich in dieser Welt verlassen von allen,
die zuvor gar grof3e and schone Worte im Mande
fuhrten, and verraten hat Dich mancher Bruder
urn des Geldes willen.
An der Gei/3elsdule stelist Du, sic schlagen Dich
and meinen, Gott einen Dienst zu erweisen. 0
ja, sic turf is, da/3 um so klarer die Herrlichkeit
Reines Herrn offenbar werde!
Du trdgst eine Dornenkrone, den Glanz Deines
arinen Christus.
Du wankst ureter dent Kreuz, das Dir als Zeichen
Deiner Berulung oaferlegt ist, and ich will nicht,
dap man es Dir leichter mache, denn Du konn-
test abfallen von Gott and den Weg der andern
gehen, (lie sein Kreuz der Not nor nosh auf bro-
katenen Prankgewdndern tragen.
Und du hdngst am Kreuz, ich hore Deinen Schrei:
Gott, mein Gott, warum host Du mich verlassen!
Nun weif3 ich es, Du bist item treu geblieben, den
alle verlief3en,da die grope Finsternis fiber dent
Laude lag and die Erde erbebte.
Nein, ich schaue Dich nicht mit entzuclctem Auge
and ich will nicht von verborgener Schonheit
sprechen, wo Du leer and ausgebrannt bist. Aber
ich wei/3, and dessen bin ich Zeuge, der Heilige
Geist lebt in Deinem Beten and Stammeln, and
Gott spricht in Deinem armen Worte sein ewiges
Wort Jesus Christus.
Weiui etwas water 1st in Dir and gro/3, so ist es
Deine Armut and Schwdche, Deine Niedrigkeit
and Verlorenheit; sic aber sired die alles uber-
windenden Zeichen des Sieges Deines Herrn!
. Benno Schokc
Die alt-katholisthe'hirte in den I iederlanden
1942 -1952
Eisen Uberblick fiber die Jahre 1942-1952 geben zu
miissen, bedeutet die Beschrcibung ciues Zeitraunrs
zu geben,'der fur die Niederlande wie fiir die nicder-
landische alt-katholische Kirche Jahre tiel'sten Elends
and nachher hochster Wiederaufbauaktiviliit, mate-
riell and gcistig, umfal3t.
Konnte in dun ersten Jahren reach 1910 die kirch-
liche Arbeit nods ziemlich ungestort Fortgang nch-
men, so hat sic ab 1942 immer mchr Ilcnunungen
aller Art crfalu?en, bis der Ticfpunlct ins Hunger-
winter 1944/45 erreicht wurde, and keine Verbin-
dungen unter den Gemcinden bestanden, ja viclc
Leute von Maus, Familie and Kirchengemeinde ver-
trieben, snit denen, die in der Stadl verblieben wares.
einen schweren Stand batten, das Leben zu behalten.
lm Jahr 1942 wurde der groBcre Tcil der Einwoh-
ner der Kiistcngebiete evakuiert. Da sills gcradc in
den Kiistenorten lsgmond van Zee mid ljmuiden un-
sure gr613ten Gemcinden befandcn, mul3ten safari
Fursorgemal.nahnsen getroffen werden. Etwa 3500
Altkatholiken wurden in den nordostlichcn Provin-
zen Groningen and Friesland untergebracht. Sie wur-
den so gut als moglich von unsern Pfarrherren be-
sucht and in protestantischen Gotteshhusern fur sic
durch uns Gottesdiensle abgehalten. Ins August 1942
wnrde auch die Kirche in Helder durch (lie Besatzung
abgebrochen. Die wenigen Zuri ckblcibenden fanden
Gnterkunft in der lutherischen Kirehe, his 1946 die
IIolznolkirdic inGebrauch genommen werden konnie.
?Der Oud-Katholiek" ermoglichtc nur noch his zit
dessen Verbot 1944 .den Bischofen, den Konlakl. alit
den in die Frenide weggefiihrten Arbeitern auf-
rechtzuerhalten. In den letzten Monaten 1943 .ver-
sandle der Bund junger Altkatholilcen mitIlilfe aller,
die noch etwas von ihren liationsscheinen abgehen
konn[en, 250 Wcihnachtspaketc an die Glaubensge-
nossen im Ausland. Ins Oktober 1941 zwangen Mille,
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Hunger and Finslernis den Seininarprasiden Len, die
Buben des Seminars nach Hausc zu schicken, zumal
das Gymnasium in der Nahe wegen Bombardierung
bercits geschlossen war. Das Seminar diente dann
als Schutzort, liotekrcuzstation, Wirlshaus and Asyl
fiir fast 3000 ],cute, die in den Winters ichten not cis
Dach an die 'l'iar klopften. Prof. van Kleef erhielt.
in Anerkennung seiner groBen Verdienste gegen die
Mitmenschen nach der Befreiung eine Ehrendenk-
munze des Roten Kreuzes. Auch an viclen andern
Orten, besonders in den Pfarrhausern, wurde ahnlich
gearbeitet. Etwas davon stellte sich heraus, als der
Utrechter Biirgermeister dem Bischof Lagerwey ge-
legenilich dessert 70. Geburtstages huldigte and ihm
den silbernen Ehrenpfennig der Stadt Utrecht iiber-
reichle. Die meiste Liehestatigkeit bleiht jedoch iui-
mer fiir uns verborgen.
Am Ende des Krieges wares die Kirchen in Botter-
danr (1940 bonrbardiert and giinzlich zerstort) and
Helder (1942 abgebrochen) nicht incur da. Die Kir-
chen im Haag, Arnhem, Egmond aan Zee and Ijmui-
den waren beschadigt. .Jetzt: sind alle Kirchen reno-
viert. Im Haag wird eine sehr kosispielige Herstel-
lung jetzt durchgefiahrt.
Wahrend des Kricges verlor (lie Kirche drei Alt-
pfarrer. Am 22. U. 1941 enlschlief im Alter von 87
Jahren Altpfarrer P. M. Rinkel. Er war 40 Jahre
Pfarrer in Utrecht and scit 38 Jahren Kanonikus des
Metropolitankapilels von Utrecht. Wenige Tage spii-
ter, am 3. Januar 19-12 verschied Altpfarrer B. J.
Jans im 77. Lcbensjahr. Er war 50 Jahre Priester.
Am 17. 9. 1943 starb W. B. Copper, 63 Jahre alt. Er
war 22 Jahre Pfarrer in Delft, aber schon 1926 ge-
sundlicitshalber in den Huhestand getreten.
Am 12. 4. 1943 entschlief, 60
.Jahrc alt, Prof. Mr. 1)r. A. J.
van den Bergh. Als Professor
des Kirchenrechts, der Philoso-
phic, and Apologetik hat er dens
Seminar 36 Jahre gedient, sick
ulierdies verdient gemacht um
den Aufbau der ?Centrale Oud-
l' atholickc Bibliotheek". Der
Ililfsverein war eines seiner
?tfatsehelchen". Er tat vie] fiir
die Verbesserung des gulen
I?invernehmens zwischen den
Schwesterkirchen stud den ge-
schiedenen Kirchen. Line ganz
andere Figur war Herr T. 11.
Moan, Milglied des Bischiill.
Rates, langjahriges Milglied des
K. V. in Amsterdam. Woldtiater
vieler Gemeinden. Er start) am
30. 1.0. 1911. Eine sehr wichtig,!
Begebenheit war noch das Er-
scheinen des nenen, heule be=
reits ausverkauften Gesangbu-
ches (1942). Es enthiilt nicht
weniger als 281 Lieder. his 1942
hat Bischof Lagerwey dem alt.-
Lath. Museum in der alien Ger-
Irudskirche in Utrecht gedient.
Er ist auch hcule noch dcssen
guter Schulzgeisl. 1944 wurden
the Pfarrer 1)r. P. J. Maas and
I. Kok zu I?rolessoren des
Amersloorter Seminars ernaunt.
Nach der Bii.ckkehr des Frie-
dens Bing man init. Tatkraft an
den Wicderaufbau and die In-
lensiviermrg des kirchlichen ].c-
bens, an (lessen Vorbereitung
scion vorher gearheitet wurden
war. 1)ankbar wurden zwei Lie-
hessendungen der Schweizer
Schweslerkirche in Ianpfang ge-
nommen. 1946 konnte eine gro-
tie Anzahl schwacher Kinder in
der Schweiz Stiirkung Linden.
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Am 1. 9. 1945 tral der alts Bischof von Ilaarlem,
van Vlijmen, in den Ruhestand. An seine Stolle wurde
der Dekan des Bistums, Pfr. van der Oord gewahli
and von I?rzbischof Dr. Kinkel am 13. It. 1945
geweiht.
Eine zwcitc groBe Anderung folgle, its am 1. 10.
1945 Scminarprasident van Klecf in Prof. Jans, vor-
mals Pfarrer in Amsterdam. cinen Nachfolger crhielt.
Audi in den folgenden Jahren fanden grotie Stellen-
umbesetzungen stall, so daft heute nor noch drei
Pfarncerren dine Stolle bckleiden, die sic scion vor
1940 innchatten. 1948 verabschiedete sich Przbfschof
Kinkel its Professor.
Pfr. Key repatriierte aus Indien uncl mit ihm all-
mahlich auch die anderen Pfarrangehorigen seiner
jungen 1939.gcstiftclen Gemcinde Batavia.
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1946 konnte die Nolkirche in Helder benutzt wer-
den. Auch wurden die Rundfunksendungen, wichtig
fiir die Seelcute, Alte and Kranke, wieder angefal3t,
Kollekten angeordnet, neuc Ordnungen erlassen fiir
die Gemeinden, den Bischofl. Rat, die General The-
saurie, die Finanzverwaltung and die Synode. 1949
sah den 15. Internationalen Altkatholikenkongrel3
in Hilversum in unseren Grenzen. ?I)as Lied der Ein-
heit" (Text von Bisch. Lagerwey, Musik von Alex
de Jong) wurde uraufgcfiihrt and nadiher teilweise
auf der Amsterdamer Kirchenkonferenz wiederholt.
Die Jugendarbeit erstreckt sich jetzt auch auf die
iluben and Madchen unter 16 Jahre.
1949 wurde in Alkmar in Nord-Holland eine neue
Gemeinde gegriindet. Der Erzbischof ernannte eine
Kommission zur Vorbereitung des Baues eines neuen
Priesterseminars in Amersfoort anstelle des nunmehr
250jiihrigen alten Komplexes. 1950 wurde durch Ba-
zare, Zehnjahr-Sparaktien, Siegelmarken, Altpapier-
verkauf eine grol3e Somme aufgebracht and in der
Niihe des Bahnhofes Baugelande erworben. Der Neu.-
ban soil ein Sammelpunkt fiir alter Art kirchliche
Arbeit werden.
1949 ist auch das Griindungsjahr der BruderschafI
?Sint Willibrord". Sie will am geistlichen Aufbau der
Gliiubigen mitarbeiten. Ihr Leiter ist Prof. Kok. tun
gleichen Jahr wurde auch Pfr. ZwarL in Utrecht zum
Professor fiir das Seminar ernannt.
1950 wurde zum erstenmal die provinziale Synode
des Klerus abgehalten, die 1951 wiederholt, die Geist-
lichen zwei Tage zusammenfiihrt and zusammen
mit den Theologenkonfcrenzen von grol3er Bedeu-
tung fiir die Weiterbildung der Geistlichen sein wird.
In diesem Jahr konnte auch das neue Graduate (in-
halt: eine grol3e Anzahl Messen, Einleitungsgesangc,
Ilymnen) cingefiihrt. werden. Die neuc Kirche von
Rotterdam wurde am 23. 10. 1951 eingewciht and
damit eine 10jahrige Baugeschichte gliicklich abge-
schlossen. In Alsmeer wurden Kirche and Orgel reno-
viert, ebenso auch jene von Goudas. Die Kathedral-
kirche in Harlem wurde knit einer Lautglocke ver-
sehen, ebcnso wie Ijmuiden. Egmond aan Zee bekam
eiue grove Orgel.
Von den Publikationen verdient noch ganz be-
sondere Erw:iluiung der Wandkalendcr, herausge-
gebea voin 65jiihrigen Verein ,Ondersteuningsfonds.
Er bringt jeden Monat dine Abbildung unserer Gottes-
hauser and damit-gewil3 viel Freude in die Familien.
Das Behr niiancierte Vereinswesen lcistet wie friiher
seine dringende Arbeii. 1)cr Verein ?Kinderbesche-
rung" feierte sein 40jahriges, der Frauenbund scin
25jiiliriges Bestehen.
Noch sei einiger Personen gedacht, die mitten in
der Aufbauperiode zu hoherem Leben aufgerufen
wurden.
Zuerst des Ilerrn Pfarrer P. J. van Buuren. Er
verschied am 11. 1. 1946, 60 Jahre alt, zuletzt Pfarrer
von Leiden. Er gait als Kenner der Geschichte von
Port-Royal and Pascal. Am 22. 1. 1947 schied der
emeritierte Pfarrer Got, 72 Jahre alt. Am 26. It. 1948
konnte der weitbekannte Pfarrer P. J. van h arder-
wijk in guier Gesundheit seine 55jahrige Priester-
schaft feiern. In der schonen Kirche im Haag zele-
brierte and predigte der 8ljahrige selbst. Kaum din
Monat spiiter, am 23. 12., verschied er p161zlich, its
er den Probedruck des ,Oud-Katholiek" zur Post
frog. Dieser Altpfarrer war vielen Jiingeren ein Vor-
bild. Seine Lieblingsarb,eit war die Schriftleitung des
Oud-Katholiek. 35 Jahre war er in der Schriftleitung
tatig. In seinem langen Leben hatte cr nur die kleine
Gemeinde Schiedam. Nie bekicidele er ein hoheres
Amt in der Kirche. Aber cr erschidn aul' allen Alt-
katholikenkongressen. Viet tat cr Or die kirchliche
Kunst and betrieb 34 Jahre Lang its Administrator
des Vereins ,Cor unum et anima una" die kirchliche
B uchhandlung.
Alt-Pfarrer L. Rinkel starb inn 69. Lebensjahr am
4. 1. 1950. in Aalsmeer, wo er, seine Rube genol.l.
Viele Jahre diente er der grolien Gemeinde Ijmuidcn,
spiiter Dordrecht.
1947 verlor die Kirche in Ilerrn Th. It. A. Ghunte-
naar einer hervorragenden Laien. Er hat sick als
Vorsitzender des Bisdiofl. Rates and vieler andercr
Korperschaften sehr verdient gemacht.
Die internationale Verbundenheit mit den Altka-
tholischen Kirchen, die Kontakte mit den Anglikani-
schen and anderen befreundeten Kirchen des Ostens
and Westens wurden in den Nachkriegsjahren auch
von Holland ails erneuert, nicht zuletzt auch lurch
eine Reihe von Bischofsweihen,- wozu teilweise un-
sere BischSfe ins Ausland reistea, nach England,
Schottland, Osterreids and auch durch die Weihe des
Ilerrn Dr. O. Steinwachs zum Weihbischof am 5. 10.
1.948 in der Katliedralkirche zu Utrecht and durch die
Weihe des Bischof-Koadjutor J. J. Demmel an Alter-
liciligen 1951 in Essen.
11. J. W. Verhey, Rotterdam.
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Alt-kotholisdie birdie Usterreichs
1)ieser Bericht will lediglich einen kurzen tlherblick
daruber geben, was die Alt-Katholische Kirche Oster-
reichs in den lctzten Jahren an Frcudc and Leid er-
fahren hat. Er soil vor allem zeigen, wie schr ihr
Weg trotz oft schwierigster aulierer Umstandc immer
mchr aus den Tri rnmcrn des Krieges heraus and in
cin geordnetes kirchliches Leben hincinfithrt.
Bei der Synode im Oktober 19-17 wurde Dr. Stefan
Torok, der seit dern Jahre 1.9-12 (lie Kirche als Bis-
tumsverweser durch schwere gefalirvolle Jahre ge-
Ieitet hatte, zum Bischof gewiihlt. Mit ihm erhielt (lie
Alt-Katholische Kirche Osterreichs each den 1926
verstorbenen Bischof A. Schindelar tmd dem 1942
in den wohlverdienten Buhestand getretenen Bischof
B. TlIchler ihren Britten Bischof. Die Konsekration
land am 24. Oktober 1.948 unter Teilnahme der all-
l:atholischen Bischofe Erzbischof Dr. A. Binkel von
Utrecht, Bischof It. Lagerwey von Deventer mud
Bischof d. B. H. Tiichler sowie des anglikanischen
Bischofs Dr. S. Neill stall. Vertretungen waren von
cllen romfreien Kirchen and von Seite der Bundes-
regicrung erschienen. Inzwischcn konnte Bischof 1)r.
S. Torok am 17. November 1951 das 25jiihrige Jubi-
15um seiner Ordination feiern.
Munch treuer Mitarbeiter ist im Laufe der lctzten
,Jahre in die Ewigkeit abberufen worden, darunter
vor allent Bischof d. lt. 11 Tiichler, der am 2-1. Mai
1952 von uns ging, sowic (lie Geisllichmr Gcistl.
Hat 11. Brandl, Pfarrer O. Entrich, Pfarrer E. Fried],
Pfarrer G. Kamensky and Gcistl. Hat G. Nohel.
Auf der anderen Seite konnten in den letzten Jah-
ren drei Geistliche vom Bischof ordiniert werden, laid
zwar Ilill'svikar T. Marecek, IIilfsvikar A. Rau mid
Vikar K. Spoiler. Dcrzcit studieren vier junge Men-
schen alt-hatholische Theologic.
Lcider war and ist es infolge finanzieller and tech-
nischer Schwierigkeiten vielfach nicht leicht, die
mannigfachen Schaden and Zerstdrungen an Kirchen
and Gottesdicnststiitlen zu beheben. Grof3 war (lie
Freude, als am 23. Juni 1951 die mit Unterst: tznng
der Gemeinde Wien erneuerte St. Salvatorkirche in
Wien lurch einen feierlichen Erolfnungsgottesdienst
wieder in Gebrauch genommen werden konnte. \Viih-
rend der Zeit Hirer Henovierung war tins in licbens-
wiirdiger Weise fiir alle grolieren Veranstaltungen
(lie anglikanische Gesandischaftskirche in Wicn rut
Verfiigung gesiellt worden. - Aulierdem konnten die
Kirche in Ried/Innlareis, Bas Kapellendach in Steyr
and die Kapelle in Wien-Nord-West restauriert wcr-
den.
An der okumenischcn Arbeit in (lie A11-katholische
Kirche Osterreichs, der fur diesen Zweek ein eigenes
kirchliches Aulacaunt zurVerfilgung stelit,ntaf3gebeud
be tciligt.
Erfreulich ist das Interesse, das unsere Kirche his
wachsenden Ausmatie in der breiteren Offcntlichkeit
(indct. 1's gild in Wien wolil katini cin Ercignis von
grolicrer kulturcller Bedetrtung, zu welchem nicht ein
Vertreter der Alt-Katholischen Kirche Osterreichs ein-
geladen wiirde. Die von "Zit zu Zeit abgehaltencn
Badiogoltesdienste wcrden nicht zuletzt dank der
Bemiihungen von Pfarrer L. W. Reichl, der unsere
alt-katholische Kirchenmusik auf nerve Grundlagen
zu stellen trachlet, heachtet.
Fine Intensivierung des kirchlichen Lebens zeigt
sich nicht nor (lurch den gulen Besuch der Gottes-
dienste and Veranstaltungen, sondern auch in den
verhaltnismiiflig hohen Autlagenzahlen kirchlichen
Schriftlums. Es ist in den lctzten zwei Jahren gelun-
gen, die Abonnentenzahl der Zcilschrift ?Der Alt-
Katholik" mehr als zu verdreifachen. Der erste Teil
des neuen Gebet- and Gesangsbuches konnte bereits
fertiggestellt werden.
Guic Erfolge hat inch das Fiirsorgewerk unter
Lcitung von Synodalratsprasidenten 1. Mann zu ver-
zeichnen. Auch durch den ?Verband der All-Kaiho-
liken Ost:erreichs" wird -- besonders hinsichtlich der
Ferienaktionen - wertvolle Fiirsorgearbeit geleistet.
Stille and verantwortungsbewu(3tc Arbeit leisletc
das religions-p idagogische Seminar, in deal sich
allwochentlich Theologen and Religionslehrcr zu ge-
meinsamer Arbeit vereinen. Ausgehend von der
Psyche des Kindes will es einer organischen Auf-
w1irlsentwicklung unserer Kirche dienen and tine
l'inheitlichkeit ins alkatholischen Denken fordern.
Seiner Arbeit war es auch zu verdanken, dal3 wir, ob-
wohl nur wenige Tage vor Eroffnung gebeten, in der
Ausstellung ,Unsere Schule" in Wien geradezu
schlagartig Lehrstoff and Methode unseres Religions-
unterrichtes darbieten konnten. Wir diirfen uns
freuen, data unscre Kirche in dieser Ausstellung, (lie
von 320 000 Menschen besucht war, einen heachtlichen
Platz einnahmen.
Die am 7. and 8. Juni 1952 in Wien stattgefundene
Synode gedachte besonders des verstorbenen Bischofs
i. R. Robert Tiichler and nahm sodann die wertvol-
len licrichte fiber Kirchenverfassung, Liturgie, Ver-
einfachung der Verwaltung genehmigend zur Kennl-
nis. Beachtung verdicnt vor allem die von Pfr. L. W.
Bcichl vorbildlich geleistete kirchenmusikalische Ar-
beit. Sic ziclt auf einen im besten Wortsinn genrein-
ten modernen Choral, der sich freimacht von der her-
gebrachten Typik der Gregorianik, in die sich die
deutsche Sprache nur schwer einfiigt. Die Synode be-
schloli ferner, den Tilel Geist]. Rat nicht mchr zu
verleilten. Mit Dankbarkeit begriiftte sic die Erklii-
rttng der altkatholischen Bischofskonferenz zu dens
Dogma von der leiblichen Aufualune Mariens in den
Himmel,
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Has Harlem in der Uhr
Lieber Andres! Du schickst mir Deine Taschen-
uhr, Weil sie stehen blieb. Der hiesige Uhrmacher
soil sie wieder zum Gehen bringen. Es ist wohl
betriiblich, daB wir Menscben von heute ohne
einen solchen kleinen Helfer in der Tasche kaum
noch auskommen. Friiher wuBten die Menschen
ohne Uhr ihre Zeit. Sic sahen fleiBig nach der
tonne and ihrem. Schatten; sic sahen nach der
Morgenrote and Abenddammerung; sic achteten,
wean die Morgenglocke oder Abendglocke lautete;
schlieBlich fiihlten sie es in ihren Gliedern, ob es
Zit sei, Feierabend zu machen. Das haben wir
alles verlernt.
Der Uhrmacher in der Markusstralle blickte
(lurch sein Glas in die Uhr, lachelte ein wenig and
sagte: ?Ihr Herr Vetter hat wohl ein paar Blond-
kopfe, die gern an der Ticktack horchen? Zuwei-
len 156t er sie.auch einen Blick in das Raderwerk
tun." Ich nickte ihm zu and sagte: ?Er hat
ihrer drei and der mittelste ist mein Pate." -- So
meinte nun der Uhrmacher: ?Das Jdngsle ist noch
klein and sitzt noch imKorbhettchen and hat
weiche, seidene 1-li rchen?" -,,Auch das stimnrt",
erwiderte ich, ?sic ist ein herziges Kind and heiBt
Lenchen." - .,Ja", fuhr er fort, ?da hat nun ihr
Iferr Vetter wieder einmal die Kinder in die Uhr
sehen lassen, auch das Lenchen, and da ist cin
winziges Hiirchen von ihr in die Uhr geraten, hat
rich uni ein 11 dchen gewickelt, and die Uhr ist
stehengeblieben. Es ist mittags um II Uhr ge-
wesen."
Da siehst Du nun, lieber Vetter Andres, was
Dein kleines Lenchen angerichtet hat. Kiisse das
Kind auf seine Stirn, auf der seit der Taufe der
Name Gottes geschrieben steht, and streichle ihm
die Hiirchen. Merke Dir aber; lieber Vetter, was
ein llarchen vermag!
I)u hast doch wohl schon gesehen, wie eine
Spinne ihr Netz ausgespannt hat. Eine Fliege
fiihrt dagegen. Man denkt, sic fiihre ungehindert
and ehe sic sich versieht, sitzt ihr die Spinne im
Nacken and wickelt einen Faden um die surren-
den Fliigel. Da ist sic gefangen and ist ein Opfer
der Spinne. Merkst Du was, Andres? Das I-liir-
chen, das die Uhr anhalt, and die Fliigel umwik-
kelt, das leg[ sich zuweilen auf unsere Seele. Eire
Zweifel, ein verzagter Gedanke wickelt unsere
Scele ein: dann laf3t sic ihre Fliigel hangen, sic
konnen nicht mehr surren.,,Vatcr", sagen die Kin-
der, ?wir wollen ein Lied singen", aber Du kannst
nicht mehr singen. ,Vater, erzahle uns noch ein-
mal, wie der liebe Gott die Tiere and Vogel erschaf-
t'en hat mod mit dem Farbenkasten hunt bcmalt
hat and den Buchfink zuletzt.", aber Du kannst
das nielit niehr erzahlen. Dann gehe hin zn dem
Uhrmacher, Andres, hail Dir das Hiirchen, welches
das Raderwerk hemmt, 1a13 Dir den hitteren Ge-
danken wegnehmen, welcher Deine Seele rn-
sponnen hat, damit ihre Fliigel wieder scltwirren
konnen. Du weitit, wer der Kiinstler ist, ,daf3
wir auffahren mit Fliigeln wic Adler, doll wir
laufen and nicht mode werden, daB wir wandeln
and nicht matt werden."
GriiBe meinen kleinen Paten, lehre ihn das Va-
terunser and sag ihm auch, wer es gemacht hat:
der Kleine ist nun drei Jahre alt and versteht es
scion. Die Uhr schicke ich, sobald sic wieder geht.
Leb wohl and schreibe bald einmal zuriick!
Dein ...
Matthias Claudius.
OOOOOGOOOGOOOOGG
Sonntag
Die Nacht war lcaam verbliihet,
nur eine Lerche sang
die stille Loft entlang
Wen grtt/lt sie sclron so frfihe`t
Grid drau/3en in dent Garten
(lie Batune fibers Hairs
sah'n writ ins Land hinaus
al.s ob sie wen erwarten.
In festlichen Gewanden
wie eine Kinderschar,
Tauperlen in dem Haar,
die Bluinen alle Standen.
Ich dacht: ?Ihr kleinen Braute,
was schmiickt ihr each so .sehr?"
Da blickt die eine her:
,,,.Still, still, s' ist Sonntag heute!"
Schon klingen Morgenglocken,
der liebe Gott nun bald
geht lurch den stillen Wahl."
Da kniet ich Iron erschrocken.
.Joseph von Eichendorff.
?Wer immer in priesterlicher Gottverbundenheit and
Heiligkeit lebt, nicht nor allein jene, die man tin prie-
sterlichen Chorgestuhl sitzen sielrt, sondern jene
mehr, die priesterlich sind im Handel and Wandel,
deren Anteil der Herr ist, diese sired cvahrltaftig
Priester and Leviten des Herrn."
(Orgines ft am 250)
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Has hiinigsprohlem der hirdie
Man spricht heat in alien Kirchen hin und her von
der Erweckung der Laien. Die allkatholische Kirche
hat schon schr friih den Laien jenc Recite zuriickge-
gehen, die sic von Anbeginn in der Kirche besal3en,
abcr durch mannigfachc Griinde innerer und au(3erer
Art wieder verloren hatters. Die altkatholischen cin-
fachen Christen diirfen niche nur die Dienstc der gc-
weihten Anitspriester in Anspruch nelunen (Sakra-
ntente, Teihtahme am Gottesdienst, Un(errichtung der
Kinder ini altkath. Glauben, Beerdigung, Seelsorge),
und dies mit cinem Rechisanspruch, denn (lie Kirche
ist niche fiir die Pfarrer, sondern die Anttspriester
sind fiir die Kirche, #iir-das folk da. Alle Getaufte sind
auch verantworiliche Mitiriigcr des gemcindlichen und
gesamtkirchlichcn Lebens! Als solche spenden sic rich
selbst das Ehesakrament, fin Notfall sind sic nut Er-
iengung des Vernunftgebrauchs auch aut3crordent-
liche Spender der Taufe. Sic haben auch kirdienbhr-
gerliche Rechte, denn Pflichlen entsprechen. Man
unlerscheidet ]shrenrechte und ailgemcine Rechte. Zu
den Ehrcnrechten gehort z. B. das Recht, ins Auftrag
der lltern des Patenamt zu ubernehmcn, mit lurch-
licher Sendung als Katecheten in der Glauhensunicr-
weisung der Jugend mitzuwirken, wean gewisse Vor-
ausselzungen der Eignung gegeben sind. Zu den all-
gemeinen Rechten gehort das Recht der Mitwirkung
an der Vercnogensverwaltung der Kirche und der Ge-
ntoinden, der Wahl des Pfarrers, der Mitbetciligung
an der Bischofswahl, der Milfeier der hl. Gehcimnisse
in Gesang, Gebet und innerer Teilnahme sowic der
Mitsorge fiir (lie materiellen Bedtirfnissc der Kirche
durch kirchliche Beitragc und Opfer (Kirchenstcuer),
Rechte freilich, die Glaubenswissen ebenso wie Liebe
zu Christus und Fiihlen mit der Kirche voraussetzen,
sollen sic zura Segen der Kirche gereichen und niche
totalitaren Weltmachten u. U. cine Handhabe zur
Zerstorung der Kirche bieten. Kraft seines Christen-
standcs (allgemeines Priestertum) hat darum sowohl
der Amtstrager wie der ?Laic" odor einfachc Gkiu-
bige (Christ) die ganz allgemeinc Gewissenspfliclit,
dieses seines Chris tens tandcs eingedenk, Gott lurch
tin Leben des Glaubens und der Liebe zu verherr-
lichen und in scin em privaten wic offentlichen Leben
zu bezeugen.
Dieser in der Urgemeinde ganz sclbstverstandliche
Gesamtpflichtenkreis gewinnt nachZeilverhiiltnissen
and personlicher Begabung, Hach JahrhundcrI und
Land seine pcrsonliche und besondere Note. Der
christliche Herrscher hat itn Grunde (lie glciche Ver-
pflichtung wie der einfachste Soldat, der reiche Kanf-
herr dieselbe wie der armste Bottler. Sic alle haben
Gott zu bezeugen in dem Stand und Bernf, dem sic
durch Geburt, Wahl oder Fiigung angehoren, sic allc
stehen in unmittelbarer Verantwortung vor Gott und
haben sich ihres Chris tons tandcs und Namens mit
Gottes gnadenvoller Hilfe wiirdig zd crweisen. Und
loch wird die im Grunde gleiche Ptlicht in jedem Fall
cine ganz pcrsonliche. DilTerenziermtg, d. h. Unter-
schiedlichkeit erfahren, bedingl durcit die gottgege-
henen Talente, durch Geschlecht, Alter, Wissen, Macht-
fiille, Einflul3bercich und tine Menge anderer Um-
stiinde, die man vielfacli heute mit den Wort ,,Situa-
tion" meint, die der Ileiland in dem Glcichnis vom
barmherzigen Samariler anschaulich fur alle Zeiten
geschildert hat, denn der ,Ndchste" ist stets der, der
inich personlich anfordert. So blcihen die Pflichten
and Rechte allezeit die gleichen, die Form ihrer Anwen-
dung anderl sick stiindlich, d. h. in jeder Lage und
in jedem Augcnblick haben wir tills als Christen zu
hewahren. Diese Erkcnntnis bedeutet die Absage an
jede Zweiteilung des Lebens, an die Aufspaltung des
Lebens in Sonntag und Alltag, in Kirchenfrommig-
keit und Weltformigkeit, in religiose mid in cigen-
stiindigc Sachgehiete. Schlagworte wit jene: ,Reli-
gion ist Privatsache" odor ?Politik hat mit Religion
odor Glaubc niches zu schifTen", richlen sich in dieser
Allgemeinheit von selbst. Sic sind iibrigens schon von
Paulus entlarvt, der da sage: Ihr tnogct essen odor
Irinkcn. lnet a l l e s zur Fire Go lies.
2. ,,Pastoren-Kirche"
I)iese Gesamivcraniwortung des Christ enstandes,
these ganz sclbstverstandliche Aufgabc jedes Chri-
sten, sich als Christ in den verschiedenen Bezirken
seines Lebens, in und auiier der Familic, der Ehe, als
Glied des Volkskorpers, der Volks- oder Weltwirt-
schaft wic auch als Glied seiner christlichen Gemeinde
zn hcwiihren und lebendiges Zeugnis von seiner we-
senhaften Zugehorigkeit zu Christus im Heiligen Geist
zur Elure Gottcs abzulcgen, ist scit der Neuzeit niclit
mchr alien jenen bewutit, die noch hut3erlich irgend-
wic zur sichtbaren Organisation der Kirche zahlen
oder dieser Kirche als Zeichen ihrer Nochzugehorig-
keit zahlen. Auch friiher gab es Gute und Bose, Ge-
rechte und Ungcrechte, Eifrige und Laue. Es wind sic
immer geben. Allein, in der Urgemeinde und auch
im Mittelalter konnte man das alles nur mit gutenr
bzw. schlechtem Gewissen scin. Der Unterschied ge-
genGber heute fhllt auf. Er besteht darin, daS die
Spaltung (Max Piccard nennt es die ,Diskontinui-
tat") heute von diner Obcrzahl auch jener Besitz
ergriffen hat, die aul3erlich sich zur Kirche rechnen.
Sic besteht darin, daf3 man guten Gewissens sich zu
diner Kirche zugeltorig weil3, bzw. ilir nodi iiuierlich
vcrbunden blcibt, abcr ihre Kunde vom Reich Gotles
niche melir ernst nimmt. Oder darin, daf3 man das
Leben in der Kirche begrillit, es aber ausschlieBlich
als Sache des Berufsstandes der Geistlichen betraclt-
let. Oder darin, dal3 man Christus noch lieb hat, aber
in der Politik odor Wissenschaft odor im wirtschaft-
lichen Sektor glaubt, mit Gott und der Bergpredigt
usw. nichts anfangcn zu konnen. Oder ganz cinfach,
dad man zwar noch der Kirche als Riickversicherung
einen Oholus gibt, aber von ihr ungeschoren blcihen
mochte.
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?Kirche" nun noch organisatorisch verstanden, nichI
mehr als ?Leib Christi", ,its sakramentales Mysle-
rium, ist deshalb so vielen Menschen nur noch ein
D i n g wie so vieles andere, auf einer Strife stchend
mit Theater, Staatsbehiirde, Schule, odor gar Feuer-
wehr und Polizei. -Fur bestimmtc Anlasse braucht
man sic vielleicht noch. Man mochte als guter Burger
sic nicht ganzlich bei familiaren Anlassen missen.
Noch schcint sic auch niitzlich als Beerdigungsinstitut.
Gibt man sich groBziigig, wird man ahniicb wie Cicero
ihr eine soziale Funktion, ein Trostamt fiir dieMiih-
seligen und Beladenen, eine lebensverklarende Auf-
gabe Air Kinder und Greise zuerkennen und Air ihre
karitaliven Bern hungen mit Anerkennung und
Spende nicht kargen, auch ihre Pfarrer, insonderheit
befahigte, einflut3reiche oder auch schlichlfromme
Typen menschlich als Personlichkeit schatzen. Man
griifit sich, aber man spricht sich nicht. Aber fiir alles
cigentliche Geschehen im geistlichen Raum der Kirche
fehlt das Organ and tiefere Verstandnis. Oder es
klingt nur noch nach wie ein fernes Geliiute, wie das
Weihnachtserlebnis aus der Kindhcit. Dabei ist jener
Unzahl von Zeitgenossen noch gar nichl gedacht, die
der Kirche feindselig gesinnt, ihre Botschaft ,,.its
Opium fiir das Volk" bekiimpfen mid Voltaire jenes
liisterliche Wort nachsprechen: ecrasez l'infame, d. h.
rotlet sic aus, die Verruchte:
Dati es dazu kam, in einer solchen Breite, hat viele
Ursachen. Sic anzufiihren, ergabe eine eigene groBe
tintersuchung. Schuld daran hat die Auflosung christ-
licher Glaubenssubstanz durch eine unglaubige an-
gebliche Wissenschaft; schuld daran die Rasllosig-
keit des Dascins, die [fast, Vergniigungssucht, die
Atomisierung des Lebens, die den Menschen keine
Zeit zur Besinnung l113t; schuld daran hat auch die
Kirche; die Laien, dab sic Bich aus Glcichgultigkcit
(lie Sorge fur das Reich Gottes von den besonderen
Dienern der Kirche ahnehmen lichen; die Geistlichen,
dab sic versucht waren, die Kirche nur als Hire Be-
rufsdomane anzusehen. Noch manches andere wiire
an.zufihren, wozu bier der Platz fehIl.
Ein Pfarrer kam einst in eine neue Gemeinde, wo
rich allerlei frisches Leben and frdhliches Wirlcen bei
jung and all einstellte. Es war eine Lust und Freude.
lber langsam wurde es schwdcher. Je mehr der Pfar-
rer sick anstrengte, je schneller schien es ruckurarts
zu gehen. So ging er eines Abends bekummert zu Belt
and hatte dann einen bosen Traum. Ilan war, als
befehle ihm Gott, mit seiner Gemeinde einen schwue-
ren Wagers out cinen hohen Berg zu zichen. Scluiell
ergriJJ' er die Deichsel, alle Gemeindemitglieder scho-
hen Hach, and so ging es riistig vorwarts. Aber lang-
sonz ging es iminer schwerer, his schlie/31ich der Wa-
gon stand ... Da sehaute der Pfarrer sick urn and
sah, dap alle seine Gemeindemitglieder im - - Wagers
sa/.ten and sick zichen liefien. Nabirlich, so ging es
nicht. -- Lebendige Gemeinde, ein jeder an seinem
Tail hel/end. die brauchen wir.
Aus ,.(:rill ins Leben" 36119.
3. Die Kirche erwacht in den Seelen
Seit der Jahrhundertwende, in der Zeit grofiler
Not, vollzieht sich vor den erstaunten Augen der Welt
ein Geschehen, das in der Vision des Ezechiel scin
Gleichnis hat. Wie dort die Totengebeine wieder mit
Fleisch und Blut umgeben werden, beginnt in den Iler-
zen victor Christen die ?Kirche zu erwachen". Iminer
hilft Gott damn, wenn die Menschen am Endc sind.
In alien Kirchen, in alien Liindern werden sick cin-
fache Christen Hirer Taufverpflichtung, ihres Chri-
stenstandes bewuBl. Oft von sich au.s. moist erweekt
von eifrigen Dienern der Kirche, die ihr Amt its hci-
ligen Zeugendiensl aull'assen. Nichl als oh es nicht
immer in der Kirche Christi bin und her solche Man-
ner und Frauen christlicher Tat, volt Gl:uibe und
Opfersinn, gegeben Hite! Das None daran ist jenes,
dab sic die Kirche mit neuen Augers betrachten, sicln
inn sic Gedanken und Sorgen machen, die Einheit
von Glaube und Leben erfassen und als Christen sick
auch fiir ihre Milmenschen Air die Gestaltung des
irdischen Lebens verantwortlich wissen. Dab sic ihr
Gliedsein am Leibe Christi entdecken. Dieses Er-
wachen bewirkt, dab sic den Geistlichen raten, wie
der Mensch des 20. Jahrhunderts angesprochen wer-
den mull, dal3 sic selbst darum bitten, in Erwachse-
nenkursen oder Akademien fur die Bewaltigung der
sic in der Well, im Beruf, in der Elie bedriingenden
Lebensfragen geistig und theologisch ausgeriistet zu
werden. Es offenbart sich in dem Bein Then, selbst
aktiv don Gottesdicnst mitzugestalten and deshalb
auch mit der Geschichte und Bedeutung der heiligen
Liturgie vertraut zu werden. Nicht mehr geht es u n
ein Fordern von Rechten, sondern um Ubernahme
von verantwortlichen Pflichten, nicht mehr um ein
Rechtbehalten der Geistlichen oder Laien, sondern urn
ein gemeinsames Suchen und Mtihen. Da verliereu
die Begriffe Klcrikalismus oder Laizismus (Laien-
herrschaft) ihren Sinn. Da wird die gottgewollte or-
ganische Ordnung des Miteinander hergestellt. Die
Briider in der Ordnung des Bischofsamtes griitien die
Briider des Amispriestertums and heide die Briider
and Schwestern im Stand(,, des allgemeinen Priester-
tunis. Das gemcinsame, Miihen gilt nicht einer Selbsl-
verherrlichung der Kirche der Erscheinung, hi chstens
der Kirche als Work des Fleiligen Geistes, vor altem
aber der Vaterunserbitte, Dein Reich kommme, Dein
Wille geschche. Und man begreift sich selbst als
Briider, die den gleichen Weg zu Gott gehen, bei
denen im Grunde auch die sozialen Unterschicdc auf-
gehoben sind in der grot3eren Gemeinschaft des glei-
chen Glaubens und der gleichen Iloffnung.
Je mehr die Masse verweltlicht, inn so starker er-
kennen jene, die mit Ernst Christen scin wollen, ihre
Verantwortung auch fur die Kirche selber. Aus der
Erkenntnis, dal[ die ins Ohermenschliche gesteiger-
ten undglobal gewordenen Aufgaben der Kirche von
den wenigen hauptamtlichen Geistlichen nicht mehr
gemeistert werden khnnen, sind die Laien an die
Front gerufen. die Kirche in der Welt zu verkiirpern
durch [lire christliche Existenz and durch die 31is-
sion.sut-heitfiir das Reich Gotles in seinen vielfiiltigen
Fornuu.
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Has alles gilt auch fur die altkatholische Kirchc, je
starker sic ihre Mitverantwortung fiir die Wieder-
vereinigung der Christenheit als Voraussetzung der
Glaubwi rdigkeit des Evangeliums spurt and je mchr
auch bei uns die Diasporaverhaltnisse die Amtstrager
iiberfordern. Die altkatholische Kirche hat dabei den
Vorzug, data sic den Laicn bereits grundsatzlich alle
ihnen zustehenden Recite zuriickgegeben hat. Sic ist
den GroBkirchen gegenuber im Nachteil, weil sic nur
in sehr geringem Umfang fiber Riiume, Krafte and
Einrichtungen verfiigt, um die Jugend and die noch mit
ihrcr Kirche fi hlenden odcr erweckbaren Laien in
Akademien, Freizeiten, Lehrgangen, Einkclirtagen
zu schulen odor ihnen mit genfigend Lileratur dienen
zu konnen. Und doch wird das Konigsproblem der
Seelsorge audi in unserer Kirche darin zu schen
sein, oh auch bei uns, da imrner meter die erste
un.d auch zweite Generation ins Grab sinkt, es ge-
lingen wird, alle Glaubigen mit einer wachen and
sorgenden Liebe zu unserer Kirche zu erfiillen. Eincr
Liebe, die ohne auf Anerkennung, Ruhm odor Vor-
teile zu schauen, in der Kirche unserm Ilerrn Chri-
stus un.d seinem Reiche dient, durch vorbildliches
Christenleben, durch mannhaftes Belcenntnis zu un-
serer kleinen Kirche, durch Mitgestaltung unserer
Gottesdienste (Organistendienst, Singkreis, Altar-
dienst, Paramentenarbeit, Kirchenschmuck), durch
Mithilfe im Missionsamt, durch Einsatzdienste der
Werbearbeit, durch Besuche, Ubernahme kirchlichcr
[Ater and Sonderaufgaben, lurch selbstandige Zen-
gendienste in Versammlungen and was es an vielfal-
tigen Moglichkeiten gibt. Jeder kann helfen, jeder
wird gebraucht, jeder diene mit der Gabe, (lie Gotl
ihm darrcicht. Jeder aber mache sich auch zu diesem
priesterlichen Work geschickt mit denselben Mittein,
(lie den geweihten Priester in der Treue erhalten:
(lurch Gebel, Verliefung, in Lehre, Geschichte and
Leben der Kirche and durch standige Erweckung der
Liebe. Nur wo die Liebe Christi, niche die Eigenlicbe
drangt, wird Gott semen Segen auf unser 'run legen.
Paul Pfister.
Ein Mater bekam den. Auftrag, ein wirksamcs Wer-
beplakat fiir eine Missionssammlung zu entwcrfen.
Er entledigte side seines Auftrags in scltsamer Weise.
Er inalte eine herrliche Kirche. Durdr das offene
Portal blickte man auf die Fenster nut leuchtendcn
Farben, auf den lichtuin luteten Altar, man sah herr-
lich geschnitztes Gestiihl and Kanzel. Aber neben
dem Portal erspahte man eine Opferbiichse fur (lie
Missionen, ganz von Spinnweben verhiillt. Ein prach-
tiges Gotteshaus and dodi eine Gerneinde, die nur an
sich dachte and (lie Reichsgottesarbeit fiir die andern
vergat. Ja, walirhaflig, eine verfallende Kirchc.
(ITilfswerk)
In dieser Zeit entstand bei der Zunahme der Zahl der
Jiurger laute Unzafriedenheit der griechisch redenden
Gemeindeglieder gegen die ltebreiisch sprechenden,
well Hire Witwin bei der tdglidaen Versorgung nicht
geniigend beriieksiclrtigt wurden. Deshalb beriefen
(lie Zwiilf the Gesamtheit der Ringer and sagten:
?Es ist nicht recht, dap win die Verkiindigung des
Wortes Gottes hintansetzen, urn den Tischdienst zu
besorgen. So sehet each denn, iltr Bruder, nach sieben
in gutem. But' stelrenden Mdnnern aus curer Mille
urn, die volt des Geistes and der Weisheit sind; die
wollen wir fur dieses And bestellen. Wir aber. wollen
nach wie vor uns ganz dem Gebel and dem Dienst
des Wortes widmen." Dieser Vorschiag fond den
Beifall der ganzen Versammlung, and man wahlte
Stephanus, einen Mann volt des Glaubens and des
Heiligen Geistes; ferner Philippus, Prochorus, Nil,-a-
nor, Timon, Parmenas and Nikolaus, einen zum Ju-
dentum ubergetretenen Heiden aus Antiochia. Diese
stellte man den Aposteln our..Sie Iegten ihnen unter
Gebel die 110nde auf.
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llliitenlese aus dem > Commonitoriu.n adversus haereticos<
des hirchenvaters Vinzenz von Lerin
Vinzenz war Mbnch in dent von Erzbischof Ilonorat
art 410 gegriindeten Kloster in Lerin in Siidgallien.
Seine Schrifi ?Commonitoritnn" (Erinnerungsbiich-
lein) schrieb er enter darn Decknamen ?Peregrimts".
Man macht ihm den Vorwurf des Senripelagianisnnls
wegen seiner Auffassung in der Gnadenlehre. Er starb
150 and wurde schon bald nach seinein Tod in Lerin
als Heiliger vcrehrt. Das romischc Martyrologium
fiihrt ihn -its solchejs mid feiert sein Gediichtnis aon
21. Mai.
13aronius nennt seine Schrift ?ein wahrhaft golde-
nes Werk". Beilarmin riihmt sic als ,klein an Uni-
fang, aber groB an Gehalt". Das 130chlein zahlt zu
den kostharsten Bberblcibsein der patrislischen Litc-
ra tin.
Ulrich Uhl sagt zwar in seiner Ausgabe (Kiiscl,
Kempten 1880) in der Einlcitung in ciner Futinotc
Scite 13:
?Vincentius hat seine eigene Glaubensregel unrich-
tig a ngewendet and dadurch selber gezeigt, dal3 die
von ihm aufgestellten Kriterien, so richtig sic an sich
sired, doch beirn Widerstreite der Meinungen damn Ein-
zelnen noch keine vollkommen sichere Biirgschaft der
Wahrheit bieten, indem as noch ciner auf3cren Auto-
ritat bcdarf, um im gegebenen Falle unfehlbar aus-
zusprechen, was denn in der Kirche iiberall, immer
and von alien geglaubt worden."
Der heilige Kirchenvater Vinzenz hat eben dos
Dogma von 1870 noch nicht gekannti -
1. Wahrha/t katholisch
,,In der katholischen Kirche selber muB man
sehr dafiir sorgen, dali wir das festhalten, was
iiberall, was immer, was von alien ge-
glaubt worden ist. Denn das ist wahrhaft and
eigentlich katholisch, wie schon die 13e-
deutung and der Sinn des Namens klarmacht,
der all das in geradezu allumfassender Weise
in sich schliefit." (Seite 150, Kap. 3).
2. Echter Katholik
?Da dem so ist, ist der ein wahrer and echter
Katholik, der die Wahrheit Gottes, der die Kirche,
der den Leib Christi iiebi, der der_gottlichen Reli-
gion, der dem katholischen Glauber nidris vor-
zieht, nicht das Ansehen irgendeines Menschen,
nicht die Liebe, nicht den Scharfsinn, nicht die
Beredtsamkcit, nicht die Weltweisheit. Er ach-
tet viclmehr das alles gering, verharrt standhaft,
im Glauben test gegriindet, and entscheidet sills
dafur, selber auch nur das allein festguhalten
and zu glauben, was nach seiner tUberzeugung
die katholische Kirche als Ganzheit von Alters
her festgehalten hat. Wenn er aber wahrnimnrt,
dal3 erst spa er von irgendeincm Einzolnen i nl
Gegensatz zu alien, oderini Widerspruch
gegen a l i e fleiligen. (Christen!) etwas Neues
and hnerhiirtes eingefiihrt wird, so erachte cr
das nicht als zur Religion, sondern zur Ver-
s u c h u n g gehorig." (Seite 205, Kap. 25).
3. Fortschritt des Glaubens
?Aber vielleicht sagt einer: Also gibt es in der
Kirche Christi keinen Fortschritt der Religion?
Es gibt schon einen and zwar einen sehr grol3en.
-- .ledoch so, daf3 er in Wahrheit ein Fortschritt
des Glaubens ist, nicht eine Veranderung.
Zuni Fortschritt geh8rt namlich, daB eine Sadie
in sick selbst v e r t i e f t, zur Veranderung aber,
daB etwas von? linen ins Andere v e r k e li r t
werde. Darmn soil wachsen and viol and gewaltig
zunehmen die Erkenntnis, die Wissenschaft, die
WVeisheit sowohl der Einzelnen als Aller, des
Einzeimenschen wic der ganzen Kirche nach
Alters- and Zeitstufen, aber lediglich in seiner
Art, namlich in derselben Lehre, dem-
selben Sinn, and derselben Auslegung."
(Seite 212, Kap. 28).
4. Einheit des Glaubens
?Ebenso hahen wir gesagt, man miisse gerade
innerhalb der a l t e n Kirche besonders and
eifrig auf zwei Dinge bedacht sein, wonach sick
mit alter Sorgfalt diejeningen richten miissen,
(lie keine Haretikcr sein wollen; erstens, ob etwas
schon von Alters her von alien Priestern (Bi-
schbfen!) der katholischen Kirche durch die Au-
toritat eines allgemeinen Konziis beschlos-
sen worden sei; zweitens, daB man, erhebt sich
irgend eine neue Frage, bei der sich ein soldier Kon-
zilbeschluB nicht ausfindig niachen lath, auf die
Ausspriiche der heiligen Vater zurick ge-
hen miisse, derjenigen namlich, die sick zu ihrer
Zeit and an ihrem Ort in der Einheit der Ge-
meinschaft and des Glaubens verharrend als
g l a u b w ii r d i g e Lehrer bewahrt habeas. Was
sic nach dam Befund in ein and demselben
Sinn and in Obereinstimmung festgehal-
ten haben, das solle ohne alles Bedepkcn als
wahre and ka tholisc.he Lehre erlcliirt
werden." (Seite 238, Nap. 41).
Aus dem lateinischen Teat (Ausgabe: Sanctorum Patrum
opuscula selccta IX., herausgegebcn von H. hurter S. J., Oeui-
ponti 1870) fibcrsetzt von Pfarrer J. Schniertshauer, Kempten.
Die Kapiteiangabc wurde each der F u 0 n o t e n z l h 1 u n g
der Ilurter'schen Ausgabe gewahh wegen der Ausgabe Kosel,
Kempten, 1880.
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Manner, wie wir sie hraudien
Wir wissen, daB die Kirche nicht von Menschen and
Hirer Tiichtigkeit letzthin abhangig ist, sondern von
der Fuhrung durch Gott. Das gilt fiir die ganze Kirche
and fur jede Teilkirche. Aber ebenso gewiB ist, dali
die Fiihrung durch Gott vielfach gehemmt ist durch
die Siinde der Menschen, durch ihre Nachlassigkeit
mid mangclndeTatbereitschaft nichtweniger als durch
geradezu pflichtwidriges IIandeln. Sic drangen, be-
wuBt oder unbewuBt, den Segen Gottes zuriick. Und
dann is[ da eitel Klagen fiber die angebliche Mahsal,
die es zu meistern gelte.
In erster Reihe denken wir da natiirlich an die
berufsmaBigen Diener der Kirche, die Geistlichen.
Aber in Wahrheit gilt das allcs ebenso von den so-
genannten ?Laien". Man braucbt sich nur im eng-
sten Kreise umzuschen, um Beispicle zu finden, wie
einzelne vorbildliche Laien tine ganze Gemeinde
beleben.
Ich bin jetzt 55 Jahre mir unscrem Kirchenleben
sonderlich verbunden, die Jahre des Ministranten-
dienstes nicht mitgeziihlt, raid ich babe das Gliick ge-
habt, mit einer ganzen Beihe hervorragender Laien
mich arbeitsmiilig verbunden zu schen. Von cinigen
Beispielen mochte ich erzahlen.
Nach kurzer Kaplanszeit in Koln and wenigen
Monaten Pfarrverweserschaft in Passau sandtc mich
Bischof Weber ganz unerwartet nach Kempten. Der
AnIaB war hochst traurig, der plotzliche Tod des dor-
tigen Pfarrers unter den tragischsten Umstiinden. Die
Berufung bedeutete cine Bckundung groBen Ver-
I:rauens seitens des Bischofs and mir selbst war die
Schwere der Lage nur zu sehr bewuBt. So entstieg ich
dem Zug in Kempten mit dem Gefiihl tines hohen
Wagnisses. Ich wurde am Zug erwartel. von cincm
liebenswiirdigernsten Mann, dern Archilekten Adolf
Leichtle. Von der ersten Stunde ab nahm er mich in
wahrhaft vaterlicheObhut. Quartier- and Wohnungs-
frage waxen trotz der kurzenZeit vorsorglich ge-
ordnet, and so ging es fort von Tag zu Tag: er offnete
mir seine Familie, filhrte mich in seine geselligen
Kreise ein, beriet mich in alien Lehensfragen, die sick
plotzlich vor mir auftaten, kurzum: er wurde mir ein
rechter vaterlicher Freund, wie man ilm nur jedem
jungen Geistlichen beim Antrift einer Stille auf un-
bekanntem Boden wiinschen kann. Aber dieses ganz
Personliche war nichl. das Wesentliche, das dem
Manne in meinem BewuBtsein ein dauerndes Denk-
mal gesetzt hat. Erst in der Arbeit fiir die Gemeinde
lernte ich allmahlich, daB er so recht die Siiule der
Gemeinde war. Er war wohlhabend, aber seine
schlichte Lebensweise verriet das kaum, es sci denn,
dali mir allmahlich auffiel, daB er fiir jeden guten
Zweck eine offene Hand hatte. Er war nicht Vor-
stand, aber Rechner der Gemeinde, and es fiber-
raschte mich schliellich nicht meter, als ich entdeckte,
dal er einen Fehlbetrag im llaushalt der Gemeinde
stillschweigend mit scinem Bruder deckle. Nur Bi-
schof Weber hatle wohl sagen kBnnen, welche geld-
lithe Hilfen das Bistum in der Stille von item and
durch ihn von seinem Bruder erfuhr. Aber frei von
jeder Engherzigkeit widmete or seine Fiirsorge auch
dem romkatholischen Waisenhaus. Das Germanische
Museum in Nurnberg and das Deutsche Museum in
Miinchen zahlten ihn unter seine Gunner, das Mu-
seum seiner Vaterstadt nicht minder. Das alles be-
zeugt den Gemeinsinn des Mannes, aher der Kern
seines Lebens war seine Kirche. DaB er in keinem
Gottesdienst fehllc, war gleichsam selbstverstiindlich.
Sein Platz war neben der Orgel. Er hatte die Lieder
ausgesucht and half der Organistin, slimmte den Ge-
sang an and kiimmnerte sich um die Abstellung klei-
ner Note. Der grotle Fiirstensaal, in dem wir unscren
Gottesdienst feierten, war nicht heizbar, die Tasta-
tur der Orgel ciskalt; er hatte ein Metallgefilli roil
einer entsprechenden Fiillung machen lassen, Iegte
es in seiner Wohnung vor jedem Gottesdienst 20
Minuten in kochendes Wasser, wickelte es in eincn
Liiufer and trug ihn so in die Kirche, bedeckte mil
dem durchwarmten Laufer die Tastatur der Orgel,
um ihr den Eiseshauch zu nchmen, and reichte nach
jedem Lied der Organistin das erwarmte Metallge-
faB zum Auftauen der Iliinde. Der Geistliche erfuhr
ahnliche FBrsorgc, -wenn der Saal so knit war, dal
das Wasser im Kannchen gefror. Solche Kleinig-
keiten geben einen Eindruck, wic Leichtle das,ganze
gottesdienstlicheLeben mit seiner Sorge durchwaltete.
Bei allem, was or tat, grolies and geringes, kam es
ihm nie in den Sinn, cine Rolle spielen and die Ge-
meinde bcherrschen zu wollen. Er war niches als ein
treuer, dienstbereiter Christ. Davon wurde nicht viel
geredet, aher danach wurde gehandelt, mit olfenem
Bekenntnis auch dort, wo or auf Gegnerschaft stied.
Und das kam aus einer tiefen Frommigkeit. Wic
sehr sic ihn beherrschte, erkannte man, wean der
Unmut fiber eine ihm begegnende hiitiliche Gesinnung
ihn zu iiberwaltigen drohte: chc or sich zu einem
haBlichen Wort scinerseits verfiihren lieB, erhob er
sich and verlieB die Gesellschaft. Wer ihn kannte.
hat ihn gewiB nie vergessen. - -
Noch im gleichen kirchlichen Kreise begegnete mir
dann cine zweite vorbildliche Laiengestalt: Otto
Merkt. Nur wenige Monate alter als ich stand or Hoch
in der beruflichen Ausbildung and war noch viol
vonhaus abwesend; cr war aher der Ileiniat so ver-
bunden, daB or jede Gelegenheit benutzte, sic aufzu-
suchen. So trat or mir kameradschaftlich and freund-
schaftlich nahe. Seine Wirksamkeit and Bedeutung
gingen weit fiber den kirchlichen Bereich hinaus, als
spatcrcr Oberbiirgermcister seiner Vaterstadt hat or
groBes fiir die wirtschafiliche Wohlfahrt des ganzen
Allgitus getan, als IIcimalforscher hat or grundlegend
die Bomerstralen and die ?Bingen" des Allgaus aus
alien Jahrhunderten erkundet, aber in allem war
and hlieh or inner das interessierte and bekenntnis-
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Irene Kirchenglied. Als er zum Abschlul3 seines Stu-
diums in Erlangen summa cum laude (snit Auszeich.
Hung) zum Doktor beider Rcchte befordert wurde,
sprach ilnn der Rektor der Universitat seinen Gliick-
wunsch mit dem Beifiigen aus, daB man sich freuen
wiirde, ihn bald als Amtsgenosscn im Universitiits-
lchramt zu begriif3en. Darauf antwortete Merkt
prompt, daLi dazu keine Aussicht bestelie. Auf die
etwas erstaunte Frage nach dem Grunde, antwortete
er: ,Ich bin alt-katholisch", worauf die verstiindnis-
volle Antwort erging: ?Es gibt ja noch andere schone
Berufe." Nach den Jahren als Rechtspraklikant
kam er als Assessor nach Mallersdorf; ein Kundiger
net ihm, sich dort einfach als katholisch einzutra-
gen, was ihn nur veranlatite, das ,alt" um so deut-
licher zu schreiben. DaB es spiitcr eininal nur an
scinem kirchlichen Bekenntnis scheiterte, dali er
Oberbiirgermeister von Regensburg geworden wire,
liaben nur wenige gewulit. Warum ich these Dinge
erzaliie? Uni zu zeigen, daB er immer' dann, well])
ihnt aus seinen Bekenninisstand ein Nachteil zu er-
wachsen drohte, ihn nit einer Art trotzigem ?nun
grade" hervorkehrte. Wo er auch lebte, in Kempten,
Frankfurt odor Munchen, immer and iiberall war cr
tiitiges Mitglied and bewul3ter Mitarbeiter, im ,Ar-
beiterverein" in Kempten, der spateren Jungmann-
schaft, in der Jungmannschaft in Munchen and im
Rayerischen .Laudesverein. Eigentlich war er es, der
die Jungmannschaftssache in Deutschland in Gang
hrachte: er halte auf dem KongreB in Olten die
Schweizerischen .1ungmannschaften kennen gelernt,
war von Hirer Bedeutung ergriffen worden mid lrat
nun iiberall im deutschen Bistum fur sic ein. Spiller
hat er unscrer Kirche als Mitglied der Synodalver-
tretung and als Synodalrichter gedient. Als seine be-
rufliche Arbeit ihn (inn zu einem Wirtschaftsfiihrer
des Allgiius machte, [rat er kirchlich niclit mchr -so
crkennbar hervor; aber er blieb im sullen der Alte
and bewics das ja dann durch seinen letzten Willen,
durch den er der Gemeinde Kempten einen wirt-
schaftlichen Rtickhalt geschaffen hat. Noch ein kurzes
Wort zur Kennzeichnung des Menschen: Am 'Page
der ?Machtergreifung" %vidersetzte er sich der Setzung
der Hakenkreuzfahne and wanderte ins Gefiingnis;
es gelang mir, matgebende Leute auf diesen Mit3-
griff aufuterksam zu machen, so daB er bald wieder
Frei wurde. - Seine Berichte an den Gauleiter war-
den von diesem nicht weitergcgeben; den]) sic ent-
hiellen Urteile and Tatsachenberichte, die man ?oben"
nicht zu horen wiinschte. - Die ?Parlel" konnte
nicht wohl anders, als ihn bei seiner Bedeutung zu
dulden. Aber sic benutzle die Altersgrenze, ant ilni
zu verdriingen and durch cine Null von Ortsgruppen-
leiter zu erselzen, der dann heim Zusammenbruch in
der Verkleidung als Gcistlicher fliichtele. -- Die Ame-
rikanische Besatzung rief Merkt wieder in sein Amt,
entliel3 ihn abcr wieder, als er sich der sinnlosen
Entnazifizierung widersetzte, steckte ihn sogar ins
Konzentrationslager, was alle, die ihn kannlen, mil
Becht its Auszeichnung empfanden. Die bier ver-
brachten Monate erzwungener Rube warfen ibis auf
scin Innenleben zuriick and vertieften seine From-
migkeit. Freigelassen widmete er den Rest seines
Lebens seiner Kirchengemcinde als ihr Vorstand.
Wahrend ciniger Jahre, (lie er auf der Verwal-
ltmgsakadenuc in Frankfurt arbeitete, kam O. Merkt
in personliche Fiihlung mit ciner dritten markanten
Laiengestalt in unserer Kirche, nit Friedrich Michelis,
dem Neffen des alien Michelis, der -- urspriinglich
Professor in Braunsberg in den ersten Jahren
unserer Bewegung unermudlich als Vortragsredner
and Gemeindegriinder von Or[ zu Or[ zog and schliel3-
lich in Freiburg als erster Pfarrer der dortigen Ge-
meinde seBhaft geworden war. In Friedrich Michelis
pulste das leidenschaftliche Gemiit seines Onkels, das
din fiir Menschen, die nicht wie er ganz der Sache
lebten, zu einem unbequemen Gefiihrten machen
konnte. Dabei war er aber nicht etwa empfindlich,
sondern einem graden Wort stets zugiinglich. .1a, ill
seiner Fahigkeit zur Zusammenarbeit nit Gleichstre-
benden war er vorbildlich. So bildete er mit dem
iilteren Hiitwohl, (dem Vater des heutigen Pfarrers)
and dem biederen Krawutschke das gliinzende Drei-
gestirn, das sich in der unermndlichen Arbeit fiir die
Jungsmannschaftssache and fur die Grundlegung der
damals noch ini Aufbau befindlichen Parochic Frank-
furt and ihrer engeren and weiteren Umgebung nichl
genugtuen konnte. Damals leblc in Oberursel der alts
bewahrte Freund unserer Kirche ins der evangeli-
schen Kirche, Friedrich Nippold. Es verstand sich
gleichsam von selbst, But) Michelis mit diesem enge
Fiihlung hiell.
Kein Werbevorstot, kcin Vortrag, ob in Frankfurt
oder IIochst, in Sossenheim oder Oberursel, in Of-
fenbach odcr Hamill, bei dem Miclielis gefehlt hiitle.
Dail er mil seiner ganzen Fandlie im Goftesdienst
nicht fehlte, ist filr den, der das Hans Michelis
kannle, unnotig zu sagen. So war es nur natiirlich,
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daf3 Michelis zuni Milglicde der Synodalverl:rel.ung
gewahlt wurde and auch dort im Segen wirktc. -
Zuni Schlul3 ein Vorkommnis, das mit seiner kirch-
lichen Stcllung nichts zu tun hatf:e, das aber seinen
Charakter and die Wirkung seines Wesens kenn-
zeichnet: Michelis war Reserveoffizier and gehorte
dem Verein diescr Offizicre an. Auf ciner jahrlichen
IIauptversanmilung dieses Vercins mcldete or sich hei
der Erorterung des IIaushaltplanes zum Wort and
sprach - zur allgemeinen Verbli ffung --- dem Vor-
stand seine entschiedene Milibilligung aus, (der Vor-
sitzende war der Bezirkskonunandeur). Es war (lie
"Zit des Aufstandes in Siidwestafrika, der Ilaushall-
plan enthielt cinen erheblichen Beirag fiir Vergnii-
gungen, aber nichts fur Liebesgaben fiir die Truppen,
die drauf3en ihre schwere Pflichi taten. Bei der schrof-
fen Art, in der Michelis zn sprechen pflegte, war die
Stimmung im Augenblick etwas unhehaglich. ])or
Vorsitzende ging sofort auf die Beanstandung ein:
der Poston fiir die Vergniigungen wurde fast ganz
urngeschrieben auf Licbesgabensendungen. Aber da-
mit war der Fall nicht erledigi: Beim folgenden Punki
der Tagesordnung ,Vorstandswahl" schlug der Vor-
sitzendc sclbst vor, den IIauptmann Michclis, der den
Vorstand so gliicklich auf eine Unterlassung hinge-
wiesen, in den Vorstand zu wahlen, was dann unter
allgemcincr Zustirmnung geschah. - - Im Felde bet
er ein Beispicl., das urn der ErSrtcrungen der letzlen
Jahre willen festgchalten zu werden verdienl: 1lli-
chelis fiihrte ein Bataillon alter Landwchrleul.c, alles
Familienviiier. Scin auf militarische Lorbecren gie-
riger Komniandeur wollte in einer unmoglichen Ge-
feehtslage ,stfi.rmen" lassen. Michclis erkliirtc, dic-
scm Wahnsinn opfere or seine Familienv52er nicht
and verweigerte don Gehorsam. Die Folge war ledig-
lich die Riickversetzung in die Ileimal, wo or ein
Bataillon in Frankfurt crhielt.
Das wares drei gauze Manner, die gekanut zu
haben, man sich daiakbar erinnert, and es warm
rechte Christen and Alt-Katholiken, wie wir sic uns
wiinschen.
Prof. Midtelis von Frankfurt am Main
Drei Ilduser hat stir Gott gegeben:
ium ersten soil ich zeitlich leben,
ini andern halt ich meine Ruh,
wens ich schlief3 Mund and Augen >u,
ini dritten hat inir Gott bereit
luntmlische Freud and Seligkeit.
Der Laic ist der eigentliche Interpret der christlichen Rotschaft aul dern Schlaclttfeld des
Lebens. Er hat die Spannungen zwischen dent Gebot Gottes and den Gesetzen der Wirtschaft,
zwischen der Ethik der Bergpredigt and den Erfordernissen der Politik auszuhalten and
durchzutragen. Deshalb mu/J neben der geistlichen Autoritdt der Kirche das Laienmitglied
in der Gemeinde die Moglichkeit zur freien Entfaltung seiner Dienstbereitschafl and seiner
geistlichen Krdfle erhalten.
Reinhold on Tadden oaf dent cu. Kirchentag in Ost-Berlin 1951
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Unsere Sdiwestern
Von Anbeginn' hat es in der Kirche die helfenden
Mande der Schwestern gegeben, auch im Neuen Testa-
ment selbst Loren wir von Frauen, die dem Herrn
mid seinen Jiingern dienten. Lin Blick auf die grof3e,
herrliche Geschichte dieser Arbeit in der Kirche 1st es
cin besonderer Vorzug unseres deuischen alt-katho-
tischen Bistums, data wir im Unterschied zu saint-
lichen andern sent mehr als 50 Jahren eine Schwe-
sternscha;t haben. Ihr gehoren heute 7 aktive and -1
Altersschwestern an. Stationen bestehen in Bonn,
Dettighofen, IIohentengen, Konniingen, Mannheim,
Mellkirch-Sauldorf and Miinchen. Nach dem zweima-
ligen Geldverlust 1923 and 1948 bilden das groBe
Hans in Bonn and das kleine Haus ,Bethanien" in
.N?IeBkirch die Vermogenssubstanz. I)ie Verwaltung
untersteht einem Kuratorium in Bonn, dessen Vor-
sitzender der Hochw. Herr Bischof Erwin Kreuzer ist.
Die geistliche Betreuung der Schwestern untersteht
dem Rektor, Prof. I)r. Kiippers in Bonn.
Das Haus ist dem Gesamtverband der Inneren Mis-
sion angeschlossen. Der Synode in Heidelberg von
5.-7. 9. 49 wurden folgende Leitsiitze zur Aussprache
vorgelegt:
1. tin Blick auf die grol3e Bedcutung der Schwestern-
arbeit in anderen Kirchen_, besonders auch in der
anglikanischen Kirche and der Diakonie der ungc-
leilten Kirche bedeutet fiir uns das ?Haus fiir Alt-
katholische Krankenschwestern" einen besonders
schiitzenswertcn Besitz, der unsere Kirche in
Deutschland innerhalb des Alt-Katholizismus aus-
zeichnet. Hierin liegt die Verpflichtung, dies anver-
traute Gut nicht zu vergraben, sondern dainit zu
wuchern.
2. Der durch Fran Josephine ?voni Rath, Frl. Elisa-
beth Schafer, Bischof Theodor Weber u. a. bewirkte
Anfang ging wirklich auf Erneuerung der alt-kirch-
lichen Diakonie in den Gemeinden aus und nicht
etwa our auf die Niitzlichkeit der Krankenversor-
gung.
3. Die neueren Bemiihungen des Kuratoriums enter
der Leitung unseres Hochw. 11. Bischofs versuchten:
a) die wirtschaftliche Grundlage Burch Inslandset-
zung and Vermietung des verbliebenen Ilausbe-
sitzes in Bonn zu sichern,
b) die wirtschafRiche Existenz der Stationen zu klii-
ren and zu festigen,
c) den Zusammenhalt unter den Schwestern durch
Besuche and 'I'agungen zu versthrken,
d) Nachwuchs .Burch junge Schwestern zu erhalten
and diesen nach Moglichkeit schon vor der Kran-
kenhausausbildung eine geistige An.leitung in
Bonn zu vermitteln.
e) vor allem aber das Ziel der Arbeit fur Schwester
and Gemeinden wieder klar herauszustellen.
1. Zu diesen Zweck erscheint as notwendig, dab die
Gesamtheit der Kirche and besonders auch der
Geistlichen durchdrungen wird vein Wert der Schwe-
sternarbeit;
von den rechtlichen and praktischen Notwendig-
keiten bei ihrer Durchfiihrung;
von dem Willen zur Mithilfe zur Gewinnung neuer
Schwestern, zur Pflege der bestehenden Stationen
and zum Aufbau neuer Arbeitsfelder.
Es wurde daraufhin folgende EntschlieBung gut-
geheifben:
,,Die Synode erkennt die ethic Tradition an, in der
von der Urchristenheit her die Schwesternarbeit in
unserer Kirche begriindet 1st, and sieht in dem he-
stchenden Ilaus Mr Alt-katholische Krankenschwe-
stern die Grundlage fur eine weitere Ausgestaltung
der weiblichen Diakonie in unserer Kirche and un-
seren Gerneinden, nach den drei Richtungen der Kran-
kenpflege, der Gemeindepflege and der speziellen Fiir-
sorgearbeiten. Sic ruff alle Gemeinden zur geistigen
and materiellen tinterstlitzung dieses Werkes auf mnd
bittet, iiberall zu prilfen, wo neue Arbeit durch Schwe-
stern geleistet-werden kann."
~llll~ci~ai~b,reifi~enlhin~nulauf,
llciaUAir,ruti nDill lfNmmel l
M humm/am Wall nom lJ5imnlckIIaa(
komm~truftur~shicc imEt~enml.
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'Seither ist neben die Schwesternschaft des Bonner
Mutterhauses der Verband freier alt-kalliolischer
Schwestern and Ffirsorgerinnen ureter der Leitung
von Schwcster Ililde Gorg in Bonn getreten. Er will
alle in pflegcrischer and ffirsorgerischerArbeit stchen-
den Frauen unserer Kirche nach deco Vorbild des ent-
sprechenden Verbandes des Christkath. Bistums der
Schweiz zusammenfassen.
Es wird nun an den Gemcinden liegen, ob these
wichtige Arbeit in unserer Kirche den so dringend
notwendigen Aufschwung nimmt. Vor allem tnfisscn
wir wieder Nachwuchs haben. l)abei ist besonders
daran gedacht, da13 neue Stationen in den Grolistadl-
gemeinden entstehen, in denen Krankenpflege, Fur-
sorgearbeit and die'I'Iitigkeit ciner Gcmeindelielferin
sich verhinden.
Dr. Werner Kiippers, Prof.
Schicr hatte ich gestrauchell turd mein Fuf.3 ware beinahe ausgeglitten;
Dena es verdrof3 mich die Bede der ljbermutigen, da ich sah, daf3 es den Gottlosen so
wohl ging.
Reinn sic sired in lceiner Gefuhr des 'l'odes and woltlgenciltri ist ihr Leib.
Sic siad nicht im Ungluck wie andere Leute and werden nicht wie andere Menschen
geplagt.
Sic fultrcn Reden von oben herab, was sic sagen, das natf3 gelten auf Erden.
Datum fallt ihnen der Pobel zu and schliirft das Wasser ihrer Lehren in vollen. Ziigen.
Siehe, das sind die Gottlosen, die sind glucldich in der Welt and werden reich.
Ich dachte ihm nach, daf3 ichs begreifen mochte, aber es war lair zu schwer,
his ich eindrang in die Geheimnissc Gottes and merkte auf der Gottlosen End(,.
Wie werden sic so plotzlich zanicltte! Sic gehen tinier and nehmen cin Ende mit
Schrecken.
Wie ein Traum nach dem Eruvachen. so l6/3t du, o Herr, ihr lild verschwinden.
Wenn mein Herz sick nun noch verbillerle and ich in meinent Iratern emport mich
f iihite
so ware ich ein Narr and bar jeder Einsicht.
Doch nein, ich bleibe stets an Dir: dean Du hOltst inich bei Reiner rechten Band,
Du leitest mich nach Deinem Rat and nimmst mich endlich in t:hren an.
VVenn ich nut Dich habe, so frage ich nichts nach Ilinnnel and Erde,
Wenn mir gleich Leib and Seele verschinacliteten so bist Du dock, Gott, cdlezeit metes
Herzens Trost and mein Teil.
Denn siehe, die von Dir weichen, werden umkommen, I)a vertilgst cinen jeden, der
treulos von Dir ahfallt.
Das ist meine Freude, daf3 ich atich zu Goat Italic and meineZuversicht seize attf den
Herrn and verkiindige all Sein Tun.
Aus dem dreiundsiebzigsten Psahn
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AUF HER KANZEE
Ob miser Herr Christus huniorvoll predigtc, wenig-
stens manchmal, ist uns nicht cindeutig i berliefert.
DaB er haufig ein gi tiges Lacheln fur die Fehler der
longer hatte, lMI3t sich mit Sicherheit erschlieBen. Er
war nicht fanatisch. Giite ist mit Humor verschwi-
stert. Manche Glcichnisse and Worte haben einen
Antlug von Humor. Etwa das Gleichnis von den Li-
lien, die nicht spinnen, das Wort von der Elle, um
(fie sich keiner Binger machen kann, auch jenes vom
Zinsgroschen. Goethe hat dem lierrn Humor zuge-
traut, wie die schone Legende vain llufeisen erweist.
Jedenfalls hat die christliche Predigt wohl zu allen
Zeiten Vertretcr gehabt, denen der Schalk aus den
Augen blitzte. Abraham a Sancta Clara, alias Abra-
ham Megerlc von Kreenheinsteiten bei Beuron dart
wohl als Valer der Humoristen auf der Kanzel ange-
schen werden. Seine Urwiichsigkcit and seine geisi-
reichen Wortspieie erregen cbenso wie seine Viel-
seitigkeit, Mcnschenkenntnis and geistliche Lebens-
crfahrung das Slaunen and Ergotzen alley his auf
unsre 'Page. Lbrigens war or personlich ein echter
Gottessireiter von untadeligem Wandel, riicksichts-
losem Freimut, aber auch scelsorglichem Mitleid mit
den Strauchchiden. Schon die Cberschriften seiner
mizahligen Schriften and Predigten, etwa ?1leilsames
Gemisch - Masch", ,Wohlangefiillter Weinkeller",
?Geistlicher Kramerladen", ?100 Narren and 100 Niir-
rinnen auch ins Bild", ,besonders moblierte and ge-
zierte Totenkapelle" zeigen, wie er auf Anschaulich-
lccit groBen Wert leg[. Er hat Schiller bekanntlich -.its
Voriage der Kapuzinaden in Wallensteins Lager ge-
client. - Gottlob gibt es auch heute noch geistliche
Originate. Sic rind zwar seltengeworden, man emp-
liehlt sic auch nicht in Musterbdchern fiir geistliche
Beredsamkeit. Umso begehrter sind sic dem Kalen-
dermann. Wenn sogar der cruste, auf Wiirdc and
Autoritiit ungemein haltende Erzbischof Karl Fritz
(Freiburg) - ihm verdankt der Kalendermann seine
Weihe - einmal zu den Theologiestudenten sagen
konnte: wer einen gulen Wilz semen Mitmenschet:
vorenthalt, mache sich einer Todsiinde ?schuldig",
dcnn darf der Leser des Kalenders es auch als wahre
geistliche Labsal empfinden, wenn auch hier jederzeit
Berne Bliltenlesen aus alien and neuen ?Abrahams
a St. Claras" milgeteilt werden.
In Elsa13, in eincm trinkfrohen Weinorl, soil ein
Pfarrer, der bisher seine Schaflein vergeblich vor dem
Laster der Trunksucht zu bewahren vcrsucht hatle.
folgendes gepredigt haben: Liebe Gemeinde, sagtc
or, ich hatle gestern Nacht einen schweren Traum.
Ich start) hochbetagt. Was lag inir mehr am Herzen,
als euch, mcine Lichen, die ihr vor mir das Zeilliche
gesegnet hattet, alsbald zu suchen. Ich suchte zu-
niichst In Himmel, aber ich land keine einzige Seele
dieses Dories. Nun begab ich mich ins Fegfeuer. Auch
da fand ich niemand aus dieser Gemeinde. Mit Er-
laubnis von St. Petrus stieg ich hinab in der Mile
Schlund. Aber, wie ich auch nach euch fahndete, ich
suchte lange vergeblich. Endlich fiihrte mich cin
lioher Teufel in cin besonderes VerlieB. Was mul3te
ich schen: Ihr wart alle aufgehangt, aber Kopf nach
unten. Auf mein Erstaunen sagte der Teufel: Die
mussen erst austropfcn, sorest loschen sic mcine
Holle aus. --
InDieterskirch hatter die ledigen Burschen auf der
Empore die Gewohnheit, sich wahrend der Predigt
fiber das Geliinder weft hinauszulehnen. Der ncuc
Pfarrer konnte diesen Unfug nicht Leiden and untcr-
lieB nicht, sic ofters sowohl in Gii[c als mit Scharfc
davon abzuhalien. Die Kirchweihe kam heran, and
der Pfarrer hatte kaum die Halite der Predigt voll-
endet, als er sich ansiellle, das Gedachtnis ware ilium
untreu geworden. ?Weil ich nun den Faden meiner
Predigt verlorcn habe sagle er, ?so will ich unter-
dessen, his mir das iibrige einfallt, etwas crziihlen.
Ich las neulich in den alien Pfarrbiichern and fend,
daf3 vor Zeiten auf eben dem Platze, wo jelzt die
Pfarrkirche stcht, eine Fruchtschetier gestanden habe.
Es ist freilich den alien Nachrichten nicht immer zu
trauen, dock, was mich betrili't, werde ich g51tzlich in
dieser Meinung bestiirkt, dcnn sehet nur, (fie Flegel
hanger nosh von oben herunter." Schnell richteten
sich die Burschen auf, and diesem Unfug war fiir
alle Zeiten abgeholfen.
Nicht allc sind geborene Kanzelredncr, wcder
is la Abraham a St. Cl. noch in der Kraft des 111.
Geistes, in welcher Petrus dreitausend auf einmal
an Ptingsten der Gemeinde zufiigte. Kein Wunder,
wenn das Urteil fiber die Predigt im allgemeinen
and besonderen schr verschieden ausfallen kann.
Vom nichtssagenden ?es war schon", bis zu groben
Benotungen gibt es fast soviel Register, wie an der
Passauer Orgel, der groBten der Welt. Die Hilfsprc-
diger des Pastor Biichsels fiirchteten jedoch mehr
das Urteil des Misters als sonst ihres Lehrers and
anderer Leute. Er gab es ab, wenn er ihnen in der
Sakristei den Talar abnahm. Ermutigend klang der
Satz: ?Ich hab mich sehr erbaut." Bedenklich war
heir Spruch zu werden: Gott hat durchgeholfen."
Gefiircht:et war sein Urteil: ?Es war ein schwerer
't'ext."
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Prinzipien einer alt-katholis(hen Ahtion
Der vor der christkalhoilschen Jugend in Solothurn ant
27. April 1952 gehaltene Vortrag des altkatholischeu Pfar-
rers Leon Gauthier von Gcuf verdicts! im Zusatu-
tnenhang mil der h"rage der ISrweckung der Laicu eine be-
sondere uud alJm,rksame Beach lung. AVir vecolTeatlichcn
il Brlaubnis des Verfassers etwas gchilrzl.
m
Soll eine allkatholische Aktion begriindct scin and
1'ruchtl)ar werden, so gelit sic notwendigerweise von
drei Tatsachen aus:
a) von der Kenntnis unserer altkatholischen 1?in-
stellung.
b) Von der Kenntnis unscrer kirchlichen Wirkiich-
keit.
c) Von der Kenntnis einer gewissen Klnft zwischcu
unserer altkatliolischenEinstellung and unsererkirch-
lichen Wirkliclikeit. .
Von der Kenntnis
unserer altkatholischen Einstelltuul
Ohne klares Denken and Wollen ist jedes Itandeln
ziellos and wird auf die Dauer entkriiftet. Deshalh
miissen wir unscre religios-kirchliche Alction auf dic
Kenntnis unserer altkatholischeu Einstellung griin-
den. Dies vcrmogen wir, neben unscrer eigenen kirch-
lichen Erfahrung, durch die Kenntnis altkalholischec
Literatur. In dieser miissen wir jedoch zwischen of-
fizielleu ma Iigehenden Buchern and Doku-
menlen and der iibrigen Literalur unterschei-
den. Nun aber is[ es Tatsache, data, die Dolnunenle.
die unscre allkatholische Einstellung enthallen and
verpflichleaden Gharakter besitzen, weithin wenig
sachlich hekannt rind and beriicksichtigt werden. Des-
hall) erachte ich es als mcine erste Aufgalle, bier turf
these Dokutnente Itinzuweisen.
1. Dokumente, welche fur den Gesamlkatttoli -
zismus verpflichtenden Gharakter hahcn:
a) Die Utrechter Kouvention der attkatholisclten
Bisehiife vom 24. September 1889.
h) Die Utrechter Erkliirung der altkafholischen lii-
schofe vom 24. September 1889.
c) Die Erkliirung der altkatholischen Bischdfe vom
26. Dezember 1950 iiber das romisch-kalholische Dog-
ma der leiblichen IIimmelfahrt Marias.
(1) Die Anerkennung der Ka lbolizitiii der Kirchcn
anglikanischen Typus uud der Inteckonununionsbe-
schlul.1 mit denselben, durch (lie allkatholische lii-
schofskonferenz, 1931.
c) Dec Beilrill der altkatholischeu Kirchcn in den
oekumenischcn Rat der Iiirchen, durch Beschluii filer
altkafholischen Bischofskonierenz, 1938.
Als gultige Kommenlare konnen gelien:
a) die amtlicltcn IIirtenbriefe zur li h cchlcrkou-
vention and zur blarienerkliirung.
b) Die Dokumente fiir die Unionsverhandlungen
der anglikanisclren and altkatholischeu Kirche (IKZ:
1931, 3. ]left).
c) Fiil- die ockumcnischen Bestrebungen besonders
der Beitrag von Bischof Kiiry im Kollektivband ?Die
nltkatholische Kirchc", Santmlung Ekklesia, von Fr.
Siegmund-Schultze (Leop. Klotz Verlag, Gotha 1935).
2. Dol.umenlc, welche fiir die cinzelnen altka-
tholischen Birchen verptlichtenden Gharakter hahcn:
a) Dits Diozesanverfassungen and die Enlscheide
(ter Bisluntssynoden.
b) Die amtliclien liturgischen and katechetisclten
Bucher.
\Vichtige Aufschliisse geben auch die Berichte der
internationalen alil:atholischen Kongresse.
Da (lie Kenntnis all dieser Doliumente fiir eine
siungcmiilic raid fruchtbare allkatholische Aktion tut-
eutbehrlich ist, so lautet stein
1. Prinzip: l'orerst Kenntnis unserer altkatltolischen
Einstelluntl anhand vor cdlem der fiir den Gesantt-
olfkatltolizismus and (lie einzelnen alt1.-atltolischert
Birchen rnaftgebendcn Dokuntente and Riicher.
ZVie ware es, wenn unsere allkatholische Jugend,
unscre Milliner and Franen die g e n a u e Kennhnis
dicser unscrealtkalholischeEinstcllung begriindenden
anttlichen Aussagen tuns fimdamentalen Progranmi
Hirer Arbeit, tinter knndiger Fiihrung and in lehcn-
diger Weise, tuachen wiirden?
Endlich, was unscre oekumenische Ilaltung anhe-
langl, so diirl'cu wir fesisiellen, dali wir liter Wert-
volles geleislet hahcn. Zugleich aber musses wir (lie
Tatsaclte eiusehen, dirt] wir ill der hcutigen oeku-
menischeu Ilewegung rticlit die Rolle spielcu, die tins
zukonnml. llier existicren wir allzu oft nicht, sci es in
lokateu oekumenischen Bewegungen, sei es im oeku-
atenischen Ral der Kirchcn. Deshalh hrauchl es auch
]tier unsern vouch Einsatz.
Was im Leib the Seele ist, das sind die Christen in der
Welt. Wie die Seele iiber cclle Glieder des Leibes, so
sind (lie Christen iiber (lie Stcidte der Welt verbreitet.
Die Seele uohnt ztvar int Lc'ib, aber sie stantmt niche
ems dent Leib, ,St tvoluten die Christen zwar in der
Welt, aber sic sired nicht von der Welt ... Die Seele
wird --war von! Leib ttntschlossen, hrilt aber dent Leib
zusan tnten. So tverden (lie Christen zrvrrr von der
Welt gleicltsarnt eingekerkert, aber gerade sie hallen
(lie Well zusantnten.
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Von unserer kirchlichen Wirklichkeit
Der Altkatholizismus ist niche nur einc Lehre, son-
dern auch eine in unseren Kirchen and Gemeinden
greifbare W i r k 1 i c h k e it. Am Anfang konnten
viele hoffen, daB wir zur gewaltigen Bewegung wiir-
den. In der Tat wurden wir iiberall Minderheiten,
die sick ihr Dasein stets erk: mpfen rnilssen. Nun
aber nehmen wir es nicht leicht an, Minderheit zu
sein, sondern wollen uns, auf Grund unserer kirch-
lichen Lehre, als Landeskirche behaupten.
Unsere Vereine sind darin ein Abbild unserer
Kirche: der Zahl nach nicht grol3, der Zahl der Aktiv-
milglicder nach Bering, der Zahl bewuilt fiberzeugter
and tatiger junger Altkatholiken nach noch geringer.
Genau so ist es in unseren Gemeinden and in unse-
rer Kirche. Auf der anderen Seite aber beklagen wir
uns, wenn wir im Lande oder in der Oekumene fiber
gangen werden. Ist das so verwunderlich? Unter die-
sen Umstiinden is[ es auch nicht verwunderlich, daB
wir in unserem kirchlichen Leben oft entweder der
notigen Personen odor der notigen Mittel ermangeln.
In unserer Zeit der unendlichen Moglichkeiten and
der rationellen Aufteilung der Arbeit, verfilgen wir
niche fiber die notwendigen Spezialisten, sci es in der
Geisilichkeit als gelehrtc Theologen oder als Prediger
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odor als Liturgen oder als Seelsorger odor als Piida-
gogen odor als Menschen der Tat, sci es in der Laien-
welt als wirkliche Personlichkeiten auf dem Boden
der kirchlichen Frommigkeit and Verantwortlichkeit
odor auf sozialem and beruflichem Gebiet odor gar in
der Politik. Gleichfalls verffigen wir nicht fiber die
notigen Mittel, d. h. fiber die notige Literatur, die,
notigen kirchlichen Institutionen rind Raume.
Was nun? Ist meine Schilderung falsch oder fiber-
trieben? Meines Wissens entspricht sic der Wirk-
lichkeit. Ist die Lage hofnungslos? Ganz and gar
nichtl Wir konnen lange noch so weiterleben, aber
ich glaube, wir diirfen es nicht verantworten, Gott
and der Kirche gegeniiber. Was unsere kirchliche
Wirklichkeit anbelangt; so lautet das zu losende Pro-
blem: Wie konnen wir aus der falschen Lage ciner
Minderheit, ohne die Vorteile einer geschlossenen
Minderheit, and einer Volkskirche, ohne die Vorteile
ciner Grol3kirche, herauskommen?
Meines Erachtens gibt es nur cinen gangbaren,
sinngem.allen and fruchtbaren Weg: daf3 die bewul3-
ten and iiberzeugten Altkatholiken, jung odor weni-
ger jung, Geistliche oder Laien, ob sic in der Kirche
an verantwortlichen Stollen stehen odor sich der
Kirche gegenifber verantwortlich wissen, sich zusam-
menschlief3en and beraten and wie cin S a u e r t e i g
in Gemeinde and Kirche wirken. Aufgabe der kirch-
lichen Bchorde ware es, dazu die Initiative zu ergrei-
fen, nicht nur durch Aufrufe, sonderndurch Aufbic-
ten der ihr geeignet schcinenden Personen. Die Ini-
tiative kann aber auch aus s tar ken and stand -
haften Personlichkeiten in der Kirche kom-
men. Urn einer solchen Pcrsonlichkeit, cinem jungen
Manne, zu antworten, schricb seiner Zeit Bischof Her-
zog sein wertvolles and segensreiches Andachtsbuch:
,,Gott ist die Liebe". So auch entstand das ,,Berg-
husli". Grundbedingungen des Erfolgs sind der per-
sonliche Glaube, die kirchliche Praxis and der katho-
lische, d. h. kirchliche Sinn.
Solche Altkatholiken sind bestimmt cine Minder-
heit, aber sic bestehen, sic betrachen sich nicht als
die ,Boston", sondern wollen mit den Bereitwilligen
vorwarts gehen and bleiben den anderen off on, denen
auch die Gnade zuerteilt wcrden kann, Gott in der
Kirche zu dienen. Sic bilden keine Partci, denn sic
setzcn die Kirche fiber sick selber, aber sic konncu in
der Kirche eine starke Bewegung bilden. Sic setzcn
sich mit Standhaftigkcit unct Dauerhaffigkcit voll
ein, in den Dienst der Kirche, wic sic nun ist, um
von da aus Neucs and Segensreiches zu
s c h a f f e n. Der Herr sagtc: ,Kciner, der die Hand
an den Pflug gelegt hat and dann nach riickwiirts
blickt, ist ffir das Reich Gottes tauglich" (Lukas 9, 62).
Wir konnen ergifnzend hinzuzuffigen: der aber, der
die Hand an den Pflug gelegt hat, and nach vorwarts
blickt and arbeitet, der pflfigt cinc Furche, aus der
reiche Frucht erstehen wird. Demnach lautet unser
2. Prinzip: Die anhand unserer altkatholisehen Ein-
stellung bewu/Iten and aberzeugten Altkatholiken
setzen sich mit vollem Glauben in den Dienst der Ge-
meinde end der Kirche, role sic nun sind, ein, neh-
men Fuhlung mit alten gleich Gesinnten rind Tatigen,
rind von do aus schaffen sic das Neue, zur Starkung
rind Entwicklung von Gemeinde and Kirche Unent-
behrliche. -
Von der Kenntnis einer gewissen Eluft zwischen
unserer altlcatholischen Einstellung rind unscrer
kirchlichen Wirklichkeit
Bekanntlich will unscre altkatholische Einstellung
k a th o l i s c h sein. Was heif3t das and inwiefcrn
sind wir ,katholisch"? Das Wort ,kalholisch" ninunt
bci uns cinen dreifachen Sinn an: einen I c lr r m a 13 i -
gen, einen poleniischen and einen ockume-
nischen. Der leliriazilige Sinn will uns auf den Bo-
den der alten Kirche stollen, der polemische uns ge-
gen den romischen Katholizismus abgrenzen, der
ockumenische uns die Wiedervereinigung der ge-
trennten Christen and Kirchen zur Aufgabe machen.
Im Ganzen eine gewaltige Aufgabe! Von Anfang an
anerkennt der Altkatholizismus diese dreifache Auf-
Es Es 1st hervorgehoben worden, es moge Niemand an die Recite rub-en, die den Laien zuteil
geworden sind; ich bin wohl am allerentferntesten von dem Gedanken, die Rechte der Laien
zu beschrknken, aber ich erinnere daron, dap, ivenn die Laien jetzi besondere Rechte haben,
sic ouch Pflichten haben; es entspricht jedem Recht fur den Mann eine heilige Pflicht rind die
Pflicht besteht wesentlich darin, dap Jeder.es an keinem Stadium fehlen lasse, ran in den
Geist der kathblischen Kirche einzudringen, daft Keiner es unterlasse, das Wort Gottes in
seiner Reinheit in sich aufzunehmen, um iiberall, wo er zur Rechenschaft gezogen wird, auch
Rede and Antwort dariiber stehen zu konnen; these Pflicht besteht each ffir den Laien darin,
dap er das wunderbare Sittengesetz des Evangeliums, welches alle sozialen Fragen losen
wifrde, wenn es allgemein befolgt ware, an sich selbst also zu verwirlclichen strobe, deli
Jeder es anschaut an ihm.
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gabe. Scholl ani 18. Oktober 1874 schrieb Dollinger
an Pfarrer Widmann zu Todtnau, ?dali sic (die all-
kathol.ische Gemeinschafl) cinc hiihere ihr gegebcne
Sendung zu erfiillen babe, and zwar tine dreifache:
a) Zeugnis zu geben fiir die altkirchliche Wahrheit
and gegen die neuen Irrlehren von der papstlichen
thiiversalmacht and Unfehlbarkeil;
bl allmahlich eine von Irrwahn and Aberglauben ge-
reinigte, der alien noch unzertre nuleu Kirche mehr
konforme Kirche darzustellen;
c) its Wcrkzeug and Vermilllungsglied einer kiinf-
ligen Wiedervereinigung der getreunten Christen
rind Kirchen zu dienen.
Inwiefern entspricht unsere hirchliche Wirklichkeit
dieser inaclutigen Aufgabe and inwiefern diirfen wir
uud sullen wir an derselben Aufgabe Kritik iihen?
Auno 1897 schrieb Professor F. Michaud in unscrer
?Revue" einen Arlikel fiber die ?Resultais do 1'an-
cien-catholicisme", wic or sick auszudriicken pflegle.
Darin legle er fest, dat.i wir deco Abendland die
sli glichkeit and die AVirlclichkeit tines niche-romi-
sclien. echlen Kalholizismus geotfenbart habeas. Cnd
das ist ja water. Ileule unterscheiden immer wcitere
Kreise zwischen ?katholisch" and ?romisch". Zu dic-
scr siuuvollen Unterscheidung triigt. der Altkalltoli-
zismus sicher das Seine bei. Aber wic kommt es, dal3
wir gerade hier niche die Rolle spielen, die wir spie-
ten soil ten, daI3 in der iibrigen Clrrislenheit and
\lenschhcit nicht romisch. aberkatliolisch seinwollen-
de Leute uns oft unit Slaunen ?enldecken" and tins
dauu nit kritischem Auge betrachten? Daher,weil wir,
nehendcr oben er,walmten kirchlichenLauheit, uns in
Ucisken and Verwirklichung zu sehrpolemisch and zu
wcnig alikatIiolisch katholisch erweisen.
[)as erktart sich aus unserem geschichtlichen Kainpf
mil deny rdmischen lsalluolizisnrtis heraus. Aber es
isl klar. dali wir nicht unbedingt altkalholisch katho-
lisch sind, wean wir anti-romisch sind. L'rngekehrt
soil es gesduchen: wir werden erst rich hg anlironuisch,
wean wir altkalholisch katholisch werden. Von ,jeher
wurde dies bei uns erkannt, zuerst lcise and darn
lauter, aber heute ni issen wir tins (lessen ganz be-
wul31, sein. zumal da wir ant dem Gebiele dergelehr-
teu Forschuug wic einer echlen kathotischen Praxis
dem roinisclietr liailiolizismus and much dem Prole-
stantismus gegeniiber chic grol3c Aerspiitung auf-
weisen. Nach der Generation unserer erslen gelehrleic
\ Itee wurde es bei tuns allzastill all]' dem Gebicl der
wissenschafilichen and lheotogischeu Forsehung. 1)es-
batb mochte ich unscrc Thcologen and lciinfligen
Theologen sowie unsere gebildeten Laien, (lie jungen
inbegrilien, dringlichst bitten, side diesem Gebiel nit
vollcm Einsatz zuzuwenden. Durch die Erkennhiis
cter \V'alurlucit, zunnal der uns wesenstnii13igen altl:irch-
lichen \Vahrheil hahen wir richer zu gewinnen. Un-
scre altkatholische Praxis hat sich sachlich in den
letzten Jahrzchnten viel verbessert, vor allem was die
Liturgic and die liturgische Haltung anbelangt. Aber
auch hier hahen wir grol3e Fortschritte zu machen,
um der ciiristlichen and katholischen \Valirheit kou-
form zu werden. 1st es nicht fiir unsere Geistlichen
and Laien, auch fiir die jungen, eine schone Aufgabe,
sick uuuit Begeisterung fiir tine ethic kirchliche From-
migkeit ganz cinzusetzen!
Damit kommc ich zu cincr zweiten wichtigen Be-
merlnuig: tins droht die Gcfahr, den Sinn fiir die
Tradition (kirchliche Uberlieferung) zu verlieren.
SolcJre Gcfahr is[ niche gering zu schiitzen. Hier gent
es niche Hull GelelirsainkeiI. sondern vor allem darum.
vocal Geist der von Anfang an kalholischen Kirche
gelragen zu werden uud ihn zn Iragen and weiterzu-
tragen. Die beslen unscrer V titer halten Sinn dafiir,
Ph. H. Michelis (f 1. 1. 1949)
fin Gesprach mit Piof. Dr. Zander (Paris) in Hilversum
ja sic sch6pfteu ilure Kraft daraus, weil or zu ihrem
Glauben gehortc. VVeuu sic sick nicht oiler wenig ge-
gen den Protestantisnnns richtelen, darn nichl des-
hall), Weil sic im Prolestanlismus keine Gefahr ge-
seheu hilt ten. sondern well es ihneu, trolz wachsen-
dcm Versliindnis fiir die Reformation, von direr "Tra-
dition her na Iiirlich war, nichl prolestantisch zu
denken and zu Nililen. Mit der Zeit wurde dies niche
mehr so selhstverstandlich, so dal.) lucute elliche einc
Neigung zcun Protostantismus hegen. Das ist aber nur
m6gtidu, wean wir den Sinn fiir katholische Tradition
verlieren. Ich sage es nicht aus eiuem anliprotestan-
lischen Zug lueraus, sondern darum, Weil icli Hun den
Sinn and \Vert kalholischer Tradilion zu wissen glau-
be. Dcshalh useinc Aufmunlerung sick wohl unit der
heiligen Sdurifl zu befas.sen and sick in sichineiuzule-
ben, aber gcradc deswegen sick nicht weniger mit der
(lie hcilige SdurifI Iragenden and weitertragenden
Kirche abzugeben rind sick in?sic hiueinzuleben. AVenn
echte kalliulische Tradition von der Schrift in Lchre,
I.ilurgic, 1?r6nunigkeiI moralischem rind sozialem
Impels gelragen wird, so hangt umgekelurt die Schrift
niche in der Luft, auch niche von personlichen llci-
nungen all, sondern sic wird von derselben Tradition
getragen. Gerade bier solltcn wir den Pratestanlen
viol bielen konncn, zumal da sic heute in wachsen-
dem Mahe fur Tradition and Kirche Sinn and Ver-
sliiuchuis gewinnen. Also hahen wir her. in Lehre and
['Taxis. cinc segensreiche Aufgabe zu erfiillen.
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ilusanmlenfassend mochtc ich demnach cin
3. Prinzip formulieren: Von unserer bennr/.lt alt-
k?atlrolischen Einslelluny aus haben rair (lie Aufgabe,
unsere kirchliehe Wirklichkeit durchzudenken and zu
,gestalten, dent romisc]ren Katholizismus and dem
Proteslanfisntus rinser Wort zu SWen, Von iluren
catch zu entpfangen and der Oekunrene zu dienen.
Vermogen wir es? Jawohl, wenn wir our unscre
altkalholische l:instellung von unserer kirchliehen
Wirklichkcit aus verstchen. Unsere Vii ter haben niche
alles and endgiillig gesprochcn. Sic haben aus i11 cr
Situation heraus geredet and gchandclt. War urn soll-
ten wir es nicht tun? Dazu haben wir Veranlassung
genug! Nach inner haben wir unscrc kirchliche Lchrc
nod Praxis in niancher IIinsichl zu kliiren stud zn er-
giinzen, haute vor allem in Bezng nut unscre Sakra-
mente, unsere Liturgic, unscre Ualtung der Moral
stud der Welt, so z. B. der Ehescheidung and dent
lieuIigen sozialcn I eben gegeniibcr. Nach auf3en vor
aliens in Bezug auf die ockunienische Bewegung and
ihre Prohleme. Wic vermogen wir es? 13estimmt niche
Hach eigenem Gutdhnken, sonclern in 1;invernehnuein
mir der eigenen Kirche rind dem Gesamikatholizis-
nms. Der 13ischofskonferenz lunar es zu, in verhind-
licher Weise fill- den Gesamtkalholizismus zu spre-
then, wic z. 13. kiirzlich im lliublick auf die Marien-
lehre. Aber von unsern Bischhfen stud Bischofskonfe-
renzen sollten wir meter Koren! Sic lassen sick lurch
zustandige Synoden, lurch die Pastoralkonferenzen
and die inlernalionalen Kongresse beraten. Benuizen
wir these Gelegenhcilen, unscrc Lehre mid llaltung
zu priizisicren! Ins I3ereich ihrer Befugnisse haben
unscrc Birchen raid Gemcinden Hire Entschcide zu
irelten. Iielfen wir nrit, dal3 sic es in reciter Weise
tun. Es ist Zeit. dean ich habe die Obcrzeugung, Ball
cin zu longer kirchlicher Schlaf niche von Nutzcn sein
l:ann, ,ja, dall unscrc Kirehen, in ilirer Geistlichkeit
mid in ihren Laien, fiir solche Belebung meter (lei-in
je empfanglich sein konnen. Demnach lautet mein
At. and letzles Prinzip: Aus unserer kirchlielu'n Wirk-
lidtkeit heraus, in Kenntnis unserer Reclde and
P/lidrten. mil kirchlicltent Sinn, Vencelfen mir unse-
rer Kirdie, in Hirer Gunzhelf rind in ilrren Teilen, die
Trier notigen Lotschcide and Hollungen einzurrelunen
and sick ateiter zu gestalten.
Mogen bewuLtte and willige Ailkalholil:en, ohnc
die die bestcn Prinzipicn kraftlos bleihen, aus den
vier aulgestell Ien Prinzipicn Nutzcn zielhen!
Ilur seid ein auseru,dldtes Geschlecltf, eine kiinigliche
Prieslerschaft, eine Iteilige Volksyemeinschoft, ein
zum Eigentum. erkorenes Volk and sollt (lie Ruhme.s-
taten dessen Verkdnden, der each ous der Finsternis
zu scincnt ruunderbaren Licht berufen hat, each, die
ihr einsf kein Volk morel", jetzt aber das Volk
Gottes scid, cinst ohne Gaffes Erbarmen, ?jetzt aber
reich an Gotfes Erbarmen". 1. Peer. 2, 9-10.
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Unser Christus
on Adolf Leopold
Birken in Schnee und Reif, und auf dem tiefver-
schneiten Weg fahren vier Schlitten, von strup-
pigen Panjepferdchen gezogen, und neben jedem
stapft ein Mann im dicken, weiBen Schaffellman-
tel. Ist's eine lustige Gesellschaft, die zu ciner
Fesllichkeit auf cinen Herrenhof fahrt? Ach,
Ilerrenhofe gibt es hier nicht, und die lustige Ge-
sellschaft fehlt. In den offenen Schlitten sitzen
and liegen bleiche Manner, einige fast nocli Kna-
ben, sic wurden heute Nacht beim feindlichen
Lberfall verwundet, sind nun notdiirftig verbun-
den und fahren zum Hauptverbandsplatz. Neben
dem letzten Schlitten stapft der Leutnant, der
den Transport zu fiihren hat, und redet ermun-
ternd zu den schwerverwundeten Mannern: ,Jetzt
sired wir bald in Wissokinitschi; dort seid ilir
gut versorgt, und cure Wunden werden frisch
verbunden. Unser Doktor ist in Ordnung und
vcrsteht seine Sache, und wean or's einigermaBen
machen kann, schiebt or ouch ab in die Heimat."
Ileicnat, das Wort schon lindert die Schmerzen,
und Traumbilder steigen im Herzen der Manner
aaf, die im Schlitten liegen. ?Aber", so fahrt der
Leutnant fort, , jetzt mi flt ihr cinen kurzen Ga-
lopp genehmigen, es geht nicht anders." Ein Pfif,
die Schlitten halten, und jeder Fahrer holt zwei
Leintiicher aus seinen Schlitten; mit dem einen
denkt or sein Panjepferdchen und bindet das Tuch
sorgfaltig am Geschirr fest, das andere spannt
or fiber semen Schlitten und seine schmerzens-
reiche Last. Dann setzt er sich selbst vorne drauf,
find in sausender Galopp jagen die flinken Pf erd-
chen nit den Schlitten die naclisten vierhundert
Meter dahin. Der Weg zwischen den zwei Wald-
stiicken ist von Feind eingesehen, und wens sich
da etwas bewegt, schicBt er herein; die weiBge-
tarnten Schlitten aber, die so schnell vorbeihu-
schen, laBt or ohne BeschuB. Die Verwundeten
stohnen, aber sic ertragen den Schmerz gerne,
weil sic die Notwendigkeit dieser jagenden Fahrt
cinsehen; nur jetzt nicht noch einmal getroffen
werden! Aber schon lassen die Fahrer die-Pferde
in langsamere Gangart fallen, and nach einer
Wcile tauchen die Iliitten von Wissokinitschi auf.
Bci der Kirche halten die Schlitten, und aus Dek-
ken und Pelzen hebt man die Schwcrverwunde-
ten; die andern humpeln selber hinein in die
wohlige Warne der niedrigen Hutton; alsbald
beginnt der Arzt mit seinen Gehilfen die Arbeit.
Aber es bleibt nicht bei den vier Schlitten; bald
kommen auf der gutgebahnten TalstraBe Autos
snit der gleichen Last, and his in die sinkende
Naclrt verrichtet der Doktor mit den Sanitatern
blutige Arbeit. Aber endlich sind die n6tigen Ope-
rationen vollzogen, die Wunden frisch verbun-
den, und alle Manner liegen wohlgebetLet im Stroh
in den armseligen Raumen und kommen sich
unend.lich geborgen vor.
Nun kann auch der Doktor ausspannen; zu-
sammen mit dem Leutnant hat er das Abendbrot
cingenommen und sitzt nun mit thin vor dem
Schachbrett; or braucht diese Abwechslung, um
sich frisch zu erhalten. Aber er ist diesmal nicht
recht bei der Sache, IaBt manchen Vorteil aus und
gibt sich BloBen, und schon hat or cinen Springer
verloren. ?Man denkt zuviel nach Hause in diesen
Tagen", sagt or schlieBlich, ?und heute hake ich
cinen Brief erhalten, sehen Sic hier meine vier
Tochter!" Wahrend der Leutnant nit gebiihren-
der Aufinerksamkeit das Bild betrachtet, spricht
er, mehr zu sich selber als zu dem Arzt: ,Ja, man
denkt zuviel Hach Hause! Morgen ist Nikolaus-
tag, und ich hatte mir ausgemalt, es konnte mit
dein Urlaub reichen his dahin und wollte mci-
nen zwei Buben und meinen zwei Madchen als
Nikolaus erscheinen, und sic batten mich nicht
erkennen sollen." ,Wir verschieben die Partie
auf morgen", sagt der Arzt, ,denn heute wird
doch nichts mehr daraus."
?Leider auch morgen niche", laBt sich die tiefe
Stimme des Divisionsarztes vernehmen, der un-
merklieh eingetreten ist und sich nun auf die
Kiste neben den Ofen setzt. ?Es tut mfr leid, Herr
Leutnant, ich habe fur morgen cinen unangeneh-
men Auftrag fiir Sic: es kann sein - bitte ganz
geheim - daB wir nachste Woche die Front hin-
ter die Oka zuriickverlegen miissen. Fahren Sic
morgen in das kleine Dorf Krasnaja-Gorodnja -
sehen Sic hier auf der Karte, es liegt abseits der
HauptstraBe - und erkunden Sic, ob wir den
Hauptverbandsplatz dahin legen konnen."
Der Leutnant fragt: ,Wcr liege in clew Dorf?"
Laid der Arzt antwortet: ,Das ist ja eben die
Sache; es liegt niernand von uns im Dorf; es lag
so abseits, daB unsere Leute nur voriibergehcnd
hineingekommen sind. Ich weiB auch nicht, ob
Sic mit dem Wagen durchkommen werden; der
Weg dorthin wird schwerlich gebahnt sein. Sic
denken jetzt: die Partisanen! und es ist richtig:
es sind nicht wenige unserer Leute dort hinten
verschwunden; aber diese tlberlegungen helfen
nicht; Sic miissen das Dorf erkunden."
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'Der Leutnant blickt sinnend in die Kerze, die
das Schachbrett beleuchtet, and nach einer ban-
gen Stille sagt der Arzt, den bitteren Ernst zu ver-
scheuchen: ,Bicten Sie halt dem Tod, der dort
hinten lauert, Schach; Sic sind ja cin guter Spic-
ier." Aber der Leutnant sagt leise. ,Was vermag
da cin Mensch; ich will mich lieber niciiies Ko-
nigs getrosten, den keiner matt setzt." Der Divi-
sionsarzt lachelt unglaubig and spottisch and
sagt: ?So fahren Sic halt los; Sic haben ja humor
Ihren besonderen Schutzengel; urn andere hatLe
ich mehr Angst als uni Sic. Ich hoffe, daB Sic his
niorgen Abend zuriick sind and mir berichten
konnen. Gute Nacht, mcine Herren!"
Am andern Morgen um fiinf Uhr in der Friihe
weckt der Leutnant semen treuen Fahrer, and
der IaBt alsbald den Motor anlaufen. Wie der
Leutnant einsteigt, sagt der Fahrer: ?Hinten im
Wagon liegt das Pickle, das gestern nacht noch
cin Mann von der Feldpost gebracht hat; es ist
von daheim, dem Absender nach." Dann zieht
der Wagon an and rollt fiber die hartgefrorenc
DorfstraBc hinaus; wic immer vor einer groBe-
ren Fahrt sagt der Leutnant laut, daB es Wil-
helm, der Fahrer, auch horen kann: ,,In Gottes
Namen fahren wir, sein heiliger Engel geh uns
fiir and gob uns heut ein gut Geleit, halt Leib
and Seel in Sicherheit."
Nach zwei Stundcn'ahrt ist der Morgen da,-
ein herrlicher Wintermorgen. Reclits and links
der StraBe immcr wieder eine Birke, die im zar-
ten Morgenrot leuchtet. Altos ist mit den langen
Nadeln des Rauhreifs behangt, auch die rnanns-
hohen Stangen der Fernsprechleitungen, and die
dicken Kabel saurnen den Weg wie Girlanden.
Nachdern das Rot der aufgchenden Sonne dem
klaren, hellen Tag gewichen ist, erreichen die
beiden Manner in ihrem Wagen die breite Ilaupt-
verkehrsstraBe, die hier Rollbahn heiBt; der Ver-
kehr setzt ein, der Nachschub rollt. Gegen zehn
Uhr sind sic an dem Punkt, we der Weg in das
gesuchte Dorf abzubiegen scheint; ein alter Weg-
weiser bestatigt das Ziel. Etwa sechs Kilometer
weit ist der Weg noch gebahnt, aber or wird
immcr schlechter; dem Anschein nach haben die
Landser driiben im Waldo Holz geholt. Bis zum
Waldrand dringen sic mit dem Wagon vor; dann
kommen sic in dem tiefen Schnee nicht mehr
weiter. Da lassen sic den Wagen stehen, schlieBen
ihn ab and decken ihn mit cin paar Asten and
stapfen dann unverdrossen.durch den Schnee in
den Wald hinein. Die Stahlhelme haben sic im
Wagon zuriickgelassen; Pelzmiitzen sind besser
bei 35 Grad Kilte. Aus dem Brotbeutel des Leut-
nants guckt das Packchen von daheim heraus;
erst auf dem Heimweg will or es aufmachen, and
das loll dann die Belohnung sein, wenn alles gut
ablief. Nur langsam kommen sic voran, and der
Wald will kein Ende nehmen; es ist friiher Nach-
mittag, als sich endlich die Birken lichten and
in betrichtlicher Entfernung eine Hiitte sichtbar
wind.
Das nahe Ziel erniuntert die Miiden, und end-
lich haben sic es geschafft, offnen die Tiire der
Iliitte and treten cin. Noch tinter der Tiire.griBt
and fragt 'der Leutnant: ,Dobre den! Wasche
djerewna, kak nasuweize?" Die junge Mutter,
die vor dem Ofen sitzt, erhebt sich erschrocken
and antwortet:,,Grasnaja-Gorodnja!" Also stimmt
es; die Iliitte ist die erste des gesuchten Dorfes.
Die Augcn der beiden Deutschen haben sich
inzwischen an das Dammerlicht in der Stube
gewoluit and erkennen neben dem Ofen das
GroBelternpaar and auf dem Boden aus eincm
Brett, das fiber zwci Steine gelegt ist, drei Kinder.
Aber was ist das? Der Leutnant and der Fahrer
habens zu gleicher Zeit erkannt: vom Ofen, der
nieder and breit gemauert, den dritten Toil der
Stubc einnimmt, erheben sich plotzlich drei jun-
ge Manner and verschwinden schnell and ohne
GruB aus der Stubc. Die Beiden wissen Bescheid:
das sind Partisanen, die sich bier im Dorf ver-
steckt halten, sic werden sich die Gelegenheit
nicht entgehen lassen, die zwei Deutschen umzu-
legen, die da in ihr Dorf geraten sind. Vielleicht
liaben sic drauBen im Vorraum ihre WafTen ver-
steckt and lauern vor der Tiir; viellcicht alar-
micren sic ihre Genossen, die gleich ihnen auf
einen guten Fang lauern! Was ist zu tun, was
kann helfen? Sollen sic die Iliitte, das Dorf ver-
lassen and den Wald zu erreichen suction? Aber
den dienstliche Auftrag ist nosh nicht erfiillt, and
ob sic lebend den Wald erreichen wiirden, ist
mehr als fraglich; denn die Beiden sind vom
Wege erschopft. Hire Blicke begegnen sich and
jeder liest in den Augen des andern: wir sind in
der Falle; lchend kommen wir nicht mehr her-
aus!
Man miiBte handcln, and das sogleich; aber
wie? Da tut der Leutnant etwas, was mit ihrer
bedrohlichen Lage in keiner Zusammenhang zu
stehen scheint. Er tritt vor in die Stubc, wo hoch
an der Wand in ciner Reihe nebencinander fiinf
oder seclrs Ileiligenbilder hangen and betrachtet
sic aufinerksam, wie or immer zu tun pflegte,
wenn or in einer Stube solcho Bilder fand. An
eincm kann or die altrussische Schrift entziffern
uud saga Taut in die unheilvolle Stille hinein:
,,Nikolaus". Der GroBvater, der bisher so fluster
geblickt hat, ist der erste, der das Schweigen
bricht and bestatigt: ?Da, da, Nikolaus, Niko-
laus!" Der Leutnantwiederholt: ?Nikolaus dobre,
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Nikolaus karascho!" and bezeugt seine Freude
an dcm Nikolausbild. Damit ist der Bann in der
Stubc gebrochen; der Alte winkt der Matka, die
sogleich die Stuhe verlal3t. Draul3en hort man
ein Gciiistcr; was wird dort verhandelt, Leben
Oder Tod?
Nach ciniger Zit gent die Tiire auf and herein
konnnt -- die Matka mil, einem Blind Stroh, das
sic auf den Stubenboden legt. Das hcil3t: ihr
kbnnt bei tuts iibernachlen and each auf das
Stroh legen; was drauBen verhandelt wurde,
wiser die I)cutschen nicht. Diirfeu sic es wager,
(lie Einladung anzunehmen, oder is[ sic nur Pine
Falle'? Ach, wer es wii[3tc! Aber draul3en beginut
es ztt dunkchi, un(1 der Lcutnant iiberlegt: ich
mut.3 mir das Dorf noch daraufhin anschcn, ob
es fiir einen Itauhtverbandsplatz gceignet ist;
aber bei Einbruch der Dunkelheit hinauszugeheit
ist sinnlos and eine 1-icrausforderung der Parti-
sanen. Also firiissen sic das Anerhicten der Matka
annehmen. So sagt der Lcutnant zu der Fran:
.Spasiba (danke), Matka", and legt sick miide
aufs Stroh, der Fahrer daneben. Beidc bcobach-
ten, dal.; sich auch die IIausbewohner his auf den
Grol3vater zum Schlafen auf den Ofen begeben.
Der Lcutnant sag[ nur noch: ,Gute Nacht, Wil-
helm, niorgen tl-iii, sehen wir, so Gott will, wei-
ler." Dann wiinscht cr auch den Ilaushewohnern
au]' russisch eine gute Naclit. Aber wic Him schon
die Augers zufallen wollen, faltet er die Mande,
and in die Stille der dunklen Stuhe hinein fallen
(lie AV'orle des alien Abendliedes:
liefiehl deni Engel, dal3 cr konmr
and uns bewach, dein F_igentum,
gib uns die lichen Wddilcr zu,
dal3 wir vorni Satan haben Ruh.
So schlafen wir im Namen den,
(heweil die Engel bei uns scin:
du heilige Drcifaltigkcit,
wir loben dick in Ewigkeit. Amen.
Dann schlafen sic cin, von der Miidigl eft iiber-
mannt; sic hiilten beini lfesten Willer rich[ wa-
chen kiitmen, and es hiitte ihncn auch niclrts ge-
nii Izt.
,It' in ?u?e n?if?c,
qI CtCirus; ilr 7~7.
loC Aber f?Ib one 1,49CUbQC
Die idle AVintersonne scheint durch die nicd-
rigcn Fenster der Stube, als die beiden Schliifer
erwachcn; sic sclicint an die Wand, wo die Ilei-
ligenbilder hangen and mitten innc das Bild des
heiligen Nikolaus, dessen Tag heute ist. Quer vor
der lure aber, die man nicht verschliel3en kann,
steht das l leine, niedere Biinkchen and auf ihm
sitzt lachclnd der Atjez, der Grol3vater; er saB
die ganze Nacht dort, den Schlaf seiner Gdste zu
hewachen, von denen er wut3te, daB sic vielleicht
Feinde des Miitterchens Rullland wiiren. von
denen cr aber auch wul3te, dal3 sic seine guten
Bilder and besondcrs den heiligen Nikolaus licb-
teu. Nun zieht der Lcutnant sein Losungsbiichlein
aus dcm Brolbeulel and liest aus Losung, was
unterin 6. Dezember des Jahres 1941 steht: ,Da
Jakob von seinem Schlaf aufwachtc, st)rach cr:
Gcwii ist der Ilerr an diescm On, and ich wuBle
es nicht." Dann packt er auch das Packchen aus.
Obenauf liegt das Bildclien seiner vier Kinder
and (lie Bart(,, (lie sic ihm schrieben, and auf der
Karte ist wahrhaftig das Bild des heiligen Niko-
laus, die AVicdergabe vines alien Gemiildes. AVie
(ter Lcutnant das Bild sieht, sagt cr unwillkiir-
lich laut: ?Nikolaus", and schon steht auch (lie
Matl.a neben ihm, sicht ihm, der noch im Stroh
am Boden sitzt, fiber die Schulter, zeigt mit de>t
Finger zu iln-cn Ikonen an der Wand, darn wic-
der auf this Bild auf der Karl(, un(l sagt crgrill'en:
..NascheNikolaus,wascheNikolaus", auf deutsch:
miser Nikolaus, euer Nikolaus. Sic liBt auch
Hire drei Kinder vom Ofen herunterklettern and
das Nikolausbild bctrachten, and sic wehrt es
auch nicht, data sic das Gebiick der frcmden M5n-
ncr vcrsuchen.
Aber nun wind es Zeit zum Aui'bruch. Der
Lcutnant gibt der Mutter die Karte mit dcm Ni-
kolaus als Dank fiir (lie erwiesene Gastfreund-
schaft. Sic will sic zuerst nicht annchmen; dann
aber geht sic in ihre Ikonenecke and nimmt von
(tort ein huntes Marienbild, volt dcm sic sick
sichtlich mu- schwer trennen kann, and bidet es
.its Gcgengeschenk an. Der Leutnant aber hat in-
zwischen neben den andcren Bildern ein kleines,
vein Alter geschwarztes Bild des Heilandes cut-
decd; es ist auf 1lolz gemalt trod schon reichlich
wurmstichig; uni diesel Bild billet cr die Fran,
and sic ist sichtlich froh, data sic das geliebtc
Marienbild bchaltcn darf. Sic kiil3t das Christus-
bi1(1 and rcicht es mit eincr chrerbictigen Ver-
beugung dcm Gast. Der Fahrer Wilhelm crhalt
cin Glas mit Honig, and gibt dafiir ein Glaschen
des vielbegehrteu Salzes. An der llaustiire kiis-
sen die GroBcltern and die Matka den beiden
Frenidlingen zum Abschied die band: Do swi-
dauje, auf \Viedersehen!
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'Die Erkundung im Dorf ist bald and ohne
Zwisehenfall becndet: die Iliiuschen reichen aus,
dali die Arzte arbeiten and die, Verwundeten ge-
legt werden konnen. Als die beiden Deutschen
auf dem lilickweg vom Dorf an der gastlichen
[tulle vorbeikoinmen, steht die Matka unter der
'fiire and winkt sic noclunals herein, fiihrt sic
in. die Stube and zeigt nach der Wand, wo nun
die beidcn Nikolaushilder nebeneinander hiingen
and ruff wieder: ,Nasche Nikolaus, wasche Ni-
kolaus, dwa (zwei) Nikolaus". Per Leutuant
aber zielit aus scincm Brotbeutel this wurnisti-
chige Ilolzbild des Chris tuskonigs, deutel darauf
bin und saga: ,Waschc Christus, nasche Chri-
stus, adin (cin) Christus".
Per Grolivater neigt sich zuerst mit fiber der
Brust gckreuzten Armen vor dem Chrislusbild,
dann maclit er mit der Bechten das Zeichen des
Kreuzes fiber seine Gasi:e. Drei Paar Kinderaugen
staunen ^nd ahnen, data sich hies chins Gropes
bcgeben hat, das nichts mit dent Krieg, wolil aber
mit dem Frieden zu. tun hat. Alle schauen den
beidcn Fremdlingen in ihren Pelzmiitzen nach,
vie sic durch den Schnee dean nahen Birkenwald
zustampfen, der immer Hoch vollcr Rauhrc,if
hiingt.
Den einen von ihnen deekt liingst frdmde Erde;
der andere aber kann jenen Nikolaustag the
vergessen, and in seiner Stube hiingt am Elireii-
platz das alto tiolzbildlein des segncnden Chri-
stuskbnigs.
Singet dem Herrn ein ncucs Lied
In den letzlen Jahrzchnten hat es Stinuncn gege-
ben, die prophezeiten, die Uhr der Kirche sci ah-
gelaufcn. Kirchc, so sager sic, ist etwas Altmodi-
sches, etwas Veraltetes. Sic hat keinc Lebenskraft
mchr in rich. Und es gibt tatsachlich Menschen,
die glauben, die Kirchc befinde sick in einetn Auf-
losungsprozell. Nun, wenn es gar kcinen Beweis
fiir die der Kirclue immer noch innewohncnde
Lebenskraft gibe - aber es gibe Hirer vicle! -
ein IlofTnungsvolles gibt es: die Kirchc singt and
spielt, singt Lind spielt wieder, wie sic viellcicht
scit Jahrhunderten nicht mchr gesungen and ge-
spielt hat.
?Singet dens Iierrn cin neues Lied." Das ist
cin Auftrag Gottes, den die Kirche stets erffilll
hat, von Anfang an. Die Gcmcindc Christi singt
ihrem Herrn - am Festtag and im Alltag, bei
Tag and bei Nacht, in Freud and Lcid, in der
Kindheit, in der Jugend and im Alter. Was singt
Es gibt versdiiedene Gnadengaben, aber es ist ein
and derselbe Geist. Es gibt versciiiedene Aniter, abet
es ist cin and derselbe Herr. Es gibt verschiedene
Krafiwirkungen, aber es ist ein and derselbe Gott,
der alles in alien wirkt. Jedenl wu'd die Offenbarung
des Geiste.s ziun aligenieinen Besten verliehen. So
wind dens einen durch den Geist (lie Gabe der Weis-
heitsrede verliehen, einetn andern die Gabe der Er-
kenntnisrede Hach dentselberi Geist; einetn dritten
der Gina be darcli denselben Geist, einetn andern Hei-
hutgsgaben durch den einen Geist, einetn andern
die Gabe Wunder za ivirken, jenem die Gabe gotter-
leaehteter Rede, eineni andern (lie Unterschcidung
(lei- Geister, diesew. inandierlei ,Irten von Zungen-
rc'deu, eineni andern (lie Aasicgang der Z,ungenreden.
Dies alles u,irkt (fber viii and derselbe Geist, der je-
dent eine besoiidere Gabe zn1eilt, ivie er will,
1. 1ior. 12, 1.-11
-}3> >}>} M}}>>}?>} 3}}?>}>> >> >> ->>> >}> -}>> -N>-
sic,? Ein neites Lied. Das will niclrt hcitlcn: cin
moderates Lied. Gewitl siugt die Gcmcindc Christi
ouch moderne Lieder, Licdcr heutiger Zeitgenos-
sen. AVarum nicht? Aber sic singt chenso gern
Lieder alit alien Texten mud guten, clirwfirdigen
Melodien. So wie ?Gottes Barmherzigkeit ist alle.
Morgen neu" (Klagel. 3, 23), niemals also alt
werden kann, so auch this echte Lied der Gc-
mcindc. Es blciht ewig ncu.
l)enn auch das geotl'enbarte Wort Gottcs wird
nicmals vcralten. Es hat sich nun schon durch die
.falirtausende hindurch erhalten. Dicses ?Wort
unscres Gottes bleibt ewiglich" (Jos. 40, 8), ewig-
lich ncu. So auch das Lied der Pilger dieser Erde,
dcnen Gottcs \Vort den \Veg zuni Ilimmel weist.
I)enn dieses gesungenc Wort ist an Gottcs Offen-
barungswort gebunden, gebunden an die Worte
and Taten Gottcs dutch Jesus Christus, unsern
ITcrrn. Und die. sind wahrlich Wunderworte,
\Vundertatcn. ?Singet dem Ilerrn cin ncucs Lied,
dell er tut Wunder."
Ein ncucs Lied. Das licillt auch, dail wir als
none Menschen singen sollen, als solche, die in
Christus sind. ?Ist jemand in Christus, so ist or
eine ncue Kreatur" (11. Kor. 5, 17). Gott hat sich
cin cinziges gewaltiges Loblied borcitet auf Erden
and ins Ilimmel, das ?Loblied and Jaucbzen der
Morgensterne and allcr Kinder Gottes", schon vor
Erscbaffung der Welt. ?AVo warst dii", fragt Gott
den Iliob, ,da ich die Erde grfindete? Sag an,
bist du so klug? Weilit du, wer ihr das Mall ge-
setzt hat Oder wer fiber sic dine Richtschnur go-
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zogen hat`? Worauf stehen ihre FiiIie versenkt,
Oder wer hat ihr einen Eckstein gelegt, da mich
die Morgensterne lobten and jauchzten alle Kin-
der Gottes?"
Begnadete Menschen werden so wie zu einem
Lied, einem neuen Lied. Das hort Gott stets gerne.
Ist dock diesel Ieibhaftige Lied, der Christen-
mensch, die eigene, wunderbare Komposition des
Schopfers and Gnadenverleihers.
,,So lasset uns nun opfern durch Ghristus das
Lobopfer Gott allezeit, das ist die Frucht der Lip-
pen, die semen Nanien bekennen." (Hebr. 13, 25.)
Drum sei mein Leben ein Gesang,
der jubelnd steigt zum Throne
and der mit heilger Lieder Mang
lobsingt dem Gottessohne.
(M. Buchholz)
Singet dem Herrn ein neues Lied, denn er tut
Wunder." Dieses Wort steht in der Liturgie der
Osterzeit. Es klingt so, als kiime es aus dem Munde
des auferstandenen Herrn selbst. Dem ist auch
so. Wer zu seiner Gemeinde gehort, muI3 singen,
muB das Lob Gottes singen, muB die Wunder
Gottes besingen - in diesem Leben and im ewi-
gen Leben. Denn das Lob Gottes wird fortklin-
gen in ewiger Symphonic im neuen Lied der
himmlischen Gemeinde. ,Sie sangen gleichsam
ein neues Lied vor dem Throne" (Off. 14, 3),
Geist]. RatFiiedr]ch Hacker (f 23. 3.50)
Unser frdhererKalendermann:
,,das neue Lied, das niemand lernen kann, denn
die 144 000" vom Herrn zum Eigentum Erkauf-
ten, zu dem die ,Harfen Gottes" (Off. 15, 2) ge-
spielt werden.
War schon die irdische Christusgemeinde das
neue Lied, so sind wir es erst recht in der ver-
kliirten Himmelsgemeinschaft, wenn wir vom
Glauben zum Schauen, von der Gnade zur Glorie
gekominen sind. Zugleich aber werden wir als
Sanger and Sangerinnen Gottes in den Hochge-
sang der Engel and Seligen -einstimmen, indem
wir ohne Ende rufen: Heilig, heilig, heilig!
,,Singet dem Herrn ein neues Lied, denn er tut
Wunder." Ein neues Lied singt die streitende
Kirche hienieden and die triumphierende Kirche
in der Ewigkeit. Singe du mit der Kirche, mit
deiner Gemeinde. Nimm dein Kirchengesangbuch
freudig zur Hand im Gottesdienst, im Verein and
in deinem Hause. Ein Christ muB Bingen, ein
Christ darf singen. ?Du meine Seele, singe, wohl-
auf and singe schon." Du brauchst nicht schon zu
singen wie ein Caruso Oder Schlusnus. Du singst
vor deinem Gott schon schon, wenn du die gott-
liche Gesangsvorschrift beaehtest: ,Tu deinen
Mund weit auf, Iafl mich ihn fiillen." (Ps. 81, II.)
Du singst schon, wenn dein Ich nicht mehr aus
dir singt, sondern deine Seele. Singe mit Seele
and du wirst selbst zum Lied.
,,LaB mich dein Lied sein, dein Lied, o Vater!
LaB mich klingen durch dichl
LaB durch brausende, brandende, starke Akkorde
and durch linde, leise singende Melodien
deiner Ewigkeiten Stimme gleiten.
LaB die Saiten, wenn sic klingen,
ohne MiBklang klingen!
Vater, dein Lied, eines deiner Lieder.
IaI3 es mich seinl"
(Friedr. Ulmer)
Hinz, Pfr.
d, `tl4%Ri 1 &l) l q,19. l gg Fl1 %c1f.i cf,"T T UFT Is 1R to 0-
Joseph Haydn wurde einmal gefragt, warum er
so viel frohliche Musik mache. Er gab zur Ant-
wort: jch kann nicht anders, ich schreibe meine
Musik nach Gedanken, die ich empfinde. Wenn
ich an Gott denke, wird mein Herz so voll Freude,
daf3 die Noten mir gleichsam aus der Feder Nip-
fen and tanzen."
Vater Bodelschwingh: ,Jedes Jahr ein pear Trd-
nenlieder weniger and ein paar Loblieder mehr!"
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Eine Kleinstadt am Main and was sie mir gab
Im Herzen des Frankenlandes liegt sic. Vor mchr
als 1200 Jahren habeas unsre germanischen Vor-
fahren mit den ersten Siedlungen auf der linken
Tauberseite begonnen. Heute schmiegt rich Wert-
heim eng an den Schio13- and Wartberg an. Nur
cinen kleinen Wiesenvorsprung (Worth) haben
Tauber and Main bci ihrer Vermahlung dem
Gebirge als Mitgift fiir das Stddtchen abgerungen.
Dafiir schenkten die beiden Fliisse Wertheim die
Gunst einer Lage, uni die sic vicle andere Stadt-
chen benciden. Kein Wunder, daf3 der Kalender-
mann, dcssen Wiege in dieser kleinen Stadt am
Mainesstrand stand, als Kind felsenfest an die
Berechtigung jenes Verses glaubte, der, an Kauf-
mann Millers Hans in der Hammelsgasse cinge-
nieillelt, kiihnlich behauptet:
Es is of der gauze Lrde,
nergends schoner als in Wcrthe.
Wer's nIcht glaubt, iiberzeuge sich selbst. Er
wind es kaum bereuen. - Nun denke abcr nic-
mand, der Kalenderuiann habe vom Biirgermei-
ster seiner Vaterstadt einen Taler erhalten, urn
etwas ,zur IIebung des Fremdenverkehrs" fiir
Wertheim zu tun. Es ist nur so, da13 der Mund
gern iiherflicl3t von dem, wes das Herz voll ist.
Das - ich mcine das mit dem vollen Ilerzen -
trifft justament jetzt, da ich dicsen Kalenderbei-
trag schreibe, wieder zu. Denn in den letzten
Septembertagen, - allerdings, sagen wir vor 48
Jahren - konntc cin gewisscr Drittklalller nicht
scllnell genug seine Schulaufgaben fertig kriegen
and darn nix wie auf die Tauberwiesen. Da tat
sick niimlich ctwas, wahrscheinlich wie noch heute
- Bretterbuden wurden aufgeschlagen, dann das
grof3e Zelt and die Ilolzbrickc fiber die Tauber,
indes wir fiberall die Nase reinsteckten oder mit
Weidenruten uns izn Schleudern von Lehmku-
geln zu iibertreffen suchten. Um. Michaeli war
niimlich and ist wieder die bcriihmte ?War-
denier Mel3"! Ahnliche Gefiihle ziehen mich audi
in den wonnigen Tagen der Kirschbliite in das
Mainstadtchen. Aber in der Begel bleibts bei den
Gefiihlen-aus ,wirtscha.ftlichenErwhgungen." -
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Aso, "'it dcui "Paler isl's nix. Grad umgekehrt sell kecklicth zu hedenken geben, data \Vcriheint
verhiilt sick die Sachc. Ich dachle ^iir nfinilich, vol 600 Jahreu chenso hedeutend war wie Frank-
(lie Ewer 1110(1]ten gcru wissen, wo der neat furl datnals - aher das niitzt mir hcute wenig.
halcndcrmantt cigentlich her ist. Am End heil3I Drum will ich gar nicht meine llcimatstadt mit
es SO-1, .der is[ flit weft her". Fiir die Frank- (lei' Grot3sladt Frankfurt vergleichen. Gerade, daf3
tarter, was meine jelzige Gemeinde ist, h-ifft das es Leine Grof3stadt isl, erlaubt mir, mich mit den
fast zu. Da hat's die Fran Pfarrer IIiitwold schon Leseru ein paar Augenblicke wiihrend des Ra-
hesser -- iut Vertrauen, (lie 1st niimlich auch von lendertnachens oder Lesens in die vertriiumten
\V criheitu. Essen liegt schon weiter weg. Es Winkel, Giit3lein and Strid3lein \Verthcims zu
gilt freilich noch anderc ?alt-k lholischc 13ezi1ge" fliichtcu. AVaruni auch nicht? Ilaben wir in un-
zu dieser Sladt. Den ,,Dieshcziiglichen" hat der serm versIiiniuuettell, hriegsversehrten Deutsch-
halendertnann in seiner Kindheit nicht selten ge- land nicht alien Grimd, uns der verhliebenen
sehcu and er hat ihm slots Respell eingellol3t. Sliidtekleinodicn aus mittelalterlicher Zeil zu
Den Schulern vom Gyninasiuni allerdtngs uiehr frcuen and sic gern unsern Rindcrn als Zeugnis
Furcht als Ehrfurclil. deem der ?Runkes", alias des Fletl3es, der Runstferligkeit, des Sch6nheits-
Prof. Bunkltofct war, wie zumeist (lie gelchrten sines, mcht zuletzi auch kerniger hrornmigkeit
Mathematiker, ein sch ulliger Mann, ein Origi- ttnserer Vorfahren zu zeigen? Und sci es auch
oat . - tlettle gibts wieder in \Vertheint Alt- nur in cinem lialender!
katholiken. Etwa ein Dutzend. Sic pfarren Hach
Gro[3heidelherg.-Dar berechtigt zu del- I[offuung, Net n, ich hrauche mich nicht zu verteidigen.
\\'
da[3 tines Tager loch auch noc11 in ?Klein-lIei- eder, daf3 ich zuersi meine Hcimat vorstelle,
daB s Hoch dal3 ich ihm hesonders vcrhunden bin. Sinte-
5 so nemrt man \Verthcim bisweilen -, inalen au th Ernst Moritz Arndt uns daran erin-
eine alt-katliolisclue Gotlesdienststelle enlstcht.
Nebenbei: AVerthcims ?frumbe Gt~aten standee ?ert, daf3 man das Land, da zuersi ein lichcndes
stets auf der Sefte des Kaisers gegen (i Auge sick fiber uns bcugte and die Muller urns
gungerecltte I'rettdig auf ihrem Schot3 trug, ewig lie]) hahen
stets s f eren Rome. -
und tcc s
Nun, wens ich auch fiir (lie Frankfurter von l"elsenundodelntseln soil
waren. Ich`will aberGtgar
.,niche weit tier" slammc, so kbnnte ich zwar die- nicht meine Vatersladt mit viel sch6nen Roden
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pi?eisen, sondern schlicht sager, dal3 ich der Fii-
gung Gottes sonderlich danke, daf3 ich nteine
Kindhcit and Jugendjahre in Liner Kleinstadt, in
einer so schonen, vielscitigen Kleinstadt verleben
durfte, womit ich kein Wort gegen die AVertc mind
Vorziige der Grol3stadt gesagt habcn mochte. Man
soil, ich wei13 es u-ohl, iiberhaupt Land mid
Stadt, Kleinstadt and Grol,3stadl so wenig gegen-
cinander ausspielen wic die verschiedenen Stiim-
mc unscres Volkes. Alto sollen, darin pflichte ich
E. M. Arndt wiederum bei, ?cinander lie]) utul
wort habcn wie Briidcr."
\Vcun ich also meine Ilcimatsladt riickhlik-
kend hefrage, was sic n-iir gerade als diese kleine
Stadt am Mainesstrand zu geben halle mid ge-
weekt hat, darn bezicht sick das alles zutuidist
auf mein personliches Erleben. Jeder
sicht die Welt ja mit scinen Augen
and erlebt sic auf seine Weise. Da-
durch, dal3 or andre damn teilnch-
men hilt, bereichert or alle. Und es
wind gesagt in der Dankbarkeil des
lIerzens, in dcm \Vissen, dull alles
von Gott her seine Bedeutung hat,
da13 nichts zufilig ist. So da13 es also
schon semen guten Sinn hat, zu fra-
gen, wo jemand her sci.
Nun, dem Kalendei mane war in
seiner Kindheit schr lange Wertheim
erschienen als, wie sell ich sager, Ur-
bild, Nabel, Spiegelung dcr'`Well, des
Kosmos. Dabei beziehe ich die nahcrc
Umgebung, also ctwa this Gebicl der
alien Grafschafi, lair Lin. Nun wind
ntii: cinent gewissen Hecht jcder das
von seiner llcimat behaupten diirfcu.
Das Kind crobert die Welt in konzen-
trischen Kreiseu, ausgehend vom isl-
ternhaus, dem zugehorigen [lot, vor-
dringend in die Umgcbung des Spiel-
bezirks, der Scliu.le usw. Aber, niche
nur, Weil ich erst recht spat grollerc
Fahrtcn mid Rcisen machen konntc,
gilt dies bci mir in besondeier Weise.
1ch land in Wertheim ein rich fast
geniigeudes mind E'rd-Kultur Lind
Volksgesdtichie wiederspiegelndes
Eiland. AVcr voin Bergfrit Ausschau
hilt,mag das nachfiihlen. DieseStadt
ist ringsuni hegrenzt von ilergen. Sic
ist auch ilberschaubar im ganzcn and
in all ihren Teilen. Zugleich erscheint.
sic geoll'net zur ganzen Welt durch
das Silberband seiner Fliissc mind
durcli alle Strallen, Bahnen mind \Ve-
ge, die von seinem ITerzen in drei
lladien ausstrahlen, lm 'Schutz seiner
Berge, gelcnkl von dent Stamntschlotl seiner ge
fiirstelen Grafen nut dcm Lower ho \Vappcn
(1.owenslcin) schien es der triiumeuden crobe-
rungslustigen Phaniasie des Kuabcu hcrufeu,
Deutschland aufs none in crobcrn Oder in Linen,
wore (lie kiinslliche Grenze des Mains, der Baden
von Bayern tremile mind die urspriiugliche Eiu-
hcit der Grafschafi spaltete, steter Anreiz geholen
habcn mug.
Schorr erdflescliichllich erschlot3 dieses kleine
in sick gcschlossene Gebilde Hilt seiner plastischen
Bodengestaltung Jalu?tausende der Geologic. Je-
deur muffle sich ja fdrmlich aufdriingen, tvic in
unerutiidlich ziiher Kraft Tauber mind Main sich
lurch (lie Vorherge des Odenwald mind des denl-
selien Reichsforslcs, des Spessart, ilir Belt go-
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graben, dabei dem geringsten Widerstand fol-
gend. In unmittelbarster Nahe fanden sick an-
schauliche Beispicle; die von Eichel aus sichtbare
Mainschleife bei Urphar, der sagenumwitterte
Wettenberg, der als Umlaufberg erwiesenc Kaf-
felstein. Wertheim selbst verdankte seine Ge-
staltung dem nagenden Gewasser, das bald sanft,
bald jah ansteigende Hange schuf and die Land-
schaft modelliert haute. Fast alljiihrlich konnte
ich in den von mir jubelnd, von den Erwachse-
nen weniger begeistert begriit3ten CYberschwem-
mungen die Richtigkeit des Luther zugesproche-
nen Wortes bestatigt linden: ,Vom Feuer hat
'Wertheim nichts zu befahn, im Wasser konnt es
untergahn."
Main and Tauber, so erkamrte ich recht friih,
hatten nicht nur die Landschaft gestaltet, sic eig-
neten sich auch nicht nur zum Sfippchen machen
mit glatten Kieseisteinen, zum Schwimmen and
Itudern, sic setzten auch eine breite Bevolkerung
ins Brot. Niclit urnsonst war die Fischer- and Schif-
ferzunft die alteste. Unaufhorlicli forderten die
Mainbagger den gelben Mainsand and der Riicken
des Mainstrornes trug emsig and geduldig Fl8l3e
aus dem Fichtelgebirge and Mainschiffe, oft be-
frachtet mit dem wertvollen roten Sandstein aus
den Steinbriichen fangs des Mains. Die Mainfahre
aber brachte in der Morgenfriihe die Frauen vom
bairischen Kreuzwertheim friedlich ins Badische
mit frischer Mitch, kostlichen Friichten (beson-
ders geschatzt die ,Quetsche"-Zwetsehgcn) and
Gemfise. Wic oft schaute ich all diesem Treiben
vom Packhof and Viehmarkt aus zu. Dabei ahnte
ich etwas, ohne die Begriffe zu kennen, von den
Fragen der Geopolitik - denn gar zu gern hatte
ich Kreuzwertheim zurgriil3eren Ehre Wertheims
cingemeindet - and von standortgebundener
Wirtschaft, welch letztere in meinem Wissen eine
wachsende Bedeutung gewann, als ich auch den
Wert der Weinberge and der viclen Gaststiitten
and Kaufladen fur die wirtschaftliche Struktur
der Grafschaft erkannte.
Natur and Kultur, dessen wurde ich ebenfalls
.,spielend" gewahr, waren ein Biindnis eingegan-
gen auch in der Verteidigung Wertheims, als es
erst Arkebusiere and primitive Mi rser gab. Wert-
heim sah sick friiher, obwohl von den Rfimern
nie bezwungen - der Limes verlief aul3erhalb
fiber Miltenberg nach Osterburken - in haufuge
Fehden and Kriege verwickelt. Alit grol3em Ge-
schick wul3ten sich Wertheims Burger, Ritter
and Grafen auf der vorspringenden Nase des
Schlol3bergs einen maclitigen Bergfrit and eine
weitausladende Burg mit doppelten Mauern and
Griiben zur Stadt and vielen Toren and Tiirmen
- zu schiitzen. Dabei machte man sich sorgsam
die natfirliche Gliederung and den Schutz der
Flfisse nutzbar.
Oberhaupt die Burg mit ihren Basteien and
Bollwerken! Aber auch die Tfirme, Kapellen, die
Biirgerhauser and die kleinen GiBchen! Taglich
fiihrte der Schul- and Kirchweg an diesen hoch-
ragenden and eindringlichen Zeugen der Ver-
gangenheit vorbei. Alles lockte zu ungebundenem
Spiel in noch unorganisierten Spielgruppen. Self-
same Steinmetzzcichen, Grabdenkmaler der Rit-
ter in Harnisch, gespenstische Griifte der Kilians-
kapelle, unterirdische Gange der Burg, tiefe Brun-
nenschachte, alles bot Stoff ffir die ausmalende
and schweifende Vorstellungskraft, die - wie es
dem Kinde eigentiimlich is[, alles helebte and
Icichtglaubig an Gespenster, Ilexen and Spuk
glaubte. Am Schmied Dinkel vorbei, in der Scherz-
wolinung, war der friihere Vcitshof, da man einst
Ilexen verbrannte. Dort an der I[errenwiese in
der Niihc des Wchres der Garten, da der Graf von
1Vertheim den Ritter Kuno in die Tauber tunkte.
Am Kiliansbriunnen stand das Gebeinhaus mit
zwei Gerippen, die Sanduhr and dem Spruch:
Alle Menschen die Ihr furuber gehctt:
Sehet wic es itz and Unib uns stehett:
Die wir Itzo sind Waren wir auft erden:
Gott ist wahrhaftig and gantz gerecht:
Alhie liegt der Herr and auch sein Knecht:
Du Weltt Weiser Mensch tritt herbey:
Sage mir welches der Herr oder Knecht sei.
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Ich wuBte zwar nicht, welchem Jahrhundert
all these Denkxnaler zugeordnet waxen, aber ich
erzahlte doch meinen aus Klingenberg kommen-
den Tanten and Basen das Blaue vom Himmel,
von dem ,ritterlichen Wesen", wie es Herr Lehrer
Hofstaetter uns nahebrachte, vom dreiBigjahri-
gen Krieg, in dem Tilly vom hag aus die Burg
beschoB, von dem Kaiser Ludwig d. Bayer, der
mit groBem Gefolge, darunter Wolfram v. Eschen-
bach and Gotz von Berlichingen in Wertheim
weilte, dem bi hmischen Wenzelkonig, dem die
Stadt pflichtig war, ja sogar von den PreuBen and
den hadischen Truppen, die im Bruderkrieg 1866
sich das Taubertal zum Nebenkriegsschauplatz
aussuchten, wobei die PreuBen die mit den Wert-
heimer Schonen tanzenden Badener iiberraschten
and mein GroBvater in Reicholzheim cinige im
Stich gelassene badische Trompeten im Keller vor
den PreuBen im letzten Augenblick hinter Kisten
and Fasser barg.
Klosterhofe des benachbarten Cisterzienser
Klosters Bronnbach and der Karthause Griinau
vervollstandigten das Vorstellungsbild des Mittel-
alters, dem wir uns jedoch durchaus nicht roman-
tisch verschrieben, wenn wir angefeuert durch die
Kampfe in Su.dwestafrika uns Schlachten and
Gefechte nach Indianer- oder Hottentottenweise
lieferten, in Hi hlen verschanzten odes Kartoffel.
auf der Heide and am Taubensee brieten. Die
spater eingefiihrten Schulspiele waren mir nie so
schon vorgekommen wie das ,zwecklose" Trei-
ben in Schlupfwinkeln and Weinbergmauerchen,
mochte man auch Gefahr laufen, vom Feldhiitcr
den IIintern versohlt zu bekommen.
GewiB, auch am einfachen Kieselstein, am bun-
ten Vogel, an Grashalm and Blumen kann man,
wie es Leonardo da Vinci geschah, die Wunder-
welt Gottes erfahren. Drum sei von all dem, was
mir die Kleinstadt, was mir meine Ileimat bot,
kein Ruhmens gemacht. Nur die schlichte Aus-
sage sei erlaubt, daB in i r wenigstens - vielleicht
ki nnen andre mich bestatigen-die geschlossene,
fast autarke Kultur dieses Stadtchens mit seinem
Atom eines Jahrtausends, mit der Faille seiner
Naturkrafte and der Anschaulichkeit seiner pla-
stischen Landschaft ins reifere Leben mitgab den
Sinn, alles Vorfindliche in seinem Gewordenscin,
seiner Geschichte, seinem Verschlungensein mit
einer Vielfalt von Kraften and Vorgiingen zu
schen. Kommt es daher, daB mir in jedem Indi-
viduellen das Ganze transparent wird and in je-
dem Ganzen die Vielfalt sich enthilllt, Weil in der
geordneten Kleinstadt sick das Ordnungsbild aus-
gewogener and ganzheitlicher Weltschau leichter
ausreifen konnte als es in der nivellierenden,
iiberall off enen GroBstadt moglich gewesen ware.
Dag deshalb auch niches mir so wcsensfremd
wurde wie Fanatismus, Einseitigkeit des Den-
kens and Fiihlens, losgelost von jener Ehrfurcht,
die demiitig auf den Schultern der Vater weiter-
baut and bereft ist, Bich zu beugen vor dem Schop-
fer, vor den Mitgenossen, vor den Kraften der
miitterlichen Erde.
Soll ich noch hinweisen auf die ebenfalls vor-
gefundene and erlebte Vielfalt and dock Bezogen-
licit der Stande, Berufe and Geschafte aufeinan-
der. Sic wartetcn alle aufeinander, die Kaufleutc
and zahlreichen Gastwirte auf die Bauern rings-
um, die mit Wiigelchen ihre Kartoffel and Apfel
zu uns brachten and ihren Bedarf heimholten.
Sic warteten aufeinander wie die frischen Brot-
cken auf die morgenschlafrigen Schuler, wie die
Kranken auf den Hausarzt, wie der Gottesacker
auf den Sterbenden. Ich miiBte erzahlen von dein
Hof in Langguths Kolonial- and Eisenwaren-
handlung en groB, in der mein Vater tatig war,
mit semen Satz-, Zucker-, Eisenwaren, Geschirr-
lagern, mit der Kaffeerosterei, dem Stall, den Ma-
gazinen, dem Fritz and Michel, die morgens wie
der Kutscher EinlaB begehrten - miiBte berich-
ten von dem Schmied Dinkel, wo ich stundenlang
zuschaute, wie die Pferde beschlagen wurden, von
dem alten Leinenweber mit seinem Webschiff-
chen, von der Backerei Frischmuth, die uns bei
Uberschwemmungen die Bri tchen zum Fenster
heriiberreichte; miBte schildern, wie die Pfarrer
beider Kirchen and Handwerker, der Biirgermei-
ster and Polizeidiener, der Professor and Apo-
theker, kurz, wie alle, mit Namen gekannt, auf
ihrcm Platz standen and erst zusamnien das
Ganze bildeten. Wie toricht ware es wohl den
moisten erschienen, zwischcn dicsen Standen, die
einander griuBten, and da man doch wuBte, der
Solna des Schneiders ist Professor geworden, der
Vater des Chefs war einfacher Kaufmann -, die
miteinander versippten, verschwdgerten Volks-
schichten klassenkampferisch zu verfeinden. Go-
wig, auch, ja gerade hier gingen die Wogen der
Erregung in politicis, aber auch in konfessionel-
len Dingen durch Hauser and Schulen and fan-
den ihre Fortsetzung sogar in lebhaf ten Disputen
fiber die Ziindholzlesteuer and den AblaB zwi-
schen meinen Mitschi lern and moistens mir. Aber
am Abend fanden sich alle, ob ,Zentrumsleut, ob
Liberalist" eintrachtig an der Steig ein zum Schlie-
defahre. Was sich im engen Raum stieL, war im
gleichen Raum aufeinander angewiesen and be-
zog voneinander Bier and Gemuse and Schweine-
braten Kammstiick. tber allem schwebte der ver-
sohnende IIauch des Gemeinsinns, des Burger-
stolzes, menschlich-patriarchalischer Verbunden-
heit and eines gewissen Stoizes auf die Vaterstadt,
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die Hire in aller WVclt geachteten Siihnc im Ilisto-
rischen Vercin ,Altwertheim" vereinte.
Bildet die Kleinstadt nicht auch hcute Hoch
omen Schutzdamm. gegen die Gefalir anonvmer
Vermassung and Entpersonlichung unscres Da-
seins? Setzt sie nicht Kriifte ins Spiel, die sonst
teicht verborgen bleiben. Speist sic niclit die Grol3-
st5dtc mil aufstrcbenden Kraften, die, gesiittigl
mit behiiteter Lebensordnung nunmchr in die
\Veite streben, mag nun die Kleinsladt Wertheim
oder Sackingen, Mergentheim odor Rothcnburg
heiBen.
Gewif3, auch Spicl3ertum and l:nge wurzeln it,
Ideinriiuwnigen Verhiiltnissen. SchlieBlich kommt
es niehl auf den Raum and den Ort als solchen
an. AVohl aber darauf. da13 wit es wiedcr lcrnen,
in den Dimensionen nicht nur schnellcbiger Ge-
genwart gierig and raffend unser Leben zu ver-
tandeln, vielmehr anch die Vergangenheit and
Geschichte unserer Erde, unserer Ileiniat, uuscres
Volkes in die Schichten unseres bewuf3ten urid
unbewul3Len Seclenlebens cindringen zu Inssen.
Fist aus Vergangenheit undGegenwart erbaul sick
(lie Zttkunft. Und nicht ungestraft kann cine bio-
genelisch wichtige Stufe geistig-seelischen Wachs-
tums iibersprungen werden, denn nicht flaclieu-
haft crbaut rich unsex Sein, sondern es griindet
im Vater and ziclt auf den Sohn im Heiligen
Geist. Lohnt es sick nicht, eiumal dariiber nach-
zudcnketi ? Der kalcndcrnumu
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Die Frau in Kirdte and Gemeinde
Immner haben Fraucn den Ruf zum Dienst in Ge-
meinde and Kirche gehort. Davon lcgen Zeugnis ab
die Frauen der Apostelgeschichte, Tabita, Lydia, Pris-
cilla uncl vicle andere. In der Urgemeinde nahm die
Frau nicht nur einen geachteten Platz ein, Wilwen
warden zu Dienstleistungen bei der Taufe hinzuge-
zogen. Edelstes Frauentum finden wir in den Abtis-
sinnen, in vielen frommen Nonnen and Diakonissin-
nen bis auf den heutigen Tag, aber auch auf Fiirsten-
thronen (Elisabeth v. Thur., Kaiserin Adelhaid) and
in jeglicher Fiirsorge and Lchrtatigkcit. Ileute braucht
die Kirche ganz besonders den Dienst ihrer Frauen.
Auch die altkatholische Kirche! Sic benotigt Schwe-
stern and Gemeindehelferinnen. Sic braucht christ-
liche Mutter and junge Frauen. Sic raft heat nach
dem Dienst der Pfarrfrau. Ghristus sendet jede Frau
mit ihrem miilterlichen Herzen, ihrer Liebe zu allem
Lebendigen, der hciligen Elu'furcht vor allem, was
aus Gottes IIan.d kommt, in semen Weinberg!
Antler dem Dienst, der von alien erwartet wird,
raft unsre Kirche die Frauen insonderheit auf:
1. zum Dienst feinfiihligen Hdrens, zum Dicnst des
Gott Gehorchens and des Bewalrrens dessen, was
sic von Gott empfangen. ?Maria aber bewahrte
alle Worte in ihrem Herzen." Die Wahrheit er-
schlieRl sich dem, der liebt. ?Der Ileilige Geist wird
denen gegeben, die ihm gehorchen." (Apg. 5, 32,
Rom. 8, 14.)
2. zum Dienst des stillen Vorbildes rind der Treue.
,,Wenn alle untreu werden, so bleiben wir dodr
t.reu", sci die Losung der katholischen Fraucn.
3. zum Dienst am Frieden. Die Frau ist Friedens-
weberin unter den V blkern, auch in der Gemeinde.
Sic hat die Verpilichtung, zu schlichten and Frieden
zu stiften. Oft war es eine cinzige Frau in ciner
Gemeinde, die durch ihre allumfassende Liebe and
Sorge die Gemeinde zusammenhielt.
4. zum Dienst in der Familie. Die Frau is[ die. Pric-
sterin des Hauses. Sic billet christliche Sitte and
schafft die geistige Atmosphere des drristlichen
Hauses. Die Frauen erzichen die Volker.
5. zum Dienst an ihren Schwestern, die ilirer Hilfe,
ihrer Giite, ihres Gebetes and ihrer Fiirsorglichkeit
besonders bediirfen.
6. zurn Dienst der Ndchstenliebe. In jeder Gemeinde
gibt es Notleidende, Kranke, Witwen, Waisen,
iiberlastete Frauen. Die Frau findet tausend Wege
zum I-Ierzen alter, die ihrer Giite bedurfen. ?Arnie
and Krankc habt ihr allezeit unter euch."
(Matth. 26, 11)
7. zum Dienst in der Gemeinde. Frauendienste sind
insbesonders Schmuck des Gotteshauses, die Sorge
fiir die kirchliche Gewandung, die Arbeit an and
fiir die heranwachsende Jugend, die Ililfe in der
Seelsorge.
N'enz gehort mein Gesicht ?
,,Mein Junge", sagte der Vater zu seinem zwolfjdlr-
rigen Sohne, ?dein Gesicht gehort nicht dir."
Der Knabe schaute verwundert out. 'Er war zum
Morgentische mit einern verdrossenen, finsteren Ge-
sichte gelcorrrmen and hatte nriirrisclr angefangen,
sein Brot zu essen. Jeder im House fiilrlte den Schat-
ten seiner iiblen Laune, die siclr out seinem Gesichte
abspielte. Die unerwarteten Worte des Vaters brach-
ten ihn zur Besinnung, aber er verstand nicht, was
sic bedeuteten. ,Dein Gesicht gehort nicht dir', wie-
derholte der Vater; ?vergif3 das nicht. Es gehort an-
dern Lenten. Sic nrussen es ansehen, nicht du. Du
host kein Becht, andere zu zwingen, in ein saures,
finsteres and dusteres Gesicht zu schauen."
Dem Knaben war nic ein solcher Gedanke gekom-
men, aber er verstand die Lehre und vergaf3 sic nicht.
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Ta!ehuth einer Amerikareise
Theodor Dietz, Pfr., hotn a. Rh.
Dounerstag, 28. Februar 1952: Die Reise fiingt
gut an! Urn 15 Uhr soil das Fiugzeug auf deco
\Vchner Flugplatz starten; wegen dich[en Nebels
Iliegen wir mil 2 Standen Verspatung ab. In Briis-
sel mull ich umsteigen nach Paris; bei der An-
kLinfl. in Brussel erfahre ich, daf3 die Pariser
Maschine bcreits starlete. Und ich mull unbe-
diugt am 1. Harz in New York sein! Nach einigeur
Ilin and Her, bei dem die Flugplatz-Leitung vor-
bildlich hilfsbereit war, konnte ich umbuchen and
benutze eine Maschine der belgischen ?Sabena".
die tun 9 IJhr abendszurn direkten plug each
New York startet.
Zuni ersten Male (liege ich in einer grol3en,
viermotorigen Maschine: ein fliegendes Hotel nit
.tiler nur erdenlaicher Bequemlichkeit, einer vor-
ziiglichen Verptlegung Lind h6chstuu6glicher Si-
cherheit. haunt sind die Anordnungen beim Start
..13itte festschnallen! Niclit rauchen! verschwun-
den, verwandelt sick die grof3e habine in einen
grol3en Speisesaal. Urn 22 Uhr crste Positions-
nteldung: ,NVir iiberfliegen soeben London in
1950 Meter liohe nit einer Geschwindigkcit von
465 Sl a denkilometern. In etwa 40 Minuten lin-
den wir in Shamson (Irland).
I'm \litternacht Abschied voin alten Europa.
Als ich inn ersten Morgengraucn einen Blick aus
dem Kabinenfenstcr werfe, sehe ich Linter mir
('Inc riesige Eiswiiste, Packeis Lind Treibeis: wir
sired fiber der Miindung des St. Lorenz-Stromes,
also sclion in der Neuen Well. Auf3enteniperaior
- 25 Grad meldet die ..Bordzcitung", 490 Stun-
denkilometer, 5000 ni Ifhhe. Um 9 Ulir linden
wir attf dem ersten amerikanischen Flughafen in
Boston, uni 11 Uhr in New York.
Freitag, 29. Februar 1952: New York! ein un-
fruchtbares Beginnen, die ersten Eindriicke in
dieser 12 Millionenstadt in schildern: man kouunt
sich vor wie eine klcine Ameise in cinem riesigen
Ameisenhaufen - and man bekommt Ileimweh!
So Bing es wenigstens mir. Aber bald war icl
wohlgeborgen fin thus des National Councils,
der J. Avenue, mitten im Ilauptgeschiiftsvieriel
von Manhattan, dour MittelpunkI von New York.
Ain Nachmittag bcreits fahrl Dr. Almon Pep-
per, der Geschiiftsfii.hrer des National Councils,
alit mir hinaus nach Greenwich, wo in cinem wun-
dervoll gelegenen Ilause der amerikanisch-bi-
sch6flichen Birche eine okumenische Studenten-
lagnng abgehalten wird Lind wo ich mich dem
prasidierenden Bischof Dr. Sherril trelfe. 7,.,vei
'1 age bin ich zusanunen nit Studentinnen and
Studenten aus aller Herren Landern (auch cini-
gen Deutschen) and Birchen; dann gcht es zu-
riick nach New York, wo nun meine eigentliche
Mission beginnen soil: cinen engen Bontact zu
schafTen zwischen den beiden Schwesterkirchen,
der Bischollichen Birche Amerikas and der All-
katholischcir Birche.
Marc 4.-6. Vortragc in den Priesterseminarien
von New York and New Ilaren, (lie Generalprobe
ffir meine englischen Vortragc and Predigten. Ein
klein wenig klopft mir loch das I lerz; seit 25 Jah-
rcn hate ich kein Englisch meter gesprochen! Aber
es gehl schlecht and recht - Lind wind wohl bes-
ser werden.
Der Geist in den Priesterseminaricnbecindrtickt
unitlr fief, vor allen das ernste religiose Streben.
Der 'l'ag begiutt jeweils nit dem feierlichen ge-
ntcinsanteu Morgengebet; viele Studenten wid-
men taglich freiwillig eine halbe Stunde der Be-
trachtung (Meditation) vor Beginn des Morgen-
gebetes, sehr gute Betrachlungshiicher stehen
ilinen zur Verfftgung. An das Morgengebet schlic(3t
rich tiiglich die hi. Hesse an, in der (lie moisten
Studenten zur hl. Kommunion zu gehen pflegen.
Selbstverstbndlich beteiligt sich das gesamte Pro-
fessorenkollegium, an seiner Spilze der Dean (De-
kan), am Morgengebet and 111. Eontmunion, wie
auch am liiglichen gemeinsamen Abendgebet, das
stets gesungen wird and zwar in den auch uns
vertrauten gregorianischen Psalutonen, oiler in
Psanunelodic. - 'Cberdics linden jeden Mittag
vor Tisch in der kapelle feierliche Furbitlen in
eigener, chvas fremdartig anmutender englischer
Form einer Litanei slatt, and -,A-ahrend der Fa-
stenzeit sired Wochentlich ein his zwei Fastenan-
dachten unit Fastenpredigten, die in diesem Jahre
ein Bischof a.us England fibernommen bat.
\Ver aber glaubt, die jungen Prieslerkandida-
ten (clue ganze Beihe von ihnen standen iibrigens
schon in cinem anderen Bertif; ich traf Rechts-
anwalte, Richter, Fabrikanten, einen bekanntcn
Industriellen, der seine Fabrik darangab, Theolo-
gie studiert and bcreits die Diakonatsweihe er-
hiell), seien Bopfhanger, irrt sich sehr. Es is[
ein munteres Volk, das niche nur am Sport in-
teressiert 1st, sondern auch Theater, Bier and
Tanz liebl. Einnial wochentlich diirfen Damon
am gemeinsamen Abendessen im Speisesaal tcil-
nelinien. Tin Seminar zu Cambridge (Boston)
is[ etiva ein Viertel der Studenten verheiratet
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undd wohnt mit iliren Familicn in cinem cigenen
Fliigcl des Seminars. Vicle der jungen Fraucn
widnien sich kirchlicher Tatigkeit als Gemcinde-
helferinnen, Lchrerimieu, Iirankenp'flegeriinien,
oder studicren selbst, um ihre Examina zum Ab-
schlui3 zu bringen. fin Seminar sind 10 Kinder
aus Stndentenchen, ich konnte cities Tages an
der '1'aufc von zwei Kindern teilnehmen. Das
gemcinsame Lehen von Frauen and Miinncrn
ist dem priesterlichen Geiste nur f6rderlich, vie
ich iimner wicder beobaclrte; es hilft selir, den
jungen Mannern jene ritterliche Einstcllung zur
Fran zu geben, die fiir die eigene Elie wie fiir
die spatere priesterliche Wirksamkeit so wiclrtig
ist. Lines Tagcs beobachte ich, wic eine der La-
dies bei Tisch zwei Glas Milch crhiilt. Sofort cr-
hebt sich die ganze Gemeinschaft, um der jungen
Mutter und ihrem Gaiten die Gliickwiinsche zn
dem frohen Ereignis, das rich angemeldet hat,
abzustattcn; and ich bin iiberrascht, wic riiclc-
sichtsvoll, hilfsbcrcit and ritterlicli gerade die
jungen, unverheirateten Studenten zu der jungen
Mutter sind. - Das Serninarleben in Cambridge
konnte cinen wichtigen Beitrag zur Frage
,,Zwangszolibat oder Pricsterehe?" licfcrn; vide
von den Verfechtern des Zwangszolibaies ins Feld
gefiihrten Griinde gegen die Pricsterehe brechen
bier von selbst zusammen.
Samstag, 8. Mdrz 1952: Priesterweihe in der
Kathedrale St. John the Divine. Bischof Donegan
hat mich zur Teilnahme aufgefordcrt, um durch
mcinc Ilandauflegung unscre lnterkomnnmion
enter Beweis zu stollen. Dic Kathedrale ist On
prachtvoller gotiseher 13an, nach der Pcterskirche
in Rom der gr6l3[e hirchenhau der Welt; der Ban
bedeckt fast 5500 Quadratmeter Grundfliiche ind
weist 7000 Sitzpliitze ant. - In den niidrsten `l'a-
gen werde ich in der ,Kapelle der Deutschen",
einer der vielen Kapcllen der Eathedrale, den
Gottesdienst nach unserem deutschen al1katholi-
schen Brauchc in englischer Sprache feiern.
Wieder cimnal iiherfallen mich die Zeitungs-
leute; sic sind geradezu eine Landplagc! \Vieder
einmal cin halhstiindiges Interview, wieder cin-
inal Blitzlichtaufnalnnen! Wic oft wind das wohl
noch gchen? (Jetzt, da ich mcinc Tagebuch-No-
tizen fiir den Kalender niederschrcibe, weif3 ich,
daB es mir in jeder Stadt so gelien wird!)
tilittwoch, 12. Wirz 1952: Erstmals im Pull-
man-Zug zur Fahri each Buffalo am Eric-See,
einem der groBen Seen zwischen Kanada and den
Vcreinigten Staaten. Es is[ wirklich cin Vergnii-
gen, in dicsen Ziigen zu rcisen, so ungchcuer he-
qucm and praktisch ist alles eingerichtet; selbst
der Steeker fiir den clektrischen Basicrapparat
ist nicht vergessen! Bei den aul3erordentlichen
E,ntfermingen in diesem Lande, das schon kein
Land mchr sondern cin Kontinent ist, mul3 man
allerdings den Rcisebequernlickkeiten etwas mchr
Aufinerksamkeit schcnken als im alten Europa.
Nach ciner gut durchschlafenen Nacht crlehc ich
morgens in Buffalo tine freudige Ubcrraschung:
am Bahnhof steht mein alter Freund Pfarrer
Rolf Lishoy aus Schweden - den Tcilnchmcrn
an der Bischofsweihe in Essen wohlbekannt -
unn mich abzudholcn. Durch die Zcitung hat er he-
reits von mciner Ankunft gchort and varlet nun
geduldig auf den verspiitet cinlaufenden Zug aus
New York. Unser osier Gang - riclrtigcr unscre
crste Fahri. wer geld bier schon zu FuI3 hei der
riesigen Ausdchnung der amerikanischen Sladt!
--- ist cin Bcsuch bei 111. Rev. Bischof Lawniston
Scaiffe, Bischof der Diozese West-New Fork,
cinem der wiirmsten Freunde unscrer Birche in
den Staaten. Wir tnell'en ihn, its er sich gcrade
anschickt, fur die Mitarbeiter der bischiiflichen
Kanzlei in der Ilauskapelle des Diozesanhauses
die hl. Messe zu fcicrn and nalmicn daran toil;
ich bin Lief ergritfen, its der Bischof im Gediicht-
nis der hl. Messe der schwer gepriiften Ali-katho-
lischen Kirche in Deutschland gedenkt.
ICm gut bemessenen Programm wind ]eider cin
Zicl gesetzt. Auf cincr Autofahrt nach Junes
Town, 36 Meilen von Bulialo entfernt, gerate ich
in cinen schweren Schneesturm mad hole mir
l)as Zeichen des Breezes nxcclit olle in Cluds(us
Wicdergehorenen zu lionigen; (lie Sulbung des hl.
Geistes (die (lie Taufe ergrlnzende Pirnzung) weillt sic
zu Priestern, so do/I olle, die im Geiste and (let- Wahr-
licit Christen sind, abgesehen von dcm besonderen
Dienste unsexes Priesteramtes, .rich koniglichen
Geschlechtes and priesterlicher Wurde
leilliofti,g unssen. Deiin was ist so koniglich znie (lie
Ilerrschuft des Gott unterroorfencn Geistes Oct- den
Leib, and rhos ist so priesIerlich als dem
llerrn cin reines Gewissen z.u weilzen
and ihm uon Jltare des Herzeiss (lie lna-
kello.sen Opfer der Friimnzigkcit zu brin-
yen? Wenn dies durch (tie Goode Gottes allen ge-
ineinsam worden ist, so ist es dodz p/lichtgemu/3 and
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