ALT-KATHOLISCHER KALENDER UND JAHRBUCH 1953

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Document Number (FOIA) /ESDN (CREST): 
CIA-RDP83-00423R000901320002-4
Release Decision: 
RIPPUB
Original Classification: 
K
Document Page Count: 
83
Document Creation Date: 
December 22, 2016
Document Release Date: 
August 17, 2009
Sequence Number: 
2
Case Number: 
Publication Date: 
January 1, 1953
Content Type: 
BOOK
File: 
AttachmentSize
PDF icon CIA-RDP83-00423R000901320002-4.pdf10.85 MB
Body: 
Approved For Release 2009/08/17: CIA-RDP83-00423R000901320002-4 STAT Next 2 Page(s) In Document Denied Iq Approved For Release 2009/08/17: CIA-RDP83-00423R000901320002-4 Approved For Release 2009/08/17: CIA-RDP83-00423R000901320002-4 ~7~r~rf~r~r~fe~Pi arr LIM"I W1isc AltA-katholisches Jahrbuch and Kalender 1953 6 lm Auftrag des katholischen Bistums der Alt-Katholiken Deutschlands Herausgegeben von Pfarrer Paul Franz Pfister, Frankfurt a. M. VERLAG DES BISTUMS BONN, SCHUMANNSTRASSE 49 Approved For Release 2009/08/17: CIA-RDP83-00423R000901320002-4 Approved For Release 2009/08/17: CIA-RDP83-00423R000901320002-4 Inhaltsverzeichnis Seilr Gott znm Gruli . . . . . . . . . . . . 3 Kalendarium . . . . . . . . . . . . . 4 Katholiken wollen wir scin and blciben . . . to Die alt-katholische Kirche in Deutschland . . 10 Das tilt-katholische Hilfswcrk . . . . . . . 19 Gcdenkhlatt . . . . . . . . . . . . . 22 Das alt-katholische Bistunr ini Sudetenland and sein Untergang . . . . . . . . . . 23 Die Erkliirung der alt-katholischen Kirche zum Maricndognia 1950 . . . . . . . . 27 I)ie christkatholische Kirche in der Schweiz in den Jahren 1941 - 1951.. . . . . . . 28 Du lithe alt-katholische Kirche . . . . 33 Die alt-katholische Kirche in den Niederlanden 1942 - 1952 . . . . 33 Alt-katholische Kirche Usterrcichs . . . . . . 37 Das Hiirlein in der Uhr . . . . . . . . . 38 Seim Das Konigsproblem der Kirche . . . . . . . 39 Bliitcnlese aus dem ?Commmritorium adversus haereticos" des Kirchenvaters Vinzenz von Lerin 42 Manner, wic wir sic brauchen . . . . . . . 43 Unsere Schwestcrn . . . . . . . . . . . 46 Humor auf der Kanzel . . . . . . . . . 48 Prinzi.pien ciner alt-katholischen Aktion 49 Unser Christus . . . . . . . . . . . . 54 Singct dem FIerrn ein neucs Lied . . . . . . 57 Eine Kle?instadt our Main and was sic mir gab . 59 Die Fran in Kirche and Gemcinde . . . . . 65 Tagebuch einer Amerikareise . . . . . . . 66 Voin Sterben des Hermesburen . . . . . . . 70 Ein Nachwort an die Leser and Mitarbciter . . 71 Erlebtes and Erlauschtes . . . . . . . . . 72 Chronik der wichtigsten Ereignisse 1942 - 1952. 73 Behordenvcrleichnis . . . . . . . . . . . 74 Bemerkungen and Erklarungen zum Kalendarium 1. Das JaI r 1953 ist ein Gemeinjahr von 365 Tagen. Friihlingsanfang 20. Marz Sommeranfang 21. Juni Herbstanfang 23. September Winteranfang 22. Dezember 2. Finsternisse Von den drei Sonnenfinsternisscn des Jahres 1953 ist in Deutschland keine sichtbar. Totale Mondfinsternis am 29./30. Januar, in Deutschland sichtbar. Beginn 22 Uhr, Ende 1,30 Uhr 3. Merkurdurchgang Am 14. November findet ein Durchgang des Planeten Merkur vor der Sonnenscheibe statt. Der Eintritt ist im Westen Deutschlands kurz vor Sonnenuntergang zu beobachten. 4. Ostern der nachsten Jahre 1954 am 18. April 1955 am 10. April 1956 am 1. April 5. Sonstiges Der Unterschied zwischen dem Julianischen and Gregoria- nischen Kalender betragt 14 Tage. 1953 ist in der grie- chischen Kirche Writ Beginn des 14. Septembers das Jahr 7462. Die Juden zahlen das Jahr 5714, die Araber, Perser and Tiirken, (Mohammedaner) zahlen am 21. September das 1373. Jahr seit der Flucht Mohammeds von Mekka nach Medina. 6. Die Mondphasen ? Neumond V Vollmond 3 Erstes Viertel C Letztes Viertel Approved For Release 2009/08/17: CIA-RDP83-00423R000901320002-4 Approved For Release 2009/08/17: CIA-RDP83-00423R000901320002-4 !40 tt zt**-" Da bin ich wieder, FEuer Alt-Katholischer llaus- kalender. Elf large bange Jahre konnte ich Euch keine Kunde bringen von unscrcr lichen Alt-ka- tholischen Kirche. Nun freue ich mich, dal3 Ihr, liebe alte und neuc Freunde, mich wieder herein- gelassen habt in Eure Stiiblein und Hauser. Viel- leicht werde ich gar auch gewfirdigt, als Dankes- gruf3 filr Hilfe in schwerster Zeit, fiber den groflen Teich oder in die Schweiz, nach Holland oder gar Schweden gesandt zu werden. Drum hab ich mich geeilt, urn fur den Weihn.achtsgabentisch in jedem Fall noch recht in konmien. Die gr6f3te Freude ware es mir, wean ich auch fiber die Zonen- grenze hinweg den Bru.dern und Schwestern in Mitteldeutschland cin Lichtlein der IIoftnung an- ziinden dfirfte. Wohin mich auch das Schicksal fiihre oder verschlage, seid jedenfalls alle herz- lichst von unserer Altkatholischen Kirchc in Deutschland gegriifit, als deren ,Rote ich komme turd am liebsten in Person Euch kni ftig die Iliinde schfitteln mochte. Als anno 1941 Fr. I Iacker dens Altkatholischen Kalender cinen goldenen Kranz flocht, ahntc er wohl kauni, daf3 er damit dens Kalender zugleich cin vorlaufiges Schlul3wort auf so lange Zeit sprcchen wfirde. Am Kalender ware nun gewili wenig gelegen, obwoltl wir ihn alle schmerzlich vermifiten und Ihr Euch sicker auf scin Wieder- kommen freut. Aber es ging in den letzten 11 Jahren ja auch sonst alles drunter turd driibcr. Gott hat uns in eine strenge Zucht genommcn. Und noch haben sich die Wolken des Unwetters nicht verzogen. Jederzeit kann der Blitz hernic- derfahren, so dal3 wir niclit sicker sired, ob ?die letzten Dinge urger werden als die ersten." Sollen wir deswegen hadern oder die Haude in den Scholl d 11un 14t uns gehnuna ireten mil Sin-9cn'Unb mil 130-ton .gum fierrn,3erunserm.Ceben bis hierherkrdit ge-ge-ben leggin`? Oder nicht doch lieber Iwirken, solang es Tag is 0" Zn lctztercm hat sich der ncue Kalendermann aufgcrafft. Den Rippenstoll dazu gab ihin cin Wort des Rembrandtdeutschen Langbehn. Es sci hicrhergesetzt in. Aller Ntttz Lund Fromnten: Silume nicht, traume nicht, FVendle frage nicht, klage nicht, Handle! Und so bin ich wieder da. Ich kann freilich nun nicht alles Geschehcne in Welt und Kirche, in deutschen Vaterhuid und in den Gemeinden in m.eine Zeitchronik einfangen, auch wean ich ver- suche, durch Bilder und Geschicht:en manches zu ergdnzen oder lebendig zu machen. So unzulzing- lich also auch scin mug, was ich bringc, es wird doch Zeugnis ablegen von der ticfen Notstunde, abcr auch von dens kraftigen Willen zum Wieder- aufbau. Doch wichtiger noch als der Batt von Gotteshiiusern ist es, dali Ihr alle, die Ihr in diesen Blattern lest, Euch und die Gemeinden aufbaut in lebendigen Tempein des Heiligen Gei- stes. Damit hab ich huch den Faden in die Hand gegeben, der all die kleinen und grollen Beilrugc diesmal zusamtnenbindet. Allen, die mitgeholfen habeas, mich wieder auf die Beinc in stellen, seien bcdankt, nicht zuletzt die Mandruck Mfinchen, die rich urn meine wir- dige und preiswerte Ausgabe verdient gem acht hat. Und nun dallt uns,gemeinsam ?ein Neues pflfi- gen". Lcgt mich nicht in cin Regal, wo ich ver- staube, senders lal3t ntieh Wegweiscr scin in nit- ten des Unfriedens der Welt zum Frieden dessen, der die Welt mil sick vershhnt hat in seinem Sohn und der lurch ihn fortwirkt in seiner Ge- mcinde. Approved For Release 2009/08/17: CIA-RDP83-00423R000901320002-4 Approved For Release 2009/08/17: CIA-RDP83-00423R000901320002-4 JANUAR JANNER Alles was ihr tut, tut im Namen des Herrn, Jesus" (Kol3, 17) Ep: Tit 2, 11-15; Ev: Luk 2, 1 (W) 1 D Neujahr. Jesus 2 F Abel, Stephanie 3 S Genoveva, Bernar Ep: 1. Job. 3, 19-24; Ev: Luk 4, 16-21 (W) 4 S Sonntag nach Neujahr 5 M Telesphor, Emilie Ep: Js 60, 1-6; Ev: Matth 2, 1-12 (W) 6 D Erscheinung des Herrn 7 M Lucian, Reinold 8 D Severin, Erhard 9 F Julian, Bertwald 10 S Agathon, Wilhelm Ep: Rom 1, 14-22; Ev: Joh 1, 29-34 (W) 11 S 1. n. Ersch. Werner, Egwin 12 M Ernst, Erna 13 D Hilarius, Gottfried 14 M Felix, Ortlieb 15 D Maurus, Rosamunde 16 F Roland, Alwine 17 S Antonius Abt Ep: 1. Kor 1, 20-31; Ev: Joh 1, 35-51 (G) 1S S 2. n. Ersdi. 19 M Knut, Dagobert 20 D Fabian, Sebastian 21 M Agnes, Meinrad 22 D Vinzenz, Dietlinde 23 F Ildefons, Raimund 24 S 1 Timotheus, Bertram Ep: Hebr 13, 12-19; Ev: Mark 1, 14-22 (G) 25 S 3. n. Ersch. 26 M 27 D 28 M 29 D 30 F 31 S Polykarp, Edith Johannes Chrysostomus Karl d. Gr., Manfred Franz v. Sales, Gelas Martina, Adelgundis Johann Bosco, Ludwiga Kirchlidte Gedenktage: 4. Bisdlof Josef Hubert Reinkens, gest. 1896 l0. lgnaz v. Dellinger, gest. 1890 12. Bisdtof Theodor Weber, gest. 1906 19. Erste Messe i. d. Schlo8kapelle Bonn (Reusch) Mondw., Wetter n. d. looj. Kal. So. Aufg. So. Unterg. 8.24 16.24 8.23 16.30 Schnee trub Q Letztes Viertel trub and ziemlich Neumond kalt hell Sonne tritt ins Zeichen Wassermann "D Erstes Viertel sehr kalt 19. 1803 warden die geistlichen Furstentumer in Deutschland aufgeboben. (150 J.) 28. Amalie von Lasaulx, Grunderin des alt-kath. Schwesternhauses, gest. 1872 Beadite: Bei Sonn- and Feiertagen ist iiberall zwisehen () die Farbe der kirchlidten Ge FEBRUAR HORNUNG ,Anch zundet man kein Licht an and stellt es -inter den Shcefel" (Mt 5, 15) Ep: Rom 5, 1-11; Ev: Luk 6, 10-35 (V) Mondw., Wetter n. d. 1OOj. Kal. 1 S Septuagesima, Ignatius So. Aufg. So. Unterg. 2 M Maria Lichtme6 (W) 7.58 17.10 3 D Blasius, Ansgar 4 M Rembert, Rhaban 5 D Agatha, Edgar 6 F Titus, Alberich sehr 7 S Romuald, Richard tl kalt Ep: Jak 3, 13-18; Ev: Luk 10, 38-42 (V) 8 Sexagesima, Elfriede 7.47 17.22 an- 9 M Lambert hal- 10 D Scholastika, Wilhelm tend 11 M Desiderius, Euphrosina kalt 12 D Eulalia 13 F Benignus, Christina 14 S Valentin, Bruno Ep: 2 Thess 3, 1-5; Ev: Mark 8, 31-38 (V) 15 S ' Quinquagesima, Siegfried 7.34 17.35 16 M Juliana, Samuel Schnee 17 D Fastnacht grub 18 M Aschermittwoch (V) Sonne tritt ins 19 D Konrad Zeichen Fische 20 F Ulrich 21 S Felix, Irene Ep: Gal 5, 13-18; Ev: Mark 2, 18-22 (Kirchenopfer fur Theologenheim) 22 S I. Fastensonntag (V) Invocabit 7.20 17.47 Regen 23 M P etrus Damian, Willigis 24 D Matthias Apostel (R) 25 M Quatembertag (V) 26 D Alexander, Rodwald 27 F ~ Leander, Veronika 28 S Romanus, Justus Kirdtlidle Gedenktage: 14. Adolf Thdrlings, Sthepfer der alt-katholischen Liturgie, gest. 1915 19. Bischof Dr. Georg Moog, geb. 1863. 24. Bisdaof Erwin Kreuzer, geb. 1878 in Berlin 28. Ignaz von Dellinger, geb. ]799 in Bamberg ndet angegeben. (W) = WeiE. (V) = Violets, (S) = Schwarz, (R) = Rot, (G) = Grua. Approved For Release 2009/08/17: CIA-RDP83-00423R000901320002-4 Approved For Release 2009/08/17: CIA-RDP83-00423R000901320002-4 MARZ LENZMONAT is 2 M 3 D 4M 5 D 6F 7S Ep: Jak 1, 2-8; Ev: Luk 11, 9-13. 2. Fastensonntag (V) Reminiscere Luise, Eginhard Anselm, Kunigunde Casimir, Oswin Friedrich, Hinkmar Fridolin Thomas v. Aq., Volker j in Sarnann ging alis zu Men" (Mt 13, 4) SS 3. Fastensonntag (V) Oculi 9 M Winrich 10 D 4o Martyrer, Chlodwig 11 M Christoph, Wolfram 12 D Gregor d. Gr., Walter 13 F Riidiger, Ernst 14 S Mathilde, Alfred Ep: 1. Job 2, 15-17; Ev: Luk 7, 36-50 15 S 4. Fastensonntag (V) Laetare 16 M Cyriacus, Herbert 17 D Gertrud, Patrik 18 M Cyrillus, Anselm 19 D Josef 20 F Joachim, Irmgard Fruhlings Anfang 21 S Benedikt Ep: 1. Petr 1, 17-26; Ev: Joh 11, 47-54 22 S 23 M 24 D 25 M 26 D 27 F 28 S Passionssonntag (V) Judica Otto, Eberhard Gabriel, Roger Maria Verkiindigung (W) Ludger, Emanuel Rupert, Frowin Guntram, Elfriede 7.06 18.00 sturmisch Schnee and Regen t 6.51 18.11 schon kalt ? 6.36 18.24 windig Sonne tritt ins Zeichen Widder i 6.20 18.35 dau- ernd kalt Ep: Hebr 12, 1-4; Ev: Job 12, 12-19 6.05 18.46 29 S Palmsonntag (V) 30 M Roswitha, Guido 31 D $albina, Traugott _ -Kirchliche Gedenktage: 3. Prof. F. H. Reusdi, gest. 1900 24. Internuntius des papstl. Nuntius v. Munchen ver- b. Dr. Georg Moog, zum Bisdhof geweiht, 1912 bietet Simultan-Gottesdienst mit Alt-Katholiken 14. 150. Todestag von Klopsto(k 28. Dollinger verweigert 1871 die Unterwerfung 26. Bisdiof Eduard Herzog, gest. 1924 unter die neuen Dogmen APRIL GRASMONAT ?Ids will mich aufmachen and zu meinem Vater gehen" (Lk 15, 18) 1 M Hugo, Gilbert E ? 1 Kor 11 20-32; Ev: Job 13, 1-15 Mondw., Wetter n. d. 10o j. Kal. 20 D Griindonnerstag (W) Lesung: Ps 139, 2-14_;; Passion n. Joh is u. 19 3 F Karfreitag (5) schon and 4 S I Karsamstag warm Osternacht: Kol 3, 1-4; Matth 28, 1-7 I Oster- tag: Ep: 1. Kor 15, 20-23; Ev: Matth 28, 1-10 5 S Osterfest (W) 5.49 18.58 6 M Ostermontag; Ep: Rom 8, 31-39; Fv: Joh20, 1-18 Regen 7 D Hermann, Lothar schon lte W Alb r ert, a 8 M 9 D Waltraud 10 F Ezechiel, Daniel 11 S Leo d. Gr., Rainer Ep: Kol 3, 1-4; Ev: Joh 21, 1-17 (Kirchenopfer fur das Schwesternhaus) 12 S , Weil3er Sonntag (W) Quasi moda 5.34 19.10 warm 13 M 14 D 15 M 16 D. 17 F 18 S Lidwina ge- Anastasia, Otmar witter- Drogo, Lambert haft Rudolf Ep: 1. Joh 3, 11-19; Ev: Job 15, 9-17 (Kirchenopfer 19 S 2. S. n. Ostern (W) Misericordia 20 M Viktor, Hildegard 21 D Anselm, Reimar 22 M Soter u. Cajus 23 D Georg, Adalbert 24 F Fidelis v. Sigmaringen 25 S Markus, Evangelist 26S 27 M 28 D 29 M 30 D 3. S. n. Ostern (W) Jubilate Canisius, Zita Vitalis, Gerfried Robert, Adalgar Katharina v. Siena Kirchliche Gedenktage is. Alt-Kath. Kirdte in Bayern wird Korperschafi des offentlidren Rechtes, 1920 for die Jugendarbeit) 5.18 19.21 Sonne tritt ins ! Zeichen Stier Ge Witter rauh 5.01 19.32 reg- nerisch 23. Friedrich von Schulte, geb. 1827 in Winterberg i. W. Approved For Release 2009/08/17: CIA-RDP83-00423R000901320002-4 Approved For Release 2009/08/17: CIA-RDP83-00423R000901320002-4 MAI WONNEMONAT ?Die Erde ist volt der Erbartnungen Gottes` (Ps 32, 5) JUNI ' BRACHMONAT ,Er, der ewig bleibt, Itat ein uuvergdnglidtes Priestertutn. Deshalb kann Er jene erretten, die.durdt An silt Gott raker" (Hebr 7, 22) 1 F Apostel Philippus u. Jakobus (R) Mondw_ Wettee n. d. 100,. Kal. 1 M Kuno, Nikomedes Mondw., Wetter n. d. 100 j Kal 2 S Athanasius 5.54 19.41 2 D Eugen, Markward . . ------ kohl Ep: Phil 2, 1-4; Ev: Job 17, 1-10 (W) 3 M Klothilde, Oliva 3 S 4. S. n. Ostern, Cantate 4.51 19.44 4 D 5 F Fronleichnam, Werner 4 M Monika Florian schon Bonifatius, Winfried 5 D , Jutta, Gotthard 6 S Norbert, Bertram 6 M Dietrich Ep: Hebr 12, 7-11; Ev: Matth 11, 25-30 (G) 7 D Gisela, Reginald and --- 8 F Altfried 7 S 2. S. n Pfingsten 4.07 20.38 schon 9 S Gregor v. Nazianz 8 M Medardus, Kilian Ep: Jak 5 16-20 Ev: Matth 6, 9-13 (W) 9 D 10 M Primus, Felician Margarete, Gottlob. 10 S 5. S. n. Ostern, Rogate 4.38 19.55 11 D Barnabas, Flora ? be- 11 M Mamertus 12 F '', Facundus, Odulf 12 D Pankratius warm' 13 S Antonius v. Padua stall- 13 M Servatius 0 _ --- - --- Ep: 1. Kor 1, 26-31; Ev: Matth 9, 9-13 (G) G) Ep Hebr 9 24-28; Ev: Luk 24, 44-53 (W) - -- 14 D --- Christi Himmelfahrt, Bonifatius 4.32 20.01 14 S 15 M 3. S. n. Pfingsten V 4.05 20.35 15 F 16 S Sophie Possidius 16 D itus Benno, Luitgarde dig 17 M Volkmar, Adolf E p: p: Eph 1, 15-23; Ev: Job 12, 23-32 W) 18 D E hrem, Emil 17 S 6. S. n. Ostern, Dietmar, Exaudi 4.28 20.05 be- 19 F Gervasius, Protasius 18 M Wilhelm, Erich i stan- 20 S Adel de gun 19 D Alkuin, Ratbod 3 dig Ep: Jak 1 9-12; Ev: Luk 16, 19-31 (G) 20 M Bernhardin Sonne tritt ins 4.04 20.38 21 D Felix, Chrispin Zeichen Zwillinge 21 S 4. S. n. Pfingsten Sommer-Anfang Sonne tritt ins 22 F Helena, Rita 22 M Paulinus, Ortrud Zeichen Krebs 23 S Florentius 23 D Basilius, Edeltraud dig Ep. Apg 2, 1-11 ? Ev: Joh 14, 15-21 (R) 24 M Johannes der Tauter and 24S Pfingstfest 4.19 20.15 25 )~ 26 F Burkhard, Berta Vigilius, Rudolf reg- nerisch 25 M Pfin stmt .; E : Apg 2, 3 8-47; Ev: Joh 7, 37-39 (R) triib 27 S Siebenschlafer 26 D Berengar, Eduard 27 M Quatembertag (V) j Ep: Rom 5, 12-17; Ev: Luk 12, 13-21 (G) 28 D 29 F Wilhelm, Margarete aximus Maximus S ' 5. S. n. Pfingsten 4.07 20.38 warm 30 S Ferdinand, Reinhild kthl~ Gal 1, 6-12; Ev: Joh 21 15-19 (R) Ep 1 7, Ev: Joh 3, 1-15 (W) Ep: 1. Joh 1, , . ... _ 29 M Peter and Paul Regen 31 S 1. S. n. Pfingsten, Dreifaltigkeit 4.12.' 23 / 30 D Ehrentraud Kirchliche Gedenktage: Kirddidhe Gedenktage: 8. Frwin Kreuzer, 1935 in Mannheim zum Bischof 28. Prof. Fr. Midhel geweiht. 28. Erste deutsche is, gest. 1886 - alt-kath. Synode in Bonn, 1874 4. Dr. Hubert Reinkens, in Koln zum I. Bischof 28. Erste Synode der alt-kath. Kirdhe in Osterreidh gewahlt, 1873 20, Job. Michael Sailer, Vorkampfer eines organisdhen Katholizismus, gest. 1832 in Regensburg 15. Prof. A. Rinkel, zum Erzbischof von Utrecht geweiht, 1937 Approved For Release 2009/08/17: CIA-RDP83-00423R000901320002-4 Approved For Release 2009/08/17: CIA-RDP83-00423R000901320002-4 ?Jerusalem ! Au( deine Mauern stelle idt Wachter hiu, die JT T {.LLI HEUMONAT niemals sthweigen sollen, weder Tag noch Nadtt" (Js 62, 6) AUGUST Satntnelt zuerst das Unhraut - zuto Verbrenneu. Den Weizen ERNTEMONAT aber brings in mcine Sdteune" (Mt t 3, 30) 1 M Theobald, Oliver Mondw.. Wetter n. d. 100 j. Kal. 1 S Petri Kettenfeier Mondw., Wetter n. d. 100. Kal. 1 2 D Maria Heimsuchung trub - 3 F Dietbald Ep: Phil 3, 7-14; Ev: Matth 13, 44-52 (G) 4 S Berta, Werner 2 S 10. S. n. Pfingsten C 4.46 20.06 heiB Ep: Ezech 18 21-32; Ev: Luk 15 11-32 (G) 3 M Gustav, Lydia , , 4 D Dominikus 5 S 6. n. Pfingsten 4.12 20.36 5 M Oswald 6 M Gottlieb, Willibald - 6 D Verklarung Christi ge- 7 D Cyrillus u. Methodius 7 F Cajetan witter- 8 M Kilian, Totnan 8 S Cyriakus haft 9 D Veronika, Agiloif Ep: Hebr l0 35-39 Ev: Luk 12, 35-40 (G) 10 F Sieben Braden schon - 11 S Siegbert, Olga - ? 9 S 11. S. n. Pfingsten ? 4.56 19.54 10 M ! Laurentius Ep: 1. Joh 2, 1-6; Ev: Luk 9, 52-62 (G) 11 D Tiburtius 12 M Hip 12 S 7. S. n. Pfingsten 4.18 20,32 13 D Hippolytus, Wigbert 13 M Mai arete, E g gen 14 F Eusebius 14 D Bonaventura, Markhelm be- 15 S Maria Heimgang (W) 15 M Heinrich II. ..-- -- 16 D Ruth, Reinhild stan- Ep: Eph 6, 1-8; Ev: Matth 25; 14-30 (G) 17 F ' Alexius, Irmgard 16 S 12. S. n. Pfingsten 5.06 19.40, schon 18 s Kamillus, Arnold dig 17 M Bertram l;' Ep: Eph 5, 8-17; Ev: Matth 5, 13-19 (G) 18 D Helena, Firmin and 19 M Sebald, Baldwin 19 S s. S. n. Pfingsten 3) 4.27 20.24 20 D Bernhard - be- 20 M Waldemar 21 F Anastasius, Hartwig stan- 21 D Praxedis, Arbogast 22 S Timotheiss dig 22 M Magdalena, Einhard Ep: 1. Tim 6, 6-12 Ev: Matth 19, 16-30 (G) 5 16 19 21 23 D Liborius Sonne tritt ins . . 24 F Christina, Berthold Zeichen Lowe 23S 13. S. n. Pfingsten Sonne tritt ins 25 S Jakobus Apostel (R) heiB 24 M Bartholomaus Apostel (R) (D Zeichen Jungfrau ---' ----------------__ -- 25 D Ludwig, Elmar Ep: 1. Joh 3, 1-7; Ev: Joh 15, 1-8 (G) 26 M Egbert, Ingo 27 D Rufus, Gebhard 26 S 9. S. n. Pfingsten ? 4.36 20.14 28 F Augustinus 27 M Pantaleon- and 29 S Sabina 28 D Celsus, Brunhilde Ep 2 Kor 1, 3-7 Ev: Luk 14, 25 3 3 (G) 29 M Martha, Olaf trok- 30 D "i Abdon u. Sennen 30 S 14. S. n. Pfingsten 5.28 19.12 31 F Ignatius v. L. ken 31 M Raimund trab Kirchlidx Gedenktage: Kirdtliche Gedenktage: 13. Prof. Jos. Langen, gest. 1901 26. Josef Demme], in Bonn zumBischofgeweiht, 1906 1. Biscbof Eduard Herzog, geb. 1841 11. Dr. Reinkens zum ersten Bisrhof geweiht, 1873. 1895 (durch Hey-Kaup) 4 Theodor Weber zumBisdrof geweiht 18. Dogmatisierung der bisdtoflichen Allgewalt and Unfehlbarkeit des Papstes, 1870 , . 9. Ignaz H. v. Wessenberg, gest. 1860 19. Prof. Joh- Friedrich, gest. 1917 21. Bernhard Y. Clairvaux, 1153 gest, (Soo J.) Approved For Release 2009/08/17: CIA-RDP83-00423R000901320002-4 Approved For Release 2009/08/17: CIA-RDP83-00423R000901320002-4 HERBSTMONAT SEPTEMBER Hxxgegde hat Er mit r ardent, Reidte ekexiassex rxit itleeren Hamden" ?Magxifikat" WEINMONAT > Merkt auf die Lilfen des FeldesJ" O B E R (Mi 6, is) 1 D Agidius, Verena '.. Mondw., Wetter n. d. 1 oo j. Kal. 1 D Remigius Mondw., Wetter n. d. I oo i. Kal. 2 M Stephan, Elpidius 2 F Schutzengelfest 3 D Emmerich un- 3 S Candidus, Irmgard schon 4 F Rosalia, Hermine freund- 5 S Bertwin lick Ep : 1. Joh 5, 9-20; Ev: Joh 12, 44-50 (G) Ep: 1. Kor 6, 4-10, Ev: Matth 10, 28-33 (G) 4 S 19. S. n. Pfingsten; Franz v. Assisi 6.25 17.53 5 M - Meinold, Meinulf Re- 6 S __ 15. S. n. Pfingsten 5.40 18.56 6 D Bruno, Adalbero 7 M Regina, Tilbert 7 M Amalie 8 D Maria Geburt (W) 8 D Brigitta, Leutfried 9 M Korbinian, Notburga 9 F Dionysius, Gunter gen 10 D Ottokar, Ottger auf- 10 S Daniel, Gereon 11 F Protus u. Hyacinth hei- Ep : 1. Petr 5, 1-5; Ev: Matth 23, 1-12 (G) 12 S Maria Namen, Guido ternd It S 20. S. n. Pfin g sten; Roderic 6.36 17.37 kalt E ? : Eph 4, 29-32; Ev: Matth 18, 15-22 (G) 12 M Maximilian 13 S _ __ ___-__--___.- 16. S. n. Pfingsten --, 1 5.51 18.40 schon 13 D 14 M Eduard, Coloman Kallistus, Burkhard 14 M Kreuzerhohung 15 D Theresia 15, D Albrecht, Roland 16 F Hedwig, Gallus 16 M Cyprian, Quatembertag (V) 17 S Gilbert kuhl 17 D Lambert, Hildegard 18 F Richardis un- Ep: 1. Petr 4, 12-19; Ev: Matth 20, 20-28 (G) 19 S Januarius be- - 1S S 21. S. n. Pfingsten; Lukas 6.46 17.22 Ep: 1. Kor 6, 16-20; Ev: Joh 2, 13-22 (G) 19 M Ferdinand, Laura 20 D Wendelin, n, Artur 20 S 17. S. n. Pfingsten 6.02 18.24 stan- 21 M Ursula, Irma schon 21 M Matthaus Evangelist 22 D Cordula 22 D Otfried, Emeran 23 F Severin Sonne tritt ins 23 M Thekia, Linus Herbst-Anfang Sonne tritt ins 24 S Raphael Zeichen and 24 D Gerhard, , Germar hen dig Z eic __ Skorpion 25 F G Rodger aage W p: E 2. Kor 9, 6-11; Ev: Mark 12, 41-44 (G) 26 S Eugenia 25 S 22. S. n. Pfingsten 6.59 17.09 Ep: 1. Kor 15, 34-44; Ev: Job 11; 1-45 (G) 26 M Bernward 27 D Goswin, No warm 27 S is. S. n. Pfingsten 16.13 18.09 auf- 28 M Simon and Judas Thaddaus, Ap. (R) . 28 M Wenzel, Lioba hei- 29 D Ermelindis, Engelhard 29 D Michael Erzengel 0 - ternd 30 F Serapion, Theophil 30 M Hieronymus schon 31 S ! Wolfgang Kirdtlidre Gedenktage: 13. A. Kury u. A. Pasdledc zu Bisdi6fen geweiht,1924 Kirchliche Gedenktage: 17. Frau Josephine v. Rath, gest. 1913 5. Bischof Joh. Josef Demmel, geb 1890 18. Ed. Herzog zum Bisdrof geweiht, 1876 5. Dr. Otto Steinwadrs, zum Bischof geweiht, in Lukas Cranach, gest. 1553 7. Pfarrer Anton Nittel, Prof., Bekenner des Alt- 19. Preulen anerkennt Bisdrof Reinkens, 1873 Utrecht 1947 18. Die alt-kath olische Kirdre in Osteireich erhalt Katholizismus in Bohmen, gest. 1907 22.-24. Erster Alt: Kath: Kongre6 in Muncher, 1881 11. Bischof Adalbert Sdaindelar, gest. 1926 die staatl. Anerkennung 1877 - 80 Jahre Synodalordnung (Konstanz) 24. Utrechter Erklarung der alt-kath. Bischofe, 1889 15. Cornel ius Steenoven, zum Bisdiof geweiht 1724 24. Dr. Stefan T orok, zum Bisdrof geweiht 1948 Approved For Release 2009/08/17: CIA-RDP83-00423R000901320002-4 Approved For Release 2009/08/17: CIA-RDP83-00423R000901320002-4 ne das Gebeinen: WINTERMONAT idi will Geist isneu eudskonf~en Lasse en, da); i{trlebendig 11OVEMBER Gott da werdet" (Ez 37. s) Ep: Hebr 6, 4-8; Ev: Matth 21, 33-44 (G) I S 23. S. n. Pfingsten; Allerheiligen 2 M Allerseelen (S) 3 D Hubert, Pirmin 4M Karl 5 D Emmerich 6 F Leonhard, Christine 7 S Willibrord (W) Liturgie vom 4. S. n. Epiphanie: Ep: Rom. 2, 1-11; Ev: Joh 3, 22-30 (G) 8S .9 M 10 D 11 M 12 D 13 F 14 S 24. S. n. Pfingsten Theodor Tryphon Martin v. Tours Kunibert, Notker Stanislaus Alberich, Waldemar Regen und Schnee 19 vom 5. S. n. Epiphanie: Ep: Rom 2, 12-16; Ev: Joh 4, 5-26 (G) 15 S 25. S. n. Pfingsten; Albert 16 M Gertrud, Otmar 17 D ! Gregor Thaum., Hilde 18 M Buil- und Bettag 19 D , Elisabeth, Mechtild 20 F Felix, Corbinian 21 S Columban Ep: Kol 1, 9-14; Ev: Matth 25, 1-13 (G) 22 S 26. S. n. Pfingsten; Totensonntag 23 M Klemens 24 D Chrysogonus? 25 M Katharina v. Alexandrien 26 D Konrad 27 F Virgilius 28 S Sosthenes 7.59 16.18 unfreund- 7.48 16.26 Sonne tritt ins Zeichen Schutze lick und Ep: Hebr 10,19-27;Ev: Matth 21, 1-9 (V); Kirchenopfer fur Frauenvereinsverband) Kirehliche Gedenktage: 1. Joh. Josef Demme), in Essen zum Bischof geweiht, 1951 3. Pirmin 753 gest. (12003.) 4. Ignaz Heinrich von Wessenberg, geb. 1774 in Dresden 7. Baden anerkennt Bischof Reinkens, 1873 11. Bisdrof Josef Demme], gest. 1913 DEZEMBER CHRISTMONAT ?Ihr Himmel taut von oben her! Das Heil gebt frei, ihr Wolken " Us 45) 1 D Ortwin, Oskar Mondw.,Wetter n.d_100j.Kal. 2 M Blanka, Pauline un- 3 D Franz Xaver freund- 4 F Barbara lick 5 S Reginhard Ep: 2. Petr 1, 2-11; Ev: Luk13, 18-27 (V); Kirchenopfer fur alt-kath. Hilfswerk 6 S 2. Advent; Nikolaus 8.07 16.15 Schnee 7 M Ambrosius und 8D Maria Empfangnis (W) Nebel 9 M Abel, Wolfhilde 10 D Meinhard 11 'F Willburgis 12 S Walarich Ep: Apg 3, 19-26; Ev: Luk 17, 20-30 (V) 13 S 3. Advent; Luzia 14 M Nikasius 15 D Reinald 16 M Quatember (V) 17 D Adelheid, Sturmius 18 F Maria Erwartung 19 S Nemesius, Wunibald Ep: 2. Kor 4, 3-6; Ev: Matth 3, 1-12 (V) 20 S 4. Advent 21 M Thomas Apostel (R) 22 D Irmine, Hartmann Winter-Anfang 23 M Dagobert 24 D Adam u. Eva Ep: Hebr 1, 1-12; Ev: Luk 2, 1-20 (W) 26 S. -2-. W- Stephanus (R) Ep: 2. Pet, 1, 10-15; Ev: IYlatth 2, 13-23 (W)-- 27S Sonnt. n. Weihn.; Joh. By. (W) 28 M Unschuldige Kinder 29 D David 30 M Lothar 31 D Silvester 8.20 16.15 Sonne tntt rauh ins Zeichen und Steinbock kalt 8.23 16.18, milder 8.23 16.19 C hell und 8.24 16.22 kalt Kitchliche Gedenktage: 1. Eroffnung des Bonner Theologenkonviktes, 1887 19. Dr. Johann Friedridi von , Scgest. hulte, 91 cchopfer des 4. Prof. Reusdr, geb. 1825 15. Hessen anerkennt BisdrofReinkens, 1873 28. Bischof Dr. Georg Moog, gest. 1934 Prof. Dr. Rudof Keussen, gent. 1944 Approved For Release 2009/08/17: CIA-RDP83-00423R000901320002-4 Approved For Release 2009/08/17: CIA-RDP83-00423ROO0901320002-4 ?Katholiken wollen wir sein and hleihen!" A1s wit .41t-Katholiken zur 'Gemeindebildung schreiten nruf3ten, ivaren ivir uns berauf3t, daf3 rvir weder eine neue Kirche schaffen, noch aus der katholischen+Kirche anstreten konnen; Hoch' dap nun wir allein die u,ahre and einzige, voll- kom.mene, absolute oder ausschliefdlidr katho- lische Kirche darstellen wiirden. Wir flilden tins als ein Glied am Leibe der Gesamtkirche (Rom. 12, 4), and haben als ein solches Glied unsere besondere Aufgabe (1. Kor. 12, 20), iibernommen von den Reformbewegangen eines Jcrhrtansends. Katholiken wollen wir sein and bleiben in tinge- brochenerTreue zur olten Kirehc, die jedoch gerade in dieser Treue die Freiheit haben, (lie eigene Ge- rvissensfreiheit fiber die Unterwerfang inter (lie Entscheidungen kirchlicher Obrigkeiten zu stel- len, wenn es um Glaubensfragen oder Ordnangen geld, fiber die vergangene Zeiten sick nosh nicht einig waren. Katholiken Sind wit and werden wir bleiben, indem wit beharren auf dear Felsengrund von Schrift and Tradition; and gerade in diesem ka- tholischen Beharren konnen wit die Vorstellung einer unaufhaltsamen Entwicklungdes Glaubens- gutes als einen Teil des gSttl-ichen Heilsplanes nicht anerkennen, ouch wenn man sich dabei glaubt auf den Beistand des Heiligen Geistes be- rufen zu konnen. Gerade eine solche Entwicklung, die sich mehr and mehr loses dart von Schrift and Tradition, ist aber in Anspruch genommen worden Es ist in den letzten hundert Jahren, niimlich 1854, 1870 and 1950, ein Hinzufiigen von Glau- benssatzen erfolgt, das rvir nicht fur heilsnotrven- dig halten. Sollen ivir den altkirchlichen Stand- punkt aufgeben, (lap fiir den Glaaben die Hl. Schrift and die Tradition maf3gebend sind? Is[ nicht za befiirchten, daf3 unter Berufung alleiin oaf eine sogenannte Tradition - and eine Tradi- tion iiber 80 .Jahre hat ja jetzt auch das vatikani- sche Konzil fib, silt! -, rveitere Glaubenssatze folgen rverden? Me richtig hat censer erster seliger Bischo f Reinkens gesehen, als er in einem Hirtenbrief von 1878 vor cinem neven Tradiiionsbegriff warnte. Er sagt, daf.3 an die Stelle des alters and echten Begriffes von der Tradition, das heif3t der all/emein giiltigen and maf3gebenden Glaubcns- iiberlieferung, die Gewohnheit von einigen Jalrr- hunderten, oft nur von einem oiler cinem halben Jahrhundert gesetzt werde. Schon Hach einem 200jdhrigen Bestande der Kirchehabe ein scharf- bliclcender Mann die Aufnmerksamkeit auf die Verweclrsland gerichtet, indem er bemerkte, Christus habe nicht gesagt: ?Ich bin die Gewohn- heit", sondern: ?Ich bin die Wahrheit"..11an ver- suche heute, die kirchliche Tradition darch (lie Gewohnheit zu ersetzen. Wenn wit behaupten, daf3 die Bedingungen des Glaubens, somit die Sicherung unserer ewigen Seligkeit,'sich nicht dndern konnen, wenn das geniigt, was die alte Kirthe giiltig and zweclcma- f3ig erklarte, wenn rvir die Entscheidung fiber das Verstehen von. Glaubenssritzen nur einem allge- meinenKonzil zagestehen, so haben u,ir die walrre Katholizitcit gewahrt. Bischof-Koadjutor Johannes Josef Demmel (im Osterhirtenbrief 1952) Die Alt-katholische Kirdie in Deutschland 1. Ruckbliclc auf die Jahre 1942-1949 Ist der Zeitabstand sehon wieder zu grog oder noch zu kurz, daf3 wir nicht gern an these Jahre riihren? Es waren Jahre sorgender qualender Gedanken uni unsex Volk and Vaterland, Jahre aul3erer'tind innerer Not, Jahre des Grausens trod der nie endenden Schrecken, wie wir sic nie mehr erleben niochten and sic keinem Volk der Erde wiinschen. Es -waren Jahre des Niederbruchs, eines neuen Anfangs, der Enttauschungen, z1hen Selbstbehauptungswill ens, langsamen Sicliwieder- lindens. Und dock rind wir aut3erstande, die Fiille der Gesichte, der Drangsale, der Fragen and Zweifel in Worten einzufangen. Wir brauchen noch Zeit, Geduld, die Wunden Sind noch zu frisch. Nur jenen, die die Gabe der Verdichtung haben, nur den Dichtern wird es gegeben sein, uns allen einmal die Schau des Erlebten zu schen- ken - and nur Gott wind ganz gerecht die ver- borgensten Gedanken alter ans Licht ziehen. - Auch eine Kirche, besonders die Altkatholische Kirche, lebt, fiihlt, darbt, - in ihrer menschlichen Seite irrt sic vielleichtstreckenweise mit dem Volk, in dern sic wirkt, aus detn sic sich zusammen- setzt. Das enthebt sic nicht. der Verantwortlich- keit, aber riickt vieles an den rechten Ort. - Approved For Release 2009/08/17: CIA-RDP83-00423ROO0901320002-4 Approved For Release 2009/08/17: CIA-RDP83-00423R000901320002-4 Neil die deutsche Altkatholische Kirche mitten inne im Volk wirkte, well ihre Geschichte nocli jung and ihre Entwicklung mitt dem Werden des Bismarckreiches zusammenfiel und nit manchen geistigen Stromungen, die, zeitb-edingter Natiu; nun. in ihrer Bedingtheit entlarvt siud, hat sic Wunden in den letzten Jahrzehnten davon getra- gen, die ansheilen miissen. Selbstverstiindlich, dal sic alle iiuf3cre Not mit- lilt. Wir reden nicht von den Getdteten, den Ver- mif3ten, den Gefallenen, den Verschollenen - da- von rind alle gleicherweise betroffen, auch andere Volker. Doch keine Kirche in Deutschland hat im Verhallnis zu Hirer Zahl rind ihren Milteln solche Verluste davongetragen 'vie die Altkatholische. 23 Gotteshliuser, also fast alle, sind ganz odcr teilweise zcrstort worden; -das deutsche Volkstum hat ein gauzes Bistum verloren; die aufbliihenden Ostgemeinden sind vernichtet, das Kirchenver- mogen restlos dahin. This Bistum in Ost und Nest getrennt. Und doch, daB eine so kleine, arme zerstreute Kirche noch lebt, ja lebendiger wurde deml je, das kann nur als Gnade Gottes begriffen werden, deem es ist wunderbar vor den Menschen. Am Tage Null wul3ten wir nichts voneinander. Wer will es uns verdenken, daB wir zunachst ver- suchten, einfach zu existieren, dem Hunger zu' trotzen, die getrennten Familien zusammenzu- fubren, den Schutt wegzuschaffen. Damit frog es an. Endlich hi rten wir die Stinune des Oherhirten wieder. Der Osterhirtenbrief Erwin Kreuzers ent- hielt Satze, die fiber die damalige Zeit hinauswei- sen. Wir sollten sic the vergessen! Und nie uns ihrer schamen! Der Bischof sprach von mif3brauch- tein Vertrauen, vom Offenbarwerden von so vie- lem, was die Offentlichkeit nicht wuf to (und manchmal heute noch nicht glauben will). Von uns vorgegaukelten IIochzielen, die das Regime liingst selbst preisgegehen hatte. Von den Ent- setzen erweckenden Greuein; ?die angeblich run des Wohles und der Ordnung des Volkes willen, in Wirklichkeit in Auswirkung nienschlicher Ver- worfenhcit geschehen sind". Er forderte auf, als Christen anf Gottes Gerichte zu achten und seiner Hand still zu halten. Er mahnte auch tins Altkatiroliken zur Rechen- schaft.Es habe doch vonAnfang an gewisseWorte und Erscheinungen gegeben, ?die uns batten wa- ckier finden sollen". Er fragte, oh nicht in dem tins verordneten Kampf gegen die Verrechtlichung der katholischen Kirche die Gefahr drohte, das, was wir ablehnen, meter zu betonen als was uns auch mit der Romkirche eint. Er erinnerle, ob wir nicht in Gefahr waxen, geistige Anleihen bier und da dulerhalh der Uberlieferung katho- lischcn Denkens zu inachen. Er konnte aber dar- auf hinweisen, daB dennoch die altkatholische Kirche unenlwcgt an ihren Erbe in Lehre, Ver- fassung uncl Goltesdiensu festgehalten babe. Die mannhaften Worte ernster Selbsteinkehr schlos- sen mit der Bitte, Gott moge fins WVeisheit, Kraft und riickhaltlose Ilingabe des Ilerzens zu neuem Aufbau schenken, cinem Aufbau, der der inneren Gesundung unseres Volkes diene, gegriindet auf das Wort Gottes in Christus und tief verbunden runt item in der Feier des Ei?losungswerkesim Al- tarsakrament und Hl. Amt. Von Zonengrenzen and Mangel an allem he- hindert, darum nur langsam, begann der Wieder- aufbau, materiell und geistig. Er vollzog sich zu, naehst von unten, von den'Gemeinden ausgehend nach ohen, zu den landeskirchlichen und regio- nalen Gliederungen, wohei sich besonders die Pfarrkonferenzen als Schrittmacher bewahrten. Die ersten kraftigeren Impulse ginger vom intakt gebtiebenen bad. Oberland aus. Von den Amis- briidern unterstiitzt, begann Pfr. Schoke mit der Approved For Release 2009/08/17: CIA-RDP83-00423R000901320002-4 Approved For Release 2009/08/17: CIA-RDP83-00423R000901320002-4 Eroffnungsgottesdienst der 35. Synode in Frankfurt am Main Sammlung der Jugend; Pfr. Dietz gab Anfang 1946 den Altkath. Gemeindeboten heraus. Letzte- rem folgte ein Vierteljahr spater der Willibrord- bote des Frankfurter Pfarrers P. Pfister. Aus bei- den ursprfinglich zarten, shindig von Zensur and Papierknappheit bedrohten Pflanzlein wurden bald kraftig ihre Schwingen regende Blatter, his sic freiwillig Juli 1949 nach dem Wahrungsschnitt im wiedererscheinenden Altkath. Volksblatt auf- ginger. Die Geistlichen fal3ten indes zwei lebensnot- wendige Aufgaben an: Die Bekampfung der leib- lichen Not (s. Hilfswerkbericht) and die Samm- lung der Heimatvertriebencn. Neben Dekan Dein- mel fur Bayern wurde besonders mit der Fliicht- lingssammlung betraut Pfr. Herrmann ffir Wiirt- temberg and Pfr. Pfister ffir Hessen. Besonders Bayern and Hessen verdankt dieser tatkr,,iftig einsetzenden Sammlungsarbeit neue Pfarramter, wiihrend alsbald fast jeder Gemefnde cin Kranz neuer Gottesdienststellen zuwuchs. Auch durch das von Bischof Krcuzer besorgtc Adressenver- zeichnis konnten vicle Landsleute sich linden. Die erste Gelegenheit, sich nach dem Kriege auch zu treffen, hot die 35. ordentliche Synode in Frankfurt/Main. Sic fand im September 1947 statt. Sic setzte das Wahlbarkeitsalter ffir den Kirchenvorstand von 30 auf 25 Jahre herab and beschloB eine schon von Schulte vorgeseherfe Dekanatsordnung. Von ihr ging ebenso wie von der 36. Synode in Heidelberg 1949 eine spiirbare Belebung aus. Da Bischof Kreuzer, durch Krankheit and Un- fall behindert, Firmungsreisen nicht meter durch- fiihren konnte, crnannte er am 26. Oktober 1946 Dekan Dr. Otto Steinwachs zum Weihbischof. Dieser wurdc im 43. Jahr seines Priestertums am 5. Oktober 1947 von Erzbischof Dr. A. Rinkel unterAssistenz der Bischofe Lagerwey (Deventer) and J. van der Oord (Haarlem) in Utrecht ge- weiht. Besondere Erwahnung verdient in diesem Zeit- abschnitt noch die Einwcihung der 1947 begon- nenen and noch vor dem Gcldzerfall am 25. Ap- ril 1948 cingeweihten St. Willihrordskirche in Frankfurt/M. Die Holzkirche war nicht nur die erste ganz none Kirche scit dem Krieg, es war auch eine Gabe der mit uns in Interkommunion stehenden Episcopal Church in Amerika. Auf Bit- ten des Ortspfarrers hatte die oekumenische Zen- trale in Genf durch Ffirsprache von Bischof Kiiry sie der Gemeinde Frankfurt/ll. zugewiesen. So einfach sie nach auBen erscheint, hat sie, der Ge- meinde Frankfurt unschatzbare Dienste bisher geleistet. Bei der Einweihung sprach der Armee- geistliche der Spenderkirche, Rev. Terry, herz- liche Worte der Freundschaft. Nach der Herstellung klarer Geldverhaltnisse konnte trotz Verlustes des Kirclrenvermogens die Wiederaufbauarbeit ein rascheresTempo einschla- gen. Alliiberall gelang es, wenigstens vorliiufige Gottesdienststatten zu schaffen oder weniger be- schadigte wieder herzustellen. Hagen konnte so- gar eine Kirche durch besondere Vereinbarung mit der evang. Kirche gewinnen. Auch die Beziehungen zu den Schwesterkirchen festigten sich langsam. Am AltkatholikenkongreB in Hilversum waren drei deutsche Vertreter zu- -gegen. Die Verbundenheit mit der Oekumene wurde bezeugt durch Teilnahme, an der oeku- menischen Weltkonferenz in Amsterdam (siehe Willibrordbote) and durch Entsendung unseres Prof. Dr. Kippers in die neugebildete Arbeits- gemeinschaft christlicher Kirchen in Deutschland. P. Pf. H. Die Jahre 1950-1962 Bevor wir mit dem Bericht fortfahren, ist es uns cin herzliches Bedfirfnis, alley derer uns zu erin- nern, die in unserer Kirche an hervorragender Stelle wirkten, aher in dem letzten Jahrzehnt heimberufen worden sind. Da ihrer bereits in -einer Totengedenktafel besonders Erwahnung getan wird, oder an anderer Stolle jetzt (s. Dr. 0. Merkt, S. 43) odor spater ein Nachruf gewidmet Approved For Release 2009/08/17: CIA-RDP83-00423R000901320002-4 Approved For Release 2009/08/17: CIA-RDP83-00423ROO0901320002-4 Pfr. Pfister verliest den Grul3 von Chaplain Terry von der Episcopal Churdi warden soil (so nachstes Jahr beim 10. Todestag unserm Prof. Dr. Keussen), wollen wir aller Ent- schlafenen her in Liche and Fiirbitte. cin stiller Gedenken widmen. Das entscheidende Ereignis in den heiden letz- ten Jahren war die Wahl des Bischofs-Koadju- lors. - Wiry die wir unserem lichen alten Bischof Erwin Kreuzer durch miser ganzesMannesleben hindurch in gemeinsamer Arbeit unit Liebe nalic gestanden, haben scit Jalrren in tiefer Sorge mitan- schen miissen, wic or sich tinter der Firlle der Ar- beit and Sorge zeriieb, oft krank, oft in Schwach- lrcit des Leibes, oft in ide, and dock iurnrer wieder enrporgerissen von der ernsten Pflicht and sci- acm hohen VerantwortungsbewuBtsein, his or in ciner Stunde, da or In bischoflichen Ilause die gauze Synodalvertretung urn sick versarnmelt hatte, sic bitten muBte: Gebt mir amen Koad- jutor, einen Helfer. IEs ist ihm dieser Ent- schluB nicht leicht geworden, wuBte or doch wic kein anderer, was in unserer Kirche das Bischofs- anrt von einem Priester vcrlangt. Aber nachdem or den EntschluB gefaBt ujid ihn kund getan, war as doch, als labia or Stuck uni Stuck wieder auf: Aber zuniichst folgeen Hoch Wochen stiller and umfassenderVorarbeiten fiir dieWalrlsynode und'die 37. Synode, die mit ihr verbunden war- den sollte. Ani 7. August 1951 trat in der Erloserkirche in Heidelberg tinter der Leitung von Professor Dr. M. Petri, die Synode zur Wahl eines Bischofs- Koadjutors zusarnnren. 97 Laienabgeordnete dcr Gemcinden and 47 Priester wi hlten bier, nach- dem sie zuvor in einem hl. Amte urn den III. Geist gebetet and gelobt batten, derv ihre Stirnme zu geben, welchen sic each bestenr Wissen fiir den Tauglichsten hielten, den bisherigen Dekan un- serer Iiirche in' Bayern,, Johann Josef Dcmmel ztun Bischofs-Koadjutor. mit dean Rechte der Nachfolge. Vor darn, was bier gesclrehen, verblallte die darauf folgende 37. ordentliche Synode unseres Bistums , dieebenfalls von Professor Dr. W. Petri geleitet wurde, als dessen Stellvertreter der Weih- bischof amtete. Und dock lciste diese Synode mancherlci wichtige and aufbauende Arbeit and stellte deco Bischof, nunmehrbestehend aus einer Zweilicit, Bischof and Koadjutor?, eine none Sy- nodalvertretnng, zur Seite, die dem Wunsche der Synode folgend den 1aiigjahrigen zweiten Vor- sitzenden Professor Dr. W. Petri, chrenhallber in die Synodalvertretung berief. Sofort begann die Arbeit zur Vorbereitung der Bisclhofsweihe des Koadjutors. Zuin Ort d.erWcihe wurde die wiedererstandene Friedenskirche in Essen gewi hlt. Diese Kirclre war bei einem der viclen Flieger- angriffc stark besclradigt and das angebautePfarr- haus so gut?wic zerstort worden. Unter der tat- liraftigen Lcitung von Pfarrer Iliitwohl hat die Gemeindc es verstanden, das*Pfarrhaus zum Tell aufzubauen and das schwer gefahrdete Gewolhc der Kirchc wenigstens voriibergchend gcgen Wit- terungseinfliisse zu sichern. In den letzten Wo- chen vor der Wahlsynode war auch das Inncrrgc- wolbe wiederlrergestellt worden. Das Schiff der Kirclre einscblieBlich Gewolbe bekam einen zar- Approved For Release 2009/08/17: CIA-RDP83-00423ROO0901320002-4 Approved For Release 2009/08/17: CIA-RDP83-00423R000901320002-4 Weihe von Bischof-K. Joh. J. Demme] in Essen am 1. November 1951 ten hellen Anstrich, wahrend es urspriinglich inl Ton etwas diister gehalten war. Dadurch trill nun der in leuchtendem. Goldmosaik gehalteile Chor mit dent Altar in weil3em Marmor viel an- sprechender hervor. Am Allerheiligentag, am .1. November 1951, ging in dieser Friedenskirche in Essen in den althergebrachten Weiheformen die Bischofsweihe unseres erwahltcn Bischof-Koadjutors vor rich. I)ie Weihe selhst wurde vollzogen vom Erzbischof von Utrecht, Dr. Andreas Rinkel, unter Assistenz des Bischofs von Deventer- (Holland) Engelber- tus Lagerwey und des deutschen Weihbischofs, wobei der Vertreter des Erzbischofs von Canter- bury, der Lordbischof of Lewis (England), dem Gewahlten mit die Hande auflegte. In der his auf den letzten Platz gefiillten Kirche hatte die Gemeinde und zahlreichc Gastc aus Nah und Fern and vor ihnen die Geistlichkeit unseres Bistums im Ornat, unter ihnen auch erstmals Vertreter der schwedischen Kirche und des schwedischen Erzbischofs von Upsala, Platz genommen. Ehren- gaste aus Stadt? (Justizminister Amelunxen an erster Stelle), Stadt and Kirche, darunter als Ver- treter der Okuuiene in Deutschland Bischof Dr. Sommer von der Methodistenkirche und der Oku- mene in Genf, Rev. Tobias. Nach der Weihe gab (lie Stadt dem Neugeweihten, dem Episkopat, den Ehrengasten and der Geistlichkeit einen Emp- fang und ein Essen im Kaiserhof, wobei Oberbiir- germeister Di. Toussaint das Grul3wort sprach unddie Vertreter von Staat und Kirchen zu Wort kamen. - Auch der Patriarch von Moskau hatte in cter Person von Erzbischof Boris einen Ver- treter entsandt, der dureh PaBschwicrigkeiten allerdings erst am 2. Tage des Festes ankam and in feierlicher Form ein Begriil3ungsschreiben des Patriarchen verlas und iihergab, Foie denn auch der Patriarch von Konstantinopel, der prasidie- rende Bischof der bischoflichen Kirche von USA, der Erzbischof von Canterbury und unsere eige- lien Bischofe, Dr. Kiiry-Bern, Dr. Torok-Wien und IIudor-Skranton (USA) herzliche Begriil3un- gen iibersandt hatter. -- Ein besonderer Dank fiir die umsichtige and feine Vorbereitung der Festlichkeiten in Essen gebiihrt Pfarrer Hiit- wohl and seinem Mitarbeiterstabe. Approved For Release 2009/08/17: CIA-RDP83-00423R000901320002-4 Approved For Release 2009/08/17: CIA-RDP83-00423R000901320002-4 Die erste Auitshandlung des neugeweihten Bischof-Koadjutors war die Einweihung der wie- dererstandenen Christuskirche in Krefeld. Auch hier war in ciner Schreckensnacht. Writ eineni gu- ten Teile der Stadt Kirche and Pfarrhaus zerstbrt. worden. Die Gemeinde nml3tc dankbar scin, dal3 sic Jahre hindurch in der Notwohnung des lei- denden Pfarrers Kchren ihren Gottesdienst hal- ten konnte, bis Pfarrer Keliren miide die Augcn schlol3. Zuin Pfarrverweser wurde Pfarrcr Wer- ner Schmidt ernannt, der aller Verzagtheit zuni Trotz bald an den Wiederaufbau ging, seine Wohnung in dem einzigen iibcrdachten Raunt bei der Kirche, die ehemalige Sakristei, nahnt. Kit wenigen treuen Helfern, mit denen er zu- sammenhauste, begann or die Aufraumcarbeit and den Aufbau, der dann machtig gefordert wurde, als auch die Okuntene Mittel zur Verfii- gung stellte. in, mit dean Fortschreiten des Auf- baues der Kirche wagtc, er, cinen zerstorten Sei- tenfliigel des Pfarrhauses aufzubauen -zu cinent kleincn bescheidenen Pfarrhaus. - Von Essen kommend konnte der Bischof-Koadjutor in Kre- feld ani'4. November 1951 die wiedererstandenc anheimelnd'e Kirehe weihen, wobei der \Veih- bischof das erstc Hochamt hielt, wahrend der Erz- bischof von Utrecht zu unscrer Freude bei dieser Feier noch mit seinem Begleiter, Dekan Mole ntann, mitfeiernd anwesend war. Noch am 25. November 1951 foigte in einem feierlichen Pontifikalamtc des Bischof-Koadju- tors der \Vicdercinzug der Gemeinde in die St. Ursulakirche in Freiburg, ein Festtag fiir die Ge- meinde wic fiir all die zahlreichen Giistc, die aus dem badischen Linde herheigeeilt waren. Alt-kath. Friedenskirdie in Essen Und nochnials konnte der Bischof-Koad jutor in der Berichi:szeit einc Kirche weihen, diesmal in Karlsruhe. IIier war die stattliche Aufer- stehungskirchc cin Raub der Flammen gewor- den, wenn auch die Thrnic turd das Gewolbe den Flammen stand gehalten hatt@n. Aber auf dens Gewolbe wuchs bereits cin ganzer Wald, Das Pfarrhaus war nur cin Triinunerhaufen. In der Zeit, da der Gemeinde das Bauen noch moglich Weihe der Christuskirche in Krefeld am 4. November 1951 Approved For Release 2009/08/17: CIA-RDP83-00423R000901320002-4 Approved For Release 2009/08/17: CIA-RDP83-00423R000901320002-4 Das Kirchendach der alt-kath. Kirdte in Karlsruhe vor der Wiederherstellung war, war trotz aller Versuche keine Bauerlaubnis zu bekommen. Dariiber starb Pfarrer Josef Johne und Professor Dr. Zeimet kam nach Karlsruhe and farad keine Wohnung..Da wagte er den Auf- bau des Pfarrhauses. Und es gelang. Es wurde wohl kleiner, aber blieb immer noch geraumig ge- nug und ist nun jedenfalls warmer, als esdas alte war. Aber danehen lag die Kirche und mahnte jeden Tag und zerfiel sichtlich in dem,. was noch aufbaufahig war. Da wagte die Gemcinde auch den Aufbau der Kirche. Zunachst wurde das Ge- wolbe .gesichcrt, wenn auch an das Kirchendach nicht zu denken war. Als neue Mittel von der Okumene kamen and auch der Staat den Werke. unseres Glaubensgenossen, Geheimrat Schafer, den Denkmalssehutz und danmit staatlichc IIilfe zu- erkamrte, gelang auch der Ausbau im. Inneren. Und gerade das, dalI aus Not nur der Chor raid (lie Decke verputzt werden konnten, aber das Kirchenschiff im Rohbau blieb, gibt der Auf erstehungskirche nun cine eigene Note and zeigt crst recht ihre edlen Formen. Am 25.- Mai 1951 konnte Bischof-Koadjutor Dernmel die Kirche en- ter groBer Antcilnalmie unserer Gemeinden, aber auch der Stadt, des Staates und der Kirchen von neuem weihen. Es liege nahe, hier einen,Gang zu machen durch all die Gebiete, in denen fast restlos unsere Kir clien undPfarrhauser zerstort worden, von Aachen herunter his Karlsruhe and Pforzheim and wie- der Munchen, und was alles bereits gebaut und wieder geweiht worden. Aber der Raum fiir die- sell Bericht IaBt nur kurze Hinweise zu. In Munchen gelang es dem Unternehrnungs- geist unseres jetzigen Bischof-Koadjutors unter tatkraftiger Beihilfc der Gemeinde, nachdem die Pfarrkirche wider hergestellt war, auch die Pfarr- hausfrage zu losen, zu losen in dem groBen Rah- men dues stattlichen Gerneindehauses und AI- tersheimes,.das den Namen Dollingerhaus erhielt. Die Kapelle in ihm konnte am 25. Juni 1951,ge- weiht werden. In Dettighofen hatte man fiir neue Glocken ge- sanimelt. Aber aft man die Glocken gieflen Lassen wollte, lieB die Preiserhohung, das, was fur zwei Glocken rcichen sollte, nur zureichen fiir die kleinere Glocke. Da sprangen in alter Liebe zur Ileimatkirche nach USA ausgewanderte Pfarr- kinder ein und stifteten in Erinnerung an ihren Vater die groBe Glocke. Es war ein groBes Fest fiir den ganzen Klettgau, als die neuen Glocken vom Weihbischof geweiht wurden find am Nach- mittag des 2. Marz 1952 bei der festlichen Nach- feier zum ersten Male wieder das gauze Gclaute fiber das Dorf hinklang. In Blumberg kam Pfarrer Feldmann auf den Gedanken, den bisher ungeniitzten groflen Spei- cherraum des Pfarrhauses zu einem stimmungs- vollen Gcmeindesaal auszubauen und fiihrte ilm durch. In Kohn hat die Gemcinde neben den Triim- mern der Kirche ein Jugendheim errichtet, das unser Bischof-Koadjutor am 23. September 1951 seiner Bestimrnung iibergeben durfte. Geistl: Rat Reinelt muBte Versauninisse ver- gangerier Zeiten all Pfarrhaus rind Kirchen wie- der gut machen, zumal an der Bedachung des Pfarrhauses wie der Kirchen in Stiihlingen, Tien- gen und Schwaningen. Vor allem gelang es, die alte Sebastianskirche der Gemeinde ureter groBer Opferfreudigkeit seiner Gemeinden und Beihilfe auch der Stadt innen mid aulen neu zu gestal- ten, so das sic nun cin Schmuckstiick fiir den alter Stadtteil von Stiihlingen ist. Baden-Baden hat die ehemalige Spitalkirche irn hrneren neu gestaltct und nrin die Sakristei in direr urspriinglichen alter?tiimlichen Form wie- derhergestellt und zu einem stiminungsvollen Raum fur Hire Bibelabende gemacht. In jedem der beiden Berichtsjahre hat sic unter groBer Anteil- nahme auch der Ofl'entlichkeit wertvolle bunte Fenster aus Kiinstlerhand in die Kirche einfii- genlassen, so das die Kirche anerkannterinafien Yu ciner Sehenswiirdigkeit in der Stadt gewor- 'den ist. Die Gemeinde Offenbach hat in all ihrer Ar- mutfast ohneHilfe von auBen ihre Christuskirche Stuck urn Wick wieder aufgebaut und nun auch den Turm wieder eindecken lassen. . Approved For Release 2009/08/17: CIA-RDP83-00423R000901320002-4 Approved For Release 2009/08/17: CIA-RDP83-00423R000901320002-4 Lnnenansidit der wiedergeweihten Auferstehmigskirche in Karlsruhe Manhcim, das seine Erloserkirchc auf derv Waldhof kurz each dam Kricge wieder hergestellt and in den Jahren darauf lichen den Ruiner der Schlol3kirche tine Schlollkapelle als Notkirchc and im ruckwartigen Til des 11farrhauses chic Notwohnung fiir den Pfarrcr, fiir (lie Schwester and cinen Gemcindcsaal erbaut hatte, durfte in den letzten Somtnernionaten erleben, wit der erste Bauabsclntitt fiir die Schlol3kirdtc mit der Ober- dachung des Kirchenschiffes aus staatlichen Mit- leln beendet wurde and hofft, im nfullsten Jahr im zwciten Bauabschnitt die ?Vollendung der SchioBkirchc in newer l.' orni zu crtcben. Gleich- zeitig hat die Gemcinde mit ihrcm Pfarrer 1)r. Roder den Plan gefaft, in Wilde das alto Pfarr- liaus in M 7. 2 wieder ganz aufzubauen. Hinter dicsem iiut3eren Aufbau in unscrcr Kirche wurde die Sorge um den inneren Aufbau der Gemeinde Gottes gewiB niche vergessen. Aber es ist schwer, wens nicht unmogliclt, dariiber cinen Bcricht zu geben. Das Beste and das Tiefste vollzicht sich bier im Verborgenen and wind nur cinhfundeu -,,oil cinzelnen Iterzen, offenbar aber nur vor Gott. Aber so viel darf gesagt werden, dull vide Pricstcr turd treuc Laien hci13 geru.n- gen haben um diesen inncren Aufbau der Ge- incinde in der Liebe Christi mid in der ErgrilTn- licit von scinem 111. Gciste, Zumal die Seelsorge an unseren Il.eiinatvcrtric- bcnen hat chic Reilie von Geistlichen oft fiber dip Grcn~izen ihrer Kraft belastet. Aber sic tm diesen Dicnst mit Frcudigkeit, emplinden sic dock im- nier wieder, wie viol offene and dankbare Ilcr- zen. warten auf iliren Dienst. Im besondern trifft das zu auf unserc Geistlichen in Bayern, in Stutt- gart and Heidelberg, die zu ihren angestaunmten Getncinden Hoch weite Gebiete mit groBeren oder lacineren Gruppen oder gar bercits formlich ge- bildetenFliichtlingsgemeinden zu betreuen haben. Fast ausschlieBlich stclten in diesen Arbeit unserc Pfarrcr Lenz in Nordhessen, Pfarrcr Wlokas in l.eilpzig and Pfarrcr Uhlmann in Blankcnburg. Sic sind so gut wie irmner unterwegs,und Leiden doch daruntcr, daB sic, so viel sic auch tun, mit 17 Approved For Release 2009/08/17: CIA-RDP83-00423R000901320002-4 Approved For Release 2009/08/17: CIA-RDP83-00423R000901320002-4 ihrer Kraft allein nicht alles tun konnen. Gerade die Seelsorge in der Ostzone ist unsere grollc Sorge. Pfarrer Wlokas verbraucht sich and be- notigt. unbedingt eine Hilfe. Und unsere IIarz- gemeinden waren large verwaist, da Dr. Heins- berg aus Gesundheitsgriinden eine Pfarrei in Ober- baden annehmen muBte. Gut ein Dutzend Geistliche habeas wir gefragt and wieder gefragt, solche die bet uns ins Dienst stehen and solche, die erst koinmen mochten, and zuletzt hat das Ministe- rium der Deutschen Demokratischen Republik er- klart, da3 es iiberhaupt keinen Geistlichen aus dean Westen hereinlassen werde. Da war es wie eine Fiigung, daB wir aufinerksam wurden auf einen Geistlichen aus Westfalen, der als Lehrer in der Ostzone Dienst tat and seit Jahren unse- rer Kirche angehort. Mit Freuden sagte er ja and mit noch gr83erer Freude verspiirten wir, wie unsere Harzgenseinden mit offenen Herzen Pfar- rer Uhlmann- entgegcnkamen. Dankbar ni issen wir auch dafnr sein, daB tins crmoglicht wurde, fiir das groBe Diasporagebiet, das his dahin zu Hagen gehorte, einen eigenen Geistlichen in der Person des Pfarrverwesers Rademacher mit dens Sitz in Bielgfeld anzustellen. Und weiter freuen wir uns, das durch den Plan zur Motorisierung, den Bischof-Koadjutor Dem- mel. betrieb, einer Reihe von Geistlichen wenn auch nur gebrauchte Wagen zur Verfiigung ge- stellt werden konnten. Von besonderer Bedeutung war fiir unscre Kirche die Internationale Studienwoche alt-ka- tholischer Theologen, die ins August 1951 in Bonn tagte and von Professor Dr. Kiippers mit viol Liebe and Geschick vorhereitet wurde. Untcr Pro- Wir uerinogen den Katholiken, die uus Gewissens- grunden eine neue kirchliclte Heintstatte suchen, nicht das Gefiihl katltolischen Geborgenseins zu bieten, wvenn wit uns nor abgrenzen, durch dus Ablehnen dessen, was man gewoltnlich ?das Romische" nennt. Der Alt-Katholizismits bestelit nicht nut darin, daf3 wir diese oder jene Einrichtung Oder Lehre als iiber- flussig,als nicht unbedingt lteilsnotafendigbezei(linen. Darum soil diese 0sterbotschaft tins zur Besinnung (tiff unsere wesentlichen Attfgaben fiiltren: Bewah- rung des echten katholischen Erbes, Pllege desEhr- wiirdigen and Heitsnotwendigen,Verclu?istlichung der Gemeinden in. entchristlicher Zeit, Mitarbeit an dent grof3en Ziele einer ,stafenntaffig erfolgenden Einigung (lei, getrennten Christenheit. Die alt-kath. St. Willibrord-Kirdfe in Munchen fessor B. A. van Kleef (Holland) als Iliskussions- leiter wurde das groBe Thema der Okumene in alt katholischer Sicht behandelt; Schrift, Tradi- tion and Kirche, Gebel undArbeit standen bier ins inneren Zusammenklang and gaben den Teil- nehmern aus Holland, Schweiz Lind Osterreich and iiatiirlich aus unserer deutsehen Kirche vieles mit. In all unseren Geineinden haben unsere Frauen- vereine wieder stille and treuc Arbeit geleistet. Statt einer Hattptversamminng fiir das gauze Gebiet des Bistmns hat die Verbandsvorsitzende, Frau Ruth Michelis, regionale Tagungen fur Oberbadcn and Unterbaden mit Hessen and Pfulz gehalten. In einzelnen Gemeinden haben Miinnerkreise and Jugendbdnde mit Lifer geschafft. Unsere Schwesternschaft kam vom 19. ` 2. September .1951 snit anderen alt-katholischen Schwestern, die dens Verband niclit angehoren tinterder Leitung des geistlichen Rektors unseres Schwesternhauses, Professor Dr. Kiippers in Miinchen and am Tegernsce ins Jugendheim zu Gebet unit Arbeit zusammen and griindeten einen ?Verband alt-katholischer Schwestern and Fur- sorgerinnen" nach dens Vorbild unserer Schwei- zer Kirche. , Zum Schiull darf gesagt werden, daB es un- tnoglich ist, alle Versetzungen and Vcranderun- gen unter unserer Geistlichkeit bier aufzufiihren. Ntir erwiilust soil sein, daB eine Reihe von Geist- lichen in der Berichtszeit il.u? 40jahriges Priester- jubilaum feierten, so Pfarrer Koepfer, der zum Gcistl. Rat ernannt wurde, Gcistl. Rat Reinelt and Pfarrer Huber in Mundclfingen. Fiir Berlin and die Ostzone wurde cias Dekanat begriindet mit Pfarrer Dr. Buchta als Dekan. Dr. Otto Steinivachs. 18 Approved For Release 2009/08/17: CIA-RDP83-00423R000901320002-4 Approved For Release 2009/08/17: CIA-RDP83-00423R000901320002-4 Das alt-katholisthe Hilfswerk. Wenn hier voin alt-katholischen IIilfswerk ge- sprochen werden soil, so kann es sich selbstvcr- staiidlich nur um einen kurzen Ubcrblick fiber cine Eiizriclrtung handeln, die sich in der Nach- kriegszeit im -deutsclien Bistum segensreich_ aus- gewirkt hat. Als im Mai 1945 der Krieg zu Ende war, zeigte sick auf alien Gebicten des Lebens cine erschrek- kendeNot. Vicle Mitglieder aitch unserer Kirche hatter im Bombenkrieg flab und Gut verloren. Nicht viel besser war es ciner groflen Zahl jener Genicindemitglieder ergangen, die aus den Gro13- stiidten evakuiert worden waren. Auf Grand des Potsdanier Abkomniens waren Zehntausende alt- katholischer Menschen aus ilirer Hcimat im Osten und in der Tschechoslowakei (Sudetenland) ver- triehen worden. Sic hatters nicht nur Ilab und Gut verloren, sondern auch die Heimat. Arm,. bettelarm, oft nicht einmal mit dean Lebensnot- wendigsten ausgestattet, waren sic nach West- Deutschland gekonmien und mull ten oft Jahre in Lagern und Massenquartieren oder in kfim- merlichsten Raunien leben. In den Jahren 1946 his 47 wuchs auch die Not fiir diejenigen, die IIei- mat, Ilab und Gut fiber den Krieg hinweg ge- rettet hatten. Es waren schwerste Hungcrjahre fiir das gesainte deutsche Volk. So duster auch hcute Hoch die Erinnerung an all die furchtbare Not sein mag, in das Dunkel dieser Zeit leuchtet this erwarniende Licht christlicher Liebesli tig- keit. Schon bald nach dean. Zusannnenbruch regte sich hier und dort in den Gemeinden der Willc, schlimmster Not zu steuern. Bald schon wurdc es klar, daB die Kraft der einzelnen Gemcinden zn einer nermenswerten Linderzing von Notstiinden in ilirer Mitte nicht ausreichen wdrde. Es bleibt this Verdienst des Pfarrers Pfister, Frankfurt/M., schon fruhzcitig den Zusannnenschiull der i rtli- chen IIilfsausschfisse und die Schaffung eines alt-kathol. iIilfswcrks fiir das gesamte Bistum im AnschluB an das IIilfswerk der Evang. l(irche an- geregt zu haben. Schon im Sommer 1946 wurde von den Pfarrkonferenzen fiir ihre Bezirke diescr ZusaznnneuschluB durchgefiihrt. Bereits im Spat- sonuner des gleichen Jahres fond der Zusammeni- schluB dieser Bezirks-ililfswerke zum alt-katho- lischen Hilfswerk des deutschen Bistums statt. Mit der Leitung wurde der Verfasser dieser Zeilen betraut. Ini Oktober 1946 schloB sich das alt-ka- tholische IIilfswerk dem groBen IIilfswerk der Evangelischen Kircher in Deutschland mit dcm Sitz in Stuttgart (Zentralburo) an, das der jetzige Bundestags -Abgeordnete Obcrkonsistorialrat Dr. Gerstenmuier in's. Leben gerufen liatte. Dabei blieb lie volleSelbstandigkeit des alt-katholischen Hilfswerks gewahrt, gab ihin aber die Moglich- keit, genieinsam mit dcm IIilfswerk der iibrigen niclrtromischeu. Kirchen mit dent Ausland und scinen Hilfsquellen in Verbindung zu treten. Und das war geradezu nine Notwendigkeit. Als inn Bis- turn die Grfindung des alt-katholischen Hilfswerks bekannt geworden war, liefen in der bischoflichen Kanzlei in Bonn uugezahlte Briefe ein, die furcht- barste Notstande ofl'enbarten und um Hilfe bates. Kein Gebiet des tiiglicheni Lebens, auf dem nichi Ililfe erbeten worden ware. Das Hilfswerk konnte gewiB nicht alle Not belieben. Es war ihm aber in6glich, im Laufe der Nachkriegsjahre, or alleni his zu jencm Zeitpunkt, da sich nach der Wah- rungsreforui die wirtschaftlichen Verhaltnisse in West-Deutschlandbesserten, tausendfach bitterste Not zu lindern raid andere ganz zubeheben., DaB das Hilfswerk als Funktion der Kirche den Erweis tatkraftiger und opferfroher christlicher Liebestatigkeit erbringen konntc, verdankt es in den Jahren der Not freilich nicht nur der Kraft der cigenen Gemeinden, sondern noch meter wahr- haft brfiderlicher Gesin hung christlicher Kirchen und Briider im Ausland. Hier mull vor allem and zuerst die Hilfe genannt werden, welche unscre Scliwesterkirche, die christkatholischc Kirche der Schweiz, uns Jahre hind.urch geschenkt hat. Bi- schof Dr. Kfiry, Bern, hatte glcich nach Beendi- homm, Bruder, Du! Ural manchmul wissen ivir: es lclopft jemand an, Der Bruder einer, niiider Wandersinann. Wir wissen jenzand stelmn in Nucht und Gratis, Und seines Klopfens Hullen ist inz Haus. Scin zagend Flehen dringt zu tins herein: ten Nunzezi Gottes, Briider, la/It nach eizm. Und Koren stun nn sein Klopfen, seine Bitte. Zn Tiir mind Riegel braucht es nur 3 Schritte. Nur dreier Worte braucht's: Konun Binder du' Sie bleiben ungesprochen und (lie Tiir bleibt zu Ilnd jener Wundrer gent, role er geleominen - Dann horchen wir, datum ahnen wir beklonunen. Und schauen plotzlich tief und wissen klur, Duf3 jezrer Pilgrim Gottes Bruder war. Conrad Ferdinand Meyer. 19 Approved For Release 2009/08/17: CIA-RDP83-00423R000901320002-4 Approved For Release 2009/08/17: CIA-RDP83-00423R000901320002-4 gung des Krieges in scinem Bistum das Hilfswerk der christkatholischen Kirche der Schweiz in's Leben gerufen und dessen Leitung selbst iiber- nommen. Immer wieder appellierte er. enter Schil- derting der in Deutschland herrschenden Not air seine Gemeinden. Nicht umsonst. Bereits im Friih- jalir 1946 ham die erste groBe Sendung aus der Schweiz, der dams Jahn' fiir Jalir fast imiuer je zwei weitere Sendungen folgtcn. Sic enthielten alles turn Leber Notwendige in groBen Mengen, angefangen von Klcidern trod Wasche fiir Minn- tier und Frauen, Jungens und Madchcn his zttm Siiugling herunter, viele hunderte Paar Schuhc, Geschirr, Nahinaschinen, Seifenwaren, Lebens- mittel allcr Art. Einc einzige Sendung z. ?B. haste einen Wert von sfrs. 32 364.-. Zwischen dieser Grog-Sendungsen kamen weitere Sendungen von Nondensmilclt, Kraftigungsmitteln und andereir Liehesgaben. Nicht zit vergessen ist die groBe Zah1 grit crhaltencr, ja teilweise bester Paramente und Kultgeratc, an denen wir each dem Kriege in- folge der,. Zerstorungen bedriickenden Mangel batten. Die Sendungen gingen griltenteils an die Zentrale nach Boma, teilweise auch direkt nach Miinchen und wurden you ehrenamtlich tiitigen IIclfcrn und llclferinnen in oft wochen- und mo- natclanger Arbeit gcordnet, verteilt, verpackt und an die citrzelnen Gemeinden und auch Einzelper- sonen verschickt. Ober das H.ilfswerk der Evangelisclien Kirche in Deutschland kamen tins weitere Moglichkeiten der Hilfe zu. In USA hatte Karon Gilbert Symons von der Bischoflichen Kirche, mit der wir in Inter- koinmunion stelien, ein eigenes Ililfswerk einge- richtet, das uns im Laufe der Jahre eine groBe ZahI von Care-Paketen schicktc, die sowohl an Pfarrainter wie auch an Einzelpersonen - je nach dens Bediirfnis - weitergeleitet wurden. Ubcr das Zcntralbiiro des Dvatigelischen IIilfs- werks in Stuttgart erhielt unser IIilfswerk nicht nur Care-Pakete, nicht nur eine Anzahl Brasil- Pakete, sondern auch Papier zum Druck des kirch- lichen Amtsblattes, Stoff fiir Priester - Talare, Schuhe uncd andere lebensnotwendige Dinge. Sie kamen teils direkt von Stuttgart oder fiber die Ilauptbftros des Evangelischen Hilfswerks zur Ver?teilung. (Tber das Zcntralbiiro in Stuttgart ginger auch unsere Antrage auf Gewahrting oku- menischer Mittel fiir den kirchlichen Wiederauf- ]iau, die vom Weltrat der Kirchen in Genf ver- teilt wurden. Die Geldniittel, welche das Hilfs- werk von Genf erhielt, waren von der Bischot'- lichen Kirche in USA gesammelt und dent Weltrat der Kirchen zur Verteilung inberwiesen worden. Es mull hier zmn Ausdruck gebracht werden, da13 die Bitten unseres Hilfswerks fun Zuwendung dieser Gelder fiir Wiederaufbauzwecke sowohl bei dem Direktor des Hilfswerks der amerikani- schen Kirchen Reverend Dr. Almon R. Pepper, als audi bei der Abteilung fiir zwischenkircliliche Hilfe des Weltrats der Kirchen stets Verstandnis und Ililfsbereitsdhaft gefunden haben. Als gegen Ende 1947 feststand, da13 eine Wah- rungsreform kommen wiirde, wandte sick unser IIilfswerk Hach Genf uni Gewahrinig okumeni- scher Mittel zur Besoldung unserer Pfarrer in Bayern, die allein von den Geineinden getragen wurden. Genf stellte reclitzeitig Mittel fiir diesen Zweck zur Verfiigung. Was ware gesdiehen ohne these Hilfe, da durch die Wahrungsreform die Gemeinden wie die Familien von heute ant inor- gen arin geworden waren! Okumenische Mittel haben dann in den folgenden Jahren die Besol- dung der bayerischen Pfarrer und damit die Anf- rechterhaltung des kirchlichen Lebens in diesem 'I'eil unseres Bistuins iiberhaupt ermoglicht. Wir haben die Wahrheit. Wir durfen sic vertrelen. Nic durfen wir von ihr weichen. Sic wind tins leiten, was auch iuuner das duf3ere Schicksal unserer Kirche sein wind. Die Wahrheit wind ouch die Liebe unter tins meluren und wind wie zur Zeit der ersten, jungen Liebe die Werke der geistigen and leiblichen Barm- herzigkeit enter ens nee erbliihen lassen. Uns gelte das Wort des Apostels: Jell babe aber die feste Zu- versicht, da/3 der ein gates Werk in each angefongen hat, as auch vollenden tvird bis zunt Page Jesu Chri- sti". (Phil. 1, 6.) Bis zu dent. Tage, do der Herr selbst seine Kirche vollendet and das Getrennte zusanunen- fiigt and Allen erschcint als der eine Meister and Sieger. 20 Approved For Release 2009/08/17: CIA-RDP83-00423R000901320002-4 Approved For Release 2009/08/17: CIA-RDP83-00423R000901320002-4 Ohne die Ililfe des Weltrats der Kirchen wart es audi nicht moglich gewesen, unsere zerstorten Kirchen und Pfarrhauser, wie z. B. Koln, Essen, Miindicn, Ktulsruhc, Krefeld, zum weitaus grofi- ten Toil bercits wieder aufzubauen. Das Ausland stellte ferner dens Jlilfswerk Bi- bemn und Neue Testaments in groper Zahl zur Vcrfiigung. Fiir die Seelsorge erhielt das Ililfs- work aus England cinige Fahrriider fiir Geistliche. Aus okumenischen Mitteln komiten auch Motor- rader in beschrankter Zahl beschaff i timd in den 1)ienst der Seelsorge gestellt werden. Zur Erholung von Kindern wurde mil liilfe des christkatholischen Ililfswerks in Giitenbach cin Kinder-Erliolungsheim eingerichtet. Widriger Uni - sliinde wegen muffle es freilich. nach wenigeii Jahren wieder geschlossen werden, wogegendas Jugendheim am Ringberg Obb. hen to noch bestcht. An der Paket-Aktion fiir die Kriegsgefangenen find. die russisch besetzte Zone betciligten sich unsere Gemeinden in einer besonders erfrculichen Weise. Aberhunderte von Piickchen gingen in die Kriegsgefangenenlagcr des Auslandes und each Osten und brachten Freude turd Linderung stiller Not. Als nach der Wahrungsreform das Gesamt- Hilfswerk den Diakonie-Groschen cinfiihi-te, ver- sagte side unser Ililfswerk auch dicsem Werk christlicher Liebe nicht. In den Gemeinden wurde elf rig gesammelt. 500/o der Ertragnisse verblieben ihnen zur Linderung der Not an Ort und Stolle, wiihrend die iibrigen 500/o an die Zentrale Hach Bonn zur Behebung iiherortlichcr Note abgefiihrt wurden. Alles dies ist nur sin ganz summarise-her Be- richt fiber das, was das alt-katholische Hilfswerk, iin Ausland und im Inland, wahrend der Notjahrc leisten durfto., Es ist darum nur sine licbe und tiefe Pflicht, an dieser Stolle alien dencn drauflen im Ausland und bier in der Heimat, hcrzlichst zu dankcn fiir alles, was sic fiir Hire notleidenden Briider und Schwestern, im Namen Christi und gedrangt von der Liebe Christi, gegeben haben. Dr. Zeimet, Prof. Wean wir es mil deco Apostel Paulus halten ivollen: ?Priifet alles, das Gute behaltet", so bedeutet das nicht, daft wir die Glaubensgrundlagen der alien un- geteilten Kirche .zur hernmungslosen Diskussion stol- len.. Die Kirche braucht Maf1stabe des Glaubens, wean sie uberhaupt bestehen will. Die Dogmen sind die in menschliche Begriffe gefa/Jte Glaubenserkenntnis der Gesamikirche, wean sie fins auch die letzte Walu?- heit nur verhiillt zeigen. Bi.sehof Koad. Joh..1. Denunel Gebet Herr, mach. aus mir sin Werkzeug Priedens! Wo Hap herrscht, la/i midi Liebe Wo Krcinlcung, (lie Vergebung, Wo Zwietracht, (lie Versohnung, 1170 Irrtum; (lie Wahrheit, IVoZumeifel, den Glauben, Wo Verzuveiflung, die Hoffnung, Wo Finsternis, Dein Licht, Wo Traurigkeit, die Preside! I)eines 0 Meister, lafl much meter darnach verlangen, Andere zu trosten (its selbst getrostet, Anders zu. verstehen als selbst verstanden, Andere zu lieben. als selbst geliebt zu werden: Denn Geben macht reich Und im. Selbstvergessen liegt der Friede; Im Verzeihen erlaugen uvir Vergebung Und Sterben ist ewige Auferstehung. (Naich einem Gebel des Franz von Assisi.) Approved For Release 2009/08/17: CIA-RDP83-00423R000901320002-4 Approved For Release 2009/08/17: CIA-RDP83-00423ROO0901320002-4 Ein Gedenkblatt unsern verstorbenen Priestern Gedenket curer Vorsteher, die each des ll'ort Gottesgesagt heben! treIr 13, 7 In den letzten zehn Jahren hat Gott, in dessen Hand Tod and Lehen steht. folgende Diener unserer Kirche in Deutschland heimberufen; deren wir in Dankbarkeit und Treue gedenken: Geistlicher Rat Max Rachel im 73. Lebensj ahr und im 51. Jahr seines Priestertums (-j-7.7.1943) Pfarrverweser Heinz Bender im 31. Lebensjahr und im 7. Jahr des Priestertums Univ. Prof. Dr. Rudolf Krenssen im 67. Lebens- jahr and im 45. Jahr seines Priestertums (j 28.12.1944) Ruhestandspfarrer Franz Dittrich im 79. Lebens- jahr and im 52. Jahr seines Priestertums (j 23.2.1945) Pfarrer Dr. Walter Herberz im 73. Lebensj ahr und im 50. Jahr seines Priestertums (-j- 3. 8. 1945) Ruhestandspfarrer Josef Moog im 80. Lebensjahr and im 55. Jahr seines Priestertums (-j-29.6.1946) Pfarrer Andraes Satter im 73. Lebensjahr and im 48. Jahr seines Priestertums (-j- 31. 5. 1948) Synodalrat, Pfarrer Helmut _Michelis irn 44. Le- bensjahr and im 22. Jahr seines Priestertums (-4 1. 1. 1949) Pfarrer Josef Johne im Alter von 55 Jahren and im 34. Jahr seines Priestertums (-j- 30. 1. 1950) Geistlicher Rat Friedrich Hacker in seinem 70. Lebensjahr. and ins 45. Jahr seines Priestertums (G 23 , 3. 1950) Pfarrer Josef Kehren im 69. Lebensjahr and im 44. Jahr seines Priestertums (- 24. 6. 1950) Altpfarrer Konrad Lutz im 62. Lebensjahr and im 39. Jahr seines Priestertums (-j- 30. 10. 1951) ?IcJi habe einen goten Kampf gekeiinpft, ich hahe den Lauf oollendet, ich Izabe den Glauben gehalten". 1. Tint 4, 7 Liebe heimatvertriebene Glaubensgenossen Nun sind es fur Each schon 6-7 Jahre, seit Ihr, von der Ileimat vertrieben, auf alle Lander des hentigen Deatschlands verteilt, irgenduro eine vorizbergehende odes viel- leicht sclron datrernde Bleibe gefunden habt. Ilnr, die Ihr diesen Kalender leset, Isabt bereits irgendivie schon Anschluf3 an ein Pfarraint oder an eine Genteinde gefunden. Ihr nehmt Teil am Gemeindeleben, habt selbst gcarz nerte Gemeinden rind in diesen Kirchenbunde, Frauenvereine, Kirchenchore gebildet. Ilrr urif3t: Ilu? seid.nim vollberechtigte Mitglieder der deiltschen. alt-katholischen Kirche. Wir danken es Euch, da/3 Ilnr Each uns angeschlossen Irabt und dcif3 1hr viel- fach geradezu vorbildliche Opfer fur Eure Kirche bringt. Nun soil es zuwischen Each raid tuns - den ,alten" Gemeinden - keinen Unterschied mehr geben. Unsere gemeinsame, eigentliche Heimat ist unsere geliebte Kirche, durch die ivir einst zu denen gelangen, die urns and Each vorangegangen sind im Zeichen des Glaubens. Ewer Joh..1. Demmel, Bischo fs-Koad jutor Approved For Release 2009/08/17: CIA-RDP83-00423ROO0901320002-4 Approved For Release 2009/08/17: CIA-RDP83-00423R000901320002-4 Has alt-katholisdie Bistum im Sudetenland and sein Untergang Vielen Deutschen war der Name Sudetenland fremd. Dieser Unkenntuis entsprach auch die hochst man- gelhafte Kenntnis der kirchlich-religiosen Lage. Man crinnerte sick zwar dunkel, dali in Bohmen schon vor der Reformation heftige Glaubenslcumpfc tobten ([Iussiten), dali nachher der Drciflig-jahrige Krieg von Bohmen semen Ausgang nahm and dennoch die ehemals ganz proteslantisch gewordenen Grenzge- hiete Minions in der Gegemeforntalion wieder gSinz- lich katholisch geworden and his zur letzten Jahr- hundertwende auch geblieben waren. Aber nur wenige wulten, daf3 ausgangs des 19. Jahrhunderts die even- gelische and auch die. alt - k a tIt oiiscIt e Kirche in den Sudetenlandern ,Bohihrens, Mahrens and Schle- siens Fuli gefafit hatter Erse die grauenvollen. Ereig- nisse der jiingsfen Vergangenheit, zamal die Austrei- bung von 3t12 Millioncn Sudetendcntschcr ails ihrer Ileimat, liaben these Gcbietc mid hire Bewohner der WeROffcntlichkeit nhher geriickl. Die altl.atholische Kirche des Altreichs turd vicle Hirer Gemcinden sind nuilineltr in tine unmittelbare Beriihnung zu iliren sudetendeutschen Glaubensge- schwistern gekommen. Sic Schicksale beider, der Ein- heimischen and der Ileintatvertriebenen, sind fort- an miteinander verschlungen. Daram client es dem gegensciligen Verslchen, wenn wir voneinander wis- sen. So ist es mir eine liehe Aufgabe, meinen Lands- lcuten, aber auch alien Lesern des altka.tholischen Kalenders eine zusammenfassende Darstellung fiber den Untergang unseres cinst so venceifiungsvoll attf- bliihenden Warnsdorfcr Bistums . zu geben. Ich er- fiille sic urn so lieber, weil ich einer der wenigen Prie- ster dieses Bistums bin, der aus eigener Erfahrung schopfend den Untergang,unscres Warnsdorfcr Bis- tnms ntiterlehen muRte. Zunhchst cinen kurzen Ruckblick. Das. Bist.um Warnsdorf ziihlteEnde des zweitcnWeltkriegs 23000 Altkatholiken. Es hattc aulier den Filialgeineinden 9 grofle Pfarrgentcinden mit 11 Geistlichen. Der Sitz des Bischofs war die Pfarrgenieinde Warnsdorf mit fast 5000 Mitglicdcrn; die zweitgrofite Pfarrgemcindc mit 3500 war Dessendorf and deren Tochtcrgemcin- den ins Isergehirge: Gablonz a. N. mit 3500 and Mor- chenstern mit 2500 Milgliedern; es folgten der See- lenzahl Hach: Mater. Schonberg mit 3000, Schonlinde mit 2000, Arnsdorf-Haida mit 1800, Friedland a. d. Mohra mit 1500, Tctschen-Bodenbach mit 1200 and Brflnn mit 500 Seelen. Auf3erdem stand auch die tschechische Gemeinde in Prag Writ angeblich 500 See- len tinter der huisdiction des Warnsdorfer Bischofs. In diesen Pfarrgcmeinden batten achteine eigene Kirche and sicbon cin eigenes Pfarrhaus. Die all- Approved For Release 2009/08/17: CIA-RDP83-00423R000901320002-4 Approved For Release 2009/08/17: CIA-RDP83-00423R000901320002-4 katholische Kirche hatte ins dsterreichischen Staate schwere Kanrpfe um die staatliche Anerkennung ilrrer Gemeinden zu bestehen. Bis zum Jahre 1907 war Warnsdorf die einzige vom Staate anerkannte Pfarr- gemeinde. Erst nach diesem Jahre warden die iibri. gen Gemeinden anerkannt, jedoch ohne dell ilinen irgendwelche staatliche Untersti.Ltzung trotz der Pflicht zur standesamtlichen Matrikenfiihrung und der Er- teilung des Religionsunterrichtes in den Schulen zu- teil wurde. Ersl durch des Kongruagesetz vom Jahr 1925 gewahrte die tschechisch-slowakischc Regierung (lie Gleiclrberechtigung mit den iihrigen Kirchen. Ins Vergleich mil, dem Bistum in Deutschland driialgt rich die Frage auf, waruat ins sudctendeutschen Bis= tuns so wenig Geistliche und so grolle Pfarrgemein- den vorhanden waren. Natiirlich hatte des semen Grund. Der Staat anerkannte eben nur Pfarrgemein- den, die aus eigener Kraft sich finanziell erhalten konnlen. Deshalb mul3te sich das Bistum auch mit einem Bistumsverweser zufrieden geben, wie iiber- haupt die Pfarrgemeinden ihre Erhallung vielfach our der Opferbercitschaft Hirer wenigen Geistlichen zu verdanken hatten. Erst 1925 driingte die tsche- chische Regierung, um vom Ausland unabhangig zu sein, selber auf die Wahl eines Bischofs. Wenn dar- aufhin die Synode zu Gablonz 1925 den bisherigen Bistumsverwescr Alois Paschek als Bischof bestiitigte, so geschah es, was weithin nicht recht verstanden wurde, deshalb, weil ein Tscheche viel leichter als ein Deutscher bei der Prager Regierung Einflull er- langen konnte. Gbrigens hat sich Bischof Paschek zwar als geborener Tscheche bekanni, aber stets auch als Bischof einer deutschen Kirche. Bis 1934 ergaben sich ins kirchlichen Gemeinde- lehen zwischen den Deutschen und den wenigen zu- gewanderten Tschechen in keiner Gemeinde nennens- werte Schwierigkeiten; die wenigen tschechischen Mi t- glieder verlangten weder bei den Gottesdiensten noch in den Schulen Sonderrechte, weil sic, der deutschen Sprache vollkotmnen nrachtig, nur Minderheiten bi1- deten. Erst als staatlicherseits die Tschechisierung der deutschen Gebiele durchgefiihrl. wurde, versuchte man auch in unseren deutschen Gemeinden Sonder- rechte fiir die tschechischen Minderheiten zu erlangen. Der Antrieb hiefiir ging von der Prager tschechischen Gemeinde aus. Diese Gemeinde war seit ihrer Entste- hung eine hussitisch-national eingestell tc" kleine Ge- mcinschaf t,die,um mitBischofPaschek zu reden, ?nicht teben und sterben konnte". Ihre Seelenzahl war eigent- Lich niemals festzustellen. Urn die Jahrhundertwendc wurde dieser kleinen Gemeinschaft diestaatliche An- erkennung verweigert. Sic bat daher attf einerSynode in Wien urn die Aufnahme in die alt-katholische Kirche. Trotz vielfacher Warming wurde sic aus Mitleid ?g a s t w e i s e" aufgenommen, ,bis zu dem Zeitpunkte, da die Bewegung unter den Tschechen so erstarkt sein wurde, umein eigenes tschechisches Bistum zu begriinden". Diese rechtliche Stellung in- nerhalb der alt-kalholischen Kirche wurde seitdem nie geandert! Oberst Hanf, der Vert eter der tschechischen Min- derheit, begann zunachst seine national-kirchlichen Bestrebungen in den Isergebirgsgemeinden, nament? lich in Dessendorf, in welcher ungefahr 100 Tsche- chen beigetreten waren. Zunachst forderte er in den neuerrichteten tschechischen Schulen Religions- unterricht, der ihm anstandslos gewahrt wurde. Schrittweise vcrlangte er dann Gotlesdienste in tsche- chischer Sprache, wozu der Synodalrat nach anfang- lichem Widerstand zustinrmte. Endlich wiinschte er die Errichtung ciner eigenen tschechischen Pfarrge- meinde ins Bezirke Tannwald fur alle ins gesamten Bistum wohnenden tschechischen Mitglieder, eine Forderung, die ihm nicht einmal (lie Prager Regie- rung genehmigen konnte, da die anerkannt.en Pfarr- gemeinden each geselzlichen Bedingungen nur raum- lich, nicht aber nach nalionalen Gesichtspunkten ah- gegrenzl und gcnehnrigt waren.. Um sein Ziel zu er- reichen, verfal3te er tine Resolution gegen den Syno- dalrat, die er, untcrsttitzt von 200 tschechischen Ab- geordneten ins. Prager Abgeordnet:enhause einbrachtc. Er forderte darin die Absctzung Bischofs Pascheks als Feind der Tschechen und die Entfernung des der tschechischen Sprache unkmidigen Dessendorfer 7'farrers. In diese Zeit des national-kirchlichen Kampfes fiel ins Jahre 1938 die Eingliederung des Sudclengaues ans Deutsche Reich. Bischof Pascheks Gesundheits- zustand war durch die jahrclangen Aufregungen der- art erschiittert, dal3 er sich mit Riicktrittsgedanken trug. Das alt-katholische Bistum stand in dieser Zeil vor neuen und schweren Aufgaben, da es sich den veranderten staatlichenVerhaltnissenanpassenm ullte. Das Kongruagesetz wurde vom Reiche nicht aner- kannt und jeder voin tschechischen Staate anerkann- ten Kirche wurde nach einer.Gbergangszeit jegliche staatliche Unlerstiitzung entzogen. An Stelle des ins Altreich bestehenden Kirchensteuergesetzes wurde ins Sudetengau nur ein ,Kirchenbeitragsgesetz" ge- schaffen, wonach jede Kirche ihre Beitrage selber einzuheben hatte. Das Personenstandsgcsctz wurde durch Errichtung von Standesamtern abgeandert und damit den Kirchen die staatliche Matrikcnfdlrrung entzogen. Durch den Aushruch des zweiten Weltkric- ges warden auch die jiingeren Geistlichen zum Mili- tardiensl einberufen, so dal3 von den 11 nur mehr 6 verblieben. In den drei Is ergebirgs genie in den rail, 10000 Seelen verblieb nur der Dessendorfer Pfarrer. der auch als Generalvikar den kranken Bischof ent- lasten mul3te. Der Nationalsozialisnnts mit seiner gc- tarnten Verheil3ung vom ?positivem Chris Lent uni" enttauschte nur zu bald durch seine ,Gottglaubigen- bewegung zunachst die Geistlichen. In der Schule wurden dic! Kreuze entfernt, die Lehrerschaft wurde enter Zwang gesetzt, fiir die Befreiung der Kinder vom Religion sunterrichte Z U werben, die Teufen, Trau- ungcn und Begriibnisse wurden von der Partei in Anspruch genonunen. Aus Furcht getrauten sich vicle nicht mehr, ihre innere Gberzeugung often zu be- kennen. So war die Zeit gckmnmcn, von der einst der Freiheitsdichter Ernst Moritz Arndt klagte: ,Auch Du, mein dcutsches Volk bast: Writ fremden Gottern gcbuhlt." Viele haben damals ihrem Herrgott den Riicken gckehrt. Approved For Release 2009/08/17: CIA-RDP83-00423R000901320002-4 Approved For Release 2009/08/17: CIA-RDP83-00423R000901320002-4 ,Gottes Slrafgericht konnte nicht ausblciben. P's erfiillte sich auch an tins Dcutschen im Sudetengau in gril3licher Weise. Wir batten wiihrend des Well.- krieges alien Grand, jeden Tag dem Ilerrgott zu clan- lien, dean wir waren vom furchtbaren Bombenkrieg verschont geblicben. Aber wir muBten Schlinnneres er- fahren, als die Schreckenstage voln Mai 1945 anbra- chen. Wir hatten in den. Kriegsjahrcn vielleicht mehr hunger gelitten als die Briider im Altreich, aber wir durften wenigstens in der Heimat leben. Wir ahnt.en erst, was das Wort ,Fliichtling" bedeutel, als wir die Fliichtlingsziige ans Schlesien dutch unsere IIci- mat rollen sahen. Darum haben wit auch, das ist uns hente eine Genugtnung, unsere Brii.der and Schwe- stern aus dem Altreiche wirklich als Giiste aufge- nommen and das Letzte mit ilmen geteilt. Aber er- fafit haben wir damals noch nicht, was uns sp5ter heschieden scin sollte: das Wort ?Ilcimatvertriebene". Was der nach Amcrika gefliichtete Pater Reichen- berger in scinem Buche ?Die ostdeutsche Passion" an Schandtat:en der Tschechen aufzbhlt, ist uns alien ans dem ITerzen gesprochen. Die Zeit war gekommen, wo t DR. OTTO STEINWACIIS Weihbisdiof Approved For Release 2009/08/17: CIA-RDP83-00423R000901320002-4 Approved For Release 2009/08/17: CIA-RDP83-00423R000901320002-4 das iscnecroscne yolk an uns lletttsclien wegen der Zerstorung einiger DQrfer dutch die nationalsoziali- stische Wehrmacht, die vom gesamten Sudeten- deutschtum verurteilt worden war, grausame Rachc nelimen and als ,Kollektivschuld" an uns mit der Vertreibung aller aus der lausendjahrealten Heimat strafen konnte. Der aus demExil zuriicl:gekehrtePrasidentBenesch. verfiigte die Auflosung der alt-katholischen and evan- gelischen deutschen Gemeinden raid Beschlagnalime Hires Kirchenvermogens. Bischof Paschek versuclrte zwar seine Kirche dadurch zu retten, dali er entgegen dem Beschluf3 der Wiener Synode sich auf die Prager Gemeinde als einer der tschechischen berief,' and sein Bistum als ein int.ernationales bezeichnete, wurde aber dennoch vorlaufig abgesetzt and Writ der Bildung cines provisorischen Synodalrates beauftragt. Er Elsie daher den bisherigen Synodalrat and alle Kirchenvor- stiinde?in den Gemeinden auf and enthob semen his- herigen Generalvikar seines Aintes. Ftir den nenen Synodalrat warden der Regierung fiinf Tschechen in Vorschlag gebracht. Siimtliche Geistliche warden ihrer Amter enthoben, muBten aber ohne Gehalt gehorsam zwei von Bischof Paschek ordinierten Jiinglingen Dienste leisten. Hierauf organisierte sich im Taun- - walder Bezirk eine tseliechisch-orthodoxe Gemeinde aus iibergetretenen alt-katholischen Tschechen. Als erster orthodoxer Geistlicher wurde nach Dessendorf ein Priester berufen, der ins Pfarrhause wohnte; er war ein edler Priester, der keinen IIa13 gegen uns Deutsche hatte, daher aucli eines 'Pages das Feld raumen nrul3te. Sein Nachfolger versuclite den deut- schen Pfarrer aus dens Hause zu driingen. In dieser Zeit wurde sowohl die altkatholische als auch die romische Kirche entweilit and dies, um den Verdacht der Tschechen von sick abzuwenden, den beiden deni- schen l'farrerii zur Last gelegt. Da man auch hiermit nicht this Ziel erreichte, wurde der deutsche Pfarrer verklagt, er habc bei seinem lelzten Gottesdienste die h irchenturen versperrt, uns mit semen Lenten Politik zu treiben, obwohl man wuf3te, dali die deutschen Geistlichen schon ein Jahr lang nicht mehr deutsche Predigten halten durften. Der deutsche Pfarrer wurde als politisch verdachtig sofort ausgewiesen. Das war am 10. September 1946. Ein ahnliches Schicksal wie die Isergehirgsgemein- den erfuhren alle anderen Gemeinden and deren Priester. Bischof Pascheks 'fod bewahrte ihn vor dem Kerker. Pfarrer Emil Mochmann stark ehenfalls noch vor seiner Vertreibung. Pfarrer Anion Remelt durftc noch his Ende 1948 verbleiben and wirkt: jetzt in Stiihlingen; Pfarrer Franz Billich, jetzt Pfarrer in Wurzburg mid Pfarrer Josef Siehr, jetzt in Kaufbeu- ren bei vielen von semen fruheren Isergebirglern, irafen sich nach ihrer Vertreibung in Mecklenburg; -Pfarrer Josef Forge in Miihr. Schonberg and Pfarrer Maschek-Gruber, Friedland a. d. M., wurden vom Ssterreichischen Bistum iihernommen; Pfarrer Franz Fuchs in Schonlinde wirkt jetzt in Niirnberg. Als ein- ziger deutscher Pfarrer hat es Franz Storch vorge- zogen, ins Dienste der sogenannten ,Tschechisch- altkatholischen Kirche" zu verbleiben. Wir vertriebenen sudetendeutschen Alt-Katholiken glauben, daft unser Bistum weiterbesteht - wenig- stens rechtlich - and beten dafiir, da13 wir in unsere alto Heimat wicderkehren diirfen. Wie aber auch immer Gott im Rate seiner Vorsehung enischeiden moge - fiir odor gegen unseren Wunsch -: wir wollen unserer altkatholischen Kirche die Treue he- wahren. wenn auch die Zerstrcuung grolie Opfer fiir kirchliche Versorgung von uns verlangt. Wir wollen in unseren jetzigen Gemeinden unsere Pflichten so erfiillen, als miillten wir Kier inmier lehen and ster- ben, ohnc aber unsere von den Vatern gegriindeten Heimatgemeinden zu vergessen. Approved For Release 2009/08/17: CIA-RDP83-00423R000901320002-4 Approved For Release 2009/08/17: CIA-RDP83-00423ROO0901320002-4 Die Erklarung der Alt-katholisdien birdie Am Mariendogma 1950 Int Namen. der Allerheiligsten Dreieinigkcit legeni die durch die Utrecliter Erkliirung vom 24: Sep- tember 1889 vereinigten Bischofe der Altkatho- lischen Kirchen zu der Lehre von der ?leiblichen Aufnahme der IIl. Marini in den Himmel" folgen- des Zeugnis ab: AN DIE KATHOLISCHE KIRCHE. Wir "bekennen in Ubereinstinnnung mit der einen, heiligen, katholischen und apostolischen Kirche den Glauben ,an Jesum Christum, den cingeborenen Soli Gottes, unsern Ilerrn, tier empfangen ist vom Ileiligeh Geist, geboren aus Maria, der Jtiingfrau". Wir bekennen, dali Gott die 111. Maria auser- koren hat, da nit sic als Jungfrau vom Ieiligen Geist die Mutter desWortes Gottes werde, des von Ewigkeit Gott und bei Gott ist und das ?um tins Menschcn und um unsres Heiles willen" aps ihr Fleisch und Mensch geworden ist. Wir bekennen:, dali die Kirche ihr don Namen ?Mutter Gottes" gegeben hat, um damit den Glau- ben zu bezeugen, daB aus Maria nicht nur cin Mensch geboren wurde, sondern Jesus Christus, der von Ewigkeit her oiner Wesenheil mit deco Vater, Gott und Mensch in oiner Person ist. Wir bekennen, daB Gott uns in diesem scinem cingeborenen Sohn Jesus Christus den cinzigen F.rloser and Mittler geschenkt hat, durch den wir gerettet werden, und daB ,,in keinem andern das Ilcil ist, dean es ist kcin anderer Name unter dent Himmel fiir die, Menschen gegeben, durch den ivir gerettet werden". . Wir bekennen, deli Gott in Jesus Christus, sci- nem menschgewordenen Sohn, alles geoffenbart hat, was zu unserm Heil notwendig ist, daB Er durch scincn Heiligen Geist these seine Offenba- rung zu allen Zeiten seiner Kirche schenkt, und da13 alles, das davon abweiclrt odor was hinzuge- fii.gt wind, nicht die Wahrheit enthAlt, die Gott ins geoffenbart hat. fehlba.r auszusprechen, festzustellen und als Hcils- wahnccit der Kirche vorzuschreiben, was Gott geoffenbart hat, und daB or dies vertu ge, auch wenn cine solche Lehre weder durch Gottes Wort in der Heiligen Schrift noch durch den allgemein anerkannten Glauben der Kirche bezeugt wind. WVir weisen deshalb aufs neue die vom Bischof von Rom proklamierte Lchre von der Unbefleck- ten Empfiingnis Maria zuriick, and heute ebenso die an Allerheiligen 1950 definierte and verkiin- dete Lchre von der leiblichen Aufnahme der hei- ligen Jnngfrau Maria. in die himmlische Herrlich- keit. Wir bedauern, daB die Kirche von Rom sick dutch these none Lehre wiederum einen Schritt weiter von der Wahrheit, die allein aus Gott ist, entfernt hat, und dali dadurch die Trennung in der Christenhcit, die nach Herstellung der Einheit strebt, aufs none verscharft wird. In der Gemeinschaft mit der Kirche alley Jahr-. hunderte chren wir des Andenken der heiligen Mari ,4, der Mutter unseres Erloscrs, der Patriar- chen, der Propheten, der Apostel und alley Ilei- ligen, denen Gott die Krone des ewigen Lebens verliehen hat. Und wir bitten Gott, der durch sci- nen Heiligen Geist den ganzen Leib der Kirche hciligt und regiert, dali Er die Fiirbitte dieser seiner triumphierenden Kirche erhore und in der streitenden Kirebe den Irrturn tilge, das Licht der Wahrheit leuclrten lasse und ihr die Gabon der Einheit rind des Friedens verlcihe, durch Jesurn Chris turn unsern Ilerrn. Anion, Gegehen zu Utrecht (Niederlande) und. Bern (Schweiz) am Feste des Ill. Stephanus, dem 26. Dezember des Jahres unseres Herrn 1950. Fiir die Alt-katholische Bischofskonferenz der Priisident: Andreas Rin;kel, Erzbischof von Utrecht Darum weisen wir aufs none die Lehre zuriick, Adolf Kiiry, nach welcher der Bischof von Rom fuhig sci, un- Bischof, Bern. Vor dent Geiste unserer Venter wollen wir in diesen lhr seid nun Christi Leib, und jeder 1st ern Glied Monaten, do unsere Geineinden auf einen eigenen Ge- daran nach seinem Teil; und zwar hat Gott die einen schichtsabschnitt zuriickblicken, tins prufen, was uiir in der Genmeinde eingesetzt nit Aposteln, andere no aims diesem Voter-Erbe gemacht haben, ob wir ihres Propheten, wither andere no Lehrern, ferner fiir Ringens um die Gewissensfretheit wiirdig geblieben Wundertaten, fiir Krankenheilnngen, Hilfeleistungen, And, aber auch. oh win niclit etwa (lie Freilreit mi/i- Verwaltrrngsgeschafte, mancherlei Arten von Spra= braucht haben. Bischof Kowl. Joh..1. Denunel ehcn. 1. Kor, 12, 27, 28. Approved For Release 2009/08/17: CIA-RDP83-00423ROO0901320002-4 Approved For Release 2009/08/17: CIA-RDP83-00423ROO0901320002-4 Die thristkatholische hirdie in der Schweiz in den Jahren 1941-1951 Es 1st gewiB ein ,ewagtes Unterfangen, auf so cingeschranktem Raum cinen Riickblick zugeben iiber die Geschicke and die Entwicklung der schweizerischen Schwesterkirche fin letzlen Jahr- zehnt. Viel Wichtiges inuf3 einfach unberiicksich- tigt bleiben; doch wollen wir uns beraiihen, auch hei dieser Einschrankung ein einigermal3en zu- treffendes Bild von Stand and Wirken unserer Kirche zu geben. Der Beginn unserer Berichterstattung fiillt mit- ten in die Kriegszeit. Wahrend alle kontinentalen altkatholischen Kirchen ureter den kriegerischen Ereignissen viel zu Leiden hattcn, darf sich die christkatholisehe Kirche der Schweiz mit ihrem ganzen Land freuen, verschont worden zu sein. Durch die Mobilisation sind die Arbeiten in Ge- samtkirche, Gemeinden and Vereinen wohl oft stark gehemnit worden, d.och ist der Stillstand nie zu einem Riickschritt geworden, Weil sick m.cistens wieder opferbereite Gemeindeglieder fanden, die die Aufgaben der Kirche auch unter erschwerten Umstanden zu erfiillen suchten. So konnte am 6. Dezember 1942 in der Mar- tinskirche zu Olten eine cindrucksvolle Fcicr durchgefiihrt werden zur Erinnerung an die am 1. Dezember 1872 an diesem Ort erfolgte Griin' (lung unserer Kirche. Im Verhaltnis zur Kleinheit unserer Scelenzahl war die Bautatigkeit in der Berichtsperiode iiber- raschend groB. Mitten im Krieg orhielt Ziirich- Oerlikon eine neue Kirche. Eire wohlwollender Geber spendete eine betrachtliche Summe, wes- halb der Bau rasch durchgefiihrt werden konnte. Die ZVeihe durch unsern Ilerrn Bischof fand am 11. Januar 1942 statt. Nach einem langen Streit mit der romischen Kirche iiber die Wegenstetter Dorfkirche, .die Hach staatlichem BeschluB von beiden Konfessionen beniitzt werden konnte iznd sollte, Bell sich unsere dortige Gemeinde von der romischen Kirchge- m.einde loskaufen and entschloB sick zum Bau ciner neuen Kirche, die nach Hellikon zu stehen kain. Das war nur moglich mit der Zusicherung einer finanziellen groBen Unterstiitzung durch die Gesamtkirche. Eine Sammlung dafiir ergab nahe- zu Fr. 100 000. So darf these Kirche, die nach dem Vorhild des Oerlikoner Gotteshauses erstelltwor- den ist, als Gemeinschaftswerk der Schwcizeri- schen christkatholischen Kirche gelten. Die Weihe durch unseren Oberhirten erfolgte am tt. April 1948. Die kleine Gemeinde Thun kaufte die dortige englische Kapelle and liel3 sic renovicren. Am 16. Juni 1946 weihte unser Herr Bischof ihren Altar. Durch den Ankauf ciner Kapelle in Le Lode kann hinfort in einem Diasporagebiet regelmd.Big christkatholischer Gottesdienst gefeiert werden. Die Gemeinde Basel ist an die aullerst ko4tspie- lige Renovation Hirer priichtigen Predigerkirche herangetreten. Manchenorts worden Orgeln griindlich reno- viert oder neuc gebaut. Nicht nur ffir Kirchen, sondern auch Mr Pfarr- und Gemeindehauser mull [e viel Geld aufgewen- det werden. Bern verkaufte seine Liegenschaftcn an der Metzgergasse and crwarb sick ein grol3es Mehrfamilienhaus der Kirche gegeniiber. Es soil allgemach unseren Beddrfnisscn dienstbar ge- macht werden. Basel wagte den Kauf eines prach- tigen Patrizierhauses, des Formonterhofes, in der Niihe der Kirche gelegen. Er wurdc als Pfarr- Laid Gemeindehaus eingerichtet. Itlohlin and Wallbach muf3ten sick zuin Bau never Pfarrhiiuser ent- schlie2en. Bern and Biel hattcn Gelegenheit, zu diesem. Zwecke giinstige Liegenschaffen zu er- werben. Diese grotc Ban- mid Renovationstiitigkcit ist gewiB erfreulich. Die Moglichkeit dazu ist gege- hen durch die Tatsache, daB unser Land niche in den Krieg verwickelt wurde uncf Bich eines an- dauernden wirtschaftlichen Wohlergehens freuen darf. Doch darf nicht iiberselien werden, daB sich verschiedene Gemeinden niche wenig verschuldet habeas. So wichtig es ist, geniigend and wiirdige Got- tesha.user zu besitzen, so kann dQch dies niemals die IIauptsache sein. Einer kirchlichen Gemein- schaft gereichen schone Kirchen nur dann zur Zierde, wean sic sonntags mit ciner betriichtlichen Schar iiberzeugter Christen angefiillt sind. Daran fehlt es aber vielfach, zeigt doch der sonntiigliche Gottesdienst im Durchschnitt 5-10 Prozent der erwaclisenen Gemeindeglieder in den Birchen. Das ist betriihlich wenig. Dafiir ist eine Vertiefung des gottesdienstlichen Lebens unverkennbar.Wiih- rend noch vor 30 Jahren die Gemeinde hochstens einige Lieder sang im Gottesdicnst and im iibri- gen zuhorte and zuschaute, vie der Priester mit den Ministranten zelebrierte, ohne aktiv mitzu- wirken, sind wir heute nun doch so well, dalI in alien Gemeinden kriiftig geantwortet wird. So Approved For Release 2009/08/17: CIA-RDP83-00423ROO0901320002-4 Approved For Release 2009/08/17: CIA-RDP83-00423R000901320002-4 kann unser IIerr Bischof bei semen Firmungshc- suchen feststellen, wic (lie aktive Beteiligung der Gemeindeglicder irn (iottesdicnst stiindigzunimmt. Seln-.gefordert wurde der Gemcindegesang. Un- liturgische Lieder der Aufkls.irungszeit werden nur noch in wenigen Gerneinden regelmiulig ge- sungen. Dafiir beginnen die Gemeindeft die guten Lieder, deren unser Gesangbuch ja cine stattliche Anzalil enthilit, wirklich zn schatzen., Grol3es Gewicht legt' man auf die Einfiilnrung des liturgischen Gesanges (Gregorianik). Durch Vortrage and Nurse suchte man den Ghoren diese Gesange nahcr zu bringen. Mit viol Millie and Geduld ist es gelungen, die oft hasten Wider- stMide da and dort zu iiberwinden. So gibt es Ge- nncinden, die sick im liturgischen Gesang schon recht heimisch fiihlen; in andern konnte noch nichts erreicht werden; Das Gesangbuch ist bei der neuen Auflage um mchrere liturgischc Ge- siinge bereichert wurden. Mit Liebe and vorsich- tiger Aufkliirung wird sick noch manches crrei- chen lassen. Versehiedene Gottesdienste der Karwochc, die in man- chen Gemcinden in der Ent- stehungszeil unscrcr hirchc abgeschafTt odor vernachlas- sigt wurden, erlangen nach and nach ihreBedeu:tuugwie- der. Verloren gegangenes li- turgisclnes Gut wird do and dort wieder einigcfiihrt, be- steheixles wird durch Vor- trag'e erklart turd vcrtieft. Wo die osterlichen Segnungen and die Auferstehungsfeier vor- genommen werden, geschicht das wieder moistens am Abend des Itarsamstags, in der ei- gentlichen Osternacht. \Vcrktagsgottesdienste, (lie iihlidhe.rweise vormittags ge- feiert wurden, werden jetzi ,,erne auf den Abend verlegt. Die darein gesetzten Erwar- t.ungen werden moistens er- fiillt: der Besuch ist recht zu- friedensteilend. Vornnittiigli- che Gottesdienste zubesuchen, is[ den moisten Glaubigen in unscrcr Zeit cinfach unmog- lich. Als bedeutendste Wand- lung im gottesdienstlichenLe- ben ist der vermclirte Abend- mahlscmp#aig durch die Gcmeindc' zu nennen. Die romische Anschauung, die in der Entstehungszeit unserer I{irche allgemein war and wonach haupt- sachlich nur in der Osterzeit zu kommunizieren sci, lebte in unscren Gemcinden his in die jiingste Zeit weiter and 1st ben den alteren Gemeindeglie- dern auch heute noch nicht iiberwunden. Dock konnie viclerorts die Gennoindekonnmrmion auch an den anderen hohen Festtagen eingefiihrt wer- den. Einzelne Gemcinden sind sogar so weit, dal3 sic in jedem Monat einmal zum Tisch des Herrn laden Lund cine crfreuliche Zahl Kommunikanten. erwarten diirfen. Was Bischof Herzog im Hirten- brief von 1888 schon forderte and was andere altkatkolischc Kirchen bereits in der Entstehungs- zeit eingefiihrt liuben: Abendmahlsempfang durch die Gcmeindc bei jeder McBfeler, scheint in un- screr Kirche nach Ltberwindung vicler WVider- stiinde nun endlich doch crreicht zu werden. Nur wird es noch viele Jahre dauern, his rich diese Tendenz allerorts durchsetzt. Diese erfreuliche and verheil!ungsvolle Ent- wicklung, die die Laien starker ins gottesdienst- Approved For Release 2009/08/17: CIA-RDP83-00423R000901320002-4 Approved For Release 2009/08/17: CIA-RDP83-00423ROO0901320002-4 lithe Leben hineinwachsen lam, verdanken wir besonders der Besinnung auf die Bedeutung des biblischen WTortes, das auch in dieser Hinsicht wegleitend sein mul3. Die Bibel war and ist vielen Gii ubigen efn unbekanntes Buch. Durch Bibel- abende, Prcdigtreihen fiber ganze biblische Bfi- clier sucht man das Buch der Bucher den Gemcin- degliedern bekannt zu macheii. Der Geist der Bihel, der ja der Geist der Urkirche, altkatholi- scher Geist ist, setzt sich da and dort in den Ge- m.einden durch. - Die neue Ubersetzung der Zfircherbibel ist von unserer Kirche its offizielle Ubersetzung erkli rt worden. Wir iibernahinen 2000 Exemplare, das Neue Testament and die Psalmen enthaltend. An Neuerscheinungen and Ncuauflagen, die unsere Kirc-he im letzten Jahrzehnt hervorbrachtc, sei folgendes erwahnt. Die ?Internationale kirch- liche Zeitschrift", das wissenschaftliche Organ der altkatholischen Kirchen, vermochte sich trotz Iinanzieller Schwierigkeiten wahrend des Krieges zu halten. Der Kalender, der jahrlich in gewohn- ter Aufmachung erschien, hat in Ilerrn Pfr. H. Frei einen neuen Redakteur erhalten, nachdem Kerr Pfr. 0. Gilg dieses Anit nut grol3er Treue and Umsicht versehen hat. Unser Wochenblatt, das nach Pfr. Herzog nun ,,on Pfr. M. Heinz, Zurich, redigiert wird, vernrsachte wegen der. 'I'euerung viele Sorgen. Um these Scliwicrigkeiten zu ISs.en, wird nun der ,Katholik" mit den deutschscliweizerischen Gemeindebliittern ver- schmolzen zu einer Zeitung, die eingroileres For- mat haben soil. Die ,Christkatholische Jugend", das Blatt der Jungen hat sich zu einer schmucken Monatszeitschrift entwickelt. Unser Gebet- and Gesangbuch erschien 1951 in verbesserter, 10. Auflage. Beachtenswerte Werke hat unser Neutesta- mentler, Herr Prof. Dr. E. Gaugler geschaffen. Da ist seine vorzUgliche Arbeit fiber das Ahend- mahl, in der IKZ and im Sonderdruck erschienen. 1-Iervorragend ist seine Auslegung des Romer- briefes, deren 1. Teil in der Reihe ,Propliezei" herausgekominen ist, ein Werk, das in die Bifche- rei jedes altkatholischen 'I'heologen gehort. Ilerr Pfr. G. Gilg schenkle- uns einen Pracht- band fiber die Geschich-te des Christkathohizisinus in Luzern. Ein Gemeinschaftswerk besonderer Art ist die neue biblische Geschichte, die sowohl durch die Gestaltung des Inhalts als auch durch die Bilder H. A. Fischers in weiten Kreisen der reformierten and der romischen Kirche Anerkennung and Lob geerntet hat. Unsere Fakultf t ist im Jahre 1874 durch ein Dekret des kantonal-bernischen Parlamentes als ,,Katholisch-theologische Fakultiit" geschaffen worden and komite von diescm Parlament jeder- Die neue Kirdte zu Hellikon, 1948 eingeweiht Approved For Release 2009/08/17: CIA-RDP83-00423ROO0901320002-4 Approved For Release 2009/08/17: CIA-RDP83-00423R000901320002-4 Die Berghusli-Mutter Fr]. Anni Peter zeit wieder aufgeliObeu wverden, was von Krciseu, die unserer Kirche ungiinstig gesinnt waren, stets erstrebt wurde. All unseren Befiirchtungen in die- ser Ilinsicht wurdc am 6. Mai 1945 ein Endo ge- setzt, its das neue Bernische Kirchengesetz, in dem die Fakultiit als ,Cliristkatlioliseli-theologi- sche Fakultiit" verankert worden ist, vocal Volke angenonimen wurde. Unsere Lebranstalt, die cin- zige an ciner Universitiit, ist somit gesichcrt. Es doziercu die Professoren Dr. A. Gilg, Dr. E. Gaug- ler, Dr. A. E. Riithy sind Dr. U. Kilry. Unscre Kirche ist vom Staat Bern sehr begiinstigt worden, als zu.den bisherigen zwei Ordinariateu cin drit- tes, alttestamentliches geschaffen wurde, das Herr Ein Pfarrer trauerte urn ein Gemeindeglied, das einst rege am.kirchlicheri Leben teilgcnontnten hatte and dann fern blieb. Er Bing zu dent Marine and fand ihn am off'enen Kantin sitzend. Ohne ein Wort zu sagen, nalim der Pfarrer die, Zange, hob eine gliihende Kohle aus dent Feuer and legte sie absents auf den Steinboden. Schweigsant sateen beide zu, wie die Kohle langsarn verloschte, worauf der Mann aus- rief: ,,Sie-brauehen stir kein Wort zu sagen: ich kont- rne wieder in die Kirche." Aus Gri ff ins Leben, 32/48 Prof. Iliithy innc hat. Ant Dies acadesnicus des Jahres 1951 .verlich unsere Fakultiit Hcrrn Pfr. 0. Gilg, Luzern, den 'Fitel cities Dr. theol. It. c. Er hat rich um die Erforschung der altkatholi- schen Bewegung sehr verdient gemacltt. Unscrer Kirche sind in deli: vergangenen zehn Jahren folgendc Geistliche durch den 'rod cnt- rissen worden: Pfr. Comment and Neuhaus, Ba- sel; a. Pfr. Schnyder, Walker, E. Meier and L. Meier; Pfr. A. Bailly, Rheinfelden. Von den entschlafenen Laien sci nur des Dirck- tors E. Frey-Vogt, Basel, gedacht. Der Verstor- hene, ein hochherziger Donator, hat unserer Kir- the vielc Jahre als Mitglied and Priisident des Synodalrates gedient. Diese Li cken mufiten aufgefiillt warden. [in Bericlitsraum wurdest 13 Geistliche in unseren Kircltcudienst aufgenonnmen; sieben entstamuien anderen Kirchen, sechs der eigenen. Vier Pfarrer sind in dieser Zcit aus unserem kirchlichen Dienst ausgetreten and fanden anderweitige Beschiifti- gung. Unscr 1-[err Bischof leistet ein ungeheures Mall an Arbeit. Neben der Erfdllung seiner bischofli- chen Obliegenheiten setzte or sich besonders da fiir ein, die Not der Fliichtlinge and der vote Krieg heimgesuchten Glaubensgenossen mit alien iltns zu Gebot stchenden Mitteln zu lindern. Eine grol c Last, die er sich mit dem Fluclttlings- and [Iilfswerk aufgeladen hat! Nicht seine kleinste Sorge ist das von item be- griludete Studentenheim, das im neuen Berner Kirchgemeindehaus an der Kramgasse 10 unter- gebracht ist and eine ganzc Reihe heiterer, sau- berer Stuben umfafit. Dieses Heim, fiir das Herr Bischof mit viitenlicher Liebe sorgt, hat scion vielen schweizenischen and auslandischen Stu- denten 1 nterkunft geboten, wofiir alle chcmali- gen Bewoliner sehr dankbar sind. Es fanden sich Gelegenheiten, unserem Ober- hirten, der am 21. Juli 1952 scinen 82. Geburtstag feiern konntc, Or seine Aufopferung gebiibrend zu danken. ten Jahre 1944 waren es 20 Jahre her scit der Bischofswahl. Wir gedachten seiner an- liif3lich seines 80. Geburtstages. Aus Dankbarkeit fiir seine Dienste organisierte die Kirche zum 25- jahrigen Bischofsjubilaum eine Satnmlung. Sic ergab fiber Fr. 40 000, womit unser Jubilar viel Gutes zu tun vermochte. Fr]. Anni Peter, die guts ,Berghilsli"-Mutter konnte am 14. Juni 52 ihren 70. Geburtstag fci- crn. Mit grol3er Opferbcreitschaft stellt sic ihr trautes Heim oh Thun standig zur.VerfUtgung fiir Kurse, Ferienwoehen, Sitzungen. Durch ihr giiti- ges Weser hat sic schou manchem verzagten and 31 Approved For Release 2009/08/17: CIA-RDP83-00423R000901320002-4 Approved For Release 2009/08/17: CIA-RDP83-00423ROO0901320002-4 gequalten Menschenherzen den Lebensinut und die Zuversicht wieder gegeben. Ferrer sei Kerr Prof. Dr. B. Amiet, Solothurn, erwahnt, der seit 1938 mit groBer Ilii gebung unserem Synodalrat vorstelit. Zur grofien Belastung der Geistlichen wird die Diaspora-Seelsorge. Die Abwanderung-in die Di- aspora'ninunt der Verdienstmoglichkeiten wegen shindig zu. Das hat den Vorteil, daB unsere Mitto- ritiitskirelic, die nur gegen 24 000 Seelen zahlt, durdt die Diasporanen (etwa 3000) bekannt wird. An verschiedenen Orten konnten neue Gottes- (lienststationen eroffnet, Genossenschaften ge- griindet werden. Das alley bedingt Mehrarbeit fiir die Geistlichen, die ihre Pfliditen nur Hoch erfiillcn komlen, Weil eine betrachtliclie Anzalil wit irgendweldien Motorfahrzeugen ausgeriistet wurde. Blidzt man aut' dievergangenen zehn Jahre zu- riick, so ist unverkennbar, dal3 vieles geleistel worden ist. GroBe Arbeit vollbringen auch (lie verschiedenen Komtnissionen, Vereine and Ver- biinde unserer Kirche. Und dock, noch vieles sollte unternommen, vieles besser gemacht wer- den. MiBerfolge, schwere Enttauschungen blieben nichl erspart. Es stehen noch grol3e Aufgahen bevor. Wenn unsere Kirche auch geordnet, iiuterlich gut dasteht, so ist das doch angst nicht die Haupt- Arbeiten and Streben zur Vergrol3ertutg di e s c r sache. Gotteshauser, Vereine, Kommissionen ver- Sdtar gedient haben, dardber weiR der Bericht- gehen. Was wichtig ist and bleibt, von der H811c erstatter keinen Bescheid - das weiR allein Gotl. nidht ?uberwunden wird, ist die Schar'der auser- wahlten Gotteskinder. Ob wir durch all unsex liellikon, Schweiz Prof. Dr. Ernst Gangler, Bern 32 Approved For Release 2009/08/17: CIA-RDP83-00423ROO0901320002-4 Approved For Release 2009/08/17: CIA-RDP83-00423R000901320002-4 Du liebe alt-katholisdie hirdie Nie hat einer Dir Ilynuaen gesungen, Da arrne, kleine Kirche. Verkannt, verraten, angespieen and gegeifJell gingst Du durch die Zeit. Dick schmiicken nicht Tiara and goldene Krone, Da kennst Iceinen Prank gldnzender Jahrhunderte. llnd dock, ich liebe Dich, weil Du arm bist and Bering, well in Deiner Schwdche aufleuchtet die Kraft Deines Ilerrn. Nie hast Du ein gropes Wort der Macht gespro- chen, aber Dein demutiges Stanimeln der Schuld and Deines Versagens. Deiner tdglichen Un- Ireue macht Dich grof3, wie inuner nur die Wahr- lteit Gr0/3e ist. Deine Martyrer and Belcenner sind geachtet, nicht Gloriole and Ilymnen verherrlichen sic, Flush and Achtung traf sic and der Hohn der gei f ernden Massen. Aber sic lben, Deine Zeugen der Wahrheit, and sic werden Samen sein, wie das Blut der ersten Zeugen. Demiitig bist Du, Du arrne Kirche. Freue Dich, daf3 nie Gewalt and Macht in Deinen Hdnden stan- den. Dens den Kleinen ist offenbar die Ilerrlich- Iceit des Herrn. Ich sehe Dich in dieser Welt verlassen von allen, die zuvor gar grof3e and schone Worte im Mande fuhrten, and verraten hat Dich mancher Bruder urn des Geldes willen. An der Gei/3elsdule stelist Du, sic schlagen Dich and meinen, Gott einen Dienst zu erweisen. 0 ja, sic turf is, da/3 um so klarer die Herrlichkeit Reines Herrn offenbar werde! Du trdgst eine Dornenkrone, den Glanz Deines arinen Christus. Du wankst ureter dent Kreuz, das Dir als Zeichen Deiner Berulung oaferlegt ist, and ich will nicht, dap man es Dir leichter mache, denn Du konn- test abfallen von Gott and den Weg der andern gehen, (lie sein Kreuz der Not nor nosh auf bro- katenen Prankgewdndern tragen. Und du hdngst am Kreuz, ich hore Deinen Schrei: Gott, mein Gott, warum host Du mich verlassen! Nun weif3 ich es, Du bist item treu geblieben, den alle verlief3en,da die grope Finsternis fiber dent Laude lag and die Erde erbebte. Nein, ich schaue Dich nicht mit entzuclctem Auge and ich will nicht von verborgener Schonheit sprechen, wo Du leer and ausgebrannt bist. Aber ich wei/3, and dessen bin ich Zeuge, der Heilige Geist lebt in Deinem Beten and Stammeln, and Gott spricht in Deinem armen Worte sein ewiges Wort Jesus Christus. Weiui etwas water 1st in Dir and gro/3, so ist es Deine Armut and Schwdche, Deine Niedrigkeit and Verlorenheit; sic aber sired die alles uber- windenden Zeichen des Sieges Deines Herrn! . Benno Schokc Die alt-katholisthe'hirte in den I iederlanden 1942 -1952 Eisen Uberblick fiber die Jahre 1942-1952 geben zu miissen, bedeutet die Beschrcibung ciues Zeitraunrs zu geben,'der fur die Niederlande wie fiir die nicder- landische alt-katholische Kirche Jahre tiel'sten Elends and nachher hochster Wiederaufbauaktiviliit, mate- riell and gcistig, umfal3t. Konnte in dun ersten Jahren reach 1910 die kirch- liche Arbeit nods ziemlich ungestort Fortgang nch- men, so hat sic ab 1942 immer mchr Ilcnunungen aller Art crfalu?en, bis der Ticfpunlct ins Hunger- winter 1944/45 erreicht wurde, and keine Verbin- dungen unter den Gemcinden bestanden, ja viclc Leute von Maus, Familie and Kirchengemeinde ver- trieben, snit denen, die in der Stadl verblieben wares. einen schweren Stand batten, das Leben zu behalten. lm Jahr 1942 wurde der groBcre Tcil der Einwoh- ner der Kiistcngebiete evakuiert. Da sills gcradc in den Kiistenorten lsgmond van Zee mid ljmuiden un- sure gr613ten Gemcinden befandcn, mul3ten safari Fursorgemal.nahnsen getroffen werden. Etwa 3500 Altkatholiken wurden in den nordostlichcn Provin- zen Groningen and Friesland untergebracht. Sie wur- den so gut als moglich von unsern Pfarrherren be- sucht and in protestantischen Gotteshhusern fur sic durch uns Gottesdiensle abgehalten. Ins August 1942 wnrde auch die Kirche in Helder durch (lie Besatzung abgebrochen. Die wenigen Zuri ckblcibenden fanden Gnterkunft in der lutherischen Kirehe, his 1946 die IIolznolkirdic inGebrauch genommen werden konnie. ?Der Oud-Katholiek" ermoglichtc nur noch his zit dessen Verbot 1944 .den Bischofen, den Konlakl. alit den in die Frenide weggefiihrten Arbeitern auf- rechtzuerhalten. In den letzten Monaten 1943 .ver- sandle der Bund junger Altkatholilcen mitIlilfe aller, die noch etwas von ihren liationsscheinen abgehen konn[en, 250 Wcihnachtspaketc an die Glaubensge- nossen im Ausland. Ins Oktober 1941 zwangen Mille, Approved For Release 2009/08/17: CIA-RDP83-00423R000901320002-4 Approved For Release 2009/08/17: CIA-RDP83-00423R000901320002-4 Hunger and Finslernis den Seininarprasiden Len, die Buben des Seminars nach Hausc zu schicken, zumal das Gymnasium in der Nahe wegen Bombardierung bercits geschlossen war. Das Seminar diente dann als Schutzort, liotekrcuzstation, Wirlshaus and Asyl fiir fast 3000 ],cute, die in den Winters ichten not cis Dach an die 'l'iar klopften. Prof. van Kleef erhielt. in Anerkennung seiner groBen Verdienste gegen die Mitmenschen nach der Befreiung eine Ehrendenk- munze des Roten Kreuzes. Auch an viclen andern Orten, besonders in den Pfarrhausern, wurde ahnlich gearbeitet. Etwas davon stellte sich heraus, als der Utrechter Biirgermeister dem Bischof Lagerwey ge- legenilich dessert 70. Geburtstages huldigte and ihm den silbernen Ehrenpfennig der Stadt Utrecht iiber- reichle. Die meiste Liehestatigkeit bleiht jedoch iui- mer fiir uns verborgen. Am Ende des Krieges wares die Kirchen in Botter- danr (1940 bonrbardiert and giinzlich zerstort) and Helder (1942 abgebrochen) nicht incur da. Die Kir- chen im Haag, Arnhem, Egmond aan Zee and Ijmui- den waren beschadigt. .Jetzt: sind alle Kirchen reno- viert. Im Haag wird eine sehr kosispielige Herstel- lung jetzt durchgefiahrt. Wahrend des Kricges verlor (lie Kirche drei Alt- pfarrer. Am 22. U. 1941 enlschlief im Alter von 87 Jahren Altpfarrer P. M. Rinkel. Er war 40 Jahre Pfarrer in Utrecht and scit 38 Jahren Kanonikus des Metropolitankapilels von Utrecht. Wenige Tage spii- ter, am 3. Januar 19-12 verschied Altpfarrer B. J. Jans im 77. Lcbensjahr. Er war 50 Jahre Priester. Am 17. 9. 1943 starb W. B. Copper, 63 Jahre alt. Er war 22 Jahre Pfarrer in Delft, aber schon 1926 ge- sundlicitshalber in den Huhestand getreten. Am 12. 4. 1943 entschlief, 60 .Jahrc alt, Prof. Mr. 1)r. A. J. van den Bergh. Als Professor des Kirchenrechts, der Philoso- phic, and Apologetik hat er dens Seminar 36 Jahre gedient, sick ulierdies verdient gemacht um den Aufbau der ?Centrale Oud- l' atholickc Bibliotheek". Der Ililfsverein war eines seiner ?tfatsehelchen". Er tat vie] fiir die Verbesserung des gulen I?invernehmens zwischen den Schwesterkirchen stud den ge- schiedenen Kirchen. Line ganz andere Figur war Herr T. 11. Moan, Milglied des Bischiill. Rates, langjahriges Milglied des K. V. in Amsterdam. Woldtiater vieler Gemeinden. Er start) am 30. 1.0. 1911. Eine sehr wichtig,! Begebenheit war noch das Er- scheinen des nenen, heule be= reits ausverkauften Gesangbu- ches (1942). Es enthiilt nicht weniger als 281 Lieder. his 1942 hat Bischof Lagerwey dem alt.- Lath. Museum in der alien Ger- Irudskirche in Utrecht gedient. Er ist auch hcule noch dcssen guter Schulzgeisl. 1944 wurden the Pfarrer 1)r. P. J. Maas and I. Kok zu I?rolessoren des Amersloorter Seminars ernaunt. Nach der Bii.ckkehr des Frie- dens Bing man init. Tatkraft an den Wicderaufbau and die In- lensiviermrg des kirchlichen ].c- bens, an (lessen Vorbereitung scion vorher gearheitet wurden war. 1)ankbar wurden zwei Lie- hessendungen der Schweizer Schweslerkirche in Ianpfang ge- nommen. 1946 konnte eine gro- tie Anzahl schwacher Kinder in der Schweiz Stiirkung Linden. Approved For Release 2009/08/17: CIA-RDP83-00423R000901320002-4 Approved For Release 2009/08/17: CIA-RDP83-00423R000901320002-4 Am 1. 9. 1945 tral der alts Bischof von Ilaarlem, van Vlijmen, in den Ruhestand. An seine Stolle wurde der Dekan des Bistums, Pfr. van der Oord gewahli and von I?rzbischof Dr. Kinkel am 13. It. 1945 geweiht. Eine zwcitc groBe Anderung folgle, its am 1. 10. 1945 Scminarprasident van Klecf in Prof. Jans, vor- mals Pfarrer in Amsterdam. cinen Nachfolger crhielt. Audi in den folgenden Jahren fanden grotie Stellen- umbesetzungen stall, so daft heute nor noch drei Pfarncerren dine Stolle bckleiden, die sic scion vor 1940 innchatten. 1948 verabschiedete sich Przbfschof Kinkel its Professor. Pfr. Key repatriierte aus Indien uncl mit ihm all- mahlich auch die anderen Pfarrangehorigen seiner jungen 1939.gcstiftclen Gemcinde Batavia. Approved For Release 2009/08/17: CIA-RDP83-00423R000901320002-4 Approved For Release 2009/08/17: CIA-RDP83-00423R000901320002-4 1946 konnte die Nolkirche in Helder benutzt wer- den. Auch wurden die Rundfunksendungen, wichtig fiir die Seelcute, Alte and Kranke, wieder angefal3t, Kollekten angeordnet, neuc Ordnungen erlassen fiir die Gemeinden, den Bischofl. Rat, die General The- saurie, die Finanzverwaltung and die Synode. 1949 sah den 15. Internationalen Altkatholikenkongrel3 in Hilversum in unseren Grenzen. ?I)as Lied der Ein- heit" (Text von Bisch. Lagerwey, Musik von Alex de Jong) wurde uraufgcfiihrt and nadiher teilweise auf der Amsterdamer Kirchenkonferenz wiederholt. Die Jugendarbeit erstreckt sich jetzt auch auf die iluben and Madchen unter 16 Jahre. 1949 wurde in Alkmar in Nord-Holland eine neue Gemeinde gegriindet. Der Erzbischof ernannte eine Kommission zur Vorbereitung des Baues eines neuen Priesterseminars in Amersfoort anstelle des nunmehr 250jiihrigen alten Komplexes. 1950 wurde durch Ba- zare, Zehnjahr-Sparaktien, Siegelmarken, Altpapier- verkauf eine grol3e Somme aufgebracht and in der Niihe des Bahnhofes Baugelande erworben. Der Neu.- ban soil ein Sammelpunkt fiir alter Art kirchliche Arbeit werden. 1949 ist auch das Griindungsjahr der BruderschafI ?Sint Willibrord". Sie will am geistlichen Aufbau der Gliiubigen mitarbeiten. Ihr Leiter ist Prof. Kok. tun gleichen Jahr wurde auch Pfr. ZwarL in Utrecht zum Professor fiir das Seminar ernannt. 1950 wurde zum erstenmal die provinziale Synode des Klerus abgehalten, die 1951 wiederholt, die Geist- lichen zwei Tage zusammenfiihrt and zusammen mit den Theologenkonfcrenzen von grol3er Bedeu- tung fiir die Weiterbildung der Geistlichen sein wird. In diesem Jahr konnte auch das neue Graduate (in- halt: eine grol3e Anzahl Messen, Einleitungsgesangc, Ilymnen) cingefiihrt. werden. Die neuc Kirche von Rotterdam wurde am 23. 10. 1951 eingewciht and damit eine 10jahrige Baugeschichte gliicklich abge- schlossen. In Alsmeer wurden Kirche and Orgel reno- viert, ebenso auch jene von Goudas. Die Kathedral- kirche in Harlem wurde knit einer Lautglocke ver- sehen, ebcnso wie Ijmuiden. Egmond aan Zee bekam eiue grove Orgel. Von den Publikationen verdient noch ganz be- sondere Erw:iluiung der Wandkalendcr, herausge- gebea voin 65jiihrigen Verein ,Ondersteuningsfonds. Er bringt jeden Monat dine Abbildung unserer Gottes- hauser and damit-gewil3 viel Freude in die Familien. Das Behr niiancierte Vereinswesen lcistet wie friiher seine dringende Arbeii. 1)cr Verein ?Kinderbesche- rung" feierte sein 40jahriges, der Frauenbund scin 25jiiliriges Bestehen. Noch sei einiger Personen gedacht, die mitten in der Aufbauperiode zu hoherem Leben aufgerufen wurden. Zuerst des Ilerrn Pfarrer P. J. van Buuren. Er verschied am 11. 1. 1946, 60 Jahre alt, zuletzt Pfarrer von Leiden. Er gait als Kenner der Geschichte von Port-Royal and Pascal. Am 22. 1. 1947 schied der emeritierte Pfarrer Got, 72 Jahre alt. Am 26. It. 1948 konnte der weitbekannte Pfarrer P. J. van h arder- wijk in guier Gesundheit seine 55jahrige Priester- schaft feiern. In der schonen Kirche im Haag zele- brierte and predigte der 8ljahrige selbst. Kaum din Monat spiiter, am 23. 12., verschied er p161zlich, its er den Probedruck des ,Oud-Katholiek" zur Post frog. Dieser Altpfarrer war vielen Jiingeren ein Vor- bild. Seine Lieblingsarb,eit war die Schriftleitung des Oud-Katholiek. 35 Jahre war er in der Schriftleitung tatig. In seinem langen Leben hatte cr nur die kleine Gemeinde Schiedam. Nie bekicidele er ein hoheres Amt in der Kirche. Aber cr erschidn aul' allen Alt- katholikenkongressen. Viet tat cr Or die kirchliche Kunst and betrieb 34 Jahre Lang its Administrator des Vereins ,Cor unum et anima una" die kirchliche B uchhandlung. Alt-Pfarrer L. Rinkel starb inn 69. Lebensjahr am 4. 1. 1950. in Aalsmeer, wo er, seine Rube genol.l. Viele Jahre diente er der grolien Gemeinde Ijmuidcn, spiiter Dordrecht. 1947 verlor die Kirche in Ilerrn Th. It. A. Ghunte- naar einer hervorragenden Laien. Er hat sick als Vorsitzender des Bisdiofl. Rates and vieler andercr Korperschaften sehr verdient gemacht. Die internationale Verbundenheit mit den Altka- tholischen Kirchen, die Kontakte mit den Anglikani- schen and anderen befreundeten Kirchen des Ostens and Westens wurden in den Nachkriegsjahren auch von Holland ails erneuert, nicht zuletzt auch lurch eine Reihe von Bischofsweihen,- wozu teilweise un- sere BischSfe ins Ausland reistea, nach England, Schottland, Osterreids and auch durch die Weihe des Ilerrn Dr. O. Steinwachs zum Weihbischof am 5. 10. 1.948 in der Katliedralkirche zu Utrecht and durch die Weihe des Bischof-Koadjutor J. J. Demmel an Alter- liciligen 1951 in Essen. 11. J. W. Verhey, Rotterdam. 36 Approved For Release 2009/08/17: CIA-RDP83-00423R000901320002-4 Approved For Release 2009/08/17: CIA-RDP83-00423R000901320002-4 Alt-kotholisdie birdie Usterreichs 1)ieser Bericht will lediglich einen kurzen tlherblick daruber geben, was die Alt-Katholische Kirche Oster- reichs in den lctzten Jahren an Frcudc and Leid er- fahren hat. Er soil vor allem zeigen, wie schr ihr Weg trotz oft schwierigster aulierer Umstandc immer mchr aus den Tri rnmcrn des Krieges heraus and in cin geordnetes kirchliches Leben hincinfithrt. Bei der Synode im Oktober 19-17 wurde Dr. Stefan Torok, der seit dern Jahre 1.9-12 (lie Kirche als Bis- tumsverweser durch schwere gefalirvolle Jahre ge- Ieitet hatte, zum Bischof gewiihlt. Mit ihm erhielt (lie Alt-Katholische Kirche Osterreichs each den 1926 verstorbenen Bischof A. Schindelar tmd dem 1942 in den wohlverdienten Buhestand getretenen Bischof B. TlIchler ihren Britten Bischof. Die Konsekration land am 24. Oktober 1.948 unter Teilnahme der all- l:atholischen Bischofe Erzbischof Dr. A. Binkel von Utrecht, Bischof It. Lagerwey von Deventer mud Bischof d. B. H. Tiichler sowie des anglikanischen Bischofs Dr. S. Neill stall. Vertretungen waren von cllen romfreien Kirchen and von Seite der Bundes- regicrung erschienen. Inzwischcn konnte Bischof 1)r. S. Torok am 17. November 1951 das 25jiihrige Jubi- 15um seiner Ordination feiern. Munch treuer Mitarbeiter ist im Laufe der lctzten ,Jahre in die Ewigkeit abberufen worden, darunter vor allent Bischof d. lt. 11 Tiichler, der am 2-1. Mai 1952 von uns ging, sowic (lie Geisllichmr Gcistl. Hat 11. Brandl, Pfarrer O. Entrich, Pfarrer E. Fried], Pfarrer G. Kamensky and Gcistl. Hat G. Nohel. Auf der anderen Seite konnten in den letzten Jah- ren drei Geistliche vom Bischof ordiniert werden, laid zwar Ilill'svikar T. Marecek, IIilfsvikar A. Rau mid Vikar K. Spoiler. Dcrzcit studieren vier junge Men- schen alt-hatholische Theologic. Lcider war and ist es infolge finanzieller and tech- nischer Schwierigkeiten vielfach nicht leicht, die mannigfachen Schaden and Zerstdrungen an Kirchen and Gottesdicnststiitlen zu beheben. Grof3 war (lie Freude, als am 23. Juni 1951 die mit Unterst: tznng der Gemeinde Wien erneuerte St. Salvatorkirche in Wien lurch einen feierlichen Erolfnungsgottesdienst wieder in Gebrauch genommen werden konnte. \Viih- rend der Zeit Hirer Henovierung war tins in licbens- wiirdiger Weise fiir alle grolieren Veranstaltungen (lie anglikanische Gesandischaftskirche in Wicn rut Verfiigung gesiellt worden. - Aulierdem konnten die Kirche in Ried/Innlareis, Bas Kapellendach in Steyr and die Kapelle in Wien-Nord-West restauriert wcr- den. An der okumenischcn Arbeit in (lie A11-katholische Kirche Osterreichs, der fur diesen Zweek ein eigenes kirchliches Aulacaunt zurVerfilgung stelit,ntaf3gebeud be tciligt. Erfreulich ist das Interesse, das unsere Kirche his wachsenden Ausmatie in der breiteren Offcntlichkeit (indct. 1's gild in Wien wolil katini cin Ercignis von grolicrer kulturcller Bedetrtung, zu welchem nicht ein Vertreter der Alt-Katholischen Kirche Osterreichs ein- geladen wiirde. Die von "Zit zu Zeit abgehaltencn Badiogoltesdienste wcrden nicht zuletzt dank der Bemiihungen von Pfarrer L. W. Reichl, der unsere alt-katholische Kirchenmusik auf nerve Grundlagen zu stellen trachlet, heachtet. Fine Intensivierung des kirchlichen Lebens zeigt sich nicht nor (lurch den gulen Besuch der Gottes- dienste and Veranstaltungen, sondern auch in den verhaltnismiiflig hohen Autlagenzahlen kirchlichen Schriftlums. Es ist in den lctzten zwei Jahren gelun- gen, die Abonnentenzahl der Zcilschrift ?Der Alt- Katholik" mehr als zu verdreifachen. Der erste Teil des neuen Gebet- and Gesangsbuches konnte bereits fertiggestellt werden. Guic Erfolge hat inch das Fiirsorgewerk unter Lcitung von Synodalratsprasidenten 1. Mann zu ver- zeichnen. Auch durch den ?Verband der All-Kaiho- liken Ost:erreichs" wird -- besonders hinsichtlich der Ferienaktionen - wertvolle Fiirsorgearbeit geleistet. Stille and verantwortungsbewu(3tc Arbeit leisletc das religions-p idagogische Seminar, in deal sich allwochentlich Theologen and Religionslehrcr zu ge- meinsamer Arbeit vereinen. Ausgehend von der Psyche des Kindes will es einer organischen Auf- w1irlsentwicklung unserer Kirche dienen and tine l'inheitlichkeit ins alkatholischen Denken fordern. Seiner Arbeit war es auch zu verdanken, dal3 wir, ob- wohl nur wenige Tage vor Eroffnung gebeten, in der Ausstellung ,Unsere Schule" in Wien geradezu schlagartig Lehrstoff and Methode unseres Religions- unterrichtes darbieten konnten. Wir diirfen uns freuen, data unscre Kirche in dieser Ausstellung, (lie von 320 000 Menschen besucht war, einen heachtlichen Platz einnahmen. Die am 7. and 8. Juni 1952 in Wien stattgefundene Synode gedachte besonders des verstorbenen Bischofs i. R. Robert Tiichler and nahm sodann die wertvol- len licrichte fiber Kirchenverfassung, Liturgie, Ver- einfachung der Verwaltung genehmigend zur Kennl- nis. Beachtung verdicnt vor allem die von Pfr. L. W. Bcichl vorbildlich geleistete kirchenmusikalische Ar- beit. Sic ziclt auf einen im besten Wortsinn genrein- ten modernen Choral, der sich freimacht von der her- gebrachten Typik der Gregorianik, in die sich die deutsche Sprache nur schwer einfiigt. Die Synode be- schloli ferner, den Tilel Geist]. Rat nicht mchr zu verleilten. Mit Dankbarkeit begriiftte sic die Erklii- rttng der altkatholischen Bischofskonferenz zu dens Dogma von der leiblichen Aufualune Mariens in den Himmel, ;17 Approved For Release 2009/08/17: CIA-RDP83-00423R000901320002-4 Approved For Release 2009/08/17: CIA-RDP83-00423R000901320002-4 Has Harlem in der Uhr Lieber Andres! Du schickst mir Deine Taschen- uhr, Weil sie stehen blieb. Der hiesige Uhrmacher soil sie wieder zum Gehen bringen. Es ist wohl betriiblich, daB wir Menscben von heute ohne einen solchen kleinen Helfer in der Tasche kaum noch auskommen. Friiher wuBten die Menschen ohne Uhr ihre Zeit. Sic sahen fleiBig nach der tonne and ihrem. Schatten; sic sahen nach der Morgenrote and Abenddammerung; sic achteten, wean die Morgenglocke oder Abendglocke lautete; schlieBlich fiihlten sie es in ihren Gliedern, ob es Zit sei, Feierabend zu machen. Das haben wir alles verlernt. Der Uhrmacher in der Markusstralle blickte (lurch sein Glas in die Uhr, lachelte ein wenig and sagte: ?Ihr Herr Vetter hat wohl ein paar Blond- kopfe, die gern an der Ticktack horchen? Zuwei- len 156t er sie.auch einen Blick in das Raderwerk tun." Ich nickte ihm zu and sagte: ?Er hat ihrer drei and der mittelste ist mein Pate." -- So meinte nun der Uhrmacher: ?Das Jdngsle ist noch klein and sitzt noch imKorbhettchen and hat weiche, seidene 1-li rchen?" -,,Auch das stimnrt", erwiderte ich, ?sic ist ein herziges Kind and heiBt Lenchen." - .,Ja", fuhr er fort, ?da hat nun ihr Iferr Vetter wieder einmal die Kinder in die Uhr sehen lassen, auch das Lenchen, and da ist cin winziges Hiirchen von ihr in die Uhr geraten, hat rich uni ein 11 dchen gewickelt, and die Uhr ist stehengeblieben. Es ist mittags um II Uhr ge- wesen." Da siehst Du nun, lieber Vetter Andres, was Dein kleines Lenchen angerichtet hat. Kiisse das Kind auf seine Stirn, auf der seit der Taufe der Name Gottes geschrieben steht, and streichle ihm die Hiirchen. Merke Dir aber; lieber Vetter, was ein llarchen vermag! I)u hast doch wohl schon gesehen, wie eine Spinne ihr Netz ausgespannt hat. Eine Fliege fiihrt dagegen. Man denkt, sic fiihre ungehindert and ehe sic sich versieht, sitzt ihr die Spinne im Nacken and wickelt einen Faden um die surren- den Fliigel. Da ist sic gefangen and ist ein Opfer der Spinne. Merkst Du was, Andres? Das I-liir- chen, das die Uhr anhalt, and die Fliigel umwik- kelt, das leg[ sich zuweilen auf unsere Seele. Eire Zweifel, ein verzagter Gedanke wickelt unsere Scele ein: dann laf3t sic ihre Fliigel hangen, sic konnen nicht mehr surren.,,Vatcr", sagen die Kin- der, ?wir wollen ein Lied singen", aber Du kannst nicht mehr singen. ,Vater, erzahle uns noch ein- mal, wie der liebe Gott die Tiere and Vogel erschaf- t'en hat mod mit dem Farbenkasten hunt bcmalt hat and den Buchfink zuletzt.", aber Du kannst das nielit niehr erzahlen. Dann gehe hin zn dem Uhrmacher, Andres, hail Dir das Hiirchen, welches das Raderwerk hemmt, 1a13 Dir den hitteren Ge- danken wegnehmen, welcher Deine Seele rn- sponnen hat, damit ihre Fliigel wieder scltwirren konnen. Du weitit, wer der Kiinstler ist, ,daf3 wir auffahren mit Fliigeln wic Adler, doll wir laufen and nicht mode werden, daB wir wandeln and nicht matt werden." GriiBe meinen kleinen Paten, lehre ihn das Va- terunser and sag ihm auch, wer es gemacht hat: der Kleine ist nun drei Jahre alt and versteht es scion. Die Uhr schicke ich, sobald sic wieder geht. Leb wohl and schreibe bald einmal zuriick! Dein ... Matthias Claudius. OOOOOGOOOGOOOOGG Sonntag Die Nacht war lcaam verbliihet, nur eine Lerche sang die stille Loft entlang Wen grtt/lt sie sclron so frfihe`t Grid drau/3en in dent Garten (lie Batune fibers Hairs sah'n writ ins Land hinaus al.s ob sie wen erwarten. In festlichen Gewanden wie eine Kinderschar, Tauperlen in dem Haar, die Bluinen alle Standen. Ich dacht: ?Ihr kleinen Braute, was schmiickt ihr each so .sehr?" Da blickt die eine her: ,,,.Still, still, s' ist Sonntag heute!" Schon klingen Morgenglocken, der liebe Gott nun bald geht lurch den stillen Wahl." Da kniet ich Iron erschrocken. .Joseph von Eichendorff. ?Wer immer in priesterlicher Gottverbundenheit and Heiligkeit lebt, nicht nor allein jene, die man tin prie- sterlichen Chorgestuhl sitzen sielrt, sondern jene mehr, die priesterlich sind im Handel and Wandel, deren Anteil der Herr ist, diese sired cvahrltaftig Priester and Leviten des Herrn." (Orgines ft am 250) Approved For Release 2009/08/17: CIA-RDP83-00423R000901320002-4 Approved For Release 2009/08/17: CIA-RDP83-00423R000901320002-4 Has hiinigsprohlem der hirdie Man spricht heat in alien Kirchen hin und her von der Erweckung der Laien. Die allkatholische Kirche hat schon schr friih den Laien jenc Recite zuriickge- gehen, die sic von Anbeginn in der Kirche besal3en, abcr durch mannigfachc Griinde innerer und au(3erer Art wieder verloren hatters. Die altkatholischen cin- fachen Christen diirfen niche nur die Dienstc der gc- weihten Anitspriester in Anspruch nelunen (Sakra- ntente, Teihtahme am Gottesdienst, Un(errichtung der Kinder ini altkath. Glauben, Beerdigung, Seelsorge), und dies mit cinem Rechisanspruch, denn (lie Kirche ist niche fiir die Pfarrer, sondern die Anttspriester sind fiir die Kirche, #iir-das folk da. Alle Getaufte sind auch verantworiliche Mitiriigcr des gemcindlichen und gesamtkirchlichcn Lebens! Als solche spenden sic rich selbst das Ehesakrament, fin Notfall sind sic nut Er- iengung des Vernunftgebrauchs auch aut3crordent- liche Spender der Taufe. Sic haben auch kirdienbhr- gerliche Rechte, denn Pflichlen entsprechen. Man unlerscheidet ]shrenrechte und ailgemcine Rechte. Zu den Ehrcnrechten gehort z. B. das Recht, ins Auftrag der lltern des Patenamt zu ubernehmcn, mit lurch- licher Sendung als Katecheten in der Glauhensunicr- weisung der Jugend mitzuwirken, wean gewisse Vor- ausselzungen der Eignung gegeben sind. Zu den all- gemeinen Rechten gehort das Recht der Mitwirkung an der Vercnogensverwaltung der Kirche und der Ge- ntoinden, der Wahl des Pfarrers, der Mitbetciligung an der Bischofswahl, der Milfeier der hl. Gehcimnisse in Gesang, Gebet und innerer Teilnahme sowic der Mitsorge fiir (lie materiellen Bedtirfnissc der Kirche durch kirchliche Beitragc und Opfer (Kirchenstcuer), Rechte freilich, die Glaubenswissen ebenso wie Liebe zu Christus und Fiihlen mit der Kirche voraussetzen, sollen sic zura Segen der Kirche gereichen und niche totalitaren Weltmachten u. U. cine Handhabe zur Zerstorung der Kirche bieten. Kraft seines Christen- standcs (allgemeines Priestertum) hat darum sowohl der Amtstrager wie der ?Laic" odor einfachc Gkiu- bige (Christ) die ganz allgemeinc Gewissenspfliclit, dieses seines Chris tens tandcs eingedenk, Gott lurch tin Leben des Glaubens und der Liebe zu verherr- lichen und in scin em privaten wic offentlichen Leben zu bezeugen. Dieser in der Urgemeinde ganz sclbstverstandliche Gesamtpflichtenkreis gewinnt nachZeilverhiiltnissen and personlicher Begabung, Hach JahrhundcrI und Land seine pcrsonliche und besondere Note. Der christliche Herrscher hat itn Grunde (lie glciche Ver- pflichtung wie der einfachste Soldat, der reiche Kanf- herr dieselbe wie der armste Bottler. Sic alle haben Gott zu bezeugen in dem Stand und Bernf, dem sic durch Geburt, Wahl oder Fiigung angehoren, sic allc stehen in unmittelbarer Verantwortung vor Gott und haben sich ihres Chris tons tandcs und Namens mit Gottes gnadenvoller Hilfe wiirdig zd crweisen. Und loch wird die im Grunde gleiche Ptlicht in jedem Fall cine ganz pcrsonliche. DilTerenziermtg, d. h. Unter- schiedlichkeit erfahren, bedingl durcit die gottgege- henen Talente, durch Geschlecht, Alter, Wissen, Macht- fiille, Einflul3bercich und tine Menge anderer Um- stiinde, die man vielfacli heute mit den Wort ,,Situa- tion" meint, die der Ileiland in dem Glcichnis vom barmherzigen Samariler anschaulich fur alle Zeiten geschildert hat, denn der ,Ndchste" ist stets der, der inich personlich anfordert. So blcihen die Pflichten and Rechte allezeit die gleichen, die Form ihrer Anwen- dung anderl sick stiindlich, d. h. in jeder Lage und in jedem Augcnblick haben wir tills als Christen zu hewahren. Diese Erkcnntnis bedeutet die Absage an jede Zweiteilung des Lebens, an die Aufspaltung des Lebens in Sonntag und Alltag, in Kirchenfrommig- keit und Weltformigkeit, in religiose mid in cigen- stiindigc Sachgehiete. Schlagworte wit jene: ,Reli- gion ist Privatsache" odor ?Politik hat mit Religion odor Glaubc niches zu schifTen", richlen sich in dieser Allgemeinheit von selbst. Sic sind iibrigens schon von Paulus entlarvt, der da sage: Ihr tnogct essen odor Irinkcn. lnet a l l e s zur Fire Go lies. 2. ,,Pastoren-Kirche" I)iese Gesamivcraniwortung des Christ enstandes, these ganz sclbstverstandliche Aufgabc jedes Chri- sten, sich als Christ in den verschiedenen Bezirken seines Lebens, in und auiier der Familic, der Ehe, als Glied des Volkskorpers, der Volks- oder Weltwirt- schaft wic auch als Glied seiner christlichen Gemeinde zn hcwiihren und lebendiges Zeugnis von seiner we- senhaften Zugehorigkeit zu Christus im Heiligen Geist zur Elure Gottcs abzulcgen, ist scit der Neuzeit niclit mchr alien jenen bewutit, die noch hut3erlich irgend- wic zur sichtbaren Organisation der Kirche zahlen oder dieser Kirche als Zeichen ihrer Nochzugehorig- keit zahlen. Auch friiher gab es Gute und Bose, Ge- rechte und Ungcrechte, Eifrige und Laue. Es wind sic immer geben. Allein, in der Urgemeinde und auch im Mittelalter konnte man das alles nur mit gutenr bzw. schlechtem Gewissen scin. Der Unterschied ge- genGber heute fhllt auf. Er besteht darin, daS die Spaltung (Max Piccard nennt es die ,Diskontinui- tat") heute von diner Obcrzahl auch jener Besitz ergriffen hat, die aul3erlich sich zur Kirche rechnen. Sic besteht darin, daf3 man guten Gewissens sich zu diner Kirche zugeltorig weil3, bzw. ilir nodi iiuierlich vcrbunden blcibt, abcr ihre Kunde vom Reich Gotles niche melir ernst nimmt. Oder darin, daf3 man das Leben in der Kirche begrillit, es aber ausschlieBlich als Sache des Berufsstandes der Geistlichen betraclt- let. Oder darin, dal3 man Christus noch lieb hat, aber in der Politik odor Wissenschaft odor im wirtschaft- lichen Sektor glaubt, mit Gott und der Bergpredigt usw. nichts anfangcn zu konnen. Oder ganz cinfach, dad man zwar noch der Kirche als Riickversicherung einen Oholus gibt, aber von ihr ungeschoren blcihen mochte. Approved For Release 2009/08/17: CIA-RDP83-00423R000901320002-4 Approved For Release 2009/08/17: CIA-RDP83-00423R000901320002-4 ?Kirche" nun noch organisatorisch verstanden, nichI mehr als ?Leib Christi", ,its sakramentales Mysle- rium, ist deshalb so vielen Menschen nur noch ein D i n g wie so vieles andere, auf einer Strife stchend mit Theater, Staatsbehiirde, Schule, odor gar Feuer- wehr und Polizei. -Fur bestimmtc Anlasse braucht man sic vielleicht noch. Man mochte als guter Burger sic nicht ganzlich bei familiaren Anlassen missen. Noch schcint sic auch niitzlich als Beerdigungsinstitut. Gibt man sich groBziigig, wird man ahniicb wie Cicero ihr eine soziale Funktion, ein Trostamt fiir dieMiih- seligen und Beladenen, eine lebensverklarende Auf- gabe Air Kinder und Greise zuerkennen und Air ihre karitaliven Bern hungen mit Anerkennung und Spende nicht kargen, auch ihre Pfarrer, insonderheit befahigte, einflut3reiche oder auch schlichlfromme Typen menschlich als Personlichkeit schatzen. Man griifit sich, aber man spricht sich nicht. Aber fiir alles cigentliche Geschehen im geistlichen Raum der Kirche fehlt das Organ and tiefere Verstandnis. Oder es klingt nur noch nach wie ein fernes Geliiute, wie das Weihnachtserlebnis aus der Kindhcit. Dabei ist jener Unzahl von Zeitgenossen noch gar nichl gedacht, die der Kirche feindselig gesinnt, ihre Botschaft ,,.its Opium fiir das Volk" bekiimpfen mid Voltaire jenes liisterliche Wort nachsprechen: ecrasez l'infame, d. h. rotlet sic aus, die Verruchte: Dati es dazu kam, in einer solchen Breite, hat viele Ursachen. Sic anzufiihren, ergabe eine eigene groBe tintersuchung. Schuld daran hat die Auflosung christ- licher Glaubenssubstanz durch eine unglaubige an- gebliche Wissenschaft; schuld daran die Rasllosig- keit des Dascins, die [fast, Vergniigungssucht, die Atomisierung des Lebens, die den Menschen keine Zeit zur Besinnung l113t; schuld daran hat auch die Kirche; die Laien, dab sic Bich aus Glcichgultigkcit (lie Sorge fur das Reich Gottes von den besonderen Dienern der Kirche ahnehmen lichen; die Geistlichen, dab sic versucht waren, die Kirche nur als Hire Be- rufsdomane anzusehen. Noch manches andere wiire an.zufihren, wozu bier der Platz fehIl. Ein Pfarrer kam einst in eine neue Gemeinde, wo rich allerlei frisches Leben and frdhliches Wirlcen bei jung and all einstellte. Es war eine Lust und Freude. lber langsam wurde es schwdcher. Je mehr der Pfar- rer sick anstrengte, je schneller schien es ruckurarts zu gehen. So ging er eines Abends bekummert zu Belt and hatte dann einen bosen Traum. Ilan war, als befehle ihm Gott, mit seiner Gemeinde einen schwue- ren Wagers out cinen hohen Berg zu zichen. Scluiell ergriJJ' er die Deichsel, alle Gemeindemitglieder scho- hen Hach, and so ging es riistig vorwarts. Aber lang- sonz ging es iminer schwerer, his schlie/31ich der Wa- gon stand ... Da sehaute der Pfarrer sick urn and sah, dap alle seine Gemeindemitglieder im - - Wagers sa/.ten and sick zichen liefien. Nabirlich, so ging es nicht. -- Lebendige Gemeinde, ein jeder an seinem Tail hel/end. die brauchen wir. Aus ,.(:rill ins Leben" 36119. 3. Die Kirche erwacht in den Seelen Seit der Jahrhundertwende, in der Zeit grofiler Not, vollzieht sich vor den erstaunten Augen der Welt ein Geschehen, das in der Vision des Ezechiel scin Gleichnis hat. Wie dort die Totengebeine wieder mit Fleisch und Blut umgeben werden, beginnt in den Iler- zen victor Christen die ?Kirche zu erwachen". Iminer hilft Gott damn, wenn die Menschen am Endc sind. In alien Kirchen, in alien Liindern werden sick cin- fache Christen Hirer Taufverpflichtung, ihres Chri- stenstandes bewuBl. Oft von sich au.s. moist erweekt von eifrigen Dienern der Kirche, die ihr Amt its hci- ligen Zeugendiensl aull'assen. Nichl als oh es nicht immer in der Kirche Christi bin und her solche Man- ner und Frauen christlicher Tat, volt Gl:uibe und Opfersinn, gegeben Hite! Das None daran ist jenes, dab sic die Kirche mit neuen Augers betrachten, sicln inn sic Gedanken und Sorgen machen, die Einheit von Glaube und Leben erfassen und als Christen sick auch fiir ihre Milmenschen Air die Gestaltung des irdischen Lebens verantwortlich wissen. Dab sic ihr Gliedsein am Leibe Christi entdecken. Dieses Er- wachen bewirkt, dab sic den Geistlichen raten, wie der Mensch des 20. Jahrhunderts angesprochen wer- den mull, dal3 sic selbst darum bitten, in Erwachse- nenkursen oder Akademien fur die Bewaltigung der sic in der Well, im Beruf, in der Elie bedriingenden Lebensfragen geistig und theologisch ausgeriistet zu werden. Es offenbart sich in dem Bein Then, selbst aktiv don Gottesdicnst mitzugestalten and deshalb auch mit der Geschichte und Bedeutung der heiligen Liturgie vertraut zu werden. Nicht mehr geht es u n ein Fordern von Rechten, sondern um Ubernahme von verantwortlichen Pflichten, nicht mehr um ein Rechtbehalten der Geistlichen oder Laien, sondern urn ein gemeinsames Suchen und Mtihen. Da verliereu die Begriffe Klcrikalismus oder Laizismus (Laien- herrschaft) ihren Sinn. Da wird die gottgewollte or- ganische Ordnung des Miteinander hergestellt. Die Briider in der Ordnung des Bischofsamtes griitien die Briider des Amispriestertums and heide die Briider and Schwestern im Stand(,, des allgemeinen Priester- tunis. Das gemcinsame, Miihen gilt nicht einer Selbsl- verherrlichung der Kirche der Erscheinung, hi chstens der Kirche als Work des Fleiligen Geistes, vor altem aber der Vaterunserbitte, Dein Reich kommme, Dein Wille geschche. Und man begreift sich selbst als Briider, die den gleichen Weg zu Gott gehen, bei denen im Grunde auch die sozialen Unterschicdc auf- gehoben sind in der grot3eren Gemeinschaft des glei- chen Glaubens und der gleichen Iloffnung. Je mehr die Masse verweltlicht, inn so starker er- kennen jene, die mit Ernst Christen scin wollen, ihre Verantwortung auch fur die Kirche selber. Aus der Erkenntnis, dal[ die ins Ohermenschliche gesteiger- ten undglobal gewordenen Aufgaben der Kirche von den wenigen hauptamtlichen Geistlichen nicht mehr gemeistert werden khnnen, sind die Laien an die Front gerufen. die Kirche in der Welt zu verkiirpern durch [lire christliche Existenz and durch die 31is- sion.sut-heitfiir das Reich Gotles in seinen vielfiiltigen Fornuu. I0 Approved For Release 2009/08/17: CIA-RDP83-00423R000901320002-4 Approved For Release 2009/08/17: CIA-RDP83-00423R000901320002-4 Has alles gilt auch fur die altkatholische Kirchc, je starker sic ihre Mitverantwortung fiir die Wieder- vereinigung der Christenheit als Voraussetzung der Glaubwi rdigkeit des Evangeliums spurt and je mchr auch bei uns die Diasporaverhaltnisse die Amtstrager iiberfordern. Die altkatholische Kirche hat dabei den Vorzug, data sic den Laicn bereits grundsatzlich alle ihnen zustehenden Recite zuriickgegeben hat. Sic ist den GroBkirchen gegenuber im Nachteil, weil sic nur in sehr geringem Umfang fiber Riiume, Krafte and Einrichtungen verfiigt, um die Jugend and die noch mit ihrcr Kirche fi hlenden odcr erweckbaren Laien in Akademien, Freizeiten, Lehrgangen, Einkclirtagen zu schulen odor ihnen mit genfigend Lileratur dienen zu konnen. Und doch wird das Konigsproblem der Seelsorge audi in unserer Kirche darin zu schen sein, oh auch bei uns, da imrner meter die erste un.d auch zweite Generation ins Grab sinkt, es ge- lingen wird, alle Glaubigen mit einer wachen and sorgenden Liebe zu unserer Kirche zu erfiillen. Eincr Liebe, die ohne auf Anerkennung, Ruhm odor Vor- teile zu schauen, in der Kirche unserm Ilerrn Chri- stus un.d seinem Reiche dient, durch vorbildliches Christenleben, durch mannhaftes Belcenntnis zu un- serer kleinen Kirche, durch Mitgestaltung unserer Gottesdienste (Organistendienst, Singkreis, Altar- dienst, Paramentenarbeit, Kirchenschmuck), durch Mithilfe im Missionsamt, durch Einsatzdienste der Werbearbeit, durch Besuche, Ubernahme kirchlichcr [Ater and Sonderaufgaben, lurch selbstandige Zen- gendienste in Versammlungen and was es an vielfal- tigen Moglichkeiten gibt. Jeder kann helfen, jeder wird gebraucht, jeder diene mit der Gabe, (lie Gotl ihm darrcicht. Jeder aber mache sich auch zu diesem priesterlichen Work geschickt mit denselben Mittein, (lie den geweihten Priester in der Treue erhalten: (lurch Gebel, Verliefung, in Lehre, Geschichte and Leben der Kirche and durch standige Erweckung der Liebe. Nur wo die Liebe Christi, niche die Eigenlicbe drangt, wird Gott semen Segen auf unser 'run legen. Paul Pfister. Ein Mater bekam den. Auftrag, ein wirksamcs Wer- beplakat fiir eine Missionssammlung zu entwcrfen. Er entledigte side seines Auftrags in scltsamer Weise. Er inalte eine herrliche Kirche. Durdr das offene Portal blickte man auf die Fenster nut leuchtendcn Farben, auf den lichtuin luteten Altar, man sah herr- lich geschnitztes Gestiihl and Kanzel. Aber neben dem Portal erspahte man eine Opferbiichse fur (lie Missionen, ganz von Spinnweben verhiillt. Ein prach- tiges Gotteshaus and dodi eine Gerneinde, die nur an sich dachte and (lie Reichsgottesarbeit fiir die andern vergat. Ja, walirhaflig, eine verfallende Kirchc. (ITilfswerk) In dieser Zeit entstand bei der Zunahme der Zahl der Jiurger laute Unzafriedenheit der griechisch redenden Gemeindeglieder gegen die ltebreiisch sprechenden, well Hire Witwin bei der tdglidaen Versorgung nicht geniigend beriieksiclrtigt wurden. Deshalb beriefen (lie Zwiilf the Gesamtheit der Ringer and sagten: ?Es ist nicht recht, dap win die Verkiindigung des Wortes Gottes hintansetzen, urn den Tischdienst zu besorgen. So sehet each denn, iltr Bruder, nach sieben in gutem. But' stelrenden Mdnnern aus curer Mille urn, die volt des Geistes and der Weisheit sind; die wollen wir fur dieses And bestellen. Wir aber. wollen nach wie vor uns ganz dem Gebel and dem Dienst des Wortes widmen." Dieser Vorschiag fond den Beifall der ganzen Versammlung, and man wahlte Stephanus, einen Mann volt des Glaubens and des Heiligen Geistes; ferner Philippus, Prochorus, Nil,-a- nor, Timon, Parmenas and Nikolaus, einen zum Ju- dentum ubergetretenen Heiden aus Antiochia. Diese stellte man den Aposteln our..Sie Iegten ihnen unter Gebel die 110nde auf. 41 Approved For Release 2009/08/17: CIA-RDP83-00423R000901320002-4 Approved For Release 2009/08/17: CIA-RDP83-00423R000901320002-4 llliitenlese aus dem > Commonitoriu.n adversus haereticos< des hirchenvaters Vinzenz von Lerin Vinzenz war Mbnch in dent von Erzbischof Ilonorat art 410 gegriindeten Kloster in Lerin in Siidgallien. Seine Schrifi ?Commonitoritnn" (Erinnerungsbiich- lein) schrieb er enter darn Decknamen ?Peregrimts". Man macht ihm den Vorwurf des Senripelagianisnnls wegen seiner Auffassung in der Gnadenlehre. Er starb 150 and wurde schon bald nach seinein Tod in Lerin als Heiliger vcrehrt. Das romischc Martyrologium fiihrt ihn -its solchejs mid feiert sein Gediichtnis aon 21. Mai. 13aronius nennt seine Schrift ?ein wahrhaft golde- nes Werk". Beilarmin riihmt sic als ,klein an Uni- fang, aber groB an Gehalt". Das 130chlein zahlt zu den kostharsten Bberblcibsein der patrislischen Litc- ra tin. Ulrich Uhl sagt zwar in seiner Ausgabe (Kiiscl, Kempten 1880) in der Einlcitung in ciner Futinotc Scite 13: ?Vincentius hat seine eigene Glaubensregel unrich- tig a ngewendet and dadurch selber gezeigt, dal3 die von ihm aufgestellten Kriterien, so richtig sic an sich sired, doch beirn Widerstreite der Meinungen damn Ein- zelnen noch keine vollkommen sichere Biirgschaft der Wahrheit bieten, indem as noch ciner auf3cren Auto- ritat bcdarf, um im gegebenen Falle unfehlbar aus- zusprechen, was denn in der Kirche iiberall, immer and von alien geglaubt worden." Der heilige Kirchenvater Vinzenz hat eben dos Dogma von 1870 noch nicht gekannti - 1. Wahrha/t katholisch ,,In der katholischen Kirche selber muB man sehr dafiir sorgen, dali wir das festhalten, was iiberall, was immer, was von alien ge- glaubt worden ist. Denn das ist wahrhaft and eigentlich katholisch, wie schon die 13e- deutung and der Sinn des Namens klarmacht, der all das in geradezu allumfassender Weise in sich schliefit." (Seite 150, Kap. 3). 2. Echter Katholik ?Da dem so ist, ist der ein wahrer and echter Katholik, der die Wahrheit Gottes, der die Kirche, der den Leib Christi iiebi, der der_gottlichen Reli- gion, der dem katholischen Glauber nidris vor- zieht, nicht das Ansehen irgendeines Menschen, nicht die Liebe, nicht den Scharfsinn, nicht die Beredtsamkcit, nicht die Weltweisheit. Er ach- tet viclmehr das alles gering, verharrt standhaft, im Glauben test gegriindet, and entscheidet sills dafur, selber auch nur das allein festguhalten and zu glauben, was nach seiner tUberzeugung die katholische Kirche als Ganzheit von Alters her festgehalten hat. Wenn er aber wahrnimnrt, dal3 erst spa er von irgendeincm Einzolnen i nl Gegensatz zu alien, oderini Widerspruch gegen a l i e fleiligen. (Christen!) etwas Neues and hnerhiirtes eingefiihrt wird, so erachte cr das nicht als zur Religion, sondern zur Ver- s u c h u n g gehorig." (Seite 205, Kap. 25). 3. Fortschritt des Glaubens ?Aber vielleicht sagt einer: Also gibt es in der Kirche Christi keinen Fortschritt der Religion? Es gibt schon einen and zwar einen sehr grol3en. -- .ledoch so, daf3 er in Wahrheit ein Fortschritt des Glaubens ist, nicht eine Veranderung. Zuni Fortschritt geh8rt namlich, daB eine Sadie in sick selbst v e r t i e f t, zur Veranderung aber, daB etwas von? linen ins Andere v e r k e li r t werde. Darmn soil wachsen and viol and gewaltig zunehmen die Erkenntnis, die Wissenschaft, die WVeisheit sowohl der Einzelnen als Aller, des Einzeimenschen wic der ganzen Kirche nach Alters- and Zeitstufen, aber lediglich in seiner Art, namlich in derselben Lehre, dem- selben Sinn, and derselben Auslegung." (Seite 212, Kap. 28). 4. Einheit des Glaubens ?Ebenso hahen wir gesagt, man miisse gerade innerhalb der a l t e n Kirche besonders and eifrig auf zwei Dinge bedacht sein, wonach sick mit alter Sorgfalt diejeningen richten miissen, (lie keine Haretikcr sein wollen; erstens, ob etwas schon von Alters her von alien Priestern (Bi- schbfen!) der katholischen Kirche durch die Au- toritat eines allgemeinen Konziis beschlos- sen worden sei; zweitens, daB man, erhebt sich irgend eine neue Frage, bei der sich ein soldier Kon- zilbeschluB nicht ausfindig niachen lath, auf die Ausspriiche der heiligen Vater zurick ge- hen miisse, derjenigen namlich, die sick zu ihrer Zeit and an ihrem Ort in der Einheit der Ge- meinschaft and des Glaubens verharrend als g l a u b w ii r d i g e Lehrer bewahrt habeas. Was sic nach dam Befund in ein and demselben Sinn and in Obereinstimmung festgehal- ten haben, das solle ohne alles Bedepkcn als wahre and ka tholisc.he Lehre erlcliirt werden." (Seite 238, Nap. 41). Aus dem lateinischen Teat (Ausgabe: Sanctorum Patrum opuscula selccta IX., herausgegebcn von H. hurter S. J., Oeui- ponti 1870) fibcrsetzt von Pfarrer J. Schniertshauer, Kempten. Die Kapiteiangabc wurde each der F u 0 n o t e n z l h 1 u n g der Ilurter'schen Ausgabe gewahh wegen der Ausgabe Kosel, Kempten, 1880. -12 Approved For Release 2009/08/17: CIA-RDP83-00423R000901320002-4 Approved For Release 2009/08/17: CIA-RDP83-00423R000901320002-4 Manner, wie wir sie hraudien Wir wissen, daB die Kirche nicht von Menschen and Hirer Tiichtigkeit letzthin abhangig ist, sondern von der Fuhrung durch Gott. Das gilt fiir die ganze Kirche and fur jede Teilkirche. Aber ebenso gewiB ist, dali die Fiihrung durch Gott vielfach gehemmt ist durch die Siinde der Menschen, durch ihre Nachlassigkeit mid mangclndeTatbereitschaft nichtweniger als durch geradezu pflichtwidriges IIandeln. Sic drangen, be- wuBt oder unbewuBt, den Segen Gottes zuriick. Und dann is[ da eitel Klagen fiber die angebliche Mahsal, die es zu meistern gelte. In erster Reihe denken wir da natiirlich an die berufsmaBigen Diener der Kirche, die Geistlichen. Aber in Wahrheit gilt das allcs ebenso von den so- genannten ?Laien". Man braucbt sich nur im eng- sten Kreise umzuschen, um Beispicle zu finden, wie einzelne vorbildliche Laien tine ganze Gemeinde beleben. Ich bin jetzt 55 Jahre mir unscrem Kirchenleben sonderlich verbunden, die Jahre des Ministranten- dienstes nicht mitgeziihlt, raid ich babe das Gliick ge- habt, mit einer ganzen Beihe hervorragender Laien mich arbeitsmiilig verbunden zu schen. Von cinigen Beispielen mochte ich erzahlen. Nach kurzer Kaplanszeit in Koln and wenigen Monaten Pfarrverweserschaft in Passau sandtc mich Bischof Weber ganz unerwartet nach Kempten. Der AnIaB war hochst traurig, der plotzliche Tod des dor- tigen Pfarrers unter den tragischsten Umstiinden. Die Berufung bedeutete cine Bckundung groBen Ver- I:rauens seitens des Bischofs and mir selbst war die Schwere der Lage nur zu sehr bewuBt. So entstieg ich dem Zug in Kempten mit dem Gefiihl tines hohen Wagnisses. Ich wurde am Zug erwartel. von cincm liebenswiirdigernsten Mann, dern Archilekten Adolf Leichtle. Von der ersten Stunde ab nahm er mich in wahrhaft vaterlicheObhut. Quartier- and Wohnungs- frage waxen trotz der kurzenZeit vorsorglich ge- ordnet, and so ging es fort von Tag zu Tag: er offnete mir seine Familie, filhrte mich in seine geselligen Kreise ein, beriet mich in alien Lehensfragen, die sick plotzlich vor mir auftaten, kurzum: er wurde mir ein rechter vaterlicher Freund, wie man ilm nur jedem jungen Geistlichen beim Antrift einer Stille auf un- bekanntem Boden wiinschen kann. Aber dieses ganz Personliche war nichl. das Wesentliche, das dem Manne in meinem BewuBtsein ein dauerndes Denk- mal gesetzt hat. Erst in der Arbeit fiir die Gemeinde lernte ich allmahlich, daB er so recht die Siiule der Gemeinde war. Er war wohlhabend, aber seine schlichte Lebensweise verriet das kaum, es sci denn, dali mir allmahlich auffiel, daB er fiir jeden guten Zweck eine offene Hand hatte. Er war nicht Vor- stand, aber Rechner der Gemeinde, and es fiber- raschte mich schliellich nicht meter, als ich entdeckte, dal er einen Fehlbetrag im llaushalt der Gemeinde stillschweigend mit scinem Bruder deckle. Nur Bi- schof Weber hatle wohl sagen kBnnen, welche geld- lithe Hilfen das Bistum in der Stille von item and durch ihn von seinem Bruder erfuhr. Aber frei von jeder Engherzigkeit widmete or seine Fiirsorge auch dem romkatholischen Waisenhaus. Das Germanische Museum in Nurnberg and das Deutsche Museum in Miinchen zahlten ihn unter seine Gunner, das Mu- seum seiner Vaterstadt nicht minder. Das alles be- zeugt den Gemeinsinn des Mannes, aher der Kern seines Lebens war seine Kirche. DaB er in keinem Gottesdienst fehllc, war gleichsam selbstverstiindlich. Sein Platz war neben der Orgel. Er hatte die Lieder ausgesucht and half der Organistin, slimmte den Ge- sang an and kiimmnerte sich um die Abstellung klei- ner Note. Der grotle Fiirstensaal, in dem wir unscren Gottesdienst feierten, war nicht heizbar, die Tasta- tur der Orgel ciskalt; er hatte ein Metallgefilli roil einer entsprechenden Fiillung machen lassen, Iegte es in seiner Wohnung vor jedem Gottesdienst 20 Minuten in kochendes Wasser, wickelte es in eincn Liiufer and trug ihn so in die Kirche, bedeckte mil dem durchwarmten Laufer die Tastatur der Orgel, um ihr den Eiseshauch zu nchmen, and reichte nach jedem Lied der Organistin das erwarmte Metallge- faB zum Auftauen der Iliinde. Der Geistliche erfuhr ahnliche FBrsorgc, -wenn der Saal so knit war, dal das Wasser im Kannchen gefror. Solche Kleinig- keiten geben einen Eindruck, wic Leichtle das,ganze gottesdienstlicheLeben mit seiner Sorge durchwaltete. Bei allem, was or tat, grolies and geringes, kam es ihm nie in den Sinn, cine Rolle spielen and die Ge- meinde bcherrschen zu wollen. Er war niches als ein treuer, dienstbereiter Christ. Davon wurde nicht viel geredet, aher danach wurde gehandelt, mit olfenem Bekenntnis auch dort, wo or auf Gegnerschaft stied. Und das kam aus einer tiefen Frommigkeit. Wic sehr sic ihn beherrschte, erkannte man, wean der Unmut fiber eine ihm begegnende hiitiliche Gesinnung ihn zu iiberwaltigen drohte: chc or sich zu einem haBlichen Wort scinerseits verfiihren lieB, erhob er sich and verlieB die Gesellschaft. Wer ihn kannte. hat ihn gewiB nie vergessen. - - Noch im gleichen kirchlichen Kreise begegnete mir dann cine zweite vorbildliche Laiengestalt: Otto Merkt. Nur wenige Monate alter als ich stand or Hoch in der beruflichen Ausbildung and war noch viol vonhaus abwesend; cr war aher der Ileiniat so ver- bunden, daB or jede Gelegenheit benutzte, sic aufzu- suchen. So trat or mir kameradschaftlich and freund- schaftlich nahe. Seine Wirksamkeit and Bedeutung gingen weit fiber den kirchlichen Bereich hinaus, als spatcrcr Oberbiirgermcister seiner Vaterstadt hat or groBes fiir die wirtschafiliche Wohlfahrt des ganzen Allgitus getan, als IIcimalforscher hat or grundlegend die Bomerstralen and die ?Bingen" des Allgaus aus alien Jahrhunderten erkundet, aber in allem war and hlieh or inner das interessierte and bekenntnis- Approved For Release 2009/08/17: CIA-RDP83-00423R000901320002-4 Approved For Release 2009/08/17: CIA-RDP83-00423R000901320002-4 Irene Kirchenglied. Als er zum Abschlul3 seines Stu- diums in Erlangen summa cum laude (snit Auszeich. Hung) zum Doktor beider Rcchte befordert wurde, sprach ilnn der Rektor der Universitat seinen Gliick- wunsch mit dem Beifiigen aus, daB man sich freuen wiirde, ihn bald als Amtsgenosscn im Universitiits- lchramt zu begriif3en. Darauf antwortete Merkt prompt, daLi dazu keine Aussicht bestelie. Auf die etwas erstaunte Frage nach dem Grunde, antwortete er: ,Ich bin alt-katholisch", worauf die verstiindnis- volle Antwort erging: ?Es gibt ja noch andere schone Berufe." Nach den Jahren als Rechtspraklikant kam er als Assessor nach Mallersdorf; ein Kundiger net ihm, sich dort einfach als katholisch einzutra- gen, was ihn nur veranlatite, das ,alt" um so deut- licher zu schreiben. DaB es spiitcr eininal nur an scinem kirchlichen Bekenntnis scheiterte, dali er Oberbiirgermeister von Regensburg geworden wire, liaben nur wenige gewulit. Warum ich these Dinge erzaliie? Uni zu zeigen, daB er immer' dann, well]) ihnt aus seinen Bekenninisstand ein Nachteil zu er- wachsen drohte, ihn nit einer Art trotzigem ?nun grade" hervorkehrte. Wo er auch lebte, in Kempten, Frankfurt odor Munchen, immer and iiberall war cr tiitiges Mitglied and bewul3ter Mitarbeiter, im ,Ar- beiterverein" in Kempten, der spateren Jungmann- schaft, in der Jungmannschaft in Munchen and im Rayerischen .Laudesverein. Eigentlich war er es, der die Jungmannschaftssache in Deutschland in Gang hrachte: er halte auf dem KongreB in Olten die Schweizerischen .1ungmannschaften kennen gelernt, war von Hirer Bedeutung ergriffen worden mid lrat nun iiberall im deutschen Bistum fur sic ein. Spiller hat er unscrer Kirche als Mitglied der Synodalver- tretung and als Synodalrichter gedient. Als seine be- rufliche Arbeit ihn (inn zu einem Wirtschaftsfiihrer des Allgiius machte, [rat er kirchlich niclit mchr -so crkennbar hervor; aber er blieb im sullen der Alte and bewics das ja dann durch seinen letzten Willen, durch den er der Gemeinde Kempten einen wirt- schaftlichen Rtickhalt geschaffen hat. Noch ein kurzes Wort zur Kennzeichnung des Menschen: Am 'Page der ?Machtergreifung" %vidersetzte er sich der Setzung der Hakenkreuzfahne and wanderte ins Gefiingnis; es gelang mir, matgebende Leute auf diesen Mit3- griff aufuterksam zu machen, so daB er bald wieder Frei wurde. - Seine Berichte an den Gauleiter war- den von diesem nicht weitergcgeben; den]) sic ent- hiellen Urteile and Tatsachenberichte, die man ?oben" nicht zu horen wiinschte. - Die ?Parlel" konnte nicht wohl anders, als ihn bei seiner Bedeutung zu dulden. Aber sic benutzle die Altersgrenze, ant ilni zu verdriingen and durch cine Null von Ortsgruppen- leiter zu erselzen, der dann heim Zusammenbruch in der Verkleidung als Gcistlicher fliichtele. -- Die Ame- rikanische Besatzung rief Merkt wieder in sein Amt, entliel3 ihn abcr wieder, als er sich der sinnlosen Entnazifizierung widersetzte, steckte ihn sogar ins Konzentrationslager, was alle, die ihn kannlen, mil Becht its Auszeichnung empfanden. Die bier ver- brachten Monate erzwungener Rube warfen ibis auf scin Innenleben zuriick and vertieften seine From- migkeit. Freigelassen widmete er den Rest seines Lebens seiner Kirchengemcinde als ihr Vorstand. Wahrend ciniger Jahre, (lie er auf der Verwal- ltmgsakadenuc in Frankfurt arbeitete, kam O. Merkt in personliche Fiihlung mit ciner dritten markanten Laiengestalt in unserer Kirche, nit Friedrich Michelis, dem Neffen des alien Michelis, der -- urspriinglich Professor in Braunsberg in den ersten Jahren unserer Bewegung unermudlich als Vortragsredner and Gemeindegriinder von Or[ zu Or[ zog and schliel3- lich in Freiburg als erster Pfarrer der dortigen Ge- meinde seBhaft geworden war. In Friedrich Michelis pulste das leidenschaftliche Gemiit seines Onkels, das din fiir Menschen, die nicht wie er ganz der Sache lebten, zu einem unbequemen Gefiihrten machen konnte. Dabei war er aber nicht etwa empfindlich, sondern einem graden Wort stets zugiinglich. .1a, ill seiner Fahigkeit zur Zusammenarbeit nit Gleichstre- benden war er vorbildlich. So bildete er mit dem iilteren Hiitwohl, (dem Vater des heutigen Pfarrers) and dem biederen Krawutschke das gliinzende Drei- gestirn, das sich in der unermndlichen Arbeit fiir die Jungsmannschaftssache and fur die Grundlegung der damals noch ini Aufbau befindlichen Parochic Frank- furt and ihrer engeren and weiteren Umgebung nichl genugtuen konnte. Damals leblc in Oberursel der alts bewahrte Freund unserer Kirche ins der evangeli- schen Kirche, Friedrich Nippold. Es verstand sich gleichsam von selbst, But) Michelis mit diesem enge Fiihlung hiell. Kein Werbevorstot, kcin Vortrag, ob in Frankfurt oder IIochst, in Sossenheim oder Oberursel, in Of- fenbach odcr Hamill, bei dem Miclielis gefehlt hiitle. Dail er mil seiner ganzen Fandlie im Goftesdienst nicht fehlte, ist filr den, der das Hans Michelis kannle, unnotig zu sagen. So war es nur natiirlich, Approved For Release 2009/08/17: CIA-RDP83-00423R000901320002-4 Approved For Release 2009/08/17: CIA-RDP83-00423R000901320002-4 daf3 Michelis zuni Milglicde der Synodalverl:rel.ung gewahlt wurde and auch dort im Segen wirktc. - Zuni Schlul3 ein Vorkommnis, das mit seiner kirch- lichen Stcllung nichts zu tun hatf:e, das aber seinen Charakter and die Wirkung seines Wesens kenn- zeichnet: Michelis war Reserveoffizier and gehorte dem Verein diescr Offizicre an. Auf ciner jahrlichen IIauptversanmilung dieses Vercins mcldete or sich hei der Erorterung des IIaushaltplanes zum Wort and sprach - zur allgemeinen Verbli ffung --- dem Vor- stand seine entschiedene Milibilligung aus, (der Vor- sitzende war der Bezirkskonunandeur). Es war (lie "Zit des Aufstandes in Siidwestafrika, der Ilaushall- plan enthielt cinen erheblichen Beirag fiir Vergnii- gungen, aber nichts fur Liebesgaben fiir die Truppen, die drauf3en ihre schwere Pflichi taten. Bei der schrof- fen Art, in der Michelis zn sprechen pflegte, war die Stimmung im Augenblick etwas unhehaglich. ])or Vorsitzende ging sofort auf die Beanstandung ein: der Poston fiir die Vergniigungen wurde fast ganz urngeschrieben auf Licbesgabensendungen. Aber da- mit war der Fall nicht erledigi: Beim folgenden Punki der Tagesordnung ,Vorstandswahl" schlug der Vor- sitzendc sclbst vor, den IIauptmann Michclis, der den Vorstand so gliicklich auf eine Unterlassung hinge- wiesen, in den Vorstand zu wahlen, was dann unter allgemcincr Zustirmnung geschah. - - Im Felde bet er ein Beispicl., das urn der ErSrtcrungen der letzlen Jahre willen festgchalten zu werden verdienl: 1lli- chelis fiihrte ein Bataillon alter Landwchrleul.c, alles Familienviiier. Scin auf militarische Lorbecren gie- riger Komniandeur wollte in einer unmoglichen Ge- feehtslage ,stfi.rmen" lassen. Michclis erkliirtc, dic- scm Wahnsinn opfere or seine Familienv52er nicht and verweigerte don Gehorsam. Die Folge war ledig- lich die Riickversetzung in die Ileimal, wo or ein Bataillon in Frankfurt crhielt. Das wares drei gauze Manner, die gekanut zu haben, man sich daiakbar erinnert, and es warm rechte Christen and Alt-Katholiken, wie wir sic uns wiinschen. Prof. Midtelis von Frankfurt am Main Drei Ilduser hat stir Gott gegeben: ium ersten soil ich zeitlich leben, ini andern halt ich meine Ruh, wens ich schlief3 Mund and Augen >u, ini dritten hat inir Gott bereit luntmlische Freud and Seligkeit. Der Laic ist der eigentliche Interpret der christlichen Rotschaft aul dern Schlaclttfeld des Lebens. Er hat die Spannungen zwischen dent Gebot Gottes and den Gesetzen der Wirtschaft, zwischen der Ethik der Bergpredigt and den Erfordernissen der Politik auszuhalten and durchzutragen. Deshalb mu/J neben der geistlichen Autoritdt der Kirche das Laienmitglied in der Gemeinde die Moglichkeit zur freien Entfaltung seiner Dienstbereitschafl and seiner geistlichen Krdfle erhalten. Reinhold on Tadden oaf dent cu. Kirchentag in Ost-Berlin 1951 45 Approved For Release 2009/08/17: CIA-RDP83-00423R000901320002-4 Approved For Release 2009/08/17: CIA-RDP83-00423R000901320002-4 Unsere Sdiwestern Von Anbeginn' hat es in der Kirche die helfenden Mande der Schwestern gegeben, auch im Neuen Testa- ment selbst Loren wir von Frauen, die dem Herrn mid seinen Jiingern dienten. Lin Blick auf die grof3e, herrliche Geschichte dieser Arbeit in der Kirche 1st es cin besonderer Vorzug unseres deuischen alt-katho- tischen Bistums, data wir im Unterschied zu saint- lichen andern sent mehr als 50 Jahren eine Schwe- sternscha;t haben. Ihr gehoren heute 7 aktive and -1 Altersschwestern an. Stationen bestehen in Bonn, Dettighofen, IIohentengen, Konniingen, Mannheim, Mellkirch-Sauldorf and Miinchen. Nach dem zweima- ligen Geldverlust 1923 and 1948 bilden das groBe Hans in Bonn and das kleine Haus ,Bethanien" in .N?IeBkirch die Vermogenssubstanz. I)ie Verwaltung untersteht einem Kuratorium in Bonn, dessen Vor- sitzender der Hochw. Herr Bischof Erwin Kreuzer ist. Die geistliche Betreuung der Schwestern untersteht dem Rektor, Prof. I)r. Kiippers in Bonn. Das Haus ist dem Gesamtverband der Inneren Mis- sion angeschlossen. Der Synode in Heidelberg von 5.-7. 9. 49 wurden folgende Leitsiitze zur Aussprache vorgelegt: 1. tin Blick auf die grol3e Bedcutung der Schwestern- arbeit in anderen Kirchen_, besonders auch in der anglikanischen Kirche and der Diakonie der ungc- leilten Kirche bedeutet fiir uns das ?Haus fiir Alt- katholische Krankenschwestern" einen besonders schiitzenswertcn Besitz, der unsere Kirche in Deutschland innerhalb des Alt-Katholizismus aus- zeichnet. Hierin liegt die Verpflichtung, dies anver- traute Gut nicht zu vergraben, sondern dainit zu wuchern. 2. Der durch Fran Josephine ?voni Rath, Frl. Elisa- beth Schafer, Bischof Theodor Weber u. a. bewirkte Anfang ging wirklich auf Erneuerung der alt-kirch- lichen Diakonie in den Gemeinden aus und nicht etwa our auf die Niitzlichkeit der Krankenversor- gung. 3. Die neueren Bemiihungen des Kuratoriums enter der Leitung unseres Hochw. 11. Bischofs versuchten: a) die wirtschaftliche Grundlage Burch Inslandset- zung and Vermietung des verbliebenen Ilausbe- sitzes in Bonn zu sichern, b) die wirtschafRiche Existenz der Stationen zu klii- ren and zu festigen, c) den Zusammenhalt unter den Schwestern durch Besuche and 'I'agungen zu versthrken, d) Nachwuchs .Burch junge Schwestern zu erhalten and diesen nach Moglichkeit schon vor der Kran- kenhausausbildung eine geistige An.leitung in Bonn zu vermitteln. e) vor allem aber das Ziel der Arbeit fur Schwester and Gemeinden wieder klar herauszustellen. 1. Zu diesen Zweck erscheint as notwendig, dab die Gesamtheit der Kirche and besonders auch der Geistlichen durchdrungen wird vein Wert der Schwe- sternarbeit; von den rechtlichen and praktischen Notwendig- keiten bei ihrer Durchfiihrung; von dem Willen zur Mithilfe zur Gewinnung neuer Schwestern, zur Pflege der bestehenden Stationen and zum Aufbau neuer Arbeitsfelder. Es wurde daraufhin folgende EntschlieBung gut- geheifben: ,,Die Synode erkennt die ethic Tradition an, in der von der Urchristenheit her die Schwesternarbeit in unserer Kirche begriindet 1st, and sieht in dem he- stchenden Ilaus Mr Alt-katholische Krankenschwe- stern die Grundlage fur eine weitere Ausgestaltung der weiblichen Diakonie in unserer Kirche and un- seren Gerneinden, nach den drei Richtungen der Kran- kenpflege, der Gemeindepflege and der speziellen Fiir- sorgearbeiten. Sic ruff alle Gemeinden zur geistigen and materiellen tinterstlitzung dieses Werkes auf mnd bittet, iiberall zu prilfen, wo neue Arbeit durch Schwe- stern geleistet-werden kann." ~llll~ci~ai~b,reifi~enlhin~nulauf, llciaUAir,ruti nDill lfNmmel l M humm/am Wall nom lJ5imnlckIIaa( komm~truftur~shicc imEt~enml. Approved For Release 2009/08/17: CIA-RDP83-00423R000901320002-4 Approved For Release 2009/08/17: CIA-RDP83-00423R000901320002-4 'Seither ist neben die Schwesternschaft des Bonner Mutterhauses der Verband freier alt-kalliolischer Schwestern and Ffirsorgerinnen ureter der Leitung von Schwcster Ililde Gorg in Bonn getreten. Er will alle in pflegcrischer and ffirsorgerischerArbeit stchen- den Frauen unserer Kirche nach deco Vorbild des ent- sprechenden Verbandes des Christkath. Bistums der Schweiz zusammenfassen. Es wird nun an den Gemcinden liegen, ob these wichtige Arbeit in unserer Kirche den so dringend notwendigen Aufschwung nimmt. Vor allem tnfisscn wir wieder Nachwuchs haben. l)abei ist besonders daran gedacht, da13 neue Stationen in den Grolistadl- gemeinden entstehen, in denen Krankenpflege, Fur- sorgearbeit and die'I'Iitigkeit ciner Gcmeindelielferin sich verhinden. Dr. Werner Kiippers, Prof. Schicr hatte ich gestrauchell turd mein Fuf.3 ware beinahe ausgeglitten; Dena es verdrof3 mich die Bede der ljbermutigen, da ich sah, daf3 es den Gottlosen so wohl ging. Reinn sic sired in lceiner Gefuhr des 'l'odes and woltlgenciltri ist ihr Leib. Sic siad nicht im Ungluck wie andere Leute and werden nicht wie andere Menschen geplagt. Sic fultrcn Reden von oben herab, was sic sagen, das natf3 gelten auf Erden. Datum fallt ihnen der Pobel zu and schliirft das Wasser ihrer Lehren in vollen. Ziigen. Siehe, das sind die Gottlosen, die sind glucldich in der Welt and werden reich. Ich dachte ihm nach, daf3 ichs begreifen mochte, aber es war lair zu schwer, his ich eindrang in die Geheimnissc Gottes and merkte auf der Gottlosen End(,. Wie werden sic so plotzlich zanicltte! Sic gehen tinier and nehmen cin Ende mit Schrecken. Wie ein Traum nach dem Eruvachen. so l6/3t du, o Herr, ihr lild verschwinden. Wenn mein Herz sick nun noch verbillerle and ich in meinent Iratern emport mich f iihite so ware ich ein Narr and bar jeder Einsicht. Doch nein, ich bleibe stets an Dir: dean Du hOltst inich bei Reiner rechten Band, Du leitest mich nach Deinem Rat and nimmst mich endlich in t:hren an. VVenn ich nut Dich habe, so frage ich nichts nach Ilinnnel and Erde, Wenn mir gleich Leib and Seele verschinacliteten so bist Du dock, Gott, cdlezeit metes Herzens Trost and mein Teil. Denn siehe, die von Dir weichen, werden umkommen, I)a vertilgst cinen jeden, der treulos von Dir ahfallt. Das ist meine Freude, daf3 ich atich zu Goat Italic and meineZuversicht seize attf den Herrn and verkiindige all Sein Tun. Aus dem dreiundsiebzigsten Psahn Approved For Release 2009/08/17: CIA-RDP83-00423R000901320002-4 Approved For Release 2009/08/17: CIA-RDP83-00423R000901320002-4 AUF HER KANZEE Ob miser Herr Christus huniorvoll predigtc, wenig- stens manchmal, ist uns nicht cindeutig i berliefert. DaB er haufig ein gi tiges Lacheln fur die Fehler der longer hatte, lMI3t sich mit Sicherheit erschlieBen. Er war nicht fanatisch. Giite ist mit Humor verschwi- stert. Manche Glcichnisse and Worte haben einen Antlug von Humor. Etwa das Gleichnis von den Li- lien, die nicht spinnen, das Wort von der Elle, um (fie sich keiner Binger machen kann, auch jenes vom Zinsgroschen. Goethe hat dem lierrn Humor zuge- traut, wie die schone Legende vain llufeisen erweist. Jedenfalls hat die christliche Predigt wohl zu allen Zeiten Vertretcr gehabt, denen der Schalk aus den Augen blitzte. Abraham a Sancta Clara, alias Abra- ham Megerlc von Kreenheinsteiten bei Beuron dart wohl als Valer der Humoristen auf der Kanzel ange- schen werden. Seine Urwiichsigkcit and seine geisi- reichen Wortspieie erregen cbenso wie seine Viel- seitigkeit, Mcnschenkenntnis and geistliche Lebens- crfahrung das Slaunen and Ergotzen alley his auf unsre 'Page. Lbrigens war or personlich ein echter Gottessireiter von untadeligem Wandel, riicksichts- losem Freimut, aber auch scelsorglichem Mitleid mit den Strauchchiden. Schon die Cberschriften seiner mizahligen Schriften and Predigten, etwa ?1leilsames Gemisch - Masch", ,Wohlangefiillter Weinkeller", ?Geistlicher Kramerladen", ?100 Narren and 100 Niir- rinnen auch ins Bild", ,besonders moblierte and ge- zierte Totenkapelle" zeigen, wie er auf Anschaulich- lccit groBen Wert leg[. Er hat Schiller bekanntlich -.its Voriage der Kapuzinaden in Wallensteins Lager ge- client. - Gottlob gibt es auch heute noch geistliche Originate. Sic rind zwar seltengeworden, man emp- liehlt sic auch nicht in Musterbdchern fiir geistliche Beredsamkeit. Umso begehrter sind sic dem Kalen- dermann. Wenn sogar der cruste, auf Wiirdc and Autoritiit ungemein haltende Erzbischof Karl Fritz (Freiburg) - ihm verdankt der Kalendermann seine Weihe - einmal zu den Theologiestudenten sagen konnte: wer einen gulen Wilz semen Mitmenschet: vorenthalt, mache sich einer Todsiinde ?schuldig", dcnn darf der Leser des Kalenders es auch als wahre geistliche Labsal empfinden, wenn auch hier jederzeit Berne Bliltenlesen aus alien and neuen ?Abrahams a St. Claras" milgeteilt werden. In Elsa13, in eincm trinkfrohen Weinorl, soil ein Pfarrer, der bisher seine Schaflein vergeblich vor dem Laster der Trunksucht zu bewahren vcrsucht hatle. folgendes gepredigt haben: Liebe Gemeinde, sagtc or, ich hatle gestern Nacht einen schweren Traum. Ich start) hochbetagt. Was lag inir mehr am Herzen, als euch, mcine Lichen, die ihr vor mir das Zeilliche gesegnet hattet, alsbald zu suchen. Ich suchte zu- niichst In Himmel, aber ich land keine einzige Seele dieses Dories. Nun begab ich mich ins Fegfeuer. Auch da fand ich niemand aus dieser Gemeinde. Mit Er- laubnis von St. Petrus stieg ich hinab in der Mile Schlund. Aber, wie ich auch nach euch fahndete, ich suchte lange vergeblich. Endlich fiihrte mich cin lioher Teufel in cin besonderes VerlieB. Was mul3te ich schen: Ihr wart alle aufgehangt, aber Kopf nach unten. Auf mein Erstaunen sagte der Teufel: Die mussen erst austropfcn, sorest loschen sic mcine Holle aus. -- InDieterskirch hatter die ledigen Burschen auf der Empore die Gewohnheit, sich wahrend der Predigt fiber das Geliinder weft hinauszulehnen. Der ncuc Pfarrer konnte diesen Unfug nicht Leiden and untcr- lieB nicht, sic ofters sowohl in Gii[c als mit Scharfc davon abzuhalien. Die Kirchweihe kam heran, and der Pfarrer hatte kaum die Halite der Predigt voll- endet, als er sich ansiellle, das Gedachtnis ware ilium untreu geworden. ?Weil ich nun den Faden meiner Predigt verlorcn habe sagle er, ?so will ich unter- dessen, his mir das iibrige einfallt, etwas crziihlen. Ich las neulich in den alien Pfarrbiichern and fend, daf3 vor Zeiten auf eben dem Platze, wo jelzt die Pfarrkirche stcht, eine Fruchtschetier gestanden habe. Es ist freilich den alien Nachrichten nicht immer zu trauen, dock, was mich betrili't, werde ich g51tzlich in dieser Meinung bestiirkt, dcnn sehet nur, (fie Flegel hanger nosh von oben herunter." Schnell richteten sich die Burschen auf, and diesem Unfug war fiir alle Zeiten abgeholfen. Nicht allc sind geborene Kanzelredncr, wcder is la Abraham a St. Cl. noch in der Kraft des 111. Geistes, in welcher Petrus dreitausend auf einmal an Ptingsten der Gemeinde zufiigte. Kein Wunder, wenn das Urteil fiber die Predigt im allgemeinen and besonderen schr verschieden ausfallen kann. Vom nichtssagenden ?es war schon", bis zu groben Benotungen gibt es fast soviel Register, wie an der Passauer Orgel, der groBten der Welt. Die Hilfsprc- diger des Pastor Biichsels fiirchteten jedoch mehr das Urteil des Misters als sonst ihres Lehrers and anderer Leute. Er gab es ab, wenn er ihnen in der Sakristei den Talar abnahm. Ermutigend klang der Satz: ?Ich hab mich sehr erbaut." Bedenklich war heir Spruch zu werden: Gott hat durchgeholfen." Gefiircht:et war sein Urteil: ?Es war ein schwerer 't'ext." Approved For Release 2009/08/17: CIA-RDP83-00423R000901320002-4 Approved For Release 2009/08/17: CIA-RDP83-00423R000901320002-4 Prinzipien einer alt-katholis(hen Ahtion Der vor der christkalhoilschen Jugend in Solothurn ant 27. April 1952 gehaltene Vortrag des altkatholischeu Pfar- rers Leon Gauthier von Gcuf verdicts! im Zusatu- tnenhang mil der h"rage der ISrweckung der Laicu eine be- sondere uud alJm,rksame Beach lung. AVir vecolTeatlichcn il Brlaubnis des Verfassers etwas gchilrzl. m Soll eine allkatholische Aktion begriindct scin and 1'ruchtl)ar werden, so gelit sic notwendigerweise von drei Tatsachen aus: a) von der Kenntnis unserer altkatholischen 1?in- stellung. b) Von der Kenntnis unscrer kirchlichen Wirkiich- keit. c) Von der Kenntnis einer gewissen Klnft zwischcu unserer altkatliolischenEinstellung and unsererkirch- lichen Wirkliclikeit. . Von der Kenntnis unserer altkatholischen Einstelltuul Ohne klares Denken and Wollen ist jedes Itandeln ziellos and wird auf die Dauer entkriiftet. Deshalh miissen wir unscre religios-kirchliche Alction auf dic Kenntnis unserer altkatholischeu Einstellung griin- den. Dies vcrmogen wir, neben unscrer eigenen kirch- lichen Erfahrung, durch die Kenntnis altkalholischec Literatur. In dieser miissen wir jedoch zwischen of- fizielleu ma Iigehenden Buchern and Doku- menlen and der iibrigen Literalur unterschei- den. Nun aber is[ es Tatsache, data, die Dolnunenle. die unscre allkatholische Einstellung enthallen and verpflichleaden Gharakter besitzen, weithin wenig sachlich hekannt rind and beriicksichtigt werden. Des- hall) erachte ich es als mcine erste Aufgalle, bier turf these Dokutnente Itinzuweisen. 1. Dokumente, welche fur den Gesamlkatttoli - zismus verpflichtenden Gharakter hahcn: a) Die Utrechter Kouvention der attkatholisclten Bisehiife vom 24. September 1889. h) Die Utrechter Erkliirung der altkafholischen lii- schofe vom 24. September 1889. c) Die Erkliirung der altkatholischen Bischdfe vom 26. Dezember 1950 iiber das romisch-kalholische Dog- ma der leiblichen IIimmelfahrt Marias. (1) Die Anerkennung der Ka lbolizitiii der Kirchcn anglikanischen Typus uud der Inteckonununionsbe- schlul.1 mit denselben, durch (lie allkatholische lii- schofskonferenz, 1931. c) Dec Beilrill der altkatholischeu Kirchcn in den oekumenischcn Rat der Iiirchen, durch Beschluii filer altkafholischen Bischofskonierenz, 1938. Als gultige Kommenlare konnen gelien: a) die amtlicltcn IIirtenbriefe zur li h cchlcrkou- vention and zur blarienerkliirung. b) Die Dokumente fiir die Unionsverhandlungen der anglikanisclren and altkatholischeu Kirche (IKZ: 1931, 3. ]left). c) Fiil- die ockumcnischen Bestrebungen besonders der Beitrag von Bischof Kiiry im Kollektivband ?Die nltkatholische Kirchc", Santmlung Ekklesia, von Fr. Siegmund-Schultze (Leop. Klotz Verlag, Gotha 1935). 2. Dol.umenlc, welche fiir die cinzelnen altka- tholischen Birchen verptlichtenden Gharakter hahcn: a) Dits Diozesanverfassungen and die Enlscheide (ter Bisluntssynoden. b) Die amtliclien liturgischen and katechetisclten Bucher. \Vichtige Aufschliisse geben auch die Berichte der internationalen alil:atholischen Kongresse. Da (lie Kenntnis all dieser Doliumente fiir eine siungcmiilic raid fruchtbare allkatholische Aktion tut- eutbehrlich ist, so lautet stein 1. Prinzip: l'orerst Kenntnis unserer altkatltolischen Einstelluntl anhand vor cdlem der fiir den Gesantt- olfkatltolizismus and (lie einzelnen alt1.-atltolischert Birchen rnaftgebendcn Dokuntente and Riicher. ZVie ware es, wenn unsere allkatholische Jugend, unscre Milliner and Franen die g e n a u e Kennhnis dicser unscrealtkalholischeEinstcllung begriindenden anttlichen Aussagen tuns fimdamentalen Progranmi Hirer Arbeit, tinter knndiger Fiihrung and in lehcn- diger Weise, tuachen wiirden? Endlich, was unscre oekumenische Ilaltung anhe- langl, so diirl'cu wir fesisiellen, dali wir liter Wert- volles geleislet hahcn. Zugleich aber musses wir (lie Tatsaclte eiusehen, dirt] wir ill der hcutigen oeku- menischeu Ilewegung rticlit die Rolle spielcu, die tins zukonnml. llier existicren wir allzu oft nicht, sci es in lokateu oekumenischen Bewegungen, sei es im oeku- atenischen Ral der Kirchcn. Deshalh hrauchl es auch ]tier unsern vouch Einsatz. Was im Leib the Seele ist, das sind die Christen in der Welt. Wie die Seele iiber cclle Glieder des Leibes, so sind (lie Christen iiber (lie Stcidte der Welt verbreitet. Die Seele uohnt ztvar int Lc'ib, aber sie stantmt niche ems dent Leib, ,St tvoluten die Christen zwar in der Welt, aber sic sired nicht von der Welt ... Die Seele wird --war von! Leib ttntschlossen, hrilt aber dent Leib zusan tnten. So tverden (lie Christen zrvrrr von der Welt gleicltsarnt eingekerkert, aber gerade sie hallen (lie Well zusantnten. 49 Approved For Release 2009/08/17: CIA-RDP83-00423R000901320002-4 Approved For Release 2009/08/17: CIA-RDP83-00423R000901320002-4 Von unserer kirchlichen Wirklichkeit Der Altkatholizismus ist niche nur einc Lehre, son- dern auch eine in unseren Kirchen and Gemeinden greifbare W i r k 1 i c h k e it. Am Anfang konnten viele hoffen, daB wir zur gewaltigen Bewegung wiir- den. In der Tat wurden wir iiberall Minderheiten, die sick ihr Dasein stets erk: mpfen rnilssen. Nun aber nehmen wir es nicht leicht an, Minderheit zu sein, sondern wollen uns, auf Grund unserer kirch- lichen Lehre, als Landeskirche behaupten. Unsere Vereine sind darin ein Abbild unserer Kirche: der Zahl nach nicht grol3, der Zahl der Aktiv- milglicder nach Bering, der Zahl bewuilt fiberzeugter and tatiger junger Altkatholiken nach noch geringer. Genau so ist es in unseren Gemeinden and in unse- rer Kirche. Auf der anderen Seite aber beklagen wir uns, wenn wir im Lande oder in der Oekumene fiber gangen werden. Ist das so verwunderlich? Unter die- sen Umstiinden is[ es auch nicht verwunderlich, daB wir in unserem kirchlichen Leben oft entweder der notigen Personen odor der notigen Mittel ermangeln. In unserer Zeit der unendlichen Moglichkeiten and der rationellen Aufteilung der Arbeit, verfilgen wir niche fiber die notwendigen Spezialisten, sci es in der Geisilichkeit als gelehrtc Theologen oder als Prediger Approved For Release 2009/08/17: CIA-RDP83-00423R000901320002-4 Approved For Release 2009/08/17: CIA-RDP83-00423R000901320002-4 odor als Liturgen oder als Seelsorger odor als Piida- gogen odor als Menschen der Tat, sci es in der Laien- welt als wirkliche Personlichkeiten auf dem Boden der kirchlichen Frommigkeit and Verantwortlichkeit odor auf sozialem and beruflichem Gebiet odor gar in der Politik. Gleichfalls verffigen wir nicht fiber die notigen Mittel, d. h. fiber die notige Literatur, die, notigen kirchlichen Institutionen rind Raume. Was nun? Ist meine Schilderung falsch oder fiber- trieben? Meines Wissens entspricht sic der Wirk- lichkeit. Ist die Lage hofnungslos? Ganz and gar nichtl Wir konnen lange noch so weiterleben, aber ich glaube, wir diirfen es nicht verantworten, Gott and der Kirche gegeniiber. Was unsere kirchliche Wirklichkeit anbelangt; so lautet das zu losende Pro- blem: Wie konnen wir aus der falschen Lage ciner Minderheit, ohne die Vorteile einer geschlossenen Minderheit, and einer Volkskirche, ohne die Vorteile ciner Grol3kirche, herauskommen? Meines Erachtens gibt es nur cinen gangbaren, sinngem.allen and fruchtbaren Weg: daf3 die bewul3- ten and iiberzeugten Altkatholiken, jung odor weni- ger jung, Geistliche oder Laien, ob sic in der Kirche an verantwortlichen Stollen stehen odor sich der Kirche gegenifber verantwortlich wissen, sich zusam- menschlief3en and beraten and wie cin S a u e r t e i g in Gemeinde and Kirche wirken. Aufgabe der kirch- lichen Bchorde ware es, dazu die Initiative zu ergrei- fen, nicht nur durch Aufrufe, sonderndurch Aufbic- ten der ihr geeignet schcinenden Personen. Die Ini- tiative kann aber auch aus s tar ken and stand - haften Personlichkeiten in der Kirche kom- men. Urn einer solchen Pcrsonlichkeit, cinem jungen Manne, zu antworten, schricb seiner Zeit Bischof Her- zog sein wertvolles and segensreiches Andachtsbuch: ,,Gott ist die Liebe". So auch entstand das ,,Berg- husli". Grundbedingungen des Erfolgs sind der per- sonliche Glaube, die kirchliche Praxis and der katho- lische, d. h. kirchliche Sinn. Solche Altkatholiken sind bestimmt cine Minder- heit, aber sic bestehen, sic betrachen sich nicht als die ,Boston", sondern wollen mit den Bereitwilligen vorwarts gehen and bleiben den anderen off on, denen auch die Gnade zuerteilt wcrden kann, Gott in der Kirche zu dienen. Sic bilden keine Partci, denn sic setzcn die Kirche fiber sick selber, aber sic konncu in der Kirche eine starke Bewegung bilden. Sic setzcn sich mit Standhaftigkcit unct Dauerhaffigkcit voll ein, in den Dienst der Kirche, wic sic nun ist, um von da aus Neucs and Segensreiches zu s c h a f f e n. Der Herr sagtc: ,Kciner, der die Hand an den Pflug gelegt hat and dann nach riickwiirts blickt, ist ffir das Reich Gottes tauglich" (Lukas 9, 62). Wir konnen ergifnzend hinzuzuffigen: der aber, der die Hand an den Pflug gelegt hat, and nach vorwarts blickt and arbeitet, der pflfigt cinc Furche, aus der reiche Frucht erstehen wird. Demnach lautet unser 2. Prinzip: Die anhand unserer altkatholisehen Ein- stellung bewu/Iten and aberzeugten Altkatholiken setzen sich mit vollem Glauben in den Dienst der Ge- meinde end der Kirche, role sic nun sind, ein, neh- men Fuhlung mit alten gleich Gesinnten rind Tatigen, rind von do aus schaffen sic das Neue, zur Starkung rind Entwicklung von Gemeinde and Kirche Unent- behrliche. - Von der Kenntnis einer gewissen Eluft zwischen unserer altlcatholischen Einstellung rind unscrer kirchlichen Wirklichkeit Bekanntlich will unscre altkatholische Einstellung k a th o l i s c h sein. Was heif3t das and inwiefcrn sind wir ,katholisch"? Das Wort ,kalholisch" ninunt bci uns cinen dreifachen Sinn an: einen I c lr r m a 13 i - gen, einen poleniischen and einen ockume- nischen. Der leliriazilige Sinn will uns auf den Bo- den der alten Kirche stollen, der polemische uns ge- gen den romischen Katholizismus abgrenzen, der ockumenische uns die Wiedervereinigung der ge- trennten Christen and Kirchen zur Aufgabe machen. Im Ganzen eine gewaltige Aufgabe! Von Anfang an anerkennt der Altkatholizismus diese dreifache Auf- Es Es 1st hervorgehoben worden, es moge Niemand an die Recite rub-en, die den Laien zuteil geworden sind; ich bin wohl am allerentferntesten von dem Gedanken, die Rechte der Laien zu beschrknken, aber ich erinnere daron, dap, ivenn die Laien jetzi besondere Rechte haben, sic ouch Pflichten haben; es entspricht jedem Recht fur den Mann eine heilige Pflicht rind die Pflicht besteht wesentlich darin, dap Jeder.es an keinem Stadium fehlen lasse, ran in den Geist der kathblischen Kirche einzudringen, daft Keiner es unterlasse, das Wort Gottes in seiner Reinheit in sich aufzunehmen, um iiberall, wo er zur Rechenschaft gezogen wird, auch Rede and Antwort dariiber stehen zu konnen; these Pflicht besteht each ffir den Laien darin, dap er das wunderbare Sittengesetz des Evangeliums, welches alle sozialen Fragen losen wifrde, wenn es allgemein befolgt ware, an sich selbst also zu verwirlclichen strobe, deli Jeder es anschaut an ihm. Approved For Release 2009/08/17: CIA-RDP83-00423R000901320002-4 Approved For Release 2009/08/17: CIA-RDP83-00423R000901320002-4 gabe. Scholl ani 18. Oktober 1874 schrieb Dollinger an Pfarrer Widmann zu Todtnau, ?dali sic (die all- kathol.ische Gemeinschafl) cinc hiihere ihr gegebcne Sendung zu erfiillen babe, and zwar tine dreifache: a) Zeugnis zu geben fiir die altkirchliche Wahrheit and gegen die neuen Irrlehren von der papstlichen thiiversalmacht and Unfehlbarkeil; bl allmahlich eine von Irrwahn and Aberglauben ge- reinigte, der alien noch unzertre nuleu Kirche mehr konforme Kirche darzustellen; c) its Wcrkzeug and Vermilllungsglied einer kiinf- ligen Wiedervereinigung der getreunten Christen rind Kirchen zu dienen. Inwiefern entspricht unsere hirchliche Wirklichkeit dieser inaclutigen Aufgabe and inwiefern diirfen wir uud sullen wir an derselben Aufgabe Kritik iihen? Auno 1897 schrieb Professor F. Michaud in unscrer ?Revue" einen Arlikel fiber die ?Resultais do 1'an- cien-catholicisme", wic or sick auszudriicken pflegle. Darin legle er fest, dat.i wir deco Abendland die sli glichkeit and die AVirlclichkeit tines niche-romi- sclien. echlen Kalholizismus geotfenbart habeas. Cnd das ist ja water. Ileule unterscheiden immer wcitere Kreise zwischen ?katholisch" and ?romisch". Zu dic- scr siuuvollen Unterscheidung triigt. der Altkalltoli- zismus sicher das Seine bei. Aber wic kommt es, dal3 wir gerade hier niche die Rolle spielen, die wir spie- ten soil ten, daI3 in der iibrigen Clrrislenheit and \lenschhcit nicht romisch. aberkatliolisch seinwollen- de Leute uns oft unit Slaunen ?enldecken" and tins dauu nit kritischem Auge betrachten? Daher,weil wir, nehendcr oben er,walmten kirchlichenLauheit, uns in Ucisken and Verwirklichung zu sehrpolemisch and zu wcnig alikatIiolisch katholisch erweisen. [)as erktart sich aus unserem geschichtlichen Kainpf mil deny rdmischen lsalluolizisnrtis heraus. Aber es isl klar. dali wir nicht unbedingt altkalholisch katho- lisch sind, wean wir anti-romisch sind. L'rngekehrt soil es gesduchen: wir werden erst rich hg anlironuisch, wean wir altkalholisch katholisch werden. Von ,jeher wurde dies bei uns erkannt, zuerst lcise and darn lauter, aber heute ni issen wir tins (lessen ganz be- wul31, sein. zumal da wir ant dem Gebiele dergelehr- teu Forschuug wic einer echlen kathotischen Praxis dem roinisclietr liailiolizismus and much dem Prole- stantismus gegeniiber chic grol3c Aerspiitung auf- weisen. Nach der Generation unserer erslen gelehrleic \ Itee wurde es bei tuns allzastill all]' dem Gebicl der wissenschafilichen and lheotogischeu Forsehung. 1)es- batb mochte ich unscrc Thcologen and lciinfligen Theologen sowie unsere gebildeten Laien, (lie jungen inbegrilien, dringlichst bitten, side diesem Gebiel nit vollcm Einsatz zuzuwenden. Durch die Erkennhiis cter \V'alurlucit, zunnal der uns wesenstnii13igen altl:irch- lichen \Vahrheil hahen wir richer zu gewinnen. Un- scre altkatholische Praxis hat sich sachlich in den letzten Jahrzchnten viel verbessert, vor allem was die Liturgic and die liturgische Haltung anbelangt. Aber auch hier hahen wir grol3e Fortschritte zu machen, um der ciiristlichen and katholischen \Valirheit kou- form zu werden. 1st es nicht fiir unsere Geistlichen and Laien, auch fiir die jungen, eine schone Aufgabe, sick uuuit Begeisterung fiir tine ethic kirchliche From- migkeit ganz cinzusetzen! Damit kommc ich zu cincr zweiten wichtigen Be- merlnuig: tins droht die Gcfahr, den Sinn fiir die Tradition (kirchliche Uberlieferung) zu verlieren. SolcJre Gcfahr is[ niche gering zu schiitzen. Hier gent es niche Hull GelelirsainkeiI. sondern vor allem darum. vocal Geist der von Anfang an kalholischen Kirche gelragen zu werden uud ihn zn Iragen and weiterzu- tragen. Die beslen unscrer V titer halten Sinn dafiir, Ph. H. Michelis (f 1. 1. 1949) fin Gesprach mit Piof. Dr. Zander (Paris) in Hilversum ja sic sch6pfteu ilure Kraft daraus, weil or zu ihrem Glauben gehortc. VVeuu sic sick nicht oiler wenig ge- gen den Protestantisnnns richtelen, darn nichl des- hall), Weil sic im Prolestanlismus keine Gefahr ge- seheu hilt ten. sondern well es ihneu, trolz wachsen- dcm Versliindnis fiir die Reformation, von direr "Tra- dition her na Iiirlich war, nichl prolestantisch zu denken and zu Nililen. Mit der Zeit wurde dies niche mehr so selhstverstandlich, so dal.) lucute elliche einc Neigung zcun Protostantismus hegen. Das ist aber nur m6gtidu, wean wir den Sinn fiir katholische Tradition verlieren. Ich sage es nicht aus eiuem anliprotestan- lischen Zug lueraus, sondern darum, Weil icli Hun den Sinn and \Vert kalholischer Tradilion zu wissen glau- be. Dcshalh useinc Aufmunlerung sick wohl unit der heiligen Sdurifl zu befas.sen and sick in sichineiuzule- ben, aber gcradc deswegen sick nicht weniger mit der (lie hcilige SdurifI Iragenden and weitertragenden Kirche abzugeben rind sick in?sic hiueinzuleben. AVenn echte kalliulische Tradition von der Schrift in Lchre, I.ilurgic, 1?r6nunigkeiI moralischem rind sozialem Impels gelragen wird, so hangt umgekelurt die Schrift niche in der Luft, auch niche von personlichen llci- nungen all, sondern sic wird von derselben Tradition getragen. Gerade bier solltcn wir den Pratestanlen viol bielen konncn, zumal da sic heute in wachsen- dem Mahe fur Tradition and Kirche Sinn and Ver- sliiuchuis gewinnen. Also hahen wir her. in Lehre and ['Taxis. cinc segensreiche Aufgabe zu erfiillen. 52 Approved For Release 2009/08/17: CIA-RDP83-00423R000901320002-4 Approved For Release 2009/08/17: CIA-RDP83-00423R000901320002-4 ilusanmlenfassend mochtc ich demnach cin 3. Prinzip formulieren: Von unserer bennr/.lt alt- k?atlrolischen Einslelluny aus haben rair (lie Aufgabe, unsere kirchliehe Wirklichkeit durchzudenken and zu ,gestalten, dent romisc]ren Katholizismus and dem Proteslanfisntus rinser Wort zu SWen, Von iluren catch zu entpfangen and der Oekunrene zu dienen. Vermogen wir es? Jawohl, wenn wir our unscre altkalholische l:instellung von unserer kirchliehen Wirklichkcit aus verstchen. Unsere Vii ter haben niche alles and endgiillig gesprochcn. Sic haben aus i11 cr Situation heraus geredet and gchandclt. War urn soll- ten wir es nicht tun? Dazu haben wir Veranlassung genug! Nach inner haben wir unscrc kirchliche Lchrc nod Praxis in niancher IIinsichl zu kliiren stud zn er- giinzen, haute vor allem in Bezng nut unscre Sakra- mente, unsere Liturgic, unscre Ualtung der Moral stud der Welt, so z. B. der Ehescheidung and dent lieuIigen sozialcn I eben gegeniibcr. Nach auf3en vor aliens in Bezug auf die ockunienische Bewegung and ihre Prohleme. Wic vermogen wir es? 13estimmt niche Hach eigenem Gutdhnken, sonclern in 1;invernehnuein mir der eigenen Kirche rind dem Gesamikatholizis- nms. Der 13ischofskonferenz lunar es zu, in verhind- licher Weise fill- den Gesamtkalholizismus zu spre- then, wic z. 13. kiirzlich im lliublick auf die Marien- lehre. Aber von unsern Bischhfen stud Bischofskonfe- renzen sollten wir meter Koren! Sic lassen sick lurch zustandige Synoden, lurch die Pastoralkonferenzen and die inlernalionalen Kongresse beraten. Benuizen wir these Gelegenhcilen, unscrc Lehre mid llaltung zu priizisicren! Ins I3ereich ihrer Befugnisse haben unscrc Birchen raid Gemcinden Hire Entschcide zu irelten. Iielfen wir nrit, dal3 sic es in reciter Weise tun. Es ist Zeit. dean ich habe die Obcrzeugung, Ball cin zu longer kirchlicher Schlaf niche von Nutzcn sein l:ann, ,ja, dall unscrc Kirehen, in ilirer Geistlichkeit mid in ihren Laien, fiir solche Belebung meter (lei-in je empfanglich sein konnen. Demnach lautet mein At. and letzles Prinzip: Aus unserer kirchlielu'n Wirk- lidtkeit heraus, in Kenntnis unserer Reclde and P/lidrten. mil kirchlicltent Sinn, Vencelfen mir unse- rer Kirdie, in Hirer Gunzhelf rind in ilrren Teilen, die Trier notigen Lotschcide and Hollungen einzurrelunen and sick ateiter zu gestalten. Mogen bewuLtte and willige Ailkalholil:en, ohnc die die bestcn Prinzipicn kraftlos bleihen, aus den vier aulgestell Ien Prinzipicn Nutzcn zielhen! Ilur seid ein auseru,dldtes Geschlecltf, eine kiinigliche Prieslerschaft, eine Iteilige Volksyemeinschoft, ein zum Eigentum. erkorenes Volk and sollt (lie Ruhme.s- taten dessen Verkdnden, der each ous der Finsternis zu scincnt ruunderbaren Licht berufen hat, each, die ihr einsf kein Volk morel", jetzt aber das Volk Gottes scid, cinst ohne Gaffes Erbarmen, ?jetzt aber reich an Gotfes Erbarmen". 1. Peer. 2, 9-10. Approved For Release 2009/08/17: CIA-RDP83-00423R000901320002-4 Approved For Release 2009/08/17: CIA-RDP83-00423R000901320002-4 Unser Christus on Adolf Leopold Birken in Schnee und Reif, und auf dem tiefver- schneiten Weg fahren vier Schlitten, von strup- pigen Panjepferdchen gezogen, und neben jedem stapft ein Mann im dicken, weiBen Schaffellman- tel. Ist's eine lustige Gesellschaft, die zu ciner Fesllichkeit auf cinen Herrenhof fahrt? Ach, Ilerrenhofe gibt es hier nicht, und die lustige Ge- sellschaft fehlt. In den offenen Schlitten sitzen and liegen bleiche Manner, einige fast nocli Kna- ben, sic wurden heute Nacht beim feindlichen Lberfall verwundet, sind nun notdiirftig verbun- den und fahren zum Hauptverbandsplatz. Neben dem letzten Schlitten stapft der Leutnant, der den Transport zu fiihren hat, und redet ermun- ternd zu den schwerverwundeten Mannern: ,Jetzt sired wir bald in Wissokinitschi; dort seid ilir gut versorgt, und cure Wunden werden frisch verbunden. Unser Doktor ist in Ordnung und vcrsteht seine Sache, und wean or's einigermaBen machen kann, schiebt or ouch ab in die Heimat." Ileicnat, das Wort schon lindert die Schmerzen, und Traumbilder steigen im Herzen der Manner aaf, die im Schlitten liegen. ?Aber", so fahrt der Leutnant fort, , jetzt mi flt ihr cinen kurzen Ga- lopp genehmigen, es geht nicht anders." Ein Pfif, die Schlitten halten, und jeder Fahrer holt zwei Leintiicher aus seinen Schlitten; mit dem einen denkt or sein Panjepferdchen und bindet das Tuch sorgfaltig am Geschirr fest, das andere spannt or fiber semen Schlitten und seine schmerzens- reiche Last. Dann setzt er sich selbst vorne drauf, find in sausender Galopp jagen die flinken Pf erd- chen nit den Schlitten die naclisten vierhundert Meter dahin. Der Weg zwischen den zwei Wald- stiicken ist von Feind eingesehen, und wens sich da etwas bewegt, schicBt er herein; die weiBge- tarnten Schlitten aber, die so schnell vorbeihu- schen, laBt or ohne BeschuB. Die Verwundeten stohnen, aber sic ertragen den Schmerz gerne, weil sic die Notwendigkeit dieser jagenden Fahrt cinsehen; nur jetzt nicht noch einmal getroffen werden! Aber schon lassen die Fahrer die-Pferde in langsamere Gangart fallen, and nach einer Wcile tauchen die Iliitten von Wissokinitschi auf. Bci der Kirche halten die Schlitten, und aus Dek- ken und Pelzen hebt man die Schwcrverwunde- ten; die andern humpeln selber hinein in die wohlige Warne der niedrigen Hutton; alsbald beginnt der Arzt mit seinen Gehilfen die Arbeit. Aber es bleibt nicht bei den vier Schlitten; bald kommen auf der gutgebahnten TalstraBe Autos snit der gleichen Last, and his in die sinkende Naclrt verrichtet der Doktor mit den Sanitatern blutige Arbeit. Aber endlich sind die n6tigen Ope- rationen vollzogen, die Wunden frisch verbun- den, und alle Manner liegen wohlgebetLet im Stroh in den armseligen Raumen und kommen sich unend.lich geborgen vor. Nun kann auch der Doktor ausspannen; zu- sammen mit dem Leutnant hat er das Abendbrot cingenommen und sitzt nun mit thin vor dem Schachbrett; or braucht diese Abwechslung, um sich frisch zu erhalten. Aber er ist diesmal nicht recht bei der Sache, IaBt manchen Vorteil aus und gibt sich BloBen, und schon hat or cinen Springer verloren. ?Man denkt zuviel nach Hause in diesen Tagen", sagt or schlieBlich, ?und heute hake ich cinen Brief erhalten, sehen Sic hier meine vier Tochter!" Wahrend der Leutnant nit gebiihren- der Aufinerksamkeit das Bild betrachtet, spricht er, mehr zu sich selber als zu dem Arzt: ,Ja, man denkt zuviel Hach Hause! Morgen ist Nikolaus- tag, und ich hatte mir ausgemalt, es konnte mit dein Urlaub reichen his dahin und wollte mci- nen zwei Buben und meinen zwei Madchen als Nikolaus erscheinen, und sic batten mich nicht erkennen sollen." ,Wir verschieben die Partie auf morgen", sagt der Arzt, ,denn heute wird doch nichts mehr daraus." ?Leider auch morgen niche", laBt sich die tiefe Stimme des Divisionsarztes vernehmen, der un- merklieh eingetreten ist und sich nun auf die Kiste neben den Ofen setzt. ?Es tut mfr leid, Herr Leutnant, ich habe fur morgen cinen unangeneh- men Auftrag fiir Sic: es kann sein - bitte ganz geheim - daB wir nachste Woche die Front hin- ter die Oka zuriickverlegen miissen. Fahren Sic morgen in das kleine Dorf Krasnaja-Gorodnja - sehen Sic hier auf der Karte, es liegt abseits der HauptstraBe - und erkunden Sic, ob wir den Hauptverbandsplatz dahin legen konnen." Der Leutnant fragt: ,Wcr liege in clew Dorf?" Laid der Arzt antwortet: ,Das ist ja eben die Sache; es liegt niernand von uns im Dorf; es lag so abseits, daB unsere Leute nur voriibergehcnd hineingekommen sind. Ich weiB auch nicht, ob Sic mit dem Wagen durchkommen werden; der Weg dorthin wird schwerlich gebahnt sein. Sic denken jetzt: die Partisanen! und es ist richtig: es sind nicht wenige unserer Leute dort hinten verschwunden; aber diese tlberlegungen helfen nicht; Sic miissen das Dorf erkunden." Approved For Release 2009/08/17: CIA-RDP83-00423R000901320002-4 Approved For Release 2009/08/17: CIA-RDP83-00423R000901320002-4 'Der Leutnant blickt sinnend in die Kerze, die das Schachbrett beleuchtet, and nach einer ban- gen Stille sagt der Arzt, den bitteren Ernst zu ver- scheuchen: ,Bicten Sie halt dem Tod, der dort hinten lauert, Schach; Sic sind ja cin guter Spic- ier." Aber der Leutnant sagt leise. ,Was vermag da cin Mensch; ich will mich lieber niciiies Ko- nigs getrosten, den keiner matt setzt." Der Divi- sionsarzt lachelt unglaubig and spottisch and sagt: ?So fahren Sic halt los; Sic haben ja humor Ihren besonderen Schutzengel; urn andere hatLe ich mehr Angst als uni Sic. Ich hoffe, daB Sic his niorgen Abend zuriick sind and mir berichten konnen. Gute Nacht, mcine Herren!" Am andern Morgen um fiinf Uhr in der Friihe weckt der Leutnant semen treuen Fahrer, and der IaBt alsbald den Motor anlaufen. Wie der Leutnant einsteigt, sagt der Fahrer: ?Hinten im Wagon liegt das Pickle, das gestern nacht noch cin Mann von der Feldpost gebracht hat; es ist von daheim, dem Absender nach." Dann zieht der Wagon an and rollt fiber die hartgefrorenc DorfstraBc hinaus; wic immer vor einer groBe- ren Fahrt sagt der Leutnant laut, daB es Wil- helm, der Fahrer, auch horen kann: ,,In Gottes Namen fahren wir, sein heiliger Engel geh uns fiir and gob uns heut ein gut Geleit, halt Leib and Seel in Sicherheit." Nach zwei Stundcn'ahrt ist der Morgen da,- ein herrlicher Wintermorgen. Reclits and links der StraBe immcr wieder eine Birke, die im zar- ten Morgenrot leuchtet. Altos ist mit den langen Nadeln des Rauhreifs behangt, auch die rnanns- hohen Stangen der Fernsprechleitungen, and die dicken Kabel saurnen den Weg wie Girlanden. Nachdern das Rot der aufgchenden Sonne dem klaren, hellen Tag gewichen ist, erreichen die beiden Manner in ihrem Wagen die breite Ilaupt- verkehrsstraBe, die hier Rollbahn heiBt; der Ver- kehr setzt ein, der Nachschub rollt. Gegen zehn Uhr sind sic an dem Punkt, we der Weg in das gesuchte Dorf abzubiegen scheint; ein alter Weg- weiser bestatigt das Ziel. Etwa sechs Kilometer weit ist der Weg noch gebahnt, aber or wird immcr schlechter; dem Anschein nach haben die Landser driiben im Waldo Holz geholt. Bis zum Waldrand dringen sic mit dem Wagon vor; dann kommen sic in dem tiefen Schnee nicht mehr weiter. Da lassen sic den Wagen stehen, schlieBen ihn ab and decken ihn mit cin paar Asten and stapfen dann unverdrossen.durch den Schnee in den Wald hinein. Die Stahlhelme haben sic im Wagon zuriickgelassen; Pelzmiitzen sind besser bei 35 Grad Kilte. Aus dem Brotbeutel des Leut- nants guckt das Packchen von daheim heraus; erst auf dem Heimweg will or es aufmachen, and das loll dann die Belohnung sein, wenn alles gut ablief. Nur langsam kommen sic voran, and der Wald will kein Ende nehmen; es ist friiher Nach- mittag, als sich endlich die Birken lichten and in betrichtlicher Entfernung eine Hiitte sichtbar wind. Das nahe Ziel erniuntert die Miiden, und end- lich haben sic es geschafft, offnen die Tiire der Iliitte and treten cin. Noch tinter der Tiire.griBt and fragt 'der Leutnant: ,Dobre den! Wasche djerewna, kak nasuweize?" Die junge Mutter, die vor dem Ofen sitzt, erhebt sich erschrocken and antwortet:,,Grasnaja-Gorodnja!" Also stimmt es; die Iliitte ist die erste des gesuchten Dorfes. Die Augcn der beiden Deutschen haben sich inzwischen an das Dammerlicht in der Stube gewoluit and erkennen neben dem Ofen das GroBelternpaar and auf dem Boden aus eincm Brett, das fiber zwci Steine gelegt ist, drei Kinder. Aber was ist das? Der Leutnant and der Fahrer habens zu gleicher Zeit erkannt: vom Ofen, der nieder and breit gemauert, den dritten Toil der Stubc einnimmt, erheben sich plotzlich drei jun- ge Manner and verschwinden schnell and ohne GruB aus der Stubc. Die Beiden wissen Bescheid: das sind Partisanen, die sich bier im Dorf ver- steckt halten, sic werden sich die Gelegenheit nicht entgehen lassen, die zwei Deutschen umzu- legen, die da in ihr Dorf geraten sind. Vielleicht liaben sic drauBen im Vorraum ihre WafTen ver- steckt and lauern vor der Tiir; viellcicht alar- micren sic ihre Genossen, die gleich ihnen auf einen guten Fang lauern! Was ist zu tun, was kann helfen? Sollen sic die Iliitte, das Dorf ver- lassen and den Wald zu erreichen suction? Aber den dienstliche Auftrag ist nosh nicht erfiillt, and ob sic lebend den Wald erreichen wiirden, ist mehr als fraglich; denn die Beiden sind vom Wege erschopft. Hire Blicke begegnen sich and jeder liest in den Augen des andern: wir sind in der Falle; lchend kommen wir nicht mehr her- aus! Man miiBte handcln, and das sogleich; aber wie? Da tut der Leutnant etwas, was mit ihrer bedrohlichen Lage in keiner Zusammenhang zu stehen scheint. Er tritt vor in die Stubc, wo hoch an der Wand in ciner Reihe nebencinander fiinf oder seclrs Ileiligenbilder hangen and betrachtet sic aufinerksam, wie or immer zu tun pflegte, wenn or in einer Stube solcho Bilder fand. An eincm kann or die altrussische Schrift entziffern uud saga Taut in die unheilvolle Stille hinein: ,,Nikolaus". Der GroBvater, der bisher so fluster geblickt hat, ist der erste, der das Schweigen bricht and bestatigt: ?Da, da, Nikolaus, Niko- laus!" Der Leutnantwiederholt: ?Nikolaus dobre, Approved For Release 2009/08/17: CIA-RDP83-00423R000901320002-4 Approved For Release 2009/08/17: CIA-RDP83-00423R000901320002-4 Nikolaus karascho!" and bezeugt seine Freude an dcm Nikolausbild. Damit ist der Bann in der Stubc gebrochen; der Alte winkt der Matka, die sogleich die Stuhe verlal3t. Draul3en hort man ein Gciiistcr; was wird dort verhandelt, Leben Oder Tod? Nach ciniger Zit gent die Tiire auf and herein konnnt -- die Matka mil, einem Blind Stroh, das sic auf den Stubenboden legt. Das hcil3t: ihr kbnnt bei tuts iibernachlen and each auf das Stroh legen; was drauBen verhandelt wurde, wiser die I)cutschen nicht. Diirfeu sic es wager, (lie Einladung anzunehmen, oder is[ sic nur Pine Falle'? Ach, wer es wii[3tc! Aber draul3en beginut es ztt dunkchi, un(1 der Lcutnant iiberlegt: ich mut.3 mir das Dorf noch daraufhin anschcn, ob es fiir einen Itauhtverbandsplatz gceignet ist; aber bei Einbruch der Dunkelheit hinauszugeheit ist sinnlos and eine 1-icrausforderung der Parti- sanen. Also firiissen sic das Anerhicten der Matka annehmen. So sagt der Lcutnant zu der Fran: .Spasiba (danke), Matka", and legt sick miide aufs Stroh, der Fahrer daneben. Beidc bcobach- ten, dal.; sich auch die IIausbewohner his auf den Grol3vater zum Schlafen auf den Ofen begeben. Der Lcutnant sag[ nur noch: ,Gute Nacht, Wil- helm, niorgen tl-iii, sehen wir, so Gott will, wei- ler." Dann wiinscht cr auch den Ilaushewohnern au]' russisch eine gute Naclit. Aber wic Him schon die Augers zufallen wollen, faltet er die Mande, and in die Stille der dunklen Stuhe hinein fallen (lie AV'orle des alien Abendliedes: liefiehl deni Engel, dal3 cr konmr and uns bewach, dein F_igentum, gib uns die lichen Wddilcr zu, dal3 wir vorni Satan haben Ruh. So schlafen wir im Namen den, (heweil die Engel bei uns scin: du heilige Drcifaltigkcit, wir loben dick in Ewigkeit. Amen. Dann schlafen sic cin, von der Miidigl eft iiber- mannt; sic hiilten beini lfesten Willer rich[ wa- chen kiitmen, and es hiitte ihncn auch niclrts ge- nii Izt. ,It' in ?u?e n?if?c, qI CtCirus; ilr 7~7. loC Aber f?Ib one 1,49CUbQC Die idle AVintersonne scheint durch die nicd- rigcn Fenster der Stube, als die beiden Schliifer erwachcn; sic sclicint an die Wand, wo die Ilei- ligenbilder hangen and mitten innc das Bild des heiligen Nikolaus, dessen Tag heute ist. Quer vor der lure aber, die man nicht verschliel3en kann, steht das l leine, niedere Biinkchen and auf ihm sitzt lachclnd der Atjez, der Grol3vater; er saB die ganze Nacht dort, den Schlaf seiner Gdste zu hewachen, von denen er wut3te, daB sic vielleicht Feinde des Miitterchens Rullland wiiren. von denen cr aber auch wul3te, dal3 sic seine guten Bilder and besondcrs den heiligen Nikolaus licb- teu. Nun zieht der Lcutnant sein Losungsbiichlein aus dcm Brolbeulel and liest aus Losung, was unterin 6. Dezember des Jahres 1941 steht: ,Da Jakob von seinem Schlaf aufwachtc, st)rach cr: Gcwii ist der Ilerr an diescm On, and ich wuBle es nicht." Dann packt er auch das Packchen aus. Obenauf liegt das Bildclien seiner vier Kinder and (lie Bart(,, (lie sic ihm schrieben, and auf der Karte ist wahrhaftig das Bild des heiligen Niko- laus, die AVicdergabe vines alien Gemiildes. AVie (ter Lcutnant das Bild sieht, sagt cr unwillkiir- lich laut: ?Nikolaus", and schon steht auch (lie Matl.a neben ihm, sicht ihm, der noch im Stroh am Boden sitzt, fiber die Schulter, zeigt mit de>t Finger zu iln-cn Ikonen an der Wand, darn wic- der auf this Bild auf der Karl(, un(l sagt crgrill'en: ..NascheNikolaus,wascheNikolaus", auf deutsch: miser Nikolaus, euer Nikolaus. Sic liBt auch Hire drei Kinder vom Ofen herunterklettern and das Nikolausbild bctrachten, and sic wehrt es auch nicht, data sic das Gebiick der frcmden M5n- ncr vcrsuchen. Aber nun wind es Zeit zum Aui'bruch. Der Lcutnant gibt der Mutter die Karte mit dcm Ni- kolaus als Dank fiir (lie erwiesene Gastfreund- schaft. Sic will sic zuerst nicht annchmen; dann aber geht sic in ihre Ikonenecke and nimmt von (tort ein huntes Marienbild, volt dcm sic sick sichtlich mu- schwer trennen kann, and bidet es .its Gcgengeschenk an. Der Leutnant aber hat in- zwischen neben den andcren Bildern ein kleines, vein Alter geschwarztes Bild des Heilandes cut- decd; es ist auf 1lolz gemalt trod schon reichlich wurmstichig; uni diesel Bild billet cr die Fran, and sic ist sichtlich froh, data sic das geliebtc Marienbild bchaltcn darf. Sic kiil3t das Christus- bi1(1 and rcicht es mit eincr chrerbictigen Ver- beugung dcm Gast. Der Fahrer Wilhelm crhalt cin Glas mit Honig, and gibt dafiir ein Glaschen des vielbegehrteu Salzes. An der llaustiire kiis- sen die GroBcltern and die Matka den beiden Frenidlingen zum Abschied die band: Do swi- dauje, auf \Viedersehen! Approved For Release 2009/08/17: CIA-RDP83-00423R000901320002-4 Approved For Release 2009/08/17: CIA-RDP83-00423R000901320002-4 'Die Erkundung im Dorf ist bald and ohne Zwisehenfall becndet: die Iliiuschen reichen aus, dali die Arzte arbeiten and die, Verwundeten ge- legt werden konnen. Als die beiden Deutschen auf dem lilickweg vom Dorf an der gastlichen [tulle vorbeikoinmen, steht die Matka unter der 'fiire and winkt sic noclunals herein, fiihrt sic in. die Stube and zeigt nach der Wand, wo nun die beidcn Nikolaushilder nebeneinander hiingen and ruff wieder: ,Nasche Nikolaus, wasche Ni- kolaus, dwa (zwei) Nikolaus". Per Leutuant aber zielit aus scincm Brotbeutel this wurnisti- chige Ilolzbild des Chris tuskonigs, deutel darauf bin und saga: ,Waschc Christus, nasche Chri- stus, adin (cin) Christus". Per Grolivater neigt sich zuerst mit fiber der Brust gckreuzten Armen vor dem Chrislusbild, dann maclit er mit der Bechten das Zeichen des Kreuzes fiber seine Gasi:e. Drei Paar Kinderaugen staunen ^nd ahnen, data sich hies chins Gropes bcgeben hat, das nichts mit dent Krieg, wolil aber mit dem Frieden zu. tun hat. Alle schauen den beidcn Fremdlingen in ihren Pelzmiitzen nach, vie sic durch den Schnee dean nahen Birkenwald zustampfen, der immer Hoch vollcr Rauhrc,if hiingt. Den einen von ihnen deekt liingst frdmde Erde; der andere aber kann jenen Nikolaustag the vergessen, and in seiner Stube hiingt am Elireii- platz das alto tiolzbildlein des segncnden Chri- stuskbnigs. Singet dem Herrn ein ncucs Lied In den letzlen Jahrzchnten hat es Stinuncn gege- ben, die prophezeiten, die Uhr der Kirche sci ah- gelaufcn. Kirchc, so sager sic, ist etwas Altmodi- sches, etwas Veraltetes. Sic hat keinc Lebenskraft mchr in rich. Und es gibt tatsachlich Menschen, die glauben, die Kirchc befinde sick in einetn Auf- losungsprozell. Nun, wenn es gar kcinen Beweis fiir die der Kirclue immer noch innewohncnde Lebenskraft gibe - aber es gibe Hirer vicle! - ein IlofTnungsvolles gibt es: die Kirchc singt and spielt, singt Lind spielt wieder, wie sic viellcicht scit Jahrhunderten nicht mchr gesungen and ge- spielt hat. ?Singet dens Iierrn cin neues Lied." Das ist cin Auftrag Gottes, den die Kirche stets erffilll hat, von Anfang an. Die Gcmcindc Christi singt ihrem Herrn - am Festtag and im Alltag, bei Tag and bei Nacht, in Freud and Lcid, in der Kindheit, in der Jugend and im Alter. Was singt Es gibt versdiiedene Gnadengaben, aber es ist ein and derselbe Geist. Es gibt versciiiedene Aniter, abet es ist cin and derselbe Herr. Es gibt verschiedene Krafiwirkungen, aber es ist ein and derselbe Gott, der alles in alien wirkt. Jedenl wu'd die Offenbarung des Geiste.s ziun aligenieinen Besten verliehen. So wind dens einen durch den Geist (lie Gabe der Weis- heitsrede verliehen, einetn andern die Gabe der Er- kenntnisrede Hach dentselberi Geist; einetn dritten der Gina be darcli denselben Geist, einetn andern Hei- hutgsgaben durch den einen Geist, einetn andern die Gabe Wunder za ivirken, jenem die Gabe gotter- leaehteter Rede, eineni andern (lie Unterschcidung (lei- Geister, diesew. inandierlei ,Irten von Zungen- rc'deu, eineni andern (lie Aasicgang der Z,ungenreden. Dies alles u,irkt (fber viii and derselbe Geist, der je- dent eine besoiidere Gabe zn1eilt, ivie er will, 1. 1ior. 12, 1.-11 -}3> >}>} M}}>>}?>} 3}}?>}>> >> >> ->>> >}> -}>> -N>- sic,? Ein neites Lied. Das will niclrt hcitlcn: cin moderates Lied. Gewitl siugt die Gcmcindc Christi ouch moderne Lieder, Licdcr heutiger Zeitgenos- sen. AVarum nicht? Aber sic singt chenso gern Lieder alit alien Texten mud guten, clirwfirdigen Melodien. So wie ?Gottes Barmherzigkeit ist alle. Morgen neu" (Klagel. 3, 23), niemals also alt werden kann, so auch this echte Lied der Gc- mcindc. Es blciht ewig ncu. l)enn auch das geotl'enbarte Wort Gottcs wird nicmals vcralten. Es hat sich nun schon durch die .falirtausende hindurch erhalten. Dicses ?Wort unscres Gottes bleibt ewiglich" (Jos. 40, 8), ewig- lich ncu. So auch das Lied der Pilger dieser Erde, dcnen Gottcs \Vort den \Veg zuni Ilimmel weist. I)enn dieses gesungenc Wort ist an Gottcs Offen- barungswort gebunden, gebunden an die Worte and Taten Gottcs dutch Jesus Christus, unsern ITcrrn. Und die. sind wahrlich Wunderworte, \Vundertatcn. ?Singet dem Ilerrn cin ncucs Lied, dell er tut Wunder." Ein ncucs Lied. Das licillt auch, dail wir als none Menschen singen sollen, als solche, die in Christus sind. ?Ist jemand in Christus, so ist or eine ncue Kreatur" (11. Kor. 5, 17). Gott hat sich cin cinziges gewaltiges Loblied borcitet auf Erden and ins Ilimmel, das ?Loblied and Jaucbzen der Morgensterne and allcr Kinder Gottes", schon vor Erscbaffung der Welt. ?AVo warst dii", fragt Gott den Iliob, ,da ich die Erde grfindete? Sag an, bist du so klug? Weilit du, wer ihr das Mall ge- setzt hat Oder wer fiber sic dine Richtschnur go- Approved For Release 2009/08/17: CIA-RDP83-00423R000901320002-4 Approved For Release 2009/08/17: CIA-RDP83-00423R000901320002-4 zogen hat`? Worauf stehen ihre FiiIie versenkt, Oder wer hat ihr einen Eckstein gelegt, da mich die Morgensterne lobten and jauchzten alle Kin- der Gottes?" Begnadete Menschen werden so wie zu einem Lied, einem neuen Lied. Das hort Gott stets gerne. Ist dock diesel Ieibhaftige Lied, der Christen- mensch, die eigene, wunderbare Komposition des Schopfers and Gnadenverleihers. ,,So lasset uns nun opfern durch Ghristus das Lobopfer Gott allezeit, das ist die Frucht der Lip- pen, die semen Nanien bekennen." (Hebr. 13, 25.) Drum sei mein Leben ein Gesang, der jubelnd steigt zum Throne and der mit heilger Lieder Mang lobsingt dem Gottessohne. (M. Buchholz) Singet dem Herrn ein neues Lied, denn er tut Wunder." Dieses Wort steht in der Liturgie der Osterzeit. Es klingt so, als kiime es aus dem Munde des auferstandenen Herrn selbst. Dem ist auch so. Wer zu seiner Gemeinde gehort, muI3 singen, muB das Lob Gottes singen, muB die Wunder Gottes besingen - in diesem Leben and im ewi- gen Leben. Denn das Lob Gottes wird fortklin- gen in ewiger Symphonic im neuen Lied der himmlischen Gemeinde. ,Sie sangen gleichsam ein neues Lied vor dem Throne" (Off. 14, 3), Geist]. RatFiiedr]ch Hacker (f 23. 3.50) Unser frdhererKalendermann: ,,das neue Lied, das niemand lernen kann, denn die 144 000" vom Herrn zum Eigentum Erkauf- ten, zu dem die ,Harfen Gottes" (Off. 15, 2) ge- spielt werden. War schon die irdische Christusgemeinde das neue Lied, so sind wir es erst recht in der ver- kliirten Himmelsgemeinschaft, wenn wir vom Glauben zum Schauen, von der Gnade zur Glorie gekominen sind. Zugleich aber werden wir als Sanger and Sangerinnen Gottes in den Hochge- sang der Engel and Seligen -einstimmen, indem wir ohne Ende rufen: Heilig, heilig, heilig! ,,Singet dem Herrn ein neues Lied, denn er tut Wunder." Ein neues Lied singt die streitende Kirche hienieden and die triumphierende Kirche in der Ewigkeit. Singe du mit der Kirche, mit deiner Gemeinde. Nimm dein Kirchengesangbuch freudig zur Hand im Gottesdienst, im Verein and in deinem Hause. Ein Christ muB Bingen, ein Christ darf singen. ?Du meine Seele, singe, wohl- auf and singe schon." Du brauchst nicht schon zu singen wie ein Caruso Oder Schlusnus. Du singst vor deinem Gott schon schon, wenn du die gott- liche Gesangsvorschrift beaehtest: ,Tu deinen Mund weit auf, Iafl mich ihn fiillen." (Ps. 81, II.) Du singst schon, wenn dein Ich nicht mehr aus dir singt, sondern deine Seele. Singe mit Seele and du wirst selbst zum Lied. ,,LaB mich dein Lied sein, dein Lied, o Vater! LaB mich klingen durch dichl LaB durch brausende, brandende, starke Akkorde and durch linde, leise singende Melodien deiner Ewigkeiten Stimme gleiten. LaB die Saiten, wenn sic klingen, ohne MiBklang klingen! Vater, dein Lied, eines deiner Lieder. IaI3 es mich seinl" (Friedr. Ulmer) Hinz, Pfr. d, `tl4%Ri 1 &l) l q,19. l gg Fl1 %c1f.i cf,"T T UFT Is 1R to 0- Joseph Haydn wurde einmal gefragt, warum er so viel frohliche Musik mache. Er gab zur Ant- wort: jch kann nicht anders, ich schreibe meine Musik nach Gedanken, die ich empfinde. Wenn ich an Gott denke, wird mein Herz so voll Freude, daf3 die Noten mir gleichsam aus der Feder Nip- fen and tanzen." Vater Bodelschwingh: ,Jedes Jahr ein pear Trd- nenlieder weniger and ein paar Loblieder mehr!" Approved For Release 2009/08/17: CIA-RDP83-00423R000901320002-4 Approved For Release 2009/08/17: CIA-RDP83-00423R000901320002-4 Eine Kleinstadt am Main and was sie mir gab Im Herzen des Frankenlandes liegt sic. Vor mchr als 1200 Jahren habeas unsre germanischen Vor- fahren mit den ersten Siedlungen auf der linken Tauberseite begonnen. Heute schmiegt rich Wert- heim eng an den Schio13- and Wartberg an. Nur cinen kleinen Wiesenvorsprung (Worth) haben Tauber and Main bci ihrer Vermahlung dem Gebirge als Mitgift fiir das Stddtchen abgerungen. Dafiir schenkten die beiden Fliisse Wertheim die Gunst einer Lage, uni die sic vicle andere Stadt- chen benciden. Kein Wunder, daf3 der Kalender- mann, dcssen Wiege in dieser kleinen Stadt am Mainesstrand stand, als Kind felsenfest an die Berechtigung jenes Verses glaubte, der, an Kauf- mann Millers Hans in der Hammelsgasse cinge- nieillelt, kiihnlich behauptet: Es is of der gauze Lrde, nergends schoner als in Wcrthe. Wer's nIcht glaubt, iiberzeuge sich selbst. Er wind es kaum bereuen. - Nun denke abcr nic- mand, der Kalenderuiann habe vom Biirgermei- ster seiner Vaterstadt einen Taler erhalten, urn etwas ,zur IIebung des Fremdenverkehrs" fiir Wertheim zu tun. Es ist nur so, da13 der Mund gern iiherflicl3t von dem, wes das Herz voll ist. Das - ich mcine das mit dem vollen Ilerzen - trifft justament jetzt, da ich dicsen Kalenderbei- trag schreibe, wieder zu. Denn in den letzten Septembertagen, - allerdings, sagen wir vor 48 Jahren - konntc cin gewisscr Drittklalller nicht scllnell genug seine Schulaufgaben fertig kriegen and darn nix wie auf die Tauberwiesen. Da tat sick niimlich ctwas, wahrscheinlich wie noch heute - Bretterbuden wurden aufgeschlagen, dann das grof3e Zelt and die Ilolzbrickc fiber die Tauber, indes wir fiberall die Nase reinsteckten oder mit Weidenruten uns izn Schleudern von Lehmku- geln zu iibertreffen suchten. Um. Michaeli war niimlich and ist wieder die bcriihmte ?War- denier Mel3"! Ahnliche Gefiihle ziehen mich audi in den wonnigen Tagen der Kirschbliite in das Mainstadtchen. Aber in der Begel bleibts bei den Gefiihlen-aus ,wirtscha.ftlichenErwhgungen." - Approved For Release 2009/08/17: CIA-RDP83-00423R000901320002-4 Approved For Release 2009/08/17: CIA-RDP83-00423R000901320002-4 Aso, "'it dcui "Paler isl's nix. Grad umgekehrt sell kecklicth zu hedenken geben, data \Vcriheint verhiilt sick die Sachc. Ich dachle ^iir nfinilich, vol 600 Jahreu chenso hedeutend war wie Frank- (lie Ewer 1110(1]ten gcru wissen, wo der neat furl datnals - aher das niitzt mir hcute wenig. halcndcrmantt cigentlich her ist. Am End heil3I Drum will ich gar nicht meine llcimatstadt mit es SO-1, .der is[ flit weft her". Fiir die Frank- (lei' Grot3sladt Frankfurt vergleichen. Gerade, daf3 tarter, was meine jelzige Gemeinde ist, h-ifft das es Leine Grof3stadt isl, erlaubt mir, mich mit den fast zu. Da hat's die Fran Pfarrer IIiitwold schon Leseru ein paar Augenblicke wiihrend des Ra- hesser -- iut Vertrauen, (lie 1st niimlich auch von lendertnachens oder Lesens in die vertriiumten \V criheitu. Essen liegt schon weiter weg. Es Winkel, Giit3lein and Strid3lein \Verthcims zu gilt freilich noch anderc ?alt-k lholischc 13ezi1ge" fliichtcu. AVaruni auch nicht? Ilaben wir in un- zu dieser Sladt. Den ,,Dieshcziiglichen" hat der serm versIiiniuuettell, hriegsversehrten Deutsch- halendertnann in seiner Kindheit nicht selten ge- land nicht alien Grimd, uns der verhliebenen sehcu and er hat ihm slots Respell eingellol3t. Sliidtekleinodicn aus mittelalterlicher Zeil zu Den Schulern vom Gyninasiuni allerdtngs uiehr frcuen and sic gern unsern Rindcrn als Zeugnis Furcht als Ehrfurclil. deem der ?Runkes", alias des Fletl3es, der Runstferligkeit, des Sch6nheits- Prof. Bunkltofct war, wie zumeist (lie gelchrten sines, mcht zuletzi auch kerniger hrornmigkeit Mathematiker, ein sch ulliger Mann, ein Origi- ttnserer Vorfahren zu zeigen? Und sci es auch oat . - tlettle gibts wieder in \Vertheint Alt- nur in cinem lialender! katholiken. Etwa ein Dutzend. Sic pfarren Hach Gro[3heidelherg.-Dar berechtigt zu del- I[offuung, Net n, ich hrauche mich nicht zu verteidigen. \\' da[3 tines Tager loch auch noc11 in ?Klein-lIei- eder, daf3 ich zuersi meine Hcimat vorstelle, daB s Hoch dal3 ich ihm hesonders vcrhunden bin. Sinte- 5 so nemrt man \Verthcim bisweilen -, inalen au th Ernst Moritz Arndt uns daran erin- eine alt-katliolisclue Gotlesdienststelle enlstcht. Nebenbei: AVerthcims ?frumbe Gt~aten standee ?ert, daf3 man das Land, da zuersi ein lichcndes stets auf der Sefte des Kaisers gegen (i Auge sick fiber uns bcugte and die Muller urns gungerecltte I'rettdig auf ihrem Schot3 trug, ewig lie]) hahen stets s f eren Rome. - und tcc s Nun, wens ich auch fiir (lie Frankfurter von l"elsenundodelntseln soil waren. Ich`will aberGtgar .,niche weit tier" slammc, so kbnnte ich zwar die- nicht meine Vatersladt mit viel sch6nen Roden Approved For Release 2009/08/17: CIA-RDP83-00423R000901320002-4 Approved For Release 2009/08/17: CIA-RDP83-00423R000901320002-4 pi?eisen, sondern schlicht sager, dal3 ich der Fii- gung Gottes sonderlich danke, daf3 ich nteine Kindhcit and Jugendjahre in Liner Kleinstadt, in einer so schonen, vielscitigen Kleinstadt verleben durfte, womit ich kein Wort gegen die AVertc mind Vorziige der Grol3stadt gesagt habcn mochte. Man soil, ich wei13 es u-ohl, iiberhaupt Land mid Stadt, Kleinstadt and Grol,3stadl so wenig gegen- cinander ausspielen wic die verschiedenen Stiim- mc unscres Volkes. Alto sollen, darin pflichte ich E. M. Arndt wiederum bei, ?cinander lie]) utul wort habcn wie Briidcr." \Vcun ich also meine Ilcimatsladt riickhlik- kend hefrage, was sic n-iir gerade als diese kleine Stadt am Mainesstrand zu geben halle mid ge- weekt hat, darn bezicht sick das alles zutuidist auf mein personliches Erleben. Jeder sicht die Welt ja mit scinen Augen and erlebt sic auf seine Weise. Da- durch, dal3 or andre damn teilnch- men hilt, bereichert or alle. Und es wind gesagt in der Dankbarkeil des lIerzens, in dcm \Vissen, dull alles von Gott her seine Bedeutung hat, da13 nichts zufilig ist. So da13 es also schon semen guten Sinn hat, zu fra- gen, wo jemand her sci. Nun, dem Kalendei mane war in seiner Kindheit schr lange Wertheim erschienen als, wie sell ich sager, Ur- bild, Nabel, Spiegelung dcr'`Well, des Kosmos. Dabei beziehe ich die nahcrc Umgebung, also ctwa this Gebicl der alien Grafschafi, lair Lin. Nun wind ntii: cinent gewissen Hecht jcder das von seiner llcimat behaupten diirfcu. Das Kind crobert die Welt in konzen- trischen Kreiseu, ausgehend vom isl- ternhaus, dem zugehorigen [lot, vor- dringend in die Umgcbung des Spiel- bezirks, der Scliu.le usw. Aber, niche nur, Weil ich erst recht spat grollerc Fahrtcn mid Rcisen machen konntc, gilt dies bci mir in besondeier Weise. 1ch land in Wertheim ein rich fast geniigeudes mind E'rd-Kultur Lind Volksgesdtichie wiederspiegelndes Eiland. AVcr voin Bergfrit Ausschau hilt,mag das nachfiihlen. DieseStadt ist ringsuni hegrenzt von ilergen. Sic ist auch ilberschaubar im ganzcn and in all ihren Teilen. Zugleich erscheint. sic geoll'net zur ganzen Welt durch das Silberband seiner Fliissc mind durcli alle Strallen, Bahnen mind \Ve- ge, die von seinem ITerzen in drei lladien ausstrahlen, lm 'Schutz seiner Berge, gelcnkl von dent Stamntschlotl seiner ge fiirstelen Grafen nut dcm Lower ho \Vappcn (1.owenslcin) schien es der triiumeuden crobe- rungslustigen Phaniasie des Kuabcu hcrufeu, Deutschland aufs none in crobcrn Oder in Linen, wore (lie kiinslliche Grenze des Mains, der Baden von Bayern tremile mind die urspriiugliche Eiu- hcit der Grafschafi spaltete, steter Anreiz geholen habcn mug. Schorr erdflescliichllich erschlot3 dieses kleine in sick gcschlossene Gebilde Hilt seiner plastischen Bodengestaltung Jalu?tausende der Geologic. Je- deur muffle sich ja fdrmlich aufdriingen, tvic in unerutiidlich ziiher Kraft Tauber mind Main sich lurch (lie Vorherge des Odenwald mind des denl- selien Reichsforslcs, des Spessart, ilir Belt go- Approved For Release 2009/08/17: CIA-RDP83-00423R000901320002-4 Approved For Release 2009/08/17: CIA-RDP83-00423R000901320002-4 graben, dabei dem geringsten Widerstand fol- gend. In unmittelbarster Nahe fanden sick an- schauliche Beispicle; die von Eichel aus sichtbare Mainschleife bei Urphar, der sagenumwitterte Wettenberg, der als Umlaufberg erwiesenc Kaf- felstein. Wertheim selbst verdankte seine Ge- staltung dem nagenden Gewasser, das bald sanft, bald jah ansteigende Hange schuf and die Land- schaft modelliert haute. Fast alljiihrlich konnte ich in den von mir jubelnd, von den Erwachse- nen weniger begeistert begriit3ten CYberschwem- mungen die Richtigkeit des Luther zugesproche- nen Wortes bestatigt linden: ,Vom Feuer hat 'Wertheim nichts zu befahn, im Wasser konnt es untergahn." Main and Tauber, so erkamrte ich recht friih, hatten nicht nur die Landschaft gestaltet, sic eig- neten sich auch nicht nur zum Sfippchen machen mit glatten Kieseisteinen, zum Schwimmen and Itudern, sic setzten auch eine breite Bevolkerung ins Brot. Niclit urnsonst war die Fischer- and Schif- ferzunft die alteste. Unaufhorlicli forderten die Mainbagger den gelben Mainsand and der Riicken des Mainstrornes trug emsig and geduldig Fl8l3e aus dem Fichtelgebirge and Mainschiffe, oft be- frachtet mit dem wertvollen roten Sandstein aus den Steinbriichen fangs des Mains. Die Mainfahre aber brachte in der Morgenfriihe die Frauen vom bairischen Kreuzwertheim friedlich ins Badische mit frischer Mitch, kostlichen Friichten (beson- ders geschatzt die ,Quetsche"-Zwetsehgcn) and Gemfise. Wic oft schaute ich all diesem Treiben vom Packhof and Viehmarkt aus zu. Dabei ahnte ich etwas, ohne die Begriffe zu kennen, von den Fragen der Geopolitik - denn gar zu gern hatte ich Kreuzwertheim zurgriil3eren Ehre Wertheims cingemeindet - and von standortgebundener Wirtschaft, welch letztere in meinem Wissen eine wachsende Bedeutung gewann, als ich auch den Wert der Weinberge and der viclen Gaststiitten and Kaufladen fur die wirtschaftliche Struktur der Grafschaft erkannte. Natur and Kultur, dessen wurde ich ebenfalls .,spielend" gewahr, waren ein Biindnis eingegan- gen auch in der Verteidigung Wertheims, als es erst Arkebusiere and primitive Mi rser gab. Wert- heim sah sick friiher, obwohl von den Rfimern nie bezwungen - der Limes verlief aul3erhalb fiber Miltenberg nach Osterburken - in haufuge Fehden and Kriege verwickelt. Alit grol3em Ge- schick wul3ten sich Wertheims Burger, Ritter and Grafen auf der vorspringenden Nase des Schlol3bergs einen maclitigen Bergfrit and eine weitausladende Burg mit doppelten Mauern and Griiben zur Stadt and vielen Toren and Tiirmen - zu schiitzen. Dabei machte man sich sorgsam die natfirliche Gliederung and den Schutz der Flfisse nutzbar. Oberhaupt die Burg mit ihren Basteien and Bollwerken! Aber auch die Tfirme, Kapellen, die Biirgerhauser and die kleinen GiBchen! Taglich fiihrte der Schul- and Kirchweg an diesen hoch- ragenden and eindringlichen Zeugen der Ver- gangenheit vorbei. Alles lockte zu ungebundenem Spiel in noch unorganisierten Spielgruppen. Self- same Steinmetzzcichen, Grabdenkmaler der Rit- ter in Harnisch, gespenstische Griifte der Kilians- kapelle, unterirdische Gange der Burg, tiefe Brun- nenschachte, alles bot Stoff ffir die ausmalende and schweifende Vorstellungskraft, die - wie es dem Kinde eigentiimlich is[, alles helebte and Icichtglaubig an Gespenster, Ilexen and Spuk glaubte. Am Schmied Dinkel vorbei, in der Scherz- wolinung, war der friihere Vcitshof, da man einst Ilexen verbrannte. Dort an der I[errenwiese in der Niihc des Wchres der Garten, da der Graf von 1Vertheim den Ritter Kuno in die Tauber tunkte. Am Kiliansbriunnen stand das Gebeinhaus mit zwei Gerippen, die Sanduhr and dem Spruch: Alle Menschen die Ihr furuber gehctt: Sehet wic es itz and Unib uns stehett: Die wir Itzo sind Waren wir auft erden: Gott ist wahrhaftig and gantz gerecht: Alhie liegt der Herr and auch sein Knecht: Du Weltt Weiser Mensch tritt herbey: Sage mir welches der Herr oder Knecht sei. Approved For Release 2009/08/17: CIA-RDP83-00423R000901320002-4 Approved For Release 2009/08/17: CIA-RDP83-00423R000901320002-4 Ich wuBte zwar nicht, welchem Jahrhundert all these Denkxnaler zugeordnet waxen, aber ich erzahlte doch meinen aus Klingenberg kommen- den Tanten and Basen das Blaue vom Himmel, von dem ,ritterlichen Wesen", wie es Herr Lehrer Hofstaetter uns nahebrachte, vom dreiBigjahri- gen Krieg, in dem Tilly vom hag aus die Burg beschoB, von dem Kaiser Ludwig d. Bayer, der mit groBem Gefolge, darunter Wolfram v. Eschen- bach and Gotz von Berlichingen in Wertheim weilte, dem bi hmischen Wenzelkonig, dem die Stadt pflichtig war, ja sogar von den PreuBen and den hadischen Truppen, die im Bruderkrieg 1866 sich das Taubertal zum Nebenkriegsschauplatz aussuchten, wobei die PreuBen die mit den Wert- heimer Schonen tanzenden Badener iiberraschten and mein GroBvater in Reicholzheim cinige im Stich gelassene badische Trompeten im Keller vor den PreuBen im letzten Augenblick hinter Kisten and Fasser barg. Klosterhofe des benachbarten Cisterzienser Klosters Bronnbach and der Karthause Griinau vervollstandigten das Vorstellungsbild des Mittel- alters, dem wir uns jedoch durchaus nicht roman- tisch verschrieben, wenn wir angefeuert durch die Kampfe in Su.dwestafrika uns Schlachten and Gefechte nach Indianer- oder Hottentottenweise lieferten, in Hi hlen verschanzten odes Kartoffel. auf der Heide and am Taubensee brieten. Die spater eingefiihrten Schulspiele waren mir nie so schon vorgekommen wie das ,zwecklose" Trei- ben in Schlupfwinkeln and Weinbergmauerchen, mochte man auch Gefahr laufen, vom Feldhiitcr den IIintern versohlt zu bekommen. GewiB, auch am einfachen Kieselstein, am bun- ten Vogel, an Grashalm and Blumen kann man, wie es Leonardo da Vinci geschah, die Wunder- welt Gottes erfahren. Drum sei von all dem, was mir die Kleinstadt, was mir meine Ileimat bot, kein Ruhmens gemacht. Nur die schlichte Aus- sage sei erlaubt, daB in i r wenigstens - vielleicht ki nnen andre mich bestatigen-die geschlossene, fast autarke Kultur dieses Stadtchens mit seinem Atom eines Jahrtausends, mit der Faille seiner Naturkrafte and der Anschaulichkeit seiner pla- stischen Landschaft ins reifere Leben mitgab den Sinn, alles Vorfindliche in seinem Gewordenscin, seiner Geschichte, seinem Verschlungensein mit einer Vielfalt von Kraften and Vorgiingen zu schen. Kommt es daher, daB mir in jedem Indi- viduellen das Ganze transparent wird and in je- dem Ganzen die Vielfalt sich enthilllt, Weil in der geordneten Kleinstadt sick das Ordnungsbild aus- gewogener and ganzheitlicher Weltschau leichter ausreifen konnte als es in der nivellierenden, iiberall off enen GroBstadt moglich gewesen ware. Dag deshalb auch niches mir so wcsensfremd wurde wie Fanatismus, Einseitigkeit des Den- kens and Fiihlens, losgelost von jener Ehrfurcht, die demiitig auf den Schultern der Vater weiter- baut and bereft ist, Bich zu beugen vor dem Schop- fer, vor den Mitgenossen, vor den Kraften der miitterlichen Erde. Soll ich noch hinweisen auf die ebenfalls vor- gefundene and erlebte Vielfalt and dock Bezogen- licit der Stande, Berufe and Geschafte aufeinan- der. Sic wartetcn alle aufeinander, die Kaufleutc and zahlreichen Gastwirte auf die Bauern rings- um, die mit Wiigelchen ihre Kartoffel and Apfel zu uns brachten and ihren Bedarf heimholten. Sic warteten aufeinander wie die frischen Brot- cken auf die morgenschlafrigen Schuler, wie die Kranken auf den Hausarzt, wie der Gottesacker auf den Sterbenden. Ich miiBte erzahlen von dein Hof in Langguths Kolonial- and Eisenwaren- handlung en groB, in der mein Vater tatig war, mit semen Satz-, Zucker-, Eisenwaren, Geschirr- lagern, mit der Kaffeerosterei, dem Stall, den Ma- gazinen, dem Fritz and Michel, die morgens wie der Kutscher EinlaB begehrten - miiBte berich- ten von dem Schmied Dinkel, wo ich stundenlang zuschaute, wie die Pferde beschlagen wurden, von dem alten Leinenweber mit seinem Webschiff- chen, von der Backerei Frischmuth, die uns bei Uberschwemmungen die Bri tchen zum Fenster heriiberreichte; miBte schildern, wie die Pfarrer beider Kirchen and Handwerker, der Biirgermei- ster and Polizeidiener, der Professor and Apo- theker, kurz, wie alle, mit Namen gekannt, auf ihrcm Platz standen and erst zusamnien das Ganze bildeten. Wie toricht ware es wohl den moisten erschienen, zwischcn dicsen Standen, die einander griuBten, and da man doch wuBte, der Solna des Schneiders ist Professor geworden, der Vater des Chefs war einfacher Kaufmann -, die miteinander versippten, verschwdgerten Volks- schichten klassenkampferisch zu verfeinden. Go- wig, auch, ja gerade hier gingen die Wogen der Erregung in politicis, aber auch in konfessionel- len Dingen durch Hauser and Schulen and fan- den ihre Fortsetzung sogar in lebhaf ten Disputen fiber die Ziindholzlesteuer and den AblaB zwi- schen meinen Mitschi lern and moistens mir. Aber am Abend fanden sich alle, ob ,Zentrumsleut, ob Liberalist" eintrachtig an der Steig ein zum Schlie- defahre. Was sich im engen Raum stieL, war im gleichen Raum aufeinander angewiesen and be- zog voneinander Bier and Gemuse and Schweine- braten Kammstiick. tber allem schwebte der ver- sohnende IIauch des Gemeinsinns, des Burger- stolzes, menschlich-patriarchalischer Verbunden- heit and eines gewissen Stoizes auf die Vaterstadt, Approved For Release 2009/08/17: CIA-RDP83-00423R000901320002-4 Approved For Release 2009/08/17: CIA-RDP83-00423R000901320002-4 die Hire in aller WVclt geachteten Siihnc im Ilisto- rischen Vercin ,Altwertheim" vereinte. Bildet die Kleinstadt nicht auch hcute Hoch omen Schutzdamm. gegen die Gefalir anonvmer Vermassung and Entpersonlichung unscres Da- seins? Setzt sie nicht Kriifte ins Spiel, die sonst teicht verborgen bleiben. Speist sic niclit die Grol3- st5dtc mil aufstrcbenden Kraften, die, gesiittigl mit behiiteter Lebensordnung nunmchr in die \Veite streben, mag nun die Kleinsladt Wertheim oder Sackingen, Mergentheim odor Rothcnburg heiBen. Gewif3, auch Spicl3ertum and l:nge wurzeln it, Ideinriiuwnigen Verhiiltnissen. SchlieBlich kommt es niehl auf den Raum and den Ort als solchen an. AVohl aber darauf. da13 wit es wiedcr lcrnen, in den Dimensionen nicht nur schnellcbiger Ge- genwart gierig and raffend unser Leben zu ver- tandeln, vielmehr anch die Vergangenheit and Geschichte unserer Erde, unserer Ileiniat, uuscres Volkes in die Schichten unseres bewuf3ten urid unbewul3Len Seclenlebens cindringen zu Inssen. Fist aus Vergangenheit undGegenwart erbaul sick (lie Zttkunft. Und nicht ungestraft kann cine bio- genelisch wichtige Stufe geistig-seelischen Wachs- tums iibersprungen werden, denn nicht flaclieu- haft crbaut rich unsex Sein, sondern es griindet im Vater and ziclt auf den Sohn im Heiligen Geist. Lohnt es sick nicht, eiumal dariiber nach- zudcnketi ? Der kalcndcrnumu Approved For Release 2009/08/17: CIA-RDP83-00423R000901320002-4 " Approved For Release 2009/08/17: CIA-RDP83-00423R000901320002-4 Die Frau in Kirdte and Gemeinde Immner haben Fraucn den Ruf zum Dienst in Ge- meinde and Kirche gehort. Davon lcgen Zeugnis ab die Frauen der Apostelgeschichte, Tabita, Lydia, Pris- cilla uncl vicle andere. In der Urgemeinde nahm die Frau nicht nur einen geachteten Platz ein, Wilwen warden zu Dienstleistungen bei der Taufe hinzuge- zogen. Edelstes Frauentum finden wir in den Abtis- sinnen, in vielen frommen Nonnen and Diakonissin- nen bis auf den heutigen Tag, aber auch auf Fiirsten- thronen (Elisabeth v. Thur., Kaiserin Adelhaid) and in jeglicher Fiirsorge and Lchrtatigkcit. Ileute braucht die Kirche ganz besonders den Dienst ihrer Frauen. Auch die altkatholische Kirche! Sic benotigt Schwe- stern and Gemeindehelferinnen. Sic braucht christ- liche Mutter and junge Frauen. Sic raft heat nach dem Dienst der Pfarrfrau. Ghristus sendet jede Frau mit ihrem miilterlichen Herzen, ihrer Liebe zu allem Lebendigen, der hciligen Elu'furcht vor allem, was aus Gottes IIan.d kommt, in semen Weinberg! Antler dem Dienst, der von alien erwartet wird, raft unsre Kirche die Frauen insonderheit auf: 1. zum Dienst feinfiihligen Hdrens, zum Dicnst des Gott Gehorchens and des Bewalrrens dessen, was sic von Gott empfangen. ?Maria aber bewahrte alle Worte in ihrem Herzen." Die Wahrheit er- schlieRl sich dem, der liebt. ?Der Ileilige Geist wird denen gegeben, die ihm gehorchen." (Apg. 5, 32, Rom. 8, 14.) 2. zum Dienst des stillen Vorbildes rind der Treue. ,,Wenn alle untreu werden, so bleiben wir dodr t.reu", sci die Losung der katholischen Fraucn. 3. zum Dienst am Frieden. Die Frau ist Friedens- weberin unter den V blkern, auch in der Gemeinde. Sic hat die Verpilichtung, zu schlichten and Frieden zu stiften. Oft war es eine cinzige Frau in ciner Gemeinde, die durch ihre allumfassende Liebe and Sorge die Gemeinde zusammenhielt. 4. zum Dienst in der Familie. Die Frau is[ die. Pric- sterin des Hauses. Sic billet christliche Sitte and schafft die geistige Atmosphere des drristlichen Hauses. Die Frauen erzichen die Volker. 5. zum Dienst an ihren Schwestern, die ilirer Hilfe, ihrer Giite, ihres Gebetes and ihrer Fiirsorglichkeit besonders bediirfen. 6. zurn Dienst der Ndchstenliebe. In jeder Gemeinde gibt es Notleidende, Kranke, Witwen, Waisen, iiberlastete Frauen. Die Frau findet tausend Wege zum I-Ierzen alter, die ihrer Giite bedurfen. ?Arnie and Krankc habt ihr allezeit unter euch." (Matth. 26, 11) 7. zum Dienst in der Gemeinde. Frauendienste sind insbesonders Schmuck des Gotteshauses, die Sorge fiir die kirchliche Gewandung, die Arbeit an and fiir die heranwachsende Jugend, die Ililfe in der Seelsorge. N'enz gehort mein Gesicht ? ,,Mein Junge", sagte der Vater zu seinem zwolfjdlr- rigen Sohne, ?dein Gesicht gehort nicht dir." Der Knabe schaute verwundert out. 'Er war zum Morgentische mit einern verdrossenen, finsteren Ge- sichte gelcorrrmen and hatte nriirrisclr angefangen, sein Brot zu essen. Jeder im House fiilrlte den Schat- ten seiner iiblen Laune, die siclr out seinem Gesichte abspielte. Die unerwarteten Worte des Vaters brach- ten ihn zur Besinnung, aber er verstand nicht, was sic bedeuteten. ,Dein Gesicht gehort nicht dir', wie- derholte der Vater; ?vergif3 das nicht. Es gehort an- dern Lenten. Sic nrussen es ansehen, nicht du. Du host kein Becht, andere zu zwingen, in ein saures, finsteres and dusteres Gesicht zu schauen." Dem Knaben war nic ein solcher Gedanke gekom- men, aber er verstand die Lehre und vergaf3 sic nicht. Approved For Release 2009/08/17: CIA-RDP83-00423R000901320002-4 Approved For Release 2009/08/17: CIA-RDP83-00423R000901320002-4 Ta!ehuth einer Amerikareise Theodor Dietz, Pfr., hotn a. Rh. Dounerstag, 28. Februar 1952: Die Reise fiingt gut an! Urn 15 Uhr soil das Fiugzeug auf deco \Vchner Flugplatz starten; wegen dich[en Nebels Iliegen wir mil 2 Standen Verspatung ab. In Briis- sel mull ich umsteigen nach Paris; bei der An- kLinfl. in Brussel erfahre ich, daf3 die Pariser Maschine bcreits starlete. Und ich mull unbe- diugt am 1. Harz in New York sein! Nach einigeur Ilin and Her, bei dem die Flugplatz-Leitung vor- bildlich hilfsbereit war, konnte ich umbuchen and benutze eine Maschine der belgischen ?Sabena". die tun 9 IJhr abendszurn direkten plug each New York startet. Zuni ersten Male (liege ich in einer grol3en, viermotorigen Maschine: ein fliegendes Hotel nit .tiler nur erdenlaicher Bequemlichkeit, einer vor- ziiglichen Verptlegung Lind h6chstuu6glicher Si- cherheit. haunt sind die Anordnungen beim Start ..13itte festschnallen! Niclit rauchen! verschwun- den, verwandelt sick die grof3e habine in einen grol3en Speisesaal. Urn 22 Uhr crste Positions- nteldung: ,NVir iiberfliegen soeben London in 1950 Meter liohe nit einer Geschwindigkcit von 465 Sl a denkilometern. In etwa 40 Minuten lin- den wir in Shamson (Irland). I'm \litternacht Abschied voin alten Europa. Als ich inn ersten Morgengraucn einen Blick aus dem Kabinenfenstcr werfe, sehe ich Linter mir ('Inc riesige Eiswiiste, Packeis Lind Treibeis: wir sired fiber der Miindung des St. Lorenz-Stromes, also sclion in der Neuen Well. Auf3enteniperaior - 25 Grad meldet die ..Bordzcitung", 490 Stun- denkilometer, 5000 ni Ifhhe. Um 9 Ulir linden wir attf dem ersten amerikanischen Flughafen in Boston, uni 11 Uhr in New York. Freitag, 29. Februar 1952: New York! ein un- fruchtbares Beginnen, die ersten Eindriicke in dieser 12 Millionenstadt in schildern: man kouunt sich vor wie eine klcine Ameise in cinem riesigen Ameisenhaufen - and man bekommt Ileimweh! So Bing es wenigstens mir. Aber bald war icl wohlgeborgen fin thus des National Councils, der J. Avenue, mitten im Ilauptgeschiiftsvieriel von Manhattan, dour MittelpunkI von New York. Ain Nachmittag bcreits fahrl Dr. Almon Pep- per, der Geschiiftsfii.hrer des National Councils, alit mir hinaus nach Greenwich, wo in cinem wun- dervoll gelegenen Ilause der amerikanisch-bi- sch6flichen Birche eine okumenische Studenten- lagnng abgehalten wird Lind wo ich mich dem prasidierenden Bischof Dr. Sherril trelfe. 7,.,vei '1 age bin ich zusanunen nit Studentinnen and Studenten aus aller Herren Landern (auch cini- gen Deutschen) and Birchen; dann gcht es zu- riick nach New York, wo nun meine eigentliche Mission beginnen soil: cinen engen Bontact zu schafTen zwischen den beiden Schwesterkirchen, der Bischollichen Birche Amerikas and der All- katholischcir Birche. Marc 4.-6. Vortragc in den Priesterseminarien von New York and New Ilaren, (lie Generalprobe ffir meine englischen Vortragc and Predigten. Ein klein wenig klopft mir loch das I lerz; seit 25 Jah- rcn hate ich kein Englisch meter gesprochen! Aber es gehl schlecht and recht - Lind wind wohl bes- ser werden. Der Geist in den Priesterseminaricnbecindrtickt unitlr fief, vor allen das ernste religiose Streben. Der 'l'ag begiutt jeweils nit dem feierlichen ge- ntcinsanteu Morgengebet; viele Studenten wid- men taglich freiwillig eine halbe Stunde der Be- trachtung (Meditation) vor Beginn des Morgen- gebetes, sehr gute Betrachlungshiicher stehen ilinen zur Verfftgung. An das Morgengebet schlic(3t rich tiiglich die hi. Hesse an, in der (lie moisten Studenten zur hl. Kommunion zu gehen pflegen. Selbstverstbndlich beteiligt sich das gesamte Pro- fessorenkollegium, an seiner Spilze der Dean (De- kan), am Morgengebet and 111. Eontmunion, wie auch am liiglichen gemeinsamen Abendgebet, das stets gesungen wird and zwar in den auch uns vertrauten gregorianischen Psalutonen, oiler in Psanunelodic. - 'Cberdics linden jeden Mittag vor Tisch in der kapelle feierliche Furbitlen in eigener, chvas fremdartig anmutender englischer Form einer Litanei slatt, and -,A-ahrend der Fa- stenzeit sired Wochentlich ein his zwei Fastenan- dachten unit Fastenpredigten, die in diesem Jahre ein Bischof a.us England fibernommen bat. \Ver aber glaubt, die jungen Prieslerkandida- ten (clue ganze Beihe von ihnen standen iibrigens schon in cinem anderen Bertif; ich traf Rechts- anwalte, Richter, Fabrikanten, einen bekanntcn Industriellen, der seine Fabrik darangab, Theolo- gie studiert and bcreits die Diakonatsweihe er- hiell), seien Bopfhanger, irrt sich sehr. Es is[ ein munteres Volk, das niche nur am Sport in- teressiert 1st, sondern auch Theater, Bier and Tanz liebl. Einnial wochentlich diirfen Damon am gemeinsamen Abendessen im Speisesaal tcil- nelinien. Tin Seminar zu Cambridge (Boston) is[ etiva ein Viertel der Studenten verheiratet Approved For Release 2009/08/17: CIA-RDP83-00423R000901320002-4 Approved For Release 2009/08/17: CIA-RDP83-00423R000901320002-4 undd wohnt mit iliren Familicn in cinem cigenen Fliigcl des Seminars. Vicle der jungen Fraucn widnien sich kirchlicher Tatigkeit als Gemcinde- helferinnen, Lchrerimieu, Iirankenp'flegeriinien, oder studicren selbst, um ihre Examina zum Ab- schlui3 zu bringen. fin Seminar sind 10 Kinder aus Stndentenchen, ich konnte cities Tages an der '1'aufc von zwei Kindern teilnehmen. Das gemcinsame Lehen von Frauen and Miinncrn ist dem priesterlichen Geiste nur f6rderlich, vie ich iimner wicder beobaclrte; es hilft selir, den jungen Mannern jene ritterliche Einstcllung zur Fran zu geben, die fiir die eigene Elie wie fiir die spatere priesterliche Wirksamkeit so wiclrtig ist. Lines Tagcs beobachte ich, wic eine der La- dies bei Tisch zwei Glas Milch crhiilt. Sofort cr- hebt sich die ganze Gemeinschaft, um der jungen Mutter und ihrem Gaiten die Gliickwiinsche zn dem frohen Ereignis, das rich angemeldet hat, abzustattcn; and ich bin iiberrascht, wic riiclc- sichtsvoll, hilfsbcrcit and ritterlicli gerade die jungen, unverheirateten Studenten zu der jungen Mutter sind. - Das Serninarleben in Cambridge konnte cinen wichtigen Beitrag zur Frage ,,Zwangszolibat oder Pricsterehe?" licfcrn; vide von den Verfechtern des Zwangszolibaies ins Feld gefiihrten Griinde gegen die Pricsterehe brechen bier von selbst zusammen. Samstag, 8. Mdrz 1952: Priesterweihe in der Kathedrale St. John the Divine. Bischof Donegan hat mich zur Teilnahme aufgefordcrt, um durch mcinc Ilandauflegung unscre lnterkomnnmion enter Beweis zu stollen. Dic Kathedrale ist On prachtvoller gotiseher 13an, nach der Pcterskirche in Rom der gr6l3[e hirchenhau der Welt; der Ban bedeckt fast 5500 Quadratmeter Grundfliiche ind weist 7000 Sitzpliitze ant. - In den niidrsten `l'a- gen werde ich in der ,Kapelle der Deutschen", einer der vielen Kapcllen der Eathedrale, den Gottesdienst nach unserem deutschen al1katholi- schen Brauchc in englischer Sprache feiern. Wieder cimnal iiherfallen mich die Zeitungs- leute; sic sind geradezu eine Landplagc! \Vieder einmal cin halhstiindiges Interview, wieder cin- inal Blitzlichtaufnalnnen! Wic oft wind das wohl noch gchen? (Jetzt, da ich mcinc Tagebuch-No- tizen fiir den Kalender niederschrcibe, weif3 ich, daB es mir in jeder Stadt so gelien wird!) tilittwoch, 12. Wirz 1952: Erstmals im Pull- man-Zug zur Fahri each Buffalo am Eric-See, einem der groBen Seen zwischen Kanada and den Vcreinigten Staaten. Es is[ wirklich cin Vergnii- gen, in dicsen Ziigen zu rcisen, so ungchcuer he- qucm and praktisch ist alles eingerichtet; selbst der Steeker fiir den clektrischen Basicrapparat ist nicht vergessen! Bei den aul3erordentlichen E,ntfermingen in diesem Lande, das schon kein Land mchr sondern cin Kontinent ist, mul3 man allerdings den Rcisebequernlickkeiten etwas mchr Aufinerksamkeit schcnken als im alten Europa. Nach ciner gut durchschlafenen Nacht crlehc ich morgens in Buffalo tine freudige Ubcrraschung: am Bahnhof steht mein alter Freund Pfarrer Rolf Lishoy aus Schweden - den Tcilnchmcrn an der Bischofsweihe in Essen wohlbekannt - unn mich abzudholcn. Durch die Zcitung hat er he- reits von mciner Ankunft gchort and varlet nun geduldig auf den verspiitet cinlaufenden Zug aus New York. Unser osier Gang - riclrtigcr unscre crste Fahri. wer geld bier schon zu FuI3 hei der riesigen Ausdchnung der amerikanischen Sladt! --- ist cin Bcsuch bei 111. Rev. Bischof Lawniston Scaiffe, Bischof der Diozese West-New Fork, cinem der wiirmsten Freunde unscrer Birche in den Staaten. Wir tnell'en ihn, its er sich gcrade anschickt, fur die Mitarbeiter der bischiiflichen Kanzlei in der Ilauskapelle des Diozesanhauses die hl. Messe zu fcicrn and nalmicn daran toil; ich bin Lief ergritfen, its der Bischof im Gediicht- nis der hl. Messe der schwer gepriiften Ali-katho- lischen Kirche in Deutschland gedenkt. ICm gut bemessenen Programm wind ]eider cin Zicl gesetzt. Auf cincr Autofahrt nach Junes Town, 36 Meilen von Bulialo entfernt, gerate ich in cinen schweren Schneesturm mad hole mir l)as Zeichen des Breezes nxcclit olle in Cluds(us Wicdergehorenen zu lionigen; (lie Sulbung des hl. Geistes (die (lie Taufe ergrlnzende Pirnzung) weillt sic zu Priestern, so do/I olle, die im Geiste and (let- Wahr- licit Christen sind, abgesehen von dcm besonderen Dienste unsexes Priesteramtes, .rich koniglichen Geschlechtes and priesterlicher Wurde leilliofti,g unssen. Deiin was ist so koniglich znie (lie Ilerrschuft des Gott unterroorfencn Geistes Oct- den Leib, and rhos ist so priesIerlich als dem llerrn cin reines Gewissen z.u weilzen and ihm uon Jltare des Herzeiss (lie lna- kello.sen Opfer der Friimnzigkcit zu brin- yen? Wenn dies durch (tie Goode Gottes allen ge- ineinsam worden ist, so ist es dodz p/lichtgemu/3 and 1