DER WEG, PRO-NAZI MAGAZINE PUBLISHED IN BUENOS AIRES
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Collection:
Document Number (FOIA) /ESDN (CREST):
CIA-RDP83-00415R004000200003-1
Release Decision:
RIPPUB
Original Classification:
S
Document Page Count:
498
Document Creation Date:
December 14, 2016
Document Release Date:
December 31, 2001
Sequence Number:
3
Case Number:
Publication Date:
January 12, 1950
Content Type:
REPORT
File:
Attachment | Size |
---|---|
CIA-RDP83-00415R004000200003-1.pdf | 47.97 MB |
Body:
'ORM NI 51.51A
MAY 191!:
'
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25X1A
CLASSIFICATION SECE.'"Ple
CENTRAL INTELLIGENCE AGENCY
INFORMATION REPORT
COUNTRY Argentina/Uruguay/dermany
SUBJECT Der Weg? Pro-Nazi Magazine Published in
Buenos Aires 1
PLACE 25X1A
ACQUIRED
DATE
leffiddeddZ OF INFO.
25X1e-
25X1X "
REPORT NO.
CD NO.
DATE DISTR. 12 January 1950
NO. OF PAGES 2
NO. OF ENCLS. 10
(LISTED BELOW)
25X1A
SUPPLEMENT TO
REPORT NO.
? Attached for your information and retention are copies of six pamphlet reprints
of articles which originally appeared in Der W,* the pro-Nazi magazine 1;,'---.she-
in Buenos Aires, and the May, October, an ovem er 1949 issues of Der leg.
2. Subsequent to the publication of action taken by military authorities
in banning Der leg from Germany and Austria, the magazine's Uruguayan agent,
_25X1X Fritz Brandenburg, suspended public sale of copies of Der lbg in Montevideo.
Copies of the magazine were removed from the show-case-E1776unters of
Brandenburg's bookstore Humanitas, located at Calle Colonia 960, and Brandenburg
has refused to sell them to strangers. However, he has continued to sell
2:=12=22112rt.1121*
3. Brandenburg is known to be a former member of the Nazi Party in Uruguay. He is
married to Silke Bernitt, daughter of Rudi Bernitt, who was an outstanding Nazi
leader in Uruguay. Brandenburg was listed in Montevideo Police records as a
German citizen, member of the Nazi Party (Montevideo "point of support"), a
member of the German Society of Engineers in Uruguay, a teacher in the Hindenburg
School, a language teacher of the German-Uruguayan Cultural Association, a con-
tributor to the German Benefit, and a member of the German Sports League.
4. This office would appreciate learning whether or not you are interested in
receiving copies of Der leg.
Iliiiiik re orted that the articles were being printed
Comment.
in e form for distribu subscribers to friesql
an. re a ves an ermanyain o ?er o o rcumven e an griEgran the see of the .
7.74.7mg-17-m-A-z;:rwlaigaalba n=i-triTalitlibrittee.
Encl. - 1. Pamphlet captioned "Die Letzten Tage der Reichsregierung" ii Aries).
2. Pamphlet captioned "Die Union der sozialistischen Sowjet-ROpubliken"
(16 pages).
3. Pamphlet captioned "Des deutschen Reichskanzlers Grossadmal Donitz
Gesprache mit seinem Verteidiger in Nurnberg" (20 pages).
4. Pamphlet captioned "Die waltpolitische Bedeutung des Nurnberger
Urteils gegen die I.G.Farben" (16 pages).
5. Pamphlet captioned "Atomenergie" (12 pages).
6. Pamphlet captioned "Was Denken lir This Dabei?"
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CLASSIFICATION SECRET
(7 pagii).
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SECRET
CENTRiL INTELLIGENCE ABENCY
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7. May 1949 issue of Der leg (Pages numbered 65 through 128
and front and back cover sheets).
8. May 1949 issue of Der Wbg, 1111 No. 5 (Pages numbered 314
through 392 and front and back cover sheets).
9. October 1949 issue of Der Wee,111, No. 10 (Pages numbered
790 through 891 and front and. back cover sheets).
10. November 1949 issue of Der Weg 111, No. 11 (Pages numbered
894 throne) 996 and front and tack cover sheets).
SECRET
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Son derdruck aus der Zeitschrift ?DER WEG, Monatshefte
zur Kulturpflege und zum Aufbau, Heft 10 -- 1948, Buenos Aires
Casilla de Correo 2398.
Die letzten Tage der Reichsregierung
Graf Schwerin von Krosigk*)
Im April 1945 ist in Berlin im Ftihrerbunker die Lage verworren und unklar
gewesen. Verschiedene Auffassungen wurden angesichts der Kriegsereignisse und
der nahenden Katastrophe vertreten: Goebbels war dafilr, in Berlin zu bleiben, was
bei ihm als Gauleiter und Reichsverteidigungskommissar naheliegend war. Bormann
war fur em Ausweichen nach dem Stiden in das sogenannte ?Alpen-Reduit". Ameri-
kanische Rundfunkberichte aus der Schweiz hatten bereits Tirol als Alpenfestung be-
zeichnet, wo die letzte Schlacht geschlagen und eine gigantische Zufluchts- und Ver-
teidigungsstatte der Nationalsozialisten geschaffen wfirde, praktisch war aber kein
Anshan dieser Alpenfestung erfolgt.
Aufgeregtes Hin und Her. Sich widersprechende Befehle und telephonische
Anweisungen. In der Nacht vom 20. zum 21. April dazu noch fiinf Bombenangriffe
auf Berlin. Allgemeine Verwirrung. Reichsminister Graf Schwerin von Krosigk er-
langt endlich klaren schriftlichen Befehl, der dahin geht, daB sich die Reichsregierung
nach Eutin, also nach dem Norden, absetzen mOge. Am 21. 4. wird Berlin von den
ersten russischen Granaten bestrichen. Die BevOlkerung ist apathisch und angstlich.
Am 22. 4. trifft Schwerin v. Krosigk in Eutin em.
Am gleichen Tage bricht zum ersten Mal der Fiihrer bei einer Lagebesprechung
im Fiihrerbunker zusammen umlbezeichnet die Lage als hoffnungslos. Goebbels sug-
geriert ihm: Die Hilfe kommt von der Einsatzarmee des Generals Yenk! Der Ftihrer
findet sich schon am Tage darauf wieder und bleibt dann bis zuletzt aufrecht. Sein
EntschluB ist: in Berlin bleiben, die Armee Yenk erwarten! Alles wird noch gut wer-
den! Inzwischen hatte unmittelbar nach dem Zuspmmenbruch des Fiihrers vom
22. 4., und noch bevor sich der Fiihrer davon wieder erholt hatte, General Noller
darfiber an Goring berichtet, der im Stiden war. Goring war bekanntlich bei Kriegs-
beginn zum Nachfolger des Fiihrers eingesetzt worden, falls diesem etwas zustoBen
sollte. Goring glaubte nun, daB der Ftihrer nicht rnehr frei handeln kOnne und emn
Notstand vorliege, der ihn, Goring, auf Grund der Fiihrernachfolgebestinuntingen
zum Handeln zvvinge. In volliger Loyalitat zum Fiihrer hat GOring nunmehr einen
Funkspruch an Hitler gesandt, wonach er, Goring, die Stellvertretung des Fiihrers
iibemehme, wenn en nicht bis zu einem bestimmten, kurzfristigen Zeitpunkt Gegen-
weisung erhalte. Der Fall Goring ist somit klar: es hat kein illegales, illoyales Vor-
*) Jeder Naehdruck ohne schriftliehe Verlagsgenelnnigung verboten!
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gehen, kein flochverrat GOrings vorgelegen. Das Verhalten des Fiihrers nunmehr zu
Goring ist aus der Krise in Berlin und der Bunkeratmosphare heraus zu erklaren. Es
erfolgten drei Funkspriiche Hitlers an Goring, die dessen Niederlegung alter Aemter
und Funktionen, seinen AusschluB aus der Partei und seine Inhaftierung anordneten.
SchlieBlich ordnete Bormann Gorings Liquidierung an. Goring glaubte in seiner
bedingungslosen Treue zum Fiihrer an em n MiBverstandnis. Er gab zwei Funkspriiche
an Hitler auf und iibergab diese dem Vertreter Bormanns zur Weiterleitung. Sie
wurden jedoch nicht befordert
Auch Himmler hatte sofort nach des Fiihrers Zusammenbruch vom 22. 4.
darnber einen Bericht erhalten. Himmler war im Norden und hatte mit dem Vertreter
des Roten Kreuzes, dem schwedischen Grafen Bernadotte, den er am 21. 4. zum ersten
Mal sah, Verhandlungen iiber Freilassung von KZ-Haftlingen der nordischen Staa-
ten in Deutschland begonnen. Von alien Seiten gedrangt zu handeln, glaubte nun-
mehr auch Himmler, da der Fiihrer keine Handlungsfreiheit mehr besitze, im Hin-
Nick auf die allgemeine militarische Lage und die drohende bolschevvistische Gefahr,
wegen Kapitulation im Westen mit den Westmachten Verhandlungen einleiten zu
m?s-
sen. Durch die Indiskretion eines englischen Journalisten wurde dies am 28. 4. vor-
zeitig im Radio bekannt. Nun erfolgte am 29. 4. auch gegen Himmler der Bannstrahl
des Fiihrers, der sich von alien verraten und verlassen glaubte und scharfstes Vor-
gehen gegen die Verrater in Nord und S?d anordnete. Es war kein Zweifel: Himmlers
Verhalten gegeniiber dem Fiihrer war (dem Buchstaben nach) Verrat. Aber gibt es
nicht Lagen, in denen man vor die entsetzliche, schwere, tragische Frage gestellt wird,
ob man nicht dem Volke gegentiber mehr Treue schulde als dem Fiihrer?*) In
Himmler lebte aber diese Frage seit Monaten.
Es ergibt sich die Frage: wie konnte es zu diesem Ende kommen? Wie konnte
Hitler sein Volk in diesen Abgrund hineintaumeln lassen? Warum griffen die Reichs-
minister nicht em?
Der Fiihrer vom Friihjahr 1945 war nicht mehr der Hitler vor 1933 und der
Fiihrer der Jahre 1933-39 sowie der ersten Kriegsjahre. Eine Veranderung war mit
ihm vorgegangen. Der Fiihrer war uralt und gebeugt geworden. Sein Arm zitterte
? eine Folge des Attentats vom 20. Juli. Auch in geistig-seelischer Hinsicht waren
Veranderungen eingetreten. War es eine Kranlcheit, war es Ueberanstrengung, die
selbst diesen Mann schlieBlich erdriickten? Schwerin von Krosigk will nicht auf den
Vorwurf Rudolf Hess' eingehen, den dieser zweifellos im Niirnberger ProzeB erho-
ben hatte: daB der Leibarzt des Fiihrers, More11, im Dienste der Sowjets Hitler ver-
giftet habe. Sicher war aber eine Veranderung mit dem Fiihrer eingetreten. Dieser
Mann, der in seinen besten Zeiten aus jeder Lage Ausweg und eine Unzahl von
Liisungen fand und dadurch bestach, war jetzt wie in Scheuldappen. Eine Veren-
gung und Erstarrung war eingetreten. Er htirte auf nichts mehr. Dabei war das
Erschiitterndste: sein bis zuletzt unfehlbares Gedachtnis, sein rasch arbeitender Ver-
stand, der sofort immer das Riehtige erkannte, und seine ungeheure Gewalt iiber
Menschen. Als Beispiel dal& kann die Begegnung des Fiihrers mit dem Duce und
mit dem Marschall Antoneseu dienen. Diese waren bedriickten Herzens und mit dem
Vorsatz gekommen, ihr Herz auszuschiitten und alles offen darzulegen. ?Wir packen
aus". . . aber nach zwei oder drei Stunden Zusammenseins mit dem Fiihrer sind sie
*) Frage eines ZuhOrers: ?Hat man nicht veranda, das Verhalten der Leute vom 20. Juli in der gleichen
Weise au reehtfertigen ?"
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wie verzaubert gewesen und beschwingt und zuversichtlich abgereist. Erst hinterher
sind ihnen wieder ihre Sorgen gekommen. Aehnlich erging es Kaltenbrunner, der
doch so klar, kalt und niichtern gewesen ist. Anfang Januar 1945 ist Kaltenbrunner
zu Hitler mit dem Vorsatz gekommen, ihm klaren Wein einzuschenken. Der Fahrer
hatte in einer Besprechung mit Kaltenbrunner unci anderen sofort erkannt, daf3 Kal-
tenbrunner noch etwas Besonderes auf dem Herzen habe und ilin darauf angespro-
chen und zu sich in sein Zimmer gebeten. Dort aber hat ihm der Fahrer ? irn Januar
1945! ? anderthalb Stunden lang den Aufbauplan von Linz, der Vaterstadt Kalten-
brunners, vorgetragen, und ihn dann gefragt: ?Glauben Sic, Kaltenbrunner, daB ich
Ihnen bier all diese Friedensplane vortragen kinnte, wenn ich nicht felsenfest vom
Sieg aberzeugt gewesen ware?" Und Kaltenbrunner ist iiberwaltigt davongegangen
und hat seine Sorgen und Absichten unterdrackt. Genau so ist Seyss-Inquart vom Fiih-
rer ?iiberfahren" worden. Nlit den Gauleitern ist es im Februar 1945 nicht anders
gewesen. Es war die letzte Besprechung der Gauleiter mit dem Fiihrer. Mit schwer-
besorgten Herzen waren sic gekommen, sie schienen mit ihren Kraften am Ende. Der
Fithrer kam zu der Sitzung gebeugt, schliirfend, mit zitternder Hand, siehtlich
uii-
ter den Folgen des Attentats leidend. Zum ersten Mal sprach er sitzend zu den Gau-
leitern. Er gliederte seinen Vortrag in drei Teile: zunachst einen philosophischen:
die menschliche Geschichte zeige, daB em Sieg gewiB sei, wenn man in den harte-
sten Zeiten nicht den Glauben daran verliere. Im zweiten Teil behandelte er das
Wie und fiihrte aus, daB mit automatischer Sicherheit der ZusammenstoB zwischen
Ost und West komme. Im dritten Tell legte der Fiihrer dar, daB wir dabei das
Ztinglein an der Waage bilden. Militarisch hatten wir noch etwas zu sagen. Wir
batten neue Waffen, neue U-Boote, Diisenjager. Zum SchluB erklarte der vom Schick-
sal tiberschwer gepriifte Mann, auf seine zitternde Hand verweisend: ?Dieses Zit-
tern kann sich eines Tages auf meinen Kopf tibertragen, aber das Herz in meiner
Brust wird nie schwanken!" Die Gauleiter waren gepackt von dem Erlebnis dieser
Stunde. So hat der Zauber dieses Nlannes bis zuletzt alle in semen Bann geschlagen.
Hinzu ist gekommen, daB es dem Fiihrer gelungen war, niemanden in die
Karten der anderen sehen zu lassen. So batten die Politiker geglaubt, der Krieg
wird militarisch entschieden ? Wunderwaffen und die Militars: die Entscheidung
fallt auf politischem Gebiet, ?der Fiihrer hatte politisch immer recht". Man hoffte
auf die politisch-diplomatische Arbeit. Des Fiihrers Maxime war: keinen Sektor in
den anderen hineinsehen lassen. So glaubte jeder, der andere habe noch Entschei-
dendes in die Waagschale zu werfen.
Dazu kam die ungeheure Rolle des 20. Juli 1944. Es war em n Wunder gesche-
hen: Die Bombe war dicht bei dem Fiihrer explodiert, aber der Fiihrer blieb am
Leben. Die Hand der Vorsehung war sichtbar gewesen, der Fiihrer sichtlich ihr
Werkzeug. Das fiihlte der Fiihrer und mit ihm das ganze deutsche Volk. Der Fiihrer
schlof3 daraus, daB ihm von der Vorsehung der Auftrag erteilt sei, den Bolschewismus
zu vernichten. Diesem Glauben blieb er bis zuletzt treu und wurde darin besfirkt,
als das Schicksal am 12. April den amerikanischen Staatsprasidenten Roosevelt, ei-
nen seiner gr6f3ten Gegenspieler, aus dem Leben abrief. Damals liel3 der Fiihrer
Dr. Goebbels kommen und wie auf diese schicksalhaften Ereignisse hin: ?Die Vor-
sehung hat mich gerettet und Roosevelt abberufen, meine Aufgabe ist mir klar vor-
gezeichnet!"
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So erschien der Fiihrer in diesem Glauben verkrampft und wie erstarrt. Die-
ser Glaube hatte nichts mehr mit Verstandesdingen zu tun, aber bei annaherndem
Nacherleben fallt jeglicher Kreatur schnelles Urteil dariiber in sich selbst zusammen.
Der Fiihrer wurde immer barter und seine These war: Wer verhandelt, dem ge-
hort der Strang! Gab es nun keine Menschen, die sich nicht bezaubern lieBen? Es
war klar: em Versuch hatte nur Aussicht, wenn dieser Block beseitigt war, und das
war nur gegen ihn rri'iglich. Dies war die Tragik eines Mannes wie Himmler. Dauernd
wurde er von anderen darauf hingewiesen, daB er alle Macht in seinen Handen ver-
eine und Fraktur reden sollte. Himmler sagte, Cr k6nne nicht gegen den Fiihrer han-
deln. Doch bisweilen raffte er sich auf und erklarte, in vier Wochen handeln zu wol-
len. Dann aber hatte sein Verhalten keine Linie mehr gezeigt, sondern Unruhe und
Haltlosigkeit, und als am 22. 4. der Zusammenbruch des Fiihrers die Bahn freizu-
legen schien, war es schon zu spat. Gab es iiberhaupt einen Zeitpunkt, in dem noch
etwas getan werden konnte? Der Fiihrer besaB ja bis zum Friihjahr 1945 das Ver-
trauen eines groBen Teiles des deutschen Volkes und jeder Versuch gegen ihn hatte
den blutigen Biirgerkrieg zur Folge gehabt, wie es auch der Fall gewesen sein wiirde,
wenn das Vorhaben vom 20. 7. gegliickt ware. War iiberhaupt nach Yalta, d. h.
nach dem BeschluB der Feindrnachte in Yalta, nur gemeinsarn Frieden zu schlieBen,
noch em n Weg offen? Der Fiihrer hatte niemals zugestimmt.
Am 22. April 1945 trafen Donitz und Schwerin von Krosigk im Nordraum em.
Donitz zur Seite stand Gauleiter Wegener-Bremen, wahrend man Kesselring im Siiden
den Gauleiter Hofer zur Seite gestellt hatte. ,
Zwei vordringliche Fragen beschaftigten das Reichskabinett: Die Sorge far
die Fliichtlingsmassen, die ostlich der Elbe vor den vorriickenden Russen in den
Nordraum stromten, und ? die Frage, wie man sich zu der befohlenen Zerstbrung
von Vorraten stellen solle. Der Fiihrer hatte Anfang April befohlen, alle Anlagen,
auch die Versorgungsanlagen (Gas, Wasser, Licht) zu zersthren. Speer war entschie-
den dagegen uric], hatte erklart, er werde den Befehl mit alien Mitteln sabotieren. Er
hatte dabei einen ganz schweren ZusammenstoB mit dem Fiihrer, bei dem es urn
Speers Kopf und Kragen ging. Speer war in dem schweren Konflikt, die Zukunft
des deutschen Volkes zu sichern und doch in Treue zum Fiihrer zu stehen. Die Ant-
wort des Fithrers lautete: ?Wenn wir nichtden Sieg erringen, verdient das deutsche
Volk auch nicht seine Existenzgrundlagen!"
Speer blieb bei seiner Haltung hinsichtlich der Verhinderung der Zerstorun-
gen, aber er war auch der letzte, der noch in das von Russen bedrangte Berlin hinein-
flog, urn sich vom Fiihrer zu verabschieden: und Hanna Reitsch hat es bestatigt, daB
dieser Besuch Speer's die letzte groBe Freude des Fiihrers war.
Hiermit stimmt die Aussage Speer's im Niirnberger ProzeB, fiber em n angeblich
von ihm geplantes Attentat auf den Fiihrer, nicht iiberein. Schwerin von Krosigk
bekennt, daB ihm dies em n unkisbares Ratsel bilde.
Am Sitz der Reichsregierung in Eutin wurde inzwischen die Frage aufgewor-
f en: Was geschieht, wenn der Fiihrer stirbt? Wer wird sein Nachfolger? Himmler
war nicht da, sondem nur dessen Vertreter, Staatssekretar Stukkart. So kam es zum
Vorschlag eines Treffens Diinitz?Himmler. Es konnte ja sein, daB eine Nachfolger-
sehaft Himmlers, wenn nicht de jure (rechtmaBig) so doch de facto (machtanaBig)
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in Frage komme. Das Treffen fand statt und ergab den EntschluB der beiden, die
Entscheidung Hitlers anzuerkennen, vie immer sie auch lauten m5ge. Bei einem
dritten Treffen mit Himmler am 29. 4. lag der Berliner Befehl zur Ausmerzung aller
Verrater in Nord rind Siid von Ferner waren die Verhandlungen bekannt geworden,
die Himmler am Vortage mit Bernadotte gefiihrt hatte. Von DOnitz um Aufklarung
gebeten, erklarte Himmler, er babe keine Kapitulationsverhandlungen eingeleitet. Die-
ser Nlitteilung Himmlers widersprechen die Darstellungen in dem inzwischen ver-
Offentlichten Buch des Grafen Bernadotte und die Aussagen des SS-Brigadefiihrers
Schellenberg, der damals als Vertreter Himmlers in Stockholm saf3 und als Verbin-
dungsmann zu den Westmachten fungierte, sowie die Tatsache der Entsendung eines
Vertreters Himmlers in das Hauptquartier NIanteuffels an der Ostfront. Der Vertre-
ter Himmlers bei Manteuffel erklarte: ?Himmler hat sich selbstandig gemacht". Fer-
ner f?hrt er aus, daB die Entscheidung davon abhange, oh die Oderfront gehalten
werden konnte, weil Himmler im Westen kapitulieren wolle, urn ein gemeinsames
Vorgehen mit dem Westen gegen den Osten zu erreichen.
Am 30. April kam dann die erste Nachricht, daB GroBadmiral DOnitz zum
Nachfolger Hitlers bestimmt sei. Dies war nicht fiberraschend. Schieden doch Goring
und Himmler fiir eine Nachfolge aus. Die vorauszusehende Niederlage und die Ka-
pitulation muf3ten durch Militars bearbeitet werden. Von den Oberbefehlshabern
aber war nur DOnitz fur die Flotte da, und D5nitz besaB iiberdies das besondere
Vertrauen des Fiihrers. Am 1. Mai trafen drei Funkspriiche em: Der erste Funk-
spruch teilte mit, daB der GroBadmiral zum Nachfolger Hitlers ernannt sei. Nach
auBen sollte davon kein Gebrauch gemacht werden. Der zweite Funkspruch teilte
mit, daB der Fiihrer am 30. April urn 15.30 Uhr verschieden sei. DOnitz sei zum Nach-
folger bestimmt. Das Testament des Fiihrers treffe mit Martin Bormann bei DOnitz
em. Im dritten Funkspruch hieB es: Donitz sei zum Reichsprasidenten, Goebbels
zum Reichskanzler und Bormann zum Parteiminister bestimmt worden. In aller Er-
innerung sind noch die Rundfunkansprachen des GroBadmirals an das Deutsche Volk
iiber den Tod des Fiihrers und die einfache, wiirdige und erschiitternde Totenfeier
im Rundfunk.
Als erste Folge der neuen Lage bestimmte D6nitz die Entlassung Ribben-
tropps und die Ernennung Schwerin von Krosigks zum ReichsauBenminister.
Am gleichen Tage noch hatte Himmler angerufen und urn eine Unterredung
gebeten. Es war em n erschiitternder Abend, den Schwerin von Krosigk in Hirnmlers
Hauptquartier erleben sollte. Ihn empfing eine frohliche, Rotwein trinkende Tisch-
runde, die des toten Fiihrers mit keinemWorte gedachte. Himmler selbst machte
einen vollig wirklichkeitsfremden, romantischen Eindruck. Seine Meinung war: die
jetzige Lage wird drei Monate dauern. Dann erfolgt der ZusammenstoB Ost-West.
Wir sind dann der Ausschlag. Wir werden noch eine Rolle spielen und unser Ziel
noch erreichen.
Hierbei fiel in diesem Zusamn:enhang das Wort vom Ural. Himmler sprach die
Bitte aus, Schwerin von Krosigk moge das AuBenministeramt annehmen, und auBerte
hierbei bezeichnenderweise: selten babe em n AuBenrninister sein Amt mit groBeren
Aussichten angetreten. Himmler meinte auch, eine halbe Stunde Unterredung mit
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Eisenhower und Montgomery werde alle MiBverstandnisse beseitigen. Diese AuffaS-
sung Himmlers war auf die Nachrichten von Schellenberg aus Stockholm zuriickzu-
fiihren, der die Vorstellung nahrte, daB Himmler mOglicher Partner in Verhandlun-
(ren Deutschlands mit den Westmachten sein konnte. Dies war auch der Grund fiir
seine Verbergung mid Niebtgestellung:-er erwartete taglich von Schellenberg die
Nachricht, daB die Unterredung mit Eisenhower rn6glich ware.
Schwerin von Krosigk hatte den AuBenministerposten angenommen, als Danitz
ihm sagte: er wisse, daB seine, von Krosigk's Aufgabe aussichtslos sei. Jedoch stellte
von Krosigk als Bedingung &fur die sofortige Verhaftung Bormanns, was ihm auch
von DOnitz zugesagt wurde. Donitz bat urn seine Ansicht zu den drei Funksprii-
chen Bormanns. Von Krosigk war iiberzeugt, daB diese von Bormann zurechtge-
macht worden waren. WeTelles aber war wohl der Zweck, den Bormann damit ver-
folgte? Stand dahinter der rasende Ehrgeiz Goebbels', em n Nachfolger Bismarcks zu
?verden, rind wenn auch mu eine Stunde yor dem Tode?
Schwerin von Krosigk ist der Ansicht, &AB Bormann einer der schlimmsten
Schadlinge gewesen sei, und noch am Ende habe er eine Giftspritze erteilen, einen
neuen Mythos schaffen wollen: die SchuId der Kapitulation wollte er INnitz zu-
schieben, urn dann darauf hinzuweisen, daB Hitler es anders gewollt hatte.
Am 29. April gibt der Fiihrer dem neuen Oberbefehlshaber der Luftwaffe
Greim den Befebb aus Berlin herauszufliegen und gegen einen drohenden sowjeti-
schen Angriff aus russischer Bereitschaftsstellung in Berlin einen letzten Bomben-
angriff zu fliegen. Am 30. 4. startet von der Charlottenburger Chaussee aus unter
Feindbeschufi Hanna Reitsch mit dem Oberbefehlshaber Greim und kommt gliick-
lich aus Berlin heraus. Der geplante deutsche Bombenangriff auf die russischen
Stellungen in Berlin wird geflogen und fiihrt zu einer Zerschlagung des russischen
Angriffs. Da erfolgt am 30. 4. ein Anruf des Generalfeldmarschalls Keitel, der dem
Fiihrer das Ende des deutschen Entsatzangriffes der Armee Yenk meldet. Der Fiih-
rer aibt sich hierauf selbst den Tod.
Der russische Angriff geriet ins Stocker'. Aus dem Fiihrerbunker begibt sich
General Krebs zwecks Verhandlungen zu den Sowjets. Seine Riickkehr verzogert sich.
Endlich ? am Nachmittag des ersten Mai ? kehrt er zuriick: die Feindseligkeiten in
Berlin werden eingestellt.
In der Nacht yom 1. zum 2. Mai rnachen Bormann, Neumann und Kempka
einen Ausbruchsyersuch aus Berlin in Deckung eines Panzers iiber die Friedrich-
straBe in Richtung Norden. Hinter dem Bahnhof FriedrichstraBe erhalt der Panzer
vorne, wo Bormann und Neumann drin sind, einen Volltreffer. Kempka, der im
zweiten Fahrzeug folgte, sah die Stichflamme. Er gl.aubt nicht, daB jemand lebend
davon kam.
Am 2. Mai 1945 stand die neue Regierung vor der schweren Hauptsorge der
Durchfiihrung der deutschen Kapitulation. Die erste Frage war: 1st es notwendig, die
Kapitulation von einer zentralen SteIle aus auszusprechen oder soil man em n Vakuum
sehaffen rind sic den einzelnen Truppenteilen mid Armeen iiberlassen? D6nitz ware
jeden Tag gegangen, als Soldat die Kapitulation zu vermeiden rind die Unterzeich-
nung abzuwalzen. ?Seine Haltung hat mein Herz fiir ihn gewonnenr, erklarte spa-
ter einmal Schwerin von Krosigk.
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Was ware geschehen, wenn wir nicht kapituliert batten? Die letzten noch
nicht vom Krieg zerstfirten Stadte waren in Triiminer gelegt und weitere wertvolle
Volksteile vernichtet worden. Dabei ware doch die NiederIage unvermeidlich ge-
blieben. So war der Hauptgrund unserer zentral in Angriff zu nehmenden Kapitula-
tion die Rettung von in6g1ichst viel Volkssubstanz und die Absicht, den Russen noch
m6glichst viel zu entziehen. Deshalb muBte die Kapitulationspolitik einheitlich ge-
steuert werden. Die erste Besprechung des Kabinetts Dfinitz?Schwerin gait dieser
Lage. Die feindlichen Armeen rfickten an der Elbe immer dichter zusammen. Nur
die Heeresgruppe SchOrner hat im tscbechoslowakisch - 6sterreichischen Raum noch
eine tiefe Ausbuchtung nach dein Osten. In Yalta war fiir die Amerikaner eine Linie
westlich Prag fiir ihr Vorriicken nach dem Osten vereinbart worden. Jodi legte dar,
daB die Heeresgruppe Sch6rner noch fiir mehrere Wochen Vorrate besaf3e. Schor-
ner selbst war fur den weiteren Kampf. So bestand die Gefahr von Schemers Flan-
kierung und Einschluf3, die Gefahr eines zweiten, noch graeren Stalingrad. Daher
entschloB sich Dfinitz, Schfirner oder seinen Generalstabschef v. Natzmer zu einer
Besprechung zu beordern.
Inzwischen hatte Gen. Adm. Friedeburg am Abend des 2. Mai bei Montgomery
eine Teilkapitulation durchgefiihrt. Die Admirale bzw. Generale Wagner und Kienz
waren bei den Englandern zur Durchfiihning der Einzelheiten eingetroffen und ka-
meradschaftlich und ritterlich aufgenommen worden. Montgomery hatten einen briti-
schen Ordonnanzoffizier ins Hauptquartier zu Dfinitz geschickt, der die Weisung ver-
trat, soviel Menschen als nur m6glich, aus der russischen Front dem Angriff der Rus-
sen zu entziehen. Es gelang, aus dem Baltikum und dem ganzen Osten 287 000 Mann
herauszuholen, wobei z..B. die Transportschiffe zum Teil zweimal fuhren, obwohl nur
eine einmalige Fahrt erlaubt war.
Am 3. Mai kamen die Befehlshaber aus Danemark, Norwegen und der Tsche-
chei nach Nliirwik zu Besprechungen mit Donitz. Bezeichnend fiir den Geist der
Befehlshaber und fiir die damalige Lage, die manchmal ganz verworren war und oft
von Zufalligkeiten abhing, war die Besprechung mit dem Befehlshaber in Danemark,
Generaloberst v. Lindemann, der berichtete, in Danemark sei alles in Ordnung. Seine
Heeresgruppe werde in vorbereitete Stellungen in Jutland einrficken. Dorthin konnte
sich die Reichsregierung begeben und dort verde er die letzte, anstandige Schlacht
des Krieges schlagen. Es wurde die Auffassung vertreten, daB Danemark und Nor-
wegen die letzten Faustpfander ffir uns seien. Dies aber war ? nach der Ansicht
Schwerin von Krosigks ? sinnlos, eine Durnmheit, ein Verbrechen, und deshalb war
eine einheitliche Leitung notig.
Wie leicht es zu schwerwiegenden Fehlschliissen kommen konnte, zeigte da-
mals em n nachtlicher Anruf beim Adjutanten von Donitz, wonach in Kopenhagen von
deutscher Seite der deutsche Beichskommissar Best verhaftet wurde und auf Befehl
Lindemanns erschossen werden sollte. Die Ursache dazu war folgende: Best war un-
ter dem Zwang der Entwicklung als Reichskommissar, als der ihm eine SS-Wache
gestellt wurde, zuriickgetreten und bezeichnete sich jetzt wieder als deutscher Ge-
sandter in Kopenhagen. Als solcher wurde ihm aber der diplomatische Schutz von
danischer Seite aus durch danische Polizei gestellt. Diese aber bestand damals na-
tinlieh z, T. aus Lenten der danisehen Widerstandshewegung, und so entstand auf
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deutscher Seite der beinahe verhangnisvolle TrugschluB, daf3 Best mit der danischen
Widerstandsbewegung paktiere und daher beseitigt werden miisse.
Danemark wurde nun in die Kapitulationsverhandlungen von Donitz einbe-
zogen und dies half uns wesentlich bei der Unterbringung der Fliichtlingsmassen aus
dem Osten und Norden.
Mit Seh;;rner und Natzmer gingen indessen die Verhandlungen fiber ihre Riick-
zugsbewegungen weiter. Scharner verlangte dafiir Zeit bis zum 11. Mai. Daher wurde
dieser Termin bei den Kapitulationsverhandlungen mit Montgomery zugrundegelegt.
Inzwischen war die Kapitulation Kesselrings im Sliden erfolgt. Nunmehr wurde der
Versueh unternommen, eine Gesamtkapitulation fiir den Westen mit Eisenhower in
die Wege Zn leiten, die in Kraft treten sollte, sobald unsere Truppen aus dem
Osten heranwaren. Gen. 'Adm. Friedeburg wurde zu Eisenhower gesandt. Dieser
lehnte jedoch eine Teilkapitulation ab.
Um Zeit far die Armeen Schorners zu gewinnen, kehrte Friedeburg tinter Ab-
batch der Verhandlungen mit der Ausrede zuriick, er babe ?keine Vollmacht". Nun
flog Jodi zu Eisenhower und versuchte, Eisenhower die Lage im Osten klar zu
machen. Bei den Verhandlungen zwischen Jodi und Generalstabschef Biddle Smith
\var das Ergebnis eine Frist von vier Tagen fiir die Gesamtkapitulation Eisenhower
vorzuschlagen. Diese Frist lehnte Eisenhower ab, und so kam es zu einem Kompro-
m03 von zwei Tagen ? zum 9. Mai. Bis zum 9. Mai konnte aber Schomer mit dem
Mickmarsch nicht fertig sem. Immerhin war erreicht, daf3 50 % seiner Armeen in
letzter Minute noch in die westliche Sphare zurnekgefiihrt werden konnten, d. h. zu-
sammen etwa drei und eine halbe Million Menschen. Dies ist die beste Reehtferti-
gung fiir Haltung.
Bei den nun folgenden Kapitulationsverhandlungen in Berlin vertrat General-
Feldmarschall Keitel die neue Begierung. Marschall Sehukow lieB Keitels Vollmach-
ten viele Stunden nachprilfen und erklarte sic dann in Ordnung. DOnitz aber hatte
die Vollmachten als oberster Befehlshaber der gesamten deutschen Wehrmacht erteilt
mid dies war er in seiner Eigenschaft als deutsehes Staatsoberhaupt. Dieses war somit
vom Feinde anerkannt. Diese Anerkennung der Gegenseite war auch die Vorausset-
zung fiir die Galtigkeit der Verhandlungen. Es ging urn die Frage: war die neue
Reichsregierung legal? War sic nicht legal, dann waren die Verhandlungen ohne
Wert.
Am 3. Mai standen Di3nitz und Schwerin von Krosigk vor der Frage: sollte
our eine militarische Kapitulation erreicht werden oder aber auch em n politischer,
staatsrechtlicher _Nkt folgen? Man entsehlof3 sich auch zu einem politischen Versuch,
(Tenn es war klar: auf bestimmten lebenswichtigen Cebieten war eine zentrale Rege-
lung und Verwaltung erforderlich, sonst war das allgemeine Chaos unvermeidlich.
These Gebiete waren in erster Linie die Ernahrung, der Verkehr, die Wirtschaft und
das Geldwesen. Die neuen, zentralen Stellen waren bereitzustellen und zu diesem
Zweck mate eine (cesell'iftsfithrende Reichsregierung gebildet, aber auch von der
Gegenseite anerkannt werden. So kam es zur Bildung der geschaftsfiihrenden Reichs-
regierung unter v. Krosigks Vorsitz, wobei Backe die Ernahrung, Dorpmiiller den
Verkehr, Seldte die Wirtschaft und v. Krosigk das Geldwesen leiten sollte.
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In dieser Zeit kam es zu einem mehrtagigen Gesprach mit dem Reichsfiihrer
SS, der der zweite Mann in der neuen Regierung sein wollte. Dies aber war fiir den
Feind untragbar. Und D6nitz selber vertrat den Standpunkt: ?Wer einmal verraten
hat, verrat wieder!". Bei den Verhandlungen mit Himmler richtete dieser limner
wieder die Frage an v. Krosigk: ,.Was wird aus mir?" Verschiedene Vorschlage wur-
den diskutiert. SchlieBlich fand am 5. Mai die letzte Aussprache DiMitz mit Himmler
statt, in der diesem gesagt wurde, dab man keine Verwendung fur ihn babe. Wieder
r-agte Himmler den Reichsminister Krosigk: ,,Was wird aus mir?" Von Krosigk
legte Himmler dar, dab em n Untertauchen nur gangbar sei, wenn der von Himmler
erwartete rasche Wechsel kame. Dies aber sei nicht zu erwarten. Audi die Frage,
freiwillig aus dem Leben zu scheiden, wurde er6rtert. Von Krosigk erklarte, er babe
Verstandnis far eine Verzweiflungstat ahnlich vie der Freitod Gleims, der die
Sehande und Sehmach des Vaterlandes nicht iiberleben wollte. Aber bei Himmler
sei dies etwas anderes gewesen. Von Krosigk meinte, dab Himmler mit iliicksicht
auf seine bedeutende Staling und Verantwortung am Leben Weibel], vor den Feind
hintreten und alle Verantwortung ilbernehmen n?bte. Deshalb gab er Himmler den
Rat, zu Montgomery zu fahren und sich zur Verfiigung zu stellen. Himmler stimmte
grundsatzlich zu. Nur wollte er noch den Anruf Schellenbergs aus Stockholm ab-
warten, dab es doch noch zu einer Annaherung der Standpunkte, zu einem Treffen
mit Eisenhower und zu einem gemeinsamen Vorgehen mit ihm gegen den Bolsche-
wismus kame. So wartete Himmler standig aid den letzten, entscheidenen Anruf
Schellenbergs. Am 9. 5. telephonierte Himmler zum letzten Mal mit Schellenberg.
Kurz darauf schied dann Himmler bei seiner Gefangennahme aus dem Leben. Oh
durch Gift oder durch Kolbenschlag eines britischen Soldaten bleibt wohl em n nie zu
lOsendes Ratsel.
Nun kam eine amerikanisch-englische Kommission nach wo in der
Marineschule an der Flensburger Fiirde die Reichsregierung in Permanenz tagte.
Diese Kommission war auf Weisung Eisenhowers sachlich niichtern. Schwerin von
Krosigk und Packe legten ihr in Denkschriften die Notwendigkeit zentraler Verwal-
tung dar mit dem Erfolg, dab Backe Mitte Mai ins Hauptquartier Eisenhowers flog,
urn die Verhandlungen fortzufuhren und zum Abschluf3 zu bringen. Doch Backe
kehrte von dort nicht zuriick und man erhielt schlieblich die Mitteilung, dab er in
Reims interniert vvorden war. Dorpmiiller dagegen, mit seinen 74 Jahren vital und
alle iiberfahrend, obwohl er krank war, garantierte, dab der Verkehr in sechs Wochen
wieder in Schwung sei, aber er verlangte bei seinen Verhandlungen mit dem Feind,
dab dieser ihm in seine Mabnahmen nicht dreinrede mid keine Nlenschen fortnehme,
auch keine Parteigenossen. Auch Dorpmiiller flog nach Reims und fiihrte seine Ver-
handlungen in einem SellloB bei Paris weiter. Er erhielt den Auftrag, den Verkehr
in der englisch-amerikanischen Zone in Stand zu setzen. Dann erkrankte er wahrend
seiner Verhandlungen in Frankreich pl6tzlich schwer und starb kurze Zeit danach
in Sielen. ?Spater erfuhren wir dann", so erklarte v. Krosigk weiter, ?dab die Eng-
lander ganz bewubt, die Amerikaner zuriickbaltender, eine zentrale deutsche Ver-
waltung bejahten und auf dem Standpunkt standen, dab eine Regierung D6nitz zu-
nachst annehmbar sei. Dies ging auch aus dem Vorschlag eines amerikanischen Ge-
nerals hervor, dab der deutsche Panzergeneral v. Schwerin durch Donitz zum Ober-
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?
befehlshaber des deutschen Heeres eruannt werden sollte. Audi dies bedeutete eine
Anerkennung der Regierung Donitz.
In dieser Zeit trat nun in der Haltung der Feinde gegenfiber der Reichsregie-
rung Danitz einvolliger Umschwung em, der durch die russische Hetze und die
Siedehitze in den westlichen Landern, die em Opfer verlangten, bedingt war. Der
Termin laBt sich genau bestimmen: am 17. Mai waren Eisenhower und Montgomery
zu Churchill beordert. Von dieser Zusammenkunft her datiert offenbar der Urn-
schwung. Plotzlich wurde der Feldmarschall Busch, der bei Montgomery war, vie
em n Schuhputzer behandelt. Diese neue Situation verwirrte viele Menschen auf deut-
scher Seite vollig. Bei den jungen Offizieren um D5nitz trat pl6tzlich em n totaler
UmschWung em, und die Auffassung herrschte vor: Wenn England uns wieder ver-
rat, dann auf zu den Russen! Hinzu kam die unglaublich geschickte russische Pro-
paganda des Senders Berlin und die Erklarung Churchills, daB es nicht beabsichtigt
sei, einen Keil zwischen Ost mid West treiben zu lassen. Deshalb erklarte Donitz
den Englandern und Amerikanern: ?Wenn Sic die Deutschen zu Bolschewisten ma-
chen wollen, dann ist Ihr Verhalten richtig. Sic gehen einen gefahrlichen und ver-
hangnisvollen Weg, der zum Radikalismus fiihren muf3."
Schwerin v. Krosigk erging sich an dieser SteIle in Betrachtungen iiber die
deutsche Zukunft, wobei er auf die schwere Einbusse an volkischer Substanz hinwies.
Die Zukunft Deutschlands ware nur in einem gr5Beren Rahmen denkbar: in den
Vereinigten Staaten von Europa.
Nach der Kapitulation vom 9. Mai mehrten sich die Stimmen, die das Abtre-
ten der Regierung 136nitz nahelegten. Auch Speer vertrat diese Auffassung Donitz
gegenither: man solle den gegnerischen Tendenzen zuvorkommen und vor dem Ab-
gleiten nach links ausweichen. Von Krosigk und Backe waren gegen diese Auffas-
sung und erklarten, die Reichsregierung sei jetzt das einzige Symbol fiir ein einiges
deutsches Reich und es gelte, die Fahne weiterzutragen. Donitz schwankte. Aber
als von Krosigk darauf hinwies, daB dies die deutsche Jugend nie verstehen wiirde,
erklarte sich Donitz bereit zu bleiben. Von da an wurde hieriiber auf Wunsch von
Donitz nicht mehr gesprochen.
Nach einem Vorfall, der vermuten lief3, daB an ?KZ-Greueln-, wie in den
Zeitungen aus dem feindlichen Lager berichtet wurde, die Gen. Admiral Friedeburg
aus dem Hauptquartier Montgomerys mitgebracht hatte, etwas Wahres sein konne,
kam es zu einem Gesetzentwurf von Schwerins, alle etwaigen KZ-Untaten abzuurtei-
len. Der Entwurf wurde Eisenhower mit der Garantie unterbreitet, daB das Reichs-
gericht selbst unparteiisch und objektiv Recht sprechen verde. Eisenhower lieB den
Entwurf ganzlich unbeantwortet.
Am 20. 5. lief em n russisches Kriegsschiff im Flensburger Hafen em und an-
kerte neben der ?Patria", auf der die englischen und amerikanischen Vertreter wohn-
ten. Mit Argusaugen verfolgten letztere jeden Schritt und jede Bewegung der dent-
schen Vertreter, wenn diese bei den Russen zu tun hatten. Dann konnte man auf
dem Schiff der Angelsachsen an jedem Bullauge ciii Fernglas sehen, und jeder deut-
sche Besuch an Bord der Rtissen wurde mit Aufmerksamkeit und MiBtrauen registriert.
Wahrend am 23. 5. 1945 die Regierung Donitz mit zahlreichen Staatssekre-
taren, Generalen und Admiralen in Flensburg-Miirvik tagt, nmstellt eine britische
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?
. ?
Panzerbrigade in groBem Umkreis das ganze Gebiet Flensburg-Gliicksburg. Urn 10
Uhr vormittags starzen dann iiberraschend 15 englische Militarpolizisten, mit Ma-
schinenpistolen bewaffnet, in den Sitzungsraum der Reichsregierung, alien voran emn
Englander, der offensichtlich nicht der britischen Rasse angeh5rt. Dem an der Tiir
stehenclen Staatssekretar Zintsch werden von einem Polizisten die Zahne eingeschla-
gen. ,mit der Bemerkiing: ..Sind Sie auch em n GroBadmiral?" Die anwesenden Mini-
ster, Staatssekretare und militarischen Fiihrer werden nun gezwungen, an die Wande
zu treten, mit dem Gesicht zur Wand. Schwerin v. Krosigk erkennt dabei den ihm
bekannten Leiter des britischen Rundfunks (BBC), der sich verlegen abwendet und
nachlier einen Englander zu ihni schickt, sich zu entschuldigen. Von Krosigk ant-
wortet, die erlittenen Beleidigungen reichten ihm nicht an die Zehenspitzen, aber er
bedauere die britisehe Nation fur die Schinach, die ihr dieses Verhalten ihrer Ver-
treter zufilgte. Dieser sehamlose Ueberfa11 auf die deutsche Reichsregierung dauert
einige Stiniden und die Briten schenen sich nicht; noch die ausgeplunderten Minister,
Generale und Adniirale nackt zu photograpliieren.
Dann setzt man alle Ueberfallenen mid Ausgeraubten auf Lastwagen, 'or de-
nen und hinter denen je sechs britische Panzer rollen. Sie werden in em n Polizei-
gefangnis eingeliefert, um spater mit Flugzeugen nach Mondorf in Luxemburg ver-
schleppt zu werden.
Schwerin von Krosigk erklarte abschlieBend, daB diese drei Wochen die
schwersten Wochen seines Lebens waren, aber auch die schOnsten: ?Die erlebte
Aufopferung, Selbstlosigkeit und Kameradschaft haben mir den Glauben an das deut-
sche Volk wiedergegeben, den ich beinahe verloren hatte".
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CPYRGHT
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Die Union der sozialisttschen
Sowjet-Republiken
I.
Als 1917 infolge der Schwierigkeiten Kerenskis
mit den Bolschewisten fiir Deutschland die Miig-
lichkeit einer ganzlichert Ausschaltung RufIlan&
aus dem Kriege und damit die weitere MOglich.
keit einer Sprengung des feindliehen Hinges um
Mitteleuropa auftrat, empfahl v. Bethmann-Hollweg
Ludendorff, dem in der Schweiz lebenden Lenin
die Fahrt nach Bullland zu ermOglichen. Im No.
vember 1917 wurde Kerenski durch Lenin und
Trotzky gestiirzt. Walden wurden ausgeschrieben,
doch, als tie nicht die gewiinschte Mehrheit brach-
ten, die gewahlte Versammlung im Januar 1918
aufgeliist und von den Sowjets berufene Vertreter
traten zusammen. So hart und folgerichtig pack-
ten die neuen Macbthaber zu, daB nach Liquidie.
rung der staats- und gesellschaftstragenden Schich-
ten racksichtslos mit der Durchfiihrung (ler mar.
xistitchen Pliine begonnen werden konnte. Wie
grofi die Ueberrumpelung des russischen Volkes
und wie stark der auslandische Anteil bei der jetzt
erfolgten Besetzung der mallgebliclien Begierungs.
stellen war, zeigt die .Aufstellung der 561 Regie.
rungsmitglieder der Sowjeturtion im Jahre 1917,
die Victor E. Marsden, der Begleiter des Prinzen
von Wales und Vertreter der Morning Post aus
Moskau sandte. Danach waren 34 Letten, 469 Ju-
den, 12 Deutsche, 2 Polen, 3 Georgier, 10 Arnie.
flier, 1 Ungar, 3 Finnen, 1 Tscheche und gauze
32 Russen.
Finanziell getragen wurde diese Revolution von
Bankhausern und Bankiers, die ihr Domizil in den
Vereinigten Staaten flatten. Jakob Schiff, Kuhn,
Loeb & Co., Felix Warburg, Guggenheim und
andere benutzten diese Gelegenheit, urn durch
eine Linwiilzung in dem verbiindeten RuBland
dessen neuerliche Starkung zu erreichen. Tattle!'
lich aber ging diese Absicht fehl. Die deutschen
Truppen verstanden vielmehr, die neue Lage so.
fort zu nutzen uud marschierten his an den Pei-
puttee, his nach Odessa und Charkow vor und die
befreiten Lander des Baltikums drangen auf staats-
recbtlichen ZusammenschluB mit dem Reich. Es
kam zum Frieden von Brest-Litowsk, in welchem
nicht nur die westlichen Teile des eisemaligen
RuBland abgetreten werden mullten, sondern da-
riiberhinaus dessen neue Regierung auf jede rev?.
lutioniire Propaganda in den Staaten der Mittel.
machte verzichten sollte. Bezeichnenderweise wei-
gerten sich jedoch die Marxisten im Reichstag,
diesen Frieden anzuerkennen. Dennoch kam es
nicht zu einer Ausdehnung des bolschewistischen
Regimes auf Deutschland.!) Englander und Fran-
zosen beeilten sich vielmehr nach Matchlull der
Kampfhandlungen des Krieges mit Deutschland,
auf russischem Territorium selbst die Bolsehewi-
Von Dr. Hans Mater
sten zu bekiimpfen und Churchill war einer der
bekanntesten Verfechter der Idee einer Invasion
in Runland. Das Gesellehene "'her konnte nicht
wieder riickgangig gemaeht werden. Die von ame-
rikanischem Boden ausgegangenen Plane hatten
sich, -wenn audi ?nur" in Ratland, und zwar in
einem nach Osten wesentlieh zuriiekgedriingten
RuBland, festsetzen kOnnen. Die Lehre aber blieb
Europa, daft als wesentlichste Frucht des Welt-
krieges em n bolschewistischer Stant entstanden war.
Die Plane der neuen Machthaber waren gigan-
tisel", ja uferlos. Dem kalten Verstande, dens mit-
leidslosen Psychologen oblag die Formung des
staatlichen und gesellschaftlichen Lebens. Unge-
heure Verluste brachte diese Politik den betrof-
fenen Viilkerrs. In der Kornkammer der Ukraine
starben Hunderttausende Hungers. Ich selbst babe
in Nikolajew einen Mann gesprochen, der mir
ohne jegliche Erregung sagte, daB er damals sei-
nen kleinen Sohn aufgefressen hatte. Langsam
nur kam eine Wendung. Man verwies auf Lenin,
den groBen Taktiker 2) und schwenkte em. Trotzky
folgte nicht. ?Fiir ihn war die Sowjetunion emn
Instrument, inn die Sache der kommunistischen
Weltrevolution zu fiirdern. Stalin, der Georgier,
aber wollte den Kommunismus benutzen als emn
Instrument, um die Interessen der Sowjet?Union
zu fOrdern.":3)
Nadi Trotzkys Flucht begann man mit sach-
licheren Arbeiten. Die Zeit der Fiinfjahresplane
kam heron. Es wurde gearbeitet, schwer gearbei-
tet, ohne Riicksicht auf die Menschen, nur mit
dem Ziel, den Staat groB und machtig zu machen.
Viele gingen in diesem gewaltigen Kampf mit
der Natur zugrunde. Immer neue Krafte aber
wurden mobilisiert. Im Rahmen des fiiderativen
Aufbaus der Union erwachten die Volker und VOI-
kerschaften aus jahrhundertelangem Schlaf. Urn-
rahmt von Volksfesten, wie sic vielleicht nur das
1) Wohl aber tiberschwemmte eine Flat von zerset-
tender Lektiire das deutsche Volk von 1918 bis 1933.
Ein Kult wurde mit Naktkultur, Massenmiirdern und
Negermusik getrieben, sodall wohl die Frage berech-
tigt erscheint, inwieweit bereits diese Epoche auf die
Fon-ming unserer Jugend einwirkte und so die Ails,
falligkeiten des zweiten Weltkrieges ermZiglichte. Wo-
her kam its (iift, dab sich unter Ausnntzung der
Kriegsainspannung bier und dirt unter nationalsozia-
listischer Herrschaft austoben konnte Entstammte es
vielleicht der gleichen Quelle, die such das Benehmen
der amerikanischen Soldaten, wiihrend des Krieges in
England und hinterher in Europa, verursachte7
2) Lenin: ?Kommunisten miissen bereit sein, jedes
Opfer ea leisten mid wenn Mitig, alit moglichen Tricks,
Kniffe and illegalen Alethoden anznwenden. um die
Wabrheit zu verbergen". ADM. S. 90,
3) Arnold J. Toynbee, Civilization on Trial, New
York, 1948,
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Deutsche Reich in soldier Pracht und Lebensfalle
kannte, traten die auserwahlten Mitglieder der
kleingehaltenen kommunistischen Partei auf und
zeigten den Weg in die Zukunft. Noch nie geseliene
Plakate, Bucher rind herrliche Briefmarken, Uni-
formen und sogar Orden, Titel und Paliiste f?r
die umfangreich gewordene Biirokratie zeigten den
einfachen Menschen sinnfallig den Elan der neuen
Zeit.
Traktoren kamen, Eisenbahnen und Karlale mur-
den gebaut. Der ?Turksib"-Film eroberte als emn
erstes Dokument dieser Arbeit nicht nur die Sow-
jetunion, sondem die ganze Welt. Jahrhunderte,
in welchen das Volk unter einer verkommenen
Geistlichkeit und ziellosen Aristokratenschicht in
Leibeigenschaft und Analphabetentum dabinge.
traumt hatte, sollten in kiirzester Zeit aufgeholt
werden. Der Ansel]lull an die iibrige Welt collie
gewonnen werden ? und meir noch: sie collie
iiberfliigelt werden.
Mit der Konsolidierung im Innern muthe Sow-
jetruBland auch wieder eine Macht far die iibrige
Welt werden. Ende der dreilliger Jahre beginnt
das groBe Bulllen um den jungen Goliath. Deutsch.
land gewinnt das Rennen zuniichst. Am 23. August
1939 kommt es zum dent sch-russischen Nicht-
angriffspakt und Ribbentrop wie Stalin auflern
ihre Erbitterung iiber England, das ?stets bestrebt
ist, die Entwicklung guter Beziehungen zwischen
Berlin und Moskau zu verhindern".
Es kommt zum zweiten Weltkrieg. Eine finanz-
kraftige und auBerordentlich rege, in Publikatiou
und Exekutive starke Minderheit in den Vereinig-
ten Staaten betreibt seine Ausweitung. Scholl im
Eebruar 1940 wird infolge von Anschuldigungen
im amerikanischen Senat bekannt, daB die USA
j?lich Gold im Werte von 175 MilBonen Dollar
iiber London von Rufiland kauften. Schatzkanzler
Morgenthau erklart, da13 ?es sich urn gewohnliche
Transaktionen" handle und die Vermutung wird
ausgestreut, ?daB RuBland diese ungeheure Summe
dazu benutze, urn das notige Kriegsmaterial f?r
seinen Angriffskrieg gegen Finnland aufzukaufen".
Dieser aber geht schon irn Miirz 1940 zuende
Die Bindungen zu den Alliierten werden noch
starker, nachdem Molotows Forderungen auf Oeff-
nung der Dardanellen bei seinem Besuch in Ber-
lin abgelebnt werden. Immer unhaltbarer wird
im Osten die Lage frir das Reich. Im Westen ist
der .Atlantik erreicht, von den Vereinigten Stan-
ten ens-artet man keinen militarischen Eingriff. So
kommt es zum deutschen Einfall in Sowjetruf3-
land. ?Ich will dem doppelziingigen Gebaren des
Kreml em n Ende machen, um Europa von einer
groBen Gefahr zu befreien", telegraphiert IIitler
am 21. Juni 1941 seinem Freunde Mussolini. Wie
schwer dem Staatsmann dieser Schritt gefallen sein
muB, mag man neben vielem anderen errnessen aus
Satzen, die er noch am 5. Dezember 1940 zu Sven
Hedin sagte: ?Wenn Deutschland 1914-18 slur
an einer Front gekampft bane, dann batten wir
auch damals gesiegt. Ich will unter keinen
standen eine solche Entwicklung wiederholen. Des-
halh habe ich den Pakt mit RuBland geschlos-
sen." 4)
4) Aus Sven Hedin, ?Ohne Auftrag in Berlin",
Diirer-Verlag, Buenos Aires, 1949.
Der Warenstrom der Vereinigten Staaten heginnt
nach linfiland in fliellen. Offen bekennt man sich
zu den alien Freundschaften von 1917. Die Regie.
rung Roosevelt selbst tritt auf dem Umweg iiber
Pearl Habour in den Krieg em. Ganz klar sind die
Fronten, die militarischen wie die geistigen. Mil-
lionen nur kiimpfen unter falscher Flagge. Das
Opfer eines Rudolf Hess geht im Propaganda-
geschrei unter, hunderte von englischen und slid.
afrikanischen Soldaten und Offizieren, die den
Kriegsdienst gegen Deutschland verweigerten, er-
leben hinter Gefangnismauern den Ablauf der Tra.
godie ihres Brudervolkes. Jalta fiihrt die Sowjet-
union weit iiber die alien russischen Staatsgren-
zen hinaus nach Europa hinein und Potsdam zer-
start das Riickgrat des restlichen Kontinents. Ein
Plan, von Morgenthau und D. White entworfen,
wird von Roosevelt genehmigt, nach welchem in
Deutschland keine Industrie und kein Bergwerk
mehr bleiben darf. Wieder aber kampfen die sau-
beren Krafte in England, in Frankreich und in
den Vereinigten Staaten selbst sofort nach der
deutschen Waffenstreckung gegen die unter Aus-
nutzung der Kriegswirren eingedrungenen Wahn-
ideen. Die Zerstorung der deutschen Kohlengru-
ben wird von diesen ?Verschworern" verhindert
und die Demontage stat auf starken Widerstand.
Stiirker aber als 1919 faBte diesmal der Wahnsinn
auch in geistige Bereiche hinein und schwer nur
trennen sich die vveillen von den schwarzen
Scha-
fen. Skrupellos werden die Begriffe verwirrt, aus
Treue wird Yerbrechen, aus Zersetzung ?Aufbau".
Ganz langsam nur gelang es in diesen Monaten
erst den anderen Viilkern, wieder klarer zu sehen
und die Krankheit, die das christlicbe Europa be-
lief, zu erkennen.
Auch der zweite Weltkrieg belehrte uns so, wie
schon der erste: die nationalen und sozialen Note
Europas wurden miBbraucht, urn unsere Kultur,
unsere Welt zu vernichten. Englander, Franzosen
und Amerikaner kampfen in erbittertstem Nah-
kampf um Rackeroberung des Verlorenen. Die
Berliner Bevolkerung, Karnten und das iibrige
deutsche Volk stehen als erste auf dem Spiel. Mit
ihm aber fallt Europa endgiihig. Heute weal man
das schon diesseits und jenseits des Atlantik.
Die Sowjetunion ist ein Bundesstaat, der aus 16
Bundesrepubliken, 22 autonomen Republiken,5)
9 autonomen Gebieten und 12 nationalen Bezirken
besteht. Seit 7944 haben die Bundesrepubliken ei-
gene Ministerien fiir auswartige Angelegenheiten
und fiir die Verteidigung.
HOchstes gesetzgebentles Organ ist der Oberste
Rat der Sowjetunion, der sich aus dem Unionsrat
und dem Nationalitatenrat zusammensetzt. Das
Prasidium des Obersten Rats aus 14 Mitgliedern
ist das standige oberste Organ der Verwaltung und
Gesetzgebung. Der Vorsitzende des Prasidiums
des Obersten Rates hat daber praktisch die Stel-
lung des Staatsoberbauptes.
Daneben hesteht der ?Rat der Volkskommis-
care", der seit 1946 die Bezeichnung ?Ministerrat"
5) Die autonowe Wolgadeutsche Republik wurde
1942 aufgelost said ihre Rewohner each Sibirien ge-
bracht.
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Vorsitzender it der Ministerpriisident, Ge-
neralissimus Josef Stalin. Die LAM der Ministe-
rien wechselt lauft:nd. Derzeit sind es em s a 32.
Eine gleich wichtige Funktion das Zentral-
komitee der Kommunistischen Partei der Bolsche-
wiki aus. An dessen Spitze steht das neunkiiplige
?Politische Miro", oft Kurz Polit-BUro genannt.
Den Vorsitz in 'aim fiihrt Stalin. Insbesondere
leitete dieses Biiro frillier die Komintern und
heute Kominform.
Wir sahen bereits father einmal,G) Ivie die Ver.
staatlichung einzelner Betriebe sehr wohl noch
mit der grundsatzlichen Beibebaltung der Privat,
wirtschaft vereinbar it. Die betroffenen Betriebc
werden nicht anders gefiihrt als jene von privaten
Enternehmern geleiteten. Ja, es scheint sugar miig.
lich, solchen staatlichen Betrieben Auslandsanlei-
hen zu gewiihren, ohne daB der Staat als soldier
clavon beriihrt wird. Die So ziali sierun g
bedeutet also nur die Schaffung einer ncuen Form
gemeinwirtschattlicher Unternelnnungen. Das Prin-
zip der Eigenrentabilitat bleibt aufrechterhalten.
Audi dont collie dieses noch moglich sem,
wo
gait 1.1, Betriebsin% eige nationalisiert werden. In der
Praxis alter ist ja eine solche Malin:dime einem
Staatsmonopol gleichzusetzen und die Versuchung,
sich eine Monopolrente zu verscliaffen, so groB,
dall mancher Staat bereits durch solche
Maflnab-
nien planwirtschaftlichen Charakter erhielt.
dent drolienden Gespenst des Staatskapitalismus
auszuweichen, ging man in Frankreich darum ja
melt den Weg der Yergenossenschaftlichung und
sprach fortan nur noch von Nati onalisi e-
rung anstatt von Verstaatlichung oder Sozialisie-
rung. So meinte man denn schon am Abgrunde
einer Planwirtschaft mit ihren zugunsten des Staa-
tes enteigneten und entrechteten Individuen ste-
hend doch noch dem Menschen als Persiinlich-
keit Wirkungsraum zu lassen. Die Privatinitiative
hatte sich eben nur in den Grenzen zu balten, die
ihr die abendlandische Ethik nunmehr auch in der
technisch-kapitalistiscben Daseinsform des XX.
Jahrhunderts aufrichtete.
RuBland alter liegt an solclien MaBstaben gar
nichts. Konsequent der marxistischen Theorie ver-
einigt es die Krafte der gesamten ihm zugang-
lichen Produktion in der Hand des Staates zu ei-
ner Planwirtschaf t. Es gibt keinen
Einzelbetrieb mehr, (lessen Ausgaben und Ein-
kiinfte ausgeglichen sein miissen, turn ihn zu erhal-
ten. Die Verluste des einen Betriebes kiinnen
durch die Gewinne eines anderen wett gemacht
werden. Es gibt keinen Kapitalsstrom in Richtung
der Rentabilitat, keine dutch das Kapital regu-
lierte Differenzen von Angebot und Nachfrage.
Es herrscht immer Vollheschaftigung, aber es
braucht nicht immer eine sinnvoile Beschaftigung
im Sinne der Rentabilitat in sem. Jahrzehnte mag
es dauern, his em n Staatsplan in seinen Gliedern
rentabel wird. Eine solche Wirtschaft abet benii-
tigt einen Konsumzwang, denn je mehr Freiheit
der Konsument in der Auswahl seiner Giiter hat,
Vgl. deli A dfsa I ?1)e ishe
.1 anuarlief t II
IIL Jill
um so schwieriger ware es, den staatlichen Ge-
samtplan durclizuffihren. Neben die Allmacht des
Smates tritt daher die Ohnmacht des Einzelnen.
Der Krieg verlagerte das Schwergewicht der
Produktion, das Kriegsende brachte eine neue
Umstellung. Das Ziel des damit angebrochenen
Zeitabschnittes untreiflt em 5-Jahr espla n.
Nadi dun sollen 1930 die folgenden jahrlichen
Leistungen erzielt Nverden:
Gull ei sen 19,5 Mill. t = Steigerung urn 35 %
Stahl 21.5 ? ? ? 35%
Steinkohle 250 ? 51 %
Ert181
Elektr. Strom 82 Md. Kwh ? 70 %
Brotmehlernte 127 Mill. t.
Das l'olkskommissariat fiir Munition wurde auf-
gelost und ein solches fiir den Bau landwirtschaft-
licher Maschinen lieu geschaffen.
Leber den Fiinfjahresplan hinaus gebt ein
15-J a h r e s-P I a n, der eine Verdreifachung
der industriellen Produktion gegeniiber 1939 vol.-
sieht. Im Ralimen dieser Industrialisierung sind
die folgenden Verkehrserweiterungen und Indu-
striebauten zu nennen:
Novinnomysk-Kanal bei Stavropol im Nord-
kaukasus.
Kanal zwischen Kuban und Jagorlyk zur Be-
wasserung von 10.000 ha, mit 2 Wasserkraft-
werken.
Verbindungskanal von Wolga und Don.
Umleitung des Aralsees in die Kaspi, um de-
nen sinkenden Wasserspiegel wieder zu heben.
Trockenlegung eines Tells der Kaspi.
Aufforstungsprogramm an der mittleren Wolga,
urn die l'ersteppung WestruBlands zu verhin-
dern.
Staubecken im Zerruschantal in Usbekistan,
fiir 600 Mill. cbm Wasser.
ErschlieBung der Kupfervorkommen in Jazkaz-
gan im Herzen der wiistenahnlichen Zone
von Kasakstan.
Textilfabriken in Nowosibirsk mit 125.000 Spin-
deln und einer jahrlichen Erzeugung von 40
Mill. m Stollen.
Eisen- und Stahlwerk als Mittelpunkt eines
Industriekomplexes in der Rustawebene in
Georgien mit einer eigenen Kohlezubringer-
bahn. Produktionsplan: 500.000 t Stahl, 430
Tausend t Roheisen, 380.000 t Walzeisen.
Vollmechanisierung der Kohlengruben in den
iistlichen Gebieten.
ErschlieBung der Braunkohlevorkommen im
Dnjepr-Bogen, in der Ukraine und in der
an die UdSSR abgetretenen Karpato-Ukraine.
Ausbeutung der neuentdeckten Eisenerzlager
bei Krementschug.
und der Manganerzlager im niirdlichen Ural.
Anlegung neuer Bahnlinien in Erganzung der
bereits gebauten (Turksib, Moskau-Kuznez.
hecken, Chabarowsk-Kornsomolsk bei Wladi-
wostok, Akmolinsk Kartali, urn Kohle von
Karaganda zum Ural zu befordern), (im
Kriege gebaut: Astrachan-Kisljar, Murmansk-
Archangelsk, Sewero-Petschorskaja, Medsche-
wan-Dschulfa in Transkaukasien und eine
Linie entlang des Kaukasus am Schwarzen
Meer) -- und so weiter!
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Atli dem Gebiet des Auflenhandels bedeutet
Planwirtschaft staatliche A u B enhandels-
monopol e. Das Bestreben mull dahin gehen.
die Aullenhandelsbeziehungen maglichst stabil zu
gestalten, urn den gesamten Staatsplan nicht ins
Wanken zu bringen. Typisch ist daher der lang-
fristige Praferenzvertrag. Noch weiter hinein in
die fremde Staatswirtsehaft geht dann die gernein-
same Geschaftsfiihrung von Industriezweigen. Mit
der Funktion, den regelmanigen Warenstrom zu
garantieren, zieht solche Beteiligungswirtschaft
dann Teile der fremden Volkswirtschaft in den
sowjetischen Bannkreis und RuBland wird bestrebt
sem, eine gewisse Exklusivitat im Handelsverkehr
mit seinem Partner zu erreichen. So besteht sehr
wohl die Maglichkeit, durch Ausdelmung des Han-
dels in den vom Westen vorgeschriebenen Bab-
nen den russischen Einflun auszudehnen.
IV.
Als die deutschen Panzerspitzen vor Moskau
standen und in Tula eindrangen. erwachte das
russische Nationalgefiihl zu neuer Kraft. Cud auch
in der Nachkriegszeit konnte diese kriegsgeborene
Pflanze noch nicht wieder ausgerottet werden.
Wenn wir lesen, wie sich die fiihrenden russi-
schen Kunstzeitschriften gegen die ?kosmopolitische
Kunst" und gegen Musikkritiker sic Mazel, Wein-
kop, Schlifstein, Ginsburg, Steinpress wenden, ..die
m;t der nationalen Kunst brechen, indem sic Pro-
paganda machen fiir die formalistische kosmopoli-
tische Kunst und sich so von den Interessen un-
seres Volkes entfernen", wenn man hart, dan der
Moskauer Sender das gleiche Pradikat eines ?va-
terlandslosen Kosmopoliten" dem Journalisten S.
Altschtiler anhangt, weil er einem Englander (lie
Erfindung des Penicillin zuschreibt, wenn dasselbe
Los Professor V. Rosenberg widerfahrt, weil er
nordamerikanische Erfinder preist, so sind das
unwiderlegbare Auswiielise dieser Entcvicklung.
Der zweite Weltkrieg erleichterte eben in seinen
Erschiitterungen dem russischen Volk, die seit 1917
schon langsam abgebaute Ueberfremdung noch
deutlicher zu erkennen.
Auch die Wiedereriiffnung der Kirchen ist nur
mghich gewesen, weil Russen die alte Tradi-
tion Moskaus als des ,dritten Roms" wieder auf-
griffen. Neben den Panslawismus sollte als an-
ziehende Kraft wieder die Macht der orthodoxen
Kirche treten. Tief verwurzelt ist ja noch immer
im Osten der Glaube an die Verpflichtungen, die
das Erbe des ?wahren christlichen Glaubens" nach
der Zerstorung von Byzanz. Moskau und seinen
Herrschern auferlegte. Eng verknfipft aber war
auch immer schon im slawischen Raum diese Kir-
chenhierarchie mit der Staatsfiihrung. Tausend
Jahre lang tobte em n erbitterter Kampf zwi-
schen den orthodoxen Kirchenhiruptern in
Byzanz und Bulgarien und damit zwischen beiden
Staaten. Heute, da auf Moskaus Wunsch und ohne
vorherige Kenntnis Titos, der serbische Patriarch
Gabrilo (nach einem abenteuerlichen Weg, der
ihn zunachst als Flfichtling vor Tito his in den
Vatikan fiihrte, dann aber mit einem harmlos
erscheinenden Abstecber nach Prag weiter fiber
Moskau im Flugzeug wie arts heiterem Him-
mel zuriick nach Belgrad brachte) wieder
in sein Amt eingesetzt wurde, da mag man
fragen, oh sich nun dieser alte schlaue Fuchs mehr
als Serbe denn als Untertan des Patriarchen von
Moskau Millen wird. Auf seiner Flucht sprach er
als nationaler Patron zu den Serben und betonte
in Gesprachen, die ich mit ihm hatte, immer wie-
der, dan er Serb e sei. War das ehrlich gemeint,
so bane Tito heute eine wesentliche Stritze in ihm.
Die Serben in der Emigration sprechen schaudernd
von Verrat und die Serben in der Heimat neigen
mit ihrer Gunst ?zwischen Scylla und Charybdis?
worn Sendboten des Dritten Rom zum Verkiirperer
der jungen Volksrepublik, Marschall Tito. Den
Eindruck aber wird man nicht los, liest man in
katholischen Zeitungen, clan ihre Haltung gegen
Moskau mitbestimmt ist von dem erfolglosen kur-
zen Auftreten eines orthodoxen Kirchenhauptes in
Rom. Wie schon einmal, als kurz vor dem Zu-
sammenbruch von Byzanz Johann VII. Palaologus
auf dem Konzil zu Florenz vergeblich eine Ver-
einigung der beiden Kirchen zu schaffen versuchte,
gelang auch diesmal nicht die Beseitigung des
schweren Vorhangs, der fiir uns Westliche seit
dem Jahre 1054 vor allem Oestlichen schwebt. Mit
der Intoleranz eines Pizarro und eines Cortez sol!
der Osten bekehrt werden ? und betrachtet sich
dieser doch als Trager eines eigenen Missions-
gedankens, der ihm 1453 mit dens Untergang des
griechisch gebliebenen Ostroms iibertragen wurde.
Diese russische Geistigkeit, die niemals den haar-
nadelformigen Weg fiber Scholastik - Renaissance -
Aufklarung und Gegenreformation gegangen ist,
versteht daher auch nicht, clan es heute galte, die
Personlichkeit zu retten. Frir sic sind das Gemein-
schaftsgefilld des Chores in einer Tragodie des
Aischylos und das Halbrund der bfirokratischen
Palaste in Charkow nur verschiedene Ausdrucks-
formen einer durch die Jahrtausende erhaltenen
Gesinnung der Einordnung des Einzelnen unter
den theokratischen Staat. Dan dieser sich jetzt
wieder seine eigenen Priester hervorholt, bestatigt
ihm nur das Gefiihl fiir die iiberragende Heilig.
keit des Staates, den Verkiirperer des alten Mfitter-
chen Runland.* Der Bolschewismus wird so zu
einer besonderen, modernen Form des alten Sen.
dungsgedankens dieser Welt ?herabgewiirdigt". ?
Was Wunder, clan manche Inspiratoren dieser
Staatsschapfung sich heute als von einer
) In der wohl einzigartigen Zeitschrift ?Buick nach
Osten", Graz, .1 uli 1948, hei 13 t es in einem Artikel iiber
?die Ostkirche der Gegenwart" V. Gregor Lusehnyliky
,,Im Westen ging die Akti on der Kirche in die Breite
und verwirklichte damit einen der Wesensziige Ares
Imperialismus, im Osten dagegen ging sie in die Tints
und verkorperte so omen Wesenszug ihrer auf Selbst-
erhaltung eingestellten C eisteshaltung . . . Es handelt
sich d arum, ob die Kirche sin unahhangiges Reich des
Geistes verkorpern oder sich ohne Berufungsmoglich-
keit den Weisungen der weltlichen Gewalt unterwerfen
soli, ob die Kirche selbst in sich existieren oder als
Werkzeug des Staates fungieren soli, das unter seiner
Aufsicht seine Weisungen weitergibt, ob die im Papst-
turn verkorperte kirehliche Gewalt unmittelbar zu den
Gliiubigen sprechen darf oder die Kirche einem welt
lichen Organ als Sprachrohr client." Letzteres ist heute
in Rudland wieder wie schon zur Zarenzeit der Fall.
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schung der urspriinglichen Absichten abwenden.
Wie selbstverstandlich, dal3 so heterogene Krafte
ie das jadische Rabbinat, der Vatikan und das
amerikanische Kapital sich zusammenfinden. urn
sieh gegen diesen Angriff zu verteidigen.
V.
?Geographie it Schicksal" sagte einmai der,
grolle Korse. Sein Schicksal hieB Moskau. Mos.
kaus Schicksal aber hieB his heute ?Zugang zu
den Meeren". Jalta und mehr noch die Eigen-
miichtigkeit der siegreichen Truppen erreichte
1945 viel auf dem Wege zur Erfidlung dieser ewi.
gen geographischen Forderungen RuBlands.
Nach dem Zusammenbruch des schwedischen
Ostseereiches und dessen Bestatigung durch den
Frieden von Nystadt, 1721, kam RuBland in den
Besitz alter Lander zwischen Karelien und
land. Vier Jahre aber iiberlebte der groBe Peter
nur diesen Sieg, und RuBland fehlte die weit-
blickende Personlichkeit, die Grollmachtstellung
Schwedens in der Ostsee erfolgreich nachzubilden.
Wohl hat es awl] in der Zuktnift nicht an Ver.
suchen gefehlt, eine bedeutende Flotte aufzustellen,
doch scheiterten alle Bemiihungen am Mangel an
geeigneten Menschen. Selbst iiberragende Persiin.
lichkeiten wie der Admiral Roshestwenskij 8) zer-
brachen an der Untauglichkeit der Mittel.
Audi die Sowjetunion hatte his 1940 nut gerin-
ge Moglichkeiten in der Ost see. Erst mit dem
Ausgang des finnischen Winterkrieges konnte sie
weiter in die See hinausgreifen. Die Alandsinseln
wurden neutralisiert, die Halbinsel Hangoe, die
sowohl den Bottnischen \vie den Finnischen Meer-
busen flankiert, den Russen abgetreten und Wyborg
der Union eingegliedert. Wahrend Deutschland
dann im Westen engagiert war, wurden dariiher-
hinaus die baltischen Staaten besetzt land insbe-
sondere auch die Inseln Oesel und Dagoe. In un-
serer Mier Erinnerung noch sind die schweren
Kiimpfe, die notwendig waren, urn die Russen wie-
der aus ihren Stellungen zu vertreiben. Bis kurz
vor Kriegsende blieben diese entscheidenden Po.
sitionen denn auch in deutscher Hand.
8) Man
.,T,ttH:Linut
Ipresitude, (18,4,11,1e1.1 ?Ilen Rowans
Frank Thil?,,
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In Potsdam wurden die Demarkationslinien der
in das Reich eingeriickten Alliierten noel' chunal
1,e4iitigt. Jetzt reiclue der russische Einfluftraum
an der Ostseekiiste his ?um Prin all gegeniiber von
Liibeck und Stadt und Hafen von Kiinigsberg wur-
den al, Kaliningrad in den eigenen Staat zur
einhezogen. Tnt Eriedensvertrag mit Finn-
land wurde Wyborg erneut russisch. die Alands-
inseln blieben entmilitarisiert, an Stelle der Halb-
insel Mingo aber muflte jetzt die Halbinsel Pork-
kala Udd bei Helsinki abgetreten werden und die
von RuBland dorthin fahrenden Batmen und StTie
Ben unterstehen russiseher Prioritat. Die Bailer),
staaten wurden erneut als Sowjetrepuhliken der
Union eingegliedert.
Damit yerfiigt RnBland fiente Ober die unum-
schrankte Seeherrschaft in der Ostsee. Der Haien
von Riga wurde im Rahmen des 5-Jahresplans
vordringlich ausgebaut. Die Eiden Kaliningrad.
Stettin (Szezecin, polnisch mit russischem Tell-
hafen). Rostock. Wismar und Stralsund ermog-
lichen eine fast vollstandige Kontrolle (les schwe-
dischen Schiffsverkehrs. Die Verfolgung balti-
scher Elfichttinge in diesen Tager( his in die
schwedischen Scharen zeigt die Miiglichkeiten
Das Tor zur Ostsee. die Meerengen zwischen Da-
nemark 1111(1 Schweden. aber wurde ebenfalls von
ihnen aufgestolien. Der Nichtbeitritt des letzt-
genannten Staates zum Atlantikpakt macht diese
Tatsache alien klar. So wird auch der rege Han.
delsverkehr Schwedens mit RuBland und. mit Polen
zu einem Verkehr, der sich im Wesentlichen in-
nerhalb der russischen Machtsphare abspielt. Die
Lurfsehenerregende Kreditpolitik Prof. Myrdals.
RuBland ale schwedischer Wirtschaftsminister
einen 15jiihrigen Kredit in Hobe von 1 Milliarde
Sehwedenkronen gewahrte) erscheint daher gar
nicht so abwegig. Polen &gegen 1st heute der
Hauptalmehmer schwedischer Eisenerze mid steht
sidbst weitaus an erster Stelle der schwedischen
Kohlelieferanten. So eng verflochten sind diese
Beziebungen, dalI sic far beide Staaten ale lebens-
notwendig angeseben v.ierden miissen. Beriirksich-
tigen wir die Tatsache, daft der Sowjetstaat in sei-
ner Planting grundsatzlich auf langfristige Ab-
kommen sehen mull, so gewinnen wir hier da-
rilberhinaus den Eindruck der Schaffung eines
neuen .,Kombinats Ostsee", das auf kaltem Wege
sich hereits iiber die Staatsgrenzen hinweg gebil-
der. hat.
VI.
Auch fiir die Lage im Nordlichen
E i s in e e r bedeutete der Eriedensvertrag mit
Finnland eine wesentliche Stiirkung der russischen
Position. Bereits im Jahre 1940 batten die kana?
dischen Besitzer der Nickelminen von Petsamo
auf litre Konzessionen verzichten miissen. Jetzt
wurde dariiberhinaus die gesamte Provinz Petsamo
an Sowjetrufiland abgetreten und dieses dadurch
zum unmittelbaren Nachbarn Norwegens. Neben
Archangelsk und Murmansk trat jetzt Petsamo
ale russischer Hafen am Eismeer. Ein wahrend des
Krieges verstarktes Eisenbaltnen- und Strallennetz
verbindet diese Haien mit dem Landesinnern bzw.
mit Einnland. Strategisch gesehen riickt RuBland
so in unmittelbare Niihe von Lappland und Spitz-
hergen und bedroht damit Gebiete, die als Baser]
f?r einen Luftangriff auf Rufiland entscheidend
werden mussel], da es sich urn diejenigen Lande-
pliitze Lindell, die diesseits des Pols direkt dem
ru.ssischen Reich vorgelagert sind.
Sowohl in diesel] westlichen Gebieten wie auch
an der gesamten Nordkiiste der Sowjetunion be.
gann mit dem neuen Fiinfjahresplan em n starker
Anshan der Schiffahrtswege. Im Jahre 1946 sollen
1 Billion Rubel (russische Pressemeldung 9) zum
;kushan der Seehlifen zur Verfugung gestellt won-
den sem. Eine regelmidlige Linienschiffahrt wurde
im nardlichen Eismeer eingerichtet und zu ihrer
Unterstiitzung 140 neue Leuchttiirme und 16 Ra-
dio-, Scheinwerfer? und Radarstationen errichtet.
Von Wladiwostok iiber Petropawlowsk auf der
Halbinsel Kamtschatka im Stillen Ozean fiihrt
der Seeweg nach Anadyr in der Beringstraffe
(Alaska gegeniiber), biegt dann entlang der Nord-
kiiste nach Westen, zuniichst nach Nischne Km
lymsk, dem Hafen des Polizeireviers Dalstroy,
litho an den Miindungen der bereits schiffbar
gemachten Strome Kolyma, Indigirka und Jana
sonic an den Polarstationen auf den Neusibiri-
schen Inseln vorbei nach Tiksi an der ausgedelm?
ten Lenamiindung, geht von dort auf die lange
Faint urn die Taimyrhalbinsel und dun-h die
Karische StraBe hindurch an die Petschoramiin?
dung.
Hier findet die tirmladung statt zu dem kiirzlich
erst (lurch eine 1800 km lange durch Taiga und
Tundra fiihrende Balm n nach Petschorskaja er-
seldossenen Petschora-Kohlengebiet. Der Seeweg
aber fiihrt weiter zu den schon genannten eisfreien
Haien im Nordwesten der Sowjetunion. Von
Murmansk aus kann der Transport der Giiter auf
dem verbreiterten Weillmeerkanal bis nach Mos-
kau geleitet werden und dank der im Gang be-
findlichen Rekonstruktion des Marienkanalsystems.
das die \Volga mit Leningrad verbindet, von dort
aus ind dem Binnenuasserweg welter an die Oct.
see, und in anderer Richtung an das Kaspische,
this Asowsche und das Schwarze Meer.
-Leber den eigenen Herrschaftsbereich hinaus
hematite sich die Sowjetunion im Norden nach
Kriegsende auch urn die Wiederherstellung der
von deutschen Marineeinheiten zerstOrten Kohlen-
bergwerke auf Spitzbergen und urn Erteilung der
Abbaukonzession. Letztere wurde jedocb auf eng?
lischen Einspruch hin nicht erteilt.
VII.
Englische Politik war es, die den Sowjetstaat im
Verlaufe des letzten Jahrzehnts nach Europa
lenkte. lir it :11. der \ iirdere Orient wichtiger.
Wiihrend der deutsche Reichskanzler die russischen
Forderungen auf Einsehriinkung der tiirkischen
und persischen Souveranitat abwies, spielte er da-
her die englische Kane aus. Wer am Abend des
22. Juni 1911 in Teheran war, hatte erleben k?n-
nen. wie die in der englischen Gesandtschaft zu-
sammengekommenen Briten wie toll geworden
ihrer Freude Ausdruck gaben, em n Feuerwerk ver-
anstalteten und die ganze Nacht hindurch keine
9) Vorsicht ist het alleii its Rulland lionmenden
Zahlen gluten, da seit dem gleiehen Jahre 1910 jede
Veriffentlielorng von statist ischeill Material ala Lain-
desverrat gilt.
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Grenze fanden in ihrem Jubel: Hitler war im
Kriegszustand mit Rul3land.
Dan Rufiland auch auf dem Balkan Full fafite,
war schon weniger nach englischem Geschmack
gewesen und Churchill versucbte mehrfach, den
Miinnern um Roosevelt die Invasion auf demBalkan
schmackhaft zu machen. Sie erfolgt nicht. So ging
anderen Weg. Fin eigener ?Verwandter
von thin kam als Abgesandter Zn Tito und eng-
Iische Offiziere unterwiesen die Partisanen im
viilkerrechtsvvidrigen Eranktireurwesen; englische
\linen wurden zu Tausenden aus der Luft und
vom Wasser her ins Land geschmuggelt und hal-
fen, das kommunistische Terrorregime auszuhauen.
In den DOrfern abet- wurde offen Propaganda ge-
gen die Plutokraten des Westens betrieben. So
fithrte auch diese ?Invasion" nicht zum Ziel. Selbst
bente, wo die damals gekniipften persiinlichen Bin-
dungen infolge der Differenzen Titos mit der Ko-
minform wieder aufgegriffen werden kiinnen.
Ideiht die tiefe Kluft ZNk ischen der Volksrepublik
Jugoslawien und den englischen Emissiiren
iiberbriickbar.
Die Gleichscbaltung der 19 13 iibernommenen
ost europiiis elt en Stamen erfolgte a itch grun d siit a-
lit] gleichen Methoden in allen betroffenen Ian.
dem. In 1 ii g a r n is Jude diese Aufgabe in die
Hinde von Personen gelegt, (lie vor dem ersten
Weltkrieg zuletzt langere Zeit dont geleht batten,
seitdem ;titer in Moskau gewesen waren. Namen
ie Fakosi. Revoi. Farkas., Peter Gabor.
Gabor Andor, die hermits zu Kuhn Belas Zeiten
gehiirt a urden. tauchten wieder auf 19). Neben
der mehrfachen Auswechslung der Parlamentsmit-
glieder und wiederhohen Sauberung der Verwal-
tung des Landes war es insbesondere die Wirt-
schaftspolitik, die das Stephansreich reif marhen
sollte fiir den Kommunismus. Zunachst wurde
(lurch die Bodenreform die Kirche ihres finan-
ziellen Riickhalts beraubt. Sodann setzte eine
systematisch gefiirderte Inflation em. Urn dieser
v?lligen Ausraubung der ungarischen
volkshii-
denden Schichten em n Ende zu setzen, hoten die
ISA den damals noch in Bayern befindlichen un-
garischen Goldschatz als Deckung fiir eine neu
schaffende Wiihrung an. Es kam auch am 1.
August 1946 zu einer solchen Wihrungsreform,
der ungarische Gulden (Florint) trat an die Stelle
des Pengii. Aber das in dem Sonderzug des ehe-
maligen Reichsverwesers Horthy iibersandte Gold
wurde dazu verwandt, hu Westen wichtige Roh-
stoffe einzukaufen, Wahrungsdeckung wurde viel-
10) Die Talsinike, doll diese Per Cowin dieVerbindung
in tin earn verloren 1. itten. let woO I click dafiir accent-
, orti ie zu ma, hen. flal1 die sewjetrussisch a Politik
In hat litre ohalen Folder ma (dile, einem Mind szenty
CY:it g 13 a-prd en zu lessen, bevor sip zupankt p.Dii
I?imissUre Tin (Aland a -rinnerten eldin sus der christ lichen
Unigeliung i tier Jugend ze t eine kaum beachtete Kirche
und erma Lien nicht die \Vandlung, die sPh gprade in
1: ngarn zavi -hen i ellzugen halt-, Mit Recht kennte
le Pius X1I. :jut iier letzten IC undgebung eat dem
Peterselatz : ?Der Sprueli gegen den lCardinal
Pd. ein Alit, der sich gegen all,' diejetiiiren ciehtit, die
id re I leimat ond die mensehliehe (tesellschaft vertei-
d Leen". Man kann gespannt spin, welch e weiteren Fe-h-
ien diecc ?. hrersai, ? idinh liege], en wird. Sip
.iiefl nIl t nor des ung-arische Volk ab, sip marble
hien Tito stui -and fiihrl in Polen ,ler
;6.,11 kw.; tilt bin i-rot Pole 'end ilon, 'corn
rounist ' in sate- ran Nabinot skrisen.
mehr der Galgen: wer gegen die neue Wahrung
spekuliert, wird mit dem Tode bestraft n). Und
das neue Budget zeigte die Reparationen an Ru13-
land wieder mit 28 % der Ausgabenseite an, ob-
wohl gerade die hohen Reparationszahlungen ?
und zwar im alten Budget nun 20 % ? als Grand
fiir die Inflation angegeben worden waren. Die
Eolge war denn auch ein baldiges starkes Defizit
im Haushalt und em n Versehieben der abliefe-
rungspflichtigen privaten Goldbestiinde nach
Rn-
inanien, WO dessen schwarzer Markt davon fiber-
schwemmt wurde. Personen, die aus englisehen
Diensten in Westeuropa infolge der Differenzen
in Pahistina ausscheiden muBten, gingen nach
Rumiinien, iibernahmen die Angebote und wan-
denten mit Genebmigung der rumHnischen Regie-
rung weiter nach Israel. Die Vereinigten Staaten
aber nahmen die Handlungsweise der ungarischen
Regierung estmalig zum AnlaB, den osteuropiii-
sAen Satellitenstaaten Kredite zu sperren.
Besonders schwer traf diese MaBnahme die
Tschechoslowakei nach dem Staats-
streich vom Februar 1948. Allgemeines Indiz fiir
die AuBenhandelspolitik der Oststaaten war nach
dent Kriege em n Anwachsen des Handels mit den
Westmiichten. Insbesondere die Tschechoslowakei
betonte (lurch den Mund ihres Priisidenten Ile-
neselt, daft sie sich als Mittlerin zwischen Ost und
West Iiihle. Infolge dieser AeuBerungen gelang es
sowietruBland auf dent Umwege fiber seine .Sa-
telliten erheldiche Devisenmengen zit sparen. So
Lunen umfangreiche -Warenmengen noch Dawn
den betriichtlichen IIINRRA-Zuwendungen in diese
Liinder.
Die Wirtsehaftsorganisation dieser Stamen wur-
de much russischem Vorbild umgeformt. Es wurden
in der Tschechoslowakei, um em n Beispiel herans.
zugreifen:
100 %
99 %
61 %
94%
71%
15 %
31 c/G
Jet Bergvverke,
der Eisenproduktion,
der Metallverarbeitung,
der Energiewirtschaft,
der chemischen Industrie,
der Textilindustrie,
der Gaswerke
verstaatlicht und dariiber hinaus verschiedene in-
dustriezweige zusammengefaBt zu einem ?Nationa-
len Unternehmen`, dos in sich wieder regional
gegliedert ist (z. B. die Textilindustrie).
Diese Unternehmen werden nach den Grundsat.
zen der Privatwirtschaft geliihrt. Der Staat haftet
also nicht fiir Verbindlichkeiten und sie haben
keine Subventionsanspriiche. Der Reingewinn
Mat nach Abzug der gesetzlichen Reserven and
der Gewinnbeteiligung der Arbeiterschaft (normal
10 %; 30 % wenn der geplante Gewinn fiber-
schritten wird) der Staatskasse zu. An der Spitze
stein em n -corn Industrieminister ernannter Direk-
tor, ihm zur Seite em n Vorstand, der sich zu je
einem Drittel zusanamensetzt aus Vertretern der
Arheitgeberorganisation, der Gewerkschaften und
der Arbeitnehmer.
it) In Vrankreich iibrigens Wer ijetiru
Linde liesitzt, 1:ann inil dem nide
Ip!st raft w1,11en.
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Als oberste Planungsstelle besteht cin Wirt-
schaftsrat, der die Regierung beriit. Sein Vorsit-
zender ist der Alinisterprasident. Dieser Rat setzt
eine aus 12 Fachleuten bestehende Zentraipla-
nungskommission ein. die ihrerseits wieder vier
Unterkommissionen bat fiir Industrie. Landwir-
schaft,Yerkehr,Bauw irtsehaft. Daneben besteht eine
Bilanzunterkommission fiir Arbeits- und Robstoff-
einsatz, Koldeliedarf und Investitionen, sowie all-
gemeine Unterkommissionen fiir Preis- und Lohn-
fragen und eine Informationsumerkommission.
Beziiglich der inner en finanziellen Organisation
ist die Schaffung eines Nationalen Bankenaus-
schusses zu erwahnen, in welchem alle staatlichen
und privaten Banken zusammengefailt werden.
Die verstaatliehte Industrie wird eine neu geschaf-
fene Bank fibernehmen.
.Auch in der faderativen Bundesrepublik j ii g o-
slavien l2) haben N1 ir beide ebenfalls nur noch
2 (Staats)-Banken. Far kurzfristige Kredide it die
Nationalbank zustiindig. fiir langfristige die An-
lagebank. Letztere ist die Bank der verstaatlich-
ten Industrie..
Wie in Jugosla?%ien ging man illicit in B u I -
g arien zu einer Ausschaltung des Privatbandels
bier. Es gibt stamliche Engros- und Detailge-
schafte. Reparatur- und TIandwerkerstlitten. Selbst-
verstandlich wurden auf Vorschlag der ...Vater-
ilindischen Front" bereits 1946 verstaatlicht: die
iiffentlichen Dienste, alle industriellen Unterneh-
mungen. die Schiffahrt (eine eigene Hone it vor-
gesehen und der Rundfunk. Sehr einschneidend
hat sich hier das Staatsmonopol f?r Tabak aus-
gewirkt. da dudurch eine anBerordentlich scbarfe
wirts.chaftliehe Einengung weitester Iditterlichet-
Schichten erfolgte. Der sehr disziplinierte und ar-
heitsame bulgarische Bauer ii urde so wesentlich
um die Frachte seines Eleilles gebracht. Eine
Folge dieser Mafinahmen auch das volikom-
melte .Ausbleiben bulgarischer Saisongartner in
Rumanien gewesen. Mitten these bisher (lurch iii.
ren Fleib alljahrlich die rumanischen 'ladle von
ihren benaebbarten Gartnereien two mit Gerniise
vcrsorgt. so bliehen sic jetzt in tier Heimat tinter
den schwersten wirtschaftlicben Yerhaltnissen.
Polen erlehte ebenfalls eine Bodenreform,
Industrieverstaatlichungen, Absebaffung der freien
Berufe und eine gebundene Ilarktwirtschaft. Das
bedeutende, von Deutschland iibernommene
In-
dustriebecken Oberschlesien, der griii3te Industrie-
kohlenschatz Europas, wurde durch eine Breitspur-
bahn direkt mit dem russischen Eisenhahnnetz
verbunden und bildet sich angesichts des regen
Attstausches mit dem Gehiet urn Kriwoi Rog zu
einem wichtigen Bestandteil in einem neu sich
bildenden Kombinat der russischen Planung aus.
Es ergibt rich von selhst, dall Bufliand auch den
in ihm besetzten Ted Deutschlands in
seine Gesamtplanung einbezog. Wie auch in an-
deren Fallen wurde bier die Herrschaft iiber einen
Teil eines Grenzvolkes dazu benutzt, die Zelle
einer spiiteren Ausdelmung auf das ganze Volk
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