HISTORY OF THE DEMOKRATISCHER FRAUENBUND DEUTSCHLANDS (DFD)
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Document Number (FOIA) /ESDN (CREST):
CIA-RDP83-00415R003100090012-4
Release Decision:
RIPPUB
Original Classification:
S
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479
Document Creation Date:
December 22, 2016
Document Release Date:
February 1, 2012
Sequence Number:
12
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Publication Date:
June 24, 1949
Content Type:
REPORT
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History of the Demokratischer Frauenbund
Deutschl.a.nds {DFD)
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11 Resolution
12 Bericht der Mandatsprufungskommission
13 Bericht der Wahlkommission
14 Wahl der Ehrenprasidentin
15 Wahl des Vorstandes and der
Vorsitzenden
16 Wahl des Bundesausschusses
17 Ansprache der Vorsitzenden
KONGRESSBUROS
FurGiiateau demAualand,
aus Berlin and ressevertreter:
Hotel Adlon ? W8 ? ilhelmatro6e 70a
Fur Geste aua den we~on Bosatzungszonen:
W8 ? Unter den den 67.1. Stock
Fur Delegierte and G~eus der sowjetischen
Bes: Zone: W B ? Unt n Linden 61. 1. Stack
TAGUNGSORT: DEUTSCHE STAATSOPER
NW 7 ? Friedrichstr. 1011102 ? U- and S?Buhn: Friedrlchshafle
DEMOBRli?ISCHER FRAQSNSt1ND
1.BUNDESKONGRESS AM
29.130. MAI 194E IN BERLIN
IN DER DEUTSCH50X1-HUMPER
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C-moll opus 67 von Ludwig van Beethoven
allegro condrio
andante con moro
allegro Ischerzol
allegro Iflnolel
1 Eroffnung: Frau Dr. Annemarie Durand-Waver
2 Wahl der Kongref3leitung
3 Begrufiungen
4 Wahl der Kommissionen
Mandatsprufungskommission ? Redaktlonskommission
Satzungskommission ? Wahlkommission
5 Bericht uber die Arbeit des Bundes
sett der Grundung and die neuen Aufgaben
Frau Moria Rentmeister ? Bundessekret6rin
7 Schluf~wort
Frau Maria Rentmeister ? Bundessekretdrin
Ballender i~dten Staotsoper?Choreographle: Tatlana Gsovski
Dlrlgent: Erlch Wlttmann ? Klavlerbegleitung: Herta Klust
GOYESCAS
von Granados
ZAUBERIADEN
von Rossini-Resplghi
BALIETTAUS DER OPER rPIQUE DAM Ec
von Tschalkowsky
1 Lieder der Volker
Rlro Stretch, Sopron ? Petra Boser, Mezzosopran
Begleftung: Herta Klust
3 Schluiiwort
Frau Kdthe Kern ?Vorsitzende des DFD
4 Bericht der Redaktionskommission
5 Resolution
6 Bericht der Satzungskommission
7 Abstimmung uber Satzungsanderungen
Pause von 13.14.30 Uhr
8 Die IDFF waist uns den Weg zu den
friedliebenden Frauen der Welt
Frau Helene Beer ?Vorsitzende des DFD
9 Wir Sind nicht mehr allein!
Bericht uber die Tagung des Exekutiv
Komitees der IDFF in Rom
Frau Emmy Damerlus ?Vorsitzende des DFD
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BERLIN ? 2.JAHRGANG ? PREIS 20PF.
okratischer ~raueubund Deu~schlan~s
~e
Redakfion and Yerlag: Demokretischer Fraaeabaad Deatschlende, Berlin W8, Oaten dea Lindea 67 ? Tel.: 42 00 1$, dpp. 3039 - Abonnemeatapreia: Vierfeljiihrl. 0,60 Rffi aaz8gl. Poatge66hr
Bankkonta: Prortnaielbank der dlark 8randenbarg, Hanto Br. 85 73 - Yoatscheckkoato Berlin 1Pr. 886 20, Denwkratiechx Fraaeatmnd Deatacbl8ade, Berlin W 8, Oaten dea Lindea 67 NR.
Nach soviel Leid!
Von Wilhelmine Schirmer-Proscher
EINE BE~EGU11iG
GENT DURCH
DIE O~TZOlo1E
So iiberschrieb die groBe Frauenzeitung
?Ft7R DICH" einen Bericht fiber die Orts-
gruppenversammlungen des DFD, die eben
in fast alien Orten der Ostzone abgehalten
warden. 'In der Tat waren die Monate
Januar and Februar bedeutende Monate in
der Geschichte unserer Organisation. 250 000
im DFD organisierte Frauen legten in
einigeii tausend Versammlungen Rechen-
schaft ab fiber das, was im ersten Jahre
unserer Arbeit geleistet wurde. Sie wahlten
ihre Leitungen and Sie diskutierten, was
das deutsche Volk im kommenden Jahre
von seinen Frauen erwartet.
Wir konnen Stolz sein auf die Arbeit, die
geleistet wurde. Die Berichte, die aus
kleinen and groBen Stadten, aus Fabriken
and vom Lande von uns liegen, Sind schone
Dokumente von der Tapferkeit and der
Initiative der deutschen) Frauen. ,Wir
haben einen Kindergarten, eine Nahstube,
eine Beratungsstelle geschaffen", ?Wir
haben einige tausend Umsiedler betreut",
?Wir haben gesammelt and einige tausend
Mittagessen an Alte and Kranke gegeben",
?Wir haben gefahrdeten Kindern Mittag-
essen verabreicht", ?Wir haben uns an der
Ernteeinbringung beteiligt", so heiBt es
immer wieder.
Vberall Sind die Frauen des DFD auch
in den Kontrollausschiissen, in den Wirt-
schafts- and Erziehungsausschiissen and
andern Organen des Sffentlichen Lebens
vertreten. Ihre Mitarbeit ist von grofater
Bedeutung fiir das Volks~anze, van ahem
iiir die Frauen geworden.
Aber noch GroBeres wurde geleistet. In
jedem Dorf and jeder Stadt wurde taglich
fur den Frieden and fur die Einheit
Deutschlands gearbeitet. In Versamm-
lungen warden Probleme der deutschen
and. internationalen Frauenbewegung and
die Frauen des Friedens and des demo-
kratischen Wiederaufbaus diskutiert. 7500
Frauen besuchten die DFD-Schulen.
einem gerechten, dauerhaften Frieden ucnen ~.uxuniti en6~e~errLU,ucaa ~u n~===?~~?, Im Mittelpunkt alien Versammlungen
stiindlich and tag'.ach immer mehr wachst. einen baldigen gerechten Frieden and ein stand die Frage der Einheit Deutschlands
Bis 1918 hatte die deutsche Frau auf die ungeteiltes Deutsch'.rand. and die Frage unseres Verhaltnisses
Entscheidung von Krieg" un'd Frieden" Wir Mutter von heute, win wollen nicht, z~ internationalen Frauenbewegung.
in ihrem Vaterland keinen .EinfluB. 1919 wie in den vergangenen Jahrzehnten, ent-" Nachstehend ver8ffentlichen win einige
warden win Frauen dem Mann politisch gegen jeder Natuxgebundenheit, unsere Berichte, die uns aus den Versammlungen
gleichgestellt. Wir haben aber von unserem Sohne erneut auf Schlachtfeldern verbluten erreichten.
neuen Recht Leiden nun wenig Gebrauch ge- sehen. Wir wollen unser natiirliches Ge- In alien Versammlungen wurde zu den
macht, bis dann Hitler die Frau im politi- fiihl, die Mutterliebe, frei entfalten Frankfurter Beschliissen Stellung genom-
schen Leben wieder vollkommen kaltzu- konnen. Wir .wollen nach all dem unend- men and erneut das Gelobnis abgelegt, fur
stellen verstand. Auch ain diesen letzten lichen Leid ?Frieden and nochmals Frie- die Einheit Deutschlands zu kampfen and
die Volkskongre3bewegung aktiv zu unter-
zweieinhalb Jahren sind win deutschen den". Wir wollen unsere Kinder nicht zu stiitzen.
Frauen alle so mit eigenen Not, Sorgen and Kriegshelden, sondern zu tiichtigen, war- In den 3000 Ortsversammlungen sowie
Lasten beladen, daB nun ein kleinen Teil digen and friedliebenden Mitgliedern der auf 160 Kreiskonferenzen wurde die Frage
von uns bis jetzt die Zeit and Energie menschlichen Gesellschaft erziehen. Dies diskutiert, ob der DFD an die Internatio-
aufgebracht hat, sick in die Politik aktiv wird uns nun gelingen in einem neuen, ge- nale Frauenfoderation die Bitte um Auf-
einzuschaiten oder wenigstens in ihr zu einten, demokratischen Deutschland. nahrrle richten solle. Der Wunsch, inner-
reifen. Der grSBte Teil der deutschen
Frauen steht heute oft abseits .des poli-
tischen Geschehens.
Aber in einem Ziel Sind sie sick alle
einig, ob politisch reif oder unreif: Die
deutschen Frauen ersehnen von ganzefn
Herzen and erhoffen einen baldigen, ge-
rechten Frieden. Geeint and vereint Lassen
die deutschen Frauen iiberall ihren Ruf
nach Frieden erschallen. Wie ein kostbares
Heiligtu~n wollen and warden sie alle
diesen Frieden hiiten and beschiitzen.
Nach all dem vielen Leid, das die deutsche
Frau in zwei Weltkriegen durchkosten
mutate, ist Sie ein Bo'.dwerk gev~~orden gegen
jede nosh so getarnte KriegsabsiEnt.
Sie ist sick voll and ganz bewuBt, daB
ihre Sehnsucht nach ausreichender Ernah-
rung ihrer Familie, nach einem wohnlichen
Heim, nacli Gesundung alien Verhaltnisse,
sick nur in einem geeinten Deutschland
verwirklichen kann.
e
uc. t
den Todesanzeigen der Gefallenen waren Das deutsche Volk rat in seiner Gesamt-
nur ein Selbstbetrug. Jede Mutter ist in heft den Krieg verloren, nur in seiner Ge-
tiefster Seele verwundet and in klagender samtheit wird es ihm moglich sein, die
Trauer, wenn ihr das Kind genommen Schuld der Welt gegeniiber abzutragen and
wird. sein eigenes Land durch vereinte Arbeit
Nachdem so viele der deutschen Mutter wieder aufzubauen. Nur ein einheitliches
ihre Sohne durch den furchtbarsten a'.1er Deutschland auf einen Demoltratie basie-
Kriege verloren haben, nachdem unsere rend, die den deutschen Begriffen entspricht,
Heimat grSBtenteils in Schutt and Asche 1>ann and wird ein dauerhafter Hort des
liegt, nachdem unser Vaterland durch Friedens sein. Ein in Stiicke gerissenes
Hitlers Raubkrieg fast vernichtet wurde, Deutschland wurde eine weitere Verelen-
haben die deutschen Mutter das Wort dung des deutschen Volkes nach sick ziehen.
?Krieg" in seiner furchtbarsten Bedeutung Die abgetrennten einzelnen Teile wiirden
erlebt. Nach all den schrecklichen Eriah- ewig unruhige Pole im Herzen Europas
rungen haben Sie das verlogene Pathos bleiben and somit nicht nun den Frieden
von sick geworden and Sind gegen sick Deutschlands, sondern damit den Frieden
selbst ehrlich and wahr geworden. Es Ist der ganzen Welt gefahrden.
nur zu verstandlich, wenn in jeder ein- Darum fordern win deutschen Frauen,
_ . ...,,, ..,,ro,.e u:,,.aor ?r,rl F.nkel einen fried-
Urisere heutige Frauengeneration hat mit
offenen Augen ruhig and untatig zuge-
sehen, wie ihre Kinder schon zweimal eine
Beute der Kriegsfurie warden and hat in
widernaturlichster Weise ihrer eigenen
Mutterliebe einen selbstmorderischen Dolch-
stoB versetzt. In den beiden Weltkriegen
habe ich immer wieder erlebt, mit welcher
Begeisterung Bich viele Frauen fur den
Krieg einsetzten and sogar teilweise direkt
hysterisch den Siegesnachrichten zujubelten.
Ich habe diese Frauen aber auch erlebt,
als der Gestellungsbefehl des Sohnes ins
Haas flatterte. Sie Standen dem Worte
,.Krieg" mit all seinen furchtbaren Pro-
blemen plotzlich ganz anders gegeniiber
in dem Augenblick, in dem die echte
Mutterliebe bei ihnen durchbrach. Dann
belogen Sie sick nicht mehr selbst, sondern
jede ~rhoffte jetzt mit wehem Herzen, in
ihrem Innersten, einen schnellen Frieden
and eine gesunde Heimkehr des Sohnes.
Worte~ In stolzer Trauer" unter
A h d'
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s~' ~
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Kalb. dieser groBer iiberparteilichen and
iiberk6nfessionellen Organisation fur den
Frieder zu kampfen, war iiberwaltigend.
Y7ber 95% der Mitgliederschaft sprachen
sich fur den Anschlu6 aus.
In Leipzig, Dresden, Halle, Potsdam and
andern Stadten land Frau Parfjonowa, die
Vertreterin der IDFF begeisterte Auf-
nahme.
In dem Bericht, der uns aus der Haupt-
stadt des Landes Sachsen erreichte, heiAt es:
Die Frauen Dresdens, die am 29. Januar
eine Versammlung in der Stadthalle ab-
hielten, b2griiBten Frau Parfjonowa als
Vertreterin der Internationalen Demokra-
tischen Frauenfoderation and dankten ihr
auf das herzlichste fur das Interesse, daB
sie unserer Arbeit entgegenbringt. ?Wit
hatter die Freude", heiBt es in ihrer Reso-
lution, ?sie schon einmal von einem Jallr
bei der ersten Zusammenkunft des Var-
bereitenden Landeskomitees zur Schaffung
des Demokratischen Frauenbundes Deutsch-
lands bei uns zu when. Dieser Besuch gait
uns als eine erste Briicke der Verstandi-
gung zu den Frauen der anderen Lander
and hat wesentlich dazu beigetragen, daB
wit in eine engere Fuhlungnahme zu den
Frauen der Welt kamen.
Wir mochten an dieser Stelle den Frauen
der IDFF darken and ihrer zugleich ver-
sichern, daB wit nicht ermuden werden,
uns fur die Einheit Deutschlands and fur
LEI ~'LUORT
DES MONAT S
Es gibt eine weitverzweigte Gemeinde von
solchen, die sich nie gekannt, nie gesehen
and die Both Pest verbunden Sind dutch
das gleiche Streben nach dem Guten, nach
dem Ideal, nach der. aui3eren and inneren
Voilendung des Lebens.
' Madvtids von Meysenbuq
die Erhaltung des Friedens einzusetzen, bis
daB sie Tatsache werden.
Mit groBer Be~vegung nehmen wit die
Nachricht auf, daB der DFD jetzt seine
Hoffnungen erfiillt when soli, der grSBten
tiemokratischenFrauenorganisation derWelt
anzugehoren. Diese gemeinsame Arbeit
muB dazu fiihren, dad es keine Frau, keine
Mutter in Deutschland gibt, die einem
neuen Weltkrieg das Wort redet, sondern
die Weltfront der Frauen fur Frieder,
Demokratie and Menschlichkeit auf dem
Erdball unterstiitzt."
~Tach der Frankforter ~'ago~ g
Unsere Vorstands~itzung im Januar
Die Vorstandssitzung am 9. Januar in Berlin stand fief unter dem Eindruck der Be-
schliisse von Frankfurt, die eben veroffentlicht worden water and in denen wit mit
tiefem Schmerz einen neuen groBer Schritt zur Aufspaltung Deutschlands when mussen.
?Die Beschliisse von Frankfurt", so sagte' die Vorsitzende des DFD, Frau Dr. Durand-
Wever, ?bedriicken uns fief, abet sie-diirfen unserer Kampf um die Einheit Deutschlands
nicht beeinflussen. Im Gegenteil, sie lass~n uns unsere Verpflichtung tiefer and starker
empfinden als bisher. An jedem Tag and in jeder Stunde, in jeder Stadt and auf jedem
Dorf wollen wit Frauen des DFD in Zukunft fiir die Einheit Deutschlands arbeiten.
Noch starker als bisher wollen wit uns fur die groBe VolkskongreBbewegung e~nsetzen."
Zur politischen Arbeit des DFD sprach
Frau Maria Rentmeister: ?Der Kampf um
die Einheit Deutschlands", so sagte sie,
?wind von. uns weitergefiihrt werden. Er
findet erst Bann sein Ende, wenn Deutsch-
land- eine ungeteilte Republik ist." Dann
gab sie einen Vberblick uber d'e im Jahre
1947 geleistete Arbeit.
?Mit der Griindung des Bundes hat sich
unter den deutschen Frauen die politische
Arbeit auRerordentlich stark entwickelt,
das geht aus den Themen der Versamm-
lungen and der Schuler hervor, wie auch
aus den Resolutionen and Berichten, die
uns erreichten. Wenn wit die Berichte
der Frauenausschusse betrachten, so war
es schwierig, die politische Arbeit zu er-
kennen. Dasselbe ist der Fall bei den west-
deutschen Frauenverbanden. Bei uns tritt
aus den Themen alley Versammlungen im-
mer wieder die intensive Beschaftigung
and das Interesse an politischen Frauen
zutage. Ich `mochte our einige Themen zu
Versammlungen nennen: Einheit Deutsch-
lands - Aufgaben and Ziele des DFD -
Vorkampferinnen fur das Frauenrecht -
Gleichberechtigung der Frau - Ernah-
rungslage unserer Stadt - Frauenbewe-
gung in Westdeuts.hland - Schulreform.
Hier ist eine groBe Arbeit von vielen
Frauen geleistet warden."
Frau Rentmeister bezeichnete die fol-
genden drei Ereignisse als wesentlich in
der Arbeit and Entwicklung
Bundes:
? Die Delegation nach Stockholm -die
Verschmelzung der Frauenausschusse
mit dem DFD -die Tagung deutschen
Frauen alley Zonen mit ihrer Stellung-
nahme zur Einheit Deutschlands.
Mit der Arbeit der IDFF beschaftigten Die Stockholmer Vorgange wurden nicht
sich auch zahlreiche Betriebsversamm- our in der Presse, and in vielen Sffent-
lungen. Unter anderem nahm eine Ver- lichen Versammlungen, sondern in alien
sammlung in der Farbenfabrik Wolfer, an
der sich Tausende von Arbeitern and Ar- Schuler and Lehrgangen des DFD behan-
beiterinnen beteiligten, folgende Reso- Belt: Auf 42 Lehrgangen in Brandenburg,
lution an: in Thuringen auf 23 Schuler and einer
?De Versammlung hat mit groRem Landesschule, in Mecklenburg auf 25Lehr-
Interesse davon Kenntnis genommen", ganger, in Sachsen auf 30 Schuler, auBer-
heiRt es in der Resolution, ?in welch dem auf der Bundeskonferenz and auf
hohem MaBe die in der IDFF zusammen- alien Landeskonferenzen.
geschlossenen Frauen der Welt die Die Tagung deutschen Frauen alley Zo-
Wiinsche der deutschen Frauen auf Einheit nen am 3. and 4. Dezember war von groBer
Deutschlands and einen gerechten Frieder 4Virkung, besonders auch in Westdeutsch-
unterstiitzen. Die Arbeiterinnen, die an der land.
Arbeit des DFD sich aktiv beteiligen,
v~iirden es begriiBen, wenn der DFD den Frau Hildegard Schikowsky sprach uber
AnschIuB an die grSBte Internationale die Organisation:
Frauenorganisation der Welt, an die Inter- Wir mussen uns einmal kritisch mit der
rationale Demokratische Frauenfoderation, inneren Organisation unseres DFD be-
vollziehen wurde." fassen. GrofSe Arbeit haben wit im letzten
Bahr geleistet, nosh groAere kann geleistet
werden, wenn unsere Organisation besser
wind.
Die Not in unserem Vaterlande ist so
grog, daB ga-r nicht genug Frauen gerade
fur soziale Aufgaben eingeschaltet werden
konnen, wie fur die Schaffung von Kinder-
heimen, Kinderkrippen, Nahstuben, Werk-
kiichen and ahnlichen Einrichtungen.
Wir erkennen durchaus an, daB die tech-
nischen Schwierigkeiten, mit denen gerade
die Kreisleitungen zu kampfen haben, sehr
grog Sind, abet je grofier die Schwierig-
keiten, desto mehr mussen die Frauen
mobilisiert werden.
Die Frau muB mit ihrer Arbeit wachsen
and das Gefiihl haben, daB sie mitverant-
wortlich ist an der Zukunft unseres Volkes.
Wir mussen immer weiter arbeiten and
alley tun, um die Frauen aufzuklaren, da-
mit unser Bund groBer wind. Besonders
die berufstatige Frau and die Arbeiterin
konnen wit abet nicht mit Worten gewin-
nen, sondern wit mussen ihr heifer dutch
Verbesserung and Erleichterung ihrer Ar-
beit. Die folgende Resalution zu den Frank-
furter Beschliissen wurde einstimmig an-
genommen.
Resolution
Die Frankfurter Tagung der Bizone ist
am 8. Januar 1948 zu Ende gegangen. Mit
groBer Sorge sieht der Vorstand des Demo-
kratischen Frauenbundes Deutschlands
eine Entwicklung ihrer Fortgang nehmen,
die eingeleitet wurde Burch den Abbruch
der Londoner Konferenz and die Ableh-
nung, Vertreter des deutschen Volkes zu
hSren. Wir when in den Beschlussen der
Bizone auf der Frankfurter Konferenz
einen weiteren Schritt zur ZerreiBung un-
seres Vaterlandes and bedauern auf Bas
tiefste, daB deutsche Politiker zugestimmt
haben. Der bizonale Wirtschaftsrat mit
seiner erweiterten Machtbefugnissen ist
keine von einer breiten demokratischen
Willensbildung des Volkes getragene In-
stitution and bedeutet eine Gefahr fur die
demokratische Entwicklung Deutschlands.
Der DFD, der sich in seinem Programm
die demokratische Entwicklung, die Eir_heit
Deutschlands and die Sicherung des Frie-
dens zur Aufgabe gestellt hat, Tuft alle
deutschen Frauen and Mutter auf, sich
mit ganzer Kraft in den Die~st der Burch
den VolkskongreB ausgelosten Volksbewe-
gung fur Einheit and gerechten Frieder
zu stellen.
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BETRACHT UNGEN
zu~ 8. ~~xz
Von 11'Iaria Weiterer
Wieder einmal naht der 8. Marz -der
?Internationale Frauentag". Wir Frauen des
Demokratischen Frauenbundes Deutsch=
lands denken in diesen Marztagen daran,
daB wir vor einem Jahr nach Berlin kamen
mit dem heiBen Wunsch, auf dem Friedens-
kongreB Deutscher Frauen nicht nur unse-
rem Friedenswillen Ausdruck zu geben,
sondern auf ihm die Grundung einer gro-
Ben einheitlichen Frauenorganisation fur
ganz Deutschland zu verwirklichen. Wir
dachten an eine Frauenorganisation, die
ankntipfend an alle guten Traditionen der
alten biirgerlichen and sozialistischen
Frauenorganisationen.das begonnene Werk
der Frauenbewegung Deutschlands weiter
treiben wurde, um den Frauen bet der
Neugestaltung unseres Volkslebens die
Stellung zu sicherh, die sie not~vendig ein-
nehmen mussen, wenn sie ihre Pflicht
gegeniiber dem Volksganzen erfiillen woken.
Der auf der Internationalen Frauenkon-
ferenz im Jahre 1910 in Kopenhagen als
Kampftag der werktatigen Frauen be-
schlossene Internationale Frauentag ist in-
zwischen zum Tag der fortschrittlichen P'rau
iiberhaupt geworden.
Die Landesregierung Sachsen trug diesen
veranderten Bedingungen Rechnung, als sie
im Jahre 1947 folgende Verordnung erlieB:
1. Der Internationale Frauentag (8. Marz)
wird zum Tag der Frauen erkiart.
2. Fiir alle berufstatigen Frauen wird die
Arbeitszeit an diesem Tag um zwei
Stunden, ureter Weiterzahlung der Be-
ziige gekiirzt.
3. Den berufstatigen Frauen ist bet der
Teilnahme an den Veranstaltungen des
Internationalen Frauentages der erfor-
derliche Urlaub ureter Weiterzahlung
der Beziige zu gewahren.
Am Internationalen Frauentag des Jah-
res 1948 werden die Frauen and Mutter der
ganzen Welt erneut ihren unabanderlichen
Willen bekunden, sich mit ihrer ganzen
Kraft fur die Schaffung gesunder sozialer
Verhaltnisse auf der ganzen Welt and fur
die Erhaltung des Friedens einzusetzen.
Das feste Eintreten der Frauen alter
Lander fur den Frieden hat bereits seine
Auswirlcungen.
Man erortert z. B. in Amerika, daB Herr
Truman sich die 5ympathie der Frauen
durch seine Politik verscherzt hate. Die
USA-Zeitschrift ?Newsweek" sagt in einem
Bericht fiber die Aussichten deS Prasident-
schaftskandidaten Wallace:
?Die Parteileiturig der Demokraten ist
ernstlich besorgt fiber das AusmaB der
Starke, die das Wallace-Lager durch die
Frauenstimmen gewinnen konnte. Nach
den letzten Wahlschatzungen gibt es jetzt
mehr als 94 Millionen mogliche Wahler
in der Nation, davon 48 Millionen Frauen.
Einige Politiker befiirchten, daB die Be-
hauptungen Wailaces, die AuBenpolitik
der Regierung fiihre die Vereinigten
Staaten in den Krieg, auf viele Mutter,
Frauen and Schwestern von Kriegsteil-
nehmern eine magneti"sche Anziehung
ausiiben konne ..."
Es ist symbolisch, daB der Friedenskon-
greB Deutscher Frauen gleichzeitig der
GriindungskongreB des Demokratischen
Frauenbundes Deutschlands wurde. Die
Griinderinnen des DFD haben sick von An-
fang an die Aufgabe gestellt, der Bedeu-
tung der Frauen in Deutschland ent- .
sprechend an den politischen Frauen and
Entscheidurfgen teilzunehmen. Wenn man
das vielfaltige Echo in verschiedenen Zei-
tungen als Malistab fur die Arbeit des
Demokratisclien Frauenbundes auf diesem
Gebiet ansel:en kann, so muB man sagen,
daB er gut arbeitet. Die Tatsache, daB
Frauen alter Parteien aktiv an der Bewal-
tigung seiner Aufgaben mitarbeiten, daB es
ihm gelang, 60-70 % parteilose Frauen in
seinen Reihen zu organisieren and fur seine
Ziele zu gewinnen, hat .die Feinde der
Gleichberechtigung der Frauen auf den
Plan gerufen, and es wurde weder an De-
magogie noeh an unfairen Mitteln gespart.
Trotz alter Angriffe and Schwierigkeiten
kann der Demokratische Frauenbund
Deutsrhlands an diesem Internationalen
Frauentag, an dem er seinen einjahrigen
Geburtstag feiert, von sick sagen, daB er
unentwegt fur die Interessen der Frauen
gearbeitet hat and daB die Frauon, die sick
ehrlich in den Dienst dieser Aufgaben ge-
stellt haben, mit dem gieichen Ernst weiter
arbeiten werden.
s"r
Nicht nur in unserer Zone, auch in den
Westzonen Deutschlands schauen Frauen
auf'die Arbeit des DFD and erbitten sein
Material, weil sie die Notwendigkeit der
Schaffung einer politischen Frauenorgani-
sation erkannt haben.
Die Arbeit and die Aktivitat des Demo-
kratischen Frauenbundes Deutschlands lieB
in vielen Orten Westdeutschlands den
Wunsch erstehen, Gruppen des Bundes zu
bilden. Aber' alle diese Versuche wurden
unterdriickt. In Dachau, wo eine Gruppe
des Bundes bereits lizenziert war, wurde
sie wieder verboten. In Koln verbot man
den Frauen eines Vorbereitenden Komitees
zur Griindung des DFD jede Aktivita#.
~lr
Als grSBte Aufgabe steht heute vor ores
deutschen Frauen der Kampf um die Ein-
heit Deutsclilands. ,Das ist dasselbe Ziel,
fur das vor 100 Jahren in diesen Marztagen
gekampft wurde, fur das alle jene Frauen
eintraten, an die wir auch heute noch mit
groBter Hochachtung denken, wie Luise
Otto-Peters, Malvida von Meysenbug,
Minna Herwegh, Jenny Marx and andere.
Ihr Kampf gait der Schaffung einer ein-
heitlichen, demokratischen, deutschen Re-
publik. Wir kampfen heute mit alien
Gleichgesinnten, wenn auch ureter ganz
anderen Bedingungen, wieder fur das noch
immer nicht erreichte Ziel: die E i n h e i t
and die Gestaltung eines demo-
kratischen Deutschlands.
.UNSERE SCHWESTERN
IN DER WESTZ?NE'.
Miilionen Arbeiter and Angestellta h?be?
in der Westzone gestredkt aus Verzweiflung
and Hunger. Offiziell wurde die Retion auf
1200 IC?loryen gekxirzt. Inoffiziell betrug
sie oft noch weniger. In Sorge and Banger
gehen drum tin diesen Tagen unsere Ge-
danken zu den Fr?uen der Westzone. Naeh-
stehend verdffentiiehen wir einen Brief aus
dem Ruhrgebiet, der urea kicrzlich erreichte:
Vor einem Jahr fuhren die Menschen
aus dem Ruhrgebiet mit Rucksacken and
Koffern nach Hannover and nach Frank-
furt, um ihre Nahrmittel zu Nolen. Oder
sie fuhren von einem Ort des Ruhrgebiets
in den anderen, um das ihnen zustehende
Brot zu erstehen. Von Dusseldorf r_ach
Koln, von Bochum nach Oberhausen, von
Oberhausen nach Moers. Heute haben die
Menschen ' im Ruhrgebiet seat Wochen
kein Fett erhalten, Fleisch wen'g oiler
ebenfalls nicht. Fragt man die Leute in
den Eisenbahnen, bekommt man fast regel-
maBig die Antwort: ?Wir fahren um Fett
zu Nolen". Kartoffeln g_~b es nur 50 Pfund
im ganzen Winter. Auch die Kartoffeln
machen jetzt weite Reisen. Manche Frau
geht in den umliegenden Dorfern von
Haus zu Haus and bekommt hier and dort
eine Kartoffel, and wenn sie ain Abend
die Kartoffeln in den Topf legt, ist er
manchmal noeh nicht volt. Und am ande-
ren Tage geht die Sorge von neuem los.
Schiebertum and Schwarzhandel treiben
toile Bliiten. Die Notlage der Frauen, die
weite Reisen machen mussen, um ihrer
Familie ein biBchen Fett ins Essen tun
zu konnen, wird auf das schamloseste von
gewissenlosen Schiebern ausgenutzt.
Die Arbeiter, Angestellten and Beamten
in der Westzone streiken, weil sie die
schon geringen Zusatzkarten noeh gekiirzt
erhalten sollen. -Der Hunger der Be-
volkerung hat ein solches AusmaB ange-
nommen, daB die ]`Jfenschen nicht in der
Lage sired, ihre Arbeiten zu verrichten,
daB die Menschen zusammenbrechen and
vor Entkraftung ohnmachtig werden.
Die Hoffnung der Frauen, daB sick die
Lage bessern ~viirde, hat sich nicht erfiillt.
Die Arbeiter and Angestellten, die ureter
ihrer gewerkschaftlichen Leitung die Ar-
beit niederlegten, um auf diese Weise ge-
gen den Hunger. zu demonstrieren, er-
kannten, daB die Ernahrungskatastrophe
das Ergebnis der verhangnisvollen Reichs-
nahrstandspolitik ist, die heute, fast drei
Jahre -nach dem Zusammenbruch noeh
fortgesetzt wird. Sie zeigen aber auch, daB
die Bevolkerung nicht gewillt ist, das Ver-
sagen der verantwa~tlichen Stellen bet der
Errteerfassung and der Verteilung der Le-
bensmittel wide-rspru~hslos hinzunehmen.
Die Frauen in den Westzonen, besonders
im Ruhrgebiet, mussen erkennen, daB eine
verniinftige Planung der gesamten Land-
wirtschaft, eine richtige Erfassung and ge-
rechte Verteilung der g~samten Nahrungs-
mittelproduktion erst durchgefiihrt werden
konnen, wenn die alten Krafte aus dem Er-
nahrungssektor verschv~~inden. Die Grund-
lagen der Ernahrung konnen aber nur in
einem einheitlichen Deutschland gelegt
werden.
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FRA~JEN DIE ~ UNS DEN
W EG WIESEN
Luise Qtto-Vetere
Dieser Artikel ist der erste in einer Reihe, die sick mit dem Wirken
ihrer Arbeit wurde 1865 die GrBndung des
?Allgemeinen Deutschen Frauenvereins",
dem die erste deutsche Frauenkonferenz
vorausgegangen war. Zusammen mit
Auguste Schmidt griindete sie die Zeit-
schrift: ?Neue Bahnen".
Die nationale Erhebung Deutschlands im
Jahre 1848 brach an der Kraft der geeinten
der groBen Fiihrerinnen der deutschen Frauenbewegung beschaftigt Reaktion zusammen.
' F h to eingedenk
n von eu
S
?Und kommt der Fruhling nicht heute,
so kommt er doch bald." Diese Worte waxen
Leitstern im Leben und Wirken Luise
Otto-Peters', jener groBen Frau, die der
deutschen Frauenbewegung vox hundert
- Jahren ihr politisches Gesicht pragte.
Luise Otto-Peters wurde in wohlgebor-
gener Biirgerlichkeit erzogen. Die Mutter
vermittelte ihr Verstandnis und Sinn fur
Poesie und Musik. Der Vater, ein fort-
schrittlich denkender Justizbeamter, er-
~veckte in dem aufgeschlossenen Madchen
das Interesse fur politisches Geschehen in
der vormarzlichen Zeit. Nach dem Tode
ihrer Eltern unternahm Luise 1842 die erste
selbstandige Raise durch einen Teil Deutsch-
lands. Fur die damalige Zeit war dies ein
gewagtes Unternehmen; Luise aber er-
sch'.aB diese Raise in Eindringlichkeit das
Verhangnisvolle der deutschen Klein-
staaterei. Die politischen und sozialen Er-
lebnisse dieser Reise zeichneten rich tief in
ihr Erleben ein, und vermittelten ihr nach-
driicklichst Kenntnis fiber Armut, Not,
Hunger und Eland, das sick in den deut-
schen Landen ausbreitete.
Luise Otto-Peters war schriftstellerisch
begabt und ihre literarischen Werke er-
regten groBes Aufsehen. Schrieb dock bier
eine Frau, die nicht nur fur die Befreiung
der unterdriickten und ausgebeuteten
Massen eintrat, sondern die dariiber hin-
zur Bekampfung wirtschaftlicher Notstande
forderte; und zwar nicht, nur staatliche
Fiirsorge fur die Arbeiter, sondern auch
fur die Arbeiterinnen. ?G l a u b e n S i e
nicht, meineHerren, daB Sie die
Arbeit geniigend organisieren
kSnnen, wenn Sie nur die Ar-
beit der Manner und nicht auch
die der Frauen mitorganisieren
- und vyenn alle an sie zu den-
ken vergessen, ich
nichtvergessen!"
Diese Petition, geschrieben und verfaBt
von einer Frau, war ein aufsehenerregen-
des Ereignis. In alien Zeitungen wurde sie
abgedruckt, die Arbeiterkommissionen und
der Landtag beschaftigten sick mit ihr.
Dieser Erfolg lehrte sie, die Frauenfrage
praktisch anzufassen. Sie griindete Frauen-
vereine zur Unterstiitzung Notleidender,
fuhr selbst in die Elendsgebiete und rief
die nosh Abseitsstehenden zur Mitarbeit
auf. Ihre Stimme wurde zu einer Tauten
Ank!rage gegen menschenunwurdige Zu-
stande, gegen die bestehende Gesellschafts-
ordnung.
Bei ihrem ausgepragten Gefiihl fur Reiht
und Freiheit ist es klar, daB die Ereignisse
des Jahres 1848 Luise Otto nicht unberiihrt
lieBen. Wir finden sie bei den Kampfen
gegen die Feudalherrschaft und. Reaktion
in der vordersten Reihe. Sie wurde zu einer
aufrechten Streiterin fur Reict und Frei-
heit, fur Demokratie und ein geeintes
Deutschland! _
In den harten Zeiten des Kampfes um
Freiheit und Menschenrechte wurde Luises
Leben reich beschenkt durch die Liebe zu
Karl August Peters, einem revolutionaren
Schriftsteller. Er hatte an den Dresdener
Kampfen teilgenommen, war nach Baden
geflohen und wurde dort mit sieben Jahren
?gemeinemZuchthaus"bestraft. Trotz dieses
harten Eingriffs in ihr personliches Leben
ging Luise mit erstaunlicher Tatkraft an die
Griindung einer Zeitschrift, der sie das
Motto ?Dam Reich der Freiheit werb' ich
Biirgerinnen" voranstellte. Ihr geschriebe-
nes Wort wurde zu einem Fanal aufrechter
Gesinnung fiir die Gewinnung der Frauen
zum Kampf um ihre Rechte! Ihr Werben
gait der Reform der Fxistenz der Arbeite-
een wir raue
dieses Geschehens, lernen wir aus den Er-
fahrungen der Geschichte. Geben wir als
fortschri.ttlich denkende and handelnde
Frauen unsere Arbeit, unsere game Kraft
fur die Schaffung eines einheitlichen
demokratischen Deutschlands, das uns auch
Gewahr fur ein besseres Leben fur uns
und unsere Kinder gibt.
Mit dieser Verpflichtung statten wir den
Dank ab fur die Arbeit und das Wirken
Luise Otto-Peters'.
ELSE LUI)ERS -~
SUM GEDACHTNIS
Unsex Demokratischer Frauenbund Deutsch-
lands hat durch den Tod unserer Alters-
prasidentin und stellvertretenden Vor-
sitzenden einen schweren, einen unersetz-
lichen Verlust zu beklagen. Denn in Else
Luders haben wir nicht nur das allezeit
rege und anspornende Mitglied geschatzt.
Wir verehrten in ihr den gutigenundwahr-
haftigen Menschen und die. tapfere und
tiichtige Kameradin, die sick niemals einer
Arbeit entzog, sondern jade der ihr ge-
stellten Aufgaben tatkraftig anpackte und
erfolgreich durchfuhrte.
Di-ese Eigenschaften haben sie aus-
gezeichnet, seit sie als nosh ganz junges
Madchen sick der Frauenbewegung an-
schloB und auf vielen vom Bund deutscher
Frauenvereine in Angriff genommenen Ge-
bieten mittatig ge~vesen ist. Sie hat in
Minna Cauer, einer der fiihrenden Pers~n-
lichkeiten im Bund, eine richtungweisende
Lehrmeisterin gefunden, Else Luders ist ihr
wait mehr geworden, als eine gelehrige
Schiilerin Sie wurde ihr zur eifrigen und
sachkundigen Mitarbeiterin und schlieBlich
zur Freundin.
Als ihre Sekretarin hat Else LiideTS alle
ctamaligen Arbeitsgebiete der verschiedenen
im Bund vereinigten Frauenvereine
kennengelernt, von den sozialen, sittlichen,
kultureilen Bestrebungen bis zur Forde-
rung der politischen Mitbestimmung und
Mitverantwortung. Aus dieser dadureh ge-
wonnenen Blickweite erklart sick das Aus-
maB ihrer Kenntnisse und Erfahrungen, die
sie vom Augenblick ihrer Berufung in das
vorbereitende Komitee zur Schaffung des
Demokratischeri Frauenbundes, dieser neuen
iiberparteilichen, iiberkonfessionellen, iiber-
beruflichen Frauenbewegung dienstbar ge-
macht hat.
Gedenkerr wir ihrer ErSffnungsrede bei
berechtigung fur ihr eigenes Gesch'.echt Volksgemeinschaft, dem Kampf um die der Griindungsfeier unsexes Bundes im
erhob. Gleichberechtigung in wirtschaftlicher und Marz vorigen Jahres. 1n den mitreiBenden
Luise Otto hatte sick mit ihrem ganzen politischer Hinsicht. Doch die Reaktion Worten der damals Vierundsiebzigjahrigen
Sein der Forderung der weiblichen Inter- hatte ihr Haupt erhoben und sah auch in giiihte das Feuer der Begeisterung. Was
wonder, daB ihr die Herzen aller darer zu-
essen verschrieben, und ihre besondere dem Wirken Luise Ottos eine Gefahr fur flogen, die sie zum erstenmal sprechen
Sorge und Aufinerksamkeit gait den ihre kapitalistischen Interessen. Ihre Zeit- harten. Wir aber, die wir sie seit langem
Frauen und Kindern, die mit der Entwick- schrift wurde verboten. kennen und lieben, sahen in der nun alten
lung der modernen Industrie als billigste Nach ihrer Verheiratung -August Pe- Else Luders wiederum die jugendliche Mit-
Arbeitskraft in die Fabriken geholt wur- tars wurde 1858 aus dem Zuchthaus ant- kampferin um Frauenrechte, um Menschen-
rechte. Und wir spiirten, daB sick an ihr
den. GroBes Aufsehen rief aber auch die Lassen - gaben die Eheleute die ?Mittel- das Goethewort bewahrheitet hat: ?Und
an das liberale Ministerium Oberlander deutsche Volktszeitung" heraus. Luises Ar- keine Zeit und keine Macht zerstiickelt ge-
gerichtete ?Adresse eines jungen Mad- bait gait nach wie vox der Gleichberechti- pragte Form, die lebend sick entwickelt!"
chess" hervor, das eine Arbeitskommission Bung der Frau. Ein weiterer Hohepunkt ~ Frieda Radel
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lau~np~ek pia8er~~~ieBeK
Es war in Paris 1945
Es war im Herbst des Jahres 1945, all in
Paris der erste groBe Internationale Frauen-
kongreB nach dem Kriege stattfand.
Vertreterinnen aus 40 Landern sprachen
fiir insgesamt 80 Millionen Frauen. Sie
kamen aus Frankreich, England, den USA,
RuBland, China, Jugoslawien, der Schweiz
cared aus vielen anderen Staaten. Die Frauen
gehorten den verschiedensten politischen
Richtungen cared Glaubensbekenntniss~n
an, sie stammten aus den verschiedensten
Schichten der Bevolkerung cared Berufen.
Da waren Miss Finshot, amerikanische
Universitatsprofessorin, Mitre Mitrowitsch,
wahrend des Kriegel Partisanin cared
heute Bildung'sminister in ,Tugoslawien,
Camilla Ravera, die 20 Jahre in den
Gefangnissen Italiens zugebracht hat,
Miss Elizabeth Ailen, eine fiihrende eng-
lische Liberale, die franzosische Katholikin
Francoise Leclerc, die Katholikin Maria
Trojanowa aus der Tschechoslowakei, die
Kommunistin Nina Popowa aus der So-
wjetunion cared Eugenie Cotton, parteilos,
Professorin an der Sorbonne, die heute die
Vorsitzende der IDFF ist.
Nie wieder Krieg
Alle these Frauen hatten sick im zweiten
Weltkrieg im Kampf gegen den Faschismus
zusammengefunden. Der faschistische Ter-
ror cared der Schrecken des totalen Krieges
hatten sie zusammengefuhrt zur Rettung
ihrer Nationen, zur Verteidigung der Frei-
heit cared der Demokratie. Sie warm nach
Paris gekommen, um ihre Krafte zu ver-
wirtsehaftiiche, soziale cared vor ahem poli-
tische cared kulturelle Entwicklung statt-
gefunden hat, daB ihre demokratischen Be-
wegungen heute zu entscheidenden Fakto-
ren im Kampf fur- Frieden cared Demokratie
geworden Sind. Zu ihnen gehort die grdfie
Frauenorganisation der jungen Republik
Vietnam cared die Association der Frauen in
den befreiten Gebieten Chinas mit 20 Mil-
lionen 1Vlitgliedern. Alle these Organisa-
tionen stehen aktiv in der demokratischen
Aufbauarbeit ihrer Lander cared arbeiten fiir
die Gleichberechtigung der FraueYi. In
einer Reihe von Landern wie Jugoslawien,
Polen cared anderen, in denen Sie staatliche
Unterstutzung haben, helfen Sie, moderne
so~ziale Institutionen, wie Beratungsstellen,
Kindergarten cared -heime zu schaffen, die
Frauen fur qualifizierte Berufe zu schulen
cared ihnen den Weg zur Kultur cared Bildung
zu erschlieRen.
In der IDFF sired auch Frauen aus solchen
Li;ndern vertreten, in denen noch um
Gleichberechtigung cared Demokratie ge-
kampft wind. So vor allem die Spanierin-
nen, die Griechinnen, die Portugiesinnen
cared die Agypterinnen. Wir wollen fiber die
Arbeit der einzelnen nationalen Organisa-
tionen noch in besonderen Artikeln be-
richten.
Die IDFF hilft
In den zwei Jahren ihres Bestehens hat
die IDFF eine gewaltige Arbeit geleistet.
Im Vordergrund dieser Arbeit stand der
Kampf um den Frieden. Noch Sind die
Trummer des zweiten , Weltkrieges nicht
Beendigtmg der Kriege in G*_+fechenland,
China, Indonesien cared Vietnam..
Vor ahem abcr hat sie dem republikani-
schen 5panien geholfen. Ihre nationalen
Organisationen fiihrten iiberall groBe Ver-
sammiungen gegen die Franco-Regierung
durch. Sie sammelten Geld, Leben~mittel
cared Kleidung fiir die spanischen Frauen
cared Kinder cared die vom Franco-Regime
Verfolgten. Die IDFF sandte eine Inter-
nationale Juristinnenkommission nach Spa-
nien, die der Welt fiber die grauenhafte
Lage der von Franco Verfolgten einen
Bericht gab cared in mannigfaltiger Weise
Beistand organisieren konnte.
Internationaler Kinderioud
Ureter den vielen Aktivitaten der IDFI+
wollen wir noch ihre groBe Hilfstatigkeit~
fur die Kinder erwahnen. Der Krieg hat
unendliches Leiden fiber die hilflosen Kin-
der vieler Nationen gebracht. In China
gibt es 15 000 000 Kriegswaisen. In alien.
Landern, in denen der Krieg gewutet hat,
waren die Kinder halb verhungert, krank,
verwahrlost cared ohne die primitivste Klei-
dung, cared bis heute ist des groLie Kinder-
elend noch nicht iiberwunden. Die IDFF
fiihrte mit ihren nationalen Organisationen
eine Internationale Kinderhilfswoche durch
cared rief auch zur Schaffung eines inter-
nationalen Kinderfonds auf. Eire solcher
Fond, an dem sick die verschiedenen Re-
gierungen wie auch freiwillige Spender
beteiligen, wurde von der UNO geschaffen.
Der Sekretar der UNO, Trygve Ise, hat
die Organisation aufgefordert, sich an der
Arbeit diesel Fonds zu beteiligen.
einen zur Sicherung des Friedens cared zum
Aufbau einer neuen demokratischen Ord-
nung in alien Landern der Welt. 5o wurde
die Internationale Demokratische Frauen-
foderation gegriindet. Die in der IDFF zu-
sammengeschlo.ssenen Frauen wirken fiir
die sndgiiltige Ausrottung des Faschismus,
die Sicherung des Friedens cared eine demo-
kratische Ordnung in der ganzen Welt, fur
Mitglied der UNO
Die Internationale Frauenorganisation
hat die Forderung auf Zulassung zur UNO
erhoben. Sie ist bereits mit beratender
Stimme in zwei Ausschiissen der UNO
tatig, cared zwar im sozialen cared im okono-
mischen AusschuB. Louise Doaanemann
die Gleichberechtigung der Frau cared ein
gliickliches Leben unserer Kinder.
48 Lander
Hecate umfaRt die IDFF 88 Millionen
Frauen aus 48 Landern, canter den nationa-
len Organisationen Sind folgende:
Der Verband der franzosischen Frauen,
der mit den Friedenskomitees 2 Millionen
Mitglieder zahlt, der Congress of Ameri-
can Women mit 400 000 Mitgliedern, die
polnische Frauenliga mit 500 000 Mitglie-
dern, die rumanische Frauenfoderation,
die Antifaschistische Front jugoslawischer
Frauen mit 3 Miliionen Mitgliedern, die
ungarische Frauenfoderation, die Nationale
Front tschechoslowakischer Frauen. Alle
these Organisationen umfassen Frauen der
verschiedensten demokratisehen Parteien
cared parteilose Frauen. Die russischen
Frauen vertritt des Antifaschistische Komi-
tee der Sowjetfrauen. In England Sind sechs
wichtige Frauenorganisationen angeschios-
sen, canter ihnen die Wissenschaftlerinnen
cared zwei andere Gewerkschaften. Vertre-
ten in der IDFF rind auch Frauen jener
Lander des Fernen Ostens, in denen in den
beiden letzten Jahrzehnten eine so rapide
hinweggeraumt cared schon sprechen Staats-
manner von der Moglichkeit eines neuen
Krieges. Die Nachrichten von der Arbeit
an der Atombembe cared anderen schreck-
lichen Waffen beunnihigen cans tief. Die
IDFF setzt sich durch ihre nationalen Or-
ganisationen cared mit ihrer zentralen Kraft
fur die Herabminderung der Riistungen
cared fur dal Verbot der Atombombe ein.
Sie setzt auch ihre grofie Kraft ein fiir die
DIE IDFF SCI~REI~T UNS
Liebe Frauen cared Liebe Freundinnen!
Das Sekretariat hat Eanen Brief vam 10. Dezember erhalten cared dankt Eanen dafur,
Zu diesem ersten Brief mSchten wir Eanen sagen, daft wir Ihnen Behr dankbar sein
werden, wenn Sie cans caber Ihre Tatigkeit so oft cared so regelmafiig wie moglich an!
dem laufenden hasten werden.
Dies wiirde cans . erlauben, unseren nationalen Sektionen niitzliche Informationen zn
gegen cared die Kampagnen zu unterstiitzen, die nach Abbrueh der Londoner Konferenz
ganz besonders in Frankreich, England cared den Vereinigten Staaten gefiihrt werden.
Wir glauben in der Tat, daB dieser Abbruch der offene Ausdruck fiir Verletzung der
gemeinsamen Beschliisse von Yalta cared Potsdam cared dalf die von Herrn Marshall
eingenommene Steliung, die darauf ausgeht, Deutschland in zwei Teile zu spalten, sehr
gefahrlich ist, denn Sie zielt darauf hire, aus ?Westdeutschland" ein Kriegsarsenal fur
ein neues Abenteuer zu machen, dal die Volker cared dal deutsche Volk an erster Stelle
teuer bezahlen wiirden.
Das Sekretariat hat die Absicht, in den Informationen an alle Landessektionen be-
kanntzngeben, deli es in Deutschland demokratische Frauen gibt, die these Gefahr
erkannt haben cared die sich bemiihen, in Deutschland selbst alle demokratischen, d. h.
alle Krafte, die fur den Frieden Sind, zu sammein cared zu organisieren, um so des
gemachte Unheil wieder gutzumachen cared um weitere Katastrophen zu verhindern.
Sie verstehen also die game Wiahtigkeit> die wir unserem Briefwechsei beimessen.
? In der Erwartung, recht bald von Ihnen zu hSren, begriifien wir Sie bestens.
Marie-Claude Vaillant-Couturier, Generaisekretarin
Andree Dutilleul
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~~ ~ ,UNSERE KOMMISSIONEN
die von den USA an die t~etrlebs-Gesundheitsfiirs?r~e
Care-Pakete,
Ruhrbergarbeiter geschidit werden, mussen Der Befehl 234 der Ma6nahmen zur Hebung der Arbeitsproduktivitats-Vorschrift ist
von Deutsdiland rnit Dollar bezahlt werden.
.* einer der wichtigsten Befehle, die in der Ostzone erlassen warden. Er will die Arbeits-
Englische Frauenorganisationen, ureter produktivitat steigern and damit den Wiederaufbau besdileunigen. Das soli in erster
ihnen auch die Lehrerinnen, fiihren einen Linie durch vernunftige Einteilung der Arbeit and durch die Verbesserungen der
groBen Kampf fur das Prinzip: Gleicher Arbeitsbedingungen der Werktatigen geschehen: Wir Frauen des DFD wollen Burch
Lohn fur gleiche Arbeit. Die Labour-Regie- unsere Mitarbei~t bei der Durdifiihrung des Befehls einen groBen Beitrag zum Wieder-
rung stellt sick auf den Standpunkt, daB aufbau leisten, and es wind bereits viol Arbeit in dieser Richtung von unseren Orts-
sie die 24 000 000 Pfund Mehrkosten nicht grnppen getan.
aufbringen konne. Die Frauen aber orga- Die folgenden Ausfiihrungen, die alien unseren Mitarbeiterinnen wertvolle Anregun-
nisieren Deputationen fiber Deputationsn gen geben werden, Sind der Niedersdilag der Arbeit unserer Gesundheitskommission,
and Versammlungen* die ureter dem Vorsitz von Frau Dr. Durand-Wever arbeitet.
Wie Madame Vermeersch van der Inter- Was fordert der -Befehl 234 auf dem auf je 40 bis 50 Beschaftigte ein Bevoll-
nationalen FrauenfSderation kiirzlich in
Berlin berichtete, warden in Frankreich, als Gebiet der Betriebsgesundheits-Fursorge? machtigter. Der Betrieb erstattet ihnen ihre
eine der Bedingungen fur amerikanische Fur die Betriebe von 200-5000 Beschaf- Auslagen. Sie arbeiten ureter Anweisung
Kredite, die Staatssubventionen fur die tigten fordert er S a n i t a t s s t e 11 e n , der Versicherung and Legere regelmaBig
franzosische Automobilindustrie eingestellt. and zwar ~ Rechenschaft uber ihre Tatigkeit vor der
Damit ist die Industrie fast ruiniert. Die bei 200- 500 Beschaftigtenbesetztdurch Betriebsversammlung ab.
groBe franzosische Filmindustrie inuBte zu- Schwestern oder ausgebil- Dies fordert der Befehl, and welshes sired
gunsten Hollywoods ~abgedrosselt werden. bildete Gesundheits - Hel- nun unsere Aufgaben? Die Frauen halten
fer, sick in den Betrieben nosh sehr zuriidi and
Auf die Gefahr der fortschreitenden Infla- bei 500--2000 Beschaftigten auBerdem schalten sich wenig in das game Betriebs-
tion in den USA wies Handelsminister Burch einen nebenamt- leben ein, weil sie an Mitverantwortung
Harriman in seinem Jahresbericht fur 1947 and Mitbestimmung nosh nicht gewohnt
hire. Die Kaufkraft des USA-Dollars hat lichen Arzt,
ihren bisher tiefsten Stand erreicht and be- bed 2000-3000 Beschaftigten Burch einen sired. Das muB reach and reach anders wer-
tragt rear nosh 60,5 Prozent der Kaufkraft hauptamtlichen and den. Wir wollen geeignete Frauen dazu
des Jahres 1939. bei 3000-5000 Beschaftigten Burch zwei anregen, daB sae sich als Gesundheits -
~ hauptamtliche Arzte, h e l f e r i n n e n ausbilden Lassen -wean
Nash jahrelangem Kampf warden Frauen and fur Betriebe mit mehr als 5000 Be- sie Kinder habeas, wollen wir dafur sorgen,
endlich zum gleichberechtigten Stadium an daB die Kinder wahrend der Zeit ihrer
schaftigten Betriebspolikliniken.
der Universitat Cambridge zugelassen. Ob- Diese Sanitatsstellen and Polikliniken Ausbildung vessorgt werden. -Wir wol-
wohl Cambridge diejenige Universitat war, sollen erste Hilfe leisten bei Erkrankungen Len Schwestern veranlassen, in die Betriebe
an der Pionierinnen der englischen Frauen- zu geben, and wir wollen dafur Sorge tra-
bewegung zuerst die MSglichkeit erhielten and Unfallen and, sofern ein Arzt vorl:an- en, daB Krafte, die schon eine gewisse
in besonderen Kursen sich auf die Prufun- den ist, die Kranken ambulatorisr_h Behan- Ausbildung in dieser Richtung habeas, wie
gen vorzubereiten, hat die Universitat bis deln. DRK-Helferinnen and Hebammen, sich fur
heute an einer Reihe van Ausnahmebe- Sie sollen vor a11en Dingen dafur sorgen,
stimmungen fur Frauen festgehalten. daB Erkrankungen vorgebeugt wind, and die Betriebsgesundheits-Fiirsorge vollends
* MaBnahmen treffen, die die Gesundheit ausbilden Lassen. Wir sollten bei der Aus-
Auf einer Pressekonferenz bezeichnete wahl der zur Ausbildung zugelassenen
General Clay die Erklarung des Prasi- der Besdzaftigten schiitzen, ja heben, sie Krafte beteiligt sein and darauf achten,
denten des Wirtschaftsrats, Dr. Erich sollen sich an der Organisation and Kon- daB sie das notige saziale Verstandnis
Kohler, die Lebensmittelimporte warden trolle des Unfallschutzes beteiligen. habeas.
den Deutschen geschenkt, als unrichtig. Die Sie arbeiten eng zusammen mit den Ferner mussen wir dafur wirken, daB in
Bezahlung sei rear aufgeschoben. Die bis- Arbeitsschutzkammissionen and -inspek- den Be~trieben, in denen vorwiegend
herigen Schulden der Bizone belaufen sich, tionen, mit den Betriebsraten, dem FDGB
wie der amerikanische Militargouverneur and den Beratungssarzten der Sozial- Frauen beschaftigt sired, medizinische
mitteilte, bereits auf 1'fz Milliarden Dollar. Krafte mit gynakologischen Kenntnissen
* versicherung.
Die dazu notigen medizinischen Hilfs- eingesetzt werden, damit die Frauen jeder-
Zu Beginn der Ernahrungsdebatte pro- krafte werden Hach den Richtlinien and zeit Rat and Hilfe flnden in den fur sie so
testierten etwa 60 Frauen im bayerischen von den Organen des Gesundheitswesens ?'ichtigen Frauen.
Landtag gegen die schleehte Ernahrungs- Es ist selbstverstandlich, daB unsere
lage. Sie batten auf dem Zuschauersitz zusammen mit den Organen der Sozial-
Platz genommen and erhoben wahrend versicherung ausgebildet. Die Ausbildung Mitarbeit auf alien diesen Gebieten in
der Verhandlungen plotzlich Plakate mit selbst ubernehmen die Organe des Ge- engstem Einverstandnis mit den ortlichen
Aufschriften: ?Wir erklaren uns mit den sundheitswesens, die Kosten die Sozial- and betrieblichen Gewerkschaften erfalgt.
Forderungen der Gewerkschaften einver- yersicherung. Mit diesen zusammen werden wir audz
Standen" - ?Den Satten Belahnungen, den Neben diesen Sanitatsstellen and Poli- fur freundliche Speiseraume, Liegemog-
Hungernden Versprechungen" - ,Die Ge- kliniken, die rein medizinische Aufgaben lidikeiten fur Frauen, vorbildliche, reach
sundung unserer Kinder ist gefahrdet". habeas, gibt es in Zukunft in den Betrieben besten Grundsatzen moderner Ernahrung
B e v o 11 m a c h t i g t e der S o z i a 1- arbeitende Werkkiichen, Einrichtung von
Gedenktage der Frauenbewegung v e r s i c h-e r u n g". Sie klaren die Ver- Stillstubea, Vermehrung der Werkskrippen
M a r z : sicherten uber die Bestimmungen der and Kindergarten and Schaffung von Er-
5.3. 1871: Rosa Luxemburg geboren Sozialversicherung auf and Sind die -Ver- holungsmoglichkeiten ureter gleidizeitider
7.3.1833: Rahel Varnhagen geboren mittler z~vischen Versicherten and Ver- Unterbringung der Kinder sorgen.
13. 3. 1895: Luise Otto-Peters gestorben sicherung. Sie suchen die Erkrankten auf, Besonders wichtig ist, die Doppelbelastung
24.3. 1904: Emma Herwegh, gestorben Burch Familie and Haushalt zu erleichtern
25. 3. 1865: Luise Zietz geboren organisieren die notige Hilfe, arztliche Be-
26.3. 1819: Luise Otto-Peters geboren treuung, Versorgung mit Arznei, wenn Burch SchafEung von Nah- and Flidistuben,
A p r i 1 : notig, Einlieferung in ein Krankenhaus Schusterwerkstatten, von Waschereien and
3.4. 1817: Mathilde Franziska Anneke, Mit- u. dgl. Bei sozialer and wirtschaftlicher Plattereien and giinstigen Einkaufsmoglich-
kampferin von 1848, geboren Notlage sorgen sie fur Hilfe fur den Kran- keiten im Betrieb oder in deesen Nahe.
4.4.1785: Bettina v. Arnim-Brentano ge- ken and dessen Familie. Sie wirken auch Viele Ortsgruppen des DFD habeas in
Boren mit Bei den Vorbeugungsmal3nahmen~egen dieser Richtung bereits VorbildLches ge-
9.4. 1848: Helene Lange, Griinderin der Lrkrankung and Unfallen im Betrieb. leistet, and wir sired iiberzeugt, daB unsere
biirgerlichen Frauenbewegung, Die Bevollmachtigten der Sozialversiche- Organisation einen wichtigen Beitrag zur
geboren Produktionssteigerung and zur Hebung
22.4. 1945: Kathe Kollwitz gestorben - Tang werden von den Versicherten des
26. 4. 1903: Malvida v. Meysenbug gestorben Betriebs ureter Beteiligung des FDGB auf unserer Lebenslage zu leisten imstande ist.
27.4. 1759: Mary Wolstonecraft geboren die Bauer von 2 Jahren gewahlt, and zwar Hedwig Matthias
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D
G~eacbbereehtigun~
der Frau
Der DFD gab zu diesem
folgende Erklarung ab:
Der Vorstand der SPD in Hannover
beschloB auf seiner letzten Sitzung, die-
jenigen Sozialdemokratinnen aus der
SPD auszuschlieBen, die dem DFD an-
gehoren oiler mit ihm zusaminenarbeiten.
antifaschistisch eingestellt, ebenso wie
DFD bewu(it antifaschistisch arbeitet.
nistinnen dem Vorstand angehoren -was
auf Mme. Cotton, die parteilos ist, n i c h t
zutrifft -, so ist damit die Organisation
als solche nicht kornmunstisch, wohl al~r
Verfahren in jeder Ortsgruppe daruber a -
gestimmt, ob ein solcher AnschiuB bean-
tragt werden Solt. Wir wiirden den Ver-
fechtern der Ablehnung empfehlen, einmal
die Statuten der IDFF zu studieren, bevor
Sie dieselbe als kommunistische Organi-
sation stempeln. Selbst wenn Kommu-
Dr. GERTRUD BAUMER
In einem offenen Brief hat der Vorstand
des DFD Stellung genommen zu dem Fail
Gertrud Baumer. Der unmittelbare ? An1aB
war ihre Entnazifizierung dutch den Kon-
trollrat. Zur Diskussion steht dieses trau-
rige Kapitel deutscher Frauenbewegung
seit zweieinhalb Jahren, besonders abet,
seitdem Gertrud Baumer die westdeutsche
CSffentlichkeit belehrt, wie man die Jugend
im demokratischen Geist erzieht. Viele
Frauen, die der friiheren biirgerIcichen
Frauenbewegung in Deutschland nahestan-
den, wiinschen nicht, zur Angelegenheit
Gertrud Baumer Stellung zu nehmen. Sie
empfehlen ein varsichtiges und leises Auf-
treten und glauben, daB sich im anderen
Fall viele Frauen vor den Kopf gestoBen
fiihlen wiirden.
ES ist ein verhaItnismaBig kleiner Kreis,
dem aus friiherer enter Beziehung zu Ger-
trud Baumer Schweigen als gewisse An-
standspf:ucht erscheint - in einem Falle,
der, wie kein anderer, das Elend Deutsch-
lands und seiner geistigen Schichten demon-
striert, und deshalb zur Lehre fiir unsere
jetzige und kiinftige Frauengeneration
dienen sollte. Es herrscht bei manchen Leu-
ten die Auffassung, daB ?Die Frau", welche
G t d Baumer wahrend der ganzen Nazi-
r ru
haben wit Deutschen in dieser Beziehung
gemacht. Und nun soli es nic~-t ausge-
sprochen werden, daB es des Menschen un-
wurdig ist, daB es die Wurel aller Ubel
ist. Von 1914 bis 1918 war Gertrud Baumer
die laute Propagandistiip fur den Krieg.
Auf das scharfste wandte sie sick gegen die
Zumutung, den Krieg als Wahnsinn zu be-
zeichnen, nein, der Krieg war die ?sittliche
Kraft", und wit kiinenn es uns sparen, ihr
Vokabular kriegpreisender Redensarten
hier aufzuzahl~en.
1926, daB weiB jeder, waren diese Tone
nicht mehr angebracht. Wir lesen also:
?Zur Technik kommt die zweite seelen-
feindliche Macht, die den Menschen
knechtet: Der Kapitalismus, die Waren-
wirtschaft" (?Die Frau in der Krisis der
Kultur"). Doch wit gestehen zu, daB man
aus Gertrud Baumers Schriften alles be-
weisen und alles widerlegen kann. Mog-
licherweise hat es Zeiten in ihrem Leben
gegeben, in denen sie Kriege Sffentlich ab-
Iehnte. In den entscheidenden Situationen,
zur Zeit der Kriegsvorbereitung und des
entfesse'~ten Kriegs~vahnsinns, stand sie
tonend, vielschreibend und Tausende beein-
flussend in seinen Diensten. Hatte Sie je-
e
zeit herausgab, eine Art Oppositionsblatt denschaft gekampft wie fur den Hitlerkrieg,
war. Dariiber wollen wit hier nicht debat- dann sake es in Deutschland anders aus.
tieren. Die Artikel der Herausgeberin selbst Es gibt Menschen, die glauben, man
bringen im Marz 1934 die groBe Erklarung konne beides, der Auffassung Sind wit nicht.
?Nicht erst seit gestern und heute", nein, Wir wiirden uns unsere Daseinsberechti-
langst babe Sie im Nationalsozia'.dsmus die gong selbst absprechen, wollten wit dar-
groBen Moglichkeiten gesehen. Wahrend auf verzichten, die deutschen Frauen zu
der ganzen schrecklichen Zeit der Verskla- eigenem Urteil in diesen Fragen zu ver-
vung unseres Volkes steht Sie in ihrem anlassen.
Organ zu Fiihrer und Reich und Hach Aus- ~~ h~+ ~P?tsrhP Frauenfiihrerinnen ge-
w
gliedern die Beteiligung im DFD verbietet. broth des Krieges mit aer aow7eau,~v~, eben -die im Exil weiterarbeiteten und
Die politische Arbeit des DFD besteht im Sind ihre Artikel Dokumente der hem- hoclibetagt starben. Denken wit an Anita
Kampf um den Frieden und um die Einheit mungslosesten und wildesten chauvinisti- Augspurg, Lyda Gustava Heimann, Klara
Deutschlands. So11te dem BeschluB der schen Voiksverhetzung.
Man wendet ein, Gertrud Baumer sei Zetkin. Ihre letzten Worte galten Deutsch-
SPD zugrunde liegen, daB diese Partei eine land, ihre letzten Wunsche der Befreiung
solche Politik nicht befiirwortet? wegen ihrer Zugehorigkeit zur Schrift ; unseres Volkes vom Iiitlerjoch.
Dutch Parteibeschliisse, wie die von tumskammer denazifiziert worden, Sie sei
Hannover, wird die SPD enter den deut- das erleichtere alies ungemein, kein Mit- Nach dem ersten Weltkrieg hat man die
schen Frauen keine neuen Freunde ge- glied der NSDAP gewesen. Kriegsideologen nicht zur Rechenschaft ge-
winnen. Vns s~cheint, daB gerade ihr Beitritt zur zogen. War es ein Wunder, daB der zweite
Die Begxiindung der Ablehnung im An- NSDAP die Lage er'~eichtert hatte. Gertrud Weltkrieg kam? Was an uns liegt, 5d Solt
schluB des DFD an die IDFF zu suchen, , es nicht geschehen, daB ein dritter Welt-
erscheint ens ein Vorwand. Bisher ist ein Baumer verwendet in einer ihrer Schriften krieg entbrennt. In unserem Lande sollen
solcher AnschluB nicht erfolgt, es wird ein Wort von Schopenhauer: Der Mensch
abet zur Zeit, vielfachen Wiinschen der ist das Tier, das sich an alles anpassen diese Leute jetzt verstummen.
kann: Welche schrecklichen Erfahrungen Maria Rentmeister
Frauen entsprechend, reach demakratischebm ~~
Stellung der Frau als Behr unangenehm
empfinden, wenn eine demokratische
Frauenorganisation ihren EinfluB geltend
macht.
Auch wit Sind der Meinung, daB die ge-
meinsamen Ziele Seite an Seite mit dem
Mann erl:ampft werden mussen. Wir be-
c~~eisen das dutch unsere Beteiligung am
VolkskongreB fur Einheit und gerechten
Frieden. Aber wit mussen auch dafiir
sorgen, daB die ?grundsatzliche" Gleich-
berechtigung der Frau, wie Sie die Wei-
marer Verfassung brachte, zu einer tat-
sachlichen Gleichberechtigung wird Davon
Sind wit noch weft entfernt, wie auch
dutch den ParteibeschluB der SPD be-
iesen wird die -ihren weiblichen Mit-
Die Angriffe, denen der DFD in letzter
Zeit . ausgesetzt ist, beweisen, daB er sicl]
im Laufe seines noch nicht einjahrigen
Bestehens einen Platz auf der polit schen
Biihne Deutschlands erobert hat.
Die lilteren von uns erinnern sich noch
an den Paragraphen des PreuBischen Ver-
einsgesetzes, der denjenigen Vereinen, die
in Versammlungen politische Fragen er-
brtern, verbietet, Frauen, 5chiiler oiler
Lehrlinge als Mitglieder au~fzunehm~en.
So sired wit keineswegs erstaunt, daB
Parteien und Personlichkeiten, die sich
Stolz riihmen, seit 100 Jahren dieselben
Ziele zu verfolgen und ihr Parteipragramm
seit 50 Jahren nicht geandert haben, trotz
der prirzipiellen Anerkennung der Gleich-
Offener Brief des DAD an Frau Dr. Gertrud Baumer
Die Nachricht fiber Ihre Entnaziflzierung,
die in diesen Tagen dutch die Zeittmgea
ging, hat uns einen tiefen Schock versetzt.
Viele Frauen schen auch in Ihnen ein
Opfer des Hitler-Regimes, als Sie 1933 von
Ihrem Posten entlassen worden. Die lilte-
ren, die heute aktiv in der jungen demo-
kratischen Frauenbewegung mitarbeiten,
haben sich erst dutch die iiberwaltigende
Fiille von Beweisen ven Ihrer kriegsfreund-
? lichen Haltung iiberzeugen Lassen und sich
sdiweren Herzens daze entschlieBen mussen,
nicht nor innerliCh, sondern auch In der
tlffentlichkeit von Ihnen abzuriicken. Tief
enttauscht Sind wit dutch die Haltung, die
Sie wahrend des Krieges und reach der
Kapitulation eingenemmen habexi. Sie, Frau
Dr. Gertrud Baumer, batten, wie keine
andere Frau in Deutschland, die Moglich-
keit, EinfluB auf die Frauenwelt zu ge-
winnen und schon in den Jahren, die der
Machtergreifung vorangingen, aufklarend
und kampfend gegen den Nationalsozialis-
mus anzugehen, denn Ihr Name war weft
fiber den Kreis der intellelituellen Frauen
hinaus fur Deutschland und fiir das Aus-
land ein Begriff der politisch tatigen deut-
schen Frauen geworden.
Sie waren Mitgli~ed des Reichtages seit
1919. Sie haben in jahrelanger Zusammen-
arbeit mit Friedrich Naumann an dem
Aufbau einer deutschen demokratisrhen
Partei mitgearbeitet. Sie waren eine der
wenigen Frauen, die poiitische Schulung
und politische Bildung besaBen.
Ihnen verdanken wit die grundsatzliche
Frauen wie die verstorbene Else Liiders,
wie Frieda Radel, Prof. Paula Hertwig und
Dr. Durand-Wever, die an der Spitze des
DFD stehen, Sind fur uns'.ieine ?Aushange-
schilder", sondern Menschen, die aus einer
langen Lebenserfahrung tierces begriffen
haben, daB nor der ZusammenschluB alter
Schichten und aller Weltanschauungen der
Welt den Frieden sichern kann, der Zer-
splitterung entgegenarbeitet und die Ein-
heit Deutsrhiands als Grundbedingung fur
die Befriedung derWelt erreicht werden muB.
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Reform des Madchenschulwesens. Warum
Sind Sie nicht konsequent geblieben?
Warum haben Sie das, was Sie damals bei
Ihrer Madchenschulreform angeregt and
angestrebt haben, die Erweckung des Ver-
antwortungsgefuhls der Frau gegeniiber
Volk and Familie, nicht in Ihrem eigenen
Leber durchgefiihrt?
Wie konnten Sie, die Sie im VSlkerbund
tatig waxen, einer Hitler-Krieg befiirwor-
ten and Frauen zur Mitarbeit dafiir auf-
rufen?
Warum haben Sie nicht, als man Sie
1933 aus Ihrer Position als Ministerial-
ratin ausschaltete, die Frauen and Madchen
aufgerufen, Front zu machen gegen den Un-
geist des Nazismus? Sie haben dock, eben-
so wie wir anderen, schon damals gewuBt,
daB eines der Prinzipien des ?Dritten
Reiches" die Ausschaltung der denkenden
Frau rein muflte and ~viirde.
Sie haben eine An~ahl wertvoller Bucher
Erzieherin~len rtes DFD fordern
Lehrwerkstatten and Lehrlingsheime
In der Arbeitskommission ?Erziehung"
des DFD beschaftigen sick die I,ehrerinnen
der Grundschule and der Oberschule, Schul-
ratinnen and Neulehrerinnen, Kinder-
gartrierinnen *.md HeimleiterinnPn eemein-
sam mit den Problernen der Berufs- and
Fachschulen Die Sorge um die Jugend, die
in Gefahr steht, abzugleiten, bewegt sie
besonders. Sie sehen in der Berufsschule
ein Mittel, die Jugend davor zu bewahren
and fordern deshalb als besonders vor-
dringlich die FSrderung urd den Ausbau
der Berufsschule zu einer Statte, die nicht
nur Fachkenntnisse vermittelt, sondern die
den jungen Menschen zur Allgemeinbil-
dung verhilft and erzieherisch auf sie ein-
wirkt. Damit die Berufsschule die so wich-
tige Aufgabe besser als bisher erfiillen
kann, fo~derten die Erzieherinnen des DFD
die Einrichtung von Lehrwerkstatten and
Lehrlingsheimen, also allmahlichen t7ber-
gang zur Berufsfachschule. Sie werden ihre
Forderung der DV-Volksbiidung vorlegen
and in ihrem Wirkungsbereich rich dafiir
einsetzen, daB alle Moglichkeiten aus-
geschopft werden zur Hebung and zum
Ausbau der Berufsschule.
geschrieben. Hier lag Ihre Begabung, bier
lag vine Aufgabe fiir Sie. Aber warum
haben Sie wahrend der gleichen Zeit sick
schriftstellerisch and rednerisch fiir den
Faschismus eingesetzt?
~'Vir machen Ihnen, Frau Dr. Gertrud Bau-
mer, deshalb die schwersten Vorwurfe,-weal
-Sie kraft Ihrer Stellung es in der Hand ge-
habt batten, beizutragen zur politischen Er-
weckung der Frau and nicht nur der Frauen,
denn Ihr Wort wurde ebenso von Mannern
wie von Frauen gehSrt. Sie als Reichstags-
abgeordnete and Delegierj;e beim Volker-
bund batten durch Ihrer Einblick in die
Internationale Politik friiher als andere die
Gefahren einer Heuer Krieger erkennen
and abwehrend Stellung nehmen mussen.
Die fortschrittliche deutsche Frauenwelt
betrachtet Sie als eine der enttauschendsten
Erscheinungen and kann Ihnen keinerlei
fiihrende Rolle mehr zuerkennen.
Berlin, den 10. Januar 1948
hingewirkt, daB eine zweckmaBige Vertei-
lung der Nahmaterialien im Interesse der
t~,?erktatigen Bevolkerung erzielt wird, die
vox ahem auch eine Entlastung der berufs-
tatigen Frau bedeutet. Der Antrag liegt
auch im Sinne des Befehls 234.
Ein weiterer Antrag an die Volkskontroll-
kommission behande~t den Ausbau and die
Vervollkommnung von Schuhmacherwerk-
statten fur die Potsdamer Schulkinder. Die
bisher bestehende Werkstatt ist nur als
Teillosung dieser Frage zu betrachten. Die
Belieferung der Werkstatt mit Rohmate-
rialien war bisher vie! zu geringfiigig and
muB erheblich verstarkt werden. Der DFD
betont, daB im Interesse der Gesundung
unserer Wirtschaft Mittel and -Wege ge-
funden werden mussen, ausreichendes Ma-
terial aus dem legalen Versorgungsplan
zur Verfiigung zu stellen.
DFD-Frauen
beeinflussen Produktiansplanung
Berlinerinnen
bauen den DFB auf
Unmittelbar nach der Genehmigung des
DFB begannen die vorberedtenden Komi-
tees in den 20 Bezirken Berlins ihre VVerbe-
tatigkeit aufzunehmen and alles fiir die
Vorbereitung der Griindungsversammlun-
gen der Bezirksverbande in die Wege zu
leiten. Im Januar fanden bereits zahl-
reiciie Werbe- and Stadtteilversammlungen
statt, fur den Februar waxen 28 groBere Ver-
anstaltungen angesetzt, darunter zwei zen-
trale kiinstlerische Veranstaltungen, die
unter dem Titel ?Berlinerinnen
h e u t e" im GroBen Sendesaal des Berliner
Rundfunks stattfanden.
Bis Ende Februar batten alle Bezirke
ihre Grundungsversammlungen durch-
gefiihrt, ihre Vorstande gewahlt and die
Arbeitsgruppen konstituiert. Die meisten
Bezirke konnten auch schon Biiros eroffnen
and viele planer eine Bezirksberatungs-
stelle aufzumachen.
Zu tausenden stromen die Frauen in die
Organisation. So grog ist der Zuwachs an
Mitgliedern, daB die Sale fur die ersten
Mitgliederversammlungen haufig nicht aus-
reichten, well sick die Zahl der Mitglieder
in der Zeit bis zum Tage der Versammiung
verdoppelt hatte.
Die Griindungsversammlung fiir das ge-
samte Berlin flndet vom 5. bis 7. Marz im
Deiltschen Theater statt. Dort wird auch
der Vorstand gewahlt werden.
Beim Berliner Vorstand des DFB, dessen
Biiro sick vorlaufig Berlin C 2, IvTeue Griin-
straBe 17, befindet, wurden zentrale Fach-
kommissionen errichtet fur gesundheit-
liche, erzieherische, kulturelle, juristische,
sozialpolitische, wirtschaftliche, Presse-
und Rupdfunkfragen.
Der DFB will sick vox ahem den Fragen
des Berliner Sffentlichen Lebens widmen,
mit Aufinerksamkeit die Tatigkeit des
Stadtparlaments verfolgen and zu alien Er-
eignissen Stellung nehmen, die die Frauen
besonders betreffen. Der DFB will die
groBe kulturelle Bedeutung der Berliner
Frauen in den Vordergrund stellen durch
Bute kulturelle Veranstaltungen, Vortrage,
Ausstellungen usw., denn Berlin besitzt
talentierte and schopferische Frauen in
einer Zahl wie sie wohl keine andere Stadt
Der Landesverband des DFD ~randen- ~ Deutschland aufzuweisen hat. Der DFB
burg fiihrt z. Z, eine. Kampagne gegen die ist sick bewuBt, daB er die Frauenorgani-
Herstellurg von iiberfliissigen Masser- cation der Hauptstadt Deutschlands werden
giitern durdl. ?Warum", so sagte man uns muB. Eva Kolmer
Demokratischer Frauenbund
an den Volkskontrollausschu:3
Der Demokratische Frauenbund Deutsch-
lands, Landesleitung Brandenburg, hat an
den VolkskontrollausschuB Potsdam einen~
Antrag gestellt, der sick auf die Verteilung
von Nahmaterialien bezieht. Der DFD tritt
dafiir ein, daB Nahgarn, Stopfgarn, Nah-
maschinennadeln and Stoffabfalle aus den
Textilfabriken dafiir verwendet werden, in
den GroBbetrieben Nah- and Flickstuben
einzurichten and die ~in den Ortschaften
and in den Stadten durch den DFD ge-
schaffenen Nahstuben welter aufzubauen,
damit sie in der Lage sind, die kleineren
Betriebe zu betreuen. Die geplante Zutei-
lung des anfallenden Materials direkt an
Betriebsangehorige soffie nur in Behr gerin-
gem Umfange vorgenommen werden, well
durch die Betreuung der Werktatigen durch
die Nahstuben ein vie! groBerer Personen-
kreis erfa[lt wird.
Durch den Antrag des DFD wird darauf
im =Potsdamer Landessekretariat, ?mussen
Spitzenkragelchen and Schleifchen her-
gestelit and fiir teueres Geld verkauft
werden, wenn es an notwendigsten Nah-
und Stopfmitteln fehlt? Warum sind die
Schaufenster voll mit teueren kunst-
gewerblichen Giasern, wahrend die Haus-
frau sick kein Wasserglas kaufen kann?"
Die Ortsgruppe Strausberg, die den An-
fang mit der Kampagne machte, hat nicht
nur die Frage in der lokalen Presse zur
Diskussion gestellt, sondern auch an die
Betriebsrate der entsprechenden Betriebe
appelliert.
Frauentagung
des FDGB and DFD in Erfurt
Die erste gemeinsame Landesfrauen-
tagung des FDGB and DFD in der sowje-
tischen Besatzungszone fand in Erfurt statt.
?FDGB and DFD haben die gleichen
Ziele!" erklarte die Landessekretarin des
FDGB Thuringen, ?der geistigen Um-
erziehung der Frauen and der restlosen
Verwirklichung der Gleichberechtigung.
Belden Organisationen komme ferner eine
besondere Aufgabe bei der Wiedergewin-
nung der deutschen Einheit zu."
In der EntschlieBung verpflichten rich
die Teilnehmerinnen der Tagung zur rest-
losen Erfiillung des Befehls 234. Begabte
Arbeiterinnen sollen auf Koster der Be-
triebe zu Technikerinnen, Ingenieuren and
Betriebswirtschaftlern ausgebildet werden,
In Betrieben, die Frauen beschaftigen,
sollen besondere Ausschiisse unter Beteili-
ggu~ng von Mitgliedern des DFD zur sozialen
$etreuung der Arbeiterinnen gebildet wer-
den. Vorgesehen ist welter eine Heran-
ziehung von Frauen zur Volkskontrolle and
zur Produktionskontrolle. Bis zum 1. Marz
sollen alle Betriebe auf das Vorhandensein
Oder die Moglichkeit zur Schaffung von
Werkkiichen, Kindergarten, Sanitatsstuben,
Nahstuben and Waschkiichen iiberpriift
werden.
Verantwortliche Redakteure: Maria Weiterer and
Louise Dornemann. Satz and Druck: (13) Ber-
liner Verlag GmbIi., Berlin W 8, JagerstraBe 10!11.
Lizenznummer 276
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BERLIN ? 1. JAHRGANG ? RREIS 20 PF.
Uemokratischer ~auenbund ~Deutschlan~
Redaktion n. Verlag: Demokmttsehsr Frauenbund Dsutsddands, Berlin W B, Unterdsn Linden 67 ? Tdn @0018, App.3039? AbonnsnxMspteis: Visrte113hr1. b.60 RM zuzgl Postpebuhr
Bankkonto: Proviniiolbank der Maur Brandenburg, Konto 8573 Postsehedckontor Berlin Nr.88620, Demokratiuher Frauenbund Deutuhlonds, Berttn W 8, Unter dui Lindenb7 NR.'
i
. fur Bundes-:Aus~chui3stzung
v~ ~. n~,~wlt~v~`, >l. v~~~>ma~e ~ n~
Der DFD blickt auf ein Halbjahr seiner
Tatigkeit zuruds..Man erwartet mit Reelit von
uns einen Rechenschaftsbericht dariiber, was
wir bis jetzt getan haben.
Verstandlicherv?eise ist ein grol3er Teil
unserer Kraft erst"'binmal Organisationsfragen
gewidmet gewesen. Wir konnen auf diesem
Gebiete uber einen gewissen Erfolg berichten,
dens wir haben heute 5 Landesgruppen, 149
Kreisgruppen mlt zusammen 242 544 Mitglie-
dern in der Zane; diese Mitgliedsdlaft setzt
sick zusammen aus: etwa 60 % Parteilosen,
etwa 30~'o SED- and etwa 10 ?le CDU- and
LDP-Mitgliedern. Wir haben all;o das erreicht,
was uns in erster Linie erstrebenswert er-
scheint. Namlich, die. politisch desinteressierten
Frauen aufzuwecken and diese' fiir die groBen
Aufgaben des Bundes zu interessieren. Fiir
diejenigen unserer Leser, die sick fiber die
Aufgaben unseres Bundes nosh nicht im Klaren
sind, mochte ich wiederholen, worm dieselben
bestehen.
1. Durc_h _Mitwirkung der Frauen will der
DFD am Wiederaufbau der Iieimat and der
Welt helfen. Kampfen will er fiir die Besei-
tigung des Faschismus and Militarismus. Nur
rider Oberwindung der reaktionliren Krafte
Iiegt die Sidxerung' des FSriedens and der An-
fan~; einer rieuen Zeit der Humai-itRt aril des
Fortschrittes.
2. Die Bildungs- and Wirkungsmoglichkeiten
der Frau, gleicher Lohn fur gleiche Arbeit,
Neugestaltung des Familien-, Ehe- aril Erb-
rechts, diese Forderungen der Frau miissen
garantiert werden.
3. Der DFD will aril wird aufinerksam die
fortschrittliche Entwicklung in Kultur aril Er-
ziehung beobachten, um die Frau empfanglich
zu machen fur das Schone aril Erhabene aril
fur die echten Werte des Lebens.
4. Frauen des DFD bekennen sick zu den
Grundsatzen der Humanitat, zur Achtung der
Persiinlichkeit aril erstreben eine enge aril
fruchtbringende Zusammenarbeit mit den
Frauen alter Nationen.
AnlaBlich der Tagung des Bundesausschusses
am 3. aril 4. Oktober in Berlin, werden -wir
Gelegenheit nehmen, Bericht.zu erstatten uber
die Arbeit in Schulungskursen, wie sie in alien
Landern bereits abgehalten warden and groties
Interesse erregten. Ober die praktische Arbeit
lurch Einschaltung in die Wohnungs- and Er-
nahrungskommissionen, Fiirsorge fur Kinder,
Krarike and Alte, Heimkehrerbetreuung, Um-
siedlerunterstiitzung and dergleichen. Auch
fiber die langsam anrollende Einschaltung der
Frauen. in das Sffentliche Leben werden wir
Rechenschaft ablegen. SoWie fiber die Arbei4
in den Arlieitskommissionen, die gemeinsam
mit dem F;auenausschuB tagen and arbeiten,
wie iiberhaupt .die Zusammenarbeit mit dem
Frauenausschu6 erfreulich and reibungslos
verlauft.
Man hat unsere Arbeit auch vom Ausland
aus beobachtet and nimmt dieselbe so ernst,
daB man den DFD anlaBlich einer Plenum-
versammlung der Internationalen Demokra,
tischen Frauenfoderation zu einer Tagung
nairh Schweden eingeladen hat. Als Delegierte
des bFD sind folgende Frauen dieser Ein-
ladung gefolgt:
Frau Emmi Damerius, eine der stellvertre-
tenden Varsitzenden des DFD, Frau Frieda
Radel, Landesvorstand Brandenburg des DFD,
Dr. v. d. Esch, Stadtarztin, Halie, Frau Maria
Rentmeister, friihet?e Vorsitzende des ZFA
Berlizi..:Frau ~achse, Landtagsabgeordnete in
Thuringen.
Eine Berl'mer Vertreterin konnte nicht mit-
genommen werden, well der Stadtverband
Berlin noch nicht lizenziert ist. Das ist um so
bedauerlicher, weft auf diese Weise eine Win-
terhilfsaktion, die in alien Landern eingeleitet
wurde aril angelaufen ist, in Berlin verschoben
werden muB. Wir hoffen, dab die Genehmi-
gung lurch die Alliierte Kommandankur nosh
rechtzeitig erfolgen wird,. um eine wirklich
wirksame Aktion zur Linderung der Winters-
not in Gang zu brin~Lfi. Denn wir stehen auf
dem Standpunkt, daR unsere Arbeit sick nicht
nur darauf beschranken darf, unsere Mitglieder
mit theoretischem Wiesen fiber Demokratie
auszustatten, sondern daB es unsere Pflicht ist,
ihnen demokratische Hilfsbereitschaft pr$k-
tisch vorzufiihren aril ihnen so das Verstand-
nis fur echte Demokratie naherzubringen.
Delegation des DFD
in Schweden
Die Internationale Demokratische Frauen-
fiideration, deren Delegatian bei ihrer An-
wesenheit in Deutschland Gelegenheit nahm,
die Arbeit der deutschen Frauen aril ins-
besondere des Demokratischen Frauenbundes
fiir den Frieder zu studieren, hat zu einer in
Schweden stattfindenden Exekutiv - Sitzung
eine Delegation des Demokratischen Frauen-
bundes Deutschlands eingeladen.
Die Internationale Demokratische Frauen-
federation wurde von Frauen geschaffen, die
wahrend des Hitler-Krieges aktiv gegen den
Faschismus in alien ,von der Hitler-Armee
besetzten Landern kampften. Sie umschlieBt
die fortschrittlichen Frauenorganisationen aus
42 Landern nit uber 80 Millionen Mitgliedern.
Die Mitglieder der IDFF setzen sick genau so
.aus alien Bevolkerungsschichten zusammen
wie die des Demokratischen Frauenbundes
Deutschlands. Frauen alter Berufe aril alter
politischen Richtungen sind in den der IDFF.
3ngeschlossenen nationalen Organisationen
ertreten.
.Die Internationale Demokratische Frauen-
fSderation ist eine fortschrittliche Frauen-
organisation, die sick um die gmBen politischen
Probleme unserer Zeit kummert. Sie kampft
aril arbeitet fiir die Sicherung des Friedens,
fur die vollstandige Vernichtung der Ober-
reste des Faschismus in alien Landern..Sie
tritt fur die Gleichberechtigung der Frauen
ein. Die sozialen Note der Volker beheben zu
heifer, erscheint allem der IDFF angaschlos-
senen Organisationen ale eine der gmBen Auf-
gaben unserer Tage, vor allem widmen die
Organisationen ihre Aufinerksamkeit den
Kindern in den Landern, fiber die die Furie
.des Krieges hingegangem ist. Dabei wird nicht
vergessen, daB zum Leber der Menschen auch
die Kultur gehiirt.
So wie der Demokratische Frauenbund
Deutschlands eine Organisation ganz neuer Art
ist, eine Organisation, in der eim,e Einheit ge-
schmiedet wurde .zur Liisung der wichtigsten
Probleme der Frauen, so i:st auch die Inter-
nationale Demokratische Frauenfaderation
eine Internationale Frauenorganisation, wie sie
rife vorher bestand. Neu ist vor allem der feste
Wille der Frauen, nit zit entscheiden bei alien
wirhtigen Fragen im Leben der_ Volker.
~IIIIIIIdII11111UdINNIIIIdI1IBIIIIIII1dI101111h811IIN0111BJII101111dII181111dlllllll
3i~ung des
Bundesausschusses
_~
am 3. and 4. Oktober X947
friTlh ~0 Uhr in merlin
~
TAGESORDNUNG:
z. F'
s 1. Obersicht 86er die Entwiddung -' .t
des Bundes -Maria Weiterer
2. Die Frauenbewegung in Deutsch-
land seit 1945 -Barbara v. Renthe ~_
3. Unser Wille zur Einheit Deutsch-
lands -Else Luders ~_
4. Forderungen zur Verfassun~w-
c
~IIIIIUquIIIIIlu1nIIIIIlu1~It111HIIIInInlltllluplllllllllllulallllllulrulllllu/nllllllrr
Die Einheit Deutschlands im
Demokratischen Frauenbund
Van nlVse L~dlers _.~
Auf der BundesausschuBsitzung am 3. and
4. Oktober wird uber unserer ?Willer zur Ein-
heit" gesprochen werden. Wir meinen damit
vor allem die politische aril wirtschaftliche
Einheit, wie sie in den sogenannten Potsdamer
Beschliissen vom 17..Tuli bis ~. August 1945 fur
die Zeit der Okkupation vorgesehen ist. Uns
Frauen liegt aber auch am Herzen, die geistige
aril seelische Einheit zu pflegen, damit wir
lurch die Zonengrenzen nicht innerlich zer-
rissen werden. Wir Frauen wollen keine Phan-
tasten rein, sondern mussen es lernen, Behr
niichtern aril realistisch zu denken. So wissen
wir, daB auchrn unserem Volke verschiedene
Parteien aril Ideolagen in oft sehr sturmischen
politischen Kampfen miteinander ringer, aber
die Sehnsucht nach e i n e m a i~n h e i t-
lichen Deutschland ist bei alien Par-
teien die gleiche. Ebenso finder sick in den
Aufgaben zurBekampfung der Nat gliicklicher-
weise aft die Parteien aril die Vertreter der
verschiedensten Weltanschauungen zu einheit-
lichem Handeln zusammen.
Auch der Demokratische Frauenbund will
einen geistigen Beitrag zur E i n h e i t
' D e u t. s c h l a ry d s leisten. Wir sind zusam-
mengekommen ale Frauen verschiedener Par-
teien aril parteilose Frauen. Wir sind uns be-
wuBt, daB in manchen Fragen der Politik ver-
schiedene. Auffassungen bei den einzelnen
herrschen, aril wo es notig ist, werden wir
versuchen, die Fragen in kameradschaftlicher
Aussprache zu klaren, ohne den HaB aril die
Unduldsamkeit, die leider so oft die Partei-
politik der Manner vergiften. Gerade nit die-
sem ehrlichen, sachlichen Ringer wollen wir
uns ale Anhanger einer echten Demokratid be-
weiseri, denn Demokratie bedeutet' u. a. auch
Achtung vor der PersiSnlichkeit aril der Uber-
zeugumg. Eire vSllig einheitliche Stellung-
nahme herrscht bei uns jedoch in den Haupt-
punkten unseres Programme: Kampf fur den
Frieder; Kampf fiir die wirkliche, nicht nur
nominelle Gleichberechtigung der Frau; das
Ringer um soziale Gerechtigkeit!
Den W i 11 e n zur Einheit Deutschlands
haben wir auch dadurch :bewiesen, daB wir die
friihere Spaltung in eine sogena3tnte ?biirger-
liche" aril eine sozialdemokratische Frauen-
bewegung iiberwunden haben. Wir fiihlen uns
alle ale ?Arbeiterinnen" aril wollen uns nit
den besten Kraften, die uns verliehen sind,
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fur den Wiederaufbau unsexes Vaterlandes
einsetzen.
Unsex W i 11 e z u r E i n h e i t zeigt sick auch
darin, daLi wir suf alle Weise das Zusammen-
gehen mit den Frauen in den anderen Zonen
suchen and fSrdern. Wir haben bereits Mit-
glieder in alien Zonen; wir tauschen alle un-
sere. Rundsdireiben and sonstige Veroffent-
lichungen mit den VerSffentlichungen aus, die
von Vertreter~nnen der Frauenverbandp .in den
anderen Zonen erlassen werden; wir wissen,
daB unsex Mitteilungsblatt in den anderen
Zonen viel gelesen and beachtet wind. Ver-
treterinnen des Demokratischen Frauenbundes
haben aIs Gaate an den-Frauentagungen teil-
genammen, die fur die amerikanische Zone in
Bad Boll, fur die britische Zone in Pyrmont
veranstaltet worden.
Besonders in Pyrmont sired viele wertvolie
Beziehungen sachlicher and personlicher Art
angeknupft and werden auf beiden Seiten
sorgsam weiter gepflegt. Es gibt ein boles
Wort,. das immer nor Unheil gestiftet and
neues Unheil heraufbeschworen hat: ?Willst
du den Friedeaz, so riiste den Krieg." Wir wol-
len diesem fluchartigen Wort ein Segensw~nt
gegeniiberstellen: ?Willst du den Frieden, so
jage dem Frieden nach in der eigenen Brost
and in den eigenen Reihen." 5o haben wir
versucht, im Demokratlschen Frauenbund zu
handeln. Wir suchen die Einheit Deutschlands
in den eigenen R.eihen zu verwirklichen, and
wir leisten Pionierarbeit fur die heiB ersehnte
Einheit!
Appell `
der Gruppe Pasewalk des DFD
Dem Zentralvorstand des ?Demokratischen
Frauenbundes Deutschlands" unterbreiten w-ir
die Bitte, die. Ortsgruppen der nicht zerstSrten
Stadte in Mitteldeutschland ,zu veranlassen,
den Bombengeschadigten and Umsiedlern von
Pasewalk lurch Sammlungen zu helfen. Diese
Menschen stehen zum groBen Teil ohne
irgendwelche eigenen Sachen da. "
Am dringiichsten fehlen:
a) Kiichengeschirr, namentlich Steingutt8pfe
und -schiisseln, Tassen, Siebe, Durch-
schlage, Kaffeemuhlen, Kellen, Quirle,
Kiichenbretter.
b) Kleidung fur Heimkehrer, Erstlingsaus-
stattung, alte Wasche zu Verbandzeug
geeignet, Bettwasche fur Erwachsene and
Kinder, Aufwischlappen.
c) Schuhzeug, Pantoffeln fur Manner, Frauen
and Kinder.
d) Gartengerate, namentlich Spaten.
e) GroBere and kleinere Handwagen.
Die Leitungen werden gebeten, diesen Appell
Frauen arbeiten ehrenamtlich
in den Gemeinden
In Dresden arbeiten 240 Frauen in den
13 Unterausschiissen der Stadtverwaltung.
Ihre Tatigkeit be~chrankt si4h jedoch nicht
auf die Teilnahme an Sitzungen. Viele von
ihnen Sind in den Ausgabestellen fur Bezug-
scheine tatig, andere iiberprufen gemeinsam
mit Angestellten des Wohnungsamtes Wohn-
raume and heifen bei der Beschaffung von
Wohnraum usw.
90 alte Leute beschenkt
Neunzig alte Manner and Frauen worden
von der Ortsgruppe Seidnitz des Demokra-
tischen Frauenbundes eingeladen and be-
schenkt. Man bereitete ihnen ein schmack-
haftes Essen and beschenkte lie mit Gemuse
sus den dortigen St3uebergarten. Diesel ge-
sellige Beisammensein wurde lurch Vortrage
and Lieder zur Laute verschSnt, so elaB die
G~ste das BewuLitsein hatten, daB man in
unserer schweren Zeit auch die Alten nicht
vergil3t. '
Holzgktion in Oberhof!
Als der Demokratische Frauenbund auf-
forderte, sick an der Holzaktion zu bsteiligen,
meldeten sich annahernd 500 Frauen zur Mit-
arbeit. Tin schSner Erfolg! Ein planmaBiger
Einsatz muB jetzt erfolgen. Aber auch eine
Ausiese mu6 getroffen werden! Die Tage da
oben im Thiiringer Wald bedeuten ernste Ar-
beit, bedeuten einige Tage primitiv leben.
Bis Ende Oktober muB nosh viel geschafft
werden. Ein Teil Frauen glaubte, wie uns am
Anfang schon die Erfahrung zeigte, rnan lei
zur Erholung aufgerufen worden! Sie brach':en
sich nette Kleider mit, um abends einmal aus-
gehen zu kSnnen; lino, Tanz, Konzert L sw.
Der Name Oberhof verbindet das schSne Wort
Erholung, die gewiB auch viele notig hatten;
aber nicht im Zusammenhang mit der Holz-
aktion!
Kartoffelspende des DFD
an Berliner Kinderheime
Bereits im Oktober bestand der Plan, auf
einem ehemaligen Sportplatz mit Kleinbaum-
bestand, auf dem bei den Nazis ein Auslander-
lager gestanden hatte, eine Erziehungsanstalt
fur schwererziehbare Kinder, kleine Ein-
brecher and Diebe, wie sie die Nachkriegszeit
in Berlin in Scharen hervorgebracfit hat, ein-
zurichten.
Als ich zum erstenmal das Gelande des
Niederhof, Nikolassee, betrat, gait mein. be-
sonderes Interesse der Frage, wie .und wo
kann man bier fur so viel Kinder -wir
sollten 150 Kinder and 50 straffallige Mad-
chen aufnehmen - zusatzlich Kartoffeln and
Gemijse ziehen. Denn alle Erziehungsarbeit
hangt mehr als man denkt von der Losung
der IVlagenfrage ab. Und so haben wir erstens
Baume gerodet and zweitens unsere Augen
nach Saatkartoffeln umherwandern lessen.
Als es schon gent aussichtslos erschien, auch
nor. eine Kartoffel zu Saatzwecken sufzu-
treiben, rief eines Tages fiber dal Telefon
eine ?giitige Fee" bei uns an - ungebeten,
wie Feen zu tun pflegen -and fragte uns,
ob wir vielleicht Saatkartoffeln haben moch-
Vorstandssitzung
2. Oktober 1947
Tagesordnung:
1. Vorbereitung der Bundespus-
schuf3sitzung am 3./4. Oktober
2. Verschiedenes
ten: Wir mochten von Flerzen gern. Und auf
die Frage, wieviel wir brauchen kSnnten, ant-
worteten wir bescheiden, ob wir wohl einige
Zentner haben diirften. Ja, wir diirften, sagte
die Fee. -Und eines Tages erschien auf un-
serem Hof ein Fuhrwerk mit einem Begleit-
schreiben des Demokratischen Frauenbundes,
daB bier 20 Zentner Kartoffeln zu Saat-
zwecken angeliefert worden, and daB wir irr}
Herbst die gesamte Ernte all Ernahrungs-
zuschuB fur unsere Kinder betrachten konn-
ten. Das waxen Kartoffeln and dos war, eine
Freude! Damals hatten wir nosh keine Kin-
der, and so begaben sick die zwei Erzieher,
die schon da waxen, an die Arbeit and
pflanzten Kartoffeln, wo Land vorhanden
war, and unsere Wachter fallten Baume, wo
nach unserer Ansicht auch Kartoffeln wachsen
worden. Als die Kinder kamen, halfen lie
nosh die letzten Kartoffelri in die Erde brin-
gen. Sie freuten sick, all -die exsten Bl~tt-
knospen aus dem Bolen sprossen. Eimge
gingen taglich nachgucken, and lie hackten
die grog ins Kraut schieBenden Kartoffeln
eines Tages ohne Auftrag all Uberraschung
fur uns. Und all unsere Hoffnung ist, daB lie
sie im Herbst nic3it ohne Auftrag ausbuddeln,
um etwa beim Urlaub fur Muttern eine Mahl-
zeit Erdappel all Einstand auf den Tisch zu
legen. Lacheln .Sie nicht, darauf rechnen wir
mit Sicherheit. Aber haben Sie keine Angst,
wir pollen auf! e
Wir werden nicht versaumer#, den Kindern
zum BewuBtsein zu bringer, daB eine groBe
Organisation voa Muttern es war, die ihnen
dazu verhalf. Und ich glaube wool, daB
der Demokratische Frauenbund damit ein
Stiickchen Versohnungsarbeit an der Jugend
getan hat, denn die Jugend betragt sick nicht
znletzt ungesetzlich and eigensinnig aus einem
guten Stiick Verachtung fur die altere Ge-
neration, die sie in Hunger and Not ge-
fiihrt hat.
Wir mossen mit alien unseren Handlungen
um das Vertrauen der Jugend ringen, ehe es
ganz zu spat ist. Dazu gehort, daB wir ihren
Hunger stillen, sie kleiden and ein gegen-
seitiges Vertra'lien in ihre Herten pflanzen.
Frau Engel, Leiterin des Kinderheims
Nikolassee.
Kontakt zwischen Alt- -
und Neubiirgern lurch den DFD
Der Ort Habeiich, "lessen DFD-Orts-
verband sick groBtenteils aus Mitgliedern der
CDU and der evang. Frauenhilfe zusammen-
setzt, ist Behr lebendig and eifrig in der
Arbeit. Die Zusammenarbeit aller Frauen ist
eine sehT Bute, die Versammlungen Sind sehr
gut besucht, and die sozialen Aufgaben des
Ones werden von den Frauen des DFD
fabelhaft gemeistert.
Zur Freude and Erbauung der neu zu-
gewiesenen Fliichtlinge veranstalteten die
Frauen des DFD eine Fahrt mit dem Auto
(Gas) nach dem Kyffhauser. Die Fliichtlinge
worden. aus Spenden der DFD-Frauen den
ganzen Tag bekostigt and abends nach einer
Feierstunde verabschiedet. Das Verhaltnis cer
Alt- and Nettbiirger ist dadurch gleich ein
gutes geworden and fur den DFD war diese
Fahrt eine Bute Propaganda.
Kinderfest im Heimkehrer-
Lager Engelsburg
Am 19. Juli 1947 traf bei uns im Heimkehrer-
lager Engelsburg ein Transport mit Fliicht-
lingen aus Danemark ein. Er brachte unter
anderem die beachtliche Zahl von 246 Kin-
dern mit.
Wir nahmen uns vox, diesen Kindern lurch
ein Kinderfest eine Freude zu bereiten: Die
Kinder selbst haben mit unermudlichem F1eiB
in tagelangem Bemuhen zum Gelingen des
Kinderfestes beigetragen, indem lie, aus bei
uns in t7berfiille bliihenden Katzenpfotchen
Kranze and Girlanden gewunden haben,
Volkstanze and sportliche Leistungen ein-
iibten. Aber auch die Miitter hatten ihre Vor-
bereitungen zu treffen, indem lie nosh einmal
die Festtagskleider der Kinder aus denKoffern
hervorholten and diese sorgfaltig biigelten.
Kurzum, jeder der Hach Engelsburg kam,
merkte, daB in Engelsburg eine erwartungs-
volle, freudige Atmosphere herrschte.
Fiir die meisten der Kinder war es dal erste
Kinderfest, welches sie zniterleben sollten.
Fur uns, die wir dos Fest veranstalteten,
brachten die Vorbereitungen groBe Sorgen mit
Bich, denn wir wollten uns nicht mit der Wiese
voller Blumen begniigen, sondern wollten den
Kindern auch etwas Besonderes bieten. Dank
der Unterstiitzung lurch den Demokratischen
Frauenbund Deutschlands and die Markische
Volkssolidaritat Templin ist es uns denn ge-
lungen, die Kinder mit langentbehrten Kost-
barkeiten zu erfreuen. So worden allein 125 1~
Milch, 10 kg Puddingpulver, 12,5 kg Bonbon,
10 kg Biamalz and eine Anzahl von Spiel-
sachen gespendet.
Es war ein herrlicher Sonnentag and die
Freude hatte ihren H&hepunkt erreicht, all
Bich der Festzug vom Burgtor aus in Bewegung
setzte and denn auf der Festwiese hinter dem
Lazarett, lessen Terrasse wir mit Girlanden
geschmockt hatten. die Spiele and Tanze be-
gannen. Es hatte Bich schon herumgesprochen,
daB es all besondere Y7berraschung Kakao
geben sollte, der uns vom Hilfswerk der evan-
gelischen?Kirche gespendet wurde. So gab es
denn auch bei der Ausgabe einen groBen Jubel
and belle Begeisterung, die anhielten, bis der
letzte Teller mit Pudding, Bonbon and Obst
verteilt war.
Durch die Freude der Kinder wurde dos
Felt zu einem sch6nen Familienfest, and viele
werden voller Dankbarkeit an diesen Tag zu-
ruekdenken.
Obersehwester Arnoirl, Lager Engelsburr
Declassified in Part -Sanitized Copy Approved for Release 2012/02/01 :CIA-RDP83-004158003100090012-4
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In Oberhof in Thurin-
gen ist das ?Fest der
jungen Herzen" festlich
begangen worden. Frau-
en des Demokratischen
Frauenbundes,des Frau-
enausschusses, der Volks-
solidaritat, haben ver-
eint mit der Gemeinde-
vertretung, dieses Fest
so recht mach den}Fierzen
der Kinder ausgestaltet.
Mit einem Umzug der
festlich geschmiickten
.Kinder wurde das Fest
eingeleitet. Schnell ver-
gingen fiir all die Kleinert
? bei lustigen Spielen,
Tanz, Gesang und Musik
die Stunden, bis das Fest
mit einem Wiirstchen-
Essen seinen HBhepunkt
erreichte. Eine Tombola,
bei welcher jedem Kind
ein kleines Geschenk zu-
fiel, beendete d.as Fest.
Gliickliche Kinderaagen
dankten den Veranstal-
tern.
Aktivit~t der Ortsgruppen
Die Ortsgruppe N i e d e r w i e s a hat erst-
malig einen Lehrer fiber das Thema ?Frau
und Schule" sprechen Lassen.
Die Ortsgruppe P l a u e fiihrte im Umsied-
lerlager eine Frauenversammlung durch. Es
waren etwa 250 Frauen anwesend, die es als
dankbar empfanden, daB der DFD ihnen
die heutige Lage klar aufzeigte und.sie in ihr
neues Leben einfuhrte.
Kress GroBenhain:
Der Kreisverband hat entscheidend mit-
gewirkt bei der Sauberungsaktion der Biblio-
theken von faschistischer, kolonialer -und
militaristischer Kinder- und Jugendliteratur.
Hreis Meil3en:
In den 12 Erfassungsbezirken des Kreises
M e i B e n ist im sogenannten ?Siebener-Aus-
schuB" je eine Frau.
Flurschutzgruppen in jeder Gemeinde und
Sondergruppen des Fiurschutzes iiben enter
Mitwirkung der DFD-Frauen ihre Tatigkeit
aus.
An den Schulentlassungsfeiern hat sich der
DFD ebenfalls beteiligt. Eine Mitarbeiterin
verfaBte dazu ein Gedicht.
einen Pudding mit Himbeersaft sowie ein
120-g-Wiirstchen mit Semmel bekam.
Alle Personen fiber 65 Jahre erhielten am
gleichen Tage ein markenfreies, kostenioses
Eintopfgericht.
Der DFD konnte fiir Umsiedler und
Heimkehrer Bettstellen und Decken besorgen.
Fur einen Umsiedler worden Kleider,
Wasche,.. Strumpfe und Schuhe besorgt und
Arbeit vermittelt.
Schona:
Fur 25 unterernahrte Kinder wurde in
bauerlichen Betrieben ein Freitisch fur je
14 Tage besorgt.
Ebenso kummerte sich der DFD um die
Sichtung und Ausgabe der Textilien und
Schuhe.
Hleinhennersdorf:
60 Kinder erhielten 4 Monate Lang ein zu-
satzliches Essen bei den Bauern des Ortes.
10 Kinder erhielten Ferienplatze, aber mit
Gemeinschaftsvenpoleg~ung. DFD .und FA
gehen jede Woche zu den Bauern sammeln,
um den Kindern die Zusatzverpflegung geben
zu konnen.
Hreis Pirna:
Die Ortsgruppe M a x e n hat einen Sonder-
Wacheinsatz gebildet, der die Flurschutzwache
in der Zeit von 11 bis 13.30 Uhr ubernimmt.
27 Frauen haben sich freiwillig gemeldet.
Dieser Wachdienst hat Bute Erfolge ziz ver-
zeichnen.
Die Ortsgruppe S t o l p e n des DFD hat
bis jetzt filr die Schulspeisung 100 Biichsen
mit Friichten und Gemuse eingekocht und
Xpfel getrocknet.
Von 86 Urnsiedlern konnten 61 in Privat-
,quartieren untergebracht werden, wahrend
fur die restlichen 25, die in Gemeinschafts-
quartieren Leben, bis jetzt von den DFD-
Frauen zweimal am Tage gekocht wurde.
$tadt Wehlen:
Ein Kindergarten wurde erSffnet. Etwa
50 Kinder werden von einer , geschulten Kin-
dergartnerin und einer Hilfe betreut.
Durch Vermittlung des DFD erhalten
30 Kir_der je acht Tage Lang einen Mittagstisch
in Privathaushaltungen.
AnlaBlich der 700-Jahr-Feer veranstalteten
die Frauen ein Kinderfest und sammelten
Wochen vorher von Dorf zu Dorf bei den
Bauern, so daB jedes Kind drei. Stuck Kuchen,
Langhennersdorf:
In einem Zeitraum von 14 Tagen worden
etwa 1300 Portionen warmes Essen an die not-
leidende BevSlkerung ausgegeben.
Sebnitz?
DFD und FA haben eine Notstands-
kiiche ins Leben gerufen, in der taglich
1000 Personen ein warxnes Mittagsessen be-
kommen.
Die Brennstoffversorgung fur alte Leute
und Kranke wird von den Frauen m~-itber-
nommen.
Durch Sa~tntnlungen konnten Geschirr, Kle9=
dungsstiicke, Schuhwerk und Topfe aus-
gegeben werden.
Heideman:
Der DFD fuhrte eine Sc'hulentlassungs-
feier im Jugendlieim durch. Die FDJ iiber-
nahm den kulturellen Teil. Durch Samm-
lungen in den b5uerlichen Betrieben beYam
jedes Kind eine Schussel suBe Suppe, zwei be-
legte Brotchen und ein Glas Milch.
Von 63 Umsiedlern konxiten 67 in Privat-
wohnungen untergebracht werden.
11 Heidenauer Kinder fuhren fur 14 Tage
in das Ferienlager Hohenstein.
Verschiedene Bauernhbfe konnten wegem
Mangel an Material nicht fertiggestellt wer-
den. Durch die aktive Hilfe der DFD-
Frauen wurde Baumaterial .fur einen Alt-
und mehrere Newbauern herbeigeschafft.
In der Nahstube worden 119 Snick an
Wasche und Kleidung fertiggestellt.
In der_ Volkskiiche worden 5880 Portionen
an 1003 Personen sowie in Betriebskuchen
373 Portionen an 44 Personen ausgegeben.
Stollberg:
Von den DFD-Frauen des Kreises Stoll-
berg fanden sick 20 gemeinsam mit zwei Be-
trieben zusammen, um sick Beim Ausschachten
des ?Heiligen Teiches" zu beteiligen, wo man
das Problem der Trinkwasserversorgu_ng fur
die Stadt Stollberg losen will.
Hreis Ost-Priegnitz, Hyritz:
Bei der Durchfiihrung der Erntefeste_ be-
teiligten sich die Frauen des DFD in allen
Gemeinden. Fii3? die Umsiedler worden Ver-
steigerungen von Gemuse und anderen ge-
stifteten Produkten veranstaltet. Besonders
Br~diirftige worden beschenkt, die Kinder er-
hielten Kaffee und Kuchen. Der DFD setzt
sich weiterhin dafiir ein, daB die Kleinsiedler
entweder Teilselbstversorger und bei Vor-
handensein von vielen Familienmitgliedern
sogar Normalverbraucher werden. Ferner
stellte der DFD den Antrag auf Abschaf-
fung der zusatzlichen Zwangsarbeiten fiir die
nominellen Mitglieder der NS-Frauenschaft
und der NSDAP. Dem Antrag wurde statt-
gegeben.
Forst:
Soziale Arbeit wird geleistet auf verschie-
denen Gebieten. Jugendkontrollen werden
wochentlicti am Sonnabend. und Sonntag ge-
meinsam mit der Polizei durchgefuhrt, um
Jugendliche unter 16 Jahren dem Tanzboden
fern zu halten.
Iiontrollen mit der Gewerbepolizei svegem
Sauberhaltung der Geschafte und guter La-
gerung der Lebensmittel.
Ferner werden samtliche Bezugsscheine fur
Spinnstoffe, da Spinnstoffe nosh Mangel-
ware Sind, gepruft.
Die Arbeit der Speisung der 900 Kinder
und 900 alten Leute wird von unseren Frauen
gemacht im Verein mit der Markischen Volks-
solidaritat. 160 Kinder werden ciurch die frei-
willige Abgabe von Ziegenmilch betreut. Um
den Schulkindern, die absolut keine Schuhe
haben, einen Bezugschein zu geben, worden
650 Paar Kinderschuhe mach gewissenhafter
Kontrolle ausgegeben.
Geschaftsfuhrend
gez.: Margarete ~9chahn
Warum wird der DFD
in Berlin nic~t genehmigt ?
Der Demokratische Frauenbund Deutschlands
besteht seit dem 9. Miirz d. J. in der Sowjet-
zone. Keine der Begriinderinnen hat auch nor
einen Augenblick damn gedacht, daB es
Schwierigkeiten geben konnte, den Bund auch
in Berlin aufzubauen. Die Vorbereitenden
Komi~ees bestanden in Berlin und haben dort
wie iiberall in der Zone eine aktive Arbeit
geleistet und Tausende von Frauen fur den
Bond interessiert.
In Berlin ist die Genehmigung des Kontroll-
rates notwendig, wenn eine Organisation sich
fiber ganz Berlin erstrecken soli. Wir kSnnen
es nicht gut verstehen, warum win so Lange
auf die Genehmigugg des DFD fur Berlin
warten mussen. Auch die Berliner Frauen
verstehen nicht, warum man ihnen nicht die
MSglidikeit geben will, all die wichtigen Auf-
gaben, die eine Frauenorganisation in unseren
heutigen Zeit hat, zu erfiillen.
Die breite soziale Hilfsarbeit des Demokra-
tischen Frauenbundes, die heute schon in den
Provinzen geleistet wird, die kulturelle Arbeit
und die Arbeit zur Umerziehung der Frauen
zu wirklichen Demokraten, sollte dock den
Kontmllrat bestimmen, nun endlich auch die
Berliner Organisation zu erlauben, Es wire
schbn gewesen, wenn win auf unseren Bundes-
ausschuB-Sitzung diese Tatsache bereits hatten
verzeichnen konnen.
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Die gemeinsamen Arbeitskomrnissionen
des DFD and der ZFA
In Durchfiilirung der Beschliisse von Halle
des ZFA and des DFD sind auch die Arbeits-
kommissionen der Frauenausschiisse gemein-
same Kommissionen.
Es bestehen Kommissionen auf folgenden
Sachgebieten:
1. Kultur
2. Erziehung
3. Rechtsfragen
4. Arbeit and Sozialfiirsorge
5. Volkswirtschaft/Hauswirtschaft
6. Gesundheitswesen
Diese Kommissionen halten alle sechs Wochen
in Berlin regelmaBig Sitzungen ab.
Die Teilnehmerinnen an diesen Arbeits-
kommissionen kommen aus alien Landern der
Zone.
Die Sachbearbeiterinnen halten sick wah-
rend der Anwesenheit den Kommissionsmit-
gliedern zur Verfugung um Auskunfte geben
and selbst Fragen stellen zu konnen. So
lernen sie nicht nur am besten die vielfaltigen
Probleme, die Note, die Unklarheiten in der
Arbeit kennen, sondern sehen auch manchen
Erfolg, spiiren, wie die neue Frauenbewegung
rich nach anfanglich langsamen Vortasten, nun
schon zielbewuBt entwickelt. -Aber auch die
Frauen flnden sick zusammen, jede lernt durch
Erfahrungsaustausch von der anderen. Der
Kreis wird nicht nur immer groBer, sondern
auch immer lebendiger. Auger den Ver-
treterinnen, die die Lander and Provinzen
beider Frauenorganisationen entsenden, neh-
men eine groBe Anzahl Berliner Fachkrafte
an den Diskussionen and der Ausarbeitung
von Stellungnahmen teil. Diese Mitarbeit ist?
eine ehrenamtliche.
Bei den Juristinnen sind es die in Berlin
tatigen Richterinnen, Rechtsanwaltinnen and
Juristinnen, die in den Verwaltungen amtieren.
Die Kommission fur Gesundheitswesen eieht
unter den Anwesenden regelmaBig zahlreiche
Berliner Xrztinnen, eine Tierarztin, eine
Apothekerin, Krankenschwestern, Fiirsorge-
rinnen, Heilgymnastikerinnen Bowie die l~rz-
tinnen aus den Verwaltungen. Leiterin dieser
Kommission ist seit jeher Frau D r. D u r a n d-
W e v e r , die bei der Grundung des DFD zur
ersten Vorsitzenden gewahlt wurde.
Die Kommission Volkswirtschaft/Hauswirt-
schaft erganzt die Vertreterinnen aus den
Landern and Provinzen Burch eine Reihe
praktischer Berliner Hausfrauen, Burch werk-
tatige Frauen aus den Betrieben and Burch
Volkswirtinnen. Leider ist es uns hier nosh
nicht gelungen, regelmaBig auch Bauerinnen
zu den Sitzungsteilnehmerinnen zu zahlen.
In der Erziehungskommission, die sick von
der bisher gemeinsam gefiihrten Kommission
Kultur and Erziehung losgetrennt hat, werden
Kindergartnerinnen, Schulhelferinnen, Neu-
lehrerinnen, erfahrene Padagoginnen and
Schulratinnen hinzugezogen. Das Bestreben,
die~~ssen Kreis .Burch werktatige Mutter zy er-
weitern, muB sehr begriiBt werden.
Ein Behr grol3er Kreis aus Berlin diskutiert
mit -den auswartigen Frauen in der Kom-
mission Kultur. Es sind zum Teil bekannte
Personlichkeiten -aus dem Berliner Kultur-
leben, aus den Redaktionen, vom Film, es sind
Dichterinnen, Schriftstellerinnen, Schauspiele-
rinnen, Rezitatorinnen. .
Dieser Kommission hat der DFD bereits
eine Anzahl neuer starker Krafte zugefiihrt,
die. aktiv in der Kulturarbeit stehen unci die
die Arbeitsfahigkeit der Kommission nosh
wesentlich steigern. Zu erwahnen ist nosh,
daB die FDJ, der FDGB and die Vereinigung,
der gegenseitigen Bauernhilfe zu alien
Sitzungen regelmaBig Vertretungen ent-
senden. Auch die verschiedenen Zentral-
verwaltungen nehmen regen Anteil an unserer
Arbeit. Efn iiberparteilicher Kreis von ins-
gesamt mehr als 300 Frauen findet sick hier
alle sechs Wochen zusammen, in dem sick auch
die jungeren Frauen and Madchen Gehor ver-
schaffen.
Eine Zeitungsreporterin, die unsere Arbeit
in den Kommissionen kiirzlich darstellen
wollte, stellte bei der ersten Unterredung die
Frage: So, da sitzen Sie alle um den griinen
Tisch -and diskutieren, ohne die Meinung der
Masse der Frauen, insbesondere der werk-
tatigen Frauen in Stadt and Land gehort zu
haben,'" oTine zu wissen, wie die Umsiedler-
frauen zu den Zeitproblemen stehen. Ist es
nicht ganz wesentlich fur Sie zu wissen, wie
diese Frauen beispielsweise uber die An-
wendung des ? 218 oder uber die Neugestal-
tung des Nichtehelichenrechtes oder fiber die
demokratische Schulreform denken?
Sie wurde aufgeklart, daB die Vertreterin-
nen der Lander and Provinzen and zwar jetzt
aus beiden Frauenorganisationen, Frauenaus-
schiissen and DFD, die Diskussionen ent-
weder schon in die kleinen Dorfgemeinden
getragen and die Ergebnisse bereits zusam-
mengefaBt in der Aussprache in Berlin ver-
treten, oder daB sie zuriickgehen and die
Probleme in den bei den Landern and Pro-
vinzen bestehenden analogen Kommissionen
besprechen. Von dort gehen Referentinnen in
die Kreise and der Kreis tragt die Diskussion
in die letzte Dorfgemeinde, in der die Bauerin
and die Landarbeiterin, in der die Umsiedler-
frau ihre Meinung sagt and dies geschieht oft
recht Taut, so daB die Gewahr gegeben ist, daB
sie an unserem Tisch, der so Brun nicht ist
wie er scheint, gehort and verwertet wird.
Zwei Beispiele nur von vielen sollen hier
fur die Tatsache sprechen, daB den Kom-
missionen die Fragestellung bald'von drauBen
aus den Dorfern, bald vom Vorstand oder der
Leitung zugetragen wird, oder aus der Arbeit
der Kommissionen selbst sick ergibt. Die Dis-
kussion um den ? 218 flammte in den Dorfern
auf, in denen besonders viele Umsiedler
untergebracht sind. Das ist verstandlich, denn
dort wurde deutlich, daB die Fassung des
? 218 den gesellschaftlichen Gegebenheiten
nicht mehr entspricht. Handelt es sick aber
um neue fortschrittliche Verordnungen, bei-
spielsweise der Deutschen Verwaltung fur
Arbeit and Sozialfiirsorge, oder um Richtlinien
fur die Arbeit der Sexual- and Eheberatungs-
stellen, so tragen wir die Diskussion fiber die
Lander un.d Provinzen in die Kreise and diese
wieder in die Dorfer and wir freuen uns im-
mer, wenn aus der Masse der Frauen neue
Gesichtspunkte dargelegt werden, die meistens
recht beachtlich sind.
Diese Arbeitskommissionen sind Gremien,
die geschaffen wurden zu dem Zwecke, grund-
liche Vorarbeit auf. demokratischer Grundlage
fur endgiiltige Entscheidungen auf den ver-
schiedenen Fachgebieten zu leisten. Oft ergibt
es sick, daB eine Arbeitskommission dem Vor-
stand zur >.Jbergabe an die CSffentlichkeit eine
Resolution empfiehlt. So wurde vor etwa
einem Jahr, angeregt Burch die Arbeitskom-
mission fur Gesundheitswesen gefordert, daB
bei Razzien in den Lokalen nicht nur die
Frauen and Madchen, sondern auch die Manner
sick zur Untersuchung stellen sollen. Die
Resolution verhallte nicht ungehort and war
der An1aB, daB die Technik der Razzien in
dem von. uns geforderten Sinne geandert
wurde.
Samtliche Sitzungen der Arbeitskommis-
sionen werden in ausfiihrlichen Protokollen
festgehalten, die den Vorstandsmitgliedern
and alien an- and abwesenden Mitgliedern
der betr. Arbeitskommission zugehen. Die
Praxis der Arbeit in den Arbeitskommissionen
hat uns gezeigt, daB es zweckmaBig ist, fur
' jedes Arbeitsgebiet ein Programm im voraus
festzulegen.
Es ist eine groBe Verantwortung, die den
Vorstand des DFD and die Leitung des
Zentralen Frauenausschusses den Arbeits-
kommissionen iibertragen haben and zwar so-
wohl zentral als auch im Landes- bzw. Pro-
vinzmaRstab. Der gesamte Komplex von Fra-
' gen, von deren fortschrittlicher Losung die
Neuformung unseres geseilschaftlichen Lebens
abhangig ist, drangt dort zur Behandlung,
sind vorbereitet zur Stellungnahme in der
bffentlichkeit. Wohl debattieren jenseits der
Zonengrenzen oder auch in einigen wenigen
Berliner Bezirken Frauengruppen fiber dieses
oder jenes Einzelproblem. Es geht aber darum,
daB die Gesamtheit der Frauen systematisch
mitbaut an dem Fundament, auf dem ein
neues friedliebendes Deutschland Bich grun-
den kann. Die Arbeitskommissionen haben
die Aufgabe, einen guten Teil der Vorarbeiten
hierfur zu leisten. Charlotte HloB
Aus der Arbeit der
Juristischere Kommission
Die Neugestaltung des
Nichtehelichen-Rechts
Die moralische Grundlage des Biirgerlichen
Gesetzbuches (BGB) ist in vielen Gesetzen
iiberholt and entspricht nicht mehr der Wirk-
lichkeit.
Da wo es sick besonders um die familien-
rechtlichen Gesetze handelt, mug die Frau in
gleicher Weise wie der Mann an der Neugestal_
tung beteiligt rein. Sie steht gleichwertig
neben ihm als Ehekameradin in der Arbeit
wie im offentlicl~en Leben. Diese Stellung mug
gesetzlich unterbaut werden.
Die gesellschaftliche Stellung des unehe-
lichen Kindes muB gehoben werden, es mug
eine geordnete Erziehung haben and seine
wirtschaftliche Lage gebessert werden. Das un-
eheliche Kind mug dem ehelichen Kind gieich-
gestellt werden, ohne dabei die sittliche
Stellung der Ehe anzutasten.
Ein Ansatz wurde schon in? der Weimarer
Verfassung gemacht (? 3121). Man mug der
Zeit Rechnung tragen, daB viele Frauen heute
nicht heiraten konnen and die Zahl der un-
ebelichen Binder vorlaufig nieht sinken wird.
Wahrend friiher die soziale Herkunft des un-
ehelichen Kindes meist nur .in den unteren
Schichten der Bevolkerung lag; so hat die Zahl
in den gehobenen Standen zugenommen. Bio-
logisch gesehen hat ein uneheliches Kind die-
selben Anlagen and Fahigkeiten wie eheliche
Kinder. Erst die sozialen and finanziellen Um-
stande wirken oft nachteilig auf den Charakter
des Kindes and ziehen eine hShere Prozent-
zahl der Jugendkriminalitat nach sick.
Die Rechtkommission hat nun folgende Neu-
gestaltung vorgenommen:
Dire ~e3~tetrl'~ch~e Gewaafi
Der Mutter wird die voile elterliche Gewalt
iibertragen. Das heiBt, daB sie neben dem.be-
stehenden Sorgerecht auch alle anderen Fra-
gen betreffend der Erziehung des Kindes zu
entscheiden hat and Bas Kind gesetzlich ver-
tritt. Allerdings erlangt mit der Geburt des
Kindes Bas Jugendamt des Geburtsortes die
Amtspflegeschaft uber Bas Kind, die sick auf
die W~~hrnehmung seiner Rechte gegenuber
dem VatSer erstreckt. (Klarung der Vaterschaft,
Regelung des Unterhaltes, n~otfalls zw.angs-
weise Beitreibung.) Die minderjahrige Mutter
hat nur die Personensorge. Wenn aber die voll-
jahrige Mutter gewillt and in der Lage ist, die
Rechte des Kindes gegeniiber dem Vater allein
wahrzunehmen, so kann die Amtspflege Burch
Bas Vormundschaftsgericht aufgehoben wer-
den, aber ebensogut bei Bedarf neu beantragt
werden
Bei der heute angestrebten vSlligen Gleich-
stellung der Frau muB ebenfalls eine Unter-
haltspflicht der Mutter gegeben sein. Warum
soil sie nicht wie die Witwe and ehelich allein-
stehende Frau fur ihr Kind aufkommen? Sie
wird so oft von dem Gedanken geleitet: Der
Mann muB zahlen." Selbstverstandlich soli er
seinen festgesetzten Anteil zahlen. Dazu ist
aber erst einmal notwendig:
Dire Tes~ts~tel~Lu~g der V.asbeQS+c~aft
Die Mutter kann zur Angabe des Vaters nidit
gezwungen werden, aber Bas Jugendamt ist im
Interesse des Kindes berechtigt, auch gegen
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den Willen der Mutter den Voter festzustellen.
Hat ein Mann freiwillig oiler festgestellt die
Vaterschaft anerkannt, so kann, solange die-
selbe nicht mit Erfolg angefochten ist, kein
anderer Mann sie wirksam anerkennen. Wie
ist es nun, wenn die Mutter zur selben Zeit mit
mehreren Mannern Umgang pflegte, der so-
genanntenMehrverkehrseinrede,wo-
bei nach gultigem Recht die Feststellungs- and
Unterhaltspflicht des Voters entfallt, was Behr
bequem fur leichtsinnige Manner ist. Das Kind
dann us Sffentlichen Mitteln, wie in RuBland
and ~rankreich, zu unterstiitzen iznd zu
erziehen, entfallt einmal wegen unserer wirt-
schaftlichen Lage, andererseits soli die Stellung
des Kindes gehoben werden. and es Boll sobald
wie moglich bei einem Elternteil aufwachsen.
Deshalb Boll bei mehreren in Frage kommen-
den Mannern ein bestimmter Mann vom
V?ormundschaftsgericht eingesetzt werden. Der
Voter kann mit Hilfe von Blutproben fest-
gestellt werden. Die Hohe des Unterhaltes
richtet sick in erster Linie nach der Lebens-
stellung der Mutter, denn meistens wachst das
Kind bei ihr auf. Dieser Unterhalt umfaBt den
gesamten Lebensbedarf Bowie die Kosten der
Erziehung and Berufsausbildung. Die Mutter
hat einen angemessenen Beitrag dazu zu
leisten. Beim Voter erhSht and verringert er
Bich je nach Vermiigenslage and im Hinblick
auf die Unterhaltspflicht gegeniiber seiner
Frau and den ehelichen Kindern. Es sollen
ouch kiinftig die beiderseitigen GroBeltern bei
Leistungsfahigkeit Unterhalt gewahren beim
Toile beider Elternteile. Wachst das .Kind bei
der Mutter auf, so soll der Voter, abgesehen
von der UnterhaTtspflicht, in keiner Form bei
der Erziehung des Kindes beteiligt sein.
Der Naane
Das Kind tragt den Namen der Mutter, den
diese im Zeitraum der Geburt tragt. Heiratet
die Mutter einen anderen Mann, so kann der
Stiefvater mit ihrer Einwilligung seine Na-
menszuteilung beantragen.
Das Erb~rec!ht
Zum Sch1uB Sind nosh einige Worte caber
das Erbrecht zu Bogen. Viele Frauen.strauben
rich gegen die G`leichstellung des unehelichen
Kindes nicht aus moralischen Grunden; ~son-
dern weil sie das Erbe des efielicheri Kindes
fur gefahrdet ansehen. Es muB abet im Gegen-
satz zum geltenden Recht dem nichtehelichen
Kind ein gesetzliches Erbrecht eingeraumt
werden. Solange abet dos eheliche Giiterrecht
nosh nicht insoweit geregelt fist, daft der Frau
bei Auflosung der Ehe ein Anteil an dem in
der Ehe erworbenen Vermogen zufallt, kann
dem nichtehelichen Kinde nicht 'das voile Erb-
teil gegeb~ werden. Es entsteht hochstens ein
Anspruch in Hohe der Halfte des gesetzlichen
Erbteiles eines ehelichen Kindes. Das Kind soil
abet mit Adoptivkindern and anderen nicht-
ehelichen Kindern zu gleichen Teilen erben
and den ganzen NachlaB, wenn es mit ent-
fernteren Verwandten miterbt. Der Voter fist
nicht gehindert, dem Kinde. nut einen Pflicht-
anteilsanspruch zukommen zu lassen. Hat dos
uneheliche Kind geerbt, so entfallen alle
Unterhaltsanspriiche gegen die Erben fur die
Zeit nach dem Toile. Ruckstandige Unterhalts~
anspriiche mussen von den Erben wie sonstige
NachlaBschulden gezahlt .werden.
Aenderungs -Vorschlag
zum Adoptivrecht
Es hat sick in d?er Praxis .gezeigt, daB ein
Teil des Adoptivrechtes als iiberholt anzusehen
fist. Der juristischen Kommission erschienen
einige Vorschriften besonders reformbedurftig.
Da viele Kinder dutch Faschismus and
Krieg Waisen geworden Sind, .Boll ihnen ein
neues Elternhaus geschaffen werden. Die beste
Hilfe fist Annahme an Kindesstatt, die nach
geltendem Recht erschwert fist. Datum hat die
Kommission das Gesetz~iiberarbeitet and eine
fortschrittlichere and unserer Zeit entspre-
chende Fassung formuliert.
Nash bisfierigem Recht darf~ der Anneh-
mende kein eheliches Kind haben. Es soli
dadurch das Erbrecht des ehelichen Kindes
nicht geschmalert werden, besonders bei Fami-
lierifirmen and Familiengiitern. Ein Schutz
derartiger Interessen scheint nicht mehr ge-
rechtfertigt. Damit dutch Adoption der not-
wendige Unterhaltsaufwand fiir die an-
deren Kinder nicht gefahrdet werde, Boll ein
Adoptivantrag zwischen A n n e h m e n d e n
and A n z u n e h m e n d e n ouch alle materi-
ellen Voraussetzungen nachpriifen and fest-
setzen.
Zeigen sick die materiellen Grundlagen als
unwahr, muB eine Moglichkeit der Anfechtung
des Adoptionsvertrages gegeben sein.
Eine Aufhebung des Vertrages muB eben-
falls moglich sein, wenn die gesetzlichen Vor-
aussetzungen in Wahrheit nicht .vorgelegen
haben. So z. B., wenn ein fur tat erklarter
Elternteil sick wieder meldet (ein heutzutage
nicht seltener Folly. Diese Aufhebung muB
von behordlicher Steue beantragt werden.
Der Kommission erscheint nun das Jugendamt
als die berufene Behorde, um das Fehlen ge-
setzlicher Voraussetzungen geltend zu machen.
Im geltenden Recht muB der, der ein Kind
adoptieren will, das 50. Lebensjahr vollendet
haben. Man ist einmal davon ausgegangen,
daB in diesem Alter mit ehelichen Abkomm-
lingen in den meisten Fallen nicht mehr zu
rechnen ist. AuBerdem muB der Annehmende
unbedingt eine sittliche Reife haben, um sick
fiber seine ubernommene Pflicht voll bewuBt
zu sein. Das Allier ist nun auf Vollendung des
30.. Lebensjahres herabgesetzt, bei einem
Altersunterschied von 18 Jahren. Denn es soli
ja die Herstellung eines wirklichen Eltern-
und Kindesverhaltnisses im Vordergrund
stehen.
Ferner soli das Kind, das von einer Frau an-
genommen wird, stets den zur Zeit der An-
nahme gultigen Familiennamen der Frau
fiihren.
Das Erl~recht ist so geregelt, daB das Adop-
tivkind seine Eltern beerben kann. Auch hies
kann man nicht Bogen, daB ein eheliches Kind
benachteiligt werden muB. Jeder Voter kann
ja sein Kind enterben oiler oafs Pflichtteil
setzen.
Ebenso liegt kein An1aB vat, den, der ein
Kind adoptiert hat, von einer Erbschaft aus-
zuschlieBen, denn es konnte semen ehelichen
Kindern zum Nachteil werden.
Das eheliche ~i~terrecht
Die juristische Kommission hat jetzt die Ab-
anderung des ehelichen Giiterrechts in Angriff
genommen. Das ehe fiche Giiterrecht regelt die
vermSgensrechtliche Lage der Ehegatten canter
sick and in Beziehung zu Dritten. Zuerst muB
das Verhaltnis der Ehegatten untereir~ander
neu geregelt werden, ausgehend vom Grund-
satz der Gleichberechtigung der Frau.
Das Gesetz fist am Ende des vorigen Jahr-
hunderts zustande gekommen, wo der Mann
die dominierende Stellung im House einnahm
and die Tatigkeit der Frau sick-auf den Haus-
halt and die Erziehung der Kinder beschrankte.
Diese Einstellung entspricht -nicht mehr den
Erfordernissen der Gegenwart. Die Frau tragt
genau so die Sorgen um dos Wohl der Familie
wie der Mann, sie steht in der Arbeit and im
offentlichen Leben.
Mann and Frau said gleich zu werten and
dem fist bei der Vermogensregelung Rechnung
zu-tragen. Ist im giiltigen Recht zwischen den
Ehegatten kein Vertrag geschlossen bei Ein-
gehung der Ehe fiber die Regelung des Ver-
mogens, so tritt der gesetzmaBige Guterstand
ein, bei dem die Frau Behr schlecht weg
kommt. Das Gesetz untersrheidet dabei ein -
gebrachtes'Gutund Vorbehalts~gut.
Eingebrachtes Gut fist dos gesamte Vermogen
der Frau bei der EheschlieBung and jenes,
welshes diese wahrend der Ehe erwirbt, es fist
der Verwaltung and NutznieBung (Verfugung
abet Mieten, Zinsen usw.) des Mannes unter-
worfen.
Vorbehaltsgut fist einmal das vom Gesetz
bestimmte ganz persSnliche Eigentum der
Frau, wie Schmuck, Kleidung usw., die ganz
personlichen Hochzeitsgeschenke an die Frau -
wahrend die Mitgift eingebrachtes Gut fist.
F Ferner konnen dariiber hinaus bestimmte
VermBgenswerte dutch Vertrag der Eheleute
zum Vorbehaltsgut erklart werden. Drittens
fist die Zuwendung Dritter oiler eine Erbschaft
vom Dritten Vorbehaltsgut.
In diesem gesetzlichen Guterrecht fist die
Verfugungsgewalt der Frau weitgehend be-
schrankt. Auch bei den giiltigen, vertraglich
geregelten Guterstanden kommt die Frau
schlecht weg.
Es wiirde zu weft fiihren, sie hier alle ein-
zeln darzustellen. Kurz gesagt unterscheidet
man zwei Prinzipiem dabei: Einmal das der
Gutergemeinschaft, wobei der Mann mit gerin-
gen Abweichungen das gesamte Gut verwaltet,
demgegenuber steht die Giitertrennung, die
der Frau eine freie Verfiigung fiber ihr ge-
samtes eingebrachtes Gut zugesteht, abet ihr
keinen Anteil an dem wahrend der Ehe erwor-
benem Gute laBt.
Bei derNeugestaltung des Gesetzes muB eine
Losung gefunden werden, einen Giiterverband
herzustellen, der beiden Grtmdsatzen gerecht
wird. D. h. die Frau muB schon wahrend der
Ehe selbstandig handeln and verfiigen konnen,
einmal abet ihr eingebrachtes Gut, ferner abet
ouch einen Anteil and ein Verfiigungsrecht an
dean wahrend der EheErrungenem haben, ouch
wenn sie in der Ehe nicht berufstatig ist, son-
dern nut als Hausfrau dazu beitragt, dutch
Bute Haushaltsfuhrung das gemeinsam Erwor-
bene oiler juristisch gesagt ?Die Errungen-
schaft", zu vergroBern. Dazu ist notwendig, die
Hausarbeit der Frau ganz rechtlich anzuerken-
nen. Bei Trennung der Ehe muB der Frau
ebenfalls ein angemessener Anteil zugestanden
werden.
Es muB ein Modus gefunden werden, ob man
Bich wahrend der Gultigkeit einer Ehe auf
Gutergemeinschaft oiler auf Gutertrennung in
bezug auf eingebrachtes Gut einigt. Die Ehe
soli eine Vereinigung von Leib and Seele dar-
stellen, ein harmonisches Ganzes, and Mann
and Frau sollen gleichwertige Lebenskamera-
den sein. Man muB abet ouch besonders heute
weitgehend den Gedanken fallen lassen, daB
Ehen geschlossen werden, bei denen groBere
Vermogenswerte von einem Ehegatten ein-
gebracht werden. Datum wird die gro-
Bere Rolle bei der Neugestaltung
des ehelichen Giiterrechtes die
Frag.ederErrungenschaft spielen.
Die Arbeitskraft der Frau muB so
gewertet werden, daB sie einen
Anteil an dem wirtschaftlich
Erworbenen hat.
Diese drei bis jetzt von der Juristischen
Kommission in Angriff genommenen Rechts-
abschnitte sollen umgestaltet werden. Das
Diskussionsmaterial wird aus alien Landern
uncl Provinzen der sowjetischen Zone gesam-
melt, mit dazukommendem? Beitragen aus dem
Westen.
In jedem Land and jeder Provinz Sind Unter-
kommissionen gebildet, die sick eingehend mit
samtlichen fur and wider ,eler neuen Vor-
schlage befassen, zusammengetragen von Ju-
ristinnen and Laien aus alien Volksschichten.
Das gesamte Material wird nach eingehender
Priifung and einzelnen Referaten von den
Kommissionsmitgliedern, bestehend aus juri-
stischen Fachkraften der einzelnen Lander u~nd
Provinzen, durchdiskutiert and nach eingehen-
der Prufung wird dann eine Empfehlung caber
die Abanderung gefaBt.
Der Begriff .,Lebenskamerad"
in der Sozialversicherung
In der neuen sozialen Pflichtversicherung
hinsichtlich der Leistungen wird in den ?? 33
and 38 die mit dem Versicherten zusammen-
lebende Lebenskameradin der Ehefrau gleich-
~jestellt.
In den Ausfuhrungsbestimmungen zii die-
sen ?? heiBt es:
?Lebenskamerad Sind verheiratete, ver-
witwete Oder rechtskraftiggeschiedene Per-
sonen beiderlei Geschlechts, die in einem
auf Dauer abgestellten eheahnlichen Ver=
haltnis einen gemeinsamen Haushalt fiihren.
Sind ein Oder me!hrere gemeinsame Kinder
vorhanden, so wird eine Lebenskamerad-
schaft ouch dann vermutet, wenn aus raum-
lichen oiler sonstigen Griinden ein dauern-
des Zusammenwohnen nicht moglich fist."
Dies stellt fur Deutschland eine vollige
Neuerung dar. In anderen Landern gibt es
diesen Begriff bereits. In Frankreich z. B.
fist der Begriff ?Lebenskamerad" bekannt and
anerkannt.--Es fist zu begriiBen, daB es in der
Sozialversicherung nun ouch bei cans eine
solche Auffassung gibt. Die Beratungsstellen
der DFD mussen diese Neuerung beachten.
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Die Verfassungskommisson des.DFD
Der Vorstand des DFD hat beschlossen,
eine Verfassungskommission zu griinden, die
von Parlamentarierinnen ureter Mitarbeit von
Juristinnen dfe Frauenforderungen zur Ver-
fassung formuliert. Die Arbeit an der Vor-
bereitung der Verfassung ist Behr eilig. Sollte
es wirklich, wie man hofft, auf der Londoner
Konferenz zu einer Verhandlungsbereitschaft
fiber den Frieder mit Deutschland kommen,
so konnte es sein, daB der Bund, wie bereits
auf der Moskauer Konferenz vorgeschlagen,
bei- einem evtl. Konsultationsrat mit heran-
gezogen wird. Auf jeden bail mussen wir
Burch Vorarbeiten beweisen, wofiir wir ein-
treten.
Die verschiedenen strittigen Fragen mussen
in den einzelnen Landern_durchgearbeitet
werden. Jades Land soli seine Vorschlage,
Baran Verschiedenheiten sick teilweise infolge
der verschiedenen Weltanschauungen bilden,
hier an die Kommission leiten, wo sie nosh
einmal durchgearbeitet werden. Es sollen die
verschiedenen Verfassungen gegeniibergestellt
and die Einwande zu dieser ocler jener Frage
nacbgepriift werden. Wir Frai-fare mussen zu
brennenden politischen Fragen 5tellung neh= .
men, z. B., weiche Befugnisse darf der Reichs-
prasident haben and wie kann er durctr das
Parlament kontrolliert werden: So sagt z. B.
Artikel 46 der Weimarer Verfassung, der
Reichspr~sident ernennt ttnd entlaBt die
Reichsbeamten offiziell. Im Entwurf der SED
ist dazu das Parlament berechtigt, aber nicht
eine einzelne Personlichkeit. Ferner hebt die
Weimarer Verfassung im Artike148 die Rechte
der Volksvertretung auf and erledigt die De=
mokratie Burch die Demokratie.
Bei der ersten Sitzung konnte dank der
Vorarbeit von Frau Kern, der Leiterin der
Verfassungskommission, eine lebhafte Diskus-
sion Burch Gegeniiberstellung der Regelung der
Gleichberechtigung der Frau in den einzelnen
Verfassungen eingegangen werden. Nach der
Weimarer Verfassung war vorgesehen, daB
Manner and Frauen grundsatzlich die gleichen
Redrte haben sollen. Wir haben es erfahren,
daB Bas Wort ?grundsatzlich" Ausnahmen zu-
1aBt. Verschiedene Verfassungen haben sick
Hoch haute dam Worte ?grundsatzlich" ange-
sdrlossen. Sehr Bingen die Meinungen aus-
einander bei folgendem neu aufgestelltem
Satz: ?Alta gesetzlichen Bestimmungen, die
der Gleichberechtigung der Frau entgegen-
stehen, s i n d a u f g e h o b e n." Es soli damit
erstrebt werden, daB die gesamte Gesetz-
gebung sich den verfassungsmaBigen Grund-
satzen anpassen soll. Es wurde bemerkt, daB
wenn man such nosh so fortschrittlich ein-
gestellt ist, dock in. Betracht gezogen werden
muB, daB eine gewisse Reehtlosigkeit ent-
stehen wurde bis zur -6tiltigkeit der neu zu
gestaltenden Gesetze. Es sei. darum besser,
sick den Verfassungen agauschlieBen, die ein
?s i n d a u f z u h e b e n" eingesetzt haben. In
diesem Falle sei allerdings eine Befristung
der Zeit in der sie aufgehoben sein mussen,
erforderlich.
Ferner ,wurde diskutiert fiber ?Gleicher
Lohn fur gleiche Arbeit" - Oder ?Gleicher
Lohn fiir gleiche Arbeit and Leistung" bei
Frauenarbeit. Bei verschiedenen Verfas-
sungen kam es deswegen zu parlamen-
tarischen Kampfen.
Ebenso bei dem Satz ?Die auBereheliche
Mutter steht der ehelichen gleich".
Teilweise befassen sick die Verfassungen
iiberhaupt nicht mit diesem Problem. Die
These mui3te so gestelit werden, daB das
uneheliche Kind geschiitzt wird. Frau Kern
meinte, die Foigen des Hitlerkriees haben
einen derartigen Umschwung in das gesamte
Frauenleben gebracht, daB eine gerechte Re-
gelung gefunderi werden musse, die den
neuen Verhaltnissen Rechnung tragt.
Diese erste Sitzung mit ihrer lebhaften
Diskussion hat attain schon gezeigt wie
brenriend sick das F ii r and Wider der
einzelnen Fragen gegeniibersteht and wie
notwendig es ware, wenn jade deutsche Frau
die Zeit eriibrigen wurde, sick eingeherrd mit
diesen Fragen zu beschaftigen and dazu
Stellung zu nehmen. Handelt es sick hierbei
dock um die auBere and innere Neugestal-
tung des deutschen Reiches and dadurch um
die Zukunft der deutschen Frauen and
Kinder.
Es ist tSricht zu Began, es habe atlas keinen
Sinn and Zweck. Nur das Zusammenwirken
alter Krafte and der bewuBte Einsatz alter
Mensehen kann Deutschland zu neuem Leber
erwecken.
Aus dem Wester
Demokratischer Frauenbund
in Kt31n
In Kuln hat sick ein vorbereitendes Komitee
gebildet, welches die Lizenz zur Griindung
einer Gruppe des Demokratischen Frauen-
bundes beantragt hat. Die Gruppe ist Behr
aktiv, sie hat Lesemappen ausgelegt, in denen
die Zeitung ?Von Frau z u. Frau" alien
Frauen zur Verfiigung gestellt wird. Das ist
eine gate Anregung, die man such bei ores
verwirklichen sollte, indem man unser Bundes-
blatt and ?Neues Frauenleben", die Zeitung
des Sachsischen Landesverbandes, Bowie ?Fiir
Dich" in unseren Geschaftsstellen in Lese-
mappen auslegt.
Berfcht vom Bodensee
Ich will versuchen, Ihnen einen kleinen
U'bersichtsbericht fiber die Situation in Lin-
dau zu geben: _
. Der Kreis Lindau hat etwa 45 000 Einwohner
and ist ein kleiner Zipfel Bayerns, der in dfe
franzSsisch besetzte Zone hineinragt. Es ergibt
?sich deshalb der merkwiirdige Zustand, daB
wir franzSsisch verwaltet, aber amerikanisch
verpflegt werden. Die Beviilkerung ist vor-
wiegend katholisch and der EinfluB der Kirche
ist besonders auf dem Lande Behr grog.
" Zur F t a u e n f r a g e, die Sie ja beson-
ders interessiert, kann ich Ihnen von Lindau
selbst nichts Positives Began. In Freiburg ist
der Demokratische Frauenbund im Entstehen.
Seit kurzer Zeit ist in Lindau ein Wohlfahrts-
bund gegriindet worden, dam ich such . an-
gehore, and der vorwiegend von Frauen ge-
leitet wird. Dieser Wohlfahrtsbund ist zur Zest
bemiiht, ein Kinderheim im Allgau einzurich-
ten, um deutsche Kinder sus zerstbrten GroB-
stadten zur Erhoiung aufnehmen zu konnen.
AuBerdem besteht ein Kreis-JugendausschuB,
zusammengesetzt sus Vertretern der vier Par-
teien, in den ich gewahit wurde, der aber nosh
nicht in Funktion getreten ist.
Maine persSnliche Meinung fiber die Frauen
hier ist die, daB sie im allgemeinen von Politik
wenig wissen wollen, sic~r such Hie damit be-
schaftigt haben. Nur wenn man mit ihnen uber
ihre alltaglichen Sorgen and Schwierigkeiten
spricht Sind sie aufgeschlossen and bereft sich
zu auBern.
Bei einer Abstimmung uber die Priigelstrafe
haben 60 ?~? der Eltern fur die Priigelstrafe
gestimmt. Vielleicht Bind sich viele Mutter
fiber die Tragweite eines solchen Entschiusses
nicht im klaren, in jedem Falle kann die
Priigelstrafe ~kein Ersatz fiir die vaterliche
Autoritat sein. Interessant ist, daB in-den land-
lichen Bezirken der Prozentsatz fiir die Prii-
gelstrafen vial hSher ist, als in denen, wo die
politischen Parteien schon fester verankert
Sind, aufklarend and erzieherisch gearbeitet
haben and im offentlichen L4eben eine groBere
Rolle spieler. Da ich selber drei Kinder habe
hat mich Biases Problem natiirlich besonders
interessiert.
Was sagt die Frau dazu
Eire Vertreter der CDU in Lindau, Herr
Gottler, stellte 'in einer Kreisversammlung
den Antra.:;, daB dip Hauptreferate der
Kreisverwaltung in Zukunft nur n o c h
von mannIichen Arbeitskraften
besetzt werden sollen.
Solch riickschrittliche Auffassung in einer
Zeit, in der die Frauen bereits bewiesen
haben, daB sie den Manners in ihrer
Leistungen nicht nachstehen and in vielen
anderen Orten schon fiihrende Positionen
innehaben! Herr Hundhammer scheint Schule
zu machen. Das wird die Prauen aber nicht
hinders, mit alter Energie ihre Gleichberech-
tigung? zu verteidigen and sick Burch der-
artige Antrage in der Verfolgung ihrer Ziele
keineswegs beeintrachtigen zu Lassen.
Die Generation
des Jahres 2000 ..
Wens wir die Mehrheit der Frauen zur Mit-
arbeit an den gewaltigen Aufgaben unseres
Jahrhunderts gewinnen wollen, so erfordert
das von dem Demokratischen Frauenbund
Arbeit an der Entwicklung and Bildung eines.
fortschrittlichen BewuBtseins der Frau.
BewuBtseinsbildung steht in standiger dia-
lektischer Wechselwirkung mit dem gesell-
schaftlichen Sein and verandert Bich mit
dessen Veranderungen. Dies geschieht nicht
_~I~'~~I(isilliiN:ilU:X11:41:9P:~IP'~~Il:~li:iil:~ll~'~~I~_
~ /-
_=~ iUerbt -=
_~ Mitglieder
=i f ii r den DFD ~=
_~ ~-
~6'~Ili'd~'dlt!'~Ib' 6'iilli'i'I~'dli!'dl~!'li'ilh'dli~d?
mechanisch and automatisch, sondern Hach
bestimmter, oft schwer erkennbaren psycho-
logischen Gesetzen.
Diese mussen wir zu erforschen Buchan,
wenn wir die BewuBtseinsentwicklung der
Frau beeinflussen wollen, wenn wir sie in
ihrer Sprache anreden wollen.
Wir baleen +~1s4-.~=?~^'~-~~~L pu unseren kon-
kreten, praktisch-materiellen Aufgaben and
fiber dese hinaus Aufgaben der Besinnung,
der Theorie, der Wissenschaft zu 1Ssen. Wir
brauchen die Anwendung bestimmter Metho-
den -ich Henna als Beispiel nur die Um-
frage, die Erhebung and ihre Auswertung zur
Erkennung der Wirklichkeit des heutigen
Frauenlebens, -denkens, -fiihlens and -stre-
bens..Der gesamten Lage der Frau Bette das
Studium unserer Psychologinnen, Xrztinnen,
Padagoginnen, Sozialoginnen and Kiinstle-
rinnen. Diese alle sollten wir im DFD zu
Kommissionen zusammenfassen, in denen
Aufgaben gestellt and Arbeitsweisen ent-
wickelt werden konnen.
Es soil entstehen als Ziel and als Wirk-
lichkeit die Gestalt der neuen Frau, Bann es
handelt sich in unserem Jahrhundert um
mehr als um die b1oBe ?Gleichberechtigung"
der Frauen, namlich um die Entwicklung zu
diner neuen Gesellschaft, zu einer anderen
Kulturepoche, in der die Frau erst ihrer
wollen menschlichen Anteil nimmt an der
Gestaltung des gesamten Lebens.
In den Schuler sitzen vor ores die Kinder,
die Madchen, die die Frauen des Jahres 2000
sein werden.... Auf welches Bild einer neuen
Frau hire wollen wir sie erziehen?
Wir deutschen Frauen sired belastet mit
einer Tradition, die sich oft wie eine schwere
starre Kruste um alle fortschrittlichen,
kiihrien, zu neuen LSsungen drangenden
Krafte legt. Diese Tradition ergab sich sus
der politischen Entwicklung Deutschlands mit
ihrer Enge, Kleinstaaterei and Kleinstadterei,
wo ureter SpieBertum and Reaktion ganz be-
sonders die Frau in Familie and riickstandi-
gem Haushalt zu Leiden hatte.
Diese Kruste mussen wir zu sprengen
Buchan zugunsten einer nicht nur von der Not
der Gegenwart, sondern von grundsatzlicher
Besinnung her bestimmter Form der neuen
Frau. Dies sei such eine Aufgabe unsexes
Demokratischen Frauenbundes....
(Elisabeth Hertig, Leipzig N 22.)
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Malwida v. Meysenburg
Man muB sick fragen, was trieb eine Frau
wie Malwida v. Meysenburg dazu, ihr Leben
in SchSnheit and Bequemlichkeit, ja, schlieB-
lich Heimat and Vaterland aufzugeben and
sick zu politischen Ansichten zu bekennen, die
ganzlich auBerhalb ihrer gesellschaftlichen
Sphare lagen?
Als Tochter des hessischen Staatsministers
v: Meysenburg am 28. 10. 1816 in Kassel ge-
boren, gewahrt ihr eine von Sorgen unbe-
schwerte Kindheit nosh keinen Blick auf den
politischen Aufbruch, der. sich im Volke vor-
bereitet. Aber die Julirevolution in Frank-
reich schlagt ihre Wellen in ihre stills Re-
sidenz and wirkt sick such auf das Schicksal
ihrer eigenen" Familie aus. Der Vater verlaBt
den Staatsdienst, and man wah~t Detmold all
Wohnsitz. Sehon beginnt die nun vierzehn-
jahrige Malwida ihre Aufinerksamkeit poli-
tischen Erefgnissen zuzuwenden. Sie Best so-
gar Zeitungen! Ein auBergewohnliches Unter-
nehmen fur ein Mddchen ihrer Zeit and ihrer
Kreise! Ihre unterbrochene Ausbildung wird
nun vollendet. Aber mit welcher Tiefe, des
Gefiihles and des Verstandes erfaBt das geistig
and kiinstlerisch aufgeschlossene Madchen den
ihr gebotenen Unterricht. Sehr bald taucht
ihr die Frage auf: warum bin ich vor anderen,
in weniger gliicklichen Verhiiltnissen Ge-
borenen bevorzugt an geistigen and ma-
teriellen Giitern teilzuhaben, un es lost sich
sus ihr jenes Ideal, das fiber ihr zes Leben
bestimmen soil: -die tiefe Hinneigung zur
Menschlichkeit. Gedanken fiber Volkserziehung
beschaftigen sie Tag and Nacht, vor ahem
erkennt sie die Notwendigkeit, sie auf die
Frauen aller Stands auszudehnen, denn sus
den Berliner ?Salons" der ?Bettina" and der
Rahel Varnhagen weht ein freierer Geist zu
ihr hiniiber. Malwidas Ringen um die Fragen
der Humanitat and der Volkerverstandigung
findet den gleichgesinnten Menschen in Theo-
dor Althaus. Er, der Theologe, hat mit aller
Tradition gebrochen and sich der demokra-
tischen Ides verschrieben. Malwida liebt ihre
all Mann unit all Vertreter ihrer eigenen An-
sichten.
Die Marztage des Jahres 1848 erlebt Maly
wida v. Meysenburg in Frankfurt am Main
and lie sieht die Erfiillung ihrer Ideals reifen,
all die Konstituierung des Vorparlamentes in
der Paulskirche die Voll~sregierung, den Fort-
schritt auf alien Gebieten verheiBt.
Doch Malwida muB wie ails Idealisten der
achtundvierziger Revolution ihre Hoffnungen
verloschen sehen. Die Reaktion ist starker
and verfolgt ails Freiheitskampfer. Es ist die
Zeit, in der Richard Wagner fliichtet and der
zum Tode verurteilte Gottfried Kinkel rear
durch die Hilfe von Carl Schurz reach England
entkommt. Auch Malwidas Verlobter, Theodor
Althaus, wird zu drei Jahren Kerker ver-
urteilt and stirbt an den Folgen der Haft.
Inzwischen hat Malwida keinen Augenblick
von ihren freiheitlichen Iciealen abgelassen,
obwohl ihre Familie, ihr gamer Gesellschafts-
kreis den Stab fiber lie beicht. Es liegt reicht
in Malwidas Natur, sturmisch alle Bindungen
zu den Ihrigen, die sie liebt, zu zerreiBen, aber
es drangt sie, `ihr Leben reach ihren Erkennt-
nissen zu gestalten. So tritt lie 1850, vierund-
dreiBigjahrig, in die neugegriindete Ham-
burger Frauenhochschule ein. Die Vorlesung
auf alien Wissensgebieten bereichern lie meter
als sie zu hoffen gewagt hatte. Vereinigt in
der Freien Gemeinde" flndet lie den ge-
wiinschten AnschluB am Menschen sus dem
Volke and leistet in dem reach Frobelschen
System geleiteten Kindergarten der Frauen-
schule wertvolle soziale Arbeit:
Aber noch sieht ihre Zeit die Grundsatze der
Frauenschule all zu radikal an and ihr Fort-
`bestehen ist gefahrdet.
Malwida verlaBt schlieBlich Hamburg and
versucht, in Berlin sich auf eigene FiiBe zu
stellen. Ihre Aufsatze in demokratischen Zei-
tungen and die offene Verfechtung der Not-
wendigkeit einer Solidaritat der arbeitenden
Klassen Sind der Reaktion Grand genug, sie
revolutionarer Umtriebe zu bezichtigen and lie
aus Berlin auszuweisen.
Malwida iiieht reach- London. Schweres Rin-
gen um ihre Existenz hat lie zu iiberwinden,
she-sich ihr dal Haus Alexander Herzens, ~es
~`vvssischen Revoluti.on5rs, offnet, der ebenfa is
im Londoner Exil lebt. Innige Kindesliebe
empfangt sie hier von Olga, der jiingsten
mur,teriosen Tochter Herzens, gemeinschaftliche
geistige and politische Interessen verbinden sie
mit diesem selbst. Sie wird Mitarbeiterin an
der Zeitschrift Herzens. Es ist ein groBes Er-
eignis, all Garibaldi and .andere italienisthe
Freiheitskampfer in den Kreis der Londoner
Emigranten eintreten.
Es ist Malwida v. Meysenburg eine Lange
Daseinsfrist beschieden gewesen, in der meh-
rere Kulturepochen, vom Biedermeier bis zum
Naturalismus, Raum hatten. Wohi mundete ihr
Bundeslied?
Die Frauen des DFD beschaftigen sich mit
vielen Fragen. Darunter such mit der Frage
sines Bundesliedes. Niederba~rnzm hat uns ein
Lied iiberreicht, daB von Frauen des Bundes
all Bundeslied vorgeschlagen wird.
Wir bringen es nachstehend vertont and bit-
ten uns zu sagen, ab es gefiillt.
Feiergesaag des Demokratischen
Frauenbundea
(Over die (lreuzw reicht each die H9nde, Frauen der Welt)
Worts, Weise and Chorsatz: Helmut Rosenberg
Aber die Grenxen reicht euch die Hands,
Frauen der Welt!
Ewig dem HaLi, der Zwietracht ein Ends,
Frauen der Welt!
Hiner des Friedens fur ails Zeiten -
Flelft Buren gindern die Zukunft bereiten!
fiber die Grenzen. reicht" euch die Handel
Frauen der Welt!
Ihr sollt der Volker Einheit verkiinden,
Frauen der Welt!
Nie soil derMenschheitWilyde meter schwinden,
Frauen der Welt!
Durch ails Schmerzen seid ihr geschritten,
Habt um die Sohne and Yater gelitten -
Ihr sollt der Volker Einheit verkiinden,
Frauen der Welt!
tfber die Grenzen reicht euch die Hande,
Frauen der Welt!
Ewig dem HaL~, der Zwietracht ein Ende,
Frauen 'der Welt!
Hater des Friedens fiir aide Zeiten -
Helft Buren Kindern die Zukunft bereiten!
t3ber die Grenzen reicht euch die Hande,
Frauen der Welt!
Leben reach den politischen Reifejahren in die
ruhigeren Bahnen der Betrachtung, der dich-
ter%schen Niederlegung des Erlebten ein, aber
immer wieder kreisen die Gedanken um die
Befreiung der arbeitenden Klassen, um das
Ziel der Volkerverstandigung.
Von 1868 an lebt lie mit ihrer Adoptivtochter
Olga Herzen in Italien. Der junge Romain Rol-
land, Friedrich Nietzsche and andere bedeu-
tende Geister . gehoren ihrem Freundeskreise
an. 1876 erscheint ihr Lebensbekenntnis
?Memoiren einer Idealistin" and 1898 ?1_,ebens-
abend". Gedichte and Aphorismen vollenden
ihr Werk.
Erschiitternd die Bilanz, die sie am Ende
ihres Lebens; ihres Jahrhunderts mit der Frage
zieht:
?Wo ist der Fortschritt? Ringsum folgen
sich Krieg auf Krieg and noch immer muB
die Gewalt der Waffen entscheiden, wenn es
sich um Fragen der Gerechtigkeit and Hu-
manitat handelt. Die Wissenschaft hilft fort-
wahrend neue unfehlbare Mordwerkzeuge
zu erfinden, and lie werden hoher bezahlt
all die Werke hoher Kunst and Kultur. Der
materielle Reichtum vermehrt sich sus hun-
dert neuen Quellen, aber Armut and Elend
wachsen in gleichem MaBe and sehen uns
vorwurfsvoll an."
Hochbetagt sdhloB Malwida v. Meysenburg
in Rom, das ihr zur zweiten Heimat geworden
war, am 26. April 1903 ihre Augen fur immer.
Lore Mallachow, Leipxig
Ausspriiche groger Fragen
Rosa Luxemburg
geb. 1871 in Polen, ermordet 15. Januar 1919
in Berlin:
?Nach aIledem ist die politische Reeht-
losigkeit der Frauen eine um so nieder-
trfichtigere Ungerechtigkeit, all sie bereits
eine halbe Liige geworden ist. Beteiligen
sich dock die Frauen in Massen and aktiv
am politischen Leben."
Lily Braun
geb. 1865 in Halberstadt, Best. 1916 in Berlin.
In den ?Memoiren einer Sozialistin" sagt sie:
?Ich fordere die Gleichheit der Lebens-
bedingungen fur alle. Wie der Baum aus
dem Boden wachst, dariiber entscheidet
seine eigene Kraft."
Henriette Goldschmidt
geb. 1825, Best. 1920.
?Wir brauchen reicht rear Vater der
Stadt, sondern wir brauchen such Mutter
der Stadt."
Malwida von 1Keysenburg
geb. 1816 in Detmold, Best. 1903 in Rom.
?Jetzt, am Ende des Jahrhunderts, kann
-man wohl fragen: Wo ist der Fortschritt?
Ringsum folgen sich Krieg auf Krieg and
noch immer muB die Gewalt der Waffen
entscheiden, wenn es sich um Fragen der
Gerechtigkeit and Humanitat handelt. Die
Wissenschaft hilft fortwahrend neue, un-
fehlbare Mordwerkzeuge zu erfinden, and
sie werden hoher bezahlt all die Werke
hoher Kultur and Kunst. Der materielle
Reichtum vermehrt sich aus hundert neuen
Quellen, aber Armut and Elend sehen urea
aus hohlen Augen and verk%immerten Ge-
sichtern vorwurfsvoll an."
Ina Seidel
geb. 1885.
?Aber der Tag wird kommen -and er
muB kommen -, da die Tranen der Frauen
stark genug sein werden, um gleich einer
Flat dal Feuer des Kriegel fiir swig zu
loschen. Der Tag, da der "Geist -die
Taube -ureter dem heiligen Regenbogen
uber der wie neugeborenen Erde schwebt
- and darn - darn setzt der Sohn der
Mutter die Krone safe Haupt."
Kathrine Hepburn
gegen die Reaktion
Kathrine Hepburn ist eine weft uber die
Grenzen Amerikas hinaus bekannte Film-
schauspielerin: Sie begniigt sich reicht dariiit, in
ihrem Beruf durch Gestaltung von mensch-
lichen Schicksalen auf die Massen einzuwirken,
sondern bringt all vielbeschaftigte Kiinstlerin
such noch die Zeit auf, sich offentlich fur poli-
tische and kulturelle Fragen. einzusetzen.
So hat sie sich kurzlich in breitester C)ffent-
lichkeit Amerikas mit uberraschendem Mut
gegen die sich anbahnenden Beschrankungen
der Meinungsfreiheit zur Wehr gesetzt. Ureter
den Amerikanerinnen ist lie eine Personlich-
keit, die von ihrem demokratischen Recht der
freien MeinungsauBerung Gebrauch macht and
damn beweiBt, mit welchen objektiven Augen
lie das Leben betrachtet and darauf bedacht
ist, daB die verfassungsmgBigen Rechte keine
Einschriinkungen erfahren. Es ist besonders
bemerkenswert, daB gerade eine Frau gegen
die Beeinflussung kultureller Gebiete Steliung
nimmt. Denn wohin eine ?Lenkung der Kul-
tur" gefiihrt hat, habeas wir Deutschen ar>a
eigenen Leibe zu spuren bekommen. Mit ihrer
Stellungnahme demonstriert Kathrine Hep-
burn, daB es im Aufgabenbereich der Frau
liegt, zu alien Fragen des offentlichen Lebens
Stellung zu nehmen and eifersiichtig die Frei-
heit der Kultur and kulturellen Entwickiungen
zu huten, zu fordern and vor alien einseitigen
and sch8digenden Eix>me~nbewegu,~n~g
M De~utsw+h,land seRlt 1945"
Sie fuhrte an, daB der eigentliche Hohepunkt der
deutschen Frauenbewegunq in den Jahren vor
dem ersten Weltkrieq lag. Als 1908 endlich nach
langen Kampfen die Vereinsfreiheit erreicht
wurde, setzte naturgemaB die Werbung der Par-
teien fur die Mitarbeit der Frauen ein. 1912 land
in Berlin ein politischer Frauentag statt. Der erste
Weltkrieq lieB alle weiteren Zusammenkunfte
and Debatten gegenstandslos werden and die Re-
volution 1918 gab den Frauen das Wahlrecht zu
alien offentlichen Korperschaften. In den folgen-
den Jahren der Weimarer Republik konnte sich
die Frauenbewegunq ungehindert entfalten, um
1933 wieder vSllig zerschlagen zu werden.
Nach dem Zusammenbruch 1945 setzte ein vol-
liges Neuaufteben der deutschen Frauenbewegunq
ein, Begonnen mit ~ der Arbeit der Frauenaus-
schiisse bis zur Grundung des DFD im Marz 1947
war es iiberall die Frau, die begann, aus dem
Chaos einen neuen Weg and die Losung alley
Fragen zu suchen. Besonders waren es die Frauen
aus den Widerstandsbewegungen and auch aus
der alien Frauenbewegunq, die sofort an die
7rbeit gingen. Aber auch unzahlige andere Frauen
begannen Hand anzulegen am groBen Aufbau-
werk. Die organisatorische Entwicklung fuhrte
fiber die Arbeit der Frauenausschusse zum DFD,
der nur zum geringen Teil an die aite Frauenbewe-
gunq ankniipfen konnte. Was fn den folgenden
Monaien geieistet worden 1st, ergibt ein gewal-
tiges Bild, Ohne den Frauenbund wird es keine
Losung unserer Fragen geben. Die Wurzel
liege in der praktischen Arbeit, die abet ideolo-
gisch fundiert werden masse. Nachdem in der
Nazizeit das Recht der Frauen aufs AuBerste be-
schrankt wurde, finder aunmehr alle aufbauwilli-
gen Krafte der alten and neuen Frauenbewegunq
im DFD die Moglichkeit, am Neuaufbau Deutsch-
lands mitzuarbeften.
Die Entwicklung des DFD, der die Frauenbewe-
gunq zu ihren hochcten Zielen zusammengefaBY
hat, berechti~t cans zu der Hoffnung, nach dem
Zusammenbruch der Mannerstaaten Deutschland
ein anderes Gesicht zu geben, namlich das
Gesicht der Demokratie, deren hohes Ziel echte
Menschlichkeit 1st, and dieses kann nur erreicht
werden im Zusammenspiel and Ausgleich mann-
licher and weiblicher Krafte.
Man beginnt in der Welt bereits die Stimme
der Frauen zu hSren. Auch' im Westen fangen
die Frauen an, Bich zu organisieren and ihre For-
derungen zu stellen, wenn such noch nicht in
dieser intensiven Form wie in der Ostzone. Man
1st sich jedoch uberall klar dariiber, daB die
heutige Entwicklung der Frauenarbeit zum Frieden
der Welt fuhren muB and wird.
Frau Emmi Damerius , stellvertretend~
Vorsitzende des DFD, gab einen ausfiihrlichen
and eindrucksvollen
UberToi7~ck
hirer di'e Eatwickivng des Bnll~d~e~
Sie gab einen umfassenden Riickblick auf die
Arbeit des DFD von seiner Grundung am 8. Matz
1947 bis jetzt and stellte fe'st, data die Del.egationen
zum GriindungskongreB eine Basis von eiwa
200 000 Frauen, die in der Zone and in Berlin
listenmaBig erfaBt waren, hatten. Der Demokra-
tische Frauenbund Deutschlands abet zahlte am
1. September 1947 schon
242 545 Mitgi~iede+r int der Zone
o h n e die S t a d t B e r 1'i n (fiir die bis heute
noch keine Erlaubnis des Kontroilrates zur Grun-
dung des Bundes gegebcn wurde). Die Zahlen
and die Arbeitsergebnisse zeugen von einer sechs
hlonate langen intensiven Aufbauarbeit, die trctz
slier objektiven and subjekUven Schwierigkeiten
geieistet werden konnte. Es 1st gelungen, in
diesem kurzen Zeitraum eine Organisation zu
schaffen, die voll arbeitsfahig 1st. Die Referate des
Bundes sind mit Sachbearbeiterinnen besetzt and
bearbeiten bereits Rechts- and Kulturfragen,
soziale Fragen, Fragen von Schule and Erziehung,
Hausfrauen- and Hausangestelltenfragen sowie die
Fragen der Verbindung mit anderen Organisa-
tionen in den verschiedenen Zonen Deutschlands
and im Ausland, In den Arbeitskommissionen
leisten die Frauen des Bundes eine Bute Fach-
arbeit. Ein VerfassuagsausschuB, der gebildet
wurde in verfolg der Forderung nach einer deut-
schen Zentralregierung and Teilnahme das DFD
an einer gesamtdeutschen Vertretunq bei den
Londoner Frecfensverhandlungen, der aus Parla-
mentarierinnen, Juristinnen and anderen an diesen
Fragen interessierten Frauen besteht, beschaftigt
sich bereits mit. den Forderungen der Frau an
eine kiinftige Reichsverfassung. Die Organisation
hat eine lebendige kulturelle Arbeit and vor ahem
groBe Leistungen auf sozialem Gebiet zu ver-
zeichnen. Frau Weiterer gab einen Blick in diese
Arbeit dutch die Aufzahlung von Beispielen, die
an Vielseitigkeit der Beiatigunq and Aufbringung
der Mittel erstaunlicir waren.
Aus der Aufgabenstellung 1st zu envahnen, dab
vor ahem eine fortlaufende Schulung stattfinden
soli zur Vertiefung des Wissens d~*r Frauen caber
geschichtliche, politische, kuitureile, soziale and
akhrelle Fragen:
Als eine der Hauptaufgabea wurde die Ver-
starkung der Beziehungen mit Frauenorgsnisa-
tionen and die Schaff~ng von Gruppen des De-
mokratischen Frauenbundes im Westen Deutsch-
lands bezeichnet.
Aus dem Zahlenmaterial fiber die soziale Zu-
satmnensetzirng des Bundes zog Frau Weiterer
den 5ch1uB, daB Fine auBerst intensive Arbeit zur
Gewinnung der Arbeiterinnen and Sauerinnen
einsetzen masse, die in den Reihen des Bundes
noch fehlen. Eine andere Aufyabe sei die Ge-
winnung junger Frauen. Man muss'e in alien Or-
Baricht fiber den Be~wch
dyer Delegalt~on des DFDm>< Sc~hwed~n
zur Tagung der Internationlen Demokratischen
Frauenfoderation. Sie wies auf die groIIe Bedeu-
tung hin, die dieser erste Besuch deutscher
Frauen im Ausland and die erste Annaherung an
die Frauen im Auslande hat. Sie bezeichnete
dieses Treffen als den groBen Durchbruch zu
einer neuen, anderen Welt and den Anfang zu
einer aussichtsreichen fruchtbringenden Zusam-
menarbeit, Ihre Ausfiihrungen warden mit beson-
derem Beifall aufgenommen.
Die anderen Teilnehmerinnen der Delegation,
Frau Radel, Frau Sachse, Frau Itentmeister and
Frau Dr. von der Esch, berichteten ebenfalls fiber
ihre Eindrucke in Stockholm and brachten ein-
stimmig ihre Befriediyung caber das erste Aus-
landstreffen zum Ausdruck-
Frau D r. Durand -Weyer sprach den
Lank des Bundesausschusses and seine An-
erkennung fur die Haltung and da; Auftreten
der Delegation aus and beschloB damn deb
ersten Sitzungstag,
De>~weite Tag der BundesausschuBsitzung be-
gann mit dem Referat von Frau E 1 s e I. ii d e r s:
?U>as+er WilO,e
zI~ Ein'heit De>t>Nts~cihiands"
In eindrucksvollen Worten schilderte sie das
grope Leid, das der Krieg fiber die Frauen ge-
bracht hat. Es gelte nicht nur die auRereri Trummer,
sondern vor ahem auch die geistigen and seeli-
schen Trummer zu beseitigen, Sie wies hin auf die
berechtigten Hoffnungen, die wir Deutschen nach
den Potsdamer Beschliissen haben konnten and be-
dauerte, daB wir trotzdem politisch bisher noch
nicht weitergekommen seien, sondern cans im
Gegenteil immer weiter von den Potsdamer Be-
schliissen entfernen, Wenn wir auch viel Hilfs-
bereitschaft erfahren hatten, so brauchten wir
doch vor ahem wirtschaftliche Bewegungsfreiheit,
um aufbauen zu konnen, Sie deutete die Schwie-
rigkeiten an, die sich cans noch entgegenstellen,
P. Bundes~~guatg des IDFD
D?a Prdsidium won links: Kate Kern, Emmi Damerius, Else Luders, Dr. Durand-lf`ever, Elli Beer,
Barb?*a won Renthe, Hildep?rd Schikoscski; am Rednerpult: &iaria ?4'eiterer
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mm an ginem wirklichen Frieden zu kommen. einer zukunftigea deutschen Verfassung nu'3r Die deutschen Frauen habeas gezeigt, daB see
Aber die Schwierigkeiten seien eine Folge des arbeiten zu konnen, Im Augenblick sehen sie trotz Elend and Not den Mut zum Leben and zur
Krieges and durchaus niche nor bei uns vorhan- ihre wichtigste Aufgabe darin, zu 'erreichen, daB Arbeit habeas. Der Demokratische Frauenbund
den, sondern sie bestanden auch in anderen sie bei den kommenden Friedensverhandlungen Deutschlands wind mit se;nen standig wachsen-
Landem, Sie sprach fiber den Marshall-Plan and gehort werden and treffen hierfiir weitgehende den Kraften dazu beitragen, daB im neuen
betonte die Notwendigkeit der Einheit L'eutsch- Vorbereitungen. Da fur eine kiinftige Verfassung Deutschland der Zukunft friedliche Generationen
lands, die Weimarer Verfassung als Grundlage ge- heranwachsen.
?Wir Frauen wunschen keine bi- and trizonalen nommen werdeh soli, hat der Demokratische In ihrem
Besprechungen, sondern einen Frieden, an dem Frauenbund die Absicht, einige Abanderungen in SChluBwoa^t
ells vier Besatzungsmachte teilnehmen, Wrr Vorschlag zu bringen, um einer nachteiligen Ent-
mussen den Kriegsgeriichten entgegentreten. Die wicklung in bezug auf die Frauenforderungen and appellierte Frau Damerius an die Wachsamkeit
Grundlage fur eine kiinftige Verfassung ist die die L'emokratie uberhaupt vorzubeugen, der Frauen, die allerorts ihre Regsamkeit ver-
Einheit Deutschlands and der Wunsch aller ist starken mii3ten, Es habe noch Behr viel zu ge-
die Aufhebung der Zonengrenzen, Wir lehnen AnschlieBend fend eine lebhafte, Diskussion schehen, um bei der Londoner Konferenz gehort
den Separatismus ab, ,die Lasten des Krieges staff, Folgende Resolution wurde angenommen: zu werden,
mussen wir gemeinsam tragen" rief Frau Liiders EntschTl~eB~uII~ In bezug auf die Frage des Ruhrgebietes and
aus.. Sie forderte dann, daB das Ruhrgebiet g Oberschlesiens betonte sie, daB wir fur das Ruhr-
deutsch bleibe, es s?i ihr aber personhch ein ;'y~r ~B E111hE11't D4~II~tSCh1i3:II~!9 gebiet noch kampfen, dab jedoch das Schicksal
Lieber Gedanke, dab die Kohle des Ruhrgebietes Oberschlesiens durch einen BeschluB der vier
alien Volkern, die deren bediirftig seien, Warme Am 3. and 4. Oktober 1947, anlaBlich seiner Alliierten bestimmt worden sei.
nad Licht gebe. Das Gleiche wunsche sie fur ersten Konferenz, beschaftigte Bich der Bundes-
Oberschlesien, ausschuB des Demokratischen Frauenbundes Es gabs eine Entwickiung in Deutschland and
Auf die ungeheure Bedeutung der nachsten Deutschlands mit den Aufgaben and Forderungen in der Welt, fur die man Rugen unti Ohren often
Wochen and Monate hinweisend, sagte sie der Frauen aus alien Gebieten Deutschlands zur habeas and m-it der man Bich besonders griindlich
weiter: ?Wean wir Frauen nach der Einheit Herstellung and Sicherung dz_r Einheit unseres beschaftigen muse. Die Politik des DFL' muse
streben, so tun wir dies im Gedanken an ganz Vaterlandes. eine deutsche Politik sein, ausgerichtet auf ganz
Europa, Wir wissen, daB auch eine Aufhebung Mit groBer Sorge sehen die im Demokratischen Deutschland and auf die Frauen alUer Zonen. D;e
der Zonengrenzen uns noch niche den Himmel Frauenbunde Deutschlands vereinigten uber Frauen stellen immer haufiger die Frage, wie es
auf Erden bringen wurde, aber sie brachte 'Ne- i/a Million deutscher Frauen~und mit ihnen ells moglich war, daB sich die Volker zusammen-
sentliche Erleichterungen mit sich and wurde friedlieUenden Frauen in ganz Deutschland, daB fanden in der Niederschlagung Hiders and jetzt
einen Anfang zu einer endgiiltigen Losung be- sich nun, zwei Jahre nach Beeudigung des' ver- nicht einig sein konnen in der Sicherung des
deuten. Wir werden mit unserer Arbeit unseren brecherischen and morderischen Hitlerkrieges, Friedens,
Beitrag zum Wiederaufbau leisten, aber dazu
brauchen wir einen festen Boden, and wir hoffen, bereits Bestrebungen zeigen, die nicht dem von In Stockholm habeas die Frauen der Welt ver-
daB die kiinftigen Friedensverhandlungen uns alien Volkern ersehnten Frieden dienen, sondern sprochen, daB sie den deutschen Frauen helfen
diesen Boden bringen werden. einem neuen, noch furchtbareren Weltkriege Vor- wollen, eine einheitliche demokratische Politik in
schub leisten. Deutschland zu erreichen, Unsere Verpflichtung
Unsere ganze Sehnsucht and unser Ringen and sei es nun an erster Stelle, zu zeigen, daB wir
Streben Boll darauf ausgerichtet sein, daB Deutsch- In der Erkenntnis, daB-wiz als Deutsche unsere bereft sind, apes fur die Einheit L'eutschlands
land wieder Licht and Warme auf alien Gebieten heutige Notlage als Folge des letzten Krieges, zu tun and apes zur Verhinderung neuer Kriege.
geben kann, vor ahem in geistiger Hinsicht. unter der besonders die Frauen and Kinder Alle Kriege seien am Ende Menschenwerk, also
Wenn uns auch ells auBeren Giiter genommen Leiden, selbst mitverschuldet habeas, nicht zu- muBten Menschen sie verhindern konnen, Kriege
sind, etwas kann m`an uns nicht nehmen, falls letzt Weil wir nicht zielbewuBt and aktiv fur die wiirden im tiefsten Frieden vorbereitet and bereits
wir es nicht verlieren wollen: den Geist, zu Aufrechterhaltung des Friedens mit alien Mitteln heute fanden sich wieder Krafte in der Welt and
sir_?-' ....., ,.... ue.., .,,, rAhA., " ~, einaetreten sind, wollen wir aus den Fehlern der ~ Deutschland, die zum Kriege trieben,
iY All eTl
-
Nach Frau Liiders sprach rrau n a r e n e , .. -
Gber $raften gegen Knegspropaganda and Verhetzung,
in welcher Form auch immer sie auftrelen. Eine
?FOmde~iuIIgen ZuI V@~PY'~SS~uIIg". geeinte starke Frauenbewegung soil in ganz
Deutschland verantwortungsbewuDt die Gestaltung
Sie entwickelte ein eingehende~s Bild "uber die unseres zukiinftigen Schicksals mitbestimmen.
Verfa sungsfragen and die Arbeit der Verfas- Weil wir fortschrittlichen Frauen die Einheit
sungskommission des Demokratischen Frauen- Deutschlands als grundlegendes unmittelbares
bundes, die bereits dabei fst, die Forderungen den Friedensziel erkannt habeas, erheben wir unsere
Frauen fur eine gesamtdeutsche Verfassung aus- Stimme fur die Verwirklichung der von den
zuarbeiten. Sie sprach von dem obersten Ziel, daB alliierten Grofimachten in Potsdam getroffenen
sich der Demokratische Frauenbund gesetzt, nam- Vereinbarungen hinsichtlich der Zukunft Deutsch-
lich die Sicherung dos Friedens and erklarte: lands, in denen uns zentrale Verwaltungen zu-
?Der Demokratische Frauenbund will a 1 1 e gesagt worden.
r e a k t i o n a r e n Bestrebungen be- Wir sehen in der Zusammenlegung der einzel-
kampfen, an der Beseitigung f a s c-h i s t i - assn Zonen nicht den Weg zur Herstellung der
s c h e n, m i l i t a r i s t i s c h e n u n d ruck- wfrtschaftlichen, politischen and kulturellen Ein-
s c h r i t t l i c h e n G e d a n k e n g u t e s mit- heft Deutschlands; derartige MaBnahmen fiihren,
arbeiten, um die Voraussetzungen fur die wie die Erfahrung zeigt, nicht zur Uberwindung
Sicherung des Friedens and fur den Beginn der groben Not and zur Verbesserung der Lebens-
einer neuen Epochs der H u m a n i t a t and lags des deutschen Volkes. Vielmehr beschworen
des F o r t s c h r i t t e s zu schaffen." sie die Gefahr einer Zersplitterung unseres Vater-
Diese Ziele miifiten in einer entsprechenden Landes hereof.
Verfassung verankert werden, sagte Frau Kern. Die Entwickiung der deutschen Friedenspzoduk-
Sie gab dann einen kurzen historischen Ruck- ri?n ist unerlaBlich fur. diie Uberwindung des
Mick. and stellte einen Vergleich der Weimarer Mang~ls an wichtigsten Bedarfsgutern in Deutsch-
land and fiir die Erfiillung der Reparations-
Verfassung mit dem zur Zeit geltenden Lander- pflichten.
verfassurgen an, Sie vergjich auch die Ver- Doch nor auf der Grundlage einer gesamtdeut-
fassungen der Westzonen mit denen der Ost- scheri Planung and des innerdeutschen Giiteraus-
zonen, die leider in bezug auf die Gleichberechti- tausches konnen die wirtschaftliche Gesundung
gong der Frauen wesentliche EinschTankungen auf- Deutschlands and der so wichtige Handel mit an-
zuweisen habeas, Wenn es zum Beispiel in der deren Landern zustande kogrmen,
Weimarer Verfassung heitlt: ,Grundsatzlich" die Als vordrin fiche Aufgabe sieht der Demokra-
gleichen Rechte, so stelJt dies natiirlich eine g
groBe Einschrankung der. Auch die Brenner Ver- tische Frauenbund Deutschlands die politische
fassung wurde auf Einspruch der amerikanischen and erzieherische Mitwirkung der Frauen. Jetzt
Militarregierung in bezug auf die Gleichberechti- ist den Frauen unseres Bundes durch die Auf-
gung der Frau geandert, enter der Begriindung, forderung zur Mitarbeit in .den offentlichen
daB die vollige GleichbeFechtigung der Frau wit demokratischen Korperschaften hierzu eine be-
dew Burgerlichen Gesetzbuch nicht in Einkdang deutsame Gelegenheit gegeben.
zu bringen sei. In dem Grad, wie wir Frauen uberall verant-
Das Bemuhen des Demakratiselren Frauenbun- wortlich mitwrken and mitbestimmen, starken
des aber Befit dahin, eine Verfassung zu habeas, wir unseren EinfluB zur Schaffung der demokra-
in der die Frau vollig gleichberechtigt ist and er tisehen deutschen Republik.
arbeitet schon haute an der Umformulierung aller Als politisch fortschrittliche Frauen erkennen
Gesetze, die die Ftau haute noch benachteiligen. wir die Notwendigkeit, dem deutschen Volk des
LSe Frauen des DFD and nlle fortschrittlichen Recht zuT Abstimmung uber seine Einheit zu
Frauen sind sich tlariiber einig, daB in der neuen geben.
Verfassung die Gieichberechtigung der Frau AnlaBlich der bevorstehenden Londoner Kon-
garantiert sein muB and daB die Gesetze endlich ferenz der AuBenminister wiederholen wir die
entsprechend unseren Zeitverhaltnissen zuqunsten auf dem ersten Deutschen FrauenkongreD fox den
der Frauen geandert werden mussen. Frieden im Marz 1947 geaufierte Bitte, deutsche
Es worden bereit`s Vorschlage ausgearbeitet fur Frauen and Manner zu den Verhandlungen hinzu-
eine Neuregelung des Ehe-, Familien- and Giite:- zuziehen, Wir verbinden damit die Hoffnung, daB
rechtes sowie des Nichtehelichenrechtes: Au# fn London sin Friedensvertrag im Geiste der
alien diesen Gebieten setzt etch der Demokra- Menschlichkeit zustande kommt. der die lahmende
tische Frauenbund sin, aber auch fiber die spa- Unsicherheit hinsichtlich der Zukunft Deutsch-
ziellen Frauenforderungen hihaus sehen din Frauen lands von uns nimmt, damit des geeinte Deutsch-
ihre Aufgabe dann, sich wit den entscheidendea land in aufbauender Arbeit zur Sicherring and
politischen Fragen vertraut zu machen, um an Festigung des Weltfriedens beitragen kann.
Mehrmals sei der Wunsch geauifert worden, daB
die deutschen Frauen auch in London gehort
werden, doch batten die Frauen weder in der
Ost- noch in der Westzone diesen Wunsch ge-
niigend zum Ausdruck gebracht, Eine solche
Forderung zu erheben, heiBe, nicht nor in
unseren Reihen, sondern in den Reihen der deut-
schen Frauen uberhaupt eine gewisse Basis dafiir
schaffen. Die Verantwortung fur die Entwickiung
der nachsten Jahre triigen die deutschen Frauen
zu einem groBen Stuck mit, sie konnten die Ver-
haltnisse beeinflussen, Frau Weiterer habe in
ihrem Bericht sehr vial dariiber gesagt, wie des
moglich sei.
Die vielen Veroffentlichungen uber die Arbeit
and jibes die Ziele des Bundes, die durch die
Presse Bingen, batten hoffenthch die noch ab-
seits stehenden Frauen aufinerken lessen and
ihnen die nicht zu unterschatzende Bedeutung einer
Frauenbewegung in einer so entscheidenden Zeit
wie der unsrigen nahegebracht. Allen Lauen and
LTninteressierten sowie alien MiBtrauischen and
Vareingenommenen mu6te auf Grund der ein-
gehendea Ausfiihrungen uber ells Gebiete, mit
denen sich der DFD beschaftigt and fiber die er
anlaBlich der BundesausschuB-Tagung Rechen-
schaft ablegte, klar warden, dab dieser erstmalige
Zusammenschlu6 die Basis ist, auf der deutsche
Frauen wieder zu Ansehen in der Welt gelangen
konnen, and dab innerhalb des DFD jade Frau
Gelegenheit habe, auf ihre Weise einen Beitrag
zur Wiederherstellung der Achtung vor der deut-
schen Frau zu ledstem. Allen aber, die guten Wil-
lens and noch ratios sind, will der DFD helfen.
Es soils and diirfe in Deutschland keine Frau mehr
geben, diC miBmutig and verstort nicht wi,sse,
wohin sie sich wenden konne. Die Frauem mulJten
endlich von ihrer Fahigkeit, selbstandig zu denken
and sich eine eigene Meinung anzuEignen, Ge-
brauch machen, damit sie aus ihrer Unsicherheit
heraus den Weg zur Klarheit finden. Es sei das
eine moralische Verpflichtung, die die Frauen
dem Volk als Ganzes schuldig seien, wenn sie
aus der VeRgangenjfeit gelernt batten. Die Neu-
ordnung des deutschen Lebens sei nicht nor eine
Frage der Enttrummerung nach aulien, sondern
vor ahem auch nach innen. Dies apes habe die
Bundesausschu6-Sitzung gum Ausdruck gebracht
and die Moglichke~it gezeigt, aus der gegenwar-
tigen Not herauszukommen. Je aber wir uns fahig
erweisen, desto aber worden wir frei sein.
Es bleibe nor zu wunschen, daB die Gagner des
DFD and ells dfejenigen, die ihm miBtrauisch
gegeniiberstehen, die wirklich hochgespannten
Ziele erkemnen, and daB vials Irrende and
Suchende den rechten Weg finden mochten. Da-
mit ware der Sinn der Tagung erfullt, and des
seien die Gedanken, die zutie4st ells die beweg-
ten, die wit wirklicher Anteilnahme an der Sitzung
teilnehmen.
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1~seae R~ i ~~
Von MARIA RENTMEISTER,
Wie kam es zu der Einladung des Demokra-
tlschen Frauenbundes Deutschlands, zu der Exe-
kutivtagung der Internationalen Demokratischen
Faauenfoderation3
Bemerken muB man, daB es sich nicht um die Ein-
ladung einzelner Personlichkeiten zu einer inter-
nationalen Tagung handelt, wie es bereats otter
geschah, sondern der DFD wurde um' due Ent-
sendung einer Delegation gebeten.
~Vir konnten feststellen, daB die Entwicklung iri
Deutschland imAusland mit groBerAufinerksamkeit
beobachtet wi;rd. Die Internationale Demokratische
Frauenfoderation hat bereits vor einem Jahr eine
Kommfssion ausVertreterinnenverschiedenerNatio-
nen mit dem Studium der deutschen Verhaltnisse
beauftragt. Diese Kommission hat ouch auf dieser
Tagung'iiber Deutschland Bericht erstattet. Aus
dem Programm der IDFF and ihrer Arbeit geht
hervor, daB ihr Kampf in eater Linie der Beseiti-
gung der Ilberreste des Faschismus and der
Forderung der demokratischen Entwicklung gilt.
Die Tatigkeit des DFD, dessen Ziele and Arbeit
sich ebenfalls in dieser Linie bewegen, wurde auf-
merksam verfolgt and fiihrte schlieBlich zu der
Einladung.
Es erhebt sich die zweite Frage, zu wem wir
eingeladen wurden. Was ist die IDFF and weIchen
Charakter hat diese Organisation? Unterscheidet
sie sich von den orderer Frauenbewegungen and
welche politische Oraentierung hat sae?
Wir konnen heute vier groIIe Vereinigungen
nnterscheiderr, and zwar:
1. Den Weltbund fur gleiches Recht and gleiche
Verantwortlichkeat (dad friihere Stimmrechts-
bewegung) ;
2. die Frauenlfga fur Frieder and Freiheit~
3. der Internationale Frauenbund and
4. die Internationale Demokratische Frauen-
foderation.
Alle vier Organasationen fiihrten im vergan-
genen Jahr intarnationale Tagungen durch. Was
zeigte sich? Die alter traditionellen Vereinigun-
gen hielten sdch ganz im Rahmen ihrer friiheren
Ziele and Bestrebungen. Sie traten ein fur dos
Stimmrecht der Fsau, fur gleiche staatsbiirger-
liche Rechte, fiir die Rechtd der Ehefrau and im
nllgemeinen fur Frieder and Gleichberechtigung.
Das fiirchterliche' Geschehen des Faschismus and
Hitlerkrieges hat nicht zu neuen Erkenntnissen
gefiihrt, noch konnte eine dieser Frauenvertre-
tungen sich riihmen, a~ der Spitze des Freiheits-
kampfes ihrer Lander gestanden zu haben oder
als fiihrende Kraft im Kampf gegen Hitler and den
Krieg in Erscheinunq getreten zu sein. Haber
aber die Frauen der tiberfallenen Lander Wider-
atand geleistet, haben sie iu der Freiheitsfront
[hrer Volker gestanden? Hervorragend and
heroisch war die Teilnahme der 'Frauen. Sie er-
wachten dadurch in vielen Landern zum potitischen
Leben and stellen in der Neugestaltunq ihrer
Lander die positivsten Krafte dar.
Konnten sie sich also den alten Organisationen
wieder anschlieBen, die, als alms bedroht war,
keine Kraft and keine Fiihrung darstellten, son-
dern kapitulaerten, wie es so schmahlich ouch in
Deutschland der Fall war?
Keine der alter Organisationen hielt such nur
annahernd seine Mitglieder Oder seine Landes-
vBrbande, Denn es kam 1945 zur Griindung der
IDFF, in der die Freiheitskampferinn~n fiihrend
sind. Bereits bei ihrer Griindung waren 42 Natio-
nen vertreten, die 81 Millionen Frauen vertraten.
Zum erstenmal sind such did russischen Frauen
in einer internationalen Organisation beteiligt. Das
Herz der IDFF bildet die ?Union franzosischer
Frauen", die groBe umfassende Organisation von
3 Millionen Mitgliedern, die in der Widerstands-
bewegung entstand.
Auf dem GriindungskongreB der IDFF veQeinig-
ten sich zum erstenmal Frauen verschiedener
Rassen and Nationen, verschiedener Glaubens-
bekenntnisse, Klassen and politischer Uberzeugun-
gen, man einte sich in den Zielen: Kampf irm
Fri~eden and Demokratie, Kampf gegen die faschi-
stischen Uberreste and reaktionaren Forderungen,
fur Gleichberechtigung der Frau, frir Verbesse-
rung der Lebensbedingungen der arbeitenden
Menschen and sozialen Fortschritt in der Welt.
Sie beschrankt sich nicht auf soziale, rechtliche,
kulturelle Fragen, sondern nimmt zum politischen
Geschehen Stellung, sei es dos politische Welt-
geschehen, seien es die nationalen Belange der
Lander, Die IDFF erklart sich bereft, mit a11en
internationalen Frauenorganisationen zusammen-
zuarbeiten.
Wi.e wurden nun die deutschen Frauen emp-
fangen?
Im Moment stehen groBe Teile der Berliner Be-
volkerung unter dem Eindruck des Prozesses gegen
die SS-Morder des Konzentrati9nslagers Sachsen-
hausen. Wer die Verhandlung mith8rt Oder die
Berichte liest, steht immer wieder entsetzt and
fassungslos vor dieser menschlichen'Verkommen-
heit, obwohl wir dbch vieles aus eigenem Er-
leben kennen. Das sind Deutsche. Es gab eine
groBe Anzahl, eine Riesenorganisation solcher
Verbrecher. Millionen unschuldige Menschen
fielen ihnen zum Opfer. Das deutsche Volk stand
nicht gegen den organisierten Massenmord an
Zivilpersonen and Kriegsgefangenen auf. Lesen
sie, was mit den Menschen andeTer Nationen ge-
schah, damn weiB man, was zwischen ihnen and
uns liegt.
Diese Entfremdung wurde sehr spurbar. Kritisch
and abwartend, mit groBter Aufinerksamkeit
home man den Bericht von Emmi Damerius an.
Die ?ua Schweden zuruckgekehrte Delegation.
Von Zinks: Emma S?chse, Emmi Dameriua, Dr. MaaL
gasete v. d. Eseh, Frieda R?del, Xaria Rentmeiater
Was bewegt diese Fraueni Eine Rrage, and
zwar: Wird Deutschland ouch weiterhin eine Be-
drohung des Friedens, wird Deutschland ouch
weiterhin eine Bedrohung fiir uns alle sein? Wie
stark sind die Krafte, die eine friedliche mn+d
demokratische Entwicklung gewahrleisten?
War Frauen des Demokratischen Frauenbundes
haben uns zur Ubernahme der Verant~.vortung fur
eine friedliche and demokratische Entwicklung
bereft erklart, wir wollen ouch wie'dergutmachen,
soweit es uns menschenmoglich ist. Die wich-
tigste Frage, die hiermit im Zusammenhang steht,
ist die Einheit unseres Landes. In diesem Augen-
blick erhielten wir dde Zustimmunq der ganzen
Konferenz. Dies wiederholte sich bei der Forde-
rung noch einer zentralen Regierung in Deutsch-
land, es wiederholte sich bei der Forderung noch
einer deutschen Vertretung unter Teilnahme der
Frauen an der Londoner Konferenz and an man-
chen nnderen Punkten, An orderer Stelle dieses
Blattes sind die Beschliisse der IDFF veroffent-
Iicht. Wer wagte zu hoffen, dab unsere eigenem
nationalen Inierassen von einer internationalen
Von links: Maris-Clteude Vaill?nt-Couturier; Mme. Pragierowa, Vizeminister fur Arbeit wnd Soziallursorge in der polnischen Itegieranp; ~Ime. ~fitroaitset,
lfinister fur Erziehxng in der jugoslawischen liegierung; Mme. Cotton, Prof. derPhyaik, PrBsidentin der Intene?tionalenDemokratiachenFrauenfoder?tioit;
Dolores I barruri, ?La Pasaionaria?
Declassified in Part -Sanitized Copy Approved for Release 2012/02/01 :CIA-RDP83-004158003100090012-4
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Organisation vettreten werdeni Sfe warden es
deshalb, well nur die fortschrittlich-demokrati-
schen KrSfte die Sicherheit der anderen Lander
gewahrleisten. In diesem Sinne wurde uns Unter-
stiitzung and Hilfe in unserer Arbeit zugesagt.
Nach lefdenschaftlichea Worten von beiden Seiten
sahen wir uns darn dem groBen Augenblick
gegenuber, in dem die Vorsitzenden der IDFF
auf uns zukamen mit herzlichem, warmem Hande-
reichen, mit Worten der BegraBung and Hoff-
nung auf gate Zusammenarbeit. Um diese Zu-
sammenarbeit haben wir gebeten and sie wurde
gewahtt.
Mogen die deutschen Frauen den starksten An-
teil nehmen an alien diesen fur unsere nationale
Entwicklung so entscheidenden Fragen and unter
Beweis stellen, welche fortschrittlichen Krafte sie
entwickeln konnen.
Aus Beta Bundesleben
Ite Jorn
Eine traurige Beruhmtheit hat diese kleine Frau
aus Domnitz in Mecklenburg sich erworben, da-
durch, daB sie auf einer Versammlung des Demo-
kratischen Frauenbundes in Ludwigslust Lebens-
weisheiten von sich gab, die -das brauchen wir
wohl nicht besonders zu betonen - kollidierea
mit den Lebensauffassungen eines jeden Men-
schen, der sein Leben nach ethischen and morali-
schen Grundsatzen gestalten mochte. Dab das die
Mehrheit alley Frauen ist, bedarf keiner Frage.
Wenn eine gewisse Presse versuchte, das was
Ite Jora in Ludwigslust gesagt haben soli (sie
hat es nach einer Berichtigung der ?Norddeut-
schen Zeitung" in Schwerin nicht so gesagt, wie
es pubiiziert wurde), hinzustellen als eine offi-
2ielle Meinung des Demokratischen Frauenbundes
zu den Problemen der Ehe, Liebe and Treue, so
ist das -das wagen wir zu behaupten -wider
besseres Wissen geschehen, denn nur ein einziger
Blick auf das erzieherische Programm des Bundes
zeigt, daB dieser im Gegenteil der Lockerung der
Moral and der Verfalschung ethischer Begriffe in
der Nazizeit den scharfsten Kempf angesagt hat
and Baran azbeitet. insbesondere den jungen
Menschen alte Lebenswerte wieder zu vermitteln.
Der Demokratische Frauenbund mit seinen
250 000 Mitgliedern umschlieBt Menschen alley
Art. Es ist naturlich, daB in ihm sich nach Frauen
mit alien moglichen Ideen and Lebensauffassun-
gen befinden. Da in seinen Reihen das Prinzip
der Demokratie herrscht, sollen nach bei Dis-
kussionen die Probleme von alien Gesichtspunk-
ten diskutiert werden.
Eine andere Frage ist es, welche Auffassung
eine Frau zum Ausdruck bringt, d'ie als Referen-
tin eingesetzt ist. Der Skandal um Ite Jorn (dieser
Sache haben sich nicht b1oB einige Zeitungen der
Ostzone bemachtigt, sondern nach in erheb-
lichem MaBe die Zeitungen im Westen) muB all
unseren Leitungen die Lehre geben, daB niemand
im Bunde referieren kann, der nicht such die
Ziele and des Programm des Bundes vertritt.
Die Bundesmitglieder, die wissen, welche Ziele
der Demokratische Frauenbund Deutschlands an-
strebt, sollen Behr wachsam sein, damit solche
Zwischenfalle unmoglrch gemacht werden. Die
Aktivitat and die Starke des Demokratischen
Frauenbundes tuft seine Feinde auf den Plan.
Das zeigt sich damn, wieviel Platz von dem so
knappen Zeitungspapier gewisse Zeitungen den
XuBerungen der Ile Jorn widmeten.
~4ktivitat der Ortsgru peen
Kreis Calan:
Im Rahmen der Volkssolidaritats-Woche w~r-
den Sammlungen and Kinderfeste veranstaltet.
Vom DFD, Ortsgruppe Senftenberg, warden
erhebliche Betrage gesammelt, die der Volks-
solidaritat zur VerfUgung iibergeben warden.
Es warden auBerdem 2000 Plaketten verkauft.
Eintrittskarten zu alien von den drei Parteien
stattfindenden Veranstaltungen werden von den
Mitgliedern des Bundes verkautt.
Nahstuben and Kindergarten sind, wo sie
Hoch nicht vorhanden waren, neu eingerichtet
worden.
Bei den in den letzten Wochen ausbrechenden
Waldbranden haben sich die Frauen freiwillig
zur Bekampfung zur VerfUgung gesteilt.
ForstlLausitz:
Der DFD hat einen Antrag an die landwirt-
schaftliche Abteilung gestellt, flit die Kinder-
garten, Altersheime and die Krankenhauser
Ziegen zum Einstellen zu erhalten. 25 Ziegen
warden zugesagt.
Krcis Teltow:
Blankenfelde: Der DFD bemUht sich um die
Renovierung des Blankenfelder Schlosser, um
die fur Blankenfelde and Umgebung dringend
erforderliphe Oberstufe der Schute einrichten
zu kbnnen. Die Gemeindeverwaltung will des
SchloB ledoch an eine Essigfabrik verpachten.
Der DFD appeiliert an die Gemeindevertretung,
den Ausbau des Schlosser zu unters?Utzen and
somit die Raumfrage der Schule zu klaren.
Senftenberg:
In Grube Marge wurde eine Frau als BUrger-
melsterin gewahlt. Nach Aufrut zur Griindung
des DFD traten die Frauen von Grube Marge
dem Demokratischen Frauenbund bei. Eine rege
Werbeaktion wurde durchgef[lhrt. Man kann
woht heute mit Recht sagen, dab die Ortsgruplie
Grube Marga mit 320 Mitgliedern die starkste
des Kreises Calau ist. Bedingt Burch die augen-
blickliche Notlage wurde der BeschluB gefaBt,
eine Sammlung von Lebensmitteln durchzufUh-
ren, welche alien Leuten and besonders BedUrf-
tigen des Ortes zugute kommen sollte. Diese
Aktion wurde Anfang Juni begonnen and man
kann heute sagen, daB schon efn groBer Teil der
BedUrftigen bedacht werden konnte. So warden
u. a. Kartoffeln, Eier, Brot and Mehl verteilt.
Sehr bediirftige Familien erhielten nach eine
Spende an Milch. Mit welcher Freude die alien
Leute diese Lebensmittel in Empfang nahmen,
ktinnen nur diejenigen ermessen, die Babel
waren. AuBerdem konnten nosh einige Zentner
Saatkartoffein fQr die Brachlandaktion verteilt
werden. Aber nicht nur in dieser Hinsicht sind
die Frauen der Grube Marga aktiv, sondern in
Aufbauspenden
Als Aufbauspende fur den DFD hat der
Kreisvorstand der CDU Bernau 100: - RM
gefleben. Wir danken Behr fur die Unter-
stiitzung.
den monatlich stattfindenden Versammlungen
werden eifrig politische Tagesfragen erortert.
So hilft der DFD an der Vberwindung der Not
and bei der Aktivierung and politischen Er-
ziehung der Frauen.
Bad Freienwalde:
Frefencvalde hat eine Nahstube eingerichtet,
die sich bis letzt allein erhalten hat. Augen-
blicklich lauft ein Nahkursus flit lunge
M a d c h e n. Sieben Madchen werden in einem
halbjahrigen Kursus ausgebildet. Fiini Nah-
maschinen stehen zur VerfUgung.
Demme:
Am Sonntag dem 6. Juli 1347, veranstaltete der
DFD mit dem FrauenausschuB in Demme/Kreis
Prenziau eiri Wohltatigkeitsfest zu-
gunsten der Markischen Volks-
s o l i d a r i t a t. Es war Sehr nett aufgezogen,
mit Tombola and anderen netten Belustigungen,
ja Boger ein Schweinchen wurde versteigert.
Dutch die Bute Organisation der Vorsitzenden
des DFD verlief der Abend Sehr schon. Sie
hatten eine Einnahme von 2800.- RM,
von der sie der Markischen Volkssoli-
daritat in Prenzlau 1800.- RM
spendeten.
Prenzlau:
Am Sonnabend, dem 12. Juli 1947, veranstaltete
der DFD Zuckerfabrik in Prenzlau
ein Kinderfest. Dazu waren belde
Kindergarten der Stadt Prenzlau ein-
weesend, die mit elnereschBnen Ki schsuppe ~ d
Geschenken bedacht warden. Allerlei Belusti-
gungen warden durchgefUhrt, Z B. SackhUpfen,
Schaukeln, Volkstanze. Man Bah an dem Leuch-
ten der Augen die Freude der Kinderherzen.
Die Jugend fiihrte mit den Kindern Theater-
stUcke auf and brachte Behr schtine Rezitatio-
nen and musikalische Darbietungen.
Kreisverband Merseburg:
Der Monet August stand im 7.eichen des
Laternen-I{znderfestes. Die Frauen
des DFD and AFA waren mit den Vorbereitun-
gen hierzu beschaftigt. In den Landgemeinden
warden Sammlungen von Lebensmitteln unter-
nommen, somit bestand die MSglichkeit, den
Kindern Kuchen and Geback zu verabreichen.
Benndorf:
In Benndori veranstaltete die Ortsgruppe
einen K u l t u r a b e n d unter dem Motto:
?Aus dem Leben fUhrender Per-
56nlichkeiten der Frauenbewe-
g u n g." Unter der Mitwirkung der FDJ wurde
fur diesen Abend ein bunter Programm zu-
sammengestellt. Diese Veranstaltung war ein
Abend, welnhen die Dorfgemeinschaft von 300
Einwohner besuchte. Das Referat war ?Iielene
Lange and Klara Zetkin." An diesem Abend
konnten verschiedene Neuaufnahmen gemacht
werden.
Frankleben and Burg-Lebenaa:
In den Gemeinden Frankleben and Burg-
Lebenau wurde Burch die Frauen des DFD and
des AEA eine Erholungsalction fur die Kinder
des Kindergartens durchgefQhrt. Nach einer
eifrigen Vorarbeit ist es gelungen, den Kindern
einen dreiwdchigen Er holungsaufenthalt in
Schmiedeberg zu verschaffen.
Ortsgruppe Benndorl[:
Der Vorsitzenden gelang es, einen Kinder -
garten in lhrerGemeindezu errichten.
Vorlauflg ist ein provisorischer Raum vorhan-
den, um seater in eine ausgebaute Wohnung
zu ziehen.
Kreisverband Genthia:
Kirchmoser:
Die Ortsgruppe verteilte fUr
2000.- RM Spielzeug, 2 Zentner
Apfel and 300 Packchen Vitamin-
Tabletten an die Kinder.
Der DFD and AFA sind bemUht, den Um-
siedlern in jeder Weise zu helfen. In Kirdrmoser
konnten lnsgesamt 5 7 2 S t u c k G e s c h i r r
ausgegeben werden. 5 0 P a a r P a n t o f f e l
konnten an Bediirftige verteilt werden.
Altenbtatow:
Der DFD hat sick vom BUrgermeister H o 1 z
anweisen Lassen and d i e F r a u e n h a b e n e s
s e l b s t g e s c h i a g e n. Jede Kieran betei-
ligte Frau erhielt ihr Winterholz and der
Vberschu6 ward an Kranke and
aite Leute verteilt.
Kreisverband Saaikreis:
Aus Konnern wird mttgeteflt, dab stir
18 weitere Kinder Freitische ge-
schaffen warden. Ferner konnten 3 K i n d e r
in einem 6w iichigen Erholungs-
a u f e n t h a l t untergebracht werden. Dutch
gemeinsame Arbeit der AFA- and DFD-Frauen
konnte in Konnern eine O b s t s a m m l u n g
durchgefiihrt werden, welcher an die Kin -
dergarten Bowie die Kinderlandver-
s c h i c k u n g abgegeben wurde.
Aus dem Ertrag eines Bunten
Abends ist es m&glich, 15 Frauen
nach Stecklenberg
in den Ost-
harz zur Erholung
zu
schicken. Es
handelt sich um Frauen,
die
in arztlidier Be=
handlung sind.
BrurScdorf:
Die Ortsgruppe
verteilte
5 0
W o l l d e c k e n
an Umsiedler.
Optn:
Die Ortsgruppe
schuf
4
L a n d p f l e g e-
Kreisverband BallelS.:
Der Kreisverband ftihrt regelmSBig ells
14 Tage eine Schulung der Unter-
gruppen-Leiterinnen aus alien Stadtteilen Burch.
Am 27. August fend eine o f f e n t l i c h e
V e r s a m m l u n g Gber den 4 2 1 8 statt.
2000 Personen tolgten dem Referat des Herrn
Dr. v. Liippmann, welcher Stellung zur Abande-
rung des ? 219 nahm.
Im Monet August gab es mehrere Kinder -
feste in der Stadt Halle.
Kreisverband Gardelegen:
Eine Sammlung alter Schuhe wurde
in die Wege geleitet, um somit die Herstellung
von Winterholzschuhen fur be-
dUrftige Kinder sicherzustellen.
In Gemeinschaft mit den anderen Uberpartei-
lichen Organisationen schaltete sich Kier der
DFD in die Landverschickung unter-
ernahrter Stadtkinder ein.
In EBStedt wurde eine vierwOchige
K i n d e r s p e i s u n g durchgefiihrt and bei
den Kindern eine Gewichtszunahme bis zu 2 kg
festgestellt.
Am Tage des Kinder konnte eine freiwlllige
Geld- and Sachspende durchgefOhrt werden,
welche den Kindern zugute kam.
In Wustrewe warden 3 alte F1Ucht-
lingsirauen in einem Altershefm
untergebracht. Die Kosten hfer-
fUr bringt der DFD dutch frei-
willlge S.penden innerhalb der Ge-
meinde auf.
Kreisverband Bernburg:
Am Tage des Kinder, 24. August, warden zahl-
reiche K i n d e r f e s t e veranstaltet. BezUglich
der ortlichen Erholungsfiirsorge konnte 600 bis
700 Kindern, die wahrend der Schulferien im
Wilhelmsgarten in Bernburg betreut and mit
Mittagessen versorgt warden, eine besondere
Freude bereitet werden. Der DFD hat sich ein-
gesetzt bei Handel and Versorgung, daB jedem
Kind ein Ei verabreicht werden konnte.
In Leau entstand unter starkem Einsatz des
BUrgermeisters and der DFD-Ortsgruppe ein
Heuer Kindergarten. Die Frauen waren
behilflich bet der Beschaffung von Mobeln, Gar-
dinen, Geschirr and Kochherd. In Verbindung
mit dem FDGB bemQhen sich die Frauen, fur
einige Kindergiirtnerinnen Berufsschuhe zu be-
schaffen. Auf ahnliche Art and Weise gelang es,
6 P a a r H o l z s c h u h e zu bekommen, welche
als Leistungspriimie an Bauerin-
n e n gegeben warden, deren Arbeit als vor-
blldlich anerkannt worden ist.
Kreisverband Sangershausen:
Gemeinsam mit dem AFA wird die S c h u 1 -
s p e i s u n g durchgefiihrt. Taglich bekommen
in drei Gemeinden 1100 Kinder Milch and Brtit-
chen Oder warme Suppe.
Ortsgruppe Altstedt:
Die Frauen fiihrten eihe Sammlung v o n
Lebensmitteln Burch, die an not-
leidende Umsiedler verteilt warden.
Sangershausen fiihrte wahrend der Schul-
ferien ortliche Ti.rholungsfUrsorge
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Alle Orlsgruppen and Kreise mussen
sofort fiber die Ernteausder
Saatkartoffelaktion -an wen
and inwelcherHohe dieSaatkartoffeln
ausgegeben wurden - berichten
durch, an der besonders die unterernahrten Kin-
der ganz,~igig verpflegt wurden, and an denen
die Frauen des DFD mitarbeiteten.
Wurzbach:
Der DFD Wurzbach fuhrte einen Wohltatig-
keitsabend durch. Die Frauen konnen dadurch
verteifen 24 Betten an Umsiedler. 10 000.- RM
wurden zugunsten der Umsiedler vereinnahmt.
Kreisverband Schleiz lieB fur des Lager der
Oderbruchschule funf Hockey als Spende her-
atellen.
Fur die Krabbelstube des Kindergartens in
Schleiz, doyen Raume fertiggestellt werden,
wurden funf Laufgitter gekauft.
Niederschmalkalden sammeite 1~ Zentner
Kartoffeln, Gemuse and Korner fur Umsiedier-
transporte and stellte warmer Essen zur Ver-
fiigung. Eine Kammgarnspinnerei spendete
Wolldecken, auBerdem wurden 900.- RM in
bar gespendet.
Immerborn feierte den Tag des Friedens and
spendete 500.- RM fur Umsiedler.
Wernshausen verteilte 20 Zentner Obst an Kin-
der and werdende Mutter. r
Hergf verteilt an lodes Umsiedlerlcind aus
Preien Spitzen der Milchwirtschaft taglich einen
viertel Liter Milch.
Meiningen schafff Holzschuhe fur Kinder and
Schafwolle zur Herstellung warmer Kleidung.
Heiligenstadt beteiligte sick an der Holzaktion
and laflt Mobel fur Umsiedler herstellen. Der
Leiter des Sozialamtes erkennt lobend die Mit-
arbeit der Frauen des DFD an.
Grafenhain erfaBt die freien Spitzen der
Milchwirtschaft and spendet taglich einen hal-
ben Liter Milch pro Kopf fiir Kranke.
Kreis Liibben:
Die Arbeit fur den DFD in-Liibben kann mit
gut bezeichnet werden. Kurzlich fend ein Tref-
fen der Frauen canter dem Pdotto: ?Zaubea des
Spreewalds" statt, an dem alle Frauen teil-
nahmen. Die Frauen hor?ten des Referat ?Die
neue Frauenbewegung" an. Das anschlieBende
gemutliche Beisammensein war Behr gut vor-
bereitet and hat in Lubben einen guten Nach-
It3ang- spreewtlideria,raen- aus den Dorfern waren
in Trachten anwesenti. Es wurden alter spree-
waldische Gedichte and Marchen vorgetragen.
Kahnfahrten mit Lampions and Musik waren
organisiert. Im ganzen eine Behr gefungene Ver-
anstaltung, die sick fur die VJerbung des'Bundes
gut auswirken ward.
EberswaIde:
Der Frauenbund hat eine Aktion ?O b s t -
e r f a s s u n g" mit Erfolg durchgeffihrt and
bemuht sick letzt ganz energisch um die
Schaffung einer Schulspeisung.
Kreis Dubeln:
Hainichen:
Der DFD Hainichen Melt eine Mitgliederver-
sammlung ab, auf -der fiber die Referentenschule
in Chemnitz berichtet wurde. AuBerdem hat
man Nah- and Handarbeitsstuben in der Web-
schule eingerichtet. In einem Referat ?Wer Sind
wir" sprach die Rednerin aber die Ziele des DFD.
Frankfurt/Oder:
Fiir die weibliche Jugend soIlen Strohschuh-
werkstatten eingerichtet werden. In diese Werk-
statten mussen auch die Mutter zugelassen
werden, um dort eine Einsicht zu bekommen,
wie diese Strohschuhe zu pflegen and zu behan-
deln Bind. In der Handels- and Gewerbeschule
ist soich eine Werlcstatt im Entstehen and
bereits eingerichtet worden. Es 1st zu uberlegen,
ob nicht kreismaBig, wo die Bedingungen dafiir
vorhanden Sind, solche Werkstatten zu schaffen
waren. Die Berufsschule konnte Lehrkrafte zur
Verfiigung stollen. Wichtig ware es, daB die
Frauen drauBen zunaehst mal die Zopfe flechten
Iernen, um dieses fertige Material dann nach
Potsdam zu schaffen. Eine weitere Verarbei-
tung wurde dann in den Berufsschulen durch-
zufiihren rein. Jetzt ware dfe Zeit dafur, daB
hierfur notwendige Stroh zu beschaffen. Die
Ortsgruppen mussen eingeschaltet werden, um
des notwendige Material wie Gurte, Lederreste,
Oberteile usw. zu sammeln.
Kreisverband Salzwedel:
Die Frauen -des DFD schalteten sick ein beam
Rucktransport von Oderbruchkindern nach
Muncheberg.
In der Gemeinde ImmeIcath konnten 5 Ferien-
kinder untergebracht werden.
r Kreisverband Qnerfnrt:
Im Kreise Querfurt konnten 1 7 5 Land -
pflegestellen iffy 6 Wochen be-
schaiit werden, Bowie Qber b00
Freitischstellen, die im Rahmen
der Ortserholungsflirsorge ver-
wendet werden.
Eine lebhafte Diskussion entstand im Kreise
zum ? 2 1 S. Die uberwiegende Mehrheit hat
einer Lockerung des Paragraphen zugestimmt.
Kreis Eckartsberga:
HSlleda:
Das Kinderfest stand hier canter dem Zeichen
?Freude card Frohsinn". Es wurde gemeinsam
von den Frauen. des AFA and des DFD durch-
gefiihrt. Zur Verteilung kamen an die Kinder
reichlich Kuchen and Geback, Br&tcyyen and
Wurst and zum Mittagessen eine Erb3~ensuppe.
Alles dies aus Spenden, die von den Frauen
gesammelt wurden.
In K o l l e d a konnten durch Bute Zusammen-
arbeit der Frauen mit der Stadtverwaltung and
dem Herrn Burgermeister 4 m a 1 i m M,o n e t
August an die Bediirftigsten. Zu-
teilungen von Nahrmitteln, die
aus freien Spitzen waren, ausge-
geben werden.
180 Kinder konnten im Monet
August in Zusammenarbeit mit
d,em Kreislugendamt verschickt
werden and konnten nun mit
gutem Erfolg wieder heimkehren.
Bei den moisten Kindern 1st eine groBere
Gewichtszunahme festgestellt worden:
Kreisverband Magdeburg:
Fur den 16. September wurde ein b u n t e r
Nachmittag fur Rentnerinnen
fiber 70 Jahren durchgefuhrt. Auger
Kaffee and Kuchen ist eine s o z i a l e Bei -
h i l f e von 5.- RM uberreicht worden.
In 24 Ausschussen hat der DFD
seine Vertreterinnen. Bei der Ein-
fiihrung von Einkaufsausweisen Sind ebenfalls
die Vertreterinnen des DFD tatig.
Zu Weihnachten werden letzt. schon B a s t e 1-
g r u p p e n gebildet, um somit den Gabentisch
der Bediirftigen zu verschonern.
Kothen. Als in Kothen 1?0 Heimkehter an-
kamen, sammelten-die Frauen des Demokratischen
Frauenbundes in Frenz, Cosa, GroBwulknitz,
Grotlpaschieben, Gortzig, Osternienburg, Gnetsch,
Edderitz and Kothen 3 Zentner Mehl and Korner,
lr/x Zentner Hulsenfriichte, 40 Pfund Nahrmittel,
8 Zentner Obst, 4 Zentner Kartoffeln, Iriz Zentner
Gemuse, 231 Eier and 205 RIvI, die sie an die
Heimkehrer ausgaben,
Kreis Eckertsberga. Der DFD konnte
in 13 Gemeinden 400 Freitische fitr unterernehrte
Kinder beschaffen,
Die I{reisschulen des DFD
7n vielen Kreisen der Lander dez Ostzone fan-
den in diesem Monet bereits die ersten Kreis-
schulungen statt. Die Teilnehmerzahlen lagen
zwischen 40 and ?0.
Wie stark das Bedtirfnis der Frau nach Schu-
lung ist, zeigte die Tatsache, daB menthe von
ihnen stundenlange FuBwege machte, um uber-
haupt an der Schulung teilneh'men zu konnen.
Die Auswahl der Themen war verschiedenartig,
In der Hauptsache wurde unterrichtet caber ?Die
Frauenbewegung", caber ?Die polifische Entwick-
lung in Deutschland and in dot Welt im Jahr+e
194?". Aber auch Themen, wie ?? 218", ?Was ist
Blockpolitik?", ?Was mussen wir tun, nm unsere
Jugend umzuerziehen?", Standen auf dem Lehrplan
neben einer grundlichen Durchazbeitung organisa-
tionstechnischer Fragen,
Die nach den Lektionen and Arbeitsgemein-
schaften abgehaltenen Seminare zur KontroIle daz-
iiber, ob der vorgetragene Stoff beherrscht crude,
hatten im aligemeinen Bute Ergehnisse. Es zeigte
Bich, daB die Frauen die behandelten Fragen auf-
genommen and begriffen hatten.
In vielen Kreisen wurde beschlosSen, diese
Schulen 14tagig resp, monaUich laufend durch-
zufiihren.
Schule and Elternhaus
Die Ortsgruppe Senftenberg Melt eine Monats-
versammiung ab, die von Vortragen der Frauen-
singegruppe and eines Kindersprechchors um-
rahmt wurde.
Frl. Ostrowski sprach fiber das Theme ?Sdrule
and Elternhaus". Ihre Ausftthrungen gipfetten
darin, daB des deutsche Volk and die deutsche
Jugend aus eigener Kraft den Weg zu einem
neuen Aufstieg apf demokratischer Grundlage
flnden mussen. Der demokratische Mensch '1st
der denkende, verantwortungsbewuBte Mensch,
der sick seiner Pflichten and seiner VerantWOr-
tung gegenuber seinen Mitmenschen, seiner Ge-
meinde and seinem Staate bewuBt ist and die-
se4~ Verantwortung gemaB handelt. Sittliche
Erziehung, geistige Forderung and Wissensver-
mittlung sand die wichtigsten Faktoren in der
Jugenderziehung. Die Lehrer der neuen Schule
haben die Aufgabe zu ubernehmen, den neuen
Menschen zu formen, aber auch die Eltern mus-
sen hierbei mithelfen. Es muB sick eine Ge-
meinschaft zwischen Elternhaus and Schule ent-
wickeln, wenn die Erziehung nicht ein Stuckwerk
bleiben Boll. Es sollen handelnde Menschen er-
~r~c~nisierur~g ein er Uersaru~ulung
Der Erfolg einer Versammlung, Bei es eine Mit-
gliederversammlung, eine offentliche Prauen-
versammlung odor eine Konferenz, hengt ab
1. von der organisatorischen Vorbereitung,
2. von der sachgemaBen Durchfiihrung,
3. vom ideologischen Inhalt,
Man loge 'den Tag einer Versammlung niemals
Pest ohne vorherige Rucksprache mit alien be-
teiligten Personen, vor allem setzt kein Kreis-
vorstand eine Versammlung an ohne Wissen des
Ortsvorstandes. Der Tag mug so gewehlt rein,
daB er Bich mit keiner anderen Veranstaltung
iiberschneidet, noch diirfen zu viele Veranstal-
tur;gen einander folgen. Dfe VersammIung ist
rechtzeitig anzuselzen, der Saal, der Referent and
das Theme muss festliegen.
Die Bekanntmachung durch Plakatierung erfolgt
fruh genug. Auch kleine Landgemeinden sollten
rich nicht damit begniigen, die Versammlung aus-
zukLngeln, sondern Lieber Plakate kleben, Am
besten ist es, wenn di.e KreisIeitung Plakate an-
fertigen le8t, auf denen handschriftlich Ort, Lokal
and Zeit, je nach Bedarf, ausgefiillt werden. Am
Tage der Versammlung ist es angebracht, Hand-
zettel von. Haas zu Haus zu tragen and dabei mit
den Frauen personliche Fuhlung zu nehmen. Auch
ist es. wichtig, Behorden, Parteien and Organi-
sationen zu benachrichtigen. An efnzelne Person-
lichkeiten sollten schriftliche Einladungen ver-
schickt werden, In dem in jedem Kreis erschei-
nenden Informatiohsblatt kann auf dip Veranstal-
tung hingewiesen werden.
Der Saal ist nicht zu gro8 zu wahlen, Lieber
kleiner and voll, als grog and nur halb gefiillt.
Ein Rednerpult mit Beleuchtung ist vorzubereiten,
Sollte mit Stromsperre zu rechnen rein, -hat man
fur Notbeleuchtung zu sorgen, GroBes Gewicht ist
auf die Ausschmuckung des Raumes zu legen.
Transparente mit Werbeparolen pragen Bich den
Hirnen ein. Blattgriin and Blumen erzeuyen eine
angenehme Atmosphere,
Kiinstlerische Umrahmung durch Musik, Rezi-
tation, Laienspielgruppen usw, Sind selbst bei
kleinen Mitglfederversammlungen zu empfehlen.
Sie heben die Stimmung and bieten den Frauen
eine willkommene AbweChslung.
Zu einer gut durchgefiihrten Versammlung ge-
hSrt eine Versammlungsleiterin. Sie bittet einige
Frauen am Vorstandstisch Platz zu nehmen and
sorgt dafiir, daB ein Protokoll gefuhrt wind, Sie
begnugt Bich nicht damit, die Gaste zu be-
griiBen and dem Referenten des Wort zu erteilen,
sondern sie findet einige warme Worte, welche
die Frauen ansprechen. Vertreter der Behorden,
der SMA and Ehrengaste, Sind besonders zu be-
griiBen. Es ist ferner Ihre Aufgabe, nach Beendi-
gung des Referates dafiir zu sorgen, dab eine
recht lebhafte Diskussion in FIuB kommt. Ge-
gebenenfalls muB sie die Diskussion dahin lehken,
daB sie Bich mit dem Referat beschaftigt.
Der Kernpunkt der Versammlung ist das Refe-
rat $elbst. Das Theme ist sorgfaltig zu wahlen
and den Bediirfnissen des Ortes anzupassen, Es
wird fn einem lndustrieort .enders ausfallen
mussen als in einer Landgemeinde. Es kann ein
allgemeines Bowie auch ein Fachreferat gehalten
werden. Wenn es Bich um letzteres handelt, ist
es angebracht, eine Fachkraft heranzuziehen, Bei
es au:, dem Gesundheitswesen, dem Rechtswesen,
der Sozialfursorge usw.
Allgemein gehaltene Referate sollten bei alley
Wiirdigung der internationalen Lage and der be-
sonderen Lage, in welcher Bich Deutschland be-
findet, so gehalten werden, daB sie auf die Tages-
fragen eingehen, welche die Frauen interessieren.
Ernahrung, Rentenzahlung, Umsiedlerfragen,
Heimkehrer-, Wohnungs-, Bekleidungs- and Er-
ziehungsfragen Sind zu erwahnen,
Bei Fachreferaten stehen fur die nachste Zeit
im Vordergrund: Besprechung des ? 218 and des
Theme Schulung and Erziehung.
Eine Mitgliederversammlung sollte niemals
durchgefiihrt werden, ohne den Frauen konkrete
AufQaben zu stollen, dadurch wird eine groBere
Aktivierung der Frauen erreicht? Zwistigkeiten
zwischen einzelnen Frauen Sind moglichst nicht in
der LJffenttichkeft zu behandeln, Dagegen ist die
Belobigung einer guten Arbeit -oiler eine kleine
Anerkennung, etwa in Form eines Bucher, wohl
angebracht,
Als AbschluB der Versammlung ist ein gemein-
sam gesungenes Lied zu empfehlen, dessen Text
vor jedem'Platz liegen sollte.
Elie E r d m a n n, Potsdam
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(Fortaetssxg roox Seite 7)
zogen werden, die selbstbewul3t and verantworL
tungsfreudig Ein Leben in Frieden, Freundschaft
and sozialer Gerechtigkeit gestalten.
Reacher Beifall wurde der Referentin zuteil,
ebenso wie auch die Ubrigen Darbietungen mat
Freude and Beifall aufgenommen wurden.
Im weiteren Verlauf wurden organisatorische
Fragen unci die kommende Weihnachtsvorberei-
tung behandelt.
Im Rahmen der Ortsgruppe wurde eine Kul-
tur- and Sozialkommission gebildet.
Mobelh.ersfiellung
In einem Dorf im Saalekreis haben die Frauen
des Bundes eine Tischlerei eingerichtet. Eine Mei-
sterin mat mehreren Gehilfinnen bauen Mobel fur
Umsiedler, Samiliche~ Arbeiten, von der Heran-
sctraffung des Holzer bas zum Abliefern der
Mobel, liegen in den Handen von Frauen, Auch
Mobelreparaturen werden in dieser Werkstatt
ausgefuhrt-
Demokrat'ischez Frauenrimg
Nordmh~eiu-W e~stfailen
Die Griindung des Demokratischen Frauen-
bundes Deutscfrlands hat in den westdeutschen
Gebieten ein starker Echo gefunden. Auch hier
nimmt der Wunsch nach einer einheitlichen
Frauenorganisation immer festere Formen an and
schreitet seiner praktischen Verwirklichung ent-
gegen,
Der FrauenausschuB Solingen veranstaltete am
18. September 1947 ein Treffen von Delegierten and
Gersten aus 30 Stadten Nordrhein-Westfalens, um
den Willen der westdeutschen Frauen nach iiber-
parteilicher, iiberkonfessioneller and iiberberuf-
licher Vereinigung Ausdruck zu geben. Nach
mehrstundiger Aussprache der hier anwesenden
Frauen wurde die Grundung des Demokratischen
Frauenringes Nordrhein-Westfalenbeschlossen and
ein vorbereitendes Komitee geschaffen.
Die Prauen des Westens sollten in viel star-
kerem Malle, all lie des basher taten, die Schaf-
fung solcher iiberparteilicher Frauenorganisationen
in Angriff nehmen, Wir rind bereft, ihnen al]e
Materialien and Erfahrungen aus unserer Arbeit
zur Verfiigung zu stellen and den engsten Kontakt
mat ihnen zu halten,
Landwirtschaftliche Frauenschule
Die Landwirtschaftliche Frauenschule in Naum-
burg beendete einen Jahreslehrgang, in dem 40
Jungbauerinnen ausgebildet wurden. 30?!? der
Schiilerinnen nehmen selbstandige Stellungen in
bauerIichen Betrieben an oiler studieren weiter,
der Rest kehrt m die elterlichen bauerlichen Be-
triebe zuriick. Am 15. Oktober d. J. begann ein
~neuer Lehrgang'der Landwirtschaftllchen Frauen-
schule,
Gleiche Erziehu.ng
von Knab~en and Madch~en
Frau Dr. Torhorst, Minister fur Erziehung in
Thuringen, hat auf dem Padagogischen KongreB
in Leipzig vorgeschlagen, Knaben and Madclren
der 7, and 8. Klasse Anleitung in Kinderpilege
and Hauswirtschaft zu erteilen.
Umschwlung zu Autoelelctrikern
Das Hauptamt fur Umschulung gibt bekannt,
daB Frauen im Alter von 20-40 Jahren Gelegen-
heit haben, sick ,auf den Beruf all Autoelektriker
umzuschulen, Mit einem achtzehnwochigen Lehr-
gang wind die .Ausbildung eingeleitet, denn in
besonderen Betrieben weitergefuhrt. Nach zwei-
jahriger Arbeitszeit konnen die Frauen die Ge-
sellenpriifung ablegen. Anmeldungen fair die Aus-
bildungskurse nehmen die Berufsberatungsstellen
der Bezirksamter entgegen.
Todeslager Sachsenhausen
Todeslager Sachsenhausen! Ein Name des
Grauens and Schreckensl Heute wieder in alley
Mund, denn am 23. Oktober 1947 begann im ehe-
maligen Rathaus von Berlin-Pankow vor einem
russischen Militargericht ein ProzeB gegen 16 SS-
Leute, die der Layerleitung des Konzentrations-
lagers Sachsenhausen ange$ort haben. Die An-
geklagten werden nach jeder Pause im Ganse-
marsch, die Handca_auf dem Riicken, aber nicht
gefesselt, begleitet von je einem russischen Porten,
in die Anklagebank gefuhrt. Ich versuche immer
wieder den Black abzuwenden, aber mat fast
magischgr Gewalt zieht es des Auge zu den An-
geklagten - um diese Kreaturen zu studieren,
denn es erscheint einem fast unfaBbar, was diese
Manner alles getan haben. Ich selbst habe die
Schrecken einer Konzentrationslagers kennenge-
lernt -and trotzdem v8rschlagt es einem immer
and immer wieder den Atem, zu horen, wie diese
Verbrecher von den Greueln berichten, die lie
selbst begingen.
14 SS-Leute, 2 Haftlinge, ehemalige Kriminelle,
die die Henkerarbeit verrichteten, sitzen auf der
Anklagebank. Ihre Gesichter Verbrecherphysio-
gnomien, gezeichnet von Zynismus, Sadismus and
Kaltschnauzigkeit. Es scheint oft, all seien lie
noch stolz auf ihre verbrecherischen Taten. S o r g e
z. B., ein Rapportfuhrer, ein Mensch mat ganz
kurzer Stirn, groBen, stechenden Augen, die vor
Stolz wahrend seiner Aussagen, die er in fast
briillendem Ton mach[, leuchten. Auf die Frage
des Staatsanwalts, ob a17e anderen Angeklagten
auch so bestialisch waren wie er, antwortete er:
?Jawoll, alle, die hier sitzen, waren bestialisch,
aber ich war die grofite Bestie." Mir rieselt es
kalt fiber den Rucken. LShmendes Entsetzen packte
alle Zuschauer. Sekundenlange tiefe Stille folgte
im Saal. Selbst einige Angeklagte schiittelten den
Kopf -aber Sorge, diese Bestie -stand der -
kerzengerade mat leuchtenden Augen, zynischem
Lacheln, stolz auf seine so ungeheuerlichen Ver-
brechen.
Einmal wahrend der Vernehmung war ich ge-
neigt, einen Augenblick einer menschlichea
Regung Raum zu gewahren, all der Henker Saat-
hoff auf die Frage des Staatsanwalts, ob er nicht
Ge]egenheit .zur Flucht gehabt habe, antwortete:
?Ja, aber ich habe an meine Frau and meine Kinder
gedacht, die denn vernichtet worden waren."
Aber nur eine Sekunde beherrschte mach diesel
Ggfiihl, um erneut einem grenzenlosen Wider-
willen gegen diese Bestien zu weichen. Denn er,
Saathoff, mordete weiter. Um Bich and seine
Familie zu schutzen, vernichtete er weiter Tau-
sende von Menschen, Frauen, Kinder, Manner,
die item kein Leid getan haben, brachte unsag-
bares Leid fiber diese and ihre Angehorigen.
Widerlich ist auch, wie Bich die Angeklagten
gegenseitig beschuldigen. -
Und die Zeugen - auch ihre Gesichter sired ge-
zeichnet, aber enders, gezeichnet von tiefem
Ernst, einem tiefen, unsagbaren Erleben. Wohl ist
es fair lie eine Genugtuung, ihre einstigen Peiniger
jetzt auf der Anklagebank sitzen zu sehen, ihre
Aussagen aber rind sachlich, ohne HaB.
Wir deutschen antifaschistischen Frauen, dia
war die Todesstrafe verabscheuen, die war nicht
Gleiches mat Gleichem vergelten, sondern besser-
machen wollen, die war uns einsetzen fair die
Wiederaufnahme all der kleinen Pgs in die Lebens-
gemeinschaft unseres Volker, konnen hier nur
sagen - fort mat diesen Bestien voa
dieser Weltl
Der Saal, in dem diese Verhandhmgen statt-
finden, miibte so grog rein, daB Tausende and
aber-Tausende Menschen personlich diesen Ver-
handlungen folgen konnten. Der Anblick, die Ge-
standnisse dieser 16 Morder kann nur jeden an-
standig denkenden Menschen aufriitteln and in
item den festere Willen re~fen lessen: nie meter
eine Wi'.lkur, wie Deutschland s'.e ureter dem
Nazi-Regime erleben muBte.
Hildegard Sehikowskl
Unser~ Bibb?thel~
(Fortsetzung)
Emma Beckmann, Stoll, Irma: Quellenhefte zum
Frauenleben in der Geschichte.
Baumer, Dr. Gertrud: Heimatchronik wghrend
des Weltkrieges 1914-1916, 1. Teal; 1918-1919,
3. Teal:
Beckmann, Hanna, Studienrat: Evangelische
Frauen in bahnbreclrender Liebestatigkeit im
19. Jahrhundert.
Essig, Dr. Olga Die Frau in der Industrie.
Gosche, Dr. Agnes: Die organisierte Frauen-
bewegung
Gottlieb, Dr. Elfriede: Die Frau in der fruh-
christlichen Gemeinde.
v. Knieriem, P.: Die deutsche Frau and FUr5tin
des Mittelalters.
LiirBen, Dr. Johanna: Die Frauen der Romantik.
Schuster, Dr. Dora: Die Stellung der Frau in
der Zunftverfassung.
Stricker, Kathe: Deutsche Frauenbildung im
16. Jahrhundert bas Matte des 19. Jahrhunderts.
Wulff, E.: Die Frau in der rS~ischen Sage and
Geschichte.
Toelpe, Elisabeth: Frauen von Weimar.
Deutsches Archie fur Jugendwohlfahrt: Die Zu-
sammenarbeit der tiffentlichen and der ireiea
Jugendhilfe in den Jugendhmtern.
Deutsches Archie flit Jugendwohliahrt, Samter,
Elisabeth: Zur Frage der Berufsausbildung
von Fiirsorgeztiglingen.
Bund Deutscher Frauenvereine: Jahrbuch 1932.
Schriften zur ideologischen and kulturellen
Arbeit der FrauenausschUsse: Erste Delegier-
tenkonferenz am 13. and 14. Juli 1948.
Deutscher FrauenkongreB fur den Frieden:
GrundungskongreB des DFD, 7., 8., 9. Mgrz 1947.
Referentenmaterlal Nr. 1, Weiterer, Maria: Die
biirgerliche uild sozialistische Frauenbewegung
in Deutschland 1848-1933.
Verhandlungen der VII. Generalversammlung
des Allgemeinen deutschen Lehrerirurenver-
eins Bonn vom 28. bas 28. Mai 1901.
Baum, Dr. Marie: Rhythmus des Famllienlebens.
Magnus, Dr. Erna: Werkheime fair erwerbslose
Jugendliche.
Baumer, Dr. Gertrud: Nationale and Internatio-
nale Erziehung in der Schule.
Damerius-KOehnen, Emmy: Neue Weltbewegung
der Frauen fur Frieden and sozialen Fort-
schritt.
Durand-Wever, Dr. med. Annemarie; Normale
and krankhafte Vorg5nge im FrauenkSrper.
v. Hopffgarten, Elise: Hedwig Heyl zum 70. Ge-
burtstage 1920.
Ohnesorge, Franziska, Drees, Mathilde: Weshalb
brauchen war eine besondere Lehrerinnen-
organisation and warum mull lie alle Schul-
gattungen umfassenY
Schecker, Margarete: 'l:'ragen hauswirtschaftl.
Erziehung.
Schwa~ngersichaf ts~unteTb reich+ung
Die Landesregierung Sachsen hat die Durch-
fuhrungsbestimmungen zum Gesetz ulcer die Neu-
gestaltung des ? 218 veroffentlicht.
Danach ist eine Unterbrechung der Schwanger-
schaft moglich, wenn eine Gefahr fur Leben and
Gesundheit der Schwangeren besteht, wenn ihre
sozialen Verhaltnisse eine Gefahrdung fair Mutter
and Kind befurchten lessen oiler wenn die
Schwangerschaft dutch ein Sittlichkeitsverbrechen
hervorgerufen wurde. Die Genehmigung zum Ein-
griff erteilt ein AusschuB von Arzten, Fursorgern,
Vettretern des FDGB, des Frauenausschusses and
des I:'emokratischen Frauenbundes. Auf je 100 000
Einwohner soli ein derartiger AusschuB gebildet
werden,
Wohlgemuth, Dr. Martha: Bauerinnen in zwei
badischen ?Gemeinden.
Eggebrecht, Axel, von Zahn, Peter: Nordwest-
deutsche Hefte, Heft 5~6, herausgegeben 1947.
Herbig, F. A., Verlagsbuchhandlung, Deutsches
Archie flit Jugendwohlfahrt: Fiirsorge fur des
Hilfsschulkind, Heft 8, 1929.
Deutsches Archie ftir Jugendwohlfahrt, Herbig
Verlag: Beitrage zur planmaBigen Ausgestal-
tung der ErholungsfUrsorge fur Kinder and
Jugendliche, Heft T, 1929.
Vereinigung fair Jugendgerichte and Jugend-
gerichtahilfe, F. A. Herbig Verlag: Die Durch-
fiihrung des Jugendgerichtsgesetzes all Per-
sonenfrage, September 1927, Stuttgart, Heft 12.
Bund Deutscher Frauenvereine, Herbig Verlag:
?Die Frau", 4 Hefte von August and Dezember
1830 and Januar and Februar 1831.
Marquardt, Erwin, Verlag: Volk and Wissen:
Das Gesetz Uber die Demokratische Schul-
reform.
Pappritz, Anna: ?Der Abolitionist", Fest-
nummer 31.
Grappin, J., Paris: ?Lancelot", Der ,Bole aus
Frankreich.
Kulturbund zur Demokratischen Erneuerung
Deutschlands: ?AUibau", Kulturpolitische
Monatsschrift.
Ruh. Zitzmann-Verlag, Lauf bei Nurnberg: ?Die
Gefahrten", Monatsschrift fur Erkenntnis and
Tat.
v. Zahn, Peter, Hamburg: Nordwestdeutsche
Hefte.
Allgemeiner Deutseher Lehrerinnenverein: Jahr-
gang 1925, 1929, 1930, 1931.
Allgemeiner Deutscher Frauenverein: Politisches
Handbuch fur Frauen.
Baeck, Leo, Verlag Carl Habel 1948: Der Sinn
der Geschichte.
Beer, Michael, Cottasche Buchhandlung 1829:
Struensee, Trauerspiel in 5 Akten.
Bernays, Dr. phil. Marie, Verlag von Duncker
and Humboldt: Auslese and Anpassung der
Arbeiterschaft an die geschiossene GroB-
industrie.
Burger, Gottfried August, Gottingen, Verlag:
Gedichte.
Braun, Lily, Herm. Klemm Verlag, Berlin: Ge-
sammelte Werke, 5 Bande.
Brode, Prof. Dr.: Inwieweit ist eine gesetzliche
Festlegung der Lohn- and Arbeitsbedingungen
moglich?
Corte, Dr. Erna, Verlag F. A. Herbig: Dte Fami-
lienverhhltnisse von Kindern in Krippen,
Kindergarten, Horten and Tagesheimen.
Verantwortlicher Redakteur: 112aria Weiterer;
Satz and Druck: (13) Berliner Verlag GmbH.,
Berlin W 8, JdgerstraBe 10.11. Llzenznummer 278
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DEUiSCHER
FRAUEN-PRESSEDIENST
HERAUSGEGEBEN VOM DEUTSC-HEN FRAUEN-VERLAG
BERLIN NW 7 BAUHOFSTRASSE 11 ERSCHEINT WC3CHENTLICH
Dem 1. Bundeskongre~& des DFD gum Gru~!
(DFPJ Ein Jahr reacher, fruchtbarer Arbeit mit vieler Miihe and selbst-
losem Einsatz ist vergangen sett der hoffnungsfrohen Grrindungstagung
des Demokratischen Frauenbundes Deutschlands. Nun steht die erste
Jahreshauptversammiung, der groj3e Bundeskongre(f, bevor. Berlin wird
wiederum die dele~ierten Frauen aus a11en Teilen Deutschlands begrii/ien.
Viele von ihnen aben Berlin bereits auf der grofien Kundgebung des
DFD im Dezember vex angenen Jahres erlebt. ftus alien Teilen Deutsch-
tands kanten sie, and ~esonders die Frauen aus den westlichen Zonen
ftihlien siclr retch belohnt fur alle MiIhsal and Strapa~en der Reise. Mit
net:er Kraft, klarem Ziele, and festem Glauben an die Erfiillung ihrer
Rufgabe schieden sie in dem Bewu/ttsein, nicht allein zu sein, wenn sie
drarrJien als Trl#ger eines neuen, zukiinftfgen Geistes immer wieder den
Ewlg-Gestrigen begegnen.
Dem felzt unmittelbar bevorstehenden Kongre/I sehen auch die Berline-
rinnen, die glefchsam Gasigeber der Tagung Sind, mit besonderen Er-
wartungen entgegen. Nicht nur die delegierten Frauen der deutschen
Zonen werden ihre Gi}ste sein, sondern fetzt?erstmalig auch Frauen des
Aus[andes, Frauen der Internationalen Demokratischen Frauenf 8deration.
Ehnen vor a11en gilt unsex besonderer Willkommengruj3! ? ~
Die IDFF, aIs grlijite and modernste internatfonale Frauenorganisation,
ist die erste, die einen deutschen Verband, den Demokratischen Frauen-
bund Deutschlands, als gleichberechtigtes llfiitglied in ihren Kreis auf-
' genommen and damil gezeigt hat, da/t sie erf iillt ist von dem Willen zu
produktiver Zusammenarbeit mit alien Volkern. Denn die IDFF beschrankt
Bich in ihrer Arbeit nicht auf soziale, kudturelle unit rechtliche Frauen,
auf die sogenannte weibliche Linie. sondern sie nimmi Stellung zu den
grof3en pohtischen Problemen, die ungelost auf uns alien lasten. ihre
Frauen kommen bier in Berlin in den Brennpunkt unsexes schweren
Existenzkampfes, den wir fithren mtissen ohne Freiheit in der Nutzung
unserer demokratischen Rechte.
Das tiefe, gemeinsame menschliche Leid, das die beiden ~Weltkriege inner-
halb eines Menschenalters den Frauen and Mtittern der Welt zuftigten,
hat sie einander als Menschen nahergebracht: Frauen and Mutter reichen
sick die Hirnde in der IDFF. Millionen and aben Millionen Sind es, Haus-
frauen and Beru;statigri aus Fabriken and Bauernhbfen, Horsiilen and
Biiros, ein endloser Zug von Frauen, der aufgebrochen ist, um gemein-
sam den Weg in ein neues Land des Friedens :u gehen.
Der DFD hat in diesem ersten Jahre seines Daseins nicht nur
seine Lebensj~hi~keit, sondern auch seine Lebensnotwendtgkeif er-
wiesen. Er ist ein unentbehrliche- Berater and Helfer der Frauen in
alien Frauen des Sffentlichen and priuaten Lebens geworden: Er ist die
weibliche Stimme Deutschlands, die ldngst nicht meter unbeachtet bleiben
kann and bleibt. Meter als efne Viertelmillion alter Frauen der so-
wjetischen Besatzungszone haben sick in .diesem Bund zusammen-
geschlossen. Aus alien Schichten and Aitersstufen unsexes Volkes, alien
erufen, Parteien, Konfessionen kommen sie. Darunter eine riesiue Zahl
parteiloser Frauen, um gemefnsam zu schaffen, fair das Ziel, das sie
aIle etnt: ein Leben im Dienste des Friedens .in einem unabhiingigen,
demokratischen, unteilbaren Deutschland mit Berlin als Hauptstadt, das
?in verstiindnisvoller Zusammenarbeit mit den tibrigen Lltndern der Welt
ein Garant des Friedens ist. In diesem Geiste Sind die leidgeprtlften
and leidgereiften Frauen des DFD nurtmehr eingereiht in die IDFF and
schreiten vorwdrts auf ihrem Weg im Dienste des Friedens, Hand in
Hand mit den Mittiern der Welt,'deren Vertreterinnen sie auf dem bevor-
stehenden Kongre(3 von Herzen begrti(ien werden. So wiinscht denn auch
der DFB dieser ersten Geburtslagsfeter der gro~en Schwesternorgani-
sation ein voiles Gelingen. Mtige auch these Tagung zu einer Quelte des
Friedens.werdenf Dr. Magdalene Stark-Wintersfeu
Angst vor der europSischen
Konkurrenz
2
IDFF gegen Mif;stande in den
Koloniailandern
3
Fur Selbstachtung and Wiirde
4
Amtsschimmel gegen Kar-
toffeln
4
Emmy .Damerius fiber ihre
-Reise Hach Rom
5
Deutsche Mi3nner weniger
gefragt .
5
Kongret3 der oberen Zehn-
tauser(d
6
Abends kommt Mohammed
an den Zaun .
7
Wasser, 5onne and sa-o-ne
Rationen
7
;,Sii(3e Jasminblilte" kijmpft
fur ihre Heimat
8
Drei Schwestern - drei Dich-
terinnen
9
Sie lehnte Goebbeis Ein-
ladung ab .
9
Frauenfeinde unter Bich
10
Melne Hochachtung, Frau Kol-
legin.
11
Forscherinrren auf den Spuren
des Altertums
12
Film ohne Traum and Trug
13
Ein Brief an Gulliver per-
sSnlich
13
Unkraut vergeht nicht
14
Zwischen Arbeitsschlul3 and
Rendezvous
15
Modelaunen, leicht belachelt
16
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DFP Nr. 5-1948 Frauen im Leben der Welt 2
Angst vor der europaisdten Konkurrenz
(DFP) New York. Aus verstandlichen and weniger verstandlichen Griin-
den haben Amerikas Frauen grol3e Angst um ihre Manner. Einerseits Sind
sie dabei Opfer der systematisch hochgepeitschten Kriegshysterie; an-
dererseits farchten sie, daB ihnen ihre Manner von europaischen Frauen
weggeschnappt werden kSnnten.
Diese Angstvorstellungen eines gro- ten doppelt so hock sind wie die
Ben Teiles der amerikanischen amerikanische Durchschnittsziffer,
Weiblichkeit finden ihren Nieder- wahrend die noch nicht Geschie-
schlag in zahlreichen bunten Jour- denen es angeblich ihren Frauen ge-
nalen. Sie verSffentlichen Spalten- geniiber an der traditionellen ame-
lange Artikel mit Wehklagen fiber rikanischen Ehrerbietung fehlen
die schwarzen Kunste der europa- Lassen, an ihre Zeit allzu groAe An-
ischen Sirenen and die allzu groBe spriiche stellen and sich in wach-
Anfalligkeit amerikanischer Manner sendem MaBe sogar ?aufsassig" zei-
gegeni.iber solchen Kunsten. Diese gen. Bewiesen wind mit diesen and
eifernden amerikanischen Aus- ahnlichen Gehassigkeiten jedoch
schlieBlichkeitsfanatikerinnen vertei- weniger die Verderbtheit der euro-
3igen ihren vermeintlich unverauBer- paischen Frau als die amerikanische
lichen Anspruch auf den amerika- Ueberheblichkeit. Der amerika-
nischen Mann mit Mitteln, die sich nischen Frau ist es anscheinend un-
von einer systematischen Verun- moglich, die Welt nicht als schwarz-
glimpfung europaischen Frauen weiBes Muster zu sehen and zu be-
nicht wesentlich unterscheidet, and greifen, daB "der Mensch einschlieB-
zeigen dabei auch die aus anderen Lich amerikanischer Soldaten das
Gebieten bekannte amerikanische Produkt seiner Erfahrungen and der
Unfahigkeit, sich in das Denken and wirtschaftlichen Verhaltnisse ist.
die Traditionen anderen Volker hin- Dem amerikanischen Soldaten
einzuversetzen. Glaubt man ihren konnte es einfach nicht entgehen,
HaBgesangen, so locken die europa- flag europaische Frauen etwas andere
iichen Sirenen nicht nun naive ame- Vorstellungen vom Gluck, vom Fa-
rikanische Manner in ihren Bann, milienleben and von ihren Rolle in
5ondern vergiften auch den Teil der Hauslichkeit haben. Wenn die
amerikanischer Mannlichkeit, den heimgekehrten Soldaten diese Vor-
sie nicht zum Standesamt schleifen stellungen iibernehmen and die neu-
konnen, and das vor allem wind gewonnenen MaBstabe auf die ame-
ihnen als Todsiinde angerechnet. .rikanischen Frauen anlegen and dar-
Zur Stiitzung dieser Behauptung aus Schliisse ziehen, so ist das gewiB
wind darauf verwiesen, daB die Ehe- nicht die Schuld europaischen
scheidungen zuriickgekehrter Solda- Sirenen.
Profest jugoslawisdier Frauen
gegen Niirnberger Freisprudi
(DFP) B e 1 g r a d. Im Namen der von den faschistischen Eindringlingen
hingemordeten jugoslawischen Frauen and Kinder protestierte der Aus-
schuli antifaschistischer jugoslawischen Frauen gegen dew Freispruch der
?Marschalle" List, Weichs and anderen Hitlergenerale durch das amerika-
nische Kriegsgericht in Nurnberg.
Der an die Internationale Demokra-
tische Frauen-FSderation gerichtete
Protest bezeichnet den Freispruch
als eine schreiende Ungerechtigkeit
gegen die Balkanlander and beson-
ders die Volker Jugoslawiens, die so
viel zu dem Endsieg fiber Hitler bei-
getragen hatten. Der Spruch des
amerikanischen Kriegsgerichts, heiBt
es in dem Protest weiter, babe einem
Pladoyer fur die faschistischen
Kriegsverbrecher geahnelt and
musse die Emporung alien rechtlich
denkenden Menschen auslosen. Dar-
iiber hinaus zeige der Freispruch
deutlich die alien Volkern von dem
amerikanischen Imperialismus dro-
henden Gefahren.
?Darum wenden win uns an die
IDFF and im besonderen an die
amerikanischen Frauen, damit sie
ihre Stimme erheben gegen alle Ver-
teidiger der Naziverbrecher and auch
gegen alle diejenigen, die sich an-
schicken, die Volker wieder zu unter-
driicken and in ein neues Blutbad zu
sti.irzen". heil3t es abschlieBend in
dem Protest. ?Win and unsere Kin-
der werden keine ruhige Stunde
mehr haben, solange die Lists and
Weichs nicht in Uebereinstimmung
mit den Beschliissen von Moskau
ihren gerechten Strafe zugefiihrt
werden; solange diejenigen, die ihre
schiitzende Hand fiber die Morder
halten, auch die Moglichkeit haben,
unsere Sicherheit zu gefahrden."
Neues Ehegesetz in Albanien
(DFP) Tirana. Mit dem von der Volks-
versammlung einstimmig angenom-
menen Entwurf fur das Ehegesetz
wurde auch in Albanien die bereits
in der Verfassung festgelegte Gleich-
berechtigurag der Ehepartner gesetz-
lich verankert. Das neue Gesetz gibt
der Frau auch fiber die Kinder die
gleichen Rechte wie dem Manne and
enthalt ferner eine Reihe neuen Be-
stimmungen i.iber die Trennung von
Ehen, die den tatsachlichen Verhalt-
nissen besser Rechnung tragen als die
veralteten Traditionen, die eine Ehe-
scheidung fast unmoglich machten.
Prasident der Frauenhasser
(DFP) London. Eine Anti-Frauenliga
zum Kampf gegen das Eindringen der
Frauen in bisher den Mannern vor-
behaltene Tatigkeitsgebiete griindete
ein Herr Fred Warmell, der entweder
nichts Besseres zu tun hat oiler der
englischen Presse mit seiner Griin-
dung Stoff zu einigen ablenkenden
Leitartikeln geben wollte. Herr War-
mell tat noch ein iibriges and er-
nannte rich selbst zum Prasidenten
dieser Liga and erklarte in seiner
Eroffnungsrede,daB die Frauen dazu
da seien, sick mit Kindern and haus-
lichen Angelegenheiten zu befassen.
Erstmalig eine Frau als Professor
an einer englischen Universit8t
(DFP) London. Zur Errichtung eines
neuen Lehrstuhls fur Geschichte stif-
tete ein Amerikaner der alten Uni-
versitat Cambridge den Gegenwert
von mehreren Millionen Mark. Ob-
schon Cambridge bisher keine weib-
lichen Professoren zugelassen hatte,
machte der Stifter es zur Bedingung,
daB die Professur fur diesen I,ehr-
stuhl regelmaBig einer Frau iiber-
tragen werden musse. Dieser Bedin-
gung unterwarf sich die Universitat,
wenn auch erst nach langerem ZS-
gern, weil das einen Bruch mit der
Tradition bedeutete. Als erste Pro-
fessorin wind die 62jahrige Maud
Cam den neuen Lehrstuhl besetzen.
Polnische Kinderg8rten
in der Tschechoslowakei
(DFP) Warschau. Im Olsa-Land in
der Tschechoslowakei wurden die
ersten fiinf polnischen Kindergarten
eroffnet. Die tschechoslowakischen
Behorden unterstiitzen diese Kinder-
garten, die Kinder der polnisch
spreclienden Bevolkerung aufnehmen.
ErklBrung jugoslawischen Frauen
zu dem griechischen Terror
(DFP) Belgrad. Das aus dem Westen
gegen die griechische Freiheitsbewe-
gung gerichtete propagandistische
Trommelfeuer veranlaBte den anti-
faschistischen Frauenbund Jugosla-
wiens .zu einer Erklarung fiber die
Greueltaten der griechischen Regie-
rung and ihren Truppen. In der
durch Aussagen zahlreichen griechi-
scher Fliichtlinge erharteten Erkla-
rung wind betont, daB fiber eine
Million griechischer Frauen and Kin-
der direkt and indirekt dem Terror
zum Opfer fielen. Die Monarchisten,
heiAt es, schreckten selbst nicht da-
vor zuriick, kleine Kinder and stil-
lende Mutter kaltbliitig zu ermorden.
So unendlich seien die Greuel uild
das dadurch verursachte Elend, daB
die jugoslawischen Frauen zusam-
men mit. den Gewerkschaften eine
umfangreiche Hilfsaktion fur das ge-
qualte griechische Volk durchfiihr-
ten. Gleichzeitig richteten sie an alle
Sektionen der IDFF die Bitte, auch
ihrerseits Griechenlands fortschritt-
lichen Kraf~n jede nun mogliche
Unterstiitzung zu geben.
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DFP Nr. 5-1.948 Frauen im Leber der Welt 3
IDFF gegen Mi6stande in den Koloniallandern Wetttrauenbund
zur Palastina-Fra e
9
(DFP) Rom In dreitagigen Beratun- lonialverwaltung zugute, sie bedeutet
gen, vom 15.-18. Mai, nahm in Rom_ unabsehbare Verelendung and Hun-
der Exekutivau'sschuB derInternatio- gersnot. Fur Mutter and Kipd be-
nalen Demokratischen Frauenfodera- stehen keinerlei Fiirsorgeorganisatio-
tion zu der Situation der Frauen in nen." Eine der schwersten Anklagen
aller Welt Stellung. Einer der with- aber, die Simone Betrain gegen die
tigsten Punkte der Tagesordnung englischen and franzosischen Kolo-
war der Bericht der franzosischen nialverwaltungen dieser Lander, er-
Delegierten Simone Betrain von ihrer hebt, ist die, daB sie die Beschafti-
Reise durch die Koloniallander Sud- Bung von Kindern vom sechsten Le-
ostasiens, Bowie Indien, Burma and bensjahre an unterden unwiirdigsten
Malaya, wo sie im Auftrage der IDFF Bedingungen nicht verhindern, son-
die Lage der Frauen and Kinder Btu- dern im Gegenteil fordern.
dierte. Wir entnehmen ihrem Bericht Angesichts dieses erschiitternden Be-
folgende Einzelheiten: richtes beschloB das Exekutivkomitee
?Die Lage der werktatigen Bevolke- der IDFF die Unterstutzung eines
rung dieser Lander, insbesondere der Antrages, der eine Frauenkonferenz
Frauen and Kinder, bietet ein tragi- fur die LiinderAsiens fiirEnde dieses
sches Bild. Ohre Freiheit, ohne die Jahres vorschlagt. Eine Geldsamm-
Moglichkeit der Heranbildung eines lung wird das Vorhaben unterstiitzen,
NationalbewuBtseins, seufzen die mat .dem Bich die Internationale
Volker unter dem Joch des Elends. Frauenbewegung in den Kampf fur
Die Ausbeutung der Naturschatze die Demokratie in den Koloniallan-
kommt nicht ihnen, sondern der Ko- dern einschaltet.
aber fair Mitarbeit im Wirtsdtaftsrat der IJN
(DFP) Rom. Die von der IDFF an die UN gerichtete aber basher immer
nosh nicht erfiillte Bitte um Gewahrung des Statuts A wurde auf der
Exekutivsitzung der Federation im Mai erneut erbrtert and durfte dem-
nachst zu einem neuen Schritt bei der UN fiihren.
Diese Bemuhungen um Zubilligung Erorterung zu bringer. Diese Mog-
des sogenannten Statuts A ergeben lichkeit -hat die IDFF nicht, solange
rich daraus, daB die unter dem sie, wie im Augenblick nosh, zur
Statut angefiihrten Organisationen B-Kategorie gehort and nur das
das Recht haben, Mi~tgliedern des Recht hat. zu schriftlichen Deklara-
Wirtschaftsrats der UN schriftliche tionen, die dann auf eine unter den
Erklarungen zu iiberreichen, die Ratsmitgliedern zirkulierende Liste
Ausschiisse and Unterausschiisse zu gesetzt werden, ohne daB jemand
beraten, an der Aussprache teilzu- davon Notiz nimmt. Mit dem ge-
nehmen and Fragen aufzuwerfen, planter neuen Schritt wird der
die auf die vorlaufige Tagesordnung. Kampf der IDFF um verantwort-
des Rats gesetzt werden Boller. lithe Teilnahme an der Arbeit der
Hatte die IDFF diese Mogiichkeiten, UN um ein Kapitel vermehrt. Ob es
wurde sae zwefellos in der Lage das letzte Kapitel sei~n .wird, lalit
rein, die Internationale demokra- sick angesichts der basher wenig
tische Frauenbewegung beriihrenden freundlichen Haltung verantwort-
Fragen in &ffentlicher Sitzung zur lather UN-Kreise kaum voraussagen.
Sowjetfrauen klagen griedoo den denke brh ddber /?n tie H'ichtige u der CDU ein qn 9?9 ?uf
w; d dongbor/?ee ^9 ?uc~ur~o stV dorn9ute grbei- ,._Erfullung Seo,~~9?f ve ~e qr ~Q quflgsun9
beiJ
U~?r 7,rntral~? Fr;tw?ns Jede V?`?nnt,?. "?m. und... yOn den."rr rhm Inr '?rerOrdl3 te?..,9oben 8 ieseQ Un
u? oebSpp u~~ ntenrsvn~ ! n wir uns" i I wor ~On ~e?u ~ oue die ~ ubse `hu / 9 le f ru r ICDU~
?nz~e one Wong (Dp sQ9e /q`be, do1~l dr9en Monor n ?lJer p?ne~e~in9etr?9e~orden isr,
~ ennen 9efunden h?1 u otig rhe9 Dt1-Fro en =den plOi2 er frQU ~dQdiese qrb~'.',
s? ? ? ' ch d?ri N mu$ e1-et ~ d ko wol
_ Up ben' d~ wur qn t ir'm efU~~id~ and fur rch s?9en hQiree wOrennn F~o ape cho o d~ ~ ?us(SwDI
--~_=_ ? , Sti ~hOt=de-n ?, erkennun9 so w?s die free MO9istr K'rrklidr herr/mOnn_SdrmidJ?uen
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I/ r
-- ------
Im Nervenzentrum des Palast
Der Buhnenchef ist einer der wichtigsten Manner hinter der Ku-
lisse wo es zwar seit der Z~rstorung nut Hoch Behr bescheidenen
Raum, dafGr abet um so mehr Arbeit gibt. Immer auf dem Porten,
mit feinem Fingerspitzengefuhl ist er der Zerberus des Schalt-
bretts, dos dem harmlosen Laien mit semen vieien Bezeichnungen
gehorigen Respekt einflof3t. Alles geht unter seiner Leitung wie
am elektrischen Schnurchen -Artisten, Darstetler and Mitarbeiter
vor and hinter dem Vorhang tauchen gleich Marionetten auf, um
allabendlich 3000 Zuschauern ein poor Stunden Unterhaltung and
Entspannung zu bieten.
Kota Kalning, dos ?Frl. Nummer", ist die charmante Verkorperu~,g
eine dieser Marionetten. Eine ihrer verschiedenen Aufgaben ist es,
mit langen Beinen, kurzen Schritten and einem lieb!icher. locheln
eine schillernde Nummer vor Bich herzutragen. Irgendjemand er-
z&hlt, daf3 sie der jungste Spro{~ einer alten Artistenfamil~e ist.
Stets im neuen Kostum bezaubert sie dos erwartungsvolle Puhli-
kum and eiilg lauft sie uns davon, um die vielseitige Chinesen-
truppe ?TSChing Der Dsai" anzukundigen, die in einem Ansage-
raum in ihrer Heimatsprache die Berliner Frruen von heute gruf}-
ten. Auch den drolligen vierbeiniger3 Artisten ?Bobbi" mgt seinem?
Herrchen Nova and Evefine treffen wir an. ?Bobbi" ist Hoch ganz
Stolz cuf Beinen App!aus. Er knurrt uns freundlich ins Ohr Es
mui~te mal gelegentlich 'n Knochen auf die Buhne fliegen". Aber
keine Bange, Frau Spadoni, die Seele des Hauser, vergif3t ouch
ihren vierbeinigen Freund nicht.
? 32 Steine zum Aufbau
ist unser t6gliches Pensum", erz5hlt uns die
40j&hrige Bauarbeiterin Gertrud Landwehr
?Auf der Bausteile arbeite ich seit andert-
halb Jahren mit vierzig KoHegen, davon
uber 30 Frauen, die ich als ,Vertrauens-
mann' zu vertreten habe. Da{~ wir uns
prima verstehen ist Ehrensache. Jetzt, wo
es zum Fruhling zugeht, macht die Arbeit
schon Spa(3. Da hof~t man, daf3 man den
Winter bald uberstanden hat. - Aber
selbst in der sehwersten Zeit gab's manch-
mal 'ne kleine Freude. Kurzlich entdeckten
wir einige Pref''kohlen, die wir mit Hach
House nahmen and uns eine warme Stube
machten. 7rotz der Kalte lassen wir uns
eben nicht unterkriegen, and Sie sehen,
auf unseren Ruinen bluht ouch im Winter
der Flachs." .-.~-
A~
Gleicher Lohn
fiir gleiche Arbeit
D;e Metallarbeiterin Else Mewes fuhrt die
grof3e Blechschere mit der gleichen Sicher-
heit wie eine Schneiderin and begvtachtet
die fertigen Ofenrohre and Knie genau so
wie ihre ?Koiiegin" ein neues Modell.
Wir entdeckten these tuchtige Frau in der
Klempnerwerkstatt Kurth, einem zeitgema-
f)en Kleinbetrieb in einem fast zerbombten
House im Sudwesten. Sie ist auf ihre Meister,
einem Schlosser and einem Klempner, Behr
sto~z. Die beiden habe+, sict, der Not der
Berliner angenommen vnd ihren Betrieb
so einaerichtet, daf3 die zehnkopfige Be-
legschaft aus aiten Konservenbuchsenubet
4000 Ofenrohre and Knie wdh-end der
letzten Monate anfertigen konnte. E'ne
grof3e Leistung. JedesStuck verlangt emsige
Handarbeit.
Und den zwei Fravan des Betriebes ge-
buhrt besondere Anerkennung fur ihreTat-
krcft. Aber sie lehr.en Stolz ab. ?Bei uns
herrscht gleicher Lohn fur gleiche Arbeit,
dazu gibt's die Karte 2, wit Sind zufrieden.
Man muff eben die richtige Einstellung zur
Arbeit haben, sti+nmt's?"
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Im Nervenzentrum des Palast
Der Buhr,enchef ist einer der wichtigsten MSnner hinter der Ku-
lisse wo es zwor seit der Z~rstorung nur Hoch Behr bescheidenen
Raum, dafGr aber um so mehr Arbeit gibs. Immer auf dem Poster,
mit feinem Fingerspitzengefiihl ist er der Zerberus des Schalt-
bret?s, das dem harmlosen laien mit seiner vielen Bezeichnungen
gehorigen Respekt einflof3t. Alles geht unter seiner Leitung wie
cm elektrischen Schniirchen -Artisten, Darsteller and Mitarbeiter
vor and hinter dem Vorhang toucher gleich Maronetten our`, um
allabendiich 3000 Zwchauern ein poor Standen Unterhaltung and
Entspannung zu bieten.
Kora Kalning, das ?Frl. Nummer", ist die charmante Verkorperung
eine dieser Marionetten. Eire ihrer verschiedenen Aufgaben ist es,
mit longer Beinen, kurzen Schritten and einem ieb!ichen L&chen
eine schillernde Nummer vor Bich herzutragen. Irgendjemand er-
zahlt, daf3 sie der jungste Sproi~ einer alter Artistenfamil!e ist.
Stets im Heuer Kostum bezoubert sie das erwartungsvolle Publi-
kum and eiiig I&uft sie uns davon, um die vielseitige Chinesen-
truppe ?TSChing Der Dsai" anzukundigen, die in einem Ansage
roam in ihrer Heimatsprache die Berliner Frauen von heute gru(3-
ten. Auch den drolligen vierbeinigen Artisten ?Bob'ai" mrt seinem?
Herrchen Nova and Eveline treffen wir an. ?Bobbi" ist Hoch ganz
Stolz auf Beinen App!aus. Er knurrt uns freundlich ins Ohr Es
mu{~te mal gelegentlich 'n Knochen auf die Biihne fliegen". Aber
keine Barge, Frau Spadoni, die Seele des Houses, vergif9t ouch
~hren vierbeinigen Freund nicht
? 32 Steine zum Aufbau
ist unser tagliches Pensum", erz6Mt uns die
40jahrige Bauarbeiterin Gertrud Landwehr
?Auf der Baustelle arbeite ich seit andert-
haib Jahren mit vierzig KoHegen, davon
aber 30 Frauen, die ich als ,Vertrauens-
mann' zu vertreten habe. DafS wir uns
prima verstehen ist Ehrensache. Jetzt, wo
es zum Frrihling zugeht, macht die Arbeit
sct~on Spa(3. Da hofft man, daf3 man den
Winter bald uberstanden hat. - Aber
seibst in der sehwersten Zeit gab's manch-
mal 'ne kleine Freude. Kurzlich entdeckren
wir einige Preflkohlen, die wir mit Hach
House nahmen and uns eine warme Stube
machten. Trotz der Kalte lassen wir uns
eben nicht unterkriegen, and Sie sehen,
auf unseren Ruiner bluht ouch im Winter
der Flachs."
Gleicher Lohn
fur gleiche Arbeit
Die Metallorbeiterin Else Mewes fvhrt die
grof)e Blechschere mit der gleichen Sicher-
heit wie eine Sc'nr.eiderin and begutachtet
die fertigen Ofenrohre and Knie genau so
wie ihre ?Koliegin" ein neues Modell.
`PJir entdeckten diese tuchtige Frau in der
Klempnerwerkstatt Kurth, einem zeitgem&-
Oen Kleinbetrieb in einem fast zerbombten
Hause im Siidwesten. Sie ist oaf ihre Meister,
einem Schlosser and e~~~nem Klempner, Behr
sto~z. Die beiden haben sicfi der Not der
Berliner angenommen and ihrer Betrieb
so einaerichtet, daft die zehnkopfige Be-
legschaft aus alter Konservenbiichsen aber
4000 Ofen?rohre and Knee wahrend der
!etzten Monate anfertiaen konnt?. E1ne
grofle Leistung. JedesStuck verlangt emsige
Handarbeit.
Und den zwei Frauen des Betriebes ge-
biihrt besondere Anerkennung fur ihreTat-
kraft. Aber Sie lehr.en Stolz ab. ?Bei uns
her~scht gleicher Lohn fur gleiche Arbeit,
daze g{bt's die Karte 2, wir Sind zufrieden.
Man muff eben die richtige Einstellung zur
Arbeit haben, stinunt's2"
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I-lonl~cc~F~orl ~r~ D~r4 C~r~~+~~orl (~~r~~i l~r~r~r~~iorl Fir Dolo~co 7n~7~n7~n~ r`~n Dr1DS2Q llllil~F.Dl1l1Q~111111Q1111~7 it
Y j
~~;~ ~ J l'? ~_i
.. ~ ~.;
36 Jahre SuBwaren verpackt
Jeder Berliner kennt Cyliax in der Kastanienallee -- von fruher
her. Mancher hat die Bekanntschaft vor Weihnachten sogar er-
neuern konnen. Gegen Zuckermarken gab es fur die Kinder Fon-
dcnts zu kaufen. Cyliaz arbeitet also wieder - mit zwei Drittel
Belegschaft and 70 Prozent Frauen.
Bedenkt man, doB t6glicM- 800 Kilo Fondants havptsachlich Burch -.-
Handarbeit hergesteiit werden, so bekommt man einen kleinen
Begri,7 von dem tiichtigen Zupocken am Flief3band.
Freu Mario Kohler, die Schlufipackerin, kann nur Hoch mit dem
Kopf schutteln, wenn man sie Hach der Vielzahl der taglichen
Hcndgrif~e fragt. Seit 36 Jahren im Betrieb, laufen ihr die Pak-
kungen entgegen, die sie mit flinken Fingern ohne Unterbrechung
versondfertig mocht. ihre Augen leuchten, als sie uns mitteilt, daft
s e zu Hause einen heimgekehrten Sohn hat. (hr Mann ist Post-
beamter. Sie muff Bich also Hach Betriebsschiufi schnellstens in
den Hausfrauenberuf sturzen, um den Mtinnern abends einen
wormen Herd and ein gemutiiches Heim zu schaf~en.
Nicht welt von ihr entfernt macht Frau Schulz den Fondant-Hand-
iiberzug. Eine suf3e Angelegenheit? Ja and Hein! Frau Schulz pro-
testiert bei dem Gedanken, daf3 sie ab and zu eine Kostprobe
nehmen kann mit den beredtenVVorten: ?Nee, nee, wir ruhren die
Dinger nicht mehr anl"
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a
AB~R -SOABHANGIG
Liebe Frau von haute, Du feierst nun Deinen ersten Geburtstag. Wei- burg am 15. Januar 1947 herausgab: ?Im Kampf gegen die node immer
ter vial Gludc! Mitten im Ernst des lebens Nast Du es verstanden, Trost, zeeihneten Mita beiterin enr GesE fasds+ungadeh I'nfektionsquellenl an.
Abwechslung and heitere Stunden zu spenden. Du wurdest uns ge- 9 9
Boren, afs wir Frouenausschusse schon ein halbes Jahr an der Arbeit Wir bitten, ous den Frauenausschussen nur zuverlassige and vertrau-
waren. Auf diese, Deine Geburt, haben besonders wir Frauen aus der enswurdige Mitarbeiterinnen fur die freiwillige Hilfe and nachgel-~ende
Provinz sehnsuchtig gewartet. Wir haben uns immer gegenseitig ge- Fursorge heranzuziehen. Die Ambulatorien Sind vom Provinzialge-
holfen and wollen es ouch weiter run. Allerlei Erfahrungen haben wir sundheitsamt bereits angewiesen, sick mit den Frauenausschussen in
gesammelt and wir bitten Dish, an Deinem Geburtstag etwas mehr Verbindung zu setzen, um die Zusammenarbeit zusfordern.
Raum als gewohnlich fur ihre Veroffentlichung zur Verfugung zu stel- Millionen von Umsiedlern mussen irI unserer Zone eine neue Heimat
len. Du wirst es ja Hoch merken, je 18nger man lebt, je mehr man finden. Die Verwaltungsstellen wurden vor riesige Aufgaben gestellt.
arbeitet, je mehr Verantwortung man auf sicfi nimmt, desto mehr An- Und wir Frauen
griffen setzt man Bich aus. -- Wir lassen uns naturlich niche entmutigen In Chemnitz haben wir, bis zur Unterbringung in Privatquartieren, die
and einschuchtern. Damit wurden wir ouch niemandem nutzen. Aber ommeng Allein vomd20. Junin bisazum '30~Sept~ember1i1946awurden
man hat manchmal dos Bedi,rfnis, sick ein wenig luft zu machen.
Da13 die Frauenausschusse den Organen der Selbstverwaltung Burch 150"A Menschen von uns gespeist. Wir steflten uns Tag and Nachr
ein sogenanntes Frauenreferat angegliedert sind, hat rich ja herum- unentgeltfich zur Verfugung, ubernahmen die Beschoffung vonGemuse
gesprochen. Da0 viele Tausende.Frauen ehrenamtlich auf alien kommu- and Kortaffeln fdie z. T, nosh gehodct werden mui~tenl, stellten uns
nalpolitischen Gebieten t8tig rind, durfte man im allgemeinen avdti dem Landrat and dem Ernahrungsamt fur Schreibarbeiten zur Verfu-
wissen. Aber, oh S~redk, kluge leute enidedkten: daft wir zwar gung and wurden Burch unseren Beitrag zur Unterbringungsaktion zur
fleif~ig and nutzbring~end, aber, nun ja, ?abhangig" seien, w~il wir rechten Hand der Verwaltung.
?offiziell" wbren, sozusagen Instrumente der offentlichen Hand. Und Das Fursorgeamt in Glauchau hat den Frauenausschu(i zur -vlitorbeit
dazu woflen wir uns auf5ern. Wir mussen es ja schlief)lich wissen, ob bei der Betreuung fcriminell gefahrdeter Jugendlicher herangezogen.
wir unabh8ngig Sind Oder nicht~ Und Du sollst es ouch erfahren, lebe Sn~u aekfrure~gedreZusammenaUbeet matddenobeteiligte n' Verwaltuags-
?Frau von haute "
In Frankfurt an der Oder haben wir Vertreterinnen in den versdlie- stellen and der Polizei der Jugendfursorge angenommen. Zur Aus-
denen Kommissionen der Stadtverwaltung: im Umsiedierausschu{5, im bll wash endeml Mof3eebewahdrter M'rtarbe9erinnen ~se~ealFrauetnauas-
Arbeitssd~utzamt, in den Elternbeiroten. schusse heron.
In Zwickau haben unsere Frauen so vorbildNch in der Gefangenenbe- Um dos kulturelle Leben in manchen Gemeinden and Kreisen ware
treuung gearbeitet, daft diesem Beispiel folgend, nun uberall die Mit- es schlecht bestellt, wenn Hecht die Frauen die Sache in die Hand
arbeiterinnen der Frauenausschusse auf Grund einer Anregung der nohmen. Bibliotheken konnten wir an manchen Orten einrichten, aber
Zentrolenlustizverwa!tung in denStrafvollzug and in die nachgehende aucfi vorhandene Buchereien auf die Ausmerzung von nazistischer
Fursorge einbezogen werden. Der Minister fur Justiz in der Provinzial- Literatur hin met uber rufen.
regierung der Mark Brandenburg schreibt an den Zentralen Frauen- p
ausschu{3: Es sind dam FrauenausschuB ouch die Justizgefangnisse der so+lnanchen Aktensta~ubeabzfusdiu eln.nDaf3 vie a Schwieeigkeite Hour
Provinz, in der sick Frauen and lugendliche befinden, and die Anzahl
der in den einzelnen Anstalten verwahrten Frauen mitgeteilt worden. kle;ne,Worteist~an~seWganzeslGeheimnis!I Liebe "Frau voniheu+te'~~ a zt
Weitere Rudksprachen sind vorgesehen, so dai3 eine gedeihliche Zu- wei4t Du Besd-eid. Sag's Bette weiter. Wir reden ja sonst nicfit gern
sammenarbeit sicfiergestellt erscheint. uber unsere Arbeit; and Baran wird's wohl liegen, dal5 man uns manch-
Und auf eine Anregung des Provinzialfrauenausschusses der Mark mal mil3versteht. Wir aber meinen: Die Frauenausschusse Belden eine
Brandenburg hin, dessen Kommission fur Rechtsfragen Beanstandungen lebendi e, Brudce zwischen Bevolkerung and Verwaltung. Sie mafien
and Anregungen uber die Durchfuhrung einiger ?Schauprozesse" ous- sick keine'amtlichen Befugnisse an, stetlen rich aber allerorts and immer
gesprochen fiatte, erwiderte am i4. Dezember 194(1 der Oberstaats- ern zur Verfu un wenn sie ebraucht werden. Sie haben die Note
9
onwalt beim Landesgericht: Id+ bin fur jade Anregung seitens der +'gf~rer Mitbur ergund die Moglichkeiten der offenttichen Stellen kennen-
Frauenausschusse dankbar and werde, soweit ich sie fur berechtigt g
halte, wee dies vorliegend der Fall ist, .....die Anregungen in der gelernt and side dai3ei vieffach zu tuchtigen erfahrenen Mitarbeite-
Praxis verwirklichen. Bei der ehrlichen inneren Clberzeugung van dam rinnen fur die verschiedenen Aufgabengebiete entwidcelt. Konnte
unbedingten Wert tatkr8ftiger Mitwirkung des Frauenausschusses in man Hecht, wenn man ein wenig ironisch rein wollte, die Frage stellen:
unserem Haven Staatswesen werde idi jederzeit die Mitorbeit der Sind Hecht gar in muncher Hinsicht die Behorden vielerorts von den
Frauen wairmstens begruf5en...... gez.Stargardt, Oberstaatsanwalt." Frauenausschussen abh8ngig2
Am l2 November 1946 fo(5te dye Arbeitskommission fur dos Gerund- Jedocfi erg8nzen wir uns so gut oder sind dock auf dam besten Wege
heitswesen beim Zentfalen Frauenausschu{~ eine Entschlie4ung, in der es zu tun, dab sick die Froge ?War ..wen" erubrigt, Hecht wahrZ
neben anderen Vorschlbgen gefordert wurde, bei Razr+en Hecht nur kDonn+en, IS~,Dei~ lye fevof dd eseen+ lunge Gebu sagsbr e9ezu~D s-
Fravenr sondern aud~ Manner einer Untersuchung auf Geschlechts- kussion zu stel en. Wir glauben bestimmt, daf5 die Leserinnen der ?Frau
krankheiten zu unterziehen.
Die Deutsche Zentralverwaitung fur dos Gesundheitswesen, der diese ~ von haute" viele wertvotie Anregungen and Beispiele ous der prak-
Entschliebung zugeleitet wurde, erwiderte: ?Wir danken Ihnen bestens tischen Arbeit geben konnen.
fur die Richtlinien der Kommission fur Gesundheitsfragen beim Zentra- Lieber Geburtstagskind, bedenke uns alle in Stadt and Land weiter-
len Fravenausschui5. Die Burin aufgezeigten Gesichtspunkte wurden hin met lebendigen and Freundlichen Seiten and vergii3 Hecht, dais wir
fur die Bearbeitung Heuer Richtlinien fur die Durchfuhrung von Razzien zusammengehoren. Durum:
berudksidttigt" - wahrend beispietsweise die Gesundheitsverwaltung pe11~ Wunsd,e sind unsere Wunsche. Allen Gutel
der Mark Brandenburg bereits vor Weihnachten die Vorschlage der Fur die Mitarbeiterinnen von uber 7000 Frauenausscfiussen in der
Frauenoussdeusse bezuglich der Durchfuhrung von Razzien. zu den sowjetischen Besatzungszone
ihren gemacht haue. Zitieren wollen wir Hoch ein nacfiahmenswertes ~~ Mar~eluiae Tomas
Rundschreiben, dos der Provinzialfrauenaussctui5 der Mark Branden-
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Eine
Was stellen Sie rich unter einer Chefin der
Verwaltung fur Schulwesen im Ministerium fur
Bildungswesen vor? - Ganz davon ab-
gesehen, daf3 man auf derartig hohem Po-
rten keine Frau erwartet, so denkt man loch
unwilikurlich an einen Super-Lehrerinnentyp:
erhobener Zeigefinger, Brille, strenge Haar-
tracht, schlichte Kleidung. -Aber nichts von
alledem tri~ft bei Frau Parfjonowa, jenerFrau,
die den obengenannten Porten in Moskau
innehat, zu. Im Gegenteil, ihre frohtichen
Augen, die kleinen gestikulierenden H6nde
and ihr liebenswurdiges lacheln Lassen auf
alter andere schliei~en a1s auf sine trodcene
lehrerin. - lch hatte sie eher fur die liebe-
volle and sorgende Mutter einer grol~en Fa-
milie gehalten. Man fragt rich, wie kam diese
Frau zu dieser Stellung? - ?Dar wor ganz
einfach", erz8hlt sie selbst, ?mein Schicksal
gleicht dem so vieler sowjetrussischer Frauen
heute. Ich bin die Tochter einer Arbeiters aus
Gorki. Dank der Sowjetregierung konnte ich
die Universitat besuchen, das war damais
sine groi~e Sachs fur mich. Ich arbeitete in der
okonomisd~en Abteilung der padagogischen
Faku!tat and befaf3te mich vor ollem mit Ge-
schichte. Nach meiner 5tudienzeit wurde ich
lehrerin. Ich ging dann ~-n ganz gewohn-
li~en Weg uber die Direktorin, Inspektorin
usw. bis zu meiner heutigen Stei!ung im Mi-
nisterium." - ?Sicher hoben Sie innerhalb
Ihrer gro$en Arbeitsgebiete ouch mit vielen
MBnnern zu tun. Wie gestaltet rich die Zu-
sammenarbeit?" - ?Ja, die Halfte des Mi-
nisteriums Sind Monner. Aber wcrum sollte
idi mit ihnen nicht fertig werden? Wenn id1
die Anforderungen, die man an mich stellt,
nicht erfullen wurde, meine Ratschlage and
Anordnungen nicht gerechtfertigt w8ren and
weiterhelfen wurden, s88e ich nicht in meiner
Stellung."
Das hors rich so ganz selbstverstandlich on.
Und dolt kann man wohl die Frauen der Welt
Hoch z6hlen, die heute schon in dernrtigen
Positionen sitzen. Sie gehoren fast zu den
?Beruhmtheiten" ihres Landes, - Nur in RufS-
land f611t das heute nicht mehr auf. Wenn sine
Frau tuchtig ist, wcrum sollte sie nidit sine
derortige Aufgabe erfullen2
Frau Parfjonowa nahm als Delegierte ihres
auJ nonem Yosten
Frau Parfjonowa wei7te auf Ihrer Fahrt
zur Tagung des Zentralrats der Inter-
nationalen Frauenfoderation in Prag fur
kurze Zeit in Berlin, um sich vom Stand
der Frauenarbeit zu iiberzeugen. Sie gab
wahrend dieser Zeit unserer Mitarbeiterin
ein Interview.
londes am Kongrefi der Internationalen
Frauenfoderation in Paris tell. Dort ?rvar man
rich daruber klar, daft die Frauen Rufllands
die weitaus fortschrittlichsten Entwidclungs-
moglichkeiten hoben. ihre Gleichberechtigung
and selbstverst6ndliche Anerkennung zu er-
werben, ist dos Ziel der Frouen der ganzen
Welt.
Frau Parfjonowa wird Ende Februor zur
Tagung des Zentralrates der Internationalen
Frauenfoderation in Prag rein. Bis dahin will
sie Dresden, Halle and andere StBdte besucht
hoben, um sick fur ihre Aufgabe w6hrend der
Prager Tagung vorzubereiten. Sie wird ein
Referot uber die heutige Lage der deutschen
Frauen halten. Eine Englanderin, sine Ameri-
konerin and sine Franzosin sollten ebenfalls
Frau Parfjonowa nahm uxihrend ihres Berliner Aufenthaites Gelegenheit, bei der Sitzu~eg
dw demokratischen Frauenbundes einige BegriiAungsworte an die Anu+esenden zu richten
uber ihre diesbeztiglichen Eindrudce in Deutsdt-
land berichten. Leider rind sie nicht zur ver-
abredeten Zeit eingetroffen. - ?Es Sind uber-
haupt schon wieder MBchte am Werk", er-
zahlt Frau Parfjonowa, ?die mit alter Gewalt
versuchen, ein Zusammentreflen alter Frauen
der Welt zu verhindern. Man furchtet zweifer-
los den gewaltigen Friedensblodc, den sine
Internationale demokratische Frauenverelni-
gung bilden konnte -and das ollerdings mit
Recht. Wie w6re es sonst zu verstehen, daft
Madame Cotton, die erste Vorsitzende der
Internationalen Frauenfoderation, einer E;n-
ladung von Mrs. Roosevelt nicht folgen konnte,
well man ihr kein Visum gab? Oder wcrum
gab es fur die sowjetrussische frauendelego-
tion, die zum Frauenkongrei~ Hach Australien
woilte, in London kein Flugzeug? Warum be-
kommen die Fravendelegationen our China
keine Ausreiseerlaubnis, wenn sie zu Inter-
nationalen Frauentreffen fahren wollen? War-
um mufite erst sin energischer Protest der ver-
sammelten Frauen in Paris Hach Griechen-
land abgehen, um der griechischen Delegation
sine Teilnahme am damaligen Kongrefi mog-
lich zu machen? -Die Fraven der ganzen
Welt werden die Augen often halten mussen,
um ihren Widersachern zu begegnen. Noch
gibt es zu viele Kr&fte, die einer Vereinigung
alter Frouen entgegenarbeiten."
In Prag wird diesmai das Thema ?Deutsch-
lands Frauen" auf der Tagesardnung stehen.
Moge dos Referat von Frau Parfjonowa daze
beitragen, den deutschen Frauen den Weg
zu den SOMillionen Fraven der verschiedensten
Lander, die in der Internationalen Frauen-
foderation vereinigt Sind, zu ebnen. Frau
Parfjonowa hat keine Muhe gescheut, um
rich vom Leben and Stand der Arbeit der
deutschen Frouen oiler Parteien and Schich-
ten zu uberzeugen. Sie war gludclich, zu einem
Zeitpunkt Hoch Deutschland gekommen zu
rein, da ouch hier die Frouen erkannt hoben,
dafj nur in Ihrer Vereinigung ihre Starke liegt
im Kompf fur ihre Gleichberechtigung, fvr die
Erhaltung des Friedens and fur die gesicherte
Zukunft Ihrer Kinder. -Sie gab mir auf, alts
demokratisch gesinnten Frauen Deutschlands
von Herzen zu grufien. I.K.
des vorbrreitcnden Xornitees zur Grundung
duJnahnren.: Jacobson-3onnenJeld
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ine Kuriosa, die auf Kosten der Frau geht, gehort an den An-
fang der Geschichte der Frauenzeitschriften: Als Bich vor mehr
n die ersten saubergedrudcten Bl6ttchen mit ge-
200 Jahr
l
e
s
a
lehrten Texten an Bas weibliche Geschlecht wandten and Selbstandig-
keit and Fortscfiritt forderten, waren weltschauende Manner ihre Ver-
fasser. Unter weiblichem Pseudonym gaben sie breitangelegte Dis-
kussionen and gefiihlsbetonte Betrachtungen zu Papier. Sie hatten Bich
vorgenommen, die Frau zur Geistigkeit zu erziehen. Es 16flt Bich also
nicht leugnen, die geistige Emanzipation der Frou geschah auf Wunsch
der Manner.
Allerdings hatten sie nicht viel Arbeit mit den Frauen. Schorr
im Mittelalter war mancher Frau die geistige Regsamkeit nicht mehr
fremd. Gebildete Damen der hochsten Stande traten bei publizisti-
schen Veroflentlichungen als Helferinnen des Manner auf. Und ihre
Arbeiten gewannen von Johrzehnt zu Jahrzehnt an Bedeutung. Exi-
5tiert Both Hoch eine etwas eigenwillige aber amusante Wurdigung -
verfa{~t Ende des 17. Jahrhundert -aus der Feder des Dichters Caspar
Stieler. Er lief3 es rich angelegen rein, die Schreiberinnen kritisch unter
die lupe zu nehmen, ihren auf~erordentlichen Wissensdrang zu be-
leuchten and jedem zu raten, sick die Freundschaft der Musentochter
zu erhalten, um ihre geistigen Spitzen nicht furchten zu mussen.
Schorr aus dem Jahre 1749 gibt es ein Titelbild mit artig dasitzenden
and Behr angestrengt nachdenkenden Damen in seidenen Reifrocken
and gepuderten Lockchen, die der Sapphobusie ein vertraufes Lacheln
hinubersenden. In ihrer Zeitschrift Die Zuschauerin" sammelten sie
ihre fortschrittlichen Meinungen and Eindrucke. Die erste weibliche
Redaktion!
Vom Leben her i;t die Frau der breiteren Schicht zum Schreiben
gekommen. Durch zwanglos verfafite AufsBtze, die oft den erhobenen
Finger vermuten lassen oder kleine Gedichte, fond sie Gefallen an der
Publizistik. Nach der Vorarbeit Louise Gottscheds-Kulmus trugen die
Verofientlichungen weiblicher Autoren in steter Entwiddung dozu bei,
die geistige and seelisd-.e Grundholtung der Frau zu wandeln.
Gottsched hatte in Louise Kulmus eine Frau gefunden, die, ihm eben-
burtig, zum Ideal wurde, als er seine Erziehungsarbeit mit der Heraus-
gabe der Frauenzeitschrift ,Die vernunftigen Tadlerinnen" 1724 be
gann. Wirkliche Gelehrsamkeit, fortschrittlicher Geist and kritisches
Auge, Charme and b'Vitz, alles war der Gottschedin eigen. Und sie
nutzte ihre F6higkeiten, hatte den Mut, als Erziehungstheoretikerin mit
jeglichen Mitteln, nicht zuletzt mit der Satire, kampfeslustig ihre Ein-
stellung zu verteidigen. Sie wurde so zum eigentlichen Vorbild der
Journolistin.
Aber nicht nur die gelehrte Frau, wie sie die erste Doktorin Dorothea
Schlozer verkorperte, erfai3te diese allgemeine Aufklarungen. Reli-
giose Gedichte and empfindsame Elegien fuhrten ouch in die Gedan-
kenwelt der im engsten Familienkreis lebenden Burgerinnen. Selbst die
einfache Frau, die, soweit sie lesen konnte, nicht mehr auf die Lekture
verzichtete, fond in den Zeitschriften volkstumliche, zeitnahe Verse.
Anna Luise Karsch macht Bich in Waiver Unbekummeriheit zu ihrer Spre-
cherin Ihre warmherzige Art lockerte den Ton starrer Gelehrsamkeit.
Die ersten Anzeichen der Romantik brachten ouch den Wandel der
Frau. Sie wurde Bich ihrer Inner~lebens bewuf3t, schopfte aus ihrer
naturgegebenen Weichheit and verbreitete typisch weibliche Atmos-
phere. Im eigenen Heim, im Schutze des Manner, liebte die deutsche
Frau dos onregende Gesprach, suchte dos Beispiel and fuhrte den
Briefwechsel als Ausdruck ihrer seelischen and geistigen Regungen.
Sie entwickelte nicht dos Temperament der um Gleicfiberechtigung
streitenden Pariserinnen, konnte keine Olymp de Gouges auf den
Barrikaden. Ihre Empfindsamkeii offnete ihr dos Auge fur die Kunst,
fiefs die Hand zur .Feder, zum Pinsel, zum Mei(~el greifen. Im schopfe-
rischen selbstandigen Arbeiten wurde sie zur wesentlichen Tragerin
der Romantik. Ihr Denken and Wirken fond bei den geistig and ge-
fuhlsm8i~ig aufgeschlossenen M6nnern vollste Ubereinstimmung. $ie
ahnte nicht, daf3 sie der weiblichen Selbstandigkeit Burch die spiele-
rische Auflosung der konkreten Formen die Flugel beschnitt. Die
Frauenzeitschriften, - selbst Bas ?Magazin fur Frauenzimmer", in dem
Hoch talentvoll, aber ungeordnet, Sophie la Roche Reisebetrachtungen
verof~entlichte, - verloren ihre eigentliche Bedeutung and wurden
zum Ratgeber fur Mode- and hausliche Sorgen. Die groi3en Roman-
tikerinnen schrieben um des geistigen Austausches wilien in den allge-
meinen literarisch-8sthetischen Zeitschriften. Es ist deshalb Sophie
LaRoche afs Herausgeberin der ?Pomona" zu danken, dais sie, wenn
ouch vom Sanftmutsideal ausgehend, die typisch weibliche Frauen-
zeitschriftweitergepflegthat. DasTagesgebundeneihrerArbeitwertete
einige Jahre spater Marianne Ehrmann zusammen mit eigenen Er-
fahrungen aus. Sie brachte in Anprangerung verschiedener Unsitten,
in genau umrissenem Programm: - ?Die Frau wird rich die Freiheit
nehmen, in Bildung and Belehrung ein Wortchen mitzusprechen" -die
erste frauenrechtlerische Note in die Unterhaltungsbl6tter. Die An-
kundigung dieser neuartigen Zeitschrift, deren Widerhall leider ver-
loren ging, aber erschien in dem beliebtesten Frauenblatt der Zeit,
im ?Journal des Luxus and der Moden". Das Heft - verh&Itnismaf~ig
reich bebildert -war aber 40 Jahre tang der Spiegel menschlicher
Eitelkeit. In variierender Aufmachung and mit wohlansprechenden
Titeln fond diese Art Unterhaltungslekture bis in unsere Tage begei-
sterte Leserinnen. Die Frauen der heutigen Generation rind allerdir.gs
Burch die vorhandene Auswahl, Burch die bis ins letzte gesteigerte
Verfeinerung kunstlerischen Geschmacks, anspruchsvoller als ihre Ur-
grof'imutter, die rich in die wochentlichen Berichte der Wiener Moden-
zeitung vertieften and als Autoren die Dichter E. T. A. Hoffmann,
Stiffer and Grillparzer liebten. Die Modezeitschriften haben, im ganzen
gesehen, eine einseitige Entwicklung durd~gemacht, aber Burch ihre
Existenz wesentlich dozu beigetragen, daf3 Bas Modeschaffen vom
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Proktischen bis zum Extravaganten den Weg zu den Frauen fond and
so zu einer der wichtigsten lndustrien werden konnte.
Eine volikommen andere Aufgabe wfihlten sich die Zeitschriften, die,
wie Jahrzehnte zuvor das Blatt Marianne Ehrmanns, politische and
weltanschauliche Ereignisse an die Frauen zur Beu.rteilung herantrugen.
Nacfi der fur die Frauenbewegung unfruchtbaren Zeit der Romantik
schufen vorw6rtssturmende Elemente die Grundlagen fur die Technik
and Wirtschaft. Die Arbeit bluhte auf, der Existenzkampf begann and
verlangre von jedem, ouch von der Frau, dais sie sich mit der Maschine
auseinandersetzte. Kam sie als Arbeiterin der leistung des Manner
nahe, erlebte sie bewuf9t in der unterschiedlichen Bezahlung die
soziale Ungerechtigkeit: Not lief3 die deutsche Frau - verh&Itnismafiig
sp&t - an die Forderungen der Manner von ]848 angelehnt, die
Richtigkeit der damaligen sozialen Auffassungen bezweifeln and lenkte
sie in ein politisches, allerdings Hoch haltloses Denken.
Die Schriftstellerin Luise Otto-Peters, die dos Elend der Heim- and
Fabrikarbeiterinnen in den vierziger Jahren miteriebte, wollte den
Armen helfen. Mit beredten Artikeln schilderte sie finder von ihr her-
ausgegebenen ?Frauenzeitung fur hohere weibliche Interessen" die
Not der Arbeiterfamilien,and weckte die Frauen mit dem Rufe: ?Dem
Reich der Freiheit werb ich Burgerinnen". Das Verbot verantwortlicher
weiblicher Redakteure setzte ihrer Arbeit Hach einem Jahr ein ver-
zeitiges Ende and warf die deutsche Frauenbewegung wieder bis in
die Anfange zurudc. 25 Jahre long mufiten die Frauen schweigen and
waren ihre Zeitschriften auf die Mitarbeit der Manner angewiesen;
die sich zwar der f~nanziell eintraglichen Modezeitschrift annahmen,
aber die fur die Gleichberechtigung eintretenden Frauenzeitschriften
in keiner Form unterstutzten. Erst Hach Aufhebung des Gesetzes ver-
suchte Grofin Guillaume Schack 1886 als erste Veroffentlichung ?Die
Staatsburgerin" herauszugeben. Sie wurde schon Hach einem Johr
wegen der von ihr gesteilten Forderungen fur die Gleichberechtigung
der Frau verboten. Nicht mehr so fortschrittlich wie zwei Jahrhunderte
zuvor, versuditen die Manner den Kampf urn 'die Rechte fur sich zu
entscheiden. Sie muiiten sich allerdings von den achtziger Jahren ab
mit organisierten Frauen auseinandersetzen, deren Bewegungen sich
Hach and Hach uber ganz Deutschland adsdehnten.
Als Emma Ihrer 189] ?Die Arbeiterin" herausgab, hatte diese Wochen-
zeitung als Organ der Soziaiistischen Arbeiterinnenbewegung wie-
derum die Gleichberechtigung der Frau auf wirtschaftlid~em and poli-
tischem Gebiet zum Ziel. Die Zeitschrift lief3 sich nun nicht mehr um des
Themaswillen verbieten, konnte aber aus Geidmangel nichtom Leben
erhalten werden and wurde durch die von Klaro Zetkin redigierte
Zeitschrift ?Die Gleichheit" abgelost.
Die Frauenbewegungen wurden um die Jahrhundertwende im politi-
schen Leben zum Begriff. Die Frauen hasten in Helene Lange,. der OI-
denburger Lehrerin, ein Vorbild gefunden and sich mil ihr dafur ein-
gesetzt, den M6dchen auf dem Wege der .Gleichberechtigung eine
universitatsreife Ausbiidung zu ermoglichen. Die auf Veronlarsung
von Helene Lange erschierrene Zeitschrift ?Die Frau";die als Leserinnen
die Mitglieder des Bundes deutscherFrauenvereine zahlte, kampfte an-
f8nglich mil finanzieilen Schwierigkeiten, well sie sich ganz,--wie kaum
eine andere europ6ische Zeitschrift -dem fraulich hohen Niveau ver-
schrieb and kompromifllosauf billige Publikumserfoigeverzichtete. Unter
Gertrud BBumer, der Mitarbeiterin Helene Langer, wurden mil dieser
Zeitschrift die in fruheren Jahrzehnten gescheiterten Versuche, eine
geistige Tribune fur die Frau zu schaffen, Wirklichkeit. Allerdings konn-
ten die Herausgeber des Blattes, das sich vor allem an die btirgerlichen
Kreise wandte, niemals auf uneigennutzige Geldgeber verzichten. Und
ouch andere Hach einer Richtung hin wirkende oder religiose Frauen-
zeitschriften verdankten ihre Existenz finanzieller Unterstutzung.
Die sich in den sozialistischen Parteien zusammenfindenden Frauen
- sie entstammen in der Hauptsache den Arbeiterkreisen - schufen
sich fur ihre Aufklarungsarbeit Sprachorgane wie: ?Die Arbeiterin",
?Kompferin", ?Die Welt der Frau" and ?Der Weg der Frau". Durch
ihre konsequente Haltung errangen sie sich einen standig wachsenden
Leser- and Freundeskreis. ihr aufrechtes Eintreten tur die Interessen der
werkt&tigen .Frauen and ihre Kampfesstellung gegenuber dem sich
immer mehr ausbreitenden Faschismus hatte ein sofortiges Verbot zur
Folge.
Wahrend der Jahre des Nationalsozialismus gab es selbstverstond-
Lich keine einzige Frauenzeitschrift, die sich fur die Rechte der Frauen,
geschweige denn fur Demokratie and Volkerfrieden einsetzen konnte.
Im Gegenteil. Alies, was in diesen 12 Jahren geschrieben wurde, gait
der Unterdrudcung der Frau` and ihrer groi3tmoglichsten Ausnutzung
fur den von Hitler angezettelten volkermordenden Krieg.
Erst Hach dem Sturz der Hitlermacht, der von einer grauenhaften
Katastrophe begleitet war, entstanden wieder Frauenzeitschriften, die
fur die Beseitigung der Not and fur die refit Jahrzehnten geforderten
Frauenrechte eintraten.
Der politische and geistige Neuaufbau von 1945 lebt Hoch in den An-
fangen. Aber irotz der allergrof5len Schwierigkeiten fist den Frauen
durch Energie and Zahigkeit gelungen, zur idelogischen Aufkl6rung
beizutragen. Die Frau, die im Begriff fist, ihre eigenen Publikations-
moglichkeiten alimahlich voll and ganz auszuschopfen, gibt ihren
Blattern ouch den von ihr gewunschten Charakter. Die Fragen des
Tager, vor allem der entschiedenste Kampf g~egen aile Reste des
Faschisrrtus, fur die Sicherung des Frietiens, fur die Wiedergutmachung .
unserer Schuld, fur die Verbesserung unserer Wirtschaftslage, fur eine
bessere Zukunft unserer Kinder werden vielseitig and eingehend be-
handelt. Als Echo des leserkreises rind die heutigen Frauenzeitungen
Kunder uberparteilicher oder parteilid~er Zusammenarbeit, die sich
zu ihrem grofiten and letzten Ziel den gemeinsamen Aufbau gesetzt hat.
c-~~
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ie mude and schwer Sind oft
unsere Beine and Futie Hach
des Tages Last and Muhe. Wenn
wir aufstehen, Sind sie nodi Oink
and behende. Aber schon Hach
einigen Stunden des Loufens and
Stehens beginners wir sie iu spuren,
vor ahem, wenn aus Mangel an
geeignetem Sd~uhwerk die Be-
wegungen unserer Gehwerkzeuge
Hoch erschwert werden. Weeder and wieder
Sind wir versucht, airs Weilchen auszutuhen:
Nutzen wir dock these Pausen, oder besser
nods: Beginners wir den Tag damjt, etwas fur
unsere Beine and FuOe zu tun.
Jade der folgenden Obungen wird wenigstens
funfzigmal zuerst mit dem rechten, dann mit
dem linkers Bein wiederholt. Anfangs mag
man sick mil weniger begnugen, da sie zu-
nachst Behr anstrengend Sind. Die Obungen
werden im Sitzen vorgenommen.
1. Wir stredcen dos Bein waagerecht nact~
vorn wobei die Fufloberflache moglichst in
e~ner Ginie mft dem Bein liegt, die Zehen so
wait es geht, nacfi unten angezogen. Nun lath
man den Full kreisen, zunachst moglichst weft
riadi auilen. A~fangs wird der Bogen, den
der Furl bei seinen Kreisen beschreibt, langst
nicht so groll wie schon Hach kurzer Zeit.
2. Wahrend der ersten Tage besonders
schmerzhaft fur den Spann urid die Ferse ist
dos leichte Heben and dehnende Senken des
Futles bei waagerecfit ausgestredctem Bein
and Fu{l, wobei die Zehen moglichst ange-
zogen Sind, jedoch nicht gesondert bewegt
werden. Bei dieser Ubung kommt es weniger
darauf an, den Full Hach oben zu stredcen als
ihn moglichst wait nacfi unten zu biegen.
3. Ebenfalis bei waagerecht ausgestredctem
Bein lassen wir die Zehen arbeiten. Sie wer-
den Hach unten angezogen and wieder aus-
gestredct. Dabei sdimerzen anfangs nicht nur
Spann and Ferse, sondern vor ahem aud~ die
Burch dos Tragen von unzwedcmafligen Ab-
satzen verkurzten Sehnen der Zehen. Nash
einiger Zeit gibt sicfi jedodti dieser Schmerz,
der uns, gemeinsam mit slacken $chmerzen
am Spann ouch bei Clbung
4. zu schaffen macht. Bei dieser Obung wer-
den, ouch im Sitzen, o;a FuBe senkreci,t mil
angezogenen Zehen so auf die Erde gestellt,
da0 die Zehen sict~ von der Waagered~ten
zur Senkred'-ten abrollen konnen. Beim Auf-
setzen in die waagerechte Haltung werden
die Zehen moglichst felt auf den Boden ge-
drudct. Dabei wird zunachst die Dehnung der
$ehne des grotlen Zehes uns manchen Weh-
laut entlodcen. Mit der Zeit jedoch wird these
Sehne immer mehr auf ihr altes naturlidtes
Mafl verlangert werden, so data die f)bung,
ebenso wie die anderen, keine Schmerzen
mehr verursacht. Gleichzeitig spurt man ouch
die Starke Wirkung der Dehnung auf dos
Fuflgewolbe and den Spann. Je fester and
longer die Zehen bei nark vorn gebogenem
Fub jedesmal angedrudct werden, desto
schnelle[ kraftigt sick der Fu(3.
Wahrend die Clbung 4 vorwiegend dem Full
zugute kommt, merkt man bei den ersten drei
CJbungen deutlicfi ouch die Wirkung auf die
Beinmuskulatur, die ebenfalls weitgehend ge-
krciftigt wird. Unentwidcelte Muskeln nehmen
dabei an Umfang zu, die Fesseln bekommen
eine schone Form, and didce Beine werden
Burch d'ie Beseitigung von Fettansatz bei ah-
dauernder Durdifuhrung der Clbung schlanker.
Die Kraftigung and bessere Formung der Wo-
den fordert man zum Absd~lutl Hoch Burch
eine Massage. Beide Hande werden abwed,-
selnd am waagerecht ausgestredcten Bein mil
sanftem Drudc von etwas oberhQlb der Ferse
bis oberhalb der Wade gefuhrt.
Bei genugender Ausdauer erreicht man neben
der Wiedererlangung von Lebensfreude and
Arbeitslust, die ja so sehr von der Schwere-
losigkeit der Futie and Beine abhangig Sind,
ouch eine oft dringend wunsdzenswerte kos-
metische Korrektur der Beinlinie. H. ht.
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(1
Noma and Minnesota ihre Weihnachtssen-
dungen zur rechten Zeit erhielten.
Fanny Brandeis, die bei ihren Tischlampe
mit dem griinen Schirm arbeitete, fragte sich,
ein wenig bitter, ob Weihnachten fur sie je
etwas anderes bedeuten werde, als Druck,
Miidigkeit and Arbeit. Sie beschloB, nicht an
die vergangenen Weihnachten zu denken.
Ein Jahr! Als sie durch das kleine Bureau
in den Warenraum hinaus and wieder zu
ihrem Pult schaute, hatte sie ein merkwur-
diges Gefuhl des Unwirklichen. -Das war
gewiD nicht ein Jahr gewesen. Viele Jahre
muRten vergangen, -ein Leber mochte
verstrichen sein, seit sie sich mit den Ellen-
bogen ihren Weg Burch den engen emsigen
kleinen Laden in Winnebago gebahnt hat-
Auloriaierfe CJfiberaefzvng aae vein
Aa~erikaniadeen ron A. Winner-
Gaxymr - Copyright by
Cebr, EnoaS t'erl.g. N.sba.y
New York fahren and sie mir dort holes."
Das war allerdings immer Slossoms Arbeit
gewesen. Dock jetzt sollten sie and Ella
Monahan zusammen Hach dem Osten zum
E~nkauf reisen. Ella Monahan gang regel-
maDig alle drei Wochen Hach New York,
Fanny indessen war niemals ostlich von
Chicagp, gewesen. Sie beneidete Ella um
ihre Kenntnis der New Yorker Engros-Hau-
ser and Lieferanten. Ella war fur einen
Augenblick in Fannys Bureau gekommen.
Die beiden Frauen batten aufierhalb ihren.
Arbeit wenig Gemeinsames. Aber sie kamen
sehr gut miteinander aus and fanden ein-
ander anregend.
?Ich glaube, Sie verwenden furchtbar viel
Kraft and Interesse auf Ihre Arbeit", be-
merkte Ella Monahan, wahrend ihre kluges
er Montag, der so weft and fern ge-
schienen hatte, wurde zum Schicksal von
monger. - Miide wie sie waxen, ginger sie
in eins dieser einfachen kleinen Gasthau-
ser, die Chicagos grave SeitenstraBen bele-
ben. Man nahin natiirlich an solch e~nem
Ort Kaffee and Sandwiches mit heiBem
Roastbeef. Dann stiegen sie, den bisherigen
Gepfiogenheiten dieses Tages nicht ganz
entsprechend, in ein Auto, -and Fanny
gahnte auf dem Heimwege reichlich oft.
?Wissen Sie", sagte sie beim Abschied, ?win
haben einfach fiber apes gesprochen, von
Seelen bis zu Sauglingswaren. Wir Sind fertig.
Es ist ein Gliick, daB Sie Hach New York
fahren. Es kann kein nachstes Mal geben."
?Oh ja; mein Fraulein", sagte Heyl iiber-
zeugt, ?es wird ein nachstes Mal geben. Die
junge Teufelin in der rotes
Kappe ist nicht tot. Sie ist am
Leber, wehrt sich and st813t.
Jede van Ihren Skizzen aus
Chicago oben in Ihrer Lade
ist so ein Stoll. Sie sagten,
Siewurdenheutefur nieman-
den mehr kampfen. Sie kleinen
Idiot; sie kampft in jedem
dieser Bilder, - von dem
Madchen aus der Menge, bis
zum Mann mit der Angel. Die
wird nieht sterben - die!
Dens sie ist der Geist. Und
die andere ist tot, and weiB es
nicht einmal. Aber eines Ta-
ges wird sie begraben werden,
and ich miichte dabei sein, um
Erde auf sie zu schaufeln.
XII. Kapitel
Vom 1. Dezember an glich der
Versandraum von Haynes-
-Cooper taut der New Yorker
Produktionsbarse einerPan ik.
In den Ganger hauften sich
Papierberge, gegen die ein
Tropp von Jungers so vergeb-
lich ankampfte, wie eine Schar Schaufler
gegen einen Schneesturm. Der Fiihrer
sprach von Sendungen nurnoch in Tonnes.
anstatt in Tausenden and leckte sich danach
die Lipper. Die zehntausend Angestellten
arbeiteten bis ties in die Nacht, schoben nun
um sechs Uhr eine Pause ein, in der sie
hastig eine Kleinigkeit ages and kehrten
darn zuriick an Pula, Fach and Regal, wo
sie bis neon Uhr blieben, apes, damit Okla-
ten, -sie and diese aufrechte lebendige,
mutige Frau .. .
Das ?Babybuch" kam aus dem Druck and
war gut, wie sogar Blossom widerstrebend
zugab. Fanny betrachtete das Buch mit be-
greiflichem Stolz. Aber sie war trotzdem
nicht zufrieden. ?Uns fehlt 5ti1", sagte sie.
?Die praktischen Kleider geben an, aber
a~as win brauchen, ist etwas Schick, -das
heiBt Schnitt and Linie. Ich werde Hach
Auger an Fannys abgespann-
tem Gesicht hafteten.
?Mull man aurh", erwiderte
Fanny, ?wens man etwas zu-
stande bringer will ? - ?Sie
haben naturlich recht", gab
Ella zu, - and lachte ein
wenig traurig. ?Ich weiB, daB
ich ihren apes gegeben babe,
was ich besitze -und einiges
dazu, wovon ich gar nicht
wuIIte, Ball ich es besaB, Son-
derbare Geschichte, das Le-
ber! Wenn mein alter Vater
nicht eine Gerberei in Racine
gehabt hatte and ich dort
nid-t den ganzen Tag umher-
gestrichen ware, bis Geruch
and Gefuhl fist Leder and
Haute ein Teil von mir wur-
den, nun - ich ware jetzt
nicht Handschuheinkauferin
bei Haynes-Cooper. - Und
Sie .. "
?Brandeis-Bazar."
Sie wollte sich wieder ihren
Arbeit zuwenden, als ihr
? Biu?odiener einen Besucher
meldete. Ella wollte geben, aber Fanny
hielt" sie zuriick. ?Vater Fitzpatrick! Fuh-
ren Sie ihn sofort herein. Fraulein Mo-
nahan, Sie musses ihn kennen lernen. Er
ist ..." and da die groBe Erscheinung des
schonen alter Priesters schon die Tiir
fullte . , . ?Nun - er ist eben Vater Fitz-
patrick -Ella Monahan."
Der weiBhaarige Ire and die weiBhaarige
Iris schuttelten sich die Hande. ?Und was
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rind Sie, meine Tochter, auger Ella Mo-
nahan?" - ?Handschuheinkauferin bei
Haynes-Cooper, Vater." - ?Wahrhaftig?"
Er wendete rich Fanny zu, legte seine bei-
den groflen Hande auf ihre Schultern and
drehte sie herum, so dab ihr Gesicht itn
Licht war. ?Hm", brummte er nur, man
wu(Ite nicht genau, was er meinte. ?Hm -
was?" fragte Fanny. ?Es klingt nicht sehr
schmeichelhaft, was immer es auch be-
deuten mag." - ?Handschuhe!" wieder-
holte Vater Fitzpatrick, ohne auf -ihre
Frage einyugehen, ?was loll man dazu
sager! Won) Millionen Dollar wort, schatze
ich, in dieser Zeit." - ,.Zweiundeinehaibe ,
Million in meiner Abteilung, im letzten
Jahre", erwiderte Ella ohne eine Snur von
Prahlerei. Man sprach ja bei Haynes-Coo-
per. nur in Millionenziffern. ?Was fiir eine
Zeit, in der zwei Frauenzimmer Gehalter
verdienen konnen, daB die aiten irischen
Konige daneben wie die Bottler aussehen."
Er zwinkei?te der ~ilteren zu. ?Und .vas
das fiir ein Gefiihl sein muB - Unabhan-
gigkeit and so."
?Ich habe meiner Lebensunterhalt ver-
dient, seitdem ich siebzehn war. Um keinen
Preis wiirde ich Ihren aber sager, wie
large das her ist." Ein protestierendes
Brummen des galanten Iron. ,Ich danke,
Vater, fur das Kompliment, das ich in
Ihren Augers lose -aber ich meine Foi-
gendes: Sie haben recht mit der Unabhan-
gigkeit! Sie ist etwas GroBes - wenigstens
zu Anfang. Aber Hach: einiger Zeit, oh, da
wird sie einem zur Last. Fragen Sie mich
nicht warum, ich weiB es nicht. Ich hoffe.
Sie halter mich nicht fun eine schlechte
Person, wenn ich Ihren sage, daB ich jeden
Mann lieben konnte, der mir einen Silber-
fuchs um die Schultern and Perlen um den
Hats legte and mich fragte, ob ich nicht
einen kalten Luftzug spitre."
?Schlecht! Koine Spur, mein Kind. Das ist
nur natiirlich and empfehlenswert -wenn
wir namlich die Perlen weglassen." - ..,Die
schenke ich Ihnen", lachte Ella. Dann
reichte sie item die Hand and lie6 die bei-
den allein.
Vater_Fitzpatrick schaute ihr Hach. Eire
feine Frau." Er zog seine dicke silberne
Uhr aus der Tasche. ?Es ist 11.30 Uhr, and
mein Zug geht um 4 Uhr. Nun, Fanny,
wenn Sie Ihren Hut aufsetzen and Bich bei-
laufig eine Stunde von diesem brobding-
nagtischen Ort') - iibrigens ein herrliches
Wort, mein Kind and einem Fluch ahn-
licher, als irgend etwas anderetn - tren-
nen konnen, werde ich Sie zu nicmand Ge-
ringerem, als Blackstone, zum Mittagessen
fiihren! Nun, wie finden Sie das von einem
schabigen alter Priester?" - ,.Aber, mein
Lieber, das geht dock nicht. Ja, ich konnte
zwar wog; aber essen wir doch in unserem
Restaurant, druben in der ..." - ?Niemals,
das konnte ich nicht, verlangen Sie das
nicht. Dieser Ort schiichtert mich ein. Ich
kam im Lift mit einer Menge von Leuten
and einem Fuhrer herauf, der mit -Mil-
lionen so leicht jonglierte, wie ein Zei-
tungsjunge mit einem Cent. Ich bin nur
ein armor Priester, aber. ich habe auch
meiner Stolz. Wir wollen zu Blackstone
gehen, wo ich oft demiitig vorbeigegangen
-bin, ohne je drinnen gewesen zu sein, bei
all den rosa Seidenschirmen and Blumen-
arrangements. Und wir werden uns von
samtfiiBigen Kellnern bedienen lassen, ja?
Nehmen Sie Ihren Hut."
Als sie in die Warme itnd Hello des elegan-
ten Foyers traten, verschiug es Ihnen einen
Augenblick den Atem, wie das gewohnlich
bei winddurchfegten Ch'cagoern der Fall ist.
Der Oberkellner muB Vater Fitzpatrick we-
nigstens fur einen Kardinal gehaiten haben,
denn er wies Ihnen einen Fensterplatz mit
Aussicht auf die eisige StraBe and Grant
Park an, auf dessen Wegen schmutziger
Schnee lag, bis hiniiber zu den Schienen,
and dem weiten, grauen See.
Der prachtvolle Raum war erfullt trait Farbe,
Duft and summendem Gesprach. In der
Mitte sprudelte eine Fontane, and auf der
Wasserflache des Beckons schwammen
W asserrosen, Butter and Bliiten, zauber-
haft rosa-, malven- and lavendelfarben.
An den Tischer sa[ien st#tlanke junge Mad-
chen, sehr selbstsichere 5tudenten, die die
Ferien uber zu Hause waren, and wiirdige
Matronen in Pelz- and Reiherschmuck.
Die Rote in Fannys Wangen vertiefte sick.
Sie liebte den Luxus. Strahlend lachelte sie
dem schonen alter Priester zu, der ihr ge-
geniibersaB. ?Sie rind ein Verschwender",
sagte sie, ?aber ist es nicht wirklich herr-
lich?" Und sie fiihrte den ersten Loffel kiist-
licher Sttppe zum Munde. ?Ja, zur Abwechs-
lung. Dann and warn Sind solche Aus-
schweifungen ganz gut." Er schaute large ,
in dem strahlenden Zimmer um sick and
blickte darn hinaus auf die kahle, wind-
gepeitschte StraBe. Dann lehnte er sich zu-
riick and spielte mit den Fingern auf dem
seidenweichen Tischtuch.
?Ja, darn and warn. Sager Sie, Fanny, was
wiirden Sie, ohne nachzudenken, antworten,
wenn ich Sie fragte: ,Was ist das Inter-
essanteste von all dem, was Sie hier sehen?`
S`e hatter immer die Gabe, das Mensch-
liche zu erfassen, wie Ihre Mutter."
Fanny blickte zuerst lachelnd in den Saal.
Aber darn Bingen ihre Auger unbewul3t
den Weg, den seine genommen hatter -
hinaus auf die eisige StraBe. ?Das Inter-
essanteste?" Und wieder in das biumenduf-
tende Zimmer, worin Musik and Stimmen
torten. - Und wieder hinaus auf die
StraBe.
?sehen Sie dort druben den Mann, dort am
Bordstein, auf der anderen Seite der StraBe?
Er lehnt Bich an den Laternenpfahl, sehen
5`e ihr? Ja, dart bei den groBen; grauen
Wagon. Er ist wie ein lebloses Ding zusam-
? mengesunken. Man kann spiiren, wie er
zittert. Er sieht so aus, als wolle er in rich
selbst hineinkriechen, um sick zu warmer.
Seit wir hier sitzen, habe ich gesehen, wie
er auf diese Fenster starrte, wo wir alto so
groBartig zu Mittag essen. Icti wei6 genau,
was er denkt. Sie auch, nicht water? Und
ich wollte, ich fi.ihlte mich weniger unbe-
haglich, Weil ich es weiB. Und ich wollte,
wir hatter nicltt Hummer bestellt. Ich
wollte ... da, jetzt schiebt ihr ein Polizei-
mann welter."
Vater Fitzpatrick beugte sick vor and nahm
ihre Hand, die auf dem Tisch lag, in seine
machtige Rechte. ?Fanny, mein Kind, Sie
haben gesagt, was ich h%iren wollte. Haynes-
Cooper odor nicht, Millionen odor nicht;
Ihre Waldschluchten rind nosh nicht mit
Asche verschiittet, meitl Kind. Gott sei
Dank!"
XIII. Kapitel
Im Januar machte Fanny eine Entdeckung:
New York. Sie reiste hin, um fur ihre Ab-
teilung Muster auszuwahlen. So blieb Sios-
son nur nosh der Einkatjf. Sie war es, die
Stil, Preis and Material festsetzte. -Sie
fuhr in Begleitung Ella Monahans, deren
monatliche Reise in diese Zeit flel.
Als Fanny bekannte, dab sie sie wegen
ihrer Kenntnis der Exportverhaltnisse in
New York beneidete, bot ihr Ella Hilfe an.
?Nein", hatte Fanny erwidert, ?lieber nicht!
Danko, Hein! Sie haben Ihre eigene Arbeit,
and auBerdem weiB ich ganz gut, was ich
will and wo ictt es finden kann. Nur die
Leute dazu zu bringen, daB sie mir's geben,
das wird schwer sein!"
Sie stiegen im selben Hotel ab and nahmen
nebeneinanderiiegende Zimmer. Doch Bing
jede im iibrigen ihre eigenen Wege and
sate die andere vom Morgen bis zum Abend
nicht. Aber abends, wenn sie im Kimono
beisammensa(Ien, fanden sie oft Trost an-
einander. Fanny hatte seit Wochen ihrer
Schlachtplan ausgearbeitet. Sie wollte zwar
die billigen Muster beibehalten, aber auBer-
dem bessere dazunehmen. Sie erinnerte rich
an die spitzenbedeckten Biindel, die die
Bauersfrauen and Arbeiterinnen so zartlich
in den Armen hielten. -Dies war der ein-
zige Punkt, wo sie sick Verschwendung ge-
statteten! Ais erfahrene GeschaFtsfrau mulite
sie aus der Kenntnis dieser Schwache Ka- -
pital schlagen.
Ein Haynes-Cooper-Auftrag ist fur einen
Engroshandler Hie zu verachten. Fanny.
die das wuflte, hatte beschlossen, gleich zu
Horn and Udell selbst zu gehen. Hotn and
Udell haben die Rockchen erfunden, die die
kleinen Madchen jetzt unter ihrem Kittel
tragen anstatt der fiirchterlichen, ungeheu-
ren Unterrocke der alter Zeit; sie haben
die Zierschiirzen erfunden and die hiib-
schen Patentledergiirtel fur Kinder, bei
deren Anblick unsere GroBmutter entsetzt
die Hande zusammengeschlagen hatte. Sie
machten die Erkenntnis allgemein, daB eine
Elle Handstickerei meter Zredholz- and daa
Brnnntmeix-Mm+opol, ~r+ehr kennc ich in Dcrstsct+land gnr nichi, Jur ao viel Ungluck vernntworthch
aein aoll .. " Ruth Werner, Bln.-WitmeradorJ
Unsere Antwoti:
Das Monopolkapital ist keineswegs tin Ge- Angebot and Nachfrage; wenn das ~Zucker-
spenst demagogischer Propaganda, wit Sie synd'+kat den Preis festsetzte, so mui~te die
meinen, sondern tine Behr reole Kraft, ja tine Havsfrau ihn zahlen -tin anderes Ange-
Kraft, die auf den Ablauf u,~serer neuesten bat gab es nichi. $omit war die kapitalistische
Geschichte groi~en Einflufi hotte. Ihr Irrtum Wirtschaft in tin neues Stadium eingetretert,
beruht darauf, doff Sie tine fa'sche Vorstel- aus dem Kapitalismus der freien Konkurrenz
lung mit dem Worte verbinden. Es bezieht war der Monopolkapitalismus geworden.
Bich nichi auf die Staatsmonopole. Was die Monopolkapitalisten im Inland Burch
Zur Blutezeit des Kapitalismus, Bogen wir um C7berpreise gewar.nen, benutzt~n sit, um
die Mitte des vorigen Jahrhunderts,. war dos fremde Morkte Burch Unterpreise zu erobern
W,'irtschaftsleben dadurch bestimmt, daft rich idarum war im Ausland z. B. deutscher Zucker
zohlreiche kleine and mittlere Betriebe als so billig-, oder sit legten das Kapital im
freie Konkurrenten gegenuberstanden. Um Ausland mit hohem Gewinn an. Dabei stiefien
die Jahrhundertwende hone Bich dos Bild we- sit aber auf Monopolkapitalisten anderer I.on-
senilich verandert. Betriebe einzelner Ind~?- der. Anderseits war man reich and machtig
striezw~ige hatten Bich zu Kartellen zusam- genug, den Stoat and seine Mochtmittet zu
mengeschlossen, die Preise and Absatzquoten beeinflussen, Parteien, Diplomaten, Monar-
vereinbarten. Weiterhin waren Burch Kapi- then and ?Fuhrer" zu kavfen. Sie scheuten
tolverflechtungen yroi~e wirtschaftliche, von s"ch nichi, wenn es um ihre Interessen ging,
einer Sieiie regierte Komplexe entstanden, so- zum Kriege zu drangen, ja sit wunschten ihn,
genonnte Trusts and Konzerne, die dvrch ihre denn er war fur die wenigen Manner, die
GrofSe game Industriezweige beherrschten. tine game Voikswirtschaft kommandierten,
Dieselbe Erscheinung auch im Bankwesen. nichts als Bas gonz groi~e Geschaft.
Diese Gebilde besaf3en Mocht genug, Avi~en- So hatte die imperialistische Politik, die zwei-
seiter -entweder cbzuwurgen oder zum An- mal den ~'Jeltbrandentfachte, ihre tiefste Wur-
schlui~ zu zwingen. Diese Kartelle and Trusts zel im Mcn~polkopital. Es gibt keinen Frie-
hatten die Erzeugung auf einem bestimmten den and keir.a Demokratie, wenn Bas Mono-
Gebiet gonz oder. fast gonz in der Hand. d. h. polkapital nichi in Gemeinbesitz ubernommen
mit anderen Worten: sit besa{~en Bas Mono- wird. Nicht einzelne durfen so grof5e Macht
pal. Da gob es keine Preisbildung mehr Burch haben, sondern nur Bas demokratische Volk.
Verpflichtung zur F~lege einer (,rabstatte~
Einer thirriug'achen Sfrdit:irct+engemeinde rrurde von meiner GroOmutter im .lahre 19JS tine 34rmme
von ti00 RM iiberu?esen mil der Bestimmrntg, Blest Somme and deren Zinaen Hach ihrtm Todt zur
PJle~e ihrer Crnbatelle zu verrcexden. Die GroBmutter alarb 13!rl t+nd icb hrthe aeit dieatr Zeil n-iY
der Xirchen?eru?nltung uegex der CrrabpJlege Argc;. tit'dhrrrd des Xriegea anpte man mir, doll ea
an Peraonnl mangele, um die YJlcge aerali~hren ztr konnen. Jetzt reieder heitlt ea, daa Xapitnl u:drt
urertloa ptu;orden and die Sfart/kirchengemeinde Jahite aich nichi verpJtic3rtet, die PJlege auazu-
Jr7hren. Sfiaerat daa, oder muB die Stndtkirchengemeinde Bach ihre damala c?ngetangenc. VrrpJ[ich-
tong ertiitleor. Wic vtrhnlte ich nticH, um zrrnt Recht zu gelangcn' Lit tfberu:eiaungturkunde iat in
meinen Hdnden. I' ~.
Unsene Mtwort
Sie irogen bei urts an, ob die thuringiscfle ist anerkannten Red~tes, dais die jetzige Stadt-
Stcdtkirchengemeinde verpflichtet ist, auch kird~engemeinde Rechtsnachfolgerin der fru-
jetzt Hoch ihren Verpflichtungen aus dem heren Stodtkirchengemeinde ist. Auf die Sper-
seinerzeit geschiossenen Grabpflegeverirag rung der Konten kann Bich die betreffende
nachzukommen. Ihre Frage ist zu bejahen. Es Kirchengemeinde nichi berufen.
DIE FRAU BITTET UMS WORT
In Anlehnung an den Artikel ?Ilauaongeatettte -
ein BeruJ"` in Nr. P9 ihrer ZeitachriJt habeas die
im FDGB organiaierten PaitageltilJinnen Berlins
Jolgendea zu aagen:
Ein grof3er Teil der Hausgehilfinnen hat zur
Zeit Hoch 10- bis 13st~ndige Arbeitszeit. Da-
bei laf)t die raumliche Unterbringung oft vieles
zu wunschen ubrig.
Der Pflichtenkreis im zugevviesenen Haushalt
darf ,der Hausangesteilten nichi, wit es bisher
geschah, die Moglichkeit nehmen, ihre beruf-
lichen Belange, die die Gleichstellung mit an-
deren gewerblichen Berufsgruppen fordern,
wahrzunehmen. Es ist deshalb fur die Haus-
gehilfin ratsom, sid- zuerst einmal in der Fa~-
gruppe ?Hausangestellte"der Industriegewerk-
schaft Nahrungs-, Genui~mittel- and Gast-
stattengewerbe zu organisieren, damn sit
Schutz and Hilfe in alien tariflichen, wirtsdioft-
lichen and sozialen Frauen geniefit. Die For-
derungender imHaushalt beschaftigtenFrauen
nrch Verki;rzung der Arbeitszeit, ousreichen-
der Freizeit and Urlaub, Hach gerechter Be-
zahlung kann der FDGB nur darn wirksam
aufstelien, wenn das Gras dieser Frauen ge-
werkschaftlich zuwmmengefaf5t ist.
In welt grofierem Mahe hat die Zerstorung
unserer Wohnungen and die ersd~werte Er-
F6hrungslage Bozo gefuhrt,die Housangestell-
ten von der Familien- and Wohngemeinschaft
des Arbeitgebers auszuschlief3en. Sie woh-
nen oufierhalb des Houses. Die Nachfrage
Hach ?Tagesmadchen ohne Kost" ist zur Zeit
auf den Arbeitsamtern vorherrsd~end. Die
Lange Arbeitszeit aber ist geblieiaen.
Nach der Auffassung der Fachgruppe ?Haus-
angestellte"ware esdas Gegebene,auf Grund
der veranderten wirtschaftlichen Verhtiltnisse
die Arbeitsstatte der Hausangesteilten in den
Privathausholtungen, genau wit jede ondere
gewerblidie Betriebsstatte, ebenfolls unter die
Bedirgungen des Arbeitssd~utzes zu ste!len.
Die gelegentfid~e Kontrolie der Privathaus-
haltungen wurde monche Willkur in der Aus-
r+utzung der Arbeitskrafte unterbinden and
die berechtigten Forderungen der Hausgeh;l-
finnen auf entspredrende Unterbringung niCJtt
unberudcsichtigt Lassen. Avch die Vorschriften
der Unfallversicherung im Haushalt konnen
bei dieser Gelegenheit an die Housfrou her-
angetragen werden.
Genau so wid~tig ist der Fachgruppe die Aus-
bildung in der Houswirtschaft. Dorum betrach-
tet sit die Oberwachung einer grundlid en
Ausbildung des hauswirtschaftlid~en lehrlings,
Bowie die Weiterbildung zu den gehobenen
hauswirtschaftlichen Berufen, wit geprufte
Wirtschafterin, Wirtschaftsleiterin and so wel-
ter als tine ihrer wichtigsten Aufgaben. In
eigenen Forderkursen, Bowie in tehrgangen
cn den Fachschulen ist die Gewerkschoft be-
muht, in der fachlich riding ausgebildeten
Hausgehilfin den berufstatigen Frauen die er-
fahrene and selbst8ndige Mitarbeiterin zur
Entlastung ihrer eigenen Haushaltsfuhrung
heranzubilden. Gegenseitige Einsicht, Rudc-
sichtnahme and Verstondnis auf beiden Sei-
ten mussen auch Kier Bozo beitragen, den
Hausangestetltenberuf in Zvkunft zu einem Be-
ruf umzugestolten, der nichi verachtet, sondern
ebenso gern ergriffen wird, wit alle,artderen
Berufe. Aber nur mit Unterstutzung der ubri-
gen berufstatigen Frauen vyird tine Besserung
der sozialen loge der Housgehilfipnen in der
zukunitigen Neuordnung unseres Wirtschafts-
lebens zu erreichen sein.
Fadtigruppe Hausangestellte der Industrie-
gewerkschaft Nahrungs-, Genuflmiitel- and
Gasistattengewerbe.
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WIR
C~RVSSEN EUCH
and mit uns tun es in diesen Tagen unzahlige demokratisch gesinnte
Frauen Deutsd~lands - ja der gauzes Welt. Ihr went in Berlin, um am
Deutsd~en Frauenkongre~ furden Frieden teilzunehmen. Wirblid'td ich srhau astir attic+'+
? ei~mttt die IVlocte on. I1ie etcir~ accibiichF Sahu;riche. I7ie~
beto`retzde Verjii?trcrirt so s ieler Fler~e-+t. Ac#~, u:er dock ihr
stacheijerxi Jronstte? -- DaF3 sia; so 6cxld nac?t de;n Ifseyr:~
au;erstehen konute, tcesttz auch bisher aster in AE~bitdtsxgeat,
fist these Tatsache fur uns Frruett uicht eitz tcis'kticltcr
schut:sn Ikre Fulls, haften sis warm
and kocksn and vermindern bsi
Wiitsrunyswechse! die Gefaftr pliihi-
IicherErkalFungskrankheitsn and rheu-
matixhsr Bexhwerden Dis f'ESAL
Sohisn frayen so weniy sui, dab sie
sslbst Im enpslen Schuhwerk ohns
UnbeQuemllchkeil zu benuhen sind
DENKOS?SOHLEN?FABRIK
GN1o H
l~ritn?3ahin~b~ry ? Naumannstratl~ 33/93
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}fmollosan
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desSauglings and l,~lein~indes
gc~c~9te ia.eic?re WotlFa~t+zptet mFt rtc:r Pel.~?erbraniun~ uJtd
dc,u jcschMt Hiitc?hc:a? ut:errcieF!F;ur jiir die rtteisten t~o:3t un2
i?st, aces tart cs, dar Fticke;t, ttic?at ut:vedia:clt scbnz2""ackend,
mFin Iitftd Lcdc=rF,e n. F,i+ae St:tnd~^ frcu;it' n iiL?er eiuetn
h7c,dcbk+tt j:z?trt un? i~z dic ti'orstc,'tttrg, ttt der ein? ?icbr_~ts-
suiirdt?e j~'eIe zees Ott sclsv,aea? Garderab"? ae~rhiljt, in der sc>ir
tt;icdcr leirkcte F:rittucn, --- z;cr tests setbst, vor den i'dJZncrrt,
t:oi? dctt t~ r!ut:ditucn. $euuttc?erun f stiirkt u;tscr Se?tat-
?.e~tctrl.;tsein. - I7c1t, Liebe ,,,F'rau uon h.eute", t7 is hicrhe;-
d!zchfe felt fiber tAfiJde i'ortiebe s3ctch -- ssatd Banat habc irk
g,xotst3t, dal; ich mfr cinete h:Ie:frxFttt'oracAJC(3 ytraton.zncn itabe:
c=on cZrr xukiinjtJaest $e:aitzerjreudc ustd ;-arz Setbstbeacull?-
sei;t. ?:'r-u,t es jc!ter r~asz tzrts sn Fact.lte?tt uiirdc, diirrte es docF:
den drettschctt Frattcn tricht S!'tt;~^rr u'~rd~:t, afire $raf?
darct;?e ~u gc:bc=n, betel ix?irder cistrch dF.zett?-ele~astie Ktei-
duttg itn 14lode?sr?Fiajjr.+t refit toJtarz~rbf+ad wa sent.
NOVA-CHEMIE
w,cNt:~nn SCMrniOT
CNEMISCH-PHARMAZEUTISCHE FA6RIti,HAMBliRG36
Wenn Sie nbmiidr Ikre Zahne vernadtliissi~en, Bann klinnen side
wirklidt Krankhcilsherde von gmBer Geiiihrfidtkeit biWen! Der
bexle Sdtutz hieraeRen isl eirx sor~fiihige and regelmaBige Zahn-
pflepe mit DENT aM. DENT n. M.. die Mundmedizin im 7ahn-
pflegemittel, reinigl nidrt nur, sondern Brie hilft audt, Zehne and
Mund itesund zu erhsllen.
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Eire amerikanische
Kurzgeschichte
von Eila A.Malin
enny Alaska lag ouf einer
bemoosten Klippe, 16ssig
liefi er seine Muskeln in
der hei(3en Julisonne spielen and lauschte den
Weifen, die slch om Strande brother. So laf5t
es side leben!
Mochte sein Voter sict~ vbrackern, um fur die
Familie zu sorgen, ein kluger Kerl konn dos
leben genie(ien mit weniger Anstrengungen.
Und Benny war klug, so glaubte er.
Fur einen Augenblidc fuhlte er so etwos wie
Mitleid fur seinen Voter. ArmerAlter, dengan-
zen 1~Ninter schwamm er in den eisigen Ge-
wassern der Aleuten herum, sammelte Kraft
and machte PI6ne fur den harten Sommer, der
ihm bevorstand. Im Juni ging er dann an land,
um fur seinen Harem eine passende Wohn-
statte zu finder. Dos war nicftt- einfach, sugar
auf den Aleuten gab es ein Wohnungsproblem.
Der Alte hatte zahllose Seal-Robber zu be-
k6mpfen, die entschlossen waren, dieselbe
Stelle an der Kuste -den weiten, glatten
Platz mil Sudlage - zu beanspruchen. Dann,
wenn er sein Gebiet abgestedct hatte, mubte
er bei den Frauen and Kindern des letzten
--~_--=,
Jahres die Runde mother, denn einige seiner
Frauen gaben rich wahrend des Winters leicht-
smnigen Vergnugungen hin. Aber dos war
Hoch nicht alles. Er muf5te ouch Hoch den An-
fangerinnen den Hof mother, denn ein gut-
burgerlicher Seal Bulle konnte sick nicht mil
weniger ols 50 Frauen in seinem Harem zu-
frieden geben. De. Alte nahm seine Verant-
wortung ernst. Sein leben war ein bestandiger
Kampf, dos Futter fur die hungrigen Mauler
zu finder aril die begierigen jungen But-en
abzuwehren, die unaufhorlich versuchten, die
verliebten Weibchen zu verfuhren. - Der alte
B~IIe afi, trank aril schlief Hitter, von Juni bis
September. Er liebte nur aril kampfte. Wenn
er im Herbst zu dem seichten Gewasser zu-
rudckehrte, war er bis ouf Haut aril Knochen
abgemagert.
Das hatte ein Seal-
Bulle im leben zu er-
Narten. Fur Benny
schien dos nicfit der
Muhe went. Anderer-
seits wu{~te er aber
Behr gut, wenn ein
Guile mit drei Jahren Hoch immer keine Ab-
sichten verriet, eine Familie and aife damn zu-
sammenhangenden Sorgen zu ubernehmen,
dann war er gesetz!icfi dazu bestimmt, ein
Pelzmantel zu werden -ein Alaska-Seal-
Sportmodell. Diese Aussichten waren aller-
dings nicht Behr einladend.
Er lag auf seinem Felsen and dad~te daruber
Hach. Da erblidcte er uber dem 1Nasser dru-
ben, auf der grasbewadtseneri Fiache, die
Manner von der.Regierung. Jetzt wurden sie
gleidti die Junggesellenbullen umzingein and
die didcsten, heisersten and kampflustigsten
mit einem Zeichen versehen. Das waren dann
diejenigen, die einmal gute FamilienvSterwer-
den wurden -dos heiiit, wenn sie wollten_
Nur die fouler Junggesellen, wie Benny, die
dos Vergnugen wahrnahmen, wo sie es gerade
fonder ohne Kampf, blieben unmarkiert. Das
bedeutete, sie konnten ganz legal erlegt wer-
den,- mit Genehmigung der Regierung, ihres
Pelzes wegen. Es gab anscheinend keine Ge-
rechtigkeit im leben eines Seal-Gentleman.
Benny beobachtete ein poor von seinen Halb-
schwestern, sie kamen gerade vorbei aril
beklagten sick uber. die Ernahrungslage aril
uber dos Ungludc, in Bas ihre Kinder gerieten.
Benny verzog spottisch seine Schnauze. Diese
zarte 75- bis 100-Pfund-Weiblichkeit Nolte
nur die eine Aufgabe, sick zu verheiraten aril
eine Familie grof3zuziehen. Weibliche Seals
endelen niemals als Pelzmantel, Vitaminpillen
oiler lampenoi.
im letzten Jahre hatte er einen Pian gefaf3t.
Den ganzen Winter uber beschfiftigte er sich
damit, seinen schon etwas unansehnlichen
Korper in Form zu bringer. $ogar ein poor
Verletzungen brachte er sich selbri bei, da wo
sie am beysten zu sehen waren. Dieses Jahr,
wenn die Regierungsleute die Runde machten,
wurde er bestimmt dos rettende Zeichen be-
kommen. Sie wurden sidler glduben, daf5 er
Bich einen Harem zulegen and fur ihn sorgen
wurde, wenn er erri einmal funf Jahre alt wore.
Wer sollte es merken, Bali er sich damn niemals
herumqu6lenwurde~ Der Plan schien totsicher.
Er wog jetzt 400 Pfund and soh wundersdzon
aus. Er Norte, wie dos eine junge Anfangerin
von ihm sagte. Zwar tat er, als habe er es
nicht gehort, aber er konnte dodz nicht wider-
stehen, seine Muskeln fur sie spielen zu lossen.
- Er lag im $onnenschein bequem and gludc-
lich.
Bald jedoch Norte er verdachtige Geriiusche
aril bemerkte verdachtige Bewegung. DieBe-
sidStigung hptte begonnen. Aus alien Winkeln
aril Spalten wurden die Junggesellen-Bulfen
ouf die groi)e Grasflache zusammengetrieben.
Benny bewegte sicfi mit in der Menge.
Die Regierungsleute sateen ihn, aber lief5en
ihn unberuhrt. Sie gaben item nicht dos kost-
bore Zeid~en, dos ihn fur eir) ehrwurdiges
Greisenalter gerettet hatte. Sie ginger einfach
an item vorbei.
Benny zitterte in seinem Pelz. Er schob sicfi
dichter an die didcen Seals heron, er bellte
sugar etwas,um seine Kraft zu beweisen, aber
er konnte die Manner von der Regierung nicht
irrefuhren. Sie erkannten ed~tes Temperament
sehr gut -wenn sie es sateen oiler hurter. Sie
konnten einen kampflustigen Veteranen von
einem Gigolo unterscheiden. Bennys fell war
viel zu'weich aril zu Blatt, als daf5 er Nolte da-
mn Eindrudc mother konnen. Die grof5en Bul-
!en drangten ihn aus dem Kreise der Tuch-
tigen heraus. -Die Manner dachten nidst
Baran, ihn mil ihrer Marke auszuzeichnen, die
item Bas leben gerettet Norte. Armer Benny
Alaska ( Das Urteil uber ihn war gefallt, er war
jetzt ouf dem besten Wege, ein Pelzmantel zu
werden.
Entncmmen aus: ?The Woman with Wcman's
Digest" Obersetrt: Gisela Bergen
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Das Ende des Kriegel wanderte ouch dos Gesicht unseres Lebens. Viele ver-
loren Hab und Gut, unzah!ige muf3ten Heimat und Besitz verlassen. Eine
Voikerwanderung ergo8 sich uber unsere landstrai~en. Zwar rind die Maslen
allm&hlich zur Ruhe gekommen, doch die Not blieb, liegt all gemeinsame
Aufgabe vor uns. Es ist schwer, ahem Elend beizukommen, fehlt es doch oft
an den allernotwendigsten Hilfsmitteln. Nicht sehen Sind Not und Elend die
Herde sich Schnell verbreitender Seuchen. Hier setzt die verantwortungsvolle
Arbeit der tandiursorgerin ein. Viet Energie, eine Bute Portion Mut und nichh
zuletzt ein warm fuhlendes Herz gehoren dazu.
Mit einer solchen landfursorgerin -bin ich eines Morgens verabredet. Dos
Schild am weiijen Zaun ihres G&rtchens erz6hlt, dais diese Frau neben ihrer
zeit- und kraftraubenden T&tigkeit ouch Hoch all Hebamme arbeitet. ?Ich
habe mich mit alter Liebe meinem Beruf verschrieben", berichtet Frau Grete
Bartz, ?und nur der jetzt fiihlbare Geburtenruckgang lout mir Zeit, ouch
Hoch all Gemeindeschwester und Fursorgerin zu arbeiten."
Nach einer ausgedehnten Radfahrt uber eisbebuckelte Chdusse.en Sind wir
an unserem ersten Ziel. Wir laufen uber einen gepflasterten Hof, wutend
kl&ffi uns der Hund entgegen. Es dauert lunge, bis die Tur geofinet wind.
Ein blasser Junge gibt murrisfucke
Fur bunteAbende: Lustige Einakter,
Schwanke, Sketche, Lieder, Reden,
Chansons. Vortrage, Sing- u.Puppen-
spiele,Witze,Tanzscherze. Preiswerte
Angebotsliste gegen Rackp. Anschrift:
Gisela Mechiel. Bad Godesbg.. Kroapriazenslr.801,
Saturn, Sitgear-Schbnaa/Sa.
Verlaazen Sie Raising 24
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A
41 rf?thrrnc Fraucn spreehen fiber Sehiinheitipflege:
SCION SEIN, UM GIXCK1.ICII ZU SEIN!
braucne,, ouch jeder on-
/? heF
el, die un stehen,
zur Verfug g
r
Fau
rcn v~ !C de sie wenden sie vielleicht nur
etwas geschickter on.
nnErloig
jede Frau wissen ,
und Gluck h&ngen nichi zuleizt
a - vrteilhaften Aussehen ob."
Evo W., Film- und Buhnemchousplelerio
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EinTalislnan,eln kleiner privater..Aberglaube"
it duch uichts gefahrliche~! Sagt doch das
Sprichwort: ?Glaub- an Dein Gliick - dann er-
laugst Du es auch!?- Aber man darf sich uicht
nur darauf verlassen. Man nnifa auch etwas tun
fur sein (Afick! Auf dieseut Gehiet ist ffir Frauen nun
einnial or ahem ein ,epfleates Aussehen entseheidend.
Deshalb it das Markenzeiehen erprobter Schonheitsmittel,
das ?Rote Fiinfeck mit der F'lammenschale" ein zuver-
,Auch Kiinstlerinnen, die !anger
aussehen ols sie sired, kennen
_L,,.ir,rmeln: sie ge-
i
Riehtige, individuelle Schiinheitspflege, die allein zuin
Erfulg f ihrt, hangt nicht nur von der (Mite der Schon-
heitsmittel ab - auch die Art der Anwendung entscheidet!
Hier ein Punkt, der oft nicht genug heachtet wird: Rouge,
in der L'angsrichtung aufgetragen, lafst breite Gesichter
schuialer erscheinen - in der Breite betont, inacht das
Rouge ein schmales Gesicht voller. Denken Sie an these
Hegel - es ware schade, wean lhr ,LAV IN IA"-Rouge,
kenntlich amn rotes Fiinfeck mit der Flamnienschale,
durch unsarhge-nabe Anwendung an Effekt verliire!
- BRINGER - -C
LAVI N IA Gesichtspuder, Rouge,
Lippensfiff, Moifcreme, Gesichlswasser
IHR TRUMPF
Parfiim, Kolnisch Wasser, Alt-Lovendel,
Nagellack und -Enfferner
Lippensfiff
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DYLODERM /,
Fettcreme und Glycerin-Gelee (i "jC
DY LO R M O N it dir*rs Lrichr^
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las iger ,Gliiek'hringer" - wich-
tiger als Amulets oder Horoskop,
die liar zu leicht triigen kijnnen.
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industrie Verwaltung Chemie Landeseigene Betriebe Sachsens
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NEVE 5
50X1-HUM
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NR.i PREIS 1- RM.
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Sekretartat du Diem kratiechen Frauen.
bundee Dsnteohlands. Landesverband
Sachsen: Dresden li d. Efinigsbrttcker
StraAe 9. Telelon 55943 ? Anmeldungen
sur .Autnabme la den aund warden
bier angenommen odor bet den Kreis-
vorstLiden (Aniobrttten plebe Seite 15).
Monatltaher Mindestbeitrag 25 pfennlg.
ORGAN DES DEMOKRATISCHEN FRAUENBUNDES DEUTSCHLANDS ? LANDESVERBAND SACHSEN
Gestern noch die Ahrtr echwer
von dog Frucht in ledem Halms,
heute ist der Acker leer.
Damnfen series die braunen Pterde,
wens sic tiete Furchen ziehn,
autbrn_ht dunkel unsre Erde
Derser Herbst giht unser Brot.
Wens die Menschen wieder lichen,
(;ibt es keine. W;ntersnot
INHALT
Ricarda Huch Ehrendoktor. Ricarda Huch wurde von der
Universitit Jena zu ihrem 82. Geburtstage die Wurde eines
Ehrendoktors der Philosophischen Fakuitit der Universitit
Jena verliehen. Eine Gesamtauagabe ihrer Werke soil in
Kiirze in Jena erscheinen. Sic ist jetzt nach Berlin gekommen.
um Material zu sammeln fur ein neues Buch. Der crate Band
soil heillen ?Miinchner Studenten"und wird das Schicksal der
GeschwisterScholl schildern; der zweite Band handelt von den
Geschehnissen des 20. Juli, der Verschwbrung gegen Hitler.
Das neue Polen. Eine Wanderausstellung ?Das neue Polen".
die sich in den Dienst der Volkerverstindigung and des
Friedens stellt, land in Berlin and Dresden starke Beachtung.
Diese Ausstel)ungwill dazu beitragen. so bald wie mdglich
enge wirtschaftfiche, kulturelle and politische freundnach-
barliche Beziehungen zwischen dem neuen demokratischen
Deutschland and dem demokratischen Poles zu errichten.
Frau Dr. Maria Tohorst Minister. Mit der tfbernahme des
Volksbildungsministeriums durch Frau Dr. Maria Tohorst
ist die Zahl der Frauen in den hoheren Verwaltungsstellen
in Thuringen an( zehn gestiegen. Aufler Frau Dr. Tohorst
gibt es noch sine Oberregierungsritin and acht Regierungs.
ritinnen. Einige weitere Frauen nehmen durch ihren Auf-
gabenkreis den Rang von Regierungsritlnnen ein. (adn)
Zonenkonferenz der Frauenorganisationen in Bad Pyrmont.
Vorn 20. his 23.Juni 1947 land in Bad Pyrmont em Treffen von
Frauenorganisationen der britischen Zone statt. Eine uber-
volle Tagesordnung brachte viele Referate and beinahe keine
Diskussion. Die Referate, die als aktuelle Themen an-
gekundigt waren, zeichneten sick mit wenigen Ausnahmen
durch akademischen Inhalt and mehr oder weniger welt-
fremde Art der Behandlung aus. Zinc erfreuliche Ausnahme
bildeten das Referat von Frau Franken, Dusseldorf, uber .,Die
Friedensaufgaben der Frau" and vor ahem die Aussprachen
mit Jugendlichen. Der zweite Tag der Konferenz stand unter
dem Eindruck des Referats von Frau Gasmann, der einzigen
Arbeiterin, die auf der Konferenz zu Wort kam. uber des
Thema ?Die Frau in der Gewerkschaft". Am dritten Tag
sprach Frau Professor Feuerstack, Hannover, fiber ?Prak-
tische Fragen der Frau in Beruf and Politik". Ohne Zweifel
war der Kongrefi zu wenig durch Aussprachen in den unteren
Einheiten vorbereitet and etwas ibersturzt einberufen. Es
Seite
Bei uns and anderswo ................... 2
Starke Hande, Geduld and Mut .......... 3
Programm des Demokratischen Frauen-
bundes Deutschlands - Gr6ndungskongre8
in Dresden .............................. 4
Delegierte haben das Wort .............. 5
Die Frauen des neuen Poles-- Einstimmig
angenommen ............................. 7
Demokratischer Frauenbund Deutschlands
greift ins Leben ein - Die Dichterin Anna
Seghers .................................. 8
Verwahrloste Jugend? ................... 9
Unterm Strohdach - Spruche der Lebens-
weisheit ................................ 10
Wieder daheimi ......................... 11
Seite
Mutterim Ruhrgeb et-Kunstbetrachtungen
fur junge Menschen von morgen .......... 12
Erinnerungen a.d.Hausa.Frauenplan z.Mei-
ten -- Handweberei als Umsiedlerindustrie 14
Und wo bekommen wir Auskunft? - Gedicht 15
Russische Kinderliteratur ................ 16
Aus dem Alltag der Frau ................ 17
Wir gehen spazieren .................... 18
Gut and praktisch angezogen ............ 19
Prakt.Schurzen-Jungmadchen-Kleidung.. 20
Wir wissen uns zu helfen - Reizende Blusen 21
Richtungweisende Beschlusse-Hautoflege
ist Gesundheitspflege .................... 22
Wollreste fur Kindersachen .............. 23
Rock and Pullover zum Kleid kombiniert . 24
wird sich erweisen mussen, dab es dem vorbereitenden Aus-
schull fur die britische Zone ernst 1st mit der Durchfuhrung
der offiziell verkundeten Abslcht, die Frauenverhande auf
uberparteilicher and Ifberkonfessfoneller Grundiage zu-
sammenzuschlie0en. -
Atombombe auf Nagasaki. Der durch seine wunderbaren
Arbeiten weltbekannte japanische Maler Fujita kam, wle
jetzt bekannt wird, in Nagasaki ums Leben.
Weibliche Polizeikommissare. Begabung and Eignung brach-
ten bei der sfichsischen Polizei Frauen in die bisher nur
Minnern vorbehaltenen Steilen von Polizeikommissaren.
Ein Rilke-Museum. Das Haus, in dem sich der Nachlafl
Rainer Maria Rilkes befindet, ist von der Landesverwaltung
Thuringen zum Rilke-Museum erklirt worden.
Der .,Gigant" trigt semen Namen zu Becht. Das grofte Kino
der Sowjetunion. das diesen Namen trigt, faBt 15 000 Zu-
schauer. --
Eine Ausstellung der Werke von Paula Modersohn-Becker.
and zwar Gemilde, Handzeichnungen and Graphiken, wurde
in der Bremer Kunsthalle eroffnet.
1947 wieder Nationaltheater in Weimar. Die Wiederher.
stellungsarbeiten an dem vollig ausgebrannten Haus sind so
well vorgeachritten, daB in diesem Jahr mit der Fertigstel-
lung gerechnet warden kann.
Die erste Staatsprisidentin der Welt ist Frau Zoja Andrejewa.
Sie ist das Haupt der Staatslenkung in der autonomen Sowjet
republik Tschuwasch im nordlichen Wolgagebiet.
Zwei Remarque-Sucher werden verfilmt. Ingrid Bergmann
and Charles Boyer sind vorgesehen fur die Hauptrollen in ?Der
Triumphbogen", Barbara Stanwyck film Die andere Liebe"
Nur noch Frauen werden kiinftig ale Wohnungsprtifer im
Wohnungsemt der Stadt Erfurt titig seitr, da sic sich each
Aussagen des Oberbilrgermeisters fur diesen Beruf besser
eignen als die gegenwirtig dort titigen Minner.
Das Riisch-Haus bei Munster, der lindliche Wohnsitz der
Annette von Droste -HUlshoff, der durch ein abgestiirztes
Flugzeug stark beschidigt war, soil in diesem Jahr wieder-
hergestellt and dann von der Droste- Gesellschaft uber-
nommen werden.
Herais9ebor:
Dernokratischer Frauenbund Deutschlands,
Landesvorstand Sachsen, Dresden N6,
Konigsbrucker Strabe 8
Druck: Universalverlag G. m. b. H., Leipzig Cl,
Dresdner StraBe 1. -Telefon: 64121
Verantwortlicher Redakteur: Majoll Ch. Buttner
Fur Mode verantwortlich: Charlotte Freitag
Veroffentlicht unter der Lizenz-Nr. 309 der So-
wjetischen Militarverwaltung in Deutschland
Titelbild: Aufnahme Atelier Pieoerhoff, Leipzig
Fotomontage: Baum
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STAKE NANDE
CDULD
?"? frlUT
PLANUNG
GRUNDUNG
DEMOKRATISCHEN
FRAUENBUNDES
DEUTSCHLANDS
Es war im Dezember vorigen Jahres auf einer Frauen-
arbeitstagung in Berlin, daB mit uberzeugender Deut-
lichkeit der Wunsch nach einer groBen ilberpartei-
lichen Fraueuorganisatlon turn Ausdruck kam. Es
wares auf dieser Tagung Frauen aus Stadten, StAdt-
chen find DOrfern anwesend, in denen sie in aktlvster
Weise an der Linderung des Nachkriegeelends and
dem inneren and 2uBeren Wiederautbau des zerstOr-
ten Landes wirkten. Sie berichteten von der frucht-
baren Arbelt der Frauenausschilsse, in denen die
besten des Landes sich zusammengefunden hatten,
mid erzahlten gleichzeltig, da0 Immer wieder in den
verschiedensten Gegenden der Wunsch laut wurde
nach einem ZusammenschluB alter fortschrittlichen
deutschen Frauen, ein Wunsch, der der Erkcnnt.nis
entsprang, daLi es unendlicher Krafte bedfirfe, wenn
das grofie Werk gelingen solite, aus einem Trummer-
feid eines Tages wieder ein deutsches Land zu ge-
stalten- das semen Bewohnern Heirnat unit Brot
geben and die Achtung der anderen VOlker wieder
gewinnen kOnne. Und man war rich klar daruber,
daB diese uns nOtige Kraft sich um so schneller and
starker entwickeln wiirde, je mehr kleine aufbau-
willige Krafte rich zu einer grollen zusainmenfinden.
Noch eins kam in diesem Wunsch zurn Ausdruck: die
nicht versiegende Sehnsucht nach einem durch keine
Zonengrenzen mehr getrennten einheitiichen Deutsch-
land. Daruni sparinte man das Ziel so welt and groB
wie mOglich, ale man nun daran ging, dem Wunsch
nach einer umfaseenden Frauenorganlsation Gestalt
zu verleihen in dem Plan der Griindung eines demo-
kratischen Frauenbundes fiir ganz Deutschland.
In den Monaten zwischen Dezember urid Mars wur-
den in Hunderten von groLen unri kleinen Orten Ver-
samrniungen abgehalten and vorbereitende Komitees
fur den Bund gegriindet. Tausende von Frauen, zu-
weilen die gauze weibliche Belegschaft eines Be-
triebes, hatten ihre Narnen In die Interessentenlisten
eingetragen. Aus Halle, Dresden, Leipzig, aus den
Orten der Provinzen Sachsen, Thilringen, Mecklen-
burg-Vorpommern kamen Berichte fiber die be-
geisterte Aufnahme des Grundungsplanes. Die Frauen
erkannten. dalI es bet den Zielen des Bundes urn
Dingeging, die siealle betrafen, ausweieher poll tischen
KongreB in Berlin
2000 Frauen aus alien Teilen Deutschlands fanden sich vom 7.-9. Marz 1947 in Berlin auf dem KongreB
der Frauen zu einer von der Welt gewiB nicht unbeachtet gebliebenen Demonstration fur den Frieden
zusammen. Das Presidium, 1. Reihe: Am Mikrofon Dr. Durant-Wever, die zur ersten Vorsitzenden des
Demokratischen Frauenbundes Deutschlands gewahlt wurde, Frau Parfjanowa von der Internationalen
Demokratischen Frauenfoderation, ihre Ubersetzerin, Kathe Kern, Prof. Hertwig, Magda Senthoff, Nora
Melle, Emmy Damerius, Elii Schmidt. 2. Reihe links: Mrs. Regan and MiB Captain Regan. Aufn.: Atlantis.
Niemand, der an einem der Frauenkongresse fur den Frieden teilgenommen hat, wird sich der dort alles
beherrschenden Stimmung haben entziehen konnen. Es waren dort Frauen alter Bevolkerungskreise -
Arbeiterinnen, Angestellte, Bauerinnen, Kunstlerinnen, Wissenschaftlerinnen - zusammengekommen.
Sie hatten - dies gilt besonders von den Delegierten aus den westlichen Zonen - nicht die Umstandlich-
keiten and Beschwerden tagelanger Reisen gescheut. Es waren Frauen, die die Not der Zeit selbst his
zur Neige gekostet hatten, and trotzdem war von der ersten bis zur letzten Stunde die Atmosphere der
Kongresse getragen von Mut and Hoffnung, unbeugsamem Willen, den Kampf gegen das Elend auf-
zunehmen, and demGlauben an eine bessereZukunft. Die Anwesenheit der Delegierten aus dem Westen,
die rich eins fuhlten mit den Frauen der Ostzone, oestdtigte bei alien den Glauben, dal es trotz aller
kunstlichen aul3eren Grenzen im Innern der Herzen ein unverlierbares einiges Deutschland gebe. Einig
fuhlten sich vor allem die Frauen im Programm des Demokratischen Frauenbundes, das auf dem Grun-
dungskongreB angenommen wurde: der Sicherung des Friedens, der Gleichberechtigung der Frauen,
der fortschrittlichen Entwicklung in Kultur and Erziehung, Schaffung gerechter sozialer Lebensbedin-
gungen, der Zusammenarbeit der Frauen alter Lander. ,Die neuen Programme mussen zu Fleisch and
Blut werden, wo sie an Frauen geraten. Erziehungs- and Aufbaubegriffe werden dann zu wirklich ge-
lebtem Leben." DaB these Worte aus einer telegrafischen Botschaft an den KongreB der Schrift-
stellerin Anna Seghers Wirklichkeit werden mogen, mit diesem Vorsatz im Herzen gingen wohl alle die
Frauen zuruck in ihre Heimatorte, um dort die praktische Arbeit aufzunehmen.
oder weltanschaulichen Itichtung sie immer kommen
mochten. Die Ziele des Bundes gingen sie alle an,
einfaeh deshalb, well sie Frauen and Miitter waren.
Die Frauen der CDU. konnten deshalb such die un-
entschiedene Haltung ihrer Partel dem Bund gegen-
iiber gar nicht begreifen, denn ihr Wille zur Mitarbeit
war gro0.
Ein wesentlicher Tell dieser Arbeit wird darin be-
stehen, denjenigen Frauen and Miittern, denen der
Begriff von Demokratie heute noch nichts ist als ein
Frerndwort, dazu zu verhelfen, es so zu verstehen,
dal sie aus ihnen eines Tages neuen Zukunftsglauben
and Lebenshoffnung beziehen.Wer die Daseinsschwere
der Gegenwart nicht begreifen lernt aus den poli-
tischen Fehiern der Vergangenheit, der mull in Bit-
terkeit find Einsamkeit versinken and so doppelt
schmerzlich unter Not and Sorge leiden. Wer ver-
steht, warum er leidet, kann den richtigen Aus-
weg aus der Not finden; in ihm werden zugleich
Krafte lrei zur Mitarbeit an einer besseren Zukunft
fur alle. Alle unsere Probleme sind nicht private
Fragen einzelner Frauen, sondern sic gehen das
Volk an, and darum sind sic ein Tell der Politik.
Was wir brauchen, sind Frauen, fur die die Politik
nicht Mannersache and der Inbegriff von Partel-
gezank ist, sondern solche, die in ihr das Instrument
zur Verbesserung ihrer Lebensbedingungen sehen. DalI
wir solche Frauen bereits haben - wenn such noch
nicht in genugendee Zahl -, das bewiesen durch ihre
Anwesenheit and ihre geistige Haltung die Tell-
nehmerinnen an den Griindungskongressen des De-
mokratischen Frauenbundes Deutschlands. B.
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Programm
Demokratischen Frauenbundes Deutschlands
Angenommen auf der Grundungskonferenz am 7., 8. and 9. Marz 1947
Per Demokratische Frauenbund Deutsehlands erstrebt die Vereinigung aller antifaschistisch-demokratischen Frauen
Deutsehlands ohne Unterschied der Weltanschauung, des religiosen Bekenntnisses and der sozialen Stelhmg.
Per demokratische Frauenbund Deutsehlands will helfen durch Mitwirkung der Frauen be[ der Wiedergutinachung
and beam Aufbau, die Folgen von Hitler-Faschismus and Militartsmus zu beseltigen, and die Erziehung der deutschen
Frauen and der Jugend zu deniokratischem Denken and Handeln and die Herstell urg der vollstfindigen Glelehberech-
tigung der Frauen wird dieseni Streben dienon. - Nor eine einheftliehe, fiberparteiliche Frnuenbewegung wird jene
Kraft entfalten, die den Frauen die voile Maglichkeit gibt, tiber Leben and Zukunft des Volkes mitzuentseheiden.
Der Demokratische Frauenbund Deutsehlands will fiir die demokratische Entwicklung and die Festigung des Friedens-
eedankens in Deutschland wirken, um gemeinsam mit den lortsehrittlichen Frauenorganisationen anderer Lander
zur Sleherung des Weltlriedens beizutragen.
Die Ito Demokratischen Frauenhund Deutsehlands ver-
einigten Frauen stellen sick foigende Aufgaben zum Zieie:
Frauen auf alien Gebieten des politischen, wirtsehaftlichen,
beruflichen. sozialen and kulturellen Lebens verankert wird.
Die Sehnsucht nach Frieden liegt zutiefst fin Wssen jeder
Frau, Fanrilien- and Muttergluck kOnnen our in einer
friedtichen Unnvelt gedeihen. Per Demokratische Frauen-
bund Deutschlands will deshalb alle reaktionaren Bestre-
bungen bekanipfen, an der Beseitigung faschistischen,
militaristischen and ruckschrittlichen Gedankengutes mit-
arbeiten, urn die Voraussetzungen fur die Sicherung des
Friedens and for den Beginn einer neuen Epoche der Hu-
rnrznitat and des Fortschritts zu helfen.
Gleiche Rechte and gleiche Pflichten Fir Manner and
Frauen sind im Offentlichen and privaten Leben, in Staat,
Verwaltung, Gesellschaft, Wirtschaft and Beruf an ver-
wirklichen.
Der Dernokratische, Frauenbund Deutschlands erstrebt da-
her FOrderung and Ausbau der slaat.sburgerlichen and be-
ruflichen Bildungs- turd Wirkujigs mOglichkeiten fiir die
Frauen, Sicherung der Arbeit and Entlohnung fiir die
Frauen nach dern Grundsatz: ?Gleielier Lohn fur gleiche
Arbeit", gerechte Wertung der Arbeit der Ilausfrauen unit
Bauerinnen, Neugestaltung des Familien-, Elie- and Erb-
rechtes fin Slane der vollen Gleiciiberechtigung.
Per Demokratische Frauenbund Deutschlands trite be-
senders dafi r ein, dad in der zukiinftigen deutschen Ver-
fassung and Gesetzgebung die voile Gteichberechtigung der
Der Demokratische Frauenbund Deutschlands will Elnflui3
nehrnen auf das gesamte kulturelle Leben mit deco Ziel,
den Kulturstand des deutschen Volkes zu hehen, die Frauen
enrpfangllch an machen Mr alles SchOne and Erhaberic unit
fur die echten Werte des Lebens, im Zusarrunenwirken von
Elternhaus and Schule die Kinder and Jugendlichen im
Geiste der Humanitat and des Fortschrittes zu erziehen
and fiir uneingeschrankte BildungsmOglichkeiten fiir alle
nach Mailgabe der Begabung einzutreten.
Der Demokratische Frauenhund Deutschlands widmet sick
darmn mit besonderer Hingabe alien sozialen Aufgaben
durch aktive Hilfe beim Anshan des Sozialwesens, Verhesse-
rung des Arbeits- and Fanrilienschutzes, }'ursorge fur
Schwangere, Miitter and Kinder, fiir Alte unit BedUrfUge,
Schaffung von sozialen Einrichtungen unter besonderer Be-
rucksichtigung der doppelt belasteten berufstatigeu Frauen.
Der Dernokratische Frauenbund Deutschlands bekennt sick
zu den Grundsatzen der Menschlichkeit, zur Achtung der
Personlichkeit, zur Anerkennung and Wiirdigung der Ar-
beit, zur Ehrfurcht vor den elgenen wie vor den Kultur-
gdtern anderer Nationen.
Er erstrebt die Zusammenarbeit mit der fortschrittiichen
dernokratischen Frauenhewegung alter Lander.
Z04-J (_~ czc" - ' '
GEHSA
USZUGE AUS REFERATEGRES
A pEM GR" NDUNGSI ONN DRESDEN
AuF DES DFD.
Problems ist eines der
wichtigsten Probleme.
Wir sehen mit Unbeha-
gen sehr viel Konflikt-
stoff in der Welt. Wenn
wir, and besonders wir
Frauen, ganz bewul3t den
Frieden als politisches
Ziel verfolgen, dann tun
wir das nicht, well uns
in unserer jetzigen Situa-
GERTRUD THURMER, 1. VORSITZENDE urn den zu khmpfen and Air dessen Erhaltung
sick zu milhen, aufs Aullerste zu muhen sich
,,Wir sind in einer Abschnitt der politischen Ge- lohnt. Wir haben erkannt, weshalb wir ihn ver-
samtentwicklung eingetreten, dessen Bedeutung been haben, and wissen heute, dal3 die Wurde
allgemein erkannt wird. Die L.osung des deutschen des Menschen and die Ehrfurcht vor dem Leber
die Grundlage jeder gesell-
schaftiichen Ordnung and
aller Friedensbestrebungen
sein miissen. Wir sind keine
Frauenorganisation, die die
Augen zumacht vor den wirt-
schaftlichen Schwierigkeiten,
wir schweben ja nicht in den
Wolken. Aber wir wehren uns
dagegen, die Flinte deswegen
gleich ins Korn zuwerfen. Das
Leben ist schwer fur uns, das
ist nicht zu leugnen. Es wird
beherrscht von den Gedanken
an mrsdre Schuld and Not, an
unsere korporative Schuld,
die wir anerkennen and ab-
tragen wollen. Wir wollen alles
tun, dali eine \Viederholung
eines solchen Krieges vermic-
den wird, dahin gehen alle
Bemiihungen. Elite Entwick-
lungsanderungwollen wir her-
beifiihren, aber nicht dadurch,
dali wir nach Ost and West
schielen. sondern wir wollen
sehen, was rich aus Deutsch-
land machen l5f3t mit Hilfe
unserer Arbeit. Da wir hoffen,
daLi in London bei den
Friedensverhandlungen auch
deutsche Vertreter hinzugezo-
gen werden, haben wir die
Aufgabe, eine nationale Re-
presentation zu bilden, also
eine deutscheVolksvertretung
zu schalfen. Gegen den Vor-
schlag our einer Ministerzu-
sammenkunft 1a13t sick man-
ches einwenden. Die Trager
des politischen Willens in
Deutschland sind nun einmal
die Parteien, aus deren Vor-
sitzenden also sich die deut-
sche Volksvertretung zusanr-
mensetzen mull, and die von
den demokratischen Organi-
sationen erganzt werden mull.
\Vir holien, dal dann die Ver-
treterimien des DFD. auch
hinzugezogen werden. In Mos-
leau hat man von seiner Cxi-
stenz bereits Kenntnis ge-
nornnien. Herr Molotow, der
russische Auffenrnin:ister, hat
wortlich gesagt: Zur Zeit spie-
len in Deutschland die Frauen
im offentlichen Leben eine
wesentlich aktivere Rolle als
fruher. Der DFD. muf3 im
Konsultationsrat helfen, die
Meinungen weiterer offent-
licher Kreise besser zum Aus-
druck zu bringen.` \\'ir konnen
das als cineu Erfolg (ter Ber-
liner Friedenskundgebung
buchen. Ministerprasidenten
sind Verwaltungs- und Hegie-
rungsfachleute, aber uicht die
verantwortlichen politischen
Krafte fur ganz Deutschland.
I)ie Einheit unserer i leimat 1st fur uns die
Lebensfrage schlechthin. Urn sic mussen wir
kampfen his zum Auflersten. Sic mu6 in dicsen
Monaten vorbercitet werden (lurch die Z.usam-
menfassung alter antifaschistischen Krafte. AV'ir
gegen dazu neue AVege der demokratischen Ge-
staltung, darum arbeiten she antifaschistisch-
demokratischen Parteien iin Block zusammen.
Bedauerlicherweise sind Krafte am \\'erk, (lie
der Bildung der deutschen Einheit entgegeu-
wirken. Der Z.weizonenzusammenschluil im We-
ster wird als wirtschaftspolitische Notwendig-
kelt hingestelit, in \Virklichkeit ist es eine rein
polilische 11ailnahme. Churchill, dessen Name im
Zusammenhang rile friedlichen AVerken kaum
je genannt wurde, bemfiht sich, den \V'esten
gegen das ubrige Deutschland abzuriegeln. flier
liegt der Keim zu einer neuen grof3en Beuo-
ruhiguug der Welt. Iii nationaien and im inter-
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nationalen Interesse and lm Tnteresse der Frie-
denssicherung muff jede derartige tllockbllduug
verhindert werden. 1arfreulicherweise werden die
Gefahren dieser Politik uberall in der \Velt er-
hannt, auch gerade in Anierika, wo Vi allace
cineu nrutigen Nampf gegen den Krieg fiihrl and
sich gegen die amerikanische Politik der finan-
zielleu Subscntionen an Griechenland, (lie
Turkel usw. wendet. Hier wird dcr \'ersuch ge-
niacht, Writ dent Dollar in (lie Selhstbestimmung
verschiedener Lander einzugreifen. ])its rind
neue Gefahrenherde, die at isgehraiint werden
mussen, \Vir konnen (lies alles von Deutschland
aus nicht unnittelbar beeiutlussen, aber w'ir
konnen beobachten mid heute schon genau or
kenncn, wie and von went wiederum (lie fried-
liche Z.usanunenarbeit der V'iilker bedroht wird
and welches dic Kraftc sind, die Her wirketi.
Die \Verte, ohne die niemals tine vvirkliche De-
niokratie entsteheu kann. das heilit (lie Alensch-
lichkeit. Friedfertigkeit, Heinheit des Denkens
and des i landelns, die Frcihcit (ter Personlleh-
keit. and die Achtung vor (ion( Nachsten, all diese
Grundvorausset7i igen wahrer demokr'atischer
Gesinnung waren weitgehend aus unserent I.eben
entschwunden, Allcin daran denkend erkennen
wir, welch cinen Huckfall aus Knltur and Zivili-
sation wir in den Jahren des Nationalsozialisnws
erleht haben."
\\'ir hahen grol3e Anfenge, um die Stellung der
Fran im offentlichen Leben zu heben. Ich neige
zu der Auffassung, went wir wollen, konnen wir
alle Positionen mit besetzen, sowohl im otfent-
lichen wic ini polit.ischen L.ehen. Aber wir mus-
sen uns selhst qualifizieren, urn eine hohere
Verantwortung fur die Allgemeinheit ifber-
nehmen zu konnen. Man mull an sich arbeiten,
mull Kurse besuchen, mull Schulen hesuchen
and mull anfangen, selbst die ersten Schritte
zu gehen, indent man mutig von Anfang an
cane etwas gr6f3ere Verantwortung uhernimmt.
\'iele Frauen lichen heute die Forderung nach
Freiheit. Demokratie. nod Gleichberechtigung so
zu stellen, als wares sic eine \Vare, die man
kaufen kdnne. Ich aber sage: Jede Freiheit and
Gleichberechtigung der Frau hat elnen Preis,
and dieser Preis fur uns Frauen 1st Arheit turd
Pllichterfii.llung, an sich arbeiten and flir andere
arbeiten. Gleichberechtigung, die uns gegeben
wird, ohne daf3 wir darum gerungen batten,
konnte unter t'rnstandcn von nicht langer
Dauer sein. \Vir haben von vielen Frauen, die
aus dem Ausland bei uns gewesen rind, darlber
gehort, wic sic diese Gleichberechtigung heute
erleben. Weil sic sic selc.st erkantpft hahen.
Dort hat man itch um jedes kleine Hecht gemuht
and bemiiht. \\ it wollen auch unscre Frauen
erziehen, zu begreifen, daf3 ohne llemuhungen
nichts gegeben wird, dull von selhst nichts. ge-
schieht. \Vir wollen, dal3 die Mitg.lieder, die wir
heute haben, aktivv an der Regelung fur Fragen
unseres taglichen harten I.ebens teilnehmen. \\'ir
wollen das Gefuhl erzeugen, dall wir kein Recht
haben, nur zu kritisieren and herunizureden,
Geruchte weiterzugeben uttd kelnen Finger zu
riihren. AVir wollen eiueto Zustand erreichen, der
grundverschieden sciu soil von den] derA'ergange.n-
heit. In der Vergangenheit hat die deutsche
Fran immer our bereuend gesagt: 1latte ich
our gewullt.' Wir wollen es halter trait Lichten-
stein, der sagte: \lau mull die Tugend nicht im
l3ereuen vole Fe.hlern, sundern im \'ermejden
schen.' Und wir wollen ntit den Demokratischen
Frauenbund Fehler der \'crgaugenhelt nicht
wiederholen. AV'ir wollen die Tugend der deut-
schen Frau daran sehen, tnitverantworthch dafur
?zu sein, wie rich die Zukuuft in unserer Ileinat.
gestalten wird. \Vir wollen die aktive Mitarbeit
and wollen tladurch zu \fitbestininiung and llit-
verantwortung kommen. In diesem Shine wollen
wir die Frauen mohilisieren fur die \'crteldigttng
des Friedens, dal3 sic begreifen: Krieg ist \leri-
schenwerk, also konnen Menscben Kriege ver-
hindcrn."
VORSTAND DES DFD., LAND SACHSEN
1.VORSITZENDE
FRAU GERTRUD THURMER, M.D.L., DRESDEN
Frau Gertrud Thurmer, Westfalin von Geburt, Vater
Sunerlntendent der evang.-reform. Kirche. Von
1919-1922 Musikstudium an der Hochschule for
Musik in Munster i. W. Ausbildung im Orgelspiel
bis zur Konzertreife. Anstellurg als Organistin.
Mutter von zwei Kindern. Politisch interessiert,
Mitglied des Reichsvorstandes der LDP. and des
Landesvorstandes Sachsen, Mitglied des Sach-
sischen Landtages, im geschaftsfuhrenden Vor.
stand des Landesfrauenausschusses Sachsen and
Mitglied des Zentraltrauenausschusses Berlin. Auf
dem Friedenskongre3 in Berlin wurde sic in den
Vorstand des Demokratischen Frauenbundes
Deutschlands and at dem Grundungskongrel3
des DFD. in Sachsen am 1. Jun 1947 einstimmig
auch zur 1, Vorsitzenden gewahlt. Frau Thurmer
gehort zu den Frauen, die me vor der Naziherr-
schaft kapituliert haben.
2. VORSITZENDE
FRAU EMMY DAMERIUS, DRESDEN
Frau Emmy Damerius ist fruh von unbandlgem
Drang zu personlicher Unabhangigkeit erfullt. Das
Geld fur den Besuch der Handelsschule verdient
sie selbst. Mit 14 Jahren schlielt sie Bich der Ge-
werkschaftsjugend, der Sport- and Wanderbewe-
gung an. Als Korrespondentin tatig, wird ihr, der
20jahrigen, die Leitung eines grol3en Buros in
einem Druckereikonzern ubertragen. Seit 23 Jah-
ren gehort sic zu den aktiven Frauen in der sozia-
listischen Bewegung. Sic absolvierte politische
Fakultaten, and im Marz 1933 wird sie nosh in den
PreuRischen Landtag gewahlt. Wegen illegaler
Arbeit von der Gestapo verfolgt, fluchtet sie ins
Ausland and stud iert den wirklichenStand der weib-
lichen Gleichberechtigung in vielen Landern Euro.
pas. Obwohl verheiratet- ihr einziges Kind hat sie
verloren-, ist sie seit30Jahren berufstatig, heute als
Journatistin. Sie ist stellvertr.Vorsitzende des DFD.
Aufnahmen: Presse-Foto Pilz, Dresden.
DELEGIERTE HABEN DAS
WORT
FRAU GRETE GROH-KUMMERLOW, 3. VORS ITZENDE
DES FDGB., ZLJ DER FRAGE DER
GLEICHBERECHTIGUNG DER FRAU
,,Durch den Befell des Marschalls Sokolowskij
wurde eine der wesentlichsten Forderungen der
Frauen verwirklicht, namlich Gleicher l.ohn fur
gleiche Arbeit'. Diese Forderung ist mit Aus-
nahme einiger Iletriebe bereits verwirklicht.
Aufgahc der Frauen and Madchen ist es nun, um
die restlose \'erwirklichung dieser Forderung zu
kantplen. Die Franen in den lietrieben mussen
alter auch alles dazu tun, ihre Kenntnisse zu er-
weitern mid sick (lie Fahigkeiten anzueignen. die
sic in die I.age versetzen, selhst fuhrende Posi-
tionen in der \Virtschaft, Politik and Verwaltung
zu iihernehmen."
FRAU PLEISSNER UBER DEN RECHTEN
GEIST IN UNSERER ARBEIT
ich glaube, dal3 die \V'elt im gutea voranzu-
bringen ist, nor durfen wir von dent tauten nicht
nur rodeo, sondern wir mussen (las Gute, das wir
erkannt, haben, vorleben. Was nutzt es uns, wean
wir von Demokratie sprechen and nic.ht selbst
davon uberzeugt sind, dal3 Deniokratischseis
helf3t, mithelfen, rnitarbeiten and ntitverant-
worten. AVir miissen leben in dem Geist der
sozialen Verantwortung, d. h. alle Niite, die um
uns herum rind, ofienen Auges schen and mit
kuhlem Verstande prufen, was wir tun konnen,
urn Abhilfe zu schalTen."
FRAU SCHETTLER, NEUBAUERIN, UBER DIE
ZUSAMMENARBEIT ZWISCHEN STADT
UND LAND
,,I:s wird soviel von der Zusamnienarbeit in
Stadt and ].and gesprochen and geschrieben.
Gerade wo sich heute alles um die ]rnahrungs-
lage dreht, mull ich sagen, daf3 noch nicht alles
geschieht, was moglich ist. lie! nchr gegen-
seitigern Verst9udnis wurde sich noch meter tun
lassen, and so konnte doch mancher noch ein
Pihtzchen finden, wo er zusatzlich Gentuse an-
bauen konnte. Wir haben im vorigen Jahr int
Mai Spinat angehaut auf einem vorher brach-
liegenden Fleckchen. Geerntet haben wir acht
Zentner mid muLten davon 212 Zentuer abgeben.
Die ubrigen konnten wir frei verkaufen. Da
inuf3t.e ich tnir von einem auderen ]iauern sagen
lasses: Was habt ihr schon damit verdient?
Wenn ihr Korn gehaut hattet, so hattet ihr keine
Arheit gehabt, aber elite anstandige Iinnahme.'
Ja, went man das vom ,\'crdienen' tier betrach-
tet, hat er recht, dens fur dies Korn wurden ja
auf den freien Markt ganz schtine Preise gezahlt.
Aber diirfen wir in der gegenwartigen an-
gespannten Lage so rec:hnen? ich mcine, auf
these Weise kann sock marches geschehhn. Des-
halb wuusche ich, da0 (ter Deniokratische
Frauenbund daran niithilft, dull meter 13aue-
rinnen die vielbesprochene Zusanmenarheit
zwischen Stadt und Land wahr machen."
HELENE ANSAHL, LEITERIN DES FRAUEN-
AUSSCHUSSES SACHSEN: WIR MIJSSEN WIS-
SEN, WAS WIR ZU TUN HA HEN!
,,lm Fluchtlingslager Anfang 1945 traf ich eine
Fran aus Oberschlesien. Sic war Mutter von fiinf
Kindern. Davos hatte sic drei bei sfch, and zwar
einen Sangting stud zwei Kinder von drei uncl fiinf
Jahren. Das 'I'ragisclic war, dal3 sic zwei Jurgen
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Grundung des DFD. in Dresden. Am Mikrofon: Gertrud Thurmer, 1. Vorsitzende im Landesverband Sachsen. Von
links: Hildegard Schikowski, Berlin, Frau Meisgeier, Gertrud Glbckner,Toni Wohlgemuth, Berlin, Helene Ansahl,
Emmy Damerius, Margot Triest, Ottilie Neumann, Magda Senthoff. Foto: Bernhard Braun,
von dreizehn and vierzehn Jahren zurucklassen
mufte, Weil sie in der 1-litlerjugend waren and
zum Volkssturrn eingezogen werden. Der Drei-
zehnjahrige wollte nicht in Breslau zuruck-
bleiben. Da hat ihm die Mutter gesagt, er muute
bleiben, er nriidte seine Pflicht fur Hitler tun.
Ich land dann spater die Frau wieder, wie sie zu-
sammengesunken auf dem Bahnhof saD, den
Saugling an der Brust. Es war ihr zum BewuBt-
sein gekommen, welche Schuld sic auf rich ge-
laden hatte, and sic weinte hitterlich. Das Schick-
sal dieser Frau sollte uns zeigen, daB Aufklarung
notig ist, Aufklarung aller Frauen, damit sic
wissen, was sic zu tun haben, warum wir fur den
Frieden zu kampfen haben and gegen den Krieg
uns einzusetzen haben neben unserem Aluhen
inn die Besserung der sozialen Lage."
FRAU WEITERER, GENERALSEKRETARIN DES DFD.,
ZUR EINHEIT DEUTSCHLANDS
..Wir brauchen die F.inheit Deutschlands, um
ein friedliches and gluckliches I.ehen fur unsere
Kinder aufzubauen. leder Deutsche, ob Mann,
oh Frau, 111uD wissen, daB mit dem Friedens-
vertrag, der jetzt abgeschlossen werden soil,
Jahrzehnte unserer Zukunft entschieden and
festgelegt werden. Was wir wissen mussen, ist
vor allem, wie stellen sich die einzelnen Lander,
die uns besiegt haben, zu den wichtigsten
Fragen, zu den Fragen, die ant tiefsten in unser
Leben einschneiden werden curd die unser ganzes
Yolks- and Staatsleben bestimmen. Das Fallen
der Zonengrenzen, die cinheitliche Planting
unserer Wirtschaft mid Verteilung unserer Pro-
duktion uber das gauze Land, all dies wurde
uns rnancherlei Erleichterungen bringen, die wir
heute nicht haben. Der russische AuBenminister
schlug den anderen Staatsniannern vor, wollen
wir doch demokratisch handeln, lassen wir das
deutsche Volk selbst entscheiden, welche Staats-
form es haben will, and einenVolks-
entscheid 'fiber die Frage der Ein-
heit veranstaiten. Wenn im Novem-
ber die zweite Friedenskonferenz in
London zusammentritt and dort
moglichertveise deutsche \'ertreter
das Urteil fur unser Yolk entgegen-
nehmen, dann mussen wir Frauen
dabei sein!"
FRAU STADTRATIN NEUMANN
FRAUEN IN DER
VERWALTUNG
,,Wir haben unter Beweis gestellt,
daB die Frauen durchaus in der Lage
sind, dem Manne gleichwertige Ar-
beit zu leisten. Gerade die Tatigkeit
in der Verwaltung verlangt ,,on der Frau ein ge-
riittelt MaB an Arbeitsbereitschaft and Arbeits-
willen. Die miitterliche Frau, die opferbereit ist
and die stets ihr eigenes Wohl hinter das ihr An-
vertrauter zuriickstellt, kann im \'erkehr mit
allen anderen Menschen, die ihre Dienststellen
aufsuchen, zwn Segen werden."
FRAU SENTHOFF, LEITERIN DER FRAUEN-
AUSSCHUSSE FUR DIE SOWJ. BESATZUNGSZONE,
UBER DIE ZUSAMMENARBEIT MIT DEN
FRAUENAUSSCHUSSEN
?t"nsere Frauenausschiisse sind eine kommunale
Vert.retung, der Frauenbund ist eine unabhan-
gige Frauenorganisation. Als solche mussen wir
eng verbundeu sein mit den taglichen Sorgen
and Noten der Frauen. Nur dann konnen wir
helfen, wean wir selbst mitten drin stehen. Das
Beste and Starkste wird sein, wenn wir die Arbeit
der Frauenausschusse and (lie Arbeit des Bundes
zu einern einheitlichen Zusammenwirken ver-
binden. AV'ir mussen dazu konimen, dau man
nicht mehr sagt: hie AussehuB - da Band, son-
dern daB rich als Tatsache erweist, die Mutter-
lichl:eit, das grolle Ilerz unserer Frauen zeigt
sick heute in der Einheit der Arbeit."
FRAU FABISCH: GLEICHE EXISTENZ.
GRUNDLAGE FUR UMSIEDLER
,,Wer, wie ich, haufig Gelegenheit hat, nut den
I'msiedlern beim Cbertritt uber die Grenze zu
sprechen, wed), daB sie ini allgemeinen recht
guten Mutes zu uns komnien and bereft sind,
sick einzugliedern. Erst die immer wieder anzu-
treffendeVerstandnislosigkeit mancherBehorden
and der oftmals bodenlose Egoisnius cities Teiles
der I3evolkerung taut sic mutlos werden. Demo-
krat sein heillt freiwillig Verantwortung auf
eigene Schultern nehmen. Aber dagegen wird
noch unendlich viel gesundigt. Es werden
Mohel, es werden Ofen versteckt, nur um Um-
siedler nicht aufnehmen zu rnii.ssen, nur um mit
ihnen nicht teilen zu mussen. Hieraufklarend zu
wirken, das erscheint mir als eine hervorragende
Aufgabe des Deniokratischen Frauenhutides."
FRAU WOHLGEMUTH: ?MAN HAT UNS
FRAUEN BISHER NIE GEFRAGT."?
?Aus der Erfahrung heraus, the uns gelehrt hat,
was geschehen konnte, wean Frauen ihre ur-
eigensten Bechte nicht verteidigen mid vertreten,
hahen wir uns zusammengetan. Wir sagen, es
darf sich nicht mehr wiederholen, was 1914 and
1939 der Anfang rum traurigen \Veltgeschehen
geworden ist. Die Welt wartet auf uns, wurde
hier gesagt. Nein, wir mussen derartige falsche
Hotinungen aufgeben. Nein, sic sleht auf unsl
\\'ir sollen erst den Weg ebnen, urn das Vertrauen
der Volker in der Welt zu erwerben. Das ist eine
grofie and gewaltige Aufgabe."
HELMI V. MEGERN, VERTRETERIN DER FREIEN
DEUTSCHEN JUGEND,ZU DER
BERUFSWAHL DER MADCHEN
?Ich habe in meiner Arbeit in der FDJ. beson-
ders mit der Berufswahl zu tun, and ich erlebe
immer wieder die Note der Madel hei dieser fur
sic so wichtigen Entscheidung. Wie haben sick
schon in der jiingsten Zeit die Verhaltnisse ge-
andertl \'or einern Jahr beispielsweise, als wir
rum ersten Parlament der Jugend in Berlin
weilten, da wurde die weibliche Verkehrspolizei
Hoch als ein Novum, sozusagen als etwas Ko-
niisches angesehen. Ileute ist das eine Selbst-
BIST DU EINVERSTANDEN MIT DEN ZIELEN
DES BUNDES,
SO SPRICH DARUBER
UND WERBE IN DER STADT UND AUF DEM
LANDE MITGLIEDER FUR DEN
DEMOKRATISCHEN
FRAUENBUND DEUTSCHLANDS
verstandlichkeit. Aus dieser Perspek-
tive mochte ich bitten, auch Berufe
anzusehen, die heute noch nicht
so selbstverstandlich sind. Damit
wende ich niich besonders an die
Mutter unter uns, dal3 sic den Ma-
dels, die aus der Scliule entlassen
werden, die Berufswahl erleichtern.
Meist sind es ja gar nicht die Ma-
dels, die etwas gegen die vorgeschla-
geneu Berufe haben, vielfach sind
es eher die Mutter, die dagegen sind.
Deshalb bitte ich: Machen Sic rich
frei von allen Yorurteilen, helfen
Ste bet der Sicherung einer Exi-
stenzgrundlage fur Ihre Madels and
helfen Sic unserer Jugend zu caner
neben Auffassung."
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DIE FRAUEN DES NEUEN POLEN
VON LEAH MANNING
Mitglied des Britischen Unterhauses and der Labour Party
Ermutigung fur die Frauen GroBbritanniens liegt in dieser Ge-
schichte triumphaten Fortschritts, erreicht in einem Lande, das
von Grundbesitzern beherrscht and vom Kriege zerstort war.
Per auffalligste Eindruck, den jeder Besucber Polens
seit der Befreiung mit rich r mint, 1st der einer uber-
schaumenden wiedererstcheuden Lebenskraft. Wie
ein Gehirgsstrom, der voni Eis des Winters in Fesseln
geschlagen war, sturnit dieses neue Leben in einem
grolien Strom des VViederaufbaues, einer mnfassen-
den Planung des net'("' Poles.
In all dieseu Arbeiten treten die Frauen stark in den
Vordergrund. Das ist besonders bell, erkenswert in
einem Lande. das vorwiegend katholisch 1st and das
his zunl zweiten Weltkrieg beherrscht war von inner
bauerlichen Wirtschaft unter Grodgrundbesitzern.
Die Frauen haben sich befrelt durch die groBe Rolle,
die sie spielten inr Widerstand gegeu den gerneinsamen
Felnd: durch ihre Ifingabe an die gemeinsaine Sache
and vor allem dutch ihre tiefen Leiden unit hire tra-
gischen Verluste. Diese Enianzipation ist tiefer ge-
gangen and let demokratischer ale in unsereni Lande,
dens sit hahen nicht nut ilrre politische Gleicliheit
nut den Mannern gewonnen, sondern sie besitzen
ebenfalls bkonornisclie 1; leichberechtigung. Glelcher
Lohn for gleiche Arbeit wird gezaltlt in Behorden,
freien Berufen and in der Industrie.
('neither Lohn ist nicht nor Pin Mittel, die Manner
gegeu Lohndrdckerei zu sichern. Es gibt keine so-
genannten . Nur-Frauen-Arbeiten". Auger tin Berg-
bau outer Tage and in der Schwerstindustrte haben
die Frauen die gleichen Moglichkeiten. Besonders tin
Baugewerbe fand ich ausgezeichnete weibliche Dialer,
Dekorateure and Stukkateure. AVie notwendig das in
einem Lande ist. in dent niannliche Arbeitskraft dezi-
iniert worden 1st and wo Pine welt verbrettete Zer-
storung herrschte. 1st letcht zu verstehen. Ich glaube,
auch in unserer weniger schwierigen Situation 1st es
ein Beispiel, wert der Naehahmung
Von der ant wenigsten qualifizierten Arbeit his zuin
hochsten Posten In der Itegierung and in der Admi-
nistration fand ich das gleiche Ili Id. Ich war im Winter
dort, and der erste Kiang ani Morgen, den wir horten,
waren die Gesprache der Frauen. die den Schnee weg-
fegten. I-nd wie gut tat,pn sie Ihre Arbeit. Nahezu
bevor irgend jemand auf den StraBen erschien, wares
die Seitenstralien gereinigt and Pfade gemacht, da-
mit man voin FuBpfad heruntergehen konnte, um
die Strallen zu krcuzen. Als icb mach London zuriick-
kant mud wochenlang durch sclinuttzigen Schnee-
schlanuu laufen muBte. ausrutschend and schlitternd
Im zusarunrengebackenen. gefrorenen Schnee auf den
breiten StraLlen. ertnnerte ich rnich tuft Dankbarkeit
der Schneefrauei von Warschau.
Am anderen Emile der Skala sind die weibltehen'sIi-
ulster, Niemand ist wichtiger ale die Frau Minister
fiir Volkserziehung und Volksbildung mit ihrer dop-
pelten Autgabe, fur\Vuhlfahrt and itildung zu sorgen.
Welch schwere Aufgabe'
Unmittelbar nach dem zweiten Weltkrieg waren In
Polen mehr als eine Million Waisen registriert. Ste
triehen sich im Laude hermn, hungrig, heiuratlos,
viele von ihnen verwundet, in vielen Fallen so be-
taubt and ungliicklich. da0 sic sich nicht einntal ihrer
eigeuen Namen entsannen. Der Staat 1st jetzt der
Pflegevater von 1901)110 Kindern and unterstutzt in
einer oder der anderen Weise etwa 1 Millionen wei-
tere. Ein Netz von Kinderheirnen 1st fiber das gauze
Land ausgespannt, and ini letzten Jahr haben die
Sommertager 400000 dieser Kleinen aufgenommen.
Ich verbrachte einen Morgen mit Madame Dobrowski,
Fran des Leiters des Aulenministeriunts, einer aus-
gezeichneten Psychologln, in einem groften Durch-
gangshaus in Warschau. zu dem alle hilflosen Kinder
kommen, bevor sic in passende Ileime geschickt wer-
den. Alle dort beschaftigten Arzte, Schwestern,
Psyehotogen and Ifausangestellten sind Frauen.
\tallelllllal l;OMlneli die Kinder von selbst. Nachdvin
sie so uronatelang im 1.ande herumgewandert sind,
erhalten sie Nahrung and werden auf den Weg oath
Warschau gebracht. Dort konimen sit an, verlaust
and uriglaublich schmutzig. ?hallo. Frau", sages sie,
?ich bin ein Warschau'[ Kind.'' - .. Sle werden sich
urn niich kiirnntern and mich in die Schule schik-
ken'?" - .Schickt ouch zur Schule'
Las ist ein durchdringender ltuf. Diesen Kindern ist
klar geworden, daB sir- etwas versaunit haben. Sie
wissen. dab sie Bildung besitzen musses, wens ste fur
Ihr Mutterlani - das neue Poles -- in irgendeiner
Weise brauchbar sein solleu.
Fnd Polen sorgt dafiir' Es hat einen ausgezeicluieten
neuen Volksbildungsplan - nicht sehr verschleden von
dent unsrigen -, fiber den zu schreiben tell jetzt keine
Zelt habe, auger daB ich sagen nrochte: Wie unser
eiguer ward er durch den Mangel an Lehrern und Ge-
bauden aufgehalten.
Mandell es sich um Waisenkinder, so werden sie in
die grottartigen Hauser (ter clientaligen GroBgrund-
besitzer, Fabrikbesitzer and anderer wohlhahender
Mitglieder des alien Regimes geschickt. Diese llauser
sind in moderne Heimscltulen verwandelt worden, in
denen Korper and Geist gleichermatten zu Gesund-
heit and Nornialitat zurilckgefulirt werden.
Ich kann einen Artikel fiber die Frauen des neuen
Poles nicht befnden, ohne die Bauersfrauen zu er-
wahnen. Mehr als Irgend jemand haben sie gelitten,
besonders in den _Gegenden uni Warschau zwlschen
Bug and \Veichscl, wo groBe Armeen so lange ver-
bissen miteinander gekampft haben. Hire Arbeit,
mehr als die Arbeit irgendeines anderen, 1st furchtbar
schwer and gelit oft in sehr, sehr grotier Einsainkeit
vor sicb. Die meisten von ihnen leben [nit thren Kin-
dern miter (ter Erde, manchmal in Bunkern, die von
den Deutschen zuruckgelassen worden sind, aber vie]
haufiger in den kleinen Kartoffelkellern, in denen die
polnischen Bauern vor dent zwelten Weltkriege ihre
Kartoffeln sicker vor dent Winterfrost an lagers
pflegten. Hire I[auser sind vbliig zerstOrt, lhr Rind-
vieh geschlachtet oder weggetrieben, ihr friiher
fruchtbares Land unbebaut. In harten, arbeitsreichen
Tagen schaffen sie von Sonnenaufgang his turn Ein-
bruch der Dunkelheit, uni das Land wieder fruchtbar
zu machcn. Sehr haufig tun sie das allein. Sic wissen
nicht, wo ihre Manner sind. Das 1st der Grund, wes-
halb die Polnische Regierung, and nun auch unser
elgener AuBemninister, jeden patriotischen Polen
aufgefordert bat, in sein Land zuruckzukehren, um
bei dessen Wiederaufbau zu helfen.
Tapl'ere Frauen des neuen Polen, wir hoffen, daB ihr
bald in eurem wiedererbauten Lande gldcklich mlt
euren Mannern and Kindern Leben werdet, and daB
die ganze Welt Pure Errungenschaften anerkennen
and eurem Triumph Beifall zollen wirdt
(Aus dem Engiischen von Gerda Lindner.)
r4o1jft*n,4 a4-~"Wl
Die turn Gr6ndungskongre6 versammelten Delegierten des Landesverbarides Sachsen des
DFD. beschlossen, folgende Aufgaben als besonders dringlich sofort in Angriff zu nehmen:
1, Mithilfe bei der restlosen Ausmerzung des Faschismus durch Mitarbeit in den Spruch-
kammern and Entnazifizierungsausschussen and die Bekampfung der faschistischen
Ideen durch Wort and Schrift. Die tatige Mitarbeit alter wirklich demokratischen Frauen
wird dazu beitragen, durch eine gerechte and nuchterne Beurteilung die Durchfuhrung
der Entnazifizierung in Sachsen zu sichern.
2. Die besondere Fursorge des DFD. gilt den Umsiedlern and Heimkehrern, Die Ortsgruppen,
in deren Bereich sich Umsiedlerlager befinden, setzen sich sofort mit der Lagerleitung in
Verbindung and bitten um die Erlaubnis, Beratungsstellen im Lager elnrichten zu durfen.
Die ankommenden Umsiedlerinnen and Heimkehrer werden as dankbar begruben, wenn
ihnen ihre ersten Wege in der neuen Heimet, der Verkehr mit Behorden, Arbeits- and
Wohnungsamtern durch Beistand mit Rat and Tat erleichtert werden.
Alle Ortsgruppen stellen test, wieviel Heimarbeiterinnen es in ihrem Bereich gibt, fur
welche Zweige der Industrie vorwiegend gearbeitet wird and fur welche Entlohnung. Der
Landesverband ist dankbar fur Pine moglichst genaue statistische Erfassung,
3. In enger Zusammenarbeit mit den Frauenausschussen bemuht sich der DFD. um die Ein-
richtung von Kindergarten, besonders auf dem Lande, um den in der Ernte schwer arbei-
tenden Muttern die Sorge um die Kinder abzunehmen. Wo schon Kindergarten bestehen,
sollen Hach Moglichkeit die Schulaufgaben der atteren Kinder beaufsichtigt werden.
4. In jeder Ortsgruppe werden sich Arztinnen oder Krankenschwestern unter den Mitgliedern
finden, die bereft sind, kurze, etwa 12 Doppelstunden urnfassende Lehrgange fur Saug-
lings- and Kinderpflege abzuhalten. Dasselbe gilt for Lehrgange fur Seibsthilfe bet Krank-
heiten and fur die Ausbildung von Hauspflegerinnen. Eino Vorlage fur die Ausgestaltung
dieser Lehrgange steht beim Landesverband zur Verfugung.
5. Da die Privatbibliotheken weitgehend zerstort sind, bemuhen sich die Ortsgruppen, Lese-
raume and Buchereien zu schaffen, in denen den Frauen besonders interesslerende Werke
der in- and auslandischen Literatur, Zeitschriften and Zeitungen, zurVerfugung gestellt
werden sollen. Nach Moglichkeit soil man these Bucherstuben such fur Kinder schaffen,
da im Augeriblick ein Mangel an geeigneten Jugendbuchern besteht.
6. Um such der arbeitenden Frau die Moglichkeit zu verschaffen, an Theater- and Kino-
vorstellungen, Konzerten and Ausstellungen teilzunehmen, wird den Ortsgruppen emp-
fohlen, eine Kassenstelle einzurichten, die den Mitgliedern des DFD. den Verkauf dieser
Karten vermittelt.
Alte Ortsgruppen werden gebeten, in Zusammenarbeit mit den Frauenausschussen der
Volkssolidaritat, dem Werk der Jugend, der Kinderiandbewegung an den dringlichen
sozialen Aufgaben mitzuhelfen.
Zwette Resolution, e[nstimmig angenommen: Bttte des Demokratisohen Frauenbundes Deutsch-
lands, Landesverband Sachsen, an den Allilerten Kontrollrat:
Mit Freude and Dankbarkeit haben wir von dem Beschlul der Allherten Machte in Moskau
Kenntnis genommen, dab alle Kriegsgefangenen his Ende 1948 in ihre Heimat zuruckkehren
sollen. Wir bitten jedoch den Alliierten Kontrollrat, schon in diesem Jahre die Kriegsgefange-
nen, die Kampfer gegen den Faschismus waren, and die Familienvater zu entlassen. Dutch
eine solche MaBnahme wurden Zehntausenden von Mdttern die druckende Sorge um die Kin-
der and deren Erziehung in einem friedliebenden demokratischen Geist erleichtert warden.
Delegierte des Demokratischen Frauenbundes Deutsch.
lands, Land Sachsen, im Namen von 115000 Mitgliedern.
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Demokratischer Frauenbund Deutschlands
f24 L tuts Cam() it C2Ut
\Vird die Ernithrung gesichert seln, wird tile schul-
entlassene Jugend Arbelts- and Lehrstellen finden,
wird es zur Abtrennung des Westens vorn Osten un-
serer Iieirnat kornmen, wenn England and Arnerlka
ihre Politik welter fortsetzen, das waxen the Fragen,
unit denen sich 150 Frauen and Madclien des DFD.,
Landesverband Sachsen, au der ersten grolen
Arbeitstagung beschaftlgten.
Frau Mlnisterialrat Trilbenbach Instruierte in glan-
zender Weise sowohl sachhch vie fachlich die Frauen
and lieu auch nicht One Frage unbeantwortet. litre
Ausfiihrungeu gipfelten In der Aufforderung, kein
neuer Ernahrungsausschutl, keln schun bestehender
Ausschuft zur Sicherung and Erfassung der Ernte
darf ohne die Frauen des Demokratischen Frauen-
hundes Deutschiands arbeiten. Die Lage erfordert
verantwortliches Teilnehmen der Frauen. AVir werden
das tint Winter zu essen haben, was wir jetzt sichern
durch Flurschutz. durch Kontrolle bei der Einbrin-
gung and Erfassung,
Slit viel Ernst and Schwung wurde aus den Kreisen
Grimma, Zwickau, Zlttau, Meileu, Pirna, Leipzig.
\VelBwasser and anderen berichtet., wie der [)I'll. in
engster Zusarnrnenarbeit nit den Frauenausschdssen
sich urn alie unit der Ernahrung zusamnenhangenden
Ma0nahmen kumrnere, wie the Franco am Flur-
schutz, an der Kontrolle der Autos and der Passanten
teilnehnen, vie Manner and Frauen aus den Fabriken
abends an Schutz der Felder and Garten be teiiigt
rind, wie sic sick schun beim Drusch urn die Kontrolle
kiimmern, wie sic beginnen, saeG auch urn Abgahesotl
and here Mengen zu kurmnern. Fine Frau berichtete,
dad In ihrern Geblet durch systeinatischeu Flur-
schutz dberhaupt keine Felddiebstahle niche vor-
komnien. In Pirna sagten die Frauen anfanglich:
.,Was, wir sullen den Bauern file Ernie sichern, was
geht das uns an?" Aber nach aufklarenden \Vorten,
da0 es ja ihre elgene Ernahrun,4 ist. die sic sch(itzen
sullen, nahnen these Frauen, oft gegen den Within der
Ehemanner. ant Schutz der Felder tell.
Ferner wurde Kontrolle durch Betricbsrate and Ge-
),verkschaften in den Betrieben veriangt, um das Her-
aussebleppen vonhrodukten zu unterbinden; Schieber-
turn, Schwarzhandtern and Korupensationsgeschaften
wurde der Kanipf angesagt.
Per Kreis AVei(Iwasser fiihrte vrahrend der Konferenz
eine Kohlenstauhpresse (for i,20) RM. zu kaufen) vor,
unit der die Frauen des
DFI). den roust nicht
verwendeten Kohien-
staub aus den Groben
nut Teerwasser nt-
schen and sick so fur
den Winter Hausbrand
selraffen. Diese Selbst-
hilfe fand griiflte Be-
geisterung and wird In
anderen Kreisen Nachahmurig linden.
Der Vortrag von Frau Damerius, der 2. Vorsitzenden
des Landesverbandes Sachsen des DFD., fiber den bis-
her ernstesten Schritt zur Spaltung Deutschiands in
einen westlichen and einen Ostlichen Tell durch die
Schaffung des neuen bizonalen Ahkommens der
britisch-amerika.nischcn Besatzungsmacht. fiber das
Interesse reaktionar-monopolistischer Kreise. durch
den Marshall-Plan unit derv Dollar wlrtsehaftlich
scliwache Lander und unit Care-Paketen die Seelen
der Volker sick gefiigig zu machen, wahrcnd auf der
anderen Seite die anrerikanische Regierung 40 Milli-
onen Zentner Getreide aufkaufte and es vcrnichten
lied, unt die Preise auf item Weltmarkt hoch zu halten,
and andere brennende Fragen fanden die voile Zu-
stiunnung der Arbeitstagung, (Ile unter Anwesenheit
der Pressestattfand.
fit(, sachlichen and erschopfenden Ausfiihrungen der
Vertreterin des Landesarbeitsantes. Fri. Dr. Wilwer,
fiber die Schwierigkeiten, die Schulentlasseneu in
gate Lehr- and Arbeitsstelien unterzubringen. wurden
dahingehend beantwortet. daft der DFD. clue Sonder-
arbeitstagung einberufen wird, uni praktiseh Mittel
and Wegc zu beschlieften, unserer Jugend zu hdfen.
Die not groftern Schwung durchgefilhrte Arbeits-
tagung wurde von der 1. Vorsitzenden des Landes-
verbandes Sachsen des DFD., Frau Gertrud Thiinrter,
geleit.et.
Spinnerin verklagt 1hren Betrieb !
Iui Nancen des VolkesI In derArbeitssache der Ring-
spinnerin Johanna Schnieitier, Leipzig, gegen die
Firma Title] & Kroger, Sternwollspinnerei AG.,
Leipzig, wegen Forderung aus Ilefehl, 253 vorn
17. 8. 1946 erkennt das Arbeitsgericht in Leipzig fir
Becht: I. Die Widerklage wird ,its unzulassig abge-
wiesen. 2. Die Beklagte wird verurteilt, der Alhgerin
den Betrag von 856,81 R.M. rilekstlindigen Lohn ftir
tile 'Left vorn 18. S. 1946 his 24. 6. 1947 zu zahlen.
Der Tatbestand war so, daft diese sett 8 Jahren bei
der Firma Tittel & Kruger als Ringspinnerln tatig
war and einen Stundenluhn (Akkordrichtlohn) von
55 Pt. bezog, wahrend sic als Akkordarbeiterin einen
solchen von 72.4 Pf. erreicht hatte. Sic beantragte
mit Hirer Klage die Verurteilung der Firma zur Zah-
lung von 385.81 RM. unit der Begrfindung, daft sic
An derse!ben Stelle, an clar vor 14 Jahren im ,Dritten Reich"
die oftent2chen Buchervercrennungen stattfanden, wurde eine
Feierstunde zum Tag des fieien Buches veranstaltet, an der Auto-
run, Verleger sowie Vertrethrt,
die alto die Johre nur sin Ziel vor Augen batten: In offer Heimlichkeit Var-
bereitungen zu treffen, urn dann schtogortig mit modornsten Mittoin,und sthnell
zu entwickelnder Produktionskopazitat eine gewaltige Aufrustung durchzu-
fOhren. Dab these Aufrustung nicht betrieben wurde, urn unsere Position Ira
Verhondein zu starken, hat die Geschichte dieses letzten Kriegel bewiesen:
Sie diente - and dos war ihr Zweck von Anfang an - Eroberungs- and
Weltmochtplonenl
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- Vlele unserer Frauen versichern heute - und wir glauben ihnen daf3
sie die Pojitik Hitlers in ihrer verbredierischen Zielsetzung, mit ihren unmensd-
lichen Falgerungen, nidit erkannt habE n. Sie seien getauscht warden durch ein
Versprechein, sie aus Arbeitslosigkeit und Not herauszufuhron: Aber nun
mussen wir fragen, welche Sicherung kannen wir schaffen, daf3 nicht wieder
der Nahrboden bereitet wird fur einer zukunftige Gefahr? Allein eine..von
demokratischem Geist erfullte Zentralreglerung, mit voller Verantwortung,
wird dazu 'imstande sein. Per AuBerrminister der UdSSR hat die Schaffung
einer geeigneten Zentralregierung gefordert. Monsieur Bidault halt es jedoch
fur gefahrlich, Vertretern einer solchen Regierung Gelegenheit zu geben, ihre
Ans,ichten zum deutschen Problem in London zurn Ausdruck zu bringen - do
es bedeute, daB sie den Inhalt des Friedensvertrages mitbestimmen dOrfe. Wir
sehen these Gefahr ouch. Aber nur dann, wenn die gleichen Krafte, die immer
wieder in kriegerischen Verwiddungen den Ausweg suchen werden, die Be-
rater sind. Hat man noch immer nicht gelernt, dab keine nach so harte Bestim-
mung, keine noch so volistandige_ Abrusiung eine sichere Friedensgewahr 1st,
wenn man sie denjenigen zur Durchfuhrung anvertraut, die ein Interesse an
-ihrer Umgehung haben? Auf einer vom British Council for German Democracy
in den letzten Wochen einberufenen Konferenz, bei der 81 Organisationen
vertreten waren, darunter Obrigens eine Reihe von Frauenorganisationen, hat
Gordon Schaeffer das Wort ergriffen. Er 1st der stelivertretende Chefredakteur
einer der moist gelesenen Sonntagszeitungen und hat unser Land monatelang
bereist und in seiner jetzigen Lage konnengelernt. Gordon Schaeffer hat auf
eine merkwurdige Tatsache hingewiesen: Die gleichen .Kreise? die unter Lei-
tung von Vansittard wahrend des Hitlerkrieges so welt gingen, alle Untaten
des Nationalsozialismus aus der rassischen Minderwertigkeit des deutschen
Volkes zu erklaren, propagierten heute Linen westeuropaischen Block, in den
Westdeutschland eingegliedert werden soft. Die gleichen Leute sind also zur
Rettung der europaischen Kultur aufgerufen, die sie so schmerzhaft zerstorten.
Gibt es nicht,ouch uns zu denken, dab dieselben Leute, die jeden Wider-
standskampfer gegen die Schredkensherrschaft des Nationalsozialismus zurn
,Landesverrater" machten, heute am eifrigsfen dafiir eintreten, daft Qeutsch-
land aufgespaiten wird? Sie furchien nichts so sehr, als daf3 ihre Rolle in der
Vorbereitung von Kriegen erkannt, fc;rtschritiliche Institutionen an Stelle ihrer
rein egoistischen Verbande und Vereinigungen treten, und es kostet sie keiner-
lei Gewissensskrupel, die Einheit ihres Landes zu verraten, wenn es in ihrem
eigenen Interesse liegt. Sie bieten Monsieur Bidault oiler irgendeinem Ver-
'treter 'der anderen von dem Hitlerkiieg zerstorten Lander genau so wenig
Gewahr fur einen ernsten Friedenswillen wie-uns. Geht es uns und den in
London beratenden AuBenministern :rnstlich um die Sicherung des Friedens,
dann haben wir in diesem Punkt durchaus die gleichen interessen. Zweimal in
einer Generation haben wir wie sie die entsetzlichen Folgen des Krieges zu
spOren bekommen. Zweimal wurde ir: kurzer Zeit - set es unmittelbar durdi
die Kriegseinwirkungen oder durch die wirtschaftlichen Folgen - die Frucht
]anger und mOhseliger Aufbauarbeit vernichtet. Wir wollen den Frieden aus
ureigenstem Interesse, dos immer nocn tragfahiger und dauerhafter ist als der
wortreichste Idealismus. Allerdings unser einer Voraussetzungl Wir mussen die
Moglichkeit haben, elnheitlich in ganz Deutschland dieienigen Menschen und
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diejenigen Einrichtungen ouszuschahen, die uns schon einmal von der begin-
nenden Demokratie fort in eineiUnheilvolle, aum Krieg fuhrende Entwicklung
hineingezwungen haben. An die entscheidenden Steffen in unserem politischen
and wirtschaftlichen leben geharen die Menschen, die sic, unter schlimmstem
Druck als chorakterfest and fortschriti ich erwiesen haben. Alle Entnazifizie-
rungsmof3nohmen, die zu einer gelinden Geldstrofe, selbst bei den Bankiers
des Notionalsozialismus fuhrten, schoffen keine kiore demokratisdie Atmo-
sphere. Wenn die Menschen, die fur unser jetziges Eiend - and nicht nur dos
unsere - haftbar sind, wieder mit Rechten and Macht betraut warden, so
konraen wir die Verontwortung fur eine wirkiiche Demokratisierung unseres
Volkes nidit ubernehmen. Ich wei6, da6 man niche einen betr&Chtlichen Tail
des Volkes, dos teilweise aus Not, aus Mongol on Einsicht in die Folgen,
ous irregelaitetem Troumertum and Gewissensstumpfheit den boson Weg
ging, zu Patios machen kann. Sie hoben erfohren, was falsch war, and warden
loaners, was richtig ist. Aber nirgends and nie darf in unserem neuen Deutsch-
land erneut die Macht in die Hand derienigen getegt warden, die sie mif5-
broucht hoben and jederzeit erneut mif3brauchen warden. Sie preisen ietzt
ihr fachmannisdtes Wissen - sie behoupten, dot ohne ihre Sachkenntnis der
Wiederoufbou der zerrOtteten Wirtschaft unendiich vial schwieriger,?ia, un-
moglich sein wurde. Ich hobe selbst erlebt, wie tOchhtige and an Initiative
reiche Arbeiter onfdnglich befongen blieben in der Vorstellung, nur der
cite Unternehmer, mog er noch so viele Sunden begangen haben, sei im-
stonde, die Wirtschaftsroder wiec!er zum Spielers zu bringen. Dos Eland, dos
seine U r s a c h e in der verantwortungslosen Politik d i e s er Kreise hotte,
versprechen sie nun zu behoben, Nohrung, Kleidung and Arbeit zu be-
schoffen. Es 1st verstdndlich, daf3 breite Schichten des Volkes die Gefohr
niche erkennen, die ihre Einschaltung in den Wirtschoftskorper bedeutet. Es
ist verstandlich, dof3 in all der Kargheit, dam Mongol, die Hoffnung erwachst,
dof die Fad,leute imstonde sein warden, dos Wunder zu vollbringen and
die notwendigen Guter zu beschoffen, damit die Sedurrnisse des Volkes be-
friedigt warden konnen. Man hat solange fur dos Volk gedocht, hat as
solange abhongig gehalten, daf5 as ein Wunder ware, wenn side ieder der
Totsoche bereits bewuMt wurde, wieviel er mit eigener Kraft and der ge-
sommelten Kraft des gonzen Volkes selbst in soichen Notzeiten zu leisten
vermog. Aber durlen wir nicht- ragen: Wo war ihr fachmonnisches Kannen,
wo war `hre Fahigkeit cis as gait, die Problems unserer Wirtschalt o h n e die
Ausbeotung fremder Volker, ohne Eroberung and Roubzuge zu losen? Sie
hatten tausendfach Gelegenheit, ihr Konnen zu beweisen, and ein dorkbores
Volk wurde sid, haute mit alley Kroft an die Arbeit begeben, um nach ihren
Plonen zu schaffen. Sie haben aber nur eine Fahigkeit bewiesen - these
iedoch in vbtliger Klorheit and Eindeutigkelt -, dab sie imstonde sind, eine
reibungslos funktionierende, schreckliche Kriegsmbschine aufzubouen. Ihnen
standee in den Jahren des Nationalsozioiismus keine grofSeren Ernahrungs-
rnaglichkeiten, keine breiteren Rohstoffvorkommen, keine besseren Produk7
tionsstotten zur Verfugung cis in den Jahren der materiellen Not unseres
Volkes wahrend der Krise. Aber die Aussicht auf Gewinn, die Moglichkeit,
durch kriegerIsche Eroberungen in den Besitz neuer Reichtumer zu kommen,
bob sie die Organisotionsformen, die Arbeitstechniken linden, die sine un-
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geheure Produktionssteigerung erm6gli_hten.. Um neue Haushaitungen zu
grunden? Um Sdiulen zu bauen, dornit Menschen Iernen, ihr Land zu `ver-
walten and die besten.LOsungen fur die Wohlfdhrt aller zu finders? Ja, fur
Haushaltungen, in denen die Kinder fruhzeitig Iernten, da8 es nichts Helden-
hafteres gibt, als fur den Fuhrer auf fremdem Boden zu sterben. Das Geld
zurn Bou der Schulen and der Hauser war nur ein Vorschuf3 - ein Vorschuf3
auf den Strom der Guter, den man crus onderen Landern, von Volkern, die
sie sich ebenfalls mit When erarbeitet hatten, in die Taschen einiger weniger
fliei3en Iie13, im Austausch gegen das Blut der Jugend aller Volker, das dort
Die folgenden Zalalen reden eir:e uberzeugende -Sprache':
Von 1934-1939 verdoppelte sigh' nahezu die Produktion der Produk-
auf den Schlachtfeldern stromte.
tionsmittel, wahrend die , Produktior. an Verbrauchsgutern auf gleichblei-
bendem Niveau verharrte.
Die Ausgaben fur ROstung and Krieg stiegen von 1932, wo sie 2% des
Volkseinkommens ausmachten, aui 34"%p im Jahre 1938 and auf 6$?/4 in den
letzten drei. Kriegsiahren.
Wenn wir also eine eindeutige Politik der Entmilitarisierung and Entnazi-
fizierung verlangen,.so tun wir das keineswegs aus Me,nschenha5, sondern aus
der `Liebe zu unserem Volk, dem wir eine friedliche Zukunft wunschen. Wir
verlangen es nicht, um dos vergangene Unrecht zu strafen, sondern um zu-,
kunftiges Unrecht zu verhuten. Es isteiner der Punkte, die wir beim Friedens-
schtuB milt gutem Recht glauben verlangen zu dOrfen. Die Verantwortung
fur eine Entwicklung, die den Forderungen anderer Volker gerecht wird, die
ihre Schaden nach besten Kraften heilt, werden wir ubernehmen. Diese Ver-
antwortung aber bleibt notwendig eine leere Phrase, wenn wir sie nicht so
zu unterbauen vermogen, daft unsere neue Demokratie 'ouch Belostungen
aushplt. Sie wird sie nur aushalten, wenn wir statt der Krafte, die um des
Geschaftes willen Armeen and Waffen aus dem Boden stampfen, ein auf-
geklartes Volk seine. Einrichtungen uno Kontrollen aufbauen lassen. We diese
demokratischen Kontrollen aussehen ,ollen, welcher Art sie sein mOssen, um
unter unseren besonderen Verhalinissen ouch wirksame Instrumente In der
Hand der uberzeugten Demokraten zu sein, diese Entscheidung steht heute
auf dieser Konferenz in ihren Einzelheiten nicht zur Diskussion. Erhalten die
verschiedenen Parteien, die das Wort Demokrgtie nicht nur als Propaganda-
wort benutzen, dos Recht, in einem einheitfichen Deutschland fur die Ziele, die
sle fur richtig haliwen, zu werlnen unci zu ringen, so wird sich die richtigste
Form durchsetzen. Unabdingbar Aber bleibt, dab in Deutschland uberall die
Entmilitarisierung aufs strengste durd?getuhrt wird; daB nirgends ein Brut-
platz bleibt, von dem aus neue Kriegsvorbereitungen getroffen werden
konnen. Gleichgultig ist dabei, ob es K: iege sirrd, die Deutschland selbst fuhren
will odor als Solclnerheer einer andeien kriegsbereiten Macht. Unabdingbar
bleibt ferner, dais wirtschaftliche Schli;sselstellen and Machtpositionen nicht
In:die H&nde ouch nur irgendwie in clew Vergange'nheif Belasteter gehoren.
Drucken' wir es positiv aus: sie gehoren tiorthin, wo eine standige Kontrolle
von innen, von der Arbeiterschaft selbsI qus, mogiich ist, Eine Nationalisierung
der Schlusselindustrien schafft die Voraussetzung, aber auch nur dann, wenn
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ein fortscbrittticher Stoot mit einer zentrolen Regierung die Verantwortung
dafur zu trogen bereit ist.
In ein4n onstandigen Wetibewerb der politischen Ziele und Arbeits-
erfoige wird sich, wenn wir uns nicht immer hinter der einen oder bnderen
Besatzungsmacht verstecken konnen, sondern eine eigene vom Willen des
Volkes getragene Regierung biiden und unsere demokrotischen Organisa-
tionen unbehindert entwickeln konnen, ein neues politisches Leben entfalten.
Sobold denen, die nur von der Uneinigkeit der verschiedenen demokrotischen
Parteien profitieren, den Kriegsschurern und Trot z-ahem-Faschisten Einftu6
und WOhimoglichkeit genommen 1st, sobald Entmilitorisierung und Entnozi-
fizierung grundlich durchgefuhrt sind, wird sine Zusammenorbelt alter ehrfichen
Demokraten mbglich sein. Man m0te verzweifeln, wenn man nicht dieser
Clberzeugung ware, "
Mul) man Ober die Notwendigkeit der w i r t s c h a f t I i c h e n Einheit
Deutschlonds Oberhoupt node sprechen? Liegt sie nicht so kior auf der Hand,
dab von alien Zonen her und fast ovs alien Lagern der Ruf nach dem wirtschoit-
liichen ZusammenschluB lout wird? In einer tongen Entwiddlung hat sich die
Wirtschoft in diesem Land aufeinander eingespieit. Jeder TO ist obhangig
von dam anderen und erganzt.ihn. In diesen zwei Johren der Zonengrenzen
hat es sich erwiesen, wie unmoglich ein viirtschaftticher Aufbau ist, wens
these Abhangigkeit und Arbeitsteilung nicht beadttet wird. Dt ist noch einmal
dos Ruhrgebiet, ohne lessen Kohten und Stahl die Maschinen und die Trons-
portmittel nicht hergestelit warden konnen, die am Anfong jeder wirtschaft-
iichen Aufbouarbeit stehen. Was hier\,gefordert. und hergestellt wird, soil
sowohi dam Wirtschaftsoufbou verschiedener Lander dienen, die Burch den
Krieg gelitten hoben, wie unserer eigenen Wirtschaftsgesundung. 1928 ent-
fielen 76'x' der deutschen Steinkohlenfarderung ouf dos Ruhrgebiet. Die Ge-
winnung von Roheisen, Stahl und Koks erfolgte mit Ober 80'!' im Ruhrgebiet.
Wir hoben mit dam Ausfall des Soargebiets und Oberschtesiens fur die
Zukunft zu rechnen, d. h., data jetzt.90'1' der gegenwortigen deutschen Stein-
kohienfarderung und 75'!' der Eisen- und Stahigewinnung im Ruhrgebiet
liegan. Die gesamte Moschinen- und Eisenworenindustrie, der Verkehr, der
tndustriebau hangen folglich von der Ruhrproduktion ab. Nicht weniger ols
die Halite alter deutschen Ausfuhrwerte im Frieden stommte mitteibar oder
unmittelbor von ddr Ruhr. Es ist also kein leeres Wort, dab hier dos Herz der
deutschen Wirtschoft sthlagt und Leben bis in die entlegensten Teite unsexes
Vaterlandes pumpt. Wir konnen weder die Bedurfnisse unseres eigeriien
Landes befriedigen nosh den Weg zu einer Befriedigung Europas durdt Er-
fOllung unserer Wiedergutmachungspftichien ebnen helfen, Afenn wir dos Ruhr-
gebiet nicht als lebendigen Tail der deutschen Gesomtwirtschaft hoben.
Unterschatzen wir die Gefohr nicht, die unklare Verhaltnisse im Ruhrgebiet
- in wirtschoftlid'ier u n d politischer Hinsicht - bieten. Fast ein Funftei des
Weltexports an Kohten kommt ous der Ruhr. Kahle ist knapp, wail nicht nur,
wie dos fruher der Fall war, sine im Gong befindliche industrie versorgt
werden will, sondern welt Zerschiagenes aufgebaut werden muB. Man sogt,
war nun diese sehr vitolen Kohlenbedurfnisse zu befriedigen vermag, der
hot den Sdilussel zur politischen Gestaltung Westeuropos. Wir haben,
dachte ith, kein Interesse Boron, dab diese Machtstellung Europa zerreiBt
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and In zwei feindliche Lager aufteilt. Wir wollen aufrichtig, dab es eine
Schlusselstellung zur friedlichen Gemeinsdiaftsarbeit alle'r friedwilli n Volker
unseresgeschundenen Kontinentswird. Draran im Verein mit alien p ressiven
Kraften Deutschlands and der Welt mitwirken zu konnen, das ist die einzige
Macht, die es sich wirklich zu erstreben lohnf. Ist es nicht der Myhe wert,
unvoreingenommen alle Versuche and Wege zu prufen, die dahin fuhren, dab
wir nicht zum Schlachtfeld werden, auf dem neue Machtkampfe blutig aus-
getragen werden? Es ist widersinnig, zu- glauben, dab das deutsche Volk
devon profitieren konnte; nur diejenigen, die das Rod der Geschichte zu ihren
selbstsuchtigen Zwecken zurOckdrehon mbchten, k6nnten Gewinn aus dem
unendlichen Elend ziehen, das daraus entstiinde.
Wir stehen Kier im Osten auf dem Standpunkt, dab wir so welt wie our
irgend moglich alle Kraft and lnitiaiive daransetzen mOssen, unseren Wirt
schaftskorper wieder in Ordnung zu bringer. Wir wissen, dab die Ernahrung
urlserer Bevolkerung nosh keineswegs ausreichend ist. Wir sind bemuht, die
Erzeugung mit wirkungsvollen Mitteln zu steigern. Es ist unser bestandiges
Bemuhen, die Erfassung so zu regeln, dab mogiichst wenig in dunkle Kanale
abflief3en kann. Die Verteilung folgt zwei Grundsatzen: Gerechtigkeit and
Steigerung der Arbeitskraft an den Punkten; die far den Aufbau am wich-
tigsten sind - eine Steigerung, welche schlio lich der gesamten Bevolkerung
zugute kommt. Ich bin 'der Mel`ung, dob besonders wir Frauen, ouch im
Westen, uns der Muhe unterziehen rnussen, die politische Notwendigkeit and
die praktische Nutzlichkeit der Bodenreform - als eine der wichtigen Maf3-
nahmen zur' Demokratisierung unseres Volkes - zu durchdenken. Es geht
nicht, dab wir`hier unsere augenblickliche Situation e'infach ubersehen and
unser Urteil auf alte Ertragsberechnungen stutzen. Die menschliche Arbeits-
kraft, der Wille, dem Land das abzuringen, was unsere Bevolkerung braucht,
muf3 noch oft landwirtschaftliche Ger&te, Maschinen. and Zugvieh ersetzen
oder erganzen. Ein Vergieich zwischen heuie and vergangenen Tagen beruht
auf irrigen Vora ussetzungen, Dab es ouch her Unzufriedene gibf besonders
ynter denjenigen, die bisher den Gewinn aus dem Hunger der Bevolkerung
zogen and die heute gegen diese Zone im Westen schuren - wird niemand
verschweigen. Die Ordnung unserer vom Krieg zerstorten Wirtsdiaft I s t
schwer - haben wir dos nicht alle gewu6t, als wir 1945 Burch die ver-
wusteten Dortter and Stadte gingen! Alle diese Schwierigkeiten konnen doch
our e ! n 'Gefuhl in uns auslosen, Nbml!ch die Ursachen an ihrer Wurzel zu
packen and auszuroden, die in ein solches Elend fuhren. Gelegentliche
Schwierigkeiten, die sich dabei ergeben, sind, gemessen an .dem was dadurcb
verniieden wird, zu beurteilen -- and obzustellen. Wir haben bei oiler
nuchternen Einschatzung unseres Volkes das Vertrauen nicht verloren, dais
e$ unter richtiger Anleitung zum Gebrauch seiner demokratischen. Rechte
derv richtigen and friedlichen Weg gehen wird. Aber die Herstellung der
deutstfien Eirj eit bedeutet, daft uberall in alien Zonen der Wille vorhanden
ist, die demokratischen Einrichtungen ais Unterbau fur unsere Wirtschaft zu
schaffen, statt sich von Phrasen and Gorochtemacherei blenden zu lassen. Die
Erkenntnis, dab wir nur durch planvollen Fleif3 aus unserer Armut heraus-
kommen konnen, ist noch keineswegs Allgemeinbesitz geworden. Dos Mi13-
verhaltnis zwischen dem Geldumlauf and den zur Verfugung stehenden
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Waren, der Eintou di von Waren gegen Wertsathan, die, der Krieg ver-
schonte, hot unsere .rmut noch nicht fur jeden sichtbor warden lassen. Die
Zeitunget schre!ben ,on der Knoppheit der Rohstofie, von den Schwierig-
keiten des Verkehrswesens, von der Notwendigkeit, nicht Rohstolfe, sondern
Guter auszufuhren, deren Houptwert in der dorm steckenden Arbeit liegt,
urn allmohlich wieder zu einem gesundenden Warenverkehr zu kommen.
Nur so konnen wir die uns fehlenden.Lebensmittet and von unserer tndustrie
benbtigten Rohstofie im Ausland auf dem Weltrnorkt einkoufen. Aber wie
wenig Menschen nehmen these Notwendigkeit in ihr Verstandnis auf. Wie
wenige sudien noch den ersten Sdiritten, die zum Ziel fuhren. Nidit nur
hier - in gonz Deutschland konnen wir as uns nicht leisten, planlos zu wirt-
schoften. Nicht, well wir Zwong and Lahmung der mensdilichen initiative in
einem starren Wirtsrhofisgefuge erstreben, verlongen wir plonvolles Wrt-
schaften in gonz Deutschland. Plonen lost die schopferische Initiative eines
Volkes. Eine Vblkswirischaft ist im Grundprinzip nicht viel onders ols unser
vertroutes Arbeitsgebiet, die Houswirtschaft. Niemand aber kame auf den
Gedanken, d 1 e Housfrou als diktolurlustern odor, wie as haute heif3t,
totalitaristisch zu bezeichnen, die nosh ihrer Heimkehr von der Evokuierung
sidttete, was ihr der Krieg getassen hotte, dorm ous den Stoffresten Jungen-
hosen and Madchenkteider, Arbeitskittel and was sonst am notigsten war,
sdhneiderte, statt Sofokissen and Porodebetten. Niemand wird sie sdielten,
wenn sie, foils sie dos Cluck hot, Glas zu erholten, nicht die zersprungene
Glosplotte auf dem Serviertisch, sondern die geborstenen Fensterscheiben
ersetzt. Man nennt sie tuchtig, wenn sie sich einen Plan ausarbeitet nodh der
Dringlichkeit der Bedurfnisse ihrer Fomilie, lhre gonze Arbeit besteht haute
scfilie6lich in einem ouswogenden Plonen. Nur so konn sie die vitalsten Be-
durfnisse der ihr anvertrauten Famiiienmitglieder befriedigen. Wieviel wich-
tiger 1st dieses Plonen dort, wo eine besondere Anziehungskraft fur den
einzelnen Herstelter besteht, dos zu erzeugen, was am leichtesten Gewinn
obwirft, also Sofakissen statt der Hosen, Kachettische statt Ofen, Asd,becher
statt der Kochtopfe. Eine geplante Wirtschoft will to kelneswegs die Erzeugung
der Dinge, die dos Leben bunt and frohlich machen, ousschalten. Sie will
vielmehr durch Gesundung unseres Wirtsc haftstebens uberhaupt erst die
Grundlage schaffen, die uns dos Recht gibt, nach Befriedigung der zum
Leben widhtigen Guter fur olle Sdhid ten dieses Volkes an den anderen,
weniger dringlidten Freude zu hoben. Nicht, well sie die Freiheit des Einzelnen
besdineidet, sondern wail sie Roum schaffen will fur these Freiheit, sichert sie
erst einmal die Existenz des ganzen Volkes, bout die Wirtschoft plonvoll
ouf and.sc hattet die Kontrolle des Volkes ein. Tbusdien wir uns loch nicht,
den' Verlust der Freiheit beklogen die wenigen, die ausnahmsweise these
Freiheit besessen - der Masse des Volkes bliebe ohne Planung keine andere
Freiheit; ats im Elend zu verharren. Und wieder ware so ein fruchtborer Boden
fur Hexenmeister geschoffen 6 la Hitter. Niemand von uns konn dos, gtaube
idi, verontworten.
Aus dieser, zu stroffer Wirtschaftsplanung zwingenden Loge gtauben nun
gewisse Kreise einen Ausweg Ober den Anschlu1 an die Anleihestrome ous
Ameriko zu erblicken. Die wirtschaftliche Trennung zwischen West- and ?st-
dettschlond scheint ihnen sogar gewisse Vorteile zu bieten. Man reccrnet mit
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einer schnellen Wiederbelebung der vestcleutschen Produktion, die nach den
Erklarungen des-USA-Auf3enministers Marshall haute weniger als die Halfte
derVorkriegszeit betragt. Wieunernst man inweitenKreisen der tatsachlichen
Loge gegenubersteht, beweist allein die Uberraschung, als die Liste der zv
demontierend.en Betriebe bekqnnt wurde. Obwohl jades deutsche Kind weif3,
Me schwer gerade Rutland unter demur Krieg and der Auspliinderung? gelitten
hatte, hatte man von druben alle Mafnahmen, die die Schaden der russischen
Wirtschaft wenigst6ns teilweise aus dcm deutschen Industriepotential zu heilen
bestimmt waren, fur ungeheu~erlich erklart. Hotta man wirklich angenommen,
da5 im Westen nichts geschehen wurde? Ist .es nicht schwerer, den Verlust
zu ertragen, nachdem man sich zwei Jahre lang der Illusion hingegeben hatte,
die Industrie im Westen bliebe unancgetastet? Ja, oachdem man die Betriebe
zum TO schon wieder produktiorsf6hig gemacht and nur auf die Auftrage
and die Anlieferung der Rohstoffe wartete? Her im Westen aber mOssen
ouch diejenigen Kreise, die nicht mil beteiligt waren an den Gewinnen, die
der Krieg diesen Werken beschert hatte, die finanzielle Last tragen - do die
Besitzer der demontierten Betriebe Entschadigung erHalten. Dos bedeutet,
daf3 die Last auf dos ganze deutsche Volk'gelegt wird.
Die zukunftige Entwicklung ist ferner schwer belastet Burch die Verpflich-
'tungen, die deshalb entstanden rind, weil man im Westen nicht alle Kraft
daran gewandt hat, die Ernahrung der Bevolkerung moglichst mit eigenen
Erzeugnissen durchzufuhren. Auf Jabre hinaus wird selbst ein gesteigertes
Wirtschaftleben mit einem erweiterten Exportprogramm nicht ausrejchen.
Produktionsstatten werden abgel. aut, and zwar nicht nach dem entschei-
denden Gesichtspunkt der Zerstorung des Kriegspotentials, Verbfauchsguter
werden geliefert, die nach der Erfahrung der bizonalen Wirtschaft fast aus-
schlief3lich in Rohstoffen bezahlt werden. Der Kampf um den Weltmarkt fur
Industrieworen ist scharfer dens je, r.s wird kein Platz fur uns dort sein, der
wirklich Aussicht bietet auf eirte Normalisierung der westdeutschen Wirtschaft.
Nein, wir wiederholen den. unsinnigen Satz von der deutschen Wirtschafts-
autarkie, nicht, den uns die Nationrr!sozialisten so oft vorgeprahlt haben.
Wir wollen uns keineswegs abschl efnen, unser Ziel ist as, ?gebend and
nehmend am Welthandel teilzunehmen. Die Guter, die unsere Arbeiter er-
zeugen; mogen uns, so wilnschen wir dringend, eines Togas wieder die
Moglichkeit schaffen, Wolle and Boumwolie, fur unsere Kinder Bananen and
Zitronen, korperliche and geistige Nahrung, kurzum einen haheren Lebens-
standard, van uberall her zu kaufer. Aber zuerst einmal mOssen wir cites
tun, um moglichst wenig neue Schulden zu den alters Verpflichtungen
hinzuzufugen.
Wir haben unser Organisationsialent irnmer sehr hoch eingeschatzt -
es war eider am hochsten, wenn es den Krieg vorzubere'iten gait and bis
5 Minuten nach 12 Uhr zu fQhren. Jetzt lohnt as sich, as nun dort onzuwenden,
we as urn den 'Frieden and die UnaLhangigkeit unserer demokratischen Ge-
staitung gehth Je geringer unsere einseitige Abhangigkeit in wirtschaftl'icher
Hinsicht ist, je gesunder wir unseren ,'kuf3enhandel auf dos Grundprinzip des
Nehmens and Gebens in Ost and West oufbauen, um so weniger werden
wir in die internationalen Machtkan-'pfe hineingerissen. Wir sind dankbar
for jede Hilfer die uns wieder selbstandig macht, die uns befreit von dem
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Gefuhl, dais wir unsere bare Existenz den Steuerzahlern anderer Lander
verdanken. Aber as liegt einmol in der Notur der Sachs: doll wirtschaftliche
Abhangigkeit ouch poiitisch abhangig mocht. Bei einer plonvoil durchgearbei-
teten, von alien demokratischen Monschen and Organisationen getragenen
Wirtschaft in einem einheitlichen Deutschland, mit liner starken, im Volk
verankerten Zentrairegierung warden wir diese innere Unabhangigkeit ge-
winnen konnen - sonst nicht. Wenn ich Unabhangigkeit sage, so main idi
nicht den Mantel fur ein neues Machtstreben, sondern die Moglidikeit, unser
Vaterlond nach den Prinzipien einer echlen Demokratie so fast oufzubouen,
dots die Volker Europas germ mit ihm gemeinsom urn Fortschritt and Wohi-
stand ringen.
ich bin der fasten Uberzeugung, dais wir, wenn wir gemeinsam unter Mit-
arbeit unserer Frouen u n d Manner, diosesZiel nidit ous den Augen verlieren,
die schweren Verhaltnisse, in die der Krieg uns oils gestolsen hat, keineswegs
als hoffnungslos onzusehen brauchen. Gehen wir jedesmal den von uns zu
losenden Probleman mit leidenschaftlicher Nichternheit ouf den Grund, un-
beeinf}uf3t von Schlogworten and Phrosen, so warden wir erkennen, dais as
Losungen gibs fur jades Problem. Allerdings mussen wir von Grund ouf neu
aufbouen. Die Vertreter der gro1 en Mathte in London, die jetzt den Frieden
beraten, mussen unsere oufrichtige and ernste Stimme horen, domit der Frieden
uns die Basis sd,afit, eine wahrhoftige Demokratie oufzubouen, die niemand
zu furchten broucht, der Frieden and Wohistand der Welt sich zum Ziel
gesetzt hot.
(13) Berlimlr Verlaq Gmbti., B,rtis %V8, Jagerstr. 10111 - 21 00`2 - (14) - 10 000 - 1.48
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Referentenmaterial Nr.4
Verfassungsfragen
Referat von Frau Kathe K e r n
stellvertr. Vorsitzende des DFD in der
Bundesausschuf3-Sitzung des Demokratischen Frauenbundes am'3.Oktober 1947
In den Potsdamer Beschliissen wurde Deutschland zur Pflicht gemackt- den
Militarismus and den Nazismus auszurotten and Maf3nahmen zu `ffen,
,,damit Deutschland nie wieder seine Nachbarn oder die Aufrechterhaltung
des Friedens in der ganzen Welt bedrohe".
Andererseits erhielt Ober dos deutsche Volk auch die- Chance, rein Leben
auf demokratischer and friedlicher Grundlage umzugestalten, um nach Er-
reichung dieses Zieles ,unter den freien and friedlichen Volkern wieder Platz
nehmen zu konnen". Nach der Neugriindung and Entwicklung der anti-
faschistischen demokratischen Parteien sind inzwischen in alien deutschen
Landern die Gemeindevertretungen and die Landerparlamente neu gewahlt
warden. Auf3er in der britischen Zonehaben these Parlamente fur die deut-
schen Landern inzwischen auch neue Verfassungen beschlossen. Ein wesent-
licher Schritt zur Demokratisierung des offentlichen Lebens ist damit getan,
an dem ouch die Frauen in hohem Maf3e beteiligt Sind.
Der Demokratische Frauenbund hat sith in seinem Programm als oberstes
Ziel die Sicherung des Friedens als Aufgobe gestelit and dazu erklart:
, Der Demokratische Frauenbund will alle reaktionaren Bestrebungen
bekampfen, an der Beseitigung faschistischen, militaristischen and ruck-
schrittlichen Gedankengutes rnitarbeiten, um die Voraussetzungen fiir
die Sicherung des Friedens and fur den Beginn einer neuen Epoche der
Humanitat and des Fortschritts zu sr_haffen.
Diese neue Epoche der Humanitat and des Fortschritts gilt es in einer ent-
sprechenden Verfassung zu verankern.
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Strukturelle Wandlungen der Wirtschaft, die soziale UmwBlzungen zur
Folge hasten, fanden in der Geschichte der Menschheit immer ihren Ausdruck
in Verfassungskampfen.
Zum Verst6ndnis der von uns fur eine neue Verfassung zu erhebenden
Forderungen ist Bin kurzer historischer RUckblick und Bin Vergleich der Wei-
rnarer Verfassung mit den z. Z. geltenden landerverfossungen notwendig.
In der graben Franzosisdien Revolution von 1789 stonden sich die Stoats-
lehre Montesquieu's von der Teilung der Gewalten und die lehre Rousseau's
von der Volkssouveranitat gegenuber.
Die Girondisten, als die Gem6f)igten, forderten nicht den Sturz des Feu-
dolismus, sondern begnOgten side mit der Einschrankung der Alleinherrschaft
der feudolen Fursten, die ihren hochsten Ausdruck in dem Wort Ludwig XIV._
? l"etot c'est moil = Der Stoat bin ich I"
gefunden haste.
Die Begrenzung der furstlichen Gewolt solite wie folgt vorgenommen
warden:
1. Gesetzgebungsgewaft (Legislative)
ousgeubt durch dos vom Volk gewahite Parioment.
2. Verwaltung tExekutivel
in der Hand des Konigs, der Regierung und der Beamten.
3, Rechtsprechung, unobhangige, nur dem Gesetz unterworfene Richter.
Die Jakobiner dagegen kampften fur die vollige Beseitigung des Feudalis-
rnus;,wd erstrebten die unumschrankte Souveranitat des Volkes.
Dos deutsche Burgertum begnugte side 1848 in der Poulskirche zu Frank-
?u,rt/Main mit der Forderung noch einer konstitutionellen Monarchie. Die
Verfassung von 1848, die dem preuf)isdien Konig zur Annahme vorgelegt
wurde, soh die Dreiteilung der Gewalt vor, ober der preuf)ische Konig ver-
?.veigerte sogar die Annahme dieses Kompromif}vorschloges, in dem er als
.-ieutscher Kaiser vorgesehen war.
Die Revolution 1848 brachte dem deutschen Burgertum nicht jene Recite,
die as auf Grund der veranderten wirtschoftlichen und sozialen Verhaltnisse
n6tte beansprudien konnen. So ist as zu erkloren, daf) dos deutsche Volk
jegenuber Frankreich, England und Ameriko keine demokratische Tradition
ouizuweisen hot. '
Erst die Weimorer Verfassung erfullte die Forderungen des deutschen
Burgertums und verlagerte die Gewolt wie folgt:
1. Gesetzgebung in der Hand des Parlaments
Art. 68
Die Gesetzesvorlagen warden von der Reichsregierung cider aus der
Mitte des Reichstags eingebracht.
Die Rechtsgesetze warden vom Reichstag beschlossen.
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2. Exekutive in der Hand des Reichsprasidenten, der Regierung and des
. dieser Regierung unterstellten Staatsapparates.
Art. 46
Der Reichsprasident ernennt and entI68t die Reichsbedmten and die
Offiziere, soweit nicht Burch Gesetz etwas anderes bestimmt ist. Er
kann das Ernennungs- and Er~tlassungsrecht durch andere Behorden
ausuben lassen.
Art. 47
Der Reichsprasident hat den Oberbefehl fiber die gesamte Wehrmacht
des Reiches.
Art. 48
Wenn ein Land die ihm nach der Reichsverfassung oder den Reichs-
gesetzen obliegenden Pflichten nicht erfi llt, kann der Reichsprasident
es dazu mit Hilfe der bewaffneten Macht anhalten.
Der Reichsprasident kann, wenn im Deutschen Reiche die offentliche
Sicherheit and Ordnung erheblich gesiort oder gefahrdet wird, die zur
Wiederherstelfung der offertlichen Sicherheit and Ordnung notigen
Maf3nahmen treffen, erforderlic:henfalls mit Hilfe der bewaffneten
Macht einschreiten..... .
Art. 53
Der Reichskanzler and auf semen Vorschlag die Reichsminister werden
vom Reichspra~identen ernannt and entlassen,
3. Rechisprechung in der Hand unobhanggiger Gerichte mit dem Reichsgericht
an der Spitze. Unabh&ngigkeit der Richter, auf Lebenszeit
ernannt, Staatsggerich tshof.
Art. 102
Die Richter Sind unabhangitq and nur dem Gesetz unterworfen.
Art. 104 (Satz 1)
Die Richter der ordentlichen Gerichtsbarkeit werden auf Lebenszeit
ernannt.... .
Art. 108
Nach Ma3gabe eines Reichsgesetzes wird ein Staatsgerichtshof fi r
das Deutsche Reich errichtet.
Nach der Weimarer Verfossung unteriagen Verwaltung and Justiz nicht
der entscheidenden Kontrolle des Parloments.
Der Reichsprasident ernannte and entlief3 die Regierung (Art. 531, ebenso
die Reichsbeamten and Offiziere. r
Der Reichsprasident hatte Burch Art. 48 weitgehende Machtbefugnisse and
wurde Wegbereiter zur Diktatur.
Rolle des Staatsgerichtshofes beim Reichsgericht
In der Weimarer Verfassung waren die Richter berufen, Rechtma8igkeit der
Gesetze nachzuprOfen and fur urizuidssig zu erklaren.
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Art, 15 Power SatzI
Bei Meinungsversdiiedenheiten konn sowohl die Reichsregierung as
d e Londesregierung die Entscheidung des Staatsgerichtshofes anrufen,
fails nicht Burch Reichsgesetz ein onderes Gericht bestimmt 1st.
Art. 19
Uber Verfossungssireitigkeiten innerhofb eines Landes, in dern kein
Gericht zu ihrer Erledigung besteht, Bowie Ober Streitigkeiten nicht
privotrechtlicher Art zwischen versdiiedenen Landern oder zwischen
dem Reidte and einem Lands entscheidet auf Antrog eines der strei-
tenden Teile der Staotsger-ichtshof for dos Deutsche Reich, soweit nicht
ein anderer Gerichishof des Reiches zustandig ist. Der Reichsprasident
vollstreckt dos Urteil des Stoatsgerichtshofes.
Die Weimarer Verfassung wurde den Forderungen des BOrgertums, nicht
aber denen des gonzen Volkes gerecht.. Well vorn Volke selbst ni t die
unmittelbore Gewolt ausging, entsprachen ouch viele Entscheidungen des
Reichsgerichts nicht dem Volkswillen. Justiz and Verwaltung batten nidit der
entscheidenden Kontrolle des Parlaments entzogen and selbstandige Macht-
orgone im Stoote sein durfen, nicht der Reich sprasident hatte die Regierung
ernennen and entlossen durfen, sondern nur dos Parloment als Trager des
direkten Volkswillens. Niemals durfte dem Reichsprosidenten ollein dos Recht
eingeraumt werden, Reichsbeamte and Offiziere zu ernennen and zu ent-
lossen, den Oberbefehl Ober die gesomte Wehrmacht des Reiches zu fuhren
and these einzusetzen gegen ein friedliches Land oder gar gegen die eigene
Bevolkerung.
Aus diesen Fehlern, durch die die. Mochtergreilung der Nazis in Deutsch-
land erst moglich wurde, hoben die fortschrittlichen Kreise unseres Volkes
gelernt. Deshalb kehren die dem Volkswillen wirklich geredit werdenden,
aus der Franzosischen Revolution stommenden Grundsatze in den Verfassun-
gen der Lander der Osizone, die von den Landtagen einstimmig beschlossen
wurden, wieder. Diese Entwidclung wurde vor allem Burch den Verfossungs-
entwurf for die Deutsche Demokratische Republik eingeleitet, der vor einem
Johr von der Sozialistischen Einheitspariei ausgearbeitet and zur Diskussion
gestellt wurde.`)
Der Verfassungsenfwurf for die Deutsche Demokratische Republik gliedert
Bien in 7 Absdhnitte:
Al Grundlogen der Stootsordnung
B) Grundrechte and Grundpf)ichten der Burger
C) Dos Parlament der Republik
D) Regierung der Republik
El Rechtspf)ege
F) Verwaltung
G) Lander, Kreise and Gemeinden.
Im tolgenden bezieht sidt Frou Kern out diesen Vertoswngsentwurf, wail kein anderer
Entwurf zu einer Reiduveriossung vortog.
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In der Praambel werden als Leitmotive fur die Verfassung
die Einheit der Nation
der soziale Fortschritt
die Sicherung des Friedens and
die Freundschaft mit den anderen Volkern
vorangestel It.
Im Abschnitt A (Grundlagen der Staotsordnung) sind bedeutsam:
Art. 2
Alle Staatsgewalt geht vom Volke aus, wird durch dos Volk aus-
geObt and hat dem Wohle des Volkes zu dienen.
Das Volk verwirklicht seiner Willen durch die Wahl der Volksvertre-
tungen, durch Volksentsche'id, durch die Mitwirkung an Verwaltung and
Rechtsprechung and durch die umfassende Kontrolle der offentlichen
Verwaltungsorgane.
Eine Sicherung gegen Zentralismus list in Art. 3 vorgesehen, der wie
folgt lautet:
Art. 3
Die Staatsgewalt wird in den Gemeindeangelegenheiten durch die
Gemeindevertretungen, in den Kreisangelegenheiten durch die Kreis-
tage, in den Landesangelegenheiten durch die Landtage, in den An-
gelegenheiten der Republik durch dos Parlament der Republik ausge.Obt.
AAlle Burger, ohne Unterschied, werden entsprechend ihrer Befahi-
gung zum offentlichen Dienst zugelassen.
Ein Arbeitsverhaltnis darf die Wahrnehmung staatsburgerlicher Rechte
oder offentlicher Obliegenheiten nir_ht hindern.
Art. 5
Die Angestellten im offentl,chen Dienst sind Diener des Volkes. $ie
mussen sich des Vertrauens des Volkes jederzeit wurdig erweisen.
Das hei8t, es gibt keine Privilegien furBeamte.
Das Parlament mu8 hochste Instanz im Staate sein.
Art. 40
Dag Parlament list dos hochste Staatsorgan der Republik. Die Ge-
setzgebung der Republik obliegt ausschlief3lich dem Parlament. 'In
seiner Hand liegt die oberte Kontrolle Ober alle Regierungsmaf3-
nahmen, Staatshandlungen, Ober die gesamte Verwaltung and Recht-
sprechung.
Das Parlament wdhlt die Regierung der Republik. Die Regierung
in ihrer Gesamtheit and jeder einzelne Minister bedurfen zu ihrer
Amtsfuhrung des Vertrauens des Parlaments.
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Verwaltungsbiirokrotie and Stoatsopporat durfen keine selbstandigen Ge-
valten darstelfen.
Die Justiz muB an die Gesetze des Porlaments gebunden sein. - Die Eir-
-ichtung des Staatsgerichtshofes widerspricht den demokratischen Prinzipien.
In den Verfassungen der Lender der Ostzone 1st er nicht vorgesehen. Es soil
ni,:ht ein kleines Gremium von Juristen Mehrheitsbesdilusse von Volksvertre-
sungen aufier Kroft setzen konnen.
Gegen Fehlenischeidungen des Porlaments schOtzt der Volksentscheid.
E arch ihn kann dos Parlament oufgelost werden. Eine Minderheit des Par-
`aments von emem Drittel konn Veto gegen Gesetzesbeschlusse einlegen
.;rd einen Volksentscheid einieiten.
Art. 50
Der President erfullt die Obliegenheiten eines Stootsoberhouptes:
1. Er verpllichtet die von dem Parlament gewahlten Mitglieder
der Regierung;
2. er vertritt die Republik voikerrechtlich, beglaubigt and empfangt
die Gesandten;
3. er unterzeidtnet im Nomen der Republik die vom Parlament
beschlossenen Stoatsvertrage mit auswertigen Machten;
4. er tertigi die verfossungsmofiig zustandegekommenen Gesetze
aus and verkundet sie.
Unter Ziffar 3 ist kioe zum Ausdruck gebrdcht, doff nicht eine Geheirr.-
dpiomotie, sondern alas Parlament uber Staatsvertrage mit ouswortigen
Mdchten zu entscheiden hat.
IRegierung der Republik
Art. 65
Die Regierung besteht aus den Ministerprasidenten and den
Ministern.
4 Art. 66
Dos Parlament wahit in seiner ersten Sitzunq den Ministerprasidenter,.
Er bestatigt die von diesam vorgeschlogenen Minister.
Art. 67
Ein Minister, dem dos Vertrouen entzogen wird, mub zurOcktreten.
Die Grundrechte ~n der Weimarer Verfassung beruhten auf den Menschen-
-echten, wie sia 1776 in Ameriko and 1789 in Paris proklamiert wurden. Sie
stitzten sch out die Vorstellungen der naturrechtlichen Philosophie des 17. and
18. Johrhunderts, d. h. dof5 ieder Mensch von Natur aus die glajchen Rechte
hpbe. Mit dieser noturrechtli:hen Vorstellung wird mon der heutigen Loge
nicht mehr geredit.
Die tndustriolisierung and die damit in Zusammenhong stehende soziole
Umwelzung sind nicht berOcksidttigt.
Dazu kommt nod,, daf5 durcn die wohnsinnige Kriegsfuhrung Hitters in-
zwischen weitere Bevolkerungssdiichten besitzlos geworden sind. Die olten
Mensdienredite, in deren Mittelpunkt dos personliche Eigentum stand, ge-
n6gen nicht mehr.
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For die Mehrheit unseres Volkes geht es heute um die Sicherung der
'Existenz, um das Recht auf Arbeit und um eine gerechte Verteilung der
tasten des verlorenen Krieges.
In der Weimarer Verfassung Artikel 153 h,ei3 es:
"Dos Eigenturn wird von der Verfassung gewahrleistet. Sein Inhalt
und seine Schranken ergeben ,rich ous den Gesetzen.
Eine Enteignung kann nur zum Wohle der Allgemeinheit und auf
gesetzlicher Grundlage vorgeriommen werden. Sie erfolgt gegen an-
gemessene Entschadigung. ...
Eigenturn verpflichtet. Sein Gebrauch soil zugleich Dienst sein for das
gemeine Beste."
Die Rolle der grof3en Konzerne und Trusts sowie der Grof3agrarier war
eine andere. Sie fohlten sich auf Grund des Eigentums an Prod uktionsmitteln
nicht verpflichtet, zum Wohle der Gesamtheit zu wirtschaften. Sie nutzten im
Gegenteil die Zusammenballung wirtschaftiicher Macht in wenigen Handen
dazu ous, durch die Rationalisierung der Betriebe und die Konzentration
der Industrie einseitig ihren Gewinn zu steigern. Die Freisetzung mensch-
licher Arbeitskraft infolge der Rationalisierung, die zurn Segen der Mensch-
heit hatte wirken konnen, wurde fir Millionen Werktatige durch Arbeits-
losigkeit zum Fluch.
In den Verfassungen der Ostzone ist wie in der Weimarer Verfassung
festgelegt:
Pas Eigentum wird von der Verfassunq gewahrleistet. Sein Inhalt und
seine Schranken ergeben sich aus den Gesetzen.
DarOber hinaus aber ist die Moglichkeit for die Enteignung der Boden-
schatze und der Naturkrafte geget,H3n. Auch private wirtschaftliche Unter-
nehmungen konnen in Gemeineigentum oberfohrt werden
For die Sicherung und Entwicklung der Demokratie aber isf bedeutsam,
daf3 die Betriebe der Kriegsverbrecher und aktiven Nationalsozialisten ohne
Pntschadigung in Gemeineigentum 6berf0hrt werden konnen.
Der entsprechende Artikel (21) lautet:
, Eine Enteignung kann nur zurn Wohle der Allgemeinheit und nur
auf gesetzlicherGrundlage'vorcgenommenwerden.Sie erfolgt gegenan-
gemessene Entschadigung, soweit eln Gesetz nichts anderes bestimmt.
Aile Bodenschatze und alie wirtschaftlich nutzbaren Naturkrafte
sind in das Eigentum der Republik oder der Lander. zu oberfohren.
Bis dahin untersteht ihre Nuizung der Aufsicht der Lander und, so-
weit gesamtdeutsche Interessen in Frage kommen, der Aufsicht der
Republik.
Private wirtschaftliche Unternehmungen, die for die Vergesellschaf-
tung geeignet sind, konnen durch Gesetz nach den for die Ent-
eignung geltenden Bestimmungen in Gemeineigenturn oberfohrt
werden.
Die Betriebe der Kriegsverbrerher und aktiven Nationalsozialisten'
sind ohne Entschadigung in Gemeineigentum zu oberfohren. Dos
gleiche gilt for private Unternehrnungen, die sich in den Dienst
einer aggressiven Kriegspolitik stellen."
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In den tandtagen der sowjetischen Besolzungszone sind inzwischen Ge-
setze zur CJberfuhrunq der Bodensdtatze and der Noturkrafle in das
Eigentum der Lander 6eschlossen warden.
Ebenso werden die Nazioktivisten and Kriegsverbrecher entschadigungs-
los enteignet.
Uns erfOllt mit gro5er So~ggq, dof3 im Westen, Suden and Norden Deutsch-
lands dieser entschlossene Weg zur Entwicklung einer lebensfahigen DQmo-
kratie nicht beschritien wurde.
In den suddeutschen Verfassungen feh!t:
die Enteignung der Noziaktlvisten,
die Enteignung der Kriegsverbrecher and
die tnteignung der Kriegsinteressenten.
Es fehlen ouch More Bestimmungen
fiber die Recnte der Werktatigen in den Betrieben.
Recnte and f flichten der Arbeitnehmer werden einem besonderen Gesetz
vorbeholten.
Die Lander der britischen Zone werden sich in n6chster Zeit Verfassungen
geben.
Far Niedersachsen liegt der Verfassunggsentwurf des Ministerprasidenten
Kopf vor, den man nicht anders als rucksdxittlich bezeidinen kann. Er ist
gegen die einheitliche demokratische Republik, spricht nicht von einem
c eutschen, sonderA von einem ,niedersachsischen Volk". In Art. 2 wird Nieder-
sachsen als Gliedstaat Deutschlonds bezeichnet.'Nach Art. 56 wird der
Ministerprasident beaultrogt, mit der Vertretung nach ,ouBen". Sind die
ubrigen Lander far Niedersachsen Auslond?
Autoritares System
Neben dem Landtag ist ein , Londesrat" vorgesehen mit etwo 33 Mit-
gliedern, die alle alter als 50 Jahre rein sollen.
Der Landesrat wird nicht vom Volke gewahlt, sondern von einem Sander-
ousschuf3 eingesetzt.
Auf Antrag eines Drittels seiner Mitglieder, also von 11 often Mannern,
konn der Stootsgerichtshof die Verfassung au6er Kroft setzen. Dann geht
die Gewolt auf ein Direktorium Ober.
Der Entwurf des Ministerprasidenten Kopf kennt kein Streikrecht der
Werktatigen. Art. 76 sieht ausdrOcklich Streikverbot fur Angestellte im affent
lichen Dienst vor.
Der Entwurf enthalt kein Verbot der Aussperrung der Arbeitenden durch
die Unternehmer, kein Verbot nationalsozialistischer and volkerverheizender
Propaganda, keinen Aussthlu5 aktiver Nazis von den Grundrechten der
Verfassung.
Nicht dos Volk ist Hater der Verfossung, sondern ein Sioatsgerichtshof.
Auch in den Verfassungen der Lander der franzasischen Zone ist die Ein-
richtunq des Staotsgeriditshofes, mit dem wir in der Weimorer Republik
so schlechte Erfohrungen gematht hoben, enthalten.
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Frauenforderungen zur Gleichberechtigung:
In den Verfassungen der Lander der sowjetischen Besatzungszone ist ein-
deutig and klar die
vollige Gleichberechtigung der Frau
verankert, entsprechend dem Verfassungsentwurf fur die Deutsche Demo-
kratische Republik.
Art. 7
Alle Burger sind vor dem Gesetz gleich. Manner and Frauen sind
gleichberechtigt.
Art. 25
Die Familie steht unter diem besonderen Schutz dere Verfassung.
Die Ehe beruht auf der Gleichberechtigung der beiden Geschlechter.
Die Frau ist auf alien Gebieten des staatlichen, wirtschaftlichen and
gesellschaftlichen Lebens dem Manne gleichgestellt.
Alle gesetzlichen Bestimmungen, die der Gleichberechtigung der Frau
entgegenstehen, sind aufgehoben.
(Versch'iedentlich wurde abgeandert in ?sind aufzuheben".)
Fiir gleiche Arbeit hat die Frau das gleiche Recht auf Entlohnung
wie der Mann. Die Frau genief3t besonderen Schutz im Arbeits-
verhaltnis.
Die Mutterschaft hat Anspruch auf Schutz and Fursorge der Republik.
Die auf3ereheliche Mutter steht der ehelichen Mutter gleich. Die Tat-
sache der auf3erehelichen Geburt darf dem Kinde nicht zum Nachteil
gereichen.
In derWeimar'erVerfassungwar in Art.. 10") ledighch liorgesehen:Manner and
Frauen haben?grundsatzlich"'dieselbcn staatsbiirgerlichenRechte undPflichten.
Die Bremer Verfassung wurde aut Einspruch der amerikanischen Militar-
regierung 'in bezug auf die Gleichbberechtigung der Frau geandert unter
der Begrundung, dab die vollige Gleichberechtigung der Frau mit dem
Biirgerlichen Gesetzbuch nicht in Einklang zu bringen se'i. Man mu8te auf
die Formulierung der Weimarer Verfassung zurOckgehen and es hei8t nun,
dab die Frqu ,grundsatzlich" glechberechtigt ist.
So 'lautet ouch die betreffende Be-stirnmung der bayerischen Verfassung.
Wir Frauen des Demokratischen Frauenbundes and mit uns alle fortschritt-
lichen Frauen sind uns darin einig, dafi vollige Gleichberechtigung der
Frau in der'Verfassung garantiert sein muff, and dab die Gesetze endlich
entsprechend unseren Zeitverhaltnissen zugunsten der Frauen geandert
werden mOssen.
Die RechtskommissVon des Zentralen Frauenausschusses, mit. der Ver-
treterinnen des Demokratischen Frauenbundes aufs engste zusammenarbeiten,
hat Vorschlage ausgearbeitet fiir eine Neuregelung des Nichtehelichen-
rechtes, des Ehe-, Familien- and Gilterrechtes. Der Demokratische Frauen-
bund setzt rich fur eine Neuregelunq auf diesen Gebieten ein and wOnscht,
dab die gesetzliche Benachteiligung der Frauen endlich aufgehoben wird.
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Ober die Frouenforderungen hinausgehend obey wollen wir Frouen doze
beitragen, do( in alien deutschen tandern im wohrsten Sinne des Wortes
demokrotische Verfassungen, etrogen von dam Willen des Volkes, die
Einheit Deutschlands, soziole Gerechtigkeit and don Frieden sichern. Wir
berufen uns hierbei ouf die Feststellung Au(Senminister Molotows, der ouf
der Au1 enministerkgnferenz M6rz-April 1947 in Maskau erktarte:
,,Zur Zeit spielen in Deutschland die Frauen sine weit oktivere Rolle
im offentlichen leben ols fruher.
Der Demokratische Frouenbund Deutschlonds, der vor kurzem eine
gesomtdeutsche Togung obhielt, muf im Konsultotivrot vertreten spin.
Dies wind dam Konsultotivrat helfen, die Meinung breiter &ffentlicher
Kreise besser zum Ausdruck zu bringen."
Do Au1 enminister Molotow ferner empfahl, fur eine kunftige deutsche Ver-
fossung die Weimarer Verfossung ols Grundlage zu nehmen, haben wir
die Absidtt, in der Verfassungskommission des Demokratischen Frauen-
bundes, in der f oriamentarierinnen aus alien Lc ndern der Ostzone bereits
mitarbeiten, die Weimarer Verfossung einer griindlic hen Nachprufung
daraufhin zu unterziehen, weiche Abanderungen wir ouch als Frouen in
Vorschlog zu bringen haben, um einer nochteiliggen Entwicklung der Demo-
krotie, wie wir sie in der Weimarer Republik erlebt haben, vorzubeugen.
Es erfullt uns mit goner Sorge, dof5 man im Rechts- and Verfassungsous-
schuf5 des Zonenbeirats der britischen Besatzungszone in Iserlohn Ober Richt-
linien zu einer Verfossung beraten and dabei die Grundlage fur eine
dauernde Zweiteilung Deutschlands zu schoffen versucht hot.
Wir Frauen des Demokrotischen Frouenbundes erheben ouch unsere
Stimme gegen die lostrennungg des Saargebietes von Deutschland. Wir
stimmen der Entschlief3ung des Einheitsausschusses der anti faschistischen Par-
teien zu, in der gefordert wird, eine freie, geheime Volksabstimmung Ober
die Zukunft des Saargebietes durchzufahren.
Die Frauen wissen, daf5 nur die Einheit Deutschland die Entwicklung einer
fortschrittlichen Demokratie sidiern wird. Nur sin ei,iheitliches Deutschland
wird uns ertragliche lebensverhaitnisse and uns and unseren Kindern den
Frieden and eine bessere Zukunft sichern.
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SCHRIFTEN ZUR YEOLOGISCHEN
UND KULTUR-LIEN ARBEIT
DER FRAUENAUSSCHUSSE
ERSTER JAHRGANG ? lr HEFT ? PREIS 0,40 RM
MARTHA A R E N D S E E
Vorl tand sm It 9II.d 4.e -L>G8 Gra6.8orI In
OBER SO'IALPOLITIK
DIE ERAU IM RECHTSLEBEN
V O L K U N D W I S EN V E R L A G S G M B H
B E R L I N' r. E I P Z I G i
1 1 I I+ 1
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SCHRIFTEN ZUR I7EOLOGISCHEN'
UND KULTURELLEN ARBEIT
DER FRAUENAUSSCHU,SSE
Herausgegebe_n von der Abteilung Frauenausschiisse
.bei der Deeutschen ZentraI'rerwaItu ng fur Volksbild ung
in der Sawjetischen BesatzungIzane
UBER SOZIALPOLITIK
DIE FRAU IM RECHTSLEBEN
Y O L K K U N D W I S S E N V E R L A G S G M B H
B E R L I N L E I P Z I G
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(231 G-17826. Drudcerei Norden, N4, Sdhlegeiafr.27
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U S E R S O Z I A L P O L I T I K
Von Martha Arendsee
Vorstandsmitg lied des FDGB Groii-Berlin
Einleitung
Die Sozialpolitik ist wohl das am wenigsten umstrittene Gebiet.,der offent-
lichen' Betatigung der Frau. Die Frau hat von Natur aus die Aufgabe, Leben
z:u geben, zu hi ten, zu pflegen. Weil das Leben des Einzelnen and der
Familie eng verbunden ist mit den geseilschaftlichen Zustanden, ist es ganz
nati rlich, daf3 die Frau ihre mutterlichen and hausfraulichen Eigenschaften
ouch im offentlichen Leben entfalten . rill and muf3. Dos bedeutet aber, daft
sie sich nicht nur darauf beschranken datf, ihre Tatigkeit bei der Heilung
odor Milderung von Schaden and sozialen Notstanden auszuiiben, sie mui3
sich bewuf3t sein, daf3 es vor allem gilt, die Grundlagen des gesellschaft-
lichen Lebens so zu gestalten, daB nioglichst Schaden von vornherein ver-
hu-tet werden. Dos gesamte Staafsleben mu13 also von sozialer Politik durch-
drungen sein.
Die Sozialpolitik in der Vergangenheit
Von Sozialpolitik spricht man seit etwa lOO Jahren. Die ersten sozial-
politischen Gesetze entstanden in der Fri hperiode des Kapitalismus and
betrafen
-Kinderschutz and Jugendschutz
Dos preuf3ische Regulativ fiber die Beschaftigung jugendlicher Arbeiter in
Fabriken vom 6. April 1839 brachte dos Verbot der Beschaftigung von Kindern
u.n t e r n e u n J a h r e n in Fobriken, legte fir Kinder bis sechzehn Jahre
den Z e h n s t u n d e n t a g als Hcchstarbeitstag and dos Verbot der
Nachtarbeif sowie der Arbeit an Sonn- and Feiertagen Pest. In England
wurde bereits im Jahre 1833 dos Zulassungsalter fur Kinder in der Textil-
industrie auf neun Jahre, die Arbeitsreit der Neun- bis Dreizehniahrigen auf
acht Stunden beschrankt and fur Jugendliche auf zwolf Stunden bei Verbot
der Nachtarbeit.
Der Erlaf3 des preuf3ischen Regulativs wurde begrundet mit dem Bericht des
Ge'neralleutnants von Horn an Konic Friedrich Wilhelm Ill., daft infolge derv
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Kinderorbeit in den Industriegebieten dos K a n t i n g e n t a n M i I i t a r -
t a u g I i c h e n nicht mehr erreidit werde.
Es war also nicht die Sorge des Ki nigs um dos Wahl der Kinder - es war
die Sorge um dos Kanonenfutter, die den Erlafi des ersten ,sozialpolitischen"
Gesetzes bestimmte.
Dos Gesetz stand jahrzehntelang aber ouch nur auf dem Papier, weil die
Unternehmer nicht auf die billige Kinderarbeit vom fruhesten Alter an ver-
zichten woilten. Vier- bis sechsjahrige Kinder arbeiteten schon in den Textit-
fobriken. Erst im Jahre 1853 wurden die ersten Gewerbeinspektoren im
Rheinland eingesetzt. Mit der Reichsgewerbeordnung wurde 1878 die Ge-
werbeinspektion fur ganz Deutschland eingefuhrt.
Beispiele von Kinderelend in England zeigen, dais Jungen im Alter von zwolf
bis fiinfzehn Jahren dreii3ig Stunden hintereinander, ohne Pause ouf3er fur
Mahlzeiten and eine Stunde Schlaf um Mitternacht, beschaftigt wurden (beim
Aufreif3en von Woll-Lumpen). - Englische Unternehmer der Stahl- and
Eisenwerke erklarten:
?Ein Verbot der Nochtarbeit fur Kinder and Jugend:iche ist ein Ding der
Unmoglichkeit. Es ware dasselbe, als setze man die Werke still."
Noch jahrzehntelangem Kampf wurde endlich 1903 in Deutschland dos
Kinderschutzgesetz erlassen, wekhes dos Verbot der gewerblichen Kinder-
orbeit vor and w6hrend der Schuizeit bradde, die Kinderarbeit von zwi if
Jahren an ouf drei, in den Schulferien ouf vier Stunden taglich beschrankte.
Fur Beschoftigung eigener Kinder wurde dos Schutzatter nur auf zehn Johre
festgesetzt.
Der Arbeiterinnen- and Mutterschutz
ging ebenfalls mehr davon ous, die Gebarfahigkeit der Frau im Interesse
der- Sicherung des Nachwudues fur Militarismus and Kapitolismus zu er-
halten and weniger davon, daB der Mutter dos Kind and dern Kinde die
Mutter bewohrt werden sollte.
1873 wurde die Beschaftigung schwangerer Frauen bis drei Wochen nach der
N ederkunft verboten. 1891 wurde dieses Verbal auf vier Wochen noch der
Niederkunft ausgedehnt. Zu dieser Zeit wurde der Hochsfarbeitstag ouf elf
Slunden festgelegt, and es trot dos Verbot der Nachtarbeit fur Frouen erst-
malig auf. Im Jahre 1910 erfolgte die Einfiihrung des Zehnstundentages,
Schwongere erhielten insgesamt acht Wochen Beurlaubung, davon zwei
Wochen vor der Niederkunft.
Dos Verbot der Beschaftigung Fur Schwongere konnte jedoch von vielen
Frouen nicht eingeholten werden, do es keinerlei gleichzeitige materie'le
Sicherung fur sie gab and auBerdem iederzeit ihre Entlassung zu gewartigen
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war. Die Auszahlung von Wochnerinnengeld in Hohe des Krankengeldes
wurde erst zehn Jahre nach der Einfuhrung des Beschaftigungsverbots for
Schwangere festgelegt, and zwar nach der Einfuhrung der Krankenversiche-
rung im Jahre 1883, jeweils for drei Wochen. - Zwanzig weitere Jahre
dauerte es, bis 1903 Wochnerinnengcad for sech.s Wochen, ab 1911 for acht
Wochen festgelegt wurde. Im Jahre 1919 wurde Wochengeld for vier
Wochen vor and sechs Wochen nach der Niederkunft, 1926 for sechs Wochen
vor and sechs Wochen nach der Niederkunft gezahlt (wenn die Schwangere
nicht arbeitete = 75 Prozent des Lohnes).
In Perioden grof3erer Arbeitslosigkeit war die Gefqhr der.Entlassung immer
am starksten, so daB trotz alter bestehenden Gesetze and Arbeitsverbote
vielfach schwangere Frauen bis kurz vor ihrer Niederkunft and viel zu fruh
nach der Entbindung ihre Beschaftic:qung ausubten. Hier haben wir einen
eklatanten Beweis dafur, da13 die Wirksamkeit der Sozialpolitik 'nicht mit der
Ausarbeitung von gesetzlichen Bestimmungen and Verboten garantiert wird.
(Der wirkliche Mutterschutz muf3 auch heute von alien beteiligten Stellen
unter standiger Mitarbeit and Kontrolle durch die betrieblichen Frauen-
kommissionen and die Frauenausschiisse an jeder Arbeitsstelle, wo Frauen
beschaftigt sind, durchgefiihrt werden.)
Uber vierzig Jahre lang hatte die Arbeiterschaft um ausreichenden Arbeite-
rinnen- and Mutterschutz gekampft. Durch die Gesetzanderungeri von 1918/19
wurde die Arbeitszeit auch for Frauen auf acht Stunden verkiirzt. Arbeite- -
rinnen- and Mutterschutz wurden ausgebaut.
Das Unternehmertum fiihrte aber sofort nach der Parole ,Die Wirtschaft kann
die sozialen Lasten nicht tragen" einen hartnackigen Kampf gegen alle Ver-
besserungen auf dem Gebiet des Arbeitsschutzes, der Sozialversicherung and
Sozialfursorge. Auf einer Tagung der Industriellen erklarte 1926 der Industrie-
elle Silberberg:
?Das heute geltende System muf3 in der breiten. Masse zu der Auffassung
fiihren, dab these gegeniiber dem Staate nur soziale and politische
Rechte, aber keine Pflichten habe, an die im Frieden immer noch die
allgemeine Wehrpflicht and die in ihr wirksame Erziehung erinnert hat."
Schacht auf3erte als Reichsbankprasident am 11. Oktober 1927: ,Blut wird
flieBen fruher odes spater." Er brachte also damals schon die Absicht zum
Ausdruck, durch blutige UnterdrUckung des schaffenden Volkes and Krieg
gegen andere Volker den Monopolkapitalisten Macht and Reichtum zu ver-
schaffen. Mit der Machtubernahme des Hitlerfaschismus wurde_ Bann die
gesamte Finanz-, Wirtschafts- and Sozialpolitik in den Dienst der Vorberei-
tung des Krieges gestelit.
Die ,Sozialpolitik" der Bismarckschen Epoche hatte sich in weitem Maf3e
gegen die Interessen des schaffenden Volkes gerichtet. Die politischen and
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gewerkschaftlichen Organisotionen and die Presse der Arbeiterschaft wurden
unterdriickt, ihre Fvhrer verhaftet and aus Deutschland ausgewiesen. ?Zucker-
brat and Peitschel" Die Peitsche - dos waren zwolf Johre Soziolistengesetz
von 1878 bis 1890. Dos Zuckerbrot bestand in diesen lahren in den Erlossen
and Gesetzen zur Einfvhrung der Soziolversicherung. 1 882 Unfailversiche-
rung, 1883 Krankenversicherung, 1889 Invaliden- and Altersversicherung,
1911 folgte die Hinterbliebenenversicherung, 1412 die Angestellten-
versicherung. In einer kaiserlichen Botschoft Wifhelms I. vam 13. November
1881 hiefs es:
dof3 die Heilung der sozialen Schoden nicht ausschlief3lich im Wege
der Repression sozioldemokratischer Ausschreitungen, sondern gleich-
m6f3ig auf dem Wege der positiven Forderung des Wohles der Arbeiter
zu suchen sein wird."
Und in der. Begrundung zum Unfaliversicherungsgesetz: -
,,Die besitzlosen Klassen der Bevolkerung mussen durch erkennbore
direkte Vorteite, wetche ihnen durch gesetzgebende Molnohmen zuteil
werden, dahin gefuhrt werden, den Stoat nicht ols einen lediglich zum
Schulze der bessersituierten Klossen der Geseflschaft erfundene, sondern
ouch als eine ihren Bedvrfnissen and Interessen dienende Institution ouf-
Zufossen."
Die Sozialversicherung wurde ober ouch notwendig, weil die Unterstiifzungs-
Lassen der Gewerkschaften verboten wurden. - Die industrielle Entwickfung
Fuhrte damols schon zu immer groleren gesundheitlichen Schaden fur die
schaffende Bevalkerung. Die Kasten dafur belosteten die Armenkassen. In der
Einleitung zurn Krankenversicherungsgesetz 'Wurde offen ousgesprochen,
worauf es onkom:
,,Es wird darouf hingewiesen, dof3 mit der Einfvhrung der Krankenversiche-
rungspflicht die i ffen?liche Armenpflege entlostet wird. Im Interesse der Er-
haltung der Erwerbsfohigkeit der Arbeiter ist aber ouch die Zwangsversiche-
rung notig, Weil die Armenuntersti tzung zu gering sei and meist erst einsetze,
wvenn alles, was an Ersparnissen, houslicher Einrichtung, Arbeitsgeraten,
Kleidungsstiicken vorhanden ist, fur Krankenpflege and Unterholt der Familie
verbroucht sei."
Hillers Reichsorbeitsminister Seldte kennzeichnete 1936 in seinem Buch ?Die
Sozialpolitik im dritien Reich" these folgendermaBen:
.,An iede Stelle einer Maschine, an der Reibung and Bewegung ist, muf3 Of
geteitet werden, urn Gefahren vorzubeugen. Auch die Organisation eines
Stootes bedarf eines wirksomen Mittels zur Vorbeugung and Verhinderung
von Spannungen and Reibungen. Diese Aufgobe fatlt der Soziotpotitik zu.
Fehit es an einern soichen, so drohen Hei4ftoufen and Gefahren."
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Damit ist die Nazi-Sozialpolitik cis Schmierol fur Hitlers Kriegsmaschine
eindeutig umrissen.
Was als ,Sozialpolitik" gait, war , Mordpolitik", war Vernichtung von Leben
Hitler wollte den Krieg. Er brauchte dazu viele Millionen leistungsfahiger
Menschen - Manner, Frauen, Jugendliche and Kinder.
D e s h a, I b : Gebarpflicht fOr Frauen, Dienstverpflichtung, Arbeitspflicht, Auf-
hebung der Freiziigigkeit, am Schluf3 totale Mobilisierung der Frauen for den
Krieg.
D e s h a I b: Maf3nahmen zur Steigerung der Geburten durch Kinderbeihilfen,
Ehestandsdarlehen, Brauteschulen, Mutter- and Kinderfiirsorge; arztliche Unter-
suchungen waren in erster Linie Musterungen fiir Kriegstauglichkeit, Kur-
verschickungen and Krankenfiirsorge' wurden durchgefiihrt, soweit es sich
lohnte; Alte, Kriippel, Sieche and Geisteskranke wurden als ,Minderwertige"
vielfach ermordet.
Wir sehen also, wie die ,Sozialpolitik" zur Sicherung der Militartauglichkeit
als Mittel zur Niederhaltung der Arbeiterschaft - (,,Zuckerbrot and Peitsche
- Schmierol") - zur Abwalzung der sozialen Lasten auf die arbeitende
Bevolkerung zur Erhaltung der Arbeitskraft and ihres Nachwuchses gerade
soweit, wie sie zur Aufrechterhaltung der Produktion erforderlich waren, in
der Vergangenheit durchgefuhrt wurde.
Diese ,Sozialpolitik" als Bestandteil einer imperialistischen Wirtschafts- and
Staatspolitik hot zum heutigen Massenelend gefiihrt. Je starker die Produk-
tion von Bedarfsgutern, die Gestaltung der Lohne, Preise and alle sozialen
Maf3nahmen zur Versorgung von Arbeitsunfahigen," Alten, Invaliden sowie
die Fursorge fiir Mutter and Kind im Interesse der Werktatigen geregelt
werden, um so geringer werden die sozialen Lasten; d. h. der gesamte Neu-
aufbau unserer Friedenswirtschaft stellt wesentliche Anforderungen an die
Durchfuhrung einer planmaf3igen Sozialpolitik.
Volkes richtete.
Zur Sozialpolitik gehoren folgende Gebiete:
Arbeitsrecht, Arbeitsschutz, Gesundheitswesen, Sozialversicherung, Sozial-
wesen, darunter Jugendfiirsorge (Waisen-, Pflegekinder-, Gefahrdeten-Fiir-
sorge), Fiirsorge fiir Korperbehinderte (Amputierte, Blinde, Taubstumme,
Hirnverletzte), Fiirsorge fur Mutter and Kind, Umsiedler, Heim kehrerfursorge,
Wohnungsfiirsorge.
Im allgemeinen besteht Sozialpofltik in:
1. Erlaf3 von'sozialen Gesetzen and Verordnungen:
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2. betrieblichen Vereinbarungen and Tarifvertragen fiber Lohn- and Arbeits-
bedingungen; Schoffung von sozialen Betriebseinrichtungen out Grund
des Mitbestimmungsrechtes der Betriebsrate;
3. soziolen Maf3nohmen, orgonisiert and durdhgefihrt von Gewerkschaften;
4. Durchfuhrung der Aufgaben des Soziol- and Gesundheitswesens; der
Jugendwohifahrt, des Arbeitsschutzes, der Arbeitsvermittlung;
y. Einrichtungen der Frctuenousschusse wie Nah- and Fiickstuben sowie Unter-
stutzungsma(3nahmen bei Einrichtung von Kinderheimen, Togesstatten u. a.
6. Einrichtungen durch kirchliche Verbande.
Auch die Anwendung soziolpolitischer Gesichtspunkte, z. B. in der Lohn-,
Steuer- and Wohnungspolitik sowie beim Arbeitseinsatz gehort zum Kapitel
Sozialpolitik.
Wir mussen uns immer vor Augen halten, do(3 jede reaktionare Politik
starkere soziole Schaden mit sich bringt and do(3 zur Uberwindung der
Foigen dieser Politik verstarkte sozialpolitische Mafinahmen and damit er-
hohte soziale Ausgaben notwendig sind.
:'ede unsoziale Wirtschaftspolitik, ouch unter angeblich nichtreaktionaren
verhaltnissen, verursacht ahnliche Folgen wie ein often reoktionares Regime.
B e i s p i e I: Verstarkte Rationolisierung ohne entsprechende Arbeitsschutz-
sicherungen dutch Mitbestimmungsrecht der Betriebe fuhrt dazu, daft die
Kluft zwisdhen Gewinnen der Unternehmer and Arbeitslohnen grbf3er wird,
verursacht die Senkung der Kaufkraft der Werktatigen durch Preissteige-
tungen, Lohnobbau, Wirtschoftskrisen and f6hrt zur Massenarbeitslosigkeit.
Soziale Mol3nahmen sind also nicht immer der Ausdruck des sozialen Fort-
schritis, sondern unter entsprechenden Bedingungen Mittel zur Linderung
oilgemeiner Notstande oder zum Ausgleich zwischen den Interessen der
Unternehmer and den elementorsten Interessen des schaffenden Volkes. Sie
dienten in der Nazizeit als Schmierol fur Hitters Kriegsmaschine, zur Festi-
gung der Herrschaft der Grof3unternehmer and der Diktatur des Foschismus.
Noch nie hoben wir in Deutschland vor einer so ungeheuren Not gestagden
wie jetzt als Folge der zwalf Jahre Nozidiktatur and Krieg. Deshalb konnen
wir nicht von vornherein sagen, daft dem Begriff Sozlolpohtik immer ein
wirklich sozialer Chorakter anhaftet. Um so dringender ist es, dab wir jetzt
dafur sorgen, daft otle bei der Schoftung einer fortschritt lichen Demokratie
durchgefuhrten sozialpolitischen Mof3nahmen wirklich dem soziolen Fortschritt
dienen.
Unsere Aufgabe als Sozialpotitiker 1st es abet nicht nur, eine vorhondene
Not zu lindern, sondern die wirtschafllichen and potitischen Bedingungen
dafur zu schaffen, daft auf Grund einer verbesserten soziaiqp Gesamtlage
oiler Werktatigen die Zahl der Hilfsbediirftigen abnimmt and um so mehr
im Einzelfall an sozialen Zuwendungen geleistet werden kann.
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Sozialpolitische Aufgaben der Gegenwart
insbesondere im Interesse der Frou
Unsere vordringlichsten Aufgaben sind:
Neuaufbau der Wirtschaft, lnstandsetzung and Neubau von?.Wohnungen,
Sicherung der Ernahrung, Produktion der notwendigen Gegenstande des
tag.lichen Bedarfs and der Bekleidung, Wiederherstellung eines geordneten
Familienlebens, Fiirsorge fur die Millionen Kruppel, Invaliden, Witwen and
Waisen.
Kampf gegen Seuchen, gegen Vetwahrlosung und. fiir Hebung der
Gesamtmoral. Renten konnen nur an wirklidi Arbeitsunfahige, such Witwen,
gezahit werden. Bei alleinstehenden Miittern mit kleinen Kindern muf3 die
Erwerbsbehinderung Berucksichtigung finden: Entscheidend ist, daf3 die not-
wendige Leistungssteigerung in der Produktion mit einem wirksamen Schutz
der Arbeitskraft in Ubereinstimmung gebracht wird.
Der Fraueniiberschuf3 stellt dos gesamte Volk vor die Aufgabe, die Ver-
teilung'der Arbeit zwischen Mann and Frauvon sozialen and demokratischen
Gesichtspunkten aus zu regeln. Die Frau ist in zahlreichen Fallen ebenso
wie der Mann alleiniger Ernahrer ihrer Kinder, alter Eltern, jiingerer Ge-
schwister, kriegsversehrter Familienmitglieder.
Wirtschaft and Wiederaufbau brauchen die Arbeitskraft der Frau ebenso
notig wie die des Marines.
Der Frau ist deshalb wie dem Mann der Anspruch auf gleiche Berufsaus-
sichten u.nd Fortbildung, Berufswahl and Aufstiegsmoglichkeit zu sichern and
fur gleiche Lefstung der gleiche Lohn zu zahlen. Das Streben muf3 dahin
gehen, daf3 die noch niedrigen Frauenlahne dem Niveau der Mannerlohne
angeglichen werden. Es muf3 mit allem Nachdruck solchen Auffassungen
entgegengetreten werden, die zum Ausdruck bringen, daf3 besonderer
Arbeiterinnenschutz dem Prinzip der Gleichberechtigung widersprache. Do
die Frau neben ihrer Berufsarbeit noch die geseilschaftlichen Aufgaben der
Mutterschaft erfiillt, hat sie aucn A n s p r u c h au f f b e s o n d e r e n
Arbeiterinnen- and Mutterschutz.
Das Recht jeder Frau auf Muiterschutz mu43 gesichert werden
durch einen Arbeiterinnenschutz, der.fiir den weiblichen Organismus be-
sanders schadliche Einwirkungen ousschaltet and den Frauen die Arbeits-
platze sichert, die ihren Fahigkeiten entsprechen. Im allgemeinen muf3 -der
Grundsatz gelten, daf3 schwere korperliche Arbeiten von Mannern zu
leisten sind.
Das V e r b o t d e r N a c h t a r b e i t fur Frauen muf3 eingehalten werden.
Ausnahmen kann dos Arbeitsamt in besonderen Fallen genehmigen, jedoch
ist dafiir die Zustimmung der Gewerkschafien erforderlich.
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Der Schwangeren- and Wochnerinnenschutz ist entsprechend dem gesetz-
lichen Mutterschutz unbedingt einzuhalten:
L Eine werdende Mutter darf nicht beschmffigt werden, wenn nach arzt-
lichem Zeugnis Leben and Gesundheit gefohrdet sind. Sie darf nicht it
korperlich schwerer Arbeit beschnftigt werden, mit Heben and Trage,l
von schweren Losten, mit Arbeiten, bei denen sie schadlichen Einwirkungen
von gesundheitsgefphrdenden Stoffen, wie Strahlen, Staub, Gasen and
Campfen ausgeselzt ist. Beschoftigung im Akkord oder am laufenden
Band ist unzulassig, wenn die durchschnittliche Arbeitsleistung ihre Krafte
iibersteigt.
x`. Sechs Wodten vor der Niederkunft hat jede Schwangere das Recht, die
Arbeit einzustellen. Ein gesetzliches Verbot besteht fur sechs Wochen
nach der Niederkunft; fur stillende Mutter ocht Wochen, nach Fri h-
geburten fur zwolf Wochen.
3. Verbot von Oberstunden and Nacht- sowie Feiertagsorbeit fur werdende
and stitlende Mutter ist gesetzlich festgelegt. Bei Arbeit in der Landwir?-
schaft ist iede Mehrarbeit fiber neun Stunden verboten. Anspruch out
Stiltpausen ohne Lohnausfall besteht bei einer Arbeitszeit von mehr als
viereinhalb Stunden ouf 45 Minuten, bei acht Stunden and mehr auf zwei-
nial 45 Minuten.
Kundigungen wahrend der Schwangerschaft and vier Monate nach der
Niedeikunft di.irfen nichi erfolgen. Do Schwangere oft in Unkenntnis ihrer
Redite dos Beschaftigungsverhaltnis autgeben, muf3 immer wieder darauf
hingewiesen werden, daB die Frauen den Verlauf der Niederkunft ab-
warten solfen. Wenn sie sich beurlauben tossen, bleibt ihnen der An-
spruch out Wochengeld; Idsen sie dos Beschaftigungsverhaltnis, so mi ssen
sie sich se'bst bei der Soziolversicherunrtsstelle weiterversichern. -
5. Der Anspruch out Wochengeld regelt side nach den z. Z. in
den Landern and Provinzen geltenden Leistungen der Sozialversicherunc:.
Die Berliner Versicherungsonstalt gewahrt:
a Schwangerengeld fUr_Versicherte nosh sechs Monaten Versicherungs-
pflicht 50 Prozent des Grundlohnes. sotange die Schwangere infolge
Schwangerschaft nicht in der Loge ist, ohne Gefahrdung fur sich and
dos keimende Leben in ihrem Beruf eine Erwerbstatigkeit auszuvben;
b11 Wochengeid sechs Wochen vor and sechs Wochen noch der Nieder-
kunft - 80 Prozent des Grundlohnes (was etwa dem Nettolohn ent-
snricht). Dieser Anspruch besteht ouch fiir solche Versicherte, die
innerhaib sechs Monaten vor der Niederkunft aus einer versicherungs-
pitichtigen Beschaftigung ausgeschieden sind;
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c) Entbindungskostenbeitrag 25 RM neben Anspruch auf Hebammen-
hilfe, arztliche Behandlung, Arznei and Heilmittel, wean notig Pflege
in einem Krankenhaus oder einer Entbindungsanstalt;
d) Stillgeld von 5 RM wochentlich, solange die Mutter ihr Kind selbst
stillt.
F a m i l i e n- W o c h e n h i I f e wird fur unterhaltsberechtigte Ehegatten,
Kinder and sonstige weibliche Fcimiiienangehorige, die in hauslicher Ge-
meinschaft bei einem Versicherten leben, gewahrt; Bedingung ist, daf3 der
Versicherte in den letzten zwei Jahren vor der Niederkunft mindestens zehn
Monate versichert war. Hebammenh'ilfe, arztliche Hilfe, evil. Krankenhaus
oder Entbindungsheim, Wochengeld 50 Rpf je Tag fur vier Wochen vorund
sechs Wochen nach der Niederkjnft, Entbindungsbeitrag 25 RM, Stillgeld
funf RM wochentlich fur die Dauer der Stillzeit.
Die praktischen sozialpolitischen Aufgaben der Frauenausschusse
1. Mutterschutz'fur Schwangere
and stillende Mutter ist eine wichtige Aufgabe der Frauenausschusse, die
sie in Zusammenarbeit mit den Frauenkommissionen der Betriebe and den
kommunalen Schwa ngeren-Beratu.ngsstelI en sowie den Jugendamtern Ober-
nehmen konnen. -
Es gilt z. B. dafur zu sorgen, daf3die Schwangeren and stillenden Muster von
ihrem Recht auf Beurlaubung Gebraudh machen. Es ist festzustellen, wo
hilfsbedurftige Schwangere sind, denen bei der Beschaffung der Sauglin.gs-
ausstattung, bei UberbrOckung vor: Ernahrungsschwierigkeiten, in Wohnungs-
angelegenheiten usw. geholfen werden muff.
Wir mussen uns dafur einsetzen, data die schwangeren Frauen mindestens
vom funften Monat ab eine hohere Lebensmitteleinstufung erhalten, soweit
sie nicht im Besitz der Arbeiterkate Sind. Sehr wichtig ist die Beratung und-
Unterstutzung der unverheirateten Mutter in Vormundschaftsfragen. Auch bei
der Unterbringung in Entbindungsanstalten and hinsichtlich der Sicherung des
Bezugs von Wochengeldern konnen sich Vertreterinnen unserer Frauen-
ausschusse der Schwangeren annehmen. In Verbindung mit den oben-
genannten Stellen sollten Burch die Frauenausschusse aufklarende and
unterweisende Vortrage fur Schwangere and stil.lende Mutter Ober Saug-
lings- and Kleinkinderpflege and ouch Ober die eigene Korperpflege der
werdenden jungen Mutter stattfinden.
Sehr wichtig ist, daf3 jede Mutter fur Bich and ihre Sauglinge and Kleinkinder
die Mutterberatungsstellen aufsucht. Die Frauenausschusse haben auch die
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Aufgabe, festzustellen, ob die einzelnen Beratungsstellen enisprechend den
zentralen Anweisungen and Vorschriften eingerichtet sind and ihren Zweck
volt and gonz erfuilen. Sehr haufig wird die Hilfe der Frouenausschusse bei der
Einrichtung der BeratungssteUen and bei der Durchf3hrung der Sprech-
stunden von grof3em Nutzen for alle Beteifigten sein. Der Kampf gegen die
S6uglingssterblichkeit'muf3 mit otter Energie durchgefuhrt werden. Ein gonz
wesentliches Mittel zur Erhaltung des Lebens der Kleinstkinder it die
Sicherung der Stilifuhigkeit der Mutter. Eine Reihe von Frauenausschussen
hat z. B. vom Bauernhof an bis zur Ausgobestelle die Menge and Qualita;
der abgelieferten Mitch kontrolliert and dabei in einem Falle itt vierzehn
Tagen die Milchlieferung von 7000 auf 20000 Liter fur einen -kleinen Ort mit
liindlicher lJmgebung gebracht. Je mehr Vollmilch durch Seibsthiife for die
Schwangeren and stillenden Mutter zur Verteitung gebracht werden kann,
je regelm6f3iger die Zuteitung von frischer Mitch fur Sauglinge and Kleinst-
kinder durchgefUhrt wird, um so grof3er wind der Erfotg im Kompf gegen
die Sauglingssterblichkeit sein. Im angegebenen Falie ware noch zu be-
merken, daf3 durch die betreffende Erhohung der Milchablieferung ouch die
Schulkinder von Ober funf Jahren dart jetzt toglich einen halben Liter Mager-
mitch erhatten. Selbstverstandlich sind derartige Mo(3nohmen ouf dem
Lange oder in Stadten mit landiicher Umgebung sehr viel leichter and er-
folgreidser durchzufuhren, Aber bei der Sicherung der Milchablieferung and
Verteitung konnen ouch in grofieren Orten die Frouenousschi sse praktisch
helfend einschreiten.
Die Betreuung der Kinder arbeitender Mutter ist eine sehr dringliche Aufgabe:
1. Die Frouenausschusse mOssen in engster Zusammenarbeit mit Jugend-
und Volksbitdungsomtern dofur sorgen, da13 Kindertagesstatten, Kinder-
heime and eventueli Togespflegesteiien in ousreidrender Zohl geschaffen
werden. Zu diesem Zweck konnen wir darouf dringen, daf3 Laden, Lokale
and eventuell kteine Sale, die nicht volt ausgenutzt werden, zur Ver-
fugung stehen. An den Stadirandern ware ouch die Errichtung wetter-
fester Barodcen zu erwagen. For die Einrichtung kann ouch der Arbeits-
einsatz von Jugendlichen and die Hilfe der Aktion ,Volkssolidaritat" in
Anspruch-genommen werden.
In Verbindung mit den Jugend- and Volksbildungsamtern, Ober ouch aus
den Reihen der Mitarbeiterinnen unserer Frauenausschusse sind geeig-
nete Helferinnen bei der Betreuung von Kindern heranzuziehen, iiberoll
dort, wo Mangel an ousgebitdeten Kindergartnerinnen besteht. Diese
Hetferinnen konnen dem Jugendamt ouch bei der Kontrolle and der Auf-
sicht Ober Kindertogesstotten and Kiriderheime Hilfe leisten and for die
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standige Verbesserung der Einrichungen der Heime und der Bekleidung
der Kinder mitsorgen. Sehr wichtiq ist ouch die enge Verbindung mit den
MOttern, damit die Wunsche und 3eschwerden der Mutter bekannt u'nd
berucksichtigt werden.
2. In Zusammenarbeit mit den Frauenkommissionen der Betriebe soil syste-
matisch durch Umfrage in den Betrieben festgesetllt werden, wo und wie
die Kinder der arbeitenden Mutter untergebracht sind, und welche Hilfe-
Leistung in jedem einzelnen Fall notwendig oder angebracht erscheint.
Zum Beispiel konnten die Mitarbeiterinnen der betrieblichen Frauen-
kommissionen die Adressen aller im Betrieb Beschaftigten (Arbeiter, An-
gestellte usw.) sammeln, deren Kinder wahrend der Arbeitszeit' der Mutter
oder sonstige fur die Pflege des Kindes verantwortlichen Personen gar
nicht cider ungenugend beaufsichtigt sind. Diese Listen konnten dann den
kommunalen Frauenausschussen i bermittelt werden. Mit alien Mitteln
mussen wir, dahingehend wirken, dcil3 fur alle these Kinder wahrend der
Arbeitszeit der fur ihre Erziehung verantwortlichen Erwachserien in jeder
Weise gut gesorgt wird. Es empfiehlt sich unter Umstanden die' so ge-
sammelten Angaben in der Presse und in Versammlungen auszuwerten,
damit die Offentlichkeit auf die so dringende Aufgabe der Fursorge fur
Kinder arbeitender Mutter hingewiesen wird.
Je nach Moglichkeit ware zu erwdgen, ob ein kommunaler Frauenaus-
schuf3 Oder mehrere Frauenausschusse eines Ortes in Zusammenarbeit
Patenschaften fur die Betreuung der Kinder von Arbeiterinnen und An-
gesteliten eines bestimmten Betriebs in ihrem Ort ubeFnehmen konnten.
3. Bei der Beschaffung von Pflegestel?en fur elternlose Kinder, die von den
Jugendamtern aus durchgefuhrt wird, konnen sich die Frauenausschusse
ebenfalls zum besten der Kinder- der Pflegeeltern und der amtlichen
Stellen einschalten. Besonders zu begruf3en ware es zum Beispiel, wenn
die Frauenausschusse verschiedener Gebiete Ober die Kreis- bzw. Landes-
ausschOsse Erfahrungen daruber zusammenstellen warden, wie in den
einzeinen Gebieten die Lage ist.
Es gibt Gegenden, wo zahlreiche elternlose Kinder vorhanden sind, ohne
daB dort ausreichende Pflegestellen gefunden werden konnen. Anderer-
seits besteht in mehreren Orten eine grof3e Nachfrage nach Pflege-
kindern, wo wiederum nicht genugend solcher Kinder untergebracht sind.
Hier einen Austausch zu organisieren, ware eine sehr dankbare Aufgabe
fur die Frauenausschusse.
Ferrier konnen es sich die Frauenausschusse zur Aufgabe machen, den
neuen PfTegeeltern bei der Beschaffung von den notwendigsten Kleidungs-
stucken fur die Kinder behilflich zu sein, gleichzeitig ware es ihnen
mi glich, eine Kontrolle hinsichtiich der Unterbringung und Pflege der
Pflegekinder durchzufuhren.
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4. Eine weitere Form der Betreuung kleinerer und schulpflichtiger Kinder ist
die Bildung von Kindergruppen, und zwar Oberoll dort, wo es nicht
mogtich ist, Kinder in Tagesstaften oder in Pflegestellen unterzubringen.
Auch bier mOl3te dofOr gesorgt werden, doff genugend fahige Helferinneii
oder Kindergartnerinnen sich dieser Kinder onnehmen. Auf Spielplatzen,
in Schulklossen, Jugendheimen Oder anderen Raumen (bei unbestandigern
Wetter oder wahrend der Mahizeiten) kannten donn these Kinder
kurzfristig untergebracht werden. Hr die Beschaffung von Spielgerf ten
oder eventuell ouch fur die Speisung und Bekleidung der Kinder konnte
die ,Volkssolidaritbt" in Anspruch genommen werden.
Ein sehr wichtiges Aufgabengebiet fur die Frauenousschvsse ist ferner
die Mitwirkung und die Oberwachung bei Schulspeisung und Speisungen
in Kindergarten und Kinderheimen. Daf3 mit den zur Verfugung stehenden
Mengen on Lebensmitteln nahrhoft und schrnockhaft gekocbt wird, do13
die Verteitung des Essens gerecht durchgefuhrt wird, daft olle fur diesen
Zweck zur Verfugung stehenden Lebensmittet wirklldi den Kindern zugute
kommen, muf3 Oberall durch die Mitarbeit und die Kontrolle der Frauen-
ausschusse garontiert rein. Do sich der Mongel on ausreichendem Pfiege-
pei sonat in den Kindergarten und -heimen besonders wahrend der Essen-
ausgabe bernerkbor macht, ist ouch bier die Hilfe der Frauenaussdtusse
sehr wunschenswert.
6. Fur die Einrichtung von Erziehungsberoturigsstellen, die in noch vie! star-
kerem Mole und in immer mehr Ortschaften eingerichtet werden mussen,
hat sich bisher die Zusommenarbeit zwischen den lugendamtern und den
Volksbildungsamtern sowie den FrauenousscbOssen sehr bewahrt.
Sehr wichtiq ist die Aufklarung der Erziehungsberechtigten auf padogogi-
schein Gebiet. In Verbindung mit den Sdwlamtern und .lugendamtern
soliten unsere Frouenausschusse immer mehr dozu Obergehen, Ver-
ansialtungen und Versammiungen Ober Fragen der Kindererziehung
durchzufuhren. Gerode die Erfohrungen in Kindertogesstatten und
Sciwlen, die Kenntnis von Fallen der Verwahrlosung konnen bier ous-
gewertet werden. Vor aliem mutate in oftener Aussprache eine sehr enge
Zusammenorbeit zwischen den Eltern und den offentlichen Erziehungs-
eintichtungen erreicht werden.
1 Zur Pftege der Kinderfursorge und zur geistigen und moralischen Be-
treuung der Kinder und Jugendlichen ist die Veranstaltung von Kinder-
festen in den Wohnviertetn, Bezlrken, Ortschoften und auf dem Londe
ein sehr gutes Mittel. Auch bier erwachst den Frouenausschussen eine sehr
donkbare und lobnende Aufgabe.
Die Erfahrungen ouf alien den oben oufgesteilten BetBtigungsgebieten
sind von den Mitarbeiterinnen der Frouenausschusse bereits gesammelt
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worden. Auch hier ware ein Erfahrungsaustausch zwischen den einzelnen
Kreisen and Provinzen sehr zu begri f3en, damit wir unsere Arbeit auf
dem Gebiet der Fi rsorge fur Klein- and Schulkinder immer welter ver-
bessern.
Ill. Erleichterung von Hausarbei der Frauen
H a u s a r..b e its t a g. - Die Anordnung des Kontrollrats fiber Regelung
der Arbeitszeit vom 26. Januar 1946 auf WiedereinfOhrung des Achtstunden-
tages besagt unter Nr. 6, daf3 die Be.=timmungen Ober A.rbeitszeitverki rzung
fur Frauen, Schwerverletzte and minderleistungsfahige Personen vom 22. Ok-
tober 1943 (RABI. I, S. 508) weiterhin in Kraft bleibt. In dieser Verfi gung
heil3t es:
?Frauen mit eigenem Hausstand, :fie wochentlich mindestens 48 Stunden
beschaftigt werden, ist auf ihr Verlangen zur Erledigung hauslicher and
personlicher Angelegenheiten wochentlich eine zusammenhangende Frei-
zeit von mindestens vier Stunden zu gewahren, wenn die Frau an keinem
Vor- oder Nachmittag eines Werktages arbeitsfrei ist and nicht in regel-
maf3igem Wechsel in Fri h- oder Spdtschicht arbeitet; ferner in einem
Zeitraum von vier Wochen mindestens ein Hausarbeitstag (ganz freier
Arbeitstag); fir Frauen mit einern oder mehreren Kindern unter vier-
zehn Jahren in gemeinsamem Han shalt ohne ausreichende Hilfe in einem
Zeitraum von vier Wochen mindestens zwe>i Hausarbeitstage. In der
Woche, in die ein Hausarbeitstag (alit, braucht-die viersti ndige wochent-
liche Freizeit nicht gewahrt zu werden (?2)."
Danach hat die gesetzliche Regelung des.Hausarbeitstages der Frau fiir das
ganze Reich Geltung. Der FDGB trite dafur ein, da13 die Frau, die von ihrem
Recht auf den freien Hausarbeitstag Gebreuch macht, keinen Lohnausfall hot.
Bei der Einrichtung von Hah- and FIickstuben ist dar-
auf Ri cksicht zu nehmen, daft die berufst6tigen Frauen in erster Linie Unter
sti tzung finden durch Herstellung von Berufskleidung, Kindersachen, Aus-
bessern von Kleidung and Wasche sowie Strumpfe stopfen.. Durch enge
verbindung mit den Frauenkommissionen der Betriebe ist eine standige Hilfe
fur die Arbeiterinnen bestimmter Betrkbe durch die Nahstuben zu sichern.
Die Einrichtung von Schusterwerkstatten in gr6f3eren
Betrieben oder Festlegung einzelner S6uhrnacher fir die Reparaturen der
Schuhe von Betriebsangeharigen ist ebenfalls anzustreben.
Einrichtung von Waschei eien oder Aufnahme von Verbindungen
mit Waschereien zur bevorzugten Annahme der Wasche berufstatiger
Frauen.
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Fur alleinstehende Frauen and Mutter soilten Frauenheime geschaffen
werden, wodurch ihnen die Hausarbeit erleichtert and die Gemeinschafts-
versorgung der Frauen, Mutter and Kinder ermaglicht wurde.
IV. Zweckmt ffiger Arbeitseinsatz.
Ein wirksamer Arbeiterinnen- and Mutterschutz mug bei der Arbeitsvermitt-
tung einsetzen. Wohttoser Fraueneinsatz fiir Arbeiten, die zu schwer oder
besonders gesundheiisschadlich sind, kann zu schweren gesundheit lichen
Schaden fuhren. Deshalb ist es notwendig, doff die Arbeitsnmter den Frauen-
arbeitseinsotz unter Mitwirkung von Frauen sinnvoll durchfirhren.
B e i s p i e l B e r I i n. Im Houptamt fur Arbeitseinsatz wurde auf Anregung
des Berliner Haupt-Frauenausschusses ein Frauenreferat geschaffen. Die
Referentin steht in st8ndiger Verbindung mit deco Frauenausschuf3, um alle
nuftauchenden Fragen gemeinsom zu regeln. Die gleiche Zusammenarbeit
besteht fur die Verwottungsbezirke. Houptoufgabe ist, dafi;r zu sorgen, dof3
die Frau den A?beitsptatz erhalt, der ihren Korperkrbften and geistigen
Fahigkeiten entspricht, ferner Beschaffung von. geeigneten Arbeitspt8tzen
and Umschulungsmogtichkeiten. In kleinen Bezirksversammlungen von arbeit-
muchenden Frauen soilen FrouenausschuB and Berufsberaterin die Frau be-
kanntmachen mit neuen Berufsmogtichkeiten and dos Verst ndnis wecken fur
die Notwendigkeit der Arbeitsbereitschaft zum Wiederaufbau.
In Elternversommlungen soil in gleicher Weise dos Verantwortungsbewu8t-
sein der Eltern gefardert werden, demit sie die Notwendigkeit der Berufs-
ousbildung von MBdchen zu neuen Berufen erkennen.
Berufsousbitdung and Arbeitsbeschaffung fur MBdchen and junge Frauen
sind Voraussetzung fur- die Bekimpfung der Prostitution and Verwahrlosung
in ihren verschiedensten Formen.
V. Gefe hrdetenfi rsorge and Bekampfung der Geschtechtskrank-
heiten
Enge Zusammenarbeit mit Jugendamtern, Gesundheits8mtern, Sozialversiche-
iungsonstalten, Kompf gegen jede Form der Reglementierung der Prostitution.
Weitgehende Bekampfung der Geschlechtskrankheiten durch AufklBrung
and unentgeltliche offentliche Beratungs- and Behondlungsstellen fur Ge-
schtechtskranke.
Fursorge fur sittIich gefahrdete g e s c h I e c h t s k r a n k e
F r a u e n, die ohne Famitienonhang. sind, durch Unterbringung in offenen
Heimen and Arbeitsbeschoffung. Die Frauenousschirsse ms ssen die Tatigkeit
soicher Pflegeheime unterstiitzen durch besonders geeignete Frauen, die side
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dos Vertrauen gefahrdeter Frauen and Madchen erwirken in gemeinsamen
Aussprachen, Vorlesungen, kOnstlerischen Darbietungen and Untersttitzung
in bezug auf Ausschmi ckung des Helms, Bi cherbeschaffung, Geschenke der
Nahstuben von Kleidung, Wasthe usw.
VI. Heimkehrer and Umsiedlerfursorge
Die Fursorge fir heimkehrende Kriegsgefangene and Umsiedler erfordert
die tatkraftige Mithilfe der Frauenausschusse in Verbindung mit den zu-
standigen Stellen. Dazu gehort die individuelle Versorgung mit Kleidung,
Ernahrung, Wohnung, Arbeit, verstandnisvolles Eingehen auf die Loge heim-
kehrender Kriegsgefangener, die nichts mehr vorfinden and sich schwer
zurechtfinden. Besondere Fursorge mu13 solchen jugendlichen Kriegsgefan-
genen gewidmet werden, die keine Angehorigen haben; these sind nach
Moglichkeit in Familien unterzubringen, wo der Sohn gefallen ist.
Die Frauenausschusse mi ssen 'sich in Verbindung mit den Sozialamtern ein-
schalten in den sozialen Bahnhofsdienst, in Beratungsstellen fir Heimkehrer
and in Fluchtlingsheimen.
VII. Fursorge fur Alte and Invaliden
Die Alten leiden am meisten unter der schweren wirtschaftlichen Loge, wenn
sie ganz allein stehen; die Zahl der Altersheime ist unzureichend, Aufgabe
der Frauenausschusse 1st es, einen besonderen Kreis von Frauen and Jugend-
lichen zu schaffen, die regelmal3ig hilfsbedOrftige Alte and Invaliden auf-
suchen sowohl in den Heimen wie in den Wohnungen. In Heimen gilt es
. nach dem Rechten zu sehen, aus Zeitungen vorzulesen, durch Vortrage von
Jugendlichen die Alten zu erfreuen. in die Wohnungen sollen Jugendliche
in Begleitung von Frauen gehen, um alleinstehenden Frauen and Mannern
zu helfen, die Wohnung zu saubern, Einkaufe and Wege zu erledigen, Holz
zu beschaffen, ouch vorzulesen usw.
Zusammenfassung
Die sozialpolitische Tatigkeit der Frciuenousschusse? muf3 eine klare Ziel-
setzung haben.
Beseitigung der Folgen der Naziwirtchaft and des Krieges Burch Unter-
siiitzung des Neuaufbaues der Wirtschaft sowie bei ErfOllung sozialpolitischer
Aufgaben. Beseitigung der ideologischen Reste des Nazismus in bezug auf
Minderbewertung der Frau, Unterstutzung der berufstatigen Frau Burch Er-
leichterung ihrer Mutter- and Hausfrouenpflichten. Engste Zusammenarbeit
der Frauenausschusse mit den Stellen, die fur die Durchfihrung verschiedener
Aufgaben der Sozialpolitik zustandig rind.
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Die Frauenausschusse sollen Helfer sein sowohi in der Durchfs hrung alter
soziaipolitischen Aufgaben, sie solfen als Vertretung der Frauen ouf die
i ffentlichen Stellen einwirken, dais berechtigte Forderungen and Beschwerden
Beriicksichtigung finden.
Die Betatigung der Frau ouf sozialpolitischem Gebiet ist zugleich die beste
Schule der Frau zu ihrer Befahigung fur leitende Stellungen in der kommu-
nolen Verwaitung, den Soziol- and Jugendomntern, in den Organen der
Soziolversicherung, des Gesundheitswesens and Arbeitsschutzes. Je enger
die Durchfuhrung der soziolen Aufgoben mit Anregungen, Aufkla'rung and
`Jeranstaitungen auf ideoiogischem and kuiturellem Gebiet verknd pft ist,
um so wirksomer wird die soziale Aktion, and um so besser bereiten side die
Frauen auf grof3ere and verantwortlichere Funktionen vor. Durch die sozial-
politische Tatigkeit wochst die Frau uber dos Aufgabenbereich fur dos eigene
Haus and die eigene Familie heraus zu der Frau, die ouch im offentlichen
Leben daheim ist, die sick domit in den Dienst des Fortschritts and der
Menschlichkeit stelit.
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F R A U E N I N DERJUSTIZ
Von Oberstaatsanwalnin H i I d e B e n j a m i n
Vortragender Rat in der Deutschen Justizverwaltung der Sowjetischen Besatzungszone
Durch Gesetz vom Jahre 1922 war den Frauen die Laufbahn in der Justiz
geoffnet. Die Zahl der Frauen, die sich diesen Berufen zuwandten, stieg nun
zwar langsam, doch blieben die Frauen als Richter and ouch als Rechts-
anwalte eine verschwindende Minderheit_
1932 gab es unter im ganzen 5873 Fichtern and Staatsanwalten. in Preuf3en
drei Landgerichtsrat-innen and acht Amts- and Landrichterinnen; von rund
3500 Assessoren waren 87 Frauen, in ganz Preuf3en gab es 55 Rechts-
anwaltinnen.
Dieses Ergebnis der ersten zehn Jahre, in denen die Frauen zu juristischen
Berufen zugelassen waren, beweist, daf3 die formelle Demokratie allein auch
auf diesem Gebiet noch nicht zur Verwirklichung der von ihr garantierten
Rechte gefi hrt hat. Die entscheidehde Ursache fir die geringe Zahl der
Frauen in den Justizberufen liegt abE r darin, daf3 die Justiz der Weimarer
Republik in der sozialen Zusammensetzung ihres Personalbestandes nicht
hinausgekommen ist fiber die kastenmafiige Begrenzung, die das preuf3isch-
deutsche Richtertum der Kaiserzeit kennzeichnete: Adel, gehobenes Aka--
demiker- and Besitzbi rgertum. Aus diesen Schichten stammten iiberwiegend
die mannlichen Richter. Das waren aber andererseits Kreise, die dern Frauen-
studium, der ,Frauenemanzipation", am langsten ablehnend gegenuber-
standen. ,
Andererseits wurde dos Kastenreservat noch so respektiert, daf3 Frauen aus
anderen Kreisen sich kaum heranwagten, wenn auch das,PreuBische Justiz-
ministerium den weiblichen Juristen keinerlei Schwierigkeiten machte.
In these Situation griff nun radikal der Nationalsozialismus ein: ,Stoatsmann,
Soldat and Richter darf nur der Mann sein." Ohne da6 eine ausdriickliche
Gesetzgebung erfolgte, wurden durch Verwaltungsmaf3nahmen alle Frauen
aus Richterstellen ausgeschaltet and ab 1937 neue Rechtsanwaltinnen nicht
mehr zugelassen.
Auf diesem Erbe bout der heutige Besiand an Juristinnen auf, der Burch
einige Zahlen charakterisiert werden soil: In Berlin gibt es zur Zeit vier
Richterinnen and siebzehn Rechtsanwaltinnen; in Thuringen amtieren sieben
Richterinnen, darunter eine Oberlancescerichtsratin, in Brandenburg gibt es
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c Frei, in Mecklenburg eine Richterin, ouf3erdem hat Thuringen zehn Referen-
darinnen. Von f6nfzehn Berliner Rechtsanwaltinnen, die mir out eine Rund-
frage ontworteien, hoben zehn ihr Assessorexamen erst nach 1933 gemacht.
Warum nun Frauen in die Justiz?
Nicht, um ein ,Frauenrecht" zu machen - sondem um der Frouen willen
and um der Justiz wiHen. Die Justiz soil kein Fremdkarper mehr im Leben
des Volkes sein, sondern sie soil dos gesamte Leben widerspiegein, ouch in
ihrer personellen Zusommensetzung.
U m d e r F r a u e n w i l I e n - um ouch durch Ube?trogung wichtigster
Funktionen des Stoates die Gleichberechtigung ouszudrOcken; um den
Frauen, die war Gericht slehen, die Sicherheit zu geben, dof3 dos Gericht
keine Domane, ms nnlicher ? Uberlegenheit" mehr 1st, sondern daf3 ihnen ouch
dort, ohne Uberheblichkeit, mit gleichem Recht begegnet wird.
U m der J u s t i z w i I I e n - die Justiz leidet gro6en Mangel an anti-
faschistischen, nicht uberalterten Richtern. Sie broucht dringend Nachwuchs -
und dieser Nachwuchs muf3 der Zusammensetzung der Bevolkerung ent-
sprechen, d. h. Frauen mussen dorm wenigstens zu erkennen sein and nicht
durch eine erdruckende mannliche Oberzahl verschwinden. Die Richter mvssen
wissen, wie die Menschen, die var ihnen stehen, leben, and die Menschen
vor ihnen sind zu einem grof3en Teil Frauen. Die Frau, die im Berufsleben
steht, kennt die Sphare des Arbeitslebens, and sie kennt die Sphare der
Frau. Sie' bringt nicht nur personlich eine grof3ere Kenntnis an Totsochen des
Lebens mit, sondern sie wird these Kenntnis den mannlichen Kollegen ver-
mittein, and damit wird dos gonze Rechtsleben zunehmen an Verstandnis
and Kenntnis.
Zwei Einwendungen tauchen dabei ouf:
1. 1st die Frou uberhaupt zum Richter geeignet
Und
2. Wenn die Frau schon ols Richter amtiert, dann doch jedenfalls nur fur die
?weiblichen" Gebiete, Vormundschaftsrecht, Jugendgerichtsbarkeit u. 8....
Die erste Froge widerlegt sich, besser als lurch theoretische Erwagungen
fiber die Eigenart der Frau, durdi die Beweise juristisch richtiger and
menschlich kluger Entscheidungen, die die wenigen Richterinnen vor 1933 and
die jetzt amtierenclen Richterinnen - Akodemikerinnen and - in einigen
l_ondern and Provinzen - ohne Iiochschuivorbildung eingesetzte Frauen
iietroffen haben. Und die Beschrankung out die weiblichen Gebiete? In
einem Artikel vom S. Mai 1946, der sich in dankenswerter Weise mit den
?Frauen auf dem Richterstuhl" befaf3t, wird von einer Berliner Ridhterin aus
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der Zeit vor 1933 berichtet, sie sci sich e i n m a I fehl am Platze vor-
gekommen, and zwar als sie Ober einen Reichswehrsoldaten entscheiden
muf3te, der seinen Feldwebel verprugelt hatte, and sie gezwungen gewesen
war, sich in das militaristische Milieu einzufuhlen. Ist das nun schwerer, als
wenn ein Mann Ober eine Frau zu urteilen hat, die die Abtreibung vor-
genommen hat, der Ober eine Mutter, die unter dem Eindruck and den Nach-
wirkungen der Gjeburt ihr ,uneheliches" Kind umgebracht hat? In welchem
Falle ist das Einfi hlen wohl schwieriger?
Wir konnen naturlich keine besondere Justiz fur Manner and fur Frauen
schaffen; wie wir aber das Zustandigkeitsgebiet der Manner nicht ' ihres
Geschlechts wegen einschranken; genau so wenig wollen wir die Frauen
von vornherein, nur well sie Frauen sind, auf bestimmte Gebiete beschrankt
sehen. Es ist Sache einer verstandnisvollen Personalpolitik der Justizver-
waltungen, die mannlichen and weiblichen Richter nach ihren Fahigkeiten,
aber nicht nach ihrem Geschlecht, an die richtige Stelle zu setzen. Dabei
stehen wir auch hies vor der Frage, wie wir schnell zu dem Ziel kommen,
Frauen in angemessener Zahl in die Justin einzubauen.
Der Nachwuchs,; der zur Zeit Ober das Universitatsstudium kommt, wird einst-
weilen nur zum kleinen Teil aus Frauen bestehen; an der Berliner Universitat
sind unter den Jurastudenten des 4.r-6. Semesters nur 15 Frauen, wie Ober-
haupt der Anteil der Frauen an deg juristischen Fakultaten welt hinter 'dem
an anderen Fakultaten zuruckblesbt: nur etwa 18 Prozent gegenuber
60 Prozent in Berlin 1946.
Daher wird die Losung der Nachwuchsfrage noch nicht von den, Universitaten
aus moglich sein, sondern sie wird, jedenfalls fur die sowjetische Besa zungs-
zone Deutchlands, ihre Losung finden auf dem . Weg Ober die l ichter-
schulen, wo in fortlaufenden Kursen als Antifaschisten bewahrte Manner and
Frauen ohne besondere schulische Voraussetzungen in - etwa, sechs Monaten
so. mit den grundlegenden Satzen des Rechts and seiner Handhabung be-
kannt gemacht werden, daft sie darn als Richter eingesetzt werden konnen.
Es ist selbstverstandlich, daft the Auswahl sorgfaltig erfolgen muB, urn
Menschen heranzuziehen, die Reife wind Erfahrung bereits mitbringen; es ist
welter verstandlich, daf3 die Ausbildung nach sechs Monaten nicht ab-
geschlossen sein kann. Die neuen Richter werden in geeigneter Weise laufend
fortgebildet. Aber nach Absolvierung der Schule and Bestehen der PrOfung
werden these als vollberechtigte Richter eingesetzt.
Auch hier ist die Beteiligung der Frauen noch zu gering - sie Obersteigt
nicht 25 Prozent. Trotzdem ist das Interesse der Frauen sehr rege, and es ist
gerade eine Aufgabe der Frauen-AusschOsse, mit da,fur zu sorgen; da13 diese
Zahl laufend gesteigert wird.
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Dabei sei Hoch eines k?argestellt: ,Volks- and Laienrichter" ist kein new
Beruf, sondem ein auf neuern Ausbildungsweg geschaffener never Richtertyp.
Do jeder Lehrgang nur etwa 30 bis 35 Schuler aufnimmt, besteht ouch keine
Moglichkeit, in Massen solche Frauen, die aus irgendwelchen Grunden einen
neuen Beruf suchen miissen, aufzunehmen. Diese Kurse sollen eine Auswahl
der besten and geeignetsten Krafte dorstellen. Voraussetzung fur die Auf-
.aohme 1st die Befi rwortung des Sch:lers dutch eine der antifaschistisehen
?'arteien, Zugehi rigkeit zu einer Partei ist jedoch nicht Bedingung - eine
porteilose Frau, die dutch ihre Arbeit (im Frouenausschui3 z. B.) ihre Eignung
unter Beweis gestellt hot, so daf3 eine Partei die politische Verantwortung fur
to iibernehmen kann, kann naturlich ohne weiteres zugelassen werden,
An Vorbildung wird nur abgesch?ossene Volk sschuibildung verlangt - wobei
die Schuler bevorzugt werden, die ihr Interesse and ihre Fahigkeit zur geisti-
gen Arbeit bereits dadurch bewiesen haben, daB sie ihre Bildung durchBesuch
on Fachschulen, Volkshochschulen usw. ausgebaut hoben. Dos Alter der
Sd.u'er 1st auf 25 bis 45 Jahre festgelegt.
Eine zweite Moglichkeit, Frauen in die Rechtspfiege einzuscholten, 1st ihre
Berufung zum Amt cis Schoffin oder Geschworene. Hier hoben die Frauen-
Ausschiisse die besondere Aufgabe; daf6r zu sorgen, daB bei der jahrlichen
Aufstellung der Listen der Schoffen and Geschworenen Frauen in ange-
:nessener Zahl beriicksichtigt werden. Es moB mit Hilfe der Frauen-Ausschusse
ouch dafi r gesorgt werden, daf3 these Frauen ouch sine gewisse Schulung
enhalten, die ihnen bei der T6tigkeit einen Halt, Sidterheit and Selbstver-
*rauen gibt, so dab sie imstande sired, ihre Ansicht ouch gegeniaber dem Vor-
sitzenden Oder dem mann?ihnen Mitschoffen uberzeugend zu vertreten. In
personlicher Minsidht werden an die Wahl als Schoffin oder Geschworene
keine weiteren Voraussetzungen gestellt als die Vollendung des 30. Lebens-
;ahres, keine kriminellen Strafen, zweijahriger Wohnsitz in der Gemeinde.
Zur Arbeit der Frou in der Justiz gehart ouch die Tatigkeit der Rechtsanwaitin.
Ich sagte schon oben, daB wir in Berlin neben vier Richterinnen siebzehn
Rechtsanwa?tinnen haben gegenriber 600 Redntsanwalten. Ich weiB ous meiner
eigenen anwottlichen Erfahrung ous der Zeit vor 1933, da13 eine Rec hts-
anwdltin keineswegs eine ,weibliche" Praxis hot - data sie genou soviel,
wens nicht nods meter mannliche als weibliche Mandanten mit rein ,sochlic hen"
Fallen hat. Aber andererseils wissen wir ouch, dof3 in der i berwiegenden
Mehrzahl die rechtsuchenden Frauen, wenn sie vor die Frage gestellt werden,
such lieber von einer Frau als von einem Mann vertreten lessen.
Diesen Bestand von siebzehn Rechtsonwoltinnen gegen0ber vier Richterinnen
in Berlin verdanken wit allerdings ouch der Nazizeit. Auf eine L)mfrage, die
icn bei den Berliner Rechtsonwaltinnen mochte, haben mir 15 geontwortet.
Dnraus ergibt such, daB nur zwei von ihnen vor 1933 Richterinnen woren. Sie
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sind, als sie aus ihrer Richterstel!lunct entfernt wurden, zur Anwaltschaft fiber-
gegangen and wollen nun nicht nocn einmal umsatteln. Zwei waren vor 1933
schon Rechtsanwalte. Vier von ihne,i haben das Assessor-Examen nach 1933
gemacht and sind sofort zur Anwaltschaft gegangen, da sie die negativen
Aussichten bez0glich der Stellung der Frauen als Richter erkannten, sie wollen
nun auch Anwalte bleiben. Sieben haben aber das Assessor-Examen erst
mach 1937 gemacht and wurden nicht mehr zur Anwaltschaft zugelassen. Sie
sind in verwandten Tatigkeiten Steuerberatung, in . der Industrie, oder
wahrend des Krieges als Anwaltsvertreter tatig gewesen and nun zur Anwalt-
schaft gekomrtren.
Keine von ihnen hat - and dos scheint mir charakteristisch dafur zu sein,
wie noch die Ideologie der vergangenen Zeit nachwirkt - nach dem Zusam-
menbruch des Hitlerregimes auch ;fur den Gedanken gehabt, Richter zu
werden, sondern alle haben sich aus den verschiedensten sachlichen and
personlichen Griinden fir die Anwaltschaft entschieden.
Weiblicher Nachwuchs fur die Anwaltschaft scheint mir fur die nachsten Jahre
nicht nennenswert zu erwarten zu sein. Er kann - abgesehen von den
wenigen bereits ausgebildeten Referendarinnen - nur von der Universitat
kommen. Wenn auch die Zulassunq der Schuler der Richterschulen zur An-
waltschaft wahrscheinlich unter gewsssen Voraussetzungen erfolgen wird, so
jedenfalls doch erst in einigen Jahren, wenn die Richternot behoben ist -
denn ,fur die nachste Zeit werden sie eben als R i c h t e r gebraucht, and
dafur sind die Schulen in ihrer gegenwartigen Form zunachst eingerichtet.
Die Frauen-Ausschiisse mogen, um venigstens nach Moglichkeit alle rec'T t-
such.enden Frauen: an einen weiblichen Anwalt weisen zu konnen, Verbindung
aufnehmen mit den Rechtsanwaltinnen des Bezirks oder der Stadt.
Eine Frage mochte ich noch streifen, das ist die Tatigkeit der Frauen im so-
genannten mittleren Justizdienst, ak Registratoren, Sekretare, Inspektoren,
Rechtspfleger. Hier findenwirFrauen bisher durchweg nur a Is Stenotypistinnen.
wahrend die gehobeneren Stellen des mittleren Dienstes nur ganz vereinzelt
von Frauen besetzt sind. Auch hiercruf ist unser Augenmerk zu richten. Es
handelt sich darum, daf3 auch hier einer gewissen Zahl- von Fraueh ein
Arbeitsgebiet eroffnet werden kann, dos auf3erordentlich wichtig ist. Dos
Vertrauen des Volkes zum Gericht h ingt zum groBten Teil davon ab, wie
ihm von den Beamten in den Amtsstuben begegnet wird. Wir glauben, daB
ouch an diesen Stellen die Frau eine wertvolle Arbeit leisten kann.
Dazu kommt eines: Solange zwar einzelne Frauen in den gehobenen
4tellungen als Richter and Staatsanwalte tatig sind, der ganze mittlere
Aufbau der Justiz jedoch i berwiegend von Mannern gestellt wird, ist eine
wirkliche Durchsetzung des Justizapparates mit Frauen nicht erreicht; die
Frauen in den Spitzenstellungen bleiben Einzelerscheinungen, auf die man
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hinweisi zum Beweis dafi r, daf3 die Gleichberedstigung der Frau besteht.
Aber dos ist ja nicht dos, was wir woliene namlich daf3 die Frau an jedem
Platz in der Justiz eine Selbstverstr ndlichkeit ist.
Wenn es den haven vielfach nosh an Mut fehlt, sich an veraniwortriche
Aufgoben heranzutrauen, so ist dos besonders naheliegend auf einem
Gebiet, von dem den haven nun jahrhundertelang eingeredet warden ist,
daf3 es eine ,Miinnersoche" sel, ihnen Mut zu machen and Kenntnisse zu
>ermittein soli Aufgabe fur uns atte sein, die wir schon in dieser Arbeit stehen!
! Monuskript einas Reterats, dos frau Oberstoolsonwcifin Hilde Ben)omin am 14.5.1946 in
tier ?Tribune der Frou", dam erweitamen Hauptfrouenausschub, Berlin, hielt.)
=.Herousgegeben von der Abteilung Frouenoussd+usse bei der Qeulsehen Verwotlung furYolks-
biidunq in der sowielisCen Sesolzungszone. - Sendhoft)
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5nx1-HUM
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Darmbakterien in der Schelde an and verursachen Ausfluf3. Alle Entztin-
dungen der Unterleibsorgane, Geschwulstbildung and Verlagerung verur-
sachen Ausfluf3. Frauen mit schwachem Unterleib neigen bei einfachen
Erkaltungen, schon bei kalten Fiif3en, zu Ausfluf3. Das beste Vorbeugungs-
mittel sind in diesen Fallen Warme, warme Strumpfe and warme Schliipfer.
Ausfluf3 soil man nicht von sich ous mit alien moglichen wahllos angepriese-
nen Mitteln bekampfen, sondern soil damit zum Arzt gehen, um erst einmal
die Ursache feststellen zu lassen.
Braunlicher oder rotlicher Ausfluf3 1st immer verdachtig fur ein beginnendes
Gewachs und-sollte sofort zum Arzt fuhren.
Eitriger Ausfluf3, besonders wenn er etwas gru"nlich-gelblich ist, laf3t den
Verdacht auf eine Trippererkrankung zu and verlangt schnellstens eine
mehrfache bakteriologische Untersuchung.
Wahrend des Heilungsprozesses von langdauernden EierstocksentzOndun-
gen tritt meist auch Ausfluf3 auf, der aber dann nicht beunruhigend ist.
2. Was versteht man unter efner EierstocksentzUndung?
Eine ,EierstocksentzOndung" 1st meist eine Entziindung der gesamten Gebar-
mutteranhange, d. h. der Eileiter, der Eierstocke and des umgebenden
Bindegewebes. Infolge einer aufsteigenden Erkrankung, haufig als Spat-
folge efner Gonorrhoe, tritt eine eitrige Entziindung im Eileiter auf. Der
Eileiter schwillt an, fi lit sich mit Eiter and wird auf3erordentiich schmerzhaft.
Die Schmerzen strahlen in den Ruckeh aus. Es konnen starke and lang-
dauernde Blutungen dabei auftreten.
Wird eine solche EntzOndung rechtzeitig erkannt and energisch beharidelt,
so kann sie restlos ausgeheilt werden. Der Eileiter kann sich vollstandig
erholen and durchgangig bleiben. Werden die Schmerzen, was leider
meistens der Fall ist, zuerst ignoriert, so geht die Entziindung welter, ver-
ursa-cht Fieber, schwere Eiterungen and kann zu BauchfellentzOndung
fuhren. Es konnen sich hier Geschwiilste, sogenannte Adnextumoren,
bilden, die nur Behr langsam zuri ckgehen, ja in vielen Fallen operativ ent-
fernt werden mOssen.
Ist eine Operation nicht notwendig, so bleibt, wenn der Eileiter verklebt 1st,
doch als Folge haufig eine Sterilitat bestehen.
Als Ursachen fur solche Eierstocksentziindungen kommen in Frage starke
Durchkaltungen, Geschlechtskrankheiten - besonders die Gonorrhoe
(Tripper) - and gelegentlich andere EntzOndungsformen, z. B. kann eine
ni'Ghtbeachtete BlinddarmentzOndung ebenso wie eine chronische Stuhlver-
stopfung eine EileiterentzOndung gewissermaf3en durch Ansteckung hervor-
rufen. Korperliche Oberanstrengungen werden zwar als solche keine Ent-
zOndungen hervorrufen, konnen dieselben aber vorbereiten heifen oder
stark verschlimmern.
A-MY
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Unsachgemat3 -durchgefuhrte Schwangerschoftsunterbrechungen haben
haufig gefihrliche Entzundungen der Unterteibsorgane zur Folge, die im
schlimmsten Fall zu einer allgerneinen Infektion der Blutbohn (Sepsis) and
sogar zum Tode fuhren ki nnen.
3. Was tue Ich, wens der Arzt eine salche EntzUndung
festgesteilt hat?
Vor alien Dingen 1st genaue Befolgung der arztlichen Ratschla`ge erfor-
derlich.
Erstens: Absolute Enthaltsamkeit; ouch von Alkohol, scharfen Gewurzen
and dergleichen.
Zweitens: Ruhe, Vermeiden von starken Bewegungen, Tanzen, Radfahren,
Schwimmen usw.
Drittens wird haufig Beltruhe verordnet werden. In den Anfangsstadien
Eisbeutel oder kalte Umschlage, spater Warme in jeder Form, Lichtborgel,
Kurzwellen, Wicket, Bader usw.
Spezielle Medikamente sind kaum erforderlich, soweit nicht die bei ent-
ziindlichen Erkrankungen angewandten Mittel vom Arzt verschrieben
werden.
Dos Wichtigste 11st Bettruhe, domit die Organe die Mogiichkeit haben, auszu-
heilen. Besteht chronische Stuhlverstopfung, so ist fur Darmentleerung zu
sorgen.
Ist eine Unterieibsentzandung verschleppt and haben sick schon Geschwulste
gebildet, so ntu13 der Arzt entscbeiden, ob noch eine Moglichkeit besteht,
mit konservativen Mafinahmen, wie Ruhe and Badern, zvm Ziele zu kommen,
oder' ob eine Operation vorgenommen werden mut3.
1st eine solche Unterleibsentzundung abgekiungen and die Frau hot den
Wunsch, Kinder zu bekommen, so kann man eine Eileiterdurchbiasung pro-
bieren. Man konn dodurch unter Umstanden Verwachsungen und Ver-
klebungen iosen. Zu diagnostischen Zwecken wird man hier ouch gelegent-
1ich eine Rontgenuntersuchung vornehmen.
Endlich besteht noch die Moglichkeit, durch eine Operation Abhilfe zu
schaffen, jedoch 1st der Erfolg nicht in alien fallen richer.
4. Kann man elne Elerstocksentztlndung mil elner
BilnddarmentzUndung verwechsetn?
!a, dos kommt vat'. Schmerzen, die in der rechten Unterbouchseite auf-
treten, brauchen nicht immer vom Bllnddarm zu kommen. Ste ki nnen ouch
durch eine Eierstocks- oder eine Nierenbeckenentzandung bedingt sein.
GroBe Eierstocksgeschwulste haben ouch schon Beschwerden hervor-
gerufen, die mit Gotten- and Nierenerkrankungen verwechselt wurden.
Desholb soft man keine eigene Diagnose stelien, sondern immer eine genaue
Untersuchung durch den Arzt veranlassen.
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Bei einer Blinddarmentzundung wird der Arzt moglichst schnell operieren,
bei einer akuten Eierstocksentzundung wird or der Krankheit auf andere
Weise begegnen.
5. Was fUr Geschwillste gibt es?
Unter Geschwiilsten (Tumoren) verstehen wir im allgemeinen Gewachs
bildungen gutartigen oder bosartiggen Charakters, deren Ursache nicht
immer klar ist. Geschwulste treten besonders hauflg an den Eierstocken
Und der Gebarmutter auf. Die Eierstocksgeschwulste sind meist blase'n-
artige Gebilde (Zysten), die Flussigkeit enthalten, eine erhebliche Grof3e er-
reichen konnen und operativ entferrt werden mussen. i
In der Gebarmutter selbst konnen durch Muskelwucherung Myome ent-
stehen. Die Ursachen, aus welchen die eine Gebarmutter myomatos ent-
artet und- die andere nicht, haben wir noch nicht erkannt. Myome sind
an sich gutartige Geschwulste, d. h. sie bedeuten keine unmittelbare
Lebensgefahr. Sie konnen aber sehr starke Beschwerden durch Blutungen
hervorrufen, die meist in Form von verlangerten und schwer stillbaren
Periodenblutungen auftreten. Durch ihre Gri lie konnen sie einen' empflnd-
lichen Druck auf Blase und Dorm ausuben. Sie konnen eingeklemmt werden
zwischen Blase und Darin. Sie konnen starke Ruckenschmerzen verursachen
und bei einer Schwangerschaft je noch Gro6e Komplikationen her'beifiihren,
ja, sie konnen sogar, wenn sie stark wuchern, eine Schwangerschaft vor-
tauschen. Myome wird man, solanqe sie keine Beschwerden machen, nur
beobachten. Erst wenn sie eine gewisse Gr8f3e erreicht haben, * starke
Blutungen oder sonstige Unbequemlichkeiten verursachen, ist eine Operation
vorzunehmen. In vereinzelten Fallen kann man Kier auch mit Rontgen- oder
Radiumstrahlen behandeln.
Im allgemeinen ist die Strahlenbehandlung be! Myomen nicht Behr ratsam,
.well Burch die Strahlen die Eierstocke zersti rt werden, die ja neben ihrer
Funktion als Eierzeuger ouch noch die Aufgabe einer Druse mit innerer
Sekretion - (d. h. eine fur den gesamten Stoffwechsel wichtige Funktion)
haben. Bel einer Operation des Myoms konnen die Eierstocke erhalten
bleiben, so daf3 keine vorzeitigen Wechselerscheinungen auftreten; doch
kann die betreffende Frau keine Kinder mehr bekommen.
6. Was 1st Krebs?
Die bosartige Form der Geschwulst ist der K r e b s (Carcinom), der sich als
Unterleibskrebs in den meisten Fallen in der Gebarmutter, seltener an ande-
ren Stellen der inneren und auf3eren Geschlechtsorgane, wie z. B. ouch der
Brust, ansiedelt und, sofern ihm nicht Einhalt geboten wird, unaufhaltsam zur
Zerstorung des Korpers beitragt. _
Die Kunst desArztes liegt darin, den Krebs rechtzeitig zu erkennen.
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Man hatte beabsichtigt, cite Frauen Ober 40 Jahre jahrtich einer gynokolo-
gischen Untersuchung zuzufiihren, um beginnende bosortige Geschwi lste,
besonders an den verborgenen Stelten des Karpers, rechtzeitig. zu erkennen.
Es kann nicht oft genug hervorgehoben werden: K r e b s i s t h e i I b a r,
wenn er rechtzeitig grOndtich behandelt wird. Solche Reihenuntersuchun-
gen werden vielleicht einmat kommen. Es Iiiegt aber im Interesse jeder
Frau Ober 40 Jahre, sich in gewissen Abstanden frauenarztlich untersuchen
zu lassen.
DAngend erforderlkh 1st eine sotche Untersuchung, wenn unregelmaf3ige
'odes Zwisthenblutungen auftreten, wenn ein ubelriechender, dickfti ssiger
oder blutig-wasseriger Ausflu3 besteht Oder wean sich nosh voltstandigem
Aufhoren der Periode in haherem Alter Blutungen einstetten.
Sehr haufig kann der Arzt nicht mit einer einfachen Sprechstundenunter-
suchung entscheiden, ob Krebs vorliegt Oder nicht, sondern er wird darauf
drangen, eine Ausschabung der Gebarmuttersduleimhaut zu machen, urn
dutch mikroskopische Untersuchung die Diagnose zu klaren.
Eine sokhe Ausschabung ist kein grof3er Eingriff and schafft eine ganz
groie Beruhigung. Auf cite Falle aber wind durch die Ausschabung er-
krankte Schteimhout beseitigt and die Periode, deren Unregelmaf3igkeit
vorher zurn Arzt fsihrte, wird in den meisten Fatten wieder regelmaf3ig and
ertraglich.
Der Brustkrebs entsteht als klelner harter Knoten entweder in der Tiefe
des Gewebes Oder dicht unter der Haut. Der Knoten vergrof3ert sick,
klelne Knatthen treten in seiner Nachbarschaft auf. Der Krebs verbreitet
sich durch die tymphgef6f3e. Entzundungen and gutartige Geschwitlste
kannen elnem Krebs sehr ahnlich sein. Die Unterscheidung kann nur ein
Arzt treffen, der fruhzeitig aufgesucht werden muf3.
In fruheren Johren hat man besonders auf schnefte Gewichtsvertuste als
einen Krebsverdochtmoment hingewiesen. Heute sind Gewichtsverluste zu
verbreitet, cis daf3 man dabei immer an Krebs zu denken brauchte. Trotz-
dern konnen ouch sie einen Anhaltspunkt fur die Krebsdiagnose bieten.
7. 1st Krebs hellbar?
Jo, ein rechtzeitig erkannter Krebs ist heilbar. Es 1st deshatb notwendig,
im Verdachtsfatt sofort zum Arzt zu gehen.
8. Kann ratan Krebs mittels 1tbntgenstrahlen feststellen?
Nein, man kann dutch Rantgenstrahlen Immer nun eine Schattenbildung
erzielen, man kann also Veranderungen an den Knochen Oder im Lungen-
gewebe erkennen, man kann ouch einen Fremdkorper, wie z. B. einen Gra-
notsptitter feststellen and lokalisieren, ober schon bei einer Mogen- and
Darmuntersuchung muf3 der Patient einen Kontrostbrei, der rnetatlhaltig ist,
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50X1-HUM
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z
W
SCHRIFTEN
zZ"I ZUR IDEOLOGISCHEN UND
KULTURELLEN ARBEIT DER
FRAUENAUSSCHUSSE
NORMALE UND KRANKHAFTE
VORGANOE IM FRAUENKORPER
HEFT 3 PREIS RM 0,40
V O L K U N D W I S S E N
V E R L A G S G M B H H - B E R L I N / LEI P Z I G
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st, itNr. ISDC5 ? Preis RM 0.40 ? (zed,uckI in der Drudcerei Georg Fischer & Co., Bar; in SW68
,hrr ounas-Nr. A-20126
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SCHRIFTEN
ZUR IDEOLOGISCHEN UND
KULTURELLEN ARBEIT DER
FRAUENAUSSCHUSSE
H e r a u s g e g e b e n v o n d e r A b t e i I u n g F r a u e n a u s s c h u s s e
b e l d e r D e u t s c h e n Z e n t r a l v e r w a l t u n g f u r V o l k s b i l d u n g
In der Sowjetischen Besatzungszone I
NORMALE UND KRANKHAFTE
VORGANGE IM FRAUENKORPER
V
VOLK UND WISSEN VERLAGS GMBH ? BERLIN/LEIPZIG
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I N H A L T S V E R Z E I C H N I S
1. NORMALE VORGKNGE IM FRAU1NKiRPER
1. Wfe kommt die Menstruation zustand.l .......................... 4
2. Warum madhr die Periods BasdswardenI .......................... 4
3, Win, habe ldh midh bel der Menstruation zu verhalten t .................. 5
4. Was hot as zu bedoulen, wenn die Menstruation fangere Pelf ausblsibt, ohne do8
.inn, Schwangerschaff sintrilt l ................................ 5
5. Win verhalle ich olds baf unra3.im$Bigen and zu starken BlutungenI ........ 6
6. Win kommi mine Srhwangersdtaft zustand?t ........................ 6
7. Woran erkannt man mine Schwangerichaftt ......................... 6
8. Win, varhalle icrmich in der Sdtwangersdtafli ...................... 7
9. Was bedsuten Blutungen in der Schwangersdiaft? .................... 7
10. Was versteht man untsr miner Bouchhiihlensdtwangersdhoft! .............. 8
11. Was Fair Folgen hat die Sthwangersdhaftsunterbrochung t ................ 8
12. Warden Infolge des sctledtten Ernahrungsrustandes der Mutter besonders sdawdch-
tirhe Kinder gaboren I . .... ................................ 9
13. 5011 mina Frau stilisnI ....................... .............. 10
14. Will sail man sich im Wodtanb,tt verhaltan t ........ .. ....... ...... 10
11. KRANKHAPTE: VORGXNGE IM FRAUENKURPIR
1. Woher kommt AuzRue1 ...................... .. .... . .. . 10
2. Was versteht man untar miner Eierslodcentzundung t ............ .. .. ... 11
3. Was tun idh, wenn der Arzt mine solche Entz0ndung fmstgaitetlt hott . . . .. . . . . 12
4. Kann man mina Eierstodienizandung mit minor Blinddormentzvndung verwachseln t 12
5. Was fur Gasdtw0lsto gibt.st ................................ 13
6. Was 15t Krebs! ......................................... 13
7. lit Krebs hailbar. ............ ........................... 14
8. Kann man Krebs mittels Rontgenstrahten taststellenI ... , . .............. 14
9. Was verst?ht man unlor minor Veriagerung t ........................ 15
10. Wodurch ontsteht sins, Gebarmuttersenkung 1 ............ .......... 16
11. H5ngl Schwindefgetuhl and Nachtschwei$ bei minor Funfzigjohrigen, die nfdht mehr
menstruiert, mit der Wactsolzeit zusammenI ....................... 16
Ill. GESCI4LICHTSKRANKMEITIN
1. Was versteht men unter minor Gesdtiedstskrankheitt Woher sind die Geschledtts-
krankheiten gekommen'N ................................... 18
2. Welch. Farman der Geschledstskronkheiton gibt eel .. ................. 18
3. Auf welch, Wels. kann sine Gesdttedttskrankheit etworben wardent ......... 20
4. Sind Gesthlsrhtskrankheiten erblic l ...... . ..................... 20
5. Was the ids, wenn ich glaube angestedit iv saint ..................... 21
6. Sind Gesdtledhtikrankheiton heilborl ............................ 21
7. Wis warden G.sdhledttskrankheft.n behandaft! ..................... 21
8. Kann ids ausgeheilt wardenl ................................. 22
9. Win long, dauert die Behandiungi ............................. Z
10. Win, ist as m8glidh, daB sine Frau, die lids im Anidilu6 an linen verdarhtigen Ge-
sdhlerhtsverkehr untenuchen lieB uad negativ war, sills spacer dads all krank erwies N 23
11. Welch. Folgsn hot man boi miner nicht ousgeheiiten Geschlechtakrankheit zu be-
furchten t .................... ............. ........... 24
12. Wie verh5tet man Geschlechtskrankh.itenI ... . .................. 24
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V ? R YY ? R I
Die folgenden Ausfiihrungen sind als Wissensquelle fur alle
Mitarbeiterinnen der Frauenausschusse gedacht, die Bich mit
Gesundheitsfragen beschaftigen. Sie sollen aufklaren and bei
der Bekampfung and Vorbeugung von Krankheiten helfen,
besonders aber als Unterlage fur die allgemeinen Beratungs-
stunden and fiir Diskussions?- and Vortragsabende bei den
FrauenausschOssen dienen. Es wird nicht immer moglich sein,
eine Arztin, Schwester oder sonstige Medizinalperson zur Be-
antwortung der ouftauchenden Probleme heranzuziehen; so
haben wir Fragen, die uns am haufigsten gestelit werden, ge-
sammelt and kurze Antworten dazu gegeben.
Ein grof3er TO der Frauen - and zwar handelt es sich hier
meistens um die energischsten and selbstlosesten - hat die
Eigenschaft, auf den eigenen Gesundheitszustand wenig
zu achten. Es ist ja ganz gut, einen Schmerz nicht zu
beachten, aber eine gewisse Harte darf nicht zur Gefahr
werden. Nicht nur die eigene Gesundheit; ouch die Gesund-
heit der Umgebung, der Mitarbeiterinnen, ist von Wert and
Wichtigkeit. Die Frouen sollen wissen, wann sie arztliche Hilfe
in Anspruch nehmen bzw. dazu raten mOssen.
Deshalb soil in den nachfolgenden Seiten gezeigt werden, wie
man Erkrankungen verhuten oder sie mit einfachen Mitteln
lindern kann and wann man geschulte Hilfe in Anspruch zu
nehmen hat.
Es sind zwei Gebiete. die Kier behandelt werden sollen: Die
Geschlechtskrankheiten und die Frauenkrankheiten, and ouch
these nur in grof3en Umrissen; denn es kann Ober jedes dieser
Gebiete nur dos Wesentliche gesagt werden.
BERLIN ? IM DEZEMBER 1946
DR. ANNE -MARIE D URAND -WEVER
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1. NORMALE VORGANGE fM FRAUENKU PER
1. Wife kommt die Menstruation zustande?
Um these Froge zu klaren, missen zunochst einige onatomische Kenntnisse
vermitielt werden.
Wir unterscheiden &uBere and inhere Geschlechtsteile. Die inneren befinden
sick in der Beckenh6hle, die au 3eren liegen in and vor dean Schambogen.
Zu den auBeren Geschlechtsteiien geh6ren bei der Frau ouch die Briiste.
Die inneren weiblichen Geschlechtsorgane bestehen aus dem Scheidenrohr,
der in dieses einmiindenden Gebarmutter, den Eileitern and den Elersti cken.
Die Gebarmutter ist ein hohler, dickwondiger Muskel etwo von der Form
einer plattgedrudcten Birne, dessen Hoisteil nach unten in die Scheide hinein-
rogt. Der Gebarmutterkarper ist an zwei breiten Sehnenbandern, die seit-
lich zu den Beckenwanden geherl, beweglich aufgehangt. Der Hohlraum
der Gebarmutter is[ dreieckig. Er geht unten in den Gebarmutterhaiskanal
and oben rechts and links in die Eileiter Ober. Die Eileiter sind etwa blei-
sliftdicke Rohre, die sick, trichterfflrm g erweitert, frei in die Bouchhohle
?iffnen and deren Enden von fingerartigen, beweglichen Klappen umgeben
Sind. Neben den Enden der Eileiter liegt je ein Eierstock. Die Eileiterenden
umgreifen die Eierst6cke, and bei der Abstofung eines Eies, die monotlich
erfolgt, wird dasselbe aufgefangen and lurch den Eileiter in die Gebar-
mutter weitergeleitet. Alle vier Wochen bereitet die Gebarmutter eine be-
sondere Schleimhout vor, die als Belt fur dos aufzunehmende Ei dienen soil.
Tritt eine Befruchtung ein, d. h. ist mannlicher Somen eingedrungen, der sich
mit dem weiblichen Ei vereinigt hot, so siedelt such dos Ei in diesem vorbe-
reiteten Belt on. Ist keine Befruchtung eingetreten, so wird dos Ei mitsomt
der vorbereiteten Schleimhaut ausgestof3en. Hierbei entsteht eine Blutung.
Diesen Vorgong nennen wir Menstruation, Periode oder Regel.
?. Warum macht die Periode Bescfswerden?
tdormolerweise treten bei der Periode GefOhle Ieichten Unwohlseins auf, do
die Gebc rrnutter wehenartige Bewegungen macht, urn die Schieimhaut
abzustoBen. Auch geringe Rucken- and Bauchschmerzen konnen noch als
normale Vorg6nge gerechnet werden. Bei gonz gesunden Frauen tritt die
Periode regelmafiig olle 28 Toge auf and douert 3--4 Tage. Es gibt ober,
ohne kronkhoft zu sein, ouch Abweichungen, regelmaf3ige kOrzere oder
Icngere Zwischenraume and eine etwas longer ausgedehnte Blutung. Treten
sehr starke Beschwerden auf, trifft die Periode in unregelmaBigen Abstanden
c ,.:n, oiler dehnen sich die Blutungen Ober 5 Tage aus and sind mit erheb-
tichem Blutverlust verbunden, so liegen St?rungen vor, die hOufig leicht zu
heheben sind, wenn eine orztliche - mogtichst facharztliche - Behandlung
erfolgt.
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3. Wile habe ich mich bell der Menstruation zu verhaiten?
Bel ganz jungen Madchen wahrend der ersten 1-2 Jahre nach Beginn der
Periode halte ich eine gro6tm6gliche Schonung fir ratsam. Jedenfalls ist
jede Teilnahme an Turnen, Sport, Schwimmen, Motorradfahren, anstrengen-
den Ausflugen und schwerer k8rperlicher Arbeit zu vermeiden. Auch sollen
die jungen Madchen dazu angehalten werden, Darm und Blase regelmaf3ig
zu entleeren, damit keine Stauungen entstehen. Im Berufsleben ist eine
absolute Schonung nicht m8glich, doch sollen ouch hier Turnen und Sport
eingeschrankt bzw. vermieden werden, und unter keinen Umstcinden darf eine
'offentliche Badeanstalt besucht werden. Auch Warmbader sind in diesen
Tagen nicht ratsam.
Tagliches Waschen der Geschlechtsteile, wenn m8glich mit warmem
Wasser, ist ouch wahrend der Periode durchzufi hren. Erhitzende Speisen,
scharfe Gewi rze und vor ?allem Alkohol konnen schadlich wirken. Die
weitverbreitete Sitte, wahrend der Periode keine frische Wasche anzuziehen,
beruht auf Aberglauben.
Der Geschlechtsverkehr verbietet sick von selbst.
Aus jahrelanger arztlicher Erfahrung habe ich den Eindruck gewonnen, daft
Madchen, die wahrend ihrer Entwicklungszeit an den kritischen Tagen beson-
ders geschont worden sind, spater sehr viel weniger Beschwerden haben ais
soiche, Qof die man keinerlei Ri cksicht nahm.
Fi hlt sick eine Frau besonders unwohl wahrend der Periode und treten
Schmerzen auf, kann ein heifer Fliedertee oder ein warmer trockener Bauch-
umschlag Linderung bringen.
Es empfiehit sich, da8 jede Frau immner weif3, wann ihre Regel bevorsteht.
Starkere Menstruationsbeschwerden gehoren in die arztliche Sprechstunde.
4. Was but es zu bedeuten, wean die Menstruation IFingere Zeit
ausbleibt, ohne dai3 eine Schwangerschaft eintritt?
Eine soiche langdauernde Periodenstorung haben wir schon im ersten Welt-
krieg beobachtet. Man hat sie damals mit Kriegsamenorrhoe (Amenorrhoe
heiBt Mangel an Blutung) bezeichnet. Auch in diesem Kriege haben wir
Arzte derartige Storungen gesehen - besonders haufig aber seit Schluf3
des Krieges -, und manchen Fallen Standen wir machtlos gegeni ber.
Es kann sich hier nicht nur urn konperliche, sondern ouch um seelische Aus-
wirkungen handein. Das ganze weibliche Geschlechtsleben ist weitgehend
durch die Psyche (Seele) beeinfluf3t. Jede Frau wird aus ihrer eigenen Er-
fahrung hierfi r Beispiele nennen konrien.
Die letzten Kampfhandlungen am Ende dieses Krieges haben manchen
-Schock und tiefgreifende Storungen verursoc,t. Dazu kamen eiweif3arme
Ernahrung, Vitaminmangel, korperiiche und seelische Erschopfung. Beson-
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ders h6uflg litten weibliche KZ- und Zuchlhoushditlinge unter Menstruations-
storungen infolge v6llig unzureichender Ernahrung bet schwerster korper?
ocher Arbeit.
Mit Hiife von Hormonpraporaten, Vitaminzufuhren und, soweit es moglich
war, besserer Ernahrung und bei W iederaufnohme eines geregelten Lebens
sind die meisten dieser Stdrungen wieder zuruckgegangen. Einzelne hart-
nackige Falle sind immer noch vorhonden, und ab und zu tritt ein vorzeitiges
Kl:imokterium (Wechsel Ohre) ouf.
5. Wile verhaite ich mich bet unregeimdOlgen und zu starken
Blutungen?
Dos Gegenteil von der Amenorrhoe ist die zu starke Periodenbiutung. Sie
deutet immer ouf einen kronkhaften Zustand hin. In alien derartigen FOllen
it eine 6rzttiche Untersuchung erforderlich. Der Arzt wird dann vielfach
die Ursache der Unregeimafiigkeit feststelien und Mof3nahmen treffen, die
entweder auf dem Wege der Behandlung, der Bestrahiung oder durch
eine oftmals harmlose Operation die unregelmaf3igen Blutungen beheben.
Auch sehr schmerzhafte Periodenblutungen verlangen dos Eingreifen des
Arztes. Es kann sich pier urn rein mechanische Stdrungen hondein, ein zu
eager Gebarmutterhals, unterentwickette Geschlechtsorgane und dergteichen
konnen die Ursache sein. Hier kann mit kleinsten Eingriffen oft wirksam
geholfen werden.
6. We kommt eine Schwangerschaft zustande?
Durch dos Zusammentreffen von mannlichem Somen mit weiblichem Ei, ein
Vorgang, den wir Empfangnis bzw. Befruchtung nennen.
7. Woran erkennt man die Schwangerschaft?
Eine Schwangerschaft soft sich normaterweise nicht anders als dutch dos
Ausbleiben der Periode bemerkbor machen. Manche Frouen nehmen an,
E,rbrechen, Schwindel, Obetkeit, ja sogor Ohnmochten geharen zum Bild
einer normolen Schwangerschaft. Dos ist nicht der Fall, und die gesunde
Frau ous primitiven Yolkern hat keine derartigen Beschwerden, und ouch
viele Frouen bei uns kennen these ?rscheinungen wenig. Wir wissen aber,
wenn soiche Beschwerden auftreten, liegen ihnen im aligemeinen beheb-
bare Ursachen wie Vitaminmonget, Kaikmongel, Oberanstrengung, Blutarmut
zugrunde. In den meisten Fallen kann der Ant oder die Hebamme der
Schwangeren durch Ratschl8ge und einfache Yerordnungen Erieichterungen
vcrschaffen. Darnit Stdrungen oder Schadigungen beseitigt werden konnen,
ist es-ratsarn, daf3 Bich eine Frau wahrend der Schwangerschaft etwa alle
vier Wochen von dem Arzt ihres Vertrauens oder ihrer Hebamme oder in
einer Schwangerenberotungsstelle untersuchen Iaf3t. Aber s i e s o I I s i c h
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wirklich an den Arzt ode r die Hebamme wenden u
nicht nur an die Nachbarin, wobei nicht bestriiten werden soll, daf3 eine
altere Frau, die selbst eine Anzahl Kinder gehabt hat, oft eine gute and
tiichtige Ratgeberin sein kann.
8. Wie verhalte ich mich in der Schwangerschaft?
Moglichst normal. Solange keine Beschwerden auftreten, kann man seiner
gewohnten Taligkeit einschlief3lich elwaigen Radfahrens oder andern Sports
nachgehen, jedoch ist dringend davon abzuraten, einen neuen Sport auf-
zunehmen oder zu erlernen. Tagliche Ganzwaschungen des Ki rpers, beson-
dere Pflege der Zahne, rind ratsam. Die Briiste Sind taglich kalt abzu-
waschen, jedoch nicht mit Biirste oder Spiriius zu bearbeiien. Die Brust-
warze kann man einmal am Tag mit warmem Wasser and Seife sorgfciltig
waschen and dann elwas einfetten. Das Tragen von schweren Gegenstan-
den, das Recken, wie z. B. beim Aufhangen von Wasche tiuf hoher Leine,
this plotzliche Anheben von Koffern and dergleichen, ki nnen sich durch die
erhohte Blutzufuhr zu den Unterleibsorganen schddlich auswirken; beson-
ders zu warnen ist vor Mptorradfahren. Bei der Verpflegung soil man be-
sonderen Wert auf vitamin- and kalkreiche kbst' legen and taglich etwas
Rohes genief. en. Nikotin, Alkohol, starker Kaffee and dergleichen Sind zu
vermeiden. Die Kleidung sei luftdurchlassig, warm and nirgends ein-
schnurend, nach Mi glichkeit aber auch gefallig and den Zustand etwas ver-
deckend. Wahrend der letzten 2--3 Monate vor der zu erwartenden
Niederkunft soll jeder eheliche Verkehr unterbleiben wegen der damit ver-
bundenen erhi hten Infektionsgefahr_
9. Was bedeuten Blutungen in der Schwangerschaft?
Eine Blutung in der Schwangerschaft 1st immer ein Warnungszeichen. Hier
Sind absolute Ruhe and sofortige Arbeitseinstellung geboten. Eine sofortige
arztliche Untersuchung ist erforderlich, um zu entscheiden, ob eine Fehl-
geburt droht oder schon eingetreten ist, oder ob gar eine Eileiterschwanger-
schaft voriiegt. Besteht eine Fehlgeburt, so wird sie, urn unnotigen Blut-
verlust and aufsteigende Entziindunggen zu vermeiden, am besten in einer
Klinik oder im Krankenhause beendet werden. Ob ein Eingriff erforderlich
ist, oder ob man der Natur die Ausstof3ung der Frucht iiberlassen kann,
muf3 von Fall zu Fall durch den Arzt entschieden werden.
Aber Bettruhe ist unbedingt'erforderlich. Die arztliche Erfahrung lehrt, daf3
in solchen Fallen klinische Behandlung veranlaBt werden sollte.
Eine Blutung, die in spateren Schwangerschaftsmonaten eintritt, zeigt auch
Gefahren an. Hier kann der Mutterkuchen zu nah am Gebarmutterausgang
liegen and eine vorzeitige Ablosung des Mutterkuchens die Ursache rein.
Auch hier muf3 der Arzt sofort gerufen werden.
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10. Was versteht man unter elner ,Bau hhbhlenschwangerschaft"?
Eine Bauchhohlenschwangerschaft ist sine Schwangerschaft, die sich ouf3er-
halb der Gebarmutte? angesiedelt hat. In den meisten Fallen handelt es
sich jedoch urn eine Eileiterschwangerschaft, wahrend die eigentliche Bauch-
hohtenschwangerschoft, die Ansiedlung des Eies in der freien Bauchhohle,
c uf3erst selten 1st.
Nun kommt es vor, daf3 aus irgendeinem Grunde eine Befruchtung schon im
Eileiter eintritt and dos Ei anstatt in der ausdehnungsfahigen G+ebarmutter
in, Eileiter selbst haften bleibt. Wenn es nun anfangt zu wachsen and im
zweiten bis dritten Schwangerschaftsmonot schon eine rechf ansehnliche
Gr6f3e erreicht, kann sich der Eileiter nicht mehr genugend dehnen and zer-
reif3t. Hierdurch entstehen Blutungen in die Bauchh?hte, die lebensgefahr-
lich sind, wenn nicht schleunigst operative Hiffe gebracht wird.
Die Operation besteht dorm, daf3 der Blutungsherd gefaf3t and abgebunden
and die befollene Tube (Eileiter) rnitsomt dem Fruchtkflrper entfernt werden.
Die Gefahr einer Bouchhohtenschwangerschaft ist besonders graf3, wenn die
junge Frou'friiher einmat eine Eierstock- oder Eileiterentzundung durch-
gemacht hat. Die Eiteiterschwangcrschaft festzystetlen, ist zunachst Behr
schwer. Wegen der grof3errLebensgefahr fur die Schwangere ist es abet
ni tig, sie rechtzeitig zu erkennen.
Wenn z. B. die Regel ausgeblieben ist, Bonn unvermutet mit geringer Blutung
wieder einsetzt and auGer den bekannten Beschwerden wehenahnliche,
kolikartige Schmerzen im tJnte?leib auftreten, so deutet dos dorauf hin, daB
schleunigst ein Arzt aufgesucht werden muf3. Wenn Schwindel, Ohnmacht,
schwerer Verfall snit Pulslosigkeit eintritt, dann kann der Arzt gar nicht
schnell genug gerufen werden; erforderlich ist in solchen Fallen der urn-
gehende Transport (maglichst durch Krankenwagen) in dos nachste Kronken-
haus oder die nachste Klinik, wo die Operation sofort vorgenornmen wird.
Durch Kochsalzzufuhr and Bluttransfusion wird nach einer solchen Opera-
tion der Blutverlust ousgeglichen.
Eine geplatzte Eileiterschwangerschaft bedeutet allerhochste Lebensgefahr,
schon aus diesern Grunde sollte sich jede junge Frau bei Beginn einer
5chwangerschaft and ouch weiterhin in regetmabigen Abstanden 5rztlich
untersuchen Lassen.
11. Was fur Folgen hat die Schwangerschaftsunterbrechung?
Im ersten Jahre noch Kriegsende kamen viele Fehlgeburten (Aborte) ,vor,
gewollte and ungewollte. Vielleicht war in manchen Fallen der weibtiche
Korper, der in den vergongenen Jahren so unerharte Belastungen seelischer
and korperlicher Art ertragen muBte, nicht imstande, ?ein zweites Leben
mitzuernahren. Es fehite ouch in vielen Fallen der Witte zum Kind. Erfreu-
licherweise 1st in den letzten Monaten bereits ein Ansteigen der Geburten-
ziffer festzustellen.
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In den meisten Fallen werden sick Mann and Frau In 1=2 Jahren to welt
erholt haben, da13 sie gesunden Kindern dos Leben schenken konnen. Bit
dahin werden sich ouch unsere Lebensverhaltnisse "und unsere Ernahrungs-
lage so gebessert haben konnen, data man eine Zukunft fur die Kinder sieht.
Eine Schwan gerschaftsunterbrechung 1st nach ? 218 StGB gesetzlich ver-
boten, es sei denn, daf3 die Gesundheit der Mutter ernstlich gefahrdet 1st.
,Nun 1st eine Schwangerschaftsunterbrechung im.mer ein Eingriff in den nor-
malen Ablauf des Lebens and geht nicht ohne Schadigung des mutterlichen
K6rpers einher. Selbst von geschulter Seite and unter guten klinischen
Verhaltnissen ausgefuhrt, konnen nach Schwan gerschaftsunterbrechungen
Komplikationen auftreten, die dauernde Schadigungen, ja,sogar den Tod
verursachen konnen. Noch welt bedrohlicher aber fur die Gesundheit and
dos Leben der Frau sind Eingriffe, die unsachgema6 and, durch Selbsthilfe
vorgenommen werden. Sie fuhren zu Siechtum, and niemals besteht die
Gewahr, daf3 nach einem solchen Eingriff nochmals ein Kind ausgetragen
werden kann.
Man soil also eine Schwan gerschaftsunterbrechung nur Bann, and zwar von
einem Arzt vornehmen lassen, wenn ein ernster Grund dazu vorliegt.
Da wir uns darOber kiar sind, daf3 verantwortungsbewuf3te Menschen nicht
wahllos Kinder in die Welt setzen, wurde schon vor Jahrzehnten die Inter-
nationale Geburtenregelungsbewegung Ins Leben gerufen. Es handelt sich
Babel urn den Gedanken, daf3 ein Mensckenpaar, insbesondere die kunftige
Mutter, ein Recht haben soil, zu entscheiden, wann sie ihre Kinder haben
will. Diesem Zweck soil Schwangerschaftsverhutung dienen. Sckwanger-
schaftsunferbrechung als Mittel zur Geburfenverhinderung mu6 im Prinzip
abgelehnt werden. Es ist zur Zeit sehr schwierig, schwa ngerschaftsvertfutende
Mittel zu bekommen, well die von dem Hitlerregime verbotene Produktion
von Verhutungsmitteln noch nicht in ausreichendem Maf3e in Gang gebracht
werden konnte. Do aber die Herstellung solcher Mittel von der Deutschen
Verwaltung fur dos Ges8ndheitswesen and der Abteilung Frauenausschusse
bei der Deutschen Verwaltung fur Volksbildung in der sowjetischen Be-
satzungszone dringend gefordert wird, 1st zu erwarten, data in nicht allzu
ferner Zeit mit der Aufklarung Ober ihre Anwendung and der sachgemaf3en
Verbreitung Burch Ehe- and Sexuolberatungsstellen begonnen werden kann.
12. Werden Infolge des schlechten Erndhrungszustandes der Mutter
besonders schwfichliche Kinder geboren?
Nein. Die Kinder eetwickeln sich immer auf Kasten der Mutter and sind
ouch heute kraftig, rosig and ausgetragen, wenn sie geboren werden. Aber
wir erleben nicht einmal besonders schwachliche Mutter. Die Schwanger-
schaft ist doch wohl ein so naturgegebener Zustand, da6 die Frau in ihr
aufbluht and im allgemeinen nicht besonders geschwacht wird. Die Lebens-
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mlttelzulogen fOf Schwangere helfen mlt, die Ern5hrung der werdenden
Mutter zu verbessern. Wesentiich 1st ouch die Totsache, dab zusatzliche
Lebensmittel wahrend der Stillzeit weitergegeben warden, so dab ouch bier
dos haute Magliche an Hilfe gebrocht wird.
13. Sall eine Fran sullen?
Jede Mutter sollte ihr Kind stillen. Es ist in enter Linie fur dos Kind wichtig,
data es gestillt wird, well die Muttermilch fur den Saugling die Nahrung in
der richtigen Zusammensetzung enthalt and Schutzstoffe ubermittelt, die
dem Brusikind eine erhOhte Widerstandskraft gegenuber Krankheiten gibs,
wichtig ober ouch fur die Frau selbst, deren Muskulatur sich dutch
die zwischen Bruit- and Unterleibsorganen bestehende Wechselwirkung
besser zurudcbildet. AuCerdem entsteht ein starkeres Zusammengeharig-
keitsgefiihl zwischen Mutter and Kind lurch dos tagliiche mehrmolige An-
legen. In der Regel soil fiinfmal am Tage ongelegt werden; eine lange
Nachtpouse von 8 Stunden 1st sowohl fur die Mutter wie fur dos Kind
vorteilhaft.
14. WIe soil man sich Im Wochenbett verhalten?
Wahrend des Wochenbetts soil die Frau nach Mogllchkeit vor alien
schweren Arbeiten and korperlichen Anstrengungen bewahrt bleiben. Die
Riickbildung der Gebarmutter dauert 8-13 Wochen. Wahrend dieser Zeit
ist eine gewisse Schonung zweckmaBig. Wahrend der ersten 7 Tage wird
von den moisten Arzten Bettruhe empfohlen werden, wenngleich frbhere
Aufstehversuche nicht schadlich sind. Der WochenfluB, der mit der lang-
samen Zusammenziehung der Gebarmutter zusommenhangt, dauert etwa
6 Wochen. and hot einen chorakteristischen Geruch. Blutbeimengungen,
die nach 10 Tagen noch vorhanden sind, deuten auf eine innere Ver-
tetzung hin and machen as ratsam, den Ant zu konsultieren. Eheliche Be-
zighun9en sollten nicht vor Ablauf von 6--8 Wochen wieder aufgenommen
werden. Ein Wickeln des Unterleibs gibt ein'angenehmes Gefuhl von
Festigkeit and tragt zur Wiederherstellvng der normolen Karperformen bel.
Autlere Waschungen sind taglich erforderllch, Spiilungen sind nut auf
arztliche Anordnung durchzufbhren. Fur regelmaBige Stuhlentleerung ist
Sorge zu tragen.
It. KRANKHAFTE VORGXHGE IM FRAVENKORPER
1. Woher kommt AusfluB?
Ausftu& kann die verschiedensten Ursachen haben. -Es, gibt einen harm-
losen Wei6flu6, der bel blutarmen jungen Madchen vorkommt. Im olige-
ineinen ist Ausflu6 auf eine Verunreinigung der Scheide zuruckzufiihren,
die bei Frauen leicht dutch unsachgemaCe Reinigung noch Stuhlgong and
von chronischer Verstopfung herr6hren kann. In diesen Fallen siedeln rich
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schiucken. Dieser Brei Milt dann die Hohlraume des Magens and Darmes
aus and aus dem entstehenden &chatten stelit der Arzt 'seine Diagno'se.
Gerat der Brei z. B. in ein Organ, wie, den Wurmfortsatz (Blinddarm) nicht
hinein, so schlief3t man daraus, daft dieser Teil verstopft and krank ist, and
entschlief3t sich daraufhin zur Operation.
Um eine 'Rontgenaufnahme der Unterleibsorgane zu machen, z. B. zur Fest-
stellung der Durchgangigkeit der Eileiter (Tuben), mu6 eine metallhaltige
bzw. schattengebende Flussigkeit in die Gebarmutter eingespritzt werden,
die sich dann nach aufwarts in die Tuben verstromt. Sind die Tuben durch-
gi3ngig, so flnden wir nachher Tropfchen in der Bauchhohle, Sind sie nicht
durchgangig, so bleibt die ganze Menge in Gebarmutterhohle and Tuben
liegen.
Eine Rontgenaufnahme wird gelegentlich ouch In der Schwangerschaft
gemacht, wenn man sich nicht dariiber kiar ist, ob von seiten des Beckens
Komplikationen zu erwarten sind, oder wenn man wissen will ob eine Mehr-
lingsgeburt zu erwarten Ist. Eine soiche Rontgenuntersvchung kommt nur
In den letzten Schwangerschaftsmonaten in Frage.
Was nun den Krebs betrifft, so behandelt man zwar Krebs mit Rontgen-
strahien and man diagnostiziert ouch verschiedene Formen des Krebses,
wie z. B. den Mogen- oder Darmkrebs durch Rontgenuntersuchung, aber bei
Unterleibskrebs sind wir auf die mikroskopische, Untersuchung nach einer
Ausschabung angewiesen. Sie ist sicherer and zuverlassiger als jede
andere Form der Untersuchung and bildet die Grundlage fur die.Behand-
lung and Heilung beim Unterleibskrebs.
9. Was versteht man unter einer Verlagerung?
Im allgemeinen iliegt die Gebarmutter mit ihrem oberen Tell, dem Gebar-
mptterkorper and dem Gebarmuttergrund, etwas nach vorne geneigt, so-
zusagen auf der Blase. Bel etwa einem Drittel aller Frauen 1st sie aber"nach
h nten verlagert and ruht dabei auf dem Darm. Wodurch das bedingt ist,
wissen wir nicht genau. , Es wird vermutet, daf3 die bei Frauen sehr haufige
Angewohnheit der iiberfullten Blase hier ursachlich beteiiigt ist. Solange
die Gebarmutter beweglich 1st, d. h. solange sie ihre Ldge dem veranderten
Fullungszustand von Blase and Darm anpa6t, entstehen keine Beschwerden,
sei sie nun im ganzen mehr nach vorne oder mehr nach hinten gelagert.
Wenn aber eine Unbeweglichkeit eintritt, d. h. sich der nach hinten ver-
lagerte Gebarmutterkorper nicht mehr von selbst hebt wenn der Darm gefiillt
1st, so konnen ROckenschmerzen and andere Reizerscheinungen auftreten.
Es kommt ouch vor, daf3 die Gebarmutter infolge ihrer faischen Lage den
mannlichen Samen nicht aufnimmt, wodurch eine Form von Sterilitat ent-
steht. Auf3etdem wird durch these Verlagerung hauflg em iastiger Ausfluf3
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verursacht. Beschwerden, die durch eine verlagerte Gebarmulter hervor-
gerufen werden, namlich Ruckenschmerzen, Stuhlverstopfung, Ausfluf3 and
Kinderlosigkeit, konnen den Arzt zur Operation veronlassen.
TO. Wodurch entsteht elne Sebf?rmuttersenkung?
Es gibt viele Frauen, die eine schwache Muskulatur haben. Bei besonderer
Ersdaloffung der Scheidenwondungen and der Mutterbander haben die
Unterleibsorgane der Frau die Tendenz, durch ihre eigene Schwere nach
unten zu sinken. So kennen wir Magensenkungen, Nierensenkungen, Schei-
densenkungen and Geb?irmuttersenkungen. Die letztere kann sick so stark
entwickeln, daf3 die GebormuUer ganz aus der Scheide heraustritt. Dies
nennt man Vorfall (Prolaps). Wir sehen in der heutigen Zeit bei der alige-
meinen Entkreftung, storken Abnaagerung and Oberanstrengung der Frauen
haufrg derartige Senkungen and Vorfaile. Hier kann vorubergehend durch
Einlage eines Ringes and Anmessen eines gutsitzenden Leibchens, meistens
aber nur durch sine Operation, geholfen werden, zurnal in vielen Fallen
ein nach einer Entbindung vernachlossigter DammriB dos Einsetzen sines
passenden Ringes unmaglich macht.
Die Operation wird, wean sie wirksam sein soil, im ailgemeinen In zwei
Phasen ausgefvhrt. Dabel wird erstens der Scheideneingang verengt and
zweitens werden die Mutterbander verkiirzt.
Die Houptursochen fur Scheiden- and GebSrmuttersenkungen and Vorf$ile
sind schlecht abgewartete Wochenbette and schlecht verheilte Dammrisse.
Man kann dieses sehr unangenehme Leiden in vielen Fallen vermeiden, wenn
die Frau sich noch der Geburt vorschriftsmaf3ig verhalt. Vorfalle gibt es
selten bei Frauen, die nicht geboren haben. Um einem Vorfall_ vorzubeugen,
kann man beckenkrcaftigende Llbungen machen. Am besten 160t man sich
derartige Gymnastikubungen durch den Arzt oder eine Gymnastiklehrerin
zeigen; ober man kann ouch selbstondig durch Hochziehen des Becken-
bodens, wie mean z. B. unwillkiirlich tut, wenn man Urin zurvckholten will,
Beckenboden and Bauchmuskulatur kraftigen. Schwimmen and Wandern
rind ebenfails Bewegungen, die den Unterleib kraftigen. Hingegen sollen
nach Entbindungen etwa wahrend 6-8 Wochen and wahrend der Men-
struation schweres Heben and Tragen vermieden werden.
11. Htingt Schwindelgefi}hl and Nachtschwel$ be[ elner FUnfzlg-
jUhrigen, die nicht mehr menstrulert, mit der Wechseizelt zu-
sammen?
Jo, es ist anzunehmen. Die Wechself Ohre konnen moncherlei Beschwerden
machen, wenn ich ouch den Eindruck habe, da13 sie im Ganzen besser sind
uls ihr Ruf.
Ich habe die Erfahrung gemocht, dof3 Wechseljahrbeschwerden ,;u einem
grof3en Teil seelisch bedingt sind, 'besonders bei nidrtarbeitenden Frauen,
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d.adurch hervorgerufen, daf3 fur zahirekhe Frauen etwa zu Beginn dieser
Zeit ihre eigentliche Aufgabe als Frau and Mutter beendet ist. Die Kinder
haben dos Elternhaus verlassen, and die Frau, die ohne' eigenen Beruf and
ohne Arbeit 1st, fOhlt sich nicht ausgefOllt; sie hat Zeit and MuBe, sich mit
dem eigenen Korper zu beschaftigen. Heute, wo wir alle arbeiten mussen,
hi rt der Arzt viel weniger Klagen Ober Wechseljahrbeschwerden als fruher.
Immerhin gibt es echte Stirungen, and jede Krankheit, zu der eine Veran-
lagung im Korper ruht, kann um diese Zeit aktiv werden and starkers
Beschwerden hervorrufen.
.Die bekanntesten - Wechseljahrbeschwerden sind Hitzewallungen, Nacht-
schweii3e, Schwindel- and Ohnmachtsgefiihle. Diese sind hervorgerufen
Burch den Ausfall der im Biute kreisenden Hormone, wie sie die Eierstocke
seit der Zeit der Pubertat absonderten.
Aber auch andere Krankheifen wie Gicht, Rheuma, Zucker, Nervenleiden,
auch geistige Erkrankungen konnen, wenn die Veraniagung dazu besteht,
jetzt aufflackern. Die Korperform kann sich so verandern, daB entweder
Magerkeit oder Fettsucht auftritt. Die Haare werden grau and verlieren
ihren Glanz, sogar die Stimme kann sich andern. Eine der qualendsten Er-
scheinungen ist Jucken an der Scheide. -
Gegen die krankhaften Erscheinungen, die- in den Wechseljahren auftreten
konnen, aber nicht auftreten mussen, kann der, Arzt heute mit Hormonen
vorgehen. Vor allem wird man these Erscheinungen mit einfachen hygie-
nischen Maf3nahmen, wie ki hlen Badern, Trockenbi rsten, Turnen and vitamin-
reicher Kost bekampfen. Wichtiger als wiles andere 1st, wie Oberhaupt im
Leben, die Selbstdisziplin, das Sichnichtgehenlassen, seinem Korper zwar die
notwendige Beachtung zu schenken, aber wenn geklart ist, daB nichts Ernst-
haftes voriiegt, die kleinen Stirungen niche zu beachten. Dann kommen wir
'gut Burch-die Wechseljahre.
III. GESCHLECHTSKRANKHEITEN
Wahrend des Krieges and in den Monaten'self Kriegsende haben die Ge-
schiechtskrankheiten stark zugenommen. Nach den Unterlagen einer Ber-
liner Beratungsstelle fur Geschlechtskranke sind von 100 geschlechtskranken
Frauen: 35 zwischen 15 and 20 Jahre, 54 zwischen 20 and 30 Jahre and 11
Ober 30 Jahre alt.
Der hohe Prozentsatz Jugendlicher ist besonders erschreckend, denn es
handelt sich dabei um Menschen, die noch nicht Obersehen konnen, was
sie tun.
Die Folgen der ?Erziehung" im Dritten Reich, mangeindes Wissen, Fehlen
des einen Elternteils, enges Zusammenlehen, Kalte and Raumnot in den
Wohnungen,,schlechte Beispiele, Sehnsucht nach menschiicher Warme and
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Freundschaft, der Wunsch, die elgene Ernahrung and die der Familie auf-
zubessem oder sich Genul3mittel zu verschaf-fen, kurz, die Kriegsfolgen
in der einen oder anderen Form sind Grande, die junge Menschen dazu
bringen kannen, ihre Gesundheit leichtfertiig zu gefbhrden.
Es 1st unsere Pflicht, dozy beizutragen, daf3 in der Bevolkerung dos Verant-
wortungsgefahl gegenuber deco elgenen Karper gefestigt wird. Wir wollen
den Frauen and Madchen, die bisher nicht auf dem richtigen Wege waren,
mit Verstandnis and nicht mit Verachtung begegnen.
Dos Wissen um eine Gefahr gibt die Maglichkeit, sae zu bekampfen.
1. Was versteht man uneer Geschlechtskrankhelt?
Woher And die Geschlechtskrankhelten gekommen?
Eine Geschlechtskrankheit ist eine Krankheit, die in der Mehrzahl der Folio
durch den Geschlechtsverkehr aberfrogen wird. Woher die Geschlechts-
krankheiten ursprunglich stammen, ist heute noch unbekannt. Schon von den
beruhmten grichischen Arzten Hippokrates, Galen and Celsus werden Ge-
schwi re an den Geschlechtsteilen beschrieben, ouch in den Dichtungen der
Romer sollen sick Hinweise auf Trippererkrankungen finden. Von einigen
Autoren wird behouptet, - dof3 die Geschlechtskrankheit~ zuerst nach den
Kreuzzagen welfare Ausbreitung in Nordeuropa, besonders in Deutschland
fond. Eine Welle von syphilitischen Erkronkungen ging nach der Entdeckung
Amerikas im Jahre 1492 durch Europa, die Krankheit wurde domals als,,Fran-
zosen-Krankheit" bezeichnet. Seither ist sie in den Kulturlandern nie wieder
zum Stilistand gekommen and besonders durch Fetdzuge welter verbreitet
warden.
Nach jedem Kriege hot man eine Zunahme dieser Krankheiten beobachtet and
hot ihrer Weiteryerbreitung ziemlich hliflos gegenuber gestanden. Nach demi
ersten Weltkrieg stelite man bei often Nationen, deren junge Manner am
Kriege teilgenommen hatten, eine Zunohme der Ansteckungen fest. Die
Manner brachten die Krankheiten helm and steckten die Frouen on. So 1st
es ouch nach diesem Kriege.
Oberatt in der Welt gibt es gef&llige Frouen, die sich der Kontrolle zu
entziehen Wissen. Gefahrtich sind insbesondere die Menschen mit hauftg
wechsetndem Geschlechtsverkehr, Frauen sowohi wie Manner, denn die
Krankheiten haben ihren Namen daher, well sie in der Mehrzahl der FBtte
durch den. Geschlechtsverkehr ubertragen warden.
So ist es setbstverstandlich, daf3 these Krankheiten noels immer nicht ausge-
rottet sind.
2. Welche Formen der Geschlechtskrankhelten glbt es?
Wir unterscheiden drei Formen. Die Gonorrhoe (Tripper), den weichen
Schanker and die Syphlls (1.ues).
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Die G o n o r r h o' e (Tripper) wird durch Bakterien, die Gonokokken, her-
vorgerufen, die sich in der Absonderung von Scheiden- and HarnrShren-
sekret, manchmal ouch im After nachweisen lassen. Die Krankheit kann
ouch auf Blase, Harnleiter, Nieren, auf die Gebarmutterhohle,' Eileiter, Eier-
sti cke and das Beckenbauchfell iit%ergehen. Die eitrige Entziindung der
Eileiter, and des Beckenbauchfells (UnterleibsentzOndung) fiihrt zu schwerer
and dauernder Schadigung dieser Organe, auch zu Unfruchtbarkeit.
Die Gonorrhoe ist eine Allgemeinerkrankung and muf3 als solche behandelt
werden.
Ausflu13 aus den Geschlechtsteilen, ,weiSer FIuf3", kanh ouch andere Ur-
sachen haben. In manchen Fallen von Tripper, besonders bei langerem
Bestehen der Krankheit, kann der Ausfluf3 sehr gering sein. Nur Burch Nach-
weis der Krankheitserreger wird die Krankheit mit Sicherheit festgestellt. Im
Verdachtsfaille muf3 immer der Arzt caufgesucht werden.
Der w e I c h e S c h a n k e r (Ulcus molle) wird ebenfalls durch Bakterien
iibertragen, bleibt aber in den Geschlechtsorganen and benachbarten
Drusen Iokalisiert. Der weiche Schenker 1st ein verhaltnismaffig seItenes
eitriges Geschwiir der Haut odes Schleimhaut. Seine Ubertragung erfolgt
ausschlief3lich durch den Geschlechtsverkehr. Das, Geschwiir hat Ahnlich-
keit mit kleinen Furunkeln and hat im Gegensatz zum syphilitischen Ge-
schwur, das oft als harter Schanker bezeichnet wird, einen weichen Rand.
Bei fortschreitender Erkrankung treten Schwellungen der Leisteridrusen auf,
die eine enorme Gr68e annehmen and nach auf3en durchbrechen konnen.
Durch die Leistendriisen werden die stabchenartigen Erreger abgefangen and
treten nicht in die Blutbahn ein. .
Die S y p h i I i s (Lues) wird durch korkzieherartig aussehende Erreger,, die
Spirochaten, iibertragen, die sich in kleinste Schrunden and Hautdefekte
einbohren and hier lokale Entziindungen verursachen. Ein -ldeines Geschwiir
entsteht, das Beim Manne meist Iekkht, bei der Frau wegen der Uniibersicht-
lichkeit der weiblichen Geschlechtsorgane schwer feststellbar ist. Sehr bald
dringt der Erreger in die Blutbahn and damit in den ganzen Korper ein.
Die Erkrankung kann, wenn sie niche gleich am Anfang erkannt warden ist,
durch serologische Untersuchungen im Blute festgestellt werden. Wenn die
Krankheit nicht rechtzeitig and bis zur volligen Ausheilung unter arztlicher
Kontrolle behandelt wird, konnen, oft Jahre spater, schwerste and unheil-
bare Gesundheitsschaden auftreten, Manchmal entstehen von neuem Aus-
schiag, Geschwure im Rachen oder Kehlkopf. Knochen and innere Organe,
insbesondere das Blutgefaf3-System konnen erkranken, and wenn langst
vollige Gesundheit zu bestehen scheint, konnen schwere Nervenkrank-
heiten, selbst Geisteskrankheiten and Lahmung die Foige der Syphilis sein.
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3. Auf welche Weise kann eine Geuhlechtskrankhelt erworben
warden?
Ja, aber dos kommt verhaltnism8l3ig selten var. Es kammen Kiosettinfek-
tionen vor, haupisachlich bei Kindern, die auf dem Klosetf*) hin- and herrut-
schen; es kommen Obertragungen'durch W6sche, Handtvcher, Badewasser
undahntiches vor.
Der Erkrankte mut3 sich dari ber klar sein, doff er eine Gefohr for seine
Umgebung bedeutet, wenn er sich nicht der allergr66ten Souberkeit be-
fleif3igt. Er darf nicht ous demseiben Glos trinken oder mit derselben Gabel
essen wie die anderen. Ein Tripperkranker kann nicht nur andere, sondern
ouch sich selbst anstecken, wenn er beispielsweise den Waschloppen oder
dos Handtuch, mit dem er sich die unteren Ki rperpartien reinigt, ouch for
dos Gesicht benutzt. So kommen gefahrliche Augenerkrankungen zustande.
Kleine Madchen kannen angesteckt werden durch unsaubere Woschlappen,
unsaubere Finger der P egeperson oder durch Bettwasche. Es sei eine
eiserne Regel for jedes amiiienmitglied, eigene Waschloppen and Hand-
tucher, moglichst zweierlei, elnes for dos Gesicht and eines for den Unter-
korper, zu holten, and nach Moglichkeit getrennte Betten zu benutzen.
Wenn aber for den Erkrankten unter den heutigen Verhaltnissen keln elgenes
Bett zu beschaff en ist, muf3 er unter alien UmstFnden in der Nacht ein fest-
schiief3endes Beinkleid tragen, dos keinerlel Verschmutzung der Bettwasche
mit Ausftuf3 ermc gticht.
Eine ?bertragung durcch Kuf3 kommt nomentlich bei der Syphilis vor.
4.. Sind Geschlechtskrankheiten erbllch?
Die Gonorrhoe 1st niche erblich, aber die Augen des Kindes sind bei der
Geburt gefi hrdet, desholb 1st es Vorschrift, dof3 jedem Neugeborenen einige
Tropfen einer desinfiziernden Losung in die Augen eingetraufelt werden.
Wahrend fruher fiber die Halfte oiler Erblindungen bet Kindern auf bei der
Geburt erworbene Gonorrhoe zuruckzufuhren war, sind seit der strengen
Durchfuhrung dieser Vorschrift die Erblindungen bei Neugeborenen auf ein
Mindestmab zuri ckgegangen.
Die Syphilis 1st erblich bzw. dos Kind wind im Mutterleibe angesteckt. Es sel
deshatb darauf hingewiesen, data die Behondlung einer syphiliskranken Frau
wi hrend der Schwangerschaft nicht etwa .auszusetzen hot, sondern beson-
ders wichtig 1st. Die Syphilis wird von der kranken Mutter auf die Frucht im
Mutterleibe ubertrogen. Sie bewirkt haufig Fehlgeburten and Fruhgeburten,
ouch bei rechtzeitiger Geburt werden oft erweichte Fruchte geboren. Die
' Klosensltze sollten in Zukuntt nur mit Einsd+nitt on der vorderen Biegung hergestellt werden,
wait die Intaktionsgetohr durdt these Konstruktion verr?ngart ist.
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lebendgeborenen Kinder konnen 8u8ere Zeichen der Syphilis tragen; sehr
haufig flndet sich ein Blasenausschlag namentlich an Handtellern und Fu6-
sohlen. Manche Kinder sind scheinbar gesund, zeigen aber nach einiger Zeit
Krankheitserscheinungen oder gedeihen schlecht, werden schwachsinnig,
epileptisch oder geisteskrank. Nur selten werden solche Kinder dauernd
gesund erhalten. Durch eine Behandlung, der Mutter wahrend der Schwan-
gerschaft kann die Erkrankung des Kindes vermieden werden.
5. Was tue Ich, wenn Ich glaube angesteckt zu sein?
Begeben Sie Bich auf dem schnellsten Wege zum nachsten Arzt; am besten
zu einem Frauenarzt oder zu einem Facharzt fur Haut- und Geschlechts-
krankheiten. Solite das ales nicht moglich sein und der Verkehr ganzlich
unvorbereitet und unerwartet stattgefund,en haben, so 1st es ratsam, sich
eine heif3e ScheidenspOlung zu machen, der man ein desinfizierendes
Mittel, evtl. Essig odor etwas Kochsalz zusetzt. NatOrlich muf3 eine solche
Spulung so schnell wie mi glich erfoigen, damit man eine gewisse begrun-
dete Aussicht hat, die Erreger rechtzeitig aus dem Korper zu entfernen. Auch
eine grundliche auf3ere Waschung 1st notwendig.
Danach ist eine baidige facharztliche Untersuchung, die mehrfach zu wie-
derholen ist, dring.end erforderlich. Keinesfalls soil man sich der Verzweiflung
hingeben und die Meldung und Untersuchung beim Arzt unteriassen.
An alien gr6i3eren Orten gibt es jetzt Beratungsstellen und Untersuchungs-
stellen fur Geschlechtskranke, die von Facharzten geleitet werden. Hier
werden die Erkrankten schnell und zuverlassig untersucht und behandeit und
von erfahrenen Fursorgerinnen beraten und betreut. Das Aufsuchen einer
solchen Beratungsstelle bringt keinerlei Unannehmlichkeiten mit sick und
kann nur auf this Warmste empfohlen werden.
6. Sind Geschlechtskrankheiten heilbar?
Ja, Geschlechtskrankheiten sind heilbar. Sie Sind um so leichter heiibar,
le friiher sie behandeit werden.
7. Wile werden Geschlechtskrankheiten behandeit?
Die G o n o r r h o e wird heute meist mit Sulfonamiden: Prontosil, Albucid,
Cibazol u. a. Tabietten oder Einspritzungen behandeit. Wichtig 1st, daf3
diese Mittel genau nach Vorschrift genommen und daf3 sie mit vied Flussig-
keit heruntergespult werden. Genugt diese Behandlung nicht, d. h. spricht
der Korper darauf nicht genugen:d an, und ergibt die mikroskopische Unter-
suchung noch weiterhin Gonokokken, so kann eine Fieberkur vorgienommen
werden, die je nachdem Burch, Tableiten unterstutzt wird. Es kann aber ouch
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eine Vaecinekur, d. h. eine Behandlung snit dem arteigenen Gegengiff der
Gonokokken angewandt werden. Vielfach wird heute die Penicillinkur an-
gewandt, die wnhrend des Krieges in Amerika and England ousgearbeitet
and ausgeprobt wurde. Die Alliierten stellen uns in groOziigiger Weise
Penicillin zur Verfugung, abet unter der Bedingung, dof3 die Kur streng
durchgef ihrt and durch ein zugeiassenes Kronkenhaus uberwacht wird. Die
Erfolge sind im hochsten Grade befriedigend.
Bei often Behandlungsorten gibt es sogenannte refroktare Fotle, d. h. Patien-
ten, die nicht darauf onsprechen. Meines Wissens weif3 man heute noch nicht,
woran eine solche Hartnadugkeit tiegt, es ist Kunst des Arztes, ouch in diesen
scheinbar unheilbaren Fallen eine Methode zu finden, die zum Ziele fuhrt.
Manchmal wird man dabei auf die often Lokalbehondtungsmethoden zurUck-
greifen, keinesfatls abet den Patienten aus der Behandtung entlassen, bevor
er wirklich geheilt ist.
Die S y p h i l i s wird mit Salvorsan- and Wismutheinspritzungen behandelt,
die serienweise gegeben werden. Jede sotche Serie bedeutet eine Kur. Wie
viele derartige Kuren durchgetuhrt werden mfssen and in wetchen Ab-
standen, hangs von der Beschaffenheit des Falies ob. In der Regel werden
in kurzen Abstanden mehrere Kuren vorgenommen. Eine Heiratserlaubnis
wird hier erst nach zwei Jahren gegeben. Bei ungeniigend behandelten
Fallen kommt es vor, daf3 die Krankheit nach funf, zehn oder zwanzig
Jahren wieder oufbricht in Form von Gehirn- oder Ruckenmarkserkrankun-
gen. Auch Leber, Herz, Arterien, Knochen and ondere Organe konnen durch
eine tertiare Syphilis erkranken.
Die Behondlung der tertiaren oder Spatsyphilis ist nicht mehr unsere Sache.
Zum Trost kann ich abet versichern, da?3 bei einer ausgiebig behandelten
and ausgeheilten Syphilis die Ausheilung mit Sicherheit angenommen wer-
den kann. Als Beweis diene die Totsache, dof3 man heute nur mehr selten
einem Fall von Ruckenmarkssyphilis begegnet, wnhrend sie in meiner Jugend
sehr haufig waxen. Die Ehrtichsche Erfindung des Solvarsans hot fur die
gonze Welt einen grof3en ? Segen bedeutet. Wir hoffen heute, daf3 die Sul-
fonamide and dos Penicillin dazu beltragen werden, die Geschlechtskrank-
heiten uberhaupt auszurotten.
8. Kann Ich ausgeheltt werden?
Ja, wenn Sie regelmaf3ig and punkttich alle brzttichen Vorschriften beachten
and die Behandtung gewissenhoft durchfuhren, so lange es der Arzt fur
erforderlich halt.
9. Wie tango dauert die Behandtung?
Diese Frage konn nicht genau beantwortet werden; es kommt dabei auf
die Widerstondskroft der Erreger on. Es kommt vor, dog eine Gonorrhoe
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in wenigen Tagen ausgeheilt wird, sie kann aber auch Woch-en dauern and
immer neue Behandiung erforderlich machen. Durch die neuen Behancl-
lungsmethoden geht heute die Heiluncj wesentlich schneller vor sich als
fruher. Jedoch besteht die Vorschrift, da6 Patienter5 mit Gonorrhoe ein
Jahr long in regelmaf3igen Abstanden vom Arzt nachuntersucht werden
mussen.
Bei der Syphilis dauert die Behandlung wesentlich longer, Kier mussen
mehrere Kuren durchgemacht werden, and die Kontrolle dauert mindestens
zwei Jahre.
10. Wie 1st es maglich, daB eerie Frau, die sich im Anschluli an
einen verdtichtigen Geschlechtsverkehr untersuchen Iiei3 and
negativ war, sich sptiter doch als krank erwies?
Diese Frage wird mit Recht gestellt, denn sie beruhrt ein sehr schwer ver-
standiiches Gebiet. Wir mussen hir;r unterscheiden zwischen der Syphilis
and der Gonorrhoe.
a) Die S y p h i l i s (Lues) macht in ihrem ersten Stadium kleine Geschwure,
die infolge ihrer Lage im Inneren der Schelde bei Frauen schwer zu erkennen
sind. Im Blut ist eine Syphilis erst nach Ablauf von sechs Wochen mit
Sicherheit festzustellen. In diesem Stadium konnen Hautverfinderungen auf-
treten, die manchmal nicht beachtet, manchmal auch mit harmiosen Erkran-
kungen verwechselt werden. So kommt es vor, dla13 manchmal eine Syphilis
erst anlaf31ich einer Reihenuntersuchung oder einer aus anderen ' Grunden
ausgefuhrten spateren Untersuchung erkannt wird.
b) Die G o n o r r h o e ist nur mikroskopisch erkennbar. Eine desinfizie-
rende SpOlung kann eine vorubergehend scheinbare Keimfreiheit verur-
sachen. (Aus diesem Grunde soil man unmittelbar vor einer Untersuchung
auf Gonorrhoe weder spulen noch Wasser lassen.) Ferner haben die
Gonokokken die Fahigkeit, sich zu verkapseln and wochen-, monate-, ja
jahrelang erscheinungslos im Korper zu ruhen, bis Burch irgendeinen be-
sofderen Anlaf3 ein neues Aufflackem der Krankheit eintritt. Soiche aus-
losenden Momente konnen sein: eine Schwangerschaft oder eine Entbin-
dung, ein neuer Partner, eine Oberanstrengung, ein alkoholischer ExzeB,
ja selbst eine banale Erkaltung. fruher wul3te man noch nicht so viel
Ober die Gonorrhoe wie man heute weil3; es gait ais eine Schancle, eine
Geschlechtskrankheit zu h?aben, and es war manchmal fur den Arzt eine
wirklich schwierige Situation, die Patientinnen davon zu Oberzeugen, daf3
sie behandlungsbedurftig seien. Auch waren die Behandlungsmethoden
fruher nicht so wirksam, wie die neuen Mittel, so da13 eine Frau, die einmal
eine Gonorrhoe erworben hatte, seitener als heute ganz ausgeheilt werden
konnte. Heute ist es Vorschrift, noch einer Kur oder bei -Verdacht auf
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Gonorrhoe wenigstens drei aufeinanderfolgende Abstriche (mikroskopische
Untersuchungen) zu machen, bevor man bei negat'ivern Ergebnis sogen
kann, daQ keine Ansteckung vorliegt oder Heilung erfolgt ist. {lush noch
der Ausheilung soil man regeimaflig arztiiche Untersuchungen vornehmen
lassen. Ganz besonders wichtig sind solche Untersuchungen vat Eingeheri
einer Ehe.
Zu bemerken ist noch, daB die Geschlechtskrankheiten behandlungspftichtig
sind, d. h. daf3 Nichtbehandlung strafbar ist, daf3 wissentliche Ansteckung
strafbar ist and daB die Behandlung nur durch approbierte and besonders
dafiir zugelassene Arzte erfolgen darf.
11. Wekhe Folgen hat man bet elver nicht augeheiiten
Geschlechtskrankhelt zu befiirchten?
Uber die Spatfolgen der Syphilis wurde bereits gesprochen.
Wenn sie nicht sofort behandelt wird, verursocht die Gonorrhoe Entzun-
dungen der Eileiter and der Eierstocke, manchmal sogar Becken- and
Bouchfeileniziindungen, die spatere steriiitat bedingen konnen. Beim
Manne kommen Nebenhodenentziindungen vor, die ebenfalls Sterilitat ver-
ursachen. Etwa bin Drittel alter kinderlosen Ehen sind auf sine alte
Trippererkrankung des einen oder onderen Ehepartners zuriickzufuhren.
Auch rheumatische Erkrankungen, die meist nur ein Getenk befallen, konnen
Folgen der Gonor'rhoe sein.
12. Wie verhOtot man Geschlechtskrankheiten?
Vor Beginn der Ehe Oder eines eheahnlichen Verhaltnisses soil man sich
vergewissern, daf3 man setbst sowie der zukunftige Partner geschiechtlich
gesund ist. Die Eheberatungsstellen, die jetzt uberall eingerichtet werden,
geben daruber ntthere Auskinfte and fiihren die natwendigen Unter-
suchungen durch.
Wechseinder Geschlechtsverkehr bedeutet immer eine grof3e Gefohr.
Erstaunlicherweise ist die Ansteckung durch Prostituierte verhaltnism8f3ig
setten, do these Frauen sich seibst sehr pflegen. Auf die Dauer jedoch
konnen sie einer Ansteckung selten er4gehen. Die regelmaBigen arztlichen
Untersuchungen, die pier Vorschrift sind, bieten jedoch keine Gewahr for
absolute Gesundheit. Am gefahrlichsten ist der Getegenheitsverkehr mit
sogenannten heimlichen Prostituierten, die ouch Manner rein konnen. Man
soil sick daher den Menschen, zu dem man in intime Beziehungen treten
will, sehr genau ansehen and nicht um eines momentanen Vorteils oder
Genusses wegen seine Gesundheit aufs Spiel setzen.
Eine ausgeheitte Geschiechtskrankheit schutzt nicht vor Neuansteckung.
Eine Schutzimpfung gibt es noch nicht.
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11. Januar 1948
" D i e i n t e r n a t i o n a l e F r a u e n b e w e Bung "
Referat von Emory Damerius-Koenen am 5.6.47 in Liebenwalde (Karl
Marx-Schule) auf dem n3onderlehrgang der SED fiir weibliche
Spit zenfunktionare.
Liebe Genossinnen I
Wir wollen keine chronologische Darstellung geben; denn wir wollen nicht Daten lernen,
sondern etwas fiber die politischen and kulturellen Ziele der internationelen Frauenbewe-
gung erfahren. Wir werden auch das Thema nicht erschcpfend behandeln; denn das hiesse
vom Thema abweichen and dazu reicht die zur Verfugung stehende Zeit nicht aus.
Ueber internationals Frauenorganisationen zu:.sprechen-setzt voraus, dass wir auch fiber
die nationalen Organisationen and ihre internationallen Beziehungen Bescheid wissen. So
1st es auch kein Zufall, dass unser heutiges Thema:,dem Vortrag fiber "Die sozialistische
and bur gerliche Frauenbewegung der Vorhitlerzeit" folgt. Wir setzen weiter voraus, dass
Ihr den Marx'schen Satz: "Das Sein bestimmt das Bewusstsein der Menschen" auf die Ent-
stehung and Entwicklung der Frauenbewegung anzuwenden wisst and dass caber die okonomi-
schen Ursachen der Entstehung von Frauenforderungen and Frauenfragen and die geistigen
EinflUsse, die auf die Frauenbewegung einwrirkten, Klarheit herrscht. In diesem Zusammen
hang sollte man das Komma.nistische Manifest and die Kapitel aus Marx' "Kapital", die die
Ursachen der Frauen- and Kindetarbeit and deren Ausbeutung in der kapitalistischen Ge-
sellschaft blosslegen, studieren. Die akonomische Entwicklung ist es am Ende auch gewe-
sen, die bUrgerliche Frauen and Madchen dazu brachte, sich mit Berufs- and Bildungsfra-
gen zu beschaftigen. Wir zitieren aus dem BUchlein "Die deutsche Frauenbewegung" von
Dr. Marie Bernays dazu folgende Aeusserung:
"Diese tiefgehenden Umwalzungen, die zur Schaffung neuer Lebensformen beitrugen,
mussten auch das Frauenleben in :anz besonderer Weise beeinflussen. Das Handwerk
hatte der Frau als Meisterin im allgemeinen eine Lebensform geboten, der sie sick
kcrperlich, geistig and see-lisch leicht anpassen konnte. Als das Handwerk verfiel,
musste die Frau notgedrungen in den neuen Produktionsarten Aufnahme finden."
Dr. Kathe Schirmacher schreibt in ihrem geschichtlichen Ueberblick fiber "Die moderne
Frauenbewegung" zu diesem Thema:
"Die Krafte der bUrgerlichen Frauen warden in erster Linie aber ganz naturgemass
von ihren eigenen Angelegenheiten stark absorbiert. Unter ihnen selbst herrschte
Not, materielle wie geistige. Es handelte sich darum, den im Haus nicht mehr ver-
sorgten Frauen burgerlicher St?nde Erwerb and Brot zu schaffen. Das war die erste
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Aufgabe einer in biirgerlichen Kreisen entstandenen burgerlichen Frauenl egung.}i
Es war die Entwicklung zur kapitalistischen Grossindustrie, die das Industrieproletariat
schuf und die die Frauen_ und Kinderausbeutung ale billigste Arbeitskraft begehrt machte,r
Diese schreiende soziale Ungerechtigkeit liess einzelne Frauen aus dam BUrgertum, wie Lui.
se Otto-Peters, Minna Cauer u.a. zu Kimpferinnen warden gegen die Frauenausbeutung, gegen
die bewusst gewollte Unwissenheit der arbeitenden Frauen. Andere wieder, die ihre Augen
nicht vor dam Elend verschliessen konr,_ten, glaubten mit Wohltatigkeiten zu helfen, aber
auch ihr Gewissen zu entlasten. Die bkonomischen Zusammenhange erkannten die meisten Frau?
en aus dam BUrgertum nicht und sie wollten sie auch nicht vetstehen; denn dann hatten sie
sich bei konsequentem Denken gegen ihre eigenen Klasse stellen mussen.
Es let die Wahrheit und die Wirklichkeit auf den Kopf gestellt, wenn Gertrud Bdumer in
dam Artikel "Internationale Arbeit der Frauen" sagt, dass
"nicht die Gleichheit der ausseren sozialen Lebensumstande in den europaischen Lan-
dern unabhangig voneinander die Frauenbewegung entstehen liess ... sondern, dass die?
se Gleichheit der sozialwirtschaftlichen Verhgltnisse schon eine Folge jener Aeieh-
artigen geistigen Struktur war, die aus den europaischen Nationen die Trager des Ma
schinenzeitalters machte. Das Maschinenzeitalter ist nicht eine materielle, sondern
ethne geistige Erscheinung,"
behauptet sie schliesslich.
Wenn dam so war, dann ist nicht zu vnrstehen, warum die bUrgerliche Frauenbewegung ihre
sittliche Hauptaufgabe nicht darin gesehen hat, gegen diese "geistige Erscheinung" den
Kampf aufzunehmen, eine Erscheinung, die Frauen und Kinder in grenzenloses Elend stiess,
nur Weil ihre Arbeitskraft das einzige Besitztum war, das in tierischer Wise ausgenutzt
wurde.
Das Sein der Textilarbeiter bestimmte ihr Handeln.
Die Crimmitschauer Textil- und. Heimarbeiter aber hatten schon 1868 begriffen, dass wenn
sie nicht ganz zugrunde gehen wollten an dieser "geistigen Erscheinung", sie rich zusam
menschliessen mussen und gegen diese masslose unsittliche Ausbeutung anzukampfen haben.
Sie waren die ersten in Deutschland, die die Textil- und Heimarbeiterinnen als gleichbe-
rechtigt in ihrer Gewerkschaft aufnahmen, Sie organisierten die Frauen und Madehen, um
der so "geheiligten, sittlichen Einrichtung" der Frauen- und. Kinderausbeutung und der
LohndrUckerei durch die Frauen gemeinsam entgegenzuwirken.
Aus dieser Lage heraus entwickelten sich zuerst weibliche Gewerkshbaften und von 1890 an
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(Fall des Sozialistengesetzes) allgemeine Gewerkschaften beider Geschlechter. Die Leh-
ren von Marx and Engels geben der sozialistischen Arbeiterbewegung insgesamt das theore-
tische ivissenschaftliche RUckgrat and befdhigte sie, den politischen Kampf gegen die der
Ausbeuterklassen zu fuhren, mit dem Ziel, sie zu bedeitigen and die sozialistische Ge-
sellschaft zu errichten, in der die Au.sbeutung des Menschen durch den Menschen fur im-
mer aufhort.
Die sittliche Auf Babe einer wirklichen Kulturbewegung, and wir betrachtne die Frauenbe-
wegung als solche, ware u.a. gewesen, die nach Aenderung schreienden sozialen Ungerech-
tigkeiten nicht nur festzistellen, sondern zu bekdmpfen. Die idealistische Ausflucht,
dass das Maschinenzeitalter eine geistige and keine materielle Erscheinung ist, rettete
these Kreise vor der konsequenten Stellungnahme.
Denn sonst ware der Kampf der Frauenbwegung ein materieller, d.h. ein wirklichkeitsna-
her, ein menschlicher geworden. Fur die burgerliche Frauenfuhrerin war aber menschlich
etwas ganz anderes, etwas abstraktes, lebensfremdes; den Gertrud Baumer sagt weiter:
"in dem Masse, in dem eine Bewegung aus Ideen entsteht, sich mit Ideen oiler in
Idden ausdrUckt, vrird sie menschheitlieh."
Darauf wollen wir nur mit Goethe aus seinem "Faust" antworten:
"Dock ein Begriff muss bei dem Norte sein.
Schon gut I Nur muss man sich nicht alizu
angstlich qualen,
denn eben, wo Begriffe fehien,
da stellt ein Wort zur rechten Zeit sich ein.
Hit Worten lasst sich trefflich streiten.
MitWorten-ein' System bereiten.
An Worte 1.sst sich trefflich glauben,
Von einem Wort'lasst sich kein Jota rauben.''
Gab es eine Spaltun der Frauenbeweu vor 1933 ?
Aus dem vorher Gesagten geht schon hervor, dass es bei der sozialistischen Frauenbewe-
gung um ein Ziel ging, welches nur in Kampf gegen die besitzende and herrschende Klasse
zu erreichen wax'. Aber die btirgerliche Frauenbewegung setzte sich entscheidend doch aus,
Frauen zusaen, die gerade dieser Klasse angehbrten. .Sarum ist es absurd, von der "un-
glucklichen Spaltung der Frauenbewegung vor 1933" zu Aden. Gespalten kann nur etwas
werden, was einheitliche, gemeinsame Ziele verfolgt. Das kann aber doch von der sozia-
listischen and der burgerlichen Frauenegung sowohl national wie international niemaxld
ernsthaft behaupten, trotz einer Reihe gemeinsamer Forderungen fair Frauenrechte user. Ge-
spalten wurde die sozialistische Frauenbewegung als Folge der Spaltung der Spaltung der
Arbeiterbewegung and das wurde zu unserem grbssten UnglUck. Diese Zerrissenheit schwach-
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to die sozialistischen Frauenkrifte betr .chtlich and hielt unzRhlige Frauen davon ab,
sich mit Politik zu beschaftigen oder sich gar zu orientieren.
Um auf den Ausgangspunkt zurtickzukonnnen wollen wir die grundverschiedenen sozialen and
politischen Ziele beider Hauptstr8mungen in der Frauenbewegung zusammenfassen.
Die sozialistische Frauenbewegung als ein Teil der sozialistischen Arbeiterbewegung er-
strebte nicht nur die politische and rechtliche Gleichberechtigung der Frau, sondern vor
alien Dingen ihre endgUltige soziale Befreiung, die in der kapitalistischen Gesellschaft
undenkbar ist. Also Sturz dieser kapitalistischen Ordnung. Daftir kampften die Sozialis-
tinnen.
Die Btirgerinnen dagegen konnten neben alien Forderungen nach Gleichberechtigung niemals
das dusserste, aber konsequenteste Ziel, die soziale Befreiung der Frau erstreben. Sie
konnten ihrer ganzen Klassenlage nach nur fur die Erhaltung der bestehenden sozialen
Verhaltnisse eintreten and im gegebenen Rahmen fur Zulassung zum Hochschulstudium, Frau-
enstimmrecht, politische and rechtliche Gleichberechtigung eintreten, was sie zum Teil
sehr energisch and auch mit Erfolg taten. Sie k.mpften u.a. um "das Recht auf Arbeit'll
eine Forderung, fiber die die arbeitenden Frauen nur mit dem Kopf schtitteln konnten, dean
verweigerte etwa der Arbeiterin dieses Recht ? DaB Recht der Arbeiterin hiess schuften
bis zur Ersch6pfung, so wollte es die "sittliche Ordnung" des liberalen Kapitalismus.
Beenden wir alle Unterhaltungen fiber die "Spaltung der deutschen oder internationalen
Frauenbewegung der Vorhitlerzeit." Diese vcllig unrichtige Erklarung verwirrt nur die
Kbpfe and klart nicht die sehr veranderte Situation, in der wir heute leben and in der
das Zusammenwirken, die Betonung alles Gemeinsamen mit fortschrittlichen, parteilosen
Frauen und den demokratischen Kraften aus den btirgerlich-demokratischen Parteien gerade-
zu lebensnotwendig fur unser Volk geworden ist.
Die Internationale Frauenbew n and der Krieg 19141,8.
Untersuchen wir beispielsweise die Stellungnahme der bUrgerlichen and der sozialistischei
Frauenbewegung zum ersten Weltkrieg, :ist dmch daran die politische Einschdtzung einer Or-
ganisation am klarsten moglich.
Obwohl alle 4rganisationen der btirgerlichen Frauen sich geradezu rlhmten, "unpolitisch"
zu sein and dadurch keine kleine Verantwortung zu tragen haben fur das unkritische Her-
einfallen so vieler Frauen auf Nazilosungen usw., haben sie im Kriege eindeutig Stellung
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genomrnen, indem sie den Krieg mitmachten, obwohl er ein ungerechter, rauberischer Krieg
war, der die Neuaufteilung der Welt zum Ziele hatte. Goethe sagte einmal:
"Die Weiber haben das Eigene, dass sie das Fertige zu ihren Absichten verarbeiten
and verbrauchen. Das Wissen, die Erfahrung des Mannes nehmen sie als ein Fertiges
Sie halten sich an das Resultat, and eben aus dieser Ursache warden sie das
wiinschenswerte Auditorium fair einen Dogmatiker, der nur Geist genug hat, das, was
er ihnen sagt, angenehm and sinnlich ergreifend zu sagen.tt
Diesen Zustand zu dndern, war and ist Aufgabe der Frauenbewegung, wenn sie eine Kulturle?-
wegung sein will.
Wir zitieren wieder Gertrud Baumer, veil ihre Artikel, ihre Ansichten nicht nur fair die
deutsche burgerliche Frauenbewegung, sondern daruber hinaus fur die Auffassungen fast
aller internationalen Verbande Gultigkeit haben. Ausserdem war sie ein ftihrendes Mit-
glied des "Internationalen Frauenbundes" (International Council of Women), dem auch die
Dachorganisationen aller blirgerlichen Frauenverbande Deutschlands, der "Bond deutscher
Frauenvereine" angeschlossen war.
Im Jahre 1943 schrieb sie zum 50jLhrigen Bestehen der Schri.ft "Die Fraut" (Organ des Dun-
des deutscher Frauenvereine, der sich 1933 selbst aufge]_dst hat, dessen Bundesorgan sie
aber mit Genehmio ng von Goebbels writer herausgeben durfte) folgende aufschlussreiche
and damals Frau Scholz-Y1inck sicher sets erfreudnden Worte:
"Den grossen Einschnitt bildet sowohl fttr die Zeitschrift wie fur die deutsche Frau-
enbewegung ttberhaupt der Weltkcieg 1914. Die Arbeit der Frauenbewegung findet ihre
voile innere Rechtfertigung and aussere Sanktion in dem vaterlandischen Einsatz, zu
dem sich nun die Frauen gereift and fahig zeigten. EB gelingt ihr, im "Nationalen
Frauendienst" politische, soziale and weltanschauliche Gegensatze uberwindend., die
zusammenfassende Fuhrung eines grossen Tails des Kriegseinsatzes der Frauen."
Aber nicht nur in Deutschland sihd diese Frauenverbande zur Politik der Vaterlandsver-
teidigung tibergegangen, sondern in der ganzen Welt. Es gab einzelne Frauen in der Welt,
die den Krieg aus prinzipieller Ueber.,eu Bung bekampften. Sie werden wir spater mit Namen
nennen. Die meisten aber von ihnen sahen die voile Erfullung ihrer Aufgaben in der Hilfs.
tatigkeit wa.hrend des Krieges and nicht in der Verhinderung des Weltkrieges.
Aus den Satzungen der "Vaterlandischen Frauenvereine" wissen wrir zB, dass der Krieg fiir
diese Frauen etwas Selbstverstandliches war. Dort ist unter Punkt 2 zu lesen,
dass in Frriedenszeiten dem Vereine obliegt, sich auf die Ta.tigkeit im Krie1
vorsbereiten. ~"
Wo immer solche Vereine haute im Westen existieren, ware as wichtig zu prtifen, welche
Statuten fiir deren heutiges Wirken Gtiltigkeit haben.
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Mit solcher Auffassung, dass Kriege etwas Selbstverstandliches sind, konnte die btrger-
liche Frauenbewegung allerdings nie den Frieden sichern.
Die "Internationale Frauenliga fUr Frieden and Freiheit"
,
die 1915, also wahrend des ersten tiTeltkrieges, Im Haag gegrtindet worden ist, ist die eini
zige burgerliche Frauenorganisation gewesen, die sich offen, wean auch mit pazifisti-
schen Mitteln, gegen den Weltkrieg gestellt hat.
Durch die aktivistischen Pazifistinnen Helene Stoecker, Lydia Gustava Heymann, Anita
Augspurg, Gertrud Baer and der Franzdsin Gabrielle Duchesnes wurde die Liga bekannt. Die-
se Frauen waren gegen jeden Krieg, ob Angriffs- oder Verteidigungdkrieg, sie waren gegen
den Mord ilberhaupt. Ihre Kampfesmittel waren Publikationen, Konferenzen, Petitionen, per-
s8nliche Besuche bei Staatsmannern, um sie zum Abbruch des Krieges zu bewegen. Sie waren
burgerliche Idealistinnen, die sich in der Nachkriegszeit zu einer erstaunlichen politi-
schen Klarheit durchgerungen hatten. Daftir zeugen viele Artikel, aus denen wir nachste-
hend zitieren wollen. Einige dieser Frauen entwickelten sich politisch beinahe zu sozia-
listischen Anschauungen, bereisten and verteidigten die Sowjetunion, wie zB Helene Stoek-
ker, deren Name in Deutschland engstens mit der "Mutterschaftsbewegung"" verbunden ist.
Im Januarheft 1928 der "Neuen Generation" schrieb Helene Stoecker zum Abrustungsvor-
schlag der Sowjet-Union folgende, heute Hoch so aktuellen Worte:
"..... es ist natiirlich nicht im Interesse der kapitalistischen Lander - die eine
meter odes mindere offene Sabotage der Abriistung betreiben - den Wortlaut der russi-
schen Abrilstungsvorschlage weithin bekannt zu geben, da dann ja die alte Mater sich
nur schwer weiter aufrecht erhalten liesse, dass es ausgerechnet Sowjet-Russland
sei, welches die Fortdauer der Rt?stungsmassnahmen nbtig habe ..."
Zu dem Auftreten Litwinows sagt sie:
"Hohn and Heiterkeit", verbissene Wut fiber these Entlarvung der "Friedensliebe" im
V'dlkerbund - das war die Antwort. Und ausgerechnet der "Sozialist" Boncour hat sich
zum Sprecher dieser Ablehnung gemacht
Spater setzt sie sich in demselben Artikel mit einer Richtung innerhalb des Pazifismus
and ihrem Ftihrer Friedrich Wilhelm Forster auseinander, indem sie ausftihrt:
"Wenn Forster ferner den Russen i?die moralische Berechtigung" abspricht, einen Ab-
rtistungsvorschlag zu machen, - welcher Staat, welche Regierung der Gegenwart hat
dann, nach Prof. Forsters Auffassung, das moralische Recht dazu ? Etwa die Regie-
rungen, die in den Weltkrieg hineinschlidderten, der eine noch unsagbar viel grtisse-
re Vernichtung an Menschenleben und Menschengliick gefordert hat, als die Revolution(
In einem Artikel in der Illustrierten "AIZ"" aom 3.1.28 spricht sie die fast propheti-
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"Die grtsste psychologische Wahrscheinlichkeit spricht dafiir, dass dieser nachste
Krieg sich in erster Linie gegen Sawjetrussland richten soll,-dessen abweichende
Geselischaftsordnung, dessen Aussenhandelsmonopol, dessen Beispiel and Sympathie_
mit den rich befreienden Vtilkern von den Kapitalisten aller Lander als eine Ge-
fahr empfunden wird."
Die Sowjetunion ist trotz aller Versuche, trotz des Hitler' schen Krieges politisch and
je
moralisch starker als zuvor, ist zur st&rksten Friedensmacht geworden.
Eine andere dieser linksradikalen Pazifistinnen, Gertrud Baer, schrieb im Jahre 1927 in
"Die Frau im Staat", das Organ der Liga, folgenden aufsehenerregenden Artikel:
"Es ist eine Kulturschande, erwachsenen Menschen Marchen von einer Dummheit, Plump-
heft, Niedrigkeit der Gesinnung zu fabrizieren, wie sie in dam Uberwiegend grossen
Teil der Presse verschiedenster Lander and Sprachen zum Zwecke der Aufhetzung ge-
gen das russische Volk seit Wochen zu finden sind, eine Schande fur die, die sich
dazu hergeben, solche Sensationen auszubrUten, eine Schande fur das lesende Publi-
kum, Bass sie widerspruchslos liest...."
Dass Helene Stoecker, Lydia Gustava Heymann, Anita Augspurg wahrend der 12 Jahre Hit-
lerfaschismus im hohen Alter im Ausland gestorben sind, ist ein grosser Verlust der
Frauen, die um die Sicherung des Friedens and der endlichen Herstellung vernUnftiger
Beziehungen des deutschen Volkes zu seinem grossen bstlichen Nachbarn, zur Sowjetunion,
kampfen. Seitdem haben wir ehnliche Worte fuhrender Frauen der Liga fur Frieden and
Freiheit nicht mehr vernommen, im Gegenteil, wir warden spater h6ren, wie man gegen die
Zusammenarbeit mit Frauen der Sowjetunion, mit Sozialistinnen, eingestellt ist and dass,
der Geist dieser Frauen in der Liga nicht fortlebt.
Die Sozialistische Frauenbewe ;ung and der 1. Weltkrieg.
Von den Herrschenden, von den Kriegstreibern gefurchtet and verfolgt wurden nur die So-
zialistinnen in der Welt, die den Massenkampf gegen den Krieg organisierten, als der
einzigen wirkungsvollen Waffe gegen den irnperialistischen Krieg.
Klara Zetkin, Herz and Him der sozi;listischen Frauenbewegung der Welt, ftihrte in der
Frauenzeitung "Die Gleichheit" schon 10 Jahre vor Ausbruch des 1. Weltkrieges eine Bros-
se Aufklarung daruber, warum die grossen Kapitalisten aller Lander an der Or ganisierung
von Kriegen unmittelbar interessiert sind.
Schon 1907 hatte sie eine heftige Auseinandersetzung mit August Bebel fiber die Frage
der "Land.esverteidigung". Ein hoher offizier hatte geaussert, dass ein unpopularer
Krieg nicht mehr moglich ist, well die Reserve durch und. durch sozialistisch verseucht
ware. Klara Zetkin sagte: "Dieser General hat Recht, wir mussen forsetzen, die Reserve
unbrauchbar zu machen fur den Krieg.t' .
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Auf dem Internationalen Sozialisten-Kongress 1912 in Basel ruft and mahnt Klara Zetkin
die Frauen, sich gegen den heraufzie.rzenden Krieg zu wehren. Im Mai 1913 fand eine Re-
volte bulgarischer Frauen unter FYtrung der Sozialistinnen gegen den Balkanlcrieg statt.
Vfirahrend des' Kongresses in Basel fanden zwei einheitliche Sffentliche Kunsgebungen der
Frauen statt. Es sprachen Klara Zetkin, Adelheid Popp aus Oesterreich, Mrs. Mentefiore
aus England and Alexandra Kollontaj.
Aus Klara's Reden gegen den Krieg w.hrend des Kongresses zitieren wir nur zwei Stellen:
"Alles, was in uns lebt, als persdnlicher Ausdruck allgemeiner Mensch.heitsenttwi.ck-
lung, allgemeiner Kulturideale, empdrt sich, wendet sich schaudernd ab von dam Ge-
danken an die drohende Massenzerst8rung, Massenvernichtung menschlichen Lebens im
modernen Kriege.
---Erst wenn auch the grosse M!ehrheit der Frauen aus tiefster Ueberzeugung hinter
die Losung tritt: Krieg dam Kriege, erst dann kann den Volkern der Frieda gesi-
chert warden; aber an dam Tage, wo die grosse Mehrheit der Frauen hinter these Lo-
sung tritt, muss sie auch unwiderstehlich sein."
(Aus dem Referat auf dem Intern. Sozialist.Kongress in Basel 1912).
Es wird zu Massenversammlungen auf gefordert. Artikel erscheinen unter den Titeln:
"Kampf gegen die Kriegsgefahr"
"Ein neuer Ausbruch des Rtstungswahnsinns"
"Diesem System des kapitalistischen Mordes kein Mann and keinen Groschen"
"Internationale Pflicht der Frauen"
"Erziehung der Jugend. zur Wehrhaftigkeit"?
"Erdritckende Last des Kriegestt
"War zahlt die Zeche?"
"Revolte bulgarischer Frauen gegen den Krieg"
Diese Artikel and viele andere mehr stammen aus der Feder von Klara Zetkin. Kurz vor
Ausbruch des Krieger fiihrte sie eine grosse Demonstrationsversammlung gegen den Krieg
in Hamburg durch and sie berief eine Frauenkonferenz in Deutschland ein, als das
Kriegsgewitter sich naherte.
Klara Zetkin, ihre enge Freundin Rosa Luxemburg, Karl Liebknecht and Franz Metering wa-
ren dann die ersten and einzigen, die in der deutschen sozialistischen Partei gegen die
Kriegserkl hung Protest einlegten. Der Kampf um die Organisierung des TNiderstandes ge-
gen den zur Tatsache gewordenen imperialistischen Krieg begann.
Im April 1915 ist sie trotz Zensur and Beobachtung soweit, "die Internationale Frauen-
konferenz gegen den Krieg" in Bern abzuhalten, an der die Vertreterinnen vieler Lander
teilnahmen trotz der Schwierigkeiten des Reisens and des illegalen Herausgehens aus den
Landern (Deutschland, Italian, Frankreich, Holland, England., Russland and Polen waxen
vertreten ).
Rosa Luxemburg wurde kurz vorher verhaftet, um 1 Jahr Gefangnis abzusitzen wegen ihrer
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Aufforderung an die Soldaten "nicht zu schiessen". brei-
In Bern wurde ein Manifest angenommen, dass rich an the Frauen der Welt wandte, eine b*L-
te Bewegung gegen den Krieg zu entfesseln, den Krieg zu beenden und die Kriegstreiber
zu sttirzen. Natiirlich ging das nur illegal vor sick. Wegen der Verbreitung des Manifestew
in Deutschland wurde Klara Zetkin 2 Monate ins Gefangnis gesteckt. Von deutscher Seite
nahmen u.a. auch Kate Dunker und die d.amals schon alte Genossin Wengels toil.
Innerhalb der Sozialitsischen Internationale gab as einen heftigen Kampf mit der bedeu-
tend starkeren Gruppierung der Vaterlandsverteidigen, Keine F`rauenbewegung hat einen so
zielbewussten Kampf gegen den ersten Tieltkrieg gefizhrt wie die sozialistische Frauenbewe-
gung unter FUhrung von Klara Zetkin. Sie wusste, dass man mit Bitten und Protesten an
kriegftihrende Regierungen das Vblkermorden nicht beenden wird konnen, sondern dass man
zu Massendemonstrationen, Massenstreiks in den Kriegsbetrieben, die wieder Auswirkungen
bei den Soldaten an der Front haben wfrden, antworten muss.
Welche Frauenfiihrerin hat dann mit alien Konsequenzen so zu ihren Worten gestanden wie
Klara Zetkin, wie Rosa Luxemburg ? Aber an der Stellung zum Weltkrieg 1914/18 offenbar-
ten sich deutlich die politischen, sozialen Gegensatze der damals biirgerliche n und sozi:
alistichen Frauenbwegung. Durch die unselige Spaltung der Arbeiterbewegung, die gerade
an der Kriegsfrage vollzogen wurde, are. der Frage, ob Sozialisten zur Vaterlandsverteidi-
gung in einem imperialistischen Krieg aufrufen diirfen - wie es alle biirgerlich-kapita}is-
tischen Krafte taten, waren wir so zersplittert und gespalten, dass die notwendige ein-
heitliche,milli.onenatarke Anti- Kriegsfront der Werktatigen nicht zustande kam. Klara Zet-
kin und noch eine Reihe von ftihrenden lrauen blieben ihrer Auffassung treu, der einzig
richtigen fur Marxisten, wie wir jetzt wissen. 1hre eindeutige Anti-Kriegsarbeit, ihre
konsequente antimilitaristische Haltung in der Praxis und die Qualifizierung der Stel-
lungnahme, das Vaterland zu verteidigen, ale "Verrat an den internationalen Interessen
der Sozialisten" wurde dart beantwortet, dass man ihr 1916 die Chefredaktion der "Gleich
heit" abnahm. Sie fiihrte darn in der"Leipziger Volkszeitung" und spater in der "Kommunis,
tin" ihren Kannpf gegen den imperialistischen Krieg fort. Frauendemonstrationen, Munitions.
arbeiterstreiks, Hungerdemonstrationen fanden statt.
Spit wann gibt es internationale Verb>nde und Frauenkongresse ?
Schon im Jahre 1868 kam in Genf ein kleine Gruppe von Vertreterinnen europaischer Frauen-
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vereine and Btinde zusammen. Zur Beraiung stand die grosse Forderung "Alle Rechte den
Frauent"
1889, am 100. Jahrestag der Grossen Franzdsisc :n Revolution spricht Klara Zetkin auf
dem Internationalen Sozialisten-Kongress in Paris zu den Frauenfragen. Ihre Ausflhrungen
warden richtungsweisend fur alle sozialistischen Pareteien der Welt fUr die Arbeit der
Frauen. Hier spricht sie die Ford.erung der Frauen nach gleichem Lohn fur gleiche Arbeit
aus. Eine Forderung, um die noch immer in den kapitalistischen LUndern gekampft wird and
die in der sowjetischen Zone nach 65 Jahren erfiillt wird durch die Besatzungsmacht.Nicht
erkampft haben wir these Durchsetzung der Forderung, dariiber sollte kein Zweifel beste-
hen.
Die erste internatfonale Frauenorgazzisation wurde 1888 von den Amerikanerinnen gegrundet
die erst von 1893 an cin r&chtiges Vrirken entwickelt. Die Vereinigung bekommt den Naznen
"International Council of Women", "Internationaler Frauenbund", oft auch mit "Frauen-
weltbund" oder auch mit "Internationaler Bund der Frauenvereine" ubersetzt. Wir wollen
uns an die haufige erste Uebersetzung Il "Internationaler Frauenbund" halten.
Dieser internationale Bund setzt sich zusammen aus den Vorsitzenden der angeschlossenen
nationalen Verbande oder "National Councils" genannt, also einer Dachorganisation, der
so gut wie alle bUrgerlichen Frauenorganisationen sines Landes angehcren (fur Deutsch-
land war das der Bund deutscher Frauenvereine). Die ersten solchen nationalen Verblinde
waren entstanden in Amerika, Kanada, Schweden, Deutschland (1893), England, Danemark,
Holland,Schweiz, Italien, Australien, Frankreich, Oesterreich, Norwegen, IJngarn usw.
Aus den Satzungen des Intern.Frauenbundes, wie sie auf dem Grizndungskongress angenommen
worden sind, entnehmen wir folgenden Artikel:
"Wie Frauen aller Nationen schliessen uns in der Ueberzeugung, dass das Wohl der
Menschheit nur lurch sine grdssere Einheitlichkeit in Gedanken, Bestrebungen and
Zielen gehoben werden kann and lass eine organisierte Frauenbewegung dem Wohl der
Fami.lie and des Staates am besten .ienen wird, hiermit zu einem Bund vor Arbeitern
zusammen, um die Anwendung der Goldenen Regel in der Gesellschaft, in Sitte und Ge-
setz zu fbrdern.(Die Goldene Regel heisst: Handle an anderen, wie du willst, dass
sie an dir handeln sollen.) Um unsere Arbeit erfolgreich durchfUhren zu konnen, ha-
ben wir folgende Satzungen angenomnnen:
Artikel I
Name :
Die Vereinigung soil "Internatiaj Frauenbund" heissen.
Zweck des Internationalen Frauenbundes
Er soil: a) den Verkehr and eine gegenseitige Verstandigung zwischen Organisatio-
nen von Frauen in alien Landern verrmitteln
b) den Frauen Gelegenheit bieten, aus allen Teilen der Welt zusammen zu kommen, um
fiber Fragen, die das Wohl der Allgemeinheit, der Familie and des einzelnen betref-
fen, gemeinschaftlich zu beraten.
Attikel II
Ai17eneine Reel
1. for Intefnationale Frauenbun Lmrde nicht im Interesse einer bestimmten Propa-
ganda gegriindet and schliesst aus seinem Programm alle die Beziehungen zweier oder
mehrerer Lander zueinander berUbrende Streitfragen politischer oder religib ser Na-
tur aus.
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2. Der Internationale Frauenbund will lediglich anregenden and die gegenseitigen
Synipathien weckenden Einfluss auf seine Mitglieder austiben. Durch seine Zugehorig-
keit zum Internationalen Frauenbund wiirde daher kein Nationalverband in seiner vdl-
len Unabadngigkeit beztglich seiner Organisation, seiner Aufgaben and Arbeitsme-
thoden beschrankt.
Auf dem Kongress, der im Marz 1888 in der Albaugh-Oiler in Washington stattfand, nahmen
40 Frauen aus europaischen Landern teil. Sic zusaznmen mit den Vertreterinnen amerikani-
scher Frauenvereinigungen grizndeten den Internationalen Frauenbund and wthlten fair fUnf
Jahre die bekannte englische Fithrerin fir das Frauenstimmrecht (Suffragettenbewegung),
Dame Millicent Garrett FAWCETT trotz ihrer Abvesenheit zur internationalen Prasidentin.
Sie lehnte ab; alle Reisen zu ihr nach England stimmten sie nicht um.
Der Internationale Frauenbund konnte daher erst auf dem nachsten Kongress 1893 (zur Zeit
der Weltausstellung in Chikago, die stark fair Frauenpropaganda ausgenutzt wurde) Lady
Aberdeen, eine britische FrauenfUherin zur Prasidentin wahlen. Eine deutsche Besucherin
brachte von dort die Anregung zur Grundung des Bundes deutscher Frauenvereine mit, der
dann noch im selben Jahre entstand.
Im Mittelpunkt des Kongresses standen die Forderungen der damaligen Frauenorgantlatio-
nen, gleiche Bildungsmtgliehkeiten fti.r das weibliche Geschlecht. Der Internationale
Frauenbund gibt ein "Bulletin" heraus unter der bisherigen Redaktion von Lady Marjorie
Nunbornholme, Vorsitzende des Britischen "National Council of Women". Ende 1946 ging
die Redaktion Frieder nach Belgien, denn die jetzige Prasidentin des Internationalen
Frauenbundes ist Baronin Matha Boa] aus Brtissel.
International Alliance fdr Women Suffrage.
oder Weltbund fur Frauenstimmrecht, entstand wahrend der Kongresstage des Internationa-
len Frauenbundes in Berlin, Juli 1904. Ehrenprasidentin wurde die Englanderin Mrs. Su-
san Anthony and 1. Vorsitzende die Amerikanerin Mrs. Chapman Catt, die vor kurzem in
USA im Alter von 88 Jahren verschieden ist.
Au.s dem Statut des Internationalen Frauenbundes wissen wirp', dass die Erkampfung des
Frauenstimmrechts nicht darin enthalten 1st. Warum ? Dr. Kate Schirmacher sagt in ihrer
schon erwahnten Schrift:
"Das Frauenstimmrecht ist die radikalste Forderung, sie wird daher in alien Landern
von den "radikalen" Frauenrechtlerinnen vertreten sein. Die verschiedenen National
Councils, die dem "International Council" (Internationaler Frauenbund) angeschlos-
sen rind, bestehen hauptsachlich aus gemassigten "Vereinen" and deren Hauptaufgabe
ist es, these konservativen Elemente zum Fortschritt zu erziehen, haben daher das
Frauenstimmrecht nicht immer in ihr Programm aufnehmen kSnnen. Der Internationale
Frauenbund hat das am 9.6.04 in Berlin vollzogen.
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Einige Tage vor Eroffnung des Internationalen Frauenkongresses 1904 haben anwesende
Vertreterinnen von 8 Landern, in denen schon Frauenstimmredhtsvereine bestanden, den
Weltbund far Frauenstimmrecht gegriindet (International?' Alliance for Women Suffrage.)
Hier kbnnen wir vwirklich von einer Zerpli6berung der bUrgerlichen Frauenbewegung spre-
chen, denn wenige Tage spater nah der Kongress des Internationalen Frauenbundes auch
den Kampf um das Frauenstimmrecht in sein Programm auf. Dass jede ernste Frauenbewegung
damalsneben alien Forderungen wirtschaftlicher and rechtlicher Gleichberechtigung auch
die politische, d.h. Stimmrecht ftir die 1rauen, im Program haben musste, war nicht m*T
ale konsequent.
Voij nun an entwickelten sich in vielen Landern der Welt besondere Organisationen, die
sich nur die Aufgabe der Erlangung des Stimmrechts fUr Frauen stellten. In dem Zusammen,
hang wollen wir an die grosse Bewegung in England, die unter dem Namen "suffrage move-
ment" bekannt let, erinnern, die ein besonderes Eingehen erforderlich machen, aber den
Rahmes unseres Vortrages sprengen wurde. Ohne Zweifel haben diese Verbande keinen gerin-
gen Anteil an der Popularisierung des Frauenstimmrechts and haben alle Mittel angewandt,
um die Oeffetnliihkeit fUr Jahrzehnte auf sich zu lenken.
Waren 2 Internationale Vereinigungen schon, nachdem der Internationale Frauenbund 1904
in Berlin das Frauenstirnin echt auch zu seinen Aufgaben rechnete, flberfliissig, so war es
geradezu absurd, diese bis heute weiter fortzufUhren, obwohl in den meisten Landern d.
Frauenstimmrecht langst Tatsache geworden let.
interessant, dass in dem klassischen Land. des Kampfes um das Frauenstimmrecht, in Eng-
..
land, den Frauen vom 30. Lebensjahr a.b das Stimmrecht erst seit`l929r gew hrt worden
ist and die Forderung "gleicher Lohn bei gleicher Arbeit" noch heute nicht verwirklicht
ist.
Keineswegs siegte Vernu.nft bei den betreffenden verantwortlichcn Frauen beider intertla
tionaler Organisationen als in der Nachkriegszeit, also nach 1918 in den meisten Lan-
dern das Stimmrecht dem weiblichen Geschlecht erteilt worden 1st, um beide Verbande zu
vereinigen. Es blieb nur bei Diskussionen darUber. Im Gegenteil, man ging dazu fiber,
die Aufgqben des tiWeltbundes fur Frauenstimmrecht zu erweitern and zwar durch fast alle
die Auf gaben, die sich der Internationale Frauenbund stellte. Zu diesem Zweck mussten
nattrlich die Xiamen der nationalen Verbande geandert warden, sie hiessen von nun an:
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Deutscher Staatsbvr gerin nen-Verband
Liga der weiblichen Wahler fiir Amerika
Verband fur staatsbtrgerliche Gleichberechtigung in England usW.
Das 25jahrige Bestehen des Welthundes fur Frauenstimmrecht wurde 1929 in Berlin durch
die Abhaltung eines grossen Internationalen Frauenkong esses begangen. Die Engl.nde-
rin Mrs. Corbett-Ashby., Prisidentin des Weltbundes seit 1923, war Pr5.sidentin und
Frau Adele Schreiber-Kriegor (chemal.sozialdemokratische ReichstagsabgeordnetA) Vize-
prasidentin dieses Kongresses.
Dieser Internationale Frauenkongress 1929 in Berlin gab amerikanischen Journalistinnen
Anlass zu sagen, dass
"die deutsche Frauenbewegung eine ganze Reihe blendender Offiziere, wenig Unter-
offiziere uhd keine Mannschaften hatrr.
Es war ein Kongress, der in einer '1unglucklichen akademischen Atmosphere" ab~ehalten
wurde, in der sich eine einfache Frau nicht wohlfthlen konnte, ja eine nicht akade-
misch gebildete Frau den Referaten und Diskussionen tberhaupt nicht folgen konnte. Es
ging auch nicht darum, die einfache Frau. anzusprechen, oder Kongresse abzuhalten, die
I3ausfrauen, Arbeiterinnen und Bauserinnen vestehen konnten.
Das Oragn dieses Weltbundes nennt sich "international Women's News" und traagt den Un-
tertitel "gleiche Rechte, gleiche Verantwortungen" mit fast regelmassigen Leitartikeln
und Reiseberichten von Mrs. Corbett-Ashby.
Mrs. Corbett-Ashby entfaltete als Prasidentin nach dem Kriege grosste Aktivitat in Eu-
ropa, urn ihre Weltorganisation wieder zu flicken, die durch den Hitlerkrieg so gut wie
zerfallen war. Der Vorsitz, so heisst es, sei jetzt nach Ddnemark verlegt`worden.
Alle 3 bisher genannten inernati1nalen Organisationen und zwar der Internationale Frau?
enbund, der Weltbund fur Frauenstirnireeht und die Internationale Liga fUr Frieden und
Freiheit sind keine Massenorganisat:ionen mehr, obgleich dem Internationalen Frauenbunc
beispielsweise vor 1933 resp. 1939 bis zu 39 Lander angeschlossen waren. Diese inter-
nationalen Frauenverbande sind fiber ihre bUrgerliche Anhdngdrschaft und Aufgaben hie
hinausgekommen. Dass sie in den 12 Jahren Hitlerfaschismus nicht die Fiihrung der Frau-
en in den Uberfallenen und von Hitler unterdrtckten Landern genommen haben, wird auch
verstabdlich, wenn wir wissen, was man unter "internationale Zusammenarbeit" wirklich
verstand. Es gab in England und Anerika Gelegenheit genug, von dort aus die Frauen der
Welt gegen den Faschismus, gegen Verfolgung und Hinworden der Juden wachzurU.tteln, ja
die Wahrheit unter den Frauen in Deutschland zu verbreiten, was der Nationalsozialis-
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mus fur die Frauen wirklich bedeutete.
Bleihen wir einmal beim Internationalen Frauenbund, weil ihm der grosse deutsche bir-
gerliche Frauenverband, der "Bund deutscher Frauenvereine" unter FUhrung von Gertrud
Baumer, Frau von Zahn-Harnack und anderen angeschlossen war. Wir haben zu Beginn un-
serer Ausfizhrungen die Satzungen des Internationalen Frauenbundes kennengelernt. Bei
aufinerksamenm Hinhoren konnte ,jede schon selbst den Schlussel finden, warum der IF
nicht die Fihrung im Kampfe gegen c'en Faschismus in Europa iibernehmen konnte. Jeder
angeschlossene nationale Verband kann nach dem Statut tun und lassen, was er will.Und
was verstand Gertrud Baumer unter internationaler Zusammenarbeit:
"Es kommt bier mehr auf die Bertihrung der Menschen als auf die Bearbeitung von
"Fragen" an. Nicht nur auf interessante EindrUcke und Bekanntschaften, sondern
auf das Empfinden sines seeli?chen Fluidums, das Undurchsichtigkeiten im gegen-
seitigen Verstehen schmilzt. Der Internationale Frauenbund ist uns eine Schule
des Verstehens geworden ..."
"Die Arbeitsweise war bestimmt durch die Rucksichten aller internationalen Koope-
rationen: Per Internationale Frauenbund beruht auf dem Grundsatz, nur soiche Be-
schlusse zu fassen, denen "alle von Herten zustimmen kbnnen". Er konnte seine Ta-
tigkeit nur auf dikes Grundlage des schlechthin Gemeinsamen stellen. Das bedeutet
natiirlich eine starke Begrenzung seiner praktischen Aktionsfahigkeit, in der fiber
haupt seine Bedeutung nicht liegen konnte."
Aus den Schwachen der internationalen Frauenarbeit wahrend des ersten Weltkriegee
zieht sie die Lehre, dass
"der Weltkrieg die internationalen Frauenorganisationen auf sine ernste Probe ge-
stellt hat und. der Bewegung einen erkennbar tieferen und ernsteren Gehhlt gege-
ben. Er hat vielen von ihnen sine gewissen Oberflachlichkeit des viel beredeten
If Internationalismus" abgestreift und. sie vor die Erkenntnis gestellt, dass these
lbernationale Frauengemeinschaft sich entweder vertiefen masse oder ihre Rechte
verloren habe ....."
Die Praxis wahrend des zweiten Weltt:riegee und schon wahrend der Hitlerzeit von 1933
an in Deutschland hat bewiesen, das3 Gertrud Baumer ihre eigenen Worte selbst nicht
ernst genommen hat. Die Absicht, die richtige Lehre aus den Jahren des ersten Welt-
krieges zu.ziehen, kann nicht vorhanden gewesen sein. Uns nur zu verstdndlich, dass
these Ctrganisationen keine andere Entwicklung nehmen konnten, denn sie kamen nicht zu-
sammen, um in einer Frage in mehreren Lndern gemeinsame Forderungen durchzusetzen.
Fur uns ist doch der Deck internationaler Zusammenschlilsse der, eine Macht zu werden
und als solche das Krafteverhaltnis in den einzelnen Landern und somit in der Welt zu-
gunsten der Frauen zu verschieben.
Es ggb ein Gebiet, auf dem Internationale Frauenbund eine ununterbrochene Arbeit ge-
leistet hat, wenn auch da wit beschrinkten Erfolgen, das war die Arbeit beim Volker-
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bund in Genf. Im Mdrz 1919 schickte der Internationale Frauen-ind in Verbindung mit
anderen Organisationen eine Deputation nach Paris, um die Vertretung im T lkerbund zu
sichern and die Berucksichtigung der Fraueninteressen im Statut desselben and beim In-
ternationalen Arbeitsamt zu sichern. Der Erfolg dieses Schritts war, dass im Abschnitt
XIII des Versailler Vertrages des "Recht der arbeitenden Frauen" besonders betont wur-
de and dass es im Artikel 7 des Statubs des V3.1kerbundes schliesslich hiess, dass nal-
le Stellungen im Volkerbund N%nnern and Frauen in gleicher Weise zuganglich sein sol-
len."
Beim Pdlkerbund beschaftigt waxen 188 Manner and 150 Frauen, von denen die meisten
Frauen Sekretarinnen and Biiroangeste7lte waren. Wirkliche Referate hatten nicht mehr
als sechs Frauenbeset t. In Kommissionen waren tatig: Mehrere Frauen in der Kommis-
sion fUr Jugendwohlfahrt, drei in der Kommission fir geistige Zusammenarbeit, keine
Frau in der Hygiene-Kommission and in der Miandatskommission eine einzige, die dieser
politischen Korperschaft angehorte, die Schwedin Frau Bugge-Wicksell. Obwohl die Frau-
en auf grossen Widerstand gestossen rind, setzten sic in den Volkerbund zu Uberspann-
te Erwartungen and es wurde davon ?esprochen,"dass man Ober these internationale Ar-
beit direkt zur Macht gelangen kann". Die Frauen werden dabei ihren "lyrischen Illusi-.
onismus" an der Harte der politischen Tatsachen scheitern sehen, aber hoffentlich den-
noch die Kraft and den Glauban behalten, ihrer geschichtlichen Mission treu zu blei-
ben", sagte Gertrud Baumer. Ja, das batten wir von der Fiihrung der burgerlichen Frau-
enbewegung wirklich erwartet
Zur Generalversammlung des IF 1920 in Kristiania lehnte der Bund deutscher Frauenver-
eine ab teilzunehmen, weil man bele;idigt war wegen der Diskussion um die deutsche
Kriegsschuld. Zu den Vorstandssitzungen im Mai 1922 im Haag and 1923 in Kopenhagen
gingen die deutschen Vertreterinnen zum ersten Mal, als aber 1924 in London der Kon-
gress zur Erforschung der Kriegsursaciien stattfand, lehnte der Bund deutscher Frauen-
vereine wieder ab. Im Mai 1925 schliesslich fand die Hauptversarmlung des IF in Wa-
shington statt, an der 250 Delegierte aus aller Welt teilnahemn, darunter auch 8 aus
Deutschland, Dort wurde wieder davon gesprochen, dass "die Frauen zu einer Macht im
Leben der Nationen zu machen" waren. NAch all den schonen Lehren aus der ersten Welt-
kriegszeit, die nicht beachtet wurden, ging es anganglich wieder bergauf, um dann abex
1933 als deutsche bUrgerliche Frauenbewegung den tiefsten Sturz zu erleben. Dieser
Sturz hhngt engstens zusammen mit d.mm p^rsMnlichen Verhalten von Gertrud B.umer. Aber
auch in anderen Landern haben sich ehemals fiihrende Frauen der birgerlichen Frauenbe-
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wegung ahnlich verhalten. Und wenn wax glauben, dass alle aus der alten Frauenbewe-
gung nun die endgultige Lehre gezogen haben, dann irren wir. Einige sind drauf and
dran, einzelne Frauen zusammeln, nur um den alten Verein am Leben zu erhalten, ob-
wohl sie heute oft nicht mehr als Selten in den Landern darstellen. Sie bericksich-
tigen keineswegs, dass sie ihre geschichtliche Mission lingst erfUllt haben oder
dass versaumt wurde sie zu erfUllen, was Grund genug ware, Kraften den eeg frei zu
machen, die fur immer aus der Vergangenheit gelernt haben and diesmal sine wirkli-
che - den ganzen Erdball umspannenden Bewegung der Frauen - entwickeln, die den
Erfordernissen der heutigen Zeit mit Programm and Aktivitat Rechnung tragt.
Liaison-Comit6 internationaler Frauenorganisationen.
Im Jahre 1925 schlossen sich einige internationale Verbande zum Liaison-Comit6 zu-
sammen, dem die bisher genannten internationalen Vereinigungen angeh5rten oder bes-
ser die wichtigen Organisationen Uberhaupt darin darstellten. Die Initiative ging
vom International Council of Women aus. Das Ziel war, einheitlich aufzutreten, um
Frauen fiir die Kommissionen and anderen KSrnerschaften beim Vdlkerbund in Vorschlag
zu bringen.
Der Sitz des Liaison-Comitg war Genf and seit 1939 in London. Zu der Organisation
der Vereinten Nationen = UN versu_cht das Liaison-Comite ahnlich wie friiher beim
Valkerbund in Kommissionen hineinzukommen.
Vor uns liegt eine kleine Schrift, die die Geschichte dieses Liaison-Comit6 von
1925-1945 umfasst. In den Meetings beschaftigte in den 20 Jahren mit rechtlichen,
wirtschaftlichen and ethischen Fragen, mit der Abrustung, mit Nationalitdten-Fra-
gen, mit der Sklaverei, mit Gesetzen, Alkoholismus, Nacharbeit, Kinderschutz,
FlUchtlingsfragen, mit der Friesensfrage and vielem anderen. In dem ganzen Bericht
aber finden wir auf Seite 21 cinmal sine politische Stellungnahme in Jahre 1944 ge-
gen die Behandlung der Frauen im Konzentrationslager RavensbrUck. Und im Jahre
1942 finden wir einen Protest gegen Kriegsverbrechen Uberhaupt ohne Namensnennung.
Nicht zu finden ist in den 12 Jahren Hitlerfaschismus eine Stellungnahme gegen die
Entrechtung and Rntwiirdigung der Frauen in Nazideutschland, obwohl Hitlerdeutsch-
land im November 1933 aus dem V'alkerbund ausgetreten war.
Uns ist aich nie bekannt geworden, dass das Liaison-Comit6 gegen den Faschismus
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- 17 - ~ttct
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bei der sich oft bietenden Gelegenheit das wort ergrlrren nat. Das Lzalson-Comlte
Sach
legt Wert auf fachliche BearbeiturIg von Fragen and stellt keineswegs sine allgemein
bekannte internationale Zusammenfassung von Frauenorganisationen dar, wie es ver-
sucht wird darzustellen. Ueber die "hervorragende ArbeitW in der Wohlfahrtsarbeit,
Fliichtlingsbetreuung, Kinder- and Jugendfiirsorge ist ebenfalls in den davon betrof-
fenen Kreisen "Hervorragendes" nei festgestellt worden.
Frau von Zahn-Harnack vom "Yilmersdorfer Frauenklub 1945" hat mit solchen Bemerkun-
gen versucht, das Liaison-Comity der Internationalen Demokratischen Frauenf6derati-
on gegenubersustellen.
Unsere spatere Untersuchung Uber Charakter and Ziele der Internationalen Demokrati-
schen Frauenfoderation wird zeigen, dass es sich um the grosste Frauenorganisation,
aber auch um die politisch entschlossenste, die es je in der Welt gegeben hat,han-
delt.
Am 6.7.47 fand eine besondere Tagung des Liaison-Comity in Brissel statt, in der man
die bisherigen ,Arbeiten des Comity Bowie die weitere Tarigkeit herausstellte.
Internationale Genossenschaftliche Frguengilde
Die I.G.Frauengilde muss noch erw... ,d-g , . # 4/3'b7.~. S ipi? i.~ sa 1 r.. . ~A.?A '33
e1 ttern d1+` F3 r =y ,". aC$
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Fn.bCS. i..i kA G6.AC I.. Y11 4 n. !'. 6t1' ~i d ~?n Reseitig
partsipolitieeh aaus riahte-len Bi1duasgi*iv aus echlauen, lebsnsklugen gimm.
ruck.
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4. .rz 1947
a S E N 0 H 0 F (sn ralsr Fraue*au s sakmo*, U*ter de* Lix -
den 87). Pr1vatadresaale Kleia ca a ow. Terwitwet, Mann 1933 von Gestapo er-
mordet. Siszigaer, 211 j ri r Sal in russischer Krie gsgefaa slassch aft Ver-
misit.
(b) Qeb e s Dortmund, Alter 47 Ja..h== s.
Peraoaaebeschreibu.ng: Bru*ati, brauass lockiges Haar, s:3unkle Auga. FAh1eV'
Berufliche I ufba : BI* 103 1 BUroangestellte in Privatbetrieb Dortausd,
1931/32 dasselbe Th irisgsaa. 1432-34 BtUroarbeit Russlaand. 1940-BUroarbsit
Berlin.
cesichtshaut, Tna;',eras, sera.; rarkniffenes Gesicht, Nicht unbedinit synpa-
thisch. Vittelgross, sohnix, t; achsisbar. Sshr eisfach gskleidet, usge-
m r m~? Lt.
nch n . Bri'l le. 1ten zeht i 11. i.e fv atiachs Kaasar uni ati* an.
Bildusaagaag Volksachul.e, k-1tteelse1uals ohs. Reiieprr3fung. Handelsschialo sit
Abschlusssxafaen.
X) Polttiachs Laufbaahhaa: Sit 12' 1Lttglied der XPD and ohresaratlich t&tigiix
Frauenarbaait der Partei. 19'29 8tadtverordnete Dortmund. 1931/32 F'raueslei-
teriaa der KPD z Thurringeaas. 1933-45 illegals ParteitAtigkoit. 1935-39
Zuehthaua Jailer ? ald is- / ichlenasrn. Rah Yxioguendst Wiederaufbau der
K , in dieser SIM g n> chaft Is I:eza_rkavereraltung 1 eiaseaaseen. J'zli 1945 in
Potsdam etaallvertreteanaie L i.t,rl.s der Abteilung "Arbeit usd Soziaiftirsorgs"
fur Provi*z Brandenburg.
(i
ache Betreuusg dbaser Arbel r.
(h) Aufeaathalt i Ausland : 1932-34 'tusslasd: Moskau, K alista. Azgeblicln rd. as pri
vaa ter Aufeaatthalt au m; uc _? . clceeat'". BUroaarbeit is I*durta^i auaatera~eha tgsaa
die .^rosso Anzahl de?.techer L^k: ?i r besohAftigte*. 3Fahrecheielich politi-
-~, uaag fiSr 7olksbi3dua
st,~ell 3 1 I a? 1946 is Zestralversait
V. T I
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L.s. SUIIv.rrr to21d. L i ter1 dti' Abteilt g Or,
2,Ma.LptWntli.Qhe 1iiteerin c.s Z*tra1sz 'au
as. T. -n .ex
os 1e kr'atischan Fr'aaueabuaedes Im Zentralsit Frame-
UA ssc1 uis versieht .Tt' im Gagol*satz zu Frau Hauser, der i* argar
obLU g, - so wJaa a don ftsae*dieast, st*Ut Ko*t*kt
z imchae* Auescbusa Ber.u. ux Ausaecb?iasex in. der Zone he", Spri*ht auf
VVrsa tun in dera [ Pro n. S Ilt lsrbia n hsr spa t3awsr1
achaftes, Yokseol a i ?{ r 18 Deutsche J ge d,, der ttffsatlic n V*r-
War Stellumomahm mi _ txeawartefrsg.a aeicht mu baw. *, let *sah
g zweifel.los t&r% prarussis* , uei,taristisch, fir tbfiide*
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durcla aasifeios iiberswu.~ da ac nghaft* Rednor b.. Im Gogessa" sm
keiaea i stollektu 1a Ttede ris, eos rm eeiss Erer daed h zu
packsa, dass sic GaIst vta i s raa Geis ist. F tisch bases sera u* lie
zu si*sr 1 a**cbsichUiAe1 '.lep+iri* w erdaa# weies jsdoah ? wen* sis jss sss
Starke aaria ais
Kan* acacia eigsaera
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1) Leiter der Abteei.llang "11,u1turell. Aa U ung" iat b e.
2) die axdctre i.auptmatliche Ian. Leri;a itst; rrau Hauser (vg1,
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? FRAU MAGDA SENDHOFP;
Die Aufgaben der Frauenausschiisse and die kommenden Wahlen
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ter, warmh rzige Lebhaft und ereer 7,1 soh.
(d) B-iid &: Volksschule, banes: is -jtle, uswirtsoha t. Abendsku1en is USA.
(e) Berufliche L ufbahn: r itarb,*-_t
s t t?r:Lichen Gesohittt vberhausen bia 1Sd2s.
1929-1932 Arbeiterin, 8Ura 3 e Ll t in Milwaukee. Ab 32 nur nosh politisch ta-
t.c.
(f) 01.3tische L2utb : 3ozia i.atisr 7e aLr eiterjugend. Oberhausen. 3t 1 25 sit-
,;lied oar SPD, seit 1932 eeitgli.ec deer K. 1932 3tadtveerordnete in bearh user,
r rauenleeitung der K , J3esxrksrei',sre ntin uM ?rovinziafl tagsabgecrrdnete fur
die theinprovine,. Ate 19:33 il.?.ey 1,~ . tifaschistische T tigksit inn arbrUcken/
Saargabiet. 15x34 deleegiert zur --?is rionferenz des ueltkc .tes ge ,en :tri og
u, nd. r'aschisrrrus. 134-38 eaitar it a;n Qeltkcents. 136-39 Varhindung
achen OD in achweis, Holland, r1r .=nkreeich and Deeutscrhland. 193w in aolland aer-
saftet, 1v40 an Deutschland aus--i f-ert. 1v44-4b Luchthaus Anrath , 1046 nach
mittelde utschland eevR uiert. mai w b Arbeit in WO Deaa u : tfauptssi . Yereein
Bing von ofU and f . rbat lw4t.1: Xu'l t urabteilung der .
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thalte im Ausland: 1929-32..eu ~;_ tt+r audrer,.
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