DREI JAHRE ARBEIT FUR DEN WIEDERAUFBAU DER FREIEN UND HANSESTADT HAMBURG
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Document Number (FOIA) /ESDN (CREST):
CIA-RDP82-00373R000200040001-4
Release Decision:
RIPPUB
Original Classification:
K
Document Page Count:
122
Document Creation Date:
December 15, 2016
Document Release Date:
July 21, 2000
Sequence Number:
1
Case Number:
Publication Date:
October 11, 1949
Content Type:
MISC
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Attachment | Size |
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DREI JAHRE ARBEIT
FY.7R DEN WIEIIERAUFBAU
DER FREIEN UND HANSESTADT
HAMBURG
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DREI JAHRE ARBEI7C
FYJR DEN WIEDERAUFBALJ
DER FREIEN UND HANSESTADT
HAMBURG
MACH AMTLICHEN BEHORDENBERICHTEN
IM AUFTRAGE DES SENATS
ZU SAMMENGESTELLT UND BEARBEITET 'VON
ERICH Lti7TH
DIREKTOR DER STAATLICHEN PRESSESTELLE
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Drei Jahre Arbeit
.Drei Jahre Arbeit, so lautet der nuchterne Titel theses Berichtes. Er rpricht aus, was
wir zu tun uns bemiihten. Denn mil nichts anderem als mil dieser Arbeit war die
Amtszeit des am 15. November 1946 durch die Biirgerschaft der Hansestadt Ham-
burg gewzhlten Senates bis an den Rand ausgef iillt.
Jeder von uns brachte seine Weltanschauung mil ins Amt. Doch in ahem, was man
vor: uns f orderte, and in ahem, was wir zu er f iillen and zu ?~erwirklichen bemiiht
waren, Bing es nicht um Theorien. Es ging um niichterne and harte Tatsachen. Um
die Praxis and um das Leber.
Wir mu/iten, um es hier mil einem drastischen Wort zu umschreiben, die Locher
stopfen, die eine schlimme Vergangenheit gerirsen hatte. Es waren Bombenlocher,
and wir suchten die V oraussetzungen fur einen Neubau zu scha f fen.
Es ging um eine groJle Sache, die rich aus vielen kleinen zusammensetzte. Wir
muflten den Elbstrom and die Hafenbecken wieder of fnen and dazu 7'ausende von
Wracks heben. Nissenhiitten rsnd Behelfswohnungen muflten winterfest and leerge-
brannte Wohnhausf assaden wieder mil einem Dach verrehen werden. D;ie Dunkelheit
in unseren Wohnungen and au f den Straflen mu fate behoben werden. Es f ehlte an
Kohle and Strom dazu. Beide muf3ten beschaf f t werden. Dann aber gall es, Tausende
von Stra ftenlaternen wieder zu entzi%nden. Eine profane Angelegenheit. Und doch
hing Hach allen Depresrionen, enter denen die Bevolkerung gelitten hatte, von diesem
bifSchen: ?Mehr Licht!" so viel ab.
Der Berirht ?Drei Jahre Arbeit" verbindet eine Fulle von niichternen Tatsachen,
Au f zdhlungen and Zahlenangaben mil kurzerz Schilderungen and Ker~nzeichnungen
der Situationen, die wir gemeinsam durchschritten haben. Es konnte rich bei ahem
immer nur um Stichproben handeln. Das Material der einzelnen V.erwaltungsbe-
horden and A'mter ist Behr viel um f angreicher. Diese Unterlagen beweisen ein Aus-
mafl an praktischer and positiver Arbeit, das wohl jeden Einsichtiger: davon iiber-
zeugt, dall nicht nur Kritik am Platze ist, sondern auch ein anderer .Anspruch, der
au f ~ sachliche Wurdigung besteht! Die von den Behorden vorgelegten amtlichen
Berichte muf3ten wegen ihres starker Umfanges nicht nur zusammengertellt, rondern
auch bearbeitet and zusammengefafit werden. Das berorgte der Direktor der Staat-
lichen Pressestelle Erich Li%th.
Da wir keine farblore amtliche Darstellung wiinschten, wurde dem Bearbeiter in
der Auswertung der Unterlagen and ihrer Ausschnitte freie Hand gelarsen.
Auch dann, wenn der Bericht Zahlen sprechen lafSt, ging es allen ~Reteiligten um
mehr als um these Zahlen. Denn hinter jeder Zahl steht der Mentn~. Und hinter
ahem, was in dieren drei Jahren Arbeit gescha f f en wurde, steht die Liebe zur alter
Hansestadt Hamburg, die wiederaufzubauen unsere Generation den ebenso schweren
wie schonen Auftrag erhalten hat.
Max Brauer
Erster Biirgermeister der Freien and Hansestadt Hamburg
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Vereidigung des ersten Nachkriegssenats
Am Freitag, dem 22. November 1946, wehte vom hohen Turm des Hamburger
Rathauses zum ersten Male Hach der Kapitulation wieder die weif3-rote Fahne der
Hansestadt mit Bern dreiturmigen Wappen. Im Festsaal batten side diie am 13. Ok-
tober neugewahlten Abgeordneten der Hamburger Burgerschaft um ihre von den
Biirgerschaftsmitgliedern am 15. November gewahlten Senatoren verarammelt.
Zahlreiche Internationale and detttsdte Gaste wohnten diesem Festakt bei. Seit
fiinfzehn Jahren hattcn in Hamburg keine Parlamentswahlen mehr stattgefunden.
An diesem Tage gab sick Hamburg Hach der zeitweiligen Aufhebur~g der Demo-
kratie Burch Hitler seine erste aus dem Willen seiner Burger hervorgegangene
Regierung.
Noch war Hamburg eine besetzte Stadt. Auch die Wahl des Parlamentes hatte
Hach eineui Wahlgesetz stattgefunden, auf dessen Gestaltung die Besatzungsmacht
Einfluf$ gcnommen hatte. Doch der Wahlakt war frei. Die Bevolls:erung konnte
zwischen den Kandidaten der verschiedensten Parteien wahlen, als deren starkste
die Sozialdemokratische Partei aus den Wahlen hervorgegangen war 1;83 Sitze). Die
nachststarken Parteien warm "die Christlich-Demokratische Union (16 Sitze), die
Freie Demokratische Partei (7 Sitze) and die Kommunistische Partei +;4 Sitze). Eine
Anzahl weiterer politischer Gruppen hatte keine Abgeordneten erhalt:en.
Kein Demokrat war Baran gehindert, Bich zur Wahl zu stollen. Jeder konnte im
politischen Ringen mit seinen Mitbewerbern die freie Entscheidung der BevSlke-
rung seines Wahlbezirks fur sick zu gewinnen suchen.
Der erste staatspolitische Willensakt des neugewahlten Parlamentes war die Wahl
von zwolf Senatoren gewesen, von denen acht aus der Sozialdemokratischen, drei
aus der Freien Demokratischen and einer aus der Kommunistischen Partei (der seater
demissionierte and Burch einen weiteren Sozialdemokraten ersctzt wurde) hervor-
gingen. Zum ersten Mal in der Geschicbte Hamburgs befand sick unter den gewahlten
Senatoren eine F r a u : Paula Karpinski.
Die Vereidigung wurde Hach einer Ansprache des Prasidenten der Biirgerschaft
Adolf S c h o n f e l d e r vorgenommen. Die den Senatoren vorgesprochene Eides-
formcl des Prasidenten lautete:
Ich schwore, dai3 iclr dem D e u t s c h e n Reich die Treue halten, die
hamburgische Verfassung and die Gesetze beachten, die mir ala Mitglied des
Senats obliegenden Pfliduen erfullen and Bas Beste der Hansestadt Hamburg,
soviel ich vermag, fordern will.
Eines Hach dem andern erhoben sick die neugewahlten Senatsmitglieder and legten
diesen feierlichen Eid ab. Es warm die Senatoren Eisenbarth, Landahl, Borgner,
Dr. Nevermann, Dettmann, Dr. Dudek, Bull, Koch, Brauer, Hartenl'els, Karpinski
and Frank.
Noun Monate vorher hatte General Baker, der damalige Militarg~ouverneur von
Hamburg and Schleswig-Holstein, die von den Englandern ernannte Biirgerschaft
eroffnet. ?Damals handelte es sick", wie Gouverneur Henry Vaughan Berry in
der gteichen Sitzung ausfiihrte, ?um eine Burgersdiaft, die von der Miilitarregierung
e r n a n n t wurde, wobei diese Hach bestem Ermessen Bas Starkeverhaltnis des
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versdziedenen Parteien beriidssichtigte". ?Heute", so sagte Mr. Berry, ?ist die Bur-
gerschaft gewahlt; sie ist die erste aus Wahlen hervorgegan-
gene Landesvertretung, in der britischen Zone, undichstehe
vor Ihnen als Zivil- and nicht als Militargouverneur. Das ist eine Tatsache, an der
Sie ermessen konnen, inwieweit sick die Lage wahrend der vergangenen neun Monate
gewandelt hat".
Sdton vor der Vereidigung hatte sick der neugewahlte Senat in einer Sitzung vom
19. November konstituiert and zum Ersten Burgermeister den Senator M a x
Brauer , zum Zweicen Burgermeister den Senator C h r i s t i a n K o c h gewahlt.
Antrittsrede des Burgermeisters
In seiner Antrittsrede erklarte Burgermeister Brauer:
?Der Nationalsozialismus hat uns das Erbe eines namenlosen Ungliid{s hinter-
lassen. Die Schuld hierfur lastet auf Hitler and seinem Regime. Mit ihrem Namen
haben die vergangenen Machthaber die Ehre des deutschen Volkes gesdzandet. Der
Geist der Verneinung and der Vernichtung, des Hochmutes and des Hasses, wie er
sick im Nationalsozialismus bekundete, muf3 bis in seine letzte Konsequenz e r -
k a n n t a n d u b e r w u n d e n werden, damit das andere geistige Deutschland,
das wir kennen and lieben, sick um so segensreicher entfalten kann.
Wir rind ein Volk in Not, in unserer arrn gewordenen Heimat soli gerade auch der
7irmsre nicht vergessen werden.
Auch Hamburg soli wieder den Platz auf der Erde einnehmen, der ihrn dank der
Gunst seiner naturlichen Lage, dank seiner groLien Vergangenheit and dank der un-
verwustlidten Lebenskraft seiner Bevolkerung zukommt. Ftir die Verwirklichung
dieses Zieles sick unablassig einzusetzen, ist die Aufgabe des Senates.
Gewi13, Hamburg liegt in Trummern; dock wer von Ihnen liebte dieses Hamburg
heute nicht gluhender als je zuvor~
Hocherfreuli~h ist es, dal3 im Zuge der Neuordnung der Lander Hamburg s
S e l b s t a n d i g k e i t aicht angetastet wordeu ist. Unser Stadtstaat hat fur das
kunftige Deutschland wi~ittige Autgaben, die er nur- a(s Selbstverwaltungskorper
losen kann. W"enn Hamburg rich in tausendjahriger Geschichte frei erhielt and audt
in Wilhelminischen Zeiten nicht in Preuf3en aufging, dann darf es heute erst recht
nicht in einer preu(iischen Provinz aufgehen. Hamburg erhebt seine warnende
Stimme gegen jeden neuen Landerpartikularismus and gegen jede Kirchturmsautar-
kie. Wir zwingen die Not nur, wenn die neuen Landergrenzen Iediglich unsichtbare
Verwaltungsgrenzen Sind. Sie durfen niemals Wirtsdtaftsgrenzen werden and etwa
an den Elbbrudcen Sd~lagbaume aufrichten."
Die Not dES Jahres 1946
Burgcrrnciscer Brauer zahlte in seiner Rede d r e i E l e n d s q u e 11 e n auf, mit
denen die Hamburger fertig werden mril3ten:
?Die erste heil3t H u n g e r and Hungersiechtum,
die zweite heif3t Wohnungsnot and die aus dem entsetzlichen Wohnungs-
mangel hervorgehende Verelendung der Menschenmassen,
die dritte hei(3t K a l t e and Brennstoffmangel."
?Mit fiinfzehnhundert Kalorien", s~ sagte der soeben vereidigte Erste Burger-
meister der Hansestadt Hamburg, ?laf3t sick keine neue-Stadt and keine Demokratie
aufbauen." Hamburgs Wohnungsnot sei gro(3er als notwendig, ?denn das Tempo der
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Rettung wiederherstellbaren Wohnraums vor volligem Verfall ist infolge des Mate-
rialmangels viel zu langsam. Nur ein grof3angelegtes W o h n u n g s b a u p r o-
g r a m m , dessen Verwirklichung Schritt fur Schritt vorangetrieben wird, kann
Dauerhilfe bringen. Erschreckend isc auch die Kleidungsnot. In den Hamburger
Volksschulen gelicn 30-40J vollig barfuf3 Oder waren mit zerfetzten Schuhen durch
Katie and Regen. An den Arbeitsplatzen lichten sick die Reiheri der ]Belegschaften
bederiklich, weil die in ihren diirftigen Lumpen frierenden Menschen Erkaltungs-
krankheiten erliegen".
Zur Brennstofflage erklarte der Burgermeister: ?In der Brennstoffversorgung
wird Deutschland die Ausfuhr jeder enrbehrlichen Tonne Kohle begreifen. Solange
aber die hungernde Beyolkerung der Grof3stadte durch Massensiechtum and Massen-
sterben aus Frostgefahr bedroht wird, ist es ein Gebot der Menschlichlieit, erst ein-
rnal diesem furchterlichen Elend zu steuern." Dann appellierte der Biir;;ermeister an
die Mitarbeit der G e w e r k s c h a f t e n, die in ihm immer einen. aufriditigen
Freund and Forderer finden sollten. In ihrem Sinne liege es, wenn er erklare, daft
die achtundzwanzig Punlcte der SPD, die ihn fur dieses Amt nominiert hatte, fur
ihn ?kein Maximal-, sondern ein Minimalprogramm" darstellten.
?Nicht jeder Deutsche zeigt heute", so sagte der Burgermeister, ?uns and der Welt
gegenuber die r e c h t e H a l t u n g. Deshalb mag fur einige von ihnen der eng-
lische Satz gelten: Man hat den Deutschen entweder an der Gurgel oder zu seinen
Fii(3cn. Ich aber bin der Meinung, daft es aufler blindwutiger Rauflust and wider-
wartiger Unterwurfigkeit auch nosh einc wiirdige Haltung gibt: die des aufrechten,
maf3vollen and gerechtdenkenden f r e i e n M a n n e s." Der Burgermeister schlof3
mit den Worten:
?Nuchternen Sinnes and heif3en Herzens, voll der Leidenschaft, die Not zu
wenden, wollen wir einig zusammenstehen. Als Sohn des Hamburger Volkes rufe
ich jeden von Ihnen auf, alle Krafte fur unsere Stadt and ihre Zukunft bereitzu-
stellen, der auch wir uns alle mit letzter Hingabe widmen werden."
Das Erbe des Dritten Reiches
Weld~es Erbe aber fand der neugewahlte hamburgische Senat vor? ]:n seiner Rede
zum Haushaltsplan fur das Rechnungsjahr 1946 gab der Prases dc:r Hamburger
Finanzbehorde, Senator Dr. Walter D u d e k , einige lapidare Zahleri.
Von 563 600 Wohnungen waren rund 300 G00 vollig vernichtet oder unbewohnbar.
Die durch die Luftangriffe angerichteten Schaden wurden ohne N~:rtznngsschaden
auf rund 21.5 Milliarden Mark heziffert. An Wohnflache Standen vor dem Kriege
pro Perron 1 +,6 qm, jetzt hingegen nur n.och 7 qm zu Verfi3gung. Von 467 Schulge-
bauden -waren 97 total zerstort, etwa 120 schwer beschadigt, etwa 65 leicht be-
schadigt, nur etwa 180 Sdiulgebaude waren unbeschadigt gebliebcn.
Der Gesamtschaden der Stadt Hamburg als EigentGmer offentl.icher Anlagen
wurde auf rund eine Milliarde Reichsmark berechnet. An Trummermassen hatte das
Dritte Reich den Harnburgern ein Erbe von rund 43 Millionen cbm Schutt iibrig ge-
lassen, deren Bergung bei einer Monatsleistung von 200 000 cbm 18 Jahre erfordern
wurde. Bei einer Steigerung der Bergungsleistung auf 350000 cbm hoffe man jedoch,
in rund 10 Tahren fertig zu werden, wofur Senator Dr. Dudek einen 1?:ostenaufwand
von 560 Millionen RM veranschlagte.
So schwer der harnburgisdre Wohnraum and damn die Stadt aber auch durch
Kriegsschaden in Micleidenschaft gezogen worden war, nosh schwerer war das Herz-
stuclt der hamburgischen Wirtschaft getroffen worden: der H a f e n. 90% des
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Hafens and seiner Einrichtungen waren zerstSrt oder durdt Unterbrechung von
Briidcen, Sdtienenwegen oder Straf3enverbindungen, durch Vernidtcung oder Be-
schadigung der Kaisdiuppen, Kaimauern oder Krananlagen, durch Blodsierung der
Elbe oder ihrer Hafenbedzen auf3er Funktion gesetzt. Das gewaltige Hafenareal
hatte sick durch die Vernichtung von 290C Ozeandampfern, KGstensdtiffen, Schlep-
pern, Leichtern oder Schuten in einen gewaltigen Schiffsfriedhof verwandelt, so daft
es nun galt, muhselig aufzuraumen, wiederaufzubauen, Wradis zu heben and
Brndcen and Verbindungen wiederherzustellen.
Kein deutsches Land war in seiner Substanz, wirtschaftlich and sozial, war in
seinen Gesamtvermogenswerten and in seinen Arbeitsmitteln so schwer geschadigt
wie diese Stadt. Hamburg haste seine gesamte Eigenschiffahrt eingebiif3t. Was an
Hafenfahrzeugen, Kustenmotorschiffen, Fischdampfern and iiberalterten kleinen
Seefahrzeugen nachgeblieben war, war kaum der Rede Overt. Dazu war die Halite
des Hinterlandes abgeschnitten, der GroBsd7iffahrtsweg der Elbe wenige Meilen
oberhalb der Elbbriidten blodtiert, die Werften entweder demoliert oder, wie
Blohm & Voss, durch die Besatzungsmacht gesprengt, der Schiffbau verboten and
selbst Schiffsreparaturen nur in kleinstem Maf3stab zulassig.
Ein Welthafen ohne Eigenschiffahrt and ohne Schiffbau, ein kleiner Stadtstaat
ohne Landwirtschaft, eine Kaufmannsstadt, deren iiberseeische Verbindung abge-
rissen, deren Speicher verbrannt oder verSdet waren, das apes sd~ien hoffnungslos.
Daft Hamburgs Einwohner, Hamburgs Burgerschaft, die ernannte wie die ge-
wahlte, daf3 Hamburgs ernannter Senat, der unter dem Prasidium von R u d o 1 f
Petersen bald Hach der Kapitulation die Arbeit wiederaufgenommen hatte, and
Hamburgs erste aus freien Wahlen hervorgegangene Landesregierung unter ihrem
ersten gewahlten Prasidenten, Burgermeister M a x Brauer , den Mut nicht ver-
verloren, sondern mit alley Tatkraft, Heimatliebe and Aufopferungsbereitschaft ans
Werk gingen, wird vor dem Urteil der Geschichte wohl bestehen konnen.
Immerhin sei an dieser Stelle die Frage aufgeworfen: Was ware geschehen, wenn
diese Manner and Frauen den Mut zur Verantwartung and den Glauben an die
Berge versetzende Kraft ihres guten Willens and ihrer Leistungsfahigkeit nicht auf-
gebradit batten?
Drei Wendepunkte
Es hat in der jangsten Geschichte der Hansestadt Hamburg, in der Geschichte des
zweiten Weltkrieges and seiner Liquidierung drei dramatische Wendepunkte ge-
geben: erstens die furditbare Woche der Bombenangriffe des Sommers 1943, als
Tausende and Abertausende von sa4weren englischen and amerikanischen Bombern
Tag and Nacht ungeheure Lasten an Spreng- and Brandbomben, Luftminen and
Pbosphorkanistern abwarfen and 5 5 0 0-0 Hamburger in den Feuerbrunsten ge-
waltiger Flachenbrande umkamen and weitere 50 0 0 0 verwundet oder zu
Kruppeln wurden. Damals ergriffen fast eineinhalb Millionen Hamburger die
Flucht. Bis zum Tage der Kapitulation aber hatte side die Zahl der Einwohner sdion
wieder auf 800000 erhoht.
Das Schidisal hatte diese Stadt so schwer getroffen, da13 der Tag, an dem die
Kapitulation erfolgte, wie eine Erlosung erschien. Das war der zweite Wendepunkt.
Und dolt war es unsagbar schwer, den Riesenorganismus der Millionenstadt, Ver-
waltung and Verkehr, Handel and Wandel, Lebensmittelversorgung and t~ffent-
liche Dienste wieder ingangzubringen.
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Fur Manner, Frauen and Kinder schien es zunachst unfaf3bar, daft es keine Alarme
mehr gab, daft weder Explosivbomben Hoch Feuer vom Himmel regneten? daf3 weder
Hauser einstiirzten nosh Briicken in die Luft flogen, daf3 weder Seuchen ausbrachen.
nosh blutige Aufstande entstanden, in denen sick die vom Alpdruck des Hitler-
regimes Befreiten an ihren Naziunterdrudiern rachten. Es gab keine Bombenpanik
mehr, keine Schredtensrufe der Mutter, die ihre Kinder in Bunkern tend Kellern
vor dem Tod zu retten suchten.
So war der Tag, an dem das Dritte Reich unterging, kein toter Punkt:, es war ein
Tag des Aufatmens, ,der Befreiung von einem grauenhaften Druck. Ein Tag, der
einen neuen Anfang versprach, obgleich es an allem zu fehlen schien, an Holz and
Ziegeln, um neue Dacher zu bauen, an Backstein and Zement, um neue Wande zu
ziehen, an Glas, um die Fenster wieder zu schlief3en. Es fehlte an N[aurerkellen,
Hammern and Nageln. Es fehlte an Eisen and Stahl, an Medikamenten and tausen-
derlei Gerat.
Der Tief punkt
Die Tiefe des Sturzes, den auch Hamburg getan, wurde aber erst im Laufe der
Monate offenbar, als die Vorrate aufgezehrt waren and der Mangel a.uf allen Gc-
bieten fuhlbarer wurde, bis die Stadt dann im Katastrophenwinter 1946147 ihren
tiefsten Punkt erreichte. Das war der dritte Wendepunkt. Das war in jenem Winter,
als sick die Not an Kohlen, Kleidern and ausreichendem Wohnraum u;nter der -Ein-
wirkung einer monatelangen, geradezu sibirischen Kalte ins Unertragliche steigerte.
Als die Not des gesamten deutschen Volkes and die Zerschlagung alter seiner natiir-
lichen Hilfsquellen, das Absinken der Kohlenforderung im Ruhrgebiet and die
Dezimierung der Bestande der Reidtsbahn an Lokomotiven and rollendem Material
sick auf alle grof3stadtischen Massenzentren abertrug, als ein Verhangnis das andere
steigerte, ein Mangel den anderen um so fuhlbarer werden lie(3,. ;als der Frost
Maschinenbruch um Maschinenbruch verursachte, so daf3 ein Kohlenzug auf dem
Wege von den Bergwerken Hach Hamburg 28 Lokomotiven verbrauchte, ehe die
Transporte Wilhelmsburg oder den Verschiebebahnhof von Eidelste:dt erreichten.
Das waren die Tage, in denen die Elektrizitatswerke and die Gaswerke in Ham-
burg nur fur wenige Stunden abwechselnd kleinen Sektoren der Stadt Licht oder
Gas zu spenden vermoditen. Das waren Tage, Wochen, Monate, in denen die effektiv
belieferten Lebensmittelrationen unter eintausend Kalorien lagen, in denen auf den
Stral3en and in den Schaufenstern keine einzige Laterne oder Ampel brannte. In_
denen 85 hilflose Menschen in ihren Wohnungen oder in ihren Betten erfroren, Weil
die kraftlosen Korper keinen Widerstand mehr leisteten. Das Geld war ohne Wert,
die Laden ohne Ware. Der Schwarzhandel die einzige Wirtschaftsforrn, die wirklich
bliihte. Es war ein Winter des Grauens, der von Sylvester 1946 bis an die Schwelle
des Fruhlings 1947 wie eine lange lahmende, lastende and endlose Nacht war. Die
gefiirchtetste Krankheit in jenen Tagen war das Hungerodem, die verbreitetste
die Tbc.
Da drohten auch die Mutigsten mutlos zu werden, die Starksten zu verzagen and
die Unentwegtesten alle Hoffnung fahren zu Lassen.
In diesen Tagen behielt man im Hamburger Rathaus, in der Wirtschaftsbehorde,
in der Sozialbehorde, in der JugendbehSrde and in der Gesundheitsbehorde dennoch
einen klaren Kopf. In Decken and Mantel gehiillt, setzten die Verant:wortlichen ihre
Muhen fort, Schulen wurden in Warmehallen verwand~lt, die C?rof3kiichen des
Roten Kreuzes versorgten die Alten and Hilflosen, deren eigener Herd langst er-
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loschen war, mit warmen Mah(zeiten. Der vollige Zusammenbruch der Gas- and
Elektrizitatsversorgung wurde immer wieder in letzter Minute verhindert, obgleich
sick die Kohlenvorrate der Werke auf einen einzigen Tagesbedarf reduziert batten.
Selbstbehauptung der Hamburger
Mit einer letzten groBen Kraftanstrengung wurde dieser Winter des Schrediens,
der nicht minder furchtbar war als der Schredienssommer 1943, von der Bevolke-
rung der Hansestadt Hamburg iiberstanden and uberwunden. Zwar muflten in den
Hamburger Krankenhausern aufschiebbare Operationen unterbleiben, weil es an
Licht fehlte. Unaufschiebbare Nothilfe aber konnte audt weiterhin dargebracht
werden, selbst wenn in einer Vielzahl von Krankenzimmern die Temperatur
unter den Gefrierpunkt sank. Notaggregate sorgten fur die Beleuchtung der
Operationstische.
So erlebte Hamburg, wenn auch in einem ganzlich anderen Sinne, als man es im
Dritten Reiche gewohnt war, in den Monaten Januar bis Marz 1947 seine heroische
Zeit. Es stand am Rande des Untergangcs, aber es wurde nicht vernichtet, da die
Hamburger mit einer letzten verzweifelten Anstrengung alley Apathie zum Trotz
auch diese schlimrnste alley Priifungen bestanden.
Man mag die Demoralisierung der Jugend, den Sturm von zeitweilig 17000
Frierenden an einem Tag auf die Guterzuge, wobei Hunderte von Kohlenwaggons
besenrein gekehrt wurden, bevor sie ihren Empfangern, den Elektrizitatswerken,
den Fabriken Oder den Hafenbetrieben zugefuhrt werden konnten, als ein triibes
Kapite] der Nachkriegsgeschichte bezeidtnen. Und dock waren dies nur Neben-
ereignisse, denn trotz Elend and Not, trotz lahmender Verkehrseinschrankungen,
trotz Kalte and Unterernahrung setzte das Gros der hamburgischen Bevolkerung,
setzten Hunderttausende von Arbeitern, Angestellten, Handwerkern, Beamten and
Kaufieuten ihre Tatigkeit im Rahmen des Moglichen fort and verhinderten durch
ihre unbeirrbare Leistung den Zusammenbruch von Staat, Wirtschaft, offentlichem
Leben, Ordnung and sozialer Gemeinschaft.
So wurden diese Wochen and Monate zur grofen Bewahrung der Bevolkerung
and ihrer gewahlten Vertrauensmanner and dieses ganze dramatische Kapitel der
Not zu einem Ruhmesblatt in der Geschichte Hamburgs, das schwerer wiegt als alley
fragwurdige Kriegsruhm.
[n diesen Tagen allerdings bestatigte sick auch der Glaube an die Hilfsbereit-
schaft and Solidaritat der Menschen, die keine politischen oder nationalen Grenzen
kennen, es bestatigte sick der Glaube an eine Verbundenheit, die auch die Grenzen
zwischen fruheren Feinden ubersprang, Grenzen zwischen Siegern and Besiegten.
In einer wunderbaren and unverge(3lichen Aktion des guten Wiltens and der
gegenseitigen Hiffe trafen fremde Schiffe mit Lebensmitteln in dem vereisten Ham-
burger Hafen ein, deesen Fahrrinnen von Eisbrechern in ttnurt:rbrochener barter
Arbeit offengehalten wurden. Aus F,ngland, Amerika, 6chweden, Norwegen, Dane-
mark and der Schweiz trafen Millionen von Carepaketen and Licbesgaben ein, die
fuh(bare Entlastung brachten, vor ahem fur Saualinge and die Alten. Dodt auch die
Schuljugend hatte niemals diesen Winter and diese ganze Zeir, clrerdauern konnen,
ohne Schaden fur immer zu nehmen. wenn nicht auch bier eine Speisung der Hun-
derttausende den .Kindern Hambnrgs das gewahrt harte, was die Mutter and die
Ernahrer der Familien ihren Kindern zuzufahren auflersrarde waren. Der Dank fur
ally Helfer, die dazu beitrugen, daf Hamburg diesen Schredierswinter iiF.erstand,
gilt also auch dcn Hunderttausenden von ungenannten Helfern alley Nationalitaten,
die keine Ruhe fanden,-ehe sie nicht praktisdte Hilfe leisteten.
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Schwere Startbedingungen
So etwa sahen die Bedingungen aus, unter denen die Hamburger;, ihre Burger-
schaft und ihr Senat Wiederaufbauarbeit zu leisten versuchten: Wiederaufbauarbeit
in allen Sektoren des offentlichen Lebens, in der Industrie, im I-Iandel, im Hand-
werk, im Hafen und in der Verwaltung, im Erziehungswesen und icn Gesundheits-
wesen, in der sozialen Fursorge und im Wohnungsbau.
Die aufieren Umstande waren unerfreulich, die Moglichkeiten vor d.er Wahrungs-
reform begrenzt.~
Die Aufraumungsarbeiten der Innenstadt Bingen in Hamburg dc:nrioch rascher
vonstatten als in der Mehrzahl der ubrigen zerstorten deutsdten Stadte. Reichsbahn,
S-Hahn, Hoch- und Straf3enbahn leisteten Bewttnderungswiirdiges. Ebenso eindrucks-
voll aber war die Blute, zu der Bich das Hamburger Kulturleben steigerte. Bei
20 Grad Kalte drehte I-iclmut Kautner in Hamburg den ersten and bisher besten
deutschen Nachkriegsfilm im Freien. Neue und alte Buchverlage brachten eine um-
fangreiche Produktion heraus, zwar auf schlechtem Papier, dock befanden sick
darunterviele unvergangliche Werke derdeutsdten und. der internationalenLitcratur.
Auswartige Gaste Hamburgs hielten mit Ausdrucken ihrer Anerkennung nicht
zurudt, so skeptisch die Hamburger selber in der Beurteilung ihrer eigenen Leistung
auch immer bleiben mochten. Die Fremden spendeten dem Tempo der Wiedcrbe-
lebttng des hamburgischen Wirtschaftsorganismus unumwunden ihren Beifall. Dabei
warfen sie oft genug die Frage auf: Wie ist das moglichi'
Vorteile der Eigenstaatlichkeit
Eine der wesentlichstcn Erklarungen fur die Wiederaufridttung Hamburgs und
fur das Tempo, in dem diese Wiederaufrichtung sick vollzog, licgt in der Eigcn-
staatlichkeit. Alle Krafte des hamburgischen Staates, alle Krafte einer gro(3en nach
Millionen zahlcnden Einheitsgemeinde konnten in rationeller Zusamrnenfassung auf
das gleiche Ziel gericlrtet werden. Die Kurze des Instanzenweges erleichterte vieles.
Das Hamburger Parlament und der Hamburger Senat konnten in jeder wichtigen
Angelegenheit des Landes und der Gemcinde in eigener Sache unmittelbar besdtlief3en
und handeln.
Volk und Verwaltung, Wahler, Parlament und Regierung wohnen in Hamburg
Behr nahe beieinander. So grofi der Gesamtorganismus der hamburgischen Wirtschaft
und der sozialen Gemeinschaft der Hansestadt auch immer erschcinen moge, so
stark und eng ist in unserer alten Hansestadt dash der Zusammenl.~alt aller poli-
tischen, okonomisdien urd administrativen Krafte.
Die Bedurfnisse der Praxis ergeben sich unmittelbar vor dem Tor des Rathauses
und vor den Tiiren der Verwaltungschefs. Mag die totale Bewirtschaftung des
Dritten Reiches den neuen Verantwortlichen auch mandien Burokratismus als Erbe
aberlassen haben, so blieb in Hamburg die Spradte der praktisdien Notwendigkeiten
dock unmif3verstandlich genug, um rascher als an vielen andeKen Orten Abhilfe zu
schaffen und Entschlusse herbeizufuhren, deren Ziel die Wiederaufridttung des von
einer nuchternen und arbeitswilligen Bevolkerung getragenen Gemeinwesens war.
5o vieles audt immer nosh zu tun iibrig blcibt, so unverkennbar hebt. rich die posi-
tive Leistung des Hamburger Senates, die in drei Nachkriegsjahren voller beisprel-
loser Sorgen und Hindernisse vollbracht worden ist, ab-von den Gebirgen rauchen-
der Trummer'und von den I{ulissen schauriger Vernichtung, die das I)ritte Reich uns
allen hinterlassen hat.
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Hitler wollte, daf3 sein Ende gleichzeitig auch den Untergang des deutsd~en Volkes
bedeutete. Das deutsche Volk aber war in seinen guten and gesunden Kraften nicht
einmal Burch d i e s e n Damon zu vernid~ten.
Vielleicht erscheint den Zeitgenossen Bas, was in den letzten drei Jahren in Ham-
burg geleistet worden ist,-dennoch als zu gering. Diejenigen, die an dieser Arbeit be-
teiligt waren, sind iiberzeugt, daft sie vor dem Urteil spaterer Kritiker bestehen
werden. Sie sind von dieser Y76erzeugung erfiillt, weil eine objektive spatere Be-
trachtung mit in Rechnung stellen wird, was der Burch die Nahe des Miterlebens
Befangene oft zu ubersehen geneigt ist:
Die Beispiellosigkeit der Hemmungen and Schwierigkeiten, mit denen wir fertig
werden muf3ten.
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Senat and Besatzungsmacht
Der Amtsantritt des neuen Senate war zusammengefallen mit wichtigen Ande-
rungen in der Besetzung and Organisation der Hamburger Militarregierung. Im
Herbst 1946 verlief3 der verdiente Commander der Militarregierung seiner
Poster, and an die Spitze trat der erste Z i v i l g o u v e r n e u r (Regional Com-
missioner). LTngefahr gleichzeitig stellten die sogenannten Funktionsoffiziere, die
bisher bei den einzelnen Hamburger Behorden tatig waren and oft stark in die
Verwaltung eingegriffen hatter, ihre Tatigkeit ein. In Zukunft ha.tten sie, wenn
iiberhaupt, nur noch beratende Funktionen. Alle Entscheidungen la?;en beim Gou-
verneur, der sie seinerseits dem IIiirgermeister ale dem Prasidenten des Senate iiber-
mittelte. Damit war ein wesentlicher Schritt auf dem Wege zur Wipderherstellung
einer s e l b s t a n d i g e n Hamburger Verwaltung getan.
Die Verabschiedung der Gesetze blieb weiter von dcr Genehmigung des Gouver-
neurs abhangig. Durch eine verstandnisvolle Zusammenarbeit der Militarregierung
mit den mat gebenden Hamburger Steller sdton im vorbereitenden Stadium gelang
e's aber - im Gegensatz zu andercn deutschen Landern - in Hamburg in der iiber-
wiegenden Mehrzahl aller Falle einer r e i b u n g s l o s e n Ablau.f der Gesetz-
gebung sicherzustellen. Mehr and mehr beschrankte die Militarregierung sick darauf,
die C7bereinstimmung der Hamburger Gesetzgebung mit den in der Verordnung
Nr. 57 festgelegten Kompetenzen der Lander and den Besatzungszwedten zu iiber-
wachen, wahrend sie fur den materiellen Inhalt der Gesetze Biirgerschaft and Senat
die Verantwortung uberlief3, die seit Herbst 1946 ale frei gewahlte Organe wieder
gemaf3 der vorlaufigen Verfassung ihre Regierungs- and Verwaltungsaufgaben er-
fiillten.
Eire der wichtigsten Regelungen, die der Gouverneur alsbald na.ch Amtsantritt
traf, bestand darin, daf3 neue R e q u i s i t i o n e r von Wohn- and Buroraum sei-
tens der Besatzungsmacht, sei es der zivilen, sei es der militarischen Steller, nicht
mehr durchgefiihrt, sondern der Raumbedarf der englischen Seite, wenn irgend
moglich, in sick ausgeglichen werden sollte. Diese Regelung, deren Bedeutung der
i;Sffentlichkeit zunadist nicht voll zum Bewuf3tsein kam, ist loyal innegehalten
worden and hat zur Beruhigung des Lebensin der Stadr beigetragen, Blieben trotz-
dem nach deutschen Begriffen die Raumbedurfnisse der BesatzungsangehSrigen in
marcher Fallen unverhaltnismaf~ig hock, so hat im Laufe der Zeit auch auf diesem
Gebiet ein Abbau begonnen, der side in diesem Jahr fortsetzen wird.
Im Verkehr mit der Besatzungsmacht haben der Hamburger Sen:at, die Biirger-
schaft and die Parteien eine aufrechte and klare Haltung eingenommen. Sie haben
mit alien ihnen zu Gebotc stehenden Mitteln die Sarhe Hamburgs un~d seincr Bevol-
kerung vertreten. Sie haben sick niemals gescheut, freimutigste Kritik zu iiben, wo
sie am Platze war. Diese Kritik ist in Hamburg von britischer Seite geachtet and
gewurdigt wordeh. Wo sie berechtigt war, trug man ihr durchweg Rechnung.
Erfreulich entwidtelte sick im Laufe der Jahre das Diplomatische and Konsular-
korps in Hamburg. Obgleich offiziell bei der Militarregierung akkreditiert, nahmen
die Konsulate auch mit den Hamburger Regierungsstellen in den verschiedensten
Former Verbmdung auf.
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Wichtige Gesetze
Senat and Biirgerschaft haben ihre gesetzgeberischen Funktionen auf Grund der
vorlaufigen Verfassung vom I5. Mai 1946 ausgeiibt. Bereits im Januar 1948 wurde
der Biirgersdiaft der Entwurf einer endgulcigen Verfassung vorgelegt, der
dann aber mit Rudrsicht auf die Beratungen des Parlamentarisd~en Rates zurudt-
gestellt wurde. Nach Verabsdtiedung des Bonner Grundgesetzes hat die Biirger-
schafc die Arbeit fur eine neue Verfassung wieder aufgenommen, die allerdings nur
die Burch das Bonner Grundgesecz vorgezeichneten Grundsatze auf Hamburg an-
wenden kann.
Am 3. Juni 1947 wurde das Gesetz uber die V e r w a l t u n g s b e h o r d e n
veroffentlicht, das nad~ althamburgischer Tradition die D e p u t a t i o n e n in den
Behorden einfuhrte. Damic wurde die Bevolkerung wieder unmittelbar an der Ver-
waltung beteiligt, wie vorher sdion die b e r a t e n d e n A u s s c h u s s e in der
regionalen Verwaltung mitwirkten.
Nach eingehender Priifung and Diskussion in der Gffentlichkeit isc die regionale
Verwaltung nunmehr in die B e z i r k s v e r w a l t u n g umgewandelt worden,
nachdem die Biirgerschaft am 2. September 1949 das Gesetz uber die Bezirksver-
walfung der Hansestadt Hamburg angenommen hat. Hamburg beschritt damit
neue Wege der Kommunalverwaltung. Durdi von der Bevolkerung unmittelbar
gewahlte Bezirksaussdxusse wird das Volk die Verwaltung in den 7 Bezirken der
Hansestadt Hamburg selbst fuhren.
Ein weiteres au(lerordenclich widitiges Gesetz ist unter dem 16. Dezember 1948
verkundet worden: das Gesetz uber die Errichtung eines R e c h n u n g s h o f e s
der Hansestadt Hamburg. Der Rechnungshof hat die gesamte Haushalts- and
Wirtsdlafcsfiihrung der Hansestadt Hamburg zu uberwachen and zu priifen.
Nachdem wahrend der Herrscl~aft des Nationalsozialismus der Schutz der Einzel-
personlichkeit durd- die V e r w a I t u n g s g e r i c h c s b a r k e i t praktisch vollig
aufgehort hatte, ist seit dem 1. April 1946 die Verwaltungsgerichtsbarkeit auch in
Hamburg wieder aufgenommen worden, and zwar in einem weitergehenden Maf3e
als je zuvor. Damit finder jeder Burger wieder Schutz gegen mogliche Ubergriffe
der Verwaltung.
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Die Hamburger Staatsfinanzen
Die Aufgabe der Finanzbehorde ist, auf eine einfache Formel gebradit, die
folgende: Beschaffung and Verwaltung der Mittel, die der Staat benotigt, um seine
Aufgaben erfullen zu konnen, and die Verwaltung des Staatsvermogens.
Dabei ist das Bestreben des Prases der Finanzbehorde, in Zusamme:narbcit mit
dem Gesamtsenat, die Bcdurfnisse der einzelnen Behorden so aufeinander abzu-
stimmen, daft Einnahmen and Ausgaben des Staates im Gleichgewicht bleiben. Es
ist eine grundlegende and entscheidende Frage der Staatspolitik, dem Staat nicht
meter an Aufgaben zuzuweisen, als er aus den aufkommenden Mitteln erfullen
kann.
Am Beispiel des Haushaltsplanes der Hansestadt Hamburg fur das Rechnungs-
jahr 1949 laf3t Bich die gegenwartige Situation klar ablesen.
Der Haushaltsplan
Der Haushaltsplan enthalt samtliche voraussichtlichen Einnahmen uu.d Ausgaben
des Hamburger Staates fur die Zeit vom 1. April 1949 bis zum 31. Marz 1950. Da
die gegenwartige Legislaturperiode der Biirgerschaft im Oktober 1949 endet, greifcn
die Beschlusse einer Legislaturperiode in die nachste hinuber. Die neue :Burgerschaft
wird also finanziell bis zum 31. Marz 1950 eine gebundene Marschroute vorfinden.
Damit gewinnt sie andererseits wieder Zeit, um ihre eigene Finanzpol.itik fur das
folgende Haushaltsjahr vorzubereiten.
Der Staat muf3 seinen Haushaltsplan aufstellen, um zu wissen, uber weldae Ein-
nahmen er verfugt and welche Ausgaben er leisten kann. Wahrend eine Hausfrau
ihr Wirtsdiaftsgeld allwochenclich oder allmonatlich einteilt, mufS der Staat diese
>r7berlegungen fur ein ganzes Jahr im voraus anstellen. Nur so ist eine geordnete
and planvolle Arbeit der Behorden im Dienste der Allgemeinheit zu gc:wahrleisten.
Die Voranschlage konnen jedoch nidu von dcn Behorden endgultig oder eigen-
machtig festgelegt werden. Sie unterliegen der gesetzgeberischen B e s c h 1 u f3 -
f a s s u n g and dcr parlamentarischen O b e r w a c h u n g durch das hambur-
gische Parlament: Die Burgerschaft. Zu diesem Zwedt hat der standig~? Haushalcs- .
ausschuf~ der Burgerschaft zusammen mit den Behorden den Plan in mehrmonatiger
Arbeit sorgfaltig durchgepruft and uber das Ergebnis der Burgerschaft berichtet.
Die t:Sffentlichkeit kann daher die Gewif3heit haben, daf3 dieser Pl;zn nur Aus-
gaben vorsieht, die im Interesse der Bevolkerung notig Sind.
Keine Geheimniskrdmerei
Es gibt in der Finanzgebarung des demokratischen Staates k e i n e G e h e i m-
n i s k r a m e r e i, sondern eine O f f e n l e g u n g aller Einnahmen and Aus-
gaben des Staates.
Wo der Haushaltsplan and seine Ariwendung Burch die Behorden nicht durch-
sichtig genug ersdieint, konnen die Abgeordneten im Ausschufi, im Plenum der
Biirgerschaft oder in der Finanzdeputation ebenso wie in den Deputationen jeder
einzelnen BehSrde jeden Aufschluf3 verlangen.
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Der Haushaltsplan selber ist ein zweibandiges Werk von uber 750 Seiten. In
rand 4 0 0 0 Positionen , ?Haushaltsstellen" genannt, ist genau festgelegt,
fur welche Zwecke die Mittel im einzelnen zu verwenden Sind and aus weldten
Quellen die Mittel fliel3en. Auch hierdurch wird sichergestellt, daf3 die offentlichen
Gelder-nur fur den von der Burgersdiaft beschlossenen Zweck verwendet werden.
Jede Abweichung vom einmal besdtlossenen Haushaltsplan bedarf grundsatzlidt
der Zustimmung von Senat and Biirgerschaft.
Im Haushaltsjahr 1949 rechnet der Hamburger Staat mit Einnahmen and Aus-
gaben in der Hohe von insgesamt je 1,5 Milliarden DM. Die entsprechenden Zahlen
fur 1947 waren: 700 Millionen RM, 1948 1,1 Milliarden DM. Infolge der Wah-
rungsreforrn muf3te eine Umstellung erfolgen, die in der Form eines Zwischenhaus-
`haltes eine komplizierte Ubergangsregelung schaffte.
Die Ausdehnung des Haushaltsvolumens erklart sick im wesentlichen aus der
TJbertragung von Aufgaben auf Hamburg, die ihrem Wesen nark Reichsaufgaben
-sind, aber infolge des vorlaufigen Fehlens einer Zentralinstanz von den Landern
wahrgenommen werden mussen.
1,2 Milliarden Steuern
?ls der Gesamteinnahmen, das sind 1,2 Milliarden DM, fliefien aus Steuern. Das
restliche Funftel der Einnahmen, das sind 280 Millionen DM, ergibt sick aus son-
stigen Einnahmen wie Pflegekosten der Krankenhauser, Schulgeldern, Mieten, Gebiih-
ren, Strafen, Bowie aus Darlehen fur den Wohnungsbau, die in Hohe von 30 Milli-
onen DM aufgenommen werden sollen.
Die Schatzung der mutmaf~lichen Steuereinnahmen richtet sick nach dem gegen-
wartigen Aufkommen. Danach entfallt-auf den Kopf der Bevolkerung voraussicht-
lick eine jahrliche Steuerlast von 756,- DM gegeniiber 1000 RM 1947. Diese Ver-
besserung fur die Steuerzahler gegenuber 1947 ist eine Auswirkung der beiden
Gesetze zur Neuordnung von Steuern von 1948 and von 1949. Durch diese Gesetze
warden die 1946 vom Kontrollrat festgelegten hohen Steuersatze aufgelodcert, dock
'befriedigen diese Erleid~terungen nosh keineswegs. Vor 1933 war die Steuerlast je
Kopf der Bevolkerung nur Kalb so hock wie heute. Sie betrug: '
1925 pro Kopf RM 300,-
1933 pro Kopf RM 400,-.
Aufgabe des neuen Bundesstaates wird es sein, die begonnene Steuerreform syste-
matisch fortzusetzen and Burch geeignete Mafinahmen die Kapitalbildung zu er-
mogliclxen.
Die Hohe der Besatzungskosten
Fur welche Zwecke werden die Einnahmen des Hamburger Staates verausgabt?
C7ber 320 Millionen DM von den Gesamteinnahmen in Hohe von 1 ~ Milliarden
entscheidet vorerst nicht das Land Hamburg, sondern die Militarregierung. Davon
sind 280 Millionen Besatzungskosten.
40 Millionen entfallen auf die sogenannten A u f t r a g s v e r w a l t u n g e n,
?uber deren Haushalt sick die Militarregierung die Entscheidung vorbehalten hat.
Es handelt sick hierbei u. a. um die Verwaltungen des Oberfinanzprasidenten and
des Zentraljustizamtes, das eine Zonenbehorde ist and deren Kosten Hamburg tragt,
da diese Behorde ihren Sitz in unserem Lande hat.
Senat and Burgerschaft haben mit Recht die Forderung erhoben, daB Einnahmen
and Ausgaben dieser rein deutschen Auftragsverwaltungen des Landes Hamburg
-der gleichen parlamentarischen Kontrolle unterworfen werden mussen wie alle
anderen Positionen des Staatshaushaltes.
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Die Besatzungskosten in Hamburg uberschreiten unseren gesamten Sozialhaushalt,
der die Ausgaben der Arbeitsbehorde, Sozialbehorde, Jugendbehorde and Gesund-
hcitsbehorde urnfaf~t, um 35 Millionen DM.
Die Militarregierung hat Einsparungen angekundigt. Sie hat ihr Verstandnis fur
die Note Hamburgs wiederholt bewiesen. Es ist zu hoffen, daf?, die: Ausgaben fur
die Besatzungsmacht in diesem Jahre spurbar eingeschrankt werden..
400 Millionen ?unbeeinfluf3bar"
Neben den 320 Millionen DM, uber weld~c die Besatzungsmacht entscheidet, Sind
weitere 80 Millionen DM fur die Arbeitsamter and fur Zuschusse an die Trager der
Sozialversicherung reidisgesetzliclt festgelegt. Es konnen also 400 Millionen DM
des Hamburger Haushalts durdi Scnat and Bargerschaft kaum becinflul3t werden.
Danach bleibt ein eigentlicher hamburgischer L a n d e s h a u s h a l t von e t w a
1 iv1 i I 1 i a r d e. Audi diese Ausgaben sind uberwiegend zwangslaufig and nur
zum geringercn Teil bceinfluf~bar. Das gilt hauptsachlid~ fur den grol3en Komplex
der S o z i a l a u s g a b e n in Hohe von 245 Millionen DM.
Die Sozialbehorde unterstutzt laufend 70000 Hilfsbedurftige, die ,Jugendbehorde
betreut 14000 Jugendliche and die Gesundhcitsbehorde in den Krankenhausern
uber 15 000 Kranke. Die Arbeitsbehorde zahlt an etwa 80 000 Kriegsbcsdiadigte
and Kriegshinterbliebcne 50 Millionen DM Renter. Sie betreut weiter 20000
Empfanger von Arbeitslosenfursorgeunterstutzung.
Y7ber den Haushalt der Arbeitsbehorde werden weitere 15 Millionen DM fur
Ma~nahmen zur Wiedcreingliederung von Arbeitslosenfiirsorgeumterstutzungs-
empfangern in den Arbeitsprozel3 aufgewendet. Damit wird die Besdiaftigung won
4500 Mannern and 1000 Frauen ermoglicht.
Die Manner arbeiten hauptsachlid~ bei der Trummerbescitigung and dem Straf?,en-
und Wegebau, ferner bei der Unterhaltung and Wiederherstellung der Garter-,
Friedhofs- and Sportanlagen.
Frauen werden mit Reinigurgs-, Garter- and Naharbeiten besd~a:ftigt. Weitere
450 Arbeitslosenunterstutzungsempfanger werden bei der Kultivierung des Ohe-
moores and beim Bau der Wilhclmsburger Reichsstraf?,e hesdiaftigt, wofur 2Ya
Millionen fur Notstandsmal3nahmen vorgesehen sind.
Audi der S c h u l h a u s h a l t mit 105 Millionen DM ist zwaugslaufig. Aus
diesen Mitteln werden durch 6500 Lehrkrafte 240 000 Schuler betreut. _
Polizei, Justiz and Strafvollzug erforderninHanburgzurZeit
81 Millionen DM.
Fur den H a f e r a n d die S c h i f f a h r t sind im Haushalt des Jahres
1949 64 Millionen eingestellt, um den Hamburger Hafer wettbewerbsfahig zu er-
halten. Dabei ist der Wiederaufbau des Hafens eine gesamtdeutsche Aufgabe, die
von Hamburg zu Gunsten aller anderen Lander allcin finanziert wird.
In Hamburg fehlen 300 000 Wohnungen. Die Durchsdmittskosten fur den
Bau einer Wohnung belaufen sick auf 10000 bis 12000 DM. Danach wurde Ham-
burg fur den Wiederaufbau seiner Wohnungen insgesamt 3,5 Milliarden brauchen.
Von 1945 bis 1948 sind 50 000 Wohnungen instandgesetzt oder neu errichtet
worden. Weitere 10000 Wohnungen sollen im Laufe dieses Haushaltsjahres neu
geschaffen werden.
Wiederaufbaudauer 30 Jahre
Da der Neubau von Wohnungen inehr Zeit in Anspruch nimmt ails fur die In-
standsetzung der leichter besdtadigten Wohnungen gebraudit worden ist, mussen
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wir bei gleichem Wiederaufbautempo 30 Jahre redmen, um die vorhandenen Zer-
storungen zu beseitigen. Deshalb mussen Wege gefunden werden, um die B a u -
k o s t e n entsdieidend zu senken and neue Finanzierungsquellen zu erschlief3en.
131 Millionen fur Trummerbeseitigung
Bis zur Wahrungsreform Sind fur die Trummerbeseitigung 105 Millionen RM
ausgegeben worden, nach der Wahrungsreform bereits weitere 20 Millionen DM.
Das sind insgesamt 125 Millionen. Die Gesamtaufwendungen fiir die Beseitigung
alley Trummer in Hamburg werden auf 360 Millionen geschatzt.
Die Raumung in Altona, Eimsbuttel, St. Pauli, Wandsbek and der Innenstadt
wird fortgesetzt. Neuerdings hat die Raumung S t. G e o r g s and der Umgebung
der S-Bahnhofe begonnen. 450 000 cbm Schutt aus der Raumung St. Georgs sollen
zur Verbreiterung der L o m b a r d s b r u c k e verwendet werden.
Die Behr hohen Aufwendungen fur Neubauten, Kriegsschadenbeseitigung Bowie
Anlagen and Einrichtungen sind als Investitionsausgaben anzusehen. Sie bedeuten
fur Hamburg einen beachtlichen Beitrag zur Wiederherstellung seines Burch Krieg
and Wahrungsreform betrachtlieh reduzierten Vermogens.
57 000 Staatsbedienstete
Die pcrsonlichen Ausgaben des Hamburger Staates betragen jahrlich 267 Milli-
onen fur Gehalter and Lohne and 68 Millionen fiir Versorgungsbeziige. Damit
werden 57 000 aktive Staatsbedienstete and 23 000 Versorgungsempfanger bezahlt.
Ihre Bezahlung macht mit 32% den Hauptanteil der Ausgaben des eigentlichen
Landeshaushaltes aus. Davon entfallen 25,5?Jo auf Dienstbeziige and 6,5% auf Ver-
sorgungsbeziige.
Ruf nach Sparsamkeit
Der Ruf nach Sparsamkeit in der offentlichen Verwaltung Iconzentriert side
meistens auf die Personalverwaltung. Ersparnisse auf diesem Gebiet sind jedoch
immer nur moglich, wenn die Aufgaben der offentlichen Hand e i n g e -
schrankt werden.
Alle Parlamente sind jedoch leichter geneigt, dem Staat grof3ziigig Aufgaben zu-
zuweisen, als ihm Aufgaben abzunehmen!
So konnten Burch die Einschrankung der Zwangswirtschaft zwar 1475 Verwal-
tungskrafte eingespart werden. Durch die inzwischen eingetretenen Lohn- and Ge-
haltserhohungen wurde aber schon wieder ein jahrlicher Mehraufwand van 14
Millionen verursacht.
Standige Betriebskontrollen and Revisionen der gesamten Verwaltung suchen
die Verwaltung so billig wie moglich zu gestalten.
Verbundenheit von Wirtschaft and offentlichen Finanzen
Der Haushalt ist nicht nur die Zusammenfassung der finanziellen Vorgange in-
nerhalb des offentlirhen Verbandes, sondern ist auch Ausdruck ihrer zweckmal3igen
Gestaltung, mit einem Wort, er-diem der Ordnung der Finanzwirtschaft. Dabei hat,
da die offentlichen Ausgaben and Einnahmen standig gestiegen sind, eine okono-
misch orientierte Finanzpolitik zunehmende Bedeutung erlangt. Das Haushaltsvo-
lumen von 1,5 Milliarden verpflichtet die Hamburger Finanzfuhrung zu dieser
Aufgabe besonders. Fur einen engen Fiskalismus ist kein Raum mehr.
Es war:. falsch, zu meinen, der 1% Milliarden-Haushalt Hamburgs entziehe
diese hohen Betrage der Hamburger Wirtsdtaft. Auch wenn einschlief3lich der
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deutschen Beschaftigten bei der Militarregierung (32 000) und der Unterstiitzungs-
empfanger mit ihreu Familienangehorigen 350000 Hamburger uber di.esen Haus-
halt versorgt werden,: so flief3en die aufgcwendeten Gelder zum grof3ten Teil dock
wieder in die Hamburger Wirtschaft zurudc. Grof3e Wirtschaftsgruppen, wie das
Baugewerbe, werden iiberwicgend oder fast ausschlief3lidi aus offentlichen Mitteln
gespeist. Es besteht kein Zweifel dariiber,. daf3 die relativ hohe Utnsatzleistung
der Hamburger Wirtschaft zu einem wesentlidien Teil erst durch den :Einsatz von
offentlichen Haushaltsmitteln erreicht wird. Die wirtschafts- und finanzpolitische
Bedeutung des Haushaltsplanes kann also gar nicht hoch genug veranschl.agt werden.
?Die Staatsburokratie!"
Liest die Bevolkerung von 57 000 Staatsbediensteten, so glaubt sie in den meisten
Fallen: Das also ist ?die S t a a t s b ii r o k r a t i e !" Diese Meinung ist falsch!
Denn nur ein relativ kleiner Bruchteil der Staatsbedicnsteten sitzt am Schreibtisch
oder hinter einem Schalter. Die Mehrcahl der Beamten, Angestellten and Arbeiter
..rind Lehrer, Richter, Polizeibeamte, :Arzte, Pflegepersonal, Hafenarbeiter, Gartner
oder sonstige Arbeiter.
Lasten des Finanzausgleichs
Der fur 1949 vom Wirtschaftsrat be~chlossene Finanzausgleich bringt Hamburg
schwere zusatzliche Belastungen. Dieser Finanzausgleich sicht Zuschiis:;c an Schles-
wig-Holstein, Niedersachsen und Bayern in einer Hohe von ingesamt 500 Milli-
onen DM vor. Davon Boll Hamburg allein 196 Millionen, das Bind
rund 40?Jo, aufbringen.
Hamburg erkennt die Notwendigkeit eines Finanzausgleichs an. E;s wehrt sick
aber entschieden gegen diesen Verteilungsschlussel, der weder die ung+:heuren Ver-
mogensverluste Hamburgs, nosh seine besondere Stellung als Stadtstaat Bowie als
Sadiwalter des iiberregional orientierten Hafens berucksichtigt.
Schon an anderer Stelle wurde betont, daf3 es kein deutsches Land gi.bt, das durch
Kriegseinwirkungen und Kriegsfolgen prozentual in gleicher Hohe betroffen wurde
wie die Hansestadt. Hamburg hat seine Schiffahrt verloren. Sein Auf3t:nhandel liegt
darnieder. Hafen und Stadt mussen wieder aufgebaut werden. Hamburg sucht
auf3erdem einen Ausgleich fur den Fortfall, der Halfte seines Hinterlandes, der
nur Behr schwer zu finden ist.
Eine der wichtigsten Au#gaben des neuen Bundestages wird es srin, zu einem
gerechteren Fin anzausgleich unter den deutschen Landern zu
kommen.
Bund triigt Kriegs f olgelasten
Das Bonner Grundgesetz iibertragt dem Bund die Sorge fur Kriegs--und Kriegs-
folgelasten. Damit ubernimmt der Bund die Besatzungskosten, die Sorge fur die
Kriegsgeschadigten und Kriegshinterbliebenen und fur die Fliichtlin~;e. Der Bund
ubernimmt aber seinerseits auch alle Verbrauchsteuern, mit Ausnahme der Ilier-
steuer, ferner die Zolle, die Umsatzsteuer und die BefSrderungsteuer. Hamburg
wurde damit
S40 Millionen an Steuern dem Bund
abgeben mussen, dagegen nur um 378 Millionen Kriegsfolgeausgaben entlastet
werden. Kunftig wurden die bisher notleidenden Lander 5chleswig-Holstein und
Niedersachsen, deren Einnahmen aus den kiinftigen Bundessteuern verhaltnismaf3ig
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niedrig, deren Ausgaben fur die Fliichtlinge aber relati~ hock Sind, im Endergebnis
wesentlich besser stehen als die Hansestadte, wenn nicht gleichzeitig mit dem verti-
kalen Finanzausgleich zwischen dem Bund and den Landern ein horizontaler
Pinanzausgleich unter .den Landern durchgefuhrt wird.
Steuerverwaltung
Das Schwergewicht auf dem Gebiet der Steuerverwaltung verlagerte sick nadi
1945 auf die Lander and damn in Hamburg auf die Steuerverwaltung der Finanz-
behorde. Neben der Bearbeitung gemeindlirher Abgaben (Steuern, Beitrage, Ge-
biihren) trat die Mitarbeit an der bizonalen Steuergesetzgebung stark in den Vor-
dergrund. Eine standige Abstimmung in der Steuergesetzgebung and in der Steuer-
praxis zwischen den Landern wurde notig. Diese Entwidtlung wurde Hach Schaffung
des Vereinigten Wirtschaftsgebiets (Verwaltungsrat, Landerrat and Wirtschafts-
rat) -Hoch deutlicher. Die Auflosung der von der Militarregierung geschaffenen
Finanzleitstelle in Hamburg am 1. Juli 1948 bradtte wie fur die anderen Lander
der britischen Zone auch fur Hamburg die eigenverantwortliche Leitung der ge-
samten fruheren Reichsfinanzverwaltung. Das Finanzgeridtt Hamburg als unab-
hangiges Gericht fur die fruheren Reichssteuern wurde von der Finanzbehorde
aufgebaut.
Auf dem Gebiet dcr Gemeindesteuern wurde 1947 das Gemeindegetrankesteuer-
gesetz neu gefaf3t and das Hundesteuergesetz geandert. Zur Sicherung des HaushaIts
wurden Hach der Wahrungsumstellung Gesetze uber die monatliche Entrichtung and
die Umstellung der Gemeindesteuern auf die neue Wahrung erlassen. Mit einem
weiteren Gesetz uber die Falligkeit der Gemeindesteuern vom 24. Juni 1949 wurden
zur Entlastung von Wirtschaft and Verwaltung bei der Grundsteuer and der Ge-
werbesteuer die vierteljahrlichen Zahlungen wieder eingefuhrt. Aus den gleidlen
Erwagungen hat Hamburg seit dem 1. Mai1949 auf die mouatlichen Abschlagszah-
lungen auf die Einkommen- and Korperschaftsteuer verzidttet, so daf3 audt bier die
vierteljahrliche Anrneldung and Zahlung wieder gilt. Die Vorarbeiten fur ein
neues Lustbarkeitsteuergesetz and Hundesteuergesetz zur Anpassung an die heuti-
gen Verhaltnisse Sind abgeschlossen.
Im Zuge der Rechtsvereinheitlichung ist der Burgerschaft ein Gesetzentwurf uber
eine einheitliche Regelung der S i e l a b g a b e n fur das gesamte Gebiet der
Hansestadt Hamburg vorgelegt worden. In Zusammenarbeit mit den zustandigen.
Behorden and dem Rechtsamt sind in den letzten Jahren fast samtliche G e b u h -
r e n o r d n u tt g e n iiberarbeitet oiler neue Gebuhrenordnungen geschaffen worden.
Unter Leitung der Steuerverwaltung haben die Steuerabteilungen der Ortsamter
zus3tzlich die Bearbeitung der Erlaf3antrage fur die Leistungen auf dic Umstellungs-
grundschulden ubernommen.
Die Gemeindesteuern
Die nachstehende Tabelle gibs eine Ubersicht uber die Entwicklung der g e -
meindlichen Steuereinnahmen in den Rechnungsjahren 1944-1948.
Zum Vergleich sind die Einnahmen im Redtnungsjahr 1938 vorangestellt.
Das Steueraufkommen aus der Grundsteuer ist infolge der Kriegsschade`n
um 40% gesunken. Umfangreidte Grundsteuerstundungen und -erlasse wurden
erforderlich. Ein Senatsbescltluf3 vom 7. 11. 1947 gab die Voraussetzungen hierfur.
Das Absinken der G e w e r b e s t e u e r erklart sidt durch die allgemeine wirt-
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schaftliche Entwicklung, den Wegfall der Riistungsindustrie and erhebliche Zer-
storungen der gewerblichen B2triebe, besonders im Hafen.
Die vom Ertrag unabhangige L o h n s u m m e n s t e u e r hat sick dagegen
gegenuber dem Vorkriegsstand mehr als gehalten. Die Zahl der lohnsummensteuer-
pflichtigen Betriebe ist von 1938 mit 5000 infolge Herabsetzung der Freigrenzen
auf rund 9000 im Jahre 1948 angewachsen.
Das Aufkommen' an G e t r a n k e s t e u e r n hat sick infolge der allgemeinen
Preiserhohungen gehoben. Auf3erdem wirkte Bich die Heranziehung des Verkaufs
auf3er Haus and die Besteuerung des Speiseeisverbrauchs aus.
Die Einnahmen aus der L u s t b a r k e i t s t e u e r erhohten sick bis zur Wah-
rungsumstellung stark. Die Zahl der steuerpflichtigen Veranstaltungen nahm er-
heblich zu. Durch die Verordnung Nr. 34 der Militarregierung wurde eine Zusatz-
steuer von 25% eingefuhrt. Die erhohten Einnahmen im Vergniigungsgewerbe er-
klarten Bich vor der Wahrungsreform aus dem Gelduberhang. Nach der Wahrungs-
reform ergab sick ein Uberangebot an Veranstaltungen; mehrere Unternehmungen
mul3ten schliei~en. Die Besucherzahlen gingen, auf3er bei den Lichtspielhausern,
zuruck.
Das Aufkommen an H u n d e s t e u e r ist durch die Vermehr~ng der Hundehal-
tung gestiegen. Die Zahl der versteuerten Hunde, die 1938 in Hamburg 30000
betrug, 1945 jedoch auf 15 000 abgesunken war, erhohte sick 1948 wieder auf
41500 and belauft sick am 1. September 1949 auf 47070.
In Anbetracht der grof3en Zerstorung Hamburgs darf die Entwicklung der Ge-
meindesteuern als nicht ungiinstig bezeichnet werden. Zu einem Behr erheblichen
Teil ist dies Ergebnis auf die von der Steuerverwaltung mit steigendem Erfolg
durchgefiihrte intensive Prufungstatigkeit zuriidizufnhren. Sie dient einer vollstan-
digen Erfassung der steuerlichen Tatbestande and damit einer gerechten Verteilung
der Steuerlasten.
Liegenscha f tsverwalturtg
Auch die Liegenschaftsverwaltung hat sick in den Jahren 1946-49 an den Wie-
deraufbauarbeiten in Hamburg nachhaltig beteiligt. Viele Firmeninhaber, vor allem
im Hamburger Hafengebiet, waren infolge der Kriegseinwirkungen nicht mehr in
der Lage, ihren Verpflichtungen als Mieter nachzukommen..In zahlreichen Fallen
wurden deshalb M i e t e n a c h l a s s e gewahrt. Fur andere Firmeninhaber im
Freihafen wurden d i n g f i c h e S i c h e r h e i t e n in einer Gesarnthohe von 5
Millionen DM gegeben, so daf3 sie bei offentlichen Kreditanstalten Darlehen in die-
ser Hohe aufnehmen konnten.
Fur_Zwecke der Hafenerweiterung, Straf3enbauten and Straf3enbahnlinien wurden
cbenso wie fur Stadtrandsiedlungen G r u n d s t u c k e in erheblichem Umfang
kauflich erworben.
Siedlungswesen and Eigenheimbau wurden durch Vergebung staatlicher Grund-
stucke in E r b b a u r e c h t gefordert. Auf diese Weise wurde die Errichtung von
rund 200 Eigenheimen ermoglicht. Ferner Sind etwa 2000 weitere Bauplatze fiic
Eigenheime auf Grund von Mietvertragen vergeben.
Auch fur das G r i n d e l b e r g p r o j e k t wurden umfangreiche Grunderwer-
bungen durchgefiihrt.
Das Burch Kriegsschadcn teils zerstorte Altonaer H a r t s t e i n w e r k wurde
zur Herstellung des patentierten Leichcbaustoffes ?Turrit" auf 30 Jahre verpachtet.
Die Fabrikation des neuartigen Baustoffes konnte im Hexbst 1948 aufgenommen
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werden. Die Produhtion ist wickitig fur den hamburgische Wohnungsbau, fur die
Hochhauser am Grindelberg hat das Turritwerk einen gro eren Auftra;; ausgefiihrt.
Auf3erhalb des Hagenbeckschen Tierparks erwarb der Staat von der Familie
Hagenbeck 19 ha Grundbesitz, der spater fur Siedlungs~wecke, Sportplatze and
Griinflachen verwendet werden coll.
Ein 90 ha grofies Grungebiet zwischen Langenhorn and Hummelsbuttel Boll als
J u g e n d p a r k hergerichtet werden. Die Liegenschaftsverwaltung nahm bereits
Gelandeankaufe vor and ist bemuht, es nach Freimachung von Mietern and Pachtern
dem vorgesehenen offentlichen Zweck zuzufiihren.
Auf eiuigen neuerworbenen Grundstucken am Harvestehuderweg un.d in Blanke-
nese worden fur Familicnangehorige der Besatzungstruppen dutch die SAGA mo-
derne Wohnungen errichtet, deren Gesamtkosten sick einschlief3lich des Grunder-
werbs auf 4% Millionen belaufen. Nach Freigabe dieaer Wohnungen werden die
Hauser der Bevolkerung zur Verfiigung stehen.
Um die Voraussetzungen fur die Schaffung offentlicher Griinanlagen im V o r -
land a m Harvestehuderweg zu schaffen, hat die Liegenschaftsverwal-
tung begonuen, die nosh in Privatbesitz befindlichen Flachen zu erwerben. Es handelt
sick um etwa 90 000 qm.
Da die stadteigenen Guter F a r m s e n and C a r l s h o h e nach and nach fur
Siedlungszwecke zur Verfiigung gestellt werden sollen, mrissen die landwirtschaft-
lichen Betriebe anderweitig untergebracht werden. Zu diesem Zweck hat die Hanse-
stadt 1949 das Gut S a c h s e n w a l d a u mit Inventar erworben.
Die Schaffung der Erwerbsgartenbaustellen in dean Vier- and
Marsd~landen (s. Ernahrungsbehorde) ist fiber die Liegenschaftsverwaltung ermog-
licht worden.
~76er die Vergebung eines Teils der friiheren von der G o l t z- K a s e r n e
in Rahlstedt an ein Filmatelier-Unternehmen schweben Verhandlunge:n.
Vermogensverwaltung
Die Finanzbehorde beeinfluf3t im Rahmen ihrer Br,teiligun-
g e n folgende V e r k e h r s b e t r i e b e: Die Hamburger Hochbahn AG, die
Hafendaxnpfschiffahrts AG, die Bergedorf-Geesthachter Eisenbahn AG, die Eisen-
balm-Gesellschaft Altona-Kaltenkirchen-Neumiinster, die Wilhelmsburger Industrie-
bahn, die Wandsbeker Industriebahxi and die Stadtischen Bahnanlagen Harnburg-
Altona.
Von der Finanzbehorde werden ferner die Elektrizitats-, Gas- and Wasserwerke
Hamburgs vermogensrechtlich betreut.
Zur Finanzbehorde ressortieren auf3erdem: der Fischmarkt Hamburg-Altona, die
Ausstellungshallen (Plantcn un Blomen), die Hamburger I-iafen- and Lagerhaus AG,
die Landesbank mit der Wiederaufbaukasse, die Gerneinniitzigen VG'ohnungsttnter-
nehmen and andere.
Kredite f fir Bau and Wirtscha f t
Zur Forderung des Wohnungsbaucs worden in den Rechnungsjahren 1945-1945
fur die Instandsetzung beschadigter Wohnungen Ausgaben in Hohe von 57,4 Mill.
RM geleistet. Seit der Wahrungsreform worden_ der Wiederaufbaukasse fur die
Gewahrung von Darlehen fiir den Wohnungsbau insgesamt 115 Mill. DM zur Ver-
fugung gestellt. Daruber hinaus wurde der wirtsdiaftliche Wiederaufbau der Hanse-
stadt dutch die Zurverfugungstellung umfangreidier Investitionskredite unterstiitzt.
t7ber Art and Hohe solcher Kredite gibt nachfolgende Tabelle Auskunft.
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;7bermaf3 an Verwaltungsarbeit and
Statistilc. Sie wurde von den Beamten and Angestellten der Verwaltung ohne De-
purate and Sonderzuteilungen an Lebensmitteln geleistet.
Auch die Versorgung der Wirtschaft war zum grof3en Teil Auf-
gabe der Wirtschaftsverwaltung geworden. Es kostete unendliche Muhe, um fur
Hamburg and seine Wirtschaft einen angemessenen Anteil an Kontingenten (Grund-
stoffe, Brennstoffe,Konsumgiiter) zu beschaffen. Der Bedarf der Normalverbraucher
mu(3te zahlreichen bevorzugten Versorgungsanspriirhen der Mil.Reg., des Berg-
baus, des Verkehrs, der Landwirtschaft and anderen Sonderkontingentstragern
gegenuber durchgesetzt werden.
Zur Deckung von V e r s o r g u n g s l ii c k e n rnuf3te das Amt oft selbst die
wirtschaftliche Initiative ergreifen. Das gesa4ah bei der Torf-, Brennholz- and
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Stubbenaktion, bei der Umsetzung von Biiro-, Nah- and Werkzeugmaschincu, vor
allem zur Wiederingangsctzung d e m o n t i e r t e r B e r. r i e b e. Besonders nach-
haltige Hilt e wurde der M i n e r a l 01 i n d u s t r i e in Hamburg zuteil, deren
Wiederaiafbau in einem ungewohnlidxen Tempo erfolgte.
Ein sdiwieriges Problem war das der G e w e r b e z u l a s s u n g, ~ das die
Losung zusatzlicher Probleme der Kontingentierung and der Neuverteilung von
Kontingenten erforderlich madite. Hicrbei wurden Bute Firmen aus den Ostgebie-
ten mit beriidisichtigt. Bemerkenswert ist die Ausdehnung der B e k l e i d u n g s-
industrie, der feinrnechanischen and elektrotechnischen
I n d u s t r i e, der F i l m i n d u s t r i e and des Buda- and Verlagswesens in
Hamburg.
Auch wenn die Demontage in Hamburg schmerzlidxe Ausfalle brachte, so konnte
doch erreicht werden, da13 der Umfang der Demontage in Hamburg weniger fahlbar
wurde als in den meisten anderen deutsdxcn Landern.
Nash der Geldreform ist das Amt von vielcn Dewirtsdiaftungsaufgaben entlastet
worden. In den Bewirtsd~aftungsabteilungen konnte ein einschneiden.der P e r s o -
n a l a b b a u durchgef uhrt werden.
Jetzt ist das Amt in der Lage, sick wieder starker als zuvor wirtsd~.aftspolitischen
Maf3nahmen, Pragen der Wirtschaftsbeobachtung, der Wirtsdxaftsforderung and
speziellen Hamburger Wirtschaftsplanungen and Raumplanungen zu widmen. Das
Amt ist federfiihrend beteiligt bei der Vergebung von W i r t s c h a: f t s f o r d e-
r u n g s k r e d i t e n an demontierte Betriebe zur Wiederbesdxaffun?; von Produk-
tionsmitteln and an erweiterungsbedurftige Betriebe and neu zu errichtende Be-
triebe von allgemein wirtschaftlicher Bedeutung. _
Die Preisbildungsstelle des Amtes wirkt in der Bekampfung von Y7berpreisen mit.
Fur die uber See eingefuhrten Lebens- and Genul3mittel erfolgt die Preisbildung
fur die gesamte Doppelzone in Hamburg. Auch die C7berwachung der Haute -
e i n f u h r wird fur das gesamte vereinigte Wirtschaftsgebiet im Auftrage der
Frankfurter Zentralverwaltung durch das Amt fur Wirtsdiaft in ]:hamburg vor-
genommen.
Nadx der Geldreform hat auch der O b s t- u n d G e m ii s e m a r k t in Ham-
burg seine Vorlcriegsbedeutung zurudtgewonnen. Die Marlctverwaltung ist dem
Amt fur Wirtschaft angesdilossen. Plane zur Verlegung des Marktes an den Stadt-
dcich in Hammerbrook sind vorbereitet.
S c h l a c lx t h o f and V i e h m a r k t sind nodx ungenrigend beschid~t. Bei wei-
terer Normalisierung der Verhaltnisse konnen audx sie mit starke~er Besdxaftigung
rechnen.
Amt fur Wirtschaftsiiberwachung
Aufgabe des Amtes fur Wirtschaftsuberwachung (fruher Gewerbe,amt) war es in
den Jahren 1946-1949, StSrungcn in der Versorgung der Bevolkerung mit Lebens-
mitteln and Bedarfsgegensranden alter Art zu verhindern.
Um cinen Uberblick uber die G e w e r b e a n m e l d u m g e n and wertvolle
Unterlagen fur kiinftige Wirtschaftsplanung zu gewinnen, wurde 1946 bereits mit
dem Aufbau einer Generalkartei begonnen. In dieser Kartei wurden. registriert:
am 25. 10. 1946 47 871
am 3. 4. 1949 63 758 gewerblid~e Betriebe.
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Unlautere Elemente wurden aus dem- gewerblichen Leben ausgemerzt. Gegen
Unternehmer, die sick am Schwarzhandel beteiligten Oder schwer gegen Bewirtschaf-
tungsbestimmungen verstief~en, wurden Handelsuntersagungen oder Geschafts-
sdiliel3ungen verhangt. Bis zum 30. April 1949 wurden insgesamt 1239 Handels-
untersagungen und 520 Geschaftsschliefiungen mit zeitlicher Begrenzung ausge-
sprochen. Dadurch konnten Erschatterungen in der Versorgung in tragbaren Gren-
zen gehalten werden.
Die G e w e r b e f r e i h e i t, die mic dem 1. 1. 1949 wiedereingefuhrt wurde
und den Wegfall der Zulassungsbestimmungen fur Grof3handel und das Vertreter-
gewerbe brachte, Bowie die Erleichterung des Zulassungsverfahrens in sonstigen
Sparcen haben ein starkes Ansteigen der Gewerbezulassungen und -anmeldungen zur
Folge gehabt.
Grof3en Schwierigkeiten war der Hamburger F r e m d e n v e r k e h r aus-
gesetzt. Von 6053 Betten, uber die das Beherbergungsgewerbe in Hamburg im
Jahre 1939 verfugte, standen nur nosh 2186 zur Verfugung, da viele Hotels den
Bombers zum Opfer gefallen waren und die erhalten gebliebenen grol3eren Hotels
von der Mi1.Reg, beschlagnahmt worden waren. Eine Entlastung wurde dadurch er-
wirkt, da13 ein Teil der Beschlagnahmungen aufgehoben und durch Hotelschiffe (St.
Louis, Seute Deern, Daressalam) 300 Betten zusatzlich in Eetrieb genommen werden
konnten.
Die hamburgische M ii n z e wurde durch Kriegseinwirkungen stark zerstort. Sie
.konnte in den ersten Nachkriegsjahren soweit wiederhergestellt werden, daf3 sie in
der Lage war, Hach derGeldreform mit derPragung von 1-Pfennig- und 10-Pfennig-
studten zu beginners.
Amt fur Hafen und Schiffahrt
Ab Herbst 1945 begannen im Hamburger Hafen Versorgungsgiiter fur die deut
sche Bevolkerung in langsam wachsender Menge einzutreffen. Bis Herbst 1947
liandelte es sick lediglich um Charterschiffe der alliierten Regierungen. 1946 setzte
der Export von Reparationsgiitern, bis Herbst 1948 von Holz, aufierdem der
Export von Schrott und Kali ein. Die Verkehrszahlen des Hamburger Hafens bis
April 1949 Sind die folgenden:
Schiffszahl
NRT
Gutermenge
1945
1 445
1
694
377
1 219 451
1946
6 675
4
755
650
4 188 456
1947
11 357
7
070
830
5 994 025
1948
18 293
11
639
898
7 932 429
1949
(4 Monate)
6709
5
279
028
3 132 291
Ab Herbst 1947 begann die Einschaltung des deutschen Im- und Exporthandels,
ab 1. Februar 1948 durften deutsche S c h i f f s m a k 1 e r ihre Tatigkeit
wiederaufnehmen. Bis zu diesem Zeitpunkt waren nur auslandische Schiffsmakler
fur die Abfertigung zugelassen. Vorlaufig &berwiegen im Hamburger Hafen nosh
die auslandischen Schiffsmakler. Im Marz 1949 gingers erst 30,6?Jo des Hamburger
Schiffsverkehrs uber deutsche Makler. Dabei haben die deutschen Schiffsmakler ein
Fvesentliches Verdienst daran, dai3 auslandische Reedereien Hamburg wieder in
den L i n i e n v e r k e h r einbezogen. Im Sommer 1949 erreichte die Zahl der
Linienverkehre auf Hamburg 121 gegen 184 vor dem Kriege. Damit trat eine er-
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hebliche Strukturwandlung des I~amburger Sc}tiffahrtsverkehrs ein. Risher batten
alliierte Regierungscharterschiffe voile Ladung von Lebensmitteln and Versor-
gungsgutcrn gebracht and sofort dcu Hafen wieder verlassen. Die mit ?;rol3cren and
kleineren Ladungsmengen eintreffenden Liniendampfer erfordern hingegen mehr
eine individue[le Behandlung.
Will Hamburg seine Position als Hauptstuckguthafen Deutschlands wieder er-
ringen bzw. beibehalten, so muf3 die beschleunigte Wiedererrichtung von Kaischup-
pen and Lagerspeichern fortgefuhrt werden. Ein Handel, der bier nidu die gewohnte
friedensmallige Behandlung erfahrt and dem wegen des Mangels vo:n Lagerraum
Mehrkosten entstehen, wurde leicht nach Konkurrenzhafen abwander~.i.
Wahrend der ersten Nachkriegsjahre bestanden erhebliche Arbeitersdtwierigkeiten
im Hamburger I-iafen: Ein grofier Teil der eingearbeiteten Kraftc war im Krieg ab-
' gewandert. Infolge schlechter Ernahrung and unzureichender flltmarkbezahlung
gingers Arbeitslust and Arbcitsleistung zuruck. Verkehrsschwankungen zwangen zu
kurzfristigen Einstellungen vieler ungelernter Arbeitskrafte, die durch. die Art der
Ladung angereizt,wurden (Lebensmittel). Dadurch sank die Sicherheit im Hafen, die
in zielbewul3ter Zusammenarbeit zwischen Arbeitgebern and Gewerkschaften wieder-
hergestellt werden konnte. Nach Einfuhrung der L o h n g a r a n t i e and dank
besserer Ernahrung stiegen die Umschlagsleistungen pro Kopf des H:afenarbeiters
um 40 J.
Das dem Amt fur Hafen and Schiffahrt angeschlossene O b e r h a f e n a m t
hatte auf Grund schon vorher angelegter Wrackplane and Wrackverzeichnisse die
Wrackbeseitigung eingeleitet. Bis Dezember 1945 waren bercits 1767 Hindernisse
diescr Art geraumt. Vom 1. Januar 1946 bis 31. April 1949 wurden weitere 950
Wracks gehoben, darunter 36 Seeschiffe, 21 Kriegsfahrzeuge, 581 Schuten, 79 Fluf3-
' fahrzeuge, 20 Spezialfahrzeuge, 120 Pontons, 8 Schwimmdocks and Schwimmdock-
sektionen. 150 Wracks liegen im Hafengebiet nosh auf Grund.
Freihafenamt
Das Freihafenamt hat die Rechtsstellung eines Hauptzollamtes fur den Freihafen
Hamburg. Es fuhrt samtliche Aufsichtsmaf3nahmen zur Gewahrleistung der Zoll-
und Steuersicherheit dieses Gebietes durch. Die Besatzungsmacht hat den Freihafen
zum Sperrgebiet erklart and dem Freihafenamt die Ausgabe der Ausweise zum
Betreten des I-Iafens ubertragen. Im Zusammenwirken mit Polizei, Zollgrenzschutz
and Zollfahndung gclang es, die zeitweise gefahrdete Sicherheit des F[afens fast zu
100?Jo wiederherzustehen. In letzter Zeit Sind alle Schiffe mit gefahrdeter Ladung,
wie Tabak and I{affee, ohne Pehlmengen bearbeitet worden. Dieses gute Resultat
wurde erzielt, nachdem es gelungen war, den grof3ten Teil der im Freihafen arbei-
tenden Schieber and Schwarzhandler zur Strecke zu bringers. Im Zuge dieser Reini-
gungsmal3nahmen wurde fur etwa 1000 Personen die Sperrung von I-I,afenausweisen
verfugt.
Auswanderungsamt
Seit einiger Zeit ist eine beschrankte deutsche Auswanderung wieder moglich. Sie
wlyd genehmigt bei Rudcwanderern, politisch, rassiseh Oder religios Verfolgten,
aktiven Gegnern des NS-Regimes, Frauen zur Eheschlief3ung, Wied.ervereinigung
von Ehegatten and Familien and betagten Personen.
Ab 1947 wurde Hamburg wieder zum hauptsachlichen Einschiffungshafen fur
Einwanderer nach Brasilien and Argentinien. Ein ehemaliges Barackenlager der
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Deutschen Werft ist als A u s w a n d e r e r l a g e r bestimmt. Es bietet fur 400
Personen Platz. Urn groi3eren Anforderungen entsprechen zu konnen, wird ein
neues Uberseeheim mit einem Fassungsvermogen von 1500-1600 Personen ge-
schaffen werden mussen.
Fischereiamt
Ha~nburgs F i s c h d a m p f e r f l o t t e, die vor dem Kriege 62 Einheiten um-
faf3te, war durd~ Kriegseinwirkung auf 24 seetiichtige Dampfer zusammengeschmol-
zen. Bis zum 1. Januar 1949 erfolgte ein Zuwadis um 18 auf insgesamt 42 Schiffe,
darunter 7 Neubauten. Da die Mehrzahl der Schiffe iiberaltert and klein ist, ge-
niigt sie den Rentabilitatserfordernissen nidit.
Gunstiger verlief die Entwidclung der K u t t e r f l o t t e. Vor dem Kriege
waren in Hamburg 74 Hochseemotorkutter beheimatet. Nash der Kapitulation
waren nur nods 3-4 verfugbar. Es gludtte, 42 von der Marine beschlagnahmte
Kutter wiederzubekommen. Ein Kutterneubauprograrnm brachte der hamburgischen
Flotte einen-Zuwachs von 30 Einheiten. 40 Kriegsfisdikutter wurden von der bri-
tischen and amerikanischen Mi1.Reg. an Hamburger Fischer verchartert. Hinzu
kamen nosh 6 Umbauten, so daB side die Hamburger Kutterflotte heute auf 120
Einheiten verstarkt hat. Umfang and Fangkapazitat Sind ausreichend.
Das Fischereiamt ist an den Planungen des Wiederaufbaues and des Ausbaues des
Hamburg-Altonaer Fischereihafens, fiber die wester unten berichtet wird, beteiligt
gewesen.
Strc~rnd and pia/enbau
Die Hansestadt Hamburg hat grofite Anstrengungen unternommen, um den
Hamburger Hafen Hach seinen schweren Beschadigungen im Rahmen des Mog-
lichen wieder funktionsfahig zu madten and so die Voraussetzungen fur die Wieder-
einschaltung Hamburgs in den internationalen Seeverkehr and in den Kusten- and
Binnenschiffsverkehr zu schaffen. Bei Kriegsende waren im Hamburger Hafen nur
Hoch benutzbar:
von 753 000 qm Sdiuppenflad~e
88
200 qm =
11,7%
von 831000 qm Speicherflache
236
000 qm =
28,4%
von
74000 lfdm Kaimauern
64
200 lfdm =
86,7%
von
450 km Hafenbahngleisen
145 km =
32,2%
von
945 Studs Kranen
202 Stiidt =
21,4?Jn
von
66 Stiidt Landungsanlagen
30 Stiidz =
45,4%
von
88 Studs Leudixfcuern
36 Studs =
40,9%
von
165 Studs Bruc?'~en
95 Studs =
57,6%
Die ersten Wiederaufbauarbeiten des Jahres 1945 mul3ten improvisiert werden,
um so den Nachschub der Besatzungsmacht auf dem Seewege sicherzustellen. Ein
planmaf3iges Arbeiten im hamburgischen Sinne war in diesem Zeitraum node nicht
moglich. Alle Anweisungen kamen ausschlieBlich von der Besatzungsmacht.
Durch einen gludslichen Zufall waren die modernsten and wertvollsten Um-
schlaganlagen fur tiefgehende Schiffe der Kaischuppen 80-85 auf dem Rof3 ver-
haltnismaf3ig wenig beschadigt. Das gleidte gilt fur den leid2tbeschadigten Kai-
schuppen 29 am Petersenkai. Hier wurde mit dem Wiederaufbau begonnen.
32
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Wiederaufbauprogramm.
Der erste Abschnitt der Sofortmafinahmen erstreckte sick bis ins Fruhjahr 1946.
Danach wurde in Zusammenarheit mit dem Port Controller der Militarregierung
ein erstes Wiederaufbauprogramm fur den Strom- and Hafenbau ausgearbeitet. Zie1
diescs Wiederaufbauprogramms war, in etwa 4 Jahren den Hamburger Hafen auf
eine Umschlagskapazitat von 70% des Jahres 1936 zu bringen. Fur diesen Vier-
jahresplan gelten folgende G r u n d s a t z e
L den Grundstock des Wiederaufbaues bilden die unzerstort gebliebenen Hafen-
teile,
2. die Wiederherstellung der beschadigten Anlagen muf3 neuzeitlicb~en Verkehrs-
anfordcrungcn uud Schiffsgrolien gewachsen sein,
3. die verfugbaren Arbeitskrafte and Baustoffe mussen an Schwerpunkten kon-
zentriert werden, um in rationeller Ausnutzung der verfugbaren Mittel
moglichst graf3e Erfolge zu erzielen,
4. die Wiederaufbauplanung muf3 den Strukturanderungen in Seeschiffahrt
and C7berseehandel gerecht werden, da anstelle .des fruhcren Segelfracht-
schiffes im Weltverkehr von 4-7000 Brt bei 5-7 m Tiefgang grof3ere
Schiffe mit 9000 Brt bei 8-8,5 m Tiefgang geueten Sind; mit einer weite-
ren Schiffsgro(3e and Tiefgange ist zu rechnen,
5. der Wiederaufbauplan mu13 auf den Generalplan fur den kunftigen Ausbau
des Hafengebietes abgestimmt sein.
Dieser Wiederaufbauplan wurde audi mit den Absichten des Stadtplanungsamtes
abgestimmt.
n Uber die kiinftige Lage des Fischereihafens rnuf3te ebenfalls entschieden
werden. Diese Entscheidung fiel fur die Beibehaltung and den Ausbau. der vorhan-
denen Anlagen in A 1 t o n a. Der 1949 eingeleitete Wiederaufbau erfo~lgt absdtnitt-
weise. Die erste Stufe bringt im wesentlichen die Beseitigung der Krie?sschaden and
behebt den grof~ten Packraurnmangel durch die Errichtung von 2 zusa.mmen 170 m
langen Padihallen. Die Burgerschaft hat fur diesen Zweck DM 4,1 Mill. im laufen-
den Etatjahr bereitgestellt. In einer zweiten Stufe erfolgt der Ausl>au des Leit-
dammes zu einem Ausrustungslcai von zunachst 400 m Lange. Auf~erdem sollen die
Packhallen auf insgesamt 450 m Lange erweitert werden. Dann werden wir uber
einen Fischereihafen verfiigen, der gcgenuber den Einrichtungen in den anderen
Hafen durchaus gleichwertig ist and die Fischumschlage unter einwandfreien hygie-
? nischen and modernen - betriebswirtschaftlichen Verhaltnissen bewaltigen kann.
Konzentrationspunkte der Bautatigkeit
Schwerpunkte der Wiederaufbautatigkeit irn Hafen insgesamt bildeten sick an
drei Stollen:
a) im R o f3 g e b i e t am Oder- and Rof3hafen mit den Sdiuppen 80-85.
b) im K u h w e r d e r g e b i e t, am Kaiser Wilhelm- and Ellerholzhafen mit
den Schuppen 71-77,
c) im Gebict des A l t o n a e r Fischereihafens.
Besonders schwer beschadigte Hafenteile siud zunachst bewuf3t von. der Wieder-
aufbauarbcit ausgeschlossen worden.
s 33
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Problem der Arbeitskril f to im Ha f en
Anfanglich war die Beschaffung einer ausreichenden Zahl von Arbeitskraften mit
grpf3en Schwierigkeiten verknupft. Im eigenen Betrieb des. Strom- and Hafenbaus
Standen am 1. 10. 1946 1533 Arbcitskrafte zur Verfiigung. Hinzutraten 3400 Ar-
beitskrafte des privaten Baugewerbes. Es blieb ein Fehlbedarf von 1500 Arbeits-
kraften.
Bis August 1947 erhohte sick die Zahl der privaten Arbeitskrafte, die im Hafen
angesetzt wurde, auf 4200.
Bis zum 1. 10. 1947 erhohte sick die Zahl der Staatsarbeiter im Strom- and Hafen-
bau auf 1753, die der privaten Arbeitskrafte betrug 3700.
Nach der Wahrungsreform war es wesentlich leichter, Arbeitskrafte zu beschaffen.
Am i. 10. 1948 waren 1906 Arbeiter im eigenen Betrieb des Strom- and I-Iafenbaues
beschaftigt, dazu im November 1948 rund 3000 Arbeitskrafte des privaten Bauge-
werbes.
Am 1. 4. 1949 verfiigte der Strom- and Hafenbau uber 1935 Arbeitskrafte.
An Spitzentagen des Hafenumschlags mul5ten die im Wiederaufbau eingesetzten
Arbeitskrafte haufiger zum grol~eren Teil fur den Hafenbetrieb abgezogen werden.
Das fiihrte zu immer-sdllechteren Arbeitsergebnissen auf den Baustellen. Durch eine
Not- and Gewaltmaf~nahrne muf3te das Arbeitsamt im August 1947 uber 1 0 Q
B a u f i r m e n mit insgesamt rund 800 Arbeitskraften fur den I-iafendienst v e r-
p f l i c h t e n. Nach Abklingen der auBergewohnlichen Schwankungen im Hafen-
umschlag konnten im Oktobcr 1947 die dienstverpflichteten I'irmen grol3tenteils
wieder freigegeben werden.
Der grof3e Baubedarf bei unzureichenden Arbeitskraften and Baustoffen machte
zeitweise eine straffe Lenkung hinsichtlich der Genehmigung von Bauvorhaben and
der Zuweisung von $austoffen erforderlich. Dcshalb wurde auch beim Strom- and
Hafenbau eine B a u l e n k u n g s s t e l l e zur Steuerung der privaten and offent-
lichen Bautatigkeit im Hafengebiet eingerichtet. Mit der Aufhebung der Zwangs-
bewirtschaftung sind auch bei der Baulenkungsstelle wesentliche Aufgaben entfallen.
An Kaischuppen and Kaispeichern batten den Krieg nur 11,7% des Bestandes von
1938 iiberstanden. Diese Schuppenflache ist bis zum 1. 4. 49 wieder auf 40% des
Vorkriegsstandes gebracht worden. Der vorhandene Speicherraum konnte?von 28,4%
durch Wiederaufbauleistungen auf 33,8 % vermehrt werden.
Von 74 000 lfdm K a i m a u e r n von 1938 waren 64 200 unbeschadigt geblieben,
das sind 86,7%, heute sind wieder vorhanden 65 087, das sind 87,9% von 1938.
Die wichtigsten Wiederherstellungsarbeiten konzentricrten sick auf den Amsinckkai,
Petersenkai, Kronprinzenkai, Rof3kai, das Rof3hoft, den Chilekai, den Neuhoferkai
and den Kirchenpauerkai.
Von 66 schwimmenden L a n d u n g s a n l a g e n blieben nur 30 unbeschadigt, 26
sind bis zum 1. 4. 49 wiederhergestellt, das sind insgesamt 56 odor 84,8 % von 1938.
L i e g e p l a t z e fur Seeschiffe a n P f a h l e n waren 1938 36 000 lfdm vor-
handen. Nur 11 000 lfdm oder 30,6% blieben u.nbeschadigt. Wiederhergestellt wur-
den 8 200 lfdm, so da13 wieder 19 200 Ifdm verfiigbar sind oder 53,3 % von 1938.
Die verfdgbaren Hafenbahnanlagen wurden von 32,2% des Vorkriegsstandes bis
1. 4. 49 zu 88% wieder in Betrieb genommen. 19 Eisenbahnbriidten sind wiederher-
gestellt worden, daneben 15 Straf3enbriicken. Hervorzuheben ist die Wiederher-
stellung der schwerbeschadigten Rethehubbriidie and die Lotsedrehbriidte in Har-
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burg sawie die Wiederherstellung der ostlichen Kammer der Reiherstiegsperrschleuse,
der neuen Schleuse in Harburg, der siidlichen Kammer der Ellerholzschleuse, der
Grevenhofschleuse and der nordlichen Kammer der Rugenbergerschleuse.
An L e u c h t f e u e r n wurden wieder in Betrieb genommen 28, so da13 am
1. 4. 49 64 oder 72,7?Jo des Vorkriegsstandes vorhanden Sind.
Sehr schwere Schaden batten die mechanischen and elektrisdien Anlagen dezimiert.
Von 955 K r a n e n an Land waren.207 oder 21,7% erhaltcn geblieben. Durch die
s Wiederherstellung von 302 Kranen konnten insgesamt wieder 509 Krane oder
53,3?Jo des Vorkriegsstandes fur den Hafenbetrieb verfagbar gemacht cverden.
Irn hamburgischen Hafenteil von Cuxhaven muflte die Osterhoftmole and das
Steubenhoft fur den C7berseefahrgastverkehr gesichertwerden. Uferwerke,Empfangs-
anlagen der HAPAG, Seehafenbahnhof, Umschlags- and Verkehrsanlagen am
Lentzkai wurden wicderinstandgesetzt.
Leistung der Hamburger Hafen- urcd Lagerhaus-AG..
Von gravicrcnder Bedcutuug fur die Wiedcreingliederung des Hamburger Hafcns
in die Internationale Sdiiffahrt and fur die Wiederbelebung der Hamburger Wirt-
schaft war die Leistung der Hamburger Hafen- and Lagerhaus-AG. Einige Zahlen
molten die positive Entwicklung der Hamburger Hafen- and Lagerhaus-AG. illu-
strieren:
An den Schuppen der HHLA wurden abgefertigt:
im Jahre 1945
325 Schiffe mit rund 1,0 Mill. N'cbm
> 1946
632 >, ,> ?
1,8 ? ?
> > 1947
795
2,3 ?
> 1948
1612
4,9 ?
? I. Viertelj. 1949
515
2,0 ?
Die Aufstcllung umfaf3t Seesdiiffe rnit Stuckgutern, die fur den Hamburger Ver-
ltehr stets die tragende Rolle gespielt haben. Die umgeschlagenen Giit:ermengen in
den I-iHLA-Anlagen betrugen:
1945
300
000 t
1946
700
000 t
1947
800
000 t
].948
1
100
000 t
I. Viertelj. 1949
380
000 t
Erhohte Arbeiterleistung
Die Arbeitsleistung je Arbeiter in 8 Stunden an den Kaischuppen. hielten sick
unter Schwanltungen bis zur Wahrungsreform auf 4,7 t and stiegen seitdem bis auf
6,5 t an.
Lagerraum der HHLA.
Die I3HLA verfugte 1938 fiber 519 000 qm Lagerraum and
694 000 uberdachte Kaisd uppenflache
1945 waren vorhanden: 214 000 Lagerraum and
88 000 uberdachte Kaisc};~uppenflache
1946: 219 000 Lagerraum and
235 000 iiberdachte Kaisd~,uppenflache
s? 35
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1947: 240 000 qm Lagerraum and
235 000 uberdachte Kaischuppenflache
1948: 240 000 Lagerraum and
260 000 uberdachte Kaischuppenflache
1949: 240 000 Lagerraum and
289 000 uberdachte Kaischuppenflache.
Um den Gesamthafenarbeitern fur die Hafenarbeit ein Existenzminimum zu ge-
wahren, wurde zwischen den Gewerkschaften and der Arbeitsgemeinsdlaft Ham-
burger Hafenfachvereine am 8. Februar 1948 ein L o h n g a r a n t i e a b k o m m e n
abgeschlossen, das die Zahlung fur den Gesamthafenarbeiter von 5 Schichten je
Woehe and fur den Hafeneinzelarbeiter die Zahlung von 6 Schichten je Woche ga-
rantiert.
Kapazitat des Hamburger Hafens
Durdt alle diese Mafinahmen ist die Kapazitat des Hamburger Hafens im Ver-
gleich zu 1936 wieder zu folgender Leistungsmoglichkeit gebracht worden:
fur Stiickgut zu etwa 40%
fur Massengut zu etwa 80%
fur Getreide zu etwa 50-60%
fur den Stromumschlag zu etwa 60-70%.
Auf manchen Gebieten, vor allem im Stiickgut-, Lager- and Hafenbahnverkehr
ist die vorhandene Kapazitat bereits wieder voll ausgenutzt, so daf3 weitere grof3e
bauliche Anstrengungen gemacht werden mussen, um kommenden Verkehrssteige-
rungen gewachsen zu sein.
Handelsstatistisches Amt
Das Handelsstatistische Amt in Hamburg hat die Fuhrttng umfassender Handels-,
Verkehrs- and Industriestatistiken wieder aufgenommen.
In der V e r k e h r.s s t a t i s t i k erfaf3t es die Ergebnissc der hamburgisdten
Seeschiffahrt, den Warenumschlag, die Lagerungen, wobei eine Aufgliederung nadt
Flaggen, dem Anteil der ERP-Lieferungen and nach Durchfuhrgutern erfolgt.
Statistisch ermittelt wird auch der Fisdtereiverkehr Hamburgs, der Giiterfernver-
kehr auf Kraftfahrzeugen and der Eisenbahnverkehr.
Die H a n d e l s s t a t i s t i k ermittelt Hamburgs Einfuhr, Durchfuhr and
Ausfuhr. Auch Hamburgs Anteil am bizonalen Auf~enhandel wird laufend ermittelt,
ebenso der Anteil der hamburgischen Exporteure am Aul3enhandel fiber Hamburg,
desgleichen der I n t e r z o n e n h a n d e l mit Berlin., der sowjetischen and der
franzosischen Zone.
Eine Wettbewerbshafen-statistik liefert aufsdt1u13reiches Mate-
rial fur Hafenplanung and Hafenbewirtschaftung. Beobachtet wird die Verkehrs-
entwicklung der Hafen Bremen, Brake, Nordenham, Emden and Lubeck, ferner der
Beneluxhafen Rotterdam, Amsterdam and Antwerpen and der polnischen Hafen.
Als neues Aufgabengebiet ist die I n d u s t r i e s t a t i s t i k des fruheren Lan-
deswirtschaftsamtes seit Anfang 1947 ubernommen worden and zu einer bizonalen
statistik der industriellen Produktion ausgebaut. Gegenwart werden 2 046 Be-
triebe mit 138 366 Beschaftigcen and einem monatlichen Produlttionswert von 231
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Millionen DM erfaf3t. Erweitert wurde diese Stattsttk durch eine monatliche Bericht-
erstattung der Betriebe des B a u h a u p t g e w e r b e s. C7ber die erarbeiteten Er-
gebnisse werden je nach Sachgebiet Wochen-, Monats- and Quartalsberichte an
Behorden, Konsulate; Wirtsvhaftsverbande and an die Presse ausgegeben.
Das Staatliche Auf3enhandelskontor mit Devisenstelle
Eine der schwerwiegendsten Polgen des Krieges war die zunachsc volllcommene
Unterbrechung jeder direkten Verbindung -der Hamburger Wirtschaft: mit dem Aus-
lard. Unsere Ausfuhr bestand im wesentlichcn aus Rohstoffen wie Kohle and Holz,
tdie von den Besatzungsmachten in eigener Regie herausgeschafft wurden. Die Ein-
fuhr war auf wenige Waren beschrankt, die als notwendig zur Verhutung von
Unruhen and Scuchen angesehen wurden. Audi das erfolgte in eigener Regie der
Mil. Reg.. Inzwischen Sind wesentliche Portsc~tritte erreicht worden. Der Nachrich-
tenverkehr vollzieht sick mit geringen Einsdirankungen wieder friedensmal3ig,
deutsche Gewerbetreibcnde konnen, wean auch mit Einschrankunge:n, wieder aus-
landischc Markte aufsuchen and personliche Beziehungen anknupfen.
Die Ausfuhr deutscher Pertigwaren stellt wieder einen steigenden Anteil unscrer
Exporte dar. Das konnee erreicht werden, obgleich die Besatzungsm~ichte der deut-
schen Initiative im Auf3enhandel nur zogernd Raum gaben. Um so anerkennens-
werter ist die grof3c Zahigkeit, mit der unsere Kaufleute in Uberwindung fast
chaotischer Burokratisierungszustande an den Wiederaufbau des Auf3enhandelsge-
schaftes herangegangen sind. 1X/enn auch nach viele Wunsche offenblieben, so ist die
Steigerung der monatlichen Ausfuhrzahlen des Vereinigten Wirtschaftsgebietes you
$ 10 Millionen im Januar 1947 auf $ 100 Millionen im April 1949 dock grol3er, als
es selbst optimistische Beurtciler vor zwei Jahren fu.r moglich gehalten haben.
Die hamburgische Verwaltung bemuhte sich, in standigem Gesprach mit den Be-
satzungstuachten eine zunehmcnde Preigabe der k a u f m a n n i s c h e n I n i t i-
a t i v e zu erwirken. Die hamburgische Wirtschaft stellt fiir das deutsche Auslands-
geschaft reiche Erfahrungen zur Verfugung. Noch ist die Q u o t e n vv i r t s c h a f t
ein schlimrnes Uberbleibsel der Zwaugswirtschaft. Dem Abbau kleinlicher Kontrol-
len muf3 aber auch fur die Zukunft eine staatliche Lenkung des Auf3enhandels im
Grof3en entsprechen, schon Weil nahezu in allen Landern eine D e v i s e n k o n-
t i n g e n t i e r u n g eingetreten ist and Absatzmarkte nur in kotnplizierten Han-
delsvertragsabmachungen gesichert werden konnen. Auch Westdeutsch.land wird auf
eine straffe Devisenbewirtschaftung einstweilen nicht verzichten konnen.
Es sollte erreichbar sein, daft silt die Alliierten ihrerseits auf eine grundsatzliche
Kontrolle in der grof3en Linie beschranken and die Verantwortung; im einzelnen
deutschen Stollen ubertragen. Es wird damit gerechnet, daf3 das Personal der JEIA
bis Ende dieses Jahres auf .einen kleinen Restbestand zuriickgefiihrt wird.
Hamburg wird seine Bemehungen, die alten' Beziehungen zur s a c h s i s c h e n
and t h ii r i n g i s c h e n I n d u s t r i e wiaderaufzubauen, fortsetzen mussen. Es
muf3 auch seine alto Stellung im T r a n s i t v e r k e h r zuruckgewinnen. Von dem
Erfolg dieser Bemuhungen wird es abhangen, ob der Hamburger Hafen wieder einen
angomessenen Anteil seiner alten Beschaftigung zuruckgewinnt.
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Seeverkehr des Hafens Hamburg (ohne Cuxhaven)
1938
1945
Mai/Dez. 1946
1947
1
948 1.
Halbj.
1949
.Angekommene Seeschiffe (Anzahl~
18 1.49
824 3 041
5 406
8
446
4 82
8
Mill. NRT
20,57
0,90 2,39
3;51
5
,77
4,1
2
v.H.
v.H.
v.H.
v.H.
v.H.
v.H.
Giiterverkehr in Mill t
25,74
1,23
4,18
5,99
7,93
4,72
Eingang
18,24
100
1,09
100
3,iR
100
4,41
100
5,89
100
3;49
100
dav. Nahrungs-, Genuf3-
a. Futtermittel
Rohstoffe
5,93
11,48
32,5
62,9
0,36
0,45
33,0
41,3
0,95
1,77
30,0
55,6.
1,84
2,29
41,7
51,9
2,41
3,20
40,9
54,3
1,37
1,92
39,2
55,0
Fertigwaren
0,83
4,6
0,03
2,8
O,Ob
1,8
0,06
1,4
0,12
2,1
0,11
3,2
ubrige Guter
-
-
0,25
22,9
0,40
12,6
0,22
5,0
0,16
2,7
0,09
2,6
dav. Besatzungsgut
-
-
0,20
18,3
0,36
11,3
0,20
4,5
0,14
2,4
0,08
2,3
Ausg.:ng
7,50
100
0,14
100
1,00
100
1,58
100
2,04
100
1,23
100
dav. Nahrungs-, Genufi-
2,78
37,1
0,04
28,6
0,20
20,0
0,31
19,6
0,60
29,4
0,40
32,5
u. Futtermittel
Rohstoffe
2,62
34,9
0,07
50,0
0,61
61,0
1,07
67,7
1,17
57,4
0,66
53,7
Fertigwaren
2,10
28,0
0,03
21,4
0,14
14,0
0,15
9,5
0,21
10,3
0;15
12,2
ubrige Waren
-
-
-
-
0,05
5,0
0,05
3,2 '
0,06
2,9
0,02
1,6
dav. Besatzungsgut
-
-
-
-
0,03
3,0
0,04
2,5
0,05
2,5
0,01
0,8
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Amt fur Verkehr
(40 000 K f z. in Hamburg)
Die Wiederingangsetzung des Verkehrs braclue zunachst ungeahnte Schwierig-
keiteu mit sick. Eine eingehende Darstellung veroffentlichte der Prasident des
Amtes fur Verkehr; Lothar Danner, in dcr Sclrriftenreihe ?Neues Hamburg", Dritte
Folge. In lapidaren Gesamtziffern lafit sick die Entwidilung wie fol?;t kennzeidi-
nen: Anfang 194G waren 1 4 0 0 0 K r a f t f a h r z e u g e in Hamburg zugelassen,
am 1. 4. 1949 befanden sick bereits 40 000 Kraftfahrzeuge im Verkehr. Die Zahl der
L a s t k r a f t w a g e n hat mit 17 000 bereits den Priedensstand von x938 erreicht.
Die Z u l a s s u n g von Kraftfahrzeugen im offentlichen Verkehr war bis zum
31. 12. 48 an den Nachweis des volkswirtschaftlichen Bedtirfnisses gebunden. Bis
dahin wurden die aus HeeresUestanden, Vorkriegsbestanden dcr Wirtschaft and der
aus Neuproduktion stammenden Kraftfahrzeuge erfaf3t and nach Dringlichkeit des
Verkehrsbedurfnisses dem Verkchrsgewerbc, der Ernahrung, der Industrie, dem
Haridwerk and den Behorden zugeteilt. Davon wurden von 1945 biis Ende 1948
insgesamt 5526 Lkw-Anhanger and Zugmaschinen and 3404 Pkw, ISrader and
Omnibusse betroffen.
Fur R e p a r a t u r z w e c k e d.es Kraftfahrzeugbestandes waren :Ende 1945 in
Hamburg 73 Werkstatten mit 2772 Beschaftigten eingesetzt, Ende 1948 waren es
575 Werkstatten mit insgesamt 8624 Beschaftigten.
Wiederaufbau der Hamburger Hochbahn AG.
Die Hamburger Hochbahn hat in den Jahren nadi der Kapitulation ungewohn-
liche Leistungen vollUringen mussen. Die Gesamtbefordcrungsleistung entwickelte
sick wie folgt: 1945 beforderte Personen; 2G1 Millionen
1948 beforderte Personen: 451 Millionen
Audr die geleisteten W a g e n k i l o m e t e r der einzelnen Becriebsteile stiegen im
gleichen Zeitraum stark an. `
Straf3enbahn von 25 Millionen auf 39 Millionen
U-Hahn von 9 Millionen auf- 17 Millionen
OmniUus von 0,8 Millionen auf 2,4 Millionen
-Die A l s t e r d a m p f s c h i f f a h r t legte im Jahre. 1948 300 000 Schiffskilo-
meter zuruclc. Vom 1. Januar 1946 bis zum 30. April 1949 stieg das Personal der
I Iamburgcr Hochbahn von 7122 auf 971 L
Der A u s b a u des W a g e n p a r k s Litt dartinter, daf3 die 'Waggonbauin-
dustrie ausschlieRlich fur Zwecke der ReichsUahn tang war. Das twang die Hoch-
- bahn, Waggonaufbauten fur Omnibusse and Wagenkasten fur lOCI zerstorte U-
Bahnwagen, deren Fahrgestelle and elektrische Ausrustungen erhalten blieben, in
eigener Werkstatt herzustellen.
Im Friihjahr 1950 soil der gesamte H o c h b a h n r i n g wieder befahren wcr-
den. Fur den Straf3enbahnverkehr sollen 50 vier-achsige TrieU- and A.nhangerwagen
modernster Art in Auftrag gegeUen werderi.
Seit Mai 1949 fahrt in HarUurg die crste O b u s - L i n i e als Beginn der Umstel-
lung von Stra(3enbalur and Autobus auf Obus fur den gesamten Stadtteil Harburg.
Auch den Wohnungsbau suchte die Hochbahn zu fordern. Sie besaf3 Dezember
1945 280 Uetriebseigene Wohnungen and 54 Einzelwohnraume,.bis
.zum 1. Mai 1949 Sind 620 betriebseigene Wohnungen and 75 Einzelraume von Be-
legschaftsangehorigen bezogen worden. 222 Wohnungen befinden sicU im Bau. Wei-
tere 300 Wohnungen Sind geplant.
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Behorde fur Ernahrung and Landwirtschaft
Die Behorde fur Ernahrung and Landwirtschaft ist eine der jungcren hambur-
gischen Behorden. Sie entstand nach der Biirgerschaftswahl 1946 and umfaf3t 3
Amter: das Ernahrungsamt, das Landwirtschaftsamt, das Forstamt.
Iy'as Amt fur Ernahrung
Die srhwierige Aufgabe der Ernahrungsbehorde nach der Erschopfung der Lebens-
mittelvorrate aus den Kriegsjahren bestand zur Hauptsache i.n einer urnfassendcn
?Bewirtschaftung des Mangels", deren Ziel war, den Nahrungsmittelbedarf fur alle
Schidtten der Bevolkerung, soweit es unter den damaligen Umstanden moglich war,
sicherzustellen. Wenn spater einmal die Gesehichte der Leidenszeit des deutschen
Volkes nach dem totalen Zusammenbruch 1945 geschrieben wird, so wird bin and
wieder such das Wort ?N o r m a l v e r b r a u c h e r" auftauchen. Ob rnan sick
nach den Berichtcn and statistischen Angaben in spaterer 7,eit vorstellen kann, was
in den Jahren 1946 bis 1948 ein Normalverbraucher war, ist fraglich. Die Behorde
fiir Ernahrung and Landwirtschaft hat rich in den Jahren der Not bemuht, das Los
des sogenannten Normalverbrauchers zu erleichtern. Auch die Bevolkerung hat
diese Bemuhungen anerkannt. Trotz aller Note dieser Jahre wurde die offentlichc
Rube and Ordnung zu keiner Zeit ernstlich gestort. Wie gemaf3igt and geordnet
hat sick z. B. der Streik der Hamburger Angestellten im Februar 1948 abgewickelt,
ale man die Ausgabe der Beschaftigtenzulage forderte.
Die Nationalsozialisten batten ale Berechnuagswert fur die zu verteilenden
Lebensmittelmengen die
Kalorienberechnung
eingefiihrt. Die Militarregierung hielt dieses Berechnungssystem anfrecht. Es stellte
sick jedoch bald heraus, daf3 Gewicht and Qualitat der Rationen riicht mehr uberein-
stimmten. Die ?amtlichen" Kalorienmengen, die Papierwerte gewissermaf3en, wurden
zwar erreicht, nahrwertmaf~ig jedoch blieben diese Mengen weit unter dem Kalorien-
Soll. Der Tiefstand wurde in der amtlichen Bemessung wahrend der 101. Periode mit
1072 Kalorien erreicht, deren tatsachlicher Wert nach den Untersuchungsergebnissen
des Hygienischen Institute aber hochstens 800-850 Kalorien betrug.
Die Vorrate waren so Bering and die Zufuhr von Nahrungsmitteln so unzulang-
lich, da13 bis zum Jahre 1947 die Rationen nicht monatlich, sondern von Woche zu
Woche, oft sogar nur tageweise, aufgerufen werden konnten. Haufig genug war
iiberhaupt keine Dediurg vorhanden. Die Folge war, daft viele Hamburger ge-
zwungen wurden, aufs Land hinaus zu fahren, um Lebensmittel einzutauschen.
Diese, aus der Not entstandenen H a m s t e r f a h r t e n nahmen einen solchen
Umfang an, daB monatelang der gesamte Nahverkehr der Reichsbahn and die
iibrigen Verkehrsmittel vollig iiberlastet waren. Irn Interesse der Gesamtbevolke-
rung and vor allem jener Verbraucher, die nicht in der Lage waren, im Erzeugungs-
gebiet sick zusatzlich Nahrungsmittel zu beschaffen, muf3ten seitens der Behtirde
Maf3nahrnen ergriffen werden, wie die zeitweilige Absperrung der Vierlande, der
Marschlande and des Siiderelbegebietes. Zur Sicherung einer gerechten Lebens-
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mittelvPrsorgung dienten auch SperrmaRnahmen and Kontrollen an den Ein- and
Ausfallstra(3en and dem Hafer- and Elbmundttngsgebiet. Zeitweilig muf3te Ham-
burg.z~am Notstandsgebiet erklart werden.
DiP Auflosung der friiheren Reichsnahrstandsorganisationen loste das Versor-
gungsgebiet Hamburg arts der Versorgungsgemeinschaft, die bisher mi.t Schleswig-
Hohtein bestanden hatte. Von diesem Zeitpunkt an lieferte Schleswig-Holstein an
Hamburg nur Hoch die von-der Frankfurter Verwaltung fur Ernahrung, Landwirt-
schaft and Forster bestimmten Menges. Als die Berliner Versorgung infolge der po-
litischen Spatmungen zwischen den Besatzungsmachten and der folgenden Blockade
gefahrdet wu.rde, beschlol?, Hamburg trotz seiner eigenen Schwierigkeiren als erstes
Land die Freistellung einer vollen Tagesration fur die Westberliner Bevolkcrung.
Die LY~intern8te 1946-47
Der Lange strenge Winter 1946147 stellte die Hamburger vor schwere Priifungen.
Das Fruhgemrise blieb aus, weil die Anzu.chtpflanzen erfrorcn warm. Brotgetreide
and Kartoffeln warm nur in unzureichender Menge vorhanden. Bereits im Sommer
1.947 wares alle Vorbereitungen getroffen, um eine Wiederholung der Kartoffel-
not, wie sic im harten Winter 1946/47 aufgetreten war, zu vermeiden. Bis zum
15. September 1947 wares 57 824 t Kartoffeln Hach Hamburg gebracht werden.
In d.er Zeit vom 15. September bis 12. Oktober kamen durchsdmittlich 13 000 t
Kartoffeln wochentlich Hach Hamburg. Innerhalb weniger Wochen ware die Win-
terversorgung Hamburgs mit Kartoffeln durchgefuhrt gewesen. Da ordnete das
bizonale Amt in Frankfurt an, daf3 die fiir Hamburg vorgesehenen Kartoffeln aus
Schleswig-Holstciu Hach Berlin umdisponiert werden miiliten. Damit kam'Ham-
burgs Versorgung plotzlich zum Stillstand. Alle Betx}iihungen unscrcr Stadt, die
Frankfurter Anordrung riickgangig zu machen, blieben fruchtlos. F.rschwerend kam
hinzu, daf3 in diesem Winter 1947/48 auch die Versorgung mit F 1. e i s c h and
F e t t ihren tiefsten Stand erreichte. Mit dem Ausfall Medilenburgs war das
I-Iauptliefergehiet verlorengegangen. Schleswig-Holstein, Niedersachsen sowie
Bayern wares von Frankfurt ausersehen, die Versorgung I-Iambut?gs mit Pleisch zu
sichern. Schleswig-Holstein hat soweit als moglich seine Lieferauflagen. an Hamburv
erfullt, Bayern rind Niedersachsen dagegen haben ihre Lieferurgen nur unvallkom-
rnen, toils verspatet, toils uberhaupt nicht erfiillt. Mit unendlicher M:iihe versuchte
die Behorde fiir Ernahrung and Landwirtschaft, in Frankfurt die Ausfiihrung der
zugesicherten Lieferurgen durchzusetzen, um d.ie geringen Fleischaufrufe erfiillen zu
konnen. Oft war dieses Bemiihen vergeblich, and mehrfach muf3te als 1lusgleich Fisch
zugeteilt werden. Da der trockene Sommer 1947 nur eine geringe Futterernte erbracht
hatte, war auch die Milch-and Fettversorgung in dieser Zeit auf?,erordentlich. schwierig,
Das Problem der Zusatzverpflegung
Um die Arbeitsfahigkeit der werktatigen Bevolkcrung aufrecht: zu erhalten,
mul3ten viele Gruppen fiber die Normalverpflegung hinaus zusaazlich betreut
werden. Das Bemuhen der Behorde fur Ernahrung and Landwirtschaft, die verschie-
densten Verbrauchergruppen entsprechend ihrer Leistung, ihrem Gesu~ndheitszustand
usw. im moglichst gerechten Maf3e zu versorgen, erforderte ein kompliziertes Ver-
teilungssystem and belastete die Verwaltung auf3erordentlich. Noch its Januar 194fi
betrug der Anteil der Z u l a g e e m p f a n g e r an der Gesamtbev8lkerung 70,8 %,
hierunter vor allem Schroer- uud Schwerstarbeiter, Kranke, werdende and stillende
Mutter and Gemeinschaftsverpflegte. Im Dezember 1948, also Hach ,
?i35 ,>
Junge Buhne (jetzt geschlossen)
- ?
(495) ?
Richard Ohnsorg-Theater
364
:364 ?
Operettenhaus
(sparer Palladium, jetzt geschlossen)
1.436 ?
426 ?
St. Pauli-Theater
938.
938 "
Theater im Zimmer
- ?
60 ?
Harburger Theater
661
340 ?
Flora-Theater -
1.400
1.335 ?
Haus am Besenbinderhof
=
_999
10.409 Platte 9.726 Platte
5enat, Kulturbeh8rde and Biirgerschaft ermoglichten, gestiitzt au'f die Initiative
der Theaterleitungen, die Schaffung eines vorbildlichen Nebenhiauses fur das
Deutsche Schauspielhaus im neucn ?Theater i m Haus der J u g e n d" in
Altona, das 741 Sitzplatze umfaf~t and uber eine moderne Buhne mit kleiner Dreh-
konstruktion verfiigt.
Der improvisierte Zuschauerraurn auf der Buhne der Staatsoper wurde
durcli eines Erweiterungsbau, der als Zwischenlosung in die erha.ltengebliebenen
Auf3enmauern des alten Zuschauerraumes eingefugt wurde, um 600 Sitzplatze ver-
grof3ert. In langwierigen Verhandlungen mit den Englanders gelang es, das
Deutsche S c h a u s p i e l h a u s fur fiinf 'Page in der Woche wieder fur sein altes
Ensemble freizumachen.
Bedenklich and kritisch war nur .die Entwicklung der Abonriements and Be-
sucherziffern nach dsr Wahrungsreform, durch .die der Subventionsbedarf der
5taatstheater (Staatsoper, Deutsches Sdiauspielhaus, Thalia-Theater, Stadtische
Buhnen Harburg) gesteigert wurde and die Privattheater in eine akute Notlage
gericten. Zahlreiche Neugrundungen wie die ?Auslese", die Junge Buhne, Intimes
Theater and Neues Theater and einige Operettenbuhnen verschwanden. Soweit sie
Aulen benutzt batten, wurden die Zuschauerraume wieder ihre~n alten Schul-
zweclten zugefuhrt.
Die Flucht des Publikums aus den Theaters hatte nichts mit Theatermudigkeit
oder Theaterunlust zu tun. Sie war eine Krise der Kaufkraft, die Folge eines sozialen
Erdrutsches nach der Wahrungsreform. Man konnte wieder Schuhe, Hemden, Koch-
topfe, Gluhbirnen and Lebensmittel kaufen. Das Publikum stillte zunachst seines
materiellen Hunger.
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Es war unmoglich, staatlicherseits nun auch nosh die privaten Theater zu sub-
ventionieren. Lediglich den verdienten Hamburger Kammerspielen, die sick zu
einem wesentlichen Mittrager des kulturellen Ansehens der Hansestadt entwidielt
batten, konnte eine (76erbriidtungshilfe von 60000 DM gegeben werden (aus
den Kulturfonds des NWDR). Anderen Hausern, wie der Niederdeutschen Buhne
(Ohnsorg-Theater), warden Miet- and Steuererleidtterungen gev~ahrt.
Selbst die V o l k s b ii h n e geriet in akute Not, da auch der verbilligte Preis
von DM 2,- bis 3,- nach der Wahrungsreform fur den Arbeiterhaushalt ein zu
sd~weres Opfer bedeutete.
Nun bereitet die Kulturbchorde in Zusammenarbeit mit der Schulbehorde, den
Jugendorganisationen and kulturellen Vcreutigungen die Heranfuhrung brciter
Besucherschichten, hauptsachlich aus Kreisen der Jugend, an das Theater vor. Man
will kcine leeren PlStze subventionieren, sondern in rand 60 geschlossenen Sd~uler-
auffuhrungen zunadtst durch wesentliche materielle Erleichterungen des Theater-
besuches das Theaterbedurfnis eines echten Besudiernachwuchses neu beleben.
Besucherzahlen der Privattdieater vor and nach der Wdlirungsreform
-
Fassu~gsvermogen Besucherzahl
im Quartalsabsdmitt L(1948
Besucherzahl
L~1949
Kammerspiele .. .
.
..
..
..
43 000
42 000 ~
29 500
Junge Buhne .. ..
..
..
..
45 000
3G OCO
23 500
Theater im Zimmer ..
..
..
4 500
3 500
2 000
St. Pauli-Theater ..
..
..
..
112 500
61 000
38 000
Die Auslcse .. ..
..
..
..
38 000
23 000
6 G00
Intimes Theater ..
..
..
..
27 500
25 000
5 000
Operettenhaus ..
..
..
a)
41 000"')
38 000
--
b)
55 000*)
-
34 500
Flora Theater .. ..
..
..
..
120 000
98 500
69 500
Ncues Theater ..
..
..
..
40 500
39 500
15 000
Volkstheater GmbH.
..
..
..
8 200
-
2 500
Scala .. .. .. ..
..
..
..
-
-
-
Kabarett der Komiker
..
..
78 000
-
23 500
*} a) Caspar-Voght-Straf3e
b) Palladium
P.ie Museen in Hamburg
Die Pflege and Erh.aln~ng vorhandener Werte and darnit die Sidterung wissen-
schaftlicher, kunstlerischer and allgemeiner geistiger Mal3stabe, die Sammlung
kostbaren alten and neuen Gates ist den groflen and kleinen Museen, uber die Ham-
burg in reichem Maf3e verfiigt, vorbehalten.
Hcute ist die Hamburger K u n s t h a l l e wieder zu einem der repra-
sentativsten deutschen Museen der bildeitden Kunste aufgestiegcn. Die Raumlid~-
keiten der Kunsthal(e waren durd~ Luftangriffe stark besd~adigt worden and zu-
nadtst fur Ausstellungszwecke nicht mehr benutzbar. Die intakt gebliebenen Teile
waren anfangs von einer englischen Dienststel(c besetzt. Sie dicnten als Ent-
lassungsstelle fur Kriegsgefangcne. Im Friihjahr 1946 warden acht Kabinette and
ein kleiner Saal freigegeben and am 14. September 1946 mit einer beispielhaften
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Ausstellung ?Deutsdte Romantik" wieder eroffnet. Neun weitere Kabinette wurden
am 6. Dezember 1947 mit einer Ausstellung ?Hamburger Malerei" tier Offentlich-
kcit ubergeben. Weitere funf Oberlichtsalc and adtt Kabinette des Obergcschosses
konnten am 24. April 1948 in Bcuutzung genommen werden. Es folgten am
20. Oktobcr 1948 weitere funf Oberlichtsale and acht Kabinette, durdt die die
Hamburger Kunsthalle inzwischen zur raumlich begiinstigsten deu~tschen Galerie
geworden ist. Am 5. Marz 1949 konnten dem verdienstvollen Harrtburger Kunst-
vcrein Ausstellungsraume im Erdgeschof3 des Altbaues ubergeben. werden. Die
Obergeschof3raume des Altbaues dienen vorlaufig nodt als Theaterwerkstatten.
Durch reprasentative Ausstellungen deutscher and internationaler Kunstwcrke
vermochte die Kunsthalle wertvolle geistige Briidten zu schlagen and ihre eigenen
Bestande dem Hamburger Publilcum and den Besuchern Hamburgs wieder zu-
gang(ich zu madten.
Das Museum. f ur Kunst u n d G e w e r b e am Steintorplatz hat die wahrend
des Krieges ausgelagerten Bestande bis auf Teile, die in der russisch bcsetzten Zone
blieben, zurudigefuhrt and zunachst in wenigen Raumen der Cdffendichkeit in der
Form .wechselnder Ausstellungen gezeigt. Die Mehrzahl der Raunilichkeiten war
wahrend des ISrieges and in der ersten Nachltriegszeit zweckentfrem.det. Es gelang,
z e h n R a u rn e fur Ausstellungszweckc freizubekommen, wahrend ein Teil des
Hauses nodt Wohnheim der Reidtsbahn blie~. Die Bemiihungen fur die Freimachung
-des zwedtcntfremdeten Restes der Museumsraume werden fortgesetzt. Nach Fer-
? tigstellung aller Raume wird Hamburg mit seinen reichcn Sammlungen des Museums
fur ICuust and Gewerbc wieder eincs der bedcutcndsten Museen besitzen, dessen
Sammlungen von der europaischen Vorgesdiichte and den alten Kulturen Agyptens
and VorBerasiens bis in die Gegenwart reichen. Widrtige Abteihtngen sind 'der
Kunst Os*.asiens and des'Islams gcwidmet. Das Erbe Justus B r i n c k m a n n s and
Max S a u e r l a n d t s wird auch nach der volkserziehcrischen Seite hin durdt Samm-
'lung and Darbietung der besten Werke des modernen Kunsthandwerks wurdig
verwaltet.
Fines der volkstiimlichsten Museen ist das Museum fur H a m b u r g i s c h e
G e s c h i c h t e, dessen Sammlungen Burch Einbunkerung and Ilornbenschaden
von Chaos bedroht waren. Die Reorganisation begann im Februar 1946, zunachst
nit der Retttmg gro(3er Gebaudctcile, Bann nit der Rettung der Ausstellungsobjekte
and dem Wiederaufbau der Sammlungen, der die Wiederaufnahme der wissen-
schaftlichen Arbeit folgte. Am 28. April 1949 konnte die Richtfeier des letzten
Dachteiles begangcn werden.
Als erstci? Absclmitt im Rahmen der Wiederherrichtung der Sammlungen wurdc
die Abtc'rlung ?Hamburg im Mittelalter" im Juli 1948 vollendet. Stadt-, Hafen-
und Schiffsmodelle wurden umfangreidien Reparaturen untcrzogen. Inzwisdten
`haben die Schausammlungen wieder 30J des Friedensbestandes rrreidtt. Gliidc-
licherweise hat das wissenschaftliche Material des Museums keine ncnnenswerten
Verluste erlitteu. Bibliothek, Lesesaal, Einzclblattsammhmg .ttnd Munzkabinett
wurden schon im Sommer 1946 in Betricb genommen. Auch dieses Museum nimtnt
'heute in der Reihe der historischen Museen Deutschlands fiihrenden Rang ein.
Das Hamburgische Museum fur Volkerkunde' and Vorgeschichte
schien bis auf die Dachabdedtung and Glassd~adcn unversehrt. Durch eine auf der
Rothenbaumchaussee niedcrgegangene Luftmine war das anselmliche Gebaude den-
noch bis in seine Grundmauern schwer erschuttert. Inzwischen ist das Haus vollstan-
-dig wieder eingeglast worden, Druckschaden am inneren Mauerwerk wurden zu
`90 J beseitigt, die Magazinboden zu 75 io nit Rabitzdecken versehen, vier Aus-
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stellungssale vollstandig wieder hergestellt and eingerichtet. In der Zeit von 1946
bis 1948 erfolgte der Aufbau and die lbiedereinrichtung des Saalcs Nordasien,
der vergleichenden Abteilung and der Sale Ostasien and Indonesien. Teilweise
wiedereingerichtet worden die Abteilungen Vorgeschichte, Altagypten (Afrikasaal}
Bowie Marokko and Tunis. Die Sammlung Neger-Afrika wird nosh bearbeitet.
Auch der Amerikasaal befindet sick nods im Wiederaufbau.
Einen Sonderrang unter den Heimatmuseen nimmt das A 1 t o n a e r M u s e u?m
ein, das Burch Volltreffer and Brandbomben schwer beschadigt worden war. Zu-
nachst wurde die Geologische Abteilung gerettet, Bann die Bauernhausmodelle and
Bauernstuben wiederhergerichtet, die am 11. Oktober 1948 der Offentlichkeit zu-
ganglich gemacht worden.
Die Schaden am Harburger H e l m s -Museum , das gleichfalls Heimatcharak-
ter besitzt, Bind so schwer, daft fur Ausstcllungen nor ein kleiner Raum zur Ver-
fngung steht. Vom Helms-Museum aus wird jedoch die Forschungsarbeit im Land-
gebiet Burch Vermessungen and Ausgrabungen, wie z. B. der Dorfwustung Boits-
hoop bei Langenrehm, fortgesetzt.
Im Neuen Altonaer Rathaus fand die T h e a t e r s a m m l u n g der Hansestadt
Hamburg Untersd:lupf, nadidem das Institut im schonen alten Altonaer Rathaus
vollig ausgebombt war. Wertvolle Teile der Theaterbibliothek konnten gerettet
werden, so daf3 den Theatern Buhnentexte and wichtige bibliographische Hilfs-
mittel zur Verfiigung gestellt werden konnten. Die Bilder- and Handschriften-
sammlung konnte weitergefuhrt werden. Mit der Universitat and der Studenten-
buhne besteht enge Zusammenarbeit. Auch fur Biihnenbildner ist die Sammlung-eine
Fundgrube wertvollster Anregungen.
Die Landeskurzstschule
Dem Nachwuchs der bildenden Kunste dient die L a n d e s k u n s t s c h u l e,
deren stattlicher Schumacherbau Burch Bombensdiaden schwer mitgenommen wurde.
Trotz der Vernichtung vieler Schulraume gelang es, nach der Kapitulation die
gleiche Anzahl von Schiilern (332} unterzubringen wie zwischen den beiden Welt-
kriegen. D'ie Zahl der hauptamtlichen Lehrkrafte muBte jedoch im Vergleich zu 1930
von 37 aus Ersparnisgrunden auf 24 verringert werden. Dennoch gelang es, so
namhafte Lehrkrafte zu gewinnen, daf3 sie der Landeskunstschule einen hohen Rang
unter den deutsdten Kunstschulen and Kunsthodischulen sicherten. 1947 wurde eine
Abteilung fur die Ausbildung von Kunsterziehern der Hoheren Srliulen einge-
richtet. Schon im Oktober 1948 konnten die ersten Staatsexamen abgelegt werden,
wodurch de facto der Rang der Landeskunstschule als einer Kunsthochschule an-
erkannt wurde. Ein Vergleid~ mit den ?Etats der wichtigsten anderen Kunsthodt-
schulen ergab, daf3 die Hamburger Landeskunstschule fast um die Halfte billiger
arbeitet als Munchen and Dusseldorf.
Als neue Klasse wurde die Abteilung fur Flad~enmusterentwttrf verbunden mit
einer Werkstatt fur Stoffdrudt eingerichtet, von der die Bud- and westdeutsche
Industrie laufend mit Entwurfen beliefert wird. Auch die Weberei, die Keramik,
die Buchdrudcerei and die graphischen Klassen fiihren regelmaf3ig praktische Auf-
trage fur Private and fur die Behorden aus, wodurch den Schulcrn die Gelegenheit
gegeben wird, ihr Studium mitzufinanzieren. Gleichzeitig wirken diese Arbeiten
als Anregungen and Leistungsvorbilder fur das graphische Gewerbe and fur das
Kunstgewerbe. Eine Ausstellung von Schillerarbeiten bestatigte den ungewohnlichen
Leistungsstand der Landeskunstschule, ihres Lehrkorpers urd ihrer Schiilerschaft.
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Die Schule fur Musik and Theater
Die Schule fur Musik and Theater der Hansestadt Hamburg
wurde am 1. Oktober 1946 wieder eroffnet. Das erste Semester verlief nicht ohne.
toffmangel vorubergehend zur Schlicf3ung 'zwang. Be-
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helfsweise fand der Unterricht in den Priva
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chwer war in der Anfangszeit die Beschaf
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Alle diese Schwierigkeiten einschlief~lich der
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Hauser an der Rothenbaumchaussee gcm
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Zwischenzeit im Rahrnen des finanziell Mog
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dierenden entwickelte sick wie folgt:
88 Lehrkr
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Winters.
1946: 450-Stud. 80 Lehrkr.
Sommers.
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1948: 700 Stu
Winterss
1947: 550 Stud. 82 Lehrl r.
Sommers.
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1949: 455 Stud. 65 Lehrkr.
Die Schule fur Musik and Theater bildet aus:
Solisten (Sanger, Pianisten, Geiger, Dirigenten) bis zur kiinstlerisclten Reife.
Komponisten and Orchestermusiker (alle Orchesterinstrumente) bis zu:r beruflichen
Reife. Privatmusikerzieher (alle ublichen Fachgebiete) bis zur padagog;ischen Reife.
Schauspieler bis zur Biihnenreife.
Die Burgerschaft beschlof3 am 31. August 1949 das ?Gesetz fiber die Erricl~tung
einer Staatlichen Hochschule fur Musik in Hamburg". Danach wird tnit Wirkung
vom 1. April 1950 die Schule fur Musik and Theater in eine ?Staatliche Hocltschule
fur Musik in Hamburg" umgewandelt.
Denkmalschutz
Der Kulturbehorde angegliedert rind das D e n k m a l s c h u t z a m t Fund das N a-
t u r s c h u t z a m t. Nach den schweren Zerstorungen der Imienstadt verblieben etwa
250 eingetragene Baudenkmaler, die mcisten in beschadigtem oder verwahrlostem
Zustand, in der Betreuung des Amtes. Leider lief3 Bich 1946J1947 ei:n zusatzlicher
schwerei? Verlust an Kulturgut infolge von Not, Hunger, Kalte, De:moralisierung
and Unverstandnis nicht vermeiden. Im Rahmen des Moglichen aber worden
Bergungen and Sicherungsarbeiten an zerstorten oder beschadigten Kirchen and
Profanbauten durchgefuhrt. Besondere Sorgfalt galt den Resten von St. Katharinen
and von St. Jacobi, deren sudliches Seitenschiff wieder hergestellt werden konnte.
Drei mittelalterliche Fliigelaltare, die einzigcn, die Hamburg besitzt, werden zur
Zeit restaui?iert. An widttigen anderen Baudenkmalern worden wieder hergestellt:
die ehemalige Wache am Millerntor, die Schimme:lmannka-
p e l l e in Wandsbek and die A l s t e r a r k a d e n. Auch von d.en wertvollen
]tlassizistischen Hausern der P a 1 m a i 11 e worden das Baursche Palais (Haus
Nr. 59) and das Haus 53-55 instandgesetzt. Die Fassade des G S r z s c h e n
P a 1 a i s ' wird baulich gesichert. Die Christianskirche in Ottensen b~efindet sick im
Wiederaufbau, ihr sdiones Glockenspiel wurde erhalten. Die historischen i s r a e -
l i t i s c h e n F r i e d h o f e in Altona worden vor weiterer' 'Verwahrlosung
geschutzt, gartnerisch instandgesetzt and umzaunt.
Auch in den Auf3enbezirken worden wichtige Sicherungsmaf3nahmen durchge-
fiihrt, : u, a. wird das Hufnerhaus Rieck in Cttrslack aus dem 17. Jahrhundert
(Staatsdomane), einer der al.testen and wertvollstcn Typen. des Vierlander Hauses
mit Heuberg, Backhaus, Speicher and Scheune, eine Gesamthofanla.ge mit schoner
geschnitzter Pforte, wieder hergestellt. Hier Sind die Schaden weni;;er auf Kriegs-
zerstorung als auf Verfall zurudczufuhren wie im Landgebiet, wo das Denkmal-
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schutzamt bemiilit ist, erzieherisdi auf die Bauernbevolkerung einzuwirken. Ange-
sithts des Mangels an Hausha]tsmitteln ist das Denkmalschutzamt weitgehend auf.
Hilfe and Forderung lurch die CJffenclidtkeit angewiesen.
Naturschutz
Das N a t u r s c h u t z a m t sucht die sparlichen Naturlandschaften im hambur-
gischen Staatsgcbiet zu pflegen and zu erhalten. Besonders groBe Gefahr drohte
der Fischbeker Heide, dem Wohldorfer Wald, dem Duvenstedter Brook and dem
Elbufer. Schwierig ist es, der Selbsthilfeaktion wilder Siedler in den Arm zu fallen,
lurch die grol3ere Freiflathen zerstort and damit der Gesamtbevolkerung verloren
gehen wurden. In den Tagen der Not konnte der wilden Holzfallerei kaum Einhalt
geboten werden, dock muf3te unterschieden werden zwischen ed~tem Notstand and
reinem Raubhieb zahlreicher illegaler Erwerbsholzfaller. Oft befand silt das
Naturschutzamt in Gewissensnoten, dean wet wolJte einen Menschen erfrieren
Lassen, um einen Baum zu erhalten?
Seine Hauptaufgabe erblickte das Naturschutzamt jedoch darin, die Trummer-
psychose der Bevolkerung in eine Aufbaustimmung umstellen zu hclfen. Die Land-
schaft des hamburgischen Staatsgebietes kann nut erhalten werden, wenn das Ver-
standnis fiir gemeinnutziges Handeln zum Wohle der Allgemeinheit wieder wachst.
Es galt oft genug, entsetzlicher Roheit and schlimmer Verwilderung entgegenzu-
treten. Der Tiefpunkt scheint abet iiberschritten zu sein.
Fines der grof3en Sorgenlsin~ r dVeolKsbuuhbehoide Sind die C~ f f e n t l i c h e n
B ii c h e r h a 11 e n , eine Stiftung, die mit einem erheblidhen Staatszuschufi unter-
stiitzt wird and der Bevolkcrung Volksbudhereien in vielen Teilen des Stadtgebiets
zur Verfagung stellt. Der Bestand dieser Biichereien betrug 1946 153 300 Bande.
Die Anzahl der Bande ist inzwischen auf 172 700 angesticgen. Darunter befinden
sick 24 000 Noten. Viele der Biicherhallen waren zerstort Oder beschadigt. Wieder
hergerichtet wurden die Biicherhallen i`londcebergstraf3e, Ahona, Winterhude,
Eppendorf, Veddel, Bahrenfeld, Eidelstedt, Harburg, Harburg-Wilstorf, Wilhelms-
burg, Tonndorf, Volksdorf and die Musi.kbiicherei.
Zu den Zielen der Kulturbehorde gehort es, Hamburg zu einer Stadt der Film-
produktion and der Buchverlage zu machen. Die Geschafte der Lizenzierungsaus-
sdiusse fur Theater, Film and Verlagswesen werden lurch die Kulturbehorde
wahrgenommen.
Lichtspielwesen
Nadh der Kapitulation wurden in I3antburg 21 Spielfilm- and ]5 Kulturfiltn-
lizenzen ertcilt. Gedreht wurden in Hamburg seit der Kapitulation 13 Spielfilme.
Die 7,ah1 der genehmigten Lichtspieltheater in Hamburg betragt 95 mit rand
43000 Sitzplatzen gegen 110 im Jahre 1943 mit 69200 Sitzplatzen. Trotzdem
wurde 1948 mit 23,8 IVlillionen Besuchern die Besuchszahl des Jahres 1938 um
b33 000 ubertroffen! 1949 war der Besuch leicht rucklaufig. Das erste Halbjahr
brachte 10,7 Millionen. Fiinf weitere Lizenzen fur Lichtspielhauser sind erteilt,
dock wurden die Theater bisher nosh nicht hergerichtet.
Der Verwaltung dutch die Kulturbehorde unterstellt sind auf3erdem das im
Wasserturm des Stadtparks wieder hergerichtete Planetarium and die
M u s i k h a 11 e, in der die Philharmonischen Konzerte durchgefiihrt werden.
Gefordert werden lurch die Kulturbehorde kulturelle Organisationen, Volks- and
Laienspiele, Puppenspiele, Tagungen and Ausstellungen.
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Aus der Arbeitsbehorde
Die Arbeitsbehorde ist durdi Bcschluf3 des Senates vom 3. Juni x947 erridrtet
worden. Sie ist fur alle Fragen des Arbeitsrechtes zustandig. Sie fiihrt Aufsicht uber
die Trager der Sozialversicherung and fiber den Arbeitsschutz. Sie ist verantwort-
lich fiir Einriditung der Arbeitsgerichte.
Auf dem Gebiet des Arbeitsrechtes ist die Arbeitsbehorde bei der Vorbereitung
von Gesetzen tatig gewesen. So war sie durch Mitwirkung in sozialpolitischen Aus-
schiissen des Landerrates an allen ihr Sachgebiet betreffenden Gesetzentwurfen des
Wirtschaftsrates beteiligt, so z. B. an dem am 10. November 194fi verkiindeten
Gesetz uber die Aufhebung des Lohnstops, am Tarifvertragsgesetz
vom 9. April 1949 and am Sozialversicherungsanpassungsge-
s e t z , das am 1. Juni 1949 in Kraft getreten ist.
Das Gesetz uber die Aufhebung des Lohnstops gibt Gewerkschaften and Ar-
beitgeberverbanden die Mbglichkeit zuriidi, ohne Beschrankung durch behSrdliche
Eingriffe die Arbeitsbedingungen zu vereinbaren. An die behordlche Genehmi-
gung gebunden blieb lediglich die Verschlechterung der Arbeitsbedingungen.
Das 'Tarifvertragsgesetz klart Voraussetzungen, Form and rechtliche Wirkung
von Tarifvertragen. Es sieht vor, durch AllgemeinverbindlidikeitseYklarung anzu-
ordnen, daf3 die Bedingungen eines Tarifvertrages auch fur nichtorganisierte Ar-
beitgeber and Arbeitnehmer gelten.
Das Sozialversicherungsanpassungsgesetz enthalt Bestimmungen fiber Zuschlage
zu den Renten der Invalidenversicherung and der Angestelltenversicherung and
uber eine teilweise Gleichstellung der Leistungsvoraussetzungen in der Invaliden-
versicherung and in der Angestelltenversicherung. Die fur die Leistungsverbesse-
rungen erforderlichen Mittel werden durch Erhohung der Beitrage -zur Invaliden-
versicherung and Angestelltenversicherung aufgebracht bei gleid~zeitiger Herab-
setzung der Beitrage fiir die Arbeitslosenversicherung and abgeanderter Verteilung
der Beitrage fur die Krankenversicherung. Auf diese Weise hat sick fur die Arbeit-
geber eine Erhohung, fur die Arbeitnehmer im allgemeinen eine kleine Verminde-
rung des Gesamtbeitrages zu den Sozialversicherungen ergeben. Das Gesetz legs
fest, daft die Lander einen Teil der Rentenausgaben in der Invalidenversicherung
zu tragen haben.
In Vorbereitung befinden sick ein K ii ri d i g u n g s s c h u t z g e s e t z and ein
Jugendarbeitsgesetz.
Auf dem Gebiet der S o z i a l v e r s i c h e r u n. g and der `Tersorgung der
Kriegsbeschadigten and Hinterbliebenen hatie sick die Militarregiexung die Befug-
nis zur Gesetzgebung vorbehalten. Die Arbeitsbehorde wirkte herbei mit. Die
Vorbereitung von Anordnungcn and Anweisungen an die Versidxe:rungstrager fur
die Durchfiihrung der oft in unklarer Fassung erlassenen Vorschriften erforderte
besonders 1946147 standige Verhandlungen zwischen Arbeitsbehorde and Versiche-
rungstragern and vielen anderen Stellen. Als die Versicherungstrager nach den Be-
stimmungen der Wahrungsgesetze vom 21. Juni 1948 nicht mehr fiber die notigen
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Gelder verfugten, um die gesetzlich vorgeschriebenen Leistungen zu erfullen, ist
ihnen aus hamburgischen Mitteln ein Oberbrudcungsvorschuf3 von 22 Millionen DNI
gegeben worden. Ein erheblicher Teil dieses Betrages ist zuradcgezahlt worden, der
Rest durch einen ZuschufS der Hansestadt Hamburg fur die Invalidenversicherung
abgelost worden.
Die Versorgung der Kriegsbeschadigten and Hinterbliebe-
n e n anderte sick haufig. Zunachst beseitigte die Militarregierung das alto Versor-
gungsrecht and ordnete an, daB Kriegsbeschadigte and Hinterbliebene Renton nadz
den Vorschriften der Invalidenversicherung and Angestelltenversicherung bekamen.
Nach dem 1. August 1947 traten neue von der Militarregierung fur die gesamte
Zone erlassene Vorschriften in Kraft. Danach worden die Renton nadt den Bestim-
mungen fiber die Unfallversicherung berechnet. Diese Renton worden jedoch nach
dem Arbeitsverdienst bemessen, den der Verletzte im letzten Jahr vor dern Unfall
hatte. Bei Anwendung dieses Verfahrens auf Kriegsbeschadigte hatte es viele
Schwierigkeiten gegeben. Deshalb worden die Renton nunmehr einheitlich nach
einem angenommenen Jahresarbeitsverdienst errechnet. Kriegsbeschadigte erhalten
auflerdem Heilfiirsorge nach den Bestimmungen, die fur die Opfer von Arbeitsun-
fallen geken, also arztliche Behandlung, Krankenhausbehandlung, Versorgung mit
Kunstgliedern, Berufsumsd~ulun.g.
Da die Militarregierung die fruheren Versorgungsamter aufgelost hat, worden
soft dem 1. August 1946 Renton von den Landesversidterungsanstalten gezahlt. In
Hamburg Sind gezahlt worden:
1946
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..
..
4 975 Millionen RM
1947
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31987 RM
1948
..
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, .
40 769 RM/DM
1949
..
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..
52 000 DM Voransdilag
Das Versicherungsamt and das Oberversicherungsamt Ham-
burg haben als Abtcilungen der Arbeitsbehorde Anfang 1946 wieder mit ihren
mundlichen Verhandlungen begonnen. Das Oberversicherungsamt ist die letzte In-
stanz fur die Entscheidung uber Anspriiche von Kriegsbeschadigten and Hinter-
bliebenen. Das Versicherungsamt Hamburg hat u. a. auc}i die Geschafts- und'
Rechnungsfuhrung von Krankenhausern zu prufen.
Die E i g e n u n f a l l v e r s i c h e r u n g- Abteilung der Arbeitsbehorden cr-
fullt fur die Angestellten and Arbeiter der hamburgischen Verwaltung die gleiche
Aufgabe, die in der Privatwirtschaft durch die Berufsgenossenschaften der Unter-
nehmer versehen wird. Der hodtste Stand der Versicherten_betrug 43000. Zu den
Versicherten zahlten auch die bei englischen Dienststellen tatigen deutschen An-
gestellten and Arbeiter. Die Zahl der Arbeitsunfalle ist in den letzten Jahren er-
heblich gestiegen, vermutlich Weil es in vielen Betrieben an Fachkraften fehlte and
Berufsfremde beschaftigt wurden. Auch Mangel an technischen Einrichtungen der
Arbeitsplatze (Schutzvorrichtungen, Beleuchtung) trugen zur Steigerung der Unfall-
ziffern bei. 1946 wurden 3830; 1947 4632; 1948 5297 Betriebsunfalle gemeldet~.
Berufskrankheiten Sind darin eingesd~lossen. Fur R e n t e n l e i s t u n g e n and
Heilverfahren wurden softens der Eigenunfallversicherung aufgewendet
1946 471 000 RM
1947 507 000 Riv4
1948 707 000 RM/DM
An .Leistungen fur die Opfer der nationalsozialistischen Verfolgung nach dem
Gesetz uber S o n d e r h i l f s r e n t e n vom 24. Mai 1947 wurden im Haushalts-
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jahr 1948 1,45 Millionen DM aufgewendet, dock ist erst ein Teil der vorliegendon
4700 Antrage abschlief3end entschieden worden.
Arbeitsschutz
In dieser Abteilung ist das fruhere Gewerbcaufsichtsamt mit dem fruheren Auf-
sichtsamt fur Darnpfkessel and Maschinen zusammengefaf3t worden. Aufgabe der
Gewerbeaufsicht ist es, die- Arbeitnehmer vor Gefahrcn fur Gesundheit
and Leben, die -sick aus Arbeitsart and Einrichtung der Arbeitsplatze ergeben, zu
sdiutzen. Zeitweise entschied die Gewerbeaufsicht such nach Art