PERIODICAL PUBLISHED BY THE GERMAN ACADEMY OF SCIENCES
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CIA-RDP81-01043R001500240002-3
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RIPPUB
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C
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38
Document Creation Date:
December 27, 2016
Document Release Date:
April 25, 2013
Sequence Number:
2
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Publication Date:
November 26, 1957
Content Type:
REPORT
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SUBJECT Periodical Published by the DATE DISTR. 2 6 NOV 195750X1-HUM
German Academy of Sciences
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East Germany REPORT
.:_.. June-July-August 1957 issue of the
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Wisserischaften). This issue includes articles on the International
Geophysical Year, Impressions of chemists who made a trip to Communist
? China, and reports from the various institutes of the Academy. The
attached publication is unclassified when detached. 50X1-HUM
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Distribution?of Attachment:
50X1-HUM
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0
1-11 Im 1 W4,
DER DEUTSCHEN AKA.DE'MIE DER IVISSENSCHAFTEN
ZU BERLIN
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FUR DIE' M~1'LT'AR-BE-ITE_R
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Akademiemitglied
Prof. Dr. H. Stubbe
a President
Prof. Dr. NI. Volmer
Akademiemitglied
Prof. Dr. E.'Thilo
Prof. Dr. H. Philipps
Prof. Dr. G. Fanselau
Prof. Dr. W. Uhink
Prof. Dr. J. Wempe
Akademiemitglied
Prof. Dr, G,'Rienacker
Dr. E. Piekniewski
Dr. H. Michaelis
Dr. K. Treu
E. Schonert
Leibniz-Tag 1957
Berichterstattung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 113
Sinn and Bedeutun der Kulturpf
g larrzenforsclrung 123-
Inlraber der Leibniz-Medaille 1957 . . . . . . . . . . . 132
BeschluB des Plenums der Deutschen Akademie der Wissenschaften
zu Berlin uber die Bildung and Tiitigkeit der Forschungsgemeinschaft
der naturwissenschaftlichen, technischen and medizinischen Institute
der Deutschen Akademie. der Wissenschaften zu Berlin vom 16. Mai 1957 1B3
Akademiemitglied Prof. Dr. Hans Fruhauf . . . . . . , . . . T36
Akademiemitglied Prof. Dr. Gunther Rieniicker . . . . . . . . 138
Zuni 70. Geburtstag von Nobelpreistrager Akademiemitglied
?Prof.Dr. G.Her'tz . . . , , . . , . . . . . , , 139
Berichterstattung der Akademiedelegation im Plenum uber die
Reise in die Vblksrepublik China
Eindriicke eines Chemikers von einer Chinareise
Internationales Geophysikalisches Jahr 1957;1958?
Die Aufgaben der 1Vissenschaftler in der Deutschen Denr -
u),ra tischcn
Republik inn Internationalen Geophysikalischen Jahr . , ..... 142
Probleme des Ge
omagnetisnnis im Rahmen des Internationalen Geo-
physikalischen Jahres . . . . . . . . . . i it
Die Aufgabc der Geodesic im Internationalen Geo h sikali
p y schen Jahr 149
Obers'achung der Sonnentatigkeit . . 153
Briefwechsel zum Beginn des Internationalen Geophysikalischen Jahres 15S
Aus der Arbeit der Akademie-Institute
Ober die'Aufgaben der Kommissioiien Forschung und,Lehre . 161
Tagungs- and Reiseberichte
Deutsche and polnische Altertumswissenschaftler in Krakau . 163
?Ewiges Rom" . . . . . . . . . . . . . . .
. 165
Z}vischen Leningrad and Erewan . . . . . . . . , . . 167
Besuch antiker Kunstdenkmaler . . . . . . . . . . . . . . ?170
Miszellen
0
W. Freund Zur Einfuhrun der 'Aktenordnun in der Deu
g g tschen Akademre der ,
Wissenschaften zu Berlin . . . , , , , . . , , . . . 171
Nachrufe, Ehrungen and Ernennungen . . . . . . . . . . 172
Mitteilungen auslandischer Akademien . . . , . . . . . , 174
Aus der Arbeit'der Akademie-Bfblfothek
C. Hoelzer ' Zur Benutzung der Akademie-Bibliothek: Lesesaal and Leihstelle 175
Verschiedenes . . . , . . ,
. 177
MITTEILUNGSBLATT
FUR DIE MITARBEITER
DER DEUTSCHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN ZU BERLIN
3. Jahrgan Jun'
g 1(Ju11/August 1957
Heft 6718
Leibniz-Tag 1957
Herausgeber: Pressestelle (Dr. II. Wittbrodt, Dr. G. Dunken, Chr. Stempel), Deutsche_Akademie der Wissen-
schaften zu Berlin, Berlin \V 8, Jagerstr.22/23 ? Iiorrektor: E. Neumann . rerlag: Akademie-Verlag GmbH.,
Berlin W 8, MohrenstraBe 39, Fernruf 200380, Postscheckkonto Berlin 35021 . Das Alitteilungsblatt erscheint
monatlich and wird kostenlos an die 1litarbeiter der Akademie abgegeben. Ein Vertrieb uber den Buchhandel
erfolgt nicht Lizenz-Nr,1244 ? Gesamtherstellung: IV72/14 - VEB Werkdruck Grafenhainichen - 695
Es wird gebeten, Beitrage, Vorschlage, Wunsche and ICritiken an die Deutsche Akademie der Wissenschaften
zu Berlin, Berlin W S, JagerstraBe 22/23, Pressestelle, Fernruf 200481, App. 387, zu richten
Alljahrlich begeht die Deutsche Akademie der
Wissenschaften zu Berlin am ersten Donnerstag
im Juli jedes Jahres den Leibniz-Tag in Wurdi-
gung des Philosophen, Mathematfkers, Phy-
siker?s, Technikers, Juristen, politischen Schrift-
stellers, Geschichts- and Sprachforschers Gott-
fried Wilhelm Leibniz.
Dieser Tag ist efn Rucblick auf vergangene ge-
lerstete Arbeit and ein Tag, an dem Personlich-
keiten in Anerkennung ihrer Verdienste um die
Forderung wissenschaftlicher Arbeiten mit der
Leibniz-Medaille ausgezeichnet werden.
Fur die Auszeichnung mit der Leibniz-Medaille
werden insbesondere solche Wissensehaftler aus-
gewahlt, die keine hauptberuflfche Tatigkeit an
einer wissenschaftlichen Institution ausuben,
sondern deren wissenschaftliche Erfolge haupt-
sachlich auf eigener Initiative beruhen.
Am 4. Juli fanden sich im gro
Tien I'esisaal des
Hauses der Minfsterien in Berlin Vertreter
unserer Regierung, deb President der Lander-
kammer der Deutschen Demokratischen Repu-
blik, Herr A. Bach Herr Staatssekretar Dr.
W. Girnus and Vertreter wissenschaftlicher and
kunstlerischer Institutionen and gesellschaft-
licher Organisation en mit Wrssenschaftlern aus
dem Ausland and ganz Deutschland zusammen.
Unter den Gelehrten waren
der President del Osterreichischen Akademie
der Wissenschaften, Prof. Dr. R. Meister,
der Prasfdeibt deb Slolvakischen Akademie der
Wissenschaften, Akademiemitglied Prof. Dr.
A. Sirdcky,
der Vertreter der Academia Sinica Prof. Dr.
Pan Shuh,
Prof. Dr. B. Suchudolski von der Polnischen
Akademie der Wissenschaften,
Der President der IIeidelberger Akademie der
Wissenschaften, or?dentliches Mitglied der Deut-
schen Akademie der Wissenschaften zu Berlin
Prof. Dr. H. Kienle, war zur Feer des Leibniz
Tages in Begleitung der Sekretare seineb Aka-e
12
demie Prof, Dr. A. Falkenstein and Prof. Dr.
P. Gunther erschienen. Die Bayerische Aka-
demie der Wissenschaften war durch ihren Prasi-
denten, ord i `Riches Mitglied der Deutschen
o kademfe der Wissenschaften zu Berlin, Prof.
Dr. F. Baetlrgen vertreten and die Akademre der
Wissenschaften zu Gottingen durch ihren Vize-
prasidenten. Prof. Dr, J, Klein, Die Sachsische
Akademie der Wissenschaf ten zu Leipzig ent-
sandte rhren Prasidenten Akademiemitglied Prof.
Dr. Th. Frings, die Deutsche Akademie der Land-
wirtschaftswissenschaften zu Berlin ihren Prasi-
denten Akademiemitglied Prof. Dr. H. Stub be,
die Deutsche Akademie der Naturforscher ,Leo-
poldrna' ihren Prasidenten Akademiemitglied
Prof. Dr. K. Mathes. -
Ferner begruRteVizeprasident Prof. Dr.W.Fried-
rich als Gaste aus dem Ausland
Prof. Dr, van Unnik, Holland,
Prof. Dr. K. Mras, Csterreich o
korrespondie-
rendes Mitglied der Deutschen Akademie der
Wissenschaften zu Berlin,
Prof. Dr. Stanescu, Rumanien,
Prof. Dr. H. Riesenfeld, Schweden,
Seine Magnifizenz Prof. Dr. Petrowski Rektor
der Lomonossow-Unfversitat Moskau
,
Prof. Dr. Hajos, Ungarn,
sowie Gelehr?te and Mitglieder?
Akademie der Wissenschaften zu
den Teilen Deutschlands. -
der Deutschen
Berlin aus bei-
Vizeprasident Prof. Dr. W. Friedrich fuhrte aus
daB es die ehrenvolle Aufgabe der Deutsch
en
Akademie der Wissenschaften zu Berlin als des
hochsten Wissenschaftlfchen Gremfums unserer?
Republik, ist, den Gedanken and Ideen Gottfried
? Wilhelm Leibniz' zeitgema6en Ausdruck zu ver-
lerhen. Mit ihr?en 6 Klassen, den uber 60 natur?-
wissenschaftlichen and gesellschaftswissenscft-
ha
lichen Instituten, Kommfssfonen, Arbeitsstellerr
and den ihnen zugeordneten 25 Sektionen ist sie
ein Forschungszentr?um, dessen Arbeiten von
hoher nationaler? and inter?nationaler Bedeutun
srnd and zur Mehrun de g
g s Ansehens des ersten
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114 11ITTEILUNGSBLATT
3. Jahrgang, I?Ieft 6/7/8
3. Jahrgang, Heft 6/7/8 MITTEILUNGSBLATT
115
(Wir di rfen an dieser Stelle auf die Bekannt-
machungen zur Forschungsgemeinschaft der
naturwissenschaftlichen, technischen und medi-
zinischen Institute der Deutschen Akademie der
Wissenscha f ten zu Berlin verweisen, die im An-
schlul an die Berichterstattung fiber den Leibniz-
Tag in diesem Heft verofentlicht werden.)
Die Herren Sekretare, die die Tatigkeit der e3n-
zelnen Klassen der Akademie leiten, berichteten
fiber den Stand und die Fortschritte der ihrer
Klasse zugeordneten Institute und Arbeitsstellen.
deutschen Arbeiter-und-Bauern-Staates beitra- Die Zahl der wissenschaftlichen Publikationen
gen. Auch im wissenschaftlichen Leben gibt es des Akademieverlages belauft Bich bei den natur-
keinen Stillstand. Seit der Berichterstattung am wissenschaftlichen Veroffentlichungen auf 204
Leibniz-Tag des vergangenen Jahres haben Titel, bei den gesellschaftswissenschaftliehen auf
Wissenschaft und Forschung weiter beachtens- 146. Der augenblickliche Schriftentausch er-
werte Ergebnisse erzielt und auf einigen Gebie- streckt sick auf 645 Institutionen in 55 Liindern.
ten den Anschluli an den Weltstand der Wissen- Aus der Vielzahl der Ereignisse wurden noch die
schaften erreicht. Im einzelnen berichteten dio grof3e botanische und zoologische deutsch-chinc-
Herren Sekretare der Klassen fiber den Stand sische Gemeinschaftsexpedition des Akademie-
der ihnen zugeordneten wissenschaftlichen Ein- instituts fur Kulturpfianzenforschung in Gaters-
richtungen. Prof. Dr. W. Friedrich erwahnte leben im zweiten Halbjahr des vergangenen
Kolloquien und grol3e Tagungen, die An- Jahres angefuhrt sowie die Grundung des Na-
liegen einzelner Institute bzw. weite Problem- tionalen Komitees der Deutschen Demokra-
kreise behandelten. Genannt wurden Arbeits- tischen Republik fur das Internationale Geo-
tagungen vie die fiber Elektrodenkinetik, die physikalische Jahr 1957/58, das am 1. Juli be-
Mathematikertagung anlaBlich der Euler-Jubi- gonnen hat.
laums-Feier, die Konfererz fiber neugrmechische Prof. Dr. W. Friedrich nahm auf3crdem die Ge-
Literatur, das Symposion fiber Fragen der An- legenheit wahr, der ~ffentlichkeit alle Person-
asthesie u. a. m. Alle Veranstaltungen verzeich- lichkeiten vorzustellen, die zu ordentlichen (im
neten die Teilnahme auslandischer Gelehrter und vergangenen Jahr in der letzten Sitzung des
Wissenschaftler aus ganz Deutschland. Plenums am 13. 12. 1956) bzw. korrespondie-
In den ersten funf Monaten dieses Jahres renden oder Ehrenmitgliedern der Deutschen
nahmen 167 Mitglieder und Mitarbeiter unserer Akademie der Wissenschaften zu Berlin gewahlt
Akademie an westdeutschen und auslandischen wurden:
Tagungen teil. Gleichzeitig erhohte Bich die Zahl Prof. Dr. Max Steenbeck, Professor mit Lehr-
auslandischer Besucher im gleichen Zeitraum im stuhl fur das Fach Physik des Plasmas an der
Vergleich zum vorigen Jahr auf 192. Es ver- Friedrich-Schiller-Universitat Jena, Direktor des
starkte Bich wesentlich der Kontakt zu wissen- Instituts fur magnetische Werkstoffe, Jena.
schaftlichen Institutionen anderer Lander, auch Prof. Dr. Arthur Simon, Direktor des Instituts
zu solchen der Bundesrepublik. Die Mit- fur anorganische und anorganisch-technische
arbeit unserer Mitglieder und Mitarbeiter im Chemie der TH Dresden.
Vorstand wissenschaftlicher Gesellschaf ten, die Prof. Dr. Gunther Kohler, Professor mit Lehr-
beispielsweise dem ICSU (International Council stuhl fur Geographic und Direktor des Instituts
Scientific Union) foderativ angehoren, intensi- fur Geographic der TH Dresden.
vierte sich ebenfalls. Besondere Erwahnung fan- Prof. Dr. Helmut Kraatz, Professor mit Lehr-
den die wissenschaftlichen Abkommen mit den stuhl fur Gynakologie und Geburtshilfe, Direk-
Akademien der UdSSR und der volksdemo- for der Universitats-Frauenklinik der Humboldt-
kratischen Lander. Die Vereinbarungen ent- Universitat zu Berlin.
sprechen der Gemeinsamkeit der Auffassungen Prof. Dr. Friedrich Behrens, stellvertretender
und Zielsetzung der Vertragspartner. Die Partner Direktor des Instituts fur Wirtschaftswissen-
fibermitteln einander Hauptthemen ihrer For- schaften, Leiter der Staatlichen Zentralverwal-
schungsplane. Gemeinsame Forschungen, die tung fur Statistik.
nach Bestatigung der Prasidien der jeweiligen
Akademien Bestandteil der Zusammenarbeit Der Kreis der korrespondierenden Mitglieder
Sind, werden in Inhalt Umfang und Bedingun- erweiterte sich durch die Zuwahlen folgender
gen von den jeweils zustandigen Klassen, Insti- in- und auslandischer Gelehrter:
tuten, Sektionen oder sonstigen Einrichtungen Prof. Kuo Mo-jo
bestimmt. Verlage und zentrale Bibliotheken President der Academia Sinica am 6.9.1956
treffen fiber Verlagsplane und Publikations- Prof. Dr. Alfred Rieche
tausch direkte Abmachungen. Die Entsendung Direktor am Institut fur organische Chemie am
von Mitarbeitern der Vertragspartner zu Aus- 6. 9. 1956
bildung und Erfahrungsaustausch sind ebenfalls Prof. Dr. Todor Pawlojf o
in den Vereinbarungen enthalten. Die beteiligten President der Bulgarischen Akademie der
Akademien laden einander zu Kongressen, Ta- Wissenschaften am 13. 12. 1956
gungen und Konsultationen' em. Prof. Dr. Rostislaw Kaischew
Universitat Sofia am 24. 1. 1957
Prof. Dr. Walter B. Henning
Universitat London am 4. 4. 1957
Prof. Dr. Josef Ehrenfried Hofmann
Universitat Tubingen am 4. 4. 1957.
Am 4. April 1957 wahlte das Plenum Prof.
Dr. Wilhelm Blaschke, Hamburg, Inhaber des
Nationalpreises der Deutschen Demokratischen
Republik, zum Ehrenmitglied.
Seit dem vergangenen Leibniz-Tag verlor die
Akademie durch den Tod folgende Mitglieder:
Hr. Robert Rossle" am 21. 11. 1956
FIr. Arthur Scheunert am 10. 1. 1957
1-Ir. Ernst Hohl am 24. 2. 1957
hr. Heinrich Ficker am 29. 4. 1957
IIr. Karl Friedrich Bonhoefer am 15. 5. 1957
und erhielt Kenntnis von dem Hinscheiden ihrer
korrespondierenden Mitglieder:
Hr. Jan Boeke / Utrecht (12. 9. 1956)
Hr. Walter Bothe / Heidelberg (8. 2. 1957)
Hr. Pier Silverio Leicht / Rom (3. 2. 1956)
Hr. Einar Harald Lofstedt / Lund (10. 6. 1955)
Frau A. M. Pankratowa / Moskau (25. 5. 1957)
Hr. Giancarlo Vallauri I. Turin (7. 5. 1957)
Hr. Carl Wesenberg-Lund / Kopenhagen (12. 11.
1955)
Hr. Karl Vilhelm Zettersteen / Uppsala (1. 6.
1953)
Aus den Reihen der Institutsdirektoren ist das
Hinscheiden von
Prof. Dr. F. Moglich, Direktor des Instituts fur
Festkorper-Forschung, zu beklagen.
Die Deutsche Akademie der Wissenschaften zu
Berlin wird ihren Toten ein ehrendes An-
gedenken bewahren.
Aus den jungsten Ereignissen des Lebens der
Deutschen Akademie der Wissenschaften zu
Berlin gab Prof. Dr. W. Friedrich die Wahl und
Bestatigung von Akademiemitglied Prof. Dr.
H. Fri hauf zum Vizeprasidenten der Deutschen
Akademie der Wissenschaften zu Berlin; die
Wahl und Bestatigung von Akademiemitglied
Prof. Dr. G. Riena cker zum Generalsekr
etar der
Deutschen Akademie der Wissenschaften zu
Berlin, die Grundung der Klasse fur Bergbau,
Hfittenwesen und Montangeologie bekannt,
durch deren Arbeit die Montanwissenschaften
in der Deutschen Demokratischen Republik eine
wesentlich starkere Forderung erfahren werden,
und die Bildung der Forschungsgemeinschaft der
naturwissenschaftlichen, technischen und medi-
zinischen Institute der Deutschen Akademie der
Wissenschaften zu Berlin.
I 2'
Klasse fur Mathemalilc, Physik und Technik
Auch im Berichtsjahr waren die Beratungen in
der Klasse fur Mathematik, Physik und Technik
und die Arbeiten der ihr angeschlossenen Insti-
tute wesentlich bestimmt durch das Bestreben,
sowohl den wissenschaftlichen Problemen auf
moglichst breiter Front vie auch 'der fecfinisehen
Anwendung wissenschaftlicher Ergebnisse ge-
recht zu werden. Bei diesem Bemuhen haben
die Empfehlungen des Ministerrates vom 18. Mai
1955 keineswegs an Aktualitat eingebuBt.
Eingehende Aussprachen behandelten das als
dringend empfundene Problem, vie eine immer
starker werdende EinfluBnahme der Deutschen
Akademie der Wissenschaften auf dem Gebiet
der Technik erreicht werden kann. Zweifellos
geschieht dies bereits durch die Auswirkung der
Arbeiten einiger Sektionen, so besonders der
Sektion fur Maschinenbau und der Sektion fur
Bergbau. Auch in der Arbeit der Sektion fur
angewandte Mathematik und Mechanik sind
Ansatze fur engeren Kontakt mit technischen
Problemen vorhanden. Die Sektion fur Physik
hat erstmals den Versuch gemacht durch Aus-
sprache mit den fuhrenden Personlichkeiten
eines Arbeitskreises die Mitarbeit der Sektion
an aktuellen Problemen der Rohrentechnik und
Schwingungserzeugung zu verstarken. Im gan-
zen hat sich jedoch in der Klasse die Meinung
gebildet, dalI die heutige Struktur der Deutschen
Akademie der Wissenschaften weder der Be-
deutung der Technik fur die wissenschaftliche
und kulturelle Weiterentwicklung der Deutschen
Demokratischen Republik geniigend Rechnung
tragt, noch die Entwicklung gerade der wissen-
schaftlich und praktisch besonders ertragreichen
Berfihrungsgebiete zwischen den verschiedenen
Disziplinen, deren Vertreter heute in den natur-
wissenschaftlichen und technischen Klassen der
Akademie sitzen, gebuhrend ermoglicht.
Im Zusammenhang damit hat sich die Klasse fur
Mathematik; Physik und Technik an der Erar-
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116
I'1 ITTEILUNGSIJLATT
beitung der Grundlagen der Forschungsgemein-
schaft der natur wissenschaftlichen, medizinischen
and technischen Institute der Deutschen Aka-
demie der Wissenschaf ten intensiv beteiligt and
diese Grundung warmstens begruBt. Sie halt
cine strukturelle Anderung der Akademie im
Sinne einer Zusammenfuhrung der wissenschaft-
lichen Tatigkeit der naturwissenschaftlichen
Klassen der Akademie, einschlielilich der medi-
zinischen Klasse, fur auBerordentlich rvunschens-
wert als einen der wesentlichen Schritte, um der
Einheit der Wissenschaft wieder naherzukom-
men. Aus den Beratungen der Klasse entsprang
die Anregung, fur das Gebiet der Technik in der
Akademie die Stelle eines 4. Vizeprasidenten zu
schaffen.
Fur den wichtigen Bereich der Metallphysik
wurde bei der Sektion fur Physik einc Unter-
kommission gebildet, der die namhaftesten
Wissenschaftler dieses Gebietes aus der Deut-
schen Demokratischen Republik angehoren. Mit
Hrn.Kohler alsVorsitzendem - wahrend seiner
Krankheit vertreten durch Herrn Potthoff -
wurde am 13. Juni 1957 die Sektion fur Verkehrs-
wesen konstituiert, die ihrer komplexen Auf-
gaben halber Mitglieder aus den verschiedensten
Disziplinen der Wissenschaft hat and nicht nur
die Kompetenz der Klasse fur Mathematik, Phy-
sik and Technik beruhren wird. Sie wurde des-
halb auf Antrag der masse einer Kommission
des Presidiums unterstellt.
Zu Beginn des Jahres erfolgte die endgultige
Grundung einer Arbeitsstelle fur Regelungs- and
Steuerungstechnik in Dresden. Diese Arbeits-
stelle soil im Laufe der Zeit wegen der hervor-
ragenden Bedeutung dieses Fachgebietes zu
einem Institut der Akademie entwickelt wer-
den.
Am 1. Januar 1957 ubernahm die Akademie das
Geomagnetische Institut in Potsdam and das ihm
angegliederte Adolf-Schmidt-Observatorium fur
Erdmagnetismus in Niemegk in die Reihe ihrer
Institute.
Im Rahmen der Kommission fur kernphysika-
lische Forschung wurden mit guter Beteiligung
regelmaBig die unter Leitung von Hrn. Hertz ste-
henden kernphysikalischen Colloquien in Leipzig
durchgefuhrt. Die Kommission fur kernphysika-
lische Forschung veranstaltete am 3. Mai 1957
unter Heranziehumg zahlreicher Fachgelehrter
aus der Deutschen Demokratischen Republik eine
Aussprache uber Fragen des Strahlenschutzes,
Das Ergebnis dieser Aussprache wurde dem Pre-
sidium der Akademie vorgelegt and an die Re-
3. Jahrgang, Heft 0/7/8
gierung der Deutschen Demokratischen Republik
weitergeleitet.
Die Infrarotkommission der Klasse hat ihre Ar-
beiten fur die Einfuhrung der Infrarotspektro-
skopie in die Wissenschaft and in die industrielle
Produktion fortgesetzt.
Aus der Arbeit der der Klasse zugehorigen In-
stitute 1st ganz allgemein hervorzuheben, daB die
Mitarbeit an wichtigen Problemen des Landes
and seiner industriellen Produktion bei fast allen-
wissenschaftlichen Institutionen der Klasse einen
richt unbetrachtlichen Umfang angenommen
hat. Aber auch die Arbeiten der rein wissen-
schaftlichen Institute, beispielsweise der astro-
nomischen, haben sehr oft eine viel starkere Aus-
wirkung auf die Verbesserung der technischen
Entwicklung, als dies auf den ersten Buick er-
kennbar ist. Die Zahl der wissenschaftlichen
Originalarbeiten ist allgemein in kraftigem An-
steigen, ein Zeichen dafir, daB es in den ver-
gangenen Jahren gelungen ist, auf einer breiten
Basis arbeitsfahige Institute zu entwickeln. Im
folgenden konnen nur einige wenige Beispiele
aus der Arbeit der Institute angefuhrt werden.
Wegen der einzelnen Ergebnisse muB auf die
Jahresberichte im Jahrbuch der Akademie ver-
wiesen werden.
Auf dem Sektor Astronomic sind durch die tatige
Mitarbeit des Direktoriums des 2 m-Spiegeltele-
skop-Instituts wesentliche Fortschritte fur die
Planung and Entwicklung des Instituts and des
2 m-Spiegelteleskops zu verzeichnen. Die sonnen-
physikalischen Arbeiten sind durch das Geschenk
eines hervorragenden optischen Gitters der Aka-
demie der Wissenschaften der UdSSR auBer-
ordentlich gefordert worden.
Auf dem Gebiet der Festkorperforschung sind
wiederum wissenschaftlich wertvolle Arbeiten
entstanden, die zum groBen Teil beachtenswerte
praktische Ergebnisse brachten.'
Unsere Institute leisteten u. a. wesentliche Bei-
trage zur Verbesserung der in unserer Industrie
hergestellten, fur die Elektrotechnik and Hoch-
frequenztechnik so wichtigen Halbleiter-Bau-
elemente.
Bei der- Erforschung der Ausbreitung elektro-
magnetischer Wellen in der hohen Atmosphere
konnten die Auswirkungen der Sonnenerup-
tionen auf die E-Schicht der Ionosphere geklart
and eine Deutung des Sonnenfinsternis-Effektes
im Erdmagnetfeld gegeben werden.
In der Radioastronomie brachte die Entwicklung
hochempfindlicher Empfanger gute Erfolge, so
daB im cm-, dm- and m-Wellengebiet laufende
Beobachtungen der Sonne erfolgen and auch be-
3
reits Messungen an einer galaktischen Radio-
quclle begonnen werden konnten. Theoretische
Arbeiten beschaftigten sich mit der Ausbreitung
von m-Wellen in der Sonnenkorona and brachten
Aufschlusse uber die turbulente Struktur der in-
neren Korona.
Von den kernphysikalischen Arbeiten ist beson-
ders hervorzuheben die Fertigstellung eines ma-
gnetischen Isotopentrenners, der etwa 1 Milli-Mol
pro Stunde Isotope liefern kann. Im Rahmen der
Zusammenarbeit mit dem Gemeinschaftsinstitut
fur Kernphysik in Dubna, UdSSR, wurde cine
groBe and modern Anlage fur die photographi-
sche Entwicklung von Kernemulsionen entworfen
and gebaut.
Die Vorbereitungen fur das kommende Geophysi-
kalische Jahr sind an vielen Stellen in vollem
Gange. Auf dem Gebiet der Geophysik ist fur
den internationalen Schwerebezugspunkt Pots-
dam die Neubestimmung der absoluten Schwere
in Vorbereitung; fundamentale Langenbestim-
mungen and Laufzeitmessungen von Zeitsignalen
schlieBen sich an. Bodendynamische and klein-
seismische Untersuchungen an Talsperren, Kali-
bergbauten, in der Mansfelder Senkungsgrube
and bei Sprengungen fuhrten zu einer beacht-
lichen Hilfe bei diesen Unternehmen. Die Ar-
beiten uber die hydrographischen Verhaltnisse
an der Ostseekuste and an unseren Binnenseen
ermoglichten u. a. eine wertvolle Beratung fur
den Kustenschutz.
Die Klasse fur Mathematik, Physik and Technik
wird auch in Zukunft darum bemuht sewn, die
Arbeit an den wissenschaftlichen Problemen der
Institute der Akademie and die Auswertung der
Ergebnisse der Forschung fur die Praxis zu
unterstutzen.
Akademiemitglied Prof. Dr. R. ROMPE, Sekretar
Klasse fir Chemie, Geologic and Biologic
Im Institut fur Anorganische Chemie setite Hr.
Thilo seine bedeutsamen Arbeiten uber anorga-
nisch hochmolekulare Stoffe fort. Seine Unter-
suchungen uber die hochmolekularen Phosphate
fuhrten zur Aufstellung eines einheitlichen and
vollstandigen Systems dieser Verbindungen mid
zum Verstandnus ihrer technisch hock wichtigen
Eigenschaften.
Auf dem Gebiet der Silikate wurden neue Er-
kenntnisse uber die Vorgange bei der Erhartiing
der Zementbestandteile gewonnen. Ferner
brachte er seine Arbeiten uber die Zerrieselung
von Dicalciumsilikat zum AbschluB mit Ergeb-
nissen, die zur Erteilung von Patenten fuhrten.
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Patentiert wurde auch eun von ihm entwickeltes
Verfahren zur Gewinnung von Tonerde neben
Portlandzement.
Hr, Rieche im Institut fur Organische Chemie
(Arbeitsgebiet Vor- and Zwischenprodukte) be-
fallt sich mit baktericiden and fungiciden Mitteln,
z? B. gegen Tuberkulosebakterien, ferner mit der
biologischen EiweiBsynthese and der Verwertung
der Zellstoffablaugen zur Kunststofiherslellung.
Auch wurde ein quecksilberfreies Diureticum
entwickelt, dessen Herstellung die Farbenfabrik
Wolfen ubernahm.
Im gleichen Institut behandelte nach Fertig-
stellung seiner Raume Hr. Bertsch in der Ab-
teilung ?Grenzflachenaktive Stdffe andjFett- e
stoffe" die Erzeugung bestandiger grenzflachen-
aktiver Stoffe von medizinischer'Bedeutung.
Herr Dr. Wende fand im Laboratorium fur Kunst- ? .
stoffe eine neue Gruppe ven?Epoxydharzen auf. .
Triazinbasis, die einen Fortschritt hinsichtlich
Warmebestandigkeit, Verarbeitungsfahigkeit and
Entzundbarkeit darstellen. Die schon fruher im
Laboratorium entwickelten Typen der Kleb- and
GieBharze kamen im VEB Leuna-Werke ?Walter
P
Ulbricht" in den Produktionsgang.
Im Bereich der anonganischen KatalYse des In-
stituts fur Katalyseforschung befaBte sich Hr.
Rienacker mit der Beziehung zwischen kataly-
Tischer Wirksamkeit and Gitterstruktur, elektro- o '
nischem Aufbau and anderen Materialkonstan.
ten. Von groBer praktischer Bedeutung ist. die
Hydrierung von Kohlenoxyd in kohlenoxyd-
reichem Kokereigas zu Methan mittels eines
Kontaktes, der weniger Nickel aus die bisher be-
kannten Kontakte aufw~ist.
Im Arbeitsgebiet der organischen Katalyse im
gleichen Institut wurde von Hrn. Langenbeck
die wichtige' Hydrierung des Formaldehyds zu
Glycerin zum AbschluB gebracht.. Ferner wurde
der Mechanismus der Paraffinoxydation ge-
klart. ? -
a~
a
Im Institut fur Faserstoff-Forschung von Hrn.
Correns fuhrten die Arbeiten uber den Reaktions-
mechanismus des alkalischen Holzaufschlusses
zu einem verbesserten zweistufigen Verfahren,
das zum Patent angemeldet wurde. Die Unter-
suchungen uber Fadenbildung and Deformation
von Celluloseregeneratfaden aus Viskose ergaben
neuartige Ergebnisse uber den EinfluB der fm
Spinnbad zu esetzten Salze zweiwertiger Katio-
nen auf den Koagulationsverlauf. Neben Ar-
beiten uber den KatalysatoreinfluB bei Polyester-
kondengat1onen, die groBe praktische Bedeutung
haben,. wurden an Polyamidea and Polyestern
Spinnversuche mit neuartigen Spinnkopfenound 0
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Declassified in Part - Sanitized Copy Approved for Release 2013/04/25: CIA-RDP81-01043R001500240002-3
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. 118
Wasserwirtschaft
bearbeitete Herr Prof. Dr. Atanasiu Stickstofl-
ernahrung und Dungerf;agen, ., , ? e
Hr. Knoll fuhrte Arbeiten zur Standardisierung
der biologischen Antibioticabestimmung, zur Ge-
winnung neuer Antibiotica zur Gewinnung
krebswirksamer MikrobcnPaparate und ?ahn-
iologie
fiches durch. Die im Institut fur'Mikrobv
und experimentelle Therapie fur die'Deutsche
Demokratische Republik laufende Produktion
des Calmette-Guerin-Impfstoffs gegen Tuber-
kulose wurde verbessert. .
Biochemischen und therapeutischen Fragen gal-
wurden rontgenanalytische ten Untersuchungen an Nukleinsauren und an
Untersuchungen unternommen, In der Instituts- den fur. Blutersatz wichtigen Dextranen.
werkstatt wurden spezielle Rontgenkammern Die Arbeitststelle fur experimentelle und ange-.
und 20 Weif3enberg-Goniometer angefertigt. ?wandte Psychologie unter Hrn. Gottschaldt be-
Herr Prof. Dr. Serowy fuhrte in der Arbeitsstelle faf3te sich mit der psychologischen Grundlage
fur Mineralsalzforschung Untersuchungen uber der Unfalle im Bergbau und_fn der Industrie und
Keimbildurig und Kristalhvachstum-E 1 Kalium= . untersuchte die psycliologiscben Voraussetzungen
und Magnesiumsaizen durch, die die Aufstellung iur? sogenannten Fuhrungswirkung von Ober-
?.?
MITTEILUNGSBLATT 3. Jahrgang, Heft 6/7/8
C?
bei extrem hohen Spinngeschwindigkeiten durch-
gefuhrt. Strukturuntersuchungen erbrachten,
unter anderem, uber die Celluloseanordnung in
Holzfasern ? rontgenographisch neue Erkennt-
nisse. Es gelang, durch Modifikation der End-
gruppen am Polyacrylnitril Fasern mit erhohtem
?Farbstoffaufnahmevermogen herzustellen. o,
In der neu ausgestatteten Arbeitsstelle fur
Kristallstrukturanalyse von Frau Prof. Dr. Boll-
Dornberger ist eine Reihe von Rontgen-Struktur-
untersuchungen durchgefuhrt worden. Fur den
VEB ?Fettchemie" und fur das Institut fur
von technisch wichtigen Kristallisationsdiagram-
men ermog]ichen?
Hr. Franck befaf3te sich im Institut? fur Silikat-
forschung erfolgreich mit Verbesserung der
Schmelzvorgange. Im Gange sind Versuche zur
Herstellung von Diinnstglas fur die Mikroskopie
und die Ausarbeitung spektralanalytischer Ver-
Iahren iur Silikate.
Im Geotektonischen Institut fuhrte Hr.
von Bubnoff Strukturkartierungen durch. Wich-
tig fur den Verlauf von Eisenerzlagern sand die
Gelandearbeiten des Instituts am Harz bei El-
bingerode.
In der Arbeitsstelle fur Palaobotanik und Kohlen-
kunde diente die Tatigkeit des Herrn Dr. Remy
der Steuerung der Kohlenauswahl fur die Koks-
erzeugung und der Vorratsschatzung des Kohle-
vorkommens. Weitergefuhrt wurde u. a. die
petrographische und mikrofloristische Unter-
suchung der Lausitzer Braunkohle.
Die wichtigste Leistung des Instituts fur Kultur-
pflanzenforschung bestand in der von Hrn.
Stubbe geleiteten groBbn Expedition von Mai bis
September nach Nord- und Nordost-China als
meistern, Meistern und Brigadieren.'
Akademiemitglied Prof. Dr, K. NOACK, Sekretar
Kiasse fur Medizin
In der IUasse fur Medizin besteht das Institut fur
Medizin und Biologie als grof3te Einrichtung, da-
neben das Institut fur Vergleichende Pathologie,
zwei Arbeitsstellen fur Kreislaufforschung und
die Deutsche Arzneibuchkommission. Seit dem
1. Juli d. J. sind das Institut fur Ernahrungs-
forschung und die Anstalt fur Vitaminforschung
und Vitaminprufung als Institut fur Ernahrung
der Akademie angeschlossen, Ferner bestehen 8
Sektionen.
Das Institut fur Medizin und Biologic umfat3t
jetzt insgesamt 709 Mitarbeiter, darunter 100
Wissenschaf tier. In insgesamt 166 Publikationen
kommt das wissenschafthche Leben des Instituts
zum Ausdiuck, das von den einzelnen Arbeits-
bereichen mit ihrer 'speoziellen Methodik aus-
gehend in die zentiale' Aufgabenstellung: Er-
forschung des Krebses und des Eiweif3es ein-
mundet.
Im Arbeitsbereich Physik/Biophysik ward die
Wechselwirkung von Strahlung mit der Materje
unter$ucht. Insbesondere werden die 'Versuche
zur Bestimmung von Strahlenseektren bzw. Wir-
kungsmechanismen an biologischen Objektenmit
ultravioletten Strahlen, langsamen Elektronen,
Ultraschall und langen elektrischen Wellen fort-
gesetzt, desgl. die Untersuchungen uber Rontgen-
dosimetrie.
Im Arbeitsbereich Biochemie wurden die Unter-
suchungen uber den Kohlehydratstoffwechsel der
einzelnen Zellfraktionen von Tumorgewebe im
erste deutsch-chinesische biologische Sammel-
reise mit einem ieichen Sammelergebnis an
Kulturpflanzen, Wildpflanzen und Wildtieren;
die ziichterischen Zwecken dienen sollen -.eine
9
Ruhmesblatt der Akademie.
Die Mutationsforschung zur Erzielung hoch-
wertiger Kulturpflanzen wurde fortgesetzt. Fer-
ner wurde u. a, die Auswahl von A ;slesebaumen
zu Zuchtzwecken im Harzvorland, im >iarz und
in den Elbe- und Saale-Auen ortlich erweitert.
Im Institut zur Steigerung der ~Fflanzenertrage
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grund. Hierbei hat sich eindeutig gezeigt, dab
beim Magen- und Bronchialkrebs die Diagnose
sehr oft noch zu spat gestellt wird; der arztlichen
Fortbildung auf diesem Gebiet ist daher beson-
dere Beachtung zu schenken. In der operativen
Behandlung der Bronchialcarcinome wurde die
Indikationsstellung zur Teilresektion bzw. totalen
Pneumektomie scharf abgegrenzt. Die praopera-
tivq Rontgenbestrahlung zur Verbesserung der
Daaerheilung wurde technisch vervollkommnet.
Aber aktuelle Fragen der Anast!iesie wurde ein
0 0 po? , ; ; FL~
o
3. Jahrgang, Heft 6/718 i1IITTEILI.NGSBLATT 119
Vergleich zu normalern Lebergewebe fortgesetzt,
desgl, die Untersuchungen uber den leukamie-
erzeugenden Faktor in zellfreien Tumorfiltraten.
In der Ziichtung von Pflanzentumoren der Datura
wurden Fortschritte ei'zielt; die?fermentchemi-
schen Versuche warden fortgefiihrt. ?, .
Der Bereich Biologic befaf3t sich weiter' or allem
mit Arbeiten uber zellfr ie?Tumorubertragung
m
und setzt seine Versuche zur naheren C harak-
. terisierung des filtrierbaren Agens fortyDie Cyto-
logic und Histo enese ? dex durch Filtrate err-
g
zeugten? Leukamie ?wurde yveitgehend geklart.
Bemerkenswert-ist, dab es mot gewissen Tumor-
filtraten gelang, auf3er Leukamien?.noch andere
Tumoren zu erzeugen. ? ' .a; , lich?in Raumen des Pathologischen Instituts der
Im Arbeitsbereich Pharmakologie wurden zahl- Veterinarmedizinischen Fakultat der Humboldt-
reiche ' Benzimidazolderhate teilweise erstmalig Universiiat unterge1racht'1st, gelten in erster
hergestellt und auf tumorhenimei 1 wie andere ' Linie .der vergleichenden ,Pathologic der Ge-
Wirkungen gaPruft. Ein neIes Elektronenmikro- ; schwulste und'de"r Tuberkul'ose: IVht dem ersten
o
skop wie die Konstruktion einesUltramikrotoms Bauabschnitt eines eigenen Institutsgebaudes
?
erlaubten aufschluf3reiche Studien uber die Fein- wurde bereits begonnen,
struktuc von Bakterien Blutzellen und Geweben, Die beiden Arbeitsstellen fur Kreislaufforschung,
? ~?
insbesondera der Milz. Die Kombination neuer die eine provisorische Unterkunft im Institut fur
m ~
physikalischer Mef3methoden mit biocliemischen .Medizin,und4Biglogie in Berlin-Bach bzw. im
Studien ermoglichte die Gewinriung grundlegen- Stadtischen Krankenhaus im Friedrichshain ge-
der Erkenntnisse uber diePp rosthetische Gruppa fanden haben, konnten ihre Tatigkeit aufnehmen.
,.
des Hamoglobins und veiwandter Proteine. . Die eine befal3t sich mit der Ausarbeitung von
In der Abteilung fur Mikrobiologie wurde ein Operationsmethoden zur besseren Durchblutung
? spezifischer Energiespeicherstoff mi?t anoxygenem des Herzmuskels bei anatomischer and funktio-
Energiepotential aufgefunden, mitadem durch neller Coronarinsuffiiienz, die andere arbeitet
AnoxYbiose' cYtostatisch gewordene" Hefezellen uber die Chemie des, Herzwachstums und der
ohne Mitwirkung von Sauerstoff wieder zur Pro= Herzhypertrophie sowie'u. a, uber die Zusammen-
liferation gebracht werden konrien. hange zwischen Ernahrung, Korpertatigkeit und
Im Bereich Ange~vaddte Isotopenforschung, der Atherosklerose. .
0
A
r-
1956 gebildet wurde, wurden die Laboratorien Die Deutsche Arzneibuchkommission hat die
fur fiinf ArbeitsgruPPen eingerichtet und fdr Ar- beiten am 2. Nachtrag zum`Deutschen Arznei-
,
beiden mit radioaktiven Isotopen ausgerustet, buch 6 soweit gefordert, daB sie bis Ende d. J.
abgeschlossen werden : konnen. -Sic Wird sich
zum Teil bis zu 'einem Aktivitatsniveau von
.
, einigen hundert Millicurie. Hergestellt wurden dann anschliefiend der Gestaltung des,Deutschen
b 0' 0
u. a. Seezia1mef3berate fur radiochemische Labo-e? aArzneibuches 7 widmen, an.,dem' bereits fort-
.t
y
ratorien. Mit der experimentellen Prfjung der, laufend gearbeitet? wird.
Am 1. Juli 1957 wu
Verteilung von Radio-Isotopenin den einzelnen
?
Organen je nach Apphkationswert wurde be-
gonnen; gemeinsam mit dem 7rbeitsbereich Kli-
nische Medizin wurden zahlreiche diagnostische
das Gebiet der Deutschen Demokratischen Re-
publik.
Fur den Arbeitsbereich Klinische Medizin stand
weiterhin die klinische und experimentelle Be-
arbeitung der haQfigsten Organkrebse im Vorder-
0 ~e ,'~? e
0 ?
Symposion unter interhationaler'Beteiligung ab;
gehalten. Die Arbeiten des Institute fur Verglei-
chende Pathologic, das bis jetzt noch'unzulang-
rde, dasaInstitut fur Ernah-
rungsforschung~ und die Anstalt fur Vitamin-
forschung.. und 'Vitami4rufung ; der Akademie
angeschlossen und so eine Vereinigung dieser
Versuche mit Pa'- am Menschen durchgefuhrt. beiden' Institute, die bisher zwei Ministerien
Die Herstellung radioaktiv markierter Verbin- ? unterstanden, durchgefuhrt. Damit geht ein seit
?
dungen ist angelaufen. Im Auftrage des Amtes langem gehegterWunsch von Hrn. Scheunert, der
0
fur Kernforschung und Kerntechnik fungiert der, ? im Januar d. J. verstarb, endlich in Erfullung.
Arbeitsbereich als Isotopenverteilungsstelle fur In den 8 Sektionen der Klasse fur Medizin fanden
C~ ce O Q
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zum Teil gemeinsame Sitzungen u. a. auch mit
dem Wissenschaftlichen Rat des Ministeriums fur
Gesundheitswesen statt. In zusammenhangeiiden
Ubersichten uber bestimmte Fragenkomplexe
wurden Empfehlungen erarbeitet, die den zustan-
-
Declassified in Part - Sanitized Copy Approved for Release 2013/04/25: CIA-RDP81-01043R001500240002-3
iII
120
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AIITTEILUNGSBLATT 3. Jahrgang, Heft 6/7/8
digen Ministerien zugeleitet worden sind. Es
handelt sick hierbei unter anderem um die Ver-
wendung der Chemotherapeutica, die Penicillin-
behandlung des Scharlachs, um Fragen der
vegetativen Dystonie sowie der Hepatitis epi-
demics.
In der Sektion fur Innere Medizin war auBer-
dem die Amvendung der Dispensaire-Methode
bei Ulcus-Erkrankungen Gegenstand ausfuhr-
licher Erorterungen; die Aussprache uber die
gleiche Methode bei Coronar-Krankheiten wurde
begonnen.
Die Sektion fur Geschwulstkrankheiten behan-
delte in Fortfuhrung der systematischen Erorte-
rung der einzelnen Organ-Krebse zusammen mit
den Sektionen fur Innere Medizin and fur Chi-
rurgie die Bronchial- and die weiblichen Genital-
Carcinom'e.
Die Sektion fur Geburtshilfe and Sauglingsfur-
sorge brachte die Erorterung uber die Ursachen
and Bekampfung der perinatalen Sauglingssterb-
lichkeit mit den Themen Embryopathie, Erythro-
blastose and Morbus haemolyticus neonatorum
zum AbschluB. Sie wandte sich der Aussprache
uber den bedeutungsvollen Problemkreis der Be-
kampfung der Muttersterblichkeit zu.
Die Sektion fur Ernahrung, die durch den Tod
von Hrn. Scheunert den Verlust ihres verdienst-
vollen Vorsitzenden zu beklagen hatte, befaBte
sich gemeinsam mit den Sektionen fur Geburts-
hilfe and Sauglinsfursorge sowie fur Hygiene u.a.
auch mit der Frage einwandfreier Sauglings-
milch.
Ferner fand vom 28.-30.Oktober 1956 ein Sym-
posion uber neuzeitliche Ernahrungsfragen unter
Beteiligung der Deutschen Gesellschaft fur Er-
nahrung e. V. Mainz statt.
Die Sektion fur Hygiene veranstaltete im Oktober
1956 gemeinsam mit der Medizinisch-wissen-
schaftlichen Gesellschaft fur die gesamte Hygiene
in Dresden eine Jahrestagung, die sich mit Fra-
gen der Lebensmittelhygiene sowie der Sozial-,
Arbeits- and Abwasserhygiene befa(3te.
Die Sektion fur Dermatologie beendete die Er-
orterung eines Entwurfs fur eine Verordnung zur
Bekampfung der Geschlechtskrankheiten, deren
endgiltige Fassung zur Zeit Gegenstand gemein-
samer Beratungen mit dem Ministerium fur Ge-
sundheitswesen ist. Sie hat ferner Empfehlungen
ausgearbeitet, die der Bekampfung der soziai-
medizinisch Behr bedeutsamen Berufsdermatosen
dienen.
Gemeinsam mit der Akademie fur Sozialhygiene,
Arbeitshygiene and arztliche Fortbildung veran-
staltete die Klasse fur Medizin im Mai einen
Jahreskongrel3 fur arztliche Fortbildung der Arzte
and Facharzte aller Fachgebiete in Leipzig.
Diese durchaus nicht vollstandige Aufzahlung
laBt erkennen, daB sich die Sektionen der Klasse
bemuhen, ein wirksames Bindeglied zur Praxis
zu sefn. Es b~steht aber - vie im Vorjahre -
Veranlassung, wieder darauf hinzuweisen, daB es
Sache der staatlichen Stellen ist, die Empfehlun-
gen der Sektionen in geeigneter Form Wirklich-
keit werden zu lassen. Die Empfehlungen des Mi-
nisterrates aus dem Jahre 1955 konnten aus
Mangel an Investitionsmitteln nur unvollstandig
verwirklicht werden.
Akademiemitglied Prof. Dr. K. LonMANN, Sekretar
Klasse fur Sprachen, Literatur and Kunst
Der Sekretar der Klasse fur Sprachen, Literatur
and Kunst hat zu berichten uber die Fortschritte
in den Instituten, die ihr unterstellt sind. Das
Deutsche Worterbuch der Bruder Grimm schritt
im Jahre 1956 schneller fort als in den Vorjahren
seit der Neugrundung der Akademie. In diesem
Jahre erschienen neun Lieferungen. Spatestens
1960 wird das Werk nach mehr als hundertjah-
riger Arbeit fertig sein. Eine Neubearbeitung der
ersten funf Buchstaben, also der veralteten Bei-
trage von JakoIi and Wilhelm Grimm, ist vor-
gesehen, eine kirzende and zusammenfassende
zweite Auflage des ganzen Werkes geplant. Bei
einer internationalen Arbeitstagung des Instituts
wurde beraten uber Probedrucke zu einem Wor-
terbuch and zu einer Grammatik der deutschen
Sprache der Gegenwart, uber die Ausgabe von
Werken Goethes and 'uber Worterbucher zu her-
vorragenden, fur die Geschichte der deutschen
Sprache bedeutenden Werken wie ,Werthers Lei-
den' and ,Gotz von Berlichingen'. Die 1955 ge-
grundete Arbeitsstelle fur Literaturgeschichte
knupfte mit Literaturhistorikern Ungarns and der
Tschechoslowakei Beziehungen, die fur eine ge-
plante Geschichte der deutschen Literatur von
1450 bis 1700 von Bedeutung sind. Eine Gramma-.
tik der deutschen Sprache der Gegenwart, be-
stimmt fur die Hand der Studierenden and der
Lehrer, liegt im Manuskript vor, bearbeitet von
Professor Erben.
Das Institut fur griechisch-romische Altertums-
kunde, gegrundet im Oktober 1955, hat alte Ar-
beitsgruppen zu neuen Aufgaben zusammen-
gefaBt. Die hellenistisch-romische Philosophic,
das Werk der griechischen Munzen and die archa-
ologische Forschung wur,den besonders ge-
fordert.
Das Institut fur Orientforschung bearbeitete ins-
3. Jahrgang, Heft 6,7/8 MITTEILUNGSBLATT
besondere die hethitischen Keilschrif ten aus den
Grabungen von Boghazkoj. In der Abteilung Ara-
bistik and Turkologie konnte der I' atalog der
arabisch-alchemistischen Handschrif ten mit dens
dritten Band abgeschlossen werden: In der .Ab.
teilung Agyptologie wurde die Erfurschung der
Medizin der alien Agypter unter der Leitung von
Hrn. Grapow fortgesetzt. Es ersehiei} in drittei
Band.
Das Institut fur Slavistik hat ?n seiner sprach.
lichen Abteilung das Russisch-deutsche' J a er.
buck soweit gefordert, daB erste Krturekturen
abgeschlossen sind and die zweiten vor dem ?b.
schlul3 stehen. Das Pomoranische Worterbuch be.
findet sich im Satz. Ein Worterbuch deg Sorbi?
schen, ein Mecklenburgisches Namenbuch undo
eine Ortsnamensammlung des Har'z.E1be?Ce1ietes
werden bearbeitet. Dje liter.arhistorischr. Abtel?
lung widmet sich besonders dem Schallen Ate can?
der Herzens and Ivan Tu~genevg. In der histo-
rischen Abteilung schlof3 H. Winter sein Werk
,Der bohmische Vornaar~ ;n den Briefei, 1'ioa-
zanos an PHhonsky' ab. Es ersehien ein Sammel.
band ,Deutsch-slawische Wechselseit~g?ceij in
Sieben Jahrhunderten;
Im Mittelpunkt der Arbeiten des lnstituts fill' ra-
manische Sprachwissenschatt auhen Unter$u-
chungen uber die Entwicklut dA franzos~scher<
Urkundensprache. Die Vera abeltung der gaseo-
gnischen Urkunden bildet die Grundlage fur eiri
Worterbuch der altgascognischen Sprache? desscti
erster Band 1958 im Manuskript abgeschlossen
werden soli. Die Mitarbeit tint Franzosischen
Etymologischen Worterbuch Walther von Wart-
burgs wurde fortgesetzt.
Die sprachv'issenschaftliche Kommtssion nrbeitet
an vier Einzelunternehmungen; emem 1e..
deutungsworterbuch der indogelm3n1schen Spi4-
chen, einem Bedeutungsworterbuch der (innisclt-
ugrischen Sprat. en, einem Ostjakfschen Woriet'-
buch and einem Historischep Worterbuch dcr
sprac11wissenschaftlichen Terminologie.
0
Die Arbeitsstdie fur ICunstgeschiehte hat nut der
Neubearbeitung des Pehloschen IHandbuchs der
deutschen ICunstdenkm lter begonnen. _Am Cor
pus der Rotn tpischen 1{unst MitteldeutschTnds
and am orpiis der tnitielulterlichcn InSChritien
wurde iveitergearbeitet..Itn Rahmen der Union
Akademigtte Internationale wurde die Rrfor-
sc lung der mtttclaltcrlichen Glnsmalerei im 8 -
reieh der Deutschen Demokratischezt Republik
.ltlfggl0itlll7('tt,
lade icaniigtied I'of, Dr. Tn. rinds? Sgitt?etar
121
IClasse fair Philosophie, Geschichte, Staats-,
Rechts- uncd 11'irtscha f tswissenscha f teat
Wie in der Bezeichnung der Klasse fur Philo-
sophic, Geschichte, Staats-, Rechts- and Wirt-
schaftswissenschaften zum Ausdruck kommt, ist
hier eine Reihe von Gesellschaftswissenschaften
verschiedener Art zusammengefaBt. Es handelt
sich um jene Fachgebiete, die Aufschlul3 geben
sollen uber die Entwicklung des Zusammenlebens
der Menschen, ihrer Sippen, Volker and Staaten.
Die zur Aufklarung dieser Verhaltnisse unter-
? nommenen Forschungen behandeln die Zeit vom
er'sten Auftreten des Menschen bis zur Gegen-
wart. Dabei stehen fortschrittliche Auffassungen
auf marxistisch-leninistischer Grundlage in
mannigfachen Auseinandersetzungen mit bisher
geltenden Anschauungen.
Die Zahl der der Klasse angeschlossenen wissen-
schaftlichen Einrichtungen hat sich im Jahre 1956
auf 4 Institute and 5 Arbeitsgruppen erhoht.
lhnen zur Seite stehen 5 Sektionen, die sich aus
ordentlichen and korrespondierendenMitgliedern
der Akademie and daruber hinaus aus weiteren
nicht der Akademie angehorenden namhaften
Vertretern des jeweiligen Fachgebietes zu-
sammensetzen. Durch diese Erweiterung ihres
Wirkungsbereiches wird die Akademie in die
j age versetzt, die von ihr als hochster wissen-
schaftlicher Institution der Deutschen Demokra-
tfschen Republik erwartete Koordinierung and
Retreuung der Forschungsarbeiten zu verwirk-
lichen.
tie Forschungsarbeiten des Instituts fur Vor- and
Fruhgeschichte erstrecken sich auf die altesten
Abschnitte der menschlichen Kulturentwicklung.
soweit diese aus der im Boden auf uns gekom-
ntenen Hinterlassenschaft erschlossen werden
kiinnen.
pie im letzten Jahre durchgefuhrten Arbeiten
and die damit im Zusammenhang stehende inten-
stve Pflege des Kontaktes mit den Fachwissen-
sehaftlern der Nachbarlander in Ost and West
irugen wesentlich zur Starkung des Ansehens
des fnstituts auf internationaler Basis bei. Die
ICrforschung der vor- and fruhgeschichtlichen
Wall. and Wehranlagen in den Bezirken Halle,
Magdeburg and Schwerin erbrachte wertvolle
Etgebnisse, die nicht nur fur die Fragen der
bi'onzezettlichen sogenannten Lausitzer Kultur,
sondern auch fur das deutsch-slawische Problem
von Bedeutung sind. Diese Untersuchungen wer-
dett nunmehr auf Grund einer Vereinbarung mit
der Polnischen Akademie der Wissenschaf ten
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122
MITTEILUNGSBLATT 3. Jahrgang, Heft 6/78
auch auf das Gebiet zu beiden Seiten der unteren
Oder ausgedehnt.
Efn zweiter wichtiger Fragenkomplex des In-
stituts ist die Stadtkernforschung. Die Weiter-
fuhrung der Grof3grabungen in der Altstadt von
Magdeburg sowie Grabungen im Gebiet von
Grog-Berlin, auf der Schlof3insel von Kopenick,
dem Hohen Steinweg and der Nikolaikirche, er-
gaben neue wesentliche Aufschli sse uber die
Entstehung and Entwicklung dieser Stadte. '
Weiterbearbeitet wurde auch die Aufnahme von
bronzezeitlichen Schatzfunden.
Im Anschluf3 an die Ausgrabungen auf der Tete-
rower Burgwallinsel sine neue Untersuchungen
in Behren-Lubchin nordlich von Teterow im
Gange, bei denen die ausgezeichnete Erhaltung
der beim Bau des Walles verwendeten Holzer
eine Ermittlung der Konstruktion bis in alle
Einzelheiten ermoglicht. Diese Untersuchungen
stehen als weitere GroBgrabung in diesem Jahre
im Mittelpunkt der Forschungstatigkeit des In-
stituts.
Die wichtigsten Ergebnisse aus der Arbeit des
Instituts sind in einer Reihe von Veroffentlichun-
gen niedergelegt worden.
An weitere Kreise wendet Bich das neu ge-
grundete' Nachrichtenblatt fur Vor- and Fruh-
geschichte, das unter dem Titel ?Ausgrabungen
and Funde" erscheint and in leichtverstandlieher
Form uber die neuesten Ergebnisse auf diesem
Forschungsgebiet orientiert. Die grol3e Zahl der
Abonnenten hat gezeigt, daB es einem dringen-
den Bedi rfnis entgegenkommt.
Der inzwischen erfolgte Umzug nach lOjahriger
mangelhafter Unterbringung in n?ue geeignete
Raume im fri heren PreuBenhaus hat die not-
wendigen Voraussetzungen zur Erweiterung des
Instituts and der Inangriffnahme neuei For-
schungsthemen gebracht,
Die Arbeiten des Instituts fur deutsche Volks-
kunde, deren Ziel die Erforschung der Tradi-
tionen and Lebensformen des deutschen Volkes
auf dem Gebiet der Volkskultur ist, wurden fort-
gefuhrt. Insbesondere wurden Untersuchungen
zum Volkslied and der Volkskunde des erzgebir-
gischen Bergmannes sowie der Lausitzer Weber
angestellt.
Eme Veroffentlichung uber Ludoif Parisius and
seine altmarkischen Volkslieder wurde im Be-
richtsjahr abgeschlossen and ist ki rzlich er-
schienen.
Einen Beitrag zur GroBstadtvolkskunde bildet
eine Studie uber das Berliner Kinderspiel der
Gegenwart, die die Ergebnisse zahireicher Um-
fragen zusammenfaf3t. -
Die bisher erschienenen Bande des ?Deutschen
Jahrbuches fur Volkskunde" ? enthalten neben
groBeren Abhandlungen Mitteilungen and Be-
richte sowie umfassende Literature bersichten.
Das Jahrbuch soil dem gegenseitigen Verstandnis
and der fruchtbaren Zusammenarbeit zwischen
der Volkskunde der ostlichen and westlichen
Lander dienen. Neben der Zeitschrift konnte eine
groBere Reihe von Einzelveroffentlichungen zum
Abschluf3 gebracht werden.
Die Kommission fur Heimatforschung hat in der
Reihe ?Werte der deutschen Heimat" mit der
Herausgabe heimatkundlicher Bestandsaufnah-
men zunachst im Gebiet von Konigstein in der
Sachsischen Schweiz begonnen.
Das Institut fur sorbische Volksforschung in
Bautzen wurde. der Akademie zur Betreuung zu-
geordnet. Es betreibt historische, ethnogiaphische
and sprachkundliche'Untersuchungen uber den
sorbischen Volksteil.
Von unmittelbarer Bedeutung fur alle gegen-
wartigen volkswirtschaftlichen Fragen ist die Ar-
beit des Instituts fur Wirtschaftswissenschaften.
Das Geld- and Kreditproblem, die Verteilung der
Investitionen als Voraussetzung fur eine plan-
maBige Entwicklung der Volkswirtschaft, Fragen
der Arbeitsproduktivitat and der Selbstkosten-
senkung. sowie der Rentabilitat der Betriebe and
der Wirtschaftsleitung bildeten die Grundlage
fur die Untersuchungen des letzten Jahres. Dar-
uber hinaus hat es sich mit Fragen des Krisen-
zyklus nach dem zweiten Weltkriege, insbeson-
dere derwichtigstenwirtschaftswissenschaftlichen
Auffassungen in Westdeutschland auseinander-
gesetzt. Zahlreiche Publikationen sind im Jahre
1956 aus dem Institut hervorgegangen. Eine
Konferenz zu dem Problem ?Wirtschaft and
Wirtschaftswissenschaft in Westdeutschland" so-
w,ie eine Tagung'der Arbeitsgruppe ?Geld and
Kredit" wurden unter internationaler Beteiligung
durchgefuhrt.
Auf dem Gebiet der Geschichte nahm im Marz
1956 das neu gegrundete Institut fur Geschichte
mit drei Abteilungen and drei Arbeitsgruppen
seine Tatigkeit auf. Es vergroBerte sich bis,zum
Ende des -Jahres auf fie f Abteilungen and vier
Arbeitsgruppen. Der Aufbau des Instituts wurde
dadurch erleichtert, daB bereits bestehende Ar-
beitsgruppen and Abteilungen, namlach die Ab-
teilung Wirtschaftsgeschichte, die fruher dem
Institut fur Wirtschaftswissenschaften angeglie-
dert war, and die Forschungsgemeinschaft ,,Do-
kumente and Materiahen zur Geschichte der
deutschen Arbeiterbewegung", in das Institut
ubernommen werden konnten.
5
3. Jahrgang, T-Ieft 6/7/8
MITTEILUNGSBLATT 133
Die Herausgabe von Quellenpublikationen and
die Durchfuhrung von Forschungsarbeiten, vor
allem zur deutschen Geschichte der Neuzeit and
der Gegenwart, bildete im wesentlichen die
Tatigkeit des neuen Instituts. Daruber hinaus
ubernahm es auch die Arbeit an groBeren Ab-
schnitten des Lehrbuches der deutschen Ge-
schichte, das fur die Studenten ein wesentliches
Hilfsmittel bei ihr i 1ien.werden soil. Im No-
vember 1956 bezanctallete das Institut chic r?
beitstagung snit po1~is$e1 smd tschRc}~ociowae
kischen Histo neat.
Das langere Zeit l~indurc2t yeraacMtisstgts Ge.
biet der Landesgesc?u itr ? t durds GrunTh ng
einer ~'11G Ifl1 s{?en ter Ltjdesge etuehte in den
Arbeits'~rgs dies ieutitutc t~utgenommen. 'vor-
4en.
Das Aufgabengebiet des Arbeksstelle der ?Monu-
menta Germaniae isnxita" eiiiifaC. t tianen
von Quellen zur deutschen t~esehichte des Mittel-
alters. Die Arbeiten, insbesondere an den Glos-
sen zum Sachsenspiegel and den Konstitutionen
Karts IV., die nicht nur fur die Rechtswissen-
schaft, sondern auch sprach- und wirtschafts-
geschichtlich von Bedeutung sind and noch einer
besonderen Auswertung ~bedurfen, wurden
weitergefuhrt.
Die Arbeitsstelle fur Geschichte der deutschen
and franzosischen Aufklarung hat ihre Arbeiten
soweit gefordert, daft in diesem Jahre mit dem
Erscheinen mehrerer Veroffentlichungen ge-
rechnet werden kann.
In der Leibniz-Kommission wurden insbeson-
dere die Arbeiten der Reihen l - Allgemeiner
politischer and historischer Biiefwechsel -- and
IV - Politische Schriften - fxigesetzt. Dabei
bildete die Korrespondenz mit GtIehrte t and
Verwandten, des Begrunder. unacret AtcadRmte
einen Schwerpunkt. - o
In der Kantausgabe nahmen clie laufenden At'?.
beiten speziell am Gesa ntir Tea'U Iientet~-erken?
and handschriftlichem 71acbTa13 f - rn FoMgattg.
Auf dem Gebiet der Philosophic wtarde auf Vo?.
schlag der Sektion Philesopltfe dte Arbeitsgj~tppe
?Philosophic-historische tte" gegr lnctet. Thi't!
Aufgabe besteht for ller dat'in, deft Marigel rn.
wissenschaftlich br . ehlsareit Texten tier PZti!o-.
sophie zu beheben. 1s tvurden Stt ieriausgaben
einzelner Hauptwerl~e sowie Gesanltntisgaberi Tie.
deutender Reprasenlanlett der deutschen hlln.
sophie vorbereitet. In Angriff getwninten wurde
eine Gesamtausgabe der Werkc ran Ludw1~
Feuerbach fund Joseph ~letgen. 1)ie ?;belts~
gruppe war nZa13geblM~ tui der GestalLUtig ein@l+
von der 6e1c !on F 1osop1i!e >'e1~A51i;IWWf Ta'
gung uber ?Das Problem der Freiheit im Lichte
des wissenschaftlichen Sozialismus" beteiligt, an
der zahlreiche nahmhafte Gelehrte des Auslandes
teilnahmen and der eine besondere Bedeutung
in der Frage der Verbindung der Philosophic mit
den Problemen der Gegenwart zukam.
Akademiemitglied Prof. Dr. W. UNVERZAGT,
Sekretar
Nach der Berichterstattung der Klassen ertei to
Vizeprasident Prof. -Dr. W. Friedrich Akademie-
mitglied Prof. Dr. H. STUSUE das Wort zu seinem
Festvortrag *)
Sinn and Bedeutung
der Kulturpflanzenforschung
Es entspricht einer alten Gepflogenheit uinserer
Akademie, daB an dem Tage, den wir dem An-
denken von Gottfried Wilhelm Leibniz widmen,
vor der Offentlichkeit Rechenschaft abgelegt
wird uber die Arbeit der Akademie and in dem
Vortrag eines Akademie-Mitgliedes uber Wesen
and Bedeutung, uber Stand and Entwicklung
seines Fachgebietes gesprochen wird. Wenn in
einer Zeit, in der die gespannte Aufinerksam-
keit ailer Menschen auf die Entwicklung grofler
physikalischer and technischer Probleme ge-
richtet ist, heute in dieser festlichen Stunde
uber Sinn and Bedeutung der Kulturpflanzen-
forschung berichtet werden darf, so mogen Sie
hieraus erkennen, vie Behr unsere Akademie
der groBen Verpflichtung dient, viele Gebiete
der Wissenschaft in ihrem Bereich zu pflegen
and zu fordern.
GewiB kann der Landwirt oder Biologe, der
Probleme der Kulturpft'anzenforschung fm wei-
testen Sinne bearbeitet, sich zunachst nicht ri h-
men, uber ahnliche - aufsehenerregende Ergeb-
nisse zu berichten. vie sic anderen Gebieten
der Naturwissenschaften in einer verhaltnis-
maBig kuizen Zeit erreichbar Sind. Das heiBt,
such diese Ergebnisse der Physik and der Tech-
nik, die heute in aller Munde rind and die uber
Wohlstand oder Untergang der Menschheit mit
entscheiden werden, reichen in ihren Anfangen
%velt zuruck, bis in jene' Zeit, in der 'man be-
gann, ulJer die stoflliche Zusammensetzung der
Materie nachzudenken. Den eigenen Gesetzen
ttr gorschung, dem unaufhaltbaren Beschleu-
+'1 Lonehmigter Abdruck aus ?Vortrage and Schrif ten
tTer Deutschen Akademie der Wissenschaften zu
etlfA'; erschienen beim Akademie-Verlag, 1957.
41
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MITTEILUNGSBLATT 3. Jahrgang, Heft 8/7/8
nigungsprozeB in der Vermehrung Wissenschaft-
, licher Erkenntnisse and deco Eingreifen ganz
bestimmter glucklicher oder unglucklicher Um-
weltbedingungen verdanken wir diesen Hohe-
punkt physikalisch-technischer Entwicklung.
In der Regel vollzieht Bich dieser ProzeB im Be-
reich einzelner Wissensgebiete gleiclimilBigei,
mit Wellen and Talern, mit Vorsprungen and
Ruckschlagen fiber die Menschengenerationen
hinweg and von dem einzelnen fast un-
bemerkt.
So ist der Biologe fast noch immer an die Eigen-
art seiner Objekte and an den Rhythmus ihrer
naturlichen Entwicklung gebunden, and die Fra-
gen, die er an diese Objekte richtet, konnen oft
erst each vielen Jahren beantwortet werden.
Dennoch scheint mir, sind die Ergebnisse and
Probleme der Kulturpflanzenforschung nicht
wenigeF ei?regend, ~venn auch nicht so aktuell
and moglicherweise unmittelbar lebensbedro-
hend vie diejenigen der theoretischen and an-
gewandten Physik, wenn wir bedenken, wie eng
beide miteinander verbunden sind, in der Aus-
sicht, fiber Gluck oder Ungluck der Menschheit
zu entscheiden. Es bedarf keines Wortes, welche
grundlegenden Anderungen unseres Weltbildes,
welche groflen Moglichkeiten in der Energie-
versorgung and in anderen Gebieten der Tech-
nik, in der Medizin, der Biologie and der Land-
wirtschaft die Erkenntnisse der Kernphysiker
bewirken werden. Wieweit sie aber der fried-
lichen Entwicklung in dieser Welt dienen, also
nicht miBbraucht werden, hangt davon ab, vie
schnell die Vernunft der Menschen siegen wird,
vie sehr wir also selbst die Herren dieser Machte
bleiben, wieweit somit die Gefahr kriegerischer
Auseinandersetzungen auf dieser Erde endgultig
aus dem Bereich des Moglichen verbannt wer-
den kann.
An der Beseitigung diesen Gefahr hat die Kultur-
pflanzenforschung in 'umfassendem Sinne be-
deutenden Anteil. Denn einer der vielen GrUnde
fur den Ausbruch von Kegen sind Hunger and
Not, sind Unzufiiedenheit and Armut, die heute
noch mehr als die Halfte der Menschheit be-,
driicken. Sicherlich ist das Problem der Besei-
tigung des Hungers nicht allein eine Frage der
Steigerung der Produktion landwirtschaftlicher
Eizeugnisse and damit ein besonderes Anliegen
der Kulturpflanzenforschung, sondern im glei-
chen Malle ein weltweites, gesellschaftspoli-
tisches Problem, das die richtige Verteilung der
auf dieser Erde produzierten Nahrungsmittel
and damit die lrberwindung von Wirtschafts-
systemen fordert, die Hungerkatastrophen zu-
lassen. Vor welchen Zukunftsaufgaben die
Kulturpflanzenforschung mit alien ihren Seiten-
zweigen in dieser Situation steht, wird noch zu
zeigen sein. Was sic in der Geschichte der
Menschheit bisher erreicht hat, mag eindrucks-
voll aus der Tatsache hervorgehen, daB jeder
Jager and Sammler der Vorzeit eine Flache von
vielleicht 10 bis 20 qkm benotigte, urn semen
Hunger zu stillen, and daB auf einer Flache
derselben Grolle heute 3000 bis 8000 Menschen
ernahrt werden konnen.
Wenn wir diese Tatsache als das bisherige Er-
gebnis einer langen Entwicklung ansehen, so
erhebt sich die Frage, welche Faktoren denn
im wesentlichen die Steigerung der Nahrungs-
produktion wahrend der Entfaltung mensch-
licher K iltur and Zivilisation bewirkt haben.
Bei einer solchen Uberlegung, denken wir an
die Entwicklung der Landwirtschaft, im be-
sonderen an die Fortschritte des Acker- and
Pflanzenbaues, die Bearbeitung and DUngung
unserer Boden, die Einrichtung von Frucht-
folgen zur Erhaltung der Bodenfruchtbarkeit,
die Entwicklung des Zwischenfruchtbaues and
die Auswahl geeigneter Sorten. Wir erinnern
uns der Fortschritte der Pflanzen- and Tier-
zUchtung in der Schaffung neuer Sorten and
Rassen, der Erfolge der Pflanzen- and Tier-
ernahrungsforschung, der Erkenntnisse der
Phytopathologie and der Tierseuchenforschung
in der Bekampfung von Krankheiten, der Be-
grundung der Dungemittelindustrie, des land-
wirtschaftlichen Maschinenwesens and anderer
Dinge mehr. tYber diese gro6en Probleme -aus
der Geschichte der Landwirtschaft will ich heute
nicht sprechen.
Das entscheidende Problem, das am Anfang
dieser Entwicklung steht, ist eng verbunden mit
den grollen Stufen in der Entwicklungsgeschichte
der Menschheit, dem Ubergang von der Jagd-
und Sammlertatigkeit zur Weidewirtschaft and
von der Nomadenwirtschaft zur SeBhaftigkeit
and damit zum Ackerbau and zur Erfindung-
des Pfluges. Es ist das Problem der Entstehung
der Kulturpflanzen aus Wildpflanzen, diesem iri
der Geschichte der Menschheit so bedeutungs-&
vollen EntwicklungsprozeB, ohne den mensch=
liches Leben auf der Erde nur in sehr be-
schranktem MaBe moglich gewesen ware.
Der Entstehungsgeschichte unserer Kultur-
pflanzen nachzusinnen, als einem maBgebenden
historischen. ProzeB bei der Evolution der
menschlichen Gesellschaft, ist eines der .Pro-
bleme, die uns in der Wissenschaft von den
Kulturpflanzen immer von neuem nach- dem
3. Jahrgang, Ileft 0/7/8
MITTEILUNGSBLATT
Verlangen zu leidenschaftlicher Forschung er-
fullen. Es ist das Besondere dieses Arbeits-
gebietes, daB es nicht im eenen Bereich spe-
zialisierter biologischen Untersuchungen ver-
harren darf, sondern nur dann deco erstrebten
Ziele nahekommt, wenn viele geisteswissen-
schaftliche Disziplinen, Palaontologie, Vor-
geschichte and Archaologie, Geschichte and
Mythologie, Volkerkunde and Sprachforschung,
zur Losung mancher Probleme herangezogen
werden, die dann die Gesamtschau ermoglichen.
Aber Kulturpflanzenforschung mit solchem Sinn
hat nicht nur zu ermitteln, welche biologischen
and gesellschaftlichen Vorgange erfolgt sind, um
Kulturpflanzen entstehen zu lassen and sic oft
welt zu verbreiten, sic hat in gleicher Weise
aus dem in der Geschichte der Menschheit histo-
risch Gewordenen das Neue, Kunftige and mit
den niodeinen Methoden naturwissenschaft-
licher Forschung Mogliche zu erkennen and zu
verwirklichen. Es kommt also fur den Biologen
nicht allein darauf an, zu erforschen, vie alte
and bekannte Kulturpflanzen einmal entstanden
sind and sich auf der Erde verbreitet haben,
sondern in gleicher Weise zu uberlegen, wie
neue geschaften werden konnen. Dies ist der
eigentliche Sinn moderner Kulturpflanzen-
forschung, vie sic in unserer Akademie ge-
trieben wird.
Die Frage nach der Entstehung der Kultur-
pflanzen aus Wildpflanzen ist damit zentral auf
die biologischen Vorgange gerichtet, die Unter-
schiede zwischen Wildpflanzen and Kultur-
pflanzen bewirkt haben. Der Biologe bedient
sich hierbei vieler Zweige seiner Wissenschaft.
Er hat in grundlichen botanisch-systematischen
Untersuchungen die in der Welt vorhandene
Formenmannigfaltigkeit einer Kulturpflanzen-
gattung zu studieren , and zu ordnen and mit
den Methoden pflanzengeographischer Forschung
ihre Verbreitung zu untersuchen. Er hat die
anatomisch-morphologischen Verschiedenheiten
festzustellen, die Wildpflanzen von Kultur-
pflanzen trennen. Er muB mit genetisch-cyto-
logischen Methoden die Art and den Grad der
Unterschiede and die verwandtschaftliche.n Be-
ziehungen zwischen den lebenden Wild-, Pri-
mitiv- and Kulturformen prufen, and er bedient
sich hierzu der experimentellen Methoden der
Kreuzung, um Einblick in die feineren Vor-
gange der Verteilung des Erbgutes in den Ge-
schlechtszellen and in der Nachkommenschaft
zu gewinnen. SchlieBlich hat er festzustellen,
welche physiologischen Leistungen Kultur-
pflanzen gegenuber ihren Wildformen aus-
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125
zeichnen, and er hat die physiologischen Pro-
zesse im einzelnen zu untersuchen, die solche
Leistungen bedingen.
.Eine unerlaBliche Voraussetzung fur die Arbeit
des Kulturptlanzenforschers ist die Sammlung
and Erhaltung der auf der Erde vorhandenen
Kulturpflanzen and ihrer Primitiv- and Wild-
formen. Diese Weltsortimente liefern ihm die
Vielfalt der Formen, die er fur seine Unter-
suchungen braucht, and ihre Anlage ist um so
dringender, als mit fortschreitender landwirt-
schaftlicher Kultur Uberall auf der Erde die
primitiven Landsorten mehr and mehr ersetzt
werden durch hochgezuchtete Formen and .da-
her endgultig verlorengehen..Gleichzeitig haben
diese Sortimente die- wichtige Aufgabe, die
Zuchtungsforscher der Welt mit den Formen zu
versorgen, die sic zur zi chterischen Verbesse-
rung der Kulturpflanzen benotigen. Sic erfullen
damit eine grolie praktische Aufgabe.
Diese Formenmannigfaltigkeit der Kultur-
pflanzen ist nicht, vie wir seit den grund-
legenden Untersuchungen des groBen russi-
schen Botanikers Nikolai Iwanowitsch Vavilov
wissen, uber die gesamte Erde gleichmaBig ver-
teilt, sondern vielmehr konzentriert auf gewisse
Gebirgsregionen der Tropen and Subtropen,
den sog. Mannigfaltigkeits- oder Genzentren
der Kulturpflanzen. In den Gebirgen dieser
Genzentren haben nach unseren heutigen Er-
kenntnissen bestimmte extreme Umweltverhalt-
nisse in groi3er Haufigkeit sprunghafte erbliche
Veranderungen, die wir als Mutationen bezeich-
nen, entstehen lassen, and die sehr verschie-
denen Lebensbedingungen in den Gebirgstalern
haben zusammen mit der Isolierung durch die
Gebirgszuge die Erhaltung dieser Mutanten er-
moglicht: Werden Kulturpflanzen von den Gen-
zentren aus verbreitet, so erlischt ihre Formen-
mannigfaltigkeit, and sic werden um 'so ein-
heitlicher, je weiter sic von ihrem Entstehungs-
gebiet entfernt sind.
Vavilov hat in zahlreichen Sammelreisen in der
ganzen Welt die geographische Verteilung der
Arten, Unterarten, Varietaten and einzelnen
Merkmale studiert and 8 Mannigfaltigkeits-
zentren auf der- Erde gefunden, von denen wir
annehmen, daB sic fur viele unserer Kultur-
pflanzen' auch deren Entstehungszentren sind.
Aber wir- wissen andererseits,. daB die groBe
Formenfulle in einem Mannigfaltigkeitszentrum
noch kein entscheidender ?Beweis fur die Ent-
' stehung einer Kulturpflanze ist. Schon bei den
Wanderungen der Menschen in der Fri hzeit ihrer
Geschichte wurden diese primitiven Formen ver-
U
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126
MITTEILUNGSBLATT
breitet and haben in edaphisch and klimatisch
giinstigen Regionen eine neue, sekundare For-
menmannigfaltigkeit entwickelt. Hierdurch wird
die Aufklarung der Frage, welche Wildformen
in der Entstehung einer Kulturpflanze beteiligt
sind, betrachtlich erschwert, and wir stehen fur
manche von ihnen noch heute vor einem un-
gelosten Problem. Nur eine fruchtbare Gemein-
schaftsarbeit der Wissenschaftler kann eine Lo-
sung dieser Probleme herbeifuhren. Dies wird
am Beispiel der Untersuchungen uber die Ent-
stehung des Saatweizens besonders deutlich.
Vorgeschichtliche and archaologische Funde
haben uns daruber belehrt, welche Weizenformen
in fruhgeschichtlichen Epochen der Menschheit
angebaut wurden. Ihre Verbreitung ist oft die
Folge de-? Eroberungszuge and Wanderungen
jener Stamme and Volker, uber die uns der
Historiker Auskunft gibt, Hieraus konnte- der
Pflanzengeograph durch vergleichende Unter-
suchungen verschiedener geschichtlicherPerioden
das Verbreitungsareal and die Verbreitungs-
dichte dieser Pflanzen bestimmen. Der Syste-
matiker war in der Lage, durch den Vergieich
morphologischer Merkmale auf die morphologisch
ahnlichsten Wildformen hinzuweisen, and Ge-
netiker and Cytologen machten durch neue
Bastardierungen and cytologisehe Untersuchun-
gen die Beteiligung bestimmter Wildformen an
der Entstehung des Saatweizens sehr wahr-
scheinlich. Nur durch die Zusammenfassung
vieler Einzeluntersuchungen konnte erkannt
werden, welches die Geschichte der Entstehung
des Saatweizens ist. In anderen Fallen war eine
1. lbereinstimmung der an diesen Untersuchungen
beteiligten Forscher in bestimmten Einzelfragen
der Entstehungsgeschichte einer Kulturpflanze
noch nicht zu erzielen. Hier sind gewisse Brenn-
punkte der Forschung, and nur.die sorgfaltige
Sammlung weiterer Materialien and newer
experimenteller Befunde kann die Losung
bringen.
Grundsatzlich aber haben uns die Untersuchun-
gen uber die Entstehung von Kulturpflanzen
daruber wohl eindeutige Auskunft gegeben, daB
dieselben genetischen Prozesse, die wir an den
Versuchsobjekten der Vererbungsforscher seit
Jahrzehnten studieren, auch bei der Entstehung
der Kulturpflanzen eine entscheidende Rolle ge-
spielt haben. Dabei sind die Vorgange im beson-
deren beteiligt, die wir unter dem Gesamtbegriff
der Mutation zusammenfassen. Ms es uns ge-
lang, mit Hilfe der experimentellen Mutations-
forschung die gesamte Formenfulle der Gersten,
die auf der Welt vorhanden sing wieder zu er-
zeugen, waxen wir berechtigt, zu schlieBen, daB..
auch die in der Natur vorhandene Formenfulle
durch die gleichen Vorgange bedingt wurde.
Aber ich muB noch einen weiteren biologischen
ProzeB hervorheben, der nicht nur bei der Ent-
stehung von Kulturpflanzen, sondern in der ge-
samten Evolution eine wichtige Rolle spielt,
veil er der mutativ bedingten Formenmannig-
faltigkeit folgen muB, uni die Formenfulle weiter
zu steigern. Ich meine den ProzeB der Bastar-
dierung, der gang allgemein eine stetige and
vielfaltige Neukombination der Erbanlagen be-
wirkt and der in Verbindung mit bestimmten
Besonderheiten der Zellteilungsmechanismen, die
zur Verdoppelung oder Vervielfachung des Erb-
gutes in den Zellen fuhren, bei der Entstehung
der Kulturpflanzen entscheidend mitgewirkt hat.
Denn viele unserer Kulturpflanzen zeichnen sich
gegenuber dcn WildfoTnlen, -arts denen sie ent-
standen, dadurch aus, daB sic eine vermehrte
Zahl von Erbtragern, die wir Chromosomen
nennen, in ihren Zellen enthalten and als Folge
dieser Vermehrung Riesenwuchs zeigen. Diese
Verdoppelung oder Vervielfachung der Chro-
mosomensatze bezeichnen wir als Polyploidie,
and im besonderen hat ein Vorgang, den wir
Allopolyploidie nennen, bei der Entstehung der
Kulturpflanzen eine bedeutende Rolle gespielt.
Wir kennen diesen Vorgang aus zahlreichen
Einzeluntersuchungen Behr genau. Er beginnt
mit der Kreuzung verschiedener Arten mit oft
unterschiedlicher Chromosomenzahl, die zu einem
sterilen Bastard fuhrt. Dieser Bastard wird aber
dann durch eine Verdoppelung der Chromo-
somenzahl beider Elternarten fertil and tragt
den Charakter eines konstant gewordenen Art-
bastardes and ist nach seinem Wesen eine neue
Art. Dieser naturliche synthetische ProzeB.laBf
sich experimentell viederholen and so 'mit
Sicherheit aussagen, welche Wild-Elternarten
an der Entstehung einer allopolyploiden Kultur-
pflanze beteiligt sind. So ist, um nur einige Bei-
spiele zu nennen, unser Tabak Nicotiana tabacum
eine synthetische Art aus den Wildarten Nico-
tiana silvestris and Nicotiana tomentosa, unser
Raps Brassica napus aus dem Kohl Brassica
oleracea and dem Rubsen Brassica campestris
entstanden. Die verschiedenen Weizenarten, die.
auf der Welt verbreitet sind, verdanken zum
Tell ebenfalls ihre Entstehung der Bastardierung
verschiedener Wildgras-Arten mit anschlie6en-
der Vermehrung der Chromosomenzahl. Bei der
Entstehung der Kulturkartoffeln sind vermutlich.
ahnliche Vorgange im Spiel gewesen. Diese Ver-
vielfachung der Chromosomensatze ist eine we-
3. Jahrgang. I-left 6/7/8
3.
sentliche Ursache fur die bessere Anpassungs-
fahigkeit and oft weltweite Verbreitung unserer
Kulturpflanzen, da sic gleichzeitig auch eine be-
trachtliche Steigerung der Leistung dieser For-
men hervorgebracht hat, vermutlich durch die
Selektion der in Vielzahl vorliegenden leistungs-
steigernden Erbanlagen.
Wenn wir also fur manche .unserer Kultur-
pflanzen die Art ihrer Entstehung and ihrer
Verbreitung genau verfolgen konnen and uns
hierzu vorgeschichtlicher and archaologischer
Funde and der Methoden der Systematik and
Pflanzengeographie, der Genetik and Cytologic
bedienen, so geben uns andere, vor allem, wenn
ihre Wildformen heute ausgestorben Sind, noch
groBe Ratsel auf.
Dies ist z. B. der Fall bei einer der bedeutendsten
Kulturpflanzen auf der Welt, dem Mais. Vom
Mais wissen wir heute nur mit Sicheiheit, daB
er in Amerika, etwa im Bereich der sudlichen
Staaten der USA als der nordlichen Grenze and
etwa Paraguay als der sudlichen Grenze, als
Kulturpflanze entstanden ist. Das haben uns
neben einer Anzahl von botanischen Hinweisen
wiederum einige geisteswissenschaftliche Diszi-
plinen gelehrt. Es gibt keinen vorgeschichtlichen
oder archaologischen Fund von Mais in der Alten
Welt. Kein geschichtliches Werk weist darauf
hin, daB Mais vor der Entdeckung Amerikas in
der Alten Welt bekannt war. Die Pflanze ist mit
keiner Mythologie and Religion der Alten Welt
verbunden. Dagegen haben die Sprachen der alt-
amerikanischen Volker zahlreiche and differen-
zierte Bezeichnungen fur Mais, Maispflanzenteile
and fur Maisprodukte, and in der Mythologie
and Religion der mexikanischen and peruani-
schen Kulturen spielt er eine bedeutende Rolle.
Botanik and Pflanzengeographie zeigen uns an-
dererseits, daB die nachsten Ma'isverwandten, die
Gattungen Euchlaena and Tripsacum, nur im
mittleren Amerika vorkommen and daB im glei-
chen Gebiet auch die Formenmannigfaltigkeit
des Maises besonders groB ist. So sprechen die
Uberlegungen alley Disziplinen dafur, daB Mittel-
amerika das Entstehungszentrum des Maises
ist, wobei die Frage noch offenbleiben muB, ob
Mexiko Oder Peru als primares Entstehungs-
zentrum anzusehen 1st.
Weiteres Licht in diese Frage haben in den
letzten Jahren wiederum vorgeschichtliche Un-
tersuchungen and auch Arbeiten kernphysika-
lischer Natur gebracht. Durch Hohlenausgra-
bungen in Bat Cave im Staate New Mexiko wur-
den von amerikanischen Forschern in verschie-
denen Bodenschichten zahlreiche guterhaltene
MITTEILUNGSI3LATT 127
Maisreste gefunden, die es gestatten, 'ie Ent-
wicklung des Maiskolbens wahrend einiger Jahr-
tausende zu verfolgen. Dabei enthielt die alteste
Schicht Formen. die wir heute nicht mehr
kennen, and zwar kleine, schlanke Kolben mit
entwickelten Spelzen, die die einzelnen Kiirner
umschlossen haben. Wir wissen nun durch ame-
rikanische Untersuchungen von Altersbestim-
mungen organischer Substanz mit Hue des Zer-
falls des radioaktiven Kohlenstoffisotops C 14,
daB die altesten Kolben von Bat Cave 3000 bis
3500 Jahre alt sind. Aber auch diese Maisformen
sind schon kultivierte Formen gewesen, and es
fehlt uns bis heute jeder Anhaltspunkt, vie die
ausgestorbenen Wildformen, die an der Ent-
stehung des Maises beteiligt waren, ausgesehen
haben. Wir mussen annehmen, daB seine Ent-
stehun um Jahrtausende alter 1st and in die
Dunkeiheit frthesier Menses eitsgeschichte zu-
ri ckreicht.
Ich hoffe, daB Sic aus diesen wenigen Beispielen
zweierlei erkannt haben. Einmal die Tatsache,
vie notwendig die Zusammenarbeit natur- and
geisteswissenschaftlicher Disziplinen . auf dem
Gebiet der Kulturpflanzenforschung 1st, wie
neben allem notwendigen Speiialistentum nur
die Synthese die groBen Zusammenhange zwi=
schen biologischen and gesellschaftlichen Pro-
zessen bei der Entstehung and Ausbreitung einer
Kulturpflanze erkennen laBt. Es muB leider ge-
sagt werden, daB die Erkenntnis von der Not-
wendigkeit fruchtba~er Zusammenarbeit be-
sonders in Deutschland noch immer auf Wider-
stande stoBt, veil so manche Wissenschaftler
glauben, daB sic in der personlichen Freiheit
des Forschens and in ihrer Anerkennung beein-
trachtigt warden, wenn sic sich einer echten
Gemeinschaft der nach einem ogroBen 4.vissen-
schaftlichen Ziel Strebenden eingliedern. Hier:
sind grundsatziiche Anderungen in unseren Auf-
fassungen vom Wert wissenschaftlicher Arbeit
dringend erforderlich, die neben der hochspezia-
lisierten Einzelleistung die geschlossene Gemein-
schaftsarbeit einer Gruppe von Wissenschaftlern
als gleichberechtigt ermoglichen.
Zum anderen mogen Sic aus meinen Beispielen
entnommen haben, daB wir fur viele Kultur-
pflanzen den Weg, den sic bei ihrer Entstehung
gegangen sind, schon klar erkennen: Dies gibt
uns die Moglichkeit, zu prufen, welche Wege
heute experimentell beschritten werden konnen,
um neue Kulturpflanzen zu schaffen. Dabei han-
delt es sich hier nicht nur um die Frage, welche
Aussichten bestehen, Kulturpflanzen anderer,
klimatisch bevorzugter Lander bei uns zu akkli-
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18
matisieren und zu selektionieren, um sie anbau-
wurdig zu niachen, sondern in erster Linie darum,
aus Wildpflanzen oder schon in bestimmter Hfn-
sicht genutzten Pflanzen wirkliche Kultur-
pflanzen zu schaffen. Im groBen Rahmen der
Kulturpflanzenforschung' gehoren diese Auf-
gaben in den engeren Bereich der Zuchtungs-
forschung, die unter Mitwirkung vieler biolo-
gischer Teilgebiete an einer Verbesserung un-
serer Kulturpflanzen und an der Umwandlung
von Nutzpflanzen in Kulturpflanzen arbeitet.
Von Nutzpflanzen sprechen wir, wenn diese
Pflanzen in ihren natiirlichen Bestanden oder
auch schon im Anbau einer bestimmten Eigen-
schaft wegen genutzt werden, wenn sie aber da-
neben noch viele Merkmale und Eigenschaften
von Wildformen zeigen. Viele Heilkrauter und
el3bare Beeren tragende Straucher, die in unseren
Waldern wachsen, sind solcl- a Nutzpflanzen.
Unsere Waldbaume sind in vielen Gebieten der
Erde Nutzpflanzen einer hoheren Stufe, indem sie
bereits durch die vorausschauende Planung des
Menschen angebaut werden, und sie befinden sich
iiberall da im tYbergang zur Kulturpflanze, wo
nun an der Verbesserung ihrer Leistung in dieser
oder jener Hinsicht gearbeitet wild. Es gibt kein
besseres Beispiel, das Ihnen die Entwicklung
einer Nutzpflanze zur Kulturpfianze zeigen kann,
als das Beispiel der Lupine, die in den letzten
30 Jahren auf der Grundlage biologischer Er-
kenntnisse zu einer Kulturpflanze geworden ist,
indem gang planmaBig eine Anzahl on Wild-
merkmalen und -eigenschaften durch Kultur-
merkmale und -eigenschaften ersetzt wurden.
Hierfur sind in erster Linie einfache mendelnde
Mutationen veiantwortlich gewesen.
Von den im Mittelmeergebiet beheimateten Lu-
pinenarten 1st die weil3e Lupine schon im Alter-
turn landwirtschaftlich genutzt worden, wahrend
die' gelbe und ale blaue Lupine erst viel spater
angebaut wurden. Alle 3 Arten dienten im
a
wesentlichen der Grund 0ngung, um den Boden
mit Stickstoff und Humus anzureichern. Sie
wurden sicherlich bald, nachdem man sie als
wertvolle Nutzpflanze erkannte, auf Grol3e der
?Samen und t ppigkeit des Wachstums selektio-
niert, behielten aber in den meisten anderen
Merkmalen den Charakter von Wildpflanzen. Im
besonderen zeichneten sic sich durch? einen
hohen Alkaloidgehalt aus, der sie zur Verfutte-
3. Jahrgang, Heft 0/7/8
von Sengbusch im Kaiser-Wilhelm-Institut, fur
ZUchtungsforschung in Mi ncheberg, der' Mil-
lionen von Einzelpflanzen chemisch prufen
mufite,.ehe er die Behr seltenen Mutationen zur
Alkaloidarmut fand und sic vermehren konnte.
Diesem wichtigen Schritt auf deco Wege zur Kul
turpflanze folgten bei der Lupine bald weitere:
das Nichtplatzen der reifen Hulsen und das Fest-
sitzen der Hulsen am Fruchtstand zur Sicherung
des Samenertrages, die Unbehaartheit der Hulsen
zur Verbesserung der Qualitat und Keimfahig-
keit der Samen, die Weichschaligkeit der Sainen
als Voraussetzung fur eine gleichmal3ige Kei-
mung, eine schnelle Jugendentwicklung, gleich-
maf3ige Blute und Reife aller Fruchtstande und
schlieBlich die Anpassung an veischiedene Boden-
arten und die Resistenz gegen Krankheiten.
Alle diese Merkmale und Eigenschaften sind in
planmaBigen Versuchen als spontane oder ex-
perimentell erzeugie Mutationen gefunden wor-
den. Sic wurden im Kreuzungsexperiment
kombiniert und haben aus der Lupine eine echte
Kulturpflanze werden Lassen. Wir haben keinen
Grund zu zweifeln, daB ?viele 'andere Kultur-
pflanzen im Verlauf von Jahrtausenden in der
gleichen einfachen Weise entstanden sind, wah-
rend bei anderen der Weg von der Wildpflanze
zur Kulturpflanze zwar die grundsatzlich gleichen
genetischen Prozesse aufzeigt, die dann sekundar
kompliziert wurden, etwa durch die Erscheinun-
gen der Polyploidie, auf die ich vorhin schon hin-
gewiesen habe.
Wahrend wir im Fall der Lupine von einer schon
angebauten Nutzpflanze ausgingen, sind die Kul-
turpflanzenforscher in allen Landern bestrebt
mit Hilfe der Mutationsforschung neue Kultur-
pflanzen aus Wildpfianzen zu schaffen. Ofthandett
es sich, wie bei der Lupine, darum, nahrstoff-.
reiche Wildpflanzen durch: die Verminderung
oder das Fehlen schadlicher Inhaltsstoffe nutz-
bar zu niachen, wie die Befreiung des Stein
klees Melilotus vom Cumarin der Geisraute Ga-
lega vom Galegin. In anderen Fallen ist man be=
strebt, Mutationen zu finden, die wertvolle In-
haltsstoffe in den Pflanzen anreichern, um sic
damit kulturwurdig zu machen. Dabei spielen
auch niedere Pflanzen, wie Pilze, Algen und selbst
Bakterien, eme Rolle. So 1st einer der ertrag-
reichsten? Penicillin-Stamme in Amerika experi-
mentell nach Bestrahlung mit ultraviolettem
rung an Tier und Mensch unbrauchbar und damit Licht als Mutation entstanden. Sicherlich konnte
J
ihren hohen Eiweil3gehalt nicht verwertbar machte. Die Verminderung des'Alkaloidgehaltes;
also die erbliche Umwandlung der Bitterlupine
in eine SuBlupine gelang vor 30 Jahren Reinhold
auch die?Alge Chlorella, deren photosynthetische
Leistungsfahigkeit in Abhangigkeit von den
Kulturbedingungen die Ertrage unserer besten
hoheren Kulturpflanzen um das Vielfache i ber-
3. Jahrgang, Heft 0/7/8 DIITTEILUNGSBLATT
trifft, noch weiter . durch die Selektion von
Stammen, die die Sonnenenergie 'besser aus-
nutzen, in ihrer Produktion von Kohlenhydraten,
Fett und EiweiB gesteigert werden und da-
mit ganz neuG Moglichkeiten der Erweiterung
der Nahrungsgrundlage schaffen, falls dies
einmal erforderlich werden sollte. Schliel3lich
kann man sich vorstellen, daB such Bakterien,
die als Symbionten unserer Kulturpflanzen von
Bedeutung sind, eines Tages'selbst zu Kultur-
pflanzen werden ..konnen, wenn sie durch den
Willen des Menschen in einer zweckbestimmten
Richtung entwickelt werden: Hier liegt ein grol3es
Feld kQnftiger biologischer Arbeit im weiten
Rahmen der Kullurpflanzenforschung vor uns,
das 'wiede~um in der Gemeinschaft von Mikio-
biologen, Genetikern und Physiologen seine
besten Ergaebnisse zeigen wird.
Solche praktisch nutzbaren Probleme der Kul-
turpflanzenforschung gibs es sicherlich in grofier
-
Zahl. An ihrer Losung zu arbeiten wird um so
leichter sein, je besser die theoretischen Grund-
lagen der Biologic verstanden werden, insonder-
heit die.Fragen der erblichen Variabilitat und
damit der Formbarkeit der Organismen. Diese in
ihren stofflichen Grundlagen zu erkdnnen, also
die chemisch-physiologischen und biochemischen
Wirkungen der Erbanlagen auf ihrem Wege zum
gepragten Merkmal und zur gebildeten Eigen-
schaft zu verstehen, 1st ein Gebot moderner na-
turwissenschaftlicher Forschung, in seiner Be-
deutung vergieichbar den Untersuchungen, die
uns zur Erkenntnis vom Bau der Atome'und
der Wirkung atomarer Krafte gefuhrt haben.
Die Bedeutung der Kulturpflanzenforschung fur
die kunftige Entwicklung der menschlichen Ge-
sellschaft kann wohl nicht besser begrindet
werden als mit dem? Hinweis auf die bane
Frage, ob die auf der Welt vorhandene und mog-
liche Nahrungsgrundlage mit dm unaufhalt-
samen Anwachsen der menschlichen Population
Schritt halten kann. Die Weltbevolkerung be-
tragt gegenwartig 2,7 Milliarden Menschen. Sic
wachst stiindlich um 5000 Menschen und jahrlich
um 43 Millionen. Sic wird sich am Ende des Jahr-
hunderts verdoppelt haben. Wieviele Menschen
haben auf der Erde Raum? Wird es Brot fur alle
129
esich in geometrischer Progression vermehren,
die Nahrungsproduktion dagegen ? in arithme-
trischer Progression steigt. Wenngleich heute als
gesichert gelten kann, daB die These von Mal-
thus widerlegt 1st, well von ihm die Moglichkeiten
der Nahrwerterzeugung nicht ubersehen werden
konnten und in den letzten 100 Jahren eine An-
zahl wichtiger Entdeckungen gemacht wurden,
deren Anwendung die Nahrungsproduktion in
' manchen L'andern schneller steigen 13e13 als den
Bevolkerungszuwachs, mnssen wir uns den- 0
noch vor oberflachlichem Optimismus hi ten
und nicht glauben, daB sich dieses entscheidende
Problem der Menschheit von selbst erledige oder
uns nichts mehr anginge, well sich kunftige
Generationeri damit ai seinanderzusetzen haben.
"Es bedarf vielmehr sofort grof3tei Anstrengungell
und einer weitschauenden Planung. im WeltmaB-
stab, um alle Voraussetzungen_ zu schaffeu. damit
'Oberschuf3gebiete ihre Produkte an Mangel-
gebiete abgeben und diese wieder hierdurch zu
leistungsfahigen Gebieten entwickelt werden,
damit sic in der Produktion von Nahrung mit
dem Bevolkerungszuwachs Schritt halten. Denn
'gerade die entwicklungsfahigen Zonen unserer
Erde sind diejenigen des starksten Geburten-
uberschusses, wahrend mit steigendem Wohl-
stand in der Regel der Bevolker ungszuwachs
nachlaBt oder ganz zum Stillstand kommt.
Die Steigerung der Leistungsfahigkeit unserer
Kulturpflanzen und Haustiere und die Kontrolle
der Entwicklung der Erdbevolkerung sind grol3e
biologische Aufgaben, die von~gesellschaftlichen
und damit politischen Problemen, nicht zu
trennen sind. Sic konnen nicht einseitig gelost
werden, sondern bedurfen des Zusammemvirkens
einor Mehrzahl von MaBnahmen.
Fur den Forscher steht dabei im Vordergrund
das stete Bemuhen uni die Vermehrung wissen-
schaftlicher Erkenntnisse auf allen Teilgebieten
der Biologic; die ihn den lebenden Organismus in
allen Funktionen und Leistungen immer' besser
verstehen laBt. Erst die Klarung der wissen-
schaftlichen Grundlagen der Lebensprozesse er-
moglicht ihre Ausnutzung zum Wohle der Men-
schen, und es ist eine wichtige und vordring-
liche Aufgabe, das grolle Reservoir biologischer'
Erkenntnisse standig welter zu fallen, um es
dann fur seine Anwendung in der Praxis' auszu-
schopfen.
Dazu gehort aber auch die Verbreitung wissen-
schaftlicher Ergebnisse in immer grof3eren Krei-
sen einer Bevolkerung durch ein vollkommenes
System von Bildungsanstalten und Bildungs=
moglichkeiten, denn die tJberwindung des Nicht-
geben, oder werden bei gleichmaBiger Zunahme' 0
der Weltbevolkerung eines Tages noch mehr
Menschen hungern und schlieBlich verhungern?
Wohl selten 1st aber em so wichtiges und grolies
Problem so viel Gegensatzliches gesagt worden
wie giber die Frage der Beziehung von Nahrungs-
grundlage zum Bevolkerungszuwachs, seit Mal-
thus vor 150 Jahren lehrte, daB -die Menschen
13
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130
MITTEILUNGSBLATT 3, Jahrgang, Heft 6/7/8.
wissens ist eines der wirksamsten Mittel zur
Erreichung des Wohlstandes auf dieser Erde. Wir
wissen, mit welchem Ernst und'welcher Zuver-
sicht sick die noch entwicklungsfahigen Volker
um die Verbesserung des ?Bildungswesens be-
muhen, wir wissen aber auch, vie weit noch hoch-
zivilisierte Volker davon entfernt sind, das
geistige Kapital in den Kopfen ihrer Menschen
volt zu enthalten and zu nutzen.
Dariiber hinaus beri hren sich Wissenschaft and
Wirtschaft in ihrem Bemuhen um.eine Steige-
rung der Nahrungsproduktion in engster Weise,
and wenn wir diese Frage stellen, durch welche
MaBnahmen in der Welt die Gefahr? des Hungers
wohl beseitigt werden konnte, so sind es in erster
Linie technische Entwicklungen, die eine Voraus-,
setzung fur die immer breitere Anwendung aller?
Erkenntnisse der Kulturpflanzenforschung sind.
DieMoglichkeiten, denNahrungsraum auf unserer
Erde zu erweitern, sind bei dem gegenwartigen
Stand der Entwicklung der Volker verschiedener?
Art, wobei die Mobilisierung der vorhandenen
Reserven an erster Stelle stehit Wie schnell sich
diese Reserven mobilisieren lassen, gehort in den
Bereich der Arbeit der Staatsmanner and Poli-
tiker. Es sind schwerwiegende Probleme, die
sicherlich nur auf der Grundlage des guten Wil-
lens and eines woblausgebauten Systems der
gegenseitigen Hilfe gelost werden konnen.
Bei einer also mehr theoretischen Betrachtung
dessen, was geschehen kann, dirfen wir nie ver-
gessen, daB sich der groBte Teil der Landwirt-
schaft auf unserer Erde noch im Zustand primi-
tiver Landwirtschaft oder bestenfalls des 'tJber-
gangs von primitiver zu moderner Landwirt-
schaft befindet. Bei vorsichtiger Schatzung ist
anzunehmen, daB die Ackerflache der Erde ohne
Schaden noch auf das Doppelte der heutigen
Flache ver?mehrt werden kann. Die Urbar-
machung groper Gebiete, die genugend Wasser
enthalten, spielt im dicht bevolkerten Europa
kaum noch eine Rolle, sie ist auf Asien and
manche Gebiete der Tropen beschrankt,. die nur
zu einem Bruchteil landwirtschaftlich genutzt
werden. Hier kann mit Hilfe agrotechnischer
MaBnahmen Neuland durch Umbruch and Kulti-
vierung geschaffen werden. Ahnlich'es gilt fur
die groBen Trockengebiete dieser Erde, die durch
die Anlage von Staudammen im MUndungs-
gebiet, im Mittellauf and im Quellgebiet der gro-
Ben Strome in fruchtbar?e Regionen verwandelt
werden konnen. Nur ein geringer Prozentsatz
der in diesen Stromen zum Meer abflieBenden
Wassermenge wird heute genutzt, and Lander
vie Agypten, China, Indien u. a. lassen die gro-
Ben Moglichkeiten in der Erweiterung der Nah-
rungsproduktion erkennen, die eine Bandigung
der groBen Strome bewirken konnte.
Aber die Gewinnung von Neuland durch Um-
bruch and Bewasserung steht nicht einmal im
Vordergrund bei alien Jberlegungen, tvie die"
Nahrungsgrundlage bis zum Ende dieses Jahr-
hunderts bei eines Verdoppelung der Weltbevol- .
kerung zu entwickeln sei.
Das Hauptproblem besteht in einer Steigerung
der Hektarertrage auf den schon landwirtschaft-"
Lich genutzten Flachen, also die Erreichung einer?
entsprechend den jeweiligen Bedingungen hoch-
sten Intensitatsstufe. Sic kann unter Ausnutzung
vieler schon langst bekannter wissenschaftlicher?._
Tatsachen herbeigefuhrt werden. '
Einmal durch die Verbesserung der Bodenbear-
beitung and der Pflege der Kulturen durch den
zunehmenden Einsatz von landwirtschaftliclien
Maschinen. Hier liegen bedei tende Reserven,
wenn man bedenkt, daB groBe Teile der Welt
noch mit primitiven Handgeraten bearbeitet
werden. Zwertens durch erne rmmer bessere An-
wendung der Erkenntnisse der Agrikulturchemie
zur Erhaltung and Steigerung der Bodenfrucht-
barkeit durch die Zufuhr von Pflanzennahr?-
stoffen, die nur in ganz wenigen Teilen der Welt,
wie etwa in Japan, in annahernd ausreichendem
MaBe gegeben werden. Dabei ist der Nahrstoff-
versorgung der Wiesen and der Weiden besondere
Aufinerksamkeit zu schenken. Das Studium der
Wirkung einzelner Nahrstoffe, die Entwicklung
der Dungemittelindustrie and die ErschlieBung
naturlicher Lagerstatten werden uns auf lange
Sicht von der Gefahr des Hungers befreien
konnen. Drittens durch die Anwendung der Er-
gebnisse der Pflanzenzuchtung and die Bereit-
stellung ertragreicher Sorten unserer Kultur?-
pflanzen, die den jeweiligen Umweltverhalt-
nissen am besten angepaBt 'sind, and die re- "
sistent sind gegen pflanzliche and tierische
Krankheitserreger. Viertens schlieBlich wird
eine weitere indirekte Ertragssteigerung aller
landwirtschaftlich genutzten Flachen moglich "
sein, wenn es gelingt, die durch das, Studium
der Krankheitserreger gefundenen Bekamp-
fungsmaBnahmen in groBem MaBstab and mit
technischen Hilfsmitteln anzuwenden, mit denen
die sonst hohen Verluste auf den genutzten "
Flachen vermieden werden, and wenn weiter-
hin die Vorrate an Ernteprodukten durch ge--
eignete MaBnahmen der richtigen Lagerung -
and Aufbewahrung in vollem MaBe ihrer Ver
wendung zugefuhrt werden..
Die Steigerung der Pflanzenproduktion auf der
3. Jahrgang, Heft 6/7/8
MITTEILUNGSBLATT
Grundlage wissenschaftlicher Erkenntnisse der
Kulturpflanzenforschung durch die Entwicklung
.technischer and industrieller Einrichtungen wird
eine Steigerung der Produktion tierisaher Er-
zeugnisse zur unmittelbaren Folge haben. Auch
hier konnen noch ungeahnte Reserven mobili-
siert werden and viele neue Ergebnisse der
Wissenschaft Anwendung linden, Bedenken wir
nur, welche unerschopfliche QueUe an tierischem
EiweiB die groBen Meere unserer Erde darstellen,
die nur an kUstennahen Gebieten bisher ge-
nutzt wind.
Damit sind aber langst nicht ally ~Idglichkeiten,
die uns zur Steigerung der Nahrungsproduktion
zur Verfugung stehen, genannt. Die Reserven
sind groB and ,konnten uns zu einer durchaus
optimistischen Haltung veranlassen, wenn man
ernsthaft beginnen wurde, sies zu nutzen. Es
handelt sich ja nicht allein darum, den ersten
Bevolkerungszuwachs auf der- Erde 'mitzuer-
nahren, sondern vordringlich darum, etwa der'
Halfte der auf der Erde lebenden Menschenraus-
reichende Nahrung zur Verfugung zu stellen, die
sic bisher nicht erhalt.=
Auch findet die Erweiterung deg Idahrungsumes
durch Landgewinnung in vielen dfcIttbevolkertn
Landern, also auch bei uns in beutschland,
eine Grenze durch den hohen Bedarf an Wohn?
raum, an Erholungsgebieten and an Schutzgebie-
ten fur eine moglichst ursprungliche und,natir-
liche Landschaft, auf die wir nicht verzichten
konnen im Interesse der Volksgesundheit and der
Wissenschaft and um der Wurde des Menschen
willen. Die Forderung nach einer-umfassenden
Raumplanung wird daher immer dringender?
damit Fehlplanungen groBen Stlit ve'n deq?
werden, wie sic sich heute schon her and da auf
der Welt bemerkbar machen.
Zu diesen groBen Fehlleistungen der Menschheit
gehort aber auch die Investition von Milliarden ?
in unfruchtbaren Rustungsunternehmungen and .
militarischen Einrichtungen,'anstatt diese Aus-
gaben. durch eindeutige Abmachungen inter'
national auf ;ein Minimum zu besehranken and
131
die damit freiwerdenden Mittel endlich fur die
Gewinnung von Wohnraum, von Kulturland,
von Nahrung and fur die Forderung der Wissen-
schaft einzusetzen. Erst wenn dieser Zeitpunkt
gekommen sein wird, konnter} wir dem Problem
des Wettlaufs zwischen Bevolkerungszuwachs
and Erweiterung der Nahrungsbasis nut einiger
Aussicht auf eine befriedigendeLosung entgegen-
sehen.
In den entwicklungsfahigen Landern aber, in
denen die Nahrungsproduktion fur Ydie nachste
Zukunft noch nicht mit dem Bevolkerungszu-
wachs Schritt halten kann, werden noch weitere
biologische and medizinisch-hygienische Er-
kenntnisse Verbreitung linden mussen, die in
China schon heute aims der groBen Serge fur die.
gesundheit des ?Volkes diskutiert werden, die
'ragen einer verantwortungsbewuBtenGeburten-
kontrolle.
Paine Losung dieser vielfaltigen Aufgaben, an
denen die Bedeutung derv Kulturpflanzenfor-
schung im weitesten Sinn' immer wieder er-
kennbar ist, wird nur Schritt fur Schritt moglich
sein. Sic wird ihre tiefe Befriedigung in dem
Weg zu dem hochsten Ziel finden, das wir alle
vor Augen haben: der Achtung des Krieges and
der Geburt des Friedens auf dieser noch so
friedlosen and unvollkommenen Erde.
Diese unausloschliche Wahrheit zu erkennen and
ihr durch seine Arbeit zu dienen, erfullt d`en
Forscher bei alien Widerstanden, die sich ihm auf
diesem Wege entgegenstellen, mit der ruhigen
GewiBheit von dem guten Sinn seiner Arbeit,
ttnd er mag sich eines Wortes erinnern, das Gott-
z id Ephraim Lessing einsf geschrieben hat:
?Njcht die Wahrheit, in deren Besitz irgendein
T4nsch ist, oder zu sein vermeinet, sondern die
aufrichtige Mi he, die er angewandt hat, hinter
die Wahrheit zu kommen, macht den Wert des _
Menschen. Denn nicht durch'den Besitz,, sondern
durch die Nachforschung der Wahrheit erweitern
sich seine Krafte, worin allein seine immer
wachsende Vollkommenheit bestehet"
?
0 ?
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132
MITTEILUNGSBLATT
AnschlieBend erfolgte die feierliche Uberrei-
chung der Leibniz-Medaillen. Von der Deutschen
Akademie der Wissenschaf ten zu Berlin wurden
ausgezeichnet:
Herr Arthur Munch, Karl-Marx-Stadt,
in Anerkennung seiner Verdienste um die Er-
forschung der vielgestaltigen, geologisch bedeut-
samen Graptolithen;
Herr Max Volk, Steinach/Thuringen,
in Anerkennung seiner Verdienste um die grund-
legendc Erforschung des Thiringer Oberdevons
and des Phycodenschiefers;
Herr Oberstudiendirektor i. R. Dr. Karl Hoh-
mann, Eichwalde b. Berlin, in Anerkennung
seiner Verdienste um die Erforschung der Vor-
und Fruhgeschichte der 'Mark Brandenburg.
Vizeprasident Prof. Dr. W. Friedrich schloB die
Feier des Leibniz-Tages mit einem Dank an die
Regierung der Deutschen Demokratischen Repu-
blik fur die groBzugige Forderung von Wissen
schaft and Forschung.
Max Volk
3. Jahrgang, Heft 8/7/8
Karl Hohmann
3. Jahrgang, Heft 8/7/8 MITTEILUNGSBLATT
133
Beschlul3
des Plenums der Deutschen Akademie der Wissenschaften zu Berlin fiber die Bildung and Tatig-
keit der Fa tse~ungcgemQinsehpft der naturwlssenschaftlichen, technischen and medizlnischen In-
st4tuta list' Atutjgn AkademlQ der Wissenschaften zu Berlin vom 16. Mai 1957
Pict ~V~S?e%Fhatt laid ?hie Aswendurigeii be.
? iLCtA heute das geietige and kult ueuo T~eben
? der Volker and jedes einzelnen vie aie zuvor.
Von den Ergebit ssen der Forsrhui g, angewandt
in Tethnik, Medizii pnd Wirtschaft, erhofft
eine standig wachsende Bevolkerung der Erde
bessere Ernahrung, gesteigerte Lebenserwartung,
reichere Lebenshaltung and die Moglichkeit zur
Befriedigung hoherer kultureller l~edi rfnisse.
Fruchtbare Anregungen fur eine breite Entwick-
lurg un~ fur die ErschlieBung neuer praktischer
Moglichkeiten kann allerdings nur eine Wissen-
schaft gewahren, die primer auf breiter Basis
Erkenninisse sucht and diese auch auf die Lo-
sung von Tagesfragen and auf weiter gespannte
Aufgaben anwendet, ohne Bich jedoch vollig
durch unmittelbar erkennbaren Zweck and Nut-
zen leiten zu lassen. Niemals darf indes uber-
sehen werden, daB in alien Bereichen der For-
schung hochgezuchteter Individualismus auf ge-
fahrliche Irrwege der Entwicklung fuhren kann.
Es ist daher notig, das Gefuhl der Verantwort-
lichkeit bei alien denen zu scharfen, die Wissen-
schaft treiben, amvenden and fordern. Den
rechten Weg zeigt die Besinnung auf die Einheit
der Wissenschaft. Die Akademie gewinnt dabei
in der Bewahrung ihrer alten Traditionen einen
neuen lebendigen Auftrag.
Die bisher geubte Verteilung der naturwissen-
schaftlichen, technischen and medizinischen In-
stitute auf einzelne Klassen stand der Verwirk-
lichung dieser Aufgabe der Akademie oft ernst-
haft im Wege. Im besonderen erwuchs aus ihr
den Klassen eine schwere Belastung an Verwal?
tungsarbeiten. AuBerdem war ein wirksames Zu?
sammenschalten von Instituten verschiedener
Klassen zu gemeinsamer Arbeit kaum zu er.
reichen. Genieinschaftsarbeiten sind aber in der
Regel unentbehrlich fur die erfolgreiche Losung
? von wissenschaftlich and volkswirtschaftlich not"
wendigen Arbeiten, 'or allem bei Schwerpunkt-
arbeiter groBer Aktualitat
Aus diesem Grunde nerden tiie naturwisse~?
schaftlichen. technischen and-medizinischen In.'
stitute der Akademie zu einer Forschungsgemein.
shaft zusammengeacMosceit.
~.ine gerechte l; eriic1taichtigung der Bedurfnisso
?blj ?ocschung, xechnilt' and Volkswirtschaft
~'iFd $ad>arclt hrleistet, daB in der jeituiRg
der Forschungsgemeinschaft Wissenschaftler ge-
meinsam mit Vertretern der Regierung der Deut-
schen Demokratischen Republik entscheiden.
I.
(1) Mit Wirkung vom 1. Juli 1957 wird die For-
schungsgemeinschaft der naturwissenschaf tlichen,
technischen and medizinischen Institute der
Deutschen Akademie der Wissenschaf ten zu
Berlin als Einrichtung der Akademie im Sinne
des ? 3, Abs. 1, ihres Statuts gebildet.
(2) In dieser Gemeinschaft werden die natur-
wissenschaftlichen. technischen and medizi-
nischen Forsehungsstatten der Akademie zu-
sammengefaBt.
II.
(1) Der Forschungsgemeinschaft werden fur die
in ihr zusammengeschlossenen Forschungsstatten
die nach dem Statut der Akademie deco erweiter-
ten Presidium and den Klassen zugewiesenen
Aufgaben der Beratung and BesdhluBfassung
uber den wissenschaftlichen Arbeitsplan, den
Haushaltsplan and den Investitionsplan sowie
die ltberprufung ihrer Durchfuhrung uber-
tragen.
(2) Zur Durchfuhrung der in Absatz 1 gekenn-
zeichneten Aufgaben kann die Forschungs-
gemeinschaft die Einrichtungen der Akademie in
dem erforderlichen Umfang in Anspruch neh-
men.
III.
Die Forschungsgerneinschaft hat ein Kur_atorium
and einen Vorstand.
IV.
(1) Das Kuratorium soil bis zu 30 Mitglieder urn-
fassen. Mindestens die Hi lfte der Mitglieder des
Kuratoriums mussen Mitglieder der Akademie,
sein.
(2) Die Mitglieder des Kuratoriums werden im
Einvernehmen mit dem Presidium der Akademie
von dem Mini'sterprasidenten bzw. seinem fur die
Angelegenheiten der Akademie zustandigen Stell-
vertreter berufen.
(3) tie Mitglieder des Kuratoriums werden fur
einen Zeitraum von vier Jahren berufen. Ihre
\\'iederberufung 1st zulassig.
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134
MITTEILIJNGSBLATT
(4) Aus dem Kreise seiner Mitglieder wahlt das
Kuratorium den Vorsitzenden, der Mitglied der
Akademie sein mu(3.
'(5) Zu den Sitzungen des Kuratoriums durfen die
Mitglieder keinen Vertreter entsenden. Ober
Ausnahmen entscheidet der Vorsitzende.
V.
(1) Die Geschafte der Forschungsgemeinschaft
fuhrt der Vorstand. Er besteht aus dem Vor-
sitzenden des Kuratoriums and einer Reihe wei-
terer Mitglieder des Kuratoriums, welche Mit-
glieder der Akademie oder Direktoren von In-
stituted der Akademie sein mussen. Diese wei-
teren Vorstandsmitglieder werden vom Kurato-
rium bestellt. Ihre Zahl soil so bemessen sein, dali
der Vorstand seine farhlichen and organisato-
rischen Aufgaben erfullen kann, Der Vorsitzende
des Kuratoriums soil zugleich den Vorsitz im
Vorstand der Forschungsgemeinschaft fiihren.
(2) Der Vorstand hat die erforderlichen wissen-
schaftlichen and organisatorischen Verbindungen
mit dem Plenum, dem Presidium and den Klas-
sen der Akademie, mit der Regierung der Deut-
schen Demokratischen Republik and mit anderen
Institutionen zu unterhalten.
(3) 'Ober die Arbeit der Forschungsgemeinschaft
wird im Rahmen des Berichtes der Akademie am
Leibniz-Tag Rechenschaft abgelegt.
VI.
(1) Zur Durchfuhrung ihrer Aufgaben steht dem
Kuratorium and dem Vorstand das wissenschaft-
liche Sekretariat der Forschungsgemeinschaft
zur Verfugung.
(2) Das Kuratorium 'bestimmt die Struktur des
wissenschaftlichen Sekretariats im Einverneh-
men mit dem,Prasidium der Akademie..
(3) Das Kuratorium beruft den Leiter des wissen-
schaftlichen Sekretariats and seinen Stellver-
treter im Einvernehmen mit dem Ministerprasi-
denten bzw. seinem fur die Angelegenheiten der
Akademie zustandigen Stellvertreter.
(4) Der Leiter des wissenschaftlichen Sekretariats
and sein Stellvertreter nehmen an den Bera-
tungen des Kuratoriums and des Vorstandes teil.
VII,
(1) Die Arbeitsweise des Kuratoriums, des Vor-
standes irnd des wissenschaftlichen Sekretariats
der Forschungsgemeinschaft werden Burch die
vom Kuratorium auszuarbeitende Geschaftsord-
nung geregelt, die' der Bestatigung durch das
Presidium bedarf.
3, Jahrgang, Heft 6/7/8
(2) Die Bestimmung des ? 40 des Statuts der
Deutschen Akademie der Wissenschaf ten zu
Berlin vom 17. Juni 194' findet auf die For- "
schungsgemeinschaft sinngema13 Anwendung..
Berlin, den 16. Mai 1957
Der Stellvertreter'des Vorsitzenden des Minister-
rates, Herr F. Selbmann, bestatigte mit Schrei-
ben vom 20. Mai 1957 diesen Beschlut3 des
Plenums der Deutschen Akademie der Wissen-
schaften zu Berlin.
Mit Einverstandnis des Presidiums der Deut-
schen Akademie der Wissenschaf ten zu Berlin
berief der Stellvertreter des Vorsitzenden des
Ministerrates, Herr F. Selbmann, am 31. Mai 1957
zu Mitgliedern des Kuratoriums der Forschungs-
gemeinschaf t die Herren Akademiemitglieder
Prof. Dr. H. Bertsch Prof, F. Oelllner
Prof. Dr. Th. Brugsch Prof, Dr. E. Rammler
Prof. Dr. E. Correns Prof. Dr. R. Rompe
Prof. Dr. F. Deubel Prof. Dr. K. Schroder
Prof, Dr. F. Eisenkolb Prof. Dr. M. Steenbeck
Prof. Dr. H. Fruhauf Prof. Dr, H. Stubbe
Prof, Dr. H. Knoll Prof. Dr. P. A. Thiessen
Prof. Dr, E. Maurer Prof, Dr, E. Thilo
and
Herrn H. Grosse, Stellvertreter des Ministers
fur Schwermaschinenbau,
Herrn H. Wunderlich, Minister fur Allge-.
meinen Maschinenbau,
Herrn Dr. G. Panning, Leiter der zentralen
Abteilung. Entwicklung der chemischen In-
dustrie im Ministerium fur chemische In-
dustrie,
Herrn J. Kier, Staatssekretar? im Ministerium
fur Kohle and Energie,
Herrn K. Kempny, Stellvertreter des Ministers
fur Berg- and Huttenwesen,
Herrn Dr. W. Feldmann; Minister fur Leicht-
industrie,
Herrn G. Kosel, Staatssekretar im Minissterium
fur Aufbau and 1. Stellvertreter des Mi-
nisters fur Aufbau,
Herrn Dr. W. Girnus; Staatssekretar fur Hoch-
schulwesen,
Herrn K. Rambusch, Leiter des Amtes fur
Kernforschung and Kerntechnik,
Frau Prof. Dr. K. Boll-Dornberger, Leiterin
der Arbeitsstelle fur Kristallstrukturanalyse,
3. Jahrgang, Heft 6/7/8
MITTEILUNGSI3LATT
Herrn Prof. Dr, H. Gummel,, Arztlicher Direk-
tor am Institut fur Medizin and Biologie,
Geschwulstklinik,
Herrn Prof, Dr. H. Klare, Stellvertretender
Direktor des Instituts fur Faserstoff-For-
schung,
Herrn Dr. H. Janke, Direktor des Instituts fur
Geratebau,
Herrn Dr. H. Neels,, Stellvert~etei? des Direktors
des Instituts fur physikalische Chemie.
Das Kuratorium .der Forschungsgemeinschaft
wahlte auf seiner k'onstituierenden Sitzung am
24. 6. 1957 den Vorstand unter Vorsitz des Vize-
presidenten Prof. Dr. H. Fruhauf:
Akademiemitglied Prof. Dr. Robert Rompe
Akademiemitglied Prof. Dr. Kurt Schroder
Akademiemitglied Prof. Dr. Erich Thilo
Prof. Dr. Hans Gummel
Dr. Hermann Neels.
Zum Leiter des wissenschaftlichen Sekretariats
wurde in der gleichen Sitzung Dr. H. Wittbrodt
gewahlt.
Einrichtungen der Forschungsgemeinschaft der
naturwissenschaftlichen, technischen and medi-
zinischen Institute der Deutschen Akademie der
Wissenschaften zu Berlin:
Potsdam-Telegraphenberg
Sternwarte Babelsberg
Potsdam-Babelsberg .
Sternwarte .Sonneberg
Sonneberg/Thiringen
2 m-Spiegelteleskop-Institut
Tautenburg b? Jena
Astro-Sektor
Astrophysikalisches Observatorium
Mathematischer Sektor
Forschurigsinstitut fur Mathematik
Berlin '
Abt. Reine.Mathematik and Editionen
Abt. Angewan'dte Mathematik
Physikalischer Sektor
Heinrich-Hertz-Institr
Berlin-Adlershof
Institut fur Optik and Spektroskopie
Berlin-Adlershof
135
Institut fur Strahlungsquellen
Berlin
Aulienstelle Hiddensee
Arbeitsgruppe fur Lumineszenz-Forschung
Liebenwalde
Institut fur Gasentladungsphysik
Greifswald
Institut fur Festkorperforschung
Berlin,
Institut fur Kristallphysik
Berlin-Adlershof
Kernphysikalisches Institut
Zeuthen-Miersdorf
Institut fur magnetische Werkstoffe
Jena
Arbeitsstelle fur Tieftemperaturphysik
Dresden
Technischer ?Sektor
Institut fur Technologie der Fasern
Dresden
Arbeitsstelle fur Regel- and Steuerungstechnik
Dresden
Institut fur Geratebau
Berlin-Oberschoneweide
Geologisch-Geophysikalischer Sektor
Institut fur Bodendynamik and Erdbeben-
forschung
Jena
Geodatisches Institut
Potsdam
Institut fur physikalische Hydrographie
Berlin-Friedrichshagen
Geotektonisches Institut
Berlin .
Geomagnetisches Institut
Potsdam
Arbeitsstelle fur Palaobotanik and Kohlen-
kunde
Berlin
Arbeitsstelle fur praktisclie Geologie
Jena
Cheinischer Sektor
Institut fur anorganische Chemie
Berlin-Adlershof
Institut fur organische Chemie
Berlin-Adlershof
Arbeitsbereich -Grenzflaehenaktive Stolle
and Fette
Arbeitsbereich,Vor- and Zwischenprodukte.
Laboratorium fur Kunststoffe
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MITTEILUNGSBLATT 3. Jahrgang, Heft 6/7;8
Institut fur Faserstoff-Forschung
Teltow-Seehof
Institut fur Katalyseforschung
Arbeitsbereich Organische Katalyse
Rostock
Arbeitsbereich Anorganische Katalyse
Rostock
Arbeitsstelle fur Komplexchemie
Jena
Physikalisch-Chemischer Sektor
Institut fur physikalische Chemie
Berlin-Niederschoneweide
Institut fur angewandte Silikatforschung
Berlin
Arbeitsstelle fur Kristallstrukturanalyse
Berlin-Adlershof
Arbeitsstelle fur Mineralsalzforschung
Berlin-Adlershof
Medizinisch-Biologischer Sektor
Institut fur Medizin and Biologie
Berlin-Buck
Arbeitsbereich Physik
Arbeitsbereich Biochemie
Arbeitsbereich Biologie
Arbeitsbereich Pharmakologie
Arbeitsbereich Angewandte Isotopen-
forschung
Arbeitsbereich Klinische Medizin
(Geschwulstklinik)
Institut fur vergleichende Pathologie
Berlin
Arbeitsstelle fur Kreislaufforschung
Arbeitsgruppe Prof. Dr. P. Kokkalis
Berlin-Friedrichshain
Arbeitsgruppe Prof. Dr. A. Wollenberger
Berlin-Buch
Institut fur Ernahrung
Potsdam-Rehbrucke
Arbeitsstelle fur experimentelle and angewandte
Psychologie
Berlin
Institut. fur Mikrobiologie and experimentelle
Therapie
Jena
Botanisch-Biologischer Sektor
Institut fur Kulturpflanzenforschung
Gatersleben
Am 6. Juni 1957 wahlte das Plenum der Deut-
schen Akademie der Wissenschaf ten zit Berlin-
Akademiemitglied Prof. Dr. Hans Fruhauf zum
Vizeprasidenten der Deutschen Akademie der
Wissenscha f ten zu Berlin. Die Wahl wurde vom
Stellvertreter des Vorsitzenden des Ministerrates,-
Herrn Fritz Selbmann, bettitigt. Auf Grund des
Beschlusses des Plenums der Deutschen Aka-
demie der Wissenscha f ten zu Berlin vain 16. Mai
1957 uber die Bildung and Tatigkeit der ?For-
schungsgemeinschaft der naturwissenschaft-
lichen, technischen and medizinischen Institute" -
und nach Zustimmung durch das Presidium
wurde Prof. Dr. Hans Fruhauf mit Datum vom
15. Juni 1957 als Mitglied in das Kuratorium der
?Forschungsgemeinschaft" berufen and in seiner
konstituierenden Sitzung am 24. Juni 1957 von
diesem Gremium zum Vorsitzenden des Kura-
toriums and des Vorstandes der ?Forschiirigs-
gemeinschaft" gewehlt.
Akadeiniemitglied Prof. Dr. Hans Fr~hauf
3. Jahrgang, Heft 8/7/8
MITTEILUNGSBLATT
Akademiemitglied Prof. Dr. Hans Fruhauf ist
Professor mit Lehrstuhl fur Schwachstrom-
technik, Direktor des Instituts fur Hochfrequenz-
technik and Elektronenrohren and Prorektor fur
das Fernstudium an der Technischen Hochschule
in Dresden, Mitglied der wissenschaftlich-tech-
nischen Beirate im Ministerium fur allgemeinen
Maschinenbau and der Kammer der Technik, Mit-
glied des Vorstandes der Physikalischen Gesell-
schaft and Leiter des Arbeitskreises ?Funksende-
und Empfangstechnik", 1951 ausgezeichnet mit
dem Nationalpreis uhd 1953 niit dem Vater-
landischen yerdienstorden.
Akademiemitglied Hans Fruhauf wurde 1904 in
Pforzheim geboren and legte in Stuttgart sein
Abitur am humanistischen Gymnasium ab. Der
Reifeprufung schlossen sich 11/2 Jahre prak-
tischer Tatigkeit in elektrotechnischen Betrieben
Suddeutschlands an. 1924 nahm Hans Fruhauf
dStudium der Elektrotechnik an der Tech-
nischen Hochschule Stuttgart auf, wobei er spe-
ziell das Gebiet der Schwachstrom- and Hoch-
frequenztechnik auswahlte. Der Diplomprufung
?mit Auszeichnung" schloB sich die Assistenten-
zeit am Institut fur Schwachstromtechnik an der
Technischen Hochschule Stuttgart an, die ihren
Abschluli mit der Doktordissertation uber eine
selbst erfundene McBmethode wiederum mit
dem Pradikat ?Mit Auszeichnung bestanden"
fand. Es folgten Lehrauftrage vor allem fur die
Gebiete Radiotechnik and McBtechnik mit der
Leitung des dazu gehorenden Laboratoriums an
der gleichen TH. Nach 1933 muf3te Prof. Dr. Hans
Fruhauf seine Lehrtatigkeit unterbrechen. In den
darauf folgenden Jahren war er Laboratoriums-
Ieiter, Konstruktionsleiter, Chefingenieur, Pro-
kurist, Technischer Direktor and Geschafts-
fuhrer in der Schwachstromtechnischen In-
dustrie. Nach 1945 war Hr.. Fruhauf zunachst
mal3gebend bei der Grundung and beim Aufbau
des Betriebes ?Stern-Radio-Rochlitz" beteiligt
and wurde anschliefiend mit dem Aufbau der
wissenschaftlichen and technischen Einrichtun-
gen der volkseigenen Vereinigung RFT betraut,
in der er als wissenschaftlicher Leiter and Direk-
tor tatig war. Im Rahmen dieser Arbeit begrun-
dete Akademiemitglied Fruhauf Zentrallabora-
torien fur Fernmelde-, fur Hochfrequenz-, fur
Rohren- and McBgeratetechnik and forderte
kontinuierlich ihren Ausbau.
1950 wurde Hans Fruhauf als ordentlicher Pro-
fessor an die Technische Hochschule Dresden be-
rufen. Auf Grund seiner Initiative and unter
seiner Leitung entstand and arbeitet heute das
Institut fur Hochfrequenztechnik and Elek-
137
tronenrohren an der TH Dresden. 1953 wurde
er zum ordentlichen Mitglied der Deutschen
Akademie der Wissenschaf ten zu Berlin ge-
wahlt. Akademiemitglied Prof. Dr. Hans Fruh-
auf gehort zu den Gelehi'ten-Personlichkeiten,
die die Wissenschaft niemals als Selbstzweck be-
treiben. Er bezeichnet es als ?eine der wesent-
lichen Aufgaben der wissenschaftlichen For-
schung, noch bestehende Lucken ausfindig zu
machen and sich daraus ergebende neue Probleme
zu hearbeiten. Hierfur ist der internationale
Stand der Wissenschaft als Ausgangspunkt an-
zusehen". Akademiemitglied Prof. Dr. Hans Fruh-
auf zeichnet sich durch ein ungdteiltes Interesse
fur die Erfordernisse der Volkswirtschaft unserer
Republik aus. Er aul3ert seine Meinung hierzu
vie.folgt:
.,Es steht auf3er Zweifel, data bei der Erhohung
des Lebensstandards unserer Bevolkerung.der
Steigerung der Arbeitsproduktivitat'auf_allen ?
Gebieten unserer industriellen Produktion eine
entscheidende Bedeutung zukommt. Auch wenn
wir den Buick nach den groBen Industrielandern
der Welt richten, machen wir die Feststellung,
?daO dort ebenso, wenn auch unter gewissen an-
deren Voraussetzungen, der Automatisierung
and besonders den Fragen der Elektronik er-
hohte Aufinerksamkeit geschenkt wird."
Die Fragen, die uns alle gegenwartig besonders
beschaftigen, beantwortet Akademiemitglied
Prof. Dr. Hans Fruhauf in einer Weise, die fur
uns Mitarbeiter der Deutschen Akademie der
Wissenschaften zu Berlin verbindlich ist:
..Vor zwolf Jahren war, es, da ging das Grauen
and der Tod noch durch unser deutsches Land.
In einer einzigen Nacht wurde .inter Anwendung
,herkommlicher Waffen` Dresden in Schutt and
Asche gelegt. Die Stadt der Kunst und Wissen-
schaft, die Kulturdenkmaler, unsere Technische
Hochschule, sie waren in Trummer gegangen.
40 000 Tote lagen unter den Ruinen begraben.
verbrannt, verblutet. Berlin, Hamburg, Nurn-
berg, die Stadte des Rheinlandes and das Ruhr-
gebiet hatten ein ahnliches Schicksal uber sich
ergehen lassen mussen - unter der Auswirkung
,herkommlicher Waffen`.
Zwolf Jahre sind inzwischen vergangen nach
diesem Grauen. Heute wissen wir alle, daB durch
die Weiterentwicklung' von Wissenschaft, and
Technik, deren Ergebnisse sich auch die Kriegs-
technik bedient, ein einziges GeschoB der neuen
,taktischent Kernwaffen ein viel groferes Grauen,
eine groBere Vernichtung zustande bringen kann
als vor zwolf. Jahren der massierte Einsatz ;her-
kommlicher Waffen`; ja wir wissen, d?aB die
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PA
00 0
138
Menge des auf der'Erde gestapelten Kernmate-
rials, als Atomwaffen angewandt, bereits heute
ausreichen vi rde, das Leben ganzer Kontinente
zu vernichten. Wiederum bedroht, zwolf Jahre
nach der Beendigung des grauenhaften Mordens
in Europa mit ,herkommlichen Waffen', die Welt'
eine neue, noch viel groflere Gefahr: Die Gefahr
des Atommordens. Wir aber wollen nicht unter '
gehen, sondern mit Hilfe der friedlichen Nutzung
der Atomenergie ein besseres and ein schoneres
Leben aufbauen.
Wer verantwortungsbewuBt als Deutscher die
Entwicklung betrachtet, der weiB: Die Frage der
Anwendung der Atomkrafte fur friedliclhe oder
fur kriegerische Zwecke, das ist heute die Schick-
salsf rage unseres deutschen Volkes, ja der
Menschheit. Hier gibt es keine Meinungsverschie-
denheiten unter den Deutschen! 18 weltbekannte
westd-eutsche` Wissenschaftier' fia`oen sich mit
ihrer von der Max-Planck-Gesellschaft am
12. April 1957 herausgebrachten Erklarung ein-
deutig auf die Seite einer positiven Entscheidung
dieser Schicksalsfrage and damit auf die Seite
des Friedens gestellt. Dieses Fanal, diese Demon-
stration des Gewissens hat die Welt aufhorchen
lassen and auch diejenigen wachgeruttelt, die
bisher vielleicht noch glaubten, Politik sei eine
Sache der ,Politiker'. Wenn es um Leben oder
Tod eines Volkes geht, hat das Volk and jeder
einzelne mitzusprechen. Es kann kein Zweifel
daruber bestehen, daB sich das Volk fur das
MITTEILUNGSBLATT 3. Jahrgang, Heft 8/78
Am 20. Juni dieses Jahres wahlte das Plenum der
Deutsche n. Akademie der Wissenschaften, zu
Berlin Nationalpreistrager Akademiemitglied
Prof. Dr. Gunther Rienacker zum Generalsekre
tar der Deutschen Akademie der Wissenschaften
zu Berlin. Die Wahl wurde vom Stellvertreter
des Vorsitzenden des Ministerrates, Herrn Fritz
Selbmann, bestatigt.
Leben entscheiden wird, gegen jene, die durch
ein unverantwortliches ,Spiel' mit atomaren
Waffen die Zukunft and das Leben des Volkes
gefahr?den.
Ich respektiere den Mut, den die 18 Atomwissen-
schaftler durch ihre freimutige Erklarung offent-
lich dokumentiert haben unter einer Regierung,
die sich anschickt, atomare Waffen einzufuhren
and mit ihrer Amvendung zu ,experimentieren'.
Ich achte and schatze auch das offentliche Be-
kenntnis, durch das 18 weltbekannte Wissen-
schaftler der Welt gezeigt haben, daB Wissen
nicht nur Macht ist, sondern daB Wissen auch?
Verantwortung erheischt! Und wer ware; so muB
man fragen, eher dazu berufen, an die Verant-
wortung gegenuber unserem Volk, gegenuber
der Menschheit, gegenuber dem Fortschritt 'zu
appellieren, als der Wissenschaftler? Die Welt ist
in letzter Minute aufgeruttelt. Funf Minuten vor
Zwolf ist durch die Wissenschaft, als die kompe-
tenteste Stelle, ein Fanal gegeben, das unser
Volk, ja das vielleicht die Menschheit vor einem
neuen Grauen, vielleicht sogar vor seinem end-
gultigeh Untergang retten kann!"
Akademiemitglied Prof. Dr. Gunther Rienacker'
Akademiemitglied Prof: Dr. Gunther Rienacker
wurde am 13. Mai 1904 in Bremen geboren., Er
studierte an der Munchener Universitat and
habilitierte sich fur anorganische Chemie 1936 in
Freiburg bei Nobelpreistrager Prof. Dr. Stau-
dinger.1937 erhielt er eine auflerordentliche Pro-
fessur in Gottingen and 1942 wurde er Ordina-
rius fur Chemie and Institutsdirektor an der'Uni-
versitat Rostock. Seit 1954 wirkt er in gleicher
Eigenschaft an der Humboldt-Universitat zu
Berlin.
Nach Kriegsende stellte sich Prof. Dr. Gunther
Rienacker mit seiner ganzen Personlichkeit dem
demokratischen Neuaufbau zur Verfugung. Von
1946-1948 war er der erste Rektor der Universi-
3. Jahrgang, Heft 6/7/8
MITTEILUNGSBLAT?T 139
tat Rostock, 1949 and 1951-1953 Prorektor.1946
wurde er Herausgeber der Zeitschrift fur an-
organische Chemie.
Die wissenschaftlichen Arbeiten Prof. Dr.
Gunther Rienackers beschaftigen sich im wesent-
lichen mit zwei grolien Problemkreisen. Einmal
sind es Spezialfragen der analytischen Chemie.
Seine Untersuchungen auf diesem Gebiet halten
eine grofle Tradition aufrecht, die mit dem Le-
benswerk beruhinter Gelehrter, wie z. B. mit
Clemens Winkler, verbunden ist. Die Verdienste
Prof. .Dr. Rienackers liegen im Prinzipiellen, well
er sich entgegen gewissen Zeitstromungen and
ohne Ri cksicht auf allgemeine Anerkennung ge-
rade der experimentellen praktischen Arbeits-
richtung in Forschung and Lehre widmete. All-
gemein anerkannt sind vor allem die zahlreichen
Arbeiten, die sich mit dem Problem der hetero-
enen Katalyse beschaftigen.-Sie'igen durch-
g
weg die Bemuhungen, die Frage nach dem Wesen
der katalytischen Vorgange an Oberflachen fester
Stoffe aus dem Stadium der reinen Empiric her-
auszuheben and auf eine echte tragfahige wissen-
schaftltche Grundlage zu stellen. Wie hock die
Bedeutung der Rienackerschen Arbeiten fur die
systematisch arbeitende chemische Technik and
die reine Grundlagenforsehung sind, geht ganz
besonders aus der Tatsache hervor, daB seinerzeit
fur diese Arbeiten and die Arbeiten auf dem
Gebiet der organischen Katalyse (Prof. Langen-
beck) von dem Ministerium fur Chemie, Steine
and Erden in Rostock ein eigenes Institut er-
richtet wurde, das jetzige Institut fur Katalyse-
forschung der Deutschen Akademie der Wissen-
schaften zu Berlin.
Neben seiner Lehr- and Forschungstatigkeit
zeichnet sich Akademiemitglied Prof. Dr. Rien-
acker als hervorragender Organisator and Leiter
von Verhandlungen aus. Als er 1953 zum ordent-
lichen Mitglied der Deutschen Akademie der
Wissenschaften zu Berlin gewahlt wurde, wurden
in der Begrundung sein offener.und klarer Cha-
rakter, seine unbedingto Sachlichkeit and seine
nie' erlahmende Initiative besonders hervorge-
hoben.1955 wurde er mit dem Nationalpreis aus-
gezeichnet.
Der Ruf Prof. Dr. Gunther Rienackers als einer
der fuhrenden deutschen Chemiker auf dem Ge-
biet der anorganischen Chemie, der sich weit
fiber die deutschen Grenzen hinaus erstreckt, ge=
winnt an Bedeutung, wenn man nur kurz die ge-
sellschaftliche Tatigkeit Prof. Dr. Gunther Rien-
ackers streift. Die vergangenen Jahre weisen ihn
als Mitglied der Stadtverordnetenversammlung
Rostooks and spater des Landtages Mecklenburg
and der Provisorischen Volkskammer aus. Er ist
Mitglied des Prasidialrates des Kulturbundes zur
demokratischen Erneuerung Deutschlands and
wurde 1953 Vorsitzender der Gewerkschaft Wis-
senschaft im Freien Deutschen Gewerkschafts-
bund. -
Mit Akademiemitglied Prof. Dr. Gunther Rien-
acker wurde eine Pers6nlichkeit zum General-
sekretar der Deutschen Akademie der Wissen-
schaf ten zu Berlin berufen, die mit alien ihren
Kraf ten an der Weltgeltung der deutschen
Wissenschaft and an den Bemuhungen, ein fried-
liebendes, demokratisches and einheitliches
Deutschland zu schaffen, unmittelbaren Anteil
hat.
Zum 70. Geburtstag von Nobelpreistrager Akademiemitglied Prof. Dr. Gustav Hertz
Bei dem Namen Hertz denkt jeder' an den groBen
Entdecker 'der elektromagnetischen. Strahlen,
dem wir die Grundlaga der wertvollen Erfln-
dungen verdanken, die wir unter der Bezeich-
nung Radiotechnik zusammenfassen. Von diesem
Heinrich Hertz soil heute nicht die Rede sein;
sondern von ?seinem Neffen Gustav Hertz, der
auch ein groBer Physiker ist, obgleich seine
SchoPfungen nicht in gleichem MaBe der All-
gemeinheit bekannt sind. Aber in Physiker-
kreisen nimmt er eine hervorragende Stellung
ein and gilt als einer der besten lebenden Phy-
siker ter alteren Generation.
Er wird am 22. Ji li 70 Jahre alt and ist in guter
Gesundheit and reger Tatigkeit. Ich will keine
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Beschreibung seines Lebensweges and auch keine
Aufstellung seiner sehr zahlreichen Veroffent-
lichungen geben. Beides findet man in den phy-
sikalischen Fachzeitschriften, z. B. in den An-
nalen der Physik, die ihm ein Sonderheft wid-
men. Ich will lediglich zwei Spitzenleistungen
nennen.
Die erste fallt in die jungen Jahre, als er am
Physikalischen Institut der Universitat Berlin
die nahere Bekarintschaft von James Franck
machte. Es entwickelte sich eine sehr fruchtbare
Arbeitsgemeinschaft, da sich die Fahigkeiten der
beiden'Forscher auf das glucklichste erganzten.
Das Ergebnis ist alien Physikern bekannt unter
dem Namen Franck-Hertz-Versuche, deren Er-
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140
MITTEILUNGSBLATT 3. Jahrgang, Heft 6/7/8
gebnis mit dem Nobelpreis ausgezeichnet wurde.
Sie beweisen den quantenhaften Energieuber-.
gang von Elektronen zu Atomen und bilden eine
handgreifliche Bestatigung der Bohrschen Atom-
theorie.
Die zweite groBe Leistung von Hertz ist prak-
tischer Art. In der -Technischen Hochschule
Berlin entwickelte er die Diffusionskaskade zur
Trennung von Gasgemischen. Sie erlangte nach
wenigen Jahren eine ungeahnte Bedeutung fur
die Trennung der Uran-Isotope. Die Isolierung
des Uran-Isotops vom Atomgewicht 235 ist un-
entbehrlich fur den KernzerfallsprozeB, der die
Welt heute im schlechten und guten Smne in
Spannung halt. In der auslandischen Literatur
wjrd der Name Hertz in diesem Zusammenhang
meist nicht erwahnt, und das zu Unrecht.
Nach dem Kriegsende 1945 folgte Gustav Hertz
einer Einladung in die UdSSR. Seit 1954 nimmt
er den ersten Lehrstuhl fur Physik an der Uni-
versitat Leipzig em. Moge er seine Art, ph-ysi-
kalisch zu denken und zu arbeiten, dem Nach-
wuchs ubermitteln und so dazu beitragen, das
Ansehen der deutschen Pliysiker in der Welt zu
erhalten. Das wunschen wir ihm und uns..
Berlin, den 22. Juli 1957 -
MAX VOLMER
ht/~ rstattun der AkctdCmiedele dtlon
LvlV ~i
im Plenum uber die Reise in die Volksrepublik China
Eindrucke eines Chemikers von einer China-Reise
Unsere Reise begann mit dem schon fur sich
allein sehr eindrucksvollen Flug uber die UdSSR
mit den Zwischenstationen Wilna, Moskau,
Swerdlowsk, Omsk, Nowosibirsk, Krasnojarsk,
Irkutsk, uber die Mongolei mit der Station Sain ?
shandar mitten in der Steppe und endete nach
rund 46 Stunden, von denen wir etwa 26 in der
Luft waren, plotzlich in Peking.
Plotzlich darum, veil Peking in der Ebene direkt
am Rand der sog. bis zu et~va 3000 m hohen
Westberge liegt und man - noch vom Eindruck
des Gebirges in Anspruch genommen - ganz
plotzlich mit scharfer Kurvp nach Osten auf dem
Flugplatz von Peking landet. Uberwaltigend ist
der Eindruck der letzten Flugminuten, weil sie
nach dem Gebirge, angesichts der prachtvollen
farbigen Anlagen des Sommerpalastes, ohne
tYbergang in der Ebene erfolgen..
Ebenso plotzlich wie der- Wechsel vom Gebirge
zum alien prachtigen Kulturdenkmal in der
Ebene ist der Wechsel vom Bild, das man vom
europaischen Leben mitbringt, zu dem, das man
bei der Anfahrt vom Flughafen zur Stadt Peking
ganz unvermittelt erlebt. In Europa hastende
Mechanisierung und Technisierung, in Peking
und iiberhauPt in China stetige und ruhige aber
dabei rastlose Arbeit und Tatigkeit durch die
nackte Muskelkraft von Mensch und Tier -
Pferd, Maultier, Esel und Kamel und auf dem
Lande dem Bi ffel.
Seit Jahrtausenden wird in China so gearbeitet,
aber seit der Befreiung von Unterdruckung vor
7 Jahren entwickelt sick ein neues China. Ganz
besonders wird das in Peking sichtbar. Am Stadt-
rand entstehen mit unfallbarer Geschwindigkeit
- unfaBbar, weil noch alles Baumaterial'von
Mensch und Tier transportiert wird - riesige
neue Stadtteile aus groBen Backsteinbauten
nach europaischem Muster. Einen Saum bildet
das Neue um die alte Stadt mit ihren fast aus-
schlieBlich ebenerdig gebauten Hausern und
Lehmhutten. Nach und nach verschwinden sie,
um Neubauten und groBzugigen, breiten und
weiten Strat3enanlagen Platz zu machen.
Im Gegensatz dazu werden die alten Kulturdenk-
maler, die Palaste, die. Tempel und Grabanlagen
auf das genaueste restauriert und als Museen
bzw. Erholungsstatten verwendet.
Das Wunderbarste ? abet- it der chtnestsche
Mensch, fur den das Leben mit der Befreiung,
von der jeder und jeder immer und immer'wiedei'
spricht, einen neuen Anfang genommen hat.
Strahlend trat er uns entgegen an alien Orten, in
den Stadten, in den Fabrtken, to den Labora-
torien, auf dem Lande, im Zuge und tm Theater,
bei den Mahlzeiten und in Gesprachen, bei der
Arbeit und in wenigen MuBestunden. Unbeschreib-
lich ist der frohe Gleichmut der Chinesen, 'seien
es Manner, Frauen oder Kinder.
. Uralte'Kultur und feinste Herzensbildung _sPre-
chen aus jedem Wort, aus jeder Handlung. Eme
nicht zu beirrende Zuversicht fur den Weg in
eine gluckliche Zukunft gibt das Geprage fur ihr
3. Jahrgang, Heft 0/7/8 MITTEILUNGSBLATT
Dasein und laBt sie jedem mit herzlicher Freund-
lichkeit und Hilfsbereitschaft begegnen.
Ich sah keine Bich zankenden Frauen, ich sah
keine schimpfenden Manner, ich sah kaum ein
weinendes Kind, und ich sah keinen Betrun-
kenen. Ich sah nur frahliche und glucklich zu-
friedene Menschen, obwohl sie in unserem MaB
gemessen als' materiell arm zu bezeicnnen sind,
heute noch arm. Aber in der kurzen Zeit seit der
Befreiung haben sie erkannt,.wie reich sie heute
schon sind und erst recht sparer einmal sein wer-
den. Denn potentiellictQhina ganz eigentlich ein
Land ungeahnter Mo~fiehkeiten. Es ist unermeB-
lich reich an gerade er.taufgeschlossenen Boden-
schatzen und reich an Menschen, die von Sonnen-
aufgang bis -untergaag rastlos und oft noch vie/
langer IleiBig und tatig sind und dabei unsagbar
anspruchslos und beseheiden.
Vielleicht den groBtep Eindxuck~i~be ich.~m Ge?
sprach gewonnen, zu dem uns der Ministerprasi.
dent Tschou En-lai am Ende unserer Reise einge?
laden hatte. Von jedem von uns lieB er rich be.
richten, was wir sahen und uber gemeinsame Az
beit dachten. Erohorte Bich an, vas vdr cagten,
dachte kurz nach und sprach dann klar und uber?
legt seine Ansicht zu den so verschiedenen Pro.
blemen aus. GroBartig war die Entwicklung
seiner Meinung uber den Stand und die bewullt.
langsam anlaufende zukunftige Technisierung der
chinesischen Wirtschaft, ganz !m Sinne der gro?
Ben, richtungweisenden Rede von Lu Ting?Xi
auf der Kultur-T?Lgung der Kommunistischen
Partei Chinas am 26. Mai 1956 mit dem be.
geisternden Titel: ?Lath viele Blumen bluhen und
die verschiedenen Gedankenrichtungen zu Worte
kommen."
141
nahm. Neue Universitaten wurden errichtet und
viele neue Hochschulen und Spezialhochschulen
- heute sind es fast 200. Die Academia Sinica
wurde ausgebaut und mit ihr auch eine groBe
Reihe von Forschungsinstituten, von denen die
fur Chemie nicht die kleinste Rolle spielen.
Es 1st einleuchtend, daB die wenigen erfahrenen
Chemiker sowohl an den Hochschulen als auch
an den Akadernieinstituten zunachst noch fast
ausschlieBlich und tnehr als uberreichlich damit
beschaftigt sind, einen. arbeitsfahigen Nachwuchs
auszubilden. Gerade fertig gewordene, ganz junge
und noch unerfahrene Chemiker geben das Ge-
lernte wetter und. arbeiten, in di Forschungs-
?laboratorien an Aufgaben, die bisher zum groB-
ten Teil den Problemkreisen der Industrie und
denen der Verwertung der groBartigen Rohstoff-
quel1~n entstammen. Eine eclite Forschung in
unserem Sinne, die nicht einem direkten und
: aziellen techniseltei ZweQk dieok ist daher ge-_
radQ erst im Entstehen und an nur einigen Stel-
lep schon vorhanden. Aber der Geist ist da, und
diQ flkademie in Peking hat einen Plan auf-
~estellt, demzufolge nach 12 Jahren das wissen-
rchaftliche Niveau auf alien Wissensgebieten dem
der ubrigen Welt gleichwertig sein soil.
Nash dem, was ich sah, zweifle ich nicht, daB
dieses Ziel fristgerecht erreicht wird. Denn
genau wie alle anderen Chinesen sind auch die
dlten und jungen Chemiker in China un~iaublich
fleiBig, aufgeschlossen zum Lernen und allem
Neuen gegenuber, vorurteilslos gegen Lehr-
meinungen und zu jeder Diskussion bereit.
Aufs beste ausgestattet sind die mit bis zu
800 Personen?belegten Institute der Akademie
und sehr gut ausgestattet fast alle Laboratorien
der Universitaten, in dentin 500 bis 1000 Stu-
denten von der'noch viel zu kleinen Zahi von
oUnd nun zur Chemkein China: Lehrkraften zu Chemikern ausgebildet werden.
Eine chemische Industrie hat es in China vor der Der Lehrbetrieb ist zunachst noch -fast schul-
Bef~eiung ffraktisch uberhaupt nicht gegeben. maBig und lehnt sich eng an das sowjetische
Daher gab es auch nur'Ansatze fur eine frucht- Muster an. Aber Ansatze zeigen sich zu einem
bare chemische Wissenschaft auf den Universi- Lehrstil eigener Pragung.
taten, die fast.ausschlieBlich geisteswtssenschaft. $ei dieser Lage ist es verstandlich, daB, unsere
Lich ausgerichtet waren. Die Zahl der Lehrstuhle chinesischen Kollegen 'sich nach Hilfe bei der
fur Chemie war klein;'sie waxen besetzt mit Pro. Ausbildung und Forschung im Ausland um-
fessoren odes Dozenten, die im Ausland studiert cehen, und unser Anliegen sollte es sein, 'uns
hatten, und nur wenige Studenten interessierten daft~r soweit wie irgend moglich zur Verfugung
sich fur die Chemie, denn es herrschte kin Be. zu ate]len. Denn das konnte ein Dank sein fur
darf an Chemikern. die groBe Freundlichkeit und Freundschaftlich-
Mit einem Schlage wurde das anders, ala nach Melt, rust der man uns an allen Orten und stets
der Befreiung mit tier dndustrialisie'rung des ' auf da; lierz1ichste aufgenommen hat.
Landes begonnen wurde und damn naturgem i1 - ? Prof. Dr. E. TxtLo
auch eine rhemieche Industrie ihren Anfan$ . Akademiemitglied -
? ? ?.
? :.,?...- , _ ?.
. ? .
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142
3. 1ahrgang, Heft 6J7J8
1957/58
isthe,Jahr
h sikal
' Geo
as Internationale P Y
D
Die Aufgaben der Wissenschaftler in der Deutschen Demokratischen Republik im
Internationalen Geophysikalischen Jahr .
Das Nationale Komitee der Deutschen Demo-
kratischen Republik fur das Internationale Geo-
physikalische Jahr war sick bei seiner Konsti-
tuierung der besonderen Verpfiichtung bewuBt,
die den wissenschaftlichen Einrichtungen un-
serer Republik fur eine Beteiligung am IGJ er-
wachsen, and hat dementsprechend einen Plan
aufgesteilt, der eine moglichst umfangreiche Be-
teiligung der dafur in Frage kommenden in-
stitute vorsieht, Es ist auch gelungen, diese Be-
a.i~chea Diszi-
teiligung auf-fast allc geophysinalis
plinen zu erstrecken, die in das Unternehmen
des Internationalen Geophysikalischen Jahres
einbezogen sind.
Insgesamt werden es im Bereich der Deutschen
Demokratischen Republik uber 60 Stationen
sein, die irgendwelche Aufgaben im Rahmen des
Internationalen Geophysikalischen Jahres durch-
zufuhren haben, wobei mit der abkurzenden Be-
zeichnung ?Station" die ganze Spanne von der
kleinen Viermannbeobachtungsstation bis zum
groBen, modernen and vielseitig ausgerusteten
Observatorium iiberdeckt wird.
Innerhalb des gesamten geophysikalischen Ar-
beitsprogramms wahrend des Internationalen
Geophysikalischen Jahres nimmt das Fachgebiet
Meteorologie eine besondere Stellung eon, Das
zentrale Problem, um das es hier geht, 1st das
der atmospharischen Zirkulation, des Luftkreis-
laufs, d. h. der Erforschung der verschiedenen
recht kompliziert angeordneten ? Stromungs-
systeme urid ihrer langsamen jahreszeitlichen
ebenso wie ihrer plotzlichen Veranderungen, uber
die wir bisher nur sehr ungenugend unterrichtet
sind, deren genaue Kenntnis aber fur eine zu-
kunftige Verbesserung der Wettervorhersage von
eminenter Bedeutung ist. Die noch mangelnde
Kenntnis der dYnamischen Prozesse bzw. der
Stromungsverhaltnisse betrifft dabei weniger
den unteren Teil der Atmosphere, die Tropo-
sphere, als vielmehr das daruber liegende Stock
werk, die Stratosphere bis zu einer Hohe von
30 km, Diese Schicht von 10 bis 30 km wird da-
her im Internationalen Geophysikalischen Jahr
der bevorzugte meteorologische Mefiraum sein,
aus welchem eon gut ausgewahltes Netz aerolo-
gischer Stationen mit viermal taglich gemessenen
,
MITTEILUNGSBLATT
Verteilungen der Winde and zweimal taglich ge-
messenen Verteilungen der Temperatur and der
Feuchte. das Beobachtungsmaterial li~fern soil,
von deco man sich einen grundlicheren Einblick
in die Zirkulationsverhaltnisse der oberen At-
mosphere erhoflt,
Zu dieser Hauptaufgabe wird die Deutsche De-.
mokratische Republik mit den vier aerologischen_- ?
Stationen ihres Meteorologischen Dienstes einen
vollstandigen Beitrag liefern, wobei eon neu ent
wickelter, mit Beginn des Internationalen Geo-
physikalischen Jahres zum Einsatz gelangendei
automatischer Radiotheodolit and verbesserte
Radiosondenballone die Messungen bis zu einer
Mindesthohe von 20 km im Sinne der gestellten
Forderungen gewahrleisten werden.
Da die Ursache der atmospharischen Zirkulation
letzten Endes die Sonnenstrahlung ist, bildet das
Ivlefiprogramm der atmospharischen Strahlung
die zweite wichtige Aufgabe innerhalb des mete-
orologischen Forschungskomplexes des Inter- ?
nationalen Geophysikalischen Jahres. Auch hier
ist die Deutsche Demokratische Republik mit
dem Hauptobservatorium Potsdam, der Strah-
lungsforschungsstelle Gotha and einer Reihe
von Strahlungsmetistationen snit einem umfang-
reichen and vollstandigen Programm vertreten,
das eine besondere Steigerung durch den Auf-
bau der Warmehaushaltsstation im Observato-
rium Lindenberg erhalt. Solche Warmehaus-
haltsuntersuchungen stellen eine mefitechnischa
aufierst komplizierte Aufgabe dar; tatsachlich
existiert in Mitteleuropa aufier der genannten
Warmehaushaltsstation nur noch' eine solche in
Hamburg, die sich mit analogen Fragen be-
fafit,
Erganzt wird dieses schon sehr umfangreiche
meteorologische Programm noch durch Ozon-
messungen der Observatorien Dresden-Wahns-
dorf und. Potsdam, ferner durch Peilungen der
Sferics, der weit entfernten elektrischen En.
ladungen in Gewittern oder in der Kaltluft der
Tiefdruckgebiete, durch luftelektrische and lift-?
chemische Untersuchungen, insbesondere sol-
cher, die sich mit der Messung des radioaktiven
Gehalts der Luft and des Niederschlagswassels
befassen.
3 Jahrgang, Heft 0J7/8 MITTEILUNGSBLATT
143
In den Vorlaufern des Internationalen Geophy- gramme laufen, ist das der hochatmospharischen
sikalischen Jahres, den Internationalen Polar- Leuchterscheinungen, d. h. der Nordlichter, des
jahren, lag der Schwerpunkt des Beobachtungs- Nachthimmelslichts, der leuchtenden Nacht-
~r dma etismus. wolken and ahnlicher Erschemungen. In der
t ~
tatigkeit al,. Qem Geluet dr1 $r
Auch heute'iiden die Me6progcaiawe des Geo- Deutschen Demokratischen Republik 1st es die
magnetismus einea ~VesenUic1ien $estbndteil des Sternwarte Sonneberg./Thuringen, in deren
Gesamtprogrammes. Das erdmagnetis~he Feld Spezialgebiet die Untersuchung dieser Phano-
sPricht bekanntlich unmittelbar avi ienospha- mene fallt. Sic wird selbst in alien moglichen
rische Storungen an, urid die irn erdmagnetischen Formen derBeobachtung undRegistrierung, nam-
Feld vor Bich gehenden Veranderangen sind oft lich visuell, photographisch and spektrographisch,
eon Spiegel der Vorgange in den liohen iono- Beobachtungen des Nachthimmelslichts durch-
sPharischen Schichten. Innerhalb der erdmagne- fiihren and die zentrale Stelle fur das Beobach-
tischen Forschung gibt es eigentlich kein Tell- tungsprogramm der Nordlichter and anderer
gebiet, dem man im Internationalen GeoPhY- Leuchtphanomene bilden, Dabei liegt die Fest-
kalischen Jahr niche Beachtung schdnkt, vor stellung der raumlichen and zeitlichen Ver-
allem aber sind es die erdmagnetischen Sturme, telling der Nordlichter uber den Gebieten, in
?
d. h. die Behr raschen and anomal groBen Schwan- denen sic aufzutreten pfiegen, im eson eien
kungen der erdmagnetischen Komponenten, Interesse der Untersuchungen. Es gilt also, keine
deren Beobachtun~ and Registrierung einen auch noch so unbedeutende Nordlichterscheinung
w
SchwerPunkt bildet. Denn diese treten im Ge- zu? ubersehen. In den polarei and subpo aren
folga der Sonneneruptionen dann auf, wenn der Regionen wird man aus diesem Grunde eine
Strom der von der Sonne ausgehenden Korpus- grolie Anzahl automatischer Kameras aufstellen,
kularstrahlung in die Atmosphere einfallt. In die jede Nacht den gesamten Himmel in Ab-
der Deutschen Demokratischen Republik ist das standen von 5 Minuten auf die Platte bannen.
Geomagnetische Observatorium Niemegk die In unseren Breiten mit schon viel geringerer
Zentralstelle fur die erdmagnetische Forschung. Nordlichthaufigkeit versucht man, die Fest-
Hier and an einigen Aufienstellen werden neben stellung der Haufigkeit and Verteilung des Nord-
den normalen Registrierungen der geometrischen lichts durch eon Netz von Beobachtungsstationen
Elemente vor allem die geomagnetischen Va- zu erreichen, das aber wegen der ungunstigen
riationen als Folge ionospharischer Vorgange klimatischen Verhaltnisse unserer Region hin-
laufend wahrend des Internationalen Geophy- reichend dicht sein muB. Der Meteorologische
sikalischen Jahres verfolgt and registriert. Des- Dienst wird daher einen groBen Teil seiner Sta-
gleichen werden standig Messungen des Erd- tionen mit dieser Aufgabe betrauen and sic auf-
stromes vorgenommen, der durch die gedlnagne- fordern, nach den Weisungen and der Anleitung
tischen Variationen induziert wird, Das Obser- der Sternwarte Sonneberg den Nordlichtbeob-
vatorium Niemegk wird auch bewegliche, so- achtungsdienst wahrzunehmen.'Desgleichen wer-
genannte ambulante Stationen ausrusten, die den fur these
ebenfaYs die geomagnetischen Variationen and hinzugezogen.,
b mot dem ?
er
Aufgabe die Volkssternwarten
die Erdstrome registneren, nun a
Das Arbeitsgebiet, das sich mit den Vorgange,n
Ziel, Profi1vermessungen vorzunehmer vnd in der Ionos here beschafti t ist im Programm
e die Zonen erhohter Lefts P' g '
langs diesel Profil des Internationalen GeoPh.Ysikalischen Jahres
?
fahigkeit in der tieferen Erdkruste festzulegei, auBerst vielseitig gestaltet. Auch die Beteiligung
die all Induktionswirkungen des ionosphancth
bediugten Variationsfeldes im Erdinnern eraeugt
werden? Insgesamt sollen Sieben solche Profile
0
vermessen wei`den.
Um die erzielten Ergebnisse mit deneri anderer
Observatorien vergleiclien au konnen, wird dal
Observatorium Niemegk mehrfach Anschlulf.
messungen an die betreffenden Observatorien P
Westdeutschland, Danmark, (Ssterreich, dc'
13, Poen find Bulgarien' durchfi hren.
ivelteref ebiet, fur das innerhalb des Inter.
Miiwu~lcA Geophysikalischen Jahres McBpro-
der Ionospharen-Institute der Deutschen Demo-
kratischen Republik, des Observatoriums fur
Ionospharenforschung in Kuhlungsborn and des
Heinrich-Hertz-Instituts in Berlin mit semen
Aufienstellen auf Rugen and in Neustrelitz, ist
dieser Vielseitigkiet angepaBt. Die Untersuchun-
gen werden sich, erstrecken auf die Impulslotung
dIonosPhere mittels Impulssendern, welche
e4ektrische Impulse verschiedener Wellenlangen
aacheinander aussenden and in ihrem Riicklauf
wieder empfangen. Aus der Laufieit erhalt man
~dann nicht nur Augaben uber die Hohenlage der
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144
MITTEILUNGSBLATT 3. Jahrgang; Heft Or7J8
ionospharischen Schichten, sondern auch solche
fiber ihre Struktur, insbesondere uber ihre Re-
llexionsfahigkiet in Abhangigkeit von der Wellen-
lange. Gleichzeitig werden Messungen der Re-
fiexionsfahigkeit in Abhangigkeit voc, Einfalls-
winkel der Wellen and Messungen der Damp-
lung, d. h. der Absorption der elektrischen Wel-
len durch die ionisierten Schichten durchgefi hrt.
Besondei'es Gewicht erhalten alle diese Unter-
suchungen unmittelbar nach dem Auftreteri
starker Sonneneruptionen; durch die dabei aus-
gesandte Ultraviolettstrahlung, welche die Erd-
oberflache nicht erreicht, aber eine verstarkte
Ionisierung der oberen Schichten bewirkt, wird
die normale Dampfung der elektrischen Wellen
so verstarkt, daB es bisweileii zu ernem volligen
Erliegen des Funkempfangs kommen kann.
Im Observatorium Kuhlungsborn werden dar-
uber hinaus mittels einer modernen hocbfre-
quenztechnischen Anlage Aufbau and Struktur?
der Nordlichter erforscht. Diese sogenannte
Backskatteranlage ist die einzige, die in der
mitteleuropaischen Region wahrend des IGJ in
Tatigkeit sein wird. - SchlieBlich sind die at-
mospharischen Storungen, die Knackgerausche
in den Rundfunkempfengern, die sog. Atmo-
spherics, auch hier Gegenstand der Untersuchung,
nur aber nicht? im Sinne der Fixierung ihres
Ortes durch Peilung, wie es im Meteorologischen
Observatorium Potsdam geschieht, sondern durch
Registrierung ihrer Starke and der Anzahl der
Storimpulse in verschiedenen Frequenzen.
DaB die standige and sorgfaltige Oberwachung
der Veranderungen in den verschiedenen Schich-
ten der Sonne als Ursache der meisten geophy-
sikalischen Phanomene eine Aufgabe von emi-
nenter Bedeutung ist, wurde bereits eingangs
festgestellt. Diese Aufgabe obliegt den Astro-
hysikalischen Observatorien der beteiligten Na-
P
tionen. In der. Deutschen Demokratischen Repu-
blik wird sic vom Astrophysikalischen Observa-
torium Potsdam mit einer Aul3enstelle and vom
Heinrich-Hertz-Institut in Berlin wahrgenom-
men. Die mannigfachen Storelemente auf der
Sonne - in der Photosphire die Sonnenflecken
and die ?inen meist benachbarten photospha-
rischen Fackelgebiete, in der Chromosphere die
chromospharischen Fackeln and die Eruptionen
and daruber die Wolken ionisierter Materie, am
Sonnenrand als helle Frotuberanzen, vor der
Sonnenscheibe als dunkle Filamente - sie alle
werden vom Astrophysikalischen Observatorium
Potsdam lauf end uberwacht and beobachtet, wo-
bei man sich insbesondere der sinnvollen Me-
thode' der' Ausfilt'erung eines engen Spektral-
bereiches bedient, in dessen Licht die chromo-
spharischen, im unzerlegten Licht hervortreten-
den Einzelheiten nun sichtbar werden. Ein ge-
sondertes Forschungsprogramm bleibt dem Turm-
teleskop des Potsdamer Einsteinturmes vorbehal-
ten, die Messung der Magnetfeldstarke der ein-
zelnen Flecken bzw. Fleckengruppen, wovorr man
Bich eine Klarung der Zusammenhange zwischen
den veranderlichen solaren Magnetfeldern and
den geomagnetischen Variationen erhoftt.
Bin verhaltnismal3ig junges, aber heute schon
Behr fruchtbares Arbeitsgebiet ist das der Radio-
astronomic, in das sich die AuBenstellen des
Potsdamer Obser?vatoriums and das Heinrich-
Hertz-Institut teilen. In der Radiostrahlung hat
man.ein sehr zuverlassiges Hilfsmittel zur Ver-
fugung, Sonneneruptionen auch dann festzustel-
len, wenn die optische Beobachtung infolge at-?
mospharischer TrBbung erschwert oder bei Be-
wolkung unmoglich gemacht wird. Aus den Fre-
quenzen der einfallenden Radiostrahlung 11131
sich dann, je nachdem sic im Dezimeterbereich
oder im Meterbereich erfolgt, mit einiger Sicher?-
heit angeben, ob die Storungsquelle ihren Sitz
in der Chromosphere hat oder? die Storungen
den Schichten der Korona entstammen. Mit einer?
engen Zusammenarbeit der Astrophysik and der
Radioastronomie ist damit ein nahezu luckenloses
Uberwachungssystem geschaffen, das alle solaren
Storungen rechtzeitig zu erfassen and zu lokali-
sieren in der Lage sein durfte.
Auf dem Gebiet der kosmischen Strahlung ist
gleichfalls eine Beteiligung der Deutschen Demo-
kratischen Republik vorgesehen; sic wird sich
erstrecken auf die Messungen der Intensitats-
schwankungen der kosmischen Strahlung im
Zusammenhang mit solaren and geomagnetischen
Storungen and in Abhangigkeit vom taglichen
and jahreszeitlichen Gang sowie auf'die Mes-
sungen. der einzelnen Komponenten, d. h, der
durchdringenden and der weichen Ultrastrah-.
lung. Das Observatorium fur Ionospharenfor-
schung and das Institut fur Experimentelle
Physik der Universitat Halle werden sich in
diese McBprogramme teilen.
Vielseitig in -der Aufgabenstellung 1st -das als
?Langen and Breiten" bezeichnete Forschungs-
geblet, welches die Probleme der astronomischen
Geodasie, der Orts- and Zeitbestimmungen auf
der Erde zum Inhalt hat Das Geodatische In-
stitut Potsdam, das auf eine reiche Tradition zu-
r?uckblicken kann, wird in der Deutschen Demo-
kratischen. Republ?k diesen Aufgabenkomplex
in vollem Umfange ubernehmen. Dazu gehoren
neben den Behr genauen Langen- and Brert'en-
3. Jahrgang, Heft 0/78 MITTEILUNGSBLATT
bestimmungen der beteiligten Observatorien, an
denen ubrigens auch die Sternwarte Babelsberg
Anteil haben wird, die laufenden Breitenbestim-
mungen zur Verfolgung der Polhbhenschwan-
kungen, ferner die Untersuchungen uber die un-
regelmaBigen Schwankungen der Erdrotation,
die sogenannte Fluktuation, and uber ihre regel-
maf3igen, jahreszeitlichen Schwankungen, ein
Effekt, der Bich nur mittels auBerordentlich pra-
ziser quarzgesteuerter Uhren feststellen lal3t, die
einen noch genaueren Gang haben als die schon
so exakte, aber doch ein klein wenig unregel-
maBige Erduhr?, welche die Zeit eben durch die
Erddrehung miBt. In diesen Fragenkomplex ge-
horen auch die Untersuchungen uber die Fort-
pflanzungsgeschwindigkeiten der die Zeitsignale
ubermittelnden elektrischen Wellen in der At-
mosphare, ferner die Untersuchungen atmospha-
145
der Vermessung der Gletscher auf dem Terri-
torium der Sowjetunion untersti tzen, wobei ein
neu entwickeltes photogrammetrisches Aufnahme-
und Auswertgerat der Zeisswerke zum Einsatz
gelangen soil. Einen grof3eren Umfang wird mit
alley Wahrscheinlichkeit die Beteiligung auf dem
Gebiet der Ozeanographie annehmen. Auf dem
zur Zeit groBten, in Rostock vom Stapel gelau-
fenen Forschungsschiff ?Lomonossow" werden
sowjetische and deutsche Spezialisten in Kreuz-
fahrt auf dem Atlantik operieren and gemeinsam
ozeanographische sowie meteorologische MeB-
programme durchfihren.
Probleme der langen Flutwellen des Meeres, der
Schwankungen des Meeresspiegels, der Zirku-
lationsstromungen, des Meeres-Chemismus and
der Meeresbiologie sowie Messungen der Wasser-
temperatur, des Salzgehaltes, der Komponenten
riseher Einflusse und_der EinfluBnahme-der-per--- des Warmehaushalts der"Ozeane-und der Drit?t-
sonlichen and instrumentellen Fehler auf die
exakten Zeitbestimmungen.
Das Potsdamer Geodatische Institut wird sich
daruber hinaus auch am McBprogramm der
Gravimetnie durch laufende Registrierung der
Vertikalkomponente der Schwerkraft beteiligen.
Mit Untersuchungen zu den Gezeiten der festen
Erde wird sich durch Registrierung der Lot-
schwankungen and der Schwerkraftanderungen
das Institut fur Theoretische Physik der Berg-
akademie Freiberg an zwei Aul3enstationen be-
fassen. Das Jenenser Seismologische Institut be-
absichtigt schlieBlich, spezielle mikroseismische
Untersuchungen im Rahmen des Arbeitsgebietes
Erdbebenkunde durchzufuhren.
Soweit der bereits festliegende Teil den Pro-
gramme, mit denen die Deutsche Demokratische
Republik durch die Arbeit ihrer Institute das
Vorhaben des Inter?nationalen Geophysikalischen
Jahres unterstutzt. Unerwahnt bleiben bisher
die beiden Gebiete Gletscherkunde and Meeres-
kunde. Ohne daB hienlf r bereits ein fest um-
rissenes Programm vorliegt, kann doch gesagt
werden, daB eine Beteiligung der Deutschen
Demokratischen Republik auch auf diesen
Forschungsgebieten vorgesehen 1st, and zwar auf
bewegungen des Meereises werden den Inhalt
dieses umfangreichen Expeditionsprogramms
bilden.
DaB die Deutsche Demokratische Republik sich
auch den erhohten Beobachtungsprogrammen
wahrend der sog. Welttage and Weltintervalle
angeschlossen and Verpflichtungen innerhalb des
Weltwarndienstes ubernommen hat, sei am
Rande and der Vollstandigkeit halber abschlie-
Bend erwahnt.
Zur Zeit werden die letzten Vorkehrungen ge-
troffen, bei uns and anderswo, um gerustet zu
sein zum friedlichen Wettstreit auf dieser Olym-
piade des Geistes, deren olympisehe Flamme
18 Monate nicht erloschen wind. - Moge sic, un-
sichtbar in den Herzen derer angezundet, die
diesem grof3en Werk verfallen and verpflichtet
sind, Symbol sein fur den Geist der Verstandi-
gung, fur die Vernunft and die wachsende Ein-
sicht' in die Gr?oBe der Verantwortung, die wir
alle tragen and von der uns keiner entbinden
kann, der Verantwortung dafur, die Krafte der
Natur zum Nutzen der Menschheit in den Dienst
zu stellen and nicht zu ihrer Vernichtung.
Prof. Dr. H. PHILIPPS
Expeditionen in Zusammenarbeit mit der Sowjet- Direktor des Meteorologischen and Hydrologischen
union. Dienstes der Deutschen Demokratischen Republik,
Eine kleine Gruppe von photogrammetrischen Sekretar des Nationalen Komitees der Deutschen
Fachleuten der Deutschen Demokratischen Re- .Demokratischeri Republik fur das Internationale
ublik wind die Wissenschaft.er der UdSSR bei Geophysikalisehe Jahr
p
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I46 MITTEILUNGSBLATT 3. f ahrgang, Heft 6/7/8
Probleme des Geomagnetismus im Rahmen des Internationalen GeoPhysikalischen-
Jahres
Die meisten Lesei werden sicker schon alleilei hohen TemPeraturen - beiliiufig 500-7000 C -
uber das Geophysikalische Jahr gehort, gesehen ausgesetzt ist, daB die kleinsten Teilchen des
und gelesen haben? denn der Rundfunk, das Korpers sehr starke thermische Schwankungen
ehen, die Tagespresse auch PoPularwissen- ausfuhren und aus diesem Grunde das Kristall-_
Ferns_
the Zeitschriften und das Vortragswesen, gitter Bich schliel3lich auflost. Magnetische Er-
schafth
sogar Ausstellungen haben eine Fiille von Einzel- scheinungen lassen sich heute .sehr gut theore-
uber Verlauf und Organisation, uber tisch beherrschen und daher nutzbar machen
heiten
Zweck und Ziele dieses wohl bisher groBten fur die Menschheit, und zwar mit Hilfe der Max-
wissenschaftlichen Unternehmens nahegebracht. wellschen Nahewirkungstheorie. Diese jetzt all-
Es 1st daher nicht meine Absicht, noch einmal gemein gultige Theorie setzt voraus, daB leder -
auf diese Dinge zuruckzukommen, sondern ich Magnet um Bich herum efn Magnetfeld besitzt,
will gleich in medias res gehen und an dem Bei- das mit ihm lest verbunden ist wie z. B. seine
spiel des Sektors der geomagnetischen Forschung Oberflache oder seine Masse, und das sick in den
zei en vie notwendi ein solehes Internationale unendlichen Raum hinein erstreckt. Auch durch
GeoPhYsikalisches Jahr ist. das absolute Vakuum, d, h. durch den vollig
Das Wort Geomagnetismus ist klar. Es umfaBt leeren Raum, das also an keine Materie gebun-
die magnetischen Erscheinungen der Erde, 'und den ist und einen gewissen Energiemhalt re-
wenn man die Fraga stellen wollte, was Magne- prasentiert. Dieser Energieinhalt zeigt sich da-
tismus letzten Endes ist, so muB darauf gesagt durch, daB dieses Magnetfeld auf andere ma-
werden, daB diese Fraga mit vollster Klarheit gnetische Korper, die in semen Bereich gebracht
heute noch nicht beantwortet werden kann; werden, gewisse mechamsche Wirkungen auszu-
denn diese Frage ist gleichbedeutend mit der uben vermag, Drehungen und Verschiebungen,
Frage z. B. auch nach dem Wesen der Energie mit deren Hilfe das magnetische Feld iiberhaupt
und dem Wesen der Masse, und auch diese Frage nur erkannt werden kann; denn der Mensch be-
noch niemand beantworten. Trotz sitzt leider kein Organ, um magnetische Felder
kann heute
ti11em aber sind die magnetischen Erscheinungen direkt festzustellen. In Behr groBer Entfernung
schon recht alt und zwar liegt das daran, daB von dem Magneten nimmt dann der Energie-
die Natur uns in dem Magneteisenstein soge- gehalt dieses Feldes standig zu Null ab.
nannte ?naturliche" Magnete in die Hand ge- Mit diesen primitiven physikalischen Vorstellun
g -
eben hat, mit deren Hilfe leicht alle jene primi- gen soil nun zum Geomagnetismus zuruckgekehrt
tiven und einfachen Versuche, die von der Schule werden. Die ersten Erkenntnisse liegen hier schon
her bekannt Sind, durchgefuhrt werden konnen. sehr weit zuriick. Wenn man z. B. ein Lehrbuch
SPtiter hat man gelernt, auch knnstliche Magnete zur Hand nimmt, in dem die Geschichte der
herzustellen, die viel besser und energiereicher Kompasse behandelt ist, so findet man dort eine
als die naturlichen sind, und mit deren Hilfe 'Abbildiing, die einen chinesischen holzernen
die Erscheinungen des Magnetismus nahei unter- Streitwagen darstellt, auf deesen Brustung eine
sucht werden konnten. Dabei hat sich gezeigt, Figur mit ausgestreckter rechter Hand steht, die
daB die magnetischen Erscheinungen nicht di- bezeichnenderweise fur China nach Suden, nach
rekt'erbunden Sind mit den Atomen oder Mole- dem Zenit der Sonne, weist, nicht nach Norden,
kulen der festen Korper, sondern vielmehr mit wohin bei uns die Kompasse im allgemeinen
der Kristallstruktur, und daB solche Erschei- ausgerichtet sind. Diese Figur ist um erne verti-
nungen verlorengehen, wenn diese Kristall- kale Achse drehbar, und wahrscheinlich wird
struktur aufho "it zu existieren. Streng genomm- ein naturlicher Magnet an dieser Figur befestigt
,
men handelt es sich hierbei nicht um magnetische gewesen sein, der die ausgestreckte Hand immer
Erscheinungen schlechthin, sondern um solche, im magnetischen Meridian festhielt.
die als ferromagnetische Erscheinungen be- Die jahrhundertelangen Forschungen haben fol-
zeichnet werden, weil sie besonders am Eisen gendes uher den Geomagnetismus ergeben: Das
klar zu beobachten sind. Dieser Ferromagnetis- Feld, das heute auf der Erdoberflache gemessen
mus ist also an die Kristallstruktur gebunden wind, setzt sich zusammen aus zwei ganz ver-
und hurt auf zu existieren, wenn die' Kristall- schiedenen Teilen, der eine stammt aus dem
struktur zerstort wird, d, h. wenn der Korper so Erdinneren und der andere aus jenen hochsten
3. Jahrgang, Heft 6/7/8
MITTEILUNGSBLATT 147
Schiehten in etwa 100 und mehr Kilometer Ent- magnetismus liegen die Dinge genauso wie auf
fernung von der Erdoberflache, - die den Namen allen anderen Gebieten der Geophysik. Es gibt
Ionosphare tragen. Beide Teile sind vollig von- dort namlich kaum eine Erscheinung, die Bich
einander verschieden. Der erstgenannte macht nicht mit der Zeit anderte, und kaum etwas, was
bei weitem den groBten Tell des gesamten Feldes nicht ortlich verschieden ware. Und diese ortliche
aus, namlich 05 o/e,'wahrend der zweite, der iono- und zeitliche Verschiedenheit gibt schon das
sPharisch-bedingte, nur. 5 O/o zu' dem Gesamtfeld Skelett fur die Erkenntnisse einer dringeiiden
-
beitragt. Auch in ihrem zeitlichen Ablauf sind Not\vendigkeit eines Geophysikalisehen ?Jahres,
beide Teile ganzlich voneinander verschieden. d. h. also eine internationale Vereinbarung, um
Wahrend der erste verhaltnismaBig wenig und solche Messungen nach einem einheitlichen inter=
langsam zeitlich variabel ist im Rahmen der nationalen Plan durchzufuhren; denn man muB
sogenannten Sakularvariation, ist der zweite sehr bedenken, daB die Erde nur zu einem Drittel
starken zeitlichen Schwankungen unterworfen, aus Festland besteht, zu zwei Drittel aus Wasser,
mit einer Periodendauer von Sekunden, Minuten, daB das Festland nosh zu einem guten Tell wenig
Stunden Tagen, Monaten, Jahren, ja bis hinauf kultiviert ist, und daB manche Teile heute noch
zu 11 Jahren, der bekannten Sonnenflecken- wenig erschlossen sind. Es laBt Bich daraus so-
eriode. Auch ortlich sind'beide Teilfelder, aus fort ersehen, daB gute und brauchbare Messun-
P
_. denen sich das gesamte geomagnetische Feld zu _ gen in ortlicher Dichte und in zeitlich notwen-
sammensetzt, sehr verschieden, d. h. sie Schwan- diger 9ufeinanderfolge nur von verhaltnismaBig
ken von Ort zu Ort. Das Hauptfeld, vie jener geringen Teilen der-Erdoberflache vorliegen. Des-
groBere Teil, der aus dem Erdinnern stammt, halb ist der Wunsch durchaus zu verstehen, hier
genannt sei, hat eine verhaltnismaBig regel- wenigstens fur die Zeit von 11/2 Jahren einmal
maBige Struktur; denn sonst ware es ja nicht grundlich Wandel zu schaffen und die Messungen
moglich, daB man sich mit dem Kompa6 auf der so anzulegen, wie sic im Idealfall eigentlich an-
Erde, zu Wasser, zu Lande in der Luft, auch gelegt sein muBten, d, h. also auch jei a Gebiete
unter der Erde orientieren konnte. Eingelagert der Erde mit in das McBprogramm einzubeziehen,
in diesen regelmaBigen Tell sind gewisse Un- die normalerweise nicht einbezogen werden
regelmaBigkeiten, Anomalien genannt, teils re- konnen, und das sind, vie bereits gesagt wurde,
gionale Anomalien von der GroBe von Kontinen- die Weltmeere, die wenig erschlossenen Teile der
ten und Ozeanen, teils auch Anomalien kleinen Kontinente uncLnaturlich, nicht zu vergessen, die
und kleinsten AusmaBes, die mit der Ver- beiden Polkappen unserer Erde.
schiedenheit der Struktur der Erdkruste in Zu- Es ist also die Aufgabe der geomagnetischen For-
sammenhang stehen. Hier sei kurz hingewiesen schung im Rahmen des Internationalen Geo-
auf einen wichtigen Teil der geomagnetischen physikalischen Jahres, ein McBprogramm auszu-
Forschung, namlich den Einsatz von geomagne- arbeiten und in internationaler kollektiver Zu-
tischen McBmethoden im Rahmen der Lager- sammenarbeit durchzufuhren, das die Messun-
stattenforsehung; denn solche Lokalanomalien gen ortlich und zeitlich so vorsieht, wie sic
stehen in engstem Zusammenhang mit der Struk- seater in moglichst giinstiger Form fur die Aus-
tur der obersten Erdkruste, d. h. also z. B. auch wertung zur Verfugung, stehen sullen.
mit irgendwelchen Lagerstatten metallischer Mi- Nun einige Worte noch uber die Deutung der
neralien. Dies sei hies aber bloB am Rande er- geomagnetischen Teilfelder, von denen eben die
wahnt. Rede war. Das Erdinnenfeld, jenen groBten Tell
Der zweite Tell, jener kleine Teil, der aus den des Gesamtfeldes, fUhrt man heute zuruck, zu-
hochsten Atmospharenschichten stammt, der so- mindest was seinen.regelmaBigen Tell anbelangt,
genannte ionospharisch bedingte oder Variations- auf gewisse Stromungen.im Inneren des Erd-
teil des geomagnetischen Feldes, ist ortlich auch kerns. Die Materie befindet sich dort bei hohem
sehr stark verschieden, verlauft in den Aquator- Druck und extrem hohen Temperaturen in einem
gegenden ganzlich anders als z. B. am magne- plasmatischen, in einem chaotischen, zahfliissi-
tischen Pol. Diese Verschiedenheit beider Teil- gen Zustand, und es konnen dort also gewisse
felder, sowohl in zeitlichen als auch in ortlicher ?Stromungen stattfinden, die ,verhaltnismaBig
Hinsicht, bringt nun die Hauptaufgabe des Geo? langsam, sind, geologisch betrachtet aber eine be
usdruck: na"u tracht&he Geschwindigkeit haben. Diese Stro-
magnetikers klar zum A -
zlk~ mom ,
lichst viel zu messen, nicht nur an vers~ltiedei i lnungen rind giun an eine ionisierte Materie ge
n Erde sondern auch daselbBt ttfC 1 Ztx 17Unde4t, 4, i, rlie lIaterie dart ~rYE Erdireren. ist
Stellen de -
?
verschiedenen Zeiten. Auf dem GeMet Gen. ktra~cb ge1adei, xeprasent>err X s I,e1ungs-
0
~Il't
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MITTEILUNGSBLATT
3. Jahrgang, Heft 8/7/8
trager, and wenn sick Ladungstrager bewegen, rufen werden, wobei naturlich auch der Mond
-
stellen sie einen elektrischen Strom dar. Durch ' mit hineinspielt.
the von Oersted ist bekannt, daB Ma- Soviel uber die Erkenntnisse, die auf dem geo-
die Versu
gnetfelder nicht. bloI3 von magnetisierter Materie magnetischen Sektor bis heute gewonnen wurden,
- die -
hervorgerufen werden konnen~sondern auch von and nun zu den Aufgaben die sPeziell
stromdurchflossenen Leitern. Wenn man z. B. Deutsche Demokratische Republik and die dort
einen Akkumulator mit Hilfe eines Drahtes kurz- tatigen Fachexperten auf dem Gebiet des Geo-
schliel3t and diesem stromdurchflossenen Draht magnetismus im Rahmen des Internationalen
eine. Magnetnadel nahert, so wird sie genauso GeoPhYsikalischen Jahres zu leisten haben. -
abgelenkt wie von einem Magneten. Damit ist Die geomagnetische Forschung wird betrieben -
ungefahr das Modell gegeben, wie man es sich in dem Geomagnetischen Institut Potsdam der
im Erdihneren vorzustellen hat zur Erzeugung Deutschen Akademie der Wissenschaften zu
dieses regelmal3igen' Teiles des Erdinnenfeldes, Berlin, zu dem das Adolf-Schmidt-Observato-
von dem eingangs die Rede war. Die Anomalien rium fur Erdmagnetismus in Niemegk gehdrt.
n rt werden die sehr feinen elektrischen and
lagern sich Bann diesem regelmaBigen Feld em Do
nach MaBgabe der materiellen Verschiedenheiten, magnetischen Messungen durchgefuhrt, nachdem
---die dieErde im-Laufe-ihrer geologischen Ent- . Potsdam ,aegen -dei-Nahe Berlins, vot.alien.
wicklung - Abkuhlung - zwangslaufig an- Dingen wegen der Elektrifizierung der Berliner
enommen hat. Stadtbahn,furdiesefeinenMessungenaufgegeben
g
Der zweite Teil, der in der Ionosphere entsteht, werden muBte. Die experimentelle Tatigkeit liegt
verdankt semen Ursprung voll and ganz der Ein- also jetzt vollig in Niemegk, wahrend in Potsdam
wirkung unserer Sonne, und es ist verstandlich, nur theoretische and statistische Untersuchun-
daB aus diesem Grunde die .groBen zeitlichen gen durchgefuhrt werden.
Schwankungen hervorgerufen werden, well auch Fur- das Internationale Geophysikalische Jahr
em n so lebensstarkes Gestirn sich sind nun einige spezielle Aufgaben zu erledigen.
die Sonne als
in der Intensitat ihrer Strahlung ebenfalls in Abgesehen davon, daB das Geomagnetische
randert. Die Sonne Observatorium Niemegk modermsiert and der
unregelmaBigen Rhythmen ve
gibt zwei Arten von Strahlungen in den Welten- dart laufende Dienst nach jeder Richtung hin
raum hinaus. Die eme is t die ultraviolette Strah- ausgebaut wurde, sei noch auf folgende besondere
lung, die andere ist eine Strahlung kleinster Kor- Einrichtungen verwiesen:
Puskeln. Beide Strahlungen dringen in die Re- Es wurden drei Satellitenstationen errichtet;
gionen der hochsten Atmospharenschichten ein zwei an der Ostsee - bei Warnkenhagen and
and ionisieren sie. Daher der Name Ionosphere. t'ckermunde am Haff - and eine in Herrnhut
Das bedeutet, daB die. Materie elektrisch geladen 0. L. Sind es auch nur kleine Hutten, die dort
ist. Praktisch hat man also denselben Vorgang aufgestellt wurden, so sind diese Hutten doch
vie rm Erdinnern. Auch bier,. ist elektrisch ge- mit den modernsten Gersten der elektrischen
ladene Materie vorhanden, die sich bewegt. Es and magnetischen McBtechnik ausgestattet, und.
handelt sich wieder um bewegte Ladungen, sie werden ermoglichen, auf dem Gelande unserer
gleichbedeutend mit elektrischen Stromen, die Republik alle anfallenden Probleme des geo-
wieder Magnetfelder hervorrufen im Sinne der magnetischen Variationsfeldes mit der groBt-
Experimente von Oersted. Und es lai3t sich den- moglichen Genauigkeit and Exaktheit zu losen;
,
ken, daB diese elektrischen Strome ein genaues Daruber hinaus wurde am Observatorium Nie-
Tagebuch abgeben von dem, was sich auf der megk noch eine Anlage errichtet, die vielleicht.
Sonne ereignetA11e Schwankungen der ultra- eine der ganz wenigen dieser Artau? der WeltJ
violetten and der korpuskularen Strahlungen der vielleicht sogar die einzige ist, namlich, um es
Sonne spiegeln sich in den magnetischen fachtechnisch auszudriicken, eine Anlage zur
Schwankungen 'wider. Und so hat man in den Messung der ortlichen Gradienten. Wie bereits
Aufzeichnungen unserer magnetischen Obser- gesa t ist. das ionospharisch bedmgte Magnet-
g ,
vatorien ein getreues Tagebuch der Vorgange auf Feld der Erde starken ortlichen Schwankungen
-
der Sonne. Hierzu treten noch die Bewegungen unterworfen, and wenn es gelingt, diese ort-
in der Ionosphere selbst, die auch wieder von der lichen Schwankungen auf kurzen Strecken, z. B.
Sorine Burch die Eiwa " rmung dieser Schicht and 8-10 km, sicher zu erfassen, so ist es moglich,
dijrc die Gravitation, d. h. Burch Ebbe and direkt das Wandern der Stromwirbel der Iono-
Flut - durch. Gezeitenwirkung -, hervorge-: Sphare uber das Gebiet einer solchen Anlage hin
3. Jahrgang, Heft 8/7/8
MITTEILUNGSBLATT 149
zu verfolgen and daraus gewisse Schliisse zu
ziehen uber Hohenlage and geometrische Gestalt
solcher Stromwirbel. Das ist eine sehr wichtige
Aufgabe, and es ist zu hoffen, daB damit im
Rahmen des -Internationalen Geophysikalischen
Jahres einige wertvolle Erkenntnisse gewonnen
werden konnen. Und efn Drittes sei noch er-
wahnt. Es wurde bereits darauf hingewiesen,
daB der ionospharisch bedingte Teil des geo-
magnetischen Feldes zeitlich ,starken Schwan-
kungen unterworfen ist. Diese zeitlichen Ver-
anderlichkeiten bringen nun im Erdinnern nach
den Grundgesetzen der elektromagnetischen In-
duktion - man braucht nur an das Beispiel eines
Transformators zu denken - gewisse Strome
hervor, die nach MaBgabe der herrschenden.
elektrischen Leitfahigkeit dort flieBen and nun
ihrerseits wieder in sekundares Magnetfeld an
0
der Erdoberfleche erzeugen, ein physilcalisch ja
sehr einleuchtender Vorgang. Und nun ist es so,
daB diese induzierten Erdstrome verschieden
tief in das Erdinnere emndringen, je nachdem,
wie ihre zeitliche Periode liegt. 1st sie kurz, drin-
gen diese Wellen Behr wenig tief em, ist sie
langer, wachst and steigt diese Eindringtiefe
immer mehr, and gerade in den letzten Jahren
ist ein ganz neuer and wichtiger Sektor der geo-
magnetischen Forschung entstanden dahin-
gehend, aus solchen induzierten Erdstromen
bzw. aus den magnetischen Wirkungen dieser
Erdstrome Riickschliisse zu ziehen auf die elek-
trische Leitfahigkeit im Erdinnern. Man kommt
da speziell mit Behr groBer Genauigkeit in Tiefen
von etwa 80-100 km, and das sind gerade
Tiefen, die fur die Geologen von groBer Bedeu-
tung sind and uber die bisher noch verhaltnis-
maBig wenig Aussagen gemacht werden konnen:
Hier hat auch gerade das Observatorium Nie-
megk anregend and meBtechnisch vorbildlich
mitgewirkt, and es ist beabsichtigt, die Messun-
gen in dieser Richtung hin noch zu erweitern.
Vor alien Dingen handelt es sich daram, die
McBprofile uber das Gebiet unserer Republik
hinaus zu erweitern, besonders in ostlicher Rich-
tung in das Gebiet der uns befreundeten yolks-
demokratischen Republiken Polen, Rumanien,
Tschechoslowakei u. a. Abgesehen davon aber ist
auch eine enge Zusammenarbeit mit den Geo-
magnetikern der Deutschen Bundesrepublik
vorgesehen, um die dort wahrend des Internatio-
nalen Geophysikalischeh Jahres durchgefuhrten
Messungen auf das Gebiet unserer Republik zu
s
ubernehmen and weiterzuleiten. ?
Es sei noch erwahnt, daB eine Beteiligung an
irgendwelchen Expeditionen auf dem Sektor des
Geomagnetismus nicht vorgesehen ist. Wenn
auch zugegeben werden muB, daB moglichst
viele magnetische Messungen, besonders auf den
Ozeanen, wahrend des Internationalen Geo-
physikalischen Jahres durchgefuhrt werden
sollten,. so muB andererseits darauf hingewiesen
werden, daB solche Messungen einen groBen
technischen and organisatorischen Aufwand
bedingen, der im Hinblick auf die anderen dring-
lichen Aufgahen nicht. verantw.octet warden
kann. Denn die Probleme, die das Geomagne-
tische Observatorium Niemegk zu losen hat,
sind schon so umfangreich and wichtig, daB sie
dem internationalen Ruf des Geomagnetischen
Institutes Potsdam voll geni gen.
Zum Sch1uB dieser Ausfuhrungen sei der Hoff-
nung Ausdruck verliehen, daB das Internatio-
nale Geophysikalische Jahr em voller Erfolg
werden moge, and daB sich die groBen Opfer
an Muhen and auch die hohen Kosten verlohnen
mogen, die alle Volker in dieses Unternehmen
hineingesteckt haben. Hoffentlich hat auch die
Natur ein Einsehen and beschert im Laufe des
Geophysikalischen Jahres einige recht schone
seltene Ereignisse; denn nicht umsonst wurde
dieses dritte Internationale Geophysikalische
Jahr hineingelegt in die Zeit des -Sonnenflecken-
maximums. Die Sonne ist ja, wie gesagt, fur
den Variationsteil des geomagnetischen Feldes
von ausschlaggebender Bedeutung, and daher
ist es selbstverstandlich, daB ein Sonnenflecken-
maximum in dieser Richtung hin eine besonders
interessante and anregende Problematik zu
bieten vermag.
Prof. Dr. GERHARD FANSELAU
Direktor des Geomagnetischen Instituts
(Nach einem Rundfunkvortrag, gehalten am 1.3.1957)
Die Aufgabe der Geodasie im Internationalen Geophysikalischen Jahr
Die Geodasie ist die Wissenschaft, welche sich
mit der 'Form and GroBe der Erde beschaftigt.
Um daruber Aussagen machen zu konnen, muB
max von sehr vielen Orten auf der Erde die
genaue Lage, d. h. die geographischen Langen
and Breiten, die Hohe uber dem Meeresspiegel
and auch die GroBe and Richtung, der Schwer-
kraft kennen. Aus verschiedenen Griinden sind
Declassified in Part - Sanitized Copy Approved for Release 2013/04/25: CIA-RDP81-01043R001500240002-3
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150
MITTEILUNGSBLATT 3. Jahrgang, Heft 6j7/8
aber weder die Orte Hoch die Schwerkraft an gang gleichzeitig die Breite and die Zeit and da-
ewer behebigen Stelle als unyeranderlich an- mit auch die geographische Lange liefern, zusehen. Man weiB ja, daB geologische Verande- Die Bestimmung der geograPhischen Lange
rungen wie Hebung, Senkung and Verschiebung kommt namlich im Endeffekt auf eine Zeit-
ganzer Kontineme solche Ortsverlagerungen and messung hinaus. Um dies in tiller Kurze klar
ch Schwereanderungen hervorbringen zumacnen, erinnere ich an die sogenannten Zo-
damit au -
Es ist daher eine laufende Aufgabe der nen odes Normalzeiten, die in den einzelnen Lan-
konnen.
Forschung, durch Ortsbestimmungen thesen Ver- dern gesetzlich festgelegt sind. In Deutschland
anderungen auf die Spp ur zu kommen, Der Tell richten. wir uns im taglrchen Leben nach der
,
der Gedddsie, der sick mit 'der Bestimmung der mitteleuropaischen Zeit, wahrend z. B. in Frank-
g . ,
eograPhischen Langen and Breiten and ihren reich and England die westeuropaische Zeit
Veranderungen 'befaflt ist die astronomische gultig ist, die genau um eine Stunde von der
.
Geodasie. Die Kommission des Spezial-Komitees mitteleuropaischen Zeit verschieden ist in dern
fur das Internationale GeoPhYsikalische Jahr, die Sinne, daB man bei einer Reise nach Westen die
in dieser Richtung Beobachtungen and Unter- Uhr urn eine Stunde zuruckstellen muB, Diese
-
suchungen durchfiihrt, tragt daher die Bezeich- eine Stunde bedeutet nichts anderes als den geo-
nung: ,.,Langen and Breiten". graphischen Langenunterschied zwischen ?deri
Das SPezial-Koniitee hat ern Prograrnn ange- westlichen and den zentraleuropaischen Landerr-
nommen, das eine moglichst hohe Genauigkeit oder genauer zwischen den beiden Hauptmeri-
in der Bestimmung der astronomischen Koor dianen, auf die sich diese Lander in ihren.Zeit-
dinaten Lange and Breite der teilnehmenden angaben stutzen. Die Bestimmung geographischer
Observatorien and deren Veranderung gewahr- Langen ist daher gleichbedeutend mit der Mes-
leistet. Die Ergebnisse dieser Untersuchungen sung von Zeitunterschieden. Jede Station be-
werden nach der sPateren einheitlichen Bear- stimmt durch astronomische Beobachtungen ihre
beitung sehr sichere Kenntnisse der momentanen eigene Ortszeit. Das ist wieder irri Prrnzip leicht
_.
Koordinaten dieser Observatorien liefern. In ausfiihrbar, veil von weit uber 1000 hierfiir ge-
der D_eutschen Demokratischen Republik ist es eigneten sogenannten Fundamentalsternen ge-
das Geodatische Institut in Potsdam, das die nau bekannt ist, zu welchem Zeitpunkt sie den
hierber anfallenden-Arbeiten iibernommen hat. Ortsmeridian izberschreiten. Ein nur in der Me-
Ich will zu erlautern versuchen, wie man mit ridianebene bewegliches Instrument gestattet
Iiilfe der astronomischen Geodasie die Koor- dann diesen Zeitpunkt festzustellen. Die auf
dinaten Lange and Breite bestimmen kann, and jeder Station ermittelten Ortszeiten ergeben in
beginne mit der geographischen Breite. - Jeder- ihrem Zeitunterschied die Langendifferenz, Dieser
,
mann weiB daB der Polarstern um so hoher uber Zeitunterschied wird dadurch erhalten, daB jede
dem Horizont steht, j e weiter wir nach Norden Station den absolut gleichen Zeitmoment fur ern
reisen; am NordPof selbst wurde er senkrecht zunachst beliebiges Ereignis in ihrer eigenen
u"ber dem Beobachter, d. h, im Zenit stehen, Ortszeit"angibt. Bei der heute verlangten Ge-
Offenbar ist also die vom Horizorit aus in Winkel- nauigkeit kommen fur das ?beliebige Ereignis"
,
maB gemessene Hohe des Polarsterns - genauer nur die funkentelegraphisehen Zeitzeichen in
des HimmelsPols selbst - nichts anderes als die Betracht. Bekanntlich werden von Rundfunk-
geograPhische Breite, die somit gleichbedeutend and Spezialsendern taglich eine grof3e Zahl vort
ist mit der Polhohe des Beobachtungsortes. Im Zeitsignalen ausgestrahlt, Wenn nun jede.der
PrinziP braucht man also nur mit geeigneten beiden Stationen, deren Langenunterschied be-
Instrumenten die Hohe des Polarsterns zu mes- stimmt werden soil, dasselbe Zeitsignal auf-
sen, um naeh verschiedenen Reduktionsrech- nimmt and die. Empfangszeit in seiner eigenen
,
nungen die geographische Breite zu erhalten. Ortszeit angibt, dann ist der Unterschied dieser
.
Es gibt aber noch zahlreiche andere Methoden Zeitangaben gleich dem,gesuchten Langenunter-
schied. ?
zur Bestimmung der Breite, der geschilderte Zu-
sammenhang sollte auch nur daran erinnern, daB Es gibt aber auch noch andere astronomisch-
eine Breitenbestimmung eine astronomisch-geo- geodatische Methoden zur Zeit- and damit zur
datische Aufgabe ist. Im Internationalen Geo- Langenbestimmung. Eine solche Methode wird
physikalischen Jahr sollen naturlich nur die z. B. angewendet, wenn man, wie vorher er-
genauesten Methoden verwendet werden, and wahnt, mit einem Spezialinstrument Zeit and
esonderen wird emPfohlen Instrumente zu Breite gleichzeitig bestimmen will. Im Inter-
im b
benutzen, die in einem. einz'igen Beobachtungs- nationalen Geophysikalischen Jahr arbeiten na-
3. Jahrgang. Heft 8/7/8
MITTEILUNGSBLATT
tiirlich niclit' nut twei Stationen, sondern sehr
viele zur Be4iia Mri ihrer Langenunterschiede
zusammea, ~b ia6 ai bei diesen Arbeiten von
einer 40 c~tggenbecbimmung spricht, wie sie zu-
letzt 1933, aber in vie/ engerem zejtlichen Rah=
men, d*rdigefuhrt worden ist. ?
Nadh meeer kurzen prinzipiellen Darstellung,
vie man die geographischen Koordinaten Lange
and Breite bestimmen kann, drangen Bich noch
zahlreiche Fragen auf, die naturgemiiti mehr auf
Einzelheiten eingehen. Und gerade diese, spe-
ziellen Dinge sind es, dit im Internationalen Geo-
'physikalischen Jahr mit besonderer Sorgfalt be-
handelt and untersucht werden sollen.
Ich beginne wieder mit den Fragen,.die mit der
Breitenbestimmung im Zusammenhang stehen, -
Im Jahre 1844 hat der beruhrnte deutsche Astrb-
nom and Geodat F. W. Bessel in S:onigsberg
einem Brief an Humboldt die Bemerkung ge-
macht, er habe Verdacht gegen die Unverander-
lichkeit der Polhohe, 1888 gelang es Kiistner auf
der alten Berliner Sternwarte, den Besselschen
Verdacht .durch Messungen: zu bestatigen, Es
?
handelt sich bei dem von da ab.als Polhohen-
oder Breitenschwankungen bezeichneten Effekt
um auBerordentlich kleine GroBen, namlich um
hochstens 0",3. Man kann das auch so ausdriicken:
Die Umdrehungsachse der Erde liegt im Erd-
korper nicht fest, sondern ihre Endpunkte, eben
die Pole, bewegen sich um eine Mittellage,`ohne
sich jemals um mehr als etwa 10 m iron ihr zu ent.
fernen. Man hat bald erkannt, daB die Polbewe.
gung nahezu periodisch ist and auch aus theo-
retischen Grunden sein muB, daB aber do ;h auch
die Periodizitat selbst wieder in geringem Made
veranderlich ist. Zur dauernden Verfolgung der
Polschwankungen wurde unter Fuhrung deut-
scher Astronomen and Geodaten der Internatio-
nale Breitendienst ins Leben.gerufen, der auch
heute noch arbeitet. Seine auf3erordentlich wich-
tigen Ergebnisse beruhen indessen fast nur auf
den Beobachtungen weniger Stationen,.die alle
nahezu dieselbe geographische Breite von etwa?
38? Nord haben. In neuerer Zeit ist deraBreiten-
dienst allerdings auch durch Stationen in an-
deren Breiten erweitert worden. Im Internatio.
nalen Geophysikalischen Jahr besteht aber ?der
Wunsch and die Moglichkeit, ndch Behr viel
mehr Stationen zur Mitarbeit zu gewinnen, die
moglichst gleichmaBig uber die ganze Erdg vere
teilt seen sollten. Der Zweck ist unter anderem
der, festzustellen, ob die Polschwankunge4 Aber.
all in derselben GroBe and Richtung nu?tt?ebeil~
oder ob etwa einzelne groBere konthtentA4~ $,d.
schollen andere Ergebnisse libfern, jis tie eel
151
einer Schwankung des gesamten Erdkorpers
auftreten muBten. Ern solcher Effekt konnte nur
auBerordentlich gering sem,. wesenthch kleiner
jedenfalls, als es die Polschwankungen mit
maximal 0",3 selbst sind. Hieraus~geht nochmals
hervor, daB nur die genauesten McBmethoden
in Frage kommen. - Die schon erwahnte Perio-
dizitat hat eine Dauer von etwa 4'10 Tagen, uber-
lagert von einer Periode von Jahreslange. Die
groBere 430tagige Periode wird nach ihrem Ent-
decker die Chandlersche Periode oder auch nach
dhssen Namen benannt. Auch mrt Rucksicht
auf diese Periodendauer hat man das Internatio-
nale Geophysikalische Jahr auf 1i/: Jahre aus-
gedehnt, um mindestens uber eine ganze (Chand-
lersche) Perjide hinweg genaueste Polhohen-
messungen zu erhalten.
'Bei den Langenhestimmungen, die, vie erwahnt,
auf Zeitbestimmungen and ihren Vergleich der
einzelnen Stationen untereinander mit Hilfe der
funktelegraphischen Zeitsignale hinauslaufen,
treten weitere Fragen auf, die im Internationalen
Geophysikalischen Jahr beantwortet werden
sollen,?- Das naturliche MaB der Zeit ist die
eidimalige Umdrehung der Erde um sich selbst,
d. h. die Dauer eines Tages. Die Tageslange kann
nur dann eine unveranderliche GroBe seen, wenn
die Rotationsgeschwindigkeit der Erde konstant
1st. Und. das ist eben.leider nicht der Fall! Man
. hat drei verschiedene Arun der Inkonstanz der
Erdrotation and damit des ZeitmaBstabes zu
unterscheiden:
1. Fine allmahliche Verlangsamung der Erd-
drehung oder was dasselbe ist, eine Zu-
z,ahme der Tageslange.
Dieser Effekt wird durch die Reibung der durch
Ebbe and Flut - die Gezeiten - bewegten
Wassermassen namentlich in seichten Meeres-
teilen hereorgerufen and bewirkt nur eine Zu-
nahme ?der T~ge~iznge von weniger als 2 tausend-
stel Sekunden ?pco Jahrhundert. Diese Erschei-
nung kann dco keine Aufgabe fur das Inter-
, nationale Geop'hyct%alische Jahr sein.
2. Ec lreten~zi~egelmaBiga Schwankunggeh der
Lrdrotatioii I.
Als geophysikaliadiw Grande hierfur vermutet
man Muoenverlagettingen im Erdinnern. Diese
Art der Schwartk rigdti bezeichnet man' inter-
national a Fljkt ationen. Siie auBern sich darm,
data ein eelmell bewegtes Gestirn, insbesondere
der Mond, riieht gena>x an der Stelle des Him-
mels ct~Srt, axi der er sich der Theorie nach be-
t ndeAa frte. 4rn Internationalen Geophysika-
liseheii Jalir hat, man daher ein besonderes Pro-
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152
MITTEILUNGSBLATT 3. Jahrgang, Heft 6/7/8
gramm fur Mondbeobachtungen aufgestellt, bei
dem ein neuartiges photographisches Gerat -
die Markowitz-Kamera - auf etwa 20 Stationen
zum Einsatz kommen wird. Mit ihrer Hilfe wird
man einerseits die Theorie der Mondbewegung
verbessern and andererseits die Fluktuationen
des Zeitmal3stabes feststellen konnen. Dem glei-
chen Zweck dienen auch die Beobachtungen von
Sternbedeckungen durch den Mond, an denen
sick auch Liebhaber-Astronomen beteiligen kon-
nen and sollen. Wegen der relativen Seltenheit
der Sternbedeckungen wird aber die wissen-
schaftliche Ausbeute mit der Markowitz-Kamera
wesentlich grol3er and genauer sein. Mit ihr
photographiert man namlich gleichzeitig den
Mond and zahlreiche ihm nahe stehende
schwache Sterne, was etwa gleichbedeutend mit
der Auswertung vicler Sternbedeckungen ist.
Diese Beobachttingsmethoden haben auch noch
einen besonderen Vorteil dadurch, daB sie un-
abhangig von der Richtung and GroBe der
Schwerkraft, d. h. der Lotrichtung sind. Man
kann sie daher dazu benutzen, sehr grofle geo-
datische Entfernungen von Kontinent zu Kon-
tinent uber Ozeane hinweg zu uberbrucken and
in linearem Ma13 arzugeben.
3. Die Art der Rotationsschwankungen oder
des ZeitmaBstabes verlauft mit Jahres-
periode and ist auf meteorologisehe Vor-
gauge zurUckzufuhren, sie ist also ebenso
wie die vorher besprochene zweite Art der
Schwankungen geophysikalischer Natur.
Ihre mel3technische Verfolgung kann aber nur
durch astronomische Zeitbestimmungen im Zu-
sammenwirken mit Uhren her-vorragender Gang-
leistung geschehen. Denkt man sich die Erde
selbst als eine Uhr, deren Zeiger etwa ein fester
Punkt auf dem Aquator sein moge, so zeigt diese
.,Erduhr", verglichen mit' einer idealen absolut
gleichmaBig gehenden Uhr, Schwankungen, die
in den astronomischen Schwankungen der idealen
Beobachtungsuhr auftreten. Zeigen nun viele
Uhren, deren Leistungen man durch gegenseitige
Vergleichungen als hervorragend erkannt hat,
dieselben scheinbaren Schwankungen; dann wird
man: als' Grund hierfur wirkliche Anderungen
der Rotationsgeschwindigkeit der Erde annehmen
messen. ~eit reichlich zwei Jahrzehnten verfugt
man tatsachlich uber Uhren, die gewissermaf3en
besser gehen ais die Erduhr, das sind die Quarz-
uhren, bei denen ein schwingender Quarzkristall
das regelnde Organ ist. Es gehort in das Arbeits-
programm der Kommission Langen r~nd Breiten
des - Internationalen Geophysikalischen Jahres,
diese jahreszeitlichen Schwankungen der Zeit-
skala zu verfolgen. Dabei handelt es Bich auch
wieder nur um sehr kleine GroBen, denn die
Tageslanga schvankt innerhalb eines Jahres
hochstens um .2 tausendstel Sekunden. Dieser
theoretisch schon lange vermutete Effekt wurde
1935 erstmalig im Geodatischen Institut Potsdam!
mit. Quarzuhren nachgewiesen.
Zu den astronomisch-geodi ischen Arbeiten der
Kommission Langen and Breiten gehoren noch
eine ganze Reihe weiterer Untersuchungen, auf
die noch kurz eingegangea werden soil. - Die
elektrischen Wellen, welche die funkentelegra-
Phischen Zeitzeichen ubertragen, haben zwar
theoretisch die sehr grofle Fortpflanzungs-
geschwindigkeit von 300 000 km pto Sekunder
also dieselbe vie die Lichtgeschwindigkeit, trotz-
dem muB aber die Ubertragungszeit zwischen
Sender and Empfanger berucksichtigt werden.
Das laBt sich jedoch nicht rechnerisch aus der
bekannten Entfernung durchfuhren, veil die ,
Wellenausbreitung bekanntlich nicht oder nicht
nut' tangs der Erdoberflache stattfindet, sie
nimmt vielmehr ihren Weg zum groliten Teil
uber die Ionosphere in Atmospharenschichten
in mehreren 100 km Hohe. Diese Wege sind da-
zu noch jahres- and tageszeitlich verschieden,
hangen von der Wellenlange, von der zu i be'r-
bruckenden Entfernung and anderen storenden
Eintiussen ab. Fur die Untersuchung dieser Dinge
hat man im Internationalen Geophysikalischen
Jahr ein besonderes Arbeitsprogramm auf-
gestellt, fur das schon jetzt z. B. eine enge Zu-
sammenarbeit des Geodatischen Instituts Pots-
dam mit der Sternwarte Tokio besteht.
Da man sich bei Breiten- and Langenhestim-
mungen astronomischer Methoden bedienen
muB, da man also die Orter der beobachteten
Sterne genau kennen muB, liegt die weitere Auf-.
Babe 'or, die Fundamentalkataloge der Sterne
auf ihre Genauigkeit zu untersuchen and sie
durch die Zusammenarbeit zahh?eicher Obser-
vatorien weiter zu verbessern. Hierzu konnen
die bei den Breiten- and Zeitbestimmungen an-
fallenden Messungen herangezogen werden.
Nicht weniger wichtig ist es, die benutzten In-
strumente genau auf ? ihre stets vorhandenen.
kieinen Fehler hin zu untersuchen. Beispiels-
weise wird jede Empfangsapparatur fur Zeit-
signale mit einer gewissen. wenn auch meist
unter einer tausendstel Sekunc liegenden Ver-
zogerung arbeiten. Dieser Betrag muB bestimmt,
in seiner Konstanz uberwacht and berucksich- -
tigt werden.
3. Jahrgang, Heft 6/78
MITTEILUNGSBLATT _ 153
Auch die meteorologischen Zustande, vie Tem-
peratur, Luftdruck, Windrichtung and '-starke
konnen EinfluB auf die astronomischen Beob-
achtungen haben. Am bekanntesten ist die Wir-
kung der Strahlenbrechung oder Refraktion in
der Lufthulle der Erde. Man muB aber bei dieser
an sick sehr genau berechenbaren Erscheinung
mit anomalen Effekten rechnen, die nicht immer
im eifizelnen zu erfassen sein werden. Es wird
auch aus diesem Grunde im Internationalen Geo-
physikalischen Jahr empfohlen, die Beobach-
tungen weit fiber das sonst ubliche MaB hinaus
auszudehnen and deshalb z. B. die ganze Nacht
hindurch. zu beobachten. Man kann dann er-
warten, manche Effekte aufzufinden oder aus-
zuschalten, die sonst als systematische Fehler
auftreten warden.
AuBer der astronomischen Geodasie ist auch die
Gravimetrie..d. h. jener Teil der Geodasie an
den Arbeiten im Internationalen Geophysika-
lischen Jahr beteiligt, der sich mit der Schwer-
kraft befaBt. Sic hangt auf3er von ortlichen geo-
logischen Ve~haltnissen im wesentlichen von der
Gestalt des Erdkorpeis ab, der ja bekanntlich
keine Kugel, sondern annahernd ein abgeplat-
tetes Ellipsoid ist. Aber weder Richtung noch
Grolie der Schwerkraft bleiben an demselben
Ort unveranderlich. Es ist daher eine geodatische
Aufgabe im Internationalen Geophysikalischen
Jahr, diese Veranderungen an moglichst vielen
Orten zu verfolgen. Hierzu stehen heute Schwere-
messer zur Verfugung, die Schwereanderungen
von 1100 Millionen des Schwerewertes selbst
zu messen erlauben. Richtungsanderungen der
Schwerkraft konnen Burch sogenannte Horizon-
talpendel bis auf l/roo" and weniger festgestellt
werden. Derartige Messungen finden zweck-
maBig in stillgelegten Bergwerken statt. Der
Hauptgrund fur diese Grolien- and Richtungs-
anderungen ist deeselbe, der auch die Gezeiten
Ebbe and Flut erzeugt, namlich die Anziehungs-
kraft von Sonne and Mond.Deshalb wird dieses
spezielle Aufgabengebiet auch ?Gezeiten der
festen Erde" genannt. Daneben gibt es auch geo-
logische Ursachen, die man bei diesen Messungen
ergrunden will. Eine moglichst ununterbrochene
Registrierung der Erdgezeiten wird im Inter-
nationalen Geophysikalischen Jahr angestrebt.
Das Spezial-Komitee fur das Internationale Geo-
physikalische Jahr hat Richtlinien herausgege-
ben, nach denen das gewaltige anfallende Be-
obachtungsmaterial nach einheitlichen Gesichts-
Punkten an ze tralen Stolen-bearbeitet werden.
soil. Trotzdem hat naturlich jede Station ihre
eigenen Beobachtungen in ublicher Weise zu be-
rechnen and zu reduzieren. Fur die Langen and
Breiten wird das Bureau International de 1'Heure
in Paris diese Zentralstelle sein.
Es ist mit grofiter Sicherheit zu erwarten, daB
die internationale Zusammenarbeit im Inter-
nationalen Geophysikalischen Jahr reiche
Fruchte bringen wird. Mit abschlieBenden Er-
gebnissen ist kaum vor 1960 zu rechnen.
Prof. Dr. W. UHINz
Leiter der Abteilung astronomische Geodasie im
Geodatischen Institut
t)berwachung der Sonnentatigkeit
S
Im Arbeitsprogramm des Internationalen Geo-
physikalischen Jahres werden die Beobachtungen
der Sonne einen wichtigen Platz ennnehmen. Zwar
gilt das Hauptinteresse dieses groBen Forschungs-
programms, vie seine Bezeichnung besagt, den
physikalischen Vorgangen auf unserem Planeten,
der Erde; jedoch werden viele der Erscheinungen,
mit denen sich die Geophysiker beschaftigen, in
hohem Mal3e beeinfluBt oder direkt gesteuert von
physikalischen Prozessen, diesich auf dem Zen-
tralgestirn unseres Planetensystems, der.Sonne,
abspielen. Die Warmestrahlung der Sonne ist ja
die Energiequelle fir die meisten Naturvorgange,
die wir auf der Erde beobachten konnen, sowohl
in der belebten wie in der unbelebten Natur. Die
Achsendrehung der Erde setzt uns der Licht-
und Warmestrahlung der Sonne im regelmaBigen
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Wechsel von Tag and Nacht aus; der Umlauf der
Erde um die Sonne' bedingt zusammen mit der
Schragstellung der Erdachse zur Bahnebene den
Wechsel der Jahreszeiten and darnit nicht nur
den Rhythmus des organischen Lebens, sondern
auch vieler groBraumiger geophysikalischer Vor-
gange tivie des Zirkulationssystems der irdischen
Atmosphere. Uber diese wohlbekannten astrono-
mischen Gegebenheiten hinaus wirken sich aber
auf der Erde gewisse physikalische Phanomene
aus, die auf der Sonne selbst ihren Sitz haben
and die von den Astronomen mit geei neten
d~
instrumentellen Hilfsmitteln verfolgt werden
konnen.
Das bekannteste and auffalligste dieser Phano-
mene sind die Sonnenflecken, die, obgleich sic
gelegentlich, ohne optische Hilfsmittel sichtbar
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154
MITTEILUNGSBLATT 3. Jahrgang, Heft 0/7/8
and auch in fri heren Zeiten schon bemerkt sind,
erst nach der Erfindung des Fernrohres um 1610
bei der teleskopischen Beobachtung der Sonne
wahrgenommen wurden and seitdem von den
Astronomen standig beobachtet werden. Die
Sonnenflecken sind veranderliche Gebilde von
sehr verschiedener Grol3e and Sichtbarkeitsdauer;
wahrend einzelne kleinere Flecken nur uber
Stunden oder Tage wahrnehmbar bleiben, uber-
dauern manche groBe Flecken und Flecken-
gruppen viele Wochen oder sogar Monate. Die
Flecken werden durch die Rotation der Sonne um
ihre Achse, die Bich in etwa 27 Tagen vollzieht,
von Ost nach West uber die uns zugekehrte Halb-
kugel. der Sonne gefuhrt; bei hinreichend langer
Lebensdauer konnen einzelne Flecken nach einem
Umlauf wieder am Ostrande sichtbar werden.
Das wissenschaftliche Interesse an der Verfolgung
des Sonnenfleckenphanomens erhohte sich be-
deutend, seit im Jahre 1843 ein Amateurastronom,
Heinrich Schwabe in Dessau, auf Grund langjah-
riger eigener Beobachtungen erkannte, daB die
Haufigkeit der Sonnenflecken einem rhythmischen
Wechsel von etwa lljahriger Periode unterworfen
ist. Die genauere Verfolgung dieses Vorganges
stutzt sich auf die sogenannte Sonnenflecken-
Relativzahl, die, von dem Zuricher Astronomen
Rudolf Wolf eingefuhrt, angesetzt wird gleich der
Anzahl der zur Zeit auf der Sonne beobachtbaren
Sonnenflecken, vermehrt um das Zehnfache der
Anzahl der Gruppen, in denen sich ein groBer
Teil der Flecken anzuordnen pflegt.
Diese Relativzahl. gibt, wenn sie durch geeignete
Reduktionsfaktoren von den speziellen Beob-
achtungsbedingungen auf ein einheitliches System
uberfuhrt wird, ein einfach abzuleitendes and als
sehr zweckmaBig bewahrtes MaB fur die jewei-
lige Hauflgkeit der Sonnenflecken. Aus'den Auf-
zeichnungen vieler Sonnenbeobachter ist die
Relativzahl von 1749 an bis zur Gegenwart be-
kannt; sie zei Schwankungen vom Werte Null
bei fleckenfreier. Sonne bis zu Betragen uber 100
bis 200 bei starkster Fleckentatigkeit. Maxima
(and Minima) der Fleckenhaufigkeit folgen ein-
ander mit einem mittleren Abstand von etwa
11 Jahren; jedoch ,erfolgt die Schwankung nicht
streng periodisch, sondern in einem Rhythmus,
bei dem innerhalb eines jeden Zyklus der Anstieg
rascher (in 3 bis 6 Jahren), der Abstieg langsamer
(in 4 his 8 Jahren) verlauft und.jeder Zyklus nach,
Verlauf and Starke sein eigenes Geprage tragt.
Die Steilheit des zeitlichen Anstiegs and die Hohe
des erreichten Maximums Sind starken Schwan-
kungen unterworf en, die einigen statistischen
Regeln gehorchen; die Zeitspanne zwischen zwei
aufeinander folgenden Maxima kann zwischen
7 and 17 Jahren liegen and ist bei dem jetzigen
Stand unserer Kenntnis nur mit einer sehr be- "
schrankten Genauigkeitvorauszusagen..Dasletzte
Sonnenfleckenmaximum 1st im. Jahre 1947 efn- `
getreten; das nachste, voraussichtlich besonders
starke Maximum ist in diesem Jahre zu erwarten
and moglicherweise schon in den letzten Monaten
erreicht worden. Die zeitliche Festlegung des
Internationalen Geophysikalischen Jahres ist mit
Vorbedacht so gewahlt worden, daB der Beob-
achtungszeitraum in ? einen Abschnitt starker
Fleckentatigkeit fallt, damit die Beziehung zwi-
schen Sonnenfleckentatigkeit and geophysikali-
schen Erscheinungen moglichst intensiv unter-
sucht werden kann.
Die Sonnenflecken sind jedoch nur das auffal-
ligste and am leicht steu.zi beobachtende, nicht..
aber das einzige Phanomen auf der Sonne, das
auf zeitlich veranderliche physikalische Vorgange
hindeutet, die wir in ihrer Gesamtheit als Son-
nenaktivitat bezeichnen. Der einzelne Sonnen-
fleck, der sich im Fernrohr als ein dunkler Kern,
die sogenannte Umbra, umgeben von einem Hof
mit filamentartiger radialer Struktur, der Pen-
umbra, darbietet, ist trotz einer Ausdehnung von
der Grof3enordnung 10 000 km nur ein verhaltnis-
maBig kleines Storungsgebietin der die sichtbare
Strahlung aussendenden Schicht, der Photo-
sphere der Sonne. Selbst bei groBter Flecken-
haufigkeit bedecken die Sonnenflecken insgesamt
nur 1 bis 2 Tausendstel der Sonnenoberflache. In
der Umbra eines Flecks betragt trotz des schein-
bar starken Kontrastes gegen die Umgebung die
Strahlungsdichte immer noch etwa 40 ?/o der nor-"
malen Intensitat der Photosphere, so daB die.Ge-
samtstrahlung der Sonne durch die Sonnenflecken.
nicht merklich verandert werden kann. In der Tat
zeigen die seit Jahrzehnten fortlaufenden Mes-
sungen der Gesamtstrahlung, die durch die so-
genannte Solarkonstante gekennzeichnet wird,
innerhalb. der McBgenauigkeit. vbn einigen Tau-
sendsteln keine Korrelation mit der Flecken-
haufigkeit an. Die starken Auswirkungen der
Sonnenaktivitat auf irdische Vorgange konnen
also nicht einfach auf Schwankungen der thermi-
schen Sonnenstrahlung zuruckgefuhrt werden,
sondern mussen von.speziellen, mit den Flecken
verkniipf ten physikalischen Prozessen herruhren.
Mit geeigneten optischen Hilfsmitteln lassen sich.
nun auBer den Sonnenflecken noch verschiedene
andere, zeitlich veranderliche Phanomene auf der
Sonne beobachten. In der Nahe von Flecken-
gruppen, aber auch an anderen Stellen der Sonne
3. Jahrgang, Heft 0/7/8
MITTEILUNGSBLATT 155
bemerken wir mit dem Fernrohr oder auf Son-
nenaufnahmen oft ausgedehnte and struktur-
reiche hellere Storungsgebiete, die Sonnenfak-
keln, deren Sichtbarkeit zum Sonnenrande hin
giinstiger wird. Die Fackeln zeigen in ihrer Hau-
flgkeit eine ahnliche zeitliche Variation wie die
Sonnenflecken; jedoch liegt daruber infolge der
schwierigeren Beobachtungsmoglichkeiten , der
Fackeln noch kein so ausgedehntes Zahlenmate-
rial wie bei der Sonnenflecken-Relativzahl vor.
Ein wichtiges Verfahren zur tYberwachung der
Sonnentatigkeit ist die Beobachtung der Sonne
im Lichte bestimmter Spektrallinien. Das Spek-
trum der Sonne, wie wir es durch Zerlegung des'
Lichtes vermittels eines Prismas oder eines Beu-
gungsgitters betrachten and photographieren
konnen, besteht ads einem kontinuierlichen
Untergrund von bestimmter spektraler Inten-
sitatsverteilung, der nach dem Planckschen
StraliTungsgesetz eine Tempera'tur der-strahlen-
den Schicht von etwa 7000 Grad zugeordnet wer-
den kann. Diesem kontinuierlichen Spektrum
uberlagern sich viele tausend dunkle Linien, die
nach ihrem Entdecker Fraunhofersche Linien
genannt werden and die durch Absorption der
Strahlung durch Atome in den auBeren Schichten
der Sonne entstehen. Ihre genaue Analyse gibt
uns AufschluB uber die chemische Zusammen-
setzung der Sonnenatmosphare and 'uber die
physikalischen ZustandsgroBen in den Schichten,
in denen die Fraunhoferschen Linien entstehen.
Blenden wir aus dem Sonnenspektrum eine be-
stimmte dieser Linien, z. B. eine vom Wasserstoff
oder vom Calcium erzeugte Linie, durch einen
Spektralapparat geeigneter Konstruktion heraus,
so konnen wir im Lichte dieser Linie besonders
interessante Phanomene auf der Sonne erkennen.
Gerate" dieser Art heiBen Spektrohelioskope,
wenn sie fur die direkte Beobachtung mit dem
Auge eingerichtet Sind, and Spektroheliograplien,
wenn sic die photographische Aufnahme der
Sonnenoberflache oder eines Teiles davon ge-
statten. Die Spektroheliogramme geben uns ein
Bild einer hoheren Schicht der Sonnenatmo-
sphare, der sogenannten Chromosphere, and sie
zeigen an der Stelle der im unzerlegten Licht be-
obachteten photospharischen Fackeln in der
Regel starke Aufhellungen im Lichte der Wasser-
stoff- and Calcium-Linien, wobei die Form and
die Ausdehnung dieser Flocculi oder chromo-
spharischen Fackeln wesentlich von den photo-
spharischen Fackeln abweichen kann.
Die standige spektrohelioskopische oder spektro-
heliographische Uberwachung der Sonne ist von
besonderer Bedeutung, weil sic aul3er den chro-
mospharischen Fackeln and anderen Phanomenen
die markanteste AuBerung der Sonnenaktivitat,
die sogenannten Eruptionen erkennen laBt. Die
Eruptionen sind plotzlich einsetzende physikali-
sche Vorgange groBten AusmaBes auf der Sonne,
die mit der Aussendung intensiver Ultraviolett-
and Rontgenstrahlung, mit Ausstrahlungen im
Radiofrequenzbereich and mit der Aussendung
von Korpuskeln and von Ultrastrahlung hochster
Energie verbunden sind. Alle diese Emissionen
der Sonne haben starkste Auswirkungen auf die
hochsten Atmospharenschichten der Erde, die
Ionosphare, and ziehen zahlreiche geophysika-
lische Erscheinungen wie Nordlichter, den
Schwund der Radiowellenausbreitung and geo-
magnetische Effekte nach sich. Das Studium aller
dieser Beziehungen wird daher ein wesentlicher
Programthpunkt des Internationalen Geophysika-
lischen Jahres sein.
An den Snnnenheobachter stellt die'(lberwachung
der Eruptionen besonders hohe Anforderungen,
da der sichtbare Effekt, die plotzliche Aufhellung
eines kleinen Areals etwa im Lichte der Wasser-
stofflinie Ha, ein verhaltnismaBig unauffalliger
Vorgang von kurzer Zeitdauer, einigen Minuten
bis hochsten einer Stunde ist. Hier ist also ein
Zusammenwirken vieler Observatorien, die uber
die ganze Erde verteilt sein sollten, von beson-
derer Wichtigkeit. Die Haufigkeit and die Inten-
sitat der Eruptionen ist Behr starken Schwan-
kungen unterworfen; wahrend im Sonnenflecken-
minimum die Eruptionen fast ganz fehlen, ist im
Maximum der Sonnenaktivitat durchschnittlich
etwa jede zweite Stunde eine Eruption zu er-
warten.
Weitere Erscheinungen der Sonnenaktivitat sind
die Protuberanzen and die Filamente. Es handelt
sich dabei im Gruride um Vorgange der gleichen
Art, namlich Wolken ionisierter Materie ober-
halb der Chromosphere, die sich uns nur in ver-
schiedener Weise darbieten, je nachdem ob sic
sich von der Erde aus gesehen gerade auf die
Sonnenscheibe projizieren oder uber den Sonnen-
rand hinausragen.Im ersten Fall beobachten wir
sie im monochromatischen Bild der Sonne in Ab-
sorption als Filament, im zweiten Fall auBerhalb
des Sonnenrandes in Emission?als Protuberanz.
Die Beobachtung der Protuberanzen, die fruher
durch Absuchen des Sonnenrandes mit dem Pro-
tuberanzenspektroskop erfolgte, ist in neuerer
Zeit wesentlich erleichtert durch die Entwick-
lung der Polarisations-Interferenzfilter, die ins-
besondere i Verbindung mit einer speziellen
Fernrohrkonstruktion, dem sogenannten Korono-
graphen, die Beobachtung and die photographi-
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156
MITTEILUNGSBLATT 3. Jahrgang, Heft 67/8
sche' Aufnahme des ganzen Sonnenrandes in
einem sehr schmalen Spektralbereich erlauben,
z. B. im Lichte der Wasserstofllinie Ha. Die Auf-
nahmefolge kann dabei so rasch gewahlt werden,
daB Bich die Bewegungsvorgange in den Protube-
r?anzen sehr eindrucksvoll im Kinofrlm nach dem
Zeitrafferprinzip vorfuhren lassen. Die Beob-
achtung der Filamente kann vie die der Erup-
tionen auch mit dem Spektrohelioskop oder durch
Aufnahme mit dem Spektroheliographen er-
folgen.
Weitere Vorgange der Sonnenaktivitat spielers
sich in den auf3ersten Schichten der Sonnen-
atmosphare, der Sonnenkor?ona ab, die'sich radial
bis in mehrere Sonnenhalbmesser Abstand vom
scheinbaren Somrenrand erstreckt. Bis vor etwa
25 Jahren war die. Beobachtung der Sonnen-
korona nur .bei den seltenen and kurzen Gelegen-
heiten einer? totalen' Sonrlehflrl8t@TniS moglich,
wenn der Mond fur einen schmalen Streifen der
Erdoberflache die strahlende Lichthulle der
Photosphere abdeckt and sich dem Beobachter
das eindrucksvolle Schauspiel der von einem
schwachen, geheimnisvollen Strahlenkranz um-
gebenen schwarzen Mondscheibe am verdun-
kelten Taghimmel fur wenige Minuten darbietet.
Form and Ausdehnung dieser Korona ist, tvie aus
den Finsternisbeobachtungen hervorgeht,starken
Anderungen mit dem Sonnenfleckenzyklus unter-
worfen. Aus der spektrographischen Analyse and
der physikalischen Deutung der Koronastrahlung
er?gaben sich neue Moglichkeiten fur ihre Beob-
achtung auch aul3erhalb von totalen Sonnen-
finsternissen. Das Licht der Korona besteht nam-
lich aus einem schwachen kontinuierlichen Unter-
gr?und, erzeugt durch Str?euung des Photospharen-
lichtes an Partikeln and freien Elektronen, uber-
lagert von einer Anzahl von Emissionslinien; die
von hochionisierten Atomen, insbesondere des
Eisens and des Calciums, in der Korona ausge-
strahlt werden. Im Lichte dieser? Eigenemission,
z. B. der gri nen Koronalinie 5303 A, kann die
Korona, obgl'eich ihre Leuchtdichte millionenfach
schwacher? ist als die der leuchtenden Sonnen-
scheibe, unter? gunstigen atmospharischen. Be-
dingungen and mit geeigneten Gersten auch
auf3erha1b von Sonnenfinsternissen beobachtet
werden.
Eine standige Uberwachung der Korona 1aBt sich
aller?dings nur auf sehr? Koch gelegenen Beobach-
tungsstationen durchfuhr?en, die oberhalb der
atmospharischen Dunstschieht liegen; in der der
ol3te Teil des stor?enden Streulichtes entsteht.
Eine ganz neuartige and auf3erordentlich wich-
tige Beobachtungsmoglichkeit der Sonnenaktivi-
tat hat Bich im Laufe des letzten Jahrzehnts
durch die Entwicklung der Radioastronomie er-
geben. Wahrend des letzten Krieges fuhrte der
Einsatz von Radargeraten zu militarischen
Zwecken riebenbei zu der Wahrnehmung, daB die
Sonne eine kraftige, zeitlich veranderliche Quelle
von Radiofrequenzstrahlung 1st. Die genauere
Verfolgung dieses Phanomens zeigte eine enge
Korrelation der Strahlungsintensitat mit der
Sonnenfieckenrelativzahl oder allgemein mit der
Sonnenaktivitat. Die Theorie der Wellenausbrei-
tung fuhrt zu der Erkenntnis, daB die beobacht-
bare Strahlung verschiedener Frequenz (oder
verschiedener Wellenlange) aus sehr verschie-
denen Schichten der Sonne stammen muB. Strah-
lung im Zentimeter- and Deiimeterbereich er-
reicht uns im wesentlichen aus der Chromosphere
der Sonne; Strahlung von mehr as 50 cm Wellen-
75rige kann nur aus der Sonnenkorona nach
aul3en dringen. DemgemaB zeigt die Dezimeter-
strahlung eine sehr enge Beziehung zu den chro-
mospharischen Erscheinungen, wahrend die aus
verschieden hohen Koronaschichten stammende
Meterwellenstrahlung, die bis etwa 20 m Wellen-
lange die,irdische Ionosphere durchsetzen kann,
einen empfindlichen Indikator fur koronale Sto-
rungen and fur Eruptionen dar?stellt. In diesem
Frequenzgebiet erreicht die zeitliche Variation
der Sonnenstrahlung besonders gro3es AusmaB;
so kann die Intensitat der Meterwellenstrahlung
bei groBen Eruptionen kurzfristig auf das Mil-
lionenfache ihres Wertes bei ruhiger Sonne an-
steigen.
Die Registrierungen der Radiostrahlung der
Sonne erganzen daher in glucklichster Weise die
optisch wahr?nehinbaren Vorgange der Sonnen-
aktivitat; sie haben uberdies den Vorteil, unab-
hangig von der verenderlichen Trubung der Erd-
atmosphare auch bei starkster Bewolkung stets
durchfuhrbar zu sein, wenn die notwendigen
Gerate zur? Verfugung stehen and der Empfang
der Radiostrahlung der Sonne nicht durch solche
irdischen UrFprungs, z. B. der Fernsehsender?,
uberlagert and gestort wird. Ein Nachteil der
radioastronomischen Beobachtungsmethoden be-.
steht darin, daB sie im allgemeinen, wenn keine
besonderen Interferometeranordnungen der Emp-,
(anger eingesetzt werden konnen, keine genauere
Lokalisierung der Strahlungsquelle auf der.Sonryp
erlauben.
Wahrend des Internationalen Geophysikalischen
Jahres wird die lJberwachung der Sonnenaktivi-
tat in der Deutschen? Demokratischen Republik
im wesentlichen an zwei Stellen durchgefuhrt
werden, die sich auch sonst standig mit diesem
3. Jahrgang, Heft 6/7/8
MITTEII~}d~ t$TR7J tT 157
'3orxienflecken, von denen die Astrophysiker zwar
mancherlei theoretische Vorstellungen, aber bis-
her noch keine endgultig gesicherte Kenntnis be-
sitzen. Im Geophysikalischen Jahr wird die Mes-
sung der Magnetfelder von einzelnen Sonnen-
flecken hoffentlich auch beitragen zu einer Kla-
rung der Beziehung zwischen Fleckenphanomen
and irdischen Vorgangen.
In die Uberwachung der Radiofrequenzstrahlpng
der Sonne teilen Bich das Heinrich-Hertz-Institut
fur Schwingungsforschung in Berlin-Adlershof
unter Leitung von Prof. Hachenberg and die
AuBenstelle Tremsdorf des Astrophysikalischen
Observatoriums unter Leitung von Dr. Daene.
In Adlershof wird die Intensitat der solaren
Strahlung in den Wellenlangen 3,2 cm, 10 cm
and 20 cm, in Tremsdorf in den Wellenlangen
50 cm, 130 cm and 17 m so weit vie moglich
fortlaufend registriert werden. Besonders wert-
voll wird die enge Zusainmenarbait zwschen der
Radioastronomie and der ubrigen Sonnenuber-
wachung dadurch werden, daB im Falle des Auf-
tretens von Eruptionen, die sich in der Meter-
wellenstrahlung sofort stark bemerkbar machen,
eine besondere Intensivierung der spektrohelio-
skopischen and der spektrographischen Beobach-
tungen zur Lokalisierung der Strahlungsquelle
ausgelost werden kann. Wir mochten daher
hoffen, daB das Arbeitsprogramm des Internatio-
nalen Geophysikalischen Jahres eine reiche Ernte
an neuen Erkenntnissen nicht nur auf dem Ge-
biete der Geophysik, sondern auch fur die
Sonnenphysik bringen wird, and wir mochten
wiinschen, daB der Geist einer wohlorganisierten
internationalen Zusammenarbeit in der For-
schung Vorbild werden moge fur efn verstand-
nisvolles Zusammenwirken der Volker auch auf
anderen Gebieten menschlichen Lebens.
Arbeitsgebiet befassen, dem Astrophysikalischep
Observatorium in Potsdam and dem Heinrich-
Hertz-Institut fur Schwingungsforschung in
Berlin-Adlershof, beides Forschungsanstalten der
Deutschen Akademie der Wissenschaften. In
Potsdam wird die standige Beobachtung der
Sonnenflecken, der Fackeln and der Protube-
ranzen besonders intensiv durchgefuhrt werden;
ferner werden Aufnahmen der Sonne durch ein
Polarisations-Interferenzfilter fur die Wasser-
stofflinie Ha. 'erfolgen. Zusatzlich wird zum
Internationalen Geophysikalischen Jahr efn zur
Zeit noch im Bau bef.ndliches Spektrohelioskop
zur Oberwachung der chromospharischen Pha-
nomene in Betrieb genommen werden.
Efn besonders interessantes and wichtiges For-
schungsprogramm wird am Turmteleskop des
Astrophysikalischen Observatoriums, dem Ein-
stein-Term in Potsdam weitergefuhrt undyver-
starkt werden. Im Spektrum von Sonnenfiecken
zeigen gewisse Fraunhoferlinien, z. B. solche, die
vom Eisen herruhren, Aufspaltungen in mehrere
Komponenten der Art, vie sie den Physikern
experimentell and theoretisch bekannt sind bei
Lichtquellen, die sich in einem starken Magnet-
feld befinden. Durch genaue Ausmessung dieser
Aufspaltung, die nach ihrem Entdecker, dem hol-
landischen Physiker Zeeman, als Zeeman-Effekt
bezeichnet wird, laBt sich die Starke des Magnet-
feldes am Entstehungsort der Linien, in diesem
Falle also der Sonnenflecken ableiten. Es ergibt
sich dabei, dalI in den Sonnenflecken in der Regel
Magnetfelder bis zu einer Starke von etwa 3000
Orsted vorhanden sind; das ist eine Feldstarke,
die das magnetische Feld der Erde, das bei uns
die bekannte Richtkraft auf eine KompaBnadel
ausiibt, um rund das 10 000fache ubertrifft. Die
fortlaufende exakte Messung der Magnetfelder
in Sonnenflecken, ihrer zeitlichen Veranderung
and ihrer raumlichen Verteilung verspricht Auf-
schlusse uber die Struktur and den Ursprung der
Prof. Dr. J. WEMPE
Direktor des Astrophysikalischen Observatoriums,
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Heft 6/7/8
Jahrgang
3
3. Jahrgang, Heft 6/7/8 MITTEILUNGSBLATT
159
,
.
AITTEILUNGSBLAT T
158
des Internationalen Geophysikalischen Jahres
i
B
(llbersetzung)
nn
eg
Briefwechsel zum
tional Council of Scientific Unions)
I
Internationaler Rat der WissenschaftlicheilUnionen
nterna
Conseil International des Unions Scientifiques (
Der President
Dr. L. V. Berkner
Father P. Lejay, Vice-President
Dr. K. S. Krishnan, Vice-President
Colonel E. Herbays, Treasurer
Sir H. Spencer Jones, Secretary General
The President
Dr. L. V. Berkner
Associated Universities, Inc.
10 Columbus Circle. Suite 1750
New York 19, New York, USA
Herrn Professor Dr. H. Ertel
President des Nationalen Komitees der DDR
Kopie an Professor Dr. H; Philipps
Dr. L: V. Berkner
Professor H. Ertel
President, IGY National Committee
c/o Professor H. Philipps
Meteorolog. and Hydrologische~ Dienst
d r-Deutschen Demokratischen Republik
Verlangerte Luckenwalder Strafle
Potsdam, Germany
Dear Professor Ertel;
With the opening of the International Geophysi-
cal Year (IGY) on July 1, 1957, the International
Council of Scientific Unions expresses its good
wishes and the hope of, success of the IGY pro-
gram , of your National Committee. The united
effort of the scientists of the world'in joining to
examine the structure and behavior of the Earth
and its atmosphere, and the properties of the
environment that it provides for life in its higher
forms, represents a mighty step forward in the
ability of men to work together to achieve their
mutual aspirations.
The International, Council of Scientific Unions
(ICSU) feels complimented to have sponsored this
joint effort, among scientists to view the Earth
as a planet, working through its Comite Special
de 1'Annee Geophysique Internationale ?(CSAGI).
This Committee of the ICSU, acting on behalf
of the several interested scientific Unions ad-
hering to the Council, has specified the scientific
program of observations and study that are neces-
sary to a better comprehension of the planet, on
which we live. The scientists of every aera of
the Earth, working through their national com-
mittees, have joined their efforts in the Ad-
visory Committee for the International Geophy-
sical Year to lay detailed plans for observations
needed to achieve the scientific objectives spe-
June 15, 1957
cified by the CSAGI. The Bureau and Secre-
tariat of the CSAGI, and the Coordinator of -
Operations, have provided the administrative
coordination of planning necessary to weld this
world plan of scientific study into a unit. On
one hand, the individual national groups could
act with the confidence that their own contri-
butions would be supplemented by the necessary
work of the others. On the other hand, each
national group has acted generously and unsel-
fishly to carry on its own part of the program
on which success of the whole effort has so vi-
tally depended. The whole effort of the IGY
clearly demonstrates the will, vision, and ima-
gination of men everywhere over the Earth to
act together in the achievement of objectives
that are of real value to all.
May I express to you and your National Coin-
mittee the congratulations of the International
Council of Scientific Unions, and of its adhering
Unions and the sense of gratefulness and ad-
miration that scientists everywhere hold for the
generous participation of your National Corn- -
mittee and of the scientists that it represents, in
the great program of the International Geo-
physical Year.
sincerely yours
gez. L. V. BERKNER
President
Meteorologischer and Hydrologischer Dienst
der Deutschen Demokratischen Republik
Verlangerte Luckenwalder Stra fie
Potsdam, Deutschland
Sehr geehrter Professor Ertel,
zum Be inn des Internatit nalen Geophysikali-
schen Jahres (IGJ) am 1. Juli 1957 gestattet Bich
der. Internationale _Rat der Wissenschaftlichen
Unionen, seine besten Wunsche zum Ausdruck
zu bringen verbunden mit der~Hoffnung auf
Erfolg bei der Durchfuhrung des IGJ-Programms
Ihres Nationalen Komitees. Die vereinte An-
strengung der Wissenschaftler der Welt, gemein-
sam die Struktur and das Verhalten der Erde
and ihrer Atmosphere zu studieren and denen
Eigenschaf ten, welche das Leben in semen
hoheren Formen erst ermoglichen, bedeutet einen
gewaltigen Schritt vorwarts zur Fahigkeit der
Menschheit, zusammenzuarbeiten, um ihre ge-
meinsamen Anliegen durchzufuhren.
Der Internationale Rat der Wissenschaftlichen
Unionen (ICSU), vertreten durch sera Spezial-
komitee fur das Internationale Geophysikalische
Jahr (CSAGI), kann sick begluckwunschen, mit-
verantworthch zu sein fur die vereinten Anstren-
gungen unter den Wissenschaftlern, die Erde
unter planetarischem Aspekt zu sehen. Dieses
Komitee des ICSU, das im Auftrage der verschie=
denen daran interessierten wissenschaftlichen
dem Rat angehorenden Unionen handelt, hat das
wissenschaftliche Programm der Beobachtungen
and der? Untersuchungen festgelegt, die fur ern
besseres Verstandnis des Planeten, auf dem wir
leben, notwendig Sind.. Die Wissenschaftler. in
jedem? Gebiet der Erde haben durch ihre Natio-
nalen Komitees im wissenschaftlichen Beirat fur
das IGJ (Advisory Council) ihre Anstrengungen
vereinigt, um detaiilierte Plane fur die Beob-
achtungsprogramme zu entwickeln, die benotigt
werden, um die durch das CSAGI festgelegten
wissenschaftlichen Ziele zu erreichen. Das Biro
and das Sekretariat des eSAGI and der Koordi-
nator haben fur die administrative Koordinierung
?gesorgt, die er-forderlich ist,-?zrr--diesen_W.eliplan
der wissenschaftlichen Forschung zu einer Ein-
heit zu verschmelzen. Auf der einen Seite konn-
ten die einzelnen nationalen Gruppen im Ver-
trauen darauf arbeiten, daB ihre Beitrage er-
ganzt werden durch die dafur notwendige Arbeit
der anderen. Auf der anderen Seite ist jede natio-
nale Gruppe groBzugig and selbstlos daran-
gegangen, ihren eigenen Anteil am Programm zu
bestreiten, von weichem der Erfolg des ganzen
Unternehmens entscheidend abhangt. Eben diese
gesamte Anstrengung des IGJ beweist- deutlich
den Willen, die Weitsicht and Eingebung der
Menschen uberall auf der Erde, zusammenarbei-
ten zu mussen, um gene Ziele zu erreichen, die
fur alle von wirklichem Wert sind.
Darf ich Ihnen and Ihrem Nationalen Komitee
die Gluckivunsche des wissenschaftlichen Rates
der wissenschaftlichen Umonen and der ihnen
angeschlossenen Vereinigungen ubermitteln, zu-
gleich mit den Gefuhlen der Dankbarkeit and
der Anerkennung, welche die Wissenschaf tier
allenthalben fur die groflzugige Beteiligung
Ihres Nationalen Komitees and der ihm ange-
horenden Wissenschaftler 'am gewaltigen Pro-
gramrn des Internationalen Geophysikalischen
,
Jahres empfinden.
Ihr sehr ergebener
gez. L. V. BERKNER
President
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ii.
160
MITTEILUNGSBLATT 3. Jahrgang, Heft 6/78
Internatlonalcs Geophysikalisches Jahr
Annee Geophysique Internationale
NatIonales Komltee der Deutschen Demokratischen Republik
Deutsche Akademie der Wissenschaften zu Berlin)
An den
Prasidenten des International
Council of Scientific Unions
Herrn Dr. L. V. BERKNER
10 Columbus Circle, Suite 1750
New York 19
New York U.S.A.
Sehr geehrter Dr. Berkner,
fur Ihr an Professor Ertel gerichtetes Schreiben
vom 15. Juni anlaBlich des bevorstehenden Be-
ginns- des Internationalen Geophysikalischen
Jahres-(IG-J)- Bestatte ch-m4r-4n-Abwesenheit_
unseres Prasidenten, Ihnen im Namen des Na-
tionalen Komitees der Deutschen Demokratischen
Republik auf das herzlichste zu danken.
In der Tat, es 1st eine gewaltige Unternehmung,
die vor uns liegt, gewaltig in ihrem Umfang,
groBartig in ihrer Zielsetzung, kuhn in ihrer
Planung.
Was vor 75 Jahren mit dem ersten Internatio-
nalen Polarjahr auf engem Raum and in be-
grenztem Umfang begonnen wurde, manifestiert
sich jetzt in kuhnem Zugriff nach der Losung
der zahlreichen geophysikalischen Probleme, die
in ihrer komplexen Verknupfung die Physik der
Erde im weitesten Sinne zum Inhalt haben and
die spezifisch planetarischen Charakter tragen.
Der President des ersten Internationalen Polar-
jahres, Heinrich von Wild, sprach von der Ge-
walt dieser Idee, welche die Wirrnisse des Krieges
26. Juni 1957
nehmens, dieses ?Orchesterexperiments" der Na-
tionen unseres Planeten.
Moge die olympische Flamme dieser Olympiade.
der Wissenschaft, die achtzehn Monate nicht hr-
_ loschen wird, moge sic, in den Herzen derer an-
gezundet, die, diesem grolien Werk verfallen ~'iid -
verpflichtet sind, Symbol sein fur den Geist der
Verstandigung, fur die wachsende Vernunft and
die Einsicht in die GroBe der Verantwortung,
die wir alle tragen and von der uns keiner ent-
binden kann, der Verantwortung dafur, die
Krafte der Natur zum Nutzen der Menschheit
in den Dienst zu stellen and niche zu ihrer Ver-
nichtung.
In diesem Sinne ubermittelt das Nationale
Komitee der Deutschen Demokratischen Repu-
blik Ihnen, sehr geehrter Dr. Berkner, als dem
Prasidenten des ICSU and dem Hauptinitiator
des Internationalen Geophysikalischen Jahres
mit Bewunderung fur diese Leistung die herz-
lichsten GriBe, verbunden mit der Hoffnung
auf einen vollkommenen Erfolg des gemein-
samen Vorhabens and dem unsererseits geleiste-
ten Versprechen, im Rahmen unseres Beitrages
find die Zwietracht untei den Nationen fiber- unser Bestes fur das Internationale Geophysi-
gel ni pft, daB dieses dritte and groBte, das Inter-
nationale Geophysikalische, Jahr, diesem Wort
Erfullung werden lasse, daB es Brucken schlagen
moga... Brucken der Verstandigung zwischen
den Volkern and den Nationen..., Wege ebnen
moge zu gegenseitigem Verstehen, zum gemein-
samen Handeln fur gemeinsame Ziele. Denn
hierin liegt neben seinem wissenschaftlichen der
uberaus grol3e humanistisclie Wert dieses Unter-
kalische Jahr zu geben.
Mit dem Ausdruck hochster Wertschatzung and
kollegialen GruBen
Ihr Ihnen sehr ergebener
gez. Professor Dr. PHILIPP5
Sekretar des Nationalen Komitees der Deutschen
Dcmokratischen Republik fur das Internationale
Geophysikalische Jahr
3. Jahrgang, Heft 6f7f8 MITTEILUNGSBLATT
Aus der Arbeit der Akademie-Institute
t)ber die Aufgaben der Kommissionen Forschung and Lehre
Akademiejnitglied Prof. I?r. G. Rieniicker be-
richtete deco Presidium der Deutschen Akademie
der Wissenschaften zu Berlin am 6. Juni dieses
Jahres fiber die Aufgaben der Gewerkscha f t
Wissenschaft and ihrer gewahlten Organe in den
wissenschaftlichen Einrichtungen der Akademie
sowie fiber die besonderen Aufgaben der Kom-
missionen Forschung and Lehre.
?Ich dart Ihnen zunachst danken fur die Mog-
lichkeit, die Sic mir and dem Zentralvorstand
der Gewerkschaft Wissenschaft bieten, in Ihrem
Kreis einige Fragen der Arbeit der Gewerkschaft
Wissenschaft an den wissenschaftlichen Einrich-
161
beitsbedingungen der Wissenschaftler, Arbeiter
and Angestellten beeinflussen. Das bezieht sick
sowohl auf Fragen der Einstellung and Ent-
lassung als auch auf jene Probleme, die wir im
allgemeinen unter den Begriffen soziale and kul-
turelle Mallnahmen zusammenfassen.
Das Mitbestimmungsreclit der Gewerkschaft ist
auch dann zu verwirklichen, wenn es um die
Ausarbeitung von Planen der Entwicklung der
wissenschaftlichen Einrichtungen geht, ~venn
ihre Perspektive bestimmt wird oder es Bich um
den Stellenplan and andere damit zusammen-
hangende Fragen handelt.
tungen darzulegen. Ich mochte die Gelegenheit Dies bedeutet in keiner Art and Weise, daB die
benutzen, -ern:ge Grundprobleme der Gewerk- a Gewerkschaft Wissenschaft etwa-selbst-die-:vis-
schaftsaibeit zu behandeln and die Aufgaben, senschaftlichen Arbeiten tun konne oder wolle.
die die Zusammenarbeit der Leitungen der wissen- Es ware vermessen, ivenn die Gewerkschaft sich
schaftlichen Institutionen der Deutschen Aka-
demie der Wissenschaften and der Betriebs-
gewerkschaftsorganisationen in diesen Einrich-
tungen betreffen.
Die Gewerkschaft Wissenschaft wurde als eine
zum Freien Deutschen Gewerkschaftsbund ge-
horende Gewerkschaft gebildet, um die spezi-
fischen Fragen, die die wissenschaftlichen Insti-
tutionen angehen, in der gewerkschaftlichen Ar-
beit besser berucksichtigen zu konneei. Wenn
ich davon spreche, daB die Gewerkschaft Wissen-
schaft dem Bund der Freien Deutschen Gewerk-
schaften angehort, so ist damit gleichzeitig ge-
sagt, daB ihr in den wissenschaftlichen Einrich-
tungen die gleichen Rechte zustehen, vie sic die
Industriegewerkschaften in den Produktions-
betrieben.haben. Die Rechte der Gewerkschafts-
organisation, insbesondere das Mitbestimmungs-
recht, ergeben sich aus der Verfassung der Deut-
schen Demokratischen Republik, aus der im Ge-
setz der Arbeit grundsatzlich fixierten Stellung
der Gewerkschaft im gesellschaftlichen Leben
sowie aus der vom Ministerrat der Deutschen
Demokratischen Republik verabschiedeten Ver-
ordnung vom 10. 12. 1953, bekannt unter dem
Namen ,Verordnung fiber die weitere Verbesse-
rung der Arbeits- and Lebensbedingungen der
Arbeiter and der Rechte der Gewerkschaften`.
Die Verwirklichung dieser Rechte macht es er-
forderlich, daB die gewerkschaftlichen Organe
and ihre Vertretungen grundsatzlich ihre Zu-
stimmung erteilen mussen, wenn es um unmittel-
bare Probleme geht, die das Leben and die Ar-
15
solche Aufgaben stellen wiirde. Ihr steht aber
ohne weiteres das Recht zu, Vorschlage zu unter-
breiten, zu beurteilen, ob Mittel entsprechend
den Aufgaben oder zweckentfremdet verwendet
werden and so weiter. Die Gewerkschaft hat also
auch das Recht, ihre Meinung geltend zu machen,
wenn es Z. B. um Anerkennungen von Leistungen
geht, die aus dem Pramienfonds bzw. aus dem
Leistungspramienfonds finanziert werden kon-
nen, oder aber auch, wenn es sich um so wich-
tige Fragen der wissenschaftlichen Angestellten
vie etwa die Forderung des jungen Nach-
wuchses tiandelt. Dieses weitreichende Mit-
bestimmungsrecht der Gewerkschaften birgt in
sich selbstverstandlich auch eine Mitverantwor-
tung fur die Staatsaufgaben, die den wissen-
schaftlichen Einrichtungen der Deutschen Aka-
demie der Wissenschaften gestellt werden. In-
sofern besitzt das Presidium der Deutschen Aka-
demie der Wissenschaften, besitzen die Instituts-
leitungen in ihren Gewerkschaftsorganisationen
ein auBerst wertvolles Instrument, wenn es gilt,
Initiative zu wecken and die Bereitschaft fur
die Erfullung der staatlichen Aufgaben hervor-
zurufen. Von diesem Gesichtspunkt mussen Sic
auch die Aufgaben betrachten, die den Kom-
missionen fur Forschung and Lehre gestellt Sind.
Die Kommissionen Forschung and Lehre sollen
fachkundige Hilfsorgane der gewahlten Leitun-
gen sein, sic sollen die Leitungen sachkundig-
wissenschaftlich beraten, damit die Leitungen
ihre Entscheidungen richtig treffen konnen.
Neben ihren gesetzlich festgelegten Kontroll-
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ilL!
162
MITTEILUNGSBLATT 3. Jahrgang, Heft 6/7/6
funktionen obliegt insbesondere ihnen die Hilfe,
die sieh manchmal in einer ~vertvollen ICritik
aul3ern muB, bei der Losung vor allem der For-
schungsarbeiten in den wissenschaftlichen In-
stituten. Wenn diese Grundauffassung vorhanden
ist, werden Differenzen odor MiBverstandnisse,
vie sic gelegentlich aufgetreten sind, von vorn-
herein ausgeschlossen sein.
Wenn ich versucht habe, ganz kurz die Rechte
der Gewerkschaften and ihre Aufgaben zu um-
reiflen, dann ergibt Bich bereits aus dieser Skiz-
zierung erstens die Frage, ob die Gewerkschaft
Wissenschaft gegenwartig diesen Aufgaben ge-
wachsen ist, and damit such die Notwendigkeit,
neue Formen and Methoden zu suchen and zu
finden, die die Wirksamkeit der Gewerkschafts-
organisation in den wissenschaftlichen Ein-
richtungen der Deutschen Akademie der Wissen-
schaften erhohen helfen.
Die.Qualitat der Wirksamkeit der. Kommissionen
Forschung and Lehre hangt ganz aul3erordent-
lich davon ab, ob wirklich fachkundige and
gleichzeitig verantwortungsbewul3te Wissen-
schaftler darin mitarbeiten. In diesem Sinne
mochte ich das Presidium and die Herren Se-
kretare bitten, die Arbeit and Wirksamkeit
dieser Kommissionen dadurch zu unterstutzen,
daB - etwa auch die Herren Institutsdirek-
toren - die wissenschaftlichen Mitarbeiter der
Institute gebeten werden, Bich mehr als bisher
fur diese, einem Wissenschaftler durchaus ge-
maBe Form der gewerkschaftlichen Mitarbeit zu
interessieren. Ich darf Ihnen ferner einige Ge-
danken and Vorstellungen des Sekretariats des
Zentralvors$andes der Gewerkschaft Wissen-
schaft unterbreiten:
1. Die weitere Entwicklung des demokratischen
Lebens auch in der Deutschen Akademie der
Wissenschaften zu Berlin macht es erforder-?
lich, daB regelmaBige Rechenschaftslegungen
der Leitungen and wissenschaftlichen Gre-
mien vor den berufenen Vertretern erfolgen,
daB Riickblick uber das Erreichte gegeben
vird and die in der Zukunft erwachsenden
staatlichen Aufgaben erlautert werden. Wir
Sind der Auffassung, daB ein solch berufenes
Gremium die gewahlten Vertreter der Beleg-
schaften der verschiedensten Institutionen der
Deutschen Akademie der Wissenschaften, vor
allem die Vorsitzenden der Betriebsgewerk-
schaftsleitungen darstellen konnten. Solche
Rechenschaftslegungen, die vielleicht halb-
jahrlich stattfinden sollten, bieten die Mog-
lichkeiten kritischer Aussprachen and geben
Anregungen, urn ? die Arbeit zu verbessern.
Zum anderen konnte mit diesen Rechen-
saftslegungen verbunden werden, daB den
verantwortlichen Leitungen der Gewerk-
schaftsorganisationen im Bereich der Deut-
schen Akademie der Wissenschaften weitere
Aufgaben vom gewerkschaftlichen Gesichts-
punkt her gestellt werden.
2. Die Losung der vorhin grundsatzlich skiz-
zierten Aufgaben macht es erforderlich, zu
uberlegen, welche Formen and Methoden ge-
funden werden konnen, darimit gewerkschaft-
liche Vertreter in den zentralen Gremien der
Deutschen Akademie der Wissenschaften zu
Wort kommen, damit das Mitbestimmungs-
recht der Gewerkschaf ten in allen Fragen,
die das Leben and die Arbeitsbedingungen
der Beschaftigten angehen, verwirklicht wird.
Ich Weise darauf hin, daB die Gewerkschaft
z. B. in den Senaten and Fakultatsraten der
--Universi-tiite:i offer-vcrtreton istr.und.zavat.
selbstverstandlich durch einen Wissen-
schaftler.
Wir Sind der Auffassung, daB dieser Vertreter
der Gewerkschaft Wissenschaft semen Platz
nicht im Presidium der Deutschen Akademie der
Wissenschaften haben sollte, das sieh aus nam-
haften Gelehrten zusammensetzt, die in erster
Linie die wissenschaftliche Arbeit in unserer
Republik reprasentieren, sondern in jenem Lei-
tungsgremium, das fur die Koordinierung and
Anleitung der unmittelbaren Tatigkeit der ver-
schiedensten Forschungsmstitute verantwortlich
zeichnet. Dieser Vertreter der Gewerkschaft
Wissenschaft muBte selbst Wissenschaftler sein,
ennen Kontakt mit dem Sekretariat des Zentral-
vorstandes der Gewerkschaft Wissenschaft hal-
ten, alle Grundsatzfragen mit ihm bzw. mit den
zustandigen Fachabteilungen des Zentralvor-
standes .beraten and kl'aren. Das bedeutet, also,
daB innerhalb der Akademie ein zentraler ge-
werkschaftlicher Verhandlungspartner fur.. die
leitenden Akademiegremien vorhanden - sein
mi l3te. Dies ist bei der jetzigen gewerkschaft-
lichen Struktur noch nicht der Fall, and mit
dieser Frage wird Bich der Zentralvorstand un-
serer Gewerkschaft noch eingehend befassen.
Das Sekretariat des Zentralvorstandes der Ge-
werkschaft Wissenschaft, als dessen Vertreter
ich diese Gedanken darlege, verspricht sich.sehr
viel davon, wenn diese Vorschlage verwirklicht
werden. Wir sind gewiB, daB unsere Vorschlage
durch Sie gepruft werden, eingedenk der Tat-
sache, daB wir gleiche Ziele verfolgen and nach
ihrer Verwirkhchung streben."
3. Jahrgang, I-left 6/7/S
Tagungs- and Reiseberichte
Deutsche and polnische Altertumswissenschaftler in Krakau
Vom 24.-29. Juni vorigen Jahres wurde von
unserem Institut ein Zusammentreffen polnischer
and deutscher Gelehrter auf dem Gebiet der
Altertumswissenschaft veranstaltet 1).
Auf Einladung unseres Instituts kamen in jenen
Tagen 20 polnische Wissenschaf'tlerinnen and
Wissenschaftler zu uns, um von ihren For-
schungsergebnissen zu berichten and einen 'Er-
fahrungsaustausch zwischen der polnischen and
deutscher Altertumswissenschaft einzuleiten.
Dieses von vollem Erfolg gekronte Unternehmen
lieB auf seiten der polnischen Kollegen den
Wunsch aufkommen, eine ahnliche Zusammen-
kunft in Polen durchzufiihren, wobei als Ta-
`gungsort zun5ells1-Wmschau vorgesehen-ware--
Wahrend in Dresden die Vortrage ausschlielilich
von den polnischen Gasten gehalten wurden,
sollte in Polen insbesondere die deutsche
Wissenschaft zu Worte kommen.
So egging denn vom wissenschaftlichen Komitee
fur die antike Kultur an der Polnischen Aka-
demie der Wissenschaften durch das Akademie-
mitglied Professor Dr. Kumaniecki an das In-
stitut and an die einzelnen vorgesehenen Teil-
nehmer die Einladung, vom 19.-25. Mai d. J.
in Krakau zu einer Tagung zusammenzutreffen.
Die polnischen Gastgeber hatten spater Krakau
als Tagungsort gewahlt, um den Teilnehmern
Gelegenheit zu geben, diese alte ehrwurdige
Stadt, soweit es in dieser kurzen Zeit uberhaupt
moglich ist, etwas genauer kennenzulernen, and
um die Tagung an dem Sitz der alten 1364
gegrundeten Jagiellonen-Universitat durchzu-
fuhren.
Die Leitung der deutschen Delegation lag in den
Handen von AkademiemitgliedProf. Dr. Zucker.
Als Vertreter des Instituts gehorten der Dele-
gation weiter an: Akademiemitglied Magnifizenz
Prof. Dr. Hartke, Prof. Dr. Irmscher, Prof.
Dr. Schubring, Dr. Dunst., Dr. Mau, Dr. Schnei-
der, Dr. Seyfarth and der Unterzeichnete als
Sekretar der Delegation, ferner Frau Dr. Zucker.
Von den Universitaten nahmen folgende Ver-
treter als Delegationsmitglieder an der Konfe-
renz teil: Prof. Dr. Bielefeld (Greifswald), Prof.
Dr. Blaschka (Halle), Prof. Dr. Dornseiff (Leip-
1 Einen ausfuhrlichen Bericht uber diese Tagung hat
Frau Dr. Amberg im Mitteilungsblatt 2 (1956), Heft
7/5, S. 9ff., gegeben.
I 5'
zig), Prof. Dr. Peek (Halle), Frau Dr. Simon
-(Berlin), Frau Dr. Welskopf (Berlin) and die
Lektoren Werner Krenkel (Rostock) and Frau
use Schneider (Berlin).
Funf Themengruppen waren vorgesehen, aus
denen die Themen der zu haltenden Vortrage
entnommen waxen:
1. Antike Lyrik
2. Griechische Vasenmalerei
3. Antike Philosophic
4. Mittellatein and Mittelgriechisch
5. Antike Epigraphik.
Von deutscher Seite sprachen auf dem Zusam-
mentreffen fast alle Teilnehmer, wahrend von
den polnischen Gastgebern u. a. Prof. Dr. Steffen
(Poznan), Prof. Dr. Tatarkiewicz (Krakau) and
Prof. Dr. Plezia (Krakau) Vortrage hielten.
Auf die Einzelheiten braucht bier nicht ein-
gegangen zu werden, veil samtliche Vortrage
von der Polnischen Akademie zum Druck ge-
bracht werden, so daB alle Interessierten die Vor-
trage spater nachlesen konnen.
Nach jedem Vortrag entstand eine sehr lebhafte
and fruchtbare Diskussion, die die einzelnen
Fragenkomplexe verschiedentlich erschopfend
zusammenfaBte and durchaus nicht immer zu-
stimmend war. Ich kann wohl sagen, daB es eine
sehr anstrengende Konferenz war, veil, vie so
oft auf Tagungen, nicht nur eine sehr gute, son-
dern auch sehr reichliche wissenschaftliche Kost
geboten wurde, and dies sowohl in den Vortragen
vie auch in den Diskussionsbeitragen.
Ich darf jetzt kurz auf den Verlauf der Tagung
and des Aufenthaltes in Polen eingehen:
Am Sonntag, dem 19. Mai, kamen wir fruh auf
dem Warschauer Hauptbahnhof an and wurden
von unseren Gastgebern, insbesondere von Pro-
fessor Dr. Kumaniecki and Kand. Jurewicz auf
das herzlichste begruBt. Man wuBte sofort, daB
man sieh in Polen zu Hause fuhlen wurde. Nach
einer Fruhstuckspause begann die Besichtigung
der Stadt, vor allem des nach historischen Zeich-
nungen wiederhergesteiten alten Stadtteils, der
ein kurzer Spaziergang, die Besichtigung des
Marienbezirks and eine Fuhrung durch das pol-
nische Nationalmuseum folgten. Nach dem
Mittagessen, das in Polen im allgemeinen erst
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164
3. Jahrgang, Heft 6/7/8
am Nachmittag eingenommen wird, fuhren wir Nachdem am Mittwoch nachmittag eine Stadt-
nach Krakau, wo wir gegen 22 Uhr eintrafen. besichtigung unter? der kundigen Fuhrung von
Die Eroffnung der Tagung erfolgte am Montag, Herrn Prof. Dr. Plezia, Krakau, erfolgte, saherl
dem 20. Mai, fri h um 10 Uhr in der Aula der wir? Donnerstag die Tatra in Zakopane in nachster
Krakauer Universitat, wahrend die anderen Vor- Nahe.
trage am Montag nachmittag im archaologischen Am Freitag vormittag wurde unter' der Leitung
Institut and am Dienstag and Mittwoch im Sit- Prof. Plezias die Krakauer Konigsburg, der
zungssaal der Polnischen Akademie der Wissen- Wawel, mit dem koniglichen Schlol3 and der
schaften gehalten wurdeh. Nach den einleiten- Kathedrale besichtigt. Wir standen am Sarko-
den Worten von Prof. Dr. Kumaniecki in pol- phag von Adam Mickiewicz, des grol3ten pol-
nischen and deutscher Sprache nahm der Rektor? nischen Dichters.
der Universitat Prof. Dr. Grodzinski das Wort. Die Kunstschonheiten Krakaus hier zu schildern,
Nach ihm hielt der Dekan der Philologischen ist leider nicht moglich, veil Worte niemals die
Fakultat, Professor Dr. Madyda, eine Ansprache Anschauung ersetzen konnen. Krakau selbst 1st
in lateinischer? Sprache, die von allen Teilneh- nicht zerstort. Trotz moderner Verkehrsmittel,
mern mit besonderer Begeisterung aufgenommen vie StraBenbahn and Auto, hat man stets den?
wurde. Schliel3lich sprach im Namen der deut- Eindruck, daf3 Krakau semen mittelalterlichen
schen Delegation deren Leiter, Akademiemitglied Charakter nicht verloren hat.
Prof. Dr. Zucker. Am Freitag abend kehrten wir nach Warschau
Aus alien Reden klang als Tenor die Feststellung _zuruck and besichtigten am .Sonnabendh dem
_ der zngen wissenscliaftfichen Zusammenarbeit 25. Mai, am Vormittag nochmals unter anderem
zwischen den polnischen and deutschen Wissen- den schonen Park Lazienki mit dem herrlichen
schaftlern, fur die gerade die, Altertumswissen- Lustschlol3 and der Freilichtbuhne. Wiederum
schaft ein besonders fruchtbares Bild ist, and hatten wir Gelegenheit, die aus den Trummern
der Verbundenheit der beiden Volker, wiedererstandene historisch naturgetreu nach-
Nach dem Abschlua der Tagung gab der Rektor gebaute Altstadt zu sehen and zu bewundern.
im alten Universitatsgebaude, dem Collegium Leider konnte das Stadtschlol3 noch nicht wieder
Maius, einen Empfang. Bei dieser Gelegenheit neu errichtet werden.
wurde diese alte wissenschaftliche Statte mit Um 13 Uhr wurde die deutsche Delegation von
ihren Schatzen and Universitatsinsignien be- dem ersten Sekretar der Abteilung I der Pol-
sichtigt. Noch heute werden dort im alten Senats- nischen Akademie, Prof. Dr. Arnold, empfangen.
Baal, der mit herrlichen Olgemalden geschmuckt Vorher nahmen wir die Gelegenheit wahr, den
1st, die die ehemaligen Rektoren darstellen, Fest- Kulturpalast an der Marschalkowska, der be-
sitzungen der Universitat durchgefuhrt. Bereits ruhmten Warschauer Hauptstraf3e, em Geschenk
bei diesem Empfang zeigte es sich, vie ertrag- des Sowjetvolkes an Polen and im Stil der Lo-
reich die Konferenz fir die wechselseitigen wis- monossow-Universitat in Moskau erbaut, zu be-
senschaftlichen and personlichenBeziehungen der sichtigen and Warschau vom 30. Stockwerk aus
Altertumswissenschaftler Polens and der Deut- zu betrachten. Der Empfang fand im 20. Stock-
Lich schon in Dresden engere Formen angenom-
men hatten, sich auswirkte. Man saB zusammen
and sprach miteinander, als ware man eine Fa-
milie 2). Hier sei auch, auf die sprichwortliche
Gastfreundschaft unserer polnischen Freunde,
insbesondere des Leiters des Komitees, Prof.
Dr, Kumaniecki, ilnd des Organisafors der Ta-
gung, des Kollegen Jurewicz, besonders hin-
gewiesen and alien herzlichst gedankt.
2 Vgl. hierzu auch die Ausfuhrungen des Verfassers
anlu 3lich der Woche der Deutsch-Polnischen Freund-
schaft 1956 im Mitteilungsblatt 2 (1956), Heft 6,
S. 26ff.
werk statt.
Mit dem Nachtschnellzug verlieB die Delegation
am Sonnabend abend Warschau, um nach Berlin
zuruckzukehren. ?
Zusammenfassend darf ich wohl im Namen aller
Teilnehmer sagen, dali auch diese Zusammen-
kunft die wissenschaftlichen and personlichen
Bindungen zwischen den_ polnischen and den
deutschen Altertumswissenschaftlern weiterhin
gefestigt and vertieft hat.
Dr. E. PIEKNIEw$KI
Wissenschaftlicher Assistent am Institut fur
griechisch-romische Altertunskunde `
3. Jahrgang, Heft 6/7/8 MITTEILUNGSBLATT
?Ewiges Rom"
(Fortsetzung des Italienreiseberichtes)
An einem fruhen Aprilmorgen tragt mich der
Zug nach Si den: nach Rom. Die ersten goldenen
Strahlen der aufgehenden Sonne zucken fiber
die Mauern der Stadt, es taucht das Grabmal des
grollen Theoderich auf, dann verlegt eine Kurve
der Strecke den Blick and das neue Ziel zieht
die Gedanken auf sich.
Rom, die ?ewige Stadt", ihre Anfange liegen in
sagenhaftem Nebel fruher Historie. ?Ihr aber
setzt' ich im Raum noch in der Zeit eine Grenze:
Herrschaft ohn' Ende hab' ich ihr gegeben ..."
i berliefert uns Vergil. Die Vision des Daniel-
buches steigt auf: vier Reiche werden sein and
dann keines mehr ... and in der Tat durch Jahr-
tausende ist Rom Zentrum geblieben, gewifl
unter wechselnden Bedingungen and auch unter
wiehselnden Aspekten. JJ n den-Palatin -kreissen
schattenhaft die ersten Anfange der Geschichte
der Stadt, von Eroberung zu Eroberung eilend,
so verlauft die weitere Entwicklung. Das anfang-
liche Konigtum geht in die Republik uber and
am Ende steht das kaiserliche Rom, das das ge-
samte Mittelmeerrund samt weiter Strecken des
Hinterlandes in semen Grenzen vereinte. In
Schottland, in Spanien, in Nordafrika, am
Euphrat and im tiefen Kleinasien standen die
Legionsadler.
Aber es ware einseitig, allein diese Seite zu
sehen. Weit schweift der Buick vom capitolini-
schen Hugel uber die Reste des Forum Romanum,
des poliischen, wirtschaftlichen and religiosen
Mittelpunktes des Imperiums. Haub links im
Vordergrund steht noch ein Tell der Rostra, da-
neben die Senatskurie, wenig weiter die Reste
des Vesta-Tempels, hoch ragt noch ein Saulen-
rest des Kastor- and Pollux-Tempels... Die Ge-
danken greifen zuruck: Hier standen die Grac-
chen, hier stand einst Cato, Caesar wurde nur
wenig hinter diesem Platz verbrannt.
Neben'der Geschichte der imponierenden auBe-
ren Ausdehnung steht die innere Auseinander-
setzung. Konsuln, Usurpatoren, Caesaren, groBe
Manner, aber auch Gestalten voll abstofender?
Minderwertigkeit sind in sie verfiochten. Aber
165
Aus dem alten Rom wachst das mittelalterliche,
verschont durch die Renaissancepalazzos and
Barockkuppeln, durch ? Wunderwerke, die sich
durch die Meisterschaft ihrer Schopfer wurdig
an die alten Bauwerke anschliellen.
Aber es gibt noch ein anderes Rom; ein unter-
irdisches, die Roma sotteranea, das Rom der Ka-
takomben, der unterirdischen Nekropolen. Hier
spricht neben der Geschichte der auBeren Ent-
wicklung des Reiches, seiner stolzen Triumphe,
seiner zusammenfassenden Verwaltung, seines
ausgefeilten Rechts eine andere, die spatantike
Religionsgeschichte, vielschichtig in ihren Im-
pulsen, ihren Hoffnungen.
In Rot and Gelb, Braun and Grin, Blau and
Ocker leuchten die Cubicula, die seitlich der
mehrgeschossigen Gange liegen. Genien, kleine
Eroten, Weintraubengerank, i ppige Trauben,
Delphine, Tauben and zahlreiche spielende Tiere
joie Hasen, Eichhornchen sind Iiinweis auf die
eleusinischen Gefilde, auf die der Lebende
hoffte - wenn einst die Zeit irdischen Lebens
abgelaufen sei. ,,In pace" steht schlicht an den
Gangen, auf kleinen in die Wande eingelassenen
Tafeln, oft ziert sie noch ein winziger Palm-
zweig, ein kleines Kreuz, ein Anker oder das
Fischsymbol; hier sind wir mitten in einer christ-
lichen Katakombe. Betritt man die Domitilla-
Katakombe, so durchschreitet man zunachst eune
unterirdische Basilika, erbaut uber den Grabern
fruher Martyrer. Mattes Licht nur fallt auf die
seitlichen Wande, die mit Resten und Fragmen-
ten von Grabplatten bedeckt sind, dann betritt
man das Labyrinth der Gange, die in drei Stock-
werken mit insgesamt 17 km Strecke unter der
Erde hinlaufen. Symbolische Darstellungen be-
decken die Wande: Daniel in der Lowengrube,
Susanna mit den drei seniores, die drei Junglinge
im Feuerofen, Jonas in der Kurbislaube bzw.
vom Ketos an den Strand gespieen - ein Zeichen
des Glaubens an die Unsterblichkeit, des wieder-
gewonnenen Paradieses and des Sieges uber eine
Welt, die in ihren Festen bebte. Eun Gleiches
spricht aus den Sarkophagseiten, deren schonste
and eindrucksvollste die Galerie im Lateranen-
sischen Museum vereinigt. Auf die Lowenjagd-
und Schlachtsarkophage des ausgehenden 3. nach-
christlichen Jahrhunderts folgen die christlichen
Sarkophage rnit eigenen Motiven, die Unsicher-
beut and Fragwurdigkeit alder menschlichen
Existenz in dieser Spatzeit Roms, in der die
Barbaren immer deutlicher an die weitgesteckten
Grenzen pochen, in der die innere Krise wachst,
wandelt sich in Hoffnung und' Gewillheit..
Sle spricht auch aus jinen groBen Basiliken, die,
ununterbrochen stromt die romische Quelle,-
wohl zerfallt das Reich in zwei Half ten, der
Westen wird die Beute einwandernder germa-
nischer Stamme, wohl ist Rom oft aufs aullerste
hedroht, aber es besteht fort. An die Bauten aus
der fruhen Konigszeit, aus der republikanischen
Zeit reihen sich die kaiserlichen Monumente,
Foren, Basiliken, Saulen, Triumphtore u. a. m.
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s1
ii
166
DITTEILUNGSBLATT 3. Jahrgang, Heft 6/7/8
einst dem profaners Zweck vorbehalten, schlieB-
lich auf gottesdienstlichen Gebrauch Bich be-
schranken? Zwar stehen die alten, fruhen Basi-
liken nicht mehr, neue Mauern stehen auf den
Fundamenten, aber dennoch ist es ein uberwal-
tigender Eindruck, die Klarheit der Linien-
fuhrung, die Exaktheit der Abmessungen, das
hohe Rund der. Apsiden zu verfolgen, die die Zeit
i berdauert haben, mag auch hier ein neuer
Dekor die spater ersetzte Wand decken oder ein
Barockaltar und allerlei sonstiger Zusatz das alte
Bfld truben. -
Richtpunkte durch die Zeiten sind die Monu-
mente der ?ewigen Stadt", sei es nun das ge-
waltige Rund des Colosseums, seien es die Bogen
des Konstantin, des Titus, Tiberius und anderer,
seien es die hohen Saulen, vie z. B. die des
Trajan, die sich in unmittelbarer Nachbarschaft
zweier Barockkuppeln erhebt. Reliefbander zie-
hen sich um--das ?und der schlanlten-Saab-mii- -
Darstellungen der kriegerischen Triumphe des
Kaisers. Noch die Zeit des Kaisers Barbarossa
verbot in Bewunderung dieses Werkes jede Be-
schadigung, bis ans Ende der Zeiten sollte sie
unversehrt stehen bleiben. Wenig weiter grul3t
das Standbild des Restitutors des Reiches, Octa-
vianus Augustus. Die zeitenkundigen Romer
haben den Grol3en ihrer Geschichte hier Sta-
tuen aufgestellt, die den klassischen Schop-
fungen nachgebildet sind. Man denkt an diesen
Mann, der so umstritten in der Wertung ist,
den die einen als Schauspieler, wenn auch ener-
gisch und volley Verdienste, die anderen als
einen echten Romer erfassen. in Kurze tragt
die Tram zu den gewaltigen Caracalla-Thermen,
dicht unterhalb der Via delle Terme. Nahe dabei
]iegt der Circus Maximus, nur kurze Minuten
und man steht an den Resten der Kaiserpalaste.
1-Tier baute Trajan, vor ihm Augustus, spater
noch Domitian. Hier liegt das Haus der Livia,
die Domus Augustana, auch das sogenannte gol-
dene Haus des Nero gehort in diesen Bezirk
und vor allem noch der Flavier-Palast.
Zu uppig wuchert hier Geschichte, Baugeschichte,
Stadtgeschichte, um auch nur einen ungefahren
Uberblick uber die Fulle des uberall dock we-
nigstens noch in Trummern Sichtbaren zu
geben.
Eine andere Welt und dennoch dieser antik-spat-
antiken Zeit wiederum vielfaltig verbunden liegt
auf der anderen Tiberseite: Petersdom und
Engelsburg. Aus den Ruinen des untergehenden
Roms, des vergehenden Imperiums erhob sich
ein neues Rom, nicht ein Rom der Legionen, aber
ein neues geistiges Zentrum.
Aus der Gruft des Apostelfursten steigt der neue
Herrscheranspruch auf: Der romische Bischof
wird zum Haupt der Christenheit. Unter diesem
Gedanken betritt man das ausladende Rund der
elliptischen Kolonnaden, das die. Peterskirche
auf beiden Seiten einschliefit. Fast dreihundert
Saulen und etwa 150 Heiligenstatuen sind'der
Schmuck dieses Platzes, den vor allem der Ge-
nius des Lorenzo Bernini innerhalb eines Jahr-
zehntes schuf. Dem Auge des eingeweihten
Beschauers scheinen die GroBenproportionen
des eigentlichen Petersbaues nicht so gewaltig,
wie sic indessen sind? Erst wenn man weiB,
daB der Wiener Stephansdom in den Bau
hineinpassen wiirde, daB allein die Peters-
kuppel die GroBe des Pantheon hat, ermiBt man,
welch gewaltiges -Bauwerk man betritt; das
durch spatere Zutaten an Unmittelbarkeit des
Eindruckes eingebuBt hat. Durch die breite Via
dellh.Conciliationis erreicht-man die Engelsburg,. -
den oftmaligen Zufluchtsort des Papstes in den
Machtkampfen des Mittelalters. Hoch uberragt
ein Engel die Zinnen des Bauwerkes, das einst
von Kaiser Hadrian als Mausoleum gebaut
wurde und spater die sterblichen Reste mehrerer
Kaiser aufnahm. Ms Alarich Rom ersturmte,
plunderten seine Scharen den Bau, dann wurde
es papstliches Refugium nach wechselnden
Schicksalen. Nachts kronen Tausende von Gli h-
birnen den Kranz der Bastionen, werfen ihr
Licht auf die Gestalten der Engelsbrucke, die
den Bau mit dem gegenuberliegenden Ufer ver-
bindet, und lassen die Schatten gespenstisch im
Tiberwasser spielen. Wendet man den Buick
die Via della Conciliationis zuri ck, so sieht man
uber der Peterskuppel die kronende Laterne
leuchten. Schwach zeichnen sich die Umrisse der
Galerien, Museen, Wohnbauten und Mauern
gegen den Nachthimmel ab. UnermeBlich- sind
die Werte, die sic bergen. Man denkt an die Lao-
koon-Gruppe, den sterbenden Gallier, den Apoll
von Belvedere, die Sixtinische Kapelle, die wert-
vollen Handschriften, Gemalde und sons tgen
Gegenstande, die oft einzigartig sind. A-uch hier
ist es eine nur fluchtige t berschau uber eine
Fi Ue, die taglich Tausende. anlockt und sic uber
Galerien und Gange wandern laBt.
So scheint Rom eine Reihe von Gesichtern zu
haben: das Rom der Geschichte im ublichen~
Sinne, das Rom als kunstgeschichtlich-archaolo-
gisches Phanomen, das christliche Rom, das Rom
des Barockzeitalters.
Alle aber sind sic nur Akzente. Rom ist nur das
eine, das durch die Zeiten bleibende, alle Zeiten
in sich bergende.'Steht man oben auf dem Pincio,
3, Jahrgang, Heft 6/af8
MITTEILUNGSBLATT 167
einem hohen 1 att tfber der Stadt, der Bich durch
semen einzigartigen Blick uber das Hausermeer
zu semen Fufen auszeichnet, am besten zur Zeit
des Sonnenunterganges, dann spurt man diese
groBe durch die Geschichte gehende Einheit:
Rot und golden gluht die Kuppel von St. Peter
auf der Stelle, die der Tradition nach einst das
Petrusgrab barg, zahllos die ubrigen Kuppel-
kirchen, die sich in festlicher Harmonic hinzu-
gesellen; dunkelrot, schwarzrot erheben sich die
alien Mauern des kaiserlichen Roms, das ge-
waltige Rund des Colosseums, der Kaiserforen,
dazwischen die hohen Wande der groBen Haupt-
basiliken, oft bekront von barockem Figuren-
schmuck. Nur schwach sind noch die fernen
Albanerberge sichtbar, jene Hange, die die be-
ruhmten Vini di castelli wachsen lassen, an denen
Hannibals Heer einst rastete und die heute der
GroBstadt Erholung bieten in der heiBen Jahres-
zeit._wenn_das Hausermeer in gluhender Hitze
liegt.
?Quando cadet Roma, cadet et mundus" - Rom
im eigentlichen Sinn ist dahin, dahin ist das ge-
waltige Imperium von den Kasten Schottlands
bis zum Euphrat, vom Atlas bis zum Schwarzen
Meer, aber dennoch ist Rom geblieben? Hier
schichten sich die Jahrhunderte nicht vie geo-
logische Formationen ubereinander, sondern sic
stehen nebeneinander und bestehen weiter fort.
Die Namen der Barockmeister Bernini, Borromini
stehen neben denen der kaiserlichen Bauherren,
Michelangelo und Bramante neben den meist
unbekannten Meistern der Skulptur der fruhen
christlichen Jahrhunderte. Alle eint der chic Ort,
alle Zeiten.aber faBt der Ort und der Gedanke
des ?ewigen Roms", der Roma aeterna.
Dr. H. MICNAELIS
Wissenschaftlicher Oberassistent am Institut fur
griecbisch-romische Altertumskunde
Zwischen Leningrad und Erewan
Eindriicke von einer Handschriftenreise in die Sowjetunion
Gerade versinkt der glutrote Sonnenball in einer
dichten Wolkendecke, als die Maschine der Deut-
schen Lufthansa scharf nach unten druckt und
unter uns die Walder um Moskau auftauchen.
Icier und da liegt noch Schnee, ein ungewohnter
Anbhck nach dem Berliner Fruhling. Sicher
landet die IL-14 in Wnukow. Es ist der 8. April.
Was werden uns die nachsten 6 Wochen bringen,
ehe wir Ende Mai bier wieder abfliegen?
Unser Auftrag steht in groBen Zugen lest: grie-
chisehe Handschrif ten. die fur die Arbeit der
I~omrission fur spatantilte Religionsgeschichte
von Wichtigkeit sind, aufzusuchen, zu unter-
suchen und - soweit i-otig - zu totografieren.
? Aber wie ward ntsere Arbeit im einzelnen vor
? sich gehen? Werdez wir alles erreichen, was wir
? ? warten, vielteicl>t gar Nees, Unerwartetes
?o
.?? ??: ~ gation, in?der Sotvjetumon geweeer, hat Kon-
~= takte ,aufgenommen und eine Vbersicbt fiber die
finden? Wir sind nicht unvort>ereitet. Schon 1853
? art Prof. U, I~. Aland, der f e1'ter unserer a,.-
;vorllandenen 18estande gewowlere. ,le~ec gut es,
'`'das Begonnene fortzuhihreii. Moskau itact Iienin-
- grad habett die groBten Bibbotbekei%, die teid--
sten Bau4scbriftenscha_tze? da? Wa- ' re~tannt.
Il bt 'e $amoch .1pCh ,attt~elseti Sti;dtept gt >,a
? ? ? tungen, die arts interees4eic t? YQfl teit 'i'ii
;it~eC vied wenjger wissen,
?? ? . e
Zuerst also in Moskau, und hier, neben der Uni-
versitatsbibliothek, dem Zentralarchiv alter
Akten und dem Puschkin-Museum, vor allem
die Bibliothek des Historischen Museums am
Roten Platz und die Leninbibliothek. Die ersten
Tage vergehen mit informatorischen Besuchen,
Gesprachen, vorbereitenden Arbeiten. Mit drei
Tagen Verspatung trifft endlich ein dritter Mann
em, unsex Fotospezialist Klaus Junack. In einem
Campingbeutel hat er seine ganze Ausrustung:
eine ?Praktina" mit 17-m-Zusatzkassette, ein
Zeiss-Universalstativ, Leuchten,, Kabel und was
sonst noch dazu gehort. Auch hier eine UngewiB-
heit: Wird der Apparat sich bewahren, die Be-
lastung aushalten? Er tut es glanzend. Am Ende
der Reite stellt sich heraus, daB wir fast,
16 000 Aufnahmen gemacht haben. Eiri Amateur,
der jeden Monat eine Kleinbildpatrone verknipst,
also 12 im Jahr (und das 1st reichlich bemessen,
wenn ich an meine eigenen Amateurerfahrungen
denee), wurde uber 30 Jahre brauchen, ehe er
seine I~amera so oft ausgelost hatte, wie wir es
in sechs Wochen taten. An manchen Tagen wer-
den cs gut 2000 Aufnahmen, bis zu 400 in der
Slunde, freilich unter den gunstigsten Bedingun-
gen und wenn alle drei mithelfen, die Hand-
schiift umiublattern, zu glatten und in ihrer
Y~ge zu halten und den Apparat zu bedienen.
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MITTEILUNGSBLATT 3. Jahrgang, Heft 6/7/8
Allerdings gibt es dann auch Blasen an Daumen
and Zeigefinger vom standigen Drehen des Auf-
zugknopfes. Hauptsache, daB die Aufnahmen
geraten! Das Labor der Leninbibliothek ent-
wickelt uns die ersten Filme. Welche Erleichte-
rung, daB alle gelungen sind! Abends sitzen wir
dann im stockdunklen Badezimmer, packen die
belichteten Filme in Blechdosen, fallen die Kas-
setten neu .. .
Aber es gibt n;cht nut Arbeit, es gibt auch Er-
holung, Belehrung: Museen, die Oper, Ballett,
den Kreml, Eindrucke uber Eindrticke. Die prach-
tige Metro 1a1 t'mit ihrer Zugfolge von 1-2 Mi-
nuten den Berliner vor Neid erblassen. Selbst
gegen Mitternacht ist der Zugabstand nie grocer
als 4 Minuten. Im StraBenverkehr fuhlt sich der
FuBganger trotz des Autogewuhls absolut sicher,
geht bei Rot uber den Damm - and dart es.
Nach zwei Wochen haben wir unsex Moskaucr
Programm bewaltigt, and am 26. April geht es
weiter nach Leningrad. Auf der Newa schwim-
men noch Eisschollen, aber schon sine/ die Abende
merklich linger als in Moskau. Um 9Uhr abends,
wenn wir aus der Saltykow-Stschedrin-Biblio-
thek kommen, ist es nach heller Tag. Viel Arbeit
gibt es auch in der Akademiebibliothek. An den
uberraschendsten Stellen finden sich aul3erdem
griechische Handschriften: in der Eremitage, im
Akademiearchiv, im historischen Institut, im
Orientinstitut, ja selbst im Institut fur moderne
russische Literatur. Einmal kommt uns der Zu-
fall zu Hilfe: Vor zwei Jahren erhielten wir vom
Sekretar des sowjetischen Friedensrates den
Mikrofllm einer Leningrader griechischen Hand-
schrift. Aber nun an Ort and Stelle konnen wir
diese Handschrift nirgends finden. Auch im
Akademiearchiv fragen wir danach and er-
wahnen beilaufig, daB der Kodex auf den ersten
Blattern Eintragungen in arabischer Sprache
entlialte. Da meldet sich vom Nebentisch 'ein
Alitarbeiter des Orientinstituts, der' gerade im
Archiv arbeitet: sein Institut besitze neben vielen??
arabischen auch einige griechisclle Handschrif-
ten. Am nachsten Tag besuchen wir das Institut
and finden tatsachlich unsere langgesuchte Iiand-
schrif t!
Die Maifeiertage geben. willkommene Gelegen-
heit, , die Stadt im Festgewand kennenzuler?en.
Am 1. Mai schliefen wir uns mit unserem Dol-
metscher der Demonstration an. Gelegentliche
Regenschauer konnen die allgemeine? Stimmung
nicht storen. Wenn der Zug stdckt, improvisiert
man ein Tanzchen. Am 4bend dran~ex ?ich die
Menschen am Newakai, tvo au! deft Stto~t pr3c'h?
tig illuminierte Kriegctcrkiffe ttie ..Qm t `dai,
hier ebenfalls Feiertag, gehen wir in die Ere-
mitage. Von 11 bis 6 Uhr ist dieses einzigartfge
Museum geoffnet. Wir bleiben den ganzen Tag
dort, and loch ~angt die 2eit nicht, auch nur die
wichtigsten Abteilungen zu durchwandern.
Eines Tages ruft uns tinier Dolmetscher aus dem
Lesesaal der BibliotheL heraus. Soeben ist die
Nachricht au? Moskau gekommen, daB wir -
'as vorher fraglich war - noch nach Tbilisi
and Erewan fahren konnen. In Windeseile mini
das neue Programm entworfen werdec. Unsere
Arbeit in Leningrad wird so schnell wie moglich
zu Ende gefuhrt, and am 9. Mai fliegen wit zu-
ruck nach Moskau. Hier ist inzwischen der !ruh-
ling eingezogen, and statt der 5 Grad in Lenin-
grad herrschen 25 Grad, ein Vorgeschmack des
Sudens, der uns etwartet.
Der Morgen beginnt gerade erst zu dammern,
als wir gegen 4 Uhr anLi2 Mai zum Fluge nach
Tbilissi starten. Es ist die langste Etappe der
Reise, welter als nach Berlin. Bald nach der
Zwischenlandung in Rostow am Don erreichen
wir die Kiiste des Schwarzen Meeres. Bei strah-
lendem Sonnenschein bietet sich ein uberwalti?
gender Fernblick. Wir fliegen die Kuste entlang.
zur Rechten das endlose Blau der See, links steil
aufsteigend die Schneegipfei des I aukasus. Dann
biegen wir landeimvarts, die Maschine klettert
hoher, einem F1uftal folgend. Um i/212 landen
wir in 'Jilissi - and mussen unsere Uhren auf
I/.1 stellen. in Berlin ist es jetzt t/;lO. Tbilissi
ist eine Millionenstadt, tang hingestreckt am
Ufer der Kura. Die Hauser schieben sich in die
Seitentaler, die Hinge hinauf. Palmen am Rusta?
weli-Prospekt, uppige Grunanlagen, Spring?
brunnen, and auf dem Berge hock uber der Stadt
ein wunderbarer Park. Eine Zahnradbahn fuhrt
hinauf..Wir besuchen die Grusinische Akademie
der Wissenschaften, werden aufs liebenswur-
digste empfangen. Die Arbeit fuhrt uns in das
Grusinische Museum. Wir fotographierert neben
einer R eihe von Fragmenten zwei wertvolle alte
Evangelienhandschriften aus dem 9. Jahrhun-
dert, von denen eine noch gar nicht naher?be-
kannt ist. Am Abend besuchen wir die ? alte
Landeshauptstadt Mzcheta, jetzt ein vertraumtes
Landstadtchen. Die gewaltige Kathedrale? aus
dem 11. Jahrhundert zeugt von vergangener Zeit.
Und noch ein Jahrtausend Lruher: ein kiirzlic t
enldeckter Grdbl~au, de??en Arcltitektar grie?
rhische Eintliysse~nu t einltei~ttacltett leMetttelf
merkwiirdig vetbtnttet. abet tfei .tadt auf.kattlet
Hohe?raQ das ~schae ari.% ostet aws detn S. JahC? ?
!sundert.:1be; die %u IfaI t ist .hwicri~ Wt
schon dunkelt e?. Wit mussen zu~itc1 , ?
3. Jahrgang, Heft 6/7/8
?
.
?
MITTEILUNGSBLATT
In der Nacht zum 15. Mai geht es weiter nach
Erewan. Mit dem Flugzeug ware es nur eine
Stunde, der Zug braucht 14 Stunden, um sich
durch das Gebirge hindurchzuarbeiten. Auf der
Karte sieht es so nah aus! Lange Zeit fahren wir
dicht an der turkischen Grenze entlang. Gegen
MEttag zeigt sieh eine rnerkwurdige Wolkenbil-
slung, die fast wie ein Berggipfel aussieht. Zu-
erst trauen wir unseren Augen nicht, aber es ist
kein Zweifel, es ist wirklich cin berg, der Ararat.
der ohne Vorgebirge aus der Hochebene bis uber
5004 in ansteigt. Wir fragcli einen Schaffner, wie
hock er eigentlich sei. Die Antwort 1st uber-
raschend: ?Da6 wei0 niemand, denn noch ist
kein Mensch oben gewesen". Nun, ganz so ist es
nicht, aber die Besteigung ist in der Tat nur
selten gegluckt. Der grofe and der kleine Ararat,
sie Sind das Wahrzeichen Armeniens and er-
seheinen auch im; andeswappen. Spater sitzen
wir lange Z ii t31 t einer. Anhohe, beobachten, tvie
sich die Wolken um denGipfel standig verschieben,
and warten auf einen giinstigen Moment zum
Fotografieren. Und immer wenn wir meinen,
jetzt sei es am besten, and losdrucken, mussen
wit feststellen, daB die Aussicht wenig spater
schon wieder anders and vielleicht noch reiz-
voller ist.
In der Staatlichen Handschriftensammlung, auf
armenisch Matenadaran, gibt es eine berfihmte
Kollektion armenischer Handschriften, and bei
einer Reihe von ihnen hat der Buchbinder
Blatter aus griechischen Handschrif ten vorn and
hinten zum Schutz mit eingebunden. Das bringt
fur den Fotografen technische Schwierigkeiten,
fur den Philologen aber ebenfalls einige Pro-
bleme: es zeigt sich, daB Blatter aus ein and der-
selben griechischen Handschrift in mehreren ar-
jnenischen Banden eingebunden sind,. eine Tat-
sache, die auch' fur die Geschichte dieser arme-
nischen Handschriften von Bedeutung ist. Wir
konnen so, in enger Zusammenarbeit mit den
armenischen Bibliothekaren, Ergebnisse ge-
winnen, time fur beide Seiten nutzlich sind. Die
Hilfsbereitsehaft and Gastfreundschaft, die wir
uberall antreRen, bewahrt sich auch in Armenien
in uberwaltigender Weise, vom Empfang bei der
Akademie" ahgefangen bis buchstablich zum
;;Mann auf der StraBe". Nur ein Beispiel dafur:
Eine? Xbeeds besichtigen wir die Ausgrabungen
avi det utartaischen Festung Teischebaini auf dem
Kittgi --fur (- roten Hugel) vor den Toren
EreMa!.s. In einem kleinen Hain werden wir
? ~to+!tlicte angerufen. Eine frohliche Picknick-
;eseuschaft hates sich im Grase bequem gemacht.
?? ? ? ~tre wir es uns versehen, sind wir mit in den
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Kreis hineingezogen, haben jeder ein Glas in der
Hand and mussen auch von den Speisen kosten.
Als Kurden stellen Bich unsere Gastgeber vor,
?wir sind alle eine grofe Familie", heiCt es. Nur
schwer konnen wir uns trennen, um unseren Weg
fortzusetzen. Tags darauf beenden wir unsere
Arbeit in Erewan and damit zugleich die Arbeit
dieser ganzen Reise. Am Nachmittag besuchen
wir noch Etschhmiadzin, die alte Hauptstadt mit
ihren bedeutenden Bauwerken. Die altesten Teile
der Kathedrale, horen wir, stammen aus dem
4. Jahrhundert.
Am Sonntag, dem 19. Mai, geht es 'zuri.ick nach
Moskau. Die Eisenbahn braucht uber 3 Tage, das
Flugzeug benotigt 10 Stunden. Nie zuvor ist es
uns so deutlich geworden, wie grog and viel-
faltig das Land ist: Wir starten in Armenien,
landen zum erstenmal in Suchumi, d. h. in Gru-
sien, dann in Rostow, d. h. in der RSFSR. Die
nachste Station 1st Charkow in der Ukraine. Und
zum SchluB Moskau: Von fern schon erblickt
man den Turm der neuen Universitat, die uns
nun schon vertraute Silhouette. Die letzten Tage
vergehen mit Abschiedsbesuchen, Um- and Ein-
packen. Als wir am 21. Mai zum Flugplatz kom-
men, gibt es noch eine Uberraschung: unsere
Lufthansa-Maschine ist am Tage zuvor wegen
eines Gewitters nicht gekommen, and wir mussen
bis zum nachsten Morgen warten. Aber das ist
auch keine verlorene Zeit. Die Stunden vergehen
schnell, wahrend wir den Verkehr auf dem Flug-
platz beobachten. Maschinen aus ailen Teilen des
Landes kommen and fliegen ab, in steter Folge.
Eindrucklich ist der Start einer gewaltigen
TU-104 nach dem Fernen Osten. Fruh am 22. Mai
sind auch wir an der Reihe, die letzte Etappe
dieser 10 000-km-Reise ist erreicht. Sie hat uns
viel Arbeit and manche Erfolge gebracht; and wir
hoffen, durch sie zu unserem bescheidenen Teil
dazu beigetragen zu haben, die wissenschaftlichen
and menschlichen Beziehungen zwischen unseren
Volkern zu vertiefen. Viel Arbeit steht noch vor
uns, denn die 275 Handschriften aus sowjetischen
Bibliotheken, die wir nun insgesamt im Film be-
sitzen, wollen erst ausgewertet sein. Zum Teil
kommt ihnen aullerordentliche Bedeutung zu,
als Gesamtkomplex sind sie i berhaupt noch
nicht untersucht. So werden die Resultate im
Druck wohl einen dicken Band ergeben, in dem,
der Fachmann all das finden wird, \vas in den
vorhegenden Bemerkungen nur gestreift werden
konnte.
Dr. K. TREU
Wissenschaftlicher Assistent am?Institut fur
griechisch-romische Altertumskunde
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fli
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r~
170
MITTE1LUNGSBLATT
Mir wurde die Moglichkeit gegeben, die Samm-
hmgen antiker Kunstdenkmaler in Munchen and
Wurzburg zu studieren. Vom 19. Mai bis 7. Juni
war ich unterwegs. Ich fuhr zuerst nach Mun-
chen, wo mein besonderes Interesse dem dor-
tigen Munzkabinett gait. Munchen besitzt eine
verhaltnisraliig groBe and bedeutende Samm-
lung antiker Munzen, die zur Zeit, solange uns
die Berliner Sammlung nicht zur Verfugung
steht, die wichtigste in Deutschland ist. Bereit-
willig bekam ich dort all das Material, das ich
zu sehen wUnschte, zur Verfugung gestellt,
In Verbindung mit der Corpus-Arbeit lieB ich
mir zuerst das thrakische Munzmaterial geben,
um einmal einen Vergleich zu haben zwischen
den Gipsen in Berlin and den betrefferden Orf-
ginalen, zum anderen, um am Beispiel des Mun-
chener Kabinetts zu sehen, inwieweit das Cor-
pus-Material noch vollstandig ist. Dabei mulite
ich bei der Durchsicht feststellen, d'aB hier ein
groper Teil mehr an Typen vorhanden ist, als es
das Corpus-Material aufzuweisen hat. Vermut-
lich sind diese Stucke in der Zwischenzeit, da
die Sammeltatigkeit fur das Corpus mit dem An-
fang des Jahrhunderts aufhorte, vom Munchener
Kabinett zugekauft worden. Es besteht aber auch
die Moglichkeit, daB Gipsabdrucke in dem Durch-
einander vergangener Jahre verlorengegangen
sind.
Als nachstes habe ich die sogenannten Schauladen
durchgesehen. Diese Laden, es sind ungefahr vier
bis funf Stuck, sollen die vorlaufig noch fehlende
Ausstellung ersetzen. Sie enthalten die schonsten
and oft sehr seltenen Stucke des Kabinetts. unter
anderem das beruhmte Dekadrachmon von
Akragas and die romische Goldmunze mit dem
Postumus-Kopf von worn, eine Darstellungsweise,
die in dieser Zeit hochst selten angewandt
vurde.
Dann interessierten mich. besonders die Pra-
?gungen der Seleukiden and Ptolemaer.. and zwar
die fri hen, etwa bis Antiochos III. and Ptole-
maios IV. Ich versaumte' auch nicht die Ge-
legenheit, mir einige Laden der keltischen Gold-
pragungen anzusehen. Diese sogenannten Regen-
bogenschusselchen sind im Munchener Kabinett
von jeher besonders reich vertreten infolge der
dafUr gi nstigen geographischen Lage der Stadt.
Und schlieBlich lieB ich mir noch die Munzen
der romischen Republik zeigen.
Was Munchen an antiker Plastik and Keramik
besitzt, ist z. Z. nur zum geringen Tell im
Kunstdenkmiiler
3. Jahrgang, Heft 6/7/8
Karlspalais ausgestellt. Ich erhielt aber von
Professor Diepolder die Erlaubnis, auch das
magazinierte Material besichtigen zu durfen. So
bin ich einmal an das Vasenmaterial, das im
Magazin im Karlspalais aufbewahrt vird; heran-
gekommen, and welter an die Plastik, die in den
Kellerraumen des archaologischen Ins tituts
lagert and auch noch in der Glyptothek, vie
zur Beispiel der Barbarinische Faun.
Ebenfalls habe ich mir die Bibliothek des archao.
logischen Instituts angesehen, and schlieBlich
nahm ich die Gelegenheit wahr, eine Vorlesung
bei Professor Buschor zu besuchen. Er liest in
diesem Semester uber die vorperikleischen Bau-
ten auf der Akropolis? and ? vie man mir im
Kabinett sagte, sei es das letzte Semester, in dem
er Vorlesungen halt.
Bekanntlich besitzt Munchen neben diesen an-
liken Schatzen noch weitere zahheiche Museen
mit kunstgeschichtlich wertvollen Dingen. Ich
besuchte die Schackgalerie, die Lenbachgalerie,
in der gerade eine Ausstellung mit Werken
Kandinskys stattfand, die Schatzkamrer in der
Residenz mit den bayrischen Kronjuwelen als
Prunkstuck, das Historisehe Stadtmuseum (hier
1st besonders interessant die Gruppe der Moriska-
tanzer, von Grasser im 15. Jh. fur den Tanzsaal
des Neuen Rathauses geschnitzt), das National-
museum and SchloB Nymphenburg, wo sich jetzt
die Ausstellungsstucke des ehemaligen Residenz-
museums befinden.
Ich habe nur Behr bedauert, die Gemalde der
Pinakothek nicht gesehen zu haben. Sie wurden
gerade wahrend meines Aufenthaltes vom Haus
der .Kunst in ihre alte Heimstatte gebracht.
Insgesamt 14 Tage weilte ich in Munchen. die
letzte Woche verbrachte ich in Wurzburg. Wurz-
burg 'besaB ''or dem Kriege eine recht_ ansehn-
liche Sammlung antiker Munzen. Leider ist sie
1945 beim Angriff auf die Stadt in Brand ge-
kommen and zu einem unansehnlichen Klump-
chen Metall zusammengeschmolzen. Eine neue
Sammlung 1st unterdessen nicht wieder angelegt
worden. Dafur bietet Wurzburg reiches Studien-
material an antiken Vasen and Terrakotten. das
in drei groBen Raumen aufbewahrt wirdr Die
schonsten Stucke sind in zwei Vitrinen in dem
wieder zuganglichen Tell der Residenz aus-
gestellt. Leider hat auch hier der Krieg seine
Spuren hinterlassen. ern Tell der Vasen fiel ihm
zum Opfer. and im Magazin liegen noch groBe
3. Jahrgang, Heft 67/8
MITTEILUNGSBLATT
Stapel an Kartons mit den Scherben der einsti-
gen Prachtstucke.
Einen Nachmittag verbrachte ich im Main-fran-
kischen Museum auf der Marienburg, das vor
allem die Werke Riemenschneiders birgt.. Am
letzten Nachmittag besuchte ich noch das nahe-
gelegene Veitshochheim, wo die Furstbischofe
von Wurzburg ihre Sommerresidenz hatten. Es
ist ein kleines, reizendes BarockschloBchen and
liegt in einem wundervoll angelegten Park.
Wurzburg selbst ist heute noch.sehr zerst$rt, in
der Residenz sind nun einige Raume wieder zu
besichtigen, darunter das Treppenhaus mit, dem
beruhmten Deckengemalde von Tiepolo.
Wenn man von einem unmittelbaren Erfolg dieser
Studienreise sprechen will, so liegt er vor allem
171
darin, daB ich im Munzkabinett Behr viele Ori=
ginale sehen konnte; denn bei dem standigen Ar-
beiten nur mit Gipsen besteht die grope Gefahr,
das spezifische Gefuhl fur eine Munze, fur ihr
Wesen zu verlieren. Um mit Gipsen erfolgreich
arbeiten zu konnen, vor allem um Fragen nach
der Echtheit der einzelnen Stucke klaren zu
konnen, muB man Originale kennen.
Am Sch1uB mochte ich noch einmal von dieser
Stelle aus all denen danken, die mir diese Reise
ermoglicht haben.
E. SCIIONERT
Wissenschaftliche Assistentin am Institut fur
griechisch-romische Altertumskunde
Miszellen
Zur Einfuhrung der Aktenordnung in der Deutschen Akademie der Wissenschaften
?
zu Berlin
Als 1945 mit dem Neuaufbau begonnen vurde,
muiite vor allem rasch and operativ gehandelt
werden. Die Arbeit vurde von aufrichtigen and
bewahrten Patrioten durchgefuhrt. Der schrift-
liche Niederschlag dieser Verwaltungsakte konnte
in dieser Zeit naturgemaB aus vielerlei Grunden
den ordnun~sgemaBen Formen nicht entsprechen.
Dies war auch erklarlich, denn es standen wirk-
lich dringlichere Probleme, die einer schnellen
Ldsung harrten, vor den verschiedensten Ver-
waltungsdienststellen der damaligen Zeit.
So war es denn auch nichts Besonderes, daB
Buroordnungen fehlten. daB Schreibkrafte feh1=
ten. die mit den Formen des Schriftverkehrs and
der sonstigen Burotechnik vertraut 'waren. In
der Regel entwickelte sich ein jeweils eigenes
System der Schriftgutablage in den verschieden-
sten Stellen. Zum Wiederfinden eines Schrift-
stucks war ein gutes Gedachtnis notig oder es
begann ern mehr oder minder langes Suchen.
Wechselten dann'sogar die Bearbeiter, was in der
ersten Zeit haufig war; so bedurfte es noch
groBerer Muhe, ein Schriftstuck wiederzufinden.
So kam es. daB viele Vorgange nicht oder nicht
rechtzeitig zur Verfugung Standen; manch'e
blieben verschollen and der Arbeitsablauf vurde
erschwert.
Die Notwendigkeit, eine Ordnung in den aul3eren
Formen des Geschaf tsablaufs zu erreichen, vurde
bald erkannt and es wurden z. T. in Anlehnung
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an bewahrte Vorbilder Buroordnungen ge-
schaffen. Zu den besten dieser Buroordnungen
gehort m. E. die Buroordnung der Landesregie-
rung Brandenburg vom Jahre 1947.
Ein weiterer Schritt in der Ordnung and Nutz-
barmachung der Schriftgutablagen ging von der
Hauptabteilung Archivwesen im Ministerium des
Innern aus. Diese Bemuhungen fuhrten zu dem
ErlaB der Anondnung uber die Ernichtung von
Verwaltungsarchiven vom 26. Februar 1951
(Min.B1. 1951 Nr.. 9). Der Zweck dieser Anord-
nung war allerdings nicht nur der, die laufende
Verwaltung in .ihrer Aktenfuhrung zu ,unter-
stutzen. sondern es ging besonders darum, einen
Ordnungszustand zu schaffen, um den Archiven
bei der Ubernahme diesel Schriftgutes unnotige
Ordnungsarbeit zu ersparen.
Fur das Akademiearchiv liegen die Verhaltnisse
insofern etwas anders, als das bei der Akademie
entstehende Schrutgut nicht vorubergehend (his
zur Abgabe an .die Staatsarchive) aufbewahrt
wird. sondern standig im Akademiearchiv ver-
bleibt, soweit es in betnieblicher, rechtlicher and
histonischer Hinsicht dauernd. aufhebenswert ist.
Das Akademiearchiv ist also gleichzeitig ?End"-
archly; daher trifft die Bezeichnung ,Verwal-
tungsarchiv" fur das Akademiearchiv nicht zu.
Bis 1945 bestand bei der Akademie eine ardent=
Lich gefuhrte Zentralregistratur. Nach 1945 vurde
die dezentrale Aktenfuhrung ublich. Eine Welter-
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MITTEILUNGSBLATT 0 3. Jahrgang, Heft 0/7/8
fuhrung der Zentralregistratur bei der Akademie
hatte bei dem gewaltigen Anwachsen der Deut-
schen Akademie der Wissenschaften den Ver-
waltungsablauf mehr gehemmt als gefordert -
wenn sich diese Zentralregistratur uberhaupt
hatte durchfuhren lassen.
Wie fast i berall, so zeigte sich auch bei der Deut-
schen Akademie der Wissenschaften, daB durch
die Dezentralisierung die Aktenfuhrung oft un-
einheitlich wird. An Stelle weniger, aber er-
fahrener Registratoren traten viele, aber oft noch
unerfahrene Hilfskrafte. Statt Sachakten wurden
meist Reihenakten gebildet, in einem Ordner
wurden nicht nur gleichartige, sondern oft sehr
verschiedenartige Vorgange untergebracht usw.
Es braucht nicht welter ausgefuhrt zu werden,
daB bei solchen Akten oft lange nach einem be-
stimmten Vorgang gesucht werden muB.
Es bedarf-da}~i r-.einer geoxdneten Akktenfuhrung,
damit das bei den Dienststellen and Einrichtun-
gen der Akademie anfallende Schriftgut eine
sichere Arbeitsgrundlage bilden kann. Die in der
ti glichen Verwaltungs- and Forschungsarbeit
entstehenden Schriftsachen mussen so geordnet
and aufbewahrt werden, daB sie fur die Einsicht-
nahme, Bearbeitung and Auswertung jederzeit
schnell zur Verfugung gestellt werden konnen.
Es wurde von den Kollegen SachsenrSder, Aka-
demiearchiv, and Schuster, Justitiar, eine Akten-
ordnung vorbereitet, die durch. Prasidiums-
beschhlB vom 18. April 1957 angenommen and
mit Wirkung vom 1.Oktober 1957 in der gesam-
ten Akademie eingefuhrt wird. Diese Aktenord-
nung legt die Ordnungsprinzipien fest, laBt aber
den einzelnen Dienststellen, and Einrichtungen
weitgehend Freiheit, die Aktenfuhrung and den
Aktenplan nach den fachlichen Bedurfnissen
einzurichten.
Ich darf darauf hinweisen; daB sich die Akten-
ordnung nur auf die Geschaftsfuhrung bezieht;
die Ordnung von wissenschaftlichem Quellen-
und Forschungsmaterial wird hiervon nicht be-
troffen. Wohl hat sich auch bei der Ordnung von
wissenschaftlichem Material das Dezimalsystem
als zweckmaBig erwiesen; wo sich aber-andere
Ordnungsprinzipien bewahrt haben, sollte man
sie beibehalten.
Die Aktenordnung ist ein beachtliches Mittel zur
Beschleunigung des Verwaltungsablaufes. Sic
fihrte damit gleichzeitig zur Vereinfachung and
Verbesserung der gesamten Verwaltungsarbeit.
Es liegt nunmehr an uns allen, den richtung-
weisenden BeschluB unseres Presidiums uber die
Einfi hrung der Aktenordnung in der Deutschen
Akademie der Wissenschaften so in die Tat um-
zusetzen, daB er zu einer echten Hilfe fur die
wissenschaftliche Arbeit wird, and hierauf
kommt es wesentlich an.
W. FREUND
Verwaltungsdirektor
Deutsche Akademie der Wissenschafteniu Berlin
Nachrufe Ehrungen and Ernennungen
Am 17. Juni 1957 hat die Deutsche Akademie der
Wissenschaften zu Berlin einen ihrer besten
Wissenschaftler verloren, einen theoretlschen
Physiker von Weltruf, Herrn Nationalpreistrager
Prof. Dr. Friedrich Karl Sidney Moglich.
Er gehorte zu den altesten Mltarbeitern der nach
dem Kriege neu gegrundeten Deutschen Aka-
demie der Wissenschaf ten zu Berlin. Bereits am
1. Januar 1948 baute er eine Forschungsstatte in
Berlin-Buck unter den schwierigsten Bedingun-
gen auf. Gleichzeitig wurde er zum ordentlichen
Professor fur theoretische Physik and zum Di-
rektor des Instituts fur Theoretische Physik an
der Humboldt-Universitat Berlin berufen,
Die in Berlin-Buck gegrundete Forschungsstatte
wurde im Jahre 1947 als Institut fur Festkorper-
forschung von der Deutschen Akademie der
Wissenschaften zu Berlin ubernommen.
Prof. Moglich wurde am 12.Oktober 1902 geboren.
Er studierte Anfang der zwanziger Jahre in
Berlin als Schuler von Prof. Dr. Max von Laue
and promovierte im Jahre 1927. 1930 habllitierte
er sich und`war anschlieliend Dozent an der Ber-
liner Universitat and gleichzeitig Assistent am
Institut fur Theoretische Physik.
In semen ersten Arbeiten beschaftigte sich Prof.
Moglich mit optischen Beugungserscheinungen
and mit Fragen der Quantentheorie. Besonders
wertvoll waren seine zusammenfassenden Be-
rlchte im Handbuch fur physikalische Optik.
Diese Arbeiten werden zu den besten gezahlt,
die die physikalische Literatur auf diesem Ge-
biet aufzuweisen hat.
1932 wandte sich Prof. Moglich der Untersuchung
der Supraleitung zu, ein Gebiet, dem er bis zu-
letzt mehrere Arbeiten widmete. Er veroffent-
3. Jahrgang, Heft 0/7/8
MITTEILUNGSBLATT
lichte 1933 zusammen mit Prof. M. von Laue
grurndlegende Untersuchungen uber die phano-
menologische Theorie der Supraleitung.
Nach der Machtergreifung durch den National-
sozialismus wurde er in seiner Tatigkeit bald
behindert. Trotzdem erhielt er infolge seiner
auBerordentlichen'Begabung and seines groBen
Wissens eine Berufung fur den Lehrstuhl fur
Theoretische Physik an der Universitat Heidel-
berg.
Aus politischen Grunden kam jedoch die Ober-
nahme des Lehrstuhls nicht zustande. 1938 and
1937 wurde er verschiedentlich verhaftet and
gegen Ende der dreifiger Jahre gezwungen, seine
Lehrtatigkeit ganz aufzugeben. Er betatigte sich
bis Kriegsende als freier wissenschaftlicher Mit-
arbeiter in den Osram-Forschungs-Laboratorien.
Hier befaBte er sich u. a. mit der Festkorper-
173
lich stehende Institut fur Festkorperforschung der
Deutschen Akademie der Wissenschaften er-
kampfte sich in'kurzer Zeit internationalen Ruf,
and viele Wissenschaftler aus aller Welt besich-
tigten dieses Institut and kamen zu Diskussionen,
um mit Herrn Prof. Moglich and semen Mitar-
beitern Festkorperprobleme zu behandeln.
Die in Berlin-Buck zur Verfugung stehenden
Raume wurden bald zu klein and bereits 1952
begannen Verhandlungen uber einen Neubau.
Deshalb widmete sich Herr Prof. Dr. Moglich
in den letzten Jahren fast ausschlieBlich dieser
Aufgabe.
Ein schones neues Haus entstand in der Mohren-
stralie in Berlin. Es war 'ihm leider niche ver-
gonnt, die vollige Fertigstellung des Hauses zu
erleben, in dem er seine Forschungen auf breiter
Ebene fortsetzen and groBere Ausbildungs-
physfk, ivo5ei sich die Zusammenarbeit mit Prof. moglichkeiten fur junge Physiker schaffen
R. Rompe als besonders fruchtbar erwies. Zu-
sammen mit Prof. Rompe veroffentlichte er zahl-
reiche, viel beachtete Arbeiten auf diesem Ge-
biet.
Nach Beendigung des Krieges war Prof. Moglich
einer der ersten namhaften Wissenschaftler, die
sich dem Wiederaufbau zur Verfugung stellten.
Er war tatkraftig an dem Aufbau des Physik-
unterrichts an den Hochschulen der Deutschen
Demokratischen Republik beteiligt and bis zu-
letzt Vorsitzender des Beirats fur Physik beim
Staatssekretariat fur Hochschulwesen. Er war
Mitverfasser des Memorandums uber die Ent-
wicklung der Naturwissenschaft der Deutschen
Demokratischen Republik, das als Richtlinie fur
die wissenschaftlichen Forschungsarbeiten an
den Hochschulen and Forschungsinstituten dient.
Prof. Moglich war Mitbegrunder der Deutschen
Physikalischen Gesellschaft der. Deutschen De-
mokratischen Republik and einer der eifrigsten
Verfechter fur das Zustandekommen dieser Ge-
sellschaft.
Das Wiedererscheinen der Annalen der Physik
im Jahre 1947 ist vornehmlich der Initiative von
Prof. Moglich zu danken. Bis zu seinem Tode
gab er mit Prof. Kopfermann, Heidelberg, diese
bedeutende, in der ganzen Welt angesehene Fach-
zeitschrift heraus. Prof. Moglich war weiterhin
Mltherausgeber der ?Fortschritte der Physik",
einer im Auftrage der Deutschen Physikalischen
Gesellschaft der Deutschen Demokratischen Re-
publik erscheinenden Zeitschrift. Seine mehr-
malige Wahl in den Vorstand dieser Gesellschaft
beweist das groBeVertrauen, das ihm seineFach-
kollegen entgegenbrachten.
Das unter der Leitung von Herrn Prof. Dr. Mog-
wollte. Kurz nach der Einweihung des Hor-
saales im neuen Haus erkrankte er schwer
wenige Tage danach
reichen Schaffen.
and
Prof. Dr. H. SIMON
Institut fur Festkorperforschung
Am 1. April 1957 verstarb nach langerer Krank-
heit der wissenschaftliche Assistent am Institut
fur griechisch-romische Altertumskunde Otto
Mehlitz.
Otto Mehlitz hat einen schweren and wenig ge-
raden Lebensweg gehabt. Am 17. November 1901
in Halle geboren, absolvierte er in Leipzig das
Gymnasium z;ir Vorbereitung auf sein Studium
an den Universitaten Berlin and Leipzig. Seine
Ausbildung war auBerordentlich breit angelegt;
sic umfaBte Rechts- and Staatswissenschaften,
Philosophic, Orientalistik, Romanistik, Byzanti-
nistik, vor allem aber Geschichte and slawische
Philologie. Diese ungewohnliche Weite, die sich
in eigenartiger Weise mit einer bis ans Pedantische
grenzenden Akribie paarte, verhinderte, daB
Mehlitz zu einem, ublichen StudienabschluB ge-.
langte; umfangreiche Materialien, welche er zur
russischen Wissenschaftsgeschichte des 19. Jahr-
hunderts, speziell zur biographischen Wurdigung
des russischen Historikers and Publizisten
T. N. Granowski (1813-1855) sammelte, gingen
in den Kriegswirren verloren - sic sollten die
Grundlage seiner Dissertation bllden. Nach dem
Kriege, aus dem er als Schwerbeschadigter zu-
ruckkehrte, kam er zum ersten Male, zu einer
wirklichen Entfaltung seiner groBen Fahigkeiten.
Als Mitarbeiter des Verlages Kultur and Fort-
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174
MITTEILUNGSBLATT 3. Jahrgang, Heft 0/7/8
schritt schuf er meisterhafte Gbersetzungen
'sowjetischer Fachliteratur aus den verschieden-
sten gesellschaftswissenschaftlichen Bereichen
(z. B. S. P. Tolstow, Auf den Spuren der altchores-
mischen Kultur, Berlin 1953, and zahireiche Ar-
tikel in der ?Sowjetwissenschaft") and trug so
wesentlich dazu bei, daB die Ergebnisse der so-
wjetischen Forschung auch fur die fruchtbar
werden, die des Russischen nicht machtig sind.
Seit dem 1. April 1950 gehorte Mehlitz der Re-
daktion der vom Institut fur griechisch-romische
Altertumskunde herausgegebenen ?Bibliotheca
classica orientalis. Dokumentation der altertums-
wissenschaftlichen Literatur der Sowjetunionund
der Lander der Volksdemokratien" an. DaB die
neu gegrundete Zeitschrift in verhaltnismaBig
kurzer Zeit ihre zweckmaBige Gestalt finden and
ihrer Aufgabe?sachgerecht dienen konnte, ist zu
einem guten T'eiI sein 'Verdienst - "
Die Leistung des nachschaffenden llbersetzers
wird oft unterschatzt, and zwar nicht selten ge-
rade auch von solchen, deren eigene Elaborate
keineswegs auf langdauernde Geltung rechnen
konnen. Auch Otto Mehlitz' Wirken stand etwas
unter solchen Schatten. Es sei daher zum Ruhme
and Gedachtnis des allzu fruh Dahingegan-
genen gesagt, daB seine Arbeiten noch langhin
als Muster fur den flbersetzernachwuchs beispiel-
haft sein werden and dad sein Beitrag zur volker-
verbindenden Wissenschaft unvergessen bleibt.
Prof. Dr. J. IRMSCHER
Geschaftsfahrender Direktor des Instituts ffir
gricchisch-rOmiSChe Altertumskunde
Akademiemitglied Nationalpreistrager Prof. Dr.
J. Dobberstein wurde von President W. Pieck als
neuer Vizeprasident der Deutschen Akademie
der Landwirtschaftswissenschaften zu Berlin be-
statigt.
Kurzlich ~Vahlte die Generalversammlung der
Ordentlichen Mitglieder der All-Unions-Aka-
demie der Landwirtschaftswissenschaften der
UdSSR den Prasidenten der Deutschen Akademie
der Landwirtschaftswissenschaften zu Berlin,
ordentliches Mitglied der Deutschen Akademie
der Wissenschaften zu Berlin, Nationalpreistrager
Prof. Dr. H. Stubbe zu ihrem korrespondierenden
Mitglied.
Akademiemitglied Nationalpreistrager Prof. Dr.
E. Thilo wurde auf die Dauer von drei Jahren
in den VerwaltungsausschuB des Deutschen Mu-
seums in Munchen gewahlt.
Mitteilungen auslandischer Akademien
Das Presidium der Tcchechoslowakischen Aka-
demie der Wissenschaf ten wandte sich in einem
Aufruf an die Akademien der Wissenschaften,
aller Lander der Welt, gemeinsam mit alien Mit-
teln die Bestrebungen zu, unterstutzen, die das
Verbot samtlicher Atomwaffen fordern.
Die tschechoslowakischen Wissenschaftler, die'im
Namen ihres Volkes sprechen, vertreten nach-
haltig ihre Auffassung, die Ergebnisse der
Wissenschaft fur den Fortschritt, fur die Schaf-
fung neuer Werte, fur den Wohlstand der Men-
schen einzusetzen.
Das tschechoslowakische Volk steht immer fur
eine konsequente Friedenspolitik em.
Seine Regierung unterstutzt alle internationalen
Verhandlungen zur Entspannung der internatio-
nalen Lage, zur Verhinderung eines neuen
Krieges.
Die tschechoslowakischen Wissenschaftler` schlie-
Ben sich dieser Politik uneingeschrankt an in
der Uberzeugung, daB dies den, Wiinschen and
Interessen der absoluten Mehrheit der ganzen
Menschheit entspricht.
Deshalb verlangen die tschechoslowakischen
Wissenschaftler die Erforschung and Ausnutzung
der Atome'nergie zu Friedenszwecken, zugunsten
der materiellen Kultur aller Volker and zum
Wohle. der ganzen Menschheit.
3. Jahrgang,'IIeft 0/7/8
MITTEILUNGSBLATT
r Arbeit der Akademie-Bibliothek
Aus de
Zur Benutzung der Akademie-Bibliothek: Lesesaal and Leihstelle
Wenn unsex letzter Beitrag an gleicher Stelle
(Jg. 3, H. 5, S. 109) uber die Fundamente der
Biblioth_ek die bestehenden and in der Entwick-
'lung begriffenen Kataloge, berichtete, so wurde
damit eines der Themata beruhrt, denen in der
heutigen Bibliothekspraxis eine besondere Be-
deutung beigemessen wird. Entscheidet doch die
Frage der BestandserschlieBung mit, inwieweit
eine Bibliothek efn lebendiges Organ darstellt,
das mit der in stetigem F1uB befindlichen Wissen-
schaft Schritt zu halten and ihr dienstbar zu
sein vermag. Aber mehr noch: Sowohl der Be-
nutzerkreis als auch der Unterhaltstrager ge-
winnen aus dem Grade der BestandserschlieBung,
mithin der Benutzbarkeit einer Bibliothek, Kri-
terien, nach denen sie nicht nur ihr Urteil uber
ihre Sinnentsprechung bilden, sondern auf
Grund deren auch uber ihr Sein oder Nichtsein
befunden werden kann.
Es geht nun an dieser Stelle nicht darum, zu
untersuchen, worin etwa die Existenzberechti-
gung unserer Bibliothek and weiterhin die Not-
wendigkeit des Nebeneinander von drei wissen-
schaftlichen Bibliotheken unter einem-Dache be-
stehe. Diese Fragen, von Besuchern and Be-
nutzern nicht selten gestellt, mogen - vielleicht
im Zusammenhang mit eines historischen Be-
trachtung - eine gesonderte Beantwortung er-
fahren. Es gilt hier vielmehr zunachst nur, mit
den Mitarbeitern zu diskutieren, die der Auf-
fassung . sind, in der Akademie-Bibliothek sei
doch nichts Einschlagiges vorhanden and zu
finden, ja; es sei an der Zeit; ?die Wande zu der
benachbarten Deutschen Staatsbibliothek and
der Universitatsbibliothek zu durchbrechen".
Dieser Meinung schlieBen wir uns vorerst nicht
an; denn: zweckvoller, ganz auf die Bediirfnisse
der Akademie abgestimmter Benutzungseinrich-
tungen und -moglichkeiten gibt es in der Biblio-
175
thek eine ganze Reihe. Werden sie voU aus-
geschopft, so vermogen sie durchaus, dem Be-
nutzer_Gewinn zu bringen.
Ehe wir indessen etwas Naheres uber die Stellen
aussagen, an denen der literatursuchende Mit-
arbeiter bibliothekarische Beratung and Unter-
stutzung erhalten kann, sei zunachst wegen des
vorlaufigen Fehlens einer Benutzungsordnung
nosh folgende grundsatzliche Bemerkung fest-
gehaiten: Die Bestande der Akademie-Bibliothek,
bei deren Aufbau die Arbeitsgebiete der Institute
and Arbeitsstellen nach MaBgabe der vorhan-
denen Mittel berucksichtigt werden, stehen bis
auf berechtigte Ausnahmen einzig den Mit-
gliedern and Mitarbeitern der Deutschen Aka-
demie der Wissenschaften zu Berlin zur Verfu-
gung. Der eingeschrankte Benutzerkreis ist somit
eines der als positiv zu bewertenden Kennzeichen
unserer Bibliothek.
Wenn wir uns nunmehr den Statten zuwenden,
die der Benutzung offenstehen, so darf unsere
Betrachtung zunachst den Lesesaal streifen, so-
dann bei einigen Problemen der Leihstelle and
des Ermittlungsdienstes verweilen and mit kur-
zen Notizen uber die Annahmestelle fur Foto-
und Buchbindereiarbeiten ihren AbschluB finden.
1. Der Lesesaal
Geben wir den Eindruck eines bibliothekskun-
digen Besuchers wieder, so erscheint er auf
Grund seiner giinstigen auBeren Merkmale ge-
eignet, eine Stette der Sammlung and geistigen
Tatigkeit zu sein. Der Lesesaal bietet 30 Per-
sonen Platz and umfaBt einen Bestand von etwa'
4000 Banden. Diese setzen sich zu einem Tell aus
Nachschlagewerken, Worterbiichern and Stan-
dardwerken der einzelnen Wissenschaftsfacher,
zum anderen aus solcher Literatur zusammen,
die in unmittelbarer 'Beziehung zur Akademie
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Y
176
steht. Es sind dies ihre Sitzungsberichte, Ab-
handlungen and Institutsveroffentlichungen,
ferner Sammelbande der kleineren Schrif ten
ihrer ordentlichen Mitglieder and endlich histo-
risches, auf sie Bezug nehmendes Schrifttum. -
Auskunft uber den Bestand wird auf zweierlei
Weise vermittelt: Ein Weg zur Literatur fuhrt
den noch nicht vertrauten Benutzer uber den
alphabetischen and Sachkatalog des Lesesaals,
der andere uber ein Gesprach mit der aufsichts-
fuhrenden Mitarbeiterin. Zum Studium von
Mikrofilmen steht ein Lesegerat bereit.
2. Die Leihstelle
Kataloge, Neuerwerbungslisten and eine im zwei-
wochentlichen Turnus ausgewechselte Neuaus-
lage regen dazu an, die Eigenbestande der Biblio-
thek zu entleihen. Es braucht dabei nicht eigens
betont zu werden, daB nach Ermessen der Be-
nutzer gern Leihfristen uber die ublichen Zeiten
hinaus gewahrt werden. Indessen erscheint es
uas dock angesichts dieser groBzugigen Hand-
habung notwendig, darauf hinzuweisen, daB die
Bibliothek eine unverzugliche Ruckgabe von
nicht mehr benotigter Literatur and insbeson-
dere auch von ungebundenen Zeitschriftenheften
fur sehr wichtig erachtet. Derartige Versaum-
nisse erschweren den Literaturumlauf ganz be-
trachtlich and sind letztlich nicht irn Shine der
Gesamtheit. Es sei nun davon abgesehen, hier
uber die technischen Vorgange bei der Ortsaus-
leihe, den obligatorischen Leihschein, die Unter-
schriftsleistung u. a, m. zu berichten. Statt dessen
mochten einige Daten aus der Leihstatistik einen
Einblick in das Wirken der Bibliothek auf diesem
Gebiete vermitteln: Im Jahre 1956 wurden 5125
Bande aus deco Magazinbestand entliehen, im
Jahre 1957 waren es nach dem Stande vom 1. Juni
2261 Bande.
Die Akademie-Bibliothek ist fernerhin seit 1950
dem deutschen Leihverkehr angeschlossen. Dies
gestattet ihr, im Berliner Raum nicht verfugbare
Literatur aus auswartigen Bibliotheken zu be-
stellen. Dabei sind aber auch fur sic die Bestim-
mungen giiltig, die in der ;,Anordnung uber den'
Leihverkehr der Bibliotheken der Deutschen
Demokratischen Republik - Leihverkehrsord-
nung - vom 6. Juli 1955" festgehalten sind. Hier
hei 3t es ? 1 Abs. 2: ?Der Leihverkehr dient der
Forschung, Lehre and wissenschaftlichen Be-
rufsarbeit sowie der fachlichen and gesellschafts-
politischen Weiterbildung." Schon hieraus ergibt
sich, daB eine Bestellung z. B. von Reisefuhrern,
erbaulichen Traktaten u. a. in. nicht statthaft ist.
Derartige Wunsche, die tatsachlich an uns her-
3. Jahrgang, Heft 6/7/S
angetragen werden, mussen daher entweder auf
andere Weise befriedigt oder als nicht in unseren
Aufgabenbereich fallend zuruckgewiesen werden.
Ein zweites Moment, das der Beachtung emp-
fohlen sei, ist folgendes Obereinkommen zwi-
schen den Bibliotheken der beiden deutschen
Staaten: Literaturbestellungen sollen erst dann
an die stark iiberlasteten Bibliotheken der Deut-
schen .Bundesrepublik weitergeleitet werden,
wenn ein Standortnachweis in der Deutschen
Demokratischen Republik nicht erbracht werden
kann. Es ist also vergeblich, wenn Benutzer aus
ihrer Kenntnis heraus - wir fingieren ein Bei
spiel - einen in Dresden ersehienenen Titel aus
Munchen erbitten. Ein solches Bestellverfahren
wurde. nur beim Bestehen triftiger Grunde, z.8.
Vorliegen eines autographierten Exemplares in
Westdeutschland, gerechtfertigt sein. Die oben-
genannten Regelungen mussen als st r ig ve
bindllch angesehen werden; von ihrer Befolgung
hangt es mit ab, ob unsere Bibliothek weiterhin
einen selbstandigen Leihverkehr durchfuhren
darf. DaB dieses Recht gerade in den letzten Mo-
naten nicht unangefochten geblieben ist, sei hier
nur eben angedeutet.
Etwas anders verhalt es Bich nun mit einigen
Wunschen, die wir an den Berlutzerkreis zu richq
ten haben: Diese betreften die oft matigelnde
Sorgfalt in den bibliographischen Angaben der
Literaturbestellungen sowie die Unbekiatnmert.
heit in der Einhaltung der von den verleihenden
Bibliotheken festgesetzten Leihfristen. Im ein?
zelnen mochte doch dabei folgendes beachtet
werden: Voraussetzung fur eine schnelle and
positive Fernleihbestellung sind eza1 to and
vollstandige bibliographische Angaben. Dazu
rechnen
a) bei Monographien: Vor- and Familienname
des Verfassers, ungekurzter Titel, wenn
gegeben auch Untertitel (in stark verkurzter
Form), Erscheinungsort and -jahr;
b) bei Zeitschriftenaufsatzen: ungekurzter.
Titel der Zeitschrift, wenn gegeben.auch
Untertitel (in stark verkurzter?Form), Ver-
fasser and Titel des gewunschten Aufsatzes,.
Erscheinungsort and -jahr, Jahrgang bzw.
Band- oder Nummernangab~, Seitenbezeich-
nung.
Zum Punkte der Leihfristen sei am besten auf
? 7 der Leihverkehrsordnung hingewiesen, wo
es heiBt:
(1) Die Leihfrist betragt in der Regel vier
\\rochen. Sic kann in besonderen Fallen
3 Jahrgang, I-left 6/7/S
AIITTEILUNGSBLATT
(z. B. bei Zeitschriften and Zeitungen) ver-
kurzt werden.
Eine Verlangerung der Leihfrist ist spa-
t)
testens eine Woche vor Ablauf der Leih-
grist uber die entleihende Bibliothek bei
der Verleihenden Bibliothek zu bean-
tragen.
(3) Die entleihende Bibliothek hat dafur Sorge
zu tragen, daB die Benutzer die Leihfristen
einhalten.
Ober das beachtliche Ausmaf3, das der Leih-
verkehr in unserer Bibliothek angenommen hat,
VeLSc.hiedenes.
177
unterrichten abschlief3end folgende Zahlen:.
Im Jahre 1956 wurden insgesamt 3688, im lau-
fenden bisher 2261 rate Leihscheine an aus-
wartige Bibliotheken versandt.
Uber den Ermittlungsdienst and die Annahme
oto- and Buchbindereiarbeiten wird
stelle fur F -
das nachste Mal' in dieser Rubrik gesprochen
werden.
Mitteilung der Zentralen Kaderabteilung an alle Mitarbeiter der Deutschen Akademie
der Wissenschaften zu Berlin
? Betr.: Erganzung der Angaben im Personalbogen
In der letzten Zeit haben die Kaderabteilungen
im Bereich der Deutschen Akademie der Wissen-
schaf ten zu Berlin des ofteren feststellen mussen,
daB die von den Mitarbeitern im Personalbogen
gemachten Angaben teilweise erganzungs-
bedurftig sind. Es ist erforderlich, daB die der
Kaderabteilung zur Verfugung stehenden Per-
sonalunterlagen stets den neuesten Stand auf-
weisen. Aus diesem Grunde werden alle Mit-
arbeiter der Deutschen Akademie der Wissen-
schaften zu Berlin gebeten, der fur sic zustan-
digen Kaderabteilung moglichst umgehend mit-
zuteilen, welche Veranderungen sich gegenuber
ihren im Personalbogen gemachten Angaben er-
geben haben. Es konnen dies in der Hauptsache
folgende Veranderungen sein:
a) Wohnanschrift,
b) Familienstand (Name, Geburtsdatum and
Beruf des Ehepartners, Kinder),
c) Berufsausbildung (Besuch von Lehrgangen
mit AbschluBprufungen),
d) Promotion and Habilitation (mit Angabe
des Themas and der Note),
e) Zugehorigkeit zu Parteien and gesellschaft-
lichen Organisationen,
C. HOELZER
Wissenschaftliche Bibliothekarin
Akademie-Bibliothek
Besuch von Lehrgangen geiellschaftlicher
Organisationen.
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TSCJIAFT - - VOLKSXUNDE -
1V1R a - ?
Dr. I{ARL EWALD FRITZSCII i Dr, FRIEDRICH SIEBBR
Jahrbuch des Instituts fiir Wirtschaftswissenschaften rgmannische Trachten des 18. Jahrhunderts
Band I I3e
Ban - im Erzgebirge and im Mansfeldischen
Pr. VIII, a17 S. der - : Abb. - gr, 8? politischen -,Halblelnen DdkonomieD[ 9,50 (,eroffent1g. d, Inst. f, dt. Volkskunde d. Dt. Akad, d.
~
?957, VI, 21
1Viss. z. Berlin, Band 12)
1957, V, 8o S. - r5 cinfarb, Tat. - 16 mehifarb. Tat. - 4? - Halb?
leinen DM 34,50
SPRACIJEN UND LJTERATUR
ORIENTALJST1K
GESCHJCHTE
N"EUERSC'HEINUNGEN
?
p Prof; Dr. KARL BARNICK
Probleme der stoischen Sprachlehre
and Rtletorik
(Abhandlungen d. Sachs. Akademie d, \Vissenschaften zu Leipzig, Phil.-hist, Klasse, Bd. H. 49, 3)
5957. 111 S. - 4? - DM '0,50
lrof, Dr. OTTs von ESSEN -
U1gemeine and angewandte Phonetik
i
sg57? VIII,??83 S. _ 35 Abb. i. Text u, a, a Kunstdrucktaf_ - gr. 8?
Ganzlcinen DM i4,
Dr. EVA-MARIA 1IAMM
Grammatik zu Sap'pllo and Alkaios
(Abhandlungen der Dt. Akademie d. Wissenschaften
? zu Berlin, I{lasse fur Sprachen, Literatur and Kunst,
Jg,1951, Heft 2)?
1957? a34 S. '- 4? - DM 44,50
"i
Ulrich von Etzenbach - Wilhelm von Wenden
?"""~" Kritisch herausgegeben
J von Prof. Dr. Hans -Friedrich Rosenfeld
(Deutsche Teste des Mittelalters, Band IL)
1957. XXXII, 191 S. - 2Tafeln - gr.8? - DM 33,50
Prof. Dr. WALTER RUBEN
Kalidasa
The human meaning of his works
'957. toy S. - gr. 8? - Engl. Brosch.-DM 5,5o
Dr. RUDOLF LEHMANN
Quellen zur Lage der- Privatbauern
in der Niederlausitz im Zeitalter
des Absolutismus i? .
(Schriften des Instituts fir Geschichte bei der Dt.
Akademie d. Wissenschaften.z. Berlin, Relhe II: Dt.
Landesgeschichte, Band 2)
1957? XVII, 293 S. - a Tabellca - gr. 8? - Halblehien DM 29,50
Die Sansculotten von Paris
Dokumente zur Geschichte d'er Volksbewegung
1793-1794
I-Ierausgegeben von Prof D. Walter 1larkov and
Prof. Albert Soboul
Mft einem Vorwort von Georges Lefebvre
2597? LXXIV, 532 S. '- 1 Landkarle?- gr.8? - Ganzleinen D5I 38,-
Prof, Dr. BRUNO SCHIER
Die Kunstblume von der Antike '
bis zur Gegenwart
Geschichte and Eigenart eines volkstiimlichen Kunst-
gewerbes
flit einem Liederanhang von Josefa Elstner-Oerfel
(VerOiffentlg. d. Inst. f. dt: Volkskunde d..Dt, Akad. d.
1Viss, z. Berlin, Band 1i)
1957, VIII, 208 S. - ,Abb. - r einfarb, Kunstdrucktaf. - 5 mebrfarb.
Kunstdrucktaf, - gr. 8? - DM a8,5o
ALLGE.I/EINE NATURIVISSENSCIJAFTEN -'- -- - ,
J. C. Poggendorffs biographisch-literar'isches
Handworterbuch der exakten
Naturwissenschaften
Band VII a, Teil II, 3. Lieferung
1957. 128S. - gr,8? - DM r6,-
PHYSIK
.:Tagung der Akademie der. Wissenschaften
`der UdSSR fiber die friedliche Ausnutzung
der Atomenergie
Band V: Sitzung der Abteilting Biologie .
Ubersetzung aus dem Russischen
x957? VI, a66 S. - 9' Abb., day. i5 auf at Kunstdrucktaf. - 85 Tab,
gr. 8? - Ganzleinen DM.26,50
CHEMIR
Prof. Dr. FRANZ RUNGE
Einfuhrung in die Chemie und.Technologie
der Kunststoffe .
3: unveranderter-Nachdruck"
(Scientia Chimica, Band 5)
1952. VIII, r~6 S. - 38 Abb. - 3 Taf._ - 7 Tab. - gr. 8? - Ganz-
leinen DM 12,-
GEOPHYSIK ,
Jahrbuch 1954 des Adolf-Schmidt-Observatori-
ums ffr Erdmagnetismus in Nfemegk
Mit wissenschaftlichen 14itteilungen
(Erdmagnetisches?Jahrbuch, Band 9)
1957. 129 S. - 33 Abb. - 47 Tab, - 4? - DM 30,-
ME
Phanologische Tabellen 1947-1950 aus den
Gebiet der Deutschen Demokratischen Republik
Bearbeitet von Dr. Franz Seyfert ??
(Abhandlg. d. Met, u. l-Iydroi. Dienstes d. DDR, H, 37)
x'957. 366 S. - r Ausschlagtaf. -4? - DM 6o,-
Declassified in Part - Sanitized Copy Approved for Release 2013/04/25 : CIA-RDP81-01043R001500240002-3
Declassified in Part - Sanitized Copy Approved for Release 2013/04/25: CIA-RDP81-01043R001500240002-3
HAMS DOLLAIANN
50 Jahre Grundwasserbeobachtungsdienst
in Mitteldeutschland
(Besondere nlitteilungen zunl Dt. Gewasserkundl.
Jahrbuch, Nr. 17)
1957. 94 S. - 28 Abb., dav. 1o auf Ausscblagtaf. - 3 Anlagen - 5 Tat.
4? --DAM 28,50
D0TANIK
Beitrage zur Vegetationskunde, Band 11
I-Icrausgegeben von Prof. Dr. Werner Rothmaler and
Prof. Dr. Alexis Scamoni
?(Beihefte zu ?Fcdd(!s Repcrtorium specierunm nova-
rum regni vegetabilis". H. 137)
1957. 275 S. - 59 Abb., dav. 37 auf 21 Kunstdrucktaf. - 2 Itarten -
48 Tab. - gr. 80 - DAi 48,-
AIA TIIE31A TIK
Der Begriff des Raumes in der Geometric
Ber cht von dei? Rienialfli-Tagung des--Forschungs-
instituts fur Mathematik
Alit Beitragen von 28 Autoren llerausgegeben v. Prof.
Dr. Josef Naas and Dr. Kurt Schroder
(Schriftenreihe- d. Forschungsinstituts f. Mathematik
b. d. Dt. Akad. d. Wiss. z. Berlin, Heft 1)
1957. 317 S. -22 Abb. - 9 Kunstdrucktat. - gr. 8? - DAM 38,-
Freiberger Forschungsheft A 78: Gasanwendung
GEORG HOFMANN
Br ennerfeuerungen fur Industrieofen
(Freiberger Forschungshefte, Reille A)
1957. 72 S. - 31 Abb. - 2 Tab. - gr. 8? - DAI s,so
Freiberger Forschungsheft C 28: Geophysik
WOLFGANG DUCIIIILIAI I INGRID SCIIRAGE
Zur Theorie der galvanischen Polarisation
elektrisch aktiver Impragnationserze
Experimentelle Untersuchungeri
zur induzierten galvanischen Polarisation an
Sulfiderzen and graphitfuhrenden Gesteinen
(Freiberger Forschungshefte, Reille C)
1956. 67 S. - 51 Abb. - 7 Tab. - gr. 80 - DAI 6,50
Freiberger Forschungsheft C 33
Mineralogie - Lagerstattenkutide
HORST LANGE
Paragenetische and genetische Untersuchungeri
an der Schwefelkieslagerstatte ,Einheit"
bei Elbingerude/ Tarz --
(Freiberger Forschungshefte, Reihe C)
1957. ~3 S. - 59 Abb. - 11 Tab. - gr. 8? - DAI 7,50
Freiberger Forscllungsheft D 1S
Agricola -Studium
mit Beitragen von Selbinann, Steinmuller, Parma,
Wilsdorf, Wagenbrcth
(Freiberger Forschungshefte, Reihe D)
1957. 138 S. - 27 Abb. - gr. 8? - Broscbur D\i 13;
Ilalbleinen DAi 14,50
BERGBAU UND HOTTENIV SEA'
Freiberger Forschungsheft A 64:
Brikettierung - Tcchnische Brennstoffvcrwertung
HANS PFLUG
Die Untersuchung von Flozprofilen au"s dem
Nordrevier der rheinischen Braunkohle
auf ihre Brikettiereigenschaften
(Freiberger Forschungshefte, Reihe A)
1957. 72 S. -35 Abb. - gr. 80 - DAI 6,5o
Freiberger Forschungsheft A 66 : Bra unkohlentagebau
HIELMUT HARTIG and HANSGONTHER WEIGELT
Untersuchungen uber die A wendungsmoglich-
keit der Elekroentwasserung
im Bra unkohlentagebau
(Freiberger Forschungshefte; Reihe A)
1957. 69 S. - 34 Abb. - 3 Tab. - gr. 80 - DAI 7,-
Freiberger Forschungsheft A 72
Brikettierung
Technische Br ennstoffve'rwertung
suit Beitragen von Rammler/Heide/Wagner, Wilke,
Jacob and Schmidt
(Freiberger Forschungshefte, Reihe A)
1957. 124 S. - 78 Abb. - 32 Tab. - gr. 8? - DU 12,50
LAND? UND rorsrINIRTSCJIArT'"h'
Dr. MANFRED H. OLBERTZ
t)ber die am Standort des Kulturbodens
erfaBbaren GroBen des Wasserhaushaltes
(Wissenschaftliche Abhandlg. d. Dt. Akad. d. Land-
wirtschaftswiss. z. Berlin, Nr. 23)
1957. VI, log S. - 62 Abb., dav. 5 out 3 Ausscblagtaf. - t Landkarte
3 Tab. - gr. 8? - DAi 16,-
Das Pflanzenreich
Regni vegetabilis conspectus
Im Auftrage der Deutschen Akademie der Wissen-
schaften zu Berlin, herausgegeben von A. Engler,
L Diels, fortgesetzt von H. Stubbe and K. Noack
Redakteur: Prof. Dr. R. Mansfeld
1o6. Heft, Prof. Dr. F. Emil Wimmer
Campanulaceae-Lobelioideae
Nachdruck der 1956er Auflage
1957. VIII, 26o S. - 55 Abb., dav. 4 auf 4 Taf. - 4 Verbreitungs-
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