JUNE/AUGUST BULLETIN OF THE GERMAN ACADEMY OF SCIENCES IN BERLIN
Document Type:
Collection:
Document Number (FOIA) /ESDN (CREST):
CIA-RDP80T00246A045300380001-7
Release Decision:
RIPPUB
Original Classification:
C
Document Page Count:
77
Document Creation Date:
December 22, 2016
Document Release Date:
May 4, 2010
Sequence Number:
1
Case Number:
Publication Date:
November 7, 1958
Content Type:
REPORT
File:
Attachment | Size |
---|---|
CIA-RDP80T00246A045300380001-7.pdf | 8.22 MB |
Body:
Sanitized Copy Approved for Release 2010/05/04: CIA-RDP80T00246AO45300380001-7
a i ?i !
? a ? ? B a ? a ? B ? to
CENTRAL INTELLIGENCE AGENCY
This material ntalns information affecting the National Defense of the United States within the meaning of the Espionage Laws, Title
18, U.B.C. 8ecik793 and 794, the transmission or revelation of which in any manner to an unauthorized person is prohibited by law.
C-0-N-F-I-D-E-N-T-I-A-L
COUNTRY East Germany
June/August Bulletin.of the German AcademyDATE DISTR.
of Sciences in Berlin
NO. PAGES
I NOV 1 ? ?
DATE OF
INFO.
PLACE &
DATE AC
June/August 1958 issue of
Mitteilungsblatt fuer die Mitarbeiter der deutschen.Akademie der
Wissenschaften zu Berlin. one bound booklet)
Comment: The Attachment is UNCLASSIFIED,
STATE X ARMY X NAVY
Ix
FBI
AEC
1INK02019"VIMA1100, 111611
Sanitized Copy Approved for Release 2010/05/04: CIA-RDP80T00246AO45300380001-7
Sanitized Copy Approved for Release 2010/05/04: CIA-RDP80T00246AO45300380001-7
cc
at
FUR DIE MITARBEITER
DER DEUTSCHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN
ZU BERLIN
Sanitized Copy Approved for Release 2010/05/04: CIA-RDP80T00246AO45300380001-7
Sanitized Copy Approved for Release 2010/05/04: CIA-RD P80T00246AO45300380001-7
V. Parteitag der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands
W. Ulbricht
Fiir die Entwicklung der Wissenschaft and Technik . . . . . . .
. . . .
120
0. Grotewohl.
Arbeiter and Wissenschaftler gehoren zusammen. . . . . . .
.
. . . .
124
Akademiemitglied
. . . . . . .
Ansprache an den V
Parteitag
.
. . . .
125
Prof. Dr. P. A. Thiessen
. . . . .
. .
.
Diskussionsbeitrage: - Dr. F. Bandel . . . . . . . . . . .
. . . .
128
0. Kosel . . . . . . . . . . . . .
. . . .
129
Prof. Dr. W. Schirmer . . . . . . .
. . . .
130
Erklarung deutscher Wissenschaftler an den V. Parteitag der SED . .
. . . .
131
'Verpflichtungen zum V. Parteitag . . . . . . . . . . . .
. .
132
Eine EntschlieBung . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
. . . .
138
Gencralsekretar
Leibniz-Tag.1958
Die allgemeine Entwicklung der Akademie and die Arbeiten der Institute der gesell-
Prof. Dr. G. Rienacker
schaftswissenschaftlichen Kiassen . . . . . . . . . ... . .
. . . . .
139
Vizeprasident
Prof. Dr. H. Fruhauf
Bericht fiber die Arbeit der Institute der Forschungsgemeinschaft . . .
. . . .
146
Verleihung der Leibniz-Medaillen 1958 . . . . . . . . . . . .
. . . .
154
Zum Studium des dialektischen Materialismus
Werke zum Studium des dialektischen and historischen Materialismus .
. . . .
155
Die Forschungsgemeinschaft
Kommunique fiber die Sitzung des Kuratoriums der Forschungsgemeinschaft am
18. Juni 1958 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
156
Akademiemitglied
Prof. Dr. H. H. Franck
Aus der Arbeit der Institute
Wissenschaft and Produktion . . . . . . . . . . . . . . . . . .
157
Dr. M. Blanke
Schmelzflussig gegossene Steine . . .
157
J. Roder
Diinnglas . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
158
Dr. H. Jancke
Bericht fiber die Entwicklung and die Perspektiven des Instituts fur Geratebau
159
U. Kneller
Okonomische Konferenzen in Berlin-Buch . . . . . . . . . . . . . . .
166
Dr. K. Rintelen
Okonomische Konferenz des Bereichs Pharmakologie des Instituts ffir Medizin and
Biologic in Berlin-Buch . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
170
R. Wendler
X. Berg- and Hfittenmannischer Tag der Bergakademie Freiberg . . . . .
p
'171
Dr. A. Bretschneider
.
Sprachforschung im Nord- and Ostseeraum . . . . . . . . . . .
173
H. Bischoff
Bericht vori der Pfingsttagung des Vereins fur Niederdeutsche Sprachforschung in
Rostock Pfingsten 1958 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
174
Dr. E. Schmidt
Mineralogie, Geologic, Chemie and Technologic der Mineralsalze ozeanischen Ursprungs
176
G. Schmitt
Als Aspirant bei der Academia Sinica . . . . . . . . . . . . %. . . .
177
Dr. G. Kertzscher
Miszellen
Ist ,Neues Deutschland" objektiv ? . . . . . . . . . . . . . . . .
179
Prof. Dr. J. Irmscher
Einzelvertrag and Praktisches Jahr . . . . . . . . . . . . . . . . .
181
W. Brockhus
Aus der Arbeit des Akademie -Verlages . . . . . ... . . . . . . . . .
181
Nachrufe, Ehrungen and Ernennungen . . ... . ... . . . . . . .
182
Mitteilungen auslandischer Akademien . . . . . . . . . . . .
183
Dr. 0. Wenig
Aus der Arbeit der Akademie-Bibliothek?
Rationalisierung and Technisierung im Bibliothekswesen and die Arbeit der Akademie-
Bibliothek . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
186
Redaktionss chlul3 : 25. 7. 1958
Herausgeber: Vizepriisident Prof. Dr. H. Frilhauf, Generalsekretar Prof. Dr. G. Rienacker, Deutsche Akademie der Wissenschaften zu Berlin,
Berlin W 8, Otto-Nuschke-Stral3e 22/23 ? Redaktion: Christine Stempel ? Verlag: Akademie-Verlag GmbH, Berlin W 8, Mohrenstralle 30
Fernruf: 2003 86, Postscheckkonto Berlin 35021 . Das Mitteilungsblatt erscheint unregelmal3ig and wird kostenlos an die Mitarbeiter der
Akademie abgegeben. Ein Vertrieb fiber den Buchhandel erfolgt nicht ? Lizenz-Nr. ZLN 5383 ? Gesamtherstellung: IV/2/14 VEB Werk-
druck Grafenhainichen 695 - Es wird gebeten, Beitrage, Vorschlage, Wiinsche and Kritiken an die Deutsche Akademie der Wissenschaften
zu Berlin,-Berlin W 8, Otto-Nusehke-Stra0e 22/23, Pressestelle, Fernruf 200481, App. 387, zu richten
Sanitized Copy Approved for Release 2010/05/04: CIA-RDP80T00246AO45300380001-7
Sanitized Copy Approved for Release 2010/05/04: CIA-RDP80T00246AO45300380001-7
MITTEILUNGSBLATT
FUR DIE MITARBEITER
DER DEUTSCHEN-AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN ZU BERLIN
4. Jahrgang Juni-August 1958
Heft 6-8
V. Parteitag der Sozialistischen Einheitspartei
Deutschlands
Der V. Parteitag der Sozialistischen Einheitspartei
Deutschlands fand in der Zeit vom 10. bis 16. Juli
1058 in Berlin statt.
Dieser Parteitag stand irn Zeichen eines grol3en Auf-
schwungs, den die schopferischen Krafte der ge-
samten Bevdlkerung der Deutschen Demokratischen
Republik beim Aufbau des Sozialismus genommen
haben.
Im Interesse der deutschen Nation stellt der V. Par-
teitag der SED Aufgaben, deren Thematik kiihn ist,
deren Losung den objektiven Notwendigkeiten ent-
spricht and an deren Erfiillung unsere Krafte and
Fahigkeiten wachsen werden.
Arbeiter, Bauern and Wissenschaftler widmen den
Materialien des V. Parteitages der SED ein inten-
sives Studium.
Aus dem Referat des Ersten Sekreters des Zentxal-
komitees der SED, Walter Ulbricht, ?Der Kampf urn
den Frieden, Mir den Sieg des Sozialismus, fur die
nationale Wiedergeburt Deutschlands als fried-
liebender, demokratischer Staat" entnehmen wir den
Abschnitt, der Mir unsere Arbeit von unmittelbarer
Bedeutung ist.
Wir fiigen aus dem Diskussionsbeitrag des Minister-
prasidenten Otto Grotewohl den Abschnitt ,Arbeiter
and Wissenschaftler gehoren zusammen" an.
Dieser Wiedergabe folgt die Ansprache von Akade-
miemitglied Prof. Dr. Peter Adolf Thiessen.
In der- Folge bringen wir die Diskussionsbeitrege
von Dr. Franz Bandel, Gerhard Kosel and Prof. Dr.
Wolfgang Schirmer.
Zu den Hohepunkten des V. Parteitages der SED
gehorte der Empfang fiihrender Wissenschaftler,
Professoren, Dozenten, Assistenten and Studenten
der Hochschulen der Deutschen Demokratischen
Republik.
Im Namen des V. Parteitages der Sozialistischen
Einheitspartei Deutschlands begriiflte Professor Kurt
Hager die Delegation, die unter Leitung von Pre-
sident Prof. Dr. M. Volmer and des Vorsitzenden
des Forschungsrates bei der Regierung der Deut-
schen Dernokratischen Republik, Akademiernitglied
Prof. Dr. P. A. Thiessen, stand, and der u. a. der
President des Nationalrats der Nationalen Front des
demokratischen Deutschland, Akademiemitglied
Prof. Dr. E. Correns, die Herren Vizepresidenten der
Deutschen Akadernie der Wissenschaften zu Berlin,
Prof. Dr. H. Ertel, Prof. Dr. H. Friihauf, Prof. Dr.
W. Steinitz, der Generalsekretar der Deutschen Aka-
dernie der Wissenschaften zu Berlin, Akaderniernit-
glied Prof. Dr. G. Rienacker, der President der Deut-
schen Akadernie der Landwirtschaftswissenschaften
zu Berlin, Akademiemitglied Prof. Dr. H. Stubbe, die
Herren Akademiemitglieder Prof. Dr. Th. Brugsch,
Prof. Dr. P. Gdrlich, Prof. Dr. V. Klemperer, Prof.
Dr. W. Langenbeck, Prof. Dr. E. Leibnitz, Prof. Dr.
K. Lohmann, Prof. Dr. J. Nelles, Prof. Dr. R. Rompe,
Prof. Dr. M. Steenbeck and Prof. Dr. E. Thilo sowie
zahlreiche Rektoren der Universitaten and Hoch-
schulen der Deutschen Demokratischen Republik
angehbrten.
Sanitized Copy Approved for Release 2010/05/04: CIA-RDP80T00246AO45300380001-7
Sanitized Copy Approved for Release 2010/05/04: CIA-RDP80T00246A045300380001-7
Fair die Entwicklung der Wissenschaft and Technik
Wenn die rasche Steigerung der Arbeitsproduktivi-
tat der Schliissel zur Losung unserer okonomischen
Hauptaufgabe ist, die ihrerseits wieder aufs engste
mit dem Kampf fiir Koexistenz and dem friedlichen
Wettstreit zwischen Sozialismus and Imperialismus
zusammenhangt, dann gebi hren Wissenschaft and
Technik aul3erordentliche Beachtung and Forderung.
Wie ich schon erwahnte, hat USA-Kriegsininister
McElroy geaul3ert, daB der vor allem durch die Ent-
wicklung des sowjetischen Erziehungswesens ver-
ursachte phanomenale Aufschwung der Sowjetunion
die harteste Priifung der sozialen Ordnung Ameri-
kas bedeutet. Wir wissen den gewaltigen EinrluB von
Wissenschaft and Technik auf das kiinftige Ge-
schick der Menschheit wohl einzuschatzen, aber wir
Sozialisten betonen: Das kiihne Voranschreiten des
Bildungswesens in den sozialistischen Staaten bringt
keinem Lande der Welt, auch nicht den USA, eine
kriegerische Gefahr. Es hilft vielmehr den Frieden
sichern,-weil es die am Frieden interessierten Machte
starkt. Wir sagen: In den Klassenzimmern, Horsalen
and Forschungslaboratorien der sozialistischen Lan-
der wind nichf, wie manche Konzernherren in den
USA meinen, der. Ausgang des dritten Weltkrieges
entschieden, sondern dort wird dafilr gearbeitet, daB
es keinen dritten Weltkrieg mehr gibt. Darin besteht
der Unterschied in der Rolle der Wissenschaft and
Forschung bei uns and im imperialistischen Lager.
Deshalb ist die gesellschaftliche Stellung and Ver-
antwortung der Wissenschaftler, Forscher and Tech-
niker im Sozialismus zugleich eine grof3e moralische
Kraftquelle fur ihre schopferische Arbeit.
Da unsere Partei these Zusammenhange richtig er-
kannte, waren wir stets darauf bedacht, Wissen-
schaft and Technik zu fordern; deshalb haben wir
uns berm ht, den Angehorigen der wissenschaft-
lichen Intelligenz grollziigige Arbeitsmoglichkeiten
and eine gesicherte Perspektive in unserem Staat
zu schaffen. Aus diesen Erwagungen haben wir die
Bildung des Forschungsrates der DDR angeregt and
unterstiitzt, der in der kurzen Zeit seiner Tatigkeit
schon fruchtbringende Arbeit geleistet hat. Beson-
ders erfreut sind wir dariiber, daB der Gedanke der
sozialistischen Gemeinschaftsarbeit der an einem
bestimmten Projekt beteiligten Forscher and Prak-
tiker Platz gegriffen hat and die ersten Ansi tze zu
seiner Verwirklichung zu bemerken sind.
Die Losung der okonomischen Hauptaufgabe ver-
langt von uns, die Arbeit auf dem Gebiet der Wissen-
schaft, der Forschung and Entwicklung wesentlich
zu qualifizieren and auf eine neue Stufe zu heben. Es
kommt jetzt vor allem darauf an, die technisch-
wissenschaftliche Arbeit noch starker auf die ent-
scheidenden volkswirtschaftlichen Erfordernisse zu
konzentrieren, alle Forschungs- and Entwicklungs-
kapazitaten durch eine sinnvolle Spezialisierung and
Zusammenarbeit, besonders in der Form der tech-
nisch-wissenschaftlichen Gemeinschaftsarbeit and
durch die Anwendung der Vertragsforschung, maxi-
mal zu nutzen and eine rasche Verwertung der Er-
gebnisse der Forschungsarbeit in der Praxis zu
sichern.
Die Forderung nach richtiger Spezialisierung lauft
bei den konkreten volkswirtschaftlichen Bedingun-
gen der DDR - die u. a. auch lurch die Begrenzt-
heit unseres Rohstoffaufkommens bestimmt sind -
darauf hinaus, uns im Rahmen der internationalen
sozialistischen Arbeitsteilung and Kooperation be-
sonders auf solche Produktionsprogramme zu kon-
zentrieren, die einen hohen Anteil von geistiger,
technisch-wissenschaftlicher Arbeit einschlieJ3en.
Eine solche, gewissermaf3en intelligenz-intensive
Produktion stellt nattirlich hinsichtlich der Qualitat
der-Erzeugnisse and der Exaktheit der Arbeit hohe,
iiberdurchschnittliche Anforderungen. Dieselben
volkswirtschaftlichen Bedingungen verlangen ein
breitangelegtes planmalliges Streben nach rationell-
stem Materialeinsatz, das bei den Forschungs- and
Entwicklungsstellen sowie Konstruktionsbiiros be-
ginnt.und sich fiber die technologischen Abteilungen
bis zum einzelnen Arbeitsplatz erstreckt.
Die Wissenschaftler in der DDR haben in den ver-
gangenen Jahren grol3e Leistungen vollbracht, d;e
in aller Welt anerkannt worden sind. Sie haben. da-
durch das Ansehen der DDR gestarkt and haben
grol3en Anteil am Aufbau des Sozialismus in der
DDR. Wir denken dabei an den Aufbau des ersten
Atomreaktors in Deutschland, an den Bau des ersten
Diisenpassagierflugzeuges in Deutschland, an die
Konstruktion hochleistungsfahiger Werkzeugmaschi-
nen, an die Entwicklung der Rundfunk-, Fernseh-
und Nachrichtentechnik, an die Herstellung and
Vervollkommnung der hochpolymeren Plaststoffe, an
die Entwicklungen der Film- and Faserstoffindu-
strie ?und an die Entwick]ung auf vielen anderen
Gebieten.
Grof3e Anstrengungen sind erforderlich, um auf dem
Gebiet der Automatisierung and Mechanisierung der
Produktion alle wissenschaftlichen, technischen,und
kadermafligen Voraussetzungen zu schaffen. Es ist
jetzt notwendig, die Forschung auf dem komplexen
Gebiet der Betriebsmell-, Steuerungs- and Rege-
lungstechnik verstarkt zu betreiben.
Die Automatisierung der Produktion verlangt von
unseren Technologen and chemischen Verfahrens-
technikern eine umfassende Kenntnis des Ferti-
gungsablaufes and der Reaktionsvorgange. Sie
miissen i berpriifen, wie die Arbeitsprozesse veran-
dert, vereinfacht and kontinuierlich gestaltet wer-
den kbnnen, damit sie den Erfordernissen der Auto-
matisierung entsprechen. Ebensolche groBen Auf
gaben stehen vor der Arbeiterklasse and der Intelli-
genz der volkseigenen chemischen Industrie and der
chemischen Forschungsinstitute.
Sanitized Copy Approved for Release 2010/05/04: CIA-RDP80T00246A045300380001-7
Sanitized Copy Approved for Release 2010/05/04: CIA-RDP80T00246AO45300380001-7
Es kommt darauf an, die wissenschaftlichen. Pro-
bleme. der Fluorkarbonchemie, der siliziumorgani-
schen Chemie- der Wofatite, Polyester- and Epoxy&
harze zu bearbeiten. Gleichzeitig hat die chemische
Forschung die Aufgabe, der Produktion bei der Wei-
terentwicklung and Verbesserung neuer Werkstoffe
auf hochpolymerer Basis, wie z. B. Polyathylen, Poly-
stryol, Phenolplastharze, Aminoplaste, Polyamide
and synthetischen Kautschuk zu helfen and alle
Anstrengungen zu unternehmen, urn die damit in Zu-
sammenhang stehenden wissenschaftlichen and ver-
fahrenstechnischen Fragen zu Ibsen.
Fur alle Zweige unserer Volkswirtschaft, besonders
fur die Chemie, die metallverarbeitende and her-
stellende Industrie, wie Leichtindustrie and die Land-
wirtschaft, gewinnt die Verwendung radioaktiver
Isotope in der Forschung and Produktion gro.3e Be-
deutung. Die zweckmaf3ige Verwendung der modern-
sten Prufverfahren in der metallherstellenden and
verarbeitenden Industrie wird zur raschen Senkung
der vom Material abhangigen Ausschuf3quote bei-
tragen. Der Entwicklung neuer metallischer Werk-
stoffe, insbesondere hochfester Stahle and Sonder-
werkstoffe, and die Herstellung von seltenen Ele-
menten and Reinstmetallen, wie 'Reinstaluminium,
Titan, Zirkon, Germanium usw. fur die Produktion
von Transistoren and Dioden ist besonderes Augen-
merk zu schenken, da sie unmittelbare Bedeutung
fur die Regelungs- and Steuerungstechnik, das
Rundfunk- and Nachrichtenwesen and die Kern-
physik haben. Die optimale Losung all dieser Auf-
gaben ist nur dann moglich, wenn in verstarktem
Maf3e die Grundlagenforschung gefordert wird. Be-
sonderes Augenmerk ist dabei der Erforschung phy-
sikalischer, chemischer, mathematischer, mechani-
scher and biologischer Probleme zu widmen.
Die breite Forderung der Grundlagenforschung ist
das sichere Fundament fur grol3e wissenschaftliche
Leistungen auf einzelnen Gebieten der Zweckfor-
schung. Es ist einer der entscheidenden Gri.inde fur
die Oberlegenheit der sowjetischen Wissenschaft,
da13 sie vom ersten Tage ihres Bestehens an ihr be-
sonderes Augenmerk der Forderung der theoreti-
schen Forschung angedeihen liel3. In diesem Zusam-
menhang ist es notwendig, auf die Bedeutung der
Grundlagenfacher Mathematik, Mechanik, Physik
and Chemie an den Technischen Hochschulen and
Universitaten and besonders an den Mittel- and
Oberschulen hinzuweisen. Grundliche Kenntnisse
in diesen Fachern sind die Voraussetzung fur spa-
tere wissenschaftliche Leistungen.
Die Parteiorganisationen in den Betrieben haben da-
fiir zu sorgen, daf3 die Rolle der Wissenschaft fur
die Produktion richtig erkannt and daf3 der Einfiih-
rung modernster wissenschaftlicher Methoden and
Ergebnisse keine Hemmnisse in den Weg gelegt wer-
den. Sie mussen sich kiihner auf das Neue orien-
tieren, das sich tagtaglich in unserer sozialistischen
Produktion herausbildet. Gleichzeitig mussen die Be-
triebsparteiorganisationen darauf achten, dal3 die
subjektiven and zum Teil administrativen Hemm-
nisse beseitigt werden, die dem Einsatz wissenschaft-
licher Kader in unseren volkseigenen Betrieben im
Wege stehen. Den Vereinigungen Volkseigener Be-
triebe fallt bei der tYberwindung von Konservativis-
mus and Engstirnigkeit in diesen Fragen eine grof3e
politisch-ideologische Aufgabe zu.
Die tYberwindung der Engstirnigkeit and Unter-
schatzung der Wissenschaft ist jedoch nur die eine
Seite...Gleichzeitig muf3 die Verbindung von Wissen-
schaft and Produktion seitens der Wissenschaftler
enger gestaltet werden. Die starkere Forderung der
Auftrags- and Vertragsforschung wird wesentlich
zur Verbesserung der Verbindung von Wissenschaft
and Produktion beitragen. Auch die Berufungen er-
fahrener Neuerer der Produktion in die Rate der
Fakultaten and Senate der Hochschulen, wie es
kiirzlich an der Hochschule Mir Schwermaschinen-
bau in Magdeburg in verstarktem Maf3e . geschah,
wird entscheidend zur Verbesserung der Verbin-.
dung von Wissenschaft and Produktion, von Theorie
and Praxis beitragen. Gleichzeitig sollten hervor-
ragende Wissenschaftler starker zur Arbeit in den
wissenschaftlichen Raten der VVB herangezogen
werden and ihre grof3en Erfahrungen allen nutzbar
machen. Diese enge Verbindung der sozialistischen
Produktion mit der Wissenschaft wird unmittelbar
verandernd nicht nur in das Bewuf3tsein der Intelli-
genz eingreifen, sondern auch die gesamte For-
schungs- and Lehrtatigkeit befruchten.
Es scheint mir notwendig, einige kritische Berner-
kungen zum Stand der wissenschaftlich-technischen
Entwicklungsarbeiten auf einigen Gebieten zu
machen, um dadurch Anregungen zu einer Anderung
der Arbeitsweise zu geben.
Eine Uberprufung der wissenschaftlich-technischen
Fuhrung des Gebietes Foto-Kino-Technik in den Be-
trieben VEB Kamerawerk Dresden-Niedersedlitz and
Kinowerk Dresden zeigte, da3 auf diesem Gebiet der
Riickstand zum technischen Weltniveau nicht gerin-
ger, sondern grol3er geworden ist: Greifen wir einige
Produkte heraus. In der Erzeugung einaugiger Spie-
gelreflexkameras sind wir nach wie vor fiihrend, je-
doch strengt sich die kapitalistische Konkurrenz
rnachtig an, um unseren Vorsprung aufzuholen. Die
Fertigung halbautomatischer Kameras mit Blenden-
kupplung ist bei uns immer noch nicht angelaufen,
obwohl es solciie Gerate in den kapitalistischen
Staaten schon seit geraumer Zeit zu kaufen gibt. Dia-
Projektoren mit Kalb- oder vollautornatischer Beta-
tigung werden ebenfai s noch nicht produziert. Un-
sere AK 16 ist um fast 40 Prozent schwerer als die
Schweizer Bolex H 16. Der neue 16-mm-Licht-und-
Magnettonprojektor LMP 16 von Zeiss halt den Ver-
gleich mit dem amerikanischen Spitzengerat Koda-
scope Pageant nicht aus. Unser Zeiss-Gerat ist in
5 Koffern untergebracht and wiegt etwa 40 Kilo. Das
amerikanische Gerat wird in einem Koffer ge-
tragen and wiegt 18 Kilo. Der Zeiss-Projektor hat
nach wie vor eine komplizierte Filmfiihrung, and
?seine starken Gerausche wirken storend.
Die Ursachen dieses Riickstandes sind darin zu
suchen, daf3 es keine klare verpflichtende Perspek-
tive and keine entsprechende Fuhrung dieses In-
dustriezweiges gibt. Wir brauchen uns nicht zu
wundern, wenn wir erfahren, daf3 Genosse Eisen-
kratzer, Werkleiter des VEB Kamerawerk Dresden,
noch vor einiger Zeit meinte, die halb- and voll-
automatische Betatigung bei Projektoren hatte sich
noch nicht durchgesetzt, and wir sollten daher ab-
warten, wie sich these Konstruktion bewahre. Mit
Abwarten erreichen wir technische Spitzenleistun-
gen hochstens im Traum. Es gibt in den erwahnten
Sanitized Copy Approved for Release 2010/05/04: CIA-RDP80T00246AO45300380001-7
Sanitized Copy Approved for Release 2010/05/04: CIA-RDP80T00246AO45300380001-7
MITTEILUNGSBLATT 4. Jahrgang, Heft 6-8
Betrieben auch keine Auswertung der Leipziger
Messe.
Der Nachtrab auf dem Gebiet der Forschung and
Entwicklung wird auch durch die Tatsache deutlich,
da(3 der Arbeitskreis Foto zwischen Juni 1957 and
April 1958 kein einziges Mal getagt hat. Obendrein
lassen Bich die Mitarbeiter der Staatlichen Plan-
kommission an der Nase herumfuhren and beschei-
nigen den Leitern dieses Industriezweiges im from-
men Selbstbetrug, daB ihre Erzeugnisse alle dern
Weltstand entsprechen and dal lediglich einige Sor-
timentslucken zu schlief3en sind.
Aus den angefuhrten Tatsachen ist klar zu erkennen,
dali die tYberwindung der technischen Ruckstandig-
keit in der Foto-Kino-Technik in erster Linie ein
ideologisches Problem ist. Notwendig ist eine klare
Perspektive, die richtige Zusammenfassung der eige-
nen Krafte auf die Schwerpunkte and eine ent-
schlossene, standig kritisch iiberprilfte Arbeit zur
Aufholung des Rtickstandes.
Auf den Industriezweigkonferenzen anlaf3lich der
Bildung der VVB wurden die Fragen des technischen
Fortschritts nur ungeniigend behandelt. Solche Kon-
ferenzen wie die der VVB Schiffbau, VVB Optik and
VVB Verbundwirtschaft, in denen nach kritischer
Einschatzung des technischen Standes auch die Per-
spektivaufgaben festgelegt wurden, gehoren ]eider
zur Ausnahme. Meist wurden die Probleme der
Technik wohl dargelegt, jedoch die Schluf3folgerun-
gen nicht gezogen.
Der Industriezweig Regelungstechnik besitzt fur die
Volkswirtschaft vom Standpunkt des technischen
Fortschritts eine grope Bedeutung. Auf der Indu-
striezweigkonferenz kritisierte der Hauptdirektor im
Referat die zogernde tiberleitung abgeschlossener
Entwicklungen in die Produktion and zeigte an Bei-
spielen, dali die Entwicklungszeiten bis zur Produk-
tionsreife zwischen 2,5 and 6,2 Jahren liegen. Im
Gerate- and Reglerwerk Teltow betragt die Ent-
wicklungszeit fur ein neues Gerat 6,2 Jahre, wah-
rend im VEB Mef3geratewerk Quedlinburg nur
2,5 Jahre benotigt werden. Seit Jahren ist bekannt,
dali in diesem Industriezweig viele Konstruktionen
im Fertigungsmusterzustand liegen bleiben, weil in
den Betrieben nur ungenugende Bereitschaft zur
Aufnahme neuer Produktionen besteht.
Ahnliche "Hinweise wurden auf der Industriezweig-
konferenz der VVB Elektroapparate vorn Genossen
Prof. Mau von der Hochschule fur Elektrotechnik
Ilmenau gegeben. Er fiihrte in seinem Diskussions-
beitrag an, dali es mindestens 20 fertige Entwick-
lungen gibt, die noch nicht in die Produktion gege-
ben wurden. Er appellierte in diesem Zusammen-
hang an die Werkleiter, nicht vor den Schwierig-
keiten, die eine neue Produktion immer mit sick
bringt, zuriickzuschrecken and nicht weiter veraltete
Erzeugnisse zu produzieren.
Wahrend einerseits das technische Niveau mancher
Erzeugnisse unbefriedigend ist, haufen sich die Fest-
stellungen, dali mit hohem Stand der technischen
Reife abgeschlossene Entwicklungen liegen bleiben.
Im Industriezweig Rundfunk-Fernmeldewesen-
Technik wird vielfach die Entwicklungskapazitat
dadurch herabgesetzt, daB Entwicklungsingenieure
fur andere Arbeiten eingesetzt werden. Das geschieht
im Funkwerk Dresden, im Funkwerk Kopenick and
im Werk fur Fernmeldewesen Berlin, obwohl gerade
dieser Industriezweig. wachsende Bedeutung er-
langt.
Noch in diesem Jahr mussen von dem Industriezweig
zehn Fernsehumsetzer geliefert werden, urn den Emp-
fang unseres Fernsehprogramms in allen, besonders
auch in den sudlichen Bezirken der Republik zu ge-
wahrleisten. Weiter ist es unbedingt notwendig, die
Fernsehsender Inselsberg and Brocken mit neuen
qualitativ hochwertigen Strahlern zu versehen.
Wir wissen, da13 die Produktion industrieller Erzeug-
nisse, die Weltniveau haben, wesentlich abhangig ist
von der Qualitatsarbeit der Stahl- and Edelstahl-
werke and den Leistungen der chemischen Grund-
stoffindustrie. Wir haben die verantwortlichen Wirt-
schaftsfunktionare schon vor zwei Jahren darauf auf-
merksam gemacht, daB es notwendig ist, der Erzeu-
gung von Qualitats- and Edelstahlen besondere Auf-
merksamkeit zu widmen. Das ist leider nicht ge-
schehen.
So kritisierten zurn Beispiel leitende Wissenschaftler
der Luftfahrtindustrie die schlechte Qualitat der
Stahle and die nicht termingerechte Belieferung
durch das Edelstahlwerk ?8. Mai 1945" Freital. Die
Ursachen sind in erster Linie darauf zuriickzufiihren
daB die friihere Hauptverwaltung Eisenindustrie die
grof3e Bedeutung dieser Produktion nicht beachtete
and im Edelstahlwerk selbst keine genaue Tech-
nologie fur. das Erschmelzen and die Weiterverar-
beitung des Stahls vorhanden war. Dadurch gab es
in der ersten Zeit einen hohen Ausschull and die
Luftfahrtindustrie erhielt nicht die benotigten Men-
gen Stahl.
In die gleiche Richtung der Behinderung der ratio-
nellen Organisation der Produktion zielt die in der
Metallurgie tibliche sogenannte ,Tonnen-Ideologie".
Schon auf der 3. Parteikonferenz wurde gefordert
,,eine neue Methode der Planung and Abrechnung
festzulegen, die gewahrleistet, daB die Planerfiillung
der Metallurgie nach Sortiment and Qualitat be-
wertet wird..
Damit sollte eine sortimentsgerechte Belieferung der
metallverarbeitenden Betriebe als Grundlage ihrer
kontinuierlichen, storungsfreien Produktion gesichert
werden. Dennoch ist seit dieser Zeit - Marz 1956 -
keine Veranderung erreicht worden, so' dal Behr oft
die berechtigten Forderungen der Verarbeiter, die in
diesem Falle mit den volkswirtschaftlichen Interessen
identisch sind, den egoistischen Interessen der leiten-
den Kader der Metallurgie untergeordnet wurden.
Die verantwortlichen Genossen im ehernaligen Mini-
sterium fur Berg- and Huttenwesen and in der Staat-.
lichen Plankommission haben nicht um die Verande-
rung dieses Zustandes gekampft, sondern haben sich
mit der Tonnenerfiillung zufrieden gegeben. Sie haben
ihre eigenen Beschliisse, die die Fragen der sorti-
mentsgerechten Produktion betrafen, nicht durchge-
fiihrt. Auch der ehemalige Vorsitzende der Kommis-
sion fur Industrie and Verkehr hat nicht zur Ver-
anderung dieser Lage beigetragen.
Durch diese groben Versaumnisse werden die An-
strengungen der Stahlarbeiter zur Erfullung der Plane
in ihrer Wirkung gemindert. Im Stahl- and Walz-
werk ?Wilhelm Florin" in Hennigsdorf zum Beispiel
wurde der Walzstahlplan im I. Quartal 1358 mit
5000 Tonnen iibererfiillt, aber an der sortimentsge-
rechten Erfullung fehlten 2000 Tonnen, und these
Sanitized Copy Approved for Release 2010/05/04: CIA-RDP80T00246AO45300380001-7
Sanitized Copy Approved for Release 2010/05/04: CIA-RDP80T00246AO45300380001-7
Menge hat sich nach Angaben des Produktions-
direktors, Genossen Graff, bis Anfang Juni auf 7000
Tonnen erhdht.
Die Anwendung modernster Technik erfordert zu-
nachst die Rekonstruktion der Betriebe, die auf neue
Produktionsaufgaben umgestellt werden, die dem
Weltniveau entsprechen. Es ist notwendig, zu ge-
wahrleisten, daB Burch grundliche wissenschaftlich-
technische Planung die von der Staatlichen Plan-
kommission bereitgestellten Mittel fur Ersatz- und
Neuinvestitionen von Maschinen und Ausri stungen
entsprechend den Erfordernissen der modernen Pro-
duktion und Betriebsorganisation verwandt werden.
Gleichzeitig muf3 ausdriicklich unterstrichen werden,
daB die zweckmaf3ige Ausnutzung der vorhandenen
.Maschinen und Anlagen each dem rationellsten tech-
nologischen Verfahren eine ebenso wichtige Quelle
des technischen Fortschritts und der Senkung der
Selbstkosten darstellt. Das grof3e Kollektiv der In-
genieure, Technologen und Wirtschaftler sollte sich
bemuhen, die Vorziige unserer sozialistischen Pro-
duktionsverhaltnisse fur die Konzentration und da-
mit die Spezialisierung der Produktion und fur die
Entwicklung der Kooperation auszunutzen. Nicht
wenige unserer volkseigenen Betriebe entsprechen
in ihrem Produktionssortiment und in der Fertigungs-
organisation dem Niveau friiherer Manufakturen,
und manche Werkleiter scheinen sich in der Rolle
von Leitern solcher Super-Handwerksbetriebe durch-
aus wohlzufuhlen. Um die Schwachen zu beseitigen,
diirfen wir keine Kirchturmpolitik betreiben. Wir
mUssen die sozialistische Zusammenarbeit innerhalb
123
und zwischen den VVB, anstreben und eine dauer-
hafte, zuverlassig organisierte kameradschaftliche
Kooperation schaffen.
Dic, Einfiihrung rationellster technologischer Ver-
fahren auf der Grundlage der Spezialisierung und
Kooperation erfordert die Normung, Typisierung und
Standardisierung. Erst die technische Normung ge-
wahrleistet den tYbergang von der Einzel- zur Serien-
und Massenfertigung und schafft die Bedingungen
fur die hochste Form der Produktionsorganisation,
die automatisierte Massenfliel3fertigung. Die tech-
nische Normung vereinfacht das Produktionssorti-
ment und vermindert die Zahl der Arten ?und Grdf3e
der Erzeugnisse. Dadurch wird eine weitgehende
Spezialisierung moglich, die Sttickzahlen der Serien
steigen und sichern bei Einsatz der modernsten Tech-
nik den vollen volkswirtschaftlichen Nutzen. Alle
Werktatigen sollten an der I.osung dieser Aufgabe
mitarbeiten. Im Rahrnen der betrieblichen Normen-
arbeit sind das Sortiment und die MaBe der bezogenen
Materialien und Teile zu pr?iifen und einzuengen.
Bei der Neukonstruktion eigener Erzeugnisse sind
betriebliche Normen und staatliche Standards (TGL)
anzuwenden und die Entwicklung von Typenreihen
und Baukastensystemen anzustreben.
Durch die rationelle Organisation der Fertigung
werden die vorhandenen Produktionsflachen besser
ausgenutzt. Es ist dabei anzustreben, vorhandene
Produktionsflachen fur die Aufnahme neuer Fer-
tigungen zu gewinnen und den ?zu hohen Bauanteil
im Investitionsprogramm zu senken.
Zur komplexen Planung
Wenn wir die Arbeit auf dem Gebiet der Wissen-
schaft, Forschung und Entwicklung auf eine neue
Stufe heben wollen, dann mussen wir in erster Linie
die Methode der komplexen Planung durchsetzen.
Ich mochte hier nicht im einzelnen auf die Probleme
der Planung eingehen; das ist bei der Begrundung
desGesetzes zurVervollkommnungundVereinfachung
der Arbeit des Staatsapparates in der Deutschen
Demokratischen Republik vor der Volkskammer ge-
schehen. Es kommt hier lediglich darauf an, den
engen Zusammenhang und die Wechselwirkung aller
volkswirtschaftlichen Probleme, besonders aber zwi-
schen Technik und Okonomie herauszuarbeiten und
zu unterstreichen und ihre Beachtung zu gewahr-
leisten. Deshalb betonen wir gegenwartig so stark,
daB der Betriebsplan die Einheit von technischem,
Produktions- und Finanzplan darstellt und dali es
uns Schaden bringt, diese Einheit aufzuspalten und
die Teile eines Ganzen isoliert fur sich als selb-
standigen Plan zu behandeln.
Die komplexe Planung umfaf3t sowohl die folge-
richtige Verbindung zwischen Technik und Okono-
mie innerhalb eines jeden Betriebsplanes als auch
die Koordinierung von Planvorhaben, die fiber den
Rahrnen eines Betriebs bzw. eines ganzen Industrie-
zweiges hinausgehen. In diesem Sinne ist die kom-
plexe Planung die am weitesten entwickelte An-
wendung des objektiven Gesetzes der planmal3igen
(proportionalen) Entwicklung der Volkswirtschaft.
Jede Verletzung dieses Gesetzes bringt Schaden und
bremst unser Tempo. Deshalb ist es so wichtig, dieses
okonomische Gesetz beherrschen zu lernen und es
uns dienstbar zu machen. Im Gegensatz zum Kapita-
lismus haben wir alle. gesellschaftlichen Voraus-
setzungen dafiir. Ob und wie schnell wir es meistern,
hangt allein von unserer Klugheit und Fahigkeit ab.
Dabei mussen wir bedenken: je entfalteter und diffe-
renzierter die Volkswirtschaft ist, desto schwieriger
wird die komplexe Planung.
Ein Beweis fur den noch vorhandenen Ressortstil
in der Planing, das heif3t fur die Verletzung der Me-
thoden der komplexen Planung, ist das starke An-
wachsen der unvollendeten Investitionen. Am Ende
des Jahres 1957 waren in der volkseigenen Wirtschaft
Investitionen im Werte, von 4,2 Milliarden DM nicht
vollendet. Sie werden bis Ende dieses Jahres auf
etwa 5,5 Milliarden ansteigen. Auf diese Weise wer-
den betrachtliche Mittel der Volkswirtschaft blockiert,
daB heist, sie bringen keine Produktion, keine Stei-
gerung der Arbeitsproduktivitat und keine Akkumu-
lation.
Komplexe Planung bedingt sowohl klare Fuhrung
als auch Kollektivitat der Arbeit. Die Genossen der
Staatlichen Plankommission sollten sehr grundlich
dariiber beraten, wie in ihrer Tatigkeit beides ge-
sichert wird, und sie sollten auch nicht vor der Suche
nach neuen Methoden zuriickschrecken. Wahrschein-
lich wird es zweckm5f3ig sein, unter Fuhrung der
koordinierenden Abteilungen in der Staatlichen Plan-
kommission Kollektive zu schaffen, die sich aus Ver-
tretern der Fachabteilungen der Staatlichen Plan-
kommission, der VVB, der wisserischaftlichen In-
stitute und der Betriebe zusammensetzen.
Sanitized Copy Approved for Release 2010/05/04: CIA-RDP80T00246AO45300380001-7
Sanitized Copy Approved for Release 2010/05/04: CIA-RDP80T00246AO45300380001-7
Bessere Forderung der jungen Intelligenz
Das grof3e Gewicht das wir der Wissenschaft und
Technikbei der Losung unserer okonomischen Haupt-
aufgabe zumessen, verlangt eine angemessene. Sorg-
falt und Aufmerksamkeit bei der Behandlung der
Kader, bei ihrer Heranbildung und ihrem Einsatz. Un-
sere Bemuhungen gelten gleichermaf3en der aufrich-
tigen Zusammenarbeit mit der alten Intelligenz wie
der Formung und Erziehung der jungen Intelligenz
der Arbeiterklasse.
Wir wunschten, daf3 jeder Angehorige der Intelligenz
sowohl Fachmann als auch Sozialist ware, aber wir
stellen in dieser Hinsicht an die alte Intelligenz keine
Bedingungen. Wir sind davon uberzeugt, daB die
grol3en humanistischen Zukunftsaussichten des So-
zialismus und auch das Empfinden des tiefen tragi-
schen Widerspruchs, der die ehrlichen Wissen-
schaftler in den imperialistischen Staaten qualt, im-
mer starker auf die gerneinsame kameradschaftliche,
auf gegensei?tiger Achtung beruhende Zusammen-
arbeit bei uns hinwirkt. Kein ehrlicher Forscher auf
dem Gebiet der Naturwissenschaft und Technik kann
sich der Einsicht entziehen, daft die als Fortschritt
fur die Menschheit erstrebte Erkenntnis und ihre An-
wendung in der imperialistischen Klassengesell-
schaft ihm aus der Hand geschlagen und in eine Be-
drohung, in einen Fluch fur die Menschheit ver-
wandelt wird. Die aktive Teilnahme vieler Natur-
wissenschaftler an der Antiatomrustungsbewegung
macht these Tragik nur zu deutlich.
Fur die junge Intelligenz stellen wir uns von vorn-
herein das Ziel, sie an den Hochschulen und Univer-
sitaten des Arbeiter-und-Bauern-Staates so zu er-
ziehen, daf3 sie wissen, wofur sie arbeiten, daf3 sie als
gute Fachleute bewufIt am sozialistischen Aufbau
teilnehmen, daB sie sich die notwendigen Fahig-
keiten aneignen, um als sozialistische Facharbeiter
oder Leiter tatig sein zu konnen.
Der goldene Fonds, der uns in Gestalt der jungen
Intelligenz heranwachst, wird durch die Kurzsichtig-
Otto Grotewohl
Wir habeas die grof3e Kraftentfaltung der Arbeiter-
klasse im sozialistischen Wettbewerb nie iiberzeugen-
der gespiirt als in der Vorbereitung unseres V. Partei-
tages. 75 Prozent aller arbeitenden Menschen haben
sich an dieser grof3en Wettbewerbsbewegung beteiligt.
Das fiihrte zu bedeutenden Ergebnissen. Unsere Pro-
duktionsziffern sind vom Januar bis Juni gegeniiber
den gleichen Monaten im Jahre 1957 um 11 Prozent
gestiegen. Das sind Ergebnisse, die durch die verbrei-
tete Anwendung unserer dialektisch-materialistischen
Auffassung entstanden sind.
Sie beweisen uns, daB die Anwendung des dialek-
tischen Materialismus auf das gesellschaftliche Leben
zu neuen grollen Erfolgen fiihrt. Aber wir erwarten
keit und Beschranktheit mancher Werkleiter und
Staatsfunktionare mif3achtet. Aus Rivalitat oder son-
stigen kleinlichen und unwurdigen Griinden werden
junge Fachleute von manchen Betrieben fern-
gehalten.
Im VEB Automobilwerk Eisenach ist man der An-
sicht, daft ein Schwingungsfachmann im Betrieb
nicht benotigt wird.
Der gesamte Industriezweig Kohle und Energie
braucht nach seinen Anforderungen fur dieses Jahr
keine Mathematiker. Ebenso die Bereiche Berg- und
Hiittenwesen und Radio- und Fernmeldetechnik. An
Physikern hat der Bereich RFT von 213 zur Ver-
fugung stehenden nur zwei angefordert.
Die Haltung zu dem Einsatz von Diplomingenieuren
zeigt sich auch an folgendem Beispiel: Bei dem Ein-
satz der Absolventen der Fachrichtungen Werkzeug-
maschinenkonstruktion der Technischen Hochschule
Dresden gab es seitens der Betriebe grol3e Schwierig-
keiten. Obwohl 18 Betriebe des Werkzeugmaschinen-
baus noch keine? Hochschulabsolventen in der Kon-
struktion eingesetzt haben, wurden die Bewerbungen
der Absolventen abgelehnt. So zum Beispiel vom
VEB Blechbearbeitungs-Maschinenwerk Aue und
VEB Fritz-Heckert-Werk Karl-Marx-Stadt.
Funktionare, die sich so verhalten, schaden nicht nur
der Gesellschaft, sondern auch sich selbst, denn sie,
zerstoren durch den Verzicht auf den Einsatz ge-
schulter junger Fachleute die Moglichkeit, ihre kiinf-
tigen Aufgaben zu losen. Es ist notwendig, den jungen
Ingenieuren und Technikern in den Betrieben fest
umrissene Aufgaben zu stellen, sie in ihrer fach-
lichen Weiterbildung zu fordern und ihre Erziehung
zu iiberzeugten Sozialisten zu verstarken.
Aus dem Referat von W. Ulbricht, entnommen aus:
,,Neues Deutschland" v. 11. 7. 1958
Arbeiter und Wissenschaftler gehoren zusammen
seine Anwendung nicht nur von den Arbeitern und
Bauern, sondern wir glauben, dali es recht und billig
ist, wenn auch die Manner der Forschung und? Tech-
nik danach handeln und den dialektischen Materia-
lismus ihrer Arbeit zugrunde legen.
Damit haben wir Schwierigkeiten gehabt. Es gab an
den Universitaten und Hochschulen bei manchen
Leuten die Auffassung, als sei ihnen aus irgend-
welchen gesellschaftlich veralteten Auffassungen
der dialektische Materialismus nicht zuzumuten. Eine
solche Auffassung bedeutet natiirlich, sich abseits
vom Sozialismus zu stellen. Ja, das ging bei manchen
so weft, dali sie glaubten, ihre Aufgabe in der Deut-
schen Demokratischen Republik nicht mehr erfBllen
Sanitized Copy Approved for Release 2010/05/04: CIA-RDP80T00246AO45300380001-7
Sanitized Copy Approved for Release 2010/05/04: CIA-RDP80T00246A045300380001-7
zu konnen, ihr den Rucken wenden and nach West-
deutschland fluchten zu mussen.
Diese Erscheinung hat inzwischen einen grof3en Stopp
erfahren. Die Republikflucht ging von Mai 1957 bis
Mai 1958 um 62,4 Prozent zuruck. An diesem Riick-
gang sind alle Gruppen der Bevolkerung and der so-
zialen Gliederung beteiligt. Die Republikflucht bei
der Intelligenz ist dagegen in der gleichen Zeit urn
2,5 Prozent gestiegen. Natiirlich gibt es unter den
verschiedensten Ursachen dafiir auch einige Fehler,
die wir selbst machten. In der Hauptsache ist die
Ursache jedoch bei diesen Schichten selbst zu suchen.
Kann diesen Schichten der Bevolkerung die von
ihnen verlangte Sonderstellung zugebilligt werden?
Nein, das geht nati rlich in einern Arbeiter-und-
Bauern-Staat, der zurn Sozialismus strebt, nicht.
So kam es zu der grof3en Aussprache an den Uni-
versitaten and Hochschulen. Hier auf dem Parteitag
wurde bereits gesagt, daB viele Wissenschaftler sich
selbst so einschatzen, daB sie zwischen zwei Fronten
stehen, zwischen der Vergangenheit, die ihnen ver-
traut war, and der Gegenwart, in der sie manches
noch nicht verstehen. Sicher ist das so. Aber ein Wis-
senschaftler, der zwischen zwei Fronten steht, kann
doch nicht im Niemandsland leben. Er hat den ersten
Schritt, namlich aus der Vergangenheit herauszu-
treten, bereits vollzogen.
Den zweiten Schritt zu tun, namlich mit dem ganzen
Herzen an der Gestaltung der Gegenwart and der
Zukunft teilzunehmen, ist offenbar schwieriger. Mir
scheint, daf3 es manchen Wissenschaftlern an der er-
forderlichen Entschlossenheit dazu noch fehlt. Wir
wiinschen, daf3 sich dieser Prozef3 in aller Aufge-
schlossenheit vollziehen moge, and wir erwarten auf
das strikteste, daft in diesem Entwicklungsprozef3 ein-
zelne unserer Genossen ihr sektiererisches Handeln
gegeniiber manchen Wissenschaftlern aufgeben.
Wir wunschen, daf3 dieser Prozefl rich geduldig
and damit als ein wirklicher 1Jberzeugungsprozef3
abwickelt. Arbeiter and Wissenschaftler sind beim
Aufbau des Sozialismus kein Gegensatz, sondern
sie gehdren zusammen zur gemeinsamen Erfiillung
unserer sozialistischen Aufgaben.
Manche Wissenschaftler umgehen das Studium des
dialektischen Materialismus, weil sie glauben, sich
davor fiirchten zu mussen. Das erinnert mich an eine
Szene aus Bertolt Brechts ,Leben des Galilei". Dort
fordert Galilei in einem wissenschaftlichen Disput
die Gelehrten des Florentiner Hofes auf, Burch. ein
Fernrohr zu sehen, um sich zu Bberzeugen, daf3 die
Erde sich um die Sonne dreht. Die Gelehrten lehnten
ab. Sie beriefen sich auf iiberholte Thesen von Aristo-
teles and wollten das Neue nicht sehen. Sie filrch-
teten sich, erkennen zu mussen, daf3 sich die Erde
bewegt. Es hat nichts geholfen, die Augen zu ver-
schlief3en, sie bewegt sich doch!
Auch wir konnen heute nicht darauf verzichten,
einige unserer Wissenschaftler in ahnlicher Weise,
wie Galilei das tat, einzuladen: Bitte, meine Herren,
schauen Sie durch das Fernrohr, and Sie werden
sehen, sie bewegt sich doch, namlich die Welt des
Sozialismus, die unaufhaltsam vorwartsschreitet.
Wir rufen solchen Wissenschaftlern zu: Kommen
Sie heraus aus Ihrem Niemandsland, aus Ihrer
negierenden Neutralitdt! Wir strecken Ihnen unsere
Hand entgegen. Die Arbeiterklasse wird es Ihnen zu.
danken wissen. Richten Sie ihren Blick nicht mehr
auf gestern, blicken Sie auf morgen! Denn der Sozia-
lismus siegt.
Aus der Rede von O. Grotewohl, entnommen aus:
,,Neues Deutschland" vom 14. 7. 1958
Ansprache von Akademiemitglied Prof. Dr. P. A. Thiessen
Vor dem Plenum des V. Parteitages der SED er-
scheint eine Delegation der Wissenschaftler, die in
der Deutschen Demokratischen Republik in For-
schung, Lehre and Praxis tatig sind. Die Delegation
vertritt die Wissenschaftler aller Richtungen, ob sie
nun in den Produktionsstatten, an den Akademien,
an den Hochschulen, Fachschulen oder in den Organi-
sationen der Partei and der staatlichen Verwaltung
arbeiten. Sie alle sind tatig am gerneinsamen Werk
der Wissenschaft, das sie mit der Losung der Auf=
gaben in unserem Staate der Arbeiter and Bauern
verbindet.
Ich habe die Ehre, die Delegierten and Gaste des
V. Parteitages als Sprecher dieser Abordnung be-
griif3en zu diirfen und den Arbeiten des V. Partei-
tages weitere gute Erfolge zu wunschen.
Ich darf sagen, daB wir dieser Tagung mit grof3er
Spannung and mit vielen Hoffnungen and Erwar-
tungen entgegengesehen haben; denn der V. Partei-
tag der SED wird in dieser entscheidenden Phase
unserer staatlichen and wirtschaftlichen Entwick-
lung fur eine besonders wichtige Zeitspanne Sinn
and Richtung der politischen, gesellschaftlichen and
wirtschaftlichen Entwicklung" in unserer Deutschen
Demokratischen Republik bestimmen.
Der sehr eindrucksvolle Verlauf dieser Tagung hat
bereits bestatigt, eine wie hohe Wertschatzung die
Wissenschaft in Forschung and Praxis in unserer
Deutschen Demokratischen Republik genief3t.
Das umfassende Referat des Ersten Sekretars des
Zentralkomitees der SED, Walter Ulbricht, hat dem
V. Parteitag der SED eine Menge rind Vielfalt von
Aufgaben dargelegt, die der Wissenschaft in naher
and ferner Zukunft im Aufbau des Sozialismus in
unserer Heimat and im Rahmen der Entwicklung
des sozialistischen Staatenbundes obliegeh.
Die Analyse des Standes and des Einsatzes der Wis-
senschaft in unserer Heimat, der positiven Leistungen;
Sanitized Copy Approved for Release 2010/05/04: CIA-RDP80T00246A045300380001-7
Sanitized Copy Approved for Release 2010/05/04: CIA-RDP80T00246A045300380001-7
aber auch der Schwachen im Betrieb unserer Wis-
senschaft, in der Forschung and in der technischen
Anwendung, die der V. Parteitag gibt, ist in alien
entscheidenden Punkten lebensnah and zutreffend.
Die offen ausgesprochene Kritik am unzureichenden
Einsatz der Wissenschaft invielen Betrieben unserer
Technik, bahnt den Weg zur Abhilfe solcher Mangel
and zu einer wesentlichen Hebung unserer Pro-
duktion.
Meine verehrten Delegierten! Erlauben Sie mir eine
Unterstreichung dieser Frage. Die wissenschaftliche
Fundierung unserer Produktion ist nicht so stark,
wie sie sein sollte and konnte. Von ihrer weiteren
Starkung wird die Wirtschaftskraft and damit die
politische Stellting unserer Heimat and auch die der
sozialistischen Staatengemeinschaft stark abhangen.
Ich mdchte Sie alle im Namen der Wissenschaftler
bitten, an jedem Ort, zu jeder Zeit and nach Ihren
Kraften dafiir einzutreten, daf3 iiberall in unserer
Produktion, in der Landwirtschaft, im Gesundheits-
wesen; - ?kurz iiberall - ein Klima entsteht, das
der. Wissenschaft Tiir and Tor offnet, dem jungen
Nachwuchs Verpflichtungen and Ziele weist and die
Mdglichkeit gibt, Krafte zu entfalten.
Es ist nicht immer so gewesen. Wir diirfen beruhigt
feststellen, daf3 mancherlei Storungen beseitigt wur-
den, denen die Wissenschaft and ihre Trager durch
administrative Beschranktheit oder sektiererischen
>.jbereifer da and dort ausgesetzt waren. tiberall ent-
steht aber etwas anderes!
Wir begriiflen vor allem das klare Bekenntnis zur
Notwendigkeit der weiteren and schnelleren Ent-
wicklung einer gesunden Wissenschaft in unserer
Deutschen Demokratischen Republik, einer Wissen-
schaft, die weitraumig and tiefgrundig, lebensnah
and volksverbunden wachst and wirkt.
Der Wissenschaft and ihren Tragern wird in unserem
Staat ein grof3es Vertrauen geschenkt. Damit obliegt
uns eine schwere Verantwortung vor der Masse der
Werktatigen. Um sie tragen zu konnen, mussen wir
alle unsere geistigen and moralischen Krafte in den
Dienst unserer Gemeinschaft beim Aufbau des So-
zialismus stellen.
Wir bekennen uns zu der hohen Verpflichtung, die
Fuhrung von Partei and Staat ehrlich and gewissen-
haft zu beraten and an der Planung and Durch-
fiihrung der gefal3ten Beschliisse mit alien Kraften
mitzuwirken.
Die neuen Plane stellen an die Umgestaltung and
den Ausbau unserer Produktionsmittel, die die mate-
riellen Quellen des Lebens, Wohlstandes and Frie-
.dens sind, sehr hohe Anspriiche. Die Produktivitat
der bestehenden technischen Einrichtungen muf3 ge-
steigert werden, neue Anlagen fur die veranderten
Profile der Produktion sind zu errechnen and zu. er-
richten. Die verlangten and moglichen Fernziele einer
wissenschaftlich hochstentwickelten Technik mussen
erkannt, abgesteckt, vorbereitet and durchgefiihrt
werden.
Der Wissenschaft erwachsen aus diesen Zusammen-
hangen laufend Arbeiten theoretischer, experi-
menteller, entwicklungs- and verfahrenstechnischer
Art. Aber fiber allem steht, daf3 die wissenschaftlich
betriebenen Aufgaben and die Probleme der Grund-
lagenforschung nicht voneinander zu trennen sind,
dal3 eins zum anderen gehort, dal3 die neuesten Er-
kenntnisse der Grundlagenforschung in diesen Zeiten
der Entwicklung oft gerade eben ausreichen, urn
manche Tagesfrage zu losen. Probleme der Grund-
lagenforschung and die betrieblichen Aufgaben sind
immer eng miteinander verflochten.
Sie konnten fragen, wie man diese Aufgaben losen
solle, die der ,Quadratur des Kreises" sehr nahe-
kommen. Gliicklicherweise haben wir Erfahrung
and auch eine sehr tiichtige Grundlage fur den Weg,
den wir einzuschlagen haben. Die Erfahrung hat ge-
lehrt, daB Planung, Bildung von Schwerpunkten and
Gemeinschaftsarbeit diese verwickelten Zusammen-
hange so weit entwirren konnen, daB sie gleichzeitig
der natiirlichen Gesetzlichkeit der Forschung and
dem volkswirtschaftlichen Bediirfnis geniigen. Bei-
des mull zusammenpassen wie Schliissel and Schiol,
eines ohne das andere ist nicht moglich.
Es ist ein Irrtum, wenn er auch verbreitet ist and
oft laut ausgesprochen wird, da13 dabei die geistige
Schopferkraft, die Initiative oder die Genialitat ver-
kummern. Das ist nicht wahr. Wahr ist vielmehr, daB
sie im Gegenteil angeregt, gefordert and mit dem
Leben verbunden werden. Die Beriihrung mit der
Praxis ist wie die Beriihrung mit der Erde. Die
Wissenschaft erhalt in Verbindung mit dem taglichen
Leben dauernd neue Anregungen. Es ist nur notwen-
dig, Kopf, Hirn and nicht zum wenigsten das Herz
dafiir zu offnen.
Der Forschung steht auch in unseren Produktions-
statten eine Gruppe von gigantischen Laboratorien
zur Verfiigung. Wir mussen sie nur als solche werten,
and wir mussen auch unsere Jugend 'dazu erziehen
zu erkennen, dal3 sie in der Praxis nicht Planerfiiller,
nicht Roboter sind, sondern daB sie zu beobachten,
auszuwerten, vorauszusagen haben, daf3 sie wissen-
schaftlich weiterarbeiten auf den Erkenntnissen, die
ihnen aus dem bunten Kreis des Lebens jeden Tag,
jede Stunde, jede Minute zuflieien.
Die Wissenschaft muf3 ihre Aufgaben mit einer be-
grenzten Zahl von Menschen leisten. Der zeitliche
Zuwachs ist zwar nicht goring, er bleibt aber vorerst
weft hinter dem Bedarf zuriick, den die bestmogliche
wissenschaftliche Fundierung unserer Produktion er-
fordert. Wir haben einen guten Nachwuchs, and wir
haben auch nicht wenig Nachwuchs. Aber besser ist
besser als gut, meine verehrten Delegierten. Wir
brauchen mehr. Es 1st vollkommen klar, dali ein
Staatswesen, das sich zum dialektischen Materialis-
mus bekennt, in der Wissenschaft, and our in diese,
die Quelle der Entwicklung sieht. Die Produktion ist
in ihrem Wert ganz and gar abhangig von dem Be-
trag an Wissenschaft, der in ihr steckt. Ein sorgfiiltig
durchdachter Einsatz der wissenschaftlichen Arbeiter
ist deshalb unumganglich notig. Fehleinsatze sind
gefahrlich and mussen unbedingt vermieden werden.
Eine verstandnisvolle, grad].inige and enge Zusam-
menarbeit der leitenden Organe der Partei, der staat-
lichen Verwaltung, der Forschung and der'Technik
ist unumganglich.
Sie werden verstehen, daP sie das Gegenteil von dem
erfordert, was als biirokratische Verwaltungsform
da and dort eingefroren ist. Der Plankommission
and dem Forschungsrat obliegt hier eine besonders
schwere, unmittelbare Verantwortung.
Es wird notig sein, bereits in der nachsten Zeit eini-
gen Problemen der Wirtschaftsplanung mit der un-
erbittlichen Logik ,der Naturforschung zu Leibe
zu gehen. Ich wahle ein Beispiel, das ich dem Grund-
Sanitized Copy Approved for Release 2010/05/04: CIA-RDP80T00246A045300380001-7
Sanitized Copy Approved for Release 2010/05/04: CIA-RDP80T00246A045300380001-7
referat Walter Ulbrichts entnehme and das mir be-
sonders aufschlufireich erscheint, um die Zusammen-
hange darzulegen.
Es ist die Aufgabe gestellt worden, die Produktion
von Kupfer, Nickel, Aluminium, Magnesium and
?PVC"-Kunststoffen (Polyvinylchloride) bestmog-
lichst zu fordern. Wenn man diese Aufgaben neben-
einander sieht, erscheinen sie einfach. Sie Sind aber
nur dann einfach losbar, wenn der Anteil unseres
Energievorrates an Warmekraft and an Elektroener-
gie, der fur diese Aufgaben zur VerfUgung gestellt
ist, unbegrenzt ist. Das ist er nattirlich nicht, es kann
vielmehr fur eine solche Gruppe von Aufgaben nur
ein bestimmter Betrag von Energie zur Verfiigung
gestellt werden. Aufgabe der Forschung ist es, zu
iiberlegen, wie man den Energievorrat auf die ein-
zelnen Anteile der Aufgaben zweckmaf3ig, volks-
wirtschaftlich verriinftig and mit einem hohen
Nutzungsgrad verteilt. Die Frage ist toils wissen-
schaftlich, teils technisch and daze politisch. Sie
geht nicht nur uns an, sondern sie ist nur zu losen
im Rahmen der grollen sozialistischen Wirtschafts-
gemeinschaft. Der Rechnung ist sie zuganglich. Man
muf3 sich freilich der Rechnung auch bedienen! Man
kommt dann zu einer sehr scharf zugespitzten Pro-
blemstellung. Sie bedeutet namlich die Beantwor-
tung der Frage, wieviel eine Kilowattstunde oder
eine Kilokalorie elektrischer oder Warmeenergie in
der sozialistischen Wirtschaftsgemeinschaft wert ist
in der Form jedes der genannten Produkte, and
zwar unter den gegebenen Produktionsbedingungen.
Damit begrfi.ndet sich eine Aufgabe, mit der wir uns
schon in der nachsten Zeit sehr intensiv beschafti-
gen mussen and deren Wurzeln bereits im Boden
haften and schon Sonne and Schatten, Regen and
Diirre uber sich haben ergehen lassen mussen.
Die Wissenschaft schwebt nicht im leeren Raum.
Auseinandersetzungen mit Problemen des Tages ge-
horen in der sozialistischen Gesellschaft zu ihrem
Wesen. Es ist klar, daf3 bei der Erorterung solcher
Fragen mancherlei Spannungen entstehen werden.
Genau genommen sind sie schon entstanden. Wenn
sie often, ehrlich, mit Geduld and ohne Vbelwollen
von alien Seiten ausgetragen werden, sind sie niitz-
lich. Sie wirken dann etwa wie eine aufgezogene
Uhrfeder: ohne Spannung zieht sie nicht.
Wir werden im Rahmen der neuen Plane solche
Probleme standig losen mussen. Wir werden oft ge-
nug Fragestellungen begegnen, die noch wesentlich
verwickelter sind als das gezeigte Beispiel. Wir kon-
nen sie auch losen. Neben tiefem and grundlichem
Fachwissen gehort dazu weitraumiges Denken and
vor allem der Wille zum wechselseitigen Verstehen.
Denken wir dabei an die Aufgaben, welche die So-
wjetunion seit ihrem Bestehen fortlaufend zu losen
hat!
Die Bedingungen waren dort wesentlich harter als
bei uns. Es ist standig notwendig, daf3 wir uns von
mancher Beschaulichkeit and Kirchturmpolitik frei
machen and moglichst viel von jener Dynamik an-
nehmen, durch welche die sowjetische Entwicklung
mit der Gewalt einer Urkraft vorwartsschreitet.
Diejenigen, die von uns die Gelegenheit hatten, in
der Sowjetunion Hand in Hand mit Wissenschaftlern
and Arbeitern aller Kategorien zu wirken, stehen
bis zum heutigen Tage unter dem Eindruck jener
hinreif3enden Dynamik.
Es ist notig, daf3 wir unsere Schuler and Studenten
von Anfang an zu solchem Denken erziehen. Es ist
weiter notig, unseren Absolventen and vor allem
den bereits weiterentwickelten Nachwuchskraften
in Laboratorien and Betrieben in jungen Jahren
selbstandige and verantwortliche Aufgaben anzuver-
trauen. Solche Verantwortung in jungen Jahren
scharft das Bewuf3tsein fur den Wert der Arbeit,
denn es bleibt nichts fibrig, als daft wir unseren
Nachwuchs friihzeitig dazu erziehen, in jedem Augen-
blick die Frage zu stellen and zu beantworten: Was
wird aus meiner Arbeit? Was mull aus ihr werden,
and was darf aus ihr unter keinen Umstanden
werden?
Man kann dieses Problem nicht ernst genug in die
Herzen unseres Nachwuchses senken; dies ist nur,
moglich, wenn wir, die alteren, bei jedem Schritt mit
unserem Beispiel vorangehen.
Es ist pier nicht moglich, die grundlegenden wich-
tigen Fragen weiter zu erortern, die im Referat and
in den Diskussionsreden des V. Parteitages gestellt
wurden. Viele Beratungen, eine vielfaltige organi-
satorische and fachliche Arbeit wird folgen. Wir
werden dabei Behr elastisch arbeiten mussen. We-
sehtlich ist, daf3 wir uber den auf3eren Formen un-
serer Arbeit, die sehr verschieden sein kdnnen and
die uns Behr in die Einze]heiten fiihren mussen, nie-
mals den Sinn unserer Arbeit vergessen. Vor allem
mussen wir immer daran denken, daf3 die wissen-
schaftliche Erkenntnis 4ullerst schnell wachst and
uns oft zu raschem Entschlief3en zwingen wird.
Meine verehrten Delegierten!. Die Zeit, in der wir
leben, ist bestimmt durch einer. Wechsel in der
naturwissenschaftlichen Erkennt.nis and in deren
Folgen fur unsere Technik and fur unsere Lebens-
form, fair den es bisher in der Geschichte der Mensch-
heit kein Beispiel gibt. Wir bewegen uns bereits im
Vorfeld einer scharfen Wende der Technik. Wir
konnen mit Sicherheit sagen, daf3 die Verschmel-
zung der Atomkerne als Energiequelle das Leben
der Menschheit vollig verandern wird. Den Ausgang
dieses Jahrhunderts wird sie bereits bestimmen. Es
ist moglich, da13 dabei die Menschheit auf einen
scharfen Grat geraten wird, einen Grat, auf dessen
einer Seite ein tiefer, finsterer Abgrund klafft, der
Abgrund, der volligen Vernichtung; auf der anderen
Seite liegen sonnige Hange einer unabsehbar gestei-
gerten Lebenshaltung, Lebenserwartung, eines all-
gemeinem hbchsten and dauernden Wohlstandes. Sie
wird in den dunklen Abgrund fallen and in auflerste
Gefahr geraten, wenn sie nicht endlich begreift, daft
die Ergebnisse der Wissenschaft nur friedlich ge-
nutzt werden durfen.
In unserer Deutschen Demokratischen Republik, die
im Rahmen der sozialistischen Volkergemeinschaft
steht, stehen wir auf der richtigen Seite. Auch die-
jenigen, die durch Wissen berufen and manchmal
verflucht erscheinen, die moglichen Folgen wissen-
schaftlicher Erkenntnis vorauszusehen, haben Hoff-
nung schopfen durfen, als die Sowjetunion ohne Vor-
ausleistung and ohne Bedingungen aus dem sicheren
Wissen um die Kraft des wachsenden Sozialismus
die Kernwaffenversuche einseitig eingestellt hat. Seit
der Erklarung der. Gottinger 18 Wissenschaftler, die
leider, leider bis heute im Westen keine handgreif-
liche Folgerung gefunden hat, ist diese Tat der So-
Sanitized Copy Approved for Release 2010/05/04: CIA-RDP80T00246AO45300380001-7
Sanitized Copy Approved for Release 2010/05/04: CIA-RDP80T00246AO45300380001-7
wjetunion der erste Schritt, der die Menschheit zu
der Hoffnung berechtigt: Wir werden durch die
Wissenschaft in ihren feinsten Formen, wir werden
durch die Kernkrafte nicht sterben, sondern wir
werden leben! Die sozialistische Volkergemeinschaft
bekennt sich ohne Vorbehalte and Einschrankungen
zu dem Grundsatz, daB die Wissenschaft dem Frie-
den and nur dem Frieden zu dienen hat. Wir, die
Wissenschaftler der Deutschen Demokratischen Re-
publik, versprechen auch an dieser Stelle feierlich
and mit allem Ernst, dal wir mit alien unseren
Kraften der endlichen Erreichung dieser Ziele die-
nen wollen, verbunden mit den Arbeitern and Bau-
ern im Aufbau des Sozialismus.
Diskussionsbeitrage
Dr. Franz Bandel
Werkdirektor des VEB Walzwerkes Hettstedt,
Mitglied der Sektion fur Wirtschaftswissenschaften der Deutschen Akademie der Wissenschaften zu
Berlin
Fur 9 Millionen DM Bedarfsgiiter
Die Werktatigen des Walzwerkes Hettstedt haben
die zu Ehren des V. Parteitages ubernominenen
Wettbewerbsverpflichtungen and den Plan des ersten
Halbjahres 1958 in alien Punkten erfiillt und ii.ber-
erfiillt. Es wurde eine Mehrproduktion von 16,3 Mil-
lionen Mark and damit ein Planvorsprung von 13 Ta-
gen erzielt. Die Verpflichtung, bis zum V. Parteitag
fur .eine Million Mark Bedarfsgiiter zusatzlich zu
produzieren, wurde mit 1 142 000 Mark erfi.illt. Das
Tempo soil im zweiten Halbjahr nicht absinken. Un-
ser Ziel ist, in diesem Jahr Bedarfsgiiter im Werte
von 9,3 Millionen Mark zu produzieren.
Auf der 3. Parteikonferenz haben ich and viele an-
dere Genossen die Meinung vertreten, dali wir nicht
nur besser and billiger als die . Kapitalisten produ-
zieren, sondern auch besser and billiger verwalten
mussen. Durch die inzwischen durchgefuhrten Be-
schliisse unserer Partei fiber die Vervollkommnung
and Vereinfachung der Arbeit des Staatsapparates
sind wir in dieser Richtung einige gewaltige Schritte
vorwartsgekommen. Mit dem steigenden Bewui3t-
sein unserer Werktatigen, die immer mehr an der
Leitung der Produktion teilnehmen, wird sich in
Zukunft auch die Form der Verwaltung in den Be-
trieben selbst noch weiter verbessern and verein-
fachen Lassen. Ich meine dabei die als nachsten
Schritt vorgesehene Bildung von Kombinaten, die
mehr Einsparung von Verwaltungskraften bringen
kann, als dies durch die Reorganisation des Staats-
apparates moglich war. Im Rahmen der VVB sind
bereits Arbeitskreise zur Vereinfachung des Melde-
wesens, das bisher noch im alten Umfange weiter-
lauft, gegrundet worden. Man sollte in den Betrieben
nicht mehr Meldungen erzeugen and abgeben, als
der jetzt reduzierte Verwaltungsapparat zu studieren
and auszuwerten in der Lage ist. Aber auch die Be-
triebe stehen vor der Aufgabe, ihre Verwaltung dem
gewachsenen Niveau der Produktivkrafte anzu-
passen.
In den kapitalistischen Landern kann eine hohe Ar-
beitsproduktivitat nur durch Zwangsmallnahmen
and scharfe Aufsichts- and Kontrollmethoden auf-
rechterhalten werden. Betriebswirtschaftliche Ver-
gleiche zwischen westdeutschen and amerikanischen
Hdttenwerken kommen zu dem Ergebnis, dali die
hShere Produktivitat in den Vereinigten Staaten zum
Teil darauf zuriickzufiihren ist, dalI dort auf 10 bis
15 Arbeiter 1 Vorgesetzter kommt, wahrend in West-
deutschland etwa 30 Arbeiter einen Vorgesetzten
haben sollen. Wie these Vorgesetztentatigkeit aus-
sieht, geht schon daraus hervor, dali zum Beispiel in
den Vereinigten Staaten die Meister der Gewerk-
schaft nicht angehoren diirfen.
Im Sozialismus wird es bei steigendem Niveau des
Bewulltseins eine Vorgesetztent.atigkeit dieser Art
tiberhaupt nicht mehr geben. Unsere Arbeiter sind
- wie das Genosse Ulbricht gesagt hat - nicht Skla-
ven der Produktion, sondern sie beherrschen and
gestalten sie. Die Einordnung in das gemeinschaft-
liche Ziel verlangt den standigen Kampf gegen Er-
scheinungen wie die des Hiittenvogts and des Mana-
gers bzw. deren Beseitigung. Die Arbeiter im Sozia-
lismus kennen keine Furcht vor Strafe and Ent-
lassung. Sie kennen keine Existenzangst. Ihre Hal-
tung entspringt der Erkenntnis. daB sie fur ihre Par-
tei, fur ihren Staat and fur ihre Klasse arbeiten. Un-
ter diesen Voraussetzungen ist in unserem Werk die
Produktion in den letzten 10 Jahren auf das Zehn-
fache gestiegen. Im Walzwerk Hettstedt and seinen
Zweigbetrieben entfallen auf 6,7 Arbeiter 1 Ange-
stellter bzw. Angehoriger des Betreuungspersonals,
wahrend in den moisten volkseigenen Betrieben die-
ses Verhaltnis noch immer bei 1 :3,5 bis 4,5 liegt.
Man sollte in gleichgelagerten Betrieben eine Ver-
haltniszahl von 1 :6 anstreben. Damit konnten wir
unserem Staat einige hundert Millionen Mark er-
sparen and durch tYberfuhrung der i1berfliissigen
Verwaltungskrafte in die Produktion ein Mehr-
faches dieser Ersparnisse an Produktionswerten ge-
winnen.
Beziiglich der zusatzlichen, Bedarfsartikel halte ich
es fur richtig, die Idngst. eingeschlafenen Wett-
bewerbe im Republikmaj3stab wieder zum Leben zu
erwecken until rufe alle volkseigenen Betriebe dazu
auf, dem Beispiel der Walzwerker bei der Erzeugung
von Bedarfsartikeln zu folgen and mit uns in den
Wettbewerb zu treten.
Entnommen aus: ,Neues Deutschland" v. 14. 7. 1958.
Sanitized Copy Approved for Release 2010/05/04: CIA-RDP80T00246AO45300380001-7
Sanitized Copy Approved for Release 2010/05/04: CIA-RDP80T00246A045300380001-7
Staatssekretar im Ministerium fur Bauwesen and 1. Stellvertreter des Ministers fur Bauwesen
Mitglied des Kuratoriums der Forschungsgemeinschaft der naturwissenschaftlichen, technischen and
medizinischen Institute der Deutschen Akademie der Wissenschaften zu Berlin
Wir bauen neue Stadte, Dorfer and Betriebe
Erst auf der zweiten Baukonferenz wurde eine Orien-
tierung auf die schnellere Starkung des sozialisti-
schen Sektors im Bauwesen gegeben. Der Haupt-
mangel im Ministerium and in den Betrieben be-
stand darin, da3 die Prinzipien der sozialistischen
Leitung nicht genilgend beachtet and durchgesetzt
wurden. Betriebsleiter and auch Gewerkschafts-
funktionare hatten sich damit abgefunden, data auf
vielen Baustellen anstatt der gesetzlich festgelegten
Sechstagewoche die Funf- and Viereinhalbtagewoche
eingefiihrt, wurde. Anstatt im Mehrschichtensystem
zu arbeiten, stehen auf einigen hochmechanisierten
Grof3baustellen Bagger and Krane am Sonnabend
still, dafur herrscht aber auch am Sonnabend ein
reger Betrieb auf dem privaten Sektor.
Vom Ministerium fur Bauwesen, der Deutschen Bau-
akademie and den Bauamtern wurden in den Be-
trieben des Industriebaus and in den Bezirken mit
grof3en Planrilckstanden, wie Gera, Erfurt, Rostock
and Karl-Marx-Stadt, operative Brigaden eingesetzt
als Hilfe fur die ortlichen Organe and Betriebs-
leitungen. Den Brigaden wurden mehr als 100 Mit-
arbeiter der Deutschen Bauakademie zugeordnet, die
anfanglich mit einem, ich mochte sagen inneren Un-
behagen an die ungewohnte Arbeit herangingen. Die
bisherigen Ergebnisse zeigen, daft sich ihr Einsatz
zum grol3en Teil positiv als Hilfe fur die Bezirke aus-
gewirkt hat.
Durch die Mobilisierung der Bauschaffenden, vor
allem durch die hervorragenden- Leistungen vieler
Baubrigaden, die ihre Verpflichtungen zum V. Par-
teitag einlosten and ilberboten, ist es gelungen, im
Republikdurchschnitt die Planriickstande im we-
sentlichen aufzuholen and die Bauproduktion ab-
solut fiber das Niveau von 1957 zu steigern. Gegen-
tiber etwa 11 800 Neubauwohnungen im ersten Halb-
jahr 1957 wurden der Bevolkerung im ersten Halb-
jahr 1958 14 000 Neubauwohnungen and 7400 Woh-
nungen aus dem Zusatzbauprogramm, also insgesamt
21 000 Wohnungen i bergeben.
Berlin steht in der Erfullung des Bauprogramms
weft an der Spitze.
Bei der Beurteilung der Bauleistungen ist zu beriick-
sichtigen, daft im Zusammenhang mit, der Einfiih-
rung der Festpreise and wirtschaftlicher Typen-
objekte das Ansteigen der Baukosten abgestoppt
wurde. Die Erfullung der Plane, die ja in DM ab-
gerechnet werden, ist damit wesentlich schwieriger
geworden. Der Wert einer DM, die unser Staat fur
Bauleistungen ausgibt, ist seit 1956 gestiegen. Die
Kostensatze der Baubetriebe liegen - 1956 gleich
100 gesetzt- heute bei etwa 88 Prozent. Ein Teil der
Baukostensenkung, die his 1960 25 Prozent betragen
soil, wurde also erbracht.
Um den Aufbau des Sozialismus in der Deutschen
Demokratischen Republik zu beschleunigen, muf3 die
bisher im zweiten Funfjahrpla.n vorgesehene Stei-
gerung der Bauleistungen statt auf 162 Prozent auf
168 Prozent des Standes von 1955 erhoht werden.
Diese zusatzliche Erhohung kommt pro Jahr der
Leistung von zehn Bauunionen mit je 2500 Arbei-
tern gleich. Bis 1965 ist die Leistung der Bauindu-
strie weiterhin ohne Zufiihrung von Arbeitskraften
gegenilber 1958 zu verdoppeln.
Es ist offensichtlich, daf3 die Aufgabe, 100 000 Woh-
nungen auszubauen, nicht von Handwerksbetrieben
mit geringer Arbeitsproduktivitat gelost werden
kann. In den bestehenden rund 32 000 Betrieben des
Bauhandwerks kann die neue Technik and die kom-
plexe Mechanisierung nicht wirksam werden. Die
zweite Baukonferenz gab eine Orientierung darauf,
bis 1960 im Schnitt 50 Prozent der jetzigen Bau-
leistungen des Handwerks von Handwerkerproduk-
tionsgenossenschaften durchzufi hren ?und etwa 80
Prozent der privaten Baubetriebe fur staatliche Be-
teiligungen zu gewinnen. Im II. Quartal 1958 wurden
im Bezirk Magdeburg 54 HPG, davon 20 im Monat
Juni, aus dem Bauhandwerk entwickelt. Das ent-
spricht einer Jahreskapazitat von rund 21 Millionen
DM Bauleistungen.
Eine weitere Reserve zur Steigerung der Bauleistun-
gen ist die umfassende sozialistische Industrialisie-
rung. Das industrielle Bauen. das heute etwas Be-
sonderes ist, mull zu etwas Selbstverstandlichem,
zum normalen Bauen werden. Typenprojekte stehen
zur Verfiigung. Wir werden mehr and mehr zu gro-
f3eren and dabei leichteren Bauelementen ubergehen.
Die Bezirksbauamter arbeiten auf Empfehlung des
Beirats Mir Bauwesen an einem Programm, um schon
in diesem Jahr die Betonwerke aufzubauen, die er-
forderlich sind, um in Kiirze 50 000 Wohnungen jahr-
lich, d. h. siebenmal mehr als heute in Montageweise
zu errichten.
Es ist bezeichnend, daf3 gerade die grol3en Industrie=
baubetriebe wie Kraftwerks- and Industriebau Dres-
den and Bau-Union Siid die gr6f3ten Schwierigkei.ten
bei der Planung haben. Es muf3 auch offen gesagt
werden, daf3 ein Teil der Schwierigkeiten besonders
im Industriebau entstanden ist infolge der Unter-
schatzung des Bauwesens durch die ehemalige Kom-
mission fiir Industrie and Verkehr tinter dem Vor-
sitz des Genossen Selbmann, der die volkseigenen
Baubetriebe als eine Art von Dienstleistungsbetrie-
ben betrachtete and ungeniigend mit dafur sorgte,
der Bauwirtschaft entsprechend ihrer Bedeutung in
der gesamten Volkswirtschaft den ihr gebuhrenden
Platz einzuraumen.
Sanitized Copy Approved for Release 2010/05/04: CIA-RDP80T00246AO45300380001-7
Sanitized Copy Approved for Release 2010/05/04: CIA-RDP80T00246AO45300380001-7
130 MITTEILUNGSBLATT 4'. Jahrgang, Heft 6-8
Das ungesetzliche Bauen nach Teilprojekten, die so- listische Wohnkomplexe, neue sozialistische Zentren
genannte ,gleitende Projektierung" muf3 verschwin- unserer Stadte, unserer Hauptstadt Berlin sein.
den. Dies kann erreicht werden durch bessere Vor- Bald werden iiberall in unserer Republik die Bauten
planung, vor allem aber durch die Anwendung von aus der Erde wachsen, deren Fundamente wir hier
Typen. . ' auf dem V. Parteitag legen. Wenn 1965 die letzten
Unsere Aufgaben sind nicht leicht; aber es sind be- Geruste fallen werden, wird vor uns das herrliche
geisternde Aufgaben, die uns die Partei stellt. Das Bild eines sozialistischen Deutschlands stehen.
Ergebnis unserer Arbeit werden neue sozialistische
Industriewerke, neue sozialistische Ddrfer, neue
Stallbauten fur unsere Landwirtschaft, neue sozia- Entnommen aus: ,Neues Deutschland" v. 15. 7. 19.58.
Prof. Dr. Wolfgang Schirmer
Werkdirektor der VEB Leuna-Werke ?Walter Ulbricht",
Mitglied der Sektion fur Chemie der Deutschen Akademie der Wissenschaften zu Berlin,
Held der Arbeit
Gewaltige Aufgaben der chemischen Industrie
Wir verfUgen in der DDR uber eine verhaltnismnaflig Um fur das Jahr 1961, das erste Jahr des dritten
starke chemische Industrie, deren Produktionsvolu- Funfjahrplanes, einen guten Anlauf zu sichern,
men, gemessen am gesamten Prcduktionswert der stelite die Sowjetunion einen Kredit in Hohe von
Volkswirtschaft, rund 14 Prozent betragt and damit einigen hundert Millionen Rubel zur Verfugung, fur
uber dem entsprechenden Anteil. der chemischen In- den wir Materialien - Stahl, Eisen and Ausri.]stungs-
dustrien der befreundeten Lander, aber auch vieler gegenstande - kaufen konnen, aber gleichzeitig
kapitalistischer Staaten liegt. Wir konnen heute auch Einkaufe im kapitalistischen Ausland tatigen
schon i.ibersehen, daf3 dieser Anteil weiterhin anstei- konnen. Diesen Kredit konnen wir in Warenlieferun-
gen wird. Die chemische Industrie wird nach dera gen zuriickerstatten. Wir sind der Sowjetunion fur
Maschinenbau zum zweitgrof3ten Industriezweig un- these freundschaftliche Hilfe sehr dankbar and sind
serer Volkswirtschaft heranwachsen. iiberzeugt, daf3 wir damit eine wichtige Etappe, nam-
Die wichtigste Kraft beim Aufbau einer sozialisti- lich die des verstarkten Ausbaus, einleiten konnen.
schen chemischen Industrie in der DDR stellen die Das Programm des dritten Ftinfjahrplans stellt an
rund 230 000 Chemie-Arbeiter unserer Betriebe alle Beschaftigten der chemischen Industrie, an die
selbst dar. Sie waren es, die nicht nur die schwere Arbeiter, Meister, Wissenschaftler and leitenden Mit-
Etappe der Wiederingangsetzung unserer Betriebe arbeiter der Verwaltungen grof3e -Anforderungen. Es
meisterten, sondern sie haben sich auch in einem gilt daher jetzt, einige Aufgaben zu erfullen, die ich
Prozel3, der nicht ohne Widerspruche verlief, all- zum Abschluf3 meines Diskussionsbeitrages kurz zu-
mahlich mit der Methode der politischen and oko- sammenfassen mochte.
nomischen Leitung solcher Werke vertraut gemacht Erstens: Die wichtigste Aufgabe ist die sofortige Er-
and haben durch ihre Initiative dazu beigetragen, 'weiterung der zur Verfugung stehenden Projektie-
daf3 die Plane in jedem Jahr besser erfullt werden rungs- and Konstruktionskapazitat, die rechtzeitige
konnten. -Heute sind bereits viele Arbeiter unserer Aufstellung der erforderlichen Projektierungsplane
Werke von dem Bewuf3tsein, selbst Besitzer der Pro- bei Vereinfachung der Projektierungsmaf3nahmen,
duktionsmittel and Herren der Betriebe zu sein, er- wobei die erforderliche Kontrolle durch die Plan-
ffillt and richten ihre Arbeitsleistung danach ein. ' kommission and die Investbank eingehalten werden
Wir konnen heute schon feststellen, daf3 die che- sell. Es soll versucht werden, durch volle Ausschop-
mische Industrie die Aufgabe, eine Produktions- fung der durch internationale Zusammenarbeit mit
steigerung von 34 Prozent im zweiten Finfjahrplan den befreundeten sozialistischen Landern erhalt-
zu erzielen, mit Sicherheit weft uberbieten wird. Wir lichen Typenprojekte die Konstruktionsarbeiten zu
glauben, daf3 die Steigerung bei 40 bis 42 Prozent vereinfachen.
liegt. Damit ist ein guter Vorlauf fur den dritten Aul3erdem mochte ich bier vorschlagen, dal3 andere
Funfjahrplan gegeben. Der dritte Funfjahrplan, Industriezweige prufen, in welchem Umfange sie
dessen Perspektiven heute hier im Referat des Ge- Konstruktionsarbeiten aus der chemischen Industrie
nossen Ulbricht verkiindet wurden, gibt uns neue, ubernehmen konnen.
gewaltige Aufgaben fur die Zukunft. Schlief3lich ware es sehr zweckmaf3ig, die gesamte
Wir konnen sagen: Die chemische Industrie hat fur Projektierungsarbeit durch Einsetzung eines Sonder-
den dritten Funfjahrplan das Signal auf ,Freie beauftragten der Abteilung Chemie der Staatlichen
Fahrt!" gestellt bekommen. Eine Produktionssteige- Plankommission einheitlich zu leiten.
rung um 65 Prozent in fiinf Jahren stellt gewaltige Zweitens: Es mussen grof3e Anstrengungen gemacht
Aufgaben. 'werden, um das fur die chemische Industrie erfor-
Sanitized Copy Approved for Release 2010/05/04: CIA-RDP80T00246AO45300380001-7
Sanitized Copy Approved for Release 2010/05/04: CIA-RDP80T00246AO45300380001-7
derliche Bauvolumen bereitzustellen; da die in Frage
kommenden Bezirke, die fur den Ausbau der che-
mischen Industrie besonders verantwortlich sind,
Halle, Leipzig and Cottbus, nicht in der Lage sind,
mit eigenen Kraften auszukommen, wird es erfor-
derlich sein, einen iiberbezirklichen Ausgleich zu
schaffen.
Drittens: Der Maschinenbau mull einen wesentlichen
Beitrag zur Erweiterung der chernischen Industrie
leisten. Er wird zusatzlich jahrlich Auftrage in Hohe
von einigen hundert Millionen DM erhalten. Dabei
denken wir an qualithtiv hochwertige Apparate, an
einwandfreien Gull, wie er bisher nicht immer ge-
wahrleistet war and an wesentliche Entwicklungen
auf dem Gebiet der Mef3-, Steuer- and Regeltechnik.
Wahrscheinlich wird es moglich sein, das Produk-
tionsprogramm ganzer Maschinenbaubetriebe auf die
Bediirfnisse der chernischen Industrie umzustellen.
Aulerdem sollte unser Maschinenbau alle Moglich-
keiten der internationalen Zusammenarbeit voll aus-.
schopfen.
Viertens: Der weitere Ausbau der chemischen In-
dustrie erfordert groJ3e wissenschaftliche Vorberei-
tungen. Die chemische- Forschung an der Akademie
der Wissenschaften, an den Hochschulen and Uni-
versitdten and in den Betrieben muJ3 vor die Auf-
gabe gestellt sein, das Programm des industriellen
Ausbaus der chemischen Industrie durch erforder-
liche Forschungsarbeit systematisch zu unterstiitzen.
Das bedeutet, die Zusammenarbeit zwischen, den Be-
trieben and Hochschulen auf diesem Gebiet enger
als bisher zu gestalten, vornehmlich durch die Auf-
tragsforschung, and das bedeutet weiterhin, eine
enge Zusammenarbeit mit den Institutionen der Aka-
demie der Wissenschaften zu gewahrleisten.
Der Forschungsrat unserer Republik sollte die ver-
schiedenen, auf betrieblicher Ebene entstandenen
Forschungsprogramme so koordinieren, daB der
maximale Nutzeffekt fur unsere industrielle Weiter-
entwicklung gewahrleistet ist.
Fiinftens: Der Heranbildung von Kadern mull in der
chemischen Industrie gr6l3te Aufmerksamkeit ge-
schenkt werden. Bereits heute weisen die Beleg-
schaften vieler Chemiebetriebe ein hohes Durch-
schnittsalter auf. Das Ausbildungssystem der Lehr-
werkstatten and Betriebsberufsschulen mull so ver-
bessert werden, dal3 die Heranfiihrung junger Ar-
beiter. gewahrleistet ist. Grof3te Bedeutung kommt
den ingenieurtechnischen Kadern der chernischen
Industrie zu. Wenn wir den internationalen Stand
der Technik erreichen wollen, miissen wir die Zahl
der in unseren Betrieben tatigen Chemiker and In-
genieure urn ein Mehrfaches erhohen. Wahrend die
Heranfiihrung von Diplomchemikern in den letzten
Jahren immer besser geworden ist, Sind zur Zeit die
grof3ten Lacken in der Besetzung mit Diplominge-
nieuren and Verfahrenstechnikern zu sehen. Zwar
tragt die Perspektivplanung des Staatssekretariats
fiir Hoch- and Fachschulwesen diesen Erfordernissen
Rechnung, es mull aber jetzt dafur gesorgt werden,
da3 durch eine verbesserte politische Erziehungs-
arbeit an den Hochschulen and Universitaten dieses
Programm seine voile Verwirklichung linden kann.
Sechstens: Schlief3lich erfordern die neuen grof3en
Aufgaben von alien Leitungsorganen der chemischen
Industrie die konsequente Verwirklichung sozialisti-
scher Leitungsprinzipien. Das Gesetz zur Vervoll-
kommnung and Vereinfachung der Arbeit des Staats-
apparates bietet die Grundlage fiir eine neue Quali-
tat in der Leitung ganzer Industriezweige.
Allerdings muf3ten dafur die Verwaltung, die Abtei-
lung Chernie der Staatlichen Plankommission and
einige Vereinigungen Volkseigener Betriebe des In-
dustriezweiges Chemie in ihrer politischen and fach-
lichen Zusammensetzung . so gestarkt werden, daB
sie alien grof3en and neuen Anforderungen gerecht
werden konnen.
Besonders wichtig ist hierbei der Einsatz fachlich
hochqualifizierter Kader mit einem entsprechend
hohen politischen Verantwortungsbewufitsein.
Es kommt darauf an, daB wir in der chemischen In-
dustrie selbst eine solche qualitativ hochstehende
Arbeit entfalten konnen, daP, wir der grof3en Auf-
gabe, die uns die Deutsche Demokratische Republik,
die uns unsere Partei der Arbeiterklasse stellt, ge-
recht werden konnen.
Entnommen aus: ,Neues Deutschland" v. 13. 7. 1958.
Erklarung deutscher Wissenschaftler an den V. Parteitag der SED
Hervorragende Wissenschaftler der DDR, die besten
Vertreter der deutschen Intelligenz, unterzeichneten
eine Erklarung anlhBlich des V. Parteitages der SED
mit folgendem Wortlaut: ,Das aulerordentliche
Wachstum von Wissenschaft and Technik hat ganz
besonders in diesem Jahrhundert einen groBen and
standig zunehmenden EinfluB auf die Lebensforrrien
aller Menschen genommen. Gleichzeitig wurden aber
auch die Gefahren fiir alle Menschen vertieft, die
sich aus dem Milbrauch dieser Entwicklung er-
geben. Die Geschichte ist erfiillt mit Beispielen fur
einen solchen Mif3brauch durch jene Krafte, deren
Handeln immer auf die Ausbeutung der arbeitenden
Klassen gerichtet war and ist.
Jetzt sind alle Menschen vor die ernste Notwendig-
keit gestellt, sich gegdn these schwere Bedrohung
zur Wehr zu setzen, denn Sein oder Nichtsein' ist
heute mehr denn je die Frage.
Mit Genugtuung and Befriedigung kann darauf hin-
gewiesen werden, dal zu dem Kreise der friedlieben-
den Menschen aus allen Volkern der Erde auch viele
Tausende der besten Wissenschaftler and unter ihnen
Arzte, Ingenieure, Techniker, Padagogen, and viele
andere zahlen. Sie alle kampfen darum, die schwere
Bedrohung der Menschheit zu beseitigen, die durch
den verbrecherischen Miibrauch ihrer Arbeit her-
vorgerufen ist. Sie alle wollen den Menschen von
der Angst vor dem Atomtod, von dem schweren
Sanitized Copy Approved for Release 2010/05/04: CIA-RDP80T00246AO45300380001-7
Sanitized Copy Approved for Release 2010/05/04: CIA-RDP80T00246AO45300380001-7
Druck des Wettriistens mit atomaren Waffen be-
freien. Sie alle fordern den dauernden Schutz des
Lebens der Menschen and die Erhaltung des Ertra-
ges ihrer Arbeit zur Verbesserung der Lebensformen
and der Kultur.
Noch nie haben die Geistesschaffenden so vor der
Notwendigkeit der Parteinahme gestanden wie heute.
Ihre Verantwortung ist in der jungsten Vergangen-
heit in grollem Malle angewachsen.
Immer groper wird der Kreis der Menschen, die die
konstruktive Politik der Regierung der Sowjetunion
verstehen and untersttitzen. Sie entspricht wie die
aller Lander des Lagers der Demokratie and des
Sozialismus den wahren Lebensinteressen der Vol-
ker, weil sie dem Frieden dient. Wir leben and
arbeiten in der DDR mit Menschen, die den Sozia-
lismus unter grol3en Miihen, aber auch mit viel
Schwung and sichtbarem Erfolg aufbauen.
Wir wollen mit ihnen die gluckliche Zukunft einer
sozialistischen Gesellschaft gestalten. Wir bekennen
uns zum Sozialismus mit der tiefen tiberzeugung,
damit unserem eigenen Volk, aber auch alien an-
deren Volkern am besten zu dienen.
In diesem Geiste grul3en wir den V. Parteitag der
SED."
Die Erklarung unterzeichneten mit dem Prasidenten
des Nationalrates der Nationalen Front des demo-
kratischen Deutschland, Akademiemitglied Prof. Dr.
E. Correns, u. a. die ordentlichen Mitglieder der
Deutschen Akademie der Wissenschaften zu Berlin:
Prof. Dr. Bilkenroth Prof.. Dr. Kegel
Prof. Dr. Brugsch Prof. Dr. Krauss
Prof. Dr. Deubel Prof. Dr. Lohmann
Prof. Dr. Dobberstein Prof. Dr. Peiper
Prof. Dr. Ertel Prof. Dr. Rienacker
Prof. Dr. Frenzel Prof. Dr. Rohrer
Prof. Dr. Friedrich Prof. Dr. Ruben
Prof. Dr. Frings Prof. Dr. Steenbeck
Prof. Dr. Friihau f Prof. Dr. Steinitz
Prof. Dr. Gdrlich Prof. Dr. Stubbe
Prof. Dr. Hartke Prof. Dr. Thiessen
das korrespondierende Mitglied der Deutschen Aka-
demie der Wissenschaften zu Berlin:
Prof. Dr. Lissner
die Mitglieder der Sektionen der Deutschen Akade-
mie der Wissenschaften zu Berlin:
Prof. Dr. Albrecht
Prof. Dr. Alt
Prof. von Ardenne
Prof. Dr. Aresin
Prof. Dr. Barwich
Dr. Baumbach
Prof. Dr. Beyer
Prof. Dr. Boenheim
Prof. Dr. Borriss
Prof. Dr. Braun
Prof. Dr. von Billow
Prof. Dr. Dathe
Prof. Dr. Deiters
Prof. Dr. Emmrich
Prof. Dr. Gabler
Prof. Dr. Gerats
Prof. Dr. Gtefimann
Prof. Dr. Gulzow
Prof. Dr.
Prof. Dr. Hauschild
Prof. Dr. Kettler
Prof. Dr. Klinkowski
Dipl.-Ing. Kopetschke
Dr. Korfes
Dipl.-Ing. Kuse
Prof. Dr. Lange
Prof. Dr. Lemmnitz
Prof. Dr. Linser
Prof. Dr. Macke
Dr. Meyer
Prof. Dr. Muller
Prof. Dr. Neye
Prof. Dr. Oesterle
Prof. Dr. Redetzky
Prof. Dr. Tartler
Prof. Dr. Thalmann
Prof. Dr. f)bermuth
Wundsch
sowie Prof. Dr. Gummel, Arztlicher Direktor der
Geschwulstklinik des Instituts fur Medizin and
Biologie
Prof. Dr. Hoffineister, Direktor der Sternwarte
Sonrieberg
Prof. Dr. Jung, Direktor des Arbeitsbereiches Phar-
makologie des Instituts fur Medizin and Biologie
Prof. Dr. Philipps, Sekretar des Nationalen Komitees
der DDR fur das Internationale Geophysikalische
Jahr
Prof. Dipl.-Ing. Stanek, Mitglied des Kuratoriums
des Instituts fur Geratebau.
Verpflichtungen zum V. Parteitag
Zu Ehren des V. Parteitages der SED sired in den
Instituten and Arbeitsbereichen der Deutschen Aka-
demie der Wissenschaften zu Berlin zahlreiche Ver-
Die Mitarbeiter der Akademie-Bibliothek verpflich-
ten sich, zu Ehren des V. Parteitages der Sozialisti-
schen Einheitspartei Deutschlands im Rahmen des
Nationalen Aufbauprogramms die von der Deutschen
Akademie der Wissenschaften zu Berlin ubernom-
mene and der zentralen Akademie-Bibliothek iiber-
wiesene Biicherei der Industrie- and Handelskam-
mer Leipzig in Sondereinsatzen im Gebaude der Aka-
demie-Bibliothek aufzustellen. Die eintreffenden
70 000 Bande werden vorerst geordnet, ihre Inven-
pflichtungen eingegangen, erfiillt and iibererfiillt
worden. Wir veroffentlichen die bisher bei uns ein-
gegangenen Verpflichtungen. D. Red.
tarisierung and Katalogisierung nachgepriift and
dann als Bestand der Akademie-Bibliothek zur Be-
nutzung bereitgestellt. Damit erfahrt die Akademie-
Bib]iothek eine erhebliche Bereicherung auf dem
Gebiet der Wirtschaftswissenschaften and ihrer
Randgebiete and zugleich wird eine wertvolle Fach-
bibliothek in bibliothekarischer Form der Forschung
zur Benutzung zur Verfiigung gestellt.
Sanitized Copy Approved for Release 2010/05/04: CIA-RDP80T00246AO45300380001-7
Sanitized Copy Approved for Release 2010/05/04: CIA-RDP80T00246AO45300380001-7
Anl58lich des V. Parteitages der Sozialistischen Ein-
heitspartei Deutschlands wurden von der Beleg-
schaft, der Werkleitung and der Betriebsparteiorga-
nisation der SED folgende Verpflichtungen i1ber-
nommen:
1. Durchfuhrung eines sozialistischen Wettbewerbs
vorn 1. April bis 31. Dezember 1958
2. Beteiligung am Massenwettbewerb der DDR
3. Beteiligung am i berbetrieblichen Wettbewerb
zwischen den drei.Druckereien der DAW
4. Verpflichtung der Belegschaft, bis zum V. Partei-
tag der SED 2 Tage Planvorsprung zu erreichen
5. Werbung on 6 Kandidaten fur die SED
6. Werbung von 3 Kampfgruppenangehorigen
7. Verpflichtungen zur tYbernahme von weiteren
Patenabonnements der ,Leipziger Volkszeitung"
nach Westdeutschland
In Vorbereitung des V. Parteitages der SED ver-
pflichtet sick die Belegschaft des VEB Werkdruck
Grafenhainichen, bis zurn Beginn des Parteitages der
SED 6 Tage Planvorsprung herauszuarbeiten.
Weiter verpflichtet sich die Belegschaft
100, Bogen wissenschaftlichen Satz im Laufe des
Jahres 1958 fiber den Plan hinaus herzustellen.
Die Abteilung Orientsprachensatz verpflichtet sich,
samtlichen Orientsprachensatz (Arabisch, Per-
sisch), der in der Deutschen Demokratischen Re-
publik anfallt, herzustellen.
156 Kolleginnen and Kollegen verpflichten sich,
im Rahmen des NAW inner- and auf3erbetrieblich
zur Leistung von 1268 freiwilligen Arbeitsstunden.
Zu Ehren des V. Parteitages der Sozialistischen Ein-
heitspartei Deutschlands ubernahmen wissenschaft-
liche and wissenschaftlich-technische Mitarbeiter
der Forschungsgemeinschaft der Deutschen Akade-
mie der Wissenschaften zu Berlin (Institut fur Struk-
turforschung, Zentrale Technische Einrichtungen .-
physikalisch-chemische Institute. -) nachstehende
Selbstverpflichtung: .
Wir verpflichten uns, im Rahmen unserer wissen-
schaftlichen and technischen Aufgaben zusatzlich
eine Rontgenkamera Mir Texturaufnahmen an Ton-
mineralien zu entwickeln and his Ende des Jahres
1358.10 Stuck zu fertigen, die fur verschiedene In-
Verpflichtungen
des Instituts for Geratebau der Deutschen Akademie
der Wissenschaften zu Berlin zu Ehren des V. Partei-
tages der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands.
Gesti tzt auf das Aktionsprogramm der 33. Tagung
des Zentralkomitees der Sozialistischen Einheitspar-
tei Deutschlands hat die Volkskammer der Deutschen
Demokratischen Republik am 9. Januar 1958 das Ge-
setz i ber den zweiten Fiinfjahrplan zur Entwicklung
8. Verpflichtungen zurn Bezug des Zentralorgans der
SED ,Neues Deutschland"
Auf3erdem verpflichtet sich der Betrieb, in Verbin-
dung mit Akademiemitglied Prof. Dr. H. H. Bielfeldt
das Deutsch-Russische Worterbuch bis zum V. Par-
teitag der SED fertigzustellen.
Deutsche Akademie der Wissenschaften zu Berlin
VEB Druckhaus ?Maxim Gorki", Altenburg
Anmerkung der Red.: Die Mehrzahl der Verpflich-
tungen ist bereits erfullt; z. B. wurde ein Planvor-
sprung von 2,3 Tagen erreicht.
4 Kollektivverpflichtungen sehen ebenfalls
175 Arbeitsstunden innerhalb von Produktionsver-
pflichtungen vor,
den Produktionsplan zu IAP (Industrieabgabepreis)
um 4%
Betriebsergebnis A urn
35%
Nettogewinn urn
zu erhbhen.
63?/p
Deutsche Akademie der Wissenschaften zu Berlin
VEB Werkdruck Grafenhainichen
Anmerkung der Red.: Die Verpflichtungen wurden
bereits zum grof3en Teil erfullt. Auf3erdem wurde ein
Planvorsprung von 10 Tagen erreicht (25. 7. 1958).
stitute der Deutschen Demokratischen Republik and
der Volksrepublik China bestimmt sind.
Untersuchungen derartiger Mineralien sind sowohl
filr die DDR als auch fur die Volksrepublik China
volkswirtschaftlich wichtig.
Eine diesen Zwecken dienende Kamera wird z. Zt. in
der DDR nicht gefertigt and es besteht keine Mog=
lichkeit einer kurzfristigen industriellen Fertigung.
Prof. Dr. Katharina Boll-Dornberger
Dr. Hans Seemann Erich Dickhoff
Ing. Fred Vof3 Georg Kruse
Willy Tiirke Gunter Ross
Torny Mitsching Adolf Kruger
der Volkswirtschaft fur die Jahre 1956 bis 1960 be-
raten and beschlossen.
Diese Dokumente, das Aktionsprogramm and das Ge-
setz, basierend auf festen Grundlagen, die in der
Deutschen Demokratischen Republik fur den Sozia-
lismus bereits geschaffen sind, enthalten unter Be-
nennung der Schwerpunkte die Hauptziffern unserer
okonomischen Entwicklung im genannten Zeitraurn
and weisen uns den weiteren Weg des sozialistischen
Aufbaus.
Sanitized Copy Approved for Release 2010/05/04: CIA-RDP80T00246AO45300380001-7
Sanitized Copy Approved for Release 2010/05/04: CIA-RDP80T00246AO45300380001-7
Die Werktatigen unserer Republik haben diese
Plane mit grof3er Begeisterung aufgenommen und in
der Zwischenzeit wesentliches getan, um ihre Ver-
wirklichung einzuleiten und zu sichern.
Bedeutungsvolle weitere Impulse haben solche Ak-
tionen dadurch erhalten, daf3 die Einberufung des
V. Parteitages der Sozialistischen Einheitspartei
Deutschlands bekannt wurde. Im Hinblick auf die
berechtigte Erwartung, dal3 dieser Parteitag neue
Beschliisse fur die Verbesserung der Lebenslage un-
serer Menschen fassen wird, hat der Wunsch, der
fuhrenden Kraft der Arbeiterklasse bei ihrem Vor-
haben zu helfen, in unzahligen guten Taten und Ver-
pflichtungen Ausdruck gefunden.
Eines der wichtigsten Mittel zur Losung der Auf-
gaben des zweiten Ftinfjahrplanes ist die Herbei-
fiihrung des Anschlusses an den internationalen
Stand der modernen Wissenschaft und der modernen
Technik. Aus dieser Erkenntnis heraus und in An-
kniapfung an die Aktionen der Kolleginnen und Kol-
legen in den Produktionsbetrieben haben sich viele
Mitarbeiter des Instituts fur Geratebau der Deut-
schen Akademie der Wissenschaften zu Berlin be-
reit erklart, zu Ehren des V. Parteitages bis zum
30. Juni 1958 besondere zusatzliche Leistungen zu
vollbringen, um unserer Forschung und Volkswirt-
schaft dringend benotigte wissenschaftliche Gerate
vorfristig zur Verfiigung zu stellen. Sie haben ihre
Absicht in schriftlicher Form niedergelegt, wie es
die folgenden Anlagen zeigen.
Die fur die Einlosung der Verpflichtungen notwen-
digen Unterstutzungen sind von der Institutsleitung
und der Betriebsparteiorganisation zugesagt und in
Gang gebracht worden.
gez. Dr. Jancke gez. Felgentreff
Direktor des Parteisekretar
Institutes fur Geratebau
Mit Hilfe einer Hallsonde ist es moglich, magnetische
Gleichfelder und, in Verbindung mit einem Oszillo-
graphen, Wechselfelder zu messen. Neben der
Magnetfeldmessung kann man mit ihr magnetische
Verstarkungen und magnetische Modulationen von
elektrischen Stromen erreichen.
Mel3prinzip:
Die Hallsonde, ein rechteckiges Plattchen mit dem
Langen-Seiten-Verhaltnis 2 : 1, aus InSb (Einer III-
V-Verbindung mit Halbleitereigenschaften), wird in
der Langsrichtung von einem konstanten Steuer-
strom durchflossen. Durchsetzen die Kraftlinien
eines zu messenden Magnetfeldes die Sonde, dann
entsteht eine Querspannung senkrecht zur Richtung
des Stromes und des Magnetfeldes, die Hallspannung
U,4. Der Zusammenhang zwischen der Grofse des
Magnetfeldes und der Spannung UH ist linear. Der
Steuerstrom kann zwischen 30 mA und 100 mA
variiert werden.
Verpflichtung:
Oben angefuhrtes Kollektiv verpflichtet sich, bis zum
30. 4. 1958 10 Funktionsmuster der Hallsonde fertig-
zustellen. Die Funktionsmuster sollen in der Weise
ausgefuhrt sein wie das Demonstrationsmodell auf
des Leipziger Messe.
Fur die moderne Technik haben Verfahren, die im
Hochvakuum durchgefiihrt werden, eine ganz her-
vorragende Bedeutung. Zu den schon lange bekann-
ten Anwendungsgebieten wie Gluhlampen- und
Rohrentechnik treten in den letzten Jahren weitere
hinzu, bei denen Vakuumpumpen von hoher Saug-
leistung unbedingt erforderlich sind. Mit ihrer Hilfe
ist es moglich, eine entscheidende Verbesserung der
hergestellten Erzeugnisse zu erzielen. Um die In-
dustrie in ihren Bemuhungen um moderne tech-
nische Verfahren zu unterstiitzen, ist beim IfG die
Entwickiung von geeigneten Pumpentypen aufge-
nommen worden.
Die Oldiffusionspumpen sind wichtig, um in Vaku-
umbehaltern Kondensatoren oder andere Bauele-
mente der Elektrotechnik bei Drucken von 10-4 Torr
zu entgasen, die Rootspumpen sind vor allem fur
metallurgische Prozesse geeignet.
Verpfiichtungen:
1. Wir wollen uns dafur einsetzen, da13 von den bis
zum 30. 4. in der Werkstatt gefertigten and vaku-
umdichten Pumpen am 30. 6. 1958 2 Stuck an die
Besteller abgeliefert werden konnen.
gez. Junge, Kolodzcy
2. Wir wollen uns dafur einsetzen, daf3 die Roots-
pumpen 350 m3/h, die bis zum 30. 4. 1958 vom
VEB Gaselan angeliefert sind, bis zum 30. 6. 1958
erprobt und so weit fertig sind, daf3 sie an die
vorgesehenen Besteller ausgeliefert, werden kon-
nen.
Die Erstausfiihrung eines Mef3gerates in der DDR
fur die Vakuumtechnik in der Form eines Mole-
kulardruck-Vakuummeters ist von besonderer Be-
deutung, da das Gerat die Ablesung kontinuierlicher
Werte gestattet, wie es fur die Produktion in der
Vakuumtechnik notwendig ist.
Verpflichtung:
Das oben angefiihrte Kollektiv verpflichtet sich, bis
zum 15. 6. 1958 die Konstruktionsunterlagen fur das
Molekulardruck-Vakuummeter in der Leistungsstufe
UK 6 fertigzustellen. Das Gerat wird durch 2 Ab-
arten der Turbine und Skale fur die Mef3bereiche
1) bis 1 10-4 Torr und
2) bis 1 10-5 Torr
ausgelegt.
gez. Muller-Schmof3, Kinsinger, Elsner
Das Kerninduktionsspektrometer gestattet den Nach-
weis des Kernresonanzeffektes an festen, fliissigen
und gasformigen Proben mit Mitteln der HF-Tech-
nik. Die Form der Resonanzsignale wird hier von
den internuklearen Wechselwirkungen beeinflullt, so
da13 sich auf diese Weise Strukturuntersuchungen
durchfiihren lassen. Das Kerninduktionsspektrome-
ter stellt damit ein wichtiges Hilfsmittel fur For-
schung und Technik dar.
Verpflichtung:
Das oben angeftihrte Kollektiv verpflichtet sich, bis
zum 30. 6. 1958 ein funktionsfahiges Labormuster des
Kerninduktionsspektrometers einschliel3lich eines
permanenten Magneten herzustellen.
gez. Kleinmon, Klee, Findeisen, Tybus, Kohout,
Zropf, Dorsch, Weyland, Buchner
Sanitized Copy Approved for Release 2010/05/04: CIA-RDP80T00246AO45300380001-7
Sanitized Copy Approved for Release 2010/05/04: CIA-RDP80T00246AO45300380001-7
Geiger-Muller-Zahlrohre dienen dem Nachweis ra-
dioaktiver Substanzen. Das GMZ 3 ist wegen seines
extrem dunnen Glimmerfensters besonders zur Mes-
sung von a- and sehr weichen l-Strahlen gecignet.
Weiche fl-Strahler sind z. B. C'a P3' and S35, die be-
sonders in Medizin (Krebsforschung), Biologie and
Chemie zur Markierung von Atomen and Molekiilen
(Tracertechnik) gebraucht werden. Derartige Zahl-
rohre werden zur Zeit in der DDR noch nicht gefer-
tigt and mussen aus Westdeutschland eingefuhrt
werden.
Verpflichtung:
Das oben angefiihrte Kollektiv verpflichtet sich, die
Fertigungseinrichtung zur Herstellung von Zahl-
rohren mit Fenstern 2 mg/cm2 (GMZ 3) bis zum
30. 6. 1958 fertigzustellen. Der DDR-Bedarf wird Bann
von uns gedeckt werden konnen.
gez. Kohl, Schippke, Zimmermann, Neumann
Die Strahlung radioaktiver Substanzen wird im all-
gemeinen mittels Geiger-Muller-Zahlrohren gemes-
sen. Strahler mit Energien von weniger als 0,150 MeV
werden von Fenster-Zahlrohren nur zu 3 bis 5 Proz.
erfal3t. Aus diesem Grunde werden fensterlose Zahl-
rchre verwendet, die vom Zahlgas standig durciz-
stromt werden. In der DDR stehen derartige Gerate
nicht. zur Verftigung and mussen aus dem kapitali-
stischen Auslan.d eingefuhrt werden.
Verpflichtung:
Das oben angefiihrte Kollektiv verpflichtet sich, die
Entwicklung eines Fensterlosen Durchfluf3zahlrohres
fur den Auslosebereich bis zum'30. 6. 1958 abzu-
schliellen. gez. Kohl, Schippke.
In Forschung and Technik werden in steigendem
MrI3e. Analysenverfahren auf der Grundlage der
Kernresonanzmessung and der Massenspektrometrie
angewandt. Fur alle caese Verfahren sind magne-
tische Gleichfelder hoher Konstanz and Homoa eni-
tat and moglichst genau bekannter Induktion erfcr-
derlich. Auch in der Hochstfrequenztechnik werden
iii steigendem Mafle magnetische Gleichfelder fur
Magnetrons, Wanderfeldrohren u. a. benotigt. Die
moglichst genaue uhd rasche Ausmessung von ma-
gnetischen Gleichfeldern stellt daher eine fiir die
moderne Forschung and Technik wichtige technische
Aufgabe dar.
Verpflichtung:
Das oben angefiihrte Kollektiv verpflichtet sich, bis
zum 30. 6. 1358 einen Magnetfeldmesser mit osrillie-
ren_der Feldmef3spule fur die Ausmessung von ma-
gnetischen Gleichfeldern fertigzustellen, welcher die
magn. Induktion unmittelbar als Instrumenten-
anzeige liefert. Das Gerat soil die Ausmessung von
Gleichfeldern im Bereich von 100 bis 20 000 G er-
moglichen.
Fur technische Zeitmessungen wurden hauptsach-
lich die gleichen Verfahren wie bei physikali3chen
and sonstigen wissenschaftlichen Zeitbestimmungen
angewendet. Die Zeitnahme erfolgte durch visuelle
Beobachtung, durch Stoppen von Hand oder elektro-
mechanische Einrichtungen. Dabei ist die Mel3-
genauigkeit von der Prazision der Mechanik, d. h.
von der Genauigkeit des Taktgebers and der Lose
der Mechanik, and vom .menschlichen Reaktionsver-
mogen abhangig. Bei Mef3aufgaben, die auf die
Messung von Geschwindigkeiten, z. B. Bestimmung
des Laufwiderstandes -von Fahrzeugen, zuruckge-
fuhrt werden konnen, wiirde fur eine geniigende
Genauigkeit der Zeitbedarf fur die einzelne.Messung
sehr grof3, and wenn uberhaupt durchfiihrbar, lief3en
sich nur wenige Mef3punkte je Mefltag gewinnen.
Diese Nachteile werden vermieden bei elektronischer
Zeitmessung unter Verwendung einer tragheitslosen
Start-Stop-Steuerung mit quarzgesteuertem Gene-
rator als Zeitnormal and elektronischen Zahldeka-
den, die die Mefizeit direkt abzulesen gestatten.
Verpflichtung:
Das oben angefi.ihrte Kollektiv verpflichtet sich, his
zurn 30. 6. 1958 fertigzustellen:
3 Exemplare des elektronischen Kurzzeitmellgerates
ZZG 1, das die Zeitdauer einmaliger Vorgange, von
denen sich Start-Stop-Impulse durch Induktionsstof3,
Lichtblitz auf eine Fotozelle oder mechanische Kon-
takte ableiten lassen, im Bereich von 5 pis ... 100 s
direkt ziffernmaf3ig abzulesen gestattet.
gez. Kraneis, Schwarz
An1a3lich des Geophysikalischen Jahres wurden
grol3e Anstrengungen unternommen, urn entspre-
chende Gerate fur Forschung and Technik zu
schaffen..
Ein solches Gerat ist auch die Magnetische Waage.
Sie dient zur Analysierung von Gesteinsproben. Mit
diesem Gerat sind die Bestandteile von Gesteinen
sehneller zu analysieren als bisher mit der chem.
Methode.
V erp flichtung:
Das oben 'angefiihrte Kollektiv verpflichtet sich, den
Auftrag Magnetische Waage bis zum 20. 6. 1958
K3-mal3ig fertigzustellen.
gez. Weyland, Neumann, Richter
Die bisher auf dern Markt in der DDR erhaltlichen,
mehr oder weniger historischen Ableseeinrichtun-
gen, bestehend aus Stativ, Projektionslampe, Skala
and Umlenkspiegel, werden durch eine Ableseein-
richtung mit Laufskala ersetzt.
Diese gestattet, alle handelsiiblichen Spiegelgalvano-
meter aufzusetzen. Sie ist somit ein neues, dem heu-
tigen Stand der Technik entsprechendes Gerat, wel-
ches den Anschlul3 an das Weltniveau erreicht.
V crp flichtung:
Das Konstruktionskollektiv verpflichtet sich, die
Konstruktionsunterlagen fur these Laufskalen-Ab-
leseeinrichtung in der Leistungsstufe K 3 bis zum
15. 6. 1958 fertigzustellen.
gez. Quart, Neumann, Heerdegen
Durch die Herausgabe der Standardliste Eisen and
Stahl (SES) mull jade Eisen- oder Stahlbezeichnung
nach SES erfolgen.
Da aus dieser Liste- nicht ersichtlich ist, wie die
darin enthaltenen Werkstoffe in ihrer Qualitat einem
Sanitized Copy Approved for Release 2010/05/04: CIA-RDP80T00246AO45300380001-7
Sanitized Copy Approved for Release 2010/05/04: CIA-RDP80T00246AO45300380001-7
DIN-Werkstoff entsprechen, entstand eine Unsicher-
heit der Konstrukteure sowie Technologen.
Um diese Unsicherheit zu beseitigen, mussen IfG-N-
Bl. geschaffen werden, um eine klare Gegeniiber-
stellung der bisherigen DIN-Bezeichnung zur SES-
Bezeichnung mit Angaben wie z. B. Eigenschaften,
Festigkeiten and Analysen zu zeigen.
Verpflichtung:
? Ich verpflichte mich deshalb, bis zum 15. 6. 1958
10 Werkstoff-IfG-N-Blatter zu erstellen, um Klar-
heit bei der Werkstoffbestimmung (Eisen and Stahl)
zu erreichen. gez. Muller
Bet der Fertigung der Nullserie fur die EAW Sind
8 Lichtmarken-Leistungsmesser
ausgesondert and zuriickgestellt worden. Da solche
Lichtmarken-Leistungsmesser sowohl fur uns selbst
als auch sonst fur Forschung and Technik wertvoll
Sind, wollen wir bis zum 30. 6. 1958 in Zusammen-
arbeit mit der Werkstatt diese 8 Lichtmarken-Lei-
stungsmesser fertig aufarbeiten and eichen, so da3.
sie als vollwertige Instrumente inventarisiert werden
konnen. Wir haben die Nullserie dieser Lichtmarken-
Leistungsmesser fur 550,- DM je Stuck an die EAW
geliefert.
gez. Kirstein, Baumgart, Kaufmann
Fur einige Zweige der Naturwissenschaft, z. B. die
Geologie, Palaontologie and Ozeanographie, hat die
Chronologie der zu untersuchenden Ereignisse eine
grof3e Bedeutung. Zu diesem Zweck muf3 das Alter
von fossilen and mineralischen Funden festgestellt
werden. In der jii.ngsten Zeit nutzt man zur Alters-
bestimmung solcher Funde die Tatsache aus, da3 der
Gehalt an C14, einem schwach radioaktiven Isotop
des Kohlenstoffs, vom Zeitpunkt des organischen
?lodes" des Fundes an, nach bekannten Gesetz-
maf3igkeiten abnimmt. Die wesentlichste Voraus-
setzung fur die Genauigkeit dieser Messungen ist
die als gesichert zu betrachtende Annahme, da3 die
Gesamtmenge des auf der Erdoberflache vorhan-
denen C14 wegen des Gleichgewichts zwischen Neu-
bildung and Zerfall innerhalb des in Frage kom-
menden Zeitraumes konstant geblieben ist. Infolge
der Halbwertzeit des C14 (5568 Jahre) la3t sich das
Alter solcher? Proben mit geni.igender Genauigkeit
bestimmen, die jiinger als 40 000 Jahre Sind.,
Fur die Entwicklung eines Palaometers Sind elektro-
nische Hilfsgerate erforderlich. Es wird daher die
Verpflichtung ubernommen, bis zum 30. 6. 1958 ful-
genden Baustein zur Verfiigung zu stellen:
1 Muster eines Proportionalverstarkers mit Diskri-
minator fur eine Anlage zur Bestimmung des Alters
geologischer Schichten and kohlenstoffhaltiger Ma-
terialien and zur Messung schwachstrahlender radio-
aktiver Substanzen.
gez. Kuckelt, Schickhelm, Jakob
Auf dem Gebiet der Strahlungsmessung ist die'Ent-
wicklung eines Integraldosismessers fur die Deutsche
Demokratische Republik von gro3er Wichtigkeit, da
die Gerate zum Schutze gegen gesundheitliche
Schadigungen and fur die Forschung benotigt werden.
Verp flichtung:
Ich verpflichte mich, bis zum 15. 6. 1958 die Kon-
struktionsunterlagen fur den Integraldosismesser
IDM 4 in der Leistungsstufe 10K 6 fertigzustellen. Be-
sonderen Wert werde ich bei der Konstruktion dar-
auf legen,'daf3
1. das Gewicht des beweglichen Organs im Mefiwerk
auf weniger als 50 Prozent sinkt,
2.. die Beleuchtungseinrichtung einfacher wird and
gleichzeitig ein leichteres Auswechseln der Lampe
gestattet
and
3. die Werkzeuge von IDM 3 weitgehend verwendet
werden konnen.
In der Deutschen Demokratischen Republik wird bis
dato nur ein Typ eines industriellen D-K-Mef3gerates
hergestellt, zu dem jedoch keine Mel3zellen geliefert
werden. Die in Entwicklung befindliche Mef3zelle
kann fur die schon in der chem. Industrie vorhande-
nen B-K-Me3gerate eingesetzt werden. Damit wird
die Moglichkeit geschaffen, die D-K-Messung zurAna-
lyse in gro3em Umfange in der chemischen Grof3-
industrie anzuwenden. Au3erdem wird die Me3zelle
fur die Erprobung eines bei uns in Entwicklung be-
findlichen D-K-Mef3gerates benotigt.
Verpflichtung:
Das oben angefuhrte Kollektiv verpflichtet sich, die
Flussigkeitsmef3zelle zum Dekameter bis zum 30. 6.
1958 fertigzustellen. Damit ist sichergestellt, da3 nach
der Entwicklung des eigentlichen Mef3gerates ohne
Verzogerung mit den Versuchsmessungen begonnen
werden kann.
Ein Taschendosimeter gestattet, beim Arbeiten mit
radioaktiven Strahlen die dabei moglicherweise
empfangenen Strahlendosen selbst abzulesen.
Das bisher im IfG gefertigte Dosimeter FDM 1 hat
einen Me3bereich 0-0,4 r, das neu entwickelte Dosi-
meter FDM 2 hat die Melbereiche 0-150 mr, 0-1 r,
0-10 r, 0-100 r and stellt einen wesentlichen tech-
nischen Fortschritt dar.
Verpflichtung:
Das oben angefuhrte Kollektiv verpflichtet sich, fiir
dieses Instrument die t7K 6-Unterldgen bis zum
30. 6. 1958 vorzulegen.
gez. Heinrich, Ullrich, Zimmermann, Schwarz
Zur Messung der von radioaktiven Isotopen aus-
gehenden Strahlen werden vom IfG Geiger-Miiller-
Zahlrohre entwickelt.
Geiger-Muller-Zahlrohre rind in der Deutschen
Demokratischen Republik sowohl auf dem wissen-
schaftlichen als auch auf dem technischen Sektor
dringend benotigte Me3gerate, deren Vorhandensein
auch dem Schutz unserer Werktatigen vor uberina3i-
ger radioaktiver Bestrahlung dient.
Die Bedeutung and schnelle Realisierung in der Her-
stellung von kernphysikalischen Mef3geraten wurde
auf dem 33. Plenum des ZK der SED eindeutig dar-
gelegt.
Sanitized Copy Approved for Release 2010/05/04: CIA-RDP80T00246AO45300380001-7
Sanitized Copy Approved for Release 2010/05/04: CIA-RDP80T00246AO45300380001-7
4. Jahrgang, Heft 6-8 MITTEILUNGSBLATT
Verpflichtung:
In vorstehendem Zusammenhang verpflichtet sich
das Kollektiv Werner Zimmermann/ETT, bis zum
15. 5. 1958 die bis jetzt in unserem Labor einzeln ge-
fertigten Zahlrohre GMZ 3 in die Serienfertigung zu
iiberfi hren.
Voraussetzung dafiir ist die Ausarbeitung einer voll-
standigen Technologie und die Einrichtung eines
Montageraumes, der der Anforderung fur eine Se-
rienfertigung der Zahlrohre (in physikalischer Hin-
sicht) entspricht.
Ventile fur die Hochvakuumtechnik, die in dem
Druckbereich von 10-6 Torr bei Temperaturen bis
zu 5000 C feinstregelbar arbeiten miissen (und dabei
auch die Dichtigkeit gewahrleisten), stehen (in bezug
auf ihren individuellen Einsatz) nicht in jedem Fall
zur Verfiigung.
Fur den Einsatz in kernphysikalischen Analysenge-
raten werden these Anforderungen bei Arbeiten mit
aggressiven Mitteln (bei obiger Temperatur) noch er-
hSht.
Diese Forderungen bedingen in technologischer und
konstruktiver Hinsicht weitere Entwicklungsarbeiten.
Verpflichtung:
Vorgenanntes Kollektiv verpflichtet sich, bis zum
30. 6. 1958 das Nadelventil (ausheizbar) Sk 716,11 K (2),
das u. a. im Massenspektrometer Verwendung findet
und welches z. Z. noch technologische Unzulanglich-
AnlaBlich der Aufhebung des Lebensmittelkarten-
systems in der Deutschen Demokratischen Republik
und zu Ehren des V. Parteitages der SED haben sich
die Mitarbeiter des Biiros fur gesamtdeutsche und
Auslandsbeziehungen verpflichtet, durch tlbernahme
von Betreuungsaufgaben fur Auslander in kollektiver
Verantwortung 35 000 DM, das sind mehr als 10 Pro-
zent des Ansatzes des Kapitels 634, einzusparen.
Dieser Betrag sell fur die Forderung der dern so-
zialistischen Aufbau dienenden Wissenschaften ver-
Urn unsere Verbundenheit mit unserem Arbeiter-
und-Bauern-Staat zum Ausdruck zu bringen, ver-
pflichten wir uns als Mitarbeiter der Pressestelle der
Deutschen Akademie der Wissenschaften zu Berlin,
Am 16. Juli 1358 wahlte der V. Parteitag der So-
zialistischen Einheitspartei Deutschlands das neue
Zentralkomitee.
Dem Zentralkomitee der Sozialistischen Einheits-
partei Deutschlands, zu dessem Ersten Sekretar Wal-
ter Ulbricht einstimmig wiedergewahlt wurde, ge-
horen unter anderem an:
Prof. Dr. G. Rienacker,
ordentliches Mitglied der Deutschen Akademie der
Wissenschaften zu Berlin,
Generalsekretar der Deutschen Akademie der Wis-
senschaften zu Berlin, Direktor des Instituts fur
Katalyseforschung der Deutschen Akademie der Wis-
senschaften zu Berlin,
keiten besitzt, so konstruktiv und technologisch zu
vervollkommen, daB die an das Nadelventil gestellten
Forderungen durch einwandfreies Arbeiten gewahr-
leistet sind.
Vakuumdichtigkeit bei 10-6 Torr in Temperatur-
bereichen 450-500? C.
Die Anwendung gedruckter Schaltungen, vorwiegend
in elektronischen Geraten, steigert die Arbeitsproduk-
tivitat und ergibt wesentliche Materialeinsparungen.
(Sie stellt die Mechanisierung und Automatisierung
in.der Herstellung elektronischer Gerate dar.)
Nachdem erkannt wurde, daB dieses Verfahren auch
bei kleineren Stiickzahlen wirtschaftlich ist, liegt im
IfG das Bestreben vor, seine technischen Vorteile zu
nutzen.
Vorgenanntes Kollektiv verpflichtet sich, bis zum
30. 5. fdr Zahl-
dekaden in den Mellgeraten SKR 3 und ZZG 1 kon-
struktiv und technologisch zu entwickeln.
gez. Grofimann, Konig, Buchhorn
Anmerkg. d. Red.:
Alle Verpflichtungen wurden bis zum 30. 6. zum
grofien Teil vorfristig erfullt, zum anderen Teil i1ber-
erfullt. Aufierdem wurden 2 zusatzliche Verpflich-
tungen ubernommen.
wandt werden. Die hierfi.ir verantwortlichen Stellen
der Deutschen Akademie der Wissenschaften werden
gebeten, die Mitarbeiter des Biiros fur gesamt-
deutsche und Auslandsbeziehungen fiber seine Ver-
wendung zu informieren.
Karl-Heinz Schmidt Eva Riemann
Ursula Brdutigant Ingrid Martin
Olga Blaffert Marion Moller
Marie Kramer Hannelore Kmezik
zu Ehren des V. Parteitages der SED an einem
14tagigen Externatslehrgang des FDGB fiber gesell-
schaftswissenschaftliche Themen teilzunehmen.
Ursula Hahn, Gerda Muller, Inge Welk
Direktor des I. Chemischen Instituts der Humboldt-
Universitat zu Berlin,
Nationalpreistrager;
Prof. Dr. R. Rompe,
ordentliches Mitglied der Deutschen Akademie der
Wissenschaften zu Berlin,
Sekretar der Klasse fiir Mathematik, Physik und
Technik der Deutschen Akademie der Wissenschaften
zu Berlin,
1. Direktor des Physikalisch-Technischen Instituts der
Deutschen Akademie der Wissenschaften zu Berlin,
Direktor des II. Physikalischen Instituts der Hum-
boldt-Universitat zu Berlin,
Nationalpreistrager,
Trager des Vaterlandisch. Verdienstordens in Silber;
Sanitized Copy Approved for Release 2010/05/04: CIA-RDP80T00246AO45300380001-7
Sanitized Copy Approved for Release 2010/05/04: CIA-RDP80T00246A045300380001-7
Dr. A. Wende,
Leiter des Instituts fur Kunststoffe der Deutschen
Akademie der Wissenschaften zu Berlin,
Mitglied der Sektion fur Chemie der Deutschen Aka-
demie der Wissenschaften zu Berlin;
Dr. H. Benjamin,.
Minister fur Justiz der Deutschen Demokratischen
Republik,
Mitglied der Sektion Mir Rechtswissenschaft der
Deutschen Akademie der Wissenschaften zu Berlin,
Trager des Vaterlandischen Verdienstordens in Silber,
Trager der Clara-Zetkin-Medaille;
Prof. K. Hager,
Sekretar des ZK der SED,
Leiter der Abteilung fiir dialektischen and histo-
rischen Materialismus des Instituts fur Philosophie
der Humboldt-Universitat zu Berlin,
Mitglied der Sektion fi.ir Philosophie der Deutschen
Akademie der Wissenschaften zu Berlin;
Am 23. 7. 1958 fand auf Einladung der drei Betriebs-
parteiorganisationen der SED der Deutschen Aka-
demie der Wissenschaften zu Berlin (Akademie-
zentrale, gesellschaftswissenschaftliche Institute and
Institut fur Geschichte) eine offentliche :Parteiver-
sammlung statt.
Die in einer offentlichen Versammlung der Partei-
organisation der SED anwesehden Mitarbeiter der
Deutschen Akademie der Wissenschaften zu Berlin
stellen sich einmiitig hinter die Beschliisse des V. Par-
teitages and begrilf3en sie von ganzem Herzen.
Der Sieg des Sozialismus in unserer Republik ist das
gemeinsame Ziel aller Werktatigen unter Fiihrung
der Arbeiterklasse. Die wachsende Verbundenheit
and Einheit zwischen der Arbeiterklasse, ihrer Partei
and der Intelligenz kam in dem Empfang der Wissen-
schaftler-Delegation auf dem Parteitag ilberzeugend
zum Ausdruck.
Die Sicherung der allseitigen Uberlegenheit der so-
zialistischen Gesellschaftsordnung gegenilber der
kapitalistischen in Westdeutschland ist das wirk-
samste Mittel zur. Bandigung des aggressiven west-
deutschen. Imperialismus and Militarismus, der jetzt
Leibniz-Tag 1958
Das Programm der Feier des Leibniz-Tages am
3. Juli 1958 sah die Begriif3ung durch den Herrn
Prasidenten, Prof. Dr. M. Volmer, einen Bericht
fiber die allgemeine Entwicklung der Akademie and
die Arbeiten der gesellschaftswissenschaftlichen
Klassen von Herrn Generalsekretar Dr. G. Rienacker,
den. Bericht fiber die Arbeit der Institute der For-
schungsgemeinschaft von Herrn Vizeprasident Prof.
Dr. H. Friihauf, den Festvortrag ?Indien in seiner
historischen Entwicklung" von Akademiemitglied
Prof. Dr. H. Ruben and die Verleihung der Leibniz-
Medaillen 1958 durch Herrn Vizeprasident Prof. Dr.
W. Friedrich vor.
G. Kosel,
Staatssekretar im Ministerium fur Bauwesen der
Deutschen Demokratischen Republik,
1. Stellvertreter des Ministers fur Bauwesen der
Deutschen Demokratischen Republik,
Mitglied des Kuratoriums der Forschungsgemein-
schaft der naturwissenschaftlichen, technischen and
medizinischen Institute der Deutschen Akademie der
Wissenschaften zu Berlin;
Prof. R. Naumann,
Direktor des Instituts fur Politische CSkonomie der
Humboldt-Universitat zu Berlin,
Mitglied der Sektion fur Wirtschaftswissenschaften
der Deutschen Akademie der Wissenschaften zu
Berlin,
Trager des Vaterlandischen Verdienstordens in
Silber.
Die anwesenden Mitglieder der SED and die mehr
als hundert parteilosen Wissenschaftler and An-
gestellten nahmen einstimmig nachstehende Ent-
aktiv die Intervention der USA and Englands im
Nahen and Mittleren Osten unterstfitzt and damit
sein wahres Wesen erneut offenbart.
Unser wichtigster Beitrag zur Erreichung des Sieges
des Sozialismus besteht darin, die Arbeit der gesell-
schaftswissenschaftlichen Institute der Deutschen
Akademie der Wissenschaften zu Berlin noch mehr
mit den Bediirfnissen des sozialistischen Aufbaus
and des weltweiten Kampfes der fortschrittlichen
Krafte gegen die Reaktion in Cbereinstimmung zu
bringen and die gesellschaftswissenschaftliche For-
schung mit der materialistisch dialektischen Methode
zu durchdringen.
Der vom V. Parteitag gewiesene Weg zum baldigen
Sieg des Sozialismus ist fur uns Verpflichtung and
Ansporn, unsere Krafte noch bewuf3ter in den Dienst
des sozialistischen Aufbaus unseres Landes zu stellen.
Auch in diesem Jahre konnte die Deutsche Akademie
der Wissenschaften zu Berlin zum Leibniz-Tag
namhafte Gaste aus beiden deutschen Staaten sowie
das korrespondierende Mitglied unserer Akademie,
Dr. J. G. Reyna, Mexiko begriif3en.
Wir veroffentlichen nachstehend die Berichte der
HH. Rienacker and Frfihauf, sowie die Begriindungen
fur die Verleihung der Leibniz-Medaillen.
Der Vurtrag von Akademiemitglied Prof. Dr. W..Ru-
ben erscheint zu einem spateren Zeitpunkt.
Sanitized Copy Approved for Release 2010/05/04: CIA-RDP80T00246A045300380001-7
Sanitized Copy Approved for Release 2010/05/04: CIA-RDP80TOO246AO45300380001-7
Die allgemeine Entwicklung der Akademie and die Arbeiten der Institute der
gesellschaftswissenschaftlichen Klassen
I
Ein Bericht fiber die Arbeit der Deutschen Akademie
der Wissenschaften mull ihrer besonderen Lage and
der besonderen Vielfalt ihrer Aufgabengebiete ge-
recht werden. Die Akademie ist einerseits im Sinne
des traditionellen Akademiebegriffes die Gemein-
schaft von Gelehrten and zwar von Gelehrten beider
deutscher Staaten. Sie ist nicht nur durch Tradition,
sondern auch durch ihre vielen auswartigen korre-
spondierenden Mitglieder and durch Mitgliedschaft
in internationalen Organisationen mit der internatio-
nalen Wissenschaft eng verbunden.
Da13 these internationalen Verbindungen echt and
wirksam sind, zeigte sich besonders deutlich wahrend
der Max-Planck-Feierlichkeiten unserer Akademie
im April d. Js. Bei diesem Jubilaum waren Vertreter
der mal3gebenden Akademien and eine sehr grof3e
Zahl bedeutender Physiker and Naturwissenschaftler
aus aller Welt unsere Gaste. Wieder erwies sich, daf3
die Akademie ein hohes internationales Ansehen be-
sitzt, wie es ihrer langen and reichen Vergangenheit
wurdig 1st.
Die Akademie ist aber nicht nur eine Gemeinschaft
der Akademiemitglieder, sie ist auch Tragerin sehr
zahlreicher Einrichtungen; die im Gebiete der Deut-
schen Demokratischen Republik liegen and die mit
der Wirtschaft, der Technik and mit den allgemeinen
kulturellen and kulturpolitischen Aufgaben der
Deutschen Demokratischen Republik eng verbunden
sind.
Mein Bericht. soll Ihnen die Entwicklung der Aka-
demie and der Institute der beiden gesellschafts-
wissenschaftlichen Klassen seit dem letzten Leibniz-
Tag skizzieren, in der sich offensichtlich auf manchen
Gebieten eine neue Phase in der Arbeit der Aka-
demie abzeichnet.
II.
Nachdem durch die Neugrundung der Klasse Mir
Bergbau, Huttenwesen and Montangeologie der hohe
Rang, den die Montanwissenschaften in der all-
gemeinen wissenschaftlichen Entwicklung and ins-
besondere auch in unserer Republik gewonnen haben,
gewurdigt wurde, erfolgte in der Sitzung des Plenums
am 26. 8. 1957 die Zuwahl von 5 Gelehrten aus dem
Gebiete der Montanwissenschaften, die am 27. 9. 1957
als ordentliche Mitglieder bestatigt wurden.
Es wurden in dieser Sitzung zugewahlt:
Prof. Dr. Eberhard Kautzsch,
Chefgeologe der Staatlichen Geologischen Kommis-
sion in Berlin
Prof. Dr. Helmut Kirchberg,
Prof. m. Lehrstuhl Air Aufbereitung an der Berg=
akademie Freiberg
Prof. Dr. Friedrich Leutwein,
Prof. m. Lehrstuhl fur Mineralogie, Petrographie and
Geochemie an der Bergakademie Freiberg
Prof. Dr. Otto Meifler,
Prof. m. Lehrstuhl fur angewandte Geophysik an der
Bergakademie Freiberg
Prof. Dr. Adolf Watznauer,
Prof. m.`Lehrstuhl fur Geologie and Petrographie an
der Bergakademie Freiberg.
Der neuen Klasse haben sich ferner 6 HH. aus an-
deren Klassen angeschlossen.
Wehrend sich die Zahl der ordentlichen Mitglieder
aus anderen Klassen nicht weiter erhohte, ver-
gr6l3erte sich der Kreis der korrespondierenden Mit-
glieder durch die Zuwahl folgender Gelehrter:
Dr. Jenaro Gonzalez Reyna,
Ordentliches Mitglied der Nationalen Akademie der
Wissenschaften in Mexiko am 12. 9. 1957
Prof. Dr. Anton Lissner,
Direktor des. Instituts fur chemische Kohleverede-
lung der Bergakademie Freiberg am 24. 10. 1957
Viktor Amasaspowitsch Ambarzumjan,
President der Akademie der Wissenschaften der
Armenischen SSR, ordentliches Mitglied der Akade-
mie der Wissenschaften der UdSSR am 24. 10. 1957
Dr.-Ing. Maximilian-Heinrich Kramer,
Werkdirektor des VEB Metallurgie-Projektierung
Berlin am 21. 11. 1957
Dr.-Ing. Karl Kohler,
Direktor der Metallurgischen Betriebe des VEB
Eisen- and Huttenwerke Thale am 21. 11. 1957
Prof. Dr. William Edward Burghardt Du Bois,
Prof. an der Atlanta-Universitat (USA),
Mitbegriinder der Nationalen Vereinigung zur For-
derung der farbigen Bevolkerung am 20. 2. 1358
Prof. Dr. Frantis`ek corm,
Vizeprasident der Tschechoslowakischen Akademie
der Wissenschaften am 22. 5. 1958.
Seit dem letzten Leibniz-Tag verlor die Akademie
durch den Tod folgende Mitglieder:
Hrn. Ludwig Justi am 19. 10. 1957
Hrn. Serge von Bubnoff am 16. 11. 1957
and erhielt Kenntnis von dem Hinscheiden ihrer
korrespondierenden Mitglieder
Hrn. V. Gordon Childe,
gestorben in Bluemountains/Australien
am 19. 10. 1957
Hrn. Luigi Lombardi
gestorben in Rom am 7. 2. 1958
Hrn. Enno Littmann,
gestorben in Tubingen am 4. 5. 1958
Hrn. Karl Jaberg,
gestorben in Bern am N. 5. 1958
Hrn. Rafal Taubenschlag
gestorben in Warschau am 25. 6. 1958
Die Akademie wird ihrer Toten in Ehren gedenken.
Sanitized Copy Approved for Release 2010/05/04: CIA-RDP80TOO246AO45300380001-7
Sanitized Copy Approved for Release 2010/05/04: CIA-RDP80T00246AO45300380001-7
Da im November 1957 die Amtszeit der HH. Sekre=
tare aller Klassen abgelaufen war, wahlte das Ple-
num auf Vorschlag aller Klassen am 19. 12. 1957 fur
die neue Amtsperiode folgende HH. zu Sekretaren,
die am 31. Dezember 1357 von der Regierung bestatigt
wurden:
Klasse fiir Mathematik, Physik and Technik
Hrn, Rompe
Klasse fur Chemie, Geologie and Biologie
Hrn. Bertsch
Klasse fur Bergbau, Hiittenwesen u. Montangeologie
Hrn. Meifier
Klasse fur Medizin
Hrn. Lohmann
Klasse fiir Sprachen, Literatur and Kunst
Hrn. Frings
Klasse fur Philosophie, Geschichte, Staats-, Rechts-
und Wirtschaftswissenschaften
Hrn. Unverzagt
Da das Plenum Hrn. Unverzagt am 22. 5. 1958 auf
seinen Wunsch von den Geschaften des Sekretars
der Klasse fur Philosophie, Geschichte-, Staats-,
Rechts- and Wirtschaftswissenschaften entbunden
hatte, wehlte es am 19. 6. 1958 den bisherigen stell-
vertretenden Sekretar, Hrn. Meusel, zum Sekretar
dieser Klasse.
Das Presidium bestatigte die Grundung zweier neuer
Sektionen, and zwar am 20. 2. 1958 die Sektion fur.
Huttenwesen and am 6. 3. 1958 die Sektion fur Sino-
logie. Im Berichtsjahre beschlol3 das Plenum die Neu-
grfindung bzw. trbernahme einer Reihe, zurn Teil
sehr bedeutender Institute, die in den Bereich der
Forschungsgemeinschaft der naturwissenschaft-
lichen, technischen and medizinischen Institute un-
serer Akademie gehoren.
Der Ministerprasident der Regierung der Deutschen
Demokratischen Republik, Herr Otto Grotewohl,
teilte am 10. 2. 1958 mit, daf3 er auf Grund der Neu-
verteilung der Arbeitsbereiche in der Regierung
Herrn Fritz Selbmann von dem Auftrag entbunden
habe, alle sich aus der Unterstellung der Deutschen
Akademie der Wissenschaften zu Berlin unter den
Ministerrat ergebenden Rechte and Pflichten in sei-
nem Namen auszuiiben.
Die Akademie ist also, insbesondere was die im Sta-
tut festgelegten Rechte and Pflichten der Regierung
unserer Republik zur Bestatigung usw. betrifft, dem
Herrn Ministerprasidenten wieder direkt unterstellt.
In Fragen der Forschungsplanung, der Organisation,
der Investitionen usw. wird sie Bich der speziellen
Fiirsorge des Herrn Hermann Grosse, Leiter des Be-
reiches Forschung and Technik der Staatlichen Plan-
kommission, erfreuen.
III.
Um die naturwissenschaftlichen, technischen and
medizinischen Institute and Einrichtungen der Aka-
demie zu engerer Zusammenarbeit miteinander zu
verbinden, um sie auch noch naher an die Aufgaben
der Praxis heranzufi.ihren and auch um die wissen-
schaftlichen Gremien unserer Akademie, vor allem
das Presidium and die naturwissenschaftlichen and
medizinischen Klassen von der mit der Sorge fur
diese Institute verbundenen Arbeit zu entlasten, ist
bekanntlich durch . Beschlul3 des Plenums vom
16. Mai 1357 innerhalb der Akademie die For-
schungsgemeinschaft der naturwissenschaftlichen;
technischen and medizinischen Institute gegrundet
worden. Uber die Entwicklung der Arbeit der For-
schungsgemeinschaft and der Institute der For-
schungsgemeinschaft wird Hr. Friihauf berichten.
An dieser Stelle muf3 hervorgehoben werden, da8
dieser Beschluf3 fur die Arbeit leitender Gremien
unserer Akademie sehr bedeutende gunstige Folgen
gehabt hat, ja, er war eine der wichtigsten Voraus-
setzungen fur eine neue, intensive wissenschaftliche
Arbeit vor allem in den naturwissenschaftlichen
Klassen.
Die wissenschaftliche Arbeit des Plenums entsprach
in grof3en Ziigen der des vergangenen Jahres. Auf3er
den wissenschaftlichen Plenarvortragen wurden in
zunehmendem Maf3e auch kiirzere wissenschaftliche
Mitteilungen im Plenum bekanntgegeben, die viel
Interesse fanden and zur Belebung der Plenarsitzun-
gen beitrugen, so daf3 es wohl richtig erscheint, diese
bisher noch seltenen Kurzmitteilungen zu einer Ge-
pflogenheit werden zu lassen. Von einer Reihe von
Mitgliedern wird bedauert,.daf3 die Plenarsitzungen
nur alle vier Wochen stattfinden. Es muf3 aber daran
erinnert werden, daf3 dieser Beschluf3 gefaf3t worden
ist, um den Klassen Gelegenheit zu geben, speziellere
wissenschaftliche Vortrege an den plenumsfreien
Sitzungstagen in den Klassen oder in gemeinsamen
Sitzungen mehrerer wissenschaftlich benachbarter
Klassen zu horen. Dies war so lange noch nicht in
genugendem Maf3e der Fall, als die Klassen - spe-
ziell die naturwissenschaftlichen Klassen - stark
mit Leitungsaufgaben fur die Institute belastet
waren. Seit Grundung der Forschungsgemeinschaft
sind nun in den naturwissenschaftlichen Klassen die
plenumsfreien, sogenannten Klassentage zu echten,
lebendigen wissenschaftlichen Akademietagen ge-
worden.
Auch das Presidium konnte sich infolge der Ent-
lastuing von der Sorge um spezielle Fragen der natur-
wissenschaftlichen and medizinischen Institute ge-
legentlich, wenn auch bis jetzt nicht sehr haufig,
wissenschaftlichen and wissenschaftspolitischen Fra-
gen etwas ausfiihrlicher widmen, and es muf3 unser
Bestreben sein,-in diesem Sinne die Arbeit des Pre-
sidiums weiter zu verandern.
Die naturwissenschaftlichen Klassen haben im letz-
ten Jahre tatsachlich neue Formen der wissenschaft-
lichen Arbeit gefunden. In den naturwissenschaft-
lichen Klassen wurden zahlreiche wissenschaftliche
Vortrage gehalten, an die sich ausftihrliche Dis=
kussionen anschlossen. Als weitere Formen der
wissenschaftlichen Arbeit seien die wissenschaft-
lichen Kurzmitteilungen erwahnt, die in einigen
naturwissenschaftlichen Klassen sehr regelm5f3ig er-
stattet wurden. In diesen Kurzvortragen wurden
neue wissenschaftliche Ergebnisse dargelegt and zur
Diskussion gestellt; sie haben in manchen Fallen
nicht nur wertvolle Anregungen zur. Weiterfuhrung
der Arbeiten ergeben, sondern sind auch zum Aus-
gangspunkt einer konkreten Zusammenarbe'it ver-
schiedener Mitglieder and verschiedener Disziplinen
zur Forderung des betreffenden Problems geworden.
Die Klasse fur Mathematik, Physik and Technik hat
als neue wertvolle Form in der wissenschaftlichen
Arbeit die Anfragen an die Klasse` eingefiihrt.
Diese Anfragen werden mundlich oder schriftlich ge-
stellt and in einem Anhang an die Protokolle der
Sitzungen allen Mitgliedern bekanntgemacht. Ihre
Sanitized Copy Approved for Release 2010/05/04: CIA-RDP80T00246AO45300380001-7
Sanitized Copy Approved for Release 2010/05/04: CIA-RDP80T00246AO45300380001-7
4. Jahrgang, Heft 6-8 MITTEILUNGSBLATT
Beantwortung erfolgt in mehr oder weniger kurzen
Erlauterungen der fachlich zustandigen Klassenmit-
glieder oder auch durch grof3ere Vortrage.
Ein Novum in der Geschichte der Akademie stellt die
Sitzung der Masse fur Mathematik, Physik and
Technik vom 6. Februar 1958 dar, die im VEB Ber-
liner Gluhlampenwerk stattfand and mit einer ein-
gehenden Besichtigung dieses schon stark automati-
sierten Betriebes verbunden war. Wahrend der Be-
sichtigung and in einer abschliel3enden Diskussion
fand ein reger Gedankenaustausch mit verantwort-
lichen Ingenieuren and leitenden Personlichkeiten
des Betriebes statt. Fur die Zukunft wurde die Zu-
sammenarbeit zwischen der Klasse and dem Werk
vereinbart.
Ganz besonders seien die zahlreichen grol3eren Vor-
trage hervorgehoben, die in gemeinsamen Sitzungen
mehrerer naturwissenschaftlicher Klassen an den
plenumsfreien Sitzungstagen gehalten wurden, in
denen auch hervorragende korrespondierende Mit-
glieder aus dem Auslande vorgetragen haben.
Selbstverstandlich kann die Entlastung der natur-
wissenschaftlichen Klassen von Verwaltungsauf-
gaben nicht bedeuten, daf3 die Klassen nicht das
Recht and die Pflicht haben, sich fiber die For-
schungsergebnisse der Institute unserer Akademie
zu informieren and sie zur Diskussion zu stellen. So
sind auch im Berichtsjahre in den naturwissenschaft-
lichen Klassen bzw. in den Sektionen dieser Klassen
Berichte uber die Arbeit verschiedener Institute ent-
gegengenommen worden.
Es sei gestattet, darauf zu verzichten, die Zahl and
die Thematik der wissenschaftlichen Vortrage, der
kf rzeren wissenschaftlichen Mitteilungen, der An-
fragen usw. in den naturwissenschaftlichen Klassen
hier im einzelnen anzugeben; dariiber sollte im Jahr-
buch der Akademie berichtet werden. Als Beispiel
sei nur erwahnt, dal3 im Berichtsjahr in der Klasse
fur Chemie, Geologie and Biologie 14 Vortrage in
der Klasse selbst, 6 Vortrage in Mehrklassensitzun-
gen and 13 Vortrage in den 3 Sektionen der Klasse
gehalten wurden. Von 22 dieser 33 Vortrage liegen
der Klasse bereits die druckfertigen Manuskripte
vor. Dies ist als Zeichen einer giinstigen Verande-
rung des wissenschaftlichen Lebens in einigen natur-
wissenschaftlichen Klassen besonders hervorzuhe-
ben. Es sind alle Voraussetzungen vorhanden, daf3
diese gunstige Entwicklung weiter anhalt. Mehr als
bisher sollten sich die Klassen aber noch mit der
Gesamtperspektive and Entwicklungslinie bestimm-
ter wissenschaftlicher Gebiete beschaftigen. Sie
sollten such von mafigeblichen Institutionen unserer
Republik, etwa dem Forschungsrat, in wichtigen
Fallen zu Gutachten aufgefordert werden.
Die neue Klasse fur Bergbau, Huttenwesen and Mon-
tangeologie begann ihre eigentliche wissenschaft-
liche, dabei sehr oft auf technische Probleme gerich-
tete Arbeit nach den Zuwahlen and ihrer Konstitu-
ierung im Laufe des Herbst 1957. Es wurden meh-
rere Berichte fiber internationale Fachtagungen auf
dem Gebiete der Erzaufbereitung and des Steinkoh-
lenbergbaues erstattet; zusammenfassende Berichte
uber die Probleme der Abwasserreinigung des Kom-
binats Schwarze Pumpe` and solche fiber eigene
wissenschaftliche Arbeiten von Mitgliedern sind zu
erwahnen. Die Masse wurde Ober die Hauptaufgaben
der Staatlichen Geologischen Kommission unterrich-
tet and gab auf Grund einer eingehenden Diskussion
uber ein Anthrazit-Vorkommen in der Deutschen
Demokratischen Republik Empfehlungen zur wei-
teren Aufschliel3ung an die Staatliche Geologische
Kommission.
Innerhalb der gesamten Akademie ist die Klasse fur
Medizin diejenige Masse, die mit 8 Sektionen die
Hochstzahl der in einem Klassenbereich vertretenen
and aktiv arbeitenden Sektionen hat. Daher war die
wissenschaftliche Tatigkeit der Klasse fur Medizin
mailgebend dadurch bestimmt, dal3 sie die Arbeit
ihrer verschiedenartigen Sektionen angeleitet, kon-
trolliert and koordiniert. hat.
Eine Reihe von wissenschaftlichen Vortragen wurde
teils in der Klasse, teils in den schon erwahnten ge-
meinsamen Sitzungen mit den anderen naturwissen-
schaftlichen Klassen gehalten.
Yber die Arbeit der Sektionen der 4 naturwissen-
schaftlichen Klassen werde ich spater berichten.
In der Klasse Mir Sprachen, Literatur and Kunst lag
das Schwergewicht der Arbeiten in der Entgegen-
nahme wissenschaftlicher Vortrage and in der Be-
schaftigung mit den Instituten and Arbeitsstellen
im Bereich der Klasse, wahrend die Sektionsarbeit
nicht die Bedeutung wie in anderen Klassen gewann.
Die Verbindung der Klasse mit der Wissenschaft des
Auslandes bekundet sich nicht nur in Vortragen aus-
wartiger Gelehrter in der Masse, sondern auch in
der Zusammenarbeit der Institute and wissenschaft-
lichen Arbeitsstellen mit Instituten des Auslandes.
Die Arbeit der einzelnen Institute stand oft im Mit-
telpunkt der Diskussion mit dem Ziele, die Tatigkeit
der Institute stets zu verbessern.
Da die Aufgaben der Institute sehr gewachsen sind,
hatte sich auch in der Masse fur Philosophie, Ge-
schichte, Staats-, Rechts- and Wirtschaftswissen-
schaften das Interesse and die Arbeit der Masse
hauptsachlich auf die Institute konzentriert. So be-
gruf3enswert dies Interesse der Klasse ist, so muf3
deck festgestellt werden, daf3 das eigene wissen-
schaftliche Leben dieser Klasse selbst dadurch etwas
in den Hintergrund riickte. In der Klasse fur Philo-
sophie, Geschichte, Staats-, Rechts- and Wirtschafts-
wissenschaften wurden aus Anlaf3 der Behandlung
von Fragen der Arbeiten philosophischer, histori-
scher and wirtschaftswissenschaftlicher Einrichtun-
gen Aussprachen fiber Probleme der betreffenden
Facher gefilhrt. Wissenschaftliche Vortrage selbst
wurden aber in dieser Klasse nicht gehalten.
Es ist eine Tatsache, dal3 Thematik and Arbeitsgebiet
der gesellschaftswissenschaftlichen Klassen notwen-
digerweise eine wesentlich engere Beziehung zu den
grof3en die Deutsche Demokratische Republik and
ihre Entwicklung zum Sozialismus beriihrenden
geistigen and philosophischen Fragen haben, als etwa
unsere naturwissenschaftlichen Klassen. Steht fur
diese daher die Verbindung ihrer wissenschaftlichen
Tatigkeit fiber die reine Grundlagen-Forschung hin-
aus zur sozialistischen Praxis, zur Produktion der
volkseigenen Industrie mit im Vordergrund, so ist
auf der gesellschaftswissenschaftlichen Ebene un-
vermeidbar, daf3 die Arbeit dieser Klassen die ideo-
logische Entwicklung in der Deutschen Demokrati-
schen Republik beriihrt bzw. da13 sie durch sie be-
Sanitized Copy Approved for Release 2010/05/04: CIA-RDP80T00246AO45300380001-7
Sanitized Copy Approved for Release 2010/05/04: CIA-RDP80T00246AO45300380001-7
riihrt wird. Es ist Behr zu begruf3en, dal3 sich auf die-
ser Ebene bereits bier und dort ein Meinungsstreit
anbahnt. Solche grundlegenden Diskussionen werden
die Entwicklung unserer wissenschaftlichen Arbeit
und ihre Ergebnisse befruchten.
Seit langeren Jahren besteht die Einrichtung der
Sektionen, die den Klassen angegliedert sind. Zur
Zeit bestehen im Bereich aller Klassen 25 Sektionen.
LJnter den Sektionsmitgliedern befinden sich zahl-
reiche Vertreter aus der Praxis, der angewandten
Wissenschaft, aus Technik und Produktion. Daher
sind die Sektionen diejenigen ?akademischen Gre-
mien, in denen. sich, von den Instituten abgesehen,
die Zusammenarbeit der theoretischen Wissenschaft
mit der Praxis, wie sie in unserer Akademie gepflegt
wird, sehr augenfallig manifestiert. Ich muf3 es mir
auch hier versagen, die Vortrage in den einzelnen
Sektionen der. verschiedenen Klassen aufzuzahlen;
auch dies sollte im Jahrbuch der Akademie gesche-
hen. Eine (Jbersicht fiber die verschiedenen Themen
zeigt deutlich, wie eng fast immer die Beratungen
der Sektionen die Verbindung zwischen theoretischer
Wissenschaft und Anwendung im taglichen Leben
herstellten.
In den zahlreichen Sektionen der Klasse fur Medizin
zurn Beispiel ist die Verbindung der Arbeit der Aka-
demie mit dem offentlichen Gesundheitswesen be-
sonders deutlich, die sich auch~ in der direkten Zu-
sammenarbeit zwischen Sektionen und dem Mini-
sterium fur Gesundheitswesen ausdriickt. Das bewei-
sen u. a. gemeinsam mit dem Wissenschaftlichen
Rat des Ministeriums fur Gesundheitswesen abge-
haltene Sektionssitzungen. Es verdient mit Dank her-
vorgehoben zu werden, dal3 das Ministerium fur Ge-
sundheitswesen ein so wichtiges Vorhaben wie die
Schutzimpfung gegen Kinderlahmung nicht eher. an-
laufen lief3, als bis die zust5ndigen Sektionen ihre
Meinung hierzu abgegeben.hatten. Dies mdge nur als
ein Beispiel fi_ir Rolle und Arbeitsweise einer Sektion
gewertet werden. Haufig fiihrte die Arbeit fast aller
Sektionen zu Empfehlungen an Regierungsstellen,
zum Beispiel auch der Sektion Air Bergbau oder der
Sektion fur Altertumskunde.
Die Sektionen bzw. Kommissionen der Sektionen
aller Klassen haben ferner nach bestem Konnen an
der verantwortungsvollen Aufgabe gearbeitet, die
Forschungsthemen der Grundlagenforschung im Ge-
biete unserer Republik zu begutachten, zu koordi-
nieren und aufeinander abzustimmen. Dieser Teil der
Sektionsarbeit ist ebenso wichtig wie problematisch.
Es entspricht der Stellung der Akademie in unserem
Staate, dal3 wir im neuen Jahre unserer Arbeit sehr
ernsthaft beraten, wie die Akademie these Aufgaben
?noch besser erfiillen kann. Die guten vorhandenen
Ansatze und. Erfahrungen sind jedenfalls schon efn
wertvoller Ausgangspunkt fur weitere Verbesserun-
gen.
V.
t)ber die produktive wissenschaftliche Arbeit im Be-
reiche der zentralen Einrichtungen und der grol3en
Zahl von Instituten der gesellschaftswissenschaft-
lichen Klassen sei etwas ausfiihrlicher berichtet, sind
hier doch zahlreiche Institute und Arbeitsstell.en
vertreten, die alte wichtige Traditionsunternehmen
der. Akademie fortfi.ihren und die schon in vergan-
genen Zeiten sehr wesentlich zum internationalen
Ansehen der Akademie beigetragen haben. In den
letzten Jahren sind in diesen Klassen neue Institute
und Einrichtungen gegriindet worden, die in An-
betracht der neuen Aufgaben der Akademie und
ihrer. Stellung in der neuen Gesellschaftsordnung
notwendig sind.
Im Bereich der zentralen Einrichtungen konnte die
Akademie - Bibliothek unseren Wissenschaftlern
MTertvolle Hilfe leisten. Sie half durch den standig
sich erweiternden Schriftentausch, zur Zeit mit 730
Institutionen in 55 Landern, die internationalen Be-
ziehungen der Akademie zu festigen. Das Akademie-
Archiv ist durch seine Beitrage fur das Max-Planck-
Jubilaum und die vorbereitenden Arbeiten fur das
Alexander-von-Humboldt-Jahr starker in Erschei-
nung getreten.
In den Einrichtungen der gesellschaftswissenschaft-
lichen Klassen' wurden im Berichtszeitraum bedeut-
same Aufgaben bearbeitet oder in Angriff ge-
nommen.
Im Institut fur deutsche Sprache und Literatur
konnte das Deutsche Worterbuch im Vorjahr 6 Lie-
ferungen vorweisen, so daf3 mit dem Abschlul3 des
ganzen vor mehr als 100 Jahren von den Brildern
Grimm begonnenen Werkes 1960 bestimmt gerechnet
werden kann.
In der Reihe der Mundartworterbilcher konnte die
Fortsetzung des Siebenburgisch-Sachsischen Worter-
buches, von dem vor dem Kriege 12 Lieferungen er-
schienen sind, in Zusammenarbeit mit der Akademie
der Rumanischen Volksrepublik und durch ein spe-
zielles Abkommen mit dieser befreundeten Akademie
und der Deutschen A.kademie der Wissenschaften
zu Berlin auf feste Grundlagen gestellt werden.
In der Abteilung Deutsche Sprache der Gegenwart
legte das Worterbuch der deutschen Sprache der Ge-
genwart die erneut gepriiften Grundsatze in einem
ausfi hrlichen Vorwort nieder, das in Verbindung
init einigen Probeartik.eln der Offentlichkeit bekannt-
gegeben wurde.
Bei dem Goethe-Worterbuch betragt die Gesamtzahl
der Belegkarten jetzt annahernd 1 162 400. Von dem
Spezialworterbuch zum Werther ist die 1. Lieferung
erschienen.
In der Reihe der Werke Goethes erschienen drei
Textbande; weitere Bande befinden sich in verschie-
denen Stadien des Drucks oder der Vorbereitung.
Die Fortfiihrung der Jean-Paul-Ausgabe kann dank
der Riickgabe des Jean-Paul-Nachlasses an die Ber-
liner Staatsbibliothek durch die Sowjetregierung in
Zukunft wesentlich verstarkt werden.
Die Arbeitsstelle Mir Literaturgeschichte, deren Auf-
gabe die Darstellung der Entwicklung der deutschen
Literatur von 1450-1700 auf der Grundlage des histo-
rischen und dialektischen Materialismus ist, setzt die
Aufarbeitung samtlicher Quellen und Texte und der
Sekundarliteratur fur den ersten bis 1525 reichen-
den Zeitabschnitt fort. Das Augenmerk gilt dabei vor
allem der Erarbeitung der gesellschaftsgeschicht-
lichen Voraussetzungen und den Zeugnissen, die von
der bisherigen Forschung unbeachtet gelassen oder
verfalscht wurden, namlich den revolutionaren lite-
rarischen Traditionen des deutschen Volkes und der
Volksliteratur.
Sanitized Copy Approved for Release 2010/05/04: CIA-RDP80T00246AO45300380001-7
Sanitized Copy Approved for Release 2010/05/04: CIA-RDP80T00246AO45300380001-7
Das Thomas-Mann-Archiv, das eine kritische Ge-
samt-Ausgabe der Werke Thomas Manns vorbereitet,
bleibt nicht mehr die einzige Arbeitsgruppe, die ihre
Arbeit einem bis in unsere Gegenwart wirkenden
Dichter widmet: In Zusammenarbeit mit dem Ber-
told-Brecht-Archiv nimmt das Institut fur deutsche
Sprache and Literatur an den Vorbereitungen fur
eine kritische Ausgabe der Werke Bertold Brechts
teil.
Das Institut fur griechisch-romische Altertumskunde
arbeitet zur Zeit in 13 Arbeitsgruppen. Dem Institut
obliegt die Pflege der griechisch-r6mischen Alter-
tumskunde in ihrer Gesamtheit, and zwar sowohl in
bezug auf die Bereitstellung von Materialien als auch
in bezug auf deren Interpretation and Auswertung.
Wahrend z. B. die Arbeitsgruppe Inscriptiones Grae-
cae den bei der Reorganisation des griechischen In-
schriftenwerkes durch Ulrich von Wilamowitz-
Moellendorff gesteckten Zielen folgend, sich auf die
Sammlung der Inschriften des griechischen Mutter-
landes and der angrenzenden Gebiete beschrankt,
verwirklicht die mit der Herausgabe der Lateinischen
Inschriften beauftragte Arbeitsgruppe ihre Konzep-
tion durch den Abschlul3 von Arbeitsabkommen mit
den Akademien bzw. den ihnen entsprechenden Ein-
richtungen derjenigen Lander, auf deren Territorium
rich lateinische Inschriften befinden.
Die Arbeitsgruppe Byzantinistik sucht fiber die by-
zantinische Epoche hinaus auch deren Nachwirkun-
gen zu erfassen and greift damit in die Disziplinen
der Balkanistik and Neograzistik fiber.
Die Arbeitsgruppe Mittellateinisches Worterbuch er-
arbeitet gemeinsam mit der Mi nchener Zentralstelle
ein mittellateinisches Handworterbuch als Zweig-
unternehmen innerhalb des groBen Gemeinschafts-
werkes der Union Academique Internationale. Das'
Jahr 1957 brachte den AbschluB der Materialsamm-
lung and den tTbergang zur Artikelbearbeitung.
Die Arbeitsgruppe Publikationen veroffentlicht Zeit-
schriften and Schriftenreihen. Die Reihe der ,Schrif-
ten and Quellen der alten Welt", die ,Schriften der
Sektion fur Altertumswissenschaft", die Zeitschriften
?Philologus", ,Klio", ?Das Altertum", die ,Biblio-
theca classica orientalis" and die ,Bibliotheca Teub-
neriana".
Die Arbeiten des Instituts Mr Orientforschung sind
ganz uberwiegend Unternehmungen auf Lange Sicht,
die der internationalen Orientalistik wichtige and
grundlegende Beitrage erarbeiten.
In der Indienabteilung des Instituts fur Orientfor-
schung bemuht man sich neuerdings um eine Klarung
des Unterschiedes der sozialistischen and burger-
lichen Indologie z. B. in der Auffassung der klassi-
schen indischen Literatur.
In der Abteilung fur Keilschriftforschung wird auf
dem Gebiete des Hethitischen die Herausgabe der
Text-Neufunde vorbereitet, die bei den Ausgrabun-
gen in Boghazkoj zutage getreten sind. Ferner wer-
den in der Abteilung die keilschriftlichen medizini-
schen Texte bearbeitet, so daB zusammen mit den
noch zu erwahnenden umfangreichen Arbeiten uber
die alt-agyptischen medizinischen Texte sich die ge-
samte Forschung uber die altorientalische Medizin
im Institut fur Orientforschung unserer Akademie
konzentriert.
In der Abteilung fur Agyptologie gait die Arbeit an
der Erforschung der Medizin der Alten Agypter vor
allem der Fertigstellung der Jbersetzung der Texte,
sic wird nebst einem Erganzungsband als Band 4 der
Reihe ,Grundrif3 der Medizin der Alten Agypter"
demnachst erscheinen. Es wurden Voraussetzungen
geschaffen, auch die sinologische Arbeit im Institut
fur Orientforschung zu entwickeln. Das Institut sollte
darauf bedacht sein, auch die Tatigkeit der Abtei-
lungen fur Arabistik and fur Afrikanistik auszu-
bauen unter Beriicksichtigung der Probleme and der
Lage im heutigen Vorderen Orient, es sollte auch die
Griindung einer Abteilung Indonesien in Erwagung
ziehen.
Das Institut fur Slawistik arbeitet in drei Abteilun-
gen: einer linguistischen, einer literar-historischen
and einer historischen.
Die linguistische Abteilung widmet sick vordringlich
Aufgaben, deren Bedeutung fiber das rein Sprach-
liche hinausgehen and die von erheblicher kultu-
reller Bedeutung sind. Weft vorgeschritten ist be-
reits das Russisch-Deutsche Worterbuch. Ihm folgt
fur speziellere Zwecke ein Riicklaufiges Worterbuch
des Russischen, dessen Manuskript sich ebenfalls
bereits bei der Druckerei befindet. Einem histori-
schen slawischen Dialekt gewidmet ist das Pomora-
nische Worterbuch, dessen erster Band schon er-
schienen ist. Bei diesen Unternehmen arbeitet das
Institut eng mit sowjetischen and polnischen Ge-
lehrten zusammen, mit deren Instituten sich eine
fruchtbare Wechselwirkung ergeben hat.
Die literarische Abteilung untersucht hauptsachlich
die Beziehungen der deutschen Literatur zu slawi-
schen Literaturen. Im Vordergrund stehen Forschun-
gen fiber Turgenjews Beziehungen zu Deutschland.
Die historische Abteilung untersucht die Geschichte
der deutsch-russischen Beziehungen and tragt durch
ihre Forschungen vor allem auch zu einer weiteren
Vertiefung der Freundschaft zwischen den deutschen
and den sowjetischen Gelehrten bei.
Im Mittelpunkt der Arbeiten des Instituts Mir Roma-
nische Sprachwissenschaft stand die Fortsetzung der
Untersuchungen uber die Entwicklung der franzo-
sischen Urkundensprache.
Die Arbeiten der Sprachwissenschaftlichen Kom-
mission gelten einem Bedeutungsworterbuch der
indogermanischen Sprachen, einem Ostjakischen
Worterbuch and einem Historischen Worterbuch der
sprachwissenschaftlichen Terminologie.
Die Arbeitsstelle fur Kunstgeschichte widmete sich
vor allem der Erforschung der Romanischen Kunst
in Thuringen and Sachsen. Abgeschlossen wurden
die Untersuchungen and Grabungen in Wechselburg.
Weitere Untersuchungen gelten romanischen Bauten
in Altenburg, Bad Lausick, Vel3ra, Klosterlausnitz
and Thalbiirgel. Einen ersten AbschluB3 erreichte das
Inschriftenwerk. Das Manuskript ?Die Inschriften
des Naumburger Doms and der Domfreiheit, von den
Anfangen bis 1650" liegt druckfertig vor.
Auf dem Gebiete der Philosophic sind mehrere Ein-
richtungen tatig, die sich philosophiehistorisch-edi-
torischen Arbeiten widmen. Die Arbeitsgruppe Phi-
losophiehistorische Texte gibt ,Philosophische Stu-
dientexte" heraus, die vornehmlich der Untersttitzung
des Hochschulunterrichts dienen. Sie fuhrte im Be-
richtszeitraum ferner die Arbeit an den Gesamtaus-
gaben von Werken bedeutender deutscher Philoso-
phen, namlich von Ludwig Feuerbach and Joseph
Dietzgen, weiter. Die Leibniz-Kommission veroffent-
Sanitized Copy Approved for Release 2010/05/04: CIA-RDP80T00246AO45300380001-7
Sanitized Copy Approved for Release 2010/05/04: CIA-RDP80T00246AO45300380001-7
141 MITTEILUNGSBLATT 4. Jahrgang, Heft 6-8
lichte im Sommer 1957 den VI. Band des allgemeinen Arbeitsgruppe Probleme des westdeutschen Geld-
politisch-historischen Briefwechsels von Leibniz. Die and Kreditsystems untersucht. Die Ergebnisse der
Druckvorlage fur die ?Nouveaux Essais sur 1'enten- Arbeit erschienen in einer Reihe von Veroffent-
dement humain" von 1704 wurde fertiggestellt. Die lichungen. Eine Arbeitsgruppe dieser Abteilung ana-
Mitarbeiter der Kant-Ausgabe ftihrten die Arbeiten lysierte besonders die gegenwartigen okonomischen
am Kant-Index weiter. Auffassungen in Westdeutschland, vor allem in so-
Im Mittelpunkt der Forschungstatigkeit des Instituts zialokonomischer Hinsicht. Neben verschiedenen an-
fi r Geschichte standen 1957 vor alien Dingen The-, deren Verdffentlichungen konnte' die Arbeitsgruppe
men zum 40. Jah"restag der Grof3en Sozialistischen einen Sammelband ,Zur okonomischen Konzeption
Oktoberrevolution. Verschiedene Studien fiber die der SPD" herausgeben.
Auswirkungen der Oktoberrevolution in Deutschland Dieses wichtige Institut bearbeitet also durchaus Ge-
sind in einem Sammelband der Schriftenreihe des genwartsfragen. Es ware aber doch erforderlich, da3
. Instituts veroffentlicht worden. Andere Auswirkun- es noch starker als bisher dem Aufbau unserer sozia-
gen wurden auf verschiedenen wissenschaftlichen listischen Wirtschaft direkte Hilfe leiste.
Tagungen, vor alien Dingen auf der wissenschaft- Das Institut fur deutsche Volkskunde beschaftigt
lichen Tagung der Historiker der Deutschen Demo- sich mit Untersuchungen fiber Volksdichtung, uber
kratischen Republik and der Union der Sozialisti- Volksmusik and fiber bildende Volkskunst. Die Ar-
schen Sowjet-Republiken vom 25. bis 30. 11. 1957 in beit fiber Jorg Ratgeb, den Maler and Kanzler des
Leipzig, vorgetragen. Die Hauptabteilungen des In- Bauernkrieges, steht vor dem Abschlul3. Auf dem
stituts haben ihre Arbeit in diesem Jahr auf die Fer- Gebiet ?Arbeit and Wirtschaft" wurden die alten
tigstellung der Abschnitte des Lehrbuches der Ge- Fischereigenossenschaften, die sogenannten Fischer-
schichte Deutschlands von 1815-1939 konzentriert. Kommunen auf Rugen and Hiddensee untersucht.
Die Arbeitsstelle Berlin der Monumenta Germaniae Auf einer dreimonatigen Expedition nach Albanien,
Historica schlo13 die Arbeiten an den Epistola ad die das Institut veranstaltete, wurde der bisher der
Augienses des Gunzo and die Rhetorimachia des Wissenschaft unbekannte mehrstimmige Volksgesang
Anselm von Besate ab. Albaniens erforscht.
Das Institut fur Vor- and Friingeschichte fiihrte Das Institut fur Sorbische Volksforschung beschiif-
seine Ausgrabungen planmaf3ig weiter. In Magde- tigte sich u. a. mit Untersuchungen zur Geschichte
burg gelang es, in der Nahe des Alten Marktes die des Spatfeudalismus in der Lausitz and Vorarbeiten
Fundamente eines grof3eren fruhmittelalterlichen Ge- zu einer Geschichte der Arbeiterbewegung im zwei-
baudes zu untersuchen. In Mecklenburg ermoglichte sprachigen Gebiet. Der zweite Band der Geschichte
die gunstige Erhaltung des Holzes in der slawischen des sorbischen Schriftturns, der die Zeit von 1870-1318
In.selburg Behren-LUbchin die Freilegung der ganzen umfafit, wurde fertiggestellt. Auf dem Gebiet der
Holzkonstruktion des Wailes and der zu ihr fiihren- sorbischen Sprache wurde der sorbische Wortschatz
den Briicke. In Berlin wurden im Untergrund der durch Aufstellung von Terminologien fur verschie-
bombenzerstorten Nikolaikirche in der Altstadt die dene Wissensgebiete normiert and erweitert.
Grundrisse alterer Kirchenanlagen, darunter die Sowohl die sogenannten Traditionsunternehmen als
einer Basiiika aus dem Anfang des 13. Jahrhunderts auch die neuen Institute and Arbeitsstellen haben
entdeckt. Auch im Kern von Kopenick konnten die also im vergangenen Jahre ein grol3es Maf3 von
Forschungen, die der Klarung der friingeschicht- Arbeit geleistet and Erfolge in ihrer Arbeit erzielt.
lichen Bedeutung der Schlof3insel dienten, fort- Ich unterstreiche noch einmal, daf3 die Beschaftigung
gesetzt werden. Im Rahmen einer Gemeinschaftsauf- mit den Problemen, aber auch mit den Verwaltungs-
gabe mit dem Institut fur Geschichte der Polnischen fragen der Institute eine starke Belastung fur die
Akademie der Wissenschaften wurde die Unter- beiden gesellschaftswissenschaftlichen Klassen be-
suchung. einer jungbronzezeitlichen Hohensiedlung deutet. Es darf hier wohl die Frage aufgeworfen
bei Kratzeburg in Mecklenburg begonnen. werden, ob es nicht doch sinnvoll ware, auch diese
Das Institut fur Wirtschaftswissenschaften bearbei- beiden Klassen im Sinne der Forderung des wissen-
tete im Jahre 1957 in der Abteilung ?Politische Oko- schaftlichen Lebens in diesen Klassen von der Arbeit
nomie des Sozialismus" Fragen des Geldes and des fur die Institute weitgehend zu entlasten. Es mull
Kredits im Sozialismus, insbesondere in der Deut- auch die Frage einmal zur Diskussion gestellt wer-
schen Demokratischen Republik, and Probleme der den, ob es nicht auch die Arbeit mancher gesell-
sczialistischen Industrie and des sozialistischen Han- schaftswissenschaftlicher Institute fordern wurde,
dels in der Deutschen Demokratischen Republik. An- wenn man sie naher zusammenfuhren wurde, etwa
fang 1958 wurde die Arbeit der Abteilung ?Politische die Altertumsforscher mit den Historikern, die Lite-
Okonomie des Sozialismus" umgestellt. Es werden raturwissenschaftler mit den Volkskundlern and den
jetzt vor allem Fragen uber das Wirken and die Aus- Wirtschaftswissenschaftlern usw. Auf vielen Ge-
nutzung der okonomischen Gesetze bei der Leitung bieten - nicht nur der Naturwissenschaften - ist
and Planung.der sozialistischen Wirtschaft - unter eine enge Kooperation oft die Voraussetzung fur
besonderer Beriicksichtigung der Deutschen Demo- neue Aspekte and neue Erfolge. Es wird eine der
kratischen Republik - bearbeitet. Dazu wurden be- Aufgaben des kommenden Jahres sein, diese Fragen
reits einige Studien in der Wirtschaftspraxis durch- ernsthaft zu priifen. Bei einer Entlastung weiterer
gefuhrt and einige Veroffentlichungen zu dem neuen K.l.assen konnte es dann. auch moglich sein, dal3 zu-
Gesetzeswerk uber die Leitung der volkseigenen in- kiinftig in jeder Sitzung aller Klassen mindestens ein
dustrie vorbereitet. In der Abteilung ?Politische Oko- wissenschaftlicher Vortrag gehalten wird, neue For-
nomie des Kapitalismus" wurden vor allem Probleme schungsergebnisse mitgeteilt werden and echte aka-
des okonomischen Zyklus in Westdeutschland, des demische, wissenschaftliche Diskussionen stattfin-
staatsmonopolistischen Kapitalismus and in einer den. In diesem Zusammenhang darf wohl auch dar-
Sanitized Copy Approved for Release 2010/05/04: CIA-RDP80T00246AO45300380001-7
Sanitized Copy Approved for Release 2010/05/04: CIA-RDP80T00246AO45300380001-7
auf hingewiesen werden, da3 es den Pflichten and
Aufgaben der Akademiemitglieder entspricht, nicht
nur durch Vortrage, insbesondere auch im Plenum,
sondern auch durch Veroffentlichung der Vortrage
and anderer Arbeiten in Publikationen der Akademie
offentliches Zeugnis von den wissenschaftlichen Er-
gebnissen der Arbeit der Akademiemitglieder ab-
zulegen.
Die geplante and vom Plenum der Akademie am
19. 6. 1958 beschlossene Grundung-einer neuen Zeit-
schrift, der ,Monatsberichte der Deutschen Akade-
mie der Wissenschaften zu Berlin" wird fiber die
schon vorhandenen Publikationsmoglichkeiten hin-
aus die Moglichkeit geben, kurze Arbeiten rasch zu
Veroffentlichen.
Seit dem letzten Leibniz-Tag konnte die Akademie
ihre internationalen Beziehungen weiter vertiefen
and ihr internationales Ansehen heben.
Von der grof3en internationalen Beachtung and Wiir-
digung der Max-Planck-Feier unserer Akademie ist
schon gesprochen worden. Im Anschluf3 an die Max-
Planck-Feier fand auf Initiative der Klasse fur
Mathematik, Physik and Technik in Leipzig eine
mehrtagige Konferenz der theoretischen Physiker
statt, die sich einer nach Zahl and Rang so hervor-
ragenden internationalen Beteiligung erfreute, vie
es wohl seit Jahren auf keiner anderen derartigen
Fachkonferenz in irgendeinem anderen Lande sonst
der Fall gewesen ist. Wir diirfen dieses sehr bedeu-
tende wissenschaftliche Ereignis als einen wirklichen
Erfolg unserer Akademie betrachten. Die Zusammen-
arbeit unserer Akademie, insbesondere mit den Aka-
demien des sozialistischen Auslandes, hat sich sehr
verstarkt. Nach den bereits in den Vorjahren ge
troffenen Abkommen Ober wissenschaftliche Zusam-
menarbeit mit der Tschechoslowakischen Akademie
der Wissenschaften, der Slowakischen Akademie der
Wissenschaften, der Polnischen Akademie der Wis-
senschaften and der Academia Sinica erfolgte im
Jahre 1957 der Abschluf3 entsprechender Vberein-
kommen mit der Ungarischen Akademie der Wissen-
schaften, der Bulgarischen Akademie der Wissen-
schaften and der Akademie der Rumanischen Volks-
republik. Anfang 1958 wurde die mit der Akademie
der Wissenschaften der Union der Sozialistischen
Sowjet-Republiken bereits bestehende provisorische
Regelung fur die Durchfuhrung von Studienreisen
der Mitarbeiter beider Akademien durch eine urn-
fangreiche Vereinbarung uber die wissenschaftliche
Zusammenarbeit ersetzt. Die freundschaftlichen Be-
ziehungen zu den sozialistischen Akademien fanden
ferner ihren Ausdruck im Besuch von Akademie-
Delegationen aus der Sowjetunion, der Volksrepu-
blik China, aus den Volksrepubliken Rumanien, 13u1-
garien, Polen sowie der Tschechoslowakischen Aka-
demie der Wissenschaften, aul3erdem in der starken
Beteiligung an der Max-Planck-Feier. Mitglieder des
Presidiums and andere namhafte Vertreter unserer
Akademie reisten zu offiziellen Anlassen in das Aus-
land.
Ungeachtet dieser erfreulichen Entwicklung wird es
notwendig sein, zukunftig die Aufnahme gemein-
samer Forschungsaufgaben mit Institutionen der so-
zialistisch.en Lander noch weiter zu verstarken urid
auch die Beziehungen zum nichtsozialistischen Aus-
lande noch mehr zu fordern. Der Kontakt mit den
Wissenschaftlerri dieser Lander konnte in letzter
Zeit an sich schon erfreulich verstarkt werden, and
besonders erfolgreich gestalteten rich die Verbindun-
gen zu Agypten, Frankreich, Grollbritannien, Indien,
Italien, Niexiko, den Niederlanden, Osterreich and
auch zu den skandinavischen Landern.
Durch Fortfuhrung gesamtdeutscher Unternehmun-
gen and laufender Arbeitsbesprechungen der Priisi-
denten aller deutschen Akademien wurde das wissen-
schaftliche Zusammenwirken mit den deutschen
Akademien gewahrt. Die Mitarbeit der Akademie in
der Union Academique Internationale besteht ~.a:ei-
ter, and Hr. Frings konnte an ihrer Generalversamm-
lung als Vertreter der fiinf deutschen Akademien
teilnehmen. Zwischen den Instituten in aller Welt
and der Akademie bestand auch durch die gegen-
seitigen Besuche von Gelehrten ein reger Erfah-
rungs- and Gedankenaustausch. Wahrend noch im
Jahre 1956 nur fur 334 Mitarbeiter der Akademie
Auslandsreisen ermoglicht werden konnten, erhohte
sick these Zahl im Jahre 1957 bereits auf 584. Im
gleichen Zeitraum konnte die Akademie im Jahre
1957 596 auslandische Besucher begriif3en, wahrend
es ein .Jahr vorher nur 466 gewesen waren. Bei der
Pflege dieser Kontakte muf3 sich die Akademie der
Rolle der Deutschen Demokratischen Republik als
wichtigen Faktors zur Sicherung des Friedens in
Europa bewuf3t sein.
Die Akademie ist bereit, in alien wissenschaftlichen
internationalen Organisationen mitzuarbeiten, wenn
ihre Einrichtungen als Institutionen der Deutschen
Demokratischen Republik respektiert werden. Sie ist
nicht gewillt, sich snit politischen Diskriminierun-
gen der Deutschen Demokratischen Republik, wie sie
gelegentlich praktiziert werden, abzufinden. Sie er-
hebt Anspri ch auf eine gleichberechtigte und selb-
stendige Mitgliedschaft in internationalen Organi-
sationen, zumal von seiten unserer Akademie oiler
stantlicher Organe unserer Republik keine Einwande
gegen eine gleichberechtigte and selbstandige Mit-
gliedschaft wissenschaftlicher Einrichtungen an-
derer Staaten, auch nicht solcher der Deutschen
Bundesrepublik, erhoben werden.
VII.
In der Akademie waren mit Stand vom 31. Mai 1358
bereits 7405 Mitarbeiter tatig and zwar 1501 wissen-
schaftliche Mitarbeiter, 3971 technische Krafte sowie
1933 iibrige Mitarbeiter.
Fiir die zukunftige Entwicklung der Akademie wird
daher die Frage der Aus- and Weiterbildung des
wissenschaftlichen Nachwuchses von entscheiden,ler
Bedeutung sein. Der gegenwartig noch bestehende
Mangel an wissenschaftlich erfahrenen and be-
w5hrten Mitarheitern ist nur dadurch zu beheben,
&i3 die Institute der Akademie aus den eigenen jiin-
geren Assistenten and aus den besten Absolventen
unserer Universitaten and Hochschulen die kCinf-
tigen wissenschaftlich selbstandigen Forscher selbst
mit heranbilden and dementsprechend die wisse:n-
schaftliehe, gesellschaftliche and charakterliche Wei-
terentwvicklung der meist recht jungen wissenschaft-
lichen Mitarbeiter mit grouter. Sorgfalt fordern. Das
ist fur alle Akademie-Einrichtungen eine sehr ver-
antwortungsvolle Aufgabe. Es wird notwendig sein,
Sanitized Copy Approved for Release 2010/05/04: CIA-RDP80T00246AO45300380001-7
Sanitized Copy Approved for Release 2010/05/04: CIA-RDP80TOO246AO45300380001-7
MITTEILUNGSBLATT 4. Jahrgang, Heft'6-8
neben der selbstverstdndlichen fachwissenschaft-
lichen Ausbildung auch darauf zu achten, in ver-
standnisvaller Weise Wissenschaftler zu erziehen, die
bereit sind, aktiv and bewul3t am Aufbau des Sozia-
hsmus mitzuarbeiten.
Besondere Aufmerksamkeit wurde auch der Ausbil-
dung des w'.ssenschaftlich-technischen Nachwuchses
geschenkt, die diesen Kraften in einer Reihe von
Fachkursen ermoglicht wurde. In diesem Zusammen-
hang seien noch sehr stark besuchte Lehrgange zur
Anwendung von radioaktiven Isotopen in .Berlin-
Bucn and der Lehrgang fur Ernahrungstechniker in
Potsdam-Rehbri cke erwahnt. Viele unserer wissen-
schaftlichen Mitarbeiter in den verschiedensten Ein-
richtungen haben im letzten Jahre in verstarktem
Ma3e an Lehrgangen fiber den dialektischen Mate-
rialismus teilgenommen, and es wird zu begralien
rein, wenn das Studium, vor allem aber die Anwen-
dung dieser Methode auf den verschiedensten Fach-
gebieten noch systematischer als bisher betrieben
wird.
VIII.
Die Akademie konnte these Entwicklung nur neh-
men, weil sie rich wie in alien Vorjahren der gro3-
r_iigigen Forderung durch die Regierung der Deut-
schen Demokratischen Republik erfreuen durfte. So
standen der Akademie an Haushaltmitteln im Be-
richtsjahr 1957 76 363,6 TDM zur Verfiigung, von de-
nen auf die zentralen and gesellschaftswissenschaft-
lichen Einrichtungen 16 000,5 TDM and auf die For-
schungsgemeinschaft 59 763,1 TDM entfielen. Weiter-
hin konnte die Akademie fur Investitionen im Ge-
samtbereich der Akademie 13 000,6 TDM in Anspruch
nehmen.
Es sei mir gestattet, auch an dieser Stelle der Re-
gierung der Deutschen Demokratischen Republik den
Dank der Akademie fiir die au3erordentlich gro3-
ziigige Forderung ihrer wissenschaftlichen Arbeit
auszusprechen. Wir wissen, da3 die Forderung der
Wissenschaft ein untrennbarer Bestandteil der Poli-
tik unseres Staates ist, der selbst auf Wissenschaft
gegriindet ist, namlich der Wissenschaft von den in
Natur and Gesellschaft objektiv wirkenden Ge-
setzen and in dem die Wissenschaft dementspre-
chend ihren ganz bestimmten and bedeutenden Platz
hat. Wir sind gliicklich dariiber and wissen, da3 unser
Staat durch seine Friedenspolitik auch der Wissen-
schaft die Moglichkeit gibt, in Frieden zu arbeiten.
Wir sind uns in gleicher Weise bewu3t, da3 die
gro3te wissenschaftliche Institution unserer Repu-
blik and jeder in ihr wirkende Wissenschaftler ver-
pflichtet ist, den Aufbau der Wirtschaft and der
neuen Gesellschaftsordnung in unserem Lande mit
den Mitteln der Wissenschaft in jeder Weise zu for-
dern and insbesondere auch die Bestrebungen un-
serer Regierung and unseres ganzen Volkes zur Er-
haltung des Friedens in' der Welt mit der ganzen
Autoritat des verantwortungsbewu3ten Wissen-
schaftlers zu untersti.itzen.
Per Frieden, die Gesundheit and die Existenz der
Menschheit sind auf das schwerste bedroht and ge-
fahrdet. In dieser sehr ernsten Lage tragt jeder ein-
zelne, vor allem der Wissenschaftler, eine sehr grof3e
Verantwortung.
Im Bewu3tsein dieser Verantwortung haben 85 Mit-
glieder unserer Akademie in einer offentlichen Er-
klarung mahnend ihre Stimme gegen die Gefahren
der atomaren Aufri stung and der Versuchsexplosio-
nen erhoben, Bich' fur die Verminderung and Besei-
tigung der Spannungen in der Welt eingesetzt and
sich zum friedlichen Zusammenleben der Volker be-
kannt. Im Sinne dieser Erklarung, die von hohem
Verantwortungsbewu3tsein unserer Akademiemit-
glieder zeugt, wollen wir in der festen Hoffnung auf
die Erhaltung des Friedens zum Nutzen des fried-
lichen Aufbaus in unserem Lande, zur Ehre des An-
sehens der deutschen Wissenschaft and zur Mehrung
der wissenschaftlichen Erkenntnisse im kommenden
Jahre weiter arbeiten.
Vizeprasident Prof. Dr. Hans Frilhauf
Bericht fiber die Arbeit der Institute der Forschungsgemeinschaft
Vor einem Jahr konnte Herr Vizeprasident Prof.
Dr. Friedrich im Namen des Presidiums unserer
Akademie anl63lich des Leibniz-Tages die am
20. Mai 1957 von unserer Regierung bestatigte Bil-
dung der ?Forschungsgemeinschaft der naturwissen-
schaftlichen, technischen and medizinischen Insti-
tute der Deutschen Akademie der Wissenschaften zu
Berlin" bekanntgeben. Herr Friedrich wies darauf
hin, da3 die Grundung der ?Forschungsgemeinschaft"
eine Synthese zwischen der Leibnizschen Konzeption
der universalen Vertretung aller Wissensgebiete in
der Akademie and der (Wilhelm von) Humboldtschen
sowie der (Adolf von) Harnackschen Auffassung von
der Notwendigkeit der Grundung grof3er selbstan-
diger Forschungsstatten sei. -. Seit der Bildung der
?Forschungsgemeinschaft" ist nun ein Jahr ver-
flossen, and ich darf Ihnen heute fiber die Arbeit
wahrend dieser Zeit berichten.
Ich mochte meine Darlegungen in 3 Abschnitte glie-
dern and behandle zunachst Fragen der Organisation
and der auf3eren Struktur. Sie wissen, da3 als Lei-
tungsorgane fur die Forschungsgemeinschaft ein
Kuratorium berufen and ein Vorstand gewahlt
wurde, dem zur Durchfi hrung der laufenden Ge-
schafte das wissenschaftliche Sekretariat zugeordriet
ist. Das Kuratorium setzt sich aus leitenden Mit-
arbeitern der Staatlichen Plankommission, der Wirt-
schaft, Mitgliedern der Akademie and Direktoren
bedeutender Institute zusammen. '(7ber die in diesen
Gremien der Forschungsgemeinschaft geleistete um-
fangreiche Arbeit hat das Mitteilungsblatt der Aka-
demie laufend berichtet. In dem mir heute gegebenen
Rahmen ist es nur moglich, die wichtigsten Ereig-
nisse zu erwahnen.
Das Kuratorium trat in der Berichtszeit zu zwei
Arbeitssitzungen zusammen. In der Sitzung am
Sanitized Copy Approved for Release 2010/05/04: CIA-RDP80TOO246AO45300380001-7
Sanitized Copy Approved for Release 2010/05/04: CIA-RDP80TOO246AO45300380001-7
4. Jahrgang, Heft 6-8
31. Oktober 1957 nahm das Kuratorium einen Bericht
des Vorstandes fiber seine bisherige Tatigkeit sowie
die Darlegungen des Vorstandes fiber die Investi-
tionsplane der Jahre 1358, 1959 and 1960 and einen
Bericht fiber den Zentralen Plan Forschung and
Technik entgegen and beschlof3 die Geschaftsordnung
der Forschungsgemeinschaft, die ebenfalls im Mittei-
lungsblatt der Akademie veroffentlicht ist. In aus-
fi hrlicher Diskussion mit leitenden Staatsfunktio-
naren konnten eine Reihe von Fragen geklart and
das gegenseitige Verstandnis gefordert werden. Auf
der 2. Arbeitssitzung am 18: Juni d. J. befafite sich
das Kuratorium zunachst mit einigen strukturellen
Fragen, die die Bildung neuer Institute. zum Gegen-
stand hatten. Es erfolgte eine Zusammenfassung des
Instituts fur Festkorperforschung, des Instituts fir
Strahlungsquellen mit der Arbeitsgruppe fiir Lumi-
neszenzforschung and des Laboratoriums fur elek-
trischen Durchschlag zu einem Institut mit der Be-
zeichnung ,Physikalisch-Technisches Institut". Das
neue Institut wird (in Fachbereiche gegliedert) von
einem Direktorium, unter Vorsitz von Akademiemit-
glied Prof. Dr. Rompe als erstem Direktor, geleitet
werden. Dieser Zusammenschluf3 wird es ermog-
lichen, die Zusammenarbeit vor allem auf dem so
wichtigen Gebiet der Halbleiterforschung weiter zu
verstarken and die Koordinierung der einzelnen Vor-
haben wesentlich zu erleichtern.
Auflerdem wurde die Organisationsform des Insti-
tuts fiir organische Chemie iiberpriift and die Tei-
lung in drei selbstandige Institute beschlossen, nam-
lich:
das Institut fiir Fettchemie
unter Leitung von Akademiemitglied Prof. Dr.
Bertsch,
das Institut fur organische Chemie
unter Leitung des korrespondierenden Mitglie-
des Prof. Dr. Rieche and
das Institut fur Kunststoffe
unter Leitung von Herrn Dr. Wende.
Das Kuratorium billigte ferner die Umwandlung der
Arbeitsstelle Mir Kristallstrukturanalyse in das
Institut fur Strukturforschung
unter Leitung von Frau Prof. Dr. Boll-Dornberger
and schliefllich wurde die Bildung einer Forschungs-
stelle am Berliner Tierpark beschlossen. Diese Be-
schliisse waren im Vorstand and im Kuratorium Ge-
genstand eingehender Beratungen and wurden durch
das Plenum unserer Akademie am 19. Juni 1958 be-
statigt.
Im Zuge der Durchfiihrung des Gesetzes fiber die
Vervollkommnung and Vereinfachung des Staats-
apparates der Deutschen Demokratischen Republik
wurden einige bisher den Fachministerien unter-
stehende Institute in den Bereich der Forschungs-
gemeinschaft eingegliedert. Im einzelnen sind dies
vom Ministerium Mir Berg- and Hiittenwesen:
das Institut fir metallische Spezialwerkstoffe,
Dresden
unter Leitung von Akademiemitglied Prof. Dr.
Eisenkolb,
and das Institut fur Aufbereitung, Freiberg
unter Leitung von Akademiemitglied Prof. Dr.
Kirchberg,
and vom Ministerium fiir chemische Industrie:
das Institut fir organische Grundstoffchemie
unter Leitung von Akademiemitglied Prof. Dr.
Leibnitz,
das Institut fur Chemie and Technologie, der
Plaste
unter Leitung von Herrn Dr. Thinius,
das Institut fur angewandte Radioaktivitat
unter Leitung von Herrn Prof. Dr. Weif3
and das Institut fur physikalische Stofftrennung
unter Leitung von Herrn Prof. Dr. Miihlenpfordt.
Die Leipziger Institute fur die Gebiete der Chemie
haben eine gemeinsame zentrale Verwaltung.
Mit allen ihren Einrichtungen umfalit nunmehr die
Forschungsgemeinschaft 54 Institute mit zur Zeit
ca. 6350 Mitarbeitern, darunter fiber 900 Wissen-
schaftler. Sie ist damit das grollte Forschungsunte_-
nehmen in Gesamtdeutschland.
Ich komme nun zur Darlegung der Probleme der
inneren Struktur. Ausgehend von den Ergebnissen
der. III. Hochschulkonferenz der Sozialistischen Ein-
heitspartei Deutschlands, befal3t sich das Kuratorium
auf seiner letzten Sitzung besonders mit den Fragen,
die mit der starkeren Einbeziehung der Institute der
Forschungsgemeinschaft in den Aufbau des Sozialis-
mus and einer sozialistischen Umgestaltung der In-
stitute verkniipft sind. Es wurde in der Diskussion
von zahlreichen Mitgliedern des Kuratoriums zum
Ausdruck gebracht, daf3 es erforderlich ist, unsere
Mitarbeiter starker als bisher mit dem Gedankengut
des Marxismus-Leninismus and des dialektischen
Materialismus vertraut zu machen. Vor allem mi ssen
wir erreichen, daf3 unsere Mitarbeiter bewuf3ter am
Aufbau des Sozialismus mitwirken and eine festere
Verbindung zur sozialistischen Produktion herstellen.
Eine Reihe guter Voraussetzungen hierzu sind ge-
geben; sie finden ihren Ausdruck in einer grof3en
Zahl von Wirtschaftspatenten, von Freundschafts-
vertragen mit Betrieben and Institutionen sowie
einer bereits bestehenden Gutachter- and Priiftatig-
keit einiger Institute. Um die bereits bestehenden
Verbindungen zur Produktion weiter zu vertiefen
and vor allem die Moglichkeiten zu erweitern, be-
reits erzielte Ergebnisse besser auszuwerten, hat der
Vorstand beschlossen, das vorhandene umfangreiche
Material zu sichten, dem fiir uns zustandigen Gre-
mium der Staatlichen Plankommission zur Verfii-
gung zu stellen and mit ihm den Einsatz zu beraten.
Der Vorstand ist auch bemiiht, das Patent- and Er-
findungswesen besser auszubauen, da es sich zeigte,
daf3 unsere Republik bisher grol3e Verluste durch
Verna chlassigung des Patent- and Erfindungswesens
hinnehmen muf3te.
Im Zusammenhang mit dem speziellen Hinweis auf
die Notwendigkeit einer engen Verbindung zu un-
serer sozialistischen Produktion mull aber die grof3e
Bedeutung der Grundlagenforschung in den Ein-
richtungen unserer Forschungsgemeinschaft beson-
ders betont werden.
Es ist eine primare Aufgabe der Institute der For-
schungsgemeinschaft, Grundlagenforschung zu be-
treiben. Der Vorstand wird deshalb alle Bestrebun-
gen untersti tzen, die theoretische Forschung zu for-
dern and weiter auszubauen. Die Forschung ist die
Grundlage von Entwicklung and Konstruktion, die
zu den Erzeugnissen unserer Produktion fiihren, sie
Sanitized Copy Approved for Release 2010/05/04: CIA-RDP80TOO246AO45300380001-7
nitized Copy Approved for Release 2010/05/04: CIA-RDP80T00246AO45300380001-7
148 MITTEILUNGSBLATT 4. Jahrgang, Heft 6=8
ist damit ihre Basis; eine Befruchtung von Theorie
and Praxis in gegenseitiger Wechselwirkung ist aber astrophysikalischen Auswertung wie Helligkeit,
standig notwendig and muf3 daher gewahrleistet
sein. Ebenso beteiligten rich alle Sternwarten an der visu-
Ausgehend von den Diskussionen im Kuratorium ellen and photographischen Beobachtung der kiinst-
fuhrte der Vorstand zwei Konferenzen mit den Direk
toren der Institute and wissenschaftlichen Einrich- Sputniks. Die ermittelten Daten werden der Akade-
tungen durch, auf denen der Vorsitzende Richtlinien mie der Wissenschaften der UdSSR bekanntgegeben.
fur die weitere Arbeit gab and bei denen Gelegen-
heit zu einem ausfi hrlichen Meinungsaustausch ge Mathematischer Sektor
geben war.
Sowohl im Kuratorium wie auch auf den Direktoren-
mathemati-
konferenzen wurden eingehend alle grundsatzlichen
Fragen behandelt and besonders auch die Prinzipien In der Abteilung Angewandte Mathematik wurden
der Kaderpolitik zur Diskussion gestellt. snit besonderem Erfolg Probleme der Statistik, der
Gestatten Sie mir nunmehr einige Ausfiihrungen zu Aero- and Hydrodynamik, der
den Forschungsergebnissen des Jahres 1957. nichtlinearen Schwingungen and der Spannungs-
Im Bereich der Forschungsgemeinschaft waren nach optik bearbeitet. Von bemerkenswertem Nutzen
dem Plan Forschung and Technik 117 Themen zurn waren wieder die Arbeiten der Statistischen Quali-
Abschlul3 vorgesehen. Tatsachlich konnten 103 The- tatskontrolle, die in der volkseigenen Industrie grope
men abgeschlossen werden. Das Sind 88 Prozent im
Vergleich zu einer Erfiillung des Planes 1956 von Gebiet der Statistik Standen in erigem Kontakt mit
41 Prozent. Ich mochte aber ausdriicklich betonen,
dal3 das Ergebnis dieser formalen Betrachtungsweise stellen der DDR and dienen unmittelbar praktischen
nur ein Ausdruck dafir ist, dal3 die Ziele im Planjahr
1957 realer gestellt wurden.
Eine Ubersicht iffier die wissenschaftlichen Ver-
offentlichungen der Institute im Jahre 1957 ist wesent- der Verbiennung Sind.
lich aufschluireicher. Es zeigt sich, dal3 im Durch-
schnitt auf jeden wissenschaftlichen Mitarbeiter pro
Jahr eine Veroffentlichung kommt. Dies ist im inter-
nationalen Mallstab gesehen ein Behr gutes Ergebnis.
Geo-
Lassen Sie mich nun fiber die wissenschaftlichen
Ergebnisse berichten. physikalischen Jahres 1958 i bernommen haben.
Bei dem grol3en Umfang der Forschungsgemeinschaft Das Institut fir Bodendynamik and Erdbebenfor-
ist es im Rahmen des Leibniz-Tages nicht mehr mog schung in Jena fuhrte zahlreiche Messungen an
lich, einen vollstandigen Bericht fiber die wissen- Hoch- and Tiefbauten Mr Industrie and staatliche
schaftliche Arbeit der Institute and Arbeitsstellen
zu geben. Ich mullte daher eine Auswahl treffen, die dienten der Standortplanung von Industriewerken
nach Wissenschaftsgebieten gegliedert ist; sie be- im Ausland. Beim Bau der Rappbode-Talsperre
riicksichtigt die volkswirtschaftlich nutzbaren Er-
gebnisse etwas starker, da these die Offentlichkeit bedeutungsvolle Hilfe geleistet werden. Kleinseis-
sicher besonders interessieren.
Astronomischer Sektor wachung in verschiedenen Stationsrnstru Bergbaubetrieben and
Im Bereich der Astronomic wurden an alien Stern- forschung. Der geratebauenden Industrie wurden zur
warten die eigenen traditionellen Aufgaben and die veroesserung der seismiscnen
mente
Berechnungsunterlagen and Konstruktionshinweise
reiche Aufnahmen zur genauen Positionsbe:stim- Elastizitatstheorie, der
nalen Astronomischen Union weitergefuhrt. Von
dieser Arbeit zeugt eine beachtliche Reihe von Ver- Am Geomagnetischen Institut in Potsdam wurden
theoretische and experimentelle Untersuchungen
fiber die Verteilung von Zonen erhohter Leitfahig-
keit der Erdkruste in Tiefen von 80-100 km mit Er-
tungsmoglichkeiten. Die Vorteile des neuen, von der folg durchgefuhrt. Die laufende Registrierung des
Akademie der Wissenschaften der UdSSR geschenk- geomagnetischen Feldes war fir die Untersuchung
Observatorium in Potsdam eine wesentliche Ver- wechselseitigen Beziehungen zwischen Erdfeld-
besserung seines Beobachtungsmaterials and dessen
Auswertung. So wurden bemerkenswerte Erkennt-
nisse fiber die Turbulenzvorgange in der Chromo-
und Photosphare der Sonne erzielt. Das theoretische Die theoretischen Arbeiten auf dem Gebiet des Ge-
Verstandnis dieser Vorgange wurde wesentlich ge- steinsmagnetismus machen nunmehr experimentelle
die Lagerstattenkunde, speziell eisenhaltiger Mine-
obachtungen der beiden hellen Kometen im Jahre ralien, immer bedeutungsvoller werden.
die theoretischen Arbeiten fiber hydrographische
nitized Copy Approved for Release 2010/05/04: CIA-RDP80T00246AO45300380001-7
a
S
a
S
Sanitized Copy Approved for Release 2010/05/04: CIA-RDP80T00246AO45300380001-7
MITTEILUNGSBLATT
Probleme weiter. Untersuchungen des Temperatur-
verlaufes im Eis eines Binnensees ergaben zugleich
wertvolle Erkenntnisse fur unsere winterliche Bin-
nenschiffahrt. Die Ermittlung der Gesetzmaf3igkeiten
der Materialwanderung in der Uferzone norddeut-
scher Seen and Ki.isten sowie der Veranderungen
der Uferreliefs ergaben wertvolle Hinweise fur den
Kilstenschutz. Nach jahrelanger Vorarbeit wurden
die ersten Manuskripte der Witterungsgeschichte
Europas von der Zeitwende bis 1850 zum Druck ge-
geben.
Fur die Landesvermessung von praktischem, fur die
Erdvermessung von wissenschaftlichem Wert waren
die Langenbestimmungen Potsdam - Borova - Gora
and Potsdam - Prag des Geodatischen Instituts in
Potsdam. Zur Sicherung des Niveaus im Gravimeter-
grundnetz der Deutschen Demokratischen Republik
waren Pendelmessungen in Bergen (Riigen) and in
Ilmenau wichtig. Der Verbesserung der Landesver-
messung and der dabei angewandten Arbeitsmetho-
den dienten theoretische Arbeiten uber Lotkrum-
mung, Lotabweichungen and Geoidundulationen, ex-
perimentelle Arbeiten der thermischen Eigenschaften
von Invarpendeln sowie die Entwicklung eines Inter-
ferenzkomparators.
Die Arbeiten zur Neubestimmung der absoluten
Schwere in Potsdam als internationaler Schwere-
bezugspunkt sind wesentlich gefordert worden. Der
Potsdamer Zeitdienst ist durch die Ausstrahlung eines
Dauerzeitzeichens nunmehr international bekannt
and wird seiner hohen Genauigkeit wegen viel be-
nutzt.
Das Geotektonische Institut arbeitete mit gutem Er-
folg weiter an der Erforschung der Grundgebirgs-
tektonik, der Deckgebirgstektonik and der Gebirgs-
gefuge. Fur die sedimentaren Eisenerze des Elbinge-
roder Komplexes sind genaue Karten and Profil-
unterlagen in Bearbeitung. Wertvolle Hilfe wurde
bei der Erschlief3ung bzw. beim Abbau von Kalk-
Magnesium-Gesteinen, beim Aufbau von Kalkwerken
durch Baugrunduntersuchungen and schlief3lich bei
der Suche neuer Erdgas- bzw. Erdolvorkommen ge-
leistet. Geologische Untersuchungen in Bulgarien
unterstiltzten die Entwicklung des dortigen Kohlen-
bergbaus; geologische and chemische Arbeiten
fiihrten in Vietnam zur Beratung des Industriemini-
steriums uber den Abbau von Phosphatlagerstatten.
Die Arbeitsstelle fur praktische Geologie hat neue
geologische Kartenblatter im Mallstab 1 : 25 000 fur
Nord-West-Thuringen in Angriff genommen; im Be-
reich des Kaliwerkes Volkenroda wurden neue Hart-
salzvorkommen erschlossen and weiterhin Unter-
suchungen zur Steigerung der Erdgasproduktion and
zur Speicherurig von Industriegas in Thuringen vor-
genommen.
Pkysikalischer Sektor
Innerhalb der Forschungsgemeinschaft wird der Be-
arbeitung spezieller Probleme der Kernphysik be-
sondere Aufmerksamkeit gewidmet. Durch eine Ab-
rede mit dem Amt fur Kernforschung and Kern-
technik wurde das Kernphysikalische Institut Zeu-
then zu dem in der Deutschen Demokratischen Repu-
blik fi hrenden Institut fur das Gebiet der ,niedrigen"
Energien bis 5 MeV and der hdchsten Energien der
kosmischen Strahlung erklart. Fur Versuche mit
Kernreaktionen and zur Erzeugung radioaktiver Iso-
tope steht ein 2 MeV-Kaskadengenerator zur Ver-
fugung. Ferner wird ein Van-de-Graaff-Generator
fur 4-5 MeV aufgebaut. Gemeinsam mit einem be-
reits im Versuchsbetrieb befindlichen groflen magne-
tischen Isotopentrenner zur Herstellung reiner Iso-
tope and zum Teil schon erprobten (3- and y-Spek-
trometern wird die Moglichkeit geschaffen, aus-
gewahlte kernphysikalische Untersuchungen durch-
zufi1hren. Gemeinschaftlich mit dem Vereinigten In-
stitut in Dubna and anderen Stellen in den Volks-
demokratien wurden Arbeiten fiber Reaktionen
hochster Energie sowie uber Wechselwirkung and
Eigenschaften der Elementarteilchen durchgefuhrt
and wesentliche Ergebnisse veroffentlicht. Eine An-
lage fur die Entwicklung grof3er Kernemulsionspakete
ist nahezu fertiggestellt. Sie wird im wesentlichen
fur das Vereinigte Institut fur Kernforschung in
Dubna arbeiten.
Besondere Beachtung wird auch den Fragen der
Festkorperphysik gewidmet. Im Institut Air Strah-
lungsquellen wurden Arbeiten uber transparente
leitende Oberflachenschichten durchgefuhrt, and ein
,technologisch wichtiges Verfahren zu ihrer Her-
stellung an die volkseigene Industrie iibergeben. Auch
auf dem Gebiet der Entwicklung and Erforschung
leistungsfahiger Leuchtstoffe wurden bemerkens-
werte Erfolge erzielt, die z. B. der Produktion von
Leuchtstoff-Hochdruck-Lichtquellen and der Ent-
wicklung der ,Kondensator-Leuchte zugute kommen.
Das Institut fur Festkorperforschung war in der Lage,
Verfahren zur Reinstdarstellung von Selen and Kup-
fer zu entwickeln, die uns vom Import von Selen be-
freien and in Zusammenarbeit mit der volkseigenen
Industrie die Qualitat von Trockengleichrichtern zu
verbessern ermoglichten. Es wurden ferner Probleme
der so wichtigen Rein-Darstellung der Halbleiter-
werkstoffe Germanium and Silizium erfolgreich be-
arbeitet.
Bei experimentellen and theoretischen Untersuchun-
gen an Silberhalogeniden konnten im Institut fur
Kristallphysik das photochemische Verhalten and
die Halbleitereigenschaften dieser Kristalle geklart
werden. Insbesondere durch Untersuchungen bei
tiefsten Temperaturen, zu deren Herstellung eine
Wasserstoff-Verfliissigungsanlage aufgebaut wurde,
war eine Deutung der photochemischen Vorgange
moglich.
Der besonderen Bedeutung magnetischer Werkstoffe
fur die Automatisierung in der volkseigenen Industrie,
fur viele Zwecke der Hochfrequenztechnik and der
Regel- and Steuerungstechnik entsprechend, werden
im Institut fur magnetische Werkstoffe besonders
Arbeiten auf dem Gebiet der Ferrite durchgefuhrt.
So wurden in enger Zusammenarbeit mit den Kera-
mischen Werken Hermsdorf hochwirksame Ferrite
entwickelt, die z. B. in der Nachrichtentechnik and
als neue Bauelemente, als sogenannte Rechteckferrite,
in den modernen Rechenmaschinen verwendet wer-
den.
Den Arbeiten auf dem Gebiete der Plasmaphysik and
der Gasentladungsphysik wurden besondere Be-
achtung geschenkt: Im Institut fur Strahlungsquellen
wurden neue Ergebnisse uber Schichtenbildung in
Niederdruck-Plasrnen erzielt, ferner uber den Auf-
bau der Entladung bei hohen Drucken and Ober Vor-
gange bei der Korona-Entladung. Die Untersuchung
des Verhaltens von Hochstrom-Bogen an wasser-
Sanitized Copy Approved for Release 2010/05/04: CIA-RDP80T00246AO45300380001-7
Sanitized Copy Approved for Release 2010/05/04: CIA-RDP80T00246AO45300380001-7
gekiihlten Anoden ergab neue Gesichtspunkte fur
die technische Entwicklung von Hochleistungslicht-
quellen. Die so bedeutungsvollen ' Miller-Versuche
fiber die Bildung von Aminosauren bei Entladungen
in geeigneten Atmospharen wurden systematisch
weitergefiihrt and neue Ergebnisse erzielt.
Aus dem Institut far Gasentladungsphysik ist u. a.
eine wesentliche Erweiterung der Diffusionstheorie
der Niederdruck-Saule zu verzeichnen. Die Arbeiten
auf dem Plasma-Gebiet wurden in Richtung einer
sy stematischen Erweiterung unserer Kenntnisse der
Elementarprozesse fortgefi hrt. Auch die Ausarbei-
tung von Unterlagen far Plasmahochtemperaturofen
sei erwahnt.
Auf den vielfaltigen Arbeitsgebieten des Heinrich-
Hertz-Institutes far Schwingungsforschung seien zu-
nachst die wissenschaftlichen Arbeiten genannt, die
zur Klarung der Beziehungen zwischen der Ausbrei-
tung der Ultrakurzwellen, die Trager der Fernseh-
sendungen and des UKW-Rundfunks sind, and den
Witterungsbedingungen beigetragen haben. Erfolg-
reiche Untersuchungen im Wellenbereich der Kurz-
wellenUfi hrten zu dem Ergebnis, daf3 heute ein monat-
licher Eunkwetterbericht an viele in- and auslan-
dische Interessenten abgegeben wird.
Das Heinrich-Hertz-Institut ist als erstes Institut Ge-
samtdeutschlands an der internationalen radioastro-
nomischen (lberwachung der Sonnentatigkeit be-
teiligt. Im Aufbau befindet sich eine grope radioastro-
nomische Empfangsanlage mit einem 36-m-Spiegel.
Sic wird die erste vollautomatisch arbeitende Anlage
im dm- and cm-Gebiet in Europa sein.
Die elektroakustischen Arbeiten des Instituts fiber
die Raum- and Bauakustik sind eine wertvolle Hilfe
bei grof3en Bauten in der Deutschen Demokratischen
Republik.
Vom Institut far Optik and Spektroskopie wurden
die Arbeiten auf dem Gebiet der Interferenz-Optik
erfolgreich weitergefi hrt, so dal3 u. a. beim VEB Zeiss
die Serienproduktion von Interferenzmikroskopen
vorbereitet werden konnte. Besonders erfolgreiche
Arbeiten betrafen die Weiterentwicklung des Licht-
mikroskops, mit dem eine storungsfreie fiber 10 000-
fache Vergrof3erung erzielt werden kann.
Zur Optik des menschlichen Auges wurden u. a. ge-
meinsam mit der Universitatsaugenklinik Greifswald
Gerate entwickelt, die in der Behandlung sehgescha-
digter Kinder gute Erfolge bringen. Es wurden
auch neuartige Brillenglaser mit gleitenden Dioptrien
far Alterssichtige entwickelt, von denen sich eine
erste Serie in Fertigung befindet. Von unmittelbarer
Bedeutung far die Praxis waren auch gemeinsame
Arbeiten mit der Reichsbahn, die zu einer wesent-
lichen Verbesserung von Signal-Leuchten fi hrten.
Technischer Sektor
Das Institut far Geratebau konnte neben der Fort-
ft hrung der Entwicklungsarbeiten spezieller Mcf3-
gerate far die volkseigene Industrie bereits zahlreiche
neue Aufgaben beginnen. So wurde eine grof3ere An-
zahl von Zahlgeraten fur kernphysikalische Mes-
sungen, die im Institut fur Medizin and Biologic ent-
wickelt waren, technologisch i berarbeitet and in
gr6f3erer Sti ckzahl zur Verfi Bung gestellt. Die Ent-
wicklung eines Massenspektrometers far analytische
Zwecke wurde gemeinsam mit dem Kernphysika-
lischen Institut Zeuthen abgeschlossen. Aus der
Gruppe der Analysengerate ist besonders der schon
seit langerer Zeit in Produktion befindliche Polaro-
graph zu nennen, der im Jahre 1957 technisch grund-
legend i berarbeitet wurde. Zu erwahnen ist ferner
die Entwicklung eines Kernresonanzspektrometers.
Es stehen also in nachster Zukunft eine Reihe
modernster Gerate fur Forschung and Industrie zur
Verfi gung.
Die Forschungsarbeiten des Instituts far Technologie
der Fasern in Dresden tragen dazu bei, die Textil-
industrie auf eine breite wissenschaftliche Basis zu
stellen, die Rentabilitat der volkseigenen Textil-
industrie zu heben.und die Qualitat der Erzeugnisse
standig zu verbessern. Durch zwei eingefi hrte Ver-
fahren wurde bei stark verki rzter Rostzeit eine hohe
Langfaserausbeute bei guter Qualitat der Faser er-
zielt. Es wurden ferner Arbeiten fiber Herstellungs-
verfahren fur feine Glasfasergarne mit vollem Erfolg
durchgefi hrt. Die zur Herstellung von Glasfasern
entwickelte Maschine erzielt eine vierfach hohere
Produktion bei verbesserter Qualitat and gleich-
zeitiger Senkung der Produktionskosten.
Es gelang, aus Flachs- and Hanfschaben verschiedene
Arten von Platten hoher Qualitat herzustellen, die
zur Einsparung von Holz fi hrten.
Chernischer Sektor
Der wissenschaftlich-systernatischen Erforschung der
bisher nur wenig bekannten Chemie anorganischer
hochpolymerer Verbindungen widmet sich das In-
stitut far anorganische Chemie. Es ist eine grof3e
volkswirtschaftliche Bedeutung, aus dern unerschopf-
lichen Reservoir silikatischer Mineralien wertvolle
Stoffe zu gewinnen. Bei der Untersuchung der Sili-
kate wurden Methoden zur Herstellung definierter
Calciumsilikathydrate ausgearbeitet, die Hydratation
wichtiger Zementmineralien untersucht and dabei
weitere wichtige Teilvorgange bei der Zementhartung
aufgeklart. Die Untersuchungen fiber wasserhaltige
Bariumsilikate ergaben, daf3 these keine Erhartungs-
eigenschaften besitzen. Erstmalig wurden wasserfreie
Silbersilikate hergestellt.
Die zweite Gruppe hochmolekularer anorganischer
Verbindungen, die im Institut fur anorganische Che-
mie bearbeitet wird, ist die der kondensierten Phos-
phate. Die bisher nicht bekannte chemische Kon-
stitution dieser Stoffe wurde aufgeklart and als be-
sonders wichtig ein betriebsmaflig sicheres chromato-
graphisches Analysenverfahren entwickelt, das heute
als allein zuverlassig von der gesamten Polyphosphat-
Industrie des In- and Auslandes eingefi hrt ist. Die
Katalysatoreigenschaften kondensierter Phosphate
bei der Butadiengewinnung wurden hinsichtlich ihrer
Wirksamkeit genau ermittelt. Der Wirkungsmechanis-
mus der Polyphosphate bei der heute in grof3tein Urn-
fang durchgefi hrten Enthartung von Gebrauchs- and
Kesselwasser wurde aufgeklart and in Zusammen-
arbeit mit dern VEB Stickstoffwerk Piesteritz die
Erzeugung qualitativ hochstwertiger Schmelzsalze
fur die Herstellung von Schmelzkase auf Phosphat-
basis ermoglicht.
Die umfangreichen and volkswirtschaftlich bedeut-
samen Arbeiten des Instituts fur organische Chemie
behandelten auf dem Arbeitsgebiet Chemie der grenz-
flachenaktiven Stoffe Synthesen and Untersuchungen,
die einen leicht durchfiihrbaren Weg zeigen, aus-
gehend von Sachariden chemisch, biologisch and tech-
Sanitized Copy Approved for Release 2010/05/04: CIA-RDP80T00246AO45300380001-7
Sanitized Copy Approved for Release 2010/05/04: CIA-RDP80T00246A045300380001-7
nisch verwertbare Verbindungen aufzubauen. Weiter-
hin Sind die Arbeiten zur rationellen Gewinnung
von definierten Mono- and Dicarbonsauren and an-
derer sauerstoffhaltiger Verbindungen durch ge-
steuerte Oxydation von Kohlenwasserstoffen aus der
Braunkohlenverarbeitung von Bedeutung.
Das gleiche gilt fur das Arbeitsgebiet Vor- and
Zwischenprodukte des Instituts fur organische Che-
mie. Die Arbeiten auf dem Gebiet der Chemothera-
peutika fuhrten zu Tbc-Heilmitteln, von denen das
fast untoxische, eine verstarkte Wirkung besitzende
?INHo-van" in Zusammenarbeit mit dem VEB
Farbenfabrik Wolfen in die Praxis eingefuhrt wurde.
Wichtige neue Erkenntnisse wurden bei den Unter-
suchungen fiber Autooxydationsvorgange and uber
organische Peroxyde erhalten, wobei u. a. ergiebige
Synthesen fur Atherperoxyde and fur die bisher noch
nicht bekannten peroxydischen Orthoester ausge-
arbeitet and neue Synthesen fur Isochinolinderivate
gefunden wurden. Das Asche-Luft-Verfahren zur
Reinigung von Phenolabwassern wurde weiter aus-
gebaut mit dem Ziel, die biologischen Reinigungs-
anlagen der Braunkohlenindustrie zu entlasten.
Wesentliche wissenschaftlich and verfahrenstechnisch
gleich wichtige Erkenntnisse wurden auf dem Gebiet
der phosphorhaltigen Insektizide, gewonnen. Sechs
Patentanmeldungen zeugen von den mannigfaltigen
Anwendungsmoglichkeiten der Ergebnisse.
Die Arbeiten des Laboratoriums fur Kunststoffe des
Instituts fur organische Chemie fuhrten zur Auf-
findung, Herstellung and anwendungstechnischen Er-
probung von zwei neuen grol3en, bisher nicht be-
kannten Gruppen von Epoxydharzen: den Trianzin-
epoxydharzen and den Kieselsaure-Epoxydharzen.
Diese beiden Epoxydharzgruppen zeichnen sich durch
verbesserte mechanische Eigenschaften, verminderte
Brennbarkeit and verbesserte Verarbeitbarkeit ge-
genuber Phenolepoxydharztypen aus. Sie sind mit
billigen, in der Deutschen Demokratischen Republik
vorhandenen Rohstoffen herstellbar. Bisher wurden
hier 21 Typen von Epoxydharzen entwickelt, die be-
reits in etwa 500 Betrieben anwendungstechnisch er-
probt wurden.
Die Ergebnisse der auf dem Gebiet der anorganischen
Katalyse durchgefiihrten Arbeiten haben den Pro-
duktionsbetrieben, insbesondere den Leuna-Werken
and dem Kombinat Bohlen, sehr wertvolle Hinweise
fur die technischen Katalysatoren gegeben. Ins-
besondere hat die langjahrige Arbeit des Instituts
fur Katalyseforschung in Rostock fiber die Struktur
and Porositat der Tonerden-Katalysatoren, den
Leuna-Werken Mdglichkeiten gegeben, bessere
Tragermaterialien zu erzeugen and hauptsachlich
vor dem technischen Grof3einsatz die erzeugten Pro-
dukte auf ihre Verwendbarkeit vorzupriifen. Die Er-
gebnisse gaben den Anstol3, in den Leuna-Werken die
vom Institut entwickelten Prufinethoden einzufiihren
and weiterzuentwickeln. Die Laboratoriumsversuche
fur die Methanisierung von Kokereigas sind im In-
stitut abgeschlossen; es laufen halbtechnische Ver-
suche.
Im Arbeitsbereich Organische Katalyse wird an der
Herstellung von hochaktiven Mischkatalysatoren fur
die technische Hydrierung von Phenol and Benzol
gearbeitet. Es gelang die Aromatisierung von Ben-
zinen zur Erhohung der Oktanzahl mit Hilfe neu-
artiger Nickel-Mischkatalysatoren.
Die Arbeiten des Instituts fur Faserstoff-Forschung
in Teltow-Seehof haben sich immer mehr auf 3
Schwerpunkte konzentriert, die durch die Stichworte
,,Polyesterfaser", ,Polyacrylnitrilfaser" and hochfeste
,,Viskoseseide" gekennzeichnet sind. Aul3erdem wer-
den die anderen Gebiete des Forschungsbereiches
(Cellulose, Polyamide, Faserveredelung usw.) be-
handelt.
Es gelang dem Institut die Entwicklung eines neuen
Verfahrens auf der Grundlage des basenlosen Sul-
fitaufschlusses, bei dem begrundete Aussicht besteht,
polymolekular einheitlichere Zellstoffe als bisher zu
erhalten.
Sehr breit angelegte Untersuchungen uber die Vor-
aussetzungen zur Herstellung hochfester Viskose-
fasern ergaben neue Hinweise fur die erforderlichen
Spinnbedingungen.
Die Studien uber die Diffusionsvorgange wahrend
der Fadenbildung fuhrten zu neuen Vorstellungen
fiber die Bildung einer Mantel-Kern-Struktur bei
Viskosefasern.
Die Losungspolymerisation von Acrylnitril wurde
laboratoriumsmal3ig befriedigend gelost and die
Untersuchungen fiber die Verspinnung von Lbsungs-
polymerisaten weitergefuhrt.
Es gli ckte die Herstellung von Osmometer-Mem-
branen, die gegen aggressive Ldsungsmittel stabil
sind.
Im Jahre 1957 wurden 10 Patente angemeldet, die im
Institut entwickelte Verfahren betreffen.
Bemerkenswert ist die besonders enge Zusammen-
arbeit des Instituts mit der Industrie.
Physikalisch-Chemischer Sektor
Besondere Beachtung wird die Forschungsgemein-
schaft ki nftig der physikalischen Chemie schenken.
Die Thematik ist Behr umfangreich and von groper
volkswirtschaftlicher Bedeutung. Sie umfalit Teile
der klassischen Chemie, wie Thermodynamik and
Kinetik einschlielllich der Radiokinetik, die physi-
kalisch-chemischen Vorgange an Grenzflachen ein-
schlielllich Reibung, Schmierung and Verschleil3,
Adsorption, Katalyse and Ionenaustausch wie such
die physikalische Chemie des festen Zustandes, der
bildsamen and abhebenden Verformung, der stabilen
and instabilen Zustande, der Korrosion and der Er-
mudungserscheinungen. Dabei wird auch einen be-
achtlichen Platz die Aufklarung der physikalisch-
chemischen Grundlagen der Verfahrenstechnik ein-
nehmen. Eine Zusammenfassung and intensive Be-
arbeitung dieser Thematik wird erst in dem neuge-
grundeten Institut fur physikalische Chemie mdglich.
Neben dieser Neugriindung verfiigt die Forschungs=
gerneinschaft Ober eine Reihe von Institutionen, die
sich mit Fragen der physikalischen Chemie im
weiteren Sinne befassen. Zu nennen ist das Institut
fur angewandte Silikatforschung, das Probleme der
Silikatforschung in wissenschaftlicher Arbeit klart
and die entwickelten Verfahren bis zur Betriebsreife
fortfiihrt. So wurden im VEB Elektroschmelze? Zschor-
newitz feuerfeste Steine aus Korund geschmolzen,
deren Erprobung in der Glasindustrie and auch in
der metallurgischen Industrie gute Resultate zeigte.
Im Glaswerk Pirna wurde ein Versuchsofen in Be-
trieb genommen, mit dem die dreifache Oberflachen-
leistung im Verhaltnis zu den bisher i blichen Ofen
erreicht werden konnte. Dem Institut gelang es ferner,
Sanitized Copy Approved for Release 2010/05/04: CIA-RDP80T00246AO45300380001-7
Sanitized Copy Approved for Release 2010/05/04: CIA-RDP80T00246AO45300380001-7
aus der Schmelze kontinuierlich di nne Glasfolien
(0,1.-0,4 mm) zu ziehen. Im Zusammenhang mit dem
LEW Hennigsdorf werden hieraus Isolationsstoffe
hergestellt, die glimmerahnliche Eigenschaften auf-
weisen.
In der Arbeitsstelle fur Kristallstrukturanalyse wur-
den die Arbeiten an der Strukturaufklarung einiger
wichtiger Verbindungen aus dem Bereich der Sili-
kate, Phosphate and Sulfide fortgesetzt and auch
Teilergebnisse gewonnen. Fehlordnungserscheinungen
in Kristallen wurden weiter theoretisch untersucht
and Beitrage zur Systematik fehlgeordneter Struk-
turen erhalten. Im Zusammenhang mit der Struktur-
aufklarung stehen grundsatzliche methodische Ar-
beiten sowie die Weiterentwicklung von Gersten.
Ein Weil3enberg-Goniometer and eine Dreh- and
-Schwenkkamera, die im Institut entstanden, wurden
zur serienmaBigen Fertigung vom VEB Freiberger
Prazisionsmechanik ubernommen.
Industriebetriebe and Forschungsinstitute wurden
durch Anfertigung von Rontgenaufnahmen in ihrer
Arbeit unterstiitzt.
Botanischer Sektor
Das Institut fur Kulturpflanzenforschung in Gaters-
leben hat in mannigfacher Weise auf die volkswirt-
schaftliche and kulturelle Entwicklung der Deutschen
Demokratischen Republik EinfluB genommen. In der
Genetischen Abteilung werden auf dem Gebiet der
Mutationsforschung seit einer Reihe von Jahren
Untersuchungen durchgefiihrt, die sich in abseh-
barer Zeit durch die Bereitstellung zilchterisch wert-
voller Formen (besonders Sommer- and Wintergerste,
Sojabohnen and Tomaten) auf die Entwicklung un-
serer Landwirtschaft positiv auswirken werden. Fri h-
reife, standfeste and ertragreiche Formen sind vor-
handen and werden in Leistungsversuchen standig
gepruft. Es wurden laufend Untersuchungen fiber
die erbliche Steigerung bzw. Verrninderung des Ei-
weil3gehaltes bei Gersten durchgefiihrt. Das grol3e
Sortiment an Wild-, Primitiv- and Kulturformen der
Kultur- and Nutzpflanzen hat wesentlich Anteil an
der Entwicklung der zi chteischen Arbeit in der
Deutschen Demokratischen Republik, da bei vielen
Kulturpflanzen entscheidende Ertrage nur durch Ein-
kreuzung von Wild- and Primitivformen zu erzielen
sind.
Das Sortiment des Institutes stellt die einzige grof3e
Quelle wertvoller Erbanlagen von Kulturpflanzen
and ihrer Verwandten dar, die es in Europa gibt.
In der chemisch-physiologischen Abteilung wurden
die Arbeiten zur Selektion von Mutterkornrassen mit
spezifischem Alkaloidcharakter weitergefuhrt. Es
korinte so wertvolles Zuchtmaterial fur den Mutter-
kornanbau zur Verfiigung gestellt werden, da zur
Zeit die Verwertungsmoglichkeiten der Industrie
nicht ausreichen.
Die Systematische Abteilung hat mehr and mehr auf
die Entwicklung der internationalen Kulturpflanzen-
systematik EinfluB genommen and wird hier zu-
nehmend im internationalen Mafstab zu Rate ge-
zogen.
Das
Chemie. In sechs Arbeitsbereichen: Biochemie, Bio-
logie, Pharmakologie, Physik, Angewandte Isotopen-
forschung and der Geschwulstklinik werden umfang-
reiche Arbeiten fiber, die Genese, Diagnostik. and
Therapie des Krebses durchgefiihrt.
Es gelang der Nachweis eines virusartigen Faktors
in verschiedenen bosartigen Geschwulsten der Maus.
Eine Anreicherung des Virus im Gehirn der Tiere
wurde festgestellt.
Besonders hervorzuheben ist, dalI sich die Moglich-
keit einer einheitlichen Klarung der besonderen
Stoffwechseleigenschaften der Krebszelle abzu-
zeichnen beginnt. Es wurden neue Einsichten fiber
das Wesen, den Biochemismus and die Energetik and
der Krebsglykolyse gewonnen. Dari ber hinaus wur-
den physikalisch-chemische Untersuchungen an Hae-
moproteiden durchgefiihrt. Neue Ergebnisse zeigten
Untersuchungen fiber den Steroidstoffwechsel (Hor-
mone, Digitalisglykoside) and fiber die Wirksamkeit
neuer kanzerostatischer Verbindungen im Tierver-
such.
Zahlreiche neue physikalische Gerate fur die Iso-
topenforschung and andere Zweige der Strahlungs-
mel3technik wurden entwickelt. Der Aufbau einer.
Apparatur zur Bestimmung der paramagnetischen
Elektronenresonanz wurde abgeschlossen and es
konnten bereits interessante Ergebnisse gewonnen
werden.
Im klinischen Bereich wurden international dis-
kutierte methodische Veranderungen in bezug auf
die Moglichkeit der Verbesserung der Filnf-Jahres-
Heilungen, insbesondere beim Mamma- and Bron-
chialkarzinom gepreft and weiterentwickelt. Be-
sonders mit der Kobalt-Fernbestrahlung wurden
erste Erfahrungen gesammelt. Eine epikritische Aus-
wertung des gesamten, bisher in der Klinik durch.
gelaufenen Brustdri.isen-Materials wurde in Angriff
genommen and nach modernen Verfahren statistisch
ausgewertet. .
Im Brennpunkt der wissenschaftlichen Arbeiten
stehen Untersuchungen fiber die biologische Wert-
beziehung der Karzinome.
Iin Rahmen der diagnostischen Arbeiten mit radio-
aktiven Isotopen wurde ein Mel3gerat entwickelt,
das die bildmal3ige Darstellung der Verteilung radio-
aktiver Substanzen im menschlichen Organismus ge-
stattet and damit eine wertvolle Bereicherung in der
Diagnostik darstellt. Das Gerat soll in die Produktion
aufgenommen werden.
In Anbetracht der standig
Kreislaufstorungen kommt der Arbeitsstelle fur
Kreislaufforschung besonders volkswirtschaftliche
Bedeutung zu. Bisher gelang es, quantitative and
qualitative Veranderungen in der chemischen Zu-
sammensetzung des Herzmuskels festzustellen and
experimentell Arteriosklerose bei Ratten zu erzeugen.
Chemische Methoden zur radioaktiven Markierung
von He.rzglykosiden wurden ausgearbeitet.
Im Institut fur Mikrobiologie and experimentelle
Therapie in Jena ist aus den zahlreichen Arbeits-
resultaten die Isolierung and Testung von fiber 2500
Aktinomycetenstsmmen besonders zu erwahnen.
Neue Substanzen mit cytostatischer Wirkung, davon
10 mit guter Wirkung im Heilversuch, wurden durch
Institut fur Medizin and Biologic befaf3t sich Synthese dargestellt.
uberwiegend mit ' experimentellen Untersuchungen Das Institut fur Ernahrung in Potsdam-Rehbriicke
auf dem Gebiete der Krebsforschung and der Protein- steht in enger Zusammenarbeit mit der Lebensmittel-
Sanitized Copy Approved for Release 2010/05/04: CIA-RDP80T00246AO45300380001-7
Sanitized Copy Approved for Release 2010/05/04: CIA-RDP80T00246A045300380001-7
industrie,. der pharmazeutischen Industrie und den
Fischkombinaten. Einige bisher unbekannte Gesetz-
mal3igkeiten in der mikrobiologischen Umwelt des
Menschen (Mikroorganismen im Darmkanal, in Se-
kreten und auf Kdrperoberflachen) wurden festge-
stellt. Untersuchungen fiber die Verarbeitungstech-
nik der Lebensmittel fiihrten zu Ergebnissen, die zu
einer Steigerung der Qualitat einiger Lebensmittel
beitragen. Zu erwahnen ist in diesem Zusammenhang
auch die umfangreiche Lehrtatigkeit des Institutes.
Im Institut fir vergleichende Pathologie wurden' die
Untersuchungen uber Tiergeschwiilste und der Tuber-
kulose weitergefilhrt. Die Arbeiten fiber die Ge-
schwulste beim Hausgefliigel und die Geschwiilste
der oberen Atmungswege der Haussaugetiere konnten
abgeschlossen wverden; sie vermitteln vergleichende
Ergebnisse uber das Wesen der Krebskrankheiten bei
Tier und Mensch.
Auf dem Gebiete fur experimentelle und angewandte
Psychologie wurden in der gleichnamigen Arbeits-
stelle wichtige Erkenntnisse zur Frage der psycholo-
gischen Ursachen von Betriebsunfallen gewonnen,
wodurch ' Einsparungen von bisher schon ca.
500 000 DM in der Industrie erzielt werden konnten.
Durch Berufseignungsuntersuchungen an Lehrlingen
und Untersuchungen fiber die Fluktuation von In-
dustriearbeitern wird ein wichtiger Beitrag zur
zweckmal3igen Einordnung und Qualifizierung von
Arbeitskraften geleistet.
Institut fur Dokumentation
Der umfassenden regelmal3igen Information der in
der Forschung und Industrie tatigen Wissenschaftler,
Ingenieure und Techniker sowie der Universitaten,
Hochschulen und wissenschaftlichen Einrichtungen
uber den Entwicklungsstand der Naturwissenschaften
und Technik, der Landwirtschaftswissenschaften und
Veterinarmedizin in der ganzen Welt dienen das Che-
mische Zentralblatt, das Technische Zentralblatt und
das Landwirtschaftliche Zentralblatt des Instituts
fur Dokumentation.
Im Chemischen Zentralblatt wurden 1957 rund 92 000
Referate aller Zweige der reinen und angewandten
Chemie veroffentlicht. Sie Sind das Ergebnis der Aus-
wertung von etwa 3500 Zeitschriften, an dem rund
1220 namhafte Referenten des In- und Auslandes
mitgewirkt haben. Die Patentberichterstattung refe-
riert jahrlich etwa 36 000 Patentschriften.
tYber alle Zweige der Technik informiert das Tech-
nische Zentralblatt, das in mehrere Abteilungen ge-
gliedert ist. 1957 erschien es in den Abteilungen I
Energiewesen, IV Maschinenwesen, V Elektrotechnik.
Im 1. Jahrgang erscheint ab 1958 die Abteilung III
Kerntechnik. Im Berichtsjahr umfaf3te das Tech-
nische Zentralblatt 8318 Druckseiten.
Das Landwirtschaftliche Zentralblatt erschien 1957
in vier Abteilungen und veroffentliche Referate aus
den Gebieten der Land- und Forstwirtschaft und der
Veterinarmedizin der gesamten Welt. 850 wissen-
schaftliche Spezialisten haben im Jahre 1957 in 19 200
Referaten etwa 1250 Zeitschriften und Bucher er-
faBt. Der Gesamtumfang des Landwirtschaftlichen
Zentralblattes betrug 5648 Druckseiten.
Das Institut fur Dokumentation unterstiitzte For-
schung und Industrie durch thematische Literatur-
information und -beratung in 3840 Fallen und gab
rund 29 000 Literaturauskiinfte.
Die ?Volkswirtschaftliche Information fir Kernfor-
schung und Kerntechnik" gab 1044 Informations-
Karten, die ?Volkswirtschaftliche Information fiir
das Gebiet der Chemie" 600 Informationskarten her-
aus.
Die im Jahre 1957 in das Institut iiberfiihrte Zentral-
stelle fiir wissenschaftliche Literatur gab in ihrem
Dokumentationsdienst im Jahre 1957 14 Millionen
Literaturkarten mit rund 165 000 referierten Arbeiten
heraus. In den im Selbstverlag erscheinenden Inhalts-
verzeichnissen sowjetischer Fachzeitschriften sind im
Jahre 1957 14 500 sowjetische Artikel referiert; im Be-
richtsjahr konnten zudem weitere namhafte Refe-
renten in der CSR, in Rumanien und Polen zur Mit-
arbeit gewonnen werden.
Mit dem Ihnen soeben vorgetragenen zusammen-
fassenden Bericht fiber die Arbeitsergebnisse der
Forschungsgemeinschaft und ihrer Institute im letzten
Jahr habe ich Ihnen, wie ich hoffe, ein anschauliches
Bild der weit verzweigten und gewaltigen Kapazitat
dieser grof3ten wissenschaftlichen Forschungsein-
richtung gegeben. Sie konnten einen Eindruck ge-
winnen von den grol3en Erfolgen unserer Wissen-
schaftler in ihrer Arbeit und ouch von dem standig
wachsenden Anteil der in der Praxis zur Anwendung
kommenden Ergebnisse ihrer theoretischen Erkennt-
nisse. Diese Leistungen wurden moglich durch eine
tatkraftige Hilfe und Untersti tzung der Regierung
unserer Deutschen Demokratischen Republik, der
wir uns mit tiefem Dank verbunden fiihlen.
Angesichts der erzielten groBen Erfolge sind wir
uns bewul3t, daB es nicht ausreicht, allein Forschungs-
ergebnisse schlechtweg zu erzielen, sondern dali mit
unserer Arbeit immer und in jedem Fall die Frage
verkni pft ist, wem die Ergebnisse unserer Arbeit
dienen.
Auf Grund der Erfahrungen der Geschichte kann ge-
rade fiir den Wissenschaftler kein Zweifel dariiber be-
stehen, dali seine Arbeit nur dann sinnvoll und wahr-
haft erfolgreich ist, wenn sie dem Frieden und dem
Fortschritt aller Menschen dient. Der Sozialismus
als diejenige Gesellschaftsordnung, die wir in un-
serer Deutschen Demokratischen Republik aufzu-
bauen im Begriff sind, hat rich dieses Ziel zur Auf-
gabe gestellt. Ich zweifle nicht daran, daB die Ange-
horigen unserer Intelligenz sich mit jedem schopfe-
rischen Elan fur die Sache des Friedens und fur die
Sache des Fortschritts einsetzen, der dafiir biirgt, dali
wir dieses hohe Ziel gemeinsam erreichen.
Sanitized Copy Approved for Release 2010/05/04: CIA-RDP80T00246AO45300380001-7
Sanitized Copy Approved for Release 2010/05/04: CIA-RDP80T00246AO45300380001-7
Im AnschluJ3 an die Berichte and den Vortrag iiberreichte Herr Vizeprasident Prof. Dr. W. Friedrich in
feierlicher Form die Leibniz-Medaillen 1958:
Dr. h. c. Max Beyer, Hamburg-Bergedorf
Die Neigungen des am 22. Oktober 1894 in Hamburg-
Bergedorf geborenen Max Beyer galten schon friih-
zeitig der beobachtenden Astronomie. Seit 1919 be-
obachtete er an eigenen Instrumenten and 1922 er-
richtete er sich eine Privatsternwarte.
Max Beyer ist ein Beobachter von aul3ergew6hnlicher
Fahigkeit and Tatkraft. Auf zwei Gebieten hat er be-
sondere Leistungen aufzuweisen: auf dem der Be-
obachtung der veranderlichen Sterne and dem der
Kometen. Seine Beobachtungen des Lichtwechsels
der Veranderlichen and der Helligkeit von neuen
Sternen sind in mehr als 40 Arbeiten niedergelegt,
die meistens in den ,Astronomischen Nachrichten"
veroffentlicht sind. Ein umfassender anderer Artikel
,,Veranderliche Sterne" erschien 1952 in dem Band
,Astronomie and Geophysik' von Landolt-Bornstein.
Besonders grof3e Aufmerksamkeit schenkte Max
Beyer den physischen Beobachtungen der Kometer_,
wobei in grolleren Abhandlungen fiber Helligkeit,
Schweifbildung and Spektra der Kometen ausfiihr-
lich vorgetragen wird.
Auf dem 4. Internationalen Astrophysikalischen Kon-
gref3 in Li1ttich 1952 referierte Max Beyer fiber die
Beziehung zwischen der Tatigkeit auf der Sonnen-
oberflache der Helligkeit and der Schweifentwick-
lung der Kometen sowie fiber den Zusammenhang der
Kometenhelligkeit und_der Relativzahlen der Sonnen-
flecken.
Breits 1950 erschien die 3. Auflage des von Max
Beyer bearbeiteten Sternatlas von Beyer-Graff.
Von den Ehrungen, die Max Beyer zuteil wurden,
seien hier nur genannt der Hansgirg-Preis der Oster-
reichischen Akademie der Wissenschaften, seine
Wahl zum Mitglied der Deutschen Akademie der
Naturforscher (Leopoldina) zu Halle and die Ver-
leihung des Ehrendoktortitels durch die Mathemat.-
Naturwissensch. Fakultat der Universitat Hamburg.
Die erste Veroffentlichung Arthur Bierbachs fallt in
die Jahre 1907-1909, in denen er als Redakteur der
Halleschen Zeitung arbeitete.
Die Redaktionsarbeit, durch die sich der 1879 Ge-
borene die geldlichen Mittel zur Beendigung seines
Studiums verdiente, liel3 ihn seine erste Publikation,
die ?Geschichte der Halleschen Zeitung" schreiben.
1913 erschien seine Dissertation fiber das ,Urkunden-
wesen der alteren Magdeburger Erzbischofe".
Seit den Arbeiten zu seiner Dissertation war er der
mittelalterlichen Landesgeschichte and namentlich
der seiner Wahlheimat Sachsen/Anhalt eng ver-
bunden.
Mit seinem ,Urkundenbuch der Stadt Halle, ihrer
Stifter and Kloster" schuf Arthur Bierbach im Laufe
der Jahre ein Monumentalwerk, das sich durch eine
bestechende Editionstechnik auszeichnet and in Form
and Inhalt Vorbild fur Veroffentlichungen dieser Art
sein diirfte.
Das vierbandige Werk bietet die Urkunden der Stadt
Halle aus 6 Jahrhunderten dar. Die Qualitat dieses
Werkes wird nicht nur von der auf3erordentlichen
Kenntnis der Lokalgeschichte, sondern auch durch
das reiche Wissen des Verfassers um die Landes- and
Reichsgeschichte bestimmt.
Das bier zusammengetragene Material ist von grollem
Wert, sowohl fiir die allgemeine Geschichte, fur die
Wirtschafts-, Kultur- and Sozialgeschichte and fur
die Sprach- and Rechtswissenschaft.
Gegenwartig arbeitet Dr. Arthur Bierbach an dem
5. Band des Urkundenbuches der Stadt Halle.
In Dr. h. c. Rudolf Mell reprasentiert sich der stille,
gewissenhafte and zutiefst mit der Materie vertraute
Gelehrte. Es ist sein Verdienst, einen wesentlichen
Teil zur Erforschung der chinesischen Lurch- and
Kriechtierwelt beigetragen zu haben. In unermud-
licher Arbeit and mit ausgezeichnetern biologischen
Verstandnis studierte er Vorkommen and Lebens-
-weise der in China heimischen Reptilien and Amphi-
bien. Seine urnfangreichen Sammlungen zeichnen
sich durch gewissenhafte Fundort-Angaben and ein-
wandfreien Preparations-Zustand aus.
In seinen Publikationen verstand es Dr. Mell, die
Zusammenhange zwischen der Lurch- and Kriech-
tierwelt, ihrem Lebensraum and den geographischen
Verhaltnissen des Landes darzulegen.
Seine Abhandlungen sind in einem lebendigen, un-
gekfinstelten Stil geschrieben. Sie sprechen bei wei-
tern nicht nur den sich fur die Herpetologie Interes-
sierenden an, sondern einen weiten Leserkreis.
Dr. Mell verstand es, die Wissenschaft zu populari-
sieren, ohne in den Fehler zu verfallen, sie zu ver-
flachen. In namhaften wissenschaftlichen Werken
wird Dr. Rudolf Mell als Gewahrsmann zitiert, denn
er ist im Kreise der in- and auslandischen Fachwelt
ein geschatzter Forscher.
Sanitized Copy Approved for Release 2010/05/04: CIA-RDP80T00246AO45300380001-7
Sanitized Copy Approved for Release 2010/05/04: CIA-RDP80T00246A045300380001-7
MITTEILUNGSBLATT
Zum Studium des dialektischen Materialismus
Werke zum Studium des dialektischen and historischen Materialismus
Der Sieg des Sozialismus in der Deutschen Demo-
kratischen Republik and in ganz Deutschland fallt
zusammen mit dem Sieg der wissenschaftlichen Welt-
anschauung `der Arbeiterklasse, dem dialektischen
and historischen Materialismus, uber das alte burger-
liche Weltbild, uber Idealismus and Religion. Die
sozialistische Ordnung entwickelt and festigt sich
nicht zuletzt auch in dem Malle, in dem die dialek-
tisch materialistische Weltanschauung alle Lebens-
spharen unserer Gesellschaft durchdringt, indem sich,
getragen vom sozialistischen Bewul3tsein, ein neues
Verhaltnis zur Arbeit, zur Familie, zum Kollektiv,
zur Gesellschaft herausbildet, alte Denk- und Le-
bensgewohnheiten uberwunden werden, neue, sozia-
listische Methoden nicht nur die Prod uktionstatig-
keit umgestalten, sondern auch die wissenschaftliche
Betatigung auf eine qualitativ neue Stufe heben. Jene
Einzelwissenschaften and wissenschaftlichen Diszi-
plinen, die unter dem Begriff. Gesellschaftswissen-
schaft verstanden werden, werden in_dem MaBe zu
ecliten Wissenschaften, die, was ihre Exaktheit an-
geht, ebenburtig neben den Naturwissenschaften ste-
hen, wie'sich in ihnen der dialektische Materialismus
als Grundlage and Methode der Forschung durch-
setzt. Die Entwicklung der Wissenschaft, die seit
Marx and Engels unentwegt Beweise dafiir geliefert
hat, daB der einzige Weg, der aus der Krise der biir-
gerlichen Geisteswissenschaft aus der Stagnation z. B.
der biirgerlichen Geschichtswissenschaft herausfii.hrt,
der dialektische Materialismus ist: Er vermag diese
Wissenschaften auf den sicheren Boden der objek-
tiven Realitat zu stellen, von der her die Deutung
and Erklarung, sei ?es literarischer and philosophi-
scher, sei es historischer and psychologischer Tat-
bestande erst wissenschaftlich moglich wird. Will
unsere Akademie ihre Rolle als fiihrendes For-
schungszentrum auch auf dem Gebiete der Gesell-
schaftswissenschaf ten verwirklichen, dann kann sie
es letztlich nur in dem Ma13e, in dem sick in ihren
geschichts-, sprach- and literaturwissenschaftlichen
Einrichtungen der dialektische Materialismus als For-
schungsgrundlage durchsetzt. Der Weg hierhin fiihrt
Ober philosophische Kolloquien, wissenschaftliche
Streitgesprache, philosophische Seminare, kurz (!her
die standigen lebendigen Auseinandersetzungen mit
der marxistischen Philosophie.
Diesen ProzeB, der von wahrhaft umgestaltenden
Konsequenzen fur das gesamte Leben der Akademie
sein wird,.zu fordern, ist das Ziel der auf Anregung
der Betriebsparteiorganisation - wissenschaftliche
Institute - von Mitarbeitern der Arbeitsgruppe Phi-
losophiehistorische Texte veranstalteten Ausstellung
von Werken zum Studium des dialektischen and
historischen Materialismus. Die Ausstellung wurde
im Foyer and 1. Stock des Akademiegebaudes Otto-
Nuschke-StraBe eingerichtet. Sie umfal3t drei Abtei-
lungen: In der ersten werden einige besonders zur
155
Einfuhrung in das Studium des Marxismus geeignete
Schriften gebracht, so z. B. Plechanow: ,Vber mate-
rialistische Geschichtsauffassung", R..O. Gropp: ?Der
dialektische Materialismus", u. a. Im Zentrum der
Ausstellung stehen die Hauptwerke zum Studium des
dialektischen Materialismus: Beginnend mit Marx'
?Kritik des Hegelschen Staatsrechts", uber ?Die Hei-
lige Familie" von Marx and Engels, ,Das Kapital",
die wichtigsten Schriften Lenins bis hin zu Stalin
and Mao-Tse-tung. Die dritte Abteilung schliel3lich
besteht aus Werken, die von besonderer Bedeutung
fur bestimmte Einzelwissenschaften, seien es Gesell-
schaftswissenschaf ten oder Naturwissenschaften,
sind. Gerade dieser Bereich der Ausstellung, in dem
freilich nur eine sehr knappe Auswahl getroffen
werden konnte, verdient allergrol3te Aufinerkscun-
keit: sind doch gerade jene zahlreichen in direktem
Zusammenhang mit Problemen der Einzelwissen-
schaften stehenden Arbeiten der Klassiker der mar-
xistischen Philosophie nur erst vollig unzureichend
ausgeschopft worden. Dies gilt fur die Arbeit von
Friedrich Engels uber den frankischen Dialekt ebenso
wie fur Lenins Materialismus and Empiriokritizis-
mus. Dieses letztere Werk ist bei weitem noch nicht
zum Gemeinbesitz aller Physiker geworden, obzwar
es die' entscheidendsten philosophischen Verallgemei-
nerungen der Ergebnisse jener Umwalzungen in der
Physik trifft, die sich zu Beginn unseres Jahrhunderts
vollzogen. Gerade dieses Werk setzt den Physiker in
den Stand, sich weltanschaulich richtig zu orientie-
ren, den Gefahren des ,physikalisc.hen Idealismus"
zu entgehen.
Zugleich mag diese dritte Abteilung deutlich machen,
daB der dialektische Materialismus sich in untrenn-
barem Zusammenhang mit den Einzelwissenschaften
entwickelt hat and gerade die Naturwissenschaften
entscheidende Voraussetzungen fur die Herausbil-
dung des marxistischen Weltbildes geliefert haben.
Die uberwiegende Mehrzahl aller ausgestellten Werke
ist mit einem knappen Kommentar versehen. Dabei
kam es in der zweiten Abteilung, Hauptwerke zwn
Studium des dialektischen and historischen Mate-
rialismus, darauf an, den wesentlichsten philosophi-
schen and politischen Gehalt der Werke in einer
solchen Weise anzugeben, daB die Richtung fur ihre
Durcharbeitung im Selbststudium angedeutet wird.
So etwa findet sich im Kommentar zu Lenins Werk
,,Was sind die Volksfreunde" nicht nur eine Kenn-
zeichnung seiner Bedeutung fur die tYberwindung
der subjektiv-idealistischen soziologischen Methode
der Volkstumler, sondern es wird der Blick zugleich
auch auf solche darin behandelten Kategorien ge-
lenkt, wie ,Produktionsverh5ltnisse", ,Gesellschafts-
formation" and ,objektives gesellschaftliches Ge-
setz". Uberhaupt wurde Wert darauf gelegt, Lenins
unschatzbare Verdienste fur die Geschichte der mar-
xistischen Philosophie sichtbar zu machen: Seine
Sanitized Copy Approved for Release 2010/05/04: CIA-RDP80T00246A045300380001-7
Sanitized Copy Approved for Release 2010/05/04: CIA-RDP80T00246AO45300380001-7
Werke sind, sofern sie direkt in die Periode des Uber-
gangs vom Kapitalismus zurn Sozialismus hinein-
fiihren?von entscheidender Bedeutung auch fur den
Sieg des Sozialismus in der Deutschen Demokrati-
schen Republik. Dabei versteht es sich aber von
selbst, daf3 bei der Kommentierung seiner Werke
fiber der praktisch-politischen Seite, fiber ihrer Be-
deutung fur die Theorie and Praxis der marxistischen
Parteien in der Epoche des Imperialismus ihr all-
gemein philosophischer Gehalt nicht in den Hinter-
grund gedrangt wurde. Die einzelnen Werke in der
genannten zweiten Abteilung sind zu Gruppen zu-
sammengestellt;die jeweils einer bestimmten Periode
in def Geschichte der marxistischen Philosophie ent-
sprechen, so etwa von 1843-1852, 1852-1871 u. s. f. Es
sollen damit die wichtigsten Etappen der Entwick-
lung der marxistischen Philosophie in ihrem inneren
Zusammenhang and in ihrem Zusammenhang mit
einer bestimmten historischen Situation, mit einer
bestimmten Entwicklungsstufe der Arbeiterbewe-
gung deutlich werden.
Die Klassiker des Marxismus-Leninismus haben keine
Kompendien zur bequemen Aneignung des dialek-
tischen and historischen Materialismus hinterlassen.
Jede einzelne Schrift, die Marx and Engels, die Lenin
and seine Schuler hinterlassen haben, ist aus dem
Kampf der Arbeiterklasse, den politischen and the-
oretischen Erfordernissen der internationalen Ar-
beiterbewegung erwachsen and wurde geschrieben,
um these Bewegung voranzutreiben. Erst wenn man
dessen eingedenk bleibt, wenn man die Werke der
Klassiker in diesem ihrem wesentlichsten Zusam-
menhange begreift and studiert, kann der revolutio-
niire Geist des Marxismus, kann die dialektisch-mate-
rialistische Methode in ihrer ganzen Tiefe erfaf3t
werden; dann erst kann man sich den Inhalt in seiner
4. Jahrgang, Heft 6-8
Bewegung aneignen, kann man lernen, revolutionar
zu denken, auch in jenen Bereichen, die scheinbar
ein ,ideologisches Naturschutzgebiet" darstellen.
Es gilt, die Werke der Klassiker nicht mehr nur als
allenthalben verwendbare Zitatentrager zu betrach-
ten, es gilt vielmehr ihr Studium als Studium des
Marxismus in Aktion zu betreiben.
So wird, etwa gewuf3t, daf3 Marx',,Einleitung zur Kri-
tik der Hegelschen- Rechtsphilosophie" jenes be-
ruhmte Zitat ?die Theorie wird zur materiellen Ge-
walt, wenn sie die Massen ergreift" enthalt; weft
weniger aber wurde bisher -- and dieses zeigen die
an der Akademie durchgefuhrten philosophischen
Aspirantenkurse - dieses Dokument in der Weise
als ein geschlossenes Ganzes studiert, dal3 die hier
inaugurierte wissenschaftliche Religionskritik, (lie
Lehre von,der Revolution, vom Proletariat als der
revolutionarsten Klasse der modernen Gesellschaft,
ihrem Verhaltnis zur neuen materialistischen Philo-
sophic als ein organisches Ineinander begriffen, als
programmatische Verkundung eines neuen, von
Grund auf revolutionaren Weltbildes.
Vom V. Parteitag der SED Sind entscheidende Imn-
pulse fur die allseitige Durchdringung unserer ge-
samten sozialistischen Wirklichkeit mit der marxi-
stisch-leninistischen Weltanschauung ausgegangen.
Auch an der Akademie wird die Auseinandersetzung
um philosophische Fragen mehr and mehr an Bedeu-
tung. gewinnen. Die Ausstellung von Werken zum
Studium des dialektischen and historischen Mate-
rialismus will ein kleiner Beitrag zur Fdrderung die-
ses Prozesses sein.
Otto Finger
Arbeitsgruppe Philosophie-historische Texte
Wissenschaftlicher Assistent
Die Forschungsgerneinschaft
Am 18. Juni 1958 trat in Berlin-Adlershof das Kura-
torium der Forschungsgemeinschaft der naturwissen-
schaftlichen, technischen and medizinischen Insti-
tute der Deutschen Akademie der Wissenschaften zu
Berlin zu seiner 3. Sitzung zusammen.
Dem Kuratorium lag der Bericht iiber die Tatigkeit
des Vorstandes and des wissenschaftlichen Sekre-
tariats fur die Zeit vom 1. November 1957 bis zum
1. Juni 1958 vor. Es nahm den Bericht von Herrn
Dr. H. Neels fiber den Verlauf and die Ergebnisse der
Parteiaktivtagung der SED der Forschungsgemein-
schaft entgegen.
Das Kuratorium beschlo13 au f Grund von Vorlagen
des Vorstandes folgende organisatorische Verande-
rungen:
Das Institut fur Strahlungsquellen, das Institut fur
Festkorperforschung and die Arbeitsstelle fur La-
mineszenzforschung werden mit Wirkung vom
1. 7. 1958 zu einem ,Physikalisch-Technischen In-
Sanitized Copy Approved for Release 2010/05/04: CIA-RDP80T00246AO45300380001-7
Kommunique
stitut" zusammengefaf3t. Zum Ersten Direktor and
Vorsitzenden des Direktoriums des Institutes wurde
Akademiemitglied Prof. Dr. R. Rompe berufen.
Das ?Institut fur organische Chemie" wird rriit
Wirkung vom 30. 6. 1958 aufgelost. Aus den Be-
reichen des aufgelosten Institutes werden gebildet:
Das ?Institut fur Fettchemie"
unter Leitung von Akademiemitglied Prof. Dr.
H. Bertsch,
das ?Institut fur organische Chemie"
unter Leitung von Prof. Dr. A. Rieche, korrespon-
dierendes Mitglied der Deutschen Akademie der
Wissenschaften zu Berlin, and
das ?Institut fur Kunststoffe"
unter Leitung von Herrn Dr. A. Wende.
Die Arbeitsstelle fur Kristallstrukturanalyse.wird
mit Wirkung vom 1. 7.'1358 in ein ?Institut Mir
Sanitized Copy Approved for Release 2010/05/04: CIA-RDP80T00246A045300380001-7
Strukturforschung"
umgebildet unter Leitung von Frau Professor Dr.
K. Boll-Dornberger.
Ferner wurde mit Wirkung vom 1. 7. 1958 eine
,,Zoologische Forschungsstelle im Berliner Tier-
park" gegriindet, die unter Leitung eines Kurato-
riums stehen soil.
In eingehender Aussprache wurde zu Fragen der wei-
teren sozialistischen Entwicklung der Institute der
Forschungsgemeinschaft Stellung genommen.
Das Kuratorium begriif3t die Einrichtung von Semi-
naren and Kursen fiber den dialektischen and histo-
rischen Materialismus. Es stellt fest, daf3 die sozia-
li~tische Entwicklung der Institute zu den Haupt-
aufgaben des Vorstandes der Forschungsgemeinschaft
gchort. Dabei rind alle t?berspitzungen zu vermeiden
and lurch verstandnisvolle tYberzeugungsarbeit das
gegenseitige Vertrauen zwischen alien Mitarbeitern
der Forschungsgemeinschaft zu festigen.
Das Kuratorium beschaftigte sich auierdem ausfiihr-
lich mit den Ursachen der Republikflucht and stellte
Aus der Arbeit der Institute
Wissenschaft and Produktion
fest, daf3 die Direktoren and Leiter der wissenschaft-
lichen Einrichtungen eine besondere Verantwortung
fur die Erziehung ihrer Mitarbeiter in wissenschaft-
licher and gesellschaftlicher Hinsicht tragen.
In der Diskussion wurde weiterhin festgestellt, daf3
die Zusammenarbeit der Institute mit der Industrie
sich verbesserte and bereits zu vielfaltigen prak-
tischen Ergebnissen gefuhrt hat. In bezug auf die
internationale Zusammenarbeit mit den befreundeten
Landern besteht jedoch noch eine mangelhafte Koor-
dination zwischen den Instituten der Forschungs-
gemeinschaft and der Industrie.
This Kuratorium beauftragte den Vorstand, die Assi-
stenten-Ordnung nach Abschluf3 der Diskussion zurn
2. Eniwurf auf der nachsten Sitzung zur Beschluf3-
fassung vorzulegen.
Im Zusammenhang mit der Behandlung einiger fach-
licher Fragen wurde die Schaffung eines Zentrums
fur die strahlenbiologische Forschung in der DDR
fur erforderlich gehalten and der Vorstand beauf-
tragt, entsprechende Vorschlage zu machen.
Die Anschauung, daf3 die wissenschaftlichen For-
schungsergebnisse an einer ,Akademie der Wissen-
schaften" nur unmittelbar der Entwicklung der Wis-
senschaft selbst dienen, di.irfte in einem sozialisti-
schen Staat nicht mehr als Grundprinzip anerkannt
werden.
Wir 'bringen daher in den nachfolgenden Ausfiihrun-
gen zwei Berichte fiber die Entwicklung neuer Ver-
fahren, die ihre Anwendung in der Industrie, and
zwar der Glas bzw. Steine verarbeitenden Industrie
bereits gefunden haben.
Es ist in der DDR viel davon gesprochen worden, daf3
die wissenschaftlichen Ergebnisse auch in die Praxis
ubergefuhrt werden sollen. Die Forderung - so be-
rechtigt sie ist - ist nicht immer ieicht durchzu-
fi hren, weal sie voraussetzt, da8 der Leiter des be-
treffenden Instituts geni.igend industrielle Beziehun-
gen and auch Kenntnisse auf dem Gebiet der Aus-
arbeitung technischer Verfahren hat.
Die nachstehenden Berichte sind in diesem Sinne als
Beleg dafiir aufzufassen, daf3 - wenn die oben ge-
nannten Bedingungen im Bereich eines Instituts vor-
handen sind - es auch unter den bestehenden Ver-
haltnissen moglich ist, wissenschaftliche ?Ergebnisse
in praktische Produktionen umzuwandeln, insbeson-
dere, wenn es sich um die Herstellung von Produk-
tionen handelt, die sonst gegen Devisen eingefiihrt
werden muf3ten.
In diesern Sinne werden die Arbeitsergebnisse meines
Stellvertreters, des Herrn Ing. Johannes Roder, and
des Leiters unserer Abteilung Feuerfest, des Herrn
Dr. Martin Blanke, mitgeteilt.
Prof. Dr. Hans Heinrich Franck
Akademiemitglied
Institut fur angewandte Silikatforschung
Schmelzflussig gegossene Steine
Das Bestreben der feuerfesten Industrie, auf kera-
mischem Wege grof3forinatige Steine herzustellen,
die gegen das schmelzende Glas ausreichend bestan-
dig Sind, scheiterte daran, daf3 es nicht gelang, den
Stein ausreichend zu verdichten and den Anteil an
kristallisierter Phase zu erhohen. Auf3erdem war man
sich zu dem Zeitpunkt, wo Herr Dr. Blanke dieses
Problem aufgriff, nicht im klaren, ob man den Stein
nach der sauren oder basischen Seite hin entwickeln
sollte. Dieses um so mehr, als sick die Glashutten
gleichzeitig von Soda- auf Sulfatglas umstellen muf3-
ten. Dr. Blanke bewaltigte dieses komplexe Problem
in der Weise, daf3 er es einmal nach der. mineralogi-
schen Seite and zum anderen nach der physikalischen
aufloste.
Um den Einfluf3 der Porositat auszuschalten, go13 er
seine Proben bei einer sehr hohen Temperatur aus
dem Schmelzflul3, schnitt daraus Steinwtirfel von
2 cm Kantenlange and erprobte these sowohl in der
Soda- als auch in der Sulfatschmelze. In einer zwei-
ten Versuchsreihe priifte er den Einfluf3 der Porosi-
tat an Steinwurfeln, die aus handelsublichen Steinen
Sanitized Copy Approved for Release 2010/05/04: CIA-RDP80T00246A045300380001-7
Sanitized Copy Approved for Release 2010/05/04: CIA-RDP80T00246AO45300380001-7
geschnitten wurden. Im Verlauf dieser Untersuchun-
gen konnten befriedigende Ergebnisse erzielt,werden.
Das Institut fur angewandte Silikatforschung war
nunmehr vcr die Frage gestellt, wie sick solch ein
Stein technisch herstellen la6t and wo sich ein Be-
trieb findet, der bereit ist, zunachst einmal eine halb-
technische Versuchsanlage in seinem Werk aufzu-
stellen uncl mit Arbeitskraften auszi statten. Es war
sich dariiber klar, daB ein volkswirtschaftlicher
Nutzen nur dann zu erzielen war, wenn es selbst die
Initiative zur Uberfuhrung in die Produktion ergriff.
Dieses Vorhaben war um so schwieriger, als man zu
diesem Zeitpunkt noch nicht erkennen konnte, ob die
spatere Produktion wirtschaftlich sein wilyde. Der
erste Schritt gelang, and zwar vornehmlich deshalb,
weil der Leiter des Instituts, Herr Prof. Dr. H. H.
Franck, friiher im Stickstoffwerk Piesteritz gearbeitet
hatte and daher wuf3te, da13 dort solche Versuche
durchfi hrbar sind.
Nachdem die halbtechnische Anlage, gebaut war,
zeigte es sich, daB es zwar moglich war, nach dean
im Laboratorium erarbeiteten Rezept die Rohstoffe
zu"schmelzen and in eine Form zu gief3en, daB aber
die Qualitat der ausgeformten Steine nicht. den Er-
wartungen entsprach. Sie waren temperaturempfind-
lich, zeigten Risse and enthielten im Inneren Lunker
and Taschen. Es bedurfte weiterer Forschungsarbeit,
um dieses zu ergrUnden and einzudammen. SchlieB-
lich gelangte man zu Steinen, die zu einem groBtech-
nischen Versuch ermutigten.
Im Stickstoffwerk Piesteritz konnte die Anlage leider
nicht errichtet werden, da zu ihrer Unterbringung
kein Raucn vorhanden war. Zufallig war Herr Prof.
Franck zuvor mit der Elektroschmelze Zschornewitz
bekannt geworden, and aus dieser Begegnung ent-
stand die Bereitschaft der Werkleitung, einem Teil
der Schmelzhalle fur die Aufstellung der Versuchs-
anlage zur Verfiigung zu stellen and die Durchfiih-
rung der Versuche trotz der betrieblichen Storungen,
die damit verbunden sind, zu unterstiitzen. Auch die
zur Bedienung der Anlage erforderlichen Arbeits-
krafte wurden abgestellt, obgleich dieses fur den Be-
trieb bei dem im Raum Halle herrschenden Arbeits-
kraftemangel eine schwere Belastung bedeutete.
Die Ausgestaltung der Anlage and ihre Konstruktion
muflte das Institut zum groflen Tell selbst durch-
fiihren, da die zentralen Konstruktionsbiiros voll aus-
gelastet waren. Auch mullte es einen Teil der Mate-
rialbeschaffung selbst ubernehmen, da wahrend des
Baues Engpasse auftraten. Die Anlage funktionierte,
obwohl keinerlei Unterlagen fur ' derartige Anlagen
vc,rhanden waren. Es wurden Steine bis zu einer
Grof3e von 60X4OX30 cm abgegossen and nach dem
Rezept getempert, das bei den halbtechnischen Ver-
suchen erarbeitet war. Nach dem Ausbau der Steine
aus der Tempergrube zeigten sich jedoch Haarrisse,
and es bedurfte einer weiteren Forschungsarbeit, um
auch diese zu beseitigen. Die Erprobung der Steine in
einer Versuchsglaswanne, die das Institut im Farb-
glaswerk Pirna errichtet hatte, ergab inzwischen,
daB sie rich ausgezeichnet bewahrten, and man
konnte nunmehr daran denken, einige Steine in eine
Produktionswanne der Glasindustrie einzubauen. Das
war indessen nur moglich, wenn in den volkseigenen
Betrieben der Glasindustrie ein Mitarbeiter gefun-
den wurde, der dem Hersteller der Steine so viel
Vertrauen schenkte, daB er das Risiko fur seine Pro-
duktion ubernehmen konnte. Der Kollege Glootz voin
Glaswerk Stralau hatte den Mut hierzu. Es zeigte
sich auch in diesem Falle, daB die Steine von der
Glasschmelze kaum angegriffen wurden and die
Qualitat des Glases nicht beeintrachtigen. Anschlie-
Bend wurden 40 Tonnen dieser Steine in verschie-
denen Glashiitten eingebaut, and man darf erwarten,
daB sie eine Wannenreise von zwei Jahren i berste-
hen werden, wahrend man bei keramisch gebunde-
nen Wannensteinen mit einer wesentlich kiirzeren
Lebensdauer rechnet.
Bishei mul3ten die schmelzflussig gegossenen Steine
fur die Glasindustrie importiert werden and wir
hoffen, durch die Ergebnisse der Arbeit des Instituts
einen Wegfall des Imports zu erreichen.
In.zwischen interessiert sich auch die Stahlindustrie
and die chernische Industrie fur schmelzflussig ge-
gossene Steine, nachdem es Herrn Dr. Blanke gelang,
weitere Sorten abzugief3en. Auch in diesen Werken
war eine Erprobung nur moglich, weil die betreffen-
den Betriebe sich entgegenkommenderweise bereft
fanden, den neuen Werkstoff entsprechend den An-
gaben seines Herstellers auszuprobieren.
Zur Uberfuhrung eines Forschungsergebnisses in die
Praxis bedarf es also einer Kbordinierung zwischen
dem Forschungsinstitut, dem, zukunftigen Produzen-
ten and Konsumenten. Alle dref mussen iiberzeugt
sein, daB ihre Mitarbeit Erfolg verspricht, and das
. Forschungsinstitut mull nicht nur die Initiative er-
greifen, sondern auch die Verantwortung i berneh
men, daB sich der Aufwand lohnt.
Der Jahresumsatz der Anlage di rfte 4 Millionen
Mark erreichen, wenn es gelingt, sie voll auszulasten.
Diinnglas
Im Verlaufe der Arbeiten an dem Forschungsauftrag
,,Versuchsglaswan.ne" im Gul- and Farbenglaswerk
Pirna hatte der Bearbeiter dieses Auftrages, J. Roder,
in der dortigen HBtte Gelegenheit, die muhevolle Ar-
beitsweise der Herstellung von Farb-, Antik- and
Milch-Flachglasern nach manueller Fertigung ken-
nenzulernen, fur die es bei uns noch keine mechani-
sche Herstellung gibt. So wird im Farbenglaswerk
in Weif3wasser das di nne Deckglaschen-Glas, das in
gr6f3erer Menge fur die Mikroskopie Verwendung
findet, ebenfalls manuell herstellt, and zwar derart,
daB eine Kugel von fast 1 m Durchmesser geblasen
and dann geschleudert wird, so daB eine Halbkugel
entsteht, deren Boden das Rohglas fur die Deck-
glaschen liefert. Dieser Boden wird herausgeschla-
gen, die unregelinafligen Stiicke sortiert and diese
dann von Hand aus zugeschnitten. Wie J. Roder er-
fuhr; bestand seit Jahren der Wunsch, dieses di nne
Flachglas maschinell herzustellen, and zwar ver-
suchte man es, so wie etwa das Fourcault-Glas (das
t bliche Fensterglas) aus der Schmelze zu ziehen. Es
gelingt aber bis heute nur, auf etwa 0,8 mm Starke
herunterzukommen, wohingegen das Deckglaschen-
Glas nicht starker als 0,17 mm sein darf. J. Roder war
Sanitized Copy Approved for Release 2010/05/04: CIA-RDP80T00246AO45300380001-7
Sanitized Copy Approved for Release 2010/05/04: CIA-RDP80T00246AO45300380001-7
4. Jahrgang, Heft 6-8 MITTEILUNGSBLATT
der Meinung, daf3 versucht werden mullte, nicht von
der Schmelze auszugehen, sondern von dem maschi-
nell hergestellten Flachglas.
Seit Jahrzehnten werden Glasfaden hergestellt, der-
art, dal3 ein Glasstab von bestimmter Starke mittels
einer Geblaseflamme in einem kleinen Bereich so-
weit erhitzt wird, bis das Glas schmilzt, es abtropft,
and daf3 dieser Tropfen einen Faden nach sich zieht.
Wird der Nachschub des Glasstabes zur Flamme hin
geregelt, so entsteht ein endloser Faden, der auf einer
Trommel aufgerollt wird. Es muflte also versucht
werden, vom Flachglas ausgehend, ein dunneres
flaches Band zu erhalten. Die ersten Versuche wur-
den im IFAS durchgefuhrt. Da jedoch eine Glas-
scheibe mit einer Gasflamme in ihrer Breite schwer-
lich gleichmallig zu erhitzen ist, wurde von vorn-
herein eine elektrische Beheizung vorgesehen. 'Vie
beim Stab wurde auch nur ein kleiner Bereich dieser
Scheibe - jedoch nur auf Erweichungstemperatur
- erhitzt. Die Beheizung durfte nicht bis zum Ab-
tropfen des Glases getrieben werden, da dann auch
von der Scheibe ein Faden abgezogen wurde. So
mul3te nach Erreichung des Erweichungspunktes eine
Abziehvorrichtung angesetzt werden. Schori nach den
ersten Versuchen wurde bin dunneres Glasband er-
halten. Systematische Versuche fuhrten dazu, dal3
nach Auffindung der geeigneten Ofentype and der
Regelung des Nachtransportes des Ausgangsglases
von einem 10 cm breiten and 2 mm starken Glas-
streifen ein 8-9 cm breites Glasband abgezngen
wurde, von dem etwa 6-7 cm von gleicher Starke
waren. Die Behebung der Schwierigkeit, das Glas-
band eben and spannungsfrei zu erhalten, erforderte
jedoch einen erheblichen Arbeitsaufwand. Es mullte
die geeignete Kuhlung.nachgeschaltet werden. Nach-
dem eine grof3ere Zahl von Kiihlofen gebaut and aus-
probiert wurde, gelang es, ein nahezu planes and
absolut spannungsfreies Glasband zu erhalten.
Seit Januar 1958 befindet sich eine Versuchsappa-
ratur im Glaswerk Ilmenau, an der z. Zt. von 12 cm
breiten and 2 mm starken Glasstreifen 10--10,5 cm
breite Glasbander von 0,16-0,18 mm Starke abge-
zogen werden mit einer verwertbaren Breite von
8 cm.
Es gelang somit, die veraltete manuelle Herstellung
von Deckglaschen-Rohglas durch die maschinelle ab-
zulosen. -
Die Ausbeute bei der manuellen Herstellung betragt
etwa 1-3 %, wohingegen. bei der maschinellen bis
jetzt schon eine Ausbeute von 60-65 % erreicht ist
and noch gesteigert werden kann, sobald es gelingt,
von grof3eren Breiten auszugehen.
Nach der Beurteilung von Zeiss-Jena ist die Qualitat
dieser Deckglaschen besser als alles, was bisher auf
dem Markt angeboten wird. Die geforderte Starke
von 0,16-0,18 mm wird eingehalten:
DDR handelsublich
zu etwa
14%
Westdeutschland Superior
handelsublich
zu etwa
20 %
IFAS-Versuchsproduktion
zu- etwa 94-100%.
Die derzeitige Jahresproduktion liegt bei 7 Tonnen,
was einer Quadratmeterzahl von 17 000 entspricht
mit einem Produktionswert von ca. 700 TDM. Durch
die garantierte Einhaltung der Toleranz wird as mog-
lich sein, den Export erheblich zu steigern. Die Selbst-
kosten der maschinellen Herstellung liegen nattirlich
erheblich unter denen der manuellen, and vor alien
Dingen werden die hochqualifizierten Glasmacher,
fur die es kaum noch Nachwuchs gibt, wichtigeren
Aufgaben zugefiihrt.
Noch in diesem Jahre wird im Glaswerk Ilmenau die
Produktion aufgenommen. J. Roder hat sich bereit
erklart, zur schnelleren t7bertragung dieses For-
schungsergebnisses in die Praxis die benotigten iVia-
schinen in Berlin herstellen zu lassen and im Institut
fur angewandte Silikatforschung einzufahren. So
einfach diese maschinelle Herstellung auch zu sein
scheint, so ist uns weder aus der Fach- noch Patent-
literatur fiber eine derartige Arbeitsweise etwas be-
kannt. Auf dieses Verfahren wurde im April 1957 ein
Wirtschaftspatent erteilt.
Nach diesem Verfahren ist as auch moglich, ein noch
dunneres Flachglas herzustellen, and zwar wurden
bisher Starken von etwa 3 ? erreicht. Hierbei kz;nn
die Kiihlung in Fortfall kommen, so dali sich die
Apparatur vereinfacht. Die Versuche fuhrten zur Ert-
wicklung einer Zehnfach-Ziehmaschine, zu der das
Akademie-Institut fur Geratebau in dankenswerter
Weise die Konstruktion lieferte. Gebaut wurde diese
Maschine im Lokomotivbau Elektrotechnische Werke
Hennigsdorf and sie befindet sich auch dort in der
Entwicklungsstelle fur Elektroisolierstoffe zur Er-
probung.
Anwendungsgebiete fur dieses Dunnstglas werden
dortselbst vom Ehepaar Dr. Philipp erarbeitet. Es ist
vorgesehen, da jedes Flachglas (auch Gu3glas) ein-
gesetzt werden kann, das Dunnstglas als Glimmer-
ersatz zu verwenden, sowie fur die Herstellung von
kunstharzgebundenen Schichtstoffen. tYber letztere
wird insbesondere in den USA gearbeitet. Fur die
Bindung der aus Glasflittern hergestellten Schicht-
stoffe sind nur 10-12 0/o Kunstharz notwendig, gegen
35-50 % bei kunstharzgebundenen Glasfaserplatten.
Bericht fiber die Entwicklung' and die Perspektiven des Instituts fur Geratebau
Nach einem Vortrag auf der Wissenschaftlichen Konferenz des IfG am 12. 5. 1958
Am heutigen Vormittag sprachen wir uber die Grund-
lage unserer Arbeit and gelangten zu der Feststel-
lung, daf3 die Naturwissenschaften ihrem Wesen nach
materialistisch sein mussen. Es ist also wohl richtig,
nun daraus einige praktische Folgerungen fur unsere
Arbeit zu ziehen. Ich gehe dabei von dem Gesichts-
punkt aus, der jeden Techniker leiten muf3, dal3 der
Gedanke zwar gut, aber die Tat besser ist. Erst durch
die Tat, durch das Umsetzen des Gedankens in das
Experiment, in die Maschine, wird die wissenschaft-
liche Erkenntnis dem Menschen and damit dem Fort-
schritt nutzbar gemacht, and nur das Experiment
beweist schliefllich, ob eine Idee wirklich richtig
war.
Sanitized Copy Approved for Release 2010/05/04: CIA-RDP80T00246AO45300380001-7
Sanitized Copy Approved for Release 2010/05/04: CIA-RDP80T00246AO45300380001-7
Es sei mir gestattet, an dieser Stelle einen Gedanken
zu erortern, der fur die Stellung unseres Instituts
innerhalb der Akademie besonders wichtig erscheint.
Vergegenwartigen wir uns fur einen Augenblick die
Geschichte unserer Akademie: 1700 von Leibniz im
preuf3ischen Staatswesen gegrundet and unter sei-
nen Nachfolgern immer.starker mit den Ideen des
westeuropaischen Kulturkreises verkniipft, stellte die
Akademie einen Gelehrtenklub dar, in dem zwar die
hochsten Erkenntnisse des Geistes von den dazu be-
rufensten Vertretern diskutiert wurden, aber - un-
ahnlich der Entwicklung der Petersburger Akademie
- der Einflul3 der Akademie auf das dffentliche Leben
war nur klein and von geringer Bedeutung fur die
Entwicklung der Technik. Erst nach Beendigung des
2. Weltkrieges wurde die Zielsetzung der nunmehr
Deutschen Akademie der Wissenschaften zu Berlin
geandert, indem ihr die verbliebenen Institute der
ehemaligen Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft angegliedert
wurden. Damit erhielt die Akademie die Mittel zur
praktischen Forschung, aber auch die Verpflichtung,
diese Mittel sinnvoll zum Nutzen unseres jungen so-
zialistischen Staatswesens einzusetzen. Der seit der
Zeit des 2. Weltkrieges in ungewohnlichem Tempo
erfolgenden technischen Entwicklung entsprach es,
dal3 auch die Zahl der naturwissenschaftlichen In-
stitute sehr schnell anwuchs, von 7 Instituten Ende
1946 - dem Jahr der Wiedereroffnung der Deutschen
Akademie der Wissenschaften - auf heute nahezu
50 Institute.
Die organisatorische Form der Leitung derartiger In-
stitute in einer Akademie, deren Tradition eine Ge-
lehrtenrepublik beinhaltete, mul3te natiirlich erheb-
liche Schwierigkeiten bereiten, die sich in inehr-
fachen Anderungen des Statuts, dem Beschlul3 des
Ministerrats der Deutschen Demokratischen Repu-
blik fiber die weitere Arbeit der Akademie sowie
schliefllich der Bildung der
Forschungsgemeinschaft der naturwissenschaft-
lichen, technischen and medizinischen Institute
widerspiegelten.
Eine grundsatzliche Schwierigkeit jedoch wurde nicht
klar erkannt. Noch vor nicht allzulanger Zeit betrug
der zeitliche Abstand zwischen einer wissenschaft-
lichen Entdeckung and ihrer technischen Ausnutzung
etwa 50 Jahre. Ich erinnere beispielsweise daran, daf3
die grundlegenden Arbeiten zur Elektrizitatslehre
von Volta 1775, Coulomb 1789 and Faraday 1821 bis
1831 stammen, daf3 die Dynamomaschine von Werner
v. Siemens 1866 erfunden wurde and die Elektrizitat
als Energiequelle etwa ab 1900 allgemein zuganglich
war, oder dal3 die Arbeiten uber die Grundprinzipien
der Ausbreitung elektrischer Wellen von Maxwell
1865, Heinrich Hertz 1887, Popow 1896 and Marconi
1897 stammen, aber die ersten Rundfunkprogramme
erst 1924 etwa gesendet wurden. Zu dieser Zeit
brauchte demnach der Wissenschaftler nicht an die
technische Nutzung seiner Arbeiten zu denken, die
er vermutlich nicht mehr erlebte. Statt dessen be-
muhte sich die Wissenschaft urn die prinzipielle Er-
kenntnis der Naturgesetze and nannte dies Bestre-
ben ,reine Wissenschaft". Diese Haltung entspricht
durchaus dem idealistischen Grundprinzip des
Suchens nach einer Weltformel, das auch in unserer
Zeit noch eine gewisse Rolle spielt. Heutzutage liegt
dagegen zwischen einer - wissenschaftlichen Ent-
deckung and ihrer technischen Nutzung oft nur eine
Spanne von wenigen Jahren: die Uranspaltung wurde
1938 entdeckt, der erste Reaktor 1342 in Betrieb ge-
nommen and seit einigen Jahren sind bereits Kern-
kraftwerke, mindestens zu Versuchszwecken, in Be-
trieb; oder ein anderes Beispiel: die grundsatzlichen
Arbeiten zur Erforschung der Kernresonanz stam-
men etwa aus dem Jahre 1946. Bereits 1952 wurde
dies Verfahren in Form technisch nutzbarer Gerate
in die Praxis eingefiihrt.
Diese kurze Zeitspanne zwischen der wissenschaft-
lichen Entdeckung and ihrer technischen Ausnutzung
bedingt, daft es sich heute kein Staat leisten kann,
dali der Wissenschaftler nicht bereits an die tech-
nische Nutzung seiner Arbeiten denkt. Es ist also
kein primitiver Utilitarismus, der die Forderung einer
engen Verbindung zwischen Forschung and Prai' is
erhebt, sondern diese Forderung entspricht dem fort-
geschrittenen Stand unserer Entwicklung and die fur
die tYberleitung von Forschungsergebnissen in die
Praxis benotigte Zeit ist geradezu ein Mali fur this
technische Niveau. Ich zitiere hier aus einer Rede
vor dem Plenum des Zentralkomitees der Sozialisti-
schen Einheitspartei Deutschlands vom 20. Septem-.
ber 1952 einige Satze von Walter Ulbricht:
,,Die Schaffung der Grundlagen des Sozialismus in
der Deutschen Demokratischen Republik, die im-
mer bessere Befriedigung der wachsenden Bediirf-
nisse der Bevolkerung, sind nur moglich durch die
stetige Vervollkommnung der sozialistischen Pro-
duktion auf der Basis der hochstentwickelten Tech-
nik. Das heist: Die grundlegende Aufgabe ist die
Meisterung der fortgeschrittenen Wissenschaft and
Technik, die Aneignung and Anwendung der Er-
rungenschaften der Sowjetwissenschaft auf den
Gebieten der Gesellschaftswissenschaften, der Oko-
nomie, der Physik, der Biologie, der technischen
and der medizinischen Wissenschaften."
Dies stand am Anfang des Entschlusses, in unserer
Republik eine sozialistische Gesellschaftsordnung
aufzubauen, and dies ist auch die Grundlage fur alle
unsere tYberlegungen.
Aufgaben des IfG
Die Aufgaben des IfG rind demnach zu erarbeiten
aus der eben zitierten Grundforderung and aus den
zeitgegebenen sich andernden Notwendigkeiten, v: ie
sie etwa in dem Gesetz uber den zweiten Fiinfjahr-
plan . zusammengefaf3t wurden. Elie ich jedoch auf
diese Thematik eingehe, sei es gestattet, die mate-
riellen Grundlagen hierfOr zu erlautern, denn es ware
ein Fehler, eine Thematik ohne Beriicksichtigung der
vorhandenen Mittel aufstellen zu wollen.
Die tYbergabe des darnaligen VEB EFEM erfolgte
1956 auf Grund der Empfehlungen zur weiteren Ent-
wicklung and Verbesserung der Arbeit der Deutschen
Akademie der Wissenschaften zu Berlin vom 18. Mai
1955. Die Aufgabe ist in diesem Beschluf3 klar um-
rissen: Entwicklung and Bau wissenschaftlicher Mef3-
gerate, zur weiteren Entwicklung unseres technischen
Niveaus.
Der VEB EFEM, wie er von der Akademie ubernom-
men wurde, hatte bereits eine lange and an Er-
folgen reiche Geschichte hinter sich. Seit 1946 war
in diesem Kollektiv eine grope Zahl von Aufgaben
geldst worden, die einerseits, besonders in der SAG-
Sanitized Copy Approved for Release 2010/05/04: CIA-RDP80T00246AO45300380001-7
Sanitized Copy Approved for Release 2010/05/04: CIA-RDP80T00246AO45300380001-7
Zeit, einen Beitrag zu der Entwicklung des tech-
nischen Niveaus in der Sowjetunion darstellten,
andererseits, hauptsachlich nach der tTberfiihrung in
die volkseigene Wirtschaft, einen grundlegenden Bei-
trag zum Neuaufbau unserer McBinstrumenten-
industrie bedeuteten.
Eine Analyse dieser Arbeiten zeigte jedoch, daB Ar-
beitsweise and Thematik einen gewissen Abschlul3
erreicht hatte, nachdem die volkseigene Instrumen-
tenindustrie in die Lage versetzt worden war, eigene
Wege zu gehen. Am deutlichsten zeigte sich dies viel-
leicht in den wachsenden Schwierigkeiten, abge-
schlossene Entwicklungen in die Produktion zu Ober-
fuhren; hierzu werden beispielsweise in derv VEB
EAW Treptow im Durchschnitt fiinf Jahre benoti ;t.
Damit war der weiteren Arbeit eine gewisse Grenze
gesetzt, wollte man nicht eine wesentlich engere
Bindung zwischen der Entwicklungsstelle EFEM and
den produzierenden Betrieben herstellen.
Die gegebenen Bedingungen, insbesondere die 'eit
etwa 1954 immer deutlicher werdende Notwendig-
keit, dem VEB EFEM Produktionsaufgaben zuzu-
ordnen, statt das gegebene Potential auf dem Ent-
wicklungssektor einzusetzen, lieBen es also als mdg-
lich erscheinen, dieses Kollektiv im Rahmen der Aka-
demie mit neuen Aufgaben zu betrauen.
Die Obergabe erfolgte 1956 mit dem Ziel, die Empfeh-
lungen zur weiteren Entwicklung and Verbesserung
der Arbeit der Deutschen Akademie der Wissen-
schaften zu Berlin vom 18. Mai 1955 zu erfi llen. Es
stellte sich dabei folgende Problematik heraus: Das
Potential des vorhandenen Kollektivs war in den
Grundzingen an die enge Thematik der elektrischen
Mel3instrumente gekniipft, jede Erweiterung der
Thematik muBte daher zu ernsthaften Schwierig-
keiten fi hren. AuBerdem waren die technischen An-
lageri grollenteils in einem durch auBere Umstande
bedingten Zustand, der eine grundlegende For-
schungstatigkeit nur bedingt gestattete..
Es war uns also die Frage gestellt, was zu tun sei, um
die gestellten Aufgaben, die das Kuratorium des IfG
inzwischen durch das.Statut formuliert hatte, mog-
lichst befriedigend zu erfiillen. Die Aufgabe konnte,
nach klarer marxistischer Auffassung, nur kollektiv
gelost werden.
Das Kollegium des Instituts, das Bich aus den Be-
reichsleitern, den Vertretern der Massenorganisatio-
nen, also dem Sekretar der Betriebs-Parteiorganisa-
tion and dem jeweiligen Vorsitzenden der Betriebs-
Gewerkschaftsleitung, sowie der Institutsleitung zu-
sammensetzt, diskutierte daher folgende Losung, die
auch heute noch als allgemeine Richtlinie gilt:
1. Die Einrichtungen des Instituts gestatten nicht,
eine ausreichende Forschungstatigkeit auf alien
Gebieten durchzufiihren,. auf denen Forderungen
an das IfG gestellt werden.
2. Zur Erreichung des Zieles, der Forschung and der
Industrie in kurzer Zeit zweckentsprechende Ge-
rate zur Verfiigung zu stellen, miissen die vorhan-
denen anderen Forschungseinrichtungen der DAW
mit herangezogen werden.
3. Die Entwicklung von Geraten neuester Bauweise
mu13, im Interesse der Zeitersparnis and zur Ge-
winnung von Spezialkenntnissen, zugunsten des
Baues vcn Geraten mit Minimalforderungen zu-
ruckgestellt werden.
4: Die Entwicklungsschwerpunkte sind mit den Auf-
gaben des Volkswirtschaftsplanes sowie den neu-
esten wissenschaftlichen Erkenntnissen in Ein-
klang zu bringen.
Fur die Perspektive ist anzustreben:
1. Eine Erhohung der wissenschaftlichen Kapazitiit,
um die Qualitat der Gerate zu steigern and im
internationalen Mai3stab neue Losungen zu er-
arbeiten.
2. Eine Verbesserung der grundlegenden Arbeits-
bedingungen, um die technischen Voraussetzungen
fur die Arbeit zu verbessern.
3. Eine Erganzung der Arbeitsrichtungen im Hin-
blick auf die Erfordernisse des Volkswirtschafts-
planes, in Richtung der dem Fortschritt der Wis-
senschaften entsprechenden neuen Gerate and
nach Malgabe zu gewinnender Spezialisten.
Gestatten Sie mir, in Kiirze fiber die Durchfi.ihrung
dieser MaBnahmen zu berichten.
Die Entwicklung der Arbeitskrafte insgesamt ergibt
sich aus folgenden Zahlen:
Durchschnitt 1956: 330 1957: 430
davon
Ing. techn. Personal 160 170
Facharbeiter 170 200
Eine Betrachtung der finanziellen Ergebnisse unserer
Arbeit l513t erkennen, daB innerhalb des Jahres 1956,
and deutlich erkennbar ab 1957, die Einnahmen, d. h.
die Produktion, zugunsten der Forschung merklich
verringert wurden. Dies entspricht durchaus der Er-
kenntnis, dal die hohen Einnahmen fur 1956 nur aus
den Schwierigkeiten einer Vollbeschaftigung mit
Entwicklungsaufgaben entstanden waren.
Die Gegeni berstellung der Planzahlen fur 1356 and
1957 zeigt aber auch, daB die personelle Erweiterung
um 40 Arbeitskrafte nicht mit einer adaquaten Er-
hohung der finanziellen Mittel verbunden ist.
Eine derartige Beschrankung der Mittel muBte sich
nati rlich bemerkbar machen in einer Reduzierung
der Ergebnisse, and wir hielten es fur richtig, these
Verringerung der Leistungen der Produktion zur Last
zu legen.
Ein anderer wichtiger Posten fur die weitere Ent-
veicklung des IfG war die materielle Kapazitat. Die
Ausrustung des Instituts, and besonders die der
Werkstatten, entsprach and entspricht in keiner
Weise heutigen Anforderungen, das muf klar gesagt
werden.
Immerhin erlaubten die verfugbaren Mittel des In-
vestitions- and des Neubeschaffungsplanes hier wve-
nigstens einige Abhilfe zu schaffen.
Die vermitt:els dieser NeubeschaffungsmaIlnahmen
gewonnene Kapazitat and insbesondere die Erhohung
der Produktivitat in Richtung besserer Qualitat and
grollerer Leistungen ist zahlenmhBig schwer zu er-
fassen. Es kann aber wohl zusammenfassend gesagt
werden:
1. Die maschinelle Ausrustung der Werkstatten be-
darf weiterhin dringend einer tYberholun.g, es
miissen noch fur einige Jahre alle verfiigbaren
Mittel eingesetzt werden, um volle Arbeitsfahig-
keit der Werkstatten zu erreichen.
2. Die Ausrustung der Laboratorien, wo sich die Be-
schrankungen in der Beschaffung, wie sie bei
Sanitized Copy Approved for Release 2010/05/04: CIA-RDP80T00246AO45300380001-7
Sanitized Copy Approved for Release 2010/05/04: CIA-RDP80T00246A045300380001-7
MITTEILUNGSBLATT 4. Jahrgang, Heft 6-8
Werkzeugmaschinen gegeben sind, nicht so stark
bemerkbar machten, ist notdurftig ausreichend;
eine wesentliche Verbesserung ist nur bei Auf-
nahme neuer" Arbeitsgebiete unbedingt erfor-
derlich.
Es muB hier dankbar anerkannt werden, daB der von
unserer Regierung zur Steigerung der technischen
Kapazitat der Forschung eingerichtete Technofonds
and die mit der Verwaltung des Technofonds beauf-
tragte Zentralstelle fur Forschungsbedarf uns we-
sentliche Hilfe erwiesen haben.
Es ist in diesem Jahr noch eine Reihe weiterer Ge-
rate zu erwarten, die unsere Ausri stung wesentlich
verbessern werden, u. a. ein tschechisches Elektronen-
mikroskop fur die Arbeiten an Magnetmaterialien
and ein Infrarotspektrometer.
Dies zu der Grundlage unserer Arbeit, der perso-
nellen and materiellen Kapazitat.
Thematik des IfG
Die Urnstellung der Thematik, von der EFEM-The-
matik auf die Akademie-Aufgaben, war eine auf3er-
ordentlich komplizierte Aufgahe. Es war notwendig,
hierbei eine Reihe uberkommener Gewohnheiten zu
beseitigen, and es war notwendig, eine Reihe neuer
Forderungen zu stellen. Diese Forderungen mul3ten
notwendig zurn Inhalt haben, dali das Kollektiv sich
eine neue Denkart zu eigen macht. Ich hoffe, dali die
dabei unvermeidbaren personlichen Schwierigkeiten
nicht das tragbare Mall iiberschritten haben, denn
jede der nctwendigen Mal3nahmen wurde in ausfi hr-
licher Diskussion im Kollegium and mit den Kollegen
selbst beraten.
Die Umbildung der seit 1955 bestehenden Laborato-
rien in solche, die eine einheitliche Thematik fiber
Jahre hinaus bearbeiten sollten, war eine der wich-
tigsten MaBnahmen. Nur durch jahrelange konzen-
trierte Beschaftigung mit speziellen Problemen kann
nach unserer Auffassung der Ingenieur in Materie
and Forschung eindringen, kann er einen entschei-
denden eigenen Beitrag leisten. Bei der Vielzahl der
dem IfG obliegenden Forschungsrichtungen ist es
aber andererseits notwendig, dali die Laboratorien
and die Bereiche die Problematik ihres Arbeits-
gebietes selbst genau kennen and die weitere Rich-
tung selbstandig erarbeiten. Es ist praktisch aus-
geschlossen, eine derartige Aufgabe einer Einzelper-
son zu ubertragen, die heute nicht mehr in der Lage
ist, sowohl den Bau von Galvanometern, wie von
kernphysikalischen Geraten, von optischen Geraten
and gleichzeitig die Entwicklung von modernen Ma-
terialien, vie Kunststoffen, Halbleitern, Magneten,
maf3gebend bis in die Details zu beeinflussen. Dem-
entsprechend ist nach unserer Struktur den Leitern
der Laboratorien ein grol3es Mali von wissenschaft-
licher Verantwortung ubertragen. Um die hierzu not-
wendigen neuen Spezialkenntnisse zu erwerben,
wurde zunachst einmal Zeit zur Verfugung gestellt.
An einigen Stellen ist these Zeit langst verstrichen,
an anderen wird sie, je nach der speziellen Situation,
noch andauern.
Zum anderen wurde die Moglichkeit, Informationen
zu gewinnen, wesentlich verstarkt. Die Bibliothek des
Instituts umfaf3t eine. grof3e Zahl der wichtigsten
Fachzeitschriften, um deren voile Auswertung wir
uns Behr bemuhen. her werden wir jedoch noch viel
lernen mussen. Die Institutsdokumentation, die die
wesentliche.Last der Literaturauswertung zu tragen
-hat, ist auf mehreren Gebieten bereits zu einer
auf3erordentlich wichtigen Einrichtung geworden, die
beginnt, auch fiber den Kreis des Instituts neue
eigene Aufgaben zu bearbeiten.
Ein Wort sei mir an dieser Stelle gestattet zu der
Einrichtung des Technischen Auf3endienstes. Diese
Stelle hat in einer Einrichtung, wie dem IfG, offen-
bar zwei Aufgaben zu erfi lien. Auf der einen Seite
mull der Auf3endienst fur den Kontakt - meist den
technischen Kontakt - mit den anderen Instituten
der Deutschen Demokratischen Republik in dem
Sinne sorgen, dali deren Sorgen ' um Gerate zur
Grundlage unserer Planung gemacht werden konnen
and er mull dann die Belieferung dieser Einrichtung
steuern. Das funktioniert bisher recht gut, wenn sich
auch gewisse kaufmannische Gesichtspunkte dabei
nicht immer in hinreichendem, d. h. zweckentspre-
chendem Malle, vermeiden lief3en? Auf der anderen
Seite sollte aber der Auf3endienst, nach der urspriing-
lichen Vorstellung and im Sinne einer erweiterten
Information, die wissenschaftliche Verbindung zu
anderen Forschungseinrichtungen herstellen, wo For-
schungen durchgefiihrt werden, die weir in die Praxis
umsetzen konnen oder mtissen. Diese Arbeit liegt
offenbar noch sehr im argen and eine derartige Zu-
sammenarbeit entsteht bisher - ich mull es gestehen
- nur sporadisch.
Die spezielle Thematik des IfG ist eine Angelegen-
heit, die uns nun weiter beschaftigen mull, nachdem
wir die gegebenen Bedingungen betrachtet haben.
Diese Thematik muf3te ausgehen von
a) der vorhandenen geistigen Kapazitat
b) den wissenschaftlich-volkswirtschaftlichen Not-
wendigkeiten.
Aus der Betrachtung dieser Gegebenheiten heraus
entwickelten sich zunachst einige Schwerpunkte, die
wir uns 1956 vornahmen, and die ihre Rechtfertigung
im Gesetz uber den zweiten ? Funfjahrplan fanden.
Dabei gingen wir von der tUberlegung aus, dal es
nicht Aufgabe des IfG als eines Akademieinstituts
sein kann, Dinge aufzugreifen, die besser in der volks-
eigenen Industrie bearbeitet werden, sondern daf3 es
unsere Aufgabe rein muf3, neue Wege, oder min-
destens fiir die Deutsche Demokratische Republik
neue Wege, zu erschlief3en.
Als wichtigste Spezialaufgabe setzten wir uns das
Ziel, die fur die Durchfuhrung physikalischer Ana-
lysenmethoden notwendigen Gerate zu entwickeln.
Das Gesamtgebiet umfalit, ? betrachtet man etwa die
jahrlichen Berichte der ?Analytical Chemistry", so
viele Einzelprobleme, dal eine gewisse Auswahl not-
wendig war. Diese Auswahl wurde, unter Abwagung
der Gegebenheiten unserer Republik, nach Colgenden
Gesichtspunkten getroffen:
1. Organische Probleme sind gegenuber anorgani-
schen Problemen, bis auf den Metallurgie-Sektor,
.zu bevorzugen,
2. kontinuierliche Verfahren, die in der Prozef3kon-
-trolle angewendet werden konnen, verdienen den
Vorrang gegenuber diskontinuierlichen For-
schungsgeraten,
Sanitized Copy Approved for Release 2010/05/04: CIA-RDP80T00246A045300380001-7
Sanitized Copy Approved for Release 2010/05/04: CIA-RDP80T00246AO45300380001-7
3. die Verwendung von Importgeraten oder impor-
tierten Einzelteilen in der Endausfiihrung ist zu
vermeiden.
Auf Grund einer eingehenden Priifung der internatio-
nalen Lage umfalIt unser Programm ,Analysen-
gerate" daher:
Tintenschreiber-Polarograph, der 1955 bereits vorlag,
aber in bezug auf Genauigkeit and technische Ein-
zelheiten weiter verbessert werden konnte. Zur Zeit
wird eine den neuesten Erkenntnissen entspre-
chende Weiterentwicklung durchgefiihrt.
Massenspektrometer, zunachst fur Gasanalysen, snit
dem Ziel der Weiterentwicklung fur Serienanaly-
sen, auch fester Stolle.
Kernresonanzspektrometer, zunachst mit mittlerer
Auflosung, mit dem Ziel des hochauflosenden Ge-
rates fur Strukturfragen, sowie eines einfachen
technischen Gerates, etwa fur Wasserbestimmun-
gen.
DK-Meflgerat als Erganzung der bisherigen Analy-
senmethoden, zur Bestimmung der komplexen Di-?
elektrizitatskonstanten mit technischen Metlioden.
Gaschromatograph zur Routineanalyse besonders von
Kohlenwasserstoffen, fur diskontinuierliches and
kontinuierliches Verfahren.
Mit diesen Geraten, die in dieser Zusammenstellung
auf der Leipziger Messe 1959 vorgefiihrt werden
sollen, ist praktisch der AnschluB an den inter-
nationalen Stand durchaus erreicht. Betrachtet man
als Mal hierfiir etwa die Reviews on analytical che-
mistry April 1958 der Zeitschrift ?Analytical Che-
mistry", so kann man feststellen, dalI praktisch kein
Gebiet vernachlassigt wurde; besonders, wenn man
unsere weiteren Projekte beriicksichtigt:
DTA-Analyse zur Konstitutionsermittlung aus Um-
wandlungswarmen
IRA bzw. Duplometer als optische Prozell-Kontroll-
Gerate and
Photometer-Einrichtung, als universelle optische
Mef3einrichtung fur die Absorptionsspektroskopie,
die Flammenphotometrie and die schwachauflo-
sende Quantometrie.
Das Gebiet der optischen Mef3gerate wird schlieBlich
erganzt Burch den lichtstarken Ramanspektro-
graphen.
Diese Gerate sind geeignet, den Forschungen in der
Deutschen Demokratischen Republik in relativ kur-
zer Zeit die notwendigen modernen Arbeitsmethoden
zu vermitteln, and wir glauben, damit einen merk-
lichen Beitrag zum Aufbau unserer sozialistischen
Wirtschaft, zur Einfiihrung neuer technischer Ver-
fahren geleistet zu haben.
Als zweiter Schwerpunkt entstand 1956 die Gruppe
der kernphysikalischen Gerate. Auf der Basis frii-
herer, im sowjetischen Auftrag durchgefiihrter Ar-
beiten umfal3t die Gruppe - unter bewul3ter Be-
schrankung - nur Gerate fur die Forschung, da die
Gerate fur beispielsweise technische Isotopenanwen-
dungen Arbeitsgebiet des VEB Vakutronik sind. Bei
den kernphysikalischen Geraten war ein gewisser
Ansatzpunkt in den dosimetrischen Geraten vorhan-
den. Auf dieser Grundlage aufbauend umfa3t das
Programm heute
Rontgendosimeter
Dosimeter fiir den personlichen Schutz (IDM and
FDM)
Zahlrohre - Glockenform mit and ohne Fenster
Zahlgerate fur Kernstrahlung
Probenwechsler
sowie eine Reihe von Zusatzgeraten.
Damit ist fur die Forschungsarbeit, vorzugsweise auf
biologischem and medizinischem Gebi.et, aber auch
in den Dosimetern, fiir die technische Anwendung,
eine Minimalausriistung geschaffen worden.
Der dritte Schwerpunkt wurde durch die Lage in der
Deutschen Demokratischen Republik, insbesondere
durch das Anwachsen der Kernphysik mit ihren
technologischen Anforderungen, die Vakuumtechnik.
Auf diesem Gebiet waren keinerlei Vorkenntnisse
vorhanden, so daf3 ganz von vorn begonnen werden
muite. Hier wurde besonders ausgepragt der Weg
eingeschlagen, durch technische Minimallosungen
den dringendsten Bedarf zu decken, and dabei cl?e
notwendigen Erfahrungen fur die weitere Arbeit zu
gewinnen.
Der Bau einiger .Typen von Vakuumerzeugern:
Rootspumpen 350 urd 1500 ms/h
Hg-Diffusionspumpen 10, 50, 500 1/s
Oldiffusionspumpen 60 and 2000 1/s
sowie Arbeiten zur Technologie der Herstellung von
Vakuumgeraten haben zwar einige Erfolge gebracht,
aber noch bei weitem keinen befriedigenden Stand
erreichen lassen. Besonders auf diesem Gebiet war
die geforderte Unterstiitzung seitens.der Leitung der
Akademie and der Forschungsgemeinschaft vollig
unzureichend, so dali die Arbeitsbedingungen and die
Ausrii.stung des Laboratoriums hochst unbefriedigend
geblieben sind.
Diese drei Schwerpunkte unserer Arbeit sind nicht
denkbar ohne die kollegiale Zuarbeit der anderen
Abteilungen and ich mochte immer wieder betonen,
dali jeder Erfolg des Instituts in erster Linie ein Er-
folg des Kollektivs ist, in zweiter Linie erst des ein-
zelnen Bearbeiters. Die iiberaus grol3e Zahl weiterer
Arbeiten auch nur aufzuzahlen, verbietet mir die
Zeit. Als Beispiele nur des Ineinanderarbeitens der
weiteren Entwicklungen seien erlautert:
Die Entwicklung des Kernresonanzspektrometers ist
eng verkniipft mit der Weiterentwicklung'in der Her-
stellung von Permanentmagneten and den elektroni-
schen Geraten, die Dosimetrie hat zur Voraus-
setzung die erfolgreiche Entwicklung elektrosta-
tischer Mef3gerate, die technologische Fortentwick-
lung der Herstellung leitender Schichten auf Quarz,
die Quarzfadenbehandlung and Herstellung, die Wei-
terentwicklung der Spannbander and die Unter-
suchung ihrer Eigenschaften.
Die Entwicklung registrierender Mellgerate bildet die
Grundlage fur die entsprechenden Anwendungen bei
dem Polarographen, dem Massenspektrometer, dem
Kernresonanzspektrometer, der DK-Messung, den
optischen Verfahren.
Die Forschungsarbeiten auf dem Gebiet der Luftlage-
rung, die mit grof3em Erfolg abgeschlossen wurden,
werden ihre Anwendung finden bei der Entwicklung
der Manipulatoren fiir die Kernphysik, sowie viel-
leicht bei den Kernresonanzspektrometern.
Sanitized Copy Approved for Release 2010/05/04: CIA-RDP80T00246A045300380001-7
Sanitized Copy Approved for Release 2010/05/04: CIA-RDP80T00246AO45300380001-7
Es sind dies nur wenige Beispiele, die sich beliebig
vermehren liel3en, sie zeigen aber die enge Verflech-
tung innerhalb des Instituts, wobei es hier an der
Zeit ist, die hervorragende Mitarbeit unserer Werk-
statten besonders zu erwahnen. Ich tue dies um so
mehr, als wohl bekannt ist, _daB das stete Mil3ver-
h5ltnis zwischen Werkstatt- and Laborkapazitat
einerseits, das rasche and oft vielleicht den Mitarbei-
tern wenig verstandliche Wechseln der Schwerpunkte
anderseits, die Arbeit in den Werkstatten fur die Pro-
duktionsleitung and ihre Mitarbeiter oft recht schwie-
rig gestaltet. Daf3 trotzdem den vielfachen Anforde-
rungen immer in geeigneter Weise entsprochen wird,
verdient an dieser Stelie besonders hervorgehoben zu
werden.
Dies moge genilgen, um den derzeitigen Stand zu
charakterisieren. Es ware aber schlecht, aus diesen
Ergebnissen der Arbeit irgendeine Zufriedenheit ab-
leiten zu wollen, denn nur der standige Widerspruch
zwischen Ergebnis and Ziel der Arbeit gibt die Ga-
rantie fur den weiteren Fortschritt.
Wir haben fur die nachste Zeit folgende Vorstellun-
gen fiber unsere Arbeit:
1. Der Plan der Themen fur die nachste Zeit sollte
nur eine geringe Anzahllneuer Punkte enthalten,
um die derzeitige Thematik in vollem Umfange der
Volkswirtschaft nutzbar zu machen. Es mull bier
erwahnt werden, daB beispielsweise die Vakuum-
abteilung des VEB C. Zeiss etwa 200 Mitarbeiter
umfal3t; in der Firma Leybold sind etwa 1200 Ar-
beitskrafte, ohne die Kooperationsbetriebe, be-
schaftigt. Dem gegenuber stehen bei uns noch nicht
10 Mitarbeiter; entsprechendes gilt fur die meisten
anderen Arbeitsgebiete. Demnach scheint es an-
gemessen, bei wesentlicher Beibehaltung der bis-
herigen Aufgabengebiete auf deren verstarkte Be-
arbeitung hinzuarbeiten, wozu es auch gehoren
wird, daB die Werkstatt-Kapazitat weiter bevor-
zugt der Entwicklung zur Verfugung zu stellen ist.
Mit diesem Grundplan kann erwartet werden, daB
die in den Spitzenleistungen erreichten Erfolge ge-
festigt and soweit ausgebaut werden, daB wir der
Deutschen Demokratischen Republik Gerate zur
Verfugung stellen, die jeden Vergleich mit Gersten
des Auslandes aushalten.
2. Ein besonderer Schwerpunkt der nachsten .Jahre
sollte weiterhin das. Bestreben bleiben, daB wir
mit eigenen Mitteln die Gerate produzieren, die
nicht fur eine industrielle Fertigung geeignet sind.
Wir hoffen, daB die Veranderungen im Staatsappa-
rat uns die Moglichkeit geben werden, die 'Ober-
fiihrung geeigneter Entwicklungen leichter durcli-
fi hren zu konnen. Trotzdem wird eine betracht-
liche Zahl von Entwicklungen weiterhin in eigener
Regie gefertigt werden mussen, beispielsweise die
Dosimeter, die Massenspektrometer and die Kern-
resonanzspektrometer. Hierfur haben wir von
Herrn GrolIe, Leiter der Abteilung Investitionen,
Forschung and Entwicklung, die Zusage, daB alle
Moglichkeiten untersucht werden, uns gemaB dem
MinisterratsbeschluB fiber die Bildung des For-
schungsrates ein Versuchswerk zur Verfugung zu
stellen. Als Vorarbeit hierfur werden seit dem
1. 4. 1958 die Auftrage fur Forschungsarbeiten and
fur die spatere Produktion des Versuchswerkes in
den Werkstatten so weit getrennt behandelt, daB
voll ansehen, ist folgende:
die daraus zu erarbeitenden Zahlen Unterlagen fur
die Einrichtung eines Versuchswerkes darstellen
werden.
3. Besonders am Herzen liegt uns weiter die Erarbei-
tung der Methode, mit der am wirkungsvollsten
die Einfuhrung neuer Mel3methoden in die Praxis
erfolgt. Am wirkungsvollsten, das heillt am schnell-
sten, an der richtigen Stelle, mit dem grol3ten
Nutzen fur unser Volk.
Hierfur haben wir folgende Vorschlage fur die
weitere Arbeit:
3.1 Fur die Einfuhrung der sehr komplizierten
modernen Verfahren, wie der Massenspektro-
metrie, der Kernresonanzen, teilweise der opti-
schen Verfahren, scheint es unumganglich not-
wendig, eine? spezielle Form der Vertragsfor-
schung einzurichten. Diese soil in folgendem
bestehen: Das IfG baut eine Arbeitsgruppe auf
fur die methodische Arbeit mit zumindest allen
modernen GroBgeraten, die wir selbst fertigen.
Diese Arbeitsgruppe hat zunachst sich mit der
Methodik des neuen Arbeitsmittels eingehend
zu beschaftigen, um dann Auftrage aus dem
Bereich der Forschung and Wirtschaft, sowie
eigene Forschungsarbeiten durchzufiihren.
Gleichzeitig soil diese Arbeitsgruppe die Ein-
arbeitung der Kollegen aus anderenInstitutio-
nen ubernehmen, die ein derartiges Gerat zu
erhalten wunschen.
Soweit ist das alles ganz normal. Wir schlagen
aber weiter vor, daB die Auslieferung eines der
seltenen and kostbaren Sondergerate davon
abhangig gemacht wird, daB von dieser Gruppe
Vertragsforschung sozusagen durch das Expe-
riment festgestellt wird, daB
das Gerat die gestellten Aufgaben optimal
lost, die Abnehmer genugend praktische
Kenntnisse besitzen,
der volkswirtschaftliche Nutzen des Ger~ites
am Einsatzort nachgewiesen ist.
Erfahrungen mit komplizierten optischen Ge-
rsten, wie dem Quarzspektrographen Q 24 and
dem Infrarot - Spektrometer UR -10 zeigen
deutlich, daB diese kostbaren Gerate, kostbar
sowohl hinsichtlich ihres Preises, wie hinsicht-
lich ihrer Seltenheit and ihres Expoirtwertes,
nicht immer so eingesetzt sind, daB ein nach-
weisbarer Nutzen entsteht. Wir glauben, daB
unsere Methode eine Besserung dieser Lage
bringen kann, zumal wir als Akademie-Institut
nicht auf den Umsatz sehen mussen, sondern
auf den volkswirtschaftlichen Wert sehen
diirfen.
3.2 Eine andere Methode, die wir fur die weitere
Arbeit als wichtig and besonders bedeutungs-
Ein nach bestimmten Gesichtspunkten auszu-
wahlendes Industriewerk sollte als Musterbei-
spiel mit alien modernen Gersten zur Auto-
matisierung and Fertigungskontrolle ausge-
riistet werden. Wir wollen 'hierfur die Form
eines Patenschaftsvertrages in einiger Zeit vor-
schlagen, nachdem wir das Patenwerk zu-
nachst kostenlos auf den modernsten Stand,
der technisch moglich ist, durch unsere and
Sanitized Copy Approved for Release 2010/05/04: CIA-RDP80T00246AO45300380001-7
Sanitized Copy Approved for Release 2010/05/04: CIA-RDP80T00246AO45300380001-7
evtl. einige andere Gerate bringen. Der Zweck
ist zweifach:
Einmal lernen wir, zur Verbesserung unserer
Gerate, vie sick die Gerate in der Praxis be-
nehmen, wo sie noch verbessert werden miffs-
sen, wo eine weitere Entwicklung notwendig
ist, um den McBaufgaben und der Stabilitat in
der Praxis zu entsprechen. Diese Kenntnis ist
von aul3erster Wichtigkeit fur unsere weiteren
Uberlegungen.
Zweitens, und das scheint uns eine wichtige
Neuerung, sollte dieser Pateneinsatz die inge-
nieur-okonomischen Daten ergeben, die fur die
Beurteilung der okonomischen Zweckmal3ig-
keit des weiteren Einsatzes von Wichtigkeit
sind. Ein ihnliches Verfahren hat der Arbeits-
kreis ?Infrarot-Technik" gemeinsam mit dem
Institut fur Ingenieurokonomie der TH Dres-
den vor einiger Zeit angewendet, um Auf-
schluB fiber den Nutzen der Infrarot-Heizung
und -Trocknung in der Industrie zu erhalten.
Die Ergebnisse waren oft recht verbliiffend und
von groBem Wert fur die weitere Arbeit.
Diese Methode der Patenschaftsvertrage setzt
allerdings voraus, daB wir eine Reihe noch lau-
fender Entwicklungen zuvor beenden und ge-
ni Bend Gerate besitzen, um ein ganzes Indu-
striewerk auszuriisten.
4. Erwahnenswert schlieBlich erscheinen uns einige
mehr interne Mal3nahmen, die der Steigerung der
Leistungsfahigkeit dienen sollen. Diese Ma[3nah-
men konnen, und das mochte ich hier besonders
herdorheben, nicht das Anliegen Einzelner blei-
ben, sollen sie Leben gewinnen und durchgreifend
wirksam werden. Von solchen MaBnahmen, die an
sich laufend durchgefi hrt werden, mochte ich
hier folgende nennen:
4.1 Eine wesentliche Verbesserung der Zusammen-
arbeit mit den anderen Akademie-Instituten
und den Einrichtungen unserer Universitaten
mull die Grundlage daft r sein, daB die Ent-
wicklungen des IfG stets den neuesten Ge-
sichtspunkten der Forschung entsprechen. Da-
bei ist diese Zusammenarbeit einmal dazu zu
benutzen, daB die Qualitat unserer Arbeit stan-
dig gesteigert wird, zum anderen aber ist dabei
anzustreben, dal3 durch unseren EinfluB die
Forschungen mehr in die Richtung gedrangt
werden, die den Notwendigkeiten unseres so-
zialistischen Aufbaues entspricht. Ich glaube,
daB beide Partner bei diesem Geschaft nur ge-
winnen konnen.
Es ist'sicher, daB diese Aufgabe nicht leicht ist,
denn die bisherigen Beispiele zeigen, daB der
Individualismus bei den Vertretern unserer
Forschung traditionsgebunden und oft schwer
zu iiberwinden ist. Trotzdem sollten wir diese
Aufgabe sehr ernst nehmen, denn offenbar
haben wir bei dieser Gelegenheit eine poli-
tische Mission zu erfiillen:
Als ein Institut der Akademie, in dem die
Arbeiterklasse einen besonders hohen Anteil
der Belegschaft bildet, haben wir die Pflicht,
das fruchtbringende Biindnis zwischen den
Arbeitern und der werktatigen Intelligenz in
unseren Arbeiten selbst zu demonstrieren,
Bowie anderen Wissenschaftlern den Weg zur
Arbeiterklasse und zur Praxis ebnen zu
helfen.
Die Moglichkeiten zu einer solchen Zusammen-
arbeit sind je nach dem Einzelfall sehr ver-
schieden und sollten wohl erwogen werden, sie
reichen von einzelnen Vortragen im Kollo-
quium, das wir nach den Sommerferien wieder
eroffnen werden, bis zu der standigen Mit-
arbeit und Beratungstatigkeit.
4.2 Eine weitere MaBnahme zur Steigerung der
Produktivitat unserer Arbeit sehen wir in einer
Verbesserung der operativen Technologie. Es
scheint uns notwendig, nach der besonderen
Situation unseres Instituts, die Arbeiten we-
sentlich zu verstarken, die neue Arbeitsinetho-
den und die Verwendung der besten Werk-
stoffe, sowie modernste Pri finethoden zuin Ziel
haben. Manches ist auf diesem Gebiet bereits
getan worden, ich erwahne hier nur die Ar-
beiten zur Epoxydharz-Technik, doch konnte
gerade eine Verstarkung dieser Arbeiten zu
einer wesentlichen Verbesserung und Verbilli-
gung unserer Gerate fiihren. Die Einrichtung
eines technologischen Laboratoriums mit bes-
seren Einrichtungen, als wir sie z. Z. besitzen,
ist also von besonderer Bedeutung.
4.3 Eine Reihe weiterer MaBnahmen darf ich, ohne
ihre Bedeutung zu schmalern, nur kurz zusam-
menfassen. Die maschinelle Ausri stung der
Werkstatten bedarf dringender Erganzung mit
neuen Maschinen, die interne Werksabnahme
mull durch Verstarkung geeigneter Ingenieure
die Forschungslaboratorien entlasten, die Aus-
wertung der Literatur mull noch mehr als bis-
her den Wissenschaftler und Ingenieur in der
Literaturarbeit unterstiitzen, die Dokumen-
tationsstellen sind weiter auszubauen und ihre
Wirksamkeit ist zu steigern.
4.4 Als wichtigste Aufgabe der Gegenwart und der
Zukunft darf ich jedoch das Bestreben nennen,
jedem Mitarbeiter das Bewuftsein zu vermit-
teln, dalI er bei uns an der richtigen Stelle ist
und daB er seinen Beitrag dazu zu leisten hat,
daB wir morgen besser leben konnen. Alle Mit-
tel, die hierzu dienen, sind von aul3erster Wich-
tigkeit, und in diesem Sinne sei es gestattet,
auf dieser Konferenz, die dem wissenschaft-
lichen Fortschritt gewidmet ist, auf die Bedeu-
tung aller MaBnahmen hinzuweisen, die, wie
die Wohnungs- und Sozialfilrsorge, unseren
Mitarbeitern das Leben erleichtern helfen. Die
grol3ziigige Hilfe unseres Arbeiter-und-Bauern-
Staates sollte hier voll wirksam eingesetzt
werden.
Ich mochte damit meinen Uberblick und Ausblick
schliel3en, der notgedrungen liickenhaft sein mul3te.
Die wichtigste Kraft unseres Staates, das sozialisti-
sche Bewultsein, wird uns helfen, die noch beste-
henden Unzulanglichkeiten zu iiberwinden, Fehler zu
erkennen und zu korrigieren, neue und stets bessere
Wege zu finden. Ich hoffe, dalI wir dabei auf die Hilfe
-der Partei der Arbeiterklasse und unserer Regierung
weiterhin rechnen ? konnen, und daB auch die Aka-
demie uns ihre Hilfe nicht versagen wird.
Dr. Hans Jancke
Direktor d. Institut fur Geratebau
Sanitized Copy Approved for Release 2010/05/04: CIA-RDP80T00246AO45300380001-7
Sanitized Copy Approved for Release 2010/05/04: CIA-RDP80T00246AO45300380001-7
Okonomische Konferenzen in Berlin-Buch
1. fiber die Notwendigkeit von Okonomischen Kon-
ferenzen und ihre Besonderheiten in der Wissen-
schaft, ihrer Organisation und Technik
Okonomische Konferenzen sind im Bereich der In-
dustrie, des Handels und des Verkehrs seit 1956 auf
der Tagesordnung.
Seit 1957 gibt es Okonomische Beratungen im Bereich
des Gesundheitswesens der DDR') und in Grof3-
Berlim).
Am 14. April 1958 fand nunmehr die 1. Okonomische
Konferenz im Bereich der Akademie-Institute Berlin-
Buch und, soweit der Verfasser es zu uberblicken
vermag, auch im Bereich der Forschungsgemein-
schaft statt.
Partei und Regierung hatten in den letzten Jahren
wiederholt auf die Durchfuhrung derartiger Konfe-
renzen aufmerksam gemacht. Walter Ulbricht fiihrte
auf der 32. Sitzung der Volkskammer aus, daf3 ?die
Forderung auf Durchfuhrung von Okonomischen
Konferenzen oft als von aullen, von der SED und vom
FDGB kommende Forderung angesehen wurde, die
nichts mit der eigentlichen Leitungstatigkeit zu tun
babe. Eine, solche Haltung widerspricht den marxi-
stischen Erkenntnissen von der Rolle der Volks-
massen und der Arbeiterklasse, insbesondere in der
Produktion und im gesellschaftlichen Leben".3)
Bei- der Begriindung des Gesetzes fiber den Staats-
haushaltsplan 1958 hat der Stellvertreter des Mini-
sters der Finanzen, Herr Kammler, auf der 31. Ta-
gung der Volkskammer am 9. Januar 1958 die Durch-
fuhrung von Okonomischen Konferenzen auf dem
Sektor der gesellschaftlichen Konsumtion als unum-
gangliches Arbeitsmittel zur Steigerung der Effek-
tivitat der Leistung bei gleichbleibendem Aufwand
bezeichnet. Er forderte alle Einrichtungen auf, die
bisher nicht von dieser Erkenntnis ausgingen, das
Versaumte kurzfristig nachzuholen und Okonomische
Konferenzen in Zukunft zum standigen Prinzip des
neuen Arbeitsstils werden zu lassen.4)
Seit Grundung der Forschungsgemeinschaft hat sich
der Vorstand dieser Forderung nach Erhohung der
wissenschaftlichen Leistung mit grol3em Nachdruck
gewidmet. In allen Tatigkeitsberichten des Vor-
') Vergl. z. B. H. Kuhnt: 1. Okonomische Konferenz
in den Einrichtungen des Gesundheitswesens, Heil-
berufe, 7/57. - Dr. G. Weber: Fur sinnvolle Sparsam-
keit in unseren Krankenanstalten, Deutsche Finanz-
wirtschaft 18/57 S. 541. -- F. Hanisch: Keine Angst
vor okonomischen Fragen, Deutsches Gesundheits-
wesen 4/58 S. 122. - W. Schwarz: Durchsetzung des
Sparsamkeitsregimes im Krankenhaus, DFW 22/57
S. 668. - Gierisch-Winkelmann: Okonomische Kon-
ferenzen in den Einrichtungen der gesellschaftlichen
Konsumtion, DFW 13/385 und 14 S. 424/57
2) Empfehlungen der Abt. Gesundheitswesen des
Magistrats von Gro13-Berlin fiber die Auswertung der
Okonomischen Konferenzen der Krankenhauser von
Grof3-Berlin vom 17. 2. 1958
3) Sonderheft des Demokratischen Aufbaus: Vervoll-
kommnet den Staatsapparat S. 22
4) DFW 3/58 S. 34
sitzenden des Vorstandes der Forschungsgernein-
schaft wird diesem Standpunkt Rechnung getragen.
Zweckentsprechende Organisation der Institute, Ko-
crdinierung der wissenschaftlichen Arbeit, Bildung
der neuen Formen des kollektiven Zusammenwir-
kens, sorgsame Qualifizierung der Mitarbeiter, Er-
hohung der Qualitat der Arbeit bei gleichem Auf-
wand - das Sind die Forderungen des Vorstandes,
die sich fur den Bereich der Wissenschaft aus den
Beschlilssen von Partei und Regierung ergeben.5)
Es kam also in der Vergangenheit darauf an, in den
Instituten Formen zu finden, die dieser Forderung
gerecht werden konnten. Wenn Prof. Fruhauf vom
,,Reifegrad der in der Akademie vorhandenen ge-
sellschaftlichen Potenzen" spricht und empfiehlt, die
Durchfuhrung grundsatzlicher Mallnahmen mit der
Gewerkschaft zu koordinieren, so ergab sich daraus
fur uns der Versuch, im Wege von Okonomischen
Konferenzen diesem aktuellen Problem nahezukom-
men und es gegebenenfalls zu meistern.
Inhalt und Form der Okonomischen Konferenz mul3-
ten sick trotz gleichartigen politischen und bkono-
mischen Ausgangspunktes von den Konferenzen im
produktiven Sektor der Wirtschaft unterscheiden.
Im Bereich der Wissenschaft, ihrer Organisation und
Technik gab es wiederholt Ansatze zur umfassenden
Losung der Okonomik.?)
Wenn diesen von grol3er Sachkenntnis getragenen
Bemuhungen nicht immer der letzte Erfolg beschie-
den war, so hangt das nach meiner Auffassung mit
der Tatsache der Nichtberiicksichtigung eines sehr
wichtigen Faktors, der fur den Erfolg bestimmend
ist, ab.
Den sozialistischen Eigentumsverhaltnissen, die auch
in unseren Instituten bestehen, mull eine hohere
Qualitat des gesellschaftlichen Bewufitseins ent-
sprechen.
In jedem unserer Mitarbeiter, ob Wissenschaftler,
Ingenieur, Techniker, Arbeiter oder Angestellter,
muf3 das Verstandnis dafiir reifen und das Bewui3t-
sein sick entwickeln, dal3 der Weg zu sozialistischen
Forschungseinrichtungen notwendig und gesetz-
mal3ig ist.
Diese Bewulltseinsentwicklung ist ein Erziehungs-
prozef3 grof3en Umfanges und grof3er Verantwortung
fiir die staatlichen Leitungen und die fortschrittlichen
gesellschaftlichen Krafte, sichert doch der Erfolg,,,die
volle Entfaltung der machtigen Triebkraft fur den
Aufschwung der Produktivkrafte irn Sozialismus -
die auf parteilichem Bewuf3tsein und der personlichen
materiellen Interessiertheit beruhende, schopferische
Aktivitat der Werktatigen bei der Beratung, Durch-
fuhrung und Kontrolle der Plane sowie bei der Lei-
5) Prof. Fruhauf: Bericht fiber die bisherige Arbeit
der Forschungsgemeinschaft, Mitteilungsblatt H. 11/12,
57 S. 307 if sowie Der Wissenschaft und der verant-
wortungsbewuf3ten Anwendung ihrer Ergebnisse
kommt eine vorrangige Bedeutung zu, H. 1/2/3, 58?
S. 8 if.
6) Vergl. Konferenz des ZFT mit Wissenschaftlern,
Ingenieuren, Neuerern und Vertretern der staatlichen
Organe vom 6.-8. 7. 1955 in Berlin
Sanitized Copy Approved for Release 2010/05/04: CIA-RDP80T00246AO45300380001-7
Sanitized Copy Approved for Release 2010/05/04: CIA-RDP80T00246A045300380001-7
tung ..." ). Dieser Prozef3 mull sich der mannig-
faltigsten Formen bedienen, urn mdglichst breite
Schichten zu erfassen and sie zurn aktiven Mitwirken
zu gewinnen. Damit beststigt sich auch in unserem
wissenschaftlichen Bereich die Richtigkeit der Losung
des 33. ZK-Plenums: ?Der Aufbau des Sozialismus
ist in erster Linie eine Erziehung der Menschen". Die'
Differenziertheit des Tempos der Entwicklung dieses
Bewul3tseins in unseren Einrichtungen zu beriick-
sichtigen, die in alien Mitarbeitern vorhandenen ide-
ellen and materiellen Krafte aufzuspiiren, die dialek-
tischen Widerspruche zwischen dem Personlichen and
dern Gesellschaftlichen aufzudecken and durch ,Zu-
sammenwirken, gegenseitig Einflul3nahme entwedere
im, Sinne gegenseitiger Unterstutzung, gegenseitiger
Starkung oder im Sinne gegenseitiger Einschrankung
zu uberwinden" 8), ist unsere wichtigste Aufgabe. Dal3
wir uns in diesern Bemuhen von der Produktion
unterscheiden, ergibt sich aus der, soziologischen
Struktur unserer Einrichtungen. Unsere Institute pro-
filieren die wissenschaftliche and technische Intel-
ligenz sowie eine breite Schicht von mittlerem tech-
nischen Personal, wahrend in den Produktions-
betrieben der Anteil der Produktionsarbeiter domi-
niert and bestimmend ist.
Unter Fuhrung der Partei der Arbeiterklasse hat sich
in den Produktionsbetrieben eine Massenbasis fur
die Entwicklung and Festigung sozialistischer Be-
ziehungen in den konkreten Formen der Gemein-
schaftsarbeit, des sozialistischen Wettbewerbs, der
Prinzipien der staatlichen Leitung and des sozialisti-
schen Wirtschaftens gefunden, bei der die Arbeiter
gemeinsam mit der technischen and wissenschaft-
sichen Intelligenz and ihren staatlichen Leitungen
unter Fuhrung der Partei and Gewerkschaft neue
Wege der Vervollkommnung gehen.
In unseren Einrichtungen kann eine derartige
Massenbasis fur die Schaffung sozialistischer Bedin
gungen zwangslaufig nur erreicht werden durch die
beschleunigte Veranderung des Bewulltseins beson-
ders der wissenschaftlichen and technischen Mit-
arbeiter. Die Festigung der Verbindung der Wissen-
schaft mit der sozialistischen Produktion, sowohl was
den Arbeitsstiel als auch was, soweit als moglich, die
Arbeitsrichtung anbelangt, ist eines der Mittel; die
Entwicklung des okonomischen Denkens and eines
ausgepragten Staatsbewul3tseins ist die andere Form
dieses notwendigen Schrittes. In dieser Entwicklung
mussen die Wissenschaftler, Ingenieure, Techniker
vorbildlich vorangehen, um so aus eigener Erkennt-
nis and Einsicht die notwendige neue Qualitat der
Arbeit zu erreichen.
Die 'Okonorriik unserer Institute ist ebenfalls unter-
schieden von der der Industrie and sonstigen Wir?t-
schaftsunternehmen and verlangt eine andere Ein-
stellung and andere Methoden ihrer bewuf3ten Aus-
nutzung and Vervollkommnung. Im Ergebnis decken
sich zwar unsere Bemuhungen mit denen der Wirt-
schaft in der Erzielung eines optimalen, wissenschaft-
lichen and technischen Effektes bei dkonomischem
Einsatz von Mitarbeitern, Gersten and Materialien.
7) Vervollkommnet ... a. a. 0., S. 13
8) A. Sobolew: tuber Widerspruche in der sozia-
listischen Gesellschaft Aus: Internationale Arbeiter-
bewegung H. 8/58 S: 7
Die Steigerung der Arbeitsproduktivitat, konkret in
unseren Instituten als das optimale Ergebnis der wis-
senschaftlichen Arbeit, verlangt jedoch einerseits ob-
jektive, vergleichbare, relevante Mal3stabe and grund-
satzliche, Beurteilungsfaktoren and andererseits e:in
aktives Tatigwerden der Leitung in unserer wissen-
schaftlichen Planung and ihrer Kontrolle. Auch bei
uns trifft im wesentlichen die Feststellung von
Hanisch zu, ?es gibt keine einheitliche Einzelleistung,
keine Relevanz von Einnahmen and Ausgaben, ur.d
daher iibt auch das in unserem Gebiete angewandte
Finanzsystem keine aktivierende Wirkung auf die
Mitarbeiter aus".e)
In der Industrie sind die Beurteilungsfaktoren and
Wertungsmaf3stabe seit 1949 in der wirtschaftlichen
Rechnungsfiihrung and einer aussagekraftigen Be-
triebsabrechnung vorhanden and z. Z. durch die tag-
liche Planaufschliisselung and die Brigadeabrechnung
bis in die unterste Einheit verwirklicht. Bei uns fehlen
derartige Maflstabe, and es mull deshalb vordring-
lichstes Anliegen einer Okonomischen Konferenz
sein, auf die Erarbeitung derartiger Vergleichsmaf3-
stabe hinzuwirken, um objektive Gesichtspunkte fur
ein auszulosendes okonomisches Interesse jedes Mit-
arbeiters zu finden and damit den Anreiz fur groflere
Leistungen and ihre Bewertung zu schaffen. Dal3 die
in der Industrie vorhandenen Erfahrungen mit allem
Vorbehalt auszuwerten sind and keineswegs auf uns
schematisch ubertragen werden konnen, ist eine
hier nicht weiter zu erorternde Selbstverstandlich-
keit.
Die Rationalisierung der geistigen and technischen
Arbeit ist jedoch beim Aufbau des Sozialismus noch
unter einem anderen Gesichtspunkt von besonderer
Bedeutung, stellen doch die ,Verluste, die aus Un-
zulanglichkeiten der wissenschaftlichen and tech-
nologischen Arbeit resultieren, unausgenutzte poten-
tielle Moglichkeiten dar", die das Entwicklungstempo
zu beeinflussen in der Lage sind. 10) Deshalb milssen
alle die Produktivitat der wissenschaftlichen and
technischen Arbeit beeinflussenden Faktoren sorgsam
analysiert and gegebenenfalls verandert werden.
Diese Analyse wird auf dem traditionsgebundenen
Boden der Akademie besonders schwierig sein; sie
mull deshalb ihrem Inhalt and ihrer Form nach wis-
senschaftlich betrieben werden, um zu sichtbaren
and brauchbaren Ergebnissen zu kommen. Diese
Analysen geben auch den Okonomischen Konferenzen
einen anderen Inhalt als die bisherigen Sparsamkeits-
beratungen etc. Des kurzfristige Aufspizren der vor-
handenen materiellen and ideellen Kapazitaten and
ihrer Reserven verlangt ein genaues Analysieren des
z. Z. Bestehenden mit einem wissenschaftlichen
Konzept.
Diese Aufgabenstellung ist zu diesem Zeitpunkt be-
sonders aktuell, indem die finanziellen Mittel, die der
Wissenschaft z. Z. zur Verfugung stehen, eine Kon-
zentrierung von Gesetzes wegen verlangen. Im Tempo
der Entwicklung der. Aufwendungen fur die gesell-
schaftliche Konsumtion tritt eine Verringerung von
6,60 % im Jahre 1957 um 1,62 % im Jahre 1958 ein,
da nach Auffassung der Volkskammer die in den
vergangenen Jahren grol3zi.igig zur Verfiigung ge-
9) F. Hanisch: a. a. 0., S. 123
10) G. Kosel: Produktivkraft Wissenschaft, 1957,
S. 103
Sanitized Copy Approved for Release 2010/05/04: CIA-RDP80T00246AO45300380001-7
Sanitized Copy Approved for Release 2010/05/04: CIA-RDP80T00246AO45300380001-7
stellten Mittel zur Erreichung der Aufgaben aus-
reichen. Es soil keine Orientierung mehr auf die Er-
weiterung der Institute and die allgemeine Erhohung
der finanziellen, insbesondere Lohnforidsmittel vor-
genommen werden, die vorhandenen Mittel sollen
durch allseitige Verbesserung der Arbeit bei einem
hochstmoglichen Nutzeffekt im Interesse der Be-
volkerung verwendet werden.11)
2. Die Vorbereitung der Okonomischen Konferenz
Bei der skizzierten Differenziertheit der Problem-
stellung and der Neuartigkeit derartiger Bemuhungen
schien eine Begrenzung des Aufgabengebietes der
1. Okonomischen Konferenz in Buch in Form and
Inhalt angeraten zu sein. Die 1. Okonomische Kon-
ferenz wurde deshalb im Bereich der Organisation
and Technik der Wissenschaft durchgefiihrt. Diese
Beratung sollte die Bewegung in Gang bringen.
Keineswegs jedoch sollte, die Losung der okono-
mischen Fragen ausschliellliche Angelegenheit der
Verwaltungs- and Finanzfachleute bleiben.
In der Vorbereitung haben wir uns wesentlich an das
Vorbild frilherer Okonomischer Konferenzen ange-
lehnt. Mit einer Sichtwerbung wurde der Auftakt
fur die Vorbereitung gegeben. Eine Tafel war am
Haupteingang aufgestellt and sollte jeden Mitarbeiter
auf die Aufgabenstellung, die'Termine and den Ab-
lauf der Vorbereitung zur Konferenz aufmerksam
machen. Im Bereich selbst arbeiteten 5 staatliche
Kommissionen mit 40 Mitarbeitern ca. 8 Wochen an
einer moglichst umfassenden and systematischen
Vorbereitung. Es gab die Kommissionen fur Arbeits-
organisation and Struktur, Maschinen- and Raum-
auslastung, Materialverbrauch, Qualifizierung and
Investitionen. Die Leitung der Kommissionen lag in
den Handen von Verwaltungsfachleuten, Ingenieuren
and Mechanikern. Ihre Zusammensetzung garan-
tierte eine breite Erfassung der Mitarbeiter. Alle
Kommissionen erhielten Material fur die wichtigsten
Fragen, denen ihre Aufmerksamkeit zuzuwenden
tear, in die Hand.
Sie entfalteten darauf hin eine umfassende Bera-
tungs-, Kontroll- and Pruftatigkeit and legten der
Bereichsleitung umfangreiches Material fiber das ge-
zogene okonomische Fazit vor. In alien Abteilungen
des Bereichs and dari ber hinaus in einigen wissen-
schaftlichen Bereichen fanden Parallelberatungen
im Rahmen der Gewerkschaft statt. Schon bei dieser
Kommissionsarbeit zeigte sich das grolie Interesse
unserer Mitarbeiter an organisierter okonomische?r
Arbeit and die Notwendigkeit, die bisherige Leitungs-
arbeit, wiehtige Fragen nur im kleinen Kreis der
unmittelbar Verantwortlichen zu besprechen, zu ver-
andern. Das Wertvolle dieser Kommissionsarbeit
war die bewuf3te Einbeziehung breiter Kreise der
Mitarbeiter in eine selbstandige, fiber ihren Arbeits-.
platz hinausgehende analysierende Tatigkeit, deren
Auswirkung and Ergebnis wiederum in den Handen
dieser Kommissionen lag. ?Der` Unterschied der Ar-
beitsweise and der Vorbereitung Okonomischer Kon-
ferenzen gegeniiber alien bisher durchgeftihrten MaB-
nahmen liegt folglich darin, dalI nicht die tYber-
legung des einzelnen aus der Perspektive seiner in-
dividuellen Tatigkeit heraus im Vordergrund steht,
") Gierisch-Heyden: Die Ausgaben fur die gesell-
schaftliche Konsumtion, DFW 3/58 S. 70 .
sondern. die analytische Untersuchung von Zusam-
menhangen durch ein Kollektiv erfolgt." 12)
Auf diesem Wege wurden der Okononischen Kon-
ferenz 63 Vorschlage ubermittelt, von denen 48 in
die Berichte der Kommission anlaBlich der Okono-
mischen Konferenz als verwertbar eingingen.
3. Die Durchfilhrung der Konferenz
Auf der Konferenz waren neben den Delegierten des
Bereiches ZAV Beobachter aller wissenschaftlichen
Bereiche des Instituts and der angegliederten Arbeits-
stellen, Vertreter der Verwaltungen and der zentralen
technischen Einrichtungen der Akademie-Institute
-Adlershof, Rehbriicke and Jena anwesend. Ferner
waren mal3gebliche Vertreter der zentralen Organe
des Vorstandes der Forschungsgerneinschaft sowie
Beauftragte des Staatsapparates, des Rates des
Stadtbezirks and des Ministeriums der Finanzen
sowie des Handelsapparates erschienen. Die Ver-
treter des Instituts fur Geratebau, denen rechtzeitig
eine gesonderte Einladung zugegangen war, blieben
dieser Beratung ohne Begrendung fern, obwohl ge-
rade ihr Erscheinen and ihre Beitrage in dieser Kon-
ferenz sehr wichtig gewesen waren. Vertreter des
Bezirksvorstandes der Gewerkschaft Wissenschaft;
der Kreisleitung der SED Pankow and der Partei-
organisation der Forschungsgemeinschaft waren
ebenfalls anwesend.
Die Durchfuhrung der Konferenz war so organisiert,
daB in den 3 Teilabschnitten jeweils die Gewerk-
schaft, die Partei and die staatliche Leitung die Ver-
sammlungsleitung ubernahmen.
Herr Prof. Dr. W. Friedrich begruBte im Auftrage
des Direktoriums die Anwesenden and eroffnete die
Konferenz and konnte feststellen, daB den enormen
Aufwendungen fur das Institut in Hohe von 55,0 Mio
Haushalts- and Investitionsmitteln seit 1946 ada-
quate Ergebnisse gegeniibergestellt werden konnen.
Insgesamt weist das Institut 751 wissenschaftliche
Publikationen auf. Die poliklinischen and klinischen
Dienstleistungen konnten erheblich gesteigert wer-
den. Den Erfolg dieser Ergebnisse fiihrte er auf
2.Grundsatzfaktoren zuriick. 1. Wahrung des Prinzips
der Ko]lektivitet wissenschaftlichen Arbeitens in der
Planung and Durchfuhrung and 2. standige Gewahr-
leistung and Kontrolle der wissenschaftlichen Ar-
beitsleistung in materieller, finanzieller und person-
licher Hinsicht. Als vordringlichste Aufgabe des
Direktoriums bezeichnete Hr. Friedrich die Wahrung
der Kollektivitat wissenschaftlichen Arbeitens and
die Konzentrierung aller Mittel auf die wesentlichsten
wissenschaftlichen Anliegen. Den in der Zasur der
Abt. Chemische Krebsforschung begangenen Weg
muBte man unbedingt weiter beschreiten. Wortlich
sagte der Herr President: ,Dieser Weg kann aber
nur erfolgreich bleiben, wenn die Kollektivitat in
den wissenschaftlichen Arbeiten verantwortungs-
bewul3t im Hinblick auf das Ganze and frei von
alien individuellen Akzenten and Ressentiments
verstanden and praktiziert wird. Ein Kollektiv hat
nur dann Anspruch auf these Bezeichnung, wenn
sich ein jeder tatsachlich als Teil des Ganzen -
selbstverstandlich mit personlicher Note, Aufgabe
and Methode - fiihlt and handelt". Jede Stagnation
and Selbstzufriedenheit oder gar tYberheblichkeit
Sanitized Copy Approved for Release 2010/05/04: CIA-RDP80T00246AO45300380001-7
Sanitized Copy Approved for Release 2010/05/04: CIA-RDP80T00246AO45300380001-7
bezeichnete er als der Wissenschaft grof3ter Feind.
Diese Tatsache gelte auch fur die Hilfsmittel der
Wissenschaft. In diesem Sinne befurwortete' Prof.
Dr. Friedrich die Durchfuhrung einer derartigen
Beratung.
In dem Referat des Verfassers wurden die Aufgaben
and Ziele der Okonomischen Konferenz and die
Fragen der Verbesserung der Organisation and Tech-
nik der Wissenschaft behandelt. U. a. empfahl er
einen zweckmaf3igen Erfahrungsaustausch zwischen
den Instituten and Berufsgruppen, in den auch
gleichgelagerte Institute and Einrichtungen im Aus-
land einbezogen wet den. sollten. So ergab z. B. die
Festschrift zum 20. Jahrestag des Bestehens des
National Cancer-Institute Parallelen des ameri-
kanischen Krebsforschungszentrums in organisa-
satorischer, struktureller and finanzierungsmafliger
Hinsicht, deren Auswertung fur unser Institut bei
der gleichen Aufgabenstellung auf3erordentlich auf-
schluf3reich sein kann.13)
Der Referent beschaftigte sich. auch mit den ver-
wertbaren Ergebnissen des internationalen Standes
der Wissenschaft von der Organisation and der
zweckmal3igen Leitung von Instituten. Er trug die
Problematik der Proceedings des Symposiums des
National Physical Laboratory, das in der Zeit vom
26.-28. 9. 1956 in London durchgefuhrt wurde and
sich mit den Fragen einer zweckmaf3igen Leitung
and Organisation der Forschung befaflte, vor.14)
Die Einrichtung einer Dokumentation fur leitende
Verwaltungs- and technische Kader, die Schaffung
von Vergleichsmaf3staben and Kennziffern fur
langere Zeitraume fur die Beurteilung der wissen-
schaftlichen and technischen Produktivitat and die
Durchfuhrung von Instituts- bzw. Komplexver-
gleichen auf wissenschaftlicher Basis, die Ver-
besserung der Investitionsplanung, die in anderen
Zweigen der Wirtschaft langst erfolgreich abge-
schlossen wurde,15) die Vergrof3erung des Einflusses
der Institute auf die unmittelbare Investitionsdurch-
fi hrung waren weitere Probleme. Breiten Raum
nahm die Starkung des staatlichen Sektors auf dem
Gebiete der Planung der Forschungsthematik and
der Kontrolle der Forschungsergebnisse ein. Die
Verstarkung der Einflul3nahme der Leitung der For-
schungsgemeinschaft auf eine schnelle Einfi hrung
der Forschungsergebnisse in die Produktion wurde
zur tYberwindung der z. Z: bestehenden Schwierig-
keiten gefordert.
Weiter hielt der Referent eine engere systematische
Verbindung zwischen der Wissenschaft and ihrer
Organisation im Sinne der gegenseitigen Information
13) Journal of the National Cancer-Institute, Bd. 19,
Nr. 2, 1957, S. 151, 159, 165, 167, 187, 263
British Empire Cancer Campaign: 34. Annual Report,
1956, S, 533, First Report, Institute of Microbiology,
1954-1956, S. 73 ff. Dissertation F. Stendel: Uber den
Aufbau and die Durchfuhrung der Krebsbekampfung
im Ausland; Erlangen 1957, S. 19, 30, 35, 37 and 41 if.
14) N. P. L.: The Direction of Research Establisments,
London 1957, Instes.: Sess. 1, Rep. 1; Sess. 2, Rep. 3;
Sess. 3a, Rep. 6; Sess. 3b, Rep. 10, 11, 12, 15, 19.
15) Vergl. Gesetz uber die Vervollkommnung and
Vereinfachung der Arbeit des Staatsapparates in der
Deutschen Demokratischen Republik vom 11. 2. 1958
(GBI. I S. 119)
zur Hebung des Niveaus der Arbeit der Verwaltungs-
und technischen Kader fur erforderlich, um sie zu
befahigen, mit den wissenschaftlichen Bedtirfnissen
vertraute Kader zu entwickeln and den Wissen-
schaftler von dem erheblichen Verwaltungsaufwand,
den er z. Z. noch zu tragen hat, zu entlasten. Der
demokratischen Aufstellung des Haushalts and der
t)berpriifung des allseitigen Prinzips des materiellen
Anreizes widmete der Referent weiterhin seine Auf-
merksamkeit. Er regte auf3erdem die Organisierung
eines sinnvollen {iberbetrieblichen Wettbewerbs
zwischen den Instituten der Forschungsgemeinschaft
an.
Der BGL-Vorsitzende, Koll. Kratzig, sprach in dem
2. Referat der Konferenz fiber die Aufgaben der Ge-
werkschaft in der staatlichen Leitung and in den
Arbeitsbereichen. In Durchfuhrung des Gesetzes vom
11. 2. 1958 15) forderte Koll. K. eine Kooptierung von
Gewerkschaftsvertretern in die Leitungen der Be-
reiche and eine allgemein engere Verbindung der
staatlichen Leitung mit der. Gewerkschaft. Die Ge-
werkschaft ihrerseits wird die Voraussetzungen da-
fi r schaffen, daf3 die in die Leitung delegierten Mit-
glieder' in den grundsatzlichen Fragen geniigend
qualifiziert sind. Als ersten Ansatz fur eine der-
artige Veranderung des Arbeitsstils konnte er. den
Beschluf3 des Direktoriums vom 14. 3. 1958 begriiflen,
nach dem der 1. Direktor in Zukunft seine Rechen-
schaftsberichte vor der gesamten Gewerkschaft
geben wird and in dem den Gewerkschaften in alien
Bereichsleitungen grof3ere Rechte and Pflichten zu-
gebilligt werden.16)
Sodann trugen die Kommissionsvorsitzenden ihre
Berichte vor,
Die Diskussion, an der sich insgesamt 25 Redner be-
teiligten, bestatigte im wesentlichen die Notwendig-
keit einer derartigen Beratung. Fur den Gesamtbe-
reich der Forschungsgemeinschaft sprachen Herr Dr.
Wittbrodt and Herr Gieltowski zu den Problemen
einer . sozialistischen Bewuf3tseinsbildung. Beide
untersti tzten das Neue, breite Kreise der Mitarbeiter
unserer Institute uber die okonomischen Fragen an
die politischen Aufgaben heranzufiihren.
An der Diskussion beteiligten sich auf3erdem die
Herren Professoren Friedrich, Lohmann, Gunnel
and Jung sowie Mitarbeiter der Werkstatten, des Be-
triebsschutzes, Ingenieure and Techniker.
4. Die Auswirkung and Auswertung der Okono-
mischen Konferenz
Die Herren Professoren Gummel and Jung gaben
wahrend der Konferenz die Erklarung ab, daf3 auch
in ihren Bereichen Okonomische Konferenzen, vor-
bereitet and durchgefuhrt werden. Inzwischen hat
der Bereich Physik ebenfalls eine Okonomische Kon-
fernz fur das III. Quartal in Aussicht genommen. Die
Konferenz hat gezeigt, daf3 in breiten Kreisen unserer
Mitarbeiter ein reges Interesse an der" Entwicklung
and der Mitgestaltung unserer Institute besteht. Sie
hat bewiesen, daf3 bei der Losung der wissenschaft-
lichen and staatlichen Aufgaben these sch6pferische
Kraft genutzt werden kann and muf3. Okonomische
Beratungen sind ein mogliches and zweckmafliges
10) Der Vorsitzende der Betriebsgewerkschaftsleitung
ist seit etwa 2 Jahren ordentliches Mitglied des Direk-
toriums mit Sitz and Stimme.
Sanitized Copy Approved for Release 2010/05/04: CIA-RDP80T00246AO45300380001-7
Sanitized Copy Approved for Release 2010/05/04: CIA-RDP80T00246A045300380001-7
MITTEILUNGSBLATT 4. Jahrgang, Heft 6-8
Mittel fur die Nutzung dieser Krafte. Den zentralen
Organen des Vorstandes fallt bei der Verallgemeine-
rung dieser Ergebnisse and bei der weiteren Durch-
fiihrung in den Instituten eine besondere Verant-
wortung zu.
Abschliel3end seien nosh einige, in unmittelbarem
Interesse des Bereichs liegende tYberlegungen fest-
gehalten:
a) Vorbereitung einer neuen, dem Prinzip der per-
sonlichen Verantwortlichkeit voll entsprechenden
Struktur,
b) Veranderung der Zusammensetzung der Bereichs-
leitung durch das Einbeziehen der Vertreter von
Partei and Gewerkschaft and Mal3nahmen zur
Vervollkommnung ihres Arbeitsstils,
c) eine den Aufgaben unseres Staates entsprechende
Arbeitsordnung,
d) Hebung des politisch-ideologischen Niveaus der
leitenden Kader durch Teilnahme am Parteilehr-
jahr and an der staatspolitischen Schulung sowie
durch engere Verbindung zur Produktion,
e) umfassende Qualifizierung von bestimmten Grup-
pen der Mitarbeiter durch besondere betriebliche
MaBnahmen wie 21. B. Studienvertrage, Fach-
kolloquien, Informationsdienst, Brigadearbeit,
Okonomische Konferenz des Bereichs Pharmakologie des Instituts fur Medizin and
Biologie in Berlin-Buch
Im ?Mitteilungsblatt"') steht im Geleitwort ,Zum
Jahreswechsel" u. a. folgendes: ?Die Fiille der zu
meisternden Aufgaben verlangt eine neue Art von
Gemeinschaftsarbeit, die sozialistische Gemeinschafts-
arbeit; in der jeder, auch im Rahmen seiner Teilauf-
gaben, fur das Ganze voll mitverantwortlich ist".
Dieser Satz konnte auch als Leitmotiv fiir die Vor-
bereitung, Durchfuhrung and Auswertung der Oko-
nomischen Konferenz unseres Bereichs gelten, die
am 3. Mai 1958 stattfand. Es war in unserem Institut
die erste Okonomische Konferenz eines wissenschaft-
lichen Bereichs, nachdem schon vorher der Bereich
Zentrale Anlagen and Verwaltung eine solche durch-
gefi.ihrt hatte 2).
Die Vorbereitung unserer Okonomischen Konferenz
erfolgte zunachst in einer allgemeinen Vorbe-
sprechung aller Mitarbeiter des Bereichs, in der
Kommissionen zur Ausarbeitung der Unterlagen ge-
bildet wurden. Der weiteren Vorbereitung dienten
zahlreiche schriftliche Vorschlage von Mitarbeitern,
die (mit Namen gezeichnet) am ,Schwarzen Brett"
bekannt gemacht wurden.
1) Mitteilungsblatt fur die Mitarbeiter der Deutschen
Akademie der Wissenschaften zu Berlin, Jahrgang 3,
Heft 11/12, S. 255 (1957)
2) tIber die Okonomische Konferenz des Bereichs
Zentrale Anlagen and Verwaltung wurde im vorher-
gehenden Aufsatz sehr ausfiihrlich berichtet, so dalI
hinsichtlich mancher allgemein_eren Fragen darauf
verwiesen werden kann.
f) okonomisch verwertbare Ergebnisse auf dem Ge-
biete der Investitionen, des Haushaltes, der Ma-
terialbeschaffung z. B. durch Einfiihrung von Per-
sonlichen Konten, Ausschopfung innerer Reserven,
Neuordnung des Pramiensystems, vollstandige
Erfassung der Einnahmen, zentrales Lager,
g) Verpflichtungen zum Nationalen Aufbauwerk des
Instituts fiber den Rahmen des Instituts hinaus
(Aufbauleitung and Entwurfsbiiro), Hilfleistung
bei der Errichtung des provisorischen Kinder-
wochenheimes bis zum V. Parteitag der SED.
-Selbstverstandlich gab es auch bei der Vorbereitung
and Durchfiihrung der Konferenz, insbesondere in
methodischer Hinsicht, Mangel and Schwachen. Es
empfiehlt sich, die Aufgabenstellung einer derartigen
Konferenz noch enger zu. begrenzen and die Vor-
bereitungszeit zu verlangern., Diese Mangel and
Schwachen sollten jedoch nicht das positive Ergebnis
dieser Konferenz beeintrachtigen.
Ullrich Kneller
Leiter des Bereichs Zentrale Anlagen
and Verwaltung - Berlin-Such
In der Okonomischen Konferenz trugen zunachst die
Kommissionsleiter die Ergebnisse ihrer interessanten
and zu' einem Teil wirklich neue Gesichtspunkte er-
gebenden Erhebungen vor. Im Anschlul3 an die Kom-
missionsberichte erfolgte eine lebhafte Diskussion,
an der sich die Mehrzahl der Mitarbeiter beteiligte.
Auch aullerhalb unseres Instituts fand die Okono-
mische Konferenz lebhaftes Interesse. Dies aul3erte
sich in der Teilnahme verschiedener Gaste (Vertreter
des Gesundheitsministeriums, des Forschungsrats,
des Instituts fur Pharmakologie and Toxikologie der
Humboldt-Universitat, der Volkseigenen Pharma-
zeutischen Industrie); auch die Gaste beteiligten sich
rege an den Diskussionen. Der Vertreter des VVB
Pharmazie gab aul3erdem einen ausfiihrlichen fIber-
blick fiber einige Probleme der Arzneimittelforschung,
da dieses Thema den Bereich Pharmakologie im Hin-
blick auf die Zusammenarbeit mit der Volkseigenen
Pharmazeutischen Industrie in bestimmten Fragen
(Vertragsforschung) sehr interessiert.
Die Ergebnisse der Kommissionsberichte and der
Diskussionsbeitrage fanden in einem EntschlieBungs-
entwurf ihren ersten Niederschlag. Dieser Entwurf
wurde inzwischen von der erweiterten Redaktions-
kommission mehrfach durchgearbeitet.
Dr. Kurt Rintelen
Institut fur Medizin and Biologie
Arbeitsbereich Pharmakologie and Zellphysiologie
Wissenschaftlicher Mitarbeiter
Sanitized Copy Approved for Release 2010/05/04: CIA-RDP80T00246A045300380001-7
Sanitized Copy Approved for Release 2010/05/04: CIA-RDP80T00246AO45300380001-7
Tagungs- und Reiseberichte
X. Berg- und Huttenmannischer Tag der Bergakademie Freiberg
vom 28. bis 31. Mai 1958
Im Juni 1948 veranstaltete die Bergakademie Freiberg
unter dem Namen ?Berg- und Huttenmannischer
Tag" erstmals nach dem Kriege eine montariwissen-
schaftliche Vortragstagung. Aus einem dringenden
Bediirfnis der ersten Nachkriegsjahre heraus sollte
die Wissenschaft und Praxis auf den Gebieten des
Bergbaus und Hiittenwesens, der Geologie, Geophysik
und Mineralogie wieder zusammenfiihren und
helfen, durch die Kriegsjahre verlorengegangene
Verbindungen wieder aufzunehmen. Die Freiberger
bergmannische Tradition zu neuem, fruchtbringen-
den Leben zu erwecken, war dabei ein besonderes
Anliegen der Freiberger Professoren und Studenten.
In diesen ersten Jahren des Wiederaufbaus nahmen
die Forderungen des Tages wohl auf alien Lebensge-
bieten die Krafte voll in Anspruch; so blieb fiir grof3-
artige Plane fiber die kiinftige Durchfi.]hrung dieser
Tagung kaum Zeit. Dal3 dieser erste Berg- undHi.]tten-
mannische Tag trotzdem zu einem soliden Fundament
wurde, auf dem rich im Verlaufe von r_eun Jahren
nine der gr6f3ten alljahrlich veranstalteten montan-
wissenschaftlichen Fachtagungen entwickeln konnte,
liegt wohl in der Progressivitat und Dynamik be-
griindet, die die Freiberger Hochschule schon seit
ihrer Griindung im Jahre 1765 auszeichnet.
Forscht man nach den schdpferischen Kraften fur
these Dynamik, so findet man die Que]le wohl dort,
wo der Be bgmann in taglicher, harter Auseinander-
setzung mit den Kraften der Natur, der Erde die
Schatze abringt, die zur Grundlage der technischen
Entwicklung in einem halben Jahrtausend Mensch-
heitsgeschichte wurden. Herausgewachsen aus der
mittelalterlichen Scholastik standen bereits 1765 die
Grundmauern eines montanwissenschaftlichen Lehr-
gebaudes mit einer jahrhundertealten Tradition in
Freiberg, deren tragende Pfeiler von Humanisten wie
Ulrich Riilein von Calve und Georgius Agricola er-
richtet wurden. Freiberg, in diesen Jahrhunderten
die Metropole des sachsisch-bdhmischen Silberberg-
baus, wurde nach Grtindung der Bergakademie mehr
und mehr zu einem Kristallisationspunkt berg- und
hiittenmannischen Lehrens und Forschens, nicht zu-
letzt durch die wissenschaftsbegriindenden Leistun-
gen solcher Professoren wie Gellert, A. G. Werner,
Reich, Lampadius, Ledebur, Clemens Winkler und
andere.
Es nimmt so nicht wunder, daf3 viele der nachmals
ti.ichtigsten Berg- und Hi ttenleute aus alien Landern
ihre Ausbildung in Freiberg suchten. In den Matrikeln
der Bergakademie und ihrer Vorlaufer finden sich
Namen wie M. Lomonossow, Theodor Kdrner, Novalis,
Reichsfreiherr vom Stein, Alexander von Humboldt,
Leopold von Buch u. a. Die organische Entwicklung
der Freiberger Lehrtradition inmitten der Kauen und
Schmelzhiitten legte der Bergakademie die Einheit
von Lehre, Forschung und Praxis in die Wiege.
?THEORIA CUM PRAXI" - die Aufgabe, die Leib-
niz unserer Akademie mit auf den Weg gab, be-
stimmte auch den Weg der Bergakademie Freiberg
seit ihrer Grdndung und war entscheidende Trieb-
kraft ihrer Entwicklung. Das unmittelbare Anknilpfen
an these verpflichtende Tradition, die Treue zu den
Leibnizschen Prinzipien einer humanistischen Wis-
senschaftlichkeit bestimmte das Wirken der Frei-
berger Wissenschaftler nach 1945. Die sozialistische
Entwicklung in der Deutschen Demokratischen Repu-
blik, getragen von den schdpferischen Kraften des
werktatigen Volkes, schuf die Voraussetzungen Mir
die voile Wirksamkeit dieser Prinzipien.
So entstand im letzten Jahrzehnt in Freiberg ein
montanwissenschaftliches Lehr- und Forschungs-
zentrum von internationaler Bedeutung.
Der Berg- und Hiittenmannische Tag wurde in seiner
Wechselwirkung mit dem wissenschaftlichen Publi-
kationswerk der Bergakademie Gradmesser fiir die
steigende internationale Bedeutung dieser Hoch-
schule.
Die Deutsche Akademie der Wissenschaften zu Berlin
betrachtete es als eine ihrer vornehmsten Aufgaben,
these Entwicklung der Freiberger Bergakademie nach
besten Kraften zu fdrdern. Die gemeinsame Ehrung
des ersten wissenschaftlichen Interpreten der Berg-
bau und Ht ttenkunde, des Renaissancemenschen
Georgius Agricola, anlaf3lich seines 400. Todestages
zum VII. Berg- und Htittenmannischen Tag 1955
durch beide Institutionen wurde Auftakt einer engen
Zusammenarbeit, die ihre Kronung und ihr festes
Fundament erhielt in der von Fritz Selbmann zum
IX. Berg- und, Htittenmannischen Tag 1957 in Frei-
berg verkiindeten Bihdung einer selbstandigen Klasse
fir Bergbau, Hii tenwesen und Montangeologie:
. In diesem Beschluf3 der Deutschen Akademie
der Wissenschaften zu Berlin kommt die Anerken-
nung der Bedeutung der Montanwissenschaften Mir
unser heutiges wissenschaftliches Leben, gleichzeitig
aber auch die grundsatzliche Anerkennung der wis-
senschaftsbildenden Kraft der Arbeit auf dem Ge-
biete der Geologie, des Bergbaus und der Metallurgie
zum Ausdruck...".
The Widerspiegelung der Universalitat der Berg-
akademie auf den Gebieten der Montanwissen-
schaften, die augenfallige Demonstration der Einheit
von Lehre, Forschung und Praxis,. der Wechsel-
wirkung von Grundlagen- und Zweckforschung kenn-
zeichnen die Berg- und Hiittenmannischen Tage als
wegweisende Meilensteine fur die vdlkerverbindende
Aufgabe der Wissenschaft.
Sanitized Copy Approved for Release 2010/05/04: CIA-RDP80T00246AO45300380001-7
Sanitized Copy Approved for Release 2010/05/04: CIA-RDP80T00246AO45300380001-7
Die von Jahr zu Jahr gestiegene Zahl der Tagungs-
teilnehmer aus dem Ausland, aus Ost and West, die
alljehrliche Entsendung der namhaftesten Montan-
wissenschaftler durch die wissenschaftlichen Aka-
demien aller befreundeten Lander nach Freiberg and
besonders der Verlauf der Jubilaumstagung, des
X. Berg- and Huttenmannischen Tages, legen dafur
beredtes Zeugnis ab.
Se. Magnifizenz, der Rektor der Bergakademie, Prof.
Dr.-Ing. H. Hartig, konnte zur Eroffnung des X. Berg-.
and Huttenmannischen Tages ca. 1800 Gaste in der
alten Bergstadt Freiberg begruf3en. - Die Akademien
der Wissenschaften Budapest, Bukarest, Moskau, mit
dem Vizeprasidenten der Akademie der Wissen-
schaften der UdSSR and Vorsitzenden des nationalen
Komitees der UdSSR fur das Internationale Geophy-
sikalische Jahr, Prof. Dr. Dr.-Ing. e. h. I. P. Bardin,
an der Spitze, Peking, Prag, Sofia, Warschau, Wien,
hatten die namhaftesten Reprasentanten des Berg-
baus, Huttenwesens and der Geowissenschaften zur
Tagung entsandt.
Folgende Hochschulen, Universitaten and Forschungs-
institute waren durch Rektoren, Direktoren, Prorek-
toren, Dekane, Institutsdirektoren and wissenschaft-
liche Mitarbeiter vertreten:
Universitaten: Berlin, Bonn, 'Brno, Brtissel, Gieflen,
Gottingen, Greifswald, Halle,. Heidelberg, Kiel, Leip-
zig, Leningrad, Louvain, Moskau, Munchen, Prag,
Rostock, Rotterdam, Saarbriicken, Tokio, Tubingen,
Wien, Wroclaw, Wurzburg.
Technische Hochschulen, montanwissenschaftliche
Hochschulen and Bergakademien: Aachen, Beograd,
Berlin-Charlottenburg, Bratislava, Budapest, Buka-
rest, Clausthal, Czgstochawa, Dresden, Gliwice, Halle-
Leuna, Hannover, Ilmenau, Karl-Marx-Stadt, Karls-
ruhe, Katowice, Kosice, Krakow, Leningrad, Magde-
burg, Miskold, Moskau; Munchen, Ostrava,-Pardubice,
Paris, Peking, Petrosani, Prag, Sofia, Sopron,
Wroclaw.
Nicht im einzelnen sind in diesem Bericht aufzuzah-
len die Vertreter der Fachministerien, Forschungsin-
stitute, wissenschaftlichen Vereine and Gesellschaften
and der Schwerindustrie aus der Deutschen Demo-
kratischen Republik, der Deutschen Bundesrepublik
and dem Ausland.
Folgende Herren iiberbrachten in der Eroffnungsfeier
in kurzen Ansprachen die Griifle ihrer Institutionen:
Prof. Dr. Dr.-Ing. e. h. I. P. Bardin,
Akademie der Wissenschaften der UdSSR,
Prof. Dr. Hsin-Fu Chang, Academia Sinica,
Prof. Ing. Kovacs, Rektor des Bergbauinstitutes
Petrosani,
Dipl.-Ing. Levardi, 1. Stellvertreter *des Ministers fur
Schwerindustrie der Volksrepublik Ungarn,
Prof. Dr. Phil. habil. Oelsen, Rektor der Bergakademie
Clausthal,
Prof. Dr. mont. Pisek, Akademie der Wissenschaften
der L`SR,
Prof.. Dr.-Ing. Popowicz, Technische Hochschule
Gliwice,
Prof. Dr. phil. habil. Schmid, Osterreichische Aka-
demie der Wissenschaften,
Prof. Dr. Staudte, Sechsische Akademie der Wissen-
schaften,
Prof. Dr. Suchanow, Direktor des Bergbauinstitutes
Moskau,
Prof. Dipl.-Ing. Veltschew, Bulgarische Akademie
der Wissenschaften.
Im Namen des Presidiums der Deutschen Akademie
der Wissenschaften zu Berlin and des Vorstandes der
Forschungsgemeinschaft begruf3te der Vizeprasident,
Herr Prof. Dr.-Ing. H. Friihauf, Rektor and Senat der
Bergakademie Freiberg die Teilnehmer des X. Berg-
und Huttenmannischen Tages. Er ftihrte u. a. aus:
.,Die Deutsche Akademie der Wissenschaften
zu Berlin nimmt regen Anteil an den Bestrebungen
der Bergakademie Freiberg zur Pflege der Montan-
wissenschaften and so auch an dem heute begin-
nenden Berg- and Huttenmannischen Tag. Als ein-
zige wissenschaftliche Akademie der Welt hat die
Deutsche Akademie der Wissenschaften zur wis-
senschaftlichen Durchdringung ihrer technischen
Gebiete fur die Zwecke des Bergbaus, Huttenwesens
and der Montangeologie 'vor etwa Jahresfrist eine
eigene Klasse gegriindet. Bei den bewahrten viel-
seitigen wissenschaftlichen and freundschaftlichen
Beziehungen der Bergakademie Freiberg and
dieser jiingsten Klasse unserer Akademie, ihren
zugehorigen Sektionen and Forschungseinrichtun-
gen, fiihlt sich die Deutsche Akademie der Wissen-
schaften zu Berlin mit den weitgesteckten Zielen
fur Wissenschaft and Praxis, die im Berg- and
Huttenmannischen Tag ihren Niederschlag finden,
engstens-verbunden ...
Im Auftrag der Regierung der Deutschen Demokrati-
schen Republik begriif3te Herr Minister Rudolf Stein-
wand die Tagungsteilnehmer. In seiner Festan-
sprache wurdigte Minister Steinwand die Entwick-
lung and Bedeutung der Bergakademie Freiberg and
des Berg- and Huttenmannischen Tages fur den so-
zialistischen Aufbau in der Deutschen Demokra-
tischen Republik. Er betonte, daf3 die Erfordernisse
der sozialistischen Entwicklung eine engste Ver-
bundenheit von Theorie and Praxis besonders auf
den Gebieten des Bergbaus and Huttenwesens zur
Bedingung haben. Das Kollektiv der Wissenschaftler
der Bergakademie hat dem in hervorragendem Maf3e
Rechnung getragen. In seinen weiteren Ausfiihrungen
befal3te sich Minister Steinwand mit der Stellung des
Wissenschaftlers in der sozialistischen Gesellschafts-
ordnung and der Bedeutung der sozialistischen Plan-
wirtschaft sowie der Zusammenarbeit der Mitglied-
staaten des Warschauer Vertrages im Gegensatz zu
der Widerspriichlichkeit des kapitalistischen Wirt-
schaftssystems.
Am Nachmittag des Eroffnungstages fanden sechs
Hauptvortrage statt, die in der Pers&nlichkeit der
Vortragenden . and der Thematik der Vortrage dem
besonderen, representativen Charakter des X. Berg-
und Huttenmannischen Tages Rechnung trugen and
gleichzeitig die vielseitigen Beziehungen der Fach-
gebiete der Montanwissenschaften unterstrichen.
Es sprachen
Prof. Dr. Dr.-Ing. e. h. I. P. Bardin, Moskau:
Die Einfuhrung von Sauerstoff zur Beschleunigung
der Arbeit im Siemens-Martin-Ofen,
Prof. Dr. M. Steenbeck, Jena:
Energiequelle Atom,
Sanitized Copy Approved for Release 2010/05/04: CIA-RDP80T00246AO45300380001-7
Sanitized Copy Approved for Release 2010/05/04: CIA-RDP80T00246AO45300380001-7
Prof. Dr. phil. habil. E. Schmid, Wien:
Werkstoffprobleme-beim Reaktorbau,
Prof. Dr. phil. W. Oelsen, Clausthal:
Kalorimetrie und Thermodynamik in der Metallurgie,
Prof. Dr. E. Szadeczky-Kardof3, Budapest:
Seltene Elemente und Geochemie, .
Prof. Dr. O. J. W. Kreulen, Rotterdam:
Braunkohle: Begriffsbestimmung and Werdegang.
An den folgenden drei Tagen wurden in 12 Vortrags-
reihen und 7 Kolloquien 135 Vortrage auf folgenden
montanwissenschaftlichen Fachgebieten gehalten:
Geologie, Mineralogie-Lagerstattenkunde, Geophysik,
Bergbau-Tiefbau, Bergbau-Tagebau, Grubensicher
heit, Markscheidewesen, Maschinenwesen und
Elektrotechnik im Bergbau, Aufbereitung, Kohle-
verarbeitung, Eisenhuttenwesen, Metallhiittenwesen,
Metallformung und Walzwerkstechnik, Metallkunde,
technische Physik und Kernphysik, Gesellschafts-
wissenschaften und Geschichte des Bergbaus.
Von den Vortragenden kamen aus der DDR 55, aus
der Bundesrepublik 25 und aus dem Ausland eben-
falls 55 Wissenschaftler. Es ist im Rahmen dieses Be-
richtes unmoglich, auf die Themen im einzelnen ein-
zugehen. Wenn man beachtet, daf3 in diesem Vor-
tragsprogramm in einer ' wohldurchdachten Ordnung
die verschiedenen Fachgebiete, die verschiedenen
territorialen Bereiche und grundlegend-theoretische
Themen mit praktisch-technischen Problemen so in-
einandergefugt waren, daf3. jeder Teilnehmer Vor-`
trage aus fachlich benachbarten Gebieten horen
konnte, und wenn man die nach jedem Vortrag aus-
giebige Diskussion berucksichtigt, ist zu ermessen,
welchen Gewinn die Teilnehmer dieser Tagung fur
ihre eigene Arbeit erhalten kor_nten: Nur am Rand e
soil hier auf die zahlreichen Einzelgesprache hin-
gewiesen werden, die auf geselligen Veranstaltungen
und Fachgruppentreffen stattfanden.
Der X. Berg- und Huttenmannische Tag erhielt
durch den zweitagigen Besuch des Ministerprasi-
denten der DDR, Herrn Otto Grotewohl, besondere
Bedeutung. Der Ministerprasident informierte sich
eingehend durch zahlreiche Gesprache mit Person-
lichkeiten aus dem In- und Ausland und durch Be-
sichtigung von Instituten fiber these Tagung und
den Aufbau der Bergakademie Freiberg. Im Mittel-
punkt dieses Besuches stand eine meprstundige Aus-
sprache des Ministerprasidenten mit etwa 250 Mon-
tanwissenschaftlern aus der DDR, dem Ausland und
besonders aus Westdeutschland fiber gesamtdeut-.
sche Fragen.
Kern der Aussprache bildete ein eineinhalbstiindiger
Vortrag des Ministerprasidenten, der besonders von
den Tagungsteilnehmern aus der Bundesrepublik
mit grolltem Interesse aufgenommen wurde. Wohl
alle Anwesenden waren sich mit unserem Minister-
prasidenten darin einig, daf3 dem Appell der Gottin-
ger Kernphysiker und der Wissenschaftler in' der
DDR auch der Aufruhr des Gewissens breiter Schich-
ten der Bevolkerung in der Bundesrepublik folgen
musse, um die Gefahr eines verheerenden Atomkrie-
ges in Mitteleuropa zu bannen und die Voraussetzun-
gen zu schaffen fiir eine friedliche Wiedervereini-
gung unseres Vaterlandes auf dem Wege fiber eine
Konfoderation beider deutscher Staaten. Die Verant-
wortung, besonders des Wissenschaftlers, geht hier-
bei weft fiber semen personlichen Arbeitsbereich
hinaus und wind zur Verantwortung fur die Zukunft
der gesamten Menschheit, die nur in einem dauer-
haften Frieden die Friichte der wissenschaftlichen
Forschung ernten kann.
Rii.ckblickend kann man den X. Berg- und Hi tten-
mannischen Tag als einen grof3en wissenschaftlichen
und -gesellschaftlichen Erfolg bezeichnen, der selbst?
die Erwartungen der Veranstalter weit ubertroffen
hat. Die Bergakademie und ihre Wissenschaftler
sind dazu nur zu begluckwunschen. MSge dieser
X. Berg- und Huttenmannische Tag wiederum Auf-
takt zu weiteren Tagungen sein, die die Montan-
wissenschaftler noch enger zusammenfuhren - und:
sich. fruchtbringend auswirken werden auf die Ar-
beit der jungsten Klasse unserer Akademie. Die ge-
meinsam mit der Bergakademie im Herbst dieses
Jahres durchzufilhrende internationale Tagung fiber
Fragen des Gebirgsdruckes und die im kommenden
Jahre - geplanten Gedenkveranstaltungen anlal3lich
des 100. Todestages Alexander von Humboldts, eines
Schiilers der Freiberger Bergakademie, werden wei-
tere Hohepunkte des gemeinsamen Bestrebens der
Deutschen Akademie der Wissenschaften zu Berlin
und der Bergakademie Freiberg sein. Der Beschlu[3
des Senats der Bergakademie, den. Berg- und Hi tten-
mannischen Tag weiterhin jahrlich durchzufizhren,
wird weit fiber den Kreis der Montanwissenschaft-
ler und Praktiker hinaus begr0f3t werden.
Dipl.-Ing. Rolf Wendler
Bergakademie Freiberg
Chefredakteur
Sprachforschung im Nord und Ostseeraum
Das Institut fur deutsche Sprache und Literatur un-
serer Akademie umfaf3t' in seiner Abteilung ,Wor-
terbiicher" auch mehrere Forschungsstellen, die die
Aufgabe haben, den volkssprachlichen Wortschatz
der ehemaligen Provinzen Mecklenburg und Bran-
denburg (mit der Hauptstadt Berlin) zu sammeln
und ff r eine Worterbuchpublikation vorzubereiten
bzw. die Publikation des Mecklenburgischen WOr-
terbuchs fortzufilhren. Den pommerschen Sprach-
landschaf ten gilt die Arbeit einer in Greifswald gain-
melnden Forschungsstelle des Instituts, und die Ab-
schluf3arbeiten des ,Mittelelbischen Worterbuchs"
werden' gleichfalls aus Institutsmitteln unterstiitzt.
Die Vdlksspraclie dieser deutschen Mundartland-
schaften ist vorwiegend niederdeutsch, und daher'
sind seit Jahrzehnten enge Faden gekniipft an den
Verein fur niederdeutsche Sprachforschung. In der
wissenschaftlichen Arbeit dieses Vereins finden-sich
die meisten Forscher zusamme'n, die im In- und Aus
lande der niederdeutschen Philologie ihre Studien
widmen. Sie gelten den volkssprachlichen und lite-
rarischen ' Schopfungen des uberwiegend deutsch
sprachigen Gebietes, das von romanischen urid sla-
wischen Sprachraumen im Westen und -Osten, von
Sanitized Copy Approved for Release 2010/05/04: CIA-RDP80T00246AO45300380001-7
Sanitized Copy Approved for Release 2010/05/04: CIA-RDP80T00246AO45300380001-7
mitteldeutschen Mundartlandschaften and skandina-
visch-finnischen Sprachraumen im Siiden and Nor-
den begrenzt wird. Diese an den Kiisten der Nord-
und Ostsee sich erstreckenden Sprachgebiete waren
zur Zeit der mittelalterlichenHanse durch vielseitige
Interessen eng miteinander verknupft, so daB die
Geschichts- and Sprachforschung vom Mittelalter
bis zur Gegenwart im Hansischen Geschichtsverein
and Niederdeutschen Sprachverein fur diese weiten
europaischen Raume ein gemeinsames Forschungs-
feld besitzt. Die Tatsache, daB beide Vereine seit rund
70 Jahren ihre alljahiliche Jahreshauptversammlung
gemeinschaftlich in einer Stadt dieses hansisch-nie-
derdeutschen Raumes begehen, spricnt fur die Rich-
tigkeit des Gedankens, daB Sprach- and Geschichts-
wissenschaft wechselseitig Anregung and Erhellung
geben konnen.
Um den auslandischen and westdeutschen Mitglie-
dern des Niederdeutschen Sprachvereins die Teil-
nahme an der Jahrestagung in Rostock 1958 zu er-
moglichen , bzw. zu erleichtern, hat auf Fi rsprache
von Herrn Institutsdirektor Prof. Dr. Dr. h. c. Frings
die Deutsche Akademie der Wissenschaften zu Ber-
lin eine namhafte Summe zur Verfugung gestellt. So
konnte eine stattliche Anzahl von westdeutschen,
schwedischen, belgischen, niederlandischen and fin-
nischen Vereinsmitgliedern des Niederdeutschen
Sprachvereins gemeinschaftlich mit Sprachforschern
der DDR mehrere Tage in lebhaftem geistigen Aus-
tausch verbringen, fiber dessen Einzelheiten unsere
junge Kollegin H. Bischoff nachstehend berichten
wird. Durch das verstandnisvolle Entgegenkommen
des Herrn Staatssekretars fur Hoch- and Fachschul-
wesen war auch dem studentischen Nachwuchs un-
serer Universitaten and Hochschulen Gelegenheit
zur Teilnahme geboten worden and damit Gelegen-
heit, manchen der Gelehrten personlich im Vortrag
oder der Diskussion zu horen, dessen Namen and
Arbeiten ihnen in den Lehr- and Fachbi chern schon
vielfach begegnet ist. Nicht zuletzt aber ist es der
Forderung durch den Rat des Bezirkes Rostock and
dem Rat der Stadt Rostock zu danken, daB diese
bedeutsame Kulturveranstaltung in Rostock durch-
gefiihrt werden konnte and damit auch den nieder-
deutschen Heimatkundlern and Schriftstellern im
Lande Fritz Reuters, John Brinckmans and Theodor
Fontanes arbeitsreiche, besinnliche, anregende and
glickliche Stunden geschenkt waren.
Dr. Anneliese Bretschneider
Brandenburg-Berlinisches Worterbuch
Wissenschaftliche Mitarbeiterin
Bericht von der Pfingsttagung des Vereins fur Niederdeutsche Sprachforschung in
Rostock Pfingsten 1958
Zur 74. Jahresversammlung des Hansischen Ge-
schichtsvereins and zur 71. des Vereins fur Nieder-
deutsche Sprachforschung hatte in diesem Jahr Ro-
stock als eheinalige Hansestadt im niederdeutschen
Sprachbereich eingeladen. Viele Mitglieder and
Gaste beider Vereine aus beiden Teilen Deutsch-
lands and dem benachbarten bzw. interessierten Aus-
land waren diesem Rufe gefolgt, so daB es mit den
Ober 400 Teilnehmern die am starksten besuchte Ta-
gung iiberhaupt war. Der Ort dieser alljahrlichen am
Pfingstmontag beginnenden Doppel-Tagung wech-
selt, and zwar so, dali in jedem Jahr eine andere ehe-
malige Hansestadt besucht wird, die gleichzeitig den
?Niederdeutschen" Mdglichkeit zu speziellen Sprach-
studien bietet. So fand die Tagung 1955 in Minden
statt, vor zwei Jahren in Luneburg and im vorigen
Jahr in K61n. Schon lange bestand der Wunsch, auch
einmal in der DDR zu tagen. Zunachst wurde im
Herbst 1957 in Schwerin erstmalig eine Arbeits-
tagung durchgeftihrt, die in ihrer Anlage, in ihrer
Arbeitsweise and auch in der,Zahl der Teilnehmer
als fruchtbar and gelungen bezeichnet werden kann.'
In Koln wurde dann, nachdem die Stadt Rostock_
mehrmals eingeladen hatte, beschlossen, im folgen-
den Jahr nach Rostock zu gehen, wobei man sich
erinnerte, dal schon vor 25 Jahren die Tagung dort
stattgefunden hatte. Wie dankbar diese nach sehr
vielen Miihen des vorbereitenden Ausschusses and
der Vorstande ermoglichte Tagungswoche von alien
Seiten aufgenommen wurde, zeigten deutlich die
herzlichen Dankesworte im groBen and auch im klei-
nen, die freudig ausgesprochen wurden, wo immer
sich eine Gelegenheit dazu bot.
Die Tagung begann nach altem Brauch mit dein
zwanglosen geselligen Beisammensein im Ratskeller.
Man begrullte alte Bekannte, lernte neue Menschen
kennen and war in den Gesprachen sehr schnell bei
den Erwartungen, die man an die Vortrage and Aus-
? sprachen der Tagung stellte and die natiirlich der
Mittelpunkt des Ganzen waren, auch wenn am Ende
jeweils die personlichen Kcntakte -und Gesprache
als etwas Wesentliches and Bereicherndes angesehen
werden konnten.
Der erste Arbeitstag wurde mit einer gemeinsamen
Sitzung der'beiden Vereine im Festsaal des Ratshau-
ses, diesmal unter dem Vorsitz der ,Niederdeut-
schen", eroffnet, Mit warmen Worten hiell Professor
Niekerken, Hamburg, der 1. Vorsitzende des Ver-
eins, die Teilnehmer willkommen and dankte f Or
die bereitwillige Gastfreundschaft and die vielerlei
Hilfen der Stadt and Universitat Rostock and fur die
groBzugige Unterstiltzung der Deutschen Akademie
der Wissenschaften zu Berlin, als deren Beauftragte
Frau Dr. A. Bretschneider wesentlich bei der Vor-
bereitung mitgeholfen hatte. Der Oberburgermeister
der Stadt Rostock and der Rektor der Universitat
begrullten die Versammlung and wiesen dabei auf
die historische and sprachgeschichtliche Bedeutung
Rostocks hin. Die Wahl Rostocks als Tagungsort war
eine gluckliche, weil die ,Hanseaten" in eine ge-
schichtsgesattigte Stadt des mittelalterlichen Hanse-
bundes gekommen waren, die ?Niederdeutschen" in
der Stadt des Mecklenburgischen Wdrterbuches and
der Wossidlo-Forschungsstelle - beides AuBenstel-
len der Deutschen Akademie der Wissenschaften zu
Berlin - and in der plattdeutschen Umgebung der
Sanitized Copy Approved for Release 2010/05/04: CIA-RDP80T00246AO45300380001-7
Sanitized Copy Approved for Release 2010/05/04: CIA-RDP80T00246AO45300380001-7
4. Jahrgang, Heft 6-8 MITTEILUNGSBLATT
Stadt reiche Anregungen fur ihre Arbeit finden konn-
ten and beide einen Einblick in den eindrucksvollen
Aufbau einer modernen Hafen- and Handelsstadt
bekamen. Der den Teilnehmern von der Universitat
als Festgabe iiberreichte Sonderdruck der Wissen-
schaftlichen Zeitschrift der Universitat Rostock, her-.
ausgegeben von Professor Dr. Hermann Teuchert,
vermittelte einen spezielleren Einblick in die Thema-
tik and Arbeitsweise der historischen and philologi-
schen Forschungsstatten an der Universitat.
In seinem glanzenden Vortrag - es war der erste
der Tagung - Ober Etymologien aus dem Wort-
bereich ?Spiel" fii.hrte Professor Dr. Jost Trier,
Munster, aus, daf3 alles Spiel etwas Umhegtes ist,
hervorgebracht in einem Spielraum. Auf dem The-
ater ist - so hatte es Schiller in der Vorrede zur
,,Braut von Messina" schon dargelegt - der xoeds die
lebendige Mauer, die lebendige Spielhegung, die
durch ihr Vorhandensein erst den Spielraum, in dem
allein das Gesetz des Spiels Geltung hat, von der
Welt des Nicht-Spiels trennt. Auf3erhalb der Hegung
zerfallt diese Gultigkeit. Philologie wurde in diesem
Vortrag durch die Personlichkeit and Darstellungs-
art des Redners deutlich als lebendige Wissenschaft.
Nach dieser gemeinsamen Sitzung trennten sich die
Vereine, die Themenstellung wurde fachlich speziel-
ler. Im folgenden kann ich nur von den germanisti-
schen Vortragen einige Punkte aufzeigen. Professor
Dr. Wesche, Gottingen, sprach Ober ?Niederdeutsche
Flur- and Ortsnamen" aus seinem Arbeitsgebiet, dem
des entstehenden Niedersachsischen Worterbuches.
An Hand von Flurnamenkarten - Putt, Tie, Esch,
Queen - wies auch er auf die Notwendigkeit fur
jeden Dialektforscher hin, sick nicht allein durch
die heutige Verbreitung and Verwendung der ein-
zelnen Ausdrucke zu giiltigen Ergebnissen bestim-
men zu lassen, sondern die alten, heute z. T. als mif3-
verstandene Namen iblichen Flurbezeichnungen zu
beriicksichtigen, die durch ihren Lautstand and ihre
Bedeutung oftmals Aufschluf3 uber wichtige frilhe
Formen des heutigen Sprachzustandes geben. Aus
der Fulle der Ortsnamen behandelte Prof. Wesche
die auf -bittel ausgehenden, die im niedersiichsi-
schen Raum, zwischen Wolfenbuttel and Schleswig,
an der Weser and an der Elbe, ihre Hauptverbrei-
tung gefunden haben, deren Zentrum aber im Papen-
teich, im Winkel zwischen Aller and Oker, liegt.
In dem Vortrag von Dr. Kathe Scheel aus Hamburg
ging es um die ,sprachliche Gestaltung im nieder-
deutschen Volksmarchen". Die Referentin erwahnte
dabei die Ausgaben der niederdeutschen Marchen
and ihre Verwendbarkeit fur die wissenschaftliche
Forschung and erlauterte dann an kurzen Beispielen
sehr lebendig die anschauliche, oft auch besonders
innige Form and leichte Verstandlichkeit dieser Mar-
chen, die einfach dadurch gegeben sind, dal3 die
Sprache aus dem engsten alltaglichen oder festlichen
Lebensbereich des Volkes genommen ist. Die Konse-
quenzen daraus erstrecken sich bis in die letzten sti-
listischen Einzelheiten. Ein plattdeutsches Marchen
sollte nicht ins Hochdeutsche i]bertragen werden. Es
verliert dabei an Eigenwert. Es kann die Echtheit
schon gefahrden, ein solches Marchen - aber wohl
jedes Marchen iiberhaupt - zu drucken and vor-
lesen zu wollen. Zum Marchen gehort der lebendige
Erzahler.
Daran schlof3 sich fur die ?Niederdeutschen" der
fachlich and sachlich sowohl grundliche als auch
hochinteressante Vortrag Dr. Isings von der Deut-
schen Akademie der Wissenschaften zu Berlin Ober
die ?Niederdeutschen Bibelfriihdrucke als Quelle fur
die Wortforschung" an. Dr. Ising. legte die Ergeb-
nisse seiner vergleichenden Untersuchungen am
Wortschatz von vier im niederdeutschen Sprachraum
gedruckten vorreformatorischen Bibeln aus den
Jahren 1478-1522 aus Koln, Lubeck and Halberstadt
dar. Da diese Ubersetzungen auf das niederrheini-
sche, westfalische, niedersachsische and ostfalische
Sprachgebiet verteilt sind, konnten wortgeographi-
sche Unterschiede.innerhalb des niederdeutschen
Sprachraumes um 1500 festgestellt werden, die durch
Tabellen and Wortlisten dem Zuhorer deutlich ge-
macht wurden. Das Wesentliche an den Ausfi hrun-
gen Dr. Isings war, dalI er auf die trotz aller Unter-
schiede vorhandenen i]berlandschaftlichen Aus-
gleichsbewegungen im Wortschatz der mittelnieder-
deutschen Schriftsprache hinwies and damit diesen
friihen Bibeldrucken eine besondere Bedeutung fur
die Entstehung der neuhochdeutschen Schriftsprache
zuerkannte.
Dr. Gundlach vom Mecklenburgischen Worterbuch
in Rostock gab eine ,Einfi]hrung in die mecklenbur-
gischen Sprachverhaltnisse". Zahlreiche Karten ver-
rnittelten einen deutlichen Einblick in das mecklen-
burgische Sprachgebiet mit seinen raumlichen and
sprachlichen Besonderheiten.
Von groper Wichtigkeit fur die meisten Tagungsteil-
nehmer war die Besprechung der Worterbuchbear-
beiter, die Frau Dr. Bretschneider, die Leiterin des
Brandenburg-Berlinischen Worterbuches an der
Deutschen Akademie der Wissenschaften zu Berlin,
leitete, durch ein Referat uber die Bedeutung der
Wortkarten in den modernen grofllandschaftlichen
Mundartworterbuchern eroffnete and damit An-
regungen zu einer lebhaften Diskussion gab. Die
Wortkarte wurde zur Klarung etymologischer and
semasiologischer Fragen and zur Veranschaulichung
der Belegsammlungen von der Vortragenden and
allen Diskussionsteilnehmern gefordert.
Eine Aussprache fiber alle gehaltenen Vo.rtrage fand
am Ende dieses zweiten Arbeitstages statt and nahm
die wichtigsten Probleme and Fragen aus dem Ge-
sagten noch einmal auf. Es wurden, wie es in wissen-
schaftlichen Diskussionen zu sein pflegt, zwar auch
mancherlei Zweifel an dem Vorgetragenen erhoben,
aber es wurde auch bereichernd erganzt aus den
eigenen Forschungen der Diskussionsredner. Man
war, das war der Gesamteindruck von den verschie-
denen Vortragen and der eingehenden Besinnung
in der Aussprache, sehr dankbar fur alles Erarbeitete
and Dargebotene, das vielseitige Anregungen gab
and zu eigenem Nachdenken and Nachforschen
drangte,
Aber es gab nicht nur Wissenschaft auf dieser Ta-
gung, es galt auch, sich umzusehen in der so gast-
freien Stadt Rostock and in ihrer Umgebung. Ein
Nachmittag war zu Fi hrungen durch die Stadt,
durch das alte and neue Rostock gedacht and hinter-
lief3 - auch trotz des heftigen Regens - einen nach-
ha]tigen Eindruck von der Aufbauwilligkeit dieser
im Kriege sehr zerstorten Stadt.
Die fur diese Tagung besonders vorbereiteten. Aus-
stellungen gaben dem Interessierten reichhaltiges
Sanitized Copy Approved for Release 2010/05/04: CIA-RDP80T00246AO45300380001-7
Sanitized Copy Approved for Release 2010/05/04: CIA-RDP80T00246AO45300380001-7
MITTEILUNGSBLATT 4. Jahrgang, Heft 6-8
Material, Rostocks hansischer Vergangenheit nach-.
zugehen. An die kulturelle Gegenwart dachte das
Rostocker Volkstheater, das uns, in einer Erstauf-:
fuhrung fur die DDR, eine dramatisierte Bearbeitung
von Tolstois Roman ?Krieg und Frieden" auf der.
Buhne zeigte.
Den Abschluf3 fand die Tagung, wie es in jedem Jahr
Oblich ist, in dem Autobusausflug beider Vereine in-
die Umgebung des Tagungsortes, in das Mecklenbur
ger Land. Die Fahrt ging zuerst. nach Gustrow, danri,
weiter si.idwarts in Richtung auf die Mecklenbur=
gische Seenplatte und Ober Krakow nach Plau, von
wo aus uns Dampfer Ober den Plauer See nach Mal-
chow und damit wieder zu rinseren Omnibussen
brachten.
Die diesjahrige Jahresversammlung des Vereins fur
riederdeutsche Sprachforschirrig und des Hansischen
Geschichtsvereins endete so in froher Dankbarkeit
fur eine Tagung, die durch ihr reichhaltiges Pro-
gramm so vielseitige Anregungen gab, die uns vorn
,;Spiel" und vom Marchen aus, Ober Ortsnamen,
friihe Bibeldrucke und Wortkarten mitten hineinge-
fiihrt hatte in die sprachliche, landschaftliche und,
nienschliche Gegenwart nicht allein Rostocks und
des Landes Mecklenburg, sondern des gesamten nie-
derdeutschen Raumes. -
Hildegard Bischoff'
Goethe-W6rterbuch
Wissenschaftliche Assistentin
Mineralogie, Geologie, Chemie und, Technologie der_ Mineralsalze ozeanischen
Ursprungs
Vom 16. bis 22. Juni 1958 fand ein Symposium' in
Berlin statt, durchgefiihrt von der Arbeitsstelle fur
Mineralsalzforschung in Verbindung mit der Kali-
industrie. Etwa 140 Teilnehmer des In- und Auslan-.
des, darunter zahlreiche Wissenschaftler aus der
Sowjetunion, Frankreich, Bulgarien und der Bun-
desrepublik waren der Einladung zum Symposium"
gefolgt und haben in etwa 30 Fachvortragen. und
vielen lebhaften Diskussionen zu. seinem Gelingen_
beigetragen.
In den Vortragen und Diskussionen wurden die Er--
gebnisse der Grundlagenforschung der letzten .Iahre
behandelt auf den Gebieten der Entstehung und Bil--
dung der Salzlagerstatten, der physikalisch-chemi--
cchen Grundlagen wie Gleichgewichtsverhaltnisse,-
Loslichkeiten, Flotation, Kristallisationskinetik,-
Ionenaustausch und der Technologie zur Aufarbei-
tui g der Salze und damit ein Querschnitt der so viel--
seitigen und wichtigen Probleme der Mineralsalze
ozeanischen Ursprungs und ihrer Anwendungen ver-
mittelt.
Aus den, zusammenfassenden Hauptvortragen seien
- um die Vielzahl der Problematik zu kennzeichnen
- nur genannt:
Prof. Dr. Borchert, Institut Mr. Mineralogie, Petro-
graphie und Lagerstattenkunde der Bergakade-
mie Clausthal-Zellerfeld:
?Grundz7age der Entstehung und Metamorphose
ozeanischer Salzlagerstatten."
Prof. Dr. Waljaschko, Lomonossow-Universitat,
Lehrstuhl Mir Geochemie, Moskau: .
?Die wichtigsten geochemischen Parameter, die
die Bildung der Kalisalzlagerstatten umfassend
erklaren."
Prof. Dr. Lepeschkow, Institut fur ailgem. und an-
organ. Chemie der Akademie der Wissenschaften
der UdSSR, Moskau:
,,Untersiichungen der -Schule N. S. Kurnakows
auf dem Gebiet der physikalisch-chemischen
Analyse der ndtiirlichen Salze und Salzsysteme."
Prof. Dr. Lushnaja, Institut fur aligem. und anorgan.
' Chemie der Akademie der Wissenschaften der
UdSSR, Moskau: ?fiber die Metamorphisierungs-
prozesse der nati rlichen Losungen des Meer-
wassers."
Prof. Dr. Sdanowski, Allunions-Institut fur Halurgie,
Leriingrad: ,Un*t6rsuchung6n der Kinetik der
Loslichkeit der Natursalze."
Prof. _Dr. Wjasowow, Allunions-Institut fur Halurgie,
Leningrad: ?Die Arbeiten des Allunions-For-
schungs-Instituts fur Halurgie auf dern Gebiet
der Verarbeitung von Kalisalzen."
Prof. Dr. Serowy, Arbeitsstelle, fur Mineralsalzfor-
schung, Berlin: ,Spezielle Pr?obleme der Mineral-.
salzforschung und -verwertung. (Mit einem Ver-
.fahren zur radikalen Losung des Ablaugenpro-
blems)"
Aber nicht nur auf fachlichem Gebiet gab es einen,
fruchtbaren- Gedankenaustausch. Bei mehrfachem
geselligen Beisammensein und auf gelungenen Ex-
kursionen mit Besichtigung z. B. des gr6l3ten Kali-
kombinates der Deutschen Demokratischen Republik
,,Ernst Thalmann" wurden per. sonliche Bande ge-
knupft, die Langer als die Tagungswoche anhalten
werden, die gemeinsame Arbeiten zwischen den
Wissenschaftlern der verschiedenen Volker ent-
wickeln helfen und. so zur allgemeinen Verstandi-
gung beitragen. Das wurde auch often von den Teil-
nehmern ?ausgesprochen, ebenso wie der Wunsch
nach einer baldigen Wiederholung eines solchen
Symposiums. I - -
Dr. Emmo Schmidt
Arbeitsstelle fur Mineralsalzforschung
Wissenschaftlicher Mitarbeiter
Sanitized Copy Approved for Release 2010/05/04: CIA-RDP80T00246AO45300380001-7
Sanitized Copy Approved for Release 2010/05/04: CIA-RDP80T00246AO45300380001-7
4. Jahrgang, Heft 6-8 MITTEILUNGSBLATT
Als Aspirant bei der Academia Sinica
Seitdem Marco Polo sich nach seiner Riickkehr aus
China im Spatsommer 1295 den Spitznamen it mili-
one, ?der Gro3tuer", erworben hatte, weil er wahr-
heitsgetreu von deco berichtete, was er dort gese-
hen, reif3t die Kette der Chinareisenden and der un-
glaubigen Mienen ihrer Zuhorer nicht mehr ab. Und
in der Tat vernahmen sie zu alien Zeiten die un-
glaublichsten Maren, vom regen Fremdenverkehr der
alien Hafenstadt Gaiton, von dem ehemals sagen-
haften Prunk am Hofe des Himmelssohnes, von der
schrankenlosen Bestechlichkeit der von der Ge-
schichte hinweggefegten Kuomintangbosse, von den
an Massenbedarfsartikeln iiberflief3enden staatlichen
Laden des neuen China, welche ihre Pforten bis
22 Uhr and Langer offenhalten and von der horren-
den Geschwindigkeit, mit der die Fabriken jetzt
allenthalben aus dem Boden schief3en.
Nach meiner Landung auf dem Militarflughafen Pe-
king - die Heimreise trat ich vier Monate spater
von einem nagelneuen Flugplatz weit vor den Toren
der Stadt an - wurde ich auf das freundlichste be-
grul3t and in das ,Frieden-shotel" im Zentrum der
Stadt gefahren. Schon unterwegs miftraute ich mei-
nen Augen, die noch von friiher her an die mit Unrat
iiberhauften Straf3en, die 'von Fliegen umschwarm-
ten Marktstande and die teilnahmslosen Gesichter
der Passanten gewohnt waren. Die mir als aller-
erstes in die Augeri springende, unerwartete Rein-
lichkeit land eine habebe Stunde spater in den Pla-
katen an den Hausmauern beiderseits der Strafle
eine erste, wenn auch noch oberflachliche Erklarung:
,,Bitte spuckt nicht um Euch herum, pflegt gute Ma-
nieren." Dieses hofliche ,bitte" hat mich bis zum
letzten Tage treu begleitet, es with selbst nicht von
den Schildern, die eindringlich vor Lebensgefahr
warnten. Da die erste hale Woche der ,;Erholung" ge-
widmet werden sollte, seien hier die Sehenswurdig-
keiten Pekings beilaufig erwahnt. Ein Besuch des
Alten Palastes wurde zu einer anstrengenden Ge-
schichtsstunde, die vom Pekingmenschen (Alter:
500 000 Jahre), den Prof. Erkes ja als den direkten
Vorfahren des heutigen Nordchinesen betrachtet,i)
bis'zum Boxeraufstand fiihrt. Glticklicherweise sto-
berte ich zufallig Herrn Professor Shen Tsung-wen
auf, den ich als vielgelesenen Schriftsteller and aus
einem japanischen biographischen Nachschlagewerk
her kannte and der mit sprichwortlicher Geduld die
Ausstellungsstucke erlauterte. Im Park des Sommer-
palastes, der wie alle historischen Gebaude and Gar-
ten jetzt selbstverstandlich jedermann offensteht,
hatte ich es schon aufgegeben, alles ,mitnehmen" zu
wollen and bewunderte - die Touristen, welche um
sich herumphotographierend von einem Pavilion
zum anderen wandelten. Bemerkenswert ist noch,
daf3 die historischen Denkmaler an alien Orten and
zwar hochst unauffallig renoviert werden; die Regie-
rung, die sie dem unaufhaltsamen Verfall unter der
Kuomintang entrissen hatte, legte auch hier Wert
auf peinliche Sauberkeit, fur die Monche zu sorgen
') Eduard Erkes, Geschichte Chinas von den Anfan-
gen bis zum Eindringen des auslandischen Kapitals.
Akademie-Verlag, Berlin 1356
haben, die mit Besen and Scheuertuchern durch die
weiten Tempelanlagen eilen.
Das kulturelie Leben ist vielseitig, der Theaterzettel
reicht vom geplatzten amerikanischen Erdsateliiten
his zur Steigerung der ' Milchleistung pro Kuh, Von
der ,Teebude", einem interessanten Zeitgemalde des
Lao She bis zum ?Mddehen mit den weiflen Haaren",
welches neuerdings zu einem Pekingdrama umgear-
beitet worden ist. Die Darstellungen sind lebendig,
die Zuschauer hochst aufinerksam Lind sogar die
Textbiicher um vieles besser, als auf Grund des Tem-
pos, in dem man sie fertigstellte, erwartet werden
darf.
Da der tagliche Weg zur Arbeitsstelle, dem Institut
fur Sprachwissenschaft an der Academia Sinica, zu
zeitraubend war, bat ich darum, in den westlichen
Vorort Chungkuantsun i bersiedeln zu durfen. Dieser
Bitte entsprach man schlief3lich, weil das fur auslan-
dische Gaste reservierte Haus noch Gaste aufneh-
men konnte; dieses Wohnhaus unterschied sich so-
wohl innerlich als auch auf3erlich' kaum von semen
gewohnlichen ,Kollegen". Man lebte hier nur weni-
ger beengt; so konnte sich ein Junggeselle im eigenen
Zimmer tummeln, mit dem sonst eine 3-4kopflge
Familie hatte vorliebnehmen mussen. Zur Erklarung
sei hinzugefiigt, daf3 wissenschaftliche Institutionen
in China wie die Akademie, die Pekinger Universi-
tat oder die Hochschule fur Nationale Minderheiten
u. a. meist grofle, in sich geschlossene Siedlungen
hilden, die nach der Befreiung formlich aus dem
Boden gestampft wurden. Chungkuantsun selbst war
,,einstmals" (d. h. vor fiinf Jahren) ein mit Grabern
besates Brachland, nur die elende Bauernhtitte an
der neuen Autostral3e, die man wohl versehentlich
stehen liei3, erzahlt noch von der Vergangenheit.
Der erste Besuch im Institut hinterliel3 einen merk-
wilydigen Eindruck. Die Wande der Gange and der
Bureaus waren bis an die Decke mit groflen Papier-
bogen, auf welchen zollbreite Schriftzeichen prang-
ten,?tapeziert. Es waren ,Wandzeitungen in grol3en
Lettern"; ihren Ursprung verdanken sie einer Be-
wegung, die Mao Tse-tung durch sein bekanntes Re-
ferat fiber die inneren Widerspriiche vor einem Jahr
ausgelost hat; es sollten ,alle Schulen um die Wette
singen and alle Blumen gleichzeitig erbliihen"; be-
dauerlicherweise mischten sich in den Chor der Stim-
men uniiberhorbare Mifltone and auch die Blumen
dufteten nicht immer lieblich. So begann die zweite
Etappe dieser Bewegung als Generalangriff auf die-
jenigen, deren demagogische Angriffe gegen einen
imaginaren ,Dogmatismus" gerichtet waren, eben
mit dieser Wandzeitung. Spate'r erst begriff ich, dali
der erste Eindruck von einem wissenschaftlichen In-
stitut in China sich mit der Wirklichkeit des Alltags
deckt. Hier ?ist namlich gesellschaftliche Tatigkeit
kein ,notwendiges Mel"; dem man am unauffallig-
sten entgeht, wenn man rich hinter dem ,Fachlichen"
verschanzt, denn auch die fachliche Arbeit 1st un-
mittelbar den staatspolitischen Interessen unter-
geordnet. Unnotig zu betonen, dal3 die schrittweise
Schriftreform in den Brennpunkt des wissenschaft-
lichen Experimentierens rizckt, wenn auch fur ihre
Durchfiihrung nicht die Akademie, sondern ein staat-
Sanitized Copy Approved for Release 2010/05/04: CIA-RDP80T00246AO45300380001-7
r
Sanitized Copy Approved for Release 2010/05/04: CIA-RDP80T00246AO45300380001-7
liches Komitee verantwortlich zeichnet; in diesem
Komitee sitzen selbstredend auch Vertreter der nam-
haftesten wissenschaftlichen Institutionen. Noch gilt
es, eine Reihe von Streitfragen fiber die kiinftige
Orthographic zu loten, die nicht immer ?rein tech-
nischer" Natur sind, sondern ebensogut im Prinzi-
piellen wurzeln konnen. Beispielsweise ist es durch-
aus nicht gleichgiiltig, ob zhong hua (chinesische)
ren min (yolks-) gong he goo (-republik) in sieben
Silben aufgespalten werden soil - die Anhanger die-
ser Idee, welche also noch an den monosyllabischen
Charakter des modernen Chinesischen glauben, ste-
hen auf verlorenem Posten, weil in Widerspruch zu
den Tatsachen and zum Sparsamkeitsregime, wel-
ches gerade auf dem Sektor des Papierkonsums keine
Gnade kennt - oder ob man zhonghua renmin gong-,
heguo schreibt oder schlielllich alle sieben Silben zu
einem einzigen Worte kontrahiert. (Die vierte Mog-
lichkeit: zhonghua renmingongheguo scheint man
vergessen zu haben, obwohl die ,Volksrepublik", die
in Inhalt and Form grundverschieden von einer bur-
gerlichen Demokratie ist, es durchaus verdient hatte,
als neuer Begriff zusammengeschrieben zu werden.)
Die ,Radikalen" unter den Vertretern des Polysylla-
bismus verfallen in ein anderes Extrem, sie sahen
es gern, wenn samtliche kombinatorischen Varianten
eines Phonems durch die Schrift registriert warden
and der viel seltener als bei uns gehorte Trinkspruch
ganbei ?Ex!" kunftig unter BerOcksichtigung der
Tendenz zur Assimilation von n zu m gambei ge-
schrieben werden wurde. Ihre Erfolgschancen sind
gering, weil man die Millionen, welche sich muh-,
selig auf Hochchinesisch umstellen, nicht unn6tig mit
derartigen Feinheiten belasten will.
Die Schriftreform selbst ist angst kein Streitobjekt
mehr and kein Chinese, auch nicht der Kalligraph
aus Passion, betrauert wie mancher Europaer noch
die ,Einbuf3e an asthetischer Wirkung", welche die
Abschaffung der Zeichen mit Bich bringt. Diese Ent-
wicklung wird auch von den erwahnteen Wandzeitun-
gen, die mit den anmutigen Schriftzeichen den Leser
locken and die aus dem Pinsel jiingerer Mitarbeiter
mit besonders schoner Handschrift stammen, nicht
gehemmt werden. Das alles bedeutet freilich nicht,
dal3 der Reform keine Steine mehr im Wege 15gen.
Die grof3ten Hemmschuhe sind zweifelsohne die Dia-
lekte. Darum werden von der Regierung alle Mittel
eingesetzt, um die Hochsprache moglichst rasch im
ganzen Lande zu verbreiten, sie erobert die Theater
and ist bereits Alleinherrscherin in den Filmen,
deren All gemeinverstandlichkeit in den Dialekt-
gebieten ahnlich wie bei den gesungeneh Stiicken
der Pekingoper dadurch unterstiitzt wird, da3 man
den Text in der alten ,Bilderschrift" auf eine zweite
Leinwand projiziert.
Die Academia Sinica hilft der Regierung bei ihrer
Sprachpolitik tatkraftig, and ihre Dialektforschung
leistet einen wichtigen Beitrag zur allmahlichen Li-
quidierung der Dialekte; man untersucht grundlich
den Bestand an Phonemen and Phonemkombinatio-
nen einer gegebenen Mundart, vergleicht ihn mit
demjenigen der Hochsprache rind prophezeit dem
frischausgebildeten ,Chinesischlehrer" die Fehler, die
seine kiinftigen Schuler machen werden.
Schon seit langem, ganz sicher aber seit dem sie-
benten Jahrhundert unserer Zeitrechnung, hatte
sich in China eine Koine entwickelt, welche bis zur
Befreiung bereits den gesamten Norden and Nord-
osten, Westen and Si dwesten bedeckte. Diese Ent-
wicklung verlief schmerzlos; and sie brauchte sich
nicht zu beeilen; die symbolische Schrift toleriert
Mundarten jeder Schattierung auf unbegrenzte Zeit,
denn die abweichende Aussprache eines Schrift-
zeichens beeintrachtigt in keiner Weise seine Bedeu-
tung. Die neue Lautschrift, die sich auf die Pekinger
Aussprache grOndet, verlangt aber gebieterisch eine
sofortige Umstellung auf das Hochchinesische, das
von nun an nur noch derjenige schreiben kann, der
es spricht, man bricht mit der Aufgabe der alten
Schrift gleichsam alle Brucken hinter sich ab. Leider
sprechen viele das Hochchinesische sehr schlecht.
Dieses unvermeidliche tUbergangsstadium - man be-
denke die babylonische Sprachverwirrung im chine-
sischen Dorf, in dem heute 100 Millionen Menschen
aus alien Himmelsgegenden Tag and Nacht Bewasse-
rungsgraben ausheben - bereitet nicht weniger
Kopfzerbrechen.
Man kann sich leicht vorstellen, daf3 die Arbeit den
chinesischen Wissenschaftler Oberrollt; unbegreiflich
war mir daher die beklemmende Leere, die im
modern eingerichteten phonetischen Laboratorium
dem Akademie-Instituts herrschte. Sie entpuppte
sich als Folge einer Erscheinung, die fur das neue
China hochst typisch ist. Die radikale Umwalzung
der gesellschaftlichen Struktur befordert immer neue
Massen von jungen Menschen an die Universitaten,
sie sind die kiinftigen Kader der industriellen Revo-
lution. Ihnen gegentiber steht ein kleines Hauflein
bejahrter Professoren, welche nicht selten auf Aus-
landserfahrung zuriickblicken and internationalen
Ruf genief3en, aber diesem Ansturm von Studenten
nicht recht gewachsen sind, zumal sie selber noch
durch ideologische Umerziehung ihre Bindung an die
friihere Grundbesitzerklasse allmahlich Oberwinden
lernen.
Kein Wunder, dal3 technische Fahigkeiten Ober
Sprachkenntnisse, Naturwissenschaft Ober Geistes-
wissenschaft and innerhalb der Sprachforschung die
leichter zugangliche moderne Grammatik fiber lang-
wierige phonetische Experimente triumphieren.
Ich selbst habe wohl am deutlichsten gespurt, wie
streng die Losung bao gu hou jin ?schmalert die Ver-
gangenheit, legt Gewicht auf die Gegenwart" be-
folgt wurde, denn ich konnte zwar jederzeit fur mein
Studienthema ?expressive Bildungen im archaischen
Chinesischen", das nun einmal ohne Auseinander-
setzung mit der rekonstruierten Aussprache des
9. Jahrhunderts vor der Zeitrechnung undenkbar ist,
Rat and Hilfe meines Betreuers beanspruchen, ver-
mif3te aber schmerzlich den chinesischen Berufs-
genossen. Wenn auch das ?schmalert die Vergangen-
heit" nicht allzu wortlich genommen and bei der
t?bersetzung ruhig unterschlagen werden darf - der
Chinese liebt von alters her solche auf Polaritat kon-
struierten gefliigelten Worte - stehen Mao Tse-tungs
Gedichte im klassischen Versma8 der Az'u, das eben-
falls mit der Latinisierung der Schrift verschwindet,
in eigenartigem Kontrast zur zweiten Halfte der
eben zitierten Losung. Darum warnt der Dichter in
einem dem Bandchen2) vorangeschickten Brief die
2) Chinesisch: ,Achtzehn Gedichte Mao Tse-tungs
mit Erlauterungen" Peking 1957. Englisch: Chinese
Literature 3 (1958), p. 3-14
Sanitized Copy Approved for Release 2010/05/04: CIA-RDP80T00246AO45300380001-7
Sanitized Copy Approved for Release 2010/05/04: CIA-RDP80T00246AO45300380001-7
Jugend, seinern Beispiel nachzueifern;,- Die Verse
atmen Kraft and Frische, and sind ohne Anmerkun-
gen schwer zu verstehen:
,,Vom hochsten Kamm des Liup'anschan
Wedelt der Yakschweif lassig im West;
Da halt ich nun die Hutschnur in der Hand,
Wann binde ich den Blauen Drachen test?"
Der Liup'anschan liegt auf dem letzten Wegstuck des
Langen Marsches (Okt. 1934 his Okt. 1935), der vom
Roten Gebiet in Kiangsi nach Nordshensi fiihrte, der
Yakschweif versinnbildlicht die Rote Fahne, an einer
langen Hutschnur wollte vor 2100 Jahren der junge
Chung Chiin'den Kdnig des si]dlichen Yiie gefesselt
nach Hause bringen and der Blaue Drache ist ein
Sternbild am Osthimmel, dem hier auf Erden das
Land Nippon entspricht.
Es gibt noch mehr zu erzahlen: Wie alle zwei Stun-
den die Mitarbeiter des Instituts auf die Straf3e stiir-
zen, urn unter den Klangen der Musik ihre Knie-
beugen zu machen - wie in den Tagen der Sper-
lingsschlacht der Schusterjunge and der Professor,
der ABC-Schiitze and die Urgrof3mutter Fahnen
schwenkten, mit Blechschiisseln rasselten, Schlacht-
rufe ausstieflen and Feuerfrosche abbrannten, urn
dern gefiederten Gegner keine Rast zu gonnen and
ihn in der Luft auszuhungern, wahrend Kuriere auf
Fahrradern die Kampfberichte ii.berbrachten and
Radio Peking stiindlich and ?auf den Spatz genau"
die Ergebnisse sendete (uber dem Raum von Peking
lief3en mehr als 450 000 Spatzen 'ihr Leben) - vorn
chinesischen Fruhlingsfest, das diesmal. bedeutend
ruhiger and sparsamer verlief als sonst (das Kafen-
derblatt warnte schon Tage zuvor vor tYberladung
des Magens) -, von einer chinesischen Hochzeit, bei
der man sich trotz billiger Bonbons and diinnen Tees
nicht schlechter vergniigt als bei uns.
Die begeisterte Anteilnahme'an gemeinsamen Aktio-
nen, die vielleicht der eine oder der andere von uns
insgeheim belacheln mag, wie etwa die Spatzen-
schlacht, bewveisen einfach, daf3 die Chinesen die
Welt mehr verandern als interpretieren. Man beginnt
mit dem Nachstliegenden, d. h. man setzt junge
Baume vor der eigenen Haustiir. Bietet ein Aus]an-
der seine freiwillige Hilfe an, darf er, wahrend ein
Miszellen
Ist ,Neues Deutschland" objektiv?
Als Wilhelm Pieck das ,Neue Deutschland" zu sei-
nem zehnjahrigen Bestehen mit dem Karl-Marx-
Orden auszeichnete, nannte er das ND die fiihrende
Arbeiterzeitung Deutschlands. Dieser Rang kommt
dem ND unbestritten zu. Wir wtiliten nicht, welche
Zeitung in den zwei deutschen Staaten sonst darauf
Anspruch erheben konnte.
Das ND wurde gegrundet, als d.ie zwei Arbeiter-
parteien, die KPD and die SPD, sick im Gebiet der
Chinese die von einem anderen Chinesen ausgeho-
bene Grube mit Erde fiillt, das Baumchen halten and
am Schlul3 einen Eimer Wasser daraufschi.itten, den
ein dritter Chinese von der Pumpe holt. Man traumt
aber ebenso gern von zukiinftigen Segelbootpartien,
wahrend man in sengender Hitze zwischen kahl-
gebrannten Lehmhi.igeln Steine fur den neuen Stau-
damm karrt. Dort, wie z. B. an dem geplanten Stau-
see bei den Dreizehn Kaisergrabern, wird Tag and
Nacht hart gearbeitet, weit and breit gibt es keine
Maschine auf3er der Feldbahnlok, dafiir aber Men-
schen, anzusehen wie ein kribbelnder Ameisen-
haufen, die mit vollen Tragkorben im Laufschritt da-
hineilen. Auflerlich mutet so eine Nachtschicht am
Staudamm wie die Fortsetzung der illuminierten
Maifeier vorm ?Tor des Himmlischen Friedens" an,
demjenigen aber, der im Morgengrauen die 8 km
nach seinem Quartier, einer verfallenen Schule in
Chang-ping, wo 40 Menschen in einen Raum auf
nackten Holzbrettern schlafen, zuruckstolpert,
schwirren andere Bilder im Kopf herum; in seinem
Ohr drohnen noch die anspornenden Zurufe, mit de-
nen der provisorische Betriebssender seine chine-
sische Musik in Funfminutenabstanden unterbricht,
um die Verbissenheit, mit der die anrollenden Loren
in 11/2 Minuten beladen werden, nicht erlahmen zu
lassen, and wenn er nach dem obligatorischen FuB-
bad in heiBem Wasser todmude auf die Bettplanken
sinkt, ubermannt ihn ein traumloser Schlaf.
Zusammenfassend laf3t sich sagen, dalI in China eine
gewaltige Erziehungsarbeit geleistet wird, an Kin-
dern, wie auch an Erwachsenen; der Hochschul-
lehrer, der taglich seinen Dauerlauf um das Haus
macht, urn auch seinen Korper fur physische Arbeit
zu erttichtigen, beweist es am besten. Und als am
letzten Tage meines Aufenthaltes ein Freund mich
in den Peihaipark zu einem ?kleinen" Abschieds-
essen geladen hatte, kam mir so recht zum Bewuf3t-
rein, wie sehr ich kiinftig die Patrouille vermissen
werde, die eben mit Fliegenklatschen bewaff net
hinter der Biegung des Seeufers verschwand.
Gerhard Schmitt
Institut fiir Orientforschung
Planmaf3iger Aspirant
heutigen Deutschen Demokratischen Republik ver-
einigten. Ohne these Vereinigung hatte die Kraft der
Arbeiterklasse nicht ungehemmt wirken konnen and
es ware nicht moglich gewesen, mit dem Aufbau des
Sozialismus zu beginnen. Es ist also ein wichtiges
Datum der deutschen Geschichte, das gleichzeitig
zum Geburtstag des ND wurde. Im ND wurden die
,,Deutsche Volkszeiturig", das Blatt der KPD, and
?Das Volk", das Blatt- der SPD, vereinigt.
Sanitized Copy Approved for Release 2010/05/04: CIA-RDP80T00246AO45300380001-7
Sanitized Copy Approved for Release 2010/05/04: CIA-RDP80T00246A045300380001-7
Grof3e Tradition
Aber die Vberlieferung, die das ND aufgenommen
hat, beschrankt sich nicht auf die beiden unmittel-
baren Vorlaufer. Die Arbeiterpresse hat in Deutsch-
land eine grof3e Tradition. Wir erinnern an ?Die Rote
Fahne". Sie entstand in den Kampfen des November
1918. Sie fihhrte, wie kein anderes Blatt, einen un-
bedingten Kampf gegen die Krafte, die auf den
Faschismus and den zweiten Weltkrieg zusteuerten.
Sie warnte: Hitler ist der Krieg! Und sie tat das noch,
als sie in kleinerem Format, illegal, unter Lebens-
gefahr gedruckt and verbreitet werden muBte.
Wir erinnern weiter an den ,Sozialdemokrat", der in
der Zeit des Sozialistengesetzes das Banner der sozia-
listischen Arbeiterbewegung and des wissenschaft-
lichen Sozialismus hochhielt.
Ideologisches Niveau
Vor allem sind wir stolz, uns auf die Tradition der
beruhmten ?Neuen Rheinischen Zeitung" berufen zu
konnen, die in den Jahren 1848/49 unter der Leitung
von Marx and Engels die Kampfe zwischen Revo-
lution and Konterrevolution begleitete and mit-
kampfte. Es ist kuhn, sich an dieser Zeitung zu
1messen, and es kostet Anstrengung, ein gleiches ideo-
logisches Niveau zu erreichen and zu halten. Das ist
nur moglich auf der gleichen, inzwischen weiter aus-
gebauten wissenschaftlichen Grundlage des dialek-
tischen and historischen Materialismus.
Das Feld, das im ND beackert werden mu13, ist um-
fangreicher als das Feld der ?Neuen Rheinischen
Zeitung". Die historische Aufgabe, die Marx and
Engels in jener Zeit zurn ersten Male auf Grund
wissenschaftlicher Erkenntnisse stellen. konnten, der
Aufbau des Sozialismus, wird heute in der Deutschen
Demokratischen Republik gelost. Der. Aufbau des
Sozialismus ist - trotz des sowjetischen Vorbildes,
das inns so viel hilft - doch ein Vordringen in Neu-
land, das" immer wieder neue, bisher nie dagewesene
Probleme aufwirft and damit an eine Tageszeitung
hohe Anforderungen stellt.
Kampf in zwei Formen
Dazu kommt noch ein Umstand, der die Aufgabe des
ND im Vergleich zu anderen Zeitungen des sozia-
listischen Lagers kompliziert. Unser Redaktions-
gebaude liegt nur wenige hundert Meter von der
Sektorengrenze entfernt, hinter der die agitatorischen,
propagandistischen and organisatorischen Bemuhun-
gen der Feinde des Friedens and des Sozialismus sich
aufs hochste konzentrieren. Wir erwahnen these Nahe
nur als symbolischen Ausdruck fur die ideologisch-
politische Frontlage gegenuber dem Imperialismus.
Das heif3t, das ND kampft in zwei Formen, an der
Front des sozialistischen Aufbaus and ebenso un-
mittelbar an der Front gegen das klerikal-milita-
ristische System in Westdeutschland. Denn das ND
.ist nach wie vor die fuhrende deutsche Arbeiter-
zeitung, and in Deutschland existiert heute beides:
Sozialismus and Imperialismus.
Arbeiterzeitung
Eine Zeitung fur ganz Deutschland, auch wenn ihr
Vertrieb in Westdeutschland'verhindert wird! Aber
warum die Einschrankung Arbeiterzeitung?
Das ND ist das Zentralorgan der Sozialistischen Ein-
heitspartei Deutschlands. Das ist eine Arbeiterpartei,
in deren Reihen aber nicht nur Arbeiter vereinigt
sind. Das ND wendet sich nicht nur an Arbeiter and
nicht nur an Parteimitglieder. Die Politik der Ar-
beiterklasse and der Arbeiterpartei geht heute nicht
nur die Arbeiter an. Die Arbeiterklasse ist heute,
nachdem die Bourgeoisie Deutschland in zwei Kata-
strophen gefuhrt hat, die zur Fuhrung der Nation
berufene Klasse. Sie hat die staatliche Fihhrung in
einem der beiden deutschen Staaten bereits uber-
nommen.
Bei der Arbeiterklasse, der. Arbeiterpartei, der Ar-
beiterzeitung, die sich auf die Wissenschaft des Mar-
xismus-Leninismus stihtzen, finden wir heute die
grollte Weite des. Blickes. Er umfal3t die Grundfragen
der Gegenwart and Zukunft. In diesern Sinne ist das
ND nicht nur die fuhrende Arbeiterzeitung, sondern
die fuhrende Zeitung in Deutschland iiberhaupt.
Niemand, der den Problemen der Zeit nicht gerade
ausweichen and sick etwa auf den winzigen Aus-
schnitt einer Fachwissenschaft beschranken will,
kann am ND vordbergehen, auch wenn er nicht auf
dem Boden des Marxismus-Leninismus steht.. Am
allerwenigsten kann das ein Geistesschaffender, der
dazu berufen and in der Lage ist, - wie es im Kom-
munistischen Manifest ausgedrtickt wird - zum theo-
retischen Verstandnis der ganzen geschichtlichen
Bewegung sick hinaufzuarbeiten. Das- ND hilft ihm
dabei. Natiirlich ist es nicht. Aufgabe der Tages-
zeitung, Wissenschaft darzubieten. Aber das ND, das
auf dern wissenschaftlichen Fundament des Marxis-
mus-Leninismus steht, schlieBt die aktuellen Fragen
fur das wissenschaftliche Verstandnis auf and fiihrt
damit auch an die Wissenschaft heran.
Objektivitat and Dialektik
In diesem Zusammenhang wird die Frage gestellt:
Ist denn das ND objektiv? Oder ist es nicht vielmehr
tendenzios? Es ist objektiv, weil es tendenzios ist.
Das heif3t, dem Objekt selbst wohnt eine Bewegungs-
tendenz inne. Eine Zeitung, die keine Bewegungs-
tendenz widerspiegelt oder den Dingen eine Tendenz
zu geben versucht, die nicht mit der objektiven histo-
rischen Bewegungstendenz ubereinstimmt, kann nicht
objektiv sein. Das ND ist objektiv, weil es in einem
richtigen, der wissenschaftlichen Erkenntnis ent-
sprechende Sinne parteilich ist. Das ND ist polemisch,
weil die Wirklichkeit polemisch ist. Weil es in der
Wirklichkeit dialektisch zugeht, mul3 auch die Zeitung
dialekfisch sein.
Das ND ist also gerade deshalb, weil es eine partei-
liche sozialistische Arbeiterzeitung ist, heute die
representative deutsche Zeitung. Sie reprasentiert das
Neue in der Gegenwart, dem die Zukunft ganz
Deutschlands gehort. Ihr Name will also sehr ernst-
haft and grundsatzlich verstanden sein.
Dr. Gunter Kertzscher
?Neues Deutschland"
Stellv. Chefredakteur
Sanitized Copy Approved for Release 2010/05/04: CIA-RDP80T00246A045300380001-7
Sanitized Copy Approved for Release 2010/05/04: CIA-RDP80T00246A045300380001-7
Einzelvertrag und
Praktisches Jahr
Unser Hochschulwesen befindet sich zur Zeit in einem
Proze3 volliger Umgestaltung;. die Orientierung auf
das sozialistische Ziel wird nicht mehr nur - wie
lange genug in der Vergangenheit - proklamiert,
sondern mit Energie und Tatkraft verwirklicht. Dar-
aus ergeben sich vielfaltige Maf3nahmen, welche die
bisherigen Einrichtungen und Gepflogenheiten mit-
unter tiefgreifend verandern. Der Hochschullehrer
kann sich nicht mehr darauf beschranken, die ihm
anvertrauten Studenten in seine Fachwissenschaft
einzufuhren, er muf3 ihnen zugleich und vor allem
sozialistischer Erzieher sein. Die Ausbildung selbst
richtet sich nach den Gegebenheiten und Erforder-
nissen des zuktinftigen Berufes des Studenten, nicht
nach den Trugbildern einer sogenannten reinen Wis-
senschaft,-nach denen man sich in der Vergangenheit
so gern orientierte, urn den Realitaten der eigenen
Zeit aus dem Wege zu gehen. Fur den Studenten aber
genilgt es nicht, daf3 er sich gegenuber dem bestehen-
den Staate ?loyal" verhalt; vielmehr darf von ihm
erwartet werden, dali er sich zum bewul3ten Mit-
kampfer, ja zum Avantgardisten beim Aufbau des
Sozialismus entwickelt. Dazu reicht jedoch blofle
Buchergelehrsamkeit nicht aus; nur wer die.Produk-
tionspraxis mit ihren Problemen in eigener manueller
Arbeit kennengelernt, nur ever so den unmittelbaren
und personlichen Kontakt zu den Arbeitern gefunden
hat, kann den hohen Anforderungen gerecht werden,
welche die Gesellschaft an die Vertreter ihrer jungen,
sozialistischen Intelligenz mit Recht stellt.
Aus diesen t)berlegungen wird deutlich, daf3 gewisse
Neueinfuhrungen in unserem akademischen Leben
wie das Praktische Jahr und die Produktions- und
Ernteeinsatze der Studenten keineswegs durch vor-
iibergehende okonomische Schwierigkeiten - zum
Beispiel den Mangel an Arbeitskraften - verursacht
sind und so mit der Behebung solcher Ursachen
wieder verschwinden werden; sie bilden vielmehr in
der gegenwartigen Phase unserer Entwicklung einen
notwendigen und unentbehrlichen Bestandteil in der
Ausbildung unserer sozialistischen Intelligenz.
Bekanntlich ist einer Anzahl hervorragender Wissen-
schaftler unseres Staates in den mit ihnen abge-
schlossenen Einzelvertragen die Zusicherung gegeben
worden, dal3 sie fur ihre Kinder die von ihnen ge-
wunschten Ausbildungsmoglichkeiten erhalten sollen.
In Zusammenhang damit wurde und wird gelegent-
lich die Frage erhoben, ob durch eine solche Zu-
sicherung nicht die Kinder der betreffenden Gelehrten
von der Verpflichtung, das Praktische Jahr zu ab-
solvieren, entbunden sind. Die Antwort auf derartige
Fragen diirfte nach den vorangehenden Erorterungen
unschwer zu finden sein.
Zunachst einmal kann wohl kein Zweifel dariiber
bestehen, daf3 jene Ausbildungsmoglichkeiten, welche
der Arbeiter-und-Bauern-Staat den Vertretern der
Spitzenintelligenz fur ihre Kinder gewahrt, im Ein-
klang mit seinen Gesetzen stehen miissen (auch wenn
das - da selbstverstandlich - in den Einzelvertragen
nicht ausdriicklich vermerkt ist). Niemand kann also
?beispielsweise unter Berufung auf seinen Einzelver-
trag fordern,. daf3 seinem Kinde der Besuch einer
Konfessionsschule in der Bundesrepublik ermoglicht
wird, da eine solche Forderung im Gegensatz zu un-
serem ' Schulgesetz steht. Es handelt sich somit aus-
schliefllich urn Ausbild-urigs- und Berufsmoglichkeiten
innerhalb des sozialistischen Staates, hinsichtlich
deren, bei. gleicher Eignung das Kind eines Einzel-
vertragsinhabers,.tm' Falle, da13 eine Auswahl ge-
troffen werden mull, den Vorzug haben wird etwa vor
dem Kinde eines Verwaltungsangestellten oder eines
Handwerkers. Dagegen kann beziiglich des Inhaltes
der Ausbildung und des Ausbildungsganges auch dem
Kinde des Spitzenwissenschaftlers keine Sonder-
stellung eingeraumt werden, denn eine solche Aus-
nahmeregelung wurde notweridig das Ausbildungs-
niveau des Betroffenen nachteilig beeinflussen und
ihn dadurch sogar schadigen.
Ebensowenig wie einem angehenden Mediziner auf
Grund des vaterlichen Einzelvertrages das Latinum
erlassen werden kann, ebensowenig ist es moglich,
ihn mit der gleichen Begrundung von der Ableistung
des Praktischen Jahres zu entbinden; denn dieses
Praktische Jahr stellt, wie wir sahen, einen Bestand-
teil der Ausbildung unserer sozialistischen Intelligenz
dar, auf den ohne Schaden fur das Ausbildungsziel
nicht verzichtet werden kann.
Prof. Dr. Johannes Irmscher
Institut fur griechisch-romische Altertumskunde
Geschaftsfilhrender Direktor
Entnommen aus: ,Informationen der Gewerkschaft
Wissenschaft", Nr. 5 / Mai 1958.
Aus der Arbeit des Akademie-Verlages
Entsprechend unseren stetigen Bemuhungen, mit den
Veroffentlichungen des Akademie-Verlages dem Auf-
bau des Sozialismus in der Deutschen Demokratischen
Republik zu dienen, haben sich unsere Mitarbeiter
zu Ehren des V. Parteitages der Sozialistischen Ein-
heitspartei Deutschlands verpflichtet, mehrere Werke
vorfristig bzw. zusatzlich herauszugeben.
.Wir wollen damit der Partei der Arbeiterklasse, unter
deren Leitung die Werktatigen unserer Republik er-
folgreich den Sozialismus aufbauen, unseren Dank
abstatten und gleichzeitig versichern, daft wir es als
die wichtigste Aufgabe ?des -Akademie-Verlages be-
trachten, an der Bewuf3tseinsbildung des deutschen
.Volkes auf der Grundlage des dialektischen und histo-
rischen Materialismus mitzuarbeiten. Die Mitarbeiter
des Akademie-Verlages haben bei der Herausgabe
der Werke zu Ehren des V. Parteitages besondere
Anstrengungen unternommen. Unvorhergesehene
Schwierigkeiten redaktioneller und drucktechnischer
Art, die in zahlreichen Fallen auftraten, wurden
durch die personliche Initiative aller Beteiligten iiber-
wunden. Auch die Kollegen in den. Druckereien trugen
Sanitized Copy Approved for Release 2010/05/04: CIA-RDP80T00246A045300380001-7
Sanitized Copy Approved for Release 2010/05/04: CIA-RDP80T00246AO45300380001-7
durch ihren rastlosen Einsatz wesentlich dazu bei,
die Fertigstellung der Werke zu beschleunigen. Dies
mull besonders deshalb hervorgehoben werden, Weil
der Arbeitsablauf durchaus nicht immer glatt und
reibungslos vor sich ging.
Besonders schnell wurde bei den folgenden beiden
Werken gearbeitet:
a) ?Philosophie und Gesellschaft". Beitrage zum Stu-
dium der marxistischen Philosophie. Herausge-
geben von Werner Pfoh und Hans Schulze. Um
fang: 518 Druckseiten.
b) ?Der Arzt in der sozialistischen Gesellschaft" von
Professor Dr. Mette, Dr. Misgeld und Professor
Dr. Winter. Umfang: 92 Druckseiten.
Bei der Herausgabe dieser Publikationen war die
kollegiale Zusammenarbeit zwischen dern Verlag
und dem VEB Druckhaus ?Thomas Miintzer",
Langensalza, beispielhaft. Ahnlich ist es mit den
anderen zwei Veroffentlichungen:
c) ?Russisch-Deutsches Worterbuch". Erarbeitet im
Institut fur Slawistik der Deutschen Akademie
der Wissenschaften zu Berlin unter Leitung und
Redaktion von Akademiemitglied Professor Dr.
Bielfeldt. Umfang: 1120 Druckseiten.
d) ,Protokoll der wissenschaftlichen Tagung der
Kommission der Historiker der Deutschen Demo-
kratischen Republik und der Union der Soziali-
stischen Sowjetrepubliken (25.-30. November 1957
in Leipzig)."
Band I: ?Die Oktoberrevolution und Deutschland"
Band II: ,Probleme der Geschichte des zweiten
Weltkrieges"
Umfang: ca. 530 Seiten je Band
Das rechtzeitige Erscheinen des ?Russisch-Deutschen
Worterbuches" zum V. Parteitag ist vor allem auf die
gute Zusammenarbeit des Instituts Mir Slawistik der
Akademie mit dem VEB Druckhaus ?Maxim Gorki",
Altenburg, und dem Akademie-Verlag zuruck2u-
fiihren. Ein besonderer Dank gilt dem VEB Werk-
druck Grafenhainichen, der bei der Drucklegung des
?Protokolls der Historikertagung" ungewohnlich
grof3en Schwierigkeiten gegenuberstand. Wenn das
Protokoll jetzt trotzdem vorgelegt werden kann, ist
das dem Verstandnis aller Mitarbeiter der Druckerei
fur die Bedeutung dieser Publikatiori und? der Ein-
satzbereitschaft der Kollegen zuzuschreiben.
Die beiden letztgenannten Werke werden uber ihre
fachliche und politische Bedeutung hinaus dazu bei-
tragen, die freundschaftlichen Beziehungen und die
wissenschaftliche Zusammenarbeit mit der Sowjet-
union weiter zu vertiefen.
Die in dem vorliegenden Heft enthaltenen Anzeigen
des Akademie-Verlages geben genauer uber den In-
halt unserer Publikationen Aufschlu13. Wir hoffen,
kiinftig in noch starkerem Maf3e als bisher soiche
und ahnliche Werke verlegen zu konnen und wurden
uns freuen, wenn sich unsere Wissenschaftler noch
mehr vor allem den Gegenwartsproblemen unseres
sozialistischen Aufbaus zuwenden wurden.
Werner Brockhus
Akademie-Verlag
Fachredakteur fur Philosophie und Wirtschafts-
wissenschaften
Nachrufe, Ehrungen und Ernennungen
Am 11. Juli 1958 verstarb in Dresden im Alter von
56 Jahren Akademiemitglied Prof. Dr. Gunther
Kohler, Direktor des Geographischen Institut und des
Instituts fur Verkehrsgeographie an der Technischen
Hochschule Dresden.
Gunther Kohler hat die geographische Wissenschaft
durch wertvolle Forschungsergebnisse bereichert, die
auf seinen ausgedehnten Reisen in China einschlief3-
lich Nordosttibets sowie auf seiner langjahrigen
Tatigkeit als Hochschullehrer an der Tsing-Hua-Uni-
versitat in Peking beruhen.
Seine Untersuchungen zur Physiogeographie und Hy-
drographie Ostasiens, sowie zur Verkehrs- und Sied-
lungsgeographie, sichern dem leider viel zu friih aus
seinem Schaffen herausgerissenen Forscher einen
bleibenden Ehrenplatz in der geographischen Wissen-
schaft.
Am 30. Mai 1958 verstarb in Bern das korrespon-
dierende Mitglied der Deutschen Akademie der Wis-
senschaften zu Berlin, Prof. Dr. Karl Jaberg.
Karl Jaberg, den die Deutsche Akademie der Wissen-
schaften zu Berlin mit Stolz zum Kreise ihrer korre-
spondierenden Mitglieder zahlen durfte, war ein in
der wissenschaftlichen Welt uneingeschrankt aner-
kannter Meister auf dem Gebiete der sprach-
geschichtlichen Forschung. Erst anlaf3lich seines
80. Geburtstages konnte die Akademie seine Ver-
dienste umfassend wurdigen und diesem hervor-
ragenden Gelehrten Dank und Anerkennung fur rein
Lebenswerk aussprechen.
In Warschau verstarb am 25. Juni 1958 Prof. Dr.
Rafael Taubenschlag, korrespondierendes Mitglied der
Deutschen Akademie der Wissenschaften zu Berlin.
Rafal Taubenschlag war auf samtlichen Zweiggebieten
des antiken Rechts sowie in der Erforschung des mit-
telalterlichen polnischen Rechts ein schopferisch
tatiger Gelehrter. Sein besonderes Arbeitsgebiet war
das hellenistische Recht in seiner graeco-agyptischen
Auspragung, dessen Quillen zu einem betrachtlichen
Teil Papyrus-Texte sind. Rafal Taubenschlag hat in
der Interpretation und Auswertung dieser Quellen-
texte Bahnbrechendes geleistet und sick vor allem
auch durch sein Werk ,The Law of Greco - Roman -
Egypt in the Light of the Papyri" internationale An-
erkennung verschafft. Das von ihm herausgegebene
,,Journal of Juristical Papyrology" steht in Fach-
Sanitized Copy Approved for Release 2010/05/04: CIA-RDP80T00246AO45300380001-7
Sanitized Copy Approved for Release 2010/05/04: CIA-RDP80T00246A045300380001-7
kreisen in hohem Ansehen and zahlt Gelehrte aus
aller Welt zu semen Mitarbeitern. Rafal Taubenschlag
war stets bemuht, tuchtige Schuler heranzubilden,
welche heute die von ihm begriindete Forschungs-
richtung in Polen zum Ruhme der polnischen Wis-
senschaft fortsetzen werden.
Von Beginn seiner wissenschaftlichen Laufbahn an
hat Taubenschlag in enger Verbindung zur deut-
schen Wissenschaft gestanden. Ein Teil seiner Werke
erschien in Deutschland, wahrend deutsche Gelehrte
aktiv an dem von ihm herausgegebenen Journal mit-
arbeiteten.
Rafal Taubenschlag war Mitglied zahlreicher Aka-
demien and wissenschaftlicher Gesellschaften and
wurde im Jahre 1953 von der Regierung seines Landes
mit dem Staatspreis I. Klasse ausgezeichnet.
Akademiemitglied Prof. Dr. Carl von Eicken wurde
von der Justus-Liebig-Universitat GieBen zum Dr.
med. h. c. ernannt.
Die National Academy of Science in Washington D. C.
wahlte Akademiemitglied Prof. Dr. Max von Laue
zum Foreign Associate.
AnlaBlich seines 65. Geburtstages wurde Akademie-
mitglied Prof. Dr. Arthur Simon der Dr.-Ing. E. h.
der Technischen Hochschule Darmstadt verliehen.
Zum lebenslanglichen Mitglied ernannte die Ver-
einigung zonder winstgevend doel ,Durme - &
Scheldehoek" Hamme Sparrestraat, Belgien, Aka-
demiemitglied Prof. Dr. Wilhelm TJnverzagt.
Von der Deutschen Akademie der Naturforscher
Leopoldina, Halle, wurde Prof. Dr. A. N. Nesmejanow,
korrespondierendes Mitg]ied der Deutschen Akademie
der Wissenschaften zu Berlin, zum Mitglied ernannt.
Mitteilungen auslc ndischer Akademien
In ihrer Sitzung am 13. Juni. d. J. wahlte die Voll-
versammlung der Akademie der Wissenschaften der
UdSSR namhafte Gelehrte, die die Wissenschaft mit
Werken von erstrangiger Bedeutung bereichert
haben, zu neuen ordentlichen u. korrespondierenden
Mitgliedern.
So zahlt die Akademie der Wissenschaften der UdSSR
zur Zeit 167 ordentliche Mitglieder and 361 korrespon-
dierende Mitglieder.
Ferner wahlte "die Versammlu.ng Akademiemitglied
Prof. Dr. A. W. Toptschijew zum Vizeprasidenten
der Akademie der Wissenschaften der UdSSR.
Neue ordentliche Mitglieder der Akademie der Wis-
senschaften der UdSSR sind:
L. L. Pontrjagin (Mathematik)
W. I. Weksler (Physik)
Ja. B. Seldowitsch (Physik)
I. W. Obreimow (physikalische Optik)
A. A. Grinberg (anorganische Chemie)
W. I. Spizyn (anorganische Chemie)
I. W. Tananajew (anorganische Chemie)
M. I. Kabatschnik, (organische Chemie)
M. M. Schemjakin (organische Chemie)
S. S. Medwedjew (Chemie hochmolekularer Verbin-
dungen)
A. N. Bakuljew (Medizin)
S. P. Koroljew (Mechanik)
G. I. Petrow (Mechanik) .
A. L. Minz (Radiotechnik)
W. P. Gluschko (Warmetechnik)
M. W. Netschkina (Geschichte der UdSSR und- Ar-
chaologie)
B. A. Rybakow (Geschichte der UdSSR rind Archao-
logie)
E. M. Shukow (allgemeine Geschichte)
O. W. Kuusinen (allgemeine Geschichte)
S. D. Skaskin (allgemeine Geschichte)
A. W. Wenediktow (Recht)
N. I. Konrad (Sprachwissenschaft)
M. P. Aleksejew (Literaturwissenschaft),
A. I. Belezkij (Literaturwissenschaft)
M. F. Rylskij (Literatur)
K. A. Fedin (Literatur)
Neue korrespondierende Mitglieder der Akademie der
Wissenschaften der UdSSR sind:
I. R. Schafarewitsch (Mathematik)
D. I. Blochinzew (Physik)
E. I. Sababachin (Physik)
B. M. Pontekorwo (Physik)
A. B. Sewernyi (Astronomie)
W. W. Soboljew (Astronomie)
Ju. W. Risnitschenko (Geographie)
S. N. Shukow (Physik der Polymere)
G. A. Rasuwajew (organische Chemie)
R. Ch. Freidlina (organische Chemie)
S. Ju. Junussow (organische Chemie)
O. A. Reutow (organische Chemie and Chemie mar-
kierter Atome)
B. A. Dolgoplosk (Chemie hochmolekularer Verbin-
dungen)
A. A. Korotkow (Chemie hochmolekularer Verbin-
dungen)
W. M. Wdowenko (Radiochemie)
W. G. Lewitsch (physikalische Chemie)
N. M. Emanuel (physikalische Chemie)
A. N. Baschkirow (technische Chemie)
K. A. Bolschakow technische Chemie)
Ju. G. Mamedalijew (technische Chemie)
Ch. M. Abdullajew (Geologie)
A. W. Peiwe (Geologie)
Sanitized Copy Approved for Release 2010/05/04: CIA-RDP80T00246A045300380001-7
Sanitized Copy Approved for Release 2010/05/04: CIA-RDP80T00246AO45300380001-7
W. A. Priklonskij (Geologie)
W. I. Smirnow (Geologie)
W. G. Bogarow (Ozeanologie)
I. S. Issakow (Ozeanologie)
A. N. Beloserskij (Biochemie)
B. L. Astaurow (Zitologie)
W. P. Barmin (Mechanik)
W. I. Kusnezow (Mechanik)
S. A. Lawotschkin (Mechanik)
W. P. Mischin (Mechanik)
W. W. Nowoshilow (Mechanik)
W. W. Struminskij (Mechanik)
W. N. Tschelomei (Mechanik)
G. W. Kissunko (Radiotechnik)
A. A. Raspletin (Radiotechnik)
M. S. Rjasanskij (Radiotechnik)
A. S. Saimowskij (Metallurgie)
N. A. Piljugin (Automatik and Telemechanik)
B. G. Gafurow (Geschichte der UdSSR and Archao-
logie)
B. N. Ponomarew (Geschichte der UdSSR and Ar-
chaologie)
P. N. Tretjakow (Geschichte der UdSSR and Archao-
logie)
A. A. Arsumanjan (Politische Okonomie)
P. S. Romaschkin (Recht)
W. N. Starowskij (Statistik)
M. A. Dynnik (Philosophie)
Ju. P. Franzew (Philosophie)
R. I. Awanessow (Sprachwissenschaft)
A. K. Borowkow (Sprachwissenschaft)
W. I. Borkowskij (Sprachwissenschaft)
A. N. Kononow (Sprachwissenschaft)
L. I. Timofejew (Literaturwissenschaft)
N. T. Fedorenko (Literaturwissenschaft)
M. B. Chraptschenko (Literaturwissenschaft)
Die Akademie der Wissenschaften festigt ihre inter-
nationalen Verbindungen standig. Ausdruck der ver-
starkten schopferischen Zusammenarbeit mit den Ge-
lehrten anderer Lander ist die Wahl von 32 hervor-
ragenden auslandischen Wissenschaftlern in die Aka-
demie:
Alvens, Hannes (Schweden) ist ein hervorragender
Spezialist auf dem Gebiet der kosmischen Strahlung,
der Elektronenbeschleunigung and der Elektrodyna-
mik. Er entwickelte einen neuen Zweig der Wissen-
schaft, die kosmische Elektrodynamik.
Amaldi Edoardo (Italien) arbeitet auf dem Gebiet
der Kernphysik and leitet das Physikalische Institut
der Universitat Rom. Er ist President des National-
komitees fur Kernforschung Italiens.
Bernal, John Desmond (England) ist einer der viel-
seitigsten Gelehrten. Er arbeitet an der strukturellen
Kristallographie, Physik, Biochemie and gleichzeitig
an sozialen and philosophischen Problemen.
de Broglie, Louis (Frankreich) ist einer der grof3ten
franz6sischen Physiktheoretiker. Er ist durch seine
quantenmechanischen Arbeiten in aller Welt be-
kannt geworden. 1929 wurde ihm Mr these Arbeiten
der Nobelpreis and die erste Henri-Poincare-Medaille
verliehen.
Hertz, Gustav (Deutsche Demokratische Republik) ist
einer der hervorragendsten Physiker Deutschlands.
Fur seine grol3en wissenschaftlichen Arbeiten erhielt
er 1926 den Nobelpreis and wurde 1955 mit dem
Nationalpreis I. Klasse ausgezeichnet. Gustav Hertz
leitet das Physikalische Institut der Karl-Marx-Uni-
versitet Leipzig and ist Vorsitzender des Rates fur
friedliche Anwendung der Atomenergie beim
Ministerrat der Deutschen Demokratischen Republik.
Kaja Seidsi (Japan) arbeitet an Problemen des Fer-
romagnetismus. Fur seine Verdienste um die Ent-
wicklung ,der japanischen Wissenschaft wurde er
1940 mit dem Preis der Akademie der Wissenschaften
Japans ausgezeichnet.
Nadiakov, Georgi (Bulgarien) ist Vizeprasident der
Bulgarischen Akademie der Wissenschaften and
ein hervorragender Physiker. Er entdeckte die Er-
scheinung des photoelektrischen Effektes.
Neel, Louis (Frankreich) ist ein hervorragender Spe-
zialist auf dem Gebiet des Magnetismus Bowie Autor
vieler grundlegender Arbeiten i1ber die Theorie des
Ferromagnetismus, des Paramagnetismus and des
Antiferromagnetismus. Die von ihm ausgearbeitete
Theorie der Ferrite (neuer, euf3erst wichtiger magne-
tischer Halbleiter) eroffnete den Weg zur Schaffung
prinzipiell neuer Gerete. Louis Neel ist Direktor des
neu eingerichteten Atomzentrums in Grenoble.
Powell, Cecil Frank (England) erhielt fur seine
Arbeiten - Erforschung der kosmischen Strahlen
and der 1-Mesonen-1950 den Nobelpreis.
Siegbahn, Kai (Schweden). Der grof3te Teil seiner
wissenschaftlichen Forschungen bezieht sick auf die
Rdntgenskopie, fdr die er 1924 den Nobelpreis erhielt.
Pauling, Linus (USA) ist ein grol3er Spezialist auf
dem Gebiet des Aufbaus der Materie. 1954 erhielt er
den Nobelpreis fur seine Arbeiten auf dem Gebiete
der Theorie chemischer Verbindungen and der Struk-
tur komplizierter Molekiile, die eine wichtige Rolle
in der Entwicklung der gegenwartigen theoretischen
Chemie spielen and grof3e praktische Bedeutung
haben.
Ruzicka, Leopold (Schweiz), einer der grof3ten Spe-
zialisten auf dem Gebiet der organischen Chemie, der
Stereochemie, der Chemie der verschiedenen Typen
organischer Verbindungen erhielt 1939 den Nobel-
preis fur seine Forschungen auf dem Gebiet der Poly-
methylene and Terpene.
Savi6, Pavel (Jugoslawien), Professor an der Univer-
sitat Belgrad, gehort zu den bedeutendsten jugosla-
wischen Spezialisten auf dem Gebiet der Kernphysik
and der physikalischen Chemie.
Stacy, Gardner W. (USA) ist ein bekannter Chemi-
ker. Bedeutende Beitrage leistete er auf dem Gebiet
der Kinetik der Reaktionen freier Radikaler.
Turki, Achmed Riad (Vereinigte Arabische Republik)
ist ein namhafter Gelehrter auf dem Gebiet der Elek-
trochemie.
Sanitized Copy Approved for Release 2010/05/04: CIA-RDP80T00246AO45300380001-7
Sanitized Copy Approved for Release 2010/05/04: CIA-RDP80T00246A045300380001-7
MITTEILUNGSBLATT
Volmer, Max (Deutsche Demokratische Republik) ist
einer der hervorragendsten deutschen Gelehrten auf
dem Gebiet der physikalischen Chemie. Im Februar
1956 wurde er zum Prasidenten der Deutschen Aka-
dem`e der Wissenschaften zu Berlin gewehlt. Er
untersuchte als erster experimentell die?Erscheinun-
gen der OberRacliendiffusion and besonders in der
Kinetik der Elektrodenprozesse leistete er maf3-
gebende theoretische Beitrege.
Hinshelwood, Sir Cyrill Norman (England) ist ein
bedeutender Gelehrter auf dem Gebiet der physika-
lischen Chemie. 1946 veroffentlichte er seine be-
kannte Arbeit fiber die chemtsche Kinetik der Bak-
terienzelle. 1956 erhielt er zusammen mit dem Aka-
demiemitglied N. N. Semjonow, UdSSR, den Nobel-
preis fur seine Arbeiten auf dem Gebiete der Kinetik
and des Mechanismus chemischer Reaktionen.
gorm, Frantisek (LSR) it Vizeprasident der Tsche-
choslowakischen Akademie der Wissenschaften. Er
wurde weltbekannt durch seine Arbeiten auf dem
Gebiete der organischen Chemie, besonders auf dem
Gebiete der Chemie der Terpen. In letzter Zeit kon-
zentrierte sich die ungewohnlich vielseitige Tatig-
-keit Frantisek gorms auch auf Fragen der Biochemie.
Li Sy guan (Chinesische Volksrepublik) ist Vizepra-
sident der Academia Sinica, ein hervorragender chi-
nesischer Geologe and bedeutender Gesellschafts-
wissenschaftler. Er ist Autor einer Vielzahl von
Arbeiten and Monographien fiber die Geologie Chi-
nas, die in viele Sprachen iibersetzt wurden.
Back, Senon Marcell (Belgien) ist Professor i'er
Therapeutischen Pathologie an der Medizinischen
Fakultat der Universitat Leiden. Er wurde bekannt
durch eine Vielzahl von Arbeiten auf dem Gebiete
der Physiologie, Pharmakologie and auch durch her-
vorragende Forschungen auf dem Gebiete der Theo-
rie der Nervenreizung.
Bronk, Detlev Wulf (USA), President der Nationalen
Akademie der Wissenschaften der Vereinigten Staa-
ten von Nordamerika, gehort zu den grollen Spezia-
listen auf dem Gebiete der Physiologie, Biophysik
and Flugmedizin. Besonders bekannt sind seine Ar-
beiten fiber die Elektrophysiologie des Nerven-
systems, den Mechanismus der synaptischen Wech-
sel der Nervenelemente and ihren funktionellen
Zustand.
Dembowski, Jan (Polen), ordentliches Mitglied der
Polnischen Akademie der Wissenschaften, ist durch
seine Werke auf dem Gebiete der Biologie bekannt,
die in verschiedene europaische Sprachen (ibersetzt
wurden.
Linderstr6m-Lang, Kai Ulrik (Danemark) wurde
durch seine histochemischen Forschungen bekannt
and durch die Entwicklung moderner Methoden in
der Histochemie.
Penfield, Willer Graves (Kanada). wurde dutch
seine Arbeiten auf dem Gebiete der Neuro-
chirurgie bekannt. Er ist Autor einer Reihe beruhm-
ter Arbeiten z. B. ?Die funktionelle Anatomie des
menschlichen Gehirns", ,Das Hirn des Menschen",
,Zytologie. and Pathologie der Zellen des Nerven-
systems".
Rusznykk, Istvan (Ungarische Volksrepublik), Presi-
dent der Ungarischen Akademie der Wissenschaften,
arbeitet vorwiegend auf dem Gebiet der Pathogenese
der Nierenerkrankungen, der nach der Operation
auftretenden Storungen des Blutkreislaufes, auf dem
Gebiete des Lymphkreislaufes and der Geschwulste
sowie auf dem Gebiete der Biochemie der Vitamine.
Savulecsu, Trjan (Rumanien) ist President der Aka-
demie der Rumanischen Volksrepublik. Besondere
Bedeutung fur die wissenschaftliche Forschung hat
seine zweibandige Monographie fiber Rostpilze in
Rumanien.
Bendinelli, Goff redo (Italien) ist ein namhafter Ge-
lehrter fur das Gebiet der Geschichte and alten
Kunst. Seine ersten Werke waren dem Studium der
Topographie and Denkmaler. . einiger Zentren der
Etrusker-Kultur gewidmet. Spetere Forschungen
wandten sich der griechischen, altitalienischen and
romanischen Kunst zu.
Kuo Mo jo (Volksrepublik China), President der Aca-
demia Sinica, ist ein hervorragender chinesischer
Historiker, der daneben auch als Schriftsteller, Dich-
ter, Dramaturg,. Publizist and Literaturwissen-
schaftler auflerordentlich bekannt wurde. Sein ge-
schichtliches Drama,,Zjui Juah" wurde zum Symbol
des patriotiwhen Kampfes der Volksmassen Chinas.
Daneben sei'.uf Kuo Mo jo glenzende t)bersetzungen
der Werke Karl Marx.
Pak Nam Un (Koreanische Volksrepublik), President
der Akademie der Wissenschaften der Koreanischen
Volksrepublik, ist ein bedeutender Okonoin and
Historiker. Seine Forschungsarbeiten liegen auf dem
Gebiet der ?Geschichte der koreanischen Okonomie",
,,Geschichte der feudaleii Okonomie Koreas", ?Die
Bodenverhaltnisse der Periode der Dynastie Lis".
Kotarbinski, Tadeusz (Polen), President der Polni-
schen Akademie der Wissenschaften, ist Philosoph.
Sein Spezialgebiet ist die Logik.
Mahalanobis, P. C. (Indien) ist Mitglied der Indischen
Akademie der Wissenschaften and Vizeprasident des
Internationalen Instituts fur Statistik. Er ist ein in-
discher Mathematiker and Gesellschaftswissen-
schaftler. , I . .
Chalil Mardam Bei (Vereinigte Arabische Republik),
President der Arahischen Akademie der Wissen-
schaften, gehort zu den bedeutendsten syrischen Spe-
zialisten auf dem Gebiet der Geschichte der arabi-
schen Literatur.
Sanitized Copy Approved for Release 2010/05/04: CIA-RDP80T00246A045300380001-7
Sanitized Copy Approved for Release 2010/05/04: CIA-RDP80T00246AO45300380001-7
MITTEILUNGSBLATT
Aus der Arbeit der Akademie-Bibliothek
Rationalisierung und Technisierung im Bibliothekswesen 'und die Arbeit der
Akademie-Bibliothek
Vom 9. his 12: April 1958 land in Leipzig eine Fach-
tagung der Mitarbeiter in den wissenschaftlichen
Bibliotheken der DDR statt. Diese Tagung erregte
uber die Grenzen unseres Landes hinaus das Inter-
esse der Fachvertreter, so da3. Bibliothekare aus der
Deutschen Bundesrepublik, aus Osterreich, aus der
Tschechoslowakei, aus Bulgarien, Jugoslavien. und
aus Danemark der Einladung des Wissenschaft-
lichen Beirats fur die Fachrichtung Bibliothekswesen
beim Staatssekretariat fur Hoch- und Fachschul-
wesen gefolgt waren. Die Konferenz bot im Plenum,
nur e i n e n Festvortrag und verlegte die eigentliche
Arbeit in Form von Referat, Diskussion und Bera-
tung in Arbeitskreise, von denen 6 durchgefiihrt
wurden. Die Themen dieser Arbeitskreise waren
wohluberlegt und behandelten Probleme, die fur die
wissenschaftlichen Bibliotheken von grundsatzlicher
Bedeutung sind, z. B. Probleme der alphabetischen
Katalogisierung, die der Bibliographie und Normung,
des Schlagwortkatalogs u. a. Die Arbeitskreise wur-
den in der Regel von Mitgliedern des oben genann-
ten Wissenschaftlichen Beirats geleitet. Der Leiter
eines solchen Arbeitskreises hielt ein einfiihrendes
Referat, fuhrte die Diskussion, beriet mit einem Re-
daktionskollegium die Ergebnisse der Debatte und
berichtete schlief3lich in dem den Bibliothekartag ab-
schlief3enden Plenum zusammenfassend uber das Re-
sultat, das in 'dem Arbeitskreis durch Anregungen
und Bestatigungen zum Thema erzielt worden war.
Ich hatte nun die Freude, als Mitglied des Wissen-
schaftlichen Beirats fur die Fachrichtung Biblio-
thekswissenschaft einen Arbeitskreis zu leiten, der
das rege Interesse der Tagungsteilnehmer und ins-
besondere das der auslandischen Gaste fand, nam-
lich einen Arbeitskreis fiber ,Rationalisierung und
Technisierung in den wissenschaftlichen Bibliothe-
ken", an dem sick 85 Mitarbeiter mit 40 Diskussions-
beitragen beteiligten.
Daf3 die wissenschaftlichen Bibliotheken nach den
Grundsatzen der Rationalisierung arbeiten und sich
der Technisierung bedienen mussen, wird von uns
als eine gesellschaftliche Notwendigkeit angesehen,
um nicht nur mit dem Fortschritt der Wissenschaft
Schritt zu halten, sondern um ihn fdrdern zu helfen.
Unter diesern Gesichtspunkt hielt ich auch den ein-
leitenden Vortrag und legte dar, wo in den wissen-
schaftlichen Bibliotheken Prinzipien der Rationali-
sierung und Maf3nahmen der Technisierung beachtet
werden mussen.
Ich fuhrte, um nur einige Punkte zu erwahnen, unter
anderem aus, daf3 Rationalisierung durch die Zen-
tralisierung gewisser Arbeiten erreicht wird, wie z. B.
die Herstellung von Titeldrucken, der Aufbau von
Zentralkatalogen und der zentrale Druck von For-
mularen. Ferner.sind die Typisierung ?und Normung
Mittel der Rationalisierung wie sie in den Katalogi-
sierungsregeln in den Bibliotheken und in der Nor-
mung ihrer Einrichtung (Katalogschranke usw.) zurn
Ausdruck kommen. Auch das schwierige Problem
der Normung der Arbeitszeit auf dem Gebiete tier
Titelaufnahmen wurde behandelt. Es schlossen sich
Erorterungen Uber organisatorische Maf3nahmen zur
rationellen Arbeit der Bibliotheken an, die z. B. in
klaren Dienstanweisungen, richtiger Organisation
des Btirobetriebes, straffer Lenkung des Biicher-
stromes bestehen.
Auch im Personaleinsatz ist die Rationalisierung zu
beachten, d. h. jedem Mitarbeiter muI diejenige
Arbeit zugewiesen werden, die er auf Grund seiner
Vorkenntnisse, Berufsausbildung und Neigung unter
moglichster Niedrighaltung des Ermudungsfaktors
am besten und schnellsten auszuf 1hren vermag. Hier
wurden Fragen der Qualifizierung hinsichtlich einer
moglichst breiten beruflichen Einsatzfahigkeit er-
ortert und empfohlen, die Ergebnisse der Arbefts-
psychologie zu studieren. Schliefilich kam zum Aus-
druck, daf3 die richtige Losung der Raumlragen in
einen wissenschaftlichen Bibliothek eine Grundlage
ihrer rationellen Arbeit ist. Die Arbeitsplatze mu,sen
so verteilt sein, daf3. die Arbeitsmittel schnell zu
handhaben sind und die Raume so liegen, dali der
Fluf3 der Bucher durch den Geschaftsgang, um sie
fur die Benutzung bereitzustellen, nicht uber Urn-
wege geleitet zu werden braucht.
Hinsichtlich der Technisierung fuhrte ich aus, dn6
die Mittel der Beforderungs- und Verkehrstechnik in
Form von Bucherwagen, Fahrsti hlen, Forderban-
dern, Rohrpostanlagen, Biicherbahnen und Kraft-
wagenverbindungen mit Filialen in den Bibliotheken
Einzug gehalten haben. Der Leihverkehr bediirfte
Sanitized Copy Approved for Release 2010/05/04: CIA-RDP80T00246AO45300380001-7
Sanitized Copy Approved for Release 2010/05/04: CIA-RDP80T00246AO45300380001-7
der Forderung durch ein System regionaler Zentral-
kataloge, die untereinander durch moderne Einrich-
tungen der Fernmeldetechnik verbunden sind. Bei
der Vervielfaltigungstechnik wurden verschiedene
Verfahren zur Vervielfaltigung von Katalogkarten
und Adressen untersucht, wobei die Wachsmatrize,
das Ormigverfahren und das Adremayerfahren be-
sprochen wurden und fur die Kataloge auch das
photographische Verfahren zur Sprache kam. Zu
intensiver Diskussion kam es bei dem Thema Mikro-
film, vor dessen Uberschatzung in der wissenschaft-
lichen Kleinarbeit vom Referenten gewarnt wurde.
Seine Verwendung fur die Versendung von wissen-
schaftlichem Material, das in Buchform selten vor-
handen ist oder zu Zwecken der Archivierung von
Zeitungsbestanden, wurde jedoch in der Diskussion
unterstrichen.
Es wurden noch weitere Probleme der Rationalisie-
rung und Technisierung dargelegt und in der Dis-
kussion .erortert. Die genannten Beispiele mi gen
jedoch geniigen, um zu zeigen, wie aktuell die The-
men dieses Arbeitskreises waren. Die Diskussions-
beitrage fi.ihrten das Referat weiter und der Ab-
schlul3bericht empfahl dem Staatssekretariat fur
Hoch- und Fachschulwesen die Bildung einer Kom-
mission fur Rationalisierung und Technisierung, die
in Ansatzen bereits vorhanden war. Die Anregungen
in der Diskussion forderten die Verbesserung Iles
Arbeitsstils, ein zunehmendes Arbeitsinteresse und
eine hohe Arbeitsmoral, alles in allem Mittel zur
Steigerung der Arbeitsproduktivitat.
Nachdem ich einen dieser Arbeitskreise geleitet und
die Anregungen der Kollegen bearbeitet hatte, blieb
es mir nicht erspart, mir uber das, was ich in Anwen-
dung auf das gesamte Bibliothekswesen der DDR
(und mit Beispielen, die dariiber hinausfuhrten) dar-
gelegt und diskutiert hatte, in der Akademie-Biblio-
thek in bezug auf das eigene Institut Gedanken zu
machen.
Auch unter der bekannten Voraussetzung, daB die
Akademie-Bibliothek keine universal sammelnde
und keine offentliche Bibliothek 1st, Sind einige Er-
wagungen zu ihrer rationelleren, praktischeren und
auch reprasentativeren Arbeit notwendig.
Die Akademie-Bibliothek bedient sich bereits ver-
schiedener Mittel der Rationalisierung ihrer. Arbeit.
Fur die Literatur in russischer Sprache sowie die der
Volksdemokratien erhalt sie die Titeldrucke cler
Deutschen Staatsbibliothek. An zentralen Einrich-
tungen ist in der Akademie-Bibliothek der Zentral-
katalog der Institute vorhanden, der bei manchen
Instituten leider noch auf Unverstandnis st6f3t und
nicht mit Titelzetteln ihrer Bestande beliefert wird,
aus dem aber bereits viele wertvolle Literaturnach-
weise gegeben werden konnten. Die Fragen der Orga-
nisation und des Einsatzes der Mitarbeiter dUrften,
da sie im Hinblick auf die mindere Grolie des In-
stituts nicht zu schwierig sind, ungefahr richtig ge-
lost sein. Ein bedenklicher Verstofi gegen die Gesetze
der Rationalisierung ist jedoch die raumliche Be-
schaffenheit der Akademie-Bibliothek. Ein Positi-
vum fur die Literaturbeschaffung fi.ir die Institute
ist ihre Nahe zur Deutschen Staatsbibliothek und
zur Universitatsbibliothek. - Im ubrigen sind aber
ihre Einrichtungen unrationell voneinander getrennt
und werden es, da die Bibliothek in Konkordanz mit
der gesamten Akademie ebenfalls wachst, kiinftig
noch mehr sein. Die Tauschstelle, die als ein wich-
tiger Bestandteil der Erwerbungsabteilung in ihrer
nachsten Nahe sein muflte, befindet sich, obschon sie
730 Tauschpartner bearbeitet und die starkste Ver-
bindung der Deutschen Akademie der Wissenschaf-
ten zu Berlin mit dem In- und Auslande darstellt, in
durftigen Raumen in einem Zwischenstockwerk
uber der Erwerbungsabteilung. Abgesehen von der
raumlichen Enge sind lange Wege zu den Katalogen
und den Karteien der Erwerbungsabteilung notig.
Die allgemeine Akzession (1. Stockwerk) selbst, durch
die alle Eingange (1957: 34000 bibliographische Ein-
heiten!) laufen, und in der, da kein Zeitschriftenlese-
saal vorhanden ist, die Nummern der laufenden Jahr-
gange lagern, mu13 voraussichtlich einen Raum fiber
dem 2. Stockwerk zu Hilfe. nehmen, da es nicht an-
gangig ist, weiter in uniibersichtli.cher Weise die
Zeitschriftenjahrgange iibereinander zu stapeln.
Welche unrationellen Wege fur die Mitarbeiter Bo-
wie fur die Benutzer entstehen, laflt sich leicht den-
ken. Daf3 die Direktion der Bibliothek und ihr Sekre-
tariat, in dem ebenfalls die Haushaltsunterlagen be-
arbeitet und die Paketposteingange verzeichnet
werden, 50 m voneinander getrennt sind, ist auch
nicht allzu praktisch. Im Katalograum mussen neben
den Schranken des alphabetischen Kataloges und des
Zentralkataloges der Institute Bowie dem biblio-
graphischen Apparat 6 Mitarbeiter Platz finden. Es
mu13 auch noch ein Tisch fur Benutzer eingeraumt
werden, fur Benutzer, die bibliographische Aus-
kunfte erbitten, dabei laut sprechen und eine deut-
lich gesprochene Antwort verlangen. Desgleichen
mussen in diesem Raum telefonische Anfragen be-
antwortet werden. Und? in dieser Enge und Unruhe
versuchen die Mitarbeiter in konzentrierter Arbeit
Titelaufnahmen in deutscher und insbesondere in
fremden Sprachen herzustellen, die richtig sein
mussen und deren Zahl auch nicht so gering sein
soil. Es ld8t sich leicht denken, daf3 es mit rationeller
Arbeit unter diesen Bedingungen nicht allzu gut be-
stellt ist. Sollte es nicht moglich sein, das 1. Stock-
werk des Gebaudes, in dem Sich die Akadernie-
Bibliothek befindet, fur diese vollig frei zu machen
und den Mitarbeitern der Institute, die sich dort be-
finden, andere gute Arbeitsplatze zu geben? Wenn
Raume im obersten Geschof3 des Hauses frei und
diese der Bibliothek zugewiesen werden, so ist dies
gewil3 eine willkommene Hilfe. Jedoch fur den ratio-
nellen Gang der Arbeit in einem organischen Ganzen,
das eine Bibliothek nun einmal darstellt, ist damit
noch nichts getan. Alle diese Fragen werden noch
dringlicher, wenn die etwa 70 000 Bande wirtschafts-
wissenschaftlicher Literatur samt ihrer Randgebiete
mit ihren Katalogen in die Akademiebibliothek ein-
gebaut werden, die in den letzten Wochen von ihr
ubernommen wurden und eine Lucke in den Lite-
raturbestanden im Akademiebereich ftillen. Dies fi.el
mir unter dem Gesichtspunkt der Rationalisierung
der Arbeit einer wissenschaftlichen Bibliothek auf.
Was nun die Mechanisierung anbetrifft, so l5f3t sich
in der Akademie-Bibliothek auch manches anmer-
ken. Es ware sehr niitzlich, wenn die Akadeanie-
bibliothek fiber ein modernes Vervielfaltigungsgerat
verft gen konne. Dann ware nach den handschrift-
lichen Titelaufnahmen mit Hilfe der Schreib-
maschine eine Druckvorlage herzustellen und es
moglich, billig und Schnell eine beliebige Anzahl von
Sanitized Copy Approved for Release 2010/05/04: CIA-RDP80T00246AO45300380001-7
Sanitized Copy Approved for Release 2010/05/04: CIA-RDP80T00246AO45300380001-7
Abziigen anzufertigen. Ferner konnte das Schreiben
der vielen Adressen fur den Tauschversand, fur den
Versand an die Akademiemitglieder, filr den Versand
der durch Fernleihe bezogenen Bucher and fur
die Verwaltung in der Otto-Nuschke-StraBe ein-
geschrankt werden, wenn der Akademie-Bibliothek
ein Adremageret zur Verfiigung stande. Und noch
ei.n Letztes: Taglich kommen von den' Instituten in
Berlin and am Rande von Berlin Kraftwagen, die
Bucher holen and bringen. Diese Wagen treffen ein,
wie es sich nach den Dispositionen der Institute er-
gibt and nicht immer zu dem fur die Bucher notwen-
digen Riickgabetermin. Ware es fiir die Institute
nicht praktischer, wenn sie die Bucher in einem
bibliothekseigenen Kombi-Wagen von der Bibliothek
sofort nach Eintreffen gebracht erhielten and auch
die nicht mehr benotigten Werke abgeholt wiirden?
Fir die Bibliothek ware die Ausleiharbeit leichter
and praziser, fir die Mitarbeiter in den Instituten
bequemer and schneller.
Die Abteilung Kader and Arbeit hat in verstandnis-
voller Weise geholfen, in der Akademie-Bibliothek
Es muB richtig heil3en:
Seite- 80: Prof. Dipl.-Ing. J. Stanek, President des
Deutschen Amtes fur Ma13 and Gewicht
Seite 99: Mit diesen, von ihm?entwickelten Analysen-
verfahren, sind interessante und. aufschlul3reiche
Untersuchungen des Nikotinsaureamid-Stoff-
MITTEILUNGSBLATT
4. Jahrgang, Heft 6-8
einen Mitarbeiterkreis zu schaffen, der leistungs-
willig and einsatzfahig ist. Fur die Literattirwiinsche
der Akademie and der Forschungsgemeinschaft der
naturwissenschaftlichen, technischen and medizini-
schen Institute der Akademie konnte noch mehr ge-
tan werden, wenn die Akademie-Bibliothek, als zen-
trales Institut von allen gern benutzt, nicht unter
den dargestellten primitiven Schwierigkeiten leiden
wirde. .
Es kommt der Akademie-Bibliothek darauf an, die
Moglichkeiten, die t nser Staat ihr durch VergroBe-
rung ihrer Bestende and Schaffung eines leistungs-
fahigen Mitarbeiterkollektivs gegeben hat, im Dienst
an der wissenschaftlichen Arbeit der Akademie and
ihrer Institute auszuschopfen u,id zu nutzen.
Berichtigungen zu Heft 4/5 1958
Dr. Otto Wenig
Akademie-Bibliothek
Direktor
wechsels im Rahmen verschiedener Fragenkom-
plexe iiberhaupt erst moglich geworden.
Seite 114: Dr. Alfred Baumbach, Leiter des Zentralen
Amtes fur Forschung and Technik beim For-
schungsrat der Deutschen Demokratischen Re-
publik
Sanitized Copy Approved for Release 2010/05/04: CIA-RDP80T00246AO45300380001-7
Sanitized Copy Approved for Release 2010/05/04: CIA-RDP80T00246AO45300380001-7
AUS UNSEREM VERLAGSSCHAFFEN
Deutschlands AuBenhandel 1815-1870
(Schriften des Instituts fur Geschichte an der Deutschen Akademie der Wissenschaften zu Berlin,
Reihe I: Allgemeine and deutsche Geschichte, Band 5)
1958. V, 156 Seiten - 25 Tabellen - gr. 8? - DM 8,-
Das Werk beschaftigt sich mit der Entwicklung des AuBenhandels der deutschen Lander in der Periode zwischen dem
Wiener KongreB and der Griindung des Deutschen Reiches im Jahre 1871. Es ist der erste Versuch, unter Auswertung
von Originalquellen die Veranderungen in Umfang and Struktur des deutschen AuBenhandels innerhalb dieses Zeit-
raumes zu untersuchen. Der Verfasser zeigt dariiber hinaus den Zusammenhang zwischen dem AuBenhandel and der
wirtschaftlichen and politischen Entwicklung Deutschlands, aus dem sich neue Erkenntnisse fur die deutsche Geschichte
des 19. Jahrhunderts ergeben. Von wesentlichem Interesse dtirfte vor allem auch die Darstellung des Kampfes um die
okonomische Vorherrschaft in Deutschland zwischen Osterreich and Preu Ben sein, der mit der politischen Auseinander-
setzung parallel lauft.
MARTIN JAHN
Gab es in vorgeschichtlicher Zeit bereits einen Handel?
(Ahhandlungen der Sachsischen Akademie der Wissenschaften zu Leipzig, philologisch-historische Klasse,
Band 48, Heft 4)
1956. 41 Seiten - 13 Abbildungen, davon 3 auf 2 Kunstdrucktafeln - 4? - DM 5,-
Wenn von Wirtschaftshistorikern mitunter die Existenz eines Handels in vorgeschichtlicher Zeit im Gegensatz zu den
Pra.historikern verneint wird, so beruht these Auffassung auf einer unzutreffenden Einschatzung der wissenschaftlichen
Entwicklung in der Vorzeit.
Auch bei scharferer Definition des Begriffs Handel lift sich an besonders auffallenden Beispielen des vorgeschichtlichcn
Wirtschaftslebens (Bergbau and Metallgewinnung) beweisen, daB schon in der fruhen Bronzezeit and im Endabschnitt
der Jungsteinzeit, das heift seit dem Ende des 3. Jahrtausends, in Europa ein entwickelter Handel betrieben wurde.
In der voraufgehenden Wirtschaftsstufe der Jager and Fischer dagegen fehlten noch die notwendigen okonomischen
Voraussetzungen fur einen Handel..
Ober weitere Titel der gleichen Fachrichtung unterrichtet Sie unser Fachgebietskatalog ,Politik - Wirtschaft",
der auf Wunsch kostenlos zur Verfiigung gestellt wird
A K A D E M I E - V E R L A G G M B H B E R L I N W8
MohrenstraBe 39, Telefon 20 03 86
Sanitized Copy Approved for Release 2010/05/04: CIA-RDP80T00246AO45300380001-7
Sanitized Copy Approved for Release 2010/05/04: CIA-RDP80T00246AO45300380001-7
LITERATUR
aus den befreundeten Akademie-Verlagen in BUDAPEST, PRAG and WARSCHAU
Aus dem Verlag AKADEMIAI KIADO, Budapest
Die Peceler Kultur
von Janos Banner
(Archaeologia Hungarica. Series Novo XXXV)
1956. 269 S., 120 Taf., 1 K., 45 Abb., 25 x34 cm, broschiert DM 86,-
Intercisa (Dunapentele-Sztalinvliros.)
Geschichte der Stadt in der Romerzeit. Bd 1
Von Laszl6 Bark6czy and anderen Autoren
(Archaeologia Hungarica. Series Nova XXXIII)
1954. 342 S., 92 Taf., 25 X 34 cm, broschiert
Dto. Bd 2
(Archaeologia Hungarica. Series Nova XXXVI)
1957. 400 S., 100 Taf., 80 Abb., 25 x34 cm, broschiert DM 90,-
Denkmaler der Sarmatenzeit Ungarns
Von Mihaly Parducz
(Archaeologia Hungarica. Series Nova XXX)
1950. 260 S., 141 Taf., 25 x34 em, broschiert
Volksdichtung der Komi/Syrjanen
Gesammelt and herausgegeben von Dr. R. Fokos-Fuchs
1951. 472 S., 14 X 20 cm, gebunden DM 18,-
Eine slowakische medizinische IIandschrift aus dem
17. Jahrhundert
Monographische Bearbeitung eines Sprachendenkmals
Von Gyula Decsy
1956. 303 S., 8 Taf., 14 X 20 cm, gebunden DM 21,-
Die Berechnung der Krafte and des Arbeitsbedarfs
im bildsamen Zustande der Metalle
Von Alexander Geleji
2. Auflage. 1955. '415 S., 400 Abb., 17 X24 cm, gebunden DM 24,-
Indentification of living Gymnosperms on the
Basis of Xylotomy
Von Pal Greguss
1955. 263 S., 360 Taf., 8Beilagen, 25 X34 cm, gebunden DM 65,-
Prospekte and Kataloge direkt vom Verlag
AKADEMIAI KIADO, Budapest, Alkotmany Utca 21
Aus dem Verlag NAKLADATELSTVI
OESKOSLOVENSKE AKADEMIE VED, Prag
Catalogue of Star Clusters and Associations
Der erste fundamentale Studien- and Arbeitskatalog von
Sternhaufen and Sternassoziationen in Form einer Kartei
Von C. Alter, J. Ruprecht, Vl. Vanysek K6s 140,-
Atlas eclipticalis 1950.0
Von Ant. Be6vai
Astronomischer and spektroskopischer Atlas von 108000 Sternen nach
Spektralklassen, iwischen +30? and -30?, Aequinoktium 1950.0
K6s 60,-
Stroje na zpracovani informaci V
Per fUnfte Jahrgang des vom Institut mathematischer Maschinen
der Tschechoslowakischen Akademie der Wissenschaften
herausgegebenen Almanachs
Moravske nerosty a jejich literatura
(Mhhrens Minerale and ihre Literatur)
Von Eduard- Burkart
Fiihrer zu den geologischen Exkursionen in das
Barrandium
Von VL. Havlfisek, R. Horny, I. Chlupa6, M. Snajdr
? Ms 11,10
Barrandium, Geologie des mittelb6hmischen Silur
and Devon in Bildern
Von J. Svoboda, F. Prantl
Chemie organickych slou6enin fluoru
Chemie organischer Fluorverbindungen
Von M. Hudlicky
Rozbor vyrobni a hospodl iske 6innosti strojirenskych
podnikd
Analyse der produktiven and wirtschaftlichen Tatigkeit
Drab6lkoviti - Staphylinidae.I. Staphylininae -Faunal: SR
Von J. Poli?ensky im Druck
Keltove ve sti?edni?Evrop6 (Kelten in Mitteleuropa)
Von J. Filip K6s 107,-
der Prager Statthalterei fiber antistaatliche, antiiister-
reichische and Antikriegs -Tii,tigkeit in Biihmen :1915 -1918
Herausgegeben von Libuge Otahalova
(Quellen zum Echo der GroBen Sozialistischcn Oktober-
revolution and zur Entstehung der Tschechoslovakei)
- Ms 32,-
Rechtsfragen der landwirtschaftliclien Genossenschafteii
Von V. Fabry K6s 43,50
Das Problem der Revision der Charta der UNO
Von Vladimir Kopal, Ivan Mrazek Ms 34,50
Bevolkerungsdichte and gesellschaftliche Zusamnlen-
setzung des bollmischen Staates im 16. 1.8. Jahrhundert
Von Otto Placht Ms 26,10
in Maschinenfabriken
Sammelschrift
Parasitische Pilze beim Menschen
Von P. Fragner
Entomologie TV
Von J. Obenberger
(Kurzfliigler - Fauna OSR, Bd 12)
Von A. Smetana
Studies in Plant Physiology
Von einem Autorenkollektiv
Piehled 6eskoslovenskych d6jin I
Neue Denkmiiler antiker Toreutik
Von B. Svoboda, D. Con6ev
Der Weisse Berg and Niederlands Politik
Opera didactica omnia, Tomas I-M
Von Comenius Joanues Amos
Zusammenfassende Meldungen des Priisidiums
Les maximes de Ptahhotep
Texte, traduction et commentaire
Von Z. Zaba
Worterbuch der tschechischen Schriftsprache
Die Personennamen griechischer Stiidte
der nordlichen Schwarzmeerkuste
Von L. Zgusta
Die Geheime Geschichte der Mongolen
Psychologie d'Ibn Sind d'apres son eeuvre As-SitB, I U. if
Herausgegeben and ins Franzosische iibersetzt
von Jan Bako~ K6s 24,15
Einfflhrung in das Stadium der slavischen Sprachen
Von K. Horalek Ms 58,40
Geschichte einer sozialen Bewegung im sassanidischen
Persien
Von Otokar Klima
Verlagsverzeichnisse and Prospekte direkt vom Verlag
NAKLADATELSTVI 6ESKOSLOVENSKE
AKADEMIE VED, Praha - Prag II, Vodi6kova 40
Sanitized Copy Approved for Release 2010/05/04: CIA-RDP80T00246AO45300380001-7
Sanitized Copy Approved for Release 2010/05/04: CIA-RDP80T00246A045300380001-7
Aus dem Verlag PWN - PANS TWO WE W V D A W N I C T W 0 N AUK OWE, Warschau,
Psychologie
Baley, Stefan: Erziehungs-Psycliologie im AbriB
I.I.L. Auflage. Vom Autor verbessert and erweitert. Mit
ciner .Einfiihrung von St. Biachowski. - Warschau 1958,
Verlag PWN, 411, 4.15 Seiten, Ganzleinen
Philosophic
Ingarden, Roman: Studien zur Xsthetik. Band 11
W'Varschau 1958, PWN, 40,4 76 Seiten. PhilosophischeWerke
G annzleinen
Kotarbitiski, Tadeusz: Ausgewiihlte Schriften. Band II
Gedanken Uber das Denken. Warschau 1958. PWN, 8?,
936 Seiten, Ganzleinen
Ogonowski, Zbigniew: fiber Problcme der Toleranz im
Polen des 17. Jahrlnulderts
Warschau 1958. PWN, ] 6? 350 Seiten. - Veroffent-
lichung des Instituts fur die Geschichte der modernen
Philosophic and des gesellsehaftlichen Denkens beim Insti-
tut fiir Philosophic and Soziologie der Polnisehen?Aka-
demie der Wissenschaften
Technik
Huber, 11taksymilian Tytus: Die teehnische Stereo-
mechanik
(Die Festigkeit von Stoffen.) II. Auflage. Warschau 1958,
PWN, 40, 722 Seiten, 351 Zeichnungen, Ganzleinen
Mat Iiematik
Kuratowski, Kazimierz: Topologic. Ban1l 1.
Vierte verbesserte and vermehrte Auflage (Anhang and
zwei Briefe von A. Mostowski and R. Sikorski): Warschau
1958, PWN, 4?, 494 Seiten. - Polnische Akademie der
Wissenschaften. Mathematische Monographien, Band 20.
Ganzleinen
Sierpitiski, Waclaw: Kardina.l- and Ordinal-Zahlen
Warschau 1958, PWN, 4?, 487 Seiten. - Polnische Aka-
demie der Wissenschaften. - Mathematische Monogra-
phien, Band 34. Ganzleinon
Mitteilungsblatt der Gesellschaft der Freunde der Natur-
and Geisteswissenschaften zu Posen
Reihe B: Mathematische and Naturwissenschaften XIV,
Lieferung A. - 1956/57. Warschau 1958, PWN, 40, 432
Seiten, Zeichnungen
Acta Arithmetica
Polnische Akademie der Wissenschaften. - Mathemati-
sches lnstitut. - Warschau 1958. Band IV 1: Seiten 1- 98
Band IV 2: Seiten 98 -180
Geschichte
Polnische Geschichte
Polnische Akademie der Wissenschaften. Historisches In-
stitut. ? Eine Kollektivarbeit unter der Redaktion von
T. Manteuffi, Band I unter der Redaktion von H. Low-
miailski
Band I, Tell I:
Von den iltesten Zeiten his zur Mitte des 15. Jahrhunderts.
WVarschau 1957. PWN, 4?, 758 Seiten and 350 Abbildungcn,
genealogisehe Tabellen sowie eine Sanunelnnappe mit far-
bigelrKarten. Ganzleinen
Band I, Tell 11:
Von der Mitte des 15. Jahrhunderts bis zunn Jahre 1.764.
Warschau 1958. PWN, 4?, 995 Seiten and 450 1llustra.-
tionen, genealogisehe Tabellen, Sc mmehnappe nit farbigen
Karten. Ganzleinen
Moloch, Maksymilian: Itistorisehe Studien
Warschau 1958, PWN, 16?, 217 Seiten, Ganzleinen
Kopernikanische Bibliographic 1509-1955
Bearheitet von H. Baranowski. - Warschau 1958, PWN,
40, 450 Seiten, mit Illustrationen. Polnische Al.-ademic
der Wissenschaften, Komitee fur die Geschichte der 1Vis-
senschaft
Philologie
Zajaczkowski, Ananiasz: Die iilteste tiirkische Fassung
des Husrav U Sirin Qutba. Tell I: Der Text
Warsehau 1958, PWN, 8?, 304 Seiten und 11 Tafeln. Pol-
nische Akademie der Wisssenschaften, Orientalistische
Kommission. Orientalistische Arbeiten, Band 6
11 echtswissenschaft
Polnische juristisebe Bibliographic 1944-1956
Eine .Kollektiv=Arbeit unter Redaktion von W. CzachGr-
ski. - Warschau 1958, PWN, 8?, 137 Sciten. -Polnische
Akademie der Wissensehaften, Institut fur Rechtswissen-
schaften-
Biologic
Pozarska, Krystyna: Die Lagenidae der oberen Kreide
in Polen -
Warsehau 1958, PWN, 4?, 185 Seiten, Zeichnungen, 30
Tabellen. - Polnische Akademie der Wissenschaften
- Palcontologia Polonica N - 08 (1957)
Sokolowski, Jan: Die Vogel der Landschaften Polens
Band I
Warschau 1958, PWN, 40, 440 Seiten, ferner Tafeln, dar-
unter 75 farbige. Ganzleinen
Physik
Rze