EAST GERMAN PUBLICATIONS ON ATOMIC ENERGY
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Collection:
Document Number (FOIA) /ESDN (CREST):
CIA-RDP80T00246A045000160001-4
Release Decision:
RIPPUB
Original Classification:
S
Document Page Count:
257
Document Creation Date:
December 22, 2016
Document Release Date:
April 21, 2010
Sequence Number:
1
Case Number:
Publication Date:
October 15, 1958
Content Type:
REPORT
File:
Attachment | Size |
---|---|
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18, U.S.C. Secs. 793 and 794, the transmission or revelation of which in any manner to an unauthorized person is prohibited by law.
COUNTRY East Germany
SUBJECT East German Publications on Atomic
Energy
DATE OF
INFO.
PLACE &
DATE AC
REPORT
NO. PAGES
REFERENCES
BUr 195F
2
~ESSINIS C0PY
Kernenergie (Nuclear Energy) - nuclear research and technology journal 25X1
published by the East German Office of Nuclear Research and Nuclear
Technology (Amt fuer Kernforschung and Kerntechnik). This is a special
issue devoted entirely to the peaceful uses of nuclear energy and
contains articles by Max Steenbeck; G. Helmis, K. Meyer, E. Griepentrog;
W. Herrmann, K. Renker; G. Voigt; and Karl Friedrich Alexander.
Das Zentralinstitut firer Kernphysik am Begiftn Seiner Arbeit ( The Central
Institute of Nuclear Physics at the Beginning of its Work) - a
booklet containg three articles, by Heinz Barwich, Josef Schintlmeister,
and Fritz Thuemmler, on the first research reactor in East Germany.
There are schematic diagrams, photographs, technical specifications, etc.,
included in these articles. The booklet was published in 1958 by
Akademie-Verlag, Berlin.
Four copies of the official East German Government publication, Gesetzblatt
der Deutschen Demokratischen Re ublik dated 27 November 195+7, 22 June 1956,
1 February 1957, and 13 May 1957. In each of these publications appears
an article osncerning the peaceful use of nuclear energy.
Leaflet, put out by VEB Vakutronik Dresden, showing Geiger-Mueller counters
manufactured by the enterprise, as of June 1957. Technical specifica-
tions are given, but there are no prices quoted.
ARMY
X INAVY I XJAIR
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S-E-C-R-E-T
Brochure containing a list of books on atomic physics published by the East
German Deutscher Verlag der Wissenschaften.
Booklet containing the ordnance establishing the East German Office of
Nuclear Research and Nuclear Technology (Amt fuer Kernforschung and
Kerntechnik) on 21 February 1957.
Press release on "The Peaceful Use of Atomic Energy in the German Democratic
Republic", with a sketch showing the organization of the East German
atomic research program.
The attached documents are unclassified.
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D i e f r i e d l i c h e A n w e n d u n g d e r A t o m -
e n e r g i e in d e r D e u t s c h e n D e m o k r a -
t i s c h e n R e p u b l i k
(PresseUbersicht)
Ungeachtet des von der UNO feierlich verkttn-
deten Prinzipes der UniversalitUt wurde
die Deutsche Demokratische Republik bisher
daran gehindert, offiziell an der Arbeit der
UNO Oder einer ihrer Organisationen teiizu-
nehmen. Dadurch let beispielsweise auch eine
offizielle Mitwirkung in der Tnternatiornalen
Atomenergie-Organisation nicht moglich gewesen.
Auch auf der gegenwartig stattfindenden Konfe-
renz war lediglich eine Beobaohtergruppe. an-
wesend, deren Arbeit aber zweifellos von
grossem Wert fur die weitere Entwicklung der
Kernforschung and Kerntechnik in der Deutschen
Demokratischen Republik sein wird, and die
durch personliche Gesprache and einige wissen-
schaftliche Materialien die Delegierten in
gewissem Umfange fiber das, was bei uns auf
diesem Gebiet getan wurde, informieren konnte.
Ale logische Folge des verbreeherischen,
faschistischen Krieges begann die Arbeit auf
dem Gebiete der friedlichen Nutzung der Atom-
energie in der Deutschen Demokratischen Republik
erst im Jahre 1955. Das war die Ursache fur
einen bedeutenden Rickstand. Wir habeas begonnen,
diesen Riickstand sohnell aufzuholen. Giinstige
Voraussetzungen dazu bildeten die Tatsachen,
dass wir uns auf die Hilfe der UdSSR stiitzen
konnten, dass sich auf dem Territorium der
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Deutschen Demokratischen Republik die grossten,
bisher in Europa bekannten Uranvorkommen be-
finden and dass zu den Birgern unserer Republik
namhafte Atomforscher gehoren.
Als Zentrum der Forschungsarbeit wurde das Zen- STAT
tralinstitut fir Kernphysik in Rossendorf bei
Dresden gegriindet. Dort lief im Dezember 1957
ein Wasser-Reaktor von 2 000 kW thermischer
Leistung an. Er dient der Forschung and Aus-
bildung sowie zur Herstellung radioaktiver
Isotope.
Am 1. August 1958 wurde ein 25 MeV-(fur Alpha-
teilchen)-Zyklotron des Typs Y-120-1, Baujahr
1956, den Wissenschaftlern ubergeben. Es wird
ebenfalls fur Forschungsarbeiten and zur Aus-
bildung Verwendung finden. Diese beiden grossen
and modernen Gerdte wurden von der Sowjetunion
geliefert and mit Hilfe sowjetischer Fachleute
installiert.
Weiter bestehen im Zentralinstitut umfangreiche
technische Hilfseinrichtungen, so z.B. elektro-
nische Entwicklungslabors, mechanische Werk-
stdtten, ein dosimetrischer and medizinischer
Dienst usw. Bin grosses and modernes Institut
fir Radiochemie and ein Institut Mr Werkstoff-
und Festkorperforschung befinden rich gegen-
wdrtig im Bau. Erfahrungen auf diesen Gebieten
werden zur Zeit in vorldufigen, kleineren Ge-
bduden gesammelt. Weitere Einzelheiten caber
das Zentralinstitut fur Kernphysik sind der
ausliegenden Broschiire zu entnehmen.
In einer Reihe von Instituten der Akademie der
Wissenschaften, des Amtes fur Kernforschung and
Kerntechnik and der Universitdten werden iiber-
dies Forschungsarbeiten auf dem Gebiet der
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3.
Kernforschung and Kerntechnik durchgefiihrt,
z.B. am Institut fur angewandte Radioaktivitat
in Leipzig, am Institut fur angewandte physik
der Reinststoffe in Dresden, am Institut fur
Medizin and Biologie in Berlin-Buch, am Ins-
titut fur Kernphysik in Miersdorf bei Berlin,
an den Universitaten Leipzig, Jena, Halle sowie
an der Technischen Hochschule Dresden.
Grosse Beachtung schenkt die Regierung der
Deutschen Demokratischen Republik der Ausbildung
von Wissenschaftlern and Ingenieuren. 1955
wu.rde die Fakultat fur Kerntechnik an der Tech-
nischen Hochschule Dresden gegria.ndet, die eng
mit dem Institut fur Kernphysik zusammenarbeitet.
An einer Reihe von Fachschulen bestehen Aus-
bildungsmoglichkeiten fur Fachschulingenieure.
An den Universitaten werden Kernphysiker, Radio-
chemiker and Radiobiologen ausgebildet. Viele
Wissenschaftler and Ingenieure konnten in der
UdSSR ihre Kenntnisse erweitern and verbessern.
Am 14.6.1958 wurde das Wissenschaftlich-Tech-
nische BUro fur Reaktorbau gegrundet, in dem
Ingenieure and Wissenschaftler mit der Projek-
tierung and Entwickiung von Energiereaktoren
beschaftigt sind.
Das erste Atomkraftwerk in Deutschland wird seit
einiger Zeit nordlich von Berlin gebaut. Es
handelt sich um ein Kraftwerk mit 70 MW elek-
trischer Leistung, das mit einem Druckwasser- STAT
reaktor ausgeristet ist, 1961 betriebsfahig sein
wird and spater erweitert werden soil. Dieses
Kraftwerk wurde gemeinsam mit sowjetischen
Fachleuten projektiert and ein Teil seiner Aus-
rustungen wird von der Sowjetunion geliefert
werden. Es stellt den ersten Schritt eines
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4.
gr6sseren Atomkraftwerk-Programmes dar. Bekannt-
lich ist die Braunkohle der wesentlichste Aus-
gangsstoff fur die Energieerzeugung in der DDR.
Ihre Abbaum6glichkeiten sind aber beschrankt
and sie ist einer der wertvollsten Rohstoffe fur
unsere umfangreiche chemische Industrie. Die
rasche industrielle Entwicklung macht ein Schnell
wachsendes Energieangebot erforderlich. Gegen-
wartig wachst die installierte Leistung jahrlich
um 9%. Diese Wachstumsrate wird auch in den
nachsten Jahren anhalten, and in nicht allzu
ferner Zeit muss die Kernenergie ihren Anteil
bei der Deckung des Energiebedarfs leisten.
Eine standig wachsende Bedeutung gewinnt in der
Deutschen Demokratischen Republik die Anwendung
radioaktiver Isotope. Sie werden fur medizini-
sche Zwecke, in der biologischen and landwirt-
schaftiichen Forschung sowie in wachsendem
Masse in der Industrie bei der Materialprizfung,
der Dickenmessung, in der Metallurgie and che-
mischen Industrie angewendet. Bereits heute
arbeiten mehr als 120 Institutionen mit radio-
aktiven Stoffen, die aus der UdSSR bezogen
werden. Durch eine reibungslose Organisation
k6nnen auch kurzlebige Isotope eingesetzt werden.
Die Zahl der Benutzer wachst standig. Ent-
sprechende Ausbildungsm6glichkeiten wurden vor-
allen Dingen durch Kurse fur Ingenieure, Bio-
logen, Mediziner u.a. geschaffen. In der
Deutschen Demokratischen Republik sind bereits
6 Kobalt-Teletherapie-Einheiten fur medizinische
Zwecke in Betrieb.
Grosse Aufinerksamkeit wird auch der Anwendung
stabiler Isotope fur die verschiedensten Zwecke
geschenkt. An ihrer Herstellung and der
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5 ..
Ausarbeitung entsprechender Verfahren arbeitet
das Institut fur physikalische Stofftrennung in
Leipzig.
Der volkseigene Betrieb "Vakutronik" in Dresden
stellt elektronische Gerate zur Anwendung radio-
aktiver Isotope - vornehmlich auch in der Indus-
trie - fur das Kraftwerk-Programm, die radiolo-
gische Kontrolle sowie fur spezielle kernphysi-
kalische Zwecke her. Fernerhin gibt es eine
Reihe von Betrieben, die Spezialausrizstungal,
komplette Laboreinrichtungen fur die Isotopen-
anwendung, die Radiochemie and in wachsendem
Masse auch fur Atomkraftwerke projektieren and
produzieren.
Entsprechend dem sozialistischen Charakter
unseres Staates sorgt die Regierung der Deutschen
Demokratischen Republik besonders dafur, dass
durch die Anwendung radioaktiver Stoffe die
Gesundheit der Bevolkerung and speziell der-
jenigen, die mit diesen Stoffen arbeiten, nicht
gefahrdet ist. Einzelheiten sind den ausge-
legten Gesetzblattern zu entnehmen. Sie stellen
strenge Anforderungen an den Transport, den Um-
gang and die Abfallbeseitigung dieser Stoffe.
Eine umfangreiche Organisation sichert die
Durchfizhrung der gesetzlichen Bestimmungen. So
werden z.B. auch durch ein Netz von Ueberwachungs-
stellen laufend die Boden-, Wasser- and Luft-
aktivitaten kontrolliert. Es gibt einen radio-
44logischen Bereitschaftsdienst fur etwaige
Ungliicksfalle, eine staatliche Strahlenschutz-
inspektion and einen zentralen Abfall-Abfuhr-
dienst. Die strahlenbiologische Forschung
wird gefordert and ausgebaut.
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Beim Ministerrat der Deutschen Demokratischen
Republik besteht der Wissenschaftliche Rat fur
die friedliche Anwendung der Atomenergie. Er
arbeitet unter dem Vorsitz des bekannten Nobel-
Preistragers Prof. Dr. Gustav Hertz and hat eine
Reihe Kommissionen, z.B. fur Strahlenschutz,
internationale and juristische Fragen, Laborbau,
kerntechnische Gerate, Ausbildungsfragen usw.
Fur die Fragen der organisatorischen Anleitung,
der Koordinierung, der Kontrolle der Einhaltung
gesetzlicher Bestimmungen and der Planung ist
das Amt fur Kernforschung and Kerntechnik unter
Leitung von Prof. Karl Rambusch verantwortlich.
Das Statut des Amtes ist zur Information aus-
gelegt.
Grossen Wert fur die schnelle Entwicklung der
Kernforschung and Kerntechnik besitzt die Inter-
nationale Zusammenarbeit auf diesem Gebiet.
Die Deutsche Demokratische Republik ist Mitglied
des Vereinigten Institute fur Kernforschung in
Dubna. Gemeinsam mit Forschern aus 11 anderen
Landern ist eine Reihe ihrer Wissenschaftler an
experimentellen and theoretischen Arbeiten dieses
bekannten Institutes beteiligt. Dort bestehen
wissenschaftliche Einrichtungen, die die Deutsche
Demokratische Republik allein nicht hatte
schaffen konnen. Mit der UdSSR and den volks-
demokratischen Landern wurden zweiseitige Ver-
trage.Uber die Zusammenarbeit abgeschlossen.
Rege ist der Austausch von Wissenschaftlern zu
Zwecken der Information and Ausbildung.
Eine grosse Anzahl von BUchern caber Kernfor-
schung and Kerntechnik, populare Werke, Lehr-
biicher and Monographien sind als Uebersetzungen
oder aus der Feder eigener and westdeutscher
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7.
Autoren in der Deutschen Demokratischen Republik
erschienen. Die Monatszeitschrift "Kernenergie",
das "Technische Zentralblatt, Abteilung Kern-
technik" and eine Schnellinformation haben auch
ausserhalb der Grenzen unserer Republik Anklang
gefunden.
Die Atomenergie wird in der Deutschen Demokra-
tischen Republik ausschliesslich zu friedlichen
Zwecken angewendet. Es ist in diesem Zusammen-
hang notwendig, auf die vielen Schritte der
Regierung der Deutschen Demokratischen Republik
hinzuweisen, bei denen stets Verhandlungen fiber
die ausschliesslich friedliche Anwendung der
Atomenergie in ganz Deutschland and die Schaf-
fung einer atomwaffenfreien Zone angestrebt
warden. Es steht ausser Zweifel, dass die ab-
lehnende and starre Haltung der Bonner Regie-
rung in dieser Frage ein ernstes Hindernis auch
fur die Entwicklung der Kernforschung and Kern-
technik darstellt. Die Mitglieder unserer Beo-
bachtergruppe konnten in zahlreichen Gesprachen
mit Freude feststellen, dass auch die Mehrzahl
der westdeutschen Kollegen jeder nicht fried-
lichen Anwendung der Atomenergie ablehnend
gegeniibersteht.
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0 r g a n i s a t o r i s c h e r A u f b a u d e r
K e r n f o r s c h u n g i n d e r D D R
Ministerrat
der DDR
Wiss. Rat fur die
friedl. Anwendung
der Atomenergie
?Kommissionen
Amt fur Kernforschung
and Kerntechnik
i Kollegium I
Isotopenverteilung
Abfuhrdienst
radio log. Bereit-
sohaftadienat
Strahlenschutzin-
spektion
Forschungsinstitute
des Amtes
Kuratorium
[).58 .-techn.Rat
s
Wiss.-Techn.Bizro
Mr Reaktorbau
Atomkraftwerk I
Volkseigene Betriebe
des Amtes
Unterstellung
Beratung
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C E$ETZ B LATT
der
Deutschen Demokratischen Republik
1954
Tag
Berlin, den 27. November 1954
1.11.54 Erste Durchfflhrungsbestimmung zur Verordnung fiber die Pramienzahlung fair das
ingenieurtechnische Personal einschlielllich der Meister and fur das kaufmanmsche
Personal in den volkselgenen and ihnen gleichgestellten Betrieben. - Volkseigene
Erfassungs- and Aufkaufbetriebe - ...............................................
Vierte Durchfuhrungsbestimmung zur Verordnung fiber das Bankeninkasso. --
Rechnungseinzugsverfahren - ...................................................
Anordnung zur Anderung der Richtlinie fir den Einkauf von Waren far Verwaltungs-
und kulturelle Zwecke durch Haushaltsorganisationen, Organe der volkseigenen Wirt-
schaft and demokratische Organisationen ..........................................
Anordnung fiber Mal3nahmen bet der Krankenbehandlung mit Rdntgenstrahlen and
radioaktiver Strahlung ................ ................... ............... ker.d:je..
Nr.96
912
914
Hinweis auf VerkOndungen Im Zentralblatt der Deutschen Demokratisdsen Republik 914
Erste Dure filhrungsbestimmung
sur Verordnung fiber die Pramienzahlung fair das
ingenieurtechnische Personal einschlie81ich der
Meister and ffir das kaufmannische Personal in den
volkseigenen and ihnen gleichgestellten Betrieben.
- Volkseigene Erfassungs- and Aufkaufbetriebe -
Auf Grund? des ? 10 der Verordnung vom 21. Juni
1951 fiber die Pramienzahlung fur das ingenieurtech-
nische Personal einschliel3lich der Meister and fUr das
kaufmannische Personal in den volkseigenen and ihnen
gleichgestellten Betrieben (GBI. S. 625) wird im Einver-
nehmen mit dem Ministerium der Finanzen and dem
Ministerium fur Arbeit fur die Volkseigenen Erfas-
sungs- and Aufkaufbetriebe folgendes bestimmt:
?1
Voraussetzung fur die Prariierung 1st:
1. Die Erfullung bzw. t)bererfullung des Umsatzplanes
zu Einkaufspreisen;
2. eine gleichzeitige erarbeitete uberplanmaf3ige Selbst-
kostensenkung von mindestens 1 0/h der entsprediend
geplanten Kosten;
3. die tlbererfiiilung des geplanten Ergebnisses A and
des Gesamtergebnisses, die sowohl beim Ergebnis A
als auch beim Gesamtergebnis betragsmafig min-
destens in der Hohe der erarbeiteten fiberplan-
mai3igen Selbstkostensenkung liegen mull;
4. die termingemalle Abfuhrung samtlicher Verpflich-
tungen an den Staatshaushalt aus Steuern, Netto-
gewinnen and Umlaufmitteln..
?2
Die Erfullung der im ? 1 geforderten Planaufgaben
ist auf der Grundlage der Kontroll- bzw. Finanzberichte
nachzuweisen.
1-3
Die Pramienzahlung hat allein nach dem Grundsats
der Leistung zu erfolgen and ist daher von der Lei.
stung and dem Arbeitserfolg des Pramienberedrtigten
abhangig. Dieser Erfolg richtet side nach dem Grad
der Mitwirkung des Betreffenden an der Planerfflllung
in seinem Aufgabenbereidi.
?4
(1) Zur Pramiierung besonderer Lelstungen der in
den Anlagen nicht genannten Gruppen des ingenieur-
technischen and kaufmannischen Personals bet der Er-
fullung and Vbererfitllung der Plane kann nark ? 1
Abs. 8 der Verordnung vom 21. Juni 1951 ein Betrag in
Hohe bis zu 20 '/? der im Betrieb jeweils ausgezahiten
Pramiensumme in Anspruch genommen werden. Ge-
leistete t)berstunden dUrfen nicht zur Grundlage der
Pramienzahlung gemacht werden.
(2) Die Zahlung nach ? 1 Abs. 8 der Verordnung vom
21. Juni 1951 darf nicht schematisch erfolgen. Die Leiter
der Volkseigenen Erfassungs- and Aufkaufbetriebe
(VEAB) sind dafiir verantwortlich, dal3 bet hervor-
ragenden Einzel- and Gruppenleistungen unter Hervor-
hebung der Art and Bedeutung dieser Leistungen nur
von Fall zu Fall Pramien ausgeschfittet werden.
Die Hohe der Pramien mull so festgesetzt sein, daft
sie eine wirkliche Auszeichnung fur die bet der Erffll-
lung and Ubererfitllung der Plane vollbradrten Leistun+
gen darstellen.
?5
(1) Die Antrage auf Auszahlung der Pramien sind
von den VEAB mit den entsprechenden Nachweisen
fiber die Voraussetzung der Pramienzahlung gemall
? 1 spatestens 14 Tage nach Abgabe der ontroll- bzw.
der Finanzberidite den VVEAB vorzule en. Die Vor-
schlage fur die Auszahlung von Pramien ;sand von der
Betriebsleitung in Zusammenarbeit mit der Betriebs+
gewerkschaftsleitung gewissenhaft zu prufen.
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912 Gesetzblatt Nr. 96 - Ausgabetag: 27. November 1954
F Or die Ricfstil(keft der PrBmienvorschlgge trllgt der
Leiter des VEAB die voile Verantwortung.
(2) Die Verwaltungen Volkseigener Erfassungs- and
Aufkaufbetriebe haben die Pranilenvorschliige inner-
halb zehn Tagen zu bestatigen.
(3) Die errechneten Pramien sind auf volle DM-
Betrtige abzurtinden. Der Betrag der im Quartal sus-
zuzahlenden Pramie dart 150'/? des Monategehaltes des
Prlimienempfangers nicht iibersteigen.
?6
Die Vorschriften der Verordnung vom 21. Juni 1951
and dieser Durchf(lhrungsbestimmung finden erstmalig
auf den ab 1. Juli 1954 beginnenden Planungszeitraum
Anwendung.
Berlin, den 1. November 1954
Staatssekretarlat ftir Erfassung and Auft auf
landwlrtschaftliober Erzeugnisse
Streit
Staatssekretar
Anlage 1
au vorstehender Erster DurchtUhrungsbesttmmung
Pr5mientabelle
Fiir jedes Prozent der erarbeiteten tiberplanmdtiigen
Kostensenkung k6nnen an die Pramienberedrtigten In
den Gruppen folgende Prozentshtze three monatlichen
Oehaltq ala Quartalsprt#mie gezahlt warden:
Gruppe I = 8'/e;
Gruppe 2 - 7 ?/e,
Gruppe 3 - 6 ?/s.
Anlage 2
su vorstehender Erster Durchf(ihrungsbestimmung
Personenkreis der Prfmlenberedhtigten
Gruppe 1 Leiter der VEAB,
Hauptbuchhalter,
Abteilungsleiter EAW.
Gruppe 2 Leiter der Abtellung Planung.
Gruppe 3 Leiter der Erfassungsstellen,
Silomeister in Silos nut einer Kapazitgt fiber
10 000 t oder mit einem Umschlag fiber
20 000 t, '
Leiter des Sachgebletes Arbeit oder
hauptamtliche Sachbearbeiter fur TAN and
BfE,
Kaderleiter.
Vierte Durchfiihrungsbestimmung'
zur Verordnung fiber das Bankeninkasso.
- Redinungseinzugsverfahren -
Vom 25. November 1954
Auf Grund des ? 10 Abs. 1 der Verordnung vom
17. Juli 1952 fiber das Bankeninkasso Rechnungs-
ein;ugsverfahren - (GBI, S. 609) wird folgendes be-
stimmt:
?1
Zu ? 6 Abs. 8 der Verordnung:
(1) Offene Akzepte rind ft r Abbuchung,n aus Kgnten
von Haushaltsorgsnisationen notwendig.
(2) Die Bestimmungen des ? 2 der Zweiten Durch-
f(ihrungsbestimmung vom 18. Juli 1952 zur Verordnung
fiber das Bankeninkasso -. Rechnu*tgseintugsverfah-
ren - (GBL S. 612) werden auBer Kraft gesetzt,
?2
Deese Durchfiihrungsbestimmung trltt am L Januar
1858 in Kraft.
Berlin, den 25. November 1954
Deutsche Notenbsoh
Kuckhoft
Prltsident
Anordnung
cur Xnderung der Richtlinie fur den Einkauf von
Waren fir Verwaltungs- and kulturelle Zwecke
durch Haushaltsorganisationen, Organe der volks-
eigenen Wirtschaft and demokratische
Organisationen..
Vom 4. November 1954
Um den staatllchen Organen, den Organen der volks-
eigenen Wirtschaft and den demokratischen O?ganisa-
tionen die MSglichkeit zu geben, 1hre Arbeit cut kultu-
rellem and wissensthaftlichem Geblet zu verbessern,
ward folgendes angeordnet:
?1
Die Vorschriften der Richtlinie vom 30. Matz 1954
fair den Einkauf von Waren Mr Verwaltungs- and kul-
turelle Zwecke durch Haushaltsorganisationen, Organe
der volkseigenen Wirtschaft and demokratische Organi-
sationen (ZBI. S. 124) gelten nicht flir den Einkauf von
BUchern.
f2
Dion Anordnung tritt mit ihrer Verktlndung in Kraft,
Berlin, den 4. November 1954
Staatliohes Komitee fair Materlalversorgung
Binz
Vorsitzender
Anordnung
fiber MaBnahmen bei der Krankenbehandlung
mit Riintgenstrahlen and radioaktiver Strahlung.
Vom 10. November 1954
Zur GewAhrleistung einer sachkundigen Anwendung
von RSntgenstrahlen and radioaktiver Strahlung and
zur Sicherung der Kontrolle der Auswirkung der
Strahlenbehandlung wird folgendes angeordnet:
?1
(1) Zur R6ntgen- and Radiumbehandlung (Therapie)
let nur ein approbierter Arzt berechtigt, der im
Rahmen einer facht rztllchen Ausbildung als
Dermatologe,
Chirurg,
GynIkologe,
Internist wenigatens 12 Monate,
R6ntgenologe wenigstens 18 Monate
ausschlielllich an der strahlentherapeutischen Ab-
tellung eines Rontgeninstitutes oder einer radiologi-
achen Speaialklinik unter Autsicht and Anleitung
eines erfahrenen Strahlentherapeuten voliberuflich
gearbeitet bate
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Gesetzblatt Nr. 98 -- Ausgabetag: 27. November 1954 913
(2) Facharzte auf dem Gebiete der Rontgenologie
und der Strahlentherapie mind zur medizu3ischen An-
wendung von Rontgen- und Radium$trahlen in alien
medizinischen Indikationsbereichen berechtigt. Fach-
Arzte auf dem Gebiete der inneren Medizin, Chirurgie,
Dermatologie und Gynakologie dUrfen Rontgen- und
Radiumstrahlen nur in ihrem fachlichen Indikations-
bereich in Zusammenhang mit ihren Untersuchungen
und Behandlungen anwenden.
(3) Arzte, die bet Inkrafttreten? dieser Anordnung die
fachlichen Voraussetzungen im Sinne Abe. 1 nieht be-
sitzen, haben innerhalb von drei Jahren nach Inkraft-
treten dieser Anordnung an einem strahlentherapeuti-
schen Fortbildungslehrgang gemali den Anweisungen
des Ministeriums fur Gesundheitswesen teilzunehmen.
Nach diesem Zeitpunkt mind zur Rontgen- und Radium- -
behandiung (Therapie) Arzte zugelassen, die die Vor-
aussetzungen gemaB Abs. 1 erffllt haben.
?2
(1) Das Arbeiten und die Behandlung mit radio.-
aktiven Isotopen ist nur in den Kliniken und Ineti-
tuten der Deutachen Akademie der Wissenschaften, der
Universitaten, der Medizinischen Akademien und in den
Forschungsinstituten und Behandlungseinrichtungen des
staatlichen Gesundheitsweseifs nach Genehmlgung
durch des Ministenum f(r Gesundheitswesen, Haupt-
abteilung Heilwesen,
a) in denen die Messungen standig durch eliien
Strahlenphysiker vorgenommen werden,
b) und in weichen mindestens zwei komplette Ziihl-
rohrgerate vorhanden mind,
gestattet.
(2) Raume, in denen mit radioaktiven Isotopen ge-
arbeitet wird, d(Irfen fur andere Zwecke nicht ver-
wendet werden,
?3
Die Verantwortung bet der Verwendung von Ront-
genstrahlen und Radium sowte radioaktiver Isotope
bet der Erkennung und Behandlung von Krankheiten
tragt ausschlielilich der Arzt. Dam mitwirkende wissen-
schaftliche und medizinisch-technieche Personal arbeitet
unter Aufsicht und Anleitung des Arztes,
?4
(1) 11ber die Rontgen- und Radiumbehandlung und
Ober die Anwendung von radioaktiven Isotopen mind
fur jeden Kranken Aufzeidinungen zu liihren. Neben
den Personalangaben und der Diagnose museen die
Aufzeichnungen enthalten:
a) bet Rontgen- und Radiumbehandlungen:
eine Erklarung des Kranken, wann und wo er
sick friiher einer Strahlenbehandlung unterzogen
hat;
die Apparatetype, anatomische Lokalisation, Feld-
groBe, Filterung, Fokushautabstand, Halbwert-
schicht (HWS) und Spannung zur Durchf(ihrung
der Behandlung;
the Dosis (Oberflachen- und Herddosts) je Einzel-
bestrahlung in r;
b) bet Anwendung von Radium auBerdem:
Radiummenge In Milligramm; ?
Anwendungeform (genormte Applikatoron odor
Moulagen);
Filterung (Eigenfilterung und etwaige Zusatz-
filterungen);
Form und Material des Tragers;
Angabe der Dosis In r'(1 mg Radium In 1 cm Ab-
stand, gefiltert mit 0,5 mm Pt-Ir - 8,4 r/h, gefil-
tert mit 1 mm Pt-Ir = 7,5 r/h);
e) bet Anwendung von radioaktiven Isotopen auler-
dem:
die Form, in derddie Einverleibung erfolgte, An-
gabe des Elements und der Menge in Milli-Curie
(mC) vder in Mikro-Curie (? C).
(2) Die Autzeichnungen gemiti Abe. 1 rind 30 Jahre
aufzubewahren.
15
(1) Die strahlentherapeutischen Anlagen sind in
bezug auf die Dosimetrie einer standigen Kontrolle
durch das Deutsche Amt fur Mall und Gewicht zq
unterziehen.
?a
(1) Arztlich festgestellte akute Strahlenechaden und
Strahlenspatschaden (Dermatitis, sklerotische Hautver-
anderungen, Keratosen, Ulcerationen, Verbrennungen
usw.) Sind vom festatellenden Arzt der Abteilung Ge-
sundheitswesen des Rates des Bezirkes sotort nach
Feststellung der Schaden zu melden.
(2) Zur ersten Begutachtung von Strahlenschaden
let bet der Abteilung Gesundheitswesen des Rates des
Bezirkes eine Strahlenschutzkommission zu bilden.
(3) Die Abteilung Gesundheitswesen des Rates des
Bezirkes meldet die Strahlenschaden each Begutachtung
unter Hinzuziehung der angeforderten Unterlagen nach
? 4 Abe. I dem Ministerium filr Gesundheitswesen zur
Endbegutachtung. Das Gutachten der Strahlenschutz-
kommission und die Unterlagen gemhli ? 4 Abe. 1 mind
beizufugen.
(4) Zur zentralen Begutachtung ist beim Ministerium
fur Gesundheitswesen eine zentrale Strahlenschutz-
kommiesion, die das Ministerium ftir Gesundheitswesen
beret, zu bilden.
(5) Die Gutachten dieser Kommission werden den
Stellen, die fiber geltend gemachte Schadensersatz-
oder RentenansprOche entscheiden, zur Verfugung
gestellt.
?7
Die Zusammensetzung, die Berufung der Mitglieder
und dam Verfahren der Begutachtung hinsichtlich der
im`? 0 Abstitzen 2 und 4 genannten Kommi4sionen be-
stimmt das Ministerium fur Gesundheitswesen.
?8
Durchfiihrungsbestimmungen erl t das Ministerium
fair Gesundheitswesen.
?Y
Diese Anordnung tritt mit threr Verkundung in
Kraft.
Berlin, den 10. November 1954
Ministerium f(ir Gesundheitswesen
Steidle
Minister
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Beridltigung
In der Bekanntmachung des Beschlusses des Prasto
diums des Ministerrates vom 17. Juni 1954 Ober Stel-
lung und Statut der Deutschen Akademie der Wissen-
schaften zu Berlin (GB1. S. 609) mull der ? 40 wie
folgt lauten:
? 40
Schlusbestimmung
Anderungen dieses Statute und Beschlfisse gema3
?? 8, 24 Abs. 1, ?? 34 und 37 bedurfen der Bestatigung
durch die Regierung der Deutschen Demokratisd en
Republik.
Hinweis aut Verkunduagea
im Zentralblatt der Deutschen Demokratischen Republik
Die Ausgabe Nr. 45 vom 13. November 1954 enthalt: Seta
Anordnung vom 28. Oktober 1954 Ober die Organisation der bautechnischen Projektie-
rung durch die Staatlichen Entwurfsbfiros des Ministeriums fair Aufbau und der
Abteilungen Aufbau der Rate der Bezirke ........................................ 541
Anordnung vom 28. Oktober 1954 Ober die Abgabe und den Verkauf beweglicher Ver-
magensgegenstinde durch Organe der staatlichen Verwaltung und deren Einrich-
tungen ........................................................................ 544
Anwelsung vom 28. Oktober 1954 Ober die AbkOrzung der Frist fur die Aufbewahrung
von Wettecheinblocks ............................................................. 546
Anweisung vom 6. November 1954 zur Anwendung von DIN 18 081, Blatt 1 und 2 -+
64d
Feuerbestandige StabltOr (Fb 1-Tiir) - ..........................................
Bekanntmachung vom 5. November 1954 Ober die Befristung von Vordrucken ........ 546
Neunundzwanzigste Bekanntmachung vom 6. November 1954 Ober die Verbindlichkeits-
erklarung von GUtevorschriften .................................................. 547
Die Ausgabe Nr. 46 vom 20. November 1954 enth}ilt: -
Anordnung vom 8. November 1954 Ober die Neugliederung der Handelsorgane auf dem
Sektor Papier - Kulturwaren - Biirobedarf .................................... 553
Anordnung vom 15. November 1954 Ober das Fernstudium an den Fachschulen fur
Bauwesen ...................................................................... 554
Anordnung vom 8. November 1954 Ober die Anwendung von Typenstellenplanen fur
Frauenmilchsammelstellen und MilchkOchen ...................................... 555
Anordnung vom 8. November 1954 Ober die Anwendung eines Rahmenstellenplanes fur
die Tuberkulose-Beratungssteilen ................................................ 555
Anordnung vom 9. November 1954 zur Erganzung der Anordnung fiber die Anwendung
von Typenstellenplanen fur Schwestern- und Arztsanitatsstellen des Betriebs-
gesundheitswesens ............0 ................................................. 556
Erste Anordnung vom 5. November 1954 fiber die Vorlage von Unterlagen zur I?ber-
tragung von Preisen auf Preiskarteiblatter fur Betriebe der genossenschaftlichen und
privaten Wirtschaft .............................................................. 556
Anordnung vom 15. November 1954 fiber die Errichtung des ?VEB fur pilliertes Saatgut" 558
Anordnung vom 15. November 1954 fiber die Prfifungsordnung fur Zwischen- und Fach-
arbeiterpriifungen ............................................................... 558
Anweisung vom 11. November 1954 Ober, die Besteuerung der Produktionsgenossen-
schaften werktatiger Fischer und ihrer Mitglieder sowie Ober die Erhebung von Bei-
tragen zur Sozialversicherung .................................................... 559
Anweisung vom 5. November 1954 zur Durchftihrung der Inventur in den Betrieben
der volkseigenen Wirtschaft per 31. Dezember 1954 ................................ 560
Zweite Anweisung vom 5. November 1954 fiber die Steuer- und Sozialversicherungs-
pflicht der privaten Zimmervermieter ............................................ 560
Iierausgeber: Regierungskanzlei der Deutschen Demokratischen Republik - Verlag: (4) VEB Deutscher Zentralverlag, Berlin 0 17,
Michaelklrchst.ai3e 17, Anruf 67 64 11 - Verkauf- Berlin C 2, Ro(istrai3e 6, Anruf 51 54 87, 51 44 34 - Postscheqkkonto: 1400 25 -
Erscheinungswelse: Nach Bedarf - Fortlaufender Bezug: Nur, durch die Post - Bezugspreis: Vlerteljghriich 4,- DM ein-
schliel3licb Zustellgebithr - Einzelausgabe: bis zum Umfang von 14 Seiten 0,25 DM, bit zum Umfang von 32 Seiten -0,40 DM,
bis zum Umfang von 48 Seiten 0,50 DM, fie Exemplar, nur -voni -Verlag odes durch den Buchhandel be2iehbar - . Druck:
(135) Greif Graphischer Grol3betriep, Werk I, Berlin N 54 - VerOifentlicht tinter der Llzenz-Nr. 1763 des Amtes ftlr Literatur
und Verlagswesen der Deutschen Demokratischen Republik
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481
GESETZBLATT
der Deutechen Demokratischen Republik
Teil j .
1956
Berlin. den 22. Juni 1956
Tag Inhalt
17.5.56 Beschln8 fiber dm Statue des Mlnnteriume lifr Arbelt uad Beg- .....r..
17.5.56 Verordnung sat Xnderung der Verordnung fiber Xdndigungsrecht .. .................
1.6.56 Verordnung mar Xnderung der Verordnung Aber Erbolungeurlanb { ..................
1.6.56 Verordnung fiber the Gew6hrung von Stipendlen an Studiereude der Fachsahulen der
2.6.56
Deutschen Demoktatisdien Republik ..............................................
Erste Durchfahrungsbestimmung zur Verordnung fiber the Gew5hrung von Stipendien
an Studierende der Fachediulen der Deutschen Demokratischen Republik (Stipen-
dienrichtlinien for Studierende an den Fadischulen der Deutschen Demokrat
Republik, the deutsche StaatsangehOrige rind) ....................................
1.656 Verordnung fiber den Fernseb-Rundfunk ................................ ..
1.6.56 Erste Durchfohrungsbestimmung zur Verordnung fiber den Fernseh-Rundfunk i......
1.6.56 Verordnung fiber den Verkehr mit radiosktiven Pr6parsten F ........................
14.5.56 Prelsanordnung Nr. 561/3. Anordnung fiber die Preisbildung for Bauhauptleistungen
der volkeeigenen Bauindustrie - .................................................
Nr. 55
Seite
481
485
485
490
494
496
496
14.5.56 Erste Durthffihrungsbestimmung zur Preisverordnung Nr. 570. - Verordnung fiber
die Preisbildung ffir Bauhauptlelatungen der privaten Bauindustrie and des Bau-
handwerks - .................................................................... 501
4.6.56 Anordnung Nr. 2 zur Verordnung fiber die RUckgabe and Berechnung von Leihver-
packung ..........................................................................
12.6.56 Anordnung fiber die DurchfUhrung des ,.rages der Bereitediaft" der Soznmerferien-
gestaltung .......................................................................
Hinweis auf Verkfindungen im Gesetzblatt Teil II der Deutsdien Demokratlschen
Republik ........................................................................
Beschlufi
fiber das Statut
des Ministeriui is ffir Arbeit and Berufsausbildung.
Vom 17. Mai 1956
Auf Grund des ? 3 des Gesetzes vom 16. November
1954 Ober den Ministerrat der Deutschen Demokratl-
schen Republik (GB1. S. 915) ward fair des Ministerium
fiir Arbeit and Berufsausbildung folgendes Statut er-
lassen:
1.
Red Cliche Stellung and Sits des Ministeriums
?1
(1) Das Ministerium for Arbeit and Berufsausbildung
let ein zentrales voliziehendes and verfugendes Organ
der Regierung der Deutschen Demokratischen Republik
mit spezieller ZustAndigkelt auf dem Gebiet der gesell-
schaftlichen Ari iteverh6ltnisse and des Arbeltsred-ts.
Es lot juristische Person and Haushaltsorganisation.
(2) Sitz des Ministeriums 1st die Hauptstadt der Deut-
schen Demokratischen Republik Berlin.
IL
Anfgaben des l 'Inlsteriums
?2
Des Ministerium arbeitet Grundelitze and genet
lithe Bestimmungen aus:
a) for die Tarifgestaltuug, tedinisdie Arbeitenormung
and qualitative Arbeltsbewertun&
b) for die Gestaltung der Lohnsysteme and fir rtdi+
tige Proportionen in der Entlohnung der verschle-
denen Gruppen der Arbeiter, des ingenieurtedr+
nischen Personals and der Meister,
c) for den Abschluf and die Registrierung der Be-
triebskollektivvertrlfge in Zusamuienarbeit mit
dem Bundesvorstand des Frelen Deutschen Gee
werkschaftsbundes (FDGB),
?3
(1) Des Ministerium prilft and 'bestAtIgt the Wirt-4
sthaftszweig-Lohngruppenkataloge, die mat dem FDGB
,vereinbart sind and von den Ministerien, Staatssekretao
riaten m.- e. G. and anderen zentralen. Organen der
staatlichen Verwaltung vorgelegt werden.
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482 Gesetzblatt Tell I Nr. 55 - Ausgabetag: 22. Juni 1956
(2) Es. prOft die Vorschlgge der Mlnisterien, Staats-
sekretariate in. e. G. and anderen zentralen Organe der
staatlichen Verwaltung sowle der Srtlichen Rlte and
entscheidet Ober Anderungen der geltenden Ent-
lohnungabestimmungen fir einzelne Betriebe im Ein-
vernehmen mit dem Bundesvorstand des FDGB odor
den zustAndigen Zentralvonstiinden der Industrie-
gewerkschaften and Gewerkschaften and mit dem
Ministerium der Flnan 4e ,
(3) Es registriert die Tarifvertrlge In der privaten
Wlrtachaft.
?4
(1) Das Ministerium arbeltet gemeinsam mit dem
Bundesvorstand des FDGB Grundaatze aus fur die
Ministerien, Staatesekretariate m. e. G. and anderen
zentralen Organe der staatlichen Verwaltung zur faltung der Massenin.itiative der Werktatigen, insbeson
dere zur Entwidclung des sozlalistischen Wettbewerbs,
der Aktivisten- and Rationalisatorenbewegung sowie
zur FSrderung der Neuerer der Produktion, soweit as
Grundsatze sind, the fiber den Rahmen vines Wirt-
schaftszwelges hinsus wirkeai,i
(2) Es kontrolliert in den Minlsteriga, Staatssekreta-
riaten m. e G. and anderen zentralen Organen der
staatlirhen Verwaltung, WIe die Erfahrungen der Neue-
rer der Produktion studiert and verbreitet and wie the
Voraussetzungen zur Anwendung der Erfahrungen ge-
schaffen warden. Es fSrdert the tlbertragung der beaten
Erfahrungen auf alle Bereite der Ministerien, Staats-
sekretariate in. e. G. and anderen zentralen Organe
der staatllchen Verwaltung,
(3) Es prUft in Zusammenarbeit mit dem Bundesvor-
stand des FDGB Vors hllge der Ministerien, Staats-
sekretarlate in. e. G., anderen zentralen Organe der
staatltchen Verwaltunj and demokratischen Massen-
organisationen fur die Auszeichnung von Werktatigen,
Brigaden and Betrieben In der Aktivisten- and Wett-
bewerbsbewegung entsprechend den gesetzlichen Ber
stluimungen.
? 5 _
(1) Das Ministertuin arbeitet Grundsgtze aus fiir den
rationellen Einsatz der Arbeitskrafte, fir die Schaffung
fester Stammbelegschaften and fir die Werbung der
Arbeitskr5fte in bestimumten Bereiduei der Volkswirt-
ediaft and koordiniert the Aufgaben auf diesem Gebiet.
(2) Es leitet an bet der Lenkung der Arbeltakrafte
in die Wlrtachaftszweige and Gebiete and bed der erst-?
rangigen Versorgung der wichtigsten Zweige der Volks-
wirlsdzaft mit Arbeitskr5fteai.
(3) Es stellt tin Einvernehmen mit der Staatlidyen
PlaakonunisMMot operative Arbeitakraftebilanzen auf,
(1) Des Ministerium bestimmt die Grundsatze and be-
statigt daraus abgeleitete Richtlinlen der Ministerien,
Staatssekretariate in. e. G. and anderen zentralen
Organs der staatlichen Verwaltung:
a) f(tr die Berufsausblldung der Jugend undfir die
Ausbildung and Qualifizierung der Arbeiter,
b) fair die Aus- and Welterbildung der Lehrmeister,
Lehrausbilder, Berufsschullehrer, Heimerzieher so-
wie der Lehrer in den teduilac ien Betrlebs-
schulen.
(2) Be arganlslert
a) die Ausbildung von Lehrkraften and Erziehern
and verteilt die Absolventen der Berufspadagogi-
schen Institute and anderer Institute der Berufs-
ausbildung,
b)cKunse fur die Weiterbildung der Lehrkrkfte and
Erzieher sowie der leltenden Mitarbetter der Aus-
bildungsstatten and staatlichen Organe.
(3) Ea arbeitet Grundsltze aus fur die Ausbildung
von Spezialisten auf dem Gebiet der Arbeitsdkonomle,
der Technisdien Arbeitsnormung and des Arbeits-
schutzee.
?7
Das Ministerium arbeitet Grundsatze aus fur the
Erfiillung der gesetzllchen Bestimmungen durch die
Ministerien, Staateeekretariate in. e. G. and anderen
zentralen Organs der staatlichen Verwaltung sowie
dumb die brtlidaen Rate, the staatlichen, genoesenschaft-
lichen and privaten Betriebe and Einrichtungen auf
dem Gebiet des Arbeitaschutzes, insbesondere auf dem
Gebiet der Sicherheitstedmik and technischen Sicher-
helt, sowelt sle. mit Fragen des Arbeltsschutzes In Zu-
saamnenhang stehen,
(1) Dan Ministerium koordiniert and leitet an die
Arbeit der Miniaterien, Staatesekretariate in. e. G. and
anderea zentralen Organe der staatlichen Verwaltung
sowie der Srtlichen Rate bei der Verwirklidiun# des
geltenden Arbeitasechts,
(2) Fe kontrollifst In Zusammenarbeit nut den zu-
standigen staatlichen Organen die Einhaltung der gels
to den arbeltsred tlichen BestlmmuWen im privaten
Sektor der Vo]kswirtschaft,
?9
Das Ministerium koordiniert and leitet die wissen-
schaftliche Forschungsarbeit an in Fragen der Arbeit,
der technisdien Arbettenormung, des Arbeitelohnes,
der Berufsausbildung der Jugend, der Ausbildung and
Qualifizierung der Arbelter, des Arbeiteschutzes -- Ins-
besondere der SIcherheitatedmik and der technisdien
Sicherheit,' soweit sle mit den Fragen des Arl (eits-
schutzes in Zusammenhang stehen, - and kontrolliert
die Arbeit der Ministerien, Staatssekretariate in. e. G;
and anderen zentralen Organs der staatlld en Verwal-
tung aut diesem Gebiet,
(1) Das Ministerium arbeitet Gesetzesentwiirfe f(rdie
Volkska u and Entwirfe Or Ver6rdnungen des
Ministerrates aus zu Fragen der Arbeit, des Arbeits-
lohnes, der Lenkung der Arbeitskrafte, der Berufsaus-
bildung der Jugend, der Ausbildung and Qualifizierung
der Arbeiter sowle zu Fragen des Arbeltsschutzes.
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Gesetzblatt Teil I Nr. 55 - Ausgabetag: 22. Juni 1956 483
(2) Es legt dem Ministerrat Stellungnahmen vor zu
Entwiirfen der Perspektiv- and Volkswirtschaftsplane,
des Staatshaushaltsplanes, der Investitionsplane and zu
Berichten fiber den Stand der PlanerfUllung hinsicht-
11ch Fragen der Arbeit, des Arbeitslohnes, der Arbeits-
kraftebilanz, der Ausbildung von Arbeitern in den Aus-
bildungsstatten and Betrieben sowle hinsichtlich Fra-
gen des Arbeitsschutzes.
(3) Es nlmmt Stellung zu Entwilrfen and Vorschlagen
der Ministerien, Staatssekretariate m. e. G. und ande-
ren zentralen Organe der staatlichen Verwaltung sowie
der ortlichen Rate In Fragen, welche the gesellsdiaft-
lichen Arbeitsverhaltnisse and das Arbeitsrecht be-
treffen.
Das Ministerium wirkt mit bei der Ausarbeitung von
Grundsiitzen der Arbeitsstatistik durch the Staatliche
Zentralverwaltung fair Statistik,
"II
Redhte des Ministerlums
? 12
Auf Grund and In Durchfiihrung der Gesetze der
Volkskammer sowie der Verordnungen and Beschliisse
des Ministerrates and im Rahmen der dem Ministe-
rium tibertragenen Aufgaben erlallt der Minister Anord-
nungen, Durchfuhrungsbestimmungen urnd Verftlgun-
gen and kontrolliert deren.Durchfiihrung.
? 13
(1) Das Ministerium fair Arbeit and Berufsausbildung
kontrolliert in den Ministerien, Staatssekretariaten
m. e. G. and anderen zentralen Organen der staat-
lichen Verwaltung sowie den brtlichen Raten und Be-
trieben die Fragen der Tarifgestaltung, der technischen
Arbeitsnormung and der qualitativen Arbeitsbewer-
tung, die Lohnsysteme and deren praktische Anwen-
dung, den Stand des Arbeitsschutzes, die Berufsaus-
i bildung der Jugend, die Ausbildung and Qualifizierung
der Arbeiter, den ?Einsatz? der Arbeitskrafte in der
Volkswirtschaft and im Zusammenhang damit die Fra-
gen der Arbeitsorganisation and der 4rbeitsproduk-
tivitat.
(2) Die Mitarbeiter des Ministeriums sind berechtigt,
die Produktions-, Wohn- and sozialen Raumlichkeiten
der Betriebe and Baustellen, die Ausbildungsstatten
and sonstigen ?staatlichen and nichtstaatlichen Einrich-
tungen and Organisationen in alien Fragen, ft r die
das Ministerium nach diesem Statut zustandig ist, auf
Grund einer festgelegten Ordnung zu iiberpriifen, so-
welt dem besondere Bestimmungen nicht entgegen-
stehen. Fir alle Mitarbeiter des Ministeriums - aulier
den Stellvertretern des Ministers and den Haupt-
abteilungsleitern - ist dazu ein schriftlicher Dienst-
auftrag erforderlich.
einerseits sowie den Industriegewerkschaften anderer
selts in Fragen, the nach diesem Statut die Zustandig-,
keit des Minlsteriums betreffen,
(2) Es unterbreitet dem zustlindigen Mitglied des
Presidiums des Ministerrates entsprechende Vorschlage,
wens hinsichtlich der Entscheidung die Zustandigkeit
des Ministeriums far Arbeit and Berufsausbildung
tiberschritten wird,
? 15
Dan Ministerium stiitzt sich bet der Durchfdhrung
seiner Aufgaben auf die Erfahrungen der Werktatigen,
Zur Lung wichtiger Fragen der Arbeit, des Lohnes,
der Berufsausbildung and des Arbeitsschutzes kann es
in Vbereinstimmung mit den zustandigen Leitungen
Spezialisten oder Mitarbeiter der Ministerien, Staats-
sekretariate m. e. G., anderen zentralen Organe der
staatlichen Verwaltung sowie der Srtlidlen Rate,
wlssenschaftlichen Institute, staatlichen Priifamter and
Betriebe -hinzuziehen,
? 16
Der Minister oder seine Stellvertreter sind berechtigt,
a) von den Ministerien, Staatssekretariaten m. e. G4
and anderen zentralen Organen der staatlichen
Verwaltung Bowie von den drtlichen Raten, Be-
rufsechulen, Betrieben and Organlsationen die
Bereltstellung von Materialien zu fordern, die fiir
die Erftillung der Aufgaben and Pflichten des
Ministeriums fur Arbeit and Berufsausbildung
notwendig sired,
b) in Entwurfe der Teile des Volkswirtschaftsplanes
der Ministerien. Staatssekretariate m. e. G. and
anderen zentralen Organe der staatlichen Ver-
waltung sowie der ortlichen Rate hinsichtlich
Fragen der Arbeit, des Arbeitslohnes, der Arbeits-
kraftebilanz, der Ausbildung von Arbeitern in den
Ausbildungsstatten and im Betrieb and hinsicht-
Lich Fragen des Arbeitsschutzes Einsicht zu
nehmen,
c) von der Staatlichen Plankommission vor Beschluli-
fassung fiber die Perspektiv- and Jahresplane die
Bereitstellung der Teile des Volkswirtschafts-
planes zu fordern, die mit dem Ministerium fair
Arbeit and Berufsausbildung abzustimmen sand,
IV.
Leitung and Struktur des Minlsteriums
? 17
(1) Der Minister leitet das Ministerium gemall Art. 98
der Verfassung der Deutschen Demokratischen Repu-
blik vom 7. Oktober 1949 (GBI. S. 5) and ? 6 Abs. 1
des Gesetzes vom 16. November 1954 uber den Minister-.
rat der Deutschen Demokratischen Republik (GB1,
S. 915). Er 1st fur die gesamte Tatigkeit des Ministe-
riums sowie der ihm unterstellten Institutionen gegen?
fiber der Volkskammer and dem Ministerrat veranty
wortlich and rechenschaftspflichtig.
? 14
(1) Das Ministerium pr(ift and entscheidet Im Rah-
men der geltenden gesetzlichen Bestimmungen gemein-
sam mit dem Bundesvorstand des FDGB.bei Meinungs-
verschledenheiten zwlschen den Ministerien, den Staats-
sekretariaten m. e. G., den anderen zentralen Organen
der staatlichen Verwaltung and den ortlichen Raten
(2) Der Staatssekretar 1st als erster Stellvertreter des
Ministers dessen standiger Vertreter.
(3) Der Minister verpflichtet fair den Fall seiner yen
hinderung and der seines ersten Stellvertreters eihen
seiner weiteren Stellvertreter zur Fiihrung der Ge-
schafte des Ministers nach Maflgabe dieses Statuts,
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Gesetzblatt Teil I Nr. 55 - Ausgabetag: 22. Juni 1956
? 18
(1) Die Stellvertreter des Ministers vertreten den
Minister in ihrem Aufgabenbereich in allen Fragen,
soweit die Entscheldung nicht dem Minister oder dem
Staatesekretlir vorbehalten 1st.
(2) Das Ministerlum lot in folgende Aufgabenbereiche
gegliedert:
1. Arbeitsproduktivitut, Lohn and Arbeitskflafte,
2, Berufsausbildung der Jugend and Ausbildung and
Qualifizierung der Arbeiter,
3. Arbeltsschutz,
fur die je ein Stellvertreter des Ministers verantwort-
lich let.
(3) Der Staatssekrethr and die Stellvertreter des
Ministers rind fur die Durchfiihrung der Aufgaben des
Ministeriums in ihrem Aufgabenberelch dern Minister
verantwortlich and rechenschaftspflichtig.
? 19
(1) Auf Grund der geltenden Bestimmungen werden
roan Minister berufen and abberufen:
a) the in der Nomenklatur bestimmten leitenden Mit-
arbeiter des Minister~iums and der dem Ministe-
rium unterstellten Institutional,
b) the Richter der Arbeitsgerichte sowie die Direk-
toren. and stellvertretenden Direktoren der Arbeits-
gerichte.
(2) Der Minister erteilt die Zustimmung zu den Vor-
sd lagen der Rate der Bezirke fur die Leiter der Ab-
teilungen Arbeit and Berufsausbildung.
? 20
Fur die Struktur des Ministeriums Air Arbeit and
Berufsausbildung gilt der Strukturplan, der vom
Ministerrat zu bestatigen 1st.
? 21
(1) Das beratende Organ des Ministers 1st das Kolle-
glum. Es arbeitet auf der Grundlage der Verordnung
vom 17. Juli 1952 fiber die Bildung von Kollegien
(MinBl. S. 109) and gemaB der Geschaftsordnung vom
12. Februar 1953 fur die Kollegien (ZB1. S. 55). Fi r
seine Tatigkeit sind der Quartalsarbeitsplan des Mini-
sterrates sowie der Quartalsarbeitsplan des Ministe-
'riums maligebend.
(2) Dem Kollegium gehort ein Mitglied des Sekreta-
riats des Bundesvorstandes des FDGB an.
? 22
(1) Das Ministerium leitet die Arbeit der ihm un-
mittelbar unterstellten Institutionen an and kontrolliert
deren Tatigkeit.
(2) Dem Ministerium unmittelbar unterstellte Institu-
tionen rind
a) das Institut fair Arbeltsokonomik and Arbeits-
schutzforschung,
b) die Fachsdiule fur Arbeitsokonomik,
c) die Institute fur die Aus- and Weiterbildung der
Lehrmeister; Lehrausbilder, Berufsschullehrer,
Heimerzieher and der leitenden Kader der Be-
rufsausbildung,
d) the Methodischen Kabinette der Berufsausbildung,
e) das Zentrale Technische Kabinett.
Weitere Institutionen konnen unteratellt werden.
(3) Dem Ministerium Sind die Abteilungen Arbelt and
Berufsausbildung der Rate der Bezirke fachlich unter-
stellt. Die Beziehungen zu den Abteilungen Arbelt and
Berufsausbildung regeln sich nach den gesetzlichen Be-
stimmungen.
(4) Das Ministerium leitet die Arbeitsgerichte an and
iiberwacht deren Rechtsprechung.
?23
Zur Beratung des Ministers bestehen Wissenschaft-
liche Beirate
a) fur Fragen der Arbeitsokonomik, des Arbeits-
schutzes and des Arbeitsrechts;
b) fur Fragen der Berufsausbildung sowie der be-
trieblichen Ausbildung and Qualifizierung der
Arbeiter,
denen Wissenschaftler and hervorragende Praktiker
aus diesen Gebieten anfehoben.
V.
Vertretung des Ministeriums im Rechtsverkebr
? 24
(1) Das Ministerium wird im Rechtsverkehr vertreten
durch den Minister, bet seiner Verhinderung durch den
Staatssekretar, gegebenenfalls nach ? 17 durch seine
Stellvertreter.
(2) Im Rahmen ihres Aufgabenbereichs and der ihnen
tlbertragenen Rechte sind die Leiter der Haupt-
abteilungen and die Leiter der zentralen Abteilungen
befugt, das Ministerium zu vertreten.
(3), Nach Malgabe der ihnen vom Minister erteilten
Vollmachten kbnnen auch andere Mitarbeiter des Mini-
steriums oder andere Personen das Ministerium ver-
treten.
VI.
SchluBbestimmungen
? 25
(1) bieses Statut tritt mit seiner Verktindung in
Kraft.
(2) Das Statut kann nur vom Ministerrat geandert
Oder aufgehoben werden.
Der Ministerrat
der Deutschen Demokratischen Republik
Ministerium fUr Arbeit
Der Ministerpr5sident and Berufsausbildung
Grotewohl Macher
Minister
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Gesetzblatt Teil I Nr. 55 =-i Auagabetag: 22. Juni 1956 485
Verordnung
zur Anderung der Verordnung
fiber Kilndigungsrecht.
Vom 17. Mai 1956
Zur Anderung der Verordnung vom 7. Juni 1951 fiber
KUndigungsrecht (GB1, S, 550) ward folgendes ver-
ordnet:
?1
Der ? 2 der Verordnung vam 7, Juni 1951 erhalt
folgende Fassung:
(1) Mit Personen, mit denen Einzelvertrage schrift-
lich abgeschlossen werden, sind Ktindigungsfristen and
-termine im Einzelvertrag zu vereinbaren. Die ?? 4 his 7
dieser Verordnung finden insoweit keine Anwendung.
(2) Mit AngehSrigen der Intelligenz and technischen
Kraften mit Spezialerfahrungen, die in volkseigenen
and gleichgesteUten Betrieben, Organen der steatlichen
Verwaltung, staatlich-wissenschaftlichen Instituten oder
sonstigen mit Haushaltsmitteln ausgestatteten Insti-
tutionen tatig sind and mit denen keine Einzelvertrage
abgeschlossen warden, kSnnen Kiindigungsfristen his
zur Dauer von dref Monaten and Kiindigungatermine
vereinbart werden. Die Kiindigungsfristen und -termine
scud in den Arbeitsvertr4gen festzulegcn. Ist eine ent-
sprechende Vereinbarung erfolgt, so finden the f 4 his 7
dieser Verordnung insowett keine Anwen4ung.
(3) Die spezlellen Vorschriften fair Lehrkrffte bleiben
hiervon unberuhrt;
?2
Der ? 8 der Verordnung erhalt folgende Fassung:
(1) Zeitlich begrenzte ArbeitsrechtsverhSltnisse sind
his zu einer Dauer von sechs Monaten zuiassig and be-
dUrfen bet einer Dauer fiber einen Monat hinaus der
Schriftform. Wird ein Arbeitsrechtsverhaltnis each Ab-
lauf der vereinbarten Zeit fortgesetzt, so finden unter
Anrechnung der vorangegangenen Beschaftigungszeit
die Bestinunungen der ?? 4 and 5 entsprechende Anwen-
dung. the Begrundupg mehrerer unmittelbar aufein-
anderfolgender zeitlich begrenzter Arbeitarechtsverhalt-
nisse zwischen den gleichen Vertragspartnern ist nicht
zulassig.
(2) Durch Einzelvertrage kSnnen zeitlich begrenzte
Arbeltsreclitsverhaltnisse flit die Dauer von mehr all
sechs Monaten begrtindet werden. Das gleiche gilt ffir
Arbeltsvertrage mit Kulturschaffenden, die an Theater,
Film, Bilhne oder Shnlichen Einrichtungen besdiSftigt
sind. Der Personenkreis der Kulturschaffenden 1st in
Kollektivvertragen naher zu bezeichnen. Die Begrun--
dung mehrerer aufeinanderfolgender zeitlich begrenz-
ter Arbeitarechtsverh5ltnisse tat zulassig.
?3
Die Bezeichnungen ,,Arbettsvertragsverhaltnis" in der
Verordnung werden durch ?Arbeiterechtsverhitltnis"
ersetzt.
?4
Diese Verordnung tritt mit ihrer Verkundung in
Kraft.
Berlin, den 17. Mai 1956
Der Miniaternt
der Deutschen Demokratischen Republik
Ministerium Air Arbeit
Der Ministerprfsident and Berufsausbildur>g
Grotewohl Macher
Minister
Verordnung
sur Xnderung der Verordnung fiber
Erholungsurlaub.
Vom 1. Jani 1956
Zur Anderung der Verordnung vote 7. Juni 1951 fiber
Erholungsurlaub (GBI. S. 547) wind folgendes verordnet:
?1
Der ? 2 Abs. 2 der Verordnung erhiilt folgende Fa*4
sung:
?Ist the Gewghrung des Urlaubs im Urlaubsiahr
ohne GefMhrdung der notwondigen Aufgaben des
Betriebes infolge Srztlich bescheinigter Arbeits-
unflihigkeit, QuarantSne odor infolge Arbeitsbefrel-
ung alleinstehender Erziehupgsbevschtigter wegen
Pflege des erkrankten Kindel nicht moglids, so hat
der WerktStige den Urlaub bis'sum 81. MSrs des
nachfolgenden Urlaubejahres anzutreteu,"
?2
Der ? 5 der Verordnung erhSlt folgende Fassung:
?(1) Der Grundurlaub betrlgt 12 Arbettstage f(ir
Arbeiter and Angesteilte fiber 18 Jahre,
(2) Der Urlaub betrMgt:
a) 18 bin 24 Arbeltstage f(ir Beschlftltte, die
schwere oder gesundheitagefiihrdende Arbelten
auszufAhren babe;
Der Urlaub.ist je nach der Schwere oder der
GesundheitagefShrdung der Arbeit xu staff"
Wird the schwere odes gesundheitsgefShrdende
Arbeit nicht fiber das gauze Jahr ausgefibt, so
ist der Urlaub anteilmhflig fair the Zeit zu ge-
wahren, wahrend der der Werktatige unter den
erschwerten Bedingungen gearbeitet hat. Die
Urlaubsdauer wird von der Betriebsleitung un
Einvernehmen mit der Betriebsgewerbschatts>
leitung and der Arbeitsad1utzlwmtnission Wadi
MaDgabe des dieter Verordnung ala Anlage befr
geffigten Verzeichnisses der sahwereis and ge+
sundheitsgefahrdenden Arbeiten festgt;
b) 18 his 24 Arbeltatage ff r Besdifftigte mit be-
sonders verantwortlicher'TStigke)t, insbesondere
Leiter von selbatfndigen Dienstatellen, Werk-
leiter, Hauptbuchhalter, Ingenieure, Meister, Ab-
teilungeleiter and andere Beadilftigte ghnlicser
Kategorien nach Vereinbprung mit der Betrieba+
gewerksdiaftaleitung;
c) 18 Arbeitstage fair Jugendliche, die his zum 1. Jar
nuar des Urlaubsjahres das 18. Lebenajahr nods
nicht vollendet haben;
d) 21 Arbeitstage fur Jugendliche, die his sum 1. Ja?
nuar des Urlaubsjahree das 16. Lebensjahr nods
nicht vollendet haben;
e) fur Jugendlidie erhdht tics der Grundurlaub um
6 his 12 Arbeltstage, wean ale bet ihrer Arbeit
die ureter Buchstaben a otter b aufgeftthrten Voe
auseetzungen erfiillen.
(3) Anerkannte Verfolgte des Naziresims., Sfiwer?
beschadigte, die durch einen Kfrperectaden in ihrer
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486 Gesetzblatt Teil I Nr. 55 - Ausgabetag: 22. Juni 1956
Erwerbsfihigkeit um 50 0/a and mehr gemindert
sind, sowle Tuberkulosekranke, die sich in standiger
Oberwachung der Tuberkulosefiirsorgestelle be-
finden, erhalten einen zusiitzlichen Urlaub von
drel and Blinde von sechs Arbeitstagen. Zusatz-
urlaub dart nur einmal aus einem der vorgenann-
ten Grande gewtihrt werden,
(4) In bestiminten Produktionszweigen kann fur
Werksangehbrige mit mehrjihriger ununterbroche-
ner Tatigkeit zuslitzlicher Urlaub gewahrt werden.
Das Ministerium fur Arbelt and Berufsausbildung
erlalit hierzu Durchftihrungsbestimmungen. Fur die
Berechnung der ununterbrochenen Thtigkeit im
Bereich der Deutschen Reichsbahn gelten die Be-
stimmungen der Verordnung vom 9. Oktober 1950
zur Verbesserung der Wirtschaftlichkeit der Deut-
schen Reichsbahn and dear Lage der Eisenbahner in
der Deutschen Demokratischen Republik (GBI.
S. 1063) and der dazu erlassenen Durchfiihrungs-
bestimmungen. Dieser Zusatzurlaub ist ohne ROck-
sicht auf einen Anspruch auf Zusatzurlaub nach
' Abs, 3 zu gewihren."
?3
Der ? 7 der Verordnung erhilt folgende Fassung:
?(1) Eine Unterbrechung des Urlaubs dart nur aus
zwingenden betrieblichen GrOnden angeordnet
werden. In diesem Fall kann eine Verlangerung
des Urlaubs gewihrt werden, die von der Betriebs-
leitung im Einvernehmen mit der Betriebsgewerk-
schaftsleltung festzulegen 1st and hochstens zwei
Arbeitstage betragen dart
(2) Unvermeidbare Unkosten, die dem Werktitigen
durch die Unterbrechung entstehen, sind vom Be-
trieb zu erstatten."
?4
Der ? 10 der Verordnung erhilt folgende Fassung:
?(1) Werktatige Ober 18 Jahre, die erstmalig oder
na?h:Unterbrechung von mehr als 6 Monaten ein
Arbeitsrechtsverhiltnis eingehen, erhalten Urlaub
nach Ablauf einer sechsmonatigen Besdiaftigungs-
dauer (Wartezeit).
(2) Endet die Wartezeit im Urlaubsjahr zu einem
solchen Zeitpunkt, daB der zustehende Urlaub nicht
mehr volt im Urlaubsjahr verwirklidht werden
kann, so ist der Urlaub bis zum 31. Mdrz des nach-
folgenden Urlaubsjahres anzutieten. Erstreckt sich
die Wartezeit in das. nachfolgende Urlaubsjahr, 6o
ist der anteilmalige Urlaub fur die Zeit der Be-
schUftigung im vergangenen Urlaubsjahr nachzu-
gewihren.
(3) Hat wahrend des Urlaubsjahres zeitweilig kein
Arbeitsrechtsverhhltnis bestanden, so steht dem
Werktitigen fur these Zeit kein Urlaubsansprudi
zu."
?5
Der ? 11 der Verordnung erhilt folgende Fassung:
?(1) Eine Wartezeit fur Jugendliche entfillt.
(2) Jugendliche, die unmittelbar (innerhalb von
2 Wochen) nach Schulentlassung erstmalig ein
Arbeitsrechtsverhhltnis eingehen, haben Anspruch
auf den vollen Jahresurlaub,
(3) Jugendliche, die nicht unmittelbar nach Schul-
entlassung ein Arbeitsrechtsverhiltnis eingehen,
haben Anspruch auf Anteilurlaub."
?6
Der ? 13 der Verordnung ward durch folgenden Abs. 4
erganzt:
?(4) An Werktatige in bestimmten Berufen mit
standig wechselndem Verdienst kann als Urlaubs-
vergii.tung der Durchschnittsverdienst des letzten
Jahres vor Urlaubsbeginn gezahlt werden. Die
Fachminister erlassen mit Zustimmung des Mini-
sters Air Arbeit and Berufsausbildung die hierzu
erforderlichen Anordnungen.
?7
Der ? 14 der Verordnung erhilt folgende Fassung:
?(1) Eine Abgeltung des Urlaubs in Geld ist nur
dann zulassig,
a) wenn die Gewahrung des Urlaubs Infolge In-
validitht nicht mehr moglich ist,
b) wenn der Urlaub infolge arztlich bescheinigter
Arbeitsunfahigkeit, Quarantine oder infolge
Arbeitsbefreiung alleinstehender Erziehungs-
berechtigter wegen Pflege des erkrankten Kin-
des bis zum 31. Mirz des nachfolgenden Urlaubs-
jahres nicht angetreten werden kann,
c) wenn bei befristeten Arbeitsreditsverhhltnissen
der Urlaub infolge arztlich bescheinigter Arbeits-
unfihigkeit, Quarantine oder infolge Arbeits-
befreiung alleinstehender Erziehungsberechtigter
wegen Pflege des erkrankten Kindes bis zur Be-
endigung des Arbeitsrechtsverhiltnisses nicht
genommen werden kann.
(2) Unter diesen Voraussetzungen ist an Stelle des
Urlaubs dem Werktitigen eind Abfindung in Hohe
der Urlaubsvergutung zu zahlen."
Der ? 15 der Verordnung erhilt` folgende Fassung;
?(1) Wird das Arbeitsrechtsverhhltnis durch Auf-
hebungsvertrag oder durch fristgemilie Kundigung
beendet, ohne daB der zustehende Urlaub bisher
gewihrt wurde, so hat der Werktatige Anspruch
auf Anteilurlaub.
? (2) Wird vom Werktitigen der zustehende Urlaub
nicht verwirklicht, so hat der Nachfolgebetrieb den
im vorhergehenden Betrieb erworbenen Ansprud-
auf Urlaub zu erfullen. Eine Verrechnung der
Urlaubsvergutung zwischen den Betrieben hat nicht
? 9.
Die Bezeichnungen ?Arbeitsvertragsverhiiltnis" bzw.
?Arbeitsverhaltnis" in der Verordnung werden durch
?Arbeitsrechtsverhiltriis" and die Worte gesundheits-
schadigend" durch ?gesundheitsgefihrdend" ersetzt,
? 10
Die Dritte Durdifuhrungsbestimiiung vom 4. Sep-
tember 1952 zur Verordnung Ober Erholungsurlaub
(GBI. S. 840) ward aufgehoben,
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6. Personen, denen auf Grund der Gesetze und Very
ordnungen eine besondere FSrderung zugesichert
1st, und deren Kinder,
7; Halbwalsen.
Die Bestimmungen des ? 2 dieser Verordnung treten
mit Wirkung vom 1. Januar 1956 und die ubrigen Be-
stimmungen am 1. Juni 1956 in Kraft.
Berlin, den 1. Juni 1956
Der Ministerrat
der Deutschen Demokratischen Republik
Der Ministerprasident
Grotewohl
Gesetzblatt Teil I Nr. 55 - Ausgabetag: 22. Juni 1956 487
Ministerium- fur Arbelt
und Berufsausbildung
Macher
Minister
Verordnung
fiber die GewShrung von Stipendien an Studierende
der Fachschulen der Deutschen Demokratischen
Republik.
Vom 1. Juni 1956
Beim weiteren Aufbau des Sozialismus in der Deut-
schen Demokratischen Republik kommt der Entwlck-
lung mittlerer Kader fir die gesamte Volkswirtschaft
eine ganz besondere Bedeutung zu. Die Regierung unter-
stlitzt allseitig. die Forderung der Wissenschaft und
Technik und widmet deshalb der Ausbildung junger
mittlerer Kader ihre besondere ,Aufrnerksamkeit.
Den begabten Jugendlichen aller Schichten unserer
iBevolkerung sind die Tore der Fachschulen geoffnet.
Enteprechend den Grunds9tzen der Arbeiter-und-
Bauern-Macht stellt unsere Regierung zur Forderung
der Jugend umfangreiche Mittel zur Verfilgung und
ermoglicht damit allen begabten Studierenden durch
Gewuhrung staatlicher Studlenbeihilfen ein sorgen-
fretes und systematisches Studiurn. Dieser groBziigigen
Forderung mull sich unsere studierende Jugend wurdig
erweisen und in unermudlicher Studienarbeit die h6ch-
sten Lernergebnisse erzielen, um each Abschlull des
Studiums gemtB dem Auftrag der Regierung der Deut-
schen Demokjatischen Republik in entsprechenden
Funktionen der Volkswirtschaft tatig zu sein.
Die wirtschaftliche und politische Entwicklung in der
Deutschen Demokratischen Republik erfordert unter
Anwendung dieser GrundsAtze eine Neuregelung des
Stipendienwesens fur die Fachschulen der Deutschen
Demokratischen Republik, nach der den begabten
Jugendlichen aus alien Bevolkerungsschichten, die am
Aufbau der Deutschen Demokratischen Republik aktiv
mitarbeiten, durch Gewi Krung von Stipendien die
materielle Grundlage fur die Durchfiihrung des Stu-
diums gegeben wird.
Deshalb wird folgendes verordnet:
?1
Krels der StipendienempfSnger
?2
?
Voraussetzungen fits die GewUhrung von Stipendlen
(1) Studierenden aus dem im ? 1 genannten Personend
krels konnen Stipendien gewt hrt werden:
a) wenn sie,feat zur Arbeiter-und-Bauern-Macht in
der Deutschen Demokratischen Republik stehen
und das Volkselgentum achten und schutzen;
b) wean ale innerhalb und auflerhalb der Fachsrhule
. aktiv am gesellschaftlichen Leben teilnehmen;
c) wenn ale alle MaBnahmen zur Sicherung und zum
Schutze unserer 'Deutschen bemokratischen Repu-
blik aktiv untenstu.tzen;
d) wenn sle eine gute Studiendisziplin zeigen and
den Anforderungen In den Zwlschenprufungen,
Seminaren und tin Berufspraktikum voll ent-
sprechen.
(2) Bin Stipendium kann gewahrt werden, wenn des
monatliche Bruttoeinkommen der Eltern oder des Ehe-
gatten die Summe von 1000 DM, nicht ubemteigt. 60'/s
des Stipendiums konnen gewahrt werden, wenn das
manatliche Bruttoeinkommen der Eltern oder des Ehe-
gatten zwischen 1001 und 1200 DM liegt.
(3) a) Sind belde Elternteile berufstatig, so erhohen
sich die Einkommensgrenzen gemSB Abe. 2
(1000 DM bzw. 1200 DM) jewells uln 300 DM,
b) Die Einkommensgrenzen gemSB den AbsAtzen
2 und 3 Buchst. a werden um jeweils 50 PM
fur jades welfere zu versorgende ? Kind unter
14 Jahren sowle fur jedes weitere Kind uber
14 Jahren erhoht, sofern es noch eine Hoch-
schule, Fachschule, Oberschule oder eine andere
staatliche Bildungsanstalt besucht and kein
eigenes Einkommen hat. '
(4) Studierende, die ein eigenes Einkommen von mehr
ale 150 DM brutto monatlich haben, erhalten keine
Stipendien.
(5) Stipendien des Ehegatten oder der Eltern eines
Studierenden werden bei der Berechnung des Brutto-
einkommens gemSB den Absatzen 2 und 3 nicht be-
ru&sichtigt,
3
HBhe des Stipendiums
(1) Des monatliche Stipendium betrligt fur den in
? 1 Ziffern 1 his 3 aufgefuhrten Pensonenkrels 150 DMa
(2) Des monatliche Stipendium betrSgt fur den in
? 1 Ziffern 4 bis 7 aufgefizhrten Personenkrels 100 DM,
(3) Das monatliche Stipendium fur Schiller ohne vor-
herige Berufsausbildung, die als Absolventen der
Mittel- und Oberschulen das Studium an einer Fach-
schule aufnehmen, betrogt,
a) wenn die Voraussetzungen des ? 1 Ziffern I his 3
gegeben Sind,
120 DM im 1. Studienjahr
135 DM im 2. Studienjahr
150 DM im 3. und 4. Studienjahr
Monatliche Stipendien konnen gewahrt werden an:
1. Arbelter und deren Kinder,
2. Genossenschaftsbauern und werktStige Einzel-
bauern und deren Kinder,
3. Vollwalsen,
4. andere Werktatlge und deren Kinder, wie An-
gestellte and Handwerker,
5. Angehorige der schaffenden Intelligenz und deren
Kinder,
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?
488 Gesetzblatt Teil I Nr. 55 - Ausgabetag: 22. Juni 1956
b) wenn die Vorauasetzungen des ? 1 Ziffern 4 bis 7
gegeben wind.
80 DM im 1. Studienjahr
90 DM im 2. Studienjahr
100 DM im S. and 4. Studienjahr
(4) Dan monatliche Stipendium fUr Fachgrundsdh(Iler
(Absolventen der Grundschule) betrAgt,
a) wenn the Vorauseetzangen des ? 1 Ziffern 1 bis 3
gegeben sired,
60 DM Im 1. Studienjahr
80 DM fin 2. Studienjahr
100 DM im 3. Studienjahr
125 DM Ian 4. Studienjahr
b) wench the Voraussetzung@n des ? 1 Ziffern 4 bis 7
gegeben rind,
40 DM Im 1. Studienjahr
55 DM tin 2. Studienjahr
65 DM im 3. Studienjahr
80 DM im 4. Studienjahr
?4
Zeadil3ge fair sehr gate end guts Studienleistungen
(1) Zu den monatlichen Stipendien ktinsnen bed sehr
guten and guten Studienleistungen Zuschlage gewahrt
werden, and zwar
a) an h5chstens 10 0% der Studierenden, die ein
Stipendium erhalten (unterteilt nach Fachrichtun-
gen and Studienjahren), in HShe von monatlich
80 DMfUreehrguteStud tenleistungen,
b) an h8chetens 30 % der Studierenden, the ein
Stipendium erhalten (unterteilt nach Fachrichtun-
gen and Studienjahren), in HBhe von monatlich
30 DM fur Bute Stud Ienleietun gem.
(2) An Fadhgrundechiller (Absolventen der Grund-
sdiule) kdnnen gemaB ? 4 Abe. 1 Buchet. a bel Behr
guten Studienleistungen 30 DM, gemaB ? 4 Abs. 1
Budhat b bet guten Studienleistungen 15 DM gewahrt
werden:
(2) Zusatzstipendien kdnnen an solche Fachschuler
gezahlt werden, die in Ehren aus den Reihen der
Nationalen Volksarmee oiler anderer bewaffneter
KrSfte der Deutschen Demokratischen Republik ent-
lassen wurden.
(3) Grundstipendium and Zusatzstipendlum sullen
60019 des Nettoverdienstes betragen, wobei die Gesamt-
summe von 450 DM nicht Uberschritten werden darf.
In dieser Summe sand die Zuschlage fir sehr gute
and Bute Studienleistungen nach ? 4 nicht einbegrlffen.
Als Nettoverdienst gilt der Nettodurchechnittsverdienst
des letzten Jahres vor Beginn des Studiums.
?7
Ortszusthl ige
An Stipendienempfanger and Empfanger von Studien-
beihilfen der im Stadtgebiet von groB-Berlin liegenden
Fachschulen wind mum Stipendium ein Ortszuschlag von
monatlich 15 DM gewahrt.
?8
Stipendien an Studierende der Institute fur Fachschul-
iehrerbildung end der Institute fur the Ass- end
Welterbildung von Lehrmeistern end Berufsechellehrern
Studierenden an Instituten fir Fachschullehrer
bildung and an Instituten fir die Aus- and Weiter-
biidung von Lehrmelstern and Berufsschullehrern wird
zusatzlich zu den Stipendien gemSB ? 3 ein monatlicher
Stipendienbetrag von 30 DM gewAhrt,
?9
Auswahl der StipendienempfSnger and Empfdnger
von Studienbeihiifen
An jeder Fachschule ist unter Vorsitz des 1. Stell-
vertreters des Direktors eine Stipendienkommission zu
bilden. Die Stipendienkommission entscheidet fiber die
Gewahrung von Stipendien einschlieBlich der ZuschlAge
and von Studienbeihilfen. Sie ist verpflichtet, fiber the
Antrage der Studierenden innerhalb eines Monats zu
entscheiden.
(3) Dieae ZuschiAge werden ab 2. Studienjahr an den
Fachschulen gewahrt,
?5
Studlenbeihiifen
Studierenden, die kein Stipendium erhalten, kann
bed Bed(irftigkelt and bet Erfi]ung der Voraussetzun-
gen gemaB ? 2 Abe. 1 eine monatliche Studienbeihilfe
We zu 00 DM gewtthrt werden.
?a
Zneataatipendlen
(1) Fachschuler, the ale Aktivisten oder auf Grund
etnee Beedhlimses des Ministerrates der Deutschen
Demokratisdhen Republik ausgezeichnet warden, k8n-
nen, wenn sic mindestene fanf Jahre vor Besudh der
Fac hschule In der sozialistisdhen Wirtechaft odor in
staatlichen Einrichtungen gearbeitet haben, ent-
sprechend ihrem bisherigen Verdienst zu ihrem Grund-
stipendium ein Zusatzstipendium erhalten.
? 10
Sonderetipendlen
Das Wilhelm-Pieck-Stipendium kann gemaB ? 1 der
Verordnung vom 3. Januar 1951 fiber die Verleihung
eines ?Wilhelm-Pieck-Stipendiums" an -Arbeiter- and
Bauernstudenten der Universitfiten and Hochschulen
and an Schuler der Fachschulen der Deutschen Demo-
kratischen Republik (GBL. S. 23) fir den Bereich der
Fachschulen in einer HShe von monatlich 300 DM ver-
liehen werden,
? 11
Stipendien fair deutsche Studierende tin Ausland
(1) Deutsche Studierende, die zum Studiuin an Fach-
schulen oder Techniken In das Ausland deleglert wer-
den, erhalten entsprechend den Vereinbarungen
zwischen der Regterung der Deutschen Demokratischen
Republik and der Regierung des Gastlandes ein
Stipendiun4
(2) Zu den vom Gastland gezahlten Stipendien kSnnen
Zusatzstipendien and Zuschlage gewahrt werden.
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Gesetzblatt Teil I Nr. 55 - Ausgabetag: 22. Juni 1956 489
(3) Die Voraussetzungen fur the Gewahrung von
Zusatzstipendien and Zuschlagen Bowie deren Hohe
werden vom Staatssekretariat fur Hochechulwesen im
Einvernehmen mit dem Ministerium der Finanzen fest-
gelegt.
? 12
Stipendien fair auslZndische Studierende
(1) Auslandischen Studierenden werden Stipendien
gewahrt, wenn sae
1. auf Grund van Abkommen trait Regierungen an-
derer Lander an Fachschulen der Deutsdhen Demo-
kratischen Republik studieren,
2. auf Einladung der Regierung der Deutschen Demo-
kratischen Republik an den Fachschulen der Deut-
schen Demokratischen Republik studieren,
3. mat Genehmigung der Regierung der Deutschen
Demokratisehen Republik an den Fachschulen der
Deutschen Demokratischen Republik studieren.
(2) Die Hohe des Stipendiums fur auslandische Stu-
dierende gemaB Abs. 1 Ziff. 1 wird in den Abkommen
mit den Regierungen anderer Lander festgelegt.
(3) Auslandische Studierende gemaB Abs. 1 Ziff. 2
erhalten ein monatliches Stipendiun von 220 DM.
(4) Fur ausldndische Studierende, die mat Genehml-
gung der Regierung der Deutschen Demokratischen
Republik an den Fachschulen der Deutschen Demokra-
tischen Republik studieren, jedoch nicht zu dem ureter
Abs. 1 Ziffern 1 and 2 genannten Personenkreis ge-
h6ren, gelten die gleichen Stipendienbestimmungen, wie
fur deutsche Studierende.
? 13
Stipendienzahlung wahrend der Zelt des Berufs-
praktikums
(1) Fachschuler, die ein Berufspraktikum wader am
Fachschulort nosh an ihrem Wohnort oder an dem
Wohnort ihrer Eltern Oder des Ehegatten ableisten,
k6nnen zum Stipendium einen Unkostenbeitrag bis zu
50 DM fur vier Wochen Berufspraktikum von der
Schule erstattet erhalten. Der Nachweus der Unkosten
ist zu erbringen.
(2) Erstreckt rich das Berufspraktikum fiber einen
kurzeren oder langeren Zeitraum (h6chstens jedoch bis
zu 12 Wochen), so ist der Unkostenbeitrag entsprechend
der Dauer des Berufspraktikums zu errechnen.
(3) Das Fahrgeld wild Fachschulern, the ein Stipen-
dium Oder eine Studienheihilfe erhalten, fur eine Fahrt
vom Fachschulort zam Praktikumsort and zuruck von
der Fachsdzule erstattet,
? 14
Sonderfonds der Fadrsdrule
(1) Jeder Fachschtrle steht 1 ?/o der Gesamtstipendien-
summe zur Ver'fiigung
a) fair die Gewahrung monatlicher Studienbeifhilfen
gemaB ? 5,
b) fur die Gewahrung von Beihilfen an Studierende
in besonders begri ndeten Fallen,
c) fur die Gewahrung von Einzelpramien, Kollektiv-
pramien an Studienzirkel, Kulturgruppen u. a.,
d) fur Zuwendungen an Kulturgruppen.
(2) Fair dam, Studienjahr 1956/57 stehen den Ministe-
rien zusgtzlich 2N and fur dap Studienjahr 1957/58
zusatzlich 1 ?/? der Gesamtstipendiensumme der ihneh
unterstehenden Fachschulen zur Verfugung? Die Ver-
wendung dieser Mittel erfolgt aussdilieBlich. zur
Gewahr ung von Beihilfen fur Studierende, die basher
Kinder- and Familienzuechlage erhalten habeas. Die
Aufteilung der Mittel an die Fachschulen erfolgt anteff-
maBig unter Berticksichtigung der bissher gewahrten
Kinder- and Familienzuechlage.
(3) Uber die Gewahrung von Beihilfen gemA13 Aba.1
Buchst. b entscheidet der 1. Stellvertretende Direktor
nach Anh6ren des Klassenvertretens and der Leitung
der FDJ-Schulgruppe,
(4) Ober the GewAhrung von Kollektivpramien,
Einzelpramien and Zuwendungen an Kulturgruppen
gemaB Abs. 1 Buchataben c and d entsdreidet der
Direktor der Fachschule im Binvernehmen mit der
Leitung der FD,T-Schulgruppe.
Entzug der Stipendlen oder der Studlenbeihilfen
Das Stipendium oder the Studiembeihilfe kann h>-
besondere bei folgenden Verfehlungen ? bzw. VemtSBen
vollstandig, teilweise oder zeitlich begrenzt entzogen
werden:
a) bel VerstoBen gegen den ? 2 Abs. 1'Buchetaben a
bis c,
b) bei falschen Angaben, die zur Erlangung des
Stipendiums oder der Studienbeihilfe bzw. zur
Zulassung zum Studium f0hrten,
c) bei Nichteinhaltung der Studienverpflichtungen
oder Verletzung der Studiendisziplin.
d) bei Schadigung des Ansehens der Fachachule
durch unwundiges Verhalten bmerhalb and aufer'
halb der Fadmdiule.
? 16
Sozhalversidrerung der StipendlenempfAnger and
EmpfAnger von Studienbeihilfen
,(1) Studierende, die ein monatliches Stipendium, eitr
Sonderstipendium oder eine monatliche Studienbeihilfe
aus Mitteln des Staatshaushalts erhalten oder denen
die Studiengebuhren erlaseen werden, zahlen selbet
keine Beltrage zur Sozialvemicherung.
(2) Die Mittel zur Zahlung der Bettriige fur dtrse
Studierenden sired im Staatshaushalt bereitzustellen;
.?17
Unfallversidrerang der Studierenden
(1) Alle Studierenden der Fachschulen sand fair die
Dauer des Studiums gegen Unfall versidrert. Ste sand
von der Zahlung von Beitrhgen befreit. Die Leistungen
richten sich nadr dem Gruppenunfallvemicherungs-
vertrag, der zwischen den entsprechenden staatlichen
Institutionen and der Deutschen Veralcherunge-&nstalt
besteht,
(2) Die erforderlichen Mittel ' Bind im Haushalt der
entsprechenden staatlichen Institutionen bereitzustellen.
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? 18
Bereltstellung der Mittel
(1) Die fur die Stipendiengewahrung erforderlichen
Haushaltsmittel sind bel den Ministerien and den Raten
der Bezirke, denen Fachschulen unterstehen, bereltzu-
stellen.
(2) Die Mittel ffir the Zahlung der Stipendien an
deutsche Studierende im Ausland werden im Haushalt
des Staatssekretariats fur Hochechulwesen bereitgestellt.
(3) Die Mittel fair die Zahlung der Stipendien an aus-
landische Studierende in der Deutschen Demokrati-
schen Republik werden im Haushalt der fachlich zu-
standigen Ministerien bzw. der Rate der Bezirke bereit-
gestellt.
? 19
Kontrolle der Stipendienverteilung
(1) Die Kontrolle fiber dl richtige Anwendung der
Grundsatze dieser Verordnung fiben die Ministerien
find die Rate der Bezirke ffir the ihnen unterstehenden
Fachschulen aus.
(2) Bei VensttBen gegen die Anwendung der Grund-
satze dieser Verordnung sand die Verantwortlichen
gemaB den gesetzlichen Bestimmungen zur Rechen-?
schaft zu ziehen.
? 20
Gebfihrenerla8
Stipendienempfanger and Empfanger von Studien-
beihilfen erhalten GebiihrenerlaB (Studiengebfihren).
? 21
Ubergangsregelung
Studierenden, die nach den bisherigen gesetzlichen
Bestimmungen ein hSheres Stipendium ohne Zuschlage
erhalten haben, ale nach dieser Verordnung vorgesehen
1st, kann des bisherige h6here Stipendium ohne Zu-
schlage bis zum AbschluB ihres Studiums weitergezahlt
werden, wenn die dazu erforderlichen sonstigen Be-
dingungen erfullt werden. Fur die Zahlung der Zu-
schlage gelten die Bestimmungen dieser Verordnung.
? 22
SdiluBbestimmungen
(1) Die Bestimmungen dieser Verordnung gelten auch
fur die Institute fur Lehrerbildung, die Padagogischen
Schulen fur Kindergartnerinnen and die Institute zur
Aus- and Weiterbildung von Lehrmeistern and Bends-
schullehrern.
(2) Fur die Institute ffir die Aus- and Welterbildung
von Lehrmeistern and Berufsschullehrern rind zusatz-
lich Sonderregelungen zu treffen.
? 23
Durchfuhrungsbestimmungen
Durchfuhrungsbestimmungen erlaft der Staatssekre-
tar fur Hochschulwesen im Einvernehmen mit dem
Minister der Finanzen, dem Minister fur Arbelt and
Berufsausbildung and den fachlich zustandigen
Ministers.
? 24
Inkrafttreten
(1) Diese Verordnung tritt am 1, September 1956
in Kraft.
(2) Gleichzeltig treten auger Kraft:
a) die Verordnung vom 19. Januar 1950 fiber die
Regelung des Stipendienwesens an Hoch- and
Fachschulen (GB1. S. 17),
b) die Erste Durchffihrun,gsbestlmmung vom 7. April
1953 zur Verordnung fiber die Regelung des Sti-
pendienwesens an Hoch- and Fachschulen (GB1.
S. 566),
c) die Bekanntmachung vom 28. August 1953 der
Anderung der Ersten Durchfuhrungsbestimmung
zur Verordnung fiber die Regelung des Stipen-
dienwesens an Hoch- and Fachschulen (GB1. S. 959),
d) the Anordnung 'vom 14. Dezember 1953 zur Ande-
rung der Stipendienrichtlinien fiir die Fachschulen
der Deutschen Demokratischen Republik (GBL.
1954 S. 6),
e) die Anordnung vom 7. Juli 1954 fiber die Rege=
lung des Stipendienwesens an Instituten ffir
Lehrerbildung and Padagogischen Schulen ffir
Kindergartnerinnen der Deutschen Demokrati-
schen Republik (ZB1. S. 325),
f) die Verordnung vom 15. November 1951 zur Rege-
lung des Stipendienwesens an den Instituten zur
Ausbildung von Berufsschullehrern (GBL S. 1059),
g) die Erste Durdhfiihrungsbestimmung vom 28. De-
zember 1951 zu der Verorddnung zur Regelung des
Stipendienwesens an den Instituten zur Aus-
bildung von Berufsschullehrern (GB1. 1952 S. 13),
h) the Zweite Durchffihrungsbestimmung vom
15. Juli 1954 zu der Verordnung zur Regelung des
Stipendienwesens an den Instituten zur Aus-
bildung von Berufsschullezrern (GBL. S. 639).
Der Ministerrat
der Deutsrhen Demokratischen Republik
Staatssekretariat
Der Minleterpr4sident fur Hochschulwesen
Grotewohl Prof. Dr. Harig
StaatssekretAr
Erste Durchfiihrungsbestimmung
zur Verordnung fiber die GewShrung von Stipen-
dien an Studierende der Fachschulen der
Deutschen Demokratischen Republik.
(Stipendienrichtlinien fur Studierende an den
Fachschulen der Deutschen Demokratischen Repu-
blik, die deutsche Staatsangehorige sind)
Vom 2. Juni 1956
Auf Grund des ? 23 der Verordnung vom 1. Junt 1956
fiber die Gewahrung von Stipendien an Studierende der
Fachschulen der Deutschen "Demokratischen Republik
(GBL. I S. 487) wird im Einvernehmen mit dem Minister
der Finanzen, dem Minister fur Arbeit and Berufsaus-
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Gesetzblatt Tell I Nr. 55 - Ausgabetag: 22. Juni 1956 491
bildung and den fachlich zustandigen Mindstern fol-
gendes bestimmt:
Za 111 and 2 der Verordnnn`:
?1
(1) Im Sinne der Stipendienverobdznmg gelten
1. ale Arbelter:
a) Personen, the mindestens seat filnf Jahren ale
Arbeiter tatig sind (Lehrzeit wird nicht mit an-
gerechnet),
b) Personen, the mindestens bis zum 8. Mat 1945
Arbeiter waren and each dem 8. Mai 1945 in
Funktionen der Partei der Arbetterklasse, der
staatlirhen Verwaltung, der Massenorganisatio-
nen Oder der sozialisttsdien Wirtschaft tatig
sand;
2. ale Genossenschaftsbauern:
Mitglieder Landwirtechaftlicher Produktionagenos-
senschaften;
3. ale werktatige Einzelbauern:
Personen, deren nutzbares Grundeigentum in der
Regel 20 ha mittlerer Bodenlclasse nicht Uibersteigt
and , the vorwiegend ohne fremde Arbeitskrafte
arbeiten;
4. ale Angestellte~
Personen, die nach dem 8. Mat 1945 in der Deut-
schen Demokratischen Republik ale Angestellte in
der staatlichen Verwaltung, in staatlichen Einrich-
tungen, in der sozialistischen Wirtschaft, im volks-
eigenen oder genossenschaftlichen Handel, In volks-
eigenen Banken Oder Vensidherungen Bowie in
demokratischen Partelen and Massenorganisationen
tatig rind, Angestellte in der privaten Wirtechaft,
the nicht in leitenden Funktionen tatig si}yd;
5. ale Angehorige der schaffenden
Intelligenz:
a) Inhaber elnes Einzelvertrages gemfB der VeL
ordnung vom 23. Jult 1953 Ober die Neuregelung
des Abschlusses von Einzelvertragen mit Ange-
horigen der Intelligenz in der Deutschen Demo-
kratischen Republik (GB1. S. 897),
b) Inhaber der zusatzlichen Alteravensozgung gel
mall der Verordnung vom 12. Juli 1951 fiber die
Altereversorgung der Intelligenz an wissen-
schaftlidien, kUnstlerischen, piidagogisciien and
medizinischen Einrichtungen der Deutsdien
Demokratischen Republik (GBL S. 675) and ge-
mall ? 1 der Zweiten DurchfUhrungsbestimmung
vom 24. Mat 1951 zur Verordnung Ober die zu
satzliche Altersversorgung der technischen In-
telligenz in den volkseigenen and lhnen gleich-
gestellten Betrieben (GBL. S. 487),
c) Lehrer, die nach dem 8. Mai 1945 tin Geblet der
Deutschen Demokratisdien Republik tin Sdiul-
dienst hauptamtllch tatig sind and eine abge-
sdilossene Ausbildung nachwelsen klinnen,
d) Personen, die in der staatlidien Verwaltung, in
der sozialistischen Wirtschaft oder in staatlichen
and genossenschaftlichen Etnrichtungen tatig
sind, wenn sle eine abgeschlossene Hoch- oder
Fachschulausbildung nachwelsen kSnnen and
eine entsprechende Tatigkeit ausiben;
6: ale Personen, denen auf Grund der
Gesetze and Verordnungen eine be-
sondere Ftirderung zugesichert Let:
Trager des Karl-Mari-Ordeals, Trager des Vater-
landlsdien Verdienstordens, NationalpretetrAerr
Heiden der Arbeit, Hervorragende Wieeenschaftler
des Volkes, Verdiente Aktivisten, Verdiente Er-
$nde?, Verdiente Bergleute, Verdiente Eisenbahner,
Verdiente Lehrer and Ante des Volkes, Meister
des Sports Bowie Pereonen, die Ahnliche Ausseich-
nungen erhalten haben,
(2) Anerkannte Verfolgte des Naziregimes Bowie in
staatlichea Kinderheimen erzogene Jugendiidie werden
bet der Stipendiengewehrung wie die int Abe. 1 Ziffern
1 bis 3 genannten Personen berficksichtigt;
(3) Arbeiter, the weniger ale fUnf Jahre ale Arbeiter
tatig sind, werden bei der Stipendiengewithrung wie
the im Abs.1 ZifL 4 genannten Personan berfldcdchtigt,
(4) Angehtir)ge der Intelligenz and de en Kinder, die
nicht im -Abe. 1 Ziff. 5 genannt werden, kSnnen Stipen-
dien erhalten, wenn der Antrag auf Sttperdierigewith+
rung von der vom 1. Stellvertretd:den Direktor betiann+
ten Dienststelle oder gesellecheftlichen Organisation
innerhalb des Krebs oder Bezirkes, to dem die Elton
des Antragstellers wohnen, befur'wortet wit+d,
(5) In Sonderfitllen kann the Hauptabteili ng Facha
schulwesen des Staatssekretariats fUr Hodiechulwesen
auf Vorechlag der Stiperdienkoznmiesiori der Fadiechule
auch bei .)bberechreitung der Min aw t
?,2 Absatzen 2, 3 and 5 der Verar+dnamg Sdpeadien
ganz oiler . te!lweise gewahren, wean spehrere durdt
the Fltern des Antragstellea zu vercorgende Kinder
eine Hodisdiule, Fachschule, Oberechule oder andere
staatliche Bildungsanstalt beau ien und -kein eigenes
Einkommen haben,
Zu ?! 3 and 5 der Verordnung:
?2
Stipenidtes and Studienbethilfen womien jeweils fur
die Dauer eine Studienjahres gewahrk f
?3
(1) Studiecende des ereten Studlanjahres, the ein Sti-
pendium oder elne Studlenbeihilfe beantragen, sind
verpflichtet, bus zum 10. des Monats nach Beg'fnn des
Stadiums einen ordnungsgemAB, auegefgllten Siipen-
dienvordrudc mit den erforderlichen Besclieinigungen
der Stipendienkommtssion der Fachechule voraiilegen,
Antrage aid Gewahrung von Studienbeihilfen sind mit
einer entspredienden Stellungnahme der Zentralen
Schulgruppenleitung der FDJ an die Stipendienkom-
mission einzureidiei;
(2) Studlerende hoherer Studlenjabre mtseen berette
am Ende des vorhergehenden Studienjahres ednen
Antrag mit entsprechenden Unterlagen bet der Stipen-
dienkornmisaion der Fachediule einreidien,
(3) Werden Stiperdlen oder Studienbedhilfen zu einem
spateren Zeltpunkt beantragt, so begtnnt the Zahlung'
des bewilligten Stipendiuins oiler der Studienbethilfe
frdhestens in dem der Antragstellung folgenden Monat.
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492 Gesetzblatt Teil I Nr. 55 - Ausgabetag: 22. Juni 1956
?4
(1) Jeder Stipendienempfanger oder Empfanger einer
Studienbeihilfe ist verpflichtet, im Laufe des Studien-
jahres eintretende Anderungen in semen Verhalt-
nissen, denen seiner Eltern oder des Ehegatten, sofern
these EinfluB auf the Gewahrung des Stipendiums Oder
der Studienbeihilffe haben, unverzoglich der Stipendien-
kommisslon der Fachschule mitzuteilen. Wird die Mel-
dung unterlassen, so ist der Studierende zur ROckzah-
lung der tiberzahlten Stipendien Oder StudienbrAhilfen
verpflicht:et, unbeschadet der eventuellen Einleitung
ernes Disziplinarverfahrens.
(2) Eintretende Anderungen gemaB Abe. 1 werden
for die Stipendienberechnung in dem der Meldung fol-
genden`Monat wirksam.
?5
Die Zahlung des Stipendiums oder der Studienbel-
hilfe erfolgt in doer zweiten Hhlfte des jeweiligen
Monats. Die Zahlungstermine stud mit den kontofiih-
renden Niederlassungen der Deutschen Notenbank zu
verembaren. Die Termine fiir die Zahlung der Stipen-
dien and der Studienbeihilfen wahrend des Berufs-
praktikums and in den Ferienmonaten zwischen dean
1. and 2. sowle dem 2. and 3. Studienjahr sind eben-
falls in dieser Weise festzulegen.
?6
(1) An Studierende des letzten Studienjahres kann
das Stipendium oder the Studienbeihilfe langstens einen
Monat nach des AbschluBpriifung gewahrt werden.
Wird bereits zu elnem friiheren Zeitpunkt eine Tatig-
keit aufgenommen, so hurt die Stipendienzahlung bzw.
the Zahlung' der Studienbeihilfe mat dem Tage der
Arbeitsaufnahme auf.
(2) An Studierende, die nach Besuch der Fachschule
das Studium an emer Hochschule fortsetzen oder die
die Lehrtatigkeit aufnehmen, kann das Stipendlum oder
die Studienbeihilfe bis zum Begins des nachsten Stu-
dienjahres bzw. bis zum Begins der Lehrtatlgkeit
weitergezahlt werden, jedoch langstene bin zur Dauer
von zwei Monaten.
?8
Bel der Berechnung der fiinfjahrigen Tatigkeit in
der sozialistischen Wirtsthaft oder in staatlichen Ein-
richtungen wird die Zeit der Berufsausbildung (Lehr-
jahre) nicht berucksichtigt.
?9
(1) Der Stipendienkommission gehoren an:
a) der I. Stellvertretende Direktor als Vorsitzender,
b) der Kaderleiter,
c) ein von der Leitung der Fachschule bestimmter
Vertreter des Lehrkorpers,
d) der jeweilige Klassenlehrer,
e) ein Vertreter der Zentralen FDJ-Schulgruppen-
leitung,
f) em Vertreter der Betriebsgewerkschaftslettung.
(2) Die Stipendienkommission hat folgende Aufgaben:
a) Bestatigung der vom 1. Stellvertretenden Direktor
and Kaderleiter vorgeschlagenen Stipendienemp-
fanger sowie der Hohe des Stipendiuans and der
Zuschlage,
b) Entscheidung Ober die Gewahrung von Studien-
beihilfen,
C) Bearbeitung and Entscheidung der Einsprticke.
(3) Die Stipendieskommission 1st beschlulfahig, wenn
mindestens vier Mitglieder anwesend smd. Bei Stim-
mengleichheit entscheidet die Stimme des Vorsitzenden.
(4) Vber alle Sitzungen der Stipendienkommission fat
ein BeschluBprotokoll zu Ii hren. Die Kommissionsmit-
glieder bestAtigen durch. ihre Unterschrift unter das
Protokoll die Festsetzung der Stipendiensatze.
(5) Gegen the Entsdieidung der Stipendienkommission
fat Einspruch beam Direktor der Fachschule moglich,
der endgiiltig entacheidet.
(3) Studierende, the durch eigenes Verschulden das
Studium nicht zu dem im Studienplan festgelegten
Zeitpunkt beenden, konnen nach diesem Zeitpunkt kedn
Stipendium and keine Studienbeihilfe erhalten.
Zu 14 der Verordnung:
?7
(1) Begriindete Vorschlage fiber the Gewahrung von
Zuschlagen fur Behr gute and gute Studienleistungen
sired vom Klassenkollektiv In Zusammenarbeit mit dem
Klassensekretar der FDJ and dem Klassenlehrer pack
Abschlul der' Zwischenprufung des vorhergehenden
Studienjahres der Stipendienkommission einzureichen.
(2) Als Voraussetzung fur die Gewilhrung von Zu-
schiagen fur sehr gute and gute Studie leistungen wird
eine? aktive gese]lschaftliche Mitarbeit innerhalb and
auuerhalb der Fachschule gefordert. Die dem Fach-
schiller iibertragenen Aufgaben midseen vorbildlich
gelost worden sein.
? 10
Zuschliige fir Behr gute and Bute Studienleistungen
gemal ? 4 der Verordnung werden an Wilhelm-Pieck-
Stipendiaten nicht gezahit.
? 11
(1) Stipendlen and Studienbeihilfen konnen entzogen
werden:
a) dunch den Direktor der Fachschule, wenn eine
Nichteinhaltung der Studienverpflichtungen, eine
Verletzung der Studiendisziplin oder ein VerstoB
mach ? 15 Buchst. d der Verordnung vorliegt,
b) auf BeschluB der Stipendienkommission, wenn der
Studierende the Voraussetzungen fir die Gewah-
rung eine Stipendiums oder einer Studienbeihilfe
nicht mehr erfidllt oder wenn ein VerstoB nach
? 15 Buchst. b der Verordnung vorliegt.
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Gesetzblatt Teil I Nn 55 - Ausgabetag: 22. Joni 1956 493
(2) Der 1. Stellvertretende Direktor ist berechtigt, die
Sperrung des Stipendiunis oder der Studienbeihilfe bis
zur Entscheldung fiber den Entzug vorzunehmen,
(3) Der Beschluf fiber den vollen, teilweisen oder
zeitlich begrenzten Entzug 1st dean Stipendienempfan-
ger schriftlich durch den Direktor der Fachschule mit-
zuteilen and nach Entscheidung des Direktors durch
Aushang dem gesamten Schulkollektly bekanntzugeben.
(4) Studierende, the auf Grund eigenen Verschuldens
die Zwischenpr(ifung nicht bestehen, erhalten bet Wie-
derholung des Studienjahres kein Stipendium and kelne
Studienbeihilte.
(1) Wird etn Stipendienempfanger oder Empfanger
ether Studienbeihilfe wegen Krankheit beurlaubt, so
werden die Stipendien oder Studienbeihilfen tm Stu-
dienjahr wie folgt gewahrt:
a) von der 1. bis zur 6. Woche fur die Zelt der Arzt-
lich bescheinigten Krankhelt
in voller Hohe einechlieBlich der Zusdil5ge;
Befindet such der Studlerende wahrend dieses Zelt-
raumes in einem Krankenhaus oder in einer Heil-
statte, in Hohe von
50 ?/o des Stipendiums (einschlieflich der Zu-
schlage) oder der Studienbeihilfe (einschlieB-
lich des Ortszuschlages);
b) von der 7. bis zur 26. Woche, wenn eine arztliche
-Bescheinigung darfiber vorliegt, dal die Arbedts-
fahigkelt in absehbarer Zelt wieder hergestellt
wind, in Hohe von
50 ?/o des Stipendiums (einschlieBlich der Zu-
schlage) oder der Studienbeihilfe (einschlieB-
lich des Ortszuschlages).
Befindet sich der Studierende wahrend dieses Zelt-
raumes in einem Krankenhaus oder einer Heil-
statte, in Hohe von
25 ?/o des Stipendiums (einschlieBlidi der Zu-
schlage) oder der Studienbeihilfe (einschlieB-
lich des Ortszuschlages).
(2) Wird der Studierende in eine Tbc-Heilstatte ein-
gewtesen, so werden Stipendien oder Studienbeihilfen
wie folgt gewahrt:
a) von der 1. bis zur 6. Woche
in voller Hohe einschlieBlich der Zuschllige;
b) von der 7. 'Woche bis zur Entlassung
50 ?/e des Stipendiums (einschlieflich der Zu-
sdilage) oder der Studienbeihilfe (einschlieB-
lich des Ortszuschlages).
(3) Stipendien oder Studienbedhilfen kUnnen wahnend
eines Studienjahres nur jeweils einmal fur die im
Abs. 1 Buchstaben a and b genannten Wochen gewahrt
werden.
(4) Zuschlage fur sehr gute und- Bute Studienleistun-
gen gem$B ? 4 der Verordnung werden in den Fallen
der Absatze 1 and 2, sofern die Dauer der Erkrankung
fiber das jeweilige Studienjahr hinausgeht, nur bis zum
Ende des Studienjahres gewahrt, it dean die Krankheit
began
? 13
(1) Besteht entsprechend der Verordnung vom 2. Fe-
bruar 1950 fiber die Sozialpflichtversicherung der Stu-
denten, Hoch- and Fachschiiler (GBI. S. 71) nach Ablaut
der 26. Wod-e Invaliditat gemafi ? 54 der Verordnung
vom 28. Januar 1947 fiber die Sozialpflichtversidierung
find warden die Voraussetzungen gemaB ? 49 der glei-
chen Verordnung erfiillt, so ist bet der fur den Wohn-
ort zustandigen Krejsgesdi5ftsstelle der Sozialversiche-
rung Invalidenrente zu beantragen.
(2) Entsprediend ? 10 des Gesetzes vom 27. September
1950 fiber den Mutter- and Kinderschutz and die Rechte
der Frau (GB1. S. 1037) kbnnen Studierende, die wer-
dende and stillende Mutter sind, ffinf Wochen vor and
sedis Wodien nach der Geburt des Kindes Schwanger-
schafts- and Wochenurlaub erhalten. Das Stipendium
oder die Studienbeihilfe einsdilieBlich der Zuschlage
sired fur these Zeit in voller Hohe welter zu zahlen.
? 12 dieser Durdifuhrungsbestimmung findet keine An-
wendung.
Zu ? 22 der Verordnung:
? 14
Entsprediend dem besonderen Charakter der Institute
fur Lehrerbildung, der Padagogischen Schulen fur Kin-
dergartnerinnen and der Institute zur Aus- and Welter-
bildung von Lehrmeistern and Berugssdiullehrern sind
fur these Einrichtungen an Stelle der in der Verord-
r.ung and in den Durchfuhrungsbestimmungen zur Ver-
ordnung verwendeten Bezeichnungen folgende Worte
einzusetzen:
a) im Berelch der Institute fur Lehre~rbildung and
der Padagogischen 4chulen fur Kindergartnerln-
nenstatt
?Fachschule" -- ?Institut fur Lehrerbildung" oder
?Padagogische Schule fur Kindergartnerinnen";
"Fachechiiler" - ?Schiller";
?Fachschulort" - ,Schulort";
?Klassensekretar der FDJ" - ?Klassengruppen-
letter der FDJ";
?Stellvertretender Direktor" - ?Stellvertretender
Direktor fur Schulerangelegenheiten";
b) im Bereich der Institute zur Aus- and Wetter-
bildung von Lehrmelstern and Berufsschullehrern
statt
,,Fachschule" -.,,Institut zur Aus- and Welter-
bildung von Lehrmeistern and Berufsschullehrern";
"Fachschiiler" -= "Studierende";
"Fadischulort" - ,Studienort";
"Klassensekretar der FDJ" - ,Studiengruppen-
sekretar der FDJ".
? 15
Inkrafttreten
Diese Durchfuhrunggbestimmung tritt am 1. Septem-
ber 1956 in Kraft.
Berlin, den 2. Juni 1956
Staatssekretariat fur Hoohschulwesen
Prof. Dr. Hari g
Staatssekretar
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Gesetzblatt Teil I Nr. 55 - Ausgabetag: 22. Juni 1956
Verordnung
fiber den Fernseh-Rundfunk.
?1
(1) Fernseh-Rundfunk 1st die Verbreitung von opti-
echen and akustischen Darbietungen mittels elektro-
magnetischer Wellen, die von Fernseh-Rundfunk-
sendern ausgestrahit and von Fernseh-Rundfunk-
empfangsanlagen aufgenommen werden.
(2) Als Fernseh-Rundfunkempfangsanlage gelten alle
Einrichtungen, mit denen die von einem Fernseh-
Rundfunksender ausgestrahlten Frequenzbereiche emp-
fangen and ale Bilder and Tone wiedergegeben wer-
den konnen,
?2
(1) Zum Errichten and rum Betrieb einer Fernseh-
Rundtunkempfangianlage ist berechtigt, wer im Besitz
einer Fernseh-Rundfunkgenehmigung lst. Dies gilt
auch fur die Fernseh-Rundfunkempfangsanlagen her-
stellenden Industriebetriebe and den these Anlagen
vertreibenden Fachhandel.
(2) Die Fernseh-Rundfunkgenehrigung wird durch
die Deutsche Post erteilt.
(3) Die Fernseh-Rundfunkgenehmigung ist nicht
tibertragbar.
?3
(1) Zur gewerbsmdOigen Errichtung von Fernseh-
Rundfunkempfangsanlagen let eine besondere Lizenz
der Deutechen Poet erforderlich. Diese Lizenz kann
widerrufen werden.
(2) Die Deutsche Post hat das Recht der Kontrolle
and Abnahme dieser Anlagen.
?4
(1) Die Teilnahme am Fernseh-Rundfunk 1st ab
1, Juli 1956 gebuhrenpflichtig.
(2) Gebuhrenriickatande werden im Verwaltungs-
zwangsverfahren eingezogen.
(3) Di* Befreiung von der Bezahlung der Gebuhr
fur Rentner and Sozialfursorgeunterstutzungsempfanger
regelt sich nach der' Verordnung vom 28. Oktober 1955
Ober Rundfunkgebuhrenbefreiung (GB1. I S. 785).
?6
Fernseh-Rundfunkempfangsanlagen dUrfen den Be-
trieb von Fernmeldeanlagen, die offentlichen Zwecken
dienen, and den Rundfunkempfang nicht storen.
?7
(1) Den Beauftragten der Deutschen Post 1st das Be-
treten der Grundstucke and Raume, in denen rich
Fernseh-Rundfunkempfangsanlagen befinden, zu ge-
statten. Befinden sich Teile der Fernseh-Rundfunk-
empfangsanlage (z. B. Antennen) aullerhalb der im
Verfiigungsbereich des Inhabers der Genehmigung
liegenden Raume, so hat dieser den Beauftragten der
Deutschen Past Zutritt zu diesen Teilen zu verschaffen.
(2) Auf Verlangen ist den Beauftragten der Deut-
schen Post die Fernseh-Rundfunkgenehmigung vorzu-
legen. (Jber die Anlagen and deren Betrieb let ihnen
Auskunft zu erteilen.
?. 8
(1) Die Fernseh-Rundfunkgenehmigung erlischt,
wenn der Inhaber auf the Teilnahme am Fernseh-
Rundfunk verzichtet.
(2) Wird gegen die Bestimmungen dieser Verordnung
verstollen, so kann das Ministerium fur Poet- and
Fernmeldewesen die Fernseh-Rundfunkgenehmigung
entziehen.
?9
Anderungen technischer Art an den Fernseh-Rund-
funkempfangsanlagen, die durch Anderungen an den
Sendeanlagen bedingt sind, gehen zu Lasten des Eigen-
tumers der Fernseh-Rundfunkempfangsanlage.
? 10
Zuwiderhandlungen gegen die Bestimmungen dieser
Verordnung stellen einen VerstoB gegen the Bestim-
mungen des Gesetzes izber Fernmeldeanlagen vom
14. Januar 1928 (RGB1. I S. 8) dar and konnen gemal3
?? 15 if. theses Gesetzes bestraft werden.
? 11
Durchfilhrungsbestimmungen erlafit der Minister fur
Post- and Fernmeldewesen.
? 12,
Diese Verordnung tritt mit ihrer Verktindung in
Kraft.
?5
(1) Die Fernseh-Rundfunkgenehmigung berechtigt
sum Empfang der Fernseh- and Rundfunksendungen.
(2) Wird beim Fernseh-Rundfunkempfang Funkver-
kehr anderer Funkdienste mitgehort, so dart dieser
wader aufgezeichnet nosh anderen mitgeteilt, noch fur
irgendwelche Zwecke verwertet werden, es sei denn,
daB durch gesetzliche Bestimmungen eine Anzeige-
pflicht vorgeechrieben ist;
(3) Die gewerbsmABige Ausnutzung der Fernseh-
Rundfunkempfangsanlage bedarf der, Genehmigung des
Staatlichen Rundfunkkomitees.
Der Ministerrat
der Deutschen Demokratlschen Republik
Der Ministerprasident
Grotewohl
Ministerium fur
Post- and Fernmeldewesen
I, V.: C.ebha`rdt
Staatssekretar
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Erste Durchfiihrungsbestlmmung
zur Verordnung fiber den Fernseh-Rundfunk. ?
Vom 1. Juni 1956
Auf Grund des ? 11 der Verordnung vom 1: Juni 1956
Ober den Fernseh-Rundfunk (GB1. I S. 494) w.rd fol-
gendes bestimmt:
?1
Ertellung von Genehmigungen
(1) Antri;ge auf Erteilung von Fernseh-Rundfunk-
genehmigungen sand bet dem zustandigen Postamt zu
etellen4
(2) Antragateller, the das 18. Lebensjahr nodr ntcht
vollendet haben, mUssen eine Einvezstlindniserkl5rung
thres gesetzlichen Vertreters vorlegen.
(3) Die Fernseh-Runditmkgenehmigungen werden von
den zustandigen Postitintern ausgestellt.
(4) Wohnungsbnderungen sand dem zustandigen Post-
amt unverzUglich schrlftllch mltzuteilen,
(5) Der Erwerb and der Besitz von Fernseh-Rund-
funkempfangsanlagen oder von Tei1en von Fernseh-
Rundfunkempfangsanlagen bedUrfen keiner Genehmi-
guns
(6) Der Selbstbau von Fernsseh-Rundfunkempflingern
wird ohne vorherige Genehmigung gestattet. Zum
Betrieb 1st der Besitz einer Fernseh-Rundfunkgenehmi-
gung notwendig.
(7) AntrAge zur Erlangung einer Lizenz gemAB ? 3
Abs. 1 der Verordnung end an die zustandige 13ezirks-
di.rektion fair Post- and Fernmeldewesen zu richten.
'? 2
Errlchtung von Fernseh-Rundfunkempfangsanlagen
(1) Bet der Errichtung von Fernseh-Rundfunkemp-
tangsanlagen rind die einechlagigen tediniechen Be-
stimmungen sowie die baupolizeilichen Vorschrlften zu
beachten.
(2) Die Zustimmung Dritter (z. B. Gebaudeeigent(imer,
Wegeunterhaltungspflidmtige) zur Errichtung von An-
tennen and Auilenleitung,en hat side der Tellnehmer
am Fernseh-Rundfunk selbet zu beschaffen;
(3) Der Inhaber ?einer - Fernseh-Rundfunkgenehmi-
gung hat Antennen, Verbindungs- and Erdleitungen
auf seine Kosten sogleidi zu Andern, wean these An-
lagenteile den Aufbau, the Anderung oder the Auf-
hebung von Fernmeldeanlagen, die Sffentlichen Zwek-
ken dienen, behindern oder gefahrden. Kommt der
Inhabez der Fernseh-Rundfunkgenehmlgung der Auf-
forderung auf Anderung nicht nach, so kann eine
Ersatzvornahme auf seine Kosten im Verwaltungs-
zwangsverfahren erfolgen.
?3
Betrieb von Fernseh-Rundfunkempfangsanlagen
(1) Der Inhaber einer Fernseh-Rundfunkgepehmigung
kann innerhalb seiner Wohnung oder auf seinem
Ausgabetag: 22. Juni 1956 495
Grundst(ldc mehrere Ferneehemplanger betreiben. Tm
Ubrigen ist fur jeden Betriebeort eine besondere Genehi
migung erforderlich.
(2) Der Inhaber der Fernseh-Rundfunkgenehmigcmg
dart an seine Fernseh-Rundfunkempfangsanlage Vor-
ridrtungen fur Pezaonen, the mit ihm in Wohnungs-
gemeinechaft leben, anedilielen, such wean these keine
Fernseh-Rundfunkgenehmigung besitzen.
(3) Varfuhrungen von Fernseh-Rimdfunkempfangs-
anlagen im Kundendienst dfrfen auf einen Zeitrauin
bis 14 Tage vorgenommen werden, ohne dalI die Per-
sonen, bet denen die Vorfdhrungen stattfinden, In
Beeltz einer Fernseh-Rundfunkgenehmigung zu sein
brauchen. Bei Ubernahme der Empfangsanlage durdr den
Kunden hat dieser sofort die Fernseh-Rundfunkgeneh,
migung zu beantragen.
(4) Eine stdrende Fernseh-Rundfunkempfangsanlage
ist auf Verlangen der Deutschen Post' bis zur Beseiti'
gung der Storungen stillzulegen. Der Inhaber der st -
renden Fernseh-Rundfunkempfangsanlage hat ftir die
Durdrftlhrung der Entstorung zu sorgen and die Kosten
zu tragen.
?4
Verzlcht and Entrug
(1) Der Verzid t auf die Genehmigung mull schriftlidr
erklgrt werden and ist nur zum Ablauf eines Kalender-
monad zulassig. Die Verzid terkliirung mug spatestens
his zum 16. des Monats bei dem zustandigen Postamt
eingehen, in dem die Genehmigung enden soli. Die Ge-
nehmlgungsurkunde 1st der Verzichterklarung beizu-
fUgen.
(2) Bet Entzug 1st die Genehmigung dem zustandigen
Postamt zurUckzueenden.
(3) Nach Ablauf der Genehmigung 1st die Fezisehr
Rundfunkempfangsanlage sogleidi auger Betrieb zu
setzen. Antennen, Erdleitungen usw. rind auf Verlan-
gen der Deutsdzen Post,zu beseitigen.
(4) Will der bisherige Inhaber einer Fernseh-Rund+
funkgenehmigung nadr deren Wegfall weiterhin Ton?
Rundfunkdarbietungen aufnehmen, so mull er Im Besitz
einer Rundfunkgenehmigung sein.
?5
Gebfihren
(1) Die GebUhr fir die Fernseh-Rundfunkgenehmia
gong betragt monatlidi 4 DM. Betreibt der Fernseh-
Rundfunkteilnehmer auger dem Femseh-Rundfunk-
empfanger nosh ein Rundfunkempfangsgerat, so 1st
eine besondere RundfirnkgebUhr nicht zu zahlen.
(3) Die GebUhr 1st fallig ohne RUdcsicht darauf, ob
die Fernseh-Rundfunkempfangsanlage betrieben wind
oder nidzt oder ob Stdrungen beim Empfang vorliegen..
(4) FUr GebUhrenbefrelungen aus dienstildien Gran.
den gelten die Bestimmungen des Ministeriums fur
Post- and Fernmeldewesen.
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?a
Inkrafttreten
Diese Durchfiihrungsbesti.mmung tritt mit ihrer Ver-
kundung in Kraft.
Ministerium ffir Post- and Fernmeldewesen
I. V.: Gebhardt
Staatsaekretdr
Verordnung,
fiber den Verkehr mit radioaktiven Prgparaten.
Die Anwendung radioaktiver Praparate let elne drin-
gende Aufgabe b81 der Entwicklung von Wissenschaft
and Technik in der Deutschen Demokratischen
Republik.
-Um eine breite Anwendung radioaktiver Praparate
zu erreichen and alle Voraussetzungen fur ein gefahr-
loses Arbeiten mit radioaktiven Prgparaten zu garan-
tieren, wird folgendes verordnet:
?1
Geltungsbereich
(1) Radioaktive Praparate im Sinne dieser Verord-
nung sind alle Stoffe, bei denen das Produkt aus der
Radioaktivitht gemessen in Millicurie and der Halb-
wertszeit in Tagen elnen Millicurietag ubersteigt. Als
kiirzeste Halbwertszeit Bind 10 Tage einzusetzen. Bel
Stoffea mit Halbwertszeiten fiber 27 Jahre sired als
Halbwertszelt 10 000 Tage einzusetzen. Das Amt ffir
Kernforschung and Kerntechnik kann Ausnahmen be-
atimmen.
(2) Dtese Verordnung findet keine Anwendung
a) auf den Verkehr mit radioaktiven Erzen,
b) auf die Verwendung von Prgparaten aus Radium
and anderen nattirlichen radioaktiven Stoffen fur
medizinische Zwecke in den staatlichen and nicht-
staatlichen Einrichtungen,
c) auf den Verkehr mit Uran and seinen Ver-
bindungen,
d) auf den Verkehr mit Erzeugnfssen, die ureter Ver-
wendung radioaktiver Leuchtfarbe hergestellt rind
(z. B. Leuchtzifferblatter),
Zustandigkeft and Genehmigungspflltht
?2
(1) Das Amt fur Kernforschung and Kerntechnik 1st
fur die gesamte Organisation der Anwendung radio-
aktiver Praparate and die Regelung aller damit zu-
sammenhangenden Fragen, wie insbesondere Her-
stellung, Beschaffung, Vertellung, Transport and Be-
seitigin' van rarlinnl,f',- Prgparaten zua+?an*iig.
(2) Die Anreicherung radioaktiver Isotope Bowie the
Herstellung, der Besitz, die Verwendung, die Aufbewah-
rung, der Transport and die Beseitigung radioaktiver
Praparate ist nur mit einer jederzeit widerruflichen
Genehmigung des Amtes fur Kernforschung und Kern-
technik gestattet.
(3) Alle in der Deutschen Demokratischen Republik
befindlichen radioaktiven Praparate unterliegen un-
abhangig von einer erteilten Genehmigung jederzeit
der freien Verfugung durch das Amt ff r Kernforschung
urea Kerntechnik.
?3
(1) Die Genehmigung zur Verwendung radioaktiver
Praparate wird nur fur bestimmte Arten and Mengen
von Isotopen, bestimmte hSchste Gesamtaktivithten, fur
bestimmte Arbeiten sowie zeitlich begrenzt erteilt.
(2) Die Genehmigung kann nur erteilt werden, wenn
alle raumiichen, ausriiatungsmfiigen and personellen
Voraussetzungen fur einen ausrelchenden Schutz gegen
Schadigungen durch radioaktive Strahlen gegeben Bind.
Die Entscheldung, ob vorhandene SchutzmaSnahmen
ausreichend sind, fdllt nach fYberprufung der Sachlage
das Amt ffir Kernforschung and Kerntechnik.
(3) Die Genehmigung kann widerrufen werden, wean
die Voraussetzungen, die zu 1hrer Erteilung gefuhrt
haben, nicht mehr vorliegen. Diejenigen radioaktiven
Praparate, fur welche die Genehmigung widerrufen
wurde, rind unverzuglich an das Amt fur Kernforschung
and Kerntechnik zuruckzugeben.
?4
Nachwelsflihrung
(1) In einer Institution, in der radioaktive Praparate
verwendet werden, muB ein standiger Nachweis fiber
den Verbleib der gelieferten radioaktiven Praparate ge-
fuhrt werden, so dal jederzeit dariiber Atiskunft
gegeben werden kann.
(2) Werden radioaktive Praparate nicht mehr be-
n8tigt, so aired sie unverzuglich dem Amt fur Kern-
forachung and Kerntechnik zu mefden.
(3) Ffir die Einhaltung der rich aus den Abs$tzen 1
and ? ergebenden Pflichten ist der Leiter der In-
stitution, in der radioaktive Praparate verwendet wer-
den, oiler ein von ihm ausdrucklich beauftragter Mit-
arbeiter verantwortlich. Die Beauftragung dieses Mit-
arbelters bedarf der Zustimmung des Amtes fur Kern-
foradhung and Kerntechnik,
?5
Vberwachung
(1) Das Amt fur Kernforschung and Kerntechnik hat
die Einhaltung der Bestimmungen dieser Verordnung
and der dazu erlassenen Durchfuhrungsbestimznungen
zu iiberwachen.
(2) Das Amt fur Kernforschung and Kerntechnik ist
verpflichtet, alle erforderlichen MaBnahmen durchzu-
fuhren oder zu veranlassen, um Gefahren, die durch
unsachgemdBen Verkehr mit radloaktiven Prgparaten
entstehen klinr-T rely--r1en.
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Gesetzblatt Tell I Nr. 55 -- Ausgabetag: 22. Juni 1956
(3) Zur Erfiillung dieser Aufgaben kann das Amt fur
Kernforsdiung and Kerntechnik
a) Auektinfte, Einsichtnahmen and Uberlassung von
Unterlagen fordern,
b) Kontrollen durchfiihren, verbindliche VerfUgun-
gen erlassen and erforderliche SchutzmaBnahmen
anordnen.
?6
Strafbestimmungen
(1) Wer ohne Genehmigung radioaktive isotope an-
reichert oder radloaktive Praparate hersteilt, sick ver-
echafft, transportiert, verwendet, weitergibt, beiseite-
schafft Oder sie auf Anforderung oder nach Widerruf
der Genehmigung nicht unverziiglich zurudcgibt, wind
mit Gefangnis bestraft, soweit nicht nach anderen Be-
stimmungen elne htihere Strafe verwirkt lot.
(2) Wer vors5tzlich oder fahrl5ssig
a) den path ? 4 Abs. 1 geforderten Nachwels fiber
den Verbleib von radioaktiven Praparaten nicht
oder nicht vollstsn4ig fiihrt,
b) die nach dieser Verordnung geforderten Meldun-
gen nicht erstattet oder nicht mehr benftigte radio-
aktive Praparate nicht unverzdglich meldet,
c) die nach ? 5 Abe. 3 angeordneten Malnahmen ver-
hindert oder erschwert, sie nicht oder nicht ge-
niigend durchfithrt oder geforderte Auskiinfte un-
richtig, unvolletSnd&g oder nicht erteilt,
d) den zu dieser Verordnung erlassenen Durch-
fUhrungsbe3timmungen zuwiderhandelt,
wind mit Gefangnis his zu zwei Jahren oder mit Geld-
strafe bestraft.
?7
Ordnungsstraf bestimmung
(1) In lelchten Fallen von Zuwiderhandlungen nach
? 6 Abe. 2 kann eine Ordnungastrafe bis zu 500 DM
verhangt werden.
(2) Zusthndig fur die Durdhfahrung des Ordnungs-
strafverfahrens ist des Amt fir Kernforschung and
Kerntechnik.
(3) Fier den ErlaB des Ordnungsstrafbescheides and
die DurchfUhrung des Verfahrens gelten die Bestim-
mungen der Verordnung vom 3,. Februar 1955 Ober die
Festsetzung von Ordnungsstrafen and die Durch-
fUhrung? des Ordnungsstrafverfahrens (GB1. I S. 128).
Vbergangs- and Schluflbestimmungen
?8
(1) Innerhalb von acht Wochen nach Inkrafttreten
dieser Verordnung sind alle BestAnde an radioaktiven
Praparaten beim Amt fUr Kernforschung and Kern-
tedinik anzumelden.
(2) Dig Leiter von Instituten, in denen bereits mit
radloaktiven Praparaten gearbeitet wird, haben die
nach ? 2 erforderliche Genehmig?ng iruierhalb von
zwei Monaten nach Inkrafttreten dieser Verordnung
nachtraglich zu beantragen.
?9
Durchffhrungsbestimmungen erlSBt mit Zustimmung
des zustSndigen Stellvertreters des Vorsltzenden des
Ministerrates der Leiter des Amtes fOr, Kernforschung
and Kerntechnik tai Einvernehmen mit den beteiligten
Ministern.
? 10
Diese Verordnung tritt mit ihrer Verkundung b
Kraft.
Der Ministerrat
der Deutedten Demokratiscben Republik
Grotewohl
Minleterpr5sident
Preisanordnung Nr. 561/3.
- Anordnung fiber the Preisbildung fir Bauhaupt-
leistungen der volkseigenen Bauindustrle -
Vom 14. Mai 1956
Zur ErgSnzung and AbSnderung des ? 3 der Prim
anordnung Nr. 561 vom 15. Dezember 1955 - Anord-
nung Ober die Preisbildung fir hauhauptlelatungen der
volkselgenen Bauindustrie - (GBI. I S. 997) wind fol-
gendes angeordnet:
?1
Die im Festprelskatalog - Tell I - fur Bauhaupt-
leistungen angegebenen Industrieabgabepreise fur Ein-
bauholz rind mit den neu festgesetzten Preteen (An-
lage) zu berichtigen4
? 2.
Die Preisberichtigungen gemSB ? 1 treten mit Wir-
kung vom 1. Januar 1956 In Kraft;
?3
(1) Die Differenzen, die rich aus den bisherigen and
den Preisen gemSB ? 1 ergeben, rind bet der Abrech+
nung der Bauleistungen der Bauobjekte 1956 im An-
hangeverfahren weiterzuberechnen,
(2) In der privaten Bauindustrie laid dem Bauhand:
werk gilt ale AnhSngebetrag fur the Zeit ble zur Urn-
rechnung der Preisangebote gemali Prelsverordnung
Nr. 570 vom 26. Januar 1956 - Verordnung Ober die
Preisbildung fdr Bauhauptleistungen der privaten Bau-
industrie and des Bauhandwerks - (GBL I S. 225) der
D:fferenzbetrag, der sick aus den bis 31. Dezember 1955
glltigen Holzeinstandepreisen and den Holzprelsen
gemSB ? 1 ergibt.
?4
FUr Vorhalteholz sand Preisberichtigungen bet Bau.4
leistungen des Jahres 1956 nicht zul5ssig.
Diese Preisanordnung tritt mit ihrer VerkOndung in
Kraft.
Ministerlum fur Aufbau
Winkler
.Minister
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Anlage
zu vorstehender Preisanordnung Nr. 581/3
14 Liste der Baustoffe fret Baustelle abgeladen
- Holz - (A 3)
Festpreis
Material
Waren-Nr. Mengen? Lohn und
Bezeichnung einheit DDR Berlin Sonstiges
DM DM DM
5311 20 00
Kantholz ............ 1 mm 1,27 1,61 161,76
5311 30 00
Kreuzholz und
Rahmen .......... 1 ms IN 1,74 160,72
5311 50 00
parallel bes5umte
Bretter bis 19 mm
dick .............. 1 ms 1,88 2,38 121,20
20 bls 34 mm dick.. ? 1 ma 1,58 1,99 117,04
tiber 34 mm dick
und Bohlen........ 1 ms 1,58 1,99 114,96
53117000
Latten ............ 1 ms 2,32 2,94 117,04
53 11 80 00
Rohhobler ......... 1 ms 1,58 1,99 726,41
531714 00
Hobeldielen aus
26 mm Brettern.... 1 ms 1,58 1,99 159,34
53171600
Rauhspund
26 mm dick F...... I ms 1,58 1,99 138,98
53177900
Fullleisten ........ ' 1 m 0,005 0,006 0,22
5319 00 00
Stakmaterial,
Grubenschwarten .. 1 ms 1,88 2,38 41,59
Stakschalen f...... 1 ms 2,32 2,94 35,35
Rundholz F........ 1 m3 1,38 1,74 66,60
DDR ,
DM
Berlin
DM
Pos. 51.001
Material und Sonstiges
161,76
161,76
.
Festpreis
164
05
164
66
............
,
,
51.101
Material und Sonstiges
180,72
160,72
Festpreis .............
163,20
163,85
06
Material und Sonstiges
0,36
0,36
Festpreis ...... .., .....
1,19
1,40
07
Material und Sonstiges
0,71
0,71
Festpreis .............
1,86
2,15
09
Material und Sonstiges
0,90
0,90
Festpreis .............
1,48
1,64
10
Material und Sonstiges
1,03
1,03
Festpreis .............
1,68
1,86
12
Material und Sonstiges
6,03
6,03
Festpreis .............
8,33
8,95
13
Material und Sonstiges
6,10
6,10
Festpreis .............
10,02
11,05
15
Material und Sonstiges
2,81
2,81
Festpreis .............
3,71
3,96
51.201
Material und Sonstiges
2,02
2,02
Festpreis .............
2,79
2,99
02
Material und Sonstiges
2,02
2,02
Festpreis .............
2,99
3,24
03
Material und Sonstiges
2,24
2,24
Festprels .............
3,01
3,21
04
Material und Sonstiges
2,24
2,24
Festpreis .............
3,21
3,46
DDR
DM
Berlin
DM
Poo, 51.205
Material und Sonstiges
2,61
2,61
Festpreis .............
3,44
3,65
06
Material und Sonstiges
2,61
2,61
Festpreis .............
3,65
3,92
07
Material und Sonstiges
2,47
2,47
Festpreis .............
3,33
3,57
08
Material und Sonstiges
2,47
2,47
Festpreis .............
3,57
3,86
09
Material und Sonstiges
2,74
2,74
Festpreis .............
3,60
3,84
10
Material und Sonstiges
2,74
2,74
Festpreis .............
3,84
4,13
11
Material und Sonstiges
3,18
3,18
Festprels ............
4,10
4,35
12
Material und Sonstiges
3,18
3,18
Festpreis ........ ..
4,33
4,62
13
Material und Sonstiges
0,26
0,26
Festpreis .............
0,30
0,30
14
Material und Sonstiges
3,41
3.41
Festpreis .............
4,67
5,01
15
Material und Sonstiges
3,41
3,41
Festprels .............
4,89
5,26
16
Material und Sonstiges
3,68
3,68
Festpreis .............
4,94
5,28
17
Material und Sonstiges
9,68
3,68
Festpreis .............
5,16
5,53
18
Lohn ...
0,74
0,94
Material und Sonstiges
4,12
4,12
Zuschlage ............
0,59
0,75
Festpreis .............
5,45
5,81
19
Lohn .................
0,86
1,09
Material und Sonstiges
4,12
4,12
Zuschlage
0,69
0,87
Festpreis .............
5,67
6,08
20
Material und Sonstiges
0,26
0,26
Festpreis .............
0,31
0,33
21
Material und Sonstiges
2,94
2,94
Festpreis .............
4,00
4,27
22
Material und Sonstiges
2,94
2,94
Festpreis .............
4,20
4,54
23
Material und Sonstiges
3,27
3,27
Festpreis .............
4,33
4,60
24
Material und Sonstiges
3,27
3,27
Festpreis .............
4,53
4,87
25
Material and Sonstiges
3,78
3,78
Festpreis .............
4,91
5,20
26
Material und Sonstiges
3,78
3,78
Festpreis ..............
5,13
5,49
27
Material und Sonstiges
0,31
'0,31
Festpreis .............
0,35
0,35
30
Material und Sonstiges
4,43
4,43
Festpreis .............
5,80
6,16
31
Material und Sonstiges
4,43
4,43
Festpreis .............
6,00
6,41
32
Material und Sonstiges
4,59 ?
4,59
Festpreis ............
5,96
6,32
33
Material and Sonstiges
4,59
4,59
Festpreis ............
6,16
6,57
34
Material und Sonstiges
0,29
0,29
Festpreis .............
0,34
0,36
35
Material und Sonstiges
4,39
4,39
Festpreis .............
5,60
5,92
36
Material und- Sonstiges
4,39
4,39
Festpreis .............
5,83
6,21
37
Material und Sonstiges
4,58
4,58
Festpreis .............
5,79
6,11
38
Material und Sonstiges
4,58
4,58
Festpreis : ............
6,02
6,40
Sanitized Copy Approved for Release 2010/04/21: CIA-RDP80T00246AO45000160001-4
Sanitized Copy Approved for Release 2010/04/21: CIA-RDP80T00246AO45000160001-4
Gesetzblatt-Teil I Nr. 55 - Ausgabetag;.22. Jtini 1956
bDR Berlin
I)M DM
Poe. 51.239 Material and Sonstiges 0,34? 0,34
Festpreis ............. 0,39 0,41
47 Material and Sonstiges 1,38 1,38
Festpreis ............. 1,79 1,90
48 Material and Sonstiges 0,28 0,28
Festpreis ............. -0,33 -0,35
49 Material and Sonstiges 1,46 ?1,46
Festpreis ..... ... 1,87 1,98
50 Material raid Sonstiges 0,29 0,29
Festpreis ............. -0,34 ? -0,36
51 Material and Sonstiges 1,60 1,60
Festprels ............ 2,01 2,12
52 Material and Sonstiges 0,?2 0,32
Festpreis ......... -0,37 -0,39
51.401 Material and Sonstiges 3,68 3,68
Festpreis ............. 4,20 4,33
02 Material and Sonstiges 4,22 4,22
Festpreis ............. 4,83 4,99
03 Material and Sonstiges 0,60 0,60
Festpreis ............. 0,71 0,73
06 Material and Sonstiges 3,18 3,18
Festpreis ............. 3,85 4,03
07 Material and Sonstiges 0,26 0,26
. Festpreis ............. 0,28 0,28
52.001 Material and Sonstiges 160,72 160,72
Festpreis ............. 163,20 163,85
Festpreis ............. 1,02 1,20
06 Material and Sonstiges 0,10 0,10
Festpreis ............. 0,24 0,28
07 Material and Sonstiges 0,70 0,70
Festpreis ............. 1,62 1,87
08 Material and Sonstiges 1,23 1,23
Festpreis ............. 1,45 1,52
22 Material and Sonstiges 0,32 0,32
Festpreis . ............ 1,36 1,63
24 Material and Sonstiges 1,32 1,32
Festpreis ............. 2,53 2,83
25 Material and Sonstiges 0,16 0,16
Festpreis ............. 0,18 0,18
27 Material and Sonstiges 1,30 1,30
Festpreis ............. 3,87 4,56
28 Material and Sonstiges 1,95 1,95
Festpreis ............. 5,89 6,94
29 Material and Sonstiges 2,57 2,57
Festpreis ............. 7,88 9,27
30 Material and Sonstiges 0,35 0,35
Festpreis ............. 1,03 1,21
52.212 Material and Sonstiges 0,99 0,99
Festpreis ............. 1,49 1,62
13 Material and Sonstiges 1,14 0,14
Festpreis ............. 1,66 1,79
15 Material and Sonstiges 1,10 1,10
Festprels ............. 1,80 1,73
16 Material raid Sonsttges 1,10 1,10
Festpreis ............. 1,64 1,78
18 Material and Sonstiges 1,38 1,38
Festpreis ............. 2,23 2,44
19 Material and Sonstiges 1,38 1,38
Festprels ............. 3,29 3,79
20 Material and Sonstiges 1,73 1,73
Festpreis :............ 3,93 4,50
22 Material and Sonstiges 0,35 0,35
Festpreis . ............ 0,53 0,57
23 Material and Sonstiges 2,72 2,72
Festpreis ............. 3,55 3,76
499
DDR Berlin
DM DM
Poe, 52.224 Material and Sonstiges 3,15 3,15
Festpreis ............. 3,98 4,19
25 Material and Sonstiges 0,26 0,26
Festpreis ............. 0,28 0,28
53.001 Material and Sonstiges 160,72 160,72
Festpreis ............. 163,20 183,85
02 Material and Sonstiges 195,72 195,72
Festpreis ............. 198,20 198,85
07 Material and Sonstiges 0,29 0,29
Festpreis ............. 0,45 0,49
53.101 Material and Sonstiges 2,31 2,31
Festpreis .............. 2,98 3,16
02 Material and Sonstiges 2,68 2,68
Festpreis ............. 3,35 3,53
03 Material and Sonstiges 0,22 0,22
Festpreis ............. 0,24 0,24
04 Material and Sonstiges 2,73 2,73
Festpreis ............. 3,52 3,72
05 Material and Sonstiges 3,18 3,18
Festpreis .............. 3,97 4,17
06 Material and Sonstiges 0,26 0,26
Festpreis ............. 0,28 0,28
07 Material and Sonstiges 3,10 3,10
Festpreis ............. 4,09 4,36
08 Material and Sonstiges 3,60 3,60
Festpreis ............. 4,59 4,86
09 Material and Sonstiges 0,30 ' 0,30
Festpreis ............. 0,32 0,32
10 Material uiid Sonstiges 3,73 3,73
Festpreis ............. 4,92 5,22
11 Material and Sonstiges 4,18 4,18
'Festpreis ............. 5,37 5,67
12 Material and Sonstiges 0,26 0,26
Festpreis ............. 0,28 0,28
15 Material and Sonstiges 4,36 4,36
Festpreis ............. 5,71 6,07
16 Material and Sonstiges 0,32 0,32
Festpreis ........... 0,34 0,34
17 Material and Sonstiges 4,67 4,67
Festpreis ........... 5,93 6,27
18 Material and Sonstiges 0,29 0,29
Festpreis ............. 0,31 0,31
21 Material and Sonstiges 6,54 6,54
Festpreis ............. 8,09 8,48
22 Material and Sonstiges 0,30 0,30
Festpreis ............. een eo'yvle bel Verdacht aut die
Moglichkeit solcher Zwiscdienfalle 1st der betroffene
Personenkreis unverz(1glich einer der Einstellungs-
untersuchung entsprechenden arztlichen Kontrolle
zu unterziehen. Dazu ist auBer den unter Ziffern 1
bis 8 angegebenen Untersuchungsmethoden eine
Kontrollmessung der Exkremente auf radioaktive
Ausscheid1flt e?i dtirch2tiftlhren.
24. Rbntgenstrahlen and radloaktive
Praparate In geschlossener Form
ArbeitsplKtze
mit Gefahrdungsmoglichkeit dumb Rontgenstrahlen
Oder radioaktive Praparate in geschlossener Form:
z. B. Arbeitsplatze von
1. Technikern, Physikern and technischen Hilfs-
persotien, die an ftintgenaniagen oder in der
zerstorungsfreien Werkstoffpriifung mittels
nattirlielier' odd'.' l Unetiiaher radioaktiver Isotope
tatig sind;
2. l rzten and Angehorigen des mittleren medizi-
nischen and medizinischen Hilfspersonals, die
diagnostisch oder therapeutisch Rontgenstrahlen
sowie Radium and andere geschlossene radio-
aktive Praparate anwenden (z. B. Kobalt-
kanone);
3. Personen, die dutch die Krankenbetreuung einer
ionisierenden Strahlung ausgesetzt Bind;
4. Personen, the als Vbes?Waehurtgs- and Kdntt'Oll-
organe an entsprechenden Arbeitsplatzen Strah-
lenschutzmessungen durchfuhren.
Blutkorperchensenkungsreaktion (BSR) nach
Westergreen,
Auszahlung der roten Blutkorperchen (Erytlro-
zyten),
Bestimmung des Hamoglobingehaltes (HB),
Berechnung des Farbeindex (FI),
Auszahlung der weil3en Blutkorperchen (Leuko-
zyten) and Anfertigung eines Differential-
bluthildes.
'ermine 'der Wiederholungsuntersuchung:
in Abstanden von sechs Monaten.
Untersuchungsmethoden:
1. Vollstiindiger Blutstatus, enthaltend:
Blutkorpetehensenkungsreaktion (BSR) nach
Westergreen,
Auszahlung der roten Blutkorperdien (Erythro-
zyten),
Bestimmung des.1tatnoglobingehaltes (HB),
Berechnung des Farbeindex (FI),
Auszahiung der weii3en Blutkorperchen (Leuko-
zyten) and Anfertigung eines t ifferentialblut-
bildes,
Zahlung der Thrombozyten.
2. Urinuntersuchung,..enthaltend:
Bestimmung des Harnzuckers,
Bestimmung des Harneiweifes,
(diese beiden Bestimmungen wenn positiv auch
quantitativ),
Untersuchung des Sediments,
Bestimmung des Urobilinogens and Urobilitts.
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Gesetzblatt Tell I Nr. 35 - Ausgabetag: 13. Mai 1957
3. Eingehende Besichtigung der Haut, insbeeondere
der Hande and der sichtbaren Schleimhaute,
der Haare and Nagel.
4. Bei Frauen Kontrolle del Mehstruatieftskalen-
ders.
Einmal lm Jahre soil auSerdem tine Thareltauf-
nahme angefertigt werden and elne allgemeiniirzt-
liche Untersuchung durchgefuhrt werden.
Anordnnfg
fiber die Finanzierung der Kulturhauser and Biblio-
theken bei den Maschinen-Traktdrefl-Statiofen.
Vom 12. April 1957
Auf Grund des' ? 4 der Neunten Durchfiihrungs-
bestimmung vom 10. Januar 1957 zur Verordnung caber
die weitere Verbesserung der Arbeita- and Lebbnea
bedingungen der Arbeiter and der Rechte der Gewes!'k~
schaften - Kulturhauser der MTS - (GB1. I S. 53)
wird im Einvernehmen mit dem Biindesvor Nur dutch die Post - Bezugspreis: VierteljShrlich Tell 1 3,- DM, Teti 11 2.10 DM. Einzeiausgabe: Bis zum
Umfang von 16 Seiten 0.23 4M, big zum Umfang von 32 Seiten 0,40 DM. fiber 32 Selten 0,50 DM Is Exemplar (zu beziehen dlrekt
vom Buchhaus Leipzig, Leipzig C 1, Querstralie 4-6. Telefon: 66 147. durch den Buchhandei sowie gegen Barzahlung in der
Verkaufsstelle des Verlages. Berlin C 2. Rofistrafle 6) - Druck (140) Neues Deutschland. Berlin - AS 134/57/DDR
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Beschlufl
. fiber das
Statut des Amtes Mr Kernforschung'.
and Kerntechnik
vom 21. Februar 1957
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Beschlub
fiber das
Statut des Amtes fiir Kernforschung
and Kerntechnik
vom 21. Februar 1957
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VerSffentlicht im
Gesetzblatt der DDR 1957, Teil I,
Nr. 20, S. 170 bis 172
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Auf Grund des ? 3 des Gesetzes vom 16. November 1954 fiber den
Ministerrat der Deutschen Demokratischen Republik (GBl. S. 915) wird
fur das Amt fur Kernforschung and Kerntechnik folgendes Statut
erlassen:
? 1
Rechtliche Stellung and Sitz des Amtes
(1) Das Amt. fur Kernforschung and Kerntechnik ist ein zentrales Organ
der staatlichen Verwaltung and dem Ministerrat der Deutschen Demo-
kratischen Republik direkt unterstellt. Es ist juristische Person and
Haushaltsorganisation.
(2) Der Sitz des Amtes ist Berlin.
? 2
Aufgaben des Amtes
(1) Hauptaufgabe des Amtes ist die Forderung, Koordinierung and
Kontrolle der auf dem Gebiet der Kernforschung and Kerntechnik
durchzufiihrenden Arbeiten, and zwar
a) der Planungsarbeiten,
b) der Vorplanung, Vorprojektierung and Projektierung der Investi-
tionsvorhaben fur Einrichtungen der Kernforschung and Kern-
technik and ihrer Anwendung,
c) der Forschungs- and Entwicklungsaufgaben,
d) der tYberleitung der Forschungsergebnisse in die Praxis.
Zur Erfiillung der Koordinierungs- and Kontrollpflichten kann der
Leiter des Amtes von anderen Organen der staatlichen Verwaltung and
Institutionen wie auch von sonstigen Einrichtungen and Organisationen
die notwendigen Unterlagen, Berichte, Auskiinfte and Stellungnahmen,
die das Gebiet der Kernforschung and Kerntechnik beriihren, anfordern
and Mal3nahmen treffen,, die der Einheitlichkeit der Planung Bowie der
Berichterstattung and der Abrechnung der Forschungs- and Entwick-
lungsarbeiten auf dem Gebiet der Kernforschung and Kerntechnik
dienen. Ferner kann der Leiter des Amtes notwendige t)berpriifungen
durch entsprechend beauftragte Mitarbeiter an Ort and Stelle vor-
nehmen lassen.
(2) Im Rahmen seiner im Abs. 1 gekennzeichneten Hauptaufgaben hat
das Amt
a) langfristige Plane fiir das Gebiet der Kernforschung and Kern-
technik auszuarbeiten,
b) die Forschungsarbeiten sowie das Erfindungs- and Vorschlagswesen
auf diesem Gebiet.zu fordern,
c) zu Planen, Projekten, Entwiirfen and sonstigen Materialien, die
dem Wissenschaftlichen Rat fiir "die friedliche Anwendung der
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Atomenergie beim Ministerrat der Deutschen Demokratischen Re-
publik einzureichen sind, Stellung zu nehmen,
d) die praktische Anwendung der Erkenntnisse auf dem Gebiet der
Kernforschung and Kerntechnik in den hierfiir in Betracht kom-
menden Zweigen der Volkswirtschaft zu fordern and zu veran-
lassen,
e) die Beschaffung and Verteilung von radioaktiven Materialien and
Kernbrennstoffen vorzunehmen.
(3) In Verbindung mit den beteiligten Organen der staatlichen Ver-
waltung obliegt dem Amt
a) die tYberwachung des Territoriums der Deutschen Demokratischen
Republik auf radioaktive Verseuchung,
b) die Uberwachung des Umgangs mit radioaktiven Materialien (ein-
schlief3lich der Abfallprodukte) and die Kontrolle ihrer Lagerung,
c) die Herausgabe von Bestimmungen fur den Gesundheits- and
Arbeitsschutz, soweit sie unmittelbar das Gebiet der Kernforschung
and Kerntechnik sowie die Anwendung der Kerntechnik betreffen,
and die t7berwachung der Einhaltung dieser Bestimmungen,
d) die Entwicklung and Forderung leitender and wissenschaftlicher
Kader,
e) die Organisierung and Forderung des Informations- and Publika-
tionswesens.
'(4) Das Amt hat die Einhaltung der fur das Gebiet der Kernforschung
and Kerntechnik geltenden gesetzlichen Bestimmungen zu iiberwachen.
(5) Das Amt hat die staatliche Bauaufsicht bei den ihm unterstellten
Bauvorhaben selbst auszuiiben.
(6) Das Amt hat zu Fragen der internationalen Zusammenarbeit auf
dem Gebiet der friedlichen Anwendung der Atomenergie Stellung zu
nehmen and dabei insbesondere in. Zusammenarbeit mit den ent-
sprechenden Institutionen bei Beratungen, Konferenzen, Verhandlungen
and Vertragsabschliissen verantwortlich mitzuwirken.
(7) Das Amt ist berechtigt, zur Klarung bestimmter Fragen im Einver-
nehmen mit den zustandigen Leitern Spezialisten and sonstige Fach-
krafte aus Organen der staatlichen Verwaltung and sonstigen Ein-
richtungen heranzuziehen.
? 3
Leitung des Amtes
(1) Der Leiter des Amtes ist fir the gesamte Tatigkeit des Amtes sowie
der ihm unterstellten Betriebe and sonstigen Institutionen gegeniiber
dem Ministerrat verantwortlich and rechenschaftspflichtig.
(2) Der Leiter des Amtes entscheidet fiber alle grundsatzlichen Fragen,
welche den Volkswirtschaftsplan, den Haushaltsplan, den Struktur-
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and Stellenplan, den Arbeitsplan and den Arbeitsverteilungsplan des
Amtes betreffen. Der Leiter des Amtes entscheidet uber
a) die Ernennung and Abberufung der leitenden Mitarbeiter gemaB
der Nomenklatur des Amtes,
b) die Festlegung der Planvorschlage des Amtes zum Volkswirtschafts-
plan and zum Haushaltsplan des Amtes sowie uber die Anderungen,
die der Zustimmung des Vorsitzenden der Staatlichen Plankom-
mission bzw. des Ministers der Finanzen bedt rfen,
c) die Errichtung, Zusammenlegung, Trennung and Auflosung von
Betrieben and sonstigen Institutionen des Amtes nach den hierft r
geltenden Bestimmungen.
(3) Auf Grund and in Durchfuhrung der Gesetze der Volkskammer
sowie der Verordnungen and BeschlUsse des Ministerrates erlaBt der
Leiter des Amtes Durchfuhrungsbestimmungen, Anweisungen and Ver-
fUgungen. Er iiberwacht deren Durchfuhrung. Der Leiter des Amtes
erlaBt die Statuten der dem Amt unterstellten Betriebe and sonstigen
Institutionen.
(4) Der Leiter des Amtes ist fur die Durchfuhrung der Grundsatze der
Kaderpolitik innerhalb des Amtes verantwortlich.
(5) Fur den Fall seiner Verhinderung beauftragt der Leiter des Amtes
einen seiner Stellvertreter mit der Wahrnehmung der Befugnisse and
Pflichten des Leiters nach Mal3gabe dieses Statuts.
(6) Die Stellvertreter A es Leiters des Amtes vertreten den Leiter in
ihrem Aufgabenbereich in alien Fragen, soweit die Entscheidung nicht
dem Leiter vorbehalten ist. Sie sind dem Leiter fur die Durchft hrung
der Aufgaben in ihrem Wirkungsbereich verantwortlich and rechen-
schaftspflichtig.
(7) Der Leiter des Amtes and seine Stellvertreter werden vom Minister-
rat ernannt and abberufen.
? 4
Das Kollegium des Anltes
(1) Das Kollegiurn des Amtes ist ein beratendes Organ des Leiters des
Amtes. Es arbeitet auf der Grundlage der Verordnung vom 17. Juli 1952
fiber die Bildung der Kollegien (MinBl. S. 109) and nach der Geschafts-
ordnung vom 12. Februar 1953 fur die Kollegien in den Ministerien, den
Staatssekretariaten and anderen zentralen Organen der Regierung
(ZB1. S. 55).
(2) Fur die Tatigkeit des Kollegiums sind die Gesetze and Beschlilsse
der Volkskammer, die Verordnungen and Beschliisse des Ministerrates,
der Arbeitsplan des Kollegiums and der Arbeitsplan des Amtes maB-
gebend. In diesem Rahmen ist fur jedes Quartal ein Arbeitsplan des
Kollegiums aufzustellen.
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(3) Das Kollegium berat den Leiter des Amtes in alien wichtigen
Fragen,insbesondere fiber
a) die Vorbereitung and Durchfi hrung von Gesetzen der Volkskammer
sowie von Verordnungen and Beschliissen des Ministerrates,
b) die Aufstellung and Durchfuhrung von Perspektivplanen sowie der
Jahresplane des Amtes,
c) die Aufstellung des Strukturplanes and des Stellenplanes des Amtes,
d) die systematische Anwendung der Erkenntnisse der Kernforschung
and Kerntechnik and ihre Einftihrung in die Praxis.
? 5
Wissenschaftlich-Technischer Rat
Bei dem Amt besteht ein Wissenschaftlich-Technischer Rat. Er arbeitet
nach den Bestimmungen der Anordnung vom 4. November 1955 fiber
die Bildung and die Tatigkeit der Wissenschaftlich-Technischen Rate
der Hauptverwaltungen (GB1. II S. 383) and nach der vom Leiter des
Amtes erlassenen Geschaftsordnung.
? 6
Struktur and Arbeitsweise des Amtes
(1) Fir die Struktur des Amtes ist der von dem zustandigen Stellver-
treter des Vorsitzenden des Ministerrates bestatigte Strukturplan ver-
bindlich.
(2) Die kadermaf3ige Besetzung, die Arbeitsverteilung and die Arbeits-
weise des Amtes werden im Stellenplan, im Arbeitsverteilungsplan and
in der Arbeitsordnung des Amtes geregelt.
(3) Die Grundsatze fir die Arbeitsweise der Mitarbeiter ergeben sich
aus der Verordnung vom 10. Marz 1955 fiber die Pflichten and Rechte
der Mitarbeiter der staatlichen Verwaltungsorgane - Disziplinar-
ordnung - (GB1. I S. 217).
(4) Das Amt gliedert- sich in Hauptabteilungen and Abteilungen. Die
Hauptabteilungen sind die Organe des Amtes, denen die unmittelbare
Leitung der ihnen unterstellten Betriebe and sonstigen Institutionen
obliegt. Die Leiter der Hauptabteilungen haben in ihrem Verant-
wortungsbereich die politischen, okonomischen and administrativen Auf-
gaben des Amtes im Rahmen der Politik der Regierung and nach den
Weisungen des Leiters des Amtes durchzuft hren. Sie tragen damit
zugleich die Verantwortung fur die gesamte Tatigkeit and die weitere
Entwicklung der in ihren Hauptabteilungen zusammengeschlossenen
Einrichtungen gegenuber dem Leiter des Amtes. Im Rahmen ihrer
Zustandigkeit haben die Leiter' der Hauptabteilungen das Recht, den
ihnen unterstellten Betrieben and sonstigen Institutionen Anweisungen
zu erteilen.
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?7
Unterstellte Betriebe and Einrichtungen
Dem Amt sind volkseigene Betriebe, wissenschaftliche and technisch-
wissenschaftliche Institute and sonstige Institutionen unterstellt.
? 8
Vertretung des Amtes im Rechtsverkehr
(1) Im Rechtsverkehr wird das Amt durch den Leiter vertreten. Im
Falle der Verhinderung des Leiters regelt sich die Vertretung nach ? 3
dieses Statuts.
(2) Im Rahmen ihres Aufgabenbereiches and ihrer Befugnisse sind auch
die Stellvertreter des Leiters sowie die Leiter der Hauptabteilungen
and Abteilungen befugt, das Amt zu vertreten.
(3) Andere Mitarbeiter des Amtes and sonstige Personen konnen das
Amt nach Mal3gabe der ihnen vom Leiter schriftlich erteilten Voll-
machten vertreten.
? 9
Schlulbestimmungen
Dieses Statut tritt mit seiner Verkundung in Kraft.
Berlin, den 21. Februar 1957
Der Ministerrat der Deutschen Demokratischen Republik
Der Stellvertreter
Der Ministerprasident des Vorsitzenden des Ministerrates
Grotewohl Selbmann
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ATOMPHYSIK
QUANTENMECHANIK
RADIOAKTIVE ISOTOPE
STRAHLENKUNDE
MAGNETISMUS
ULTRASCHALL
and die
MATHEMATISCHEN
GRUNDLAGEN
DEUTSCHER YERLAG DER WISSENSCHAFTEM
BERLIN we ? NIEDERWALLSTRASSE 39
&'d.TYlzsR;?Sl42u',w.:. w?L.za.,y {MY,.aS IfWfr4?isg,5.?xi M 4,Mafa?s2. 4f t M1%b6 ;>"`#ift EC'tiA
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ARDENNE, M. v.
Tabellen der Elektronenphysik, Ionenphysik and Ubermikroskopie
Band I: Hauptgebiete
1956, XVI/614 Seiten, mit vielen Abb., Lex 8?, Leinen, DM 74,-
Band II: Randgebiete and Hilfsgebiete
1956, XII/617-1368 Seiten, mit vielen Abb., Lex 8?, Leinen, DM 92,-
,,Dieses Tabellenwerk ist von weit groi3erer Bedeutung, als der bescheidene Titel
vermuten la13t. Es enthalt keineswegs nur Tabellen mit Zahlenwerten, tech-
nisch-physikalischen Daten and Stoffeigenschaften, Diagramme and Formeln,
es gibt vielmehr einen rasch orientierenden t)berblick uber die wichtigsten
? Arbeitsmethoden and Gerate, uber die zugrunde liegenden Elementarvorgange
and uber Mef3- and Konstruktionsprinzipien, and es erleichtert demjenigen,
der nicht gerade Spezialist auf dem betreffenden Gebiet ist, die Arbeit durch
didaktisch vorzugliche Prinzipschemata and pragnante EinfUhrungen and
Kommentare. Zahlreiche Literaturzitate and auf das Wesentliche beschrarkte
Literaturauszuge weisen den Weg zu einem tiefergehenden Studium. Besondere
Miihe wurde auf eine moglichst vollstandige Berucksichtigung der neueren aus-
landischen Literatur verwandt. Eine solche konzentrierte Darstellung ein-
zelner Fachgebiete, die in dieser meisterhaften Form and mit dieser Umsicht
auch in Hilfs- and Randgebieten (Hochvakuumtechnik, Warmelehre, Optik,
Magnetismus, Hochspannungstechnik, Hochfrequenztechnik, Kernphysik) wohl
ohne die langjahrigen umfassenden Erfahrungen des Verfassers in der eigenen
Forschertatigkeit kaum moglich ware, stellt zweifellos einen bemerkenswerten
Beitrag zur Verbesserung der Okonomie der Arbeitsweise in Wissenschaft and
Technik dar. Wieviel wertvolle Zeit geht heute noch oft durch das Suchen and
Auswerten von Literatur verloren. Jedes Hilfsmittel, das hies zeitraubende
technische Arbeit einspart, wird uberall dankbar begruBt werden. So wird
auch dieses Werk, das einige zentrale Themen der physikalischen Forschung
and Technik behandelt, sehr bald in den meisten physikalischen Laboratorien
der Hochschulen and der Industrie zu finden sein. Gern wird man sich dem
Wunsche des Verfassers anschliel3en, dai3 sick in Zukunft die Moglichkeit einer
Uberarbeitung and Fortfuhrung des Werkes ergeben moge."
UMSCHAU in Wissenschaft and Technik, Frankfurt/Main, Heft 4/57.
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ARDENNE, M. v.
Tabellen, zur angewanidten Kernphysik
1956, VIII/139 Seiten, mit vielen Abb., Lex 8?, Leinen, DM 24,80
Die vorgelegte Zusammenstellung umfalt nicht das Gesamtgebiet der an-
gewandten Kernphysik, sondern beschrankt sich auf einige Schwerpunkte, wie
Indikatorenmethode mit radioaktiven Isotopen (Leitisotopen) and der zugeord-
neten McBtechnik, Indikatorenmethode mit stabilen Isotopes and Reaktor-
technik.
BLOCHINZEW, D. I.
Grundlagen der Quantenmechanik
tYbersetzung aus dem Russischen
2. Auflage, 1957, X111542 Seiten, 83 Abb., Gr. 8?, Leinen, DM 26,70
Der Verfasser stellt sich die Aufgabe, dem Anfanger das richtige Verhaltnis
fur die physikalischen Grundlagen der Quantenmechanik, ihren mathematischen
Apparat and fur ihre Anwendung zu vermitteln.
,,Es (das Buch) wird seinem Ziel, dem Studierenden ein gut fundiertes Wissen
and das n6tige Rustzeug fur die Behandlung quantenmechanischer Probleme zu
geben, voll gerecht, and kann daher bestens empfohlen werden."
?Internationale Mathematische Nachrichten", Wien, Nr. 41142/55
KANTOROWITSCH, L. W. - W. I. KRYLOW
Ngherungsmethoden der hiiheren Analysis
tYbersetzung aus dem Russischen
1956, X1/611 Seiten, 68 Abb., Gr. 8?, Leinen, DM 47;
Das Buch hat das Ziel, dem Physiker and Ingenieur bei der numerischen Be-
handlung der wichtigsten Differential- and Integralgleichungen aus Physik and
Technik zu helfen.
Ausfiihrlich werden die bekanntesten Ngherungsmethoden bei linearen Inte-
gralgleichungen der Physik dargestellt, wobei auf Fehlerabschl tzungen grol3er
Wert gelegt wird.
Es folgen die sogenannten ,direkten Methoden" der Variationsrechnung, die
konforme Abbildung nebst Anwendung auf die LSsung von Randwertaufgaben.
,,Das Buch hat im russischen Original bereits drei Auflagen etlebt. Es ist Behr
erfreulich, dal3 dieses Standardwerk nun auch dem deutschsprachigen Leser-
kreis durch die vorziigliche tYbersetzung bequem zuganglich geworden ist."
,,MTW-Mitteilungen", Technische Hochschule Wien, Nr. 111/5 1956
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KORSUNSKI, M. L.
Isomerie der Atornkerne
tYbersetzung aus dem Russischen
1957, VIII/347 Seiten, 134 Abb., 8?, Leinen, DM 33,60
In dieser vom Autor durch neue Literatur erganzter Monographie sind die Er-
gebnisse zahlreicher experimenteller Untersuchungen fiber die Erscheinungen
der Isomerie der Atomkerne zusammengetragen. Sowohl die theoretischen Vor-
stellungen fiber die Ursachen ihrer Bildung als auch eine ausfiihrliche tUbersicht
fiber die experimentellen Daten und die Arbeiten fiber die Struktur der Atom-
kerne werden erlautert.
KUDRJAWZEW, B. B.
Anwendung von Ultraschallverfahren bel physikalisch-chemischen
Untersuchungen
tYbersetzung aus dem'Russischen
1955, 253 Seiten, 151 Abb., Gr. 8?, Leinen, DM 16,30
?Das Hauptmerkmal des vorliegenden 16. Bandes der Hochschulbucher fur
Physik ist sein auf die Praxis zugeschnittener Inhalt. Wer sick mit Fragen der
Ultraschall-Erzeugung und -Messung zu befassen 'hat, wird in diesem Buch
viele Anregungen finden. Der Text ist Behr klar, umstandliche Redewendungen
wurden vermieden. Die tObertragung ins Deutsche ist einwandfrei.... Der Wert
des Bushes wird durch die Ausstattung noch erhbht. Papier und Druck sind
einwandfrei. Man kann dieses Werk bestens empfehlen."
KUPRADSE, W. D.
Randwertaufgaben der Schwingungstheorie und Integralgleichungen
tYbersetzung aus dem Russischen
1956, VI111239 Seiten, 11 Abb., Gr. 8?, broschiert, DM 27,60, Leinen, DM 29,70
Das Buch bringt eine vollstandige Darstellung der Theorie der Schwingungs-
gleichungen, insbesondere ihrer Potentiale und der Randwertaufgaben, unter
besonderer Berucksichtigung der Anwendungen auf elektromagnetische und
elastische Schwingungen. Ein besonderes Kapitel behandelt den hierbei auf-
tretenden Typ linearer singularer Integralgleichungen zweiter Art. Die neuesten
Forschungsergebnisse des Autors wurden in die deutsche Ausgabe eingearbeitet.
,,Dieses Buch ist erstmalig im Jahre 1950 in russischer Sprache erschienen und
liegt nun also auch in einer deutschen tYbersetzung vor, welche gegenuber dem
Original manche Anderungen, Erganzungen und Zusatze enthalt. Die Reihe der
Hochschulbucher fur Mathematik hat dadurch wieder eine sehr wertvolle Be-
reicherung erfahren."
,,Monatshefte fiir Mathematik", Springer-Verlag Wien, 1/57
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LICHNEROWICZ, A.
Lineare Algebra and lineare Analysis
tYbersetzung aus dem Franzosischen
1956, X1/323 Seiten, Gr. 8?, Leinen, DM 26,60
Im ersten, algebraischen, Teil dieses Bushes werden Vektorraume endlicher
Dimension and die iiblichen Hilfsmittel zur Auflosung linearer Gleichungs-
systeme in endlich vielen Unbekannten behandelt. Im zweiten Teil wird die
Theorie auf den Fall unendlich dimensionaler Rdume ausgedehnt. Es folgt eine
Einfuhrung in die Theorie der mehrfachen Integrale and der auBeren Diffe-
rentialformen.
LOSCHE, A.
Kerninduktionen
etwa 320 Seiten, Gr. 8?, Leinen, etwa DM 35,60
Diese Monographie beschaftigt sich mit den experimentellen Methoden der
Kerninduktion and der Kernmomentforschung. Neben seinen eigenen Experi-
menten gibt der Verfasser ein ausfi hrliches Gesamtbild des gegenwartigen
Standes der Forschung.
(Voraussichtlicher Erscheinungstermin Oktober 1957)
MYSCHKIS, A. D.
Lineare Differentialgleichungen mit nacheilendem Argument
Ubersetzung aus dem Russischen
1955, VIII/180 Seiten, 9 Abb., Gr. 8?, Leinen, DM 21,30
Die Theorie der Differentialgleichungen mit nacheilendem Argument ist ein
bisher relativ wenig untersuchtes Gebiet der Analysis. Sie findet ihre An-
wendung in der Theorie der Prozesse mit Nachwirkung and insbesondere der
Technik der Selbstregulierung (Regeltechnik), gewinnt also in neuerer Zeit stets
groBere Bedeutung.
,,Es ist zu erwarten, daB die ausgezeichnete Darstellung der Erforschung dieses
schwierigen, aber interessanten and fur die Anwendungen so wichtigen Gebietes
einen starken AnstoB geben wird."
,,MTW-Mitteilungen", Technische Hochschule Wien, Nr. 111/6 1956
PICHT, J.
Vorlesungen caber Atomphysik
Band I: 1956, VIII/238 Seiten, 46 Abb., 8?, Leinen, DM 18,60
Band II: etwa 160 Seiten, Leinen, 8?, etwa DM 18,40
(Voraussichtlicher Erscheinungstermin Juli 1957)
Der erste Band beschaftigt sich im wesentlichen mit der klassischen Atom-
physik. Aus dem Inhalt: Grundlagen der Statistik - Grundgesetze der Mechanik
- Grundgesetze der statistischen Mechanik - Grundgesetze der Warmestrah-
lung - Lichtquanten and Strahlungstheorie - Bau and Strahlung der Atome
and Molekiile - Periodisches System der Elemente - BOSE-EINSTEIN- and
FERMI-DIRAC-Statistik.
Der zweite Band beschaftigt sick mit der Wellen- and Quantenphysik,' der
Kernphysik and der Physik der Wellenfelder.
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RIESZ, F. - B. Sz-NAGY
Vorlesungen fiber Funktionalanalysis
Ubersetzung aus dem Franzosischen
1956, XI/481 Seiten, Gr. 8?, Leinen, DM 32,20
Das Buch, dessen Autoren Weltruf genieBen, stellt eine tUbersetzung aus dem
Franzosischen nach der 2. Auflage dar and bringt moderne Differentiations- and
Integrationsmethoden and die Theorie der Integralgleichungen. Ein Anhang
enthalt die neuesten Forschungsergebnisse von Prof. Dr. Bela Sz.-Nagy fiber
Transformationen des Hilbertschen Raumes, die aus dem Raum hinausfiihren.
SCHPOLSKI, E. W.
Atomphysik
t7bersetzung aus dem Russischen
Band I: 1954, X/444 Seiten, 226 Abb., Gr. 8?, Leinen, DM 19,-
Band II: 1056, XI/688 Seiten, 474 Abb., Gr. 8?, Leinen, DM 42,40
Der erste Band enthalt die experimentellen Grundlagen der Atomtheorie and
der Quantenphysik and endet mit der Betrachtung der Welleneigenschaften der
Materie.
Im zweiten Band wird eine systematische Darlegung der Grundlagen der
Quantenmechanik bei dem Aufbau der Elektronenhiille des Atoms gegeben.
Ungefahr die Halfte dieses Bandes ist den Atomkernen and den Betrachtungen
fiber kosmische Strahlen gewidmet.
,,Das Bestechende an dem Gesamtwerk ist der durchgehend klare, systematische
Gang and die verstandliche Darstellung, sowie elegante Ableitung der not-
wendigen Formulierungen. Es ist alles enthalten, was heute atomphysikalisch
bekannt ist. Nicht nur als Lehrbuch, auch als Handbuch and Nachschlagewerk
kann es dem Schulphysiker beste Dienste leisten."
?Praxis der Physik / Chemie and Photographie", Frankenberg/Eder, Nr. 1/1957
SCHREIBER, H.
Blophysikalische Strahlenkunde
Band 1: Rontgenstrahlen and Radioaktivitat
1957, XII/355 Seiten, 145 Abb., Gr. 8?, Leinen, DM 24,40
Im gegenwartigen Zeitpunkt bedarf es keiner naheren Hinweise, daB die
Wechselbeziehungen zwischen Strahlung and dem belebten Objekt sehr aktuell
sind. Das vorliegende Werk ist der ionisierenden Strahlung gewidmet, also der
Rontgenstrahluhg and den Strahlen der nati rlichen and kiinstlichen Radio-
aktivitat. Besonderer Wert wurde auf Tabellen gelegt, die das Aufsuchen von
Zahlenwerten and Angaben erleichtern sollen.
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WEISS, C. F.
Radioaktive Standardpraparate
Eigenschaften, Herstellung and Aktivitatsbestimmung
2. Auflage, 1957, 232 Seiten, 63 Abb., Gr. 8?, Leinen, DM 18,60
Diese Monographie gibt eine umfassende Anleitung fur die praktische Arbeit
mit radioaktiven Standardsubstanzen. Die verschiedenen radiochemischen Her-
stellungsmethoden der einzelnen aktiven Isotope werden ausfilhrlich besprochen.
Der Verwendungszweck der Standardsubstanzen wird an Hand ihrer kern-
physikalischen Eigenschaften ausfiihrlich erlautert. Der Verfasser hat sick er-
folgreich bemiiht, besonders auch fur die in bescheiden eingerichteten Labora-
torien arbeitenden Praktiker, eine Zusammenstellung von eigenen and in der
Literatur vorliegenden Erfahrungen zu geben. Die Kenntnis der allgemeinen
Kernphysik wurde vorausgesetzt. Die Literatur konnte bis Ende 1955 beriick-
sichtigt werden.
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Aus dem VEB DEUTSCHER VERLAG DER WISSENSCHAFTEN bestelle ich
hiermit zu sofortiger Lieferung bzw. sofort nach Erscheinen:
Senden Sie these Bestellkarte an den Buchhandel oder an den VEB DEUTSCHER VERLAG DER WISSEN-
SCHAFTEN, Berlin W 8, NiederwallstraBe 39
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i - I
WONSOWSKI, S. W.
Modern Lehre vom Magoetismus
Ubersetzung aus dem Russischen
1956, 'XV/406 Seiten, 119 Abb., 8?, Leinen, DM 31,20
Das Werk bringt eine Ubersicht Ober die modernen Vorstellungen von magne-
tischen Eigenschaften. Dabei beschrankt rich" der Autor nicht nur auf atomare
Teilc ien, sondern behandelt such makroskopische Korper. Vorausgesetzt werden
entsprechende,Kenntnisse aus der mo?ernen Atomphysik. Die mathematische
Seitz wird nicht immer erschopfend behandelt, sondern nur an einigen Stellen
eingehender untersucht., Es sind ausfOhrliche Literaturzitate angegeben, wobel
der Autor jedoch keinen Anspruch auf Vollstiindigkeit erhebt.
EXPERIMENTELLE TECBNIK DEB PHYSIK
herausgegeben von Professor Dr. F. X. Eder and Professor Dr. A. Eckardt
6 Hefte jdhriith
Umfang je?Heft etwa 50 Seiten, Gr. 80, Preis je Heft DM 4,-
ImVEB DEUTSCHER VERLAG DER
WISSENSCHAFTEN eradieinen:
Lehrbiioher, Monograpbien, Foradmngs-
berichte, Tagungeberichte and Zeitsahriften
folgender Fad3gebiete:
Mathematik
Physik
Chemie
Biologie
Geographie
Geologic
Hydrographie
Philosophic
Geschichte
Sprachwissensdtaft
(3) A5 405/57 594 10 557
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DAS ZENTRALINSTITUT
00
FUR KERNPHYSIK
AM BEGINN SEINER
ARBEIT
cfusYnla/J
der8nbetriebnabme des ersten
cTo-rsc6ungsreaktors der,eutsc6en
femokratisa ea cpubltk.
gejjaltene `Yortrdge
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BARWICH SCHINTLMEISTER THUMMLER
DAS ZENTRALINSTITUT FUR KERNPHYSIK
AM BEGINN SEINER ARBEIT
Herausgegeben von
Aus Anlal3 der Inbetriebnahme
des ersten Forschungsreaktors
der Deutschen Demokratischen Republik
gehaltene Vortrage
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Erschienen im Akademie-Verlag, Berlin W 8, Mohrenstr. 39
Lizenz-Nr. 202, 100/538/58
Copyright 1958 by Akademie-Verlag GmbH, Berlin
Alle Rechte vorbehalten
Gesamtherstellung: VEB Druckerei ?Thomas Mentzer" Bad Langensalza
Bestell- and Verlagsnummer 5331
Printed in Germany
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Durch einen BeschluB des Ministerrates der Deutschen Demokratischen Re-
publik im November 1955 wurde das Zentralinstitut fur Kernphysik in der Nahe
von Dresden gegriindet, nachdem kurz davor durch den AbschluB eines Abkom-
mens zwischen den Regierungen der UdSSR and der DDR uber die Unterstiitzung
der DDR bei der Entwicklung der kernphysikalischen Forschung and ihrer An-
wendungen in der Volkswirtschaft die Lieferung der wichtigsten apparativen Aus-
rustung - eines Forschungsreaktors and eines Zyklotrons - vereinbart worden
war.
Das Zentralinstitut wurde von vornherein als ein moglichst leistungsfahiges
Forschungszentrum fur Kernphysik and Kerntechnik projektiert and umfaBt
heute fiinf Bereiche, deren Arbeitsrichtungen durch ihre Benennungen charakte-
risiert sind : Reaktortechnik and Neutronenphysik, Physik der Atomkerne, Radio-
chemie, Werkstoffe and Festkorper, Technik.
Die Zentralgebaude der beiden erstgenannten Bereiche sind nach sowjetischen
Projektunterlagen gebaut, die wesentlichen Ausriistungen fur den Reaktor and
das Zyklotron wurden von der Sowjetunion geliefert and unter Mitwirkung so-
jwetischer Fachleute montiert. Wahrend mit dem Ban der wichtigsten Gebaude
Anfang 1956 begonnen wurde, begann die Montage des Reaktors im Friihjahr 1957,
die des Zyklotrons einige Monate spater.
Das vorliegende Heft enthalt die Wiedergabe von 3 Vortragen, welche auf einer
Sitzung des Wissenschaftlichen Rates fur die friedliche Anwendung der Atomener-
gie Beim Ministerrat der Deutschen Demokratischen Republik anlaBlich der In-
betriebnahme and offiziellen tTbergabe des Forschungsreaktors an die Instituts-
leitung am 16. Dezember 1957 an der Technischen Hochschule Dresden gehalten
wurden. Sie wenden sich an ein Gremium von Wissenschaftlern and Technikern
der verschiedensten Fachrichtungen and sollen eine erste Information uber die
Moglichkeiten and die Ziele der Arbeiten zur Kernforschung and Kerntechnik des
Zentralinstituts fur Kernphysik geben, wobei aus auBeren Griinden die Bereiche
Radiochemie and Technik hierbei nicht behandelt wurden.
Bis zur Drucklegung dieser Vortrage konnte auch die Inbetriebnahme des Zyklo-
trons durchgefuhrt werden and die geforderte Energie and Intensitat eines Den-
teronenstrahles nicht unerheblich iiberschritten werden. Somit ist der normale
Forschungsbetrieb in zwei wichtigen Bereichen des Zentralinstituts fur Kern-
physik aufgenommen worden, wahrend die iibrigen Bereiche vorerst teilweise
noch in provisorischen Laboratorien untergebracht sind and noch nicht uber
den vollzahligen Stab ihrer Mitarbeiter verfiigen.
Der Herausgeber
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H. BARwICH
her den Forschungsreaktor der DDR and seine Ausnutzungs-
moglichkeiten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7
J. SCIIINTLMEISTER
Uber das Zyklotron des Zentralinstitutes fur Kernphysik and
die Forschungsvorhaben im Bereich ,Physik der Atomkerne" 25
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Uber den Forschungsreaktor der DDR and seine Ausnutzungsmoglichkeiten
von HEINZ BARWICH
(Vortrag, gehalten in der offentlichen Sitzung des Wissenschaftlichen Rates
fiir die friedliche Anwendung der Atomenergie am 16. 12. 1957 in Dresden)
Meine sehr verehrten Damen and Herren!
Am 14. Dezember ds. Js. wurde der letzte Schritt zum Aufbau des ersten For-
schungsreaktors der Deutschen Demokratischen Republik im Zentralinstitut
fur Kernphysik getan, indem die Uranstabe in die aktive Zone eingesetzt wurden
and die kritische Grope erreicht bzw. iiberschritten wurde.
Mit schwer zu beschreibender Spannung and innerer Erregung konnte eine
kleine Gruppe von Mitarbeitern unseres Zentralinstitutes verfolgen, wie der Neu-
tronenstrom einer in die aktive Zone eingebrachten Neutronenquelle durch den
Vorgang der Uranspaltung in immer zunehmendem MaBe verstarkt wurde, bis er
schlieBlich, scheinbar unaufhaltsam, auch nach Entfernung der eingebrachten
Neutronenquelle weiter anstieg, so daB rich zeitweise seine Starke in 15 Sekunden
verdoppelte.
Die Beobachtung dieses Effektes, dieses eindeutigen experimentellen Beweises
der selbstandig ablaufenden Kettenreaktion der Kernspaltung, hatten wir seit
langer Zeit sehnlichst herbeigewiinscht, and ich glaube, daB das besondere Erleb-
nis diesel Versuches fur viele unserer Mitarbeiter die schonste Belohnung fiir ihre
auBerordentlichen Miihen, die sie beim Aufbau des Reaktors aufgewendet batten,
gewesen ist. Die grundsatzliche Bedeutung dieses auBergewohnlichen Experi-
mentes fur Wissenschaft and Technik, die dadurch in eine neue Etappe ihrer Ent-
wicklung eingetreten sind, scheint mir heute, da das allgemeine Interesse fur die
Kernforschung bereits breiteste Kreise der Offentlichkeit erfaBt hat, besonders
in diesem Kreis keiner allgemeinen Erlauterung mehr zu bedurfen.
Mit der Inbetriebnahme eines Forschungsreaktors hoher Leistung, namlich von
2000 Kilowatt, ist fur unsere Deutsche Demokratische Republik nunmehr die
reale Moglichkeit eroffnet, in absehbarer Zeit einen geachteten Platz in der Reihe
der in der Kernforschung and Kerntechnik heute fiihrenden Staaten der Welt zu
erringen. Die Mitarbeiter unseres Institutes, die heute noch keine nennenswerten
Erfahrungen auf dem neuen Arbeitsgebiet besitzen, sind fest davon iiberzeugt, daB
auf Grund der an unserem Kernreaktor gebotenen Arbeitsmoglichkeiten der Weg
zur Erreichung dieses Zieles in denkbar kiirzester Frist erfolgreich zuriickgelegt
werden wird. Eine groBere Zahl von ihnen traut sich heute bereits zu, einen Kern-
reaktor selbstandig in Betrieb zu nehmen and zu bedienen, and ich mochte dieser
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optimistischen Meinung nicht entgegentreten, da sie auf griindlicher Sachkenntnis
beruht. Allerdings ist these positive Einstellung in einem erheblichen Grade auch
dadurch bedingt, daB rich unser Forschungsreaktor in einer Reihe von Merkmalen
wesentlich von dem Reaktormodell unterscheidet, das vor nunmehr etwa 15 Jah-
ren von amerikanischen and kurze Zeit danach von sowjetischen Forschern erst-
malig in Betrieb genommen wurde, and daB die technischen Vervollkommnungen,
die das Ergebnis einer langjahrigen Entwicklung im Reaktorbau veranschaulichen,
seine Bedienung relativ einfach erscheinen lassen.
Vergleicht man unseren Reaktor mit dem historisch ersten Typ des Uran-
Graphit-Reaktors, so unterscheidet er sich von ihm in zwei wesentlichen Punkten:
einerseits in der spezi f ischen Leistung, die auf den betrachtlichen Wert von 45 kW
pro kg Uranmetall gegeniiber nur 1,5 ? 10-3 W/kg beim ersten Reaktor erhoht ist
and dementsprechend in der GroBe des Neutronenflusses, namlich 2 ? 1013 Neu-
tronen pro Quadratzentimeter and Sekunde gegeniiber nur etwa 10' beim ersten
Versuchsreaktor, andererseits in der Art des verwendeten Spaltstoffes, der in
unserem Falle angereichertes Uran ist, das 10% des Uranisotops der Masse 235
enthalt, wahrend damals natiirliches Uran benutzt wurde, welches nur 0,71 %
dieses Isotops enthalt.
Das am Isotop Uran-235 angereicherte Uran, das nach dem komplizierten Ver-
fahren der I sotopentrennung durch Diffusion auf der Grundlage der wissenschaft-
lichen Arbeiten von G. HERTZ heute in den Vereinigten Staaten von Amerika and
in derSowjetunion in groBtechnischem MaBstab hergestellt wird, stellt den eigent-
lichen Schatz, das kostbare Herz unserer Anlage dar.
Bever ich zur Besprechung der physikalischen and technischen Einzel-
heiten unseres Forschungsreaktors and seiner Anwendungsmoglichkeiten
iibergehe, mochte ich ganz besonders unserer tiefen Befriedigung dariiber Aus-
druck geben, daB die sowjetische Regierung uns bereits vor geraumer Zeit, vor
nunmehr fast 3 Jahren, dieses wertvolle Material in fur Jahre ausreichender
Menge and ohne einschrankende Lieferungsbedingungen angeboten and in-
zwischen auch iiberlassen hat. Und ich mochte auch an dieser Stelle nochmals
im Namen aller Mitarbeiter unseres Institutes and all derer, die nunmehr in den
GenuB der Ausnutzung dieser wunderschonen Anlage kommen werden, der So-
wjetregierung and allen sowjetischen Mitarbeitern, die these Anlage entwickelt,
konstruiert and erprobt haben and uns bei ihrem Aufbau behilflich waren, unseren
herzlichsten Dank aussprechen.
Unser Forschungsreaktor ist dem Typus nach ein Walser-Wasser-Reaktor
mit angereichertem Uran von heterogenem Au f bau ; das bedeutet, daB das Uran in
Form von Staben, die in Aluminiumhiillen eingeschlossen sind, in der aktiven
Zone gitterformig angeordnet ist. Dieses Gitter befindet sich in einem groBen
Aluminiumbehalter mit gewohnlichem Wasser. Das Wasser erfiillt hier drei ver-
schiedene Aufgaben: die der Neutronenbremsung, der Warmeabfuhr and des
Strahlenschutzes. Die neutronenphysikalische Charakteristik der aktiven Zone
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driickt sich in einer Neutronenbilanz aus, die sehr stark verschieden von der im
Uran-Graphit-Reaktor and auch der im Schwerwasser-Reaktor ist, wie aus Tab. 1
zu ersehen ist.
TABELLE 1
Neutronenbilanz verschiedener Reaktortypen
nat.
WWR
Uran-Graphit
(10% U-235)
Ausbeute pro verbr. U-235
2,10 2,090
Einfang im U-235
1,00 1,000
Einfang im U-238
0,85 0,083
Einfang in Moderator and
Kuhlmittel
0,12 0,268
Verlust nach auBen 0,05 0,685
Reserve 0,08 0,054
2,10
Wir sehen, daB die Zahl der entstehenden Spaltneutronen, bezogen auf ein
im U-235 absorbiertes Neutron, in beiden Fallen wegen der unbedeutenden Ver-
mehrung durch Spaltungen im U-238 nur wenig verschieden ist. Es bleiben also
nach Abzug des fur die Fortsetzung der Reaktion notwendigen einen Neutrons
in beiden Fallen noch rund 1,1 Neutron zur Deckung der verschiedenen Verlust-
anteile ubrig. Wahrend beim Uran-Graphit-Reaktor der uberwiegende Teil dieser
Verluste, namlich 0,85 Neutronen, durch Einfang im Uran-238 entsteht, also zur
Erzeugung von Plutonium fiihrt, and nur ein relativ geringer Teil, 0,12 Neu-
tronen, in Moderator and Kuhlmittel verloren geht, ist im Gegensatz hierzu bei
unserem Reaktor der auf Plutoniumbildung entfallende Anteil etwa 10mal
kleiner, der Einfang in Moderator and Kuhlmittel wegen der hoheren Absorption
des gewohnlichen Wassers dagegen etwa doppelt so hoch. Fur die Verluste nach
auBen bleibt dafiir in unserem Falle ein erheblicher Anteil ubrig, ndmlich 0,68 Neu-
tronen, im Gegensatz zum Uran-Graphit-Reaktor, bei dem diese Verluste nur
0,05 Neutronen betragen konnen. Durch diesen Unterschied ist bedingt, daB der
Uran-Graphit-Reaktor eine kritische GrOBe der ,aktiven Zone" entsprechend
einem Durchmesser von etwa 6 m and mehr haben muB, wahrend diese bei
unserem Reaktor bedeutend kleiner ist. Sie bildet einen Zylinder von 50 cm Hohe
and etwa 50 cm Durchmesser. Unter Reserve sind diejenigen Anteile zu verstehen,
die zu Beginn des Betriebes durch Regelstabe, am SchluB desselben durch Schlacken
and Gi f to absorbiert werden.
Diese abweichende Bilanz ist sowohl durch die Anreicherung des Urans, die
zu einer wesentlichen Verminderung des Einfangs im Uran-238 fiihrt, als auch
durch die Eigenschaften des Wassers als Bremsmittel bedingt. Einerseits ist die
Bremsung im Wasser besser als im Graphit, so daB der Resonanzeinfang der Neu-
tronen wegen des schnelleren Durchlaufens des entsprechenden Energieintervalls
verringert wird, andererseits zeigt sich jedoch auch der Nachteil des Wassers
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gegeniiber Graphit im Hinblick auf den starkeren Einfang der thermischen Neu-
tronen.
Als wichtigstes Ergebnis des Vergleichs konstatieren wir den groBen Anteil
von Neutronen, die aus der Oberflache unseres Reaktors austreten. Diese Neu-
tronen werden hauptsachlich fur die Durchfuhrung der physikalischen Unter-
suchungen ausgenutzt. Sie erinnern sich, daB unser Reaktor 10 horizontale
experimentelle Kanale besitzt, durch die diese Neutronen in den AuBenraum
gelangen konnen. Dafiir, daB fast keine Neutronen zur Plutoniumbildung ver-
braucht werden, konnen wir andere Elemente in der aktiven Zone bestrahlen and
aus ihnen radioaktive Isotope herstellen. Durch diese Eigenschaften ist unser
Reaktor als ein typischer Forschungsreaktor charakterisiert.
Ganz allgemein ist es bei einem Forschungsreaktor erwunscht, einen hohen
Wert des Neutronenflusses bei moglichst geringem Uranverbrauch, was mit
minimaler Gesamtwarmeleistung gleichbedeutend ist, zu erzielen. Fur den Zu-
sammenhang zwischen dem NeutronenfluB 0, der Leistung NMM, (in Megawatt)
and der Menge des in der aktiven Zone befindlichen Spaltmaterials M5 (in kg)
besteht die folgende Beziehung :
=2.1018NMw?
M5
Um einen hohen FluB zu bekommen, kommt es also darauf an, die spezifische
Warmeleistung im Spaltmaterial nach Moglichkeit groB werden zu lassen, wobei
die Gesamtmenge des eingesetzten Urans aus Grunden der Wirtschaftlichkeit
moglichst klein sein solite. Wegen der Anreicherung betragt bei uns die Masse
des Uran-235 nur etwa 3,5 kg, and wir erhalten nach obiger Formel einen mittleren
NeutronenfluB von 1013 Neutronen pro cm2 ? sec. Der maximale FluB in der Mitte
der aktiven Zone betragt 2 ? 1013 Neutronen, dabei betragt der Uranverbrauch
bei maximaler Leistung des Reaktors nur 2,5 g Uran-235 pro Tag.
Man konnte nun fragen, ob die Anwendung von schwerem Wasser anstelle des
gewohnlichen Wassers als Moderator noch weitere Vorteile gebracht hatte. Es
laBt rich zeigen, daB die kritische GroBe unseres Reaktors in diesem Falle nicht
geringer ausgefallen ware. Dies ist trotz der geringeren Neutronenabsorption des
schweren Wassers nicht verwunderlich, da die sogenannte Migrationsflache, das
heiBt die Flache, innerhalb welcher die Neutronen, von ihrer Entstehung an
gerechnet, gebremst and absorbiert werden, bei gewohnlichem Wasser bedeutend
kleiner ist als bei schwerem Wasser. Dies ist such einer der Grande dafiir, wes-
halb bei Druckwasser-Energiereaktoren die Anwendung von gewohnlichem Wasser
der von schwerem Wasser vorzuziehen ist. Was die notwendige Uranmenge an-
betrifft, so kann sie beim Schwerwasserreaktor allerdings geringer sein. Das
gewohnliche Wasser bietet aber noch einen weiteren Vorteil, der gerade fur
experimentelle Anwendungen des Reaktors von Bedeutung ist, namlich die Aus-
bildung einer groBeren Harte des Neutronenspektrums als beim Schwerwasser-
reaktor. Fur kernphysikalische Untersuchungen interessieren heutzutage haupt-
sachlich die Neutronen im uberthermischen Energiebereich d. h. im Bereich
von wenigen Elektronenvolt (eV) bis herauf zu etwa 1 MeV. Per Anteil dieser
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fiber den Forschungsreaktor der DDR and seine Ausnutzungsmoglichkeiten 11
Neutronen am Gesamtspektrum wird durch das Kadmiumverhaltnis charakteri-
siert. Man kann dieses Kadmiumverhaltnis einfach durch Aktivierung einer
Kupferfolie im Reaktor bestimmen, indem man die Bestrahlung einmal bei Ein-
hullung der Detektorfolie durch Kadmium, welches die thermischen Neutronen
vollstandig absorbiert, and einmal ohne Bedeckung durchfiihrt. In unserem
Reaktor erhalten wir fur das Verhaltnis der Gesamtaktivierung zu der Aktivierung
im uberthermischen Bereich den Wert 13, fur den D20-Reaktor bekame man etwa
23 and fur einen Uran-Graphit-Reaktor den Wert 33. Das bedeutet also, daB
bei gleichem GesamtfluB in unserem Reaktor mehr als der doppelte Anteil,,schnel-
ler Neutronen" vorhanden ist als bei den anderen Reaktortypen. Diese Tatsache
ist gerade fur die Versuche der Neutronenspektroskopie auBerordentlich vorteilhaft.
Zur Veranschaulichung der Moglichkeiten zur Erzeugung kiinstlich radio-
aktiver Isotope mochte ich folgendes Gedankenexperiment anfuhren : Stellen wir
uns vor, daB alle Neutronen, die aus der aktiven Zone entweichen - das waren
0,69 pro verbrauchtes Uran-235-Atom -, durch einen die Zone umgebenden
Mantel eines zu aktivierenden Stoffes eingefangen warden, and denken wir uns
die Bestrahlungsdauer so groB, daB die Gleichgewichtsaktivitat des gebildeten
radioaktiven Stoffes erreicht wird, dann ergibt sich die Aktivitat des Mantels A
(in Curie) angenahert zu :
A = 0,69 106 NMw .
Wir konnten also theoretisch eine Aktivitat von etwa einer Million Curie er-
zielen, das heiBt einen Strahler erzeugen, der etwa einer Tonne Radium equivalent
ist. Die praktischen Moglichkeiten sind natiirlich wesentlich bescheidener, doch
diirfte these Betrachtung einen ungefahren Begriff von den bedeutenden Akti-
vierungsmoglichkeiten in unserem Reaktor geben.
Wir sehen also, daB unser Reaktor beziiglich seiner Anwendbarkeit fur For-
schungszwecke einige besondere Vorziige aufweist, namlich: einen groBen Neu-
tronenreichtum, der durch einen hohen Wert des Neutronenflusses im Innern
des Reaktors and eine groBe Intensitat des aus der aktiven Zone austretenden
Neutronenstromes gekennzeichnet ist, wodurch gute Moglichkeiten zur Erzeugung
radioaktiver Isotope and zur Durchfuhrung von Experimenten gewahrleistet sind.
Daneben hat der NeutronenfluB einen relativ hohen Anteil schneller Neutronen.
Es ist also nicht so, daB die Wahl des gewohnlichen Wassers als Moderator aus
Griinden der geringen Gestehungskosten getroffen wurde, sondern es liegen, wie
wir sahen, durchaus Bute Grunde dafiir vor, daB diesem der Vorzug gegeniiber
anderen Moderatoren gegeben wurde.
Nach diesen einleitenden Betrachtungen mochte ich jetzt, um Ihnen das heute
vormittag Gesehene naher zu erlautern, einige Diapositive zeigen, die t e c h n i s c h e
Einzelheiten der Reaktoranlage darstellen.
Abb. 1 zeigt das technologische Schema. Im Inneren des Reaktorbehalters er-
kennen wir gerade noch die aktive Zone mit den Abmessungen 50 x 50 cm, zylin-
derformig aufgebaut aus Aluminiumkorben, welche je 16 Uranstabe aufnehmen.
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Sie hatten heute Gelegenheit, das Leuchten des Wassers in dieser aktiven Zone
wahrend des Betriebes zu beobachten. Neben dem durch Eisen and Beton ge-
schiitzten Reaktorbehalter sehen Sie noch einen zweiten Wasserbehalter, das
Aufbewahrungsbecken fur verbrauchte Brennelemente. Hier hinein konnen durch
eine schrage Rohre unter vollkommenem Strahlenschutz Korbe mit ausgebrann-
ten, stark radioaktiven Brennelementen befordert werden, wobei man sich zur
Hantierung einer durch den Deckel hindurchgehenden Stange mit Greifvorrich-
tung bedient. Da these Elemente bei dichter Packung in genugender Menge auch
wieder eine aktive Zone bilden konnten, in welcher eine selbstandige Ketten-
reaktion einsetzen konnte, mussen sie auch in diesem Behalter in ausreichendem
Abstand voneinander gelagert werden. Zu diesem Zwecke ist in diesen Behalter
eine besondere Aufnahmevorrichtung eingebaut, welche diesen Abstand zwischen
den einzelnen Korben gewahrleistet. Im Laufe der Zeit verlieren die Uranstabe
bier den groBten Teil ihrer Aktivitat and konnen dann in einem Container an
den Ort der chemischen Aufarbeitung abtransportiert werden.
Weiter sehen wir den ersten Kiihlkreislauf, in dem das destillierte Wasser durch
den Reaktortank hindurchgepumpt wird, wobei es auf3erhalb des inneren Alumi-
niumzylinders hochsteigt and dann nach innen durch die aktive Zone abwarts
in den Pumpenraum zuriickkehrt, wo es nach Durchlaufen der Pumpen in den
beiden Warmeaustauschern seine Warme an den zweiten Kreislauf abgibt.
Oben sehen wir die vier Reservebehalter fur das Destillat zum Erneuern der
Fullung des ersten Kreises. Im NebenschluB zum ersten Kreis liegen noch zwei
Apparate, welche der Aufbereitung des Wassers dienen: das Ionenaustauscher-
Filter and der Deaerator. Der letztere ist ein Behalter, in dem das zerspruhte
Wasser durch Gegenstrombeluftung von dem Knallgas befreit wird, welches sich
in der aktiven Zone durch Zersetzung des Wassers, die sogenannte Radiolyse,
bildet. Das Ionenaustauschfilter entzieht dem Wasser die zum grol3en Teil aktiv
gewordenen Ionen von Verunreinigungen and Korrosionsprodukten durch Ad-
sorption and Ionenaustausch, so daB die Erneuerung des Wassers im ersten Kreis
erst nach einer langen Betriebsdauer notwendig wird. Alle Raume, in welchen
gas- oder staubformige radioaktive Korper entstehen konnen, werden durch eine
besondere Ventilationsanlage entliiftet. Durch einen 40 m hohen Schornstein ge-
langen dann nach Abfiltrierung der Aerosolteilchen die gasformigen radio-
aktiven Stoffe in gefahrloser Verdunnung an die AuBenluft.
Das nachste Bild (Abb. 2) zeigt einen Horizontalschnitt durch die aktive Zone.
Wir sehen die einzelnen Korbe, in denen jeweils 16 Uranstabe von 1 cm Durch-
messer and 50 cm Lange untergebracht sind. Insgesamt wurden zunachst 26 sol-
cher Korbe eingebaut, in den freibleibenden Schachten des Aufnahmegitters
konnen Behalter untergebracht werden, die der Erzeugung von radioaktiven
Isotopen dienen. Weiter sehen wir die Kanale fur die Regelungs- and Sicherheits-
stdbe. In einen solchen Kanal fallen im Gefahrenfalle die Sicherheitsstabe and
bringen die Kettenreaktion zum unverzuglichen Abklingen. Als Ursache fur ihre
Auslosung konnen die folgenden Signale des Schutzsystems wirksam werden :
tJberschreitung des am automatischen Regler eingestellten Leistungsniveaus, zu
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1. Kreislauf
2. Kreislauf
Nebenkreis
zum 1. Kreislauf
Rohrsystem der
Wasserzufuhrung
Spezielles Kanali-
sationssystem
Spezielles
Ventilationssystem
Ventil,
handgesteuert
Ventil, hand- and
ferngesteuert
Abb. 1. Technologisches Schema der Reaktoranlage
1 Reaktor,
5 Schutztank,
9 Warmetauscher,
2 aktive Zone,
6 Aufbewahrungsbecken f. verbrauchte Brennelemente,
10 Deaerator,
3 Moderatortank,
7 Reservebehalter fur destilliertes Wasser,
11 Ionenaustauschfilter,
4 Reflektortank,
8 Pumpen des ersten Kiihlkreislaufes,
12 dosimetrische Kontrollstelle zur Priifung von Brennelementen.
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schneller Anstieg der Leistung, Verminderung der Starke des Kuhlwasserstromes
im ersten Kreis and Stromausfall an den Pumpen.
her (Abb. 3) haben wir noch den Schnitt durch den ganzen Aufbau mit Strah-
lenschutz, bestehend aus einer Wasserschicht, Eisenringen and Betonwanden
and den Experimentierkanalen, welche durch these Schutzwdnde hindurchgehen.
her sind auch die ferngesteuerten Motoren zu erkennen, welche gestatten die Ver-
schlusse zu betatigen. Ein Experimentierkanal besonderer Art ist die thermisrhe
Abb. 2. Horizontalschnitt durch die aktive Zone
1 Korbe mit Uranstaben,
2 Kanale fur Regelungs- and Sicherheitsstabe,
Sdule, die einen grol3en, mit Graphit ausgefiillten Raum darstellt, der his an die
aktive Zone herangefiihrt ist. Sie kann als eine groBflachige Quelle ,thermischer",
das heiBt vollkommen abgebremster Neutronen Anwendung finden. Diese Sdule
kann auch aus dem Schutzmantel herausgefahren werden, so daB eine Offnung ent-
steht, welche man fur Versuche fiber Strahlenschutz benutzen kann. Sie kann
durch einen dicken Eisenpanzer abgeschlossen werden, der ausreichenden Strahlen-
schutz nach auBen bietet.
Abb. 4. zeigt einen Vertikalschnitt durch den ganzen Reaktor.
Neben den bereits bekannten Einzelheiten, wie aktive Zone, Experimentier-
kanale and thermisrhe Sdule, sind hier die Konstruktion des Deckels mit der durch-
gefiihrten Stange and die Fiihrungsrohren fiir die Regelstabe zu erkennen.
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Abb. 3. Horizontalschnitt lurch den Reaktor
1 Experimentierkanale,
2 Eisenringe,
3 Wasserschicht,
4 Betonwande,
5 thermische Saule,
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Abb. 4. Vertikalschnitt durch den Reaktor
1 Thermische Saule,
2 aktive Zone,
3 Experimentierkanal,
4 Deckel
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Abb. 5. Schnitt durch das
Reaktorgebaude
1 HeiBe Kammer,
2 Reaktor,
3 Pumpenraum,
1 Zentraler Steuerraum
LI
I II II II
II I I
17
4)
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t ber den Forschungsreaktor der DDR and seine Ausnutzungsmoglichkeiten 15
Zur allgemeinen Orientierung sei in Abb. 5 noch ein Schnitt durch das game
Reaktorgebaude gezeigt.
Er zeigt den Pumpenraum mit seinen Strahlenschutzwdnden and die hei/3en
Kammern, in welche bestrahlte Werkstoffe oder Behdlter mit Isotopen durch
eine schrdge Rohre geschickt werden konnen. In diesen Kammern konnen dann
die hochaktiven Materialien mit Hilfe von Manipulatoren, welche auf diesem
Bild angedeutet sind, gehandhabt werden. In der ersten Kammer befindet Bich
eine Werkbank, die von auBen bedient werden kann, and auf der die Proben
Re /erstob
Magnetkupp/.
Re !erstob F--
/on/sotlonsk.
i
Havories/gnat
bei N/No>1,2
-0
S/gnc/e des
Hovori es chu tzsystems
Hovari -
schutzkreis
E/ektromasch.
Verstorker
E/ektronischer
Verstorker
Automat. Regler
der Le/stung
W
Le/stungs-
schreiber
An/o0%istungs-
messer
Akustische
Kontrottontage
zerteilt oder abgedreht werden konnen. In den anschlieBenden Zellen konnen
dann die Werkstoffe hinsichtlich ihrer Veranderungen durch Bestrahlung weiter
untersucht werden. Je nach der speziellen apparativen Ausrustung einer heiBen
Kammer konnen hier metallographische, mechanische, elektrische oder wdrme-
physikalische Eigenschaften gemessen werden, oder es konnen auch chemische
Arbeiten durchgefuhrt werden. Ohne these heiBen Kammern waren die For-
schungsmoglichkeiten, welche der Reaktor auf den Gebieten der Isotopenherstel-
lung, der Werkstoffuntersuchungen fur den Reaktorbau and auf dem Gebiet der
Festkorperforschungen bietet, iiberhaupt nicht auszunutzen.
Auf Abb. 6 ist das Schema des Steuerungs- and Schutzsystems unseres Reaktors
wiedergegeben. In der aktiven Zone befinden sich die MeB- and Steuerungs-
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organe - Ionisationskammern and Regelstabe -, am Reaktorkopf die Stell-
motoren fur die Bewegung der Regelstabe bzw. der Ionisationskammern (sofern
sie beweglich sind) and die Lagegeber, welche die Umdrehungen der Rollen, die
die Seilzuge fur Stabe and Kammern auf- and abwickeln, auf die Zifferblatter
am Schaltpult iibertragen. Alle iibrigen Apparate sind entweder an Pult oder
Schalttafel im Steuerraum oder auf den Gestellen im Nebenraum untergebracht.
Wir wollen hier nur die Elemente des automatischen Reglers betrachten: Je nach
dem Leistungsniveau des Reaktors flieBt jeweils der Strom einer der beiden
Ionisationskammern caber ein Galvanometer, welches die Kontrolle der Leistung
gestattet, zu einem Leistungsgeber. In ihm wird der Ionisationsstrom mit einem
Strom, welcher dem Sollwert der Leistung entspricht, verglichen and eine Span-
nung erzeugt, welche der Differenz dieser beiden Strome proportional ist. Diese
Spannung wird zunachst durch einen elektronischen Verstarker and dann weiter
durch einen Elektromaschinenverstarker so weit verstarkt, daB sie fur den Antrieb
des Stellmotors, welcher den Regelstab je nach Vorzeichen der Spannung auf-
warts oder abwarts bewegt, ausreicht. Der Regelstab wird also dann in Ruhe
bleiben, wenn der Ionisationsstrom die Gr6Be des Sollwertes hat, andernfalls sich
so bewegen, daB der Reaktor auf den durch den Sollwert vorgegebenen Lei-
stungswert kommt.
Im folgenden mochte ich dazu ubergehen, einen kurzen tY b e r b l i c k ii b e r
die For so hungsmogliohkeiten an unserem Reaktor and die bereits zur
Bearbeitung vorbereiteten Entwicklungsaufgaben zu geben. Diese Sind in grol3en
Ziigen in den folgenden 10 Hauptthemen zusammenzufassen :
1. Messung von Wirkungsquerschnitten mit monochromatischen Neutronen, die
mit Hilfe mechanischer Selektoren oder Kristall-Monochromatoren erhalten
werden konnen.
2. Forschungsarbeiten auf dem Gebiete der Neutronen-Optik.
3. Untersuchungen der Gammastrahlung, die beim Neutronenein/ang vom Kern
ausgestrahlt wird, mittels magnetiseher and Szintillations-Spektrometer.
4. Experimente mit starken Strahlen von Spalt-Neutronen.
5. Messung von Neutronen-Charakteristiken verschiedener Stoffe (Di//usions-
lange, Brenaslange), die fur den Reaktorbau in Frage kommen; also Gewin-
nung der Daten zur Berechnung eines Kernreaktors.
6. Messung der effektiven Spaltneutronenzahl; Bestimmung von Resonanzinte-
gralen fur verschiedene Elemente and Isotope.
7. Herstellung radioaktiver Isotope, die fur die Anwendung auf verschiedenen
Gebieten der Wissenschaft and Technik bestimmt sind.
8. Untersuchung der Wirkung von Neutronen- and Gamma-Strahlung auf die
Eigenschaften verschiedener Stoffe.
9. Untersuchung der Strahlenwirkung auf lebende Organismen.
10. Versuche zum Strahlenschutz.
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fiber den Forschungsreaktor der DDR and seine Ausnutzungsmoglichkeiten 17
Von dem vorliegenden Themenkomplex ist bereits ein erheblicher Teil vor-
bereitend in Angriff genommen worden. Hierzu seien nur einige Beispiele naher
besprochen:
Zur Untersuchung der Wechselwirkung von Neutronen definierter Energien
mit Atomkernen dient das Neutronen-Flugzeitspektrometer. Die gesamte Apparatur
besteht aus drei Teilen: dem mechanischen Selektor, dem Auffanger and dem
Analysator, der die Neutronen entsprechend ihren Laufzeiten registriert. Auf
Abb. 7 ist der mechanische Selektor schematisch dargestellt.
Tor
get Raton mechanischen Schutz
Papoio
Bi Kol/imotor
200cm 2SOOcm
Abb. 7. Neutronen-Flugzeitspektrometer
schematisehe Darstellung des mechanischen Selektors
Die Neutronen treten aus der aktiven Zone des Reaktors durch einen Kanal
in der Betonabschirmung aus and treffen auf den Rotor des mechanischen Selek-
tors, welcher mit einer Umdrehungszahl von 15300 U/min rotiert. Bei horizon-
taler Stellung des Schlitzes in diesem Rotor wird jeweils ein Neutronenbandel
hindurchgelassen, welches eine bestimmte Lange entsprechend einer Offnungs-
dauer von 1 Its hat. Diese Neutronen treten nun in die ,Laufstrecke", ein eva-
kuiertes Rohr von ca. 25 m Lange, ein. Auf dem Wege durch dieses Rohr zieht
sich das urspriinglich sehr kurze Biindel auf Grund der verschiedenen Flug-
geschwindigkeit der Neutronen relativ stark auseinander, so daB also die Neu-
tronen verschiedener Geschwindigkeiten zu verschiedenen Zeiten am Detektor
eintreffen and einzeln registriert werden konnen. Der Detektor wird durch ein
BF3-Zahlrohr dargestellt, welches bereits in eigener Entwicklung hergestellt
wurde. Er ist angeschlossen an eine besondere elektronische Apparatur, den
sogenannten 100-Kanal-Flugzeitanalysator, dessen Bloekschaltbild in Abb. 8 zu
sehen ist.
Die eigentliche Registriereinrichtung besteht aus einer Matrix aus 100 Koinzi-
denzstufen mit mechanischen Zahlwerken, von denen jedes 10000 Impulse
speichern kann. Alle these Stufen werden nacheinander fiir eine kurze Zeit fiir
die Registrierung eines Impulses freigegeben. Diese Aufnahmebereitschaft wird
durch Impulse gesteuert, welche durch die Schwingung eines Quarz-Oszillators
von 1 MHz geliefert werden. Der zeitliche Abstand zweier Impulse betragt also
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l ,us, so daB jeder Kanal, sofern der Quarzsender schwingt, fur l ,us geoffnet ist.
Die Einschaltung des Oszillators erfolgt durch einen elektrischen Kontakt, welcher
am mechanischen Selektor angebracht ist. Durch eine Verzogerungsschaltung
wird die Registrierbereitschaft der Zahlerstufen dann hergestellt, wenn die Lauf-
zeit der schnellsten zu registrierenden Neutronen voriiber ist. Auf diese Weise
kann ein Energiebereich von 10 eV bis 10 keV iiberstrichen werden. So kann man
zunachst das ungestorte Spektrum der aus dem Versuchskanal austretenden Neu-
tronen aufnehmen. Bringt man dann einen zu untersuchenden Stoff in den
Startim-
pu/sgeber
1 MHz - Slart-
Stop - Oszill.
Ri'ckstell- A
impu/sgeber
lmpu/s -
tbrmerstafe
Kanolbre/ten-
einstellung
10-facber
Untersetzer
100 psec
Yerz6gerungs-
einstellung
E/ektronen
Schaller
Einer-Ringzdhlermit Koinzidenz-
stufe fLrDetektor/mpuls
1 1 3 F 5 6 1 6 9
Motriz, bestehend aus 100
Koinzidenzstufen mil mecba-
m3chen Zbhlwerken, se/bs/-
/Sschend
Strahl hinein, so erkennt man sofort, in welchem MaBe die Neutronen der ver-
schiedenen Energien aus diesem Spektrum herausabsorbiert werden; mit anderen
Worten, man findet die Abhangigkeit des Wirkungsquerschnittes von der Energie
fur die entsprechende Neutronenreaktion.
Bei diesen Versuchen ist die Intensitat des Neutronenstrahles von groBer Be-
deutung. Nach unseren Berechnungen ist bei einem Neutronenstrom von
108 n/em2 . s nur etwa ein Impuls pro Sekunde and Kanal zu erwarten. Will
man also eine ausreichende Zahl von Impulsen in jedem Kanal registrieren, so
kommt man auf McBzeiten von etwa einem Tag. Es ist notwendig, sich auf eine
solche Zeit zu beschranken, da bei mehrtagiger Versuchsdauer unter Umstanden
Schwierigkeiten bei der Konstanthaltung der Strahlintensitat eintreten. Ein
Reaktor mit kleiner Leistungsdichte ist also fiir derartige Messungen nur schlecht
geeignet. Durch diese Apparatur wird der hohe Stand and die Bedeutung elek-
tronischer Hilfsmittel in der heutigen experimentellen Kernforschung sehr gut
illustriert.
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Cber den Forschungsreaktor der DDR and seine Ausnutzungsmoglichkeiten 19
Ein anderes Forschungsthema ist die Untersuchung der y-Strahlung, welche
bei dem Neutroneneinfang von verschiedenen Kernen ausgestrahlt wird. Abb. 9
zeigt eine Apparatur, welche ein wichtiges Hilfsmittel bei solchen Untersuchungen
darstellt: ein magnetisches Spektrometer, and zwar vom Typus des Compton-
Spektrometers.
ektive
Zone
3SOtm
Die zu bestrahlende Probe befindet sich innerhalb eines Experimentierkanals
hinter einem Wismutblock, welcher die bei der Untersuchung storende y-Strahlung
aus dem Reaktor abschirmt. Die durch den Neutroneneinfang in der Probe aus-
geloste y-Strahlung tritt durch einen Blei-Kollimator auf ein Zellophan-Target,
in welchem sie Compton-Elektronen auslost, deren Energie der einfallenden
y-Strahlungsenergie proportional ist. Dieses Target befindet sick bereits im Feld
des Magneten, der die Elektronen nach ihrer Geschwindigkeit analysiert, indem
je nach Starke des Magnetfeldes eine Fokussierung von Elektronen bestimmter
Energie am Orte des Zahlers stattfindet. Im einfachsten Fall kann so die Energie
der y-Strahlung and damit die Struktur des Kernschemas untersucht werden.
In komplizierteren Versuchen besteht die Moglichkeit, weitere Aussagen fiber die
Niveauparameter Spin and Paritat angeregter Zustande von Kernen zu erhalten.
Ein anderer Typ eines y-Spektrometers ist das Szintillations-Spektrometer, wel-
ches fur Untersuchungen auf dem gleichen Arbeitsgebiet eingesetzt werden kann.
Das Gerat besteht aus einem Fotovervielfacher, welcher mit einem geeigneten
Kristall, dem ,Szintillator", verbunden ist, and einem elektronischen Gerat, dem
Impulshohen-Analysator. Im Kristall werden durch ein einfallendes y-Quant
Elektronen ausgelost, welche ihre Energie in Form gewohnlichen Lichts wieder
abgeben. Der Fotovervielfacher gibt einen Stromimpuls, welcher der Energie
des einfallenden y-Quants proportional ist, der Analysator registriert die Haufig-
keit der Impulse versehiedener Gr613e in einer Reilie von Kanalen. Wir haben
zun ichst ein Einkanal-Spektrometer fertiggestellt, in welchem die verschiedenen
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Energieintervalle zeitlich nacheinander vermessen werden, wobei die Aufzeich-
nung automatisch erfolgt.
Die Abb. 10 zeigt das auf these Weise aufgenommene Spektrum einer Kobalt-60-
Quelle, in welchem die bekannten y-Linien der Energien 1,17 and 1,33 MeV zu
erkennen sind. Pas Szintillations-Spektrometer zeichnet sich gegenuber dem
vorher erwahnten magnetischen Spektrometer durch groBere Empfindlichkeit aus,
hat aber dafiir ein geringeres Auflosungsvermogen.
Abb. 10. Spektrum einer Kobalt-60-Quelle
Aufgenommen mit einem Einkanal-Szintillationsspektrometer
Als naehste Ausnutzungsmogliehkeit unseres Forschungsreaktors mochte ich
das neue and interessante Gebiet der Neutroneubeuqung an Kristallen erwahnen.
Die groBIntensitat des Neutronenstrahles, welche ein Reaktor zu lefern vermag,
legte den Gedanken nahe, Beugungsversuche anzustellen and zur Struktur-
forschung auszunutzen - in weitgehender Analogie zu den bei Rontgenstrahlen
seit langem bekannten Methoden. Dabei ergeben sich in einigen Fallen, bei dentin
die Methode der Rontgenstrahlen schlechte Ergebnisse liefert oder ganz versagt,
eine Reihe beachtlicher neuer Forschungsmoglichkeiten. Insbesondere trifft dies
zu bei Untersuchung der Lokalisierung von Wasserstoffatomen, an denen (lie
eutronen naturgemaB besonders stark gestreut werden, and bei der Unter-
suchung von Pberstrukturen, bei denen sich die Streufahigkeit der verschiedenen
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I7ber den Forschungsreaktor der DDR and seine Ausnutzungsmoglichkeiten 21
Metallatome fur Rontgenstrahlen nur wenig unterscheiden. Auf Grund der Tat-
sache, daB das Neutron ein magnetisches Moment besitzt, hangt seine Streuung,
im Gegensatz zu der der Rontgenstrahlung, auch vom magnetischen Moment der
Atomkerne ab, so daB man mit Hilfe der Neutronenbeugung magnetische Struk-
turen von Werkstoffen aufklaren kann.
mognetische -. j chemiso e
Einhe/tszelle Elnheifszel/e
M. n.4tome in Mn 0
Abb. 12
Magnetische Struktur des MnO-Kristalls
(nach C. G. SHULL, W. A. STRAUSER
u. E. 0. WOLLAN.)
Abb. 11
Prinzipieller Aufbau einer Apparatur
zur Untersuchung der Neutronenbeugung
art Kristallen
(Drehkristallmethode nach BRAGG)
Links ist das monochromatisierende Kristall
vergroBert herausgezeichnet
(nach E. 0. WOLLAN U. C. G. SHULL.)
Die Abb. 11 zeigt den Aufbau einer solchen Beugungsapparatur schematiseb.
Im Prinzip arbeitet sic nach der Drehkristallmethode von BRAGG. Als Detektor
wird hier ein langes Bor-Zc hlrohr verwendet, das jeweils um den doppelten Winkel
als der reflektierende Kristall gedreht wird. Der Aufwand ist bei dieser Methode
wesentlich groBer als bei der Rontgenapparatur, so daB Bich ihre Anwendung
nur dann empfiehlt, wenn wirklich neue Ergebnisse erzielt werden konnen.
In Abb. 12 ist eine interessante magnetische Struktur dargestellt, wie sic durch
Neutronenbeugung nachgewiesen werden konnte. Es handelt sich um einen
MnO-Kristall, dargestellt sind hier nur die Mn-Atome. Die Spins benachbarter
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Metallatome sind hier, im Gegensatz zum Ferromagnetikum, nicht parallel, son-
dern antiparallel eingestellt, was durch die Bezeichnung antilerromagnetische
Struktur zum Ausdruck kommt.
Da die verschieden orientierten Atome sich bzgl. der Streuung wie verschiedene
Atome verhalten, ergibt sich eine magnetische Elementarzelle, welche doppelt so
grog ist wie die bei der Rontgenbeugung; das heiBt, es ergeben sich im Beugungs-
bild zusatzlich Reflexe auf Grund der magnetischen Struktur. Dies ist ein be-
sonders einfaches and anschaulisches Beispiel. Im allgemeinen ergeben sich
kompliziertere Bilder. Auf dem Gebiete der Neutronenbeugung werden Wissen-
schaftler aus mehreren Instituten unserer Republik als Gaste am Reaktor arbeiten,
wobei unter anderem auch Untersuchungen an Ferriten, die eine zunehmende
technische Bedeutung haben, geplant sind. Damit sind wir bereits in das Gebiet
der Werkstofforschung and Festkorperphysik hineingekommen, welches natiir-
lich ein breites Anwendungsgebiet unseres Forschungsreaktors darstellt. Auf
Einzelheiten hierzu mochte ich hier nicht eingehen, da Herr Dr. THUMMLER hier-
uber anschlieBend vortragen wird.
Neben dem Reaktorinstitut gehort zum Zentralinstitut noch ein Bereich
?Radiochemie", in dem unter anderem all die Arbeiten durchgefuhrt werden,
welche mit der Erzeugung von radioaktiven Isotopen zusammenhangen. Die
Bestrahlung der entsprechend vorbereiteten Stoffe erfolgt im Inneren and am
Rande der aktiven Zone des Reaktors. Zum Themenkomplex der Radiochemic
gehoren unter anderem auch Chemie der Spaltprodukte and des Plutoniums,
Strahlungschemie, Aktivierungsanalyse and Probleme der Beseitigung radioaktiver
Ab f alle.
In enger Beziehung zu den neutronenphysikalischen Arbeiten, von denen ich
Ihnen nur wenige Beispiele anfiihrte, stehen die Entwicklungen auf dem Gebiete
der Reaktorphysik and Reaktortechnik. Hierzu noch einige Bemerkungen:
Das erste Atomkraftwerk unserer Republik wird mit einem Druckwasserreaktor
ausgerustet sein, welcher nach dem gleichen Prinzip arbeitet wie unser For-
schungsreaktor - mit dem einzigen Unterschied, daB bei diesem Abmessungen
der aktiven Zone kleiner sind, die Anreicherung des Urans hoher and die Betriebs-
temperatur in der aktiven Zone niedriger liegt. Die physikalischen Prozesse im
Atomkraftwerksreaktor zeigen deshalb eine groBe Ahnlichkeit mit denen in
unserem Forschungsreaktor and es eroffnen sich daraus sehr gunstige Perspek-
tiven fur die Untersuchung von Vorgangen, die fur den Ablauf des Prozesses im
Atomkraftwerk von Bedeutung sind, in unserem Forschungsreaktor. Insbeson-
dere erfordert der ProzeB des Ausbrandes, das heil3t des Verbrauchs des Urans,
der Bildung des Plutoniums and der Schlacken im Kernreaktor eine standige
rechnerische Kontrolle. Ein groBer Teil der Ausgangsdaten fur solche Rechnungen
kann and soil durch Messungen an unserem Forschungsreaktor gewonnen werden.
Im Zusammenhang damit eroffnen sich auch Moglichkeiten zur Ermittlung von
giinstigen Abanderungen der Parameter des Uran-Wasser-Gitters, zum Beispiel
in bezug auf Anreicherung des Urans, Durchmesser and Abstand der Uranstabe
voneinander gegeniiber der zur Zeit festgelegten Konstruktion. Wir konnen so-
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Uber den Forschungsreaktor der DDR and seine Ausnutzungsmoglichkeiten 23
wohl daran denken, in die aktive Zone unseres Reaktors Versuchskassetten ein-
zubauen, als auch einen sogenannten unterkritischen Reaktoraulbau als Modell
eines neu zu konstruierenden Reaktors an die thermische Saule unseres For-
schungsreaktors anzuschlieBen and Burch Messung des Neutronenflusses in ihm
die kritischen Daten and andere experimentell zu bestimmen. Auf these Weise
kann die Genauigkeit der vorher durchgefiihrten Berechnungen iiberpriift and
die fur die Praxis notwendige Korrektur an den Rechnungen angebracht werden.
Fur die weitere Entwicklung ist auch der Typ des homogenen Reaktors von
Interesse. Wir haben eine Reihe von Problemen des homogenen D20-Reaktors
theoretisch untersucht and sind zu einigen interessanten Ergebnissen gekommen.
Auch these Ergebnisse waren durch Experimente in unserem Reaktor zu uber-
prufen, wenn an eine praktische Ausnutzung der theoretisch gewonnenen Resul-
tate herangegangen werden sollte.
Ich hoffe, Ihnen durch meine Ausfuhrungen einen gewissen Einblick in die
physikalischen and technischen Einzelheiten unseres Forschungsreaktors and die
durch ihn gebotenen Moglichkeiten fur Forschung and Entwicklung gegeben zu
haben. Ich hoffe, daB der heutige Tag, der Tag der offiziellen Inbetriebnahme
unseres Reaktors, der Beginn einer neuen fruchtbaren Zusammenarbeit der
Wissenschaftler and Techniker der verschiedensten Fachrichtungen aus unserer
Republik auf den mannigfaltigen Gebieten der friedlichen Erforschung der
Atomenergie and alley fur die technische Entwicklung wichtigen Anwendungen
der Kernphysik sein wird, and ich bin davon uberzeugt, daB die Friichte dieser
Arbeit auch vielen anderen Zweigen der Wissenschaft and der Technik, die bisher
nichts mit der Kernphysik zu tun hatten, unmittelbar oder mittelbar zugute
kommen werden.
Unsere erfolgreiche Arbeit auf dem Gebiete der Ausnutzung der Atomenergie
fiir friedliche Zwecke soil am Ende aber nicht nur eine Verbesserung des Lebens
unseres Volkes bringen, sondern auch die Forderung der guten Beziehungen zwi-
schen den Menschen der verschiedenen Lander, and damit einen Beitrag zur
Erhaltung and Sicherung des Friedens liefern.
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tbersieht Her die Merkmale and wichtigsten technisehen Daten
des Forsehungsreaktors WWRS
Typ:
Brennstoff:
Konstruktionsm ateri al :
Kiihlmittel:
Moderator:
Reflektor:
Biologischer Schutz:
Leistung:
WWR-S, heterogen, thermisch
Uran auf 10% an U235 angereichert
Aluminium and nichtrostender Stahl
destilliertes Wasser
dto.
dto.
destilliertes Wasser, GuBeisen and Spezialbeton
maximal 2000 kW
Neutronen
cm2S
Neutronen
cm2s
kritische Masse 3,2 kg U235
erste Beschickung 4,6 kg U235
maxim. Beschickung 6 kg U235
Abmessung der aktiven Zone:
Destillatdurchflul3menge im ersten Kreislauf:
Temperaturdifferenz des Ein- and Austrittswassers im ersten
0,5 m Dmr. x 0,5 in
max. 1000 m3/h
Kreislauf: rd. 2? bei 2000 k\V'
llittlere Kiihlwassertemperatur im ersten Kreislauf: 35? C
Maximale Oberflachentemperatur an den Stabhiillen: 95? C
DurchfluBmenge im Deaeratorkreis: rd. 180 m3/h
DurchfluBmenge im Filterkreis: rd. 10 m3/h
DurchfluBmenge and Temperaturdifferenz im zweiten Kreislauf
fur 2000 kW : bei max. 400 m3/h run(] 5? C
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tber das Zyklotron des Zentralinstitutes far Kernphysik
and die Forschungsvorhaben im Bereich ,Physik der Atomkerne"
von JOSEF SCHINTLMEISTER
(Vortrag, gehalten in der offentlichen Sitzung des Wissenschaftlichen Rates
fiir die friedliche Anwendung der Atomenergie am 16. 12. 1957 in Dresden)
Meige sehr verehrten Damen and Herren !
lm vorhergehenden Vortrag wurde der Reaktor des Zentralinstitutes fur Kern-
physik behandelt. Das zweite GroBgerat des Zentralinstitutes ist ein Z y k lot r o n,
welches die bedeutendste kernphysikalische Forschungsapparatur des Bereiches:
,,Physik der Atomkerne" darstellt. In meinem Vortrag mochte ich nun einige
Angaben fiber die technischen Daten des Zyklotrons machen and Baran an-
schlieBend die Forschungsmoglichkeiten, die sich daraus ergeben, behandeln.
Zunachst erhalten wir einige Auskunft caber die Leistungsfahigkeit unseres
Beschleunigers aus den Angaben des Herstellers :
Das Schild, das am Magneten angebracht ist, tragt folgende Beschriftung:
TABELLE 1
Das Schild am Magneten des Zyklotrons
des Zentralinstitutes fiir Kernphysik
(Pbersetzung aus dem Russischen)
Zyklotron Typ Y - 120 - 1
Fabrik-Nr. 06-56-06, Baujahr 1956 Energie fur a-Teilchen
25,0 MeV
Energie fiir Deuteronen
12,5 MeV
Durchmesser der Polschuhe des
Elektromagneten
1200 mm
Luftspalt
170 mm
Feldstarke des Magneten im Zentrum
14 100 Oerst.
Scheitelspannung an den Duanten
140-150 kV
Abstimmungsbereich der Resonanz-
leitung
22-30 m
Pumpleistung der Diffusionspumpen an
der Beschleunigungskammer
3000 Liter/sec
Auf Folgendes ist besonders hinzuweisen:
1. Die Polschuhe haben 1,2 Meter Durchmesser. Der Polschuhdurchmesser ist
die wichtigste KenngroBe eines Zyklotrons, denn er setzt der maximalen Energie
der Teilchen, die beschleunigt werden, die obere Grenze. Man kann allerdings
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die Teilchen nicht bis zum duBersten Rand der Polsehuhe laufen lassen, da der
Wert der magnetischen Feldstarke am Rande zu stark abnimmt. Der fur die
Beschleunigung ausnutzbare Durchmesser, den man den Rechnungen zu Grunde
legen muB, betragt bei unserem Zyklotron 1,05 Meter.
2. Auf der Tafel ist nur die erreichbare Endenergie von Alphateilchen and Den-
teronen eingetragen. Angaben fiber Protonen fehlen.
Das Pr i n z i p d e s Z y k l o t r o n s zeigt Abb. 1. Em n homogenes Magnetfeld steht
senkreeht zur Zeichenebene. Es krummt in der Zeichenebene liegende Bahnen
von Teilchen zu einem Kreis. An zwei flachen halbkreisformigen Schachteln,
Hochfrequenz-
6enerotor
Mognetfeld senkrechf zur Ze/chenebene
Abb. 1. Schema des Zyklotrons
den Duanten, liegt eine hochfrequente Wechselspannung. Sie wird von einem
leistungsfdhigen Hochfrequenzgenerator geliefert. Etwa in der Mitte, jedoch
nicht genau im Zentrum, werden Ionen erzeugt.
Liegt an den Duanten eine Spannung im richtigen Sinne, so werden die Teilchen
beim Passieren des Spaltes beschleunigt and laufen mit erhohter Geschwindigkeit
in den anderen Duanten hinein, in dessen Inneren kein elektrisches Feld vorhan-
den ist. Wird die Spannung zwischen den Duanten nun umgepolt, so hat dieser
Vorgang keinen EinfluB auf das Teilchen, das Beim tTbertritt vom einen Duanten
in den anderen aber wiederum beschleunigt wird. Der Halbkreis, langs dessen
sick die Teilchen im Inneren des Duanten bewegen, wird mit wachsender kineti-
scher Energie immer groBer. Die Teilchen laufen schlieBlich nach vielen einzelnen
Beschleunigungsschritten am Rande des Magnetfeldes um.
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Vber das Zyklotron des Zentralinstitutes fur Kernphysik 27
Fur den nicht relativistischen Fall berechnet sich die Endenergie aus der t ber-
legung, daB die Kreisbahn dadurch zustande kommt, daB die elektromagnetische
Lorentzkraft ZevH der mechanischen Tragheitskraft mv2/Q des Teilchens das
Gleichgewicht halt. Ze ist dabei die Ladung des Teilchens, v seine Geschwindig-
keit, H die Starke des Magnetfeldes, P der Radius der Teilchenbahn and m die
Masse des Teilchens. Aus
folgt unmittelbar
mv2/Q = ZevH
E 11142 (Z e)2 (H Q)2 2
kn- 2 2m ( )
Wenn wir noch die Masse durch das Atomgewicht A and deren Einheit mA
ausdrileken, and den ausniitzbaren Radius der Polschuhe mit R bezeichnen,
so gilt mithin:
Amax = 2 ?IIA
bei 2R = 1,05 Meter.
= 25,8 A (in MeV)
Der Polschuhdurchmesser geht also in die Gleichung quadratisch ein. Er
bestimmt die maximale kinetische Energie Emax der Teilchen.
In der Tab. 2 ist die mit dem Zyklotron des Zentralinstitutes erreichbare
Maximalenergie in MeV angegeben. Bei dem Wert 25 MeV fur das Proton ist
die Zahl 8,5 MeV in Klammern angeschrieben. Wir konnen namlich tatsachlich
Protonen nur bis zu dieser Endenergie beschleunigen. Es ist dies eine unmittel-
bare Folge des begrenzten Frequenzbereiches unseres Hochfrequenzsenders. Die
Erfiillung der sogenannten Resonanzbedingung ist ndmlieh bei Protonen nur mit
herabgesetzter magnetischer Feldstdrke moglich; gemaB GI. (3) wird dadurch
aber Emax erniedrigt. Allerdings wdrde auch eine Verdoppelung der Sender-
frequenz zunachst keine erheblich groBere Energie fur Protonen bringen, weil
bei diesen Teilchen die relativistische Massenanderung keine weitere Erhohung
von E,., mit einem Festfrequenz-Zyklotron gestattet.
Maximalenergie der Teilchen im Zyklotron des
Zentralinstitutes fur Kernphysik
Emax
in MeV
Emax
pro Nukleon
in MeV
1
25 (8,5)
25 (8,5)
12,5
6,3
1 25
6,3
X12 (4 +)
s
1 1~3 33,3
2,8
8X12 (6 +)
3 75
6,3
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Die Resonanzbedingung besagt, daB die Zeitdauer fur einen Umlauf zu der
Frequenz der elektrischen Wechselspannung an den Duanten passen muB. Die
Zeitdauer r fur einen Umlauf betragt
2nQ27rrn (4)
v Zev
Fur die Periodendauer T der Hochfrequenzspannung muB die Bedingung
kT= t = r k= 1, 3,5,...(2n+1) (5)
erfiillt sein, soil der sukzessive Beschleunigungsvorgang stattfinden. Die Fre-
quenz f des Hochfrequenzgenerators betragt in diesem Falle
f Z e H = 21,6 Z (in MHz). (6) A Damit berechnen sich die in Tab. 3 wiedergegebenen Werte fur die Grundfrequenz
k = 1. Da der Abstimmbereich des Sendersystems unseres Zyklotrons von
TA BELL E 3
Die Resonanzbedingung beim Zyklotron des Zentralinstitutes
fiir Kernphysik
Grundfrequenz
k = 1 in MHz
21,6 Bei H = H ist f = 10,8 MHz
10,8
10,8
7,2
10,8
Bei k = 3 and H = H2ax ist f = 10,8 MHz
1
10,0 bis 13,6 MHz reicht, kann man bei Protonen and vierfach geladenen Kohlen-
stoffionen nur etwa die halbe Magnetfeldstarke verwenden, wenn die Resonanz-
bedingung erfiillt bleiben sell. Bei Kohlenstoff muB man zusdtzlich mit k = 3
arbeiten. Die erreichbare Endenergie sinkt also bei Protonen auf t/4 von 25 MeV.
In Wirklichkeit konnen wir etwas mehr als ein Viertel dieser Energie, namlich
8 MeV erreichen, da wir ja an der oberen Grenze des Abstimmbereiches des Sen-
ders arbeiten konnen. Strebt man nicht nach der groBtmoglichen Protonen-
energie, so beschleunigt man Molekiilionen des Wasserstoffes H_; and lilt sie
(lurch eine donne Aluminiumfolie treten. Beim Durchgang durch die Folie wird
das Molekel zerlegt and es entstehen zwei Protonen. Deren kinetische Energic
betragt die Halfte der Energie eines Deuteriumstrahles, namlich 6,3 MeV. H~; and
and D+ haben gleiche Ladung and Masse. H'-Ionen werden also im Zyklotron
genau wie D+-Ionen beschleunigt, erlangen also eine Energie von 12,5 MeV.
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t7ber das Zyklotron des Zentralinstitutes fiir Kernphysik 29
Mit wachsender kinetischer Energie nimmt die Masse der Teilchen nach den
Gesetzen der speziellen Relativitatstheorie zu and damit steigt auch gemaB
Gl. (4) die Umlaufsdauer. Von einer gewissen Grenzenergie an ist daher die
Resonanzbedingung nicht mehr erfullt, wenn die Frequenz konstant bleibt. Ein
?klassisches" Zyklotron mit Festfrequenz kann also Teilchen nur bis zu einer ge-
wissen Grenze der Energie beschleunigen. Wird die Frequenz durch spezielle
Einrichtungen wahrend des Beschleunigungsvorganges erniedrigt, so daB die
Resonanzbedingung immer erfullt bleibt, so nennt man ein solches Gerdt ein
Synchrozyklotron.
Das Verhaltnis der tatsachlichen Masse ni eines Teilchens mit der kinetischen
Energie Ekin zur Ruhemasse m0 betragt bekanntlich
7)I = 1 + Eki7E
lll0 )ND C
Dies folgt aus der relativistischen Schreibweise der kinetischen Energie: Eki,
= m c2 - mo c2. Daher hat die Umlaufsdauer eines Teilehens im Zyklotron im
relativistischen Geschwindigkeitsbereich die GroBe
2 -c in in
Z ZeH-T0lno
wenn wir mit r0 die Umlaufsdauer im nichtrelativistischen Bereich in = nl0
bezeichnen.
Eine Beschleunigung mit einem klassischen Festfrequenz-Zyklotron kann nun
nach M. E. RosE (1938) his zu einem Verhaltnis m/m0 1,0133 erfolgen. Damit
erhalt man die in der dritten Spalte der Tab. 4 angegebenen Werte. Die Maximal-
energie. die sich mit einem Polschuhdurchmesser des Magneten von 1.05 Meter
Die Grenzen des klassischen Zyklotron
and des Zyklotrons des Zentralinstitutes fiir Kernphysik
En, in MeV
EGrenze
bei Magnet mit
(relativ.)
1,05 m Polschuh-
I
durchmesser
0,501
6,7 keV
938
12,5 MeV
25
1890
25 MeV
12,5
3756
50 MeV
25
erreichen lift, wenn das Gerat gegebenenfalls auch als Synchrozyklotron betrieben
wird, ist in der vierten Spalte der Tabelle angefuhrt. Aus der Tabelle sieht man,
daB sich das Zyklotron, wie bekannt, nicht dazu eignet, Elektronen zu beschleu-
nigen. Eine Energie von 6,7 keV kann mit einem einfachen Hochspannungsgerat
bequemer erreicht werden. Fiir Alpha-Teilchen and Deuteronen bleiben wir mit
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einem Faktor zwei unter der relativistischen Grenze. Fur Protonen konnten wir
mit unserem Magneten 25 MeV erreichen, die relativistische Grenze liegt aber
schon bei 12,5 MeV. Wenn wir das Zyklotron auf die Beschleunigung von Pro-
tonen fiber 8 MeV umstellen wollten, so muBten wir erstens die Frequenz variabel
machen, d. h., das Zyklotron zu einem Synchrozyklotron umbauen, and zweitens
aul3erdem noch die Frequenz des Senders verdoppeln, wie aus Tabelle 3 hervor-
geht, um mit maximaler Magnetfeldstarke arbeiten zu konnen.
MeY
100
NJ,, 60ti
n He Co Zn Zr Sn Nd Yb q rh Fm
Kernladungszohl Z
Abb. 2. Die Hohe des Coulombwalles der Kerne fur verschiedene Ge-
schosse and Angabe des Bereiches, in dem Kernumwandlungen mit
dem Zyklotron des Zentralinstitutes durchgefuhrt werden konnen
Fur die Beschleunigung von Alpha-Teilchen and Deuteronen sowie von schweren
Ionen ist ein solcher Umbau nicht erforderlich. Experimente mit Protonen von
groBerer Energie als 8 MeV, werden wir daher zunachst in unserem Forschungs-
programm nicht aufnehmen, da sie eine Stillegung der Maschine fur langere Zeit
erforderlich machen wiirden.
Es ist nun zu erortern, welche physikalisch interessanten and erfolgversprechen-
den Arbeiten wir mit unserer Anlage durchfiihren konnen. Begrenzt sind unsere
Moglichkeiten durch das elektrische Feld des zu beschiel3enden Kernes, das (lie
Geschosse abstoBt. Abb. 2 gibt fur einige Geschosse die kinetische Energie an,
die zur tberwindung des Coulombwalles des Kernes notig ist. Als
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Bber das Zyklotron des Zentralinstitutes fur Kernphysik 31
Abszisse ist die Ordnungszahl der Elemente aufgetragen, als Ordinate die Teilchen-
Energie zur tiberwindung des Walles in MeV. Bei der vorgegebenen maximalen
Teilchenenergie konnen wir also nur diejenigen Kerne umwandeln, die links von
der mit einem Kreis markierten Stelle liegen. Es ist vielleicht nicht iiberfliissig,
darauf hinzuweisen, daB bei mehrfach geladenen schweren lonen zwar die Teil-
chenenergie bedeutend ansteigt, daB aber auch der Coulombwall proportional
der Ladung des Geschosses hoher wird. Daher konnen wir z. B. mit BC12 (s+) nur
dieselben Kerne wie mit Alpha-Teilchen umwandeln. Der Effekt der groBeren
Teilchenenergien wird genau kompensiert durch die Erhohung der abstoBenden
Kraft des elektrischen Feldes des Kernes wegen der groBeren Teilchenladung.
Wir konnen also mit unserem Zyklotron nur bei rund zwei Drittel der Elemente
des periodischen Systems den Coulombwall uberwinden and eine Kernumwandlung
durchfiihren.
Wir haben insgesamt vier Moglichkeiten fur kernphysikalische Untersuchungen :
1. Wir konnen radioaktive Korper erzeugen and ihren Zerfall untersuchen.
Daraus konnen Angaben uber Niveauschemata, Lebensdauer usw. gewonnen
werden.
2. Wir konnen Kernreaktionen untersuchen, bei denen, ausgelost durch das
hineingeschossene Teilchen, augenblicklich ein oder mehrere Teilchen emittiert
werden and ein neuer Restkern entsteht. Die Untersuchung derartiger Pro-
zesse liefert Angaben uber die Niveaus der Kerne, and zwar fiber die An-
regungsenergie, die Lebensdauer, Paritat, Spin and Isobarenspin.
3. Kernreaktionen konnen zur Erzeugung von Neutronen verwendet werden.
Besonders geeignet hierzu ist der BeschuB von Deuterium, Tritium, Lithium,
Beryllium and Bor mit Deuteronenstrahlen. Die Intensitat der Neutronen ist
bei Verwendung des Zyklotrons sehr hoch. Sie entspricht einer Radium-Beryl-
lium-Neutronenquelle mit etwa 100 kg Radium. Allerdings ist die Neutronen-
erzeugung mit einem Zyklotron Behr unokonomisch, da die Neutronen liefern-
den Reaktionen bereits bei verhaltnismaBig niedrigen Energien der Deuteronen
gute Ausbeute liefern.
4. Auch an den Kernen, deren Coulombschwelle wir nicht uberwinden konnen,
sind Experimente durchfiihrbar. Wir konnen an ihnen die sogenannte Con-
lombanregung messen. Bei dieser bleibt das GeschoB auBerhalb des Wir-
kungsbereiches der spezifischen Kernkrafte. Eine Wechselwirkung mit dem
Kern tritt nur fiber das elektromagnetische Feld ein. Die Kerne werden dabei
nicht umgewandelt, sondern in Rotation versetzt. Die Coulombanregung gibt
interessante Aufschliisse uber Rotationsniveaus der Kerne and erlaubt damit,
auf die geometrische Gestalt der Kerne zu schlieBen. Beispielsweise existieren
bei genau kugelformigen Kernen keine Rotationsniveaus.
Auf Grund der bestehenden Moglichkeiten sind unter Beriicksichtigung der
Daten des Zyklotrons fur unsere kunftige Arbeit zwei Hauptgebiete ausgewahlt
worden, namlich die Untersuchung radioaktiver Korper and die Untersuchung
von Kernprozessen.
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Im Einzelnen wollen wir aus diesen beiden Gebieten folgende Problematik
behandeln:
a) Radioaktive Korper
Dieses Forschungsthema umfal3t die Aufklarung von Zerfallsschemata radio-
aktiver Kerne and der Energieniveaus der Folgekerne sowie die Untersuchung
weiterer charakteristischer Eigenschaften der Kernniveaus and der t bergange,
(lie uber den Aufbau and den Zerfallsmechanismus dieser Kerne AufschluB geben.
Diese Daten sollen mit Hilfe der Spektroskopie der fl-, y- and Rontgenstrahlung.
gewonnen werden. Obwohl auf diesem Gebiet schon viel gearbeitet wurde and
manche Zerfallsschemata aufgeklart sindt), gibt es noch viele radioaktive Isotope,
von denen wir sie noch nicht genau kennen oder fur die einander widersprechende
Angaben vorliegen. Selbst bei einem in der Medizin so oft verwendeten Isotop,
wie dem J131, ist das Zerfallsschema, obwohl es relativ einfach ist, nosh nicht in
allen Einzelheiten festgelegt. Noch viel weniger sind die komplizierten Zerfalls-
schemata von radioaktiven Kernen mit beinahe abgeschlossenen Nukleonenschalen
vollig bekannt. Ein Beispiel dafiir ist das Thallium 2088 , das ThC". Thallium
besitzt 81 Protonen im Kern. Alit einem Proton mehr, ni mlich 82, ware eine
abgeschlossene Protonenschale erreicht. Dieses Fehlen von einem Proton be-
wirkt zahlreiche Effekte, von denen der auffalligste der Linienreichtum der
y-Spektren ist.
An der Untersuchung derart komplizierter Spektren and der Aufstellung der
Schemata arbeiten an verschiedenen Stellen der Welt groBere Forschergruppen
mit speziell dafiir entwickelten McBapparaturen. Als Beispiel, wie linienreich
ein mit hoher Auflosung gemessenes Spektrum sein kann, zeigt Abb. 3 einen
Aussclinitt and zwar den Energiebereich von 55 his 300 keV aus dem fl-Spektrum
(roes Gemisches der Pb-Isotope 197, 198 and 199. Blei hat zwar mit Z = 82
cine abgeschlossene Protonenschale, eine abgeschlossene Neutronenschale ware
jedoch erst mit 128 Neutronen, also bei einem Blei der Massenzahl 210 erreicht.
Die gcnannten Bleiisotope stehen also kurz vor dem AbschluB einer Neutronen-
schale.
Zur Untersuchung der Beta- and Gammastrahlung benotigen wir einige Typen
von Betaspektrometern. Beispielsweise geht bei sogenannten Crossover-t ber-
giingen der Kern von einem hoher angeregten in einen weniger angeregten Zu-
stand fiber, wobei ein oder mehrere Kernniveaus ubersprungen werden. Die
zngehorige Gammastrahlung ist meist sehr schwach. Um solche Vbergange fest-
stellen zu konnen, benotigt man ein Spektrometer hoher Lichtstarke, das Auf-
losungsvermogen ist dabei weniger wichtig. Andererseits gibt es Falle, bei denen
Gammalinien beinahe zusammenfallen. Hier ist es notig, ein Beta-Spektrometer
mit ertrem gutem Auflosungsvermogen einzusetzen. Abb. 4 gibt ein Beispiel, wie
erst mit steigender Scharfe der Linien Klarheit uber das Gammaspektrum zu er-
1. 1. 1958 reicht, erscheint im September 1958 im Akademie-Verlag Berlin tinter dem Titel:
Kurz-ScmNTLMEisT' R: ,Tabellen der Atomkerrie", 4 Bde.
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Ober das Zyklotron des Zentralinstitutes fur Kernphysik 33
Doppe/f fokussierendes
K 881 Spektrometermit0,22%
Dopprlf folusslerendes
Spektrometer m/f 0,5%
Auf/bsungsvermJgen
77!il~
m
Z
Unsen- Spektrometer
m/t 1,2%Auf16sung9-
vermbgen
3550 4000 4050
Abb. 4. Trennung von Linien mit steigendem
Auflosungsvermogen des fl-Spektrometers
(nach D. E. ALBURGER).
Wiedergegeben ist ein Teil des Spektrums der
Elektronen der inneren Konversion, emittiert
beim E-Einfang von 83Bi206
reichen ist. Selbstverstdndlich mnssen wir
die spektrometrischen Messungen mit Ko-
inzidenzmessungen kombinieren, um fest-
zustellen, welche Beta- and Gammastrahlen
aufeinander folgen and welche nicht. Da
die Betaspektrometer mit magnetischer
Ablenkung der Strahlen unterhalb einer
Strahlenergie von etwa 80 keV kaum zu
verwenden rind, ist es weiter notig, spe-
zielle Apparaturen zu bauen, um auch bei
kleinen Energien der Gammastrahlen Mes-
sungen vornehmen zu konnen. Verwendung
finden dabei insbesondere mit Krypton
gefiillte Proportionalzahlrohre in Verbin-
dung mit einem Impulsanalysator. Eine
solche Apparatur ist auch notig, um Pro-
bleme des radioaktiven E-Einfanges stu-
dieren zu konnen. Bei diesem ProzeB tritt
ja vielfach nur Rontgenstrahlung auf.
Bei einem Zerfallsschema interessiert
nicht nur die Anregungsenergie fur die
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versehiedenen Niveaus and die richtige Zuordnung von Beta-Gamma- and
Gamma-Gamma-Kaskaden, sondern auch die Feststellung von Spin and Paritat
der Niveaus, der Multipolordnung der Gammastrahlen and so weiter. Hierzu
sind Untersuchungen der inneren Konversion and der Winkelkorrela-
t i o ne n vorzunehmen.
Theoretische Vorarbeiten sind im Bereich ,Physik der Atomkerne" auf deco
Gebiete der inneren Konversion geleistet worden.
Bei der inneren Konversion geht der Atomkern aus einem angeregten in eincn
energetisch niedrigeren Zustand fiber, indem die Anregungsenergie unmittelbar
auf ein Hullenelektron iibertragen wird. Dieses besitzt demnach eine kinetische
Energie, (lie gleich der Energie des Cberganges weniger der Ablosearbeit des
Hiillenelektrons ist. Als Koeffizient der inneren Konversion wird das Verhaltnis
der Wahrscheinlichkeit der Emission eines Konversionelektrons zur Wahrschein-
lichkeit eines Cberganges unter Emission eines Gamma-Quantes bezeichnet. Der
Konversionskoe/fizient laBt sich berechnen. Er hangt ab von der Kernladungszahl
des angeregten Atoms, der Paritat des Niveaus, weiter davon, von welcher Schale
das Hullenelektron emittiert wird and schlieBlich noch von der Multipolordnung
des Gammastrahlen. Legt man der Rechnung die Annahme zu Grunde, daB der
Kern punktformig sei, so ist die Cbereinstimmung von bereclineten and ge-
messenen Konversionskoeffizienten immerhin so gut, daB Bich die Multipolord-
nung and Paritat des Uberganges festlegen 1a13t. Bei Behr genau gemessenen
Konversionskoeffizienten zeigen sich jedoch Abweichungen von dem berechneten
Wert, (lie in der Unvollstandigkeit der Theorie ihre Erklarung finden. Die Kon-
vers'onskoeffizienten lassen sich genauer berechnen, wenn man die Annahme des
?punktformigen" Kernes fallen liBt and die endliche Abmessung des Kernes be-
riicksichtigt. Es ist nicht ausgeschlossen, Aufschliisse fiber (lie Kernstruktur zii
erhalten, indem man die Matrixelemente, welche den Konversionskoeffizienten
als Korrektur beeinflussen, nach verschiedenen Kernmodellen berechnet and Behr
exakte Messungen der Konversionskoeffizienten durchfihrt. Auch die Wiukel-
korrelation zweier aufeinander folgender Gammastrahlen ldBt auf (lie Multipol-
ordnung des Uberganges schlieBen. In Abb. 5 ist die Strahlungscharakteristik
eines elektrischen Dipoles E 1 dargestellt. Wiirde man alle Kerne einer Probe
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tber das Zyklotron des Zentralinstitutes fur Kernphysik 35
mit ihrer Spinachse parallel zueinander orientieren, so wfirden die Gammastrahlen
der Type E 1 die dargestellte raumliche Intensitatsverteilung aufweisen. Eine
gewisse raumliche Orientierung hit sich zwar durch ein Magnetleld and gleich-
zeitige Anwendung sehr tieler Temperaturen erzielen. Es ist aber bei Vorliegen
einer Kaskade von zwei aufeinanderfolgenden Gammastrahlen bequemer, die
Strahlungscharakteristik and damit die Multipolordnung durch Koinzidenz-
messungen bei verschiedenen Winkeln zu bestimmen. Der erste Gammastrahl
legt dabei (lie raumliche Orientierung des Kernes fest. Dies allerdings mit einer
gewissen Verwaschung, verursacht Burch die Strahlungscharakteristik. In Abb. 6
Abb. G. Versuchsaufbau zur Messung der Winkelkorre-
lation and die Wahrscheinlichkeit fiir Koinzidenzen bei
einer E 1-E 1-Kaskade von zwei Gammastrahlen
I
I~
I
I
I
I
Abb. 7. Strahlungscharak-
teristik eines elektrischen
Quadrupoles E 2
ist das Verfahren veranschaulicht. Im Mittelpunkt des Versuchsaufbaues liegt
das radioaktive Praparat, ein fester and ein schwenkbarer Zahler messen durch
Ausblendung nur Gammastrahlen, die von dem Praparat in einer scharf defi-
nierten Richtung ausgesandt werden. Eine Koinzidenzapparatur sondert unter
den vielen registrierten Gammastrahlen diejenigen aus, die unmittelbar aufein-
ander folgen. Eine Mittelbildung fiber den Erwartungswert von Koinzidenzen bei
beliebiger Orientierung des Kernes, jedoch fest eingestelltem Winkel, fiihrt zu der
in Abb. 6 eingezeichneten Kurve der Winkelkorrelation bei einer E 1-E 1-Gamma-
Kaskade. Eine solche Kaskade ist allerdings bisher noch bei keinem Kern experi-
mentell gefunden worden. Am haufigsten kommen elektrische Quadrupolubergange
vor. Abb. 7 zeigt die Strahlungscharakteristik eines elektrischen Quadrupoles E 2.
Zwei aufeinanderfolgende Gammastrahlen, von denen jeder die Multipolordnung
E2 aufiveist, werden beispielsweise von dem bekannten Korper Cobalt 60 (5,3
Jahre) nach erfolgtem P-Zerfall emittiert. Die berechnete Winkelkorrelation
dicser Gammakaskade ist in Abb. 8 durch die ausgezogene Linie dargestellt. Das
Diagramm ist in rechtwinkligen Koordinaten gezeichnet and nicht in Polar-
koordinaten wie in Abb. 6. Die gemessenen Werte sind in Abb. 8 als Kreise ein-
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24Co60S53o
getragen. Man sieht, daB die tibereinstimmung zwischen Theorie and Experi-
ment ganz vorzuglich 1st. fiber den Crossover-Gammastrahl mit einer Energie
von 3,83 MeV, der das Niveau 1,33 MeV uberspringt and der im Zerfallsschema
nicht eingezeichnet ist, liegen nur unsichere Messungen vor. Jedenfalls 1st dieser
Crossover-Gammastrahl so schwach, daB seine Intensitdt kaum uber der Nach-
weisgrenze der McBapparaturen liegt.
6-,, MeV
12,0
1,33 MeV
00 MeV
aN!?o
900
1200 7500
B-
180?
Abb. 8. Winkelkorrelation der beiden Gammastrahlen, die von 27Co80
emittiert werden. Die MeBpunkte sind als Kreise eingetragen, die aus-
gezogene Kurve ist berechnet (Nach R. M. STEFFEN, 1955.)
b) Kernreaktionen
Neben der Aufklarung von Zerfallsschemata radioaktiver Korper haben wir
vor, such Kernreaktionen zu studieren. Von dem Mechanismus einer Kern-
reaktion kann man sich zwei verschiedene Vorstellungen machen. Nach der einen
verschmilzt das GeschoB mit dem getroffenen Kern and bildet mit ihm einen
,,Compoundkern" oder ?Zwischenkern". Die Energie, die als Bindungs-
energie des Geschosses an den Kern frei wird and die kinetische Energie, die das
GeschoB mitbringt, werden auf alle Kernbausteine statistisch verteilt. Der an-
geregte Zwischenkern geht in einen energetisch tieferen Zustand fiber, wobei ein
oder mehrere Teilchen emittiert werden. Hat das GeschoB keinen Drehimpuls
in bezug auf den gemeinsamen Schwerpunkt des Systems, ist also die Quantenzahl
des Bahndrehimpulses l = 0, so 1st die Emission eines Teilchens fur jede Richtung
gleich wahrscheinlich. Man beobachtet also eine kugelsymmetrische Verteilung
der Emissionsrichtungen, wie sie die ausgezogene Kurve der Abb. 9 veranschau-
licht. Wenn die Bahndrehimpuls-Quantenzahl zwischen GeschoB and getroffenem
Kern gleich Eins ist, so liefert die Theorie der Compoundkern-Vorstellung die
gestrichelte Kurve der Abb. 9 and bei l = 2 die strichpunktierte Kurve. Man
sieht, daB die Winkelverteilung in allen Fallen symmetrisch in bezug auf die Vor-
warts- and Riickwartsrichtung ist. Diese Eigenschaft riihrt davon her, daB Bich
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Vber das Zyklotron des Zentralinstitutes fur Kernphysik
eben die Anlagerungsenergie auf alle Kernbausteine verteilt, der Vorgang der
Bildung des Compoundkernes also fur die Art seines Zerfalles ohne Bedeutung ist.
00
1800
Abb. 9. Theoretische Winkelverteilung bei Compoundkern-Reaktionen
(nach WOLFENSTEIN). Bei einer Bahndrehimpuls-Quantenzahl zwi-
schen GeschoB and getroffenem Kern von l = 0 gilt der voll aus-
gezogene Kreis, bei 1 = 1 die gestrichelte Kurve and fur 1 = 2 die
strichpunktierte Kurve. Die Winkelverteilung ist in Vorwarts- and
Riickwartsrichtung symmetrisch
780?
Abb. 10. Theoretische Winkelverteilung bei einer Stripping-Reaktion
(nach BUTLER). Die voll ausgezogene Kurve gilt bei einer Bahndreh-
impuls-Quantenzahl 1 = 0, die gestrichelte Kurve fur l = 1 and die
strichpunktierte fur 1 = 2. Die Verteilung innerhalb des Kreises um
den Nullpunkt gibt Abb. 11 in zehnmal grol3erem MaBstab wieder
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Nach dem anderen Bild, dem der ?direkten Reaktion", vie sie zum Bei-
spiel beim ?Deuteron-Stripping- ProzeB" vorliegt, reagiert das GeschoB nur
mit einem einzigen oder nur wenigen Nukleonen des getroffenen Kernes. Fur die
Stripping-Reaktion, also den ProzeB (d, p), liefert die Theorie die in Abb. 10 and 11
dargestellten Winkelverteilungen. Wiederum bedeuten die ausgezogenen Kurven
(lie berechnete Verteilung bei der Bahndrehimpuls-Quantenzahl 1 = 0. Bei l = 1
crhalt man die gestrichelte Verteilung and bei l = 2 die strichpunktierte. Abb. 11
gibt (lie Winkelverteilung in der Umgebung des Nullpunktes in Abb. 10 zehnfach
vergroBert wieder. Wie man sieht, ist bei der Stripping-Reaktion die Voru,drts-
riehhing stark berorzugt.
Abb. 11. Die Umgebung des Nullpunktes in Abb. 10
in zehnfach vergroBertem MaBstabe
Messungen der Winkelverteilung konnen beispielsweise mit einer Apparatur
nach Abb. 12 vorgenommen werden. Dabei werden die Bahnspuren der emittier-
ten Teilchen in Kernphotoemulsionen festgehalten. Es ist auch moglich, die Win-
kelverteilung mit richtungsemp/indlichen Zdhlrohren and elektrischen Verstdrkern
zu messen.
I)ie experimentellen Ergebnisse decken sich nun keineswegs immer mit einer
der beiden Vorstellungen. Die beiden Mechanismen der Kernreaktion treten viel-
niehr als Grenzfdlle auf. Dies ist auch verstandlich. Bleibt nicht genugend Zeit,
daB sich bei einer Compoundkern-Reaktion die Anregungsenergie auf alle Nukleo-
nen statistisch verteilt, so werden sich Zuge einer ?direkten Reaktion" im experi-
mentellen Ergebnis finden lassen and andererseits ist bei der starken Wechsel-
wirkung zwischen den Nukleonen zu erwarten, daB sich die ?direkten Reaktionen'
nicht immer rein ausbilden. Die Anregungsenergie wird sich auch bei diesem Typ
von Kernreaktionen in mehr oder minder groBem MaBe auf eine Anzahl von
Nnkleonen verteilen. Man kann bei der erstgenannten Reaktion erwarten, daB
der Zerfall des Compoundkernes nieht mehr unabhangig davon ist, wie er entstand.
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Vber das Z5 klotron des Zentralinstitutes fur Kernphvsik
Um das ?Geddchtnis" des Compoundkernes zu priifen, kann man denselben Com-
poundkern auf verschiedene Weise erzeugen and nach Unterschieden beim Zerfall
in den energetisch tieferen Zustand des Systems suchen. Zum anderen kann auch
(lie Untersuchung verschiedener Reaktionen mit demselben Ausgangszustand Auf-
schliisse dariiber bringen.
Zyklofron mit 37inch(90cm)
Po/schuhdurchmesser
riarren-
~J halter
Fokussierun
I , 1 ,
0 7 2 3 4 5
Skala in Fula
Deuteron-
Strahl
7250
Flussige Lott-Falle
and Pumpe
Schutzmouer
abb. 12. Apparatur zur Untersuchung der \Vinkelverteilung der emittierten Teilchen
inittels Kern-Photoemulsion
a) Allgemeiner Versuchsaufbau
b) Anordnung der Einzelheiten der Fangscheibe told der Halterung fur die photo-
graphischen Platten
(Hach MIDDLETON et. al. 19i3)
Die wissenschaftliche Arbeit des Bereiches ,Physik der Atomkerne"sucht
hauptsaehlich (lie Moglichkeiten auszuschopfen, die uns das Zyklotron bietet.
Bei der `erfolgung einer wissenschaftlichen Fragestellung wird man aber voraus-
siclltlich diese Grenze manchmal zu iiberschreiten wansehen. So wurde z. B.
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bereits begrundet, warum es bei der Untersuchung von Compoundkernen er-
wiinscht ist, these auf verschiedene Weise zu erzeugen. Das erfordert natiirlich
verschiedene Strahlenarten, and wir planen daher auch schwere lonen (Kohlen-
stoff, Sauerstoff, Stickstoff) mit dem Zyklotron zu beschleunigen. Dann sind wir
nicht mehr auf Protonen, Deuteronen and Alpha-Teilchen beschrankt.
Jedes GroBgerat der Kernphysik hat seine charakteristischen Vor- and Nach-
teile, die im Wesen seiner Wirkungsweise begrundet sind. Unser Zyklotron liefert
Teilchen hoher Energie bei auperordentlich groper Strahlintensitat. Da Fangschei-
ben trotz bester Kiihlung nur eine bestimmte Warmebelastung vertragen, sind
wir oft gezwungen, die Strahlintensitat durch Impulsbetrieb zu drosseln. Solche
Verhaltnisse sind natiirlich fur die Erzeugung kurzlebiger Isotope and fur (lie
Untersuchung von Reaktionen mit kleiner Ausbeute sehr gunstig. Diesem Vorteil
steht der Nachteil gegeniiber, daB der Strahl eine nicht unbedeutende Energie-
unscharfe besitzt, and daB die kinetische Energie der Teilchen nicht bequem
variiert werden kann.
Die Energieunscharle wird nicht erheblich unter 50 keV gedruckt werden kon-
nen, wenn man nicht sehr groBe Intensitatsverluste infolge magnetischer Zerlegung
des Strahles in Kauf nehmen will. Fur die Variation der Energie gibt es zwei
Methoden. Man kann die Teilchen durch Folien abbremsen, was natiirlich zu-
satzliche Energieunscharfe ergibt, oder man kann bei Erzeugung radioaktiver
Isotope die Fangscheibe nicht am auBersten Rand der Beschleunigungskammer
anbringen, sondern nach dessen Zentrum hin verschieben. Da die Teilchen dort
weniger Umlaufe gemacht haben, besitzen sie entsprechend geringere Energie.
Um unsere Experimente auch mit Behr Scharf bestimmten Energien durch-
fiihren zu konnen, denken wir an die Anschaffung eines V an - d e - G r a a f f- D r u c k -
Ge n e r a t o r s. Bei diesem Gerat bleibt die Spannung an der Ionenrohre auBer-
ordentlich konstant. Die Energieverwaschung des Strahles betragt weniger als
1 keV, and auBerdem laBt sich die Energie sehr exakt and bequem in weiten Be-
reichen einstellen. Ein Van-de-Graaff-Generator ist also eine sehr gute Erganzung
zu einem Zyklotron. Mit dem Van-de-Graaff-Generator konnten wir auch Ex-
perimente mit monoenergetischen Neutronen durchfiihren. Es ist allgemein iiblich,
fur solche Experimente Deuterium oder Tritium mit Deuteriumionen zu be-
schieBen.
Die Reaktionen lauten :
1. D(d, n) He3 + 2,5 MeV
2. T(d, n) He4 + 14,1 MeV.
Man rechnet mit Hilfe des Energie- and Impulssatzes leicht aus, daB die er-
zeugten Neutronen in der Vorwartsrichtung mehr kinetische Energie besitzen als
in der Ruckwartsrichtung. Macht man die Nachweisapparatur in einem Halbkreis
um die Stelle der Deuterium- oder Tritiumreaktion schwenkbar, so hat man eine
sehr bequeme Moglichkeit, die Neutronenenergie zu variieren.
In Abb. 13 ist dargestellt, zwischen welchen Grenzen die Neutronenenergie in
Abhangigkeit von der Beschleunigungsspannung, die der Van-de-Graaff-Generator
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Vber das Zyklotron des Zentralinstitutes fur Kernphysik
erzeugt, liegt. Man sieht, daB bei einer Beschleunigungsspannung von etwa 8 Me V
das Gebiet von 1,3 bis 22 Me V Neutronenenergie liickenlos mit Hilfe der beiden
Reaktionen iiberstrichen werden kann, wahrend bei kleineren Spannungen eine
Lucke bestehen bleibt. Diese ist jedoch bei manchen Experimenten, z. B. bei
Messungen des Wirkungsquerschnittes in Abhangigkeit von der Neutronen-
energie, unerwunscht.
0 7 2 3 4 S 6 7 8 S 70MY
Besdrleun/gungsspannpnq
Abb. 13. Die Neutronenenergie in Vorwarts- and Ruckwartsrichtung
fur die d-D- and d-T-Reaktion
Die beiden genannten Kernreaktionen, die als Neutronenquelle haufig ver-
wendet werden, setzen bekanntlich bei niedriger Spannung mit guter Ausbeute
ein. In Abb. 14 ist daher der Anfangsteil von Abb. 13 in vergroBertem MaBstabe
nochmals wiedergegeben. Aus der Abbildung sieht man, daB ein d-D-Generator
mit etwa 100 kV Spannung an der Ionenrohre monoenergetische Neutronen von
1,9 MeV liefert and mit der d-T-Reaktion Neutronen von etwa 11 MeV erzeugt.
Ich bin damit am Ende meines Vortrages angelangt. Ziel meiner Ausfuhrungen
war, Ihnen zu zeigen, wie die Probleme beschaffen sind, die wir im Bereich ,Physik
der Atomkerne" mit unserem Zyklotron untersuchen wollen. Es sind Probleme
der Grundlagenlorschung. Im Grunde genommen ist unser Wissen uber Atom-
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42 J. SrtnvTLMEISTER: Vber das Zyklotron des Zentralinstitutes fur Kernphysik
kerne and Kernprozesse erstaunlich niedrig, jedenfalls erheblich niedriger, als
Fernerstehende anzunehmen geneigt sind. Die Anwendung der Kernphysik, die
Kerntechnik, eilt der wissenschaftlichen Erkenntnis ihrer Grundlagen weft voraus
- eine Entwicklung, die wir in der Geschichte der Technik sehr oft beobachten
k< nnen. Schon these Situation allein macht es notwendig, daB Grundlagenfor-
schung neben der technischen Anwendung betrieben wird. Denn nur auf der
Grundlagenforschung bauen sich weitere technische Fortsehritte, oft sogar un-
vermittelt, auf.
12,0
77,8
8+11,6
11,4
nJ e
(d
e
,
11,3MeI'
11,0 r~~k/j
K'o'ors
109
N
++14
% T
iMY
0 20 40 60 BO kY 100
Beschleunigungsspannung
2,3
2,2
orwart s
1B75MeY\ 0/G,nJHe +2,SMeY
~uckaiorts.\
20 40 60 B0 kY 700
Besthleunigungssponnung
Abb. 14. Die Abbildung zeigt den Anfangsteil der Kurven der Abb. 13
in groBerem MaBstabe
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Teilansieht des Z klotrons ceiihrend de. Retriehe.,
Jlitte: I'rotronenstrall. der die Luft zum Leuchten anregt. Ohen and unten:
til)ulen rur I?rre rnn, des Alavnetfeldc.. Reeht. nebcm dem ,titrahlaustritt: Uie
l:infiihruo, der Ionenquelle. Links rind %v1('1 Servomotoren fiir die ,Shim-Ver-
stellun- sichtbar
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? Einige kerntechnisch interessante Werkstoffproblenle
von FRITZ THUMMLER
(Vortrag, gehalten in der offentlichen Sitzung des Wissenschaftlichen Rates
fiir (lie friedliche Anwendung der Atomenergie am 16. 12. 19:57 in Dresden)
\Icine Damen and Herren!
In den letzten 10 oder 15 Jahren hat sich im Rahmen der wissenschaftlich-
technischen Forschung mit dem Ziele der Nutzbarmachung der Atomenergie ein
Arbeitsgebiet herausgebildet, innerhalb dessen sich Metallkunde bzw. Werkstoff-
kunde and Kerntechnik beriihren. Es ist hervorgegangen aus den Erfordernissen
des Baues von Kernreaktoren im Hinblick auf die Anwendbarkeit der verschie-
densten Werkstoffe and Werkstoffgruppen, wobei deren Bestdndigkeit gegeniibcr
den zahlreichen Einfitissen im Reaktor einschlieBlich der Strahlenbestandigkeit
sowie die Erfordernisse der Neutronenokonomie im Vordergrund stehen. Es liegt
auf der Hand, daB diesel Gebiet fiir jedes Land, das sich mit Fragen der friedlichetn
Anwendung der Atomenergie beschaftigt, von groBer Bedeutung ist. Ich darf
(lie Inbetriebnahme des ersten Kernreaktors in der Deutschen Demokratischen
Republik zum AnlaB nehmen, Sie auf dieses Arbeitsgebiet hinzuweisen, das neben
dem unmittelbaren technischen Interesse auch wissenschaftlich groBte Aktualitat
bcsitzt.
Unter Herauslassung aller mit der eigentlichen Metallgewinnung zusammen-
hiingenden Probleme konnen die Aufgaben eines solchen Arbeitsgebietes etwa wic
folgt zusammengefaBt werden :
A. Kerntechnisch bedeutungsvolle Werkstoffe (bes. Reaktorwerk-
stoffe)
Legierungskunde, mechanische and physikalische Eigenschaften, Vertraglich-
keit, Korrosion, Wdrmebehandlung u. a.; Ermittlung giinstiger Legierungs-
svsteme.
B. Strahlenwirkungen
Eigenschaftsanderungen and Mechanismus der Strahlenwirkung; bei z. B.:
Reaktor- and anderen Metallen and Legierungen, Hochpolymeren, Halbleitern
u. a.; Anderung chemischen Verhaltens nach oder bei Strahlungseinwirkung.
Hierbei sind die beiden Gruppen nicht eindeutig gegeneinander abzugrenzen.
Im Rahmen dieses kurzen Vortrages konnen verstdndlicherweise nur einige
wenige Probleme besprochen and angedeutet werden, zweckmdBig solche, die mit
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Brennstoffelementen von Wasser-Wasser-Reaktoren zusammenhan-
gen. Die Besprechung beschrankt sich, wie angedeutet, auf die Eigenschaften
and das Verhalten der Materialien unter den verschiedenen interessierenden Be-
anspruchungen. Auch auf dem Gebiet der Strahlenwirkungen werden nur wenige
Mille herausgegriffen.
Als besonders wichtig and interessant ist das Verhalten der Sp aItmaterialien
(Kernbrennstoffe) anzusehen, von welchen nur das Uran and einige uran-
reiche Kombinationen betrachtet werden sollen.
TABELLE1
Modifikationen des Urans
a-U
orthorhombisch 668? C
f-U
tetragonal
668-774? C
y-U
kubisch-raumzentr.
774-1132?C (Schmelzpunkt)
Auf Grund seiner mechanisch-thermischen and auch chemischen Eigenschaften
muB reines Uran als ein fur den Reaktorbetrieb durchaus ungeeignetes Metall
angesprochen werden. Es zeigt nach
IS 06 langeren Betriebszeiten sehr uner-
5.05
S?04 wunschte Gestalts- and Volumenande-
5.03 rungen, die je nach seiner Vorbehand-
t 5.02
F 3 lung in mehr oder weniger starkem MaBe
9?07
.~ S 00 .a, o auftreten. Diese hangen einerseits damit
Abb. 1. Abmessungen der Elementarzelle von
x-Uran in Abhangigkeit von der Temperatur
(nach BRIDGE, SCHWARTZ and VAUGHAN)
0 100 200 300 400 S00 ?C
Temperotur
9 7 2
.90 innerhalb definierter Temperaturbe-
4.96 2 89 1 reiche bestandi en Modifikationen auf-
4 95 2.88 g
2.87 0? tritt and somit verschiedene Umwand-
2.85 lungspunkte besitzt (Tab. 1). Beim
haufigen Durchschreiten z. B. der a---
A S.87 Umwandlung treten starke Volumen-
S 86 veranderungen auf, die sich vor allem
1 S?85 in einer Zerkliiftung der berflache
o? 585 and in r gewissen r l Dimensions Oerungen
700 bemerkbar machen. Andererseits weisen
5.82
a- and P-Uran bemerkenswerte Eigen-
schaftsanisotropien auf, die mit ihrer
Gitterstruktur zusammenhangen. In
Abb. 1 ist die Temperaturabhdngigkeit
der Gitterparameter des a-Urans in den
3 verschiedenen Richtungen dargestellt. Wahrend in Richtung der a-Achse and
der c-Achse ([100] and [001]) mit steigender Temperatur eine (temperatur-
abhangige) Expansion auftritt, wird in b-Richtung ([010]) eine ziemlich be-
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deutende Kontraktion festgestellt. Die entsprechenden linearen Ausdehnungs-
koeffizienten betragen zwischen 25? C and 625? C etwa:
[100] : 35,8 ? 10-6/?; [010] : - 9,3 ? 10-6/?
[001 ] : 33,2 - 10-6/?
Dies bedingt beim Einkristall eine makroskopische Kontraktion wahrend des Er-
warmens -innerhalb des a-Gebietes - in einer Richtung, die solange reversibel
ist, 200 V
Plateausteigung
N u I leffekt
< 5?/o/100V
ca. 150 Imp./min
Gewicht
ca. 50 g
Lj
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-4,-120~q~--
Dunnwandiges Glaszahlrohr fir Messungen in Fli ssigkeiten fur den
Nachweis von /3-Strahlen ab 180 keV and von y-Quanten.
Flachengewicht der Wandung
Arbeitsspannung
Plateaulange
Plateausteigung
N u l leffekt
Gewicht
20...35 mg/cm2
Co. 1000 V
> 200 V
< 5?/o/100V
ca. 50 Imp./min
ca. 30 g
Fensterzahlrohr in Glockenbauart fur den Nachweis von Alphateilchen
ab 4 MeV, von /3-Strahlen ab 60 keV and von y-Quanten.
Fldchengewicht des Fensters
Arbeitsspannung
Plateaulange
Plateausteigung
Nulleffekt
Gewicht
2,5 ... 4 mg /cm'
ca. 1100 V
> 200 V
0. Das ist der Fall fur
() R')z 1
>
(YRR' + (Y I Y')R2)avE E
(16)
Ist der mittlere NeutronenfluB kleiner als in (16)
gefordert, so konnen keine ungedampften Wellen auf-
treten. Mit dem gefundenen w erhalt man A als Funktion
von 0? mit E als Parameter and damit aus (13)-(15)
die durch C festgelegte Ortsabhangigkeit der Welle
sowie das Amplitudenverhaltnis and die Phasen-
verschiebung zwischen Neutronen- and Xenondichte-
schwankung in Abhangigkeit von 0?.
In den Abbildungen 1-4 sind diese Funktionen dar-
gestellt. An die Kurven, die fur den Grenzfall der un-
gedampften Welle gelten, schlieBen sich nach beiden
Seiten Gebiete an, wo die Welle abklingt oder wo sie
sich aufschaukelt. Im ersten Fall kann man das Verhalten
des Reaktors als stabil, im zweiten als instabil bezeichnen.
10105
3?A
-
i~
i
abklingend
j
ufschaukeln
i
/
~e
n 10
cln2S
4
loo n 10
clots
Abb. 4. Phasenverschiebung S=n-arg(A) zwischen Neutronen-
und Xenondichteschwankung
In Abb. 1-4 rind alle Grotlen, die das Verhalten der ungedampften Welle (w2=0) beschrelben, in Abhangigkeit vom mittleren Neutronenflull 0e fiir
zwei verschiedene 235U-Konzentrationen dargestellt
Makroskop. Spaltquerschnitt ___E'=3,4.10-8 cm-' E=3,4.10-2 cm-'
Die Bezeichnungen ?abklingend" bzw. aufsehaukelnd" beziehen sich auf das Verhalten der Welle bet Anderung der betreffenden Gro e
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(. Y-A,Y)crvE-E
wird ReA=0, 6=90?.
Fiir $o > 1012 n/cm2 s hangen T bzw. w und 6 nur noch
in verschwindendem MaBe von f ab, 6 ist nur sehr wenig
kleiner als 180?.
Ganz allgemein besteht Fiir die ungeddmpfte Welle
zwischen w = klm A und ate A folgender Zusammenhang:
((02+22) (J1eA+A'+0o v)=b?OvEY2.
In den Abbildungen 1-4 wurde die Abhangigkeit
der einzelnen GroBen nur fiir praktisch vorkommende
(P?-Werte dargestellt. Fur sehr groBe Werte (0? , oo)
nehmen die GroBen folgende Grenzwerte an:
w-.fEYv2 (T-.47,5x),
9leA--EYv (=6,1.102s-1),
x-* 0
n
VA
xYv
(=-2,16.10-4).
(Die eingeklammerten Zahlenwerte fiir E= 3,4.10-2 CM-1.)
Der qualitative Verlauf der Kurven in den Ab-
bildungen 1-4 sowie die Bedeutung der eben durch-
gefiihrten formalen Rechnung sollen im folgenden Ab-
schnitt ndher untersucht werden.
3. Qualitative Diskussion
Schreibt man die Gleichung (11) in der Form
iw=A+B-C
d`V =iwN=-O QX+BN-CN dt (17)
so steht links die Anderung der Neutronendichte in einern
Volumenelement, rechts die Summe aller Neutronen-
quellen und -senken. dN ist der Frequenz und der Neu-
tronendichtel) proportional und eilt letzterer um 2 in
der Phase voraus.
Die Neutronenquellen und -senken setzen sich aus drei
Anteilen zusammen, die in Abb. 5 durch Vektoren dar-
gestellt worden sind.
1
Abb. 5. Vektordiagramm fur die Neutronenquellen
Der Vektor fiir die Xenondichteschwankung 1st um einige Zehnerpotenzen
verkleinert gezeichnet, siehe Abb. 3
Ein Anteil ist der Xenondichtel) proportional und mit
ihr in Gegenphase (- 00or X = AN). Dieser Anteil erfaBt
1) Gemeint ist hier immer nur die Schwankung.
den Neutroneneinfang im Xenon und stellt damit eine
Senke fur Neutronen dar, die der Neutronendichte um
den Winkel 6 in der Phase nachlduft.
Die beiden iibrigen Anteile BN und - CN sind der
Neutronendichte proportional und mit ihr in Phase
bzw. Gegenphase. Sie erfassen die Anderung der
Neutronendichte durch den EinfluB auf k. und durch
Diffusion.
Je nachdem, ob B> 0 oder B < 0 ist, stellt BN eine
Quelle oder Senke dar.
Im Falle B < 0, der im allgemeinen fur Reaktoren
gewunscht wird, kann man JB direkt als ,Zerfalls-
konstante" fur Neutronen ansehen. Die wirkliche Zerfalls-
konstante der Neutronen geht nicht in die Rechnung
ein (s. oben).
Es wird angenommen, daB B reell ist, d. h., daB
der Reaktor so gekiihlt wird, daB keine wesentliche
Verzogerung der Schwankung von k.. gegeniiber N
auftritt.
Spaltet man die Gleichung (11) in Real- und Imaginar-
teil auf, so ergibt der Imagindrteil (12) eine Bestimmungs-
gleichung fiir die Frequenz, der Realteil eine fur das
raumliche Verhalten der ungeddmpften Welle (13).
Fur einen bestimmten mittleren NeutronenfluB gibt
es genau eine Frequenz, bei der die Welle ungeddmpft ist.
B bzw. T, C und die Diffusionskonstante D haben auf
these Frequenz keinen EinfluB, sie bestimmen nur das
raumliche Verhalten der Welle (Wellenlange).
Es konnen nur fiir C = JReA + B> 0 ungeddmpfte
Wellen auftreten. Daraus folgt im allgemeinen eine
untere Grenze fur 0?, die noch fiber der von (16)
liegt.
Negative Werte von B erhohen die Stabilitat des
Reaktors. Fur B 1014 n/crn2 s) uberwiegt der zweite
Anteil, dann nimmt w2 wieder zu, and es ist
w2~00 iA, T^,-L.
Dazwischen hat w2 ein Minimum, and zwar an der
Stelle, wo die beiden veranderlichen Anteile gleich sind: A 150 or,
boa
daraus folgt
Pomm= 1,8.1013n/cm2s.
0) 2
in1n=2A(Oo, r+A'),
Tmax = 31,6 h.
In diesem Gebiet ist w2 in erster Naherung unabhangig
von f, d. h. von der 23U-Konzentration im Reaktor.
Fur alle thermischen Reaktoren ist also die Abhangig-
keit der Schwingungszeit der ungedampften Welle vom
mittleren NeutronenfluB nahezu gleich, falls dieser groBer
als 1012 n/cm2 s ist.
Das wird erst dann anders, wenn 0o so groB geworden
ist, daB nur noch die Prozesse (b) and (e) eine Rolle
spielen. Dann wird das fiber Jod gebildete Xenon sofort
nach seiner Entstehung ausgebrannt, w2 ist dann nur
(lurch die Jodquellstarke (- vEY) and durch den Jod-
zerfall (A) bestimmt:
w2 _ vEYA.
Dies wurde fur 0a > 1021 n/cm2 s eintreten. Fur die
Praxis ist es ohne Bedeutung.
4. Die Ortsabhangigkeit der Welle
Bei der Losung des Systems linearer Differential-
gleichungen (5)-(7) durch die Ansatze (8) konnte die
Ortsabhangigkeit R(r) absepariert werden.
R(r) genugt der Wellengleichung
4R+ Dv R=0
[s. Gleichung (10)].
Aus der Vielzahl der moglichen Losungen seien hier
nur einige herausgegriffen. Die einfachste in kartesischen
R (z) =e f'i D cvz
,
mit den beiden reellen Losungen von co erhalt man
daraus eine stehende oder eine fortschreitende Welle:
t)=q sin 2Lx sinwt,
(t, t) 99 sin (2L- - wt)
mit der Wellenlange L:
L=27r Dv- 27r 9tenA+B
(24)
Sieht man von raumlicher Dampfung ab, so inter-
essieren nur positive, reelle C.
Fur B = -Te A wird L unendlich, dann schwankt
der NeutronenfluB im gesamten Reaktor gleichmaBig
um einen Mittelwert. Diesen Grenzfall erhalt man in der
gewohnlichen Reaktordynamik, wo mit einem orts-
unabhangigen Multiplikationsfaktor gerechnet wird.
In Zylinderkoordinaten (r, , z) erhalt man als Losung
von (23)
Rk'm=ef(kz+mr')Jmlr DDk2I
and damit z. B. stehende oder um die z-Achse ,ro-
tierende" Wellen
0 (r, t) - T J. (r /v\ (sinmip'sinwt,
lI {lsin(mg2'-wt).
Die einfachste Losung in Kugelkoordinaten ist
ro ~2Y Dv r .
r
e
damit erhalt man z. B. die Kugelwellen
ro 2 r r
(r, t) = 99 r sin L sin w t ,
r sin (2Lr -wt
mit der gleichen Wellenlange L wie bei der ebenen Welle.
Die Amplitude nimmt mit ab, daher konnen these
r
Wellen ohne weiteres auch in einem endlichen Reaktor
angeregt werden.
Fur die Anregung ist eine punktformige Neutronen-
quelle der Starke q an der Stelle r =0 erforderlich:
q=lim4rr2(-Dgrad 4FP)
q=-4:r Dg9re sinwt.
Das ist eine periodisch schwankende Quell-Senke, die
man verhaltnismaBig einfach technisch realisieren
kann.
Die Wellenlange fur die ungedampfte ebene Welle (24)
and fur die Kugelwelle (26) ist in Abb. 7 in Abhangigkeit
von Ji fur einige typische Reaktordaten dargestellt. Fur
die Praxis ist besonders der Bereich 0o > 1013 n/cm2 s
von Bedeutung, da her die Wellenlangen in der GroBen-
ordnung iiblicher Reaktordimensionen liegen.
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WENZEL: Xenonvergiftungswellen
Je kleiner B ist, desto hoher liegt der Schwellwert fiir
00' oberhalb lessen ungedampfte oder sich aufschau-
kelnde Wellen auftreten konnen.
L
aufsch
uke
4
abklingend
105 108 10" n 10"
cm S
Abb. 7. Wellenliinge fiir die ungedampfte ebene oder Kugel-
welle in Abhangigkeit vom mitt]. NeutronenfluB
11=0 (kein EinfluB der Leistungsschwankung auf k,,)
(Zunahine der Leistung verringert A?.)
Spezie]I gewahlle Werte:
J1=0,1 cnm; r=0 bzw. --10-4;
r=3,15?iO5cm/s; Eq=0,05cm-';
_E=3,4.10-3cm-';
-E=3,4.10-'cm-'
In Abb. 8 ist die Phasengeschwindigkeit w= T fiir die
ungedampfte fortschreitende ebene oder Kugelwelle dar-
gestellt. Die Berechnungsdaten sind die gleichen wie bei
Abb. 7.
Von besonderem Interesse fur die Reaktorkontrolle
ist es, ob and unter welchen Umstdnden sich derartige
Wellen aus kleinsten Storungen zu groBen Amplituden
aufschaukeln konnen.
Qualitativ ist das Verhalten der Wellen schon an den
Abbildungen 1-4 zu erkennen.
Abweichungen von den Werten fur die ungedampfte
Welle in der Kurvenschar in Richtung abnehmender
Werte des Parameters E fiihrt zur Aufschaukelung der
Welle.
Das ist auch versthndlich, denn das Aufschaukeln
erfolgt, weil fiir die betreffende Welle die 235U-Konzen-
tration zu groB ist and weil deshalb die Xenonbildung
zu rasch and zu stark erfolgt. Damit die Welle sich nicht
aufschaukelt, ware ein kleineres f erforderlich.
Um das Veihalten der Wellen quantitativ zu erfassen,
muB man von der Gleichung (11) ausgehen, die all-
gemein fiir komplexes co gilt. Man erhalt hieraus:
dC= a dOe+ aw do, - idco. (27)
0
Diese Beziehung muB bei Abanderung irgendeiner
GroBe immer erfullt bleiben, d. h., es andern sick die
iibrigen GroBen ebenfalls.
10105
Abb. 8. Phasengeschwindigkeit der fortschreitenden ungedampften
ebenen oder Kugelwelle
dann ist
Hieraus folgt fiir eine bestimmte Anderung des mitt-
leren Neutronenflusses 4030 die relative Anderung der
Schwingungszeit
J T - d co _ _ cu? I 00 d 00 -1 d 00 . 19th
AOw= aA A0e=Awl+ico2.
Fur 0o =106-101b n/em2 s schwankt A zwischen - 0,25
and - 0,5.
105 105 10" 10"
cm s
Abb. 9. Diimpfungszeit T2 = 1 bei Ahnahme des mittl.
O02
Neutronenflusses $e um 1% fur eine stehende Welle bei kon-
stanter Wellenlange
Zunahme ruft Aufschaukelung hervor
w
\1
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WENZEL: Xenonvergiftungswellen
Bei Abnahme des Neutronenflusses klingt die Welle ab.
Abklingzeit betragt
m 1 0o
8A
m e~0 d~0
A 0?
a aw
In Abb. 9 ist T2 fur -1 % in Abhangigkeit
von 09 dargestellt (Berechnungsdaten wie bei Abb. 7).
In der gleichen Weise kann man fur konstantes 0e die
Anderung von w bei Anderung von C bzw. L untersuchen
and umgekehrt.
6. Zusammenfassung
In einem genugend grof3en thermischen Reaktor kann
sich dem mittleren NeutronenfluB eine Schwankung in
Form einer stehenden oder fortschreitenden Welle iiber-
lagern. Diese Welle ist gekoppelt mit einer gleichartigen
Welle der 135Xe-Dichte.
Die Phasendifferenz zwischen beiden Wellen, das
Amplitudenverhaltnis sowie die Schwingungszeit and die
Wellenlange hangen in eindeutiger Weise vom mittleren
NeutronenfluB and von den Reaktorkonstanten als
Parameter ab. Diese Abhangigkeit wurde fur typische
Werte berechnet and qualitativ diskutiert.
Die Rechnung beschrankt sich auf Wellen mit kleinen
Amplituden. Ohne diese Einschrankung erhalt man nicht-
lineare Differentialgleichungen. Die Zeit- and Orts-
abhangigkeit lassen sich dann nicht mehr in Form einer
einfachen harmonischen Welle darstellen.
Von besonderem, praktischem Interesse ist das Gebiet
hoher Leistungsdichte. Hier liegen die Wellenlangen in
der GroBenordnung von dm bis m, also im Gebiet
iiblicher Reaktorabmessungen. Sie Sind jedoch groBer
als der in heterogenen Reaktoren auftretende Gitter-
schritt, so daB man diese hier als homogen betrachten
kann.
Neben dem Grenzfall ungedampfter Wellen konnen die
Wellen abklingen oder sich aufschaukeln; letzteres tritt
um so leichter ein, je groBer der mittlere NeutronenfluB
and je groBer die 235U-Konzentration im Reaktor rind,
um so schwerer, wenn die relative Anderung von km bei
Anderung des mittleren Neutronenflusses negativ ist.
Fur 0o > 1012 n/cm2 s hangt die Schwingungszeit der
ungedampften Welle in erster Naherung nicht mehr vom
Reaktortyp, sondern nur noch von 0e and von der
Arbeitstemperatur des Reaktors ab. Die Reaktor-
konstanten haben dann nur EinfluB auf die Wellenlange.
Derartige Wellen konnen in genugend groBen Lei-
stungsreaktoren lokale Uberhitzungen hervorrufen and
die Reaktorregelung gefahrden.
Im allgemeinen wird man beim Entwurf von groBen
Leistungsreaktoren darauf achten mussen, durch ge-
eignete Anordnung der Regelstabe von vornherein die
Anregung derartiger Wellen zu verhindern.
Weiterhin kann man mit Hilfe dieser Wellen dynami-
sche Messungen von Reaktorkonstanten and der direkten
Spaltausbeute von 135Xe durchfuhren. Hierfur eignet
sich besonders die Kugelwelle (26), die leicht angeregt
werden kann.
Dem Leiter des Wissenschaftlich-Technischen Buros
fur Reaktorbau, Herrn Prof. Dr. M. STEENBECK, sowie
Herrn Dr. G. HELMis dankt der Verfasser fur das
fordernde Interesse an dieser Arbeit sowie fur viele
wichtige Diskussionen.
7. Bezeichnungen and numerisehe Daten
Die in die Rechnung eingehenden GroBen Sind teil-
weise Kernkonstanten, teilweise hangen sie von der
effektiven Neutronentemperatur T. im Reaktor ab; fiir
these wurde Te = 600? K gewahlt. Fur alle ubrigen frei
wahlbaren GroBen wurden typische Zahlenwerte be-
nutzt, diese rind in Klammern beigefiigt worden.
00, 0, 9'
mittl. therm. NeutronenfluB and Schwan-
kung,
Je, J, j mittl. 135J-Dichte and Schwankung,
X0, X, x mittl. 135Xe-Dichte and Schwankung,
Ne , N, n mittl. Neutronendichte and Schwankung,
k =1 + ze Multiplikationsfaktor,
= 2,87 ? 10- 5 s 1 Zerfallskonstante fur 135J
A' = 2,09.10- 5 s 1 Zerfallskonstante fur 135Xe,
Y =5,7% Spaltausbeute fur 135J,
Y' =0,3% Spaltausbeute fur 135Xe,
a (=1,8.10-18 cm2) therm. Absorptionsquerschnitt fur
135Xe [4],
(= 3,4 ? 10-3 oder 3,4 ? 10-2 cm-1) makroskop. Spalt-
querschnitt fur 235U
EQ makroskop. Absorptionsquerschnitt im Re-
aktor,
r - 10-4) relative Anderung von km bei Anderung
von 0e,
v (= 3,15 ? 105 cm s-1) mittl. Neutronengeschwindigkeit,
D (= 0,1 cm) Diffusionskonstante,
T Schwingungszeit,
L Wellenlange,
w = L Phasengeschwindigkeit,
Phasenwinkel,
R(r) Ortsabhiingigkeit der Welle,
A LAPLACE-Operator oder kleine GrOBe,
q Quellstarke.
Alle ubrigen Abkiirzungen Sind im Text erlautert.
Eingegangen am 15. 7. 1958
Literatur
[1] A. G. WARD, The Problem of Flux Instability in Large Power
Reactors, CRRP - 657, July 1956.
[2] A. F. HENRY, J. D. GERMANN, Oscillations in the Power
Distribution within a Reactor, Nucl. Sci. and Eng. 2, 4 (1957),
S. 469/80.
[3] D. RANDALL, D. S. ST. JOHN, Xenon Spatial Oscillations,
Nucleonics 16, 3 (1958), S. 82.
[4] S. BERNSTEIN, E. C. SMITH, The Cross-sections of the Fission
Product Poison Xe1M as a Function of Energy, PUAE P/591,
16A,. IV, S. 153/61.
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HERRMANN it. a.: tJber eine mit Vorverstarkung arbeitende Zahlrohr-Totzeit-Stufe
Uber eine mit Vorverstarkung arbeitende Zahlrohr-Totzeit-Stufe
(Mitteilung aus dem Institut fur angewandte Radioaktivitat, Leipzig)
W. HERRMANN and K. RENKER
Es wird eine Anordnung beschrieben, die als Zusatzgerat zu
GEIGER-MiiLLER-Zahlrohrapparaturen benutzt werden kann and
dabei die Moglichkeit bietet, mit vorgegebenen, kunstlichen Tot-
zeiten zu arbeiten. Das Gerat liefert scharf definierte, kunstliche
Totzeiten and spricht wegen des eingebauten Vorverstarkers
schon auf Eingangsimpulsamplituden von 10 mV sicher an. Die
kunstlichen Totzeiten sind zwischen 201tsec and 20 msec in
10 Stiffen einstellbar. Die Wirkungsweise des Gerates wird be-
schrieben and an Hand von Beispielen demonstriert.
Die bei kernphysikalischen Messungen haufige Bestim-
mung hoher Zahlraten erfordert entsprechende Beriick-
sichtigung des zeitlichen Auflosungsvermogens der be-
nutzten McBanordnung. Wdhrend bei den friiher ver-
wendeten Zahlgeraten mit mechanischem Zahlwerk das
zeitliche Auflosungsvermogen durch dessen Tragheit
gegeben war, ist es bei den jetzt iiblichen tragheits-
armen elektronischen Anordnungen, wie sie in Ver-
bindung mit GEIGER-MULLER-Zahlrohren benutzt werden,
fast ausschlieBlich durch die Totzeit des benutzten Aus-
losezahlrohres and durch dessen Erholungszeit bestimmt.
Als Totzeit eines Auslosezahlrohres bezeichnet man
dabei die Zeitspanne vom Beginn eines Ziihlrohrimpulses
an, wahrend der - trotz des Vorhandenseins ionisieren-
der Strahlung - keine neuen Impulse auftreten. Das ist
die Zeit, in der die beirn Entladungsvorgang in Form
eines Ionenschlauches um den Zdhldraht gebildeten
positiven lonen sich so weit vom Draht entfernt haben,
daB der Potentialgradient in Drahtnahe gerade noch
nicht ausreichend ist, um neue StoBionisationsprozesse
zu ermoglichen. Nach Ablauf dieser Totzeit ist, wegen des
steilen (exponentiellen) Potentialverlaufes, der Potential-
gradient zuerst nur in ndchster Ndhe des Zahldrahtes
groB genug, um StoBionisation bewirken zu konnen. Es
kann sich also zunachst nur ein sehr ,diinnwandiger"
Ionenschlauch um den Zahldraht bilden, d. h., es konnen
sich kurz nach Ablauf der Totzeit nur Behr kleine Zdhl-
rohrimpulsamplituden ergeben. Erst wenn alle lonen an
der Kathode abgeschieden sind, sind wieder Impulse
der normalen GroBe zu erwarten. Die Zeit vom Totzeit-
ende bis zu dem Zeitpunkt, zu dem die normale Impuls-
groBe wieder erreicht wird, bezeichnet man als Erholungs-
zeit. Aus der Betrachtung des Funktionsmechanismus von
Auslosezdhlrohren folgt, daB Totzeit wie auch Erholungs-
zeit von den geometrischen Daten eines Zdhlrohres, von
Art and Druck seiner Fiillung and natfirlich auch von der
anliegenden Spannung abhangen mussen.
Fiir die Betrachtung des zeitlichen Auflosungsver-
mogeiis einer Zahlrohranordnung, bei der die Tragheit
des elektronischen Zahlgerates auBer Betracht gelassen
werden kann, ware genau genommen eine unempfindliche
Zeit einzusetzen, die sich zusammensetzt aus der. Totzeit
des Zahlrohres and dem meist sehr kleinen Teil seiner
Erholungszeit, in dem die Impulsamplitude auf einen
Betrag angewachsen ist, welcher der Ansprechschwelle
des Zahlgerates entspricht. Daraus folgt, daB auBer der
Totzeit u. U. auch die Eingangsempfindlichkeit des Zahl-
gerates ffir das zeitliche Auflosungsvermogen eine Rolle
spielen kann.
Zur Bestimmung der unempfindlichen Zeit einer Zahl-
rohranordnung, die sich bei genfigend hoher Eingangs-
empfindlichkeit praktisch mit der Totzeit des verwen-
deten Zahlrohres deckt, gibt es eine Reihe von Verfahren,
z. B. die Zwei-Praparate-Methode [1], die direkte Bestim-
mung mit einem Impulsoszillographen [2] and schlieBlich
solche Methoden, bei denen mit Totzeiten verschiedener
Dauer, die dem Zahlrohr aufgezwungen werden, dessen
eigene Totzeit ermittelt wird.
Oft ist es noch zweckmaBiger, die Zahlungen selbst mit
einer solchen kunstlichen Totzeit vorzunehmen, da these
wesentlich besser definiert sein kann als die eigene des
Zahlrohres, die - wie oben erwahnt - auBer von anderen
Faktoren vor allem von der Spannung am Zahlrohr
abhangt, die selbst wieder sogar eine Funktion der Zahl-
rate sein kann. Wahlt man dabei die kfinstliche Totzeit
groBer als Zahlrohrtotzeit and Erholungszeit, so verliert
man zwar etwas in bezug auf zeitliches Auflosungs-
vermogen, kann aber wegen der genau definierten and
bekannten kunstlichen Totzeit die Impulsverluste sehr gut
berechnen and somit hohere Impulsraten genauer bestim-
men. Extrem kurze unempfindliche Zeiten (1,5,usec) and
damit hohe Zahlraten werden erhalten, wenn man ([3],
[4]) die Zahlrohrspannung so kurz nach Beginn des Im-
pulses absenkt oder umkehrt, daB die Ausbreitung der
Entladung Tangs des Zahldrahtes unterbrochen wird.
In diesem Falle erreicht man, daB die entstehende
Ionenwolke, analog wie bei einem Proportionalzahlrohr,
nur einen Teil des Zdhldrahtes abschirmt and das Zahl-
rohr fiber die restliche Drahtlange arbeitsfahig bleibt.
Wahlt man die kunstliche Totzeit groBer als Eigentot-
zeit and Erholungszeit des Zdhlrohres, so ergibt sich der
praktisch oft sehr wichtige Vorteil, daB ein eventuell vor-
handener Anstieg des Zahlrohrplateaus sehr vermindert
wird. Es konnen dann namlich Nachentladungen auf
Grund von Elektronen, die durch Ionen an der Kathode
ausgelost werden, oder solche, die durch eventuell ge-
bildete negative Ionen hervorgerufen werden, nur noch
sehr selten auftreten, da ja in dem Zeitraum, in dem
sic besonders haufig sind, die Zahlrohrspannung unter
die Einsatzspannung abgesenkt ist. Besonders bei
4;r-Zahlern, bei denen das zu messende Praparat in das
Zahlrohr eingebracht werden muB, erfordert es auBer-
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HERRMANN u. a.: Ilber eine mit Vorverstarkung arbeitende Zahlrohr-Totzeit-Stufe
ordentlich sauberes and muhsames Arbeiten, um die fur
(lie Bildung solcher negativer Ionen besonders maBgeben-
den geringen Spuren von 02 and H2O bei der Neufiillung
auszuschlieBen. Fur diesen Fall besonders wurde von
CoHEN [5] eine Totzeitanordnung benutzt and eine ent-
sprechende Schaltung sowie McBergebnisse angegeben.1)
Untersuchungen mit solchen Totzeitstufen, die in
unseremInstitut ausgefiihrt wurden (teils mit 4;r-Zahlern,
wo sie durch Verbesserung des Zahlrohrplateaus die
Arbeit sehr vereinfachen, teils mit anderen Zahlrohren,
um deren Totzeit exakt zu messen oder urn mit gut
definierter Totzeit messen zu konnen), zeigten, daB die
uns bekanntgewordenen Anordnungen, die sich mit
leicht erhaltlichen Rohren aufbauen lieBen, relativ groBe
Zahlrohrimpulse erfordern. Damit sind sie fur kleine
Zahlrohre oder bei kleinen Zahlrohrwiderstanden nicht
vibrator, der aus zwei Leistungsrohren Rob and Ros
besteht, anstoBen. Im Ruhezustand fiihrt dessen Rohre
Rd,, Strom, and die Spannung an ihrer Anode betriigt
nur etwa 16 V. Die Zahlrohrkathode, die mit dieser
Anode verbunden ist, hat entsprechend ein Potential von
16 V gegen Erde. Wahrend der Dauer des Univibrator-
impulses ist Rohre Rob gesperrt, so daB ihre Anoden-
spannung gleich der Speisespannung (etwa 400 V) wird.
Damit erhoht sich das Potential der Zahlrohrkathode
urn rund 380 V, d. h., die Spannung zwischen Zahlrohr-
kathode and Zahldraht wird entsprechend abgesenkt.
Die Laufzeit dieses zweiten Univibrators, welche die
ktinstliche Totzeit bestimmt, kann durch Einschalten
verschieden groBer Kondensatoren in den Ruckkopp-
lungskreis der beiden Rohren mit Hilfe eines Stufen-
schalters S. willkurlich verandert werden. Bei dem
Emgangsrer- Jmpulaformerl
sfprker ECC81 ECC 81 AMong
Lvschimpu/sgeneroo, Jmpufsformerll
Abb. I. Schaltsehema der Anordnung
ohne weiteres brauchbar. Es wurde deshalb die durch
das in Abb. 1 wiedergegebene Schema charakterisierte
Anordnung entwickelt and erprobt. Sie hat zwar den
Nachteil, daB dabei die Zahlrohrkathode nicht auf Erd-
potential liegt, hat aber den Vorteil, daB sie schon mit
Zahlrohrimpulsen von 10 mV an richer arbeitet and Behr
groBe and steil abfallende Spannungsimpulse liefert
(etwa 400 V), die in jedem Falle ausreichen, die Zahlrohr-
spannung unter die Einsatzspannung abzusenken.
Wie aus Abb. 1 ersichtlich, entspricht der Eingangsteil
des Gerates einer tiblichen Zahlanordnung mit Eingangs-
verstarker and Impulsformer. Der Eingangsimpuls wird
jedoch im vorliegenden Falle sehr stark differenziert.
Damit wird erreicht, daB eine storende Ruckkopplung
des Spannungsimpulses, der die Zahlrohrspannung ab-
senkt, fiber die Zahlrohrkapazitat auf die erste Rohre
vermieden wird. Der von dem Impulsformer R63 and
Roo abgegebene Impuls von etwa 3,usec Dauer kann
fiber einen Umschalter S2 entweder direkt zum Unter-
setzer gefuhrt werden oder kann einen zweiten Uni-
1) Weiteres fiber AbreiBschaltungen vgl. such [6].
beschriebenen Gerat wurde ein Bereich von 20,usec bis
20 msec gewahlt and in 10 Stufen unterteilt. Die Anstiegs-
zeit des Loschimpulses ist etwa i01usec and kann bei
groBen Zahlrohrkapazitaten noch groBere Werte an-
nehmen, wahrend sein Abfall, der fur eine genau definierte
Totzeit maBgebend ist, weniger als 2,usec erfordert. Ein
in dem Kathodenkreis von Rd5 and Rde liegendes
Potentiometer dient zum Einstellen des Arbeitspunktes
des Univibrators and wird so justiert, daB der Uni-
vibrator kurz vor dem Selbstschwingen arbeitet. Beide
Univibratoren, sowohl der fur die Impulsformung wie
auch der Loschimpulsunivibrator sind durch Verwen-
dung entsprechend kleiner Widerstande and Konden-
satoren in den Riickkopplungskreisen so ausgelegt, daB
moglichst kurzzeitig nach Abfall eines Loschimpulses ein
neuer Impuls beginnen kann. Das ist eine Forderung, die
eine solche Totzeitanordnung unbedingt erfiillen muB.
Bei der beschriebenen Anordnung liegt diese Zeit- fur
entsprechende Einstellung von R35 bei etwa 2,usec.
Urn ohne Veranderung der Folgeapparatur mit kiinst-
licher Totzeit and such ohne diese messen zu konnen,
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Abb. 2. Impulse direkt am Zahldraht. Gammazahlrohr mit Argon-Alkohol-Fiillung
Zahlrohrwiderstand 1 M Q. Totzeit (- 150 p.see) and Erholungszeit (- 150 psec) Sind deutlich zu erkennen
Abb. 3. Loschimpuls am Zahlrohrmantel
Amplitude etwa 400 Y; Dauer bier x 200 ?sec; der steile Abfall des Loschimpulses ist gut zu sehen
Abb. 4. Ausgangsimpulse des ersten Univibrators (R63, R64). Versuchszahlrohr mit der
sehr kleinen Eigentotzeit von etwa 501usec. Kiinstliche Totzeit ausgeschaltet
Abb. 5. Ausgangsimpulse des letzten Univibrators (R67, Ros). Zahlrohr wie bei Abb. 4.
Kiinstliche Totzeit von hier 500 ?sec eingeschaltet
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HERRMANN u. a.: Vber eine mit Vorverstarkung arbeitende Zahlrohr-Totzeit-Stufe
wurde hinter Roy and Roe ein Ausgangsunivibrator aus
Rd, and Ros vorgesehen, dessen Impulse auf dieselbe
Form and GroBe eingestellt werden konnen wie die des
Univibrators Rd, and Rd, Die Folgeapparatur bekommt
damit in jedem Falle gleiche Impulse, so da13 ihre An-
sprechempfindlichkeit in bezug auf Impulsamplitude and
Impulsform nicht in die Messungen eingeht.
Die Stromversorgung der Anordnung bietet, wie
Abb. 1 zeigt, keine Besonderheiten. Es ist jedoch zweck-
n/min i
10000
9000
8000
700
6 00
11 001200 13001400 1500
1600 17 OV
Abb. 6. Plateaus eines Gammazahlrohres mit Argon-Alkohol-
Fullung ohne and mit kiinstlicher Totzeit. Die statistischen Fehler
der einzelnen McBpunkte konnten ihrer Kleinheit wegen nicht
mit aufgetragen werden
Die Wirkung einer solchen aufgepragten kiinstlichen
Totzeit auf die Plateausteigung von Zahlrohren zeigen die
Abbildungen 6, 7 and 8. Zu diesen Aufnahmen wurden,
um den EinfluB der kiinstlichen Totzeit besonders gut
sichtbar zu machen, eigens Zdhlrohre mit groBer Plateau-
steigung benutzt.
Als letztes Beispiel ist noch die Messung der Eigentot-
zeit eines Zahlrohres mit der hier beschriebenen Totzeit-
stufe nach der von DANGUY [7] beschriebenen Methode
imp/min
1100
t
1000
Tvw
380 400 420 440 460 480 500 V
Abb. 7. Plateaus eines Halogenzahlrohres mit and ohne kunst-
licher Totzeit
maBig, die Spannung fur Eingangsteil and Ausgang mit
einem Glimmstabilisator konstant zu halten.
Die Wirkungsweise des Gerates mogen die folgenden
Aufnahmen demonstrieren, die bei Verwendung ver-
schiedener Zahlrohre mit Hilfe eines Impulsoszillo-
graphen (I. O. G. 1 Funkwerk Dresden) aufgenommen
wurden. Die erste Photographie zeigt zum Vergleich -
allerdings in groi3erem MaBstabe - die direkt am Zahl-
draht eines Zahlrohres auftretenden Impulse. Die mit
aufgenommenen Zeitmarken betragen in alien Fallen
50 /tsec.
Die Aufnahmen Abb. 4 and 5 sind im gleichen Ma13-
stab gemacht and zeigen, daB die Ausgangsimpulse bei
ein- and ausgeschalteter Totzeitstufe gleiche Amplituden
and Impulsformen haben, daB also die Eingangsempfind-
lichkeit der Folgeapparatur keine Rolle spielt.
1200 1800 1407 1500 Y
Abb. S. Plateaus eines 4n-Zahlers mit nicht sehr reiner Argon-
Alkohol-Fullung ohne and mit kiinstlicher Totzeit. Die statistischen
Fehler der Mel3punkte wurden wegen ihrer Kleinheit wieder nicht
mit aufgetragen
Die Kurve I zeigt das Plateau ohne kfinstliche Totzeit. Kurven II and III
sind die Plateaus mit aufgepragter Totzeit 1 msec bzw. 5 msec
wiedergegeben. Das Verfahren geht davon aus, daB die
wirkliche Zahl der Zahlrohrimpulse N, die man fur die
Totzeit 0 erhalten wurde, mit der gemessenen Zahl n and
der Totzeit t nach der folgenden Naherungsformel
zusammenhangt :
N= n --
1--nt
Verandert man nun die Totzeit bei konstantem N, d. h.
ohne Quelle, Fond and Geometrie zu andern, so folgt, daB
1 1
n t=N
konstant sein muB. Man erhdlt also in einer Darstellung,
in der als Ordinate and t als Abszisse aufgetragen
wird, fur die mit verschiedenen aufgepragten Totzeiten
gemessenen Werte Punkte, die auf einer Geraden liegen.
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HERRMANN U. a.: Uber eine mit Vorverstarkung arbeitende Zahlrohr-Totzeit-Stufe
106
8,00-
7,60-
7,20-
60-
440-
& 01
200 400 600 800 1000 1200 t Ipsecl
Abb. 9. Bestimmung der Zahlrohrtotzeit mit der Totzeitstufe
Erk1Srung im Text
Der Schnitt dieser Geraden mit der Ordinate ergibt das
Reziproke der wirklichen Impulszahl N. Fur die ohne
kiinstliche Totzeit gemessene Impulszahl erhdlt man aus
der Darstellung - wieder unter der meist erfiillten Vor-
aussetzung, daB die Totzeit der Folgeapparatur zu ver-
nachlassigen ist - (lie unempfindliche Zeit des Zdhl-
rohres, d. h. bei genugender Eingangsempfindlichkeit der
Folgeapparatur seine Totzeit. Abb. 9 zeigt an Hand von
Mef3werten, daB diesel Verfahren mit dem oben beschrie-
benen Gerdt Schnell and genau durchzufuhren ist.
Zum SchluB sei noch erwahnt, daB mehrere der
beschriebenen Anordnungen in unserem Institut seit
z. T. Langer als 1 Jahr laufend in Betrieb Sind and ein-
Literatur
[I] E. BLEULER, G. J. GOLDSMITH,
Experimental
Nucleonics,
New York 1952.
[2] H. G. STEVER, Phys. Rev.
61 (1942), S. 38.
[3] W. C. PORTER, Nucleonics
11, 3 (1953), S. 32.
[4] F. HAWLICZEK, Radioaktive Isotope in Klinik and Forschung,
Munchen-Berlin 1955, S. 10.
[5] R. COHEN, Ann. d. Phys. 7 (1952), S. 185.
[6] J. L. PUTMAN, Proc. Phys. Soc. London A 61 (1948), S. 312;
E. H. COOKE-YARBOROUGH, C. D. FLORIDA, C. N. DAVY, J. Sci.
Instr. 26 (1949), 8.124; H. DEN HARTOG, Nucleonics 5 (9)
(1949), S. 33; J. N. EASTABROOK, J. W. HUGHES, J. Sci. Instr.
30 (1953), S. 317; S. J. WYARD, J. Sci. Instr. 30 (1953), S. 389;
R. L. GORDON, J. Sci. Instr. 31 (1954), S. 306; E. H. COOKE-
YARBOROUGH, J. Sci. Instr. 31 (1954), S. 433.
[7] K. DANGUY, Physica XXI (1955), S. 988.
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VoIaT: Zur Theorie einer nichtadiabatisch betriebenen Rektifizierkolonne
Zur Theorie einer nichtadiabatisch betriebenen Rektifizierkolonne 1)
(Institut fur Physikalische Stofftrennung, Leipzig)
G. VOIGT
Es wird die Trennwirkung einer aus einem Trennspalt be-
stehenden Rektifiziersaule in zwei Betriebsfallen theoretisch
betrachtet. Im ersten Betriebsfalle wird die Saule adiabatisch
isoliert, im zweiten Betriebsfalle wird der Saule auf ihrer ganzen
Lunge Warme entzogen. Es wird gezeigt, dal3 unter bestimmten
Bedingungen die nichtadiabatisch betriebene Saule bei gleicher
Entnahmemenge je Zeiteinheit eine wesentlich grol3ere Trenn-
wirkung besitzt als die gleiche Saule im adiabatischen Betriebs-
falle.
Begrundung fur die Einfiihrung nichtadiabatisch
betriebener Rektiffziersaulen
Eine groBe Anzahl von durch Rektifikation losbaren
Trennaufgaben fordert kleine Trennstufenhohen bei
einem moglichst hohen Dampfdurchsatz je Fldchen-
einheit des Saulenquerschnitts. Bei einer Reihe von
Rektifizierkolonnen steigt die Trennstufenhohe monoton
mit dem Dampfdurchsatz je Querschnittsflache der
Rektifiziersdule an. Am ausgeprdgtesten ist these Eigen-
schaft bei den Rohrbiindelkolonnen nach KUHN ([1]-[5])
and WESTHAVER [6]. Fordern wir, daB eine Kolonne mit
gegebenem Querschnitt je Zeiteinheit eine bestimmte
Destillatmenge E mit der relativen molaren Konzentra-
tion an Leichtersiedendem yE liefern soil, so muB der
Dampfdurchsatz je Querschnittsflache der Rektifizier-
saule um so groBer sein, je kleiner die Konzentration an
Leichtersiedendem im Sumpf ist. Wir wollen in Kolonnen,
in denen die Trennstufenhohe mit dem Dampfdurchsatz
je Querschnittsflache wachst, eine VergroBerung der
Trennwirkung erreichen, ohne dabei die Entnahmemenge
zu verringern. Es ist zu vermuten, daB dies dadurch zu
erreichen ist, daB der Durchsatz dort verkleinert wird,
wo (lie Konzentration an Leichtersiedendem bereits an-
gestiegen ist. Es erscheint deshalb zweckmaBig, den
Durchsatz mit wachsendem z zu verkleinern. z ist hierbei
eine Koordinate in der Sdulenachse vom unteren Ende
der Rektifiziersaule an in Richtung zum Kolonnenkopf
gemessen. Eine Verkleinerung des Dampfdurchsatzes
laBt sich durch partielle Kondensation des Dampfes
erreichen. U. V. WEBER [7] hat vorgeschlagen, diesen
Effekt dadurch zu erreichen, daB in die Rektifizier-
saule Abschnitte eingeschaltet werden, in denen
eine partielle Kondensation der Ddmpfe eintritt. Er
erreicht dadurch eine stufenweise Verringerung des
Durchsatzes. Diese stufenweise Durchsatzverringerung
durfte aber wesentlich ungiinstiger sein als eine
stetige. Eine stetige Verringerung des Durchsatzes in
z-Richtung erreichen wir dadurch, daB wir den Mantel
der Kolonne in seiner ganzen Lange kiihlen. Eine so
betriebene Kolonne soil ?nichtadiabatisch betriebene
Kolonne" heiBen. Eine entsprechende Anordnung wurde
I) G. VOIOT, Dissertation, Leipzig 1958 (gekiirzt).
von C. JUNGE [8] vorgeschlagen. JUNGE beriicksichtigt
in semen theoretischen Uberlegungen aber nur die Trenn-
wirkung der Teilkondensation, ohne dabei die zusdtzliche
Wirkung des Gegenstromaustausches zu behandeln. Das
Wesentliche ist in der Arbeit von JUNGE die Anreicherung
durch Teilkondensation and nicht - wie in dem von uns
vorgeschlagenen Falle - die Verringerung des Durch-
satzes mittels Teilkondensation. Zur Stiitzung seiner Uber-
legungen verwendet JUNGE einen mit RASCHIG-Ringen
gefiillten ,GroBfldchendephlegmator". Eine RASCHIG-
Kolonne hat aber bei nicht zu kleinen Dampfdurchsatzen
keineswegs die Eigenschaft, daB in ihr die Trennstufen-
hohe monoton mit dem Durchsatz wachst. Der von uns
angestrebte Effekt kann also mit der Anordnung von
JUNGE nicht erreicht werden. Da es JUNGE hauptsachlich
auf eine Trennung durch Teilkondensation ankommt,
durfte seine Anordnung nur zur Trennung von Gemischen
mit groBen Trennfaktoren geeignet sein. Ahnlich verhalt
es sich mit der Arbeit von HERRMANN [9]. HERRMANN
untersucht auch im wesentlichen die Trennung durch
Teilkondensation. Obwohl der Gegenstromaustausch
beriicksichtigt wird, wird die Abhangigkeit der Trenn-
wirkung einer Rektifizierkolonne vom Durchsatz nicht
untersucht. Es scheint uns aus diesen Griinden zweck-
maBig zu sein, die Wirkungsweise einer nichtadiabatisch
betriebenen Kolonne theoretisch zu untersuchen.
Aufstellung der Stoffbilanzgleiehungen and der Gleichung
der Verstarkungslinie einer nichtadiabatisch betriebenen
Trennkolonne
Fur eine Kolonne, in der der Dampfdurchsatz mit
wachsendem Abstand vom Sumpf dadurch verkleinert
wird, daB durch Kiihlung des Kolonnenmantels der
Dampf auf seinem Wege vom Sumpf zum Kolonnenkopf
teilweise kondensiert wird, wollen wir die Stoffbilanz-
gleichungen and die Gleichung der Verstdrkungslinie
aufstellen. Hierzu definieren wir:
(1) Z Koordinate in der Achse der Rektifiziersaule
vom unteren Ende der Rektifiziersaule an
zum Kolonnenkopf hin gemessen [cm].
(2) t Vektor, der in einem Saulenquerschnitt
z = const einen Punkt dieses Querschnitts
definiert [cm].
(3) d/ Flachenelement des Saulenquerschnitts
z = const [cm2].
(4) / Querschnittsflache der Rektifiziersaule [cm2].
(5) D(z) Die je Zeiteinheit durch den Querschnitt
z= const hindurchtretende Dampfinenge
[Mol/s].
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VoroT: Zur Theorie einer nichtadiabatisch betriebenen Rektifizierkolonne
(6) F(z) Die je Zeiteinheit durch denselben Quer-
schnitt hindurchtretende Flussigkeitsmenge
[Mobs].
(7) E Am Kolonnenkopf je Zeiteinheit entnom-
mene Dampfmenge (Kopfprodukt) [Mol/s].
(8) - (z, r) Relative molare Konzentration der leichter-
siedenden Komponente im Dampf an der
Stelle (z, r) [Mol/Mol].
(9) (z, r) Relative molare Konzentration der leichter-
siedenden Komponente in der Flussigkeit
an der Stelle (z, r) [Mol/Mol].
(10) y)E Relative molare Konzentration der leichter-
siedenden Komponente im Kopfprodukt
[Mol/Mol].
(11) u(z, r) Dampfgeschwindigkeit an der Stelle (z, r).
(12) w(z, r) Geschwindigkeit der Flussigkeit an der
Stelle (z, r).
(13) QD Mittlere Dampfdichte in der Saule.
(14) eF Mittlere Fliissigkeitsdichte in der Saule.
(15) MD(z) Uber den Querschnitt z = const gemitteltes
mittleres Molekulargewicht des Damp f-
gemisches.
(16) MF (z) Uber den Querschnitt z = const gemitteltes
mittleres Molekulargewicht des flussigen
Zweistoffgemisches.
Es soll im folgenden nur der stationare Betriebsfall
einer Kolonne betrachtet werden, das heiBt, alle vor-
kommenden Gr6Ben sind zeitunabhangig.
An Hand von Abb.1 leiten wir die Stoffbilanzgleichungen
and die Gleichung der Verstarkungslinie ab.
Abb. 1 stellt einen durch zwei waagerechte Ebenen an
den Stellen z' and z' +d z begrenzten Abschnitt des
Trennspalts dar. Bei stationarem Betrieb der Saule muB
fiir das fliissige and dampfformige Zweistoffgemisch all-
gemein gelten:
~ (z' + d z,r) i (z' + d Z, T)
F(z'+dz) D(z'+dz)
L-1 ----- T
F (z') D (z')
E (Z" r) ~ (z'+ r)
Abb. 1
(17) F(z'+dz)+D(z')=F(z')+D(z'+dz).
(17) besagt, daB die in das durch die Ebenen z=z'
and z = z' +d z and den Saulenmantel begrenzte Volumen
je Zeiteinheit eintretende Stoffmenge im stationaren
Betrieb gleich der aus diesem Volumen je Zeiteinheit
austretenden Stoffmenge sein mull. Umeineentsprechende
Gleichung fur die leichtersiedende Komponente ableiten
zu konnen, stellen wir noch D (z) and F (z) durch
(18) D (z) _ (z) f u (z, r) di f
(19) F(z) MFell (z) f w(z,r)df
dar.
Im stationaren Falle gilt fur die leichtersiedende
Komponente nach Abb. 1
eM w(z+dz,r) (z+Az, r)d/+
MF(z+dz)1
=
+ MD (x) f u (z, r) rl (z, r) dl
(20) 1
eF f w(z,r)~(z,r)df+
MF (z)
f
+ eD u(z+dz,r)f(z+dz,r)df.
MD (z + d z)
(20) drtickt die in (17) fur das Stoffgemisch definierte
Bedingung fur die leichtersiedende Komponente aus, da
eine (17) entsprechende Bedingung fur jede Komponente
gelten mull.
Setzen wir
D(z+dz)=D(z)+ aazz) dz, F(z+dz)=F(z)+???
usw., so erhalten wir
OF OD
and
az az
az I MD u~dfj.
(22) ax M f w~d1 = '9 f OD .I
{ F1 t HD
Durch Integration folgen aus (21) and (22)
(23) F(z)=D(z)+cornst,
(24) MF f w f dl MD J u~ dl + const.
Da die beiden Gleichungen (23) and (24) fur jedes z,
also auch am Kolonnenkopf, gelten mussen, konnen die
beiden Integrationskonstanten nur die am Kolonnenkopf
entnommene Dampfmenge and die dort entnommene
Menge an Leichtersiedendem sein. Wir erhalten also aus
(23) and (24)
(25) F (z) = D (z) -- E and
(26) MLop F f wed f - MD f urjd1-Ei1E.
In der Gleichung (26) setzen wir:
(27) u(z,t)=u(z)(I+92D(z,r)),
(28)
w (z, r) = w (z) (I + 99F (Z, r)),
(29)
(z, r) _
(z) (1 + SD (z, r)),
(30)
~ (z, r) = ~ (z) (1 + SF (z, r))
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VoioT: Zur Theorie einer nichtadiabatisch betriebenen Rektifizierkolonne
Hierbei sind u, w, 7-1 and die fiber den Querschnitt /
gemittelten Werte von u, w, 17 and ~. TD, 9'F, SD and bF
sind die Abweichungen an den Stellen z, r von den Mittel-
werten. Mit (27), (28), (29) and (30) erhalten wir aus (26)
Mf w(1+TF)$(1+6F)dl-E~_v=
F
= eD f u(1+g9D)~I(1+6D)df.
MD
t
Aus (31) erhalten wir, wenn wir (18), (19) and
(32) fq'Fdl=f9vDdl=f6Fd/=f0Ddl=O
beachten,
l1 + i f 9noD d!J
Mit Gleichung (25) erhalten wir, wenn wir als Riick-
laufverhaltnis
(34) v(z) = F(z)
definieren, aus (33)
v(z)+ I 1 + i 1 J (
NDSDd{1J}
t
Fur eine adiabatisch betriebene Rektifiziersaule geht,
wenn die molaren Verdampfungswarmen beider Kompo-
nenten gleich groB sind, (35) fiber in
__ t1+T197J
V t
_ v+1 1+
(36) f1+TfJJofld/J
t
(1++/15D d1J
v ist in (36) eine von z unabhangige Konstante, wdhrend
9'D, aD, q'F and 8F weiterhin von z abhangen konnen.
Bisher wurde in den Lehrbiichern and Veroffent-
lichungen fiber Rektifikation [10] an Stelle von (36)
geschrieben:
V
(37) fl= v+1 + v+i .
Da aber besonders bei Bachbildung and Randgiingigkeit
der Flussigkeit in einer Rektifiziersaule die Abweichung
der Gleichung (37) von der strengen Gleichung (36)
F(z)f1+ If q"6Fdl }_
t J 1111
=D(z)i{1+ ' f PPDSDd/}-EiE.
1
1+ f fq,F6Fd1j
v(z) t
)7 v(z)+1 1 -+
beachtlich werden kann, gelingt es unter Voraussetzung
der Gleichung (37) nicht, den EinfluB von Bachbildungen
and Randgangigkeit auf die Trennwirkung einer Rekti-
fizierkolonne zu beriicksichtigen.
Problemstellung
Wir betrachten einen Rektifikationsvorgang, bei dem
folgende Bedingungen gelten sollen:
A. Das zu trennende Stoffgemisch verhalte sich ideal,
d. h., die Gleichgewichtskurve werde durch
e?
mit konstantem b dargestellt. S heiBt der Trenn-
parameter, 2 and ~* sind die relativen molaren
Konzentrationen der leichtersiedenden Komponente
im Siedegleichgewicht.
B. Die molaren Verdampfungswarmen beider Kompo-
nenten des Zweistoffgemisches seien gleich grog.
C. Die Trennstufenhbhe in der Kolonne wachse monoton
mit dem Dampfdurchsatz je Flacheneinheit des
Saulenquerschnitts.
D. Durch den Mantel der Rektifiziersaule werde dem
Zweistoffgemisch Warme entzogen; dadurch nimmt
der Durchsatz mit wachsendem z monoton ab. z ist
eine durch (1) - Seite 29 - definierte Koordinate.
Im allgemeinen Falle laIt sich
der durch die Bedingungen A.
his D. gekennzeichnete Trenn-
vorgang wegen der unfibersicht-
lichen Stromungsverhaltnisse
nicht hinreichend rechnerisch er-
fassen. Die Hauptschwierigkeit
besteht darin, daB kaum eine
theoretische Voraussage der
Trennstufenhohe moglich ist.
Wir wollen uns deshalb darauf
beschranken, einen Spezialfall
rechnerisch zu behandeln. Wir
legen unserer Rechnung neben-
stehendes Modell zugrunde :
Die Kolonne bestehe aus der
Blase B and der Trennsaule.
Die Blase soil so viel Flussigkeit
enthalten, daB die Konzentra-
tion der leichtersiedenden Kom-
ponente in der Blase wdhrend
der Dauer des Trennversuchs
als konstante GroBe betrachtet
werden kann. Per Mantel der
Trennsaule umschlieBt einen Spalt (? Trennspalt'?) der
Abmessungen 2 a x b x (H + K). b soil groB gegen 2 a
sein. Am oberen Ende der Trennsaule sei eine Ein-
richtung zur Produktentnahme angebracht. Durch die
beiden Seitenflachen der Abmessungen b x H werde je
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VoiaT: Zur Theorie einer nichtadiabatisch betriebenen Rektifizierkolonne
Flachen- and Zeiteinheit die Warmemenge - j0 ent-
zogen. Im oberen Abschnitt der Trennsaule werde auf
der Lange K der aufsteigende Dampf bis auf den als
Produkt zu entnehmenden Dampf E kondensiert. In
diesem Abschnitt soil keine merkliche Stofftrennung
mehr erfolgen.
Berechnung der Trennwirkung einer adiabatisch
betriebenen Rektifizierkolonne
Da in (35) v eine Funktion von z darstellt, ist es ohne
Kenntnis der Funktionen _ (z) and $ (z) nicht moglich,
die fiir eine bestimmte Trennaufgabe notwendige Trenn-
stufenzahl nach den in der Rektifiziertechnik iiblichen
Verfahren - etwa nach dem Verfahren von MCCABE and
THIELE [11] - zu ermitteln. Es muB zur Berechnung der
Trennwirkung der Saule ein Rechenverfahren angewendet
werden, das and als Funktion von z ergibt. Wir be-
nutzen ein Verfahren, das wir Burch Abanderung and
Erweiterung des von KUHN ([1]-[5]) entwickelten Ver-
fahrens erhalten. Um das fur die Berechnung der Trenn-
wirkung der nichtadiabatisch betriebenen Trennsaule
verwendete Verfahren entwickeln and die bei not-
wendigen Vernachlassigungen gemachten Felder ab-
schatzen zu konnen, wollen wir vorerst die Trennwirkung
einer adiabatisch betriebenen Saule berechnen.
Abb. 3 stellt einen senkrechten Schnitt durch den
Trennspalt dar. An den Wanden des Trennspaltes lauft ein
Fliissigkeitsfilm der Dicke s herab. Der Flussigkeit ent-
gegen bewegt sich ein Dampfstrofn der Dicke 2a-2s.
x and ~ sind zwei Koordinaten senkrecht zu den Spalt-
wanden im Dampfraum and im Fliissigkeitsraum, die
von der Spaltmitte beziehungsweise von der Phasengrenz-
flache an gemessen werden.
Betrachten wir die auf ein Flussigkeitselement wir-
kenden Krafte and vernachlassigen die Reibung zwischen
Dampf and Flussigkeit, so erhalten wir fur die Geschwin-
digkeitsverteilung in der Flussigkeit
(39) w=-2 w {32-1.
(40)
1 VF S2.
w-S wd 3W
0
yF ist das spezifische Gewicht der Flussigkeit, 71F die
dynamische Zahigkeit der Flussigkeit.
Fiir die Dampfgeschwindigkeit erhalten wir, wenn wir
(41) u (a - s) =w (0)
and a-s
(42)
a s udx
beachten and gleichzeitig a - s - a setzen:
3 9 w x2 3 3 W
(43) u=u{-(2 4 u) a2 + 2 4 u
Soil die Reibung zwischen Dampf and Flussigkeit
berticksichtigt werden, so muB an der Phasengrenzflache
die Bedingung
(44)
,qF(d )0-rJD (d2)a-s
erfullt werden. Hierbei ist TID die dynamische Zahigkeit
des Dampfes. Durch Einsetzen von Zahlenwerten erkennt
man leicht, daB in praktisch alien Fallen die Reibung
zwischen Dampf and Flussigkeit vernachlassigt werden
kann. Eine genauere Rechnung ist schon deshalb nutzlos,
weil - wie GLASER [12] gezeigt hat - schon bei Behr
kleinen Fliissigkeitsgeschwindigkeiten and REYNOLDS-
Zahlen > 4 Wellenbildung auf der Flussigkeitsoberflache
auftritt. Der hierdurch entstehende Fehler diirfte aber
weitaus groBer werden als der durch Vernachlassigung
der Reibung an der Grenzflache entstehende. Wir
benutzen fur die Geschwindigkeitsverteilung im Dampf
and in der Flussigkeit die Ausdriicke (39) and (43).
Schreiben wir (39) and (43) in der Form (27) and (28),
so erhalten wir
(45)
and
(46)
1 3 w 3 9 w x2
4 u-(2 u) a2
1 3 S2
9'F- 2 -2 32 .
Um die Differentialgleichung fur die Konzentrations-
verteilung im Dampf aufstellen zu konnen, betrachten
wir ein Volumenelement der GroBe b d x d z (siehe
Abb. 4).
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V01OT: Zur Theorie einer nichtadiabatisch betriebenen Rektifizierkolonne
Durch Konvektion in der z-Richtung tritt von der
leichtersiedenden Komponente je Zeiteinheit in das
Volumenelement ein:
dG, =bdxu(x) P' ;j (x, z)-
MD
(47) - bdxu(x) M ~(x, z+dz)=
D
=-bdxMD az dzu(x) [Mol/s].
Dabei sind :
(48) (D Uber den gesamten Dampfraum gemittelte
Dampfdichte.
(49) MD Uber den gesamten Dampfraum gemitteltes
mittleres Molekulargewicht des Zweistoff-
gemisches.
Durch Diffusion in der z-Richtung tritt in das betrach-
tete Volumenelement an Leichtersiedendem ein:
d~2=-bdx OD Dl a~ax,x)+hdx PD Da't(x,z+dz)=
=bdx DDla02 ~ x2 dz.
Entsprechend tritt (lurch Diffusion in der x-Richtung
in das Volumenelement ein:
dGt2 bdz Dl&y~(x,z)+bdz e-D D18~(xxz)
(51) D (3x M.
Ox `P?DD a2
16 dx.
M
Hierbei ist
(52) D1 Diffusionskonstante der leichtersiedenden Kom-
ponente im Dampf.
Im stationaren Falle mull die Summe aller in ein
Volumenelement eintretenden Strome an Leichter-
siedendem gleich Null sein, das heillt
3 dG,
= 0.
z1 dt
Aus (53) folgt mit (47), (50) and (51)
- u (x) a~+ D as ~ (x' z) + D a2't (x' x) = 0
a z 1 (3 z2 1 (3x2
Entsprechend erhalten wir, wenn D2 die Diffusions-
konstante des leichtersiedenden Stoffes in der Fliissigkeit
ist, fiir die fliissige Phase
- w () O MI- x) + D2 a2 8 x2 x) + D 02 a(z x) = 0
z
Neben (54) and (55) mull noch die Gleichung (36)
t ('qgraFd
1 +
v t I = 1 ~E
v+1 1v l) 1
j1+,JDDdfJfi+TfDd/
~
gelten. An der Phasengrenzflache muB sich notwendig
das Siedegleichgewicht einstellen, das heillt, es muB
- wenn wir a >> s beachten - die Bedingung
(a) (0) ea
1-Vi(a) 1-~(0)
gelten. Beachten wir noch, dalI durch die Wande des
Trennspaltes kein Stoff austreten kann, das heillt, daB
(T)_-0=iio
gilt, so wird unser Trennproblem durch die Gleichungen
(36), (54), (55), (56), (57) and (58) eindeutig beschrieben.
Wir haben jetzt die Differentialgleichungen (54) and
(55) mit den Nebenbedingungen (36), (56), (57) and (58)
zu losen.
Da eine allgemeine Losung dieses Problems relativ
schwierig and uniibersichtlich ist and vor allem eine
Erweiterung auf den Fall der nichtadiabatisch betriebenen
Saule kaum zulalt, wollen wir folgende Einschrankungen
machen:
(59) <
(60) > 1 and v >> S . Wir konnen fur
these Mille an Stelle von (149) schreiben
1 1 2 "ii+-2 Ta w y/6
(150) 11=110 -=-6--+e +e 3 a 1 1
1770 I 770 v
Zur Vereinfachung des Ausdruckes (150) fuhren wir
noch das Mindestrucklaufverhaltnis fur eine bestimmte
Trennaufgabe ein. Unter Mindestrucklaufverhaltnis wol-
len wir den Wert vM von v verstehen, bei dema z ver-
schwindet. Differenzieren wir (150) nach z and setzen
d zz = 0, so erhalten wir
rl=yl0 7E (1+s) +e 3 r,u+ 3 r:lwl
'10d1v{ S+1I
vM='?- b .
770
Diese Definition des Mindestrficklaufverhaltnisses
stimmt in unserer Naherung mit der in der Rektifizier-
technik fiblichen Definition des Mindestriicklaufverhalt-
nisses fiberein. Da bei Rektifikationen stets v > vM gelten
muB, erkennen wir an (151) leicht die Gultigkeit der frfiher
aufgestellten Behauptungen, daB fur ~a >> 1 v>> and
fur kleines 6 auBerdem v>> 1 gelten muB. Setzen wir (151)
in (150) ein and fuhren die Abkfirzung (117) ein, so folgt
V I1 V
of +eh??
Ist H die Hohe der Rektifiziersaule, so erhalten wir
mit (113)
= tier n? aII-V,
v +e 71o V
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VorcT: Zur Theorie einer nichtadiabatisch betriebenen Rektifizierkolonne
Die Gleichungen (152) and (153) gelten unter den
Bedingungen (59)
7,
Neben den Bedingungen (59) and (60) mull natiirlich die
Bedingung (118) erfiillt sein.
Abb. 5 veranschaulicht = als Funktion von vv mit
n* 6 als Parameter. ~o
105
77E
Flo
I ~ I 74:-~ ~ I I\
n#d
=FFff = =7f~q
0,7 0,8 0,9 DM 1,0
U
Abb. 5. Anreicherungsverhaltnis i1El=no in einer Trennkolonne als
Funktion des Quotienten aus Mindestriicklaufverhaltnis v,lv
mit n* 8 als Parameter [s. Formel (153)].
Berechnung der Trennwirkung einer nichtadiabatisch
betriebenen Rektiflziersaule
Am Beispiel der adiabatisch arbeitenden Trennsaule
haben wir das zur Berechnung der Trennwirkung an-
zuwendende Rechenverfahren entwickelt and konnen
jetzt mit der Behandlung des nichtadiabatischen Falles
beginnen. AuBer den bisher definierten GroBen definieren
wir:
(154) -jo Die je Flachen- and Zeiteinheit durch die
Begrenzungsflachen des Trennspaltes dem zu
trennenden Stoffgemisch entzogene Warme-
menge [cal/cm2s].5)
(155) r Molare Verdampfungswarme des Stoffge-
misches [cal/Mol].
Dem Stoffgemisch wird je Langenelement der Saule and
Zeiteinheit an Warme entzogen
(156) - dQ=-2(b+a)j0dzz -2bjpdz.
Dabei wird je Langenelement and Zeiteinheit an Dampf
kondensiert
(157) dD=- dQ 2bj? dz.
Wir erhalten aus (157) durch Integration, wenn
D (0) = D. gesetzt wird,
(158) D(z)=D,{1- 2D0 o z}?
uZ (z+dz)
:r+ dx)
Beachten wir die Definitionen (48) and (49), so erhalten
wir fur die mittlere Dampfgeschwindigkeit in z-Richtung
(159) uz(z)=2ab9DDo{1 rDOz}=uzo{1-2Do z}
(160) 2abu,.0PD_Do
MD
MD jo z~
uz(z)=2Gzc {1
rau~oPD
Bei nichtadiabatischer Rektifikation tritt auBer der
z-Komponente der Dampfgeschwindigkeit Hoch eine
Komponente der Dampfgeschwindigkeit in x-Richtung
5) jo soll nicht von z abhangen. Per durch j? = const gekenn-
zeichnete BetriebsfalllaIt sich rechneriach am leichtesten erfassen
and praktisch am einfachsten realisieren. Wir wollen deshalb
den durch jo = const gekennzeichneten Betriebsfall unseren
weiteren Rechnungen zugrunde legen, obwohl anzunehmen ist,
daB es eine Funktion j (z) gibt, mit der die gunstigste Trenn-
wirkung einer gegebenen Kolonne erreicht werden kann.
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VOIQT: Zur Theorie einer nichtadiabatisch betriebenen Rektifizierkolonne
auf. Urn diese Geschwindigkeitskomponente berechnen
zu konnen, betrachten wir ein Volumenelement der Ab-
inessungen b d x d z im Dampfraum. Abb. 6 stellt dieses
Volumenelement dar. An den Begrenzungsflachen haben
wir die dort herrschenden Geschwindigkeitskomponenten
eingetragen.
Setzen wir voraus, daB die Dampfdichte an jeder
Stelle der Saule nahezu gleich ist, so mull im stationaren
Fall die Divergenz der Dampfgeschwindigkeit caber das
Volumenelement verschwinden, das heiBt
(162) uz(z)dx-uZ(z+dz)dx=uz(x+dx)dz-uxdz
sein.
Aus (162) folgt
(163) uZdx-a zz dzdx-uZdx=uxdz- _dxdz-uxdz
and weiterhin
(164)
c z-
Die Bedingung (164) kann, da ad nach (161) konstant
ist, mit ax = const = c* erfnllt werden. Wir erhalten so
ux=c*x.
c* bestimmen wir aus der Bedingung
(166) ux(a)= 10 .
r ~D
(166) bedeutet, daB ux (a) gleich dem je Zeit- and
Flacheneinheit kondensierenden Dampfvolumen ist. Wir
erhalten so
c*= 1o MD 1
r eD a .
Wir haben jetzt die Differentialgleichungen fur die
Konzentrationsverteilung im Dampf and in der Fliissig-
keit aufzustellen. Entsprechend wie fur die adiabatisch
arbeitende Saule erhalten wir fur die leichtersiedende
Kornponente in der Dampfphase :
Konvektion in der z-Richtung:
d , =bdxM {uz(x,z)yj(x,z)-uz(x,z+dz) x
D
(168)
x i)(x,z+dz)}=- PDbdx} 1 a z dz+u, Z
dz}.
MD
Diffusion in der z-Richtung:
arltt = bdxPD Dz{az, z) a~(x,az+ dz)
MD
=bdx MDDI-az2 dz.
13) Bei strengerer Rechnung mGBte an Stelle von u, u, (x) gesetzt
werden. Es laBt sich aber zeigen, daB der gemachte Fehler erst
in hoheren Naherungen als der von uns berechneten eingehen
wdrde.
Konvektion in der x-Richtung:
ddt3=bdz D{uzyi-ux(x+dx). (x+dx)}
_-M bdxdz{ ax +ux ax}
D
Diffusion in der x-Richtung:
ddt4 =-9Dax, z) 0 7(x xdx.z)
=M bdzD1 ae- dx.
D
Im stationaren Falle mull gelten
(172)
a a2Y a in- -az(uzYl)+Dr 6z2 ax (uz'i)+D1 x2 =0
Aus (172) folgt mit (168)-(171)
(173)
Entsprechend erhalten wir fur die flussige Phase
{
J 9,DoDdl
1+ J
f
Neben (173) and (174) mussen noch die Neben-
bedingungen (35), (56) and (57):
az(w~) +D2 aZ2 +D2 a$2 =0
4 dG,
dt =o.
l+i.lgg"6,dtl
v(Z)+l 11+ J 9,.6.dt)
I f Ji
(a) _ (0) ea
1-(a)1_()
(35) sagt aus, daB 7 and ~ durch die Gleichung der
Verstarkungslinie verknflpft sind. Durch (56) ist die
Bedingung erfnllt worden, daB an der Phasengrenzfldche
Siedegleichgewicht herschen mull. In (56) wurde a >> s
vorausgesetzt and a - s durch a ersetzt. (57) besagt,
daB durch die Spaltwande kein Stoff hindurchtreten
kann. Setzen wir 92D and TF [(27), (28)] gleich Null, das
heiBt, ersetzen wir uZ (x, z) and w (~, z) durch U, (z)
and iv-(z) and stellen wieder die Bedingungen (59)
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VoiGT: Zur Theorie einer nichtadiabatisch betriebenen Rektifizierkolonne
so wind aus (173), (174), (35), (56) and (57) fur nicht zu
kleine uz and w
2 ,
az(uzi/) ax (uzi))+D,ax~=0
02 ~
-az(w~)+D2 adz =0
V (z) - 1
Ty _ v(z)+1~+v(z)+1v1E
a~ /e
Durch die Gleichungen (175) - (179) wird bei vor-
gegebenem v (z), uz, rte , w and s unser Rektifikations-
problem mit j (0) =--0 vollstandig beschrieben. Fur fast
alle praktischen Mille ist der Stoffubergangswiderstand in
der fliissigen Phase klein gegeniiber dem Stoffubergangs-
widerstand in der Dampfphase. Diese Behauptung kann
(lurch Einsetzen von Zahlenwerten z. B. in (115) veri-
fiziert werden. Da auBerdem s 1 and 6 < 1 ist, konnen wir, da
tswo von der GroBenordnung 1 sind, an Stelle von (229) den genaherten Ausdruck
Tl uz 0
Weiter sind:
E* i1E
~70C '1o(vo+1) 3 slu,o+ 3 slszu=o2UOVOVa -3sz2vov0vo 1 (slu:o+ 3 TITOkowOV0 01 3s2w0vovo 1
(231)
B
P2 B
#+P 2ll _ -
E* D
C z z D
-4-- (1-- r 1- C - x
~.CCP+1 \ Il 1- 1
2 2 2 2
A 3 Tzw0-a~ 3Tzwo+3stuio- slu:o-c -8P+ slu:o
C fl- 3 2 2 2 2 2 2
slu,o- j-T22UO 3 T1uz0-3szwo 3Zlu:o-3sz0
yl0(v0+1) 3 T1'a,0 3s2 w0
(1- S) ( 2 vo + l 1 \ R2
fl2 B vo+ 1 3 1+-szwo v0 -
C 2 4 yo+l 1 2 yo+1 4 vo+1 1 2 yo+1
3 szwo d slu:o+3Tisz :owo vo 14 3 sz wo vo
3slu:o+3TjT2 0'N vo vo
(232)
(234)
2
(v0+1)13TI u,O- 3 sz ?l
4 v,,+1 1 2 _ vo+
siu:o+ 3 slszu:o~vo vo sz WO vo
D (1-b) 1
_ ll
C vo+1 2 4 y0+1 2 v +1- ( 4 yo+1 1- 2 yo+
3 slu:o+3tlt2u:0wo szwo ovo 8 s1u:o+3s1T2 u:0w0 vo szwo vo
vo
vo+1 2 -2- yo +1 vo+1
3slu:o- s2w? v
0
2
1 tluzo- 3 szwo
2
T1 uz0- 3 szwo
2 -9u 0- -T2WO
(1 vo+1I + szwo
)f
3V
B P
-------,)-
-
2
D 4 0+1 1 2 y0+1
Zluz0+ 3 Ti T2 uzowO v R - 3 s2wo v T1 ui0- 3 T2wo
o O
B
D
1-0 ~x
1--
z
n R R R
~ 1 t C D r 1- vo+1 3 slu,o - 3 T2 w0 1- f
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Aus (230)-(235) erhalten wir weiter:
Q fJ2 B 2 2 fl
Y+ z1Uio- T2w0-v
A 2
G, fl I 1 -b+3zlu:o
#2B 1 yo + 1
7
)
(23
C (~ / \ +2 -6+I 3 Tluzo - 3 ,
cY
T2wol 8
MB
E* fl+ C /32B 1
floc A R-1- 1 C A fl + 2)
FIE
-S+3zluzof
4 1 2 1
1 - 6 + 3 Ti uzo - -3 T2WO fl
Durch Einsetzen von Zahlenwerten laBt sich zeigen, da13
fur alle praktischen Mille
_ > M).
J bedeutet die mittlere Ionisierungsenergie der durch-
strahlten Materie, die zweckmaBigerweise experimentell
bestimmt wird. Gleichung (6) gilt zunachst nur fur Iso-
latoren. Sie kann jedoch auch fur Metalle durch ent-
sprechende Wahl von Ei bzw. J benutzt werden, wenn
M E > EF
ist (EF = Energie der FERMI-Grenze).
Durch Addition der Gleichungen (4) and (6) erhalt man
die bei der Abbremsung des Primarteilchens insgesamt an
(lie durchstrahlte Substanz abgegebene Energie
dE=dEe+dEj.
Von dieser Energie wird der Bruchteil d Ef Mr die Er-
zeugung von FRENKEL-Defekten verbraucht. Bildet man
das Verhaltnis dieser Energien zueinander and bezeichnet
4?2 E
F(E) - dE, - ln[ M1M2 Ed
dEe+dE; In -+ M2-In E ,
Eg m-.-Z' E{
Eg = Eth M1 .M2
so wird an die aus dem Gitter herausgeschlagenen Atome
(Sekundarteilchen) die Energie
dE,=F(E)?dE
abgegeben.
Die bei dem StoB von einem Primaren an ein Sekun-
dares ubertragene Energie moge im Mittel J E betragen.
Dann ist die Anzahl der von dem Primaren erzeugten
Sekundaren
dNB= 4(E) dE. (8)
Diese Sekunddrteilchen konnen, wenn 4 E groB genug ist,
ihrerseits wieder tertidre Gitterstorungen usw. erzeugen.
Fur den Mittelwert J E ergibt sich
JE=Edln [M4,u2 Ed 1 '
der in den praktisch vorkommenden Fallen einige hun-
dert eV nicht iibersteigt. Man kann deshalb bei der
Erzeugung weiterer Gitterstorungen mit ,BillardstoBen"
rechnen. Nimmt man der Einfachheit halber - aber ohne
Beschrankung der Allgemeinheit - an, daB es sich bei
den Sekundaren, Tertiaren usw. um Atome gleicher Masse
handelt, dann ergibt sich durch die Mittelung fiber alle
Winkel aus Gleichung (2) fiir den Mittelwert der uber-
tragenen Energie
E = 42
Nach dem ersten StoB existieren somit in der 1. Genera-
tion 2 Atome, wobei jedes die Energie d E/2 besitzt; in
der 2. Generation 4 Atome mit der Energie 4 E/4 and in
der p-ten Generation 2p = n Atome mit einer mittleren
Energie d E/n. Unter der Voraussetzung gleicher Atome
interessieren Platzwechselvorgange nicht. Fur die Er-
zeugung einer Gitterstorung muB deshalb die Energie des
stoBenden Atoms z 2Ed sein. Damit wird
JE =2Ed
n
and n=-2 E
d
Multipliziert man Gleichung (8) mit n, so erhalt man die
bei der Abbremsung des Primarteilchens urn den Betrag
dE erzeugte Gesamtzahl von Fehlstellenpaaren
dN= 2Ed) dE.
Wird das Primare von E. auf E2 abgebremst, so ergibt
sich fur die Zahl der erzeugten FRENKEL-Defekte durch
Integration
Ei
N=T 2(E) 1E.
Ed
E~
Ist das Primare ebenfalls ein Atom von der gleichen Sorte
wie die Sekundaren usw., so muB aus den gleichen Grun-
den wie oben E2 = 2Ed gesetzt werden. Nimmt man
ferner als Spezialfall an, das Primare habe seine Energie
von einem Neutron der Energie Ea erhalten, so ergibt
sich fur die obere Integrationsgrenze E1 im Mittel aus
Gleichung (2) :
= 2M2 E_ E
E1 (1 + M2)2 0 ?
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HAUSER: Uber die Wirkung schneller Neutronen auf Festkorper
Gleichung (9) geht dann fiber in
Eo
N= f 2' dE.
Ed
2 Ed
Als weiterer Spezialfall soil die Frage beantwortet wer-
den, wieviel Fehlstellenpaare ein Neutron der Energie E?
bei seiner Abbremsung auf thermische Energie in einem
monoatomaren Gitter erzeugt. Da das Neutron an die
Primaren im Mittel die Energie ~E abgibt, erzeugt es bei
einer Abbremsung um dE
dNP= gE
Primare, solange
E? Ed
ist.
Fiir die Gesamtzahl der bei der Abbremsung des Neutrons
erzeugten ,Paare" Np ergibt sich daher mit Gleichung
Eo $E
N , d
Edli 2Ed
Zur zahlenmaBigen Berechnung der Gitterstorungen muB
das Integral der Funktion F(E) bestimmt werden, wobei
zu beachten ist, daB fiir Es Ei
dEi=0
zu setzen ist, da anderenfalls der Logarithmus in Glei-
chung (6) negativ wird, was physikalisch keinen Sinn
ergibt. Es ist deshalb zweckmiBig, die Integration in
zwei Schritten durchzufflhren. Damit wird Gleichung (9 a)
f(E)dE+7(E)dE].
N=d
2Ed Ei
Bei der Durchfiihrung der Integration von F (E) gelangt
man zu einem Integral von der Form f lnz , das tabel-
larisch erfaBt ist [13].
Setzt man noch E
d f F(E)dE=Fe
E.-2E
2 Ed
and entsprechend $Eo
_ 1
.Eo-Eif
Ef
F(E)dE=Fi,
so erhalt man schlieBlich:
N=Ed[Fe(Ei-2Ed)+Fi($EO-Ej)1. (9b)
Bei der Integration von Gleichung (10) muB nun, wenn
EE? >Ei ist, such das erste Integral in zwei Intervalle
unterteilt werden :
1. Neutronenenergie: , s Es E0, dann
Energie der Primaren: Ei s E' E? and
nach Abbremsung: 2Ed s E's Ei ;
2. Neutronenenergie:d Es i` , dann
Energie der Primaren: 2Ed s E' -s E.
Das Integral lautet dann:
No= 2 Ed [j* E I (F(E')dE'+ fF(E')dE4+
~ Er 2Ed
Et/~ ~ E
+f E f F(E')dE' .
Edli 2Ed
Das ergibt unter Benutzung der bereits fiir Gleichung (9 b)
errechneten Integrale von F(E):
l +
N? 2 g Ed Fi { Ec - Ei (1 ~ In EE0 Il
[
r t
+Fe{Ei(1+1n $") -Ed(1+21n E0/11. (10a)
E, / Ed /
Ist E0 ~ , vereinfacht sich Gleichung (10a) zu:
No 2 Ed[~Eo-Ed(1. +21n E?ll, (10b)
L d /J
wobei in diesem Falle fur Fe der Mittelwert anzusetzen
ist, der der oberen Integrationsgrenze $E0 entspricht.
Tatsachlich hangen natiirlich h'e and Fi von der Neu-
tronenenergie ab, so daB die Gleichungen (10a) and (10b),
bei denen Fe and Pi entsprechend der oberen Grenz-
energie Ei bzw. $E? konstant gesetzt sind, etwas zu groBe
Werte ergeben. Der Fehler ist jedoch, solange $E? > E;
ist, unerheblich and betragt bei $E? < Ei einige Prozent.
Fiir den Fall, daB ~E? > Ei ist, kann wegen Ed '
die Anzahl der je NeutronenstoB erzeugten Defekte
praktisch konstant. Ist E < E; , so wird etwa die Halfte
der Energie fir die Erzeugung von FRENKEL-Defekten
verbraucht. Fier E < 2Ed werden dann nur noch Gitter-
schwingungen angeregt.
Zur Uberpriifung der Theorie durch das Experiment
waren folgende Bedingungen zu erfullen:
1. Kenntnis des Neutronenspektrums - oder noch besser,
Benutzung einer leistungsfahigen monochromatischen
Neutronenquelle,
2. Kenntnis der Korrelation zwischen erzeugtem Gitter-
defekt and der Verhnderung irgendeiner meBbaren
Eigenschaft des bestrahlten Materials,
3. Verhinderung der Rekombination von Zwischen-
gitteratomen and Leerstellen and Bildung von An-
haufungen derselben lurch Diffusion oder andere
Ausheilprozesse, die bei alien bestrahlten Materialien
schon weit unter Zimmertemperatur einsetzen.
F(E)
10 102 103 104 105 106 E (e1/) 107
Verhaltnis der bei der Abbremsung eines C-Atones in Graphit fur die Erzeugung von FRENKEL-Defekten
verbrauchten Energie zur Gesamtenergie
Bei dem hier durchgefuhrten Naherungsverfahren ist
stillschweigend vorausgesetzt, daB bei der Bestrahlung
eines Festkorpers mit schnellen Neutronen primar nur
FRENKEI.-Defekte entstehen, was nicht als erwiesen be-
trachtet werden kann. Ferner sind der Einfachheit halber
oiler mangels Kenntnis genauer Daten verschiedentlich
Mittelwerte benutzt worden. Auch wurde der durch die
Ablosearbeit verursachte unelastische Energieverlust beim
Stoll vernachlassigt. AuBerdem wurde angenommen,
daB alle Atome, die eine Energie iibertragen erhalten,
die groBer als Ed ist, aus ihrer Gitterposition entfernt
werden, eine Annahme, die nicht unbedingt zutreffend
ist. Bei der recht groben Ndherung der Wechselwirkung
mit den Hullenelektronen wurde die Abnahme des
Ionisierungsgrades des Primarteilchens bei der Ab-
bremsung durch Elektroneneinfang nicht beriicksichtigt.
Eine Reihe von Fehlern, die von diesen Vernach-
lassigungen verursacht werden, treten wegen der ge-
ringen Verdnderlichkeit der logarithmischen Glieder nur
wenig in Erscheinung.
Die Erfullung all dieser Forderungen ist Behr schwierig.
Es sind deshalb vorldufig noch so gut wie keine Versuche
bekannt, bei denen die experimentell gegebenen Daten
ausreichen, urn einen solchen Vergleich zwischen Theorie
and Praxis durchfiihren zu konnen. Lediglich einige mehr
oder weniger grobe Abschdtzungen existieren, von denen
hier noch drei angefiihrt werden sollen.
MAYER u. a. [14] haben die innere Energiezunahme von
neutronenbestrahltem Graphit gemessen. Aus den an-
gegebenen Werten 168t sich die Anzahl der je Neutronen-
stoB erzeugten FRENKEL-Defekte mit N = 70 ab-
schdtzen. DIENES [15] hat mit Hilfe der Streuung
extrem langsamer Neutronen an den lurch schnelle
Neutronen erzeugten Gitterdefekten in Graphit deren
Anzahl zu bestimmen versucht. Es ergibt sich N = 95.
Berechnungen, die von PRIMAK [16] ebenfalls an Graphit
auf Grund verschiedener Eigenschaftsanderungen durch-
gefiihrt wurden, ergaben N = 130-150 Fehlstellenpaare
je NeutronenstoB. Hierbei ist jedoch aus den Angaben
von PRIMAK nicht klar ersichtlich, ob sich die so errech-
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HAtiSER: Cher die Wirkung schneller Neutronen auf Festkorper
neten Werte von N auf den thermischen oder nur auf den
schnellen NeutronenfluB beziehen. Bei den hier durch-
gefiihrten Vergleichen wurde wegen der groBen freien
Weglange der Neutronen and den geringen Abmessungen
der Proben angenommen, daB ein Neutron - wenn
iiberhaupt - nur einmal mit einem Kohlenstoffatom zu-
sammenstoBt, wahrend die Primaren, Sekundaren usw.
wegen ihrer geringen freien Weglange vollig innerhalb
der Probe abgebremst werden. Fur den Wirkungsquer-
schnitt von Kohlenstoff fiir schnelle Neutronen wurde
or, = 2,5 barn gesetzt. Wie man sieht, stimmen die
experimentell ermittelten Werte mit der aus Glei-
chung (9 b) errechneten Anzahl von etwa 100 Fehlstellen-
paaren je NeutronenstoB groBenordnungsmaBig iiberein.
Fiir eine Bestatigung der Theorie rind jedoch zweifellos
Hoch genauere Experimente erforderlich.
Herrn ZETZSCHE danke ich fur die Cberprufung der
numerischen Berechnungen. Eingegangen am 21. 5. 1958
Literatur
[1] Proceedings of the International Conference on the Peaceful
Uses of Atomic Energy, United Nations, New York 1956, VII.
[2] SACIIAROV, A. J., Y(DH 57 (1955), S. 525.
[3] LINTNER, K., and E. SCHMID, Ergebn. exakt. Naturwiss. 28
(1955), S. 302.
[4] GLEN, J. W., Advances Phys. 4 (1955), S. 381.
[5] KINCHIN, G. H., and R. S. PEASE, Rep. Progr. Phys. 18
(1955), 8. 1.
[6] CAUCHOIS, Y., u. a., Action des rayonnements de grande
energie, Gauthier-Villars, Paris 1956.
[7] SEITZ, F., Disc. Faraday Soc. 5 (1949), S. 271.
[8] BRINKMANN, J. A., J. Appl. Phys. 25 (1954), S. 961.
[9] BORN, M., Z. Physik 37 (1924), S. 863.
[10] BETHE, H., Ann. Phys. 5 (1930), S. 325.
[11] MOTT and MASSEY, Theory of Atomic Collisions, Oxford,
Univ. Press 1949.
[12] BOHR, N., K. Danske Vidensk. Selsk. Mat. Fys. Medd. 18,
8 (1948).
[13] JAHNKE-EMDE, Tafeln hoherer Funktionen, Teubner, Leipzig
1952.
[14] G. M. MAYER et al., Modifications produced in Non-metallic
Materials by Radiation, and the Thermal Healing of These
Effects, PUAE P/362, 12B, VII.
[15] G. J. DIENES, Theoretical Aspects of Radiation Damage in
Metals, PUAE P/750, 13B, VII.
[16] PRIMAK, W., Phys. Rev. 103 (1956), S. 1681.
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STORZER: Entfernung radioaktiver lonen aus hochverdiinnten wal3rigen Losungen durch Mitfallung
Entfernung radioaktiver lonen aus hochverdunnten waBrigen Losungen
durch Mitfallung
(Mitteilung an-, dem Institut fur angewandte Radioaktivitat, Leipzig)
Als Vorstudie fiir die Entseuchung radioaktiver Laboratoriums-
abwasser Burch Mitfallung mit voluminosen Niederschlagen wurde
Bas Verhalten von sehr geringen Mengen einzelner radioaktiver
lonen gegenuber verschiedenen Fallungsmitteln iiberpriift, wobei
radioaktive P043--Ionen, Co2+-Ionen and Cs+-Ionen and als
Koagulationsmittel Eisenoxydhydrate, Aluminiumoxydhydrate,
Kupferferrocyanid- and Eisenferrocyanidniederschlage verwendet
wurden. Die Abhiingigkeit der mitgefallten Menge der genannten
radioaktiven lonen von verschiedenen Faktoren, wie p.-Wert,
Fi lungsmittelmenge, Xquivalentverhiiltnis der das Fallungs-
mittel bildenden Verbindungen bei Anwendung der einzelnen
Fallungsmittel wird gezeigt.
1. Einleitung
Zur Dekontaminierung radioaktiver Abwasser werden
verschiedene Methoden, wie Anwendung von Ionen-
austauschern, Verdampfen, elektrochemische Ab-
scheidung, Tragerfallung, Adsorption, biologische Ver-
fahren u. a. vorgeschlagen and angewendet. Welche
Methode jeweils am vorteilhaftesten ist, richtet sich
hauptsdchlich nach der anfallenden Abwassermenge, der
Art and Konzentration der enthaltenen radioaktiven and
inaktiven Ionen, den ortlichen Gegebenheiten and okono-
mischen Gesichtspunkten. Eine allgemein anwendbare
,,Universalmethode" kann es deshalb nicht geben. Die
im Institut fur angewandte Radioaktivitiit anfallenden
radioaktiven Laboratoriumsabwasser sollen durch Mit-
fallung mit Hilfe von Flockungsmitteln entseucht werden.
In der Literatur sind zahlreiche Versuche fiber die An-
wendung von Fallungsmitteln fur die Wasserdekontami-
nierung beschrieben. Eisen- and Aluminiumhydroxyd-
niederschldge werden besonders haufig als Mitfallungs-
mittel verwendet. ELIASSEN and LAUDERDALE [1] be-
richten uber Versuche zur Entseuchung radioaktiv ver-
seuchten Regenwassers mit 70-364 Z/min 1 durch Fallung
mit Aluminium- bzw. Eisensalzen. Es wurden 30-70%
der j-Aktivitat and 35-80% des Sr erfaBt. MORTON and
STRAUB ([2], [3]) untersuchten ebenfalls die Dekontami-
nation von Trinkwasser mit Aluminiumsulfat, Ferro-
sulfat and Ferrichlorid. Es wurden 98% des radio-
aktiven Phosphors, Cers and Yttriums aus dem Wasser
entnommen. 131J, das in vielen medizinischen Labora-
torien verwendet wird, konnte durch Aluminium- oder
Eisensalze nicht ausgefallt werden. Bei Zusatz von Aktiv-
kohle, Kupfersulfat oder Silbernitrat wurden 98% des
131J adsorbiert. Bei Mischungen von Radioisotopen wurde
mit Aluminium- and Eisenfallungsmitteln ein Gesamt-
wirkungsgrad von 70-80% erreicht. CHRISTENSON and
Mitarbeiter [4] fi.ihrten Versuche zur Entseuchung
Plutonium enthaltender Laboratoriumsabwasser mit
Eisenchlorid unter Kalk-, Ammoniak- bzw. Natronlauge-
zugabe sowie mit Aluminiumsulfat unter Kalk- and
Ammoniakzugabe durch. Kalkzugabe bis pu > 9,5 er-
wies sich als besonders gflnstig. Bei sehr hohen Plutonium-
gehalten konnen eventuell Serienfallungen notig werden.
HIGGINS and WYMER [5] entfernten mit Fe(OH)2 ? MnO,
mehr als 90% des enthaltenen Nb, Ru and Zr aus hoch-
radioaktiven Aluminiumnitratabfiillen. Auch die Ent-
seuchung radioaktiver Abwdsser durch Mitfdllung der
radioaktiven Nuklide mit Phosphaten, besonders mit
Calciumphosphat, hat sich als gunstig erwiesen. Eine
besonders umfassende Arbeit uber die Entfernung von
Radiostrontium durch Phosphatkoagulation stammt von
NESBITT and Mitarbeitern N. LAUDERDALE [7] unter-
suchte die Verwendbarkeit von Calciumphosphat, her-
gestellt aus Na3PO4 bzw. KH2PO4 and Ca(OH)2. Bei
pH - 11 and PhosphatuberschuB konnten 97,8-99% des
radioaktiven Ce, Sr, Y and Zn, jedoch nur 67,4% des
Sb and 10% des W aus dem Abwasser entnommen wer-
den. Bei Kombinierung der Phosphatfallung mit einer
Tonbehandlung konnten > 99% der Aktivitdt von Uran-
zerfallsprodukten mitgefallt werden. MORTON and
STRAUB [2] berichten, daB Fallung von Rohwasser mit
Phosphaten sehr gute Ergebnisse lieferte. Bis zu 99,9 %
der radioaktiven Substanzen befinden sich im Nieder-
schlag, wenn pH and Fallungsmittelverhaltnis genau ein-
gestellt sind. Im halbtechnischen MaBstab ergab die
Phosphatfallung unter Tonzugabe einen Wirkungsgrad
bis zu 90%. ELIASSEN and LAUDERDALE [1] erzielten mit
der Phosphatfallung im Trinkwasser bei pH 11-11,5 eine
85-95%ige Entnahme der j9-Aktivitat and eine 65 bis
95%ige Entnahme des Sr. Mit dem Kalk-Soda-Ver-
fahren werden nach MORTON and STRAUB [2] 95-99%
des Sr, Ca, Ba, Y, Sc and Zr mitgefallt. In einem halb-
technischen Versuch konnten bis zu 90% der Aktivitdt
aus Trinkwasser entfernt werden, wahrend ELIASSEN and
LAUDERDALE [1] bis zu 75% Entnahme der fl-Aktivitat
and des Sr erreichten. KRIEGER, KAHN and STRAUB [5-1
benutzten Kupferferrocyanid zur Mitfdllung von Cs and
Ru aus hochaktiven sauren Nitratriickstanden, BURNS
and STEDWELL [9] entwickelten ein Verfahren zur Ent-
fernung von Cs mit Nickelferrocyanid bei pjI < 10 and
von Sr mit einem Gemisch von Nickelferrocyanid and
Calcium- bzw. Strontiumphosphat bei pH ? 9,5 aus in
Hanford anfallenden Abwassern. SCHULZ and McKEN-
ZIE [10] entfernten Cs aus waBrigen radioaktiven Abfallen
durch Zufiigen von K4[Fe(CN)s] zu der sauren Losung,
Neutralisation bis pH 9,5 and Zusatz von Nickelsulfat.
CLIFFORD and BURNS [11] benutzten Co-, Ni-, Mn-, Cu-
und Fe-ferrocyanid zur Entseuchung Sr- and Cs-haltiger
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STi RZER: Entfernung radioaktiver Ionen aus hochverdrinnten walirigen Losungen durch Mitfallung
Abwasser, wie Spaltproduktabwasser. Nach DEJONGHE
[12] ist in Belgien die Fallung mit FeSO4 and Phosphat
fur die Entseuchung von schwach radioaktiven Abwassern
einer Kernenergieanlage geplant.
Haufig werden auch mehrere Fallungsverfahren nach-
oder nebeneinander angewandt. LOWE [13] beschreibt
einenFallungszyklusfurSpaltproduktabwasser. Dabeiwer-
den zunachst bei pH 4 FeS, dann bei pH 10 Ca3(P04)2
and Fe(OH)2 gefallt. Da Ru hierbei nicht erfaBt wird,
setzt man zu dessen Entfernung noch 10 Vol.-% NaOC1
zu. Nach einem Zyklus wird ein Entseuchungsfaktor von
103, nach zwei Zyklen von 104 and nach drei Zyklen von
106 erreicht. Dabei ergibt sich der Dekontaminierungs-
faktor aus dem Verhaltnis der Impulszahlen vor and
nach der Fallung. NEWELL and Mitarbeiter [14] haben die
radioaktiven Abwasser der Wascherei eines Kernreaktors
lurch Zugabe folgender Flockungsmittel entseucht:
300 mg CaC12/1, 20 mg Na-silicat/1, 60 mg Fe als FeC13/l
and Natronlauge his pH 12. Der Wirkungsgrad betrug
85 % bei einem Schlammanfall von 58,5 I/m3. Ahnlich
reinigten GOODGAL, GLOGNA and CARRITT [15] F1uB-
wasser durch Zusatz von 100 mg Ca(OH)2/l and 10 mg
Na-silicat/l mit einem Wirkungsgrad von 91,6% sowie
lurch Zusatz von 120 mg Ca(OH)2/1, 40 mg FeSO4/l and
20 mg NaOH/l mit einem Wirkungsgrad von 90160/(0.
BARNETT and MEAD [16] gelang bei Laboratoriumsver-
suchen die Entseuchung fliissiger Abfalle, die Ra, Th, Ac
and Tochter enthalten, lurch Zugabe von BaC121 A12(S04)3
and Aktivkohle. Die Literaturangaben beziehen sich in
sehr vielen Fallen auf ganz spezielle Abwasser and konnen
nicht direkt auf andere Abwassertypen angewendet
werden. Deshalb wurden als Vorstudie fur die Ent-
seuchung radioaktiver Laboratoriumsabwasser durch
Mitfallung Modellversuche mit Behr geringen Mengen
radioaktiver Ionen and verschiedenen Fallungsmitteln
durchgefuhrt.
2. Ausfuhrung der Versuche
Die Untersuchungen wurden mit Behr verdunnten
waBrigen Losungen einzelner radioaktiver Ionen als
Modellabwasser durchgefuhrt.
Tabelle 1. Im Modellabwasser enthaltene Nuklidmengen
zu entfernendes
Ion Nuklld g/Versuch g/1
- T-
C02+
60co
0,8 . 10-7
3,2 ? 10-6
Cs+
lays
0,55-10-8
2,2 ? 10-7
(+137Ba)
32P
Dazu wurde 1 ml einer radioaktiven Stammlosung,
welche etwa die in Spalte 3 der Tab.1 angegebene Menge
des radioaktiven Nuklids enthielt, in einem McBkolbchen
von 25 ml Inhalt auf - 18 ml verdiinnt, die dem vor-
gesehenen pH entsprechende Menge Alkali bzw. Saure zu-
gegeben and mit den gewunschten Fallungsmitteln ver-
setzt. Nach Auffullen mit destilliertem Wasser auf 25 ml
wurde der pH-Wert der Proben bestimmt. Diese wurden
bei den Oxydhydratfallungen 4 Stunden unter gelegent-
lichem Umruhren, so daB Bich die hochvoluminosen
Niederschlage nicht absetzen konnten, stehengelassen
(bei den Ferrocyanidfallungen 20 Stunden), dann die
tiberstehende klare Losung abpipettiert. Eine Nullprobe
wurde durch Verdiinnen von 1 ml der radioaktiven Stamm-
losung auf 25 ml ohne Zusatz von Flockungsmitteln her-
gestellt. Die Aktivitaten der klaren abpipettierten
Losungen and der Nullprobe wurden in einem Flussig-
keitszahlrohr bestimmt (Inhalt 12 ml) and aus den
erhaltenen Werten die nicht adsorbierte Menge der
radioaktiven Ionen in Prozent berechnet. In den meisten
Fallen wurden drei Parallelbestimmungen durchgefuhrt
and der FallungsmitteluberschuB im allgemeinen so
grog gewahlt, daB die adsorbierte Menge an radioaktiven
Ionen nahezu unabhangig von der Flockungsmittelmenge
wird.
3. Mitfallung mit Elsenoxydhydraten and Aluminiumoxyd.
hydraten
3.1. Entfernung von Phosphationen
Mitfallungsversuche mit Eisen(II)-sulfat bzw. Eisen-
(III)-sulfat and verschiedenen alkalischen Fallungs-
mitteln ergaben, daB der pH-Wert einen ausschlaggebenden
3 4 5 6 7 8 9 10 11 12
PH
Abb. 1. Mitfallung von PO,3--Ionen mit Eisenhydroxydnieder.
schlagen
^Niederschlage aus Elsen(II)-sulfat [4 ? 10-' Aqu. FeSO,/1] and Natron-
lauge
O Niederschlage aus Eisen(III)-sulfat [8,8. 10-' Aqu. Fe,(SO,),/1] and
Natrlumcarbonat
x Niederschlage aus Eisen(III)-sulfat [6,8. 10- Aqu. Fe,(SO.),/1] and
Natronlauge
EinfluB auf die Mitfallung von Phosphationen mit Eisen-
oxydhydratniederschlagen besitzt, wahrend die durch
Mitfallung mit verschiedenen Eisensalzen and unter-
schiedlichen alkalischen Fallungsmitteln ermittelten
Werte praktisch eine einzige Kurve ergeben. Im pH-
Bereich < 9 gelang es in alien Fallen, etwa 98% der in
Losung befindlichen Phosphationen mitzufallen, wahrend
bei pH-Werten > 9 die mitgefallte Phosphationenmenge
mit steigendem pH rasch absinkt (Abb. 1). Adsorption an
Eisen(III)-oxydhydrat wurde von BooTH [17] and
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STtnzER: Entfernung radioaktiver lonen aus hochverdiinnten waBrigen Losungen durch Mitfallung
COHN [18] zur Anreicherung von radioaktivem Phosphat
durchgefiihrt, das lurch BeschuB von Schwefel mit
Neutronen hergestellt wurde. BOOTH benutzte dabei
Ainnioniak zur Fallung und gibt an, daB NaOH oder
KOH nicht geeignet sind, weil das basische Phosphat
dams nicht gebildet wiirde. BOOTH dfirfte bei seinen Ver-
suchen NaOH bzw. KOH im UberschuB angewendet
habeas, wobei er autoinatisch in das p13-Gebiet > 9 kam
und deshall) schloB, dalI NaOH und KOH als Fallungs-
nlittel nicht geeignet sind. Durch Adsorption an Alu-
miniunloxydhydrat, das aus Aluminiumsulfat mit Soda-
16sung gefdllt wurde, konnte die Phospbationenkonzen-
tration der Modellabwdsser stark gesenkt werden, es
wurden bis zu 97,5% adsorbiert, jedoch schwankten die
adsorbierten Phosphatmengen bei den Parallelbestim-
mungen stark, so daB (lie Entfernung durch Adsorption
an Fe(OH)3 odor Fe(OH)2 giinstiger erscheint.
'/'abelle ?'. Versuche fiber Mitfallung von 32PO43--Ionen mit Eisen-
oxydhydratniederschlagen. Variation des pu und der das Fallungs-
mittel bildenden Verbindungen
hen
lk
li
nicht
Menge in
Aqu./25 ml
sc
a
a
Millungsmittel
mitgefiillt
FeSO4
1 ? 10-4
NaOH
5,6
1,4
FeSO4
1 ? 10-4
NaOH
11,5
57,9
Fe2(SO4)3
F
(S()
)
1,7 -10-4
7. 10-4
1
Na2CO3
Na2CO3
4,7
8,9
2,6
4,3
e2
4
3
(50
F
)
1
7. 10-4
1
Na2CO3
9,1
4,1
e2
4
3
I~
)
(SO
,
7 ? 10-4
1
Na2CO3
9,7
6,7
e2
4
3
Fe2(S01)3
,
1,7 ? 10-4
Na2('03
9,8
10,9
Fe2(SO4)3
1,7 ? 10-4
Na2('03
10
12,8
F
50
)
7- 10-4
1
Na2CO
10,1
14,0
e2(
4
3
F
"-"()
,
7 .10-4
1
3
NaOH
3,6
2,1
4)1
e2(
(S(1
)
F
,
7 -10-4
1
NaOH
9,2
0,6
4
3
e2
Fee( 504 )3
,
1,7- 10-4
NaOH
10,8
24,6
Fe2(SO4)3
1,7- 10-4
NaOH
11,1
37,0
F e2(SO4)3
1,7 ? 10-4
NaOH
11,3
43,2
Fe.2(ti04)3
1,7 ? 10-4
NaOH
12,0
90,0
3.2. Entfernung von Kobaltionen
Studien fiber die Adsorption zweiwertiger Ionen an
Eisen(III)-oxydhydrat wurden von KURBATOV und Mit-
arbeitern ([19]-[26]) durchgefiihrt. Dabei betrachteten
these ein wasserhaltiges Gel als Ionenaustauscher und
fanden, daB die Adsorption divalenter Ionen ein Gleich-
gewicht erreicht. Das Massenwirkungsgesetz wurde auf
den Adsorptionsvorgang angewendet und fur Adsorp-
tionen bei konstantem Volumen, wenn die Aktivitaten
der lonen in Losung, ihre molaren Konzentrationen und
andere lonenkonzentrationen, wie die der Chloride,
effektiv konstant sind, folgende Gleichung abgeleitet:
Y (H30+):
K 1- y (g-Atome Fe),
Dabei stellt y die adsorbierte und 1-y die nichtadsorbierte
Fraktion dar. KURBATOV und Mitarbeiter verwendeten
bei ihren Versuchen FeCl 3 und fallten das Eisen(III)-
oxydhydrat mit Ammoniak in Gegenwart eines Uber-
schusses an Ammoniumchlorid, urn auf these Weise die
Anionenkonzentration praktisch konstant zu halten. Die
Adsorptionsmittelmenge wurde im allgemeinen so gering
gewdhlt, daB im Bereich der Giiltigkeit des HENRVschen
Gesetzes gearbeitet wurde.
Wir fiihrten Untersuchungen fiber die Abhangigkeit
der mitgefalltenKobaltionenmenge vom pll-Wert und von
der Art des zur Fallung verwendeten Eisen- bzw. Alu-
miniumsalzes sowie des alkalischen Fallungsmittels
durch. Bei alien Fillungen wurde ein groBer UberschuB
des Fallungsmittels angewendet, so daB sick bei der
Reduzierung der verwendeten Fallungsmittelmenge auf
1/4 die mitgefallte Kobaltmenge nicht verringert
(Tab. 3). Da nicht unter LuftabschluB gearbeitet wurde,
Tabelle 3. Versuche fiber Mitfallung von 80('o-Ionen mit Fe2(S04)3
und Na2CO3. Variation der Fallungsmittelmenge (Konstant:
Pn = 9,6)
Aqu. Fe,(5O ),
mgFe,(so,),
nicht mit-
gefallt
0,425 ? to-4
113,3
1,0
0,85 ?10-4
226,5
1,3
1,7 ? 10-4
453,0
1,25
gingen die aus Eisen(II)-carbonat bzw. Eisen(I1)-hy-
droxyd bestehenden Niederschlage wahrend des Ver-
suches teilweise oder ganz in Eisen(III)-oxydhydrat fiber.
Zur Mitfallung von Kobaltionen wurden folgende Fal-
lungsmittel verwendet:
Eisen- bzw.
I
alkalisehes
Alumininmsalz
Fallungsmitt
el
FeSO4
FeSO4
Fe2(SO4)3
Fe2(SO4)3
NaOH
Na2CO3
NaOH
Na2CO3
Fe2(SO4)3
NH4OH
A12(S04)3
Na2CO3
A12(S04)3
N H4OH
In alien Fallen zeigte sich eine starke p11-Abhangigkeit
der Mitfallung. Im alkalischen Gebiet konnten die Kobalt-
ionen weitgehend aus dem Modellabwasser entfernt
werden, wahrend mit fallendem pH die nicht mitgefallte
Kobaltionenmenge rasch ansteigt (Abb. 2).
Tabelle 4. Versuche fiber Mitfallung von 60('o-ionen mit Fe5O4
und Alkalien. Variation des p$ und des alkalischen Fallungs-
mittels (Konstant: 1 ? 10-4 Aqu. FeSO4/25 ml = 304 mg FeSO4/1)
alkalisehes
1' allungsmit tel
nicht mit-
geful It
5,8
NaOH
62,3
7,0
NaOH
9,8
10
NaOH
1,6
11
NaOH
1,5
5,8
Na2CO3
75,4
6,1
Na2CO3
32,8
9,0
Na2CO3
1,5
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STiiRZEH: Entfernung radioaktiver Ionen aus hochverdiinnten wllrigen Ldsungen durch Mitfallung
4. Mitfallung mit Ferrocyaniden
4.1 Ent/ernung von Casiumionen
Da auf Grund der guten Lbslichkeit der meisten Alkali-
verbindungen keine nennenswerte Mitfallung von 137Cs-
Ionen bei den iiblichen Fallungsmethoden, z. B. mit
Eisen- and Aluminiumsalzen stattfindet, miissen zu
ihrer Entfernung spezielle Methoden angewendet werden.
In der Literatur ist vorziiglich die Verwendung von
alkalihaltigen schwerloslichen Ferrocyaniden, wie Cu-,
Co- and Ni-ferrocyaniden, beschrieben. Es wurden
Untersuchungen iiber Mitfallung von Casiumionen mit
den aus CuSO4 bzw. Fe2(SO4)3 and K4[Fe(CN)6] ent-
stehenden Niederschlagen durchgefiihrt.
4.1.1 Mit/dllunq mit Kalium/erroeyanid and Kup/er-
sul/at. Tab. 7 zeigt den EinfluB des Verhaltnisses der
50
o, 50
40
4 5 6 7
Abb. 2. Mitfallung von 60Co-Ionen mit Eisenhydroxydnieder-
schliigen and Alum iniumhydroxydniederschlagen
x Niederschlage
aus
Eisen(III)-sulfat [6,8 ?
Natronlauge
10-' Aqu.
Fe,(SQ,),/l]
and
Niederschlage
aus
Eisen(III)-sulfat [6,8 ?
Ammoniak
10-' Aqu.
Fe,(SO,),/1]
mid
?Niederschliige
aus
Aluminiumsulfat [5,7.10' Aqu.
Al,(SO,)?/1]
and
Ammoniak
0 Niederschlage
aus
Eisen(III)-sulfat [6,8 ?
Natriumcarbonat
10 ' Aqu.
Fe,(SO,),/1]
and
?Niederschliige
aus
Aluminitunsulfat [5,7 ?
Natriumcarbonat
10 a Aqu.
Al,(SO,),Il]
tmd
Tabelle 5. Versuche iiber Mitfallung von 80Co-Ionen mit Fe2(S04)3
and Alkalien. Variation des pH and des alkalischen Falhmgsmittels
(Konstant: 1,7 - 10-4 Aqu. Fe2(S04)3/25 ml = 453 mg Fe2(S04)3/1)
PH
alkalisehes
Fallungs-
mittel
aicht
mitgefallt
%
pH
alkalisches
Fallungs-
mittel
nicht
mitgefallt
%
4,7
Na2CO3
93,0
10,8
NaOH
0,7
6,3
Na2CO3
56,0
11,1
NaOH
1,5
6,8
Na2('03
24,5
3,1
NH4OH
100
7,8
Na2CO3
8,75
4,6
NH4OH
97,9
8,9
Na2('03
2,7
6,5
NH4OH
80,15
9,6
Na2C03
1,25
8,5
NH4OH
1,4
3,6
NaOH
92,3
8,75
NH4OH
0,5
5,4
NaOH
80,4
9,0
NH4OH
0,5
8,5
NaOH
12,6
9,5
NH4OH
0,2
Tabelle 6. Versuche iiber Mitfallung von 60Co-Ionen mit A12(S04)3
and Alkalien. Variation des pH and des alkalischen Fallungsmittels
(Konstant: 1,4 . 10-4 Aqu. A12(S04)3(25 ml = 322 mg A12(SO4)3/1)
PH
alkalisehes
Fallungs-
mittel
nicht
mitgefallt
%
pH
alkalischen
Fallungs-
mittel
nicht
mitgefallt
%
4,4
Na2CO3
94,7
4,7
NH11OH
97,8
4,9
Na2CO3
89,2
6,2
NH4OH
82,5
6,15
Na2CO3
66,6
7,45
NH4OH
47,0
7,1
Na2CO3
17,9
8,45
NH4OH
2,8
8,8
Na2CO3
4,2
8,8
NH4OH
1,8
9,25
Na2CO3
2,9
9,1
NH4OH
0,75
9,5
Na2CO;3
7,6
Tabelle 7. Versuche caber Mitfallung von 137Cs-Ionen mit
K4[Fe(CN)O] and CuSO4. EinfluB des Verhaltnisses der das Fiil-
lungsmittel bildenden Verbindungen, V1= Aqu. CuSO4/Aqu.
K4[Fe(CN)6], and des pH
PH (eingestellt
mit HCl bzw.
NH4OH)
CuSO,
Aqu./25 ml
K,[Fe(CN),]
Aqu./25 ml
nicht
mitgefallt
10
0,93 . 10-4
1,47 ? 10-4
0,63
Kolloid-
10
1,395-10-4
1,47-10-4
0,95
bildung
10
1,86 .10-4
1,47 ? 10-4
1,27
2,5
10
4,65 ? 10-4
1,47 .10-4
3,16
1,3
10
17,2 10-4
1,47- 10-4
11,7
4,0
5,8
1,86 ? 10-4
1,47- 10-4
1,27
0,4
5,1
1,86 .10-4
1,47 ? 10-4
1,27
0,9
3,9
1,86 . 10-4
1,47 ? 10-4
1,27
1,0
das Fallungsmittel bildenden Verbindungen - Aqu.
CuSO4/Aqu. K4[Fe(CN)6] = V1- auf die Gr68e der mit-
gefallten Casiumionenmenge. Mit Fallungsmittelbildner-
verhaltnissen < 1 bilden sich neben Niederschlagen stets
auch rosa gefarbte Kolloide, so daB eine hinreichende
1 2 3 4 5
Aqu. K4 [Fe(CN)6]/l,? 10-3
Abb. 3. Mitfallung von 137Cs-Ionen mit Kupferferrocyanid
EinfluB der Fallungsmittelmenge
(Konstant: V,= Aqu. Cuso,
1,27)
K4[Fe(CN),] ,27)
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STVRZER: Entfernung radioaktiver lonen aus hochverdiinnten waBrigen Losungen durch Mitfallung
Mitfallung der Cdsiumionen nicht moglich ist. Bei V1 > 1
dagegen gelang eine weitgehende Entseuchung des
Modellabwassers. Innerhalb des untersuchten Bereichs
ist keine wesentliche pH-Abhangigkeit der mitgefallten
Casiumionenmenge festzustellen, im Gegensatz z. B. zu
der Mitfallung von Kobaltionen and Phosphationen mit
Eisen- and Aluminiumhydroxydniederschldgen, die stark
pH-abhangig sind. Dieses unterschiedliche Verhalten
diirfte darauf zuruckzufuhren sein, daB im ersten Falle
ein Einbau des Cs in den Niederschlag erfolgt and im
zweiten eine Adsorption an der Teilchenoberflache statt-
findet. Abb. 3 zeigt den EinfluB der Fallungsmittelmenge
auf die Mitfallung von Casiumionen.
4.1.2. Mitfallung mit Kalium f errocyanid and Eisen(III) -
suit at. Auch mit Fe2(SO4)3 and K4[Fe(CN)6] gelang,
ebenso wie bei den Untersuchungen mit CuSO4 and
K4[Fe(CN)6], bei alien Fallungsmittelbildnerverhaltnissen
Aqu. Fe2(SO4)3/Aqu. K4[Fe(CN)6] = V2 > 1 im sauren
Gebiet eine weitgehende Entfernung der Casiumionen,
unabhangig von der GroBe desUberschusses an Eisen(III)-
lonen. Bei V2 < 1 werden blaue kolloidale Losungen
gebildet, and es tritt uberhaupt keine Fallung ein. Im
pH-Gebiet < 7 wurde keine Abhangigkeit der mitgefallten
Casiummenge vom PH beobachtet, im alkalischen Gebiet
dagegen ist infolge Zersetzung des Berliner Blau unter
Bildung von Eisenhydroxyd keine genilgende Mitfallung
mellr moglich (Tab. 8). In Abb. 4 ist die Abhangig-
keit der nicht mitgefallten Casiumionenmenge in Prozent
von der Fallungsmittelmenge dargestellt.
gefiihrt. Die Mitfallung von 60Co-Ionen mit den an,,,
CuSO4 bzw. Fe2(SO4)3 bzw. Co(N03)2 and K4[Fe(CN)6]
entstehenden Niederschlagen wurde untersucht.
4.2.1 Mitfallung mit Kaliumlerrocyanid and Kupler-
sullat. Fur die Entnahme von Casiumionen aus Modell-
wasser durch Kupferferrocyanid wurde das Verhaltnis
2
1 2 3 4 5
Aqu. K [fe(CN)61/1,-10-3
Abb. 4. Mitfallung von 287Cs-Ionen mit Berliner Blau
EinfluB der Fallungsmittelmenge
Aqu. Fe, (SO,), _ 1 16)
(Konstant: V2 = Aqu. K,[Fe(CN),]
V1 = 1,27 als gunstig ermittelt, weil bei V1 < 1 ureter
den angewendeten Versuchsbedingungen Kolloide ge-
bildet werden. Bei den Untersuchungen fiber die Mit-
fallung von, Kobaltionen wurde dieses Aquivalentver-
haitnis der das Fallungsmittel bildenden Verbindungen
Tabelle 8. Versuche caber Mitfallung von 137Cs-Ionen mit Fe2(SO4)3
and K4[Fe(CN)6]. EinfluB des p$ and des Fallungsmittelbildner-
verhaltnisses Aqua Fe2(S04)3/Aqu. K4[Fe(CN)0]= V2
Ps
nlcht
(eingestellt
Fe2(SO0)1
K,[Fe(CN),]
mitgefallt
mit HC1 bzw.
NH4OH)
Aqu.]25 ml
Aqu./25 ml
Kolloid-
bildung
4,5
0,85.10-4
0,735-10-4
1,16
0,4
2
1,36-10-4
0,735- 10-4
18,4
1,0
2
1,87- 10-4
0,735- 10-4
25,4
0,8
2,38- 10-4
0,735-10-4
32,4
2,4
1,9
1,7 ? 10-4
1,47 ? 10-4
1,16
0,8
2,9
1,7 ? 10-4
1,47 ? 10-4
1,16
0,6
4,1
1,7 ? 10-4
1,47 ? 10-4
1,16
0,4
4,3
1,7 ? 10-4
1,47 ? 10-4
1,16
0,7
8,7
1,7 .10-4
1,47 ? 10-4
1,16
16,1
8,8
1,7 ? 10-4
1,47 ? 10-4
1,16
17,9
8,9
1,7 ? 10-4
1,47 ? 10-4
1,16
22,1
9,0
1,7 ? 10-4
1,47 ? 10-4
1,16
33,1
9,2
1,7 ? 10-4
1,47 ? 10-4
1,16
43,2
9,5
1,7 ? 10-4
1,47 ? 10-4
1,16
48,5
4.2. Entfernung von Kobaltionen
Wie gezeigt wurde, konnen Casiumionen mit schwer-
Ioslichen Ferrocyaniden weitgehend mitgefallt werden.
Um das Verhalten von eventuell gleichzeitig anwesenden
Kobaltionen bei diesen Fallungen kennenzulernen,
wurden entsprechende Versuche auch mit diesen durch-
Abb. 5. Mitfallung von 80Co-Ionen mit Kupferferrocyanid
Konstant: 5,88 ? 10-' Aqu. K,[Fe(CN),]/1 and 7,44 ? 10-' Aqu. CuSO4/1
zunachst beibehalten and die Kupfersulfatlosung in alien
Fallen nach der Kaliumferrocyanidlosung zugegeben. Die
Versuchsergebnisse fiber den EinfluB des pH Sind in
Tab. 9 and Abb. 5 wiedergegeben. Bis zu einem pH < 5
konnte nur geringe Entnahme der Kobaltionen aus
der Losung festgestellt werden, die dann mit stei-
gendem pH rasch ansteigt, so daB bei pH = 7,4 sich nur
noch etwa 1 % der 60Co-Ionen in der Losung befinden.
Da die Fallungen mit einem geringen UberschuB an
Kupferionen durchgefuhrt wurden, trat bei hoheren
pH-Werten auch Bildung von Kupferhydroxyd ein. Eire
wesentlicher EinfluB des Fallungsmittelbildnerverhalt-
nisses V. auf die Menge der mitgefallten Kobaltionen
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STURZER: Entfernung radioaktiver Ionen aus hochverdiinnten waBrigen Losungen durch Mitfallung
konnte im untersuchten Bereich nicht festgestellt werden
(Tab. 10). Es handelt sich offenbar um Mitfallung durch
Adsorption.
Tabelle 9. Versuche Ober Mitfallung von 6OCo-Ionen mit
K4[Fe(CN)e] and CuSO4. Variation des pn (Konstant:
1,86. 10-4Aqu. CuSO4/25 ml = 593,8 mg CuSO4/1, 1,47. 10-4Aqu.
K4[Fe(CN)0]/25 ml= 541,5 mg K4[Fe(CN)6]/1)
pn (eingestellt mit
NH4OH bzw. HCI)
nicht
mitgefallt
pn (eingestellt mit
NH,OH bzw. HCI)
nicht
mitgefallt
10,2
1,9
3,9
88,8
7,4
0,6
3,1
87,4
6,2
13,5
2,8
86,5
5,4
76,0
2,5
89,3
5,2
93,9
2,1
86,0
Tabelle 10. Versuche Ober Mitfallung von 80Co-Ionen mit
K4[Fe(CN)6] and CuSO4. EinfluB des Fallungamittelbildnerverhalt-
nisses Aqu. CuSO4/Aqu. K4[Fe(CN)O]= Vl
Cu
A
SO4
K,[
Fe(CN),]
% nicht
mitgefallt
qu./
25 ml
Aq
u./25 ml
Pa = 4,5 I
Pa = 8,8
1,27
1,86-
10-4
14
7. 10-4'
88,8
1,9
2,53
3,72.
10-4
1,4
7 . 10-4
87
3
1
9
3,80
5,58 -
10-4
1,4
7 -10-:
1
,
87,9
,
2,6
6,33
9,30-
10-4
1,4
7-10-
87,0
3,4
4.2.2. Mitfallung mit Kaliumferrocyanid and Eisen-
(III)-sulfat. Im Gegensatz zu den Versuchen mit Kalium-
ferrocyanid and Kupfersulfat wurde mit Kaliumferro-
cyanid and Eisen(III)-sulfat auch im sauren Gebiet eine
2 3 4 5 6 7 8 9
pu
Abb. 6. Mitfallung von 80Co-Ionen mit Berliner Blau
Konstant: 5,88. 10-1 Aqu. K,[Fe(CN),]/1
starke Mitfallung der Kobaltionen beobachtet, die min-
destens teilweise auf Einbau in den Niederschlag zuriick-
zufiihren sein durfte. Die mitgefallte Kobaltionenmenge
ist stark vom pH, vom Aquivalentverhaltnis der das
Fallungsmittel bildenden Verbindungen and der Reihen-
folge ihrer Zugabe abhangig (Tab. 11 and Abb. 6).
Das deutet darauf hin, daB es sich nicht allein urn Mit-
fallung durch Mischkristallbildung handeln kann, sondern
daB auch Adsorptionsvorgange stattfinden mussen. Die
mitgefallte Kobaltionenmenge ist groBer, wenn zunachst
Tabelle 11. Versuche Ober Mitfallung von 80Co-Ionen mit
K4[Fe(CN)e] and Fe2(S04)3. EinfluB der Reihenfolge der Fallungs.
mittelzugabe and des Verhaltnisses der das Fallungsmittel bilden-
den Verbindungen V2=Aqu. Fe2(SO4)3/Aqu. K4[Fe(CN)3] and
des pn (Konstant: 1,47 . 10-4Aqu. K4[Fe(CN)6]/25 ml=541,5 mg
K4[Fe(CN)0]/1)
% nicht mitgefallt
Aqu. Fe,(SO,),
1) K4(Fe(CN),]-
1) Fe,(SO,),-
Pn
25 ml
V,
Zugabe
Zugabe
2) Fe,(SO,)s
2) K,[Fe(CN),]-
Zugabe
Zugabe
2,1
1,7-10-4
1,16
-
10,5
2,4
1,7-10-4
1,16
3,5
10,4
2,6
1,7-10-4
1,16
4,9
-
2,8
1,7-10-4
1,16
10,3
14,6
3,1
1,7-10-4
1,16
12,8
15,0
3,3
1,7-10-4
1,16
8,4
8,2
4,0
1,7-10-4
1,16
6,6
-
4,7
1,7-10-4
1,16
-
4,6
7,4
1,7.10-4
1,16
2,7
-
8,8
1,7-10-4
1,16
3,3
5,5
9,2
1,7-10-4
1,16
4,8
-
2,4
3,4-10-4
2,31
28,1
67,5
2,6
3,4.10-4
2,31
42,1
68,2
2,8
3,4.10-4
2,31
20,9
62,5
3,0
3,4-10-4
2,31
24,7
52,4
3,1
3,4-10-4
2,31
-
36,8
3,8
3,4-10-4
2,31
11,5
12,5
6,9
3,4.10-4
2,31
Kolloidb
ildung
8,7
3,4.10-4
2,31
4,8
5,5
2,1
8,5.10-4
5,78
50,9
91,5
2,3
8,5-10-4
5,78
-
93,6
2,6
8,5- 10-4
5,78
48,2
85,3
2,9
8,5.10-4
5,78
-
78,7
3,3
8,5-10-4
5,78
-
60,0
4,4
8,5-10-4
5,78
-
26,5
7,1
8,5-10-4
5,78
-
4,3
8,8
8,5-10-4
5,78
-
0.9
Kaliumferrocyanid zu dern Modellabwasser zugegeben
and dann mit Eisen(III)-sulfat gefallt wird als bei um-
gekehrter Reihenfolge der Zugabe der Fallungsmittel-
bildner. Mit steigendem Fallungsmittelbildnerverhaltnis
V2 = Aqu. Fe2(SO4)3/Aqu. K4[Fe(CN)e] nimmt ent-
sprechend dem Eisen(III)-sulfatuberschuB im sauren
Gebiet die mitgefallte Kobaltionenmenge ab. Im alka-
lischen Gebiet wurden bei alien Versuchen, unabhangig
vom Verhaltnis der das Fallungsmittel bildenden Ver-
bindungen and der Reihenfolge der Zugabe der Fallungs-
mittelbildner, der groBte Teil der Kobaltionen mit-
gefallt (94,5-99%).
4.2.3. Mitfallung mit Kaliumferrocyanid and Kobalt-
nitrat. Zum Vergleich mit 4.2.1 and 4.2.2 wurde als
Beispiel der Mitfallung von 6OCo-Ionen durch Einbau in
den Niederschlag eine reine Trdgerfallung mit isotopem
Trager and Kaliumferrocyanid durchgefuhrt. Die im
sauren Gebiet gefallten Kobaltionen entsprechen dem
stochiometrischen Verhaltnis des Kobalts zum Ferro-
cyanid. Ein Absinken der gelosten Kobaltmenge im
alkalischen Gebiet bei den Aquivalentverhaltnissen
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STiiRZER: Entfernung radioaktiver Tonen aus hochverdi nnten wallrigen Losungen durch Mitfallung
Co(N03)2/K4[Fe(CN)6] = V3 > 1 ist auf die Bildung von
Kohalthydroxyd bzw. von basischen Salzen neben
Kobaltferrocyanid zuriickzufiihren (Tab. 12).
Tabelle 12. Versuche fiber Mitfiillung von 60Co-Ionen mit
K4[Fe(CN)6] and Co(NO3)2
Co(NO0h
Aqu./25 ml
I . 10-4
1.10-4
1 ? 10-4
1.10-4
1.10-4
2- 10-4
2- 10-4
2. 10-4
2.10-4
2. 10-4
2- 10-4
10-4
10-4
2- 10-4
2. 10-4
2. 10-4
2. 10-4
I
K,[Fe(CN)0
Aqu./25 ml
1,47 ? 10-4
1,47. 10-4
1,47 ? 10-4
1,47- 10-4
1,47- 10-4
1,47 ? 10-4
1,47. 10-4
1,47- 10-4
1,47- 10-4
1,47- 10-4
0,98- 10-4
0,98. 10-4
0,98.10-4
0,98.16-4
0,98- 10-4
0,98- 10-4
0,98. 10-4
0,68
0,68
0,68
0,68
0,68
1,36
1,36
1,36
1,36
1,36
2,04
2,04
2,04
2,04
2,04
2,04
2,04
2,2
2,4
6,4
9,2
10,5
2,2
6,4
8,7
9,15
9,8
2,2
2,4
6,4
8,4
8,7
9,0
9,4
nicht mit-
gefallt
5,3
4,8
4,1
Bildung von
Kolloiden
31,1
31,6
12,4
7,8
7,3
54,4
54,6
54,4
22,7
11,2
7,8
7,4
Literatur
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SPODE u. a.: Experimentelle Untersuchungen caber die Adsorption von Spaltprodukten an Aktivkohle
Experimentelle Untersuchungen fiber die Adsorption
von Spaltprodukten an Aktivkohle
(Aus dem Arbeitsbereich Angewandte Isotopenforschung des Institutes fiir Medizin and Biologic
der Deutschen Akademie der Wissenschaften zu Berlin-Buch)
Im Rahmen der Verwendung kiinstlicher Radioaktivi-
tat auf den verschiedensten Gebieten spielt das Problem
der Abwasserreinigung eine sehr wesentliche Rolle. Zu
dell fur die Befreiung der Abwasser von radioaktiven
Suhstanzen vorgeschlagenen Methoden, die eine jede fur
sich noch keinesfalls eine befriedigende Losung darstellen,
gehort auch die Adsorption von in Losung befindlichen
Spaltprodukten an verschiedene Adsorbentien. Hieriiber
warden z. B. Vol] CHRISTENSON U. Mitarb. [1] Versuche
durchgefffhrt. 1)a fiber these Fragen bislang jedoch nur
wenig exaktes Versuchsmaterial vorliegt - insbesondere
was (lie Adsorption bei unterschiedlichen Milieubedin-
gungen angeht -, schien es uns lohnend, im LabormaB-
stab Untersuchungen in Angriff zu nehmen, die sich mit
der Adsorption verschiedener Spaltprodukte an Aktiv-
kohle beschaftigen. Diese Fragen interessierten uns ehn-
mal aus Griinden der Abfallbesehtigung, aber auch des-
hall), well Akthvkohle, an die radioaktive Isotope adsor-
biert sind, in der Therapie von bestimmten Geschwulst-
krankheiten nutzbar gemacht werden kann. Im folgenden
soil fiber unsere Ergebnisse, die wir bei der Bearbeitung
der genannten Fragestellung erzielten, kurz berichtet
werden.
Fiir (lie Versuche wurden einige bedeutsame radio-
aktive Spaltprodukte ausgewahlt: Yttrium-91, Cer-144
(im radioaktiven Gleichgewicht mit Praseodym-144) and
Caesium-137. Die genannten Radioisotope lagen trdgerfrei
,its Chlorid vor. Als Adsorbens diente Aktivkohle in
Pulverform (VEB Feinchemie Eisenach/Thiir.) mit Teil-
chengroBen zwischen etwa 2 and 150,u. Untersucht wurde
(lie Abhangigkeit der Adsorption vom pH-Wert der Lo-
sung, wobeh zur Einstellung der verschiedenen pH-Werte
unterschiedliche Puffersubstanzen verwendet wurden
bzw. die Einstellung lediglich durch NaOH and HC1
erfolgte. Auf diese Weise lieB sich auch der EinfluB von
Fremdionen abschatzen.
Im einzelnen wurde folgendermaBen verfahren:
Den Pufferlosungen (jeweils 5,0 ml) wurden die radio-
aktiven Substanzen in solcher Menge zugesetzt, daB sich
eine spezifische Aktivitat von etwa 104 Impulsen je
Minute in 0,1 ml ergab. Nach dem Zusatz der Aktivitat
wurde der pi,-Wert auf elektrischem Wege gemessen and
0,1 ml zur Aktivitatsmessung entnommen. AnschlieBend
erfolgte ein Zusatz von 500 mg Aktivkohle. Nun wurden
die Losungen mit der Kohlesuspension 10 Minuten bzw.
1 Stunde bei 20? C in einer Schfittelmaschine durch Um-
walzen der Rohrchen geschfittelt. Danach wurden sic bei
3000 U/min 10 Minuten lang zentrifugiert and wiederum
eine Probe von 0,1 ml aus der iiberstehenden Fliissigkeit
zur Aktivitatsbestimmung abgenommen. Aus dent Ver-
gleich der vor and nach dem Schiitteln in den Proben
gemessenen Aktivitat wurde die erfolgte Adsorption in
Prozent der Ausgangsaktivitat berechnet.
Die Aktivitatsmessung wurde nach Eindampfen der
Proben auf einem McBschalchen mit einem Glockenzahl-
rohr (Fensterdicke 1,5 mg/cm2) in 1 cm Abstand voin
Praparat durchgeffihrt. Der Fehler der Ehnzelmessung
betrug 3%.
Tab. 1 enthalt die verwendeten Puffersubstanzen.
pH 1,0 enthielt 1/ 10 n HC1. Beim Veronal-Natrium-
Puffer wurden die pH-Werte unter 7,0 (lurch Erhohung
der HC1-Konzentration eingestellt.
I pH-Bereich
Veronal-Natrium + HC1
2,0-10,0
Puffer nach THEORELL and STENHAGEN
2,0-12,0
Kaliumbiphthalat + HC1 bzw. NaOH
3,0; 6,0
Citrat-Puffer nach SORENSEN
3,0
Glycocoll-Puffer nach SORENSEN
3,0; 9,0
Phosphat-Puffer nach SORENSEN
6,0
Borsaure-Puffer nach CLARK and Lints
9,0
NaOH + HC1 ohne Pufferzusatz
1'o-11'5
Ergebnisse and Diskussion
Wie zu erwarten, zeigten sich Unterschiede der unter-
suchten Spaltprodukte bezfiglich ihrer Adsorption an (lie
Aktivkohle. Allgemein gesehen, scheinen 91Y and 144Ce
deutlich besser adsorbierbar zu sehn als 137Cs. Die Ergeb-
nisse fiber den EinfluB des pH-Wertes auf den Adsorptions-
vorgang sind in den Abbildungen 1-3 wiedergegeben. Be-
trachtet man zunachst den einfachsten Fall, namlich (lie
Einstellung des Losungs-pH ausschlieBlich mittels NaOH
and HCl (Abb. 1), so zeigt sich, daB 91Y and 144Ce etwa
vom pH 3,0 ab bis zum pn 10,0 praktisch quantitativ an
die Aktivkohle adsorbiert werden. Oberhalb von pu 10,0
allerdings lift sich eine merkbare Verschlechterung der
Adsorbierbarkeit beobachten. Im Gegensatz hierzu wird
137Cs entschieden weniger adsorbhert, jedoch tritt hier bei
holier Alkaleszenz keine Anderung der Adsorptionsver-
haltnisse ein. Bei allen drei Radioisotopen rind die Ad-
sorptionsvorgange nach einer Schfitteidauer von 10 Mi-
nuten nahezu abgeschlossen, d. h., das Gleichgewicht ist
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SPODE u. a.: Experimentelle Untersuchungen fiber die Adsorption von Spaltprodukten an Aktivkohle
bereits erreicht, so daB eine Erhohung der Schiitteldauer
auf 1 Stunde nur noch eine geringfiigige Verbesserung
der Adsorption gestattet.
Ganz dhnliche Verhdltnisse zeigen sich bei Benutzung
von Veronal-Natrium + HCl als Puffersystem (Abb. 2).
1 60
0
w
k 40
b
1 51
Iy--+--------
I
I
I
1
I
I/i
1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12
L TL
PH
Abb. 1. Adsorption von 91Y (. - .) 114Ce ((D - - - - - -0) and
137CS (+ - - +) an Aktivkohle, Schutteldauer 10 min, Einstellung
der pk1-Werte mit NaOH and HCI
100
1 2 3 4 5 6 7 8 9 10
PH
Abb.2. Adsorption von 9,Y (.-?), 144Ce (0------0) and
137CS (+--+) an Aktivkohle, Schutteldauer 10 min, Veronal-
Natrium-Puffer
Auch hier tritt fur 91Y and 114Ce vom py 3,0 ab schon
eine fast vollstandige Adsorption an der Aktivkohle auf.
137CS wird wiederum entschieden schlechter adsorbiert,
sogar noch geringgradiger als bei Einstellung der Lo-
sungen ohne Puffer. Erst im alkalischen Gebiet ist ein
geringer Anstieg zu verzeichnen, der aber nicht die Werte
der Abbildung 1 erreicht.
Eine Erklarung fur die gute Adsorption von 91Y and
144Ce in einem weiten p,-Bereich diirfte darin zu suchen
sein, daB beide Kationen mit nachlassender Aciditat der
1 60
40
NE
2 3 4 5 6 7 B 9 10 11 12
PH
Abb. 3. Adsorption von 91Y ( ? - . ) , 144Ce (0- - - - - - 0) and
137CS (+--+) an Aktivkohle, Schutteldauer 10 min, Puffer nach
THEORELL and STENHAGEN
Losung zunehmend zur Hydrolyse neigen and sogenannte
Radiokolloide bilden, die eine gute Adsorption gewahr-
leisten. Ihre verminderte Adsorption im stark alkalischen
Milieu lift sich vielleicht dadurch erklaren, daB bei hoher
OH-Ionenkonzentration der Ladungssinn der gebildeten
Kolloidteilchen verdndert wird, was ihrer Adsorption an
die Kohle abtraglich sein kann. In der Abbildung 3 wer-
den die Adsorptionsverhiiltnisse bei Verwendung des
Puffergemisches nach THEORELL and STENHAGEN dar-
gestellt. Hier wird im Gegensatz zu den oben geschilderten
Versuchen im sauren pH-Bereich 91Y and - nicht ganz
so ausgepragt - auch 144Ce nur recht geringgradig ad-
sorbiert, wahrend die Adsorption im Alkalischen ansteigt
and hohere Werte annimmt. Dies erklart sich ohne
weiteres aus der Tatsache, daB das Puffergernisch
Citronensaure enthalt, die zur Bildung von Komplexen
fiihrt, welche sich der Adsorption entziehen. Mit steigen-
dem p11-Wert - bei gleichbleibender Citronensdure-
konzentration - nimmt die Tendenz zur Komplexbildung
offenbar ab, so daB wieder groBere Mengen adsorbiert
werden konnen. Unklar bleibt uns die eindeutig repro-
duzierbare, relativ hohe Adsorption von 91Y and 144Ce
beirn pH 2,0. Fur 131Cs zeigen sich dhnliche Ergebnisse
wie bei Anwendung von Veronal-Natrium-Puffer. Die
Gegenwart von Komplexbildnern bleibt in diesem Falle
ohne Wirkung.
Um zu demonstrieren, wie kompliziert (lie Adsorptions-
vorgdnge bei Vorhandensein verschiedenartiger Frernd-
ionen ablaufen, haben wir in der Tabelle 2 eine Auswahl
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SPODE u. a.: Experimentelle Untersuchungen fiber die Adsorption von Spaltprodukten an Aktivkohle
von McBergebnissen bei Verwendung unterschiedlicher
Puffergemische zur Einstellung des gleichen pH-Wertes
aufgefiihrt.
Tabelle 2. Adsorption an Aktivkohle bei verschiedenem pH-Wert
and unterschiedlichen Pufferlosungen. Schutteldauer 10 min,
adsorbierte Aktivitat in %
pa-Puffer
91Y
1"Ce
137 Cs
Biphthalat
66,2
73,1
6,5
3,0 Citrat
0,0
2,0
8,6
Glycocoll
92,8
97,8
21,9
Biphthalat
96,5
91,8
18,2
6,0 Veronal-Na
99,1
99,2
39,1
Phosphat
99,8
99,4
12,8
Borsaure
85,4
73,1
47,7
X3,0 Glycocoll
87,5
92,4
46,7
Veronal-Na
99,1
98,9
50,1
Betrachtet man die von uns erzielten Ergebnisse, so
scheint es einleuchtend, daI3 zwar Moglichkeiten bestehen,
radioaktive Spaltprodukte durch Adsorption aus Ab-
wassern zu entfernen. Doch Sind hierzu noch weitgehende
Untersuchungen notwendig. Trotzdem hielten wir es fur
angebracht, unsere bisherigen Ergebnisse mitzuteilen, um
eine weitere Uberpriifung anzuregen. Dies diirfte ins-
besondere deswegen wiinschenswert sein, Weil bis heute
das grol3e Problem der Abfallbeseitigung im Rahmen der
Anwendung radioaktiver Isotope noch keinesfalls als
gelost angesehen werden kann.
Literatur
[1] C. W. CHRISTENSON, M. B. ETTINGER, G. G. ROBECK, E. C.
HERMANN, K. C. KOHR, J. F. NEWELL, Industr. Eng. Chem.
43 (1951), S. 1509.
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Zur Frage der Strahlenschutzuberwachung mit Filmdosimetern
(Aus Bern Arbeitsbereieh Angewan(Ite Isotopenfor?schung des 1 nstituts fiir Medizin rnnrl Biologic
der 1)eutschen Akademie der 1\'issenschaften zu Berlin-13uch)
i:s wird clic lloglichkeit uutercnc?ht, den Amvetc ungsbcrcioIi
eines handclstihlichen Rtintgentilnulusinuters auf die energierciehe
'trahhung radi(sahtiver Isotope auszudchncn. 1)(chei ergeben
sic?h Untersch iedc der Sc hwii rzungsv cr teil a II g ant den I)oslllleter-
filmcn jc rmchdem. nh ciuc odor cinc Ruutgcnezposition ' or-
licgt_ I)ie H'olge hiervon ist im Pape der -,-`irahlung cine zu-
nchmendc Unsicherheit ill der dcnsitornctrischcu Ausvverlung der
Filnnschwiirzungen and der I)osiszuordnung.
Tut Rahmen der Bntwicklung eines Fihndosimeter s
fur die tit rahlenschutziiberwachiing helm Arbeiten Writ
radioaktiven lsotopen wurdc ('III hanrlelsiibliches ROut-
g(n-Filmrlosimeterr) hinsichtlich seiner A'erwendbarkeit
Abh.1. Uciiffnete I)osimeterplakette mit i)osimeterfilm in an-
gebroc?hener 'I'agcslichbvcrpasil:ung
xis 1)osinieter fiir? (4annna-Str?ahlung inn Ener?gic.bereich
von etwa 0,3 1,3 MeV untersucht.
Den Aufbau der I)osimeterplakette zeigt die Ahb.1.
Jede der heiden ans lichtundurchlrissi retn hochpoly-
nu'r?enn Material bestehenden Plokettenhiilften ist in
vier Felder (13 x 1(1 nun2) geteilt, von dcncn (lief jewciIs
writ Nei-, l upfer- bzw. Aluntiniumhlech ausgelegt rind.
Die Dicke der Bleche. h(,.triigt ill der Reihenfolge 0,(i,
1,it mul 15 nlm. l)iesen !(laterialdicken eutsprechen
Fliichengewichte von ctwa 6:5(1, 13(10 anti 400 tugcn2'.
1)as vierte Feld ist frei von znsatzlichen Absorhern. Die
I )ickc tier Plakettenw