OFFICIAL PUBLICATION OF THE GERMAN ACADEMY OF SCIENCES, NOVEMBER-DECEMBER ISSUE

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Document Number (FOIA) /ESDN (CREST): 
CIA-RDP80T00246A041700050001-3
Release Decision: 
RIPPUB
Original Classification: 
C
Document Page Count: 
101
Document Creation Date: 
December 22, 2016
Document Release Date: 
April 27, 2010
Sequence Number: 
1
Case Number: 
Publication Date: 
April 18, 1958
Content Type: 
REPORT
File: 
AttachmentSize
PDF icon CIA-RDP80T00246A041700050001-3.pdf9.89 MB
Body: 
Sanitized Copy Approved for Release 2010/04/27: CIA-RDP80T00246AO41700050001-3 y y n CENTRAL. INTELLIGENCE AGENCY This material contains information affecting the National Defense of the United States within the meaning of the Espionage Laws, Title 18, U.S.C. Secs. 793 and 794, the transmission or revelation of which in any manner to an unauthorized person is prohibited by law. C-O-N-F-I-D-E-N-T-I-A-L COUNTRY East Germany REPORT SUBJECT Official Pialication of the German DATE DISTR. aR Academyy:of Sciences, November-December Issue NO. PAGES 1 DATE OF INFO. PLACE & DATE ACQ. REFERENCES RD ARE DEFINITIVE. APPRAISAL OF CONTENT.IS TENTATIVE. (November-December 1957 issue of the Mitteilungsblatt fuer die Mitarbeiter.der Deutschen Akademie der Wissenschaften zu Berlin. Included in this issue are artidles on the following topics: the work of the research society; an open letter to Dr. H. J. Born who defected to the West in late 1957; the Academies'of Sciences of Bulgaria, Rumania, Czechoslovakia and Hungary; the International Geophysical Year; the work of the institutes; reports on trips anal special celebrations. (1 magazine in German) PROCESSING COPY C-O-N-F=I-D-E-N-T-I-A-L STATE X ARMY X NAVY g AIR x FBI AEC I (Note: Washington distribution indicated by "X"; Field distribution by "# ".) Sanitized Copy Approved for Release 2010/04/27: CIA-RDP80T00246AO41700050001-3 Sanitized Copy Approved for Release 2010/04/27: CIA-RDP80T00246AO41700050001-3 j 1 FUR DIE MITARBEITER DER DEUTSCHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN ZU BERLIN Sanitized Copy Approved for Release 2010/04/27: CIA-RDP80T00246AO41700050001-3 Sanitized Copy Approved for Release 2010/04/27: CIA-RDP80T00246AO41700050001-3 Vizeprasident Prof. Dr. H. Ertel Akademiemitglied Prof. Dr. P. A. Thiessen Akademiemitglied Prof. Dr. A. Baumgarten Prof. Dr, H. Barwich Dr. W. Girnus President der Akademie der Wissenschaften der UdSSR A. N. Nesmejanow Akademiemitglied Prof. Dr. E. Correns Prof. Dr. H. Klare Vizeprasident Prof. Dr. H. Friihauf Zum Jahreswechsel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 255 Ein historisches Ereignis von weltumgestaltender Bedeutung . 9 256 Sowjetische Gegenwart, erlebt in Laboratorien und Betrieben . . . 257 Die Rolle der Oktoberrevolution in der Geschichte . . . . . . . . . . 266 Ein Beitrag zur Unterstiltzung des Gedankens der friedlichen Koexistenz 270 Die Befreiungsstunde des prorrietheischen Geistes . . . . . . . . . . . 274 40 Jahre sowjetische Wissenschaft . . . . . . . . . . . . . . . . . 284 Der Krieg kann verhindert, der Frieden gefestigt werden . . . . . . 298 Die politische Entwicklung und der Fortschritt unseres Staates enden nicht an der Pforte unseres Instituts . . . . . . . . . . . . . . . . . 304 Die Forschungsgemeinschaft Bericht fiber die bisherige Arbeit der Forschungsgemeinschaft 307 Geschaftsordnung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 313 Brief an Prof. Dr. H.-J. Born . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 315 Berichterstattung der Akademie-Delegation im Plenum fiber die Reise in die Volksrepublik China Ein Uberblick .. ... . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 316 Vereinbarungen fiber die wissenschaftliche Zusammenarbeit mit auslendischen Akademien Bulgarische Akademie der Wissenschaften . . . . . . . . . . . . . . 322 Akademie der Rumanischen Volksrepublik . . . . . . . . . . . . . . 322 Tschechoslowakische und. Slowakische Akademie der Wissenschaften , 322 Ungarische Akademie der Wissenschaften . . . . . . . . . . . . . . . 323 Das Internationale Geophysikalische Jahr 1957/1958 Prof. Dr. H. Philipps Wissenschaftler der Deutschen Demokratischen Republik beteiligen sich an Expeditionen des'Internationalen Geophysikalischen Jahres . . . . 323 Prof. Dr. A. Kahrstedt Die k- nstlichen Erdsatelliten . . . . . . . . . . . . . . . . . 324 Dr., R. Ippeu Akademiemitglied Prof. Dr. W. Unverzagt M. Kolling Dr. F. Ludwig Akademiemitglied Prof. Dr. P. Gorlich Prof..Dr. O. Hachenberg G. Scheidler / M. Hohne D. Stockmann Prof. Dr. O. Neuendorff Aus der Arbeitder Institute ) .Die DDR - Mitgliedstaat des Vereinigten Instituts fiir Kernforschung in Dubna . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 326 Lin Richtfest . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 327 Kollegeribesuch auf dem Burgwall von Behren-Lilbchin, Kr. Teterow 328 Zur Geschichte des Vorabends der Novemberrevolution / Ein Sammel- band des Instituts ffir Geschichte ,zum 40. Jahrestag der Grol3en Sozia- listischen Oktoberrevolution . . . . . . . . . . . . . . . . . . 329 Zur Statistik caber die wissenschaftlicheri Mitarbeiter an den?Forschungs- instituten der Deitschen Akademie der Wissenschaften zu Berlin . 330 Tagungs- und Reiseberichte 44. Sitzung der Indian Science Congress Association . . . . . . . . 331 Generalversammlung der URSI in Colorado . . . . . . . . . . 334 Festkorperphysik und Physik der Leuchtstoffe . . . . . . . . . . . 335 Fachkongref3 fur Tanzschrift und Volkstanzforschung . . . . .. . 335 Eindrucke von einer Reise nach Bukarest . . . . ..... . . . . . . . 337 Die Stimmedes Volksvertreters Sozialistische Demokratie" . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 338 Miszellen Dr. H. Linde / Dr. H. Kaiser Zwei Diplome . . . . . . . . . . . . . . ... . . . . . . . . . . . 339 Prof. Dr. W. Radig Jahrbuch der DDR 1957 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 341 Der Aufbau des Kommunismus und die Wissenschaft (ein Hinweis) 342 Nachrufe, Ehrungen und Ernennungen . . . . . . . . . . . . . 342 Mitteilungen auslendischer Akademien . . i . . . . . . . . . . 3415 Nachrichten aus dem Presidium . . . . . . . . . . . . . . . . . 346 Nachrichten aus den Klassen . . . . . . . . . . . . . . . 346 Aug der,Arbeit der Akademie-Bibliothek Wie erwirbt die Akademie-Bibliothek ihre Bucher? . . . . . . . . . . 348 Verschiedenes Ernteeinsatz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 349 Buchausstellung des Akademie -Verlages in Prag, . . . . . . . . . . . 349 Berichtigung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 350 Sanitized Copy Approved for Release 2010/04/27: CIA-RDP80T00246AO41700050001-3 Sanitized Copy Approved for Release 2010/04/27: CIA-RDP80T00246AO41700050001-3 MITTEILUNGSBLATT FUR DIE MITARBEITER DER DEUTSCHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN ZU BERLIN 3. Jahrgang November/Dezember 1957 Heft 11/12 Zum Jahreswechsel Ein an politischen and wissenschaftlichen Ereignissen inhaltsreiches Jahr liegt hinter uns. Seine Ereignisse and ihre gropen Wirkungen erfililen uns mit Hoff- nung and Zuversicht auch fur das Jahr 1958. Zum ersten Male in der Geschichte der Menschheit ist es Wissenschaftlern and Forschern gelungen, materiell in den Weltenraum vorzudringen and Lebewesen auf3erhalb der Erde den kosmischen Gesetzen zu unterwerfen. Zum wiederholten Male erhoben die Volker ihre Stimme, den Frieden zu erhalten and zu festigen, denn es bedarf weder der Kenntnis eines Gelehrten,,noch der Pliantasie eines Dichters, um zu sagen, dap ein Krieg, wenn die Volker ihn zu- liepen, alles ubertreffen wurde, was die Menschheit bisher an Leid erfahren hat. Der Mensch aber, dessen Vernunft der Natur mehr and mehr ihre Geheimnisse entreipt and sie immer umfassender seiner Macht unterwirft, ist imstande, Krieg and Selbstvernichtung zu verhindern. Wir, die wir der Wissenschaft dienen, wissen, dap der Mapstab echter Wissen- schaftlichkeit allein darin zu suchen ist, ob Forschung and Lehre dem Frieden, dem Leben nutzbar gemacht werden oder Krieg and Tod ihr Ergebnis sired. Des- halb mup es immer unser vornehmstes Anliegen bleiben, echte Wissenschaft zu betreiben. Hierzu bedarf es weder grof3artiger Proklamationen noch feierlicher Erklarungen, sondern der verantwortungsbewupten Erfullung klar erkannter ubernommener Pflichien. Ein Riickblick auf die Entwicklung unserer Akademie beweist, dap mit der Bil- dung der Forschungsgemeinschaft der naturwissenschaftlichen, technischen and medizinischen Institute der Deutschen Akademie der Wissenschaften zu Berlin ein groper entscheidender Schritt vorwarts gegangen wurde. Die Neuordnung der wissenschaftlichen Produktion and die Konzentration wissenschaftlicher Produktionsfahigkeit erfordern ungewohnliche Anstrengungen, die gropere Leistungen and groperen Nutzeffekt fur die Festigung unseres Staates hervor- bringen werden. Es ist nicht abwegig, an der Schwelle eines neuen Jahres Gedanken i1ber die Art zu arbeiten auszusprechen. Die Fulle der zu meisternden Aufgaben verlangt eine neue Art von Gemeinschaftsarbeit, die sozialistische Gemeinschaftsarbeit, in der jeder, auch im Rahmen seiner Teilaufgabe, fur das Ganze voll mitverantwortlich ist. Diese Gemeinschaftsarbeit bedeutet keineswegs eine Beschrankung der in- dividuellen schopferischen Tatigkeit; sie erst macht eigentlich die voile Entfaltung individueller schopferischer Arbeit moglich. Unser Staat der Arbeiter and Bauern bietet uns weitreichende, vielseitige and sichere Schafensmoglichkeiten materieller and ideeller Art. Sie verantwortungsbewupt zu nutzen . heipt, uns allen bessere Ernahrung, ge- steigerte Lebenserwartung and reichere Lebenshaltung zu erschliepen. Ein neues hoffnungsvolles Jahr liegt vor uns. Mit dem Bewuptsein, ein sinnvolles Leben zu gestalten, werden sich auch unsere Krafte fur ein friedliches and gliickliches 1958 vervielfachen. H.FRUHAUF G. RIENACKER Sanitized Copy Approved for Release 2010/04/27: CIA-RDP80T00246AO41700050001-3 Sanitized Copy Approved for Release 2010/04/27: CIA-RDP80T00246AO41700050001-3 256 MITTEILUNGSBLATT 3. Jahrgang, Heft 11/12 Ein historisches Ereignis von weltumgestaltender Bedeutung Das Plenum der Deutschen Akademie der Wis- senscha f ten zu Berlin trat am Donnerstag, dem 7. 11. 1957, anlaf3lich des 40. Jahrestages der Grof3en Sozialistischen Oktoberrevolution zu einer Festsitzung zusammen. Die Begruf3ungs- worte sprach Vizeprasident Prof. Dr. HANS ERTEL. ,,Hiermit eroffne ich die aus AnlaB des 40. Jah- restages der GroBen Sozialistischen Oktober- revolution veranstaltete Sondersitzung des Ple- nums der Deutschen Akademie der Wissenschaf- ten zu'Berlin. Vielfach sind die Griinde, die unsere Akademie zur Veranstaltung dieser Sondersitzung veran- laf3t haben. Gestatten Sie mir bitte, nur die wich- tigsten hier kurz zu tangieren, bevor ich dem Festredner, Hrn. Thiessen, das Wort ubertrage. In der Gesamtheit ihrer Mitglieder vereinigt unsere Akademie Manner, die hochste wissen- schaftliche teistungen auf ihren Spezialgebieten init einem umfassenden Verstandnis der realen Welt harmonisch zu verbinden verstehen. Zum erfolgreichen Verstandnis der Welt ist aber die Berilcksichtigung historischer Tatsachen uner- laf3lich, zumal wenn es sich, wie im vorliegenden Falle, um ein historisches Ereignis von weltum- gestaltender Bedeutung handelt. Aber auch als Spezial-Wissenschaftler haben wir allen Grund, ? die GroBe Sozialistische Oktober- revolution nach nunmehr vier Dezennien in ihren Auswirkungen sowohl fur die wissen- schaftliche Forschung' als auch fir die Forscher zu wirdigen. Als deutsche Wissenschaftler diirfen Nachstehend veroffentlichen wir vier Vor- trage, die von den Herren Akademiemitgliedern Prof. Dr. P. A. THIESSEN and Prof. Dr._A BAUM- GARTEN Sowie von Prof. Dr. H. BARWICH, Mitglied der Sektion fur Physik der Deutschen Akademie der Wissenscha f ten zu Berlin, and Herrn Staats- sekretar Dr. W. GIRNUS, Mitglied des Kura of riums der Forschungsgemeinschaft der natur"- wissenschaftlich.en, technischen and med.izini- schen Institute der Deutschen Akademie der Wissenschaften zu Berlin, anlaf3lich des 40. Jah- restages der Grof3en Sozialistischen Oktober- wir uns bei diesem Anlaf3 daran erinnern, daB die GroBe Sozialistische Oktoberrevolution and die damit eingeleitete GrUndung des ersten sozialistischen Staates auf Ideen zweier deutscher Wissenschaftler berUht, Karl Marx and Friedrich Engels. Ich darf ferner daran erinnern, daB in den ersten Lebensjahren theses sozialistischen Staates eines unserer prominentesten korrespon- dierenden Mitglieder, Fridtjof Nansen, fur diesen von fast aller Welt verleumdeten neuen Staat in den schweren Zeiten der groBen Hungersnote die tatkraftigste internationale Hilfe organisierte and erwirkte. Wir wollen uns ferner stets gegenwartig halten, daB in den Lehren des Sozialismus die Wissen- schaft einen integrierenden Bestandteil bildet. Dementsprechend hat der Sozialismus fur die Position des Wissenschaftlers in der Gesellschaft einen Rang erkampft, der alien anderen poli- tischen Systemen fehlt. Die Auswirkungen der auf dieser gesellschaft- lichen Hochschatzung basierenden Arbeit der Wissenschaftler in einer sozialistischen Gesell- schaft werden gerade in diesen Wochen and Tagen durch die Erfolge der sowjetischen For- schung and ihrer technischen Anwendungen i berzeugend dokumentiert. Es kann uns daher mit Stolz und- Freude erfi lien, daB unsere Aka- demie durch zahlreiche and freundschaftliche Beziehungen mit der Sowjetischen Akademie der Wissenschaften verbunden ist, and als einen Ausdruck dieser Beziehungen lassen Sie uns auch die heutige Sondersitzung betrachten." revolution auf Festsitzungen and Festveranstal- tungen gehalten wurden. Akademiemitglied Prof. Dr. P. A. Thiessen sprach auf der Festsitzung. des Plenums der Deut- schen Akademie der Wissenschaften zu Berlin am 7. 11. 1957, Akademiemitglied Prof. Dr. A. Baumgarten den Akademieinstituten Potsdam-Babelsberg, Prof. Dr. H. Barwich vor deutschen Naturwissenschaftlern and Tech- nikern am 16. 10. 1957 and Staatssekretar Dr. W. Girnus am 28. 10. 1957 an der Friedrich- Schiller-Universitat Jena. Sanitized Copy Approved for Release 2010/04/27: CIA-RDP80T00246AO41700050001-3 Sanitized Copy Approved for Release 2010/04/27: CIA-RDP80T00246A041700050001-3 3. Jahrgang, Heft 11/12 Sowjetische Gegenwart, erlebt in Laboratorien and Betrieben Zur vollen Wurdigung der geschichtlichen Be- deutung der Revolution vom Oktober des Jahres 1917 ware es notig, in Tiefe and Breite die ideo- logischen Grundlagen and die politische Vor- geschichte dieses weltbewegenden and weltver- andernden Ereignisses zu erortern. Ich bin dazu nicht in der Lage. Von berufener Seite wurde in diesen Tagen die GroBe Soziali- stische Oktoberrevolution in ihrem Ablauf, in ihrer geschichtlichen Bedeutung and in ihren politischen Folgerungen umfassend dargestellt. Die Oktoberrevolution von 1917 wird in vielem als Folge and Vollendung der Franzosischen Revolution vom Juli 1789 angesehen. Diese Auf- fassung ist unrichtig. In den Julitagen des Jah- res 1789 trug die Aufklarung zweifelsohne reiche Friichte, obwohl sie Bich nicht genugend von Mythos and Mystik befreien konnte. Um die Welt wirklich umzugestalten, bedurfte es gro- Berer Anstrengungen. Die Franzosische Revolu- tion hatte den ,vierten Stand" ignoriert and den schwerarbeitenden Menschen im Elend belassen. Vom GenuB der proklamierten Menschenrechte blieb er ausgeschlossen. Sie konnte auch einen beruhmten Naturforscher wie Lavoisier nicht vor dem Blutgerust bewahren. Die GroBe Sozialistische Oktoberrevolution ist das Produkt der reinen ?ratio", der ? wissen- schaftlichen Logik in ihrer strengsten Form. Die Anschauung der Kausalitat, die Uberzeugung, daB es keine Wirkung ohne wissenschaftlich er- kennbare, sagen wir, nati rliche Ursache gebe, gilt unbestritten als eine der ideellen Wurzeln der GroBen Sozialistischen Oktoberrevolution. Wenn ich heute als Naturwissenschaftler zu Ihnen spreche, so bedeutet das nicht, daB die Naturforschung etwa der einzige Faktor ist, der das Leben im sowjetischen Staatswesen gestaltet and seine Lage in der heutigen Welt bestimmt. Aber die Naturwissenschaft bildet eine wesent- liche Grundlage des sowjetischen Staatswesens, die jeder anderen LebensauBerung reale Wir- kungsmoglichkeiten gibt and sie gewissermaBen auf die Erde stellt. Von der Naturwissenschaft hangt die Technik ab. Diese ist in alien ihren Teilen vom Anfang der Menschheitsgeschichte an ein Erzeugnis der Wissenschaft, wenn wir als wesentliche Merk- male der ,Wissenschaft" verstehen: Beobachten, Erkennen, folgerichtiges Verbinden, Voraus- sagen and Anwenden der gewonnenen Erkennt- nisse. Wir haben in den jiingsten Tagen erlebt, daB die Sowjetunion - schon kurze Zeit nach dem Be- ginn des Unternehmens, sich riesenhafte Gebiete des irdischen Raumes nach and H5ach zu er- schlieBen - mit materiellen Mitteln in den Weltenraum vorgedrungen ist and Lebewesen auBerhalb der Erde den kosmischen Gesetzen unterworfen hat. Gerade dieses Ereignis hat nicht nur Erstaunen and Bewunderung, sondern auch Furcht hervor- gerufen. Das beruht nicht zuletzt auf einer Fiille von MiBverstandnissen fiber Werden and Wesen des sowjetischen Staatsgebildes. Eine objektive wissenschaftliche Beobachtung hatte in Wirk- lichkeit eine gerechte Wurdigung des Entstehens and Wachsens der Sowjetunion moglich machen mussen. Voreingenommenheit, Vorurteile and die prin- zipielle Ablehnung der volligen Verwirklichung sozialistischer Ideen haben zu einer Blindheit gefuhrt, die im Zeitalter naturwissenschaftlicher Erkenntnisse eigentlich nur schwer verstandlich ist. Eine einfache Befragung zahlreicher viel- seitig'gebildeter, intelligenter, geistig geschulter Menschen zeigt das ilberraschende Ergebnis, dab die Ideen des wissenschaftlichen Sozialismus be- kampft werden, ohne daB Bich die jeweils Be- fragten auch nur bekannt gemacht haben mit den Gedankengangen von Marx, Engels and Lenin.: Sicherlich nur wenige grundsatzliche Gegner sozialistischer Ideen wissen, daB in Schriften, Reden and Briefen Lenins viele emi- nent lebensnahe and praktische Anweisungen stehen, mit deren Befolgung die Sowjetunion gut gefahren ist! Noch erstaunlicher ist die Beobachtung, wie wenig die nachgewiesenen schopferischen Krafte, besonders die naturwissenschaftlichen and tech- nischen Leistungen der Sowjetunion beachtet oder gar bewertet wurden and werden. Die Folgerungen aus der jungsten Erfahrung sind vielfaltig and einander oft diametral wider- sprechend. Zwischen der Anerkennung oder Be- wunderung wird auch ausgesprochen, daB man sich durch den sowjetischen VorstoB in den Weltenraum provoziert fiihle. Im gleichen Atem- zug behauptet man freilich, die Sowjetunion habe mit dieser Entwicklung ihre Krafte ge- Sanitized Copy Approved for Release 2010/04/27: CIA-RDP80T00246A041700050001-3 Sanitized Copy Approved for Release 2010/04/27: CIA-RDP80T00246A041700050001-3 3. Jahrgang, Heft 11/12 wisserma3en uberzogen and naturwissenschaft- liche Erkenntnisse zu Demonstrationen mif3- braucht, die zu Lasten einer Bevolkerung gehen, die in Hunger, Elend and Unwissenheit vege- tiere. In diesem Zusammenhang wird auch be- hauptet, daf3 es nicht moglich? sei, das bisher streng zentral gelenkte sowjetische Staatswesen in all seinen Bereichen, der Volkswirtschaft, der Wissenschaft and der Technik, raumlich auf- zugliedern, zu dezentralisieren, ohne daB fur Ordnung and Zusamfnenhalt der Sowjetunion die schlimmsten Folgen eintreten muf3ten. Diese Auffassung widerspricht der tatsachlichen Lage! Derartige SchluBfolgerungen brauchten uns nicht weiter zu beriihren, wenn sie nicht so unendlich gefahrlich waren. Ahhliche Spekula- tionen haben in den Jahren nach 1917 zu den bertichtigten Interventionskriegen gefiihrt, in denen die junge Sowjetmacht auf ihrer jiingsten Entwicklungsstufe sehr harten Proben aus- gesetzt war. Sie hat diese Prifungen be- standen! In unseren Tageri sind solche spekulativen Ge- dankengange and Mif3verstandnisse unvorstell- bar gefahrlicher. Im Vergleich zu den ersten Jahren nach 1917 sind heute gewaltige Krafte im Spiele. Ihre Entfesselung wurde mit hoher Wahrscheinlichkeit dazu fi hren, da3 es nach einer weltweiten kriegerischen Auseinander- setzung keine Uberlebenden mehr gabe. Gegen diese unendlich groBe Gefahr gibt es nur ein Mittel, namlich die Wahrheit zu lehren! Jeder, der sie mit Fug and Recht sagen darf, dem man glauben kann, muf3 reden! Hier ist nicht Reden Silber and Schweigen Gold - hier ist Reden unbedingte Notwendigkeit! Im Gegensatz zu einer Maxime, die im vorigen Jahrhundert unter anderen Bedingungen, aus anderen Anlassen in Frankreich gepragt wurde: Niemals davon reden, immer daran denken - sage ich heute - immer daran denken and immer davon reden! Dem einzelnen wird es nur dann and dort mog- lich sein, glaubwurdig aufzutreten, wo er seine Aussagen and Folgerungen aus eigener Erfah- rung begriinden kann. Er muB Horern and Lesern die Motivierung seiner Beobachtungen soweit vermitteln, dab sie selbst urteilen kon- nen. Sie sollen fahig werden, sich den Umrech- nungsfaktor zu bilden, nach welchem sie die Meinungen des Sprechenden ihrem Wissen assi- milieren konnen. Lassen Sie mich beerwnden, weshalb ich mich der schweren Aufgabe nicht versagt habe, vor einem Kreis von Menschen geschliffenen Geistes uber eine so weltbewegende Frage zu reden. Ich lebte and arbeitete elf Jahre in der Sowjetunion. Das ist mehr als ein Viertel der Zeit, die seit der Grof3en Sozialistischen Oktoberrevolution von 1917 verflossen ist. Diese elf Jahre brachte ich tatig mitten im Volke zu, in Laboratorien and Betrieben. Ich babe mit den sowjetischen Men- schen gearbeitet, mit ihnen gelitten, mich ?mit ihnen gefreut. Auch habe ich menschliche Schwachen uberwinden miissen wie sie. Lassen Sie mich zunachst erklaren, warum ich im Jahre 1945 der Einladung in die Sowjetunion gefolgt bin. Schon in meinem Elternhause wurde ich mit den preuBisch-bismarckschen Auffassungen uber das Verhaltnis Deutschlands zu seinen ostlichen Nachbarn and insbesondere zu RuBland ver- traut. Unzahlige Male horte ich meinen Vater sagen, dab die einzigen Staatswesen, von denen uns keine nattirlichen Spannungen trennen, mit denen uns vielmehr nattirliche Interessen ver- binden, diejenigen sind, die im Osten liegen, vor alien Dingen RuBland. Ich lernte geradezu als Axiom kennen, daB gute Beziehungen zwischen Deutschland and. RuBland die Grundlage fur Frieden and Wohlstand sind. Daher war mir der Gedanke an friedliche Beziehungen zur Sowjet- union nach dem zweiten unseligen Weltkrieg nicht fremd. Dennoch war ich mit hundert Vor- behalten aus Erziehung and Vergangenheit, mit recht groBer Skepsis belastet. Ich bin mit der Uberzeugung zurtickgekommen,, dab sich die Sowjetunion and Deutschland, and zwar nicht nur die Deutsche Demokratische Republik, son- dern auch die. Deutsche Bundesrepublik - das ganze Deutschland also - auf zwanglose natiir- liche Weise ausgezeichnet erganzen. Wir wollen mit den sowjetischen Menschen in der Kenntnis der beiderseitigen potentialen Verteilung der Krafte and der Bedirfnisse beider Nationen friedlich zusammenleben and zusammen ar- beiten. Diese Auffassung ist viel mehr als etwa nur meine subjektive Meinung, sie entstand als Pro- dukt eines langen Prozesses. Sie formte sich in zahlreichen Diskussionen mit deutschen Ge- lehrten and Technikern aller Bereiche, die gleich mir in dieser Zeit in der Sowjetunion mit den sowjetischen Menschen lebten. Die Uberwindung eigener Vorbehalte and Vorurteile festigte meine Uberzeugung. In diesen Jahren gab es fur uns nicht nur belle Stunden. Auch Zeiten tiefer Depressionen waren zu uberwinden. Schwierig- keiten mannigfaltiger Art, Unzulanglichkeiten, Argernisse and MiBverstandnisse waren weder Sanitized Copy Approved for Release 2010/04/27: CIA-RDP80T00246A041700050001-3 Sanitized Copy Approved for Release 2010/04/27: CIA-RDP80T00246AO41700050001-3 3. Jahrgang, Heft 11/12 MITTEILUNGSBLATT gewollt noch beabsichtigt. Aber Sie wissen: Herzenstakt ist keine Pflanze der Amtsstuben. In diesen pflegen sich die Dinge harter zu stoBen, als es das Leben verlangt. Hier zugefiigte Ver- letzungen heilen schwer and schmerzen lange. Ich habe mich bemuht, sie zu uberwinden and es ist mir gelungen. Dabei half entscheidend das Verhaltnis zur sowjetischen Bevolkerung, die selbstverstandliche and menschlich aufgeschlos- sene Art, mit der mich Kollegen aufnahmen. Nicht zuletzt half mir dabei das Verhaltnis zu meinen sowjetischen Mitarbeitern, mit denen ich viele Jahre in Laboratorien and Betrieben zu- sammengearbeitet habe. Sie wuchsen zu einer uberaus klugen and fleiBigen Arbeitsgemein- schaft zusammen. Es ware mir eine Freude and ein Gewinn gewesen, wenn ich sie so, wie sie sie waren, nach Deutschland hatte einladen kon- nen. Sie waren bei uns, wie in jedem beliebigen anderen Land als eine Gemeinschaft erstklas- siger wissenschaftlicher Arbeiter alter Kate- gorien anerkannt worden. Ich denke heute noch gern an sie, ich vergesse sie nicht and werde sie auch nicht vergessen. Ich werde mich freuen, sie in der Sowjetunion oder vielleicht in meinem kiinftigen Labor wiederzusehen. Aus dem Bereich meiner eigenen Erfahrung mochte ich vor alien Dingen uber die Entwick- lung des wissenschaftlichen Nachwuchses, uber Sinn and Methoden der Planting in Wissenschaft and Technik sowie uber die Gemeinschaftsarbeit in der Sowjetunion berichten. Erlauben Sie mir hierzu eine Vorbemerkung. Ich werde mir Super- lative schenken. Tatsachen bedi rfen ihrer nicht` Ich werde aber auch nichts beschonigen. Denn in der Sowjetunion verlangt man ohnedies nicht, durch Ubereifer fur Dinge beweispflichtig zu wer- den, die man selbst nicht zu beweisen wunscht. Die Burger der Sowjetunion sind keine voll- kommenen Wesen, sind nicht aus Versehen auf Erden vergessene Heilige. Sie sind wie wir Men- schen von Fleisch and Blut, mit Impulsen, Kraf- ten and Gefiihlen, mit Fehlern and Schwachen. Ein Unterschied besteht jedoch: Sie lassen sich von einer universalen Idee leiten, an der zu zweifeln ihnen absurd erscheint. Wenn immer sie ihre Unzufriedenheit fiber Unzulanglichkeiten des Lebens 5ul3ern, werden sie niemals eine an- dere Ideologie als die der sozialistischen Gesell- schaftsordnung, als die des Sozialismus, der sich iin Ubergang zum Kommunismus befindet, fur denkbar halten. Las werden mir alle bestatigen mussen, die wie ich in der Sowjetunion unter dem Volke lebten. Wenn wir von der Hypothek jener Unvollkom- menheit, die auf jedem Menschenwerk ein- getragen ist, absehen, so bleibt in der Sowjet- .union ein gewaltiger positiver tlberschuB ubrig, der sich in der unerhort reichen, vielseitigen, tiefen and breiten Entwicklung des Potentials dieses Landes auBert. Vielfach wird heute in der Welt gefragt, wo der. Antrieb dieser wissenschaftlichen and techni- schen Entwicklung in der Sowjetunion zu suchen sei and wo die Wurzeln ihrer Kraft ruhen. Es ist dies im Grunde eine im Sozialismus begrundete Dreiheit: Es ist die E r z i e h u n g der Menschen von der Schule her uber die Hochschule, ihre Einstellung zum wissenschaftlichen Denken and ihr Einsatz fur wissenschaftliche Arbeit in For- schung and Technik, es ist der P 1 a n, der das Ar- beiten bestimmt, and es ist schlieBlich die Art der Gein einschaftsarbeit. Nach einer amerikanischen Schatzung verfiigt die Sowjetunion heute uber 1,5 Millionen wis- senschaftlich arbeitender Menschen in For- schungsstatten and in Betrieben. Das Sind etwa 200 000 mehr als in den Vereinigten Staaten. Aber dieser Stand ist nicht einmal das Ent- scheidende, viel wichtiger ist die Z u w a c h s- rate. Nach vorsichtigen Schatzungen mochte ich sagen, daB in diesem Augenblick der jahrliche Zu- wachs an wissenschaftlich arbeitenden and zum wissenschaftlichen Denken erzogenen Menschen in der Sowjetunion dreimal so groB ist wie in den Vereinigten Staaten, and daB in der Sowjet- union in jedem Jahr etwa soviel junge Wissen- schaftler and qualifizierte Techniker aller Kate- gorien herangebildet werden, wie in der ganzen i brigen Welt zusammen.. Gestehen Sie dieser Schatzung eine gewisse Fehlerbreite zu - im ganzen stimmt sie! Die Schule hat bereits einen wesentlich anderen Stil, als wir ihn kennen. Ich habe einen Sohn, der die sowjetische Mittelschule besuchte, nach der zehnten Masse die Hochschulreife erwarb and anschlieBend das Studium der Chemie be- gann. Fur meine Frau and fur mich war es er- staunlich, daB er gern zur Schule ging. Von ?mir kann ich das durchaus nicht behaupten. Wenn wir ehrlich sind, werden auch die wenigsten von uns alien dies von sich sagen dilrfen. In den sowjetischen Schulen kann der Lehrer seine Autoritat nur aus seiner Personlichkeit herleiten. Er ist ' der altere, der erfahrenere Kamerad. Es wird ihm vielleicht nicht alles, aber sehr vieles gesagt, was seine Schuler bewegt. Er wird nach allem Erdenklichen gefragt and muB jede Frage ernsthaft, mit seinen Schiilern erortern, Sanitized Copy Approved for Release 2010/04/27: CIA-RDP80T00246AO41700050001-3 Sanitized Copy Approved for Release 2010/04/27: CIA-RDP80T00246A041700050001-3 260 MITTEILUNGSBLATT Wenn er Fragen nicht beantworten kann and sich etwa nur auf seine Autoritat beruft, ist er verloren; die Schuler lassen ihn nicht los.. Er hat aber das Recht zu sagen: ,,Ich kann Eure Frage in diesem Augenblick nicht befriedigend beantworten; erlaubt mir nachzudenken oder mich mit anderen zu be- raten." Es it fur ihn auch moglich, zu erklaren, daB weder er noch seine Gewahrsleute eine be- friedigende Antwort gefunden haben. In diesem Falle wird er sich um eine Klarung bemiihen. Ein Ausweichen in schablonenhafte Forrnulie- rungen, allgemei.nere Wendungen oder billige Losungen ist ihm ebensowenig moglich, wie etwa versteckte moralische Drohungen. Es ist vielleicht nicht unwesentlich, darauf hin- zuweisen, daB die Schule, die als zehnklassige Schule jetzt in sehr vielen Orten schon voll- kommen durchgebildet zur Verfugung steht, innerhalb der nachsten zwei Jahre die Normal- schule aller jungen Sowjetburger sein wird. Die Lehrer dieser Schulen sind samtlich an Univer- sitaten oder hochschulartigen Instituten aus- gebildet. Seit 1956 ist an den Oberschulen der Werkunterricht eingefiihrt, and diese Neuerung steht nicht nur auf dem Papier. Ich babe mit eigenen Augen gesehen, wie eine Oberschule eines grof3en - Industrieortes in der Nahe von Moskau mit Frasmaschinen, Drehbanken and anderen Werkzeugmaschinen ausgeriistet wurde. Die. Lehrer befiirchteten zunachst, sie konnten den Schiilern den Zweck dieser Maschinen nicht erklaren, weil sie ihnen wahrend ihrer eigenen Ausbildung fremd geblieben waren. Im Hand- umdrehen fanden sich indes aus den Betrieben der Stadt mehr freiwillige fachkundige Helfer fur den Werkunterricht, als gebraucht wurden. Bei. diesen lernten Schuler and Lehrer gemein- sam. Es ist moglich oder sogar wahrscheinlich, daB nicht alle Schuler durch den Werkunterricht un- mittelbare Handfertigkeit erwerben. Die Be- schaftigung mit den Maschinen aber gewahrt alien, unabhangig von ihrer technischen Be- gabung, Einblick in das Wesen neuzeitlicher, technischer Arbeitsverfahren. Der 'Werkunter- richt soil ihrem Wissen Anschaulichkeit ver- mitteln and Substanz verleihen. Neben den er- worbenen Kenntnissen im Werkunterricht kom- men die Schuler mit Behr soliden naturwissen- schaftlichen and ausgezeichneten mathemati- schen Kenntnissen auf die Hochschule. Ihr Wissen in diesen Bereichen geht in der Regel i:iber das hinaus, was vor 'dem Kriege etwa ein 3. Jahrgang, Heft 11/12 Chemiker am Ende eines Studiums bei uns auf- weisen konnte. Auf der Hochschule steht die Ausbildung in Mathematik and in den theoretischen Grund- lagen der Studienfacher, ganz gleich ob etwa in Physik, Chemie, Biologie oder Geologie, fur unsere Begriffe auf sehr grol3er Hohe. Bei der verhaltnismaf3ig kurzen Studiendauer, auch in naturwissenschaftlichen Fachern (namlich fiinf Jahre bis zum Diplom), kommt dabei das grol3e. Praktikum nach meiner Meinung etwas zu kurz. Ich hatte vielfach Gelegenheit, mit sowjetischen Fachgenossen diese Frage eingehend zu erortern. Dabei erfuhr ich, daB man die gegenwartige Methode keineswegs als die endgultige ansehe and sie zu gegebener Zeit veranderten Bediirf- nissen anpassen werde. Man entsprach bei der Aufstellung der geltenden Studienplane der Not- wendigkeit, die Laboratorien and Betriebe schnell mit wissenschaftlich ausgebildeten Men- schen zu versorgen, die ein griindliches theore- tisches Fachwissen vorweisen mul3ten. Man iiberliel3 es dann den Arbeitsstatten, in die die jungen Menschen nach Abschluf3 des Hochschul- studiums eintraten, die praktischen Kenntnisse der neuen Mitarbeiter zu erweitern and zu ver- tiefen. Das hat sich auch in jenen Betrieben be?- wahrt, in denen bereits eine Gruppe erfahrener, wissenschaftlich ausgebildeter Krafte hoher Qualifikation arbeitete, die den jungen Men- schen weiterhelfen konnte. In Werken, die im A ufbau standen, wo also eine eingearbeitete Schicht wissenschaftlicher-Mitarbeiter fehlte, hat sich nach meinen Beobachtungen diese Methode nicht besonders bewahrt. Aber auch dort ist durch eine harte Auslese schliel3lich eine Schicht hochqualifizierter, wissenschaftlich ausgebil- deter Mitarbeiter entstanden. Es kam dabei vor, daB Mitarbeiter, die mit dem Anspruch auf wis- senschaftliche Tatigkeit in ein Werk eingetreten waren, sich zunachst ihren Aufgaben nicht ge- wachsen zeigten and lange Zeit als Facharbeiter, freilich als hochqualifizierte, beschaftigt wur- den. In der Regel konnten sie an solchen Arbeits- platzen ihr Wissen erweitern and spater die an- deren einholen, gelegentlich sogar iiberholen. In der Sowjetunion entspricht dem Prinzip der Auslese eine auf3erordentlich strenge wechsel- seitige Kontrolle der Leistung jedes einzelnen zu jeder Zeit. Jeder in einem Betrieb oder einer Hochschule Beschaftigte muf3 sich ungeachtet seiner niederen oder hoheren Stellung in be- stimmten Abstanden einer Beurteilung durch seine Fachgenossen unterziehen and sein Konnen beweisen. Ich bin nicht der Meinung, daB man Sanitized Copy Approved for Release 2010/04/27: CIA-RDP80T00246A041700050001-3 Sanitized Copy Approved for Release 2010/04/27: CIA-RDP80T00246AO41700050001-3 3. Jahrgang, Heft 11/12 MITTEILUNGSBLATT 261 dieses Verfahren bereits jetzt schematisch auf unsere Verhaltnisse ubertragen kann. Sinnge- maB sollte man indes ein solches Verfahren wenigstens anstreben. 'Die zeitliche Verteilung von theoretischer Aus- bildung und praktischer Arbeitin einigen natur- wissenschaftlichen Fachern, wie zum Beispiel in Physik und Chemie, wie sie an sowjetischen Hochschulen gepflegt wurde, erscheint mir fur unsere Verhaltnisse unzweckm9l3ig. An unseren Hochschulen wird dem Praktikum in der Aus- bildungszeit ein proportional groBerer Anteil ein- geraumt; ich selbst halte, ebenso wie viele mei- ner deutschen und manche sowjetischen Fach- kollegen, mindestens fur Chemiker die deutsche Methode fur vorteilhafter. Freilich muB bei uns der Ausbildung in praktischer Mathematik und auch in den theoretischen Grundlagen mehr Sorg- falt gewidmet werden. Etwa ein mittlerer Weg zwischen der gei bten sowjetischen und unserer Methode wurde wahrscheinlich den Bediirfnissen am besten entsprechen. In den letzten. Monaten, in denen ich in der Sowjetunion als Gast in einem der grol3en naturwissenschaftlichen Institute der Akademie der Wissenschaften in Moskau arbei- tete, wurden diese Probleme ausgiebig diskutiert.. Meine eigenen Argumente bei diesen Erorterun- gen konnten sich dabei nicht nur auf langjahrige wissenschaftliche Tatigkeit stiitzen, sondern auch. auf etwa zehn Jahre wissenschaftliche Mitarbeit bei Einrichtung und Durchfihrung neuzeitlicher technologischer Prozesse. Wir kamen durch un- seren Meinungsaustausch zu dem Ergebnis, man sollte die praktische Ausbildung auf den Hoch- schulen erweitern, auBerdem aber in Betrieben zusatzliche Kurse einrichten zur Verbindung des mitgebrachten theoretischen Wissens mit den notwendigen Bediirfnissen der taglichen tech- nischen Arbeit. Entwicklungen in dieser Rich- tung sind bereits erkennbar. Auf grol3er Hohe steht in der Sowjetunion die Ausristung der Hochschullaboratorien. Minde- stens seit 1956 ist es unumstoBlicher Grundsatz, daB die Hochschulinstitute einen grollen Teil staatlicher Planaufgaben als Zweckforschung und als Grundlagenforschung ubernehmen. Mir sind Falle bekannt, wo Aufgaben aus dem Gebiete der Grundlagenforschung, sogar die Bearbeitung technisch wichtiger Tagesfragen, von For- schungsinstituten der Akademie auf Hochschul- institute iibergingen. Die Einheit von Forschung. und Lehre ist ein anerkanntes Grundgesetz der sowjetischen Hochschule. Grundsatzlich bekennen auch wir uns in unse- ren Hochschulen zu dieser Einheit. Nicht immer entspricht die praktische Verwirklichung den Zielen. Sie wissen, meine verehrten Herren Kol- legen, daB an unseren Hochschulen da und dort MaBnahmen ergriffen wurden, die man in ihrer Wirksamkeit nicht als forschungsfreundlich be- zeichnen kann. Es bestand fur den Forschungs- rat der Deutschen Demokratischen Republik Ver- anlassung, sich um Abhilfe entstandener oder sich 'anbahnender Schaden zu bemuhen. Die Ge- rechtigkeit veranlaBt mich zu der Erklarung, daB die Erweiterung und Vertiefung der Verbindung von Lehre und Forschung an den Hochschulen auch bei der obersten Hochschulverwaltung Ver- standnis gefunden hat. Wissenschaft, Praxis und Verwaltung haben sich bereit gefunden, zusam- menzuwirken, um die bestmoglichen Bedingun- gen zu schaffen. Die Anerkennung des Grundsatzes der Einheit von Lehre und Forschung hat sich tiberall als tragfahige Grundlage einer wissenschaftlich fun- dierten Technik erwiesen. Das Tempo des Fort- schrittes in der Sowjetunion ware ohne diese Einheit unmoglich. Der Ausbildungsstand in der Sowjetunion laBt eine standig aufsteigende Linie erkennen. Fur die Beurteilung von Erfolgen oder MiBer- folgen als Wirkung bestimmter Grundsatze der Hochschulausbildung sind in der Regel lange Zeitraume notwendig. In der Sowjetunion, die als sozialistisches Staatswesen die Wissenschaft als wesentliche Grundlage ihres staatlichen Le- bens arierkennt, ist ein geistiges Klima entstan- den, das solche Erfolge in kurzen Zeiten reifen laBt. In den elf Jahren; die ich in der Sowjet- union verbrachte, war es mir und vielen meiner Fachgenossen moglich, zu beobachten, wie jeder Jahrgang junger Wissenschaftler, der aus der Hochschule in die Praxis trat, besser ausgebildet, in Wissen, Konnen und Wollen starker gefestigt in die Praxis trat, als der jeweils vorange- gangene. Ich komme zum P 1 a n. fiber die Art der sowje- tischen Planarbeit in der Wissenschaft bestehen bei uns sehr groBe MiBverstandnisse. Man denkt, oft, daB die Initiative zugrunde gehe, wenn man die Wissenschaft einer Planung unterwirft. Man. fi rchtet, es gebe unter dem Plan keine Grund- lagenforschung mehr, kein Wissenschaftler durfe . mehr Gedanken nachgehen, die ihn bewegen.. Vor allem durfe er auch nicht mehr ,spielen", d. h. gewissermaBen versuchsweise Schatten von Ideen nachspiiren. Diese Auffassungen sind falsch.. Der Plan besteht im Grunde aus drei Zugen: der Thematik, dem Zeitprogramm und der Ausfiih rung. In der Sowjetunion ergibt sich die Plan Sanitized Copy Approved for Release 2010/04/27: CIA-RDP80T00246AO41700050001-3 Sanitized Copy Approved for Release 2010/04/27: CIA-RDP80T00246A041700050001-3 MITTEILUNGSBLATT 3. Jahrgang, Heft 11/12 thematik aus den volkswirtschaftlichen Bedtirf- Zeit durchzufiihren habe. Es ist zwar vorgekom- nissen, verbunden mit den wissenschaftlichen men, daB der Vertreter einer Behorde eine solche and technischen Moglichkeiten. Bei der thema- Forderung gestellt hat; seinem SelbstbewuBtsein tischen Aufstellung des Planes begnugt man sich ist die anschliei3ende Diskussion in der Regel nicht mit dem im Augenblick vorliegenden nicht besonders gut bekommen! Es wird selbst- Stand, sondern berucksichtigt die bereits voraus- verstandlich voll anerkannt, daB man Ergebnisse sehbare methodische Entwicklung. Die Thematik von Forschungsarbeiten nicht theoretisch vor- wird also nicht statisch, sondern von vornherein aussehen kann, daB man den Folgerungen aus dynamisch gefaBt. Deshalb gibt sie sich nicht dem Verlauf experimenteller Arbeiten Raum mit einer passiven Beteiligung des Ausfi hrenden geben muB. Ohne eine solche anerkannte Voraus- zufrieden, sondern stellt von Anfang an An- setzung ware experimentelle Arbeit uberflussig sprilche an Mitdenken and tatige Mitarbeit. and sinnlos. Das Zeitprogramm ist unerbittlich streng. Dis- Bei der Ausfuhrung jedes Planes, auch bei eng- kussionen fiber die zeitlichen Plane sind nicht begrenzten technologischen Fragestellungen, er- moglich. Uberschreitungen von Zeitplanen sind gibt sich fast immer, daB die Grenzen des Wis- fur alle Beteiligten sehr unangenehm. Sie fi h- lens bald erreicht werden. Hier beginnt im we- ren nicht etwa zu MaBregelungen der betreffen- sentlichen der VorstoB. in neues Land der Er- den Personlichkeiten, aber zu sehr scharfen Nach- kenntnis, in die ?Grundlagenforschung". In die- pri fungen ihrer Eignung. Ich muB hier auf einen sem Zusammenhang liegt indes nicht die einzige Zusammenhang hinweisen, der bei uns nicht Begri ndung der Grundlagenforschung. Jeder Ar- hinreichend bekannt ist, der aber in der Sowjet- beitsplan eines Wissenschaftlers schliel3t die union die Durchfiihrung des Planes bestimmt. Moglichkeit ein,-einen wesentlichen Teil seiner Ein angenommener Plan, meine sehr verehrten Arbeitskapazitat von vornherein fir die Grund- Herren Kollegen, ist ein G e s e t z ! Das bedeutet: lagenforschung einzusetzen; diese ist dann ein Nicht nur die Wissenschaftler oder die Arbeitsge- anerkannter Teil seines Arbeitsplanes. Die meinschaften, die unter dem Plan arbeiten, son- Grundlagenforschung unterliegt nati rlich einer dern auch die staatliche Einrichtung, welche den anderen Art der Erfolgskontrolle als etwa eine Plan gutgeheiBen, angenommen and unterschrie- rein technologische Aufgabe. Es wird als selbst- ben hat, sind Teilnehmer der Planarbeit. Auch staat- verstandlich vorausgesetzt, daB fiber die Ergeb- liche Dienststellen sind daher verpflichtet, alles nisse der Grundlagenforschung zuverlassig and zu tun, um die Erfullung des Planes zu sichern; genau berichtet wird. Dies ist notwendig, um die sie mussen dafiir sorgen, daB zur richtigen Zeit gewonnenen Erkenntnisse zu verbreiten. Sie Sind geeignete Mitarbeiter zur Verfugung stehen, daB der Nachpriifung and Nutzung unter anderem die notwendigen finanziellen and materiellen auch deshalb zu unterwerfen, um die Bildung Mittel vorhanden rind, daB zur richtigen Zeit die vermeintlicher individueller Wissensmonopole zu notwendigen Gerate bereitstehen. Wenn diese unterbinden. Es ist ein Irrtum, daB durch den Voraussetzungen nicht erfi llt sind, verstehen Plan die Grundlagenforschung leidet. Ohne sie unsere sowjetischen Kollegen es grUndlich and waren weitere Erfolge nicht moglich. Die Sowjet- unmiBverstandlich, die Instanzen der Verwaltung union verdankt ihre sichtbaren Erfolge der An- dazu anzuhalten, auch ihrerseits die Plane zu er- erkennung der Notwendigkeit einer breiten and fiillen. Da diese Seite des Planes bei uns bisher tiefen Grundlagenforschung and deren Verbin- oft vernachlassigt wurde, ist es nicht uber- dung mit der Praxis. flUssig, darauf hinzuweisen, daB die Planarbeit Die Plane selbst werden nicht von einzelnen, der Wissenschaft, wie jede andere Planarbeit, sondern als Gemeinschaftsarbeiten angenommen eine solche Zweiseitigkeit voraussetzt; Wer sie and ausgefuhrt. G e m e i n s c h a f t s a r b e i t nicht ernst nimmt, schadigt nicht nur sich selbst, ist die Methode der Ausfuhrung der Plane! Was sondern das groBe Ganze. man im Westen als ?teamwork" bezeichnet and Die Ausfuhrung des Planes ist vollkommen ela- anstrebt, aber meist nicht erreicht, ist eben die stisch. Wie eine Arbeitsgemeinschaft den Plan Gemeinschaftsarbeit. Die Arbeitsgemeinschaften durchfiihrt, ist im groBen and ganzen ihre eigene formen sich nach den Bediirfnissen der Frage- Sache. Es ist selbstverstandlich, daB man dabei stellung. Ihre Zusammensetzung wird von der aus den Erfahrungen der laufenden Arbeit lernt. Notwendigkeit der thematischen Erfullung des Es ist nicht etwa so, daB einer Arbeitsgemein- Planes zur richtigen Zeit bestimmt. Wir begegnen schaft genau vorgeschrieben wird, welche and dabei oft eigenartigen Kombinationen. Es ist wieviele Versuche sie etwa in einer bestimmten durchaus nicht selten, daB etwa Zahlentheore Sanitized Copy Approved for Release 2010/04/27: CIA-RDP80T00246A041700050001-3 Sanitized Copy Approved for Release 2010/04/27: CIA-RDP80T00246A041700050001-3 3. Jahrgang, Heft 11/12 MITTEILUNGSBLATT 263 tiker, Physiker, Experimentalchemiker, Geolo- gen, Volkswirte and Betriebswirtschaftler sich in einer Arbeitsgemeinschaft zusammenfinden. Oft genug bilden sich solche Arbeitsgemein- schaften wahrend der Arbeitsperiode elastisch um, sie nehmen neue Mitglieder auf and stol3en andere ab. Diese Gliederung der Arbeitsgemein- schaft, gewissermalen ihre Breitengliederung, er- laubt jede beliebige Kombination. Es ist iiblich, die jeweilige Zusammensetzung einer Arbeitsge- meinschaft mit der entsprechenden staatlichen Einrichtung abzustimmen. Wenig bekannt ist bei uns auch die Einteilung eines Planes in operative Einheiten. Diese sind derart zusammengesetzt, daf3 sie fur sich bestehen konnen, aber sachlich and durch ihre Leistungen miteinander eng verbunden bleiben. Eine solche Einheit bildet einen organisch geschlossenen Block im Gesamtproblem. Innerhalb der opera- tiven Einheit ist jeder einzelne jederzeit in voller Kenntnis des Standes and Ganges der Arbeiten, and jeder einzelne ist fur die gesamte Arbeit mit verantwortlich. Aus diesen Blocken baut sich der Gesamtplan auf, der ein sachlich and logisch wohlgebildeter Organismus ist. Solche Fehler, wie sie kiirzlich aus den Ver- einigten Staaten bekannt warden, dab einzelne Gruppen autonom verschiedene Stufen beispiels- weise einer Rakete ausarbeiteten, die sie nachher nicht zu einem arbeitstuchtigen Gerat zusam- menzufugen vermochten, sind durch die Art der sowjetischen Gemeinschaftsarbeit ausge- schlossen. In der Sowjetunion gehort zur horizontalen Glie- derung ein vertikaler Aufbau der Arbeit'sgemein- schaften. Er beruht auf der Forderung an die Urheber tragfahiger Ideen, deren Weg zur Ver- wirkiichung bis zur technischen Reife, sogar bis zur letzten Vollendung in alien Verzweigungen zu verfolgen and gegebenenfalls durchzusetzen. Dazu mussen sie selbst in die Betriebe gehen. Sie lernen dabei die Sorge and Note der Ausfiih- renden kennen; sie werden sich nicht selten ver- anlaBt sehen, ihre Gedanken dem technischen Bediirfnis anzupassen and auch vielerlei Anre- gungen zu empfangen. Nehmen sie ihre Aufgabe ernst, so gewinnen sie dabei die Achtung and Anerkennung derer, die ihre Gedanken praktisch verwirklichen mussen. Der Sinn dieser Forde- rung ist klar. Ich mochte hier nicht verschwei- gen, daB ihre Verwirklichung nicht immer ein- fach ist. Auch Forscher hohen Ranges haben mancherlei innere Widerstande zu uberwinden, wenn sie sehen, von wieviel Schmutz and SchweiB die praktische Verwirklichung ihrer ?reinen Wissenschaft" begleitet ist. In den letzten Jahren wurde auch auf diesem Gebiet in der So- wjetunion eine strenge Erziehungsarbeit ge- leistet. Die Verantwortlichkeit leitender Forscher fur die gewissenhafte Wurdigung aller Einzelheiten in der technischen Anwendung wissenschaft- licher Ergebnisse griindet sich unmittelbar auf Anweisungen, die Lenin gegeben and mit gro- Bem Nachdruck vertreten hat. Mir and anderen deutschen Fachgenossen mei- ner Generation, - als Mitglieder sowjetischer Arbeitsgemeinschaften - fiel die Erfullung " ge- rade dieser Forderung nicht schwer, da in un- serer Erziehung die Anweisung Friedrich II. an seine Generale ?messieurs, soignez les details" ! eine wichtige - wenn auch nicht immer freund- liche - Rolle gespielt hatte. Man konnte ver- sucht sein, aus der Wirksamkeit einer solchen Regel, auch fur die Erfullung sowjetischer For- derungen, die Folgerung zu ziehen, daf3 objek- tiv richtige Anweisungen unabhangig vom Ur- heber gelten. Vor derartigen Verallgemeine- rungen mull gewarnt werden. Eine vollkommen sinnvolle Anwendung solcher Ausspriiche ist nur dann mogl'ch, wenn sie sich..in das Gesamtpro- blem fiigen. Erlauben Sie mir, zur Begriindung dieser Behauptung die Erorterung *eines Bei- spiels aus unserer jiingsten Gegenwart. Nach dem erfolgreichen Start der beiden Sputnike wurde von hochsten Stellen der Regierung der USA ein neues Programm fur Forschung and Technik aufgestellt. ?Dieses sollte Planung' mit Gemein- schaftsarbeit verbinden; auBerdem sollten ,kleine personliche Freiheiten geopfert werden, um die grole Freiheit zu sichern". Erinnern diese The- sen nicht an Folgerungen des dialektischen Ma- terialismus? Klingen sie nicht gar - horribile, dictu! - marxistisch-leninistisch? Neben vielem anderen fehit ihnen dazu indes' die Grundlage sozialistischer Ordnung and Disziplin. Ohne diese werden sich die Dinge im Raum hart stollen = oder die ihnen gemale sozialistische Grundlage erzwingen. Die Methoden and Erfahrungen der Sowjet- union mussen auch bei uns in der Deutschen Demokratischen Republik fur die Verbindung von Forschung and Praxis starker herangezogen werden, als es bisher geschah. Wir mussen vor allem die wissenschaftliche Grundlage unserer Technologie wesentlich verbreitern and ver- tiefen. Uns tritt dabei als besonders schwieriges Problem die Eingliederung des wissenschaftlichen Nachwuchses in die Betriebe . entgegen. Span- nungen zwischen empirisch erworbenen wissen= Sanitized Copy Approved for Release 2010/04/27: CIA-RDP80T00246A041700050001-3 Sanitized Copy Approved for Release 2010/04/27: CIA-RDP80T00246A041700050001-3 264 MITTEILUNGSBLATT schaftlichen Methoden and der Denkart, die aus der Hochschulausbildung hervorgegangen ist, sind zu uberwinden. Es ist notwendig, daB der Forschungsrat der Deutschen Demokratischen Republik mit alien seinen Organen sich in per- sonlichem Einsatz um die Eingliederung junger Wissenschaftler in die Betriebe bemuht. Wir er- warten, daB dabei sehr bald der Grundsatz an- erkannt wird, daB nicht erfahrene Praktiker o d e.r methodisch gut ausgebildete Wissenschaft- ler in der Produktion bestimmen, sondern daB eine Gemeinschaft von Wissenschaftlern u n d Praktikern zusammenwirkt. Ein Wort ist noch zu sagen fiber die sogenannte Doppelarbeit. Den Planstellen in unserer Repu- blik ist das Wort ?Doppelarbeit" zu Unrecht et- was anruchig. Gewohnlich ist Doppelarbeit and sogar mehr als Doppelarbeit durchaus zweck- maBig. Wir dtirfen uns auch hier auf die sowje- tischen Erfahrungen berufen. Es ist unbedingt notwendig, daB Bich Entwicklungen, die an ver- schiedenen Stellen aufgenommen wurden, ge- genseitig kontrollieren. Es ist dabei notwendig and sinnvoll, daB sie verschiedene Wege gehen and sich auch wechselseitig beeinflussen. Der Vergleich der Ergebnisse muB freilich' ebenfalls nach dem Grundsatz einer strengen Erfolgskon- trolle vor sich gehen. Es scheint mir unerlaBlich, nach unseren Erfah- rungen in der Sowjetunion auf eine Gefahr hin- zuweisen, der Planungen unterliegen konnen. Die Planarbeit erzieht Bi rokraten zum Re- gistrieren and zum Dirigieren. Bi rokratische Spitzfindigkeiten konnen manchmal zu einem Fluch werden, der. auf der Planarbeit lastet. Die Wirklichkeit hat in der Sowjetunion Auswege gefunden. Jeder von uns, der wirklich in stUr- mischen Entwicklungen neuartiger technolo- gischer Betriebsformen gestanden hat, weili, daB dabei die Biirokratie unterwandert wurde. Sie arbeitete haufig als System fur sich, ohne Boden unter den FiiBen. Sie gab.die Akten von Stelle zu Stelle weiter and bearbeitete sie nach den Regeln einer uberkommenen und- langst tiber- holten Routine. Im Leben pflegten sich die Labo- ratorien and Betriebe miteinander zu verstan-. di gen. In wirklicher and elastischer Gemeinschaftsar- beit tauschten sie ihre Erfahrungen aus, sie ar- beiteten unmittelbar Hand in Hand, selbstver- standlich ohne die Gesetzlichkeit zu verletzen. Dadurch war es sogar moglich, daB im Aufbau begriffene Betriebe ihr Produktionsprogramm erweiterten, gleichzeitig die Qualitat ihrer Pro- dukte verbesserten and die Mechanisierung and 3. Jahrgang, Heft 11/12 Automatisierung vorbereiteten. Es gab gelegent- lich Anachronismen der Art, daB irgend eine Behorde den Begins der Mechanisierung eines Betriebsteiles erst genehmigte, wenn bereits erst- klassige Produkte in groBem Umfange nach sol- chen Verfahren hergestellt wurden. Niemals wird es den Verantwortlichen ubelge- nommen, mit ihrer Initiative dem bUrokratischen Tempo vorausgeeilt zu sein. Es ist notwendig, auf solche Zusammenhange hinzuweisen als Ent- gegnung auf Einwande, die von auBen oft gegen sowjetische Methoden erhoben werden. Auch von im ganzen wohlmeinenden Beobachtern wird ge- legentlich behauptet, daB die Dezentralisierung groBe Kombinate gewissermafen ,heimatlos" machen wurde. Die Wirklichkeit vollstreckt in der Sowjetunion mit "der angeordneten Ein- schrankung der Bi rokratie nur ein Urteil, das das Leben bereits gesprochen hat.Sie bestatigt lediglich einen nach lebendiger Erfahrung and unter Kontrolle des Volkes gewordenen and ge- wachsenen Zustand. Erlauben Sie mir, these Gelegenheit wahrzuneh- men, um auf die groBe Elastizitat hinzuweisen, die als Merkmal aller sowjetischen Entwicklun- gen hervorsticht. Wenn das Leben es erfordert and die Erfahrung gezeigt hat, daB ein beschrit- tener Weg nicht richtig ist and ungangbar wird, wird er in ki rzester Zeit radikal geandert. Dabei werden wahrend des Vberganges mitunter viele Improvisationen in Kauf genommen. Aber das verlangte Ergebnis kommt zustande. Wenn Sie mich heute, nach elf Jahren, fragen, wie es uns manchmal moglich gewesen ist, daB ein Betrieb; der beispielsweise in braunem Grundwasser stand, dann auf Torf and Sand wuchs, wo einerseits gerade gedeckte Rohbauten standen, in denen schon die ersten Maschinen liefen, wo anderer- se.its schon Massenprodukte allererster Qualitat hergestellt wurden, so muB . ich gestehen, daB ich es nicht mehr in allen Einzelheiten zu er- klaren vermag. Aber ich mochte hier einmal un- nmittelbar aussprechen: einer geubten soziali- stischen Disziplin ist in Wirklichkeit vieles mog- lich, was man theoretisch nicht immer analy- sieren kann. Die Menschen dort verstehen von Jahr zu Jahr besser, worauf es bei ihrer Arbeit ankommt. Sie begreifen, wie sie sich auf neue Probleme einzustellen haben. Das geistige Klima and das technische Potential haben sich so ent- wickelt, daB die Mehrheit der Verantwortlichen and Ausfiihrenden auch ohne groBe auBere Richt- krafte gut and schnell reagierte. Diejenigen, die die sowjetische Gegenwart in Laboratories and Betrieben tatig miterlebt Sanitized Copy Approved for Release 2010/04/27: CIA-RDP80T00246A041700050001-3 Sanitized Copy Approved for Release 2010/04/27: CIA-RDP80T00246A041700050001-3 3. Jahrgang, Heft 11/12 MITTEILUNGSBLATT 265 haben, kennen keinerlei ernsthafte Befiirchtun- gen, daB die Dezentralisierung, wie sie jetzt im Gange ist, unuberwindliche Schwierigkeiten be- reiten wird. Wenn irgendwelche Erwartungen gehegt werden, daB in der nachsten Zeit das Ge- triebe der Sowjetunion, besonders im Zuge der administrativen Entflechtung, knarren k.onnte, so beruhen diese auf einem volligen, unter Um- stdnden verhangnisvollen Irrtum. Denn es gibt bereits eine groBe Anzahl duBerst erfahrener, wissenschaftlich gebildeter and hochbefahigter Techniker, die die Aufgaben im Rahmen der gro- Ben staatlichen Planung selbstandig, mit Initia- tive and Verantwortlichkeit zu losen vermogen. Es fdllt mir nicht leicht, einen richtigen Aus- druck fur die' wesentliche Eigenschaft zu finden, die diese Personlichkeiten auszeichnet. Ich mochte sie einen unerschiitterlichen realen Optimismus nennen, begrundet in der tlberzeugung, daB die Naturgesetze stimmen, logisch beherrscht and sinnvoll ausgenutzt werden konnen. Vielfach wird behauptet, daB die Naturforschung unter den Bedingungen des dialektischen Ma- terialismus zu einer geistigen' Asymmetrie fiihre. Daraus folgert man weiterhin, daB dabei mog- licherweise oder sogar wahrscheinlich ein MiB- brauch naturwissenschaftlicher Erkenntnis ein- treten werde. Vor allem vernehmen wir Stimmen, die erklaren, daB die Mehrung wissenschaftlicher Erkenntnis, zum Beispiel auf dem Gebiete der Atomkernforschung oder der Strahlantriebe fur Weltraumfahrten, ihre, Urheber schuldig mache am moglichen Untergang der Welt. Solche Be- hauptungen werden nicht nur von Mystikern, sondern auch da and dort von Wissenschaftlern erhoben. Im Grunde wird damit nur die alte Frage erneuert: ?Ist Prometheus schuldig gewor- den, als er den Menschen das Feuer brachte?" Er ist natiirlich nicht schuldig geworden. Schul- dig geworden sind vielmehr diejenigen, die Pro- metheus fesselten and sein Geschenk im Kampf um das Jota miBbrauchten. Der Versuch, geistige Fragen mit Brand and Schwert zu losen, ist in der Geschichte der Menschheit oft gemacht wor- den. Er hat niemals zu iiberzeugenden Losungen gefuhrt. Die wirklichen Ursachen fur solche MiBerfolge liegen in der mangelnden Beachtung des Gesetzes der Zusammenhange von Ursache and Wirkung. Der dialektische Materialismus aber erkennt das Kausalitatsprinzip. als wesent- liche Grundlage an. Er bemuht sich, die Aner- kennung dieses Prinzips unerbittlich durchzu- setzen. Stellt man daher die Frage, ob hochste wesentliche Erkenntnis bei Materialisten hei- misch werden darf, so mochte ich sagen: Gerade bei diesen! Je mehr sich eine Weltanschauung von Mythos'und Mystik befreit, je mehr sie den Zusammenhang von Ursache and Wirkung an- erkennt, desto sicherer steht sie auch in der Er- kenntnis, welche furchtbaren and tragischen Folgen jeder MiBbrauch der Erkenntnis bringen muB. Der ehrliche and gebildete Materialist wird and kann das Ergebnis seiner Forschung nicht dazu benutzen, seine Uberzeugung mit Brand and Schwert durchzusetzen. Er wird das Ge- Schenk des Prometheus vielmehr nutzen fur Pflug and Herd; er will Leben nicht vernichten, sondern es erhalten. Er wird aus der Erkenntnis der Krdite, die im Spiel sind, mit alien Mitteln dafur wirken and unermudlich dafur einstehen, daB die Menschen sich verstandigen. Es wird der Sowjetunion oft vorgeworfen, sie wolle die Welt erobern. Wer mit offenen Sinnen die Sowjetunion in ihrer Entwicklung hat be- obachten konnen, wird bestatigen, daB diese Be- hauptung objektiv unrichtig ist. Die Sowjetmen- schen wollen erobern, aber ihr eigenes Land! Wer die Moglichkeit gehabt hat, etwa in den Raumen des Ostens der Sowjetunion zu reisen, wer die unendlichen Weiten stunden- and tage- lang durchfahren and uberflogen hat, weiB, wie- viel Neuland noch der ErschlieBung harrt. Ein Volk, das fiber ein solches Potential verfiigt, des- sen Reserven um das Vielfache groBer sind als die gegenwartig genutzten Mittel, wunscht and braucht den Frieden. Diese SchluBfolgerung ist nicht eine subjektive Meinung, sondern das Er- gebnis objektiver Logik, gegrundet auf die Er- fahrungen and Beobachtungen von Wissen- schaftlern, die sowjetische Raume, Potentiale and Bestrebungen selbst griindlich kennen- lernten. In der Welt bestehen,zwei verschiedene Lager. Die Wissenschaftler sind berufene Vermittler zwischen diesen. Ihnen obliegt die verantwor- tungsvolle, schwere aber auch schone Aufgabe, der Verstandigung zu dienen. Kiirzlich sind in, beiden deutschen Staaten die Wissenschaftler als ,,Wanderer zwischen beiden Welten" gescholten worden. Ich glaube, hier liegt ein grobes MiBverstehen des Wesens der Wissenschaft and ihrer Trager vor. Wie soil die Koexistenz begrundet werden,. wenn es keine Verbindung gibt? Objektive and ehrliche Wissenschaftler in aller Welt bemuhen sich um die unbedingt notigen Kontakte. Ich darf bei dieser Gelegenheit an die Rede erinnern, die N. S. Chrustschow anlaBlich der Moskauer Revolutionsfeier gehalten hat. Er lud die Wis- senschaftler der ganzen Welt ein, gemeinsam an Sanitized Copy Approved for Release 2010/04/27: CIA-RDP80T00246A041700050001-3 Sanitized Copy Approved for Release 2010/04/27: CIA-RDP80T00246AO41700050001-3 266 MITTEILUNGSBLATT der Losung wissenschaftlicher Fragen, etwa an der friedlichen Nutzung and Entwicklung der Kernenergie, am Ausbau der Verkehrsverbin- dungen, an der Forderung der .Weltraumfahrt, zu arbeiten, also an Fragen, welche das Geschick der ganzen Menschheit bestimmen: Und gerade das wunschen wir uns! Als d e u t s c he Wissenschaftler obliegt uns eine besondere Aufgabe. Wir Sind durch unsere geo- graphische Lage, durch unsere wissenschaftlichen Leistungen and den Stand unserer Technik, durch Grundlagen and Art unserer Produktion die berufenen Vermittler zwischen Ost and West. Weder natiirliche noch unnatUrliche Grenzen, 3. Jahrgang, Heft 11/12 noch kiinstliche ideologische Schranken sollten trennen, wo Verbindungen notwendig Sind. Besinnen wir uns endlich auf unsere wirklich geschichtliche Aufgabe. Lernen wir, zum Wissen endlich die Weisheit zu fiigen, dann werden wir es erleben, daB das fiinfte Jahrzehnt nach der GroBen Sozialistischen Oktoberrevolution, das mit dem zweiten Jahrzehnt nach dem unseligen Kriege zusammenfallt, unter einem hellen Zei- chen stehen wird, unter dem Zeichen des - Friedens ! Prof. Dr. P. A. THIESSEN Akademiemitglied Die Rolle der Oktoberrevolution in der Geschichte Nicht von dem, was die Oktoberrevolution fur viele Millionen an begliickender Befreiung von Not and Unterdriickung im Laufe der Ereignisse bisher schon gebracht hat, will ich vortragen, sondern von ihrer Bedeutung fur die Geschichte der Menschheit, fur unsere Generation wie auch fur die kommenden Geschlechter. Die Oktober- revolution eroffnet eine neue Ara in der Ent- wicklung der menschlichen Gesellschaft.Schon vor der Oktoberrevolution war der Sozialismus in der ihm von Marx and Engels gegebenen and von Lenin fortgebildeten Form eine ruhmreiche Wissenschaft, die erste Gesellschaftswissen- schaft im strengen Sinne des Wortes; aber die Feuerprobe, die nur in einer siegreichen soziali- stischen Revolution bestehen konnte, hatte er noch nicht bestanden. Nicht wenige Sozialisten begannen zu zweifeln - so war am Ende des 19. and im Beginn des 20. Jahrhunderts die Welt- lage -, ob eine soiche Revolution iiberhaupt moglich sei. Die Oktoberrevolution widerlegte ihre Kleinglaubigkeit, sie widerlegte auch die hauptsachlichsten Bedenken, die, solange die sozialistische Gesellschaftsordnung nur in den Kopfen vieler Menschen beheimatet war, mit einem Schein von Berechtigung gegen sie er- hoben werden konnten. Vor allem machten die Kritiker des 'Sozialismus gegen ihn geltend, daft die Freiheit der Individuen in ihm nicht moglich sei, wahrend nicht selten zugegeben wurde, dali die Gleichheit der mate- riellen and wohl auch der kulturellen Lebens- bedingungen unter dem Sozialismus eher. ver- wirklicht werden mochte als unter dem Kapitalis- mus. Ware die Einwendung begrundet, dann wurde sie gerade in den Augen echter Sozialisten vernichtend sein. Der alteste der groien Friih- sozialisten, Henri de St. Simon, sagte auf seinem Sterbebett zu seinem Lieblingsschuler: ,DaB jedes Mitglied der Gesellschaft alle seine Fahig- keiten voll entfalten kann, das ist die Quint- essenz meiner Lehre." Ist das nun nicht das Wichtigste an der Freiheit der Einzelpersonlich- keit and ist nicht die Forderung St. Simons in der Sowjetunion in. einem MaBe erfiillt worden, wie es in der kapitalistischen Gesellschaft ein- fach undenkbar ist? Ich glaube, jedermann wird das zugeben, der die dortigen Verhaltnisse einigermaBen unvoreingenommen studiert hat. Trotzdem wird bis auf den heutigen Tag immer and immer wieder von Kritikern des Sozialis- mus die Behauptung aufgestellt, daB in ihm fur die Freiheit kein Raum sei, wobei ich ganz da- von absehen will, dali die burgerliche Presse ge- wohnheitsmal3ig die westliche Welt mit dem Epitheton der freien' in Gegensatz zur sozia- listischen bringt, was nur fur ein ganzlich naives Publikum bestimmt sein kann. Der Vorwurf mangelnder Freiheit findet zuweilen in einer Maschinentheorie Ausdruck, der zufolge der einzelne im Sozialismus nichts anderes als ein Radchen in einem groien Mechanismus ist, das nach streng geregeltem Plan zu funktionieren hat. Wenn solche Phantasievorstellungen, mit denen sich einst Dostojewski abqualte, aus den Kopfen von Gegnern des Sozialismus and sogar von Leuten, die sich Sozialisten nennen, selbst angesichts der sozialistischen Wirklichkeit nicht ganz verschwunden Sind, so reduziert sich das bei naherer Priifung darauf, daB die sozialistische Gesellschaft eine straffe zentrale Leitung auf den verschiedensten Lebensgebieten nicht entbehren Sanitized Copy Approved for Release 2010/04/27: CIA-RDP80T00246AO41700050001-3 Sanitized Copy Approved for Release 2010/04/27: CIA-RDP80T00246AO41700050001-3 3. Jahrgang, Heft 11/12 MITTEILUN,GSBLATT 267 kann, solange die kapitalistische Umwelt be- stehen bleibt und t7berreste aus der alten Welt in der Psyche eines Teils der Bevolkerung noch vorhanden sind. Sie lockert sich allmahlich und bedeutet nie ein schroffes Dekretieren von oben, sie erfolgt nach wissenschaftlichen Prinzipien, was ein volliges Novum in der Geschichte der Gesellschaft, wenn auch nicht in der der Gesell- schaftswissenschaft ist, und_ bedeutet statt eines Dekretierens von oben' ein enges Zusammen- wirken zwischen den leitenden Stellen und den geleiteten breiten Volksmassen, denen die. Ele- mente der das ganze Gesellschaftsleben infor- mierenden Wissenschaft zuganglich gemacht werden. Dabei wird ein ebenso starker EinfluB von unten nach oben wie von oben nach unten ausgeubt. Ein solches Leiten und Geleitetwerden, Lehren und Belehrtwerden im gesamten Gesell- schaftspro2eB ist fur den, der den Horizont burgerlich-kapitalistischer Anschauungen nicht zu iiberschreiten vermag, unverstandlich. Fur ein vernunftiges und wahrhaft demokratisches Zusammenleben, wie es den Menschen ansteht, ist es unentbehrlich. Vor allem beklagt man sich darUber, daB im So- zialismus die Freiheit der Wissenschaft und Kunst sich nicht entfalten konnte. Die Einmischung der Regierung, der Partei, der Politik, verhindere es. Aber diese Einmischung ist nichts, was es nicht zu alien Zeiten gegeben hatte; der einzige Unterschied ist nur, daB sie frilher grol3enteils eine unbewuBte war und daB die herrschenden Klassen, von denen sie ausgeht, im Kapitalismus eine kleine Minoritat von Ausbeutern war und ist, wahrend sie jetzt im Sozialismus unserer Zeit mit der gesamten werktatigen Bevolkerung iden- tisch ist und von einer Partei gefuhrt wird, die den genialen Lenin, einen ebensogroBen Wissen- schaftler wie Staatsmann, zu ihrem unsterblichen Lehrer hat. DaB die Wissenschaft dempraktischen Nutzen zu dienen bestimmt ist, sagten schongroBe Philosophen im Beginn der Neuzeit. Wie sollte es der Freiheit der Wissenschaft nachteilig sein, wenn ihre Vertreter und die Gesellschaftsleitung diesen Gedanken bewuBt aufnehmen? Im Hin- blick auf die Naturwissenschaften diirfte die Zweckgebundenheit der Wissenschaften auch bei den meisten burgerlichen Wissenschaftlern kaum Bedenken erregen, um so eher im Hinblick auf die Geisteswissenschaf ten. Aber gerade bei der hochsten Geisteswissenschaft, bei der Philo- sophie, hat man es oft als einen Mangel emp- funden, daB sie sich nicht wirksam genug darauf verstand, den Menschen zu einem glucklicheren Leben zu verhelfen. Von einem der bedeutend- sten burgerlichen Philosophen der neuesten Zeit sagte ein anderer Denker: ?Er wollte der Menschheit eine Philosophie geben, die sie zum Leben fuhre, anstatt aller derer, die sie dem Tode weihen." Im Sozialismus ist die ihm eigene Philosophie, die marxistisch-leninistische, unter der Leitung der Partei? der Erhohung des Lebens gewidmet und hat dabei Erfolge aufzuweisen wie keine fri here. Dafi r, wird der bi rgerliche. Philosoph wahrscheinlich einwenden, werden alle anderen Philosophien aus ihm verbannt. In- dessen laBt man sie nur insoweit nicht zu, als sie das Werk der Erziehung im Geiste des Sozialis- mus in Verwirrung bringen konnen. Die t7ber- legenheit der zielgerichteten, auf das verniinftige sozialistische Ziel gerichteten Wissenschaft fiber eine angeblich objektive laBt sich noch deut- licher am Beispiel der Rechtswissenschaft zeigen. Im kapitalistischen Staat wird durch das Recht die Herrschaft einer Minoritat, der Besitzenden, fiber die Majoritat der Bevolkerung aufrecht- erhalten. Das muB mit Rucksicht auf die nicht- besitzende Majoritat verschleiert werden. Daher bemuht sich die biirgerliche Rechtswissenschaft, das Recht als ein Mittel zur Forderung des Wohies aller hinzustellen. Durch dieses proton pseudos wird die Wahrheit der burgerlichen Rechtswissenschaft aufs schwerste beeintrach- tigt. Die sozialistische Rechtswissenschaft braucht nichts zu verschleiern. Sie kann un-. gescheut und im Einklang mit der Wirklichkeit dartun, daB und wie das Recht fur den sozialisti- schen Staat ein wichtiges Mittel ist, seine dem Wohle der gesamten werktatigen Bevolkerung dienende Politik durchzusetzen. Fur den Sozialismus hat, glaubten wir feststellen zu konnen, die Wissenschaft eine praktische Funktion, ist nicht Erkenntnis um der Erkennt- nis willen. Wir sehen darin einen Fortschritt im Verstandnis des Sinnes der Wissenschaft. Es ist ein Fortschritt, der in den sozialistischen Staaten heute schon die schonsten FrUchte getragen hat. Ganz kiirzlich durften wir es erleben, daB durch die Sowjetwissenschaft dem Blick ins Universum, den die Menschheit seit langem besitzt, der erste Schritt in den Weltraum beigesellt worden ist. Eirie die Gemuter stark erregende Frage ist die nach der Freiheit der Kunst. Die biirgerlichen Kritiker der Kunst im Sozialismus, ich sage nicht der sozialistischen Kunst, verfahren mit ihr, wenn ich recht sehe, streriger als mit der ent- sprechenden Wissenschaft. Die Kunst, meinen sie, diese freieste Schopfung des Menschen- geistes, werde durch jede Beeinflussung seitens irgendwelcher Parteistellen degradiert, daher sei Sanitized Copy Approved for Release 2010/04/27: CIA-RDP80T00246AO41700050001-3 Sanitized Copy Approved for Release 2010/04/27: CIA-RDP80T00246AO41700050001-3 268 MITTEILUNGSBLATT in den sozialistischen Staaten bisher keine Kunst entstanden and werde nie eine Kunst entstehen, deren Wert den der Kunst erreiche, die aus der alten Gesellschaft hervorgegangen ?sei. Hierzu nur wenige Bemerkungen. Bei der eminenten erzieherischen Bedeutung der Kunst ist sie in den ErziehungsprozeB aufzunehmen, in dem die alte Gesellschaft zur neuen umgebildet wird. Es gehort zur Erhohung des BewuBtseins, die mit der Entstehung der sozialistischen Gesellschaft einsetzt, daB auch die Kunst von den Menschen bewuBt als ein gesellschaftliches Produkt erfaBt and demgemaB von der Gesellschaft behandelt wird. Zu einer Reglementierung der Kunst soil es dabei nicht kommen and kommt es auch nicht. Es handelt sich nur um Anregungen, die die fur die gesamte Lenkung der sozialistischen Gesell- schaft verantwortliche fiihrende Partei den Kunstlern gibt, etwa um die Anregung, vorzugs- weise die Probleme des neuen Lebens zu Gegen- standen ihrer Kunst zu wahlen. Wenn solche Anregungen von den Kunstlern als autoritativ empfunden werden, so kennzeichnet das das hohere Entwicklungsstadium, in dem sich die neue Gesellschaft gegenwartig befindet. Manche burgerlichen Kritiker, gewiB nicht alle, urteilen geringschatzig fiber die Kunst, die auf dem Boden der sozialistischen Gesellschaftsord- nung gewachsen ist. Es liegt das daran, daB die Kunst die Aufgabe hat, das gesellschaftlicheLeben abzuspiegeln, and daB die betreffenden Kritiker das Leben, das hier in Frage kommt, nicht oder nur ungenugend kennen. In der Sowjetunion sind hervorragende Kunstwerke entstanden, die es zum Teil verdienen, neben die Meisterwerke der Vergangenheit gestellt zu werden. Ich er- innere, um nur ein Beispiel herauszugreifen, an Scholochows Stillen Don', der m. E. in einer Reihe mit Tolstois Krieg and Frieden' genannt werden kann. Bei, der Wi rdigung der Kunst, die wir in den sozialistischen Landern in ein neues Entwicklungsstadium treten sehen, sollte nicht vergessen werden, daB das Leben noch nicht auf alien Gebieten den ausgepragten organischen Charakter tragt, den es mit der Zeit erhalten wird, so daB gewisse schablonenhafte Erschei- nungen in der Kunst zunachst urivermeidlich rind. DaB der Mensch ein gesellschaftliches Wesen ist, wuBte man schon seit langem, aber in der kapi- talistischen Gesellschaft liegt der Akzent vor- wiegend auf dem Individuellen, wahrend er in der sozialistischen vorwiegend auf dem Gesell- schaftlichen liegt. Die sozialistische Gesellschaft nimmt den ganzen Menschen fur sich in An- 3. Jahrgang, Heft 11/12 spruch, was nicht heiBt, daB sie ihn ganz in sich resorbiere, sozusagen verschlinge, ihn seiner in- dividuellen Eigenart, seiner Personlichkeit, be- raube. Das Gegenteil ist der Fall: Indem der Mensch sich der Gesellschaft hingibt, entfaltet sich seine Personlichkeit. Aber beim Ubergang von der kapitalistischen Gesellschaft in die so- zialistische sieht sich der Mensch einer gewissen Klasse gesellschaftlichen Anforderungen gegen- i ber, denen er sich, auch wenn kein auBerer Zwang besteht, nicht entziehen kann and die mit seinen bisherigen Anschauungen and Ge- wohnheiten in Konflikt geraten. Kein friiherer Umbruch ist in solchem MaBe eine Umerziehung einer groBen, einer sehr grof3en Zahl von Men- schen gewesen wie der Umbruch vom Kapi- talismus zum Sozialismus. Er wird von den meisten Umzuerziehenden als eine mehr oder weniger peinliche Beschrankung der Freiheit empfunden, solange sich das Verstandnis fur den Fortschritt, den das neue Leben bedeutet, bei? ihnen nicht eingestellt hat, was nie von einem Tag zum anderen geschieht. Wenn schon bei den Angriffen auf den Sozialis- mus angesichts der erstaunlichen, statistisch feststellbaren Erfolge des Wirtschaftsprozesses in den sozialistischen Landern der Einwand mangelnder Produktivitat der sozialistischen, Wirtschaft nicht mehr so haufig erhoben wird wie friiher, kann man ihm doch haufig begegnen. Auf die Dauer, heiBt es, wird nur eine Wirtschaft prosperieren, die das Motiv der personlichen Be- reicherung als Hauptantrieb verwendet. DaB es bisher in sozialistischen Landern vielfach so glanzend vorwartsgegangen ist, erklart man aus einem Regime von Terrormaf3nahmen, was nichts anderes ist als eine Verleumdung. Auch in der sozialistischen Gesellschaft wird das Motiv der personlichen Interessiertheit grundsatzlich be- rucksichtigt. Es -liegt dem fur die erste Stufe des Sozialismus charakteristischen Prinzip ?Jeder nach seinen Fahigkeiten and jedem nach seinen Leistungen" zugrunde and kommt im Leistungs- lohn Bowie in einem vielgestaltigen Pramien- system zum Ausdruck. Aber fur den Sozialismus ist derartiges nicht die Hauptsache, vielmehr-ein Ubergangsstadium zu einer hoheren Stufe. Die Hauptsache ist, daB in der sozialistischen Gesell- schaft, wer der Gesellschaft Nutzen bringt, der Natur der Sache nach zugleich sich selbst ni tzt. Die sozialistische Gesellschaftsordnung ist so an- gelegt, daB sich in zunehmendem MaBe zwischen dem gesellschaftlichen and dem personlichen Interesse das Verhaltnis der Harmonie einstellt, daB der Gedanke an den egoistischen Vorteil, Sanitized Copy Approved for Release 2010/04/27: CIA-RDP80T00246AO41700050001-3 Sanitized Copy Approved for Release 2010/04/27: CIA-RDP80T00246A041700050001-3 MITTEILUNGSBLATT 269 den man aus seiner Arbeit zieht, als an etwas sich ganz von selbst Ergebendes hinter .dem Wert, den sie fur die Gesellschaft darstellt, immer mehr zuriicktritt, die Arbeit and ihr gesellschaft- licher Erfolg fur den Arbeitenden im wesent- lichen zur Elirensache werden. In der Sowjetunion nahert sich der. Sozialismus der Stufe des Kommunismus. Im Kommunismus gilt das Prinzip: Jeder nach seinen Fahigkeiten, jedem nach seinen Bediirfnissen. Der Kommu- nismus wird mit der Zeit, das diirfen wir heute schon zuversichtlich voraussagen, in alien Lan- dern verwirklicht werden. Im Kommunismus wird die Gleichheit der Menschen im hochsten erreichbaren MaB realisiert sein. Das ist nur datum moglich, weil in ihm alle oder wenigstens die meisten an der Forderung des materiellen and geistigen Wohls eines jeden zusammen- arbeiten, was zugleich ein Maximum an-der den Menschen innerlich erhebenden Solidaritat mit seinen Mitmenschen bedeutet. So sehen wir denn, daB durch die Oktoberrevo- lution Ereignis wird, was den geistigen Fuhrern der Franzosischen Revolution als ein Ziel, aufs innigste zu wunschen` vorschwebte: Freiheit, Gleichheit, Briiderlichkeit aller. Die Briiderlichkeit insbesondere bringt uns auf die Moral. Im Sozialismus, hat Lenin gesagt, wird die Befolgung der sittlichen Vorschriften, die die besten Moralisten der Vergangenheit aufgestellt haben, allmahlich zur Gewohnheit werden. Die Menschen werden moralisch besser werden als die fruheren Generationen, weil die neuen ge- sellschaftiichen Verhaltnisse einen solchen Wandel verlangen. Bisher konnten die meisten mit den alten Stoikern sagen: ?Ich billige das Bessere and folge dem Schlech- teren. Im Sozialismus wird es zur Regel, dab das Gute nicht nur gebilligt, sondern auch getan wird. Der Abgrund zwischen dem moralischen Ideal and dem Leben findet endlich seine t7ber- briickung. Man kann von der Bedeutung der Oktoberrevo- lution fur die Menschheit nicht reden, ohne dar- auf hinzuweisen, dal unsere wohlbegriindete Hoffnung auf einen permanenten Frieden mit der Oktoberrevolution and dem, was sich aus ihr entwickelte, unloslich verkniipft ist. Lenins Dekret fiber den Frieden machte einen solchen Eindruck auf die Volker, daB man die Oktober- revolution als eine der Quellen der volkerrecht- lichen Bewegung betrachten kann, die nach dem ersten Weltkrieg ihren Anfang nahm. Als these Bewegung im Friedensrecht der Charta der Ver- einten Nationen einen Hohepunkt erreichte, ge- schah es sicherlich nicht, ohne daB der Sozialis- mus, wie er sich seit der Oktoberrevolution ent- wickelt and namentlich im zweiten Weltkrieg hohes internationales Ansehen gewonnen hatte,. dabei eine hervorragende Rolle gespielt hatte. Aber das neue Voikerrecht ware bei der Haltung, ,die, kaum da3 es statuiert war, die imperialisti- schen Staaten ihm gegenuber einnahmen, toter Buchstabe gewesen, wenn sich nicht zu seiner Verteidigung eine weltumspanhende Friedens- bewegung gebildet hatte, deren treibende Kraft die standige unbeirrbare Friedenspolitik der so- zialistischen Staaten ist. Ich brauche nicht naher auszufiihren, daB der Kampf der kolonialen Volker fur ihre Unabhangigkeit, der zugleich ein Kampf fur den Frieden ist, die sieghafte Kraft, mit der er heute gefiihrt wird, aus. der Oktober- revolution gewonnen hat.-Wir haben gegenwartig die Zuversicht, dab ein dritter Weltkrieg ver- mieden werden wird and dab sich in nicht zu ferner Zukunft die Volker in nationaler Selb- standigkeit eines gesicherten permanenten Frie- dens and einer freundschaftlichen Zusammen- arbeit erfreuen werden. Wenn dem so ist, so ver- danken wir es nicht in letzter Linie der Oktober- revolution. Die Gefiihle der Dankbarkeit and Freundschaft, die wir fur die Sowjetunion empfinden, beruhen auf dem, was die Oktoberrevolution fur die Menschheit bedeutet, sie werden gefestigt and vertieft durch den Gedanken an die unschatz- baren Dienste, die die Sowjetunion unserem Volke geleistet hat. Wir stehen in unverbriich-, licher Treue zur Sowjetunion and zur liicken- losen Einheit des Lagers der sozialistischen Staaten, das die Sowjetunion als die fiihrende Macht anerkennt. Das heiBt nicht, da3' wir alies, was in der Sowjetunion vor sich geht, billigen oder gar bewundern muBten. Wir wollen and sollen nicht unkritisch sein and uns nicht scheuen, unsere Kritik in zweckdienlicher Form zum Ausdruck zu bringen, das erwarten vor, allem auch die Sowjetmenschen von uns. Aber wir werden nichts tun, was auch nur im ge- ringsten die Stellung der Sowjetunion in der Welt schwachen konnte; es ware ein schwerer VerstoB gegen die unentbehrliche sozialistische Disziplin, wenn wir es anders hielten. In diesen Tagen erfiillt uns der Gedanke an die Oktoberrevolution and die von ihr inaugurierte Entwicklung des Sozialismus, in der er zu einem Weltsystem geworden ist, mit besonderer Er- griffenheit, and wir begrUen die Sowjetunion .mit dem von Herzen kommenden Wunsch, daB sie die Sache des Sozialismus zu immer groBeren Sanitized Copy Approved for Release 2010/04/27: CIA-RDP80T00246A041700050001-3 Sanitized Copy Approved for Release 2010/04/27: CIA-RDP80T00246AO41700050001-3 270 MITTEILUNGSBLATT Erfolgen fi hren moge. Auch auf3erhalb der so- zialistischen Staaten wird der Festtag der Ok- toberrevolution vom internationalen Proletariat and von den besten, fortschrittlichsten Menschen omit Begeisterung begangen. In hundert Sprachen feiern die Volker die Oktoberrevolution, and hundert Sprachen geniigen kaum, um dieses groBe Ereignis der Weltgeschichte nach Verdienst zu wurdigen. Ich mochte mit einem Appell an den Willen zum Kampf fur den Sozialismus schlieBen. Der Gedanke an die Oktoberrevolution and an die Ereignisse, die in ihr wurzeln, ist ein Leit- stern fur das Handeln des Sozialisten. Blickt man Prof. Dr. A. BAUMGARTEN Akademiemitglied Ein Beitrag zur Unterstiitzung des Gedankens der friedlichen Koexistenz Wenn ich aus AnlaB der Feier des 40. Jahrestages der GroBen Sozialistischen Oktoberrevolutio.n das Wort ergreife, so tue ich dies nicht nur des- halb, weil ich durch meine fast zehnjahrige Tatigkeit als Wissenschaftler in der Sowjetunion Gelegenheit hatte, Land and Leute dort etwas naher kennenzulernen, sondern vor allem auch deshalb, well ich glaube, daB these Kundgebung ein willkommener AnlaB sein sollte, auch meinerseits einen Beitrag zur Unterstutzung des Gedankens der friedlichen Koexistenz der beiden politischen Weltsysteme - des Sozialismus and des Kapitalismus - zu liefern. Krieg and Zerstorung sind- mir von jeher ver- haBt gewesen, and meine Liebe zum Frieden veranlaf3t mich, meine positive oder negative Einstellung zu Staaten and staatlichen Insti- tutionen wesentlich von der Frage: ,Dienen sie dem Frieden oder gefahrden sie den Frieden?" abhangig zu machen. Eben wegen der Bejahung der Friedenspolitik der Deutschen Demokra- tischen Republik bemUhe ich mich, an ihrer Festigung and ihrem wirtschaftlichen Aufstieg mitzuarbeiten, and eben wegen der Anerken- nung der Bemuhungen der sowjetischen Politik, den Frieden in der Welt zu erhalten and zu festigen and jedem Friedensstorer mit 5uf3erster Entschiedenheit entgegenzutreten, betrachtete ich bereits vor 1945 die Sowjetunion als einen befreundeten Staat and folgte nach Kriegsende mit dem groBten Interesse einer Einladung, als Wissenschaftler dorthin zu gehen. Wie wohl alle Enthusiasten, die die Entwicklung des Sowjetstaates seit seiner Geburt im Oktober 1917 mit wohlwollender Sympathie verfolgt hat- ten, betrat ich den Boden der Sowjetunion mit' uberschwenglichen Hoffnungen. 3. Jahrgang, Heft 11/12 auf die Geschichte des Sozialismus seit der Ok- toberrevolution and ihren den Marxismus-Leni- nismus so glanzend bestatigenden Verlauf, dann gewinnt man das wissenschaftlich fundierte un- erschiitterliche Vertrauen, daB es dem Sozialis- mus bestimmt ist, in der Welt zu siegen. Aus diesem Vertrauen schopfen wir Sozialisten die. Energien, die erforderlich sind fur einen Kampf, in dem der Gegner des Neuen seine letzten Krafte zusammenrafft, um die menschliche Gesellschaft in das alte Chaos zuriickzureiBen. Ich brauchte meine grundsatzliche Einstellung, die ich mir auf theoretischem Wege erworben hatte, nicht umzustoBen. Im Gegenteil: Meine Erfahrungen bekraftigen meine "Uberzeugung, daB die Oktoberrevolution nicht etwa irgendein gesellschaftlicher Umsturz von ungefahr, ein ge- schichtliches Ereignis, das durch das Walten dunkler, ihrem Wesen nach ungeklarter Krafte zustande kam, gewesen ist, sondern die prak- tische Verwirklichung groBartiger, in den Kopfen hervorragender Menschen herangereifter Ideen war. Diese Ideen lieBen sich in der GroBen So- zialistischen Oktoberrevolution in prinzipiellen Aussagen zusammenfassen. Was kann es fur einen Wissenschaftler Anziehenderes and Inter- essanteres geben als die Vberprufung theoretisch gewonnener Erkenntnisse durch die allgewaltige Praxis, and dazu noch auf einem so interessan- ten Gebiet, wie es das gesellschaftliche Leben einmal ist. Hier, and zum erstenmal hier, fanden die Ideen von Freiheit, Gleichheit and Brilder- lichkeit, die das Gebaude der Geschichtstheorie von Marx, Engels and Lenin fundierten, welt- umgestaltende Verwirklichung. Diese Theorien sind von der unbestritten edelsten Zielsetzung. Kein Wissenschaftler, aber auch kein anderer Mensch, dem der Fortschritt allgemein am Herzen liegt, kann and darf auf eine Stellung- nahme zur Gro8en Sozialistischen Oktoberrevo- lution verzichten. Heute ist es nicht schwer, durch Aufzahlung groBer wirtschaftlicher, wissenschaftlich-tech- nischer, kultureller, militarischer and politischer ' Erfolge ein glanzendes Bild von der Sowjetunion zu geben, ein Bild, das den groBartigen Sieg, den der Mensch der neuen sozialistischen Ge- sellschaftsordnung fiber die Materie - errungen Sanitized Copy Approved for Release 2010/04/27: CIA-RDP80T00246AO41700050001-3 Sanitized Copy Approved for Release 2010/04/27: CIA-RDP80T00246AO41700050001-3 hat, darstellt. Viele von uns hatten Gelegenheit, sich durch Reisen in die Sowjetunion von dem theoretischen and praktischen Stand der Ar- beiten der sowjetischen Kollegen ihres Fach- gebietes zu uberzeugen and konnen manche Details zu meiner Darstellung beisteuern. Aber wir Sind hierbei gar nicht einmal allein auf uns angewiesen: Wir konnen hierzu ganz unbedenk- lich auch auf die Quellen der Literatur des kapi- talistischen Auslandes zuriickgreifen, die in diesen Tagen, in denen der sowjetische kiinst- liche Erdsatellit ein - noch nicht einmal stummes, sondern im wahrsten Sinne des Wortes ,,beredtes" - Zeugnis von der tiberlegenen Leistungsfahigkeit der sowjetischen Wissen- schaft and Technik abgelegt hat, zu recht be- merkenswerten Schlul3folgerungen gekommen sind. Aber die Erringung selbst der bedeutendsten, eine neue Epoche der Menschheitsgeschichte ein- leitenden technischen Erfolge ist nur ein Teil des Wissens, dab die Gesellschaft, die solche Er- folge erzielt, wirklich die fortschrittlichste ist, diejenige, welche den Menschen, die in ihr leben, die groBten Aussichten auf ein gesichertes and besseres Leben fur alle Zukunft gewahrleistet. Zwar traten and treten auch andere Staaten mit Weltbestleistungen in wissenschaftlich-tech- nischer Hinsicht auf, oder auch mit sozialen Ein- richtungen, die die junge Sowjetmacht vor 40 Jahren erst mit unermeBlichen Anstrengun- gen schaffen konnte. Es kommt aber darauf an, daB die technischen Errungenschaften and die sozialen Einrichtungen den Angehorigen aller Schichten des Volkes, insbesondere denen, welche diese Dinge am meisten benotigen, zuganglich sind. Und wenn wir von den Erfolgen der So- wjetunion sprechen, dann haben wir dabei immer diesen Gedanken im Auge. Wie sieht es nun in diesem Zusammenhang auf dem mir naheliegenden Gebiet der Ausnutzung der neuen Energiequelle, der Atomkernenergie, aus? 1939 wurde in Deutschland die Spaltung des Urankernes entdeckt and damit die wissenschaft- liche Grundlage fur die Ausnutzung der Atom- Energie gefunden, - 1942 wurde in Amerika der erste Kernreaktor in Betrieb gesetzt, wobei im allgemeinen dieses Jahr als. das Datum des Eintritts der Mensch- heit in das Atomzeitalter vermerkt wird, - 1945 fielen die ersten amerikanischen Atom- bomben auf wehrlose Menschen in Japan, - 1954 wurde das erste Atomkraftwerk der Welt, das elektrische Energie an das offentliche Netz abgibt, in der Sowjetunion in Betrieb genom- men, - 1956 verkiindete die Sowjetunion ein wahrhaft gigantisches Atomenergieprogramm fur den 6. Funfjahrplan, welches die entsprechenden Plane der USA and Englands weit in den Schat- ten stellt. Und vor wenigen Tagen bot der so- wjetische Delegierte auf der Wiener Konferenz der internationalen Atomagentur, Prof. Jemel- janow, 50 kg des hochwertigen Spaltmaterials U-235 zum Verkauf an, ein Material, fiber das heute nur die Vereinigten Staaten and die So- wjetunion verfugen. Das erwahnte Atomenergieprogramm sieht vor, eine Gesamtkapazitat von 21/2 Millionen kW in Atomkraftwerken im Verlauf von 5 Jahren neu zu installieren, wobei es sich hauptsachlich um 10 verschiedene Typen von Kernreaktoren handelt, die in grof3technischem Maf3stab erprobt werden sollen! AuBerdem ist beabsichtigt, die Arbeiten zur Errichtung von Kraftanlagen fur Transportzwecke breit zu entfalten and einen Eisbrecher mit Atomantrieb zu bauen. Letzterer geht bereits ? in Kiirze seiner Vollendung ent- gegen 1. Aus dieser niichternen Aufzahlung 'von Tat- sachen konnen wir ersehen, daB es dem ersten Staat der Arbeiter and Bauern gelungen ist, die . schwierigsten wissenschaftlichen Probleme der Physik zu meistern, einen anfanglich bestehen- den Riickstand auf dem Gebiet der Forschung gegeniiber den fortgeschrittensten Landern voll- standig aufzuholen and diese in der technischen Nutzung dieser Forschungsergebnisse fiir fried- liche Zwecke bereits zu uberholen! Diese Ent- wicklung ist so sturmisch verlaufen, dab selbst niichtern denkende Fachleute des westlichen Auslandes, ja selbst wir, die wir als ,auslan- dische Spezialisten" einen Teil der Entwicklung in der Sowjetunion aus nachster Nahe sahen, nicht immer folgen konnten and deshalb uns haufig dabei ertappen mul3ten, daB wir das Er- reichen bestimmter Ziele in so kurzer Zeit nicht fur moglich gehalten hatten! Es gibt eben keine Parallele fur eine solche Entwicklung in anderen Landern gerade auf diesem modernsten Gebiet, and darum kann man immer wieder iiberrascht werden. Das Zitat des groBen russischen Drama- tikers Ostrowski, das er in dem Theaterstiick ?Der Wald" einem etwas komisch wirkenden Gutsbesitzer in den Mund legt: ,Alles Hervor- 1 Am 5. 12. 1957 lief der erste mit Atomkraft betrie- bene Eisbrecher der Welt in Leningrad vom Stapel. Die Redaktion Sanitized Copy Approved for Release 2010/04/27: CIA-RDP80T00246AO41700050001-3 Sanitized Copy Approved for Release 2010/04/27: CIA-RDP80T00246A041700050001-3 272 MITTEILUNGSBLATT ragende, alles GroBartige ist begriindet auf der Mannigfaltigkeit and auf Kontrasten", scheint mir in einem bestimmten guten Sinne auf die sowjetischen Verheltnisse von heute zu passen. Ja, es gibt wahrscheinlich hier eine groBe Mannigfaltigkeit der Erscheinungen and auch erstaunliche Kontraste! Aber diese Kontraste, die den Ausiender immer wieder zu dem fehler- haften SchluB vom Unwesentlichen auf das Wesentliche verleiten, die sind ja gerade der typische Exponent der sozialistischen Planwirt- schaft, eine unvermeidliche Notwendigkeit beim Aufbau einer Gesellschaft, die so schnell wie moglich auf alien Gebieten das Weltniveau er- reichen and iibertreffen will and muI3. Das Ge- heimnis der oft phenomenal anmutenden Fort- schritte der Sowjetunion besteht offenbar zu einem wesentlichen Ted darin, daB man sich in der Entwicklung and in der Produktion nicht verzettelt hat,. daB man die Schwerpunkte richtig erkannt hat and zu ihrem Ausbau die besten and sterksten Krefte eingesetzt hat, mit einem Wort, daB man gut, sehr gut.geplant hat. Bei der Erwehnung von Kontrasten muB ich an ein Beispiel denken, welches zeigt, daB auch sie zum Antrieb modernster Entwicklungen werden konnen. Ich denke dabei an eine Petroleum- lampe,. die ich auf einer Moskauer Ausstellung sah and die auch im vorigen Jahr auf der Leip- ziger Messe gezeigt wurde. Jawohl, es gibt noch Dorfer in den Bergen des Kaukasus and viel- leicht auch in anderen entlegenen Gegenden dieses Sechstels, unserer Erde, die noch keinen AnschluB an ein Elektrizitetswerk haben and sich in bezug auf die Beleuchtung mit diesem uns bereits altertiimlich erscheinenden Geret heute noch behelfen miissen. Aber die Lampe, welche ich meine, ist keine gewohnliche Petro- leumlampe, denn sie besitzt eine Batterie von Halbleiterthermoelementen, welche einen Teil der Werme der Verbrennungsgase der Petroleum- flamme in elektrische Energie umwandeln, die ausreichend ist, um einen Radioapparat mit Lautsprecher zu betreiben. Diese thermoelek- trische Batterie wurde von dem weltbekannten Physiker Joffe, dem Senior der sowjetischen Naturwissenschaften, fiir die Bauern auf den entlegenen Koichosen entwickelt. Sie stellt fair mich ein gewisses Gegenstiick zu dem sowje- tischen Erdsatelliten dar; einmal wegen ihrer bescheidenen and wenig von sich reden machen- den Zielsetzung and ein andermal dashalb, weil es sie ebenso wie den Erdsatelliten in den USA noch nicht gibt. Ich konnte mir denken, daB mancher Amerikaner diese kleine Lampe des 3. Jahrgang, Heft 11/12 Vaters Joffe belechelt, wobei er sagt, bei uns gibt es keine Farmen mehr, die ohne elektrische Beleuchtung sind. Das mag stimmen. Aber auch der erste amerikanische Erdsatellit wird (wenn er kommt) keinen elektrischen AnschluB an ein irdisches Kraftwerk haben; aber der zweite sow- jetische Erdsatellit wird schon ein kleines Son- nenkraftwerk besitzen, das nach demselben Prinzip arbeitet wie die Stromquelle an dieser Petroleumlampe and das den Radiosender and die wissenschaftlichen Apparaturen des kiinst- lichen Himmelskorpers fiir die ganze Dauer seines - hoffentlich recht langen - Fluges ver- sorgen wird. Mir scheint, auch hier war der Plan in Ordnung. Aber der beste Plan garantiert den Erfolg nicht, sofern nicht Menschen zur Verfiigung stehen, die diesen Plan durchfiihren konnen, Menschen, die wissen, welche Idee dem Plan zugrunde liegt and was die Erfiillung des Planes fiir sie and ihre Mitmenschen bedeutet. Natiirlich kann man nicht behaupten, daB'die Idealgestalt des sozia- listischen Menschen heute bereits durch jeden Sowjetbiirger verkorpert werde. Jedoch scheint mir, daB der sowjetische Mensch von heute be- reits in vielen Ziigen seines Wesens der sozia- listischen Entwicklung entspricht. Hiermit, glaube ich, hengt es zusammen, daB mir die Arbeit im sowjetischen Kollektiv stets eine ein- drucksvolle Erinnerung bleiben wird. Ich babe festgestellt, daB viele sowjetische Mitarbeiter in hoherem MaBe, als wir es aus der iibrigen Welt gewohnt sind, ihr personliches Interesse bei der Losung wichtiger Aufgaben dem all- gemeinen Interesse unterordnen konnen. Wenn der sowjetische Mensch Entbehrungen and Opfer beziiglich der Befriedigung seiner in- dividuellen Wiinsche auf Bich nimmt, dann ist ihm dies ?selbstverstendlich ebenso wie jedem anderen Menschen nicht immer leicht. Aber er ist stolz darauf, daB er mit BewuBtsein auf vieles verzichten kann im Interesse des Aufbaus in seiner Heimat, and voller Zuversicht, daB die Friichte seiner Arbeit in vollem Umfange denen zuteil werden, die sie hervorgebracht haben. Die gute Zusammenarbeit in einem sowjetischen wissenschaftlichen Kollektiv ist nicht zuletzt durch das Auswahlprinzip, nach dem ein solches Kollektiv entsteht, zu erkleren. Die sozialastische Gesellschaft kennt kein Bildungsmonopol. Jeder junge Mensch hat die gleichen Moglichkeiten der Schulbildung and des Studiums; nur Wissen and Konnen geben eine Gewahr fair das beruf- liche Fortkommen. Der Gedanke der volligen Gleichberechtigung ist diesen jungen Menschen Sanitized Copy Approved for Release 2010/04/27: CIA-RDP80T00246A041700050001-3 Sanitized Copy Approved for Release 2010/04/27: CIA-RDP80T00246AO41700050001-3 in Fleisch and Blut ubergegangen. Sie neigen deshalb nicht zur Uberheblichkeit, sondern zur. gerechten Wiirdigung der Leistungen des an- deren. Kein sowjetischer Mensch wird von den Fahigkeiten anderer Volker gering denken, selbst wenn sie in ihren technischen Leistungen hinter der Sowjetunion zuriickstehen. Er ist iiberzeugt davon, daB bei entsprechender Ausbildungs- moglichkeit and sinnvoller Organisation der gesellschaftlichen Verhaltnisse alle Volker auf das hohe Niveau der Arbeitsproduktivitat kom- men konnen, das Voraussetzung fur die Ver- wirklichung des Kommunismus ist. Es liegt.in der Natur der sozialistischen Gesell- schaftsordnung, daB die Sowjetunion keine Wirtschaftskrisen and keine Arbeitslosigkeit zu befiirchten hat. Es existieren auch nicht die Ge- fahren des Konkurrenzkampfes, der ein Merk- mal der kapitalistischen Produktionsweise ist, and es ergeben sich fur die wirtschaftliche, tech- nische and wissenschaftliche Zusammenarbeit, in erster Linie mit. den Landern des soziali- stistischen-Lagers, die denkbar gi nstigsten Vor- aussetzungen. Wir konnen mit groBter Befriedigung feststellen, in welch groBziigiger Weise uns die Sowjetunion auf dem Gebiet der friedlichen Anwendung der Atomenergie in den vergangenen zwei Jahren gefordert and unterstiitzt hat. Bis zum Jahre 1955 waren wir auferstande, i berhaupt daran zu denken, in absehbarer Zeit aus eigener Kraft einen Kernreaktor zu bauen and den heute so uberaus wichtigen Zweig der Atomforschung auf breiter Grundlage zu entwickeln. Heute sieht die Situation ganz anders aus. Es ist kein allzu- kuhnes Wagnis mehr, wenn wir in naherer Zu- kunft an die Vorbereitung der ersten selbstan- digen Schritte zum Bau von Kernkraftwerken in unserer Republik herangehen. Dies ist dadurch moglich geworden, daB uns die Sowjetunion 1955 den ersten Forschungsreaktor zu liefern anbot, der jetzt im Zentralinstitut fur Kernphy- sik bei Dresden seiner Vollendung entgegengeht. Die Entwicklungsarbeiten, die wir auf these Weise sparen, sind in ihrem zeitlichen Umfang schwer abzuschatzen, belaufen sich aber sicher- lich auf mehrere Jahre. Hinzu kommt, daB wir beztiglich des angereicherten Urans and anderer Spezialmaterialien auf den Import aus dem Aus- land angewiesen sind. Dadurch, daB uns die Sowjetunion diesen Kernreaktor nicht nur als fertiges Aggregat lieferte, sondern uns auch in die gesamten wissenschaftlichen Grundlagen seiner Konstruktion und in samtliche technischen Einzelheiten einweihte, sind wir in der Lage, den Vorsprung anderer Lander auf dem Gebiet des Reaktorbaues nach and nach einzuholen. Neben dem Kernreaktor liefert uns die Sowjet- union auch ein Zyklotron, d. h. ein Gerat zur Beschleunigung leichter Atomkerne, das fur For- schungsarbeiten auf dem Gebiet der Kernphysik angewendet wird. Aber auch der seitens unserer Republik vorgetragenen Bitte, den Bau eines' ersten Atomkraftwerkes unserer Republik schon jetzt zu ermoglichen, ist die sowjetische Regie- rung bereitwilligst nachgekommen. Im Sommer 1956 wurde der Vertrag fiber die Unterstiitzung beim Bau eines solchen Atomkraftwerkes mit einer Leistung von 70 MW zwischen den Regie- rungen der UdSSR and der DDR abgeschlossen. Danach wird das Projekt dieses Kraftwerkes unter Teilnahme deutscher Ingenieure von so- wjetischen Ingenieuren ausgearbeitet, wobei uns samtliche wissenschaftlichen and technischen Unterlagen fur den Kernreaktor selbst groB- zugig zur Verfugung gestellt werden. Auch die wichtigsten and nach dem Stand unserer Tech- nik heute noch schwer herstellbareri Eirizelteile werden uns von der Sowjetunion geliefert wer- den. Wir erhalten damit Informationen and Kenntnisse, welche heute noch kein kapita- listisches Land einem anderen zur Verfugung zu stellen bereit ist. Daneben selbstverstandlich haben unsere Wissenschaftler and Techniker Gelegenheit, in sowjetischen Instituten and Fertigungsstellen wertvolle Kenntnisse auf dem neuen Gebiet der Kerntechnik in freundschaft- licher Zusammenarbeit mit den erfahrenen so- wjetischen Kollegen zu sammeln. Wenn auch die Sowjetunion in ihren Planen die volkswirtschaftliche Ausnutzung der Ergebnisse der Kernphysik bevorzugt beriicksichtigt hat, wie der Bau des ersten Atomkraftwerkes es lehrt, so hat sie dock keirieswegs die Grund- lagenforschung, die zunachst nur auf die Er- kenntnisse der Naturgesetze ausgerichtet ist, vernachlassigt. Eine solche Forschung erfordert heutzutage so gewaltige Mittel, wie sie kleinere Staaten aufzubringen nicht mehr in der Lage sind. Mit Bewunderung and Anerkennung muB die ganze Welt feststellen, daB heute in dem internationalen Kernforschungszentrum bei Mos- kau zwei Apparate in Betrieb sind, die groBten ihrer Art auf der Welt- das Synchrozyklotron and das Synchrophasotron. Diese wertvollsten, einmaligen Gerate, deren Baukosten mit denen eines groBen Automobilwerkes vergleichbar sind, wurden von den Wissenschaftlern and Techni- kern der Sowjetunion ohne jede fremde Hilfe in langjahriger Entwicklungsarbeit geschaffen. Sanitized Copy Approved for Release 2010/04/27: CIA-RDP80T00246AO41700050001-3 Sanitized Copy Approved for Release 2010/04/27: CIA-RDP80T00246AO41700050001-3 3. Jahrgang, Heft 11/12 Sie wurden kostenlos als Inventar bei der Griin- dung des Vereinigten Institutes fir Kernfor- schung in Dubna diesem Institut- ubergeben. Hier arbeiten heute die Wissenschaftler aus mehr als 10 verschiedenen Mitgliedstaaten ge- meinsam an der Erforschung der Fragen, die fur ein besseres Verstandnis der Vorgange im Atom- inneren beantwortet . werden mUssen. Unter ihnen befinden sich auch Wissenschaftler aus unserer. Republik. Wahrend sich im sozialistischen Lager die Krafte koordinieren and dadurch die natiirlichen materiellen and ideellen -Potentiate zu einer immer groBeren Ausschopfung kommen and da- mit ungeahnte Perspektiven eroffnen, ist im kapitalistischen Lager die Moglichkeit einer sol- chen Ausrichtung aul3erordentlich begrenzt. Es ist nicht nur der Konkurrenzkampf, der die Zu- sammenarbeit verschiedener Lander wesentlich erschwert, sondern es sind auch die verschiede- nen Interessentengruppen innerhalb eines Lan- des, die die Zusammenarbeit der Wissenschaft- ler and Techniker aus geschaftlichen Erwagun- gen heraus nicht zustandekommen lassen. Hier- aus erklarte sich die prinzipielle Uberlegen- heit der sozialistischen Sowjetunion. Und diese tYberlegenheit der sozialistischen Ordnung wird sich in naher Zukunft mehr and mehr er- weisen. In der sozialistischen Gesellschaft gibt es keine Interessentengruppen, die sich von einem Kriege Vorteile versprechen. Deshalb setzt sich die Sowjetunion fur die friedliche Koexistenz der beiden heute bestehenden Weltsysteme mit allem Nachdruck ein. Wenn zum 40. Jahrestag der Grol3en Sozia- listischen Oktoberrevolution der Gedanke der friedlichen Koexistenz auch in dem kapita- listischen Lager mehr and mehr Anhanger ge- winnt, dann ist dies eine unmittelbare Folge der weithin sichtbar gewordenen wissenschaftlichen and technischen Erfolge der Sow.jetunion. Wir sind dariiber sehr froh, denn wir sehen in dem friedlichen Wettstreit der verschiedenen Systeme die Moglichkeit, auf dem Wege der sozialisti- schen Entwicklung so weit voranzukommen, daB die Lebensverhaltnisse fur alle Bevolkerungs- schichten besser werden als in den kapitalisti- schen Landern, so daB schlieBlich die Ideen der Oktoberrevolution ihren Siegeszug fiber die kapitalistische,' Welt - ohne Anwendung von Gewalt - antreten konnen. In Gedanken an diese groBartige friedliche Per- spektive griil3en wir unsere Kollegen Wissen- schaftler and Techniker der Sowjetunion, die durch ihre unermudliche Arbeit dem Sowjet- staat zu Wohlstand and Ansehen verholfen haben and wunschen den Volkern der UdSSR die erfolgreiche Verwirklichung ihrer weiteren groBen Plane! Prof. Dr. H. BARWICH Mitglied der Sektion fur Physik der Deutschen Akademie der Wissenschaften zu Berlin Leiter des Zentralinstituts fur Kernphysik Mitglied des Forschungsrates der DDR Die Befreiungsstunde des prometheischen Geistes In den Friihlingstagen des gewitterschwangeren Jahres 1789 warf Friedrich Schiller in seiner akademischen Antrittsvorlesung hier an dieser ehrwurdigen Alma mater die beziehungsschwere Frage nach Sinn and Wert des Studiums der Weltgeschichte auf. Als systematischer and philosophisch gerichteter Denker konnte ihm nicht verborgen bleiben, daB dieser besonderen Frage eine allgemeinere, prin- zipiellere zugrunde lag: die Frage nacn Wesen, Wert and Voraussetzung wissenschartucher Er- kenntnis i berhaupt. Ich denke, niemand in der Welt wird uns Deut- schen verargen, wenn wir stolz darauf sind, daB der nachmalige Ehrenbiirger der franzosischen Revolution in dieser seiner denkwurciigen Rede das revolutionare. Ethos, die Bereitschaft, das Errungene stets aufs neue zur Diskussion zu stellen, als die Grundtriebkraft aller echten Wissenschaft erkennt. Wer nur um des materi- ellen Gewinnes willen sich der Wissenschaft widme, habe umsonst gelebt, gewacht, gearbei- tet. Umsonst habe der nach Wahrheit geforscht, der nur frage, ob sich fur ihn die Wahrheit auch in Gold oder Fiirstengunst verwandle. Sie, die er die Brotgelehrten nennt, seien es, die jede wichtige Neuerung aufschrecke, weil sie die alte verknocherte Schulform zerbreche, die der Pe- dant sich so muhsam zu eigen gemacht habe. Niemand halte den Fortgang niitzlicher Revolu- tionen im Reiche des Wissens mehr auf als die- . ser ungeistige and unphilosophische Gelehrte. Sie fechten, so sagt Schiller, mit Erbitterung, mit Heimtucke, mit Verzweiflung, weil sie bei dem Schulsystem, das sie verteidigen, zugleich fur ihr ganzes Dasein fechten. Diesem im Grun- Sanitized Copy Approved for Release 2010/04/27: CIA-RDP80T00246AO41700050001-3 Sanitized Copy Approved for Release 2010/04/27: CIA-RDP80T00246AO41700050001-3 3. Jahrgang, Heft 11/12 MITTEILUNGSBLATT 275 de dem Wesen der Wissenschaft fernstehenden Typ, den Goethe in der Gestalt Wagners dem Spotte preisgegeben hat, stellt Schiller in leuch- tenden Farben den wahrhaften Reprasentanten wissenschaftlichen Pioniergeistes entgegen. Neue Entdeckungen im Kreise seiner Tatigkeit, 'die den Brotgelehrten niederschlagen, entziicken ihn. Vielleicht, so meint Schiller, fiillen sie eine Lucke. die das werdende Ganze seiner Begriffe noch verunstaltet hatte, oder setzen den letzten noch fehlenden Stein in sein Ideengebaude, der es vollendet. Sollten sie es aber auch zertrum- mern, sollte eine neue Gedankenreihe, eine neue Naturerscheinung, ein neu entdecktes Gesetz in der Korperwelt den ganzen Bau seiner Wissen- schaft umsturzen, so hat er die Wahrheit immer mehr geliebt als seiri System, and gern wird er die alte mangelhafte Form mit einer neueren and schoneren vertauschen. Ja, wenn kein Streich von au[3en sein Ideengebaude erschiittert, so ist er selbst, von einem ewig wirksamen Trieb nach Verbesserung gezwungen, er selbst ist der erste, der es unbefriedigt auseinanderlegt, um es vollkommener wiederherzustellen. Wer vermag sich der unwiderstehlichen Beweis- kraft dieses genialen, ja wahrhaft revolutionaren Gedankenfluges des groBen Ingeniums zu ent- ziehen, dessen Geist Schirmherr unserer ehr- wUrdigen Universitat ist? Wen beschleicht nicht das ungute Gefi hl, sich selbst den Boden unter den FiiBen zu entziehen, wollte man die Berech- tigung der zornigen Anklage unseres Dichters in Zweifel stellen. Welcher von echtem pro- metheischen Forschungsdrang vorwarts getrie- bene Wissenschaftler ist nicht von der t7berzeu- gung durchdrungen, daB die Wissenschaft in ihrem Wesenskern ein standiger revolutionarer and revolutionierender ProzeB ist, daB sie ihre innere Pulsation aus dem Gesetz der Spannung zwischen Realitat and Vorstellung, zwischen Sein and BewuBtsein empfangt, daB ihr rhyth- misches Lebensgesetz - gleichsam ihre Systole and Diastole - der gesetzmal3ige Wechsel zwi- schen allmahlichem Fbrtschreiten and erregen- dem Umsturz innerhalb ihres groBen Universums ist. Zunahme an Wissen bedeutet Zunahme an Unruhe, so sagt einer unserer grof3en Denker. Wer also nicht bereit ist, auch den geschicht- lichen Unruhen seinen Tribut zu entrichten, kann der den legitimen Anspruch erheben, zu den groBen Befreiern des menschlichen Geistes in einer inneren Beziehung zu stehen? Jedes neue grol3e Ereignis, in welchen 'Bereichen im- mer, stellt alles bisher Errungene erneut zur Aussprache, zwingt zur Tjberprufung and zum Vergleich, bildet Ausgangspukt neuer Standort- bestimmung. Wenn eine' Nova am gestirnten Firmament aufleuchtet, wenn irgendein Urpha- nomen sich uns offenbart, dann richtet die for- schende Menschheit ihr Instrumentarium auf sie, um Ursprunge zu ergrunden, Bewegungs- richtung and Bewegungsformen zu bestimmen and Wirkungen zu errechnen. Was aber sind politische and soziale Revolutionen anderes als das Aufleuchten solcher Novae am historischen Firmament der Menschheit? Was sind sie anderes als urgewaltige Eruptionen zu- sammengedrangter and zusammengeballter kol- lektiver menschlicher Energien? Konnen wir uns ihnen gegentiber, sofern wir den Anspruch auf Wissenschaftlichkeit unseres Denkens erhe- ben, anders verhalten als zu den groBen Energie- ausbruchen im Weltall? Besitzt irgend jemand in der Welt ein fundiertes Recht, aus personlichen Empfindungen, Animositaten, Aversionen and Leidenschaften heraus sich in selbstgefalliger Hy- bris diesen groBen Urphanomenen unseres gemein- samen menschlichen Daseins - denn unser menschliches Dasein ist ein gemeinsames, ob wir es wollen oder nicht - zu verschlieBen, Herz and Verstand abzuschliel3en von der Schmelzofenglut des kollektiven menschlichen Willens? Vermag irgend jemand vor seinem Ge- wissen zu verantworten, sich fiber die ganze Tragweite and eruptive Gewalt eines alle Le- bensbereiche so tief erschiitternden Phanomens, wie es eine Revolution ist, hinwegzusetzen? Mit Recht stellt der denkende Mensch bei der Betrachtung jedes Ereignisses die Frage nach dem Bezug, den es zu ihm selbst habe; denn der Mensch empfindet sich - wie uns scheint, mit vollstem Recht - als die Kronung and den hochsten Mal3stab der Natur. Kunst and Wissen- schaft wiederum aber stellen die hochste Reali- sation seiner geistigen Potenz dar. Daher besitzt der von wissenschaftlichem Streben erftillte Mensch das legitime Recht, Hach dem Bezug des groBen historischen Phanomens, dessen wir heute gedenken, zur Wissenschaft zu fragen. Das ist die Grundfrage, die heute jeder ernste Wis- senschaftler auf der ganzen Erde an das Datum des 7. November 1917 richtet. Ist dieses Datum lediglich fur die Staats- and Sozialgeschichte der Menschheit, fur die Evolution ihrer Ideen and Weltdeutungen ein epochemachendes Er- eignis - and das wurde gewiB geniagen, um ihm sakularen Charakter zuzuschreiben - oder birgt es in sich zugleich die Kraft revolutionarer Umwalzung im Bereich des forschenden Geistes der Menschheit? Sanitized Copy Approved for Release 2010/04/27: CIA-RDP80T00246AO41700050001-3 Sanitized Copy Approved for Release 2010/04/27: CIA-RDP80T00246A041700050001-3 276 MITTEILUNGSBLATT Wie das Urphanomen der Revolution lange, be- vor es fur alle Auge'n sichtbar emporflammt, im Schof3e der alten Ordnung mit zunehmender Heftigkeit zu schwelen beginnt and sich dem zum Sehen bereiten and bereiteten Auge in wachsenden Symptomen and unterirdischen Er- scheinungen ankundigt, so schlummert auch die Frage nach dem Schicksal der Wissenschaft im Banne der sich anbahnenden gesellschaftlichen Umwalzungen bereits lange im Schof3e der von wachsenden Widerspruchen zeirrissenen Ord- nung, bevor sie die kategorische Forderung nach der endgiiltigeriBefreiung der Wissenschaft an- nimmt. In der Morgenrote des menschlichen Denkens bereits, als Mythos and wissenschaftliche Denk- form sich fur immer voneinander zu scheiden beginnen, wird jener welthistorische Antagonis- mus zwischen mythischer Phantasmagorie and rationalem Weltbild sichtbar. Das Ringen dieser polaren Krafte nimmt im Bereich der geistigen Standortbestimmung schlieBlich so gewaltige Dimensionen an, daB es zu der grof3en Entschei- dungsschlacht fi hrt, die nach jahrtausende- langen unentwegten Kampfen eine grundlegen- de Umwalzung im Krafteverhaltnis zwischen diesen beiden diametral entgegengesetzten Denk- formen herbeifiihrt. Die Peripetie dieses welt- geschichtlichen ? Ringens ist der sozialistische Oktober. Vor' zweieinhalb Jahrtausenden traumte ein groler, ein tapferer Heliene in der stidlichen Klarheit seines sonnigen Vaterlandes einen gro- Ben and tapferen Traum, den sein Volk jahr- hundertelang bereits vorgeahnt hatte. Ich spreche von Aschylos and seinem genialen dra- matischen Gedicht ?Der gefesselte Prometheus". Uralt ist der Mythos von dem GottersproBling, der fiber die Erde schreitet, wissend, daB im Erdboden der Same des Himmels schlummere. Aus dieser Erde schuf er den Menschen, lehrte ihn, den Gang der Gestirne" zu entziffern, Zahl and Buchstabe zu beherrschen, Land and Meer zu iiberqueren, Erz and Gold, Silber and Eisen zu schurfen. Und als die h8chste Gabe seines rnenschenfreundlichen Ingeniums raubte er das himmlische Feuer and reichte es dem Men- schen. Ein schoner, ein tiefer, ein edler Mythos. Wir aber haben heute einen anderen Realitatsbegriff als diese mythische Zeit. Wir wissen, daB in einer merkwurdigen, oft zu konstatierenden historischen Inversion nicht der Mensch das Ge- schopf des Prometheus, sondern Prometheus ein Geschopf des Menschen ist. Wir vermogen heute 3. Jahrgang, Heft 11/12 in dieser ergreifenden archaischen Titanenge- stalt das mythisch verhiillte Selbstbildnis der Menschheit and ihr jugendlich aufbrechendes, sich an sich selbst berauschendes Schopfungs- bewuBtsein zu entziffern, den Glauben an ihre Zukunft, ihr erfinderisches Genie, ihre alles durchdringende Kraft der Erkenntnis. Es ist das Bild, das sich die Menschheit in ihrer histo- rischen Morgendammerung davon macht, wie sie sich selbst geschaffen hat. Aber diese strah- lende Vision wird tragisch. Prometheus, das schopferische Genie, wird auf Befehl der hoch- sten Gottheit gefesselt, an den Felsen geschmie- det, in seiner titanischen Wi rde geschandet, ab- scheulichen Greueln ausgesetzt. Eine rauberische Bestie reiBt ihm taglich. auf Befehl der Gottheit die Leber aus dem Leibe. Die Leber ist nach ur- alten Mythos Sitz des Lebens, des leidenschaft- lichen Stolzes, des menschlichen Trotzes and un- bandigen Vorwartsstrebens. Wie haben wir denn diese Fesselung des grolen leidenschaftlichen Menschheitsfreundes zu deu- ten? Ich bitte, mich nicht mif3zuverstehen. Ich meine, wir mussen von unserem Standpunkt - hic et nunc, hier and heute - nach einer Deu- tung dieses erhabenen alten Mythos suchen, die das Vergangliche vom Unverganglichen scheidet and aus der zeitbedingten Schale den tiefen Kern zutage fordert. Nun, wir wissen, daB die hochste himmlische Macht, die den Befehl zur Fesselung des Prometheus erteilt, in Wirklich- keit nichts anderes ist als das ins Unendliche ausgeweitete mythische Abbild der damaligen irdischen Macht. Diese irdische Macht war die Herrschaft des Sklavenhalters. Aber weil es ein ins Unendliche ausgeweitetes Bild ist, so trifft es eben auch mehr als nur die historische Macht jener Zeit; es trifft alle irdische Macht, die ihre angemaf3te Omnipotenz aus der Ohnmacht der Dienenden herleitet. Die vergotterte irdische Macht also ist es, die den Geist wissenschaftlichen Pioniertums fesselt. Das ist der Realitatsgehalt des Mythos, den die Volksphantasie geschafferi hatte and dem Aschy- los nur eine tiefere Deutung verlieh. Aber als R:eprasentant des schopferischen menschlichen Geistes konnte sich der groBe attische Dichter unmoglich bei dem niederschmetternden Ge- danken beruhigen, daB die schopferische Kraft des Menschen fur alle Ewigkeit in Fesseln ge- schlagen bleiben werde and immer nur mit ge- schundenen Gliedern dem Fortschritt dienen konne. In derri Ringen zwischen vergotzter Ge- walt der herrsclienden Ausbeuterklasse and dem Titanenstolz, der in sich das Feuer wissensehaft- Sanitized Copy Approved for Release 2010/04/27: CIA-RDP80T00246A041700050001-3 Sanitized Copy Approved for Release 2010/04/27: CIA-RDP80T00246A041700050001-3 3. Jahrgang, Heft 11/12 MITTEILUNGSBLATT 277 lichen Strebens lodern fiihlt, steht der Dichter eindeutig and ohne Einschrankung auf der Seite des gefesselten Titanen, and keinen Augenblick laBt er uns im Zweifel dariiber, daB er an seine endliche Befreiung aus diesen Fesseln glaubt. Ja, mehr noch, er legt dem gefesselten Titanen den Untergangsfluch gegen die hochste Gottheit seiner Zeit in den Mund. Und wer weid, wie groI3 der patriarchalische Respekt war, den der Hellene seiner hochsten Gottheit entgegenzu- bringen pflegte, der spurt, welcher Titanenstolz in Aschylos selbst gelebt haben mud, um das Wagnis einzugehen, so gottesfeindliche Rede auf die Biihne Athens zu bringen. So donnert Pro- metheus gegen die hochste Gottheit: ,,Mag er sich noch so selbstherrlich diinken, die Stunde wird kommen, da er fur immer von der Allmacht seines Thrones in die Tiefe stiirzt. Mag er, auf Blitz and Donner vertrau- end, heute noch seine vermessene Herrschaft ausiiben, nichts wird es ihm niitzen, ehrlos wird er den unertraglichen Sturz in die Tiefe tun; denn ihm ersteht ein Widersacher, 'der gewaltigere Flammen schafft als den Blitz and machtigeres Drohnen als den Donner." Die Tochter des Okeanos, die Fiihrerin des Chors, warnt Prometheus, es sei doch eine schreckliche Gotteslasterung, der hochsten Gott- heit den unvermeidlichen Sturz anzukundigen; klug dagegen sei es, die Allmachtigkeit im Staube zu verehren. Stolz antwortet ihr der Titan: ,,Bete an, knie, krieche vor der gottlichen Macht, mir ist dieser Gott weniger als nichts." Das ist die Sprache des Revolutionars. Das ist die Sprache der Revolution. Das ist die titanische Stimme menschlicher Macht, die vor nichts ka- pituliert and in sich die Kraft fiihlt, die Welt aus den Angeln zu heben and sie nach. ihrem Bilde zu formen. Wir wissen, Magnifizenzen, verehrte Freunde, wie viele Scheiterhaufen von den herrschenden Machten der Vergangenheit entzundet worden rind, um den prometheischen Geist der Mensch- heit, der das Feuer schuf, selbst mit Feuer and Schwert wieder zu vernichten. Wir wissen, wer Sokrates den Schierlingsbecher in die Hand zwang and Anaxagoras vor das Tribunal zerrte. Wir wissen, wer Giordano Bruno and Jan Hus auf den Scheiterhaufen schickte. ' Wir wissen, wer Galilei and Darwin, Marx and Engels and Lenin in Acht and Bann getan hat. Wir kennen jene, die die besten and hochsten Reprasentan- ten des deutsehen Geistes in den Jahren unserer grol3ten nationalen Schmach fiber die Grenzen unseres Vaterlandes trieben oder ihre Stimme mit Stacheldraht, Strang oder Folter zum Schweigen brachten. Aber fur sie alle hat in Wirklichkeit seit dem 7. November 1917 die Sterbestunde geschlagen -, endgultig and unwiderruflich. Die Grode Sozialistische Oktoberrevolution ist nicht nur der Beginn einer weltumspannenden okono- mischen, politischen and sozialen Transforma- tion der menschlichen Gesellschaft, sie ist zu- gleich auch die Stunde, da dem Prometheus- Menschen fur immer die Fesseln gelost wurden, in die ihn die Macht des Ungeistes schlug. Sie ist die -Befreiungsstunde des prometheischen Geistes der Menschheit. Sie ist die Stunde der wahren Freiheit der Wissenschaft. Denn, hochverehrte Festversamm]ung, der 7. November 1917 ist die Stunde des Sieges der einzigen existierenden Weltanschauung, die dem mythischen Denken den ' Krieg auf Leben and Tod angesagt and die wissenschaftliche Methode des Denkens and Handelns als die einzige zu integraler Herrschaft legitimierte Methode an die Macht gebracht hat. Mit dem sakularen Sieg des Marxismus-Leninis- mus, der als einzige Weltanschauung der wis- senschaftlichen Denkform einen kategorischen AusschlieBlichkeitsanspruch zugesteht, ist die Wissenschaft zu einer herrschenden geistigen Macht der Gesellschaft geworden; auch wenn in einem Teil der Welt noch das unwissenschaft lithe Denken herrscht - die Tage dieses Teils der Erde sind gezahlt. Der Sieg der sozialistischen Revolution aber am 7. November 1917 ist selbst nichts anderes als das Resultat wissenschaftlich begrundeter Fiih rung in.. der Politik, d. h. der niichternen Ein schatzung des Wirkens der Klassen als der ge- schichtsformenden kollektiven Krafte der Gesell- schaft and der daraus resultierenden objektiven Gesetzmadigkeiten: Der Sieg des sozialistischen Oktober stellt den bisher hochsten Triumph wissenschaftlichen Denkens in der Beherr- schung des Geschichtsprozesses iiberhaupt dar, and zum erstenmal in der menschlichen Ge- schichte leitet den gesellschaftlichen Entwick- lungsprozeB eine frelwillige Vereinigung bis zum Tode entschlossener Menschen, die fur ihr politisches Handeln einzig and allein. das wis- senschaftliche Kriterium zulassen. Die politische Revolution von 1917, die den Staat des Zarismus bis auf den Grund.zerstorte and nach hart erkampften wissenschaftlichen Prinzipien einen neuen Staat errichtete, hat also Sanitized Copy Approved for Release 2010/04/27: CIA-RDP80T00246A041700050001-3 Sanitized Copy Approved for Release 2010/04/27: CIA-RDP80T00246AO41700050001-3 278 MITTEILUNGSBLATT nicht nur eine den Grund aufwuhlende okono- mische, soziale and weltanschauliche Revolu- tion nach sich gezogen, sie hat auch einen echten Umsturz in der Stellung der Wissenschaft inner- halb der menschlichen Gesellschaft herbei- gefuhrt. Und wir alle befinden uns mitten in diesem revolutionaren UmwalzungsprozeB. Was ist denn eigentlich eine echte Revolution? Echte Revolutionen sind stets Umwalzungen von Herrschaftsverhaltnissen; nicht ,Herrschafts- verhaltnisse" irgendwelcher Faktionen and Fraktionen, Gruppen and Griippchen, sondern eine herrschende Klasse wird gestiirzt and eine neue ubernimmt die Fuhrung des okonomischen, politischen and geistigen Entwicklungsprozesses der Gesellschaft. Auch im Bereich der Kultur, im Bereich der geistigen Lebensformen der Volker gibt es Herrschende and Beherrschte, herrschende and geforderte Ideen and Denkformen and be- nachteiligte and unterdriickte Ideen and Denk- formen. Allerdings hat es auch vor der Oktoberrevolu- tion bereits Wissenschaft gegeben, grolle, ge- niale, weitschauende, revolutionare Wissenschaft. Ja, es gab sogar einzelne Machtige, die sie dann and wann forderten and stiitzten. Aber die wis- senschaftliche Denkform war nicht eine alles beherrschende and alles durchdringende gei- stige Macht der Gesellschaft; sie war geduldete Bettlerin. Sie blieb das Privileg der gebildeten Armut and der belachelten Aufopferungsbereit- schaft, sofern sie ihrer revolutionaren Folgen wegen? nicht uberhaupt vor das Tribunal der Machthaber gefordert wurde. Die Millionen- massen der Menschheit waren ausgeschlossen von ihr, in mythischem Geisterglauben befangen and gefangen. Mit dem 7 November .1917 ist das Zeit- alter mythischer Vorstellungen endgiiltig and unwiderruflich in den Orkus der Vergangenheit gestof3en worden. Die Epoche der Herrschaft des Wissens and der Wissenschaft hat begonnen; denn auch in der Evolution der geistigen Lebensformen der Gesellschaft gibt es kein Mittelding zwischen Herrschen and Dienen, gibt es keine friedliche Koexistenz zwischen Mystik and Wissen. Du muf3t herrschen and gewinnen oder dienen and verlieren, leiden oder ?triumphieren, AmboB oder Hammer sein. Das gilt auch fur den Geist der Wissenschaft. Der Staat, der rich am 7. November 1917 im- Millionensturm eines Hundertmillionen-Volkes konstituiert hat, das ist der erste Staat auf Erden, der sich auf wissenschaftlicher Grund- lage konstituiert hat and das Gesetz der Wissen- sehaft fur sich selbst als absolut bindend 4ner- 3. Jahrgang, Heft 11/12 kennt. Damit hat die ihrem Wesen nach revo- lutionare Wissenschaft auch in einem seinem Wesen nach revolutionaren Staat ihre endgtil- tige Heimstatte gefunden. Und wie hat diese sozialistische Heimstatte im Verlaufe von vier Dezennien ihren historischen Auftrag gegentiber der Wissenschaft erfiillt? Merkwurdige Gedanken ergreifen uns in diesen Tagen. Ktihne, langst totgeglaubte Jugend- traume tauchen aus dem Unterbewuf3tsein wie- der empor, drangen sich vor and versetzen unser games Wesen in erregte Schwingung: Sollte es dem Menschen wirklich gelingen, den Zauberbann unseres irdischen Schwerefeldes zu durchbrechen? Sollte es ihm wirklich gelingen, sich eines Tages von der Milliarden Jahre alten Ursprungsstatte alles irdischen Lebens zu losen and den kiihnen Flug ins Weltall anzutreten? Werden wir unsere Schritte im Universum eines Tages nicht mehr nach irdischen, sondern nach astronomischen Dimensionen berechnen? Nicht mehr nach Kilometern and Meilen, sondern nach Lichtminuten? Wird die Erde eines Tages wie ein fremder Stern vor unseren Augen da- liegen, werden die Menschen wie Staubkorn- chen in der Unendlichkeit treiben? Schwindel konnte uns bei diesem immensen Gedanken er- fassen. Und doch ist es niemand anderes als der Mensch, der sich selbst zu den himmlischen Hohen erhebt; der Mensch, dieses merkwurdige, kleine, mit Bewuitsein begabte Klumpchen Materie, der traumhafte Dimensionen in traum- hafter Geschwindigkeit zu meistern beginnt! Magnifizenzen, hochverehrte Gaste! _Heute kann kein Zweifel mehr bestehen, daB die Menschheit in eine neue Epoche ihres prometheischen Da- seins tritt, von der noch niemand zu sagen ver- mag, wann ? and wo auch sie eines Tages durch eine neuere, noch grof3ere abgelost werden wird. Wir stehen an der Schwelle zweier Weltalter. Der rote Stern, der 1917 am historischen Firma- ment aufgegangen ist, and der rote Stern, der seit 24 Tagen um unsere alte Mutter Erde kreist, sind die unwiderlegbaren Kiinder einer neuen Weltepoche. Noch in 10 000 Jahren werden diese Daten von der Menschheit mit ehrfurchtsvoller Stimme genannt werden. Aber der von Menschenhand geffigte Stern des 4. Oktober 1957 ist zugleich auch der lebende Reweis daffir, daB der Stern des 7. November 1917 mit seiriem Pfunde wohl zu wuchern ver- standen hat and weiter steigt. Er verkiindet aller Welt, daB Prometheus seit diesem Tage wirklich frei ist. Wie anders ware es moglich, da13-ein Land, das 1917 nogh zu den ruckstandig- Sanitized Copy Approved for Release 2010/04/27: CIA-RDP80T00246AO41700050001-3 Sanitized Copy Approved for Release 2010/04/27: CIA-RDP80T00246AO41700050001-3 MITTEILUNGSBLATT 279 sten Landern der Erde zahlte, in dem die meisten Menschen noch Analphabeten waren, in 40 Jah- ren - and was rind 40 Jahre schon im Leben der Volker! - an die Spitze der denkenden, forschenden, erfindenden and kampfenden Men- schen geriickt ist. Denn das bedeutet das kleine Signal, das seit 24 Tagen mit mathematischer Prazision aus dem Weltall zu uns dringt. Die alte Welt, die immer noch auf die Vergangenheit schwort, die im Dunstschleier mythisch-mysti- scher Vorstellung dahintaumelt and zugleich doch so gern an diesem Erfolg teilhaben mochte, hat wohl begriffen, dal3 etwas Ungeheures im Reiche des menschlichen Geistes geschehen ist. Aber eines will and kann sie nicht begreifen: daf3, um den archimedischen Punkt zu finden, von dem aus die Welt aus den Angeln gehoben werden kann, erst einmal jener Punkt gefunden werden mulite, von dem aus die menschliche Gesellschaft aus den Angeln gehoben werden konnte. Und es ist and bleibt die unverrizck- bare, durch nichts aus der Welt zu schaffende Tatsache, daf3 es einzig and allein die Kommu- nisten gewesen sind, die diesen Punkt gefunden haben in der Errichtung der Diktatur des Prole- tariats and in der Abschaffung des Privateigen- turns an den Produktionsmitteln. Nur die Ab- schaffung des Privateigentums an den Produk- tionsmitteln and ihre tlberfiihrung in den Ge- meinbesitz der Gesellschaft garantieren, da3 alle materiellen, geistigen and moralischen Energien der Gesellschaft jeweils auf einen Punkt, den historisch notwendigen, konzentriert werden konnen. Mogen die durch den sozialistischen Aufbruch zum Weltall tief erschrockenen Kro- nenwachter einer unwiderruflich zum Unter- gang verurteilten Welt jetzt nach dem Stein des Weisen rufen and suchen, um diesen Vorsprung des sozialistischen Geistes wieder einzuholen. Diesen Vorsprung konnen sie nie wieder uber- holen; denn durch die Vergotzung personlicher Gewinnsucht bringen sie sich selbst um die Mog- lichkeit des Erfolges. Nur eine solche Ordnung vermag unentwegt mit prometheischer Kiihnheit voranzuschreiten, in der die Kommunisten die fiihrende Kraft sind, in der das Einzelinteresse dem gesellschaftlichen untergeordnet ist. Es ware ein fundamentaler Irrtum, wenn man annehmen wollte, dal3 der gute Wille allein hin- reichend gewesen sei, der Menschheit ein neues Weltalter zu bescheren. Um den Gottern den Himmel zu entreillen, mul3te zuvor die Erde denen entrissen werden, die sich GBtter auf Erden dUnken. Um Same and Frucht dieser Erde zu bergen, muflte die Erde selbst erst im Schol3e des Menschenvolkes geborgen werden. Mit dem 7. November 1917 wurde zum erstenmal in der Geschichte der Menschheit die Erde, die Mutter aller menschlichen Kultur, denen entrissen, die sie in ihr Gefangnis der Selbstsucht gesperrt hatten, and ihrer Zwillingsschwester ubergeben, die allein aus der Erde den Schatz der Kultur zu formen vermag, der menschlichen Arbeit. Und noch einmal die Frage: Hat die befreite Arbeit mit dem ihr anvertrauten Pfunde in der sozialistischen Welt zu wuchern verstanden? Hat die 40j5hrige Geschichte die historische Legitimi- tat des chirurgischen Eingriffs von 1917 erhar- tet? Hat sie den Beweis erbracht, dali es notwen- dig war, unter der Fuhrung der entschlossensten Revolutionare, mit einem der genialsten Men- schen aller Zeiten an der Spitze - wir sprechen von Wladimir Iljitsch Lenin - eine Diktatur gegen die zu errichten, die nur danach trachten, das hell entfachte prometheische Feuer wieder zu ersticken? Stellen wir die Gegenfrage: Was ware wohl geschehen, wenn die Sohne der sozia- listischen Revolution in diesen 40 Jahren nicht das Mali an Entschlossenheit aufgebracht hatten, fur das sie von wohlmeinenden, aber hochst weltfremden Philanthropen immer wieder ge- tadelt werden? Dann wurde heute nicht nur in Berlin and Moskau, sondern auch in Paris, Prag, Amsterdam, Budapest, Briissel, Warschau, Rom, Bern, Genf and Gott weif3 wo die Fahne mittel- alterlicher Geistesknechtschaft, das Symbol von Strang and Folter, das Hakenkreuz, wehen. Aber gottlob: Die Vater and Sohne der Oktober.- revolution waren unerschiitterliche Kommuni- sten, Vollstrecker der wissenschaftlich erhar- teten Mission des Marxismus-Leninismus. Und daher weht heute fiber einem Drittel des irdi- schen Territoriums nicht das Hakenkreuz, son- dern die Rote Fahne, and aus dem Staat des sozialistischen Oktober ist ein Weltsystem sozia- listischer Staaten geworden. Heute birgt das Sowjetvolk mehr als zehnmal soviel Stahl, zwanzigmal soviel Kohle, hundert- mal soviel elektrische Energie aus der in seine Obhut ubernommenen Erde als vor 40 Jahren. 1917 betrug der Anteil Rufilands an der indu- striellen Produktion der Welt 2 bis 3 O./o. Heute liefert das sozialistische Weltsystem ein Drittel der Industrieproduktion der Erde. Und Jahr um Jahr verlassen dreimal soviel Ingenieure and Wissenschaftler die Hochschulen des Sowjet- landes wie in den Vereinigten Staaten von Ame- rika. 1914 zahlte die organisierte Anhangerschaft der Ideen von Marx and Engels noch Hundert- tausende. Heute gibt es 33 Millionen organi- Sanitized Copy Approved for Release 2010/04/27: CIA-RDP80T00246AO41700050001-3 Sanitized Copy Approved for Release 2010/04/27: CIA-RDP80T00246A041700050001-3 280 MITTEILUNGSBLATT sierte Kommunisten auf der Erde. Es ist die grol3te Partei der Menschheit. Es kann and wird keine grol3ere and starkere Partei geben; denn sie ist die einzige wahrhaft internationalistische Partei, die existiert, sie st% tzt sich auf die Mil- lionenmassen der Werktatigen aller Lander, die in alien Nationen die Mehrheit bilden. Sie exi- stiert iiberall, selbst dort, wo sie verboten ist, wie in der Bundesrepublik. Auch die Partei Lenins war verboten. Warum siegte die GroBe Sozialistische Oktober- revolution? Eben weil sie von dieser Partei ge- fiihrt wurde. Warum errang diese Partei im Verlaufe der denkwurdigen Oktoberrevolution das Vertrauen der Millionenmassen des Volkes? Weil sie bedingungslos fur den Frieden eintrat; weil sie bedingungslos dafiir eintrat, daB die Erde and was sie tragt dem Volke gehore; weil sie bedingungslos daffir eintrat, daB eine Gesell- schaft geschaffen werde,. in der es keine Herren and Knechte mehr gibt, and Weil sie unter der unerschiitterlichen Fuhrung eines Zentralkomi- tees mit einem unbeugsamen Revolutionar an der Spitze stand, die durch nichts von dieser Linie abzubringen war and ist. Diese Verspre- chen hat die Kommunistische Partei Wort fur Wort eingelost. Deshalb hat sie Lenin mit Recht den Geist, die Ehre and das Gewissen unserer Epoche geriannt. Vor mehr als einem halben Jahrhundert sprach er das kiihne Wort: ,Gebt uns eine Organisation von Revolutionaren and wir werden RuBland aus den Angeln heben." Heute ist klar, daB nicht nur RuBland, sondern die ganze Welt aus den Angeln gehoben wird. Magnifizenzen, verehrte Gaste! Nichts Gefahr- licheres im Leben der Volker gibt es als die Furcht vor ganzen Malnahmen. Der Menschheit wird nichts geschenkt. Prometheus darf niemals ruhen. Die Furcht vor der ganzen Entscheidung ermutigt den, der die Vergangenheit verewigen. will. Sie tragt Zweifel and Verzagtheit in die eigenen Reihen. ?Denn der Mensch, der zur schwankenden Zeit auch schwankend gesinnt ist, der vermehret das Ubel and breitet es _.weiter and weiter. Aber wer Pest auf dem Sinne beharret, der bildet die Welt sich." Und nun richte ich die Frage an Sie: Wer hat in diesem Jahrhundert eine neue Welt gebildet? Wer hat niemals geschwankt and gewankt? Wer allein war stets entschlossen, ganze Arbeit zu tun - im Dienste des Friedens, ' im Dienste wissenschaftlichen Geistes, im Dienste einer grundlegenden Umwalzung aller menschlichen 3. Jahrgang, Heft 11/12 Beziehungen aus hochster ethischer Verantwor- tung? Wer war entschlossen, diese Arbeit ganz zu tun, and wer hat sie ganz getan? Wir wissen, daB es immer noch Menschen gibt, die fur sich personlich den Anspruch besonders hoher Geistigkeit erheben and aus diesem An- spruch heraus mit aristokratischem Stolz eine gewisse Scheu vor ganzen MaBnahmen zur Schau tragen. Aber ich erlaube mir die Frage zu stellen: Was wurde in unseren Physik-, Bio- logie- and Geschichtsbiichern zu lesen sein, wenn es nicht Charaktere wie Kopernikus and Kepler, Galilei and Newton, Lobatschewskj and Mendelejew, Darwin and Einstein, Marx and Lenin gegeben hatte? Und lesen wir nicht gerade deshalb fur immer den Namen von Kopernikus in den Annalen des menschlichen Geistes, well er den Mut besall, einen ganzen Schritt zu tun? Denn zwischen dem geozentri- schen and dem heliozentrischen System gibt es ja wohl kein Mittelding. Und lesen wir nicht gerade deshalb Einsteins Namen im Buche der Erkenntnis, well er Kraft and Mut land, von dem metaphysischen Raum- and Zeitbegriff der klassischen Physik zu einem neuen Koordinaten- system des physikalischen Weltbildes vorzu- stoBen? Wer nicht den Mut aufbringt, ganze Schritte zu machen, mull sich damit abfinden, von denen iiberrundet zu werden, die diesen Mut besitzen. Der grolte Schritt, den die Menschheit in ihrer ganzen bisherigen Geschichte gemacht hat, ist der Schritt von dem dumpfanarchischen Sich- vorwartswuhlen im Gestrupp der geschichtlichen Gesetzm5f3igkeiten zur bewuBten Anwendung der historischen Gesetzmaf3igkeit auf ihre eigene Entwicklung. Was Wunder, daf3 kleinmutige Geister vor diesem unerhort kiihnen Schritt zu- riickschreckten. Aber nur so ist es moglich, alle Springquellen des materiellen and geistigen Lebensprozesses der Nationen zum Fliellen zu bringen, alle schopferischen Krafte des Men- schengeschlechts in einem grollen Strome zu vereinigen. Es gibt Menschen, die bereit waren, diese groBe geschichtliche Umwalzung and ihre historische Unumganglichkeit anzuerkennen, wenn sie nur nicht mit dem Erdgeruch einer wirklichen Revo- lution behaftet ware, wenn sie gewissermal3en sauber and delikat wie ein physikalisches Expe= riment im Vakuum abrollen wurde. Diesen sozialistischen Schongeistern, die sich die Geburt der sozialistischen Gesellschaft . wie das Mieten eines moblierten Zimmers vorstellen, in das man Sanitized Copy Approved for Release 2010/04/27: CIA-RDP80T00246A041700050001-3 Sanitized Copy Approved for Release 2010/04/27: CIA-RDP80T00246AO41700050001-3 3. Jahrgang, Heft 11/12 MITTEILUNGSBLATT 281 nur seine Koffer hineinzustellen braucht, schrieb Lenin am 29. Juni 1918, also noch mitten im Wiiten des ersten Weltkrieges, folgende wahr- haft prophetische Worte ins Stammbuch: ,,Sie horten und erkannten theoretisch` an, dal3 die Revolution einem Geburtsakt zu verglei- chen sei, dock als es zur Tat kam, schlotterten sie vor schmahlicher Angst, und ihr Lamen- tieren einer lumpigen, niedrigen Seele ver- wandelte sich in ein Nachbeten der boshaften Ausfalle der Bourgeoisie gegen den Aufstand des Proletariats. Nehmen wir die Beschrei- bung des Geburtsaktes in der Literatur - jene Beschreibungen, wo die Autoren sich das Ziel setzten, die ganze Schwere, die ganze Qual, das . ganze Grauen dieses Aktes wahrheits- getreu darzustellen; wie z. B. in La joie de vivre' von Emile Zola oder in den Notizen eines Arztes` von Weressajew. Die Geburt des Menschen ist ein Akt, der die Frau in ein ge- qualtes, gemartertes, vor Schmerz wahnsinnig gewordenes, blutiges, halbtotes Stuck Fleisch verwandelt. Wiirde jedoch irgend jemand ein- verstanden sein, ein solches Individuum` als Menschen anzuerkennen, das nur das in der Liebe, in ihren Folgen, in der Mutterwerdung der Frau sahe? Der aus diesem Grunde der Liebe und der Kinderzeugung abschwure? . . Mogen die sozialistischen` Jammerlappen unken, mag die Bourgeoisie wuten und toben. Nur Menschen, die* die Augen schliel3en, um nicht zu sehen, ?und sich die Ohren verstopfen, um nicht zu hhren, sind imstande, nicht zu bemerken, daf3 auf der ganzen Welt fur die alte, kapitalistische Gesellschaft, die mit dem Sozialismus schwanger geht, die Geburtswehen begonnen haben. Auf unser Land, das durch den Gang der Ereignisse zeitweise in die Vor- hut der sozialistischen Revolution vorgeriickt ist, entfallen heute ? die besonders grollen Qualen des ersten Abschnittes der begonne- nen Geburt. Wir haben allen Grund, mit voll- kommener Festigkeit und absoluter Zuversicht in die Zukunft zu blicken, die uns neue Bundesgenossen, neue Siege der sozialistischen Revolution in einer Reihe der fortgeschrit- teneren Lander vorbereitet. Wir haben ein Recht, stolz zu sein und uns glUcklich zu schatzen, dal3 es uns als den ersten zufiel, in einem Winkel des Erdballs these wilde Bestie, den Kapitalismus, zur Strecke zu bringen, der die Erde in Blut ertrankte, der die Menschheit bis zu Hunger und Verwilderung gefuhrt hat und der unausbleiblich und bald sterben wird, wie ungeheuer und bestialisch auch seine Raserei in der Agonie sein mag." (W. I. Lenin, Samtl. Werke, Bd. XXIII, Moskau, S. 136/138.) Mancher Deutsche fiihlt sich in seinem Natio- nalbewul3tsein gekrankt, wenn wir die soziali- stische Oktoberrevolution so enthusiastisch fei- ern. Schliel3lich ist es nun einmal die geschicht- liche Tatsache, dal3 nicht Deutschland, sondern ein anderes Land diesen triumphalen Durch- bruch fur die Menschheit erzwungen hat. Diese mit einem anscheinend so empfindlichen Natio- nalgefiihl ausgestatteten Deutschen konnen sich nicht mit dem Gedanken versohnen, dal3 das Sowjetland - dank des triumphalen Sieges vor 40 Jahren - heute die fiihrende Kraft der so- zialistischen Staatenwelt darstellt. Wie schwach, wie kleinmutig, wie lebensuntiichtig, ja wie irreal muf3 doch ein ,Nationalgeftihl" sein, das den Gedanken nicht zu ertragen vermag, andere Volker verkorpern in sich zu einem gegebenen Zeitpunkt die historische Initiative des Welt- fortschritts und die grope sozialistische Familie besitze wie jede andere altere, erfahrenere, star- kere und jiingere, weniger erfahrene und nicht so starke Sohne und Tochter! Der Kommunismus ist eine einheitliche, ge schlossene, weltumspannende, internationale Be- wegung; der Sozialismus ist ein einheitliches internationales System; er ist unteilbar. Nur durch die briiderliche Vereinigung aller ihm zu- strebenden Krafte der ganzen Welt zu einem. einheitlich ' wirkenden Ganzen wird er volle Wirklichkeit; nur wenn alle Volker dieses Ziel erreichen, ist der Weltfriede fur immer ge- sichert. Daher braucht die sozialistische Welt eine einheitliche Fuhrung. So wie die Gestirne sich im Weltall jeweilig nach den Gesetzen des Zentralgestirnes bewegen, so wie jedes natiir- liche System seinen natiirlichen Mittelpunkt be- sitzt, so wie jedes mathematische System eines zentralen Koordinationsprinzips bedarf, so wie der Mensch eines charakterlichen Zentrums be- darf, um sich als Personlichkeit zu behaupten, so bedarf auch das sozialistische Weltsystem eines seiner, Eigenart angemessenen Gravita- tionszentrums. Und wie die stellare Materie in dem Gesetz der Massenanziehung die Prinzipien ihrer inneren Ordnung findet, nach denen die Gestirne in erhabener Ruhe ihre sakularen Bahnen ziehen, so hat die Kraft der Entschei- dung der Millionen am 7. November 1917 ein historisches Faktum in die Welt gesetzt, das da- zu ftihrte, dal3 auch die Kreise des sozialistischen Sanitized Copy Approved for Release 2010/04/27: CIA-RDP80T00246AO41700050001-3 Sanitized Copy Approved for Release 2010/04/27: CIA-RDP80T00246AO41700050001-3 282 MITTEILUNGSBLATT Weltsystems sich nach einem bestimmten Gesetz diesem Zentrum zuordnen. Das ist der Lorbeer, den die Geschichte der Arbeiterklasse des Sowjetlandes fur die uner- mef3lich groBen Opfer zuerkannt hat, die sie als erste fur die ganze zivilisierte Menschheit auf sich zu nehmen bereit war. Diese grenzenlose Opferbereitschaft ist ein historisches Faktum, ein historisches Verdienst, das durch nichts aus der Welt zu schaffen ist and vor dem gerade wir Deutschen uns in Ehrfurcht and Dankbar- keit zu verneigen alien Grund besitzen. Die Volker des Sowjetlandes and an ihrer Spitze die Arbeiterklasse haben mit dem Einsatz ihres Lebens nicht nur das Vermachtnis unserer gro- Ben Sohne Karl Marx and Friedrich Engels er- fiillt. Sie haben auch unter schrecklichen Blut- opfern uns alle von der. Herrschaft der Reichs- tagsbrandstifter, der Brandstifter des zweiten Weltkrieges befreit. Wer da glaubt, er konne sich vor der Welt- geschichte and ihren Realitaten verstecken, der hat eine wahrhaft naive Vorstellung von den Wir- kungsdimensionen geschichtsformender Krafte. Wer da glaubt, in einem Mauseloch wie der Bundesrepublik, dem Sozialismus entrinnen zu konnen, der verrat einen geradezu erstaunlichen Mangel an Unterscheidungsvermogen gegeniiber historischen GroBenverhaltnissen. Denn im planetarischen Zeitalter ist ein Gebilde wie die Bundesrepublik nicht mehr als ein hochst frag- wiirdiges Mauseloch fur die letzten Mohikaner der europaischen Reaktion. Wer Bich auf die Waffen der deutschen Militaristen verlaBt, der ist verlassen. Ich glaube, ich kann mir einen ein- gehenden Beweis fiir diese Behauptung ersparen. Die Marneschlacht von 1914 and die Schlacht von Stalingrad gehoren bekanntlich nicht zu den Ruhmesblattern deutscher Kriegskunst. Mancher wird vielleicht in diesem Moment mit einem gewissen auf3eren Schein bei rich denken: Ja, and wie steht es mit der Deutschen Demo- kratischen Republik? 1st sie etwa groBer als die Bundesrepublik? Hat sie mehr Quadratmeter, mehr Einwohner, mehr diplomatische Anerken- nungen? Ich sage trotzdem .- die Deutsche. Demokratische Republik ist gr6f3er als die Bun- desrepublik. Die GroBe eines Staates miBt sich nicht in erster Linie nach Quadratmeilen, Bevol- kerungsziffern, Botschaften and Notenumlauf; denn dann ware ja moglicherweise Brasilien gro-, her als Frankreich. Die Gro[3e and das Gewicht eifles Staates miBt nach seiner Bereitschaft, fur 3. Jahrgang, Heft 11/12 die friedliche Zukunft der Menschheit die hoch- sten Opfer zu bringen and nach der gleichen Bereitschaft seiner Verbfindeten. Und da ist die Deutsche Demokratische Republik hundertmal grof3er als die Bundesrepublik, die im Gotzen- dienst des Geldes and der Gewinnsucht ersauft and alle idealen Bestrebungen ihrer Jugend zu ersticken droht. Denn wenn unsere deutsche Jugend etwas aus den vier Dezennien sozialistischer Revolution zu lernen hat, dann eben, daB groBe geschichtliche Umwalzungen nur durch groBe, aus Enthusias- mus geborene Opfer errungen werden konnen. Wer bereits mit 20 Jahren nach seinem Anteil an der Altersversorgung fragt, der soil nur gleich seinen Sarg bestellen; denn geistig and moralisch ist er sowieso schon tot. Wenn die deutsche Jugend diese Opferbereit- schaft im Dienste der hochsten Ideen der Mensch- heit aufbringt, im Dienste der Ideen des Frie- dens and der Brilderlichkeit der Volker, im Dienste der Idee der menschlichen Gesellschaft, die frei ist von der Spaltung in Klassen, dann wird es ihr auch gelingen, die politischen Greise in der Bundesrepublik, deren Kopfe von den antiquierten Ideen aus der Zeit des wilhelmini- schen Kaiserreichs vollgestopft sind, so daB nichts anderes mehr hineingeht, aus der Macht zu stof3en - falls notwendig, auch mit revolu- tionaren Methoden - and damit wirklich ein neues, jugendliches, dem Frieden and der Volker- freundschaft zugewandtes., geeintes Deutschland zu errichten. Das auch ware der schonste Dank, den das deutsche Volk dem sowjetischen Volk fair die 40 Jahre schwerer Opfer abtragen konnte, die es fiir uns alle auf Bich genommen hat and von denen keiner denken moge, daB sie ihm leicht gewesen seien. Das auch ware die hochste Lehre, die wir Deutschen aus der sozialistischen Oktober- revolution ziehen konnen. Denn der 7. November 1917 and die 40 Jahre, in denen die Oktoberrevolution von Erfolg zu Er- folg gesttirmt ist,. lehren uns, daB es zwischen Kapitalismus and Sozialismus kein Mittelding gibt. Aus diesem Grunde liegt auch Deutschlands Zukunft letztlich nur im Sozialismus. LaBt uns deshalb wtirdige Enkel der grof3en Kampftradi- tionen der deutschen Arbeiterklasse sein, die gerade auch hier an diesem Ort ruhmreiche Schlachten geschlagen hat.' LaBt uns das heilige Vermachtnis erfiillen, das die Begriinder unserer weltumspannenden Bewegung - Marx; Engels and Lenin and alle, die ihr Blut fiir diese groBe Sanitized Copy Approved for Release 2010/04/27: CIA-RDP80T00246AO41700050001-3 Sanitized Copy Approved for Release 2010/04/27: CIA-RDP80T00246AO41700050001-3 3. Jahrgang, Heft 11/12 MITTEILUNGSBLATT 283 heilige Sache verstromten - in unsere Hande gelegt haben. Der Marxismus-Leninismus ist das Unterpfand des Sieges, auch in der Wissenschaft. LaBt uns daher das Gebaude unserer Wissen- schaft auf den Grundlagen des dialektischen and historischen Materialismus von Grund auf er- neuern. Fur das schopferische Ingenium gibt es hier keine Grenzen. Wenn ? die Wissenschaft sich mit der befreiten Arbeit verbiindet and verbindet, wenn .wissen- schaftliches Denken and wissenschaftliches Welt- bild jeden Werktatigen durchdringen, wenn jeder Wissenschaftler rich der Zukunft der werk tatigen Menschheit verpflichtet fiihlt, dann hat die Stunde der endgiiltigen Befreiung der Menschheit von Furcht and Not geschlagen. Ver- gessen wir dabei aber die entscheidende Lehre nicht, die uns die Oktoberrevolution and die 40 Jahre, die seitdem verflossen sind, eindring- lich in unser Gewissen gepflanzt haben: Alle these Fragen sind Machtfragen; sie konnen hur gelost werden, wenn diejenigen endgultig von der Macht entfernt werden, die sich von der Ver- gangenheit nicht zu losen vermogen, deren ewige Devise Krieg, Krieg and abermals Krieg ist. Wer die Machtfrage aus dem Auge verliert, der lauft Gefahr, die Macht zu verlieren. Der Friede aber ist das Gesetz des Sozialismus. Ein Staat, der darauf baut, daB Wissenschaft and menschliche Arbeit befreit and vereinigt un- begrenzte Fahigkeit besitzen, die menschlichen Krafte ins Ungemessene zu erweitern and aus dem mutterlichen ErdenschoB alles hervor- zubringen, was die Menschheit nur zu wunschen vermag, der hat es nicht notig, sich durch Krieg Schatze gewalttatig anzueignen, die andere schufen; der hat es nicht notig, aus dem Blut der Volker die Triumphbogen seiner eigenen Un menschlichkeit zu errichten; der verabscheut alles, was dem friedlichen Fortschritt entgegen- steht. Fur den Sozialismus ist deshalb Freiheit der Wissenschaft and Wille zum Frieden eine unlos- bare Einheit. Diese Freiheit ist absolut. Es ist uneingeschrankte Freiheit fur den Kampf der Wissenschaft gegen jedwede Erscheinungsform der Unwissenschaftlichkeit. Es ist die unein- geschrankte Freiheit zu unbegrenztem Fort- schreiten. Die imperialistische Welt tut sich etwas darauf zugute, daB es bei ihr die Freiheit zum Riickschritt gibt. Aber das ist eine Pseudofrei- heit, and wir konnen sie nicht schatzen; denn jeder Ruckschritt muB unweigerlich mit Verlust an menschlicher Substanz bezahlt werden. Die Freiheit der Riickkehr zur Barbarei ist in Wirk- lichkeit die Freiheit zur Vernichtung der Frei- heit. In der kapitalistischen Welt besitzt die Wissen- schaft die Freiheit zu betteln. In der sozialisti- schen Welt besitzt sie die Freiheit zu herrschen, and sie herrscht, indem sie dem Volke dient, das Wort Volk im ursprunglichen Sinne des grie-. chischen demos genommen, das ja in dem Begriff Demokratie enthalten ist. Das Denken der Gesell- schaft beherrschen, indem ich dem Volke diene - das ist die Dialektik der Freiheit der Wissenschaft. Es kommt nur darauf an, daB wir lernen, von dieser Freiheit auch wirklich Ge- brauch zu machen. Wir werden unsere Uberzeugungen niemand aufzwingen. Aber die Auseinandersetzung mit unserer Uberzeugung, die werden wir der ganzen Welt aufzwingen. Ja, um genau zu sein, muB man sagen: wir haben sie bereits der ganzen Welt aufgezwungen kraft unserer Exi= stenz and kraft der revolutionaren Tatsachen, die wir in die Welt setzen. In diesem weltweiten Ringen fiihlen wir uns mit alien fortschrittlichen Menschen der Erde briiderlich vereint. Wir grii- Ben sie von der Statte, wo Karl Marx zum Doktor der Philosophie promovierte. Wir gruBen alle Universitaten, Hochschulen, Professoren and Studenten des Sowjetlandes. Das sind Statten, wo kuhne revolutionare Gedanken geschmiedet werden. Wir gruBen das sowjetische Volk, das zum Aufbau der kommunistischen Gesellschaft schreitet. Wir gruBen alle uns befreundeten Na- tionen, die fur den Sozialismus kampfen. Wir gruBen die Lehrer and Studenten aller anderen Lander; denn wir wissen, daB in alien Landern der Erde kuhne revolutionare Traume reifen. Wir gruBen die Arbeiter and werktatigen Bauern der ganzen Erde; denn wir wissen, daB sie die Vollstrecker der sozialistischen Revolution sind. Verehrte Freunde! Es fallt schwer, sich ein be- deutsameres Datum fur den Gang der mensch- lichen Geschichte vorzustellen als den 7. Novem- ber 1917. Es fallt schwer, sich ein groBeres Datum fur die Geschichte der Wissenschaft vorzustellen als den 4. Oktober 1957. Welch groBes Jahrhun- dert, in, dem zu leben uns vergonnt ist! Wie stolz konnen die sein, die aus innerster IJberzeugung sagen diirfen: Ich bin dabei gewesen, ich bin wirklich dabei gewesen. Heute ist es klar, daB die Geschiitzsalven des Panzerkreuzers ?Aurora" Sanitized Copy Approved for Release 2010/04/27: CIA-RDP80T00246AO41700050001-3 Sanitized Copy Approved for Release 2010/04/27: CIA-RDP80T00246AO41700050001-3 ~MITTEILUNGSBLATT am 7. November 1917 ein neues Weltalter ein- geleitet haben. Mogen jene gesenkten Hauptes durch unsere Zeit schreiten, die am Himmel keine Phantome mehr finden, vor denen sie knien mochten. Wir konnen stolz unsere Augen zum Himmel erheben; denn der Stern, der dort kreist, Au f der dem 40. Jahrestag der Grofien Soziali- stischen Oktoberrevolution gewidmeten Festsit- zung des Plenums der Akademie der Wissen- schaf ten der UdSSR hielt am 1. 11. 1957 der Pre- sident der Akademie der Wissenschaften der UdSSR, A. N. NESMEJANOW, den Festvortrag. In diesen Tagen begeht das sowjetische Volk and die ganze fortschrittliche Menschheit den vierzigsten Jahrestag der GroBen Sozialistischen Oktoberrevolution, die ein grundlegender Wende- punkt in der Weltgeschichte ist. Die zehn Tage der Geburt der Sowjetmacht erschiitterten die Welt, and die vierzig Jahre ihrer unermtidlichen Arbeit veranderten sie von Grund auf. Diese vierzig Jahre im sozialen and nationalen Leben der Menschheit hatten unvergleichlich groBere Bedeutung als die stiirmischsten and schaffens- reichsten Perioden vergangener Jahrhunderte. Wir alle, gliickliche Zeitgenossen and Teil- nehmer an den groBen Taten, die unser Land ver- anderten, sind erfiillt von berechtigtem Stolz auf unsere Heimat, die als erste den Weg des Sozialis- mus beschritten hat and zum Leitstern der Werk- tatigen des ganzen Erdballs wurde. Wir sind stolz auf unser groBes Volk, das durch seinen heldenhaften Kampf and durch seine Arbeit eine neue Ara im Leben der Menschheit eroffnete, wir sind stolz auf unsere Kommunistische Partei. Unter ihrer Fiihrung wurden all unsere Siege and Erfolge errungen, unter ihrer Fiihrung wurde die Ausbeutung des Menschen durch den Men- schen beseitigt, and das ganze Volk nahm, statt einer morbiden Schicht ,Auserw5hlter", die Ge- staltung des politischen and kulturellen Lebens in seine Hand. Am vierzigsten Jahrestag der GroBen Soziali- stischen Oktoberrevolution miissen wir uns in dankbarem Gedenken dem Fiihrer der Oktober- revolution zuwenden, dem Griinder unserer Par- tei and des Sowjetstaates - Wladimir Iljitsch Lenin. Der groBe Lenin entwickelte schopferisch die Lehre von Marx and Engels auf der Grundlage 3. Jahrgang, Heft 11/12 ist unser Stern, ist ein menschlicher Stern, der Stern der GroBen Sozialistischen Oktoberrevo- lution. DR. W. GIRNUS Staatssekretar fur Hochschulwesen 40 Jahre 'sowjetische Wissenschaft der tiefen Analyse des Kapitalismus in seiner letzten Etappe - in der Epoche des Imperialis- mus - auf der Grundlage der Verallgemeinerung der Kampferfahrungen des Proletariats, in erster Linie der des russischen, fur seine Befreiung. Lenin begriindete die Moglichkeit des Sieges der proletarischen Revolution in einem Land and arbeitete ihre Strategie and Taktik aus. Gefiihrt von der Lehre Lenins, gefiihrt von Lenin, voll- zogen die Volker unseres Landes die Revolution, die zum -groBen Wendepunkt in der Geschichte der Menschheit.wurde. Die gewaltigen Errungenschaften der Sowjet- union, Volkschinas and der anderen sozialisti- schen Lander, die imposanten Resultate des revo- lutionaren Kampfes der_ werktatigen Massen unter der Fiihrung der kommunistischen and Arbeiterparteien, die Herausbildung eines neuen sozialistischen Weltsystems sind hervorragende Beispiele fiir die Umsetzung der wissenschaft- lichen Theorie in die Praxis. Der Marxismus- Leninismus gab uns zum erstenmal auf dem Ge- biete der Gesellschaftswissenschaf ten eine voile Einheit von Theorie and Praxis. Die sich auf wissenschaftlichen Grundlagen ent- wickelnde sozialistische Gesellschaft errang gran- diose Erfolge in der Umgestaltung der Wirtschaft, Wissenschaft and Kultur des halbanalphabe- tischen and technisch riickstandigen zaristischen RuBlands. Diese Umgestaltungen verwandelten unser Land in einen machtigen Industriestaat, der technisch and kulturell entwickelt ist. Die UdSSR hat fast 3000 wissenschaftliche Institu- tionen, 767 Hochschulen, mit deren jahrlicher Absolvierung unserem Land mehr als 250 000 qualifizierte Spezialisten zur Verfiigung stehen. Der grol3en Sache des Aufbaus der kommuni- stischen Gesellschaft dienen 240 000 wissen- schaftliche Mitarbeiter mit ihrem Wissen. Das Wachsen and Bltihen der Sowjetwissen- schaft ist in vielem durch die breite Aus- nutzung der Methodologie des dialektischen Materialismus, durch die konsequente dialek- Sanitized Copy Approved for Release 2010/04/27: CIA-RDP80T00246AO41700050001-3 Sanitized Copy Approved for Release 2010/04/27: CIA-RDP80T00246AO41700050001-3 MITTEILUNGSBLATT 285 tisch-materialistische Weltanschauung unserer Wissenschaftler bedingt. In den 40 Jahren ihrer Entwicklung errang die Sowjetwissenschaft eine mannhafte Reife. Dafir zeugen der Aufbau einer Atomindustrie, der Erd- satellit, der den Erdball in anderthalb Stunden umfliegt, die Befruchtung der machtigen sowje- tischen Technik durch die Wissenschaft. Die Entwicklung der Wissenschaft ist ohne die Praxis undenkbar, and die Nutzung wissenschaf t- licher Ergebnisse ist ein weiterer Schritt in der Entwicklung der Industrie. Andererseits ist jeder Fortschritt in der Produktion Nahrung fur die Wissenschaft, and indem ihr immer neue and wieder neue Aufgaben gestellt werden, veran- laf3t er sie, vorwarts zu schreiten. Nicht alle Zweige der Wissenschaft U ben jedoch unmittel- baren Einfluf3 auf die Technik aus, sondern oft erst uber eine ganze Reihe wissenschaftlicher Disziplinen, die den einzelnen Gliedern dieser Kette neue Moglichkeiten zu ihrer Entwicklung geben and dadurch auf das letzte Kettenglied, auf diese oder jene Erscheinung der Technik, einwirken. Ein Beispiel dafi r ist das Anwachsen vieler Ge- biete der Mathematik, die ihren bestimmenden Einfluf3 auf die Technik nicht nur unmittelbar austiben, sondern in noch grof3erem Maf3e durch die Entwicklung der Methoden der theoretischen Mechanik, der theoretischen Physik and anderer Disziplinen. Und sie ihrerseits bringen die ver- schiedenen Zweige der experimentellen Physik, der Chemie, der angewandten Mechanik usw. vorwarts. Unsere Akademie war wahrend ihrer ganzen Geschichte eines der grof3ten Zentren progres- siven mathematischen Denkens. Die Arbeiten der hervorragenden russischen Mathematiker des 19. Jahrhunderts, M. A. Ostro- gradski and P. L. Tschebyschew, hinterlief3en in der Weltwissenschaft tiefe Spuren. Allgemeine, wenn auch verspatete Anerkennung erhielten die Arbeiten P. I. Lobatschewskis. In den Werken sowjetischer Wissenschaftler er- fuhren die Zahlentheorie, die Funktionentheorie, die Wahrscheinlichkeitstheorie, die Topologie usw., die Theorie der Differentialgleichungen-und die funktionelle Analysis eine glanzende Weiter- entwicklung. Fur die Losung vieler Fragen der Physik and Technik in ihren verschiedenartigsten Rich- tungen haben unsere Errungenschaften in der Theorie der Differentialgleichungen grof3e Be- deutung. Wichtige Ergebnisse wurden auf dem Gebiete der Theorie der Funktionen der reellen Variablen durch die von N. N. Lusin geschaffene Schule erzielt. Die von unseren Gelehrten entwickelte Theorie der Funktionen der komplexen Variablen fand verschiedenartige Anwendungen - in der Hydro- dynamik, in der Aerodynamik and in der Elasti- zitatstheorie. Es wurde eine neue Richtung in der Theorie der Funktionen der komplexen Variablen geschaffen - die Theorie der quasi- konformen Abbildung, die die klassische Theorie wesentlich erweitert and bedeutende Anwen- dungen erfahrt, insbesondere in der Theorie der Fadenstromung. Einen grol3en Beitrag der russischen and sowje- tischen Gelehrten stellt die Schaffung der Grund- lagen der ,konstruktiven Theorie der Funk- tionen" dar; diese Theorie ermoglicht es, die ein- fachsten Naherungsdarstellungen von Funk- tionen mit Hilfe von Polynomen and anderen Ausdri cken, die eine unmittelbare Berechnung zulassen, zu finden and "zu studieren. Hier ist vor allem S. N. Bernstein zu nennen. GroBe Bedeutung haben die Werke sowjetischer Gelehrter auf dem Gebiet der Wahrscheinlich- keitstheorie. Auf der Grundlage der Forschungen uber die Wahrscheinlichkeitstheorie and der ma- thematischen Statistik wird u. a. die statistische Dynamik der automatischen Regel-Systeme aus- gearbeitet. Die neuen Methoden, die fur die Zahlentheorie von I. M. Winogradow geschaffen wurden, er- laubten ihm, das beruhmte Problem von Gold- bach zu Ibsen, and sie fanden weitere Anwen- dung in der Zahlen-, Wahrscheinlichkeits- and Funktionentheorie. Die topologischen Methoden der sowjetischen Schule werden auf verschie- denen Gebieten der Mathematik, u. a. in der, Theorie der Differentialgleichungen, angewandt. Neben den Errungenschaften auf klassischen Gebieten hat die Entwicklung der axiomatischen and theoretisch-funktionellen Methoden in den letzten Jahrzehnten das Gesicht vieler Zweige der Mathematik verandert and vollkommen neue Richtungen hervorgerufen. Die Synthese der klassischen Theorien mit diesen neuen Methoden hat das Aussehen solcher Gebiete, wie die Wahr- scheinlichkeitstheorie, die Algebra, die Topologie. u. a. umgestaltet. Immer mehr verstarkt sich das wechselseitige Durchdringen der Methoden ver- schiedener mathematischer Disziplinen. So wurde zum Beispiel die Geometrie der vieldimensio- nalen and unendlichdimensionalen Raume zu einem machtigen Werkzeug bei der Erforschung Sanitized Copy Approved for Release 2010/04/27: CIA-RDP80T00246AO41700050001-3 Sanitized Copy Approved for Release 2010/04/27: CIA-RDP80T00246AO41700050001-3 286 MITTEILUNGSBLATT der mathematischen Analysis. In alle Gebiete der Mathematik and ihrer Anwendungen dringen die modernen algebraischen Methoden (z. B. die der Gruppentheorie in der Quantenphysik) and die topologischen Methoden immer tiefer ein. Sogar die lange etwas isoliert gebliebene Zahlen- theorie findet neue Anwendungen in der Ana- lysis and in der Wahrscheinlichkeitstheorie. Es bildeten sich solche wichtigen neuen Gebiete der Mathematik heraus wie die moderne Theorie der Operatoren and die mathematische Logik. Neben der Theorie der Differentialgleichungen and der Wahrscheinlichkeitstheorie wird die Theorie der Operatoren zu einem der hauptsach- lichsten mathematischen Hilfsmittel der Physik. Gegenwartig hat die Technik ein solches Niveau erreicht, daB nicht einer ihrer Zweige ohne die Benutzung komplizierter mathematischer Diszi- plinen auskommen kann. Die Ausnutzung der'Atomenergie zu friedlichen Zwecken, die Fragen der automatischen Regu- lierung and Steuerung von Produktionsprozes- sen, die Fragen der Raketentechnik and viele andere der neuen Technik stellen der Mathema- tik prinzipiell neue Aufgaben. Von den sowjeti- schen Mathematikern werden erfolgreich solche neuen Richtungen intensiv gepflegt wie die Infor- mationstheorie, die Theorie der Programmierung der Elektronenrechenmaschinen u. a.; eine wich- tige Anwendung erhalt die mathematische Logik. Die Schaffung schnellarbeitender Rechenmaschi- nen bedeutet fur Wissenschaft and Technik.den Anbruch einer neuen Epoche and wird u. a. die Moglichkeiten der Planung der Volkswirtschaft tiefgreifend bereichern. Die Mechanik schlieBt sich fest an die Mathe- matik an and nutzt weitgehend ihre Methoden aus. Die theoretische Mechanik, die sich in ihrer Ent- wicklung auf die Erfolge der Mathematik sti tzt, nahrt eine Reihe von Nebendisziplinen der Mechanik, die ihrerseits schon unmittelbar mit der Technik verbunden sind and deren schnellen Fortschritt bedingen. Aber auch die Technik selbst stellte der Wissenschaft viele neue Pro- bleme. Sie zwang dazu, eine ganze Reihe von Problemen auf neue Weise zu Ibsen. Besonders anschaulich sieht man das im Flugwesen and in der Raketentechnik, deren Entwicklung eng mit den wissenschaftlichen Forschungen auf dem Gebiet der Aero-, Hydro- and Gasdynamik ver- bunden ist. N. E. Shukowski lieferte eine vollendete Theorie des UmflieBens von Profilen durch eine inkom- 3. Jahrgang, Heft 11/12 , pressible Fli ssigkeit. Indem er das Wesen der IHubkraft enthiilite, schuf er die erste Theorie der Flugzeugschraube. Seine Arbeiten waren die theoretische Basis fur die aerodynamisch rich- tige Entwicklung des Flugzeugs. Beim tUberschreiten der Schallgrenze itn Flug- wesen spielte die Theorie der Gasstromung von 0. A. Tschaplygin eine auBerordentliche Rolle, die die Praxis um Jahrzehnte uberflugelte. Grol3e Erfolge wurden von sowjetischen Ge- lehrten auf dem Gebiet der Theorie der Schall- und tYberschallgeschwindigkeit des Fluges er- zielt. Die sturmische Entwicklung der Raketentechnik verdankt vieles ihrem Begriinder, dem groBen Gelehrten and Autodidakten K. E. Ziolkowski, der die Grundlage der Theorie der Raketen- bewegung schuf. Das wissenschaftliche Erbe K. E. Ziolkowskis wurde von den sowjetischen Forschern schopferisch weiterentwickelt. Heute werden unsere Luftlinien vom DusenexpreB TU-104 beflogen. Weitere neue Typen von schnellen Dusenflugzeugen wurden geschaffen. Eine wichtige Etappe stellt die Schaffung von interkontinentalen ballistischen Raketen dar. Ein groBer Triumph der Sowjetwissenschaft ist der Start des ersten kiinstlichen Erdsatelliten. Die Losung vieler Aufgaben der neuen Technik war nur mit Hilfe solider Konstruktionen mit geringstem Gewicht moglich. Das forderte von der Wissenschaft eine neue Stellung and Losung von Aufgaben der Elastizitat, Festig- keit, Dauerstandfestigkeit, Tragfahigkeit and Verformung von Konstruktionen. Dafiir war eine Berechnung der Plastizitat, der Wechselwirkung deformierbarer Elemente mit Gasstromungen and Flussigkeitsstromungen von hoher Geschwindigkeit, der Temperaturbedin- gungen usw. notwendig. Von sowjetischen Ge- lehrten wurden fundamentale Beitrage zur Untersuchung dieser Probleme geleistet. Wir verzeichnen hier besonders den Beitrag der Grusinischen Akademie der Wissenschaften zur Elastizitatstheorie, namentlich den N. I. Musche- lischwilis and seiner Schule. Neue Aufgaben stellte die Praxis auch anderen Gebieten der Mechanik, so in der Theorie der Schwingungen and der Stabilitat der Bewegung, in der Hydraulik and der Filtrationstheorie, in der Theorie der Mechanismen and Maschinen, in der Theorie der automatischen Regelung. Auf all diesen Gebieten gibt es wesentliche Errungen- schaften, die es erlaubten, eine Reihe kompli- zierter Aufgaben hydrotechnischer Anlagen, der Erdol- and Gasindustrie, des Maschinenbaus, der Sanitized Copy Approved for Release 2010/04/27: CIA-RDP80T00246AO41700050001-3 Sanitized Copy Approved for Release 2010/04/27: CIA-RDP80T00246AO41700050001-3 Automatisierung von Produktionsprozessen usw. zu losen. In den 40 Jahren der Sowjetmacht ist die Technik weit vorangeschritten. Wenn in den ersten Jahren nach der Revolution die Leistung von Wasserturbinen 3000-5000 kW betrug, so hat sie jetzt 200 000-300 000 kW er= reicht. Dasselbe kann man von Dampfturbinen sagen, deren Leistung sich in dieser Zeit von 2000- 5000 kW auf 300 000 kW erhohte. Vor der Revolution verfiigte unser Land fiber einen Bestand von metallbearbeitenden Ma- schinen von insgesamt nur 100 000 Einheiten; gegenwartig haben wir etwa 2 Millionen. Erheblich erhohten sich die Geschwindigkeiten bei der spanabhebenden Formung der Metalle, beim Schmelzen, Schmieden and der ther- mischen Bearbeitung. Eine weitere Erhohung des Wirkungsgrades sowohl der Bearbeitungs- als auch der Antriebsmaschinen wurde durch Er- hohung von Druck and Temperatur in den Arbeitsprozessen erreicht. Vor der Revolution wurden normalerweise Pres- sen mit einer Hochstleistung von 100-500 t gebraucht. Jetzt ist die Leistung auf das Hundert- und Mehrfache angestiegen. Das Temperatursystem der Antriebsmaschinen stieg von 350-450? auf 1500? and mehr and nahert sich schon der Grenze, die durch die Eigenschaft der Metalle bedingt ist. Gewaltig ist der Qualitatsaufschwung in der Metallurgie. Die Ausnutzung der Kapazitat der Hochofen and auch der Martinofen vergroBerte sich um das Dreifache. Es wurden neue metall- urgische Prozesse entwickelt, wie das Sauerstoff- blasen, das Vakuumschmelzen von Stahl, das kontinuierliche GieBen geschmolzenen Stahls. Durch ein spezielles technisches Verfahren wur- den Stahlsorten von hoher Hitzebestandigkeit geschaffen. Der wichtigste Entwicklungszug im Bergbau wahrend der Sowjetperiode war das allseitige Eindringen der Mechanisierung. In die Produk- tion sind auf alien Gebieten der Bergbautechnik zahlreiche Serien neuer origineller Mechanismen and Maschinen, darunter auch Bergcombines, eingefuhrt worden. Hier ist unser Land die Avantgarde. Die VergroBerung der Erdolforderung brachte die ErschlieBung immer tieferer Schichten bei gleichzeitiger VergroBerung der Bohrgeschwin- digkeit mit sich. Die erfolgreiche Entwicklung des in der UdSSR entstandenen Turbobohrens erlaubte es, die Geschwindigkeit and Tiefe des Bohrens von Bohrlochern bedeutend zu er- hohen. Vor der Revolution begann man die Automati- sierung nur bei Elektro- and Warmekraftan- lagen anzuwenden, beim Bau einzelner metall- bearbeitender Werkbanke and ?bei Telefon- zentralen. Jetzt wird in unserem Land die Auto- matisierung in wachsendem Tempo in vielen Industriezweigen eingefuhrt. Von Gersten, die einzelne Aggregate regulieren, bis zur Vollauto- matisierung, die den ganzen technologischen ProzeB umfaBt, von den einfachsten Aufgaben der Regulierung, die mit der Wahrung der Be- standigkeit gewisser GroBen verbunden ist, bis zur Schaffung von komplizierten automatischen Systemen, die die optimale Fuhrung des ganzen Prozesses ohne Teilnahme des Menschen iiber- nehmen - das ist der Weg der Automatisierung wahrend der zuruckliegenden 40 Jahre. Jetzt ist der Ubergang zur ganzlichen Auto- matisierung gesamter Produktionsprozesse, d. h. zur Vollautomatisierung der Produktionsbetriebe an der Reihe. Die Ansprechzeit automatischer Regelappara- turen wurde auf 10-4 bis 10-5 Sekunden herab- gedruckt; das bedeutet jenen qualitativen Sprung, der der Automatisierung der verschiedenartig- sten and kompliziertesten Prozesse weite Mog- lichkeiten eroffnet. Die entscheidende Rolle berm Fortschritt der Technik spielte die Wissenschaft. In der modernen Naturwissenschaft gebuhrt der Physik - die fiihrende Stellung. Die Physik i bt einen auBerordentlich groBen EinfiuB auf deren Entwicklung aus. Obgleich die physikalische Wissenschaft unserer Heimat stolz ist auf solche Namen aus der Ver- gangenheit wie Stoletow, Umow, Lebedew, muB man zugeben, daB die Bliite der Physik erst in die Sowjetperiode fallt. Die sowjetische theoretische Physik schuf die mathematischen Grundlagen der Quantenfeld- theorie; neue Ideen auf dem Gebiet der Relativi- tatstheorie, das Tropfchenmodell der Atomkerne, die Theorie der Phasenumwandlungen and die Hyperfluiditat des Heliums II. Schon in den ersten Jahren der Sowjetmacht nahm die sowjetische Optik eine hervorragende Stellung ein. Die Ar- beiten von D. S. Roshdestwenski in Leningrad zur anomalen Dispersion in Metalldampfen sind ein Beispiel fur die in experimenteller Meister- schaft uniibertroffenen Forschungen. In Moskau wurde von L. I. Mandelstam and G. S. Lands- berg gleichzeitig mit Raman in Indien mit der Sanitized Copy Approved for Release 2010/04/27: CIA-RDP80T00246AO41700050001-3 Sanitized Copy Approved for Release 2010/04/27: CIA-RDP80T00246AO41700050001-3 Kombinationsstreuung des Lichtes 1 eine gewal- tige Entdeckung gemacht, die spater hervor- ragende Bedeutung in den Chemieforschungen der ganzen Welt gewann. Spater wurden von sowjetischen Gelehrten in Leningrad and Belo- ruBland ' neue Methoden zur Berechnung der Molekulschwingungen geliefert, die Ursache der infraroten Spektren and der Spektren der Kom- binationsstreuung. GroBe Erfolge and umfas- sende Anwendungsbereiche in der Technik er- rang die atomare Emissionsspektroskopie. tuber die linienartigen Spektren bei der Absorption in Kristallen wurden wichtige Entdeckungen ge- macht, die in Moskau and Kiew erfolgreich wei- ter bearbeitet werden. S. I. Wawilow and seiner Schule sind die fundamentalen Forschungser- gebnisse der Lumineszenzerscheinungen and die Feststellung der sie bestimmenden grundlegen- den GesetzmaBigkeiten zu verdanken. Ihr prak- tisches Ergebnis ist die Schaffung der Lumines- zenzbeleuchtung. Eine der hervorragendsten Entdeckuhgen der sowjetischen Physik ist die Entdeckung des Ef- fektes von Wawilow-Tscherenkow. Die Theorie dieses Effektes wurde von sowjetischen Gelehr- ten geschaffen, nachdem sie das Problem der Strahlung eines Elektrons gelost hatten, das Bich mit tUberlichtgeschwindigkeit in der Materie.be- wegt. ; Durch diese Theorie wurde das Wesen dieser Strahlung and ihre Bedeutung fur die Kernphysik vollkommen geklart. SchlieBlich hatten die Arbeiten vieler sowjeti- scher Gelehrter auf dem Gebiet des optischen Geratebaus hervorragende Bedeutung. Sie fiihr- ten zur Entwicklung oder zum Aufbau einer machtigen sowjetischen optischen Industrie, die der optischen Industrie in den in technischer Be- ziehung am weitesten fortgeschrittenen Landern der Welt nicht nachsteht. Mit Anbruch der Sowj etepoche begann sich auch die Physik der festen Korper zu entwickeln, die A. F. Joffe and seiner Schule vieles verdankt. Durch die Arbeiten sowjetischer Gelehrter wur- den in bedeutendem MaBe die Widerspruche in der Lehre von der Festigkeit and der Plastizitat, vom elektrischen Durchschlag and dem Strom- durchgang durch ein Dielektrikum geklart. Es wurden neue Effekte zur Festigkeit der festen Korper gefunden and der Mechanismus der Plastizitat der Kristalle and deren Zerstorung unter Einwirkung von mechanischen Kraften entdeckt. 1 Diese Erscheinung, ist in Deutschland als Smekal- Raman-Effekt bekannt Fur die Praxis so wichtige Erscheinungen wie die Kaltsprodigkeit der Metalle oder die Phasen- ubergange, die der in der Metallurgie wichtigen Martensitumwandlung bei den Stahlsorten ahn- lich sind, wurden studiert and geklart. Indem die sowjetischen Kristallographen die hervorragende Tradition der kristallographischen Forschungen von E. S. Fjedorow fortsetzten, trugen sie viel Wertvolles zur Symmetrielehre bei. Die Rontgenstrukturforschungen der Kri- stalle wurden durch die Theorie der dichtesten Kugelpackung in Anwendung auf die kompli- ziertesten Silikatstrukturen bereichert; diese Theorie macht es moglich, viele dieser Struk- turen zu bestimmen. So wurde auch die Grund- lage fur die organische Kristallchemie gelegt. Die Forschungen auf dem Gebiet der amorphen and insbesondere der hochmolekularen festen Stoffe stellten einen Zusammenhang zwischen der Struktur and den Eigenschaften dieser Kor- per fest, sie gaben die Moglichkeit, die Relaxa- tionstheorie auszuarbeiten uhd hatten eine groBe Bedeutung fur die Technik der Rochpolymeren. Die Arbeiten fiber die Ziichtung der praktisch wichtigen Kristalle - wie Quarz, Korund and Rubin, Seignettesalz, lumineszierende and halb- leitende Kristalle - sicherten die Entwicklung der entscheidendsten Gebiete unserer Technik. Besonders groBe Bedeutung erlangten die For- schungen fiber Halbleiter, die von A. F. Joffe and seiner Schule seit langem betrieben wurden. Bereits damals hat das Studium der Asymmetrie, wenn Strom durch Kontakte geht, zur Vorstel- . lung gefuhrt, daB die bestimmende Rolle in der- artigen Erscheinungen. der Stromgleichrichtung die Elektronen-Loch-Ubergange spielen. Die Weiterentwicklung der Theorie and der experi- mentellen Erforschung der Halbleiter fi hrte zu der Schaffung von halbleitenden Dioden and Trioden, die zu einem wichtigen Schaltelement der modernen Nachrichtentechnik, der Rundfunk- technik and der Elektronenrechenmaschinen wur- den and auBerdem eine breite Anwendung in der Automatik fanden. Auf der Grundlage der For- schungen fiber Halbleiter gelang es, Fotoelemente, Thermoelemente, Thermogeneratoren fur elek- trischen Strom and sogar Ki hlanlagen zu schaf- fen. Das verspricht eine umwalzende Anderung im Kuhlwesen and in der sogenannten kleinen Energetik. AuBerordentlich wichtige Folgen hatte die Entdeckung der Erscheinung der Seignette- Elektrizitat durch I. W. Kurtschatow. Beacht- liche Erfolge wurden von sowjetischen Forschern auch auf dem Gebiet des Ferromagnetismus er- rungen; eines der groBten Zentren dieser For- Sanitized Copy Approved for Release 2010/04/27: CIA-RDP80T00246AO41700050001-3 Sanitized Copy Approved for Release 2010/04/27: CIA-RDP80T00246AO41700050001-3 MITTEILUNGSBLATT 289 schungen ist heute in der Ural-Filiale der Aka- demie der Wissenschaften konzentriert. Die Ent- deckung der paramagnetischen Resonanz wurde in Kasan durch Sawojski gemacht. Sie land An- klang and vielseitige breite Entwicklung in der ganzen Welt. Die Methode fand Verwendung in der Kernphysik, Chemie and Biologie. Das Gebiet der Physik der tiefen Temperaturen wurde mit grof3em Erfolg im Institut fur physi- kalische Probleme in Moskau and Charkow be- arbeitet. Die Forschungen fiber flussiges Helium durch P. L. Kapiza and seine Mitarbeiter fi hrte zu der Entdeckung einer fundamentalenErscheinung - der Hyperfluiditat des Heliums II, zur Schaf- fung der Theorie dieser Erscheinung, zur Vor- hersage and Entdeckung des sogenannten zwei- ten Schalls im flussigen Helium. GroBen Auf- schwung erhielt die Forschung der Supraleit- fahigkeit der Metalle and ihrer Legierungen and das Finden neuer Supraleiter. Ein bemerkens- werter Beitrag wurde zur Theorie der Supraleit- fahigkeit geliefert. Entscheidende technische Be- deutung and grof3en Anklang in der ganzen Welt fand die Gewinnung von flussiger Luft and fiussigem Sauerstoff mit Hilfe des Spezialver- fliissigers von Kapiza. Die Radiotechnik and die Elektronik brachen gebieterisch ins Leben des 20. Jahrhunderts ein and wandelten nicht nur Wissenschaft and Tech- nik um, sondern auch das tagliche Leben. Die Erfolge der sowjetischen Gelehrten bei der Herstellung leistungsfahiger Radiorohren sicher- ten der UdSSR den ersten Platz im Bau groBer Funkstationen. Im Jahre 1922 wurde im Nishe- gorodskier Funklaboratorium unter der Leitung .von M. A. Bontsch-Brujewitsch die fur die da- malige Zeit starkste drahtlose Funkstation ge- baut. Seitdem behauptet die Sowjetunion diesen ersten Platz. Die Bediirfnisse der Funkverbindung erforder- ten das Studium der Ausbreitung der Funk- wellen, eine Aufgabe, an der fortlaufend gear- beitet wird and deren Losung auch im Hinblick auf kiinstliche Erdsatelliten interessant ist. Hier- fur wurden groBe zusammenfassende Arbeiten geleistet. Von prinzipieller Bedeutung waren die Arbeiten von L. I. Mandelstam and N. D. Pa- paleksi uber die Ausbreitungsgeschwindigkeiten von Funkwellen. Seit dem Jahre 1930 wird in der UdSSR an den Grundlagen der Radartechnik gearbeitet. Ihre Entwicklung ging bei uns eigene Wege and grun- dete sich auf die in der UdSSR mit eigenen Ideen entwickelten Sender hochster Frequenz. Mit der Einfuhrung von Impulsmethoden bahnt sich auch Bier eine neue Entwicklung in der Radiotechnik an. Im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit der moder- nen Radiotechnik steht die Informationstheorie des Rauschens; auch zu diesen Problemen haben die sowjetischen Gelehrten nicht wenige grund- legende Ideen geliefert. Ich habe schon an die Entdeckung der paramag- netischen Resonanz erinnert, die fur die wissen- schaftliche Forschung groBe Bedeutung hat. Eine der wichtigen Errungenschaften der Radiospek- troskopie, die sich in den letzten Jahren entwik- kelt hat, ist die Schaffung and Erforschung des Molekulargenerators., Die Prinzipien, die ihm zu- grund'e liegen, iiben zweifellos einen revolutio- nierenden EinfluB auf die Radiotechnik and auf benachbarte Gebiete aus. Die Radiotechnik steht damit an der Schwelle einer neuen Etappe. Wie groB auch alle these Erfolge sein mogen, in der Gegenwart liegt die Hauptaufgabe der Phy- sik in der Erforschung. des Atomkerns. Gerade die Kernphysik, die dazu bestimmt ist, die Herr- schaft des Menschen uber die Natur zu vergro- Bern, ist der Schrittmacher der modernen Natur- wissenschaft. Einen auBerst groBen EinfluB auf die Entwick- lung unserer Vorstellungen von den Atomkernen Ubte das von J. I. Fraenkel vorgeschlagene Tropf- chenmodell des Kerns aus. Die in der Gegenwart allgemeingultige Vorstellung von den Kernkraf- ten als Austauschkraften zwischen den einzelnen Kernbauteilchen wurde zum erstenmal von I. E. Tamm dargelegt. Die Grundideen seiner Theorie sind heute noch maBgebend fur die Weiterent- wicklung der Theorie der Kernkrafte. Eine prinzipiell neue Etappe in der Entwicklung der Kernphysik begann mit dem Jahre 1932, als der erste Beschleuniger geladener Teilchen ge- schaffen and das Neutron entdeckt wurde. Diese Entdeckung rief Forschungen fiber solche Kernreaktionen ins Leben, die unter der Ein- wirkung von Neutronen vor sick gehen. Das Studium der kinstlichen Radioaktivitat, ein Er- gebnis des Neutroneneinfangs durch die Atom- kerne der Elemente, ermoglichte I. W. Kurt- schatow im Jahre 1935 die Entdeckung der Kern- isomerie bei kiinstlich radioaktiven Elementen. Das weitere Studium der Kernisomerie fuhrte 1939 zur Auffindung der Konversionsstrahlung. Eine nicht geringe Rolle gebiihrt unserer Wis- senschaft auch bei der Erforschung der Spaltung schwerer Kerne and der Kernkettenreaktionen. Unsere Wissenschaft and Technik schuf neue Prinzipien zur Beschleunigung der Elementar- teilchen; Beschleuniger wurden projektiert and Sanitized Copy Approved for Release 2010/04/27: CIA-RDP80T00246AO41700050001-3 Sanitized Copy Approved for Release 2010/04/27: CIA-RDP80T00246AO41700050001-3 290 MITTEILUNGSBLATT gebaut. Die bis zum Jahre 1945 bekannten Me= thoden zur Beschleunigung der Teilchen erlaubten z. B. nicht, die Protonen bis zu einer Energie von fiber 20 Millionen Elektronenvolt zu bringen. Unterdessen war eine VergroBerung der Energie der Teilchen fur das Weitereindringen in das Innere des Kerns and zum Erhalten von Daten fiber das Wesen der Kernkrafte notwendig. An der Losung dieses Problems arbeiteten Gelehrte vieler Lander der Welt. W. I. Weksler gelang die Losung. Dadurch konnten die Grenzen der er- reichbaren Energien um das Tausendfache and mehr erhoht werden. Auf diesem Prinzip be- ruht der in diesem Jahr in. Betrieb genommene Protonenbeschleuniger mit einer Hochstleistung von 10 Milliarden Elektronenvolt. Protonen mit einer solchen Energie wurden bisher in keinem Land der Welt erzeugt. Es sind noch viel lei- stungsfahigere Beschleuniger geplant. Die Erforschung der kosmischen Strahlen ist von auBerordentlichem Interesse fur die theoretische Kernphysik. Im letzten Jahrzehnt wurden hier- bei die Arbeiten auf die Erforschung der Kern- prozesse bei Teilchenenergien von vielen Milliar- den Elektronenvolt konzentriert. Jetzt erlangen die Arbeiten fiber die Erforschung der Prozesse mit noch grol3eren Energien, als sie bisher mog- lich wareh, grundsatzliche Bedeutung. Umfang- reiche Forschungen der sowjetischen Experi- mentatoren and Theoretiker haben schon viele wesentliche Zuge ahnlicher innerer Zusammen- hange geklart. Noch wichtiger ist bei uns die auBerst schnelle Anwendung von Erkenntnissen der Kernphysik in der Praxis. Die sowjetischen Physiker losten eine Reihe sehr wichtiger technischer Aufgaben, die mit der Ausnutzung der Atomenergie ver- bunden sind. In der UdSSR arbeitet schon seit einigen Jahren ein Atomkraftwerk, and ein gro- lies Bauprogramm von leistungsfahigen Atom- kraftwerken wird verwirklicht. Unter den Problemen, die mit der friedlichen An- wendung der Atomenergie ? verbunden sind, ist das der gelenkten Thermokernreaktionen von besonderem Interesse. Die Erwarmung von Wasserstoff' bei Impulsgas- entladungen mit Behr grol3en Energien wurde er- forscht. Durch die Konzentration der Entladung unter der Einwirkung des eigenen Magnetfeldes gelang es zum erstenmal, ureter Laborbedingun- gen eine Temperatur zu erhalten, die Millionen Grad iibersteigt. Eire wichtiges Ergebnis dieser Arbeit ist die Entdeckung sehr energiereicher Strahlungen (von. Neutronen, and y-Strahlen), 3. Jahrgang, Heft 11/12 die in einem Plasma bei Impulsentladungen von groBer Stromstarke entstehen. Von den sowjetischen Gelehrten wurden sehr erfolgreiche Forschungen zur Physik der Reak- toren durchgefuhrt. Als Ergebnis dieser Arbeiten wurde eine Reihe von Forschungs- and Energie- Kernreaktoren geschaffen. Das erlaubte, die Produktion von radioaktiven Isotopen zu organisieren, die breite and ver- schiedenartige Anwendung als Quellen durch- dringender Strahlung and als ,markierte" Atome finden. Die Wissenschaft bekam ein gewaltiges Forschungsinstrument in die Hande. In kurzer Frist wurden auf vielen Gebieten wichtige Er- gebnisse erzielt. Dank der groBen wissenschaftlichen Errungen- schaften in der Physik, Mechanik, Elektrotech- nik, Warmephysik, Verbrennungsphysik and auf vielen anderen Gebieten der Wissenschaft ist ein schneller Fortschritt im modernen Turbogenera- torenbau, im Kesselbau, in einer bedeutenden Erhohung der Spannung, Entfernung and Lei- stungsfahigkeit der tVbertragung von Elektro- energie, in der Automatisierung der technolo- gischen Prozesse zu verzeichnen. Der Bau hochleistungsfahiger (bis zu 300 000 kW) Turbogeneratoren and Kessel mit einer Erzeu- gung von 700-800 Tonnen Dampf in der Stunde, die Verwendung von Dampf mit einer Tempe- ratur von 500-600? C and einem Druck von 150-200 at ist das Ergebnis wissenschaftlicher Arbeiten auf dem grol3en Gebiet der Thermo- dynamik. Die Errichtung der ersten Hochspannungslei- tungen nach dem GOELRO-Plan forderte schon fri h eine breite Entwicklung der Forschungen auf dem Gebiet der Hochspannungstechnik. So- wjetische Gelehrte losten die Aufgabe der t7ber- tragung von Hochspannungsstrom auf riesige Entfernungen. Die Entwicklung der Energetik wahrend der letzten Jahrzehnte unterstrich besonders das Vorhandensein der engen Wechselbeziehungen zwischen den einzelnen Teilen der Energiewirt- schaft - von den Energiequellen bis zum Ener- gieverbrauch. Das ist der Grund dafiir, daB neben der weiteren Differenzierung der Disziplinen, die die einzelnen Gebiete der Energetik erfor- schen, die synthetisierende Forschungsrichtung an Bedeutung gewinnt, die von G. M. Krshis- hanowski geschaffen wurde and die zum Ziel hat,- die GesetzmaBigkeiten der Zusammenhange der einzelnen Teile der Energiewirtschaft auf- zudecken and die richtigen Wege ihrer Entwick- Sanitized Copy Approved for Release 2010/04/27: CIA-RDP80T00246AO41700050001-3 Sanitized Copy Approved for Release 2010/04/27: CIA-RDP80T00246A041700050001-3 lung als Losung einer schwierigen Komplexauf- gabe zu bestimmen. Die modernen Errungenschaften der Physik and Radiotechnik iibten einen grolen Einfluf3 auf die Entwicklung der Astronomie aus. In den letzten Jahrzehnten sind wir Zeugen der Entwicklung der Astrophysik, die es ermoglicht,.neue tiefere Kenntnisse von den Eigenschaften der Materie zu finden and Erscheinungen der Atomphysik in einem grof3en Bereich der verschiedensten phy- sikalischen Parameter zu erforschen. Besonders bedeutsame Erfolge sind den Astrophysikern des Krimer Observatoriums and des Bjurakaner Ob- servatoriums der Akademie der Wissenschaften der Armenischen SSR (W. A. Ambarzumjan) zu verdanken. Grol3e Errungenschaften verzeichnet das Observatorium der Akademie der Wissen- schaften von Kasachstan in Alma-Ata. Die Er- weiterung unserer Kenntnisse von der Dynamik and den physikalischen Besonderheiten der Sterne erlaubte unseren Astronomen, Schliisse fiber die kontinuierliche Sternbildung in unserem galaktischen System zu ziehen. Umfangreiche. Arbeiten zur Erforschung des Aufbaus des galak- tischen Systems wurden geleistet. Die-Ausnutzung der neuen Technik gab die Mog- lichkeit, die Forschungen fiber die Sonne in den letzten 15 Jahren stark voranzutreiben. In der UdSSR wurde das weiteste Netz von Stationen des Sonnendienstes geschaffen, das es ermoglicht, die Entwicklung der Sonnenaktivitat fast pausen- los zu verfolgen. Einer der fruchtbarsten jungen Zweige der mo- dernen Astronomie ist die Radioastronomie, die durch die Verbindung der Radio- and Astro- . physik entstand. Die sowjetische Astronomie weist wesentliche Ergebnisse bei der Losung des Problems der Her- kunft des Sonnensystems auf. Die russische Chemie hat eine ehrenvolle Ge- schichte. Es geniigt; die Namen Mendelejew, Sinin and Butlerow zu nennen. In der Sowjetepoche vollzog sich ein rascher Aufschwung der Chemiewissenschaft. Die Ent- wicklung der wissenschaftlichen Chemie erhalt in der wachsenden Chemieindustrie, die im vor- revolutionaren Ruf3land praktisch fehlte, einen fruchtbaren Boden Die Grundstoffchemie (Sauren, Alkali, Salze, Dungemittel, Kohle, Eisen, Metallgewinnung) wird aufgebaut; ebenso die Erdol-Industrie and damit die Produktion von Motorenbrennstoffen and von Schmierolen, die Herstellung organisch- chemischer Verbindungen (z. B. von Farbstoffen and Sprengstoffen), die chemisch-pharmazeuti- sche Industrie, die Erzeugung synthetischen Kau- tschuks, synthetischer Fettsauren, die Herstellung von Kunststoffen, Plasten and Losungsmitteln, die Lack- and Farbenindustrie, die Industrie von kiinstlichen and in den letzten Jahren auch von synthetischen Fasern, die Herstellung der sogenannten Laboratoriumschemikalien. In allerletzter Zeit ist die radiochemische Indu- strie entwickelt worden, die mit der Bearbeitung der Produkte der Atomumwandlung in Reaktoren verbunden ist. Die Methoden der chemischen and physikalisch-chemischen Analyse breiten sich in alien Produktionsarten aus. Die riesige alltagiiche Arbeit einer grollen Schar von Che- mikern, wissenschaftlichen Mitarbeitern and In- genieuren war notig, um diesen grandiosen Bau auf einem leeren Platz zu verwirklichen. Die Stellung des Chemie-Forschers hat sich grund- legend geandert. Er horte auf, sick mit seiner Experimentalwissenschaft auf unfruchtbarem Boden zu befinden, wie das sehr oft im zaristi- schen Ruf3land war. Jetzt ist er eng mit der In- dustrie verbunden, aus der er die Aufgaben fur die Wissenschaft schopft and der er die Ergeb- nisse seiner Ideen and Forschungen zur Reali- sierung weitergibt. Nur mit einigen Strichen kann man hier die Er- rungenschaften der wissenschaftlichen Chemie der Sowjetepoche zeichnen. Breite Anwendung erhielt die Methode der phy- sikalisch-chemischen Analyse von N. S. Kurna- kow durch seine Arbeiten and die seiner Schule and zahlreicher Anhanger der Lehre von den Phasengleichgewichten and den Umwandlungen der Systeme der Salze, der Metallegierungen, insbesondere der hitzebestandigen organischen Verbiridungen. Wichtige Bedeutung kommt der von L. I. Tschu- gajew geschaffenen Schule der Chemie der kom- plexen Verbiridungen zu, die besonders griind- lich die Chemie der komplexen Verbindungen der Platinmetalle struktureil, stereochemisch and physikalisch-chemisch erforschte. Eines der Ergebnisse dieser umfangreichen For- schungen ist eine bodenstandige Industrie der Raffination der Platinmetalle. Eine vorbildliche Arbeit leistete das Radium- institut unter Leitung von W. G. Chlopin and seinen Mitarbeitern. Sip legten die wissenschaft- liche Grundlage fizr den Aufbau einer Industrie fur Radium and nati rliche radioaktive Elemente. In Zusammenarbeit mit weiteren wissenschaft- lichen Einrichtungen (z. B. mit dem Institut fur physikalische Chemie, dem Institut fir allge- meine und- anorganische Chemie der Akademie Sanitized Copy Approved for Release 2010/04/27: CIA-RDP80T00246A041700050001-3 Sanitized Copy Approved for Release 2010/04/27: CIA-RDP80T00246AO41700050001-3 der Wissenschaften) ermoglichten sie auch die Bildung eines Instituts fur ktinstliche radioaktive Elemente and spaltbare Stoffe. Man kann hier eine Fi lle anderer wichtiger Ar- beiten hinzufugen, z. B. Arbeiten der anorgani- schen Chemie and Industrie, die bleibende Be- deutung haben. Dies betrifft das Gebiet der Mineraldunger-, Schwefelsaure- and Chlorindu- strie, die Errichtung einer heimischen Industrie fir optisches and chemisches Glas, die Entwick- lung der Zementproduktion, der. Produktion von feuerfesten Stoffen and anderen Erzeugnissen der Silikatindustrie and vieler anderer Indu= strien, die sich die Ergebnisse der Sowjetwissen- schaft zunutze machen: In der Chemie hatte von den sowjetischen Ar- beiten die Lehre von den Kettenreaktionen, ins- besondere die der verzweigenden Kettenreak- tionen, die von N. N. Senijonow and seinen Schiilern geschaffen wurde, vielleicht die grol3ten Folgen fur die verschiedenen Gebiete der Natur-. wissenschaft. Vom Gebiet der Gasreaktionen der Oxydation and Verbrennung ausgehend, wo diese Lehre entstand, wurde sie auf die Erschei- nung der Explosion, der Polymerisation, des In- hibierens ahnlicher Prozesse, insbesondere der biochemischen, Ubertragen. SchlieBlich werden sogar die Atomumwandlungen, die in Reaktoren and bei Atomexplosionen vor Bich gehen, von der Theorie der verzweigten Kettenreaktion er- faBt. Eine Reihe sehr bekannter sowjetischer Forschungen auf dem Gebiet der Polymerisation, auf dem Gebiet der Losungen, dem der Kinetik der katalytischen Reaktionen and der Verbren- nungs- and Explosionskinetik schlieBen sich hier an. Der Hauptweg der Entwicklung der chemischen Grol3industrie ist der der Ausnutzung kataly- tischer Reaktionen, die die chemische Umwand- lung beschleunigen and leiten. Bei der Losung der von der Wissenschaft noch nicht ganzlich geklarten Frage der katalytischen Reaktionen spielen die sowjetischen Forschungen eine her- vorragende Rolle. Ein wesentlicher Beitrag wurde zur Erforschung der Kinetik der elektrochemischen Prozesse geleistet. In den letzten Jahren erleben wir das Entstehen einer neuen Disziplin - der chemischen Mecha- nik. Oberflachliche chemische Einwirkungen wurden als ein starker Faktor bei der Veran- derung mechanischer Eigenschaften der Stoffe erkannt. In der organischen Chemie war die Ausarbei- tung der Synthese des Kautschuks durch S. W. Lebedew and seine Schuler eine originelle Ent- deckung, die den unmittelbarsten. and schnell- sten Einfluf3 auf die Entwicklung der Industrie hatte. Man muB sagen, daB diese Arbeiten; die den Aufbau einer Industrie mit einer Leistung von vielen hunderttausend Tonnen zur Folge hatte, nicht. aus dem Nichts entstanden sind, sondern als Ergebnis langj ahriger Forschungen uber ungesattigte Kohlenwasserstoffe and be- sonders der Kohlenwasserstoffe mit verknUpften Verbindungen, die von A. E. Fawarski and seiner Schule angestellt wurden. Zu ihr gehort auch der bedeutendste Schuler Faworskis - S. W. Lebedew. Man muI in dem Zusammenhang auch die Schaffung anderer Polymerisationsprozesse nennen, besonders den des Isoprens sowie Pro- zesse zur Gewinnung von Dienkohlenwasser- stoffen, insbesondere durch Dehydrierung der Alkene and Olefine, die zur Petrochemie ge- horen. Einer der Bedeutung nach groBten Arbeits- komplexe war die Forschung von N. D. Selinski and seiner Schule wahrend der ganzen 40 Jahre zur Chemie.der katalytischen Umwandlung der Kohlenwasserstoffe. Das Ergebnis dieser umfang- reichen Arbeiten war die Anderung der An- schauungen der Chemiker besonders Ober das Wesen der gesattigten Kohlenwasserstoffe, die Paraffine, well ihnen die chemische Affinitat fehlt. Dank dieser Forschungen konnen alle Gruppen der Kohlenwasserstoffe wechselseitig ineinander verwandelt werden. Die Kohlen- wasserstoffe sind nicht nur die Grundgruppen der organischen Chemie, sondern auch Haupt- rohstoff der organischen chemischen Industrie.. Es ist klar, welche Elastizitat die erwahnten, leicht zu verwirklichenden Umwandlungen der Produktion sichern. Die grundlegenden kohlenwasserstoffhaltigen Rohstoffe sind Erdol, natiirliche Gase and Gase der Erdolverarbeitung. Ein breiter Kreis von Forschern mit N. D. Selinski an der Spitze stu- dierte eingehend das chemische Wesen and die Zusammensetzung des Erdols in zahlreichen sowjetischen Vorkommen and schuf die Wege zur Verarbeitung von Erdol and Gas. Fur die moderne organische Chemie ist die Er- weiterung der Forschungsspharen (und die Ein- beziehung der organischen Chemie in die Indu- strie) auf viele Elemente, uber die klassischen organischen Elemente Kohlenstoff, Wasserstoff, Stickstoff hinaus, charakteristisch. Die sowjeti- schen Chemiker nahmen aktiv tell an der Her- ausbildung dieses neuen Zweiges der organischen Chemie, der metallorganischen Chemie sowie an Sanitized Copy Approved for Release 2010/04/27: CIA-RDP80T00246AO41700050001-3 Sanitized Copy Approved for Release 2010/04/27: CIA-RDP80T00246AO41700050001-3 MITTEILUNGSBLATT 293 der Aufstellung einer Reihe organischer Produk- tionen. Von den Moskauer, Kasaner, Leningrader and Gorkier Organikern wurden eine Reihe neuer Reaktionen der Synthese von organischen Ver- bindungen entdeckt and eine Reihe neuer For- men and Funktionen dieser Stoffe geschaffen; die Erforschung ihrer Umwandlungen erhellte einige fundamentale Fragen der organischen Chemie, z. B. die Tautomerie, das Verhalten von freien Radikalen, die Stereochemie der Umset- zungsreaktionen, die Verknupfung der einfachen Verbindungen, die sogenannte ,Umgruppie- rung". Besonders grof3e Bedeutung kommt den grund- legenden umfassenden Arbeiten von A. E. Arbu- sow and seiner Kasaner Schule zur Chemie der organischen Phosphorverbindungen zu and auch denen anderer sowjetischer Forscher, die auf diesem Gebiet arbeiten. Die neuen Typen der hochwirksamen Insektiziden, die eine groBe Zu- kunft haben, waren das praktische Ergebnis dieser Arbeiten. Erwahnenswert ist die Erzeugung temperatur- bestandiger siliziumorganischer Polymere - der Ole, Teere, Kunststoffe, Kautschukarten, deren Molekiilskelett nicht aus einer Kette von Kohlenstoffatomen besteht wie bei alien ahn- lichen, rein organischen Stoffen, sondern aus einer Kette von aufeinanderfolgenden Atomen aus Silizium and Sauerstoff wie in der Welt der Mineralien. Fur die internationale organische Chemie sind die Forschungen fiber die natiirlichen organi- schen Verbindungen von groBer Bedeutung. Wir kP nnen stolz sein auf die breitangelegten For- schungen uber die Alkaloide, die wir in heimat- lichen pflanzlichen Rohstoffen finden; die Schule .von A. P. Orechow fand alle in der Gegenwart bekannten Alkaloide, von denen viele in der medizinischen and landwirtschaftlichen. Praxis verwendet werden. Gegenwartig ist die Aka- demie der Wissenschaften der Usbekischen SSR zum Arbeitszentrum uber die Alkaloide gewor- den. Auch die Arbeiten unserer Chemiker uber die Terpene erhielten Weltberuhrntheit. Die Biologie ist vielleicht der umfangreichste and verzweigteste Komplex der Wissenschaften. Das Eindringen der physikalisch-chemischen Ideen and der ihnen gem5f3en Forschungsmetho- den ist heute ein besonders wichtiger Faktor in der Entwicklung der Biologie. Schon in den ersten Jahren nach der Revolution begann sich die Biochemie unter der Leitung von A. P. Bach schnell zu entwickeln. Es ent- standen die Biophysik and die Radiobiologie. In der nachfolgenden Zeit fiihrten. sowjetische Ge- lehrte verschiedener Fachrichtungen hervor- ragende Forschungen auf dem Gebiet der Bio- physik and Biochemie der Nervenreizung and Muskelverkurzung, auf dem Gebiet der Bio- physik der Sinnesorgane durch. Die Strahlen- wirkung wurde einem systematischen Studium unterzogen. Die Chemie der Atmung and der Fermente wurde eingehend erforscht. Hieraus konnten Schliisse uber die Wirkung der Fermente and der Energieubertragung in den Organismen gezogen werden. Der Arbeitschemismus der Muskeln wurde erforscht and seine Verbindung mit der Mechanik der Muskelarbeit festgestellt. Durch Forschungen der Akademie der Wissenschaften der Ukrainischen SSR (A. W. Palladin) and auch des Pawlow-Instituts fur Physiologie wurde der Zusammenhang der Funktion des Gehirns and seiner fermentativen Aktiviti t aufgeklart. Es entwickelt sich ein neuer Zweig der Enzym- forschung - die ?Biologie der Fermente".Sie' bemuht sich, den Zusammenhang zwischen sol- chen Eigenschaften des pflanzlichen Organismus zu klaren wie Trockenheit resp. Feuchtigkeit usw. and den enzymatischen Prozessen, die these hochwertigen Eigenschaften bedingen. Die Arbeitsergebnisse der Biochemie werden weitgehend in. der Technologie der Tabak- fermentation, in der Teeproduktion, in der Tech- nologie des Brotbackens, in der Weinbereitung and anderen Bereichen der Nahrungsmittel- industrie ausgenutzt. Aus der Klarung der Bedeutung, die den Mikro- organismen im geochemischen Kreislauf der Stoffe zukommt, erwuchs die Boden- and geolo- gische Mikrobiologie. Die Veranderlichkeit der Mikroorganismen wird weitgehend erforscht. Durch die Einwirkung von Strahlenenergie wurden Penicilliumstamme mit erhohter Ausbeute an Penicillin and an Asper- gillen gewonnen, die viele hydrolytische Fer- mente produzieren. Der groBe Physiologe Pawlow, dem wir die Methode der bedingten Reflexe, die Lehre von der hoheren Nerventatigkeit verdanken, ver- schaffte der sowjetischen Physiologie, Geltung. Er baute die Theorie des Schlafs and der Hyp- nose als ausgebreitete oder lokalisierte innere Hemmung aus and begrundete die Auffassung von der Schutzfunktion des Schlafs, was wich- tige Bedeutung fur die Klinik gewann. Er schuf die Lehre vom zweten Signalsystem, das dem m.enschlichen Denken zugrunde liegt. Die Paw- Sanitized Copy Approved for Release 2010/04/27: CIA-RDP80T00246AO41700050001-3 Sanitized Copy Approved for Release 2010/04/27: CIA-RDP80T00246AO41700050001-3 294 MITTEILUNGSBLATT lowsche Physiologie wird von seinen Schiilern weiter entwickelt. Die bedeutendsten unter ihnen lieferten eigene originelle Beitrage zur Physio- logie. Bemerkenswert sind die Forschungen von L. A. Orbeli uber die Funktionen des sympathi- schen Nervensystems. Umfangreiche regulie- rende Untersuchungen galten dem EinfluB, den die GroBhirnrinde auf die Tatigkeit der inneren Organe ausi bt. Weitere Arbeiten befaf3ten sich mit dem EinfluB der neuen Technik auf den Organismus. Die sowjetische Botanik entwickelte sich erfolg- reich and fruchtbringend. Grof3e Bedeutung in der sowjetischen Biologie erhielt die Mitschu- rinsche Richtung, die Bich. in direkter and enger Verbindung mit der landwirtschaftlichen Praxis entwickelte. . I. W. Mitschurin arbeitete die Theorie der Akkli- matisation si dlicher Pflanzen aus and widmete seine Tatigkeit deren Vorri cken nach Norden. Er arbeitete die Methoden der Hybridisation aus. Durch seine Methoden schuf er eine grof3e An- zahl neuer Arten von Obstpflanzen. T. D. Lyssenko schuf die Theorie der Stadien- Entwicklung des pflanzlichen Organismus, die grolen EinfluB auf die Physiologie der Pflanzen ausiibte. Er stellte das biologische Westin der Winter- festigkeit der Getreidearten and einer Reihe an- derer landwirtschaftlicher Pflanzen fest. Das Problem der Fernhybridisation der Pflanzen wurde von N. W. Zizin ausgearbeitet. Ihm ge- lang es, eine allgemeine Gesetzm5f3igkeit der artbildenden Prozesse festzustellen, die Notwen- digkeit der Bildung des Gammas in den Zwi- schenubergangsformen nachzuweisen and eine Reihe neuer ni tzlicher Formen landwirtschaft- licher Pflanzen zu ziichten. Weizen-Quecken- Hybriden wiegen sich auf Hunderttausenden von Hektaren. Die Herausgabe ' der umfangreichen ?Flora der UdSSR", die von W. L. Komarow begrilhdet wurde and gemeinsam ?mit den Akademien der Wissenschaften der Unionsrepubliken verwirk- licht wurde, ist das grof3e Verdienst unserer Bo- taniker. Die Bilanz ihrer Arbeit ist auch die Her- stellung einer Karte (1:4 000 000) der Vegeta- tionsdecke der UdSSR. Eine neue Lehre von den Waldtypen wurde ausgearbeitet, die sich auf die Theorie der Biozenogenese and die kom- plexe Erforschung der Natur des Waldes sti tzt and der dringlichen Verbesserung der Wald- wirtschaft dient. Die Erforschung der Fauna un- seres Landes findet ihr Fazit in der vielbandigen Ausgabe ?Die Fauna der UdSSR", 3. Jahrgang, Heft 11/12 Die Parasitologie hat grof3e Erfolge zu verzeich- nen. Allgemeine Anerkennung fand die Lehre von den Naturherden transmssiver Krankheiten and die Theorie der Parasitozenogenese, die weitgehend im Kampf gegen Infektionstrager ausgenutzt werden. Als Ergebnis der Forschung zur Biologie der Helminthen and ihrer Lebens- bedingungen im Organismus des Wirtes and in der auBeren Umgebung wurde das Prinzip der Devastation vorgeschlagen (d. -h. der radikalen Vernichtung der Parasiten als biologische Er- scheinungen). Immer breiter entfalten sich die hydrobiologi- schen Meeres- and ozeanischen Forschungen. Die Expeditionen des Schiffes ,Witas" im Stillen Ozean, die komplexen Arbeiten im Schwarzen Meer, im Norden and in der Antarktis rUckten unser Land auf einen der ersten Platze in der Erforschung der Fauna des Weltozeans. Ki rz- lich erhielt die Akademie der Wissenschaften noch ein schwimmendes Laboratorium, die ,,Lomonossow", zur Erforschung der Antarktis. Auch die sowjetische Palaontologie arbeitete 5uf3erst erfolgreich. Aus Sedimentablagerungen erhielt man umfangreiches Material uber die Flora and Fauna der alten Meere and Konti- nente. Die Forschungsergebnisse aller Gruppen fossiler Organismen der UdSSR sind in den un- langst abgeschlossenen, aber noch nicht heraus- gegebenen l5bandigen ,Grundlagen der Palaon- tologie" zusammengefaBt. Man muB besonders die sowjetischen Arbeiten fiber den Ursprung des Lebens auf der Erde ver- zeichnen, die groBen Widerhall fanden. Wahrend der verflossenen 40 Jahre waren die Erfolge der geologisch-geographischen Wissen- schaften sehr grog. Hier hinterlieflen M. W. Lomonossow his zu A. P. Karpinski, W. I. Wer- nadski and W. A. Obrutschew ein reiches Erbe. In der Geologie ging eine tiefgehende Gliede- rung vor sich. Neue Richtungen teilten sich ab: die Neotektonik, die Lithologie, die Quartar- geologie,? die Mikropalaontologie, die Minera- graphie, die Bodenwissenschaft, die experimen- telle and technische Mineralogie and Petro- graphie, die Tektonik der Erzfelder, die Lehre von den Mineralien, die Geochemie, die Biogeo- chemie, die Hydrogeologie and Ingenieurgeo- logie, die Geokriologie (die Lehre vom Frost- boden), die Geothermik, die Formationslehre, die Radiologie and die Radiogeologie, ?die Geo- logie des Meeres". Die Entwicklung der Geologie ist eng mit der Entdeckung, Schurfung and industriellen Er- Sanitized Copy Approved for Release 2010/04/27: CIA-RDP80T00246AO41700050001-3 Sanitized Copy Approved for Release 2010/04/27: CIA-RDP80T00246AO41700050001-3 V 3. Jahrgang, Heft 11/12 MITTEILUNGSBLATT 295 schlief3ung zahlreicher Vorkommen von Boden- lich, daf3 Kasachstan die fiihrende Stellung in schatzen verbunden. der Buntmetallerzeugung einnimmt. Bei der Erfullung der grol3en praktischen Auf- Ein grol3er Erfolg der sowjetischen Geologen ist gaben wurden neue, vollkommenere Methoden die Entdeckung der reichsten Vorkommen an der Schurfung von Bodenschatzen und der Er- Diamanten in Jakutien. forschung der Mineralien, Erze und Gesteine Besonders erfolgreich entwickelte sich die Geo- ausgearbeitet. logie der Kohle und des Erdols. Die grundlegen- In dieser Periode erfuhr die Geologie einen den genetischen Typen der Kohlenbecken wur- starken EinfluB durch die Geophysik und Geo- den festgestellt und klassifiziert. Man studierte chemie. Das Eindringen der Physik in die Geo- die GesetzmaBigkeiten ihrer Verteilung auf dem logie fiihrte zur Bildung der Geophysik, die es Erdball und arbeitete die Theorie von den Zonen ermoglichte, -die Tiefenstruktur der Erde zu er- und Knotenpunkten der Kohleanhaufung aus. forschen und schneller und wirklungsvoller die Sie hatte grol3te Bedeutung fur das Auffinden Aufgaberl bei der Suche nach Vorkommen von der Kohlevorkommen in der UdSSR. Mineralien zu losen. Von. I. M. Gubkin wurde die grundlegende theo- i retische These der Genesis des Erdols formuliert. Die Geologie wurde durch die Ideen der Geo- Es wurde eine groBe Anzahl von Erdol- und Gas chemie, die von W. I. Wernadski stammen, um- gestaltet. Die Entwicklung der Geochemie, der vorkommen im Kaukasus, in Turkmenien, in ein Usbekistan, im Gebiet Emba, im Karpatengebiet Biogeochemie und der Radiogeochemie ist entdeckt und, Verdienst der Sowjetwissenschaft. , was man besonders hervorheben mu3, das riesige, heute hauptsachliche erdol- Die geologische Erforschung des Territoriums. trachtige Gebiet im Zentrum des Landes zwi- der UdSSR ist weft fortgeschritten. Die ,weif3en schen dem Ural und der Wolga. Hinzu kommt, Flecke" sind verschwunden. Allgemeine staat- da3 die Forschungen der . Geologen Aserbai- liche und geologische Karten im Ma3stab dshans die Ausbeutung der alten Erdolgebiete 1.: 5 000 000 und 1 : 2 500 000 sowie eine tekto- sichern. nische Karte der UdSSR im Maf3stab 1 :5 000 000 Dank der Entdeckungen der bedeutendsten Vor- wurden zusammengestellt. Die Ausarbeitung kommen z. B. in den Gebieten von Stawropol, einer geologischen Karte der UdSSR im Ma3stab der Ukraine, der Wolga, konnte sich die Gas- 1 : 1 000 000 wird abgeschlossen. AuBerdem sind industrie auf der Basis von Erdol entwickeln. detailliertere geologische Karten d'er bedeutend- Als Ergebnis der hydrogeologischen Forschungen sten Gebiete der UdSSR geschaffen worden. wurden die Fragen der Wasserversorgung zahl- Eine Reihe spezieller Karten wurde veroffent- reicher gro3er Neubauten gelost und hydrogeo- licht, so Karten fiber quartare, hydrogeologische, logische Unterlagen fur die Projektierungen der palaogeographische und andere Ablagerungen. grol3ten Wasserkraftwerke und Kanale gegeben. Besonders erwahnenswert ist die komplexe Er- Ein neuer Zweig der wissenschaftlichen For- forschung der Vorkommen von Mineralien und schung, die Frostboderikunde, bietet gro3e prak- die Untersuchung der stofflichen Zusammen- tische Hilfe bei der Erschlie3ung des Nordens setzung und der Eigenschaften neuer Arten von und des Nord-Ostens und bei der Schafung be- Mineralrohstoff en. Sie war Ausgangspunkt fur dei tender industrie-okonomischer Gebiete. die Schaffung neuer Industriezweige in der Als Ergebnis der erfolgreichen geographischen UdSSR: der Aluminium-, Vanadium-, Titan-, Arbeiten und der weitgehenden Anwendung von Kobalt-, Molybdan-, Graphit-, Glimmer-, Kao- Luftaufnahmen wurde in kurzer Zeit das ganze lin-, Talkum-, Schwefel-, und Arsenindustrie, der riesige Territorium der Sowjetunion topogra- Industrie seltener Metalle u. a. phisch erfa3t. Die umfangreichen, von der vor- Die von A. E. Fersman begonnenen, breit ange- revolutionaren Periode ererbten weiBen Flecke legten Expeditionsforschungen fiber die nadir- wurden beseitigt. Erstklassige Karten der So- lichen Reichtumer der Kola-Halbinsel fiihrten wjetunion und eine Reihe geographischer At- zur Errichtung von Bergwerken, Fabriken und lanten sind herausgegeben worden. Stadten in der friiher leblosen Tundra, in denen Die Teilnahme sowjetischer Geographen an den wissenschaftliche Einrichtungen entstanden, die . komplexen Forschungen fiber wenig untersuchte zum Zentrum der Erforschung der Geologie und Territorien zur Ausarbeitung von Planen fur die der Mineralreichtumer des Gebietes wurden. Entwicklung der Volkswirtschaft, fur die Urbar- Die Forschungen der Geologen Kasachstans, mit machung von Neu- und Brachland, fur die ratio- K. I. Saptajew an der Spitze, machten es mog- nelle Ausnutzung von pflugbarem Ackerland Sanitized Copy Approved for Release 2010/04/27: CIA-RDP80T00246AO41700050001-3 Sanitized Copy Approved for Release 2010/04/27: CIA-RDP80T00246AO41700050001-3 MITTEILUNGSBLATT 3. Jahrgang, Heft 11/12 (der Kampf mit der Erosion, mit Bodendiirre Die Entwicklung der marxistisch-leninistischen u. a.), bei der Anlegung von Eisenbahnlinien, Lehre fiber den Staat and das Recht in der von Autostraf3en unter schwierigen Naturbedin- sozialistischen Gesellschaft ermoglichte es, die gungen, bei der Schaffung von Irrigations- and erste Verfassung in der Welt auszuarbeiten, die Meliorationsanlagen usw. war fruchtbringend. den welthistorischen Sieg des Proletariats wider- Umfangreiche Erforschungen der Meere and spiegelt. Ozeane wurden durchgefuhrt. Sie erlaubten es, Die neue Gesellschaft schuf neue Beziehungen grundlegende physikalische, chemische, geolo- zwischen den Menschen, deren Studium der gische and biologische Erscheinungen and Pro- Rechtswissenschaft hilft, die Rechtsnormen des zesse festzustellen, die fur die Entwicklung der sozialistischen Staates auszuarbeiten, die neuen Fischindustrie and der Navigation wichtig sind, Burger-, Arbeits- and Familienrechtsverhalt- die ersten Fischereikarten zusammenzustellen, nisse u. a. gesetzgebend zu festigen. die Voraussage hydrologischer and klimatischer Die grof3e Bedeutung der marxistisch-leninisti- Veranderungen zu ermoglichen and Eispro- schen Philosophie besteht darin, daB sie die gnosen zur Sicherung der Schiffahrt auf dem Natur- and die Gesellschaftswissenschaften mit nordlichen Seeweg zu stellen. der wissenschaftlichen Methode des dialekti- Besonders bernerkenswert ist die Erforschung schen and historischen Materialismus ausri stet. des Polarbeckens, in dem der riesige Unter- In den Jahren der Sowjetmacht lieferten die wasser-Hohenzug ,Lomonossow" entdeckt and Mitarbeiter der philosophischen Front eine Reihe untersucht wurde. von Arbeiten uber den dialektischen and histo- Die Forschungen auf der ?Witjas" fi hrten.zur rischen Materialismus, uber die Logik, Ethik, Entdeckung ehemals unbekannter Unterwasser- Asthetik, uber die Geschichte der auslandischen Hohenzi ge, einzelner Berge and Vertiefungen Philosophie and der Philosophie der Volker der im nordlichen Teil ? des Stillen Ozeans. Die UdSSR. Grenzen der Ausbreitung der Fauna verschie- dener Herkunft wurden festgestellt. Die irrtum- Gro8e Erfolge errang auch die sowjetische lithe Vorstellung vom Fehlen des Lebens in Sprachwissenschaft. Gr613te Bedeutung in den maximalen Ozeantiefen konnte korrigiert wer- Forschungen Uber die Sprachen der Volker der den. Mehr als 200 neue Arten von Tieren wur- UdSSR hat die S~haffung des Schr.ifttums fur den entdeckt and reiches Material von der fast 50 Sprachen, das bis zur Oktoberrevolution Gruppe der Po horen nicht existierte. Fur viele Sprachen wurden gonop gewonnen, jenem wissenschaftliche Grammatiken erarbeitet. Hun- einzig neuen Typ des Tierreiches, der bisher im 20. Jahrhundert entdeckt . wurde. derte von Worterbuchern der Sprachen der Vol- Ein hervorragender Beitrag zur Wissenschaft ker der Sowjetunion and des Auslandes wurden sind die kollektiven Expeditionen in die Ant= zusammengestellt and herausgegeben. arktis Einen achtunggebietenden Aufschwung iiahm Die Arbeiten der Akademie der Wissenschaften die wissenschaftliche Forschungsarbeit auf dem der Lettischen SSR uber die Rolle der Spuren- Gebiet der russischen Sprache; hier seien be- elemente im Boden mussen auch erwahnt werden. sonders die Arbeiten von W. W. Winogradow Wenn die technischen Wissenschaften and die genannt, die die grammatische Lehre vom Wort Naturwissenschaften dem materiellen Fortschritt auf eine neue theoretische Stufe hoben. Das- unserer Heimat dienen, so sind die Gesellschafts- gleiche gilt fur seine Arbeiten auf dem Gebiet wissenschaften ihre ideologische Waffe. der Stilistik. Die Arbeiten von W. W. Winogra- Die Wirtschaftswissenschaften halfen der Kom- dow, S. P. Obnorski and anderen Gelehrten sind munistischen Partei, die Wege and Methoden zur ma6gebend fur den neuen Zweig der Lingui- Industrialisierung des Landes and zur Kollek- stik - die Geschichte der russischen Literatur- tivierung der Landwirtschaft auszuarbeiten and sprache. Fur die Romanistik ist die wissenschaft- die sozialistische Umgestaltung der Wirtschaft lithe Tutigkeit W. F.. Schischmarews besonders er'folgreich durchzufiihren. bedeutungsvoll. Eine Reihe von Arbeiten wurden zu Fragen des In den verflossenen vierzig Jahren wurden be- Imperialismus, zur allgemeinen Krise des Kapi- merkenswerte Ergebnisse in der Literaturwissen- talismus, zum Verfall des Kolonialsystems, zur schaft erzielt. Geschichte der okonomischen Krisen des Kapi- Von den Gesellschaftswissenschaften hat die talismus, zur Kritik .burgerlicher Theorien her- Geschichtswissenschaft groite Erfolge zu ver- ausgegeben. zeichnen. Sanitized Copy Approved for Release 2010/04/27: CIA-RDP80T00246AO41700050001-3 Sanitized Copy Approved for Release 2010/04/27: CIA-RDP80T00246A041700050001-3 3. Jahrgang, Heft 11/12 MITTEILUNGSBLATT Viele alte and eine Reihe neuer Probleme wur- den auf marxistisch-leninistischer Grundlage bearbeitet. tYber die wichtigsten revolutionaren Prozesse der Menschheitsgeschichte, fiber den konkreten tlbergang von einer sozialokonomi- schen Formation zur anderen, fiber Probleme der. Geschichte des Imperialismus and. der proleta- rischen Revolution, der nationalen Befreiungs- bewegungen in den kolonialen abhangigen Lan- dern, fiber Fragen des sozialistischen Aufbaus in der' UdSSR and in den Landern der Volks- demokratien konnten Forschungsergebnisse ver- offentlicht werden. Man muB daneben eine weitere Anzahl hervor- ragender Arbeiten erwahnen, in erster Linie die von B. D. Grekow and A. M. Pankratowa zur Geschichte der Arbeiterklasse and des Bauern-, turns sowie die von E. B. Tarle zu verschiedenen internationalen Problemen. Ein nicht zu bezweifelndes Verdienst der Histo- riker ist die Darstellung der Geschichte der ein- zelnen Volker unseres Landes. Die sowjetischen Orientalisten ubernahmen von der vorrevolutionaren russischen Wissenschaft ein ausgezeichnetes Erbe, darunter die Werke W. B. Bartolds, I. J. Kratschkowskis, A. P. Bar- ranikows u. a. Ein neuer Zweig der Orientalistik ist die Erforschung der nationalen Befreiungs- bewegungen in den Landern des Ostens sowie die Lage ihres Proletariats and der Bauern- schaft. Auch die Fortschritte, die die sowjetische Ar- chaologie aufzuweisen hat, sind der Beachtung wert. Sie hat sich in einen selbstandigen Zweig der Geschichtswissenschaft verwandelt. Es ist vor allem auf die bedeutenden Ergebnisse ar- chaologischer Ausgrabungen in Choresm, in Siid- sibirien, auf der Krim and anderswo hinzu- weisen. Die heute allgemein bekannten Aus- grabungen in den russischen Stadten Nowgorod, Kiew, Tschernigow, im alten Rjasan, in Ladoga, in Moskau and anderen beleuchten auf neue Weise die Kultur der alten Rus. Die sowjetischen Ethnographen erschlossen mit ihren Forschungen fiber die Volker der Erde, insbesondere fiber die Geschichte and Kultur der Volker des afrikanischen Kontinerits, neue Kenntnisse. Die. sowjetischen Kunsthistoriker reihen sic'h ebenfalls wurdig in den Aufbau der sozialisti- schen Kultur ein and. haben aktiven Anteil an der Herausbildung des sozialistischen Realismus in der Kunst. AuBerordentliche Bedeutung fur die gesamte ideologische Arbeit hat die Rede des Genossen N. * S. Chrustschow zu Fragen der Literatur and Kunst. Im friedlichen okonomischen Wettbewerb zweier Systeme fallt der Wissenschaft eine uberaus ver- antwortungsvolle Rolle zu. Die vor uns stehen- den Aufgaben, die kapitalistischen Lander in okonomischer Beziehung zu Uberholen and in der Pro-Kopf-Produktion auf den ersten Platz in der Welt zu riicken, konnen nur unter zwei Bedingungen realisiert werden: durch die sozia-' listische Produktionsweise and durch die maxi- male Ausnutzung der Wissenschaften. Hierauf bezieht sich in erster Linie die Revolution. in der Energetik: weitere rationelle Ausnutzung der Wasserreserven and weitere Elektrouber- tragung, fortwahrend zu steigernde Anwendung der Atomenergie and moglicherweise Beginn, der Ausnutzung der Sonnenenergie unter An- wendung von halbleitenden Foto- and Thermo-, elementen. Von nicht untergeordneter Bedeu- tung wird die Revolution in der Produktion von: Maschinen and Grundstoffen auf der Grundlage der breitesten Ausnutzung der Automatik and der Organisation von flief3enden Prozessen sein. Man kann sich die uberwaltigende Bedeutung der Hilfe von Automaten in der geistigen Arbeit des Menschen vorstellen, wobei die neue Rechen- technik an erster Stelle zu nennen ist. Die Kon- struktion immer schneller arbeitender automa- tischer Rechenmaschinen wurde bedeuten, daB die Mathematik schnell in ihr friiher unzugang- lithe Gebiete der Wissenschaft and Technik ein- dringen kann. Schnell wird das Gebiet der ?ma- thematisierten" Kenntnisse vergrof3ert werden; indem man alle neuen Gebiete der Wissenschaft in die exakten Wissenschaften einordnet. Buch- haltungs- and Planungsmaschinen werden hel- fen, unsere Planting auf eine unerreichte Hohe zu bringen. Verwaltungsmaschinen werden nicht rnehr den Arbeiter, sondern den Meister and Ingenieur ersetzen. Informations-, tYbersetzungs- and andere Maschinen werden die verschiedenen Gebiete der Geistesarbeit unterstiitzen. Dank unserer wissenschaftlichen Erfolge konnen wir eine hochwertige Produktion z. B. hochmole- kularer Stoffe voraussehen, die Metall, Holz and andere ,natilrliche" Stoffe ersetzen: durch die Synthese groBer Gruppen elastischer, halbelasti- scher, kautschukartiger Stoffe mit verschiedenen Eigenschaften and fur verschiedene Bestim= mungsverwendungen, durch das unaufhaltsame Eindringen synthetischer Fasern in den Alltag, die in immer hoherem MaBe nati rliche Fasern ersetzen. Sanitized Copy Approved for Release 2010/04/27: CIA-RDP80T00246A041700050001-3 Sanitized Copy Approved for Release 2010/04/27: CIA-RDP80T00246AO41700050001-3 298 MITTEILUNGSBLATT In der Biologie konnen wir hochst revolutionie- rende Ereignisse erwarten. Auf den Gebieten der elementaren biologischen Vorgange werden phy- sikalische and chemische Methoden angewandt, vor allem in der Erforschung der Gewebe and Organe. Wir werden die Erscheinungen meistern, die das Wachstum der Organismen, die Ver- erbung and Vermehrung, die Zellteilung, die physikalischen and chemischen Funktionen der Gewebe and anderes mehr betreffen. Das wiederum eroffnet ungeahnte Moglichkeiten fur die Gebiete der Medizin and der Landwirt- schaftswissenschaften. Wir konnen in der Befriedigung der Bediirfnisse der Technik auf die Ausnutzung aller Elemente des Periodischen Systems rechnen, sowohi in Form ihrer verschiedenartigen anorganischen als auch organischen Verbindungen. Das Vorwartsstreben des Menschen, das Studium der Erdoberflache and der Atmosphere fiihrte zum ersten kosmischen Flug - dem kiihnen Flug des Menschen in die jetzt noch geheimnisvollen Welten des Mondes and der Planeten. Der Ak- tionsradius astronomischer Gerate von grof3er Prazision and weitreichender Sicht wird das Weltall erschlief3en and eine tiefgehende Erfor- schung des bisher unerschlossenen kosmischen Labors ermoglichen. 3. Jahrgang, Heft 11/12 Die Konstruktion. neuer hochleistungsfahiger Beschleuniger wird die Geheimnisse der ur- _sprunglichen Elemente der Materie entratseln and das Verhaltnis von Materie and Energie weiter ergrunden. Die Gesellschaftswissenschaften werden weitere Verallgemeinerungen fur die Geschichte, die Okonomie, das Recht, den Aufbau des Sozialis- mus and den tUbergang zum Kommunismus er- lauben. Wir werden auch weiterhin die Hande nicht in den Scho13 legen. Die Zahl unserer wissenschaft- lichen Institutionen wird wachsen and ihr Niveau steigen. Unser wissenschaftlicher Nach- wuchs wird uns noch weit iibertreffen. Es. ist ehrenvoll fur die Menschen der Wissen- schaft, mit alien ihren Kraften an der Erfiillung unseres erhabenen Programms zu arbeiten. Fort- schrittliche Manner der vorrevolutionaren russi- schen Wissenschaft iiberlieferten uns fur den Dienst an Heimat and Volk ruhmreiche Tradi- tionen. Die sowjetischen Wissenschaftler haben sie vielfach bereichert. Wir Sind stolz auf unseren ruhmreichen vierzig- jlihrigen Weg, wir sind entschlossen, auch kiinf- tig unser Wissen and unsere Fahigkeiten dem Kommunismus and dem Weltfrieden zu ver- schreiben. Der Krieg kann verhindert, Aus der Festrede des Prasidenten des National- rats der Nationalen Front des demokrati- schen Deutschland, Akademiemitglied Prof. Dr. E.' CORRENS, auf der Tagung zum 10. Jahrestag der patriotischen Volksbewegung am 12. De- zember 1957: Der 10. Jahrestag der patriotischen Volksbewe- gung in Deutschland fallt in eine Zeit, in der die Volker aufgefordert sind, die Frage Frieden oder Krieg zu entscheiden. Ein groBer Teil der Menschheit befindet sich auf dern Wege des Ubergangs vom Kapitalismus zum Sozialismus and hat sich somit bereits fur den Frieden ent- schieden. Das wurde uns alien deutlich, die wir das Gluck hatten, aus AnlaB des 40. Jahrestages der GroBen Sozialistischen Oktoberrevolution in der Hauptstadt der Sowjetunion, in Moskau, zu weilen. Ich personlich war Mitglied der Partei- und Regierungsdelegation der Deutschen Demo- kratischen Republik. Die Eindriicke and Erleb- nisse dieser festlichen Tage sind so bedeutend, daB es mich dazu drangt, auch vor dem National- der Frieden gefestigt werden rat in dieser Festsitzung zum 10. Jahrestag des Bestehens and des Wirkens ui serer patriotischen Volksbewegung von ihnen auszugehen. Der unausloschlich starkste Eindruck von Moskau war die Demonstration der Tatsache, daB die Ein- heit and Geschlossenheit der dort vertretenen kommunistischen and . Arbeiterparteien der g a n z e n Welt unerschi tterlich ist and das Krafteverhaltnis in der ganzen Welt rich zugun- sten. des sozialistischen Lagers verandert hat and weiter verandert. Der Sozialismus befindet sich auf einem unaufhaltsamen Vormarsch, and das 20. Jahrhundert wird entgegen alien westlichen Voraussagen kein amerikanisches, sondern es wird ein vom Sozialismus gepragtes Jahrhundert sein. Seit die sowjetischen Sputniks um' die Erde kreisen and jeder Mensch die Uberlegenheit der Sowjetunion anerkennen' mull, bricht sich these Erkenntnis, wenn auch widerstrebend, in der kapitalistischen Welt Bahn. Moskau war Ausdruck and Triumph der festen Geschlossenheit, der wachsenden Kraft and der Sanitized Copy Approved for Release 2010/04/27: CIA-RDP80T00246AO41700050001-3 Sanitized Copy Approved for Release 2010/04/27: CIA-RDP80T00246A041700050001-3 3. Jahrgang, Heft 11,12 MITTEILUNGSBLATT 299 Zuversicht der Menschheit, daB es gelingen werde, einen neuen Weltkrieg zu verhindern and den Frieden fur alle Volker zu sichern. .. . Beredter Ausdruck dieser moralischen Kraft and der solidarischen Einheit ist das Manifest der 64 kommunistischen and Arbeiterparteien and ist auch die Erklarung der 13 kommunistischen and Arbeiterparteien der sozialistischen Staaten. Diese beiden Dokumente geben eine klare Ant- wort auf die Frage, wohin die Menschheit strebt. Die Volker im Friedenslager besinnen sich ihrer Kraft. Sie beweisen nachhaltig die geschichtliche Wahrheit, daB sie es sind, die die Geschichte machen, daB sie es sind, die auch daruber ent- scheiden, daB der Welt der Frieden erhalten bleibt. Ich denke, daB die Impulse, die vom Mos- kauer Friedensmanifest ausgehen, auch unsere eigene Arbeit in der Nationalen Front des demo- kratischen Deutschland wesentlich starken and uns helfen werden, noch breitere Kreise fur die Unterstutzung des Kampfes um den Frieden zu gewinnen. Die Nationale Front sollte sehr aufmerksam be- achten, was im Friedensmanifest in bezug auf die Gefahr des westdeutschen Militarismus ge- sagt wird. Das Friedensmanifest weist darauf hin, daB der deutsche Faschismus der Haupt- schuldige am 2. Weltkrieg gewesen ist and daB dieser Krieg nicht nur gewaltige Armeen in seinen Strudel gerissen hat, sondern daB dieser Krieg mit der Zerstorung offener Stadte and mit dem Tod von Hunderttausenden von friedlichen Burgern bezahlt wurde. Millionen Manner, Frauen and Kinder, so sagt das Manifest, gingen in den Konzentrationslagern and in den Gas- kammern der Nazis zugrunde. Es stellt fest, daB die gewaltigen materiellen Mittel, die der Krieg verschlungen hat, ausgereicht hatten, Tausende bliihender Stadte zu erbauen, ganze Volker zu ernahren and zu kleiden. Die Erklarung weist darauf hin, wie groB and wichtig die Rolle der Deutschen Demokratischen Republik in diesem Kampf ist, und.sie versichert uns auch der Solidaritat aller Unterzeichner der Erklarung and ihrer vollen Unterstutzung? Den westdeutschen Militarismus and Revanchismus zuruckzudrangen, zu schlagen and zu entmach- ten, das ist die verpflichtende vordringliche Auf- gabe der Nationalen Front des demokratischen Deutschland and aller friedliebenden Menschen in ganz Deutschland. Oft wird an uns die Frage gerichtet, ob wir das auch konnen, ob unsere Kraft dazu ausreicht. Um diese Frage auch fur unsere Menschen in den Stadten and Dorfern klar zu beantworten and ihr Vertrauen in die eigene Kraft zu starken, ist es notwendig, den Inhalt des Friedensmanifestes and der Moskauer Erklarung unserer ganzen Bevolkerung in ihrer tiefen Bedeutung klar- zumachen. Noch gibt es auch bei uns Zweifel an der Moglichkeit, den Frieden zu erhalten. Es gibt Menschen, die den Krieg fur eine Angelegenheit halten, die vorbestimmt and unumganglich sei. Andere wiederum tiberschatzen die Moglich- keiten der imperialistischen Kriegstreiber, Kriege anzuzetteln. Und noch anderen Menschen fehlt einfach der Glaube daran, daB sie jemals im- stande sein konnten, denen, die am Krieg ver- dienen, and den Militaristen Einhalt zu ge- bieten. Wir diirfen diese Zweifel and auch falschen An- sichten nicht iibersehen and sollten uns be- muhen, auf alle Fragen exakte and gutfundierte Antworten zu geben. Das Friedensmanifest mit seiner einfachen, aber iiberzeugenden Sprache ist uns dabei eine groBe Hilfe. Im F r i e d e n s m a n i f e s t wird folgende ein- dringliche Frage gestellt: ?Ist der Mensch, dessen siegreiche Vernunft der Natur alle ihre Geheimnisse entreif3t and sie immer umfassender seiner Macht unterwir f t, ist der Mensch, der sich dank dem Start der sowjetischen kiinstlichen Erdtrabanten an- schickt, demnachst die Sterne zu erreichen - ist der Mensch etwa nicht imstande, den Krieg zu verhiiten and die Selbstvernichtung zu ver- hindern?" Und sie wird beantwortet: .,,Wir Vertreter der kommunistischen and Ar- beiterparteien erklaren im vollen Bewuf3tsein unserer Verantwortung fiir die Geschicke der Volker: Der Krieg ist nicht unvermeidlich, der Krieg kann verhindert, der Frieden. verteidigt and ge f estigt werden." Dem schlieBen wir uns als die groBe patriotische Bewegung des deutschen Volkes mit unserer ganzen Uberzeugung an. Weil fur Deutschland auch zutrifft, was fur alle Volker gilt, ist es ge- wiB, daB die Bonner NATO-Politik schlieBlich auch am Willen des deutschen Volkes zum Frie- den and an seiner Verteidigungsbereitschaft Mr den Frieden scheitern wird. An uns liegt es nun, die Gedankengange dieses Manifestes allen unseren Burgern, aber auch den Burgern der Bundesrepublik, klar and eindeutig zu vermitteln. Das halte ich besonders hinsicht- lich Westdeutschlands fur so aul3erordentlich Sanitized Copy Approved for Release 2010/04/27: CIA-RDP80T00246A041700050001-3 Sanitized Copy Approved for Release 2010/04/27: CIA-RDP80T00246AO41700050001-3 300 MITTEILUNGSBLATT 3. Jahrgang, Heft 11/12 wichtig, weil man nur mit Emporung feststellen der Sowjetunion gesagt wurde, hat sich damit kann, daB die gesamte burgerliche Presse and als falsch and auf keinen realen Tatsachen and der 'Funk in Westdeutschland sich gegenuber Einschatzungen ful3end erwiesen. diesen Dokumenten auf Schweigetaktik geeinigt Die Sputniks beweisen unwiderleglich, dad es in haben. Well man gegen diesen Aufruf zum Frie- der Sowjetunion eine grol3e sozialistische Indu. den nichts sagen k an n , ohne sich selbst eine strie gibt and das allgemeine Niveau dieser In-? Blof3e zu geben, wird er mit fiinf- oder zehn- dustrie auderordentlich hoch sein mull zeiligen Kurzmeldungen abgetan. Die kreisenden Erdsatelliten iiben zweifellos auf Denn auch fur Westdeutschland gilt die Fest- viele schwankende Regierungen der westlichen stellung der Moskauer Erklarung, daB sich die Welt einen erniichternden EinfluB aus. Es wird inneren Widerspruche des Kapitalismus ver- ihnen immer schwerer, sich gegen die Vernunft scharfen and immer deutlicher zutage treten. Die der von der Sowjetunion angestrebten Politik Waffenlieferungen der USA and Englands an, der friedlichen Koexistenz zu verschliel3en and Tunesien, auch unter dem Aspekt einer ernsten sich auf die amerikanische Politik der Starke zu Krise in der NATO, haben gezeigt, daB es um die orientieren. Einheit in der NATO schlecht bestellt ist. Die Die Waage hat sich zugunsten des Friedens ge- sogenannte,,Gipfelkonferenz der NATO-Lander", senkt. Aber der Friede ist noch nicht gesichert! die in wenigen Tagen in Paris zusammentreten Das Friedensmanifest ist deshalb auch ein drin- soll, steht im Zeichen von Pessimismus and gender Ruf zur Wachsamkeit an alle Volker. Es Depression. weist nachdriicklich darauf hin, dad die imperia- Ich hatte Gelegenheit, mich in Moskau mit listischen Regierungen unter dem Druck der eigenen Augen von der materiellen Macht, von Monopole die Vorschlage zur Abrustung, zur der Geschlossenheit and von der Solidaritat des Festigung der friedlichen Koexistenz der Volker, sozialistischen Weltlagers zu iiberzeugen. Allen zum Verbot and zur Achtung aller atomaren Gasten, die der Demonstration am 7. November Waffen, zur Bildung eines Systems der kollek- zuschauen durften - and es waren auch viele tiven Sicherheit, zur Liquidierung der militari- Personlichkeiten aus den kapitalistischen Lan- schen Stiitzpunkte im Ausland and die Schaffung dern dabei - muBte dies klarwerden. einer atomfreien neutralen Zone in Europa ab- Die Uberlegenheit des sozialistischen Lagers, auch lehnen. Auch der Regelung der deutschen Frage auf militarischem Gebiet, ist eine Tatsache, die auf dem Wege von Verhandlungen and auf fried- sogar das NATO-Hauptquartier in Rechnung licher and demokratischer Grundlage setzen sie stellt. Diese tYberlegenheit wird aber noch ` Widerstand entgegen. wesentlich verstarkt durch den Willen aller auf- Unsere Aufgabe mud es sein, das ,Wie" als die. rechten Menschen, auch der Menschen in den Voraussetzung fur die Erftillung der Forderungen kapitalistischen Landern, den Frieden zu sichern des Manifestes mit allen Ausschiissen, Mitarbei- und zu erhalten. tern and Freunden zu klaren. Sehr iiberzeugend brachte der Vorsitzende der Erinnern wir uns der Tage, da am 6. and 7. De- Volksrepublik China, unser Freund Mao Tse- zember 1947 in Berlin der erste deutsche Volks- tung, dies zum'Ausdruck, als er vor aller Welt kongred fur Einheit and gerechten Frieden nachwies, daB nicht nur die bessere Moral, die zusammentrat. Deutschland and seine Haupt- bessere Politik, die starkeren Bataillone auf der stadt waren damals in vier Besatzungszonen Seite des Friedens and des Sozialismus stehen, bzw. Sektoren aufgeteilt. Aber Deutschland sondern der uberwiegende Teil der Menschheit bestand theoretisch noch als politische and selbst. wirtschaftliche Einheit. Grundlage der Leitung Die tiberlegenheit des Sozialismus leitet sich aber des Staates and der Verwaltung seiner An- nicht nur aus solchen Fakten her. Sie hat noch gelegenheiten nach innen' and auden war das andere machtig wirkende Triebkrafte, sie gehen Potsdamer Abkommen vom 2. August 1945. von dem hohen Tempo des wirtschaftlichen Auf- Damals war noch nichts entschieden. Uberall stiegs der Sowjetunion aus. 'fragten die Menschen, wie soil es jetzt weiter- Die Sputniks haben die Luge von der angeb- gehen, welchen Weg muf3 Deutschland ein- lichen Zuriickgebliebenheit der sowjetischen In- schlagen? dustrie and der sowjetischen Wissenschaft mit Die Antwort auf these Lebensfrage des deutschen einem Schlage 'zerstort. Alles, was in der kapita- Volkes hatten bereits die antifaschistischen Wider- listischen Welt den Volkern fiber die wirtschaft- standskampfer gegeben, Kommunisten, Sozial- liche, technische and wissenschaftliche Schwache demokraten and patriotische Vertreter des Biir- Sanitized Copy Approved for Release 2010/04/27: CIA-RDP80T00246AO41700050001-3 Sanitized Copy Approved for Release 2010/04/27: CIA-RDP80T00246AO41700050001-3 gertums. Sie traten, wie es die Beschliisse der Briisseler Parteikonferenz der KPD und ihre Tagung in Bern forderten, fur die Sammlung aller Krafte gegen Faschismus und Krieg ein. Sie und die Frauen und Manner des National- komitees Freies Deutschland, die spater in der Sowjetunion, in Deutschland und im okkupier- ten Europa den Kampf fur die Befreiung von der faschistischen Unterdriickung und damit fur die Rettung der Nation fi hrten, sie wollten das deutsche Volk vor der nationalen Katastrophe retten. Sie konnten these Katastrophe trotz ihres heldenmutigen Einsatzes nicht verhindern, aber ihr Beispiel der Uneigenniitzigkeit und ihr Patriotismus lebten und wirkten weiter. Unsere Parteieh und die Massenorganisationen formten sich damals zur politischen Arbeit. Die beiden Arbeiterparteien hatten sich in der sowje- tisch besetzten Zone zu einer neuen einheitlichen Partei, zur Sozialistischen Einheitspartei Deutsch- lands, zusammengeschlossen. Ihre Aktivitat be- gann spiirbar Denken und Handeln unserer Menschen, besonders der Arbeiter in den Be- trieben, zu beeinflussen und den Aufbauwillen zu starken. In der sowjetisch besetzten Zone waren die Bo- denreform, die Schulreform und die Sauberung des Staatsapparates auf der Grundlage des Pots- damer Abkommens durchgefiihrt? Die Bevolke - rung setzte auch die Liquidierung der Macht- positionen der Monopolkapitalisten und faschi- stischen Kriegsverbrecher durch. In den Triim- mern der Stadte begann iiberall das Neue sichtbar zu werden, und, von vielen noch unverstanden, begann es ?sich durchzusetzen. In jenen Tagen drangen vom Westen her die ersten beunruhigenden Nachrichten zu uns. In Stuttgart verkiindete der Amerikaner Byrnes eine offensichtlich reaktionare Doktrin fur die Entwicklung Deutschlands. Der Marshallplan, als das sogenannte Hilfsprogramm der USA .fur das durch den Krieg schwer betroffene Europa, wurde zum erregenden Diskussionsthema. Offen- sichtlich war die Tendenz dieses Plans, den Ein- fluB der USA in Europa zu verstarken und die hilfesuchenden Lander fest an die USA zu bin- den. Auch die Antisowjethetze wurde wieder belebt. Die westlichen Zeitungen und Rundfunksender machten auf einmal eine Wendung um 180 Grad. Die Sowjetunion, der Verbiindete im Kampf auf Leben und Tod gegen den Hitlerfaschismus, war nicht mehr Freund, sondern Feind und Aggres- sor. Vergessen war, daB die Sowjetunion die Hauptlast des Krieges getragen, den barbarischen Feind bezwungen und damit auch Leben und Zukunft der Volker im Westen gesichert hatte! Die Westmachte begannen offen einen Kurs zu verfolgen, der mit den Prinzipien des Potsdamer Abkommens immer weniger zu vereinbaren war. Das bestatigte sich vor allem in den westalliier- ten Vorbereitungen zur Londoner Konferenz der AuBenminister, die im Dezember 1947 zusam- mentrat. Auf der Tagesordnung stand die end- giiltige Regelung eines Friedensvertrages mit Deutschland. Aber auf dieser Konferenz ging es den West- machten schon gar nicht mehr um einen Frie- densvertrag, sondern es ging ihnen um die Er- haltung und Festigung des kapitalistischen Sy- stems in Westdeutschland - und sei es auch um den Preis der Spaltung des deutschen Staates. Die Westmachte hatten sich gegen das deutsche Volk und fur die Monopolherren an Rhein und Ruhr entschieden. In L o n d o n wurde offenbar, daB Bich die West- machte vom Potsdamer Abkommen, soweit es in ihrem Interesse lag, losgelost hatten. Das. Potsdamer Akommen war und ist der Ausdruck des Willens der Volker, kraft ihrer demokratischen Rechte aktiven Einfluf3 auf die Gestaltung der Nachkriegsverhaltnisse in Deutschland zu nehmen. Auch dem deutschen Volke wurde dieses Recht eingeraumt. Die west- lichen Machte aber begannen gerade diesen Punkt des Potsdamer Abkommens zu verletzen und das souverane Selbstentscheidungsrecht un- seres Volkes auszuschalten. In London sollte hinter verschlossenen Ttiren fiber Deutschland verhandelt werden. Der 1. Deutsche VolkskongreB ist des- halb vor allem als eine Manifestation des fort- schrittlichen Willens unseres Volkes zu werten, das selbst fiber sein Schicksal bestimmen will. Ausgehend von diesem KongreB, begann in ganz Deutschland die nationale Auseinandersetzung uber die zwei moglichen Wege; auf der einen Seite uber den Weg der Einhaltung und Erfiillung des Potsdamer Abkommens, um Frieden, Demo- kratie und Fortschritt zu sichern, andererseits uber den Weg der Abkehr von Potsdam, der die Restaurierung der alten Machtverhaltnisse des Monopolkapitals und des Militarismus zum Ziel hatte. Mitte 1947 war also die Gefahr der Spaltung Deutschlands in ein akutes Stadium getreten. Das war Alarm fur alle, die in ganz Deutschland aus den nationalen Katastrophen zweier Weltkriege SchluBfolgerungen gezogen hatten. Die gegen das Sanitized Copy Approved for Release 2010/04/27: CIA-RDP80T00246AO41700050001-3 Sanitized Copy Approved for Release 2010/04/27: CIA-RDP80T00246AO41700050001-3 Potsdamer Abkommen and damit gegen die Le- bensrechte des deutschen Volkes gerichtete Po- litik der Westmachte forderte den n a t i o n a l e n P r o t e s t des deutschen Volkes heraus. Deshalb fand der Aufruf der Sozialistischen Ein- heitspartei Deutschlands in ganz Deutschland offene Ohren and ein starkes Echo. 2000 Dele- gierte entsandte das deutsche Volk aus alien Tei- len des Vaterlandes and aus alien Schichten nach Berlin, um der Londoner Konferenz der Auf3en- minister die Auffassung der uberwiegenden Mehrheit des Volkes zu ubermitteln, einen schnellen Friedensvertragsabschlul3 zu fordern and vor den Folgen einer Politik der Spaltung zu warnen. Gestatten Sie mir, von meinen personlichen Ein- dri cken fiber den Geist and das Wesens dieses Kongresses etwas zu sagen. Ich hatte die Ehre, als Delegierter eines Betriebes, dessen Leitung mir damals i bertragen war, an diesem unver- gel3lichen Kongrel3 teilzunehmen. Es gehort zu den einschneidendsten Erlebnissen meines Le- bens, plotzlich in einem Kreis von tatbereiten Mannern and Frauen zu stehen and zu erkennen, daB hier unseren deutschen Menschen, die wir nach 1945 mit Planen, Hoff nungen and Wt nschen vor einem Nichts standen, ein Ausweg aus der durch den Hitlerfaschismus verursachten kata- strophalen Lage aufgezeigt wurde. Niemals werde ich die Stunde vergessen, in der nach der pro- grammatischen and wegweisenden Rede unseres heutigen Ministerprasidenten Otto Grotewohl der Vertreter der Arbeiterklasse, unser verehrter, jetziger President Wilhelm Pieck, der Vertreter des liberalen BUrgertums, der leider zu fri h ver- storbene Dr. Wilhelm Kiilz, and unser Freund Dr. Otto Nuschke als Vertreter der christlichen Kreise unseres Volkes sich die Hande reichten. Wir alle haben damals wohl spilren konnen, daB damit ein Bundnis von geschichtlicher Bedeu- tung fur unser deutsches Vaterland beschlossen and besiegelt wurde. Ich glaube, es ist vielen von den 2000 Delegierten dieses Kongresses wie mir gegangen. Wir faBten den festen EntschluB, die- sem Bundnis mit alien unseren Kraften zu dienen and die Prinzipien dieses Kongresses zur Richt- schnur unseres politischen and gesellschaftlichen Handelns zu machen; denn hier wurde uns ein Weg gezeigt, wie wir unser eigenes Leben and Schaffen mit den Lebensinteressen der Nation in Einklang bringen konnen. Ich bin gliicklich, fur uns alle sagen zu konnen, daf3 wir diesem Bi nd- nis bis auf den heutigen Tag die Treue gehalten haben and ihm auch fur die Zukunft die Treue halten werden. Die Entwicklung hat inzwischen bestatigt, daf3 das damals geschlossene BUndnis richtig and fruchtbringend war, daB das Recht auf unserer Seite ist. Auf-dem 1. VolkskongreB erwuchs im Kampfe fur die Sicherung der Lebensrechte un- seres Volkes die breite patriotische Volksbewe- gung, aus der sich im Kampfe gegen den natio- nalen Notstand unsere Nationale Front des demo- kratischen Deutschland entwickelt hat. Was ist das N e u e, das uns in dieser sich immer mehr entwickelnden Bewegung entgegentritt? Vor allem ist es die historische Tatsache, daB die deutsche Arbeiterklasse zum ersten M a l in der deutschen Geschichte die F ii h r u n g der nationalen Volksbewegung and damit auch die Fuhrung and Verantwortung fur die Nation in ihre Hande genommen hat. Um sie als den Kern schlief3en sich alle Schichten un- seres Volkes, alle Parteien and Massenorganisa- tionen and Hunderttausende Parteilose zur ge- meinsamen Arbeit zusammen Diese Gemeinsamkeit ist das z w e i t e Besondere and damit ' eine wesentliche Errungenschaft der Nationalen Front. Dank der weitsichtigen Politik der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands ' konnten wir weltanschauliche and religiose, so- ziale and berufliche Standpunkte and Uberzeu- gungen den hoheren Gesichtspunkten unterord- nen, um im Interesse des Friedens and der Wie- dervereinigung Deutschlands das Gemeinsame konsequent in den Vordergrund zu stellen. Aus dieser Gemeinsamkeit unter der Fuhrung der Arbeiterklasse schopften wir such die Kraft, einen Staat zu schaffen, der Garantie. dafi r ist, daB den westdeutschen Monopolisten and Mili- taristen mit ihrem hemmungslosen Drang nach Ausdehnung uniiberschreitbare Grenzen gesetzt sind. Ein Teil Deutschlands ist fur immer ihrer Macht entzogen. Und dieser Teil ist, wiederum dank unserer Gemeinsamkeit, zur Basis des kommen- den deutschen Staates ausgebaut worden, der ein Hort des Friedens and der Demokratie im Herzen Europas sein wird. In diesen zehn Jahren sind wir zu einer unzerstorbaren Einheit im Wol- len and Handeln zusammengewachsen. Diese Einheit ist die Quelle unserer Kraft and die Grundlage unserer Erfolge im wirtschaftlichen Aufbau,, in der Innen- and Auf3enpolitik. Die Nationale Front erklart, daf3 der Antikom- munismus Verrat an den wahren nationalen Interessen des deutschen Volkes ist, denn alle Anschlage der Imperialisten gegeniiber der friedliebenden Menschheit werden unter Sanitized Copy Approved for Release 2010/04/27: CIA-RDP80T00246AO41700050001-3 Sanitized Copy Approved for Release 2010/04/27: CIA-RDP80T00246AO41700050001-3 dem Deckmantel des Antikommunismus be- gangen. Am 10. Jahrestag unserer patriotischen Bewe- gung geloben wir, dad uns die Vertiefung und Starkung der freundschaftlichen Beziehungen zu alien Volkern und zum Sowjetvolk im beson- deren stets eine vordringliche Aufgabe und Ver- pflichtung sein wird. Das ist uns Herzenssache und ein Ausdruck des Patriotismus, der die Millio- nen Werktatigen in Stadt und Land beseelt. Wir erinnern uns der Worte Nikita Chrustschows, der bei seinem Besuch in der Deutschen Demo- kratischen Republik im Sommer dieses Jahres wiederholt unterstrich und betonte, dad die deutsch-sowjetische Freundschaft eine grode Er- rungenschaft beider Volker ist und dad der Friede in Europa gesichert ist, wenn eine tiefe Freundschaft Deutschland mit der Sowjetunion verbindet. Die Fiihrung der Arbeiterklasse, unsere Gemein- samkeit und die Realitat der deutsch-sowjetischen Freundschaft, das sind geschichtliche Errungen- schaften und Ergebnisse der zehnjahrigen Arbeit unserer 'patriotischen Volksbewegung. Uns und unser Wollen weist unsere klare, auf den Frieden gerichtete Politik aus. Wir leben in einer Arbeiter-und-Bauern-Macht, die den So- zialismus aufbaut. Arbeiter und Bauern betrei- ben keine Kriegspolitik; denn Sozialismus und Frieden bedingen einander. Unsere Werktatigen verabscheuen den Krieg, weil sie ja immer die Leidtragenden der entsetzlichen Schrecken der Kriege sind, weil ihnen das menschliche. Gluck ihrer Familien, ihrer Kinder, weil ihnen Wohl- stand,- Bildung und Kultur am Herzen liegen, alles Dinge, die fur sie nur im Frieden erreich- bar sind. Fur den Aufbau des Sozialismus brauchen wir viele bewudte, auf unserer Seite stehende Men- schen in der Stadt und auf dem Lande. Die Er- ziehung unserer Menschen zu sozialistisch den- kenden und handelnden Menschen ist also eine der entscheidenden Aufgaben, die wir als Natio- nale Front zu losen haben. Wir als Nationale Front werden, so denke ich, einen groden Beitrag zur Erfiillung der bis 1960 fixierten Aufgaben leisten konnen, wenn wir uns noch mehr als bisher um eine lebendige politische Arbeit niit unseren Menschen in der Stadt und auf dem Dorfe bemuhen. Wie erziehen wir unsere Menschen zu b e w u d - ten Erbauern des Sozialismus; welche Mittel und Methoden wenden wir dabei an? Diese Frage, so scheint mir,_ ist in vielen unserer Ausschiisse Hoch nicht klar. Woran liegt das? Es liegt, das ist meine Uberzeugung, hauptsach- 'lich daran, dad viele unserer Ausschiisse in der Entwicklung zu fiihrenden politischen Organen zuriickgeblieben sind. Hinweise und Richtlinien fur ihre Funktion in unserer Gesellschaft gibe es genug. Es bedarf nur des ernsten Willens der in unserer Nationalen Front zusammenarbeitenden Parteien und Massenorganisationen. Bisher war es so, dad die voneinander losgelosten Aktivitaten der Parteien und der Massenorganisationen das Ubergewicht hatten. Umgekehrt mudte es sein. Wir mussen ein Maximum an Zusammenarbeit anstreben, dann werden wir mit unserer Bevol- kerung in einen noch engeren Kontakt kommen. Wir werden dann auch noch mehr Bereitschaft zur Mitarbeit und zur Ubernahme von Verant- wortung bei der Lenkung und Leitung von Staat und Wirtschaft -finden. Die Arbeit unserer patriotischen Volksbewegung ist jetzt vom Aufbau des Sozialismus als der alles uberragenden Aufgabe gekennzeichnet. Indem wir den Sozialismus aufbauen, tun wir das Wir- kungsvollste fur das Hauptziel unseres Kampfes, die Wiederherstellung der Einheit unseres Vater- landes auf demokratischem und friedlichem Wege. Nur als ein sozialistischer Staat kann und wird unsere Deutsche Demokratische Republik zum groden Beispiel und Vorbild des ktinftigen ein- heitlichen, demokratischem und friedliebenden deutschen Vaterlandes werden. Uns starkt das Bewudtsein, unsere Kraft dem edelsten Streben des deutschen Volkes, seinem Verlangen nach einem Leben in Frieden, Freund- schaft, Demokratie und Fortschritt zu widmen. Der unvergeBliche Dichter Bertolt Brecht hat in seinem Solidaritatslied gesagt: ?Wollen wir es schnell erreichen Brauchen wir noch dich und dick. Wer im Stich laf3t seinesgleichen, laf3t ja' nur sich selbst im Stich." Ich mochte these denkwurdige Tagung des Na- tionalrats aber auch benutzen, um den Zehn- tausenden unserer Freunde und Mitarbeiter in alien Stadten und Dorfern ein h e r z l i c h e s Wort des D a n k e s zuzurufen. Sie haben sich in den vergangenen Jahren mit ihrer ganzen Kraft fur die groBen Ziele unserer Bewegung eingesetzt. Sie sind es, die durch ihre Arbeit, durch ihren Einsatz, in der Auseinandersetzung mit falschen und riickstandigen Auffassungen die Nationale Front des demokratischen Deutsch- Sanitized Copy Approved for Release 2010/04/27: CIA-RDP80T00246AO41700050001-3 Sanitized Copy Approved for Release 2010/04/27: CIA-RDP80T00246AO41700050001-3 land als eine Kampfgemeinschaft fur die Ver- wirklichung der gerechten and nationalen For- derungen unseres Volkes. groB gemacht haben. Von ihnen haben wir gelernt, and ihr Wirken be-' statigt uns immer wieder, daB unser Staat der Arbeiter Lind Bauern all sein Vertrauen in die Kraft des Volkes and in seinen Willen zum Frie- den, zur Demokratie and zum Sozialismus setzen kann. Die aufrechten fleiBigen Menschen in den Betrieben, in den Wohngebieten and den Dorfern sind. es, die unsere Bewegung mit Leben and 3. Jahrgang, Heft 11/12 kampferischem Elan erfiillen, die ihre Uniiber- windlichkeit and ihre Uberlegenheit garantieren. Ihnen alien gilt heute der GruB unserer Verbun- denheit. GroBe Aufgaben stehen vor uns. Wir wollen sie meistern. Lassen Sie uns deshalb gemeinsam wie bisher and auch siegeszuversichtlich wie bisher neue Erfolge der Nationalen Front des demokra- tischen Deutschland erringen, neue Erfolge fur Frieden, Einheit and Sozialismus! Die politische Entwicklung and der Fortschritt unseres Staates enden nicht an der Pforte unseres Instituts Prof. Dr. H. KLARE stellte der Redaktion das Manuskript seines Vortrages zur Verfiigung, den er .am 8. Jahrestag des Bestehens der Deutschen Demokratischen Republik als stellvertretender Direktor des Instituts fur Faserstoff-Forschung vor den Mitarbeitern' diesel Instituts gehalten hat. Es kann nicht meine Aufgabe sein, in der heu- tigen Feierstunde, die uns zum Gedenken an die vor acht Jahren erfolgte Grtindung der Deut- sch en Demokratischen Republik zusammen- gefiihrt hat, eine programmatische Rede zu hal- ten, eine Rede, welche die - gemessen am Stand von 1949 - zweifellos erreichten wirtschaftlichen and politischen Fortschritte unseres Staates im einzelnen nachzeichnet. Das kann nicht meine Aufgabe sein, weil ich weder genugend Politiker noch genugend Wirtschaftler bin, um ein solches Bild mit der dafiir erforderlichen Sachkenntnis zu entwerfen. Die politische Entwicklung and der wirtschaftliche Fortschritt unseres jungen Staates sind aber darum nicht an der Pforte unseres In- stituts zu Ende, and sie mussen sich widerspiegeln in der Arbeit, die wir leisten and in den Aufga- ben, die uns ubertragen sind. Ich mochte daher bei meinen folgenden Betrachtungen uber unsere Stellung zu eben diesem Staat einigen Gedanken Raum geben, die von der Voraussetzung aus- gehen,. daB wir keine neuen Erkenntnisse auf unserem Fachgebiet um der Erkenntnis willen sammeln, sondern daB wir interessiert daran sind, vier letzthinunsere Aufgaben bestimmt and was aus unseren Arbeitsergebnissen wird. Sie wissen, daB die Frage der politischen Neutra- litat der Wissenschaft zum mindesten auf dem Gebiet der Kernphysik and Kernchemie mit einem der zentralen Probleme unseres Zeitalters eng zusammenhangt -, einem Problem, das uber Sein oder Nichtsein alles Lebens auf dieser Erde entscheidet.. Mir konnte entgegengehalten wer- den, daB ich die Wichtigkeit unserer Arbeit Ober- schatze, wenn ich auch nur vergleichsweise die Problematik in der politischen Entscheidung auf dem Gebiete der Atomenergie anklingen lasse, weil aus unseren Ergebnissen - mogen sie aus- fallen, wie sie wollen - niemals eine Frage der Existenz. des Lebens iiberhaupt hervorgehen kann. Eine der wesentlichsten Forderungen unseres Staates an die Wissenschaft besagt, da13 die For- schungsergebnisse der Verbesserung des Lebens der Menschen dienen sollen. Diese These fordert keineswegs, daB ausschlieBlich eine engbegrenzte Zweckforschung betrieben wird, da sie alle Mog- lichkeiten, auch die der langfristigen Grundlagen- forschung, einschlieBt, aber sie erlaubt eben keine Forschung ohne Voraussetzungen, denn sie schlieBt die Verwertung der Forschungsergeb- nisse zur Zerstorung and Vernichtung des Lebens aus. In diese allgemeine Forderung sind natUr- lich auch unsere Arbeit and ihre Ergebnisse ein- geschlossen, so daB wir letzten Endes, von der Weltanschauung unseres Staates aus gesehen, auf der gleichen Linie arbeiten and Erkenntnisse' sammeln wie alle anderen Zweige der Natur- wissenschaft. Als rein logische Konsequenz aus dem eben Gesagteri konnen Sie natiirlich ab- leiten, daB die Wissenschaft bei uns nicht jede nur denkbare Freiheit besitzt, aber ich mochte Ihnen dazu sagen - and ich rechne dabei mit Ihrer Zustimmung -, daB ich auf diese Art Frei- heit gern verzichte, da sie ohnehin nur bis zum Beginn der Zerstorung reicht and snit einem Sanitized Copy Approved for Release 2010/04/27: CIA-RDP80T00246AO41700050001-3 Sanitized Copy Approved for Release 2010/04/27: CIA-RDP80T00246AO41700050001-3 MITTEILUNGSBLATT 305 hohen Grad von Wahrscheinlichkeit das Leben kostet. Viel wichtiger ist daher auch fur uns die Frage, wer letzten Endes fiber Thematik and Verwen- dung der Forschung and ihrer Ergebnisse bei uns entscheidet and wer - wenn wir schon ein- mal zweifeln wollen - die Garantie fur die Durchfiihrung der vorgenannten Grundsatze fiber die Verwendung der Forschungsergebnisse iibernimmt. Hier scheiden sich meiner Meinung nach die Geister! Grundsatze, welche die friedliche Ver- wendung aller neuen and alten Erkenntnisse der Naturwissenschaft festlegen, lassen sich relativ leicht formulieren, entscheidend ist aber, wer fiber die Verwendung der zur Verfugung stehen- den Mittel befindet and die Verwertung der Er- gebnisse kontrolliert. Sie wissen, daB vor wenigen Wochen in der Deutschen Demokratischen Repu- blik der Forschungsrat beim Presidium des Mini- sterrats konstituiert and seine Zusammensetzung bekanntgegeben wurde. Die Liste dieser Namen zeigt, daB der Forschungsrat der Deutschen Demokratischen Republik fast ausschlieBlich aus fuhrenden Vertretern der naturwissenschaftlich- technischen Forschung and Lehre, aus Instituten, Hochschulen and wissenschaftlichen Einrich- tungen der Wirtschaft gebildet wurde, d. h., es ist zum ersten Male in Deutschland das Prinzip der Selbstverantwortung der Wissenschaft Air die wissenschaftliche Forschungsarbeit and fir ihre Entwicklung and ihre Verwendung verwirklicht worden. In Anbetracht der Gefahren fair die Menschheit, welche eine Verwendung der Ergebnisse natur- wissenschaftlicher Erkenntnisse zur Zerstorung heute bedeutet, konnte man immer noch sagen, diese Einrichtung sei gut and schon, aber im Ernstfall doch nur Kulisse. Dieser Argumen- tation mochte ich folgendes entgegenhalten: Die Liste der Namen der Forschungsratsmitglie- der bietet m. E. eine Gewahr dafiir, daB das Prin- zip der friedlichen Verwendung naturwissen- schaftlicher Erkenntnisse eingehalten wird. Diese Feststellung ist kein leeres Kompliment, denn viele der Mitglieder des Forschungsrates haben seit langem durch unmiBverstandliche AuBe- rungen and Taten bewiesen, daB sie eine voraus- setzungslose Verwendung naturwissenschaft- licher Erkenntnisse ablehnen. Zum anderen ergibt sich aus der effektiven Befugnis des Forschungs- rates, daB es sich hier nicht um eine Kulisse and um die Vortauschung eines wirklichen Einflusses handelt; denn er wird zu entscheiden haben, wie die von unserem Staate zur Verfugung gestellten Mittel fur die wissenschaftliche Forschung and fur die technische Entwicklung im einzelnen ver- wendet werden, welchen Gang also die natur- wissenschaftliche Forschung nehmen wird. Ohne and gegen den Rat dieser Wissenschaftler wird die Regierung also einer Verwendung der staat- lichen Mittel fur Forschung and Technik nicht zustimmen. Zum Plan Forschung and Technik gehoren aber auch solche Aufgaben wie die Ent- wicklung auf dem Gebiete der Kernphysik and Kerntechnik, auf dem Gebiete des Luftfahrt- wesens, d. h. also Entwicklungen auf jenen Zwei- gen der Naturwissenschaft, bei denen z. B. im westdeutschen Wissenschaftsrat von vornherein das Mitsprache- and vor allem das Entschei- dungsrecht der Wissenschaft ausgeklammert ist. Mir schien diese erst vor kurzem getroffene Ent- scheidung unserer Regierung wichtig genug, sie in den Mittelpunkt der Betrachtungen" zur 8. Wiederkehr des Gri ndungstages der Deutschen Demokratischen Republik zu stellen. Wenn Sie sich einmal die Miihe machen, dari ber nachzu- denken, was es heute bedeutet, wenn die Regie- rung eines Staates die gesamie Entscheidung fiber die Verwendung der von ihr zur Verfi gung gestellten erheblichen Mittel and die Entschei- dung fiber die Entwicklung and die Verwendung der Ergebnisse der naturwissenschaftlichen For- schungen ausschlieBlich einem Gremium von Wissenschaftlern i berlal3t, dann werden Sie er- kennen, daB damit die Gewahr Air die Benutzung der Forschungsergebnisse zur Verbesserung des Lebens der Menschen weitgehend gegeben ist; denn ich kann mir nicht vorstellen, daB irgend- ein normaler Mensch, dessen Lebensaufgabe es ist, der Forschung zu dienen, seine Ergebnisse in selbstmorderischer Absicht verwendet, and ich kann mir noch weniger vorstellen, daB ein Gre- mium von 45 Wissenschaftlern eine Entschei- dung trifft, die ihre Arbeit sinnlos macht. Wenn ich daher auf eine eingangs von mir ge- stellte Frage zuri ckkomme, so haben Sie hier wirklich eine Garantie fir den von unserem Staate vertretenen Grundsatz, der in der Formu- lierung von B. Brecht im ?Leben des Galilei" lautet: ,Das einzige Ziel der Wissenschaft besteht darin, die Mtihseligkeit der menschlichen Exi- stenz zu erleichtern." Ich meine auch, daB unter diesen Voraus- setzungen ein Herausgehen aus der politischen Neutralitat, von der ich ebenfalls eingangs sprach, fiir jeden, der lenkend oder als Glied eines Kollektivs Forschungs- and Entwicklungs- arbeit betreibt, keine Frage mehr ist, wenn ich das Tragheitsmoment oder personliche Bequem- Sanitized Copy Approved for Release 2010/04/27: CIA-RDP80T00246AO41700050001-3 Sanitized Copy Approved for Release 2010/04/27: CIA-RDP80T00246AO41700050001-3 lichkeit aul3er acht lasse. Der Forschungsrat braucht Resonanz uind Hilfe, er braucht sie in erster Linie von uns, and er hat ein Recht, sie zu fordern. Damit aber mussen wir uns zu seinen politischen Grundsatzen bekennen and konnen uns nicht in unser Laboratorium verkriechen. Es wird nicht allein eine vorbehaltlose Mitarbeit verlangt, sondern auch unsere produktive Kritik an Vorschlagen and Entscheidungen, die unser Arbeitsgebiet beriihren, denn der Forschungsrat ist keine ,Beh6rde" im alten Sinne, sondern die Dachorganisation aller derer, die in irgendeiner Form naturwissenschaftliche Entwicklungsarbeit betreiben. Sie mogen jetzt denken, das horen wir immer wieder, daB die Wissenschaft dafiir arbeitet, das Leben zu verbessern, aber wie lange warten wir schon auf die greifbaren Resultate, denn fur uns als einzelne wurde manches viel leichter sein, wenn wir die Ergebnisse dieser so oft zitierten. technischen Entwicklung morgen in jedem Laden kaufen konnten, ohne danach suchen zu mussen. Ich weiB so gut wie Sie, daB diese Frage and viel- leicht noch einige andere Betrachtungen des All- tags unsere Haltung gegentiber vielen Folge- rungen, die ich eben aussprach, strapazieren. Und doch mochte ich bitten, einmal einem Gedanken zu diesem Problem nachzugehen, den ich noch kurz entwickeln mochte. Ich sagte eingangs, daB unsere Zeit als Folge wis- senschaftlicher Ergebnisse vor der Frage einer verbesserten Existenz oder der Ausloschung alles Lebens steht, je nachdem, wie diese Ergebnisse angewandt werden. Sie werden mir zugeben, daB die Stellung zu diesem Problem, das' z. Zt. die besten Geister auf der ganzen Welt beschaftigt, zur entscheidenden Prufung menschlichen W61- lens and Konnens uberhaupt werden kann, denn das Ergebnis dieser Prufung ist endgiiltig and unwiderruflich, falls wir sie nicht bestehen. Sie werden mir daher auch zugeben, daB die ent- scheidenden Schritte, die zur positiven and damit lebensbejahenden Losung dieses Problems fiihren, u b e r die kleineren Fragen des Alltags gestellt werden mussen, es sei denn, wir leugnen die Notwendigkeit, daB die Menschen ihre Probleme nur vom Geistigen and Weltanschaulichen her lesen konnen and versinken damit in einen nackten Materialismus, dem menschliches For- schen and Denken keine Aufgabe and Berufung mehr, sondern nur nosh Gelderwerb bedeutet. Wenn wir also anerkennen, daB es im gegen- wartigen Augenblick - neben den Problemen des taglichen Le*bens - Aufgaben gibt, die ein -Staat Oder auch eine Gruppe von Staaten zur 3. Jahrgang, Heft 11/12 Erhaltung and Entwicklung ihrer Substanz, d. h. ihrer. Menschen, losen mussen, dann stehen wir vor einer Entscheidung, die uns eigentlich nicht schwer fallen sollte. Wir stehen namlich vor der Frage, ob es besser ist, fur eine gewisse Zeit per- sonliche Wiinsche zuriickzustellen, um - ohne Anwendung von Gewalt - ein groBeres Ziel zu er- reichen, das die Gewaltanwendunguberhauptaus- schlieBt. Die Stellung des einzelnenzu dieser Frage 1st ebenso eine Sache der niichternen Uberlegung wie des Temperaments and zweifellos z. T. auch des Glaubens daran, daB sich auf die Dauer das Vernunftige gegen das Vernunftswidrige durch- setzen wird. Letzten Endes ist nur eines dabei sicher, daB uns niemand diese Entscheidung ab- nimmt, daB sie aber unsere Existenzmoglichkeit bejaht oder verneint. In der? politischen Konzeption unseres Staates and der mit ups weltanschaulich verbundeten Staaten 1st die Entwicklung klar and uns allen bekannt. Um sie als Entscheidung der ganzen Welt durchzusetzen, werden auch heute noch Opfer von uns and von alien Menschen verlangt, die Burger dieser Staaten sind, Opfer, welche dazu dienen sollen, von uns eine Bedrohung ab- zuwenden, die sich heute schon - Sie konnen das immer wieder lesen - bei zahlreichen Men- schen in. alien Landern der Erde als das auBert, was unter dem Begriff ,Lebensangst" zusam- mengefaBt wird. Wenn aber dieser Pessimismus um sich greift, wenn wir - auch unter Opfern - dem nicht den Glauben an das Sinnvolle aller menschlichen Erkenntnis gegenubersteilen kon- nen, die zur ,Erleichterung der Miihseligkeit" beitragt, erst dann sind wir wirklich in Gefahr. tYber diese Fragen nachzudenken, ist das min- deste, was jeder von uns im Interesse seines Da- seins eigentlich tun muBte; denn nichts ware - wie immer im Leben - schlimmer, als sich vor Nachdenken' and vor den Konsequenzen des Denkens zu driicken. Dabei ist es gut zu wissen, was andere Menschen dariiber zu sagen haben, and so lassen Sie mich schliel3en mit einigen Worten des groBen englischen Philosophen Ber= trand Russel, die ich einer Rede entnehme, welche der Physiker Max Born 1955 wahrend der Journalistentagung der Evangelischen Akademie Loccum hielt: ?Im Makrokosmus der Gestirne, im Mikrokos- mos der Atome hat der Mensch Geheimnisse enthtiilt, die wohl als jenseits des Erkennbaren gelten mochten. In Kunst and Literatur and in Religion haben erwahlte Menschen eine Tiefe des Gefiihls offenbart, die dem Menschen- geschlecht ein Anrecht auf Erhaltung gibt. Soli Sanitized Copy Approved for Release 2010/04/27: CIA-RDP80T00246AO41700050001-3 Sanitized Copy Approved for Release 2010/04/27: CIA-RDP80T00246AO41700050001-3 3. Jahrgang. Heft 11/12 MITTEILUNGSBLATT das alles in Grausen enden, weil so wenig fahig sind, sich des Menschen bewuf3t zu sein, anstatt dieser oder jener Gruppe von Menschen? Ist unser Geschlecht so arm an Weisheit, so unfahig der Liebe, so verblendet selbst gegeniiber den einfachsten Forderungen der Selbsterhaltung, daB der kurze Beweis seiner albernen Klugheit die Austilgung alien Lebens auf unserem Plane- ten sein soil? - Denn nicht nur die Menschen werden zugrunde gehen, sondern auch Tiere and Pflanzen, die niemand beschuldigen kann, Kom- munisten oder Antikommunisten zu sein. Ich kann nicht glauben, daf3 dies das Ende sein soil. Wenn wir alle uns weigern, dies zu glauben and demgemaB handeln, so wird es nicht sein das Ende!" Die Forschungsgemeinschaft Bericht fiber die bisherige Arbeit der Forschungsgemeinschaft Die Zeit, die zwischen der 1. Sitzung des Kura- toriums and der heutigen (31. 10. 1957) liegt, war gekennzeichnet durch die andauernden, ernst-, haften and aufrichtigen Bemuhungen aller wahr- haft demokratischen Krafte, der Welt den Frieden zu erhalten and seinen Bestand zu sichern. Mit immer groBer werdender Klarheit ist heute fur jeden erkennbar, daB in diesem Ringen um die Erhaltung des Friedens, j a man. darf wohl sagen, um den Bestand der menschlichen Gesellschaft uberhaupt, der Wissenschaft and der verantwor- tungsbewuBten Anwendung ihrer Ergebnisse eine vorrangige Bedeutung zukommt. Dabei hat'sich gerade in der Wissenschaft erneut and besonders deutlich erkennbar gezeigt, daB die Koexistenz and der friedliche Wettbewerb der Staaten mit verschiedenen Weltanschauungen nicht nur mog- lich 'ist, sondern daB dies in der gegenwartigen Situation die einzig erfolgreiche Form des menschlichen Zusammenlebens uberhaupt ist. Wir stehen zur Zeit im Internationalen Geophy- sikalischen Jahr, and eine grof3e Zahl von Staaten wetteifert darum, die Wissenschaft and ihre Er- kenntnis fiber die Gesetze der Natur and deren Zusammenhange Schritt fur Schritt weiter aus- zubauen. Ein Ereignis von besonderer Bedeutung war and ist in diesem Zusammenhang der Ab- schuB and der Aufstieg des ersten Erdsatelliten, der nun seit fast 4 Wochen fiber unserer Erde auf seiner Bahn dahinzieht. Es ist kein Zufall, daB dieser erste Erdsatellit erfolgreich von dem Land,gestartet werden konnte, in dem die Wis- senschaft eine einmalig vorrangige Forderung geniel3t, in dem Forschung and Lehre nach wis- senschaftlichen Gesichtspunkten organisiert and betrie'ben werden. Es ist klug, aus diesen Tat- sachen die angemessenen Schlul3folgerungen zu ziehen. Zur Erzielung bedeutender Fortschritte auf alien Gebieten moderner wissenschaftlicher Arbeit.ist die Einzelleistung des Wissenschaftlers wertvoll and notwendig, sie mull aber in jedem Fall Be- standteil eirier groflen Gemeinschaftsarbeit wer- den, wenn befriedigende Losungen komplexer wissenschaftlicher Probleme herbeigefiihrt wer- den sollen. Je komplexer die Probleme sind, um so ausgedehnter and vielfaltiger, um so ,komp- lexer" zusammengesetzt mull auch das jeweilige Kollektiv sein. Auch diese Tatsache wurde bei der Grundung unserer Forschungsgemeinschaft berucksichtigt. Erfolgreiche wissenschaftliche Ergebnisse and deren praktische Anwendung erfordern neben kollektiven Arbeitsmethoden aber auch ohne Zweifel den Einsatz bedeutender materieller and geistiger Mittel. Uns kommt heute der Umstand zugute, daB die Regierung.der Deutschen Demokratischen Repu- blik in der Vergangenheit der Deutschen Aka- demie der Wissenschaften zu Berlin verstandnis- voll and vorausschauend Mittel zur Verfugung stelite, die eine schnelle, an einigen Stellen sogar sturmische Entwicklung im auf3eren Aufbau der Institute zur Folge hatte. Nach der Grundung der Forschungsgemeinschaft, durch die die wich- tigsten naturwissenschaftlichen, technischen and medizinischen Institute in einen engeren Kon- takt zu Staat and Wirtschaft gebracht werden sollen, verfugt die Deutsche Demokratische Re- publik fiber ein Instrument, das bei geeigneter Organisation and bei zweckvollem Einsatz fahig ist, eine grof3e Zahl der vor uns liegenden wissen- Sanitized Copy Approved for Release 2010/04/27: CIA-RDP80T00246AO41700050001-3 Sanitized Copy Approved for Release 2010/04/27: CIA-RDP80T00246AO41700050001-3 1 308 MITTEILUNGSBLATT 3. Jahrgang, Heft 11/12 schaftlichen Probleme zu bearbeiten urid zu Ibsen. Unsere Aufinerksamkeit mu3 aber nunmehr in erhohtem Maf3e auf die innere Situation der In- stitute gerichtet sein. Der Forderung nach Erhohung wissenschaft- licher Leistungen kann nicht allein entsprochen werden durch Erweiterung der Institute and Vermehrung der Mitarbeiterzahl, sondern viel- mehr durch zweckentsprechende Organisation der wissenschaftlichen Arbeit, durch kollektives Zusammenwirken vorhandener wissenschaft- licher Potenzen, durch bestandige sorgsame Qualifizierung jungerer Mitarbeiter and ge- gebenenfalls durch Umsetzung bestimmter Krafte. Der Vorstand der Forschungsgem(5inschaft hat sich bemuht, in der zur Diskussion stehenden Berichtszeit fur die Erreichung dieser Ziele die notwendigen Voraussetzungen zu schaffen. t7ber Einzelheiten dieser Bemuhungen sei im wesent- lichen in chronologischer Reihenfolge berich- tet: Die erste Sitzung des Kuratoriums fand am 24. Juni 1957 statt. Hier wurde eine Kommission mit der Ausarbeitung einer Geschaftsordnung be- auftragt. Diese Kommission behandelte in ihrer Sitzung vom 3. Oktober einen vom Vorstand ge- billigten Entwurf der Geschaftsordnung. In seiner Sitzung am 24. Juni 1957 legte der Vor- stand der Forschungsgemeinschaft fest, daB dem Leiter des wissenschaftlicheii Sekretariats sinn- gemal3 die Pflichten and Rechte fiir den Bereich der Forschungsgemeinschaft ubertragen werden, die bisher dem wissenschaftlichen Direktor der Deutschen Akademie der. Wissenschaften zu Berlin zustanden. Bis zur endgiiltigen BeschluB- fassung uber die Struktur des wissenschaftlichen Sekretariats wurde der Leiter des wissenschaft- lichen Sekretariats ermachtigt, im Rahmen seiner Aufgaben unmittelbar Auftrage an die Biiros der naturwissenschaftlichen Klassen and die an- deren bestehenden zentralen Einrichtungen der Akademie zu erteilen. Dieser BeschluB war er- forderlich, um bei Beginn der Tatigkeit der For- schungsgemeinschaft den reibungslosen Arbeits- ablauf innerhalb der Gesamtakademie sicherzu- stellen, die zur Zeit uber rund 6 400 Mitarbeiter verfugt.. So wi rden die 'Voraussetzungen ge- schaffen, die es gestatteten, in einem vernUnftigen Zeitraum uber die Struktur des'wissenschaftlichen Sekretariats and die Aufteilung der Verwaltung zwischen Akademie and Forschungsgemeinschaft sorgfaltig vorbereitete Beratungen "zunachst fiber die zu beachtenden Grundrichtlinien anzustellen and sodann die notwendigen Beschliisse vorzu- bereiten. Nach diesen Beratungen berief das Presidium nach den Akademieferien in seiner Sitzungvom 12. Sep- tember 1957 eine Strukturkommission, die den Vorschlag fur die Aufteilung bzw. Reorganisa- tion der Gesamtakademie auszuarbeiten hatte. Als Richtlinie fur these Arbeit wurde der Kom- mission empfohlen, den Gesamtpersonalstand nach der Aufgliederung in Akademieverwaltung and Forschungsgemeinschaft nicht zu vergroBern. Die Kommission, bestehend aus den Herren Aka- demiemitgliedern Fruhauf, Steinitz, Rienacker, Thiessen and Herrn Verwaltungsdirektor Freund,' schlug dem Presidium der Akademie and dem Vorstand der Forschungsgemeinschaft vor, der Forschungsgemeinschaft. folgenden Organisations- und Verwaltungsapparat zuzuordnen: Das wissenschaftliche Sekretariat, gegliedert in die wissenschaftliche Gruppe " a) fur Mathematik, Physik Technik and Geologie, b) fur Chemie, c) fur Medizin and Biologie. Jede Gruppe soll dabei von einem wissenschaft- lichen Referenten geleitet werden. Aul3erdem wurde angeregt, daB die Forschungs- gemeinschaft fiber eine Reihe eigener Einrich- tungen verfugt, and ?zwar eine Rechtsstelle, eine Abteilung ' Planung and Statistik, eine Abteilung Haushalt, Investitionen and Beschaffung sowie Kader and Arbeit. Als zentrale Einrichtungen der Akademie sollen gemeinsam auch fur die Forschungsgemein- schaft tatig sein: das Buro fur gesamtdeutsche and Auslands- beziehungen, das Buro fur., wissenschaftliche Aspirantur, die Pressestelle,, die Akademie-Bibliothek, das Akademie-Archiv, die Finanzrevision, die Fahrzeugverwaltung, der Energiebeauftragte, der Brandschutzbeauftragte. Da der Forschungsgemeinschaft eine bestatigte Geschaftsordnung, die den Modus des Vorgehens festlegt, nicht vorlag, hat sich die Strukturkom- mission bei der Ausarbeitung ihrer Vorschlage auf die Beratung durch das Presidium der Aka- demie and den Vorstand der Forschungsgemein- schaft gesti tzt. Der Vorschlag der Struktur- Sanitized Copy Approved for Release 2010/04/27: CIA-RDP80T00246AO41700050001-3 Sanitized Copy Approved for Release 2010/04/27: CIA-RDP80T00246AO41700050001-3 MITTEILUNGSBLATT 309 kommission, der dem Presidium in seiner Sitzung vom .26. September 1957 vorgetragen wurde, wurde vom Stellvertreter des .Ministerprasiden- ten, Herrn Selbmann, bestetigt. Somit konnte auch der Generalsekretar der.. Akademie, Herr Prof. Dr. G. Riendcker, inzwischen die entspre- chenden Anweisungen an die seither im Bereich der Gesamtakademie eingegliederten Einrich- tungen mit Wirkung vom 1. November erteilen, so daB zu diesem Zeitpunkt die Trennung der beiden Verwaltungseinrichtungen erfolgt. Der Vorstand beschloB jedoch, daB die endgtiltige Bestatigung der Leiter der einzelnen Abteilungen erst spater in Kraft tritt, damit so die Moglich- keit eventueller personeller Veranderungen er- halten wird. Zur Zeit wird die Abteilung_Planung..und_Stati stik von Herrn Dipl.-Wirtsch. Biermann, die Ab- to lung=Haushalt vonHerrn Kohn, die Abteilung 'Kader and Arbeit vonHerrn. Moller, die Abtei- lung Investitionen_ and Beschaffung von Herrn Spiekermann geleitet. Die Arbeiten der wissen- schaftlichen Gruppen, an die besonders hohe Anforderungen wissenschaftlicher Art zu stellen sind, werden bis zur endgilltigen Klarung der Struktur der Biiros der Klassen von den wissen- schaftlichen Referenten der Klassen erledigt. Um den Direktoren der Institute die, Bildung der Forschungsgemeinschaft zu erlautern and sie mit den Geganken vertraut zu machen, die bei der Grundung der Forschungsgemein- schaft Pate gestanden haben; berief der Vor- stand zum 25. 7. 1957 eine Direktorenkonferenz ein. In seinem Referat fi hrte der Vorsitzende des Vorstandes unter anderem aus, ?daB die wissenschaftliche Forschungsarbeit, insbeson- dere die auf den naturwissenschaftlichen, techni- schen and medizinischen Gebieten, im Leben stehen muB, sie muB wirklichkeitsnah sein. Die- ser Notwendigkeit hat unsere Akademie sich in den zuriickliegenden Jahren auch nicht ver `= schlossen. Sie hat durchaus die Moglichkeiten genutzt, die ihr nach 1945 auf Grund der ver- anderten gesellschaftlichen Verhaltnisse geboten wurden. Sie hat eine groBe Zahl von Instituts- grundungen auf den genannten Fachgebieten vorgenommen bzw. vorhandene Institute erwei- tert. Der Forschungsbetrieb in den wissenschaft- lichen Instituten, die GroBe and der Umfang der Institute haben sich bedeutend ausgedehnt. Die Akademie hat auch dariiber diskutiert, daB es notwendig ist, eine Reihe von Veranderungen in der Form der Organisation der wissenschaft- lichen Arbeit in der Akademie durchzufiihren, and fiber die bestehenden Mengel und. Nachteile wurde vi fl ce as h and seit langem beraten. Aber der letzte Schritt, namlich die Veranderung der Organisationsform, wurde nicht getan. Dieser Schritt, der dazu fiihren sollte, daB zwar jenem' Teil der Akademie, der die Gesellschaft hervor- ragender Gelehrter bedeutet, die traditionelle Akademieorganisation zugute kommt, daB hin- gegen fur jenen. Teil der Akademie, der der Trager bedeutender Forschungsunternehmen. and der Verwalter groBer Institutskomplexe ist, eine die neuen Gegebenheiten beriicksichtigende Organisationsform geschaffen wird, durch die dieser Forschungskomplex weiter ins Leben' ge- stellt wird", dieser Schritt konnte erst jetzt ge- tan werden. ,,Die bisher gei bte Verteilung der naturwissen- schaftlichen, technischen and medizinischen In- stitute auf einzelne Klassen stand der Verwirk- lichung dieser Aufgabe der Akademie oft ernst- haft im Wege. Im besonderen erwuchs aus ihr den Klassen eine schwere Belastung an Verwal- tungsarbeiten. AuBerdem war ein wirksames Zu- sammenschalten von. Instituten verschiedener Klassen zu gemeinsamer Arbeit kaum zu er-. reichen. Gemeinschaftsarbeiten sind aber in der Regel unentbehrlich fir die erfolgreiche Losung von wissenschaftlich and volkswirtschaftlich notwendigen Arbeiten, vor allem bei Schwer- punktarbeiten groBer Aktualitet." (Der Vortrag des Vorsitzenden auf der Direk- torenkonferenz ist im vollen Wortlaut im Mit- teilungsblatt, Heft 9/10, veroffentlicht.) In der anschlieBenden sehr regen Diskussion wurde eine Reihe aktueller Fragen mit den In- stitutsdirektoren besprochen and besonders auf die Moglichkeit and ZweckmaBigkeit hinge- wiesen, gemaB dem BeschluB des Ministerrates vom 6. Juni dieses Jahres unter dem Titel ,Ver- tragsforschung" Vertrage mit der Tndustrie fiber aktuelle Forschungsvorhaben abzuschliefen. Der Vorstand hatte sich auBerdem mit den In- vestitionen der Jahre 1958, 1959 and 1960 zu be- schaftigen. Der Vorstand hat die mit den Investitionen zu- sammenhangenden Fragen ihrer vorrangigen Be- deutung wegen regelmaBig in seiner Sitzungen behandelt. Es war oft nicht leicht, die in den zuriickliegen- den Jahren eingeschlagenen Wege im Hinblick auf die neue Situation weiterzugehen oder gar zu verlassen, ohne damit schwerwiegende Fol gen heraufzubeschworen. Die vollstandige Raumung des Gelandes in Ad- lershof durch das Wachregiment Berlin and der; Aufbau des Instituts fir physikalische Chemie Sanitized Copy Approved for Release 2010/04/27: CIA-RDP80T00246AO41700050001-3 Sanitized Copy Approved for Release 2010/04/27: CIA-RDP80T00246AO41700050001-3 310 MITTEILUNGSBLATT 3. Jahrgang, Heft 11/12 in Adlershof waren Veranlassung, fur das ge- samte Gelande in Adlershof einen Perspektiv- plan auszuarbeiten. Der Vorstand befal3te sich mit der Ausarbeitung des Planes ?Forschung und Technik" und fiber- mittelte dem Forschungsrat der Deutschen De- mokratischen Republik die Themen fur den ,,Zentralen Plan Forschung und Technik", die nach aktuellen Wissensgebieten angeordnet wurden. Fur die gemeinsame Arbeit des Forschungsrates und des Vorstandes der Forschungsgemeinschaft ist besonders die Tatsache forderlich, daB drei Vorstandsmitglieder der Forschungsgemein- schaft auch dem Forschungsrat angehoren. Da- durch ist eine rasche und- direkte Zusammen- arbeit moglich. Um einen umfassenden tYberblick uber die Ein- richtungen, die Aufgaben, die wissenschaft- lichen Themen, ihren Erfi llungsstand und ihre volkswirtschaftliche Bedeutung in geschlossener Form zu erhalten, beauftragte Herr Minister-- prasident Selbmann den Vorstand Anfang Sep- tember, einen Bericht Ober die bisherige Arbeit der zur Forschungsgemeinschaft gehorenden In- stitute auszuarbeiten. Dieser Bericht muB selbst- verstandlich auch eine t7bersicht fiber die in den Instituten beschaftigten Mitarbeiter, die ?be- notigten Haushalts- und Investitionsmittel und uber die erzielten Arbeitsergebnisse geben, wo- bei vor allem die bestehenden Verbindungen der Institute zur Volkswirtschaft .beriicksichtigt wer- den sollen. Nach einer von Herrn Prof. Dr. Thilo vorgeschlagenen Disposition. werden these In- stitutsberichte nach einheitlichen Richtlinien an- gefertigt. Um zusatzliche Arbeit zu vermeiden und vorhandenes Material zu verwerten, wurde den Instituten vom Biiro Air Planung auf Grund der Jahresberichte 1955 und 1956 bereits erar- beitetes statistisches Material ubermittelt. Die wichtigste Voraussetzung fur eine erfolg- reiche Lenkung der Arbeit der Institute durch den Vorstand ist die enge Verbindung mit diesen. Um sie herzustellen, beschloB der Vorstand, die einzelnen Vorstandsmitglieder fur bestimmte Einrichtungen der Forschungsgemeinschaft ver- antwortlich zu machen. Danach ist Herr Prof. Rompe fur die physikalischen Institute, Herr_Prof._Schroder fir die mathematischen- und geophysika- lischen Institute, Herr Prof. Thilo fur die chemischen Institute, Herr Prof. Gummel fur die medizinisch-biologischen Institute und Herr Dr. Neels_ ? fur die physikalisch-chemischen und geolo- gischen Institute verantwortlich. . Dartiber hinaus erschien es zweckmaBig, in den Verahtwortungsbereich des Vorsitzenden die In- stitute einzubeziehen, die durch ihre GroBe, ihre spezifische Bedeutung oder besonderer Umstande wegen auBerhalb eines durchschnittlichen In- stitutsrahmens liegen. Es sind dies: das Institut fur Technologie der Fasern, das Institut fur Geratebau, das Institut fur Kulturpflanzenforschung, das Institut fur Dokumentation. Eine der wichtigsten Voraussetzungen fur die Durchfi hrung wissenschaftlicher Arbeit ist ein ausreichender Fundus an entsprechenden, derv Stand der Wissenschaft angepaBten Geraten. Der Vorstand besprach daher eingehend auch die Verbesserung der Belieferung mit Importge-. raten. Bekanntlich it fur die Einfuhr von wis- senschaftlichen Geraten von der Regierung ein besonderer Fonds, der sogenannte ,Techno- Fonds", bereitsgestellt worden, der von der Zen- tralstelle fur wissenschaftlichen Forschungsbe- darf verwaltet wird. Aus diesem Fonds forder- ten die Institute im laufenden Jahr eine Gesamt- summe von 1,3 Mio DM an, die aber um 450 TDM gekiirzt wurde, so daB die jetzige Plan- summe mehr als 800 TDM betragt. Davon konn- ten bis Ende August 300 TDM realisiert werden, .ind auch in den letzten beiden Monaten sind noch weitere Importgerate geliefert worden, ein wesentlich groBerer Prozentsatz also als in den vergangenen Jahren. Ihrer Wichtigkeit wegen wurden fur das Jahr 1958 die Antrage der In- stitute von den Vorstandsmitgliedern im ein- zelnen durchgearbeitet und auf Wunsch der Zentralstelle fur Forschungsbedarf in 3 Kate- gorien eingestuft. Damit wird sichergestellt, daB fur die wichtigen Arbeiten im nachsten Jahr die notigen Importgerate entsprechend der ' Dring- lichkeit bereitstehen werden. Besondere Sorge bereitete dem Vorstand die Festlegung des Haushaltes fur, das Jahr 1958. Die Institute der Forschungsgemeinschaft for- Sanitized Copy Approved for Release 2010/04/27: CIA-RDP80T00246AO41700050001-3 Sanitized Copy Approved for Release 2010/04/27: CIA-RDP80T00246AO41700050001-3 3: Jahrgang, Heft 11/12 derten insgesamt einen Haushalt von 72 Mio DM bei einem Soll fur 1957 von 61,6 Mio DM. Zweifellos erscheint ein derartiger Anstieg, auch unter BerUcksichtigung der Tatsache, dal3 eine Reihe von Instituten neu in die Forschungs- gemeinschaft eingegliedert wurden, als aul3er- gewohnlich. Als Kontrollziffer erhielt die Ge- samtakademie insgesamt 83 Mio DM, die in Ver- handlungen niit dem Stellvertreter des Ministers der Finanzen, Herrn Dr. Schmidt,. nach Dar- legung der Situation durch die Vertreter der Akademie Aussicht auf eine Erhohung um 1 Mio DM haben. Nach dem jetzigen Stand der Verhandlungen werden der Forschungsgemein- schaft 6 Mio DM zur Verfugung stehen. Ob- wohl der scheinbare Zuwachs 6 Mio DM, das sind 10 O/o,, betragt, ist zu bedenken, dal3 eine Reihe von Einrichtungen, wie das Institut fur Ernahrung, das Landwirtschaftliche Zentralblatt, die Zentralstelle fur wissenschaftliche Literatur, erst im Laufe des Jahres in die Akademie i ber- nommen wurden and somit im Soll des Jahres? 1957 nicht der voile Betrag fur diese Institu- tionen Beriicksichtigung gefunden hat. Der effek- tive Zuwachs ist also bedeutend geringer, er be- tragt ca. 3 O/a. In Anbetracht der Tatsache, dal3 die Forderungen einzelner Institute trotz Kennt- nis der Situation im Schnitt bedeutend fiber der in Aussicht gestellten Kontrollziffer liegen, be- schlol3 der Vorstand bei einer Reihe von In- stituten eine nochmalige tiberpriifung ihres Haushaltsplanvorschlages mit dem Ziel einer Reduzierung. ? Eine endgultige Festlegung - des Haushaltes wird nach gemeinsamen, schon in Gang befindlichen Beratungen des Vorstandes mit den Institutsdirektoren erst nach endgiiltiger Festlegung der Gesamtsumme moglich sein. Der Vorstand wird dem Kuratorium hieriiber? be- richten. Der Vorstand der Forschungsgemeinschaft glaubt, dal3 sich die Moglichkeit einer gewissen Erhohung der seither erzielten Einnahmen der Forschungsgemeinschaft ? bietet, wenn hierftir' ein entsprechender Anreiz geschaffen wird. Bis- her flossen diese Mittel ohne Ruckwirkung auf die Einrichtungen, die sie erzielten; an den Staatshaushalt zuriick. Der Vorstand regte des- halb bei Herrn Ministerprasidenten Selbmann an, der Finanzminister moge erwagen, ob es nicht zweckdienlich sei, zu erwirken, dal3 die Ein- nahmen der Forschungsgemeinschaft, die insge= samt fiber 4,1 Mio DM betragen, der Forschungs- gemeinschaft direkt'zur Verwendung iiberlassen werd'en, selbstverstandlich unter Reduzierung des geplanten Haushaltsvoranschlages. Durch den unmittelbaren Einflul3 der Einrichtungen. der Forschungsgemeinschaft auf ihre Einnahmen ware ein besonderer Anreiz gegeben, diese Ein- nahmen zu erhohen. Der Vorstand nimmt an, dal3 dies ein Mittel ist, sowohl dem Staatshaus- halt als auch. der Forschungsgemeinschaft zu helfen and aul3erdem die Institute zu veran- lassen, volkswirtschaftlich wichtige Auftrage forciert zu ubernehmen. Die genannten Ein- nahmen von rund 4,1 Mio DM stammen zum Teil aus der Produktion des Instituts fur Geratebau, aus ingenieur-technischen Gutachten and Be- ratungen des Heinrich''-Hertz-Instituts and des Instituts fur Strahlungsquellen. Auch das Insti- tut fur Mikrobiologid and experimentelle Thera- pies, Jena, das Institut fur Kulturpflanzenfor- schung and das , Institut fur Dokumentation konnten ihre Moglichkeiten dann. besser nutzen, in sinnvoller Weise zusatzliche Einnahmequellen zu erschlieien. Ich mochte in diesem Zusammenhang erwahnen, dal3 auch der Forschungsrat sich mit dieser Frage befal3te. Sehr eingehend beschaftigte sich der Vorstand mit der Struktur and Leitung des Instituts fur Ernahrung in Potsdam-Rehbrilcke, das. Am laufenden Jahr von der Akademie 'ubernommen and sodann in die Forschungsgemeinschaft ein- gegliedert wurde. Das Plenum berief in seiner Sitzung am 24. Oktober Herrn Prof. Dr. Taufel zum Ersten Direktor and die Herren Prof. Dr. Ulmann and Dr. Grafe zu Direktoren am In- stitut. Der Vorstand berief zu Leitern der Be- reiche Chemie der Lebensmittel Prof. Dr. Ulmann, Verarbeitung der Lebensmittel Prof Dr. Taufel, Soziologie der Ernahrung Dr. Grafe, Biologie der Ernahrung Dr. Gebauer, Zentrale Anlagen and Verwaltung Herrn Skupin. In der gleichen Sitzung des Plenums wurde Hr. Lohmann zum Prasidenten des Instituts be- rufen. Durch Beschlul3 des Presidiums and im Einver-? nehmen mit dem Vorstand wurde das Institut, fur Dokumentation, dessen Ordnung der Auf.- gaben, der Befugnisse and der Arbeitsweise der, Vorstand am 23. Oktober endgiiltig bestatigte, in die Forschungsgemeinschaft eingegliedert. Danach gliedert sich das Institut in folgende Ar- beitsbereiche: Sanitized Copy Approved for Release 2010/04/27: CIA-RDP80T00246AO41700050001-3 Sanitized Copy Approved for Release 2010/04/27: CIA-RDP80T00246AO41700050001-3 312 . MITTEILUNGSBLATT Direktorium Bereich Chemie (Zentralblatt and Schnell- dokumentation) Bereich Technik (Zentralblatt and Schnell- dokumentation) Bereich Landwirtschaft (Zentralblatt and Schnelldokumentation) Bereich Betriebstechnik der Zentralblatter Bereich Information Bereich Dokumentationsnetz Bereich Methodik and Literaturdienst Bereich Betriebstechnik der Dokumen- tationsdienste Bereich Zentrale Anlagen and Verwaltung. Der Vorstand beschloB ferner im Einvernehmen mit der Masse Mir Chemie, Geologie and Biolo- gie, dem Plenum vorzuschlagen, eine Arbeits- stelle fur Biochemie der Pflanzen in Halle zu griinden, die von Herrn Prof. Dr. Mothes, der zum 31. Dezember dieses Jahres aus dem Institut Mr Kulturpflanzenforschung, Gatersleben, aus- scheidet, geleitet wird. Das Plenum bestatigte die Gri ndung der Arbeitsstelle am 26. Sep- tember. Eine Dezentralisierung des Verwaltungsablaufes wurde durch BeschluB des Vorstandes vom 25. September fiber die Einstellung, Entlassung and Hohergruppierung der Mitarbeiter der For- schungsgemeinschaft erreicht. Danach werden vom Vorstand nur Wissenschaftler ab Gruppe IX (Abteilungsleiter) des Tarifes behandelt, wahrend die Institutsdirektoren die Mitarbeiter der Grup- pen XVI bis X selbst in Zusarrimenarbeit mit der zustandigen Kaderabteilung and unter Beachtung der zur Verfiigung stehenden Haushaltsmittel einstellen bzw. eine entsprechende Hohergrup- pierung eigenverantwortlich vornehmen. Da- durch wird auch eine Entlastung der Arbeit des Vorstandes eintreten, der sich seither in fast jeder seiner Sitzungen mit Einstellungs- oder Eingruppierungsfragen befassen muBte. In einem Fall muBte vom Vorstand die Ent- lassung eines Abteilungsleiters wegen unwur- digen Verhaltens ausgesprochen werden. t)ber die Fragen- der zuktinftigen Personalpolitik mochte ich Ihnen einige grundsiitzliche Gedan- ken darlegen: Die Entwicklung der meisten Akademieinstitute vollzog sich in den letzten Jahren auBerordent- lich schnell and war begleitet von einem Mangel an qualifizierten Kadern. Das betraf sowohl die Ebene der alteren and erfahrenen Wissenschaft- ler, die durch den Krieg auferordentlich dezi- miert worden waren, wie such die des jungen, 3. Jahrgang, Heft 11/12 von den Universitaten and Hochschulen kom- menden wissenschaftlichen Nachwuchses, der zwar in groBer Zahl, aber in den letzten Jahren unzureichend Uberprilft in die Akademie Ein- gang fand. Der daraus erwachsene kaderpolitische Zustand ist zur Zeit dadurch gekennzeichnet, daB die mittleren Jahrgange, die der erfahrenen. Wis- senschaftler etwa.vom Oberassistenten bis zum Leiter von Arbeiten, also der Vergutungsgruppen XIII bis'X, die einerseits fiber reiche Erfahrungen verfUgen, andererseits noch nicht von Leitungs- und Verwaltungsarbeiten belastet sind, sehr schwach sind. Sie betragen 38,5 0/a des wissen- schaftlichen Mitarbeiterbestandes der gesamten Akademie, and zwar 44,5 0/o in den naturwis- senschaftlichen and 27 0/o in den gesellschafts- wissenschaftlichen Instituten. Auf ihnen ruht normalerweise das Schwergewicht der_ wissen- schaftlichen Forschungsarbeit. Diese Jahrgange, im Alter etwa von Mitte dreiBig an, sind es auch, die in erster Linie die Ausbildung des jungen wissenschaftlichen Nachwuchses durchfiihren mussen. Dieser verhaltnismal3ig schwachen mittleren Schicht von qualifizierten Mitarbeitern steht ein unverhaltnismaBig starker wissenschaftlicher Nachwuchs gegenuber. Die Assistenten machen in der Gesamtheit der Akademie 46,5 0/o der wis- senschaftlichen Mitarbeiter, and zwar in den naturwissenschaftlichen Instituten 35,5 O/a (in den gesellschaftswissenschaftlichen Instituten 67 0/0 der Mitarbeiter aus. Der Wert ihrer Mit- arbeit ist naturgemaB unterschiedlich, oft pro- plematisch, da sie selbst der Ausbildung and An- leitung bedi rfen. Der weitaus uberwiegende Teil der Assistenten hat nicht promoviert. Diese Situation fordert gebieterisch, aus diesem wissenschaftlichen Nachwuchs beschleunigt die Kader zu entwickeln, die eine fur die Arbeit der Gruppen XIII bis X entsprechende Qualitat auf- weisen. Dieser QualifizierungsprozeB ist eine vor- dringliche Aufgabe auch deshalb, weil im Zuge der schnellen Entwicklung der Akademieinstitute Krafte in qualifizierte Stellungen gekommen sind, die den Anspriichen der wissenschaftlichen Forschungsarbeit nicht geniigen and daher er- setzt werden mussen. Ich habe die Situation auf dem Gebiet der Kader- entwicklung und -auslese besonders ausfi hrlich geschildert, da ihr eine grundlegende Bedeutung zukommt. Ich schlage vor, daB auf der nachsten Kurato- riumssitzung prinzipielle Gesichtspunkte hierzu erortert werden. Sanitized Copy Approved for Release 2010/04/27: CIA-RDP80T00246AO41700050001-3 Sanitized Copy Approved for Release 2010/04/27: CIA-RDP80T00246A041700050001-3 Im Vorstand wurden auch Gedanken zur Ver- besserung des Pramiensystems erortert, eine diesbezugliche Vorlage des Vorstandes wird ebenfalls in der nachsten Sitzung des Kurato- riums zu behandeln sein. Der mir obliegenden Pflicht entsprechend and gemaB dem Auftrag des Vorstandes habe ich mich bemuht, Ihnen neben der Darlegung der,oft nicht ganz einfachen Arbeit des Vorstandes un- mittelbar nach. der Grundung der Forschungs- gemeinschaft ein Bild fiber spezielle Situationen and uber die Gesamtsituation zu vermitteln. Ich habe diese.Form der Darstellung gewahlt, da ich glaubte, daB ich mit der Schilderung nackter Tatsachen allein der Forderung nach einer leben- digen Berichterstattung nicht gerecht werden konnte. ?1 Das Kuratorium Das. Kuratorium entscheidet in alien grund- satzlichen Fragen, die sich aus der Aufgaben- stellung der Forschungsgemeinschaft gemaB des Beschlusses-fiber die Bildung and Tatig- keit der Forschungsgemeinschaft ergeben. Das Kuratorium legt die Schwerpunkte der Geschaftsordnung der Forschungsgemeinschaft der naturwissenschaftlichen, technischen and medizinischen Institute der Deutschen Akademie der Wissenschaften zu Berlin Auf Grund des Beschlusses des Plenums der Deutschen Akademie der Wissenschaften zu Berlin vom 16. Mai 1957 uber die Bildung and Tatigkeit der Forschungsgemeinschaft der natur- wissenschaftlichen, technischen and medizi- nischen Institute der Deutschen Akademie der Wissenschaften zu Berlin hat das Kuratorium der Forschungsgemeinschaft zur Regelung der Ar- beitsweise des Kuratoriums, des Vorstandes and des wissenschaftlichen Sekretariats der For- schungsgemeinschaft nachstehende Geschafts- ordnung beschlossen: wissenschaftlichen Arbeit der in der For- schungsgemeinschaft zusammengeschlosse- nen Forschungsstatten im Sinne des Planes ,,Forschung and Technik" fest and bestatigt die Plane der Forschungsgemeinschaft im Rahmen der fur das jeweilige Planjahr gel- tenden staatlichen Plane and nimmt Be- richte .uber die Erfiillung der Schwerpunkt- themen entgegen. Es bleibt zu bedenken, daB in vielen Fallen die Arbeit des Vorstandes ohne Vorbild erfolgte, daB neue Wege gefunden werden mussen and daB der Vorstand nicht selten gezwungen war, bei der Durchsetzung der von ihm angestrebten Ziele uberkommene Anschauungen beseitezu- stellen. Gestatten Sie mir zum AbschluB. noch, daB ich an dieser Stelle bekenne, dali die geleistete Ar- beit nur moglich war durch eine einsatzfreudige and begeisternde Zusammenarbeit aller Mit- glieder des Vorstandes, fur die ich an dieser Stelle mich verpflichtet fi hle, meinen Dank aus- zusprechen. Prof. Dr. H. FRUHAUF Vizeprasident richtungen kann das Kuratorium die Griin- dung and flbernahme von ,Arbeitsstellen" beschlieBen and deren Leiter berufen. (4) In seiner Arbeit and gegebenenfalls bei Ent- scheidungen gemaB ? 1, Absatz 2 and 3 dieser Geschaftsordnung ' pflegen das Kuratorium bzw. seine Organe Kontakt mit den naturwis- senschaftlichen Klassen bzw. deren Sektionen and Mitgliedern. In entsprechenden Fallen (5) werden das Kuratorium and seine Organe die erforderlichen Verbindungen auch zu an- deren wissenschaftlichen Stellen bzw. staat- lichen Einrichtungen herstellen. Das Kuratorium berat and beschlielt uber a) Errichtung, ' Zusammenlegung, Trennung and Auflosung von wissenschaftlichen In- stituten der Forschuhgsgemeinschaft, b) tYbernahme von wissenschaftlichen In- stituter in die Forschungsgemeinschaft, c) Berufung and Abberufung der Direktoren der wissenschaftlichen Institute. Beschltisse, die auf Beratungen gemaB ? 1, Ab-' satz 5 a - c, beruhen, werden erst nach der Be- statigung durch das Plenum der Akademie wirk- sam. Zur Durchfuhrung wichtiger Forschungs- (1) arbeiten sowie zur Vorbereitung neuer Ein- ?2 Der Vorstand Der Vorstand .leitet im Auftrage des Kura- toriums die Forschungsgemeinschaft. Sanitized Copy Approved for Release 2010/04/27: CIA-RDP80T00246A041700050001-3 Sanitized Copy Approved for Release 2010/04/27: CIA-RDP80T00246A041700050001-3 314. MITTEILUNGSBLATT (2) Der Vorsitzende des Vorstandes oder sein Vertreter berichtet in den Sitzungen des Kuratoriums fiber die Tatigkeit des Vor- standes. (3) Im Rahmen seiner Tatigkeit gemaB ? 2, Ab- satz 1, entscheidet der Vorstand insbesondere fiber: a) die im Kuratorium einzubringenden Vor- lagen, b) MaBnahmen zur Durchfuhrung der Be- schlUsse des Kuratoriums, c) Aufgaben, Struktur und Arbeitsordnung der Institute und Einrichtungen der For- schungsgemeinschaft, d) Berufung und Abberufung der leitenden Mitarbeiter der' Institute und Einrichtun- gen der Forschungsgemeinschaft. (4) Der Vorstand ist verpflichtet, die Durchfiih- rung wichtiger Beschlusse, die vom Kura- torium oder ihm selbst gefaf3t wurden, termingerecht zu kontrollieren. Der Vorstand ist verpflichtet, Berichte und Rechenschaftslegungen von den Leitern der wissenschaftlichen Einrichtungen, insbeson- dere fiber die Durchfuhrung der Plane der Forschungsgemeinschaft, anzufordern und fur die Auswertung Sorge zu tragen. Der Vorstand entscheidet, ob derartige Berichte und Rechenschaftslegungen'dem Kuratorium vorzulegen sind. (6) Der Vorstand fi hrt regelmaBig Direktoren- konferenzen mit den Leitern der wissen- schaftlichen Einrichtungen durch, auf denen geplante MaBnahmen erortert und Beschlusse des Kuratoriums und des Vorstandes er- lautert werden. In Einzelberatungen mit den Leitungen der wissenschaftlichen Einrich- tungen legt der ?Vorstand die spezielle Ent- wicklung der Einrichtung felt. Der Vorstand ist berechtigt, Mitglieder des Kuratoriums zu Vorstandssitzungen, Direk- torenkonferenzen und anderen Besprechun- gen mit beratender Stimme einzuladen. ?3 Das wissenschaftliche Sekretariat (1) Das wissenschaftliche Sekretariat fi hrt die Geschafte der Forschungsgemeinschaft nach den Weisungen des Vorstandes. (2) Das wissenschaftliche Sekretariat unterhalt die organisatorischen Verbindungen mit den 3. Jahrgang, Heft 11/12 anderen Organen der Akademie, der Regie- rung der Deutschen Demokratischen Repu- blik und mit anderen Institutionen, soweit dies nicht in besonderen Fallen vom Vor- stand anders geregelt wird. ?4 Der Leiter des wissenschaftlichen Sekretariats ist dem Vorstand gegenuber fur die gesamte Tatigkeit des Sekretariats verantwortlich. (2) Der Leiter des wissenschaftlichen Sekre- tariats und sein Stellvertreter nehmen an den Beratungen des Kuratoriums und ? des Vorstandes teil. Der Leiter des wissenschaftlichen Sekre- tariats und sein Stellvertreter sind berechtigt, die zur. Durchfuhrung der Entscheidungen des Kuratoriums und des Vorstandes er- forderlichen MaBnahmen zu treffen. (4) Der Vorstand beschlief3t den Geschaftsver- teilungsplan des wissenschaftlichen Sekre- tariats, in dem auch die Aufteilung der Ver- antwortlichkeit des Leiters und. seines Stell- vertreters festgelegt wird. .? 5 Institute und Arbeitsstellen Die Institute und Arbeitsstellen arbeiten nach einer vom Vorstand beschlossenen bzw. zu be- statigenden ,Ordnung", in der Aufgaben, Art der Leitung und die Grob-Struktur der Einrich- tungen festgelegt werden. ?6 Vorbereitung und Durchfuhrung der Sitzungen des Kuratoriums und des Vorstandes (1) Das Kuratorium tritt im Regelfalle alle 4 Monate einmal zusammen. (2) Der Vorstand tritt im.Regelfalle zweimal im Monat zusammen. (3) Die Sitzungen des Kuratoriums und des Vor- standes werden von dem Vorsitzenden ge- leitet. Bei seiner Verhinderung bestimmt der Vorsitzende seinen Stellvertreter. ?7 (1) Das Kuratorium und der Vorstand fi hren ihre Sitzungen nach einer festgelegten Tages- ordnung durch. (2) Jedes Mitglied des Kuratoriums bzw. des Vorstandes ist berechtigt, Vorschlage fur die Tagesordnung einzureichen. Hierzu steht Sanitized Copy Approved for Release 2010/04/27: CIA-RDP80T00246A041700050001-3 Sanitized Copy Approved for Release 2010/04/27: CIA-RDP80T00246AO41700050001-3 3. Jahrgang, Heft 11/12 MITTEILUNGSBLATT 315 ihm das wissenschaftliche Sekretariat zur Verfiigung. Das wissenschaftliche Sekretariat ist ver- antwortlich fur die Vorbereitung der Sit- zungen des Kuratoriums and des Vorstandes sowie die Bereitstellung der erforderlichen BeschluBvorlagen and des notwendigen Be- richtsmaterials. ?8 Die vom Leiter des wissenschaftlichen Sekre- tariats bzw. seines Stellvertreters gefertigten and unterzeichneten BeschluBprotokolle des Kuratoriums and des Vorstandes bedi rfen der Bestatigung durch die an der BeschluBfassung beteiligten Personen. Brief an Prof. Dr. H.-J. Born Die Mitglieder des Vorstandes der Forschungs- gemeinschaft der naturwissenschaftlichen, tech- nischen and medizinischen Institute der Deut- schen Akademie der Wissenschaften zu Berlin beschlossen in ihrer Sitzung am 4. 12. 1957 einen Brief an Herrn Prof. Dr. H.-J. B or n, der vor kurzer Zeit die Deutsche Demokratische Republik verlassen hat. Nachstehend verb ff entlichen wir dieses Schreiben. Sehr geehrter Herr Kollege Born! Durch Ihr Schreiben vom 6. 11. 1957 an das Pre- sidium der Deutschen Akademie der Wissen- schaften zu Berlin erfahren wir, dab Sie Bich mit Wirkung vom 1. November d. J. nicht mehr an den zwischen der Deutschen Akademie der. Wissenschaften zu Berlin and Ihnen am 1. 8. 1956 geschlossenen Vertrag gebunden fi hlen and nicht wieder nach Buch zuriickkehren werden. Uns, die Mitglieder des Vorstandes der For- schungsgemeinschaft der Akademie, aber auch viele andere hat these Nachricht sehr be- troffen. Uns sind die Gri nde nicht bekannt, die Sie zu diesem Schritt bewogen. Wir konnen uns auch nicht ?vorstellen, welche GrUnde es gewesen sein konnen; denn unseres Wissens ist alles ge- schehen, was im Bereich des Moglichen liegt, um Sie personlich, materiell and stellungsmaBig sicherzustellen and zu befriedigen; es geschah alles bzw. wurde in die Wege geleitet, um Ihnen die Voraussetzungen fur eine fruchtbare For- schungs- and Lehrtatigkeit zu schaffen. Uns ist nicht bekannt, dab Ihnen jemals irgendwelche Schwierigkeiten personlicher oder sachlicher Art gemacht worden sind, die Sie hatten veranlassen konnen, unsere Gemeinschaft zu verlassen, and schlieBlich wurde mit Ihnen ein Vertrag geschlos- sen, der von seiten der Akademie in keiner Weise gebrochen oder auch nur durchlochert worden ist. Kurz, uns ist Ihre Entscheidung nicht ver- standlich. Ganz besonders unverstandlich ist es uns aber, daB Sie entgegen der fur beide Vertragspartner gultigen Verbindlichkeit Ihren ja durchaus frei- willig geschlossenen Vertrag ohne vorherige Aussprache oder Kiindigung - and das ri ck- wirkend - als fur Sie nicht mehr verpflichtend erklaren. Es ist eine in aller Welt, auch in der kapitalisti- schen, anerkannte Gepflogenheit, dab ein Ange- horiger einer groBen gewerblichen, industriellen oder auch wissenschaftlichen Institution bei un- vereinbartem Ausscheiden nicht zu einer anderen Institution - zur sog..Konkurrenz - iibersiedelt, um dort auf gleichem Gebiet weiterzuarbeiten. Weder der Ausscheidende noch die neue Insti- tution darf so etwas ohne gegenseitiges Einver- nehmen tun oder zulassen, and mit vollem Recht wird eine eventuelle Abwerbung sogar moralisch als Verbrechen angesehen. Das sind Fragen des Anstandes, die nicht ohne Riickschlage mora- lischer Art fur die Beteiligten verletzt werden diirfen. Sie haben sich diesem Gesetz nicht unter- geordnet. Sie haben unser staatliches Gemeinwesen, die Deutsche Demokratische Republik, nun verlas- sen, obwohl Sie wissen mussen and tatsachlich auch wissen werden, daB Sie uns damit einen grol3en Schaden zugunsten eines anderen Ge- meinwesens, der Bundesrepublik, zufugen, die gerade in letzter Zeit keineswegs erkennen laBt, dab sie bereft ware, die nun einmal bestehenden Verhaltnisse anzuerkennen and zu einem pas- sablen and besonders einem friedlichen Zu- sammenleben zu kommen. Sie fragen vielleicht, wieso wir Ihnen dieses schreiben. Wir schreiben es, um Ihnen zu sagen, daB wir Sie nicht verstehen, daB Sie uns ver- letzten and daB Sie unserem Aufbau ohne er- kennbare Not geschadet haben. Wir sagen es auf3erdem dadurch, daB wir diesen Brief den An- gehorigen unserer Akademie zur Kenntnis brin- gen, alien dentin, die vielleicht wie Sie noch nicht bereit sind, die Vertragstreue einzuhalten, die Sanitized Copy Approved for Release 2010/04/27: CIA-RDP80T00246AO41700050001-3 Sanitized Copy Approved for Release 2010/04/27: CIA-RDP80TOO246AO41700050001-3 316 MITTEILUNGSBLATT sie bei anderen als selbstverstandlich voraus- setzen and die nicht wissen, oder es nicht wissen wollen, daB es die gegenseitige Anerkennung and gegenseitigen Verpflichtungen sind, die ein Leben in einer Gemeinschaft iiberhaupt erst moglich machen. Wir alle, die wir hier in der Deutschen Demokra- tischen Republik leben, streben einem grof3en Ziel zu, dem Ziel der allgemeinen Gerechtigkeit, dem noch grof3eren des allgemeinen Friedens in der Welt, dem Ziel, daB nur ein friedlicher Wett- streit zwischen den Volkern bestehen moge. Wir, 3. Jahrgang, Heft 11/12 wissen, daB noch ein Langer Weg bis dorthin zu- rii.ckzulegen ist and wissen auch, daB dieser Weg dornig and schwer ist and auch noch eine ge- raume Zeitlang nicht einfach sein wird. Sie, Herr Kollege Born, haben sich von dieser Gemeinschaft getrennt. Haben Sie gut daran ge- tan? Wir meinen nein! H. FROHAUF, R. ROMPE, K. SCHRODER, E. THILO, H. GUMMEL, H. NEELS Berichterstattung der Akademiedelegation im Plenum uber die Reise in die Volksrepublik China Ein Vberblick Im Verlaufe der Delegationsreise, insbesondere irn Verlaufe der unmittelbaren Verhandlungen, die zum AbschluB der vorliegenden Vereinba- rung zwischen der Deutschen Akademie der Wissenschaften zu Berlin and der Academia Si- nica fur die Jahre 1957 and 1958 fiihrten, er- hielten wir den nachstehenden Uberblick uber die Entwicklung and den gegenwartigen Stand der wissenschaftlichen Arbeit in der Volksrepu- blik China. Er kann aus den verschiedensten Griinden nur gekiirzt erscheinen and orientiert sich auf das m. E. Wichtigste. Der Bericht ist in drei Teile gegliedert: I. Riickblick auf die Geschichte der Wissenschaft in China China hat eine lange Geschichte and eine iiber- ragende kulturelle Tradition. Das chinesische Volk hat friihzeitig zahlreiche Erfindungen and Entdeckungen auf dem Gebiete der Wissenschaft gemacht. Im Verlauf von einigen tausend Jahren, die das chinesische Volk bereits auf den weiten Flachen seines Landes lebt and arbeitet, hat es Erfahrungen auf dem Gebiete der Landwirt- schaft, der Medizin, der Architektur usw. ge- sammelt and zusammengefaBt. Diese sind auf die heutige Generation iibergegangen als eih reiches kulturelles Erbe. Die lang andauernde Feudalherrschaft, der in- landische and eindringende auslandische Kapi- talismus and spatere Imperialismus hemmten die Entwicklung der Produktivkrafte, Industrie and Wissenschaft blieben unentwickelt. Nur dank grof3er Anstrengungen einiger chinesischer Ge- lehrter wurde nach. and nach der Grundstock fur eine moderne Wissenschaft gelegt. Vor der Befreiung (1949) war die Lage der Wissenschaft auBerordentlich schlecht. Es gab' weniger als 600 Geistesarbeiter im ganzen Land, die mit wissenschaftlichen Forschungsarbeiten beschaftigt waren; die wissenschaftlichen Aus- stattungen waren armselig and die Geldmittel sparlich. Die Wissenschaftler hatten keine Sicher- heit, weder in ihrer Arbeit noch in ihrem Lebens- unterhalt. Der Sieg der demokratischen Revolution des chi- nesischen Volkes uberwand die Herrschaft sowohl der fremden als auch der einheimischen Unter- driicker and errichtete die demokratische Herr- schaft des Volkes. Seit dieser Zeit ist die wissen- schaftliche Forschungsarbeit in China in ein neues Stadium getreten; eine Entwicklung mit unbegrenzten Moglichkeiten ist eroffnet. Wissenschaft and Wissenschaftler werden von der Chinesischen Kommunistischen Partei and der Volksregierung hoch geachtet and sind Gegenstand groBen Interesses and tatkraftiger Unterstutzung. In der Verfassung ist klar zum Ausdruck gebracht, daB jeder Burger die Frei- heit genieBt, sich mit wissenschaftlicher Arbeit zu - beschaftigen. 109 Wissenschaftler waren seinerzeit im Nationalkomitee der Politischen Be- ratenden Konferenz des Volkes anwesend, and unter den Vertretern der Ersten Versammlung des Nationalen Volkskongresses gab es 148 Natur- Sanitized Copy Approved for Release 2010/04/27: CIA-RDP80TOO246AO41700050001-3 Sanitized Copy Approved for Release 2010/04/27: CIA-RDP80T00246AO41700050001-3 wissenschaftler, die die wissenschaftlichen Ar- beiter representierten; sie arbeiteten aktiv mit am, Verfassungsentwurf, an der Formulierung des ersten Funfjahrplanes fur die Entwicklung der Volkswirtschaft and anderer Angelegen- heiten der Chinesischen Volksrepublik. Im zweiten Monat nach der Grundung der Volks- republik China im Jahre 1949 wurde die Aca- demia Sinica, das Zentrum der wissenschaft- lichen Forschungsarbeit des ganzen Landes, ge- grundet, hervorgehend aus der alten Academia Sinica and der National Academy von Peiping. In den vergangenen 7 Jahren ist die Gesamtzahl. der Forschungsinstitutionen von 17 zur Zeit ihrer Grundung auf 51 heute (1956) angestiegen; die gesamte Anzahl der in der Forschung Tatigen ist 15mal so groB wie zur Zeit ihrer Grundung, and das Forschungsbudget ist auf mehr als das Zehn= fache erhoht worden. Hinzu kommt, daB die wissenschaftiiche For- schung in der Industrie entwickelt wurde. Hier ist die Zahl der Forschungsinstitute, entweder speziellen oder ailgemeinen Charakters, mehr als 6mal so groB wie im Jahre 1949. So gibt es z. B. auf dem Gebiete der Landwirt- schaft sieben regionale landwirtschaftliche For- schungsinstitute and eine groBe Anzahl land- wirtschaftlicher Versuchsstellen and Stationen, deren Arbeitsergebnisse in verschiedenen. Pro- vinzen and Kreisen im ganzen Lande verbreitet wurden. Auf these Weise wurde ein das ganze Land umfassendes Netz der Forschung auf dem Gebiete der Landwirtschaftswissenschaften ge- schaffen. AuBerdem sind noch solche Forschungs- and Versuchszentren errichtet worden wie die Cen- tral Academy of Hygiene (Zentrale Akademie der Hygiene), die Akademie fur chinesische medi- zinische and pharmazeutische Forschungen, die Akademie fur Eisenbahnwissenschaft-Forschun- gen, Bowie Versuchsforschungszentren and spe- zielle Forschungsinstitute fur Maschinenbau, fur Stahl, fur Nichteisenmetalle, Erdol, Kohle, Archi- tektur and Beleuchtungsindustrie. Die Anzahi der Ingenieure and Techniker ist Behr schnell angestiegen. Z. B. waren zur Zeit der Be- freiung nur weniger als 200 Geologie-Ingenieure vorhanden; im Jahre 1955 war - gemaB den Statistiken, die von den Abteilungen fur Geologie, Schwerindustrie, Erdolindustrie and Kohle- industrie veroffentlicht wurden - die Zahl der geologischen Ingenieure allein auf 497 and die der Techniker, die die Universitaten oder Hoch- schulen absolviert hatten, auf 3440 angestiegen. Nach Durchfuhrung der geplanten Reorgani- sation and Wiederherstellung der Hoheren Er- ziehungsinstitutionen in. China bis zum Beginn des Jahres - 1956 - gab es 194 Universitaten and Hochschuleri mit insgesamt 31000 Profes- soren, Lehrbeauftragten and Lektoren. An den Universitaten hat jeder wichtige Spezialzweig ein eigenes padagogisches' Biiro. In den vergangenen wenigen Jahren hat die All- China Federation of Scientific Societies (Ver- einigung der wissenschaftlichen Gesellschaften von ganz China), die im Interesse der Einheit der Wiss'enschaftier arbeitet, im demokratischen Auf- bau Chinas and in der Verteidigung des Friedens rasche Fortschritte gemacht. 38 Gesellschaften. auf dem Gebiete der Naturwissenschaften sind gebildet worden. Diese Gesellschaften haben 575 Zweigstellen in 53 Stedten des Landes mit einer Mitgliederzahl von fast 60 000. Die Vereini- gung fur die Verbreitung wissenschaftlicher and technischer Kenntnisse, die sich der Verbreitung wissenschaftlicher Kenntnisse annimmt, hat eine groBe Werbearbeit geleistet. Im Juni 1955 wurden bei der Academia Sinica vier Abteilungen feierlich gegrtindet: die Abtei- lung fur Physik,, Mathematik and Chemie, die Abteilung fur Biologie, Geologie and Geographie, die Abteilung der technischen Wissenschaften, die Abteilung fur Philosophie and Sozialwissen- schaften. 233 anerkannte and beruhmte Wissen- schaftler, Professoren and Ingenieure wurden damals Mitglieder dieser Abteilungen (Klassen). Dies war eine groBe Starkung der Academia Sinica, sie fiihrte zur Belebung der Beziehungen zwischen Wissenschaft and Produktion and da- mit zur Forderung der Entwicklung der Wissen- schaften in ganz China. II. Wissenschaftliche Tatigkeit im Neuen China Das leitende Organ der Academia Sinica ist das Exekutive Committee, dessen Leiter Prof. Dr. Kuo Mo-jo, der President der Academia Sinica,, sowie sechs Vizeprasidenten sind. Die akademischen Arbeiten in der Academia Si- nica werden unter der Leitung der, vier Abtei- lungen and der Komitees durchgefiihrt. Die Komitees sind: Komitee fur Forschungsreisen, Komitee fur Veroffentlichungen, Komitee fur wissenschaftliche Auszeichnungen, das Chine- sische Komitee fur die Durchfuhrung des Inter- nationalen Geophysikalischen Jahres and das Komitee zur Erforschung der Geschichte der chi= nesischen Naturwissenschaft. In, der Academia Sinica gibt es auch besondere Komitees in den Abteilungen, z. B. das Komitee fur Kunststoffe, Sanitized Copy Approved for Release 2010/04/27: CIA-RDP80T00246AO41700050001-3 Sanitized Copy Approved for Release 2010/04/27: CIA-RDP80T00246AO41700050001-3 das Koordinierungskomitee fur Metallforschung usw. Die wissenschaftliche Planarbeit begann im Jahre 1953, dem ersten Jahre des ersten Funf- jahrplanes. Im ersten Funfjahrplan fur die Entwicklung der Volkswirtschaft in der Volksrepublik China ist festgelegt, daB ?wahrend des ersten Funfjahrplanes groBe An- strengungen fiir die Schaffung der Grundlagen der wissenschaftlichen Forschung gemacht ?werden mussen. Die Einheit unter den Wissen- schaftlern muB gestarkt werden. Es muI eine enge Verbindung zwischen den Forschungs- einrichtungen and der Industrie der Landwirt- wirtschaft usw. unterhalten werden. Die ge- wonnenen Erfahrungen in Wissenschaft and Technologie sollen fortlaufend gesammelt and die fortgeschrittene Wissenschaft and Techno- logie der Sowjetunion studiert werden. Schritt fur Schritt mussen Untersuchungen, and Pri - fungen unternommen werden uber die natiir- liche Beschaffenheit, die nati rlichen Hilfs- quellen and die sozialen Bedingungen unseres Landes. Auf diese Weise werden wir nach and nach das Niveau der Grundlagenforschung and der Forschung auf gesellschaftlichen Gebieten erhohen." Wahrend des ersten Funfjahrplanes wurden von der Academia Sinica folgende Schwerpunkte (elf) fur die Forschungsarbeit festgelegt: -4. Die Nutzbarmachung der Atomenergie fur den friedlichen Aufbau, 2. Probleme in Verbindung mit der Errichtung neuer Eisen- and Stahl-Basen, 3. Erdol, 4. Seismologie, 5. Probleme in Verbindung mit der Erhaltung and Entwicklung von Reservoiren der Haupt- stromgebiete, 6. Priifungen and Untersuchungen fiber tro- pische Pflanzenanlagen in Si dchina, 7. Studien. fiber volkswirtschaftlich wichtige Gebiete Chinas, 8. Antibiotika, 9. Polymere, 10. Theoretische Probleme in Verbindung mit dem nationalen Aufbau wahrend der ber- gangszeit in China, 11. Studien uber die moderne i nd zeitgenossische Geschichte Chinas and die modernen and zeitgenossischen Ideen in China. Im Jahre 1956 wurden etwa eintausend For- schungsthemen in verschiedenen Forschungsgrup- pen in der Academia Sinica behandelt, deren Mehrzahl diese elf Punkte betraf. A. Die Abteilung fur Physik, Mathematik and Chemie besteht aus Instituten, die sich mit Physik, angewandter Physik, Mathematik, Mechanik, Chemie, organischer Chemie, Pharmazeutik bzw: angewandter Chemie be- fassen. Es gehort auBerdem ein Observatorium dazu. Auf dem Gebiet der Physik wird besonderes Gewicht auf die Forschungsarbeit uber Kern- physik and Festkorperphysik gelegt. In der Kernphysik sind Arbeiten fur die Nutzbar- machung der Atomenergie fur friedliche Zwecke durchgefuhrt worden. In der Festkorperphysik wurden ebenfalls Er- folge erzielt. Forschungen fiber Halbleiter, Physik niedriger Temperaturen, elektronische and Radio-Tech- nologie sind begonnen worden and werden mit grofer Tatkraft weiterentwickelt, urn die Bediirfnisse des Landes zu befriedigen. Der Wirkungskreis der mathematischen For- schungen ist weft. Zahlreiche Bemuhungen, beispielsweise in der Zahlentheorie, Geometrie and Topologie, Wahrscheinlichkeits- and Differential-Geometrie, . der Mechanik, der astronomischen Arbeiten usw., werden ? in kurzer Zeit die geforderten Ergebnisse haben. Was die Chemie betrifft, so wurden betracht- liche Arbeiten geleistet z. B. auf dem Gebiet der Katalysatoren, Hochpolymeren, natiir- lichen organischen Substanzen, Gewinnung der wirksamen Bestandteile fur die chine- sische Medizin and der Synthese von Arznei- mitteln usw. In Abstimmung mit den Not- wendigkeiten des industriellen Aufbaus wur- den Forschungen fiber synthetisches Toluin and andere Produkte der Chemie fur den Ma- schinenbau durchgefuhrt. Auf dem Gebiet der anorganischen Chemie, physikalischen Chemie and analytischen Chemie liefen Arbeiten an. Die Chemie der Isotope wird zusammen mit der Kernphysik schnell entwickelt. B. Die Abteilung fur Biologie, Geologie and Geo- physik besteht aus 14 Instituten, die sich mit Botanik, Sind-China-Botanik, Pflanzenphysio- logie, Entomologie, Experimentalbiologie, Physiologie and Biochemie, der Agrobiologie bestimmter Teile Chinas, Land- and Forst- wirtschaftswissenschaft, Ontologie, Palaonto- Sanitized Copy Approved for Release 2010/04/27: CIA-RDP80T00246AO41700050001-3 Sanitized Copy Approved for Release 2010/04/27: CIA-RDP80T00246AO41700050001-3 MITTEILUNGSBLATT 919 logie, Geophysik bzw. Geographic beschafti- gen. Zur gleichen Abteilung gehoren 8 selb- standige Laboratorien, die Laboratorien fur Zoologie, ozeanische Biologie, -Vererbungs- lehre und Zeichtung, Wirbeltier-Palaontologie, Psychologie, das Boden-Laboratorium in Chungking, das mikrobiologische Laborato- rium in Wuhan und pflanzenphysiologische Laboratorium in Peking -und auf3erdem das Museum fur Mikroorganismus-Kulturen. Die Arbeit dieser Abteilung kann in drei grol3e Gruppen zusammengefaBt werden: Untersuchungen und Priifung nati rlicher Hilfsquellen und Bedingungen in Zu- sammenhang mit dem nationalen Aufbau, (2) Unterstiitzung der produktiven Abteilun- gen, wie der Abteilungen fiir Landwirt- schaft, Forstwirtschaft und Wasserkrafte, um die wichtigen und dringenden Pro- bleme zu losen, Erforschung der Grundprobleme der Bio- logie und Geographie. zur Hilfe sandte, konnten weitere seismologische Untersuchungen in vielen Gebieten durgefiihrt und eine exakte Einteilungskarte der seismologi- schen Bezirke von China fertiggestellt werden. Zusammen mit der Entwicklung der Expeditions- arbeit dieser Abteilung (Klasse) wurden Hand- biicher und botanische, zoologische, bodendyna- mische, tektonische und meteorologische Karten gezeichnet und zusammengestellt. Eine Zeichnung der Einteilung der natiirlichen Landschaften von China ist fertiggestellt. Eine umfassende Beschreibung der Geographie von China ,Geographischer Atlas der Volksrepublik China" wird jetzt bearbeitet. In Verbindung mit der land- und forstwirtschaft- lichen Produktion haben die Wissenschaftler die Erfahrungen der Massen in 'China bei der Ein- dammung von Insektenplagen, bei der Ver- erbungslehre und bei der Verbesserung der Tech- nik, bei der Landbestellung und Aufzucht inten- siv ausgenutzt. Dies diente der Erhohung der Produktion in Land- und Forstwirtschaft. So sind z. B. betrachtliche Ergebnisse bei der Auswahl guter Weizen- und Sojabohnen-Arten, bei der Be- fruchtung tropischer Pflanzen, bei der Bekdtnp- fung der Heuschrecken und Baumwoll-Blatt- lause, bei der Vergrol3erung des Fischbestandes, der Verhinderung von Fischkrankheiten, der Auf- zucht von Seidenraupen erzielt worden. Was die medizinischen und hygienischen For- schungeri anbetrifft, so wird die Hauptarbeit in der zentralen Gesundheitsabteilung getan. Diese Wissenschaftler haben aktiv an einer ,bakterio- logischen Kriegsfuhrung" teilgenommen. Cholera, Pocken und Lymphdriisen-Erkrankungen, die im alten China sehr haufig waren, sind jetzt nahezu vollig verschwunden. Die Haufigkeit des Aus- bruchs der epidemischen Enzophalitis Typ B und Malaria wurde stark gesenkt. Selbstverstandlich wird das systematische Stu- dium der alten chinesischen Medizin und der alten . chinesischen Arzneimittellehre eif rig weiterbetrieben. C. Gegenwartig besteht die Abteilung fur Tech- nologie aus sechs Instituten (Metallurgie und Keramik, Metalluntersuchung, Erdol, mecha- nischer und elektrischer Maschinenbau, zi- viler und das Bauwesen betreffender Ma- schinenbau, Instrumententechnologie), und drei selbstandigen Laboratorien (hydraulische Maschinen, Kraft, Kohle) und einem Vorbe- reitungsinstitut fir chemische Maschinen und Metallurgie. In den vergangenen wenigen Jahren haben die chinesischen Wissenschaftler eine Behr grole An- zahl von Untersuchungen und Prifungen durch- gefi hrt hauptsachlich in Geologie, Erzvorkom- men, Forstwirtschaft, Wasserkrafte, Hydrobio- logie, Zoologie, Botanik und Geographie. Aul3er der Unterstitzung der Regierungsabteilungen zur Durchfi Krung ihrer Arbeit hat die Academia Sinica bisher 27 Expeditionsgruppen zusammen- gestellt, urn wissenschaftliche Untersuchungen fir verschiedene Zwecke in verschiedenartigen Gebieten und auch in Tibet durchzufiihren. -Dieser Arbeitsaufwand ist dem gesamten Arbeits- volumen von einigen Jahrzehnten der alten Aka- demie vor der Befreiung gleichzusetzen. Es ist offensichtlich, daB bei einern. solchen Entwick- lungstempo die Wissenschaft in China bei der Nutzbarmachung nationaler Reserven und beim Aufbau des Sozialismus eine bedeutende und immer steigende Rolle spielt. Auf dem Gebiet der meteorologischen Forschun- gen wurden bisher groBe Verbesserungen in der kurz- und mittelfristigen Wettervorhersage durchgefiihrt. Viele auch im Ausland stark be- achtete Angaben der chinesischen Meteorologie und Klimakunde wurden veroffentlicht. Trotz der, kleinen Anzahl von seismologischen Fach- leuten und der schwachen Grundiage der Seis- mologen sind bereits Erdbeben-Probleme in vielen wichtigen Stadten untersucht worden. Nach 1955, als die Akademie der Wissenschaften der UdSSR eine seismologische Arbeitsgruppe Sanitized Copy Approved for Release 2010/04/27: CIA-RDP80T00246AO41700050001-3 Sanitized Copy Approved for Release 2010/04/27: CIA-RDP80T00246AO41700050001-3 Im alten China kamen aus der Industrie nur 17 O/o des Ertrages der gesamten Volkswirt- schaft. Die technischen Wissenschaften haben unter den neuen Bedingungen eine schnelle Entwicklung durchgemacht and viel zur Er- hohung der Produktivitat der sozialistischen Industrie beigetragen. Viel erfolgreiche Forschungsarbeit wurde fur die Ausstattung der Bergwerke, fur die Me- tallurgie der Eisen- and Nichteisenmetalle and fur die Verbesserung and Erhohung der Quan- titat and Qualitat von Eisen, Stahl and Nicht- eisenmetallen geleistet. Bei den Forschungsarbeiten fur die Herstel- lung von Modular-Guf3eisen, Hart- and Stahl- legierungen wurden gute Resultate von prak- tischer Bedeutung erzielt. Zur Gewinnung von optischem Glas and Apparaten wurden Grundlagen geschaffen. Versuchsanfertigungen von Mikroskopen mit 1500facher VergroBerung, magnetischem De- tektor fur Erze and verschiedenen Arten von Materialprufmaschinen waren erfolgreich. In Verbindung mit der Neuordnung and dem Aufbau des elektrischen Systems gab es er- 'folgreiche Forschungen uber hochpotentielle Prufung, Ubertragung von elektrischer Kraft, Automatisierung der Fernleitung des elek- trischen Systems. Um den dringenden Forderungen des soziali- stischen Aufbaus zu genugen, haben 'die Wis- senschaftler im Maschinenbau technische Untersuchungen beim GieBen, Formen, SchweiBen, bei Elektrovorgangen and Hitze- behandlungen mit' gutem Erfolg durchgefuhrt. Im Bauwesen wurden Untersuchungen uber Struktur, Baugrund and Baumaterialien an- gestellt. Neue Baumaterialien wie Silikate, Bambus-PreBmasse, wasserfestes Schlacken- material wurden als Folge im Bauwesen an- gewandt. Die chinesischen Kollegen erklarten, daB die Bedtrfnisse der sozialistischen Industrialisie- rung von'der gegenwartigen technischen Wis- senschaft (1956) noch nicht befriedigt werden konnen. Es ist noch viel zu tun, um die tech- nischen Wissenschaften auf jenen Stand zu heben, der es gestattet, den Aufbau der Schwerindustrie and Automatisierung (Halb- leiter), Kraftmaschinen and viele andere mehr entscheidend zu unterstitzen. D. Die Abteilung fur Philosophie and Gesell- schaftswissenschaften besteht aus neun For- schungsgruppen; es sind dies: Philosophie, 3. Jahrgang, Heft 11/12 Volkswirtschaft, Geschichte des Altertums, des Mittelalters, der Neuzeit, Archaologie, Sprachwissenschaft and Philologie, Literatur and Sprachen der nationalen Minderheiten. Das Institut fur Philosophie befaBt sich u. a. mit der Anwendung and Entwicklung des dialekti- schen and historischen Materialismus in der Praxis der chinesischen Gesellschaft. Es unter- sucht auBerdem den. EinfluB des Idealismus auf die Wissenschaften and erforscht die objektiven Gesetze der Entwicklung der chinesischen Gesell- schaft in der Vbergangsperiode. Auf dem Gebiet der Volkswirtschaft wurden u. a. in Koordinierung mit dem nationalen Aufbau and der gesellschaftlichen ' Umformung Unter- suchungen fiber die Produktivitat and den Kreis- lauf in der Volkswirtschaft durchgefuhrt. Es wurden auch Prufungen and Untersuchungen unternommen uber die Wirtschaftsfiihrung des Handwerks and der landwirtschaftlichen Ge- nossenschaften. Als besonders wichtige Arbeit ist noch die systematische Zusammenfassung and Ordnung einer modernen Wirtschaftsgeschichte Chinas and der Materialien der chinesischen Agrarreform zu nennen. In Geschichte sind u. a. Untersuchungen zunachst in der chinesischen Gegenwartskunde, die die Geschichte der Beziehungen der Klassen im .modernen China einschlieBt, unternommen wor- den. In der Geschichte des Mittelalters sind die Hauptprobleme der Sui and Tang Dynastie er- forscht worden. Darilber hinaus ist man dabei, einen ,Kurzen GeschichtsabriB Chinas" zu schreiben. Auf dem Gebiet der Archaologie haben Ausgra- bungen sehr haufig groBe and wichtige Funde an Grundmauern zutage gefordert. Etwa 210 000 Sticke solcher historischer Zeugnisse, angefangen von der frilhen Steinzeit, sind in verschiedenen Provinzen Chinas geborgen worden. Unsere Delegation konnte standig feststellen, dab die chinesischen Wissenschaftler auBerordentlich daran interessiert sind, wissenschaftliche Diskus- sionen zu pflegen and wissenschaftliche Erfah- rungen auszutauschen. In den letzten Jahren sind viele akademische Tagungen im LandesmaBstab durchgefuhrt worden (z. B. Metallforschung, Brennstoffwissenschaft, antibiotische and analy- tische Chemie, Agrarwissenschaft usw.). Wissen- schaftliche Tagungen in kleinerem Rahmen wer- den in den groBen Stadten standig.abgehalten, ebenso Jahresversammlungen an den Hoch- schulen. Diese Tagungen spielen eine wichtige Rolle bei der Hebung des wissenschaftlichen Sanitized Copy Approved for Release 2010/04/27: CIA-RDP80T00246AO41700050001-3 Sanitized Copy Approved for Release 2010/04/27: CIA-RDP80T00246AO41700050001-3 3. Jahrgang, Heft 11/12 Niveaus, bei dem Austausch von Erfahrungen der verschiedenen Gesellschaften and bei der Heranbildung junger Wissenschaftler. Dies far- dert, wie wir feststellen konnten, die Zusammen- arbeit zwischen Wissenschaft, Produktion and Erziehung. Auf dern Gebiete der wissenschaftlichen Publi- kationen sowie der Verbreitung wissenschaft- licher and technischer Neuerungen sind, ent- sprechend der Entwicklung .der wissenschaft- lichen Forschungen in den letzten sechs Jahren, grof3e Fortschritte erzielt worden. 60 wissen- schaftliche Zeitschriften, mehr als 200 Monogra- .phien, 300 tYbersetzungsarbeiten and fur 40 Facher wissenschaftliche Terminologien sired ver- offentlicht worden. Seit der Grundung der Chinesischen Volksrepu- blik (1949) ist der Kontakt and die Zusammen- arbeit zwischen den chinesischen Wissenschaft- lern and der internationalen Gelehrtenwelt enger geworden. Alljahrlich besuchen viele auslandische Wissenschaftler China, urn wissenschaftliche Arbeiten durchzufilhren bzw. Vorlesungen zu halten. Die chinesischen wissenschaftlichen Verbande haben Wissenschaftler ins Ausland delegiert, da- mit sie an Konferenzen teilnehmen bzw. von den fortschrittlichsten Landern der Welt lernen. 1955 erreichte eine chinesische Delegation, die, gefiihrt von Professor Kuo Mo-jo, dem Prasidenten der Chinesischen Akademie, eine japanische Ein- ladung wahrnahm, eine wesentliche Erweiterung der kulturellen Beziehungen zwischen China and Japan. Gute Ergebnisse brachte auch die ' Teil- nahme chinesischer Wissenschaftler an den wis- senschaftlichen and technologischen Konferenzen in der UdSSR and den Volksdemokratien, in Pakistan, in Belgien, in Holland. Seit dem Jahre 1955 hat sich auf3erdem der Austausch von wis- senschaftlichen Publikationen sehr entwickelt. Die chinesische Akademie hat Austauschbezie- hungen mit 472 akadernischen Organisationen von mehr als 57 Landern and inzwisclien ca. 190 000 Exemplare von Bilchern and Zeitschriften versandt. Im April des Jahres 1956 tagte der 16. Exekutiv- ausschu[3 der Weltfoderation der Geistesschaffen- den in Peking. Nobelpreistrager Professor Powell and der Wissenschaftler Prof. Dr. Oparin, die Vizeprasidenten der Organisation and Delegierte aus 14 Landern nahmen an dieser Tagung teil, die einen wichtigen Beitrag zur Festigung der Freundschaft and der Verbundenheit zwischen den Wissenschaftlern Chinas. and der Welt lieferte. III. Probleme der Entwicklung der Wissen- schaften in China Im Januar 1956 wurde auf einer Versammlung von groBer historischer Bedeutung, die unter der Fiihrung des Zentralkomitees der Kommunisti- schen Partei Chinas abgehalten and auf der die Frage der chinesischen Intelligenz diskutiert wurde, ein feierlicher Aufruf an alle Wissen- schaftler Chinas vorn Zentralkomitee erlassen: Am Ende des 3. Fiinfjahrplanes muf3 der Stan- dard der wichtigsten wissenschaftlichen Zweige dem Niveau der bestentwickelten Lander der Welt nahegekommen sein, and die neuesten Er- kenntnisse der anderen Lander mussen in kiir- zester Zeit durch eigene Kraft erreicht werden. Dann wurde zum 25. Januar 1956 eine Versamm- lung des obersten Staatsrates einberufen, auf der Mao Tse-tung folgende Direktiven bekannt gab: ,,Die Nation muf3 einen weitreichenden, umfas- senden Arbeitsplan fur die nachsten Jahrzehnte haben, um ihre wirtschaftliche, wissenschaftliche and kulturelle Ri ckstandigkeit zu beseitigen, da- mit sie mit den entwickeltsten Nationen der Welt Schritt halten kann. Um dieses grol3e Ziel zu er- reichen, ist die entscheidende Aufgabe, geschultes Personal, d. h. eine grole Anzahl von fahigen Wissenschaftlern and Technikern auszubilden." Dieser ernste Appell and andere konkrete Direk- tiven der Kommunistischen Partei and der Re- gierung haben die chinesischen Wissenschaftler aul3erordentlich angespornt. Die Erfolge waren unserer Delegation allerorten in diesem groBen Lande offenbar. Der Staatsrat der Chinesischen Volksrepublik hat eine spezielle Kommission filr die Weiterent- wicklung der Wissenschaften zur Beschleunigung des sozialistischen Aufbaus eingesetzt. Unter der Fiihrung von Partei and Regierung, aber auch mit Hilfe sowjetischer Gelehrter, haben Hun- derte dieser Wissenschaftler sieben Monate lang intensivst gearbeitet. Sie legten die Aufgabe von Wissenschaft and Technik beim Aufbau der nationalen. Wirtschaft fir die kommenden 12. Jahre fest. Einige hundert Forschungsaufgaben wurden der Wissenschaft gestellt. ,Laf3t die verschiedenen Geistesschulen streiten", damit ist die Absicht, offene Debatten fiber wis- senschaftliche Probleme zu fordern and die schopferische Initiative in der wissenschaftlichen Forschung zu ermutigen, ausgesprochen. W. FREUND Verwaltungsdirektor Sanitized Copy Approved for Release 2010/04/27: CIA-RDP80T00246AO41700050001-3 Sanitized Copy Approved for Release 2010/04/27: CIA-RDP80T00246A041700050001-3 322 MITTEILUNGSBLATT Vereinbarungen uber die wissenschaftliche Zusammenarbeit mit auslc ndischen Akademien Bulgarische Akademie der Wissenschaften In dem Bestreben, die wissenschaftliche Zu- sammenarbeit planmaf3ig zu erweitern and zu verbessern sowie zur weiteren Festigung der Freundschaft zwischen dem deutschen and dem bulgarischen Volk beizutragen, schlossen die Deutsche Akademie der Wissenschaften zu Berlin and die Bulgarische Akademie der Wissen- schaften am 26. Oktober 1957 ein tJbereinkom- men uber die'Grundsatze der wissenschaftlichen Zusammenarbeit and eine Vereinbarung uber die Durchfuhrung der wissenschaftlichen Zusam- menarbeit fur das Jahr 1958 ab. Die Vereinba- rung sieht gemeinsame Forschungen mit beider- seitig interessierenden Themen, einen intensiven Erfahrungsaustausch, Reisen zu Studien- and Ausbildungszwecken, Hilfeleistungen durch Ent- sendung von wissenschaftlichen Experten sowie die gegenseitige Teilnahme an wissenschaftlichen Veranstaltungen vor. Im besonderen werden die Fachgebiete Geotek- tonik and griechisch-romische Altertumskunde ihre bereits bestehenden ausgezeichneten Ver- bindungen weiterpflegen. Der Krebsforschung kommt im Rahmen der Ver- einbarung ebenfalls grof3e Bedeutung zu. An der Unterzeichnung nahmen Vizeprasident Prof. Dr. W. Steinitz, Akademiemitglied Prof. Dr. G. Rienacker, Generalsekretar der Deutschen Aka- demie der Wissenschaften zu Berlin, Akademie- mitglied Prof. Dr. E. Correns, Direktor des Insti- tuts fur Faserstoff-Forschung, sowie wissen schaftliche Mitarbeiter der Deutschen Akademie der Wissenschaften zu Berlin teil. Die Bulgarische Akademie der Wissenschaften war durch Akademiemitglied Prof. Dr. Nikolai Stojanov, Generalsekretar der Bulgarischen Aka- demie der Wissenschaften, Akademiemitglied Prof. Dr. Straschimir Dimitrov, Sekretar der Klasse fur Geologie, Geographie and Chemie, Akademiemitglied Prof. Dr. Petko Stainov, Sek- retar der Klasse fur Wirtschafts- and Rechts- wissenschaften, and Herrn Kruger Milovanov, Leiter der Abteilung fur Auslandsbeziehungen der Bulgarischen Akademie der Wissenschaften, vertreten. Vom Ministerium fur Auswartige Angelegen- heiten der Deutschen Demokratischen Republik war Herr Behling anwesend, von der Botschaft der Volksrepublik Bulgarien in der Deutschen Demokratischen Republik Herr Kulturattache Manafski. Akademie der Rumanischen Volksrepublik Am 19. Oktober unterzeichneten in Bukarest in Vollmacht des Presidiums der Deutschen Aka- demie der Wissenschaften zu Berlin Prof. Dr. G. Rienacker, Generalsekretar, and in Vollmacht des Presidiums der Akademie der Rumanischen Volksrepublik Akademiker Iorgu Iordan eine Vereinbarung uber die Durchfuhrung der wissen- schaftlichen Zusammenarbeit fur das Jahr 1958. Tschechoslowakische and Slowakische Akademie der Wissenschaften Am 21. 11. 1957 wurde in Prag eine Vereinbarung uber die wissenschaftliche Zusammenarbeit fur das Jahr 1958 zwischen der Deutschen Akademie der Wissenschaften zu Berlin and der Tschecho- slowakischen and Slowakischen Akademie der Wissenschaften unterzeichnet. Fur die Deutsche Akademie der Wissenschaften zu Berlin sig- nierte Akademiemitglied Prof. Dr. K. Noack, Sekretar der Klasse fur Chemie, Geologie and Biologie, fur die Tschechoslowakische Akademie der Wissenschaften Vizeprasident Prof. Dr. J. Bohm and fur die Slowakische Akademie der. Wissenschaften Akademiker.I. Stanek. Im einzelnen wurde die wissenschaftliche Zu- sammenarbeit an 19 Forschungsthemen fest- gelegt. Sanitized Copy Approved for Release 2010/04/27: CIA-RDP80T00246A041700050001-3 Sanitized Copy Approved for Release 2010/04/27: CIA-RDP80T00246A041700050001-3 3.. Jahrgang, Heft 11/12 MITTEILUNGSBLATT 323 Ungarische Akademie der Wissenschaften Am 14. November 1957 wurde in der Deutschen Akademie der Wissenschaf ten zu Berlin eine Ver- einbarung fiber die wissenschaftliche Zusammen- arbeit fur das Jahr 1958 mit der Ungarischen Akademie der Wissenschaften unterzeichnet. . Die Ungarische Akademie der Wissenschaften war durch Prof. Dr. P. Gomori, korrespondieren des Mitglied der Ungarischen Akademie der Wissenschaften, Sekretar der Kiasse fur Medizin, Herrn 0. Toekes, Leiter des Sekretariats des Pre- sidiums der Ungarischen Akademie der Wissen- schaften, Frau I. Pallo, Oberreferentin der Aus- landsabteilung der Ungarischen Akademie der Wissenschaften,+ vertreten. Von der Deutschen Akademie der Wissenschaften zu Berlin nahmen Herr Vizeprasident Prof. Dr. W. Steinitz, Akademiemitglied Prof. R. Rompe sowie die Herren Dr. H. Wille, _ Referent der Klassefur Chemie, _Geologieund Biologie, and Dr. L. Mendel, Referent der Klasse Mr. Medizin, teil. Alle Vereinbarungen tragen den gleichen Cha- rakter. Sie dienen der Gemeinsamkeit der Ziele der wissenschaftlichen Unternehmungen, einer Vertiefung and Verbesserung der Zusammen- arbeit and der Festigung der Freundschaft der Wissenschaftler, denn von den Ergebnissen der Forschung erhoffen - die Volker eine reichere Lebenshaltung and die Moglichkeit zur Befrie- digung hoherer materieller and kultureller Be- dii.r f nisse. Das Internationale Geophysikalische Jahr 1957/58 Wissenschaftler der Deutschen Demokratischen Republik beteiligen sich an Expeditionen des Internationalen Geophysikalischen Jahres Das Nationale Komitee der Deutschen Demo- kratischen Republik fur das Internationale Geo- physikalische Jahr hat bei der Aufstellung des nationalen Forschungsprogramms auch die Teil- nahme von Wissenschaftlern der Deutschen De- mokratischen Republik an einer Reihe der im Rahmen des Internationalen Geophysikalischen Jahres geplanten Expeditionen erortert and be- fiirwortet. Einige der ins Auge gefaBten Plane, so eine Beteiligung an der internationalen Gron- landexpedition nach Eismitte, der letzten. von Alfred Wegener errichteten Inlandeisstation, and eine Beteiligung am meteorologischen Programm einer von der Siidafrikanischen Union unterhal- tenen Station in Siidwest-Afrika, scheiterten zwar an den bekannten politischen Isolierungsver- suchen, dafiir aber erhielt das Nationale Komitee der Deutschen Demokratischen Republik mehrere Angebote, sich an sowjetischen Ex- p'editionen zu beteiligen. Es handelt sich dabei um insgesamt drei, eine ozeanographische auf dem Forschungsschiff ,Michail Lomonossow", das auf der Rostocker Neptun-Werft vom Stapel lief, and um zwei glaziologische Expeditionen in das Gebiet des Fedtschenko-Gletschers mit Ausgangsbasis Taschkent and in das Alma-Ata- Gletschergebiet mit Ausgangsbasis Alma-Ata. Die erste Expedition sieht eine Reihe von mehr- wochigen Forschungsfahrten auf dem Atlantik vor, wobei sich die Fahrtrouten bis an die Grenze des arktischen Gebietes einerseits, bis an den Aquator andererseits erstrecken. Probleme der langen Flutwellen des Meeres, der Schwankun- gen des Meeresspiegels, der Zirkulationsstromun- gen, des Meereschemismus and der Meeresbio- logie sowie Messungen der Wassertemperatur, des Salzgehaltes, der Komponenten des Warme- haushalts der Ozeane and der Driftbewegungen des Meereises werden den Inhalt des umfang- reichen ozeanographischen Expeditionspro- gramms bilden. Auch Peilungen der atmospha- rischen Storungen, der sogenannten Sferics, der weitentfernten elektrischen Entladungen in Ge- wittern oder in der Kaltluft entfernter Tiefdruck- gebiete gehoren zum Programm der Expedition. Erwahnenswert ist in diesem Zusammenhang ein interessanter, erstmals unternommener Ver-. such, these Sferics von zwei Endpunkten einer beweglichen Basis anzupeilen; einen dieser End- punkte bildet die feste Potsdamer Peilstation, den anderen das Peilgerat an Bord der ,Lomo nossow". Die ?letztgenannte Aufgabe fallt u. a. in das Forschungsprogramm der Teilnehmergruppe der Deutschen Demokratischen Republik, die sich Sanitized Copy Approved for Release 2010/04/27: CIA-RDP80T00246A041700050001-3 Sanitized Copy Approved for Release 2010/04/27: CIA-RDP80T00246AO41700050001-3 324 MITTEILUNGSBLATT aus sechs Spezialisten, Ozeanographen, Meteo- rologen and Ingenieuren zusammensetzt. Am 12. 11. 1957 Sind folgende Wissenschaftler aus der Deutschen Demokratischen Republik mit der ,,Lomonossow" abgereist: Dr. Bruns, Seehydrologischer Dienst der Deut- schen Demokratischen Republik, Dr. Skeip, Hauptobservatorium des Meteoro- logischen and Hydrologischen Dienstes der Deutschen Demokratischen Republik. Dr. Hinzpeter, Hauptobservatorium des Me- teorologischen and Hydrologischen Dienstes. der Deutschen Demokratischen Republik, Dipl.-Met. Hup f er, Karl-Marx-Universitat Leipzig, Ing. Wankowski, Wissenschaftlich-technisches Biiro fur Geratebau, Ing. Terp, Wissenschaftlich-technisches Biiro MirGeratebau. Diese Gruppe wird gegen Jahresende nach Deutschland zuriickkehren. An weiteren Aufgaben der deutschen Gruppe Sind vorgesehen: Warmehaushaltsbestimmungen des Ozeans and der dariiber befindlichen Luft sowie Untersuchungen zur Dynamik des Nord- atlantik bis 500 m Tiefe, der Feinstruktur der Temperatur, des Salzgehaltes and Messungen der erdmagnetischen Komponenten mittels eines neuen Seemagnetographen. Auch an den beiden glaziologischen Expeditionen werden sich im Jahre 1958 neun his zwolf Spe- zialisten der Deutschen Demokratischen Repu- blik beteiligen. Ein fotogrammetrisches Mc13- programm wird unsererseits den Schwerpi nkt der Untersuchungen bilden. Mittels eines neuen 3. Jahrgang, Heft 11/12 Aufnahme- and Auswertgerates hoher Prazision der C.-Zeiss-Werke Jena sollen einige der wich- tigsten Gletscher der UdSSR in den genannten Gebieten exakt vermessen werden. Auch Be- stimmungen des Warmehaushalts. der Gletscher and Eisdickemessungen mittels seismographischer Methoden stehen im Forschungsplan der Teil- nehmergruppen der Deutschen Demokratischen Republik. Die unmittelbare Zusammenarbeit mit den Wissenschaftlern der UdSSR innerhalb des Inter- nationalen Geophysikalischen Jahres erstreckt sich dartiber hinaus auf das Satelliten-Pro- gramm, das den wichtigsten Komplex des welt- weiten Forschungsunternehmens bildet. Zur Zeit werden nach Verhandlungen mit dem Astro,- nomischen Rat der Akademie der Wissenschaf- ten der UdSSR eigens fur these Zwecke drei spe- zielle Satellitenbeobachtungsstationen in der Deutschen Demokratischen Republik errichtet, and zwar an der Sternwarte Sonneberg/Thurin- gen, am Astrophysikalischen Observatorium and Geodatischen Institut in Potsdam and am Obser- vatorium fiir Ionospharenforschung in Kiihlungs- born. Diese mit Spezialfernrohren aus der UdSSR ausgertisteten Stationen werden in nachster Zeit die positionsastronomischen Aufgaben des Satel- litenprogramms fiir das Gebiet der Deutschen Demokratischen Republik durchfiihren, d. h. die exakten Ortsbestimmungen der Satelliten vor- nehmen, die.zur Berechnung der Satellitenbahnen erforderlich Sind. Prof. Dr. H. PHILIPPS Sekretar des Nationalen Komitees der DDR fur das Internationale Geophysikalische Jahr Die kiinstlichen Erdsatelliten Wir alle stehen in diesen Tagen unter dem Ein- druck eines wahrhaft historischen Ereignisses. Zurn ersten Male ist dem Menschen der VorstoB in den Weltenraum gegltickt. AuBer unserem Mond kreisen jetzt zwei weitere Satelliten um unsere Erde, zwei Korper, die von Menschen er- dacht, von Menschenhand gefertigt and von Men- schentechnik in eine vorher berechnete Bahn ge- lenkt wurden. Was friiher reine Utopie war, was erst seit etwa zehn Jahren als ein neues Gebiet, die Astronautik, ernsthaft durchdacht wurde, ist Wirklichkeit geworden. Die dadurch aufgewor- fenen Fragen enthalten chemische, physikalische, meteorologische,. geophysikalische, astronomische and - da auch schon ein Lebewesen, ein Hund, den VorstoB in das All mitmacht - sogar medi zinische Probleme. Hier sei das Ereignis vom Standpunkt eines Astronomen aus betrachtet. Befordern wir einen Korper geniigend hoch and geben ihm dort eine geeignete Geschwindigkeit, so braucht nur der erreichte Ort and die ihm dort verliehene Geschwindigkeit nach Richtung and Gro3e bekannt zu sein, um seine Bahn zu berechnen. Diese wenigen Worte enthalten be- reits eine Fiille von Problemen der Raketen- technik. Deren Sache ist es, den angestrebten Endpunkt der Raketenbahn and ihre End- geschwindigkeit bzw. die Anfangsbedingungen fur den frei gewordenen ?Sputnik", wie er jetzt allgemein genannt wird (Begleiter, Reise- gefdhrte), so genau zu erreichen, da3 die vorher berechnete Bahn auch eingeschlagen wird. Es Sanitized Copy Approved for Release 2010/04/27: CIA-RDP80T00246AO41700050001-3 Sanitized Copy Approved for Release 2010/04/27: CIA-RDP80T00246AO41700050001-3 3. Jahrgang, Heft 11/12 MITTEILUNGSBLATT 325 mull eine solche Hohe erreicht werden, daB der Korper aul3erhalb von Resten der Atmosphere bleibt, die ihn durch Bremsung gefahrden konn- ten. Ferner mull die dort erreichte Geschwin- digkeit bestimmte Bedingungen erfiillen. Fur jede Entfernung vom Erdmittelpunkt gibt es einen bestimmten Bereich, innerhalb dessen die Gr6f3e der Anfangsgeschwindigkeit des Sputnik liegen mull. Ist sie zu gering, so fellt er auf die Erde zuriick, ist sie zu hoch, so verlel3t er den Anziehungsbereich der Erde and verschwindet auf einer Hyperbelbahn ohne Wiederkehr in den Raum. Innerhalb dieser Grenzen der Geschwin- digkeit bleibt der Korper auf einer Ellipse, in deren einem Brennpunkt der Erdmittelpunkt steht.. Aber auch die Richtung der Anfangsbewegung darf gewisse Grenzen nicht uberschreiten. Sie soll moglichst parallel zur Erdoberflache gerichtet sein, senkrecht zur Richtung zum Erdmittelpunkt. Weicht sie zu weit nach oben oder unten davon ab, so bleibt die Bahn zwar eine Ellipse, wird aber zu langgestreckt. Der der Erde nachste Teil der Bahn kommt dieser so nahe, daB der Sputnik durch Bremsung an der Luft zu langsam wird and abstiirzt. Dabei wurde er das Schicksal von Nleteoren erfahren, er wurde durch diese Rei- bung gliihend werden, verdampfen, meist auch zerspringen. Nur von dem weft grof3eren zweiten Sputnik konnten dann einige kleine Reste die Erde erreichen. Diese Reibung tritt zwar erst in etwa 100 km Hohe oder darunter auf, die Hohe des Korpers mul3te aber ein Mehrfaches davon bleiben, damit nicht bei jedem Umlauf eine schwache, aber immer wiederholte Bremsung eintritt, die dann doch einmal zur Katastrophe fiihrt. Auch die seitliche Richtung der Anfangs- bewegung mull der Vorausberechnung ent- sprechen, sonst ware eine Auffindung des Ob- jektes and seine Verfolgung zweifelhaft. All diese Bedingungen sind offenbar beim ersten; Sputnik, wohl auch beim zweiten, gut inne- gehalten worden, sonst ware seine anfangs gar nicht erwartete Lebensdauer nicht erreicht wor- den. Wir waren oben davon ausgegangen, daB bei Kenntnis der Anfangsbedingungen der Sputnik- bahn diese berechnet werden kann. Die dazu entwickelte, mathematisch nicht besonders schwere Methode setzt aber die Verhaltnise vor- aus, vie sie sonst im Sonnensystem herrschen: Die Abmessungen der Korper, auch die der Sonne selbst, sind, verglichen mit den gegen- seitigen Entfernungen, so klein, daB jeder Planet als Massenpunkt betrachtet werden darf and eine etwa vorhandene Unregelmaf3igkeit seiner Ge- stalt in seiner Schwerkraft nichts ausmacht. Dies trifft sogar noch weitgehend auf das System Erde-Mond zu, aber bestimmt nicht mehr auf die Erde gegenuber dem Sputnik. Sie ist keine Kugel, sondern an den Polen abgeplattet, was besonders bei der gegen den Aquator sehr steilen Bahn (65?) des Sputnik fiihlbar wird. Ferner wissen wir aus anderen Kapiteln der Himmels- mechanik, daB unsere Erde kein starrer Korper ist and dab sich ihre Masse im Innern keines- wegs streng symmetrisch verteilt. Bei seiner grolen Nahe wird der Sputnik von den nachsten Teilen des Erdkorpers viel starker angezogen als von den entfernteren. Zusammen mit der un- regelmaBigen Massenverteilung mull dies ein dauerndes Schwanken der auf ihn ausgeubten Anziehungskraft in GroBe wie in Richtung be- deuten, ein Problem, dem die Astronomie zum erstenmal in solcher Nahe gegenubersteht. Der Mond stort zwar auch den Sputnik in seiner Bahn, doch wird dieser EinfluB mit den bis- herigen Mitteln, wenn auch umstendlich, zu be- rechnen sein. Umgekehrt geben uns aber obige Schwierigkeiten ein Mittel in die Hand, die Ursachen der zu er- wartenden Veranderungen der Bahn, die Un- regelmaf3igkeiten im Bau der Erde, zu bestim- men. Allerdings gehort dann eine weit genauere Beobachtung der Orter des Sputnik dazu, die bei einem so schnell bewegten Objekt nicht leicht ist. Aber das ist eine aul3ere Frage der Technik, die von den sowjetischen Astronomen schon in Angriff genommen wurde. Hier haben wir die Frage angeschnitten, was der erreichte Fortschritt den Wissenschaften ver- spricht, freilich auch, welche Schwierigkeiten neu auftauchen werden. Neben einer mit viel theoretischer Arbeit verbundenen Untersuchung des Innern der Erde, vielleicht auch ihrer Defor- mierbarkeit, ergibt sich eine Fiille von Fragen, die wir auf dem Grund des Luftmeeres unvoll- kommen oder gar nicht erforschen konnen. Von Instrumenten, die durch keine Atmosphere ver- hiillt sind, konnen wir Aufschliisse fiber die Strahlung der Sonne and verschiedener Teile ihrer Oberflache, z. B. der Flecken, erhalten, die viele Probleme losen and neue uns stellen wer- den. Wir werden die im Weltraum vielleicht auch ohne Sonne schon vorhandene Strahlung, etwa die radioaktive, neher kennenlernen and ihre Wirkung auf die Materie erproben. Wir werden das Spektrum, von dem vor allem das kurzwellige Ende durch unsere Atmosphere stark geschwecht oder ganz abgeblendet wird, in seiner Sanitized Copy Approved for Release 2010/04/27: CIA-RDP80T00246AO41700050001-3 Sanitized Copy Approved for Release 2010/04/27: CIA-RDP80T00246AO41700050001-3 326 MITTEILUNGSBLATT ganzen Lange sehen. Es ist nicht zu iiberblicken, welche Fortschritte der Physik davon zu erwar- ten Sind. Wenn wir auf den zukunftigen Satel- liten auch Instrumente, z. B. Fernsehkameras, durch Funkbefehle in jede gewunschte Richtung bringen konnen, werden wir die uns bisher stets verborgene RUckseite des Mondes im Funkbild kennenlernen. SchlieBlich werden wir durch die bereits begonnene Beobachtung von Lebewesen im freien Weltraum erfahren, welche Folgen bei dauerndem Aufenthalt im Zi stand der Schwere- losigkeit and unter all den anderen fremden Bedingungen eintreten. Es ist wiederum nicht zu iibersehen, welche neuen Aufschliisse fur die Medizin die Folge sein werden. 3. Jahrgang, Heft 11/12 Wir befinden uns im ersten Anfang einer ganz- lich neuen Entwicklung. Sie wird uns anfangs vielleicht fur Jahre mehr Schwierigkeiten als neue Resultate bringen. Die kurze Aufzahlung von Moglichkeiten will auch vom astronomischen Standpunkt bei weitem nicht vollstandig sein, sie soil nur einen Begriff geben, in welcher Rich- tung die sich neu abzeichnenden Wege verlaufen konnten. Von den zwei winzigen neuen Korpern im All wird uns viel versprochen, an uns liegt es, wieviel davon erfiillt wird. Prof. Dr. A. KAHRSTEDT Direktor der Sterrnwarte Babelsberg Aus der Arbeit der Institute Die DDR - Mitgliedstaat des Vereinigten Instituts fur Kernforschung in Dubna In vielen kernphysikalischen Laboratorien der ganzen Welt untersucht man gegenwartig die Eigenschaften der Elementarteilchen, von denen man sich eine tiefere Einsicht in die Natur der Kernkrafte erhofft. Alle uns bekannten Elemen- tarteilchen werden in Kernreaktionen bei hohen and hochsten Energien erzeugt. I Wie kaum auf einem anderen Gebiet der mo- dernen Physik wurde bei der Erforschung der Elementarteilchen in den letzten zehn Jahren eine Vielzahl bedeutsamer Entdeckungen ge- macht. So sei als Beispiel der Nachweis des Anti- protons durch Segre and seine Mitarbeiter im Jahre 1955 genannt. Die Mehrzahl der neuen Elementarteilchen wurde in der - kosmischen Strahlung entdeckt. Von eminenter Bedeutung fur die Untersuchungen sind jedoch die groBen Beschleunigungsmaschinen, mit deren Hilfe sich Protonen auf grol3e Geschwindigkeit bringen Lassen. Die Maschinen ermoglichen die kiinst- liche Erzeugung der Elementarteilchen mit merk- lichen Intensitaten and damit eine systematische Erforschung ihrer Eigenschaften. fin Vereinigten Institut fur Kernforschung in Dubna bei Moskau befindet sich die gr6l3te bisher fertiggestellte Beschleunigungsanlage. Dieses so- genannte Synchrophasotron gestattet die Be- schleunigung von Protonen von 10 Milliarden Elektronen-Volt. 1 Unter dem Begriff Elementarteilchen sind Teilchen wie Elektronen, Protonen, Neutronen, Mesonen and Hyperonen zusammengefal3t. Bekanntlich gehort auch die Deutsche Demokra- tische Republik zu den Mitgliedstaaten des Ver- einigten Institutes fur Kernforschung. Unter den in unserem Staate im Zusamenhang mit dem Ver- einigten Institut in Dubna durchgefiihrten Auf- gaben befindet sich der Bau einer Anlage zur Entwicklung groBer photographischer Emulsions- pakete im Kernphysikalischen Institut der Aka- demie in Zeuthen. Zum Verstandnis fur die Be- deutung dieser Anlage mochte ich kurz auf die photographische Platte als kernphysikalisches Nachweisinstrument eingehen. Neben -Zahlern, Nebel- and Blasenkammern ist die sogenannte Kernemulsion zu einem unent- behrlichen Prazisionsinstrument in der Kern- physik geworden, mit dessen Hilfe sich die-Eigen- schaften einzelner Teilchen untersuchen lassen. Die ~Bahn eines geladenen Teilchens in der Emul- sion erscheint nach der Entwicklung als eine regelmaBige Folge von Silberkornern. Die Be- trachtung and Untersuchung der Spuren erfolgt unter dem Mikroskop bei 100 bis 2000facher Ver- groBerung. Insbesondere ist zur Untersuchung von hochenergetischen Prozessen ein moglichst groBes Aufzeichnungsvolumen notwendig. Daher verwendet man Emulsionspakete, die aus 100 bis 300 tragerfreien Emulsionsschichten.bestehen, wobei das Volumen einer Schicht zur Zeit bis zu 400 X 250 X 0,6 mm3 betragt. Die Moglichkeit der Bearbeitung einer wissenschaftlichen Aufgabe mit einem Emulsionspaket hangt entscheidend von einer einwandfreien Entwicklung ab. Sie Sanitized Copy Approved for Release 2010/04/27: CIA-RDP80T00246AO41700050001-3 Sanitized Copy Approved for Release 2010/04/27: CIA-RDP80T00246AO41700050001-3 .3. Jahrgang, Heft. 11/12 MITTEILUNGSBLATT 327 verlangt unter anderem eine vollig gleichmal3ige reproduzierbare Entwicklung in der ganzen Tiefe jeder einzelnen Emulsionsschicht. Die Dicke einer Kernemulsion ist etwa 100mal grol3er als die der normalen photographischen Emulsion. Daraus re- sultiert, daB die fur die Entwicklung einer Schicht notwendige Zeit ca. 10 Tage betragt. Die Expo- nierung eines groBen Emulsionspaketes im Strahl. einer Beschleunigungsmaschine dauert hochstens einige Stunden. Fur die Entwicklung in unserer Anlage - einer der grof3ten ihrer Art in Europa - werden jedoch etwa 4 Wochen benotigt. Eine kleinere Anlage befindet sich in Dubna, so daB dem Vereinigten Institut fur Kernforschung zwei Entwicklungsanlagen zur Verfiigung stehen werden. Das in unserem Institut am Aufbau der Anlage arbeitende Kollektiv hofft, die ersten Emulsionen zu Beginn des kommenden Jahres entwickeln zu konnen. Im Marz d. J. fand in Dubna eine wissenschaft- liche Konferenz des Vereinigten Institutes statt. Auf dieser Konferenz wurde unter anderem auch die erste gemeinsame experimentelle Forschungs- aufgabe festgelegt, an der die Laboratorien einiger Mitgliedstaaten beteiligt sind. Gemeinsam mit den Laboratorien Dubna, Prag and Warschau untersuchen wir den Einfang negativer K-Me- sonen durch die Atomkerne der Kernemulsion. Es sollen Aussagen? uber den Einfangmechanis- mus and die Eigenschaften der nach der Reak- tion emittierten Sekundarteilchen gewonnen wer- den. Vor kurzer Zeit fand in Warschau eine Ar- beitsbesprechung zwischen den Vertretern der beteiligten Laboratorien statt, auf der die experi- mentellen Resultate and die Vorschlage zu ihrer Auswertung diskutiert wurden. Diese Gemein- schaftsarbeit soil im kommenden Friihjahr ihren AbschluB finden. Die gesamte bisherige gerneinsame Forschungs tatigkeit hat sich sehr fruchtbar auf die Tatig- keit unserer Gruppe ausgewirkt. Wir sind daher sehr an einer weiteren Vertiefung unserer Ver- bindungen zu den entsprechenden Laboratorien der Mitgliederstaaten interessiert, insbesondere im Hinblick auf die Arbeitsmoglichkeiten, die sich durch das Synchrophasotron in Dubna ergeben. Dr.K..LANIUS Wissenschaftlicher istent Leiter der Arbeitsgruppe Kosmische Strahlung Kernphysikalisches Institut Miersdorf Am 16. 7. 1957 versammelten sich bei strahlen- dem Sonnenschein die 56 am Bau des ersten Laborgebaudes fur das Institut fir vergleichende Pathologie tatig gewesenen Handwerker auf der Baustelle in Berlin-Friedrichsfelde, um in einer kleinen Feier die Richtkrone auf dern neuen Ge- baude anzubringen. Als Gaste hatten sich der Sekretar der Klasse fur Medizin, Prof. Dr. K. Loh- mann, der Justitiar der Akademie, Herr Dr. D. Schuster, and der Stab der Bauleitung der Akademie sowie alle Angehorigen des Instituts fur vergleichende Pathologie eingefunden. Nach dem Richtspruch des Zimmermannpoliers and einer kurzen Ansprache des , Institutsdirektors Prof: Dr. J. Dobberstein wurde gefeiert. Dieser fur das noch recht junge Institut be- deutungsvolle Tag moge hier als AnlaB genom- men werden, denjenigen, denen das Institut bis- her unbekannt war, durch einige erlauternde Worte eine Vorstellung fiber seine Art and seine Aufgaben zu vermitteln. Das Institut fur vergleichende Pathologie ist das erste and einzige seiner Art in ganz Europa. Ihm sind innerhalb der medizinischen Forschung be- sondere Aufgaben zugewiesen. Die Pathologie als Lehre von den Krankheiten allgemein wurde zu- erst fast ausschlief3lich am Menschen studiert, his vor nun etwa 160 bis 170 Jahren die Ve- terinarpathologie hinzukam, die sich in erster Linie mit den wirtschaftlich wichtigen Erkran- kungen unserer Haustiere beschaftigt. Die Ve- terinarpathologie baute dabei in erster Linie auf den am Menschen gewonnenen Erkenntnissen auf. Im Verlauf der Forschung stellte sich dann deutlich heraus, daB es eine ganze Reihe von Krankheiten gibt, die sowohl beirn Menschen als auch bei den Haustieren and freilebenden Tieren vorkommen. Hieraus ergibt sich fur die ver- gleichende Pathologie die Aufgabe, diese Krank= heiten in ihrem Verhalten bei den verschiedenen Tierarten genauer zu verfolgen, urn auf these Weise allgemeine Erkenntnisse uber ihr Wesen, wie den Krebs oder die Tuberkulose oder die Poliomyelit?s oder andere weit verbreitete Krankheiten, zu gewinnen. Besonderes Interesse beanspruchen dabei jene Krankheitsgruppen, die in erster Linie beim Tier vorkommen, fur die aber auch der Mensch empfanglich ist and die man ganz allgemein meist als Zoonosen be- zeichnet. Hierzu gehoren z. B. der Milzbrand and die Tollwut. Erst wenn man das Verhalten des Milzbrandes bei den verschiedenen Tierarten ge- Sanitized Copy Approved for Release 2010/04/27: CIA-RDP80T00246AO41700050001-3 Sanitized Copy Approved for Release 2010/04/27: CIA-RDP80T00246AO41700050001-3 MITTEILUNGSBLATT 3. Jahrgang, Heft 11/12 nauer studiert hat, wird man ein wirkliches Ver- standnis fur die beim Milzbrand des Menschen auftretenden Krankheitserscheinungen and patho- logisch-anatomischen Veranderungen gewinnen konnen. Um these Aufgaben losen zu konnen, wurde auf Anregung von Nationalpreistrager Prof. Dr. Dr. h. c. J. Dobberstein, Inhaber des Lehrstuhls fur Veterinarpathologie an der Ve- terinarmedizinischen Fakultat der Humboldt- Universitat, im Jahre 1952 zunachst eine Arbeits- gruppe fur vergleichende Pathologie.geschaFfen, aus der im Jahre 1954 das Akademie-Institut fur vergleichende Pathologie hervorging. Die vor- iibergehende behelfsm0ige Unte'rbringung er- wies sich im Laufe der Entwicklung des Instituts bald als vollig unzureichend, so daB mit der vor- gesehenen Errichtung eines eigenen Instituts- gebaudes schnellstens begonnen werden muBte. Nach Uberwindung grof3er Schwierigkeiten bei der Beschaffung eines geeigneten Baugelandes konnte endlich im Marz 1957 mit den Aus- schachtungsarbeiten fur das erste Laborgebaude in Berlin-Friedrichsfelde, in unmittelbarer Nahe des Tierparks, angefangen werden. Dem nun in- zwischen richtfertig gewordenen ersten Labor- gebaude soll im kommenden Jahr der Aufbau eines weiteren Laborgebaudes sowie eines Ver- suchstierstalles folgen. Dr. R. IPPEN Wissenschaftlicher Oberassistent Institut fur vergleichende Pathologie Kollegenbesuch auf dem Burgwall von Behren-Lubchin, Kr. Teterow Das Institut fur Vor- and Friingeschichte unserer Akademie and das Museum 'fur Ur- and Friih- geschichte in Schwerin sind seit dem 1. August 1956 mit gemeinsamen, groBangelegten Unter- suchungen auf dem slawischen Burgwall von Behren-Lubchin, Kreis Teterow, beschaftigt, der durch die Funde einwandfrei in das 11. and 12. Jahrhundert datiert wird. Wir haben hier- eine Wallkonstruktion iri einer durch die Lage im Moor bedingten ausgezeich- neten Erhaltung angetroffen. Infolgedessen konn- ten alle Einzelheiten mit Sicherheit ermittelt werden. Starke eichene Planken, die nebenein- ander standen and eine Wand bildeten, begrenz- ten den Wall nach innen. Die Auf3enfront war ebenfalls durch mehrere solche Plankenwande befestigt. Diese Wallkonstruktion, die in ?Stab- bau" ausgefuhrt ist, bildet bei slawischen Be- festigungen, die zumeist in Blockbau ausgefuhrt waren, ein volliges Novum. - Infolgedesen haben bis jetzt zahlreiche Kollegen die Grabung besichtigt. Zu erwahnen sind ins- besondere die Herren Prof. Dr. Hensel, Direktor des Instituts fur die Geschichte der materiellen Kultur der Polnischen Akademie der Wissen- schaften, Prof. Dr. Rajewski, Direktor des Staats- museums fur Vorgeschichte in Warschau, Dr. Poulik,, Direktor der Zweigstelle Briinn des Archaologischen Instituts der Tschechoslowaki- schen Akademie der Wissenschaften, Prof. Jon Nestor, Mitglied der Akademie der rumanischen Volksrepublik and Vertreter unseres Faches an der Universitat Bukarest, ferner die westdeut- schen Forscher Dr. Schindler, Hamburg, and Dr. Haarnagel, Wilhelmshaven, der zur Zeit eine Grabung in der Wurte von Feddersen-Wierde durchfiihrt. Weitere Anmeldungen liegen vor. Der Besuch Prof. Jon Nestors war fur uns eine besonders groBe Freude. Er hatte in Berlin an der Universitat and dem Staatlichen Museum fur Vor- and Friingeschichte Ende der 20er Jahre einen groflen Teil seiner Ausbildung erhalten. Seit dieser Zeit ist er einer der besten Freunde der deutschen Vorgeschichtsforschung geblieben. Es war daher fur ihn wie fur uns eine freudig begrul3te Gelegenheit; bei seinem Besuch--die alten Beziehungen zu erneuern and neue anzu- kniipfen. Erinnert sei noch daran, daB seit den Tagen C. Schuchhardts and Hubert Schmidts sich zwischen dem Berliner and dem Bukarester Mu-seum enge freundschaftliche Beziehungen ent- wickelt and zu gemeinsamen Ausgrabungen in Rumanien gefuhrt hatten. Im Vordergrunde stand dabei die Untersuchung in der jungsteinzeit- lichen Siedlung von Cucuteni bei Jassy. Prof. Dr. W. UNVERZAGT Akademiemitglied Sanitized Copy Approved for Release 2010/04/27: CIA-RDP80T00246AO41700050001-3 Sanitized Copy Approved for Release 2010/04/27: CIA-RDP80T00246AO41700050001-3 3. Jahrgang, Heft 11/12 MITTEILUNGSBLATT- 329 Zur Geschichte des Vorabends der Novemberrevolution Ein Sammelband des Instituts fur Geschichte zum 40. Jahrestag der Grof3en Sozialistischen Oktoberrevolution Unter der redaktionellen Leitung von Prof. Dr. Albert Schreiner hat das Institut fiir Geschichte an der Deutschen Akademie der Wissenschaften zu Berlin kiirzlich einen Sammelband heraus- gegeben, betitelt ?Revolutiondre Ereignisse und Probleme in Deutschland wahrend der Periode der Grof3en Sozialistischen Oktoberrevolution 1917/1918". Es ist der 6. Band der Schriften- reihe I (Deutsche und allgemeine Geschichte) des obengenannten Instituts, den es in den fiber 11/2 Jahren seines Bestehens der Offentlichkeit vorlegt. AnlaB dieses gut ausgestatteten Buches war der 40. Jahrestag der Grof3er Sozialistischen Oktober- revolution. Wir haben es hier jedoch nicht mit einer nur auf3erlichen Widmung zu tun; das welt- bewegende Ereignis der erstmaligen Errichtung einer Arbeiter-und-Bauern-Macht beeinfluBte die Situation in Deutschland nachhaltig. Die wech- selseitige Wirkung der russischen und deutschen Entwicklung vom Sturz 'des ' Zarismus bis zur Novemberrevolution war Air die Geschichte bei- der Volker, vor allem Aber for das deutsche Volk von aul3erordentlicher, weittragender Bedeutung. Diesen Fragenkomplex haben die Autoren da- her besonders in ihrer Erforschung und Darle- gung wesentlicher Aspekte der deutschen revo- lutionaren Bewegung vom Februar 1917 bis zum November 1918 beriicksichtigt. Das Anliegen der Publikation wird von Prof. Dr. Schreiner in seiner Einleitung erlautert. Er hebt hervor, daB Bich die Notwendigkeit einer Arbeit wie dieser aus einem Vergleich der siegreichen proletarischen Revolution und dem Aufstieg der sozialistischen Gesellschaft in der UdSSR mit dem tragischen Ablauf der deutschen Geschichte im gleichen Zeitraum ergibt. Warum gelang es der Arbeiterklasse in der Novemberrevolution nicht, den deutschen Imperialismus zu stiirzen? Bis in die heutige Zeit wirken die damaligen Fehler, denn die alten imperialistischen Krafte bauen in Westdeutschland wieder ihre Macht- positionen zum Unheil des deutschen Volkes aus. Prof. Dr. Schreiner bezeichnet es als eine erst- rangige Aufgabe der marxistischen Geschichts- forschung, die Ursachen fur these Entwicklung aufzudecken. Diese Ursachen wurzeln in hohem Maf3e in den Taten und Unterlassungen der zwanzig hier ge- schilderten Monate, in dem Grad der ideolo-. gischen Reife des deutschen Proletariats und seiner Fiihrer. Der Inhalt des _Werkes hat des- halb nichts mit einer beschonigenden, verein- fachenden Geschichtsdarstellung gemein. Die Verfasser waren ernsthaft bemiiht, den wahren Ablauf des Geschehens zu erforschen und zu analysieren. Dabei sti tzen sie sick vor allem auf reichhaltiges, interessantes, groBtenteils noch unbekanntes Archivmaterial sowie auf zeitge- nossische Veroffentlichungen. Der Sammelband enthalt 6 Beitrage von zumeist noch jungen Historikern. Davon befassen sich zwei Monographien mit revolutionaren Vor- gangen des Jahres 1917 (Heinrich Scheel: Der ,Aprilstreik 1917 in Berlin, Hans Joachim Bern- hard: Die Entstehung einer revolutionaren Frie- densbewegung in der deutschen Hochseeflotte im Jahre 1917) ; zwei weitere behandeln Hohe- punkte im Jahre 1918 (Walter Bartel: Der Januar- streik 1918 in Berlin, Kurt Zgisler: Die revolu- tionare. Matrosenbewegung in Deutschland im Oktober/November 1918). Die beiden letzten Bei- trage (Albert Schreiner/Gunter Schmidt: Die Ratebewegung in Deutschland bis zur November- revolution, Robert Leibbrand/Klaus Mammach: Die Stellung der Arbeiterparteien in Deutschland zu einigen Problemen der GroBen Sozialistischen Oktoberrevolution) erganzen und vertiefen die erstgenannten Arbeiten, indem sie wesentliche, z. T. umstrittene Probleme des. Vorabends der deutschen Revolution in umfassender Weise be- antworten. Bestimmte Erscheinungen dieser Zeit, in der die Novemberrevolution heranreifte, treten im Buch besonders plastisch hervor. Wir erleben die wachsende Revolutionierung der Massen mit, deren HaB und Zorn gegen die herr- schenden Klassen sich zur revolutionaren Kampf- bereitschaft verdichtete. Der revolutionare Atem der Zeit ist spiirbar. Die schopferische Aktivitat der Fabrikarbeiter und der Matrosen der Hoch- seeflotte fiihrte zur Entstehung revolutionarer Kampforgane, der Rate, die in ihrer Entwicklung stark von den russischen Sowjets beeinfluf3t wur- ,den, aber ihre historische Ursache in der objek- tiven Reife der deutschen Verhaltnisse zur Revo- lution hatten. Auf diesem revolutionaren Hintergrund wirkten die Fiihrer der deutschen Arbeiterbewegung. Ein groBer Vorzug der einzelnen Beitrage ist, Sanitized Copy Approved for Release 2010/04/27: CIA-RDP80T00246AO41700050001-3 Sanitized Copy Approved for Release 2010/04/27: CIA-RDP80T00246AO41700050001-3 MITTEILUNGSBLATT 3. Jahrgang, Heft 11/12 daB sie das Handeln der Fiihrer der SPD, der USPD and der Linken wahrend der aufeinander- folgenden Phasen sichtbar werden lassen. Wah- rend die rechten and zentristischen Fiihrer die revolutionaren Massen in alien entscheidenden Augenblicken verrieten, war and bleibt es das historische Verdienst der Spartakusgruppe and der Bremer Linken, als einzige die notwendigen revolutionaren Forderungen erhoben and kon- sequent vertreten zu haben. Sie allein erkannten die revolutionaren Umwalzungen in RuBland in ihrer ganzen Bedeutung and als richtungweisend fur Deutschland an, sie allein verstanden, daB die Unterstiitzung der russischen Revolution and der revolutionare Kampf gegen den deutschen Imperialismus gegenseitig bedingt waren and in gleicher Weise der Zukunft des deutschen Volkes dienten. Daneben wird aber in jeder der hier veroffentlichten Arbeiten das Verhangnis deut- lich, daB die Linken es unterlief3en, rechtzeitig eine eigene, marxistische Partei zu schaffen, um ihre prinzipiell richtigen Kampflosungen in der Arbeiterklasse durchzusetzen. Vorhandene M ingel sollen nicht verschwiegen werden, doch sind sie untergeordneter Art. Nicht selten weisen die Beitrage eines Sammelbandes, aus verschiedener Feder stammend, ein unter- schiedliches Niveau auf. So auch bier. Einmal stilistisch, wobei aber gerade bier gerechterweise gesagt werden mull, daB die sprachlichen Schwa- then in ein oder zwei Arbeiten (z. B. bei H. Bern- hard) vor allem im Vergleich zu den anderen auffallen, die von einer hohen Sprachkultur zeugen (siehe besonders H. Scheel). Das Heran- ziehen von Quellen ist unterschiedlich. Auch in- haltlich geht die Sicht manchmal nicht uber den begrenzten Gegenstand hinaus, so bei K. Zeisler, der von einer Organisation der revolutionaren Matrosen 1918, die von H. Bernhard fur Mitte 1917 nachgewiesen wird and die doch nicht voll- standig zerschlagen wurde, praktisch nichts be- richtet. Es sind jedoch die Vorziige des Werkes, die den bleibenden Eindruck hinterlassen. Die Auswer- tung ergiebiger Geschichtsquellen hat es den Verfassern gestattet, sich iiberzeugend mit sozial- demokratischer and burgerlicher Literatur aus- einanderzusetzen and Entstellungen der revo- lutionaren Traditionen der Arbeiterklasse zu berichtigen. Die Forschungsergebnisse, die Aus- sage and die Polemik in- diesem Sammelband schlieBen Liicken, beantworten wesentliche Pro- bleme oder bringer sie der Klarung naher, er- moglichen fundierte Einschatzungen, regen zu fruchtbaren Diskussionen an. Damit ist ein wertvoller Beitrag zur deutschen Geschichtswissenschaft geleistet worden. M. KOLLING Wissenschaftliche Assistentin Institut Mr Geschichte Zur Statistik fiber die wissenschaftlichen Mitarbeiter an den Forschungsinstituten der Deutschen Akademie der Wissenschaften zu Berlin. Der. Altersaufbau der wissenschaftlichen Mitarbeiter Der Altersaufbau der wissenschaftlichen Mit- arbeiter der Akademie wird getrennt nach natur- wissenschaftlichen and gesellschaftswissenschaft- lichen Instituten dargestellt, da zwischen beiden grol3e Unterschiede bestehen. Der Altersaufbau der Naturwissensch aftler zeigt eine klare' Gliederung. Bis zum 30. Lebensjahr uberwiegt die Gruppe der 'Assistenten, umfaBt jedoch langsam abnehmend noch wesentliche Teile bis zum Jahrgang 38. Alter als 38 Jahre sind nur noch 5 0/? der Assistenten. Die Gruppe der Oberassistenten setzt mit dem 27. *Lebensjahr ein, erreicht ihre grof3te Zahl zwischen dem 28. and 32. Lebensjahr and sinkt allmahlich bis zum 36. Lebensjahr. Alter als 36 Jahre sind noch 20 ?/a der Oberassistenten, sie verteilen sich auf die verschiedensten Alters- stufen. Die Gruppe der Wissenschaftlichen Mitarbeiter beginnt - von Ausnahmen abgesehen - mit dem 28. Lebensjahr, dominiert zwischen dem 33. and 45. Lebensjahr and verringert in den hoheren Jahrgangen ihren Anteil zugunsten der leitenden Mitarbeiter. Das Durchschnittsalter der Assistenten betragt 30 Jahre, der Oberassistenten 33 Jahre, der Wis- senschaftlichen Mitarbeiter 40 Jahre and der leitenden Mitarbeiter 50 Jahre. Wesentlich ungiinstiger ist die altersmafiige Zu- sammensetzung der gesellschaftswissenschaft- lichen Institute. Hier dominiert die Gruppe der Assistenten bis zum 37. Lebensjahr eindeutig. Alter als 38 Jahre sind noch'] 5 0/e aller Assisten- ten. Sie verteileri sich willkurlich auf die Jahr- gange 39 bis '65. Oberassistenten, Wissenschaft- liche Mitarbeiter and leitende Mitarbeiter ver- Sanitized Copy Approved for Release 2010/04/27: CIA-RDP80T00246AO41700050001-3 Sanitized Copy Approved for Release 2010/04/27: CIA-RDP80T00246AO41700050001-3 3. jahrgang, Heft_ 11/12 MITTEILUNGSBLATT Altersaufbau der wissenschaftlichen 73 72 71 Mitarbeiter der 7 6i - rrmn naturwissenschaftlichen Institute JANR6 7e 72 76 69 68 Altersaufbau der wissenschaftlichen Mitarbeiter der gesellschaftswissenschaft!. Institute 66 as 6 3 63 62 67 67 60 59 56 57 56 55 5c 53 51 57 49 ? Leitende Wissenschaftler(llu dardber) ? (eitende Mitarbeiter (llu. daruber) 48 Wissenschaftl. Mitarbeiter (IO-I) ? Wissenschaf . Mitarbeiteraff-I) 46 Oberassistenten(IN) p nberassgstenten (I0) t5 t3 Ass,stenten (III VV) ? Assistenten(15-liP) 42 Q 40 39 37 teilen Bich auf die Jahrgange 28 bis 78, ohne eine klare, mit dem Lebensalter zusammenhangende Gliederung erkennen zu lassen. Das Durchschnittsalter ist bier wesentlich hoher als bei den Naturwissenschaftlern. Es betragt bei den Assistenten 32;3 Jahre, bei den Oberassisten- ten 40,5 Jahre, den Wissenschaftlichen Mitarbei- tern 47 Jahre and den leitenden Mitarbeitern 55 Jahre. Wissenschaftlicher Referent an der Deutschen Akademie der Wissenschaften zu. Berlin Tagungs- and Reiseberichte 44. Sitzung der Indian Science Congress Association In der Zeit vom 14. bis 20. Januar 1957 fand in Calcutta (Indien) die 44. Sitzung der Indian Science Congress Association statt. Die Deutsche Akademie der Wissenschaften zu Berlin sandte auf Grund einer Einladung der indischen Regie- rung zwei Vertreter zu diesem Kongref, Aka- demiemitglied Prof. Dr. W. Ruben and mich. Von kleinsten Anfangen im Jahre 1914, dem Grundungsjahr der Indian Science Congress Association, entwickelte sich die Gesellschaft zu heute internationaler Bedeutung, die indischen Wissenschaftler umfassend, die auf den Gebieten Mathematik, Statistik,.Physik, Chemie, Technik, Geologie, Geographie, Botanik, Zoologie and Entomologie, Anthropologie and Archaologie, Medizin and Veterinarmedizin, Landwirtschafts- wissenschaften, Physiologie and schlieBlich Psy- chologie and Erziehungswissenschaft tatig Sind. Die Gesellschaft will. helf en, -der indischen Wis- senschaft laufend neue Impulse and Richtlinien zu geben, sie will die Verbindung aller wissen- schaftlich Interessierten in alien Teilen des gro- Ben Landes sicherstellen, and schlieBlich ver- sucht sie, ttbelstande, die den Fortschritt der Wissenschaften hindern, zu beseitigen. Als .Hauptveranstaltung findet jahrlich einmal in einer der bedeutenden indischen Stadte eine Tagung statt, auf der neu gewonnene wissen- schaftliche Erkenntnisse zur.Diskussion gestellt werden, ahnlich den Gepflogenheiten in euro- paischen Landern. Vom Wachstum der Gesell- schaft zeugt die jahrlich zunehmende Teilneh- merzahl. Im Jahre 1914 existierten 6 Sektionen, an den Sitzungen nahmen 100 Wissenschaftler teil, and 35 Vortrage wurden gehalten. Im Jahre 1957 weist die Gesellschaft 14 Sektionen auf, die Teilnehmerzahl war auf fiber 2000 Wissenschaft- ler gestiegen, and mehr als 1200 Arbeiten wur- den vorgetragen: Welche auBerordentliche Bedeutung die indische Regierung dieser Gesellschaft beimiBt, geht allein schon daraus hervor, daB der indische Premier- Sanitized Copy Approved for Release 2010/04/27: CIA-RDP80T00246AO41700050001-3 Sanitized Copy Approved for Release 2010/04/27: CIA-RDP80T00246AO41700050001-3 332 MITTEILUNGSBLATT 3. Jahrgang, Heft 11/12 minister Nehru and die Gouverneurin von West- Kristallstruktur and der kosmischen Strahlung bengalen, Frau Padmaja Naidu, im Prasidium vor. Im Vordergrund Standen ferner Diskussionen des Kongresses,unter uns Glisten aus aller Welt um . Kernreaktionen, den Tscherenkow-Effekt and der Kongrefleitung sitzend, an der Eroffnung and Mef3methoden mit Geiger-Muller-Zahlern. der Session teilnahmen and auch selbst das Wort Das Halbleftergebiet kam im wesentlichen durch ergriffen. Der Akzent aller Eroffnungsansprachen einen zusammenfassenden Vortrag uber neuere lag in der wiederholten Aufforderung an alle Ergebnisse an Kupferoxydul, den der Leiter der Wissenschaftler, ihren Teil beizusteuern an der Sektion Physik, Prof. Dr. Dixit, selbst hielt, zur Entwicklung einer menschlichen Gesellschaft, in Geltung. Die physikalischen Vortrage, and nur der man in Frieden and in Harmonie mit der hieriiber darf ich mir ein Urteil anmaien, hatten Natur and mit alien Menschen leben kann. alle ein gutes Niveau and zeugten von der beacht- Die Gaste waren in einer besonderen Gasteliste lichen physikalischen Tradition des Landes, die verzeichnet. Es nahmen Wissenschaftler aus mit den Namen Raman, Bose, Bhaba and Saha Belgien, Bulgarien, Canada, China, Frankreich verbunden ist. Man muB dabei bedenken, daB Deutschland, Grof3britannien, Jsipan, Jugoslawien, erst 1911 in Bangalore ein indisches, staatlich Pakistan, Polen, Rumanien, Schweden Thailand, unterstiitztes Forschungsinstitut gegrundet der Tschechoslowakei, der Sowjetunion and den wurde, das u. a. auch Forschungen auf dem Ge- Vereinigten Staaten von Amerika teil. Neben biete der Physik treiben konnte. t1ber die Jahre dem Prasidenten der Akademie der Wissen- hinweg, bis zur Selbstandigkeit Indiens, blieb schaften der UdSSR, Herrn Nesmejanow, traf die staatliche Unterstutzung gering. Nachteilig man Herrn Marton vom Bureau of Standards, machte sich ferner die schwache industrielle Washington, Herrn Kaischew, unser korrespon- Entwicklung des Landes bemerkbar, so daB auch dierendes Mitglied aus Sofia, Herrn Herzberg, den von der Industrie her keinerlei Ansto3 fur die bekannten Spektroskopiker aus Canada, Herrn physikalische Forschung kam. Um so hoher ha- Spencer Jones, den britischen Astronomen, and ben wir die Leistungen der genannten, inter- viele andere bekannte Wissenschaftler. Wahrend national anerkannten Physiker Indiens zu werten. der Eroffnungszeremonien wurden die Gaste Erst nach 1947 wurde mit dem Aufbau einer An- Premierminister Nehru einzeln vorgestellt. zahl von nationalen Laboratorien unter der Lei- Der KongreB wurde durch eine Ausstellung wis- tung des Rates fur wissenschaftliche and indu- senschaftlicher Gerate bereichert, von der offen- strielle Forschung begonnen. 14 solcher Labora- bar unsere Handelsvertretungen in Indien keine torien sind in den vergangenen Jahren entstan- Notiz genommen hatten; die Deutsche Demo- den, wobei die Hauptaufgabe dieser Laborato- kratische Republik hatte leider hicht ausgestellt. rien die Beseitigung der Kluft zwischen der wis- An der Ausstellung beteiligten sich etwa 35 Fir= senschaftlichen Forschung and der Anwendung men aus den Landern Grof3britannien, Indien ihrer Ergebnisse zur Steigerung des Volkswohl?- selbst, den Niederlanden and den USA. Die Zahl standes sein'soll. Besonders interessant ist unter der auslandischen Firmen uberwog naturgemaf3 diesen Instituten das von Prof. Krishnan gelei- der schwachen Industrialisierung Indiens wegen. tete Laboratorium, das Bich mit elektronen- Im Verlaufe des Kongresses, der in den zum mikroskopischen and spektroskopischen Fragen Science College Calcutta gehorenden Instituten. sowie mit Fragen der Festkorperphysik ein- fur angewandte Chemie, fur angewandte Phy- schlieBlich der Halbleiter befaf3t. Weiterhin spielt sik, fur Kernphysik, fur Radio-Physik and Elek- das Institut fur Kernphysik and Radiophysik an tronik and im Bose-Institut stattfand, standen der Universitat in Calcutta eine besondere Rolle. 26 mathematische, 83 physikalische, 325 che- Das Kernphysikalische Institut besitzt ein Zyklo- mische, 99 geologische and geographische, 188 tron. 'Das Bose-Institut in Calcutta arbeitet auf botanische, 97 zoologische and entomologische dem Gebiete der Physik der Hochpolymeren and and 95 medizinische and veterinarmedizinische der kosmischen Strahlung. Beitrage zur Diskussion. Es war also ein wahr- Es scheint mir trotzdem wert, als auffallig zu haft riesiges Programm zu bewaltigen. verzeichnen, daB die angewandte Physik auf dem Als Vertreter der Physik lag es fur mich nahe, KongreB zu schwach in Erscheinung trat, so, als vornehmlich die angeschnittenen physikalischen seien sich die indischen Physiker der Bedeutung, Fragen zu verfolgen. Man ti ug vorwiegend iffier die' gerade dieser physikalischen Disziplin im die Probleme der thermischen Leitung in Gas- Rahmen einer nationalen Volkswirtschaft zu- gemischen, uber Fragen der Molekiilspektro- kommt, noch nicht voll bewuBt. Man sollte skopie and Behr eingehend uber solche der hoffen, da3 auch in Indien durch die Fiinfjahr- Sanitized Copy Approved for Release 2010/04/27: CIA-RDP80T00246AO41700050001-3 Sanitized Copy Approved for Release 2010/04/27: CIA-RDP80T00246AO41700050001-3 3. Jahrgang, Heft 11/12 MITTEILUNGSBLATT 333 plane (der zweite wurde soeben gestartet) Bo- wie durch das Studium der Erfahrungen in in- dustrialisierten Landern der ?angewandte Phy-- siker" viel starker zum Nutzen der indischen Volkswirtschaft gefordert werden wird. Immer- hin mull man bemerken, dal sich auf dem Sek- tor der Kernforschung offensichtlich des volks- wirtschaftlichen Nutzens wegen, den these Dis- ziplin fur die Zukunft verspricht, ein auf3er- ordentlich reges Leben entfaltet hat. So entsteht in Bombays Vorort Trombay gerade ein zweiter Forschungsreaktor, der im Laufe des Jahres 1958 in Betrieb genommen werden soli and den der Premierminister am 20. 1. 1957 einweihte. Der erste Atomreaktor vom Swimming Pool-Typ arbeitet bereits seit Sommer des Jahres 1956. In Trombay entstand ein ganzes Kernforschungs- zentrum mit einer Anzahl von Laboratorien, die in folgende Gruppen eingeteilt sind: theore- tische Physik, Kernphysik, Reaktorkontrolle, Elektronik, Strahlenschutz, Strahlenchemie, Atomtechnik mit den Unterabteilungen Metall- urgie, Ingenieurtechnik and Reaktorbetrieb. Auf dem Gebiet der Chemie scheinen die Ver- haltnisse giinstiger zu liegen, denn von den 325 auf dem Kongrel3 behandelten Themen der Chemie betrafen 38 Probleme die industrielle, also ausgesprochen angewandte Chemie, and in einigen Vortragen wurden Fragen der chemischen Apparatetechnik sowie methodische Fragen, spektroskopischer and anderer Art, angeschnit- ten. Mitteilungen fiber spektrophotometrische Untersuchungen nahmen einen breiteren Rah- men ein, des weiteren solche fiber polarogra- phische Abmessungen and uber Ergebnisse aus der Komplexchemie. Heterogeneren Inhalts waren d:e vorgetragenen Arbeiten auf dem Ge- biete der analytischen and der physikalischen Chemie sowie der organischen and der Bio- chemie. Einige der Gaste boten Beitrage in Form lingerer Berichte. Als besonders bemerkenswert mogen, die Ausftihrungen von' Herrn L. Marton, USA, ?Measuring with electrons" and von Herrn G. Herzberg,. Canada, ?Spectroscopy of free radicals" hervorgehoben werden. Mein Beitrag, der leider wegen verspateter Information durch die Organisationsstellen nicht ins Tagungspro- gramm aufgenommen werden konnte, ,Some recent advances in the photoelectric field" fiihrte zu naherer Bekanntschaft mit Herrn Marton and schliellich zu einer Einladung nach Washington im Laufe des. nachsten Jahres, um dort fiber bei uns erzielte Forschungsergebnisse vorzutragen. Jeder der Gaste des Kongresses wurde aufge- fordert, nach seinem Wunsche and nach seinem Plane noch einige Tage bzw. Wochen das Land zu bereisen. Ich wahlte mir eine Reiseroute uber Darjeeling im Norden Indiens, dann uber New Delhi and Agra nach Bombay. In kurzen Worten die Fiille der Eindriicke dieser Reise wie i1ber- haupt meiner ganzen Indienreise zu beschreiben, vermag ich nicht. Der Anblick der Achttausen- der von Darjeeling aus, die Begegnung mit dem Pantschai- and dem Dalai-Lama in Calcutta, die festlichen Vorbereitungen zum 8. Befreiungs- tage Indiens, die ich in New Delhi, das mit seinem imposanten Bauten das freie Indien ver- korpert, erlebte, die Turme des Schweigens in Bombay, das grol3te Liebesdenkmal der Welt, Tadsch-Mahal- in Agra, sind von mir nur will- kiirlich ausgewahlte Erlebnisse, die mich tief be- eindruckten, konnen aber nicht im geringsten den Umfang des Gesamterlebnisses wider- spiegeln. Das grol3te Erlebnis aber war mir der indische Mensch. Wahrend der Tagung and wahrend meines folgenden weiteren achttagigen Aufent- Fi.altes widmeten sich mir die indischen Gast- geber in solch natiirlicher and liebenswiirdiger Art, dal3 mir der Begriff der herzlichen Gast- freundschaft der indischen Menschen zutiefst be- wuf3i wurde. Uns Deutschen aus der Deutschen Demokratischen Republik trat man in aufge- schlossenster Weise entgegen and verhehlte nicht die Sympathie, die der indische Mensch unserem Lande gegeniiber empfindet. Ich mochte meinen Bericht schliellen mit dem Appell, den Mill Pad- maja Naidu als Gouverneurin Westbengalens an alle Wissenschaftler der Welt richtete and der in den Worten gipfelte: . Mogen die Wissenschaftler die Biirgschaft, indi- viduell and kollektiv, ubernehmen, dap die Erkenntnisse der Wissenschaften nirgends in der Welt benutzt werden durfen, um die Heiligkeit des Lebens zu verletzen. Prof. Dr. P. GORLICH Akademiemitglied Sanitized Copy Approved for Release 2010/04/27: CIA-RDP80T00246AO41700050001-3 Sanitized Copy Approved for Release 2010/04/27: CIA-RDP80T00246AO41700050001-3 334 MITTEILUNGSBLATT 3. Jahrgang, Heft 11/12 Generalversammlung der URSI in Colorado Zusammen mit sechs Wissenschaftlern aus der Kommissionen gleichzeitig durchgefuhrt. Man Deutschen Demokratischen Republik nahm der konnte sich also in der Hauptsache nur einem Unterzeichnete an der Tagung der URSI (Union Teilgebiet widmen und nur bei besonders with- Radio Scientific International) in Boulder in tigen Themen die Vortrage der Nachbargebiete Colorado teil. Die Union - fur wissenschaft- besuchen. Die Vortragstage waren mit Kurzvor- liches Radio - hat das Ziel, die Forschung der tagen reichlich ausgestattet. Nicht selten waren verschiedenen Lander auf dem Gebiete der elek- fur einen Nachmittag 15 bis 18 Vortrage ange- trischen Wellen zusammenzufassen sowie eine setzt. internationale Zusammenarbeit anzuregen und Die Diskussions- und Vortragstage waren durch zu fordern. Die schnelle Entwicklung der Phy- sik der elektrischen Wellen und die ungeheure ganztagige Exkursionen und Besichtigungen Ausbreitung des Nachrichtenverkehrs haben unterbrochen. Eine der Fahrten fiihrte durch die Probleme aufgeworfen, die nicht mehr von herrliche Bergwelt der Rocky Mountains - vor- bei an einer riesigen Molybdanmine, in der einem Institut oder einein Land allein befrie- Molybdanerz im Tagebau gefordert wird - fur digend zu losen sind, sondern eine internationale das Sonnenobservatorium in Climax in 3 500 m Zusammenarbeit dringend erforderlich machen. Es sei zum Beispiel an Fragen der Wellenaus- Hohe. Dieses Institut unternimmt es, eine mog- zufiihrenliickenlose t7berwachung der Sonne durch- breitung, oder an das Studium der Ionosphare lichst erinnert. Zur Untersuchung der taglichen Ver- , um besondere Ereignisse auf der anderungen der ionospharischen Schichten und Sonne, wie Flecken, Fackeln, Protuberanzen und der Storungen derselben ist ein weltweites Netz Eruptionen, zu registrieren und um diese Be von Beobachtungsstationen und ein schneller obachtungen kurzfristig den Ionospharenstatio- und ungehinderter Austausch der Messungen nen und, den Instituten fur Wellenausbreitung zur Verfiigung stellen zu konnen. Das ausge- notig. Ahnlich sind die Untersuchungen des sprochen gute Wetter mit 300 Sonnentagen im atmospharischen Storpegels auf eine weitrau- Jahr pradestiniert sie fur diese Aufgabe. Auf der mige Zusammenarbeit angewiesen. Auch die gleichen Fahrt hatten einige Teilnehmer auch Fragen der Frequenzmessungen - der Frequenz- Gelegenheit, die Station fur Wellenausbreitung normalien - verlangen internationale Vergleichs- des National Bureau of Standards auf dem Chey- messungen. enne-Berg bei Colorado Springs zu besichtigen. Da alle angefiihrten Probleme unmittelbar oder Ein 30-cm-Sender mit einer Klystronstufe von mittelbar mit dem Programm des Internationalen 20 kW war hier der besondere Anziehungspunkt Geophysikalischen Jahres zusammenhangen, ist der Besucher. Aul3erdem wurden die Abteilung die URSI mit einer starken Kommission eng mit fur Wellenausbreitung des NBS, die Tieftempe- dem Spezialkomitee fur das IGJ verknupft. ratur-Abteilung und die Abteilung fur Radio- Auf3erdem sind die Fragen der elektronischen astronomie besichtigt. Schaltungen, die. Fragen der Elektronik - so- Eine mehrtagige Autobusfahrt brachte gegen weit diese die Erzeugung der elektrischen Wellen betreffen -und das neue Gebiet der. Radio- Ende der Tagung die Teilnehmer zu den gewal- astronomie Beschaftigungsgebiete der Union. tigen Taldurchbruchen des Colorado und des Bei der besonderen Bedeutung, die der inter- Virgin-Flusses. Der Colorado hat Bich mit ver- nationalen Zusammenarbeit auf dem Wissen- schiedenen Nebenfliissen in ein Plateau etwa schaftsgebiet der URSI zukommt, ist es nicht 1000 m tief formlich eingesagt und ein gewal- erstaunlich, daf3 die Generalversammlung in tiges Tal mit den seltsamsten Felsformationen starkerem Mafle, als das bei anderen wissenschaft- gebildet. Die Fahrt wird allen in unvergefllicher lichen Vereinigungen der Fall ist, ein grof3es Erinnerung bleiben. Aufgebot von Wissenschaftlern aus vielen Natio- Im Anschlul3 an die Tagung war Gelegenheit ge- nen vorwies. Es waren 26 Nationen vertreten, geben, in kleineren Gruppen weitere Institute die insgesamt mehr als 700 Wissenschaftler ent- und Industrielabors zu besuchen. Von dieser sandt hatten. Moglichkeit wurde von vielen Gasten je nach Das Wissenschaftsgebiet der URSI ist in sieben der zur Verfiigung stehenden Zeit reichlich Ge- Teilgebiete gegliedert, entsprechend diesen Teil- brauch gemacht._ Bei den Besuchen konnte man gebieten wurde die Tagung auch von sieben sich meist in voller Offenheit fiber die laufenden Sanitized Copy Approved for Release 2010/04/27: CIA-RDP80T00246AO41700050001-3 Sanitized Copy Approved for Release 2010/04/27: CIA-RDP80T00246AO41700050001-3 Arbeiten and die angewandten Methoden.infor- mieren.. Vergleicht man das wissenschaftliche Arbeiten an unseren Instituten mit den Arbeiten an ent- sprechend gleichstarken amerikanischen In- stituten, so muB man feststellen, daB sowohl in der Problemstellung als auch in der Arbeitsweise keine allzu groBen Unterschiede bestehen. Ein solcher Vergleich fallt nicht zu unseren Ungun- sten aus. Bei einzelnen physikalischen Arbeiten stechen gelegentliche GroBversuche hervor, die haufig von Institutsgruppen gemeinsam durch- gefuhrt werden and die einen groBen materiellen Aufwand benotigen. So wurde zum Beispiel fur die Untersuchung der Ultrakurzwellenausbrei- Festkorperphysik and Physik der Leuchtstoffe Vom 20. bis 24. Oktober 1957 fand in Erfurt eine Arbeitstagung der Physikalischen Gesellschaft mit dem Thema ,Festkorperphysik and Physik der Leuchtstoffe" statt. Die Einladung der Physi- kalischen Gesellschaft in der Deutschen Demo- kratischen Republik hatten namhafte Wissen- schaftler aus dem Ausland and aus beiden Teilen Deutschlands angenommen. Aus der Vielzahl der auslandischen Fachvertreter seien die schon von friiheren ahnlichen Arbeitstagungen bekannten Herren Professoren R. Kaischew (Sofia), T. Hoff- mann (Budapest), E. Grillot (Paris) and A. Pie- kara (Poznan) genannt. Die Teilnahme der auch auf anderen Fachgebieten hervorragenden deut- schen Wissenschaftler, der Professoren G. Hertz, 'R. Rompe, O. Stasiw and P. Gorlich, unterstrich die Bedeutung der Tagung. Nach ehrendem Gedenken des verstorbenen Prof. Dr. F. Moglich, der these Tagung angeregt hatte, begannen die Arbeitssitzungen. Die zu- sammenfassenden Vortrage, die einen fberblick fiber die Forschungsergebnisse der letzten Jahre gaben, hielten Dr. J. Teltow uber Fehlordnung and Transportvorgange in Ionenkristallen, Prof. T. Hoffmann uber die atomistischen Theorien des Schmelzens, Dr. H. Ortmann uber die Zen- trenvorstellungen in ZnS-Phosphoren and Prof. E. Grillot uber die Fluoreszenz des Excitons. FachkongreB fur Tanzschrift and Volkstanzforschung Unter dem Thema ,Tanzschrift and Volkstanz- forschung" fand vom 1. bis 4. Oktober 1957 in Dresden ein internationaler FachkonkreB statt, der etwa 60 Tanzforscher aus Bulgarien, der Deutschen 'Bundesrepublik,. der Deutschen tung- ein viermotoriges Flugzeug mit drei 20-kW- Sendern and einem ausfahrbaren Antennenmast ausgestattet and damit uber Strecken von vielen tausend Kilometern Ausbreitungsversuche unter- nommen. Einen solchen Aufwand konnen wir uns bei unseren Arbeiten nicht leisten. Neben den GroBversuchen bleibt allerdings noch genii= gend Raum fur wertvolle grundlegende Unter- suchungen, die auch wir mit geringeren Mitteln an unseren Instituten mit Erfolg aufnehmen konnen. Prof. Dr. O. HACHENBERG Direktor des Heinrich-Hertz-Institutes Die nach Arbeitsgebieten zusammengestellten 60 Einzelvortrage fi hrten von rein theoretischen Untersuchungen and der, Grundlagenforschung, bis zur unmittelbaren Anwendung in -der In- dustrie. Erwahnt seien die Arbeitsgruppe enter Leitung von Prof. Dr. Stasiw, die an Silberhalogeniden; den EinfluB von Storstellen auf die Eigenschaften des festen Korpers untersucht., die Arbeitsgruppe des Carl-von-Ossietzky-Werkes in Teltow, die, die Herstellung and Anwendung von Halbleiter bauelementen erforscht, die Gruppe, die unter Leitung von Prof. Dr. Gorlich im VEB Carl Zeiss arbeitet, Bowie die Lumineszenzforscher, deren' Ergebnisse fur Fernseh- and Beleuchtungstech- nik von grundlegender Bedeutung rind. Der Wert der Tagung lag nicht zuletzt in den durch- die Vortrage ausgelosten anregenden Dis= kussionen and personlichen Aussprachen. Erste Auswirkungen der Tagung zeigten sich bereits kurze Zeit spater in Besuchen auslandischer Teil- nehmer in verschiedenen Akademie- and Uni- versitats-Instituten. DaB bei dieser Gelegenheit auch bleibende personliche Verbindungen ge- kniipft wurden, ist erfreulich festzustellen. G. SCHEIDLER / M. HOHNE Wissenschaftliche Assistenten Demokratischen Republik, England, Jugosla- wien, Polen, Rumanien, aus der Tschechoslowa- kei and Ungarn zu interessantem Fachgesprach and Gedankenaustausch zusammenfuhrte. Ver- anstalter der Tagung waren das Institut fi r Sanitized Copy Approved for Release 2010/04/27: CIA-RDP80T00246AO41700050001-3 Sanitized Copy Approved for Release 2010/04/27: CIA-RDP80T00246AO41700050001-3 deutsche Volkskunde an der Deutschen Aka- demie der Wissenschaften zu Berlin in Zusam- menwirken mit dem Institut fir Volkskunst- forschung beim Zentralhaus Air Volkskunst Leipzig. Hauptanliegen der Tagung war es, Mir die Aufzeichnung von Tanzen ein - ahnlich der Musiknotenschrift - allgemein verbindliches Notierungssystem zu finden. Nachdem der Volks- tanzforscher Dr. Felix Hoerburger/Regensburg in einem wohlfundierten Einleitungsvortrag die Bedeutung der Tanzschrift fair die Volkstanz- forschung sowie die damit zusammenhangenden Fragen and Probleme, zu deren Klarung der KongreB dienen sollte, umrissen hatte, berich- teten namhafte Fachvertreter aus den. genannten Landern in Vorlesungen and Referaten fiber ihre Methoden der Volkstanzaufzeichnung and besonders fiber die verschiedenen zur Zeit ge- brauchlichen Notierungssysteme. Im Brennpunkt des Interesses stand das. Tanzschriftsystem Laban-Knust, das von. berufener Seite - durch Albrecht Knust/Essen selbst - in-mehreren Vor- lesungen (mit praktischen Demonstrationen) er- lautert wurde. Daneben wurden einige andere Systeme, so die von Prof. Stefan Toth/Brati- slava auf der Grundlage der Labanschen Kineto- graphie entwickelte slowakische Tanzschrift, das tabulaturartige Notierungssystem der rumani- schen Tanzforscherin Prof. Vera Proca Giortea and die bulgarischen Systeme von Prof. Raina Kacarova-Kukudova and Prof. Boris Zoneff Bo- wie sprachlich beschreibende Aufzeichnungs- methoden tschechoslowakischer Forscher zur Diskussion gestellt. Beim Vergleich der verschie- denen bisher entwickelten Schriftsysteme er- wies sich die Kinetographie als die einzige Me- thode, mit der es moglich ist, jede nur denkbare Bewegung des menschlichen Korpers festzu- halten, was von Albrecht Knust an verschie- denen Beispielen europaischer Volkstanze, be- sonders eindrucksvoll aber an einigen Kineto- grammen balinesischer Mudras praktisch demon- striert wurde. Wertvolle Erfahrungen fiber die erfolg'reiche Anwendung der Kinetographie ver- mittelten die Referate von Dr. Emma Lugossy/ Budapest (,,Die Rolle der Kinetographie in der ungarischen Volkstanzforschung"), Maria Szent- pal (,,Methodische and didaktische Probleme der ungarischen Volkstanz-Kinetographie"), Prof. Pino Mlakar/Ljubljana (,,Die Einfiihrung des Laban-Knust-Systems in Jugoslawien"), Prof. Cvjetko Rihtman/Sarajevo (,,Das Laban-Knust- System in der volkskundlichen Forschung Jugo- slawiens"), Roderyk Lange!Torun (,,Die Auf- nahme der Kinetographie in die Forschungs- arbeit der Polnischen Gesellschaft fiir Volks- kunde, Sektion Torun") sowie Ann Hutchinson, Leiterin des Dance Notation Bureau New York, die leider nicht personlich an der Tagung teil- nehmen konnte, aber zwei instruktive Referate geschickt hatte (,,Tanzschrift-Systeme vor and nach Laban" and ?Der Wirkungskreis des Dance Notation Bureau New York"). Nach vielen, mit groBer Anteilnahme, man mochte fast sagen mit Besessenheit gefiihrten Diskussionen, die auch jedes abendliche Beisam- mensein bestimmten and Bich oft bis in die Nachtstunden ausdehnten, kamen die KongreB- teilnehmer i berein, daB die Labansche Kineto- graphie fir die Notierung and wissenschaftliche Auswertung von Volkstanzen die ? geeignetste Methode darstellt and daB sie in Zukunft fur wissenschaftliche Publikationen in alien Lan- dern eingefiihrt werden sollte. DaB die Volks- tanzforschung zur allseitigen Erfassung der Sachverhalte auf andere H:lfsmittel, wie z. B. den Film, nicht verzichten kann, dari ber waren sich alle Volkstanzforscher ebenso einig wie anderer- seits fiber die Tatsache, dab der Film die mit der schriftlichen Notierung verbundene Leistung des Verstehens and Begreifens niemals zu ersetzen vermag. Film and Kinetogramm haben sich in gleicher Weise zu erganzen wie die klingende Tonbandaufnahme and deren Ubertragung in Notenschrift. Mit diesen hier kurz angedeuteten Ergebnissen hat der Dresdner KongreB die von den Tanz- forschern aus Ost and West in ihn gesetzten Er- wartungen durchaus erfiillt, wenn nicht iiber- troffen. Er hat einen neuen Abschnitt sowohl in der Geschichte der Kinetographie als auch in der internationalen Zusammenarbeit auf dem Gebiete der Volkstanzforschung erfolgverspre- chend eingeleitet. D. STOCKMANN Wissenschaftliche Assistentin Institut fur deutsche Volkskunde Sanitized Copy Approved for Release 2010/04/27: CIA-RDP80T00246AO41700050001-3 Sanitized Copy Approved for Release 2010/04/27: CIA-RDP80T00246A041700050001-3 Am 15. Oktober flog eine Delegation der Deut- schen Akademie der Wissenschaften zu Berlin nach Bukarest, um dort eine Vereinbarung fiber die Zusammenarbeit der Akademie der Ruma- nischen Volksrepublik and der Deutschen Aka- demie der Wissenschaften zu Berlin fur das Jahr 1958 abzuschlief3en. Der Leiter der Delegation war der Generalsekretar der Deutschen Aka- demie der Wissenschaften zu Berlin, Prof. Dr. G. Rienacker. Ihr gehorten weiterhin an: der Leiter des wissenschaftlichen Sekretariats der Forschungsgemeinschaft, Dr. H. Wittbrodt, der wissenschaftliche Referent der Klasse fur Spra- chen, Literatur and Kunst, Prof. Dr. 0. Neuen-. dorff, and der Leiter des Biiros fur gesamtdeut- sche and Auslandsbeziehungen, Herr K.-H. Schmidt. Da bereits fur das laufende Jahr ein Vertrag mit der Akademie der Rumanischen Volksrepublik besteht, verliefen die wohlvor- bereiteten Besprechungen ganz im Sinne der Verhandlungspartner. Von seiten der Akademie der Rumanischen Volksrepublik schloB der be- kannte Romanist Akademiker Jorgu Jordan in Vertretung des erkrankten Akademieprasidenten den Vertrag ab. Hier soil nicht fiber die offiziellen Verhand- lungen, sondern fiber einige Eindri cke der Reise berichtet werden. Schon bei der Ankunft mit dem Flugzeug zu spater Abendstunde zeigten die hellerleuchteten Strallenzuge die weitraumige Anlage der Auf3enbezirke, die dem Flughafen benachbart sind. Vom Flugzeug aus sah man be- reits das hell angestrahlte groflte Gebaude Ru- maniens, das Haus der Scinteia, in dem das Druck- and graphische Gewerbe untergebracht ist. DaB das Buch and besonders das wissen- schaftliche Buch in Rumanien eine groBe Rolle spielt, zeigte sich gleich in den schonen neuen Gebauden des Flughafens. Dort fiel uns als erstes ein Schaukasten auf, in dem die Akademie der Rumanischen Volksrepublik ihre Veroffent- lichungen ausstellt. So begegneten wir einer Vi- sitenkarte der Akademie, kaum daf3 wir unsere File auf rumanischen Boden gesetzt hatten. Die nachste Visitenkarte trafen wir in dem Hotel im Stadtzentrum an, in dem wir ausgezeichnet untergebracht waren. Auch hier lagen in der Ein- gangshalle Veroffentlichungen der Akademie der Rumanischen Volksrepublik aus. Der Eindruck, dal3 die Akademie der Rumanischen Volks- republik schon weit starker als bei uns das zen- trale wissenschaftliche Organ des Staates ist, Reise nach Bukarest 337 verstarkte sich auch weiterhin bei dem Besuch wissenschaftlicher Institute. Ebenso wie bei uns hat sich die Akademie in den Jahren nach 1945 stark entwickelt and hat gegeniiber der Vor- kriegsakademie eine ganz neue Bedeutung ge- wonnen. Bei der Zusammensetzung der deutschen Dele- gation, die aus einem Chemiker, einem Physiker, einem Germanisten and einem Juristen bestand, gaiten die wissenschaftlichen Besuche der ein- zelnen Delegationsmitglieder ihrem Fach nach ganz verschiedenen Instituten. Den Germanisten interessierten besonders die philologischen Unternehmungen, bei denen immer wieder auf- fiel, in welch hohem Grade die wissenschaft- lichen Bedi rfnisse in beiden Landern gleich- laufen. Wahrend in Berlin ein Worterbuch der deutschen Sprache der Gegenwart noch im Sta- dium der Materialsammlung ist, liest eine grof3e Zahl von Bukarester Mitarbeitern bereits die Korrektur des vierten and letzten Bandes des Worterbuches der rumanischen Gegenwarts- sprache. Dieses Werk begann 1952 zu erscheinen and wurde in einer erstaunlich kurzen Zeit fertiggestellt. Das war allerdings nur moglich auf Kosten des grol3en Rumanischen Worter- buches, das fur Rumanien Ahnliches bedeuten wird wie das Grimmsche Worterbuch fur uns. Dieses grole Worterbuch wurde zuruckgestellt, and seine Materialien wurden, soweit sie dazu geeignet waren, fur das Worterbuch der Gegen- wartssprache verwendet. Wie die Deutsche Aka- demie der Wissenschaften zu Berlin am Goethe- Worterbuch arbeitet, das in dem Puschkin- Worterbuch der Sowjetischen Akademie ein Parallel-Unternehmen hat, so arbeiten die ruma- nischen Kollegen an einem Worterbuch ihres Dichters Eminescu. Wenn der Aufenthalt auch notwendig knapp be- messen war, so ergab sich doch die Gelegenheit, Eindri cke von der Stadt and der Bevolkerung zu sammeln. Bukarest ist eine Stadt grol3er Gegensatze, schon vom architektonischen An- blick her, wo neben alten ein- oder zweistok- kigen Gebauden unvermittelt ein Hochhaus aus den dreifliger Jahren steht. Man hat den Ein- druck, dalI viel geschieht, um die Stadt zu ver- schonern. Der Putz der Fassaden ist durchgehend frisch and sauber, and man sah viel Geriiste an den Hausern. Auf den Straf3en ist das Bild bunter als bei uns. Neben den stadtisch geklei- deten Bukarestern sieht man die Landbevoike- Sanitized Copy Approved for Release 2010/04/27: CIA-RDP80T00246A041700050001-3 Sanitized Copy Approved for Release 2010/04/27: CIA-RDP80T00246AO41700050001-3 rung in Pelzmutzen and Fellwesten. Besonders aufgefallen ist uns das reiche volkskundliche Le- ben, das die verschiedenen in Rumanien vertre- tenen Volkerschaften entwickeln. Die Besichti- gung eines Freiluft-Dorfmuseums, das die ver- schiedenen Typen der Bauernhauser in Original- gebauden auf einem parkartigen Gelande zeigt, war in dieser Hinsicht besonders eindrucksvoll. Eine Sonderausstellung der bedeutenden ruma- nischen Maler Luchian, Grigorescu and Petra?cu zeigte, daB die rumanischen Ki nstler in der europaischen Malerei des 19. and des 20. Jahr- hunderts ein gewichtiges Wort mitzureden haben. Unsere Reise fand ihren Abschluf3 mit einem Ausflug in die Karpathen, der fiber Sinaia nach Orasul Stalin (Kronstadt) and der alten unga- risch-rumanischen Grenzburg Bran fuhrte. Die Delegation ist der Akademie der Rumanischen Volksrepublik zu allergrol3tem Dank verpflichtet fur die uberwaltigende Gastfreundschaft, mit der sie uns ermoglichte, in den wenigen Tagen unseres Bukarester Aufenthaltes so reiche Ein- dri cke zu sammeln. Prof. DR. O. NEUENDORFF Wissenschaftlicher Referent der Masse fur Sprachen, Literatur and Kunst Die Stimme des Volksvertreters ,Sozialistische Am 13. September 1957 erschien die erste Aus- gabe der Wochenzeitung ?Sozialistische Demo- kratie". Sie ist das offizielle Organ des Aus- schusses der Volkskammer fur die ortlichen Volksvertretungen. Die Zeitung wendet sich an alle Abgeordneten, Staatsfunktionare and dar- i ber hinaus an alle Burger. fiber die Bedeutung and die Aufgaben der ,Sozialistischen Demo- kratie" fuhrte der President der Volkskammer, Dr. Johannes Dieckmann, in einem Geleitwort folgendes aus: ,,Wenn wir unsere sozialistische Demokratie nun weiter and grol3zugig ausbauen and die Volks- vertretungen alli berall, in den grol3ten Stadten wie im kleinsten Dorf, in den Bezirken and in alien Kreisen uneingeschrankt in die Position der obersten Organe der Staatsmacht einsetzen and durch ihr, ihrer Standigen Kommissionen and ihrer Aktivs Wirken beharrlich das gesamte Volk zur verantwortlichen Leitung seines Staates fi hren, dann erweisen wir nicht nur uns selbst, sondern auch unseren Bri dern and Schwestern in Westdeutschland einen nationalen Dienst von hochster Bedeutung. Ich wul3te dem nunmehr in unser politisches Leben tretenden Organ des Standigen Ausschus- ses fur die ortlichen Volksvertretungen als GruB auf seinen Weg nichts anderes and nichts Bes- seres zu sagen als wiederum eben dieses. Das neue Organ hat eine politisch sehr hoch einzu- schatzende Aufgabe zu erfiillen, deren Bedeu- tung schon dadurch gekennzeichnet ist, daB seiner Existenz Beschliisse der Volkskammer zu- grunde liegen (? 4 des Gesetzes fiber die Rechte and Pflichten der Volkskammer gegenuber den ortlichen Volksvertretungen and ? 8 der Arbeits- ordnung des Standigen Ausschusses fur die ort- lichen Volksvertretungen). Es di rfte ein wohl bisher einmaliger Vorgang sein, daB ein Presse- organ auf der Grundlage eines Gesetzes ins Leben gerufen wird. Unser neues Organ hat also einen gesetzlich verankerten Volksauftrag zu er- fUllen - den namlich: mitzuhelfen, daB unsere sozialistische Demokratie standig immer noch tiefer im Bewul3tsein unserer Burger and vor- nehmlich aller unserer Volksvertreter auf alien Ebenen unseres Staatsaufbaues verwurzelt wird.. Fur die erfolgreiche Erfullung dieses so bedeut- samen Volksauftrages begleite ich das neue Or- gan mit meinen besten Wunschen." Die ?Sozialistische Demokratie" soll, so wie es Dr. Dieckmann ausfiihrt, alien Volksvertre- tungen in unserer Republik, jedem Abgeord- neten and dari ber hinaus den Staats-, Wirt- schafts- and Kulturfunktionaren ein wichtiger Helfer werden. Sie wird anleitende and richtung- weisende Artikel fur die ortlichen Organe der Staatsmacht veroffentlichen and durch Berichte fiber die Arbeit einzelner Volksvertretungen die ortlichen Erfahrungen fur alle fruchtbar gestal- ten. Die Zeitung wird auch fiber die Tatigkeit der ortlichen Organe in der Sowjetunion and den Volksdemokratien berichten. Sanitized Copy Approved for Release 2010/04/27: CIA-RDP80T00246AO41700050001-3 Sanitized Copy Approved for Release 2010/04/27: CIA-RDP80T00246A041700050001-3 3. Jahrgang, Heft 11/12 Miszellen Auf dem 11. Kongrefi der Internationalen Ver- einigung fur den wissenscha f tlichen. Film in Amsterdam im September dieses Jahres fanden Filme aus der Deutschen Demokratischen Repu- blik besondere Anerkennung in Form einer Aus- zeichnung mit einem Diplom. Akademiemitglied Prof. Dr. H. BERTSCH gab be- kannt, daft an dem Film ?Diffusions- and Kon- vektionsanomalien beim Stoffubergang an fiiissig- flussig-Phasengrenzen", der im Auftrag des Deutschen Zentralinstituts fur Lehrmittel her- gestellt wurde, Dr. H. LINDE, Wissenschaft- licher Mitarbeiter am Institut fur organische Chemie der Deutschen Akademie der Wissen- schaften zu Berlin, Arbeitsgebiet grenzfldchen- aktive Stoffe and Fettchemie, mitwirkte. Dr. H. Linde stellte uns f olgende Erlduterung f iir diesen Film zur Verfugung: Beim Internationalen KongreB fur den wissen- schaftlichen Film 1957 in Amsterdam wurde ein Ausschnitt aus dem kurz vor der Fertigstellung stehenden Forscfiungsfilm ?Diffusions- and Kon- vektionsanomalien beim Stoffubergang an flussig- fliissig-Phasengrenzen" . vorgefiihrt. Der Film entsteht in Zusammenarbeit mit dem Studio fur popularwissenschaftlichen Film der DEFA in Babelsberg im Auftrag des Deutschen Zentralinstituts fur Lehrmittel. Mit Hilfe -von Schlierenfilmaufnahmen nach Toepler and Philpot-Svensson and mikrosko- pischen Kapillaraufnahmen werden die mit dem Stoffubergang verbundenen Veranderungen in unmittelbarer Nahe einer flussig-flussig-Phasen- grenze sichtbar gemacht. Es wird gezeigt, daB der Stoffubergang an flussig-flussig-Phasen- grenzen bei Einsatz grenzflachenaktiver Stoffe erheblich beeinfluBt werden kann. Bei Zusatz gewisser grenzflachenaktiver Stoffe im Phasengleichgewicht wird der Stoffubergang an der Phasengrenze erheblich verlangsamt:. Dies zeigt sich durch sehr steiles Konzentrations- gefalle bzw. durch eine Unstetigkeit in der Kon- zentrationsgradientenkurve an der Stelle des langsamsten Stoffuberganges, in diesem Fall an der Phasengrenze. Dagegen gehen bestimmte grenzflachenaktive Stoffe selbst mit stark be- schleunigter Geschwindigkeit fiber die Phasen- grenze hinweg and Sind in der Lage, den Stoff- Zwei Diplome ubergang anderer Substanzen bei ihrem gleich- zeitigen Stoffubergang zu beschleunigen. Die Aufnahmen zeigen lebhafte spontane, von der Grenzflache ausgehende Konvektionen. Die Konzentrationsgradientenkurve wird in zwei selbstandige Gradientenzacken geteilt, die von der Phasengrenze ausgehend in die beiden Phasen hineinwandern. Das bedeutet, daB die an der Grenze aufgebaute and sick normalerweise an dieser Stelle mit der Zeit verflachende Kon- zentrationsfront durch die Anomalie in kurzer Zeit in zwei Konzentrationsfronten in betracht- lichem Abstand von der Phasengrenze aufgeteilt wird. Diese Erscheinung ist wahrscheinlich darauf zu- riickzufiihren, daB nicht mehr Einzelmolekule durch die Phasengrenze wandern, sondern daB von den zur Phasengrenze diffundierenden grenzflachenaktiven Molekiilen eine Grenzfla- chenmicelle aufgebaut wird, die ihrerseits in- stabil wird and als zusammenhangendes Gebilde mit einem besonderen Mechanismus durch die Phasengrenze bricht, um in der anderen Phase aufgelost zu werden oder in Form von Micellen erhalten zu bleiben. Zur Abgrenzung der Er- scheinungen wurde auch ein Beispiel einer nor- malen Dichtekonvektion demonstriert. Aufierdem gab Akademiemitglied Prof. Dr. K. SCHRODER, Direktor des II. Mathematischen Instituts an der Humboldt-Universitdt zu Berlin, bekannt, daf3 an den zwei in Amsterdam aus- gezeichneten mathematischen Hochschul Flmen Dr. H. KAISER, Oberassistent am II. Mathema- tischen ? Institut der Humboldt-Universitdt, mit- gearbeitet hat. Beide Filme ?Die hyperbolische Geometrie auf der Pseudosphdre", and ?Zur To- pologie der projektiven Ebene" wurden im Zeichentrickverfahren vom DEFA-Studio fur populdr-wissenschaftliche Filme in Babelsberg hergestellt. Trickgestaltung: Hugo Cernik, Ka- mera: Hannes Quauke, Manuskript and Anlei- tung bei der Konstruktion der Trickvorlagen: Hans Kaiser. Auch Herr Dr. Kaiser hatte.- die Freundlichkeit, uns Erlduterungen zu beiden Filmen zur Ver- fiigung zu stellen. Sanitized Copy Approved for Release 2010/04/27: CIA-RDP80T00246A041700050001-3 Sanitized Copy Approved for Release 2010/04/27: CIA-RDP80T00246AO41700050001-3 Die hyperbolische Geometrie auf der Pseudosphare Die ebene hyperbolische Geometrie unterschei- det sich von der euklidischen dadurch, daB das Parallelenaxiom in ihr nicht gilt, wahrend alle ubrigen euklidischen Axiome in Kraft bleiben. Zu einer Geraden gibt es hier durch einen nicht auf dieser Geraden liegenden Punkt mehr als eine Parallele. Die Existenz einer solchen nicht- euklidischen Geometrie oder - anders gesagt - die Unabhangigkeit des Parallelenaxioms von den ubrigen nichteuklidischen Axiomen beweist man durch Angabe einer Modellgeometrie, in der sich der erwahnte axiomatische Sachverhalt effektiv verifizieren laBt. Wahrend die friiheren Filme ?Nichteuklidische Geometrie I-III" die Veranschaulichung der Modelle von Klein and Poincare and deren Transformation ineinander zum Gegenstand haben, befaft sich der vorliegende Film mit der Interpretation der ebenen hyperbolischen Geo- metrie auf den Flachen von konstantem nega- tivem KrummungsmaB, wobei die Geraden als die geodatischen Linien dieser Flachen erschei- nen. Als eine solche Flache wird im Film die sogenannte Pseudosphare benutzt, die als,Rota- tionsflache der Traktrix von Huygens entsteht. Nach einer figurlichen Erlauterung einiger Eigen- schaften der Pseudosphare wird mit Hilfe eines Abbildungsverfahrens der Zusammenhang zwi- schen der Geometrie auf der Pseudosphare and dem Poincareschen Modell der ebenen hyper- bolischen Geometrie gezeigt, so daB der vor- liegende Film eine unmittelbare Fortsetzung der Filme ?Nichteuklidische Geometrie I-III" (Be- wegungen der hyperbolischen Ebene in sich) darstellt. . Zur Topologie der projektiven Ebene Die projektive Ebene entsteht aus der euklidi- schen Ebene durch Hinzunahme der Punkte einer uneigentlichen Geraden. - In analytischer Darstellung ist ein Punkt der projektiven Ebene die Klasse aller Tripel von reellen Zahlen, die aus einem speziellen Tripel (x1, x2, x,), dessen Koordinaten x1 nicht samtlich verschwinden, durch Multiplikation mit einem von Null ver- schiedenen Faktor hervorgehen. Eine Gerade ist die Menge aller Punkte, 'deren Koordinaten eine Linearform annullieren. Um sich von der topologischen Struktur der pro- jektiven Ebene eine Vorstellung zu verschaffen, kann man Modelle der projektiven Ebene inner- halb der euklidischen Geometrie betrachten. Wenn man z. B. alle Tripel (x1, x2, x2), die einen bestimmten Punkt der projektiven Ebene repra- sentieren, als Punkte in einem raumlichen karte- sischen Koordinatensystem deutet, so entspricht einem Punkt der projektiven Ebene eine eukli- dische Gerade durch den Koordinatenursprung, and den Punkten einer projektiven Geraden sind die euklidischen Geraden eines ebenen Bti- schels zugeordnet, dessen Trager der Koordi- natenursprung ist. Aus diesem Geraden-Ebenen- biindel-Modell konnen durch topologische Ab- bildungen Flachen im dreidimensionalen Raum hergeleitet werden, die der projektiven Ebene topologisch equivalent sind and durchweg ein- seitige Flachen darstellen.'Insbesondere laBt sich zeigen, daB hierzu auch die Einhiillenden der Krummungskreise in einem elliptischen Flachen- punkt gehoren. Der vorliegende Film zeigt verschiedene topolo- gische Modelle der projektiven Ebene, wobei die Homoomorphie dieser Flachen durch kontinuier- liche Deformationen der Flachen ineinander ver- anschaulicht wird. Dabei wird von dem Gera- denbiindel-Modell der projektiven Ebene aus- gegangen and dieses topologisch auf eine Halb- kugel mit diametral zu identifizierenden Rand- punkten abgebildet. Die Halbkugel wird weiter orthogonal zur Ebene ihres Randkreises auf these Ebene unter Beibehaltung der Identifizierungs- vorschrift projiziert. Durch weitere Deforma- tionen and tatsachliche Vereinigung der zu iden- tifizierenden Punkte gewinnt man schlieBlich eine geschlossene Flache, die gestaltlich mit der Enveloppe der KrUmmungskreise in einem ellip- tischen Flachenpunkt ubereinstimmt. - Die Ein- seitigkeit der erhaltenen Flachen wird an dem Kreismodell der projektiven Ebene durch Bewe- gung eines mit Richtungssinn versehenen Kreises veranschaulicht. Sanitized Copy Approved for Release 2010/04/27: CIA-RDP80T00246AO41700050001-3 Sanitized Copy Approved for Release 2010/04/27: CIA-RDP80T00246AO41700050001-3 3. Jahrgang, Heft 11/12 MITTEILUNGSBLATT Zum zweiten Male erschien das vom Deutschen Institut fur Zeitgeschichte, Berlin, in. Verbindung mit dem Verlag ?Die Wirtschaft" herausgegebene Jahrbuch der Deutschen Demokratischen Repu- blik 1957. Das stattliche Werk von 520 Seiten Umfang glie- dert sich in vier Teile. Teil I behandelt die geogra- phische Lage, Bevolkerungsfragen, Altersaufbau und Bevolkerungsbewegung. Teil II als. umfangreichster Teil bringt Kapitel uber Innenpolitik, Aul3enpolitik, Volkswirtschaft, Volksbildung, Wissenschaft und Technik, Kultur, Sport sowie ?Berlin" und ?Deutsche Bundes- republik". Die Darstellung der Entwicklung der Innen- politik der Deutschen Demokratischen Republik im Jahre 1956 spiegelt die weitere Festigung der Arbeiter-und-Bauern-Macht wider, ausgehend von ihren Hauptaufgaben. So werden die Volks- vertretungen, die Parteien und Massenorgani- sationen, die vollziehenden und veriiigenden Organe des Staates, die Nationale Volksarmee, die Rechtsstellung der Sorben in der Deutschen Demokratischen Republik, das sozialistische Recht und die sozialistische Gesetzlichkeit von Gerhard Schulze behandelt. Einen ausgezeichneten tYberblick gibt das Kapitel uber die Auf3enpolitik (1956), die Beziehungen der Deutschen Demokratische Republik zu sozia- listischen und anderen Landern sowie uber die Bestrebungen zur kollektiven Sicherheit, zur Ab- rustung und zur Gewahrleistung des Friedens. Dieses Kapitel verfaf3te Wilhelm Meif3ner. Die Entwicklung der Volkswirtschaft im Jahre 1956 gliedert sich in: gesellschaftliches Gesamt- produkt und Nationaleinkommen, Arbeitskrafte, Produktivitat und Lohne, Industrie und Hand- werk, Wasserwirtschaft, Verkehr, ? Handel, Ge- sundheits- und Sozialwesen. Dieses weitschich- tige Kapitel bearbeitete Albert Franke, wahrend Hans-Joachim Laabs fiber .die Volksbildung (1956 - ein Jahr des Fortschritts in der Volks- bildungsarbeit) berichtet. Hervorzuheben sired hiervon: die polytechnische Bildung als integrie- render Bestandteil der neuen Allgemeinbildung - Intensivierung der Erwachsenenbildung - die verbesserten materiellen Voraussetzungen der Volksbildung. Ehe wir zu unserem Hauptanliegen kommen, seien die Berichte uber Kultur und Sport um- rissen. Hans Pischner schildert das kulturelle Leben in seiner Entwicklung, ausgehend von den in Dokumenten niedergelegten Grundsatzen der Kulturpolitik. Dann charakterisiert er Literatur, Verlagswesen, bldende Kunst, Musik, darstel- lende Kunst, Film, ktinstlerisches Volksschaffen, die Deutsche Akademie der Kiinste, den demo- kratischen Rundfunk, ? Kulturbund u. a. - Man- fred Ewald widmete rich der Berichterstattung Uber Korperkultur und Sport in der Deutschen Demokratischen Republik, wobei Kinder- und Jugendsport, Massensport und Leistungssport eingeschatzt und die Sportbeziehungen zur' Bundesrepublik (gesamtdeutsche Olympiamann- schaft) sowie die Erfolge im internationalen Maf3- stab skizziert werden. In besonderen Abschnitten werden von Dr. K.-H. Gerstner Berlin und die Deutsche Bundesrepu- blik beleuchtet. Hier ist die politische Entwick- lung des demokratischen Berlins der Westberlins gegeniibergestellt. Die Bundesrepublik wird von R. Goguel nach authentischem Quellenmaterial dargestellt. Fur alle Gebiete der gesellschaftlichen Entwick- lung sind umfangreiche statistische Angaben, die fur Gegenwart und Zukunft hohen Quellenwert besitzen, beigegeben. Teil III des Werkes bietet reichhaltige Zeittafeln. Schlief3lich enthalt Teil IV das ni tzliche Anschriftenverzeichnis aller staat- lichen, fachlichen und gesellschaftlichen Dienst- stellen und Einrichtungen der Deutschen Demo-, kratischen Republik. In unserem Mitteilungsblatt 1st es geboten, das Hauptaugenmerk auf' das von Prof. Dr. Walter Neye geschriebene Kapitel ,Wissenschaft und Technik" zu richten. In seiner Zusammenfassung hebt der Autor aus der Fiille der Planaufgaben die Wirksamkeit wissenschaftlicher Einrich- tungen und viele Forschungsergebnisse hervor, wobei die Beschrankung auf diejenigen erforder- lich war, die unmittelbar auf Wirtschaftsleben, Gesundheitswesen und Kulturleben der Deut- schen Demokratischen Republik einwirkten. So geht die Darlegung von Fach-, Hochschulen und Universitaten aus, um dann Forschungsaufgaben (Zentralamt fur Forschung und Technik u. a.) zu umreil3en. Hier finden die Akademien (die Deut- sche Akademie der Landwirtschaftswissenschaf- ten, die Sachsische Akademie der Wissenschaften,'; die Deutsche Bauakademie u. a.) ihren Platz. Die Deutsche Akademie der Wissenschaften zu Berlin steuerte aus den Klassen und Instituten Mate- rialien bei, die - in einer sehr knappen Aus- wahl - von dem Einfliel3en neuer Ergebnisse in Sanitized Copy Approved for Release 2010/04/27: CIA-RDP80T00246AO41700050001-3 Sanitized Copy Approved for Release 2010/04/27: CIA-RDP80T00246AO41700050001-3 die Praxis Zeugnis ablegen. In ein solches Jahr- buch konnen nattirlich nur Schwerpunkte auf- genommen werden, weshalb es fur die wissen- schaftlichen Leitungen ebenso schwierig wie not- wendig ist, bier das rechte Mali and die richtige Auswahl zu treffen. Auch uber unsere Akademie findet man umfangreiche statistische Angaben wie Mitgliederlisten, Institutslisten and eine Zeittafel der Tagungen. Das Jahrbuch der Deutschen Demokratischen Republik ist, wie die anderen bei uns erscheinen- den Jahrbi Cher auch, eine Rechenschaftslegung fiber das Schaffen in unserer Republik. Wenn der Generalsekretar der Deutschen Akademie der Wissenschaften zu Berlin fur das Jahrbuch 1958 der Deutschen Demokratischen Republik um die Bereitstellung von Materialien nachsuchen wird, ni issen wir uns alle dariiber klar sein, daB these Aufgabe keineswegs peripher einzuordnen ist. PROF. DR. W. RADIG Redaktion des Jahrbuches der Deutschen Akademie der Wissenschaften zu Berlin Die Redaktion gestattet sich, auf den Aufsatz Generalsekretar des Presidiums der Akademie ,,Der Aufbau des Kommunismus and die Wissen- der Wissenschaften der UdSSR, fur die Zeit- schaft" aufinerksam zu machen, den das korre- schrift ?Der Kommunist", Nr. 13/1957, schrieb spondierende Mitglied der Deutschen Akademie and der in deutscher tYbersetzung in ?Die Presse der Wissenschaften zu Berlin, A. W. Toptschijew, der Sowjetunion", Nr. 129/130, vorliegt. Nachrufe, Ehrungen and Ernerinungen Am 19. Oktober 1957 verstarb in Potsdam der Geheime Regierungsrat, Akademiemitglied Pro- fessor Dr. Dr. Ludwig Justi, Generaldirektor der Staatlichen Museen zu Berlin and Direktor der National-Galerie. Er war Nationalpreistrager vom Jahre 1951 and hervorragender Wissenschaftler des Volkes. Ludwig Justi wurde am 14. Marz 1876 in Marburg geboren. Er entstammte einer alten Gelehrtenfamilie. Der Vater, Ferdinand Justi, war Professor der Germanischen Philo- logie, der vergleichenden Grammatik and orien- talischen Sprachen an der Universitat Marburg. Sein Onkel Karl Justi war einer der beruhmte- sten deutschen Kunsthistoriker and Verfasser der grof3en Werke uber Winckelmann, Velazquez and Michelangelo. Ludwig Justi studierte an den Universitaten zu Bonn and Berlin. Er promovierte 1.898 zum Dr. phil. mit einer Dissertation uber ?Jacopo de Barbari and Albrecht DUrer". Nach seiner Habi- litation mit einer Arbeit uber ,Konstruierte . Figuren and Kopfe unter den Werken Albrecht Di rers" wurde er 1901 Privatdozent an der Uni= versitet zu Berlin. Im Jahre 1904 erfolgte seine Berufung zurn Direktor an das Stadelsche Kunst- institut in Frankfurt am Main. Er leitete dort den Umbau and die Neuordnung der Sammlung. Zu gleicher Zeit gelangen ihm so bedeutende Erwer- bungen wie das Bild Rembrandts ?die Blendung des Simson". Von 1905 bis 1909 war Justi stan- diger Sekretar der Akademie der bildenden Ktinste zu Berlin and wurde 1909 als Nachfolger von Hugo von Tschudi Direktor der National- Galerie zu Berlin. Bei der tlbernahme der Direk- tion legte Justi seine Plane in einer grundlegen- den Denkschrift ?Die Zukunft der National- Galerie" fest. Sie wurde - richtungweisend fur seine gesamte weitere Tatigkeit an diesem Ber- liner Museum. Zurn ersten Mal nach langerer Unterbrechung and unter grol3en Schwierigkeiten gelangen Justi Ankaufe von. Werken einiger Ktinstler aus der Berliner Sezession wie Slevogt, Kolbe, Leo von Konig and Lovis Corinth. Die altere Abteilung mit Werken aus dem 19. Jahrhundert konnte durch Bilder von Caspar David Friedrich, Bocklin and Hans Thoma bereichert werden. Die junge Kunstlergeneration zog mit Werken von Marc, Macke, Munch and den Malern der Briicke in die Galerie ein. Auch Werke von den Bild- hauern Lehmbruck, Barlach, Scheibe and Marcks wurden erstmalig angekauft. Im Jahre 1909 konnte unter Leitung von Ludwig Justi das ehe= malige Kronprinzenpalais zu einer Galerie fur moderne Kunstwerke umgebaut werden. Auch wurde dort eine Abteilung fur Handzeichnungen Sanitized Copy Approved for Release 2010/04/27: CIA-RDP80T00246AO41700050001-3 Sanitized Copy Approved for Release 2010/04/27: CIA-RDP80T00246AO41700050001-3 3. Jahrgang, Heft 11/12 MITTEILUNGSBLATT 343 des 19. und 20. Jahrhunderts eroffnet. In der National-Galerie ebenso wie im Kronprinzen- palais entfaltete Justi eine reiche Ausstellungs- tatigkeit, die sich fiber ganz Deutschland aus- wirkte. An die National-Galerie wurden eine Reihe kleinerer Museen angegliedert: So wurde im Jahre 1930 in der Orangerie des Charlotten- burger Schlosses das Rauch-Museum eroffnet und' bald danach das Schinkel-Museum und die Kunstsammlungen Beuths im ehernaligen Prin- zessinnenpalais. Nach seiner fast 25jahrigen, Uberaus erfolg- reichen Tatigkeit wurde Justi im Jahre 1933 seines Postens als Direktor der National-Galerie von den Nationalsozialisten enthoben und ihm eine untergeordnete Stellung an der Kunst- bibliothek der Staatlichen Museen zugewiesen. Nach Beendigung des zweiten Weltkrieges stellte sich Justi als Siebzigjahriger erneut fiir den Wiederaufbau der Museen zur Verfi Bung und wurde 1946 zum Generaldirektor ernannt. Fur die folgenden Jahre war der Wiederaufbau der zum grofen Teil zerstorten Gebaude der Museen seine Hauptaufgabe; aber schon im Dezember des Jahres 1946 wurde mit den ersten Ausstel- lungen in den Museen wieder begonnen. Die National-Galerie war das am wenigsten be- schadigte Gebaude, in ihr wurde im Jahre 1950 die Ausstellung ,Schule des Sehens" eingerich- tet. Weitere grol3ere Ausstellungen folgten bis zu der letzten, die erst in diesen Tagen von Justi mit dem graphischen Werk Pablo Picassos er- offnet wurde. Seine Verdienste um den Wieder- aufbau der Museen wurden von der Regierung der Deutschen Demokratischen Republik durch die Auszeichnung mit dem Nationalpreis im Jahre 1951 gewiirdigt. Ftir seine besonderen Leistun- gen auf padagogischem Gebiet verlieh ihm die Humboldt-Universitat den Ehrendoktor der Pada- gogik. Zu seinem 80. Geburtstag wurde er zum hervorragenden Wissenschaftler des Volkes er- n aunt. Justi hat ein umfangreiches und bedeutendes wissenschaftliches Werk hinterlassen, das mehr als zweihundert Titel umfal3t. Ein Verzeichnis seiner Schriften enthalt der erste Band der For- schungen und Berichte der Staatlichen Museen zu Berlin (1957). Mit Ludwig Justi verliert Deutschland einen seiner bedeutendsten Kunstwissenschaftler und einen Museumsfachmann, der vorbildlich gewirkt hat fir eine ganze Generation. Prof. Dr. C. BLUMEL Akademiemitglied Am 16. November 1957 verstarb Nationalpreis- trager Prof. Dr: Dr. h. c. Serge von Bubnoff, ordentliches Mitglied der Deutschen Akademie der Wissenschaften zu Berlin. Serge von Bubnoff, geboren am 15. 7. 1888 in Leningrad, studierte und promovierte in Frei- burg i. Br. Nach sechsjahriger Assistentenzeit von 1914 bis 1920 in Heidelberg habilitierte sich von Bubnoff 1921 im damaligen Breslau, wo er 1925 zum a. o. Professor ernannt wurde. Von 1929 bis 1950 wirkte er als Ordinarius in Greifs- wald und dann bis 1957 als Professor mit Lehr- stuhl an der Humboldt-Universitat zu Berlin. Die geologische Wissenschaft verdankt Serge von Bubnoff eine Reihe grundlegender Werke zur Synthese der Erdgeschichte. Er erkannte den in Zyklen verlaufenden ProzeB der Erdentwick- lung. In meisterhafter Weise formulierte er die Grundprobleme der Geologie. Internationalen Ruf erlangte er durch die zusammenfassende Darstellung der Geologie Europas und Fennosar- matiens. In langj ahrigen petrotektonischen For- schungen hat er einen wesentlichen Beitrag zur Klarung magmentektonischer Probleme geliefert und dieser Arbeitsrichtung durch die Entwick- lung besonderer Methoden neue Wege-gewiesen. Nahezu vier Jahrzehnte als Hochschullehrer tatig, erwarb sich Serge von Bubnoff hervor- ragende Verdienste um die Ausbildung und Er- ziehung des akademischen Nachwuchses. Im Alter von 80 Jahren verstarb am 5. August 1957 das korrespondierende Mitglied der Deut- schen Akademie der Wissenschaften zu Berlin; Prof. Dr. H. Wieland, ordentlicher Professor der organischen Chemie an der Technischen Hoch- schule in Munchen. Als Forscher war H. Wieland an allen grof3en Problemen der organischen Chemie und ihrer Nachbargebiete interessiert; er hat viele mit grof3tem Erfolg bearbeitet, wobei ihn sowohl analytische wie synthetische und reaktionskine- tische Fragestellungen als auch die Erforschung von Naturstoffen in gleichem Mal3e anzogen. Aus der Fiille seiner wissenchaftlichen Mitteilungen seien die Arbeiten hervorgehoben fiber Sterine und Gallensauren, fiber Alkaloide, die chemisch und biologisch gleich bedeutungsvolle Dehydrie- rungstheorie von Oxydationsvorgarigen, die Ent- deckung der Radikale mit zweiwertigem Stick- stoff sowie besonders die Konstitutionsaufkla- rung der Schmetterlingsfarbe, die durch die Be- arbeitung der Folsaure-Gruppen Bedeutung er- langten und ein charakteristisches Beispiel fur den engen Zusammenhang der ,grundlegenden Sanitized Copy Approved for Release 2010/04/27: CIA-RDP80T00246AO41700050001-3 Sanitized Copy Approved for Release 2010/04/27: CIA-RDP80T00246AO41700050001-3 MITTEILUNGSBLATT 3. Jahrgang, Heft, 11/12 Wissenschaft" mit der Praxis darstellen. H. Wie- land war ein ausgezeichneter, begeisterter and begeisternder Lehrer, wovon die sehr grof3e Zahl bedeutender Schuler and der bekannte, in zahl- reichen Auflagen and flbersetzungen erschienene ,,Gattermann-Wieland" Zeugnis ablegen. Er hat lange Zeit eine der angesehensten chemischen Zeitschriften, ?Justus Liebigs Annalen der Chemie", herausgegeben. Wahrend der schweren Vorkriegs- and Kriegs- jahre trat H. Wieland mutig and aufrecht der Entrechtung der Wissenschaft and deren Ver- tretern entgegen. Mit ungebrochener Tatkraft trug er noch im hohen Alter zum Wiederaufstieg der deutschen chemischen Wissenschaft bei. Durch das Ableben von H. Wieland verliert die organische and biologische Chemie ihren allver- ehrten Altmeister and einen ihrer erfolgreichsten and charakteristischsten Vertreter. Am 4. September 1957 verstarb in Zurich das korrespondierende Mitglied der Deutschen Aka- demie der Wissenschaften zu Berlin, Prof. Dr. R. Harder, ordentlicher Professor fur klassische Philologie an der Universitet Munster. Die deutsche Wissenschaft verliert in Richard Harder einen Gelehrten, der unsere Kenntnisse fiber die antikePhilosophie in fast allen ihren Be- zirken durch bedeutende Arbeiten bereichert hat, wie durch seine kommentierte Edition der Schrift des Pseudo-Okellos, durch seine Untersuchungen uber das Somnium Sipionis and durch seine Plotin-Vbersetzung, um nur das Wichtigste zu nennen. Als Redaktor des .,Gnomon", gelang es ihm, die Zeitschrift zu dem international fiihren- den kritischen Organ der klassischen Altertums- wissenschaft auszugestalten. Trotz Behinderung durch schwere Krankheit hat er die Entwicklung der klassischen Studien in den Einrichtungen unserer Akademie mit regem Interesse and bereitwilligem Rat verfolgt. Richard Harder, der uber Humanitas forschte, hat selbst echte Humanitas gelebt. Im Oktober d. J. verungluckte todlich das korre- spondierende Mitglied der Deutschen Akademie der Wissenschaften zu Berlin, Prof. Dr. V. Gordon Childe, University of London. Mit dem Dahingeschiedenen verliert die prahisto- rische Archaologie einen ihrer bedeutendsten Ver- treter, der sich durch seine zahlreichen erstklas- sigen Veroffentlichungen einen internationalen Ruf erworben hat. Seine Verdienste fanden ihren Ausdruck durch zahlreiche. Ehrungen seitens der wissenschaftlichen Gesellschaften der meisten europaischen Staaten. Durch Gordon Childes Veroffentlichungen haben auch die Vertreter der Vor- and Fruhgeschichtswissenschaften in un- serem Lande wertvolle Hinweise and Anregungen erhalten. Sie werden dem grof3en englischen For- scher, der seine Wissenschaft im Geiste fort- schrittlicher Ideen betrieb, stets ein ehrendes Andenken bewahren. Das Plenum der Deutschen Akademie der Wissen- schaften zu Berlin wahlte in seiner Sitzung am 21. November 1957 auf Vorschlag der Klasse fur Bergbau, Huttenwesen and Montangeologie Herrn Dr.-Ing. Maximilian Heinrich Kraemer, Werkdirektor des VEB Metallurgie-Projektie- rung Berlin, and Herrn Dr.-Ing. Karl Kohler, Direktor der Metal- lurgischen Betriebe der VEB Eisen- und Hiitten- werke Thale, zu korrespondierenden Mitgliedern. Akademiemitglied Prof. Dr. R. Schroder wurde anl513lich des 9. Kongresses 'der Japanischen Ge- sellschaft fur Gynakologie zum Ehrenmitglied ernannt. Akademiemitglied Prof. Dr. M. Burger wurde zum Ehrenmitglied der Deutschen Gesellschaft fur innere Medizin, Wiesbaden, der Osterreichi- schen Gesellschaft Mr Geriatrie, Wien, and der Italienischen Gesellschaft Mir Gerontologie er- nannt. Ferner wurde er zum Vorsitzenden der Deutschen Gesellschaft fur Kreislaufforschung gewahlt. Auf Beschlu13 des Presidiums des Ministerrates der Deutschen Demokratischen Republik wurde am 30. 11. 1957 an Dr. R. Lehmann, Leiter des Bereiches Feinmechanik des Instittits fur Gerete- bau, der Ehrentitel ,Hervorragender Techniker des Volkes" verliehen. Akademiemitglied Prof. Dr. A.. Baumgarten wurde zum Presidenten der Vereinigung Demo- kratischer Juristen Deutschlands gewahlt. Sanitized Copy Approved for Release 2010/04/27: CIA-RDP80T00246AO41700050001-3 Sanitized Copy Approved for Release 2010/04/27: CIA-RDP80T00246AO41700050001-3 3. Jahrgang, Heft 11/12 MITTEILUNGSBLATT Mitteilungen auslc ndischer Akademien Fur die erwiesene Unterstiitzung and Forderung der wissenschaftlichen Arbeit auf dem Gebiete der Elektronenmikroskopie, der Infrarotspek- trometrie and des Ultraschalls dankte der Leiter des Labors fur Elektronenmikroskopie des IGEM der Akademie der Wissenschaften der UdSSR der Deutschen Akademie der Wissenschaften zu Berlin. In einem Brief vom 24. September dieses Jahres bedankte sich der President der Akademie der Wissenschaften der UdSSR, A. N. Nesmejanow, beim Presidenten der Deutschen Akademie der Wissenschaften zu Berlin, Prof. Dr. M. Volmer, fur ein Ultramikrotomgerat, das dem Institut fur Biochemie der Akademie der Wissenschaften der UdSSR zum Geschenk gemacht wurde. Der Dank geht insbesondere an Nationalpreistreger `Prof. Dr. F. Jung, der die Herstellung dieses Ge- rates angeregt hat, sowie an die Mitarbeiter des Instituts fur Geretebau. Zur Feier ihres 75jahrigen Bestehens iibersandte die University of the Panjah (Pakistan) der Deut- schen Akademie der Wissenschaften zu Berlin eine Einladung. In einem Schreiben dankte der Vice-Chancellor Dr. Shri Ranjan, Allahabad, der Deutschen Aka- demie der Wissenschaften zu Berlin fur die Delegierung von Akademiemitglied Prof. Dr. K. Mothes zum Indian Science Congress im Januar 1958. Amerikanische Akademie der Kunst and der Wissenschaften Boston, 12. Oktober 1957 Herrn Prof. Dr. H. Ertel Vizepresident der Deutschen Akademie der Wissenschaften zu Berlin Berlin Jegerstr. 22/23 Sehr geehrter Herr President! Im Namen des Presidiums der Akademie mochte ich Ihnen fur Ihre GriiBe anlaBlich unserer 1400. Tagung and Ihre besten Wiinsche Air unsere Zu- kunft herzlich danken. Ich bin Ihrer Meinung, daB es Sache and Ziel der Wissenschaftler ist, die Wohlfahrt and den Frieden in der Welt im Auge zu behalten. Das trifft heute noch mehr zu als vielleicht im Jahre 1780, als unsere Charta diese Ziele fur die Akademie aufstellte. Mit besten Wiinschen Ihr Behr ergebener gez. Bruce H. BILLINGS Sekretar American Academy of Arts and Sciences 280 Newton Street Brookline Station, Boston 46, Massachusetts Telephone: JAmaica 4-0303 October 12, 1957 Prof. Dr. H. Ertel Acting President Deutsche Akademie zu Berlin Jagerstrasse 22/23 Berlin, Germany Dear President Ertel: On behalf of the Council of the Academy, I wish to thank you for your cordial greetings to us on the occasion of our 1400th meeting and your best wishes for our future. Indeed, as you imply, it is the concern of men of learning to hold in mind as their goal the welfare, and the peace of the world. This is more true today even then it was perhaps in 1780 when our Charter stated these goals for the Academy. With best wishes. Sincerely yours, gez. BRUCE BILLINGS Secretary Akademiemitglied Prof. Dr. G. Rienacker, Gene- ralsekretar der Deutschen Akademie der Wissen- schaften zu Berlin, erhielt vom Komitee der Wis- senschaften der Mongolischen Volksrepublik die Mitteilung, daB das ehemalige Komitee der Wis- senschaften in das Komitee der Wissenschaften and der Hochschulbildung der Mongolischen Volksrepublik umgewandelt wurde. Dieses Ko- mitee iibernimmt die Anleitung der wissenschaft- lichen Forschungsarbeit, die Konzentrierung der Wissenschaftler and Lehrkrefte des Landes and die Verbesserung der Ausbildungsarbeit der Sanitized Copy Approved for Release 2010/04/27: CIA-RDP80T00246AO41700050001-3 Sanitized Copy Approved for Release 2010/04/27: CIA-RDP80T00246AO41700050001-3 346 MITTEILUNGSBLATT wissenschaftlichen and wissenschaftlich-padago- gischen Kader. Zum Bestand des Komitees der Wissenschaften and der Hochschulbildung gehoren die Staatliche Mongolische Tschoibalsan-Universitat mit den geisteswissenschaftlichen and landwirtschafts- wissenschaftlichen Instituten, das Hydrometeoro- logische Komitee, die Offentliche Staatsbiblio- thek, die Archivhauptverwaltung sowie auch ein- zelne Forschungskabinette. Das hochste Organ des Komitees der Wissen- schaften and des Hochschulwesens ist die All- gemeine Versammlung der ordentlichen Mitglie- der, von der das Presidium (fur die Anleitung der laufenden Arbeit) des Komitees gewahlt wird. Das Presidium des Komitees der Wissenschaften and der Hochschulbildung besteht aus 13 Person- lichkeiten: Dem Vorsitzenden, Prof. Dondogijn Zawagmid, dem gleichzeitig die Pflichten des Rektors der Mongolischen Staatlichen Universitat obliegen, dem stellvertretenden Vorsitzenden fur die wis- senschaftliche Arbeit, Kandidat der Wissen- schaften Tschimidijn Saraatar, dem stellvertre- tenden Vorsitzenden fur die Lehrtatigkeit, Do- zent Badamyn Jarinpie, dem wissenschaftlichen Sekretar, Kandidat der geographischen Wissenschaften, Schagdaryn Zag- m.id, and 9 weiteren Mitgliedern. Nachrichten aus dem Prc sidium Das Plenum der Deutschen Akademie der Wis- Fur die Teilnahme an der Feier des 500jahrigen senschaften zu Berlin berief in seiner Sitzung Bestehens der Albert-Ludwig-Universitat Frei- am 24. Oktober 1957 Akademiemitglied Prof. Dr. burg sprach der Rektor der Deutschen Akademie K. Lohmann zum Prasidenten des Instituts fur der Wissenschaften zu Berlin seineri Dank aus. Ernahrung and wahlte Prof. Dr. K. Taufel zum 1. Direktor sowie die Herren Dr. M. Ulmann and Auf Einladung der Bayerischen Akademie der Dr. H.-K. Grafe zu Direktoren des Instituts. Wissenschaften nahm Vizeprasident Prof. Dr. W. Steinitz an ihrer feierlichen Jahressitzung am Dr. M. Ulmann wurde gemal3 ? 15 des Statuts der 7. Dezember 1957 teil. Deutschen Akademie der Wissenschaften zu Berlin zum Professor ernannt. Nachrichten aus den Klassen der Akademie Masse fur Chemie, Geologie and Biologie Akademiemitglied Prof. Dr. _H Knoll,,_Jena, and an einen Studienaufenthalt in der Sowjetunion, Prof Dr. W.. Fischer,_korrespondierendes Mitglied im Rahmen der Vereinbarung fiber die wissen- der Deutschen ' Akademie der Wissenschaften zu schaftliche Zusammenarbeit mit der Academia Berlin, Jena, reisten am 21. 10. 1957, im Anschluf3 Sinica nach Peking. Ai f Vorschlag der Klasse wurden die Herren Prof. Dr. Wolf-Dietrich von Kaiser, Leiter des Rontgeninstituts der Chirurgischen Universitatsklinik Jena, and Dr. Jurgen Eichhorn, Oberarzt in der Geschwulstklinik der Deutscheh Akademie der Wissenschaften zu Berlin, als Mitglieder der Sektion fur Geschwulstkrank- heiten sowie Dr. Kurt Scheidler, Magistrat von GroB-Berlin - Abteilung Gesund- heitswesen -, als Mitglied der Sektion fur Hygiene bestatigt. Sanitized Copy Approved for Release 2010/04/27: CIA-RDP80T00246AO41700050001-3 Sanitized Copy Approved for Release 2010/04/27: CIA-RDP80T00246A041700050001-3 3. Jahrgang, Heft 11/12 MITTEILUNGSBLA1'T Die Commission Internationale des Industries Agricoles - Institut Intergouvernemental - Paris, bereitet einen Codex Alimentarius Euro- paeus vor, der gedacht ist: a) als einheitlich verbindlicher Gesetzeskorper an Stelle der nationalen Lebensmittelgesetze oder b) als eine Sammlung von Begriffsbestim- mungen, die dem gegenwartigen Stand der Wissenschaft der europaischen Volker and den wissenschaftlichen Erfordernissen ent- sprechen. Auf Vorschlag des Sekretars beschloB die Klasse, Herrn Prof. Dr. K. Taufel, der mit der oben- genannten Institution bereits in Verbindung steht, fur. die Commission zu nominieren. In der Zwischenzeit erfolgte die Bestatigung des Presi- diums. Auf Befurwortung der Klasse wurde ein Arbeits- ausschuB fur Virologie innerhalb der Sektionfiir Hygiene gebildet, in dem Human-, Veterinar- und Pflanzenvirologen vertreten sind. Auf Antrag der Sektion fur Ernahrung wurde Prof. Dr. K._ Taufel, Potsdam-Rehbriicke, zu deren Vorsitzendem ernannt. Auf Einladung der Klasse hat das korrespon- dierende Mitglied der Deutschen Akademie der Wissenschaften zu Berlin, Herr Prof. Dr. H. Wull- stein, Direktor der Hals-, Nasen- and Ohren- Klinik der. Julius-Maximilian-Universitdt in Wiirzburg, an der,,Sitzung der Sektion fur Ge- schwulstkrankheiten am 22. November 1957 teil- genommen, auf der das. korrespondierende Mit- glied der Akademie, Herr Prof. Dr. J. Zange, Jena, uber,,Malignome der Nase and ihrer Neben- hohlen sowie des Rachens" referiert hat. Masse fur Sprachen, Literatur and Kunst Am 26. 9. 1957 hielt Akademiker. G. Oprescu, Mitglied der Akademie der Rumanischen Volks- republik, vor der Masse einen Vortrag tiber.,,Das Bildnis in der rumanischen mittelalterlichen Kunst". Dieser Vortrag wird in den Abhand- lungen der Masse erscheinen. Frau Dr. U. Hinze, wissenschaftliche Oberassi- stentin am. Institut fur Orientforschung, wird mit dem Agyptologischen Institut der .Humboldt- Universitat zu Berlin im Januar 1958 fur einige Monate nach dem Sudan reisen. In der Sitzung des Plenums am 21. 11. 1957 hielt Akademiemitglied W. F. Schirmer, Bonn, einen Vortrag uber die Historia regum Britanniae des Galfrid von Monmouth. Masse fiir Philosophie, Geschichte, Staats-, Rechts- and Wirtschaftswissenschaften GemaB ? 5 der Ordnung der Aufgaben and der Arbeitsweise des Instituts fur Vor- and Friih- geschichte wurde auf Vorschlag des Direktors des Instituts; Akademiemitglied Prof. Dr. W. Unver- zagt, Herr Prof., Dr. P. Grimm als Stellvertreter des Direktors des Instituts fur Vor- and Friih- geschichte bestatigt Am 19. 12. 1957 wahlte das Plenum der Deutschen Akademie der Wissenschaften zu Berlin die Sekretare der Klassen. Wiedergewahlt wurden die Akademiemitglieder Prof. Dr. R. Rompe; Sekretar der Masse fiir Mathematik, Physik and Technik, Prof. Dr. K. Lohmann, Masse fur Medizin, Prof. Dr. Th. Frings, Masse f iir Sprachen, Literatur and Kunst, Prof. Dr. W. Unverzagt, Klasse fur Philosophie, Geschichte, Staats-, Rechts- and Wirtschafts- wissenscha f ten. Zum Sekretar der Klasse fur Chemie, Geologie and Biologie wurde Akademiemitglied Prof. Dr. H. Bertsch and zum Sekretar der Masse fur Berg- bau, Huttenwesen and Montangeologie Aka- demiemitglied Prof. Dr. O. Meif3er gewahlt. Sanitized Copy Approved for Release 2010/04/27: CIA-RDP80T00246A041700050001-3 Sanitized Copy Approved for Release 2010/04/27: CIA-RDP80T00246AO41700050001-3 Aus der Arbeit der Akademie-Bibliothek Wie erwirbt die Akademie-Bibliothek ihre Bucher? Wenn der Leser in den letzten drei Veroffent- karischen Fachzeitschriften aus verschiedenen lichungen fiber die Kataloge and die Benutzungs- Landern voraus. Verlagsprospekte aus aller Welt moglichkeiten der Akademie-Bibliothek unter- bieten Anregungen, Antiquariatsangebote fi llen richtet worden ist, so soil er im vorliegenden Bei- altere Liicken aus. Leserwunsche, die aus den trag mit den Erwerbungsarten, ihren Moglich- Eintragungen in das ausliegende Wunschbuch keiten, aber auch ihren Grenzen vertraut ge- and aus Anfragen entnommen werden, finden, macht werden. wenn sie Bich mit den Anschaffungsprinzipien Wie in anderen wissenschaftlichen Bibliotheken vereinbaren lassen, weitgehende Beri cksichti- unterscheiden wir zwischen Kauf-, Tausch, gung. Die fur wichtig and wertvoll erkannten Pflicht- and Geschenkexemplaren. Im Gegensatz Veroffentlichungen werden meist mit kurzer zu den meisten Bibliotheken, in denen der Kauf Stellungnahme vorgetragen, diskutiert, ange- als gebrauchlichste Erwerbungsart gilt, ist in der nommen oder abgelehnt. Die letzte Entscheidung Akademie-Bibliothek, der Eigenart ihrer Sammel- bleibt dem Direktor iiberlassen. Zur Beschaffung gebiete entsprechend, der Tausch mit Akade- werden die gewunschten Titel an die Bestell- mien, iiberhaupt gelehrten Gesellschaften and abteilung weitergegeben. wissenschaftlichen Institutionen zum wichtigsten Die Pflichtexemplare in ihrem eigentlichen Sinne Faktor der Bestandserweiterung geworden and ' stellen in der Akademie-Bibliothek keine Er- soll deshalb das Thema eines separaten Beitrages werbungsart dar. Sie beschranken sich aus- darstellen. schlief3lich auf die Freistilcke, die der Akademie- Trotzdem spielt der Kauf keine untergeordnete Verlag als Belegexemplare seiner Produktion in Rolle. Die der Bibliothek zur Verfi gung stehen- einem Exemplar an die Bibliothek zu liefern hat. den Erwerbungsmittel mussen sparsam and sinn?- Allerdings werden die Abhandlungen and voll fur notwendige Anschaffungen, seien es nun Sitzungsberichte der Akademie noch durch zwei Monographien, Fortsetzungswerke oder Zeit- weitere Exemplare aus dem eigenen Lagerbestand schriften auf dem Gebiete der Allgemein- and Fachbibliographien, biographischen Sammlun-a gen, Enzyklopadien, Lexiken, Worterbi cher, Standardwerke der einzelnen wissenschaftlichen Disziplinen and der Literatur fiber wendet werden. Zu diesem Zwecke findet einmal wochentlich eine Kaufsitzung statt, an der neben dem Direk- tor die verantwortlichen Mitarbeiter der ein- zelnen Arbeitsgebiete teilnehmen. Diesen Be- sprechungen geht jeweils eine systematische Durchsicht des Borsenblattes fur den deutschen Buchhandel, Leipziger and Frankfurter Ausgabe, der Deutschen Nationalbibliographie, Reihe A and B, der Deutschen Bibliographie, Frank- furt/M., des Schweizer Buchhandels and fiihren- der referierender Zeitschriften wie der Deutschen Literaturzeitung, Erasmus u. a. neben bibliothe- erganzt, damit these Veroffentlichungen dem Be- nutzer neben der Ausleihe jederzeit in der Pra- senzbibliothek des Lesesaals zur Hand sind. Die der Bibliothek i berreichten Geschenke setzen sich zumeist aus den selbstandig erschienenen Publikationen and Sonderabdrucken zusammen, die von den ordentlichen and korrespondieren- den Mitgliedern der Akademie and den Mit- arbeitern ihrer Institute veroffentlicht and zu den Plenarsitzungen vorgelegt werden. Aber auch Privatpersonen, Verlage and Institutionen, mit denen die Bibliothek keine Tauschbeziehungen unterhalt, zahlen zu ihren Geschenkgebern. In einzelnen Fallen ubergeben auch Akademie- Institute ihre alteren Dublettenbestande zur Aus- wertung an die Bibliothek. Besonders wertvolle Schenkungen stellen geschlossene Gelehrtenbi- bliotheken and Nachlasse dar, die aber bisher nur Sanitized Copy Approved for Release 2010/04/27: CIA-RDP80T00246AO41700050001-3 Sanitized Copy Approved for Release 2010/04/27: CIA-RDP80T00246AO41700050001-3 als Ausnahmen in der Erwerbung zu betrachten Zuwachs des Jahres 1956, aufgeschlusselt nach waren. Erwerbungsart und geographischem Gebiet, an- Um das Bild abzurunden,' sei im folgenden der gegeben: West- deutschland Volks- demokratien Kapitalistisches Ausland Kauf 3309 1795 909 40 47 548 Tausch 21984 1864 1138 2 943 9 082 6 958 Pflicht 545 545 - Geschenk 4288 2898 213 18 218 941 Insgesamt: 30127 7072 2260 3 001 9 347 8 447 Die Gesamtzahl von 30 127 Banden umfaBt da- bei 6415 Monographien und 23 812 Zeitschriften- hefte. Alle diese der Bibliothek auf die verschiedenste Weise zugehenden Veroffentlichungen unterlie- gen einer strengen Inventarisierungspflicht. Sie werden daher der Erwerbungsabteilung zu- geleitet, dort in den entsprechenden Zugangs- biichern, die gleichzeitig fur Monographien und Fortsetzungswerke die Signaturen erteilen, mit genauen Angaben (wenn es sich um Zeitschriften- hefte handelt, in der Zeitschriftenkartei) ' ein- getragen, mit Akzessionsnummern und schlieB- lich mit einem Besitzvermerk, dem Stempel der Bibliothek, versehen. Je nach ihrer weiteren Be- stimmung, ob es nun Bucher fur den Lesesaal oder das Magazin, Dubletten oder Dauerleih- gaben - an denen die Bibliothek selbstverstand- lich ihr Eigentumsrecht behalt - betrifft, gelangt die Literatur in den Geschaftsgang. Ihre Titel werden nach den ,Regeln fur die alphabetische Katalogisierung in wissenschaftlichen Biblio- theken" aufgenommen und in 14tagig wechseln- den Neuauslagen und gleichzeitig erscheinenden Neuerwerbungslisten der Benutzung zuganglich gemacht. Als letzte Instanz erhalt die Einbandstelle die ungebundenen Bucher und Zeitschriften zur Ent- scheidung fiber ihr endgiiltiges Aussehen (Halb- leinen, Steifbroschur, Broschur) und tragt so wesentlich zur Erhaltung und Bewahrung des wertvollen Buchbestandes bei. S. LIND Diplom-Bibliothekarin Akademie-Bibliothek Verschiedenes Das Komitee zur Vorbereitung der Feierlich- keiten zum 40. Jahrestag der GroBen Sozialisti- schen Oktoberrevolution hatte die Mitarbeiter der Deutschen Akademie der Wissenschaften zu Berlin aus den Berliner Arbeitsbereichen zu einem Arbeitseinsatz im Oderbruch aufgerufen. Diese freiwillige Arbeitsleistung war ein Beweis des Zusammenwirkens der Wissenschaft mit alien Werktatigen beim weiteren Aufbau unseres Ar- beiter-und-Bauern-Staates. Prof. Dr. G. Riendcker, Vorsitzender des oben angefuhrten Komitees, schrieb nach dem Arbeits- einsatz einen Brief an den Vorsitzenden der BGL Wissenschaft, Herrn Dr. H. Michaelis, in dem es heiBt: ,,An dem erfolgreichen Verlauf des Ernte*ein- satzes der Deutschen Akademie der Wissen- schaften zu Berlin am 26. 10. 1957 hatten die der BGL Wissenschaft angehorenden Mit- arbeiter der DAW besonderen Anteil. Ich empfinde diese i ber das gewohnliche MaB hinausgehende Bereitschaft als Ausdruck der inneren Verbundenheit mit unserem Staat und unserer Gesellschaft und danke den Beteiligten fur die bei der Ernteeinbringung geleistete gute Arbeit." Buchausstellung des Akademie-Verlages in Prag In der Zeit vom 20. 9. bis 8. 10. 1957 fi hrte der vernehmen mit der Gesellschaft fur kulturelle Akademie-Verlag im Kulturzentrum der Deut- Verbindungen mit dem Ausland eine Buchaus- schen Demokratischen Republik in Prag im Ein- stellung durch. Die Veranstaltung wurde vom Sanitized Copy Approved for Release 2010/04/27: CIA-RDP80T00246AO41700050001-3 Sanitized Copy Approved for Release 2010/04/27: CIA-RDP80T00246AO41700050001-3 MITTEILUNGSBLATT 3. Jahrgang, Heft 11/12 Kulturattache der Deutschen Demokratischen Republik, Herrn Miinzer, eroffnet. Im AnschluB hieran sprach der Verlagsleiter, Herr L. Koven, uber die Aufgaben and Ziele des Verlages. Es wurden 380 Titel aus alien Gebieten gezeigt and samtliche Zeitschriften. AuBerdem hielten Prof. Dr. J. Irmscher and Dr. K. Schrickel Vor- trage fiber die Unternehmungen des Instituts fur griechisch-romische Altertumskunde bzw. der Arbeitsgruppe fur philosophiehistorische Texte. Diese Referate trugen wesentlich zur Bereiche- rung der Gesamtveranstaltung bei. Die Buchausstellung war mit ihren mehr als 5000 Besuchern ein guter Erfolg and hat ihren Zweck, einen groBeren Kreis von Interessenten mit den Neuerscheinungen, Standard-Werken and Zeitschriften des Verlages bekanntzumachen, erfi lit. Viele der Besucher kamen des ofteren, um sich eingehender mit dem Inhalt der Bucher vertraut machen zu konnen. Das groBte Inter- esse fanden zweifellos die Werke der Geistes- wissenschaften and bier insbesondere die Diszi- plinen Sprachwissenschaft, Altertumswissen- schaft, Volkskunde, Orientalistik and Philosophie. Aber auch die Titel aus dem Gebiet der Natur- wissenschaf ten waren Anziehungspunkt fur viele Gaste. Eingesehen wurden hier vor allem die Bucher uber Mathematik, Physik and technische Wissenschaften. Die Erfahrungen, die in dieseri Tagen gesammelt wurden, werden die Werbe- arbeit des Verlages verbessern helfen. Im Verlauf der Ausstellung konnten eine Reihe wichtiger Besprechungen gefilhrt werden, so mit Direktor Hracha von der Orbis uber die Beliefe- rung von Abonnements-Bestellungen fur Zeit- schriften and mit Herrn Gregor, einem verant- wortlichen Mitarbeiter der sowakischen Kniha in Prag, uber eine im Friihjahr des nachsten Jahres in Bratislava geplante Buchausstellung des Akademie-Verlages. In einer langeren Aussprache mit dem Leiter des Verlages der Tschechoslowakischen Akademie der Wissenschaften and anderen leitenden Mitarbei- tern behandelte Herr Koven Fragen der gemein- samen Verlagsarbeit. tin Vertrag, nach dem eine Auswahl tschechischer wissenschaftlicher Werke in deutscher Sprache in Gemeinschaftsausgaben erscheinen sollen, befindet sich in Vorbereitung. Eine Vereinbarung uber die gegenseitige Unter- stutzung bei Werbemal3nahmen ist bereits ab- geschlossen. Sie sieht u. a. vor: Prospektversand uber die jeweiligen Anschriftenkarteien, Bei- lagen in den verlagseigenen Ankiindigungen, Anzeigentausch, Hilfe bei Ausstellungen der Buchproduktion, Unterstutzung bei Buch- and Zeitschriftenrezensionen in den Zeitschriften beider Verlage and einen regelmaBigen Erfah- rungsaustausch. Vor Beendigung der Prager Buchausstellung kamen im Kulturzentrum der Deutschen Demo- kratischen Republik Vertreter der Kniha and Artia zusammen, um im Beisein eines Mitarbei- ters des Deutschen Buch-Export and -Import, Leipzig, Fragen der besseren Unterrichtung aller Buchhandlungen in der CSR and der schnelleren Ausfuhrung von Buchbestellungen zu erortern. Nach der Vereinbarung mit dem CSAV fiihrte der Akademie-Verlag im Bibliotheksraum der Deut- schen Akademie der Wissenschaften zu Berlin in der Zeit vom 3. bis 10. 12. 1957 eine Ausstel- lung von Werken der Verlage der Tschechoslo- wakischen Akademie der Wissenschaften, Prag, and der Slowakischen Akademie der Wissen- schaften, Bratislava, durch. Es wurden uber 100 Titel - zum Teil in der Landessprache, zum anderen in deutscher and englischer Sprache - gezeigt. Gleichzeitig lagen fiber 30 Zeitschriften aus. Die Auslieferung der gezeigten Literatur hatte die Universitats-Buchhandlung, Berlin W 8, Unter den Linden, ubernommen. W. TESCHE Werbeleiter Akademie-Verlag Berichtigung Heft 9/10, Seite 221: Die Handschrift des Codex aureus in Alba Julia stammt nicht aus dem Kloster ,Lorch", sondern vielmehr aus dem Kloster ,Lorsch"' in der nord- lichen oberrheinischen Tiefebene. Herausgeber: Vizeprasident Prof. Dr. H. Fruhauf, Generalsekretar Prof. Dr. G. Rienacker, Deutsche Akademie der Wissenschaften zu Berlin, Berlin W 8, Jagerstr. 22/23. Redaktion: Dr. G. Dunken, C. Stempel. Korrektor: H.-J. Muller. Verlag: Akademie-Verlag GmbH, Berlin W 8, Mohrenstr. 39, Fernruf 200386, Postscheckkonto Berlin 350 21. Das Mitteilungsblatt erscheint monatlich and wird kostenlos an die Mitarbeiter der Akademie ab- gegeben. Ein Vertrieb Ober den Buchhandel erfolgt nicht. Lizenz-Nr. 1244. Gesamtherstellung: IV/2/14 - VEB Werkdruck Grafenhainichen - 895. Es wird gebeten, Beitrage, Vorschlage, Wfinsche and Kritiken an die Deutsche Akademie der Wissen- schaften zu Berlin, Berlin W 8, Jagerstral3e 22/23, Pressestelle, Fernruf 200481, App. 387, zu richten. Sanitized Copy Approved for Release 2010/04/27: CIA-RDP80T00246AO41700050001-3 Sanitized Copy Approved for Release 2010/04/27: CIA-RDP80T00246AO41700050001-3 Eine Auswahl-von Werken des Verlages der Tschechoslowakischen Akademie der Wissenschaften, Prag' L. NIEDERLE Rukovet slovanskych starozitnosti Handbuch der slawischen Altertiimer Die tschechische Ausgabe des Werkes, das sein Ver- fasser, ein bekannter Forscher auf :dem Gebiet der slawischen Altertumer, in den Zwanzigerjahren in Paris in franzSsischer Sprache erscheinen lieB. Es enthalt die Forschungsergebnisse slawischei Wissen- schaftler and studiert den Ursprung des slawischen Volkes and die Geschichte seiner Gruppen, der Siid-, West- and Ostslawen. Der zweite Toil beschreibt das Leben der alten Slawen. 1'. POUCHA Institutiones linguae tocharicae, I. and II. Dieses Werk ist der tocharischen Sprache gewidmet.' Es erscheint als fiinfzehnter Band der Monographien des Orientalischen Archivs. In dem ersten Teil ist der Wortschatz des tocharischen Dialektes A,zusammengefaBt, der zweite enthalt eine Chrestomathie tocharischer Texte. Charisteria orientalia praecipue ad Persiam pertinentia Der 'Sammelband zum siebzigsten Geburtstag des Akademikers Jan Rypka enthalt Beitrage von tsche- choslowakischen and auslandischen Orientalisten. Opera didactica omnia Band I-III Die drei vorliegenden Bande, welche die lateinische Sammlung von didaktischen Schriften des J. A. Ko mensk beinhalten, gab jetzt anlaBlich der Feier des Soo-Jahr-Jubilaums die Kommission zurn Studium find zur Herausgabe von J. A. Komenskys Werk im Offset- Neudruck. heraus. 0. JIROVEC UND MITARBEITER Protozoologie Das Werk ist in der tschechoslowakischen wissen- schaftlichen Literatur die erste umfassende Arbeit auf dem Gebiet der Proto)oologie. Das allgemeine and systematische Studium der Protozoan ermoglicht die Losung einer Reihe cytologischer, physiologischer and genetischer Probleme and ist auch fiir das Gesund- heitswesen von grol3er Bedeutung. B. SVOBODA - D. CONCEV Neue Denkmaler der antiken Toreutik Die gemeinsame Veroffentlichung des bulgarischen and des tschechoslowakischen klassischen Archaologen tragt zur Erkenntnis der Geschichte des antiken Rhy- tons bei. Z. ZABA Les maximes de Ptahhotep. Texte, traduction et com- mentaire Die Maximen des Ptahhotep Texte, t bersetzung and Kommentai Dieser Band enthalt die hieroglyphische Abschrift des altagyptischen Textes, der etwa aus dem Jahr 245p vor u. Z. stammt, auBerdem dessen 17bersetzung ins Franzosische and einen Kommentar. J. OBENBERGER Entomologie I Das Werk macht den Laser mit dem gesamten Umfang der modernen Entomologie bekannt. Der erste Band enthalt den allgemeinen Teil.,und behandelt die Mor- phologie, Anatomie and Embryologie der Insekten. RUDOLF PRIBIL Komplexony v chemicke analyse Komplexone in der chemischen Analyse Diese Monographie wurde in ihrer neuen Auflage durch die stiirmische Entwicklung auf dem Gebiet der Korn- plexometrie beeinfluBt. Als Einleitung sind zwei Kapitel des Jiri Korytas aufgenommen worden, wel- che die Theorie der Komplexone eingehend'behandeln. . Bestellungen nimmi die Universitkts-Buchhandlung, Berlin, entgegen Prospekte and sonstige Inforrnationen erhalten Sie durch den A K A D E M I E - V E R L A G G M B H, B E R L I N W8 Sanitized Copy Approved for Release 2010/04/27: CIA-RDP80T00246AO41700050001-3 Sanitized Copy Approved for Release 2010/04/27: CIA-RDP80T00246AO41700050001-3 NEUERSGHEINUNGEN GESCHICHTE Revolutionare Ereignisse und Probleme in Deutschland wahrend der Periode der Grol3en Sozialistischen Oktoberrevolution 1917/1918 Beitrage zum 40. Jahrestag der GroBen Sozialistischen Oktoberrevolution herausgegeben vom Institut fur Geschichte an der Deutschen Akademie der Wissen- schaften zu Berlin unter der Redaktion von Prof. Dr. ALBERT. SCHREINER 1957. XIX, 353 Seiten - gr. 8? - Ganzleinen DM 8,50, W. G. BRJUNIN Der erste Widerhall in der deutschen Arbeiterklasse auf die Grof3e Sozialistische Oktoberrevolution und den Friedensvorschlag der Sowjetregierung Ubersetzung aus dem Russischen . (Schriften des Inst. f. Geschichte an der Dt. Akad. d. Wiss. zu Berlin, Reihe III: Vortrage und Tagungen des Inst. f. Geschichte, Band I) 1957. 44 Seiten - gr. 8? - DM r,8o SPRACHEN UND LITERATUR Weisthumer Gesammelt von Jacob Grimm 2. Auflage. Unveranderter Nachdruck der ersten Auf- lage von 1840-1878 In Arbeitsgemeinschaft mit der Wissenschaftlichen Buchgesellschaft e. V., Darmstadt Band I : VI, 848 Seiten -, 8? Band II: VI, 836 Seiten - 8? Band III: VI, goo Seiten - 8? Band IV: VIII, 8og Seiten - 8? Band V : X, 764 Seiten - 8? Band VI: VI, 782 Seiten - 8? Band VII: VI, 4x8 Seiten - 8? Alle Bdude in Ganzleinen zusammen DM 210,- Prof. Dr. ERHARD LOMMATZSCH Leben und' Lieder der provenzalischen Troubadours I. Minnelieder. Mit einem musikalischen Anhang von Prof. Dr. F. Gennrich 1957. XVI, 165 Seiten - gr. 8? - Ganzleinen DM 2g,- Aus der byzantinistischen Arbeit der Tschechoslowakischen Republik Herausgegeben von Prof. Dr. Johannes Irmscher- und Prof. Dr. Antonin Sala6. (Berliner Byzantinistische.Arbeiten, Nr. 9) 1957- 53 Seiten - gr.8? - DM 9,50 WIRTSCHAFT Prof. Dr. RAM KRISHNA MUKHERJEE The Dynamics of a Rural Society A Study of the Economic Structure in Bchgal Villages 2957. X, 134 Seiten - 4 Abb. - r Ausschlagtaf. - 26 Tab. - gr. 8? - Ganzleinen DM 12,50 KUNSTGESCHICHTE Dr. HANNA KOCH Johann Joachim Winckelmann Sprache und Kunstwerk (Jahresgabe 1956/57 der Winckelmanngeselischaft, Stendal) 1957. Igo Seiten 8 Kunstdrucktaf. - gr. 8? Engl. Broschur DM 15,50 Prof.,Dr. EDGAR LEHMANN Die Bibliotheksraume der deutschen Kloster im Mittelalter (Schriften zur Kunstgeschichte, Band 2) 1957. Vi, 5o Seiten - 20 Taf. - 4? - DM 19,50 Dr. ERNST SCHUBERT Der Naumburger Dreikonigsaltar (Schriften zur Kunstgeschichte, Band 3) 2957. V, 25 Seiten - 15 Abb., dav. 7 auf 4Taf. - 4? - DM 9,8o VOLKSKUNDE Prof. Dr. GOTTFRIED HENSSEN Mecklenburger erzahlen. Marchen und Schwanke (Veroffentl. d. Inst. f. dt. Volkskunde d. Dt. Akad. d. Wiss. z. Berlin) 1957. XX, 232 Seiten - 2 Kunstdrucktaf. - r Aussehlagtaf. - gr. 8 Halbleinen DM 15,- Agrarethnographie Vortrage der Berliner Tagung vom 29. September bis 1. Oktober 1953 (Veroffentl. d. Inst. f. dt. Volkskunde d. Dt. Akad. d. Wiss. z. Berlin) 197. VIII, 248 Seiten - 87 Abb. - 3 Skizz. - 4 Kart. - gr. 8? - DM 32,- PHYSIK A. F. JOFFE Halbleiter- Thermoelemente (i.Jbersetzung aus dem Russischen) In deutscher Sprache herausgegeben von Dr. E. A. Niekisch 1957. VIII, 69 Seiten - x3 Abb. - 9 Tab. - gr. 8? - DM 8,5o J. I. FRENKEL Prinzipien der Theorie der Atomkerne 2. Auflage Ubersetzung aus dem Russischen In deutscher Sprache herausgegeben von Prof. Dr. J. Schintlmeister 1957. XIII, 201 Seiten - 42 Abbildungen, davon 15 auf 7 Kunstdruck. tafeln - gr. 8? - Ganzleinen DM 26,- A. I. LURJE Einige nichtlineare Probleme aus der Theorie ? der. selbsttatigen Regelung (TJbersetzung aus dem Russischen) In deutscher Sprache-herausgegeben von Prof. Dr. H. Kindler und Dr. R. Reissig 1957. XIII, 167 Seiten - 24 Abb. - gr. 8? - Ganzleinen DM x5,- CHEMIE Prof. Dr. KURT SCHWABE Polarographie und chemische Konstitutionen organischer Verbindungen (Scientia Chimica) 1957. X, 428 S. Tab. - 20 S. Register - gr. 8? - Ganzleinen DM 39,- Prof. Dr. FRITZ STATHER Gerbereichemie und Gerbereitechnologie 3., erweiterte und verbesserte Auflage 1957. XXVI, 948 Seiten - 239 Abb. - 9 Tab. - gr. 80 - Ganzleinen DM 88,- Bestellungen, Riickfragen und Prospektwunsche direkt an unsere Anschrift erbeten: A K A D E M I E - V E R L A G- G M B H ? B E R L I N W 8 Mohrenstralie 39, Telefon 200386 Sanitized Copy Approved for Release 2010/04/27: CIA-RDP80T00246AO41700050001-3