MITTEILUNGSBLATT (FOREIGN LANGUAGE DOCUMENT)

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Document Number (FOIA) /ESDN (CREST): 
CIA-RDP80T00246A040500770001-7
Release Decision: 
RIPPUB
Original Classification: 
C
Document Page Count: 
69
Document Creation Date: 
December 22, 2016
Document Release Date: 
July 1, 2010
Sequence Number: 
1
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MISC
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PDF icon CIA-RDP80T00246A040500770001-7.pdf6.79 MB
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Sanitized Copy Approved for Release 2010/07/01 : CIA-RDP80T00246AO40500770001-7 im 1JOE&I oil W411 .FUR DIE MITARBEITER DER DEUTSCHEN AKADEMIE DER IVISSENSCHAFTEN ZU.BERLIN Sanitized Copy Approved for Release 2010/07/01 : CIA-RDP80T00246AO40500770001-7 Sanitized Copy Approved for Release 2010/07/01 : CIA-RDP80T00246AO40500770001-7 Leibniz-Tag 1957 Akademiemitglied Berichterstattung . . . . . . . . . . . . . . . . . . 113 Prof. Dr. H. Stubbe Sinn and Bedeutung der Kulturpflanzenforschung . . . . . . 123 President Prof. Dr. M. Volmer Akademiemitglied Prof. Dr. E. Thilo Prof. Dr. H. Philipps Prof. Dr. G. Fanselau Prof. Dr. W. Uhink Prof. Dr. J. Wempe Akademiemitglied Prof. Dr. G. Rienacker Dr. E. Piekniewski Dr. H. Michaelis Dr. K. Treu E. Schonert Inhaber der Leibniz-Medaille 1957 . 4 . . . . . . . . . . . 132 Beschlul3 des Plenums der Deutschen Akademie der Wissenschaften zu Berlin iffier die Bildung and Tetigkeit der Forschungsgemeinschaft der naturwissenschaftlichen, technischen and medizinischen Institute der Deutschen Akademie der Wissenschaften zu Berlin vom 16. Mai 1957 133 Akademiemitglied Prof. Dr. Hans Friihauf . . . . . . . . . . 136 Akademiemitglied Prof. Dr. Gunther Rienacker . . . . . . . . 138 Zum 70. Geburtstag von Nobelpreistrager Akademiemitglied Prof. Dr. G. Hertz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 139 Berichterstattung der Akademiedelegation im Plenum fiber die Reise in die Volksrepublik China Eindrilcke eines Chemikers von einer Chinareise . . . . . . . . 140 Internationales Geophysikalisches Jahr 1957/1958 Die Aufgaben der Wissenschaftler in der Deutschen Demokratischen Republik im Internationalen Geophysikalischen Jahr . . . . . .. . 142 Probleme des Geomagnetismus im Rahmen des Internationalen Geo- physikalischen Jahres . . . . . . . . . . . . . . . . . 146 Die Aufgabe der Geodasie im Internationalen Geophysikalischen Jahr 149 Uberwachung der Sorinentatigkeit . . . . . . . . . . . . . 153 Briefwechsel zum Beginn des Internationalen Geophysikalischen Jahres 158 Aus der Arbeit der Akademie-Institute Uber die Aufgaben der Kommissionen Forschung and Lehre . 161 Tagungs- and Reiseberichte Deutsche and polnische Altertumswissenschaftler in Krakau . . . . 163 ,Ewiges Rom" . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 165 Zwischen Leningrad and Erewan . . . . . . . . . . . . . . 167 Besuch antiker Kunstdenkmaler . . . . . . . . . . . . . . 170 Miszellen W. Freund Zur Einfuhrung der Aktenordnung in der Deutschen Akademie der Wissenschaften zu Berlin . . . . . . . . . . . . . . . . 171 Nachrufe, Ehrungen and Ernennungen . . . . . . . . . . . 172 Mitteilungen auslandischer Akademien . . . . . . . . . . 174 Aus der Arbeit der Akademie-Bibliothek C. Hoelzer Zur Benutzung der Akademie-Bibliothek: Lesesaal and Leihstelle 175 Verschiedenes . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 177 Herausgeber: Pressestelle (Dr. H. Wittbrodt, Dr. G. Dunken, Chr. Stempel), Deutsche Akademie der Wissen- schaften zu Berlin, Berlin W 8, Jagerstr. 22/23 ? Korrektor: E. Neumann ? Verlag: Akademie-Verlag GmbH., Berlin W 8, MohrenstraBe 39, Fernruf 200386, Postscheckkonto Berlin 35021 ? Das Mitteilungsblatt erscheint monatlich and wird kostenlos an die Mitarbeiter der Akademie abgegeben. Ein Vertrieb Ober den Buchhandel erfolgt nicht ? Lizenz-Nr. 1244 - Gesamtherstellung: IV/2/14 - VEB Werkdruck Grafenhainichen - 695 Es wird gebeten, Beitrage, Vorschlage, Wiinsche and Kritiken an die Deutsche Akademie der Wissenschaften zu Berlin, Berlin W 8, JagerstraBe 22/23, Pressestelle, Fernruf 200481, App. 387, zu richten Sanitized Copy Approved for Release 2010/07/01 : CIA-RDP80T00246AO40500770001-7 Sanitized Copy Approved for Release 2010/07/01 : CIA-RDP80T00246AO40500770001-7 MITTEILUNGSBLATT FOR DIE MITARBEITER DER DEUTSCHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN ZU BERLIN 3. Jahrgang Juni/Juli/August 1957 Heft 6/7/8 Leibniz-Tag 1957 Alljahrlich begeht die Deutsche Akademie der Wissenschaften zu Berlin am ersten Donnerstag im Juli jedes Jahres den Leibniz-Tag in Wiirdi- gung des Philosophen, Mathematikers, Phy- sikers, Technikers, Juristen, politischen Schrift- stellers, Geschichts- and Sprachforschers Gott- fried Wilhelm Leibniz. Dieser Tag ist ein Riickblick auf vergangene ge- leistete Arbeit and ein Tag, an dem Personlich- keiten in Anerkennung ihrer Verdienste um die Forderung wissenschaftlicher Arbeiten mit der Leibniz-Medaille ausgezeichnet werden. Fur die Auszeichnung mit der Leibniz-Medaille werden insbesondere solche Wissenschaftler aus- gewahlt, die keine hauptberufliche Tatigkeit an einer wissenschaftlichen Institution ausiiben, sondern deren wissenschaftliche Erfolge haupt- sachlich auf eigener Initiative beruhen. Am 4. Juli fanden sich im grol3en Festsaal des Hauses der Ministerien in Berlin Vertreter unserer Regierung, der President der Lander- kammer der Deutschen Demokratischen Repu- blik, Herr A. Bach, Herr Staatssekreter Dr. W. Girnus and Vertreter wissenschaftlicher and ki.instlerischer Institutionen and gesellschaf t- licher Organisationen mit Wissenschaftlern aus dem Ausland and ganz Deutschland zusammen. Unter den Gelehrten waren der President der Osterreichischen Akademie der Wissenschaften, Prof. Dr. R. Meister, der President der Slowakischen Akademie der Wissenschaften, Akademiemitglied Prof. Dr. A. Siracky, der Vertreter der Academia Sinica Prof. Dr. Pan Shuh, Prof. Dr. B. Suchudolski von der Polnischen Akademie der Wissenschaften. Der President der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, ordentliches Mitglied der Deut- schen Akademie der Wissenschaften zu Berlin, Prof. Dr. H. Kienle, war zur Feier des Leibniz- Tages in Begleitung der Sekretare seiner Aka- demie Prof. Dr. A. Falkenstein and Prof. Dr. P. Gunther erschienen. Die Bayerische Aka- demie der Wissenschaften war durch ihren Prasi- denten, ordentliches Mitglied der Deutschen Akademie der Wissenschaften zu Berlin, Prof. Dr. F. Baethgen vertreten and die Akademie der Wissenschaften zu Gottingen durch ihren Vize- prasidenten Prof. Dr. J. Klein. Die Sachsische Akademie der Wissenschaften zu Leipzig ent- sandte ihren Prasidenten Akademiemitglied Prof. Dr. Th. Frings, die Deutsche Akademie der Land- wirtschaftswissenschaften zu Berlin ihren Prasi- denten Akademiemitglied Prof. Dr. H. Stubbe, die Deutsche Akademie der Naturforscher ,Leo- poldina` ihren Prasidenten Akademiemitglied Prof. Dr. K. Mothes. Ferner begriil3te Vizeprasident Prof. Dr. W. Fried- rich als Gaste aus dem Ausland Prof. Dr. van Unnik, Holland, Prof. Dr. K. Mras, Osterreich, korrespondie- rendes Mitglied der Deutschen Akademie der Wissenschaften zu Berlin, Prof. Dr. Stanescu, Rumanien, Prof. Dr. H. Riesenfeld, Schweden, Seine Magnifizenz Prof. Dr. Petrowski, Rektor der Lomonossow-Universitat Moskau, Prof. Dr. Hajos, Ungarn, sowie Gelehrte and Mitglieder der Deutschen Akademie der Wissenschaften zu Berlin aus bei- den Teilen Deutschlands. Vizeprasident Prof. Dr. W. Friedrich fiihrte aus, daB es die ehrenvolle Aufgabe der Deutschen Akademie der Wissenschaften zu Berlin als des hochsten wissenschaftlichen Gremiums unserer Republik ist, den Gedanken and Ideen Gottfried Wilhelm Leibniz' zeitgemal3en Ausdruck zu ver- leihen. Mit ihren 6 Klassen, den fiber 60 natur- wissenschaftlichen and gesellschaftswissenschaft- lichen Instituten, Kommissionen, Arbeitsstellen and den ihnen zugeordneten 25 Sektionen ist sie ein Forschungszentrum, dessen Arbeiten von hoher nationaler and internationaler Bedeutung rind and zur Mehrung des Ansehens des ersten Sanitized Copy Approved for Release 2010/07/01 : CIA-RDP80T00246AO40500770001-7 Sanitized Copy Approved for Release 2010/07/01 : CIA-RDP80T00246AO40500770001-7 5 deutschen Arbeiter-und-Bauern-Staates beitra- gen. Auch im wissenschaftlichen Leben gibt es keinen Stillstand. Seit der Berichterstattung am Leibniz-Tag des vergangenen Jahres haben Wissenschaft und Forschung weiter beachtens- werte Ergebnisse erzielt und auf einigen Gebie- ten den Anschluf3 an den Weltstand der Wissen- schaften erreicht. Im einzelnen berichteten die Herren Sekretare der Klassen fiber den Stand der ihnen zugeordneten wissenschaftlichen Ein- richtungen. Prof. Dr. W. Friedrich erwahnte Kolloquien und grof3e Tagungen, die An- liegen einzelner Institute bzw. weite Problem- kreise behandelten. Genannt wurden Arbeits- tagungen wie die fiber Elektrodenkinetik, die Mathematikertagung anlaf3lich der Euler-Jubi- laums-Feier, die Konferenz uber neugriechische Literatur, das Symposion uber Fragen der An- esthesie u. a. m. Alle Veranstaltungen verzeich- neten die Teilnahme auslandischer Gelehrter und Wissenschaftler aus ganz Deutschland. In den ersten fi of Monaten dieses Jahres nahmen 167 Mitglieder und Mitarbeiter unserer Akademie an westdeutschen und auslandischen Tagungen teil. Gleichzeitig erhohte sich die Zahl auslandischer Besucher im gleichen Zeitraum im Vergleich zum vorigen Jahr auf 192. Es ver- starkte sich wesentlich der Kontakt zu wissen- schaftlichen Institutionen anderer Lander, auch zu solchen der Bundesrepublik. Die Mit- arbeit unserer Mitglieder und Mitarbeiter im Vorstand wissenschaftlicher Gesellschaften, die beispielsweise dem ICSU (International Council Scientific Union) foderativ angehoren, intensi- vierte sich ebenfalls. Besondere Erwahnung fan- den die wissenschaftlichen Abkommen mit den Akademien der UdSSR und der volksdemo- kratischen Lander. Die Vereinbarungen ent- sprechen der Gemeinsamkeit der Auffassungen und Zielsetzung der Vertragspartner. Die Partner ubermitteln einander Hauptthemen ihrer For- schungsplane. Gemeinsame Forschungen, die nach Bestatigung der Prasidien der jeweiligen Akademien Bestandteil der Zusammenarbeit sind, werden in Inhalt, Umfang und Bedingun- gen von den jeweils zustandigen Klassen, Insti- tuten, Sektionen oder sonstigen Einrichtungen bestimmt. Verlage und zentrale Bibliotheken treffen fiber Verlagsplane und Publikations- tausch direkte Abmachungen. Die Entsendung von Mitarbeitern der Vertragspartner zu Aus- bildung und Erfahrungsaustausch sind ebenfalls in den Vereinbarungen enthalten. Die beteiligten Akademien laden einander zu Kongressen, Ta- gungen und Konsultationen ein. Die Zahl der wissenschaftlichen Publikationen des Akademieverlages belauft sich bei den natur- wissenschaftlichen Veroffentlichungen auf 204 Titel, bei den gesellschaftswissenschaftlichen auf 146. Der augenblickliche Schriftentausch er- streckt sich auf 645 Institutionen in 55 Lendern. Aus der Vielzahl der Ereignisse wurden noch die grof3e botanische und zoologische deutsch-chine- sische Gemeinschaftsexpedition des Akademie- instituts fur Kulturpflanzenforschung in Gaters- leben im zweiten Halbjahr des vergangenen Jahres angefuhrt sowie die Griindung des Na- tionalen Komitees der Deutschen Demokra- tischen Republik fur das Internationale Geo- physikalische Jahr 1957/58, das am 1. Juli be- gonnen hat. Prof. Dr. W. Friedrich nahm auf3erdem die Ge- legenheit wahr, der Offentlichkeit alle Person- lichkeiten vorzustellen, die zu ordentlichen (im vergangenen Jahr in der letzten Sitzung des Plenums am 13. 12. 1956) bzw. korrespondie- renden oder Ehrenmitgliedern der Deutschen Akademie der Wissenschaften zu Berlin gewahlt wurden: Prof. Dr. Max Steenbeck, Professor mit Lehr- stuhl fur das Fach Physik des Plasmas an der Friedrich-Schiller-Universitat Jena, Direktor des Instituts fur magnetische Werkstoffe, Jena. Prof. Dr. Arthur Simon, Direktor des Instituts fur anorganische und anorganisch-technische Chemie der TH Dresden. Prof. Dr. Gunther Kohler, Professor mit Lehr- stuhl fur Geographie und Direktor des Instituts fur Geographie der TH Dresden. Prof. Dr. Helmut Kraatz, Professor mit Lehr- stuhl Mir Gynakologie und Geburtshilfe, Direk- tor der Universitats-Frauenklinik der Humboldt- Universitat zu Berlin. Prof. Dr. Friedrich Behrens, stellvertretender Direktor des Instituts fur Wirtschaftswissen- schaften, Leiter der Staatlichen Zentralverwal- tung fur Statistik. Der Kreis der korrespondierenden Mitglieder erweiterte sich durch die Zuwahlen folgender in- und auslandischer Gelehrter: Prof. Kuo Mo-jo President der Academia Sinica am 6.9. 1956 Prof. Dr. Alfred Rieche Direktor am Institut fur organische Chemie am 6. 9. 1956 Prof. Dr. Todor Pawloff President der Bulgarischen Akademie der Wissenschaften am 13. 12. 1956 Prof. Dr. Rostislaw Kaischew Sanitized Copy Approved for Release 2010/07/01 : CIA-RDP80T00246AO40500770001-7 Sanitized Copy Approved for Release 2010/07/01 : CIA-RDP80T00246AO40500770001-7 3. Jahrgang, Heft 6/7/8 MITTEILUNGSBLATT Universitat Sofia am 24. 1. 1957 Prof. Dr. Walter B. Henning Universitat London am 4. 4. 1957 Prof. Dr. Josef Ehrenfried Hofmann Universitat Tubingen am 4. 4. 1957. Am 4. April 1957 wahlte das Plenum Prof. Dr. Wilhelm Blaschke, Hamburg, Inhaber des Nationalpreises der Deutschen Demokratischen Republik, zum Ehrenmitglied. Seit dem vergangenen Leibniz-Tag verlor die Akademie durch den Tod folgende Mitglieder: Hr. Robert Rossle am 21. 11. 1956 Hr. Arthur Scheunert am 10. 1. 1957 Hr. Ernst Hohl am 24. 2. 1957 Hr. Heinrich Ficker am 29. 4. 1957 Hr. Karl Friedrich Bonhoeffer am 15. 5. 1957 and erhielt Kenntnis von dem Hinscheiden ihrer korrespondierenden Mitglieder: Hr. Jan Boeke / Utrecht (12. 9. 1956) Hr. Walter Bothe / Heidelberg (8. 2. 1957) Hr. Pier Silverio Leicht / Rom (3. 2. 1956) Hr. Einar Harald Lofstedt / Lund (10. 6. 1955) Frau A. M. Pankratowa / Moskau (25. 5. 1957) Hr. Giancarlo Vallauri / Turin (7. 5. 1957) Hr. Carl Wesenberg-Lund / Kopenhagen (12. 11. 1955) Hr. Karl Vilhelm Zettersteen / Uppsala (1. 6. 1953) Aus den Reihen der Institutsdirektoren ist das Hinscheiden von Prof. Dr. F. Moglich, Direktor des Instituts far Festkorper-Forschung, zu beklagen. Die Deutsche Akademie der Wissenschaften zu Berlin wird ihren Toten ein ehrendes An- gedenken bewahren. Aus den jiingsten Ereignissen des Lebens der Deutschen Akademie der Wissenschaften zu Berlin gab Prof. Dr. W. Friedrich die Wahl and Bestatigung von Akademiemitglied Prof. Dr. H. Fruhauf zum Vizeprasidenten der Deutschen Akademie der Wissenschaften zu Berlin, die Wahl and Bestatigung von Akademiemitglied Prof. Dr. G. Rieni cker zum Generalsekretar der Deutschen Akademie . der Wissenschaften zu Berlin, die Griind.ung der Klasse fur Bergbau, Htittenwesen and Montangeologie bekannt, durch deren Arbeit die Montanwissenschaften in der Deutschen Demokratischen Republik eine wesentlich starkere Forderung erfahren werden, and die Bildung der Forschungsgemeinschaft der naturwissenschaftlichen, technischen and medi- zinischen Institute der Deutschen Akademie der Wissenschaften zu Berlin. (Wir diirfen an dieser Stelle auf die Bekannt- machungen zur Forschungsgemeinschaft der naturwissenschaftlichen, technischen and medi- zinischen Institute der Deutschen Akademie der Wissenschaften zu Berlin verweisen, die im An- schluf3 an die Berichterstattung fiber den Leibniz- Tag in diesem Heft verdffentlicht werden.) Die Herren Sekretare, die die Tatigkeit der ein- zelnen Klassen der Akademie leiten, berichteten fiber den Stand and die Fortschritte der ihrer Klasse zugeordneten Institute and Arbeitsstellen. Masse fur Mathematik, Physik and Technik Auch im Berichtsjahr waren die Beratungen in der Klasse fur Mathematik, Physik and Technik and die Arbeiten der ihr angeschlossenen Insti- tute wesentlich bestimmt durch das Bestreben, sowohl den wissenschaftlichen Problemen auf moglichst breiter Front wie auch der technischen Anwendung wissenschaftlicher Ergebnisse ge- recht zu werden. Bei diesem Bemuhen haben die Empfehlungen des Ministerrates vom 18. Mai 1955 keineswegs an Aktualitat eingebiuBt. Eingehende Aussprachen behandelten das als dringend empfundene Problem, wie eine immer starker werdende -Einfluf3nahme der Deutschen Akademie der Wissenschaften auf dem Gebiet der Technik erreicht werden kann. Zweifellos geschieht dies bereits durch die Auswirkung der Arbeiten einiger Sektionen, so besonders der Sektion fur Maschinenbau and der Sektion fur Bergbau. Auch in der Arbeit der Sektion fur angewandte Mathematik and Mechanik sind Ansatze fur engeren Kontakt mit technischen Problemen vorhanden. Die Sektion fur Physik hat erstmals den Versuch gemacht, durch Aus- sprache mit den fi hrenden Persorilichkeiten eines Arbeitskreises die Mitarbeit der Sektion an aktuellen Problemen der Rohrentechnik and Schwingungserzeugung zu verstarken. Im gan- zen hat sich jedoch in der Klasse die Meinung gebildet, daB die heutige Struktur der Deutschen Akademie der Wissenschaften weder der Be- deutung der Technik fur die wissenschaftliche and kulturelle Weiterentwicklung der Deutschen Demokratischen Republik geniigend Rechnung tragt, noch die Entwicklung gerade der wissen- schaftlich and praktisch besonders ertragreichen Berizhrungsgebiete zwischen den verschiedenen Disziplinen, deren Vertreter heute in den natur- wissenschaftlichen and technischen Klassen der Akademie sitzen, gebiihrend ermoglicht. Im Zusammenhang damit hat sich die Klasse fur Mathematik, Physik and Technik an der Erar- Sanitized Copy Approved for Release 2010/07/01 : CIA-RDP80T00246AO40500770001-7 Sanitized Copy Approved for Release 2010/07/01 : CIA-RDP80T00246A040500770001-7 MITTEILUNGSBLATT 3. Jahrgang, Heft 6/7/8 beitung der Grundlagen der Forschungsgemein- schaft der naturwissenschaftlichen, medizinischen and technischen Institute der Deutschen Aka- demie der Wissenschaften intensiv beteiligt and these Grundung warmstens begruf3t. Sie halt eine strukturelle Anderung der Akademie im Sinne einer Zusammenfiihrung der wissenschaft- lichen Tatigkeit der naturwissenschaftlichen Klassen der Akademie, einschlief3lich der medi- zinischen Klasse, fair auf3erordentlich wi nschens- wert als einen der wesentlichen Schritte, um der Einheit der Wissenschaft wieder naherzukom- men. Aus den Beratungen der Klasse entsprang 'die Anregung, fir das Gebiet der Technik in der Akademie die Stelle eines 4. Vizeprasidenten zu schaffen. Fir den wichtigen Bereich der Metallphysik wurde bei der Sektion fir Physik eine Unter- kommission gebildet, der die namhaftesten Wissenschaftler dieses Gebietes aus der Deut- schen Demokratischen Republik angehoren. Mit Hrn. Kohler alsVorsitzendem - wahrend seiner Krankheit vertreten durch Herrn Potthoff - wurde am 13. Juni 1957 die Sektion fur Verkehrs- wesen konstituiert, die ihrer komplexen Auf- gaben halber Mitglieder aus den verschiedensten Disziplinen der Wissenschaft hat and nicht nur die Kompetenz der Klasse fair Mathematik, Phy- sik and Technik beri hren wird. Sie wurde des- halb auf Antrag der Klasse einer Kommission des Presidiums unterstellt. Zu Beginn des Jahres erfolgte die endgiiltige Grundung einer Arbeitsstelle fir Regelungs- and Steuerungstechnik in Dresden. Diese Arbeits- stelle soil im Laufe der Zeit wegen der hervor- ragenden Bedeutung dieses Fachgebietes zu einem Institut der Akademie entwickelt wer- den. Am 1. Januar 1957 i bernahm die Akademie das Geomagnetische Institut in Potsdam and das ihm angegliederte Adolf-Schmidt-Observatorium fiir Erdmagnetismus in Niemegk in die Reihe ihrer Institute. Im Rahmen der Kommission fur kernphysika- lische Forschung wurden mit guter Beteiligung regelmaf3ig die unter Leitung von Hrn. Hertz ste- henden kernphysikalischen Colloquien in Leipzig durchgefi hrt. Die Kommission fir kernphysika- lische Forschung veranstaltete am 3. Mai 1957 unter Heranziehung zahlreicher Fachgelehrter aus der Deutschen Demokratischen Republik eine Aussprache fiber Fragen des Strahlenschutzes. Das Ergebnis dieser Aussprache wurde dem Pre- sidium der Akademie vorgelegt and an die Re- gierung der Deutschen Demokratischen Republik weitergeleitet. Die Infrarotkommission der Klasse hat ihre Ar- beiten fur die Einfiihrung der Infrarotspektro- skopie in die Wissenschaft and in die industrielle Produktion fortgesetzt. Aus der Arbeit der der Klasse zugehorigen In- stitute ist ganz allgemein hervorzuheben, daf3 die Mitarbeit an wichtigen Problemen des Landes and seiner industriellen Produktion bei fast alien wissenschaftlichen Institutionen der Klasse einen nicht unbetrachtlichen Umfang angenommen hat. Aber auch die Arbeiten der rein wissen- schaftlichen Institute, beispielsweise der astro- nomischen, haben sehr oft eine viel starkere Aus- wirkung auf die Verbesserung der technischen Entwicklung, als dies auf den ersten Blick er- kennbar ist. Die Zahl der wissenschaftlichen Originalarbeiten ist allgemein in kraftigem An- steigen, ein Zeichen dafiir, daB es in den ver- gangenen Jahren gelungen ist, auf einer breiten Basis arbeitsfahige Institute zu entwickeln. Im folgenden konnen nur einige wenige Beispiele aus der Arbeit der Institute angeftihrt werden. Wegen der einzelnen Ergebnisse muf3 auf die Jahresberichte im Jahrbuch der Akademie ver- wiesen werden. Auf dem Sektor Astronomie sind durch die tatige Mitarbeit des Direktoriums des 2 m-Spiegeltele- skop-Instituts wesentliche Fortschritte fiir die Planung and Entwicklung des Instituts and des 2 m-Spiegelteleskops zu verzeichnen. Die sonnen- physikalischen Arbeiten sind durch das Geschenk eines hervorragenden optischen Gitters der Aka- demie der Wissenschaften der UdSSR auf3er- ordentlich gefordert worden. Auf dem Gebiet der Festkorperforschung sind wiederum wissenschaftlich wertvolle Arbeiten entstanden, die zum groBen Teil beachtenswerte praktische Ergebnisse brachten. Unsere Institute leisteten u. a. wesentliche Bei- trege zur Verbesserung der in unserer Industrie hergestellten, fir die Elektrotechnik and Hoch- frequenztechnik so wichtigen Halbleiter-Bau- elemente. Bei der Erforschung der Ausbreitung elektro- magnetischer Wellen in der hohen Atmosphere konnten die Auswirkungen der Sonnenerup- tionen auf die E-Schicht der Ionosphere geklart and eine Deutung des Sonnenfinsternis-Effektes im Erdmagnetfeld gegeben werden. In der Radioastronomie brachte die Entwicklung hochempfindlicher Empfanger gute Erfolge, so daB im cm-, dm- and m-Wellengebiet laufende Beobachtungen der Sonne erfolgen and auch be- Sanitized Copy Approved for Release 2010/07/01 : CIA-RDP80T00246A040500770001-7 Sanitized Copy Approved for Release 2010/07/01 : CIA-RDP80T00246A040500770001-7 reits Messungen an einer galaktischen Radio- quelle begonnen werden konnten. Theoretische Arbeiten beschaftigten sich mit der Ausbreitung von m-Wellen in der Sonnenkorona and brachten Aufschliisse fiber die turbulente Struktur der in- neren Korona. Von den kernphysikalischen Arbeiten ist beson- ders hervorzuheben die Fertigstellung eines ma- gnetischen Isotopentrenners, der etwa 1 Milli-Mol pro Stunde Isotope liefern kann. Im Rahmen der Zusammenarbeit mit dem Gemeinschaftsinstittit fur Kernphysik in Dubna, UdSSR, wurde eine grof3e and moderne Anlage fur die photographi- sche Entwicklung von Kernemulsionen entworfen and gebaut. Die Vorbereitungen fur das kommende Geophysi- kalische Jahr sind an vielen Stellen in vollem Gange. Auf dem Gebiet der Geophysik ist fur den internationalen Schwerebezugspunkt Pots- dam die Neubestimmung der absoluten Schwere in Vorbereitung; fundamentale Langenbestim- mungen and Laufzeitmessungen von Zeitsignalen schlie8en sich an. Bodendynamische and klein- seismische Untersuchungen an Talsperren, Kali- bergbauten, in der Mansfelder Senkungsgrube and bei Sprengungen fiihrten zu einer beacht- lichen Hilfe bei diesen Unternehmen. Die Ar- beiten fiber die hydrographischen Verhaltnisse an der OstseekUste and an unseren Binnenseen ermoglichten u. a. eine wertvolle Beratung fur den Ktistenschutz. Die Klasse fur Mathematik, Physik and Technik wird auch in Zukunft darum bemuht sein, die Arbeit an den wissenschaftlichen Problemen der Institute der Akademie and die Auswertung der Ergebnisse der Forschung fur die Praxis zu untersttitzen. Akademiemitglied Prof. Dr. R. RoMPE, Sekretar Klasse fur Chemie, Geologie and Biologie Im Institut Mr Anorganische Chemie setzte Hr. Thilo seine bedeutsamen Arbeiten uber anorga- nisch hochmolekulare Stoffe fort. Seine Unter- suchungen uber die hochmolekularen Phosphate fiihrten zur Aufstellung eines einheitlichen and vollstandigen Systems dieser Verbindungen and zum Verstandnis ihrer technisch hoch wichtigen Eigenschaften. Auf dem Gebiet der Silikate wurden neue Er- kenntnisse uber die Vorgange bei der Erhartung der Zementbestandteile gewonnen. Ferner brachte er seine Arbeiten fiber, die Zerrieselung von Dicalciumsilikat zum AbschluB mit Ergeb- nissen, die zur Erteilung von Patenten fiihrten. Patentiert wurde auch ein von ihm entwickeltes Verfahren zur Gewinnung von Tonerde neben Portlandzement. Hr. Rieche im Institut fur Organische Chemie (Arbeitsgebiet Vor- and Zwischenprodukte) be- faf3t sich mit baktericiden and fungiciden Mitteln, z. B. gegen Tuberkulosebakterien, ferner mit der biologischen Eiweif3synthese and der Verwertung der Zellstoffablaugen zur Kunststoffherstellung. Auch wurde ein quecksilberfreies Diureticum entwickelt, dessen Herstellung die Farbenfabrik Wolfen ubernahm. Im gleichen Institut behandelte nach Fertig- stellung seiner Raume Hr. Bertsch in der Ab- teilung ,Grenzfl5chenaktive Stoffe and Fett- stoffe" die Erzeugung bestandiger grenzflachen- aktiver Stoffe von medizinischer Bedeutung. Herr Dr. Wende fand im Laboratorium Mr Kunst- stoffe eine neue Gruppe von Epoxydharzen auf Triazinbasis, die einen Fortschritt hinsichtlich Warmebestandigkeit, Verarbeitungsfahigkeit and Entzi ndbarkeit darstellen. Die schon fruher im Laboratorium entwickelten Typen der Kleb- and Gief3harze kamen im VEB Leuna-Werke ?Walter Ulbricht" in den Produktionsgang. Im Bereich der anorganischen Katalyse des In- stituts fur Katalyseforschung befaf3te sich Hr. Rienacker mit der Beziehung zwischen kataly- tischer Wirksamkeit and Gitterstruktur, elektro- nischem Aufbau and anderen Materialkonstan- ten. Von groBer praktischer Bedeutung ist die Hydrierung von Kohlenoxyd in kohlenoxyd- reichem Kokereigas zu Methan mittels eines Kontaktes, der weniger Nickel als die bisher be- kannten Kontakte aufweist. Im Arbeitsgebiet der organischen Katalyse im gleichen Institut wurde von Hrn. Langenbeck die wichtige Hydrierung des Formaldehyds zu Glycerin zum AbschluB gebracht. Ferner wurde der Mechanismus der Paraffinoxydation ge- klart. Im Institut fur Faserstoff-Forschung von Hrn. Correns fi hrten die Arbeiten Ober. den Reaktions- mechanismus des alkalischen Holzaufschlusses zu einem verbesserten zweistufigen Verfahren, das zum Patent angemeldet wurde. Die Unter- suchungen uber Fadenbildung and Deformation von Cell uloseregeneratfaden aus Viskose ergaben neuartige Ergebnisse uber den EinfluB der im Spinnbad zugesetzten Salze zweiwertiger Katio- nen auf den Koagulationsverlauf. Neben Ar- beiten uber den KatalysatoreinfluB bei Polyester- kondensationen, die groBe praktische Bedeutung haben, wurden an Polyamiden and Polyestern Spinnversuche mit neuartigen Spinnkopfen and Sanitized Copy Approved for Release 2010/07/01 : CIA-RDP80T00246A040500770001-7 Sanitized Copy Approved for Release 2010/07/01 : CIA-RDP80T00246AO40500770001-7 bei extrem hohen Spinngeschwindigkeiten durch- gefUhrt. Strukturuntersuchungen erbrachten, unter anderem, fiber die Celluloseanordnung in Holzfasern rontgenographisch neue Erkennt- nisse. Es gelang, durch Modifikation der End- gruppen am Polyacrylnitril Fasern mit erhohtem Farbstoffaufnahmevermogen herzustellen. In der neu ausgestatteten Arbeitsstelle far Kristallstrukturanalyse von Frau Prof. Dr. Boll- Dornberger ist eine Reihe von Rontgen-Struktur- untersuchungen durchgefUhrt worden. Far den VEB ,Fettchemie" and fur das Institut far Wasserwirtschaft wurden rontgenanalytische Untersuchungen unternommen. In der Instituts- werkstatt wurden spezielle Rontgenkammern and 20 Weif3enberg-Goniometer angefertigt. Herr Prof. Dr. Serowy fiihrte in der Arbeitsstelle far Mineralsalzforschung Untersuchungen fiber Keimbildung and Kristallwachstum bei Kalium- und Magnesiumsalzen durch, die die Aufstellung von technisch wichtigen Kristallisationsdiagram- men ermoglichen. Hr. Franck befal3te sich im Institut fir Silikat- forschung erfolgreich mit Verbesserung der Schmelzvorgange. Im Gange sind Versuche zur Herstellung von Di nnstglas fur die Mikroskopie and die Ausarbeitung spektralanalytischer Ver- fahren far Silikate. Im Geotektonischen Institut fahrte Hr. von Bubnoff Strukturkartierungen durch. Wich- tig far den Verlauf von Eisenerzlagern sind die Gelandearbeiten des Instituts am Harz bei El- bingerode. In der Arbeitsstelle fir Palaobotanik and Kohlen- kunde diente die Tatigkeit des Herrn Dr. Remy der Steuerung der Kohlenauswahl far die Koks- erzeugung and der Vorratsschatzung des Kohle- vorkommens. Weitergefihrt wurde u. a. die petrographische and mikrofloristische Unter- suchung der Lausitzer Braunkohle. Die wichtigste Leistung des Instituts far Kultur- pflanzenforschung bestand in der von Hrn. Stubbe geleiteten grof3en Expedition von Mai bis September nach Nord- and Nordost-China als erste deutsch-chinesische biologische Sammel- reise mit einem reichen Sammelergebnis an Kulturpflanzen, Wildpflanzen and Wildtieren, die zi chterischen Zwecken dienen sollen - ein Ruhmesblatt der Akademie. Die Mutationsforschung zur Erzielung hoch- wertiger Kulturpflanzen wurde fortgesetzt. Fer- ner wurde u. a. die Auswahl von Auslesebaumen zu Zuchtzwecken im Harzvorland, im Harz and in den Elbe- and Saale-Auen ortlich erweitert. Im Institut zur Steigerung der Pflanzenertrage bearbeitete Herr Prof. Dr. Atanasiu Stickstoff- ernahrung and Dangerfragen. Hr. Knoll fi hrte Arbeiten zur Standardisierung der biologischen Antibioticabestimmung, zur Ge- winnung neuer Antibiotica, zur Gewinnung krebswirksamer Mikrobenpraparate and ahn- liches durch. Die im Institut far Mikrobiologie and experimentelle Therapie fur die Deutsche Demokratische Republik laufende Produktion des Calmette-Guerin-Impfstoffs gegen Tuber- kulose wurde verbessert. Biochemischen and therapeutischen Fragen gal- ten Untersuchungen an Nukleinsauren and an den far Blutersatz wichtigen Dextranen. Die Arbeitststelle far experimentelle and ange- wandte Psychologie unter Hrn. Gottschaldt be- faf3te sich mit der psychologischen Grundlage der Unfalle im Bergbau and in der Industrie and untersuchte die psychologischen Voraussetzungen zur sogenannten Fahrungswirkung von Ober- meistern, Meistern and Brigadieren. Akademiemitglied Prof. Dr. K. NOACK, Sekretar Masse f fir Medizin In der Klasse far Medizin besteht das Institut far Medizin and Biologie als graBte Einrichtung, da- neben das Institut far Vergleichende Pathologie, zwei Arbeitsstellen far Kreislaufforschung and die Deutsche Arzneibuchkommission. Seit dem 1. Juli d. J. sind das Institut far Ernahrungs- forschung and die Anstalt fur Vitaminforschung and Vitaminprafung als Institut far Ernahrung der Akademie angeschlossen. Ferner bestehen 8 Sektionen. Das Institut far Medizin and Biologie umfaBt jetzt insgesamt 709 Mitarbeiter, darunter 100 Wissenschaftler. In insgesamt 166 Publikationen kommt das wissenschaftliche Leben des Instituts zum Ausdruck, das von den einzelnen Arbeits- bereichen mit ihrer speziellen Methodik aus- gehend in die zentrale Aufgabenstellung: Er- forschung des Krebses and des Eiweif3es ein- mi ndet. Im ' Arbeitsbereich Physik/Biophysik wird die Wechselwirkung von Strahlung mit der Materie untersucht. Insbesondere werden die Versuche zur Bestimmung von Strahlenspektren bzw. Wir- kungsmechanismen an biologischen Objekten mit ultravioletten Strahlen, langsamen Elektronen, Ultraschall and langen elektrischen Wellen fort- gesetzt, desgl. die Untersuchungen uber Rontgen- dosimetrie. Im Arbeitsbereich Biochemie wurden die Unter- suchungen fiber den Kohlehydratstoffwechsel der einzelnen Zellfraktionen von Tumorgewebe im Sanitized Copy Approved for Release 2010/07/01 : CIA-RDP80T00246AO40500770001-7 Sanitized Copy Approved for Release 2010/07/01 : CIA-RDP80T00246A040500770001-7 Vergleich zu normalem Lebergewebe fortgesetzt, desgl. die Untersuchungen uber den leukamie- erzeugenden Faktor in zellfreien Tumorfiltraten. In der Zuchtung von Pflanzentumoren der Datura wurden Fortschritte erzielt; die fermentchemi- schen Versuche wurden fortgefiihrt. Der Bereich Biologie befaBt sich weiter vor allem mit Arbeiten Uber zellfreie Tumorubertragung and setzt seine Versuche zur naheren Charak- terisierung des filtrierbaren Agens fort. Die Cyto- logie and Histogenese der durch Filtrate er- zeugten Leukamie wurde weitgehend geklart. Bemerkenswert ist, daB es mit gewissen Tumor- filtraten gelang, auger Leukemien noch andere Tumoren zu erzeugen. Im Arbeitsbereich Pharmakologie wurden zahl- reiche Benzimidazolderivate teilweise erstmalig hergestellt and auf tumorhemmende wie andere Wirkungen gepruft. Ein neues Elektronenmikro- skop wie die Konstruktion eines Ultramikrotoms erlaubten aufschluBreiche Studien fiber die Fein- struktur von Bakterien, Blutzellen and Geweben, insbesondere der Milz. Die Kombination neuer physikalischer MeBmethoden mit biochemischen Studien ermoglichte die Gewinnung grundlegen- der Erkenntnisse fiber die prosthetische Gruppe des Hemoglobins and verwandter Proteine. In der Abteilung fur Mikrobiologie wurde ein spezifischer Energiespeicherstoff mit anoxygenem Energiepotential aufgefunden, mit dem durch Anoxybiose cytostatisch gewordene Hefezellen ohne Mitwirkung von Sauerstoff wieder zur Pro- liferation gebracht werden konnen. Im Bereich Angewandte Isotopenforschung, der 1956 gebildet wurde, wurden die Laboratorien fur fi of Arbeitsgruppen eingerichtet and fur Ar- beiten mit radioaktiven Isotopen ausgeriistet, zum Teil bis zu einem Aktivitatsniveau von einigen hundert Millicurie. Hergestellt wurden u. a. Spezialmefgerate fur radiochemische Labo- ratorien. Mit der experimentellen Pri fung der Verteilung von Radio-Isotopen in den einzelnen Organen je nach Applikationswert wurde be- gonnen; gemeinsam mit dem Arbeitsbereich Kli- nische Medizin wurden zahlreiche diagnostische Versuche mit P32 am Menschen durchgefiihrt. Die Herstellung radioaktiv markierter Verbin- dungen ist angelaufen. Im Auftrage des Amtes fur Kernforschung and Kerntechnik fungiert der Arbeitsbereich als Isotopenverteilungsstelle fur das Gebiet der Deutschen Demokratischen Re- publik. Ftir den Arbeitsbereich Klinische Medizin stand weiterhin die klinische and experimentelle Be- arbeitung der haufigsten Organkrebse im Vorder- grund. Hierbei hat sich eindeutig gezeigt, daB beim Magen- and Bronchialkrebs die Diagnose sehr oft noch zu spat gestellt wird; der arztlichen Fortbildung auf diesem Gebiet ist daher beson- dere Beachtung zu schenken. In der operativen Behandlung der Bronchialcarcinome wurde die Indikationsstellung zur Teilresektion bzw. totalen Pneumektomie scharf abgegrenzt. Die preopera- tive Rontgenbestrahlung zur Verbesserung der Dauerheilung wurde technisch vervollkommnet. tYber aktuelle Fragen der AnesViesie wurde ein Symposion unter internationaler Beteiligung ab- gehalten. Die Arbeiten des Instituts fir Verglei- chende Pathologie, das bis jetzt noch unzulang- lich in Raumen des Pathologischen Instituts der Veterinarmedizinischen Fakultat der Humboldt- Universitat untergebracht ist, gelten in erster Linie der vergleichenden Pathologie der Ge- schwulste and der Tuberkulose. Mit dem ersten Bauabschnitt eines eigenen Institutsgebaudes wurde bereits begonnen. Die beiden Arbeitsstellen fur Kreislaufforschung, die eine provisorische Unterkunft im Institut fur Medizin and Biologie in Berlin-Buch bzw. im Stedtischen Krankenhaus im Friedrichshain ge- funden haben, konnten ihre Tatigkeit aufnehmen. Die eine befal3t sich mit der Ausarbeitung von Operationsmethoden zur besseren Durchblutung des Herzmuskels bei anatomischer and funktio- neller Coronarinsuffizienz, die andere arbeitet uber die Chemie des Herzwachstums and der Herzhypertrophie sowie u. a. fiber die Zusammen- hange zwischen Ernahrung, Korpertatigkeit and Atherosklerose. Die Deutsche Arzneibuchkommission hat die Ar- beiten am 2. Nachtrag zum Deutschen Arznei- buch 6 soweit gefordert, daB sie bis Ende d. J. abgeschlossen werden konnen. Sie wird sich dann anschlieBend der Gestaltung des Deutschen Arzneibuches 7 widmen, an dem bereits fort- laufend gearbeitet wird. Am 1. Juli 1957 wurde das Institut fur Ernah- rungsforschung and die Anstalt fir Vitamin- forschung and Vitaminprufung der Akademie angeschlossen and so eine Vereinigung dieser beiden Institute,, die bisher zwei Ministerien unterstanden, durchgefilhrt. Damit geht ein seit langem gehegter Wunsch von Hrn. Scheunert, der im Januar d. J. verstarb, endlich in Erfi llung. In den 8 Sektionen der Masse fur Medizin fanden zum Teil gemeinsame Sitzungen u. a. auch mit dem Wissenschaftlichen Rat des Ministeriums fur Gesundheitswesen statt. In zusammenhangenden Vbersichten fiber bestimmte Fragenkomplexe wurden Empfehlungen erarbeitet, die den zustan- . Sanitized Copy Approved for Release 2010/07/01 : CIA-RDP80T00246A040500770001-7 Sanitized Copy Approved for Release 2010/07/01 : CIA-RDP80T00246AO40500770001-7 MITTEILUNGSBLATT 3. Jahrgang, Heft 6/7/8 digen Ministerien zugeleitet worden sind. Es handelt sich hierbei unter anderem um die Ver- wendung der Chemotherapeutica, die Penicillin- behandlung des Scharlachs, um Fragen der vegetativen Dystonie sowie der Hepatitis epi- demica. In der Sektion fur Innere Medizin war auf3er- dem die Anwendung der Dispensaire-Methode bei Ulcus-Erkrankungen Gegenstand ausfiihr- licher Erorterungen; die Aussprache Ober die gleiche Methode bei Coronar-Krankheiten wurde begonnen. Die Sektion fur Geschwulstkrankheiten behan- delte in Fortfuhrung der systematischen Erorte- rung der einzelnen Organ-Krebse zusammen mit den Sektionen fur Innere Medizin and fur Chi- rurgie die Bronchial- and die weiblichen Genital- Carcinome. Die Sektion fiir Geburtshilfe and Sauglingsfi r- sorge brachte die Erorterung fiber die Ursachen and Bekampfung der perinatalen Sauglingssterb- lichkeit mit den Themen Embryopathie, Erythro- blastose and Morbus haemolyticus neonatorum zum AbschluB. Sie wandte sich der Aussprache Ober den bedeutungsvollen Problemkreis der Be- kampfung der Miittersterblichkeit zu. Die Sektion fur Ernahrung, die durch den Tod von Hrn. Scheunert den Verlust ihres verdienst- vollen Vorsitzenden zu beklagen hatte, befal3te sich gemeinsam mit den Sektionen fur Geburts- hilfe and SauglinsfUrsorge sowie fur Hygiene u.a. auch mit der Frage einwandfreier Sauglings- milch. Ferner fand vom 28-30. Oktober 1956 ein Sym- posion fiber neuzeitliche Ernahrungsfragen unter Beteiligung der Deutschen Gesellschaft fir Er- nahrung e. V. Mainz statt. Die Sektion fur Hygiene veranstaltete im Oktober 1956 gemeinsam mit der Medizinisch-wissen- schaftlichen Gesellschaft fur die gesamte Hygiene in Dresden eine Jahrestagung, die sich mit Fra- gen der Lebensmittelhygiene sowie der Sozial-, Arbeits- and Abwasserhygiene befaBte. Die Sektion fur Dermatologie beendete die Er- orterung eines Entwurfs fur eine Verordnung zur Bekampfung der Geschlechtskrankheiten, deren endgilltige Fassung zur Zeit Gegenstand gemein- samer Beratungen mit dem Ministerium fur Ge- sundheitswesen ist. Sie hat ferner Empfehlungen ausgearbeitet, die der Bekampfung der sozial- medizinisch sehr bedeutsamen Berufsdermatosen dienen. Gemeinsam mit der Akademie fur Sozialhygiene, Arbeitshygiene and arztliche Fortbildung veran- staltete die Kiasse fur Medizin im Mai einen JahreskongreB fur arztliche Fortbildung der Arzte and Facharzte aller Fachgebiete in Leipzig. Diese durchaus nicht vollstandige Aufzahlung laf3t erkennen, dab sich die Sektionen der Kiasse bemuhen, ein wirksames Bindeglied zur Praxis zu sein. Es besteht aber - wie im Vorjahre - Veranlassung, wieder darauf hinzuweisen, daB es Sache der staatlichen Stellen ist, die Empfehlun- gen der Sektionen in geeigneter Form Wirklich- keit werden zu lassen. Die Empfehlungen des Mi- nisterrates aus dem Jahre 1955 konnten aus Mangel an Investitionsmitteln nur unvollstandig verwirklicht werden. Akademiemitglied Prof. Dr. K. LOHMANN, Sekretar Kiasse fur Sprachen, Literatur and Kunst Der Sekretar der Kiasse fur Sprachen, Literatur and Kunst hat zu berichten fiber die Fortschritte in den Instituten, die ihr unterstellt sind. Das Deutsche Worterbuch der Briider Grimm schritt im Jahre 1956 schneller fort als in den Vorjahren seit der Neugriindung der Akademie. In diesem Jahre erschienen neun Lieferungen. Spatestens 1960 wird das Werk nach mehr als hundertjah- riger Arbeit fertig sein. Eine Neubearbeitung der ersten fi of Buchstaben, also der veralteten Bei- trage von Jakob and Wilhelm Grimm, ist vor- gesehen, eine ki rzende and zusammenfassende zweite Auflage des ganzen Werkes geplant. Bei einer internationalen Arbeitstagung des Instituts wurde beraten Ober Probedrucke zu einem Wor- terbuch and zu einer Grammatik der deutschen Sprache der Gegenwart, Ober die Ausgabe von Werken Goethes and fiber Worterbiicher zu her- vorragenden, fur die Geschichte der deutschen Sprache bedeutenden Werken wie ,Werthers Lei- den' and Gotz von Berlichingen'. Die 1955 ge- gri ndete Arbeitsstelle fiir Literaturgeschichte knipfte mit Literaturhistorikern Ungarns and der Tschechoslowakei Beziehungen, die fir eine ge- plante Geschichte der deutschen Literatur von 1450 bis 1700 von Bedeutung sind. Eine Gramma- tik der deutschen Sprache der Gegenwart, be- stimmt fur die Hand der Studierenden and der Lehrer, liegt im Manuskript vor, bearbeitet von Professor Erben. Das Institut fur griechisch-romische Altertums- kunde, gegrindet im Oktober 1955, hat alte Ar- beitsgruppen zu neuen Aufgaben zusammen- gefal3t. Die hellenistisch-romische Philosophie, das Werk der griechischen Mi nzen and die archa- ologische Forschung wurden besonders ge- fordert. Das Institut fur Orientforschung bearbeitete ins- Sanitized Copy Approved for Release 2010/07/01 : CIA-RDP80T00246AO40500770001-7 Sanitized Copy Approved for Release 2010/07/01 : CIA-RDP80T00246A040500770001-7 besondere die hethitischen Keilschriften aus den Grabungen von Boghazkoj. In der Abteilung Ara- bistik and Turkologie konnte der Katalog der arabisch-alchemistischen Handschriften mit dem dritten Band abgeschlossen werden. In der Ab- teilung Agyptologie wurde die Erforschung der Medizin der alten Agypter unter der Leitung von Hrn. Grapow fortgesetzt. Es erschien ein dritter Band. Das Institut fur Slavistik hat in seiner sprach- lichen Abteilung das Russisch-deutsche Worter- buch soweit gefordert, dab erste Korrekturen abgeschlossen sind and die zweiten vor dem Ab- schluB stehen. Das Pomoranische Worterbuch be- findet sich im Satz. Ein Worterbuch des Sorbi- schen, ein Mecklenburgisches Namenbuch and eine Ortsnamensammlung des Harz-Elbe-Gebietes werden bearbeitet. Die literarhistorische Abtei- lung widmet sick. besonders dem Schaffen Alexan- der Herzens and Ivan Turgenevs. In der histo- rischen Abteilung schlof Hr. Winter sein Werk ,Der bohmische Vormarz in ' den Briefen Bol- zanos an Phhonsky' ab. Es erschien ein Sammel- band Deutsch-slawische Wechselseitigkeit in sieben Jahrhunderten'. Im Mittelpunkt der Arbeiten des Instituts fur ro- manische Sprachwissenschaft stehen Untersu- chungen uber die Entwicklung der franzosischen Urkundensprache. Die Verarbeitung der gasco- gnischen Urkunden bildet die Grundlage fur ein Worterbuch der altgascognischen Sprache, dessen erster Band 1958 im Manuskript abgeschlossen werden soil. Die Mitarbeit am Franzosischen Etymologischen Worterbuch Walther von Wart- burgs wurde fortgesetzt. Die sprachwissenschaftliche Kommission arbeitet an vier Einzelunternehmungen: einem Be- deutungsworterbuch der indogermanischen Spra- chen, einem Bedeutungsworterbuch der finnisch- ugrischen Sprachen, einem Ostjakischen Worter- buch and einem Historischen Worterbuch der sprachwissenschaftlichen Terminologie. Die Arbeitsstelle fur Kunstgeschichte hat mit der Neubearbeitung des Dehioschen Handbuchs der deutschen Kunstdenkmaler begonnen. Am Cor- pus der Romanischen Kunst Mitteldeutschlands and am Corpus der mittelalterlichen Inschriften wurde weitergearbeitet. Im Rahmen der Union Akademique Internationale wurde die Erfor- schung der mittelalterlichen Glasmalerei im Be- reich der Deutschen Demokratischen Republik aufgenommen. Akademiemitglied Prof. Dr. TH. FRINGS, Sekretar Klasse f iir Philosophie, Geschichte, Staats-, Rechts- and Wirtscha f tswissenscha f ten Wie in der Bezeichnung der Klasse fur Philo- sophie, Geschichte, Staats-, Rechts- and Wirt- schaftswissenschaften zum Ausdruck kommt, ist hier eine Reihe von Gesellschaftswissenschaften verschiedener Art zusammengefaBt. Es handelt sich um jene Fachgebiete, die AufschluB geben sollen uber die Entwicklung des Zusammenlebens der Menschen, ihrer Sippen, Volker and Staaten. Die zur Aufklarung dieser Verhaltnisse unter- nommenen Forschungen behandeln die Zeit vom ersten Auftreten des Menschen his zur Gegen- wart. Dabei stehen fortschrittliche Auffassungen auf marxistisch-leninistischer Grundlage in mannigfachen Auseinandersetzungen mit bisher geltenden Anschauungen. Die Zahl der der Klasse angeschlossenen wissen- schaftlichen Einrichtungen hat rich im Jahre 1956 auf 4 Institute and 5 Arbeitsgruppen erhoht. Ihnen zur Seite stehen 5 Sektionen, die sich aus ordentlichen and korrespondierenden Mitgliedern der Akademie and dariiber hinaus aus weiteren nicht der Akademie angehorenden namhaften Vertretern des jeweiligen Fachgebietes zu- sammensetzen. Durch diese Erweiterung ihres Wirkungsbereiches wird die Akademie in die Lage versetzt, die von ihr als hochster wissen- schaftlicher Institution der Deutschen Demokra- tischen Republik erwartete Koordinierung and Betreuung der Forschungsarbeiten zu verwirk- lichen. Die Forschungsarbeiten des Instituts fur Vor- and Friingeschichte erstrecken sich auf die altesten Abschnitte der menschlichen Kulturentwicklung, soweit diese aus der im Boden auf uns gekom- menen Hinterlassenschaft erschlossen werden konnen. Die im letzten Jahre durchgefiihrten Arbeiten and die damit im Zusammenhang stehende inten- sive Pflege des Kontaktes mit den Fachwissen- schaftlern der Nachbarlander in Ost and West trugen wesentlich zur Starkung des Ansehens des Instituts auf internationaler Basis bei. Die Erforschung der vor- and friingeschichtlichen Wall- and Wehranlagen in den Bezirken Halle, Magdeburg and Schwerin erbrachte wertvolle Ergebnisse, die nicht nur fur die Fragen der bronzezeitlichen sogenannten Lausitzer Kultur, sondern auch fur das deutsch-slawische Problem von Bedeutung sind. Diese Untersuchungen wer- den nunmehr auf Grund einer Vereinbarung mit der Polnischen Akademie der Wissenschaften Sanitized Copy Approved for Release 2010/07/01 : CIA-RDP80T00246A040500770001-7 Sanitized Copy Approved for Release 2010/07/01 : CIA-RDP80T00246AO40500770001-7 auch auf das Gebiet zu beiden Seiten der unteren Oder ausgedehnt. Ein zweiter wichtiger Fragenkomplex des In- stituts ist die Stadtkernforschung. Die Weiter- fuhrung der GroBgrabungen in der Altstadt von Magdeburg sowie Grabungen im Gebiet von GroB-Berlin, auf der SchloBinsel von Kopenick, dem Hohen Steinweg and der Nikolaikirche, er- gaben neue wesentliche Aufschliisse fiber die Entstehung and Entwicklung dieser Stadte. Weiterbearbeitet wurde auch die Aufnahme von bronzezeitlichen Schatzfunden. Im AnschluB an die Ausgrabungen auf der Tete- rower Burgwallinsel sind neue. Untersuchungen in Behren-Liibchin nordlich von Teterow im Gange, bei denen die ausgezeichnete Erhaltung der beim Bau des Walles verwendeten Holzer eine Ermittlung der Konstruktion bis in alle Einzelheiten ermoglicht. Diese Untersuchungen stehen als weitere GroBgrabting in diesem Jahre im Mittelpunkt der Forschungstatigkeit des In- stituts. Die wichtigsten Ergebnisse aus der Arbeit des Instituts sind in einer Reihe von VerBffentlichun- gen niedergelegt worden. An weitere Kreise wendet sich das neu ge- grUndete Nachrichtenblatt fur Vor- and Friih- geschichte, das unter dem Titel ,Ausgrabungen and Funde" erscheint and in leicht verstandlicher Form uber die neuesten Ergebnisse auf diesem Forschungsgebiet orientiert. Die grofe Zahl der Abonnenten hat gezeigt, daB es einem dringen- den Bedi rfnis entgegenkommt. Der inzwischen erfolgte Umzug nach 10jahriger mangelhafter Unterbringung in neue geeignete Raume im friiheren PreuBenhaus hat die not- wendigen Voraussetzungen zur Erweiterung des Instituts and der Inangriffnahme neuer For- schungsthemen gebracht. Die Arbeiten des Instituts fur deutsche Volks- kunde, deren Ziel die Erforschung der Tradi- tionen and Lebensformen des deutschen Volkes auf dem Gebiet der Volkskultur ist, wurden fort- gefiihrt. Insbesondere wurden Untersuchungen zum Volkslied and der Volkskunde des erzgebir- gischen Bergmannes sowie der Lausitzer Weber angestellt. Eine Veroffentlichung fiber Ludolf Parisius and seine altmarkischen Volkslieder wurde im Be- richtsjahr abgeschlossen and ist ki rzlich er- schienen. Einen Beitrag zur Groflstadtvolkskunde bildet eine Studie uber das Berliner Kinderspiel der Gegenwart, die die Ergebnisse zahlreicher Urn- fragen zusammenfal3t. Die bisher erschienenen Bande des ,Deutschen Jahrbuches fur Volkskunde" enthalten neben groileren Abhandlungen Mitteilungen and Be- richte sowie umfassende Literaturiibersichten. Das Jahrbuch soil dem gegenseitigen Verstandnis and der fruchtbaren Zusammenarbeit zwischen der Volkskunde der ostlichen and westlichen Lander dienen. Neben der Zeitschrift konnte eine groBere Reihe von Einzelveroffentlichungen zum AbschluB gebracht werden. Die Kommission fur Heimatforschung hat in der Reihe ,Werte der deutschen Heimat" mit der Herausgabe heimatkundlicher Bestandsaufnah- men zunachst im Gebiet von Konigstein in der Sachsischen Schweiz begonnen. Das Institut fur sorbische Volksforschung in Bautzen wurde der Akademie zur Betreuung zu- geordnet. Es betreibt historische, ethnographische and sprachkundliche Untersuchungen fiber den sorbischen Volksteil. Von unmittelbarer Bedeutung fur alle gegen- wartigen volkswirtschaftlichen Fragen ist die Ar- beit des Instituts fur Wirtschaftswissenschaften. Das Geld- and Kreditproblem, die Verteilung der Investitionen als Voraussetzung fur eine plan- maBige Entwicklung der Volkswirtschaft, Fragen der Arbeitsproduktivitat and der Selbstkosten- senkung sowie der Rentabilitat der Betriebe and der Wirtschaftsleitung bildeten die Grundlage fur die Untersuchungen des letzten Jahres. Dar- uber hinaus hat es sich mit Fragen des Krisen- zyklus nach dem zweiten Weltkriege, insbeson- dere derwichtigstenwirtschaftswissenschaftlichen Auffassungen in Westdeutschland auseinander- gesetzt. Zahlreiche Publikationen sind im Jahre 1956 aus dem Institut hervorgegangen. Eine Konferenz zu dem Problem ,Wirtschaft and Wirtschaftswissenschaft in Westdeutschland" Bo- wie eine Tagung der Arbeitsgruppe ?Geld and Kredit" wurden unter internationaler Beteiligung durchgefiihrt. Auf dem Gebiet der Geschichte nahm im Marz 1956 das neu gegrundete Institut fur Geschichte mit drei Abteilungen and drei Arbeitsgruppen seine Tatigkeit auf. Es vergroferte sich bis zurn Ende des Jahres auf fiinf Abteilungen and vier Arbeitsgruppen. Der Aufbau des Instituts wurde dadurch erleichtert, daB bereits bestehende Ar- beitsgruppen and Abteilungen, namlich die Ab- teilung Wirtschaftsgeschichte, die fri her dem Institut fur Wirtschaftswissenschaften angeglie- dert war, and die Forschungsgerneinschaft ,,Do- kumente and Materialien zur Geschichte der deutschen Arbeiterbewegung", in das Institut iibernommen werden konnten. Sanitized Copy Approved for Release 2010/07/01 : CIA-RDP80T00246AO40500770001-7 Sanitized Copy Approved for Release 2010/07/01 : CIA-RDP80T00246AO40500770001-7 Die Herausgabe von Quellenpublikationen and die Durchfuhrung von Forschungsarbeiten, vor allem zur deutschen Geschichte der Neuzeit and der Gegenwart, bildete im wesentlichen die Tatigkeit des neuen Instituts. Dariiber hinaus ubernahm es auch die Arbeit an grof3eren Ab- schnitten des Lehrbuches der deutschen Ge- schichte, das Mir die Studenten ein wesentliches Hilfsmittel bei ihren Studien werden soil. Im No- vember 1956 veranstaltete das Institut eine Ar- beitstagung mit polnischen and tschechoslowa- kischen Historikern. Das langere Zeit hindurch vernachlassigte Ge- biet der Landesgeschichte ist durch Griindung einer Kommission fur Landesgeschichte in den Arbeitskreis des Instituts aufgenommen wor- den. Das Aufgabengebiet der Arbeitsstelle der ,Monu- menta Germaniae Historica" umfaBt Editionen von Quellen zur deutschen Geschichte des Mittel- alters. Die Arbeiten, insbesondere an den Glos- sen zum Sachsenspiegel and den Konstitutionen Karls IV., die nicht nur fur die Rechtswissen- schaft, sondern auch sprach- and wirtschafts- geschichtlich von Bedeutung sind and noch einer besonderen Auswertung bedi rfen, wurden weitergefuhrt. Die Arbeitsstelle fur Geschichte der deutschen and franzosischen Aufklarung hat ihre Arbeiten soweit gefordert, daB in diesem Jahre mit dem Erscheinen mehrerer Veroffentlichungen ge- rechnet werden kann. In der Leibniz-Kommission wurden insbeson- dere die Arbeiten der Reihen I - Allgemeiner politischer and historischer Briefwechsel - and IV - Politische Schriften - fortgesetzt. Dabei bildete die Korrespondenz mit Gelehrten and Verwandten des Beg unders unserer Akademie einen Schwerpunkt. In der Kantausgabe nahmen die laufenden Ar- beiten speziell am Gesamtindex zu Kants Werken and handschriftlichem NachlaB ihren Fortgang. Auf dem Gebiet der Philosophie wurde auf Vor- schlag der Sektion Philosophie die Arbeitsgruppe ,;Philosophie-historische Texte" gegrundet. Ihre Aufgabe besteht vor allem darin, den Mangel an wissenschaftlich brauchbaren Texten der Philo- sophie zu beheben. Es wurden Studienausgaben einzelner Hauptwerke sowie Gesamtausgaben be- deutender Reprasentanten der deutschen Philo- sophie vorbereitet. In Angriff genommen wurde eine Gesamtausgabe der Werke von Ludwig Feuerbach and Joseph Dietzgen. Die Arbeits- gruppe war maBgeblich an der Gestaltung einer von der Sektion Philosophie veranstalteten Ta- gung uber ?Das Problem der Freiheit im Lichte des wissenschaftlichen Sozialismus" beteiligt, an der zahlreiche nahmhafte Gelehrte des Auslandes teilnahmen and der eine besondere Bedeutung in der Frage der Verbindung der Philosophie mit den Problemen der Gegenwart zukam. Akademiemitglied Prof. Dr. W. UNVERZAGT, Sekretar Nach der Berichterstattung der Klassen erteilte Vizeprasident Prof. Dr. W. Friedrich Akademie- mitglied Prof. Dr. H. STUBBE das Wort zu seinem Festvortrag *) Sinn and Bedeutung der Kulturpflanzenforschung Es entspricht einer alten Gepflogenheit unserer Akademie, daB an dem Tage, den wir dem An- denken von Gottfried Wilhelm Leibniz widmen, vor der Offentlichkeit Rechenschaft abgelegt wird uber die Arbeit der Akademie and in dem Vortrag eines Akademie-Mitgliedes uber Wesen and Bedeutung, uber Stand and Entwicklung seines Fachgebietes gesprochen wird. Wenn in einer Zeit, in der die gespannte Aufmerksam- keit aller Menschen auf die Entwicklung grof3er physikalischer and technischer Probleme ge- richtet ist, heute in dieser festlichen Stunde fiber Sinn and Bedeutung der Kulturpflanzen- forschung berichtet werden darf, so mogen Sie hieraus erkennen, wie Behr unsere Akademie der grof3en Verpflichtung dient, viele Gebiete der Wissenschaft in ihrem Bereich zu pflegen and zu fordern. Gewif3 kann der Landwirt oder Biologe, der Probleme der Kulturpflanzenforschung im wei- testen Sinne bearbeitet, sich zunachst nicht riih- men, uber ahn:"che aufsehenerregende Ergeb- nisse zu berichten, wie sie anderen Gebieten der ? Naturwissenschaften in einer verhaltnis- maBig kurzen Zeit erreichbar sind. Das heilit, auch these Ergebnisse der Physik and der Tech- nik, die heute in aller Munde sind and die uber Wohlstand oder Untergang der Menschheit mit entscheiden werden, reichen in ihren Anfangen weit zurick, bis in jene Zeit, in der man be- gann, uber die stoffliche Zusammensetzung der Materie nachzudenken. Den eigenen Gesetzen der Forschung, dem unaufhaltbaren Beschleu- *) Genehmigter Abdruck aus,,Vortrage and Schriften der Deutschen Akademie der Wissenschaften zu Berlin", erschienen beim Akademie-Verlag, 1957. Sanitized Copy Approved for Release 2010/07/01 : CIA-RDP80T00246AO40500770001-7 Sanitized Copy Approved for Release 2010/07/01 : CIA-RDP80T00246AO40500770001-7 nigungsprozeB in der Vermehrung wissenschaft- licher Erkenntnisse and dem Eingreifen ganz bestimmter glucklicher oder unglucklicher Um- weltbedingungen verdanken wir diesen Hohe- punkt physikalisch-technischer Entwicklung. In der Regel vollzieht sich dieser ProzeB im Be- reich einzelner Wissensgebiete gleichmaBiger, mit Wellen and Talern, mit Vorsprungen and Ruckschlagen fiber die Menschengenerationen hinweg and von dem einzelnen fast un- bemerkt. So ist der Biologe fast noch immer an die Eigen- art seiner Objekte and an den Rhythmus ihrer natiirlichen Entwicklung gebunden, and die Fra- gen, die er an diese Objekte richtet, konnen oft erst nach vielen Jahren beantwortet werden. Dennoch scheint mir, sind die Ergebnisse and Probleme der Kulturpflanzenforschung nicht weniger erregend, wenn auch nicht so aktuell and moglicherweise unmittelbar lebensbedro- hend wie diejenigen der theoretischen and an- gewandten Physik, wenn wir bedenken, wie eng beide miteinander verbunden sind, in der Aus- sicht, fiber Glick oder Ungliick der Menschheit zu entscheiden. Es bedarf keines Wortes, welche grundlegenden Anderungen unseres Weltbildes, welche groBen Moglichkeiten in der Energie- versorgung and in anderen Gebieten der Tech- nik, in der Medizin, der Biologie and der Land- wirtschaft die Erkenntnisse der Kernphysiker bewirken werden. Wieweit sie aber der fried- lichen Entwicklung in dieser Welt dienen, also nicht miBbraucht werden, hangt davon ab, wie Schnell die Vernunft der Menschen siegen wird, vie Behr wir also selbst die Herren dieser Machte bleiben, wieweit somit die Gefahr kriegerischer Auseinandersetzungen auf dieser Erde endgizltig aus dem Bereich des Moglichen verbannt wer- den kann. An der Beseitigung dieser Gefahr hat die Kultur- pflanzenforschung in umfassendem Sinne be- deutenden Anteil. Denn einer der vielen Griinde fur den Ausbruch von Kriegen sind Hunger and Not, sind Unzufriedenheit and Armut, die heute noch mehr als die Halfte der Menschheit be- driicken. Sicherlich ist das Problem der Besei- tigung des Hungers nicht allein eine Frage der Steigerung der Produktion landwirtschaftlicher Erzeugnisse and damit ein besonderes Anliegen der Kulturpflanzenforschung, sondern im glei- chen MaBe ein weltweites, gesellschaftspoli- tisches Problem, das die richtige Verteilung der auf dieser Erde produzierten Nahrungsmittel and damit die tiberwindung von Wirtschafts- systemen fordert, die Hungerkatastrophen zu- lassen. Vor welchen Zukunftsaufgaben die Kulturpflanzenforschung mit alien ihren Seiten- zweigen in dieser Situation steht, wird noch zu zeigen sein. Was sie in der Geschichte der Menschheit bisher erreicht hat, mag eindrucks- voll aus der Tatsache hervorgehen, daB jeder Jager and Sammler der Vorzeit eine Flache von vielleicht 10 bis 20 qkm benotigte, um seinen Hunger zu stillen, and daB auf einer Flache derselben GroBe heute 3000 bis 6000 Menschen ernahrt werden konnen. Wenn wir diese Tatsache als das bisherige Er- gebnis einer langen Entwicklung ansehen, so erhebt sich die Frage, welche Faktoren denn im wesentlichen die Steigerung der Nahrungs- produktion wahrend der Entfaltung mensch- licher Kultur and Zivilisation bewirkt haben. Bei einer solchen Uberlegung denken wir an die Entwicklung der Landwirtschaft, im be- sonderen an die Fortschritte des Acker- and Pflanzenbaues, die Bearbeitung and Dungung unserer Boden, die Einrichtung von Frucht- folgen zur Erhaltung der Bodenfruchtbarkeit, die Entwicklung des Zwischenfruchtbaues and die Auswahl geeigneter Sorten. Wir erinnern uns der Fortschritte der Pflanzen- and Tier- ztichtung in der Schaffung neuer Sorten and Rassen, der Erfolge der Pflanzen- and Tier- ernahrungsforschung, der Erkenntnisse der Phytopathologie and der Tierseuchenforschung in der Bekampfung von Krankheiten, der Be- grundung der Dungemittelindustrie, des land- wirtschaftlichen Maschinenwesens and anderer Dinge mehr. IJber diese groi3en Probleme aus der Geschichte der Landwirtschaft will ich lieute nicht sprechen. Das entscheidende Problem, das am Anfang dieser Entwicklung steht, ist eng verbunden mit den groBen Stufen in der Entwicklungsgeschichte der Menschheit, dem tUbergang von der Jagd- und Sammlertatigkeit zur Weidewirtschaft and von der Nomadenwirtschaft zur SeBhaftigkeit and damit zum Ackerbau and zur Erfindung des Pfluges. Es ist das Problem der Entstehung der Kulturpflanzen aus Wildpflanzen, diesem in der Geschichte der Menschheit so bedeutungs- vollen EntwicklungsprozeB, ohne den mensch- liches Leben auf der Erde nur in sehr be- schranktem MaBe moglich gewesen ware. Der Entstehungsgeschichte unserer Kultur- pflanzen nachzusinnen, als einem maBgebenden historischen ProzeB bei der Evolution der menschlichen Gesellschaft, ist eines der Pro- bleme, die uns in der Wissenschaft von den Kulturpflanzen immer von neuem nach dem Sanitized Copy Approved for Release 2010/07/01 : CIA-RDP80T00246AO40500770001-7 Sanitized Copy Approved for Release 2010/07/01 : CIA-RDP80T00246AO40500770001-7 Verlangen zu leidenschaftlicher Forschung er- fi lien. Es ist das Besondere dieses Arbeits- gebietes, daB es nicht im engen Bereich spe- zialisierter biologischer Untersuchungen ver- harren darf, sondern nur dann deco erstrebten Ziele nahekommt, wenn viele geisteswissen- schaftliche Disziplinen, Palaontologie, Vor- geschichte and Archaologie, Geschichte and Mythologie, Volkerkunde and Sprachforschung, zur Losung mancher Probleme herangezogen werden, die dann die Gesamtschau ermoglichen. Aber Kulturpflanzenforschung mit solchem Sinn hat nicht nur zu ermitteln, welche biologischen and gesellschaftlichen Vorgange erfolgt sind, um Kulturpflanzen entstehen zu lassen and sie oft weit zu verbreiten, sie hat in gleicher Weise aus dem in der Geschichte der Menschheit histo- risch Gewordenen das Neue, KUnftige and mit den modernen Methoden naturwissenschaft- licher Forschung Mogliche zu erkennen and zu verwirklichen. Es kommt also fur den Biologen nicht allein darauf an, zu erforschen, wie alte and bekannte Kulturpflanzen einmal entstanden rind and Bich auf der Erde verbreitet haben, sondern in gleicher Weise zu iiberlegen, wie neue geschaffen werden konnen. Dies ist der eigentliche Sinn moderner Kulturpflanzen- forschung, wie sie in unserer Akademie ge- trieben wird. Die Frage nach der Entstehung der Kultur- pflanzen aus Wildpflanzen ist damit zentral auf die biologischen Vorgange gerichtet, die Unter- schiede zwischen Wildpflanzen and Kultur- pflanzen bewirkt haben. Der Biologe bedient sich hierbei vieler Zweige seiner Wissenschaft. Er hat in grundlichen botanisch-systematischen Untersuchungen die in der Welt vorhandene Formenmannigfaltigkeit einer Kulturpflanzen- gattung zu studieren and zu ordnen and mit den Methoden pflanzengeographischer Forschung ihre Verbreitung zu untersuchen. Er hat die anatomisch-morphologischen Verschiedenheiten festzustellen, die Wildpflanzen von Kultur- pflanzen trennen. Er muf mit genetisch-cyto- logischen Methoden die Art and den Grad der Unterschiede and die verwandtschaftlichen Be- ziehungen zwischen den lebenden Wild-, Pri- mitiv- and Kulturformen prifen, and er bedient sich hierzu der experimentellen Methoden der Kreuzung, urn Einblick in die feineren Vor- gange der Verteilung des Erbgutes in den Ge- schlechtszellen and in der Nachkommenschaft zu gewinnen. SchlieBlich hat er festzustellen, welche physiologischen Leistungen Kultur- pflanzen gegeniiber ihren Wildformen aus- zeichnen, and er hat die physiologischen Pro- zesse im einzelnen zu untersuchen, die solche Leistungen bedingen. Eine unerlaBliche Voraussetzung fur die Arbeit des Kulturpflanzenforschers ist die Sammlung and Erhaltung der auf der Erde vorhandenen Kulturpflanzen. and ihrer Primitiv- and Wild- formen. Diese Weltsortimente liefern ihm die Vielfalt der Formen, die er fur seine Unter- suchungen braucht, and ihre Anlage ist um so dringender, als mit fortschreitender landwirt- schaftlicher Kultur iiberall auf der Erde die primitiven Landsorten mehr and mehr ersetzt werden durch hochgezichtete Formen and da- her endgiiltig verlorengehen. Gleichzeitig haben diese Sortimente die wichtige Aufgabe, die Ziichtungsforscher der Welt mit den Formen zu versorgen, die sie zur ziichterischen Verbesse- rung der Kulturpflanzen benotigen. Sie erfillen damit eine groBe praktische Aufgabe. Diese Formenmannigfaltigkeit der Kultur- pflanzen ist nicht, wie wir seit den grund- legenden Untersuchungen des grol3en russi- schen Botanikers Nikolai Iwanowitsch Vavilov wissen, fiber die gesamte Erde gleichmaBig ver- teilt, sondern vielmehr konzentriert auf gewisse Gebirgsregionen der Tropen and Subtropen, den sog. Mannigfaltigkeits- oder Genzentren der Kulturpflanzen. In den Gebirgen dieser Genzentren haben nach unseren heutigen Er- kenntnissen bestimmte extreme Umweltverhalt- nisse in groBer Haufigkeit sprunghafte erbliche Veranderungen, die wir als Mutationen bezeich- nen, entstehen lassen, and die sehr verschie- denen Lebensbedingungen in den Gebirgstalern haben zusammen mit der Isolierung durch die Gebirgsziige die Erhaltung dieser Mutanten er- moglicht. Werden Kulturpflanzen von den Gen- zentren aus verbreitet, so erlischt ihre Formen- mannigfaltigkeit, and sie werden urn so ein- heitlicher, je weiter sie von ihrem Entstehungs- gebiet entfernt sind. Vavilov hat in zahlreichen Sammelreisen in der ganzen Welt die geographische Verteilung der Arten, Unterarten, Varietaten and einzelnen Merkmale studiert and 8 Mannigfaltigkeits- zentren auf der Erde gefunden, von denen wir annehmen, daB sie fur viele unserer Kultur- pflanzen auch deren Entstehungszentren sind. Aber wir wissen andererseits, daB die groBe Formenfille in einem Mannigfaltigkeitszentrum noch kein entscheidender Beweis fur die Ent- stehung einer Kulturpflanze ist. Schon bei den Wanderungen der Menschen in der Fri hzeit ihrer Geschichte wurden diese primitiven Formen ver- Sanitized Copy Approved for Release 2010/07/01 : CIA-RDP80T00246AO40500770001-7 Sanitized Copy Approved for Release 2010/07/01 : CIA-RDP80T00246AO40500770001-7 breitet and haben in edaphisch and klimatisch ginstigen Regionen eine neue, sekundare For- menmannigfaltigkeit entwickelt. Hierdurch wird die Aufklarung der Frage, welche Wildformen an der Entstehung einer Kulturpflanze beteiligt sind, betrachtlich erschwert, and wir stehen fur manche von ihnen noch heute vor einem un- gelosten Problem. Nur eine fruchtbare Gemein- schaftsarbeit der Wissenschaftler kann eine Lo- sung dieser Probleme herbeifiihren. Dies wird am Beispiel der Untersuchungen uber die Ent- stehung des Saatweizens besonders deutlich. Vorgeschichtliche and archaologische Funde haben uns daruber belehrt, welche Weizenformen in friingeschichtlichen Epochen der Menschheit angebaut wurden. Ihre Verbreitung ist oft die Folge der Eroberizngsztige and Wanderungen jener Stamme and Volker, fiber -die uns der Historiker Auskunft gibt. Hieraus konnte der Pflanzengeograph durch vergleichende Unter- suchungen verschiedener geschichtlicherPerioden das Verbreitungsareal and die Verbreitungs- dichte dieser Pflanzen bestimmen. Der Syste- matiker war in der Lage, durch den Vergleich morphologischer Merkmale auf die morphologisch ahnlichsten Wildformen hinzuweisen, and Ge- netiker and Cytologen machten durch neue Bastardierungen and cytologische Untersuchun- gen die Beteiligung bestimmter Wildformen an der Entstehung des Saatweizens sehr wahr- scheinlich. Nur durch die Zusammenfassung vieler Einzeluntersuchungen konnte erkannt werden, welches die Geschichte der Entstehung des Saatweizens ist. In anderen Fallen war eine tYbereinstimmung der an diesen Untersuchungen beteiligten Forscher in bestimmten Einzelfragen der Entstehungsgeschichte einer Kulturpflanze noch nicht zu erzielen. Hier sind gewisse Brenn- punkte der Forschung, and nur die sorgfaltige Sammlung weiterer Materialien and neuer experimenteller Befunde kann die Losung bringen. Grundsatzlich aber haben uns die Untersuchun- gen fiber die Entstehung von Kulturpflanzen daruber wohl eindeutige Auskunft gegeben, daf3 dieselben genetischen Prozesse, die wir an den Versuchsobjekten der Vererbungsforscher seit Jahrzehnten studieren, auch bei der Entstehung der Kulturpflanzen eine entscheidende Rolle ge- spielt haben. Dabei sind die Vorgange im beson- deren beteiligt, die wir unter dem Gesamtbegriff der Mutation zusammenfassen. Als es uns ge- lang, mit Hilfe der experimentellen Mutations- forschung die gesamte Formenfulle der Gersten, die auf der Welt vorhanden sind, wieder zu er- zeugen, waren wir berechtigt, zu schlielien, daf3 auch die in der Natur vorhandene Formenfulle durch die gleichen Vorgange bedingt wurde. Aber ich muf3 noch einen weiteren biologischen Prozel3 hervorheben, der nicht nur bei der Ent- stehung von Kulturpflanzen, sondern in der ge- samten Evolution eine wichtige Rolle spielt, weil er der mutativ bedingten Formenmannig- faltigkeit folgen muf3, um die Formenfulle weiter zu steigern. Ich meine den Prozel3 der Bastar- dierung, der ganz allgemein eine stetige and vielfaltige Neukombinat4on der Erbanlagen be- wirkt and der in Verbindung mit bestimmten Besonderheiten der Zellteilungsmechanismen, die zur Verdoppelung oder Vervielfachung des Erb- gutes in den Zellen fi hren, bei der Entstehung der Kulturpflanzen entscheidend mitgewirkt hat. Denn viele unserer Kulturpflanzen zeichnen sich gegeniiber den Wildformen, aus denen sie ent- standen, dadurch aus, daf3 sie eine vermehrte Zahl von Erbtragern, die wir Chromosomen nennen, in ihren Zellen enthalten and als Folge dieser Vermehrung Riesenwuchs zeigen. Diese Verdoppelung oder Vervielfachung der Chro- mosomensatze bezeichnen wir als Polyploidie, and im besonderen hat ein Vorgang, den wir Allopolyploidie nennen, bei der Entstehung der Kulturpflanzen eine bedeutende Rolle gespielt. Wir kennen diesen Vorgang aus zahlreichen Einzeluntersuchungen sehr genau. Er beginnt mit der Kreuzung verschiedener Arten mit oft unterschiedlicher Chromosomenzahl, die zu einem sterilen Bastard fiihrt. Dieser Bastard wird aber dann durch eine Verdoppelung der Chromo- somenzahl beider Elternarten fertil and tragt den Charakter eines konstant gewordenen Art- bastardes and ist nach seinem Wesen eine neue Art. Dieser nati rliche synthetische Prozel3 l5f3t sich experimentell wiederholen and so mit Sicherheit aussagen, welche Wild-Elternarten an der Entstehung einer allopolyploiden Kultur- pflanze beteiligt sind. So ist, um nur einige Bei- spiele zu nennen, unser Tabak Nicotiana tabacum eine synthetische Art aus den Wildarten Nico- tiana silvestris and Nicotiana tomentosa, unser Raps Brassica napus aus dem Kohl Brassica oleracea and dem Riibsen Brassica campestris entstanden. Die verschiedenen Weizenarten, die auf der Welt verbreitet sind, verdanken zum Teil ebenfalls ihre Entstehung der Bastardierung verschiedener Wildgras-Arten mit anschliel3en- der Vermehrung der Chromosomenzahl. Bei der Entstehung der Kulturkartoffeln sind vermutlich ahnliche Vorgange im Spiel gewesen. Diese Ver- vielfachung der Chromosomensatze ist eine we- Sanitized Copy Approved for Release 2010/07/01 : CIA-RDP80T00246AO40500770001-7 Sanitized Copy Approved for Release 2010/07/01 : CIA-RDP80T00246AO40500770001-7 3. Jahrgang, Heft 6/7/8 MITTEILUNGSBLATT sentliche Ursache fur die bessere Anpassungs- fahigkeit and oft weltweite Verbreitung unserer Kulturpflanzen, da sie gleichzeitig auch eine be- trachtliche Steigerung der Leistung dieser For- men hervorgebracht hat, vermutlich durch die Selektion der in Vielzahl vorliegenden leistungs- steigernden Erbanlagen. Wenn wir also fur manche unserer Kultur- pflanzen die Art ihrer Entstehung and ihrer Verbreitung genau verfolgen konnen and uns hierzu vorgeschichtlicher and archaologischer Funde and der Methoden der Systematik and Pflanzengeographie, der Genetik and Cytologie bedienen, so geben uns andere, vor allem, wenn ihre Wildformen heute ausgestorben sind, noch grofle Ratsel auf. Dies ist z. B. der Fall bei einer der bedeutendsten Kulturpflanzen auf der Welt, dem Mais. Vom Mais wissen wir heute nur mit Sicherheit, dal3 er in Amerika, etwa im Bereich der siidlichen Staaten der USA als der nordlichen Grenze and etwa Paraguay als der siidlichen Grenze, als Kulturpflanze entstanden ist. Das haben uns neben einer Anzahl von botanischen Hinweisen ?wiederum einige geisteswissenschaftliche Diszi- plinen gelehrt. Es gibt keinen vorgeschichtlichen oder archaologischen Fund von Mais in der Alten Welt. Kein geschichtliches Werk weist darauf hin, daB Mais vor der Entdeckung Amerikas in der Alten Welt bekannt war. Die Pflanze ist mit keiner Mythologie and Religion der Alten Welt verbunden. Dagegen haben die Sprachen der alt- amerikanischen Volker zahlreiche and differen- zierte Bezeichnungen fur Mais, Maispflanzenteile and Mr Maisprodukte, and in der Mythologie and Religion der mexikanischen and peruani- schen Kulturen spielt er eine bedeutende Rolle. Botanik and Pflanzengeographie zeigen uns an- dererseits, daB die nachsten Maisverwandten, die Gattungen Euchlaena and Tripsacum, nur im mittleren Amerika vorkommen and daB im glei- chen Gebiet auch die Formenmannigfaltigkeit des Maises besonders groB ist. So sprechen die tYberlegungen aller Disziplinen daftir, daf3 Mittel- amerika das Entstehungszentrum des Maises ist, wobei die Frage noch offenbleiben mull, ob Mexiko oder Peru als primares Entstehungs- zentrum anzusehen ist. Weiteres Licht in diese Frage haben in den letzten Jahren wiederum vorgeschichtliche Un- tersuchungen and auch Arbeiten kernphysika- lischer Natur gebracht. Durch Hohlenausgra- bungen in Bat Cave im Staate New Mexiko wur- den von amerikanischen Forschern in verschie- denen Bodenschichten zahlreiche guterhaltene Maisreste gefunden, die es gestatten, die Ent- wicklung des Maiskolbens wahrend einiger Jahr- tausende zu verfolgen. Dabei enthielt die alteste Schicht Formen, die wir heute nicht mehr kennen, and zwar kleine, schlanke Kolben mit entwickelten Spelzen, die die einzelnen Korner umschlossen haben. Wir wissen nun durch ame- rikanische Untersuchungen von Altersbestim- mungen organischer Substanz mit Hilfe des Zer- falls des radioaktiven Kohlenstoffisotops C 14, daB die altesten Kolben von Bat Cave 3000 bis 3500 Jahre alt sind. Aber auch diese Maisformen rind schon kultivierte Formen gewesen, and es fehlt uns bis heute jeder Anhaltspunkt, wie die ausgestorbenen Wildformen, die an der Ent- stehung des Maises beteiligt waren, ausgesehen haben. Wir miissen annehmen, daB seine Ent- stehung um Jahrtausende alter ist and in die Dunkelheit friihester Menschheitsgeschichte zu- rtickreicht. Ich hoffe, dai3 Sie aus diesen wenigen Beispielen zweierlei erkannt haben. Einmal die Tatsache, wie notwendig die Zusammenarbeit natur- and geisteswissenschaftlicher Disziplinen auf dem Gebiet der Kulturpflanzenforschung ist, wie neben allem notwendigen Spezialistentum nur die Synthese die grol3en Zusammenhange zwi- schen biologischen and gesellschaftlichen Pro- zessen bei der Entstehung and Ausbreitung einer Kulturpflanze erkennen lafIt. Es mull leider ge- sagt werden, daB die Erkenntnis von der Not- wendigkeit fruchtbarer Zusammenarbeit be- sonders in Deutschland noch immer auf Wider- stande st6f3t, weil so manche Wissenschaftler glauben, daB sie in der personlichen Freiheit des Forschens and in ihrer Anerkennung beein- trachtigt wiirden, wenn sie sich einer echten Gemeinschaft der nach einem grof3en wissen- schaftlichen. Ziel Strebenden eingliedern. Hier sind grundsatzliche Anderungen in unseren Auf- fassungen vom Wert wissenschaftlicher Arbeit dringend erforderlich, die neben der hochspezia- lisierten Einzelleistung die geschlossene Gemein- schaftsarbeit einer Gruppe von Wissenschaftlern als gleichberechtigt ermoglichen. Zum anderen mogen Sie aus meinen Beispielen entnommen haben, daB wir fur viele Kultur- pflanzen den Weg, den sie bei ihrer Entstehung gegangen sind, schon klar erkennen. Dies gibt uns die Moglichkeit, zu priifen, welche Wege heute experimentell beschritten werden konnen, um neue Kulturpflanzen zu schaffen. Dabei han- delt es sich hier nicht nur um die Frage, welche Aussichten bestehen, Kulturpflanzen anderer, klimatisch bevorzugter Lander bei uns zu akkli- Sanitized Copy Approved for Release 2010/07/01 : CIA-RDP80T00246AO40500770001-7 Sanitized Copy Approved for Release 2010/07/01 : CIA-RDP80T00246AO40500770001-7 matisieren und zu selektionieren, um sie anbau- wiirdig zu machen, sondern in erster Linie darum, aus Wildpflanzen oder schon in bestimmter Hin- sicht genutzten Pflanzen wirkliche Kultur- pflanzen zu schaff en. Im grollen Rahmen der Kulturpflanzenforschung gehoren diese Auf- gaben in den engeren Bereich der Ziichtungs- forschung, die unter Mitwirkung vieler biolo- gischer Teilgebiete an einer Verbesserung un- serer Kulturpflanzen und an der Umwandlung von Nutzpflanzen in Kulturpflanzen arbeitet. Von Nutzpflanzen sprechen wir, wenn diese Pflanzen in ihren natiirlichen Bestanden oder auch schon im Anbau einer bestimmten Eigen- schaft wegen genutzt werden, wenn sie aber da- neben noch viele Merkmale und Eigenschaften von Wildformen zeigen. Viele Heilkrauter und el3bare Beeren tragende Straucher, die in unseren Waldern wachsen, sind solche Nutzpflanzen. Unsere Waldbaume sind in vielen Gebieten der Erde Nutzpflanzen einer hoheren Stufe, indem sie bereits durch die vorausschauende Planung des Menschen angebaut werden, und sie befinden sich dberall da im tYbergang zur Kulturpflanze, wo nun an der Verbesserung ihrer Leistung in dieser oder jener Hinsicht gearbeitet wird. Es gibt kein besseres Beispiel, das Ihnen die Entwicklung einer Nutzpflanze zur Kulturpflanze zeigen kann, als das Beispiel der Lupine, die in den letzten 30 Jahren auf der Grundlage biologischer Er- kenntnisse zu einer Kulturpflanze geworden ist, indem ganz planmal3ig eine Anzahl von Wild- merkmalen and -eigenschaften durch Kultur- merkmale und -eigenschaften ersetzt wurden. Hierfiir sind in erster Linie einfache mendelnde Mutationen verantwortlich gewesen. Von den im Mittelmeergebiet beheimateten Lu- pinenarten ist die weif3e Lupine schon im Alter- tum landwirtschaftlich genutzt worden, wahrend die gelbe und die blaue Lupine erst viel spater angebaut wurden. Alle 3 Arten dienten im wesentlichen der Griindiingung, um den Boden mit Stickstoff und Humus anzureichern. Sie wurden sicherlich bald, nachdem man sie als wertvolle Nutzpflanze erkannte, auf GroBe der Samen und lppigkeit des Wachstums selektio- niert, behielten aber in den meisten anderen Merkmalen den Charakter von Wildpflanzen. Im besonderen zeichneten sie sich durch einen hohen Alkaloidgehalt aus, der sie zur Verfiitte- rung an Tier und Mensch unbrauchbar und damit ihren hohen Eiweil3gehalt nicht verwertbar machte. Die Verminderung des Alkaloidgehaltes, also die erbliche Umwandlung der Bitterlupine in eine StiBlupine gelang vor 30 Jahren Reinhold von Sengbusch im Kaiser-Wilhelm-Institut fur Ziichtungsforschung in Miincheberg, der Mil- lionen von Einzelpflanzen chemisch priifen mul3te, ehe er die sehr seltenen Mutationen zur Alkaloidarmut fand und sie vermehren konnte. Diesem wichtigen Schritt auf dem Wege zur Kul- turpflanze folgten bei der Lupine bald weitere: das Nichtplatzen der reifen Hulsen und das Fest- sitzen der Hulsen am Fruchtstand zi r Sicherung des Samenertrages, die Unbehaartheit der Hulsen zur Verbesserung der Qualitat und Keimfahig- keit der Samen, die Weichschaligkeit der Samen als Voraussetzung fiir eine gleichmallige Kei- mung, eine schnelle Jugendentwicklung, gleich- mal3ige Bliite und Reife aller Fruchtstande und schlief3lich die Anpassung an verschiedene Boden- arten und die Resistenz gegen Krankheiten. Alle diese Merkmale und Eigenschaften sind in planmalligen Versuchen als spontane oder ex- perimentell erzeugte Mutationen gefunden wor- den. Sie wurden im Kreuzungsexperiment kombiniert und haben aus der Lupine eine echte Kulturpflanze werden lassen. Wir haben keinen Grund zu zweifeln, daB viele andere Kultur- pflanzen im Verlauf Von Jahrtausenden in der gleichen einfachen Weise entstanden sind, wah- rend bei anderen der Weg von der Wildpflanze zur Kulturpflanze zwar die grundsatzlich gleichen genetischen Prozesse aufzeigt, die dann sekundar kompliziert wurden, etwa durch die Erscheinun- gen der Polyploidie, auf die ich vorhin schon hin- gewiesen habe. Wahrend wir im Fall der Lupine von einer schon angebauten Nutzpflanze ausgingen, sind die Kul- turpflanzenforscher in alien Landern bestrebt, mit Hilfe der Mutationsforschung neue Kultur- pflanzen aus Wildpflanzen zu schaffen. Oft handelt es sich, wie bei der Lupine, darum, nahrstoff- reiche Wildpflanzen durch die Verminderung oder das Fehlen schadlicher Inhaltsstoffe nutz- bar zu machen, wie die Befreiung des Stein- klees Melilotus vom Cumarin, der Geisraute Ga- lega vom Galegin. In anderen Fallen ist man be- strebt, Mutationen zu finden, die wertvolle In- haltsstoffe in den Pflanzen anreichern, um sie damit kulturwiirdig zu machen. Dabei spielen auch niedere Pflanzen, wie Pilze, Algen und selbst Bakterien, eine Rolle. So ist einer der ertrag- reichsten Penicillin-Stamme in Amerika experi- mentell nach Bestrahlung mit ultraviolettem Licht als Mutation entstanden. Sicherlich konnte auch die Alge Chlorella, deren photosynthetische Leistungsfahigkeit in Abhangigkeit von den Kulturbedingungen die Ertrage unserer besten hoheren Kulturpflanzen um das Vielfache iiber- Sanitized Copy Approved for Release 2010/07/01 : CIA-RDP80T00246AO40500770001-7 Sanitized Copy Approved for Release 2010/07/01 : CIA-RDP80T00246AO40500770001-7 3. Jahrgang, Heft 6/7/8 MITTEILUNGSBLATT trifft, noch weiter durch die Selektion von Stammen, die die Sonnenenergie besser aus- nutzen, in ihrer Produktion von Kohlenhydraten, Fett and Eiweii3 gesteigert werden and da- mit ganz neue Moglichkeiten der Erweiterung der Nahrungsgrundlage schaffen, falls dies einmal erforderlich werden sollte. SchlieBlich kann man sich vorstellen, daB auch Bakterien, die als Symbionten unserer Kulturpflanzen von Bedeutung sind, eines Tages selbst zu Kultur- pflanzen werden konnen, wenn sie durch den Willen des Menschen in einer zweckbestimmten Richtung entwickelt werden. Hier liegt ein groBes Feld kiinftiger biologischer Arbeit im weiten Rahmen der Kulturpflanzenforschung vor uns, das wiederum in der Gerneinschaft von Mikro- biologen, Genetikern and Physiologen seine besten Ergebnisse zeigen wird. Solche praktisch nutzbaren Probleme der Kul- turpflanzenforschung gibt es sicherlich in groBer Zahl. An ihrer Losung zu arbeiten wird um so leichter rein, je besser die theoretischen Grund- lagen der Biologic verstanden werden, insonder- heit die Fragen der erblichen Variabilitat and damit der Formbarkeit der Organismen. Diese in ihren stofflichen Grundlagen zu erkennen, also die chemisch-physiologischen and biochemischen Wirkungen der Erbanlagen auf ihrem Wege zum gepragten Merkmal and zur gebildeten Eigen- schaft zu verstehen, ist ein Gebot moderner na- turwissenschaftlicher Forschung, in seiner Be- deutung vergleichbar den Untersuchungen, die uns zur Erkenntnis vom Bau der Atome and der Wirkung atomarer Krafte gefiihrt haben. Die Bedeutung der Kulturpflanzenforschung fur die kunftige Entwicklung der menschlichen Ge- sellschaft kann wohl nicht besser begriindet werden als mit dem Hinweis auf die bange Frage, ob die auf der Welt vorhandene and mog- liche Nahrungsgrundlage mit dem unaufhalt- samen Anwachsen der menschlichen Population Schritt halten kann. Die ? Weltbevolkerung be- tragt gegenwartig 2,7 Milliarden Menschen. Sie wachst stiindlich um 5000 Menschen and jahrlich um 43 Millionen. Sie wird sich am Ende des Jahr- hunderts verdoppelt haben. Wieviele Menschen haben auf der Erde Raum? Wird es Brot fur alle geben, oder werden bei gleichmaBiger Zunahme der Weltbevolkerung eines Tages noch mehr Menschen hungern and schlieflichverhungern? Wohl selten ist uber ein so wichtiges and groBes Problem so viel Gegensatzliches gesagt worden wie uber die Frage der Beziehung von Nahrungs- grundlage zum Bevolkerungszuwachs, seit Mal- thus vor 150 Jahren lehrte, dab die Menschen 13 sich in geometrischer Progression vermehren, die Nahrungsproduktion dagegen in arithme- trischer Progression steigt. Wenngleich heute als gesichert gelten kann, daB die These von Mal- thus widerlegt ist, weil von ihm,die Moglichkeiten der Nahrwerterzeugung nicht iibersehen werden konnten and in den letzten 100 Jahren eine An- zahl wichtiger Entdeckungen gemacht wurden, deren Anwendung die Nahrungsproduktion in manchen Landern schneller steigen lieB als den Bevolkerungszuwachs, mussen wir uns den- noch vor oberflachlichem Optimismus hi.iten and nicht glauben, daB Bich dieses entscheidende Problem der Menschheit von selbst erledige oder uns nichts mehr anginge, weil sich kunftige Generationen damit auseinanderzusetzen haben. Es bedarf vielmehr sofort grof3ter Anstrengungeu and einer weitschauenden Planting im WeltmaB- stab, um alle Voraussetzungen zu schaffen, damit Vberschuflgebiete ihre Produkte an Mangel- gebiete abgeben and these wieder hierdurch zu leistungsfahigen Gebieten entwickelt werden, damit sie in der Produktion von Nahrung mit dem Bevolkerungszuwachs Schritt halten. Denn gerade die entwicklungsfahigen Zonen unserer Erde sind diejenigen des starksten Geburten- tiberschusses, wahrend mit steigendem Woh.l- stand in der Regel der Bevolkerungszuwachs nachlaBt oder ganz zum Stillstand kommt. Die Steigerung der Leistungsfahigkeit unserer Kulturpflanzen and Haustiere and die Kontrolle der Entwicklung der Erdbevolkerung sind groBe biologische Aufgaben, die von gesellschaftlichen and damit politischen Problemen nicht zu trennen sind. Sie konnen nicht einseitig gelost werden, sondern bediirfen des Zusammenwirkens einer Mehrzahl von MaBnahmen. Fur den Forscher steht dabei im Vordergrund das stete Bemuhen um die Vermehrung wissen- schaftlicher Erkenntnisse auf allen Teilgebieten der Biologic, die ihn den lebenden Organismus in alien Funktionen and Leistungen immer besser verstehen laf3t. Erst die Klarung der wissen- schaftlichen Grundlagen der Lebensprozesse er- moglicht ihre Ausnutzung zum Wohle der Men- schen, and es ist eine wichtige and vordring- liche Aufgabe, das grole Reservoir biologischer Erkenntnisse standig weiter zu fiillen, um es darn fur seine Anwendung in der Praxis auszu- schopfen. Dazu gehort aber auch die Verbreitung wissen- schaftlicher Ergebnisse in immer groBeren Krei- sen einer Bevolkerung durch ein vollkommenes System von Bildungsanstalten and Bildungs- moglichkeiten, denn die Uberwindung des Nicht- Sanitized Copy Approved for Release 2010/07/01 : CIA-RDP80T00246AO40500770001-7 Sanitized Copy Approved for Release 2010/07/01 : CIA-RDP80T00246AO40500770001-7 MITTEILUNGSBLATT 3. Jahrgang, Heft 6/7/8 wissens ist eines der wirksamsten Mittel zur Erreichung des Wohlstandes auf dieser Erde. Wir wissen, mit welchem Ernst and welcher Zuver- sicht sich die noch entwicklungsfahigen Volker um die Verbesserung des Bildungswesens be- miihen, wir wissen aber auch, wie weft noch hoch- zivilisierte Volker davon entfernt sind, das geistige Kapital in den Kopfen ihrer Menschen voll zu entfalten and zu nutzen. Dariiber hinaus beriihren sich Wissenschaft and Wirtschaft in ihrem Bemiihen um eine Steige- rung der Nahrungsproduktion in engster Weise, and wenn wir these Frage stellen, durch welche MaBnahmen in der Welt die Gefahr des Hungers wohl beseitigt werden konnte, so sind es in erster Linie technische Entwicklungen, die eine Voraus- setzung fiir die immer breitere Anwendung aller Erkenntnisse der Kulturpflanzenforschung sind. Die Moglichkeiten, den Nahrungsraum auf unserer Erde zu erweitern, sind bei dem gegenwartigen Stand der Entwicklung der Volker verschiedener Art, wobei die Mobilisierung der vorhandenen Reserven an erster Stelle steht. Wie Schnell sich these Reserven mobilisieren lassen, gehort in den Bereich der Arbeit der Staatsmanner and Poli- tiker. Es sind schwerwiegende Probleme, die sicherlich nur auf der Grundlage des guten Wil- lens and eines wohlausgebauten Systems der gegenseitigen Hilfe gelost werden konnen. Bei einer also mehr theoretischen Betrachtung dessen, was geschehen kann, diirfen wir nie ver- gessen, daB sich der grofte Teil der Landwirt- schaft auf unserer Erde noch im Zustand primi- tiver Landwirtschaft oder bestenfalls des tTber- gangs von primitiver zu moderner Landwirt- schaft befindet. Bei vorsichtiger Schatzung ist a.nzunehmen, daB die Ackerflache der Erde ohne Schaden noch auf das Doppelte der heutigen Flache vermehrt werden kann. Die Urbar- machung grol3er Gebiete, die genugend Wasser enthalten, spielt im dicht bevolkerten Europa kaum noch eine Rolle, sie ist auf Asien and manche Gebiete der Tropen beschrankt, die nur zu einem Bruchteil landwirtschaftlich genutzt werden. Hier kann mit Hilfe agrotechnischer MaBnahmen Neuland durch Umbruch and Kulti- vierung geschaffen werden. Ahnliches gilt fur die grol3en Trockengebiete dieser Erde, die durch die Anlage von Staudammen im Mundungs- gebiet, im Mittellauf and im Quellgebiet der gro- Ben Strome in fruchtbare Regionen verwandelt werden konnen. Nur ein geringer Prozentsatz der in diesen Stromen zum Meer abfliel3enden Wassermenge wird heute genutzt, and Lander wie Agypten, China, Indien u. a. lassen die gro- Ben Moglichkeiten in der Erweiterung der Nah- rungsproduktion erkennen, die eine Bandigung der grol3en Strome bewirken konnte. Aber die Gewinnung von Neuland durch Um- bruch and Bewasserung steht nicht einmal im Vordergrund bei alien Uberlegungen, wie die Nahrungsgrundlage bis zum Ende dieses 'Jahr- hunderts bei einer Verdoppelung der Weltbevol- kerung zu entwickeln sei. Das Hauptproblem besteht in einer Steigerung der Hektarertrage auf den schon landwirtschaft- lich genutzten Flachen, also die Erreichung einer entsprechend den jeweiligen Bedingungen hoch- sten Intensitatsstufe. Sie kann unter Ausnutzung vieler schon langst bekannter wissenschaftlicher Tatsachen herbeigefiihrt werden. Einmal durch die Verbesserung der Bodenbear- beitung and der Pflege der Kulturen durch den zunehmenden Einsatz von landwirtschaftlichen Maschinen. Hier liegen bedeutende Reserven, wenn man bedenkt, daB groBe Teile der Welt noch mit primitiven Handgeraten bearbeitet werden. Zweitens durch eine immer bessere An- wendung der Erkenntnisse der Agrikulturchemie zur Erhaltung and Steigerung der Bodenfrucht- barkeit durch die Zufuhr von Pflanzennahr- stoff en, die nur in ganz wenigen Teilen der Welt, wie etwa in Japan, in annahernd ausreichendem MaBe gegeben werden. Dabei ist der Nahrstoff- versorgung der Wiesen and der Weiden besondere Aufinerksamkeit zu schenken. Das Studium der Wirkung einzelner Nahrstoffe, die Entwicklung der Diingemittelindustrie and die ErschlieBung natiirlicher Lagerstatten werden uns auf lange Sicht von der Gefahr des Hungers befreien konnen. Drittens durch die Anwendung der Er- gebnisse der Pflanzenziichtung and die Bereit- stellung ertragreicher Sorten unserer Kultur- pflanzen, die den jeweiligen Umweltverhalt- nissen am besten angepaBt sind, and die re- sistent sind gegen pflanzliche and tierische Krankheitserreger. Viertens schlieBlich wird eine weitere indirekte Ertragssteigerung aller landwirtschaftlich genutzten Flachen moglich sein, wenn es gelingt, die durch das Studium der Krankheitserreger gefundenen Bekamp- fungsmaBnahmen in groBem MaBstab and mit technischen Hilfsmitteln anzuwenden, mit denen die sonst hohen Verluste auf den genutzten Flachen vermieden werden, and wenn weiter- hin die Vorrate an Ernteprodukten durch ge-. eignete MaBnahmen der richtigen Lagerung and Aufbewahrung in vollem MaBe ihrer Ver- wendung zugefilhrt werden. Die Steigerung der Pflanzenproduktion auf der Sanitized Copy Approved for Release 2010/07/01 : CIA-RDP80T00246AO40500770001-7 Sanitized Copy Approved for Release 2010/07/01 : CIA-RDP80T00246AO40500770001-7 3. Jahrgang, Heft 6,7/8 MITTEILUNGSBLATT Grundlage wissenschaftlicher Erkenntnisse der Kulturpflanzenforschung durch die Entwicklung technischer and industrieller Einrichtungen wird eine Steigerung der Produktion tierischer Er- zeugnisse zur unmittelbaren Folge haben. Auch hier konnen noch ungeahnte Reserven mobili- siert werden und viele neue Ergebnisse der Wissenschaft Anwendung finden. i?Bedenken wir nur, weiche unerschopfliche Quelle an tierischem EiweiB die grof3en Meere unserer Erde darstellen, die nur an kiistennahen Gebieten bisher ge- nutzt wird. Damit sind aber langst nicht alle Moglichkeiten, die uns zur Steigerung der Nahrungsproduktion zur Verfiigung stehen, genannt. Die Reserven sind groB and konnten uns zu einer durchaus optimistischen Haltung veranlassen, wenn man ernsthaft beginnen wiirde, sie zu nutzen. Es handelt sich ja nicht allein darum, den ersten Bevolkerungszuwachs auf der Erde mitzuer- nahren, sondern vordringlich darum, etwa der Halfte der auf der Erde lebenden Menschen aus- reichende Nahrung zur Verfiigung zu stellen, die sie bisher nicht erhalt. Auch findet die Erweiterung des Nahrungsraumes durch Landgewinnung in vielen dichtbevolkerten Landern, also auch bei uns in Deutschland, eine Grenze durch den hohen Bedarf an Wohn- raum, an Erholungsgebieten and an Schutzgebie- ten fur eine moglichst urspriingliche and natiir- liche Landschaft, auf die wir nicht verzichten konnen im Interesse der Volksgesundheit and der Wissenschaft and um der Wiirde des Menschen willen. Die Forderung nach einer umfassenden Raumplanung wird daher immer dringender, damit Fehlplanungen grol3en Stils vermieden werden, wie sie sich heute schon bier and da auf der Welt bemerkbar machen. Zu diesen grof3en Fehlleistungen der Menschheit gehort aber auch die Investition von Milliarden in unfruchtbaren Riistungsunternehmungen and militarischen Einrichtungen, anstatt these Aus- gaben durch eindeutige Abmachungen inter- national auf ein Minimum zu beschranken and die damit freiwerdenden Mittel endlich fur die Gewinnung von Wohnraum, von Kulturland, von Nahrung and ffir.die Forderung der Wissen- schaft einzusetzen. Erst wenn dieser Zeitpunkt gekommen sein wird, konnten wir dem Problem des Wettlaufs zwischen Bevolkerungszuwachs and Erweiterung der Nahrungsbasis mit einiger Aussicht auf eine befriedigende Losung entgegen- sehen. In den entwicklungsfahigen Landern aber, in denen die Nahrungsproduktion fur die nachste Zukunft noch nicht mit dem Bevolkerungszu- wachs Schritt halten kann, werden noch weitere biologische and medizinisch-hygienische Er- kenntnisse Verbreitung finden miissen, die in China schon heute aus der groBen Sorge fur die Gesundheit des Volkes diskutiert werden, die Fragen einer verantwortungsbewuBten Geburten- kontrolle. Eine Losung dieser vielfaltigen Aufgaben, an denen die Bedeutung der Kulturpflanzenfor- schung im weitesten Sinne immer wieder er- kennbar ist, wird nur Schritt fur Schritt moglich rein. Sie wird ihre tiefe Befriedigung in dem Weg zu dem hochsten Ziel finden, das wir alle vor Augen haben: der Achtung des Krieges and der Geburt des Friedens auf dieser noch so friedlosen and unvollkommenen Erde. Diese unausloschliche Wahrheit zu erkennen and ihr durch seine Arbeit zu dienen, erfiillt den Forscher bei alien Widerstanden, die sich ihm auf diesem Wege entgegenstelien, mit der ruhigen GewiBheit von dem guten Sinn seiner Arbeit, and er mag sich eines Wortes erinnern, das Gott- hold Ephraim Lessing einst geschrieben hat: ,,Nicht die Wahrheit, in deren Besitz irgendein Mensch ist, oder zu sein vermeinet, sondern die aufrichtige Miihe, die er angewandt hat, hinter die Wahrheit zu kommen, macht den Wert des Menschen. Denn nicht durch den Besitz, sondern durch die Nachforschung der Wahrheit erweitern sich seine Krafte, worin allein seine immer wachsende Vollkommenheit bestehet." Sanitized Copy Approved for Release 2010/07/01 : CIA-RDP80T00246AO40500770001-7 Sanitized Copy Approved for Release 2010/07/01 CIA-RDP80T00246A040500770001-7 Anschliel3end erfolgte die feierliche Uberrei- chung der Leibniz-Medaillen. Von der Deutschen Akadernie der Wissenschaften zu Berlin wurden ausgezeichnet: . Herr Arthur Munch, Karl-Marx-Stadt, in Anerkennung seiner Verdienste urn die Er- forschung der vielgestaltigen, geologisch bedeut- samen Graptolithen; Herr Max Volk, Steinach/Thtiringen, in Anerkennung seiner Verdienste um die grund- legende Erforschung des ?Thuringer -Oberdevons and des Phycodenschiefers; Herr Oberstudiendirektor i. R. Dr. Karl Hoh niann, Eichwalde b. Berlin, in Anerkennung seiner Verdienste urn die Erforschung der Vor- und Friingeschichte der Mark Brandenburg. Vizeprasident Prof. Dr. W. Friedrich schlol3 die Feier des Leibniz-Tages mit einern Dank an die Regierung der Deutschen Demokratischen Repu- blik fir die groBzugige Forderung von Wissen- schaft and Forschung. Max Volk Arthur Munch Sanitized Copy Approved for Release 2010/07/01 : CIA-RDP80T00246A040500770001-7 Sanitized Copy Approved for Release 2010/07/01 : CIA-RDP80T00246AO40500770001-7 3. Jahrgang, Heft 6/7/8 MITTEILUNGSBLATT Beschlul3 des Plenums der Deutschen Akademie der Wissenschaften zu Berlin fiber die Bildung and Tatig- keit der Forschungsgemeinschaft der naturwissenschaftlichen, technischen and medizinischen In- stitute der Deutschen Akademie der Wissenschaften zu Berlin vom 16. Mai 1957 Die Wissenschaft and ihre Anwendungen be- stimmen heute das geistige and kulturelle Leben der Volker and jedes einzelnen wie nie zuvor. Von den Ergebnissen der Forschung, angewandt in Technik, Medizin and Wirtschaft, erhofft eine standig wachsende Bevolkerung der Erde bessere Ernahrung, gesteigerte Lebenserwartung, reichere Lebenshaltung and die Moglichkeit zur Befriedigung hoherer kultureller Bediirfnisse. Fruchtbare Anregungen fur eine breite Entwick- lung and fur die Erschlief3ung neuer praktischer Moglichkeiten kann allerdings nur eine Wissen- schaft gewahren, die primer auf breiter Basis Erkenntnisse sucht and these auch auf die Lo- sung von Tagesfragen and auf weiter gespannte Aufgaben anwendet, ohne sich jedoch vollig durch unmittelbar erkennbaren Zweck and Nut- zen leiten zu lassen. Niemals darf indes iiber- sehen werden, daf3 in alien Bereichen der For- schung hochgezuchteter Individualismus auf ge- fahrliche Irrwege der Entwicklung ffihren kann. Es ist daher notig, das Gefiihl der Verantwort- lichkeit bei alien denen zu scharfen, die Wissen- schaft treiben, anwenden and fordern. Den rechten Weg zeigt die Besinnung auf die Einheit der Wissenschaft. Die Akademie gewinnt dabei in der Bewahrung ihrer alten Traditionen einen neuen lebendigen Auftrag. Die bisher geubte Verteilung der naturwissen- schaftlichen, technischen and medizinischen In- stitute auf einzelne Klassen stand der Verwirk- lichung dieser Aufgabe. der Akademie oft ernst- haft im Wege. Im besonderen erwuchs aus ihr den Klassen eine schwere Belastung an Verwal- tungsarbeiten. AuBerdem war ein wirksames Zu- sammenschalten von Instituten verschiedener Klassen zu gemeinsamer Arbeit kaum zu er- reichen. Gemeinschaftsarbeiten sind aber in der Regel unentbehrlich fur die erfolgreiche Losung von wissenschaftlich and volkswirtschaftlich not- wendigen Arbeiten, vor allem bei Schwerpunkt- arbeiten groBer Aktualitat. Aus diesem Grunde werden die naturwissen- schaftlichen, technischen and medizinischen In- stitute der Akademie zu einer Forschungsgemein- schaft zusammengeschlossen. Eine gerechte Beriicksichtigung der Bediirfnisse von Forschung, Technik and Volkswirtschaft wird dadurch gewahrleistet, daB in der Leitung der Forschungsgemeinschaft Wissenschaftler ge- meinsam mit Vertretern der Regierung der Deut- schen Demokratischen Republik entscheiden. I. (1) Mit Wirkung vom 1. Juli 1957 wird die For- schungsgemeinschaft der naturwissenschaftlichen, technischen and medizinischen Institute der Deutschen Akademie der Wissenschaften zu Berlin als Einrichtung der Akademie im Sinne des ? 3, Abs. 1, ihres Statuts gebildet. (2) In dieser Gemeinschaft werden die natur- wissenschaftlichen, technischen and medizi- nischen Forschungsstatten der Akademie zu- sammengefaf3t. II. (1) Der Forschungsgemeinschaft werden fur die in ihr zusammengeschlossenen Forschungsstatten die nach dem Statut der Akademie dem erweiter- ten Presidium and den Klassen zugewiesenen Aufgaben der Beratung and Beschluf3fassung fiber den wissenschaftlichen Arbeitsplan, den Haushaltsplan and den Investitionsplan sowie die Uberprufung ihrer Durchfiihrung iiber- tragen. (2) Zur Durchfuhrung der in Absatz 1 ?gekenn- zeichneten Aufgaben kann die Forschungs- gemeinschaft die Einrichtungen der Akademie in dem erforderlichen Umfang in Anspruch ?neh- men. III. Die Forschungsgemeinschaft hat ein Kuratorium and einen Vorstand. IV. (1) Das Kuratorium soli bis zu 30 Mitglieder um- fassen. Mindestens die Halfte der Mitglieder des Kuratoriums mtissen Mitglieder der Akademie sein. (2) Die Mitglieder des Kuratoriums werden im Einvernehmen mit dem Presidium der Akademie von dem Ministerprasidenten bzw. seinem fur die Angelegenheiten der Akademie zustandigen Stell- vertreter berufen. (3) Die Mitglieder des Kuratoriums werden fur einen Zeitraum, von vier Jahren berufen. Ihre Wiederberufung ist zulassig. Sanitized Copy Approved for Release 2010/07/01 : CIA-RDP80T00246AO40500770001-7 Sanitized Copy Approved for Release 2010/07/01 : CIA-RDP80T00246AO40500770001-7 (4) Aus dem Kreise seiner Mitglieder wahlt das Kuratorium den Vorsitzenden, der Mitglied der Akademie sein muf3. (5) Zu den Sitzungen des Kuratoriums di rfen die Mitglieder keinen Vertreter entsenden. 1 ber Ausnahmen entscheidet der Vorsitzende. V. (1) Die Geschafte der Forschungsgemeinschaft fiihrt der Vorstand. Er besteht aus dem Vor- sitzenden des Kuratoriums and einer Reihe wei- terer Mitglieder des Kuratoriums, welche Mit- glieder der Akademie oder Direktoren von In- stituten der Akademie sein mussen. Diese wei- teren Vorstandsmitglieder werden vom Kurato- rium bestellt. Ihre Zahl soil so bemessen sein, daB der Vorstand seine fachlichen and organisato- rischen Aufgaben erfiillen kann. Der Vorsitzende des Kuratoriums soil zugleich den Vorsitz im Vorstand der Forschungsgemeinschaft ftihren. (2) Der Vorstand hat die erforderlichen wissen- schaftlichen and organisatorischen Verbindungen mit dem Plenum, dem Presidium and den Klas- sen der Akademie, mit der Regierung der Deut- schen Demokratischen Republik and mit anderen Institutionen zu unterhalten. (3) t7ber die Arbeit der Forschungsgemeinschaft wird im Rahmen des Berichtes der Akademie am Leibniz-Tag Rechenschaft abgelegt. (2) Die Bestimmung des ? 40 des Statuts der Deutschen Akademie der Wissenschaften zu Berlin vom 17. Juni 1954 findet auf die For- schungsgemeinschaft sinngem513 Anwendung. Berlin, den 16. Mai 1957 Der Stellvertreter des Vorsitzenden des Minister- rates, Herr F. Selbmann, bestatigte mit Schrei- ben vom 20. Mai 1957 diesen Beschluf3 des Plenums der Deutschen Akademie der Wissen- schaften zu Berlin. Mit Einverstandnis des Presidiums der Deut- schen Akademie der Wissenschaften zu Berlin berief der Stellvertreter des Vorsitzenden des Ministerrates, Herr F. Selbmann, am 31. Mai 1957 zu Mitgliedern des Kuratoriums der Forschungs- gemeinschaft die Herren Akademiemitglieder Prof. Dr. H. Bertsch Prof. F. Oellner Prof. Dr. Th. Brugsch Prof. Dr. E. Rammler Prof. Dr. E. Correns Prof. Dr. R. Rompe Prof. Dr. F. Deubel Prof. Dr. K. Schroder Prof. Dr. F. Eisenkolb Prof. Dr. M. Steenbeck Prof. Dr. H. Fruhauf Prof. Dr. H. Stubbe Prof. Dr. H. Knoll Prof. Dr. P. A. Thiessen Prof. Dr. E. Maurer Prof. Dr. E. Thilo VI. (1) Zur Durchfuhrung ihrer Aufgaben steht dem Kuratorium and dem Vorstand das wissenschaft- liche Sekretariat der Forschungsgemeinschaft zur Verfiigung. (2) Das Kuratorium bestimmt die Struktur des wissenschaftlichen Sekretariats im Einverneh- men mit dem Presidium der Akademie. (3) Das Kuratorium beruft den Leiter des wissen- schaftlichen Sekretariats and seinen Stellver- treter im Einvernehmen mit dem Ministerprasi- denten bzw. seinem fur die Angelegenheiten der Akademie zustandigen Stellvertreter. (4) Der Leiter des wissenschaftlichen Sekretariats and sein Stellvertreter nehmen an den Bera- tungen des Kuratoriums and des Vorstandes teil. VII. (1) Die Arbeitsweise des Kuratoriums, des Vor- standes and des wissenschaftlichen Sekretariats der Forschungsgemeinschaft werden durch die vom Kuratorium auszuarbeitende Geschaftsord- nung geregelt, die der Bestatigung durch das Presidium bedarf. and Herrn H. Grosse, Stellvertreter des Ministers fur Schwermaschinenbau, Herrn H. Wunderlich, Minister fur Allge- meinen Maschinenbau, Herrn Dr. G. Panning, Leiter der zentralen Abteilung Entwicklung der chemischen In- dustrie im Ministerium fur chemische In- dustrie, Herrn J. Kier, Staatssekreter im Ministerium fur Kohle and Energie, Herrn K. Kempny, Stellvertreter des Ministers fur Berg- and Huttenwesen, Herrn Dr. W. Feldmann, Minister fur Leicht- industrie, Herrn G. Kosel, Staatssekreter im Ministerium fur Aufbau and 1. Stellvertreter des Mi- nisters fur Aufbau, Herrn Dr. W. Girnus, Staatssekreter fur Hoch- schulwesen, Herrn K. Rambusch, Leiter des Amtes fur Kernforschung and Kerntechnik, Frau Prof. Dr. K. Boll-Dornberger, Leiterin der Arbeitsstelle fir Kristallstrukturanalyse, Sanitized Copy Approved for Release 2010/07/01 : CIA-RDP80T00246AO40500770001-7 Sanitized Copy Approved for Release 2010/07/01 : CIA-RDP80T00246A040500770001-7 3. Jahrgang, Heft 6/7/8 Herrn Prof. Dr. H. Gummel, Arztlicher Direk- tor am Institut fur Medizin and Biologie, Geschwulstklinik, Herrn Prof. Dr. H. Klare, Stellvertretender Direktor des Instituts fur Faserstoff-For- schung, Herrn Dr, H. Jancke, Direktor des Instituts fur Geratebau, Herrn Dr. H. Neels, Steflvertreter des Direktors des Instituts fur physikalische Chemie. Das Kuratorium der Forschungsgemeinschaft wahlte auf seiner konstituierenden Sitzung am 24. 6. 1957 den Vorstand unter Vorsitz des Vize- prasidenten Prof. Dr. H. Friihauf: Akademiemitglied Prof. Dr. Robert Rompe Akademiemitglied Prof. Dr. Kurt Schroder Akademiemitglied'Prof. Dr. Erich Thilo Prof. Dr. Hans Gummel Dr. Hermann Neels. Zum Leiter des wissenschaftlichen Sekretariats wurde in der gleichen Sitzung Dr. H. Wittbrodt gewahlt. Einrichtungen der Forschungsgemeinschaft der naturwissenschaftlichen, technischen and medi- zinischen Institute der Deutschen Akademie der Wissenschaften zu Berlin: Astro-Sektor Astrophysikalisches Observatorium Potsdam-Telegraphenberg Sternwarte Babelsberg Potsdam-Babelsberg Sternwarte Sonneberg Sonneberg/Thiiringen 2 m-Spiegelteleskop-Institut Tautenburg b. Jena Mathematischer Sektor Forschungsinstitut fur Mathematik Berlin Abt. Reine Mathematik and Editionen Abt. Angewandte Mathematik Physikalischer Sektor Heinri ch-Hertz-Institut Berlin-Adlershof Institut fiir Optik and Spektroskopie Berlin-Adlershof Institut fur Strahlungsquellen Berlin Auf3enstelle Hiddensee Arbeitsgruppe fur Lumineszenz-Forschung Liebenwalde Institut fur Gasentladungsphysik Greifswald Institut fur Festkorperforschung Berlin Institut fur Kristallphysik. Berlin-Adlershof Kernphysikalisches Institut Zeuthen-Miersdorf Institut fur magnetische Werkstoffe Jena Arbeitsstelle fur Tieftemperaturphysik Dresden Technischer Sektor Institut fiir Technologie der Fasern Dresden Arbeitsstelle fiir Regel- and Steuerungstechnik Dresden Institut fair Geratebau Berlin-Oberschoneweide Geologisch-Geophysikalischer Sektor Institut fiir Bodendynamik and Erdbeben- forschung Jena Geodatisches Institut Potsdam Institut fiir physikalische Hydrographie Berlin-Friedrichshagen Geotektonisches Institut Berlin . Geomagnetisches Institut Potsdam Arbeitsstelle fair Palaobotanik and Kohlen- kunde Berlin Arbeitsstelle fair praktische Geologie Jena Chemischer Sektor Institut Air anorganische Chemie Berlin-Adlershof Institut Air organische Chemie Berlin-Adlershof Arbeitsbereich Grenzflachenaktive Stoffe and Fette Arbeitsbereich Vor- and Zwischenprodukte Laboratorium fair Kunststoffe Sanitized Copy Approved for Release 2010/07/01 : CIA-RDP80T00246A040500770001-7 Sanitized Copy Approved for Release 2010/07/01 : CIA-RDP80T00246A040500770001-7 Institut fur Faserstoff-Forschung Teltow-Seehof MITTEILUNGSBLATT 3. Jahrgang, Heft 6/7'8 Institut fur Katalyseforschung Arbeitsbereich Organische Katalyse Rostock Arbeitsbereich Anorganische Katalyse Rostock Arbeitsstelle fur Komplexchem ie Jena Physikalisch-Chemischer Sektor Institut fur physikalische Chemie Berlin-Niederschoneweide Institut fur angewandte Silikatforschung Berlin Arbeitsstelle fur Kristallstrukturanalyse Berlin-Adlershof Arbeitsstelle fur Mineralsalzforschung Berlin-Adlershof Medizinisch-Biologischer Sek.tor Institut fur Medizin and Biologie Berlin-Buch Arbeitsbereich Physik Arbeitsbereich Biochemie Arbeitsbereich Biologie Arbeitsbereich Pharmakologie Arbeitsbereich Angewandte Isotopen- forschung Arbeitsbereich Klinische Medizin (Geschwulstklinik) Institut fur vergleichende Pathologie Berlin Arbeitsstelle fur Kreislaufforschung Arbeitsgruppe Prof. Dr. P. Kokkalis Berlin-Friedrichshain Arbeitsgruppe Prof. Dr. A. Wollenberger Berlin-Buch Institut fur Ernahrung Potsdam-Rehbriicke Arbeitsstelle fur experimentelle and angewandte Psychologie Institut fur- 'Mikrobiologie and experimentelle Therapie Jena Botanisch-Biologischer Sektor Institut fur Kulturpflanzenforschung Gatersleben Am 6. Juni.1957 iudhlte das Plenum der Deut- schen Akademie der Wissenschaften zu Berlin Akademiemitglied Prof. Dr. ? Hans Fruhauf zum Vizeprasidenten der Deutschen Akademie der Wissenschaften zu Berlin. Die Wahl'wurde vom Stellvertreter des Vorsitzenden des. Ministerrates, Herrn Fritz Selbmann, bestatigt. Auf Grund des Beschlusses des Plenums der Deutschen Aka- demie der Wissenschaften zu.Berlin vom 16. Mai 1957 i1ber die Bildung and Tatigkeit der ?For- schungsgemeinschaft der naturwissenschaft- lichen, technischen and medizinischen Institute" and nach Zustimmung durch das Prdsidium wurde Prof. Dr. Hans Fruhauf mit Datum vom 15. Juni 1957 als Mitglied in das Kuratorium der ?Forschungsgemeinschaft" berufen and in seiner konstituierenden -Sitzung am 24. Juni 1957 von diesem Gremium' zum Vorsitzenden des' Kura- toriums and des Vorstandes der ?Forschungs- gemeinschaft" gewahlt. Akademiemitglied Prof. Dr. Hans Fruhauf Sanitized Copy Approved for Release 2010/07/01 : CIA-RDP80T00246A040500770001-7 Sanitized Copy Approved for Release 2010/07/01 : CIA-RDP80T00246AO40500770001-7 Akademiemitglied Prof. Dr. Hans Fruhauf ist Professor mit Lehrstuhl fur Schwachstrom- technik, Direktor des Instituts fur Hochfrequenz- technik and Elektronenrohren and Prorektor fair das Fernstudium an der Technischen Hochschule in Dresden, Mitglied der wissenschaftlich-tech- nischen Beirate im Ministerium fur allgemeinen Maschinenbau and der Kammer der Technik, Mit- glied des Vorstandes der Physikalischen Gesell- schaft and Leiter des Arbeitskreises ,Funksende- und Empfangstechnik", 1951 ausgezeichnet mit dem Nationalpreis and 1953 mit dem Vater- landischen Verdienstorden. Akademiemitglied Hans Fruhauf wurde 1904 in Pforzheim geboren and legte in Stuttgart sein Abitur am humanistischen Gymnasium ab. Der Reifepriifung schlossen sich 11/2 Jahre prak- tischer Tatigkeit in elektrotechnischen Betrieben Siiddeutschlands an. 1924 nahm Hans Fruhauf das Studium der Elektrotechnik an der Tech- nischen Hochschule Stuttgart auf, wobei er spe- ziell das Gebiet der Schwachstrom- and Hoch- frequenztechnik auswahlte. Der Diplomprufung ,,mit Auszeichnung" schloB sich die Assistenten- zeit am Institut I'& Schwachstromtechnik an der Technischen Hochschule Stuttgart an, die ihren Abschluf mit der Doktordissertation fiber eine selbst erfundene Mef3methode wiederum mit dem Pradikat ,Mit Auszeichnung bestanden" fand. Es folgten Lehrauftrage vor allem fur die Gebiete Radiotechnik and McBtechnik mit der Leitung des dazu gehorenden Laboratoriums an der gleichen TH. Nach 1933 mul3te Prof. Dr. Hans Fruhauf seine Lehrtatigkeit unterbrechen. In den darauf folgenden Jahren war er Laboratoriums- leiter, Konstruktionsleiter, Chefingenieur, Pro- kurist, Technischer Direktor and Geschafts- fiihrer in der Schwachstromtechnischen In- dustrie. Nach 1945 war Hr. Fruhauf zunachst maf3gebend bei der Griindung and beim Aufbau des Betriebes ?Stern-Radio-Rochlitz" beteiligt and wurde anschlief3end mit dem Aufbau der wissenschaftlichen and technischen Einrichtun- gen der volkseigenen Vereinigung RFT betraut, in der er als wissenschaftlicher Leiter and Direk- tor tatig war. Im Rahmen dieser Arbeit begrun- dete Akademiemitglied Fruhauf Zentrallabora- torien fiir Fernmelde-, fur Hochfrequenz-, fur Rohren- and Mellgeratetechnik and forderte kontinuierlich ihren Ausbau. 1950 wurde Hans Fruhauf als ordentlicher Pro- fessor an die Technische Hochschule Dresden be- rufen. Auf Grund seiner Initiative and unter seiner Leitung entstand and arbeitet heute das Institut Mir Hochfrequenztechnik and Elek- tronenrohren an der TH Dresden. 1953 wurde er zum ordentlichen Mitglied der Deutschen Akademie der Wissenschaften zu Berlin ge- wahlt. Akademiemitglied Prof. Dr. Hans Fruh- auf gehort zu den Gelehrten-Personlichkeiten, die die Wissenschaft niemals als Selbstzweck be- treiben. Er bezeichnet es als ?eine der wesent- lichen Aufgaben der wissenschaftlichen For- schung, noch bestehende LOcken ausfindig zu machen and Bich daraus ergebende neue Probleme zu bearbeiten. Hierfiir ist der internationale Stand der Wissenschaft als Ausgangspunkt an- zusehen". Akademiemitglied Prof. Dr. Hans Fruh- auf zeichnet sich durch ein ungeteiltes Interesse fur die Erfordernisse der Volkswirtschaft unserer Republik aus. Er auf3ert seine Meinung hierzu wie folgt: ,,Es steht aul3er Zweifel, daB bei der Erhohung des Lebensstandards unserer Bevolkerung der Steigerung der Arbeitsproduktivitat auf alien Gebieten unserer industriellen Produktion eine entscheidende Bedeutung zukommt. Auch wenn wir den Blick nach den grof3en Industrielandern der Welt richten, machen wir die Feststellung, daB dort ebenso, wenn auch unter gewissen an- deren Voraussetzungen, der Automatisierung and besonders den Fragen der Elektronik er- hohte Aufmerksamkeit geschenkt wird." Die Fragen, die uns alle gegenwartig besonders beschaftigen, beantwortet Akademiemitglied Prof. Dr. Hans Fruhauf in einer Weise, die fur uns Mitarbeiter der Deutschen Akademie der Wissenschaften zu Berlin verbindlich ist: .,Vor zwolf Jahren war es, da ging das Grauen and der Tod noch durch unser deutsches Land. In einer einzigen Nacht wurde unter Anwendung .herkommlicher Waffen` Dresden in Schutt and Asche gelegt. Die Stadt der Kunst and Wissen- schaft, die Kulturdenkmaler, unsere Technische Hochschule, sie waren in Trummer 'gerangen. 40 000 Tote lagen unter den Ruinen begraben, verbrannt, verblutet. Berlin, Hamburg, Nurn- berg, die Stadte des Rheinlandes and das Ruhr- gebiet batten ein ahnliches Schicksal fiber sich ergehen lassen mussen - unter der Auswirkung ,herkommlicher Waffen`. Zwolf Jahre sind inzwischen vergangen nach diesem Grauen. Heute wissen wir alle, daB durch die Weiterentwicklung von Wissenschaft and Technik, deren Ergebnisse sich auch die Kriegs- technik bedient, ein einziges GeschoB der neuen ,taktischen` Kernwaffen ein viel groBeres Grauen, eine groBere Vernichtung zustande bringen kann als vor zwolf Jahren der massierte Einsatz her- kommlicher Waffen`; ja wir wissen, daB die Sanitized Copy Approved for Release 2010/07/01 : CIA-RDP80T00246AO40500770001-7 Sanitized Copy Approved for Release 2010/07/01 : CIA-RDP80T00246AO40500770001-7 Menge des auf der Erde gestapelten Kernmate- rials, als Atomwaffen angewandt, bereits heute ausreichen wurde, das Leben ganzer Kontinente zu vernichten. Wiederum bedroht, zwolf Jahre nach der Beendigung des grauenhaften Mordens in Europa mit,herkommlichen Waffen', die Welt eine neue, noch viel grol3ere Gefahr: Die Gefahr des Atommordens. Wir aber wollen nicht unter- gehen, sondern mit Hilfe der friedlichen Nutzung der Atomenergie ein besseres und ein schoneres Leben aufbauen. Wer verantwortungsbewuBt' als Deutscher die Entwicklung betrachtet, der weiB: Die Frage der Anwendung der Atomkrafte fur friedliche oder fur kriegerische Zwecke, das ist heute die Schick- salsfrage unseres deutschen Volkes, ja der Menschheit. Hier gibt es keine Meinungsverschie- denheiten unter den Deutschen! 18 weltbekannte westdeutsche Wissenschaftler haben sick mit ihrer von der Max-Planck-Gesellschaft am '12. April 1957 herausgebrachten Erklarung ein-- deutig auf die Seite einer positiven Entscheidung dieser Schicksalsfrage und? damit auf die Seite des Friedens gestellt. Dieses Fanal, these Demon- stration 'des Gewissens hat die Welt aufhorchen lassen und such diejenigen wachgeruttelt, die bishe'r vielleicht noch glaubten, Politik sei eine Sache der ,Politiker`. Wenn es um Leben oder Tod eines Volkes geht, hat das Volk und jeder einzelne 'mitzusprechen. Es kann kein Zweifel 'dartiber bestehen, daB sick das Volk fiir das Leben ' eritscheiden wird, gegen jene, die durch ein unverantwortliches ' Spiel` mit atomaren Waffen die Zukunft und. das Leben des Volkes gefahrden. 'Ich respektiere den Mut, den die 18 Ato'mwissen- schaftlei durch ihre freimutige Erklarung offent- 'lich dokumentiert haben 'unter einer Regierung, die sich anschickt, atom-are Waffen einzufiihren und mit'ihrer Anwendurg zu ,exp'erimentieren`. Ich achte und schatze auch das offentliche Be- ?kenntnis,' durch das 18 weltbekannte Wissen- schaftler der 'Welt gezeigt haben, daB Wissen nicht' nur Macht ist, 'sondern daB Wissen auch Verantwortung erheischt! Und wer "ware, so mul man fragen, eher dazu berufen, an die Verant- wortung gegenuber unserem Volk, gegenuber der Menschheit, gegenuber "dem Fortschritt zu appellieren, als der Wissenschaftler? Die Welt ist in letzter Minute aufgeriittelt. Ftinf Minuten vor 'Zwolf ist durch die Wissenschaft, als die kompe- tenteste Stelle, ein Fanal gegeben, das unser Volk, "ja das vielleicht die Menschheit vor einem neueh Graueh, vielleicht sogar vor seinem end- giiltigen Untergang retten' kann!" 3. Jahrgang, Heft 6/7/8 Am 20. Juni dieses Jahres wahlteidas Plenum der Deutschen Akademie der Wissenschaften zu Berlin Nationalpreistrager Akademiemitglied Prof. Dr. Gunther Rienacker zum Generalsekre- tar der Deutschen Akade'mie der Wissenschaften zu Berlin. Die Wahl wurde vom Stellvertreter des Vorsitzenden des Ministerrates, Herrn Fritz Selbmann,, bestatigt. Akademiemitglied Prof. Dr. Gunther Rienacker Akademiemitglied Prof. Dr. Gunther Rienacker wurde am' 13. Mai 1904 in Bremen geboren. Er studierte an der Miinchener Universitat und habilitierte sich fur anorganische Chemie 1936 in Freiburg bei Nobelpreistrager Prof. Dr. Stau- dinger. 1937 erhielt er eine aulerordentliche Pro- fessur in Gottingen und 1942 wurde 'er Ordina- rius fur Chemie und Institutsdirektor an der Uni- versitat Rostock. Seit 1954 wirkt er in gleiclier Eigenschaft an der Humboldt-Univ'ersitat zu' Berlin. Nach Kriegsende stellte Bich" Prof. Dr. Gunther Rienacker mit seiner ganzen Personlichkeit dem demokratischen Neuaufbau zur Verftigung. Von 1946-1948 war er der erste Rektor der Universi- Sanitized Copy Approved for Release 2010/07/01 : CIA-RDP80T00246AO40500770001-7 Sanitized Copy Approved for Release 2010/07/01 : CIA-RDP80T00246AO40500770001-7 3. Jahrgang, Heft 6/7/8 MITTEILUNGSBLATT 139 tat Rostock, 1949 and 1951-1953 Prorektor. 1946 wurde er Herausgeber der Zeitschrift fur an- organische Chemie. Die wissenschaftlichen Arbeiten Prof. Dr. Gunther Rienackers beschaftigen sich im wesent- lichen mit zwei groBen Problemkreisen. Einmal sind es Spezialfragen der analytischen Chemie. Seine Untersuchungen auf diesem Gebiet halten eine grof3e Tradition aufrecht, die mit dem Le- benswerk beruhmter Gelehrter, wie z. B. mit Clemens Winkler, verbunden? ist. Die Verdienste Prof. Dr. Rienackers liegen im Prinzipiellen, weil er sich entgegen gewissen Zeitstromungen and ohne Riicksicht auf allgemeine Anerkennung ge- rade der experimentellen praktischen Arbeits- richtung in Forschung and Lehre widmete. All- gemein anerkannt sind vor allem die zahlreichen Arbeiten, die sich mit dem Problem der hetero- genen Katalyse beschaftigen. Sie zeigen durch- weg die Bemuhungen, die Frage nach dem Wesen der katalytischen Vorgange an Oberflachen fester Stoffe aus dem Stadium der reinen Empirie her- auszuheben and auf eine echte tragfahige wissen- schaftliche Grundlage- zu stellen. Wie Koch die Bedeutung der Rienackerschen Arbeiten fur die systematisch arbeitende chemische Technik and die reine Grundlagenforschung sind, geht ganz besonders aus der Tatsache hervor, day seinerzeit fur these Arbeiten and die Arbeiten auf dem Gebiet der organischen Katalyse (Prof. Langen- beck) von dem Ministerium Mr Chemie, Steine and Erden in Rostock ein eigenes Institut er- richtet wurde, das jetzige Institut fur Katalyse- forschung der Deutschen Akademie der Wissen- schaften zu Berlin. Neben seiner Lehr- and Forschungstatigkeit zeichnet sich Akademiemitglied Prof. Dr. Rien- acker als hervorragender Organisator and Leiter von Verhandlungen aus. Als er 1953 zum ordent- lichen Mitglied der Deutschen Akademie der Wissenschaften zu Berlin gewahlt wurde, wurden in der Begriindung sein offener and klarer Cha- rakter, seine unbedingte Sachlichkeit and seine nie erlahmende Initiative besonders hervorge- hoben. 1955 wurde er mit dem Nationalpreis aus- gezeichnet. Der Ruf Prof. Dr. Gunther Rienackers als einer der fiihrenden deutschen Chemiker auf dem Ge- biet der anorganischen Chemie, der sich weit fiber die deutschen Grenzen hinaus erstreckt, ge- winnt an Bedeutung, wenn man nur kurz die ge- sellschaftliche Tatigkeit Prof. Dr. Gunther Rien- ackers streift. Die vergangenen Jahre weisen ihn als Mitglied der Stadtverordnetenversammlung Rostocks and spater des Landtages Mecklenburg and der Provisorischen Volkskammer aus. Er ist Mitglied des Prasidialrates des Kulturbundes zur demokratischen Erneuerung Deutschlands and wurde 1953 Vorsitzender der Gewerkschaft Wis- senschaft im Freien Deutschen Gewerkschafts- bund. Mit Akademiemitglied Prof. Dr. Gunther Rien- acker wurde eine Personlichkeit zum General- sekretar der Deutschen Akademie der Wissen- schaften zu Berlin berufen, die mit alien ihren Kraften an der Weltgeltung der deutschen Wissenschaft and an den Bemuhungen, ein fried- liebendes, demokratisches and einheitliches Deutschland zu schaffen, unmittelbaren Anteil hat. Zum 70. Geburtstag von Nobelpreistrager Akademiemitglied Prof. Dr. Gustav Hertz Bei dem Namen Hertz denkt jeder an den groBen Entdecker der elektromagnetischen Strahlen, dem wir die Grundlage der wertvollen Erfin- dungen verdanken, die wir unter der Bezeich- nung Radiotechnik zusammenfassen. Von diesem Heinrich Hertz soil heute nicht die Rede sein, sondern von seinem Neffen Gustav Hertz, der auch ein groBer Physiker ist, obgleich seine Schopfungen nicht in gleichem Mal3e der All- gemeinheit bekannt sind. Aber in Physiker- kreisen nimmt er eine hervorragende Stellung ein and gilt als einer der besten lebenden Phy- siker der aiteren Generation. Er wird am 22. Juli 70 Jahre alt and ist in guter Gesundheit and reger Tatigkeit. Ich will keine Beschreibung seines Lebensweges and auch keine Aufstellung seiner sehr zahlreichen Veroffent- lichungen geben. Beides findet man in den phy- sikalischen Fachzeitschriften, z. B. in den An- nalen der Physik, die ihm ein Sonderheft wid- men. Ich will lediglich zwei Spitzenleistungen nennen.. Die erste fallt in die jungen Jahre, als er am Physikalischen Institut der Universitat Berlin. die nahere Bekanntschaft von James Franck machte. Es entwickelte sich eine sehr fruchtbare Arbeitsgemeinschaft, da sich die Fahigkeiten der beiden Forscher auf das gli cklichste erganzten. Das Ergebnis ist allen Physikern bekannt unter dem Namen Franck-Hertz-Versuche, deren Er- Sanitized Copy Approved for Release 2010/07/01 : CIA-RDP80T00246AO40500770001-7 Sanitized Copy Approved for Release 2010/07/01 : CIA-RDP80T00246AO40500770001-7 gebnis mit dem Nobelpreis ausgezeichnet wurde. Sie beweisen den quantenhaften Energieuber- gang von Elektronen zu Atomen and bilden eine handgreifliche Bestatigung der Bohrschen Atom- theorie. Die zweite grof3e Leistung von Hertz ist prak- tischer Art. In der Technischen Hochschule Berlin entwickelte er die Diffusionskaskade zur Trennung von Gasgemischen. Sie erlangte nach wenigen Jahren eine ungeahnte Bedeutung fur die Trennung der Uran-Isotope. Die Isolierung des Uran-Isotops vom Atomgewicht 235 ist un- entbehrlich fur den Kernzerfallsproze13, der die Welt heute im schlechten and guten Sinne in 3. Jahrgang, Heft 6/7/8 Spannung halt. In der auslandischen Literatur wird der Name Hertz in diesem Zusammenhang meist nicht erwahnt, and das zu Unrecht. Nach dem Kriegsende 1945 folgte Gustav Hertz einer Einladung in die UdSSR. Seit 1954 nimmt er den ersten Lehrstuhl fur Physik an der Uni- versitat Leipzig ein. Moge er seine Art, physi- kalisch zu denken and zu arbeiten, dem Nach- wuchs ubermitteln and so dazu beitragen, das Ansehen der deutschen Physiker in der Welt zu erhalten. Das wunschen wir ihm and uns. Berlin, den 22. Juli 1957 Berichterstattung der Akademiedelegation im Plenum uber die Reise in die Volksrepublik China Eindriicke eines Chemikers von einer China-Reise Unsere Reise begann mit dem schon fur sich allein sehr eindrucksvollen Flug fiber die UdSSR mit den Zwischenstationen Wilna, Moskau, Swerdlowsk, Omsk, Nowosibirsk, Krasnojarsk, Irkutsk, uber die Mongolei mit der Station 'Sain- shandar mitten in der Steppe and endete nach rund 46 Stunden, von denen wir etwa 26 in der Luft waren, plotzlich in Peking. Plotzlich darum, weil Peking in der Ebene direkt am Rand der sog. bis zu etwa 3000 m hohen Westberge liegt and man - noch vom Eindruck des Gebirges in Anspruch genommen - ganz plotzlich mit scharfer Kurve nach Osten auf dem Flugplatz von Peking landet. fJberwaltigend ist der Eindruck der letzten Flugminuten, weil sie nach dem Gebirge, angesichts der prachtvollen farbigen Anlagen des Sommerpalastes, ohne JJbergang in der Ebene erfolgen. Ebenso plotzlich wie der Wechsel vom Gebirge zum alten prachtigen Kulturdenkmal in der Ebene ist der Wechsel vom Bild, das man vom europaischen Leben mitbringt, zu dem, das man bei der Anfahrt vom Flughafen zur Stadt Peking ganz unvermittelt erlebt. In Europa hastende Mechanisierung and Technisierung, in Peking and iiberhaupt in China stetige and ruhige aber dabei rastlose Arbeit and Tatigkeit durch die nackte Muskelkraft von Mensch and Tier - Pferd, Maultier, Esel and Kamel and auf dem Lande dem Biiffel. Seit Jahrtausenden wird in China so gearbeitet, aber seit der Befreiung von Unterdriickung vor 7 Jahren entwickelt sich ein neues China. Ganz besonders wird das in Peking sichtbar. Am Stadt- rand entstehen mit unfaibarer Geschwindigkeit - unfaBbar, weil noch alles Baumaterial von Mensch and Tier transportiert wird - riesige neue Stadtteile aus groBen Backsteinbauten nach europaischem Muster. Einen Saum bildet das Neue um die alte Stadt mit ihren fast aus- schlieBlich ebenerdig gebauten Hausern and Lehmhutten. Nach and nach verschwinden sie, um Neubauten and grof3zugigen, breiten and weiten Straf3enanlagen Platz zu machen. Im Gegensatz dazu werden die alten Kulturdenk= maler, die Palaste, die Tempel and Grabanlagen auf das genaueste restauriert and als Museen bzw. Erholungsstatten verwendet. Das Wunderbarste aber ist der chinesische Mensch, fur den das Leben mit der Befreiung, von der jeder and jeder immer and immer wieder spricht, einen neuen Anfang genommen hat. Strahlend trat er uns entgegen an alien Orten, in den Stadten, in den Fabriken, in den Labora- torien, auf dem Lande, im Zuge and im Theater, bei den Mahlzeiten and in Gesprachen, bei der Arbeit and in wenigen Muf3estunden. Unbeschreib- lich ist der frohe Gleichmut der Chinesen, seien es Manner, Frauen oder Kinder. Uralte Kultur and feinste Herzensbildung spre- chen aus jedem Wort, aus jeder Handlung. Eine nicht zu beirrende Zuversicht fur den Weg in eine gii ckliche Zukunft gibt das Geprage fur ihr Sanitized Copy Approved for Release 2010/07/01 : CIA-RDP80T00246AO40500770001-7 Sanitized Copy Approved for Release 2010/07/01 : CIA-RDP80T00246AO40500770001-7 MITTEILUNGSBLATT 141 Dasein and laBt sie jedem mit herzlicher Freund- lichkeit and Hilfsbereitschaft begegnen. Ich sah keine sich zankenden Frauen, ich sah keine schimpfenden Manner, ich sah kaum ein weinendes Kind, and ich sah keinen Betrun- kenen. Ich sah nur frohliche and glucklich zu- friedene Menschen, obwohl sie in unserem MaB gemessen als materiell arm zu bezeicnnen sind, heute noch arm. Aber in der kurzen Zeit seit der Befreiung haben sie erkannt, wie reich sie heute schon sind and erst recht spater einmal rein wer- den. Denn potentiell ist China ganz eigentlich ein Land ungeahnter Moglichkeiten. Es ist unermeB- lich reich an gerade erst aufgeschlossenen Boden- schatzen and reich an Menschen, die von Sonnen- aufgang bis -untergang rastlos and oft noch viel langer fleiBig and tatig rind and dabei unsagbar anspruchslos and bescheiden. Vielleicht den grOl3ten Eindruck habe ich im Ge- sprach gewonnen, zu dem uns der Ministerprasi- dent Tschou En-lai am Ende unserer Reise einge- laden hatte. Von jedem von uns lieB er sich be- richten, was wir sahen and fiber gemeinsame Ar- beit dachten. Er horte sich an, was wir sagten, dachte kurz nach and sprach dann klar und iiber- legt seine Ansicht zu den so verschiedenen Pro- blemen aus. GroBartig war die Entwicklung seiner Meinung fiber den Stand and die bewuBt langsam anlaufende zukiinftige Technisierung der chinesischen Wirtschaft, ganz im Sinne der gro- Ben, richtungweisenden Rede von Lu Ting-Yi auf der Kultur-Tagung der Kommunistischen Partei Chinas am 26. Mai 1956 mit dem be- geisternden Titel: ,LaBt viele Blumen bliihen and die verschiedenen Gedankenrichtungen zu Worte kommen." Eine chemische Industrie hat es in China vor der Befreiung praktisch ilberhaupt nicht gegeben. Daher gab es auch nur Ansatze fir eine frucht- bare chemische Wissenschaft auf den Universi- taten, die fast ausschlieBlich geisteswissenschaft- lich ausgerichtet waren. Die Zahl der Lehrstiihle fair Chemie war klein; sie waren besetzt mit Pro- fessoren oder Dozenten, die im Ausland studiert hatten, and nur wenige Studenten interessierten sich fir die Chemie, denn es herrschte kein Be- darf an Chemikern. Mit einem Schlage wurde das anders, als nach der Befreiung mit der Industrialisierung des Landes begonnen wurde and damit naturgemaB auch eine chemische Industrie ihren Anfang nahm. Neue Universitaten wurden errichtet and viele neue Hochschulen and Spezialhochschulen - heute sind es fast 200. Die Academia Sinica wurde ausgebaut and mit ihr auch eine groBe Reihe von Forschungsinstituten, von denen die fur Chemie nicht die kleinste Rolle spielen. Es ist einleuchtend, daB die -wenigen erfahrenen Chemiker sowohl an den Hochschulen als auch an den Akademieinstituten zunachst noch fast ausschlieBlich and mehr als i berreichlich damit beschaftigt sind, einen arbeitsfahigen Nachwuchs auszubilden. Gerade fertig gewordene, ganz junge and noch unerfahrene Chemiker geben das Ge- lernte weiter and arbeiten in den Forschungs- laboratorien an Aufgaben, die bisher zum groB- ten Teil den Problemkreisen der Industrie and denen der Verwertung der groBartigen Rohstoff- quellen entstammen. Eine echte Forschung in unserem Sinne, die nicht einem direkten and speziellen technischen Zweck dient, ist daher ge- rade erst im Entstehen and an nur einigen Stel- len schon vorhanden. Aber der Geist ist da, and die Akademie in Peking hat einen Plan auf- gestellt, demzufolge nach 12 Jahren das wissen- schaftliche Niveau auf alien Wissensgebieten dem der Ubrigen Welt gleichwertig sein soil. Nach dem, was ich sah, zweifle ich nicht, daB dieses Ziel fristgerecht erreicht wird. Denn genau wie alle anderen Chinesen sind auch die alten and jungen Chemiker in China unglaublich fleiBig, aufgeschlossen zum Lernen and allem Neuen gegeniiber, vorurteilslos gegen Lehr- meinungen and zu jeder Diskussion bereit. Aufs beste ausgestattet sind die mit bis zu 800. Personen belegten Institute der Akademie and sehr gut ausgestattet fast alle Laboratorien der Universitaten, in denen 500 bis 1000 Stu- denten von der noch viel zu kleinen Zahl von Lehrkraften zu Chemikern ausgebildet werden. Der Lehrbetrieb ist zunachst noch fast schul- maBig and lehnt sich eng an das sowjetische Muster an. Aber Ansatze zeigen sich zu einem Lehrstil eigener Pragung. Bei dieser Lage ist es verstandlich, daB unsere chinesisschen Kollegen sich nach Hilfe bei der Ausbildung and Forschung im Ausland um- sehen, and unser Anliegen sollte es sein, uns dafiir soweit wie irgend moglich zur Verfiigung zu stellen. Denn das konnte ein Dank sein fi r die grolie Freundlichkeit and Freundschaftlich- keit, mit der man uns an allen Orten and stets auf das herzlichste aufgenommen hat. Prof. Dr. E. THILO Akademiemitglied Sanitized Copy Approved for Release 2010/07/01 : CIA-RDP80T00246AO40500770001-7 Sanitized Copy Approved for Release 2010/07/01 : CIA-RDP80T00246AO40500770001-7 142 MITTEILUNGSBLATT 3. Jahrgang, Heft 6/7/8 Das Internationale Geophysikalische Jahr 1957/58 Die Aufgaben der Wissenschaftler in der Deutschen Demokratischen Republik im Internationalen Geophysikalischen Jahr Das Nationale Komitee der Deutschen Demo- kratischen Republik fur das Internationale Geo- physikalische Jahr war sich bei seiner Konsti- tuierung der besonderen Verpflichtung bewul3t, die den wissenschaftlichen Einrichtungen un- serer Republik fur eine Beteiligung am IGJ er- wachsen, and hat dementsprechend einen Plan aufgestellt, der eine moglichst umfangreiche Be- teiligung der dafiir in Frage kommenden In- stitute vorsieht. Es ist auch gelungen, these Be- teiligung auf fast alle geophysikalischen Diszi- plinen zu erstrecken, die in das Unternehmen des Internationalen Geophysikalischen Jahres einbezogen sind. Insgesamt werden es im Bereich der Deutschen Demokratischen Republik uber 60 Stationen sein, die irgendwelche Aufgaben im Rahmen des Internationalen Geophysikalischen Jahres durch- zuftihren haben, wobei mit der abkiirzenden Be- zeichnung ?Station" die ganze Spanne von der kleinen Viermannbeobachtungsstation bis zum groBen, modernen and vielseitig ausgeriisteten Observatorium iiberdeckt wird. Innerhalb des gesamten geophysikalischen Ar- beitsprogramms wahrend des Internationalen Geophysikalischen Jahres nimmt das Fachgebiet Meteorologie eine besondere Stellung ein. Das zentrale Problem, um das es hier geht, ist das der atmospharischen Zirkulation, des Luftkreis- laufs, d. h. der Erforschung der verschiedenen recht kompliziert angeordneten Stromungs- systeme and ihrer langsamen jahreszeitlichen ebenso wie ihrer plotzlichen Veranderungen, uber die wir bisher nur Behr ungenugend unterrichtet sind, deren genaue Kenntnis aber fur eine zu- ktinftige Verbesserung der Wettervorhersage von eminenter Bedeutung ist. Die noch marigelnde Kenntnis der dynamischen Prozesse bzw. der Stromungsverhaltnisse betrifft dabei weniger den unteren Teil der Atmosphere, die Tropo- sphere, als vielmehr das dari.iber liegende Stock- werk, die Stratosphere bis zu einer Hohe von 30 km. Diese Schicht von 10 bis 30 km wird da- her im Internationalen Geophysikalischen Jahr der bevorzugte meteorologische McBraum sein, aus welchem ein gut ausgewahltes Netz aerolo- gischer Stationen mit viermal taglich gemessenen Verteilungen der Winde and zweimal taglich ge- messenen Verteilungen der Temperatur and der Feuchte das Beobachtungsmaterial liefern soil, von dem man sich einen gri.indlicheren Einblick in die Zirkulationsverhaltnisse der oberen At- mosphere erhofft. Zu dieser Hauptaufgabe wird die Deutsche De- mokratische Republik mit den vier aerologischen Stationen ihres Meteorologischen Dienstes einen vollstandigen Beitrag liefern, wobei ein neu ent- wickelter, mit Beginn des Internationalen Geo- physikalischen Jahres zum Einsatz gelangender automatischer Radiotheodolit and verbesserte Radiosondenballone die Messungen bis zu einer Mindesthohe von 20 km im Sinne der gestellten Forderungen gewahrleisten werden. Da die Ursache der atmospharischen Zirkulation letzten Endes die Sonnenstrahlung ist, bildet das Meiprogramm der atmospharischen Strahlung die zweite wichtige Aufgabe innerhalb des mete- orologischen Forschungskomplexes des Inter- nationalen Geophysikalischen Jahres. Auch hier ist die Deutsche Demokratische Republik mit dem Hauptobservatorium Potsdam, der Strah- lungsforschungsstelle Gotha and einer Reihe von StrahlungsmeBstationen mit einem umfang- reichen and vollstandigen Programm vertreten, das eine besondere Steigerung durch den Auf- bau der Warmehaushaltsstation im Observato- rium Lindenberg erhelt. Solche Warmehaus- haltsuntersuchungen stellen eine meBtechnisch euBerst komplizierte Aufgabe dar; tatsechlich existiert in Mitteleuropa auBer der genannten Warmehaushaltsstation nur noch eine solche in Hamburg, die sich mit analogen Fragen be- faBt. Erganzt wird dieses schon sehr umfangreiche meteorologische Programm noch durch Ozon- messungen der Observatorien Dresden-Wahns- dorf and Potsdam, ferner durch Peilungen der Sferics, der weit entfernten elektrischen Ent- ladungen in Gewittern oder in der Kaltluft der Tiefdruckgebiete, durch luftelektrische and luft- chemische Untersuchungen, insbesondere sol- cher, die sich mit der Messung des radioaktiven Gehalts der Luft and des Niederschlagswassers befassen. Sanitized Copy Approved for Release 2010/07/01 : CIA-RDP80T00246AO40500770001-7 Sanitized Copy Approved for Release 2010/07/01 : CIA-RDP80T00246A040500770001-7 In den Vorlaufern des Internationalen Geophy- sikalischen Jahres, den Internationalen Polar- jahren, lag der Schwerpunkt der Beobachtungs- tatigkeit auf dem Gebiet des Erdmagnetismus. Auch heute bilden die Mef3programme des Geo- magnetismus einen wesentlichen Bestandteil des Gesamtprogrammes. Das erdmagnetische Feld spricht bekanntlich unmittelbar auf ionospha- rische Storungen an, and die im erdmagnetischen Feld vor Bich gehenden Veranderungen sind oft ein Spiegel der Vorgange in den hohen iono- spharischen Schichten. Innerhalb der erdmagne- tischen Forschung gibt es eigentlich kein Teil- gebiet, dem man im Internationalen Geophysi- kalischen Jahr nicht Beachtung schenkt, vor allem aber sind es die erdmagnetischen Sturme, d. h. die sehr raschen and anomal grof3en Schwan- kungen der erdmagnetischen Komponenten, deren Beobachtung and Registrierung einen Schwerpunkt bildet. Denn diese treten im Ge- folge der Sonneneruptionen dann auf, wenn der Strom der von der Sonne ausgehenden Korpus- kularstrahlung in die Atmosphere einfellt. In der Deutschen Demokratischen Republik ist das Geomagnetische Observatorium Niemegk die Zentralstelle fur die erdmagnetische Forschung. Hier and an einigen Aul3enstellen werden neben den normalen Registrierungen der geometrischen Elemente vor allem die geomagnetischen Va- riationen als Folge ionospharischer Vorgange laufend wahrend des Internationalen Geophy- sikalischen Jahres verfolgt and registriert. Des- gleichen werden standig Messungen des Erd- stromes vorgenommen, der durch die geomagne- tischen Variationen induziert wird. Das Obser- vatorium Niemegk wird auch bewegliche, so- genannte ambulante Stationen ausriisten, die ebenfalls die geomagnetischen Variationen and die Erdstrome registrieren, nun aber mit dem Ziel, Profilvermessungen vorzunehmen and Tangs dieser Profile die Zonen erhohter Leit- fahigkeit in der tieferen Erdkruste festzulegen, die als Induktionswirkungen des ionospharisch bedingten Variationsfeldes im Erdinnern erzeugt werden. Insgesamt sollen sieben solche Profile vermessen werden. Um die erzielten Ergebnisse mit denen anderer Observatorien vergleichen zu konnen, wird das Observatorium Niemegk mehrfach AnschluB- messungen an die betreffenden Observatorien in Westdeutschland, Danemark, Osterreich, der CSR, Polen and Bulgarien durchfi hren. Ein weiteres Gebiet, fur das innerhalb des Inter- nationalen Geophysikalischen Jahres Mef3pro- gramme laufen, ist das der hochatmospharischen Leuchterscheinungen, d. h. der Nordlichter, des Nachthimmelslichts, der leuchtenden Nacht- wolken and ahnlicher Erscheinungen. In der Deutschen Demokratischen Republik ist es die Sternwarte Sonneberg/Thuringen, in deren Spezialgebiet die Untersuchung dieser Phano- mene fallt. Sie wird selbst in allen moglichen Formen der Beobachtung and Registrierung, nam- lich visuell, photographisch and spektrographisch, Beobachtungen des Nachthimmelslichts durch- fi hren and die zentrale Stelle fur das Beobach- tungsprogramm der Nordlichter and anderer Leuchtphanomene bilden. Dabei liegt die Fest- stellung der raumlichen and zeitlichen Ver- teilung der Nordlichter fiber den Gebieten, in denen sie aufzutreten pflegen, im besonderen Interesse der Untersuchungen. Es gilt also, keine auch noch so unbedeutende Nordlichterscheinung zu ilbersehen. In den polaren and subpolaren Regionen wird man aus diesem Grunde eine groie Anzahl automatischer Kameras aufstellen, die jede Nacht den gesamten Himmel in Ab- standen von 5 Minuten auf die Platte bannen. In unseren Breiten mit schon viel geringerer Nordlichthaufigkeit versucht man, die Fest- stellung der Haufigkeit and Verteilung des Nord- lichts durch ein Netz von Beobachtungsstationen zu erreichen, das aber wegen der ungunstigen klimatischen Verhaltnisse unserer Region hin- reichend dicht sein muf3. Der Meteorologische Dienst wird daher einen grof3en Teil seiner Sta- tionen mit dieser Aufgabe betrauen and sie auf- fordern, nach den Weisungen and der Anleitung der Sternwarte Sonneberg den Nordlichtbeob- achtungsdienst wahrzunehmen. Desgleichen wer- den fizr diese Aufgabe die Volkssternwarten hinzugezogen. Das Arbeitsgebiet, das sich mit den Vorgangen in der Ionosphere beschaftigt, ist im Programm des Internationalen Geophysikalischen Jahres auBerst vielseitig gestaltet. Auch die Beteiligung der Ionospharen-Institute der Deutschen Demo- kratischen Republik, des Observatoriums fiir Ionospharenforschung in Kiihlungsborn and des Heinrich-Hertz-Instituts in Berlin mit seinen Auf3enstellen auf Riigen and in Neustrelitz, ist dieser Vielseitigkiet angepaf3t. Die Untersuchun- gen werden sich erstrecken auf die Impulslotung der Ionosphere mittels Impulssendern, welche elektrische Impulse verschiedener Wellenlangen nacheinander aussenden and in ihrem Rucklauf wieder empfangen. Aus der Laufzeit erhalt man 1 dann nicht nur Angaben fiber die Hohenlage der Sanitized Copy Approved for Release 2010/07/01 : CIA-RDP80T00246A040500770001-7 Sanitized Copy Approved for Release 2010/07/01 : CIA-RDP80T00246A040500770001-7 144 MITTEILUNGSBLATT ionospharischen Schichten, sondern auch solche. fiber ihre Struktur, insbesondere fiber ihre Re- flexionsfahigkiet in Abhangigkeit von der Wellen- lange. Gleichzeitig werden Messungen der Re- fiexionsfahigkeit in Abhangigkeit vom Einfalls- winkel der Wellen and Messungen der Damp- fung, d. h. der Absorption der elektrischen. Wel- len durch die ionisierten Schichten durchgefuhrt. Besonderes Gewicht erhalten alle diese Unter- suchungen unmittelbar nach dem Auftreten starker Sonneneruptionen; durch die dabei aus- gesandte Ultraviolettstrahlung, welche die Erd- oberflache nicht erreicht, aber eine verstarkte Ionisierung der oberen Schichten bewirkt, wird die normale Dampfung der elektrischen Wellen so verstarkt, daB es bisweilen zu einem volligen Erliegen des Funkempfangs kommen kann. Im Observatorium Kiihlungsborn werden dar- iiber hinaus mittels einer modernen hochfre- quenztechnischen Anlage Aufbau and Struktur der Nordlichter erforscht. Diese sogenannte Backskatteranlage ist die einzige, die in der mitteleuropaischen Region wahrend des IGJ in Tatigkeit sein wird. - Schliefllich sind die at- mospharischen Storungen, die Knackgerausche in den Rundfunkempfangern, die sog. Atmo- spherics, auch hier Gegenstand der Untersuchung, nur aber nicht im Sinne der Fixierung ihres Ortes durch Peilung, wie es im Meteorologischen Observatorium Potsdam geschieht, sondern durch Registrierung ihrer Starke and der Anzahl der Storimpulse in verschiedenen Frequenzen. DaB die standige and sorgfaltige Uberwachung der. Veranderungen in den verschiedenen Schich- ten der Sonne als Ursache der meisten geophy- sikalischen Phanomene eine Aufgabe von emi- nenter Bedeutung ist, wurde bereits eingangs festgestellt. Diese Aufgabe obliegt den Astro- physikalischen Observatorien der beteiligten Na- tionen. In der Deutschen Demokratischen Repu- blik wird sie vom Astrophysikalischen Observa- torium Potsdam mit einer AuBenstelle and vom Heinrich-Hertz-Institut in Berlin wahrgenom- men. Die mannigfachen Storelemente auf der Sonne - in der Photosphare die Sonnenflecken and die ihnen meist benachbarten photospha- rischen Fackelgebiete, in der Chromosphere die chromospharischen Fackeln and die Eruptionen and dari ber die Wolken ionisierter Materie, am Sonnenrand als helle Protuberanzen, vor der Sonnenscheibe als dunkle Filamente - sie alle werden vom Astrophysikalischen Observatorium Potsdam laufend uberwacht and beobachtet, wo- bei man rich insbesondere der sinnvollen Me- thode der Ausfilterung eines engen Spektral- 3. Jahrgang, Heft 6/7/8 bereiches bedient, in dessen Licht die chromo- spharischen, im unzerlegten Licht hervortreten- den Einzelheiten nun sichtbar werden. Ein ge- sondertes Forschungsprogramin bleibt dem Turm- teleskop des Potsdamer Einsteinturmes vorbehal- ten, die Messung der Magnetfeldstarke der ein- zelnen Flecken bzw. Fleckengruppen, wovon man sich eine Klarung der Zusammenhange zwischen den veranderlichen solaren Magnetfeldern and den geomagnetischen Variationen erhofft. Ein verhaltnismallig junges, aber heute schon sehr fruchtbares Arbeitsgebiet ist das der Radio- astronomie, in das Bich die Aullenstellen des Potsdamer Observatoriums and das Heinrich- Hertz-Institut teilen. In der Radiostrahlung hat man ein Behr zuverlassiges Hilfsmittel zur Ver- fUgung, Sonneneruptionen auch dann festzustel- len, wenn die optische Beobachtung infolge at- mospharischer Trubung erschwert oder bei Be- wolkung unmoglich gemacht wird. Aus den Fre- quenzen der einfallenden Radiostrahlung l5f3t sich dann, je- nachdem sie im Dezimeterbereich oder im Meterbereich erfolgt, mit einiger Sicher- heit angeben, ob die Storungsquelle ihren Sitz in der Chromosphere hat oder die Storungen den Schichten der Korona entstammen. Mit einer engen Zusammenarbeit der Astrophysik and der Radioastronomie ist damit ein nahezu lilckenloses Uberwachungssystem geschaffen, das alle solaren Storungen rechtzeitig zu erfassen and zu lokali- sieren in der Lage sein dtirfte. Auf dem Gebiet der kosmischen Strahlung ist gleichfalls eine Beteiligung der Deutschen Demo- kratischen Republik vorgesehen; sie wird sich erstrecken auf die Messungen der Intensitats- schwankungen der kosmischen Strahlung im Zusammenhang mit solaren and geomagnetischen Storungen and in Abhangigkeit vom taglichen and jahreszeitlichen Gang sowie auf die Mes- sungen der einzelnen Komponenten, d. h. der durchdringenden and der weichen Ultrastrah- lung. Das Observatorium fur Ionospharenfor- schung and das Institut fur Experimentelle Physik der Universitat Halle werden sich in diese Mel3programme teilen. Vielseitig in der Aufgabenstellung ist das als ?Langen and Breiten" bezeichnete Forschungs- gebiet, welches die Probleme der astronomischen Geodasie, der Orts- and Zeitbestimmungen auf der Erde zum Inhalt hat. Das Geodatische In- stitut Potsdam, das auf eine reiche Tradition zu- ri ckblicken kann, wird in der Deutschen Demo- kratischen Republik diesen Aufgabenkomplex in vollem Umfange ubernehmen. Dazu gehoren neben den sehr genauen Langen- and Breiten- Sanitized Copy Approved for Release 2010/07/01 : CIA-RDP80T00246A040500770001-7 Sanitized Copy Approved for Release 2010/07/01 : CIA-RDP80T00246A040500770001-7 bestimmungen der beteiligten Observatorien, an denen ubrigens auch die Sternwarte Babelsberg Anted haben wird, die laufenden Breitenbestim- mungen zur Verfolgung der Polhohenschwan- kungen, ferner die Untersuchungen fiber die un- regelmaf3igen Schwankungen der Erdrotation, die sogenannte Fluktuation, and fiber ihre regel- m5f3igen, jahreszeitlichen Schwankungen, ein Effekt, der sich nur mittels aul3erordentlich pra- ziser quarzgesteuerter Uhren feststellen 1513t, die einen noch genaueren Gang haben als die schon so exakte, aber doch ein klein wenig unregel- mal3ige Erduhr, welche die Zeit eben durch die Erddrehung mif3t. In diesen Fragenkomplex ge- horen auch die Untersuchungen fiber die Fort- pflanzungsgeschwindigkeiten der die Zeitsignale ubermittelnden elektrischen Wellen in der At- mosphere, ferner die Untersuchungen atmospha- rischer EinflUsse and der Einfluf3nahme der per- sonlichen and instrumentellen Fehler auf die exakten Zeitbestimmungen. Das Potsdamer Geodatische Institut wird sich dariiber hinaus auch am McBprogramm der Gravimetrie durch laufende Registrierung der Vertikalkomponente der Schwerkraft beteiligen. Mit Untersuchungen zu den Gezeiten der festen Erde wird sich durch Registrierung der Lot- schwankungen and der Schwerkraftanderungen das Institut fur Theoretische Physik der Berg- akademie Freiberg an zwei Auienstationen be- fassen. Das Jenenser Seismologische Institut be- absichtigt schlieBlich, spezielle mikroseismische Untersuchungen im Rahmen des Arbeitsgebietes Erdbebenkunde durchzufuhren. Soweit der bereits festliegende Teil der Pro- gramme, mit denen die Deutsche Demokratische Republik durch die Arbeit ihrer Institute das Vorhaben des Internationalen Geophysikalischen Jahres unterstiitzt. Unerwahnt bleiben bisher die beiden Gebiete Gletscherkunde and Meeres- kunde. Ohne daB hierfiir bereits ein fest um- rissenes Programm vorliegt, kann doch gesagt werden, daB eine Beteiligung der Deutschen Demokratischen Republik auch auf diesen Forschungsgebieten vorgesehen ist, and zwar auf Expeditionen in Zusammenarbeit mit der Sowjet- union. Eine kleine Gruppe von photogrammetrischen Fachleuten der Deutschen Demokratischen Re- publik wird die Wissenschaftler der UdSSR bei der Vermessung der Gletscher auf dem Terri- torium der Sowjetunion untersti tzen, wobei ein neu entwickeltes photogrammetrisches Aufnahme- und Auswertgerat der Zeisswerke zum Einsatz gelangen soil. Einen groBeren Umfang wird mit aller Wahrscheinlichkeit die Beteiligung auf dem Gebiet der Ozeanographie annehmen. Auf dem zur Zeit grof3ten, in Rostock vom Stapel gelau- fenen Forschungsschiff ,Lomonossow" werden sowjetische and deutsche Spezialisten in Kreuz- fahrt auf dem Atlantik operieren and gemeinsam ozeanographische sowie meteorologische MeB- programme durchfi hren. Probleme der langen Flutwellen des Meeres, der Schwankungen des Meeresspiegels, der Zirku- lationsstromungen, des Meeres-Chemismus and der Meeresbiologie sowie Messungen der Wasser- temperatur, des Salzgehaltes, der Komponenten des Warmehaushalts der Ozeane and der Drift- bewegungen des Meereises werden den Inhalt dieses umfangreichen Expeditionsprogramms bilden. DaB die Deutsche Demokratische Republik sich auch den erhohten Beobachtungsprogrammen wahrend der sog. Welttage and Weltintervalle angeschlossen and Verpflichtungen innerhalb des Weltwarndienstes ubernommen hat, sei am Rande and der Vollstandigkeit halber abschlie- Bend erwahnt. Zur Zeit werden die letzten Vorkehrungen ge- troffen, bei uns and anderswo, um geriistet zu sein zurn friedlichen Wettstreit auf dieser Olym- piade des Geistes, deren olympische Flamme 18 Monate nicht erloschen wird. - Moge sie, un- sichtbar in den Herzen derer angezfindet, die diesem groBen Werk 'verfallen and verpflichtet sind, Symbol sein fur den Geist der Verstandi- gung, fir die Vernunft and die wachsende Ein- sicht in die Grof3e der Verantwortung, die wir alle tragen and von der uns keiner entbinden kann, der Verantwortung dafur, die Krafte der Natur zum Nutzen der Menschheit in den Dienst zu stellen and nicht zu ihrer Vernichtung. Direktor des Meteorologischen and Hydrologischen Dienstes der Deutschen Demokratischen Republik, Sekretar des Nationalen Komitees der Deutschen Demokratischen Republik fur das Internationale Geophysikalische Jahr Sanitized Copy Approved for Release 2010/07/01 : CIA-RDP80T00246A040500770001-7 Sanitized Copy Approved for Release 2010/07/01 : CIA-RDP80T00246AO40500770001-7 Probleme des Geomagnetismus im Rahmen des Internationalen Geophysikalischen Jahres Die meisten Leser werden sicher schon allerlei fiber das Geophysikalische Jahr gehort, gesehen and gelesen haben; denn der Rundfunk, das Fernsehen, die Tagespresse, auch popularwissen- schaftliche Zeitschriften and das Vortragswesen, sogar Ausstellungen haben eine Fiille von Einzel- heiten fiber Verlauf and Organisation, fiber Zweck and Ziele diesel wohl bisher groBten wissenschaftlichen Unternehmens nahegebracht. Es ist daher nicht meine Absicht, noch einmal auf diese Dinge zuruckzukommen, sondern ich will gleich in medias res gehen and an dem Bei- spiel des Sektors der geomagnetischen Forschung zeigen, wie notwendig ein solches Internationales Geophysikalisches Jahr ist. Das Wort Geomagnetismus ist klar. Es umfaBt die magnetischen Erscheinungen der Erde, and wenn man die Frage stellen,wollte, was Magne- tismus letzten Endes ist, so muB darauf gesagt werden, daB diese Frage mit * vollster Klarheit heute noch nicht beantwortet werden kann; denn diese Frage ist gleichbedeutend mit der Frage z. B. auch nach dem Wesen der Energie and dem Wesen der Masse, and auch diese Frage kann heute noch niemand beantworten. Trotz allem aber sind die magnetischen Erscheinungen schon recht alt, and zwar liegt das daran, daB die Natur uns in dem Magneteisenstein soge- nannte ,nattirliche" Magnete in die Hand ge- geben hat, mit deren Hilfe leicht alle jene primi- tiven and einfachen Versuche, die von der Schule her bekannt sind, durchgefuhrt werden konnen. Spater hat man gelernt, auch kiinstliche Magnete herzustellen, die viel besser and energiereicher als die natiirlichen sind, and mit deren Hilfe die Erscheinungen des Magnetismus naher unter- sucht werden konnten. Dabei hat sich gezeigt, daB die magnetischen Erscheinungen nicht di- rekt verbunden sind mit den Atomen oder Mole- ki len der festen Korper, sondern vielmehr mit der Kristallstruktur, and daB solche Erschei- nungen verlorengehen, wenn diese Kristall- struktur aufhort zu existieren. Streng genomm- men handelt es sich hierbei nicht um magnetische Erscheinungen schlechthin, sondern um solche, die als ferromagnetische Erscheinungen be- zeichnet werden, weil sie besonders am Eisen klar zu beobachten sind. Dieser Ferromagnetis- mus ist also an die Kristallstruktur gebunden and hurt auf zu existieren, wenn die Kristall- struktur zerstort wird, d. h. wenn der Korper so hohen Temperaturen - beilaufig 500-700? C - ausgesetzt ist, daB die kleinsten Teilchen. des Korpers sehr starke thermische Schwankungen ausfuhren and aus diesem Grunde das Kristall- gitter sich schlieBlich auflost. Magnetische Er- scheinungen lassen sich heute sehr gut theore- tisch beherrschen and daher nutzbar machen fur die Menschheit, and zwar mit Hilfe der Max- wellschen Nahewirkungstheorie. Diese jetzt all- gemein gultige Theorie setzt voraus, daB jeder Magnet um sich herum ein Magnetfeld besitzt, das mit ihm fest verbunden ist wie z. B. seine Oberflache oder seine Masse, and das sich in den unendlichen Raum hinein erstreckt, auch durch das absolute Vakuum, d. h. durch den vollig leeren Raurn, das also an keine Materie gebun- den ist and einen gewissen Energieinhalt re- prasentiert. Dieser Energieinhalt zeigt sich da- durch, daB dieses Magnetfeld auf andere ma- gnetische Korper, die in seinen Bereich gebracht werden, gewisse mechanische Wirkungen auszu- iiben vermag, Drehungen and Verschiebungen, mit deren Hilfe das magnetische Feld uberhaupt nur erkannt werden kann; denn der Mensch be- sitzt leider kein Organ, um magnetische Felder direkt festzustellen. In sehr groBer Entfernung von derv Magneten nimmt dann der Energie- gehalt dieses Feldes standig zu Null ab. Mit diesen primitiven physikalischen Vorstellun- gen soil nun zum Geomagnetismus zuruckgekehrt werden. Die ersten Erkenntnisse liegen hier schon sehr weit zuriick. Wenn man z. B. ein Lehrbuch zur Hand nimmt, in dem die Geschichte der Kompasse behandelt ist, so findet man dort eine Abbildung, die einen chinesischen holzernen Streitwagen darstellt, auf dessen Brustung eine Figur mit ausgestreckter rechter Hand steht, die bezeichnenderweise fur China nach Si den, nach dem Zenit der Sonne, weist, nicht nach Norden, wohin bei uns die Kompasse im allgemeinen ausgerichtet sind. Diese Figur ist um eine verti- kale Achse drehbar, and wahrscheinlich wird ein nattirlicher Magnet an dieser Figur befestigt gewesen sein, der die ausgestreckte Hand immer im magnetischen Meridian festhielt. Die jahrhundertelangen Forschungen haben fol- gendes fiber den Geomagnetismus ergeben: Das Feld, das heute auf der Erdoberflache gemessen wird, setzt sich zusammen aus zwei ganz ver- schiedenen Teilen, der eine stammt aus dem Erdinneren and der andere aus jenen hochsten Sanitized Copy Approved for Release 2010/07/01 : CIA-RDP80T00246AO40500770001-7 Sanitized Copy Approved for Release 2010/07/01 : CIA-RDP80T00246AO40500770001-7 Schichten in etwa 100 and mehr Kilometer. Ent- fernung von der Erdoberflache, die den Namen Ionosphere tragen. Beide Teile sind vollig von- einander verschieden. Der erstgenannte macht bei weitem den gr6l3ten Teil des gesamten Feldes aus, namlich 95 O/o, wahrend der zweite, der iono- spharisch-bedingte, nur 5 O/o zu dem Gesamtfeld beitragt. Auch in ihrern zeitlichen Ablauf sind beide Teile ganzlich voneinander verschieden. Wahrend der erste verhaltnismaBig wenig and langsam zeitlich variabel ist im Rahmen der sogenannten Sakularvariation, ist der zweite sehr starken zeitlichen Schwankungen unterworfen, mit einer Periodendauer von Sekunden, Minuten, Stunden, Tagen, Monaten, Jahren, ja bis hinauf zu 11 Jahren, der bekannten Sonnenflecken- periode. Auch ortlich sind beide Teilfelder, aus denen sich das gesamte geomagnetische Feld zu- sammensetzt, sehr verschieden, d. h. sie schwan- ken von Ort zu Ort. Das Hauptfeld, wie jener groBere Teil, der aus dem Erdinnern stammt, genannt sei, hat eine verhaltnismaBig regel- mal3ige Struktur; denn sonst ware es ja nicht moglich, daB man sich mit dem Kompaf auf der Erde, zu Wasser, zu Lande, in der Luft, auch unter der Erde orientieren konnte. Eingelagert in diesen regelm5l3igen Teil sind gewisse Un- regelmaBigkeiten, Anomalien genannt, teils re- gionale Anomalien von der GroBe von Kontinen- ten and Ozeanen, teils auch Anomalien kleinen and kleinsten Ausmal3es, die mit der Ver- schiedenheit der Struktur der Erdkruste in Zu- sammenhang stehen. Hier sei kurz hingewiesen auf einen wichtigen Teil der geomagnetischen Forschung, namlich den Einsatz von geomagne- tischen Mef3methoden im Rahmen der Lager- stattenforschung; denn solche Lokalanomalien stehen in engstem Zusammenhang mit der Struk- tur der obersten Erdkruste, d. h. also z. B. auch mit irgendwelchen Lagerstatten metallischer Mi- neralien. Dies sei hier aber bloB am Rande er- wahnt. Der zweite Teil, jener kleine Teil, der aus den hochsten Atmospharenschichten stammt, der so- genannte ionospharisch bedingte oder Variations- teil des geomagnetischen Feldes, ist ortlich auch sehr stark verschieden, verlauft in den Aquator- gegenden ganzlich anders als z. B. am magne- tischen Pol. Diese Verschiedenheit beider Teil- felder, sowohl in zeitlicher als auch in ortlicher Hinsicht, bringt nun die Hauptaufgabe des Geo- magnetikers klar zum Ausdruck: namlich mog- lichst viel zu messen, nicht nur an verschiedenen Stellen der Erde, sondern auch daselbst noch zu verschiedenen Zeiten. Auf dem Gebiet des Geo- magnetismus liegen die Dinge genauso wie auf alien anderen Gebieten der Geophysik. Es gibt dort namlich kaum eine Erscheinung, die sich nicht mit der Zeit anderte, and kaum etwas, was nicht ortlich verschieden ware. Und these brtliche and zeitliche Verschiedenheit gibt schon das Skelett fur die Erkenntnisse einer dringenden Notwendigkeit eines Geophysikalischen Jahres, d. h. also eine internationale Vereinbarung, um solche Messungen nach einem einheitlichen inter- nationalen Plan durchzufuhren; denn man muB bedenken, daB die Erde nur zu einem Drittel aus Festland besteht, zu zwei Drittel aus Wasser, daB das Festland noch zu einem guten Teil wenig kultiviert ist, and daB manche Teile heute noch wenig erschlossen sind. Es laBt sich daraus so- fort ersehen, daB Bute and brauchbare Messun-' gen in ortlicher Dichte and in zeitlich notwen- diger Aufeinanderfolge nur von verhaltnismaBig geringen Teilen der Erdoberflache vorliegen. Des- halb ist der Wunsch durchaus zu verstehen, hier wenigstens fur die Zeit von 11/2 Jahren einmal grundlich Wandel zu schaffen and die Messungen so anzulegen, wie sie im Idealfall eigentlich an- gelegt sein mul3ten, d. h. also auch jene Gebiete der Erde mit in das Mel3programm einzubeziehen, die normalerweise nicht einbezogen werden konnen, and das sind, wie bereits gesagt wurde, die Weltmeere, die wenig erschlossenen Teile der Kontinente and natiirlich, nicht zu vergessen, die beiden Polkappen unserer Erde. Es ist also die Aufgabe der geomagnetischen For- schung im Rahmen des Internationalen Geo- physikalischen Jahres, ein MeBprogramm auszu . arbeiten and in internationaler kollektiver Zu- sammenarbeit durchzufuhren, das die Messun- gen. ortlich and zeitlich so vorsieht, wie sie spater in moglichst gQnstiger Form fur die Aus- wertung zur Verfugung stehen sollen. Nun einige Worte noch fiber die Deutung der geomagnetischen Teilfelder, von denen eben die Rede war. Das Erdinnenfeld, jenen groBten Teil des Gesamtfeldes, fiihrt man heute zurtick, zu- mindest was seinen regelmaBigen Teil anbelangt, auf gewisse Stromungen im Inneren des Erd- kerns. Die Materie befindet sich dort bei hohem Druck and extrem hohen Temperaturen in einem plasmatischen, in einem chaotischen, zahfli ssi- gen Zustand, and es konnen dort also gewisse Stromungen stattfinden, die verhaltnismaBig langsam sind, geologisch betrachtet aber eine be- trachtliche Geschwindigkeit haben. Diese Stro- mungen sind nun an eine ionisierte Materie ge- bunden, d. h. die Materie dort im Erdinneren ist elektrisch geladen, reprasentiert also Ladungs- Sanitized Copy Approved for Release 2010/07/01 : CIA-RDP80T00246AO40500770001-7 Sanitized Copy Approved for Release 2010/07/01 : CIA-RDP80T00246AO40500770001-7 trager, and wenn sich Ladungstrager bewegen, stellen sie einen elektrischen Strom dar. Durch die Versuche von Oersted ist bekannt, daB Ma- gnetfelder nicht bloB von magnetisierter Materie hervorgerufen werden konnen, sondern auch von stromdurchflossenen Leitern. Wenn man z. B. einen Akkumulator mit Hilfe eines Drahtes kurz- schlieBt and diesem stromdurchflossenen Draht eine Magnetnadel nahert, so wird sie genauso abgelenkt wie von einem Magneten. Damit ist ungefahr das Modell gegeben, wie man es sich im Erdinneren vorzustellen hat zur Erzeugung dieses regelmal3igen Teiles des Erdinnenfeldes, von dem eingangs die Rede war. Die Anomalien lagern sich dann diesem regelmal3igen Feld ein nach Mal3gabe der materiellen Verschiedenheiten, die die Erde im Laufe ihrer geologischen Ent- wicklung - Abkuhlung - zwangslaufig an- genommen hat. Der zweite Teil, der in der Ionosphere entsteht, verdankt seinen Ursprung voll and ganz der Ein- wirkung unserer Sonne, and es ist verstandlich, daB aus diesem Grunde die grol3en zeitlichen Schwankungen hervorgerufen werden; weil auch die Sonne als ein so lebensstarkes Gestirn sich in der Intensiti t ihrer Strahlung ebenfalls in unregelmal3igen Rhythmen verandert. Die Sonne gibt zwei Arten von Strahlungen in den Welten- raum hinaus. Die eine ist die ultraviolette Strah- lung, die andere ist eine Strahlung kleinster Kor- puskeln. Beide Strahlungen dringen in die Re- gionen der hochsten Atmospharenschichten ein and ionisieren sie. Daher der Name Ionosphere. Das bedeutet, daB die Materie elektrisch geladen ist. Praktisch hat man also denselben Vorgang wie im Erdinnern. Auch hier ist elektrisch ge- ladene Materie vorhanden, die sich bewegt. Es -handelt sich wieder um bewegte Ladungen, gleichbedeutend mit elektrischen Stromen, die wieder Magnetfelder hervorrufen im Sinne der Experimente von Oersted. Und es laBt sich den- ken, daB diese elektrischen Strome ein genaues Tagebuch abgeben von dem, was sich auf der Sonne ereignet. Alle Schwankungen der ultra- violetten and der korpuskularen Strahlungen der Sonne spiegeln sich in den magnetischen Schwankungen wider. Und so hat man in den Aufzeichnungen unserer magnetischen Obser- vatorien ein getreues Tagebuch der Vorgange auf der Sonne. Hierzu treten noch die Bewegungen in der Ionosphere selbst, die auch wieder von der Sonne durch die. Erwarmung dieser. Schicht and durch die Gravitation, d. h. durch Ebbe and Flut - durch Gezeitenwirkung -, hervorge- rufen werden, wobei nati rlich auch der Mond mit hineinspielt. Soviel fiber die Erkenntnisse, die auf dem geo- magnetischen Sektor bis heute gewonnen wurden, and nun zu den Aufgaben, die speziell die Deutsche Demokratische Republik and die dort tetigen Fachexperten auf dem Gebiet des Geo- magnetismus im Rahmen des Internationalen Geophysikalischen Jahres zu leisten haben. Die geomagnetische Forschung wird betrieben in dem Geomagnetischen Institut Potsdam der Deutschen Akademie der Wissenschaften zu Berlin, zu dem das Adolf-Schmidt-Observato- rium fur Erdmagnetismus in Niemegk gehort. Dort werden die sehr feinen elektrischen and magnetischen Messungen durchgefuhrt, nachdem Potsdam wegen der Nahe Berlins, vor allen Dingen wegen der Elektrifizierung der Berliner Stadtbahn, fur diese feinen Messungen aufgegeben werden muBte. Die experimentelle Tatigkeit liegt also jetzt vollig in Niemegk, wahrend in Potsdam nur theoretische and statistische Untersuchun- gen durchgefuhrt werden. Fur das Internationale Geophysikalische Jahr sind nun einige spezielle Aufgaben zu erledigen. Abgesehen davon, daB das Geomagnetische Observatorium Niemegk modernisiert and der dort laufende Dienst nach jeder Richtung hin ausgebaut wurde, sei noch auf folgende besondere Einrichtungen verwiesen: Es wurden drei Satellitenstationen errichtet; zwei an der Ostsee - bei Warnkenhagen and t7ckermunde am Haff - and eine in Herrnhut O. L. Sind es auch nur kleine Hi tten, die dort aufgestellt wurden, so sind diese Ht tten doch mit den modernsten Gereten der elektrischen and magnetischen Mel3technik ausgestattet, and sie werden ermoglichen, auf dem Gelande unserer Republik alle anfallenden Probleme des geo- magnetischen Variationsfeldes mit der groBt- moglichen Genauigkeit and Exaktheit zu losen. Dariiber hinaus wurde am Observatorium Nie- megk noch eine Anlage errichtet, die vielleicht eine der ganz wenigen dieser Art auf der Welt, vielleicht sogar die einzige ist, namlich, um es fachtechnisch auszudri cken, eine Anlage zur Messung der ortlichen Gradienten. Wie bereits gesagt, ist das ionospharisch bedingte Magnet- feld der Erde starken ortlichen Schwankungen unterworfen, and wenn es gelingt, diese ort- lichen Schwankungen auf kurzen Strecken, z. B. 8-10 km, sicher zu erfassen, so ist es moglich, direkt das Wandern der Stromwirbel der Iono- sphere fiber das Gebiet einer solchen Anlage hin Sanitized Copy Approved for Release 2010/07/01 : CIA-RDP80T00246AO40500770001-7 Sanitized Copy Approved for Release 2010/07/01 : CIA-RDP80T00246AO40500770001-7 3. Jahrgang, Heft 6/7/8 MITTEILUNGSBLATT zu verfolgen and daraus gewisse Schli sse zu ziehen fiber Hohenlage and geometrische Gestalt solcher Stromwirbel. Das ist eine sehr wichtige Aufgabe, and es ist zu hoffen, daB damit im Rahmen des Internationalen Geophysikalischen Jahres einige wertvolle Erkenntnisse gewonnen werden konnen. Und ein Drittes sei noch er- wahnt. Es wurde bereits darauf hingewiesen, daB der ionosphdrisch bedingte Teil des geo- magnetischen Feldes zeitlich starken Schwan- kungen unterworfen ist. Diese zeitlichen Ver- anderlichkeiten bringen nun im Erdinnern nach den Grundgesetzen der elektromagnetischen In- duktion - man braucht nur an das Beispiel eines Transformators zu denken - gewisse Strome hervor, die nach Mal3gabe der herrschenden elektrischen Leitfahigkeit dort flief3en and nun ihrerseits wieder ein sekundares Magnetfeld an der Erdoberflache erzeugen, ein physikalisch ja sehr einleuchtender Vorgang. Und nun ist es so, daB diese induzierten Erdstrome verschieden tief in das Erdinnere eindringen, je nachdem, wie ihre zeitliche Periode liegt. Ist sie kurz, drin- gen diese Wellen sehr wenig tief ein, ist sie linger, wdchst and steigt diese Eindringtiefe immer mehr, and gerade in den letzten Jahren ist ein ganz neuer and wichtiger Sektor der geo- magnetischen Forschung entstanden dahin- gehend, aus solchen induzierten Erdstromen bzw. aus den magnetischen Wirkungen dieser Erdstrome Ri ckschli sse zu ziehen auf die elek- trische Leitfdhigkeit im Erdinnern. Man kommt da speziell mit sehr groBer Genauigkeit in Tiefen von etwa 80-100 km, and das sind gerade Tiefen, die fair die Geologen von groBer Bedeu- tung sind and uber die bisher noch verhdltnis- mdBig wenig Aussagen gemacht werden konnen. Hier hat auch gerade das Observatorium Nie- megk anregend and meBtechnisch vorbildlich mitgewirkt, and es ist beabsichtigt, die Messun- gen in dieser Richtung hin noch zu erweitern. Vor alien Dingen handelt es sich darum, die Mef3profile fiber das Gebiet unserer Republik hinaus zu erweitern, besonders in ostlicher Rich- tung in das Gebiet der uns befreundeten volks- demokratischen Republiken Polen, Ruminien, Tschechoslowakei u. a. Abgesehen davon aber ist auch eine enge Zusammenarbeit mit den Geo- magnetikern der Deutschen Bundesrepublik vorgesehen, um die dort wahrend des Internatio- nalen Geophysikalischen Jahres durchgefi.ihrten Messungen auf das Gebiet unserer Republik zu ubernehmen and weiterzuleiten. Es sei noch erwahnt, daB eine Beteiligung an irgendwelchen Expeditionen auf dem Sektor des Geomagnetismus nicht vorgesehen ist. Wenn auch zugegeben werden muf3, daB moglichst viele magnetische Messungen, besonders auf den Ozeanen, wahrend des Internationalen Geo- physikalischen Jahres durchgefuhrt werden sollten, so muB andererseits darauf hingewiesen werden, daB solche Messungen einen grof3en technischen and organisatorischen Aufwand bedingen, der im Hinblick auf die anderen dring- lichen Aufgaben nicht verantwortet werden kann. Denn die Probleme, die das Geomagne- tische Observatorium Niemegk zu Ibsen hat, sind schon so umfangreich and wichtig, daB sie dem internationalen Ruf des Geomagnetischen Institutes Potsdam voll genugen. Zum SchluB dieser Ausfuhrungen sei der Hoff- nung Ausdruck verliehen, daB das Internatio- nale Geophysikalische Jahr ein voller Erfolg werden moge, and daB sich die groBen Opfer an Miihen and auch die hohen Kosten verlohnen mogen, die' alle Volker in dieses Unternehmen hineingesteckt haben. Hoff entlich hat auch die Natur ein Einsehen and beschert im Laufe des Geophysikalischen Jahres einige reeht schone seltene Ereignisse; denn nicht umsonst wurde dieses dritte Internationale Geophysikalische Jahr hineingelegt in die Zeit des Sonnenflecken- maximums. Die Sonne ist ja, wie gesagt, fi r den Variationsteil des geomagnetischen Feldes von ausschlaggebender Bedeutung, and daher ist es selbstverstindlich, daB ein .Sonnenflecken- maximum in dieser Richtung hin eine besonders interessante and anregende Problematik zu bieten vermag. Prof. Dr. GERHARD FANSELAU Direktor des Geomagnetischen Instituts (Nach einem Rundfunkvortrag, gehalten am 1. 3.1957) Die Aufgabe der Geodasie im Internationalen Geophysikalischen Jahr Die Geodasie ist die Wissenschaft, welche sich mit der Form and Grof3e der Erde beschditigt. Um darilber Aussagen machen zu konnen, muB man von sehr vielen Orten auf der Erde die genaue Lage, d. h. die geographischen Lrngen and Breiten, die Robe fiber dem Meeresspiegel and auch die GroBe and Richtung der Schwer- kraft kennen. Aus verschiedenen Gri nden sind Sanitized Copy Approved for Release 2010/07/01 : CIA-RDP80T00246AO40500770001-7 Sanitized Copy Approved for Release 2010/07/01 : CIA-RDP80T00246AO40500770001-7 aber weder die Orte noch die Schwerkraft an einer beliebigen Stelle als unveranderlich an- zusehen. Man weif3 ja, daf3 geologische Verande- rungen wie Hebung, Senkung and Verschiebung ganzer Kontinente solche Ortsverlagerungen and damit auch Schwereanderungen hervorbringen konnen. Es ist daher eine laufende Aufgabe der Forschung, durch Ortsbestimmungen diesen Ver- anderungen auf die Spur zu kommen. Der Teil der Geodasie, der sich mit der Bestimmung der geographischen Langen and Breiten and ihren Veranderungen befal3t, ist die astronomische Geodasie. Die Kommission des Spezial-Komitees fur das Internationale Geophysikalische Jahr, die in dieser Richtung Beobachtungen and Unter- suchungen durchfiihrt, tragt daher die Bezeich- nung: ?Langen and Breiten". Das Spezial-Komitee hat ein Programm ange- nommen, das eine moglichst hohe Genauigkeit in der Bestimmung der astronomischen Koor- dinaten Lange and Breite der teilnehmenden Observatorien and deren Veranderung gewahr- leistet. Die Ergebnisse dieser Untersuchungen werden nach der spateren einheitlichen Bear- beitung sehr sichere Kenntnisse der momentanen Koordinaten dieser Observatorien liefern. In der Deutschen Demokratischen Republik ist es das Geodatische Institut in Potsdam, das die hierbei anfallenden Arbeiten ubernommen hat. Ich will zu erlautern versuchen, wie man mit Hilfe der astronomischen Geodasie die Koor- dinaten Lange and Breite bestimmen kann, and beginne mit der geographischen Breite. - Jeder- mann weif3, daB der Polarstern um so hoher uber dem Horizont steht, je weiter wir nach Norden reisen; am Nordpol selbst wurde er senkrecht uber dem Beobachter, d. h. im Zenit stehen. Offenbar ist also die vom Horizont aus in Winkel- maB gemessene Hohe des Polarsterns - genauer des Himmelspols selbst - nichts anderes als die geographische Breite, die somit gleichbedeutend ist mit der Polhohe des Beobachtungsortes. Im Prinzip braucht man also nur mit geeigneten Instrumenten die Hohe des Polarsterns zu mes- sen, um nach verschiedenen Reduktionsrech- nungen die geographische Breite zu erhalten. Es gibt aber noch zahlreiche andere Methoden zur Bestimmung der Breite, der geschilderte Zu- sammenhang sollte auch nur daran erinnern, daB eine Breitenbestimmung eine astronomisch-geo- datische Aufgabe ist. Im Internationalen Geo- physikalischen Jahr sollen natiirlich nur die genauesten Methoden verwendet werden, and im besonderen wird empfohlen, Instrumente zu benutzen, die in einem einzigen Beobachtungs- gang gleichzeitig die Breite and die Zeit and da- mit auch die geographische Lange liefern. Die Bestimmung der geographischen Lange kommt namlich im Endeffekt auf eine Zeit- messung hinaus. Um dies in aller Kiirze klar- zumacnen, erinnere ich an die sogenannten Zo- nen oder Normalzeiten, die in den einzelnen Lan- dern gesetzlich festgelegt sind. In Deutschland richten wir uns im taglichen Leben nach der mitteleuropaischen Zeit, wahrend z. B. in Frank- reich and England die westeuropaische Zeit gultig ist, die genau um eine Stunde von der mitteleuropaischen Zeit verschieden ist in dem Sinne, daB man bei einer Reise nach Westen die Uhr um eine Stunde zuriickstellen muB. Diese eine Stunde bedeutet nichts anderes als den geo- graphischen Langenunterschied zwischen den westlichen and den zentraleuropaischen Landern oder genauer zwischen den beiden Hauptmeri- dianen, auf die sich these Lander in ihren Zeit- angaben stiitzen. Die Bestimmung geographischer Langen ist daher gleichbedeutend mit der Mes- sung von Zeitunterschieden. Jede Station be- stimmt durch astronomische Beobachtungen ihre eigene Ortszeit. Das ist wieder im Prinzip leicht ausfiihrbar, weil von weit uber 1000 hierfi r ge- eigneten sogenannten Fundamentalsternen ge- nau bekannt ist, zu welchem Zeitpunkt sie den Ortsmeridian iiberschreiten. Ein nur in der Me- ridianebene bewegliches Instrument gestattet dann diesen Zeitpunkt festzustellen. Die auf jeder Station ermittelten Ortszeiten ergeben in ihrem Zeitunterschied die Langendifferenz. Dieser Zeitunterschied wird dadurch erhalten, daB jede Station den absolut gleichen Zeitmoment fur ein zunachst beliebiges Ereignis in ihrer eigenen Ortszeit angibt. Bei der heute verlangten Ge- nauigkeit kommen fur das ,beliebige Ereignis" nur die funkentelegraphischen Zeitzeichen in Betracht. Bekanntlich werden von Rundfunk- und Spezialsendern taglich eine groBe Zahl von Zeitsignalen ausgestrahlt. Wenn nun jede der beiden Stationen, deren Langenunterschied be- stimmt werden soil, dasselbe Zeitsignal auf- nimmt and die Empfangszeit in seiner eigenen Ortszeit angibt, dann ist der Unterschied dieser Zeitangaben gleich dem gesuchten Langenunter- schied. Es gibt aber auch noch andere astronomisch- geodatische Methoden zur Zeit- and damit zur Langenbestimmung. Eine solche Methode wird z. B. angewendet, wenn man, wie vorher er- wahnt, mit einem. Spezialinstrument Zeit and Breite gleichzeitig bestimmen will. Im Inter- nationalen Geophysikalischen Jahr. arbeiten na- Sanitized Copy Approved for Release 2010/07/01 : CIA-RDP80T00246AO40500770001-7 Sanitized Copy Approved for Release 2010/07/01 : CIA-RDP80T00246AO40500770001-7 tiirlich nicht nur zwei Stationen, sondern sehr viele zur Bestimmung ihrer Langenunterschiede zusammen, so daB man bei diesen Arbeiten von einer Weltlangenbestimmung spricht, wie sie zu- letzt 1933, aber in viel engerem zeitlichen Rah- men, durchgefuhrt worden ist. Nach dieser kurzen prinzipiellen Darstellung, wie man die geographischen Koordinaten Lange and Breite bestimmen kann, drangen sich noch zahlreiche Fragen auf, die naturgemaB mehr auf Einzelheiten eingehen. Und gerade diese spe- ziellen Dinge sind es, die im Internationalen Geo- physikalischen Jahr mit besonderer Sorgfalt be- handelt and untersucht werden sollen. Ich beginne wieder mit den Fragen, die mit der Breitenbestimmung im Zusammenhang stehen. - Im Jahre 1844 hat der beruhmte deutsche Astro- norn and Geodat F. W. Bessel in Konigsberg in einem Brief an Humboldt die Bemerkung ge- macht, er habe Verdacht gegen die Unverander- lichkeit der Polhohe. 1888 gelang es Kiistner auf der alten Berliner Sternwarte, den Besselschen Verdacht durch Messungen zu bestatigen. Es handelt sich bei dem von da ab als Polhohen- ode.r Breitenschwankungen bezeichneten Effekt um auBerordentlich kleine Grofen, namlich um hochstens 0",3. Man kann das auch so ausdriicken: Die. Umdrehungsachse der Erde liegt im Erd- korper nicht felt, sondern ihre Endpunkte, eben die Pole, bewegen rich um eine Mittellage, ohne sich jemals um mehr als etwa 10 m von ihr zu ent- fernen. Man hat bald erkannt, daB die Polbewe- gung nahezu periodisch ist and auch aus theo- retischen Gri nden sein muB, daB aber doch auch die Periodizitat selbst wieder in geringem MaBe veranderlich ist. Zur dauernden Verfolgung der Polschwankungen wurde unter Fuhrung deut- scher Astronomer and Geodaten der Internatio- nale Breitendienst ins Leben gerufen, der auch heute noch arbeitet. Seine auBerordentlich wich- tigen Ergebnisse beruhen indessen fast nur auf den Beobachtungen weniger Stationen, die alle nahezu dieselbe geographische Breite von etwa 380 Nord haben. In neuerer Zeit ist der Breiten- dienst allerdings auch durch Stationen in an- deren Breiten erweitert worden. Im Internatio- nalen Geophysikalischen Jahr besteht aber der Wunsch and die Moglichkeit, noch sehr viel mehr Stationen zur Mitarbeit zu gewinnen, die moglichst gleichmaBig uber die ganze Erde ver- teilt sein sollten. Der Zweck ist unter anderem der, festzustellen, ob die Polschwankungen i ber- all in derselben GroBe and Richtung auftreten, oder ob etwa einzelne groBere kontinentale Erd- schollen andere Ergebnisse liefern, als sie bei einer Schwankung des gesamten Erdkorpers auftreten muBten. Ein solcher Effekt konnte nur auBerordentlich gering sein, wesentlich kleiner jedenfalls, als es die Polschwankungen mit maximal 0",3 selbst sind. Hieraus geht nochmals hervor, daB nur die genauesten MeBmethoden in Frage kommen. - Die schon erwahnte Perio- dizitat hat eine Dauer von etwa 430 Tagen, iiber- lagert von einer Periode von Jahreslange. Die groBere 430tagige Periode wird nach ihrem Ent- decker die Chandlersche Periode oder auch nach dessen Namen benannt. Auch mit Riicksicht auf diese Periodendauer hat man das Internatio- nale Geophysikalische Jahr auf 11/2 Jahre aus- gedehnt, um mindestens fiber eine ganze (Chand- lersche) Periode hinweg genaueste Polhohen- messungen zu erhalten. Bei den Langenbestimmungen, die, wie erwahnt, auf Zeitbestimmungen and ihren Vergleich der einzelnen Stationen untereinander mit Hilfe der funktelegraphischen Zeitsignale hinauslaufen, treten weitere Fragen auf, die im Internationalen Geophysikalischen Jahr beantwortet werden sollen. - Das natiirliche MaB der Zeit ist die einmalige Umdrehung der Erde um sich selbst, d. h. die Dauer eines Tages. Die Tageslange kann nur dann eine unveranderliche GroBe sein, wenn die Rotationsgeschwindigkeit der Erde konstant ist. Und das ist eben leider nicht der Fall! Man hat drei verschiedene Arten der Inkonstanz der Erdrotation and damit des Zeitmaf3stabes zu unterscheiden: 1. Eine allmahliche Verlangsamung der Erd- drehung oder was dasselbe ist, eine Zu- nahme der Tageslange. Dieser Effekt wird durch die Reibung der durch Ebbe and Flut - die Gezeiten - bewegten Wassermassen namentlich in seichten Meeres- teilen hervorgerufen and bewirkt nur eine Zu- nahme der Tageslange von weniger als 2 tausend- stel Sekunden pro Jahrhundert. Diese Erschei- nung kann also keine Aufgabe fur das Inter- nationale Geophysikalische Jahr rein. 2. Es treten unregelmafige Schwankungen der Erdrotation auf. Als geophysikalische Gri nde hierft r vermutet man Massenverlagerungen im Erdinnern. Diese Art der Schwankungen bezeichnet man inter- national als Fluktuationen. Sie auBern sich darin, daB ein schnell bewegtes Gestirn, insbesondere der Mond, nicht genau an der Stelle des Him- mels steht, an der er sich der Theorie nach be- finden muBte. Im Internationalen Geophysika- lischen Jahr hat man daher ein' besonderer Pro- Sanitized Copy Approved for Release 2010/07/01 : CIA-RDP80T00246AO40500770001-7 Sanitized Copy Approved for Release 2010/07/01 : CIA-RDP80T00246AO40500770001-7 gramm fur Mondbeobachtungen aufgestellt, bei dem ein neuartiges photographisches Gerat - die Markowitz-Kamera - auf etwa 20 Stationen zum Einsatz kommen wird. Mit ihrer Hilfe wird man einerseits die Theorie der Mondbewegung verbessern and andererseits die Fluktuationen des Zeitmaistabes feststellen konnen. Dem glei- chen Zweck dienen auch die Beobachtungen von Sternbedeckungen durch den Mond, an denen sich auch Liebhaber-Astronomen beteiligen kon- nen and sollen. Wegen der relativen Seltenheit der Sternbedeckungen wird aber die wissen- schaftliche Ausbeute mit der Markowitz-Kamera wesentlich grof3er and genauer sein. Mit ihr photographiert man namlich gleichzeitig den Mond and zahlreiche ihm nahe stehende schwache Sterne, was etwa gleichbedeutend mit der Auswertung vieler Sternbedeckungen ist. Diese Beobachtungsmethoden haben auch noch einen besonderen Vorteil dadurch, daB sie un- abhangig von der Richtung and Grose der Schwerkraft, d. h. der Lotrichtung sind. Man kann sie daher dazu benutzen, sehr grof3e geo- datische Entfernungen von Kontinent zu Kon- tinent uber Ozeane hinweg zu iiberbriicken and in linearem MaB anzugeben. 3. Die Art der Rotationsschwankungen oder des Zeitmaf3stabes verlauft mit Jahres- periode and ist auf meteorologische Vor- gange zuriickzufiihren, sie ist also ebenso wie die vorher besprochene zweite Art der Schwankungen geophysikalischer Natur. Ihre mef3technische Verfolgung kann aber nur durch astronomische Zeitbestimmungen im Zu- sammenwirken mit Uhren hervorragender Gang- leistung. geschehen. Denkt man sich die Erde selbst als eine Uhr, deren Zeiger etwa ein fester Punkt auf dem Aquator sein moge, so zeigt diese ,,Erduhr", verglichen mit einer idealen absolut gleichmaBig gehenden Uhr, Schwankungen, die in den astronomischen Schwankungen der idealen Beobachtungsuhr auftreten. Zeigen nun viele Uhren, deren Leistungen man durch gegenseitige Vergleichungen als hervorragend erkannt hat, dieselben scheinbaren Schwankungen, dann wird man als Grund hierfiir wirkliche Anderungen der Rotationsgeschwindigkeit der Erde annehmen mussen. Seit reichlich zwei Jahrzehnten verfiigt man tatsachlich uber Uhren, die gewissermal3en besser gehen als die Erduhr, das sind die Quarz- uhren, bei denen ein schwingender Quarzkristall das regelnde Organ ist. Es gehort in das Arbeits- programm der Kommission Langen and Breiten des Internationalen Geophysikalischen Jahres, diese jahreszeitlichen Schwankungen der Zeit- skala zu verfolgen. Dabei handelt es sich auch wieder nur um sehr kleine GroBen, denn die Tageslange schwankt innerhalb eines Jahres hochstens um 2 tausendstel Sekunden. Dieser theoretisch schon lange vermutete Effekt wurde 1935 erstmalig im Geodatischen Institut Potsdam mit Quarzuhren nachgewiesen. Zu den astronomisch-geodatischen Arbeiten der Kommission Langen and Breiten gehoren noch eine ganze Reihe weiterer Untersuchungen, auf die noch kurz eingegangen werden soil. - Die elektrischen Wellen, welche die funkentelegra- phischen Zeitzeichen ubertragen, haben zwar theoretisch die sehr groBe Fortpflanzungs- geschwindigkeit von 300 000 km pro Sekunde, also dieselbe wie die Lichtgeschwindigkeit, trotz- dem muB aber die Ubertragungszeit zwischen Sender and Empfanger berucksichtigt werden. Das laf3t sich jedoch nicht rechnerisch aus der bekannten Entfernung durchfuhren, weil die Wellenausbreitung bekanntlich nicht oder nicht nur lengs der Erdoberflache stattfindet, sie nimmt vielmehr ihren Weg zum groBten Teil uber die Ionosphere in Atmospherenschichten in mehreren 100 km Hohe. Diese Wege sind da- zu noch jahres- and tageszeitlich verschieden, hengen von der Wellenlange, von der zu iiber- briickenden Entfernung and anderen storenden Einfliissen ab. Fur die Untersuchung dieser Dinge hat man im Internationalen Geophysikalischen Jahr ein besonderes Arbeitsprogramr auf- gestellt, fur das schon jetzt z. B. eine enge Zu- sammenarbeit des Geodatischen Instituts Pots- dam mit der Sternwarte Tokio besteht. Da man sich bei Breiten- and Langenbestim- mungen astronomischer Methoden bedienen mus, da man also die Orter der beobachteten Sterne genau kennen mus, liegt die weitere Auf- gabe vor, die Fundamentalkataloge der Sterne auf ihre Genauigkeit zu untersuchen and sie durch die Zusammenarbeit zahlreicher Obser- vatorien weiter zu verbessern. Hierzu konnen die bei den Breiten- and Zeitbestimmungen an- fallenden Messungen herangezogen werden. Nicht weniger wichtig ist es, die benutzten In- strumente genau auf ihre stets vorhandenen kleinen Fehler hin zu untersuchen. Beispiels- weise wird jede Empfangsapparatur fur Zeit- signale mit einer gewissen, wenn auch meist unter einer tausendstel Sekunde liegenden Ver- zogerung arbeiten. Dieser Betrag mull bestimmt, in seiner Konstanz uberwacht and beriicksich- tigt werden. Sanitized Copy Approved for Release 2010/07/01 : CIA-RDP80T00246AO40500770001-7 Sanitized Copy Approved for Release 2010/07/01 : CIA-RDP80T00246AO40500770001-7 Auch die meteorologischen Zustende, wie Tem- peratur, Luftdruck, Windrichtung und -starke konnen Einfluf3 auf die astronomischen Beob- achtungen haben. Am bekanntesten ist die Wir- kung der Strahlenbrechung oder Refraktion in der Lufthiille der Erde. Man muf3 aber bei dieser an sich sehr genau berechenbaren Erscheinung mit anomalen Effekten rechnen, die nicht immer im einzelnen zu erfassen sein werden. Es wird auch aus diesem Grunde im Internationalen Geo- physikalischen Jahr empfohlen, die Beobach- tungen weit fiber das sonst iibliche Maf3 hinaus auszudehnen und deshalb z. B. die ganze Nacht hindurch zu beobachten. Man kann dann er- warten, manche Effekte aufzufinden oder aus- zuschalten, die sonst als systematische Fehler auftreten wurden. Auf3er der astronomischen Geodasie ist auch die Gravimetrie, d. h. jener Teil der Geodasie an den Arbeiten im Internationalen Geophysika- lischen Jahr beteiligt, der sich mit der Schwer- kraft befaflt. Sie hangt auf3er von ortlichen geo- logischen Verhaltnissen im wesentlichen von der Gestalt des Erdkorpers ab, der ja bekanntlich keine Kugel, sondern annahernd ein abgeplat- tetes Ellipsoid ist. Aber weder Richtung noch Grof3e der Schwerkraft bleiben an demselben Ort unveranderlich. Es ist daher eine geodatische Aufgabe im Internationalen Geophysikalischen Jahr, diese Veranderungen an moglichst vielen Orten zu verfolgen. Hierzu stehen heute Schwere- messer zur Verfugung, die Schwereenderungen von 1 : 100 Millionen des Schwerewertes selbst zu messen erlauben. Richtungsanderungen der Schwerkraft konnen durch sogenannte Horizon- talpendel bis auf 1/ioo" und weniger festgestellt werden. Derartige Messungen finden zweck- maf3ig in stillgelegten Bergwerken statt. Der Hauptgrund fur diese Grolen- und Richtungs- anderungen ist derselbe, der auch die Gezeiten . Ebbe und Flut erzeugt, namlich die Anziehungs- kraft von Sonne und Mond. Deshalb wird diesel spezielle Aufgabengebiet . auch ,Gezeiten der festen Erde" genannt. Daneben gibt es auch geo- logische Ursachen, die man bei diesen Messungen ergrunden will. Eine moglichst ununterbrochene Registrierung der Erdgezeiten wird im Inter- nationalen Geophysikalischen Jahr angestrebt. Das Spezial-Komitee fur das Internationale Geo- physikalische Jahr hat Richtlinien herausgege- ben, nach denen das gewaltige anfallende Be- obachtungsmaterial nach einheitlichen Gesichts- punkten an zentralen Stellen bearbeitet werden soil. Trotzdem hat natiirlich jede Station ihre eigenen Beobachtungen in i blicher Weise zu be- rechnen und zu reduzieren. Fur die Langen und Breiten wird das Bureau International de 1'Heure in Paris diese Zentralstelle sein. Es ist mit gr6f3ter Sicherheit zu erwarten, daf3 die internationale Zusammenarbeit im Inter- nationalen Geophysikalischen Jahr reiche Fri chte bringen wird. Mit abschliellenden Er- gebnissen ist kaum vor 1960 zu rechnen. Leiter der Abteilung astronomische Geodasie im Geodatischen Institut Uberwachung der Sonnentatigkeit Im Arbeitsprogramm des Internationalen Geo- physikalischen Jahres werden die Beobachtungen der Sonne einen wichtigen Platz einnehmen. Zwar gilt das Hauptinteresse dieses grof3en Forschungs- programms, wie seine Bezeichnung besagt, den physikalischen Vorgangen auf unserem Planeten, der Erde; jedoch werden viele der Erscheinungen, mit denen sich die Geophysiker beschaftigen, in hohem Maf3e beeinfluf3t oder direkt gesteuert von physikalischen Prozessen, die sich auf dem Zen- tralgestirn unseres Planetensystems, der Sonne, abspielen. Die Warmestrahlung der Sonne ist ja die Energiequelle fur die meisten Naturvorgange, die wir auf der Erde beobachten konnen, sowohl in der belebten wie in der unbelebten Natur. Die Achsendrehung der Erde setzt uns der Licht- und Warmestrahlung der Sonne im regelmalligen Wechsel von Tag und Nacht aus; der Umlauf der Erde um die Sonne bedingt zusammen mit der Schragstellung der Erdachse zur Bahnebene den Wechsel der Jahreszeiten und damit nicht nur den Rhythmus des organischen Lebens, sondern auch vieler grollraumiger geophysikalischer Vor- gange wie des Zirkulationssystems der irdischen Atmosphere. Uber diese wohlbekannten astrono- mischen Gegebenheiten hinaus wirken sich aber auf der Erde gewisse physikalische Phanomene aus, die auf der Sonne selbst ihren Sitz haben und die von den Astronomen mit geeigneten instrumentellen Hilfsmitteln verfolgt werden konnen.. Das bekannteste und auffelligste dieser Phano- mene sind die Sonnenflecken, die, obgleich sie gelegentlich ohne optische Hilfsmittel. sichtbar Sanitized Copy Approved for Release 2010/07/01 : CIA-RDP80T00246AO40500770001-7 Sanitized Copy Approved for Release 2010/07/01 : CIA-RDP80T00246AO40500770001-7 MITTEILUNGSBLATT 3. Jahrgang, Heft 6/7/8 und auch in frtiheren Zeiten schon bemerkt sind, erst nach der Erfindung des Fernrohres um 1610 bei der teleskopischen Beobachtung der Sonne wahrgenommen wurden und seitdem von den Astronomen standig beobachtet werden. Die Sonnenflecken sind veranderliche Gebilde von Behr verschiedener Grof3e und Sichtbarkeitsdauer; wahrend einzelne kleinere Flecken nur fiber Stunden oder Tage wahrnehmbar bleiben, tiber- dauern manche grof3e Flecken und Flecken- gruppen viele Wochen oder sogar Monate. Die Flecken werden durch die Rotation der Sonne um ihre Achse, die sich in etwa 27 Tagen vollzieht, von Ost nach West fiber die uns zugekehrte Halb- kugel der Sonne gefiihrt; bei hinreichend langer Lebensdauer konnen einzelne Flecken nach einem Umlauf wieder am Ostrande sichtbar werden. Das wissenschaftliche Interesse an der Verfolgung des Sonnenfleckenphanomens erhohte sich be- deutend, seit im Jahre 1843 ein Amateurastronom, Heinrich Schwabe in Dessau, auf Grund langjah- riger eigener Beobachtungen erkannte, daf3 die Haufigkeit der Sonnenflecken einem rhythmischen Wechsel von etwa lljahriger Periode unterworfen ist. Die genauere Verfolgung dieses Vorganges stiitzt sich auf die sogenannte Sonnenflecken- Relativzahl, die, von dem Ziiricher Astronomen Rudolf Wolf eingefuhrt, angesetzt wird gleich der Anzahl der zur Zeit auf der Sonne beobachtbaren Sonnenflecken, vermehrt um das Zehnfache der Anzahl der Gruppen, in denen sich ein grof3er Teil der Flecken anzuordnen pflegt. Diese Relativzahl gibt, wenn sie durch geeignete Reduktionsfaktoren von den speziellen Beob- achtungsbedingungen auf ein einheitliches System i berfiihrt wird, ein einfach abzuleitendes und als Behr zweckmdf3ig bewahrtes Maf3 fir die jewei- lige Haufigkeit Eder Sonnenflecken. Aus den Auf- zeichnungen vieler Sonnenbeobachter ist die Relativzahl von 1749 an bis zur Gegenwart be- kannt; sie zeigt Schwankungen vom Werte Null bei fleckenfreier Sonne bis zu Betragen fiber 100 bis 200 bei starkster Fleckentatigkeit. Maxima (und Minima) der Fleckenhaufigkeit foigen ein- ander mit einem mittleren Abstand von etwa 11 Jahren; jedoch erfolgt die Schwankung nicht streng periodisch, sondern in einem Rhythmus, bei dem innerhalb eines jeden Zyklus der Anstieg rancher (in 3 bis 6 Jahren), der Abstieg langsamer. (in 4 bis 8 Jahren) verlauft und jeder Zyklus nach Verlauf und Starke sein eigenes Geprage tragt. Die Steilheit des zeitlichen Anstiegs und die Hohe des erreichten Maximums sind starken Schwan- kungen unterworfen, die einigen statistischen Regeln gehorchen; die Zeitspanne zwischen zwei aufeinander folgenden Maxima kann zwischen 7 und 17 Jahren liegen und ist bei dem jetzigen Stand unserer Kenntnis nur mit einer sehr be- schrankten Genauigkeit vorauszusagen. Das letzte Sonnenfleckenmaximum ist im Jahre 1947 ein- getreten; das nachste, voraussichtlich besonders starke Maximum ist in diesem Jahre zu erwarten und moglicherweise schon in den letzten Monaten erreicht worden. Die z.eitliche Festlegung des Internationalen Geophysikalischen Jahres ist mit Vorbedacht so gewahlt worden, daf3 der Beob- achtungszeitraum in einen Abschnitt. starker Fleckentatigkeit f illt, damit die Beziehung zwi- schen Sonnenfleckentatigkeit und geophysikali- schen Erscheinungen moglichst intensiv unter- sucht werden kann. Die Sonnenflecken sind jedoch nur das auffal- ligste und am leichtesten zu beobachtende, nicht aber das einzige Phanomen auf der Sonne, das auf zeitlich veranderliche physikalische Vorgange hindeutet, die wir in ihrer Gesamtheit als Son- nenaktivitat bezeichnen. Der einzelne Sonnen- fleck, -der sich im Fernrohr als ein dunkler Kern, die sogenannte Umbra, umgeben von einem Hof mit filamentartiger radialer Struktur, der Pen- umbra, darbietet, ist trotz einer Ausdehnung von der Grof3enordnung 10 000 km nur ein verh5ltnis- maf3ig kleines Storungsgebiet in der die sichtbare Strahlung aussendenden Schicht, der Photo- sphere der Sonne. Selbst bei groflter Flecken- hdufigkeit bedecken die Sonnenflecken insgesamt nur 1 bis 2 Tausendstel der Sonrienoberfldche. In der Umbra eines Flecks betragt trotz des schein- bar starken Kontrastes gegen die Umgebung die Strahlungsdichte immer noch etwa 40 ?/o der nor- malen Intensitat der Photosphdre, so daf3 die Ge- samtstrahlung der Sonne durch die Sonnenflecken nicht merklich verandert werden kann. In der Tat zeigen die seit Jahrzehnten fortlaufenden Mes- sungen der Gesamtstrahlung, die durch die so- genannte Solarkonstante gekennzeichnet wird, innerhalbder MeBgenauigkeit von einigen Tau- sendsteln keine Korrelation mit der Flecken- haufigkeit an. Die starken Auswirkungen der Sonnenaktivittit auf irdische Vorgange konnen also nicht einfach auf Schwankungen der thermi- schen Sonnenstrahlung zuriickgefiihrt werden, sondern miissen von speziell?en, mit den Flecken verkniipften physikalischen Prozessen herriihren. Mit geeigneten optischen Hilfsmitteln lassen sich nun aufler den Sonnenflecken noch verschiedene andere, zeitlich veranderliche Phanomene auf der Sonne beobachten. In der Nahe von Flecken- gruppen, aber auch an anderen Stellen -der Sonne Sanitized Copy Approved for Release 2010/07/01 : CIA-RDP80T00246AO40500770001-7 Sanitized Copy Approved for Release 2010/07/01 : CIA-RDP80T00246AO40500770001-7 bemerken wir mit dem Fernrohr oder auf Son- nenaufnahmen oft ausgedehnte and struktur- reiche hellere Storungsgebiete, die Sonnenfak- keln, deren Sich.tbarkeit zum Sonnenrande hin gunstiger wird. Die Fackeln zeigen in ihrer Hau- figkeit eine ahnliche zeitliche Variation wie die Sonnenflecken; jedoch liegt dariiber infolge der schwierigeren Beobachtungsmoglichkeiten der Fackeln noch kein so ausgedehntes Zahlenmate- rial wie bei der Sonnenflecken-Relativzahl vor. Ein wichtiges Verfahren zur t7berwachung der Sonnentatigkeit ist die Beobachtung der Sonne im Lichte bestimmter Spektrallinien. Das Spek- trum der Sonne, wie wir es durch Zerlegung des Lichtes vermittels eines Prismas oder eines Beu- gungsgitters betrachten and photographieren konnen, besteht aus einem kontinuierlichen Untergrund von bestimmter spektraler Inten- sitatsverteilung, der nach dem Planckschen Strahlungsgesetz eine Temperatur der strahlen- den Schicht von etwa 7000 Grad zugeordnet wer- den kann. Diesem kontinuierlichen Spektrum ilberlagern sich viele tausend dunkle Linien, die nach ihrem Entdecker Fraunhofersche Linien genannt werden and die durch Absorption der Strahlung durch Atome in den auf3eren Schichten der Sonne entstehen. Ihre genaue Analyse gibt uns Aufschluf3 uber die chemische Zusammen- setzung der Sonnenatmosphare and uber die physikalischen ZustandsgroBen in den Schichten, in denen die Fraunhoferschen Linien entstehen. Blenden wir aus dem Sonnenspektrum eine be- stimmte dieser Linien, z. B. eine vom Wasserstoff oder vom Calcium erzeugte Linie, durch einen Spektralapparat geeigneter Konstruktion heraus, so konnen wir im Lichte dieser Linie besonders interessante Phanomene auf der Sonne erkennen. Gerate dieser Art heif3en Spektrohelioskope, wenn sie fur die direkte Beobachtung mit dem Auge eingerichtet sind, and Spektroheliographen, wenn sie die photographische Aufnahme der Sonnenoberflache oder eines Teiles davon ge- statten. Die Spektroheliogramme geben uns ein Bild einer hoheren Schicht der Sonnenatmo- sphare, der sogenannten Chromosphare, and sie zeigen an der Stelle der im unzerlegten Licht be- obachteten photospharischen Fackeln in der Regel Starke Aufhellungen im Lichte der Wasser- stoff- and Calcium-Linien, wobei die Form and die Ausdehnung dieser Flocculi oder chromo- spharischen Fackeln wesentlich von den photo- spharischen Fackeln abweichen kann. Die standige spektrohelioskopische oder spektro- heliographische tYberwachung der Sonne ist von besonderer Bedeutung, weil sie auf3er den chro- mospharischen Fackeln and anderen Phanomenen die markanteste Aul3erung der Sonnenaktivitat, die sogenannten Eruptionen erkennen laf3t. Die Eruptionen sind plotzlich einsetzende physikali- sche Vorgange grof3ten Ausmaf3es auf der Sonne, die mit der Aussendung intensiver Ultraviolett- und Rontgenstrahlung, mit Ausstrahlungen im Radiofrequenzbereich un?d mit der Aussendung von Korpuskeln and von Ultrastrahlung hochster Energie verbunden sind. Alle these Emissionen der Sonne haben starkste Auswirkungen auf -die hochsten Atmospharenschichten der Erde, die Ionosphere, and ziehen zahlreiche geophysika- lische a Erscheinungen wie Nordlichter, den Schwund der. Radiowellenausbreitung and geo- magnetische Effekte nach sich. Das Studium aller dieser Beziehungen wird daher ein wesentlicher Programmpunkt -des Internationalen Geophysika- lischen Jahres sein. An den Sonnenbeobachter stellt die Uberwachung der Eruptionen besonders hohe Anforderungen, da der sichtbare Effekt, die plotzliche Aufhellung eines kleinen Areals etwa im Lichte der Wasser- stofflinie Hoc, ein verhaltnism5f3ig unauffalliger Vorgang von kurzer Zeitdauer, einigen Minuten bis hochstens einer ?Stunde ist. Hier ist also ein Zusammenwirken vieler Observatorien, die uber die ganze Erde verteilt sein sollten, von beson- derer Wichtigkeit. Die Haufigkeit and die Inten- sitat der Eruptionen ist sehr starken Schwan- kungen unterworfen; wahrend im Sonnenflecken- minimum die Eruptionen fast ganz fehlen, ist im Maximum der Sonnenaktivitat durchschnittlich etwa jede zweite 'Stunde eine Eruption zu er- warten. Weitere Erscheinungen der Sonnenaktivitat sind die Protuberanzen and die Filamente. Es handelt sich dabei im Grunde um Vorgange der gleichen Art, namlich Wolken ionisierter Materie ober- halb der Chromosphere, die sich uns nur in ver- schiedener Weise darbieten, je nachdem ob sie sich von der Erde aus gesehen gerade auf die Sonnenscheibe projizieren oder uber den Sonnen- rand hinausragen. Im ersten Fall beobachten wir sie im monochromatischen Bild der Sonne in Ab- sorption als Filament, im zweiten Fall auBerhalb des Sonnenrandes in Emission als Protuberanz. Die Beobachtung der Protuberanzen, die friiher durch Absuchen des Sonnenrandes mit dem Pro- tuberanzenspektroskop erfolgte, ist in neuerer Zeit wesentlich erleichtert durch die Entwick- lung der Polarisations-Interferenzfilter, die ins- besondere in Verbindung mit einer speziellen Fernrohrkonstruktion, dem sogenannten Korono- graphen, die Beobachtung and die photographi- Sanitized Copy Approved for Release 2010/07/01 : CIA-RDP80T00246AO40500770001-7 Sanitized Copy Approved for Release 2010/07/01 : CIA-RDP80T00246AO40500770001-7 sche Aufnahme des ganzen Sonnenrandes in einem sehr schmalen Spektralbereich erlauben, z. B. im Lichte der Wasserstofflinie Ha. Die Auf- nahmefolge kann dabei so rasch gewahlt werden, daB sich die Bewegungsvorgange in den Protube- ranzen sehr eindrucksvoll im Kinofilm nach dem Zeitrafferprinzip vorfi hren lassen. Die Beob- achtung der Filamente kann wie die der Erup- tionen auch mit dem Spektrohelioskop oder ?durch Aufnahme mit dem Spektroheliographen er- folgen. Weitere Vorgange der Sonnenaktivitat spielen sich in den auBersten Schichten der Sonnen- atmosphare, der Sonnenkorona a.b, die sich radial bis in mehrere Sonnenhalbmesser Abstand vom scheinbaren Sonnenrand erstreckt. Bis vor etwa 25 Jahren war die Beobachtung der Sonnen- korona nur ,bei den seltenen and kurzen Gelegen- heiten einer totalen Sonnenfinsternis ?m6glich, wenn der Mond fur einen schmalen Streifen der Erdoberfleche die strahlende Lichthiille der Photosphere abdeckt and Bich dem Beobachter das eindrucksvolle Schauspiel der von einem schwachen, geheimnisvollen Strahlenkranz um- gebenen schwarzen Mondscheibe am verdun- kelten Taghimmel fur wenige Minuten darbietet. Form and Ausdehnung,dieser Korona ist, wi~e aus den Finsternisbeobachtungen hervorgeht, starken Anderungen mit dem Sonnenfleckenzyklus unter- worfen. Aus der spektrographischen Analyse and der physikalischen Deutung der Koronastrahlung ergaben sich neue Moglichkeiten fur ihre Beob- achtung auch aul3erhalb von totalen Sonnen- finsternissen. Das Licht der Korona besteht nam- lich aus einem schwachen kontinuierlichen Unter- grund, erzeugt durch Streuung des Photospharen- lichtes an Partikeln and freien Elektronen, iiber- lagert von einer Anzahl von Emissionslinien, die von hochionisierten Atomen, insbesondere des Eisens and des Calciums, in der Korona ausge- strahlt werden. Im Lichte dieser Eigenemission, z. B. der grUnen Koronalinie 5303 A, kann die Korona, obgleich ihre Leuchtdichte millionenfach schwacher ist als die der leuchtenden Sonnen- scheibe, unter giinstigen atmospharischen Be- dingungen and mit geeigneten Geraten auch auBerhalb von Sonnenfinsternissen beobachtet werden. Eine standige Uberwachung der Korona l5l3t sich allerdings nur auf sehr hoch gelegenen Beobach- tungsstationen durchfiihren, die oberhalb der atmospharischen Dunstschicht liegen, in der der groBte Teil des storenden Streulichtes entsteht. Eine ganz neuartige and auBerordentlich wich- tige B-edbachtungsmoglichkeit der Sonnenaktivi- tat hat sich im Laufe des letzten Jahrzehnts durch die Entwicklung der Radioastronomie er- geben. Wahrend des letzten Krieges fiihrte der Einsatz von Radargeraten zu militarischen Zwecken nebenbei zu der Wahrnehmung, daB die Sonne eine kraftige, zeitlich verenderliche Quelle von Radiofrequenzstrahlung ist. Die genauere Verfolgung dieses Phanomens zeigte eine enge Korrelation der Strahlungsintensitat mit der Sonnenfleckenrelativzahl oder allgemein mit der Sonnenaktivitat. Die Theorie der Wellenausbrei- tung fiihrt zu der Erkenntnis, daB die beobacht- bare Strahlung verschiedener Frequenz (oder verschiedener Wellenlange) aus sehr verschie- denen Schichten der Sonne stammen mull Strah- lung im Zentimeter- and Dezimeterbereich er- reicht uns im wesentlichen aus der Chromosphere der Sonne; Strahlung von mehr as 50 cm Wellen- lange kann nur aus der Sonnenkorona nach auf3en dringen. DemgemaB zeigt die Dezimeter- strahlung eine sehr enge Beziehung zu den chro- mospharischen Erscheinungen, wahrend die aus verschieden hohen Koronaschichten stammende Meterwellenstrahlung, die bis etwa 20 m Wellen- lange die irdische Ionosphere durchsetzen kann, einen empfindlichen Indikator fir koronale Sto- rungen and fir Eruptionen darstellt. In diesem Frequenzgebiet erreicht die zeitliche Variation der Sonnenstrahlung besonders groBes Ausmaf; so kann die Intensitat -der Meterwellenstrahlung bei groBen Eruptionen kurzfristig auf das Mil= lionenfache ihres Wertes bei ruhiger Sonne an- steigen. Die Registrierungen der Radiostrahlung der Sonne erganzen daher in gliicklichster Weise die optisch wahrnehmbaren Vorgange -der .Sonnen- aktivitat; sie haben iiberdies den Vorteil, unab- hangig von der veranderlichen Triibung der Erd- atmosphare auch bei starkster Bewolkung stets durchfiihrbar zu sein, wenn die notwendigen Gerate zur Verfogung stehen and der Empfang der Radiostrahlung der Sonne nicht durch solche irdischen UrFprungs, z. B. der Fernsehsender, iiberlagert and gestort wird. Ein Nachteil der radioastronomischen Beobachtungsmethoden be- steht darin, daB sie im allgemeinen, wenn keine besonderen Interferometeranordnungen der Emp- fanger eingesetzt werden konnen, keine genauere Lokalisierung der Strahlungsquelle auf der Sonne erlauben. Wehrend des Internationalen Geophysikalischen Jahres wird die tYberwachung der Sonnenaktivi- tat in der Deutschen Demokratischen Republik im wesentlichen an zwei Stellen durchgefuhrt werden, die sich auch sonst standig mit diesem Sanitized Copy Approved for Release 2010/07/01 : CIA-RDP80T00246AO40500770001-7 Sanitized Copy Approved for Release 2010/07/01 : CIA-RDP80T00246AO40500770001-7 Arbeitsgebiet befassen, dem Astrophysikalischen Observatorium in Potsdam and dem Heinrich- Hertz-Institut Air Schwingungsforschung in Berlin-Adlershof, beides Forschungsanstalten der Deutschen Akademie der Wissenschaften. In Potsdam wird die standige Beobachtung der Sonnenflecken, der Fackeln and der Protube- ranzen besonders intensiv durchgefuhrt werden; ferner werden Aufnahmen der Sonne durch ein Polarisations-Interferenzfilter fur die Wasser- stofflinie Hoc erfolgen. Zusatzlich wird zum Internationalen Geophysikalischen Jahr ein zur Zeit noch im Bau befindliches Spektrohelioskop zur t7berwachung der chromospharischen Pha- nomene in Betrieb genommen werden. Ein besonders interessantes and wichtiges For- schungsprogramm wird am Turmteleskop des Astrophysikalischen Observatoriums, dem Ein- stein-Turm in Potsdam, weitergefuhrt and ver- starkt werden. Im Spektrum von Sonnenflecken zeigen gewisse Fraunhoferlinien, z. B. solche, die vom Eisen herri hren, Aufspaltungen in mehrere Komponenten der Art, wie sie den Physikern experimentell and theoretisch bekannt rind bei Lichtquellen, die sich in einem starken Magnet- feld befinden. Durch genaue Ausmessung dieser Aufspaltung, die nach ihrem Entdecker, dem hol- landischen Physiker Zeeman, als Zeeman-Effekt bezeichnet wird, laBt sich -die Starke des Magnet- feldes am Entstehungsort der Linien, in diesem Falle also der Sonnenflecken ableiten. Es ergibt sich dabei,,daf3 in den Sonnenflecken in der Regel Magnetfelder bis zu einer Starke von etwa 3000 Orsted vorhanden sind; das ist eine Feldstarke, die das magnetische Feld der Erde, das bei uns die bekannte Richtkraft auf eine KompaBnadel aust bt, um rund das 10 000fache ubertrifft. Die fortlaufende exakte Messung der Magnetfelder in Sonnenflecken, ihrer zeitlichen Veranderung and ihrer raumlichen Verteilung verspricht Auf- schli sse fiber die Struktur and den Ursprung der Sonnenflecken, von denen die Astrophysiker zwar mancherlei theoretische Vorstellungen, aber bis- her noch keine endgi ltig gesicherte Kenntnis be- sitzen. Im Geophysikalischen Jahr wird die Mes- sung der Magnetfelder von einzelnen Sonnen- flecken hoffentlich auch beitragen zu einer K15- rung der Beziehung zwischen Fleckenphanomen and irdischen Vorgangen. In die Uberwachung der Radiofrequenzstrahlung der Sonne teilen sich -das Heinrich-Hertz-Institut Mr Schwingungsforschung in Berlin-Adlershof unter Leitung von Prof. Hachenberg and die Auf3enstelle Tremsdorf des Astrophysikalischen Observatoriums unter Leitung von Dr. Daene. In Adlershof wird die Intensitat der solaren Strahlung in den Wellenlangen 3,2 cm, 10 cm and 20 cm, in Tremsdorf in den Wellenlangen 50 cm, 130 cm and 17 m so weit wie moglich fortlaufend registriert werden. Besonders wert- voll wird die enge Zusammenarbeit zwischen der Radioastronomie and der i brigen Sonneniiber- wachung dadurch werden, daB im Falle des Auf- tretens von Eruptionen, die sich in der Meter- wellenstrahlung sofort stark bemerkbar machen, eine?besondere Intensivierung der spektrohelio- skopischen and der spektrographischen Beobach- tungen zur Lokalisierung der Strahlungsquelle ausgelost werden kann. Wir mochten daher hoffen, daB das Arbeitsprogramm des Internatio- nalen Geophysikalischen Jahres eine reiche Ernte an neuen Erkenntnissen nicht nur auf dem Ge- biete der Geophysik, sondern auch fur die Sonnenphysik bringen wird, and wir mochten wunschen, daB der Geist einer wohlorganisierten internationalen Zusammenarbeit in der For- schung Vorbild werden moge fur ein verstand- nisvolles Zusarnmenwirken der Volker auch auf anderen Gebieten menschlichen Lebens. Prof. Dr. J. WEMPE Direktor des Astrophysikalischen Observatoriums Sanitized Copy Approved for Release 2010/07/01 : CIA-RDP80T00246AO40500770001-7 Sanitized Copy Approved for Release 2010/07/01 : CIA-RDP80T00246AO40500770001-7 Briefwechsel zum Beginn des Internationalen Geophysikalischen Jahres Conseil International des Unions Scientifiques (International Council of Scientific Unions) Dr. L. V. Berkner Father P. Lejay, Vice-President Dr. K. S. Krishnan, Vice-President Colonel E. Herbays, Treasurer Sir H. Spencer Jones, Secretary General The President Dr. L. V. Berkner Associated Universities, Inc. 10 Columbus Circle. Suite 1750 New York 19, New York, USA Professor H. Ertel President, IGY National Committee c/o Professor H. Philipps Meteorolog. and Hydrologischer Dienst der Deutschen Demokratischen Republik Verlangerte Luckenwalder StraJie Potsdam, Germany With the opening of the International Geophysi- cal Year (IGY) on July 1, 1957, the International Council of Scientific Unions expresses its good wishes and the hope of success of the IGY pro- gram of your National Committee. The united effort of the scientists of the world in joining to examine the structure and behavior of the Earth and its atmosphere, and the properties of the environment that it provides for life in its higher forms, represents a mighty step forward in the ability of men to work together to achieve their mutual aspirations. The International Council of Scientific Unions (ICSU) feels complimented to have sponsored this joint effort among scientists to view the Earth as a planet, working through its Comite Special de l'Annee Geophysique Internationale (CSAGI). This Committee of the ICSU, acting on behalf of the several interested scientific Unions ad- hering to the Council, has specified the scientific program of observations and study that are neces- sary to a better comprehension of the planet, on which we live. The scientists of every aera of the Earth, working through their national com- mittees, have joined their efforts in the Ad- visory Committee for the International Geophy- sical Year to lay detailed plans for observations needed to achieve the scientific objectives spe- cified by the CSAGI. The Bureau and Secre- tariat of the CSAGI, and the Coordinator of Operations, have provided the administrative coordination of planning necessary to weld this world plan of scientific study into a unit. On one hand, the individual national groups could act with the confidence that their own contri- butions would be supplemented by the necessary work of the others. On the other hand, each national group has acted generously and unsel- fishly to carry on its own part of the program on which success of the whole effort has so vi- tally depended. The whole effort of the IGY clearly demonstrates the will, vision, and ima- gination of men everywhere over the Earth to act together in the achievement of objectives that are of real value to all. May I express to you and your National Com- mittee the congratulations of the International Council of Scientific Unions, and of its adhering Unions, and the sense of gratefulness and ad- miration that scientists everywhere hold for the generous participation of your National Com- mittee, and of the scientists that it represents, in the great program of the International Geo- physical Year. sincerely yours gez. L. V. BERKNER President Sanitized Copy Approved for Release 2010/07/01 : CIA-RDP80T00246AO40500770001-7 Sanitized Copy Approved for Release 2010/07/01 : CIA-RDP80T00246AO40500770001-7 (Vbersetzung) Internationaler Rat der Wissenschaftlichen Unionen Der President Dr. L. V. Berkner Herrn Professor Dr. H. Ertel President des Nationalen Komitees der DDR Kopie an Professor Dr. H. Philipps Meteorologischer and Hydrologischer Dienst der Deutschen Demokratischen Republik Verlengerte Luckenwalder Straf3e Potsdam, Deutschland Sehr geehrter Professor Ertel,- zum Beginn des Internationalen Geophysikali- schen Jahres (IGJ) am 1. Juli 1957 gestattet sich der Internationale Rat der Wissenschaftlichen Unionen, seine besten Wiinsche zum Ausdruck zu bringen, verbunden mit der Hoffnung auf Erfolg bei der Durchfuhrung des IGJ-Programms Ihres Nationalen Komitees. Die vereinte An- strengung der Wissenschaftler der Welt, gemein- sam die Struktur and das Verhalten der Erde and ihrer Atmosphere zu studieren and deren Eigenschaften, welche das Leben in seinen hoheren Formen erst ermoglichen, bedeutet einen gewaltigen Schritt vorwarts zur Fahigkeit der Menschheit, zusammenzuarbeiten, um ihre ge- meinsamen Anliegen durchzufiihren. Der Internationale Rat der Wissenschaftlichen Unionen (ICSU), vertreten durch sein Spezial- komitee fur das Internationale Geophysikalische Jahr (CSAGI), kann sich begluckwunschen, mit- verantwortlich zu sein fur die vereinten Anstren- gungen unter den Wissenschaftlern, die Erde unter planetarischem Aspekt zu sehen. Dieses Komitee des ICSU, das im Auftrage der verschie- denen daran interessierten wissenschaftlichen dem Rat angehorenden Unionen handelt, hat das wissenschaftliche Programm der Beobachtungen and der Untersuchungen festgelegt, die fur ein besseres Verstandnis des Planeten, auf dem wir leben, notwendig sind. Die Wissenschaftler in jedem Gebiet der Erde haben durch ihre Natio- nalen Komitees im wissenschaftlichen Beirat fur das IGJ (Advisory Council) ihre Anstrengungen vereinigt, um detaillierte Plane fur die Beob- achtungsprogramme zu entwickeln, die benotigt werden, um die durch das CSAGI festgelegten wissenschaftlichen Ziele zu erreichen. Das Buro and das Sekretariat des CSAGI and der Koordi- nator haben fur die administrative Koordinierung gesorgt, die erforderlich ist, um diesen Weltplan der wissenschaftlichen Forschung zu einer Ein- heit zu verschmelzen. Auf der einen Seite konn- ten die einzelnen hationalen Gruppen im Ver- trauen darauf arbeiten, daf3 ihre Beitrage er- ganzt werden durch die dafiir notwendige Arbeit der anderen. Auf der anderen Seite ist jede natio- nale Gruppe grol3ziigig and selbstlos daran- gegangen, ihren eigenen Anteil am Programm zu .bestreiten, von welchem der Erfolg des ganzen Unternehmens entscheidend abhangt. Eben these gesamte Anstrengung des IGJ beweist deutlich den Willen, die Weitsicht and Eingebung der Menschen iiberall auf der Erde, zusammenarbei- ten zu mussen, um jene Ziele zu' erreichen, die fur alle von wirklichem Wert sind. Darf ich Ihnen and Ihrem Nationalen Komitee die Gluckwunsche des wissenschaftlichen Rates der wissenschaftlichen Unionen and der ihnen angeschlossenen Vereinigungen ubermitteln, zu- gleich mit den Gefiihlen der Dankbarkeit and der Anerkennung, welche die Wissenschaftler allenthalben fur die grol3ziigige Beteiligung Ihres Nationalen Komitees and der ihm ange- horenden Wissenschaftler am gewaltigen Pro- gramm des Internationalen Geophysikalischen Jahres empfinden. gez. L. V. BERKNER President Sanitized Copy Approved for Release 2010/07/01 : CIA-RDP80T00246AO40500770001-7 Sanitized Copy Approved for Release 2010/07/01 : CIA-RDP80T00246AO40500770001-7 Internationales Geophysikalisches Jahr Annee Geophysique Internationale Nationales Komitee der Deutschen Demokratischen Republik (Deutsche Akademie der Wissenschaften zu Berlin) An den Prasidenten des International Council of Scientific Unions Herrn Dr. L. V. BERKNER 10 Columbus Circle, Suite 1750 New York 19 New York U.S.A. Sehr geehrter Dr. Berkner, fur Ihr an Professor Ertel gerichtetes Schreiben vom 15. Juni anlaf3lich des bevorstehenden Be- ginns des Internationalen Geophysikalischen Jahres (IGJ) gestatte ich mir in Abwesenheit unseres Prasidenten, Ihnen im Namen des Na- tionalen Komitees der Deutschen Demokratischen Republik auf das herzlichste zu danken. In der Tat, es ist eine gewaltige Unternehmung, die vor uns liegt, gewaltig in ihrem Umfang, grof3artig in ihrer Zielsetzung, kiihn in ihrer Planung. Was vor 75 Jahren mit dem ersten Internatio- nalen Polarjahr auf engem Raum and in be- grenztem Umfang begonnen wurde, manifestiert sich jetzt in kuhnem Zugriff nach der Losung der zahlreichen geophysikalischen Probleme, die in ihrer komplexen Verknupfung die Physik der Erde im weitesten Sinne zum Inhalt haben and die spezifisch planetarischen Charakter tragen. Der President des ersten Internationalen Polar- jahres, Heinrich von Wild, sprach von der Ge- walt dieser Idee, welche die Wirrnisse des Krieges and die Zwietracht unter den Nationen i ber- dauert habe. Wie viele Hoffnungen Sind daran gekniipft, daB dieses dritte and groBte, das Inter- nationale Geophysikalische Jahr, diesem Wort Erfullung werden lasse, daB es Brucken schlagen moge ... Brucken der Verstandigung zwischen den Volkern and den Nationen..., Wege ebnen moge zu gegenseitigem Verstehen, zum gemein- samen Handeln fur gemeinsame Ziele. Denn hierin liegt neben seinem wissenschaftlichen der uberaus grof3e humanistische Wert dieses Unter- nehmens, dieses ,Orchesterexperiments" der Na- tionen unseres Pldneten. Moge die olympische Flamme dieser Olympiade der Wissenschaft, die achtzehn Monate nicht er- loschen wird, moge sie, in den Herzen derer an- gezundet, die diesem groBen Werk verfallen and verpflichtet Sind, Symbol sein fur den Geist der Verstandigung, fur die wachsende Vernunft and die Einsicht in die Gr6f3e der Verantwortung, die wir alle tragen and von der uns keiner ent- binden kann, der Verantwortung dafiir, die Krafte der Natur zum Nutzen der Menschheit in den Dienst zu stellen and nicht zu ihrer Ver- nichtung. In diesem Sinne ubermittelt das Nationale Komitee der Deutschen Demokratischen Repu- blik Ihnen, sehr geehrter Dr. Berkner, als dem Prasidenten des ICSU and dem Hauptinitiator des Internationalen Geophysikalischen Jahres mit Bewunderung fur these Leistung die herz- lichsten Griif3e, verbunden mit der Hoffnung auf einen vollkommenen Erfolg des gemein- samen Vorhabens and dem unsererseits geleiste- ten Versprechen, im Rahmen unseres Beitrages unser Bestes fur das Internationale Geophysi- kalische Jahr zu geben. Mit dem Ausdruck hochster Wertschatzung dnd kollegialen GrUBen Ihr Ihnen sehr ergeberier gez. Professor Dr. PHILIPPS Sekretar des Nationalen Komitees der Deutschen Demokratischen Republik fur das Internationale Geophysikalische Jahr Sanitized Copy Approved for Release 2010/07/01 : CIA-RDP80T00246AO40500770001-7 Sanitized Copy Approved for Release 2010/07/01 : CIA-RDP80T00246AO40500770001-7 Aus der Arbeit der Akademie-Institute Uber die Aufgaben der Kommissionen Forschung und Lehre Alcademiemitglied Prof. Dr. G. Rienecker be- richtete dem Presidium der Deutschen Akademie der Wissenschaften zu Berlin am 6. Juni dieses Jahres caber die Aufgaben der Gewerkschaft Wissenschaft und ihrer gewahlten Organe in den wissenschaftlichen Einrichtungen der Akademie sowie caber die besonderen Aufgaben der Kom- missionen Forschung und Lehre. ?Ich darf Ihnen zunachst danken fur die Mog- lichkeit, die Sie mir und dem Zentralvorstand der Gewerkschaft Wissenschaft bieten, in Ihrem Kreis einige Fragen der Arbeit der Gewerkschaft Wissenschaft an den wissenschaftlichen Einrich- tungen darzulegen. Ich mochte die Gelegenheit benutzen, einige Grundprobleme der Gewerk- schaftsarbeit zu behandeln und die Aufgaben, die die Zusammenarbeit der Leitungen der wissen- schaftlichen Institutionen der Deutschen Aka- demie der Wissenschaften und der Betriebs- gewerkschaftsorganisationen in diesen Einrich- tungen betreffen. Die Gewerkschaft Wissenschaft wurde als eine zum Freien Deutschen Gewerkschaftsbund ge- horende Gewerkschaft gebildet, um die spezi- fischen Fragen, die die wissenschaftlichen Insti- tutionen angehen, in der gewerkschaftlichen Ar- beit besser beriicksichtigen zu konnen. Wenn ich davon spreche, daB die Gewerkschaft Wissen- schaft dem Bund der Freien Deutschen Gewerk- schaften angehort, so ist damit gleichzeitig ge- sagt, daB ihr in den wissenschaftlichen Einrich- tungen die gleichen Rechte zustehen, wie sie die Industriegewerkschaften in den Produktions- betrieben haben. Die Rechte der Gewerkschafts- organisation, insbesondere das Mitbestimmungs- recht, ergeben sich aus der Verfassung der Deut- schen Demokratischen Republik, aus der im Ge- setz der Arbeit grundsatzlich fixierten Stellung der. Gewerkschaft im gesellschaftlichen Leben sowie aus der vom Ministerrat der Deutschen Demokratischen Republik verabschiedeten Ver- ordnung vom 10. 12. 1953, bekannt unter dem Namen Verordnung caber die weitere Verbesse- rung der Arbeits- und Lebensbedingungen der Arbeiter und der Rechte der Gewerkschaften'. Die Verwirklichung dieser Rechte macht es er- forderlich, daB die gewerkschaftlichen Organe und ihre Vertretungen grundsatzlich ihre Zu- stimmung erteilen mussen, wenn es um unmittel- bare Probleme geht, die das Leben und die Ar- beitsbedingungen der Wissenschaftler, Arbeiter und Angestellten beeinflussen. Das bezieht sich sowohl auf Fragen der Einstellung und Ent- lassung als auch auf jene Probleme, die wir im allgemeinen unter den Begriffen soziale und kul- turelle MaBnahmen zusammenfassen. Das Mitbestimmungsrecht der Gewerkschaft ist auch dann zu verwirklichen, wenn es um die Ausarbeitung von Planen der Entwicklung der wissenschaftlichen Einrichtungen geht, wenn ihre Perspektive bestimmt wird oder es sich um den Stellenplan und andere damit zusammen- hangende Fragen handelt. Dies bedeutet in keiner Art und Weise, da3 die Gewerkschaft Wissenschaft etwa selbst die wis- senschaftlichen Arbeiten tun konne oder wolle. Es ware vermessen, wenn die Gewerkschaft sich solche Aufgaben stellen wurde. Ihr steht aber ohne weiteres das Recht zu, Vorschlage zu unter- breiten,' zu beurteilen, ob Mittel entsprechend den Aufgaben oder zweckentfremdet verwendet werden und so weiter. Die Gewerkschaft hat also auch das Recht, ihre Meinung geltend zu machen, wenn es z. B. um Anerkennungen von Leistungen geht, die aus dem Pramienfonds bzw. aus dem Leistungspramienfonds finanziert werden kon- nen, oder aber auch, 'wenn es sich um so wich- tige Fragen der wissenschaftlichen Angestellten wie etwa die Forderung des jungen Nach- wuchses handelt. Dieses weitreichende Mit- bestimmungsrecht der Gewerkschaften birgt in sich selbstverstandlich auch eine Mitverantwor- tung fur die Staatsaufgaben, die den wissen- schaftlichen Einrichtungen der Deutschen Aka- demie der Wissenschaften gestellt werden. In- sofern besitzt das Presidium der Deutschen Aka- demie der Wissenschaften, besitzen die Instituts- leitungen in ihren Gewerkschaftsorganisationen ein auBerst wertvolles Instrument, wenn es gilt, Initiative zu wecken und die Bereitschaft fur die Erfiillung der staatlichen Aufgaben hervor- zurufen. Von diesem Gesichtspunkt mussen Sie auch die Aufgaben betrachten, die den Kom- missionen fur Forschung und Lehre gestellt sind. Die Kommissionen Forschung und Lehre sollen fachkundige Hilfsorgane der gewahlten Leitun- gen sein, sie sollen die Leitungen sachkundig- wissenschaftlich beraten, damit die Leitungen ihre Entscheidungen richtig treffen konnen. Neben ihren gesetzlich festgelegten Kontroll- Sanitized Copy Approved for Release 2010/07/01 : CIA-RDP80T00246AO40500770001-7 Sanitized Copy Approved for Release 2010/07/01 : CIA-RDP80T00246AO40500770001-7 funktionen obliegt insbesondere ihnen die Hilfe; die sich manchmal in einer wertvollen Kritik auflern muf3, bei der Losung vor allem der For- schungsarbeiten in den wissenschaftlichen In- stituten. Wenn diese Grundauffassung vorhanden ist, werden Differenzen oder Miflverstendnisse, wie sie gelegentlich aufgetreten sind, von vorn- herein ausgeschlossen sein. Wenn ich versucht habe, ganz kurz die Rechte der Gewerkschaften und, ihre Aufgaben zu um- reif3en, dann ergibt sich bereits aus dieser Skiz- zierung erstens die Frage, ob die Gewerkschaft Wissenschaft gegenwartig diesen Aufgaben ge- wachsen ist, und damit auch die Notwendigkeit, neue Formen und Methoden zu suchen und zu finden, die die Wirksamkeit der Gewerkschafts- organisation in den wissenschaftlichen Ein- richtungen der Deutschen Akademie der Wissen- schaften erhohen helfen. Die Qualitat der Wirksamkeit der Kommissionen Forschung und Lehre hangt ganz auf3erordent- lich davon ab, ob wirklich fachkundige und gleichzeitig verantwortungsbewuf3te Wissen- schaftler darin mitarbeiten. In diesem Sinne mochte ich das Presidium und die Herren Se- kretare bitten, die Arbeit und Wirksamkeit dieser Kommissionen dadurch zu unterstiitzen, daB - etwa auch die Herren Institutsdirek- toren - die wissenschaftlichen Mitarbeiter der Institute gebeten werden, sich mehr als bisher fur diese, einem Wissenschaftler durchaus ge- maBe Form der gewerkschaftlichen Mitarbeit zu interessieren. Ich darf Ihnen ferner einige Ge- danken und Vorstellungen des Sekretariats des Zentralvorstandes der Gewerkschaft Wissen- schaft unterbreiten: 1. Die weitere Entwicklung des demokratischen Lebens auch in der Deutschen Akademie der Wissenschaften zu Berlin macht es erforder- lich, daB regelmiBige Rechenschaftslegungen der Leitungen und wissenschaftlichen Gre- mien vor den berufenen Vertretern erfolgen, daB Rtickblick fiber das Erreichte gegeben wird und die in der Zukunft erwachsenden staatlichen Aufgaben erlautert werden. Wir sind der Auffassung, daB efn solch berufenes Gremium die gewahlten Vertreter der Beleg- schaften der verschiedensten Institutionen der Deutschen Akademie der Wissenschaften, vor allem die Vorsitzenden der Betriebsgewerk- schaftsleitungen darstellen konnten. Solche Rechenschaftslegungen, die vielleicht halb- jahrlich stattfinden sollten, bieten die Mog- lichkeiten kritischer Aussprachen und geben Anregungen, um die Arbeit zu verbessern. Zum anderen konnte mit diesen Rechen- schaftslegungen verbunden werden, dab den verantwortlichen Leitungen der Gewerk- schaftsorganisationen im Bereich der Deut- schen Akademie der Wissenschaften weitere Aufgaben vom gewerkschaftlichen Gesichts- punkt her gestellt werden. Die Losung der vorhin grundsatzlich skiz- zierten Aufgaben macht es erforderlich, zu uberlegen, welche Formen und Methoden ge- funden werden konnen, damit gewerkschaft- liche Vertreter in den zentralen Gremien der Deutschen Akademie der Wissenschaften zu Wort kommen, damit das Mitbestimmungs- recht der Gewerkschaften in alien Fragen, die das Leben und die Arbeitsbedingungen der Beschaftigten angehen, verwirklicht wird. Ich weise darauf hin, daB die Gewerkschaft z. B. in den Senaten und Fakultetsraten der Universitaten offiziell vertreten ist, und zwar selbstverstandlich durch einen Wissen- schaftler. Wir sind der Auffassung, daB dieser Vertreter der Gewerkschaft Wissenschaft seinen Platz nicht im Presidium der Deutschen Akademie der Wissenschaften haben sollte, das sich aus nam- haften Gelehrten zusammensetzt, die in erster Linie die wissenschaftliche Arbeit in unserer Republik reprasentieren, sondern in jenem Lei- tungsgremium, das fur die Koordinierung und Anleitung der unmittelbaren Tatigkeit der ver- schiedensten Forschungsinstitute verantwortlich zeichnet. Dieser Vertreter der Gewerkschaft Wissenschaft muBte selbst Wissenschaftler sein, engen Kontakt mit dem Sekretariat des Zentral- vorstandes der Gewerkschaft Wissenschaft hal- ten, alle Grundsatzfragen mit ihm bzw. mit den zustandigen Fachabteilungen des Zentralvor- standes beraten und klaren. Das bedeutet also, daB innerhalb der Akademie efn zentraler ge- werkschaftlicher Verhandlungspartner fur die leitenden Akademiegremien vorhanden sein muf3te. Dies ist bei der jetzigen gewerkschaft- lichen Struktur noch nicht der Fall, und mit dieser Frage wird sich der Zentralvorstand un- serer Gewerkschaft noch eingehend befassen. Das Sekretariat des Zentralvorstandes der Ge- werkschaft Wissenschaft, als dessen Vertreter ich diese Gedanken darlege, verspricht sich sehr viel davon, wenn diese Vorschlage verwirklicht werden. Wir sind gewiB, dali unsere Vorschlage durch Sie geprtift werden, eingedenk der Tat- sache, dab wir gleiche Ziele verfolgen und nach ihrer Verwirklichung streben." Sanitized Copy Approved for Release 2010/07/01 : CIA-RDP80T00246AO40500770001-7 Sanitized Copy Approved for Release 2010/07/01 : CIA-RDP80T00246AO40500770001-7 3. Jahrgang, Heft 6/7/8 MITTEILUNGSBLATT Tagungs- and Reiseberichte Deutsche and polnische Altertumswissenschaftler in Krakau Vom 24.-29. Juni vorigen Jahres wurde von unserem Institut ein Zusammentreffen polnischer and deutscher Gelehrter auf dem Gebiet der Altertumswissenschaft veranstaltet 1). Auf Einladung unseres Instituts kamen in jenen Tagen 20 polnische Wissenschaftlerinnen and Wissenschaftler zu uns, um von ihren For- schungsergebnissen zu berichten and einen Er- fahrungsaustausch zwischen der polnischen and deutschen Altertumswissenschaft einzuleiten. Dieses von vollem Erfolg gekronte Unternehmen lief3 auf seiten der polnischen Kollegen den Wunsch aufkommen, eine ahnliche Zusammen- kunft in Polen durchzufiihren, wobei als Ta- gungsort zunachst Warschau vorgesehen war. Wahrend in Dresden die Vortrage ausschlief3lich von den polnischen Gasten gehalten wurden, sollte in Polen insbesondere die deutsche Wissenschaft zu Worte kommen. So erging denn vorn wissenschaftlichen Komitee fur die antike Kultur an der Polnischen Aka- demie der Wissenschaften durch das Akademie- initglied Professor Dr. Kumaniecki an das In- stitut and an die einzelnen vorgesehenen Teil- nehmer die Einladung, vom 19.-25. Mai d. J. in Krakau zu einer Tagung zusammenzutreffen. Die polnischen Gastgeber hatten spater Krakau als Tagungsort gewahlt, um den Teilnehmern Gelegenheit zu geben, diese alte ehrwurdige Stadt, soweit es in dieser kurzen Zeit uberhaupt moglich ist, etwas genauer kennenzulernen, and um die Tagung an dem Sitz der alten 1364 gegrundeten Jagiellonen-Universitat durchzu- f0hren. Die Leitung der deutschen Delegation lag in den Handen von Akademiemitglied Prof. Dr. Zucker. Als Vertreter des Instituts gehorten der Dele- gation weiter an: Akademiemitglied Magnifizenz Prof. Dr. Hartke, Prof. Dr. Irmscher, Prof. Dr. Schubring, Dr. Dunst, Dr. Mau, Dr. Schnei- der, Dr. Seyfarth and der Unterzeichnete als Sekretar der Delegation, ferner Frau Dr. Zucker. Von den Universitaten nahmen folgende Ver- treter als Delegationsmitglieder an der Konfe- renz teil: Prof. Dr. Bielefeld (Greifswald), Prof. Dr. Blaschka (Halle), Prof. Dr. Dornseiff (Leip- 1 Einen ausfiihrlichen Bericht fiber diese Tagung hat Frau Dr. Amberg im Mitteilungablatt 2 (1956), Heft 7/8, S. 9ff., gegeben. zig), Prof. Dr. Peek (Halle), Frau Dr. Simon (Berlin), Frau Dr. Welskopf (Berlin) and die Lektoren Werner Krenkel (Rostock) and Frau use Schneider (Berlin). Fi of Themengruppen waren vorgesehen, aus denen die Themen der zu haltenden Vortrage entnommen waren: 1. Antike Lyrik 2. Griechische Vasenmalerei 3. Antike Philosophie 4. Mittellatein and Mittelgriechisch 5. Antike Epigraphik. Von deutscher Seite sprachen auf dem Zusam- mentreffen fast alle Teilnehmer, wahrend von den polnischen Gastgebern u. a. Prof. Dr. Steffen (Poznan), Prof. Dr. Tatarkiewicz (Krakau) and Prof. Dr. Plezia (Krakau) Vortrage hielten. Auf die Einzelheiten braucht hier nicht ein- gegangen zu werden, weil samtliche Vortrage von der Polnischen Akademie zum Druck ge- bracht werden, so dab alle Interessierten die Vor- trage spater nachlesen k6nnen. Nach jedem Vortrag entstand eine sehr lebhafte and fruchtbare Diskussion, die die einzelnen Fragenkomplexe verschiedentlich erschopfend zusammenfaf3te and durchaus nicht immer zu- stimmend war. Ich kann wohl sagen, daB es eine sehr anstrengende Konferenz war, weil, wie so oft auf Tagungen, nicht nur eine sehr gute, son- dern auch sehr reichliche wissenschaftliche Kost geboten wurde, and dies sowohl in den Vortragen wie auch in den Diskussionsbeitragen. Ich darf jetzt kurz auf den Verlauf der Tagung and des Aufenthaltes in Polen eingehen: Am Sonntag, dem 19. Mai, kamen wir fri h auf dem Warschauer Hauptbahnhof an and wurden von unseren Gastgebern, insbesondere von Pro- fessor Dr. Kumaniecki and Kand. Jurewicz auf das herzlichste begriiflt. Man wuf3te sofort, daB man sich in Polen zu Hause fiihlen wurde. Nach einer Friihsttickspause begann die Besichtigung der Stadt, vor allem des nach historischen Zeich- nungen wiederhergestellten alten Stadtteils, der ein kurzer Spaziergang, die Besichtigung des Marienbezirks and eine Fuhrung durch das pol- nische Nationalmuseum folgten. Nach ' dem Mittagessen, das in Polen im allgemeinen erst Sanitized Copy Approved for Release 2010/07/01 : CIA-RDP80T00246AO40500770001-7 Sanitized Copy Approved for Release 2010/07/01 : CIA-RDP80T00246AO40500770001-7 MITTEILUNGSBLATT 3. Jahrgang, Heft 6/7/8 am Nachmittag eingenommen wird, fuhren wir nach Krakau, wo? wir gegen 22 Uhr eintrafen. Die Eroffnung der Tagung erfolgte am Montag, dem 20. Mai, frith um 10 Uhr in der Aula der Krakauer Universitat, wahrend die anderen Vor- trage am Montag nachmittag im archaologischen Institut and am Dienstag und' Mittwoch im Sit- zungssaal der Polnischen Akademie der Wissen- schaften gehalten wurden. Nach den einleiten- den Worten von Prof. Dr. Kumaniecki in pol- nischer and deutscher Sprache nahm der Rektor der Universitat Prof. Dr. Grodzinski das Wort. Nach ihm hielt der Dekan der Philologischen Fakultat, Professor Dr. Madyda, eine Ansprache in lateinischer Sprache, die von alien Teilneh- mern mit besonderer Begeisterung aufgenommen wurde. SchlieBlich sprach im Namen der deut- schen Delegation deren Leiter, Akademiemitglied Prof. Dr. Zucker. Aus alien Reden klang als Tenor die Feststellung der engen wissenschaftlichen Zusammenarbeit zwischen den polnischen and deutschen Wissen- schaftlern, fur die gerade die Altertumswissen- schaft ein besonders fruchtbares Bild ist, and der Verbundenheit der beiden Volker. Nach dem AbschluB der Tagung gab der Rektor im alten Universitatsgebaude, dem Collegium Maius, einen Empfang. Bei dieser Gelegenheit wurde diese alte wissenschaftliche Statte mit ihren Schatzen and Universitatsinsignien be- sichtigt. Noch heute werden dort im alten Senats- saal, der mit herrlichen Olgemalden geschmi ckt ist, die die ehemaligen Rektoren darstelien, Fest- sitzungen der Universitat durchgefiihrt. Bereits bei diesem Empfang zeigte es sich, wie ertrag- reich die Konferenz fur die wechselseitigen wis- senschaftlichen and personlichen Beziehungen der Altertumswissenschaftler Polens and der Deut- schen Demokratischen Republik, die ja bekannt- lich schon in Dresden engere Formen angenom- men hatten, sich auswirkte. Man saf3 zusammen and sprach miteinander, als ware man eine Fa- milie 2). Hier sei auch auf die sprichwortliche Gastfreundschaft unserer polnischen Freunde, insbesondere des Leiters des Komitees, Prof. Dr. Kumaniecki, and des Organisators der Ta- gung, des Kollegen Jurewicz, besonders hin- gewiesen and alien herzlichst gedankt. 2 Vgl. hierzu auch die Ausfiihrungen des Verfassers anla.Blich der Woche der Deutsch-Polnischen Freund- schaft 1956 im Mitteilungsblatt 2 (1956), Heft 6, S. 26ff. Nachdem am Mittwoch nachmittag eine Stadt- besichtigung unter der kundigen Fiihrung von Herrn Prof. Dr. Plezia, Krakau, erfolgte, sahen wir Donnerstag die Tatra in Zakopane in nachster Nahe. Am Freitag vormittag wurde unter der Leitung Prof. Plezias die Krakauer Konigsburg, der Wawel, mit dem koniglichen SchloB and der Kathedrale besichtigt. Wir Standen am Sarko- phag von Adam Mickiewicz, des groBten pol- nischen Dichters. Die Kunstschonheiten Krakaus hier zu schildern, ist leider nicht moglich, weil Worte niemals die Anschauung ersetzen konnen. Krakau selbst ist nicht zerstort. Trotz moderner Verkehrsmittel, wie Strallenbahn and Auto, hat man stets den Eindruck, dab Krakau seinen mittelalterlichen Charakter nicht verloren hat. Am Freitag abend kehrten wir nach Warschau zuriick and besichtigten am Sonnabend, dem 25. Mai, am Vormittag nochmals unter anderem den schonen Park Lazienki mit dem herrlichen LustschloB and der Freilichtbizhne. Wiederum hatten wir Gelegenheit, die aus den Triimmern wiedererstandene historisch naturgetreu nach- gebaute Altstadt zu sehen and zu bewundern. Leider konnte day Stadtschlof3 noch nicht wieder neu errichtet werden. Um 13 Uhr wurde die deutsche Delegation von dem ersten Sekretar der Abteilung I der Pol- nischen Akademie, Prof. Dr. Arnold, empfangen. Vorher nahmen wir die Gelegenheit wahr, den Kulturpalast an der Marschalkowska, der be- riihmten Warschauer HauptstraBe, ein Geschenk des Sowjetvolkes an Polen and im Stil der Lo- monossow-Universitat in Moskau erbaut, zu be- sichtigen and Warschau vom 30. Stockwerk aus zu betrachten. Der Empfang fand im 20. Stock- werk statt. Mit dem Nachtschnellzug verlieB die Delegation am Sonnabend abend Warschau, um nach Berlin zuriickzukehren. Zusammenfassend darf ich wohl im Namen aller Teilnehmer sagen, daB auch diese Zusammen- kunft die wissenschaftlichen and personlichen Bindungen zwischen den polnischen and den deutschen Altertumswissenschaftlern weiterhin gefestigt and vertieft hat. Dr. E. PIEKNIEWSKI Wissenschaftlicher Assistent am Institut fur griechisch-romische Altertumskunde Sanitized Copy Approved for Release 2010/07/01 : CIA-RDP80T00246AO40500770001-7 Sanitized Copy Approved for Release 2010/07/01 : CIA-RDP80T00246A040500770001-7 3. Jahrgang, Heft 6/7/8 MITTEILUNGSBLATT ,,Ewiges Rom" (Fortsetzung des Italienreiseberichtes) An einem fruhen Aprilmorgen tragt mich der Zug nach Siiden: nach Rom. Die ersten goldenen Strahlen der aufgehenden Sonne zucken fiber die Mauern der Stadt, es taucht das Grabmal des grol3en Theoderich auf, dann verlegt eine Kurve der Strecke den Blick and das neue Ziel zieht die Gedanken auf sich. Rom, die ,ewige Stadt", ihre Anfange liegen in sagenhaftem Nebel fruher Historie. ?Ihr aber setzt' ich im Raum noch in der Zeit eine Grenze: Herrschaft ohn' Ende hab' ich ihr gegeben...`' i berliefert uns Vergil. Die Vision des Daniel- buches steigt auf: vier Reiche werden sein and dann keines mehr ... and in der Tat durch Jahr- tausende ist Rom Zentrum geblieben, gewif3 unter wechselnden Bedingungen and auch unter wechselnden Aspekten. Um den Palatin kreisen schattenhaft die ersten Anfange der Geschichte der Stadt, von Eroberung zu Eroberung eilend, so verlauft die weitere Entwicklung. Das anfang- liche Konigtum geht in die Republik fiber and am Ende steht das kaiserliche Rom, das das ge- samte Mittelmeerrund samt weiter Strecken des Hinterlandes in seinen Grenzen vereinte. In Schottland, in Spanien, in Nordafrika, am Euphrat and im tiefen Kleinasien standen die Legionsadler. Aber es ware einseitig, allein these Seite zu sehen. Weit schweift der Blick vom capitolini- schen Hugel Uber die Reste des Forum Romanum, des politischen, wirtschaftlichen and religiosen Mittelpunktes des Imperiums. Halb links im Vordergrund steht noch ein Teil der Rostra, da- neben die Senatskurie, wenig weiter die Reste des Vesta-Tempels, hoch ragt noch ein Saulen- rest des Kastor- and Pollux-Tempels... Die Ge- danken greifen zuriick: Hier standen die Grac- chen, bier stand einst Cato, Caesar wurde nur wenig hinter diesem Platz verbrannt. Neben der Geschichte der imponierenden auf3e- ren Ausdehnung steht die innere Auseinander- setzung. Konsuin, Usurpatoren, Caesaren, groBe Manner, aber auch Gestalten voll abstollender Minderwertigkeit sind in sie verflochten. Aber ununterbrochen stromt die romische Quelle, wohl zerfallt das Reich in zwei Halften, der Westen wird die Beute einwandernder germa- nischer Stamme, wohl ist Rom oft aufs auBerste hedroht, aber es besteht fort. An die Bauten aus der fruhen Konigszeit, aus der republikanischen Zeit reihen sich die kaiserlichen Monumente, Foren, Basiliken, Saulen, Triumphtore u. a. m. Aus dem alten Rom wachst das mittelalterliche, verschont durch die Renaissancepalazzos and Barockkuppeln, durch Wunderwerke, die sich durch die Meisterschaft ihrer Schopfer wurdig an die alten Bauwerke anschliel3en. Aber es gibt noch ein anderes Rom; ein unter- irdisches, die Roma sotteranea, das Rom der Ka- takomben, der unterirdischen Nekropolen. Hier spricht neben der Geschichte der auf3eren Ent- wicklung des Reiches, seiner stolzen Triumphe, seiner zusammenfassenden Verwaltung, seines ausgefeilten Rechts eine andere, die spatantike Religionsgeschichte, vielschichtig in ihren Im- pulsen, ihren Hoffnungen. In Rot and Gelb, Braun and Griin, Blau and Ocker leuchten die Cubicula, die seitlich der mehrgeschossigen Gange liegen. Genien, kleine Eroten, Weintraubengerank, i ppige Trauben, Delphine, Tauben and zahlreiche spielende Tiere wie Hasen, Eichhornchen sind Hinweis auf die eleusinischen Gefilde, auf die der Lebende hoffte - wenn einst die Zeit irdischen Lebens abgelaufen sei. ,In pace" steht schlicht an den Gangen, auf kleinen in die Wande eingelassenen Tafeln, oft ziert sie noch ein winziger Palm- zweig, ein kleines Kreuz, ein Anker oder das Fischsymbol; bier sind wir mitten in einer christ- lichen Katakombe. Betritt man die Domitilla- Katakombe, so durchschreitet man zunachst eine unterirdische Basilika, erbaut fiber den Grabern fruher Martyrer. Mattes Licht nur fallt auf die seitlichen Wande, die mit Resten and Fragmen- ten von Grabplatten bedeckt sind, dann betritt man das Labyrinth der Gange, die in drei Stock- werken mit insgesamt 17 km Strecke unter der Erde hinlaufen. Symbolische Darstellungen be- decken die Wande: Daniel in der Lowengrube, Susanna mit den drei seniores, die drei Junglinge im Feuerofen, Jonas in der Ki rbislaube bzw. vom Ketos an den Strand gespieen - ein Zeichen des Glaubens an die Unsterblichkeit, des wieder- gewonnenen Paradieses and des Sieges uber eine Welt, die in ihren Festen bebte. Ein Gleiches spricht aus den Sarkophagseiten, deren schonste and eindrucksvollste die Galerie im Lateranen- sischen Museum vereinigt. Auf die Lowenjagd- und Schlachtsarkophage des ausgehenden 3. nach- christlichen Jahrhunderts folgen die christlichen Sarkophage mit eigenen Motiven, die Unsicher- heit and Fragwurdigkeit aller menschlichen Existenz in dieser Spatzeit Roms, in der die Barbaren immer deutlicher an die weitgesteckten Grenzen pochen, in der die innere Krise wachst, wandelt sich in Hoffnung and Gewif3heit ... Sie spricht auch aus jenen groBen Basiliken, die, Sanitized Copy Approved for Release 2010/07/01 : CIA-RDP80T00246A040500770001-7 Sanitized Copy Approved for Release 2010/07/01 : CIA-RDP80T00246AO40500770001-7 MITTEILUNGSBLATT 3. Jahrgang, Heft 6/7/8 einst dem profanen Zweck vorbehalten, schlief3- lich auf gottesdienstlichen Gebrauch sich be- schranken. Zwar stehen die alten, friihen Basi- liken nicht mehr, neue Mauern stehen auf den Fundamenten, aber dennoch ist es ein uberwal- tigender Eindruck, die Klarheit der Linien- fuhrung, die Exaktheit der Abmessungen, das hohe Rund der Apsiden zu verfolgen, die die Zeit tiberdauert haben, mag auch hier ein neuer Dekor die spater ersetzte Wand decken oder ein Barockaltar and allerlei sonstiger Zusatz das alte Bild triiben. Richtpunkte durch die Zeiten sind die Monu- mente der ,ewigen Stadt", sei es nun das ge- waltige Rund des Colosseums, seien es die Bogen des Konstantin, des Titus, Tiberius and anderer, seien es die hohen Saulen, wie z. B. die des Trajan, die sich in unmittelbarer Nachbarschaft, zweier Barockkuppeln erhebt. Reliefbander zie- hen Bich um das Rund der schlanken Saule mit Darstellungen der kriegerischen Triumphe des Kaisers. Noch die Zeit des Kaisers Barbarossa verbot in Bewunderung dieses Werkes jede Be- schadigung, bis ans Ende der Zeiten solite sie unversehrt stehen bleiben. Wenig weiter gruf3t das Standbild des Restitutors des Reiches, Octa- Aus der Gruft des Apostelfi rsten steigt der neue Herrscheranspruch auf: Der romische Bischof wird zum Haupt der Christenheit. Unter diesem Gedanken betritt man das ausladende Rund der elliptischen Kolonnaden, das die Peterskirche auf beiden Seiten einschlief3t. Fast dreihundert Saulen and etwa 150 Heiligenstatuen sind der Schmuck dieses Platzes, den vor allem der Ge- nius des Lorenzo Bernini innerhalb eines Jahr- zehntes schuf. Dem Auge des eingeweihten Beschauers scheinen die Grol3enproportionen des eigentlichen Petersbaues nicht so gewaltig, wie sie indessen sind. Erst wenn man weiB, daB der Wiener Stephansdom in den Bau hineinpassen wurde, daB allein die Peters- kuppel die GroBe des Pantheon hat, ermiBt man, welch gewaltiges Bauwerk man betritt, das durch spatere Zutaten an Unmittelbarkeit des Eindruckes eingebul3t hat. Durch die breite Via della Conciliationis erreicht man die Engelsburg, den oftmaligen Zufluchtsort des Papstes in den Machtkampfen des Mittelalters. Hoch uberragt ein Engel die Zinnen des Bauwerkes, das einst von Kaiser Hadrian als Mausoleum gebaut wurde and spater die sterblichen Reste mehrerer Kaiser aufnahm. Als Alarich Rom ersturmte, vianus Augustus. Die zeitenkundigen Romer ' plunderten seine Scharen den Bau, dann wurde haben den Grof3en ihrer Geschichte hier Sta- tuen aufgestellt, die den klassischen Schop- fungen nachgebildet sind. Man denkt an diesen Mann, der so umstritten in der Wertung ist, den die einen als Schauspieler, wenn auch ener- gisch and voller Verdienste, die anderen als einen echten Romer erfassen. In Kiirze tragt die Tram zu den gewaltigen Caracalla-Thermen, dicht unterhalb der Via delle Terme. Nahe dabei liegt der Circus Maximus, nur kurze Minuten and man steht an den Resten der Kaiserpalaste. Hier baute Trajan, vor ihm Augustus, spater noch Domitian. Hier liegt das Haus der Livia, die Domus Augustana, auch das sogenannte gol- dene Haus des Nero gehort in diesen Bezirk and vor allem noch der Flavier-Palast. Zu uppig wuchert hier Geschichte, Baugeschichte, Stadtgeschichte, um auch nur einen ungefahren t7berblick fiber die Fiille des i1berall doch we- nigstens noch in Trummern Sichtbaren zu geben. Eine andere Welt and dennoch dieser antik-spat- antiken Zeit wiederum vielfaltig verbunden liegt auf der anderen Tiberseite: Petersdom and Engelsburg. Aus. den Ruinen des untergehenden Roms, des vergehenden Imperiums erhob sich ein neues Rom, nicht ein Rom der Legionen, aber ein neues geistiges Zentrum. es papstliches Refugium nach wechselnden Schicksalen. Nachts kronen Tausende von Gliih- birnen den Kranz der Bastionen, werfen ihr Licht auf die Gestalten der Engelsbriicke, die den Bau mit dem gegenuberliegenden Ufer ver- bindet, and lassen die Schatten gespenstisch im Tiberwasser spielen. Wendet man den Blick die Via della Conciliationis zuruck, so sieht man fiber der Peterskuppel die kronende Laterne leuchten. Schwach zeichnen sich die Umrisse der Galerien, Museen, Wohnbauten and Mauern gegen den Nachthimmel ab. UnermeBlich sind die Werte, die sie bergen. Man denkt an die Lao- koon-Gruppe, den sterbenden Gallier, den Apoll von Belvedere, die Sixtinische Kapelle, die wert- vollen Handschriften, Gemalde and sonstigen Gegenstiinde, die oft einzigartig sind. Auch hier ist es eine nur flilchtige t7berschau fiber eine Fiille, die taglich Tausende anlockt and sie fiber Galerien and Gange wandern laBt. So scheint Rom eine Reihe von Gesichtern zu haben: das Rom der Geschichte im iiblichen Sinne, das Rom als kunstgeschichtlich-archaolo- gisches Phanomen, das christliche Rom, das Rom des Barockzeitalters. Alle aber sind sie nur Akzente, Rom ist nur das eine, das durch die Zeiten bleibende, alle Zeiten in sich bergende. Steht man oben auf dem Pincio, Sanitized Copy Approved for Release 2010/07/01 : CIA-RDP80T00246AO40500770001-7 Sanitized Copy Approved for Release 2010/07/01 : CIA-RDP80T00246AO40500770001-7 einem hohen Platz uber der Stadt, der sich durch seinen einzigartigen Blick uber das Hausermeer zu seinen Filf3en auszeichnet, am besten zur Zeit des Sonnenunterganges, dann spurt man these grof3e durch die Geschichte gehende Einheit: Rot und golden gliiht die Kuppel von St. Peter auf der Stelle, die der Tradition nach einst das Petrusgrab barg, zahllos die fibrigen Kuppel- kirchen, die sich in festlicher Harmonie hinzu- gesellen; dunkelrot, schwarzrot erheben sich die alten Mauern des kaiserlichen Roms, das ge- waltige Rund des Colosseums, der Kaiserforen, dazwischen die hohen Wande der grof3en Haupt- basiliken, oft bekront von barockem Figuren- schmuck. Nur schwach sind noch die fernen Albanerberge sichtbar, jene Hange, die die be- ruhmten Vini di castelli wachsen lassen, an denen Hannibals Heer einst rastete und die heute der Grof3stadt Erholung bieten in der heiBen Jahres- zeit, wenn das Hausermeer in gluhender Hitze liegt. ,,Quando cadet Roma, cadet et mundus" - Rom im eigentlichen Sinn ist dahin, dahin ist das ge- waltige Imperium von den Kiisten Schottlands bis zum Euphrat, vom Atlas bis zum Schwarzen Meer, aber dennoch ist Rom geblieben. Hier schichten rich die Jahrhunderte nicht wie geo- logische Formationen ubereinander, sondern sie stehen nebeneinander und bestehen weiter fort. Die Namen der Barockmeister Bernini, Borromini stehen neben denen der kaiserlichen Bauherren, Michelangelo und Bramante neben den meist unbekannten Meistern der Skulptur der friihen christlichen Jahrhunderte. Alle eint der eine Ort, alle Zeiten aber faf3t der Ort und der Gedanke des ,ewigen Roms", der Roma aeterna. Dr. H. MICHAELIS Wissenschaftlicher Oberassistent am Institut fur griechisch-romische Altertumskunde Zwischen Leningrad und Erewan EindrUcke von einer Handschriftenreise in die Sowjetunion Gerade versinkt der glutrote Sonnenball in einer dichten Wolkendecke, als die Maschine der Deut- schen Lufthansa scharf nach unten driickt und unter uns die Walder um Moskau auftauchen. Hier und da liegt noch Schnee, ein ungewohnter Anblick nach dem Berliner Fruhling. Sicher landet die IL-14 in Wnukow. Es ist der 8. April. Was werden uns die nachsten 6 Wochen bringen, ehe wir Ende Mai hier wieder abfliegen? Unser Auftrag steht in grof3en Ziigen fest: grie- chische Handschriften, die fur die Arbeit der Kommission fur spatantike Religionsgeschichte von Wichtigkeit sind, aufzusuchen, zu unter- suchen und - soweit notig - zu fotografieren. Aber wie wird unsere Arbeit im einzelnen vor sich gehen? Werden wir alles erreichen, was wir erwarten, vielleicht gar Neues, Unerwartetes finden? Wir sind nicht unvorbereitet. Schon 1954 ist Prof. D. K. Aland, der Leiter unserer Dele- gation, in der Sowjetunion gewesen, hat Kon- takte aufgenommen und eine fbersicht uber die vorhandenen Bestande gewonnen. Jetzt gilt es, das Begonnene fortzufiihren. Moskau und Lenin- grad haben die groBten Bibliotheken, die reich- sten Handschriftenschatze, das war bekannt. Doch auch in anderen Stadten gibt es Samm- lungen, die uns interessieren, von denen wir aber viel weniger wissen. Zuerst also in Moskau, und bier, neben der Uni- versitatsbibliothek, dem Zentralarchiv alter Akten und dem Puschkin-Museum, vor allem die Bibliothek "des Historischen Museums am Roten Platz und die Leninbibliothek. Die ersten Tage vergehen mit informatorischen Besuchen, Gesprachen, vorbereitenden Arbeiten. Mit drei Tagen Verspatung trifft endlich ein dritter Mann ein, unser Fotospezialist Klaus Junack. In einem Campingbeutel hat er seine ganze Ausrustung: eine ,,Praktina" mit 17-m-Zusatzkassette, ein Zeiss-Universalstativ, Leuchten, Kabel und was sonst noch dazu gehort. Auch hier eine Ungewif3- heit: Wird der Apparat sich bewahren, die Be- lastung aushalten? Er tut es glanzend. Am Ende der Reise stellt sich heraus, daB wir fast 16 000 Aufnahmen gemacht haben. Ein Amateur, der jeden Monat eine Kleinbildpatrone verknipst, also 12 im Jahr (und das ist reichlich bemessen, wenn ich an meine eigenen Amateurerfahrungen denke), wurde uber 30 Jahre brauchen, ehe er seine Kamera so oft ausgelost hatte, wie wir es in sechs Wochen taten. An manchen Tagen wer- den es gut 2000 Aufnahmen, bis zu 400 in der Stunde, freilich unter den giinstigsten Bedingun- gen und wenn alle drei mithelfen, die Hand- schrift umzublatterri, zu glatten und in ihrer Lage zu halten und den Apparat zu bedienen. Sanitized Copy Approved for Release 2010/07/01 : CIA-RDP80T00246AO40500770001-7 Sanitized Copy Approved for Release 2010/07/01 : CIA-RDP80T00246AO40500770001-7 Allerdings gibt es dann auch Blasen an Daumen and Zeigefinger vom standigen Drehen des Auf- zugknopfes. Hauptsache, daf3 die Aufnahmen geraten! Das Labor der Leninbibliothek ent- wickelt uns die ersten Filme. Welche Erleichte- rung, daf3 alle gelungen sind! Abends sitzen wir dann im stockdunklen Badezimmer, packen die belichteten Filme in Blechdosen, fiillen die Kas- setten neu ... Aber es gibt nicht nur Arbeit, es gibt auch Er- holung, Belehrung: Museen, die Oper, Ballett, den Kreml, Eindrucke Uber Eindrucke. Die prach- tige Metro laf3t mit ihrer Zugfolge von 1-2 Mi- nuten den Berliner vor Neid erblassen. Selbst gegen Mitternacht ist der Zugabstand nie grof3er als 4 Minuten. Im Stra3enverkehr fiihlt sich der Fuf3g5nger trotz des Autogewuhls absolut sicher, geht bei Rot uber den Damm - and darf es. Nach zwei Wochen haben wir unser Moskauer Programm bewaltigt, and am 26. April geht es weiter nach Leningrad. Auf der Newa schwim- men noch Eisschollen, aber schon sind die Abende merklich langer als in Moskau. Um 9 Uhr abends, wenn wir aus der Saltykow-Stschedrin-Biblio- thek kommen, ist es noch heller Tag. Viel Arbeit gibt es auch in der Akademiebibliothek. An den i berraschendsten Stellen finden sich auf3erdem griechische Handschriften: in der Eremitage, im Akademiearchiv, im historischen Institut, im Orientinstitut, ja selbst im Institut fur moderne russische Literatur. Einmal kommt uns der Zu- fall zu Hilfe: Vor zwei Jahren erhielten wir vom Sekretar des sowjetischen Friedensrates den Mikrofilm einer Leningrader griechischen Hand- schrift. Aber nun an Ort and Stelle konnen wir these Handschrift nirgends finden. Auch im Akademiearchiv fragen wir danach and er- wahnen beilaufig, daf3 der Kodex auf den ersten Blattern Eintragungen in arabischer Sprache enthalte. Da meldet sich vom Nebentisch ein Mitarbeiter des Orientinstituts, der gerade im Archiv arbeitet: sein Institut besitze neben vielen arabischen auch einige griechische Handschrif- ten. Am nachsten Tag besuchen wir das Institut and finden tatsachlich unsere langgesuchte Hand- schrift! Die Maifeiertage geben willkommene Gelegen- heit, die Stadt im' Festgewand kennenzulernen. Am 1. Mai schlief3en wir uns mit unserem Dol- metscher der Demonstration an. Gelegentliche Regenschauer konnen die allgemeine Stimmung nicht storen. Wenn der Zug stockt, improvisiert man ein Tanzchen. Am Abend drangen sich die Menschen am Newakai, wo auf dem Strom prach- tig illuminierte Kriegsschiffe liegen. Am 2. Mai, 3. Jahrgang, Heft.6/7/8 hier ebenfalls Feiertag, gehen wir in die Ere- mitage. Von 11 bis 6 Uhr ist dieses einzigartige Museum geoffnet. Wir bleiben den ganzen Tag dort, and doch langt die Zeit nicht, auch nur die wichtigsten Abteilungen zu durchwandern. Eines Tages ruft uns unser Dolmetscher aus dem Lesesaal der Bibliothek heraus. Soeben ist die Nachricht aus Moskau gekommen, daf3 wir - was vorher fraglich war - noch nach Tbilissi and Erewan fahren konnen. In Windeseile muf3 das neue Programm entworfen werden. Unsere Arbeit in Leningrad wird so schnell wie moglich zu Ende gefiihrt, and am 9. Mai fliegen wir zu- ruck nach Moskau. Hier ist inzwischen der Friih- ling eingezogen, and statt der 5 Grad in Lenin- grad herrschen 25 Grad, ein Vorgeschmack des Siidens, der uns erwartet. Der Morgen beginnt gerade erst zu dammern, als wir gegen 4 Uhr am 12. Mai zum Fluge nach Tbilissi starten. Es ist die langste Etappe der Reise, weiter als nach Berlin. Bald nach der Zwischenlandung in Rostow am Don erreichen wir die Kiiste des Schwarzen Meeres. Bei strah- lendem Sonnenschein bietet sich ein uberwalti- gender Fernblick. Wir fliegen die Ki ste entlang, zur Rechten das endlose Blau der See, links steil aufsteigend die Schneegipfel des Kaukasus. Dann biegen wir landeinwarts, die Maschine klettert hoher, einem Fluf3tal folgend. Um 1,/212 landen wir in Tbilissi - and mussen unsere Uhren auf 1/21 stellen, in Berlin ist es jetzt 1/210. Tbilissi ist eine Millionenstadt, lang hingestreckt am Ufer der Kura. Die Hauser schieben sich in die Seitentaler, die Range hinauf. Palmen am Rusta- weli-Prospekt, i ppige Gri nanlagen, Spring- brunnen, and auf dem Berge hoch uber der Stadt ein wunderbarer Park. Eine Zahnradbahn fiihrt hinauf. Wir besuchen die Grusinische Akademie der Wissenschaften, werden aufs liebenswur- digste empfangen. Die Arbeit fi hrt uns in das Grusinische Museum. Wir fotographieren neben einer Reihe von Fragmenten zwei wertvolle alte Evangelienhandschriften aus dem 9. Jahrhun- dert, von denen eine noch gar nicht naher be- kannt ist. Am Abend besuchen wir die alte Landeshauptstadt Mzcheta, jetzt ein vertraumtes Landstadtchen. Die gewaltige Kathedrale aus dem 11. Jahrhundert zeugt von vergangener Zeit. Und noch ein Jahrtausend frilher: ein kiirzlich entdeckter Grabbau, dessen Architektur grie- chische Einfli sse mit einheimischen Elementen merkwurdig verbindet. fiber der Stadt auf kahler Hohe ragt das Dschwari-Kloster aus dem 5. Jahr- hundert. Aber die Auffahrt ist schwierig and schon dunkelt es. Wir mussen zuri ck. Sanitized Copy Approved for Release 2010/07/01 : CIA-RDP80T00246AO40500770001-7 Sanitized Copy Approved for Release 2010/07/01 : CIA-RDP80T00246AO40500770001-7 In der Nacht zum 15. Mai geht es weiter nach Erewan. Mit dem Flugzeug ware es nur eine Stunde, der Zug braucht 14 Stunden, um sich durch das Gebirge hindurchzuarbeiten. Auf der Karte sieht es so nah aus! Lange Zeit fahren wir dicht an der ti rkischen Grenze entlang. Gegen Mittag zeigt sich eine merkwurdige Wolkenbil- dung, die fast vie ein Berggipfel aussieht. Zu- erst trauen wir unseren Augen nicht, aber es ist kein Zweifel, es ist wirklich ein Berg, der Ararat, der ohne Vorgebirge aus der Hochebene bis fiber 5000 m ansteigt. Wir fragen einen Schaffner, wie hoch er eigentlich sei. Die Antwort ist iiber- raschend: ,Daf3 weif3 niemand, denn noch ist kein Mensch oben gewesen". Nun, ganz so ist es nicht, aber die Besteigung ist in der Tat nur selten geglilckt. Der grof3e and der kleine Ararat, sie sind das Wahrzeichen Armeniens and er- scheinen auch im Landeswappen. Spater sitzen wir lange Zeit auf einer Anhohe, beobachten, wie sich die Wolken um den Gipfel standig verschieben, and warten auf einen gunstigen Moment zum Fotografieren. Und immer wenn wir meinen, jetzt sei es am besten, and losdriicken, mussen wir feststellen, daf3 die Aussicht wenig spater schon wieder anders and vielleicht noch reiz- voller ist. In der Staatlichen Handschriftensammlung, auf armenisch Matenadaran, gibt es eine beruhmte Kollektion armenischer Handschriften, and bei einer Reihe von ihnen hat der Buchbinder Blatter aus griechischen Handschriften vorn and hinten zum Schutz mit eingebunden. Das bringt filr den Fotografen technische Schwierigkeiten, fur den Philologen aber ebenfalls einige Pro- bleme: es zeigt sich, daB Blatter aus ein and der- selben griechischen Handschrift in mehreren ar- menischen Banden eingebunden sind, eine Tat- sache, die auch fur die Geschichte dieser arme- nischen Handschriften von Bedeutung ist. Wir konnen so, in enger Zusammenarbeit mit den armenischen Bibliothekaren, Ergebnisse ge- winnen, die fur beide Seiten niitzlich sind. Die Hilfsbereitschaft and Gastfreundschaft, die wir iiberall antreffen, bewahrt sich auch in Armenien in uberwaltigender Weise, vom Empfang bei der Akademie angefangen bis buchstablich zum ,,Mann auf der Straf3e". Nur ein Beispiel dafiir: Eines Abends besichtigen wir die Ausgrabungen an der urartaischen Festung Teischebaini auf dem Karmir-blur (= roten Hugel) vor den Toren Erewans. In einem kleinen Hain werden wir plotzlich angerufen. Eine frohliche Picknick- gesellschaft hat es sick im Grase bequem gemacht. Ehe wir es uns vergehen, sind wir mit in den Kreis hineingezogen, haben jeder ein Glas in der Hand and mussen auch von den Speisen kosten. Als Kurden stellen sich unsere Gastgeber vor, ?wir Sind alle eine grol3e Familie", heif3t es. Nur. schwer konnen wir uns trennen, um unseren Weg fortzusetzen. Tags darauf beenden wir unsere Arbeit in Erewan and damit zugleich die Arbeit dieser ganzen Reise. Am Nachmittag besuchen wir noch Etschhmiadzin, die alte Hauptstadt mit ihren bedeutenden Bauwerken. Die altesten Teile der Kathedrale, horen wir, stammen aus dem 4. Jahrhundert. Am Sonntag, dem 19. Mai, geht es zuriick nach Moskau. Die Eisenbahn braucht fiber 3 Tage, das Flugzeug benotigt 10 Stunden. Nie zuvor ist es uns so deutlich geworden, wie grof3. and viel- faltig das Land ist. Wir starten in Armenien, landen zum erstenmal in Suchumi, d. h. in Gru- sien, dann in Rostow, d. h. in der RSFSR. Die nachste Station ist Charkow in der Ukraine. Und zum Schluf3 Moskau: Von fern schon erblickt man den Turm der neuen Universitat, die uns nun schon vertraute Silhouette. Die letzten Tage vergehen mit Abschiedsbesuchen, Um- and Ein- packen. Als wir am 21. Mai zum Flugplatz kom- men, gibt es noch eine Uberraschung: unsere Lufthansa-Maschine ist am Tage zuvor wegen eines Gewitters nicht gekommen, and wir mussen bis zum nachsten Morgen warten. Aber das ist auch keine verlorene Zeit. Die Stunden vergehen schnell, wahrend wir den Verkehr auf dem Flug- platz beobachten. Maschinen aus alien Teilen des Landes kommen and fliegen ab, in steter Folge. Eindrucklich ist der Start einer gewaltigen TU-104 nach dem Fernen Osten. Friih am 22. Mai sind auch wir an der Reihe, die letzte Etappe dieser 10 000-km-Reise ist erreicht. Sie hat uns viel Arbeit and manche Erfolge gebracht, and wir hoffen, durch sie zu unserem bescheidenen Teil dazu beigetragen zu haben, die wissenschaftlichen and menschlichen Beziehungen zwischen unseren Volkern zu vertiefen. Viel Arbeit steht noch vor uns, denn die 275 Handschriften aus sowjetischen Bibliotheken, die wir nun insgesamt im Film be- sitzen, wollen erst ausgewertet sein. Zum Teil kommt ihnen aulerordentliche Bedeutung zu, als Gesamtkomplex sind sie iiberhaupt noch nicht untersucht. So werden die Resultate im Druck wohl einen dicken Band ergeben, in dem der Fachmann all das finden wird, w4s in den vorliegenden Bemerkungen nur gestreift werden konnte. Dr. K. TsEU Wissenschaftlicher Assistent am Institut fur griechisch-romische Altertumskunde Sanitized Copy Approved for Release 2010/07/01 : CIA-RDP80T00246AO40500770001-7 Sanitized Copy Approved for Release 2010/07/01 : CIA-RDP80T00246A040500770001-7 Mir wurde die Moglichkeit gegeben, die Samm- lungen antiker Kunstdenkmaler in Munchen and Wurzburg zu studieren. Vom 19. Mai bis 7. Juni war ich unterwegs. Ich fuhr zuerst nach Mun- chen, wo mein besonderes Interesse dem dor- tigen Miinzkabinett gait. Munchen besitzt eine verhaltnismaBig groBe and bedeutende Samm- lung antiker Munzen, die zur Zeit, solange uns die Berliner Sammlung nicht zur Verfugung steht, die wichtigste in Deutschland ist. Bereit- willig bekam ich dort all das Material, das ich zu sehen wunschte, zur Verfugung gestellt. In Verbindung mit der Corpus-Arbeit lieB ich mir zuerst das thrakische Munzmaterial geben, um einmal einen Vergleich zu haben zwischen den Gipsen in Berlin and den betreffenden Ori- ginalen, zum anderen, um am Beispiel des MUn- chener Kabinetts zu sehen, inwieweit das Cor- pus-Material noch vollstandig ist. Dabei muBte ich bei der Durchsicht feststellen, daB hier ein groBer Teil mehr an Typen vorhanden ist, als es das Corpus-Material aufzuweisen hat. Vermut- lich sind these Stucke in der Zwischenzeit, da die Sammeltatigkeit fur das Corpus mit dem An- fang des Jahrhunderts aufhorte, vom Munchener Kabinett zugekauft worden. Es besteht aber auch die Moglichkeit, daB GipsabdrUcke in dem Durch- einander vergangener Jahre verlorengegangen sind. Als nachstes babe ich die sogenannten Schauladen durchgesehen. Diese Laden, es sind ungefahr vier bis fi of Stuck, sollen die vorlaufig noch fehlende Ausstellung ersetzen. Sie enthalten die schonsten and oft sehr seltenen Stucke des Kabinetts, unter anderem das beruhmte Dekadrachmon von Akragas and die romische Goldmunze mit dem Postumus-Kopf von vorn, eine Darstellungsweise, die in dieser Zeit hochst selten angewandt wurde. Dann interessierten mich besonders die Pra- gungen der Seleukiden and Ptolemaer, and zwar die friihen, etwa his Antiochos III. and Ptole- maios IV. Ich versaumte auch nicht die Ge- legenheit, mir einige Laden der keltischen Gold- pragungen anzusehen. Diese sogenannten Regen- bogenschusselchen sind im Munchener Kabinett von jeher besonders reich vertreten infolge der dafiir giinstigen geographischen Lage der Stadt. Und schlieBlich lief ich mir noch die Munzen der romischen Republik zeigen. Was Munchen an antiker Plastik and Keramik besitzt, ist z. Z. nur zum geringen Teil im Karlspalais ausgestellt. Ich erhielt aber von Professor Diepolder die Erlaubnis, auch das magazinierte Material besichtigen zu dtirfen. So bin ich einmal an das Vasenmaterial, das im Magazin im Karlspalais aufbewahrt wird, heran- gekommen, and weiter an die Plastik, die in den Kellerraumen des archaologischen Instituts lagert and auch noch in der Glyptothek, wie zum Beispiel der Barbarinische Faun. Ebenfalls habe ich mir die Bibliothek des archao- logischen Instituts angesehen, and schlieBlich nahm ich die Gelegenheit wahr, eine Vorlesung bei Professor Buschor zu besuchen. Er liest in diesem Semester fiber die vorperikleischen Bau- ten auf der Akropolis, and wie man mir im Kabinett sagte, sei es das letzte Semester, in dem er Vorlesungen halt. Bekanntlich besitzt Munchen neben diesen an- tiken Schatzen noch weitere zahlreiche Museen mit kunstgeschichtlich wertvollen Dingen. Ich besuchte die Schackgalerie, die Lenbachgalerie, in der gerade eine Ausstellung mit Werken Kandinskys stattfand, die Schatzkammer in der Residenz mit den bayrischen Kronjuwelen als Prunksti ck, das Historische Stadtmuseum (hier ist besonders interessant die Gruppe der Moriska- tanzer, von Grasser im 15. Jh. fur den Tanzsaal des Neuen Rathauses geschnitzt), das National- museum and SchloB Nymphenburg, wo sich jetzt die Ausstellungsstucke des ehemaligen Residenz- museums befinden. Ich babe nur sehr bedauert, die Gemalde der Pinakothek nicht gesehen zu haben. Sie wurden gerade wahrend meines Aufenthaltes vom Haus der Kunst in ihre alte Heimstatte gebracht. Insgesamt 14 Tage weilte ich in Munchen, die letzte Woche verbrachte ich in Wiirzburg. Wiirz- burg besaf vor dem Kriege eine recht ansehn- liche Sammlung antiker Munzen. Leider ist sie 1945 beim Angriff auf die Stadt in Brand ge- kommen and zu einem unansehnlichen Klump- chen Metall zusammengeschmolzen. Eine neue Sammlung ist unterdessen nicht wieder angelegt worden. Dafizr bietet Wiirzburg reiches Studien- material an antiken Vasen and Terrakotten, das in drei groBen Raumen aufbewahrt wird. Die schonsten Stucke sind in zwei Vitrinen in dem wieder zuganglichen Teil der Residenz aus- gestellt. Leider hat auch hier der Krieg seine Spuren hinterlassen, ein Teil der. Vasen fiel ihm zum Opfer, and im Magazin liegen noch groBe Sanitized Copy Approved for Release 2010/07/01 : CIA-RDP80T00246A040500770001-7 Sanitized Copy Approved for Release 2010/07/01 : CIA-RDP80T00246A040500770001-7 3. Jahrgang, Heft (3/7/8 MITTEILUNGSBLATT Stapel an Kartons mit den Scherben der einsti- gen Prachtsti.icke. Einen Nachmittag verbrachte ich im Main-fran- kischen Museum auf der Marienburg, das vor allem die Werke Riemenschneiders birgt. Am letzten Nachmittag besuchte ich noch das nahe- gelegene Veitshochheim, wo die Fiirstbischofe von Wurzburg ihre Sommerresidenz hatten.. Es ist ein.kleines, reizendes Barockschl6f3chen and liegt in einem wundervoll angelegten Park. Wurzburg selbst ist heute noch sehr zerstort, in der Residenz sind nur einige Raume wieder zu besichtigen, darunter das Treppenhaus mit dem beruhmten Deckengemalde von Tiepolo. Wenn man von einem unmittelbaren Erfolg dieser Studienreise sprechen will, so liegt er vor allem Miszellen Zur Einfuhrung der Aktenordnung darin, daB ich im Munzkabinett sehr viele Ori- ginale sehen konnte; denn bei dem standigen Ar- beiten nur mit Gipsen besteht die groBe Gefahr, das spezifische Gefi hl fur eine Miinze, fur ihr Wesen zu verlieren. Um mit Gipsen erfolgreich arbeiten zu konnen, vor allem um Fragen nach der Echtheit der einzelnen Stilcke klaren zu konnen, muI man Originale kennen. Am SchluB mochte ich noch einmal von dieser Stelle aus all denen danken, die mir these Reise ermoglicht haben. E. SCHONERT Wissenschaftliche Assistentin am Institut fur griechisch-romische Altertumskunde in der Deutschen Akademie der Wissenschaften Als 1945 mit dem Neuaufbau begonnen wurde, muBte vor allem rasch and operativ gehandelt werden. Die Arbeit wurde von aufrichtigen and bewahrten Patrioten durchgefuhrt. Der schrift- liche Niederschlag dieser Verwaltungsakte konnte in dieser Zeit naturgemaB aus vielerlei Griinden den ordnungsgemalen Formen nicht entsprechen. Dies war auch erklarlich, denn es standen wirk- lich dringlichere Probleme, die einer schnellen Losung harrten, vor den verschiedensten Ver- waltungsdienststellen der damaligen Zeit. So war es denn auch nichts Besonderes, da13 Buroordnungen fehlten, daB Schreibkrafte fehl- ten, die mit den Formen des Schriftverkehrs and der sonstigen Burotechnik vertraut waren. In der Regel entwickelte sich ein jeweils eigenes System der Schriftgutablage in den verschieden- sten Stellen. Zum Wiederfinden eines Schrift- stilcks war ein gutes Gedachtnis notig oder es begann ein mehr oder minder langes Suchen. Wechselten dann sogar die Bearbeiter, was in der ersten Zeit haufig war, so bedurfte es noch gro3erer MU he, ein Schriftstiick wiederzufinden. So kam es, daB viele Vorgange nicht oder nicht rechtzeitig zur Verfugung standen; manche blieben verschollen and der Arbeitsablauf wurde erschwert. Die Notwendigkeit, eine Ordnung in den auBeren Formen des Geschaftsablaufs zu erreichen, wurde bald erkannt and es wurden z. T. in Anlehnung an bewahrte Vorbilder Buroordnungen ge- schaffen. Zu den besten dieser Buroordnungen gehort m. E. die Biiroordnung der Landesregie- rung Brandenburg vom Jahre 1947. Ein weiterer Schritt in der Ordnung and Nutz- barmachung der Schriftgutablagen ging von der Hauptabteilung Archivwesen im Ministerium des Innern aus. Diese Bemuhungen fi hrten zu dem Erlaf3 der Anordnung fiber die Errichtung von Verwaltungsarchiven vom 26. Februar 1951 (Min:Bl. 1951 Nr. 9). Der Zweck dieser Anord- nung war allerdings nicht nur der, die laufende Verwaltung in ihrer Aktenfuhrung zu unter- stiitzen, sondern es ging besonders darum, einen Ordnungszustand zu schaffen, um den Archiven bei der lbernahme dieses Schriftgutes unnotige Ordnungsarbeit zu ersparen. Fur das Akademiearchiv liegen die Verhaltnisse insofern etwas anders, als das bei der Akademie entstehende Schriftgut nicht voriibergehend (bis zur Abgabe an die Staatsarchive) aufbewahrt wird, sondern standig im Akademiearchiv ver- bleibt, soweit es in betrieblicher, rechtlicher and historischer Hinsicht dauernd aufhebenswert ist. Das Akademiearchiv ist also gleichzeitig ?End"- archiv, daher trifft die Bezeichnung ?Verwal- tungsarchiv" fur das Akademiearchiv nicht zu. Bis 1945 bestand bei der Akademie eine -ordent- lich gefiihrte Zentralregistratur. Nach 1945 wurde die dezentrale Aktenfuhrung iiblich. Eine Weiter- Sanitized Copy Approved for Release 2010/07/01 : CIA-RDP80T00246A040500770001-7 Sanitized Copy Approved for Release 2010/07/01 : CIA-RDP80T00246AO40500770001-7 fuhrung der Zentralregistratur bei der Akademie hatte bei dem gewaltigen Anwachsen der Deut- schen Akademie der Wissenschaften den Ver- waltungsablauf mehr gehemmt als gefordert - wenn sich these Zentralregistratur uberhaupt hatte durchfiihren lassen. Wie fast iiberall, so zeigte sich auch bei der Deut- schen Akademie der Wissenschaften, daB durch die Dezentralisierung die AktenfUhrung oft un- einheitlich wird. An Stelle weniger, aber er- fahrener Registratoren traten viele, aber oft noch unerfahrene Hilfskrafte. Statt Sachakten wurden meist Reihenakten gebildet, in einem Ordner wurden nicht nur gleichartige, sondern oft sehr verschiedenartige Vorgenge untergebracht usw. Es braucht nicht weiter ausgefuhrt zu werden, daB bei solchen Akten oft lange nach einem be- stimmten Vorgang gesucht werden mull. Es bedarf daher einer geordneten Aktenfuhrung, damit das bei den Dienststellen and Einrichtun- gen der Akademie anfallende Schriftgut eine sichere Arbeitsgrundlage bilden kann. Die in der teglichen Verwaltungs- and Forschungsarbeit entstehenden Schriftsachen mussen so geordnet and aufbewahrt werden, daB sie fur die Einsicht- nahme, Bearbeitung and Auswertung jederzeit schnell zur Verfugung gestellt werden konnen. Es wurde von den Kollegen Sachsenroder, Aka- demiearchiv, and Schuster, Justitiar, eine Akten- ordnung vorbereitet, die durch Prasidiums- beschluB vom 18. April 1957 angenommen and 3. Jahrgang, Heft 6/7/8 mit Wirkung vom 1. Oktober 1957 in der gesam- ten Akademie eingefuhrt wird. Diese Aktenord- nung legt die Ordnungsprinzipien fest, lalt aber den einzelnen Dienststellen and Einrichtungen weitgehend Freiheit, die Aktenfuhrung and den Aktenplan nach den fachlichen Bediirfnissen einzurichten. Ich darf darauf hinweisen, dalI sick die Akten- ordnung nur auf die Geschaftsfiihrung bezieht; die Ordnung von wissenschaftlichem Quellen- und Forschungsmaterial wird hiervon nicht be- troffen. Wohl hat sich auch bei der Ordnung von wissenschaftlichem Material das Dezimalsystem als zweckma3ig erwiesen; wo sich aber andere Ordnungsprinzipien bewahrt haben, sollte man sie beibehalten. Die Aktenordnung ist ein beachtliches Mittel zur Beschleunigung des Verwaltungsablaufes. Sie fiihrte damit gleichzeitig zur Vereinfachung and Verbesserung der gesamten Verwaltungsarbeit. Es liegt nunmehr an uns alien, den richtung- weisenden BeschluB unseres Presidiums fiber die Einfiihrung der Aktenordnung in der Deutschen Akademie der Wissenschaften so in die Tat um- zusetzen, da3 er zu einer echten Hilfe fur die wissenschaftliche Arbeit wird, and hierauf kommt es wesentlich an. W. FREUND Verwaltungsdirektor Deutsche Akademie der Wissenschaften zu Berlin Nachrufe, Ehrungen and Ernennungen Am 17. Juni 1957 hat die Deutsche Akademie der Wissenschaften zu Berlin einen ihrer besten Wissenschaftler verloren, einen theoretischen Physiker von Weltruf, Herrn Nationalpreistrager Prof. Dr. Friedrich Karl Sidney Moglich. Er gehorte zu den altesten Mitarbeitern der nach dem Kriege neu gegriindeten Deutschen Aka- demie der Wissenschaften zu Berlin. Bereits am 1. Januar 1946 baute er eine Forschungsstatte in Berlin-Buch unter den schwierigsten Bedingun- gen auf. Gleichzeitig wurde er zum ordentlichen Professor fur theoretische Physik and zum Di- rektor des Instituts fur Theoretische Physik an der Humboldt-Universitat Berlin berufen. Die in Berlin-Buch gegri ndete Forschungsstatte wurde im Jahre 1947 als Institut fur Festkorper- forschung von der Deutschen Akademie der Wissenschaften zu Berlin ubernommen. Prof. Moglich wurde am 12. Oktober 1902 geboren. Er studierte Anfang der zwanziger Jahre in Berlin als Schuler von Prof. Dr. Max von Laue and promovierte im Jahre 1927. 1930 habilitierte er sich and war anschlie3end Dozent an der Ber- liner Universitat and gleichzeitig Assistent am Institut fur Theoretische Physik. In seinen ersten Arbeiten bescheftigte sich Prof. Moglich mit optischen Beugungserscheinungen and mit Fragen der Quantentheorie. Besonders wertvoll waren seine zusammenfassenden Be- richte im Handbuch fur physikalische Optik. Diese Arbeiten werden zu den besten gezahlt, die die physikalische Literatur auf diesem Ge- biet aufzuweisen hat. 1932 wandte sich Prof. Moglich der Untersuchung der Supraleitung zu, ein Gebiet, dem er bis zu- letzt mehrere Arbeiten widmete. Er veroffent- Sanitized Copy Approved for Release 2010/07/01 : CIA-RDP80T00246AO40500770001-7 Sanitized Copy Approved for Release 2010/07/01 : CIA-RDP80T00246AO40500770001-7 lichte 1933 zusammen mit Prof. M. von Laue grundlegende Untersuchungen fiber die phano- menologische Theorie der Supraleitung. Nach der Machtergreifung durch den National- sozialismus wurde er in seiner Tatigkeit bald behindert. Trotzdem erhielt er infolge seiner auBerordentlichen Begabung and seines grof3en Wissens eine Berufung fur den Lehrstuhl fur Theoretische Physik an der Universitat Heidel- berg. Aus. politischen Grinden kam jedoch die Uber- nahme des Lehrstuhls nicht zustande. 1936 and 1937 wurde er verschiedentlich verhaftet and gegen Ende der dreifliger Jahre gezwungen, seine Lehrtatigkeit ganz aufzugeben. Er betatigte sich bis Kriegsende als freier wissenschaftlicher Mit- arbeiter in den Osram-Forschungs-Laboratorien. Hier befaBte er sich u. a. mit der Festkorper- physik, wobei sich die Zusammenarbeit mit Prof. R. Rompe als besonders fruchtbar erwies. Zu- sammen mit Prof. Rompe veroffentlichte er zahl- reiche, viel beachtete Arbeiten auf diesem Ge- biet. Nach Beendigung des Krieges war Prof. Moglich einer der ersten namhaften Wissenschaftler, die sich dem Wiederaufbau zur Verfiigung stellten. Er war tatkraftig an dem Aufbau des Physik- unterrichts an den Hochschulen der Deutschen Demokratischen Republik beteiligt and bis zu- letzt Vorsitzender des Beirats fir Physik beim Staatssekretariat fur Hochschulwesen. Er war Mitverfasser des Memorandums fiber die Ent- wicklung der Naturwissenschaft der Deutschen Demokratischen Republik, das als Richtlinie fur die wissenschaftlichen Forschungsarbeiten an den Hochschulen and Forschungsinstituten dient. Prof. Moglich war Mitbegrunder der Deutschen Physikalischen Gesellschaft der Deutschen De- mokratischen Republik and einer der eifrigsten Verfechter fur das Zustandekommen dieser Ge- sellschaft. Das Wiedererscheinen der Annalen der Physik im Jahre 1947 ist vornehmlich der Initiative von Prof. Moglich zu danken. Bis zu seinem Tode gab er mit Prof. Kopfermann, Heidelberg, these bedeutende, in der ganzen Welt angesehene Fach- zeitschrift heraus. Prof. Moglich war weiterhin Mitherausgeber der ,Fortschritte der Physik", einer im Auftrage der Deutschen Physikalischen Gesellschaft der Deutschen Demokratischen Re- publik' erscheinenden Zeitschrift. Seine mehr- malige Wahl in den Vorstand dieser Gesellschaft beweisf das groBe Vertrauen, das ihm seine Fach-. kollegen entgegenbrachten. Das unter der Leitung von Herrn Prof. Dr. Mog- lich stehende Institut fur Festkorperforschung der Deutschen Akademie der Wissenschaften er- kampfte sich in kurzer Zeit internationalen Ruf, and viele Wissenschaftler aus aller Welt besich- tigten dieses Institut and kamen zu Diskussionen, um mit Herrn Prof. Moglich and seinen Mitar- beitern Festkorperprobleme zu behandeln. Die in Berlin-Buch zur Verfi gung stehenden Raume wurden bald zu klein and bereits 1952 begannen Verhandlungen iiber einen Neubau. Deshalb widmete sich Herr Prof. Dr. Moglich in den letzten Jahren fast ausschlieBlich dieser Aufgabe. Ein schones neues Haus entstand in der Mohren- straBe in Berlin. Es war ihm leider nicht ver- gonnt, die vollige Fertigstellung des Hauses zu erleben, in dem er seine Forschungen auf breiter Ebene fortsetzen and groBere Ausbildungs- moglichkeiten fur junge Physiker schaffen wollte. Kurz nach der Einweihung des Hor- saales im neuen Haus erkrankte er schwer and wenige Tage danach riB ihn der Tod aus seinem reichen Schaffen. Prof. Dr. H. SIMON Institut fur Festkorperforschung Am 1. April 1957 verstarb nach langerer Krank- heit der wissenschaftliche Assistent am Institut fur griechisch-romische Altertumskunde Otto Mehlitz. Otto Mehlitz hat einen schweren and wenig ge- raden Lebensweg gehabt. Am 17. November 1901 in Halle geboren, absolvierte er in Leipzig das Gymnasium zur Vorbereitung auf sein Studium an den Universitaten Berlin and Leipzig. Seine Ausbildung war auBerordentlich breit angelegt; sie umfaf3te Rechts- and Staatswissenschaften, Philosophie, Orientalistik, Romanistik, Byzanti- nistik, vor allem aber Geschichte and slawische Philologie. Diese ungewohnliche Weite, die sich in eigenartiger Weise mit einer bis ans Pedantische grenzenden Akribie paarte, verhinderte, dad Mehlitz zu einem Ublichen StudienabschluB ge- langte; umfangreiche Materialien, welche er zur russischen Wissenschaftsgeschichte des 19. Jahr- hunderts, speziell zur biographischen Wiirdigung des russischen Historikers and Publizisten T. N. Granowski (1813-1855) sammelte, gingen in den Kriegswirren verloren - sie sollten die Grundlage seiner Dissertation bilden. Nach dem Kriege, aus dem er als Schwerbeschadigter zu- riickkehrte, kam er zum ersten Male zu einer wirklichen Entfaltung seiner groBen Fahigkeiten. Als Mitarbeiter des Verlages Kultur and Fort- Sanitized Copy Approved for Release 2010/07/01 : CIA-RDP80T00246AO40500770001-7 Sanitized Copy Approved for Release 2010/07/01 : CIA-RDP80T00246A040500770001-7 schritt schuf er meisterhafte Ubersetzungen sowjetischer Fachliteratur aus den verschieden- sten gesellschaftswissenschaftlichen Bereichen (z. B. S. P. Tolstow, Auf den Spuren der altchores- mischen Kultur, Berlin 1953, and zahlreiche Ar- tikel in der ,Sowjetwissenschaft") and trug so wesentlich dazu bei, dab die Ergebnisse der so- wjetischen Forschung auch fur die fruchtbar werden, die des Russischen nicht machtig sind. Seit dem 1. April 1956 gehorte Mehlitz der Re- daktion der vom Institut fur griechisch-romische Altertumskunde herausgegebenen ,Bibliotheca classica orientalis. Dokumentation der altertums- wissenschaftlichen Literatur der Sowjetunionund der Lander der Volksdemokratien" an. DaB die neu gegrundete Zeitschrift in verhaltnismafig kurzer Zeit ihre zweckmaBige Gestalt finden and ihrer Aufgabe sachgerecht dienen konrrite, ist zu einem guten Teil sein Verdienst. Die Leistung des nachschaffenden lbersetzers wird oft unterschatzt, and zwar nicht selten ge- rade auch von solchen, deren eigene Elaborate keineswegs auf langdauernde Geltung rechnen konnen. Auch Otto Mehlitz' Wirken stand etwas unter solchen Schatten. Es sei daher zum Ruhme and Geddchtnis des allzu frith Dahingegan- genen gesagt, daB seine Arbeiten noch langhin als Muster fur den tJbersetzernachwuchs beispiel- haft sein werden and daB sein Beitrag zur volker- verbindenden Wissenschaft unvergessen bleibt. Prof. Dr. J. IRMSCHER Geschaftsfiihrender Direktor des Instituts fur griechisch-romische Altertumskunde Akademiemitglied Nationalpreistrager Prof. Dr. J. Dobberstein wurde von President W. Pieck als neuer Vizeprasident der Deutschen Akademie der Landwirtschaftswissenschaften zu Berlin be- statigt. Kurzlich wahlte die Generalversammlung der Ordentlichen Mitglieder der All-Unions-Aka- demie der Landwirtschaf tswissenschaf ten der UdSSR den Prasidenten der Deutschen Akademie der Landwirtschaftswissenschaften zu Berlin, ordentliches Mitglied der Deutschen Akademie der Wissenschaften zu Berlin, Nationalpreistrager Prof. Dr. H. Stub be zu ihrem korrespondierenden Mitglied. Akademiemitglied Nationalpreistrager Prof. Dr. E. Thilo wurde auf die Dauer von drei Jahren in den VerwaltungsausschuB des Deutschen Mu- seums in Munchen gewahlt. Mitteilungen auslandischer Akademien Das Presidium der Tschechoslowakischen Aka- demie der Wissenschaften wandte sich in einem Aufruf an die Akademien der Wissenschaften aller Lander der Welt, gemeinsam mit alien Mit- teln die Bestrebungen zu untersti tzen, die das Verbot samtlicher Atomwaffen fordern. Die tschechoslowakischen Wissenschaftler, die im Namen ihres Volkes sprechen, vertreten nach- haltig ihre Auffassung, die Ergebnisse der Wissenschaft fur den Fortschritt, fur die Schaf- fung neuer Werte, fur den Wohlstand der Men- schen einzusetzen. Das tschechoslowakische Volk steht immer fur eine konsequente Friedenspolitik ein. Seine Regierung untersttitzt alle internationalen Verhandlungen zur Entspannung der internatio- nalen Lage, zur Verhinderung eines neuen Krieges. Die tschechoslowakischen Wissenschaftler schlie- Ben sick dieser Politik uneingeschrankt an in der Uberzeugung, daB dies den Wiinschen and Interessen der absoluten Mehrheit der ganzen Menschheit entspricht. Deshalb verlangen die tschechoslowakischen Wissenschaftler die Erforschung and Ausnutzung der Atomenergie zu Friedenszwecken, zugunsten der materiellen Kultur aller Volker and zum Wohle der ganzen Menschheit. Sanitized Copy Approved for Release 2010/07/01 : CIA-RDP80T00246A040500770001-7 Sanitized Copy Approved for Release 2010/07/01 : CIA-RDP80T00246AO40500770001-7 Aus der Arbeit der Akademie-Bibliothek Zur Benutzung der Akademie-Bibliothek: Lesesaal and Leihstelle Wenn unser letzter Beitrag an gleicher Stelle (Jg. 3, H. 5, 5.109) uber die Fundamente der Bibliothek, die bestehenden and in der Entwick- lung begriffenen Kataloge, berichtete, so wurde damit eines der Themata beruhrt, denen in der heutigen Bibliothekspraxis eine besondere Be- deutung beigemessen wird. Entscheidet doch die Frage der Bestandserschlief3ung mit, inwieweit eine Bibliothek ein lebendiges Organ darstellt, das mit der in stetigem Fluf3 befindlichen Wissen- schaft Schritt zu halten and ihr dienstbar zu sein vermag. Aber mehr noch: Sowohl der Be- nutzerkreis als auch der Unterhaltstrager ge- winnen aus dem Grade der Bestandserschliel3ung, mithin der Benutzbarkeit einer Bibliothek, Kri- terien, nach denen sie nicht nur ihr Urteil fiber ihre Sinnentsprechung bilden, sondern auf Grund deren auch uber ihr Sein oder Nichtsein befunden werden kann. Es geht nun an dieser Stelle nicht darum, zu untersuchen,. worin etwa die Existenzberechti- gung unserer Bibliothek and weiterhin die Not- wendigkeit des Nebeneinander von drei wissen- schaftlichen Bibliotheken unter einem Dache be- stehe. Diese Fragen, von Besuchern and Be- nutzern nicht selten gestellt, mogen - vielleicht im Zusammenhang mit einer historischen Be- trachtung - eine gesonderte Beantwortung er- fahren. Es gilt hier vielmehr zunachst nur, mit den Mitarbeitern zu diskutieren, die der Auf- fassung sind, in der Akademie-Bibliothek sei doch nichts Einschlagiges vorhanden and zu finden, ja, es sei an der Zeit, ?die Wande zu der benachbarten Deutschen Staatsbibliothek and der Universitatsbibliothek zu durchbrechen". Dieser Meinung schlief3en wir uns vorerst nicht an; denn: zweckvoller, ganz auf die Bediirfnisse der Akademie abgestimmter Benutzungseinrich- tungen und -moglichkeiten gibt es in der Biblio- thek eine ganze Reihe. Werden sie voll aus- geschopft, so vermogen sie durchaus, dem Be- nutzer Gewinn zu bringen. Ehe wir indessen etwas Naheres uber die Stellen aussagen, an denen der literatursuchende Mit- arbeiter bibliothekarische Beratung and Unter- stutzung erhalten kann, sei zunachst wegen des vorlaufigen Fehlens einer Benutzungsordnung noch folgende grundsatzliche Bemerkung fest- gehalten: Die Bestande der Akademie-Bibliothek, bei deren Aufbau die Arbeitsgebiete der Institute and Arbeitsstellen nach Maf3gabe der vorhan- d'enen Mittel berucksichtigt werden, stehen bis auf berechtigte Ausnahmen einzig den Mit- gliedern and Mitarbeitern der Deutschen Aka- demie der Wissenschaften zu Berlin zur Verfii- gung. Der eingeschrankte Benutzerkreis ist somit eines der als positiv zu bewertenden Kennzeichen unserer Bibliothek. Wenn wir uns nunmehr den Statten zuwenden, die der Benutzung offenstehen, so darf unsere Betrachtung zunachst den Lesesaal streifen, so- dann bei einigen Problemen der Leihstelle and des Ermittlungsdienstes verweilen and mit kur- zen Notizen uber die Annahmestelle fur Foto- und Buchbindereiarbeiten ihren Abschlu13 finden. Geben wir den Eindruck eines bibliothekskun- digen Besuchers wieder, so erscheint er auf Grund seiner gi nstigen auf3eren Merkmale ge- eignet, eine Statte der Sammlung and geistigen Tatigkeit zu sein. Der Lesesaal bietet 30 Per- sonen Platz and umfaf3t einen Bestand von etwa 4000 Banden. Diese setzen sich zu einem Teil aus Nachschlagewerken, Worterbilchern and Stan- dardwerken der einzelnen Wissenschaftsfacher, zum anderen aus solcher Literatur zusammen, die in unmittelbarer Beziehung zur Akademie Sanitized Copy Approved for Release 2010/07/01 : CIA-RDP80T00246AO40500770001-7 Sanitized Copy Approved for Release 2010/07/01 CIA-RDP80T00246AO40500770001-7 steht. Es sind dies ihre Sitzungsberichte, Ab- handlungen and Institutsveroffentlichungen, ferner Sammelbande der kleineren Schriften ihrer ordentlichen Mitglieder and endlich histo- risches, auf sie Bezug nehmendes Schrifttum. - Auskunft fiber den Bestand wird auf zweierlei Weise vermittelt: Ein Weg zur Literatur fi hrt den noch nicht vertrauten Benutzer fiber den alphabetischen and Sachkatalog des Lesesaals, der andere uber ein Gesprach mit der aufsichts- fiihrenden Mitarbeiterin. Zum Studium von Mikrofilmen steht ein Lesegerat bereit. 2. Die Leihstelle Kataloge, Neuerwerbungslisten and eine im zwei- wochentlichen Turnus ausgewechselte Neuaus- lage regen dazu an, die Eigenbestande der Biblio- thek zu entleihen. Es braucht dabei nicht eigens betont zu werden, daf3 nach Ermessen der Be- nutzer gern Leihfristen fiber die Ublichen Zeiten hinaus gewahrt werden. Indessen erscheint es uns doch angesichts dieser groBziigigen Hand- habung notwendig, darauf hinzuweisen, das die Bibliothek eine unverzilgliche Riickgabe von nicht mehr benotigter Literatur and insbeson- dere auch von ungebundenen Zeitschriftenheften fir sehr wichtig erachtet. Derartige Versaum- nisse erschweren den Literaturumlauf ganz be- trachtlich and Sind letztlich nicht im Sinne der Gesamtheit. Es sei nun davon abgesehen, hier fiber die technischen Vorgange bei der Ortsaus- leihe, den obligatorischen Leihschein, die Unter- schriftsleistung u. a. in. zu berichten. Statt dessen mochten einige Daten aus der Leihstatistik einen Einblick in das Wirken der Bibliothek auf diesem Gebiete vermitteln: Im Jahre 1956 wurden 5125 Bande aus dem Magazinbestand entliehen, im Jahre 1957 waren es nach dem Stande vom 1. Juni 2261 Bande. Die Akademie-Bibliothek ist fernerhin seit 1950 dem deutschen Leihverkehr angeschlossen. Dies gestattet ihr, im Berliner Raum nicht verfiigbare Literatur aus auswartigen Bibliotheken zu be- stellen. Dabei sind aber auch fir sie die Bestim- mungen giiltig, die in der ,Anordnung fiber den Leihverkehr der Bibliotheken der Deutschen Demokratischen Republik - Leihverkehrsord- nung - vom 6. Juli 1955" festgehalten sind. Hier heiBt es ? 1 Abs. 2: ?Der Leihverkehr dient der Forschung, Lehre and wissenschaftlichen Be- rufsarbeit sowie der fachlichen and gesellschafts- politischen Weiterbildung." Schon hieraus ergibt sich, daft eine Bestellung z. B. von Reisefi hrern, erbaulichen Traktaten u. a. in. nicht statthaft ist. Derartige Wiinsche, die tatsachlich an uns her- angetragen werden, mussen daher entweder auf andere Weise befriedigt oder als nicht in unseren Aufgabenbereich fallend zuriickgewiesen werden. Ein zweites Moment, das der Beachtung emp- fohlen sei, ist folgendes Ubereinkommen zwi- schen den Bibliotheken der beiden deutschen Staaten: Literaturbestellungen sollen erst dann an die stark iiberlasteten Bibliotheken der Deut- schen Bundesrepublik weitergeleitet werden, wenn ein Standortnachweis in der Deutschen Demokratischen Republik nicht erbracht werden kann. Es ist also vergeblich, wenn Benutzer aus ihrer Kenntnis heraus - wir fingieren ein Bei- spiel - einen in Dresden erschienenen Titel aus Munchen erbitten. Ein solches Bestellverfahren wtirde nur beim Bestehen triftiger Gri nde, z. B. Vorliegen eines autographierten Exemplares in Westdeutschland, gerechtfertigt sein. Die oben- genannten Regelungen mussen als streng ver- bindlich angesehen werden; von ihrer Befolgung hangt es mit ab, ob unsere Bibliothek weiterhin einen selbstandigen Leihverkehr durchfiihren darf. DaB dieses Recht gerade in den letzten Mo- naten nicht unangefochten geblieben ist, sei bier nur eben angedeutet. Etwas anders verhalt es sich nun mit einigen Wi nschen, die wir an den Benutzerkreis zu rich- ten haben: Diese betreffen die oft mangelnde Sorgfalt in den bibliographischen Angaben der Literaturbestellungen sowie die Unbektimmert- heit in der Einhaltung der von den verleihenden Bibliotheken festgesetzten Leihfristen. Im ein- zelnen mochte doch dabei folgendes beachtet werden: Voraussetzung fir eine schnelle and positive Fernleihbestellung sind exakte and vollstandige bibliographische Angaben. Dazu rechnen a) bei Monographien: Vor- and Familienname des Verfassers, ungekiirzter Titel, wenn gegeben auch Untertitel (in stark verkiirzter Form), Erscheinungsort and -jahr; b) bei Zeitschriftenaufsatzen: ungekiirzter Titel der Zeitschrift, wenn gegeben auch Untertitel (in stark verktirzter Form), Ver- fasser and Titel des gewunschten Aufsatzes, Erscheinungsort and -jahr, Jahrgang bzw. Band- oder Nummernangabe, Seitenbezeich- nung. Zum Punkte der Leihfristen sei am besten auf ? 7 der Leihverkehrsordnung hingewiesen, wo es heiBt: (1) Die Leihfrist betragt in der Regel vier Wochen. Sie kann in besonderen Fallen Sanitized Copy Approved for Release 2010/07/01 : CIA-RDP80T00246AO40500770001-7 Sanitized Copy Approved for Release 2010/07/01 : CIA-RDP80T00246AO40500770001-7 (2) MIT TEII_UNGSBLATT (z. B. bei Zeitschriften and Zeitungen) ver- ki rzt werden. Eine Verlangerung der Leihfrist ist spa- testens eine Woche vor Ablauf der Leih- frist fiber die entleihende Bibliothek bei der verleihenden Bibliothek zu bean- tragen. Die entleihende Bibliothek hat dafiir Sorge zu tragen, daB die Benutzer die Leihfristen einhalten. Yber das beachtliche Ausmaf, das der Leih- verkehr in unserer Bibliothek angenommen hat, Verschiedenes unterrichten abschlief3end folgende Zahlen: Im Jahre 1956 wurden insgesamt 3688, im lau- fenden bisher 2261 rote Leihscheine an aus- wartige Bibliotheken versandt. tYber den Ermittlungsdienst and die Annahme- stelle fur Foto- and Buchbindereiarbeiten wird das nachste Mal in dieser Rubrik gesprochen werden. C. HOELZER Wissenschaftliche Bibliothekarin Akademie-Bibliothek Mitteilung der Zentralen Kaderabteilung an alle Mitarbeiter der Deutschen Akademie der Wissenschaften zu Berlin Betr.: Erganzung der Angaben im Personalbogen In der letzten Zeit haben die Kaderabteilungen im Bereich der Deutschen Akademie der Wissen- schaften zu Berlin des ofteren feststellen mussen, daB die von den Mitarbeitern im Personalbogen gemachten Angaben teilweise erganzungs- bedurftig sind. Es ist erforderlich, daB die der Kaderabteilung zur Verfiigung stehenden Per- sonalunterlagen stets den neuesten Stand auf- weisen. Aus diesem Grunde werden alle Mit- arbeiter der Deutschen Akademie der Wissen- schaften zu Berlin gebeten, der fur sie zustan- digen Kaderabteilung moglichst umgehend mit- zuteilen, welche Veranderungen sich gegenuber ihren im Personalbogen gemachten Angaben er- geben haben. Es konnen dies in der Hauptsache folgende Veranderungen sein: a) Wohnanschrift, b) Familienstand (Name, Geburtsdatum and Beruf des Ehepartners, Kinder), c) Berufsausbildung (Besuch von Lehrgangen mit AbschluBprufungen), d) Promotion and Habilitation (mit Angabe des Themas and der Note), e) Zugehorigkeit zu Parteien and gesellschaft- lichen Organisationen, f) Besuch von Lehrgangen gesellschaftlicher Organisationen. Sanitized Copy Approved for Release 2010/07/01 : CIA-RDP80T00246AO40500770001-7 Sanitized Copy Approved for Release 2010/07/01 : CIA-RDP80T00246AO40500770001-7 NEUERSCHEIN.UNGEN Jahrbuch des Instituts fur Wirtschaftswissenschaften Band I Probleme der politischen Okonomie Dr. KARL EWALD FRITZSCH / Dr. FRIEDRICH SIEBER Bergmannische Trachten des 18. Jahrhunderts im Erzgebirge and im Mansfeldischen Prof. Dr. KARL BARWICK Probleme der stoischen Sprachlehre and Rhetorik Wiss. z. Berlin, Band 12) 1957. V, 8o S. - 15 einfarb. Taf. - 16 mehrfarb. Taf. - 4? - Halb- leinen DM 34,50 Prof. Dr. BRUNO SCHIER Die Kunstblume von der Antike his zur Gegenwart (Abhandlungen d. Sachs. Akademie d. Wissenschaften Geschichte and Eigenart eines volkstumlichen Kunst- zu Leipzig, phil.-hist. Klasse, Bd. 49, H. 3) gewerbes 1957. 111 S. - 4? - DM 10,50 Mit einem Liederanhang von Josefa Elstner-Oertel (Veroffentlg. d. Inst. f. dt. Volkskunde d. Dt. Akad. d. Prof. Dr. OTTO von ESSEN Allgemeine and angewandte Phonetik 1957. VIII, 183 S. - 35 Abb. i. Text u. a. 2 Kunstdrucktaf. - gr. 80 Ganzleinen DM 14,- Dr. EVA-MARIA HAMM Grammatik zu Sappho and Alkaios (Abbandlungen der Dt. Akademie d. Wissenschaften zu Berlin, Klasse fur Sprachen, Literatur and Kunst, Jg? 1951, Heft 2) 1957. 234 S. - 4? - DM 44,50 . Ulrich von Etzenbach - Wilhelm von Wenden Kritisch herausgegeben von Prof. Dr. Hans-Friedrich Rosenfeld (Deutsche Texte des Mittelalters, Band IL) 1957. XXXII, 191 S. - 2 Tafeln - gr. 8? - DM 33,50 Prof. Dr. WALTER RUBEN Kalidasa The human meaning of his works 1957. 105 S. - gr. 8? - Engl. Broseh. DM 5,50 Dr. RUDOLF LEHMANN Quellen zur Lage der Privatbauern in der Niederlausitz im Zeitalter des Absolutismus (Schriften des Instituts fiir Geschichte bei der Dt. Akademie d. Wissenschaften z. Berlin, Reihe II: Dt. Landesgeschichte, Band 2) x957. XVII, 293 S. - 2 Tabellen - gr. 8? - Halbleinen DM 29,50 Die Sansculotten von Paris Dokumente zur Geschichte der Volksbewegung 1793-1794 Herausgegeben von Prof. Di?. Walter Markov and Prof. Albert Soboul Mit einem Vorwort von Georges Lefebvre 1597. LXXIV, 532 S. - , Landkarte - gr.8? - Ganzleinen DM 38,- Wiss. z. Berlin, Band II) 1g57? VIII, 208 S. - r Abb. - 1 einfarb. Kunstdrucktaf. - 5 mebrfarb. Kunstdrucktaf. - gr. 8? - DM 28,50 J. C. Poggendorffs biographisch-literarisches Handworterbuch der exakten Naturwissenschaften Band VII a, Teil II, 3. Lieferung 1957. 128 S. - gr. 8? - DM r6,- Tagung der Akademie der Wissenschaften der UdSSR caber die friedliche Ausnutzung der Atomenergie Band V : Sitzung der Abteilung Biologie Obersetzung aus dem Russischen 1957. VI, 266 S. - g1 Abb., dav. 25 auf 21 Kunstdrucktaf. - 85 Tab. gr. 8? - Ganzleinen DM 26,50 CHEMIE Prof. Dr. FRANZ RUNGE Einfiihrung in die Chemie and Technologie der Kunststoffe 3. unveranderter Nachdruck (Scientia Chimica, Band 5) 1952. VIII, 156 S. - 38 Abb. - 3 Taf. - 7 Tab. - gr. 8? - Ganz- leinen DM 12,- Jahrbuch 1954 des Adolf -Schmidt- Observatori- ums fur Erdmagnetismus in Niemegk Mit wissenschaftlichen Mitteilungen (Erdmagnetisches Jahrbuch, Band 9) 1957. 129 S. - 33 Abb. - 47 Tab. - 4? - DM 30,- Phanologisch.e Tabellen 1947-1950 aus dem Gebiet der Deutschen Demokratischen Republik Bearbeitet von Dr. Franz Seyfert (Abhandlg. d. Met. u. Hydrol. Dienstes d. DDR, H. 37) 1957. 366 S. - i Ausschlagtaf. -4? - DM 6o,- Sanitized Copy Approved for Release 2010/07/01 : CIA-RDP80T00246AO40500770001-7 Sanitized Copy Approved for Release 2010/07/01 : CIA-RDP80T00246AO40500770001-7 50 Jahre Grundwasserbeobachtungsdienst in Mitteldeutschland (Besondere Mitteilungen zum Dt. Gewasserkundl. Jahrbuch, Nr. I'7) 1957. 94 S. - 28 Abb., dav. xo auf Ausschlagtaf. - 3 Anlagen - 5 Taf. 4? - DM 28,50 Beitrage zur Vegetationskunde, Band II Herausgegeben von Prof. Dr. Werner Rothmaler and Prof. Dr. Alexis Scamoni (Beihefte zu ?Feddes Repertoriuni specierum nova- rum regni vegetabilis", H. i37) 1957. 275 S. - 59 Abb., dav. 37 auf 21 Kunstdrucktaf. - 2 Karten - 48 Tab. - gr. 8? - DM 48,- Der Begriff des Raumes in der Geometrie Bericht von der Riemann-Tagung des Forschungs- instituts fur Mathematik Mit Beitragen von 28 Autoren herausgegeben v. Prof. Dr. Josef Naas and Dr. Kurt Schroder (Schriftenreihe d. Forschungsinstituts f. Mathematik b. d. Dt. Akad. d. Wiss. z. Berlin, Heft r) 1957. 317 S. - 22 Abb. - 9 Kunstdrucktaf. - gr. 80 - DM 38,- Freiberger Forschungsheft A 64: Brikettierung - Technische Brennstoffverwertung HANS PFLUG Die Untersuchung von Flozprofilen aus dem Nordrevier der rheinischen Braunkohle auf ihre Brikettiereigenschaften (Freiberger Forschungshefte, Reihe A) 1957. 72 S. -35 Abb. - gr. 8? - DM 6,50 Freiberger Forschungsheft A 66 : Braunkohlentagebau HELMUT HARTIG and HANSGUNTHER WEIGELT Untersuchungen fiber die Anwendungsmoglich- keit der Elekroentwasserung im Braunkohlentagebau (Freiberger Forschungshefte, Reihe A) 1957. 69 S. - 34 Abb. - 3 Tab. - gr. 8? - DM 7,- Freiberger Forschungsheft A 72 Brikettierung Technische Brennstoffverwertung mit Beitragen von Rammler/Heide/Wagner, Wilke, Jacob and Schmidt (Freiberger Forschungshefte, Reihe A) 1957. 124 S. - 78 Abb. - 32 Tab. - gr. 8? - DM 12,50 Freiberger Forschungsheft A?7$: Gasanwendung GEORG HOFMANN Brennerfeuerungen fur Industrieofen (Freiberger Forschungshefte, Reihe A) 1957. 72 S. - 31 Abb. - 2 Tab. - gr. 8? - DM 5,50 Freiberger Forschungsheft C 28: Geophysik WOLFGANG BUCHHEIM / INGRID SCHRAGE Zur Theorie ?der galvanischen Polarisation elektrisch aktiver Impragnationserze Experimentelle Untersuchungen zur induzierten galvanischen Polarisation an Sulfiderzen and graphitfi.ihrenden Gesteinen (Freiberger Forschungshefte, Reihe C) 1956. 67 S. - 5r Abb. - 7 Tab. - gr. 8? - DM 6,50 Freiberger Forschungsheft C 33: Mineralogie - Lagerstattenkunde HORST LANGE Paragenetische and genetische Untersuchungen an der Schwefelkieslagerstatte ,Einheit" bei Elbingerode/Harz (Freiberger Forschungshefte, Reihe C) 1957. 93 S. - 59 Abb. - 11 Tab. - gr. 80 - DM 7,50 Freiberger Forschungsheft D 18 Agricola - Studium .mit Beitragen von Selbmann, Steinmuller, Parma, Wilsdorf, Wagenbreth (Freiberger Forschungshefte, Reihe D) 1957. 138 S. - 27 Abb. - gr. 8? - Broscbur DM 13,- Halbleinen DM 14,50 Dr. MANFRED H. OLBERTZ Uber die am Standort des Kulturbodens erfal3baren Gr6l3en des Wasserhaushaltes (Wissenschaftliche Abhandlg. d. Dt. Akad. d. Land- wirtschaftswiss. z. Berlin, Nr. 23) 1957. VI, 109 S. - 62 Abb., dav. 5 auf 3 Ausschlagtaf. - x Landkarte 3Tab. -gr.8?-DM16,- Das Pflanzenreich Regni vegetabilis conspectus Im Auftrage der Deutschen Akademie der Wissen- schaften zu Berlin, herausgegeben von A. Engler, L. Diels, fortgesetzt von H. Stubbe and K. Noack Redakteur: Prof. Dr. R. Mansfeld 'ro6. Heft: Prof. Dr. F. Emil Wimmer Campanulaceae -Lobelioideae Nachdruck der 1956er Auflage 1957. VIII, 26o S. - 55 Abb., dav. 4 auf 4 Taf. - 4 Verbreitungs- karten - gr. 8? - DM 34,- A K A D E M I E - V E R L A G G M B H B E R L I N W 8 Sanitized Copy Approved for Release 2010/07/01 : CIA-RDP80T00246AO40500770001-7