PERIODICAL PUBLISHED BY THE GERMAN ACADEMY OF SCIENCES (FOR ITS MEMBER INCLUDES ARTICLES ON INTERNATIONAL GEOPHYSICAL YEAR IN GE

Document Type: 
Collection: 
Document Number (FOIA) /ESDN (CREST): 
CIA-RDP80T00246A038600260001-5
Release Decision: 
RIPPUB
Original Classification: 
C
Document Page Count: 
70
Document Creation Date: 
December 22, 2016
Document Release Date: 
April 23, 2010
Sequence Number: 
1
Case Number: 
Publication Date: 
November 26, 1957
Content Type: 
REPORT
File: 
AttachmentSize
PDF icon CIA-RDP80T00246A038600260001-5.pdf6.61 MB
Body: 
Sanitized Copy Approved for Release 2010/04/23: CIA-RDP80T00246AO38600260001-5 0~fff ? ? , CENTRAL INTELLIGENCE AGENC This material contains information afteoting the National Deform of the United States within the meaning of the Zsplonage Laws, Title 18, U.S.O. Secs. 703 and 794, the transmission or revelation of which in any manner to an unauthorized person is prohibited by law. COUNTRY East Germany SUBJECT Periodical Published by the German Academy of Sciences DATE OF INFO. PLACE & DATE AC i ` io.. .. REPORT DATE DISTR. '$ 6 NOV 1*7 NO. PAGES 1 REQUIREMENT REFERENCES SAt1RCF FVALUATIONS ARE DEFINITIVE. APPRAISAL OF CON ENT IS TENTATIVE. June-July-August 1957 issue of the periodical published by the German Academy of Sci nces for its members (Mitteilungsblatt fuer die Mitarbeiter der Deutsc Len Akademie der Wissenschaften). This issue includes articles on the International Geophysical Year, impressions of chemists who mad a trip to Communist China, and reports from the various institutes ofLLthe Academy. The attached publication is unclassified when detached.. ti STATE }[ ARMY NAVY AIR F81 (NoM: Washington distribution indicated by "X"; field distribution by "#".) AEC OSI Eve x] Sanitized Copy Approved for Release 2010/04/23: CIA-RDP80T00246AO38600260001-5 "7"A( 25X1 Sanitized Copy Approved for Release 2010/04/23: CIA-RDP80T00246AO38600260001-5 I I ii I 1 1 1 4 1 1 . 0 I 1 i U T& 4 1 w n I LM FUR DIE MITARBEITER DER DEUTSCHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN ,ZU BERLIN Sanitized Copy Approved for Release 2010/04/23: CIA-RDP80T00246AO38600260001-5 Sanitized Copy Approved for Release 2010/04/23: CIA-RDP80T00246AO38600260001-5 Akademiemitglied Prof. Dr. H. Stubbe President Prof. Dr. M. Volmer Akademiemitglied Prof. Dr. E. Thilo Prof. Dr. H. Philipps Prof. Dr. G. Fanselau Prof. Dr. W. Uhink Prof. Dr. J. Wempe Akademiemitglied Prof. Dr. G. Rienacker Dr. E. Piekniewski Dr. H. Michaelis Dr. K. Treu E. Schonert Leibniz-Tag 1957 Berichterstattung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 113 Sinn and Bedeutung der Kulturpflanzenforschung . . . . . . 123 Inhaber der Leibniz-Medaille 1957 . . . . . . . . . . . . 132 BeschluB des Plenums der Deutschen Akademie der Wissenschaften zu Berlin iffier die Bildung and Tatigkeit der Forschungsgemeinschaft der naturwissenschaftlichen, technischen and medizinischen Institute der Deutschen Akademie der Wissenschaften zu Berlin vom 16. Mai 1957 133 Akademiemitglied Prof. Dr. Hans Friihauf . . . . . . . . . . 136 Akademiemitglied Prof. Dr. Gunther Rienacker . . . . . ... . 138 Zum 70. Geburtstag von Nobelpreistrager Akademiemitglied Prof. Dr. G. Hertz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 139 Berichterstattung der Akademiedelegation im Plenum Ober die Reise in die Volksrepublik China , Eindrucke eines Chemikers von einer Chinareise . . . . . . . . 140 Internationales Geophysikalisches Jahr 1957/1958 Die Aufgaben der Wissenschaftler in der Deutschen Demokratischen Republik im Internationalen Geophysikalischen Jahr . .. . . . . . 142 Probleme des Geomagnetismus im Rahmen des Inte ,nationalen Geo- physikalischen Jahres . . . . . . . . . . . . . . . . . 146 Die Aufgabe der Geodasie im Internationalen Geophysikalischen Jahr 149 Oberwachung der Sonnentatigkeit . . . . . . . . . . . . . 1.53 Briefwechsel zum Beginn des Internationalen Geophysikalischen Jahres 158 Aus der Arbeit der Akademie-Institute Ober die Aufgaben der Kommissionen Forschung und,Lehre . . . . 161 Tagungs- and Reiseberichte Deutsche and polnische Altertumswissenschaftler in Krakau . . . . 163 ?Ewiges Rom" . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 165 Zwischen Leningrad and Erewan . . . . . . . . . . . . . . 167 Besuch antiker Kunstdenkmaler . . . . . . . . . . . . . . .170 Miszellen Zur Einfuhrung der Aktenofdnu?ng in der Deutschen Akademie der Wissenschaften zu Berlin . . . . . . . . . . . . . . . . 171 Nachrufe, Ehrungen and Ernennungen . . . . . . . . . . . 172 Mitteilungen auslandischer Akademien . . . . . . . . . . 174 Aus der Arbeit der Akademie-Bibliothek Zur Benutzung der Akademie-Bibliothek: Lesesaal and Leihstelle 175 Verschiedenes . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 177 Herausgeber: Pressestelle (Dr. H. Wittbrodt, Dr. G. Dunken, Chr. Stempel), Deutsche Akademie der Wissen- schaften zu Berlin, Berlin W 8, Jagerstr.22/23 ? Korrektor: E. Neumann ? Verlag: Akademie-Verlag GmbH., Berlin W 8, Mohrenstral3e 39, Fernruf 200386, Postscheckkonto Berlin 35021 . Das Mitteilungsblatt erscheint monatlich and wird kostenlos an die Mitarbeiter der Akademie abgegeben. Ein Vertrieb uber den Buchhandel erfolgt nicht ? Lizenz-Nr. 1244 ? Gesamtherstellung: IV/2/14 - VEB Werkdruck Grafenhainichen - 695 Es wird gebeten, Beitrage, Vorschlage, Wiinsche and Kritiken an die Deutsche Akademie der Wissenschaften zu Berlin, Berlin W 8, JagerstraBe 22/23, Pressestelle, Fernruf 200481, App. 387, zu richten Sanitized Copy Approved for Release 2010/04/23: CIA-RDP80T00246AO38600260001-5 Sanitized Copy Approved for Release 2010/04/23: CIA-RDP80T00246AO38600260001-5 MITTEILUNGSBLATT FOR DI.E MITARBEITER DER DEUTSCHEN AKADEMIE DE.R WISSENSCHAFTEN ZU BERLIN 3. Jahrgang Juni/Juli/August 1957 Heft 6/7/8 Leibniz-Tag 1957 Alljahrlich begeht die Deutsche Akademie der Wissenschaften zu Berlin am ersten Donnerstag im Juli jedes Jahres den Leibniz-Tag in Wiirdi- gung des Philosophen, Mathematikers, Phy- sikers, Technikers, Juristen, politischen Schrift- stellers, Geschichts- and Sprachforschers Gott- fried Wilhelm Leibniz. Dieser Tag ist ein Ri ckblick auf vergangene ge- leistete Arbeit and ein Tag, an dem Personlich- keiten in Anerkennung ihrer Verdienste um die Forderung wissenschaftlicher Arbeiten mit der Leibniz-Medaille ausgezeichnet werden. . Fur die Auszeichnung mit der Leibniz-Medaille werden insbesondere solche Wissenschaftler aus- gewahlt, die keine hauptberufliche Tatigkeit an einer wissenschaftlichen Institution ausiiben, sondern deren wissenschaftliche Erfolge haupt- sachlich auf eigener Initiative beruhen. Am 4. Juli fanden sich im grof3en Festsaal des Hauses der Ministerien in Berlin Vertreter unserer Regierung, der Prasident der Lander- kammer der Deutschen Demokratischen Repu- blik, Herr A. Bach, Herr Staatssekretar Dr. W. Girnus and Vertreter wissenschaftlicher and kiinstlerischer Institutionen and gesellschaft- licher Organisationen mit Wissenschaftlern aus dem Ausland and ganz Deutschland zusammen. Unter den Gelehrten waren der Prasident der Osterreichischen Akademie der Wissenschaften, Prof. Dr. R. Meister, der Prasident der Slowakischen Akademie der Wissenschaften, Akademiemitglied Prof. Dr. A. Siracky, der Vertreter der Academia Sinica Prof. Dr. Pan Shuh, Prof. Dr. B. Suchudolski von der Polnischen Akademie der Wissenschaften. Der Prasident der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, ordentliches Mitglied der Deut- schen Akademie der Wissenschaften zu Berlin, Prof. Dr. H. Kienle, war zur Feier des Leibniz- Tages in Begleitung der Sekretare seiner Aka- demie Prof. Dr. A. Falkenstein and Prof. Dr. P. Gunther erschienen. Die Bayerische Aka- demie der Wissenschaften war durch ihren Prasi- denten, ordentliches Mitglied der Deutschen Akademie der Wissenschaften zu Berlin, Prof. Dr. F. Baethgen vertreten and die Akademie der Wissenschaften zu Gottingen durch ihren Vize- prasidenten Prof. Dr. J. Klein. Die Sachsische Akademie der Wissenschaften zu Leipzig ent- sandte ihren Prasidenten Akademiemitglied Prof. Dr. Th. Frings, die Deutsche Akademie der Land- wirtschaftswissenschaften zu Berlin ihren Prasi- denten Akademiemitglied Prof. Dr. H. Stubbe, die Deutsche Akademie der Naturforscher ,Leo- poldina` ihren Prasidenten Akademiemitglied Prof. Dr. K. Mothes. Ferner begriiflte Vizeprasident Prof. Dr. W. Fried- rich als Gaste aus dem Ausland Prof. Dr. van Unnik, Holland, Prof. Dr. K. Mras, Osterreich, korrespondie- rendes Mitglied der Deutschen Akademie der Wissenschaften zu Berlin, Prof. Dr. Stanescu, Rumanien, Prof. Dr. H. Riesenfeld, Schweden, Seine Magnifizenz Prof. Dr. Petrowski, Rektor der Lomonossow-Universitat Moskau, Prof. Dr. Hajos, Ungarn, sowie Gelehrte and Mitglieder der Deutschen Akademie der Wissenschaften zu Berlin aus bei- den Teilen Deutschlands. Vizeprasident Prof. Dr. W. Friedrich fi hrte aus, dal3 es die ehrenvolle Aufgabe der Deutschen Akademie der Wissenschaften zu Berlin als des hochsten wissenschaftlichen Gremiums unserer Republik ist, den Gedanken and Ideen Gottfried Wilhelm Leibniz' zeitgemaf3en Ausdruck zu ver- leihen. Mit ihren 6 Klassen, den fiber 60 natur- wissenschaftlichen and gesellschaftswissenschaft- lichen Instituten, Kommissionen, Arbeitsstellen and den ihnen zugeordneten 25 Sektionen ist sie ein Forschungszentrum, dessen Arbeiten von hoher nationaler and internationaler Bedeutung sind and zur Mehrung des Ansehens des ersten Sanitized Copy Approved for Release 2010/04/23: CIA-RDP80T00246AO38600260001-5 Sanitized Copy Approved for Release 2010/04/23: CIA-RDP80T00246AO38600260001-5 MITTEILUNGSBLATT 3. Jahrgang, Heft 6/7/S deutschen Arbeiter-und-Bauern-Staates beitra- gen. Auch im wissenschaftlichen Leben gibt es keinen Stillstand. Seit der Berichterstattung am Leibniz-Tag des vergangenen Jahres haben Wissenschaft und Forschung weiter beachtens- werte Ergebnisse erzielt und auf einigen Gebie- ten den Anschluf3 an den Weltstand der Wissen- schaften erreicht. Im einzelnen berichteten die Herren Sekretare der Klassen fiber den Stand der ihnen zugeordneten wissenschaftlichen Ein- richtungen. Prof. Dr. W. Friedrich erwahnte Kolloquien und grof3e Tagungen, die An- liegen einzelner Institute bzw. weite Problem- kreise behandelten. Genannt wurden Arbeits- tagungen wie die fiber Elektrodenkinetik, die Mathematikertagung anlaBlich der Euler-Jubi- laums-Feier, die Konferenz uber neugriechische Literatur, das Symposion uber Fragen der An- asthesie u. a. m. Alle Veranstaltungen verzeich- neten die Teilnahme auslandischer Gelehrter und Wissenschaftler aus ganz Deutschland. In den ersten fiinf Monaten dieses Jahres nahmen 167 Mitglieder und Mitarbeiter unserer Akademie an westdeutschen und auslandischen Tagungen teil. Gleichzeitig erhohte sich die Zahl auslandischer Besucher im gleichen Zeitraum im Vergleich zum vorigen Jahr auf 192. Es ver- starkte sich wesentlich der Kontakt zu wissen- schaftlichen Institutionen anderer Lander, auch zu solchen der Bundesrepublik. Die Mit- arbeit unserer Mitglieder und Mitarbeiter im Vorstand wissenschaftlicher Gesellschaften, die beispielsweise dem ICSU (International Council Scientific Union) foderativ angehoren, intensi- vierte sich ebenfalls. Besondere Erwahnung fan- den die wissenschaftlichen Abkommen mit den Akademien der UdSSR und der volksdemo- kratischen Lander. Die Vereinbarungen ent- sprechen der Gemeinsamkeit der Auffassungen und Zielsetzung der Vertragspartner. Die Partner ubermitteln einander Hauptthemen ihrer For- schungsplane. Gemeinsame Forschungen, die nach Bestatigung der Prasidien der jeweiligen Akademien Bestandteil der Zusammenarbeit sind, werden in Inhalt, Umfang und Bedingun- gen von den jeweils zustandigen Klassen, Insti- tuten, Sektionen oder sonstigen Einrichtungen bestimmt. Verlage und zentrale Bibliotheken treffen fiber Verlagsplane und Publikations- tausch direkte Abmachungen. Die Entsendung von Mitarbeitern der Vertragspartner zu Aus- bildung und Erfahrungsaustausch sind ebenfalls in den Vereinbarungen enthalten. Die beteiligten Akademien laden einander zu Kongressen, Ta- gungen und Konsultationen ein. Die Zahl der wissenschaftlichen Publikationen des Akademieverlages belauft sich bei den natur- wissenschaftlichen Veroffentlichungen auf 204 Titel, bei den gesellschaftswissenschaftlichen auf 146. Der augenblickliche Schriftentausch er- streckt rich auf 645 Institutionen in 55 Landern. Aus der Vielzahl der Ereignisse wurden noch die grof3e botanische und zoologische deutsch-chine- sische Gemeinschaftsexpedition des Akademie- instituts fur Kulturpfianzenforschung in Gaters- leben im zweiten Halbjahr des vergangenen Jahres angefiihrt sowie die Griindung des Na- tionalen Komitees der Deutschen Demokra- tischen Republik fur das Internationale Geo- physikalische Jahr 1957/58, das am 1. Juli be- gonnen hat. Prof. Dr. W. Friedrich nahm auBerdem die Ge- legenheit wahr, der Offentlichkeit alle Person- lichkeiten vorzustellen, die zu ordentlichen (im vergangenen Jahr in der letzten Sitzung des Plenums am 13. 12. 1956) bzw. korrespondie- renden oder Ehrenmitgliedern der Deutschen Akademie der Wissenschaften zu Berlin gewahlt wurden: Prof. Dr. Max Steenbeck, Professor mit Lehr- stuhl fur das Fach Physik des Plasmas an der Friedrich-Schiller-Universitat Jena, Direktor des Instituts fur magnetische Werkstoffe, Jena. Prof. Dr. Arthur Simon, Direktor des Instituts fur anorganische und anorganisch-technische Chemie der TH Dresden. Prof. Dr. Gunther Kohler, Professor mit Lehr- stuhl fur Geographie und Direktor des Instituts fur Geographie der TH Dresden. Prof. Dr. Helmut Kraatz, Professor mit Lehr- stuhl fur Gynakologie und Geburtshilfe, Direk- tor der Universitats-Frauenklinik der Humboldt- Universitat zu Berlin. Prof. Dr. Friedrich Behrens, stellvertretender Direktor des Instituts fur Wirtschaftswissen- schaften, Leiter der Staatlichen Zentralverwal- tung fur Statistik. Der Kreis der korrespondierenden Mitglieder erweiterte sich durch die Zuwahlen folgender in- und auslandischer Gelehrter: Prof. Kuo Mo-jo President der Academia Sinica am 6.9. 1956 Prof. Dr. Alfred Rieche Direktor am Institut fur organische Chemie am 6. 9. 1956 Prof. Dr. Todor Pawloff President der Bulgarischen Akademie der Wissenschaften am 13. 12. 1956 Prof. Dr. Rostislaw Kaischew Sanitized Copy Approved for Release 2010/04/23: CIA-RDP80T00246AO38600260001-5 Sanitized Copy Approved for Release 2010/04/23: CIA-RDP80T00246AO38600260001-5 Universitat Sofia am 24. 1. 1957 Prof. Dr. Walter B. Henning Universitat London am 4. 4. 1957 Prof. Dr. Josef Ehrenfried Hofmann Universitat Tubingen am 4. 4. 1957. Am 4. April 1957 wahlte das Plenum Prof. Dr. Wilhelm Blaschke, Hamburg, Inhaber des Nationalpreises der Deutschen Demokratischen Republik, zum Ehrenmitglied. Seit dem vergangenen Leibniz-Tag verlor die Akademie durch den Tod folgende Mitglieder: Hr. Robert Rossle am 21. 11. 1956 Hr. Arthur Scheunert am 10. 1. 1957 Hr. Ernst Hohl am 24. 2. 1957 IIr. Heinrich Ficker am 29. 4. 1957 Hr. Karl Friedrich Bonhoe ff er am 15. 5. 1957 and erhielt Kenntnis von dem Hinscheiden ihrer korrespondierenden Mitglieder: Hr. Jan Boeke / Utrecht (12. 9. 1956) - Hr. Walter Bothe ./ Heidelberg (8. 2. 1957) Hr. Pier Silverio Leicht / Rom (3. 2. 1956) Hr. Einar Harald Lofstedt / Lund (10. 6. 1955) Frau A. M. Pankratowa / Moskau (25. 5. 1957) Hr. Giancarlo Vallauri /? Turin (7. 5. 1957) Hr. Carl Wesenberg-Lund / Kopenhagen (12. 11. 1955) Hr. Karl Vilhelm Zettersteen / Uppsala (1. 6. 1953) Aus den Reihen der Institutsdirektoren ist das Hinscheiden von Prof. Dr. F. Moglich, Direktor des Ins'tituts fiir Festkorper-Forschung, zu beklagen. Die Deutsche Akademie der Wissenschaften zu Berlin wird ihren Toten ein ehrendes An- gedenken bewahren'. Aus den jiingsten Ereignissen des Lebens der Deutschen Akademie der Wissenschaften zu Berlin gab Prof. Dr. W. Friedrich die Wahl and Bestatigung von Akademiemitglied Prof. Dr. H. Fruhauf zum Vizeprasidenten der Deutschen Akademie der Wissenschaften zu Berlin, die Wahl and Bestatigung Von Akademiemitglied Prof. Dr. G. Rienacker zum Generalsekretar der Deutschen Akademie der Wissenschaften zu Berlin, die Grtindung der Klasse Air Bergbau, Hiittenwesen and Montangeologie bekannt, durch deren Arbeit die Montanwissenschaften in der Deutschen Demokratischen Republik eine wesentlich starkere Forderung erfahren werden, and die Bildung der Forschungsgemeinschaft der naturwissenschaftlichen, technischen and medi- zinischen Institute der Deutschen Akademie der Wissenschaften zu Berlin. (Wir diir f en an dieser Stelle auf die Bekannt- machungen zur Forschungsgemeinschaft der naturwissenschaf tlichen, technischen and medi- zinischen Institute der Deutschen Akademie der Wissenschaften zu Berlin verweisen, die im An- schluf3 an die Berichterstattung fiber den Leibniz- Tag in diesem Heft veroffentlicht werden.) Die Herren Sekretare, die die Tatigkeit der ein- zelnen Klassen der Akademie leiten, berichteten fiber den Stand and die Fortschritte der ihrer Klasse zugeordneten Institute and Arbeitsstellen. Masse fiir Mathematik, Physik and Technik Auch im Berichtsjahr waren die Beratungen in der Klasse fur Mathematik, Physik and Technik and die Arbeiten der ihr angeschlossenen Insti- tute wesentlich bestimmt durch das Bestreben, sowohl den wissenschaftlichen Problemen auf moglichst breiter Front wie auch der technischen Anwendung wissenschaftlicher Ergebnisse ge- recht zu werden. Bei diesem Bemuhen haben die Empfehlungen des Ministerrates dom 18. Mai 1955 keineswegs- an Aktualitat eingebiiflt. Eingehende Aussprachen behandelten das als dringend empfundene Problem, wie 'eine imrner starker werdende Einfluf3nahme der Deutschen Akademie der Wissenschaften auf dem Gebiet der Technik erreicht werden kann. Zweifellos geschieht dies bereits durch die Auswirkurig der Arbeiten einiger Sektioner, so besonders der Sektion fur Maschinenbau and der Sektion fur Bergbau. Auch in der Arbeit der Sektion fur angewandte Mathematik and Mechanik sind Ansatze fur engeren Kontakt mit technischen Problemen vorhanden. Die Sektion fur Physik hat erstmals den Versuch gemacht, durch Aus- sprache mit den fiihrenden Personlichkeiten eines Arbeitskreises die Mitarbeit der Sektion an aktuellen Problemen der Rohrentechnik and Schwingungserzeugung zu verstarken. Im gan- zen hat sich jedoch in der Klasse die Meinung, gebildet, daB die heutige Struktur der Deutschen Akademie der Wissenschaften weder . der Be- deutung der Technik fur die wissenschaftliche and kulturelle Weiterentwicklung der Deutschen Demokratischen Republik geniigend Rechnung tragt, noch die Entwicklung gerade der wissen- schaftlich and praktisch besonders ertragreichen Beriihrungsgebiete zwischen den verschiedenen Disziplinen, deren Vertreter heute in den natur- wissenschaftlichen and technischen Klassen der Akademie sitzen, gebuhrend ermoglicht. Im Zusammenhang damit hat sich die Klasse fur Mathematik, Physik and Technik an der Erar- Sanitized Copy Approved for Release 2010/04/23: CIA-RDP80T00246AO38600260001-5 Sanitized Copy Approved for Release 2010/04/23: CIA-RDP80T00246A038600260001-5 MITTEILUNGSBLATT 3. Jahrgang, Heft 6/7/8 beitung der Grundlagen der Forschungsgemein- schaft der naturwissenschaftlichen, medizinischen and technischen Institute der Deutschen Aka- demie der Wissenschaften intensiv beteiligt and these Grundung warmstens begruf3t. Sie halt eine strukturelle Anderung der Akademie im Sinne einer Zusammenfuhrung der wissenschaft- lichen Tetigkeit der naturwissenschaftlichen Klassen der Akademie, einschlieBlich der medi- zinischen Klasse, fur auBerordentlich wunschens- wert als einen der wesentlichen Schritte, um der Einheit der Wissenschaft wieder naherzukom- men. Aus den Beratungen der Klasse entsprang die Anregung, fur das Gebiet der Technik in der Akademie die Stelle eines 4. Vizeprasidenten zu schaff en. Fur den wichtigen Bereich der Metallphysik wurde bei der Sektion fur Physik eine Unter- kommission gebildet, der die namhaftesten Wissenschaftler dieses Gebietes aus der Deut- schen Demokratischen Republik angehoren. Mit Hrn. Kohler als Vorsitzendem - wahrend seiner Krankheit vertreten durch Herrn Potthoff - wurde am 13. Juni 1957 die Sektion fur Verkehrs- wesen konstituiert, die ihrer komplexen Auf- gaben halber Mitglieder aus den verschiedensten Disziplinen der Wissenschaft hat and nicht nur die Kompetenz der Klasse fur Mathematik, Phy- sik and Technik beriihren wird. Sie wurde des- halb auf Antrag der Klasse einer Kommission des Presidiums unterstellt. Zu Beginn des Jahres erfolgte die endgtiltige Grundung einer Arbeitsstelle fur Regelungs- and Steuerungstechnik in Dresden. Diese Arbeits- stelle soil im Laufe der Zeit wegen der hervor- ragenden Bedeutung dieses Fachgebietes zu einem Institut der Akademie entwickelt wer- den. Am 1. Januar 1957 ubernahm die Akademie das Geomagnetische Institut in Potsdam and das ihm angegliederte Adolf-Schmidt-Observatorium fur Erdmagnetismus in Niemegk in die Reihe ihrer Institute. in Rahmen der Kommission fur kernphysika- lische Forschung wurden mit guter Beteiligung regelmaf3ig die unter Leitung von Hrn. Hertz ste- henden kernphysikalischen Colloquien in Leipzig durchgefiihrt. Die Kommission fur kernphysika- lische Forschung veranstaltete am 3. Mai 1957 unter Heranziehung zahlreicher Fachgelehrter aus der Deutschen Demokratischen Republik eine Aussprache fiber Fragen des Strahlenschutzes. Das Ergebnis dieser Aussprache wurde dem Pre- sidium der Akademie vorgelegt and an die Re- gierung der Deutschen Demokratischen Republik weitergeleitet. Die Infrarotkommission der Klasse hat ihre Ar- beiten fur die Einfilhrung der Infrarotspektro- skopie in die Wissenschaft and in die industrielle Produktion fortgesetzt. Aus der Arbeit der der Klasse zugehorigen In- stitute ist ganz allgemein hervorzuheben, daB die Mitarbeit an wichtigen Problemen des Landes and seiner industriellen Produktion bei fast alien wissenschaftlichen Institutionen der Klasse einen nicht unbetrachtlichen Umfang angenommen hat. Aber auch die Arbeiten der rein wissen- schaftlichen Institute, beispielsweise der astro- nomischen, haben sehr oft eine viel sterkere Aus- wirkung auf die Verbesserung der technischen Entwicklung, als dies auf den ersten Blick er- kennbar ist. Die Zahl der wissenschaftlichen Originalarbeiten ist allgemein in kraftigem An- steigen, ein Zeichen dafiir, daf3 es in den ver- gangenen Jahren gelungen ist, auf einer breiten Basis arbeitsfahige Institute zu entwickeln. Im folgenden konnen nur einige wenige Beispiele aus der Arbeit der Institute angefiihrt werden. Wegen der einzelnen Ergebnisse mull auf die Jahresberichte im Jahrbuch der Akademie ver- wiesen werden. Auf dem Sektor Astronomie sind durch die tatige Mitarbeit des Direktoriums des 2 m-Spiegeltele- skop-Instituts wesentliche Fortschritte fur die Planung and Entwicklung des Instituts and des 2 m-Spiegelteleskops zu verzeichnen. Die sonnen- physikalischen Arbeiten sind durch das Geschenk eines hervorragenden optischen Gitters der Aka- demie der Wissenschaften der UdSSR auf3er- ordentlich gefordert worden. Auf dem Gebiet der Festkorperforschung sind wiederum wissenschaftlich wertvolle Arbeiten entstanden, die zum groflen Teil beachtenswerte praktische Ergebnisse brachten. Unsere Institute leisteten u. a. wesentliche Bei- trage zur Verbesserung der in unserer Industrie hergestellten, fur die Elektrotechnik and Hoch- frequenztechnik so wichtigen Halbleiter-Bau- elemente. Bei der Erforschung der Ausbreitung elektro- magnetischer Wellen in der hohen Atmosphere konnten die Auswirkungen der Sonnenerup- tionen auf die E-Schicht der Ionosphere geklart and eine Deutung des Sonnenfinsternis-Effektes iin Erdmagnetfeld gegeben werden. In der Radioastronomie brachte die Entwicklung hochempfindlicher Empfenger gute Erfolge, so daB im cm-, dm- and m-Wellengebiet laufende Beobachtungen der Sonne erfolgen and auch be- Sanitized Copy Approved for Release 2010/04/23: CIA-RDP80T00246A038600260001-5 Sanitized Copy Approved for Release 2010/04/23: CIA-RDP80T00246A038600260001-5 3 Jahrgang, Heft 6/7/8 MITTEILUNGSBLATT 117 reits Messungen an einer galaktischen Radio- quelle begonnen werden konnten. Theoretische Arbeiten beschaftigten sich mit der Ausbreitung von m-Wellen in der Sonnenkorona and brachten Aufschli sse fiber die turbulente Struktur der in- neren Korona. Von den kernphysikalischen Arbeiten . ist beson- ders hervorzuheben die Fertigstellung eines ma- gnetischen Isotopentrenners, der etwa 1 Milli-Mol pro Stunde Isotope liefern kann. Im Rahmen der Zusammenarbeit mit dem Gemeinschaftsinstitut fur Kernphysik in Dubna, UdSSR, wurde eine grofle and moderne Anlage fur die photographi- sche Entwicklung von Kernemulsionen entworfen and gebaut. Die Vorbereitungen fur das kommende Geophysi- kalische Jahr sind an vielen Stellen in vollem Gange. Auf dem Gebiet der Geophysik ist fur den internationalen Schwerebezugspunkt Pots- dam die Neubestimmung der absoluten Schwere in Vorbereitung; fundamentale Langenbestim- mungen and Laufzeitmessungen von Zeitsignalen schlief3en sich an. Bodendynamische and klein- seismische Untersuchungen an Talsperren, Kali- bergbautbn, in der Mansfelder Senkungsgrube and bei Sprengungen fiihrten zu einer beacht- lichen Hilfe bei diesen Unternehmen. Die Ar- beiten t ber die hydrographischen Verhaltnisse an der Ostseekiiste and an unseren Binnenseen ermoglichten u. a. eine wertvolle Beratung fi r den Kiistenschutz. Die Masse fiir Mathematik,.Physik and Technik wird auch in Zukunft darum bemilht spin, die Arbeit an den wissenschaftlichen Problemen der Institute der Akademie and die Auswertung der Ergebnisse der Forschung fiir die Praxis zu unterstiitzen. Masse fur Chemie, Geologie .und Biologie Im Institut fir Anorganische Chemie setzte Hr. . Thilo seine bedeutsamen Arbeiten fiber anorga- nisch hochmolekulare Stoffe fort. Seine Unter- suchungen fiber die hochmolekularen Phosphate fiihrten zur Aufstellung eines einheitlichen and vollstandigen Systems dieser Verbindungen and zum Verstandnis ihrer technisch hoch wichtigen Eigenschaften. Auf dem Gebiet der Silikate wurden neue Er- kenntnisse fiber die Vorgange bei der Erhartung der Zementbestandteile gewonnen. Ferner brachte er seine Arbeiten fiber die Zerrieselung von Dicalciumsilikat zum Abschluf3 mit Ergeb- nissen, die zur Erteilung von Patenten fiihrten. Patentiert wurde such ein von ihm entwickeltes Verfahren zur Gewinnung von Tonerde neben Portlandzement. Hr. Rieche im Institut fur Organische Chemie (Arbeitsgebiet Vor- and Zwischenprodukte) be- faf3t sich mit baktericiden and fungiciden Mitteln, z. B. gegen Tuberkulosebakterien, ferner mit der biologischen Eiweif3synthese and der Verwertung der Zellstoffablaugen zur Kunststoffherstellung. Auch wurde ein quecksilberfreies Diureticum entwickelt, dessen Herstellung die Farbenfabrik Wolf en. i bernahm. Im gleichen Institut behandelte nach Fertig- stellung seiner Raume Hr. Bertsch in der Ab- teilung ,Grenzfl5chenaktive Stoffe and Fett- stoffe" die Erzeugung bestandiger grenzflachen- aktiver Stoffe von medizinischer Bedeutung. Herr Dr. Wende fand im Laboratorium fur Kunst- stoffe eine neue Gruppe von Epoxydharzen auf Triazinbasis, die einen Fortschritt hinsichtlich Warmebestandigkeit, Verarbeitungsfahigkeit and Entziindbarkeit darstellen. Die schon friiher im Laboratorium entwickelten Typen der Kleb- and Gief3harze kamen im VEB Leuna-Werke ?Walter Ulbricht" in den Produktionsgang. Im Bereich der anorganischen Katalyse des In- stituts J& Katalyseforschung befalte sich Hr. Rienacker mit der Beziehung zwischen' kataly- tischer Wirksamkeit and Gitterstruktur, elektro- nischem Aufbau and anderen Materialkonstan- ten. Von groler praktischer Bedeutung ist die Hydrierung von Kofilenoxyd in kohlenoxyd- reichem Kokereigas zu Methan mittels eines Kontaktes, der weniger Nickel als die bisher be- kannten Kontakte aufweist. Im Arbeitsgebiet der organischen Katalyse im gleichen Institut wurde von Hrn. Langenbeck die wichtige Hydrierung des Formaldehyds zu Glycerin zum Abschlul gebracht. Ferner wurde der Mechanismus der Paraffinoxydation ge- klart. Im Institut fir Faserstoff-Forschung von Hrn. Correns fi hrten die Arbeiten fiber den Reaktions- mechanismus des alkalischen Holzaufsch].usses zu einem verbesserten zweistufigen Verfahren, das zum Patent angemeldet wurde. Die Unter- suchungen fiber Fadenbildung and Deformation von Celluloseregeneratfaden aus Viskose ergaben neuartige Ergebnisse fiber den Einfluf3 der im Spinnbad zugesetzten Salze zweiwertiger Katio- nen auf . den Koagulationsverlauf. Neben Ar- beiten fiber den Katalysatoreinfluf3 bei Polyester- kondensationen, die grof3e praktische Bedeutung haben, wurden an Polyamiden and Polyestern Spinnversuche mit neuartigen Spinnkopfen and Sanitized Copy Approved for Release 2010/04/23: CIA-RDP80T00246A038600260001-5 Sanitized Copy Approved for Release 2010/04/23: CIA-RDP80T00246AO38600260001-5 bei extrem hohen Spinngeschwindigkeiten durch- gefiihrt. Strukturuntersuchungen erbrachten, unter anderem, fiber die Celluloseanordnung in Holzfasern rontgenographisch neue Erkennt- nisse. Es gelang, durch Modifikation der End- gruppen am Polyacrylnitril Fasern mit erhohtem Farbstoffaufnahmevermogen herzustellen. In der neu ausgestatteten Arbeitsstelle filr Kristallstrukturanalyse von Frau Prof. Dr. Boll- Dornberger ist eine Reihe von Rontgen-Struktur- untersuchungen durchgefilhrt worden. Fur den VEB ,Fettchemie" and fur das Institut fur Wasserwirtschaft wurden rontgenanalytische Untersuchungen unternommen. In der Instituts- werkstatt wurden spezielle Rontgenkammern and 20 Weif3enberg-Goniometer angefertigt. Herr Prof. Dr. Serowy fiihrte in der Arbeitsstelle fir Mineralsalzforschung Untersuchungen fiber Keimbildung and Kristallwachstum bei Kalium- und Magnesiumsalzen durch, die die Aufstellung von technisch wichtigen Kristallisationsdiagram- men ermoglichen. Hr. Franck befaf3te sich im Institut fur Silikat- forschung erfolgreich mit Verbesserung der Schmelzvorgange. Im Gange sind Versuche zur Herstellung von Di nnstglas fur die Mikroskopie and die Ausarbeitung spektralanalytischer Ver- fahren fiir Silikate. Im Geotektonischen Institut fi hrte Hr. von Bubnoff Strukturkartierungen durch. Wich- tig fir den Verlauf von Eisenerzlagern sind die Gelandearbeiten des Instituts am Harz bei El- bingerode. In der Arbeitsstelle fir Palaobotanik and Kohlen- kunde diente die Tatigkeit des Herrn Dr. Remy der Steuerung der Kohlenauswahl fur die Koks- erzeugung and der Vorratsschatzung des Kohle- vorkommens. Weitergefiihrt wurde u. a. die petrographische and mikrofloristische Unter- suchung der Lausitzer Braunkohle. Die wichtigste Leistung des Instituts fur Kultur- pflanzenforschung bestand in der von Hrn. Stubbe geleiteten grol3en Expedition von Mai bis September nach Nord- and Nordost-China als erste deutsch-chinesische biologische Sammel- reise mit einem reichen Sammelergebnis an Kulturpflanzen, Wildpflanzen and Wildtieren, die ziichterischen Zwecken dienen sollen - ein Ruhmesblatt der Akademie. Die Mutationsforschung zur Erzielung hoch- wertiger Kulturpflanzen wurde fortgesetzt. Fer- ner wurde u. a. die Auswahl von Auslesebaumen zu Zuchtzwecken im Harzvorland, im Harz and in den Elbe- and Saale-Auen ortlich erweitert. Im Institut zur Steigerung der Pflanzenertrage bearbeitete Herr Prof. Dr. Atanasiu Stickstoff- ernahrung and Diingerfragen. Hr. Knoll fi hrte Arbeiten zur Standardisierung der biologischen Antibioticabestimmung, zur Ge- winnung neuer Antibiotica, zur Gewinnung krebswirksamer Mikrobenpraparate and ahn- liches durch. Die im Institut fur Mikrobiologie and experimentelle Therapie fur die Deutsche Demokratische Republik laufende Produktion des Calmette-Guerin-Impfstoffs gegen Tuber- kulose wurde verbessert. Biochemischen and therapeutischen Fragen gal- ten Untersuchungen an Nukleinsauren and an den fur Blutersatz wichtigen Dextranen. Die Arbeitststelle fir experimentelle and ange- wandte Psychologie unter Hrn. Gottschaldt be- faf3te sich mit der psychologischen Grundlage der Unfalle im Bergbau and in der Industrie and untersuchte die psychologischen Voraussetzungen zur sogenannten Fuhrungswirkung von Ober- meistern, Meistern and Brigadieren. Akademiemitglied Prof. Dr. K. NOACK, Sekretar Masse J& Medizin In der Klasse Air Medizin besteht das Institut fur Medizin and Biologie als grol3te Einrichtung, da- neben das Institut fiir Vergleichende Pathologie, zwei Arbeitsstellen fur Kreislaufforschung and die Deutsche Arzneibuchkommission. Seit dem 1. Juli d. J. sind das Institut fur Ernahrungs- forschung and die Anstalt fiir Vitaminforschung and Vitaminpriifung als Institut fur Ernahrung der Akademie angeschlossen. Ferner bestehen 8 Sektionen. Das Institut fur Medizin and Biologie umfaf3t jetzt insgesamt 709 Mitarbeiter, darunter 100 Wissenschaftler. In insgesamt 166 Publikationen kommt das wissenschaftliche Leben des Instituts zum Ausdruck, das von den einzelnen Arbeits- bereichen mit ihrer speziellen Methodik aus- gehend in die zentrale Aufgabenstellung: Er- forschung des Krebses and des Eiweif3es ein- mUndet. Im Arbeitsbereich Physik/Biophysik wird die Wechselwirkung von Strahlung mit der Materie untersucht. Insbesondere werden die Versuche zur Bestimmung von Strahlenspektren bzw. Wir- kungsmechanismen an biologischen Objekten mit ultravioletten Strahlen, langsamen Elektronen, Ultraschall and langen elektrischen Wellen fort- gesetzt, desgl. die Untersuchungen fiber Rontgen- dosimetrie. Im Arbeitsbereich Biochemie wurden die Unter- suchungen fiber den Kohlehydratstoffwechsel der einzelnen Zellfraktionen von Tumorgewebe im Sanitized Copy Approved for Release 2010/04/23: CIA-RDP80T00246AO38600260001-5 Sanitized Copy Approved for Release 2010/04/23: CIA-RDP80T00246A038600260001-5 3. Jahrgang, Heft 6/718 Vergleich zu normalem Lebergewebe fortgesetat, desgl. die Untersuchungen uber den leukamie- erzeugenden Faktor in zellfreien Tumorfiltraten. In der Zuchtung von Pflanzentumoren der Datura wurden Fortschritte erzielt; die fermentchemi- schen Versuche wurden fortgefuhrt. Der Bereich Biologie befaBt sich weiter vor allem mit Arbeiten uber zellfreie Tumorubertragung und setzt seine Versuche zur naheren Charak- terisierung des filtrierbaren Agens fort. Die Cyto- logie und Histogenese der durch Filtrate er- zeugten Leukamie wurde weitgehend geklart. Bemerkenswert?ist, daB es mit gewissen Tumor- filtraten gelang, auger Leukamien noch andere Tumoren zu erzeugen. Im Arbeitsbereich Pharmakologie wurden zahl- reiche Benzimidazolderivate teilweise erstmalig hergestellt und auf tumorhemmende wie andere Wirkungen gepruft. Ein neues Elektronenmikro- skop wie die Konstru.ktion eines Ultramikrotoms erlaubten aufschluf3reiche Studien uber die Fein- struktur von Bakterien, Blutzellen und Geweben, insbesondere der Milz. Die Kombination neuer physikalischer Mel3methoden mit biochemischen Studien, ermoglichte die Gewinnung grundlegen- der Erkenntnisse fiber die prosthetische Gruppe des Hemoglobins und verwandter Proteine. In der Abteilung Mir Mikrobiologie wurde ein spezifischer Energiespeicherstoff mit anoxygenem Energiepotential aufgefunden, mit dem durch Anoxybiose cytostatisch gewordene Hefezellen ohne Mitwirkung von Sauerstoff wieder zur Pro- liferation gebracht werden konnen. Im Bereich Angewandte Isotopenforschung, der 1956 gebildet wurde, wurden die Laboratorien fur fi of Arbeitsgruppen eingerichtet und fur Ar- beiten mit - radioaktiven Isotopen ausgeriistet, zum Teil bis zu einem Aktivitatsniveau von einigen hundert Millicurie. Hergestellt wurden u. a. SpezialmeBgerate fur radiochemische Labo- ratorien. Mit der experimentellen Priifung der Verteilung von Radio-Isotopen in den einzelnen Organen je nach Applikationswert wurde be- gonnen; gemeinsam mit dem Arbeitsbereich Klf- nische Medizin wurden zahlreiche diagnostische Versuche mit P32 am Menschen durchgefuhrt. Die Herstellung radioaktiv markierter Verbin- dungen ist angelaufen. Im Auftrage des Amtes fiir Kernforschung und Kerntechnik fungiert der Arbeitsbereich als Isotopenverteilungsstelle fur das Gebiet der Deutschen Demokratischen Re- publik. Mir den Arbeitsbereich Klinische Medizin stand weiterhin die klinische und experimentelle Be- arbeitung der haufigsten Organkrebse im Vorder- grund. Hierbei hat sich eindeutig, gezeigt, daB beim Magen- und Bronchialkrebs die Diagnose sehr oft noch zu spat gestellt wird; der arztlichen Fortbildung auf diesem Gebiet ist daher beson- dere Beachtung zu schenken. In der operativen Behandlung der Bronchialcarcinome wurde die Indikationsstellung zur Teilresektion bzw. totalen Pneumektomie scharf abgegrenzt. Die praopera- ti.ve Rontgenbestrahlung zur Verbesserung der Dauerheilung wurde technisch vervollkommnet. Uber aktuelle Fragen der Anasthesie wurde ein Symposion unter internationaler Beteiligung ab- gehalten. Die Arbeiten des Instituts fur Verglei- chende Pathologie, das bis jetzt noch unzulang- lich in Raumen des Pathologischen Instituts der Veterinarmedizinischen Fakultat der Humboldt- Universitat untergebracht ist, gelten in erster Linie der vergleichenden Pathologie der Ge- schwulste und der Tuberkulose. Mit dem' ersten Bauabschnitt eines eigenen Institutsgebaudes wurde bereits begonnen. Die beiden Arbeitsstellen Mr Kreislaufforschung, die eine provisorische Unterkunft irn Institut fur Medizin und Biologie in Berlin-Buch bzvv..im Stadtischen Krankenhaus im Friedrichshain ge- funden haben, konnten ihre Tatigkeit aufnehmen. Die eine befaBt sich mit der Ausarbeitui g von Operationsmethoden zur besseren Durchblutung des Herzmuskels bei anatomischer und funktio- neller Coronarinsuffizienz, die andere arbeitet uber die Chemie ' des Herzwachstums und der Herzhypertrophie sowie U. a. uber die Zusammen- hiinge zwischen Ernahrung, Korpertatigkeit und Atherosklerose. Die Deutsche Arzneibuchkommission hat die Ar- beiten am 2. Nachtrag zum Deutschen Arznei- buch 6 soweit gefordert, daB sie bis Ende d. J. abgeschlossen werden konnen. Sie wird sich dann anschlief3end der Gestaltung des Deutschen Arzneibuches 7 widmen, an dem bereits fort- laufend gearbeitet wird. Am 1. Juli 1957 wurde das Institut fur Ernah- rungsforschung und die Anstalt fiir Vitamin- forschung und Vitaminprufung der Akademie angeschlossen und so eine Vereinigung dieser beiden 'Institute,, die bisher zwei Ministerien unterstanden, durchgefuhrt. Damit geht ein seit langem gehegter Wunsch von Hrn. Scheunert, der im Januar d. J. verstarb, endlich in Erfi llung. In den 8 Sektionen der Masse fur Medizin fanden zum Teil gemeinsame Sitzungen u. a. auch mit derv Wissenschaftlichen Rat des Ministeriums Air Gesundheitswesen statt. In -zusainmenhangenden 11bersichten ' uber bestimmte Fragenkoinplexe, wurden Empfehlungen erarbeitet, die den zustan Sanitized Copy Approved for Release 2010/04/23: CIA-RDP80T00246A038600260001-5 Sanitized Copy Approved for Release 2010/04/23: CIA-RDP80T00246AO38600260001-5 digen Ministerien zugeleitet worden sind. Es handelt sich hierbei unter anderem um die Ver- wendung der Chemotherapeutica, die Penicillin- behandlung des Scharlachs, um Fragen der vegetativen Dystonie sowie der Hepatitis epi- demica. In der Sektion fur Innere Medizin war auBer- dem die Anwendung der Dispensaire-Methode bei Ulcus-Erkrankungen Gegenstand ausfi hr- licher Erorterungen; die Aussprache fiber die gleiche Methode bei Coronar-Krankheiten wurde begonnen. Die Sektion fur Geschwulstkrankheiten behan- delte in Fortfiihrung der systematischen Erorte- rung der einzelnen Organ-Krebse zusammen mit den Sektionen fur Innere Medizin and fur Chi- rurgie die Bronchial- and die weiblichen Genital- Carcinoine. Die Sektion fur Geburtshilfe and Sauglingsfiir- sorge brachte die Erorterung fiber die Ursachen and Bekampfung der perinatalen Sauglingssterb- lichkeit mit den Themen Embryopathie, Erythro- blastose and Morbus haemolyticus neonatorum zum AbschluB. Sie wandte sich der Aussprache uber den bedeutungsvollen Problemkreis der Be- kampfung der Miittersterblichkeit zu. Die Sektion fur Ernahrung, die durch den Tod von Hrn. Scheunert den Verlust ihres verdienst- vollen Vorsitzenden zu beklagen hatte, befal3te sich gemeinsam mit den Sektionen fur Geburts- hilfe and Sauglinsfilrsorge sowie fiir Hygiene u.a. auch mit der Frage einwandfreier Sauglings- milch. Ferner fand vom 28.-30. Oktober 1956 ein Sym- posion fiber neuzeitliche Ernahrungsfragen unter Beteiligung der Deutschen Gesellschaft fur Er- nahrung e. V. Mainz statt. Die Sektion fur Hygiene veranstaltete im Oktober 1956 gemeinsam mit der Medizinisch-wissen- schaftlichen Gesellschaft fiir die gesamte Hygiene in Dresden eine Jahrestagung, die sich mit Fra- gen der Lebensmittelhygiene sowie der Sozial-, Arbeits- and Abwasserhygiene befaBte. Die Sektion fur Dermatologie beendete die Er- orterung eines Entwurfs fur eine Verordnung zur Bekampfung der Geschlechtskrankheiten, deren endgiiltige Fassung zur Zeit Gegenstand gemein- samer Beratungen mit dem Ministerium fur Ge- sundheitswesen ist. Sie hat ferner Empfehlungen ausgearbeitet, die der Bekampfung der sozial- medizinisch sehr bedeutsamen Berufsdermatosen dienen. Gemeinsam mit der Akademie fur Sozialhygiene, Arbeitshygiene and.arztliche Fortbildung veran- staltete die Klasse fur Medizin im Mai einen Jahreskongrel3 fur arztliche Fortbildung der Arzte and Facharzte aller Fachgebiete in Leipzig. Diese durchaus nicht vollstandige Aufzahlung laBt erkennen, daB sick die Sektionen der Klasse bemuhen, ein wirksames Bindeglied zur Praxis zu sein. Es besteht aber - wie im Vorjahre - Veranlassung, wieder darauf hinzuweisen, daB es Sache der staatlichen Stellen ist, die Empfehlun- gen der Sektionen in geeigneter Form Wirklich- keit werden zu lassen. Die Empfehlungen des Mi- nisterrates aus dem Jahre 1955 konnten aus Mangel an Investitionsmitteln nur unvollstandig verwirklicht werden. Masse fur Sprachen, Literatur and Kunst Der Sekretar der Klasse fur Sprachen, Literatur and Kunst hat zu berichten uber die Fortschritte in den Instituten, die ihr unterstellt sind. Das Deutsche Worterbuch der Bri der Grimm schritt im Jahre 1956 schneller fort als in den Vorjahren seit der Neugri ndung der Akademie. In diesem Jahre erschienen neun Lieferungen. Spatestens 1960 wird das Werk nach mehr als hundertjah- riger Arbeit fertig sein. Eine Neubearbeitung der ersten fi of Buchstaben, also der veralteten Bei- trage von Jakob and Wilhelm Grimm, ist vor- gesehen, eine kiirzende and zusammenfassende zweite Auflage des ganzen Werkes geplant. Bei einer internationalen Arbeitstagung des Instituts wurde beraten fiber Probedrucke zu einem Wor- terbuch and zu einer Grammatik der deutschen Sprache der Gegenwart, fiber die Ausgabe von Werken Goethes and fiber Wi rterbiicher zu her- vorragenden, fur die Geschichte der deutschen Sprache bedeutenden Werken wie Werthers Lei- den` and Gotz von Berlichingen'. Die 1955 ge- griindete Arbeitsstelle fur Literaturgeschichte knupfte mit Literaturhistorikern Ungarns and der Tschechoslowakei Beziehungen, die fur eine ge- plante Geschichte der deutschen Literatur von 1450 bis 1700 von Bedeutung sind. Eine Gramma- tik der deutschen Sprache der Gegenwart, be- stimmt fur die Hand der Studierenden and der Lehrer, liegt im Manuskript vor, bearbeitet von Professor Erben. Das Institut fur griechisch-romische Altertums- kunde, gegrundet im Oktober 1955, hat alte Ar- beitsgruppen zu neuen Aufgaben zusammen- gefaBt. Die hellenistisch-romische Philosophie, das Werk der griechischen Miinzen and die archa- ologische Forschung wurden besonders ge- fordert. Das Institut fur Orientforschung bearbeitete ins- Sanitized Copy Approved for Release 2010/04/23: CIA-RDP80T00246AO38600260001-5 Sanitized Copy Approved for Release 2010/04/23: CIA-RDP80T00246A038600260001-5 besondere die hethitischen Keilschriften aus den Grabungen von Boghazkoj. In der Abteilung Ara- bistik and Turkologie konnte der Katalog der arabisch-alchemistischen Handschriften mit dem dritten Band abgeschlossen werden. In der Ab- teilung Agyptologie wurde die Erforschung der Medizin der alten Agypter unter der Leitung von Hrn. Grapow fortgesetzt. Es erschien ein dritter Band. Das Institut Mr Slavistik hat in seiner sprach- lichen. Abteilung das Russisch-deutsche Worter- buch soweit gefordert, daf3 erste Korrekturen abgeschlossen sind and die zweiten vor dem Ab- schluf3 stehen. Das Pomoranische Worterbuch be- findet sich im Satz. Ein Worterbuch des Sorbi- schen, ein Mecklenburgisches Namenbuch and eine Ortsnamensammlung des Harz-Elbe-Gebietes werden bearbeitet. Die literarhistorische Abtei- lung widmet sich besonders dem Schaffen Alexan- der Herzens and Ivan Turgenevs. In der histo- rischen Abteilung schlof3 Hr. Winter sein Werk ,Der bohmische Vormarz in den. Briefen Bol- zanos an Piihonsky` ab. Es erschien ein Sammel- band Deutsch-slawische Wechselseitigkeit in sieben J'hrhuriderten`. Im Mittelpunkt der Arbeiten'des Instituts fur ro- ma'nische Sprachwissenschaft stehen Untersu- chungen uber die Entwicklung der franzosischen Urkundensprache. Die Verarbeitung der gasco- gnischen Urkunden bildet die Grundlage fur ein Worterbuch der altgascognischen Sprache, dessen erster Band 1958 im Manuskript abgeschlossen werden soil. Die Mitarbeit am Franzosischen Etymologischen Worterbuch Walther von Wart- burgs wurde fortgesetzt. Die sprachwissenschaftliche Kommission arbeitet an vier Einzelunternehmungen: einem Be- deutungsworterbuch der indogermanischen Spra- chen, einem Bedeutungsworterbuch der finnisch- ugrischen Sprachen, einem Ostjakischen Worter- buch and einem Historischen Worterbuch der sprachwissenschaftlichen Terrninologie. Die Arbeitsstelle fair Kunstgeschichte hat mit der Neubearbeitung des Dehioschen Handbuchs der deutschen Kunstdenkmaler begonnen. Am Cor- pus der Romanischen Kunst Mitteldeutschlands and am Corpus der mittelalterlichen Inschriften wurde weitergearbeitet.:Im Rahmen der Union Akademique Internationale wurde die Erfor- schung der mittelalterlichen Glasmalerei im Be- reich der Deutschen Demokratischen Republik aufgenommen. Akademiemitglied Prof. Dr. TH. FRINGS, Sekretar Masse fur Philosophic, Geschichte, Staats-, Rechts- and Wirtscha f tswissenscha f ten Wie in der Bezeichnung der Klasse fur Philo- sophie, Geschichte, Staats-, Rechts- and Wirt- schaftswissenschaften zum Ausdruck kommt, ist hier eine Reihe von Gesellschaftswissenschaften verschiedener Art zusammengefaf3t. Es handelt sich um jene Fachgebiete, die Aufschluf3 geben sollen fiber die Entwicklung des Zusammenlebens der Menschen, ihrer Sippen, Volker and Staaten. Die zur Aufklarung dieser Verhaltnisse unter- nommenen Forschungen behandeln die Zeit vom ersten Auftreten des Menschen bis zur Gegen- wart. Dabei'stehen fortschrittliche Auffassungen auf marxistisch-leninistischer Grundlage in mannigfachen Auseinandersetzungen mit bisher geltenden Anschauungen. Die Zahl der der Klasse angeschlossenen wissen- schaftlichen Einrichtungen hat sich im Jahre 1956 auf 4 Institute and 5 Arbeitsgruppen erhoht. Ihnen zur Seite stehen 5 Sektionen, die sich aus ordentlichen and korrespondierenden Mitgliedern. der Akademie and dariiber hinaus aus weiteren nicht der Akademie angehorenden namhaften Vertretern des jeweiligen Fachgebietes zu- sammensetzen. Durch diese Erweiterung ihres Wirkungsbereiches wird die Akademie in die Lage versetzt, o- die von ihr als hochster wissen- schaftlicher Institution der Deutschen Demokra- tischen Republik erwartete Koordinierung and Betreuung der Forschungsarbeiten zu verwirk- lichen. Die Forschungsarbeiten des Instituts fur Vor- and Friingeschichte erstrecken rich auf die altesten Abschnitte der menschlichen Kulturentwicklung, soweit diese aus der im Boden auf uns gekom- menen Hinterlassenschaft erschlossen werden konnen. Die im letzten Jahre durchgefiihrten Arbeiten and die damit im Zusammenhang stehende inten- sive Pflege des Kontaktes mit den Fachwissen- schaftlern der Nachbarlander in Ost and West trugen wesentlich zur Starkung des Ansehens des Instituts auf' internationaler Basis bei. Die Erforschung der vor- and friingeschichtlichen Wall- and Wehranlagen in den Bezirken Halle, Magdeburg and Schwerin erbrachte wertvolle Ergebnisse, die nicht nur fur die Fragen der bronzezeitlichen sogenannten Lausitzer Kultur, sondern auch fur das deutsch-slawische Problem von Bedeutung sind. Diese Untersuchungen wer- den nunmehr auf Grund einer Vereinbarung mit der Polnischen Akademie der Wissenschaften Sanitized Copy Approved for Release 2010/04/23: CIA-RDP80T00246A038600260001-5 Sanitized Copy Approved for Release 2010/04/23: CIA-RDP80T00246AO38600260001-5 auch auf das Gebiet zu beiden Seiten der unteren Oder ausgedehnt. Ein zweiter wichtiger Fragenkomplex des In- stituts ist die Stadtkernforschung. Die Weiter- fuhrung der Grollgrabungen in der Altstadt von Magdeburg sowie Grabungen im Gebiet von Grol3-Berlin, auf der SchloBinsel von Kopenick, dem Hohen Steinweg and der Nikolaikirche, er- gaben neue wesentliche Aufschliisse fiber die Entstehung and Entwicklung dieser Stadte. Weiterbearbeitet wurde auch die Aufnahme von bronzezeitlichen Schatzfunden. Im Anschlu3 an die Ausgrabungen auf der Tete- rower Burgwallinsel sind neue Untersuchungen in Behren-LUbchin nordlich von Teterow im Gange, bei denen die ausgezeichnete Erhaltung der beim Bau des Walles verwendeten Holzer eine Ermittlung der Konstruktion bis in alle Einzelheiten ermoglicht. Diese Untersuchungen stehen als weitere GroBgrabung in diesem Jahre im Mittelpunkt der Forschungstatigkeit des In- stituts. Die wichtigsten Ergebnisse aus der Arbeit des Instituts sind in einer Reihe von Veroffentlichun- gen niedergelegt worden. An weitere Kreise wendet sich das neu ge- grUndete Nachrichtenblatt fur Vor- and Friih- geschichte, das unter dem Titel ,Ausgrabungen and Funde" erscheint and in leichtverstandlicher Form fiber die neuesten Ergebnisse auf diesem Forschungsgebiet orientiert. Die grof3e Zahl der Abonnenten hat gezeigt, daB es einem dringen- den Bedirfnis entgegenkommt. Der inzwischen erfolgte Umzug nach 10jahriger mangelhafter Unterbringung in neue geeignete Raume im fri heren Preu3enhaus hat die not- wendigen Voraussetzungen zur Erweiterung des Instituts and der Inangriffnahme neuer For- schungsthemen gebracht. Die Arbeiten des Instituts fir deutsche Volks- kunde, deren Ziel die Erforschung der Tradi- tionen and Lebensformen des deutschen Volkes auf dem Gebiet der Volkskultur ist, wurden fort- gefiihrt. Insbesondere wurden Untersuchungen zum Volkslied and der Volkskunde des erzgebir- gischen Bergmannes sowie der Lausitzer Weber angestellt. Eine Veroffentlichung uber Ludolf Parisius and seine altmarkischen Volkslieder wurde im Be- richtsjahr abgeschlossen and ist kiirzlich er- schienen. Einen Beitrag zur GroBstadtvolkskunde bildet eine Studie fiber das Berliner Kinderspiel der Gegenwart, die die Ergebnisse zahlreicher Um- fragen zusammenfaBt. Die bisher erschienenen Bande des ,Deutschen Jahrbuches fur Volkskunde" enthalten neben gro!3eren Abhandlungen Mitteilungen and Be- richte sowie umfassende Literaturilbersichten. Das Jahrbuch soil dem gegenseitigen Verstandnis and der fruchtbaren Zusammenarbeit zwischen der Volkskunde der ostlichen and westlichen Lander dienen. Neben der Zeitschrift konnte eine grof3ere Reihe von Einzelveroffentlichungen zum AbschluB gebracht werden. Die Kommission fur Heimatforschung hat in der Reihe ,Werte der deutschen Heimat" mit der Herausgabe heimatkundlicher Bestandsaufnah- men zunachst im Gebiet von Konigstein in der Sachsischen Schweiz begonnen. Das Institut fur sorbische Volksforschung in Bautzen wurde der Akademie zur Betreuung zu- geordnet. Es betreibt historische, ethnographische and sprachkundliche Untersuchungen fiber den sorbischen Volksteil. Von unmittelbarer' Bedeutung fur alle gegen- wartigen volkswirtschaftlichen Fragen ist die Ar- beit des Instituts fur Wirtschaftswissenschaften. Das Geld- and Kreditproblem, die Verteilung der Investitionen als Voraussetzung fur eine plan- maBige Entwicklung der Volkswirtschaft, Fragen der Arbeitsproduktivitat and der Selbstkosten- senkung. sowie der Rentabilitat der Betriebe and der Wirtschaftsleitung bildeten die Grundlage fir die Untersuchungen des letzten Jahres. Dar- aber hinaus hat es sich mit Fragen des Krisen- zyklus nach dem zweiten Weltkriege, insbeson- dere der wichtigsten wirtschaftswissenschaftlichen Auffassungen in Westdeutschland auseinander- gesetzt. Zahlreiche Publikationen sind im Jahre 1.956 aus dem Institut hervorgegangen. Eine Konferenz zu dem Problem ,Wirtschaft and Wirtschaftswissenschaft in Westdeutschland" Bo- wie eine Tagung der Arbeitsgruppe ?Geld and Kredit" wurden unter internationaler Beteiligung durchgefiihrt. Auf dem Gebiet der Geschichte nahm im Marz 1956 das neu gegrundete Institut fiir Geschichte mit drei Abteilungen and drei Arbeitsgruppen seine Tatigkeit auf. Es vergroBerte sich bis zum Ende des Jahres,auf fi of Abteilungen and vier Arbeitsgruppen. Der Aufbau des Instituts wurde dadurch erleichtert, daB bereits bestehende Ar- beitsgruppen and Abteilungen, namlich die Ab- teilung Wirtschaftsgeschichte, die friiher dem Institut fur Wirtschaftswissenschaften angeglie- dert war, and die Forschungsgemeinschaft ,,Do- kumente and Materialien zur Geschichte der deutschen Arbeiterbewegung", in das Institut iibernommen werden konnten. Sanitized Copy Approved for Release 2010/04/23: CIA-RDP80T00246AO38600260001-5 Sanitized Copy Approved for Release 2010/04/23: CIA-RDP80T00246AO38600260001-5 3. Jahrgang, deft 6/7/8 Die Herausgabe von Quellenpublikationen and die Durchfiihrung von Forschungsarbeiten, vor allern zur deutschen Geschichte der Neuzeit and der Gegenwart, bildete im wesentlichen die Tatigkeit des. neuen Instituts. Darilber hinaus iibernahm es auch die Arbeit an grof3eren Ab- schnitten des Lehrbuches der deutschen Ge- schichte, das fiir die Studenten ein wesentliches Hilfsmittel bei ihren Studien werden soil. Im No- vember 1956 veranstaltete das Institut eine Ar- beitstagung mit polnischen and tschechoslowa- kischen Historikern. Das. langere Zeit hindurch vernachlassigte Ge- biet der Landesgeschichte ist durch Grundung einer Kommission fiir Landesgeschichte in den Arbeitskreis des Instituts aufgenommen wor- den. Das Aufgabengebiet der Arbeitsstelle der ,Moriu- menta Germaniae Historica" umfaf3t Editionen von Quellen zur deutschen Geschichte des Mittel- alters. Die Arbeiten, insbesondere an den Glos- sen zum Sachsenspiegel and den Konstitutionen Karls IV.; die nicht nur fir die Rechtswissen= schaft, sondern auch sprach- and wirtschafts- geschichtlich von Bedeutung sind and noch einer besonderen Auswertung bedi rfen, wurden weitergefiihrt. Die Arbeitsstelle fir Geschichte der deutschen and franzosischen Aufklarung hat ihre Arbeiten soweit gefordert, da3 in diesem Jahre mit dem Erscheinen- mehrerer Veroffentlichungen ' ge- rechnet werden kann. - In-der Leibniz-Kommission wurden insbeson- dere die Arbeiten der Reihen I = Allgemeiner politischer and historischer Briefwechsel - and IV - Politische Schriften - fortgesetzt. Dabei bildete die Korrespondenz mit Gelehrten and Verwandten des Begrinders unserer Akademie einen Schwerpunkt. - - In der Kantausgabe nahmen die laufenden Ar- beiten speziell am Gesamtindex zu Kants Werken and handschriftlichem Nachlaf3 ihren Fortgang. Auf dem- Gebiet der Philosophie wurde auf Vor- schlag der Sektion Philosophie die Arbeitsgruppe ,;Philosophie-historische- Texte" gegriindet. Ihre Aufgabe besteht vor allem darin, den Mangel an wissenschaftlich brauchbaren Texten der Philo- sophie zu beheben. Es wurden Studienausgaben einzelner-Hauptwerke sowie Gesamtausgaben be- deutender Reprasentanten der deutschen Philo- sophie vorbereitet. In Angriff genommen wurde eine Gesamtausgabe der Werke von Ludwig Feuerbach and Joseph Dietzgen. Die Arbeits- gruppe war ma3geblich an- der Gestaltung einer von der Sektion Philosophie veranstalteten Ta- gung fiber ;,Das Problem der Freiheit im Lichte des wissenschaftlichen Sozialismus" beteiligt, an der zahlreiche nahmhafte Gelehrte des Auslandes teilnahmen and der eine besondere Bedeutung in der Frage der Verbindung der Philosophie mit den Problemen der Gegenwart zukam. Akademiemitglied Prof. Dr. W. UNVERZAGT, Sekretar Nach der Berichterstattung der Klassen erteilte Vizeprasident Prof. Dr. W. Friedrich Akademie- mitglied Prof. Dr. H. STUBBE das Wort zu seinem Festvortrag *) Sinn and Bedeutung der Kulturpflanzenforschung Es entspricht einer alten Gepflogenheit unserer Akademie, daB an dem Tage, den .wir dem An- denken von Gottfried Wilhelm Leibniz widmen, vor der Offentlichkeit Rechenschaft abgelegt wird fiber die Arbeit der Akademie and in dem Vortrag eines Akademie-Mitgliedes fiber Wesen and Bedeutung, fiber Stand and Entwicklung seines Fachgebietes gesprochen wird. Wenn in einer, Zeit, in der die gespannte Aufinerksam- keit, aller Menschen .auf die Entwicklung grol3er physikalischer and technischer Probleme ge- richtet, ist, heute in . dieser_ festlichen Stunde uber Sinn . and Bedeutung der Kulturpflanzen- forschung berichtet werden darf, so mogen Sie hieraus erkennen, wie Behr unsere Akademie der gro3en Verpflichtung dient, viele Gebiete der Wissenschaft in ihrem Bereich zu pflegen and zu fordern. Gewi3 kann der Landwirt oder. Biologe, der Probleme der Kulturpflanzenforschung im wei- testen Sinne bearbeitet, sich-zunachst nicht ri h- men, fiber ahnliche aufsehenerregende Ergeb- nisse zu berichten,. wie sie anderen Gebieten der Naturwissenschaften in einer verh5ltnis- ma3ig kurzen Zeit erreichbar sind. Das heil3t, auch these Ergebnisse der Physik and der Tech- nik, die heute in aller Munde sind and die fiber Wohlstand oder Untergang der Menschheit mit entscheiden werden, reichen in. ihren Anfingen weit zuri ck, bis in jene Zeit, in der man be- gann, fiber die stoffliche Zusammensetzung der Materie hachzudenken. Den eigenen Gesetzen der Forschung, dem unaufhaltbaren Beschleu- *) Genehmigter Abdruck aus ?Vortrage and Schriften der Deutschen Akademie der Wissenschaften zu Berlin-, erschienen beim Akademie-Verlag, 1957. Sanitized Copy Approved for Release 2010/04/23: CIA-RDP80T00246AO38600260001-5 Sanitized Copy Approved for Release 2010/04/23: CIA-RDP80T00246AO38600260001-5 nigungsprozeB in der Vermehrung wissenschaft- licher Erkenntnisse and dem Eingreifen ganz bestimmter glucklicher oder unglucklicher Um- weltbedingungen verdanken wir diesen Hohe- punkt physikalisch-technischer Entwicklung. In der Regel vollzieht sich dieser ProzeB im Be- reich einzelner Wissensgebiete gleichmal3iger, mit Wellen and Talern, mit Vorsprungen and Riickschlagen fiber die Menschengenerationen hinweg and von dem einzelnen fast un- bemerkt. So ist der Biologe fast noch immer an die Eigen- art seiner Objekte and an den Rhythmus ihrer natiirlichen Entwicklung gebunden, and die Fra- gen, die er an diese Objekte richtet, konnen oft erst nach vielen Jahren beantwortet werden. Dennoch scheint mir, Sind die Ergebnisse and Probleme der Kulturpflanzenforschung nicht weniger erregend, wenn auch nicht so aktuell and moglicherweise unmittelbar lebensbedro- hend wie diejenigen der theoretischen and an- gewandten Physik, wenn wir bedenken, wie eng beide miteinander verbunden sind, in der Aus- sicht, fiber Gluck oder Ungliick der Menschheit zu entscheiden. Es bedarf keines Wortes, welche grundlegenden Anderungen unseres Weltbildes, welche grol3en Moglichkeiten in der Energie- versorgung and in anderen Gebieten der Tech- nik, in der Medizin, der Biologie and der Land- wirtschaft die Erkenntnisse der Kernphysiker bewirken werden. Wieweit sie aber der fried- lichen Entwicklung in dieser Welt dienen, also nicht mil3braucht werden, hangt davon ab, wie Schnell die Vernunft der Menschen siegen wird, wie Behr wir also selbst die Herren dieser Machte bleiben, wieweit somit die Gefahr kriegerischer Auseinandersetzungen auf dieser Erde endgiiltig aus dem Bereich des Moglichen verbannt wer- den kann. An der Beseitigung dieser Gefahr hat die Kultur- pflanzenforschung in umfassendem Sinne be- deutenden Anteil. Denn einer der vielen Griinde fur den Ausbruch von Kriegen sind Hunger and Not, sind Unzufriedenheit and Armut, die heute noch mehr als die Halfte der Menschheit be- driicken. Sicherlich ist das Problem der Besei- tigung des Hungers nicht allein eine Frage der Steigerung der Produktion landwirtschaftlicher Erzeugnisse and damit ein besonderes Anliegen der Kulturpflanzenforschung, sondern im glei- chen Mafle ein weltweites, gesellschaftspoli- tisches Problem, das die richtige Verteilung der auf dieser Erde produzierten Nahrungsmittel and damit die Uberwindung von Wirtschafts- systemen fordert, die Hungerkatastrophen zu- lassen. Vor welchen Zukunftsaufgaben die Kulturpflanzenforschung mit alien ihren Seiten- zweigen in dieser Situation steht, wird noch zu zeigen sein. Was sie in der Geschichte der Menschheit bisher erreicht hat, mag eindrucks- voll aus der Tatsache hervorgehen, daB jeder Jager and Sammler der Vorzeit eine Flache von vielleicht 10 bis 20 qkm benotigte, um seinen Hunger zu stillen, and daB auf einer Flache derselben Grolle heute 3000 his 6000 Menschen ernahrt werden konnen. Wenn wir diese Tatsache als das bisherige Er- gebnis einer langen Entwicklung ansehen, so erhebt sich die Frage, welche Faktoren denn im wesentlichen die Steigerung der Nahrungs- produktion wahrend der Entfaltung mensch- licher Kultur and Zivilisation bewirkt haben. Bei einer solchen t1berlegung denken wir an die Entwicklung der Landwirtschaft, im be- sonderen an die Fortschritte des Acker- and Pflanzenbaues, die Bearbeitung and Diingung unserer Boden, die Einrichtung von Frucht- folgen zur Erhaltung der Bodenfruchtbarkeit, die Entwicklung des Zwischenfruchtbaues and die Auswahl geeigneter Sorten. Wir erinnern uns der Fortschritte der Pflanzen- and Tier- ziichtung in der Schaffung neuer Sorten and Rassen, der Erfolge der Pflanzen- and Tier- ernahrungsforschung, der Erkenntnisse der Phytopathologie and der Tierseuchenforschung in der Bekampfung von Krankheiten, der Be- gri ndung der Dungemittelindustrie, des land- wirtschaftlichen Maschinenwesens and anderer Dinge mehr. lber diese grol3en Probleme aus der Geschichte der Landwirtschaft will ich heute nicht sprechen. Das entscheidende Problem, das am Anfang dieser Entwicklung steht, ist eng verbunden mit den grol3en Stufen in der Entwicklungsgeschichte der Menschheit, dem Ubergang von der Jagd- und Sammlertatigkeit zur Weidewirtschaft and von der Nomadenwirtschaft zur Sel3haftigkeit and damit zum Ackerbau and zur Erfindung des Pfluges. Es ist das Problem der Entstehung der Kulturpflanzen aus Wildpflanzen, diesem in der Geschichte der Menschheit so bedeutungs- vollen EntwicklungsprozeB, ohne den mensch- liches Leben auf der Erde nur in Behr be- schranktem Mal3e moglich gewesen ware. Der Entstehungsgeschichte unserer Kultur- pflanzen nachzusinnen, als einem mal3gebenden historischen ProzeB bei der Evolution der menschlichen Gesellschaft, ist eines der Pro- bleme, die uns in der Wissenschaft von den Kulturpflanzen immer von neuem nach dem Sanitized Copy Approved for Release 2010/04/23: CIA-RDP80T00246AO38600260001-5 Sanitized Copy Approved for Release 2010/04/23: CIA-RDP80T00246AO38600260001-5 3. Jahrgang, Heft 6/7/8 MITTEILUNGSBLATT 125 Verlangen zu leidenschaftlicher Forschung er- fiillen. Es ist das Besondere dieses Arbeits- gebietes, das es nicht im engen Bereich spe- zialisierter biologischer Untersuchungen ver- harren darf, sondern nur dann dem erstrebten Ziele nahekommt, wenn viele geisteswissen- schaftliche Disziplinen, Palaontologie, Vor- geschichte and Archaologie, Geschichte and Mythologie, Volkerkunde and Sprachforschung, zur Losung mancher Probleme herangezogen werden, die dann die Gesamtschau ermoglichen. Aber. Kulturpflanzenforschung mit solchem Sinn hat nicht nur zu ermitteln, welche biologischen and gesellschaftlichen Vorgange erfolgt sind, um Kulturpflanzen entstehen zu lassen and sie oft weit zu verbreiten, sie hat in gleicher Weise aus dem in der Geschichte der Menschheit histo- risch Gewordenen das Neue, Kunftige and mit den modernen Methoden naturwissenschaft- licher Forschung Mogliche zu erkennen and zu verwirklichen. Es kommt also fur den Biologen nicht allein darauf an, zu erforschen, wie alte and bekannte Kulturpflanzen einmal entstanden rind and sich auf der Erde verbreitet haben, sondern in gleicher Weise zu uberlegen, wie neue geschaffen werden konnen. Dies ist der eigentliche Sinn moderner Kulturpflanzen- forschung, wie sie in unserer Akademie ge- trieben wird. Die Frage nach der Entstehung der Kultur- pflanzen aus Wildpflanzen ist damit zentral auf die biologischen Vorgange gerichtet, die Unter- schiede zwischen Wildpflanzen and Kultur- pflanzen bewirkt haben. Der. Biologe bedient sich hierbei vieler Zweige seiner Wissenschaft. Er hat in griindlichen botanisch-systematischen Untersuchungen die in der Welt vorhandene Formenmannigfaltigkeit einer Kulturpflanzen- gattung zu studieren and zu ordnen and mit den Methoden pflanzengeographischer Forschung ihre Verbreitung zu untersuchen. Er hat die anatomisch-morphologischen Verschiedenheiten festzustellen, die Wildpflanzen von Kultur- pflanzen trennen. Er muf3 mit genetisch-cyto- logischen Methoden die Art.und den Grad der Unterschiede and die verwandtschaftlichen Be- ziehungen zwischen den lebenden Wild-, Pri- mitiv- and Kulturformen prufen, and er bedient sich hierzu der experimentellen Methoden der Kreuzung, um Einblick in die feineren Vor- gange der Verteilung des Erbgutes in den Ge- schlechtszellen and in der Nachkommenschaft zu gewinnen. SchlieBlich hat er festzustellen, welche physiologischen Leistungen Kultur- pflanzen gegenuber ihren Wildformen aus- zeichnen, and er hat die physiologischen Pro- zesse im einzelnen zu untersuchen, die solche Leistungen bedingen. Eine unerla13liche Voraussetzung fur die Arbeit des Kulturpflanzenforschers ist die Sammlung and Erhaltung der auf der Erde vorhandenen Kulturpflanzen and ihrer Primitiv- and Wild- formen. Diese Weltsortimente liefern ihm die Vielfalt der Formen, die er fur seine Unter- suchungen braucht, und' ihre Anlage ist um so dringender, als mit fortschreitender landwirt- schaftlicher Kultur iiberall, auf der Erde die primitiven Landsorten mehr and mehr ersetzt werden durch hochgezuchtete Formen and da- her eridgultig verlorengehen. Gleichzeitig haben diese Sortimente die wichtige Aufgabe, die Ziichtungsforscher der Welt mit den Formen zu versorgen, die sie zur ziichterischen Verbesse- rung der Kulturpflanzen benotigen. Sie erfiillen damit eine grof3e praktische Aufgabe. Diese Formenmannigfaltigkeit der Kultur- pflanzen ist nicht, wie wir seit den grund- legenden Untersuchungen des grof3en russi- schen Botanikers Nikolai Iwanowitsch Vavilov wissen, fiber die gesamte Erde gleichmaf3ig ver- teilt, sondern vielmehr konzentriert auf gewisse Gebirgsregionen der Tropen and Subtropen, den -sog. Mannigfaltigkeits- oder Genzentren der, Kulturpflanzen. In den Gebirgen dieser Genzentren haben nach unseren heutigen Er- kenntnissen bestimmte extreme Umweltverhalt- nisse in grof3er Haufigkeit sprunghafte erbliche Veranderungen, die wir als Mutationen bezeich- nen, entstehen lassen, and die sehr verschie- denen Lebensbedingungen in den Gebirgstalern haben zusammen mit der Isolierung durch die Gebirgszuge die Erhaltung dieser Mutanten er- moglicht. Werden Kulturpflanzen von den Gen- zentren aus verbreitet, so erlischt ihre Formen- mannigfaltigkeit, and sie werden um so ein- heitlicher, je weiter sie von ihrem Entstehungs- gebiet entfernt sind. Vavilov hat in zahlreichen Sammelreisen in der ganzen Welt die geographische Verteil?ung der Arten, Unterarten, Varietaten and einzelnen Merkmale studiert and 8 Mannigfaltigkeits- zentren auf der Erde gefunden, von denen wir annehmen, daB sie fur viele unserer Kultur- pflanzen auch deren Entstehungszentren sind. Aber wir wissen andererseits, daB die grof3e Formenfulle in einem Mannigfaltigkeitszentrum noch kein entscheidender Beweis fur die Ent- stehung einer Kulturpflanze ist. Schon bei den Wanderungen der Menschen in der Frtihzeit ihrer Geschichte wurden diese primitiven Formen ver- Sanitized Copy Approved for Release 2010/04/23: CIA-RDP80T00246AO38600260001-5 Sanitized Copy Approved for Release 2010/04/23: CIA-RDP80T00246AO38600260001-5 breitet and haben in edaphisch and klimatisch gi nstigen Regionen eine neue, sekundare For- menmannigfaltigkeit entwickelt. Hierdurch wird die Aufklarung der Frage, welche Wildformen an der Entstehung einer Kulturpflanze beteiligt sind, betrachtlich erschwert, and wir stehen fur manche von ihnen noch heute vor einem un- gelosten Problem. Nur eine fruchtbare Gemein- schaftsarbeit der Wissenschaftler kann eine Lo- sung dieser Probleme herbeifiihren. Dies wird am Beispiel der Untersuchungen uber die Ent- stehung des Saatweizens besonders deutlich. Vorgeschichtliche and archaologische Funde haben uns daruber belehrt, welche Weizenformen in friingeschichtlichen Epochen der Menschheit angebaut wurden. Ihre Verbreitung ist oft die Folge der Eroberungsziige and Wanderungen jener Stamme and Volker, uber die uns der Historiker Auskunft gibt. Hieraus konnte der Pflanzengeograph durch vergleichende Unter- suchungen verschiedener geschichtlicher Perioden das Verbreitungsareal and die Verbreitungs- dichte dieser Pflanzen bestimmen. Der Syste- matiker war in der Lage, durch den Vergleich morphologischer Merkmale auf die morphologisch ahnlichsten Wildformen hinzuweisen, and Ge- netiker and Cytologen machten durch neue Bastardierungen and cytologische Untersuchun- gen die Beteiligung bestimmter Wildformen an der Entstehung des Saatweizens sehr wahr- scheinlich. Nur durch die Zusammenfassung vieler Einzeluntersuchungen konnte erkannt werden, welches die Geschichte der Entstehung des Saatweizens ist. In anderen Fallen war eine tYbereinstimmung der an diesen Untersuchungen beteiligten Forscher in bestimmten Einzelfragen der Entstehungsgeschichte einer Kulturpflanze noch nicht zu erzielen. Hier sind gewisse Brenn- punkte der Forschung, and nur die sorgfaltige Sammlung weiterer Materialien and neuer experimenteller Befunde kann die Losung bringen. Grundsatzlich aber haben uns die Untersuchun- gen fiber die Entstehung von Kulturpflanzen daruber wohl eindeutige Auskunft gegeben, dal3 dieselben genetischen Prozesse, die wir an den Versuchsobjekten der Vererbungsforscher seit Jahrzehnten studieren, auch bei der Entstehung der Kulturpflanzen eine entscheidende Rolle ge- spielt haben. Dabei sind die Vorgange im beson- deren beteiligt, die wir unter dem Gesamtbegriff der Mutation zusammenfassen. Als es uns ge- lang, mit Hilfe der experimentellen Mutations- forschung die gesamte Formenfulle der Gersten, die auf der Welt vorhanden sind, wieder zu er- zeugen, waren wir berechtigt, zu schlief3en, daf3 auch die in der Natur vorhandene Formenfulle durch die gleichen Vorgange bedingt wurde. Aber ich mu13 noch einen weiteren biologischen Prozef3 hervorheben, der nicht nur bei der Ent- stehung von Kulturpflanzen, sondern in der ge- samten Evolution eine wichtige Rolle spielt, weil er der mutativ bedingten Formenmannig- faltigkeit folgen mul3, um die Formenfulle weiter zu steigern. Ich meine den Prozef3 der Bastar- dierung, der ganz allgemein eine stetige and vielfaltige Neukombination der Erbanlagen be- wirkt and der in Verbindung mit bestimmten Besonderheiten der Zellteilungsmechanismen, die zur Verdoppelung oder Vervielfachung des Erb- gutes in den Zellen fUhren, bei der Entstehung der Kulturpflanzen entscheidend mitgewirkt hat. Denn viele unserer Kulturpflanzen zeichnen sich gegeni ber den Wildformen, aus denen sie ent- standen, dadurch aus, daf3 sie eine vermehrte Zahl von Erbtragern, die wir Chromosomen nennen, in ihren Zellen enthalten and als Folge dieser Vermehrung Riesenwuchs zeigen. Diese Verdoppelung oder Vervielfachung der Chro- mosomensatze bezeichnen wir als Polyploidie, and im besonderen hat ein Vorgang, den wir Allopolyploidie nennen, bei der Entstehung der Kulturpflanzen eine bedeutende Rolle gespielt. Wir kennen diesen Vorgang aus zahlreichen Einzeluntersuchungen sehr genau. Er beginnt mit der Kreuzung verschiedener Arten mit oft unterschiedlicher Chromosomenzahl, die zu einem sterilen Bastard fi hrt. Dieser Bastard wird aber dann durch eine Verdoppelung der Chromo- somenzahl beider Elternarten fertil and tragt den Charakter eines konstant gewordenen Art- bastardes and ist nach seinem Wesen eine neue Art. Dieser natUrliche synthetische Prozel3 1513t sich experimentell wiederholen and so mit Sicherheit aussagen, welche Wild-Elternarten an der Entstehung einer allopolyploiden Kultur- pflanze beteiligt sind. So ist, um nur einige Bei- spiele zu nennen, unser Tabak Nicotiana tabacum eine synthetische Art aus den Wildarten Nico- tiana silvestris and Nicotiana tomentosa, unser Raps Brassica napus aus dem Kohl Brassica oleracea and dem Rubsen Brassica campestris entstanden. Die verschiedenen Weizenarten, die auf der Welt verbreitet sind, verdanken zum Teil ebenfalls ihre Entstehung der Bastardierung verschiedener Wildgras-Arten mit anschliel3en- der Vermehrung der Chromosomenzahl. Bei der Entstehung der Kulturkartoffeln sind vermutlich ahnliche Vorgange im Spiel gewesen. Diese Ver- vielfachung der Chromosomensatze ist eine we- Sanitized Copy Approved for Release 2010/04/23: CIA-RDP80T00246AO38600260001-5 Sanitized Copy Approved for Release 2010/04/23: CIA-RDP80T00246AO38600260001-5 MITTEILUNGSBLATT 127 sentliche Ursache fur die bessere Anpassungs- fahigkeit and oft weltweite. Verbreitung unserer Kulturpflanzen, da sie gleichzeitig auch eine be- trachtliche Steigerung der Leistung dieser For- men hervorgebracht hat, vermutlich durch die Selektion der in Vielzahl vorliegenden leistungs- steigernden Erbanlagen. Wenn wir also fur manche unserer Kultur- pflanzen die Art ihrer Entstehung and ihrer Verbreitung genau verfolgen konnen and uns hierzu vorgeschichtlicher and archaologischer Funde and der Methoden der Systematik and Pflanzengeographie, der Genetik and Cytologic bedienen, so geben uns andere, vor allem, wenn ihre Wildformen heute ausgestorben sind, noch groBe Ratsel auf. Dies ist z. B. der Fall bei einer der bedeutendsten Kulturpflanzen auf der Welt, dem Mais. Vom Mais wissen wir heute nur ?mit Sicherheit, daB er in Amerika, etwa im Bereich der sudlichen Staaten der USA als der nordlichen Grenze and etwa Paraguay als der sudlichen Grenze, als Kulturpflanze entstanden ist. Das haben uns neben einer Anzahl von botanischen Hinweisen wiedeiruin einige geisteswissenschaftliche Diszi- plinen gelehrt. Es gibt keinen vorgeschichtlichen oder archaologischen Fund von Mais in der Alten Welt. Kein geschichtliches Werk weist darauf hin, daB Mais vor der Entdeckung Amerikas in der Alten Welt bekannt war. Die Pflanze ist mit keiner Mythologie and Religion der Alten Welt verbunden. Dagegen haben die Sprachen der alt- amerikanischen Volker zahlreiche and differen- zierte Bezeichnungen fur Mais, Maispflanzenteile and fur Maisprodukte, and in der Mythologie and Religion der mexikanischen and peruani- schen Kulturen spielt er eine bedeutende Rolle. Botanik and Pflanzengeographie zeigen uns an- dererseits, dab die nachsten Maisverwandten, die Gattungen Euchlaena and Tripsacum, nur im mittleren Amerika vorkommen and daB im glei- chen Gebiet auch die Formenmannigfaltigkeit des Maises besonders groB ist. So sprechen die fberlegungen aller Disziplinen dafiir, daB Mittel- amerika das Entstehungszentrum des Maises ist, wobei die Frage noch offenbleiben muB, ob Mexiko oder Peru als primares Entstehungs- zentrum anzusehen ist. Weiteres Licht in diese Frage haben in den letzten Jahren wiederum vorgeschichtliche Un- tersuchungen and auch Arbeiten kernphysika- lischer Natur gebracht. Durch Hohlenausgra- bungen in Bat Cave im Staate New Mexiko wur- den von amerikanischen Forschern in verschie- denen Bodenschichten zahlreiche guterhaltene Maisreste gefunden, die es gestatten, die Ent- wicklung des Maiskolbens wahrend einiger Jahr- tausende zu verfolgen. Dabei enthielt die alteste Schicht Formen, die wir heute nicht mehr kennen, and zwar kleine, schlanke Kolben mit entwickelten Spelzen, die die einzelnen Ktirner umschlossen haben. Wir wissen nun durch ame- rikanische Untersuchungen von Altersbestim- mungen organischer Substanz mit Hilfe des Zer- falls des radioaktiven Kohlenstoffisotops C 14, daB die altesten Kolben von Bat Cave 3000 bis 3500 Jahre alt sind. Aber auch diese Maisformen sind schon kultivierte Formen gewesen, and es fehlt uns bis heute jeder Anhaltspunkt, wie die ausgestorbenen Wildformen, die an der Ent- stehung des Maises beteiligt waren, ausgesehen haben. Wir mussen annehmen, daB seine Ent= stehung um Jahrtausende alter ist and in die Dunkelheit friihester Menschheitsgeschichte zu- riickreicht. Ich hoffe, dab Sie aus diesen wenigen Beispielen zweierlei erkannt haben. Einmal die Tatsache, wie notwendig die Zusammenarbeit natur- and geisteswissenschaftlicher Disziplinen auf dem Gebiet der Kulturpflanzenforschung ist, wie neben allem notwendigen Spezialistentum nur die Synthese die groBen Zusammenhange zwi- schen !;biologischen and gesellschaftlichen Pro- zessen bei der-Entstehung and Ausbreitung einer Kulturpflanze erkennen laBt. Es muB leider ge- sagt werden, daB die Erkenntnis von der Not- wendigkeit fruchtbarer Zusammenarbeit be- sonders in Deutschland noch immer auf Wider- stande stoat, weil so manche Wissenschaftler glauben, daB sie in der personlichen Freiheit des Forschens and in ihrer Anerkennung beein- trachtigt wiirden, wenn sie sich einer echten Gemeinschaft der nach einem groBen wissen- schaftlichen Ziel Strebenden eingliedern. Hier sind grundsatzliche Anderungen in unseren Auf- fassungen vom Wert wissenschaftlicher Arbeit dringend erforderlich, die neben der hochspezia- lisierten Einzelleistung die geschlossene Gemein- schaftsarbeit einer Gruppe von Wissenschaftlern als gleichberechtigt ermoglichen. Zuni anderen mogen Sie aus meinen Beispielen entnommen haben, daB wir fur viele KultUr- pflanzen den Weg, den sie bei ihrer Entstehung gegangen sind, schon klar erkennen. Dies gibt uns die Moglichkeit; zu priifen, welche Wege heute experimentell beschritten werden konnen, um neue Kulturpflanzen ziz schaffen. Dabei han- delt es sich hier nicht nur um die Frage,? welche Aussichten bestehen, Kulturpflanzen anderer, klimatisch bevorzugter Lander bei uns zu akkli- Sanitized Copy Approved for Release 2010/04/23: CIA-RDP80T00246AO38600260001-5 Sanitized Copy Approved for Release 2010/04/23: CIA-RDP80T00246AO38600260001-5 MITTEILUNGSBLATT 3. Jahrgang, Heft 6/7/8 matisieren and zu selektionieren, um sie anbau- wurdig zu machen, sondern in erster Linie darum, aus Wildpflanzen oder schon in bestimmter Hin- sicht genutzten Pflanzen wirkliche Kultur- pflanzen zu schaffen. Im grof3en Rahmen der Kulturpflanzenforschung gehoren diese Auf- gaben in den engeren Bereich der Ziichtungs- forschung, die unter Mitwirkung vieler biolo- gischer Teilgebiete an einer Verbesserung un- serer Kulturpflanzen and an der Umwandlung von Nutzpflanzen in Kulturpflanzen arbeitet. Von Nutzpflanzen sprechen wir, wenn diese Pflanzen in ihren natiirlichen Bestanden oder auch schon im Anbau einer bestimmten Eigen- schaft wegen genutzt werden, wenn sie aber da- neben noch viele Merkmale and Eigenschaften von Wildformen zeigen. Viele Heilkrauter and el3bare Beeren tragende Straucher, die in unseren Waldern wachsen, sind solche Nutzpflanzen. Unsere Waldbaume sind in vielen Gebieten der Erde Nutzpflanzen einer hoheren Stufe, indem sie bereits durch die vorausschauende Planung des Menschen angebaut werden, and sie befinden sich uberall da im fYbergang zur Kulturpflanze, wo nun an der Verbesserung ihrer Leistung in dieser oder jener Hinsicht gearbeitet wird. Es gibt kein besseres Beispiel, das Ihnen die Entwicklung einer Nutzpflanze zur Kulturpflanze zeigen kann, als das Beispiel der Lupine, die in den letzten 30 Jahren auf der Grundlage biologischer Er- kenntnisse zu einer Kulturpflanze geworden ist, indem ganz planmaf3ig eine Anzahl von Wild- merkmalen and -eigenschaften durch Kultur- merkmale and -eigenschaften ersetzt wurden. Hierfiir sind in erster Linie einfache mendelnde Mutationen verantwortlich gewesen. Von den im Mittelmeergebiet beheimateten Lu- pinenarten ist die weifle Lupine schon im Alter- tum landwirtschaftlich genutzt worden, wahrend die gelbe and die blaue Lupine erst viel spater angebaut wurden. Alle 3 Arten dienten im wesentlichen der Grundungung, um den Boden mit Stickstoff and Humus anzureichern. Sie wurden sicherlich bald, nachdem man sie als wertvolle Nutzpflanze erkannte, auf GroBe der Samen and lppigkeit des Wachstums selektio- niert, behielten aber in den meisten anderen Merkmalen den Charakter von Wildpflanzen. Im besonderen zeichneten sie Bich durch einen hohen Alkaloidgehalt aus, der sie zur Verfi tte- rung an Tier and Mensch unbrauchbar and damit ihren hohen Eiweif3gehalt nicht verwertbar machte. Die Verminderung des Alkaloidgehaltes, also die erbliche Umwandlung der Bitterlupine in eine SuIllupine gelang vor 30 Jahren Reinhold von Sengbusch im Kaiser-Wilhelm-Institut fur Ziichtungsforschung in Muncheberg, der Mil- lionen von Einzelpflanzen chemisch priifen muf3te, ehe er die sehr seltenen Mutationen zur Alkaloidarmut fand and sie vermehren konnte. Diesem wichtigen Schritt auf dem Wege zur Kul- turpflanze folgten bei der Lupine bald weitere: das Nichtplatzen der reifen Hulsen and das Fest- sitzen der Hulsen am Fruchtstand zur Sicherung des Samenertrages, die Unbehaartheit der Hulsen zur Verbesserung der Qualitat and Keimfahig- keit der Samen, die Weichschaligkeit der Samen als Voraussetzung fur eine gleichmaf3ige Kei- mung, eine schnelle Jugendentwicklung, gleich- m0ige Bltite and Reife aller Fruchtstande and schlieBlich die Anpassung an verschiedene Boden- arten and die Resistenz gegen Krankheiten. Alle diese Merkmale and Eigenschaften sind in planmaf3igen Versuchen als spontane oder ex- perimentell erzeugte Mutationen gefunden wor- den. Sie wurden im Kreuzungsexperiment kombiniert and haben aus der Lupine eine echte Kulturpflanze werden lassen. Wir haben keinen Grund zu zweifeln, da13 viele andere Kultur- pflanzen im Verlauf von Jahrtausenden in der gleichen einfachen Weise entstanden sind, wah- rend bei anderen der Weg von der Wildpflanze zur Kulturpflanze zwar die grundsatzlich gleichen genetischen Prozesse aufzeigt, die dann sekundar kompliziert wurden, etwa durch die Erscheinun- gen der Polyploidie, auf die ich vorhin schon hin- gewiesen habe. Wahrend wir im Fall der Lupine von einer schon angebauten Nutzpflanze ausgingen, sind die Kul- turpflanzenforscher in alien Landern bestrebt, mit Hilfe der Mutationsforschung neue Kultur- pflanzen aus Wildpflanzen zu schaffen. Oft handelt es sich, wie bei der Lupine, darum, nahrstoff- reiche Wildpflanzen durch die Verminderung oder das Fehlen schadlicher Inhaltsstoffe nutz- bar zu machen, wie die Befreiung des Stein- klees Melilotus vom Cumarin, der Geisraute Ga- lega vom Galegin. In anderen Fallen ist man be- strebt, Mutationen zu finden, die wertvolle In- haltsstoffe in den Pflanzen anreichern, um sie damit kulturwurdig zu machen. Dabei spielen auch niedere Pflanzen, wie Pilze, Algen and selbst Bakterien, eine Rolle. So ist einer der ertrag- reichsten Penicillin-Stamme in Amerika experi- mentell nach Bestrahlung mit ultraviolettem Licht als Mutation entstanden. Sicherlich konnte auch die Alge Chlorella, deren photosynthetische Leistungsfahigkeit in Abhangigkeit von den Kulturbedingungen die Ertrage unserer besten hoheren Kulturpflanzen um das Vielfache iiber- Sanitized Copy Approved for Release 2010/04/23: CIA-RDP80T00246AO38600260001-5 Sanitized Copy Approved for Release 2010/04/23: CIA-RDP80T00246AO38600260001-5 trifft, noch weiter durch die Selektion von Stammen, die die - Sonnenenergie ?besser aus- nutzen, in ihrer Produktion von Kohlenhydraten, Fett and EiweiB gesteigert werden and da- mit ganz neue Moglichkeiten der Erweiterung der Nahrungsgrundlage schaffen, falls dies einmal erforderlich werden sollte. Schlie3lich kann man sich vorstellen, daB auch Bakterien, .die als Symbionten unserer Kulturpflanzen von Bedeutung sind, eines Tages selbst zu Kultur- pflanzen werden konnen, wenn sie durch den Willen des Menschen in einer zweckbestimmten Richtung entwickelt werden. Hier liegt ein grofes Feld kunftiger biologischer Arbeit im weiten Rahmen der Kulturpflanzenforschung vor uns, das wiederum in der Gemeinschaft von Mikro- biologen, Genetikern and Physiologen seine besten Ergebnisse zeigen wird. Solche praktisch nutzbaren Probleme der Kul- turpflanzenforschung gibt es sicherlich in grofer Zahl. An. ihrer Losung zu arbeiten wird um so leichter sein, je besser die theoretischen Grund- lagen der Biologie verstanden werden, insonder- heit die Fragen der erblichen Variabilitat and damit der Formbarkeit der Organismen. Diese in ihren stofflichen Grundlagen zu erkennen, also die chemisch-physiologischen and biochemischen Wirkungen der Erbanlagen auf ihrem Wege zum gepragten Merkmal and -zur gebildeten Eigen- schaft zu verstehen, ist ein Gebot moderner na- turwissenschaftlicher Forschung, in seiner Be- deutung vergleichbar den Untersuchungen, die uns zur Erkenntnis vom Bau der Atome and der Wirkung atomarer Krafte gefuhrt haben. Die Bedeutung der Kulturpflanzenforschung fur die kunftige Entwicklung der menschlichen Ge- sellschaft kann wohl nicht besser begriindet werden als mit dem Hinweis auf die bange Frage, ob die auf der Welt vorhandene and mog- liche Nahrungsgrundlage mit dem unaufhalt- samen Anwachsen der menschlichen Population Schritt halten kann. Die Weltbevolkerung be- tragt gegenwartig 2,7 Milliarden Menschen. Sie wachst sti ndlich um 5000 Menschen and jahrlich um 43 Millionen. Sie wird sich am Ende des Jahr- hunderts verdoppelt haben. Wieviele Menschen haben auf der Erde Raum? Wird es Brot fur alle geben, oder werden bei gleichmaBiger Zunahme der Weltbevolkerung eines Tages noch mehr Menschen hungern and schlieBlichverhungern? Wohl selten ist uber ein so wichtiges and groBes Problem so viel Gegensatzliches gesagt worden wie uber die Frage der Beziehung von Nahrungs- grundlage zum Bevolkerungszuwachs, seit Mal- thus vor 150 Jahren lehrte, daB die Menschen sich in geometrischer Progression vermehren, die Nahrungsproduktion dagegen in arithme- trischer Progression steigt. Wenngleich heute als gesichert gelten kann, daB die These von Mal- thus widerlegt ist, weil von ihm die Moglichkeiten der Nahrwerterzeugung nicht iibersehen werden konnten and in den letzten 100 Jahren eine An- zahl wichtiger Entdeckungen gemacht wurden, deren Anwendung die Nahrungsproduktion in manchen Landern schneller steigen lieB als den Bevolkerungszuwachs, mussen wir uns den- noch vor oberflachlichem Optimismus hiiten and nicht glauben, daB Bich dieses entscheidende Problem der Menschheit von selbst erledige oder uns nichts mehr anginge, weil sich kunftige Generationen damit auseinanderzusetzen haben. Es bedarf vielmehr sofort groBter Anstrengungeit and einer weitschauenden Planung im WeltmaB- stab, um alle Voraussetzungen zu schaffen, damit UberschuBgebiete ihre Produkte an Mangel- gebiete abgeben and these wieder hierdurch zu leistungsfahigen Gebieten entwickelt werden, damit sie in der Produktion von Nahrung mit deco Bevolkerungszuwachs Schritt halten. Denn gerade die entwicklungsfahigen Zonen unserer Erde sind diejenigen des starksten Geburten- iiberschusses, wahrend mit steigendem Woh.j- stand in der Regel der Bevolkerungszuwachs . nacllaBt oder ganz zum Stillstand kommt. Die Steigerung der Leistungsfahigkeit unserer Kulturpflanzen and Haustiere and die Kontrolle der Entwicklung der Erdbevolkerung sind groBe biologische Aufgaben, die von gesellschaftlichen and damit politischen Problemen nicht zu trennen sind. Sie konnen nicht einseitig gelost werden, sondern bedurfen des Zusammenwirkens einer Mehrzahl von MaBnahmen. Fur den Forscher steht dabei im Vordergrund das stete Bemuhen um die Vermehrung wissen- schaftlicher Erkenntnisse auf alien Teilgebieten der Biologie, die ihn den lebenden Organismus in alien Funktionen and Leistungen immer besser verstehen lal3t. Erst die Klarung der wissen- schaftlichen Grundlagen der Lebensprozesse er- moglicht ihre Ausnutzung zum Wohle der Men- schen, and es ist eine wichtige and vordring- liche Aufgabe, das groBe Reservoir biologischer Erkenntnisse standig weiter zu fiillen, um es dann fur seine Anwendung in der Praxis auszu- schopfen. Dazu gehort aber auch die . Verbreitung wissen- schaftlicher Ergebnisse in immer groBeren Krei- sen einer Bevolkerung durch ein vollkommenes System von Bildungsanstalten and Bildungs- moglichkeiten, denn die tYberwindung des Nicht- Sanitized Copy Approved for Release 2010/04/23: CIA-RDP80T00246AO38600260001-5 Sanitized Copy Approved for Release 2010/04/23: CIA-RDP80T00246AO38600260001-5 wissens ist eines der wirksamsten Mittel zur Erreichung des Wohlstandes auf dieser Erde. Wir wissen, mit welchem Ernst and welcher Zuver- sicht sich die noch entwicklungsfahigen Volker um die Verbesserung des Bildungswesens be- muhen, wir wissen aber auch, wie weft noch hoch- zivilisierte Volker davon entfernt sind, das geistige Kapital in den Kopfen ihrer Menschen voll zu entfalten and zu nutzen. Daruber hinaus beriihren sich Wissenschaft and Wirtschaft in ihrem Bemilhen um . eine Steige- rung der Nahrungsproduktion in engster Weise, and wenn wir diese Frage stellen, durch welche MaBnahmen in der Welt die Gefahr des Hungers wohl beseitigt werden konnte, so sind es in erster Linie technische Entwicklungen, die eine Voraus- setzung fiir die immer breitere Anwendung aller Erkenntnisse der Kulturpflanzenforschung sind. Die Moglichkeiten, den Nahrungsraum auf unserer Erde zu erweitern, sind bei dem gegenwartigen Stand der Entwicklung der Volker verschiedener Art, wobei die Mobilisierung der vorhandenen Reservers an erster Stelle steht. Wie Schnell sich diese Reserven mobilisieren lassen, gehort in den Bereich der Arbeit der Staatsmanner and Poli- tiker. Es sind schwerwiegende Probleme, die sicherlich nur auf der Grundlage des guten Wil- lens and eines wohlausgebauten Systems der gegenseitigen Hilfe gelost werden konnen. Bei einer also mehr theoretischen Betrachtung dessen, was geschehen kann, diirfen wir nie ver- gessen, daB Bich der groBte Teil der Landwirt- schaft auf unserer Erde noch im Zustand primi- tiver Landwirtschaft oder bestenfalls des 'Ober- gangs von primitiver zu moderner Landwirt- schaft befindet. Bei vorsichtiger Schatzung ist anzunehmen, daB die Ackerflache der Erde ohne Schaden noch auf das Doppelte der heutigen Flache vermehrt werden kann. Die Urbar- machung groBer Gebiete, die geniigend Wasser enthalten, spielt im dicht bevolkerten Europa kaum noch eine Rolle, sie ist auf Asien and manche Gebiete der Tropen beschrankt, die nur zu einem Bruchteil landwirtschaftlich genutzt werden. Hier kann mit Hilfe agrotechnischer MaBnahmen Neuland durch Umbruch and Kulti- vierung geschaffen werden.. Ahnliches gilt fiir die groBen Trockengebiete dieser Erde, die durch die Anlage von Staudammen im Mundungs- gebiet, im Mittellauf and im Queligebiet der gro- Ben Strome in fruchtbare Regionen verwandelt werden konnen. Nur ein geringer Prozentsatz der in diesen Stromen zum Meer abflieBenden Wassermenge wird heute genutzt, and Lander wie Agypten, China, Indien u. a. lassen die gro- Ben Moglichkeiten in der Erweiterung der Nah- rungsproduktion erkennen, die eine Bandigung der groBen Strome bewirken konnte. Aber die Gewinnung von Neuland durch Um- bruch and Bewasserung steht nicht einmal im Vordergrund bei allen t?berlegungen, wie die Nahrungsgrundlage bis zum Ende dieses Jahr- hunderts bei einer Verdoppelung der WeltbevSl- kerung zu entwickeln sei. Das Hauptproblem besteht in einer Steigerung der Hektarertrage auf den schon landwirtschaft- lich genutzten Flachen, also die Erreichung einer entsprechend den jeweiligen Bedingungen hoch- sten Intensitatsstufe. Sie kann unter Ausnutzung vieler schon angst bekannter wissenschaftlicher Tatsachen herbeigefiihrt werden. Einmal durch die Verbesserung der Bodenbear- beitung and der Pflege der Kulturen durch den zunehmenden Einsatz von landwirtschaftlichen Maschinen. Hier liegen bedeutende Reserven, wenn man bedenkt, daB groBe Teile der Welt noch mit primitiven Handgeraten bearbeitet werden. Zweitens durch eine immer bessere An- wendung der Erkenntnisse der Agrikulturchemie zur Erhaltung and Steigerung der Bodonfrucht- barkeit durch die Zufuhr von Pflanzennahr- stoffen, die nur in ganz wenigen Teilen der Welt, wie etwa in Japan, in annahernd ausreichendem MaBe gegeben werden. Dabei ist der Nahrstoff- versorgung der Wiesen and der Weiden besondere Aufmerksamkeit zu schenken. Das Studium der Wirkung einzelner Nahrstoffe, die Entwicklung der Diingemittelindustrie and die ErschlieBung natiirlicher Lagerstatten werden uns auf lange Sicht von der Gefahr des Hungers befreien konnen. Drittens durch die Anwendung der Er- gebnisse der Pflanzenziichtung and die Bereit- stellung ertragreicher Sorten unserer Kultur- pflanzen, die den jeweiligen Umweltverhalt- nissen am besten angepaBt sind, and die re- sistent sind gegen pflanzliche and tierische Krankheitserreger. Viertens schlieBlich wird eine weitere indirekte Ertragssteigerung alley landwirtschaftlich genutzten Flachen moglich sein, wenn es gelingt, die durch das Studium der Krankheitserreger gefundenen Bekamp- fungsmaBnahmen in groBem MaBstab and mit technischen Hilfsmitteln anzuwenden, mit denen die sonst hohen Verluste auf den genutzten Flachen vermieden werden, and wenn weiter- hin die Vorrate an Ernteprodukten durch ge- eignete MaBnahmen der richtigen Lagerung and Aufbewahrung in vollem MaBe ihrer Ver- wendung zugefuhrt werden. Die Steigerung der Pflanzenproduktion auf der Sanitized Copy Approved for Release 2010/04/23: CIA-RDP80T00246AO38600260001-5 Sanitized Copy Approved for Release 2010/04/23: CIA-RDP80T00246AO38600260001-5 3. Jahrgang, Heft 6/7/8 MITTEILUNGSBLATT Grundlage wissenschaftlicher Erkenntnisse der Kulturpflanzenforschung durch die -Entwicklung technischer and industrieller Einrichtungen wird eine Steigerung der Produktion tierischer Er- zeugnisse zur unmittelbaren ?Folge haben. Auch hier konnen noch ungeahnte Reserven mobili- siert werden and viele neue Ergebnisse der Wissenschaft Anwendung finden. Bedenken wir nur, welche unerschopfliche Quelle an tierischem EiweiB die groBen Meere unserer Erde darstellen, die nur an ktistennahen Gebieten bisher ge- nutzt wird. Damit sind aber langst nicht alle Moglichkeiten, die uns zur Steigerung der Nahrungsproduktion zur Verfiigung:' stehen, genannt. Die Reserven sind groB and -konnten uns zu einer durchaus optimistischen Haltung veranlassen, wenn man ernsthaft beginnen wurde, sie zu nutzen. Es handelt sich ja nicht allein darum, den ersten Bevolkerungszuwachs auf der Erde mitzuer- nahren, sondern vordringlich darum, etwa der Halfte der auf der Erde lebenden Menschenaus- reichende Nahrung zur Verfugung zu stellen, die sie bisher nicht erhalt. Auch findet die Erweiterung des Nahrungsraumes durch Landgewinnung in vielen dichtbevolkerten Landern, also auch bei uns in Deutschland, eine Grenze durch den hohen Bedarf an Wohn- raum, an Erholungsgebieten and an Schutzgebie ten fur eine moglichst ursprungliche and nattir- liche Landschaft,' auf die wir nicht verzichten konnen im Interesse der Volksgesundheit and der Wissenschaft and um der Wiirde des Menschen willen. Die Forderung nach einer umfassenden Raumplanung wird daher immer dringender, damit Fehlplanungen grof3en Stils vermieden werden, wie sie sich heute schon hier' and da auf der Welt bemerkbar machen. Zu diesen grof3en Fehlleistungen der Menschheit gehort aber auch die Investition von Milliarden in unfruchtbaren Rustungsunternehmungen and militarischen Einrichtungen, anstatt these Aus- gaben durch eindeutige Abmachungen inter- national auf';ein Minimum zu beschranken and die damit freiwerdenden Mittel endlich fur die Gewinnung von Wohnraum, von Kulturland, von Nahrung and fur die Forderung der Wissen- schaft einzusetzen. Erst wenn dieser Zeitpunkt gekommen sein wird, konnten wir dem Problem des Wettlaufs zwischen Bevolkerungszuwachs and Erweiterung der Nahrungsbasis mit einiger Aussicht auf eine befriedigende Losung entgegen- sehen. In den entwicklungsfahigen Landern aber, in denen die Nahrungsproduktion fur die nachste Zukunft noch nicht mit dem Bevolkerungszu- wachs Schritt halten kann, werden noch weitere biologische and medizinisch-hygienische Er- kenntnisse Verbreitung finden mussen, die in China schon heute aus der groBen Sorge fur die Gesundheit des Volkes diskutiert werden, die Fragen einer verantwortungsbewuBten Geburten- kontrolle. Eine Losung dieser vielfaltigen Aufgaben, an denen die ? Bedeutung der Kulturpflanzenfor- schung im weitesten Sinne immer wieder er- kennbar ist, wird nur Schritt fur Schritt moglich sein. Sie wird ihre tiefe Befriedigung in dem Weg zu dem hochsten Ziel finden, das wir alle vor Augen haben: der Achtung des Krieges and der Geburt des Friedens auf dieser noch so friedlosen and unvollkommenen Erde. i Diese unausloschliche Wahrheit zu erkennen and ihr durch seine Arbeit zu dienen, erfi llt den Forscher bei alien Widerstanden, die sich ihm auf diesem Wege entgegenstellen, mit der ruhigen GewiBheit von dem guten Sinn seiner Arbeit, and er mag Bich eines Wortes erinnern, das Gott- hold Ephraim Lessing einsf geschrieben hat: ,,Nicht die Wahrheit, in deren ' Besitz irgendein Mensch ist, oder zu sein vermeinet, sondern die aufrichtige Miihe, die er angewandt hat, hinter die Wahrheit zu kommen, macht den Wert des Menschen. Denn, nicht durch den Besitz, sondern durch die Nachforschung der Wahrheit'erweitern sich seine Krafte, worin allein seine immer wachsende Vollkommenheit bestehet." Sanitized Copy Approved for Release 2010/04/23: CIA-RDP80T00246AO38600260001-5 Sanitized Copy Approved for Release 2010/04/23: CIA-RDP80T00246A038600260001-5 AnschlieBend erfolgte die feierliche Uberrei- chung der Leibniz-Medaillen. Von der Deutschen Akademie der Wissenschaften zu Berlin wurden ausgezeichnet: Herr Arthur Munch, Karl-Marx-Stadt, in Anerkennung seiner Verdienste um die Er- forschung der vielgestaltigen, geologisch bedeut- samen Graptolithen; Herr Max Volk, Steinach/Thiiringen, in Anerkennung seiner Verdienste um die grund- legende Erforschung des Thuringer Oberdevons and des Phycodenschiefers; Herr Oberstudiendirektor i. R. Dr. Karl Hoh- mann, Eichwalde b. Berlin, in Anerkennung seiner Verdienste um die Erforschung der Vor- und Friingeschichte der Mark Brandenburg. Vizeprasident Prof. Dr. W. Friedrich schloB die Feier des Leibniz-Tages mit einem Dank an die Regierung der Deutschen Demokratischen Repu- blik fiir die groBziigige Forderung von Wissen- schaft and Forschung. Sanitized Copy Approved for Release 2010/04/23: CIA-RDP80T00246A038600260001-5 Sanitized Copy Approved for Release 2010/04/23: CIA-RDP80T00246AO38600260001-5 MITTEILUNGSBLATT 133 Beschlul3 des Plenums der Deutschen Akademie der Wissenschaften zu Berlin Ober die Bildung and TAtig- keit der Forschungsgemeinschaft der naturwissenschaftlichen, technischen and medizinischen In- stitute der Deutschen Akademie der Wissenschaften zu Berlin vom 16. Mai 1957 Die Wissenschaft and ihre Anwendungen be- stimmen heute das geistige and kulturelle Leben der Volker and jedes einzelnen wie nie zuvor. Von den Ergebnissen der Forschung, angewandt in Technik, Medizin and Wirtschaft, erhofft eine standig wachsende Bevolkerung der Erde bessere Ernahrung, gesteigerte Lebenserwartung, reichere Lebenshaltung and die Moglichkeit zur Befriedigung hoherer kultureller Bediirfnisse. Fruchtbare Anregungen fur eine breite Entwick- lung and fiir die Erschlief3ung neuer praktischer Moglichkeiten kann allerdings nur eine Wissen- schaft gewahren, die primer auf breiter Basis Erkenntnisse sucht and these auch. auf die Lo- sung von Tagesfragen,und auf weiter gespannte Aufgaben anwendet, : ohne sich jedoch vollig durch unmittelbar erken-nbaren Zweck and Nut- zen leiten zu lassen. Niemals darf indes tiber- sehen werden, da13 in alien Bereichen der For- schung hochgeziichteter Individualismus auf ge- fahrliche Irrwege der Entwicklung fiihren kann. Es ist daher notig, das Gefiihl der Verantwort- lichkeit bei alien denen zu`scharfen, die Wissen- schaft treiben, anwenden and fordern. Den rechten Weg zeigt die Besinnung auf die Einheit der Wissenschaft.Die Akademie gewinnt dabei in der Bewahrung ihrer alten Traditionen einen neuen lebendigen Auftrag. Die bisher geubte Verteilung der naturwissen- schaftlichen, technischen and medizinischen In- stitute auf einzelne Klassen stand der Verwirk- lichung dieser Aufgabe der. Akademie. oft ernst- haft im Wege. Im besonderen erwuchs aus ihr den Klassen eine schwere Belastung an Verwal- tungsarbeiten. Auf3erdem war ein wirksames Zu- sammenschalten von Instituten verschiedener Klassen zu gemeinsamer Arbeit kaum zu er- reichen. Gemeinschaftsarbeiten sind aber in der Regel unentbehrlich fiir die erfolgreiche Losung von wissenschaftlich and volkswirtschaftlich not- wendigen Arbeiten, vor allem bei Schwerpunkt- arbeiten groler Aktualitat. Aus diesem Grunde werden die naturwissen- schaftlichen, technisschen and medizinischen In- stitute der Akademie zu einer Forschungsgemein- schaft zusammengeschlossen. Eine gerechte Beriicksichtigung der Bediirfnisse von Forschung, Technik and Volkswirtschaft wird dadurch gewahrleistet, daB in der Leitung der Forschungsgemeinschaft Wissenschaftler ge- meinsam mit Vertretern der Regierung der Deut- schen Demokratischen Republik entscheiden. I. (1) Mit Wirkung vom 1. Juli 1957 wird die For- schungsgemeinschaft der naturwissenschaftlichen, technischen and medizinischen Institute der Deutschen Akademie der Wissenschaften_ zu Berlin als Einrichtung der Akademie im Sinne des ? 3, Abs. 1, ihres Statuts gebildet. (2) In dieser Gemeinschaft werden 'die natur- wissenschaftlichen, technischen and medizi- nischen Forschungsstatten der Akademie zu- sammengefaf3t. H. (1) Der Forschungsgemeinschaft werden fur die in ihr zusammengeschlossenen Forschungsstatten die nach dem Statut der Akademie dem erweiter- ten Presidium and den Klassen zugewiesenen Aufgaben der Beratung and Beschlul3fassung Ober den 1wissenschaftlichen Arbeitsplan, den Haushaltsplan and den Investitionsplan sowie die 'berpriifung ihrer Durchftihrung iiber- tragen. (2) Zur Durchfiihrung der in Absatz .1 ?gekenn- zeichneten Aufgaben kann die Forschungs- gemeinschaft die Einrichtungen der Akademie in dem erforderlichen Umfang in Anspruch neh- men. III. Die Forschungsgemeinsehaft hat ei.n Kuratorium and einen Vorstand. .IV. (1) Das Kuratorium soil bis zu 30 Mitglieder um- fassen. Mindestens die Halfte der Mitglieder des Kuratoriums miissen Mitglieder der, Akademie sein. (2) Die Mitglieder des Kuratoriums werden im Einvernehmen mit derv Presidium der Akademie von derv Ministerprasidenten bzw. seinem fiir die Angelegenheiten der Akademie.zustandigen Stell- vertreter berufen. (3) Die Mitglieder des Kuratoriums werden fur einen Zeitraum von vier Jahren berufen. Ihre Wiederberufung ist zulassig. Sanitized Copy Approved for Release 2010/04/23: CIA-RDP80T00246AO38600260001-5 . Sanitized Copy Approved for Release 2010/04/23: CIA-RDP80T00246AO38600260001-5 (4) Aus dem Kreise seiner Mitglieder wahlt das Kuratorium den Vorsitzenden, der Mitglied der Akademie sein muB. (5) Zu den Sitzungen des Kuratoriums dtirfen die Mitglieder keinen Vertreter entsenden. tJber Ausnahmen entscheidet der Vorsitzende. V. (1) Die Geschefte der Forschungsgemeinschaft ftihrt der Vorstand. Er besteht aus dem Vor- sitzenden des Kuratoriums and einer Reihe wei- terer Mitglieder des Kuratoriums, welche Mit- glieder der Akademie oder Direktoren von In- stituten der Akademie sein mussen. Diese wei- teren Vorstandsmitglieder werden vom Kurato- rium bestellt. Ihre Zahl soli so bemessen sein, daB der Vorstand seine fachlichen and organisato- rischen Aufgaben erfUllen kann. Der Vorsitzende des Kuratoriums soil zugleich den Vorsitz im Vorstand der Forschungsgemeinschaft fUhren. (2) Der Vorstand hat die erforderlichen wissen- schaftlichen and organisatorischen Verbindungen mit dem Plenum, dem Presidium and den Klas- sen der Akademie, mit der Regierung der Deut- schen Demokratischen Republik and mit anderen Institutionen zu unterhalten. (3) tYber die Arbeit der Forschungsgemeinschaft wird im Rahmen des Berichtes der Akademie.am Leibniz-Tag Rechenschaft abgelegt. VI. (1) Zur Durchfuhrung ihrer Aufgaben steht dem Kuratorium and dem Vorstand das wissenschaft- liche Sekretariat der Forschungsgemeinschaft zur Verfugung. (2) Das Kuratorium bestimmt die Struktur des wissenschaftlichen Sekretariats im Einverneh- men mit dem Presidium der Akademie. (3) Das Kuratorium beruft den Leiter des wissen- schaftlichen Sekretariats and seinen Stellver- treter im Einvernehmen mit dem Ministerprasi- denten bzw. seinem fur die Angelegenheiten der Akademie zustandigen Stellvertreter. (4) Der Leiter des wissenschaftlichen Sekretariats and sein Stellvertreter nehmen an den Bera- tungen des Kuratoriums and des Vorstandes teil. VII. (1) Die Arbeitsweise des Kuratoriums, des Vor- standes and des wissenschaftlichen Sekretariats der Forschungsgemeinschaft werden durch die vom Kuratorium auszuarbeitende Geschaftsord- nung geregelt, die der Bestatigung durch das Presidium bedarf. (2) Die Bestimmung des ? 40 des Statuts der Deutschen Akademie der Wissenschaften zu Berlin vom 17. Juni 1954 - findet auf die For- schungsgemeinschaft sinngemaB Anwendung. Berlin, den 16. Mai 1957 Der Stellvertreter des Vorsitzenden des Minister- rates, Herr F. Selbmann, bestatigte mit Schrei- ben vom 20. Mai 1957 diesen BeschluB des Plenums der Deutschen Akademie der Wissen- schaften zu Berlin. Mit Einverstandnis des Presidiums der Deut- schen Akademie der Wissenschaften zu Berlin berief der Stellvertreter des Vorsitzenden des Ministerrates, Herr F. Selbmann, am 31. Mai 1957 zu Mitgliedern des Kuratoriums der Forschungs- gemeinschaft die Herren Akademiemitglieder Prof. Dr. H. Bertsch Prof. F. Oell3ner Prof. Dr. Th. Brugsch Prof. Dr. E. Rammler Prof. Dr. E. Correns Prof. Dr. R. Rompe Prof. Dr. F. Deubel Prof. Dr. K. Schroder Prof. Dr. F. Eisenkolb Prof. Dr. M. Steenbeck Prof. Dr. H. Friihauf Prof. Dr. H. Stubbe Prof. Dr. H. Knoll Prof. Dr. P. A. Thiessen Prof. Dr. E. Maurer Prof. Dr. E. Thilo and ' - Herrn H. Grosse, Stellvertreter des Ministers fur Schwermaschinenbau, Herrn H. Wunderlich, Minister fur Allge- meinen Maschinenbau, Herrn Dr. G. Panning, Leiter der zentralen Abteilung ? Entwicklung der chemischen In- dustrie im Ministerium fur chemische In- dustrie, Herrn J. Kier, Staatssekretar im Ministerium Air Kohle and Energie, Herrn K. Kempny, Stellvertreter des Ministers fur Berg- and Huttenwesen, Herrn Dr. W. Feldmann, Minister fur Leicht- industrie, Herrn G. Kosel, Staatssekretar im Ministerium fur Aufbau and 1. Stellvertreter des Mi- nisters fur Aufbau, Herrn Dr. W. Girnus, Staatssekretar fur Hoch- schulwesen, Herrn K. Rambusch, Leiter des Amtes fur Kernforschung and Kerntechnik, Frau Prof. Dr. K. Boll-Dornberger, Leiterin der Arbeitsstelle fur Kristallstrukturanalyse, Sanitized Copy Approved for Release 2010/04/23: CIA-RDP80T00246AO38600260001-5 Sanitized Copy Approved for Release 2010/04/23: CIA-RDP80T00246A038600260001-5 MITTEILUNGSBLATT Herrn Prof. Dr. H. Gummel, Arztlicher Direk- tor am Institut fur Medizin and Biologie, Geschwulstklinik, Herrn Prof. Dr. H. Klare, Stellvertretender Direktor des Instituts fur Faserstoff-For- schung, Herrn Dr. H. Jancke, Direktor des Instituts fur Geratebau, Herrn Dr. H. Neels, Stellvertreter des Direktors des Instituts fur physikalische Chemie. Das Kuratorium der Forschungsgemeinschaft wahlte auf seiner konstituierenden Sitzung am 24. 6. 1957 den Vorstand unter Vorsitz des Vize- prasidenten Prof. Dr. H. Frtihauf : Akademiemitglied Prof. Dr. Robert Rompe Akademiemitglied Prof. Dr. Kurt Schroder Akademiemitglied Prof. Dr. Erich Thilo Prof. Dr. Hans Gummel Dr. Hermann Neels. Zum Leiter des wissenschaftlichen Sekretariats wurde in der gleichen Sitzung Dr. H. Wittbrodt gewahlt. Einrichtungen der Forschungsgemeinschaft der naturwissenschaftlichen, technischen and medi- zinischen Institute der Deutschen Akademie der Wissenschaften zu Berlin: Astro-Sektor Astrophysikalisches Observatorium Potsdam-Telegraphenberg Sternwarte Babelsberg Potsdam-Babelsberg Sternwarte Sonneberg Sonneberg/Thiiringen 2 m-Spiegelteleskop-Institut Tautenburg b. Jena Mathematischer Sektor Forschungsinstitut fur Mathematik Berlin Abt. Reine Mathematik and Editionen Abt. Angewandte Mathematik Physikalischer Sektor Heinrich-Hertz-Institut Berlin-Adlershof Institut fiir Optik and Spektroskopie Berlin-Adlershof Institut fur Strahlungsquellen Berlin Auf3enstelle Hiddensee Arbeitsgruppe fur Lumineszenz-Forschung Liebenwalde Institut fur Gasentladungsphysik Greifswald Institut fur Festkorperforschung Berlin Institut Mr Kristallphysik Berlin-Adlershof Kernphysikalisches Institut Zeuthen-Miersdorf Institut fur magnetisdhe Werkstoffe Jena Arbeitsstelle fur Tieftiemperaturphysik Dresden Technischer Sektor Institut fur Technologie der Fasern Dresden Arbeitsstelle fur Regelr and Steuerungstechnik Dresden Institut fur Geratebau Berlin-Oberschoneweide Geologisch-Geophysikalischer Sektor Institut ftir Bodendynamik and Erdbeben- forschung Jena Geodatisches Institut Potsdam Institut fur physikalische Hydrographie Berlin-Friedrichshagen Geotektonisches Institut Berlin Geomagnetisches Institut Potsdam Arbeitsstelle fur Pal4obotanik and Kohlen- kunde Berlin Arbeitsstelle fiir praktische Geologie Jena Chernischer Sektor Institut fiir anorganisehe Chemie Berlin-Adlershof Institut fiir organische Chemie Berlin-Adlershof Arbeitsbereich Grenzflachenaktive Stoffe and Fette Arbeitsbereich Vor- and Zwischenprodukte Laboratorium fiir Kunststoffe Sanitized Copy Approved for Release 2010/04/23: CIA-RDP80T00246A038600260001-5 Sanitized Copy Approved for Release 2010/04/23: CIA-RDP80T00246A038600260001-5 Institut fur Faserstoff-Forschung Teltow-Seehof Institut fur Katalyseforschung Arbeitsbereich Organische Katalyse Rostock Arbeitsbereich Anorganische Katalyse Rostock Arbeitsstelle fur Komplexchemie Jena Physikalisch-Chemischer Sektor Institut fur physikalische Chemie Berlin-Niederschoneweide Institut fur angewandte Silikatforschung Berlin Arbeitsstelle fur Kristallstrukturanalyse Berlin-Adlershof Arbeitsstelle fur Mineralsalzforschung Berlin-Adlershof Medizinisch-Biologischer Sektor Institut fur Medizin and Biologie Berlin-Buch Arbeitsbereich Physik Arbeitsbereich Biochemie Arbeitsbereich Biologie Arbeitsbereich Pharmakologie Arbeitsbereich Angewandte Isotopen- forschung Arbeitsbereich Klinische Medizin (Geschwulstklinik) Institut fur vergleichende Pathologie Berlin Arbeitsstelle fur Kreislaufforschung Arbeitsgruppe Prof. Dr. P. Kokkalis Berlin-Friedrichshain Arbeitsgruppe Prof. Dr. A. Wollenberger Berlin-Buch Institut fur Ernahrung Potsdam-Rehbri cke Arbeitsstelle fur experimentelle and angewandte Psychologie Berlin Institut fur Mikrobiologie and experimentelle Therapie Jena Botanisch-Biologischer Sektor Institut fur Kulturpflanzenforschung Gatersleben Am 6. Juni 1957 wahlte das Plenum der Deut- schen Akademie der Wissenschaften zu Berlin Akademiemitglied Prof. Dr. Hans Fruhauf zum Vizeprasidenten der Deutschen Akademie der Wissenschaften zu Berlin. Die Wahl wurde vom Stellvertreter des Vorsitzenden des Ministerrates, Herrn Fritz Selbmann, bestdtigt. Auf Grund des Beschlusses des Plenums der Deutschen Aka- demie der Wissenschaften zu Berlin vom 16. Mai 1957 fiber die Bildung and Tatigkeit der ?For- schungsgemeinschaft der naturwissenschaft- lichen, technischen and medizinischen Institute" and nach Zustimmung durch das Presidium wurde Prof. Dr. Hans Fruhauf mit Datum vom 15. Juni 1957 als Mitglied in das Kuratorium der ,,Forschungsgemeinschaft" berufen and in seiner konstituierenden Sitzung am 24. Juni 1957 von diesem Gremium zum Vorsitzenden des Kura- toriums and des Vorstandes der ?Forschungs- gemeinschaft" gewehlt. Sanitized Copy Approved for Release 2010/04/23: CIA-RDP80T00246A038600260001-5 Sanitized Copy Approved for Release 2010/04/23: CIA-RDP80T00246AO38600260001-5 Akademiemitglied Prof. Dr. Hans Fruhauf ist Professor mit Lehrstuhl fur Schwachstrom- technik, Direktor des Instituts fur Hochfrequenz- technik and Elektronenrohren and Prorektor fi r das Fernstudium an der Technischen Hochschule in Dresden, Mitglied der wissenschaftlich-tech- nischen Beirate im Ministerium fur allgemeinen Maschinenbau and der Kammer der Technik, Mit- glied des Vorstandes der Physikalischen Gesell- schaft and Leiter des Arbeitskreises ,Funksende- und Empfangstechnik", 1951 ausgezeichnet mit dem Nationalpreis and 1953 mit dem Vater- landischen Verdienstorden. Akademiemitglied Hans Fruhauf wurde 1904 in Pforzheim geboren and legte in Stuttgart sein Abitur am humanistischen Gymnasium ab. Der Reifepriifung schlossen sich 11/2 Jahre prak- tischer Tatigkeit in elektrotechnischen Betrieben Siiddeutschlands an. 1924 nahm Hans Fruhauf das Studium der Elektrotechnik an der Tech- nischen Hochschule Stuttgart auf, wobei er spe- ziell das Gebiet der Schwachstrom- and Hoch- frequenztechnik auswahlte. Der Diplompriifung .,mit Auszeichnung" schlol3 sich die Assistenten- zeit am Institut fur Schwachstromtechnik an der Technischen Hochschule Stuttgart an, die ihren Abschluf3 mit der Doktordissertation fiber eine selbst erfundene Mefimethode wiederum mit dem Pradikat ,Mit Auszeichnung bestanden" fand. Es folgten Lehrauftrage vor allem fur die Gebiete Radiotechnik and Mef3technik mit der Leitung des dazu gehorenden Laboratoriums an der gleichen TH. Nach 1933 muf3te Prof. Dr. Hans Fruhauf seine Lehrtatigkeit unterbrechen. In den darauf folgenden Jahren war er Laboratoriums- leiter, Konstruktionsleiter, Chefingenieur, Pro- kurist, Technischer Direktor and Geschafts- fi hrer in der Schwachstromtechnischen In- dustrie. Nach 1945 war Hr. Fruhauf zunachst maf3gebend bei der Grundung and beim Aufbau des Betriebes ?Stern-Radio-Rochlitz" beteiligt and wurde anschlieflend mit dem Aufbau der wissenschaftlichen and technischen Einrichtun- gen der volkseigenen Vereinigung RFT betraut, in der er als wissenschaftlicher Leiter and Direk- tor tatig war. Im Rahmen dieser Arbeit begrun- dete Akademiemitglied Fruhauf Zentrallabora- torien fur Fernmelde-, Air Hochfrequenz-, fur Rohren- and Mef3geratetechnik and forderte kontinuierlich ihren Ausbau. 1950 wurde Hans Fruhauf als ordentlicher Pro- fessor an die Technische Hochschule Dresden be- rufen. Auf Grund seiner Initiative and unter seiner Leitung entstand and arbeitet heute das Institut fur Hochfrequenztechnik and Elek- 137 tronenrohren an der TIC Dresden. 1953 wurde er zum ordentlichen Mitglied der Deutschen Akademie der Wissenshaften zu Berlin ge- wahlt. Akademiemitglied Prof. Dr. Hans Fruh- auf gehort zu den Gelehrten-Personlichkeiten. die die Wissenschaft niemals als Selbstzweck be- treiben. Er bezeichnet es als ?eine der wesent- lichen Aufgaben der wissenschaftlichen For- schung, noch bestehende Lilcken ausfindig zu machen and sick daraus ergebende neue Probleme zu bearbeiten. HierfUr ist der internationale Stand der Wissenschaft als Ausgangspunkt an- zusehen". Akademiemitglied Prof. Dr. Hans Fruh- auf zeichnet sich durch in ungeteiltes Interesse fur die Erfordernisse der 1Volkswirtschaft unserer Republik aus. Er auliert, seine Meinung hierzu wie folgt: .,Es steht auller Zweifel, da13 bei der Erhohung des Lebensstandards unserer Bevolkerung der Steigerung der Arbeitsproduktivitat auf allen Gebieten unserer industtiellen Produktion eine entscheidende Bedeutung zukommt. Auch wenn wir den Blick nach den grof3en Industrielandern der Welt richten, machen wir die Feststellung, daf3 dort ebenso, wenn auch unter gewissen an- deren Voraussetzungen, der Automatisierung and besonders den Fragen der Elektronik er- hohte Aufmerksamkeit geschenkt wird." Die Fragen, die uns alle gegenwartig besonders beschaftigen, ' beantwortet Akademiemitglied Prof. Dr. Hans Fruhauf in einer Weise, die fur uns Mitarbeiter der Deutschen Akademie der Wissenschaften zu Berlin verbindlich ist: ..Vor zwolf Jahren war es, da ging das Grauen and der Tod noch durch unser deutsches Land. In einer einzigen Nacht Wurde unter Anwendung ,herkommlicher Waffen' Dresden in Schutt and Asche gelegt. Die Stadt Oer Kunst and Wissen- schaft, die Kulturdenkm4ler, unsere Technische Hochschule, sie waren itr Trummer gegangen. 40 000 Tote lagen unter den Ruinen begraben. verbrannt, verblutet. Berlin, Hamburg, Nurn- berg, die Stadte des Rheiinlandes and das Ruhr- gebiet batten ein ahnlicl}es Schicksal fiber sich ergehen lassen mussen - unter der Auswirkung ,herkommlicher Waffen'. Zwolf Jahre sind inzwischen vergangen nach diesem Grauen. Heute wissen wir alle, daf3 durch die Weiterentwicklung von Wissenschaft and Technik, deren Ergebnissp sich auch die Kriegs- technik bedient, ein einziges Geschof3 der neuen ,taktischen` Kernwaffen ein viel gr6f3eres Grauen, eine grof3ere Vernichtung, zustande bringen kann als vor zwolf Jahren der !massierte Einsatz her- kommlicher Waffen'; ja wir wissen, daf3 die Sanitized Copy Approved for Release 2010/04/23: CIA-RDP80T00246AO38600260001-5 Sanitized Copy Approved for Release 2010/04/23: CIA-RDP80T00246AO38600260001-5 Menge des auf der Erde gestapelten Kernmate- rials, als Atomwaffen angewandt, bereits heute ausreichen wurde, das Leben ganzer Kontinente zu vernichten. Wiederum bedroht, zwolf Jahre nach der Beendigung des grauenhaften Mordens in Europa mit herk6mmlichen Waffen', die Welt eine neue, noch viel grof3ere Gefahr: Die Gefahr des Atommordens. Wir aber wollen nicht unter- gehen, sondern mit Hilfe der friedlichen Nutzung der Atomenergie ein besseres and ein schoneres Leben aufbauen. Wer verantwortungsbewuf3t als Deutscher die Entwicklung betrachtet, der weif3: Die Frage der Anwendung der Atomkrafte fur friedliche oder fur kriegerische Zwecke, das ist heute die Schick- salsfrage unseres deutschen Volkes, ja der Menschheit. Hier gibt es keine Meinungsverschie- denheiten unter den Deutschen! 18 weltbekannte westdeutsche Wissenschaftler haben sich mit ihrer von der Max-Planck-Gesellschaft am 12. April 1957 herausgebrachten Erklarung ein-- deutig auf die Seite einer positiven Entscheidung dieser Schicksalsfrage and damit auf die Seite des Friedens gestellt. Dieses Fanal, these Demon- stration des Gewissens hat die Welt aufhorchen lassen and auch diejenigen wachgeruttelt, die bisher vielleicht noch glaubten, Politik sei eine Sache der .Politiker`. Wenn es um Leben oder Tod eines Volkes geht, hat das Volk and jeder einzelne mitzusprechen. Es kann kein Zweifel dariiber bestehen, daf3 sich das Volk fur das Leben entscheiden wird, gegen jene, die durch ein unverantwortliches Spiel` mit atomaren Waffen die Zukunft and das Leben des Volkes gefahrden. Ich respektiere den Mut, den die 18 Atomwissen- schaftler durch ihre freimutige Erklarung offent- lich dokumentiert haben unter einer Regierung, die sich anschickt, atomare Waffen einzufiihren and mit ihrer Anwendung zu ,experimentieren`. Ich achte and schatze auch das offentliche Be- kenntnis, durch das 18 weltbekannte Wissen- schaftler der Welt gezeigt haben, daf3 Wissen nicht nur Macht ist, sondern daf3 Wissen auch Verantwortung erheischt! Und wer ware, so mull man fragen, eher dazu berufen, an die Verant- wortung gegenuber unserem Volk, gegenuber der Menschheit, gegenuber dem Fortschritt zu appellieren, als der Wissenschaftler? Die Welt ist in letzter Minute aufgeriittelt. Fiinf Minuten vor Zwolf ist durch die Wissenschaft, als die kompe- tenteste Stelle, ein Fanal gegeben, das unser Volk, ja das vielleicht die Menschheit vor einem neuen Grauen, vielleicht sogar vor seinem end- giiltigen Untergang retten kann!" Am 20. Juni dieses Jahres wahlte das Plenum der Deutschen Akademie der Wissenschaften zu Berlin Nationalpreistrager Akademiemitgli.ed Prof. Dr. Gunther Rienacker zum Generalsekre- tar der Deutschen Akademie der Wissenschaften zu Berlin. Die Wahl wurde vom Stellvertreter des Vorsitzenden des Ministerrates, Herrn Fritz Selbmann, bestatigt. Akademiemitglied Prof. Dr. Gunther Rienacker wurde am 13. Mai 1904 in Bremen geboren. Er studierte an der Miinchener Universitat and habilitierte sich fur anorganische Chemie 1936 in Freiburg bei Nobelpreistrager Prof. Dr. Stau- dinger. 1937 erhielt er eine auf3erordentliche Pro- fessur in Gottingen and 1942 wurde er Ordina- rius fur Chemie and Institutsdirektor an der Uni- versitat Rostock. Seit 1954 wirkt er in gleicher Eigenschaft an der Humboldt-Universitat zu Berlin. Nach Kriegsende stellte sich Prof. Dr. Gunther Rienacker mit seiner ganzen Personlichkeit dem demokratischen Neuaufbau zur Verfiigung. Von 1946-1948 war er der erste Rektor der Universi- Sanitized Copy Approved for Release 2010/04/23: CIA-RDP80T00246AO38600260001-5 Sanitized Copy Approved for Release 2010/04/23: CIA-RDP80T00246AO38600260001-5 tat Rostock, 1949 and 1951-1953 Prorektor. 1946 wurde er Herausgeber der Zeitschrift fur an- organische Chemie. Die wissenschaftlichen Arbeiten Prof. Dr. Gunther Rienackers beschaftigen sich im wesent- lichen mit zwei grofien Problemkreisen. Einmal sind es Spezialfragen der analytischen Chemie. Seine Untersuchungen auf diesem Gebiet halten eine grof3e Tradition aufrecht, die mit dem Le- benswerk beruhmter Gelehrter, wie z. B. mit Clemens Winkler, verbunden ist. Die Verdienste Prof. Dr. Rienackers liegen im Prinzipiellen, well er sich entgegen gewissen Zeitstromungen and ohne Ri cksicht auf allgemeine Anerkennung ge- rade der experimentellen praktischen Arbeits- richtung in Forschung and Lehre widmete. All- gemein anerkannt sind vor allem die zahlreichen Arbeiten, die sich mit dem Problem der hetero- genen Katalyse beschaftigen. Sie zeigen durch- weg die Bemuhungen, die Frage nach dem Wesen der katalytischen Vorgange an Oberflachen fester Stoffe aus dem Stadium der reinen Empirie her- auszuheben and auf eine echte tragfahige wissen- schaftliche Grundlage zu stellen. Wie Koch die Bedeutung der Rienackerschen Arbeiten fiir die systematisch arbeitende chemische Technik and die reine Grundlagenforschung sind, geht ganz besonders aus der Tatsache hervor, daB seinerzeit fur these Arbeiten and die Arbeiten auf dem Gebiet der organischen Katalyse (Prof. Langen- beck) von dem Ministerium Mr Chemie, Steine and Erden in Rostock ein eigenes Institut er- richtet wurde, das jetzige Institut Air Katalyse- forschung der Deutschen Akademie der Wissen- schaften zu Berlin. Neben seiner Lehr- and Forschungstatigkeit zeichnet sich Akademiemitglied Prof. Dr. Rien- Acker als hervorragenderOrganisator and Leiter von Verhandlungen aus. Als er 1953 zum ordent- lichen Mitglied der Deutschen Akademie der Wissenschaften zu Berlin gewahlt wurde, wurden in der Begriindung sein 4ffener and klarer Cha- rakter, seine unbedingte Sachlichkeit and seine nie erlahmende Initiative besonders hervorge- hoben. 1955 wurde er mit dem Nationalpreis aus- gezeichnet. Der Ruf Prof. Dr. Gunther Rienackers als einer der fiihrenden deutschen Chemiker auf dem Ge- biet der anorganischen Chemie, der sich weit fiber die deutschen Grenzen hinaus erstreckt, ge- winnt an Bedeutung, wean man nur kurz die ge- sellschaftliche Tatigkeit Prof. Dr. Gunther Rien- ackers streift. Die vergangenen Jahre weisen ihn als Mitglied der Stadtverordnetenversammlung Rostocks and spater des iLandtages Mecklenburg and der Provisorischen Volkskammer aus. Er ist Mitglied des Prasidialrates des Kulturbundes zur demokratischen Erneuerung Deutschlands and wurde 1953 Vorsitzender der Gewerkschaft Wis- senschaft im Freien Deutschen Gewerkschafts- bund. Mit Akademiemitglied Prof. Dr. Gunther Rien- Acker wurde eine PersSnlichkeit zum General- sekretar der Deutschen Akademie der Wissen- schaften zu Berlin berufen, die mit alien ihren Kraften an der Weltg(pltung der deutschen Wissenschaft and an den Bemuhungen, ein fried- liebendes, demokratisches and einheitliches Deutschland zu schaffen,, unmittelbaren Anteil hat. Zum 70. Geburtstag von Nobelpreistrager Akademiemitglied Prof. Dr. Gustav Hertz Bei dem Namen Hertz denkt jeder an den groBen Entdecker der elektromagnetischen Strahlen, dem wir die Grundlage der wertvollen Erfin- dungen verdanken, die wir unter der Bezeich- nung Radiotechnik zusammenfassen. Von diesem Heinrich Hertz soil heute nicht die Rede sein, sondern von seinem Neffen Gustav Hertz, der auch ein grof3er Physiker ist, obgleich seine Schopfungen nicht in gleichem Maf3e der All- gemeinheit bekannt sind. Aber in Physiker- kreisen nimmt er eine hervorragende Stellung ein and gilt als einer der besten lebenden Phy- siker der alteren Generation. Er wird am 22. Juli 70 Jahre alt and ist in guter Gesundheit and reger Tatigkeit. Ich will keine Beschreibung seines Leberlsweges and auch keine Aufstellung seiner sehr ;zahlreichen Veroffent- lichungen geben. Beides fndet man in den phy- sikalischen Fachzeitschriften, z. B. in den An- nalen der Physik, die ihrTi ein Sonderheft wid- men. Ich will lediglich Awei Spitzenleistungen nennen. Die erste fallt in die jungen Jahre, als er am Physikalischen Institut c!er Universitat Berlin die nahere Bekanntschaft von James Franck machte. Es entwickelte sich eine sehr fruchtbare Arbeitsgemeinschaft, da sicch die Fahigkeiten der beiden Forscher auf das glticklichste erganzten. Das Ergebnis ist allen Ph,sikern bekannt unter dem Namen Franck-Herti-Versuche, deren Er- Sanitized Copy Approved for Release 2010/04/23: CIA-RDP80T00246AO38600260001-5 Sanitized Copy Approved for Release 2010/04/23: CIA-RDP80T00246AO38600260001-5 gebnis mit dem Nobelpreis ausgezeichnet wurde. Sie beweisen den quantenhaften Energieuber- gang von Elektronen zu Atomen and bilden eine handgreifliche Bestatigung der Bohrschen Atom- theorie. Die zweite groBe Leistung von Hertz ist prak- tischer Art. In der Technischen Hochschule Berlin entwickelte er die Diffusionskaskade zur Trennung von Gasgemischen. Sie erlangte nach wenigen Jahren eine ungeahnte Bedeutung fur die Trennung der Uran-Isotope. Die Isolierung des Uran-Isotops vom Atomgewicht 235 ist un- entbehrlich fur den KernzerfallsprozeB, der die Welt heute im schlechten and guten Sinne in 3. Jahrgang, Heft 6/7/8 Spannung halt. In der auslandischen Literatur wird der Name Hertz in diesem Zusammenhang meist nicht erwahnt, and das zu Unrecht. Nach dem Kriegsende 1945 folgte Gustav Hertz einer Einladung in die UdSSR. Seit 1954 nimmt er den ersten Lehrstuhl fur Physik an der Uni- versitat Leipzig ein. Moge er seine Art, physi- kalisch zu denken and zu arbeiten, dem Nach- wuchs ubermitteln and so dazu beitragen, das Ansehen der deutschen Physiker in der Welt zu erhalten. Das wunschen wir ihm and uns. Berichterstattung der Akademiedelegation im Plenum uber die Reise in die Volksrepublik China Unsere Reise begann mit dem schon fur sich allein sehr eindrucksvollen Flug uber die UdSSR mit den Zwischenstationen Wilna, Moskau, Swerdlowsk, Omsk, Nowosibirsk, Krasnojarsk, Irkutsk, uber die Mongolei mit der Station Sain- shandar mitten in der Steppe and endete Bach rund 46 Stunden, von denen wir etwa 26 in der Luft waren, plotzlich in Peking. Plotzlich darum, weil Peking in der Ebene direkt am Rand der sog. bis zu etwa 3000 m hohen Westberge liegt and man - noch vom Eindruck des Gebirges in Anspruch genommen - ganz plotzlich mit scharfer Kurve nach Osten auf dem Flugplatz von Peking landet. tlberwaltigend ist der Eindruck der letzten Flugminuten, weil sie nach dem Gebirge, angesichts der prachtvollen farbigen Anlagen des Sommerpalastes, ohne tUbergang in der Ebene erfolgen. Ebenso plotzlich wie der Wechsel vom Gebirge zum alten prachtigen Kulturdenkmal in der Ebene ist der Wechsel vom Bild, das man vom europaischen Leben mitbringt, zu dem, das man bei der Anfahrt vom Flughafen zur Stadt Peking ganz unvermittelt erlebt. In Europa hastende Mechanisierung and Technisierung, in Peking and tiberhaupt in China stetige and ruhige aber dabei rastlose Arbeit and Tatigkeit durch die nackte Muskelkraft von Mensch and Tier - Pferd, Maultier, Esel and Kamel and auf dem Lande dem Biiffel. Seit Jahrtausenden wird in China so gearbeitet, aber seit der Befreiung von Unterdruckung vor 7 Jahren entwickelt sich ein neues China. Ganz besonders wird das in Peking sichtbar. Am Stadt- rand entstehen mit unfal3barer Geschwindigkeit - unfafbar, weil noch alles Baumaterial von Mensch and Tier transportiert wird - riesige neue Stadtteile aus groBen Backsteinbauten nach europaischem Muster. Einen Saum bildet das Neue um die alte Stadt mit ihren fast aus- schlieBlich ebenerdig gebauten Hausern and Lehmhutten. Nach and nach verschwinden sie, um Neubauten and groBziigigen, breiten and weiten StraBenanlagen Platz zu machen. Im Gegensatz dazu werden die alten Kulturdenk- maler, die Palaste, die Tempel and Grabanlagen auf das genaueste restauriert and als Museen bzw. Erholungsstatten verwendet. Das Wunderbarste aber ist der chinesische Mensch, fur den das Leben mit der Befreiung, von der jeder and jeder immer and immer wieder spricht, einen neuen Anfang genommen hat. Strahlend trat er uns entgegen an alien Orten, in den Stadten, in den Fabriken, in den Labora- tories, auf dem Lande, im Zuge and im Theater, bei den Mahlzeiten and in Gesprachen, bei der Arbeit and in wenigen MuBestunden. Unbeschreib- lich ist der frohe Gleichmut der Chinesen, seien es Manner, Frauen oder Kinder. Uralte Kultur and feinste Herzensbildung spre- chen aus jedem Wort, aus jeder Handlung. Eine nicht zu beirrende Zuversicht fur den Weg in eine gliickliche Zukunft gibt das Geprage fur ihr Sanitized Copy Approved for Release 2010/04/23: CIA-RDP80T00246AO38600260001-5 Sanitized Copy Approved for Release 2010/04/23: CIA-RDP80T00246AO38600260001-5 3. Jahrgang, Heft 6/7/8 MITTEILUNGSBLATT Dasein and laBt sie jedem mit herzlicher Freund- lichkeit and Hilfsbereitschaft begegnen. Ich sah keine sich zankenden Frauen, ich sah keine schimpfenden Manner, ich sah kaum ein weinendes Kind, and ich sah keinen Betrun- kenen. Ich sah nur frohliche and glucklich zu- friedene Menschen, obwohl sie in unserem MaB gemessen als materiell arm zu bezeicnnen sind, heute noch arm. Aber in der kurzen Zeit seit der Befreiung haben sie erkannt, wie reich sie heute schon sind and erst recht spater einmal sein wer- den. Denn potentiell ist China ganz eigentlich ein Land ungeahnter Moglichkeiten. Es ist unermeB- lich reich an gerade erst aufgeschlossenen Boden- schatzen and reich an Menschen, die von Sonnen- aufgang bis -untergang rastlos and oft noch viel langer fleiBig and tatig sind and dabei unsagbar anspruchslos and bescheiden. Vielleicht den gr6l3ten Eindruck habe ich im Ge- sprach gewonnen, zu dem uns der Ministerprasi- dent Tschou En-lai am Ende unserer Reise einge- laden hatte. Von jedem von uns lieB er sich be- richten, was wir sahen and fiber gemeinsame Ar- beit dachten. Er horte sich an, was wir sagten, dachte kurz nach and sprach dann klar und iiber- legt seine Ansicht zu den so verschiedenen Pro- blemen aus. GroBartig war die Entwicklung seiner Meinung uber den Stand and die bewuBt langsam anlaufende zukunftige Technisierung der chinesischen Wirtschaft, ganz im Sinne der gro- Ben, richtungweisenden Rede von Lu Ting-Yi auf der Kultur-Tagung der Kommunistischen Partei Chinas am 26. Mai 1956 mit dem be- geisternden Titel: ,LaBt viele Blumen bliihen and die verschiedenen Gedankenrichtungen zu Worte kommen." Und nun zur Chemie in China: Eine chemische Industrie hat es in China vor der Befreiung praktisch tiberhaupt nicht gegeben. Daher gab es auch nur Ansatze fur eine frucht- bare chemische Wissenschaft auf den Universi- taten, die fast ausschlieBlich geisteswissenschaft- lich ausgerichtet waren. Die Zahl der Lehrstiihle Air Chemie war klein; sie waren besetzt mit Pro- fessoren oder Dozenten, die im Ausland studiert hatten, and nur wenige Studenten interessierten sich fur die Chemie, dens es herrschte kein Be- darf an Chemikern. Mit einem Schlage wurde das anders, als nach der Befreiung mit der Industrialisierung des Landes begonnen wurde and damit naturgemaB auch eine chemische Industrie ihren Anfang nahm. Neue Universitateil wurden errichtet and viele neue Hochschulen and Spezialhochschulen - heute sind es fast 200. Die Academia Sinica wurde ausgebaut and mit ihr auch eine groBe Reihe von Forschungsinstituten, von denen die fur Chemie nicht die kldinste Rolle spielen. Es ist einleuchtend, daB die wenigen erfahrenen Chemiker sowohl an den Hochschulen als auch an den Akademieinstitut~n zunachst noch fast ausschlieBlich and mehr Als iiberreichlich damit beschaftigt sind, einen_ arbeitsfahigen Nachwuchs auszubilden. Gerade fertig!gewordene, ganz j unge and noch unerfahrene Chemiker geben das Ge- lernte weiter and arbeiten in den Forschungs- laboratorien an Aufgabenj die bisher zum groB- ten Teil den Problemkreil en der Industrie and denen der Verwertung deft groBartigen Rohstoff- quellen entstammen. Eine echte Forschung in unserem Sinne, die niche einem direkten and speziellen technischen Zwock dient, ist daher ge- rade erst im Entstehen unid an nur einigen Stel- len schon vorhanden. Aber der Geist ist da, and die Akademie in Peking! hat einen Plan auf- gestellt, demzufolge nach a2 Jahren das wissen- schaftliche Niveau auf allei Wissensgebieten dem der iibrigen Welt gleichw@rtig sein soil. Nach dem, was ich sah, weifle ich nicht, daB dieses Ziel fristgerecht erreicht wird. Denn genau wie alle anderen Chinesen sind auch die alten and jungen Chemiket in China unglaublich fleiBig, aufgeschlossen zufn Lernen and allem Neuen gegeniiber, vorurteilslos gegen Lehr- meinungen and zu jeder Diskussion bereit. Aufs beste ausgestattet Bind die mit bis zu 800 Personen belegten Institute der Akademie and sehr gut ausgestattet (fast alle Laboratories der Universitaten, in den~n 500 bis 1000 Stu- denten von der noch viel zu kleinen Zahl von Lehrkraften zu Chemikerx,a ausgebildet werden. Der Lehrbetrieb ist zunachst noch fast schul- maBig and lehnt sich en$ an das sowjetische Muster an. Aber Ansatze xeigen sich zu einem Lehrstil eigener Pragung. Bei dieser Lage ist es ver?tandlich, daB unsere chinesischen Kollegen sicl} nach Hilfe bei der Ausbildung and ForschuOg im Ausland um- sehen, and unser Anliegen sollte es sein, uns dafiir soweit wie irgend mOglich zur Verfugung zu stellen. Denn das konnte ein Dank sein fur die groBe Freundlichkeit and Freundschaftlich- keit, mit der man uns an Allen Orten and stets auf das herzlichste aufgenommen hat. Prof. Dr. E. THILO Akademiemitglied Sanitized Copy Approved for Release 2010/04/23: CIA-RDP80T00246AO38600260001-5 Sanitized Copy Approved for Release 2010/04/23: CIA-RDP80T00246AO38600260001-5 MITTEILUNGSBLATT 3. Jahrgang, Heft 6/7/8 Das Internationale Geophysikalische Jahr 1957/58 Die Aufgaben der Wissenschaftler in der Deutschen Demokratischen Republik im Internationalen Geophysikalischen Jahr Das Nationale Komitee der Deutschen Demo- kratischen Republik fur das Internationale Geo- physikalische Jahr war sich bei seiner Konsti- tuierung der besonderen Verpflichtung bewul3t, die den wissenschaftlichen Einrichtungen un- serer Republik fur eine Beteiligung am IGJ er- wachsen, and hat dementsprechend einen Plan aufgestellt, der eine moglichst umfangreiche Be- teiligung der dafiir in Frage kommenden In- stitute vorsieht. Es ist auch gelungen, these Be- teiligung auf fast alle geophysikalischen Diszi- plinen zu erstrecken, die in das Unternehmen des Internationalen Geophysikalischen Jahres einbezogen sind. Insgesamt werden es im Bereich der Deutschen Demokratischen Republik uber 60 Stationen sein, die irgendwelche Aufgaben im Rahmen des Internationalen Geophysikalischen Jahres durch- zufiihren haben, wobei mit der abkiirzenden Be- zeichnung ?Station" die ganze Spanne von der kleinen Viermannbeobachtungsstation bis zum groBen, modernen and vielseitig ausgerusteten Observatorium iiberdeckt wird. Innerhalb des gesamten geophysikalischen Ar- beitsprogramms wahrend des Internationalen Geophysikalischen Jahres nimmt das Fachgebiet Meteorologie eine besondere Stellung ein. Das zentrale Problem, um das es hier geht, 1st das der atmospharischen Zirkulation, des Luftkreis- laufs, d. h. der Erforschung der verschiedenen recht kompliziert angeordneten Stromungs- systeme and ihrer langsamen jahreszeitlichen ebenso wie ihrer plotzlichen Veranderungen, uber die wir bisher nur Behr ungentigend unterrichtet sind, deren genaue Kenntnis aber fur eine zu- kiinftige Verbesserung der Wettervorhersage von eminenter Bedeutung ist. Die noch mangelnde Kenntnis der dynamischen Prozesse bzw. der Stromungsverhaltnisse betrifft dabei weniger den unteren Tell der Atmosphere, die Tropo- sphere, als vielmehr das dariiber liegende Stock- werk, die Stratosphere bis zu einer Hohe von 30 km. Diese Schicht von 10 bis 30 km wird da- her im Internationalen Geophysikalischen Jahr der bevorzugte meteorologische McBraum sein, aus welchem ein gut ausgewahltes Netz aerolo- gischer Stationen mit viermal taglich gemessenen Verteilungen der Winde and zweimal taglich ge- messenen Verteilungen der Temperatur and der Feuchte das Beobachtungsmaterial liefern soil, von dem man sich einen griindlicheren Einblick in die Zirkulationsverhaltnisse der oberen At- mosphere erhofft. . Zu dieser Hauptaufgabe wird die Deutsche De- mokratische Republik mit den vier aerologischen Stationen ihres Meteorologischen Dienstes einen vollstandigen Beitrag liefern, wobei ein neu ent- wickelter, mit Beginn des Internationalen Geo- physikalischen Jahres zum Einsatz gelangender automatischer Radiotheodolit and verbesserte Radiosondenballone die Messungen bis zu einer Mindesthohe von 20 km im Sinne der gestellten Forderungen gewahrleisten werden. Da die Ursache der atmospharischen Zirkulation letzten Endes die Sonnenstrahlung ist, bildet das McBprogramm der atmospharischen Strahlung die zweite wichtige Aufgabe innerhalb des mete- orologischen Forschungskomplexes des Inter- nationalen Geophysikalischen Jahres. Auch hier ist die Deutsche Demokratische Republik mit dem Hauptobservatorium Potsdam, der Strah- lungsforschungsstelle Gotha and einer Reihe von StrahlungsmeBstationen mit einem umfang- reichen and vollstandigen Programm vertreten, das eine besondere Steigerung durch den Auf- bau der Warmehaushaltsstation im Observato- rium Lindenberg erhalt. Solche Warmehaus- haltsuntersuchungen stellen eine meBtechnisch auBerst komplizierte Aufgabe dar; tatsachlich existiert in Mitteleuropa auger der genannten Warmehaushaltsstation nur noch eine soiche in Hamburg, die sich mit analogen Fragen be- faBt. Erganzt wird dieses schon sehr umfangreiche meteorologische Programm noch durch Ozon- messungen der Observatorien Dresden-Wahns- dorf and Potsdam, ferner durch Peilungen der Sferics, der weit entfernten elektrischen Ent- ladungen in Gewittern oder in der Kaltluft der Tiefdruckgebiete, durch luftelektrische and luft- chemische Untersuchungen, insbesondere sol- cher, die sich mit der Messung des radioaktiven Gehalts der Luft and des Niederschlagswassers befassen. Sanitized Copy Approved for Release 2010/04/23: CIA-RDP80T00246AO38600260001-5 Sanitized Copy Approved for Release 2010/04/23: CIA-RDP80T00246A038600260001-5 3 Jahrgang, Heft 6/7/8 In den Vorlaufern des Internationalen Geophy- sikalischen Jahres, den Internationalen Polar- jahren, lag der Schwerpunkt der Beobachtungs- tatigkeit auf dem Gebiet des Erdmagnetismus. Auch heute bilden die Mef3programme des Geo- magnetismus einen wesentlichen Bestandteil des Gesamtprogrammes. Das erdmagnetische Feld spricht bekanntlich unmittelbar auf ionospha- rische Storungen an, and die im erdmagnetischen Feld vor Bich gehenden Veranderungen sind. oft ein Spiegel der Vorgange in den hohen iono- spharischen Schichten. Innerhalb der erdmagne- tischen Forschung gibt es eigentlich kein Teil- gebiet, dem man im Internationalen Geophysi- kalischen Jahr nicht Beachtung schenkt, vor allem aber sind es die erdmagnetischen Sturme, d. h. die sehr raschen and anomal grof3en Schwan- kungen der erdmagnetischen Komponenten, deren Beobachtung and Registrierung einen Schwerpunkt bildet. Denn diese treten im Ge- folge der Sonneneruptionen dann auf, wenn der Strom der von der Sonne ausgehenden Korpus- kularstrahlung in die Atmosphere einfellt. In der Deutschen Demokratischen Republik ist das, Geomagnetische Observatorium Niemegk die, Zentralstelle fur die erdmagnetische Forschung.({ Hier and an einigen Auf3enstellen werden neben den normalen Registrierungen der geometrischen Elemente vor allem die geomagnetischen Va- riationen als Folge ionospharischer Vorgange laufend wahrend des Internationalen Geophy- sikalischen Jahres verfolgt and registriert. Des- gleichen werden standig Messungen des Erd- stromes vorgenommen, der durch die geomagne-J tischen Variationen induziert wird. Das Obser- vatorium Niemegk wird auch bewegliche, so- genannte ambulante Stationen ausrusten, die ebenfalls die geomagnetischen Variationen and die Erdstrome registrieren, nun aber mit dem Ziel, Profilvermessungen vorzunehmen and langs dieser Profile die Zonen erhohter' Leit- fahigkeit in der tieferen Erdkruste festzulegen, die als Induktionswirkungen des ionospharisch bedingten Variationsfeldes im Erdinnern erzeugt werden. Insgesamt sollen sieben solche Profile vermessen werden. Um die erzielten Ergebnisse mit denen anderer Observatorien vergleichen zu konnen, wird das Observatorium Niemegk mehrfach AnschluB- messungen an die betreffenden Observatorien in Westdeutschland, Danemark, Osterreich, der CSR, Polen and Bulgarien durchfuhren. Ein weiteres Gebiet, fur das innerhalb des Inter- nationalen Geophysikalischen Jahres Mel3pro- gramme laufen, ist das der hochatmospharischen Leuchterscheinungen, d. h. der Nordlichter, des Nachthimmelslichts, der leuchtenden Nacht- wolken. and ahnlicher Erscheinungen. In der Deutschen Demokratischen Republik ist es die Sternwarte Sonneberg/Thilringen, in deren Spezialgebiet die Untersuchung dieser Pheno- mene fallt. Sie wird selbst in alien moglichen Formen der Beobachtung and Registrierung, nam- lich visuell, photographisch and spektrographisch, Beobachtungen des Nachthimmelslichts durch- fi hren and die zentrale Stelle fur das Beobach- tungsprogramm der Nordlichter and anderer Leuchtphenomene bilden. Dabei liegt die Fest- stellung der reumlichen and zeitlichen Ver- teilung der Nordlichter fiber den Gebieten, in denen sie aufzutreten pflegen, im besonderen Interesse der Untersuchungen. Es gilt also, keine auch noch so unbedeutende Nordlichterscheinung zu iibersehen. In den polaren. and subpolaren Regionen wird man aus diesem Grunde eine grof3e Anzahl automatischer Kameras aufstellen, die jede Nacht den gesamten Himmel in Ab- standen von 5 Minuten auf die Platte ,bannen. In unseren Breiten mit schon viel geringerer Nordlichthaufigkeit versucht man, die Fest- stellung der Haufigkeit and Verteilung des Nord- lichts durch ein Netz von Beobachtungsstationen zu erreichen, das aber wegen der ungunstigen klimatischen Verhaltnisse unserer Region hin- reichend dicht sein muB. Der Meteorologische Dienst wird daher einen groien Teil seiner Sta- tionen mit dieser Aufgabe betrauen and sie auf- fordern, nach den Weisungen and der Anleitung. der Sternwarte Sonneberg den Nordlichtbeob-. achtungsdienst wahrzunehmen. Desgleichen wer- den Mr diese Aufgabe die Volkssternwarten hinzugezogen. Das Arbeitsgebiet, das Bich mit den Vorgangen in der Ionosphere beschaftigt, ist im Programm des Internationalen Geophysikalischen Jahres auierst vielseitig gestaltet. Auch die Beteiligung der Ionospharen-Institute der Deutschen Demo- kratischen Republik, des Observatoriums fur Ionospharenforschung in Kiihlungsborn and des Heinrich-Hertz-Instituts in Berlin mit seinen AuBenstellen auf Riigen and in Neustrelitz, ist dieser Vielseitigkiet angepaf3t. Die Untersuchun- gen werden sich erstrecken auf die Impulslotung der Ionosphere mittels Impulssendern, welche elektrische Impulse verschiedener Wellenlangen nacheinander aussenden and in ihrem Ri cklauf wieder empfangen. Aus der Laufzeit erhalt man 1dann nicht nur Angaben fiber die Hohenlage der Sanitized Copy Approved for Release 2010/04/23: CIA-RDP80T00246A038600260001-5 Sanitized Copy Approved for Release 2010/04/23: CIA-RDP80T00246A038600260001-5 3. Jahrgang, Heft 6/7/8 ionospharischen Schichten, sondern auch solche fiber ihre Struktur, insbesondere fiber ihre Re- flexionsfahigkiet in Abhangigkeit von der Wellen- lange. Gleichzeitig werden Messungen der Re- flexionsfahigkeit in Abhangigkeit vom Einfalls- winkel der Wellen and Messungen der Damp- fung, d. h. der Absorption der elektrischen Wel- len durch die ionisierten Schichten durchgefilhrt. Besonderes Gewicht erhalten alle diese Unter- suchungen unmittelbar nach dem Auftreten starker Sonneneruptionen; durch die dabei aus- gesandte Ultraviolettstrahlung, welche die Erd- oberflache nicht erreicht, aber eine verstarkte Ionisierung der oberen Schichten bewirkt, wird die normale Dampfung der elektrischen Wellen so verstarkt, daB es bisweilen zu einem volligen Erliegen des Funkempfangs kommen kann. Im Observatorium Kuhlungsborn werden dar- t ber hinaus mittels einer modernen hochfre- quenztechnischen Anlage Aufbau and Struktur der Nordlichter erforscht. Diese sogenannte Backskatteranlage ist die einzige, die in der mitteleuropeischen Region wahrend des IGJ in Tatigkeit sein wird. - SchlieBlich sind die at- mospharischen Storungen, die Knackgereusche in den Rundfunkempfengern, die sog. Atmo- spherics, auch hier Gegenstand der Untersuchung, nur aber nicht, im Sinne der Fixierung ihres Ortes durch Peilung, wie es im Meteorologisehen Observatorium Potsdam geschieht, sondern durch Registrierung ihrer Starke and der Anzahl der Storimpulse in verschiedenen Frequenzen. DaB die standige and sorgfaltige Vberwachung der Veranderungen in den verschiedenen Schich- ten der Sonne als Ursache der meisten geophy- sikalischen Phenomene eine Aufgabe von emi- nenter Bedeutung ist, wurde bereits eingangs festgestellt. Diese Aufgabe obliegt den Astro- physikalischen Observatorien der beteiligten Na- tionen. In der Deutschen Demokratischen Repu- blik wird sie vom Astrophysikalischen Observa- torium Potsdam mit einer AuBenstelle and vom Heinrich-Hertz-Institut in Berlin wahrgenom- men. Die mannigfachen Storelemente auf der Sonne - in der Photosphere die Sonnenflecken and die ihnen meist benachbarten photospha- rischen Fackelgebiete, in der Chromosphere die chromospharischen Fackeln and die Eruptionen and daruber die Wolken ionisierter Materie, am Sonnenrand als helle Protuberanzen, vor der Sonnenscheibe als dunkle Filamente - sie alle werden vom Astrophysikalischen Observatorium Potsdam laufend uberwacht and beobachtet, wo- bei man sich insbesondere der sinnvollen Me- thode der Ausfllterung eines engen Spektral- bereiches bedient, in dessen Licht die chromo- spharischen, im unzerlegten Licht hervortreten- den Einzelheiten nun sichtbar werden. Ein ge- sondertes Forschungsprogramm bleibt dem Turm- teleskop des Potsdamer Einsteinturmes vorbehal- ten, die Messung der Magnetfeldstarke der ein- zelnen Flecken bzw. Fleckengruppen, wovon man sich eine Klarung der Zusammenhange zwischen den veranderlichen solaren Magnetfeldern and den geomagnetischen Variationen erhofft. Ein verhaltnisma13ig junges, aber heute schon sehr fruchtbares Arbeitsgebiet ist das der Radio- astronomie, in das Bich die AuBenstellen des Potsdamer Observatoriums and das Heinrich- Hertz-Institut teilen. In der Radiostrahlung hat man ein Behr zuverlassiges Hilfsmittel zur Ver- fugung, Sonneneruptionen auch dann festzustel- len, wenn die optische Beobachtung infolge at-? mospharischer Trubung erschwert oder bei Be- wolkung unmoglich gemacht wird. Aus den Fre- quenzen der einfallenden Radiostrahlung lal3t sich dann, je nachdem sie im Dezimeterbereich oder im Meterbereich erfolgt, mit einiger Sicher- heit angeben, ob die Storungsquelle ihren Sitz in der Chromosphere hat oder die Storungen den Schichten der Korona entstammen. Mit einer engen Zusammenarbeit der Astrophysik and der Radioastronomie ist damit ein nahezu liickenloses i7berwachungssystem geschaffen, das alle solaren Storungen rechtzeitig zu erfassen and zu lokali- sieren in der Lage sein dt rfte. Auf dem Gebiet der kosmischen Strahlung ist gleichfalls eine Beteiligung der Deutschen Demo- kratischen Republik vorgesehen; sie wird sich erstrecken auf die Messungen der Intensitats- schwankungen der kosmischen Strahlung im Zusammenhang mit solaren and geomagnetischen Storungen and in Abhangigkeit vom taglichen and jahreszeitlichen Gang sowie auf die Mes- sungen der einzelnen Komponenten, d. h. der durchdringenden and der weichen Ultrastrah- lung. Das Observatorium fur Ionospherenfor- schung and das Institut fur Experimentelle Physik der Universitat Halle werden sich in diese McBprogramme teilen. Vielseitig in der Aufgabenstellung ist das als ?Langen and Breiten" bezeichnete Forschungs- gebiet, welches die Probleme der astronomischen Geodasie, der Orts- and Zeitbestimmungen auf der Erde zum Inhalt hat. Das Geodatische In- stitut Potsdam, das auf eine reiche Tradition zu- ri ckblicken kann, wird in der Deutschen Demo- kratischen Republik diesen Aufgabenkomplex in vollem Umfange ubernehmen. Dazu gehoren neben den sehr genauen Langen- and Breiten- Sanitized Copy Approved for Release 2010/04/23: CIA-RDP80T00246A038600260001-5 Sanitized Copy Approved for Release 2010/04/23: CIA-RDP80T00246A038600260001-5 bestimmungen der beteiligten Observatorien, an denen ubrigens auch die Sternwarte Babelsberg Anteil haben wird, die laufenden Breitenbestim- mungen zur Verfolgung der Polhohenschwan- kungen, ferner die Untersuchungen fiber die un- regelmal3igen Schwankungen der Erdrotation, die sogenannte Fluktuation, and fiber ihre regel- maBigen, jahreszeitlichen Schwankungen, ein Effekt, der sich nur mittels auBerordentlich pra- ziser quarzgesteuerter Uhren feststellen laBt, die einen noch genaueren Gang haben als die schon so exakte, aber doch ein klein wenig unregel- maf3ige Erduhr, welche die Zeit eben durch die Erddrehung mif3t. In diesen Fragenkomplex ge- horen auch die Untersuchungen fiber die Fort- pflanzungsgeschwindigkeiten der die Zeitsignale ubermittelnden elektrischen Wellen in der At- mosphere, ferner die Untersuchungen atmospha- rischer Einfliisse and der Einflul3nahme der per- sonlichen and instrumentellen Fehler auf die exakten Zeitbestimmungen. Das Potsdamer Geodatische Institut wird sich dariiber hinaus auch am Mel3programm der Gravimetrie durch laufende Registrierung der Vertikalkomponente der Schwerkraft beteiligen. Mit Untersuchungen zu den Gezeiten der festen Erde wird sich durch Registrierung der Lot- schwankungen and der Schwerkraftanderungen das Institut fur Theoretische Physik der Berg- akademie Freiberg an zwei AuBenstationen be- fassen. Das Jenenser Seismologische Institut be- absichtigt schlieBlich, spezielle mikroseismische Untersuchungen im Rahmen des Arbeitsgebietes Erdbebenkunde durchzufiihren. Soweit der bereits festliegende Teil der Pro- gramme, mit denen die Deutsche Demokratische Republik durch die Arbeit ihrer Institute das Vorhaben des Internationalen Geophysikalischen Jahres untersti tzt. Unerwahnt bleiben bisher die beiden Gebiete Gletscherkunde and Meeres- kunde. Ohne daB hierfur bereits ein fest um- rissenes Programm vorliegt, kann doch gesagt werden, daB eine Beteiligung der Deutschen Demokratischen Republik auch auf diesen Forschungsgebieten vorgesehen ist, and zwar auf Expeditionen in Zusammenarbeit mit der Sowjet- union. Eine kleine Gruppe von photogrammetrischen Fachleuten der Deutschen Demokratischen Re- publik wird die Wissenschaftler der UdSSR bei der Vermessung der Gletscher auf dem Terri- torium der Sowjetunion unterstiitzen, wobei ein neu entwickeltes photogrammetrisches Auf nahme- und Auswertgerat der Zeisswerke zum Einsatz gelangen soil. Einen grol3eren Umfang wird mit aller Wahrscheinlichkeit die Beteiligung auf dem Gebiet der Ozeanographie annehmen. Auf dem zur Zeit groBten, in Rostock vom Stapel gelau- fenen Forschungsschiff ,Lomonossow" werden sowjetische and deutsche Spezialisten in Kreuz- fahrt auf dem Atlantik operieren and gemeinsam ozeanographische sowie meteorologische MeB- programme durchfuhren. Probleme der langen Flutwellen des Meeres, der Schwankungen des Mee~esspiegels, der Zirku- lationsstromungen, des IVIeeres-Chemismus and der Meeresbiologie sowie fMessungen der Wasser- temperatur, des Salzgehalltes, der Komponenten des Warmehaushalts derOzeane and der Drift- bewegungen des MeereiAes werden den Inhalt dieses umfangreichen Expeditionsprogramms bilden. DaB die Deutsche Demokratische Republik sich auch den erhohten Bepbachtungsprogrammen wahrend der sog. Welttjge and Weltintervalle angesehlossen and Verpflichtungen innerhalb des Weltwarndienstes uberniommen hat, sei am Rande and der Vollstandigkeit halber abschlie- Bend erwahnt. Zur Zeit werden die letaten Vorkehrungen ge- troffen, bei uns and anderswo, um gertistet zu sein zum friedlichen Wetijstreit auf dieser Olym- piade des Geistes, deregi olympische Flamme 18 Monate nicht erloscheri wird. - Moge sie, un- sichtbar in den Herzen derer angezi1ndet, die diesem grolen Werk verfallen and verpflichtet sind, Symbol sein fur dep Geist der Verstandi- gung, fur die Vernunft upd die wachsende Ein- sicht in die GroBe der Vlerantwortung, die wir alle tragen and von der uns keiner entbinden kann, der Verantwortung dafiir, die Krafte der Natur zum Nutzen der Menschheit in den Dienst zu stellen and nicht zu 3hrer Vernichtung. Prof. Dr. H. PHILIPPS Direktor des Meteorologischen and Hydrologischen Dienstes der Deutschen Demokratischen Republik, Sekretar des Nationalen Komitees der Deutschen Demokratischen Republik fur das Internationale Geophysikalische Jahr Sanitized Copy Approved for Release 2010/04/23: CIA-RDP80T00246A038600260001-5 Sanitized Copy Approved for Release 2010/04/23: CIA-RDP80T00246AO38600260001-5 Probleme des Geomagnetismus im Rahmen des Internationalen Geophysikalischen Jahres Die meisten Leser werden sicher schon allerlei fiber das Geophysikalische Jahr gehort, gesehen and gelesen haben; denn der Rundfunk, das Fernsehen, die Tagespresse, auch popularwissen- schaftliche Zeitschriften and das Vortragswesen, sogar A usstellungen haben eine Fiille von Einzel- heiten fiber Verlauf and Organisation, fiber Zweck and Ziele dieses wohl bisher groBten wissenschaftlichen Unternehmens nahegebracht. Es ist daher nicht meine Absicht, noch einmal auf diese Dinge zuruckzukommen, sondern ich will gleich in medias res gehen and an dem Bei- spiel des Sektors der geomagnetischen Forschung zeigen, wie notwendig ein solches Internationales Geophysikalisches Jahr ist. Das Wort Geomagnetismus ist klar. Es umfal3t die magnetischen Erscheinungen der Erde, and wenn man die Frage stellen wollte, was Magne- tismus letzten Endes ist, so muB darauf gesagt werden, daB diese Frage mit vollster Klarheit heute noch nicht beantwortet werden kann; denn diese Frage ist gleichbedeutend mit der Frage z. B. auch nach dem Wesen der Eiiergie and dem Wesen der Masse, and auch diese Frage kann heute noch niemand beantworten. Trotz allem aber sind die magnetischen Erscheinungen schon recht alt, and zwar liegt das daran, daB die Natur uns in dem Magneteisenstein soge- nannte ,natilrliche" Magnete in die Hand ge- geben hat, mit deren Hilfe leicht alle jene primi- tiven and einfachen Versuche, die von der Schule her bekannt sind, durchgefuhrt werden konnen. Spater hat man gelernt, auch kunstliche Magnete herzustellen, die viel besser and energiereicher als die nati rlichen sind, and mit deren Hilfe die Erscheinungen des Magnetismus naher unter- sucht werden konnten. Dabei hat sich gezeigt, daB die magnetischen Erscheinungen nicht di- rekt verbunden sind mit den Atomen oder Mole- killen der festen Korper, sondern vielmehr mit der Kristallstruktur, and daB solche Erschei- nungen verlorengehen, wenn diese Kristall- struktur aufhort zu existieren. Streng genomm- men handelt es sich hierbei nicht um magnetische Erscheinungen schlechthin, sondern um solche, die als ferromagnetische Erscheinungen be- zeichnet werden, weil sie besonders am Eisen klar zu beobachten sind. Dieser Ferromagnetis- mus ist also an die Kristallstruktur gebunden and hort auf zu existieren, wenn die Kristall- struktur zerstort wird, d. h. wenn der Korper so hohen Temperaturen - beilaufig 500-700? C - ausgesetzt ist, daB die kleinsten Teilchen des Korpers sehr starke thermische Schwankungen ausfuhren and aus diesem Grunde das Kristall- gitter sich schlieBlich :auflost. Magnetische Er- scheinungen lassen sich heute sehr gut theore- tisch beherrschen and daher nutzbar machen fur die Menschheit, and zwar mit Hilfe der Max- wellschen Nahewirkungstheorie. Diese jetzt all- gemein gultige Theorie setzt voraus, daB jeder Magnet um sich herum ein Magnetfeld besitzt, das mit ihm fest verbunden ist wie z. B. seine Oberflache oder seine Masse, and das sich in den unendlichen Raum hinein erstreckt, auch durch das absolute Vakuum, d. h. durch den vollig leeren Raum, das also an keine Materie gebun- den ist and einen gewissen Energieinhalt re- prasentiert. Dieser Energieinhalt zeigt sich da- durch, daB dieses Magnetfeld auf andere ma- gnetische Korper, die in seinen Bereich gebracht werden, gewisse mechanische Wirkungen auszu- i1ben vermag, Drehungen and Verschiebungen, mit deren Hilfe das magnetische Feld iiberhaupt nur erkannt werden kann; denn der Mensch be- sitzt leider kein Organ, um magnetische Felder direkt festzustellen. In sehr groBer Entfernung von dem Magneten nimmt dann der Energie- gehalt dieses Feldes standig zu Null ab. Mit diesen primitiven physikalischen Vorstellun- gen soil nun zum Geomagnetismus zuruckgekehrt werden. Die ersten Erkenntnisse liegen hier schon sehr weit zuri ck. Wenn man z. B. ein Lehrbuch zur Hand nimmt, in dem die Geschichte der Kompasse behandelt ist, so findet man dort eine Abbildung, die einen chinesischen holzernen Streitwagen darstellt, auf dessen Brustung eine Figur mit ausgestreckter rechter Hand steht, die bezeichnenderweise fur China nach Siiden, nach dem Zenit der Sonne, weist, nicht nach Norden, wohin bei uns die Kompasse im allgemeinen ausgerichtet sind. Diese Figur ist um eine verti- kale Achse drehbar, and wahrscheinlich wird ein nati rlicher Magnet an dieser Figur befestigt gewesen sein, der die ausgestreckte Hand immer im magnetischen Meridian festhielt. Die jahrhundertelangen Forschungen haben fol- gendes fiber den Geomagnetismus ergeben: Das Feld, das heute auf der Erdoberflache gemessen wird, setzt sich zusammen aus zwei ganz ver- schiedenen Teilen, der eine stammt aus dem Erdinneren and der andere aus jenen hSchsten Sanitized Copy Approved for Release 2010/04/23: CIA-RDP80T00246AO38600260001-5 Sanitized Copy Approved for Release 2010/04/23: CIA-RDP80T00246AO38600260001-5 3. Jahrgang, Heft 6/7/8 MITTEILUNGSBLATT Schichten in etwa 100 and mehr Kilometer Ent- magnetismus liegen die Dinge genauso wie auf fernung von der Erdoberflache, die den Namen alien anderen Gebieten der Geophysik. Es gibt Ionosphere tragen. Beide Teile sind vollig von- dort namlich kaum eind Erscheinung, die sich einander verschieden. Der erstgenannte macht nicht mit der Zeit anderte, and kaum etwas, was bei weitem den grol3ten Teil des gesamten Feldes nicht ortlich verschieden ware. Und these ortliche aus, namlich 95 O/o, wahrend der zweite, der iono- and zeitliche Verschiedenheit gibt schon das spharisch-bedingte, nur 5 O/o zu dem Gesamtfeld Skelett fur die Erkennt-iisse einer dringenden beitragt. Auch in ihrem zeitlichen Ablauf sind Notwendigkeit eines Gegphysikalischen Jahres, beide Teile ganzlich voneinander verschieden. d. h. also eine internatio sale Vereinbarung, um Wahrend der erste verhaltnismalig wenig and solche Messungen nach eitlem einheitlichen inter- langsam zeitlich variabel ist im Rahmen der nationalen Plan durchzuftihren; denn man mul3 sogenannten Sakularvariation, ist der zweite sehr bedenken, daf3 die Erde nur zu einem Drittel starken zeitlichen Schwankungen unterworfen, aus Festland besteht, zu zwei Drittel aus Wasser, mit einer Periodendauer von Sekunden, Minuten, dab das Festland noch zu einem guten Teil wenig Stunden, Tagen, Monaten, Jahren, ja bis hinauf kultiviert ist, and daB manche Teile heute noch zu 11 Jahren, der bekannten Sonnenflecken- wenig erschlossen sind. 3s 1413t sich daraus so- periode. Auch ortlich sind beide Teilfelder, aus fort ersehen, daB gute urid brauchbare Messun- denen sich das gesamte geomagnetische Feld zu- gen in ortlicher Dichte upd in zeitlich notwen- sammensetzt, sehr verschieden, d. h. sie Schwan- diger Aufeinanderfolge nitr von verhaltnismalig ken von Ort zu Ort. Das Hauptfeld, wie jener geringen Teilen der Erdoberflache vorliegen. Des- groBere Teil, der aus dem Erdinnern stammt, halb ist der Wunsch durclpaus zu verstehen, hier genannt sei, hat eine verhaltnismaBig regel- wenigstens fur die Zeit von 11/2 Jahren einmal maBige Struktur; denn sonst ware es ja nicht grundlich Wandel zu schafen and die Messungen moglich, daB man sich mit dem KompaB auf der so anzulegen, wie sie im $dealfall eigentlich an- Erde, zu Wasser, zu Lande, in der Luft, auch gelegt sein muf3ten, d. h. also auch jene Gebiete unter der Erde orientieren konnte. Eingelagert der Erde mit in das McBprmgramm einzubeziehen, in diesen regelmaBigen Teil sind gewisse Un- die normalerweise nicht einbezogen werden regelmal3igkeiten, Anomalien genannt, teils re- konnen, and das sind, wie bereits gesagt wurde, gionale Anomalien von der Gr6f3e von Kontinen- die Weltmeere, die wenig erschlossenen Teile der ten and Ozeanen, teils auch Anomalien kleinen Kontinente and natiirlich, nicht zu vergessen, die and kleinsten AusmaBes, die mit der Ver- beiden Polkappen unserer Erde. schiedenheit der Struktur der Erdkruste in Zu- Es ist also die Aufgabe der geomagnetischen For- sammenhang stehen. Hier sei kurz hingewiesen schung im Rahmen des ` Internationalen Geo- auf einen wichtigen Teil der geomagnetischen physikalischen Jahres, einMeBprogramm auszu- Forschung, namlich den Einsatz von geomagne- arbeiten and in internatidnaler kollektiver Zu- tischen Mel3methoden im Rahmen der Lager- sammenarbeit durchzufiihken, das die Messun- stattenforschung; denn solche Lokalanomalien gen ortlich and zeitlich so vorsieht, wie sie stehen in engstem Zusammenhang mit der Struk- spater in moglichst gi nstiger Form fur die Aus- tur der obersten Erdkruste, d. h. also z. B. auch wertung zur Verfugung stehen sollen. mit irgendwelchen Lagerstatten metallischer 1VIi- Nun einige Worte noch ilber die Deutung der neralien. Dies sei hier aber bloB am Rande er- geomagnetischen Teilfeldert, von denen eben die wahnt. Rede war. Das Erdinnenfeld, jenen groBten Teil Der zweite Teil, jener kleine Teil, der aus den des Gesamtfeldes, fUhrt n~an heute zurtick, zu- hochsten Atmospharenschichten stammt, der so- mindest was seinen regelm4iBigen Teil anbelangt, genannte ionospharisch bedingte oder Variations- auf gewisse Stromungen m Inneren des Erd- teil des geomagnetischen Feldes, ist ortlich auch kerns. Die Materie befindet sich dort bei hohem sehr stark verschieden, verlauft in den Aquator- Druck and extrem hohen T~mperaturen in einem gegenden ganzlich anders als z. B. am magne- plasmatischen, in einem chaotischen, zahfli ssi- tischen Pol. Diese Verschiedenheit beider Teil- gen Zustand, and es konnjen dort also gewisse felder, sowohl in zeitlicher als auch in ortlicher Stromungen stattfinden, die verhaltnismaBig Hinsicht, bringt nun die Hauptaufgabe des Geo- lan sam sind, g geologisch berachtet aber eine be- magnetikers klar zum Ausdruck: namlich mog- trachtliche Geschwindigkei haben. Diese Stro- lichst viel zu messen, nicht nur an verschiedenen mungen sind nun an eine ionisierte Materie ge- Stellen der Erde, sondern auch daselbst noch zu bunden, d. h. die Materie dbrt im Erdinneren ist verschiedenen Zeiten. Auf dem Gebiet des Geo- elektrisch geladen, reprasehtiert also Ladungs- Sanitized Copy Approved for Release 2010/04/23: CIA-RDP80T00246AO38600260001-5 Sanitized Copy Approved for Release 2010/04/23: CIA-RDP80T00246AO38600260001-5 MITTEILUNGSBLATT 3. Jahrgang, Heft 6;7/8 treger, and wenn sich Ladungstrager bewegen, stellen sie einen elektrischen Strom dar. Durch die Versuche von Oersted ist bekannt, daB Ma- gnetfelder nicht bloB von magnetisierter Materie hervorgerufen werden kSnnen, sondern auch von stromdurchflossenen Leitern. Wenn man z. B. einen Akkumulator mit Hilfe eines Drahtes kurz- schlieBt and diesem stromdurchflossenen Draht eine Magnetnadel nahert, so wird sie genauso abgelenkt wie von einem Magneten. Damit ist ungefahr das Modell gegeben, wie man es sich im Erdinneren vorzustellen hat zur Erzeugung dieses regelmaBigen Teiles des Erdinnenfeldes, von dem eingangs die Rede war. Die Anomalien lagern sich dann diesem regelmaBigen Feld ein nach MaBgabe der materiellen Verschiedenheiten, die die Erde im Laufe ihrer geologischen Ent- wicklung - Abkuhlung - zwangslaufig an- genommen hat. Der zweite Teil, der in der Ionosphere entsteht, verdankt seinen Ursprung voll and ganz der Ein- wirkung unserer Sonne, and es ist verstandlich, daB aus diesem Grunde die grol3en zeitlichen Schwankungen hervorgerufen werden, weil auch die Sonne als ein so lebensstarkes Gestirn sich in der Intensitet ihrer Strahlung ebenfalls in unregelmaBigen Rhythmen verendert. Die Sonne gibt zwei Arten von Strahlungen in den Welten- raum hinaus. Die eine ist die ultraviolette Strah- lung, die andere ist eine Strahlung kleinster Kor- puskeln. Beide Strahlungen dringen in die Re- gionen der hochsten Atmospharenschichten ein and ionisieren sie. Daher der Name Ionosphere. Das bedeutet, daB die Materie elektrisch geladen ist. Praktisch hat man also denselben Vorgang wie im Erdinnern. Auch hier ist elektrisch ge- ladene Materie vorhanden, die sich bewegt. Es handelt sich wieder um bewegte Ladungen, gleichbedeutend mit elektrischen Stromen, die wieder Magnetfelder hervorrufen im Sinne der Experimente von Oersted. Und es laBt sich den- ken, daB diese elektrischen Strome ein genaues Tagebuch abgeben von dem, was sich auf der Sonne ereignet. Alle Schwankungen der ultra- violetten and der korpuskularen Strahlungen der Sonne spiegeln sich in den magnetischen Schwankungen wider. Und so hat man in den Aufzeichnungen unserer magnetischen Obser- vatorien ein getreues Tagebuch der Vorgange auf der Sonne. Hierzu treten noch die Bewegungen in der Ionosphere selbst, die auch wieder von der Sonne durch die Erwermung dieser Schicht and durch die Gravitation, d. h. durch Ebbe and Flut - durch Gezeitenwirkung -, hervorge- rufen werden, wobei natiirlich auch der Mond mit hineinspielt. Soviel uber die Erkenntnisse, die auf dem geo- magnetischen Sektor bis heute gewonnen wurden, and nun zu den Aufgaben, die speziell die Deutsche Demokratische Republik and die dort tatigen Fachexperten auf dem Gebiet des Geo- magnetismus im Rahmen des Internationalen Geophysikalischen Jahres zu leisten haben. Die geomagnetische Forschung wird betrieben in dem Geomagnetischen Institut Potsdam der Deutschen Akademie der Wissenschaften zu Berlin, zu dem das Adolf-Schmidt-Observato- rium fur Erdmagnetismus in Niemegk gehdrt. Dort werden die sehr feinen elektrischen and magnetischen Messungen durchgefuhrt, nachdem Potsdam wegen der Nahe Berlins, vor alien Dingen wegen der Elektrifizierung der Berliner Stadtbahn, fur diese feinen Messungen aufgegeben werden muBte. Die experimentelle Tatigkeit liegt also jetzt vollig in Niemegk, wehrend in Potsdam nur theoretische and statistische Untersuchun- gen durchgefuhrt werden. Mir das Internationale Geophysikalische Jahr sind nun einige spezielle Aufgaben zu erledigen. Abgesehen davon, daB das Geomagnetische Observatorium Niemegk modernisiert and der dort laufende Dienst nach jeder Richtung hin ausgebaut wurde, sei noch auf folgende besondere Einrichtungen verwiesen: Es wurden drei Satellitenstationen errichtet; zwei an der Ostsee - bei Warnkenhagen and t lckermunde am Haff - and eine in Herrnhut O. L. Sind es auch nur kleine Hiitten, die dort aufgestellt wurden, so sind diese Htitten doch mit den modernsten Geraten der elektrischen and magnetischen McBtechnik ausgestattet, and sie werden ermoglichen, auf dem Gelende unserer Republik alle anfallenden Probleme des geo- magnetischen Variationsfeldes mit der groBt- moglichen Genauigkeit and Exaktheit zu losen. Dariiber hinaus wurde am Observatorium Nie- megk noch eine Anlage errichtet, die vielleicht eine der ganz wenigen dieser Art auf der Welt, vielleicht sogar die einzige ist, nemlich, um es fachtechnisch auszudrticken, eine Anlage zur Messung der ortlichen Gradienten. Wie bereits gesagt, ist das ionospharisch bedingte Magnet- feld der Erde starken ortlichen Schwankungen unterworfen, and wenn es gelingt, diese ort- lichen Schwankungen auf kurzen Strecken, z. B. 8-10 km, sicher zu erfassen, so ist es moglich, direkt das Wandern der Stromwirbel der Iono- sphere uber das Gebiet einer solchen Anlage hin Sanitized Copy Approved for Release 2010/04/23: CIA-RDP80T00246AO38600260001-5 Sanitized Copy Approved for Release 2010/04/23: CIA-RDP80T00246AO38600260001-5 3. Jahrgang, Heft 6/7/8 zu verfolgen and daraus gewisse Schli sse zu ziehen fiber Hohenlage and geometrische Gestalt solcher Stromwirbel. Das ist eine sehr wichtige Aufgabe, and es ist zu hoffen, daB damit im Rahmen des Internationalen Geophysikalischen Jahres einige wertvolle Erkenntnisse gewonnen werden konnen. Und ein Drittes sei noch er- wahnt. Es wurde bereits darauf hingewiesen, daB der ionospharisch bedingte Teil des geo- magnetischen Feldes zeitlich starken Schwan- kungen unterworfen ist. Diese zeitlichen Ver- anderlichkeiten bringen nun im Erdinnern nach den Grundgesetzen der elektromagnetischen In- duktion - man braucht nur an das Beispiel eines Transformators zu denken - gewisse Strome hervor, die nach Mafgabe der herrschenden elektrischen Leitfahigkeit dort flieBen and nun ihrerseits wieder ein sekundares Magnetfeld an der Erdoberflache erzeugen, ein physikalisch ja sehr einleuchtender Vorgang. Und nun ist es so, daB diese induzierten Erdstrome verschieden tief in das Erdinnere eindringen, je nachdem, wie ihre zeitliche Periode liegt. Ist sie kurz, drin- gen diese Wellen sehr wenig tief ein, ist sie linger, wachst and steigt diese Eindringtiefe immer mehr, and gerade in den letzten Jahren ist ein ganz neuer and wichtiger Sektor der geo- magnetischen Forschung entstanden dahin- gehend, aus solchen induzierten Erdstromen bzw. aus den magnetischen Wirkungen dieser Erdstrome Riickschliisse zu ziehen auf die elek- trische Leitfahigkeit im Erdinnern. Man kommt da speziell mit sehr groBer Genauigkeit in Tiefen von etwa 80-100 km, and das sind gerade Tiefen, die fur die Geologen von groBer Bedeu- tung rind and fiber die bisher noch verhaltnis- maBig wenig Aussagen gemacht werden konnen. Hier hat auch gerade das Observatorium Nie- megk anregend and meBtechnisch vorbildlich mitgewirkt, and es ist beabsichtigt, die Messun- gen in dieser Richtung hin noch zu erweitern. Vor allen Dingen handelt es sich darum, die Mefprofile fiber das Gebiet unserer Republik hinaus zu erweitern, besonders in ostlicher Rich- tung in das Gebiet der uns befreundeten volks- demokratischen Republiken Polen, Rumanien Tschechoslowakei u. a. Abgesehen davon aber ist auch eine enge Zusammenarbeit mit den Geo- magnetikern der Deutschen Bundesrepublik vorgesehen, um die dort wahrend des Internatio- nalen Geophysikalischen Jahres durchgefiihrten Messungen auf das Gebilet unserer Republik zu ubernehmen and weiterzuleiten. Es sei noch erwahnt, d~B eine Beteiligung an irgendwelchen Expeditioien auf dem Sektor des Geomagnetismus nicht vorgesehen ist. Wenn auch zugegeben werden mull, daB moglichst viele magnetische Messungen, besonders auf den Ozeanen, wdhrend des Internationalen Geo- physikalischen Jahres durchgefuhrt werden sollten, so mull anderersoits darauf hingewiesen werden, daB solche Messungen einen groBen technischen and organ)isatorischen Aufwand bedingen, der im Hinblicl auf die anderen dring- lichen Aufgaben nicht verantwortet werden kann. Denn die Problen1e, die das Geomagne- tische Observatorium Nfemegk zu losen hat, sind schon so umfangreich and wichtig, daB sie dem internationalen Ruf, des Geomagnetischen Institutes Potsdam voll Oeniigen. Zum Schiull dieser Ausfij;hrungen sei der Hoff- nung Ausdruck verliehen, daB das Internatio- nale Geophysikalische Jahr ein voller Erfolg werden moge, and daB sich die groBen Opfer an Mi hen and auch die hohen Kosten verlohnen mogen, die alle Volker in dieses Unternehmen hineingesteckt haben. Hdffentlich hat auch die Natur ein Einsehen and beschert im Laufe des Geophysikalischen Jahres einige recht schone seltene Ereignisse; denn nicht umsonst wurde dieses dritte Internationale Geophysikalische Jahr hineingelegt in die Zeit des Sonnenflecken- maximums. Die Sonne it ja, wie gesagt, fur den Variationsteil des ggomagnetischen Feldes von ausschlaggebender Ijedeutung, and daher ist es selbstverstandlich, daB ein Sonnenflecken- maximum in dieser Richtung hin eine besonders interessante and anregdnde Problematik zu bieten vermag. Prof. Dr. GERHARD FANSELAU Direktor des Geomagnetischen Instituts (Nach einem Rundfunkvortrag, gehalten am 1.3.1957) Die Aufgabe der Geodasie im Internationalen Geophysikaliischen Jahr Die Geodasie ist die Wissenschaft, welche sich mit der Form and GroBe der Erde beschaftigt. Um dariiber Aussagen machen zu konnen, mull man von sehr vielen Orten auf der Erde die genaue Lage, d. h. die gtographischen Langen and Breiten, die Hohe ubler dem Meeresspiegel and auch die GroBe and Richtung der Schwer- kraft kennen. Aus verschiiedenen Gri.inden sind Sanitized Copy Approved for Release 2010/04/23: CIA-RDP80T00246AO38600260001-5 Sanitized Copy Approved for Release 2010/04/23: CIA-RDP80T00246AO38600260001-5 MITTEILUNGSBLATT 3. Jahrgang, Heft 8/7/8 aber weder die Orte noch die Schwerkraft an einer beliebigen Stelle als unveranderlich an- zusehen. Man weiB ja, daB geologische Verande- rungen wie Hebung, Senkung and Verschiebung ganzer Kontinente solche Ortsverlagerungen and damit auch Schwereanderungen hervorbringen konnen. Es ist daher eine laufende Aufgabe der Forschung, durch Ortsbestimmungen diesen Ver- anderungen auf die Spur zu kommen. Der Teil der Geodasie, der, sich mit der Bestimmung der geographischen Langen and Breiten and ihren Veranderungen befaBt, ist die astronomische Geodasie. Die Kommission des Spezial-Komitees fur das Internationale Geophysikalische Jahr, die in dieser Richtung Beobachtungen and Unter- suchungen durchfiihrt, tragt daher die Bezeich- nung: ?Langen and Breiten". Das Spezial-Komitee hat ein Programm ange- nommen, das eine moglichst hohe Genauigkeit in der Bestimmung der astronomischen Koor- dinaten Lange and Breite der teilnehmenden Observatorien and deren Veranderung gewahr- leistet. Die Ergebnisse dieser Untersuchungen werden nach der spateren einheitlichen Bear- beitung sehr sichere Kenntnisse der momentanen Koordinaten dieser Observatorien liefern. In der Deutschen Demokratischen Republik ist es das Geodatische Institut in Potsdam, das die hierbei anfallenden Arbeiten ubernommen hat. Ich will zu erlautern versuchen, wie man mit Iiilfe der astronomischen Geodasie die Koor- dinaten Lange and Breite bestimmen kann, and beginne mit der geographischen Breite. - Jeder- mann weiB, daB der Polarstern um so hoher Uber dem Horizont steht, je weiter wir nach Norden reisen; am Nordpol selbst wurde er senkrecht uber dem Beobachter, d. h. im Zenit stehen. Offenbar ist also die vom Horizont aus in Winkel- maB gemessene Hohe des Polarsterns - genauer des Himmelspols selbst - nichts anderes als die geographische Breite, die somit gleichbedeutend ist mit der Polhohe des Beobachtungsortes. Im Prinzip braucht man also nur mit geeigneten Instrumenten die Hohe des Polarsterns zu mes- sen, um nach verschiedenen Reduktionsrech- nungen die geographische Breite zu erhalten. Es gibt aber noch zahlreiche andere Methoden zur Bestimmung der Breite, der geschilderte Zu- sammenhang sollte auch nur daran erinnern, daB eine Breitenbestimmung eine astronomisch-geo- datische Aufgabe ist. Im Internationalen Geo- physikalischen Jahr sollen natiirlich nur die genauesten Methoden verwendet werden, and im besonderen wird empfohlen, Instrumente zu benutzen, die in einem einzigen Beobachtungs- gang gleichzeitig die Breite and die Zeit and da- mit auch die geographische Lange liefern. Die Bestimmung der geographischen Lange kommt namlich im Endeffekt auf eine Zeit- messung hinaus. Um dies in aller Kdrze klar- zumacnen, erinnere ich an die sogenannten Zo- nen oder Normalzeiten, die in den einzelnen Lan- dern gesetzlich festgelegt sind. In Deutschland richten wir uns im taglichen Leben nach der mitteleuropaischen Zeit, wahrend z. B. in Frank- reich and England die westeuropaische Zeit giiltig ist, die genau um eine Stunde von der mitteleuropaischen Zeit verschieden ist in dem Sinne, daB man bei einer Reise nach Westen die Uhr um eine Stunde zurilckstellen muB. Diese eine Stunde bedeutet nichts anderes als den geo- graphischen Langenunterschied zwischen den westlichen and den zentraleuropaischen Landern oder genauer zwischen den beiden Hauptmeri- dianen, auf die sich these Lander in ihren Zeit- angaben stiitzen. Die Bestimmung geographischer Langen ist daher gleichbedeutend mit der Mes- sung von Zeitunterschieden. Jede Station be- stimmt durch astronomische Beobachtungen ihre eigene Ortszeit. Das ist wieder im Prinzip leicht ausfiihrbar, weil von weit uber 1000 hierftir ge- eigneten sogenannten Fundamentalsternen ge- nau bekannt ist, zu welchem Zeitpunkt sie den Ortsmeridian uberschreiten. Ein nur in der Me- ridianebene bewegliches Instrument gestattet dann diesen Zeitpunkt festzustellen. Die auf jeder Station ermittelten Ortszeiten ergeben in ihrem Zeitunterschied die Langendifferenz. Dieser Zeitunterschied wird dadurch erhalten, daB jede Station den absolut gleichen Zeitmoment fur ein zunachst beliebiges Ereignis in ihrer eigenen Ortszeit angibt. Bei der heute verlangten Ge- nauigkeit kommen fur das ,beliebige Ereignis" nur die funkentelegraphischen Zeitzeichen in Betracht. Bekanntlich werden von Rundfunk- und Spezialsendern taglich eine grol3e Zahl von Zeitsignalen ausgestrahlt. Wenn nun jede der beiden Stationen, deren Langenunterschied be- stimmt werden soil, dasselbe Zeitsignal auf- nimmt and die Empfangszeit in seiner eigenen Ortszeit angibt, dann ist der Unterschied dieser Zeitangaben gleich dem gesuchten Langenunter- schied. Es gibt aber auch noch andere astronomisch- geodatische Methoden zur Zeit- and damit zur Langenbestimmung. Eine solche Methode wird z. B. angewendet, wenn man, wie vorher er- wahnt, mit einem Spezialinstrument Zeit and Breite gleichzeitig bestimmen will. Im Inter- nationalen Geophysikalischen Jahr arbeiten na- Sanitized Copy Approved for Release 2010/04/23: CIA-RDP80T00246AO38600260001-5 Sanitized Copy Approved for Release 2010/04/23: CIA-RDP80T00246AO38600260001-5 3. Jahrgang, Heft 6/7/8 151 tiirlich nicht nur zwei Stationen, sondern sehr einer Schwankung des gesamten Erdkorpers viele zur Bestimmung ihrer Langenunterschiede auftreten muf3ten. Ein soacher Effekt konnte nur zusammen, so daB man bei diesen Arbeiten von auferordentlich gering mein, wesentlich kleiner einer Weltlangenbestimmung spricht, wie sie zu- jedenfalls, als es die 'Polschwankungen mit letzt 1933, aber in viel engerem zeitlichen Rah- maximal 0",3 selbst sind.~ Hieraus geht nochmals men, durchgefuhrt worden ist. hervor, daB nur die ge$Aauesten Mef3methoden Nach dieser kurzen prinzipiellen Darstellung, in Frage kommen. - Die schon erwahnte Perio- wie man die geographischen Koordinaten Lange dizitat hat eine Dauer voi etwa 430 Tagen, iiber- und Breite bestimmen kann, drangen sich noch lagert von einer Periodd von Jahreslange. Die zahlreiche Fragen auf, die naturgemaB mehr auf grol3ere 430tagige Period$ wird nach ihrem Ent- Einzelheiten eingehen. Und gerade diese spe- decker die Chandlersche Periode oder auch nach ziellen Dinge sind es, die im Internationalen Geo- dessen Namen benannt. Auch mit Ri cksicht physikalischen Jahr mit besonderer Sorgfalt be- auf diese Periodendauer *at man das Internatio- handelt and untersucht werden sollen. nale Geophysikalische J~hr auf 11/2 Jahre aus- Ich beginne wieder mit den Fragen, die mit der gedehnt, um mindestens Uber eine ganze (Chand- Breitenbestimmung im Zusammenhang stehen. - lersche) Periode hinweg genaueste Polhohen- Im Jahre 1844 hat der beruhmte deutsche Astro- messungen zu erhalten. nom and Geodat F. W. Bessel in Konigsberg in Bei den Langenbestimmuhgen, die, wie erwahnt, einem Brief an Humboldt die Bemerkung ge- auf Zeitbestimmungen and ihren Vergleich der macht, er habe Verdacht gegen die Unverander- einzelnen Stationen unteneinander mit Hilfe der lichkeit der Polhohe. 1888 gelang es Kiistner auf funktelegraphischen Zeitsignale hinauslaufen, der alten Berliner Sternwarte, den Besselschen treten weitere Fragen auf, die im Internationalen Verdacht durch Messungen zu bestatigen. Es Geophysikalischen Jahr beantwortet werden handelt sich bei dem von da ab als Polhohen- sollen. - Das nati rlichei MaB der Zeit ist die oder Breitenschwankungen bezeichneten Effekt einmalige Umdrehung der Erde um sich selbst, um auBerordentlich kleine Grol3en, namlich urn d. h. die Dauer eines Tage$. Die Tageslange kann hochstens 0",3. Man kann das auch so ausdri cken: nur dann eine unveranderaiche Grof3e sein, wenn Die Umdrehungsachse der Erde liegt im Erd- die Rotationsgeschwindigkeit der Erde konstant korper nicht fest, sondern ihre Endpunkte, eben ist. Und das ist eben leider nicht der Fall! Man die Pole, bewegen rich um eine Mittellage, ohne hat drei verschiedene Arten der Inkonstanz der sich jemals urn mehr als etwa 10 m von ihr zu ent- Erdrotation and damit des Zeitmaistabes zu fernen. Man hat bald erkannt, daI die Polbewe- unterscheiden: gung nahezu periodisch ist and auch aus then- 1. Eine allmahliche Vel'langsamung der Erd- retischen Griinden sein muB, daB aber doch auch die Periodizitat selbst wieder in geringern Maf3e drehung oder was dasselbe ist, eine Zu- die ist. Zur dauernden Verfolgung der nahme der Tageslange. Polschwankungen wurde unter Fuhrung dent- Dieser Effekt wird durch die Reibung der durch Scher Astronomer and Geodaten der Internatio- Ebbe and Flut - die Cxezeiten - bewegten nale Breitendienst ins Leber gerufen, der auch Wassermassen namentlich in seichten Meeres- nale noch arbeitet. Seine auBerordentlich wick- teilen hervorgerufen and bewirkt nur eine Zu- tigen Ergebnisse beruhen indessen fast nur auf nahme der Tageslange vonweniger als 2 tausend- den Beobachtungen weniger Stationen, die alle stel Sekunden pro Jahrhl-ndert. Diese Erschei- nahezu dieselbe geographische Breite von etwa rung kann also keine Aipfgabe fur das Inter- 38? Nord haben. In neuerer Zeit ist der Breiten- nationals Geophysikalische Jahr sein. dienst allerdings auch durch Stationen in an- 2. Es treten unregelma13 ge Schwankungen der deren Breiten erweitert worden. Im Internatio- Erdrotation auf. nalen Geophysikalischen Jahr besteht aber der Als geophysikalische Griinde hierfiir vermutet Wunsch and die Moglichkeit, noch sehr viel man Massenverlagerungen im Erdinnern. Diese mehr Stationen zur Mitarbeit zu gewinnen, die Art der Schwankungen bezeichnet man inter- moglichst gleichmaf3ig fiber die ganze Erde ver- national als Fluktuationen. Sie aul3ern sich darin, teilt sein sollten. Der Zweck ist unter anderem daB ein schnell bewegtes IGestirn, insbesondere der, festzustellen, ob die Polschwankungen uber- der Mond, nicht genau ark der Stelle des Him- all in derselben GroBe and Richtung auftreten, mels steht, an der er sich !der Theorie nach be- oder ob etwa einzelne groBere kontinentale Erd- finden muBte. Im Internattionalen Geophysika- schollen andere Ergebnisse liefern, als sie bei lischen Jahr hat man daher ein besonderes Pro- Sanitized Copy Approved for Release 2010/04/23: CIA-RDP80T00246AO38600260001-5 Sanitized Copy Approved for Release 2010/04/23: CIA-RDP80T00246AO38600260001-5 MITTEILUNGSBLATT 3. Jahrgang, Heft 6/7/8 gramm fur Mondbeobachtungen aufgestellt, bei dem ein neuartiges photographisches Geret - die Markowitz-Kamera - auf etwa 20 Stationen zum Einsatz kommen wird. Mit ihrer Hilfe wird man einerseits die Theorie der Mondbewegung verbessern and andererseits die Fluktuationen des Zeitmaf3stabes feststellen konnen. Dem glei- chen Zweck dienen auch die Beobachtungen von Sternbedeckungen durch den Mond, an denen sich auch Liebhaber-Astronomen beteiligen kon- nen and sollen. Wegen der relativen Seltenheit der Sternbedeckungen wird aber die wissen- schaftliche Ausbeute mit der Markowitz-Kamera wesentlich grof3er and genauer sein. Mit ihr photographiert man namlich gleichzeitig den Mond and zahlreiche ihm nahe stehende schwache Sterne, was etwa gleichbedeutend mit der Auswertung vieler Sternbedeckungen ist. Diese Beobachtungsmethoden haben auch noch einen besonderen Vorteil dadurch, daB sie un- abhangig von der Richtung and GroBe der Schwerkraft, d. h. der Lotrichtung sind. Man kann sie daher dazu benutzen, sehr groBe geo- detische Entfernungen von Kontinent zu Kon- tinent fiber Ozeane hinweg zu uberbriicken and in linearem MaB anzugeben. 3. Die Art der Rotationsschwankungeh oder des ZeitmaBstabes verlauft mit Jahres- periode and ist auf meteorologische Vor- genge zuruckzufi hren, sie ist also ebenso wie die vorher besprochene zweite Art der Schwankungen geophysikalischer Natur. Ihre meBtechnische Verfolgung kann aber nur durch astronomische Zeitbestimmungen im Zu- sammenwirken mit Uhren hervorragender Gang- leistung geschehen. Denkt man sich die Erde selbst als eine Uhr, deren Zeiger etwa ein fester Punkt auf dem Aquator sein moge, so zeigt diese ,,Erduhr", verglichen mit einer idealen absolut gleichmaf3ig gehenden Uhr, Schwankungen, die in den astronomischen Schwankungen der idealen Beobachtungsuhr auftreten. Zeigen nun viele Uhren, deren Leistungen man durch gegenseitige Vergleichungen als hervorragend erkannt hat, dieselben scheinbaren Schwankungen, dann wird man als Grund hierfi r wirkliche Anderungen der Rotationsgeschwindigkeit der Erde annehmen mussen. Seit reichlich zwei Jahrzehnten verfugt man tatsachlich uber Uhren, die gewissermaBen besser gehen als die Erduhr, das Sind die Quarz- uhren, bei denen ein schwingender Quarzkristall das regelnde Organ ist. Es gehort in das Arbeits- programm der Kommission Langen and Breiten des Internationalen Geophysikalischen Jahres, diese jahreszeitlichen Schwankungen der Zeit- skala zu verfolgen. Dabei handelt es sich auch wieder nur um sehr kleine GroBen, denn die Tageslange schwankt innerhalb eines Jahres hochstens um 2 tausendstel Sekunden. Dieser theoretisch schon lange vermutete Effekt wurde 1935 erstmalig im Geodatischen Institut Potsdam mit Quarzuhren nachgewiesen. Zu den astronomisch-geodatischen Arbeiten der Kommission Langen and Breiten gehoren noch eine ganze Reihe weiterer Untersuchungen, auf die noch kurz eingegangen werden soil. - Die elektrischen Wellen, welche die funkentelegra- phischen Zeitzeichen iibertragen, haben zwar theoretisch die sehr groBe Fortpflanzungs- geschwindigkeit von 300 000 km pro Sekunde, also dieselbe wie die Lichtgeschwindigkeit, trotz- dem muB aber die Ubertragungszeit zwischen Sender and Empfanger berucksichtigt werden. Das laBt rich jedoch nicht rechnerisch aus der bekannten Entfernung durchfiihren, weil die Wellenausbreitung bekanntlich nicht oder nicht nur Tangs der Erdoberflache stattfindet, sie nimmt vielmehr ihren Weg zum groBten Teil uber die Ionosphere in Atmospharenschichten in mehreren 100 km Hohe. Diese Wege sind da- zu noch jahres- and tageszeitlich verschieden, hangen von der Wellenlange, von der zu i1ber- briickenden Entfernung and anderen storenden Einfli ssen ab. Fur die Untersuchung dieser Dinge hat man im Internationalen Geophysikalischen Jahr ein besonderes Arbeitsprogramm auf- gestellt, fur das schon jetzt z. B. eine enge Zu- sammenarbeit des Geodatischen Instituts Pots- dam mit der Sternwarte Tokio besteht. Da man sich bei Breiten- and Langenbestim- mungen astronomischer Methoden bedienen muB, da man also die Orter der beobachteten Sterne genau kennen muB, liegt die weitere Auf- gabe vor, die Fundamentalkataloge der Sterne auf ihre Genauigkeit zu untersuchen and sie durch die Zusammenarbeit zahlreicher Obser- vatorien weiter zu verbessern. Hierzu konnen die bei den Breiten- and Zeitbestimmungen an- fallenden Messungen herangezogen werden. Nicht weniger wichtig ist es, die benutzten In- strumente genau auf ihre stets vorhandenen kleinen Fehler hin zu untersuchen. Beispiels- weise wird jede Empfangsapparatur fur Zeit- signale mit einer gewissen, wenn auch meist unter einer tausendstel Sekunde liegenden Ver- zogerung arbeiten. Dieser Betrag muB bestimmt, in seiner Konstanz uberwacht and beriicksich- tigt werden. Sanitized Copy Approved for Release 2010/04/23: CIA-RDP80T00246AO38600260001-5 Sanitized Copy Approved for Release 2010/04/23: CIA-RDP80T00246AO38600260001-5 Auch die meteorologischen Zustande, wie Tem- peratur, Luftdruck, Windrichtung und -starke konnen EinfluB auf die astronomischen Beob- achtungen haben. Am bekanntesten ist die Wir- kung der Strahlenbrechung oder Refraktion in der Lufthiille der Erde. Man mull aber bei dieser an sich sehr genau berechenbaren Erscheinung mit anomalen Effekten rechnen, die nicht immer im einzelnen zu erfassen sein werden. Es wird auch aus diesem Grunde im Internationalen Geo- physikalischen Jahr empfohlen, die Beobach- tungen weit fiber das sonst i.ibliche Mall hinaus auszudehnen und deshalb z. B. die ganze Nacht hindurch zu beobachten. Man kann dann er- warten, manche Effekte aufzufinden oder aus- zuschalten, die sonst als systematische Fehler auftreten wurden. Auger der astronomischen Geodasie ist auch die Gravimetrie, d. h. jener Teil der Geodasie an den Arbeiten im Internationalen Geophysika- lischen Jahr beteiligt, der sich mit der Schwer- kraft befaBt. Sie hangt auger von ortlichen geo- logischen Verhaltnissen im wesentlichen von der Gestalt des Erdkorpers ab, der ja bekanntlich keine Kugel, sondern annahernd ein abgeplat- tetes Ellipsoid ist. Aber weder Richtung noch GrSfle der Schwerkraft bleiben an demselben Ort unveranderlich. Es ist daher eine geodatische Aufgabe im Internationalen Geophysikalischen Jahr, diese Veranderungen an moglichst vielen Orten zu verfolgen. Hierzu stehen heute Schwere- messer zur VerfUgung, die Schwereanderungen von 1 : 100 Millionen des Schwerewertes selbst zu messen erlauben. Richtungsanderungen der 153 Schwerkraft konnen dutch sogenannte Horizon- talpendel bis auf 1/ioo" und weniger festgestellt werden. Derartige Messungen finden zweck- maf3ig in stillgelegten Bergwerken statt. Der Hauptgrund fur diese Grof3en- und Richtungs- anderungen ist derselbe, der auch die Gezeiten Ebbe und Flut erzeugt, namlich die Anziehungs- kraft von Sonne und Mond. Deshalb wird dieses spezielle Aufgabengebiet auch ?Gezeiten der festen Erde" genannt. Daneben gibt es auch geo- logische Ursachen, die man bei diesen Messungen ergrtinden will. Eine mgglichst ununterbrochene Registrierung der Erdg{ezeiten wird im Inter- nationalen Geophysikalischen Jahr angestrebt. Das Spezial-Komitee fur' das Internationale Geo- physikalische Jahr hat Richtlinien herausgege- ben, nach denen das gtwaltige anfallende Be- obachtungsmaterial nach einheitlichen Gesichts- punkten an zentralen Suellen bearbeitet werden soil. Trotzdem hat nattirlich jede Station ihre eigenen Beobachtungen in iiblicher Weise zu be- rechnen und zu reduzieren. Fur die Langen und Breiten wird das Bureau International de 1'Heure in Paris diese Zentralsthlle sein. Es ist mit gr6f3ter Sichgrheit zu erwarten, dalI die internationale Zuseimmenarbeit im Inter- nationalen Geophysikalischen Jahr reiche Fri chte bringen wird. Mit abschliel3enden Er- gebnissen ist kaum vor 1960 zu rechnen. Prof. Dr. W. UHINK Leiter der Abteilung asttonomische Geodasie im Geodatischin Institut Uberwachung der Sonnentatigkeit Im Arbeitsprogramm des Internationalen Geo- physikalischen Jahres werden die Beobachtungen der Sonne einen wichtigen Platz einnehmen. Zwar gilt das Hauptinteresse dieses grof3en Forschungs- programms, wie seine Bezeichnung besagt, den physikalischen Vorgangen auf unserem Planeten, der Erde; jedoch werden viele der Erscheinungen, mit denen sich die Geophysiker beschaftigen, in hohem Malle beeinfluf3t oder direkt gesteuert von physikalischen Prozessen, die sich auf .dem Zen- tralgestirn unseres Planetensystems, der Sonne, abspielen. Die Warmestrahlung der Sonne ist ja die Energiequelle fur die meisten Naturvorgange, die wir auf der Erde beobachten konnen, sowohl in der belebten wie in der unbelebten Natur. Die Achsendrehung der Erde setzt uns der Licht- und Warmestrahlung der Sonne im regelm5f3igen Wechsel von Tag und Nacht aus; der Umlauf der Erde um die Sonne bed~ngt zusammen mit der Schragstellung der Erdachse zur Bahnebene den Wechsel der Jahreszeitein und damit nicht nur den Rhythmus des orgarlischen Lebens, sondern auch vieler grof3raumiger geophysikalischer Vor- gange wie des Zirkulationssystems der irdischen Atmosphere. tber diese Wohlbekannten astrono- mischen Gegebenheiten hinaus wirken sich aber auf der Erde gewisse phiysikalische Phanomene aus, die auf der Sonne selbst ihren Sitz haben und die von den Astropomen mit geeigneten instrumentellen Hilfsmitteln verfolgt werden konnen. Das bekannteste und auffalligste dieser Phano- mene sind die Sonnenflecken, die, obgleich sie gelegentlich ohne optische Hilfsmittel sichtbar Sanitized Copy Approved for Release 2010/04/23: CIA-RDP80T00246AO38600260001-5 Sanitized Copy Approved for Release 2010/04/23: CIA-RDP80T00246AO38600260001-5 und auch in friiheren Zeiten schon bemerkt sind, erst nach der Erfindung des Fernrohres um 1610 bei der teleskopischen Beobachtung der Sonne wahrgenommen wurden und seitdem von den Astronomen standig beobachtet werden. Die Sonnenflecken sind veranderliche Gebilde von sehr verschiedener GroBe und Sichtbarkeitsdauer; wahrend einzelne kleinere Flecken nur caber Stunden oder Tage wahrnehmbar bleiben, uber- dauern manche groBe Flecken und Flecken- gruppen viele Wochen oder sogar Monate. Die Flecken werden durch die Rotation der Sonne um ihre Achse, die sich in etwa 27 Tagen vollzieht, von Ost nach West fiber die uns zugekehrte Halb- kugel der Sonne gefiihrt; bei hinreichend langer Lebensdauer konnen einzelne Flecken nach einem Umlauf wieder am Ostrande sichtbar werden. Das wissenschaftliche Interesse an der Verfolgung des Sonnenfleckenphanomens erhohte sich be- deutend, seit im Jahre 1843 ein Amateurastronom, Heinrich Schwabe in Dessau, auf Grund langjah- riger eigener Beobachtungen erkannte, daB die Haufigkeit der Sonnenflecken einem rhythmischen Wechsel von etwa lljahriger Periode unterworfen ist. Die genauere Verfolgung dieses Vorganges stiitzt sich auf die sogenannte Sonnenflecken- Relativzahl, die, von dem Ziiricher Astronomen Rudolf Wolf eingefuhrt, angesetzt wird gleich der Anzahl der zur Zeit auf der Sonne beobachtbaren Sonnenflecken, vermehrt um das Zehnfache der Anzahl der Gruppen, in denen sich ein groBer Teil der Flecken anzuordnen pflegt. Diese Relativzahl gibt, wenn sie durch geeignete Reduktionsfaktoren von den speziellen Beob- achtungsbedingungen auf ein einheitliches System iiberfiihrt wird, ein einfach abzuleitendes und als sehr zweckmaBig bewahrtes MaB fur die jewei- lige Haufigkeit der Sonnenflecken. Aus den Auf- zeichnungen v'eler Sonnenbeobachter ist die Relativzahl von 1749 an bis zur Gegenwart be- kannt; sie zeigt Schwankungen vom Werte Null bei fleckenfreier Sonne bis zu Betragen fiber 100 bis 200 bei starkster Fleckentatigkeit. Maxima (und Minima) der Fleckenhauflgkeit folgen ein- ander mit einem mittleren Abstand von etwa 11 Jahren; jedoch erfolgt die Schwankung nicht streng periodisch, sondern in einem Rhythmus, bei dem innerhalb eines jeden Zyklus der Anstieg rascher (in 3 bis 6 Jahren), der Abstieg langsamer (in 4 bis 8 Jahren) verlauft und jeder Zyklus nach Verlauf und Starke sein eigenes Geprage tragt. Die Steilheit des zeitlichen Anstiegs und die Hohe des erreichten Maximums sind starken Schwan- kungen unterworfen, die einigen statistischen Regeln gehorchen; die Zeitspanne zwischen zwei aufeinander folgenden Maxima kann zwischen 7 und 17 Jahren liegen und ist bei dem jetzigen Stand unserer Kenntnis nur mit einer sehr be- schrankten Genauigkeit vorauszusagen. Das letzte Sonnenfleckenmaximum ist im Jahre 1947 ein- getreten; das nachste, voraussichtlich besonders starke Maximum ist in diesem Jahre zu erwarten und moglicherweise schon in den letzten Monaten erreicht worden. Die zeitliche Festlegung des Internationalen Geophysikalischen Jahres ist mit Vorbedacht so gewahlt worden, daB der Beob- achtungszeitraum in einen Abschnitt starker Fleckentatigkeit fallt, damit die Beziehung zwi- schen Sonnenfleckentatigkeit und geophysikali- schen Erscheinungen moglichst intensiv unter- sucht werden kann. Die Sonnenflecken sind jedoch nur das auffal- ligste und am leichtesten zu beobachtende, nicht aber das einzige Phanomen auf der Sonne, das auf zeitlich veranderliche physikalische Vorgange hindeutet, die wir in ihrer Gesamtheit als Son- nenaktivitat bezeichnen. Der einzelne Sonnen- fleck, der sich im Fernrohr als ein dunkler Kern, die sogenannte Umbra, umgeben von einem Hof mit filamentartiger radialer Struktur, der Pen- umbra, ?darbietet, ist trotz einer Ausdehnung von der Grofenordnung 10 000 km nur ein verhaltnis- maBig kleines Storungsgebiet in der die sichtbare Strahlung aussendenden Schicht, der Photo- sphere der Sonne. Selbst bei grofter Flecken- hiufigkeit bedecken die Sonnenflecken insgesamt nur 1 bis 2 Tausendstel der Sonnenoberflache. In der Umbra eines Flecks betragt trotz des schein- bar starken Kontrastes gegen die Umgebung die Strahlungsdichte immer noch etwa 40 ?/o der nor- malen Intensitat der Photosphere, so daB die Ge- samtstrahlung der Sonne durch die Sonnenflecken nicht merklich verandert werden kann. In der Tat zeigen die seit Jahrzehnten fortlaufenden Mes- sungen der ?Gesamtstrahlung, die durch die so- genannte Solarkonstante gekennzeichnet wird, innerhalb der McBgenauigkeit von einigen Tau- sendsteln keine Korrelation mit der Flecken- haufigkeit an. Die starken Auswirkungen der Sonnenaktivitat auf irdische Vorgange konnen also nicht einfach auf Schwankungen der thermi- schen Sonnenstrahlung zuruckgefiihrt werden, sondern mussen von speziellen, mit den Flecken verkniipften physikalischen Prozessen herriihren. Mit geeigneten optischen Hilfsmitteln lassen sich nun auger den Sonnenflecken noch verschiedene andere, zeitlich veranderliche Phanomene auf der Sonne beobachten. In der Nahe von Flecken- gruppen, aber auch an anderen Stellen der Sonne Sanitized Copy Approved for Release 2010/04/23: CIA-RDP80T00246AO38600260001-5 Sanitized Copy Approved for Release 2010/04/23: CIA-RDP80T00246AO38600260001-5 3. Jahrgang, Heft 6/7/8 MITTEILUNGSBLATT bemerken wir mit -dem Fernrohr oder auf Son- nenaufnahmen oft ausgedehnte and struktur- reiche hellere Storungsgebiete, die Sonnenfak- keln, deren Sichtbarkeit zum Sonnenrande hin gUnstiger wird. Die Fackeln zeigen in ihrer Hau- figkeit eine ehnliche zeitliche Variation wie die Sonnenflecken; jedoch liegt dardber infolge der schwierigeren Beobachtungsmoglichkeiten der Fackeln noch kein so ausgedehntes Zahlenmate- rial wie bei der Sonnenflecken-Relativzahl vor. Ein wichtiges Verfahren zur Uberwachung der Sonnentatigkeit ist die Beobachtung der Sonne im Lichte bestimmter Spektrallinien. Das Spek- trum der Sonne, wie wir es durch Zerlegung des Lichtes vermittels eines Prismas oder eines Beu- gungsgitters betrachten and photographieren konnen, besteht aus einem kontinuierlichen Untergrund von bestimmter spektraler Inten- sitatsverteilung, der nach dem Planckschen Strahlungsgesetz eine Temperatur der strahlen- den Schicht von etwa 7000 Grad zugeordnet wer- den kann. Diesem kontinuierlichen Spektrum iiberlagern sich viele tausend dunkle Linien, die nach ihrem Entdecker Fraunhofersche Linien genannt werden and die durch Absorption der Strahlung durch Atome in den eul3eren Schichten der Sonne entstehen. Ihre genaue Analyse gibt uns AufschluB uber die chemische Zusammen- setzung der Sonnenatmosphare and uber die physikalischen Zustandsgrof3en in den Schichten, in denen die Fraunhoferschen Linien entstehen. Blenden wir aus dem Sonnenspektrum eine be- stimmte dieser Linien, z. B. eine vom Wasserstoff oder vom Calcium erzeugte Linie, durch einen Spektralapparat geeigneter Konstruktion heraus, so konnen wir im Lichte dieser Linie besonders interessante Phanomene auf der Sonne erkennen. Gerate dieser Art heiBen Spektrohelioskope, wenn sie fur die direkte Beobachtung mit dem Auge eingerichtet sind, and Spektroheliographen, wenn sie die photographische Aufnahme der Sonnenoberflache oder eines Teiles davon ge- statten. Die Spektroheliogramme geben uns ein Bild einer hoheren Schicht der Sonnenatmo- sphare, der sogenannten Chromosphere, and sie zeigen an der Stelle der im unzerlegten Licht be- obachteten photospharischen Fackeln in der Regel starke Aufhellungen im Lichte der Wasser- stoff- and Calcium-Linien, wobei die Form and die Ausdehnung dieser Flocculi oder chromo- spharischen Fackeln wesentlich von den photo- spharischen Fackeln abweichen kann. Die stendige spektrohelioskopische oder spektro- heliographische tYberwachung der Sonne ist von besonderer Bedeutung, weil sie auBer den chro- 155 mospharischen Fackeln ward anderen Phanomenen die markanteste AuBeru~ng der Sonnenaktivitat, die sogenannten Eruptionen erkennen 158t. Die Eruptionen sind plotzlich einsetzende physikali- sche Vorgange grof3ten AusmaBes auf der Sonne, die mit der Aussendung' intensiver Ul.traviolett- und Rontgenstrahlung, *nit Ausstrahlungen im Radiofrequenzbereich urid mit der Aussendung von Korpuskeln and von$Ultrastrahlung hochster Energie verbunden sind~ Alle these Emissionen der Sonne haben sterkste Auswirkungen auf die hochsten Atmospharenschichten der Erde, die Ionosphere, and ziehen zahlreiche geophysika- lische Erscheinungen Iwie Nordlichter, den Schwund der Radiowel4nausbreitung and geo- magnetische Effekte nachj sich. Das Studium aller dieser Beziehungen wirdj daher ein wesentlicher Programmpunkt des Intefinationalen Geophysika- lischen Jahres sein. An den Sonnenbeobachter stellt die tJberwachung der Eruptionen besonders hohe Anforderungen, da der sichtbare Effekt, die plotzliche Aufhellung eines kleinen Areals etws im Lichte der Wasser- stofflinie Ha, ein verhal~nismaBig unauffelliger Vorgang von kurzer Zeil?-dauer, einigen Minuten bis hochstens einer Stunjde ist. Hier ist also ein Zusammenwirken vieler bbservatorien, die uber die ganze Erde verteilt rein sollten, von beson- derer Wichtigkeit. Die Hlufigkeit and die Inten- sitat der Eruptionen ist Behr starken Schwan- kungen unterworfen; wehrend im Sonnenflecken- minimum -die Eruptionen, fast ganz fehlen, ist im Maximum der Sonnena~tivitat durchschnittlich etwa jede zweite Stunde eine Eruption zu er- warten. Weitere Erscheinungen der Sonnenaktivitat sind die Protuberanzen and die Filamente. Es handelt sich dabei im Grunde uni Vorgenge der gleichen Art, nemlich Wolken ioflisierter Materie ober- halb der Chromosphere, Oie sich uns nur in ver- schiedener Weise darbieten, je nachdem ob sie sich von der Erde aus gesehen gerade auf die Sonnenscheibe projizieren oder fiber den Sonnen- rand hinausragen. Im ersten Fall beobachten wir sie im monochromatischerp Bild der Sonne in Ab- sorption als Filament, im,zweiten Fall aul3erhalb des Sonnenrandes in Emission als Protuberanz. Die Beobachtung der Protuberanzen, die friiher durch Absuchen des Soni enrandes mit dem Pro- tuberanzenspektroskop erfolgte, ist in neuerer Zeit wesentlich erleichtert durch die Entwick- lung der Polarisations-In~erferenzfilter, die ins- besondere in Verbindung mit einer speziellen Fernrohrkonstruktion, derkr sogenannten Korono- graphen, die Beobachtung and die photographi- Sanitized Copy Approved for Release 2010/04/23: CIA-RDP80T00246AO38600260001-5 Sanitized Copy Approved for Release 2010/04/23: CIA-RDP80T00246AO38600260001-5 sche Aufnahme des ganzen Sonnenrandes in einem sehr schmalen Spektralbereich erlauben, z. B. im Lichte der Wasserstofflinie Hoc. Die Auf- nahmefolge kann dabei so rasch gewahlt werden, daB Bich die Bewegungsvorgange in den Protube- ranzen sehr eindrucksvoll im Kinofilm nach dem Zeitrafferprinzip vorfiihren lassen. Die Beob- achtung der Filamente kann wie die der Erup- tionen auch mit dem Spektrohelioskop oder durch Aufnahme mit dem Spektroheliographen er- folgen. Weitere Vorgange der Sonnenaktivitat spielen sich in den auBersten Schichten der Sonnen- atmosphsre, der Sonnenkorona ab, die sich radial bis in mehrere Sonnenhalbmesser Abstand vom scheinbaren Sonnenrand erstreckt. Bis vor etwa 25 Jahren war die Beobachtung der Sonnen- korona nur ?bei den seltenen and kurzen Gelegen- heiten einer totalen Sonnenfinsternis moglich, wenn der Mond fur einen schmalen Streifen der Erdoberflsche die strahlende Lichthiille der Photosphere abdeckt and sich dem Beobachter das eindrucksvolle Schauspiel der von einem schwachen, geheimnisvollen Strahlenkranz um- gebenen schwarzen Mondscheibe am verdun- kelten Taghimmel fiir wenige Minuten darbietet. Form and Ausdehnung dieser Korona ist, wie aus den Finsternisbeobachtungen hervorgeht, starken Anderungen mit dem Sonnenfleckenzyklus unter- worfen. Aus der spektrographischen Analyse and der physikalischen Deutung der Koronastrahlung ergaben sich neue Moglichkeiten fur ihre Beob- achtung such auBerhalb von totalen Sonnen- finsternissen. Das Licht der Korona besteht nam- lich aus einem schwachen kontinuierlichen Unter- grund, erzeugt durch Streuung des Photospharen- lichtes an Partikeln and freien Elektronen, iiber- lagert von einer Anzahl von Emissionslinien, die von hochionisierten Atomen, insbesondere des Eisens und des Calciums, in der Korona ausge- strahlt werden. Im Lichte dieser Eigenemission, z. B. der griinen Koronalinie 5303 A, kann die Korona, obgleich ihre Leuchtdichte millionenfach schwacher ist als die der leuchtenden Sonnen- scheibe, unter gunstigen atmospharischen Be- dingungen and mit geeigneten Gersten auch auBerhalb von Sonnenfinsternissen beobachtet werden. Eine standige t)berwachung der Korona laBt sich allerdings nur auf sehr hoch gelegenen Beobach- tungsstationen durchfiihren, die oberhalb der atmospharischen Dunstschicht liegen, in der der groBte Teil des storenden Streulichtes entsteht. Eine ganz neuartige and auBerordentlich wich- tige Bedbachtungsmoglichkeit der Sonnenaktivi- tat hat sich im Laufe des letzten Jahrzehnts durch die Entwicklung der Radioastronomie er- geben. Wahrend des letzten Krieges fiihrte der Einsatz von Radargeraten zu militerischen Zwecken nebenbei zu der Wahrnehmung, daB die Sonne eine kraftige, zeitlich veranderliche Quelle von Radiofrequenzstrahlung ist. Die genauere Verfolgung dieses Phanomens zeigte eine enge Korrelation der Strahlungsintensitat mit der Sonnenfleckenrelativzahl oder allgemein mit der Sonnenaktivitat. Die Theorie der Wellenausbrei- tung fiihrt zu der Erkenntnis, daB die beobacht- bare Strahlung verschiedener Frequenz (oder verschiedener Wellenlange) aus Behr verschie- denen Schichten der Sonne stammen muB. Strah- lung im Zentimeter- and Dezimeterbereich er- reicht uns im wesentlichen aus der Chromosphere der Sonne; Strahlung von mehr als 50 cm Wellen- lange kann nur aus der Sonnenkorona nach auBen dringen. DemgemsB zeigt die Dezimeter- strahlung eine sehr enge Beziehung zu den chro- mospherischen Erscheinungen, wahrend die aus verschieden hohen Koronaschichten stammende Meterwellenstrahlung, die bis etwa 20 m Wellen- lange die irdische Ionosphere durchsetzen kann, einen empfindlichen Indikator fur koronale Sto- rungen and fiir Eruptionen darstellt. In diesem Frequenzgebiet erreicht die zeitliche Variation der !Sonnenstrahlung besonders .gro3es AusmaB; so kann die Intensitat der Meterwellenstrahlung bei groBen Eruptionen kurzfristig auf das Mil- lionenfache ihres Wertes bei ruhiger Sonne an- steigen. Die Registrierungen der Radiostrahlung der Sonne erganzen daher in gliicklichster Weise die optisch wahrnehmbaren Vorgange der Sonnen- aktivitat; sie haben iiberdies den Vorteil, unab- hangig von der veranderlichen Triibung der Erd- atmosphare auch bei starkster Bewolkung stets durchfiihrbar zu sein, wenn die notwendigen Gerate zur Verfugung stehen and der Empfang der Radiostrahlung der Sonne nicht durch solche irdischen UrFprungs, z. B. der Fernsehsender, uberlagert and gestort wird. Ein Nachteil der radioastronomischen Beobachtungsmethoden be- steht darin, daB sie im allgemeinen, wenn keine besonderen Interferometeranordnungen der Emp- fanger eingesetzt werden konnen, keine genauere Lokalisierung der Strahlungsquelle auf der Sonne erlauben. Wahrend des Internationalen Geophysikalischen Jahres wird die Uberwachung der Sonnenaktivi- tat in der Deutschen Demokratischen Republik im wesentlichen an zwei Stellen durchgefuhrt werden, die sich auch sonst standig mit diesem Sanitized Copy Approved for Release 2010/04/23: CIA-RDP80T00246AO38600260001-5 Sanitized Copy Approved for Release 2010/04/23: CIA-RDP80T00246AO38600260001-5 3. Jahrgang, Heft 6/7/8 157 Arbeitsgebiet befassen, dem Astrophysikalischen Observatorium in Potsdam and dem Heinrich- Hertz-Institut fur Schwingungsforschung in Berlin-Adlershof, beides Forschungsanstalten der Deutschen Akademie der Wissenschaften. In Potsdam wird die standige Beobachtung der Sonnenflecken, der Fackeln and der Protube- ranzen besonders intensiv durchgefuhrt werden; ferner werden Aufnahmen der Sonne durch ein Polarisations-Interferenzfilter fur die Wasser- stofflinie Ha erfolgen. Zusatzlich wird zum Internationalen Geophysikalischen Jahr ein zur Zeit noch im Bau befindliches Spektrohelioskop zur Uberwachung der chromospharischen Pha- nomene in Betrieb genommen werden. Ein besonders interessantes and wichtiges For- schungsprogramm wird am Turmteleskop des Astrophysikalischen Observatoriums, dem Ein- stein-Turm in Potsdam, weitergefuhrt and ver- starkt werden. Im Spektrum von Sonnenflecken zeigen gewisse Fraunhoferlinien, z. B. solche, die vom Eisen herriihren, Aufspaltungen in mehrere Komponenten der Art, wie sie den Physikern experimentell and theoretisch bekannt sind bei Lichtquellen, die sich in einem starken Magnet- feld befinden. Durch genaue Ausmessung dieser Aufspaltung, die nach ihrem Entdecker, dem hol- landischen Physiker Zeeman, als Zeeman-Effekt bezeichnet wird, l53t rich die Starke des Magnet- feldes am Entstehungsort der Linien, in diesem Falle also der Sonnenflecken ableiten. Es ergibt sich dabei, da3 in den Sonnenflecken in der Regel Magnetfelder bis zu einer Starke von etwa 3000 Orsted vorhanden sind; das ist eine Feldstarke, die das magnetische Feld der Erde, das bei uns die bekannte Richtkraft auf eine Kompafnadel ausUbt, um rund das 10 000fache iibertrifft. Die fortlaufende exakte Messung der Magnetfelder in Sonnenflecken, ihrer zeitlichen Veranderung und ihrer raumlichen Verteilung verspricht Auf- schliisse fiber die Struktur and den Ursprung der Sonnenflecken, von denen die Astrophysiker zwar mancherlei theoretische Vorstellungen, aber bis- her noch keine endgiiltig gesicherte Kenntnis be- sitzen. Im Geophysikalischen Jahr wird die Mes- sung der Magnetfelder von einzelnen Sonnen- flecken hoffentlich auch ',beitragen zu einer Kla- rung der Beziehung zwischen Fleckenphanomen and irdischen Vorgdngeii. In die Uberwachung der Radiofrequenzstrahlung der Sonne teilen sich -das Heinrich-Hertz-Institut fur Schwingungsforschung in Berlin-Adlershof unter Leitung von Prof. Hachenberg and die Aul3enstelle Tremsdorf des Astrophysikalischen Observatoriums unter I;eitung von Dr. Daene. In Adlershof wird die Intensitat der solaren Strahlung in den Wellehlangen 3,2 cm, 10 cm and 20 cm, in Tremsdorf in den Wellenlangen 50 cm, 130 cm and 17 1n so weit wie moglich fortlaufend registriert werden. Besonders wert- voll wird die enge Zusan7menarbeit zwischen der Radioastronomie and der Ubrigen Sonneniiber- wachung dadurch werden, daB im Falle des Auf- tretens von Eruptionen, die sich in der Meter- wellenstrahlung sofort stork bemerkbar machen, eine besondere Intensivi*rung der spektrohelio- skopischen and der spekt#ographischen Beobach- tungen zur Lokalisierung der Strahlungsquelle ausgelost werden kann. Wir mochten daher hoffen, daB das Arbeitsprogramm des Internatio- nalen Geophysikalischen .ahres eine reiche Ernte an neuen Erkenntnissen nicht nur auf dem Ge- biete der Geophysik, sondern auch fiir die Sonnenphysik bringen wird, and wir mochten wUnschen, daB der Geist einer wohlorganisierten internationalen Zusamnyenarbeit in der For- schung Vorbild werden 1n6ge fur ein verstand- nisvolles Zusammenwirkon der Volker auch auf anderen Gebieten mensc$lichen Lebens. Prof. Dr. . WEMPE Direktor des Astrophysikalischen Observatoriums Sanitized Copy Approved for Release 2010/04/23: CIA-RDP80T00246AO38600260001-5 Sanitized Copy Approved for Release 2010/04/23: CIA-RDP80T00246AO38600260001-5 158 MITTEILUNGSBLATT 3. Jahrgang, Heft 6/7/8 Briefwechsel zum Beginn des Internationalen Geophysikalischen Jahres Conseil International des Unions Scientifiques (International Council of Scientific Unions) Dr. L. V. Berkner The President Father P. Lejay, Vice-President Dr. L. V. Berkner Dr. K. S. Krishnan, Vice-President Associated Universities, Inc. Colonel E. Herbays, Treasurer 10 Columbus Circle. Suite 1750 Sir H. Spencer Jones, Secretary General New York 19, New York, USA June 15, 1957 Professor H. Ertel President, IGY National Committee c/o Professor H. Philipps Meteorolog. and Hydrologischer Dienst der Deutschen Demokratischen Republik Verlangerte Luckenwalder Strafie Potsdam, Germany Dear Professor Ertel: With the opening of the International Geophysi- cal Year (IGY) on July 1, 1957, the International Council of Scientific Unions expresses its good wishes and the hope of success of the IGY pro- gram of your National Committee. The united effort of the scientists of the world in joining to examine the structure and behavior of the Earth and its atmosphere, and the properties of the environment that it provides for life in its higher forms, represents a mighty step forward in the ability of men to work together to achieve their mutual aspirations. The International Council of Scientific Unions (ICSU) feels complimented to have sponsored this joint effort among scientists to view the Earth as a planet, working through its Comite Special de l'Annee Geophysique Internationale (CSAGI). This Committee of the ICSU, acting on behalf of the several interested scientific Unions ad- hering to the Council, has specified the scientific program of observations and study that are neces- sary to a better comprehension of the planet, on which we live. The scientists of every aera of the Earth, working through their national com- mittees, have joined their efforts in the Ad- visory Committee for the International Geophy- sical Year to lay detailed plans for observations needed to achieve the scientific objectives spe- cified by the CSAGI. The Bureau and Secre- tariat of the CSAGI, and the Coordinator of Operations, have provided the administrative coordination of planning necessary to weld this world plan of scientific study into a unit. On one hand, the individual national groups could act with the confidence that their own contri- butions would be supplemented by the necessary work of the others. On the other hand, each national group has acted generously and unsel- fishly to carry on its own part of the program on which success of the whole effort has so vi- tally depended. The whole effort of the IGY clearly demonstrates the will, vision, and ima- gination of men everywhere over the Earth to act together in the achievement of objectives that are of real value to all. May I express to you and your National Com- mittee the congratulations of the International Council of Scientific Unions, and of its adhering Unions, and the sense of gratefulness and ad- miration that scientists everywhere hold for the generous participation of your National Com- mittee, and of the scientists that it represents, in the great program of the International Geo- physical Year. sincerely yours gez. L. V. BERKNER President Sanitized Copy Approved for Release 2010/04/23: CIA-RDP80T00246AO38600260001-5 Sanitized Copy Approved for Release 2010/04/23: CIA-RDP80T00246AO38600260001-5 3. Jahrgang, Heft 6/7/8 (tlbersetzung) Internationaler Rat der Wissenschaftlichen Unionen Der President Dr. L. V. Berkner Herrn Professor Dr. H. Ertel President des Nationalen Komitees der DDR Kopie an Professor Dr. H. Philipps Meteorologischer and Hydrologischer Dienst der Deutschen Demokratischen Republik Verlengerte Luckenwalder Strafie Potsdam, Deutschland Sehr geehrter Professor Ertel, zum Beginn des Internationalen Geophysikali- schen Jahres (IGJ) am 1. Juli 1957 gestattet sich der Internationale Rat der Wissenschaftlichen Unionen, seine besten Wiinsche zum Ausdruck zu bringen, verbunden mit der Hoffnung auf Erfolg bei der Durchfuhrung des IGJ-Programms Ihres Nationalen Komitees. Die vereinte An- strengung der Wissenschaftler der Welt, gemein- sam die Struktur and das Verhalten der Erde and ihrer Atmosphere zu studieren and deren Eigenschaften, welche das Leben in seinen hoheren Formen erst ermoglichen, bedeutet einen gewaltigen Schritt vorwarts zur Fahigkeit der Menschheit, zusammenzuarbeiten, um ihre ge- meinsamen Anliegen durchzufi hren. Der Internationale Rat der Wissenschaftlichen Unionen (ICSU), vertreten durch sein Spezial- komitee fur das Internationale Geophysikalische Jahr (CSAGI), kann sich begluckwunschen, mit- verantwortlich zu sein fur die vereinten Anstren- gungen unter den Wissenschaftlern, die Erde unter planetarischem Aspekt zu sehen. Dieses Komitee des ICSU, das im Auftrage der verschie- denen daran interessierten wissenschaftlichen deco Rat angehorenden Unionen handelt, hat das wissenschaftliche Programm der Beobachtungen and der Untersuchungen festgelegt, die fur ein besseres Verstandnis des Planeten, auf dem wir leben, notwendig sind. Die Wissenschaftler in jedem Gebiet der Erde haben durch ihre Natio- nalen Komitees im wissenschaftlichen Beirat fur das IGJ (Advisory Council) ihre Anstrengungen vereinigt, um detaillierte Plane fur die Beob- achtungsprogramme zu entwickeln, die benotigt werden, um die durch das CSAGI festgelegten wissenschaftlichen Ziele zu erreichen. Das Biiro and das Sekretariat des CSAGI and der Koordi- nator haben fur die administrative Koordinierung gesorgt, die erforderlich fist, um diesen Weltplan der wissenschaftlichen FQrschung zu einer Ein- heit zu verschmelzen. Auf der einen Seite konn- ten die einzelnen nationttlen Gruppen im Ver- trauen darauf arbeiten, IdaB ihre Beitrage er- ganzt werden durch die d4fur notwendige Arbeit der anderen. Auf der anderen Seite ist jede natio- nale Gruppe groBziigig and selbstlos daran- gegangen, ihren eigenen Anteil am Programm zu bestreiten, von welchem der Erfolg des ganzen Unternehmens entscheidehd abhangt. Eben these gesamte Anstrengung des IGJ beweist deutlich den Willen, die Weitsic1 t and Eingebung der Menschen i berall auf der' Erde, zusammenarbei- ten zu mussen, um jene Ziele zu erreichen, die fur alle von wirklichem Wert sind. Darf ich Ihnen and Ihretn Nationalen Komitee die Gluckwunsche des wissenschaftlichen Rates der wissenschaftlichen Uhionen and der ihnen angeschlossenen Vereinig*ngen ubermitteln, zu- gleich mit den Gefiihlen ! der Dankbarkeit and der Anerkennung, welche die Wissenschaftler allenthalben fur die groBziigige Beteiligung Ihres Nationalen Komitees and der ihm ange- horenden Wissenschaftler am gewaltigen Pro- gramm des Internationalen Geophysikalischen Jahres empfinden. Ihr Behr ergebener gez. L. V. BERKNER President Sanitized Copy Approved for Release 2010/04/23: CIA-RDP80T00246AO38600260001-5 Sanitized Copy Approved for Release 2010/04/23: CIA-RDP80T00246AO38600260001-5 160 MITTEILUNGSBLATT Internationales Geophysikalisches Jahr Annee Geophysique Internationale Nationales Komitee der Deutschen Demokratischen Republik (Deutsche Akademie der Wissenschaften zu Berlin) An den Prasidenten des International Council of Scientific Unions Herrn Dr. L. V. BERKNER 10 Columbus Circle, Suite 1750 New York 19 New York U.S.A. Sehr geehrter Dr. Berkner, fur Ihr an Professor Ertel gerichtetes Schreiben vom 15. Juni anlaBlich des bevorstehenden Be- ginns des Internationalen Geophysikalischen Jahres (IGJ) gestatte ich mir in Abwesenheit unseres Prasidenten, Ihnen im Namen des Na- tionalen Komitees der Deutschen Demokratischen Republik auf das herzlichste zu danken. In der Tat, es ist eine gewaltige Unternehmung, die vor uns liegt, gewaltig in ihrem Umfang, groBartig in ihrer Zielsetzung, kiihn in ihrer Planung. Was vor 75 Jahren mit dem ersten Internatio- nalen Polarjahr auf engem Raum and in be- grenztem Umfang begonnen wurde, manifestiert sich jetzt in kuhnem Zugriff nach der Losung der zahlreichen geophysikalischen Probleme, die in ihrer komplexen Verknupfung die Physik der Erde im weitesten Sinne zum Inhalt haben and die spezifisch planetarischen Charakter tragen. Der President des ersten Internationalen Polar- jahres, Heinrich von Wild, sprach von der Ge- walt dieser Idee, welche die Wirrnisse des Krieges and die Zwietracht unter den Nationen uber- dauert habe. Wie viele Hoffnungen Sind daran gekntipft, daB dieses dritte and groBte, das Inter- nationale Geophysikalische Jahr, diesem Wort Erfiillung werden lasse, daB es Brucken schlagen moge ... Brucken der Verstandigung zwischen den Volkern and den Nationen..., Wege ebnen moge zu gegenseitigem Verstehen, zum gemein- samen Handeln fur gemeinsame Ziele. Denn hierin liegt neben seinem wissenschaftlichen der uberaus groBe humanistische Wert dieses Unter- nehmens, dieses ,Orchesterexperiments" der Na- tionen unseres Planeten. Moge die olympische Flamme dieser Olympiade der Wissenschaft, die achtzehn Monate nicht er- loschen wird, moge sie, in den Herzen derer an- gezundet, die diesem grof3en Werk verfallen and verpflichtet Sind, Symbol sein fur den Geist der Verstandigung, fur die wachsende Vernunft and die Einsicht in die GroBe der Verantwortung, die wir alle tragen and von der uns keiner ent- binden kann, der Verantwortung daftir, die Krafte der Natur zum Nutzen der Menschheit in den Dienst zu stellen and nicht zu ihrer Ver- nichtung. In diesem Sinne ubermittelt das Nationale Komitee der Deutschen Demokratischen Repu- blik Ihnen, sehr geehrter Dr. Berkner, als dem Prasidenten des ICSU and dem Hauptinitiator des Internationalen Geophysikalischen Jahres mit Bewunderung fur these Leistung die herz- lichsten Gri I3e, verbunden mit der Hoffnung auf einen vollkommenen Erfolg des gemein- samen Vorhabens and dem unsererseits geleiste- ten Versprechen, im Rahmen unseres Beitrages unser Bestes fur das Internationale Geophysi- kalische Jahr zu geben. Mit dem Ausdruck hochster Wertschatzung and kollegialen GriiBen Ihr Ihnen sehr ergebener gez. Professor Dr. PHILIPPS Sekretar des Nationalen Komitees der Deutschen Demokratischen Republik fur das Internationale Geophysikalische Jahr Sanitized Copy Approved for Release 2010/04/23: CIA-RDP80T00246AO38600260001-5 Sanitized Copy Approved for Release 2010/04/23: CIA-RDP80T00246AO38600260001-5 Aus der Arbeit der Akademie-Institute Uber die Aufgaben der Kommissionen Forschung and Lehre Akademiemitglied Prof. Dr. G. Rienacker be- richtete dem Presidium der Deutschen Akade7nie der Wissenschaften zu Berlin am 6. Juni dieses Jahres Uber die Aufgaben der Gewerkscha f t Wissenschaft and ihrer gewahlten Organe in den wissenschaftlichen Einrichtungen der Akademie sowie fiber die besonderen Aufgaben der Kom- missionen Forschung and Lehre. ?Ich darf Ihnen zunachst danken fur die Mog- lichkeit, die Sie mir and dem Zentralvorstand der Gewerkschaft Wissenschaft bieten, in Ihrem Kreis einige Fragen der Arbeit der Gewerkschaft Wissenschaft an den wissenschaftlichen Einrich- tungen darzulegen. Ich mochte die Gelegenheit benutzen, einige Grundprobleme der Gewerk- schaftsarbeit zu behandeln and die Aufgaben, die die Zusammenarbeit der Leitungen der wissen- schaftlichen Institutionen der Deutschen Aka- demie der Wissenschaften and der Betriebs- gewerkschaftsorganisationen in diesen Einrich- tungen betreff en. Die Gewerkschaft Wissenschaft wurde als eine zum Freien Deutschen Gewerkschaftsbund ge- horende Gewerkschaft gebildet, um die spezi- fischen Fragen, die die wissenschaftlichen Insti- tutionen angehen, in der gewerkschaftlichen Ar- beit besser berucksichtigen zu konnen. Wenn ich davon spreche, daB die Gewerkschaft Wissen- schaft dem Bund der Freien Deutschen Gewerk- schaften angehort, so ist damit gleichzeitig ge- sagt, dalI ihr in den wissenschaftlichen Einrich- tungen die gleichen Rechte zustehen, wie sie die Industriegewerkschaften in den Produktions- betrieben haben. Die Rechte der Gewerkschafts- organisation, insbesondere das Mitbestimmungs- recht, ergeben sich aus der Verfassung der Deut- schen Demokratischen Republik, aus der im Ge- setz der Arbeit grundsatzlich fixierten Stellung der Gewerkschaft im gesellschaftlichen Leben sowie aus der vom Ministerrat der Deutschen Demokratischen Republik verabschiedeten Ver- ordnung vom 10. 12. 1953, bekannt unter dem Namen Verordnung Uber die weitere Verbesse- rung der Arbeits- and Lebensbedingungen der Arbeiter and der Rechte der Gewerkschaften'. Die Verwirklichung dieser Rechte macht es er- forderlich, daB die gewerkschaftlichen Organe and ihre Vertretungen grundsatzlich ihre Zu- stimmung erteilen mUssen, wenn es um unmittel- bare Probleme geht, die das Leben and die Ar- beitsbedingungen der Wissenschaftler, Arbeiter and Angestellten beeinflussen. Das bezieht sich sowohl auf Fragen der Einstellung and Ent- lassung als auch auf jerle Probleme, die wir im allgemeinen unter den Bogriffen soziale and kul- turelle MaBnahmen zusammenfassen. Das Mitbestimmungsrecht der Gewerkschaft ist auch dann zu verwirkljchen, wenn es um die Ausarbeitung von Planen der Entwicklung der wissenschaftlichen Einrichtungen geht, wenn ihre Perspektive bestimrpt wird oder es sich um den Stellenpian and andere damit zusammen- hangende Fragen handelt. Dies bedeutet in keiner Art and Weise, daB die Gewerkschaft Wissenschaft etwa selbst die wis- senschaftlichen Arbeiten tun konne oder wolle. Es ware vermessen, wenn die Gewerkschaft sich solche Aufgaben stellen wurde. Ihr steht aber ohne weiteres das Recht Zu, Vorschlage zu unter- breiten, zu beurteilen, ob Mittel entsprechend den Aufgaben oder zwe0kentfremdet verwendet werden and so weiter. Die Gewerkschaft hat also auch das Recht, ihre Meiriung geltend zu machen, wenn es z. B. um Anerkennungen von Leistungen geht, die aus dem Pramienfonds bzw. aus dem Leistungspramienfonds finanziert werden kon- nen, oder aber auch, wenn es sich um so wich- tige Fragen der wissenschaftlichen Angestellten wie etwa die Forderup-rg des jungen Nach- wuchses handelt. Dieses weitreichende Mit- bestimmungsrecht der Gewerkschaften birgt in sich selbstverstandlich auch eine Mitverantwor- tung fur die Staatsaufgaben, die den wissen- schaftlichen Einrichtung~n der Deutschen Aka- demie der Wissenschaften gestellt werden. In- sofern besitzt das Prasidi'um der Deutschen Aka- demie der Wissenschaften, besitzen die Instituts- leitungen in ihren Geworkschaftsorganisationen ein aullerst wertvolles Instrument, wenn es gilt, Initiative zu wecken urid die Bereitschaft fur die Erfullung der staatllchen Aufgaben hervor- zurufen. Von diesem Gesichtspunkt mussen Sie auch die Aufgaben betfiachten, die den Kom- missionen fur Forschungl and Lehre gestellt sind. Die Kommissionen Fors hung and Lehre sollen fachkundige Hilfsorgane der gewahlten Leitun- gen sein, sie sollen die Leitungen sachkundig- wissenschaftlich beraten, damit die Leitungen ihre Entscheidungen richtig treffen konnen. Neben ihren gesetzlich festgelegten Kontroll- Sanitized Copy Approved for Release 2010/04/23: CIA-RDP80T00246AO38600260001-5 Sanitized Copy Approved for Release 2010/04/23: CIA-RDP80T00246AO38600260001-5 MITTEILUNGSBLATT 3. Jahrgang, Heft 6/7/8 funktionen obliegt insbesondere ihnen die Hilfe, die sich manchmal in einer wertvollen Kritik auBern muB, bei der Losung vor allem der For- schungsarbeiten in den wissenschaftlichen In- stituten. Wenn diese Grundauffassung vorhanden ist, werden Differenzen oder MiBverstendnisse, wie sie gelegentlich aufgetreten sind, von vorn- herein ausgeschlossen sein. Wenn ich versucht habe, ganz kurz die Rechte der Gewerkschaften and ihre Aufgaben zu um- reiBen, dann ergibt sich bereits aus dieser Skiz- zierung erstens die Frage, ob die Gewerkschaft Wissenschaft gegenwartig diesen Aufgaben ge- wachsen ist, and damit auch die Notwendigkeit, neue Formen and Methoden zu suchen and zu finden, die die Wirksamkeit der Gewerkschafts- organisation in den 'wissenschaftlichen Efn- richtungen der Deutschen Akademie der Wissen- schaften erhohen helfen. Die Qualitat der Wirksamkeit der Kommissionen Forschung and Lehre hangt ganz auBerordent- lich davon ab, ob wirklich fachkundige and gleichzeitig verantwortungsbewuBte Wissen- schaftler darin mitarbeiten. In diesem Sinne mochte ich das Presidium and die Herren Se- kretare bitten, die Arbeit and Wirksamkeit dieser Kommissionen dadurch zu untersti tzen, daB - etwa auch die Herren Institutsdirek- toren - die wissenschaftlichen Mitarbeiter der Institute gebeten werden, sich mehr als bisher fur diese, einem Wissenschaftler durchaus ge- maBe Form der gewerkschaftlichen Mitarbeit zu interessieren. Ich darf Ihnen ferner einige Ge- danken and Vorstellungen des Sekretariats des Zentralvorstandes der Gewerkschaft Wissen- schaft unterbreiten: 1. Die weitere Entwicklung des demokratischen Lebens auch in der Deutschen Akademie der Wissenschaften zu Berlin macht es erforder- lich, daB regelmafige Rechenschaftslegungen der Leitungen and wissenschaftlichen Gre-i mien vor den berufenen Vertretern erfolgen, daB Rtickblick fiber das Erreichte gegeben wird and die in der Zukunft erwachsenden staatlichen Aufgaben erlautert werden. Wir sind der Auffassung, daB efn solch berufenes Gremium die gewehlten Vertreter der Beleg- schaften der verschiedensten Institutionen der Deutschen Akademie der Wissenschaften, vor allem die Vorsitzenden der Betriebsgewerk- schaftsleitungen darstellen konnten. Solche Rechenschaftslegungen, die vielleicht halb- jahrlich stattfinden sollten, bieten die Mog- lichkeiten kritischer Aussprachen and geben Anregungen, um die Arbeit zu verbessern. Zum anderen konnte mit diesen Rechen- schaftslegungen verbunden werden, daB den verantwortlichen Leitungen der Gewerk- schaftsorganisationen im Bereich der Deut- schen Akademie der Wissenschaften weitere Aufgaben vom gewerkschaftlichen Gesichts- punkt her gestellt werden. 2. Die Losung der vorhin grundsatzlich skiz- zierten Aufgaben macht es erforderlich, zu uberlegen, welche Formen and Methoden ge- funden werden konnen, damit gewerkschaft- liche Vertreter in den zentralen Gremien der Deutschen Akademie der Wissenschaften zu Wort kommen, damit das Mitbestimmungs- recht der Gewerkschaften in alien Fragen, die das Leben and ' die Arbeitsbedingungen der Beschaftigten angehen, verwirklicht wird. Ich weise darauf hin, daB die Gewerkschaft z. B. in den Senaten and Fakultatsraten der Universitaten offiziell vertreten ist, and zwar selbstverstandlich durch einen Wissen- schaftler. Wir sind der Auffassung, daB dieser Vertreter der Gewerkschaft Wissenschaft seinen Platz nicht im Presidium 'der Deutschen Akademie der Wissenschaften haben sollte, das sich aus nam- haften Gelehrten zusammensetzt, die in erster Linie die wissenschaftliche Arbeit in unserer Republik reprasentieren, sondern in jenem Lei- tungsgremium, das fur die Koordinierung and Anleitung der unmittelbaren Tatigkeit der ver- schiedensten Forschungsinstitute verantwortlich zeichnet. Dieser Vertreter der Gewerkschaft Wissenschaft muBte selbst Wissenschaftler sein, engen Kontakt mit dem Sekretariat des Zentral- vorstandes der Gewerkschaft Wissenschaft hal- ten, alle Grundsatzfragen mit ihm bzw. mit den zustandigen Fachabteilungen des Zentralvor- standes beraten and klaren. Das bedeutet also, daB innerhalb der Akademie ein zentraler ge- werkschaftlicher Verhandlungspartner fur die leitenden Akademiegremien vorhanden sein muBte. Dies ist bei der jetzigen gewerkschaft- lichen Struktur noch nicht der Fall, and mit dieser Frage wird sich der Zentralvorstand un- serer Gewerkschaft noch eingehend befassen. Das Sekretariat des Zentralvorstandes der Ge- werkschaft Wissenschaft, als dessen Vertreter ich diese Gedanken darlege, verspricht sich sehr viel davon, wenn diese Vorschlage verwirklicht werden. Wir sind gewiB, daB unsere Vorschlage durch Sie gepruft werden, eingedenk der Tat- sache, daB wir gleiche Ziele verfolgen and nach ihrer Verwirklichung streben." Sanitized Copy Approved for Release 2010/04/23: CIA-RDP80T00246AO38600260001-5 Sanitized Copy Approved for Release 2010/04/23: CIA-RDP80T00246AO38600260001-5 3. Jahrgang, Heft 6/7/8 MITTEILUNGSBLATT Tagungs- and Reiseberichte Deutsche and polnische Altertumswissenschaftler in Krakau Vom 24.-29. Juni vorigen Jahres wurde von zig), Prof. Dr. Peek (IIalle), Frau Dr. Simon unserem Institut ein Zusammentreffen polnischer (Berlin), Frau Dr. Welsskopf (Berlin) and die and deutscher Gelehrter auf dem Gebiet der Lektoren Werner Krenkel (Rostock) and Frau Altertumswissenschaft veranstaltet 1). Ilse Schneider (Berlin). Auf Einladung unseres Instituts kamen in jenen Ta en 20 Funf Themengruppen Waren vorgesehen, aus g en Wissenschaftlerinnen and denen die Themen der Vu haltenden Vortrage Wissenschaftler zu uns, um von ihren For- entnommen waren: schungsergebnissen zu berichten and einen -Er- fahrungsaustausch zwischen der polnischen and 1. Antike Lyrik deutschen Altertumswissenschaft einzuleiten. 2. Griechische Vasenmalerei Dieses von vollem Erfolg gekronte Unternehmen 3. Antike Philosophic hell auf seiten der polnischen Kollegen den 4. Mittellatein and Mittelgriechisch Wunsch aufkommen, eine ahnliche Zusammen- 5. Antike Epigraphik. kunft in Polen durchzufuhren, wobei als Ta- Von deutscher Seite sprachen auf dem Zusam- gungsort zunachst Warschau vorgesehen war. mentreffen fast alle Teilhehmer, wahrend von Wahrend in Dresden die Vortrage ausschlie13lich den polnischen Gastgebern u. a. Prof. Dr. Steffen von den polnischen Gasten gehalten wurden, (Poznan), Prof. Dr. Tatarkiewicz (Krakau) and sollte in Polen insbesondere die deutsche Prof. Dr. Plezia (Krakau) Vortrage hielten. Wissenschaft zu Worte kommen. Auf die Einzelheiten braucht hier nicht ein- So erging denn vorn wissenschaftlichen Komitee gegangen zu werden, wail samtliche Vortrage fur die antike Kultur an der Polnischen Aka- von der Polnischen Akademie zum Druck ge- demie der Wissenschaften durch das Akademie- bracht werden, so dal3 alle Interessierten die Vor- mitglied Professor Dr. Kumaniecki an das In- trage spater nachlesen konnen. stitut and an die einzelnen vorgesehenen Teil- Nach jedem Vortrag entstand eine Behr lebhafte nehmer die Einladung, vom 19.-25. Mai d. J. and fruchtbare Diskussion, die die einzelnen in Krakau zu einer Tagung zusammenzutreffen. Fragenkomplexe verschiedentlfch erschopfend Die polnischen Gastgeber hatten spater Krakau als Ta un t zusammenfaf3te and durclhaus nicht immer zu- g gsor gewahlt, urn den Teilnehmern stimmend war. Ich kann Wohl sa en daB es eine Gelegenheit zu geben, these alte ehrwurdige g Stadt, soweit es in dieser kurzen Zeit iiberhaupt sehr anstrengende Konfer~nz war, weil, wie so moglich ist, etwas genauer kennenzulernen, and oft auf Tagungen, nicht nur eine sehr Bute, son- um die Tagung an dem Sitz der alten 1364 dern auch sehr reichliche wissenschaftliche Kost gegrundeten Jagiellonen-Universitat durchzu- geboten wurde, and dies sowohl in den Vortragen fiihren. wie auch in den Diskussiolsbeitragen. Die Leitung der deutschen Delegation lag in den Ich darf jetzt kurz auf de in Verlauf der Tagung Handen von Akademiemitglied Prof. Dr. Zucker. and des Aufenthaltes in Polen eingehen: Als Vertreter des Instituts gehorten der Dele- Am Sonntag, dem 19. Mai, kamen wir friih auf gation weiter an: Akademiemitglied Magnifizenz dem Warschauer Hauptbahnhof an and wurden Prof. Dr. Hartke, Prof. Dr. Irmscher, Prof. von unseren Gastgebern, insbesondere von Pro- Dr. Schubring, Dr. Dunst, Dr. Mau, Dr. Schnei- fessor Dr. Kumaniecki and Kand. Jurewicz auf der, Dr. Seyfarth and der Unterzeichnete als das herzlichste begrii3t. Man wulte sofort, dalI Sekretar der Delegation, ferner Frau Dr. Zucker. man rich in Polen zu Haus& fiihlen wurde. Nach Von den Universitaten nahmen folgende Ver- einer Friihstiickspause begsinn die Besichtigung treter als Delegationsmitglieder an der Konfe- der Stadt, vor allern des naah historischen Zeich- renz teil: Prof. Dr. Bielefeld (Greifswald), Prof. nungen wiederhergestellte alten Stadtteils, der Dr. Blaschka (Halle), Prof. Dr. Dornseiff (Leip- ein kurzer Spaziergang, cfe Besichtigung des Marienbezirks and eine Fuhrung durch das pol- Frau Dr. Amberg im Mitteilungsblatt 2 (1956), Heft nische Nationalmuseum folgten. Nach dem 7/8, S. HE, gegeben. Mittagessen, das in Polen im allgemeinen erst Sanitized Copy Approved for Release 2010/04/23: CIA-RDP80T00246AO38600260001-5 Sanitized Copy Approved for Release 2010/04/23: CIA-RDP80T00246AO38600260001-5 MITTEILUNGSBLATT 3. Jahrgang, Heft 6/7/8 am Nachmittag eingenommen wird, fuhren wir Nachdem am Mittwoch nachmittag eine Stadt- nach Krakau, wo wir gegen 22 Uhr eintrafen. besichtigung unter der kundigen Fuhrung von Die Eroffnung der Tagung erfolgte am Montag, Herrn Prof. Dr. Plezia, Krakau, erfolgte, sahen dem 20. Mai, friih um 10 Uhr in' der Aula der wir Donnerstag die Tatra in Zakopane in nachster Krakauer Universitat, wahrend die anderen Vor- Nahe. trage am Montag nachmittag im archaologischen Am Freitag vormittag wurde unter der Leitung Institut and am Dienstag and Mittwoch im Sit- Prof. Plezias die Krakauer Konigsburg, der zungssaal der Polnischen Akademie der Wissen- Wawel, mit dem koniglichen SchloB and der schaften gehalten wurden. Nach den einleiten- Kathedrale besichtigt. Wir standen am Sarko- den Worten von Prof. Dr. Kumaniecki in poi- phag von Adam Mickiewicz, des groBten pol- nischer and deutscher Sprache nahm der Rektor nischen Dichters. der Universitat Prof. Dr. Grodzihski das Wort. Die Kunstschonheiten Krakaus hier zu schildern, Nach ihm hielt der Dekan der Philologischen ist leider nicht moglich, weil Worte niemals die Fakultat, Professor Dr. Madyda, eine Ansprache Anschauung ersetzen konnen. Krakau selbst ist in lateinischer Sprache, die von alien Teilneh- nicht zerstort. Trotz moderner Verkehrsmittel, mern mit besonderer Begeisterung aufgenommen wie StraBenbahn and Auto, hat man stets den wurde. SchlieBlich sprach im Namen der deut- Eindruck, daB Krakau seinen mittelalterlichen schen Delegation deren Leiter, Akademiemitglied Charakter nicht verloren hat. Prof. Dr. Zucker. Am Freitag abend kehrten wir nach Warschau Aus alien Reden klang als Tenor die Feststellung zuruck and besichtigten am Sonnabend, dem der engen wissenschaftlichen Zusammenarbeit 25. Mai, am Vormittag nochmals unter anderem zwischen den polnischen and deutschen Wissen- den schonen Park Lazienki mit dem herrlichen schaftlern, fur die gerade die Altertumswissen- LustschloB and der Freilichtbiihne. Wiederum schaft ein besonders fruchtbares Bild ist, and hatten wir Gelegenheit, die aus den Trummern der Verbundenheit der beiden Volker. wiedererstandene historisch naturgetreu nach- Nach dem AbschluB der Tagung gab der Rektor gebaute Altstadt zu sehen and zu bewundern. im alten Universitatsgebaude, dem Collegium Leider konnte das StadtschloB noch nicht wieder Maius, einen Empfang. Bei dieser Gelegenheit neu errichtet werden. wurde diese alte wissenschaftliche Statte mit Um 13 Uhr wurde die deutsche Delegation von ihren Schatzen and Universitatsinsignien be- dem ersten Sekretar der Abteilung I der Pol- sichtigt. Noch heute werden dort im alten Senats- nischen Akademie, Prof. Dr. Arnold, empfangen. saal, der mit herrlichen Olgemalden geschmuckt Vorher nahmen wir die Gelegenheit wahr, den ist, die die ehemaligen Rektoren darstellen, Fest- Kulturpalast an der Marschalkowska, der be- sitzungen der Universitat durchgefiihrt. Bereits ruhmten Warschauer HauptstraBe, ein Geschenk bei diesem Empfang zeigte es sich, wie ertrag- des Sowjetvolkes an Polen and im Stil der Lo- reich die Konferenz fur die wechselseitigen wis- monossow-Universitat in Moskau erbaut, zu be- senschaftlichen and personlichenBeziehungen der sichtigen and Warschau vom 30. Stockwerk aus Altertumswissenschaftler Polens and der Deut- zu betrachten. Der Empfang fand im 20. Stock- schen Demokratischen Republik, die ja bekannt- werk statt. lich schon in Dresden engere Formen angenom- Mit dem Nachtschnellzug verlief3 die Delegation men hatten, sich auswirkte. Man saB zusammen am Sonnabend abend Warschau, um nach Berlin and sprach miteinander, als ware man eine Fa- zuriickzukehren. milie 2). Hier sei auch auf die sprichwortliche Zusammenfassend darf ich wohl im Namen aller Gastfreundschaft unserer polnischen Freunde, Teilnehmer sagen, daB auch diese Zusammen- insbesondere des Leiters des Komitees, Prof. kunft die wissenschaftlichen and personlichen Dr. Kumaniecki, and des Organisators der Ta- Bindungen zwischen den polnischen and den gung, des Kollegen Jurewicz, besonders hin- deutschen Altertumswissenschaftlern weiterhin gewiesen and alien herzlichst gedankt. gefestigt and vertieft hat. 2 Vgl. hierzu auch die Ausfuhrungen des Verfassers Dr. E. PIEKNIEWSKI anlaBlich der Woche der Deutsch-Polnischen Freund- Wissenschaftlicher Assistent am Institut fur schaft 1956 im Mitteilungsblatt 2 (1956), Heft 6, griechisch-romische Altertumskunde S. 26ff. Sanitized Copy Approved for Release 2010/04/23: CIA-RDP80T00246AO38600260001-5 Sanitized Copy Approved for Release 2010/04/23: CIA-RDP80T00246A038600260001-5 3. Jahrgang, Heft 6/7/8 MITTEILUNGSBLATT ,,Ewiges Rom" (Fortsetzung des Italienreiseberichtes) An einem fruhen Aprilmorgen tragt mich der Zug nach Siiden: nach Rom. Die ersten goldenen Strahlen der aufgehenden Sonne zucken uber die Mauern der Stadt, es taucht das Grabmal des groBen Theoderich auf, dann verlegt eine Kurve der Strecke den Blick and das neue Ziel zieht die Gedanken auf Bich. Rom, die ,ewige Stadt", ihre Anfange liegen in sagenhaftem Nebel fruher Historie. ?Ihr aber setzt' ich im Raum noch in der Zeit eine Grenze: Herrschaft ohn' Ende hab' ich ihr gegeben..." i berliefert uns Vergil. Die Vision des Daniel- buches steigt auf: vier Reiche werden sein and dann keines mehr... and in der Tat durch Jahr- tausende ist Rom Zentrum geblieben, gewif3 unter wechselnden Bedingungen and auch unter wechselnden Aspekten. Um den Palatin kreisen schattenhaft die ersten Anfange der Geschichte der Stadt, von Eroberung zu Eroberung eilend, so verlauft die weitere Entwicklung. Das anfang- liche Konigtum geht in die Republik fiber and am Ende steht das kaiserliche Rom, das das ge- samte Mittelmeerrund samt weiter Strecken des Hinterlandes in seinen Grenzen vereinte. In Schottland, in Spanien, in Nordafrika, am Euphrat and im tiefen Kleinasien standen die Legionsadler. Aber es ware einseitig, allein these Seite zu sehen. Weft schweift der Blick vom capitolini- schen Hugel uber die Reste des Forum Romanum, des politischen, wirtschaftlichen and religiosen Mittelpunktes des Imperiums. Halb links im Vordergrund steht noch ein Teil der Rostra, da- neben die Senatskurie, wenig weiter die Reste des Vesta-Tempels, hoch ragt noch ein Saulen- rest des Kastor- and Pollux-Tempels ... Die Ge- danken greifen zuriick: Hier Standen die Grac- chen, hier stand einst Cato, Caesar wurde nur wenig hinter diesem Platz verbrannt. Neben der Geschichte der imponierenden auf3e- ren Ausdehnung steht die innere Auseinander- setzung. Konsuln, Usurpatoren, Caesaren, groBe Manner, aber auch Gestalten voll abstoBender Minderwertigkeit sind in sie verflochten. Aber ununterbrochen stromt die romische Quelle, wohl zerfallt das Reich in zwei Halften, der Westen wird die Beute einwandernder germa- nischer Stamme, wohl ist Rom oft aufs auf3erste hedroht, aber es besteht fort. An die Bauten aus der fruhen Konigszeit, aus der republikanischen Zeit reihen sich die kaiserlichen Monumente, Foren, Basiliken, Saulen, Triumphtore u. a. m. 165 Aus dem alten Rom wachst das mittelalterliche, verschont durch die Renaissancepalazzos and Barockkuppeln, durch Wunderwerke, die sich durch die Meisterschaft ihrer Schopfer wurdig an die alten Bauwerke anschlieBen. Aber es gibt noch ein anderes Rom; ein unter- irdisches, die Roma sotteranea, das Rom der Ka- takomben, der unterirdlschen Nekropolen. Hier spricht neben der Geschichte der 5uf3eren Ent- wicklung des Reiches, seiner stolzen Triumphe, seiner zusammenfasseniden Verwaltung, seines ausgefeilten Rechts eine andere, die spatantike Religionsgeschichte, vielschichtig in ihren Im- pulsen, ihren Hoffnungen. In Rot and Gelb, Braun and Griin, Blau and Ocker leuchten die Ci4bicula, die seitlich der mehrgeschossigen Gange liegen. Genien, kleine Eroten, Weintraubengerank, iippige Trauben, Delphine, Tauben and ziahlreiche spielende Tiere wie Hasen, Eichhornchen sind Hinweis auf die eleusinischen Gefilde, auf die der Lebende hoffte - wenn einst die Zeit irdischen Lebens abgelaufen sei. ,In pace" steht schlicht an den Gangen, auf kleinen in die Wande eingelassenen Tafeln, oft ziert sie npch ein winziger Palm- zweig, ein kleines Kreuz, ein Anker oder das Fischsymbol; hier sind wir mitten in einer christ- lichen Katakombe. Betritt man die Domitilla- Katakombe, so durchschreitet man zunachst eine unterirdische Basilika, erbaut fiber den Grabern fruher Martyrer. Mattes Licht nur fallt auf die seitlichen Wande, die mit Resten and Fragmen- ten von Grabplatten bedeckt sind, dann betritt man das Labyrinth der Gange, die in drei Stock- werken mit insgesamt 17 km Strecke unter der Erde hinlaufen. Symbolische Darstellungen be- decken die Wander Daniel in der Lowengrube, Susanna mit den drei soniores, die drei Junglinge im Feuerofen, Jonas in der Kiirbislaube bzw. vom Ketos an den Strand gespieen - ein Zeichen des Glaubens an die Unsterblichkeit, des wieder- gewonnenen Paradieses'and des Sieges uber eine Welt, die in ihren Festen bebte. Ein Gleiches spricht aus den Sarkophagseiten, deren schonste and eindrucksvollste die Galerie im Lateranen- sischen Museum vereiriigt. Auf die Lowenjagd- und Schlachtsarkophage des ausgehenden 3. nach- christlichen Jahrhunderts folgen die christlichen Sarkophage mit eigenen Motiven, die Unsicher- heit and Fragwurdigkeit aller menschlichen Existenz in dieser Splatzeit Roms, in der die Barbaren immer deutliaher an die weitgesteckten Grenzen pochen, in der die innere Krise wachst, wandelt sich in Hoffnung and Gewif3heit ... Sie spricht auch aus jenen groBen Basiliken, die, Sanitized Copy Approved for Release 2010/04/23: CIA-RDP80T00246A038600260001-5 Sanitized Copy Approved for Release 2010/04/23: CIA-RDP80T00246AO38600260001-5 einst dem profanen Zweck vorbehalten, schlieB- lich auf gottesdienstlichen Gebrauch sich be- schranken. Zwar stehen die alten, fri hen Basi- liken nicht mehr, neue Mauern stehen auf den Fundamenten, aber dennoch ist es ein uberwal- tigender Eindruck, die Klarheit der Linien- fuhrung, die Exaktheit der Abmessungen, das hohe Rund der Apsiden zu verfolgen, die die Zeit iiberdauert haben, mag auch hier ein neuer Dekor die spater ersetzte Wand decken oder ein Barockaltar and allerlei sonstiger Zusatz das alte Bild tri ben. Richtpunkte durch die Zeiten sind die Monu- mente der ,ewigen Stadt", sei es nun das ge- waltige Rund des Colosseums, seien es die Bogen des Konstantin, des Titus, Tiberius and anderer, seien es die hohen Saulen, wie z. B. die des Trajan, die sich in unmittelbarer Nachbarschaft zweier Barockkuppeln erhebt. Reliefbander zie- hen sich um das Rund der schlanken Saule mit Darstellungen der kriegerischen Triumphe des Kaisers. Noch die Zeit des Kaisers Barbarossa verbot in Bewunderung dieses Werkes jede Be- schadigung, bis ans Ende der Zeiten sollte sie unversehrt stehen bleiben. Wenig weiter gruBt das Standbild des Restitutors des Reiches, Octa- vianus Augustus. Die zeitenkundigen Romer haben den GroBen ihrer Geschichte hier Sta- tuen aufgestellt, die den klassischen Schop- fungen nachgebildet sind. Man denkt an diesen Mann, der so umstritten in der Wertung ist, den die einen als Schauspieler, wenn auch ener- gisch and voller Verdienste, die anderen als einen echten Romer erfassen. In Ki rze tragt die Tram zu den gewaltigen Caracalla-Thermen, dicht unterhalb der Via delle Terme. Nahe dabei liegt der Circus Maximus, nur kurze Minuten and man steht an den Resten der Kaiserpalaste. Hier baute Trajan, vor ihm Augustus, spater noch Domitian. Hier liegt das Haus der Livia, die Domus Augustana, auch das sogenannte gol- dene Haus des Nero gehort in diesen Bezirk and vor allem noch der Flavier-Palast. Zu i ppig wuchert hier Geschichte, Baugeschichte, Stadtgeschichte, um auch nur einen ungefahren tUberblick fiber die Fiille des i berall doch we- nigstens noch in Trummern Sichtbaren zu geben. Eine andere Welt and dennoch dieser antik-spat- antiken Zeit wiederum vielfaltig verbunden liegt auf der anderen Tiberseite: Petersdom and Engelsburg. Aus den Ruinen des untergehenden Roms, des vergehenden Imperiums erhob sich ein neues Rom, nicht ein Rom der Legionen, aber ein neues geistiges Zentrum. 3. Jahrgang, Heft 6/7/8 Aus der Gruft des Apostelftirsten steigt der neue Herrscheranspruch auf: Der romische Bischof wird zum Haupt der Christenheit. Unter diesem Gedanken betritt man das ausladende Rund der elliptischen Kolonnaden, das die Peterskirche auf beiden Seiten einschlieBt. Fast dreihundert Saulen and etwa 150 Heiligenstatuen sind der Schmuck dieses Platzes, den vor allem der Ge- nius des Lorenzo Bernini innerhalb eines Jahr- zehntes schuf. Dem Auge des eingeweihten Beschauers scheinen die GroBenproportionen des eigentlichen Petersbaues nicht so gewaltig, wie sie indessen sind. Erst wenn man weiB, daB der Wiener Stephansdom in den Bau hineinpassen wurde, daB allein die Peters- kuppel die GroBe des Pantheon hat, ermiBt man, welch gewaltiges Bauwerk man betritt, das durch spatere Zutaten an Unmittelbarkeit des Eindruckes eingebiiBt hat. Durch die breite Via della Conciliationis erreicht man die Engelsburg, den oftmaligen Zufluchtsort des Papstes in den Machtkampfen des Mittelalters. Hoch uberragt ein Engel die Zinnen des Bauwerkes, das einst von Kaiser Hadrian als Mausoleum gebaut wurde and spater die sterblichen Reste mehrerer Kaiser aufnahm. Als Alarich Rom ersturmte, plunderten seine Scharen den Bau, dann wurde es papstliches Refugium nach wechselnden Schicksalen. Nachts kronen Tausende von Glilh- birnen den Kranz der Bastionen, werfen ihr Licht auf die Gestalten der EngelsbrOcke, die den Bau mit dem gegenuberliegenden Ufer ver- bindet, and lassen die Schatten gespenstisch im Tiberwasser spielen. Wendet man den Blick die Via della Conciliationis zuri ck, so sieht man fiber der Peterskuppel die kronende Laterne leuchten. Schwach zeichnen sich die Umrisse der Galerien, Museen, Wohnbauten and Mauern gegen den Nachthimmel ab. UnermeBlich sind die Werte, die sie bergen. Man denkt an die Lao- koon-Gruppe, den sterbenden Gallier, den Apoll von Belvedere, die Sixtinische Kapelle, die wert- vollen Handschriften, Gemalde and sonstigen Gegenstande, die oft einzigartig sind. Auch bier ist es eine nur fliichtige t?berschau fiber eine FUlle, die taglich Tausende anlockt and sie fiber Galerien and Gange wandern laBt. So scheint Rom eine Reihe von Gesichtern zu haben: das Rom der Geschichte im Ublichen Sinne, das Rom als kunstgeschichtlich-archaolo- gisches Phanomen, das christliche Rom, das Rom des Barockzeitalters. Alle aber sind sie nur Akzente, Rom ist nur das eine, das durch die Zeiten bleibende, alle Zeiten in sich bergende. Steht man oben auf dem Pincio, Sanitized Copy Approved for Release 2010/04/23: CIA-RDP80T00246AO38600260001-5 Sanitized Copy Approved for Release 2010/04/23: CIA-RDP80T00246AO38600260001-5 MITTEILUNGSBLATT einem hohen Platz uber der Stadt, der sich durch seinen einzigartigen Blick uber das Hausermeer zu seinen FuBen auszeichnet, am besten zur Zeit des Sonnenunterganges, dann spurt man these groBe durch die Geschichte gehende Einheit: Rot und golden gliiht die Kuppel von St. Peter auf der Stelle, die der Tradition nach einst das Petrusgrab barg, zahllos die ubrigen Kuppel- kirchen, die sich in festlicher Harmonie hinzu- gesellen; dunkelrot, schwarzrot erheben sich die alten Mauern des kaiserlichen Roms, das ge- waltige Rund des Colosseums, der Kaiserforen. dazwischen die hohen Wande der groBen Haupt- basiliken, oft bekront von barockem Figuren- schmuck. Nur schwach Sind noch die fernen Albanerberge sichtbar, jene Hange, die die be- ruhmten Vini di castelli wachsen lassen, an denen Hannibals Heer einst rastete und die heute der GroBstadt Erholung bieten in der heiBen Jahres- zeit, wenn das Hausermeer in gluhender Hitze liegt. ,,Quando cadet Roma, cadet et mundus" - Rom im eigentlichen Sinn ist dahin, dahin ist das ge- waltige Imperium von den Kiisten Schottlands bis zum Euphrat, vom Atlas bis zum Schwarzen Meer, aber dennoch ist Rom geblieben. Hier schichten rich die Jahrhunderte nicht wie geo- logische Formationen ubereinander, sondern sie stehen nebeneinander i nd bestehen weiter fort. Die Namen der Barockmieister Bernini, Borromini stehen neben denen der kaiserlichen Bauherren, Michelangelo und Brailnante neben den meist unbekannten Meistern der Skulptur der friihen christlichen Jahrhunderte. Alle eint der eine Ort, alle Zeiten aber faBt der Ort und der Gedanke des ,ewinen Roms", der, Roma aeterna. Dr. H. MICHAELIS Wissenschaftlicher Obetassistent am Institut fur griechisch-romiscbe Altertumskunde Zwischen Leningrad und Erewan Eindrticke von einer Handschriftenreise in die Sowjetunion Gerade versinkt der glutrote Sonnenball in einer dichten Wolkendecke, als die Maschine der Deut- schen Lufthansa Scharf nach unten druckt und unter uns die Walder um Moskau auftauchen. Hier und da liegt noch Schnee, ein ungewohnter Anblick nach dem Berliner Fruhling. Sicher landet die IL-14 in Wnukow. Es ist der 8. April. Was werden uns die nachsten 6 Wochen bringen, ehe wir Ende Mai hier wieder abfliegen? Unser Auftrag steht in grol3en Zugen fest: grie- chische Handschriften, die fur die Arbeit der Kommission fur spatantike Religionsgeschichte von Wichtigkeit Sind, aufzusuchen, zu unter- suchen und - soweit notig - zu fotografieren. Aber wie wird unsere Arbeit im einzelnen vor sich gehen? Werden wir alles erreichen, was wir erwarten, vielleicht gar Neues, Unerwartetes finden? Wir Sind nicht unvorbereitet. Schon 1954 ist Prof. D. K. Aland, der Leiter unserer Dele- gation, in der Sowjetunion gewesen, hat Kon- takte aufgenommen und eine lbersicht uber die vorhandenen Bestande gewonnen. Jetzt gilt es, das Begonnene fortzufahren. Moskau und Lenin- grad haben die groflten Bibliotheken, die reich- sten Handschriftenschatze, das war bekannt. Doch auch in anderen Stadten gibt es Samm- lungen, die uns interessieren, von denen wir aber viel weniger wissen. Zuerst also in Moskau, und hier, neben der Uni- versitatsbibliothek, dem Zentralarchiv alter Akten und dem Puschkin-Museum, vor allem die Bibliothek des Historischen Museums am Roten Platz und die Leninbibliothek. Die ersten Tage vergehen mit informatorischen Besuchen, Gesprachen, vorbereiteriden Arbeiten. Mit drei Tagen Verspatung trifft endlich ein dritter Mann ein, unser Fotospezialist Klaus Junack. In einem Campingbeutel hat er seine ganze Ausrustung: eine ,Praktina" mit 17-m-Zusatzkassette, ein Zeiss-Universalstativ, Leuchten, Kabel und was sonst noch dazu gehort. Auch hier eine UngewiB- heit: Wird der Apparat sich bewahren. die Be- lastung aushalten? Er tut es glanzend. Am Ende der Reise stellt sich heraus, daB wir fast 16 000 Aufnahmen gemacht haben. Ein Amateur, der jeden Monat eine Kleinbildpatrone verknipst, also 12 im Jahr (und das ist reichlich bemessen, wenn ich an meine eigenen Amateurerfahrungen denke), wurde uber 30 Jahre brauchen, ehe er seine Kamera so oft ai.isgelost hatte, wie wir es in sechs Wochen taten. An manchen Tagen wer- den es gut 2000 Aufnahmen, bis zu 400 in der Stunde, freilich unter djen gunstigsten Bedingun- gen und wenn alle dtei mithelfen, die Hand- schrift umzublattern, au glatten und in ihrer Lage zu halten und den Apparat zu bedienen. Sanitized Copy Approved for Release 2010/04/23: CIA-RDP80T00246AO38600260001-5 Sanitized Copy Approved for Release 2010/04/23: CIA-RDP80T00246AO38600260001-5 168 MITTEILUNGSBLATT 3. Jahrgang, Heft 6/7/8 Allerdings gibt es dann auch Blasen an Daumen and Zeigefinger vom standigen Drehen des Auf- zugknopfes. Hauptsache, daB die Aufnahmen geraten! Das Labor der Leninbibliothek ent- wickelt uns die ersten Filme. Welche Erleichte- rung, daB alle gelungen sind! Abends sitzen wir dann im stockdunklen Badezimmer, packen die belichteten Filme in Blechdosen, fiillen die Kas- setten neu ... Aber es gibt nicht nur Arbeit, es gibt auch Er- holung, Belehrung: Museen, die Oper, Ballett, den Kreml, Eindrucke uber Eindrucke. Die prach- tige Metro l43t mit ihrer Zugfolge von 1-2 Mi- nuten den Berliner vor Neid erblassen. Selbst gegen Mitternacht ist der Zugabstand nie groper als 4 Minuten. Im StraBenverkehr fiihlt sich der Fuf3ganger trotz des Autogewuhls absolut sicher, geht bei Rot uber den Damm - and darf es. Nach zwei Wochen haben wir unser Moskauer Programm bewaltigt, and am 26. April geht es weiter nach Leningrad. Auf der Newa schwim- men noch Eisschollen, aber schon sind die Abende merklich Langer als in Moskau. Um 9 Uhr abends, wenn wir aus der Saltykow-Stschedrin-Biblio- thek kommen, ist es noch heller Tag. Viel Arbeit gibt es auch in der Akademiebibliothek. An den iiberraschendsten Stellen finden sich auBerdem griechische Handschriften: in der Eremitage, im Akademiearchiv, im historischen Institut, im Orientinstitut, ja selbst im Institut fur moderne russische Literatur. Einmal kommt uns der Zu- fall zu Hilfe: Vor zwei Jahren erhielten wir vom Sekretar des sowjetischen Friedensrates den Mikrofilm einer Leningrader griechischen Hand- schrift. Aber nun an Ort and Stelle konnen wir these Handschrift nirgends finden. Auch im Akademiearchiv fragen wir danach and er- wahnen beilaufig, daB der Kodex auf den ersten Blattern Eintragungen in arabischer Sprache enthalte. Da meldet sich vom Nebentisch ein Mitarbeiter des Orientinstituts, der gerade im Archiv arbeitet: sein Institut besitze neben vielen arabischen auch einige griechische Handschrif- ten. Am nachsten Tag besuchen wir das Institut and finden tatsachlich unsere langgesuchte Hand- schrift! Die Maifeiertage geben willkommene Gelegen- heit, die Stadt im Festgewand kennenzulernen. Am 1. Mai schliefen wir uns mit unserem Dol- metscher der Demonstration an. Gelegentliche Regenschauer konnen die allgemeine Stimmung nicht storen. Wenn der Zug stockt, improvisiert man ein Tanzchen. Am Abend drangen rich die Menschen am Newakai, wo auf dem Strom prach- tig illuminierte Kriegsschiffe liegen. Am 2. Mai, hier ebenfalls Feiertag, gehen wir in die Ere- mitage. Von 11 bis 6 Uhr ist dieses einzigartige Museum geoffnet. Wir bleiben den ganzen Tag dort, and doch langt die Zeit nicht, auch nur die wichtigsten Abteilungen zu durchwandern. Eines Tages ruft uns unser Dolmetscher aus dem Lesesaal der Bibliothek heraus. Soeben ist die Nachricht aus Moskau gekommen, daB wir - was vorher fraglich war - noch nach Tbilissi and Erewan fahren konnen. In Windeseile muf3 das neue Programm entworfen werden. Unsere Arbeit in Leningrad wird so schnell wie moglich zu Ende gefuhrt, and am 9. Mai fliegen wir zu- ruck nach Moskau. Hier ist inzwischen der Friih- ling eingezogen, and statt der 5 Grad in Lenin- grad herrschen 25 Grad, ein Vorgeschmack des Stidens, der uns erwartet. Der Morgen beginnt gerade erst zu dammern, als wir gegen 4 Uhr am 12. Mai zum Fluge nach Tbilissi starten. Es ist die langste Etappe der Reise, weiter als nach Berlin. Bald nach der Zwischenlandung in Rostow am Don erreichen wir die Kiiste des Schwarzen Meeres. Bei strah- lendem Sonnenschein bietet sich ein uberwalti- gender Fernblick. Wir fliegen die Kiiste entlang, zur Rechten das endlose Blau der See, links steil aufsteigend die Schneegipfel des Kaukasus. Dann biegen wir landeinwarts, die Maschine klettert hoher, einem FluBtal folgend. Um 1,/212 landen wir in Tbilissi - and mussen unsere Uhren auf 1/21 stellen, in Berlin ist es jetzt 1/210. Tbilissi ist eine Millionenstadt, lang hingestreckt am Ufer der Kura. Die Hauser schieben sich in die Seitenti ler, die Range hinauf. Palmen am Rusta- weli-Prospekt, iippige Griinanlagen, Spring- brunnen, and auf dem Berge hoch uber der Stadt ein wunderbarer Park. Eine Zahnradbahn ftihrt hinauf. Wir besuchen die Grusinische Akademie der Wissenschaften, werden aufs liebenswur- digste empfangen. Die Arbeit ftihrt uns in das Grusinische Museum. Wir fotographieren neben einer Reihe von Fragmenten zwei wertvolle alte Evangelienhandschriften aus dem 9. Jahrhun- dert, von denen eine noch gar nicht naher be- kannt ist. Am Abend besuchen wir die alte Landeshauptstadt Mzcheta, jetzt ein vertraumtes Landstadtchen. Die gewaltige Kathedrale aus dem 11. Jahrhundert zeugt von vergangener Zeit. Und noch ein Jahrtausend friiher: ein kiirzlich entdeckter Grabbau, dessen Architektur grie- chische Einfliisse mit einheimischen Elementen merkwurdig verbindet. tTber der Stadt auf kahler Hohe ragt das Dschwari-Kloster aus dem 5. Jahr- hundert. Aber die Auffahrt ist schwierig and schon dunkelt es. Wir mussen zuriick. Sanitized Copy Approved for Release 2010/04/23: CIA-RDP80T00246AO38600260001-5 Sanitized Copy Approved for Release 2010/04/23: CIA-RDP80T00246AO38600260001-5 3. Jahrgang, Heft 8/7/8 In der Nacht zum 15. Mai geht es weiter nach Erewan. Mit dem Flugzeug ware es nur eine Stunde, der Zug braucht 14 Stunden, um sich durch das Gebirge hindurchzuarbeiten. Auf der Karte sieht es so nah aus! Lange Zeit fahren wir dicht an der ttirkischen Grenze entlang. Gegen Mittag zeigt sich eine merkwurdige Wolkenbil- dung, die fast wie ein Berggipfel aussieht. Zu- erst trauen wir unseren Augen nicht, aber es ist kein Zweifel, es ist wirklich ein Berg, der Ararat, der ohne Vorgebirge aus der Hochebene bis fiber 5000 m ansteigt. Wir fragen einen Schaffner, wie hoch er eigentlich sei. Die Antwort ist iiber- raschend: ,Daf3 weil3 niemand, denn noch ist kein Mensch oben gewesen". Nun, ganz so ist es nicht, aber die Besteigung ist in der Tat nur selten gegliickt. Der grol3e and der kleine Ararat, sie Sind das Wahrzeichen Armeniens and er- scheinen auch im Landeswappen. Spater sitzen wir lange Zeit auf einer Anhohe, beobachten, wie sich die Wolken um den Gipfel standig verschieben, and warten auf einen gunstigen Moment zum Fotografieren. Und immer wenn wir meinen, jetzt sei es am besten, and losdriicken, mussen wir feststellen, daB die Aussicht wenig spater schon wieder anders and vielleicht noch reiz- voller ist. In der Staatlichen Handschriftensammlung, auf armenisch Matenadaran, gibt es eine beriihmte Kollektion armenischer Handschriften, and bei einer Reihe von ihnen hat der Buchbinder Blatter aus griechischen Handschriften vorn and hinten zum Schutz mit eingebunden. Das bringt fur den Fotografen technische Schwierigkeiten, fur den Philologen aber ebenfalls einige Pro- bleme: es zeigt sich, daB Blatter aus ein and der- selben griechischen Handschrift in mehreren ar- menischen Banden eingebunden sind, eine Tat- sache, die auch fur die Geschichte dieser arme- nischen Handschriften von Bedeutung ist. Wir konnen so, in enger Zusammenarbeit mit den armenischen Bibliothekaren, Ergebnisse ge- winnen, die fur beide Seiten niltzlich sind. Die Hilfsbereitschaft and Gastfreundschaft, die wir uberall antreffen, bewahrt sich auch in Armenien in uberwaltigender Weise, vom Empfang bei der Akademie angefangen bis buchstablich zum ,,Mann auf der StraBe". Nur ein Beispiel dafiir: Eines Abends besichtigen wir die Ausgrabungen an der urartaischen Festung Teischebaini auf dem Karmir-blur (= roten Hugel) vor den Toren Erewans. In einem kleinen Hain werden wir plotzlich angerufen. Eine frohliche Picknick- gesellschaft hat es sich im Grase bequem gemacht. Ehe wir es uns vergehen, sind wir mit in den Kreis hineingezogen, haben jeder ein Glas in der Hand and mussen auch von den Speisen kosten. Als Kurden stellen sich unsere Gastgeber vor, ?wir Sind alle eine groBe Familie", heil3t es. Nur schwer konnen wir uns trennen, um unseren Weg fortzusetzen. Tags darauf beenden wir unsere Arbeit in Erewan and damit zugleich die Arbeit dieser ganzen Reise. Am Nachmittag besuchen wir noch Etschhmiadzin, die alte Hauptstadt mit ihren bedeutenden Bauwerken. Die altesten Teile der Kathedrale, horen wir, stammen aus dem 4. Jahrhundert. Am Sonntag, dem 19. Mai, geht es zurtick nach Moskau. Die Eisenbahn braucht izber 3 Tage, das Flugzeug benotigt 10 Stunden. Nie zuvor ist es uns so deutlich geworden, wie groB and viel- faltig das Land ist. Wir starten in Armenien, landen zum erstenmal iii Suchumi, d. h. in Gru- sien, dann in Rostow, d. h. in der RSFSR. Die nachste Station ist Charkow in der Ukraine. Und zum SchluB Moskau: Von fern schon erblickt man den Turm der neuen Universitat, die uns nun schon vertraute Silhouette. Die letzten Tage vergehen mit Abschiedsbesuchen, Um- and Ein- packen. Als wir am 21. Mai zum Flugplatz kom- men, gibt es noch eine tYberraschung: unsere Lufthansa-Maschine ist am Tage zuvor wegen eines Gewitters nicht gekommen, and wir mussen his zum nachsten Morglen warten. Aber das ist auch keine verlorene Zeit. Die Stunden vergehen schnell, wahrend wir den Verkehr auf dem Flug- platz beobachten. Maschinen aus alien Teilen des Landes kommen and fliiegen ab, in steter Folge. Eindriicklich ist der Start einer gewaltigen TU-104 nach dem Fernen Osten. Fruh am 22. Mai sind auch wir an der Reihe, die letzte Etappe dieser 10 000-km-Reise ist erreicht. Sie hat uns viel Arbeit and manche Erfolge gebracht, and wir hoffen, durch sie zu unserem bescheidenen Teil dazu beigetragen zu hab4~n, die wissenschaftlichen and menschlichen Bezie~ungen zwischen unseren Volkern zu vertiefen. Viel Arbeit steht noch vor uns, denn die 275 Handschriften aus sowjetischen Bibliotheken, die wir nun insgesamt im Film be- sitzen, wollen erst ausg'ewertet sein. Zum Teil kommt ihnen auBerordentliche Bedeutung zu, als Gesamtkomplex Sind sie ilberhaupt noch nicht untersucht. So Werden die Resultate im Druck wohl einen dicken Band ergeben. in dem der Fachmann all das finden wird, was in den vorliegenden Bemerkungen nur gestreift werden konnte. Dr. K. TREU Wissenschaftlicher Assistent am Institut fiir griechisch-romische Altertumskunde Sanitized Copy Approved for Release 2010/04/23: CIA-RDP80T00246AO38600260001-5 Sanitized Copy Approved for Release 2010/04/23: CIA-RDP80T00246A038600260001-5 Mir wurde die Moglichkeit gegeben, die Samm- lungen antiker Kunstdenkmaler in Munchen and Wurzburg zu studieren. Vom 19. Mai bis 7. Juni war ich unterwegs. Ich fuhr zuerst nach Mun- chen, wo mein besonderes Interesse dem dor- tigen Miinzkabinett gait. Munchen besitzt eine verh5ltnismal3ig groBe and bedeutende Samm- lung antiker Munzen, die zur Zeit, solange uns die Berliner Sammlung nicht zur Verfugung steht, die wichtigste in Deutschland ist. Bereit- willig bekam ich dort all das Material, das ich zu sehen wunschte, zur Verfugung gestellt. In Verbindung mit der Corpus-Arbeit lieB ich mir zuerst das thrakische Munzmaterial geben, um einmal einen Vergleich zu haben zwischen den Gipsen in Berlin and den betreffenden Ori- ginalen, zum anderen, um am Beispiel des Mi n- chener Kabinetts zu sehen, inwieweit das Cor- pus-Material noch vollstandig ist. Dabei muBte ich bei der Durchsicht feststellen, daB hier ein grol3er Teil mehr an Typen vorhanden ist, als es das Corpus-Material aufzuweisen hat. Vermut- lich sind these Stucke in der Zwischenzeit, da die Sammeltatigkeit fur das Corpus mit dgm An- fang des Jahrhunderts aufhorte, vom Munchener Kabinett zugekauft worden. Es besteht aber auch die Moglichkeit, dal Gipsabdrucke in dem Durch- einander vergangener Jahre verlorengegangen sind. Als nachstes habe ich die sogenannten Schauladen durchgesehen. Diese Laden, es sind ungefahr vier bis fi of Stuck, sollen die vorlaufig noch fehlende Ausstellung ersetzen. Sie enthalten die schonsten and oft sehr seltenen Stucke des Kabinetts, unter anderem das beruhmte Dekadrachmon von Akragas and die romische Goldmunze mit dem Postumus-Kopf von vorn, eine Darstellungsweise, die in dieser Zeit hochst selten angewandt wurde. Dann interessierten mich besonders die Pra- gungen der Seleukiden and Ptolemaer, and zwar die fr% hen, etwa bis Antiochos III. and Ptole- maios IV. Ich versaumte auch nicht die Ge- legenheit, mir einige Laden der keltischen Gold- pragungen anzusehen. Diese sogenannten Regen- bogenschusselchen sind im Munchener Kabinett von jeher besonders reich vertreten infolge der daftir giinstigen geographischen Lage der Stadt. Und schlieBlich lieB ich mir noch die Munzen der romischen Republik zeigen. Was Munchen an antiker Plastik and Keramik besitzt, ist z. Z. nur zum geringen Teil im Karlspalais ausgestellt. Ich erhielt aber von Professor Diepolder die Erlaubnis, auch das magazinierte Material besichtigen zu dilrfen. So bin ich einmal an das Vasenmaterial, das im Magazin im Karlspalais aufbewahrt wird, heran- gekommen, and weiter an die Plastik, die in den Kellerraumen des archaologischen Instituts lagert and auch noch in der Glyptothek, wie zum Beispiel der Barbarinische Faun. Ebenfalls habe ich mir die Bibliothek des archao- logischen Instituts angesehen, and schlieBlich nahm ich die Gelegenheit wahr, eine Vorlesung bei Professor Buschor zu besuchen. Er liest in diesem Semester fiber die vorperikleischen Bau- ten auf der Akropolis, and wie man mir im Kabinett sagte, sei es das letzte Semester, in dem er Vorlesungen halt. Bekanntlich besitzt Munchen neben diesen an- tiken Schatzen noch weitere zahlreiche Museen mit kunstgeschichtlich wertvollen Dingen. Ich besuchte die Schackgalerie, die Lenbachgalerie, in der gerade eine Ausstellung mit Werken Kandinskys stattfand, die Schatzkammer in der Residenz mit den bayrischen Kronjuwelen als Prunkstiick, das Historische Stadtmuseum (hier ist besonders interessant die Gruppe der Moriska- tanzer, von Grasser im 15. Jh. fur den Tanzsaal des Neuen Rathauses geschnitzt), das National- museum and SchloB Nymphenburg, wo sich jetzt die Ausstellungsstucke des ehemaligen Residenz- museums befinden. Ich babe nur sehr bedauert, die Gemalde der Pinakothek nicht gesehen zu haben. Sie wurden gerade wahrend meines Aufenthaltes vom Haus der Kunst in ihre alte Heimstatte gebracht. Insgesamt 14 Tage weilte ich in Munchen, die letzte Woche verbrachte ich in Wurzburg. Wurz- burg besaB vor dem Kriege eine recht ansehn- liche Sammlung antiker Munzen. Leider ist sie 1945 beim Angriff auf die Stadt in Brand ge- kommen and zu einem unansehnlichen Klump- chen Metall zusammengeschmolzen. Eine neue Sammlung ist unterdessen nicht wieder angelegt worden. DafUr bietet Wurzburg reiches Studien- material an antiken Vasen and Terrakotten, das in drei groBen Raumen aufbewahrt wird. Die schonsten Stucke sind in zwei Vitrinen in dem wieder zuganglichen Teil der Residenz aus- gestellt. Leider hat auch hier der Krieg seine Spuren hinterlassen, ein Teil der Vasen fiel ihm zum Opfer, and im Magazin liegen noch groBe Sanitized Copy Approved for Release 2010/04/23: CIA-RDP80T00246A038600260001-5 Sanitized Copy Approved for Release 2010/04/23: CIA-RDP80T00246AO38600260001-5 3. Jahrgang, Heft 6/7/8 Stapel an Kartons mit den Scherben der einsti- gen Prachtsti cke. Einen Nachmittag verbrachte ich im Main-fran- kischen Museum auf der Marienburg, das vor allem die Werke Riemenschneiders birgt. Am letzten Nachmittag besuchte ich noch das nahe- gelegene Veitshochheim, wo die Filrstbischofe von Wiirzburg ihre Sommerresidenz hatten. Es ist ein kleines, reizendes Barockschl6f3chen and liegt in einem wundervoll angelegten Park. Wilrzburg selbst ist heute noch sehr zerstort, in der Residenz sind nur einige Raume wieder zu besichtigen, darunter das Treppenhaus mit dem beri hmten Deckengemalde von Tiepolo. Wenn man von einem unmittelbaren Erfolg dieser Studienreise sprechen will, so liegt er vor allem Miszellen Zur Einfiihrung der Aktenordnung in der Deutschen Akademie der Wissenschaften zu Berlin Als 1945 mit dem Neuaufbau begonnen wurde, mullte vor allem rasch and operativ gehandelt werden. Die Arbeit wurde von aufrichtigen and bewahrten Patrioten durchgeffhrt. Der schrift- liche Niederschlag dieser Verwaltungsakte konnte in dieser Zeit naturgemal3 aus vielerlei Gri nden den ordnungsgemal3en Formen nicht entsprechen. Dies war auch erklarlich, denn es standen wirk- lich dringlichere Probleme, die einer schnellen Li sung harrten, vor den verschiedensten Ver- wal tun gsdienststellen der damaligen Zeit. So war es denn auch nichts Besonderes, dal3 Biiroordnungen fehlten, dal3 Schreibkrafte fehl- ten, die mit den Formen des Schriftverkehrs and der sonstigen Barotechnik vertraut waren. In der Regel entwickelte sich ein jeweils eigenes System der Schriftgutablage in den verschieden- sten Stellen. Zum Wiederfinden eines Schrift- stiicks war ein gutes Gedachtnis notig oder es begann ein mehr oder minder langes Suchen. Wechselten dann sogar die Bearbeiter, was in der ersten Zeit haufig war, so bedurfte es noch gr6f3erer Mi he, ein Schriftstick wiederzufinden. So kam es, dal3 viele Vorgange nicht oder nicht rechtzeitig zur Verfugung standen; manche blieben verschollen and der Arbeitsablauf wurde erschwert. Die Notwendigkeit, eine Ordnung in den auf3eren Formen des Geschaftsablaufs zu erreichen, wurde bald erkannt and es wurden z. T. in Anlehnung darin, da13 ich im Miinzkabinett sehr viele Ori- ginale sehen konnte; denh bei dem standigen Ar- beiten nur mit Gipsen bosteht die grol3e Gefahr, das spezifische Gefiihl fur eine Mi nze. fur ihr Wesen zu verlieren. Um mit Gipsen erfolgreich arbeiten zu konnen, vor allem um Fragen nach der Echtheit der einzelnen Stiicke klaren zu konnen, mull man Originale kennen. Am Schlul3 mochte ich Poch einmal von dieser Stelle aus all denen danken, die mir these Reise ermoglicht haben. E. SCHIiNERT Wissenschaftliche Assistentin am Institut fiir griechisch-romische Altertumskunde an bewahrte Vorbilder Biiroordnungen ge- schaffen. Zu den besten dieser Biiroordnungen gehort m. E. die Buroordnung der Landesregie- rung Brandenburg vom Jahre 1947. Ein weiterer Schritt in der Ordnung and Nutz- barmachung der Schriftgutablagen ging von der Hauptabteilung Archivwesen im Ministerium des Innern aus. Diese Bemt hungen fuhrten zu dem Erlaf3 der Anordnung fiber die Errichtung von Verwaltungsarchiven vom 26. Februar 1951 (Min.Bl. 1951 Nr. 9). Der Zweck dieser Anord- nung war allerdings nidht nur der, die laufende Verwaltung in ihrer i ktenfuhrung zu unter- stUtzen, sondern es ging besonders darum, einen Ordnungszustand zu schaffen. um den Archiven bei der tYbernahme dieles Schriftgutes unnotige Ordnungsarbeit zu ersparen. Fur das Akademiearchiv liegen die Verhaltnisse insofern etwas anders, als das bei der Akademie entstehende Schriftgut nicht voriibergehend (bis zur Abgabe an die Staatsarchive) aufbewahrt wird, sondern standig im Akademiearchiv ver- bleibt, soweit es in betrieblicher, rechtlicher and historischer Hinsicht dauernd aufhebenswert ist. Das Akademiearchiv ist also gleichzeitig .End"- archiv, daher trifft die Bezeichnung ,.Verwal- tungsarchiv" fur das Akademiearchiv nicht zu. Bis 1945 bestand bei der Akademie eine ordent- lich gefuhrte Zentralregistratur. Nach 1945 wurde die dezentrale Aktenfiihrung i blich. Eine Weiter- Sanitized Copy Approved for Release 2010/04/23: CIA-RDP80T00246AO38600260001-5 Sanitized Copy Approved for Release 2010/04/23: CIA-RDP80T00246AO38600260001-5 fiihrung der Zentralregistratur bei der Akademie hatte bei dem gewaltigen Anwachsen der Deut- schen Akademie der Wissenschaften den Ver- waltungsablauf mehr gehemmt als gefordert - wenn sich these Zentralregistratur iiberhaupt hatte durchfi hren lassen. Wie fast tberall, so zeigte sich auch bei der Deut- schen Akademie der Wissenschaften, daB durch die Dezentralisierung die Aktenfuhrung oft un- einheitlich wird. An Stelle weniger, aber er- fahrener Registratoren traten viele, aber oft noch unerfahrene Hilfskrafte. Statt Sachakten wurden meist Reihenakten gebildet, in einem Ordner wurden nicht nur gleichartige, sondern oft sehr verschiedenartige Vorgange untergebracht usw. Es braucht nicht weiter ausgefiihrt zu werden, daB bei solchen Akten oft lange nach einem be- stimmten Vorgang gesucht werden muB. Es bedarf daher einer geordneten Aktenfuhrung, damit das bei den Dienststellen and Einrichtun- gen der Akademie anfallende Schriftgut eine sichere Arbeitsgrundlage bilden kann. Die in der taglichen Verwaltungs- and Forschungsarbeit entstehenden Schriftsachen mussen so geordnet and aufbewahrt werden, daB sie fur die Einsicht- nahme, Bearbeitung and Auswertung jederzeit schnell zur Verfugung gestellt werden konnen. Es wurde von den Kollegen Sachsenrdder, Aka- demiearchiv, and Schuster, Justitiar, eine Akten- ordnung vorbereitet, die durch. Prasidiums- beschluf vom 18. April 1957 angenommen and 3. Jahrgang, Heft 6/7/8 mit Wirkung vom 1.Oktober 1957 in der gesam- ten Akademie eingefuhrt wird. Diese Aktenord- nung legt die Ordnungsprinzipien fest, laBt aber den einzelnen Dienststellen and Einrichtungen weitgehend Freiheit, die Aktenfuhrung and den Aktenplan nach den fachlichen Bediirfnissen einzurichten. Ich darf darauf hinweisen, daB sich die Akten- ordnung nur auf die Geschaftsfthrung bezieht; die Ordnung von wissenschaftlichem Quellen- und Forschungsmaterial wird hiervon nicht be- troffen. Wohl hat sich auch bei der Ordnung von wissenschaftlichem Material das Dezimalsystem als zweckmeBig erwiesen; wo sich aber andere Ordnungsprinzipien bewahrt haben, sollte man sie beibehalten. Die Aktenordnung ist ein beachtliches Mittel zur Beschleunigung des Verwaltungsablaufes. Sie fihrte damit gleichzeitig zur Vereinfachung and Verbesserung der gesamten Verwaltungsarbeit. Es liegt nunmehr an uns alien, den richtung- weisenden BeschluB unseres Presidiums Uber die Einfiihrung der Aktenordnung in der Deutschen Akademie der Wissenschaften so in die Tat um- zusetzen, daB er zu einer echten Hilfe fiir die wissenschaftliche Arbeit wird, and hierauf kommt es wesentlich an. W. FREUND Verwaltungsdirektor Deutsche Akademie der Wissenschaften zu Berlin Nachrufe, Ehrungen and Ernennungen Am 17. Juni 1957 hat die Deutsche Akademie der Wissenschaften zu Berlin einen ihrer besten Wissenschaftler verloren, einen theoretischen Physiker von Weltruf, Herrn Nationalpreistrager Prof. Dr. Friedrich Karl Sidney Moglich. Er gehorte zu den altesten Mitarbeitern der nach dem Kriege neu gegriindeten Deutschen Aka- demie der Wissenschaften zu Berlin. Bereits am 1. Januar 1946 baute er eine Forschungsstatte in Berlin-Buch unter den schwierigsten Bedingun- gen auf. Gleichzeitig wurde er zum ordentlichen Professor fur theoretische Physik and zum Di- rektor des Instituts fiir Theoretische Physik an der Humboldt-Universitat Berlin berufen. Die in Berlin-Buch gegrilndete Forschungsstatte wurde im Jahre 1947 als Institut fur Festkorper- forschung von der Deutschen Akademie der Wissenschaften zu Berlin iibernommen. Prof. Moglich wurde am 12. Oktober 1902 geboren. Er studierte Anfang der zwanziger Jahre in Berlin als Schuler von Prof. Dr. Max von Laue and promovierte im Jahre 1927. 1930 habilitierte er sich and war anschlieBend Dozent an der Ber- liner Universitat and gleichzeitig Assistent am Institut fur Theoretische Physik. In seinen ersten Arbeiten beschaftigte sich Prof. Moglich mit optischen Beugungserscheinungen and mit Fragen der Quantentheorie. Besonders wertvoll waren seine zusammenfassenden Be- richte im Handbuch fiir physikalische Optik. Diese Arbeiten werden zu den besten gezahlt, die die physikalische Literatur auf diesem Ge- biet aufzuweisen hat. 1932 wandte sich Prof. Moglich der Untersuchung der Supraleitung zu, ein Gebiet, dem er bis zu- letzt mehrere Arbeiten widmete. Er veroffent- Sanitized Copy Approved for Release 2010/04/23: CIA-RDP80T00246AO38600260001-5 Sanitized Copy Approved for Release 2010/04/23: CIA-RDP80T00246AO38600260001-5 MITTEILUNGSBLATT lichte 1933 zusammen mit Prof. M. von Laue grundlegende Untersuchungen fiber die phano- menologische Theorie der Supraleitung. Nach der Machtergreifung durch den National- sozialismus wurde er in seiner Tatigkeit bald behindert. Trotzdem erhielt er infolge seiner auf3erordentlichen Begabung and seines grof3en Wissens eine Berufung fur den Lehrstuhl fur Theoretische Physik an der Universitat Heidel- berg. Aus politischen Gri nden kam jedoch die tYber- nahme des Lehrstuhls nicht zustande. 1936 and 1937 wurde er verschiedentlich verhaftet and gegen Ende der dreil3iger Jahre gezwurigen, seine Lehrtatigkeit ganz aufzugeben. Er betatigte sich bis Kriegsende als freier wissenschaftlicher Mit- arbeiter in den Osram-Forschungs-Laboratorien. Hier befaf3te er sich u. a. mit der Festkorper- physik, wobei sich die Zusammenarbeit mit Prof. R. Rompe als besonders fruchtbar erwies. Zu- sammen mit Prof. Rompe veroffentlichte er zahl- reiche, viel beachtete Arbeiten auf diesem Ge- biet. Nach Beendigung des Krieges war Prof. Moglich einer der ersten namhaften Wissenschaftler, die sich dem Wiederaufbau zur Verfugung stellten. Er war tatkraftig an dem Aufbau des Physik- unterrichts an den Hochschulen der Deutschen Demokratischen Republik beteiligt and bis zu- letzt Vorsitzender des Beirats fur Physik beim Staatssekretariat fur Hochschulwesen. Er war Mitverfasser des Memorandums fiber die Ent- wicklung der Naturwissenschaft der Deutschen Demokratischen Republik, das als Richtlinie fur die wissenschaftlichen Forschungsarbeiten an den Hochschulen and Forschungsinstituten dient. Prof. Moglich war Mitbegrunder der Deutschen Physikalischen Gesellschaft der Deutschen De- mokratischen Republik and einer der eifrigsten Verfechter fur das Zustandekommen dieser Ge- sellschaft. Das Wiedererscheinen der Annalen der Physik im Jahre 1947 ist vornehmlich der Initiative von Prof. Moglich zu danken. Bis zu seinem Tode gab er mit Prof. Kopfermann, Heidelberg, these bedeutende, in der ganzen Welt angesehene Fach- zeitschrift heraus. Prof. Moglich war weiterhin Mitherausgeber der ,Fortschritte der Physik", einer im Auftrage der Deutschen Physikalischen Gesellschaft der Deutschen Demokratischen Re- publik erscheinenden Zeitschrift. Seine mehr- malige Wahl in den Vorstand dieser Gesellschaft beweist das grofle Vertrauen, das ihm seine Fach- kollegen entgegenbrachten. Das unter der Leitung von Herrn Prof. Dr. Mog- 173 lich stehende Institut fur Festkorperforschung der Deutschen Akademie der Wissenschaften er- kampfte sich in kurzer Zeit internationalen Ruf, and viele Wissenschaftler aus aller Welt besich- tigten diesel Institut and kamen zu Diskussionen, um mit Herrn Prof. Moglich and seinen Mitar- beitern Festkorperprobleme zu behandeln. Die in Berlin-Buch zur Verfiigung stehenden Raume wurden bald zu klein and bereits 1952 begannen Verhandlungen fiber einen Neubau. Deshalb widmete sich Herr Prof. Dr. Moglich in den letzten Jahren fast ausschlieBlich dieser Aufgabe. Ein schones neues Haus entstand in der Mohren- straBe in Berlin. Es war ihm leider nicht ver- gonnt, die vollige Fertigstellung des Hauses zu erleben, in dem er seine Forschungen auf breiter Ebene fortsetzen and groBere Ausbildungs- moglichkeiten fur judge Physiker schaffen wollte. Kurz nach der Einweihung des Hor- saales im neuen Haus erkrankte er schwer and wenige Tage danach rif3 ihn der Tod aus seinem reichen Schaff en. Prof. Dr. H. SIMON Institut fur Festkorperforschung Am 1. April 1957 verstarb nach langerer Krank- heit der wissenschaftliche Assistent am Institut fur griechisch-romische Altertumskunde Otto Mehlitz. Otto Mehlitz hat einen schweren and wenig ge- raden Lebensweg gehabt. Am 17. November 1901 in Halle geboren, absolvierte er in Leipzig das Gymnasium zur Vorbereitung auf sein Studium an den Universitaten Berlin and Leipzig. Seine Ausbildung war auf3erordentlich breit angelegt; sie umfaf3te Rechts- urfd Staatswissenschaft.en, Philosophie, Orientalistik, Romanistik, Byzanti- nistik, vor allem aber geschichte and slawische Philologie. Diese ungewihnliche Weite, die sich in eigenartiger Weise mit,einer bis ans Pedantische grenzenden Akribie paarte, verhinderte, daB Mehlitz zu einem Ublichen StudienabschluB ge- langte; umfangreiche Materialien, welche er zur russischen Wissenschaftsgeschichte des 19. Jahr- hunderts, speziell zur biographischen Wtirdigung des russischen Historikers and Publizisten T. N. Granowski (1813--1855) sammelte, gingen in den Kriegswirren verloren - sie sollten die Grundlage seiner Dissertation bilden. Nach dem Kriege, aus dem er als Schwerbeschadigter zu- ri ckkehrte, kam er zum ersten Male zu einer wirklichen Entfaltung seiner groBen Fahigkeiten. Als Mitarbeiter des Verlages Kultur and Fort- Sanitized Copy Approved for Release 2010/04/23: CIA-RDP80T00246AO38600260001-5 Sanitized Copy Approved for Release 2010/04/23: CIA-RDP80T00246A038600260001-5 schritt schuf er meisterhafte tUbersetzungen sowjetischer Fachliteratur aus den verschieden- sten gesellschaftswissenschaftlichen Bereichen (z. B. S. P. Tolstow, Auf den Spuren der altchores- mischen Kultur, Berlin 1953, and zahlreiche Ar- tikel in der ,Sowjetwissenschaft") and trug so wesentlich dazu bei, daB die Ergebnisse der so- wjetischen Forschung auch fur die fruchtbar werden, die des Russischen nicht machtig sind. Seit dem 1. April 1956 gehorte Mehlitz der Re- daktion der vom Institut fur griechisch-romische Altertumskunde herausgegebenen ,Bibliotheca classica orientalis. Dokumentation der altertums- wissenschaftlichen Literatur der Sowjetunionund der Lander der Volksdemokratien" an. DaB die neu gegriindete Zeitschrift in verhaltnismaBig kurzer Zeit ihre zweckmaBige Gestalt finden and ihrer Aufgabe sachgerecht dienen konnte, ist zu einem guten Teil sein Verdienst. Die Leistung des nachschaffenden tYbersetzers wird oft unterschatzt, and zwar nicht selten ge- rade auch von solchen, deren eigene Elaborate keineswegs auf langdauernde Geltung rechnen konnen. Auch Otto Mehlitz' Wirken stand etwas unter solchen Schatten. Es sei daher zum Ruhme and Gedachtnis des allzu friih Dahingegan- genen gesagt, daB seine Arbeiten noch langhin als Muster fur den t3bersetzernachwuchs beispiel- haft sein werden and daB sein Beitrag zur vSlker- verbindenden Wissenschaft unvergessen bleibt. Prof. Dr. J. IRMSCHER Geschaftsfiihrender Direktor des Instituts fur griechisch-romische Altertumskunde Akademiemitglied Nationalpreistrager Prof. Dr. J. Dobberstein wurde von President W. Pieck als neuer Vizeprasident der Deutschen Akademie der Landwirtschaftswissenschaften zu Berlin be- statigt. Kurzlich wahlte die Generalversammlung der Ordentlichen Mitglieder der All-Unions-Aka- demie der Landwirtschaftswissenschaften der UdSSR den Prasidenten der Deutschen Akademie der Landwirtschaftswissenschaften zu Berlin, ordentliches Mitglied der Deutschen Akademie der Wissenschaften zu Berlin, Nationalpreistrager Prof. Dr. H. Stubbe zu ihrem korrespondierenden Mitglied. Akademiemitglied Nationalpreistrager Prof. Dr. E. Thilo wurde auf die Dauer von drei Jahren in den VerwaltungsausschuB des Deutschen Mu- seums in Munchen gewahlt. Mitteilungen auslcindischer Akademien Das Presidium der Tschechoslowakischen Aka- demie der Wissenschaften wandte sich in einem Aufruf an die Akademien der Wissenschaften alter Lander der Welt, gemeinsam mit alien Mit- teln die Bestrebungen zu unterstiltzen, die das Verbot samtlicher Atomwaffen fordern. Die tschechoslowakischen Wissenschaftler, die im Namen ihres Volkes sprechen, vertreten nach- haltig ihre Auffassung, die Ergebnisse der Wissenschaft fur den Fortschritt, fur die Schaf- fung neuer Werte, fur den Wohlstand der Men- schen einzusetzen. Das tschechoslowakische Volk steht immer fur eine konsequente Friedenspolitik ein. Seine Regierung unterstiltzt alle internationalen Verhandlungen zur Entspannung der internatio- nalen Lage, zur Verhinderung eines neuen Krieges. Die tschechoslowakischen Wissenschaftler schlie- Ben sich dieser Politik uneingeschrankt an in der tlberzeugung, daB dies den Wiinschen and Interessen der absoluten Mehrheit der ganzen Menschheit entspricht. Deshalb verlangen die tschechoslowakischen Wissenschaftler die Erforschung and Ausnutzung der Atomenergie zu Friedenszwecken, zugunsten der materiellen Kultur alter Volker and zum Wohle der ganzen Menschheit. Sanitized Copy Approved for Release 2010/04/23: CIA-RDP80T00246A038600260001-5 Sanitized Copy Approved for Release 2010/04/23: CIA-RDP80T00246AO38600260001-5 MITTEILUNGSBLATT Aus der Arbeit der Akademie-Bibliothek Zur Benutzung der Akademie-Bibliothek: Lesesaal and Leihstelle Wenn unser letzter Beitrag an gleicher Stelle (Jg. 3, H. 5, 5.109) uber die Fundamente der Bibliothek, die bestehenden and in der Entwick- lung begriffenen Kataloge, berichtete, so wurde damit eines der Themata beri hrt, denen in der heutigen Bibliothekspraxis eine besondere Be- deutung beigemessen wird. Entscheidet doch die Frage der BestandserschlieBung mit, inwieweit eine Bibliothek ein lebendiges Organ darstellt, das mit der in stetigem FluB befindlichen Wissen- schaft Schritt zu halten and ihr dienstbar zu sein vermag. Aber mehr noch: Sowohl der Be- nutzerkreis als auch der Unterhaltstrager ge- winnen aus dem Grade der BestandserschlieBung, mithin der Benutzbarkeit einer Bibliothek, Kri- terien, nach denen sie nicht nur ihr Urteil fiber ihre Sinnentsprechung bilden, sondern auf Grund deren auch fiber ihr Sein oder Nichtsein befunden werden kann. Es geht nun an dieser Stelle nicht darum, zu untersuchen, worin etwa die Existenzberechti- gung unserer Bibliothek and weiterhin die Not- wendigkeit des Nebeneinander von drei wissen- schaftlichen Bibliotheken unter einem Dache be- stehe. Diese Fragen, von Besuchern and Be- nutzern nicht selten gestellt, mogen - vielleicht im Zusammenhang mit einer historischen Be- trachtung - eine gesonderte Beantwortung er- fahren. Es gilt hier vielmehr zunachst nur, mit den Mitarbeitern zu diskutieren, die der Auf- fassung ? sind, in der Akademie-Bibliothek sei doch nichts Einschlagiges vorhanden and zu finden, ja, es sei an der Zeit, ?die Wande zu der benachbarten Deutschen Staatsbibliothek and der Universitatsbibliothek zu durchbrechen". Dieser Meinung schlieBen wir uns vorerst nicht an; denn: zweckvoller, ganz auf die Bedi rfnisse der Akademie abgestimmter Benutzungseinrich- tungen und -moglichkeiten gibt es in der Biblio- thek eine ganze Reihe. Werden sie voll aus- geschopft, so vermogen sie durchaus, dem Be- nutzer Gewinn zu bringen. Ehe wir indessen etwas Naheres uber die Stellen aussagen, an denen der' literatursuchende Mit- arbeiter bibliothekarische Beratung and Unter- sti tzung erhalten kann, sei zunachst wegen des vorlaufigen Fehlens einer Benutzungsordnung noch folgende grundsat~liche Bemerkung fest- gehalten: Die Bestande dpr Akademie-Bibliothek, bei deren Aufbau die Arlpeitsgebiete der Institute and Arbeitsstellen nach Mal3gabe der vorhan- denen Mittel berucksichtigt werden, stehen bis auf berechtigte Ausnahmen einzig den Mit- gliedern and Mitarbeitern der Deutschen Aka- demie der Wissenschaften zu Berlin zur Verfu- gung. Der eingeschranktq~ Benutzerkreis ist somit eines der als positiv zu bewertenden Kennzeichen unserer Bibliothek. Wenn wir uns nunmehr den Statten zuwenden, die der Benutzung offenstehen, so darf unsere Betrachtung zunachst dtn Lesesaal streifen, so- dann bei einigen Problemen der Leihstelle and des Ermittlungsdienstes verweilen and mit kur- zen Notizen uber die lnnahmestelle fur Foto- und Buchbindereiarbeitepi ihren AbschluB finden. 1. Der Lesesaal Geben wir den Eindruck eines bibliothekskun- digen Besuchers wieder, so erscheint er auf Grund seiner gi nstigen aul3eren Merkmale ge- eignet, eine Statte der !$ammlung and geistigen Tatigkeit zu sein. Der Lesesaal bietet 30 Per- sonen Platz and umfaBt einen Bestand von etwa 4000 Banden. Diese setzgn sich zu einem Teil aus Nachschlagewerken, Wdrterbiichern and Stan- dardwerken der einzelnen Wissenschaftsfacher, zum anderen aus solcher Literatur zusammen, die in unmittelbarer Beziehung zur Akademie Sanitized Copy Approved for Release 2010/04/23: CIA-RDP80T00246AO38600260001-5 Sanitized Copy Approved for Release 2010/04/23: CIA-RDP80T00246AO38600260001-5 steht. Es sind dies ihre Sitzungsberichte, Ab- handlungen and Institutsveroffentlichungen, ferner Sammelbande der kleineren Schriften ihrer ordentlichen Mitglieder and endlich histo- risches, auf sie Bezug nehmendes Schrifttum. - Auskunft fiber den Bestand wird auf zweierlei Weise vermittelt: Ein Weg zur Literatur fiihrt den noch nicht vertrauten Benutzer uber den alphabetischen and Sachkatalog des Lesesaals, der andere Uber ein Gesprach mit der aufsichts- fi hrenden Mitarbeiterin. Zum Studium von Mikrofilmen steht ein Lesegerat bereit. Kataloge, Neuerwerbungslisten and eine im zwei- wochentlichen Turnus ausgewechselte Neuaus- lage regen dazu an, die Eigenbestande der Biblio- thek zu entleihen. Es braucht dabei nicht eigens betont zu werden, daB nach Ermessen der Be- nutzer gern Leihfristen fiber die Ublichen Zeiten hinaus gewahrt werden. Indessen erscheint es uns doch angesichts dieser groBziigigen Hand- habung notwendig, darauf hinzuweisen, daB die Bibliothek eine unverziigliche Ruckgabe von nicht mehr benotigter Literatur and insbeson- dere auch von ungebundenen Zeitschriftenheften fur sehr wichtig erachtet. Derartige Versaum- nisse erschweren den Literaturumlauf ganz be- trachtlich and Sind letztlich nicht im Sinne der Gesamtheit. Es sei nun davon abgesehen, hier fiber die technischen Vorgange bei der Ortsaus- leihe, den obligatorischen Leihschein, die Unter- schriftsleistung u. a. m. zu berichten. Statt dessen mochten einige Daten aus der Leihstatistik einen Einblick in das Wirken der Bibliothek auf diesem Gebiete vermitteln: Im Jahre 1956 wurden 5125 Bande aus dem Magazinbestand entliehen, im Jahre 1957 waren es nach dem Stande vom 1. Juni 2261 Bande. Die Akademie-Bibliothek ist fernerhin seit 1950 dem deutschen Leihverkehr angeschlossen. Dies gestattet ihr, im Berliner Raum nicht verfugbare Literatur aus auswartigen Bibliotheken zu be- stellen. Dabei sind aber auch fur sie die Bestim- mungen gultig, die in der ,Anordnung uber den Leihverkehr der Bibliotheken der Deutschen Demokratischen Republik - Leihverkehrsord- nung - vom 6. Juli 1955" festgehalten sind. Hier heiBt es ? 1 Abs. 2: ?Der Leihverkehr dient der Forschung, Lehre and wissenschaftlichen Be- rufsarbeit sowie der fachlichen and gesellschafts- politischen Weiterbildung." Schon hieraus ergibt sich, daB eine Bestellung z. B. von Reisefthrern, erbaulichen Traktaten u. a. m. nicht statthaft ist. Derartige Winsche, die tatsachlich an uns her- 3. Jahrgang, Heft 6/7/8 angetragen werden, mussen daher entweder auf andere Weise befriedigt oder als nicht in unseren Aufgabenbereich fallend zuruckgewiesen werden. Ein zweites Moment, das der Beachtung emp- fohlen sei, ist folgendes Ubereinkommen zwi- schen den Bibliotheken der beiden deutschen Staaten: Literaturbestellungen sollen erst dann an die stark iiberlasteten Bibliotheken der Deut- schen Bundesrepublik weitergeleitet werden, wenn ein Standortnachweis in der Deutschen Demokratischen Republik nicht erbracht werden kann. Es ist also vergeblich, wenn Benutzer aus ihrer Kenntnis heraus - wir fingieren ein Bei- spiel - einen in Dresden erschienenen Titel aus Munchen erbitten. Ein solches Bestellverfahren wurde nur beim Bestehen triftiger Grtinde, z. B. Vorliegen eines autographierten Exemplares in Westdeutschland, gerechtfertigt sein. Die oben- genannten Regelungen mUssen als streng ver- bindlich angesehen werden; von ihrer Befolgung hangt es mit ab, ob unsere Bibliothek weiterhin einen selbstandigen Leihverkehr durchfUhren darf. DaB dieses Recht gerade in den letzten Mo- naten nicht unangefochten geblieben ist, sei hier nur eben angedeutet. Etwas anders verhalt es sich nun mit einigen Wtinschen, die wir an den Benutzerkreis zu rich- ten haben: Diese betreffen die oft mangelnde Sorgfalt in den bibliographischen Angaben der Literaturbestellungen sowie die Unbekummert- heit in der Einhaltung der von den verleihenden Bibliotheken festgesetzten Leihfristen. Im ein- zelnen mochte doch dabei folgendes beachtet werden: Voraussetzung fur eine schnelle and positive Fernleihbestellung sind exakte and vollstandige bibliographische Angaben. Dazu rechnen a) bei Monographien: Vor- and Familienname des Verfassers, ungekurzter Titel, wenn gegeben auch Untertitel (in stark verkiirzter Form), Erscheinungsort and -jahr; b) bei Zeitschriftenaufsatzen: ungekurzter Titel der Zeitschrift, wenn gegeben auch Untertitel (in stark verkiirzter Form), Ver- fasser and Titel des gewunschten Aufsatzes, Erscheinungsort and -jahr, Jahrgang bzw. Band- oder Nummernangabe, Seitenbezeich- nung. Zum Punkte der Leihfristen sei am besten auf ? 7 der Leihverkehrsordnung hingewiesen, wo es heiBt: (1) Die Leihfrist betragt in der Regel vier Wochen. Sie kann in besonderen Fallen Sanitized Copy Approved for Release 2010/04/23: CIA-RDP80T00246AO38600260001-5 Sanitized Copy Approved for Release 2010/04/23: CIA-RDP80T00246AO38600260001-5 MITTEILUNGSBLATT (z. B. bei Zeitschriften and Zeitungen) ver- ki rzt werden. (2) Eine Verlangerung der Leihfrist ist spa- testens eine Woche vor Ablauf der Leih- frist fiber die entleihende Bibliothek bei der verleihenden Bibliothek zu bean- tragen. Die entleihende Bibliothek hat dafiir Sorge zu tragen, daB die Benutzer die Leihfristen einhalten. 'Ober das beachtliche AusmaB, das der Leih- verkehr in unserer Bibliothek angenommen hat, Verschiedenes unterrichten abschlief3end folgende Zahlen: Im Jahre 1956 wurden insgesamt 3688, im lau- fenden bisher 2261 rote Leihscheine an aus- wartige Bibliotheken versandt. 'Ober den Ermittlungsdienst and die Annahme- stelle fur Foto- and Buchbindereiarbeiten wird das nachste Mal in dieser Rubrik gesprochen werden. C. HOELZER Wissenschaftliche Bibliothekarin Akademie+Bibliothek Mitteilung der Zentralen Kaderabteilung an alle Mitarbeiter der Deutschen Akademie der Wissenschaften zu Berlin Betr.: Erganzung der Angaben im Personalbogen In der letzten Zeit haben die Kaderabteilungen im Bereich der Deutschen Akademie der Wissen- schaf ten zu Berlin des ofteren feststellen mussen, dalI die von den Mitarbeitern im Personalbogen gemachten Angaben teilweise erganzungs- bcdiirftig sind. Es ist erforderlich, dab die der Kaderabteilung zur Verfuigung stehenden Per- sonalunterlagen stets den neuesten Stand auf- weisen. Aus diesem Grunde werden alle Mit- arbeiter der Deutschen Akademie der Wissen- schaften zu Berlin gebeten, der fur sie zustan- digen Kaderabteilung moglichst umgehend mit- zuteilen, welche Veranderungen sich gegeniiber ihren im Personalbogen gemachten Angaben er- geben haben. Es konnen dies in der Hauptsache folgende Veranderungeri rein: a) Wohnanschrift, b) Familienstand (Name, Geburtsdatum and Beruf des Ehepartners, Kinder), c) Berufsausbildung (Besuch von Lehrgangen mit Abschlulprufungen), d) Promotion and Habilitation (mit Angabe des Themas and der Note), e) Zugehorigkeit zu Parteien and gesellschaft- lichen Organisationen, f) Besuch von Lehrgangen gesellschaftlicher Organisationen. Sanitized Copy Approved for Release 2010/04/23: CIA-RDP80T00246AO38600260001-5 Sanitized Copy Approved for Release 2010/04/23: CIA-RDP80T00246AO38600260001-5 NEUERSCHEINUNGEN Jahrbuch des Instituts fur Wirtschaftswissenschaften Band I Probleme der politischen Okonomie 1957. VIII, 217 S. - i Abb. - gr. 8? - Halbleinen DM 9,50 Dr. KARL EWALD FRITZSCH / Dr. FRIEDRICH SIEBER Bergmannische Trachtei des 18. Jahrhunderts im Erzgebirge and im Mansfeldischen (Veroffentlg. d. Inst. f. dt. Volkskunde d. Dt. Akad. d. Wiss. z. Berlin, Band 12) 1957. V, 8o S. - 15 einfarb. Taf. - 16 mebrfarb. Taf. - 4? - Halb- leinen DM 34,50 Prof. Dr. KARL BARWICK Probleme der stoischen Sprachlehre and Rhetorik (Abhandlungen d. Sachs. Akademie d. Wissenschaften zu Leipzig, phil.-hist. Klasse, Bd. 49, H. 3) 1957. 111 S. - 4? - DM 10,50 - Prof. Dr. OTTO von ESSEN Allgemeine and angewandte Phonetik 1957. VIII, 183 S. - 35 Abb. i. Text u. a. 2 Kunstdrucktaf. - gr. 8? Ganzleinen DM 14,- Dr. EVA-MARIA HAMM Grammatik zu Sappho and Alkaios (Abhandlungen der Dt. Akademie d. Wissenschaften zu Berlin, Klasse fur Sprachen, Literatur and Kunst, Jg? 1951, Heft 2) 1957. 234 S. - 4? - DM 44,50 Ulrich von Etzenbach - Wilhelm von Wenden Kritisch herausgegeben von Prof. Dr. Hans-Friedrich Rosenfeld (Deutsche Texte des Mittelalters, Band IL) 1957. XXXII, 191 S. - 2 Tafeln -. gr. 8? - DM 33,50 Prof. Dr. WALTER RUBEN Kalidasa The human meaning of his works 1957. 105 S. - gr. 8? - Engl. Brosch. DM 5,50 Dr. RUDOLF LEHMANN Quellen zur Lage der Privatbauern in der Niederlausitz im Zeitalter des Absolutismus (Schriften des Instituts fur Geschichte bei der Dt. Akademie d. Wissenschaften z. Berlin, Reihe II: Dt. Landesgeschichte, Band 2) 1957. XVII, 293 S. - 2 Tabellen - gr. 8? - Halbleinen DM 29,50 Die Sansculotten von Paris Dokumente zur Geschichte der Volksbewegung 1793-1794 Herausgegeben von Prof. Dr. Walter Markov and Prof. Albert Soboul Mit einem Vorwort von Georges Lefebvre 1597. LXXIV, 532 S. - , Landkarte - gr.8? - Ganzleinen DM 38,- Prof. Dr. BRUNO SCHIER Die Kunstblume von der Antike bis zur Gegenwart Geschichte and Eigenart eines volkstumlichen Kunst- gewerbes Mit einem Liederanhang von Josefa Elstner-Oertel (Veroffentlg. d. Inst. f. dt. VOlkskunde d. Dt. Akad. d. Wiss. z. Berlin, Band ii) 2957. VIII, 208 S. - , Abb. -, einfarb. Kunstdrucktaf. - 5 mehrfarb. Kunstdrucktaf. - gr. 8? - DM 28,50 ALLGEMIEINE NA TURWISSENSCPIAFTEN J. C. Poggendorffs biographisch-literarisches Handworterbuch der exakten Naturwissenschaften Band VII a, Teil II, 3. Lieferung 2957. 128 S. - gr. 8? - DM 16,- Tagung der Akademie der Wissenschaften der UdSSR fiber die friedliche Ausnutzung der Atomenergie Band V : Sitzung der Abteilung Biologie tYbersetzung aus dem Russischen 1957. VI, 266 S. -- 91 Abb., dav. 25 auf 21 Kunstdrucktaf. - 85 Tab. gr. 8? - Ganzleinen DM 26,5o Prof. Dr. FRANZ RUNGE Einfuhrung in die Chemie and Technologie der Kunststoffe 3.unveranderter Nachdruck (Scientia Chimica, Band 5) 1952. VIII, 116 S. - 38 Abb. - 3 Taf. - 7 Tab. - gr. 8? - Ganz- leinen DM 12,- GEOPHYSIK Jahrbuch 1954 des Adolf-Schmidt- Observatori- ums fur Erdmagnetismus in Niemegk Mit wissenschaftlichen Mitteilungen (Erdrnagnetisches Jahrbuch, Band 9) 1957. 129 S. - 33 Abb. - 47 Tab. - 4? - DM 30,- Phanologische Tabellen 1947-1950 aus dem Gebiet der Deutschen Demokratischen Republik Bearbeitet von Dr. Franz Seyfert (Abhandlg. d. Met. u. Hydrol, Dienstes d. DDR, H. 37) 1957. 366 S. - r Ausschlagtaf. -4? - DM 6o,- Sanitized Copy Approved for Release 2010/04/23: CIA-RDP80T00246AO38600260001-5 Sanitized Copy Approved for Release 2010/04/23: CIA-RDP80T00246AO38600260001-5 HANS BOLLMANN 50 Jahre Grundwasserbeobachtungsdienst in Mitteldeutschland (Besondere Mitteilungen zum Dt. Gewasserkundl. Jahrbuch, Nr. 17) 1957. 94 S. - 28 Abb., dav. xo auf Ausschlagtaf. - 3 Anlagen - 5 Taf. 4? - DM 28,50 Beitrage zur Vegetationskunde, Band II Herausgegeben von Prof. Dr. Werner Rothmaler and Prof. Dr. Alexis Scamoni ?(Beihefte zu ?Feddes Repertorium specierum nova- rum regni vegetabilis", H. 137) 1957. 275 S. - 59 Abb., dav. 37 auf 21 Kunstdrucktaf. - 2 Karten - 48 Tab. - gr. 8? - DM 48,- Der Begriff des Raumes in der Geometrie Bericht von der Riemann-Tagung des Forschungs- instituts fur Mathematik Mit Beitragen von 28 Autoren herausgegeben v. Prof. Dr. Josef Naas and Dr. Kurt Schroder .(Schriftenreihe d. Forschungsinstituts f. Mathematik b. d. Dt. Akad. d. Wiss. z. Berlin, Heft r) 1957. 317 S. - 22 Abb. - 9 Kunstdrucktaf. - gr. 8? - DM 38,- Freiberger Forschungsheft A 64: Brikettierung - Technische Brennstoffverwertung HANS PFLUG Die Untersuchvng von Flozprofilen aus dem Nordrevier der rheinischen Braunkohle auf ihre Brikettiereigenschaften (Freiberger Forschungshefte, Reihe A) 1957. 72 S. -35 Abb. - gr. 8? - DM 6,5o Freiberger Forschungsheft A 66 : Braunkohlentagebau HELMUT HARTIG and HANSGUNTHER WEIGELT Untersuchungen fiber die Anwendungsmoglich- keit der Elekroentwasserung im Braunkohlentagebau (Freiberger Forschungshefte, Reihe A) - 1957. 69 S. - 34 Abb. - 3 Tab. - gr. 8? - DM 7,- Freiberger Forschungsheft A 72 Brikettierung Technische Brennstoffverwertung mit Beitragen von Rammler/Heide/Wagner, Wilke, Jacob and Schmidt (Freiberger Forschungshefte, Reihe A) 1957. 124 S. - 78 Abb. - 32 Tab. - gr. 8? - DM 12,50 Freiberger Forschungsheft A 78: Gasanwendung GEORG HOFMANN Brennerfeuerungen fur Industrieofen (Freiberger Forschungshefte, Reihe A) x957. 72 S. - 31 Abb. - 2 Tab. - gr. 8? - DM 5,50 Freiberger Forschungsheft C 28: Geophysik WOLFGANG BUCHHEIM / INGRID SCHRAGE Zur Theorie der galvanischen Polarisation elektrisch aktiver Impragnationserze Experimentelle Untersuchungen zur induzierten galvanischen Polarisation an Sulfiderzen and graphitfi.ihrenden Gesteinen (Freiberger Forschungshefte, Reihe C) 1956. 67 S. - 51 Abb. - 7 Tab, - gr. 8? - DM 6,50 Freiberger Forschungsheft C 33: Mineralogie - Lagerstattenkunde HORST LANGE Paragenetische and genetische Untersuchungen an der Schwefelkieslagerstatte ,Einheit" bei Elbingerode/Harz (Freiberger Forschungshefte, Reihe C) 1957. h S. - 59 Abb. - n Tab. - gr. 8? - DM 7,50 Freiberger Forschungsheft D 18 Agricola-Studium mit Beitragen von Selbmann, Steinmiiller, Parma, Wilsdorf, Wagenbreth (Freiberger Forschungshefte, Reihe D) 1957. 138 S. - 27 Abb. - gr. 80 - Broschur DM ,3,- Halbleinen DM 14,50 Dr. MANFRED H. OLBERTZ Uber die am Standort des Kulturbodens erfal3baren Grol3en des Wasserhaushaltes (Wissenschaftliche Abhandlg. d. Dt. Akad. d. Land- wirtschaftswiss. z. Berlin, Nr. 23) 1957. VI, 1og S. - 62 Abb., dav. 5 auf 3 Ausschlagtaf. - i Landkarte 3 Tab. - gr. 8? - DM 16,- Das Pflanzenreich Regni vegetabilis conspectus Im Auftrage der Deutschen Akademie der Wissen- schaften zu Berlin, herausgegeben von A. Engler, L. Diels, fortgesetzt von H. Stubbe and K. Noack Redakteur: Prof. Dr. R. Mansfeld ro6. Heft: Prof. Dr. F. Emil Wimmer Campanulaceae -Lobelioideae Nachdruck der 1956er Auflage 1957. VIII, 26o S. - 55 Abb., dav. 4 auf 4 Taf. - 4 Verbreitungs- karten - gr. 80 - DM 34,- H B E R L I N W 8 Sanitized Copy Approved for Release 2010/04/23: CIA-RDP80T00246AO38600260001-5