BULLETINS OF THE EAST GERMAN ACADEMY OF SCIENCES
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Document Number (FOIA) /ESDN (CREST):
CIA-RDP80T00246A031800090001-9
Release Decision:
RIPPUB
Original Classification:
C
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107
Document Creation Date:
December 22, 2016
Document Release Date:
February 12, 2010
Sequence Number:
1
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Publication Date:
December 12, 1956
Content Type:
REPORT
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CENTRAL INTELLIGENCE AGENCY
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(3 documents in German.)
Notes Atta~.~ha~ent is ~un~~lasei~'i~a~d ~rhen det,acshed from this cover sheet.
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CENTRAL INTELLIGENCE AGENCY
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COUNTRY East Germany
SUBIECT Ball.etins of the Ee.~t GerYnaxa A~;ademy DATE DISTR.
of Sciences
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DATE OF
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12 Ds aea~r 1956
the East German Acade~gy of Scies~~~es, publish~:d for associates of the Acaden~.
The Bulletins corstai~. mi.scallar.~ ^us i~~.~?ormatic~n about personnel (East German
and foreign) and ~is~re~I~rpmsnts ixa t:~e natural and physical sciences.
(3 documents ix! G~x?a~an.)
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No, 9 ,and October Noy 10, issues o F B~allstin (l~tteilungablatt) of
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MITTEILUNGSBLATT
FAR DIE MITARBEITER
DER DEUTSCHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN ZU BERLIN
2. Jabrgang Oktober 1956
Heft 10
Die Weltfoderation der Wissenschaftler besteht 1956 zehn Jahre. Ihre Griznder
zahlen zu den angesehensten Wissenschaftlern der Welt. Was waren ihre Absichten?
In der Periode~um den zweiten Weltkrieg begann die Wissenschaft dem Menschen
meter and meter Unbehagen zu verursachen. Bestiirzt betrachteten wir die Ergebnissa
der exzesaiven Anwendung von Erkenntnissen der Medizin, der Hochfrequenzforschung,
der Hbhenforpchung, der Chemie and der Physik. Die fiirchterlichen Geheimnisse, von
denen ein politischer Ftihrer der Kriegsparteien einmal orakelte, erhellten kurz die
beiden Blitze von Hiroshima and Nagasaki. Wenige empfanden 1946 fiber das allss meter
als eine unklare Bedrizckung. Die Griznder der Foderation wuBten damals, was die un-
aufhaltaam fortschreitende Entwicklung der Wissenschaft mit Bich bringen konnte,
wenn nicht die Wissenden fiber die Grenzen ihrer Studierzimmer and Laboratorien hinaus
aich in den Gang aller lebenswiahtigen Dinge dieser Erde rechtzeitig einschalteten.
Heute ist das, was diese Wissenschaftler 1946 bewegte, die Sorge der ganzen Mensch-
heit geworden. Miele einzelne Stimmen ebenso hervorragender Wissenschaftler sired
seitdem warnend and fordernd ].aut geworden. Es gibt in unserer Zeit Leute, die 3ede
Organisation verachreien, Weil sie den Menschen versklave. Leider zeigen aber ells
Srfahnuigen, daR sine einzelne Stimme, sine individuelle Ethik and Moral heute ein-
sam uad maahtlos ist. Leider organisiert aich das Bose, das Unmenschliche rear zu ge-
wi8 uad trefflich mit Zeitungsaubventionen, Wehrpflicht, exterritorialen Gesell-
aohaften our Auabeutung fremder Lander and Yolker. Darum griiadete maxi 1946 die Welt-
faderation der Niasenaahaftler. Man wollte gegen das organisi~rte Unheil die humani-
stisahe Sbhik Hunderbt~auaender von Wisaensahaftlern organisieren.
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Es ist nicht leicht, Wissenschaftler zu organisieren. Nur in verhaltnismal3ig
wenig Landern gibt es haute ihre Verbande. Eine der zahlenmaRig grol3en Wissen-
schaftlerorganisationen ist z. B. die britische - in einem Volke mit alter demo-
kratischer Tradition. In fast allen sozialistischen Landern and so auch im so-
zialistischen Teile Deutschlands bestehen Vereinigungen, and ihre humanistischen
Ziele fordert dort der Staat. In der Bundesrepublik sind es kleinere Kreise um
den Miinchener Professor Sailer, die die Ziele der Foderation organisieren and
tapfer fordern.
Nicht iiberall betrachtet man begreiflicherweise solche Organisierung humanisti-
scher Gesinnung and Tatigkeit so freundlich wie in den sozialistischen Staaten.
Man muA zur Kenntnis nehmen, data die hervorragenden 5achverstandigen, die der
Foderation angehoren, Taut davon reden, daf3 die moderns wissenschaftliche Ent-
wicklung gesellschaftliche Anderungen erzwingen wird, da13 z. B. die Atomkraft
als Energiequelle industrieller Technik privatwirtschaftliche Monopole im Laufe
der Zeit zu einem Nonsens machen wird. Die das sagten, haben ihr grof3es Wissen
bewiesen; sie warden auch wissen, was sie damit gesagt haben.
5keptiker konnen erklaren, dal3 auch die organisierte Moral keine Macht ist.
Es gibt aber sichere Signals, dal3 es schwerer geworden ist, die humanistische
Ethik and Moral um der Macht willen zu verletzen, wail Organisationen, von
humanistischer Ethik geleitet, wachsamer sind als frizher and die Trommeln recht-
zeitig ruhren. Setzen wir also getrost gegen die Skepsis die wissenschaftliche
Hoffnung, die umfassender and sicherer ist als ails bisherigen Hoffnungen! Und
laRt uns waiter wachsam bleiben im Sinne der Charts der Wissenschaftler and des
Statuts der Weltfoderation der Wissenschaftler.
Prof. Dr. Werner Hartke
Erster Direktor am Institut fur griechisch-
romische Altertumskunde
Mitglied des Exekutivrates der Weltfoderation der
Wissenschaftler fiir Deutschland
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In einer kurzen Zusammenkunft anlal3lich des Verbotes der Kommunistischen
Partei Deutschlands Burch Bas Bundesverfassungsgericht in Karlsruhe
stimmten die T~Iitarbeiter der Deutschen Akademie der Wissenschaften zu
Berlin, JagerstraT3e, einem offenen Brief an Herrn Bundeskanzler
Dr. Adenauer zu. In diesem Brief n.eiT3t es u.a.
"Herr Bundeskanzler, auch Sie erinnern sick sehr gut jener Tage
des Jahres 1933, als die Kommunistische Partei Deutschlands
Burch Hitler verboten wurde.
Sie, Herr Bundeskanzler, wissen, daB damit der Leidensweg des
deutschen Volkes beschritten wurde, an dessen Ende Triimmer,
Elend and unsagbare Verzweiflung standen.
Am heutigen Tage, dem 17. August 1956, wurde in Westdeutschland,
unter Ihrer Kanzlerschaft, die Kommunistische Partei Deutschlands
erneut verboten..
Man mul3 nicht Mitglied der Kommunistischen Partei Deutschlands
sein, um mit Besorgnis ein solchea Verbot zur Kenntnis zu nehmen.
Deshalb konnen wir im Namen a11er Mitarbe~iter der Deutschen
Akademie der VVissenschaften zu Berlin, insbesondere der Wissen-
schaftler unter uns, sprechen and Ihnen, Herr Bundeskanzler,
sagen, dal3 uns ursere Tagesarbeit verpflichtet, ehrliche Weg-
bereiter der Wahrheit auch in dieser Frage zu sein. Aus diesem
Grande versichern wir Ihnen, da13 Bas Urteil des Bundesverfassungs-
gerichtes eine Entscheidung der Schwache and nicht des Triumphes ist.
VPir wissen, daT3 die warnenden Stimmen Millionen deutscher Menscnen
nicht in den Wind geschlagen werden konnen. Der patriotische Kampf
um Frieden and Demokratie wird trotz alledem zu einem geeinten
Deutschland fiihren."
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Dr. Gerhard Z e h m a n n
wissenschaftlicher Mitarbeiter
am Institut fur deutsche Sprache and I,iteratur
- Kantausgabe -
Ein neuer Band der Kantausgabe
Die Kantausgabe gehort zu den alteren Unternehmungen der Akademie,
zu denen, die noch von der PreuBischen Akademie der Wissenschaften
begonnen warden. Sie wurde gegen Ende des vorigen Jahrhunderts (1886)
geplant, and genau im Jahre 1800 erschienen die ersten Bande der
Ausgabe. Es waren Band I and II des Kantischen Briefwechsels. Die
Veroffentlichung der Werke selbst, d.h. der Druckschriften Kants,
erfolgte in ziemlich rascher Folge im ersten Jahrzehnt des 20. Jahr-
hunderts, and bald konnte der Verleger Walter de Gruyter, Berlin,
darangehen, "Neudrucke" herzustellen. Ein grol3er Stab von Mitarbei-
tern, Philosophen and Fachgelehrten, sorgte dafur, dal3 die historisch-
kritische Gesamtausgabe von "Kants gesammelten Schriften" zur fuhren-
den Ausgabe wurde.
Sie blieb abet unabgeschlossen. Denn von vornherein war geplant,
auger den Gfi'erken and auger dem Briefwechsel Kants in einer Britten
Abteilung auch den handschriftlichen NachlaB, d.h. "alle noch er-
haltenen wissenschaftlichen Aufzeichnungen Karts, von den fliichtigsten
Notizen bis zu gro$eren Arbeiten von erheblichem Werte", zu bringer.
War das an sick schon eine kaum zu bewaltigende Ausgabe, so schien
sie vollends unrealisierbar, als das wichtigste hierher gehorende
Manuskript, das eigentliche Nachlaf3werk Karts (opus postumum), der
Akademie vorenthalten blieb. Es besand Bich in Privatbesitz, and
ein gegen den Besitzer angestrengter Prozef3 wurde (1802) zuungunsten
der Akademie entschieden. Erst in den zwanziger Jahren gelang es,
das NachlaBwerk Kants fiir die Edition freizubekommen, and erst in
den dreil3iger Jahren (1936 and 1938) koruite es erscheinen.
Inzwischen war der iibrige handschriftliche NachlaB auf 5 Bande, die
Gesamtausgabe also auf 18 Bande fortgeriickt. Hatte die Ausgabe fruher
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eher zu viel Mitarbeiter, so lag sie jetzt fast allein auf den Schul-
tern eines Mannes: des .1928 gesto.rbenen Tubinger Professors Erich
Adickes, der alle die zahlreichen Erfahrungen Beim Umgang mit Kants
Handschriften in sick vereinigte and eine Riesenarbeit vollbrachte.
V~ir deuten das hier nur an, nicht um naher auf die Geschichte der
Kantausgabe einzugehen, sondern um auch an dieser Stelle das Andenken
eines bedeutenden Mannes zu ehren.
Heute diirfen wir mit einem gewissen Stolz sagen, da~3 die Kantausgabe
abgeschlossen ist. Der letzte Band des handschriftlichen Nachlasses,
der 23. Band der Gesamtausgabe, erschien Ende vorig?en Jahres, aller-
dings nicht in dem urspriinglich vorgesehenen Umfang, da du.rch Kriegs-
einwirkungen zahlreiche P:~tanuskripte Kants verlorengegangen Sind, aber
dock im Sinne des ursprunglichen Planes, der noch auf Adickes zurizck-
geht.
Diener Flan nar~~lich sah vor, alle diejenigen 1Vianuskripte, in denen
sick "Vorarbeiten and i~Tachtrage" zu Kan~ts Druckschriften finden, ge-
sondert zu behandeln, d.h. sie von deri freien Reflexionen and den
Bemerkungen in den zur~ akademischen Vortrag bestimmten Handexemplaren
Kant: zu trennen. Diese "Vorarbeiten and Nachtrage " sired nun in Band
23 in der Form erschienen, dal3 sie den Druckschriften moglichst genau
zugeordnet wurden. Was das bedeutet, kann man nur ermessen, wenn man
auf die Arbeitsvreise Kants blickt: in schriftlicher Ausfiihrung einen
Gedanken hire- and her zu wenden and solange zu bearbeiten, bin er die
endgiiltige Form der Druckschrift erhalten hat. Die bei diesem fort-
schreitenden Umformulierungsprozel3 vregfallenden Gedanken Sind aber
oft fur das Verstandnis der endgultigen Fassung, fur ihre Herkunft
and ihren Inhalt, von grol3er Wichtigkeit. Rants oft beklagte Dunkel-
heit lat3t rich in manchen Fallen beseitigen, wean man die Vorarbeiten,
Entwiirfe and Reinschriften der einzelnen Werke kennt.
Insofern rind die "Vorarbeiten and Nachtrage" des Bandes 23 nicht eine
Art Anhang, sondern eine selbstandige Abteilung des handschriftlichen
Nachlasses. Es ist nur zu bedauern, daB nicht mehr Material erhalten
blieb. Immerhin finden sick zu einem so wichtigen Spatwerk Kants wie
den "metaphysischen Anfangsgriinden der Rechtslehre" - als Druck-
schrift im 6. Bande der Werke 1'70 Seiten - Vorarbeiten im Umfang von
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'163 Seiten, also nahezu soviel wie das Werk selbst umfaBt, dabei aber
nur auf einige Punkte konzentriert (Eigentumslehre, angeborener Ge-
meinbesitz etc.), die von hochster Wichtigkeit nicht nur fur die
Ge$ellschaftslehre Karats, sondern fur die moderne Gesellschafts-
wissenschaft sired.
Mehr leBt sick an dieser Stelle nicht sagen. Wir diirfen nur hinzu-
fiigen, daB die Arbeiten an der Kantausgabe insofern nicht abge-
schlossen Sind, a1s der Schlizssel zur Benutzung der Ausgabe, ein
genauer and auch den handschriftlichen NachlaB umfassender Gesamt-
index, noch fehlt.
Das Presidium der Deutschen Akademie der Wissenschaften zu Berlin
hat am 12.7.56 beschlossen, die Subskription der ehem. Pr. Akademie
der Wissenschaften auf die "LEONHARDI EULEBI OPERA OMNIA" riick-
wirkend ab 1945 zu erneuern, um so zur Forderung-der von der Euler-
Kommission der Schweizerischen Naturforschenden Gesellschaft besorg-
ten Edition der Werke des groBen Mathematikers Leonhard Euler
(1707-1783) beizutragen.
Der President der Schweizerischen Euler-Kommission, Professor Dr.
E. Miescher, Basel, hat am 13.8.56 seinen Dank fur diese MaBnahme
ausgesprochen, nachdem der Schatzmeister, Dr, C. Zoelly, Zurich,
bereits am 9.8.56 die hohe Befriedigung fiber das Wiederaufleben des
Abonnements zum Ausdruck gebracht hatte.
Die Herausgabe der Eisler-Werke, 1911 begonn.en, wird in etWa 10
Jahren abgeschlossen werden konnen.
Auf Leben and Wirksamkeit Leonhard Eiders, dessen 250. Geburtstag
im nechsten Jahr feierlich begangen werden wird, wird an dieser
Stelle noch zu einem speteren Zeitpunkt eingegangen.
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Dr. Ingeborg Weber-Kellermann
wissenschaftliche Mitarbeiterin
am Institut fur deutsche Volkskunde
Eine volkskundliche Studienreise Burch Ungarn
Dank den groBzii.gigen Moglichkeiten, die uns Burch die Akademie
geboten sind, konnte ich vom 5. - 31. Mai 1956 eine Studienreise Hach
Ungarn unternehmen, deren Ziel in erster Linie Bas Studium der ungari-
schen Volkskunst sein sollte and die Kniipfung wissenschaftlicher Be-
ziehungen zu den ungarischen Fachkollegen.
Mein Aufenthalt in Ungarn teilte sich in zwei Stadien: einmal
die theoretische Arbeit in Budapest and zum anderen Exkursionen auf
Bas un~arische Land.
Anders als bei uns konnte in Ungarn Burch eine kontinuierliche
wissenschaftliche Entwicklung and Studienausbildung ein groBer Stab
von Fachethnographen herangefordert werden, der nun an den verschie-
densten Arbeitsstatten mit seh~ ergiebigen Spezialuntersuchungen be-
schaftigt ist.
So befindet sich an der Budapester Universitat ein Institut fiir
Ethnographie: "N~prajzi Int~zet", Bas sich in zwei Abteilungen auf-
gliedert, eine Abteilung fiir Volksdichtun~, "Folklore " (geleitet van
Prof. Gyula Ortutay), die sich
1)
mitderAufzeichnungder lebendigen Marchen-
e r z a h l u n g in Ungarn befaBt;
2)
mit der A r b e i t e r- V o l k s k u n d e;
3)
mit der Erfassung der im Vo1ke l e b e n d e n
T r a d i-
tionsn der Revolutionszeit
um 1848und
4)
mitdenungarischen brauchtumlichen
Volks-
a c h a u s p i e 1 e n and ihrer Geschichte.
Die zweite Abteilung der ethnographischen Universitats-Tatigkeit
wird von Prof. Istv~n T ~ 1 a s i betreut; sie umgreift Bas Gebiet
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der materiellen Volkskultur. Durch eine gro3e Reihe von volkskundli-
chen cl~malfilmen '~onnte bier u. a. ein sehr instruktives Archiv auf-
gebaut ~verden, das nicht nur die einzelnen Gerate in ihren verschie-
denen Funktionen zeigt, sondern die Arbeitsvorgange im Zyklus des
bauerlichen Arbeitsganges and den damit verbundenen brauchtiSmlichen
Handlungen fur den Unterricht festhalt.
Der Schwerpunkt ethnographi'scher Forschung in Ungarn nun befin-
det Bich an dem zu ride des vorigen Jahrhunderts begrizndeten Ethno-
graphischen Museum, "Orszagos Neprajzi Muzeum" in Budapest, das in
seiner reich gegliederten Forschun.gsabteilung uber den Umfang eines
durchschnittlichen Museums weit hinausgeht. An diesem Museum arbeiten
auf den verschiedensten Spezialgebieten nicht weniger als 32 Fachethno-
graphen, die samtlich uber ein abgeschlossenes Fachstudium an den bei-
den ungarischen Universitaten Budapest and Debrecen verfugen.
Hier arbeitete ich vor allem in der T e x t i l i e n- Abteil,ung,
von der aus die z.Z. im Museum st~ehende Ausstellung uber die Volks-
trachten in Ungarn in modernster Ausstellungstechnik aufgebaut wurde.
Von den weiteren zahlreichen Arbeitsabteilungen des Museums, die mir
bereitwillig eroffnet wurden, seien hier genannt die der V o 1 k s -
e r z a h l u n g mit dem Motivkatalog der ungarischen Volksmarchen,
di,e des Volksliecies mit seinen zahlreichen Tonbandaufnahmen, die uber
Sitte, Brauch u~d Aberglauben mit ihrem im Manuskript abgeschlossenen
B r a u c h t u m s- Lexikon, nicht zu erwahxien die groBen and um-
fassenden Abteilungen von M o b e l and G e r a t, die B i l d-
a r c h i v e and Bibliotheksbestande.
Der praktischen Volkstumspflege innerhalb der Volkskunstgruppen
widmet sick das Institut fur Volkskunst-Forschung: "N~pmuv~szeti Inte-
Nachdem ich mich Burch Bas Stadium der Literatur and der magazi-
nierten Gegenstande des Museums sorgfaltig vorbereitet hatte, begann
ich meine erste Exkursion, die mich zunachst nach P ~ c s (Funfkir-
chen) in Siidungarn fiihrte mit seinem volkskundlichen Heimatmuseum and
dem archaologischen Museum, die beide, wie fast alle ungarischen
Provinzmuseen, sowohl in der Fulle des gesammelten Materials wie in der
Modernitat der Ausstellungstechnik einen vorziiglichen Eindruck hinter-
lieBen.
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Von der kleinen Landstadt S z e k s z a r d mit ihrem ebenfalls
sehr instruktiven Aeimatmuseum aus fuhr ich darn zunachst in ein Trach-
tendorf im sii.dlichen Donaugebiet: S i o a g a r d, Bas Burch seine
iiberreichen Stickereien weft beriihmt ist, and besuchte die Stickerin
des Dorfes, die als eine echte. Volkskiinstlerin die Muster fur die Dorf-
madchen der ganzen Umgebung aus freier Hand entwirft. Wahrend also
in diesem Dorf die Stickerei in ganz besonders uppigem MaBe gepflegt
wird, ist es in dem benachbarten S a r k o s die Weberei. Sarkoz ist
eine soziologisch hochst interessante, vier Dorfer umfassende Land-
schaft in dem alters ~berschwemmungsgebiet an der unteren Donau, Bas in
der zweiten Halfte des 19. Jahrhunderts entwassert wurde. Der dadurch
entstehende plotzliche Reichtum der Bevolkerung hat ihre Geisteshaltung
and Volkskultur auf Bas starkste beeinflui3t and gepragt.
Die zweite groBe Exkursion fiahrte ~uber B a l a s s a g y a r m a t
mit seinem Palocen-Museum Hach N a g y l o c and in Bas Palocen-Dorf
H o 1 1 o k o , Bas mit seiner Burgruine aus der Tizrkenzeit and sei-
ner reizvollen Dorfanlage eines der schonsten ungarischen Dorfer ist,
die ich gesehen babe. Hier erhielt ich einen eindrucksvollen Einblick
in die alte Organisation der Palocen-Gesellschaft mit ihren Grol3fami-
lienhofen.- Nach dem Besuch einer pfingstlichen Wallfahrt in
S z e n d t k u t, auf der die bauerliche Bevolkerung des weiten
Umkreises in ihren Festtrachten zus~mmenkam and die mit einem ech-
ten Bauern~ahrmarkt verbunden war, fuhren wir in Bas Palbcen-Dorf
B o d o n y , Bas besonders deutlich Hoch Reste der alters Sozial-
struktur der ungarischen GroBfamilie zeigt. Wir konnten in Bodony
zufallYg die ganz besonderen and auffalligen Riten and improvisierten
Klagelieder anlaBlich des Todes einer alters Bauerin hhren.
Nach einer Fortsetzung der Fahrt fiber Bas waldreiche Gebirge ka-
men wir in Bas interessante Stadtchen E g e r (Erlau), wo wir Bas
Heimatmuseum and die alte Burg besichtigen, von der aus die tii.rki-
schen Eroberer zuruckgeschlagen worden waren. Am 2. Pfingsttag hatters
wir in dem benachbarten Dorf F e l s o t a r k a n y Gelegenheit,
einen pfingstlichen Heischezug der Kinder, verbunden mit einem Tanz-
spiel, zu beobachten and zu fotografieren.
Von Eger aus verlieBen wir Bas Palbcenland and fuhren in Bas Komi-
tat S z a t m a r, wo wir zunachst in S a r o s p a t a k Bas
SchloBmuseum besichtigten. Nach kurzem Besuch in einer schwabischen
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Weinbauernsiedlung der Umgebung, H e r c z e g k u t, Bing die
Fahrt welter in die reformierten Dorfer des Komitats mit ihren hol-
zernen Kirchturmen and ihren Behr eigenartigen Friedhofen, deren hol-
zerne Bootsstelen fur den Volksglaubenforscher von auBerordentlichem
Interesse Sind. Am Abend erreichten wir D e b r e c e n, wo uns
Prof. Bela G u n d a , der an der dortigen Universitat die Volkskun-
de vertritt, empfing. Er fiahrte uns am nachsten Tage in die ungari-
sche Tiefebene mit ihren Heiduckendorfern urid gesellschaftlich inter-
essan.ten "Gartensiedlungen". Hier konnten wir "auf den inneren Wie-
sen" die Hirten in ihren geflochtenen Hiztten and Schafhii.rden besuchen,
verschiedene Weiler-Siedlungen kennenlernen and in N a d u d v a r
die Behr beriihmte Topferei des Mihaly F a z e k a s besichtigen.
Das volkskundliche Institut der Debrecener Universitat von Prof.
Gunda stellt ein weiteres Zentrum ungarischer ethnographischer Arbeit
dar, insbesondere auf dem Gebiet der materiellen Volkskultur and Bauern-
hausfors Chung .
Selbstverstandlich interessierte mich als deutsche Volkskundlerin
in besonderem MaAe die Frage der deutschen Minderheit in Ungarn, wes-
halb ich auf meinen Exkursionen and in der Nahe von Budapest die ver-
schiedensten deutschen Siedlungen besuchte and dort im Rahmen der
wenigen mir zur Verfiigung stehenden Zeit einiges volkskundliche Ma-
terial sammelte. Seit etwa 2 Jahren hat man in Ungarn der Forderung
der deutschen Minderheit, die mit ihren ca. 300.000 Kopfen die grol3te
bildet, wiederum mehr Aufinerksamkeit and Sorge zugewandt. Sie hat
eine eigene Organisation "der werktatigen Deutschen" in Ungarn, eine
eigene deutsche Zeitung and wird noch in diesem Jahr ein deutschen
Gymnasium in Sudungarn erhalten, wie sie auch schon in einzelnen
Dorfern deutsche Schulen errichten konnte.
So fiahrte mich meine Reise auf weiten Strecken Burch dieses
schone and fur den deutschen Volkskundler in seiner urtizmlich leben-
digen Volkskultur geradezu izberwaltigende Land mit seiner izberstro-
mend liebenswizrdigen and gastfreundlichen Bevolkerung in Dorf and
Stadt.
Ich habe bei allen FaChkollegen in Ungarn Bas freundschaftlich-
ste Entgegenkommen and die denkbar kollegialste Hilfe gefunden. In
langen Gesprachen and Diskussionen bahnten sich Forschungsplane an,
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die in festgekniipfter wissenschaftlicher Verbindung zwischen ungari-
schen and deutschen volkskundlichen Arbeitsstatten nach and nach
feste Form gewinnen werden.
Ein interessanter Fund aus der Romerzeit
in Ungarn
In der westungarischen Stadt Szombathely, unweit der osterrei-
chischen Grenze, wurde von Archaologen ein gro~eres ,Sanl~tuarium
freigelegt, das zweieinhalbmal so ~rol3 ist als ras Heiligtum der
Isis in Pompe ji. Es diirfte sick bei dem ~T1zr?d um Lberreste eines
Isis-Heiligtums der einstigen Romerstadt Sabaria handeln.
UNESCO-Ausstellung in Ungarn
Am g. Juni wurde in der Budapester Kunsthalle eine von der Ungarischen
Nationalen UNESCO-Kommission and d.em Tnstitut fur Kulturelle Beziehun-
gen gemeinsam veranstaltete Ausst-ellung von Reproduktionen der Werke
Leonardo da Vincis eroffnet. Das Ausstellungsmaterial hatte die Zen-
trale der UNESCO zur Verfizgung gestellt.
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VGilfried A n d r a
Abteilungsleiter am Institut
fur Magnetische Werkstoffe, Jena
Magnetismus am Lago di Como
Die Nonnen, die um '1500 ihre Tage mit Arbeit and Andacht am Ufer des
Comersees verbrachten, werden kaum geahnt habeas, dal3 ihr Kloster in
Varenna noch einmal zum jahrlichen Sammelpunkt junger Wissenschaftler
aus aller Welt werden sollte. Die Villa Monastero, wie das Gebaude
jetzt genannt wird, ist zur Zeit der Sitz einer Kulturgesellschaft.
Auger dem Institut fur Hydrobiologie, der Sparkasse and anderen Ein-
richtungen gehort dieser Kulturgesellschaft such die Physikalische
Gesellschaft Italiens an. Ihr ist es wahrscheinlich zu darken, daB
die Villa mit ihrem herrlichen, gepflegten Garter, der sick abet einen
Kilometer lang am Ufer des Sees hinzieht, zur Verfiigung gestellt wur-
de, um dort alljahrlich international besuchte Kurse, vor allem auf
dem Gebiet der Mathematik and Physik, abzuhalten.
Es lassen sich sicherlich Grande sowohl dafiir als auch dagegen an-
fuhren, wissenschaftliche Kurse in einer derart reizvollen Umgebung
abzuhalten. Ich hatte jedenfalls den Eindruck, daB alle Teilnehmer
des 3-wochigen "Sommerkurses uber ma~netische Ei~enschaften der
Materie" mit dieser Umgebung recht einverstanden water. Bereits von
dem Raum, in dem die Yorlesungen abgehalten warden, konnte man dutch
machtige romanische Fenster hindurch uber den See hinwegsehen, hin-
uber zum anderen Ufer, an dem malerisch die Hauser von Menaggio,
Tremezzo and Bellagio am Fula der steilen Berge gestaffelt liegen.
- Es mag hier eingefizgt werden, daB (wohl aus technischen Grunden)
die Horer in den Yorlesungen stets mit dem Riicken zu diesem herr-
lichen Ausblick gesessen habeas. -
Freilich gab es Arbeit genug in den Yorlesungen and auch danach beim
Ausarbeiten des Stoffes. Die Themen, die iibrigens durchweg von den
international bedeutendsten Wissenschaftlern der jeweiligen Spezial-
gebiete vorgetragen warden, umfaBten einen weiten Bereich der Physik
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and warden meist in Behr gedrangter Form behandelt. Es kamen z.B.
Probleme der Tieftemperaturphysik, des Para-, Ferro-, Ferri- and
Antiferromagnetismus, der paramagnetischen Resonanz and Relaxation
and besonders der magnetischen Kernresonanz zum Vortrag.
Die fachlichen Qualitaten der vortragenden Professoren waren mir
bereits aus ihren Biichern and Veroffentlichungen bekannt. In den
Vorlesungspausen hingegen sowie bei gesellschaftlichen Veranstal-
tungen, an denen auch eine groBere Anzahl von Familienangehorigen
teilnahm, wurde ungezwungeD, caber die verschiedensten Probleme ge-
sprochen. Uns deutschen Teilnehmern (es waren 4 Wissenschaftler aus
der DDR anwesend) kam man sehr freundlich entgegen. Wir konnten
immer wieder feststellen, daB vernunftige Ansiehten - auch auf po-
litischem Gebiet - in der ganzen Welt geteilt werden.
Mit den jungeren Fachkollegen der verschiedenen Nationalitaten kamen
Wir bald i.n engen Kontakt. Fur cans war es besonders wichtig zu er-
fahren, daB die meisten Teilnehmer des Kurses - es waren etWa 60.
Physiker aus 15 verschiedenen >;andern anwesend - bereits fur langere
Zeit zu Studienzwecken im Ausland gearbeitet hatten. Durch einen
derartigen Austausch wird die wissenschaftliche Arbeit offenbar ganz
wesentlich befruchtet. Dieses eingehende Kennenlernen auslandischer
Kollegen am Arbeitsplatz ist wohl auch eine der Hauptursachen fur
die fast familiare Atmosphere, die im Kurs herrschte. Es ist zu
hoffen, daB wir auf Grand der angekniipften Verbindungen in Zukunft
starker als bisher am internationalen Austausch junger Wissenschaft-
ler teilnehmen konnen. Die Beziehungen zu auslandischen Fachkollegen,
die wir im Verlaufe des Kurses durch personliches Kennenlernen her-
stellen konnten, stellen daher neben dem neuerworbeaen Fachwissen
ein sehr wichtiges Ergebnis dieser Veranstaltung der.
Bleibt noch iibrig, dem unglaubigen deutschen Leser zu versichern,
da$ in Italien auch in der GegenWart noch heiBe Sommer mit dem
original-italienisch-blauen Himmel iiblich sand. Das Wetter machte
cans also im allgemeinen keinen Strich durch die Rechnung, Wean wir
die freie Zeit am Wochenende dazu benutzten, um die Wirklichkeit
mit dem Fremdenfuhrer zu vergleichen and den oder jenen "unaus-
sprechlich schonen Anblick" am "tiefsten See" Europas im "Gefuhl
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beinahe schmerzhafter Sanftheit" auf uns wirken zu lassen.
Weniger sanft mutete der Verkehr auf der oft beangstigend engen
StraBe rund um den Comersee an. Hier zeichneten sick besonders die
italienischen Auto- and ~dotorradfahrer sus, die i.m Feuerwehrtempo
die kurvenreiche Strecke durchrasten and dabei such ihre Hupen nicht
schonten. Hinzu kamen noch die vielen auslandischen Fahrzeuge, die
fur eine angemessene Verkehrsdichte sorgten. Der rege Fremdenverkehr,
von dem die Bevolkerung zu einem groBen Teil wirtschaftlich abhangig
ist, wirkt andererseits oft storend. Man muB sick schon etwas in
unwegsamere Gegenden zuria.ckziehen, wenn man die Schonheit der Natur
ohne englisch, franzosisch oder deutsch gesprochenes Kommentar auf
Bich wirken lassen will. Hierzu fehlte uns leider die Zeit~ wir
waren immerhin zum Lernen and nicht zur Erholung nach Varenna ~e-
kommen. Doch Bas, was wir in den Standen zwischen den Vorlesungen
von dieser herrlichen Gegend kennenlernten, geniigt, um die 3 Wochen
am Comersee such in dieser Beziehung als unvergel3liches Erlebnis
zu bezeichnen.
"Die Qualitat der Ausbildung hat keine geringere Bedeutung als-ihre
Quantitat. Vor allem sollte es klar sein, data die sogenannte liberals
Ausbildung, die in den fruhen Zeiten des Kapitalismus Kindern des
vermogenden Teils der Gesellschaft zuteil wards, im Zeitalter der
Wissenschaft and Demokratie nicht beibehalten werden kann. Sie soll-
te keineswegs Burch eine rein technische Erziehung ersetzt werden.
Die Kenntnis der Errungenschaften auf dem Gebiet der Kunst and Li-
teratur and die Kenntnis der Geschichte haben ebenfalls grol3e Bedeu-
tung. VJenn der Wissenschaftler oder Techniker den Charakter and die
Entwicklung der menschlichen Gesellschaften nicht richtig versteht,
kann er, wie qualifiziert er such sein mag, seine Arbeit nicht in
ihrem gesellschaftlichen Zusammenhang sehen oder seine sozialen Ver-
pflichtungen erfiillen. "
(sus einem Artikel von Prof. Dr, J.D. Bernal (Gro$britannien), Mit-
glied der Royal. Society, London)
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Dr. A. Thie rbach
wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut
fur Romanische Sprachwissenschaft
VIII. Internationaler Romanistenkongrel3 in Florenz
Vom 3. bis 8. April 1956 fand in Florenz unter der Leitung der
Federation Internationale des Associations d' Etudes Romanes and
der Societe de Linguistique Romane der VIIIe Congres International
d'Etudes Romanes statt. Der Kongrel3 war von etwa 25o Teilnehmern
aus folgenden Landern besucht: Italien, Frankreich, Belgien, Spanien,
Portugal, Schweiz, Rumenien, Deutsche Demokratische Republik, Deutsche
Bundesrepublik, ~3sterreich, Danemark, Norwegen, Schweden, Finnland,
GroBbritannien, Irland, Holland, Polen, Bulgarien, Jugoslawien, USA,
Neuseeland, Jamaica. Die DDR war mit einer Delegation von 14 Personen
stark vertreten.
Der Kongrel3 wurde am 3. April 11 Uhr im historischen Palazzo
Vecchio eroffnet. Im Namen der Stadt Florenz begriil3te die Anwesen-
den Prof. Bargellini; nach ihm sprachen als President des Kongresses
.Prof. Monteverdi (Rom) and als Vertreter der auslandischen Geste
Prof. v. Wartburg (Basel). - Die wissenschaftlichen Referate fanden
im Universitetsgebeude statt.
Samtlichen Kongrel3teilnehmern war Gelegenheit gegeben, im Ver-
lauf der Kongrel3woche u.a. die historischen Reume des Palazzo
Vecchio, die Villa Medici, die Villa Petraia, die Accademia Bella
Crusca, die Gemelde- and Kunstsammlungen and die Bibliotheken der
Stadt Florenz zu besichtigen. Im Anschlul3 an die Tagungen fend am
Sonntag, dem 8. April, eine Autobusfahrt nach Siena and San Gimignano
statt.
Offizielle sprachen des Kongresses waren samtliche romanischen
sprachen, vornehmlich Italienisch and Franzosisch Bowie Deutsch
and Englisch, tlbersetzung der Vortrege war nicht notig.
samtliche KongreBbesucher aus der DDR nahmen.im AnschluB an die
Tagungen an der Besichtigungsfahrt nach Siena and San Gimignano
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Bowie an der funftagigen Exkursion mach Neapel, Pompeji, Amalfi,
Sorrent, Rom teil. Neben der fur den Romanisten so wichtigen 1VIog-
lichkeit der praktischen Anwendung der italienischen Sprache im
personlichen Kontakt mit den Landeseinwohnern vermittelte diese
Exkursion viele geographische, historische and kulturgeschicht-
liche Kenntnisse. Ich hatte Hach der Exkursion Hoch Gelegenheit,
mich einige Tage in Rom, Florenz, Venedig and Mailand aufzuhal-
ten and z.T. ureter Fizhrung alter Studienkollegen, die seit Jahren
in Italien wohnhaft sired, diese Stadte eingehend zu besichtigen.
Das Gesamtthema des Kongresses lautete: "Die ~ntstehung der.
Schriftsprachen" ("La formazione Belle lingue letterarie "). Vor-
gesehen warm vier Hauptreferate fur die Vormittagssitzungen and
eine grol3ere Anzahl Kurzreferate fur die Nachmittagssitzungen.
Die Gedankengange der Hauptreferate warden den Kongrel3teilnehmern
Burch Beitrage in der Zeitschrift ~"Cultura Neolatina" Bd. XVI,
fast. 1, gedruckt vorgelegt. Der Turiner Romanist Benvenuto
Terracini betont in seinem Bericht "Analisi del concetto di
lingua letteraria" die Notwendigkeit einer Klarung des Begriffs
der Schriftsprache and die relativ gianstige Voraussetzung zur
Losung des Problems fur die romanischen Sprachen, besonders fur
Bas Italienische. Terracini unterscheidet bei der Schriftsprache
drei voneinander geschiedene Sprachformen. "Lingua letteraria"
ist fur ihn gleichbedeutend mit "lingua colta" (I.). Das Italie-
nische ist fur ihn wie Bas Griechische eine lingua letteraria
infolge des in ihr vorherrschenden atzsgepragten Formgeschmacks
("gusto formale eminentemente individuabile") (II.). SchlieBlich
erkennt Terracini der "lingua giullaresca", der Sprache der fahren-
den Sanger Bas Pradikat "lingua letteraria" zu {III.). - Der Inns-
brucker Romanist Alwin Kuhn behandelt Bas Thema "Schriftsprache and
Dialekt". Er geht davon aus, daf3 die verschiedenen Mundarten zunachst
annahernd gleichberechtigte Rivalen auf den Rang and Titel einer
Schriftsprache Bind. Verschiedene Griinde habeas zur Herausbildung
einer Mundart als Schriftsprache beigetragen. Dabei scheint es, als
sei die geographische Mittellage der Dialekte, aus denen die europa-
ischen Schriftsprachen; Bas Franzosische, Spanische (dieses mit Ein-
schrankungen), Italienische, auch Bas Deutsche, hervorgegangen sired,
kein Zufall. In Frankreich erlangte Bas Franzische, in Italien Bas
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Toskanische,und zwar das Stadtflorentinische, in Spanien das
Kastilische, in Deutschland die Sprache der sachsisch-bohmischen
Kanzleien die Vorherrschaft fiber die anderen Mundarten and damit
den Rang einer Schriftsprache. Das Verhaltnis der Mundarten zur
Schriftsprache ist ein zweifaches: zunachst ein negatives Burch
Verzicht auf Eigenes and sodann ein positives Burch Bereicherung
der Schriftsprache aus-dem Quell der Mundarten and Regionalsprachen.
Kuhn behandelt Bann speziell fur Frankreich die Weiterentwicklung
des Verhaltnisses zwischen Schriftsprache and Dialekt. Einem be-
scheidenen Aufstieg der Regionalismen in der Renaissance folgte
ureter Malherbe and der klassischen Schule ihre Zuriickdrangung. Dem
Eindringen der Fach- and Berufssprachen in die Schriftsprache im
18. Jahrhundert folgte eine erneute Reaktion: der staats- and kultur-
politische Zentralismus der Revolution bekampfte Regionalismus and
Dialekt. Kuhn schliel3t mit einem Ausblick auf Bas Schicksal der
Dialekte. Das Burch Schule and Technik begi9nstigte Vordringen we-
niger groBer Sprachen verurteilt die Mundarten zu kultureller Be-
deutungslosigkeit and dran.gt selbst groBe Regionalsprachen in den
Hintergrund. - Giovanni Nencioni (Florenz) legt in seinem Beitrag
ein Diskussionsschema zum Thema "Dottrina grammaticale e tradizione
rettorica" vor.- Charles Bruneau (Paris) behandelt ureter dem Titel
"La science de la stylistique; probl~mes de vocabulaire" Bas Pro-
blem der sprachlichen Metaphern and zeigt die Schwierigkeiten auf,
die der Definition so haufiger, verwandter Worter wie couleur,
genre, ton, style im Wege stehen. - Leo Spitzer (Baltimore), der
an der Teilnahme am Kongrel3 verhindert war, schreibt uber das Thema
"The individual factor in linguistic innovations". - Die Vortragen-
den der Hauptreferate re'sumierten and erlauterten ihre gedruckten
Beitrage. - Die Kurzreferate muBten infolge der grol3en Zahl der
Sprecher zum Teil in Parallelsitzungen gehalten werden. Von den
Vertretern der DDR sprachen: Kurt Baldinger (Berlin) uber "Contri-
bution a une histoire des provincialismes dens la langue francaise",
M. Naumann (Leipzig) fiber "Die franzosisierende Literatursprache in
der deutschen Aufklarung", W. Balmer (Leipzig) fiber "Zur Herausbildung
der modernen rumanischen Literatursprache ", R. Brummer (Rostock) uber
"L'importance de la prose dens la formation de la langue litt~raire
catalane". Samtliche Referate sollen in den KongreBakten veroffent-
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licht werden. Die Diskussion verlief durchaus sachlich. - Einen
zusammenfassenden Abschlul3bericht gab Gianfranco Contini (Florenz).
Besonders erwahnenswert sired die liebenswurdige Aufnahme alley
Kongrel3teilnehmer Burch die italienischen Gastgeber, Bas kollegiale
Einvernehmen alley Besucher Bowie auch die freundliche Atmosphare
in den personlichen Gesprachen and Zusammenkiinf'ten von Vertretern
der beiden Teile Deutschlands. Als Ergebnis der Kontaktnahme ist
ein Vortrag von Prof. Weinert (Tubingen) zu nennen, der im Mai an
der Humboldt-IIniversitat gesprochen hat. Weitere Vortrage von
westdeutschen and auslandischen Gelehrten rind in Aussicht ge-
nommen. Eire verstarkter privater Austausch romanistischer Pu-
blikationen wurde angeregt, u.a. gegen die Veroffentlichungen
unseres Institute fur Romanische Sprachwissenschaft. Der Akademie-
Verlag hatte Ausstellungsexemplare dieser Veroffentlichungen reach
Florenz geschickt, die auf Interesse ureter den auslandischen Ro-
manisten stieBen.
"Die Arbeit der Wissenschaftler ist so beschaffen, dal3 sie konkrete
Resultate auf verschiedene Weise hervorbringen kann. Wenn ich im fol-
genden Bas Wort 'Wissenschaftler' gebrauche, so meine ich alle Wissen-
schaftler sowohl auf dem Gebiet der Sozialwissenschaften ale auch auf
dem Gebiet der Naturwissenschaften.
Konkrete Arbeitsergebnisse konnen auf verschiedene Weise zustande-
kommen. Gedankenarbeit oder Forschungen konnen zu einer Entdeckung
fu.hren. Vielleicht ist es eine Entdeckung bestimmter Naturgesetze oder
eine Entdeckung eines neuen sprachlichen Gesetzes, eines neuen Sterns
oder eines neuen Weges, auf dem Bas gesellschaftliche oder wirt-
schaftliche Leben beeinflul3t werden kann. Alle solche Gedanken, Ideen
oder Auffindungen von Tatsachen umfal3t der Terminus ?Entdeckungen'."
(aus einem Aufsatz v. Prof. Torben Zund, Danemark,
veroffentliclit im Bulletin d. WFW, Heft 1/1956)
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Prof. Dr. Edgar L e h m a n n
wissenschaftlicher Abteilungsleiter
der Arbeitsstelle fur Kunstgeschichte
Reise zum 6. Deutschen Kunsthistorikertag in Essen
Vom 1. bis 4. 8. 1956 hielt der Deutsche Kunsthistorikerverband seine
diesjahrige Fachtagung in Essen ab. Diese Tagungen werden alle zwei
Jahre durchgefuhrt. Die Wahl des Tagungsortes Essen war von der gleich-
zeitig in Essen veranstalteten, grol3zizgig aufgebauten Ausstellung
"Werdendes Abendland an Rhein and kuhr" bestimmt worden. Der Teilnehmer-
kreis, der Bich im wesentlichen aus den Mitgliedern des Verbandes and
einigen jungeren Fachkollegen (Studenten) als Casten zusammensetzte,
war theses Jahr aul3erordentlich grol3. Erfreulich grol3 war auch die Be-
teiligung von seiten der DDR. Dagegen waren nur wenige Kollegen aus
~Ssterreich and der deutschsprachigen Schweiz gekommen.
Der 1., 2. and 4. Tag des Kongresses war Vortragen gewidmet, der 3.
Exkursionen nach den Rheinlanden and nach Westfalen. Fiir den traditio-
nellen offentlichen Abendvortrag war Nikolaus Pevsner aus London ge-
wonnen worden. Die Tagung wurde vom Vorsitzenden des Verbandes, Hans
Kauffmann, mit einem Rizckblick auf die Entwicklung der deutschen Kunst-
wissenschaft in den letzten zwei Jahren eroffnet, woran.sich Begru.l3ungs-
worte des Kultusministers von Nordrhein-Westfalen and des Oberbiirger-
meisters der Stadt Essen anschlossen. Die Tagung schlof3 mit einem
Empfang der Stadt Essen, bei dem Hans Kauffmarua. and ein Vertreter der
Stadt Dank and GriiBe auatauschten.
Im allgemeinen hatte man die Zahl der Referate ziemlich eingeschralakt,
so dai3 jeder Teilnehmer alle Vortrage Koren konnte. Nur am Vormittag
des 4. Tager teilte man rich in 2 Sektionen. Trott der relativ geringen
Zahl der Vortrage blieb fur die Diskussion leider nicht immer der notige
Raum. Zu Diskussionsleitern waren in 3 von 4 Fallen.Angehorige der DDR
bestimmt worden. So fiel mir die Leitung der baugeschichtlichen Sektion
des 4. Tager 2u, wobei rich eine erfreulich ergiebige Diskussion ent-
apann. Fraglich mut3 bleiben, ob es richtig war, fur den Besuch der
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Ausstellung im Programm der Tagung praktisch keine Zeit vorzusehen,
obwohl die Ausstellung die bedeutendste fruhmittelalterliche - min-
destens seit der "Are sacra" 195o in Munchen - genannt werden mul3, ja
in mancher Hinsicht jene izbertraf. Fur diese Frage ebenso wie fur die
Frage der Diskussionen ware eine scharfere Beschrankung der Redezeit
zweifellos sehr von Nutzen.gewesen.
In der Auswahl der Referate wurden mit Riicksicht auf die Ausstellung
mittelalterliche Themen weitgehend bevorzugt. Doch war die wissenschaft-
liche Hohe der Vortrage ebenso verschieden wie ihre Zielsetzung. Es
ist kaum zuzugeben, dal3 damit die Situation der deutschen Kunstwissen-
schaft treffend gespiegelt wurde. Vielmehr scheinen sehr viele, rein
zufallige Dinge bei der Zusammenstellung des Programme eine Rolle ge-
spielt zu haben.
Unter den Beitragen zur Kunst des Mittelalters erscheint von beson-
derer Bedeutung fur die weitere Forschung die von Schnitzler - Koln
and Buddensieg - Hamburg ale Auftakt der Tagung vorgetragene These,
die fuhrende ottonische Goldschmi~dewerkstatt, die man bisher meist
auf der Reichenau lokalisiert, babe in Fulda ihren Sitz gehabt. Bei
dem Gewicht dieser Frage and der Komplexheit der Denkmaler muB frei-
lich Burch eingehende Einzeluntersuchungen die Haltbarkeit dieser
Theorien noch gepruf't werden. Die anderen Vortrage zur Kunst des
Mittelalters waren mehr Miszellen, wobei der Hinweis Verbeeks auf die
weit zuriickliegende Ausgrabung einer merowingischen Kathedrale ganz
besonderes Interesse beanspruchen durfte, weil er zeigte, wie etwas
trotz Publikation praktisch in Vergessenheit geraten kann, weil seine
Tragweite nicht begreifbar ist, wahrend sie uns heute deutlich vor
Augen steht. Am anderen zeitlichen Ende eroffnete Bas Referat von
Hamann-MacLean neue glanzende Einsichten in die Eigenart and iiberra-
gende Qualitat der Reimser Bildhauerwerkstatte im 12. and beginnenden
13. Jahrhundert. Fur die speziellen Forschungsvorhaben der Arbeitsstelle
fur Kunstgeschichte war noch die Fruhdatierung von Lippoldsberg Burch
Grol3mann-Marburg besonders wichtig, da Lippoldsberg innerlich dem von
der Arbeitsstelle behandelten Kreis romanischer Denkmaler AQittel-
deutschlands zugehort. Sehr bedeutsam war fur mich auch die personli-
che Kenntnis der hochwichtigen and leider ohne unmittelbare kunst-
historische Beteiligung durchgefuhrten Ausgrabungen in St.Pantaleon
in Koln, die geeignet sind, Bas Problem des Westwerks neu zu be-
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leuchten, insofern lie ein vermutlich karolingisches Westwerk von ganz
neuartiger Durchbildung in den Fundamenten freigelegt haben.
Der dem Nachmittelalter gewidmete Teil der Tagung war zu klein, um
auch nur einen annahernden ~7'berblick fiber die deutsche Fo~rschung zu
bieten. Der Abendvortrag Pevsners fiber "Englische Architektur zur
Zeit Shakespeares" verriet zwar glanzende Beherrschung der Materie,
Bing aber leider klaren Formulierungen in der selbst gestellten Haupt-
frage, wie weft diese Architektur "manieristisch" lei, aus dem Wege.
Die Referate von Sauerlander - Paris and Mrazek - Wien zeugten mit
Recht and eindringlich von der hohen Bedeutung, die die Barock-Ikono-
graphie neuerdings fur die kunsthistorische Forschung erhalten hat. Der
Anstof3 von Roh-Munchen zur Diskussion u.ber das Verhaltnis der Museen
and Hochschulen zur zeitgenossischen Kunst blieb einigermal3en in All-
gemeinheiten stecken.
War also auch manches auf der Tagung notwendig zu ausschnitthaft,
so bot dock die vorziigliche Ausstellung zusammen mit den Referaten
zur friihmittelalterlichen Kunst wesentliche Anregungen. Wichtig er-
scheint mfr auch neben dem allgemein fachlichen and personlichen
Kontakt bei solchen Kongressen das Zusammentreffen and Miteinander-
sprechen von Kunsthistorikern alley Berufsarten, also von Vertretern
der Denkmalpflege, des Museumswesens, der Hochschulen, der Forschungs-
institute and der "freien Berufe".
Am 4. September 1956 vollendete der bekannte Kunsthistoriker
Prof. Dr. Phil. A. E. Brinckmann, Koln-Marienburg, der im Juli diesel
Jahres sein goldenes Doktorjubilaum beging, sein 75. Lebensjahr.
Prof. Dr. Brinckmann erwarb Bich besondere Verdienste Burch seine Ar-
beiten auf dem Gebiet der Baukunst and des Stadtebaues Bowie Burch
die Herausgabe des Handbuches der Kunstwissenschaft. Prof. Dr.
Brinckmann war all Hochschullehrer in Karlsruhe, Rostock, Koln,
Berlin and Frankfurt am Main tatig. Er ist Mitglied der Akademie
der Wissenschaften in Turin and Ehrenmitglied des town planning
institute in London.
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Aus dem deutschen Geistesleben
Mehr als 6o westdeutsche and auslandische Wissenschaftler
hielten Gastvorlesungen an der Universitat Leipzig
Es ist eine leider viel zu wenig bekannte Tatsache, dal3 an den Uni-
versitaten and Hochschulen der Deutschen Demokratischen Republik
namhafte Gelehrte aus dem Ausland Gastvorlesungen halten and Kolloquien
durchfiahren. Wir greifen aus der Vielzahl der Beispiele nur die Karl-
Marx-Universitat in Leipzig heraus. Hierher kamen u.a. die Germanisten
Prof. Dr. Siebenschein aus Prag, Dr. Helgason aus Island and der Nestor
der franzosischen Germanistik, Prof. Dr. Edmund Vermeil von der Sorbonne
in Paris, der caber "Heine and die deutsche Kultur" sprach. Der inter-
national bekannte Musikwissenschaftler Prof. Dr. Rinderer aus Innsbruck
las caber "Elementare Unterweisungen im Fach Musik in der Grundschule"
and izber "Musikerziehurg in der Oberschule". Frau Prof. Dr. Cambus aus
Bukarest Melt den Vortrag "Der Balkanblock der Neutralen" and Prof.
Dr. Campina, ebenfalls aus Bukarest, sprach ia.ber das Thema "Die Anfange
des Feudalismus in Moldau and Walachei". Prof. Dr. Scorza-Dragoni aus
Padua Melt am Mathematischen Institut eine Vorlesung caber "Neuere Er-
gebnisse in der Theorie der reellen Funktionen". Gastvortrage hielten
ferner die Historiker Dr. Jeannin aus Paris and Prof. Dr. Vercauteren
aus Lizttich.
"Neue Presse": Der Geist steht zu tief im Kurs
"Es wirft einen tiefen Schatten auf das Bild der Nachkriegsentwicklung
Westdeutschlands, dal3 der Geist zu tief im Kurs steht and geistige Lei-
stung nicht ihrem Wert entsprechend honoriert wird." Mit diesen Worten
charakterisiert die in Frankfurt/Main erscheinende "Neue Presse" die
wirtschaftliche Lage der westdeutschen Geistesschaffenden. Das Blatt
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befal3t Bich besonders mit den Lehrkraften an den westdeutschen Uni-
versitaten. Noch immer gebe es Privatdozenten, die von den Universi-
taten keinerlei Gehalt bekommen. Solch ein Privatdoz~nt sei also aus-
schlieBlich auf die Horergebuhren angewiesen, die zum Beispiel an der
Frankfurter Universitat 2,15 D-Mark pro Horer and Semester betragen
wizrden. "Da an Frankfurts Universitat 200 Privatdozenten lesen and da-
her die Zahl der Horer enner Vorlesung nicht Koch ist, verdient ein
Dozent Burch angespannte geistige Tatigkeit in einem halben Jahr
bestenfalls etwa '100 D-Mark."
Die gleichfalls in Frankfurt/Main erscheinende Halbmonatsschrift
"Die Gegenwart" veroffentlichte in ihrer neuesten Ausgabe den Brief
eines Professors an der Karl-Marx-Universitat Leipzig, in dem dieser
enter anderem die materielle Sicherheit der Lehrkrafte an den Universi-
taten der DDR hervorhebt. In dem Brief wird festgestellt, dal3 es in der
DDR im Gegensatz zu Westdeutschland keine Privatdozenten meter gibt and
da$ jeder Dozent ein festes auskommliches Gehalt bezieht.
Freiburger Universitat erhalt Extraordinariat fur
makromolekulare Chemie
Die bisherige Leiterin der medizinischen Abteilung des chemischen
Instituts der Universitat Freiburg, Professor Dr. Elfriede Husemann,
wurde mit Wirkung vom 1. April auf Bas neugeschaffene ~traordinariat
fur makromolekulare Chemie an der Universitat Freiburg berufen.
Gleichzeitig wurde sie zum Direktor des Instituts fur makromolekulare
Chemie der Universitat Freiburg ernannt.
Westdeutsche Forschung im Notstand
Die westdeutsche Forschung befindet Bich in einem alarmierenden Not-
stand. Wenn nicht bald Burch eine groBziigige Forderung seitens der
Bonner Regierung Abhilfe geschaffen werde, konne es in einigen Jahren
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zu einer Katastrophe kommen. Es bestehe kein Zweifel darizber, dab die
westdeutsche Forschung dem Ausland gegenuber welt im Riickstand ist.
Dies war das Fazit einer Pressekonferenz der Deutschen Forschungsge-
meinschaft, auf der der Darmstadter Professor Kloppel and der nord-
rhein-westfalische Staatssekretar Professor Brandt, Dusseldorf, auf
die Notlage der westdeutschen Forschung hinwiesen.
Beide Professoren kritisierten in scharfer Weise die Haltung der
Bonner Regierung, die sowohl der Grundlagenforschung als auch der
angewandten technischen Forschung nur einen Bruchteil der geforderten
Geldmittel zukommen laBt. Es sei notwendig, mindestens das Zehnfache
der im Etat des Bonner Wirtschaftsministeriums vorgesehenen Summe zur
Forderung der westdeutschen Forschung zu verwenden. Viele Institute
konnten ihre Aufgaben a1s Ausbildungsstatte fur den Nachwuchs nicht
oder nur unvollkommen erfullen. Ein groBer Mangel sei die unzeitge-
maBe Ausstattung der Hochschulinstitute and die schlechte Bezahlung
der Assistenten. Auf den meisten Gebieten sei Westdeutschland gegen-
uber den 30er Jahren and auf einigen Gebieten sogar gegenuber den
20er Jahren zuriickgefallen.
Auf der Pressekonferenz wurde der Offentlichkeit eine Denkschrift
iibergeben, in der die Mangel auf Sieben wichtigen Gebieten der ange-
wandten Forschung eindringlich dargelegt werden.
Fakultat fur Kerntechnik der TH Dresden beginnt
mit den Vorlesungen
An der vor zehn Monaten gegrundeten Fakultat fur Kerntechnik der
Technischen Hochschule Dresden nahmen die Studenten in der zweiten
Septemberwoche das Studium auf. Ein liickenloses Vorlesungsprogramm
erwartet die Studenten, von denen eine Anzahl aus anderen Hochschulen
and von anderen Fachschulen iibernommen worden ist. Das Interesse am
Studium der Kerntechnik hat sich als sehr stark errAiesen, wie der
Dekan der Fakultat, Prof. Dr. Wilhelm Macke, Mitglied der Sektion
fur Physik der Deutschen Akademie der Wissenschaften zu Berlin, in
einem Pressegesprach mitteilte. Fur die Auswahl der Neu-
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immatrikulanten stand deshalb eine grol3e Zahl Bewerber zur Verfiigung.
Mit Prof. Dr. Macke zahlen die bekanntesten Atomwissenschaftler zu den
Lehrkraften der Fakultat, ureter ihnen der Inhaber des Leninpreises fur
die Festigung des Friedens zwischen den Volkern, Prof. Dr. Ing. Heinz
Barwick, and Prof. Dr. Hartmann, die samtlich Mitglieder des wissen-
schaftlichen Rates fur die friedliche Anwendung der Atomenergie sired.
Ferrer gehoren dem Lehrkorper die Professoren Dr. Ing. 4'Verner Lange
and Dr. Phil. Josef Schintlmeister als Institutsleiter an. Der Inhaber
des Leninpreises fur die Festigung des Friedens zwischen den Volkern,
Prof. Manfred von Ardenne,_hat sick ebenfalls bereiterklart, bei der
Ausbildung mitzuwirken. Auch Prof. Dr. H. J. Born, Direktor des Ar-
beitsbereiches angewandte Isotopenforschung des Akademieinstituts fur
Medizin and Biologie, wird Vorlesungen halter.
Bei der kerntechnischen Ausbildung werden Vorlesungen uber den Aufbau
des Atomkerns, die Kernreaktionen, fiber experimentelle Grundlagen,
Mel3technik, Strahlenschutz, Isotopenanwendung and Reaktorphysik im
Vordergrund stehen.
Hippokratischer Eid
Neu immatrikulierte Studenten der Medizinischen Fakultat der Berliner
Humboldt-Universitat warden am Montag, dem lo. 9. 56,im grol3en Horsaal
des anatomischen Instituts der Universitat feierlich verpflichtet.
Der Prodekan der Medizinischen Fakultat, korrespondierendes Mitglied
der Deutschen Akademie der Wissenschaften zu Berlin, Prof. Dr.
H. Kraatz, sprach fiber die Verantwortung, die die jungen Studenten
mit ihrer Berufswahl auf sick genommen haben. Die Verpflichtungs-
feier wurde mit dem Hippokratischer Eid abgeschlossen.
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Sektion der Freunde der Wissenschaft and Kultur Frankreichs
in der WOKS gebildet
Die Unionsgesellschaft fur kulturelle Verbindungen mit dem Ausland
in der Sowjetunion bildete eine Sektion der Freunde der Wissensc~iaft
and Kultur Frankreichs. Das Vorstandsmitglied der WOKS, L.D. Kislowa,
begrundete diese Mat3nahme mit dem grot3en Interesse, das die Menschen
in der Sowjetunion - gleich welchers Alters oder welchers Berufs - dem
Leber in Frankreich entgegenbringen. Die Aufgabe der Sektion ist, die
kulturellen Beziehungen zwischen der UdSSR and Frankreich zu entwickeln
and Kontakte mit f ranzosischen Wissenschaftlern and Kulturschaffenden
herzustellen. Die P1litglieder der Sektion sollen die breiten Masser der
sowjetischen Werktatigen mit den kulturellen and wissenschaftlichen
Errungenschaften Frankreichs bekanntmachen.
Polnischer Papyrologe empfing Ernennungsurkunde der
Deutschen Akademie der Wissenschaften zu Berlin
Der polnische Papyrologe Prof. Dr. RafaY Taubenschlag empfing am MontagX~
in einer Feierstunde in der DDR-Botschaft in Warschau aus der Hand von
Botschafter Heymann die Ernennungsurkunde zum korrespondierenden Mit-
glied der Deutschen Akademie der Wissenschaften zu Berlin. Botschafter
Heymann driickte bei der Ubergabe der Urkunde den Wunsch aus, daB diese
Ernennung zur weiteren Festigung der schon bestehenden guten Zusammen-
arbeit mit den deutschen Wissenschaftlern beitragen moge.
Prof. Dr. Taubenschlag dankte fur die ihm zuteil gewordene Ehrung
and vies darauf hin, daB er auch in Deutschland studiert habe and einer
groBen Teil seines Wissens deutschen Lehrmeistern verdanke. Seine Haupt-
aufgabe in den kommenden Jahren sehe er darin, der jungen Generation .die
Lehrer and Erfahrungen seines Fachgebietes zu ubermitteln and damit dem
Fortschritt zu dienen.
x) d. 20. 8. 1956
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Bildung eines Rates fur die friedliche Verwendung der
Atomenergie in Polen
Das Presidium der Regierung der Volksrepublik Polen hat beschlossen,
einen Rat fur die friedliche Verwendung der Atomenergie zu bilden.
Der Rat wird sick aus Vertretern des Presidiums der Polnischen Aka-
demie der Wissenschaften, des Komitees fur die friedliche Verwendung
der Atomenergie beim Presidium der Polnischen Akademie der Wissen-
schaften and der interessierten Ministerien and Institutionen Bowie
aus fuhrenden Wissenschaftlern and Experten auf diesem Gebiet zusammen-
setzen.
Prof. Dr. H. Brandweiner - Wien, Gastprofessor
an der Karl-Marx Universitat in Leipzig
Der bekannte osterreichische Volkerrechtler Prof. Dr. H. Brandweiner,
Wien, korrespondierendes Mitglied der Deutschen Akademie der Wissen-
schaften zu Berlin, wurde vom Staatssekretariat fur Hochschulwesen
der Deutschen Demokratischen Republik als Gastprofessor fur Volker-
recht an die Karl-Marx-Universitat berufen.
Rumanisches Landeszentrum fur Kernf orschungen
In Rumanian wird gegenwartig ein Zentrum fur Kernforschungen,
des kunftige Atomphysikinstitut der Akademie der Rumanischen Volks-
republik, geschaffen. Die Bauarbeiten schreiten in raschem Tempo vor-
warts, and in nachster Zeit wird Rumanian sick in den Wettbewerb
fur die friedliche Aewendung der Kernkraft einschalten.
Beim Ministerrat der Rumanischen Volksrepublik ist ein Komitee fur
Kernkraft gegriin.det and mit einem bedeutenden Fonds ausgestattet
worden.
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Ein solches Institut benotigt aber nicht allein technische Aus-
rustungen, sondern auch eine groBe Anzahl von Physikern, Ingenieuren,
Chemikern and anderen hochqualifizierten Fachleuten. Mit der Ausbil-
dung der Wissenschaftler wurde bereits vor einiger Zeit begonnen.
Daruber hinaus hat die Sowjetregierung einen Anzahl junger rumanischer
Forscher and Techniker Zutritt zu ihren Kernforschungsinstituten ge-
wahrt, wo sie einige Monate lang studieren werden.
Der Fortschritt der Kernphysik and ihrer friedlichen Anwendung ist
in Rumanien durch die jungst erfolgte Schaffung des gernforsehungs-
instituts and durch eine Internationale wissenschaftliche Organisation,
die elf Lander mit der UdSSR an der Spitze zasammenschlieBt, begunstigt.
Dieses gemeinsame Institut wird uber eine leistungsstarke Technik ver-
fiigen, and zwar uber zwei Kernpartikel-Beschleuniger, die 680 Millio-
nen bzw. '10 Milliarden Elektronenvolt lief ern. Das Institut wird
auBerdem aus den Mitgliedstaaten hervorragende Gelehrte zusammen-
fuhren, die das Stadium der aktuellsten Fragen der Kernphysik and
der Elementarteilchen betreiben.
Wenn infolge der Umstande eine Verspatung auf dem Gebiet der Kern-
forschungen and der praktischen Anwendung ihrer Ergebnisse zu be-
merken ist, ware es verfehlt zu glauben, der Beitrag der rumanischen
Gelehrten sei deshalb weniger wichtig. Es geniigt an Alexandra Proca
zu erinnern, dessen kurzliches Hinscheiden einen schmerzlichen Ver-
lust fur die Weltphysik darstellt. Bekanntlich ist Procas IAerk fiber
die mesonische Theorie der Kernkraft einmiitig anerkannt. Auch andere
rumanische Physiker haben rich durch theoretische Werke and Unter-
suchungen uber Fragen der Radioaktivitat and Kernpartikelphysik einen
Namen gemacht. Jetzt, da den rumanischen Forschern starke teehnische
Mittel zur Verfugung stehen werden, konnen sie ihre Arbeit mit noch
groBerer Wirksamkeit fortsetzen.
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Reisekalender and Gastenotizen
Unter Leitung von Akademiemitglied Vizeprasident Prof. Dr. H. Ertel
reiste am 21. 8. eine Delegation zum Geologischen KongreB Hach
M e x i k o C i t y.
Auf Einladung der Akademie der Wissenschaften der UdSSR nahm Prof.
Dr. J. Dick, Hauptobservator a.d. Sternwarte Babelsberg, vom 22. -
30. 8. an einer Astrometrischen Tagung in M o s k a u teil.
Akademiemitglied Prof. Dr. E. ~Ainter, Leiter der Abteilung Geschichte
am Institut fiir Slavistik, folgte einer Einladung der Ukrainischen
Akademie der Wissenschaften zu der Jubilaums-Veranstaltung zu Ehren
Iwan Frankos in K i e w .
An einer '7-tagigen'Studienreise Burch die S o w j e t u n i o n
beteiligten sick aus dem Geodatischen Institut in Potsdam Herr
Diplomphysiker Kroitsch~ Herr Vermessungsingenieur Kruger and Kerr
Diplomingenieur Buschman.n.
Zur Tagung fiber kosmische Strahlung in B u d a p e s t reiste
Prof. Dr. sc. nat. W. ~Iesserschmidt, Mitglied der Sektion fu.r Physik
der Deutschen Akademie der Wissenschaften zu Berlin, Prodekan der
Martin-Luther-Universitat in Halle; aus dem Institut ~iersdorf nahmen
Dr. v. d. Schulenburg, die Dipl.Phys. K. Lanius and Irene Hauser teil.
Eine Einladung der U n g a r i s c h e n Akademie der Wissen-
schaften zur Tagung fiber veranderliche Sterne nahmen Herr Prof.
Dr. C. Hoffineister and Dr. Ahnert von der Sternwarte Sonneberg
sowie Dr. H. Schneller vom Astrophysikalischen Observatorium in
Potsdam water.
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Vertreter der Deutschen Akademie der Wissenschaften zu Berlin nahmen
an der Generalversammlung der Internationalen Geographischen
Union in R i o de J a n e i r o ,
am. II. Endocrinologischen Kongrel3 in 0 s 1 0 ,
am V. Internationalen Kongrel3 fur Radiobiologie in S t o c k h o l m,
an der wissenschaftlichen Tagung der Deutschen, ~Ssterreichischen
and Schweizerischen Gesellschaft fur Anaesthesie in Z ii r i c h and
an dem VI. Internationalen KongreB der Bodenwissenschaften in
P a r i s.
Am 9. September 1956 reiste eine Delegation der Deutschen Akademie
der Wissenschaften zu Berlin zu einem mehrwochigen Aufenthalt in die
Volksrepublik China ab. Der Delegation gehoren die Akademiemitglieder
Vizeprasident Prof. Dr. W. Steinitz, Prof. A. Jante, Direktor des
Instituts fur Kraftfahrtechnik in der 1~echnischen Hochschule Dresden,
Prof. Dr. E. Thilo, Direktor des Akademieinstituts fur anorganische
Chemie, Prof. Dr. K. Gottschaldt, Direktor des Instituts fur Psycho-
logie an der Berliner Humboldt-Universitat, Prof. Dr. A. Schuller,
Leiter der Abteilung b4ineralogie and Petrographie der Staatlichen
Geologischen Kommission sowie Dr. N. Richter, wissenschaftlichen Mit-
arbeiter an der Sternwarte Sonneberg,und Vervaaltungsdirektor W. Freund
an. Die deutschen Wissenschaftler werden Gaste der Academia Sinica
rein.
Als Gast unserer Akademie weilte im August 1956 Prof. Dr. Georghe
Vranceanu, Mitglied der Rumanischen Akademie der Wissenschaften and
stellvertretender Direktor des Instituts fur Mathematik, in Berlin.
Prof. Vranceanu bereitet den Druck eines Buches von, das in der
Monographien-Reihe unseres Forschungsinstitutes fur Mathematik im
Akademie-Verlag erscheinen wind.
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Zu einem vierwochigen Studienaufenthalt in der Deutschen Demokra-
tischen Republik traf der Assistent am Physikalischen Institut der
Ungarischen Akademie der VJissenschaften, Herr M. Findley, in Berlin
ein. Dieser Studienaufenthalt wurde Burch den Kulturarbeitsplan zwi-
schen der Ungarischen Volksrepublik and der Deutschen Demokratischen
Republik ermoglicht.
Das Akademieinstitut fur Medizin and Biologie in Berlin-Buck wurde
von 12 polnischen Studenten besucht, die im Studienaustausch in der
Deutschen Demokratischen Republik weilten.
In der Zeit vom 20. bis 30. September 1956 arbeitete Dr, Chr. Habicht,
wissenschaftlicher Assistent am Seminar fur alte Geschichte der Uni-
versitat Hamburg, am Institut fur griechisch-romische Altertumskunde,
Inscriptiones Graecae.
Vom 15. 9. bis 15. lo. 1956 arbeitet Dr. Bechert, Munchen, am Institut
fur Orientforschung an den tiirkischen Turfantexten.
Prof . Dr. Tourky,
Dekan der mathematisch-naturwissenschaftlichen Fakultat g a i r o,
Direktor des nationalen Forschungsinstituts fur industrielle For-
schung, Mitglied des Prasidiums des agyptischen Forschungsrates,
Dr. Mohamed Schahat Farak, Rontgenspezialist,
Ingenieur Mahmoud Abdel MakBOUd, dessen Fachgebiet die Feinmechanik
and Optik ist,
sowie
Herr Zaghloul, Verwaltungsdirektor der Universitat Sairo,
waren am 6. 9. 1956 Gaste der Deutschen Akademie der Wissenschaften
zu Berlin. Sie warden vom Prasidenten der Deutschen Akademie der
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Wissenschaften zu Berlin, Prof. p~r. Nlax Volrner, von Vizeprasid.ent
Prof. Dr. TJuolfgang Steinitz und den Akademiemitgliedern rroi. Dr.
Wilhelm Unverzagt und Prof. Dr. Kurt Noack herzlich begru3t.
Am Vormittag des gleichen Tages haben die ~.g~rotischen Gaste die
Akademieinstitute fur anorganische Chemie und fur Optik und Fein-
mechanik in Berlin-Adlershof besucht.
Die agyptischen Flissenschaftler betonten auch in R~.andfunkgesprachen
ihre ausgezeichneten Eindriicke caber die Akademieunternehmu.ngen.
Gaste und Gastgeber gaben der Gewil3heit Ausdruck, da.3 sich zwischen
den R'issenschaftlern der Deutschen Demokratischen Republik und
Agyptens die freundschaftlichen Beziehungen erweitern und. vertiefen
werden.
Ein Kolloquium, das sich mit Veranderungen d_es Stoffwechsels und
der elektrischen Aktivitat des Gehirns im experimentellen trauma-
tischen Schock beschaftigte, fand am Mittwoch, dem 5. September 1956,
im Institut fur Medizin und Biologie der Deutschen Akademie der Wissen-
schaften in Berlin-Buck statt. Das Referat, an das sich. eine langere
Diskussion anschlo~3, hielt Dozent Dr. Kovacs aus Budapest.
"Die Internationale ~~issenschaftliche Zusammenarbeit ist eine grol3e umgestaltende
Kraft, die fundamentale Verbesserungen fizr die I,age und die Aussichten der Mensch-
heit herbeifiihren kann, und eine unserer wichtigsten Aufgaben besteht darin, prakt-
tische Schritte zu erwagen, die dies in groBtmoglichem Umfang fordern konnen.
Aber die Fxfahrungen sind bier begrenzt, und cedes praktische Beispiel, mag es auch
klein und trivial erscheinen, sollte hochgeschatzt werden.TM
(a.d. Rede von Nobelpreistrager C. F. Powell (Grot3britannien), Vizeprasident
der WFW, auf der IV. Vollversammlung der WF'W)
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Prof. Dr. Werner R a d i g
1. Vorsitzender der Betriebs-
gewerkschaftsleitung
- Akademie-Zentrale -
Wozu dienen die Vorschlage des Bundesvorstandes des FDGB ?
Gewerkschaftsarbeit leisten heilit, von uxiseren eigenen Fachaufgaben
ausgehen and fiber deren Losung sprechen. Die Bewaltigung der vielge-
staltigen Planaufgaben der Deutschen Akademie der Wissenschaften ge-
lingt nicht zuletzt mit Hilfe der gesellschaftlichen Einrichtungen
and ihren Zielen.
Immer Hoch gibt es Kollegen ureter den Wissenschaftlern and den Ver-
waltungskraften, die der irrigen Auffassung rind, daB es solcher
Impulse and Hilfen von seiten der Gewerkschaft nicht bedarf and ihr
eigenes A1litbestimmungsrecht nicht gebrauchen. Wenn nun die Vorschlage
von der 23. Tagung des Bundesvorstandes des FDGB, die in 12 Punkte
aufgegliedert sind, in erster Linie von den Industrie-Gewerkschafts-
leitungen ausgegangen sind, so haben sie dock auch ihre besondere
Bedeutung and ihr eigenes Gewicht fur u.nsere Akademie-Zentrale and
alle fiber sie hinausgreifeuden Institute.
Ganz allgemein wird es als zweckmaBig erkannt, die Diskussion uber
den "Betriebsplan", das sind in unserer Akademie also die Arbeits-
und Forschungsplane, mit der Aussprache fiber den ~eweils neu abzu-
schlie8enden Vertrag der gegenseitigen Verpflichtungen zu verbinden.
fiber diesen Vertrag auBerte rich Kollege Ruhl bereits im Mitteizungs-
Blatt Nr. 9. Wir konnen rear unterstreichen, daB die Gewerkschaft in
Zukunft zweifellos mehr als bisher an der Aufstellung and Ausarbeitung
der Institutsplane mitwirken wird, wofur unsere Kommission Forschung
and Lehre methodische Hinweise and Anleitungen erarbeiten muBte.
Als ersten Punkt schlagt der Bundesvorstand des FDGB eine prazisere
Regelung der gesetzlichen Rechte der betrieblichen Gewerkschafts-
organisationen vor. In der Tat wird erst ein Gesetz in der Lage sein,
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den Zugang zur fruchtbaren and kontinuierlichen Mitwirkung in den
Leitungen der Akademie zu sichern. Dann wird auch die Eigenverant-
wortlichkeit der BGL and Abteilungsgewerkschaftsleitungen steigen.
Weiter wiznscht Bich der FDGB in seinen Leitungen, daB z.B. das Ge-
nehmigungsrecht von Uberstunden von den Gebietsleitungen auf die
jeweilige BGL ii.bergeht, was auch fur die Arbeit der Deutschen Aka-
demie der Wissenschaften zu Berlin rear von Vorteil sein kann. Die
BGL soil zukunftig arbeitsrechtliche Angelegenheiten -auch vor dem
Arbeitsgericht- selbst wahrnehmen, wozu es allerdings unseres Erach-
tens einer Schulung der betreffenden Kommissionsmitglieder auf dem
Gebiet des Arbeitsrechts bedarf, am besten dutch die eigenen Justitiare
der Akademie. Ahnliche Unterweisungen keruit ja schon der Rat der
Sozialbevollmachtigten, dem neuerdings die voile Verantwortlichkeit
fur die Sozialversicherung i.n. den Betrieben iibergeben werden soli.
Bei uns bereits eingefuhrt ist die finanzielle Geburtenbeihilfe and
deren Zahlung dutch die Kasse der BGL. BIIan denkt sogar an die Ver-
lagerung bestimmter zentraler Ausgaben wie Treuepramien, Rentenzu-
schuB and Sterbegeld in die Zustandigkeit groBerer Betriebe, zu
denen zweifellos die Deutsche Akademie der TJVissenschaften zu Berlin
gehort.
Alle diese Dinge mii.ssen abet mehr von den jeweiligen besonderen Be-
diirfnissen her geregelt werden. Das gilt nun vor ahem auch fur die
Wahl and Bildung der Rommissionen der BGI, and deren spezielle Zu-
sammensetzung. Wenn die "Vorschlage" von Zusamm.enlegungen einiger
gommissionen sprechen, so mochte ich eher bei der GroBe and Eigen-
art unserer Akademie-Zentrale die Ansicht vertreten, daB man jedes
Arbeitsgebiet der Gewerkschaft in der ihr eigenen Kommission voll
pflegen and ausniitzen soli. Daruber hinaus empfehle ich fur die
gommission Forschung and Lehre eine inhere Gliederung, natiirlich
ureter Beibehaltung der bewahrten, dem demokratischen Zentralismus
entsprechenden einheitlichen Leitung. Man kann sick abet gut vor-
stellen, daB die Kommission fur Forschung and Lehre Arbeitsgruppen
fur Naturwissenschaften and Technik einerseits and fur Gesellschafts-
wissenschaften andrerseits besitzt, die den Spezialaufgaben and Pro-
blemen der Institute Haber stehen, als es die Leitung allein vermag.
In grundsatzlichen and methodischen Fragen werden die Erfahrungen
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and Wunsche in gewerkschaftlicher and fachlicher Hinsicht wieder zu-
sammengefaBt werden von der ISommissionsleitung bzw. von der BGL selbst.
Ein besonders aktuelles Thema ist die Frage der Verselbstandigung der
Abteilungsgewerkschaftsleitungen. Es sollen ihnen groBere Rechte ein-
geraumt werden, nicht bloB bei der Pramienverteilung and bei der Be-
schluBfassung fiber die Verteilung der Ferienplatze u.a., sondern auch
bei Entlassungen and - was noch wichtiger ist and in den gleichen
Zusammenhang gehort, ohne bisher ausgeiibt worden zu sein - bei Ein-
stellungen! Bei letzterer~ eroffnet sick fiir die Kommission Kader and
Schulung in der BGL ein Betatigun.gsfeld. Ob man jedoch bis zur Auf-
teilung der Mittel aus der Gewerkschaftskasse der BGL gehen soll,
ware zu diskutieren. Ein Teil der Kollegen lehnt diese zusatzliche
Arbeit and Verantwortung im AGL-Bereich ab, ein anderer Teil empfiehlt
abet ebenso wie die "Vorschlage" die Errichtung von Konten der Abtei-
lungsgewerkschaftsleitungen bei der Kasse der BGL, die abet in einer
Hand and zusammen bleibt.
Die drei letzten Punkte der "Vorschlage" beschaftigen sich mit der
Festlegung der Grol3e der BGL and den Abteilungsgewerkschaftsleitungen
and mit der Kaderpolitik. Die Abteilungsgewerkschaftsleitungen sollen
nicht zu klein sein, wennschon wit Wert darauf legen, daB sie bei den
kommenden Strukturanderungen Hach Fachgebieten aufgegliedert werden,
besonders wo dies noch nicht der. Fall ist.
Die Vorsitzenden and Mitglieder der BGL sollen dutch Wahl in die hohe-
ren I,eitungen meter EinfluB and Gewicht fur das gewerkschaftliche and
berufliche Schaffen erhalten. Vor allem soll man von der Fluktuation
abkommen, die eine gate Entwicklung hemmt. Die Erfahrungen der be-
waihrten and kenntnisreichen Gewerkschaftsfunktionare mussen dutch die
Kontinuitat der Funktionare selbst ausgenutzt werden, worauf bei der
kommenden Neuwahl geachtet werden soli.
Wean wit alle diese Gedanken and Problems in den Gruppen, den Abtei-
lungsgeWerkschaftsleitungen and Kommissionen ebenso diskutieren wie
bisher in der BGL, so werden wit zu fruchtbaren Erganzungen and
weiteren Vorschlagen fizr die Gewerkschaft Wissenschaft and den Bun-
desvorstand des FDGB gelangen.
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Fur unser Arbeitsbereich in diesem Haase werden wir Bausteine liefern
zur Steigerung der Arbeitsproduktivitat einerseits and zur Betreuung
unserer Kollegen andererseits, denn jeder tAissenschaftler sei nicht
nur in seiner Forschungsarbeit, sondern such im Leben der Gesell-
schaft ein Vertreter echter Humanitat.
Die Gewerkschaft 'Nissenschaft in der Deutschen Demokratischen Republik kann erst
auf wenige Jahre ihres Schaff ens zurtickblicken, sie ist aber, wie Prof. Dr.
Rienacker feststellte, aul3erst bedeutsam fur die Teilnahme der Wissenschaftler
am cSffentlichen Leben. Sie wurde gegriindet aus dem Bestreben heraus, den spezi-
fischen Erfordernissen der wissenschaftlichen Tatigkeit in der gewerkschaftlichen
Arbeit gerecht zu werden. In der Gewerkschaft Wissenschaft sind die Beschaftigten
der wissenschaftlichen likademien, der Universitaten and Hoehschulen and anderer
wissenschaftlicher Einxichtungen vereinigt. Zur Zeit der I. Zentralen Delegierten-
konferenz im Mai 1953 hatte die Gewerkschaft 41 00o Mitglieder, zur Zeit der
II. Zentralen Delegiertenkonferenz im Friihjahr 1955 hatte sie fiber 85 00o Mitglieder.
Davon sind fast 900o akademisch ausgebildete Wissenschaftler, uber 45 00o Mitarbeiter
and Angestellte der wissenschaftlichen Einrichtungen and uber 30 00o Studenten.
Das heil3t fiber 75 Prozent der akademisch ausgebildeten Wissenschaftler in den zur
Gewerkschaft Wissenschaft gehorenden Einrichtungen sind Mitglied der Gewerkschaft
Wissenschaft. Mit dieser Zahl ist sie offiziell in der Weltfoderation der Wissen-
schaftler vertreten.
Auf der Delegiertenkonferenz im Jahre 1955 warden folgende Prinzipien fiir die
Arbeit in den nachsten Jahren festgelegt:
1. fiir die Einheit der deutschen Nation, ihrer Kultur Lmd Wissenschaft zu
arbeiten,
2. fiir eine Wissenschaft zu arbeiten, die dem Volk dient,und gegen den
MiBbrauch wissenschaftlicher Erkenntnisse aufzutreten,
3. den Arbeiter- and Bauernstaat zu starken durch die Pflege and Forderung
der humanistischen Traditionen, durch die Erziehung einer neuen Intelligent
mit hohem fachlichem Konnen, durch engere Verbindung zwischen Wissenschaft
and Praxis, durch hochstmogliche Ergebnisse in Lehre and Forschung and deren
schnelle Anwendung in der Praxis.
(prof. Dr. G. Rienacker auf der IV. Vollversammlung der WFW)
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1. September 1856: StartschuB zum 1. Betriebssportfest
In diesem Jahre war es endlich soweit: Das 1. Betriebssportfest unse-
rer Akademie konnte stattfinden. Gleich zu Anfang sei hervorgehoben,
daB das Fest ein voller sportlicher Erfolg wurde. Nichtsdestoweniger
gab es Schwierigkeiten, Unzulanglichkeiten and Betriabnisse.
Leider ist den gesellschaftlichen Organisationen in den meisten Ein-
richtungen and Instituter unserer Akademie fiat ihre Unterstiitzung an
dieser Stelle kein Dank zu sager. Fast nut die Betriebsgewerkschafts-
leitung der JegerstraBe widmete rich mit Rat and Tat der Vorbereitung
unseres Sportfestes. Vielleicht ist es auf das mangelnde Interesse
der gesellschaftlichen Organisationen zuriickzufiahren, daB die Arbeits-
bereiche in der Jegerstra$e mit der groBten Anzahl der Mitarbeiter den
kleinsten Teil der Akteure "auf die Beine brachten". Erfreulicherweise
water Anteilnahme and Teilnahme in anderen Instituter viel groBer, wie
es das Beispiel des Instituts fur Strahlungsquellen and das des Ent-
wurfsburos fur Bauvorhaben zeigte. Hier beteiligte sich fast die
Helfte aller Mitarbeiter aktiv an den verschiedensten Sportarten. Yen
braucht nicht auf klassische Spartakiaden zuriickzugreifen, um each mit
unserem Sportiest zu beweisen, wie viele Freunde and Anhenger der
Sport hat. Unser Betriebssportfest lieferte schone Wettkampfe, die
in vorbildlicher sportlicher gameradschaft ausgetragen warden. Der
abendliche "Sportlerball" vereinte Tennisspieler, Weitspringer, FuB-
baller and Zuschauer in treater Runde.
Sollten wit den Sport an unserer Akademie nicht viel meter beleben?
Alle sportlich interessierten Mitarbeiter mul3ten entschlossen aus
dem Stadium der Passivitet in das der Aktivitet hinuberwechseln.
Dann wird das 2. Betriebssportfest im kommenden Jahre ein noch groBe-
rer Erfolg werden. Hier abet sei allen 1{~itarbeitern, die zum Gelingen
unseres Sportfestes beitrugen, herzlich gedankt. DaB der wertvolle
Wanderpokal, den das Presidium unserer Akademie eigens fur unser
Sportiest stiftete, mit Freude verliehen werden konnte, braucht
sicherlich nicht besonders betont zu werden.
W./F.
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N a c h r i c h t e n
Akademiemitglied Prof. Dr. H.Kienle
wurde erneut zum Prasidenten der
Heidelberger Akademie der Wissen-
schaften gewahlt.
Akademiemitglied Prof. Dr.
W. Unverzagt wurde von der
"Jysk Arkaeologisk Selskab" in
Aarhus (Danemark) zum korrespon-
dierenden Mitglied gewahlt.
Das Ministerium fur Kultur der
RSFSR ubermittelte dem Prasidium
ein Dankschreiben fur die Unter-
stiitzung bei der Herausgabe der
~ Werke S. Turgenjews.
Akademiemitglied Prof. Dr.
M. Gersch izberbrachte auf der
Hundertjahrfeier der Deutschen
Entomologischen Gesellschaft
die Grul3e des Prasidiums der
Deutschen Akademie der Wissen-
schaften zu Berlin.
Dr. G. Kneise, arztlicher Di-
rektor der Kreiakrankenanstal-
ten Gotha, wurde zum Mitglied
der Sektion Chirurgie der Deut-
schen Akademie der Wissen-
schaften zu Berlin berufen.
Mit dem Goethepreis der Stadt
Berlin wurden Akademiemitglied
Prof. Dr. H.H. Franck fiir Ver-
dienste auf volkswirtschaftli-
chem Gebiet and das korrespondie-
rende Mitglied der Akademie der
Wissenschaften zu Berlin, Prof.
Dr. H. Kraatz, fur hervorragende
Verdienste um den Wiederaufbau
der Universitatsfrauenklinik aus-
gezeichnet.
Akademiemitglied Nationalpreis-
trager Prof. Dr. G. Katsch wurde
kiirzlich in London zum Vizepra-
sidenten der Internationalen Ge-
sellschaft fur Gastroenterologie
gewahlt.
Prof. Dr. R. Mannsfeld, stell-
vertretender Leiter der China-
sammelreise des Instituts fur
Kulturpflanzenforschung Gaters-
leben (siehe Mitteilungsblatt
6/56), teilte gate Erfolge in
der wissenschaftlichen Expedi-
tionsarbeit mit. Besondere Er-
wahnung finden "der ungeheure
Aufbau sowie die rapide Ent-
wicklung in Landwirtschaft and
Industrie" in der Chinesischen
Volksrepublik. Eine ausfizhrliche
Berichterstattung nach Beendi-
gung der Chinasammelreise ist
in Aussicht gestellt.
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-39-
Mitteilung des Biaros
fur gesamtdeutsche and
Auslandsbeziehungen
Aus der Redaktionspost
"In Ausfiihrung der Pra-
sidiumsbeschliisse vom
23.12.1954 and 13.9.1955
gibt das Buro fur gesamt-
deutsche and Auslandsbe-
ziehungen ureter Hinweis
auf das Rundschreiben
Nr. 11'/55 vom 10.2.1955
bekannt, daB der Beitritt
zu internationalen Organi-
sationen sowie zu Organi-
sationen, die ihren Sitz
in Westdeutschland haben,
vom Prasidium genehmigt
werden muB.
Die Zustimmung des Pra-
sidiums ist ebenfalls fur
den AbschluB von Verein-
barungen erforderlich, die
Verpflichtungen oder For-
derungen in auslandischer
Wahrung, in Wahrung der
Bank Deutacher Lander oder
in DM der Deutschen Noten-
bank zur Folge haben (VO
vom 17.7.19,52 fiber die
Aufstellung von Valutpla-
nen, GB1. Nr. 100).
Entsprechende Antrage sired
fiber das Buro fur gesamt-
deutsche and Auslandsbe-
ziehungen, Berlin W 8,
Jagerstr. 22/23, an das
Prasidium der DAdW zu
richten."
Die Akademie-Bibliothek halt
es fiat richtig, bekanntzu-
geben, daB erstmalig ein Insti-
tut ohne besondere Aufforderung
einen Tei1 der ihm fiat 1956 zu-
geteilten Kontingentmittel fur
Literatur sus VPestdeutschland
and dem kapitalistischen Aus-
land wegen voraussichtlicher
Nichtausnutzung rechtzeiti~
wieder zur Verfiigung gestellt
hat. Diese Mittel konnen nunmehr
an anderen Stellen, wo dringen-
der Mehrbedarf vorlag, noch
wertvoll ausgenutzt werden.
D~.eser Hinweis erscheint such
deshalb notwendig, Weil mehr-
fach andere Institute wesent-
lich hohere Mittel anforderten,
als schlieBlich verwendet worden
sired. In dem oben angegebenen
Fall handelt es sick um das
"Institut fur Technolo~ie der
Fasern", Dresden, das such
sorest bei der Auswahl der von
ihm bestellten Literatur die
unbedingte Notwendigkeit der
Anschaffung besonders sorg-
faltig pruft.
Dr. J. Eichhorn
stellvertretender Direktor
der Akademie-Bibliothek
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9PEAC$FJ1 UHD LITBRATDR
darks Goethss
eraff uageg.v-3. D6.Akad.d.plee.a.Berlin
untar der Laitung von Proi. Dr. Brnat (icumach
Die Gseamt- uad ffinzeldruoks von Goothee Werkea
unge an
Bearbeiter des Bendees Dr. Waltraud Hagen
1956. %V, 154 S. - gr. 8? - Oenzleinen Dli 20,--
Goedeukae$e GrundriB our Geschiohte der dentaohea
14F-diII-Qusilen
Zweite, gene aeu bearbeitete Auilage
Herauegeg.v.d.Dt.Akad.d.Wiee,z.Berlin
uater der Leitung von Prof.Dr. Leopold Hegon
Rsdaktions Drw Herbert Jaoob
Plsraehntsr Bands Vom Frieden 1915 bie zur
Tr a eo sa avo u own IBS~-
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Ia Arbsitegemainaohaft mit dam Verleg
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1956. 320 S. - gr. 8? - DY 40,-
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t)bersetat and erlHuterL von Prof. Dr. Rudolf Helm
(Sohriften and Quellwgoer lei ~~ ~ 121)
1956, a, 376 s. - Br.
Die Gedlohts Heinrioha des Teichnsra
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Herauageg. von Prof. Dr, Heinrich A1ewiShaer
(Deutsche Tsxte dse Yittalaltere)
1956. VI, 462 S. - 3 einfarb, gunatdruoktaf. -
gr. So - IDS 59,-
Wielanda Geaammelte Sohriiten
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elands arks
we wens geter Bands Berioht des Herauegebere
1956. aYI, 150 3. - gr. 8? - DY 29,-
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ttieohe Feete
near ar er sohdruok der 1932 im Verlag Heinrioh
%e11er, Berlin herauegegebenen Ausgabe
In Arbeitageme~.naohait mit der Wleaenachaftlichsa
Buohgaeelleohait e.V., Darmstadt
1956, 267 9. - 40 Tai. - 1 ffinaohlagtai. - gr, 80 -
Ganzleiaea DY 25,-
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VortrM a der des ueachueaea der ZAIIN itlr
r a e orao
o~ er a er a sohrift fUr Mathematik and Yeohanik
Horauegegebea von Prof. Dr. Fr. A. Rlllere
1956, 56 9. - 35 Abb. - 40 - DY 5,--
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E. GILDB118IST88/FH. HOFFYANH
Die Mtharieohen ale
er e v Ilig neu~earbeitets Auflage herauegegeben von
Prof. Dr, Wilhelm Treibs
Bend Is 1956. %%III, 500 S. - 80 Abb. - 2 Aneaohlag-
taf. - 40 Tab. - gr. 80 - Genzleinen DY 33,50
(Bei Stilbekriptionabeetellnngen, die bie atm
15.9.1956 von der Deutaohen Poat abgeetempelt
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Chemieohes Zentralblatt 3achre star 1 - Teil I
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1956. 816 S. - gr, 8 - DY 56,-
(Der Preis umfa0t den Teil I and II)
l~raoxoLOGls
Dr. LUDWIG BZIHt~
C%1FPernemufangebeobachtung_en
7. s~re"'~e~ a eorologie and Punlctechnik
Die alb- and oeteeeelavieonen Ortanamen (9bhaadlg.d.l[et.n.Hydrol.Dienetes d. DDH, Heft 35)
e : R e er 1956. 68 3. - 36 Abb. - 40 - DY 12,50
Im Inatitut YCr 9lawietik d.Dt.Akad.d.Wlee.z.Berlin
bsarbsitst von Hermann Schell Dr. MARTIN TEICH
(Abhandlg.d,Dt.Akad.d.lPiee,z.Berlin, %lasae f. Beltran sum Problem der s118emeinen Zirkulation ins-
3praohen, Lit. u. %unat, Jg.,o953~Heft 7) s eo~n~~po~ a eo en o0 oF8e6i~'e
W03SIDL0-TECCHffiiT
Meoklenburgisohea Wtirterbuoh
Tm rage .d.Wiee.z.Berlin aue den
~naungen bearobeitetoeuad herau~egegeben~oa~ g
Prof. Dr. Hermann Teuchert - 14. Lieierung -
In prbeitagemeineohaft mlt dam 8arl-Waohholtz-
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Dr. EWALD 9CHOLDT
Die elawieoha %eramik in Meokleabur
en on or- u, geachichte
d.Dt. Akad.d.Wies,a.Berlln)
%9unatdrucktaf.5~53bAbbu~auY 18nLio~htdruaktat6 -
1 Aueachlagtaf. - 1 1bb. 1. Text - 14 3. Tab. -
40 - DM 44,-
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~,~e a er- - Did 3,50
BFRGBAII UND g()TTENWESEN
Fraiber er Foreoh heft A : enneeoYitechni_
c e ae eo er -
a ee oovem er 1955 in Freiberg
(Fraibergsr Fbrachungehefte Reihe A)
1956.172 3. - 87 Abb. - 21 ~fab. - gr.8o - DM 12,50
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Prof. Dr. FHISDRICH B-ETHGEN
Monsmenta Germania Aistorica
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(gitzungsber.d.Dt.Akad.d.yllee.a.Berlin, %laeae i.
Wirtachehftswleesansohaften~JBahrg? 1956,aHeftdl)
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1956. 58 S. - 76 Abb, auf 20 zweifarb.bedr. Offeettal. -
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Dr, WsHAB@ scaWAN
Die Fraakemsgldsr arsons
a g, a as.z.Berlin, %laeae f. Math em,
u.allgem.Naturwias. Jahrg. 1954t Heft 6, zugl.
Abhandlg, sur Gsotefctonik, Nr. 9l
1956. 80 S. - 125 Abb, auf 43 %unetdrucktaf. - 10 mehr-
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Prof. Dr. EARL %EIL
Dis Genesis der Blei-Zinkerzla eratgtten von Ober-
sc es ea - rnq as - a en
e e our Zeitachrift "Geplogie", Heit 15)
1956. 63 3. - 27 Abb. - gr. Bo - DY 4,80
A3TRONOMIB
Prof. Dr. JOSEPH M80RBR3
~etro.~ misohe Hie eriman~te
mns ~mlung- un3 sin kritiecher Uberbliok
(9cieatia Aetronomioa Band III)
1956. VIII, 79 S. - 1b0 Abb, auf 20 einfarb. %nnat-
druoktaf. - 9 Tab. - Sr? 80 - Ganaleinen IDS 14,50
GEODiS3IE
Prot. D^. OSSAR NIEMCZY%/Dr. OTTO HAIBACH
BergroEtnniechea Vermaseunesweaen
n uch~ee~ar ec a eweaena
Band II: Daratellungea Grundlagen
1956, aII, 772 0._ da #leinen rx 60 achlagtaf. -
47 Taf. - gr. e
Dr. %URT ARNOLD
Beitr a sur avimetriechen Geodgaie
e1. en g, ec en s .Akad.d.Wise.a.
Berlin Potsdam, Heft 11) o
1956. ~0 S. - 8 Abb. - 2 Tab. - 4 -IDS 6,-
LAND- UHD FORSTWIRT3CHAFT
Prof. Dr, EILHARD ALFRED MITSCHE&LICH
tr~ega e~eetz~e - Sammelband
'TE VIZI, 75 3. - 11oAbb., lgv&'oechbb~auf~unet-
drucktaf. - 3 Tab, - 8 Eog
AEDE PROSPE%T8 LIEGEN VOR:
: e egaro s o fbewirtechaftung 1914-1918
~enete des deutechen Monopolkapitale"
WSiSARGs "Ackerunkrguter"
$IT9C$BIiLICH: "Brtragageeetza"
"Zeitachrift fUr 3lawietik" uad "Pbrtechritte der Phyeik"
Bsatel~u~en~Rli~eregAnaohrift eprbetan the
Berlin W 8Y phrea tr a39,ATelefona 20 03 86
Herausgeb er: Pressestelle (Dr. il. Nittbrodt, Dr. G.Auilcen, Chr. Stempel),
Deutsche Akademie der tli ssen schaf ten zu Heriin,
Berlin A 8, Jegerstr. 22/23
Korrektor: E. Neumann
Verlag: Akademie-Verlag G.m.b.H., Berlin W B, MohrenstraBe 39,
Fernnif 20 03 86, Post acheckkonto Berlin 35021
Das Mittai.lungsblatt eracheint m natlich and wird kostenloa an die
Mitarbeiter der Akademia abgegeben. Ein Vertriab uber den Buchhendel
erfolgt nicht.
Llzenz-Nr.: 1244
Cesamtherstellung: Druckerei "Thomas Mtintzer ~~, Langensalze.
Es wird gebeten, Beitrsge, Vorschlage, AKinsche and Kri tiken an die
Deutsche Akademie der NissanschaStan zu Berlin, Berlin 'a B, Jager-
stra0e 22/23, Pressestelle, Farnruf 20 04 81, App. 548, zu richten.
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MITTEILUNGSBLATT
FAR DIE MITARBEITER
DER DEUTSCHEN AKADEMIE DER WI55ENSCHAFTEN ZU BERLIN
2. Jahrgang September 1956
E r k l a r u n g
des PrKsidiums der Deutschen Akademie der Wissenschaften zu Berlin
Heft 9
Die Lebensbedingungen der Milker and deren gegenseitige Beziehungen
werden in der neuesten Zeit durch die Ergebnisse wissenschaftlich-
technischer Arbeit in immer stLarkerem MaBe beeinfluBt. Es ist daher ver-
stsndlich and zu begriiBen, daB in der ganzen Welt die Zahl derjenigen
Wissenschaftler wdchst, die fiber ihr enges Fachgebiet hinaus zu den Aus-
wirkungen der Forschung auf die,menschliche Gesellschaft Stellung nehmen
mit dam Ziel, die Erhaltung der Msnschheit zu sichern, ihre Hoherentwick-
lung zu fsrdern and die Mi3glichkeit einer ells Vdlker bedrohenden Kata-
strophe auszuschlieBen.
Mit hohem VerantwortungsbewuBtsein haben daher such in beiden Teilen
Dsutschlande namhafte W~ssenschaftler eindringlich gefordert, die frisd-
liche Nt~tzung der ungeheuren Energie der Kernprozesse durch internationals
Vereinbarungen, die nicht mit militarischen Abmachungen gekoppelt sind,
zum Wohle der gesamten Menschheit zu sichern and zugleich die gefahr-
drohendsn Versuche mit Kernwaffen alley Art einzustellen.
Das Priisidium der Deutschen Akademie der Wissenschaften zu Berlin
betrachtst die Vsrwirklichung dieser Forderung als sin dringendes Gebot
der Stunde. Es kann mit Genugtuung festgestellt werden, daB die zwischen
der Deutschen Demokratischen Republik and der Sowjetunion ktirzlich erfolg-
reich durchgsitihrten Verhandlungsn in diesem Sinne zu bewerten sind.
gez. Max Volmsr
Prksident
gez. Hans Ertel gez. Wolfgang Steinitz
YizeprKsident gez. Walter Friedrich VizeprKsident
ViaeprNsident
gez. Hans Wittbrodt
Wissenschaitlicher Direktor
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Dr. Gisela Schne idewind,
wissenschaftliche Assistentin
am Institut fur Deutsche Volkskunde
Dem .tJehrer Theodor Frings zum 7Oten Geburtstag
Am 23. 7. 1956 wurdigte die Welt Leben and Werk des Forschers and
Lehrers, Nationalpreistragers and Tragers des Vaterlandischen
Verdienstordens, Professor Dr. Dr. hc. Theodor F rings .
Die Deutsche Akademie der Wissenschaften konnte den neuen Lebens-
abschnitt des 7Ojahrigen Jubilars nicht besser beginnen als mit
einer internationalen Arbeitstagung, in deren Mittelpunkt die
Forschungsaufgaben der ureter Leitung von Theodor Frings arbei-
tenden sprach- and literaturwissenschaftlichen Institute standen.
Diese Zeilen wollen sick nicht einreihen in die zahlreichen
Gratulationen and Wizrdigungen des Geburtstages, die in Wort and
Schrift den Lebens- and wissenscha.ftlichen Werdegang des Meisters
der Germanistik, des Lehrers and Erziehers der akademischen
Jugend schildern. Wir, die jungste Generation seiner Schuler,
wollen heute unserem verehrten Lehrer nur Dank sagen fur ein
Leben voll padagogischer Miihe and Hingabe an Generationen junger
Studenten. Wir mochten auch nicht bei der Aufzahlung hervorragen-
der Eigenschaften des Jubilars verweilen, sondern einmal ein
wenig "aus der Schule" plaudern, aus der "Leipziger Schule",
woher ein grol3er Teil der Mitarbeiter and Assistenten der
geisteswissenschaftlichen Institute der DAW kommen. Sie verdanken
Professor Frings eine international anerkannte gri9ndliche, um-
fassende and auch wieder spezielle Ausbildung in den linguisti-
schen Zweigen der Germanistik and der alteren deutschen Literatur.
Seine Schuler Koren and horten nicht nur bei einer groBen Per-
sonlichkeit, in der sick Wissenschaftler and Mensch in Harmonie
vereinen, sie haben auch das groBe Gluck, bei Aufgeschlossenheit
and Interesse von dieser Personlichkeit in ihren Studien gelenkt
and betreut zu werden. - In einem der zahlreichen Ruckblicke auf
das Leben des Gelehrten and Lehrenden spricht der Verfasser von
dem grot3en Anreger, der Professor Frings in seinen Vorlesungen ist,
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von der Weite des Blickfeldes, Bas sick dem aufinerkenden Horer offset.
Das Feld breitet sieh zur Welt in den Seminaren and ttbungen des
~eisters. Sie sired Magnet fur altere and jungste Schuler, fur
wissenschaftliche Assistenten and langst selbst im padagogischen
Dienst Stehende, so daB die Zahl der Gaste oft die der Pflicht-
teilnehmer uberwiegt. Bietet dock eine Seite aus dem mhd. Spiel-
mannsepos vom Konig Rother bei der Interpretation Burch Theodor
Fringe einen Aufril3 der gesamten germanistischen Forschung auf
diesem Gebiet. Aus jahrelanger Beschaftigung mit dem Gegenstand
der Seminararbeit offset sieh dem Lernbegierigen ein wahrer
Wunderkasten germanistischer Schatze, sei es in der exakten
lautlich-mundartlichen Bestimmung eines Wortes, in der Erklarung
seiner besonderen Form, in der Erforschung von Quelle, Ent-
stehungsort and -zeit des Denlonals oder in den treffenden and
geistreichen Erlauterungen von Inhalt and Situation. Neben dieser
nicht hock genug einzuschatzenden Wissensbereicherung des
Lernenden hat dieser selbst innerhalb der sprach- and literatur-
wissenschaftlichen Seminare and tlbungen naturlich ein reiches Be-
tatigungsfeld fur eigene Arbeit in Referaten and Textinterpre-
tationen. Professor Dr. Theodor Frings ist bei aller so haufig
and mit Recht erwahnten Tolerant, Aufgeschlossenheit and .Aver-
kennung gegeniiber jeder grundlich fundierten Meinung ein "stren-
ger Lehrer", der kein Schwimmen and keine Oberflachlichkeit
duldet, auch and gerade wean die vertretene Auffassung seinem
wissenachaftlichen Standpunkt entgegengesetzt ist. Das ist
eines der Charakteristika der Leipziger Germanistenachule, daB
sie Niveau halt. Professor Frings kommt sogenannten Bildungs-
liicken nicht entgegen, er verlangt von den Teilnehmern seiner
Seminare einen bestimmten Stand in Wissen and Konnen, and wer
Burch diese Schule gegangen ist, hat ein fester Vorbild fur
die eigene Erziehungsarbeit and weiB, da$ der Lehrende rear
Burch Anleitung and Hilfe in der Methode der Wissenserarbeitung,
niemals aber Burch Hinabsteigen zum verschiedenartigen Wissens-
stand der Lernenden bilden kann.
Von Henn Professor Frings im Staatsexamen gepruft zu werden,
'kann sieh der Kandidat zur Ehre anrechne~i. Es bedeutet eigent-
lich schon die erste Bute Note, bedeutet, daB sein Be~auhen and
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seine Studienleistung gesehen and anerkannt wurden. Nicht
selten geht die Betreuung Burch den Fachprofessor noch izber den
eigentlichen HochschulabschluB hinaus: Beobachtung~und ausge-
zeichnete ~enschenkenntnis habeas den Lehrer langat Leistung
and Fahigkeit des Studierenden einschatzen lassen, so daB ein
Vorschlag zur Berufswahl oder oftmals eine etwas gewaltsame Hin-
lenkung auf einen zukunftigen Arbeitsbereich den Betroffenen
verwundert and iiberrascht, wean er sich beraten laBt, jedoch
nur Erkenntnis des klugen Rates and Dankbarkeit hervorrufen kann.
"Es tut mir leid, ja oftmals geradezu weh, wenn ich meine Schuler
im Leben - gegen meinen Rat - an falscher Stelle in einem ihren
Fahigkeiten and Anlagen nicht entsprechenden Wirkungskreis sehe",
sagt er den von ihm betreuten wissenschaftlichen Aspiranten.
So ist der 7Ojahrige Jubilar, trotz seiner ungeheuer vielsei-
tigen Pflichten, wens es not tut, immer wieder um den einzelnen
Menschen besorgt. Oft ist es nicht leicht, aus diesem Arbeits-
kreis heraus - als Prasident der Sachsischen Akademie der Wissen-
schaften, als Leiter des Instituts fur deutsche Sprache and
Literatur an der DAW, als Direktor des Germanistischen Instituts
der Karl-Briarx-Universitat Leipzig, als Mitglied des wissenschaft-
lichen Senats im Volksbildungsministerium, um nur einige Auf-
gaben zu nennen - sein Augenmerk auf den besonderen and dringenden
Notfall zu lenken. Wer aber den Mut besitzt, diesen Wall von
Arbeit and Pflicht von sich aus zu durchdringen, findet in per-
sonlicher Aussprache stets ein offenes Ohr and Hilfe, trotz der
Arbeitsuberlastung des Helfenden. DaB Professor Frings in je-
dem Falle nur die Notlage des Menschen and Schulers, ganz gleich,
welcher Weltanschauung and politischen Bekenntnisses, sieht, gibt
dem Bittenden Vertrauen and Sicherheit. Offenheit and Loyalitat
gegeniiber Politik and MaBnahmen unserer Regierung verstarkt die
Atmosphare.des Vertrauens, um so mehr, als Prof. Dr. Frings fest
bleibt, wenn es gilt, seinerseita MaBnahmen, die aus eigener
langjahriger Erfahrung in Forschung and Lehre erwachsen sind~
gegen Burokratismus and schwierige Einsicht durchzusetzen.
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Theodor Fringe setzt sich immer erneut and mit erstaunlicher
Elastizitat and Ausdauer, trotz oftmals groBter Widerstande
and Enttauschungen fur einen realisierbaren Hochschul-Lehrplan
im Tnteresse der Wissenschaft, vor allem aber im Interesse
der Studierenden sire. Wenn das germanistische Staatsexamen Leipzigs
heute iiberall in Deutschland and in der Welt geschatzt and anerkannt
wind, so ist das nicht zuletzt das Verdienst der Bemuhungen des
Seniors der Germanistik auf dem Gebiet der Ordnung des Hoch-
schullebens.
Wer nun glaubt, daB ells Universitatsveranstaltungen des verehrten
Meisters nur schwitzende Jiinger der Wissenschaft mit todernsten
rauchenden Kopfen zeigen, kennt nicht Genie and Charms des groBen
Padagogen and Rhetorikers. Professor Dr. Theodor Frin.gs ist selbst
Jung ureter Jungen. Herz and Humor machen Vorlesung and Seminar
nicht nur zu einem unvergeBlichen Bildungserlebnis, sie gestatten
auch dem im akademischen Betrieb leider so oft verbannten Frohsir~
in Horsaal and Arbeitsraum einzuziehen.
Seit dem Jahre 1911 ist Theodor Fringe Lehrer aus Passion. In seiner
Person verkorpert sick die Erkenntnis, daB ells Wissenschaft nur
dann einen Sinn and Zweck erfia.llt, wenn sie dem Leben nutzbar ge-
macht wird. Die Erforschung der deutschen Sprache and Literatur
ist nur der Boden, fruchtbar wird er ale dem Menschen vermittel-
tes gulturerbe and Bildungsgut, das ihn sick seiner selbst and
seiner menschlichen and volklichen Verpflichtung bewuBt werden
1a13t. Wie sehr dem Jubilar Wissensvermittlung and selbstlose
Weitergabe jahrzehntelanger Forschungsergebnisse an die akademische
Jugend am Herzen liegen, hat er selbst anlaBlich einer studenti-
schen Konferenz im Jahre 1951 in schlichten, den Menschen and
Wissenschaftler Frings charakterisierenden Worten ausgerufen:
"Lassen Sie mich Ihnen, der Jugend, dienen mit meiner ganzen Sraft."
Wir, seine Schuler konnen heute nur immer wieder Dank sagen and
ores muhen, dienen Dank in Leistungen zum Ausdruck zu bringers,
die einer Schule and Ausbildung durch Professor Dr. Dr. ha. Theodor
Fringe wu.rdig sired.
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Gustav H age n
wissenschaftlicher Assistant
am Institut fur deutsche Sprache and Literatur
Marx-Engels-Worterbuch
Internationale Arbeitstagung
des Instituts fur deutsche Sprache and Literatur
Aus An1aB des 70. Geburtstages von Prof. Dr. I7r. h.c. Theodor
Frings, Direktor des Instituts fii.r deutsche Sprache and Litera-
tur, der an seinem Festtag mit dem Ehrentitel "Hervorragender
Wissenschaftler des Volkes" ausgezeichnet wurde, fiihrte die
Deutsche Akademie der Wissenschaften zu Berlin vom 25. bis
28. Juli 1956 eine Internationale Arbeitstagung durch.
Es war nach 1945 die erste Zusammenkunft so zahlreicher Germa-
nisten des In- and Auslandes, die der Einladung der Akademie
and dem dringenden Wunsch des Instituts, fiber Wege and Ziele
seiner jungen Unternehmen zu diskutieren, gefolgt waren. Im
Plenarsaal batten sick neben vielen geladenen Gasten aus der
DDR 19 bekannte Wissenschaftler aus der Deutschen Bundesrepu-
blik and 30 fiihrende Germa.nisten aus folgenden Landern ver-
sammelt: Bulgarian, der CSR, Danemark, Finnland, Frankreich,
Island, den Niederlanden, Norwegen, ~Ssterreich, Rumanian, Ungarn,
der UdSSR and den USA.
Um den Charakter einer Arbeitstagung zu wahren, hatte man
bewut3t auf ausfiihrliche wissenschaftliche Vortrage verzichtet
and den Rednern der jeweils zur Debatte stehenden Unternehmen
nur eine Stunde Zeit fur eine einfiihrende Erlauterung ihrer
Arbeit gegeben. Allen Teilnehmern waren rechtzeitig Manuskripte,
Probedrucke oder Entwiirfe fiber die zu behandelnden Fragen
zugestellt worden in der Absicht, auf dieser Grundlage eine
fruchtbare Aussprache mit den beaten Fachleuten des In- and
Auslandes fuhren zu konnen. In der Tat wurde dieses Bemuhen
durch die zahlreichen, gut vorbereiteten Diskussionsbeitrage
aus berufenem Munde reichlich belohnt.
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-7-
Schon der erste Tag, in dosser Mittelpunkt das Referat von
Prof. Dr. J. Erben fiber eine neue Grammatik der deutschen Sprache
der Gegenwart stand, bewies, wie stark dieses schwierige ~.'roblem
die Beteiligten beschaftigt hatte. Zwar waren sich silo Gelehrten
dariiber einig, daB eine neue Grammatik der deutschen Sprache ge-
schrieben werden masse, loch ginger die Meinungen fiber den einzu-
schlagenden Weg nicht immer konform. Das kern bei einem so schwer-
wiegenden Thema nicht verwundern, wurde doch von alien Seiten allein
schon der Mat gelobt, den ein solches Vorhaben erfordert.
Das einleitende Referat des zweiten Arbeitstages hielt Frau Dz?.
R. Klappenbach. Sie berichtete uber die drei geplanten Ausgaben
des Worterbuchs der deutschen Sprache der Gegenwart, eine grot3e
Ausgabe von ungefahr 16 Bandon, eine kurze einbandige and eine
mittlere Ausgabe von etwa 6 Barden, an der gegenwartig gearbeitet
wird. Das allgemein rege Interesse an dem Erscheinen circa Heuer
Worterbuches, in dem der game Wortschatz des 19. and 24. Jahr-
hunderts erfaBt werden Boll, bewies allein der IImstand, daB
nicht weniger als '1~ Diskussionsredner das Wort ergriffen and
in grundlich durchdachten, fizr die weitere Arbeit auBerst wert-
vollen Beitragen ihre Ratschlage and Meinungen vortrugen. Alle
Refiner waren von der auBerordentlichen Bedeutung dieses Unter-
nehmens iiberzeugt and sprachen sich anerkennend fiber die bisher
geleistete Arbeit aus.
Angesichts der Fiille der zur Diskussion stehenden Themen
muBte der dritte Arbeitstag in die beiden Goethe Unternehmen der
Akademie - Goethe-Ausgabe and Goethe-Worterbuch - geteilt werden.
Zum ersten Thema sprach Prof. Dr. E. Grumach fiber die editori-
schen Grundsatze der Goethe-Ausgabe. Es ist der Fachwelt bekannt,
daB die beruhmte Sophienausgabe nicht mehr den heutigen wissen-
schaftlichen Anspriichen genu.gt. Daher hat die Deutsche Akademie
der Wissenschaften im Goethe-Gedenkjahr '1949 eine neue kritische
Goethe-Ausgabe ins Leber gerufen, die die.Hauptwerke des Dichters
in all ihren Entstehungsphasen Hach modernsten editorischen Prin-
zipien enthalten soli. Da silo Wissenschaftler sich fiber die Not-
wendigkeit eines solchen Vorhabens e~uig waren, warden in den Dis-
l~saionsgesprachen vorwiegend Grundfragen der Editionsmethode er-
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ortert. Immer wieder wurde besonders durch unsere auslandischen
Gaste der Wunsch Hach einem moglichst schnellen Erscheinen der so
dringend benotigten Neuausgaben zum Ausdruck gebracht.
Das Referat zum zweiten Diskussionsthema des Tages hielt
Prof. Dr.. W. Wissmann. Er erlauterte das grol3 angelegte Unter-
nehmen des Goethe-Worterbuches mit seinen vier Arbeitsstellen
Berlin, Leipzig, Hamburg and Tubingen. Jedes bei Goethe vor-
kommende Wort wird bier erfal3t and loll seater in einem groBen
Thesaurus verzeichnet werden,. Bisher wurden uber 1,8 Millionen
Belege gesammelt. Im Rahmen theses weitgespannten Vorhabens
werden gleichzeitig Spezialworterbucher fur einzelne Werke
Goethes erscheinen; so konnte u.a. bereits ein Worterbueh zum
Werther and zum Gotz von Berlichingen im Probedruck vorgelegt
werden. In der anschlieBenden fruchtbaren Aussprache - 17 Redner
meldeten sick zu Wort - farad besonderen Beifall die Anregung,
neben der Herausgabe eines vielbandigen wissenschaftlichen
Nachschlagewerks auch eine kia.rzere handliche Ausgabe zu planen,
die besonders dem Lehrer and Schuler bei der Lektiire von Goethes
Werken ale Hilfe dienen kann.
Der vierte and letzte Tag der Arbeitstagung war dem jungsten
Unternehmen des Institute fur deutsche Sprache and Literatur,
der Herausgabe einer neuen deutschen Literaturgeschichte, ge-
widmet. Prof. Dr. J. Boeckh sprach uber die methodischen Grund-
fragen des Abschnitts 1450 - 1700 theses geplanten Werkes. Er
betcnte, daB die Literatur grundsatzlich ein gesellschaftliches
Phanomen sei and daB daher die Einteilung in Literaturepochen
den gesellschaftlichen E`pochen entsprechen musse. Prof. Boeckh
trat u.a. fur die Einfuhrung Heuer Kategorien in der Literatur-
geschichte ein, da die alte Dreiteilung - Epik, Lyrik, Drama -
nicht immer eine exakte Differenzierung ermogliche. Die darauf-
folgende Diskussion liel3 erkennen, dal3 hier Hoch ein weites
Forschungsgebiet auf Durchdringung wartet and zunachst zahlreiche
literarische Grundfragen zu losen sind, bevor die Ausarbeitung
einer neuen Literaturgeschichte in Angriff genommen werden kann.
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Besonders erwahnt seien Hoch die beiden sprachwissenschaftlichen
Vortrage der Germanisten sus Leningrad and ~Ioskau, die die Arbeits-
tagung bereicherten. Am ersten Abend sprach Prof. Dr. Schirmunski
fiber "Vergleichende Phonetik der deutschen Dialekte", wahrend
Dr. ~dironow am folgenden Tag fiber "Vergleichende ~dorphologie
der deutschen Dialekte" berichtete. Edit regem Interesse folgten
die Zuhorer den Ausfiihrungen der beiden Gelehrten, die einen
anschaulichen Einblick in die grundlichen Forschungen der
sowjetischen Germanistik vermittelten. Beide Vortrage warden von
den Anwesenden mit dankbarem Beifall aufgenommen and sollen in
den Beitragen zur Geschichte der deutschen Sprache abgedruckt
werden.
Um die Wissenschaftler sus Ost and Test, ford and Sud such
personlich Haber zusammenzufuhren, hatte des Institut fur deutsche
Sprache and Literatur an einem Abend alle Gaste zu einem geselli-
gen Beisammensein geladen. Hier warden in ungezwungenen Gesprachen
alte Bekanntschaften erneuert and neue Bande gekniipft. Nian sprach
nicht nur fiber die Arbeit, sondern unterhielt sick such fiber per-
sonliche Dinge and lernte so einander besser kennen. Der Abend ver-
lief in einer wahrhaft freundschaftlichen Atmosphere, and in zahl-
reichen Trinkspriichen dankten die Gaste der Akademis fax die herz-
liche Aufnahme, die ihnen diese Tagung zu einem wirklichen Erleb-
nis werden lieB.
Fur des Institut fur deutsche Sprache and Literatur war diese
groBe Internationale Arbeitstagung von auBerordentlicher Bedeu-
tung. VVie bereits erwahnt, galt aie absichtlich nicht den alten
beruhmten Unternehmen der Akademie wie z.B. dem Grimmschen Worter-
buch, sondern den Hoch am Beginn ihrer Arbeit stehenden Abtei-
lungen. Die der Institutsarbeit gezollte Anerkennung fend ihren
Ausdruck in den abschlieBenden Dankesworten, die ein westdeutscher
and ein auslandischer Vertreter im Namen aller Teilnehmer an die
Gastgeber richteten. Zum Sch1uB der Arbeitstagung konnte der
stellvertretende Direktor des Institute and Leiter der Diskussio-
nen, Prof. Dr. W. Wissmann, feststellen, daB samtliche geplanten
Werke, die. bier zur Diskussion standen, von allen Teilnehmern,
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den deutschen sowohl als auch denen des Auslandes, aufs warmste
begriil3t wurden and dal3 Bich das Institut nit seinen jungen
Unternehmen auf fruchtbarem Boden befindet.
Aus der Arbeit der Akademie der Wissenschaften
der Rum.anischen Volksrepublik
I~inguistischer Atlas der rumanischen Sprache
Nach der Herausgabe der "Grammatik der rumanischen Sprache" and
der beiden ersten Bande des "Worterbuchs der zeitgenossischen
rumanischen literarischen Sprache " hat der Verlag der Akademie
der Rumanischen Volksrepublik vor kurzem einen linguistischen
Atlas (neue Serie, Band I) veroffentlicht, den das Sprachwissen-
schaftliche Institut in Cluj ureter I~eitung des Akademiemitglieds
Emil Petrovici (Prof. Dr. Petrovici weilte als Gast auf der inter-
nationalen Arbeitstagung unseres Akademieinstituts) ausgearbeitet
hat. Dieser Atlas umfal3t 260 Tafeln, von welchers jede das Geltungs-
bereich eines nit der Tatigkeit der Menschen von Lande verbundenen
Ausdrucks zeigt. Es handelt sick um Worter aus der Landwirtschaft,
der Mullerei, dem Gartenbau, Obstbau, Weinbau and der Imkerei. Je-
der Ausdruck wird nicht nur auf dem dako-rumanischen Gebiet, son-
dern auch in der mazedonisch-rumanischen, megleno-rumanischen and
istro-rumanischen Mundart verfolgt.
Die linguistischen Tafeln spiegeln somit das Leben der Worter,
Laute and grammatischen Formers auf einen bestimmten Gebiet and zu
einen bestimmten Zeitpunkt, den Kampf zwischen den alters and neuen
Wort, zwischen der alters and neuen grammatischen Form, zwischen der
alters and neuen Aussprache, zwischen den Neologismen and Archaismen
wider,
Nachstehend wollen wir darlegen, welchers Platz dieses Werk in der
wissenschaftlichen Erforschung der rumanischen Sprache einn:immt and
auf welche Weise es ausgearbeitet wurde.
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B. P. Hasdeu hat als erster den Versuch unternommen, linguisti-
sches Material zu sammeln. Im Jahre 1884 sandte er einen Bogen mit
204 Fragen in alle von Rumanen bewohnten Gebiete. Hasdeu hat als
einer der ersten europaischen Linguisten diese Methode angewandt.
Die eingelaufenen Antworten verwertete er im "Etymologicum Magnum
Romaniae".
Der erste sprachwissenschaftliche Atlas der rumanischen Sprache
wurde auf Grand von Rundfragen im Jahre 1909 mit Hilfe der Rumani-
schen Akademie zusammengestellt. Weigand hat das gesamte rumanische
Sprachgebiet durchstreift and in uber 700 Ortschaften die Aussprache-
weise von 114 Wortern verfolgt and auf sprachwissenschaftlichen Tafeln
festgehalten. Da sich dieser Atlas jedoch auf eine sehr geringe Worter-
zahl and lediglich auf ihren phonetischen Aspekt beschran.kte, wurde er
von den Fortschritten der geographischen Linguistik im Atlas and in den
Werken Gilli?rons bald iaberholt. Deshalb begann das ehemalige Museum
der rumanischen Sprache an der Clujer Universitat schon zum Zeitpunkt
seiner Gr~.ndung im Jahre 1920 mit den Arbeiten fur die Aufstellung
einer neuen Atlasses der rumanischen Sprache.
Der rumanische linguistische Atlas gliedert sich in zwei Teile. Der
erste umfaBt die Antworten auf 2.160 Fragen uber die wichtigsten Be-
griffe im Leben and in der Tatigkeit des Menschen (der menschliche
gorper, die Fam~.lie, die wichtigsten menschlichen Betatigungen, die
Natur us~v.), die in 301 Ortschaften gesammelt warden; der zweite
Teil enthalt die in 80 Ortschaften gesammelten Antworten auf 4.800
Fragen uber die spezielle Terminologie der verschiedenen landlichen
Beschaftigungen.
Die groBe Zahl der Fragen (6.960) and der erforschten Ortschaften
C381) ebenso die umfassende Sphare der Begriffe, auf welche sich die
Fragen bezogen haben, gaben dem rumanisehen Atlas eine breitere Basis
als die Atlantan der iabrigen romanischen Sprachen. Hier wurde nicht
nur das konkrete Bild der gesprochenen rumanischen Sprache, sondern
such das des Landlebens geboten. Selbst die Sprachen der nationalen
Minderheiten warden in die Forschungsarbeiten miteinbezogen. Um den
EinfluB des Rumanischen auf die Sprachen der Minderheiten and umge-
kehrt festzustellen, rind in je zwei doppelsprachigen Ortschaften
(ukrainischen, bulgarisehen, serbischen and deutschen) in drei
ungarischen and in einer zigeunerischen Umfragen gehalten worden.
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Vom ersten Teil des Atlasses sired zwischen 1938 - 1942 zwei
Bande erschienen, welche die erhaltenen Antworten auf Tafeln,
rechts von der betreffenden Ortschaft, aufgezeichnet hatter;
auBerdem zwei Bande, welche die linguistischen Ge,~tungsbereiche
durch Farbunterschiede verdeutlichen. Vom zweiten Teil erschien
ein Band mit den aufgezeichneten Antworten, ein Band mit Farb-
tafeln and ein Band mit Textenein verschiedenen Mundarten.
Nach einer durch den Krieg bedingten Unterbrechung'hat das
Clujer Institut fur Sprachwissenschaft mit dem jia.ngst erschie-
nenen Band die Veroffentlichung wieder aufgenommen. Urspriirig-
lich war dieses Werk in 10 Barden geplant sechs im ersten
Teil and vier im zweiten Teil. Der jiingste Band gehort zum zwei-
ten Teil. Ebenfalls vom zweiten Teil befindet sick zur Zeit ein
Band mit den aufgezeichneten Antworten and ein Band mit Farbtafeln
im Druck.
Die beiden Teile des Atlasses diirfen nicht ale verschiedenar-
tige Arbeiten angesehen werden. Sie sired ein Werk, das sick die
Widerspiegelung der rumanischen Sprachgegebenheiten ureter ihren
verschiedenen Aspekten zum Ziel gesetzt hat. Man darf nicht glau-
ben, dieser Atlas gebe ein liickenloses Bild der regionalen Mund-
arten. Dies ist praktisch unmoglich. Der Atlas verdeutlicht im
allgemeinen die Sprechweise in jeder Legend. Er dient ale Orientie-
rungspunkt fiber die Mundart einer Gebietes oder einer Ortschaft.
Vervollstandigt and vertieft wird dieses Material durch dialektale
Monographien. Gegenwartig stellen die Kollektive der Dialektologen
des Clujer and Bukarester linguistischen Institute and der sprach-
wissenschaftlichen Abteilung in Iasi solche Monographien fiber die
Mundart des Juitals, des Sebesgebietes, des Bicazgebietes and der
Crisul-Negru-Legend auf.
(aus: Agerpres, 7? Jahrgang, Nr. 18, 20. '7. 56)?
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Nooh atehen die unmittelbar and
mittelbar Beteiligten ureter dam
groBen Eindruck der internatio-
nalen Arbeitstagung unsexes Aka-
demieinstituts fiir deutsche
3prache and Literatur.
Naohdem wir dieeer Tagung im vor-
liegenden Mitteilungsblatt sine
so ausfiihrliche Berichterstattung
widmen, erscheint ea ores nioht ab-
wegig, in diesem Zusammenhang auf
die 28. Tagung des ZK der SED hin-
zuweisen. Im BeschluB dieser Ta-
gung (vardffentlicht im ND v.
31. 7. 56) words u.a. des Augen-
mark auf germanistische Problems,
insbesondere auf Fragen die Lite-
raturwiasenschaft betreffend, ge-
lenkt.
wir eraahten den BeachluB dieaer
Tagung des Zentralkomitees der
Partei der Arbeiterklasse als eo
bedeutend, daB er die Beachtung
alley (~ermanisten verdient and
die Arbeit jades einzelnen ge-
deihlich fordern keen.
Es sei der Redaktion dsahalb
gestattet, aus die$em BeschluB
zu zitieren:
"In der Kunst- and Literaturwissenschaft ist den aktuellen Problemen
and dam Schaffen der Gegenwart and der j-iangsten Vergangenheit groBere
Aufinerksamkeit zu schenken. Auch die Forschungs- and Unterrichtsarbeit
auf dam Gebiete der Germanistik an IIniversitaten and Instituters muB
wesentlich starker als bisher Fragen der deutschen Literatur des
20. Jahrhunderts beriicksichtigen, vox allem des Entstehen and die Ent-
wicklung der mit dam revolutionaren gampf der deutschen Arbeiterklasse
verbundenen Literatur, die sich zur sozialistischen Nationalliteratur
entwickelt. Gleichzeitig ist mehr des t~erk der groBen biargerlichen hu-
manistischen deutschen Schriftsteller unserer Zeit wissenschaftlich zu?
wiardigen. Griindliche IIntersuchungen fiber Verfallserscheinungen der
deutschen bizrgerlichen Literatur ureter den Bedingungen der Herrscha~t
des deutschen Imperialismus sired notwendig. In den Zeitschriften sowie
in besonderen Werken sired systematisch solche Publikationen der west-
deutschen Literatur anzuprangern, die reaktionare, menschen~eindliche
"Ideen" verbreiten.
Neben der Losung langfristiger Aufgaben, wie der Erforschung der grund-
legenden asthetischen Kategorien, sollten sich die Genossen Kiin.atler
and guest- and Literaturwissenschaftler gegenwartig besonders den
Yoraussetzungen der kiin.stlerischen Meisterschaft, den Beziehungen
zwischen Politik and Kunst and der Herausarbeitung des spezifischen
Charakters der Gattungen and Genres zuwenden."
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Dr. Heinz Michae lis
wissenschaftlicher Assistent
am Institut fur Griechisch-Romische Altertumskunde
Arbeitsgruppe fur Byzantinistik
Die Bulgarien-Exkursion der Arbeitsgruppe Byzantinistik
des Instituts fur Griechisch-Romische Altertumskunde
(Auszug aus dem von Herrn Ass. bitten gefiihrten Reisetagebuch)
Die Mitarbeiter der Arbeitsgruppe Byzantinistik unternahmen ureter
Leitung ihres Arbeitsgruppenleiters Prof. Dr. Irmscher, zugleich
Geschaftsfii.hrender Direktor des Instituts, eine 3~/2 wochentliche
Exkursion reach Bulgarien (24. 5. bis 18. 6. 1956). Ziel and Zweck
der Reise war es, einmal den Kontakt mit Wissenschaftlern der
Bulgarischen Akademie der Wissenschaften aufzunehmen, die selbst
die Byzantinistik oder angrenzende Disziplinen and Fachgebiete
vertreten, and gemeinsame Arbeiten abzusprechen, denn Bulgarien
beherbergt reiches, noch unbekanntes Material, das der ErschlieBung
wartet; zum anderen sollte den Mitarbeitern jener Bereich, der zu
den Nachfolgestaaten auf dem Boden des einstm~ligen Byzantinischen
Reiches gehort, unmittelbar nahegebracht werden, um dessen Er-
forschung bzw. Publizierung sie selbst bemuht Sind. Bulgarien bie-
tet eine reiche Hinterlassenschaft, beginnend mit Zeugnissen aus
den friihesten Zeiten menschlicher Besiedlung izberhaupt and fort-
fuhrend izber die Epochen der bulgarischen Frizhreiche bis in die
jiingste Vergangenheit. Neben dem Byzantinisten findet der Historiker,
der Archaologe and der Kirchenhistoriker vielseitiges Material; an-
grenzende Fachgebiete mogan hier unerwahnt bleiben. DaB daria.ber hir_aus
auch eine menschliche Verbindung zu den bulgarischen Fachgenossen
gesucht and glia.cklich gefunden wurde, mag abschlieBend angefuhrt wer-
den. In der Wertung indes gehort diese Tatsache an die Spitze, ist
sie dock die Basis, auf der kommende gemeinsam.e Arbeiten aufbauen
konnen und,.wie wir hoffen, erstehen werden.
Die Reisegruppe (ohne Prof. Irmscher, der infolge wichtiger Bespre-
chungen in Bukarest mit dem Flugzeug voraus flog) verliel3 Berlin am
24. 5. friih mit dem D-Zug in Richtung Prag. Der Nachmittag vermittelte
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una bei schonstem Wetter einen leider nur kurzen, aber dennoch nach-
haltigen Eindruck vom "goldenen Prag". Wir durchschritten die Hofe,
Sale and Kirchen auf dem Hradschin, sateen die alien Gal3chen and die
Adelspalaste and blickten vom Petrin, einer beherrschenden Hohe ober-
halb Praga, hinab auf die Stadt auf beid.en Ufern der Moldau nit ihren
Kirchen, ihren Kuppeln and dem pulsierenden Leben in allen StraBen.
Nach einer Nachtfahrt erreichten wir am 25. fruh Bratislava (= Press-
burg). Die Burg aber der Stadt, der traditionsreiche Martinsdom, die
Kronungsntatte der Habsburger zu Konigen von Ungarn, seien ale die
Hauptpunkte der Sehenswiirdigkeiten angefiahrt. Am Spatnachmittag tragt
arse der Hach Sofia fahrende Zug bereits der ungarischen Grenze ent-
gegen. Von weitem erkennt man den Dom des alters ungariachen Erzbistums
Eatergom (: Gran); rechta achimmern die Aunlaufer des Balcony-Walden,
zur I~i.nken zeiehnen sick die des Matra-Gebirges gegen den allmahlich
aufkommenden Abendhimmel ab. Wahrend der Nacht geht ea ohne langeren
Aufenthalt fiber Budapest Burch die Weiten der Puszta auf die rumanische
Grenze zu. Weiter geht die Fahrt Hach Siebenbiirgen hinein, Burch die
Tranasylvan.ischen Allen (a Siidkarpaten) hinab in die Ebene der Grof3en
Walachei and waiter fiber Bukarest zur bulgarischen Grenze. Am Mittag
des 2~. 5. treffen wir, nachdem die Stara Planing (~ Balkan) iiber-
quert wurde, in Sofia ein. Am BaYuihof empfangt arse eine groAe Abord-
nung der Bulgarischen Akademie der Wissenschaften nit ausgesprochener
Herzlichkeit and geleitet unn in unser Hotel. Noch am Nachmittag er-
reichen wir ein erstes Besichtigungsziel: die vegan ihrer Fresken be-
riihmte Kirche von Boiana, ein kleiner Flecken zu Fiil3en des Sofia be-
herrachenden Witoscha-Gebirges. Der Bau gehort zu den schonsten Zeug-
nissen byzantinischen and zugleich bulgarischen Kirchenbaues, die
alteaten Mauerreate gehoren ins 11. Jahrhundert. Die Innenmalereien
zeigen eine eigene Abwan.dlung des byzantinischen Vorbildes in ihren
figiirlichen Ausdruck. Die folgenden Tage bringers eine Reihe Besichti-
gwlgen von Einrichtungen der Akademie, so Bas National-Museums, des
Historischen Instituts, des Archaologischen Institute; ferner der
Kunstgalerie u.a.m., darunter such die Alexander-Nevski-Kathedrale.
Erate wissennchaftliche Diskusnionen ergeben aich, and damn ist eine
fruchtbare Ausgangsp?aition fias die nun beginnende eigentliche Ex-
kursion gewonnen. Allen wind verschont Burch die ausgesprochen giinatige
Witterang, ein fast wolkenloser Himmel erstrahlt Peden Tag fiber Sofia
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and dieses Wetter begleitet uns bis zum letzten Tag.
Die Fahrt ins Inhere Bulgarians beginnt am 30. 5. 1956. Per Eisenbahn
erreichen wir Widin, einer Donauhafen, ca. 1?5 km Luftlinie nordwest-
lich Sofia. Die alte, am Stadtrand gelegene Zitadelle steht auf histo-
rischem Boden. Hier soli das romische Bononia gelegen haben; lateini-
sche Inschriften sired haute Hoch im Mauerwerk des gastells zu finder.
Die Festung hat fur die bulgarische, byzantinische and ungarische Ge-
schichte auBergewohnliche Bedeutung. Hier residierte einer der letzten
bulgarischen Zaren, Iwan Strazimir, aus der Schischmaniden-Dynastie
(1365 - 96). Bis ins vergangene Jahrhundert war das Fort ein wic2itiger
tiirkischer Stu.tzpunkt. Aus der Zeit der tii.rkischen Besetzung zeugen
haute Hoch die zahlreichen Moscheen im ganzen Lande. Wie ehedem ruff
der Muezzin zu den vorgeschriebenen Zeiten vom Minarett herab die Ge-
betsstunden aus, wahrend Bich im Innern der Moschee die glaubigen Moham-
medaner zusammenfinden. ~"brigens erlebte die Arbeitsgruppe in
Kolarowgrad (-Schuman) im Innern einer fiber 200 Jahre alter Moschee
ein solches Stundengebet mit. Am Abend entfiihrt uns ein Donaudampfer
auf drei Tage zu einer einzigartigen Fahrt in ostwartige Richtung.
Drei Tage lang gleiten auf beiden Seiten die Ufer der Donau ~*orbei
mit ihren weft vorgelagerten Busch- and Sumpfstreifen, den kleinen
Orten auf dam aufsteigenden Ufer auf der siidlichen bulgarischen Seite
and den weiten flachen Wiesen auf rumanischem Gebiet, wo sich nur
selten eine kleine Siedlung erkennen lal3t. Die Zeit fallen Berichte
unserer bulgarischen Begleiter fiber historische and ethnologische Pro-
bleme, bietet dock die Fahrt ununterbrochen Hinweise auf die Vergangen-
heit: Ober auf dam Grati der Berge auf bulgarischer Seite verlief z. T.
der romische Limes. Ruinenreste romischer Lager haben sich erhalten;
an einzelnen Steller wurde schon gegraben, um naheren AufschluB zu ge-
w:innen. Oft verweisen Hoch die Stadtnamen auf die romische Anlage, die
fruhen Vorlaufer in der einstigen romischer Provinz Moesia inferior.
So demonstriert sich auf Schritt and Tritt sozusagen die Vergangenheit
and regt an zum Gedankenaustausch! Die erste groBe auch haute bedeut-
same Stadt, die wir betreten, ist Russe, einst romischer Flottenstiitz-
punkt and Garrison eines Teiles der 1. Legio italica. Die Zeitlaufe
brachten dam Ort ein wechselvolles Geschick, umkampft, zerstort, w:ieder
erbaut, erneut Festung, Residenz des Gouverneurs wahrend der Turkokra-
tie; zeitweilig groBer an Einwohnern als Sofia, haute bedeutsames In-
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dustriezentrum. In Silistra, der nachsten Station unserer Flul3reise,
finden wir ein romisches Grab aus dam 4. Jahrhundert n. Chr, mit
auBerordentlich gut erhaltenen V~landmalereien vor. Noch einmal kehren
wir zuruck nach Russe, dean von bier geht es nun per Auto nach Pliska,
der altesten Hauptstadt des 1. bulgarischen Reiches (680 bis 972).
Wir sired jetzt in Nordost-Bulgarian, ein Gebiet, das stark turkisch
durchsetzt ist. ~berall auf den Feldern sieht man bei den Mannern den
Fez bzw. den Turban, wahrend die Frauen Pluderhosen and Kopfumhang
tragen (der Schleier ist allerdings schon Befallen). Wir besichtigen
die ~t)berreste der beiden Palaste der Stadt sowie die imposanten Uber-
bleibsel der einstigen Basilika; unsere bulgarischen Begleiter er-
klaren dabei Einzelheiten der alten Stadtanlage. Waiter geht es zum
"Reiter von Madara", einem langumstrittenen Felsrelief, das den Bul-
garenzar Terwel C701 - 18) in Triumphaldarstellung zeigt. Die nahere
and weitere Umgebung bietet noch eine Fizlle von Sehenswertem. In die
steilen Felswande Sind Locher geschlagen, einstmals die unzuganglichen
Behausungen weltscheuer Eremiten, kleine Zocher am Fui3e des Felsens
dienten als Balkenauflage fur fruhe menschliche Siedlungen. Eire tiefer
Steinbehalter, eine Art Fruchtsilo, die Reste einer Trappe zum Kastell
auf der Hohe des Felsens, Uberreste eines Heiligtums fur die Nymphen
and Herakles zeugen fur die romisehe Zeit. Eine kleine auch nur noch
in Resten erhaltene Felsenkirche entstammt dam byzantinischen ~dittel-
alter. So spannt rich Kier an einem Ort ein waiter Bogen, angefangen
mit den altesten geschichtlichen Spuren and hinizbergreifend fiber Jahr-
tausende bis in die byzantinische Zeit. rreslaw, die zweite Hauptstadt
des ersten Bulgarenreiches, ist mit ihrer Hinterlassenschaft an Ya-
lasten and Kirchen, darunter die beruhmte "goldene Kirche" Simeons
(893 927), ein weiteres Ziel. Das Museum birgt eine stattliche An-
zahl steinerner Dokumente sowie zwei Fragmente mit protobulgarischen
Inschriften - die ein~igen epigraphischen Zeugnisse fur das Proto-
bulgarische! Ein weiterer Ort mit reichen Funden: Tirnowo an der
Jantra in einem romantischen Gebirgstal, durch das sick der FluI3 in
vielen kleinen Windungen schlangelt. Die Stadt war Residenz wahrend
des 2. Bulgarenreiches (1187 - 1393). Neben einer verfallenen Moschee
liegen die Reste des alten Zarenpalastes, als Baumaterial warden zuni
Tail Steine aus dam nahen Nicopolia ad Z strum verbaut, das Trajan im
Jahre 102 nach seinem Sieg caber die Dakar griindete. Thronsaal, Hof-
kirche, Selterei u~d Wirtschaftsraume sired noch erkennbar. Vieles, was
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der Ort birgt, muB bier wie auch bei der Erwahnung anderer Orte aus
Ra-7mma~rgel unerwahnt bleiben. Genannt sei nur noch der sog. Balduin-
Turm, in dem Balduin Graf von Flandern, der lateinische Kaiser von
Konstantinopel, 1204 - 05 gefangen gehalten sein coll. Auch hier wie-
der and wieder stumme and doch so beredt sprechende Zeugen einer
grol3en and bewegten Vergangenheit. In Kasanlyk, einer der nachsten
Stationer, erwartet and das Grab eines thrakischen Fiirsten aus dem
4. Jahrhundert v. Chr.; vor dem Grab die Reste eines gleichfalls iaber-
kuppelten tiirkischen Grabes. Das Stadtmuseum beinhaltet wieder statt-
liche Schatze: fruhe Steinidole, Miinzen von der Thraker- bis zur Tiir-
kenzeit u.a.m..Das romische Trimontium "Drei-Hu.gelstadt", das heutige
Plowdiw (=Philippopel) im Siiden des Zandes bietet wieder romisches
Erbe: Ureter einer Schule finder sick Reste eines Bades, ureter einem
kleinen See stieB man auf die ~'berbleibsel einer romischen Wasserlei-
tung; aber weft friihere Zeugen lassen sich aufweisen: Reste einer Sied-
lung aus dem 3. Jahrtausend v. Chr. belegen, daB Plowdiw schon in
prahistorischer Zeit ein besiedelter Platz war. Im Museum der Stadt
der beriihmte thrakische Goldschmuck von Panagjurischte neben griechi-
schen Hydren, Amphoren and Krateren. Neue Eindriicke vermittelte der
Kii.stenstreifen am Schwarzen Meer. Per Flugzeug erreichen wir Burgas.
Das Museum beherbergt eine Reihe von Funden aus den nahen Griechen-
stadten Apollonia (=Sosopol), Anchialos (=Pomorie) and Mesembria
(=Nesseber). Besonders eindringlich and unvergel3lich wird der Besuch
Nessebers: Auf einer kleinen Halbinsel, zuganglich Burch eine schmale
Zufahrtsstral3e, liegt umbrandet von den Fluter des Pontus Elzxeinus ein
kleines romantisches Fischerdorf', der Nachfolger der einet bluhenden
Siedlung. 43 Kircheh sollen hier in byzantinischer Zeit and spacer ge-
standen habeas; ihre Bauzeit liegt zwischen dem 10. bis 18. Jahrhundert.
Heute steht nur noch ein kleiner Teil. Von dem groBeren Teil sprechen
lediglich die Grundmauern and die teils stehenden Aul3enwande. Sach-
kundige Hand sucht heute zu erhalten, was Jahrhunderte zerstort habeas.
Reste von Ikonostasen,. Heiligenbilder, polichrome Gestaltung der
AuBenwande, verwischte Reste der einst reichen Innenmalerei and wert-
volle Kapitelle mit teils antikem, teils orientalischem Charakter, mit
I,owen- and Greifenkopfen, mit vegetabilem Ornament finders sich noch
in reicher Zahl. Die Grundrisse lassen machtige Kirchenbauten mit brei-
ten Apsiden vermuten, die Wande and Kuppeln zeugen fur die aul3ere Pracht
and Hohe der Bauten, die ein kanonisch festgelegter Bilderzyklus im
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im Inners ziert. Der Flug nach Stalin (=Varna) ndl. Burgas bildet
die letzte groBe Station vor dem Heimflug nach Sofia. Reiches Ma-
terial bietet wieder das Museum. Den Tagesabschlul3 bildet ein Bad
im Schwarzen Meer am Strand nordlich der Stadt. Der 13. 6. 1956
sieht uns wieder zur Auswertung der Ergebnisse in Sofia. Tausende
von Kilometers sind per Eisenbahn, per Schiff, im Auto, im Pferde-
fahrzeug, zu FuA and im Flugzeug zuriickgelegt; die Fulle des Gebo-
tenen konnte Kier nut skizzenhaft umrissen v~rerden. Die landschaft-
lichen Schonheiten eifern mit dem Wert des Stoffes, die Ruiners, Aus-
grabungsstatten and Museen fur uns bereithielten. UnvergeBlich sind
die Augenblicke auf dem Schipka-Pass mit dem weithin sichtbaren Denk-
mal, das an den Sieg der bulgarisch-russischen Trappers fiber die tiir-
kischen Verbande mahnt; herrlich der Blick von hier auf die schnee-
bedeckten Gipfel der Stara Planing. Unvergessen ist die Abendstimmung
im meerumbrandeten Mesembria and der Blick von hier aus auf den nach
Osten langsam zum Meer his abfallenden Balkan, hinter dem die Sonne
versank, wahrend ein Hirt eine Herde grauweiBer Rinder, gefuhrt von
dem Leittier mit der Glocke, den Strand entlang dem Dorf zutrieb. An-
tike and prahistorische Ausgrabungen stehen neben den Schatzen der
Museen, neben goldverzierten Ikonen, bunters, kunstvoll geschnitzten
Ikonostasen, byzantinischen Heiligendarstellungen, Panzern, Helmer,
Munzen and wertvollem Schmuck. In tiefer Waldeinsamkeit fanden wir
das Preobraschenski-Kloster, inmitten holier Walder lag das Batschkowo-
Kloster and erst nach larger Fahrt erreichten wir das beruhmte Rila-
Kloster im Rhodope-Gebirge, das zur Zeit noch wertvolle Bestande an
Ikonen and Handschriften aus Sofioter Sammlungen birgt, die wahrend des
letzten Kriegel hierhin verlagert warden.
Still and ernst, mit groBen, unnatiirlich groBen Augers, getreu dem
byzantinischen Vorbild, schaut der Pantokrator aus den Kuppeln der
Kitchen nieder, schweigsam blicken die Heiligen von den Warden, auf
den Pfeilern and aus den Wolbungen der Apsiden den Beschauer an - es
ist, all stehe die Zeit still; and dock spricht hier eine Epoche, die
noch eine Unzahl Fragen aufgibt. Um sie gingers die abschliel3enden Ge-
sprache in den letzten Tager in Sofia, die ein Empfang beim Prasidenten
der Bulgarischen Akademie der Wissenschaften and ein Abschiedsabend
der Akademie beschlof3. Am 18. 6. fruh 6.30 Uhr C5,30 Uhr MEZ) hebt rich
die Mas~hine, die uns fiber Budapest and Prag zuriickbringt. Noch einmal
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sehen wir die Newski-Kathedrale, erkennen Einzelheiten des nu.n schon
vertrauten Stadtbildes, wie die t~~itoscha-Gipfel, die in der Morgen-
sonne leuchten, darn nimmt die Maschine Kurs nach Norden; kurz nach
13.30 Uhr setzen w3.r in Berlin auf .
Damit ist ein Besuch zu Ende, der uns einen tiefen Blick in die Ge-
schichte Bulgariens tun liel3, das reich ist an geschichtlichen Zeug-
nissen, ebenso eindrucksvoll in seinen landschaftlichen Schonheiten
and nicht zuletzt uns bei alien seinen Bewohnern sine herzliche Zu-
neigung fur Deutschland offenbarte. Besonderer Dank gebuhrt alien
unseren bulgarischen Betreuern, die keine ~uhe scheuten, uns den
Aufenthalt so angenehm wie moglich zu machen and uns ein echtes
Bild der Entwicklung Bulgariens zu geben.
Vor wenigen Wochen weilte die bulgarische P~ysikerin Dr. P.D.
S i m o w a vom Physikalischen Institut der Bul~arischen Akademie
der Wissenschaften fur langere Zeit in der Deutschen Demokratischen
Republik.
Wir erwahnen das bier, Weil auch Frau Dr. Simowa darauf hinwies,
daB zur Festigung der engen freundschaftlichen Beziehungen zwischen
den deutschen and bulgarischen Wissenschaftlern der personliche
Kontakt von groBer Bedeutung ist.
Dr. Simowa, deren Fachgebiet die Spektroskopie ist, gab ihrem Wunsch
Ausdruck, da.R deutsche Physiker an dem demnachst in Sofia statt-
findenden Kongre8 teilnehmen werden.
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Dr. Wolfgang J a c o b e i t
wissenschaftlicher Oberassistent
am Institut fur deutsche Volkskunde
Hier: Cauchemar - Aujourd'hui: Espoir !
Die Einfiihrung der allgemeinen Wehrpflicht im westlichen Teil unseres
Vaterlandes - dazu noch in einer Zeit, in der sick eine weltweite
Entspannung, eine Annaherun.g zwischen basher uniaberwindlich erschei-
nenden Gegensatzen and der Wille zur Verstandigung ureter den GroB-
machten immer deutlicher abzeichnet - lal3t mach an die Worte denken,
die franzosische Widerstandskampfer auf ihre Fahnen schrieben, als
sich ihnen nach langen Jahren grausamer Gefangenschaft in den KZ-
Lagern endlich das Tor zur Freiheit offnete:
Hier: Cauchemar - Aujourd'hui: Espoir
(gestern: Alpdruck - heute: Hoffnung)
Damals, vor elf Jahren, war der Zusammenbruch des Nationalsozialismus
fur viele Menschen nicht rear die Erlosung von einer standigen Be-
drohung an Leib and Leben, er war auch die gro$e Hoffnung, daB nach
den Opfer von l~illionen fur die Freiheit Europas nie wieder sine
Tyrannis wie die des "Dritten Reichs" die Menschheit in ihren Baran
schlagen werde.
Fur urea Deutsche muBte das Jahn '1945 Verpflichtung sein, mat allen
Mitteln zu verhi.ndern, daB sich ahnliche Zustande noch e1 mal wieder-
holen konnten; dens Deutsche batten den Namen ihres Volker mat unge-
heurer Blutschuld bedeckt.
Elf Jahre sired sect jenem >I~ai '1945 vergangen. Haben sich die Hoff-
nungen der Menschen von d.amals erfullt ?
Zu der Zeit, als das Bonner Parlament das Freiwilligengesetz verab-
schiedete, Norte ich einen franzosischen Arzt, dessen Gesundheit
durch schwere Jahre der Haft in Neckargerach and Dachau zerriittet
war, vor einen soeben freigelegten Massengrab in l~authausen zu sei-
nen Freuaden die Worte sagen: "Wofur sired alle unsere Kameraden in
den Tod gegangen ? - Fair nichts !"
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Nur zu gut verstanden wir damals die tiefe Resignation, die aus semen
Worten sprach. Er wuBte wie jeder, der vor der immer deutlicher wer-
denden Entwicklung in der Bundesrepublik nicht die Augen verschloB,
dal3 das Wiedererstehen des deutschen 1ldilitarismus im Westen unseres
Vaterlandes den gleichen Elementen wieder zur yacht verhelfen mul3te,
die schon einmal die Welt in namenloses Leid gestiirzt batten and mit-
schuldig waren an den Verbrechen, die in 13itlers KZ-Lagern verubt
warden.
Je mehr aber das Treiben der Reaktion erlaubt and gebilligt wurde,
desto starker wuchs der Widerstand. Erinnert sei rear an die Pauls-
kirchenbewegung, in der alle Kreise der Bevolkerung vertreten waren,
an Herrn Schluter, den Studentenschaft and Senat der Georgia Augusta
in Gottingen zu Fall brachten, oder an das tatkraftige "Eingreifen" der
westdeutschen Buchhandler gegen die Erzeugnisse des nazistischen
Plesse-Verlags anlal3lich der Frankfurter Buchmesse. Auch die Festrede
Thomas Manes zur Schillerfeier in Stuttgart and Weimar and die denk-
wurdige Ansprache Karl Barths zum Volkstrauertag '1954, in der er vor
al.lem der politischen Opfer der Nazizeit and der erschlagenen Juden
gedachte, mussen bier genannt werden.
DaB Dr. Adenauer bei der augenblicklichen weltpolitischen Konstellation
die allgemeine Wehrpflicht zum Gesetz machte, verleiht dem standig
wachsenden Widerstand der westdeutschen Bevolkerung gegen den friedens-
feindlichen Kurs der Bonner Regierung neue Kraft. Zahlreiche AuBerun-
gen namhafter Personlichkeiten des offentlichen Lebens in der Bundes-
republik zeigen deutlich, daB man auch im Westen Deutschlands die
Zeichen der Zeit verstanden hat and nicht gewillt ist, sick zum
zweiten Mal ein Ermachtigungsgesetz aufzwingen zu Lassen.
Nur durch weitere Beweise unseres friedlichen Aufbauwillens and durch
noch starkere Kontakte zu unseren Landsleuten in der Bundesrepublik
werden wir die Friedenskrafte starkere and damit zur Verwirklichung
einer demok'ratischen Ordnung in einem Gesamtdeutschland beitragen,
in dem fur die Machenschaften reaktionarer Krafte kein Platz mehr
sein wird.
Das Opfer von Millionen europaischer Freiheitskampf er darf and wird
nicht umsonst gewesen sein.
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Lothar R u h 1
Instrukteur des Zentralvorstandes
der Gewerkschaft "Wissenschaft"
bei der Deutschen Akademie der Wissenschaften
zu Berlin
Ist der "Vertrag der gegenseitigen Verpflichtungen" ein
Stuck praktische Demokratie?
Ausgehend von den Beratungen, Anregungen and Vorschlagen der 3. Partei-
konferenz der SID hat die 28. Tagun.g des Zentralkomitees nun die ersten
gesammelten Erfahsvngen eingeschatzt and den staatlichen Organen, Ge-
werkschaften usw. weitere wertvolle Hinweise gegeben, wie sie dutch ihre
zukiinftige Arbeit mithelfen konnen an der breiteren Entfaltung der Demo-
kratie, zur Schaffung der Voraussetzungen fur eine gate Erfia.llung des
2. Fiinf~ahrplanes. Auch fur die Gewerkschaft Wissenschaft ergibt Bich
dabei im besonderen die Aufgabe, an der Erhohung der Arbeitsproduktivi-
tat mitzuwirken and Burch eine starkere Kontrolle bizrokratische NliBstan-
de abzustellen, alle Erscheinungen der Gleichgiiltigkeit gegenizber Vor-
schlagen odes sachlicher Kritik der Mitarbeiter zu beseitigen Bowie wei-
terhin um die Verbesserung der Arbeits- and Lebensbedingungen der
Wissenschaftler, Arbeiter and Angestellten bemuht zu sein.
Bisher gab es im taglichen Leben Hoch zahlreiche Falle, wo gegen diese
Prinzipien, Bemuhungen and die Gesetzlichkeit verstoBen and somit un-
sere Entwicklung oft gestort and aufgehalten wurde. Die grol3en Aufgaben
beam Aufbau des Sozialismus machen es erford.erlich, dal3 alle Werktatigen
mit ihrex~ schopferischen Initiative and ~ktivitat in Bas grol3e Aufbau-
werk einbezogen and an der Leitung alley staatlichen Angelegenheiten
and der zielbewul3ten Festigung der volksdemokratischen Ordnung betei-
ligt werden.
In den Produktionsbetrieben unserer volkseigenen Industrie ist den Ar-
beitern~ Angestellten and Wissenschaftlern Burch die Industriegewerk-
~schaften mit den gollektiwertragen ein Behr wirksames Mittel in die
Hand gegeben, um bei der Einhaltung der Gesetze, Verpflichtungen and
Forderungen die Massenkontrolle wirksam durchzufuhren and so unmittelbar
auf die Gestaltung and Durchsetzung der demokratischen Prinzipien Ein-
f1u13 zu nehmen. Leider wurde bisher dem entsprechenden AbschluB
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eines derartigen Vertragswerkes in den wissenschaftlichen Einrichtungen
Hoch viel zu wenig Beachtung geschenkt and daher wohl auch in den we-
nigsten Einrichtungen praktisch verwirklicht.
Auf Initiative der Betriebsgewerkschaftsleitung and im Einvernehmen
mit der Akademieleitung wurde in diesem Jahr, Hach zweijahriger Pause,
wieder ein Vertrag entworfen and vor wenigen Vdochen abgeschlossen.
Diener "Vertrag der gegenseitigen Verpflichtungen" ist eine zweisei-
tige Verpflichtung der Akademie and Gewerkschaftsleitung, die ihn
im Auftrag der Mitarbeiter and Kollegen abgeschlossen habeas, and
soil im wesentlichen zur besseren Erfullung der Forschungsaufgaben,
zur Befriedigung der standig wachsenden kulturellen, materiellen and
sozialen Bediirfnisse der Wissenschaftler, Arbeiter and Angestellten
beitragen. Fernerhin Boll er die breite Initiative der Mitarbeiter bei
der Steigerung der Arbeitsproduktivitat entfalten helfen and sie Hoch
intensiver and verantwortlicher an der Leitung der Akademie and der Ver-
besserung ihrer Arbeits- and Lebensbedingungen beteiligen. Der Vertrag
enthalt konkrete and vor allem realisierbare Verpflichtungen der Aka-
demieleitung, der Biiros der Klassen, der Abteilungen, der BGL and ihrer
Kommissionen, wobei z.B. solche Verpflichtungen festgelegt warden wie:
Forderung des wissenschaftlichen Erfahrungsaustausches, Qualifizierung
der Mitarbeiter usw.
Es eriabrigt sich unseres Erachtens, Einzelheiten des Vertrages aufzu-
fiihren, da dieser in den Gewerkschaftsgruppen ausliegt and eingesehen
werden sollte.
Wie stellen wir uns nun Hach der Annahme des Vertrages die praktische
Arbeit mit ihm vor?
Als Voraussetzung fur eine gate Arbeit ist erforderlich, daB die Njit-
arbeiter diesen Vertrag als ihr Gesetz betrachten and intensiver Hoch als
wie bei der Erarbeitung and Diskussion der Verpflichtungen an seiner
Kontrolle teilnehmen and nicht den daran beteiligten Leitungen die
~itscheidung and Ausfiihrung allein iiberlassen, wodurch das Einspruchs-
und Vorschlagsrecht der Mitarbeiter wesentlich geschmalert wird and
der Vertrag zu einer einseitigen Angelegenheit werden kann and somit
seinen urspriinglichen Sinn verliert.
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Der Vertrag ist nicht nor sin Stuck beschriebenes Papier. Die darin
enthaltenen Verpflichtungen mussen laufend auf ihre Realisierung and
Einhaltung uberpruft werden and standig AnlaB zu Beratungen and Aus-
einandersetzungen in den gewerkschaftlichen Gremien geben. Dadurch
wird gewahrleistet, data sowohl die Akademie-wie die Gewerkschafts-
leitung, von der Gewerkschaftsgruppe bis zur Betriebsgewerkschafts-
leitung., ihre gesetzliche Pflicht zur Rechenschaftslegung einhaltea
and alle Mitarbeiter mit den Angelegenheiten and Problemen ihres
Arbeitsbereiches immer vertraut Sind.
In dem Rechenschaftsbericht einer Abteilungagewerksehaftsleitung der
Akademiezentrale kommt zum Ausdruck, data das Becht der Gewerkschaft,
in Fragen der einzelnen Institute gehort zu werden, nor in seltenen
Fallen beriicksichtigt words. Diener Zustand sollte schnellstens be-
seitigt werden, Nur durch die gegenseitige IInterstiitzung in Form von
Kritik, Vorschlagen and Hinweisen Arbeit and Arbeitsstil betreffend,
auch gegenuber leitenden Mitarbeitern, konnen die gesteckten Ziele
in den wissenschaftlichen Aufgaben erreicht werden. Die Gewerkschafts-
gruppen musses dazu beitragen, indem sie zuku"~nf'tig groBere eigene
Initiative entwickeln and fachliche Problems in Form von Arbeitsbe-
sprechungen in den ~Iittel.punkt ihrer gewerkschaftlichen Arbeit stel-
len, ohne in jedem Fall erst immer auf sine Anleitung der hoheren
Organs zu warten. Die im Vertrag niedergelegten Verpflichtungen sired
dazu sine Bute Ausgangsposition and sollten fur diejenigen Gruppen,
aus denen keine solchen Verpflichtungen vorliegen, sine Anregung zum
Handeln sein. In einzelnen Gewerkschaftsgruppen warden schon die
ersten Erfolge erzielt. Es gilt nun, diese weiter auszubauen and die
gesammelten Erfahrungen fur die anderen Gruppen nutzbar zu machen,
wobei die BGL mit ihren Kommissionen die fuhrende Kraft sein sollt?.
Diener Beitrag ist sine Anregung and soll An1aB zu einem breiten Er-
fahrungsaustausch der BGZ der Akademie-Zentrale mit den Gewerkschafts-
leitungen der Institute and Arbeitsbereiche sein.
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K i n d e r f e r i e n l a g e r,
seit Jahren ein fester Bestandteil der Gewerkschaftsarbeit in der
Akademie, betreut von einer Kommission der Betriebsgewerkschaftsleitung,
der Kommission "Arbeit mit den Kindern", in Zusammenarbeit mit der Ver-
waltung der Akademie ureter dem Motto "Frohe Ferientage fur alle Kinder".
Eire beglia.ckender Gedaxlke: Alle Mitarbeiter gemeinsam gestalten die
Ferien ihrer Kinder, ob es sick um die finanzielle Sicherstellung
oder um die Auswahl der Helfer and Lagerleiter handelt. KleingieB-
hiibel, Alt-Reddewitz, Templin and Lychen sired die Etappen gewesen.
Sie haben unseren Kindern Freude and Erholung gebracht, obwohl der
Wettergott nicht immer sehr gnadig warn Viele helfende Kopfe un.d
Hande haben zusaxnmengearbeitet, um unseren Kindern das Bestmogliche
zu bieten.
In diesem Jahr grog es Hoch einmal Hach Lychen in der Uckermark.
Die Kinder waren in den Monaten Juli and August, jeweils fur drei
Wochen, in einem Schulgeb~ude in hellen, luftigen Raumen unterge-
bracht. Rand 200 Kinder aus den Hausern JagerstraBe, Ureter den
Linden, Schiffbauerdamm, aus Grol3bothen, Jena, Oberhof, Paulinenaue,
Potsdam, Greifswald and einige Gaste aus Westdeutschland and West-
berlin fuhren mit grot3en Erwartungen dorthin. Die Umgebung von
Lychen bot vielerlei Moglichkeiten der Beschaftigung and Erholung.
Herrliche Walder laden zum Wandern ein, ein See reiht Bich an den
anderen and im krista11k1aren Wasser des grol3en Lychener Sees wur-
de eifrig gebadet, eine Unterhaltung, deren die Kinder Hie uber--
driissig warden. Dampferfahrten, Tagestouren mit unserem groBen
Akademie-Bus bis an die Ostsee, Kinobesuche boten reichlich Ab-
wechslung. Auf dem Gelande der Schule wurde eifrig Sport getrieben.
Genugend Sportgerate waren von der Akademie angeschafft worden. Es
fehlte nicht an Spielen, um an truben Tagen die Zeit nicht lang wer-
den zu lassen. Von einer Helferin betreut, stand eine kleine Biblio-
thek zur Verfugung, um den teilweise recht beachtlichen Lesehunger
zu stillen. In Bartel- and Zeichengruppen, in Arbeitsgemeinschaften
fur Heimatkunde, Biologie and Motorentechnik lernten die Kinder spie-
lend etwas zum Schulwissen hinzu.
Was gehort zur Organisation einer solchen Ferienaktion? Vor allen
Dingen die Bereitschaft jedes Mitarbeiters, am Gelingen mitzuhelfen.
Die Abteilung Arbeit hatte die Vorbedingungen geschaffen: Die Vertrage
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fur die Unterbringung and fur die Versorgung warden abgeschlossen.
Wirtschaftsleiter warden gefunden and von der Arbeit freigestellt.
Eine Sammlung ureter den Akademiemitgliedern wurde veranstaltet, die
zu einem beachtlichen Erfolg geworden ist and den Kindern a 1 1 e r
Akademie-Institute zugute kam. Die Abteilung Arbeit sorgte auch fur
die rechtzeitige Benachrichtigung der Eltern in allen organisatori-
schen Fragen. Der von ihr gewonnene Wirtschaftsleiter bemuhte Bich
inzwischen, Vorsorge fur die erwarteten kleinen Gaste zu treffen. Er
kummerte Bich nicht rear um die Vertrage mit den Hilfskraften in Ruche
and Haus, er sorgte auch fus Betters and Deckers, fur Sportgerate and
Spielsachen, er wachte dariiber, daB das Geld, das zur Verfugung stand,
richtig angelegt wurde, and er bemuhte rich um eine Bute Zusammenar-
beit mit unserem Versuchsgut Paulinenaue, das jedes Jahn zusatzlich
Nahrungsguter and Obst liefert. Wahrend des Aufenthaltes der Kinder
wachte der jeweilige Wirtschaftsleiter zusammen mit einem Assistenten
fiber Haushalt and Organisation. Und welches Kind hat wohl in all den
Jahren fiber Mangel zu klageri gehabt?
Inzwischen war die Kommission der Betriebsgewerkschaftsleitung
auch nicht untatig. Sie hat die Namen der gemeldeten Kinder sauberlich
registriert. Sie kummerte sich um die Voruntersuchung, der sich jedes
teilnehmende Kind zu unterziehen hat, sie unterhielt die Verbindung
mit dem FDGB, der die Richtlinien gab and auch einen nicht geringen
Zuschul3 fur jedes Kind, and sie trug vor allen Dingen Sorge fax die
Auswahl der Helfer' and deren Anleitung and war verantwortli.ch fur. den
Einsatz der Lagerleiter. Vertrage mit Rettungsschwimmern warden ge-
schlossen, die das Baden der Kinder iaberwachten and Unterricht im
Schwimmen erteilten. Krankenschwestern warden engagiert, die standig
bei den Kindern waren, um bei Unpa131ichkeiten, Krankheiten and Un-
fallen Hilfe zu leisten.
Konnen Sie sich vorstellen, wieviel Kleinarbeit in der Vorbe-
reitung and Durchfizhrung des Lagers steckt? Die Eltern hatters er-
freulicherweise viel Vertrauen in die Arbeit der Gewerkschaft. Vom
Wissenschaftler bis zur Reinigungsfrau meldeten viele ihre Kinder
zur Teilnahme am Lager an. Aber wie war es, wenn es hieB, geeignete
Helfer, ~virklich geeignete Helfer, and Lagerleiter fur 3 Wochen
vom Dienst zu beurlauben? Dann wurde der Idealfall, wie er eingangs
geschildert ist, namlich das gemeinsame Sorgen fur einen idealen
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Ferienaufenthalt fur unsere Rieder, bei weitem nicht erreicht. Und
so muBte um jeden einzelnen Helfer gekampft werden. Manchmal zu
unserem Bedauern and zum Nachteil der Kinder ohne Erfolg. Auch die
vielen Anderungswiznsche der Eltern and die Saumseligkeit bei der
Einhaltung der verschiedensten Termine erforderten von alien Betei-
ligten ein hohes Ma13 an Geduld and Arbeitszeit. Mit den auswartigen
Instituten war ein standiger Schriftwechsel notig, um die Verbindung
aufrechtzuerhalten. Nichts sollte auger acht gelassen werden, nichts
durfte vergessen werden. Bis zur Abgal~e der Lebensmittelmarken and
zum Adressenschildchen am Koffer mug jede Einzelheit beachtet wer-
den, and deren gibt es viele.
Durfen wir Sie, lieber Mitarbeiter - Leser, Hoch mit einigen
Zahlen belastigen? Aus dem Pramienfonds sind 5.000 DM zur Verfugung
gestellt worden. Die Sammlung bei den Kollegen hat ca. 970,--DM er-
geben, aus den Gewerkschaftsbeitragen sind 3.000 DM bewilligt worden,
and der FDGB zahlte fur jeden teilnehmende Rind 17,50 DM zu. Die
Sammlung ureter den Akademiemitgliedern hatte das hochst erfreuliche
Ergebnis von 35,--DM je Rind. In Anbetracht der groBen sozialen Unter-
schiede, die in der Akademie zu verzeichnen sind, haben wir die E1-
ternbeitrage unterschiedlicher gestaltet, als die Direktive fur die
Durchfuhrung der Ferienaktion es vorschrieb. Verdient der in der Aka-
demie arbeitende Elternteil bin zu 460,-- DM, so wurde kein Beitrag
erhoben. Der Hochstsatz wurde von Eltern mit fiber 1.200,-- DM Gehalt
in Hohe von 40,-- DM fur das 1. Kind and 20,-- DM fur das 2. Rind
erhoben. Weitere Kinder waren fur alle Frei. Die Kosten fur unsere
westdeutschen Gaste wurden aus dem Solidaritatsfonds der Gewerkschaft
gedeckt.
Was in unseren Kraften stand, haben wir getan, um den Kindern un-
beschwerte, frohe Ferientage zu bieten. Wir bleiben weiter mit Ernst
bei der Arbeit, bin unsere Rieder wohlbehalten wieder zu Hause sind.
Das geplante Wiedersehenstreffen in den Raumen der Ak~demie wird uns
zeigen, ob die Rieder das diesjahrige Ferienlager in guter Erinnerung
haben. Moge dieser Beitrag alle, die ihn lesen, dazu anregen, im
nachsten Jahr mitzuhelfen, dal3 die Ferienaktion zu einem Hoch schone-
ren Erlebnis fur die Kinder werde, als sie es in den vergangenen Jah-
ren war. Vor alien Dingen bitten wir um das Verstandnis der Instituts-
und Abteilungsleiter fur die Freistellung geeigneter, verantwortungs-
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bewuBter Helfer and Lagerleiter, damit das Vertrauen der Eltern in
eine gate Durchfiihrong des Lagers erhalten and gestarkt wird and
niemand seine Binder mit leisem Bangen ihm unbekannten Menschen
anzuvertrauen braucht.
E.
Als "Ferienfolge" hat sick zwischen den Kindern and den ~itarlieitern
der Akademieinstitute, die sick dankenswerterweise als Helper fur
den Feriendienst zur Yerfugung stellten, eine rege Korrespondenz ent-
wickelt. Sie mag als Zeichen dafur gelten, daB sich die Kinder in der
Obhut unserer ~itarbeiter sehr wohlfuhlten.
Die Redaktion kennt Kamen and Briefe, die die HelPerin Hannelore
Lange von einzelnen,Kindern bekam. Sie sprechen davon, wie schon
in den Ferientagen gespielt wurde, wie Behr man sich auf das nachste
Jahn freut, daB man sich wiedersehen muB and fragen auch, ob sich
die Helfer von der "Erholung" schon erholt habeas.
Die Redaktion gestattet sich, im PTamen der Fltern and der Kinder,
allen Beteiligten an der Gestaltung der Ferientage in Lychen herz-
lichst zu danker.
Berichtigung
betr.: Bericht caber das Internationale Symposium ixi Israel
im Mitteilungsblatt, 2.Jahrgang, Heft 6
Es muB richtig heiBen:
"Die 2 0 Wissenschaftler "
betr.: ~itteilungsblatt, 2.Jahrgang, Heft ~/8, Seite 2 u. 3
Es muB richtig heiBen:
Prof. Dr. Moravcsik;
Akademiemitglied Prof. Dr. G.Klaffenbach,
Direktor am Institut fur griechisch-romische ~l.tertumskunde
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Heidelberg, 26. Juli X956:
Die Bezahlung der wissen-
schaftlichen 1l~Titarbeiter
der Heidelberger Akademie
der Wissenschaften sei
kummerlioher, als man sie
sorest einem ungelernten
Arbeiter zumute, erklarte
der Prasident der Akademie,
Prof. Dr. Hans Kienle, auf
der Jahresversammlung der
Akademie. Die Akademie er-
halte von der Landesregie-
rung nicht viel mehr als
eine "ungern gegebene Wohl-
f ahrt sunt erstia.t zung" .
Der von einem Vertreter des
Kultusministeriums vorge-
schlagene Weg des Bettelns
bei der Industrie konne nur
als unmogliche Zumutung zu-
ruckgewiesen werden, stellte
Prof. Kienle Pest. "Wir
konnen and wollen nicht
betteln um das, was Pflicht
des Staates ist."
Moskau, 4. August '1956:
Eine Hochschule fur ostliche
Sprachen wird in diesem Jahr
in Moskau eroffnet. Die Aus-
bildung an dieser Hochschule,
an der aut3er den Sprachen auch
die Literatur, die Geschichte
and Wirtschaft der Lander des
Nahen, Mittleren and Fernen
Ostens gelehrt werden, dauert
sechs Jahre. Eire Jahr davon
entfallt auf Auslandspraxis.
Es ist vorgesehen, einen aus-
gedehnten Studentenaustausch
mit China, Indien, Birma,
Vietnam and Agypten einzu-
leiten and auf mehrere Lehr-
stiihle der Hochschule Lin-
guisten aus den ostlichen
Landern zu berufen.
In Moskau wird aut3erdem eine
besondere Internatsschule ge-
schaffen, deren Absolventen
kunftig den Kern der Studen-
ten der neuen Hochschule bil-
den sollen. Im Herbst dieses
Jahres wird in den 5. bis '7.
Klassen dieser Mittelschule
der Unterricht in Chinesisch
and in zwei indischen Sprachen
aufgenommen.
aus: Allgemeiner Deutscher Nachrichtendienst
(Kulturdienst)
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N a c h r i c h t e n
aus der Deutschen Akademie der Wissenschaften zu Berlin
Am 3. Juli 1956 fand ureter dem
Vorsitz des Vizepresidenten
Prof. Dr. Hans Ertel in der
Akademie die erste Sitzung des
Nationalen gomitees der
Deutschen Demokratischen Repu-
blik fur des Internationale
Geophysikalische Jahr statt.
Es wurden d.ie Aufgaben aus den
e~_nzelnen Teilgebieten der
Geophysik, Bowie der Meteoro-
logie, der Astrophysik and tier
Geodasie festgele~t, mit denen
Bich die zustandigen Institute
der Deutschen Demokratischen
Republik am internationalen
Forschungsprogramm beteiligen
werden. Prof. Dr. Ertel dankte
der Regierung der Deutschen
Demokratischen Republik fur ihre
Bereitwilligkeit, den zur Be-
teiligung unserer wissenschaft-
lichen Institutionen am Inter-
nationalen Geophysikalischen
Jahr erforderlichen finanziellen
Mehraufwand aus den Mitteln des
Staatshaushalts zur Verfiigung
zu stellen and sprach gleich-
zeitig den Mitgliedern des
gomitees den Dank fur ihre Mit-
wirkung sowohl an den wissen-
schaftlichen als auch an den
organisatorischen Vorarbeiten
des Internationalen Geophysi-
kalischen Jahres 1957/5$ aus.
Das Presidium bestetigte fur
des Institut fur angewandte
Silikatforschung and fur des
Institut fur Wirtschaftswissen-
schaften die Ordnungen der
Aufgaben and der Arbeitsweise
des jeweiligen Instituts.
Die Akademie.der Wissenschaften
and der Literatur in Mainz hat
dem Akademieinstitut fur Orient-
forschung ca. 1.400 wertvolle
indologische and sinologische
Werke zurii.ckgegeben.
Herr Dr. Cassirer, Oxford,
wird im Monet September im
Institut fur Orientforschung,
am dgyptischen Worterbuch,
arbeiten.
Der indische Wissenschaftler
Guru Sada Sen, Calcutta,
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- 32 -
wird mehrere ~Ionate im Institut
fur l~ikrobiologie and experi-
mentelle Therapie in Jena arbei-
ten.
Urlaubsreisen ins Ausland
Das Bia.ro fur gesamtdeutsche
and Auslandsbeziehungen der
Deutschen Akademie der V`1is-
senschaften zu Berlin beab-
sichtigt, mit den Akademien
der Yolksrepublik Polen, der
Tschechoslowakischen Repu-
blik and der Yolksrepublik
Bulgarien Vereinbarvngen
fiber den Austausch von Ur-
laubern im Jahre 1957 zu treffen.
Die Hilf a des Buros fiar ge-
samtdeutsche and Auslands-
beziehungen wird Bich ledig-
lich auf c~ie Vermittlung
sines auslandischen Partners
and die Unterstiitzung bei
der Beschaffung der Visa
erstrecken. Die Bereit-
stellung der Ferienplatze
in der DDR and die Verein-
barung der finanziellen
and sonstigen Bedingungen
des Austausches ist Sachs
des Urlaubers.
Interessenten werden ge-
beten, bis zum ~0_ Sep_
tember_1~~6 sine schrift-
liche Voranmeldung an das
Burn fur gesamtdeutsche
and Auslandsbeziehungen
der DAd~t zu richten, die
neben den Personalien
die Wohnanschrift, die
Vergiitungsgruppe, die
gewiinschte Anzahl der
Urlaubsplatze, da.s
Reiseziel, die Urlaubs-
dauer and den voraus-
sichtlichen Terrain ent-
halten muB.
Herausgeber: Pressestells (Dr.H.wittbrodt, Dr.G.Dunk?n, Chr.Stempel),
Deutsohe Akademie der iPissenachaften zu Berlin,
Ber11n W 8, d~gerstr. 22/23
Verlags Akadeaie-Verlag G.m.b.H., Berlin tN 8, MohrenstraBe 39,
Fernruf 20 03 86, Post?checkkonto Berlin 35021.
Das Mitteilungsblatt erscheint monatlich and ward kostenlos an die
Mitarbeiter der Akademie abgegeben. Ein Vertrieb fiber den Buchhandel
erfolgt niche.
Zizenz-Nr.s 1244
Gesamtherstellungs Druckerei "Thomas Miintzer", Langenealza.
Es wird gebeten, Beitr~ge, Vorschl~ge, wtinsche and Kritiken an die
Deutsche Akademie der Wissenschaiten zu Berlin, Berli.rl 1P 8, J~ger-
straBe 22/23, Pressestelle, Fernruf 20 04 81, App. 548, zu richten.
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MITTEILUNGSBLATT
F~'R DIE MITARBEITER
DER DEUTSCHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN ZU BERLIN
2. Jahrgang Juli/August 1956
Heft ?/8
"Des gesamte menschliche Wissen soli durch eine
Sozietet zum praktischen Gebrauch bearbeitet werden."
GT,eibnizfeier der Deutschen Akademie de?r Wissenschaften zu Berlin.
,Nicht viele Namen sired mit der Geschichte der Deutschen Akademie der
Wissenschaften zu Berlin so untrennbar verbunden wie der Gottfried
Wilhelm I,eibniz'. Der Philosoph, Mathematiker, Physiker and Techniker,
der Jurist, politische Schriftsteller, Geschichts- and Sprachforscher
schuf sich unsterbliche Verdienste allein mit der Errichtung der
Sozietet der Wissenschaften zu Berlin im Jahre 100. Der Leibniztag
1956 hatte eine besondere Bedeutung: er war nicht rear dem um-
fassendsten Denker, Gelehrten and Forscher Gottfried Wilhelm Leihniz
gewidmet, sondern gab gleichzeitig Rechenschaft uber die Arbeiten
unserer Deutschen Akademie der Wissenschaften zu Berlin von 1946 -
1956.
Der amtierende President Prof. Dr. Dr. h.c. Walter Friedrich begriiBte
zunachst eine Vielzahl in- and auslandischer Gaste, ~.nter. ihnen
u. a.
Prof. Dr. g l e i n,
President der Akademie der Wissenschaften in Gottingen
Prof . Dr. g i e n l e,
President der Heidelberger Akademie der Wissenschaften,
Prof. Dr. Pavlov,
President der Bulgarischen Akademie der V'~issenschaften~
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Herr Rudolf M o s c h k a u,
Lehrer i.R. in Leipzig, in Anerkennung seiner Verdienste
um die Vor- and Fruhgeschichte Sachsens,
Herr Arthur S c h u l z ,
Oberstudiendirektor a.D. in Stendal, in Anerkennung
seiner Verdienste um die Winckelmann-Forschung and die
Schaffung einer Winckelmann-Forschungsstette.
Anlel3lich des diesjahrigen Leibniztages verlieh der amtierende
President der Deutschen Akademie der Wissenschaften zu Berlin,
Prof. Dr. Dr. h.c. W, Friedrich, in einer Feierstunde am 7. Juli
an Mitarbeiter aus den Bereichen der alten Akademie-Unternehmungen,
bzw. ubernommener Institute mit ununterbrochenen Traditionen eine
Medaille fur 25-jahrige Dienstzeit:
Akademiemitglied Prof. Dr. Hermann Grapow,
jetzt Direktor des Instituts fiat Orientforschung
seit 190
Akademiemitglied Prof. Dr. Gunther Klaffenbach, seit 1929
jetzt Direktor des Instituts fur Griechisch-
Romische Altertumskunde
Akademiemitglied Prof. Dr. Hans Holm Bielfeldt, seit 1930
jetzt Direktor des Instituts fur Slavistik
Institut fur deutsche Sprache and Literatur
Prof. Dr. Otto Neuendorff, Abteilungsleiter seit 1928
Prof. Dr. Bernhard Beckmann, Deutsches Worterbuch seat 1930
gent-Aus~abe
Dr. Gerhard Lehmann, Wiss. Mitarbeiter seit 1930
Astrophysikalisches Observatorium
Dr. Heribert Schneller, Wisa. Mitarbeiter seit 1928
Erich Strohbusch, Werkstattleiter seit 1925
Frau Berdick, Reinigungskraft seit 1920
Sternwarte Babelsber~
Prof. Dr. Julius Dick, Hauptobservator seit 1922
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Hans Nendza, Wiss. Recliner seit '1928
Bruno Sterner, Maschinist seit 1924
Astronomisches Recheninstitut
Prof. Dr. Albrecht Kahrstedt, Direktor seit 1922
Prof. Dr. Otto Kohl, Hauptobservator seit 1924
Sternwarte Sonneber~
Prof. Dr. Cuno Hoffineistes, Direktor seit 1925
Rudolf Brandt, Ingenieur seit 1929
Geodatisches Institut
Prof. Dr. Hans Haalck, geh. Wiss, Mitarbeiter seit '1x29
Paul Fechner, Mechanikermeister seit 1919
Siegfried Herrmann, Recliner seit '1926
Hildegard Nickel, Bibliotheksassistentin seit 1930
Forschun~sinstitut fur Mathematik
Dr. Erika Pannwitz, Wiss. Mitarbeiterin seit 1931
Dr. Hans Pietsch, Wiss. Mitarbeiter seit 1930
Institut fu.r Bodendynamik and Erdbebenforschun~
Prof. Dr. Hans Martin, Direktor
Johannes Bressem, Feinmechaniker u. Werkstattleiter
Kurt Nothlich, Feinmechaniker
Chemisches Zentralblatt
Prof. Dr. Maximilian Pfliicke, Herausgeber
Dr. Else Arnold, geh. wiss. Mitarbeiterin
Alice Ha~velek, Wiss. Oberassistentin
seit
1925
seit
1924
seit
1924
seit
1914
se it
1924
seit
1931
Darizber hinaus warden vom Prasidium weitere 100 Mitarbeiter fur
vorbildliche I,eistungen mit Geldpramien ausgezeichnet.
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Q
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P 1 a n
fiber die wissenschaftliche Zusammenarbeit zwischen
der Deutschen Akademie der Wissenschaf ten zu Berlin
uad der Akadem3e c~er Wissenschaften der UdSSR fur
das Jahr 1956
I. Personenaustausch
1. Beide Akademien entsenden bis zu 12 ~Aissenschaftler zum
Studienauf enthalt uad zum Erf ahrungsaustausch fur eine
Gesamtdauer von 12 Monaten.
2. Beide Akademien entsenden Wissenschaftler and Mitarbeiter
zu kurzfristigen Besuchen bis zu einer Gesamtdauer von
2 Monaten. Der einzelne Aufenthalt Boll eine "4oche nicht
ursterschreiten.
Diese Besuche sollen vornehmlich zur schnellen Herbei-
fuhrung,notwendiger Konsultationen uad Beratungen zum
Zwecke einer Verbesserung and Abstimmung in der Zusammen-
arbeit beider Akademien dienen.
3. Beide Seiten ermoglichen die Weiterbildung junger Wissen-
schaftler der anderen Seite bis zu einer Gesamtdauer von
12 Monaten.
Der einzelne Aufenthalt Boll die Zeit von 3 Monaten nicht
unterschreiten.
4. Die Deutsche Akademie der Landwirtschaftswissenschaften
zu Berlin uad die Lenin-Akademie der Landwirtschafts-
wissenschaften in Moskau entsenden gegenseitig im Lauf e
des Jahres 1956 insgesamt 5 - d Wissenschaftler zu Stu-
dienreisen and zum Erf ahrungsaustausch. Die Dauer der
Studienreisen wird auf jeweils 3 - 4 Wochen f estgelegt.
I1. Materialaustausch
1. Beide Seiten tauschen aus:
a) die von ihnen and ihren Institutionen herausgegebenen
Zeitschriften uad Publikationen bis zu 3 Exemplaren
je Publikation auf Anforderung Hach ausgetauschten
Yerzeichnissen,
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b) die Verlagsplane der Akademieverlage,
c) Verzeichnisse wissenschaf tlicher Einrichtungen, wissen-
schaftlicher Vereinigungen, Komitees and ahnliches meter,
die den Akademien angehoren, mit enner Beschreibung
ihrer Tatigkeit,
d) Informationen fiber die N,itgliedschaft in internatio-
nalen wissenschaftlichen Organisationen and fiber be-
absichtigte Teilnahme an international en Kongressen.
Die enter a) and b) genannten Materialien werden an die
Bibliotheken der entsprechenden Akademien gesandt. Die
iibrigen Niaterialien werden zwischen den Auslandsabtei-
lungen beider Akademien ausgetauscht.
2. Beide Seiten werden an wissenschaftlichen Veroffent-
lichungen der anderen Seite mitarbeiten.
3. Die beiden Verlage der Akademien iibersenden einander bis
zum 30. Joni '1956 ein Verzeichnis der wissenschaftlichen
Publikationen, die sie zur ~bersetzung empfehlen, and
iibergeben einander auf Wunsch Leseexemplare.
4. Beide Seiten werden sick bei der Beschaff ung von Litera-
tur, von Fotokopien Oder Tviikrofilmen and von sonstigen
P~iaterialien and Geraten fur wissenschaftliche Zwecke
unterstiitzen.
5. Die Bestimmungen dieses Planes konnen im gegenseitigen
Einvernehmen zwischen den Akademien erweitert werden.
gez. Kornejew gez. UPittbrodt
Leiter der Auslandsabteilung !~issenschaftlicher Direktor
der .Akademie der ~'~issen- der Deutschen Akademie der
schaften der UdSSR ~Dissenschaften zu Berlin
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GiselaAmberg,
wissenschaftliche Assistentin
am Institut ftir Griechisch-Romische Altertumskunde
Aussprache mit polnischen Altertumswissenschaftlern in
Dresden vom 25. bis 2~. Juni 1956
Dieses Zusammentreffen zwischen deutschen and polnischen Altertums-
wissenschaftlern in Dresden brachte erneut die Verbundenheit beider
Vdlker auch auf dem Gebiete der Wissenschaft zum Ausdruck. Es war
nicht der erste Austausoh fiber Studien and Erfahrungen unseres
YJissensohaPtszweiges zwischen Volkspolen and der Deutschen Demokra-
tischen Republik. Nachdem wir zur Eroffnung des Instituts ftir Grie-
chisch-Romische Altertumskunde an der Deutschen Akademie der ~Yissen-
schaften zu Berlin im Oktober vorigen Jahres ureter den Gersten des
befreundeten Auslandes den Arch~.ologen Prof. Dr. Michaxowski~ die
klassischen Philologen Prof. Dr. Kumaniecki and Prof. Dr. Bilifiski
Bowie den Mittellateiner and Herausgeber des Polnischen Pdittellatei-
nischen Wdrterbuches Prof. Dr. Plezia begrfiBen durften, besuchten
im November darauf Prof. D. Kurt Aland and Herr Kurt Treu~ wissen-
schaftlicher Assistent am Institut ftir Griechisch-Romische Alter-
tumskunde, die polnischen Bibliotheken auf einer Studienreise, deren
Ertrag uns in dem soeben innerhalb der Schriften der Sektion fair
Altertumswissenschaft ersohienenen vorl~.ufigen Bericht Kurt Alands
"Die Handschriftenbestande der polnischen Bibliotheken, insbesondere
an griechischen and lateinischen.Handschriften"~ Berlin 1956 vor-
gelegt wird.
Prof. Dr. F. Zucker, Prof. Dr. F. Dornseiff and die wissenschaft-
lichen Assistenten am Institut ftir Griechisch-Romische Altertums-
kunde~ Dr. Wolfgang Moller and Herbert Wagner, nahmen an der Anfang
Dezember vorigen Jahres stattgefundenen Papyrologenkonferenz in
Warschau teal, and im Februar dieses Jahres reiste Prof. Dr. J.
Irmsoher, gesch~,ftsftihrender Direktor unseres Institutes, reach der
Volksrepublik Polen, um Fragen der weiteren Zusammenarbeit zu be-
sprechen. Die Tagung in Dresden bot den Teilnehmern einen umfassenden
Einblick in die Arbeiten der polnischen Altertumswissenschaftler.
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Die Hauptreferate entwarfen ein Gesamtbild der Studien and Arbeits-
zentren sect dem I~;nde des Krieges and unterrichteten von den ein-
zelnen Aufgaben and Problemen, deren Losung and Betrachtung sick
die polni~chen Gelehrten zur Zeit widmen. So hotter wit Prof. Dr.
Kumaniecki fiber Stand and Aufgaben der klassischen Philologie in
Volkspolen
Prof. Dr. Michaxowski fiber Stand and Aufgaben der klassischen Archao-
logie in Volkspolen,
Prof. Dr. Racal Taubenschlag fiber Stand and Aufgaben der antiken
Rechtsgeschichte in Volkspolen,?
Prof. Dr. Izabella Biezufiska-Tv~a~owist fiber Stand and Aufgaben der
alter Geschichte in Volkspolen.
Die Planung der wissenschaftlichen Arbeiten auf dem Gebiete der
klassischen Philologie sowohl wie auoh die Leitung der Publikationen~
z. B. das VTorterbuch des T~Iittellateins in Polen, das fur Nionographien
in lateinischer Sprache bestimmte Archivum Filologiczne, das Corpus
antiquissimorum poetarum Poloniae Latinorum and die Bibliothek der
antiken Schriftsteller in ITbersetzungen, liegen beam Komitee der
antiken Kultur. Diesel Komitee, 1952 im Rahmen der Folnischen Akademie
der Wissenschaften gegriindet and seither ureter der Leitung von Prof.
Dr. Kumaniecki stehend, ist die eine Institution der altertumswissen-
sohaftlichen Arbeiten; ein weiteres Zentrum bildet der seat 1894
bestehende Philologenverband mit seiner in 4Vrocxaw erscheinenden
Verbandszeitschrift "Eos". Dieser Verband konzentriert seine VJirksam-
keit nicht allein auf Veroffentlichungen, sondern in gleicher Starke
auf die planmaBige Organisation seiner Hauptversammlungen. Seit
1951 besteht dal Prinzip, diese jahrlichen Hauptversammlungen je~reils
einem Problem zu r~idmen, and mit den Themen
"Der Realismus in der antiken Literatur. and Kunst" (1951),
"Die polnisch-lateinische Literatur" (1952),
"Der Ubergang von der romischen Republik zum Prinzipat" (1953),
"Dal antike Theater and seine soziale and ideologische Funktion" 01954),
"Die augusteische Kultur" (1955) wurde diesem Grundsatz entsprochen.
Die didaktischen Betatigungsfelder der klassischen Philologie in
der Volksrepublik Polen liegen an den drei staatlichen Universitaten
Warszawa, Krakow and Wrocxaw sowie an der katholischen Universitat
Lublin, dartiber hinaus ward wissenschaftliche Forschungsarbeit ohne
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Ausbildung von Studenten auch an den Universitaten Poznafi and Torufi
geleistet.
Die wesentlichen Arbeiten and Interessen der polnischen Gelehrten
liegen auf dem Gebiete der altgriechischen Lyrik, der griechischen
Dramen and der griechischen Literatur der Kaiserzeit sowie bei den
Problemen der archaischen lateinischen Literatur, dem ciceronianischen
Zeitalter and der augusteischen Zelt. Die Aussprache mit den polnischen
Kollegen hat gezeigt, dal3 hier MSglichkeiten fruchtbarer Zusammen-
arbeit zwischen deutschen and polnischen Altertumswissenschaftlern
gegeben sind.
Neben der starken LTbersetzungstatigkeit, deren Reihenf olge 1952 auf
1. die Schriften der antiken R4aterialisten,
2. die bedeutendsten griechischen and romischen Geschichtsschreiber
3. die wichtigsten Quellen fur die Erf orschung der Geschichte der
antiken Kunst and materiellen Kultur festgelegt wurde, sind als
eine besondere Errungenschaft der Nachkriegszeit die planmal3igen
Forschungen zur polnisch-lateinisehen Literatur, insbesondere zur
Renaissance in Polen hervorzuheben.
Diese Koordinierung der Forsohung ist auch in der Geschichte des
Altertums zu bemerken. Es handelt sieh dabei um gemeinsame Bemiihungen
der IIistoriker der Antike and der Erforsehung der Geschichte Polens,
wobei das Prinzip, den gesamten geschiehtlichen Proze~i von friihester
Zeit an zu betrachten, die Aufinerksamkeit auch der Altertumshistoriker
auf sich zog and die Geschichte Polens zur Zeit der Antike besonders
ins Blickfeld des Interesses lenkte. Ein wesentlieher Grundzug der
Arbeit K. Tymienieckis, "Die polnischen Lande im Altertum", Poznafi
1951, ist daher auch die Verknttpfung der Geschichte der Bevolkerung
alley polnischen Gebiete mit dem Geschehen in anderen Teilen Europas.
Unter diesem Gesichtspunkt wurden hier besonders fair die Zeit der
zweiten Halfte des ersten Jahrtausends vor der Zeitwende an die
politischen, wirtschaftlichen and kulturellen Bindungen zwischen der
Bevolkerung des polnischen Raumes and der Welt der griechisch-romi-
schen Zivilisation dargestellt.
Der Neubeginn 1945 war fiir die Geschichte des Altertums besonders
schwierig, da der Krieg zum Verlust fast alley materiellen Grundlagen
sowie sines weiten Kreises der Professoren and 3ungen Mitarbeiter
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gefiihrt hatte. Die Aufbauarbeit fiillte die Biicherbestande neu and
errichtete Lehrstiihle fur alte Geschichte an allen Universitaten.
Dort konzentriert sick z. Z. hauptsachlich das Stadium, wahrend
dem historischen Institut der Polnischen Akademie der ~Aissenschaften
die Subventionierung verschiedener Arbeiten and die Versorgung von
Quellenmaterial and ll(onographien zufallt. Im Komitee der antiken
Kultur bei der Polnischen Akademie dar wissenschaften ist die Ge-
schichte des Altertums ebenfalls vertreten and arbeitet dort eng
mit den klassischen Philologer zusammen. Ureter Anwendung Heuer
Forschuagsmethoden legt sie ihren Hauptakzent auf die Untersuchung
der hellenistischen Epoche and verschiedener Zeitabschnitte der
romischen Geschichte. Zwei Arbeiten, die such die wi rtschaf tlich-
gesellschaf tlichen Fragen beleuchten, sired:
Biezufiska.-Ma~owist, 'tProbleme der Sklaverei der hellenistischen
Epoche", Eos Supplement 1949, and
Zawadzki, tTProbleme der gesellschaftlichen Struktur der Agrarbevolke-
rung der kleinasiatischen Lander im hellenistischen Zeitalter~', in:
Gesellschaft der Freunde der VP~.ssenschaft in Poznah, '1952?
Uie Arbeit der klassischen Archaologie in Volkspolen liegt gleich-
~alls bei den Lehrstiihlen der Universitaten uad im Institut der
Geschichte der materiellen Kultur an der Polnischen Akademie der
OPissenschaften. Zum wichtigsten Forschungszentrum der klassischen
Archaologie ist jedoch in letzter Zeit das Nationalmuseum in Warschau
geworden. Die Eroffnung seiner Galerie der antiken Kunst im Jahre
1949 schuf nicht allein eine breite Basis zur Schulung des jungen
Rachwuchses, sondern sie diem such einem Hauptziel aller Studies,
namlich einer weitgehenden Popularisierung der Wissensch afters.
Das Forschungsprogramm, dessen Ve~virklichuag auf Gruppenarbeit
uad gemeinsamem Durchdenken des ~daterials in den wissenschaftlichen
Sitzungen des warschauer Universitatskatheders der Yittelmeer-Archao-
logie and der 2. lbteilung des Institute der Geschichte der materiellen
Kultur in der Polnischen Akademie der Wissenschaften beruht, ist grog.
Qor ahem ist es das Ziel, den jetzigen Besitz an echtem l~ater.I.al
in Folen durch den VDi~ederbeginn der Ausgrabungen im Mittelmeergebiet
zu eroveitern. Daneben werden Studies getrieben fiber die Geschichte
der antiken gollektionierung in Poles, die eng verbunden sired mit
den Forschungen der Polnischen gunsthistoriker, der Literatur-
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and Kulturf orscher besonders der Zeit der Aufklarung Polens.
Die oben genannte Popularisierung der Pdissenschaften spielt auch
im Rahmen der Altertumskunde eine groBe Rolle and hat besonders in
1Yarschau, doch auch in anderen Stadten aus muhsamen Anfangen zu
einem breiten Wirkungsfeld and guten Erfolgen gefiihrt. Von den ver-
schiedenen 49egen, die man einschlug zur Erweckung des Verstandnisses
and Interesses am klassischen Altertum innerhalb weiterer Kreise,
von den Erfahrungen, die man machte, and den Ergebnissen, die er-
reicht warden, berichtete Dozentin Dr. ~Vinniozuk. Die gesamte Tatig-
keit and alle Bemtihungen um die Verbrei'tung der Kenntnisse fiber die
Antike liegen Beim polnischen Philologenverband and werden erganzt
durch die popularwissenschaftliche Zeitschrift "Meander", die bereits
im Sommer 1945 mit Hilfe der Ministerien fur Volksbildung and fur
Kultur ins Leben gerufen wurde. Verschiedene Serien der "Meander-
Bibliothek" bringen TJbersetzungen antiker Texte mit Vorworten bekann-
ter Wissenschaftler, Erlauterungen von Literaturgattungen wie Epos,
Elegie, Aufsatze uber verschiedene Arbeitszweige im Altertum wie uber
die Arbeit der Bergleute and Hiittenarbeiter, die Arbeit des Mtillers
oder des Backers.
Der Philologenverband selbst nimmt im Gegensatz zu friiher nicht
nur Altertumswissenschaftler, sondern auch andere Interessenten wie
Lehrer, Schriftsteller, Schauspieler, Arzte and Ingenieure auf. Archao-
logische Ausstellungen in Schulen, Zyklen offentlicher Vortrage, Un-
terhaltungsabende im Warschauer Nationalmuseum, die ~eweils einem
antiken Schriftsteller gewidmet Sind, bringen in verst~ndlicher Form
den interessierten Kreisen der Bevolkerung das Altertum nahe.
Die Hauptreferate warden ergan~t durch interessante Vortrage fiber
Spezialthemen, die hier zur Kenntnisnahme genannt seien:
Prof. Dr. Steffen, Zum Satydratna "Agen" ~
Prof. Dr. Strzelecki, Ein Beitrag zur Quellenbenutzung des Nonius,
Dozentin Dr. Bernhard, Le peintre Sophilos,
Dr. Anna Sadurska, Les problemes de ci-dits tables iliaques,
Prof. Dr. Madyda, fiber die Voraussetzungen der hermogenischen Stil-
lehre,
Dr. Anna Szelest, Martial and Silius Italicus,
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Cared. Phil. Jurewicz, Plautus, Cato der Alters and die romische
Gesellschaft,
Mgr. Anna Komornicka, Aristophanes als Quells fur die Geschichte der
materiellen Kultur seiner Zeit,
Prof. Dr. Srebrny, Textkritisches zum Aristophanes,
Prof. Dr. Plezia, Die neue polnische Ausgabe der "Legenda Aurea".
Die interessanten Berichte and Darstellungen ihrer Arbeitsergeb-
nisse warden den polnischen Kollegen Burch lebhafte Diskussionen
gedankt.
Eire Besuch der Technischen Hochschule Dresden ureter Fuhrung des
Akademiemitgliedes Prof. Dr. Binder erganzte die Aussprache auch
aus anderen Zweigen der Wissenschaften, and die Empfange bei den
Rektoren der Universitaten Leipzig and Halle gaben der Tagung mit
unseren polnischen Gersten einen festlichen AbschluB.
Die Polnische Akademie der Wissenschaften teilt mit:
Polnische Wissenschaftler in Schottland
Zur Teilnahme an der Vollversammlung der Internationalen Naturschutz-
Union ist am 18. Juni sine polnische Delegation Hach Edinburgh in
Schottland gereist.
Der Delegation gehoren an: Bas orflentliche Mitglied der Polnischen
Akademie der Wissenschaften, Prof. W. Szafer, Bas korrespondierende
Mitglied der Polnischen Akademie der Wissenschaften, Prof. W. Michajzow~
sowie der Mitarbeiter des Instituts fur Naturschutz der Polnischen
Akademie der Wissenschaften, Dozent B. Ferenz.
Die Vollversammlung der Internationalen Naturschutz-Union fend vom
1g. bis 28. Juni statt. Wahrend der Beratungen hielt Prof. W. MichajXow
sin Referat fiber "Die Wisentzucht in Polen and die Benutzung der
Nationalparke and Reservate fur Lehrzwecke". Verlesen wards auch Bas
Referat des korrespondierenden Mitgliedes der Polnischen Akademie der
Wissenschaften, Prof. W. Goetel, "Die Restitution des Burch die In-
dustrie in Gbrny Sla,sk zerstorten Landschaftsbildes ". Im Verlaufe der
Beratungen warden die polnischen Films "Geflii.gelte Ritter", "Des
Heimatinstitut der Vogel" and "Des Leben der Fledermause" vorgefuhrt.
Warschau, den 29. Juni 1956
(a.d. Pressebulletin der Botschaft der Volksrepublik Polen, Ar. 158)
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Egon Schindowski ,
wissenschaftlicher Assistent
am Forschungsinstitut fur Mathematik
Aus der Wissenschaft fur die Praxis
Vor etwa einem Jahr fend Beim Ministerrat der Deutschen Demokratischen
Republik enter Teilnahme des e~reit.erten Presidiums der Deutschen
Akademie der Wissenschaften zu Berlin eine Sitzung statt, die die
Verbesseruag der Arbeit uad weitere Entwickiung der Deutschen .
Akademie der Wissenschaften zu Berlin, insbesondere die Herstellutig
einer engeren Verbindung zwischen den Arbeiten der wissenschaftlicher
Forschung card der volkswirtschaftlichen Praxis zum Gegenstaad hatte.
Es w urde gef ordert, daD die Arbeit der Wissenschaf tler an der
Deutschen Akademie der Wissenschaften zu Berlin vornehmlich auf
die Eat'~ricklung einer hohen, den Bedizrfnissen unserer Wirtschaft
voll entsprechenden Technik ausgerichtet werden mu,R. Die grot3en
mraditionen der deutschen Wissenschaft verpflichten die 9Pissenschaf t-
ler zu hervorragenden Leistungen in Forschung card Technik als ihrem
Beitrag zur Beschleunigung des weiteren Auf schwunges der Volks-
wirtschaft, des standigen Wachstums der Produktion, der Schaff ung
einer hochstentwickelten Technik card damit der Verwirklichuag des
okonomischen Grundgesetzes des Sozialismus.
Die dem Ministerrat zur Erfiillung dieser Aufgaben uaterbreiteten
Vorschlege des Presidiums der Deutschen Akademie der Wissenschaften
zu Berlin sahen deshalb u.a. die Durchfuhrung von Forschungsauf-
gaben vor, die zur standigen Verbesserung der Qualitet der industriel-
len Erzeugnisse card zur Steigerung der Arbeitsproduktivitet beitragen.
In der Preambel.des in Auswertung der genannten Tagung ergangenen
Beschlusses des Ministerrates caber Mal3nahmen zur Forderuag des
wissenschaf tlich-technischen Fortschritts in der Deutschen Demokra-
tischen Republik vom 2'1.7.1955 (GB1. I S. 521) wind besonders auf
die Notwendigkeit der Zusammenarbeit von Wissenschaf t card Praxis
zur Losuag dieser wichtigen Aufgaben hingewiesen.
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Schorr Lange, bevor der Ministerrat seine Empf ehlungen erlieB,
hatte sick das Forsch ungsinstitut fur Mathematik, Abt. Angewandte
BHathematik (Direktor: Prof. Dr. g. Schroder), die Aufgabe gestellt,
die Verfahren der statistisch en Qualitatskontrolle, die auf den
~ethoden der mathematischen Statistik beruhen and sowohl in der
Industrie der UdSSR a1s auch in den kapitalistischen Landers mit
groBen Erf olgen angewandt werden, zu studieren, in der industriel-
len Praxis zu erproben and sodaan enter Hinweis auk geluagene
Versuchungsergebnisse allgemein zu popularisieren.
Die derzeitigen Methoden der Gii.tekontrolle lau~,en mehr oder weniger
darauf hinaus, durch eine moglichst liickenlose gontrolle den Aus-
schu(3 in der Fertigung and in der Endkontrolle zu erfassen and zu
analysieren. Dadurch so11 gewahrleistet werden, daB nur einwand3reie
Erzeugnisse den Betrieb verlassen and andererseits ~ioglichkeiten
gescha~fen werden, die Ursachen zu erkennen, die zum AusschuB
fiihrten. Eire derartige C~itekontrolle, vor ahem in der Massen-
fertigung, stellt einen nicht unbetrachtlich kostensteigernden Faktor
dar. Ein weiterer Mangel besteht darin, daB der Schaden erst darn
festgestellt wird, wean die Herstellungskosten ~iir das Erzeugnis
minderer Qualitat oder fur die Aasschu[3produktion bereits angefallen
sind.
Eire moderne Form der Qualitatskontrolle, die in allen fiihrenden
Industriestaaten der Welt bereits Eingang gef under hat, ist die
mathematisch-statistische Methode der Qualitatskontrolle, die soge-
nannte "statistische Qualitatskontrolle". Ihre Vberlegenheit besteht
einerseits darin, daB zu ihrer Durchfiihrung relativ wenig Kontroll-
personal notwendi g ist, and zum anderen darin, daB sie der Ent-
stehung von Ausschu6 bereits im ProduktionsprozeB vorbeugt. Sie stellt
damit zugleich ein Hil.fsmittel zur Steuerung and Verbesserung des
techn?logischen Prozesses dar. Das Ergebnis der Anwendung der
statistischen Qualitatskontrolle sind: bessere Erfiillung der Quali-
tatsvorschri~ten, Verminderung von AusschuB and Naeharbeit, wodurch
in jedem Falle eine Erhohung der Arbeitsproduktivitat and eine
Senkung der Selbstkosten erreicht werden. Die statistische Qualitats-
kontrolle gi bt Hinw eise, wane, wo and enter welchers Umstanden Sto-
rungen im ProduktionprozeB verursacht werden. Dadurch wird das
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Verantwortungsbew u[3tsein der am ProduktionsprozeB Beteiligten
erhoht, die kollektive Zusammenarbeit, auch der Betriebe unterein-
aader, gefordert and eine neue Einstellung zur Arbeit im Fiinblick
auf die Qualitat des Arbeitsproduktes hervorgerufen. Solche
Ergebnisse dienen schlieBlich als Zertifikate der gelieferten
Erzeugnisse, sie lief ern Unterlagen fur Betriebsvergleiche and
zeigen dem Erfindungswesen Wege fur die Entwicklungsarbeit.
Hinsichtlich der gontrollmoglichkeiten des Produktionsprozesses
kann man zw ei Gruadf al l e uat ers ch ei den
Einmal den Fertigungsablau~ selbst, der mit Hilfe von gontroll-
karten so gesteuert werden kann, daB ein Minimum an AusschuB
and Racharbeit anfallt.
Im zweiten Falle liegen die Erzeugnisse bereits vor and es ist
zu entscheiden, ob sie dem Qualitatsstandard entsp rechen, ob
sie einen geminderten Gebrauchswert habeas oder AusschuB sired.
Die fur diesen Fall anwendbaren Verfahren sired die verschiedenen
lrten von Stichprobenplanen.
Um den e~nrahlten Forschungsauftrag unseres Institutes zu erfiillen,
war es erst einmal notwendig, zu geeigneten Betrieben Zugang zu
erhalten, um dort praktische Versuche anzustellen. Dies bereitete
zuaachst grofie Schwierigkeiten, da es fur ores schwer war, den
richtigen Weg hierfiir zu finders. VPir wandten ores z.B. an den FDGB,
auf dessen Hilfe die Mitarbeiter des Instituts besonders gerechnet
hatters. Leader erf uhren unsere Bemiihuagen keine Unterstiitzung.
Bachdem ~edoch der oben er~vahnte MinisterratsbeschluB veroffentlicht
war and einige lrtikel unsererseits in der Presse (z.B. AD v.2.6.56)
auf die Bedeutuag der statistischen Qualitatskontroile hingewiesen
hatter, w urde es enders. Heute hat des Institut einen guten gontakt
zu vielen Betrieben and auch zu den Verwaltungsdienststellen
(Ministerien and Magistrat von Grog-Berlin), die die Forschuags-
arbeiten fordern and unterstiitzen.
Seit einigen b[onaten werden nunmehr i.n mehreren Betrieben (z.B.
V.gB Elektromotorenwerk Wernigerode, VFB Walzlage~aerk Berlin-Lichten-
berg, VEB Werkzeugfabrik Berlin-Treptow), besonders des Maschinen-
baus, Versuche mit v?rschiedenen Verfahren der statistischen Quali-
tatskontrolle durchgefiihrt. luck in den Betrieben warm zunachst
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gewisse Schwirigkeiten zu iiber~~inden. Die Aawendung der statistischen
Qualitatskontrolle bedingt kollektive Zusammenarbeit. Es ist daher
notwendig, nicht nur~Perkleiter and Abteilungsleiter, sondern
vor allem den Produktionsarbeiter von der Bedeutung der statistischen
Qualitatskontrolle and der Notwendigkeit ihrer Anwendung zu uber-
zeugen. Entgegen der gelegentlich geauBerten Meinung, daf3 man den
Arbeiter mit Niathematik and der mathematischen Statistik verschonen
solle, haben die bisher durchge.fiihrten Versuche gezeigt, da13 Bich die
Arbeiter diesen Methoden gegeniiber keineswegs ablehnend verhalten.
Das Beispiel eines groBen Betriebes der Elektroindustrie - VEB
Elektromotorenwerk VPernigerode - zeigt, daB die Produktionsarbeiter,
nachdem ihnen Sinn and Zweck der statistisch en Kontrollmethoden klar-
geworden ist, mit Begeisterung an die neuen Au~gaben herangehen and
sick selbst vor dem Rechenschieber and dem Ziehen einer ?~urzel nicht
gescheut haben. In diesem Betrieb fiihren die Kontrolleure ihre Kon-
trollkarten selbst and mach en die taglichen Eintragungen vollig selb-
standig. Damit ist bewiesen, daB die Verf ahren der statistischen
Qualitatskontrolle, die zumindest eine neue, eine statistische Denk-
weise verlangen, bei richtiger Anleitung der Giitekontrolleure and
der mit der Giitekontrolle betrauten Arbeiter in jedem geeignete Be-
trieb einge~iihrt werden konnen.
Wenn auch die 1a ufenden Versuche Hoch keineswegs abgeschlossen sind,
sondern im Gege.nteil standig weiter ausgebaut werden, so kann sehon
jetzt gesagt werden, dal3 sich bereits Erfolge abzeichnen. So kon.nten
beispielsweise in einem berliner Betrieb, in dem die Produktion an
Normteilen bisher 100%-ig gepruft wurde, schon Hach einer verhaltnis-
mal3ig kurz.fristigen Anwendung geeigneter Stichprobenverfahren trotz
einer 25%-igen Produktionssteigerung die Selbstkosten dutch Einspa-
rung von Kontrollkraften um ca. 11 000 DN! im Jahn gesenkt werden. Die
aagewendeten Stichprobenplane garantierten zudem, daB die AusschuLi-
quote Hach der Priif ung einen festgelegten Prozentsatz im Durchschnitt
nicht iibersteigt. Seitens der Kunden sind Beanstandungen, die auk die
Einfiihrung der Stichprobenpruf ung zuruckzufuhren waxen, nicht erhoben
worden. Ein weiterer Vorteil in diesem Betrieb war die Erzielung ei-
nes gleichmaBigeren Arbeitsablaufes in der Giitekontrolle uad dami.t
verbunden ein gleichmal3iger Lohnscheinablau~, dutch den der bisher
besonders gegen ;~onatsende regelmaBig in der Lohnabteilung au~treten-~
de, nut dutch Mehrarbeit au bgovaltigende Arbeitsanfall (StoBarbeit)
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beseitigt and gleichmal3ig abet den ganzen Monat verteilt w urde. Die
angewendeten Stichprobenverfahren, die bisher nut einen bestimmten
Teil der Produktion dieses Betriebes erfal3t habeas, werden nuamehr auf
weitere Erzeugniss.e des gleichen Betriebes ausgedehnt werden, wodurch
mit Sicherheit Hoch hohere Einsparungen zu ergvarten sired.
Eine weitere Aufgabe in diesem Betrieb wird die Verfeinerung der
Stichprobenverf ahren sein - sie konnen Hoch w esentlich rentabler
gestaltet werden -, wozu jedoch eine weitere Qualifizierung der
Bontrolleure notwendig ist.
loch die Anwendung von Sontrollkarten hat schon sehr interessante
Ergebnisse gezeitigt. Bei diesen Verf ahren ist zu unterscheiden,
ob die fiir die Qualitat des Erzeugnisses charakteristischen Merk-
male gemessen oder beobachtet werden. Im letzten Fa11 tragt die
A.nwendung der Sontrollkarte erst Hach langerer Zeit (meist mehrere
Monate) Friichte. In dem bereits exwahnten Elektrobetrieb w urden
mit einer groBeren Za111 gontrollkarten - viele Qualitatsmerkmale
werden visuell beurteilt - Versuche unternommen. Hierbei sired in
verhaltnismaRig kurzer Zeit schone Ergebnisse erzielt warden. In
diesem Betrieb ist die statistische Qaalitatskontrolle im Laufe von
10 )~onaten Hach Aufstellung der ersten statistischen Analyses nunmehr
aus dem Versuchsstadium herausgetreten. Die gontrollkarte ist dort
zu einem festers Bestandteil der Gutekontrolle geworden. Zur Zeit
werden insgesamt etwa 30 ~ der Produktionsarbeiter dutch die Sontroll-
karten erfaBt. Der Betrieb kann schon jetzt sichtbare.wi rtschaf t-
liche Erf olge feststellen. So wurde dutch die lnwendung der sta-
tistischen Quali'tatsanalysen uad die luswertung derselben eine
beachtliche Erziehungsarbeit in den Produktionsbereichen des Betriebes
geleistet, die sick in einzelnen Bostenstellen in einer erheblichen
Senkung der gontrollbeanstanduagen auswirkt. Die selbstverschuldeten
lusschuBkosten konnten Hach den in der lbteiluag Betriebswirtsehaft
des Betriebes vorgenommenen luswertung gegeniiber dem als Vergleichs-
maBstab gewahlten Durchschnitt von '1953/5!+ in der verh$ltnismaBig
kurzen Zeit von nut einem halben Jahr um ca. 72 r~ gesenkt werden.
In der letzten Rentabilitatsbesprechung des Betriebes warden die
dutch die Anwendu.ng der statistischen Qualitatskontrolle erzielten
Sosteneinsparungen besonders hervorgehoben. Der Betrieb will das vom
Forschu,ngsinstitut vorgeschlagene gontrollkartensystem schnellstens
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Hoch weiter ausbauen.
Der 2. Fiinfjahrplan sieht die gutomatisieruag der Industrie im
groBen MaBstab vor, damit werden der statistischen Qualitetskontrolle
Hoch grol3ere Aufgaben gestellt werden. Es wird daher eine weitere
lufgabe des Instituts sein, die Betriebe auf breiterer Basis dutch
Veroff entlichuagen in der Fachpresse, Vortrage, Lehrgange usw. ureter
Hinweis auf die bereits erzielten Ergebnisse fur diese Verfahren zu
interessieren mit dem Ziel, die statistische Qualitetskontrolle zum
gllgemeingut unserer Betriebswirtschaf t zu machen.
Das Presidium der Deutschen Akademie der Wissenschaften zu Berlin
hat in seiner Sitzung.vom 19. Joni 1956 einem Beschlu$ der Sektion
fur Vor- uad Friingeschichte zugestimmt, Hach dem Hochschulabsolventen
der Fachrichtung Vor- and Fru.hgeschichte im AnschluB an des Diplom-
Examen eine zweijahrige Weiterbildung ermoglicht wird. Eire von
der Sektion fur Vor- and Friingeschichte gebildetes Gremium ist fur
den wissenschaftlichen Ausbilduagsgang verantwortlich.
Dem Gremium gehoren des ordentliche ~itglied der Deutschen Akademie
der VPissenschaften zu Berlin Prof . Dr. VD. Unverzagt, Prof . Dr.
S.-H. Otto, Humboldt-Universitet zu Berlin, tend Prof. Dr. G. Behm-
Blaneke, Weimar, ~itglied der Sechsischen Akademie der wissenschaften
zu Leipzig, an.
lufgrund der wahrend dieser lusbildungszeit gezeigten Fahigkeiten
erfolgt die Eatscheidung fiber den Beruf sweg Oder im Falle besonderer
wissenschaftlicher Eignung die guf'nahme in die wissenschaftliche
lspiraatur.
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Horst Gumprecht
wissenschaftlicher Mitarbeiter
am Institut fur ~Pirtschaftsv~issenschaften
Vor einigen Tagen wurde ich auf einen Zeitungsartikel in der west-
deutschen Tageszeitung "Die Welt" vom 20. Juni 1956 aufinerksam,
der ureter dieser U'berschrif t Stellung nahm zur Forderung der Wi4sen-
schaf t in Westdeutschland. Da zu derselben Frage zur glei then Zeit
im Mitteilungsblatt der Deutschen Akademie der ~Aissenschaften eine
Veroffentlichuag von Herrn Jansen fiber die Forderuag der Wissen-
schaf t in der Deutschen Demokratischen Republik erschien, drangt
sick ein Vergleich geradezu auf.
Ich bin vom Naheliegenden ausgegangen and babe dabei die von Herrn
Jansen als Wirtschaftswissenschaf tler getroffenen Feststellungen
Hoch einmal betrachtet. Die Deutsche Akademie der Wissenschaften
hat fitr Bas Jahr 1955 46,3 Millionen DM vom Staatshaushalt fur
die Durchfiihrung ihrer Aufgaben erhalten. Wei man, um einige Sch1uR-
f olgeruagen fii.r die Forderung der wissenschaft in der Deutschen
Demokratischen Republik zu ziehen, berucksichtigt, da$ es neben der
Deutschen Akademie der Wissenschaf ten Hoch eine Reihe anderer
wissenschaf tlicher Einrichtungen in der DDR gibt, darn ist unschwer
festzuatellen, daB der Gesamtbetrag an Mitteln des Staatshaushaltes
fur die Forder~ing der Wissenschaft um ein yielfaches groBer ist als
die bier genannten Zahlen.
Herr Jansen zieht in seinem Artikel, wie es in seiner Fachsprache
heiBt, die Bilanz, um festzuatellen, daB Burch die finanziellen
Aufwendungen die Erfolge fur die Erweiteruag der wissenschaftlichen
,Arbeit in der DDR bedeutend sired. Die von der Regierung der DDR
getroffenen MaBnahmen fur die Wissenschaft entsprechen der Bedeutung
der Wissenschaft bei der Losung der gesamten Aufgaben, die vor der
Gesellschaft stehen. Wean auch nicht verschwiegen werden soll, daB
fiir die einzelnen Bereiche von den Wissenschaftlern da oder dort
gern Hoch groBere Bereitstellungen an finanziellen l~itteln gewiinscht
warden, so gilt hierfiir auch jene einfache Formel der Werktatigen,
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dal3 so, wie wir heute arbeiten, wir morgen leben werden. Und es ware
wohl unklug, wollte man heute so leben, wie wir morgen arbeiten wer-
den. Auf das richtige Verhaltnis kommt es an, and bier unterscheidet
sich, was in beiden Teilen Deutschlands fur die :~issenschaft getan
wird.
Der Artikel in der westdeutschen Tageszeitung "Die JVelt" stellt Pest,
daB der wirtschaftliche Erfolg in den vergangenen Jahren im umge-
kehrten Verhaltnis zum wissenschaftlichen Aufwand stand. Je meter die
TrVirtschaft bliihte, um so meter verdorrte die Wissenschaft, so dal3 im
Artikel die Feststellung getroffen wird, daB man von der geistigen
Substanz lebt. Ein grol3er westdeutscher Konzern der Schwerindustrie,
die I~iannesmann AG. in Dusseldorf, hat begonnen, Abhilfe zu schaffen.
Sie hat, twie es im Artikel weiter heiBt, zum ersten Dial e die kizhne
Initiative aufgebracht, etwas zu tun. Bis a of weiteres sollen 2
des an die Aktionare ausgeschiitteten Dividendenbetrages dem Stif ter-
verband fiir die deutsche ?~issenschaft zur Verfii.gung gestellt werden.
Die Hohe der Somme wird mit rand einer halben Million ange~eben.
Ein Vergleich mit den Finanzmitteln, die der Deutschen Akademie der
Wissenschef ten zur Verfiigung gestellt werden, laBt erken.nen, daB man
damit auch weiterhin von der geistigen Substanz zehren wird and dai3
keine Anderung eintritt. Das 'yesentliche aber ist, and bier ist dem
Verf asser kein Formulierungsfehler unterlaufen, wean er von 2 ~ des
ausgeschiztteten Dividendenbetrages spricht, data nicht die Aktionare
der Mannesmann AG. 500 000 DM von ihren 25 b'Lillionen der ~1Vissen-
schaft zur Verfiigung stellen. Nicht um 2 J ist der Betrag der Divi-
dende gekiirzt worden, sondern gemessen an dem Dividendenbetrag
werden aus anderen Posten der Bilanz 2 ~ zur Verfiigung gestellt.
Andere Posten aber gehen schliet3lich in den Preis der Erzeugnisse
der Mannesmarui AG. ein, die der Kaufer zu zahlen hat.
Warum aber unterzieht sich die Mannesmann AG. dieser Auf gabe, die doch
Sache des Staates ist? Die Mannesmann AG. hat zweifellos geniigend
Einflu[3 im Parlament and in der Regierung auf die Art der Vervvendung
der Staatsgelder. Der Verfasser des Artikels in der Tageszeitung
"Die Welt" beantwortet die Frage selbst, indem er schreibt ".....sie
macht (-gemeint ist die Mannesmann AG.-) die besten langfristigen
Investitionen, die sich seater bestimmt bezahlt machen."
Durch die f~beraveisung der Geldmittel an den Stifterverband diirfte dem
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Konzern Sitz and Stimme im Stif terverband gegeben werden, and man
wird sich dort nicht den Wiinschen des Konzerns verschlieBen konnen,
der ja langfristige Investitionen durchfiihrt. Was die Wissenschaf t
in der Perspektive fur Aufgaben hat and wie sie sich entwickeln wird,
bestimmen neben der Vorherrschaft in der Wirtschaft damn auch auf
dem Gebiet der Wissenschaft die Monopolverbande. Die Art des Ein-
flusses auf die wissenschaftliche Arbeit scheint elegant uad unver-
fanglicher zu sein als fiber die Form von Parlaments- uad Regierungs-
debatten.
Da es sich bei der Entwicklung der Wissenschaft in Westdeutschland
um die Entwickluag eines Teiles der gesamtdeutschen Wissenschaf t
handelt, stehen wir dieser Frage nicht gleichgiiltig gegenuber.
Da die westdeutsche Wissenschaft ein Teil der deutschen Wissenschaf t
ist and vor dem deutschen Volk die historische Aufgabe der Vereinigung
steht, die es zu losers hat, interessiert ores als Wissenschaftler
die Aktiv- and Passivseite der Bilanz der Wissenschaft in Westdeutsch-
land. Sowohl was die Rohe der Aufwendungen betrifft als auch die Art
der Forderung der Wissenschaft in Westdeutschland konnen nicht bei-
spielgebend fur das geeinte Deutschland sein. Wir sired nicht dagegen,
daB maa fur die Wissenschaft in Westdeutschland etavas tut. Wir fragen
nor, was man fur die Wissenschaft tut, ja genauer - and ich meine,
daB es eine entscheidende Frage ist -, nicht nor was man der Wissen-
schaft gibt, sondern wer es ihr gibt and wie er es ihr gibt. Ob es der
Staat ist, der mit der Bereitstellung seiner Mittel der Wissenschaft
die Aufgabe stellt, die geistigen Potenzen zu mehren auf dem Gebiete
der ~aturwissenschaften, der Geisteswissenschaften and der Erforschung
and Erhaltung unserer kulturellen (~.iter, oder ob es Monopolunterneh-
men sired, die langfristig investieren wollen. DaB die Staatsgelder, die
im Interesse der westdeutschen Monopolunternehmen fur die Riistung aus-
gegeben werden, nicht den Interessen des deutschen Volkes entsprechen,
ist eine sich im deutschen Volk in den letzten Tagen and ~iochen immer
meter durchsetzende Erkenntnis. DaB die Gelder, die fur die Wissen-
schaft ausgegeben werden, off enkundig von den Interessen der Monopol-
unternehmen bestimmt werden, zeichnet sich immer klarer ab.
UDas man fur die Wissenschaft. tut, charakterisiert die beiden deutschen
Staaten, uad es wird in einem vereinten Deutschland viel zu tun sein,
um die von Westdeutschland eingebrachten Bilanzposten aktiv Hach dem
Beispiel der DDB zu gestalten.
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K. H. J o s t ,
wissenschaftlicher Assisent
in der Arbeitsstelle fur Kristallstrukturanalyse
Symposium der International Union of Crystallography
Anfang April hatte ich Gelegenheit, ein Symposium der International
Union of Crystallography uber das Thema "Strukturen im Bereich
zwischen atomaren and mikroskopischen Dimensionen" in Madrid zu
besuchen, auf dem im wesentlichen uber allgemeine Fortschritte der
Elektronenm.ikroskopie, Strukturuntersuchungen an makromolekularen
Stoffen and biologischen Strukturen Bowie uber zahlreiche Probleme
der Metallphysik berichtet vnzrde. Gleichzeitig fanden Sitzungen der
Kommissionen fur kristallograpn.ische I,ehrmetY?oden and kristallo-
graphische Apparate statt. Die Tagun~ war international besucht,
wobei England, Holland, Frankreich, 4'~estdeutschland and USA die
grol3ten Teilnehmergruppen stellten. Mit einer kleinen Gruppe war
auch die Sowjetunion vertreten.
Wahrend dieser Tagung war Gelegenheit, wissenschaftliche Ein-
richtungen in Madrid kennenzulernen.
Die Zentralorganisation der spanischen Forschung ist der '1939
gegrundete Consejo Superior de Investigaciones Cientificas, der
etwa der Deutschen Akademie der ti'Gissenschaften entspricht and
der eine groBe Zahl von Instituten der Naturwissenschaften and
Medizin, der Technik and der Geisteswissenschaften umfal3t.
Die Institute sine in moderner and Behr gro~ziigiger Weise aufgebaut
and apparativ aufs beste ausgestattet. Den naturwissenschaftlichen
Instituten ist ein Institut fur den Bau vrissenschaftlicher Gerate
angegliedert, in dem, auch fur Universitaten and andere Abnehmer,
Prazisionsinstrumente fur die Forschung konstruiert and gebaut
werden.
Die Universitat wind in Form einer am Nordwestrand.e Madrids
gelegenen Universitatsstadt, der Ciudad Universitaria, ganz
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modern aufgebaut and diirfte zur Zeit ungefahr zur Halfte fertig
sein. Auf dem Gela.nde liegen auch grot3e Sportplatze, Clubhauser
and Wohnheime fur Studenten.
Kurz noch einige Worte fiber die Stadt Madrid. Sie unterscheidet
sick in ihren neueren Vierteln in nichts von anderen GroBstadten:
breite Stral3en, einige Hochhauser (das angeblich grol3te E~.iropas
am Placa de Espagna), Luxusgeschafte in den HauptstraBen, ein
enormer Autoverkehr, in dem auch zahlreiche Volkswagen, Opel and
Mercedes zu sehen sired, unc~ der sich ureter einem fur deutsche
Verhaltnisse vollig ungewohnten Larm abspielt.
"Spanischer", and damit fur den fremden Besucher interessanter, sired
die alters Stadtviertel mit ihren engen Gassers and einer Riesenzahl
von Bars, in denen man spanische Spezialitaten kennenlernen kann.
Unbedingt lohnend ist ein Besuch des Prado, jener beruhmten Ge-
maldegalerie, die zu den bedeutendsten der Welt zahlt.
Die Redaktion gestattet sich, an dieser Stelle auf die Ausfiihrungen
des amtierenden Prasidenten Prof. Dr. W. Friedrich hinzuweisen,
die er in seinem Bericht fiber die Arbeit der naturwissenschaftlichen
Klassen and fiber die Arbeitsstelle fur Kristallstrukturanalyse
am Leibniztag '1956 machte:
"Die Arbeitsstelle fur Kristallstrukturanalyse wurde von Berlin-Buck
reach Berlin-Adlershof verlegt and damit deren engere Bindung an die
chemischen Forschungsstatten erreicht. Untersucht wurde die Struktur
eines Arzneimittels, des Xanthocillins, and von Vertretern der
Triphenyl-Pyrazolin-Gruppe, ferner die Struktur des Kurrol'schen
Salzes and des Betechtinits, eines Kupfererzes. Die Arbeiten zur
Theorie der Fehlordnungserscheinungen wurden fortgesetzt.
Die Arbeitsstelle iibernahm auch den Bau spezieller Rontgenkameras,
u.a. von 10 Weissenberg-Goniometern fur andere Institute."
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Der Direktor der Universitats-Bibliothek in Bratislava u.bermittelte
der Bibliothek der Deutschen Akademie der ~Pi_ssenschaften zu Berlin
ein Ant'~vortschreiben auf die Kondolatio.n zum Tode von fiinf It~Titar-
beitern der Bibliothek.
~.~Tir gestatten cans, nachtraglich dire Abschrift seines Schreibens
zur Kenntnis zu geben.
~;erte Kollegen,
im Namen der Mitarbeiter der Universitatsbibliothek
in Bratislava card der Hinterbliebenen danke ich Ihren card Ihren TVlit-
arbeitern fur die Kundgebung Ihres Beileids card fiir Ihr freundliches
Bemiihen, unsere Traver caber den tragischen Tod der fiinf Mitarbeiter
der bi_bliographischen Abteilung unserer Bibliothek zu lindern.
Auf Verlangen vieler von Ihren muR ich Ihren mittei-
len, daB unsere Genosse.n S.K~ntor, B.Nociar, Dr.J.B~.nsky, Dr.V.Jelinek
card H.Kaloudova zusammen mit weiteren 18 Reisenden Opfer eines Flug-
zeugungliicks geworden sind, das dutch einen Ballon mit Hetzflug-
blattern der Rundf unkgesellschaft "Freies Europa" verursacht wurde;
das .Flugzeug stieB auf den Ballast des Ballons, wodurch die Lenkung
beschadigt wurde, so daB das Flugzeug unweit Levo~a in der Ost-
slowakei abstiirzte.
Unsere Mitarbeiter waren auf dem Weg zu einer Konfe-
renz slowakischer Bibliographer in Kosice, wo fiber eine Vertiefung
card Ausgestaltung der Hilfe beraten werden sollte, die wit unserer
yissenschaft bei ihrer weiteren Entfaltung leisten wollen. Sie kamen
nicht ans Ziel. Ihr fruchtbares Leber ist dutch die verbrecherische
Hand deter zerstort worden, die die Welt in einen never Krieg stiirzen
mochten. Es bleiben nach ihnen vier Witwen, acht ~Naisen card auf dem
Arbeitsplatz eine Lucke, die nut schwer auszufiillen ist.
Uns traf ein schwerer Schlag, von dem wit cans nicht so
leicht erholen werden. Aber noch weft mehr erschiittert waren wit, a1s
wit erf uhren, wet das tragische Ende unserer Mitarbeiter verschuldet
hatte. Der tief e Schmerz verdoppelte in cans den Widerwillen gegen die,
die diese Katastrophe au,f dem Gewissen habeas, card deshalb verurteilten
wi r spontan card energisch die uamenschlichen Methoden der Feinde des
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G
Friedens and protestierten gegen sie beim Atu3enministerium unserer
Republik, Eine Welle des Zornes and des Protestes erf aBte jeden auf-
rechten Burger unseres Staates; auch im Ausland kam es zu vielen
Protester.
Ich denke, dal3 wir dem Andenken unserer so tragisch
ums I-eben gekommenen Mitarbeiter nur eine Schuld abstatten, wens
wir Sie, werte~Kollegen, uber die Ursachen ihres vorzeitigen Todes
unterrichten. IlVir glauben Pest damn, daf3 auch Sie diesen heimtiicki~
schen IuIord mit Emporung verurteilen and sick unserem Protest gegen
das verbrecherische Treiber seiner Urheber anschliel3en werden.
Air darken Ihnen fiir die warmers and mitfiihlenden Norte der Teil-
nahme, mit denen Sie zum Ausdruck brachten, wie schmerzlich auch Sie
der tragische Tod unserer Kollegen beriihrt hat, and ich bitte Sie,
fiber seine, in Zeiten des Friedens kaum faf3baren Ursachen alle die-
jenigen aufklaren zu wollen, die die Bibliotheksarbeit, ihre Familien
and ihre Heimat lieben and die in Rube and Frieder an der weiteren
Eat~*ricklung des Bibliothekswesens arbei ten and hingebungsvoll der
groBen Sache der ~issenschaf t and des Friedens dienen wollen.
Ich verbleibe, werte Kollegen, mit dem Ausdruck vor-
zizglicher Hochachtung
Ihr ergebener
gez. Juraj Paska,
Direktor der Universitatsbi bliothek
in Bratislava
Die Botschaft der Deutschen Demokratischen Rep ublik in Prag uber-
gab in den vergangenen Tager dem ~Linisterium fiir Kultur ein kost-
bares Geschenk: eine Serie farbiger Diapositive der bedeutendsten
Cxemalde der Dresdener C:alerie. Diese Diapositive werden bei Vor-
tragen benutzt, die in der Tschechoslowakei fiber bedeutende 1'Verke
der Dresdener G,alerie veranstaltet werden.
( Prag Berlin, Bulletin der Botschaf t der Tschechoslowakischen
Republik, Mai '956 - 5 )
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Chor-Olympiade in Paris
Zwei Mitarbeiterinnen des Biiros fur Planung, Frau Maria P o p p
and Fraulein Irmgard R y c h 1 y , habeas als Mitglieder des
FDGB-Chors Grog-Berlin an den "PRE~dIERES OLYMPIADES INTERNATIONALES
DE CHANT CHORAL APdAATEUR" vom '].-10.6.56 in Paris teilgenommen.
Dieser Internationale Wettbewerb zwischen Laienchoren, dessen in-
ternationalem Patenschaf tskomitee u.a. Herr Vizeprasident Prof,Dr.
W. Steinitz angehorte, wurde von der seit 1935 bestehenden F~d~ra-
tion Musicale Pop ulaire veranstaltet and hatte folgendes Ziel:
Laien-Chore mit sehr verschiedener sozialer Zusammensetzung and
un.terschiedlichen weltanschaulichen Bindungen sollten auk dem Ge-
biete des Gesanges in einem freundscha.~tlichen gamp~ wetteif ern,
um so nicht nur neue Impulse fur die P~lege des Volkschorgesanges
auszulosen, sondern such das gegenseitige gennenlernen and die
F~reundschaft zwischen den Volkern zu pflegen.
Die DDR wurde bei dem VPettkampf dutch den FDGB-Chor Gro13-Berlin
and den gammer-Chor der Oberschule wernigerode vertreten.
Insgesamt nahmen 14 Lander teil, die teilweise mehrere Chore
entsandt hatters. Es w urden ~Pettbewerbe zwischen Manner-, Frauen-,
girder-, gammer- and gemischten Chorea ausgetragen.
Es gelang dem FDGB-Chor Grol3-Berlin (48 weibliche and 34 mannliche
Sanger), such gegen die Scharf a gonkurrenz zu behaupten find gemein-
sam mit dem CGT-Chor Frankreichs den 2,Platz in der Grappe "Ge-
mischte Chorea zu erringen. Sieger wurde in di eser gategorie der
Chor der CSR, der 3.Platz wurde zwischen dem westberliner Schumann-
Chor and dem Chor Israels geteilt. Die Darbietungen des FDGB--Chores
warden auf Schallplatten aufgenommen, fiber den Fernsehfunk iibertra-
gen uad vor der Belegschaft der Renaultwerke wiederholt.
Die Redaktion freut sick, daB zwei Mitarbeiterinnen der Akademie
an diesem schonen Erf?lg beteiligt wares, gratuliert Ibsen hierzu
and wiinscht ihnen fur ihre weitere Betatiguag in der Volkskunst-
pflege vollen Erfolg.
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N a c h r i c h t e n
aus der Deutschen Akademie der Wissenschaften zu Berlin
Das Prasidium billigte einen
Plan fiber die wi ssenschaft-
liche Zusammenarbeit zwischen
der Deutschen Akademie der
Wissenschaften zu Berlin and
der Akademie der Wissenschaften
der UdSSR fur 1956, der in den
Rahmen sines Abkommens fiber kul-
turelle and wissenschaftliche
Zusammenarbeit zwischen der
Deutschen Demokratischen Republik
and der UdSSR gehort.
(s. S. 7 - 8 )
An der feierlichen Jahressitzung
der ~sterreichischen Akademie der
Wissenschaften am 16. Mai '1956
nahmen der Vizeprasident der Deut-
schen Akademie der Wissenschaften
zu Berlin Prof. Dr. W. Steinitz
and Prof. Dr. Th. Frings, Prasi-
dent der Sachsischen Akademie der
Wissenschaften zu Leipzig, teil.
glied Prof. Dr. A. Scheunert,
von der Society Italiana Delle
Scienze Veterinarie Akademiemit-
glied Prof. Dr. J. Dobberstein,
von der Ungarischen Ethnographischen
Gesellschaft Akademiemitglied
Prof. Dr. W. Stein.itz,
von der Geologischen Gesellschaft
der Deutschen Demokratischen Re-
publik Akademiemitglied Prof.
Dr. H. Stille,
von der Deutschen Gesellschaft
fur innere Medizin and von der
Deutschen Gesellschaft fur Aller-
gieforschung Akademiemitglied
Prof. Dr. R. Rossle.
Zu korrespondierenden Mitgliedern
warden gewahlt:
von der ~Ssterreichischen Akademie
der Wissenschaften die A~ademiemit-
glieder Prof. Dr. H. Ertel and
Prof. Dr. A. Stille sowie das
korrespondierende Mitglied der
Deutschen Akad.emie der Wissen-
schaften zu Berlin, Prof. Dr.
W. Schubart.
Zu Ehrenmitgliedern warden gewahlt:
von der ~sterreichischen Akademie
der Wissenschaften Akademiemitglied
Prof. Dr. Th. Fringe, Anlal3lich ihres 80. Geburtstages
von der Schweizerischen Gesellschaft warden die Akademiemitglieder
fur Ernahrungsforschung Akademiemit- Prof. Dr. L. Justi and Prof.
Dr. S. Kegel mit dem Ehrentitel
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"Hervorragender CPissenschaft-
le r des Volkes" ausgezeichnet.
GemaR Beschl u6 der Slasse fur
Chemie, Geologie and Biologie
bei der Deutschen Akademie der
Wissenschaf ten zu Berlin wurde
Frau Prof . Dr. S. Boll-Dornberger
fur den Vorsitz des zu bildenden
Rationalk.omitees fur Bristallo-
graphie der Deutschen Demokra-
tischen Republik benannt.
Das Institut fur Orientforschung
der De utschen Akademie der
VPissenschaften zu Berlin, in dem
u.a. babylonisch-assyrisch-hethi-
tische geilschrifturkunden bear-
bei tet werden, 1 ud fur die Monat e
Juli/August Dr. Nary Boyce and
Herrn John Harries, GroBbritan-
nien, zur wissenschaftlichen Mit-
arbeit ein.
Im Monat Juli wi rd Prof . Selim
Hassan, gairo, in der Abteiluag
fiir Xgyptologie am Zettelmaterial
des Agyptischen UVorterbuches
arbeiten.
~ Die gommission fur kernphysika-
~' lische Forschuag d8r Deutschen
Akademie der 9Dissenschaften zu
Berlin besteht auk Beschlul3
des Prasidiums aus den Akademie-
mitgliedern Prof . Dr. N, y~ier,
Prof . Dr. W. Fri;~elri ch, Prof . Dr.
H. Bert~~i, Prof. Dr. G. Hertz,
Prof . Dr. K. Lot~trann s owi a Herrn
Prof . Dr. H. -J. B'o~n., Dr. H.
VPittbr~'$t, Dr. G. Ri'~~ter and
Dr. G. Otte~`ein. Vertreter
des Amtes fur gernforschung and
V
Berntechnik ist Herr Dr. B. 119~nde,
~~
Sekretar der Kommission Dipl.-Phys.
g. Sbs .
Prof. Dr. Haas Holm Bielfeldt,
ordentliches N.itglied der Deutschen
Akademie der Wissenschaften zu
Berlin, ist als Vertreter der
Deutschen Demokratischen Republik
in das Internationale Komitee der
Slavisten berufen worden.
Dem gomitee gehoren u.a. an:
Pmf. Dr. Viktor Winogradow (UdSbR),
Prof. Dr. Alexander Belib(Jugosla-
wien) , Prof . Dr. A.ndr~ ~azon
(Frankreich), Akademiemitglied
Prof . Dr. B~ax Vasmer (Deutsche
Bundesrepublik).
Fine der Hauptaufgaben des Bomitees
ist die Vorbereitung des groBen
Internationalen Slavisten-Bongres-
ses, der '1958 in Moskau stattfinden
wird.
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Die Deutsche Akademie der Wissen-
schaften zu Berlin nahm den Schrif-
tentausch mit der Akademie der
Wissenschaften and der Literatur
in Mainz auf. Ein Schriftentausch
besteht bereits mit 640 Institu-
tionen in 50 Landern.
Am 28. Juni 1956 begann in Hannover
die 125-Jahrfeier der Technischen
Hochschule.
Nationalpreistreger, Akademiemit-
glied Prof. Dr. Serge von Bubnoff
iiberbrachte eine Gliickwunschadresse
der Deutschen Akademie der Wissen-
schaften zu Berlin, die der tiefen
Uberzeugung Ausdruck verleiht, daB
die deutschen Wissenschaften each
weiterhin aarlnigfache Anregungen aus
der Fehr- and Forschungsarbeit der
Haunoverschen Technischen Hochschule
erhalten werden and daB die freund-
schaftlich-wissenschaftliche Ver-
bundenheit gelehrter Institutionen
ein Beitrag auf dem Wege zur Wieder-
vereinigung unaeres deutschen Vater-
landes ist..
9nlaBlich ihrer 125-Jahrfeier
verlieh die Technische Hochschule
Hannover Prof. Dr. Serge von BubnoYf
den Titel eines Doktors der Natur-
wi.ssenschaften ehrenhalber. Prof. Dr.
Serge von Bubnoff nahm diese:Ehrung
insbesondere im Hinblick auf die Ein-
heit der deutschen Wissenschaft dank-
bar an..
Auf Vorschlag des wissenschaft-
liches Rates des Instituts fur
Griechisch-Romische Altertums-
kunde bestetigt des Presidium
die Wiederaufnahme von Arbeiten
am Griechischen Miinz-Werk. Mit
der Leitung dieser Arbeiten
wurde Herr Prof. Dr. Arthur
Suhle von der Humboldt-IIniver-
sitet zu Berlin betraut.
Das Plenum der Deutschen Aka-
demie der Wissenschaften zu
Berlin ernannte die National-
preistreger Dr. G. Bilkenroth
and Dr.-Ing.J. Nelles gemaB
? 15 des Statuts zu Professoren.
115 Studentinnen and Studenten
leisten ihr dies~ahriges Be-
rufspraktikum vom 16. 6. bis
28. 7. 1956 an der Deutschen Aka-
demie der Wissenschaften zu
Berlin, davon 72 in gesellschafts-
wissenschaftlichen Inatituten,
43 in naturwissenschaftlichen.
Die uberwiegende Zahl, 81 Stu-
denten, konunen von der Humboldt-
IIniversitat zu Berlin, die IIni-
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versitaten Rostock and Greifs-
wald sired mit je 9 Studenten,
Jena mit 7, Leipzig mit 5 and
Halle mit 4 Studenten vertreten.
Am 29. Mai 1956 w urde das Iasti-
tut fiir Mikrobiologie and ex-
perimentelle Therapie in Jena
in Anwesenheit des amtierenden
Prasidenten Prof. Dr. Dr. h. c.
~P. Friedrich and des wissenschaft-
lichen Direktors Dr, H. ~Pittbrodt
offiziell von der Deutschen
Akademie der wissenschaf ten zu
Berlin iibernommen.
"Einfuhrung in die Kernphysik"
heil3t eine neue Sendereihe des
Deutschlandsenders, die ab 23.
Juli jeden Montag um 23.05 Uhr
$u Koren sein wi rd. Die Reihe
eroffnet R~o./belpreistrager Prof.
Dr. &. Hez mit vier Yorlesungen
fiber allgemeine Grundlagen der
Atomphysik. Prof. Hertz, der
Direktor des Physikalischen
Instituts der Karl-Marx-Univer-
sitat Leipzig ist and im ver-
gaagenen Jahr mit dem Aational-
preis I. Blasse ausgezeichnet
wurde, spricht fiber das Planck-
sche VDirkungsquantum, die Physik
der Elektronenhiill e , den Auf bau
der Atomkerne and fiber natiirliche
uad kiinstliche Radioaktivitat.
Die anschliel3enden Vortragsreihen
fiber Kernreaktionen, Kernreaktoren
and die Aawendung radioakti
Isotope w erden von Dr. G. chter,
Direktor des Akademieinstit is
Miersdorf , Prof . Dr. H.. Born,
Leiter des Arbeitsberei'ches
angewandte Isotopenforschung
des Instituts fur Medizin and
Biologie der Deutschen Akademie
der wissenschaften zu Berlin and
dem Direktor des Zentralinstituts
fur Kernphysik, Prof . Dr.
Barwil~, gehalten.
Die Yortrage richten rich be-
sonders an wissenschaftlich
interessierte Horer and sollen
zur weiteren Beschaftigung mit
den aktuellen Problemen der
Kernphysik anregen.
Die Zeitschrift "Science Re~ws
Journal" iibermittelte dem am-
tierenden Prasidenten Prof. Dr. Dr.
h. c. W. Friedrich nachstehendes
Schreiber, das wir als Beispiel
fur die weitverzweigten Bezie-
hungen unserer Akademie zur
genntnis geben:
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Herausgeber: Pressestelle (Dr.H. VPittbrodt, Dr.G. Dunker, Chr.Stempel),
Deutsche Akademie der 94issenschaf ten zu Berlin, Berlin
OV 8, Jagerstr. 22/23
Verlag: Akademie-Verlag G.m.b.H., Berlin W 8, ~ohrenstraLie 39~
Fernruf 20 03 86, Postscheckkonto Berlin 35021..
Das Mitteilungsblatt erscheint monatlich and wird kostenlos an die
Mitarbeiter der Akademie abgegeben. Ein Vertri~b fiber den Buchhandel
erf olgt ni cht .
Lizenz Br.: 1244
Cxesamtherstellung: Druckerei "Thomas Yiintzer", Langensal?za.
Es wird gebeten, Beitrage, Vorschlage, V~iinsche and Kritiken an die
De-~tsche Akademie der DL'issenschaften zu Berlin, Berlin W 8, Jager-
straBe 22/23, Pressestelle~ Fernruf 20 04 81, App. 548, zu richten.
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