HISTORY OF THE DEMOKRATISCHER FRAUENBUND DEUTSCHLANDS (DFD)
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02668040
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RIPPUB
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U
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480
Document Creation Date:
July 13, 2023
Document Release Date:
August 19, 2022
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Case Number:
F-2022-01098
Publication Date:
June 24, 1949
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948 51-61A
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COUNTRY Germany
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History of the Demokratischer Frauenbund
Deutschlands (DFD)
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DATE DISTR. 24 June 1949
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ARMY
AIR
ORE
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5
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NO DATA PERMITTING ASSESSMENT
6
CANNOT BE JUDGED
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COMMENTS
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DATE IUNA/FMC
4:01A00/.111WW1�
BRANCH
Kr7RTITh, CONFIDENTIAL RESTRICTED UNCLASSIFIED
FORM NO.
70-10
NOV 1947
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(b)(3)
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11
Resolution
12
Bericht der Mandatsprilfungskommission
13
Bericht der Wahlkommission
14
Wahl der Ehrenprasidentin
15
Wahl des Vorstandes und der
FRIEDEN
Vorsitzenden
FREUNDSCHAFT
16
Wahl des Bundesausschusses
DER VOLKER
17
Ansprache der Vorsitzenden
EINHEIT
DEUTSCHLANDS
Bib
KONG-RESSBUROS
S-Bahn : Unter den Linden � U-Bahn Stadtmitteund Potsdamer Plotz
FOr Gaste aukiem Ausland,
aus Berlin und ressevertreter:
Hotel Adlon � W8 � ilhelmstratle 70a
Fur Gate aus den we en Besatzungszonen:
W8 � Unter den &den 67 � 1.Stock
Far Delegierte und Gaaus der sowietischen
Bes.-Zone: W8 � Unt n Linden 67 � 2. Stock
TAGUNGSORT: DEUTSCHE STAATSOPER
NW 7 � Friedrichstr. 101/102 � U- und S-Balm: FriedriChstrate
lv 150 / 1.1z-Nr. 276 548
DEMOICRATISCHER FRAUENBUND
DEUTSCHLANDS
1.BUNDESKONGRESS AM
29./30. MAI 1948 IN BERLIN
IN DER DEUTSCHEN STAATSOPER
(b)(3)
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SONNABEND � 29. MAI 1948 � 9.30-16.30 UHR
cf;i6cIted,75(6-9,eht
ausgefOhrt von der Deutschen Staatskapelle
Dirigent: Johannes SchOter
5. Symphonie (Schicksalssymphonie)
C-moll opus 67 von Ludwig van Beethoven
1
allegro condrio
andante con moto
allegro ( scherzo )
allegro ((inale)
Eroffnung: Frau Dr. Annemarie Durand-Wever
2 Wahl der Kongrefileitung
3 BegrOBungen
4 Wahl der Kommissionen
MandatsprOfungskommission � Redaktionskommission
Satzungskommission � Wahlkommission
5 Bericht Ober die Arbeit des Bundes
seit der GrOndung und die neuen Aufgaben
Frau Maria Rentmeister � Bundessekretdrin
6 Diskussion
7 SchluBwort
Frau Maria Rentmeister � Bundessekretarin
8 Kassen- und Revisionsbericht
9 Bericht der Redaktionskommission
10 Resolution
Kleine Pause
11 Deutschlands Frauen ringen urn Frieden
und Einheit
Frau Kathe Kern � Vorsitzende des DFD
12 Diskussion
Ends gegen 16.30 Uhr
FESTVORSTELLUNG � 19 UHR � STAATSOPER
Aft
Ba !lett d er eutsch en Staatsoper � Choreog ra phle Tatiana Gsovski
Dirtgent: Erich WIttmann � Klavierbegleitung : Herta Klust
GOYESCAS
von Granados
ZAU B ER LADEN
von Rossini-Respighi
BALLETTAUS DER OPER "PIQUE DAMEc
von Tschaikowsky
SONNTAG � 30. MAI 1948 � 9.30 -19.30 UHR
1
Lieder der Volker
Rita Stretch, Sopron � Petra Baser, Mezzosopran
Begleitung: Herta Klust
2 Fortsetzung der Diskussion
3 Schlufiwort
Frau Kdthe Kern � Vorsitzende des DFD
4 Bericht der Redaktionskommission
5 Resolution
6 Bericht der Satzungskommission
7 Abstimmung Ober Satzungsanderungen
Pause von 13-1 4 30 Uhr
8 Die IDFF weist uns den Weg zu den
friedliebenden Frauen der Welt
Frau Helene Beer � Vorsitzende des DFD
9 Wir sind nicht mehr allein!
Bericht Ober die Tagung des Exekutiv-
Komitees der IDFF in Rom
Frau Emmy Damerius � Vorsitzende des DFD
10 Bericht der Redaktionskommission
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--11111111111111111V
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BERLIN � 2.JAHRGANG � PREIS 20PF.
ileinolffalischer Franenbund Belgischlan
Redaktion and Verlag: Demokratischer Franenbond Deutschlands, Berlin W8, linter den Linden 67 - Tel.: 42 00 18, App. 3039 - dbonnementeprels: Vierteljihrl. 0,60 Rid anzigl. Postgebithr
�
Bankkonto: Proeinzialbank der Nark Brandenburg, Kanto Na. 85 73 � Pontscheekkonto Berlin Kr. 886 20, Demokratische, Frationband Deutocklands, Berlin W 8, linter den Linden 67
Nach soviel Leid!
Von Wilhelmine Schirmer-Proscher
Unsere heutige Frauengeneration hat mit
offenen Augen ruhig und untatig zuge-
sehen, wie ihre Kinder schon zweimal eine
Beute der Kriegsfurie wurden und hat in
widernatiirlichster Weise ihrer eigenen
Mutterliebe einen selbstmOrderischen Dolch-
stoB versetzt. In den beiden Weltkriegen
habe ich immer wieder erlebt, mit welcher
Begeisterung sich viele Frauen fur den
Krieg einsetzten und sogar teilweise direkt
hysterisch den Siegesnachrichten zujubelten.
Ich habe diese Frauen aber auch erlebt,
als der Gestellungsbefehl des Sohnes ins
Haus flatterte. Sie standen dem Worte
,Krieg" mit all semen furchtbaren Pro-
blemen plotzlich ganz anders gegentiber
in dem Augenblick, in dem die echte
Mutterliebe bei ihnen durchbrach. Dann
belogen sie sich nicht mehr selbst, sondem
jede erhoffte jetzt mit wehem Herzen, in
ihrem Innersten, einen schnellen Frieden
und eine gesunde Heimkehr des Sohnes.
Auch die Worte: ,,In stolzer Trauer" unter
den Todesanzeigen der Gefallenen waren
nur em n Selbstbetrug. Jede Mutter ist in
tiefster Seele verwundet und in klagender
Trauer, wenn ihr das Kind genommen
wird.
Nachdem so viele der deutschen Mutter
ihre Sohne durch den furchtbarsten eller
Kriege verloren haben, nachdem unsere
Beimat groBtenteils in Schutt und Asche
liegt, nachdem unser Vaterland durch
Hitlers Raubkrieg fast vernichtet wurde,
haben die deutschen Mutter das Wort
�Krieg" in seiner furchtbarsten Bedeutung
erlebt. Nach all den schrecklichen Erfah-
rungen haben sie das verlogene Pathos
von sich geworfen und sind gegen sich
selbst ehrlich und wahr geworden. Es 1st
nur zu verstandlich, wenn in jed'er ein-
zelnen deutschen Frau die Sehnsucht nach
einem gerechten, dauerhaften Frieden
sttindlich und tagioich immer mehr wachst.
Bis 1918 hatte die deutsche Frau auf die
Entscheidung von �Krieg" und �Frieden"
in ihrem Vaterland keinen .EinfluB. 1919
wurden wir Frauen dem Mann politisch
gleichgestellt. Wir haben aber von unserem
neuen Recht leider nur wenig Gebrauch ge-
rnacht, bis dann Hitler die Frau im politi-
schen Leben wieder vollkommen kaltzu-
stellen verstand. Auch in diesen letzten
zweieinhalb Jahren sind wir deutschen
Frauen alle so mit eigener Not, Sorgen und
Lasten beladen, daB nur em n kleiner Teil
von uns bis jetzt die Zeit und Energie
aufgebracht hat, sich in die Politik aktiv
einzuschalten oder wenigstens in ihr zu
reifen. Der grOate Tell der deutschen
Frauen steht heute oft abseits des poll-
tischen Geschehens.
Aber in einem Ziel sind sie sich alle
einig, ob politisch reif oder unreif: Die
deutschen Frauen ersehnen von ganzem
Herzen und erhoffen einen baldigen, ge-
rechten Frieden. Geeint und vereint lessen
die deutschen Frauen liberal& ihren Ruf
nach Frieden erschallen. Wie em n kostbares
Heiligtum wollen und werden sie alle
diesen Frieden hiiten und beschiitzen.
Nach all dem vielen Leid, das die deutsche
Frau in zwei Weltkriegen durchkosten
mufite, ist sie em n Boldwerk geworden gegen
jede noch so getamte Kriegsabsicht.
Sie ist sich you und ganz bewuBt, daB
ihre Sehnsucht nach ausreichender
Ern�
rung ihrer Familie, nach einem wohnlichen
Heim, nach Gesundung eller Verhaltnisse,
sich nur in einem geeinten Deutschland
verwirklichen kann.
Das deutsche Volk hat in seiner Gesamt-
heit den Krieg verloren, nur in seiner Ge-
samtheit wird es ihm moglich sein, die
Schuld der Welt gegentiber abzutragen und
rein eigenes Land durch vereinte Arbeit
wieder aufzubauen. Nur em n einheitliches
Deutschland auf einer Demokratie basie-
rend, die den deutschen Begriffen entspricht,
kann und wird em n dauerhafter Hort des
Friedens rein. Ein in Stticke gerissenes
Deutschland wiirde eine weitere Verelen-
dung des deutschen Volkes nach sich ziehen.
Die abgetrennten einzelnen Teile wilrden
ewig unruhige Pole im Herzen Europas
bleiben und somit nicht nur den Frieden
Deutschlands, sondern damit den Frieden
der ganzen Welt gefahrden.
Darum fordern wir deutschen Frauen,
urn unsere Kinder und Enkel einer fried-
lichen Zukunft entgegenfiihren zu konnen,
einen baldigen gerechten Frieden und emn
ungeteiltes Deutschland.
Wir Mutter von heute, wir wollen nicht,
wie in den vergangenen Jahrzehnten, ent-
gegen jeder Naturgebundenheit, unsere
Sohne erneut auf Schlachtfeldern verbluten
sehen. Wir wollen unser natiirliches Ge-
ftihl, die Mutterliebe, frei entfalten
konnen. Wir wollen nach all dem unend-
lichen Leid �Frieden und nochmals Frie-
den". Wir wollen unsere Kinder nicht zu
Kriegshelden, sondem zu ttichtigen, wiir-
digen und friedliebenden Mitgliedern der
menschlichen Gesellschaft erziehen. Dies
wird uns nur gelingen in einem neuen, ge-
einten, demokratischen Deutschland.
EINE BEWEGUNG
GEHT DURCH
DIE OSTZONE
So iiberschrieb die grofie Frauenzeitung
�FOR DICH" einen Bericht fiber die Orts-
gruppenversammlungen des DFD, die eben
in fast alien Often der Ostzone abgehalten
wurden. In der Tat waren die Monate
Januar und Februar bedeutende Monate in
der Geschichte unserer Organisation. 250 000
im DFD organisierte Frauen legten in
einigen tausend Versammlungen Rechen-
schaft ab fiber das, was im ersten Jahre
unserer Arbeit geleistet wurde. Sie wahlten
ihre Leitungen und sie diskutierten, was
das deutsche Volk im kommenden Jahre
von semen Frauen erwartet.
Wir konnen stolz rein auf die Arbeit, die
geleistet wurde. Die Berichte, die airs
kleinen und groBen Stadten, aus Fabriken
und vom Lande vor tins liegen, sind schone
Dokumente von der Tapferkeit und der
Initiative der deutschen Frauen. �Wir
haben einen Kindergarten, eine Nahstube,
eine Beratungsstelle geschaffen" �Wir
haben einige tausend Umsiedler betreut",
�Wir haben gesammelt und einige tausend
Mittagessen an Alte und Kranke gegeben",
�Wir haben gefahrdeten Kindern Mittag-
essen verabreicht", �Wir haben uns an der
Ernteeiribringung beteiligt", so halt es
immer wieder.
tYberall sind die Frauen des DFD auch
in den Kontrollausschtissen, in den Wiit-
schafts- und Erziehungsausschtissen und
andern Organen des offentlichen Lebens
vertreten. Ihre Mitarbeit ist von grtiBter
Bedeutung ftir das Volks,ganze, vor allem
ftir die Frauen geworden.
Aber noch GrOBeres wurde geleistet. In
jedem Dorf und leder Stadt wurde taglich
Air den Frieden und fiir die Einheit
Deutschlands gearbeitet. In Versamm-
lungen wurden Probleme der deutschen
und internationalen Frauenbewegung und
die Fragen des Friedens und des demo-
kratischen Wiederaufbaus diskutiert. 7500
Frauen besuchten die DFD-Schulen.
Im Mittelpunkt aller Versammlungen
stand die Frage der Einheit Deutschlands
und die Frage unseres Verhaltnisses
zur internationalen Frauenbewegung.
Nachstehend veroffentlichen wir einige
Berichte, die uns aus den Versammlungen
erreichten.
In alien Versammlungen wurde zu den
Frankfurter Beschltissen Stellung genom-
men und emeut das Gelobnis abgelegt, filr
die Einheit Deutschlands zu kampfen und
die VolkskongreBbewegung aktiv zu unter-
sit:then.
In den 3000 Ortsversammlungen sowie
auf 160 Kreiskonferenzen wurde die Frage
diskutiert, ob der DFD an die Internatio-
nale Frauenfoderation die Bitte urn Auf-
nahrne richten sone. Der Wunsch, inner-
Approved for Release: 2022/06/23 CO2668040
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halb dieser groBen tiberparteilichen und
ilberkonfessionellen Organisation ftir den
Frieden zu kampf en, war itherwaltigend.
Ober 95% der Mitgliederschaft sprachen
sich fiir den AnschluB aus.
In Leipzig, Dresden, Halle, Potsdam und
andern Stadten fand Frau Parfjonowa, die
Vertreterin der IDFF begeisterte Auf-
nahme.
In dem Bericht, der uns aus der Haupt-
stadt des Landes Sachsen erreichte, heiBt es:
Die Frauen Dresdens, die am 29. Januar
eine Versa mmlung in der Stadthalle ab-
hielten, begrtiBten Frau Parfjonowa als
Vertreterin der Internationalen Demokra-
tischen FrauenfOcleration und dankten ihr
auf das herzlichste fur das Interesse, daB
sie unserer Arbeit entgegenbringt. �Wir
hatten die Freude", heiBt es in ihrer Reso-
lution, �sie schon einmal vor einem Jahr
bei der ersten Zusamtnenkunft des Vor-
bereitenden Landeskomitees zur Schaffung
des Demokratischen Frauenbundes Deutsch-
lands bei uns zu sehen. Dieser Besuch gait
uns als eine erste Briicke der Verstandi-
gung zu den Frauen der anderen Lander
und hat wesentlich dazu beigetragen, daB
wir in eine engere Filhlungnahme zu den
Frauen der Welt kamen.
Wir mOchten an dieser Stelle den Frauen
der IDFF danken und ihnen zugleich ver-
sichern, daB wir nicht ermilden werden,
uns filr die Einheit Deutschlands und fur
LEITWORT
DES MONATS
Es gibt eine weitverzweigte Gemeinde von
solchen, die sich nie gekannt, nie gesehen
und die doch fest verbunden sind durch
das gleiche Streben nach dem Guten, nach
dem Ideal, nach der auBeren und inneren
Vollendung des Lebens.
Madvida von Meysenbug
die Erhaltung des Friedens einzusetzen, bis
daB sie Tatsache werden.
Mit groBer Bewegung nehmen wir die
Nachricht auf. daB der DFD jetzt seine
Hoffnungen erftillt sehen soll, der groBten
clemokratischen Frauenorganisation derWelt
anzugehoren. Diese gemeinsame Arbeit
mull dam ftihren, daB es keine Frau, keine
Mutter in Deutschland gibt, die einem
ncuen Weltkrieg das Wort redet, sondern
die Weltfront der Frauen f�r Frieden,
Demokratie und Menschlichkeit auf dem
Erdball unterstiltzt."
Mit der Arbeit der IDFF beschaftigten
sich such zahlreiehe Betriebsversamm-
lungen. Unter anderem nahm eine Ver-
sammlung in der Farbenfabrik Wolfen, an
der sich Tausende von Arbeitern und Ar-
beiterinnen beteiligten, folgende Reso-
lution an:
�Die Versammlung hat mit grof3em
Interesse davon Kenntnis genommen",
heat es in der Resolution, ,,in welch
hohem MaBe die in der IDFF zusamrnen-
geschlossenen Frauen der Welt die
Wtinsche der deutschen Frauen auf Einheit
Deutschlands und einen gerechten Frieden
unterstiltzen. Die Arbeiterinnen, die an der
Arbeit des DFD sich aktiv beteiligen,
wiirden es begrilBen, wenn der DFD den
Anschlul3 an die grate internationale
Frauenorganisation der Welt, an die Inter-
nationale Demokratische Frauenf8deration,
vollziehen wtirde."
2
Naeh der Frankfurter Tagung
Unsere Vorstandssitzung im Januar
Die Vorstandssitzung am 9. Januar in Berlin stand tief unter dem Eindruck der Be-
schltisse von Frankfurt, die eben veroffentlicht worden waren und in denen wir mit
tief em Schmerz einen neuen groBen Schritt zur Aufspaltung Deutschlands sehen mtissen.
�Die Beschltisse von Frankfurt", so sagte die Vorsitzende des DFD, Frau Dr. Durand-
Weyer, �bedrticken uns tief, aber sie dtirfen unseren Kampf urn die Einheit Deutschlands
nicht beeinflussen. Im Gegepteil, sie lassen uns unsere Verpflichtung tiefer mid starker
empfinden als bisher. An jedem Tag und in jeder Stunde, in jeder Stadt und auf jedem
Dorf wollen wir Frauen des DFD in Zukunft ftir die Einheit Deutschlands arbeiten.
Noch starker als bisher wollen wir uns flir die groBe VolkskongreBbewegung einsetzen."
Zur politischen Arbeit des DFD sprach
Frau Maria Rentmeister: �Der Kampf urn
die Einheit Deutschlands", so sagte sie,
�wird von uns weitergefiihrt werden. Er
findet erst dann sein Ende, wenn Deutsch-
land eine ungeteilte Republik ist." Dann
gab sie einen Vaerblick tiber die im Jahre
1947 geleistete Arbeit.
�Mit der Grtindung des Bundes hat sich
unter den deutschen Frauen die politische
Arbeit auBerordentlich stark entwickelt,
das geht aus den Themen der Versamm-
lungen und der Schulen hervor, wie auch
aus den Resolutionen und Berichten, die
uns erreichten. Wenn wir die Berichte
der Frauenausschtisse betrachten, so war
es schwierig, die politische Arbeit zu er-
kennen. Dasselbe ist der Fall bel den west-
deutschen Frauenverbanden. Be! uns tritt
aus den Themen slier Versammlungen im-
mer wieder die intensive Beschaftigung
und das Interesse an politischen Fragen
zutage. Ich 'mochte nur einige Themen zu
Versammlungen nennen: Einheit Deutsch-
lands � Aufgaben und Ziele des DFD �
Vorkampferinnen fiir das Frauenrecht �
Gleichberechtigung der Frau � Ernah-
rungslage unserer Stadt � Frauenbewe-
gung in Westdeutschland � Schulreform.
Hier ist eine groBe Arbeit von vielen
Frauen geleistet warden."
Frau Rentmeister bezeichnete die fol-
genden drei Ereignisse als wesentlich in
der Arbeit und Entwicklung unseres
Bundes:
-Die Delegation nach Stockholm � die
Verschmelzung der Frauenausschtisse
mit dem DFD � die Tagung deutscher
Frauen eller Zonen mit ihrer Stellung-
nahme zur Einheit Deutschlands.
Die Stockholmer Vorgange wurden nicht
nur in der Presse, und in vielen offent-
lichen Versammlungen, sondern in alien
Schulen und Lehrgangen des DFD behan-
delt: Auf 42 Lehrgangen in Brandenburg,
in Thtiringen auf 23 Schulen und einer
Landesschule, in Mecklenburg auf 25Lehr-
gangen, in Sachsen auf 30 Schulen, auBer-
dem auf der Bundeskonferenz und auf
ellen Landeskonferenzen.
Die Tagung deutscher Frauen aller Zo-
nen am 3. und 4. Dezember war von groBer
Wirkung, besonders such in Westdeutsch-
land.
Frau Hildegard Schikowsky sprach tiber
die Organisation:
Wir miissen uns einmal kritisch mit der
inneren Organisation unseres DFD be-
fassen. Grate Arbeit haben wir im letzten
Jahr geleistet, noch groBere kann geleistet
werden, wenn unsere Organisation besser
wird.
Die Not in unserem Vaterlande ist so
groB, daB gar nicht genug Frauen gerade
f�r soziale Aufgaben eingeschaltet werden
kOnnen, wie fi:tr die Schaffung von Kinder-
heimen, Kinderkrippen, Nahstuben, Werk-
ktichen und ahnlichen Einrichtungen.
Wir erkennen durchaus an, da13 die tech-
nischen Schwierigkeiten, mit denen gerade
die Kreisleitungen zu kampfen haben, sehr
groB sind, aber je groBer die Schwierig-
keiten, desto mehr mtissen die Frauen
mobilisiert werden.
Die Frau mull mit ihrer Arbeit wachsen
und das Gefithl haben, daB sie mitverant-
wortlich ist an der Zukunft unseres Volkes.
Wir miissen burner welter arbeiten und
alles tun, um die Frauen aufzuklaren, da-
mit unser Bund groBer wird. Besonders
die berufstatige Frau und die Arbeiterin
konnen wir aber nicht mit Worten gewin-
nen, sondern wir mussen ihr helfen durch
Verbesserung und Erleichterung ihrer Ar-
beit. Die folgende Resolution zu den Frank-
furter Beschltissen wurde einstimmig an-
genommen.
Resolution
Die Frankfurter Tagung der Bizone ist
am 8. Januar 1948 zu Ende gegangen. Mit
groBer Sorge sieht der Vorstand des Demo-
kratischen Frauenbundes Deutschlands
eine Entwicklung ihren Fortgang nehmen,
die eingeleitet wurde durch den Abbruch
der Londoner Konferenz und die Ableh-
nung, Vertreter des deutschen Volkes zu
horen. Wir sehen in den Beschltissen der
Bizone auf der Frankfurter Konferenz
einen weiteren Schrift. zur ZerreiBung un-
seres Vaterlandes und bedauern auf das
tiefste, daB deutsche Politiker zugestimmt
haben. Der bizonale Wirtschaftsrat mit
semen erweiterten Machtbefugnissen ist
keine von einer breiten demokratischen
liVillensbildung des Volkes getragene In-
stitution und bedeutet eine Gefahr ftir die
demokratische Entwicklung Deutschlands.
Der DFD, der sich in seinem Programm
die demokratische Entwicklung, die Einheit
Deutschlands und die Sicherung des Frie-
dens zur Aufgabe gestellt hat, ruft alle
deutschen Frauen und Mutter auf, sich
mit ganzer Kraft in den Dienst der durch
den VolkskongreB ausgelosten Volksbewe-
gung fiir Einheit und gerechten Frieden
zu stellen.
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BETRACHTUNGEN
ZUM 8. MARZ
Von Maria Weiterer
Wieder einmal naht der 8. Marz � der
�Internationale Frauentag". Wir Frauen des
Demokratischen Frauenbundes Deutsch--
lands denken in diesen Marztagen daran,
daB Wir vor einem Jahr nach Berlin kamen
mit dem hell-Jen Wunsch, auf dem Friedens-
kongreB Deutscher Frauen nicht nur unse-
rem Friedenswillen Ausdruck zu geben,
sondem auf ihm die Griindung einer gro-
Ben einheitlichen Frauenorganisation f�r
ganz Deutschland zu verwirklichen. Wir
dachten an eine Frauenorganisation, die
ankntipfend an alle guten Traditionen der
alten btirgerlichen und sozialistischen
Frauenorganisationen das begonnene Werk
der Frauenbewegung Deutschlands welter
treiben wtirde, urn den Frauen bei der
Neugestaltung unseres Volkslebens die
Stellung zu sichern, die sie notwendig ein-
nehmen mtissen, wenn sie ihre Pflicht
gegentiber dem Volksganzen erffillen wollen.
Der auf der Internationalen Frauenkon-
ferenz im Jahre 1910 in Kopenhagen als
Kampftag der werktatigen Frauen be-
schlossene Internationale Frauentag ist in-
zwischen zurn Tag der fortschrittlichen Frau
iiberhaupt geworden.
Die Landesregierung Sachsen trug diesen
veranderten Bedingungen Rechnung, als sie
im Jahre 1947 folgende Verordnung erliet3:
1. Der Internationale Frauentag (8. Marz)
wird zum Tag der Frauen erklart.
2. Fi�r alle berufstatigen Frauen wird die
Arbeitszeit an diesem Tag urn zwei
Stunden, unter Weiterzahlung der Be-
ztige gekiirzt.
3. Den berufstatigen Frauen ist bei der
Teilnahme an den Veranstaltungen des
Internationalen Frauentages der erfor-
derliche Urlaub unter Weiterzahlung
der Bezilge zu gewahren.
Am Internationalen Frauentag des Jah-
res 1948 werden die Frauen und Mutter der
ganzen Welt erneut ihren unabanderlichen
Willen bekunden, sich mit ihrer ganzen
Kraft ftir die Schaffung gesunder sozialer
Verhaltnisse auf der ganzen Welt und fur
die Erhaltung des Friedens einzusetzen.
Das feste Eintreten der Frauen eller
Lander filr den Frieden hat bereits seine
Auswirkungen.
Man erortert z. B. in Amerika, daB Herr
Truman sich die Sympathie der Frauen
durch seine Politik verscherzt habe. Die
USA-Zeitschrift �Newsweek" sagt in einem
Bericht tiber die Atissichten deg Prasident-
schaftskandidaten Wallace:
�Die Parteileiturtg der Demokraten ist
ernstlich besorgt tiber das AusmaB der
Starke, die das Wallace-Lager durch die
Frauenstimmen gewinnen konnte. Nach
den letzten Wahlschatzungen gibt es jetzt
mehr als 94 Millionen mogliche Wahler
In der Nation, davon 48 Millionen Frauen.
Einige Politiker beftirchten, daB die Be-
hauptungen Wallaces, die AuBenpolitik
der Regierung ftihre die Vereinigten
Staaten in den Krieg, auf viele Mutter,
Frauen und Schwestern von Kriegsteil-
nehmen.) eine magnetiSche Anziehung
austiben konne ..."
Es ist symbolisch, daB der Friedenskon-
greB Deutscher Frauen gleichzeitig der
Griindungskongref3 des Demokratischen
Frauenbundes Deutschlands wurde. Die
Griinderinnen des DFD haben sich von An-
fang an die Aufgabe gestellt, der Bedeu-
tung der Frauen in Deutschland ent-
sprechend an den politischen Fragen und
Entscheidurfgen teilzunehmen. Wenn man
das vielfaltige Echo in verschiedenen Zei-
tungen als MaBstab ftir die Arbeit des
Demokratischen Frauenbundes auf diesem
Gebiet ansehen kann, so mull man sagen,
daB er gut arbeitet. Die Tatsache, da13
Frauen eller Parteien aktiv an der Bewal-
tigung seiner Aufgaben mitarbeiten, daB es
ihm gelang, 60-70 Vo parteilose Frauen in
semen Reihen zu organisieren und ftir seine
Ziele zu gewinnen, hat .die Feinde der
Gleichberechtigung der Frauen auf den
Plan gerufen, und es wurde weder an De-
magogic noch an unfairen Mitteln gespart.
Trotz aller Angriffe und Schwierigkeiten
kann der Demokratische Frauenbund
Deutschlands an diesem Internationalen
Frauentag, an dem er semen einjahrigen
Geburtstag feiert, von sich sagen, daB er
unentwegt ftir die Interessen der Frauen
gearbeitet hat und daB die Frauen, die sich
ehrlich in den Dienst dieser Aufgaben ge-
stellt haben, mit dem gleichen Ernst weiter
arbeit en werden.
Nicht nur in unserer Zone, auch in den
Westzonen Deutschlands schauen Frauen
auf 'die Arbeit des DFD und erbitten sein
Material, well sie die Notwendigkeit der
Schaffung einer politischen Frauenorgani-
sation erkannt haben.
Die Arbeit und die Aktivitat des Demo-
kratischen Frauenbundes Deutschlands lieB
in vielen Orten Westdeutschlands den
Wunsch erstehen, Gruppen des Bundes zu
bilden. Aber alle diese Versuche wurden
unterdrtickt. In Dachau, wo eine Gruppe
des Bundes bereits lizenziert war, wurde
sie wieder verboten. In K�ln verbot man
den Frauen eines Vorbereitenden Komitees
zur Griindung des DFD jede Aktivitat.
Als grinte Aufgabe steht heute vor uns
deutschen Frauen der Kampf urn die Ein-
heit Deutschlands. -Das ist dasselbe Ziel,
ftir das vor 100 Jahren in diesen Marztagen
gekampft wurde, fur das alle jene Frauen
eintraten, an die wir auch heute noch mit
grater Hochachtung denken, wie Luise
Otto-Peters, Malvida von Meysenbug,
Minna Herwegh, Jenny Marx und andere.
Ihr Kampf gait der Schaffung einer ein-
heitlichen, demokratischen, deutschen Re-
publik. Wir kampfen heute mit alien
Gleichgesinnten, wenn auch unter ganz
anderen I3edingungen, wieder filr das noch
immer nicht erreichte Ziel: die Einheit
und die Gestaltung eines demo-
kratischen Deutschlands.
.UNSERE SCHWESTERN
IN DER WESTZONE.
Millionen Arbeiter und Angestellte haben
in der TVestzone gestreikt awe Verzweiflung
und Hunger. Offiziell wurde die Ration auf
1200 Kalorien gekiirzt. Inoffiziell betrug
sie oft noch. weniger. In Sorge und Bangen
gehen darum in diesen Tagen unsere Ge-
danken zu den Frauen der Westzone. Nach-
stehend veraffentlichen wir amen Brief aus
dem Ruhrgebiet, der uns kiirztich erreichte:
Vor einem Jahr fuhren die Menschen
aus dem Ruhrgebiet mit Rucksacken turd
Koffern nach Hannover und nach Frank-
furt, urn ihre Nahrmittel zu holen. Oder
sie fuhren von einem Ort des Ruhrgebiets
in den anderen, um das ihnen zustehende
Brot zu erstehen. Von Dusseldorf nach
K�ln, von Bochum nach Oberhausen, von
Oberhausen nach Moers. Heute haben die
Menschen im Ruhrgebiet seit Wochen
kein Fett erhalten, Fleisch wen:g oder
ebenfalls nicht. Fragt man die Leute in
den Eisenbahnen, bekommt man fast regel-
maBig die Antwort: �Wir fahren urn Fett
zu holen". Kartoffeln gab es nur 50 Pfund
im ganzen Winter. Auch die Kartoffeln
machen jetzt weite Reisen. Manche Frau
geht in den umliegenden Derfern von
Haus zu Haus und bekommt hier und dort
eine Kartoffel, und wenn sie am Abend
die Kartoffeln in den Topf legt, ist er
manchrnal noch nicht voll. Und am ande-
ren Tage geht die Sorge von neuem los.
Schiebertum und Schwarzhandel treiben
toile Bltiten. Die Notlage der Frauen, die �
weite Reisen machen miissen, um ihrer
Familie em biBchen Fett ins Essen tun
zu konnen, wird auf das schamloseste von
gewissenlosen Schiebern ausgenutzt.
Die Arbeiter, Angestellten und Beamten
in der Westzone streiken, weil sie die
schon geringen Zusatzkarten noch gektirzt
erhalten sollen. � Der Hunger der Be-
volkerung hat em n solches AusmaB ange-
nommen, dai3 die Menschen nicht in der
Lage sind, ihre Arbeiten zu verrichten,
daB die Menschen zusammenbrechen und
vor Entkraftung ohnmachtig werden.
Die Hoffnung der Frauen, daB sich die
Lage bessern wiirde, hat sich nicht erfilllt.
Die Arbeiter und Angestellten, die unter
ihrer gewerkschaftlichen Leitung die Ar-
beit niederlegten, urn auf diese Weise ge-
gen den Hunger zu demonstrieren, er-
kannten, daB die Ernahrungskatastrophe
das Ergebnis der verhangnisvollen Reichs-
nahrstandspolitik ist, die heute, fast drei
Jahre nach dem Zusammenbruch noch
fortgesetzt wird. Sie zeigen aber auch, daB
die Bevolkerung nicht gewillt ist, das Ver-
sagen der verantwortlichen Stellen bei der
Ernteerfassung und der Verteilung der Le-
bensmittel widerspruchslos hinzunchmen.
Die Frauen in den Westzonen, besonders
im Ruhrgebiet, milssen erkennen, dai3 eine
verntinftige Planung der gesamten Land-
wirtschaft, eine richtige Erfassung und ge-
rechte Verteilung der gesamten Nahrungs-
mittelproduktion erst clurchgeftihrt werden
k8nnen, wenn die altenKrUte aus dem Er-
nahrungssektor verschwinden. Die Grund-
lagen der Ernahrung konnen aber nur in
einem einheitlichen Deutschland gelegt
werden.
3
Approved for Release: 2022/06/23 CO2668040
Approved for Release: 2022/06/23 CO2668040
FRAUEN DIE UNS DEN
WEG WIESEN
Luise Otto-Peters
Dieser Artikel ist der erste in einer Reihe, die sich mit dem Wirken
der groBen Fiihrerinnen der deutschen Frauenbewegung beschaftigt
�Und kommt der Frithling nicht heute,
so kommt er doch bald." Diese Worte waren
Leitstern im Leben und Wirken Luise
Otto-Peters', jener groBen Frau, die der
deutschen Frauenbewegung vor hundert
Jahren ihr politisches Gesicht pragte.
Luise Otto-Peters wurde in wohlgebor-
gener Btirgerlichkeit erzogen. Die Mutter
vermittelte ihr Verstandnis und Sinn ftir
Poesie und Musik. Der Vater, em n fort-
schrittlich denkender Justizbeamter, er-
weckte in dem aufgeschlossenen Madchen
das Interesse fiir politisches Geschehen in
der vormarzlichen Zeit. Nach dem Tode
ihrer Eltern unternahm Luise 1842 die erste
selbstandige Reise durch einen Teil Deutsch-
lands. Ftir die damalige Zeit war dies emn
gewagtes Unternehmen; Luise aber er-
sch5oB diese Reise in Eindringlichkeit das
Verhangnisvolle der deutschen Klein-
staaterei. Die politischen und sozialen Er-
lebnisse dieser Reise zeichneten sich tief in
ihr Erleben em, und vermittelten ihr nach-
drticklichst Kenntnis ilber Armut, Not,
Hunger und Elend, das sich in den deut-
schen Landen ausbreitete.
Luise Otto-Peters war schriftstellerisch
begabt und ihre literarischen Werke er-
regten groBes Aufsehen. Schrieb doch hier
eine Frau, die nicht nur fiir die Befreiung
der unterdrtickten und ausgebeuteten
Massen eintrat, sondern die dartiber hin-
aus auch den Ruf nach Freiheit und Gleich-
berechtigung fiir ihr eigenes Gesch!echt
erhob.
Luise Otto hatte sich mit ihrem ganzen
Sein der Forderung der weiblichen Inter-
essen verschrieben, und ihre besondere
Sorge und Aufmerksamkeit gait den
Frauen und Kindern, die mit der Entwick-
lung der modernen Industrie als billigste
Arbeitskraft in die Fabriken geholt wur-
den. GroBes Aufsehen rid aber auch die
an das liberale Ministerium Oberlander
gerichtete �Adresse eines jungen Mad-
chens" hervor, das eine Arbeitskommission
4
zur Bekampfung wirtschaftlicher Notstande
forderte; und zwar nicht nur staatliche
Fiirsorge ftir die Arbeiter, sondern auch
far die Arbeiterinnen. �G lauben Sie
nicht, meine Herren, daB Sie die
Arbeit gentigend organisieren
konnen, wenn Sie nur die Ar-
beit der Manner und nicht auch
die der Frauen mitorganisieren
� und wenn alle an sie zu den-
ken vergessen, ich werde es
nicht vergessen!"
Diese Petition, geschrieben und verfaBt
von einer Frau, war em n aufsehenerregen-
des Ereignis. In alien Zeitungen wurde sie
abgedruckt, die Arbeiterkommissionen und
der Landtag besciraftigten sich mit ihr.
Dieser Erfolg lehrte sie, die Frauenfrage
praktisch anzufassen. Sie griindete Frauen-
vereine zur Untersttitzung Notleidender,
fuhr selbst in die Elendsgebiete und net
die noch Abseitsstehenden zur Mitarbeit
auL Ihre Stimme wurde zu einer lauten
AnMage gegen menschenunwtirdige Zu-
stande, gegen die bestehende Gesellschafts-
ordnung.
Bei ihrem ausgepragten Gefilhl fiir Recht
und Freiheit ist es klar, daB die Ereignisse
des Jahres 1848 Luise Otto nicht unberiihrt
lieBen. Wir finden sie bet den Kampfen
gegen die Feudalherrschaft und Reaktion
in der vordersten Reihe. Sie wurde zu einer
aufrechten Streiterin ftir Recht und Frei-
heit, ffir Demokratie und em n geeintes
Deutschland!
In den harten Zeiten des Kampfes urn
Freiheit und Menschenrechte wurde Luises
Leben reich beschenkt durch die Liebe zu
Karl August Peters, einem revolutionaren
Schriftsteller. Er hatte an den Dresdener
Kampfen teilgenommen, war nach Baden
geflohen und wurde dort mit sieben Jahren
�gemeinem Zuchthaus" bestraft. Trotz theses
harten Eingriffs in ihr persiinliches Leben
ging Luise mit erstaunlicher Tatkraft an die
Griindung einer Zeitschrift, der sie das
Motto �Dem Reich der Freiheit werb' ich
Biirgerinnen" voranstellte. Ihr geschriebe-
nes Wort wurde zu einem Fanal aufrechter
Gesinnung ftirr die Gewinnung der Frauen
zum Kampf urn ihre Rechtei Ihr Werben
gait der Reform der Ftxistenz der Arbeite-
rinnen, ihrer Einbeziehung in die groBe
Volksgemeinschaft, dem Kampf urn die
Gleichberechtigung in wirtschaftlicher und
politischer Hinsicht. Doch die Reaktion
hatte ihr Haupt erhoben und sah such in
dem Wirken Luise Ottos eine Gefahr ftir
ihre kapitalistischen Interessen. Ihre Zeit-
schrift wurde verboten.
Nach ihrer Verheiratung � August Pe-
ters wurde 1858 aus dem Zuchthaus ent-
lassen � gaben die Eheleute die �Mittel-
deutsche Volkszeitung" heraus. Luises Ar-
beit gait nach wie vor der Gleichberechti-
gung der Frau. Ein weiterer Hohepunkt
ihrer Arbeit wurde 1865 die Grfindung des
�Allgemeinen Deutschen Frauenvereins",
dem die erste deutsche Frauenkonferenz
vorausgegangen war. Zusammen mit
Auguste Schmidt grandete sie die Zeit-
schrift: �Neue Bahnen".
Die nationale Erhebung Deutschlands im
Jahre 1848 brach an der Kraft der geeinten
Reaktion zusammen.
Seien wir Frauen von heute eingedenk
dieses Geschehens, lernen wir aus den Er-
fahrungen der Geschichte. Geben wir als
fortschrittlich denkende und handelnde
Frauen unsere Arbeit, unsere ganze Kraft
fur die Schaffung eines einheitlichen
demokratischen Deutschlands, das uns such
Gewahr fiir em n besseres Leben fiir uns
und unsere Kinder gibt.
Mit dieser Verpflichtung statten wir den
Dank ab fur die Arbeit und das Wirken
Luise Otto-Peters'.
Charlotte Hohmann
ELSE LUDERS
ZUM GEDACHTNIS
Unser Demokratischer Frauenbund Deutsch-
lands hat durch den Tod unserer Alters-
prasidentin und stellvertretenden Vor-
sitzenden einen schweren, einen unersetz-
lichen Verlust zu beklagen. Denn in Else
Liiders haben wir nicht nun das allezeit
rege und artspornende Mitglied geschatzt.
Wir verehrten in ihr den giitigen und wahr-
haftigen Menschen und die. tapfere und
tilchtige Kameradin, die sich niemals einer
Arbeit ent,zog, sondern jede der ihr ge-
stellten Aufgaben tatkraftig anpackte und
erfolgreich durchfiihrte.
Diese Eigenschaften haben sie aus-
gezeichnet, sett sie als noch ganz junges
Madchen sich der Frauenbewegung an-
schlo13 und auf vielen vom Bund deutscher
Frauenvereine in Angriff genommenen Ge-
bieten mittatig gewesen ist. Sie hat in
Minna Cauer, einer der fiihrenden Pers'in-
lichkeiten im Bund, eine richtungweisende
Lehrmeisterin gefunden. Else Ltiders ist ihr
weit mehr geworden, als eine gelehrige
Schtilerin Sie wurde ihr zur eifrigen und
sachkundigen Mitarbeiterin und schlialich
zur Freundin.
Als ihre Sekretarin hat Else alders alle
damaligen Arbeitsgebiete der verschiedenen
im Bund vereinigten Frauenvereine
kennengelernt, von den sozialen, sittlichen,
kulturellen Bestrebungen bis zur Forde-
rung der politischen Mitbestimmung und
Mitverantwortung. Aus dieser dadurch ge-
wonnenen Blickweite erklart sich das Aus-
mal3 ihrer Kenntnisse und Erfahrungen, die
sie vom Augenblick ihrer Berufung in das
vorbereitende Komitee zur Schaffung des
Demokratischen Frauenbunde,s, dieser neuen
tiberparteilichen, tiberkonfessionellen, tiber-
beruflichen Frauenbewegung dienstbar ge-
macht hat.
Gedenkent win ihrer Eraffnungsrede be!
der Grundungsfeier unseres Bundes im
Marz vorigen Jahres. Zn den mitreiBenden
Worten der damals Vierundsiebzigjahrigen
gliihte das Feuer der Begeisterung. Was
wunder, daB ihr die Herzen eller derer zu-
flogen, die sie zum erstenmal sprechen
horten. Wir aber, die wir sie seit langem
kennen und lieben, sahen in der nun alten
Else Ltiders wiederum die jugendliche Mit-
kampferin urn Frauenrechte, urn Menschen-
rechte. Und wir sptirten, daB sich an ihr
das Goethewort bewahrheitet hat: �Und
keine Zeit und keine Macht zerstiickelt ge-
pragte Form, die lebend sich entwickelt!"
Frieda Rade,
Approved for Release: 2022/06/23 CO2668040
Approved for Release: 2022/06/23 CO2668040
86 Iffi
esT kamptek Pitt bei4lttiebet4
Es war in Paris 1945
Es war im Herbst des Jahres 1945, als in
Paris der erste groBe Internationale Frauen-
kongre13 nach dem Kriege stattfand.
Vertreterinnen aus 40 Landern sprachen
filr insgesamt 80 Millionen Frauen. Sie
kamen 'aus Frankreich, England, den USA,
Ruflland, China, Jugoslawien, der Schweiz
und aus vielen anderen Staaten. Die Frauen
gehorten den verschiedensten politischen
Richtungen und Glaubensbekenntnissn
an, sie stammten aus den verschiedensten
Schichten der Bevolkerung und Berufen.
Da waren Miss Pinshot, amerikanische
Universitatsprofessorin, Mitra Mitrowitsch,
wahrend des Krieges Partisanin und
heute Bildungsminister in Jugoslawien,
Camilla Ravera, dle 20 Jahre in den
Gefangnissen Italiens zugebracht hat,
Miss Elizabeth Allen, eine ftihrende eng-
lische Liberate, die franzosische Katholikin
Francoise Leclerc, die Katholikin Maria
Trojanowa aus der Tschechoslowakei, die
Kommunistin Nina Popowa aus der So-
wjetunion und Eugenie Cotton, parteilos,
Profeasorin an der Sorbonne, die heute die
Vorsitzende der IDFF ist.
Nie wieder Krieg
Alle diese Frauen hatten sich im zweiten
Weltkrieg im Kampf gegen den Faschismus
zusammengefunden. Der faschistische Ter-
ror und der Schrecken des totalen Krieges
hatten sie zusammengefiihrt zur Rettung,
ihrer Nationen, zur Verteidigung der Frei-
heit und der Demokratie. Sie waren nach
Paris gekommen, um ihre Krafte zu ver-
einen zur Sicherung des Friedens und zum
Aufbau einer neuen demokratischen Ord-
nung hi alien Landern der Welt. So wurde
die Internationale Demokratische Frauen-
foderation gegriindet. Die in der IDFF zu-
sammengeschlossenen Frauen wirken fiir
die endgtiltige Ausrottung des Faschismus,
die Sicherung des Friedens und eine demo-
kratische Ordnung in der ganzen Welt, filr
die Gleichberechtigung der Frau und emn
gliickliches Leben unserer Kinder.
48 Lander
Beate umfaf3t die IDFF 88 Millionen
Frauen aus 48 Landern, unter den nationa-
len Organisationen sind folgende:
Der Verband der franzOsischen. Frauen,
der mit den Friedenskomitees 2 Millionen
Mitglieder zahlt, der Congress of Ameri-
can Women mit 400 000 Mitgliedern, die
polnische Frauenliga mit 500 000 Mitglie-
dern, die rurnanische Frauenfoderation,
die Antifaschistische Front jugoslawiseher
Frauen mit 3 Millionen Mitgliedern, die
ungarische Frauenfoderation, die Nationale
Front tschechoslowakischer Frauen. Alle
diese Organisationen umfassen Frauen der
verschiedensten demokratischen Parteien
und parteilose Frauen. Die russischen
Frauen vertritt das Antifaschistische Komi-
tee der Sowjetfrauen. In England sind sechs
wichtige Frauenorganisationen angeschlos-
sen, unter ihnen die Wissenschaftlerinnen
und zwei andere Gewerkschaften. Vertre-
ten in der IDFF sind auch Frauen jener
Lander des Fernen Ostens, in denen in den
beiden letzten Jahrzehnten eine so rapide
wirtschaftliche, soziale und vor allern poll-
tische und kulturelle Entwicklung statt-
gefunden hat, daB ihre demokratischen Be-
wegungen heute zu entscheidenden Fakto-
ren im Kampf fi_ir Frieden und Demokratie
geworden sind. Zu ihnen gehort die grefile
Frauenorganisation der jungen Republik
Vietnam und die Association der Frauen in
den befreiten Gebieten Chinas mit 20 Mil-
lionen Mitgliedern. Alle diese Organisa-
tionen stehen aktiv in der demokratischen
Aufbauarbeit ihrer Lander und arbeiten ftir
die Gleichberechtigung der Frauen. In
einer Reihe von Landern wie Jugoslawien,
Polen und anderen, in denen sie staatliche
Unterstutzung haben, helfen sie, moderne
soziale Institutionen, wie Beratungsstellen,
Kindergarten und -heime zu schaff en, die
Frauen fiir qualifizierte Berufe zu schulen
und ihnen den Weg zur Kultur und Bildung
zu erschlieBen.
In der IDFF sind auch Frauen,aus solchen
Landern vertreten, in denen noch um
Gleichberechtigung und Demokratie ge-
kampft wird. So vor allem die Spanierin-
nen, die Griechinnen, die Portugiesinnen
und die Agypterinnen. Wir wollen iiber die
Arbeit der einzelnen nationalen Organisa-
tionen noch in besonderen Artikeln be-
richten.
Die IDFF hilft
In den zwei Jahren ihres Bestehens hat
die IDFF eine gewaltige Arbeit geleistet.
Im Vordergrund dieser Arbeit stand der
Kampf urn den Frieden. Noch sind die
Trimmer des zweiten Weltkrieges nicht
hinweggeraumt und schon sprechen Staats-
manner von der Moglichkeit eines neuen
Krieges. Die Nachrichten von der Arbeit
an der Atombombe und anderen schreck-
lichen Waffen beunruhigen uns tief. Die
IDFF setzt sich durch ihre nationalen Or-
ganisationen und mit ihrer zentralen Kraft
fiir die Herabminderung der Riistungen
und fiir das Verbot der Atombombe em.
Sie setzt auch ihre grofie Kraft em n Mr die
Beendigung der Kriege in GrIechenland,
China, Indonesien und Vietnam.
Vor allem abcr hat sie dem republikani-
schen Spanien geholfen. Ihre nationalen
Organisationen fiihrten iiberall groBe Ver-
sammlungen gegen die Franco-Regierung
durch. Sie sammelten Geld, Lebenzmittel
und Kleidung fiir die spanischen Frauen
und Kinder und die vom Franco-Regime
Verfolgten. Die IDFF sandte eine Inter-
nationale Juristinnenkommission nach Spa-
nien, die der Welt iiber die grauenhafte
Lage der von Franco Verfolgten einen
Bericht gab und in mannigfaltiger Weise
Beistand organisieren konnte.
Internationaler Kinderfond
Unter den vielen Aktivitaten der IDFF
wollen wir noch ihre groBe Hilfstatigkeit'
filr die Kinder erwahnen. Der Krieg hat
unendliches Leiden fiber die hilflosen Kin-
der vieler Nationen gebracht. In China
gibt es 15 000 000 Kriegswaisen. In alien
Landern, in denen der Krieg gewiltet hat,
waren die Kinder halb verhungert, krank,
verwahrlost und ohne die primitivste
dung, und bis heute ist das groBe Kinder-
elend noch nicht ilberwunden. Die IDFF
fiihrte mit ihren nationalen Organisationen
eine Internationale Kinderhilfswoehe durch
und rief auch zur Schaffung eines inter-
nationalen Kinderfonds auf. Ein solcher
Fond, an dem sich die verschiedenen Re-
gierungen wie auch freiwillige Spender
beteiligen, wurde von der UNO geschaffen.
Der Sekretar der UNO, Trygve Lie, hat
die Organisation aufgefordert, sich an der
Arbeit dieses Fonds zu beteiligen.
Mitglied der UNO
Die Internationale Frauenorganisation
hat die Forderung auf Zulassung zur UNO
erhoben. Sie 1st bereits mit beratender
Stimme in zwei Ausschlissen der T_TNO
tatig, und zwar im sozialen und im &ono-
mischen AusschuB. Louise Donnemann
DIE IDFF SCHREIBT UNS:
Liebe Frauen und Liebe Freundinnen!
Das Sekretariat hat Ihren Brief vom 10. Dezember erhalten und dankt Eanen dafiir,
Zu diesem ersten Brief mochten wir Ihnen sagen, dali wir Buten sehr dankbar sein
werden, wenn Sie uns Ober Ihre Tatigkeit so oft und so regelmaBig wie moglich auf
dem laufenden halten werden.
Dies wiirde uns erlauben, unseren nationalen Sektionen niitzliche Informationen zu
geben und die Kampagnen zu unterstiitzen, die nach Abbruch der Londoner Konferenz
ganz besonders in Frankreich, England und den Vereinigten Staaten gefiihrt werden.
Wir glauben in der Tat, daB dieser Abbruch der offene Ausdruck fiir Verletzung der
gemeinsamen Beschliisse von Yalta und Potsdam mid daB die von Herrn Marshall
eingenommene Stellung, die darauf ausgeht, Deutschland in zwei Teile zu spalten, sehr
gefahrlich 1st, denn sie zielt darauf bin, aus �Westdeutschland" em Kriegsarsenal fiir
em n neues Abenteuer zu machen, das die Volker und das deutsche Volk an erster Stelle
teuer bezahlen warden.
Das Sekretariat hat die Absicht, in den Informationen an alle Landessektionen be-
kanntzugeben, daB es in Deutschland demokratische Frauen gibt, die diese Gefahr
erkannt haben und die sich bemiihen, in Deutschland selbst alle demokratischen, d. h.
alle Krafte, die fiir den Frieden sind, zu sammeln und zu organisieren, um so das
gemachte Unheil wieder gutzumachen und um weitere Katastrophen zu verhindern.
Sie verstehen also die ganze Wichtigkeit, die wir unserem Briefweehsel beimessen.
� In der Erwartung, recht bald von Ihnen zu boren, begrillien wir Sie bestens.
Marie-Claude Vaillant-Couturier, Generalsekretarin
Andree Dutilleul
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Approved for Release: 2022/06/23 CO2668040
Approved for Release: 2022/06/23 CO2668040
.76,tbzeit
Care-Pakete, die von den USA an die
Ruhrbergarbeiter geschickt werden, massen
von Deutschland mit Dollar bezahlt werden.
Englische Frauenorganisationen, unter
ihnen auch die Lehrerinnen, fiihren einen
grol3en Kampf ftir das Prinzip: Gleicher
Lohn fiir gleiche Arbeit. Die Labour-Regie-
rung stellt sich auf den Standpunkt, daB
sie die 24 (100 000 Pfund Mehrkosten nicht
aufbringen Winne. Die Frauen aber orga-
nisieren Deputationen ilber Deputationm
und Versammlungen
Wie Madame Vermeersch von der Inter-
nationalen Frauenfoderation kiirzlich in
Berlin berichtete, wurden in Frankreich, als
eine der Bedingungen fur amerikanische
Kredite, die Staatssubventionen filr die
franzosische Automobilindustrie eingestellt.
Damit ist die Industrie fast ruiniert. Die
groBe franzosische Filmindustrie muBte zu-
gunsten Hollywoods abgedrosselt werden.
Auf die Gefahr der fortschreitenden Infla-
tion in den USA wies Handelsminister
Harriman in seinem Jahresbericht ftir 1947
hin. Die Kaufkraft des USA-Dollars hat
ihren bisher tiefsten Stand erreicht und be-
tragt nur noch 60,5 Prozent der Kaufkraft
des Jahres 1939.
Nach jahrelangem Kampf wurden Frauen
endlich zum gleichberechtigten Studium an
der Universitat Cambridge zugelassen. Ob-
wohl Cambridge diejenige Universitat war,
an der Pionierinnen der englischen Frauen-
bewegung zuerst die MOglichkeit erhielten
in besonderen Kursen sich auf die Prilfun-
gen vorzubereiten, hat die Universitat bis
heute an einer Reihe von Ausnahmebe-
stimmungen ftir Frauen festgehalten.
Auf einer Pressekonferenz bezeichnete
General Clay die Erklarung des Prasi-
denten des Wirtschaftsrats, Dr. Erich
Kohler, die Lebensmittelimporte warden
den Deutschen geschenkt, als uririchtig. Die
Bezahlung set nur aufgeschoben. Die bis-
herigen Schulden der Bizone belaufen sich,
wie der amerikanische Militargouverneur
mitteilte, bereits auf 11/4 Milliarden Dollar.
Zu Beginn der Ernahrungsdebatte pro-
testierten etwa 60 Frauen im bayerischen
Landtag gegen die schlechte Ernahrungs-
lage. Sie hatten auf dem Zuschauersitz
Platz genommen und erhoben wahrend
der Verhandlungen plOtzlich Plakate mit
Aufschriften: �Wir erklaren uns mit den
Forderungen der Gewerkschaften einver-
standen" � �Den Satten Belohnungen, den
Hungernden Versprechungen" � �Die Ge-
sundung unserer Kinder ist gefahrdet".
Gedenktage der Frauenbewegung
Mar z:
5.3. 1871: Rosa Luxemburg geboren
7.3. 1833: Rahel Varnhagen geboren
13. 3.1895: Luise Otto-Peters gestorben
24.3. 1904: Emma Herwegh, gestorben
25. 3.1865: Luise Zietz geboren
26. 3. 1819: Luise Otto-Peters geboren
April:
3. 4. 1817: Mathilde Franziska Anneke, Mit-
kampferin von 1848, geboren
4. 4. 1785: Bettina v. Arnim-Brentano ge-
boren
9.4. 1848: Helene Lange, Griinderin der
biirgerlichen Frauenbewegung,
geboren
22. 4. 1945: Kathe Kollwitz gestorben
26. 4. 1903: MalvIda v. Meysenbug gestorben
27. 4. 1759: Mary Wolstonecraft geboren
6
UNSERE KOMMISSIONEN
Betriebs-Gesundheitsf iirsorge
Der Befehl 234 der MaBnahmen zur Hebung der Arbeitsproduktivitats-Vorschrift ist
einer der wichtigsten Befehle, die in der Ostzone erlassen wurden. Er will die Arbeits-
produktivitlit steigern und damit den Wiederaufbau beschleunigen. Das soil in erster
Linie durch verniInftige Einteilung der Arbeit und durch die Verbesserungen der
Arbeitsbedingungen der Werktatigen geschehen: Wir Frauen des DFD wollen durch
unsere Mitarbeit bei der Durchftihrung des Befehls einen groBen Beitrag zum Wieder-
aufbau leisten, und es wird bereits viel Arbeit in dieser Richtung von unseren Orts-
gruppen getan.
Die folgenden Ausfiihrungen, die alien unseren Mitarbeiterinnen wertvolle Anregun-
gen geben werden, sind der Niederschlag der Arbeit unserer Gesundheitskommission,
die unter dem Vorsitz von Frau Dr. Durand-Wever arbeitet.
Was fordert der Befehl 234 auf dem
Gebiet der Betriebsgesundheits-Ftirsorge?
Ftir die Betriebe von 200-5000 Beschaf-
tigten fordert er Sanitatsstellen,
und zwar
bei 200� 500 Beschaftigtenbesetztdurch
Schwestern oder ausgebil-
bildete Gesundheits - Hel-
fer,
bei 500-2000 Beschaftigten auBerdem
durch einen nebenamt-
lichen Arzt,
bei 2000-3000 Beschaftigten durch einen
hauptamtlichen und
bei 3000-5000 Beschaftigten durch zwei
hauptamtliche Arzte,
und filr Betriebe mit mehr als 5000 Be-
schaftigten Betriebspolikliniken.
Diese Sanitatsstellen und Polikliniken
sollen erste Hilfe leisten bei Erkrankungen
und Unfallen und, so! em em n Arzt vorhan-
den ist, die Kranken ambulatorisch behan:
deln.
Sie sollen vor alien Dingen daftir sorgen,
daB Erkrankungen vorgebeugt wird, und
MaBnahmen treffen, die die Gesundheit
der Beschaftigten schiltzen, ja heben, sie
sollen sich an der Organisation und Kon-
trolle des Unfallschutzes beteiligen.
Sie arbeiten eng zusammen mit den
Arbeitsschutzkommissionen und -inspek-
tionen, mit den Betriebsraten, dem FDGB
und den Beratungssarzten der Sozial-
versicherung.
Die dazu notig,en medizinischen Hills-
krafte werden nach den Richtlinien und
von den Organen des Gesundheitswesens
zusammen mit den Organen der Sozial-
versicherung ausgebildet. Die Ausbildung
selbst tibernehmen die Organe des Ge-
sundheitswesens, die Kosten die Sozial-
versicherung.
Neben diesen Sanitatsstellen und Poli-
kliniken, die rein medizinische Aufgaben
haben, gibt es in Zukunft in den Betrieben
�Bevollmachtigte der Sozial-
ver sic h-e r u n g". Sie klaren die Ver-
sicherten Ober die Bestimmungen der
Sozialversicherung auf und sind die Ver-
mittler zwischen Versicherten und Ver-
sicherung. Sie suchen die Erkrankten auf,
organisieren die notige Hilfe, arztliche Be-
treuung, Versorgung mit Arznei, wenn
notig, Einlieferung in em n Krankenhaus
u. dgl. Bei sozialer und wirtsc.haftlicher
Notlage sorgen sie ftir Hilfe fur den Kran-
ken und dessen Familie. Sie wirken auch
mit bei den Vorbeugungsmaanahmen_gegen
11;rkrankung und Unfallen im Betrieb.
Die Bevollmachtigten der Sozialversiche-
rung werden von den Versicherten des'
Betriebs unter Beteiligung des FDGB auf
die Dauer von 2 Jahren gewahlt, und zwar
auf je 40 bis 50 Beschaftigte em n Bevoll-
machtigter. Der Betrieb erstattet ilmen ihre
Auslagen. Ste arbeiten unter Anweisung
der Versicherung und legen regelmaBig
Rechenschaft tiber ihre Tatigkeit vor der
BetriebsversNmlung ab.
Dies fordert der Befehl, und welches sind
nun unsere Aufgaben? Die Frauen halten
sich in den Betrieben noch sehr zurtick und
schalten sich wenig in das ganze Betriebs-
leben em, weil sie an Mitverantwortung
und 1Viitbestimmung noch nicht gewohnt
sind. Das muB nach und nach anders wer-
den. Wir wollen geeignete Frauen dazu
anregen, dal3 sie sich als Gesundheit s-
helf erinnen ausbilden lassen � wean
sie Kinder haben, wollen wir dafilr sorgen,
daB die Kinder wahrend der Zeit ihrer
Ausbildung versorgt werden. � Wir wol-
len Schwestern veranlassen, in die Betriebe
zu gehen, und wir wollen daftir Sorge tra-
gen, daB Krafte, die schon eine gewisse
Ausbildung in dieser Richtung haben, wie
DRK-Helferinnen und Hebammen, sich fiir
die Betriebsgesundheits-Ftirsorge vollends
ausbilden lassen. Wir sollten bel der Aus-
wahl der zur Ausbildung zugelassenen
Krafte beteiligt sein und darauf achten,
daB sie das n8tige soziale Verstandnis
haben.
Ferner miicsen wir daftir wirken, daB in
den Betrieben, in denen vorwiegend
Frauen beschaftigt sind, medizinische
Krafte mit gynakologischen KenntnIssen
eingesetzt werden, damit die Frauen jeder-
zeit Rat und Hilfe linden in den fur sie so
wichtigen Fragen.
Es ist selbstverstandlich, daB unsere
Mitarbeit auf alien diesen Gebieten in
engstem Einverstandnis mit den ortlichen
und betrieblichen Gewerkschaf ten erfolgt.
Mit diesen zusammen werden wir auch
ftir freundliche Speiseraume, Liegemog-
liehkeiten fiir Frauen, vorbildliche, nach
besten Grundsatzen modemer Ernahrung
arbeitende Werkktichen, Einrichtung von
Stillstuben, Verrnehrung der Werkskrippen
und Kindergarten und Schaffung von Er-
holungsmoglichkeiten unter gleichzeitiger
Unterbringung der Kinder sorgen.
Besonders wichtig ist, die Doppelbelastung
durch Famine und Haushalt zu erleichtern
durch Schaffung von Nah- und Flickstuben,
Schusterwerkstatten, von Waschereien und
Plattereien und gtinstigen Einkaufsrnoglich-
keiten im Betrieb oder in dessen Nahe.
Viele Ortsgruppen des DFD haben in
dieser Richtung bereits Vorbildliches ge-
leistet, und wir sind iiberzeugt, daB unsere
Organisation einen wichtigen Beitrag zur
Produktionssteigerung und zur Hebung
unserer Lebenslage zu leisten imstande ist.
Hedtoig Matthias
Approved for Release: 2022/06/23 CO2668040
Approved for Release: 2022/06/23 CO2668040
Gleiehbereehtigung
der Frau
Der Vorstand der SPD in Hannover
beschloB auf seiner letzten Sitzung, die-
jenigen Sozialdemokratinnen aus der
SPD auszuschlieBen, die dem DFD an-
gehoren oder mit ihm zusammenarbeiten.
Der DFD gab zu diesem BeschluB
folgende Erklarung ab:
Die Angriffe, denen der DFD in letzter
Zeit ausgesetzt 1st, beweisen, daB er sich
im Laufe seines noch nicht einjahrigen
Bestehens einen Platz auf der politt'schen
Biihne DeutschLands erobert hat.
Die Alteren von uns erinnern sich noch
an den Paragraphen des PreuBischen Ver-
einsgesetzes, der denjenigen Vereinen, die
in Versammhmgen politische Fragen er-
ortern, verbietet, Frauen, Schiller oder
Lehrlinge als Mitglieder aufzunehmen.
So sind wir keineswegs erstaunt, daB
Parteien und Personlichkeiten, die sich
stolz rtihmen, seit 100 Jahren dieselben
Ziele zu verfolgen und ihr Parteiprogramm
seit 50 Jahren nic.ht geandert haben, trotz
der prinzipiellen Anerkennung der Gleich-
stellung der Frau als sehr unangenehm
empfinden, wenn eine demokratische
Frauenorganisation ihren EinfluB geltend
macht.
Auch wir sind der Meinung, daB die ge-
meinsamen Ziele Seite an Seite mit dem
Mann erkampft werden mtissen. Wir be-
weisen das durch unsere Beteiligung am
VolkskongreB fiir Einheit und gerechten
Frieden. Aber wir milssen auch daftir
sorgen, daB die �grundsatzliche" Gleich-
berechtigung der Frau, wie sie die Wei-
marer Verfassung brachte, zu einer tat-
sachlichen Gleichberechtigung wircir Davon
sind wir noch weit entfernt, wie auch
durch den ParteibeschluB der SPD be-
wiesen wird, die ihren weiblichen Mit-
gliedern die Beteiligung im DFD verbietet.
Die politische Arbeit des DFD besteht im
Kampf um den Frieden und urn die Einheit
Deutschlands. Solite dem BeschluB der
SPD zugrunde liegen, daB diese Partei eine
solche Politik nicht beftirwortet?
Durch Parteibeschltisse, wie die von
Hannover, wird die SPD unter den deut-
schen Frauen keine neuen Freunde ge-
winnen.
Die Begriindung der Ablehnurtg im An-
schluB des DFD an die IDFF zu suchen,
erscheint uns em n Vorwand. Bisher 1st emn
solcher AnschluB nicht erfolgt, es wird
aber zur Zeit, vielfachen Wiinschen der
Frauen entsprechend, nach demokratischem
Verfahren in jeder Ortsgruppe dartiber ab-
gestimmt, ob em n solcher AnschluB bean-
tragt -,verden soil. Wir wiirden den Ver-
fechtern der Ablehnung empfehlen, einmal
die Statuten der IDFF zu studieren, bevor
sie dieselbe als kommtmistische Organi-
sation stempeln. Selbst wean Kommu-
nistinnen dem Vorstand angehoren � was
auf Mme. Cotton, die parteilos 1st, nicht
zutrifft �, so 1st damit die Organisation
als solche nicht kommunistisch, wohl a r
antifaschistisch eingestellt, ebenso wie der
DFD bewat antifaschistisch arbeitet.
Frauen wie die verstorbene Else Liklers,
wie Frieda Radel, Prof. Paula Hertwig und
Dr. Durand-Wever, die an der Spitze des
DFD stehen, sind filr uns keine �Aushange-
schilder", sondern Menschen, die aus einer
langen Lebenserfahrung heraus begriffen
haben, daB nur der ZusammenschluB eller
Schichten und eller Weltanschauungen der
Welt den Frieden sichern kann, der Zer-
splitterung entgegenarbeitet und die Ein-
heit Deutschlands als Grundbedingung fur
die Befriedung der Welt erre icht werden mull.
Dr. GERTRUD BAUMER
In einem offenen Brief bat der Vorstand
des DFD Stellung genornmen zu dem Fall
Gertrud Baumer. Der unmittelbare AnlaB
war ihre Entnaziffrierung durch den Kon-
trollrat Zur Diskussion steht diese_s trau-
rige Kapitel deutscher Frauenbewegung
seit zweieinhalb Jahren, besonders aber,
seitdem Gertrud Baumer die westdeutsche
Offentlichkeit belehrt, wie man die Jugend
im demokratischen Geist erzieht. Viele
Frauen, die der friiheren btirgerIgichen
Frauenbewegung in Deutschland nahestan-
den, urtinschen nicht, zur Angelegenheit
Gertrud Baumer Stellung zu nehmen. Sie
empfehlen em n vorsichtiges und leises Auf-
treten und glauben, .daB sich im anderen
Fall viele Frauen vor den Kopf gestoBen
ftihlen wiirden.
Es 1st em verhaltnismaBig kleiner Kreis,
dem aus frtiherer enger Beziehung zu Ger-
trud Baumer Schweigen als gewisse An-
standspflicht erscheint � in einem Falle,
der, wie kein anderer, das Elend Deutsch-
lands und einer geistigen Schichten demon-
striert, und deshalb zur Lehre filr unsere
jetzige und ktinftige Frauengeneration
dienen sollte. Es herrscht bei manchen Leu-
ten die Auffassung, daB �Die Frau", welche
Gertrud Baumer wiihrend der ganzen Nazi-
zeit herausgab, eine Art Oppositionsblatt
war. Dartiber wollen wir hier nicht debat-
tieren. Die Artikel der Herausgeberin selbst
bringen im Marz 1934 die groBe Erklarung
�Nicht erst seit gestern und heute", nein,
Lingst habe sie im Nationalsozialtsmus die
groBen Moglichkeiten gesehen. Wahrend
der ganzen schrecklichen Zeit der Verskla-
vung unseres Volkes steht sie in ihrem
Organ zu Filhrer und Reich und nach Aus-
bruch des Krieges mit der Sowjetunion
sind ihre Artikel Dokumente der hem-
mungslosesten und wildesten chauvinisti-
schen Volksverhetzung.
Man wendet em, Gertrud Baumer sel
wegen ihrer Zugehorigkeit zur Schrift-
tumskammer denazifiziert worden, sie sel,
das erleichtere alles ungemein, kein Mit-
glied der NSDAP gewesen.
.Uns gtheint, daB gerade ihr Beitritt zur
NSDAP die Lage erleichtert 'Atte. Gertrud
Balmer verwendet in einer ihrer Schriften
em Wort von Schopenhauer: �Der Mensch
1st das Tier, das sich an alles anpassen
kann:" Welche schrecklichen Erfahrungen
haben wir Deutsdaen in dieser 73eziehtmg
gemacht. Und nun soil es nicht ausge-
sprochen werden, daB es des Menschen un-
3.vtirdig 1st, daB es die Wurzel eller Cfbel
1st. Von 1914 bis 1918 war Gertrud Baumer
die laute Propagandist* ftir den Krieg.
Auf das sch5rfste wandte sie sich gegen die
Zumutung, den Krieg als Wahnsinn zu be-
zeichnen, nein, der Krieg war die �sittliche
Kraft", und wir konenn es uns sparen, ihr
Vokabular kriegpreisender Redensarten
hier aufzuzahlen.
1926, daB weiB jeder, waren these Vine
nicht mehr angebracht. Wir lesen also:
,,Zur Technik kommt die zweite seelen-
feindliche Macht, die den Menschen
knechtet: Der Kapitalismus, die Waren-
wirtschaft" (�Die Frau in der Krisis der
Kultur"). Doch wir gestehen zu, daB man
aus Gertrud Baumers Schriften alles be-
weisen und alles widerlegen kann. Mog-
licherweise hat es Zeiten in ihrem Leben
gegeben, in denen sie Kriege offentlich ab-
lehnte. In den entscheidenden Situationen,
zur Zeit der Kriegsvorbereitung und des
entfesselten Kriegswahnsinns, stand sie
tonend, vielschreibend und Tausende beein-
flussend in semen Diensten. Hatte sie je-
ma's filr die Demokratie mit solcher Lei-
denschaft gekampft wie ftir den Hitlerkrieg,
dann sahe es in Deutschland anders aus.
Es gibt Menschen, die glauben, man
konne beides, der Auffassung sind wir nicht.
Wir warden uns unsere Daseinsberechti-
gung selbst absprechen, wollten wir dar-
auf verzichten, die deutschen Frauen zu
eigenem Urteil in diesen Fragen zu ver-
anlassen.
Es hat deutsche Frauenfilhrerinnen ge-
geben, die im Exil weiterarbeiteten und
hochbetagt starben. Denken wir an Anita
Augspurg, Lyda Gustave Heimann, Klara
Zetkin. Ihre letzten Worte galten Deutsch-
land, ihre letzten Wiinsche der Befreiung
unseres Volkes vom Hitlerjoch.
Nach dem ersten Weltkrieg hat man die
Kriegsideologen nicht zur Rechenschaft ge-
zogen. War es em n Wunder, daB der zweite
Weltkrieg kam? Was an uns liegt, sd soil
es nicht geschehen, daB ein dritter Welt-
krieg entbrennt. In unserem Lande sollen
diese Leute jetzt verstummen.
Maria Rentmeister
Offener Brief des DFD an Frau Dr. Gertrud Balmer
Die Nachricht fiber Ihre Entnazifizierung,
die in diesen Tagen durch die Zeitungen
ging, hat uns einen tiefen Schock versetzt.
Viele Frauen sahen auch in Ihnen emn
Opfer des Hitler-Regimes, als Sie 1933 von
Ihrem Posten entlassen wurden. Die Alte-
ren, die heute aktiv in der jungen demo-
kratischen Frauenbewegung mitarbeiten,
haben sich erst durch die ilberwaltigende
Ft:111e von Beweisen von Ihrer kriegsfreund-
� lichen Haltung tiberzeugen lessen und sich
schweren Herzens dazu entschlieBen mtissen,
nicht nur innerlich, sondem auch in der
Offentlichkeit von Ihnen abzurticken. Tief
enttauscht sind wir durch die Haltung, die
Sie wahrend des Krieges und nach der
Kapitulation eingenommen haben. Sie, Frau
Dr. Gertrud Baumer, hatten, wie keine
andere Frau in Deutschland, die Moglich-
keit, EinfluB auf die Frauenwelt zu ge-
winnen und schon in den Jahren, die der
Machtergreifung vorangingen, aufklarend
und kampfend gegen den Nationalsozialis-
mus anzugehen, dean Ihr Name war weit
ilber den Kreis der intellektuellen Frauen
hinaus filr Deutschland und fur das Am-
land em n Begriff der politisch tatigen deut-
schen Frauen geworden.
Sie waren Mitglied des Reichtages seit
1919. Sie haben in jahrelanger Zusamrnen-
arbeit mit Friedrich Naumann an dem
Aufbau einer deutschen demokratischen
Partei mitgearbeitet. Sie waren eine der
wenigen Frauen, die politische Schulung
und politische Bildung besaBen.
Ihnen verdanken wir die grunds5tzliche
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Reform des Madchenschulwesens. Warum
sind Sie nicht konsequent geblieben?
Warum haben Sie das, was Sie damals be!
ihrer Madchenschulreform angeregt und
angestrebt haben. die Erweckung des Ver-
antwortungsgefehls der Frau gegentiber
Volk und Familie, nicht in Ihrem eigenen
Leben durchgeftihrt?
Wie konnten Sig, die Sie im Volkerbund
tatig waren, einen Hitler-Krieg befitrwor-
ten und Frauen zur Mitarbeit daftir auf-
rufen?
Warum haben Sie nicht, als man Sie
1933 aus hirer Position als Ministerial-
ratin ausschaltete, die Frauen und Madchen
aufgerufen, Front zu machen gegen den Un-
geist des Nazismus? Sie haben doch, eben-
so wie wir anderen, schon damals gewuBt,
daB eines der Prinzipien des ,,Dritten
Belches" die Ausschaltung der denkenden
Frau sein mul3te und warde.
Sie haben eine Aneahl wertvoller Bucher
Erzieherinnen des DFD fordern
Lehrwerkstatten und Lehrlingsheime
In der Arbeitskommission �Erziehung"
des DFD beschaftigen sich die Lehrerinnen
der Grundschule und der Oberschule, Schul-
r atinnen und Neulehrerinnen, Kinder-
gertnerinnen *Ind H&rnieiterinnen gemein-
sam mit den Problemen der Berufs- und
Fachschulen Die Sorge urn die Jugend, die
in Gefahr steht, abzugleiten, bewegt sie
besonders. Sie sehen in der Berufsschule
em n Mittel, die Jugend davor zu bewahren
und fordern deshalb als besonders vor-
dringlich die Forderung und den Ausbau
der Berufsschule zu einer Statte, die nicht
nur Fachkenntnisse vermittelt, sondern die
den jungen Menschen zur Allgemeinbil-
dung verhilft und erzieherisch auf sie ein-
wirkt. Damit die Berufsschule die so wich-
tige Aufgabe besser als bisher erftillen
kann, forderten die Erzieherinnen des DFD
die Einrichtung von Lehrwerkstatten und
Lehrlingsheimen, also allmahlichen "Ober-
gang zur Berufsfac.hschule. Sie werden ihre
Forderung der DV-Volksbildung vorlegen
und in ihrem Wirkungsbereich sich defier
einsetzen, daB elle Meglichkeiten aus-
geschopft werden zur Hebung und zum
Ausbau der Berufsschule.
Demokratischer Frauenbund
an den Volkskontrollausschu8
Der Demokratische Frauenbund Deutsch-
lands, Landesleitung Brandenburg, hat an
den VolkskontrollausschuB Potsdam einer
Antrag gestellt, der sich auf die Verteilung
von Nehmaterialien bezieht. Der DFD tritt
clef& em, dafe Nahgarn, Stopfgarn, Nah-
maschinennadeln und Stoffabfalle aus den
Textilfabriken dal& verwendet werden, in
den GroBbetrieben Nah- und Flickstuben
einzurichten und die In den Ortschaften
und in den Stadten durch den DFD ge-
schaffenen Nahstuben welter aufzubauen,
darnit sie in der Lage sind,. die kleineren
Betriebe zu betreuen. Die geplante Zutei-
lung des anfallenden Materials direkt an
Betriebsangehorige soLle nur in sehr gerin-
gem Umfange vorgenommen werden, well
durch die Betreuung der Werktatigen durch
die Nahstuben em viel groBerer Personen-
kreis erfaBt wird.
Durch den Antrag des DFD wird darauf
8
t;17
geschrieben. Hier lag Ihre Begabung, hier
lag eine Aufgabe fur Sie. Aber warum
haben Sie wahrend der gleichen Zeit sich
schriftstellerisch und rednerisch fiir den
Faschismus eingesetzt?
Wir machen Ihnen, Frau Dr. Gertrud Bau-
mer, deshalb die schwersten Vorweirfe, weil
Sie kraft Ihrer Stellung es in der Hand ge-
habt hatten, beizutragen zur politischen Er-
weckung der Frau und nicht nur der Frauen,
denn Ihr Wort wurde ebenso von Mannern
wie von Frauen gehort. Sie als Reichstags-
abgeordnete und Delegierte beim Volker-
bund hatten durch Ihren Einblick in die
internationale Politik frUher als andere die
Gefahren eines neuen Krieges erkennen
und abwehrend Stellung nehmen mtissen.
Die fortschrittliche deutsche Frauenwelt
betrachtet Sie als eine der enttauschendsten
Erscheinungen und kann Ihnen keinerlei
ftihrende Rolle mehr zuerkennen.
Berlin, den 10. Januar 1948
hingewirkt, claB eine zweckmaBige Vertei-
lung der Nehmaterialien im Interesse der
werktatigen Bevolkerung erzielt wird, die
vor allem auch eine Entlastung der berufs-
tetigen Frau bedeutet. Der Antrag liegt
auch im Sinne des Befehls 234.
Ein weiterer Antrag an die Volkskontroll-
kommission behandaet den Ausbau und die
Vervollkommnung von Schuhmacherwerk-
statten ftir die Potsdamer Schulkinder. Die
bisher bestehende Werkstatt ist nur als
TeillOsung dieser Frage zu betrachten. Die
Belieferung der Werkstatt mit Rohmate-
rialien war bisher viel zu geringftigig und
muB erheblich verstarkt werden. Der DFD
betont, daB im Interesse der Gesundung
unserer Wirtschaft Mittel und Wege ge-
funden werden mtissen, ausreichendes Ma-
terial aus dem legalen Versorgungsplan
zur Verftigung zu stellen.
DFD-Frauen
beeinflussen Produktionsplanung
Der Landesverband des DFD hranden-
burg fart z. Z. eine Kampagne gegen die
Herstellung von itherfltissigen Massen-
gtitern durch. �Warum", so sagte man uns
im -Potsdamer Landessekretariat, �miissen
Spitzenkragelchen und Schleifchen her-
gestellt und ftir teueres Geld verkauft
werden, wenn es an notwendigsten Nah-
und Stopfmitteln fehlt? Warum sind die
Schaufenster voll mit teueren kunst-
gewerblichen Glasern, wahrend die Haus-
frau sich kein Wasserglas kaufen kann?"
Die Ortsgruppe Strausberg, die den An-
fang mit der Kampagne machte, hat nicht
nur die Frage in der lokalen Presse zur
Diskussion gestellt, sondern auch an die
Betriebsrate der entsprechenden Betriebe
appelliert.
Frauentagung
des FDGB und DFD in Erfurt INF
Die erste gemeinsame Landesfrauen-
tagung des FDGB und DFD in der sowje-
tischen Besatzungszone fand in Erfurt statt.
�FDGB und DFD haben die gleichen
Zielet" erklarte die Landessekretarin des
FDGB Thuringen, �der geistigen Urn-
erziehung der Frauen und der restlosen
Verwirklichung der Gleichberechtigung.
Belden Organisationen komme ferner eine
Berlinerinnen
bauen den DFB auf
Unmittelbar nach der Genehmigung des
DFB begannen die vorberettenden Komi-
tees in den 20 Bezirken Berlins ihre Werbe-
-
tatigkeit aufzunehmen und alles ftir die
Vorbereitung der Griendungsversammlun-
gen der Bezirksverbande in die Wege zu
leiten. Im Januar fanden bereits zahl-
reiche Werbe- und Stadtteilversammlungen
statt, fiir den Februar waren 28 groBereVer.
anstaltungen angesetzt, 6runter zwei zen-
trale kiinstlerische Veranstaltungen, die
unter dem Titel �Berlinerinnen
heut e" im GroBen Sendesaal des Berliner
Rundfunks stattfanden.
Bis Ende Februar hatten elle Bezirke
ihre Griindungsversammlungen durch-
gefithrt, ihre Vorstande gewahlt und die
Arbeitsgruppen konstituiert. Die meisten
Bezirke konnten auch schon Biiros ereffnen
und viele planen eine Bezirksberatungs-
stelle aufzumachen.
Zu tausenden stromen die Frauen in die
Organisation. So groB ist der Zuwachs an
Mitgliedern, dale die Sale fiir die ersten
Mitgliederversammlungen haufig nicht aus-
reichten, well sich die Zahl der Mitglieder
in der Zeit bis zum Tage der Versammlung
verdoppelt hatte.
Die Griindungsversammlung ftir das ge-
samte Berlin findet vom 5. bis '7. Marz im
Deutschen Theater statt. Dort wird auch
der Vorstand gewahlt werden.
Beim Berliner Vorstand des DFB, dessen
Bier� sich vorlaufig Berlin C 2, Neue Grtin-
straBe 17, befindet, wurden zentrale Fach-
kommissionen errichtet far gesundheit-
lithe, erzieherische, kulturelle, juristische,
sozialpolitische, wirtschaftliche, Presse-
und Rupdfunkfragen.
Der DFB will sich vor allem den Fragen
des Berliner offentlichen Lebens widtnen,
mit Aufrnerksamkeit die Tatigkeit des
Stadtparlaments verfolgen und zu alien Er-
eignissen Stellung nehmen, die die Frauen
besonders betreffen. Der DFB will die
groBe kulturelle Bedeutung der Berliner
Frauen in den Vordergrund stellen durch
gute kulturelle Veranstaltungen, Vortrage,
Ausstellungen usw., denn Berlin besitzt
talentierte mid schOpferische Frauen in
einer Zahl wie sie wohl kein.e andere Stadt
in Deutschland aufzuweisen hat. Der DFB
ist sich bewuBt, daB er die Frauenorgani-
sation der Hauptstadt Deutschlands werden
mule Eva Kolmer
besondere Aufgabe bei der Wiedergewin-
nung der deutschen Einheit zu."
In der EntschlieBung verpflichten sich
die Teilnehmerinnen der Tagung zur rest-
losen Erftillung des Befehls 234. Begabte
Arbeiterinnen sollen auf Kosten der Be-
triebe zu Technikerinnen, Ingenieuren und
Betriebswirtschaftlern ausgebildet werden.
In Betrieben, die Frauen beschaftigen,
sollen besondere Ausschtisse unter Beteili-
sung von Mitgliedern des DFD zur sozialen
etreuung der Arbeiterinnen gebildet wer-
den. Vorgesehen ist welter eine Heran-
ziehung von Frauen zur Volkskontrolle und
zur Produktionskontrolle. Bis zum 1. Mare
sollen elle Betriebe auf das Vorhandensein
oder die Moglichkeit zur Schaffung von
Werkktichen, Kindergarten, Sanitatsstuben,
Nahstuben und Waschktichen tiberprtift
werden.
Verantwortliche Redakteure: Maria Weiterer und
Louise Dornemann. Satz und Druck: (13) Ber-
liner Verlag GmbH., Berlin W 8, Jagerstral3e 10/11.
Lizenznummer 276
Approved for Release: 2022/06/23 CO2668040
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Demokrallicher Frauenhund -lleulschlan s
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Zur Bundes-AusschuBsitzung
Von Dr. Durand-Wever, 1. Voasitizende dies DFD
Der DFD Wield auf em n Halbjahr seiner
Tatigkeit zurilck. .Man erwartet mit Recht von
ups einen Rechenschaftshericht dartiber, was
wir bis jetzt getan haben.
Verstandlieherweise ist em n groBer Tell
unserer Kraft erst'eiumal Organisationsfragen
gewidmet gewesen. Wir konnen auf diesem
Gebiete iiber einen geWissen Erfolg berichten,
denn wir haben heute 5 Landesgruppen, 149
Kreisgruppen mit zusammen 242 544 Mitglie-
dem in der Zone; diese Mitgliedschaft setzt
sich zusammen pus: etwa 60 % Parteilosen,
etwa SED- und etwa 10'/. CDU- und
LDP-1Vlitgliedern. Wir haben aTho das erreicht,
was uns in erster Linie erstrebenswert er-
scheint. Namlich, die politisch desinteressierten
Frauen aufzuwecken und diese ftir die groBen
Aufgaben des Bundes zu interessieren. Fiir
diejenigen unserer Leser, die sich fiber die
Aufgaben unseres Bundes noch nicht im Klaren
sind, mochte ich wiederholen, worin dieselben
bestehen.
1. Dureh Mitwirkung der Frauen will der
DFD am Wiederaufbau der Heimat und der
Welt helfen. Kampfen will er fur die Besei-
tigurig des Faschismus und Militarismus. Nur
in,der rberwindung der reaktionaren Krafte
liegt die Sicherung'des Friedens und der An-
fang einer neuen Zeit der Hurnanttat und des
Fortschrittes.
2. Die Bildungs- und Wirkungsmoglichkeiten
der Frau, gleicher Lohn ftir gleiche Arbeit,
Neugestaltung des Familien- Ehe- und Erb-
rechts, diese Forderungen. der Frau milssen
garantiert werden.
S. Der DFD will und wird aufmerksam die
fortschrittliche Entwicklung in Kultur und Er-
ziehung beobachten, urn die Frau empfanglich
zu machen fiir das SchOne und Erhabene und
fiir die echten Werte des Lebens.
4. Frauen des DFD bekennen sich zu den
Grundsat7en der Humanitat, zur Achtung der
Personlichkeit und erstreben eine enge und
fruchtbringende Zusammenarbeit mit den
Frauen aller Nati onen.
AnlaBlich der Tagung des Bundesausschusses
am 3. und 4. Oktober in Berlin, werden wir
Gelegenheit nehmen, Bericht zu erstatten tiber
die Arbeit In Schultmgskursen, wie sie in alien
Landern bereits abgehalten wurden und groBes
Interesse erregten. Ober die praktische Arbeit
durch Einschalttmg in die Wohnungs- und Er-
nahrungskommissionen, Filrsorge ftir Kinder,
Kranke und Alte, Heimkehrerbetreuung, Urn-
siedlerunterstiitzung und dergleichen. Auch
tiber die langsam anrollende Einsehaltung der
Frauen in das offentliche Leben werden wir
Rechenschaft ablegen. Sowie fiber die Arbeit
in den Arbeitskorrunissionen, die gemeinsam
mit dem FrauenausschuB tagen und arbeiten,
wie ilberhaupt die Zusammenarbeit mit dem
Frauenausschull erfreulich und reibungslos
verlauft.
Man hat unsere Arbeit auch vom Ausland
aus beobachtet und nimmt dieselbe so emst,
dee man den DFD anlaBlich einer Plenum-
versammlung der Internationalen Demokra,
tischen Frauenfoderation zu einer Tagung
naeh Schweden eingeladen hat. Als Delegierte
des DFD sind folgende Frauen dieser Ein-
ladung gefolgt:
Frau Emmi Damerius, eine der stellvertre-
tenden Vorsitzenden des DFD, Frau Frieda
Radel, Landesvorstand Brandenburg des DFD,
Dr. v. d. Esch, Stadtarztin, Halle, Frau Maria
Rentmeister, friihere Vorsitzende des ZFA
Berlin, Frau Sachse, Landtagsabgeordnete in
Thuringen.
Eine Berliner Vertreterin konnte nicht mit-
genommen werden, well der Stadtverband
Berlin noch nicht lizenziert ist. Das ist urn so
bedauerlicher, well auf diese Weise eine Win-
terhilfsaktion, die in alien Landern eingeleitet
wurde und angelaufen ist, in Berlin verschoben
werden mull. Wir hoff en, dell die Genehmi-
gung durch die Alliierte Kommandantur noch
rechtzeitig erfolgen wird, urn eine wirklich
wirksame Aktion zur Linderung der Winters-
not in Gang zu brinAfi. Denn wir stehen auf
dem Standpunkt, da6 unsere Arbeit sich nicht
nur darauf beschranken darf, unsere Mitglieder
mit theoretischem Wissen fiber Demokratie
auszustatten, sondern clan es unsere Pflicht ist,
ihnen demokratische Hilfsbereitschaft prak-
tisch vorzuftihren und ihnen so das Verstand-
nis ftir echte Demokratie naherzubringen.
Delegation des DFD
in Schweden
Die Internationale Demokratische Frauen-
foderation, deren Delegation bei ihrer An-
wesenheit in Deutschland Gelegenheit nahm,
die Arbeit der deutschen Frauen und ins-
besondere des Demokratischen Frauenbundes
filr den Fried.en zu studieren, hat zu einer in
Schweden stattfindenden Exekutiv - Sitzung
eine Delegation des Demokratischen Frauen-
bundes Deutschlands eingeladen.
Die Internationale Demokratische Frauen7
foderation wurde von Frauen geschaffen, die
wahrend des Hitler-Krieges aktiv gegen den
Faschismus in alien ,von der Hitler-Armee
besetzten Landern kampften. Sie umschlieSt
die fortschrittlichen Frauenorganisationen aus
42 Landern mit Wier 80 Millionen Mitgliedern.
Die Mitglieder der IDFF setzen sich genau so
aus alien Bevi5lkerungsschichten zusammen
wie die des Demokratischen Frauenbundes
Deutschlands. Frauen alter Berufe und aller
politischen Richtungen sind in den der IDFF
angeschlossenen nationalen Organisationen
ertreten.
Die Internationale Demokratische Frauen-
fodepation ist eine fortschrittliche Frauen-
organisation, die sich um die groBen politischen
Probleme unserer Zeit ktimmert. Sie kampft
und arbeitet ftir die Sicherung des Friedens,
ftir die vollstandige Vemichtung der Ober-
reste des Fasdiismus in alien Landern. Sie
tritt ftir die Gleichbereditigung der Frauen
em. Die sozialen N8te der Volker beheben zu
helfen, erscheint alien der IDFF angeschlos-
semen Organisationen als eine der groBen Auf-
gaben unserer Tage, vor allem widmen die
Organisationen ihre Aufmerksamkeit den
Kindern in den Landern, fiber die die Furie
des Krieges hingegangen ist. Dabei wird nicht
vergessen, daB zum Leben der Menschen auch
die Kultur gehort.
So wie der Demokratische Frauenbund
Deutschlands eine Organisation ganz neuer Art
ist, eine Organisation, in der eine Einheit ge-
schmiedet wurde zur Losung der wichtigsten
Probleme der Frauen, so ist auch die Inter-
nationale Demokratische Frauenfoderation
eine internationale Frauenorganisation, wie sie
nie vorher bestand. Neu ist vor allem der feste
Wile der Frauen, mit zR, entscheiden bei allen
wichtigen Fragen im Leben der Volker.
Sitiung des
3 Bundesausschusses
"-1
am 3. und 4. Oktober 1947 g�
frith 10 Uhr in Berlin
TAGESORDNUNG:
1. Obersicht Ober die Entwicklung
des Bundes � Maria Weiterer
2. Die Frauenbewegung in Deutsch-
land seit 1945 � Barbara v. Renthe
3. Unser Wille zur Einheit Deutsch-
lands � Else Luders
4. Forderungen zur Verfassung �
5. Verschiedenes Mahe Kern
Die Einheit Deutschlands im
Demokratischen Frauenbund
Von Else Lilders -
Auf der BundesausschuBsitzung am 3. und
4. Oktober wird ilber unseren �Willen zur Ein-
heit" gesprochen werden. Wir meinen damit
vor allem die politische und wirtschaftlidie
Einheit, wie sie in den sogenannten Potsdamer
Beschltissen vom 17. Atli bin 2. August 1945 fiir
die Zeit der Okkupation vorgesehen 1st. Uns
Frauen liegt aber auch am Herzen, die geistige
und seelische Einheit zu pflegen, damit wir
durch die Zonengrenien nicht irmerlich zer-
rissen werden. Wir Frauen wollen keine Phan-
tasten sein, sondem mtissen es lernen, sehr
ntichtern und realistisch zu denken. So wissen
wir, daB auch in unserem Volke verschiedene
Parteien und Ideologen in oft sehr stiirmischen
politischen Kampfen miteinander ringen, aber
die Sehnsucht nach einem einh e it-
lichen Deutschland ist bei alien Par-
teien die gleiche. Ebenso finden sich in den
Aufgaben zur Bekampfung der Not glticklicher-
weise oft die Parteien und die Vertreter der
verschiedensten Weltanschauungen zu einheit-
lichem Handeln zusammen.
Audi der Demokratische Frauenbund will
einen geistigen Beitrag zur E in h ei t
'Deut schl ands leisten. Wir sind zusam-
mengekommen als Frauen verschiedener Par-
teien und parteilose Frauen. Wir sind uns be-
wuBt, daB in manchen Fragen der Politik ver-
schiedene Auffassungen bei den einzelnen
herrschen, und wo es notig ist, werden wir
versuchen, die Fragen in kameradschaftlicher
Aussprache zu klaren, ohne den Haft und die
Unduldsamkeit, die leider so oft die Partei-
politik der Manner vergiften. Gerade mit die-
sem ehrlichen, sachlichen Ringen wollen wir
uns als Anhanger einer echten Demokratie be-
weisen, denn Demokratie bedeutet u. a. auch
Achtung vor der Personlichkeit und der Uber-
zeugung. Eine vollig einheitliche Stellung-
nahme herrscht bei uns jedoch in den Haupt-
punkten unseres Programms: Kampf fiir den
Frieden; Kampf ftir die wirkliche, nicht nur
nominelle Gleichberechtigung der Frau; das
Ringen urn soziale Gerechtigkeit!
Den W ill en zur Einheit Deutschlands
haben wir auch dadurch bewiesen, daB wir die
friihere Spaltung in eine sogenatinte �bilrger-
liche" und eine sozialdemokratische Frauen-
bewegung tiberwunden haben. Wir filhlen uns
elle als �Arbeiterinnen" und wollen uns mit
den besten Kraften, die uns verliehen sind,
(b)(3)
Approved for Release: 2022/06/23 002668040
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ftix den Wiederaufbau unseres Vaterlandes
einsetzen.
UnserWillezurEinheitzeigtsichauch
darin, daB wir auf elle Weise das Zusammen-
gehen mit den Frauen in den anderen Zonen
suchen und fordern. Wir haben bereits Mit-
glieder in alien Zonen; wir tauschen elle un-
sere Rundechreiben und sonstige VerOffent-
lichungen mit den Veroffentlichungen aus, die
von Vertreterinnen der Frauenverbande in den
anderen Zonen erlassen werden; wir wissen,
daB unsex Mitteilungsblatt in den anderen
Zonen viel gelesen und beachtet wird. Ver-
treterinnen des Demokratischen Frauenbundes
haben als Mists an den Frauentagungen tell-
genommen, the ftir die amerikanische Zone in
Bad Boll, ftir die britische Zone in Pyrmont
veranstaltet wurden.
Besonders in Pyrmont sind viele wertvolle
Beziehungen sachlicher mid personlicher Art
angekntipft und werden auf beiden Seiten
sorgsam weiter gepflegt. Es gibt em n bases
Wort, das immer nut- Unheil gestiftet und
neues Unheil heraufbeschworen hat: �Willst
du den Frieden, so rtiste den Krieg." Wir wol-
len diesem fluchartigen Wort em n Segenswqrt
gegentiberstellen: �Willst du den Frieden, so
jage dem Frieden nach in der eigenen Brust
und in den eigenen Reihen." So haben wir
versucht, im Demokratischen Frauenbund zu
handeln. Wir suchen die Einheit Deutschlands
in den eigenen Iteihen zu verwirklichen, und
wir leisten Pionierarbeit ftir die heil3 ersehnte
Einheit!
Appell
der Gruppe Pasewalk des DFD
Dem Zentralvorstand des �Demokratischen
Frauenbundes Deutschlands" unterbreiten wir
die Bitte, die Ortsgruppen der nicht zerstorten
Stadte in Mitteldeutschland .zu veranlassen,
den Bombengeschadigten und Umsiedlern von
Pasewalk durch Sammlungen zu helfen. Diese
Menschen stehen zum groBen Teil ohne
irgendwelche eigenen Sachen da.
Am dringlichsten fehlen:
a) Ktichengeschirr, namentlich Steingutt8pfe
und -schiisseln, Tassen, Siebe, Durch-
schlage, Kaffeemtihlen, Kellen, Quirle,
Ktichenbretter.
b) Kleidung fur Heitrikehrer, Erstlingsaus-
stattung, alte Wasche zu Verbandzeug
geeignet, Bettwasche far Erwachsene und
Kinder, Aufwischlappen.
C) Schuhzeug, Pantoffeln ftir Manner, Frauen
und Kinder.
d) Gartengerate, namentlich Spaten.
e) GroBere mid kleinere Handwagen.
Die Leitungen werden gebeten, diesen Appell
zu horen und die Hilfe einzuleiten.
Frauen arbeiten ehrenamtlich
in den Gemeinden
In Dresden arbeiten 240 Frauen in den
13 Unterausschiissen der Stadtverwaltung.
Ihre Tatigkeit beSchrankt sigh jedoch nicht.
auf die Teilnahme an Sitzungen. Viele von
ihnen sind in den Ausgabestellen f�r Bezug-
scheine tatig, andere tiberprtif en gemeinsam
mit Angestellten des Wohnungsamtes Wohn-
raume und heifen bei der Beschaffung von
Wohnraum usw.
90 alte Leute beschenkt
Neunzig alte Manner und Frauen wurden
von der Ortsgruppe Seidnitz des Demokra-
tischen Frauenbundes eingeladen und be-
schenkt. Man bereitete ihnen em schmack-
haftes Essen und beschenkte sie mit Gemilse
aus den dortigen Schrebergarten. Dieses ge-
sellige Beisammensein wurde durch Vortrage
und Lieder zur Laute verschont, so daB die
Gaste das BewuBtsein hatten, daB man in
unserer schweren Zeit auch die Alten nicht
vergiBt.
Holzpktion in Oberhoi!
Als der Demokratische Frauenbund auf-
forderte, sich an der Holzaktion zu beteiligen,
meldeten sich annahernd 500 Frauen zur Mit-
arbeit. Bin schoner Erfolg! Ein planrnaBiger
2
Einsatz mull jetzt erfolgen. Aber auch eine
Auslese mull getroffen werden! Die Tage da
oben im Thuringer Wald bedeuten ernste Ar-
beit, bedeuten einige Tage primitiv leben.
Bis Ende Oktober mull noch viel geschafft
werden. Ein Teil Frauen glaubte, wie uns am
Anfang schon die Erfahrung zeigte, man sei
zur Erholung aufgerufen worden! Sie brachten
sich nette Kleider mit, urn abends einmal aus-
gehen zu konnen; kino, Tanz, Konzert usw.
Der Name Oberhof verbindet das schone Wort
Erholung, die gewiB auch viele notig hatten;
aber nicht im Zusammenhang mit der Holz-
aktion!
Kartoffelspende des DFD
an Berliner Kinderhehne
Bereits im Oktober bestand der Plan, auf
einem ehemaligen Sportplatz mit Kleinbaum-
bestand, auf dem bei den Nazis em n Auslander-
lager gestanden hatte, eine trziehungsanstalt
ftir schwererziehbare Kinder, kleine Ein-
brecher und Diebe, wie sie die Nachkriegszeit
in Berlin in Scharen hervorgebracht hat, ein-
zurichten.
Als ich zum erstenmal das Gelande des
Niederhof, Nikolassee, betrat, gait mein. be-
sonderes Interesse der Frage, wie und wo
kann man hier fiir so viel Kinder -- wir
sollten 150 Kinder und 50 straffallige Mad-
chen aufnehmen � zusatzlich Kartoffeln und
Gemitse ziehen. Denn she Erziehungsarbeit
hangt mehr als man denkt von der Lostmg
der 1Vtagenfrage ab. Und so haben wir erstens
Blume gerodet und zweitens unsere Augen
nach Saatkartoffeln umherwandern lessen.
Als es schon ganz aussichtslos erschien, auch
nur eine Kartoffel zu Saatzwecken aufzu-
treiben, rief eines Tages Ober das Telefon
eine �giltige Fee" bei uns an � ungebeten,
wie Feen zu tun pflegen � und fragte uns,
ob wir vielleicht Saatkartoffeln haben
.����1111111111111,
Vorstandssitzung
2. Oktober 1947
Tagesordnung:
1. Vorbereitung der Bundesaus-
schuBsitzung am 3./4. Oktober
2. Verschiedenes
ten. Wir mochten von ilerzen gem. Und auf
die Frage, wieviel wir brauchen k6nnten, ant-
worteten wir bescheiden, ob wir wohl einige
Zentner haben diirften. Ja, wir diirften, sagte
die Fee. � Und eines Tages erschien auf un-
serem Hof em n Fuhrwerk mit einem Begleit-
schreiben des Demokratischen Frauenbundes,
daB hier 20 Zentner Kartoffeln zu Seat-
zwecken angeliefert wiirden, und daB wir in
Herbst die gesamte Ernte als Ernahrungs-
zuschuB fur unsere Kinder betrachten k6nn-
ten. Das waren Kartoffeln und das war. eine
Freude! Damals hatten wir noch keine Kin-
der, und so begaben sich die zwei Erzieher,
die schon da waren, an die Arbeit und
pflanzten Kartoffeln, wo Land vorhanden
war, und unsere Wachter fallten Baume, wo
nach unserer Ansicht auch Kartoffeln wachsen
wurden. Als die Kinder kamen, halfen sie
noch die letzten Kartoffeln in die Erde brin-
gen. Sie freuten sich, als die ersten BlVt-
knospen aus dem Boden sprossen. Einige
gingen taglich nachgucken, mid sie hackten
die groB ins Kraut schieBenden Kartoffeln
eines Tages ohne Auftrag als Uberraschung
filr uns. Und all unsere Hoffnung ist, daB sie
sie im Herbst nicht ohne Auftrag ausbuddeln,
urn etwa beim Urlaub f�r Muttern eine Mahl-
zeit Erdappel als Einstand auf den Tisch zu
legen. Lacheln Sie nicht, darauf rechnen wir
mit Sicherheit. Aber haben Sie keine Angst,
wir passen
Wir werden nicht versaumen, den Kindern
zum BewuBtsein zu bringen, daB eine groBe
Organisation von Miittern es war, die ihnen
dazu verhalf. Und ich glaube wOhl, daB
der Demokratische Frauenbund darpit em
Stiickchen Versohnungsarbeit an der Jugend
getan hat, denn die Jugend betragt sich nicht
zuletzt ungesetzlich und eigensinnig aus einem
guten Stuck Verachtung Eir die altere Ge-
neration, die sie in Hunger und Not ge-
fiihrt hat.
Wir milssen mit alien unseren Handlungen
urn das Vertrauen der Jugend ringen, ehe es
ganz zu spat ist. Dazu gehort, dali wir iluen
Hunger stiffen, sie kleiden und em n gegen-
seitiges VertraUen in ihre Herzen pflanzen.
Frau Engel, Leiterin des Kinderheims
Nikolassee.
Kontakt zwischen Alt-
und Neubiirgern durch den DFD
Der Ort Habelich, dessen DFD-Orts-
verband sich grOBtenteils aus Mitgliedern der
CDU und der evang. Frauenhille zusammen-
setzt, ist sehr lebendig mid elfrig in der
Axbeit. Die Zusammenarbeit shier Frauen ist
eine sehr gute, die Versammltmgen sind sehr
gut besucht, und die sozialen Aufgaben des
Ortes werden von den Frauen des DFD
fabelhaft gemeistert.
Zur Freude und Erbauung der neu zu-
gewiesenen Fltichtlinge veranstalteten die
Frauen des DFD eine Fahrt mit dem Auto
(Gas) nach dem Kyffhauser. Die Fltichtlinge
wurden. aus Spenden der DFD-Frauen den
ganzen Tag bekostigt und abends nach einer
Feierstunde verabschiedet. Das Verhaltnis der
Alt- und Nettbilrger ist dadurch gleich emn
gutes geworden und ftir den DFD war diese
Fahrt eine gute Propaganda.
Kinderfest im Heimkehrer -
Lager Engelsburg
Am 19. Juli 1947 traf bei uns im Heimkehrer-
lager Engelsburg em Transport mit Flticht-
lingen aus Danemark em. Er brachte unter
anderem die beachtliche Zahl von 246 Kin-
dem mit.
Wir nahmen uns vor, diesen Kindern durch
ein Kinderfest eine Freude zu bereiten. Die
Kinder selbst haben mit unerrntidlichem FleiB
in tagelangem Bemilhen zum Gelingen des
Kinderfestes beigetragen, sie, aus bei
uns in Cberftille bliihenden Katzenpfotchen
Kranze und Girlanden gewunden haben,
Volkstanze und sportliche Leistungen ein-
tibten. Aber auch die Mutter hatten ihre Vor-
bereitungen zu treffen, indem sie noch einmal
die Festtagskleider der Kinder aus den Koffern
hervorholten mid diese sorgfaltig btigelten.
Kurzum, jeder der nach Engelsburg kam,
merkte, daB in Engelsburg eine erwartungs-
voile, freudige Atmosphare herrschte.
Fur die meisten der Kinder war es das erste
Kinderfest, welches sie miterleben sollten.
Ftir uns, die wir das Fest veranstalteten,
brachten die Vorbereitungen groBe Sorgen mit
sich, dean wir wollten uns nicht mit der Wiese
voller Blumen begniigen, sondern wollten den
Kindern auch etwas Besonderes bieten. Dank
der Unterstiltzung durch den Demokratischen
Frauenbund Deutschlands und die Markische
Volkssolidaritat Templin ist es uns dann ge-
lungen, die Kinder mit langentbehrten Kost-
barkeiten zu erfreuen. So wurden allein 125 1-
Milch, 10 kg Puddingpulver, 12,5 kg Bonbon,
10 kg Biomalz und eine Anzahl von Spiel-
sachen gespendet.
Es war em herrlicher Sonnentag mid die
Freude hatte ihren Hohepunkt erreicht, als
sich der Festzug vom Burgtor aus in Bewegung
setzte und dann auf der Festwiese hinter dem
Lazarett, dessen Terrasse wir mit Girlanden
geschmtickt hatten. die Spiele und Tanze be-
gannen. Es hatte sich schon herumgesprochen,
daB es als besondere Uberraschung Kakao
geben sollte, der uns vom Hilfswerk der evan-
gelischen�Kirche gespeudet wurde. So gab es
dann auch bei der Ausgabe einen groBen Jubel
und helle Begeisterung, die anhielten, bis der
letzte Teller mit Pudding, Bonbon und Obst
verteilt war.
Durch die Freude der Kinder wurde das
Fest zu einem schtinen Familienfest, und viele
werden voller Dankbarkeit an diesen Tag zu-
riickdenken.
Oberschwester Arnold, Lager Engelsburr
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�Fest der jungen Herzen"
In Oberhof in Thurin-
gen 1st das �Fest der
jungen Herzen" festlich
begangen worden. Frau-
en des Demokratischen
Frauenbundes, des Frau-
enausschusses, der Volks-
solidaritat, haben ver-
eint mit der Gemeinde-
vertretung, dieses Fest
so rec.ht nach dem.Herzen
der Kinder ausgestaltet.
Mit einem Umzug der
festlich geschmtickten
Kinder wurde das Fest
eingeleitet. Schnell ver-
gingen ftir all die Kleinen
� bei lustigen Spielen,
Tanz, Gesang und Musik
die Stunden, bis das Fest
mit einem Wiirstchen-
Essen semen Hiihepunkt
erreichte. Eine Tombola,
bei welcher jedem Kind
sin kleines Geschenk zu-
fiel, beendete das Fest.
Gl�ekliche Kinderaugen
dankten den Veranstal-
tern.
Aktivitat der Ortsgruppen
Die Ortsgruppe Niederwiesa hat erst-
malig einen Lehrer ilber das Thema �Frau
find Schule" sprechen lessen.
Die Ortsgruppe Plaue fiihrte im Umsied-
lerlager eine Frauenversammlung durch. Es
waren etwa 250 Frauen anwesend, die es als
dankbar empfanden, daB der DFD ihnen
die heutige Lage klar aufzeigte und .sie in ihr
neues Leben einftihrte.
Kreis Grofienhain:
Der Kreisverband hat entscheidend mit-
gewirkt bei der Sauberungsaktion der Biblio-
theken von faschistischer, kolonialer und
militaristischer Kinder- und Jugendliteratur.
Kreis MeiBen:
In den 12 Erfassungsbezirken des Kreises
Meil3 en 1st im sogenannten �Siebener-Aus-
schuB" je eine Frau.
Flurschutzgruppen in jeder Gemeinde und
Sondergruppen des Flurschutzes tiben miter
Mitwirkung der DFD-Frauen ihre Tatigkeit
aus.
An den Schulentlassungsfeiern hat sich der
DFD ebenfalls beteiligt. Eine Mitarbeiterin
verfaBte dazu em Gedicht.
Kreis Pirna:
Die Ortsgruppe Ma xen hat einen Sonder-
Wacheinsatz gebildet, der die Flurschutzwache
in der Zeit von 11 bis 13.30 Uhr tibernimmt.
27 Frauen haben sich freiwillig gemeldet.
Dieser Wachdienst hat gute Erfolge zu ver-
zeic.hnen.
Die Ortsgruppe St 01 pen des DFD hat
bis jetzt far die Schulspeisung 100 Btichsen
mit Frilchten und Gemtise eingekocht und
Apfel getrocknet.
Von 86 Urnsiedlern konnten 61 in Privet-
,quartieren untergebracht werden, wahrend
ftir die restlichen 25, die in Gemeinschafts-
quartieren leben, bis jetzt von den DFD-
Frauen zweimal am Tage gekocht wurde.
Stadt Wehlen:
EM Kindergarten wurde eroffnet. Etwa
50 Kinder werden von einer geschulten Kin-
dergartnerin mid einer Hilfe betreut.
Durch Vermittlung des DFD erhalten
30 Kirder je acht Tage lang einen Mittagstisch
in Privathaushaltungen.
AnlaBlich der 700-Jahr-Feier veranstalteten
die Frauen em Kinderfest und sammelten
Wochen vorher von Dorf zu Dorf bei den
Bauem, so clan jedes Kind drei Stuck Kuchen,
einen Pudding mit Himbeersaft sowie emn
120-g-Wiirstchen mit Semmel bekam.
Alle Personen fiber 65 Jahre erhielten am
gleichen Tage em n markenfreies, kostenloses
Eintopfgericht.
Liebstadt
Der DFD konnte f�r Umsiedler und
Heimkehrer Bettstellen und Decken besorgen.
F�r einen Umsiedler wurden Kleider,
Wasche, Striimpfe und Schuhe besorgt und
Arbeit vermittelt.
Sehona:
Ftir 25 unterernahrte Kinder wurde in
bauerlichen Betrieben em n Freitisch fur je
14 Tage besorgt.
Ebenso ktimmerte sich der DFD um die
Sichtung und Ausgabe der Textilien und
Schuhe.
Kleinhennersdorf:
60 Kinder erhielten 4 Monate lang em n zu-
satzliches Essen bei den Bauem des �rtes.
10 Kinder erhielten Ferienplatze, aber mit
Gemeinschaftsverpcflegung. DFD und FA
gehen jede Woche zu den Bauem sammeln,
urn den Kindern die Zusatzverpflegung geben
zu konnen.
Langhennersdorf:
In einem Zeitraum von 14 Tagen wurden
etvva 1300 Portionen warmes Essen an die not-
leidende BevOlkerung ausgegeben.
Sebnitz:
DFD und FA haben eine Notstands-
kiiche ins Leben gerufen, in der taglich
1000 Personen em n warmes Mittagsessen be-
kommen.
Die Brennstoffversorgung ftir alte Leute
und Kranke wird von den Frauen miritber-
nommen.
. Durch Skrunkmgen konnten Geschirr,
dungsstileke, Schuhwerk und Topfe aus-
gegeben werden.
Heidenan:
Der DFD fiihrte eine Schulentlassungs-
feier im Jugendlieim durch. Die FDJ tiber-
nahm den kulturellen Tell. Durch Samm-
lungen in den bauerlichen Betrieben bekam
jedes Kind eine SchUssel sulk Suppe, zwei be-
legte Brotchen und em n Glas Mild-i.
Von 63 Umsiedlern konrften 67 in Privet-
wohnungen untergebracht werden.
11 Heidenauer Kinder fuhren fur 14 Tage
in das Ferienlager Hohenstein.
Verschiedene Bauernhofe konnten wegen
Mangel an Material nicht fertiggestellt wer-
den. Durch die aktive Hilfe der DFD-
Frauen wurde Baumaterial fiir einen Alt-
und mehrere Neubauern herbeigeschafft.
In der Nahstube wurden 119 Stuck an
Wasche und Kleidung fertiggestellt.
In der Volksktiche wurden 5880 Portionen
an 1003- Personen sowie in Betriebsktichen
373 Portionen an 44 Personen ausgegeben.
Stollberg:
Von den DFD-Frauen des Kreises Stoll-
berg fanden sich 20 gemeinsam mit zwei Be-
trieben zusammen, urn sich beim Ausschachten
des �Heiligen Teiches" zu beteiligen, wo man
das Problem der Trinkwasserversorgtmg fur
die Stadt Stollberg Risen will.
Kreis Ost-Priegnitz, Kyritz:
Bei der Durchfiihrung der Erntefeste be-
teiligten sich die Frauen des DFD in alien
Gemeinden. Ftir die Umsiedler wurden Ver-
steigerungen von Gemilse und anderen ge-
stifteten Produkten veranstaltet. Besonders
Bediirftige wurden beschenkt, die Kinder er-
hielten Kaffee und Kuchen. Der DFD setzt
sich weiterhin daftir em, daB die Kleinsiedler
entweder Teilselbstversorger und bei Vor-
handensein von vielen Farnilienmitgliedem
sogar Normalverbraucher werden. Ferner
stellte der DFD den Antrag auf Abschaf-
fung der zusatzlichen Zwangsarbeiten fur die
nominellen Mitglieder der NS-Frauenschaft
und der NSDAP. Dem Antrag wurde statt-
gegeben.
Foist:
Soziale Arbeit wird geleistet auf verschie-
denen Gebieten. Jugendkontrollen werden
wiichentlich am Sonnabend und Sonntag ge-
meinsam mit der Polizei durchgefiihrt, um
Jugendliche unter 16 Jahren dem Tanzboden
fern zu halten.
Kontrollen mit der Gewerbepolizei wegen
Sauberhaltung der Geschafte und guter La-
gerung der Lebenstnittel.
Ferner werden samtliche Bezugsscheine fur
Spinnstoffe, da Spinnstoffe noch Mengel-
ware sind, gepriift.
Die Arbeit der Speisung der 900 Kinder
und 900 alten Leute wird von unseren Frauen
gemacht im Verein mit der Markischen Volks-
solidaritat. 160 Kinder werden (lurch die frei-
willige Abgabe von Ziegenmilch betreut. Urn
den Schulkindern, die absolut keine Schuhe
haben, einen Bezugschein zu geben, wurden
650 Paar Kinderschuhe nach gewissenhafter
Kontrolle ausgegeben.
Geschaftsfiihrend
gez.: Mar garete Schahn
Warum wird der DFD
in Berlin nicht genehmigt ?
Der Demokratische Frauenbund Deutschlands
besteht seit dem 9. Marz d. J. in der Sowjet-
zone. Keine der Begrtinderinnen hat auch nun
einen Augenblick daran gedacht, daB es
Schwierigkeiten geben konnte, den Bund auch
in Berlin aufzubauen. Die Vorbereitenden
Komi,tees bestanden in Berlin und haben dort
wie ilberall in der Zone eine aktive Arbeit
geleistet und Tausende von Frauen fur den
Bund interessiert.
In Berlin ist die Genehmigung. des Kontroll-
rates notwendig, wenn eine Organisation sich
fiber ganz Berlin erstrecken soli. Win kiinnen
es nicht gut verstehen, warum wir so lenge
auf die Genehmigung des DFD ftir Berlin
warten mtissen. Audi die Berliner Frauen
verstehen nicht, warum man ihnen nicht die
Moglichkeit geben will, all die wichtigen Auf-
gaben, die eine Frauenorganisation in unserer
heutigen Zeit hat, zu erffillen.
, Die breite soziale Hilfsarbeit des Demokra-
tischen Frauenbundes, die heute schon in den
Provinzen geleistet wird, die kulturelle Arbeit
und die Arbeit zur Umerziehung der Frauen
zu wirklichen Demokraten, sollte doch den
Kontrollrat bestirnmen, nun endlich auch die
Berliner Organisation zu erlauben. Es ware
schon gewesen, werm win auf unserer Bundes-
ausschuB-Sitzung diese Tatsache bereits hatten
verzeichnen konnen.
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Approved for Release: 2022/06/23 002668040
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Die gemeinsamen Arbeitskommissionen
des DFD und der ZFA
In Durchfiihrung der Beschltisse von Halle
des ZFA und des DFD sind auch die Arbeits-
kommissionen der Frauenausschtisse gemein-
same Kommissionen.
Es bestehen Kommissionen auf folgenden
Sachgebieten:
1. Kultur
2. Erziehung
3. Rechtsfragen
4. Arbeit und Sozialftirsorge
5. Volkswirtschaft/Hauswirtschaft
6. Gesundheitswesen
Diese Kommissionen halten alle sechs Wochen
In Berlin regelmaflig Sitzungen ab.
Die Teilnehmerinnen an diesen Arbeits-
kommissionen kommen aus allen Landern der
Zone.
Die Sachbearbeiterinnen halten sich wah-
rend der Anwesenheit den Kommissionsmit-
gliedern zur Verftigung urn Ausktinfte geben
und selbst Fragen stellen zu k6nnen. So
lernen sie nicht nur am besten die vielfaltigen
Probleme, die .Note, die Unklarheiten in der
Arbeit kennen, sondern sehen auch manchen
Erfolg, spiiren, wie die neue Frauenbewegung
sich nach anfanglich langsamen Vortasten, nun
schon zielbewuBt entwickelt. Aber auch die
Frauen linden sich zusammen, jede lernt durch
Erfahrungsaustausch von der anderen. Der
Kreis wird nicht nur immer groBer, sondern
auch immer lebendiger. AuBer den Ver-
treterinnen, die die Lander und Provinzen
beider Frauenorganisationen entsenden, neh-
men eine groBe Anzahl Berliner Fachkrafte
an den Diskussionen und der Ausarbeitung
von Stellungnahmen teil. Diese Mitarbeit ist�
eine ehrenamtliche.
Bei den Juristinnen sind es die in Berlin
tatigen Richterinnen, Rechtsanwaltinnen und
Juristinnen, die in den Verwaltungen amtieren.
Die Kommission ftir Gesundheitswesen sieht
unter den Anwesenden regelmaBig zahlreiche
Berliner Arztinnen, eine Tierarztin, eine
Apothekerin, Krankenschwestern, Ftirsorge-
rinnen, Heilgymnastikerinnen sowie die Arz-
tinnen aus den Verwaltungen. Leiterin dieser
Kommission ist seit jeher Frau D r. Duran d-
We ver , die bei der Grtindung des DFD zur
ersten Vorsitzenden gewahlt wurde.
Die Kommission Volkswirtschaft/Hauswirt-
schaft erganzt die Vertreterinnen aus den
Landern und Provinzen durch eine Reihe
praktischer Berliner Hausfrauen, durch werk-
tatige Frauen aus den Betrieben und durch
Volkswirtinnen. Leider ist es uns hier noch
nicht gelungen, regelmaflig auch Bauerinnen
zu den Sitzungsteilnehmerinnen zu zahlen.
In der Erziehungskommission, die sich von
der bisher gemeinsam geftihrten Kommission
Kultur und Erziehung losgetrennt hat, werden
Kindergartnerinnen, Schulhelferinnen, Neu-
lehrerinnen, erfahrene Padagoginnen und
Schulratinnen hinzugezogen. Das Bestreben,
die en Kreis durch werktatige Mutter zu er-
we ern, muB sehr begrint werden.
Ein sehr groBer Kreis aus Berlin diskutiert
mit den auswartigen Frauen in der Kom-
mission Kultur. Es sind zum Teil bekannte
Personlichkeiten aus dern Berliner Kultur-
leben, aus den Redaktionen, vom Film, es sind
Dichterinnen, Schriftstellerinnen, Schauspiele-
rinnen, Rezitatorinnen.
Dieser Kommission hat der DFD bereits
eine Anzahl neuer starker Krafte zugeftihrt,
die aktiv in der Kulturarbeit stehen und die
die Arbeitsfahigkeit der Kommission noch
wesentlich steigern. Zu erwahnen ist noch,
daB die FDJ, der FDGB und die Vereinigung�
der gegenseitigen Bauernhilfe zu allen
Sitzungen regelmaBig Vertretungen ent-
senden. Auch die verschiedenen Zentral-
verwaltungen nehmen regen Anteil an unserer
Arbeit. Ein tiberparteilicher Kreis von ins-
gesaint mehr als 300 Frauen findet sich hier
alle webs Wochen zusammen, in dem sich auch
die jtingeren Frauen und Madchen Geh�r ver-
schaffen.
4
Eine Zeitungsreporterin, die unsere Arbeit
in den Kommissionen kiirzlich darstellen
wollte, stellte bei der ersten Unterredung die
Frage: So, da sitzen Sie alle urn den grtinen
Tisch und diskutieren, ohne die Meinung der
Masse der Frauen, insbesondere der werk-
tatigen Frauen in Stadt und Land geh6rt zu
haben,"(ifine zu wissen, wie die Umsiedler-
frauen zu den Zeitproblemen stehen. 1st es
nicht ganz wesentlich ftir Sie zu wissen, wie
diese Frauen beispielsweise tiber die An-
wendung des � 218 oder tiber die Neugestal-
tung des Nichtehelichenrechtes oder fiber die
demokratische Schulreforrn denken?
Sie wurde aufgeklart, daB die Vertreterin-
nen der Lander und Provinzen und mar jetzt
aus beiden Frauenorganisationen, Frauenaus-
schtissen und DFD, die Diskussionen ent-
weder schon in die kleinen Dorfgemeinden
getragen und die Ergebnisse bereits zusam-
mengefaBt in der Aussprache in Berlin ver-
treten, oder daB sie zurtickgehen und die
Problerne in den bei den Landern und Pro-
vinzen bestehenden analogen Kommissionen
besprechen. Von dort gehen Referentinnen in
die Kreise und der Kreis tragt die Diskussion
in die letzte Dorfgemeinde, in der die Bauerin
und die Landarbeiterin, in der die Umsiedler-
frau ihre Meinung sagt und dies geschieht oft
recht laut, so daB die Gewahr gegeben ist, daB
sie an unserem Tisch, der so grtin nicht ist
wie er scheint, gehort und verwertet wird.
Zwei Beispiele nur von vielen sollen hier
ftir die Tatsache sprechen, daB den Kom-
missionen die Fragestellung bald von drauf3en
aus den Dorfern, bald vom Vorstand oder der
Leitung zugetragen wird, oder aus der Arbeit
der Kommissionen selbst sich ergibt. Die Dis-
kussion urn den � 218 flammte in den D6rfern
auf, in denen besonders viele Umsiedler
untergebracht sind. Das ist verstandlich, denn
dort wurde deutlich, daB die Fassung des
� 218 den gesellschaftlichen Gegebenheiten
nicht mehr entspricht. Handelt es sich aber
urn neue fortschrittliche Verordnungen, bei-
spielsweise der Deutschen Verwaltung fur
Arbeit und Sozialftirsorge, oder urn Richtlinien
fiir die Arbeit der Sexual- und Eheberatungs-
stellen, so tragen wir die Diskussion tiber die
Lander und Provinzen in die Kreise und diese
wieder in die D6rfer und wir freuen uns im-
mer, wenn aus der Masse der Frauen neue
Gesichtspunkte dargelegt werden, die meistens
recht beachtlich sind.
Diese Arbeitskommissionen sind Gremien,
die geschaffen wurden zu dem Zwecke, grilnd-
lithe auf demokratischer Grundlage
fur endgiiltige Entscheidungen auf den ver-
schiedenen Fachgebieten zu leisten. Oft ergibt
es sich, daB eine Arbeitskommission dem Vor-
stand zur iThergabe an die Offentlichkeit eine
Resolution empfiehlt. So wurde vor etwa
einem Jahr, angeregt durch die Arbeitskom-
mission Air Gesundheitswesen gefordert, dal3
bei Razzien in den Lokalen nicht nur die
Frauen rind Madchen, sondern auch die Manner
sich zur Untersuchung stellen sollen. Die
Resolution verhallte nicht ungeh6rt und war
der AnlaB, daB die Technik der Razzien in
dem von uns geforderten Sinne geandert
wurde.
Samtliche Sitzungen der Arbeitskommis-
sionen werden in ausfiihrlichen Protokollen
festgehalten, die den Vorstandsmitgliedern
und alien an- und abwesenden Mitgliedern
der betr. Arbeitskommission zugehen. Die
Praxis der Arbeit in den Arbeitskommissionen
hat uns gezeigt, daB es zweckmaBig ist, Eir
'jedes Arbeitsgebiet em n Programm im voraus
festzulegen.
Es ist eine groBe Verantwortung, die dens
Vorstand des DFD und die Leitung des
Zentralen Frauenausschusses den Arbeits-
kommissionen tibertragen haben und zwar so-
wohl zentral als auch im Landes- bzw. Pro-
vinzmaBstab. Der gesamte Komplex von Fre-
' gen, von deren fortschrittlicher Losung die
Neuforniung unseres gesellschaftlichen Lebens
abhangig ist, drangt dort zur Behandlung,
sind vorbereitet zur Stellungnahme in der
Offentlichkeit. Wohl debattieren jenseits der
Zonengrenzen oder auch in einigen wenigen
Berliner Bezirken Frauengruppen tibe,r dieses
oder jenes Einzelproblem. Es geht aber darum,
daB die Gesamtheit der Frauen systematisch
mitbaut an dem Fundament, auf dem emn
neues friedliebendes Deutschland sich grtin-
den kann. Die Arbeitskommissionen haben
die Aufgabe, einen guten Teil der Vorarbeiten
hierftir zu leisten. Charlotte iflol3
Aus der Arbeit der
Juristisehen Kommission
Die Neugestaltung des
Nichtehelichen-Rechts
Die moralische Grundlage des Btirgerlichen
Gesetzbuches (BGB) ist in vielen Gesetzen
tiberholt und entspricht nicht mehr der Wirk-
lichkeit.
Da wo es sich besonders urn die familien-
rechtlichen Gesetze handelt, mull die Frau in
gleicher Weise wie der Mann an der Neugestal-
tung beteiligt sein. Sie steht gleichwertig
neben ihm als Ehekameradin in der Arbeit
wie im offentlichen Leben. Diese Stellung mull
gesetzlich unterbaut werden.
Die gesellschaftliche Stellung des unehe-
lichen Kindes mull gehoben werden, es mull
eine geordnete Erziehung haben und seine
wirtschaftliche Lage gebessert werden. Das un-
eheliche Kind muB dem ehelichen Kind gleich-
gestellt werden, ohne dabei die sittliche
Stellung der Ehe anzutasten.
Ein Ansatz wurde schon in� der Weimarer
Verfassung gemacht (� 3121). Man mull der
Zeit Rechnung tragen, daB viele Frauen heute
nicht heiraten konnen und die Zahl der un-
ebelieher, Kindev vorlaufig nicht sinken wird.
Wahrend frilher die soziale Herkunft des un-
ehelichen Kindes meist nur in den unteren
Schichten der Bevolkerung lag; so hat die Zahl
in den gehobenen Standen zugenommen. Bio-
logisch gesehen hat em n unehelithes Kind die-
selben Anlagen und Fahigkeiten wie eheliche
Kinder. Erst die sozialen und finanziellen Urn-
stande wirken oft nachteilig auf den Charakter
des Kindes und ziehen eine hohere Prozent-
zahl der Jugendkriminalitat nach sich.
Die Rechtkommission hat nun folgende Neu-
gestaltung vorgenommen:
Die ,elteafche Gewalt
Der Mutter wird die voile elterliche Gewalt
ilbertragen. Das heiBt, daB sie neben dem be-
stehenden Sorgerecht auch alle anderen Fra-
gen betreffend der Erziehun.g des Kindes zu
entscheiden hat und das Kind gesetzlich ver-
tritt. Allerdings erlangt mit der Geburt des
Kindes das Jugendamt des Geburtsortes die
Amtspflegeschaft fiber das Kind, die sich auf
die WAhrnehmung seiner Rechte gegenirber
dem Vater erstreckt. (Klarung der Vaterschaft,
Regelung des Unterhaltes, notfalls zwangS-
weise Beitreibung.) Die minderjahrige Mutter
hat nur die Personensorge. Wenn aber die voll-
jahrige Mutter gewillt turd in der Lage ist, die
Rechte des Kindes gegentiber dem Vater allein
wahrzunehmen, so kann die Amtspflege durch
das Vormundschaftsgericht aufgehoben wer-
den, aber ebensogut bei Bedarf neu beantragt
werden.
Ref der heute angestrebten volligen Gleich-
stellung der Frau mull ebenfalls eine Unter-
haltspflicht der Mutter gegeben sein. Warum
soil sie nicht wie die Witwe und ehelich allein-
stehende Frau ftir ihr Kind aufkommen? Sie
wird so oft von dem Gedanken geleitet: �Der
Mann mull zahlen." Selbstverstandlich soil er
semen festgesetzten Anteil zahlen. Dazu ist
aber erst einmal notwendig:
Die Festsitellung der Vaterschaft
Die Mutter kann zur Angabe des Vaters nicht
gezwungen werden, aber das Jugendamt ist im
Interesse des Kindes berechtigt, auch gegen
Approved for Release: 2022/06/23 002668040
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den Willen der Mutter den Vater festzustellen.
Hat em n Mann freiwillig oder festgestellt die
Vaterschaft anerkannt, so kann, solange die-
selbe nicht mit Erfolg angefochten ist, kein
anderer Maim sie wirksam anerkennen. Wie
ist es nun, wenn die Mutter zur selben Zeit mit
mehreren Mannem Umgang pflegte, der so-
genanntenMehrverkehrseinrede,wo-
bei nach gilltigem Becht die Feststellungs- und
Unterhaltspflicht des Vaters entfallt, was sehr
bequem ftir leichtsinnige Manner ist. Das Kind
dann us offentlichen Mitteln, wie in RuBland
und Prankreich, zu unterstiitzen und zu
erziehen, entfallt einmal wegen unserer wirt-
schaftlichen Lage, andererseits soil die Stellung
des Kindes gehoben werden und es soli sobald
wie mOglich bei einem Elternteil aufwachsen.
Deshalb soil bei mehreren in Frage kommen-
den Mannem em n bestimmter Mann vom
Vormundschaftsgericht eingesetzt werden. Der
Vater kann mit Hilfe von Blutproben fest-
gestellt werden. Die H6he des Unterhaltes
richtet sich in erster Linie nach der Lebens-
stellung der Mutter, denn meistens wachst das
Kind bei ihr auf. Dieser Unterhalt umfaBt den
gesamten Lebensbedarf sowie die Kosten der
Erziehung und Berufsausbildung. Die Mutter
hat einen angemessenen Beitrag dazu zu
leisten. Beim Vater erhoht und verringert er
sich je nach Vermogenslage und irn Hinblick
auf die Unterhaltspflicht gegentiber seiner
Frau und den ehelichen Kindern. Es sollen
auch ktinftig die beiderseitigen GroBeltem bei
Leistungsfahigkeit Unterhalt gewahren beim
Tode beider Elternteile. Wachst das Kind bei
der Mutter auf, so soil der Vater, abgesehen
von der Unterhaltspflicht, in keiner Form bei
der Erziehung des Kindes beteiligt sein.
Der Name
Das Kind tragt den Namen der Mutter, den
diese im Zeitraum der Geburt tragt. Heiratet
die Mutter einen anderen Mann, so kann der
Stiefvater mit ihrer Einwilligung seine Na-
menszuteilung beantragen.
Das Erbrecht
Zum Schluf3 sind noch einige Worte tiber
das Erbrecht zu sagen. Viele Frauen .strauben
sich gegen die dleichstellung des unehelichen
Kindes nicht aus moralischen Griinden;-son-
dem well sie das Erbe des ehelichen Kindes
fiir gefahrdet ansehen. Es muB aber im Gegen-
satz zum geltenden Becht dem nichtehelichen
Kind em gesetzliches Erbrecht eingeraumt
werden. Solange aber das eheliche Giiterrecht
noch nicht insoweit geregelt ist, da13 der Frau
bei Auflosung der Ehe em Anteil an dem in
der Ehe erworbenen Vermogen zufallt, kann
dem nichtehelichen Kinde nicht das voile Erb-
teil gegeben werden. Es entsteht hochstens emn
Anspruch in H6he der Halfte des gesetzlichen
Erbteiles eines ehelichen Kindes. Das Kind soil
aber mit Adoptivkindern und anderen nicht-
ehelichen Kindern zu gleichen Teilen erben
und den ganzen NachlaB, wenn es mit ent-
femteren Verwandten miterbt. Der Vater ist
nicht gehindert, dem Kinde nur einen Pflicht-
anteilsanspruch zukommen zu lessen. Hat das
uneheliche Kind geerbt, so entfallen alle
Unterhaltsansprtiche gegen die Erben fiir die
Zeit nach dem Tode. Rilckstandige Unterhalts%
anspriiche mtissen von den Erben wie sonstige
NachlaBschulden gezahlt werden.
Aenderungs -Vorschlag
zum Adoptivrecht
Es hat sich in der Praxis gezeigt, daB em
Tell des Adoptivrechtes als tiberholt anzusehen
1st. Der juristischen Kommission erschienen
einige Vorschriften besonders reformbedtirftig.
Da viele Kinder durch Faschismus und
Krieg Waisen geworden sind, soil ihnen emn
neues Elternhaus geschaffen werden. Die beste
Hilfe ist Annahme an Kindesstatt, die nach
geltendem Becht erschwert ist. Darum hat die
Kommission das Ge_setz(tiberarbeitet und eine
fortschrittlichere und unserer Zeit entspre-
chende Fassung formuliert.
Nach bisherigem Recht dads der Anneh-
mende kein eheliches Kind haben. Es soil
dadurch das Erbrecht des ehelichen Kindes
nicht geschmalert werden, besonders bei Fami-
lierifirmen und Familiengtitern. EM Schutz
derartiger Interessen scheint nicht mehr ge-
rechtfertigt. Damit durch Adoption der not-
wendige Unterhaltsaufwand fur die an-
deren Kinder nicht gefahrdet werde, soil emn
Adoptivantrag zwischen Ann ehmenden
und An zunehmen den auch alle materi-
ellen Voraussetzungen nachprtifen und fest-
setzen.
Zeigen sich die materiellen Grundlagen als
unwahr, mull eine Moglichkeit der Anfechtung
des Adoptionsvertrages gegeben sein.
Eine Aufhebung des Vertrages mull eben-
falls moglich sein, wenn die gesetzlichen Vor-
aussetzungen in Wahrheit nicht .vorgelegen
haben. So z. B., wenn em ftir tot erklarter
Elternteil sich wieder meldet (em heutzutage
nicht seltener Fall)). Diese Aufhebung mull
von behordlicher Stelae beantragt werden.
Der Kommission erscheint nun das Jugendamt
als die berufene Behorde, urn das Fehlen ge-
setzlicher Voraussetzungen geltend zu machen.
Im geltenden Becht mull der, der em Kind
adoptieren will, das 50. Lebensjahr vollendet
haben. Man 1st einmal davon ausgegangen,
dal3 in diesem Alter mit ehelichen Abkomm-
lingen in den meisten Fallen nicht mehr zu
rechnen 1st. AuBerdem mull der Annehmende
unbedingt eine sittliche Reife haben, um sich
fiber seine ilbernommene Pflicht voll bewuBt
zu sein. Das Alter ist nun auf Vollendung des
30. Lebensjahres herabgesetzt, bei einem
Altersunterschied von 18 Jahren. Denn es soil
ja die Herstellung eines wirklichen Eltern-
und Kindesverhaltnisses im Vordergrund
stehen.
Ferner soil das Kind, das von einer Frau an-
genomrnen wird, stets den zur Zeit der An-
nahme giiltigen Familiennamen der Frau
fiihren.
Das Erbreeht ist so geregelt, daB das Adog_t-
tivkind g'eine Eltem beerben kann. Auch hier
kann man nicht sagen, daB em n eheliches Kind
benachteiligt werden mull. Jeder Vater kann
ja sein Kind enterben oder aufs Pflichtteil
setzen.
Ebenso liegt kein AnlaB vor, den, der emn
Kind adoptiert hat, von einer Erbschaft aus-
zuschlieBen, denn es konnte semen ehelichen
Kindern zum Nachteil werden.
Das eheliche Giiterrecht
Die juristische Kommission hat jetzt die Ab-
anderung des ehelic4en Gilterrechts in Angriff
genommen. Das eheliche Gilterrecht regelt die
vermogensrechtliche Lage der Ehegatten unter
sich und in Beziehung zu Dritten. Zuerst mull
das Verhaltnis der Ehegatten untereinander
neu geregelt werden, ausgehend vom Grund-
satz der Gleichberechtigung der Frau.
Das Gesetz ist am Ende des vorigen Jahr-
hunderts zustande gekommen, wo der Mann
die dominierende Stellung im Hause einnahm
und die Tatigkeit der Frau sich auf den Haus-
halt und die Erziehung der Kinder beschrankte.
Diese Einstellung entspricht nicht mehr den
Erfordernissen der Gegenwart. Die Frau tragt
genau so die Sorgen urn das Wohl der Familie
wie der Mann, sie steht in der Arbeit und im
offentlichen Leben. .*
Mann und Frau sind gleich zu werten und
dem ist bei der Vermogensregelung Rechnung
zu tragen. 1st im gtiltigen Becht zwischen den
Ehegatten kein Vertrag geschlossen bei Ein-
gehung der Ehe tiber die Regelung des Ver-
mOgens, so tritt der gesetzmaBige Giiterstand
ein, bei dem die Frau sehr schlecht weg
kommt. Das Gesetz unterscheidet dabei e in -
geb r a cht e s'G u t und Vorbehaltsgut.
Eingebrachtes Gut ist das gesamte Vermogen
der Frau bei der EheschlieBung und jenes,
welches diese wahrend der Ehe erwirbt, es ist
der Verwaltung und NutznieBung (Verftigung
tiber Mieten, Zinsen usw.) des Mannes unter-
worfen.
Vorbehaltsgut ist eirunal des vom Gesetz
bestimmte ganz personliche Eigentum der
Frau, wie Schmuck, Kleidung usw., die ganz
pers6nlichen Hochzeitsgeschenke an die Frau �
wahrend die Mitgift eingebrachtes Gut ist.
* Ferner konnen dartiber hinaus bestimmte
VermOgenswerte durch Vertrag der Eheleute
zum Vorbehaltsgut erklart werden. Drittens
ist die Zuwendung Dritter oder eine Erbschaft
vom Dritten Vorbehaltsgut.
In diesem gesetzlichen Giiterrecht ist die
Verftigungsgewalt der Frau weitgehend be-
schrankt. Auch bei den gilltigen, vertraglich
geregelten Gtiterstanden kommt die Frau
schlecht weg.
Es wiirde zu welt fiihren, sie hier alle ein-
zeln darzustellen. Kurz gesagt unterscheidet
man zwei Prinzipien dabei: Einmal das der
Gtitergemeinschaft, wobei der Mann mit gerin-
gen Abweichungen das gesamte Gut verwaltet,
demgegentiber steht die Gtitertrennung, die
der Frau eine freie Verfiigung tiber ihr ge-
samtes eingebrachtes Gut zugesteht, aber ihr
keinen Anteil an dem wahrend der Ehe erivor-
benem Gute laBt.
Bei der-Neugestaltung des Gesetzes mull eine
Losung gefunden werden, einen Giiterverband
herzustellen, der beiden Grtmdsatzen gerecht
wird. D. h. die Frau mull schon wahrend der
Ehe selbstandig handeln und verfilgen konnen,
einmal tiber ihr eingebrachtes Gut, femer aber
such einen Anteil und em Verftigungsrecht an
dem wahrend der Ehe Errungenem haben, auch
wenn sie in der Ehe nicht berufstatig ist, son-
dem nur als Hausfrau dazu beitragt, durch
gute Haushaltsfiihrung das gemeinsam Erwor-
bene oder juristisch gesagt �Die Errungen-
schaft", zu vergroBern. Dazu ist notwenclig, die
Hausarbeit der Frau ganz rechtlich anzuerken-
nen. Eel Trermung der Ehe mull der Frau
ebenfalls el angemessener Anteil zugestanden
werden.
Es mull em Modus gefunden werden, ob man
sich wahrend der Gilltigkeit einer Ehe auf
Gtitergemeinschaft oder auf Giltertrennung in
bezug auf eingebrachtes Gut einigt. Die Ehe
soli eine Vereinigung von Leib und Seele dar-
stellen, em harmonisches Ganzes, und Mann
und Frau sollen gleichwertige Lebenskamera-
den sein. Man mull aber auch besonders heute
weitgehend den Gedanken fallen lessen, daB
Ehen geschlossen werden, bei denen groBere
VermOgenswerte von einem Ehegatten ein-
gebracht werden. D arum wird die gr 6-
B ere Rolle bei der Neugestaltung
des ehelichen Gilterrechtes die
FragederErrungenschaftspielen.
Die Arbeitskraft der Frau mull so
gewertet werden, daB sie einen
Anteil an dem wirtschaftlich
Erworbenen hat.
Diese drei bis jetzt von der Juristischen
Kommission in Angriff genommenen Rechts-
abschnitte sollen umgestaltet werden. Das
Diskussionsmaterial wird aus ellen Landern
und Provinzen der sowjetischen Zone gesam-
melt, mit dazukommenden Beitragen aus dem
Westen.
In jedem Land und jeder Provinz sind Unter-
kommissionen gebildet, die sich eingehend mit
samtlichen ftir und wider "ler neuen Vor-
schlage befassen, zusammengetragen von Ju-
ristinnen und Laien aus alien Volksschichten.
Das gesamte Material wird n�ingehender
Prilfung und einzelnen Ref eraten von den
Kommissionsmitgliedern, bestehend aus juri-
stischen Fachkraften der einzelnen Lander und
Provinzen, durchdiskutiert und nach eingehen-
der Prilfung wird dann eine Empfehlung tther
die Abanderung gefaBt.
Der Begriff �Lebenskamerad"
in der Sozialversicherung
In der neuen sozialen Pflichtversichertmg
hinsichtlich der Leistungen wird in den �� 33
und 38 die mit dem Versicherten zusammen-
lebende Lebenskameradin der Ehefrau gleich-
gestellt.
In den Ausfiihrungsbestimmungen zu die-
sen �� heiBt es:
�Lebenskamerad sind verheiratete, ver-
witwete oder rechtskraftiggeschiedene Per-
sonen beiderlei Geschlechts, die in einem
auf Dauer abgestellten eheahnlichen Ver-
haltnis einen gemeinsamen Haushalt fiihren.
Sind em oder mehrere gemeinsame Kinder
vorhanden, so wird eine Lebenskamerad-
schaft auch dann vermutet, wenn aus raum-
lichen oder sonstigen Griinden em dauern-
des Zusammenwohnen nicht moglich ist."
Dies stellt fur Deutschland eine vollige
Neuerung dar. In anderen Landern gibt es
diesen Begriff bereits. In Frankreich z. B.
ist der Begriff �Lebenskamerad" bekannt und
anerkannt.--Es ist zu begrilBen, daB es in der
Sozialversicherung nun auch bei uns eine
solche Auffassung gibt. Die Beratungsstellen
der DFD miissen diese Neuerung beachten.
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Approved for Release: 2022/06/23 002668040
Approved for Release: 2022/06/23 002668040
Die Verfassungskommisson des DFD
Der Vorstand des DFD hat beschlossen,
eine Verfassungskommission zu grtinden, die
von Parlamentarierinnen unter Mitarbeit von
Juristinnen die Frauenforderungen zur Ver-
fassung formuliert. Die Arbeit an der Vor-
bereitung der Verfassung ist sehr eilig. Solite
es wirklich, wie man hofft, auf der Londoner
Konferenz zu einer Verhandlungsbereitschaft
tiber den Frieden mit Deutschland kommen,
so konnte es sein, daB der Bund, wie bereits
auf der Moskauer Konferenz vorgeschlagen,
bet einem evtl. Konsultationsrat mit heran-
gezogen wird. Auf jeden Fall mtissen wir
durch Vorarbeiten beweisen, woftir wir ein-
treten.
Die verschiedenen strittigen Fragen milssen
in den einzelnen Landem durchgearbeitet
werden. Jedes Land soil seine Vorschlage,
deren Verschiedenheiten sich teilweise infolge
der verschiedenen Weltanschauungen bilden,
frier an die Kommission leiten, wo sie noch
einmal durchgearbeitet werden. Es sollen die
verschiedenen Verfassungen gegentibergestellt
und die tinwande zu dieser oder jener Frage
nachgeprtift werden. Wir Frauen mtissen zu
brennenden politischen Fragen Stellung neh- .
men, z. B., welehe Befugnisse dart der Reichs-
prasident haben und wie kann er durch das
Parlament kontrolliert werden. So sagt z. B.
Artikel 46 der Weimarer Verfassung, der
Reichsprasident ernennt und entlaBt die
Reichsbeamten offiziell. Im Entwurf der SED
ist dazu das Parlament berechtigt, aber nicht
eine einzelne Personlichkeit. Ferner hebt die
Weimarer Verfassung im Artikel 48 die Rechte
der Volksvertretung auf und erledigt die De.=
mokratie durch die Demokratie.
Bei der ersten Sitzung konnte dank der
Vorarbeit von Frau Kern, der Leiterin der
Verfassungskommission, eine lebhafte Diskus-
sion durch Gegentiberstellung der Regelung der
Gleichbereehtigung der Frau in den einzelnen
Verfassungen eingegangen werden. Nach der
Weimarer Verfassung war vorgesehen, daB
Manner und Frauen grundsatzlich die gleichen
Rechte haben sollen. Wir haben es erfahren,
daB das Wort �grundsatzlich" Ausnahmen zu-
Verschiedene Verfassungen haben sich
noch heute dem Worte �grtmdsatzlich" ange-
schlossen. Sehr gingen die Meinungen aus-
einander bei folgendem neu aufgestelltem
Satz: �Alle gesetzlichen Bestimmungen, die
der Gleichberechtigung der Frau entgegen-
stehen, sind auf gehobe n." Es soil damit
erstrebt werden, daB die gesamte Gesetz-
gebung sich den verfassungsmalligen Grund-
satzen anpassen soil. Es wurde bemerkt, daB
wenn man auch noch so fortschrittlich ein-
gestellt ist, doch in Betracht gezogen werden
mull, daB eine gewisse Rechtlosigkeit ent-
stehen wiirde bis zur Gilltigkeit der neu zu
gestaltenden Gesetze. Es sei darum besser,
sich den Verfassungen anzuschlieBen, die emn
,,sind aufzuhebe n" eingesetzt haben. In
diesem Falle sei allerdings eine Befristung
der Zeit in der sie aufgehoben sein miissen,
erforderlich.
Ferner ,wurde diskutiert tiber �Gleicher
Lohn ftir gleiche Arbeit" � oder �Gleicher
Lohn filr gleiche Arbeit und Leistung" bei
Frauenarbeit. Bei verschiedenen Verfas-
sungen kam es deswegen zu parlamen-
tarischen Kampfen.
Ebenso bei dem Satz �Die auBereheliche
Mutter steht der eheliehen gleich".
Teilweise befassen sich die Verfassungen
tiberhaupt nicht mit diesem Problem. Die
These mtiBte so gestellt werden, daB das
uneheliche Kind geschtitzt wird. Frau Kern
meinte, die Folgen des Hitlerkrieges haben
einen derartigen Umschwung in das gesarnte
Frauenleben gebracht, daB eine gerechte Re-
gelung gefunden werden miisse, die den
neuen Verhaltnissen Rechnung tragt.
Diese erste Sitzung mit ihrer lebhaften
Diskussion hat allein schon gezeigt wie
brenn end sich das F u r und Wider der
einzelnen Fragen gegentibersteht und wie
notwendig es ware, wenn jede deutsche Frau
die Zeit eriibrigen wurde, sich eingehend mit
diesen Fragen zu beschaftigen und dazu
Stellung zu nehmen. Handelt es sich hierbei
doeh urn die auBere und innere Neugestal-
tung des deutschen Reiches und dadurch um
die Zukunft der deutschen Frauen und
Kinder.
Es ist toricht zu sagen, es habe alles keinen
Sinn und Zweck. Nur das Zusammenwirken
eller Krafte und der bewuBte Einsatz eller
Menschen kann Deutschland zu neuem Leben
erwecken.
Aus dem Westen
Demokratischer Frauenbund
in K�ln
In K�ln hat sich em n vorbereitendes Komitee
gebildet, welches die Lizenz zur Griindung
einer Gruppe des Demokratischen Frauen-
bundes beantragt hat. Die Gruppe ist sehr
aktiv, sie hat Lesemappen ausgelegt, in denen
die Zeitung �V on Frau zu Fr a u" ellen
Frauen zur Verftigtmg gestellt wird. Das ist
eine gute Anregung, die man auch bei uns
verwirklichen sollte, indem man unser Bundes-
blatt und �Neues Frauenleben", die Zeitung
des Sachsischen Landesverbandes, sowie �Ftir
Dich" in unseren Geschaftsstellen in Lese-
mappen auslegt.
Bericht vom Bodensee
Ich will versuchen, Ihnen einen kleinen
Vbersichtsbericht ilber die Situation in Lin-
den zu geben.
. Der Kreis Lindell hat etwa 45 000 Einwohner
und ist em n kleiner Zipfel Bayerns, der in die
franzosisch besetzte Zone hineinragt. Es ergibt
sich deshalb der merkwiirdige Zustand, daB
wir franzosisch verwaltet, aber amerikanisch
verpflegt werden. Die Bevolkerung ist vor-
wiegend katholisch und der EinfluB der Kirche
ist besonders auf dem Lande sehr groB.
Zur Fr au enf rage, die Sie ja beson-
ders interessiert, kann ich Ihnen von Lindau
selbst nichts Positives sagen. In Freiburg 1st
der Demokratische Frauenbund im Entstehen.
Seit kurzer Zeit ist in Lindau em n Wohlfahrts-
bund gegrtindet worden, dem ich such an-
gehore, und der vorwiegend von Frauen ge-
leitet wird. Dieser Wohlfahrtsbund ist zur Zeit
6
bemiiht, em n Kinderheim im Allgau einzurich-
ten, urn deutsche Kinder aus zerstorten GroB-
stadten zur Erholung aufnehmen zu ktinnen.
AuBerdem besteht em n Kreis-JugendausschuB,
zusammengesetzt aus Vertretem der vier Par-
teien, in den ich gewahlt wurde, der aber noch
nicht in Funktion getreten ist.
Meine personliche Meinung tiber die Frauen
hier ist die, daB sie im allgemeinen von Politik
wenig wissen wollen, sicp auch nie damit be-
schaftigt haben. Nur wenn man mit ihnen tiber
ihre alltaglichen Sorgen und Schwierigkeiten
spricht sind sie aufgeschlossen und bereit sich
zu auBern.
Bei einer Abstimmung tiber die Prtigelstrafe
haben 60 0/0 der Eltern fiir die Prtigelstrafe
gestimmt. Vielleicht sind sich viele Miitter
tiber die Tragweite eines solchen Entschlusses
nicht im klaren, in jedem Falle kann die
Prilgelstrafe -kein Ersatz ftir die vaterliche
Autoritat sein. Interessant ist, daB in den land-
lichen Bezirken der Prozentsatz fiir die Pei-
gelstrafen viel hiiher ist, als in denen, wo die
politischen Parteien schon fester verankert
sind, aufklarend und erzieherisch gearbeitet
haben und Ira offentlichen Leben eine groBere
Rolle spielen. Da ich selber drei Kinder habe
hat mich dieses Problem nattirlich besonders
interessiert.
Was sagt die Frau dazu?
Ein Vertreter der CDU in Lindell, Herr
Gottler, stellte in einer Kreisversammlung
den Antra g, daB dj Hauptreferate der
Kreisverwaltung in Zukunft nur no
von mannlichen Arbeitskraften
besetzt werden sollen.
Solch rtickschrittliche Auffassung in einer
Zeit, in der die Frauen bereits bewiesen
haben, daB sie den Mannern in ihren
Leistungen nicht nachstehen und in vielen
anderen Orten schon fiihrende Positionen
innehaben! Herr Hundhammer scheint Schule
zu machen. Das wird die Frauen aber nicht
hindern, mit eller Energie ihre Gleichberech-
tigung zu verteidigen und sich durch der-
artige Antrage in der Verfolgung ihrer Ziele
keineswegs beeintrachtigen zu lessen.
Die Generation
des Jahres 2000
� �
Wenn wir die Mehrheit der Frauen zur Mit-
arbeit an den gewaltigen Aufgaben unseres
Jahrhunderts gewirmen wollen, so erfordert
das von dem Demokratischen Frauenbund
Arbeit an der Entwicklung und Bildung eines.
fortschrittlichen BewuBtseins der Frau.
BewuBtseinsbildung steht in standiger dia-
lektischer Wechselwirkung mit dem gesell-
schaftlichen Sein und verandert sich mit
dessen Verandertmgen. Dies geschieht nicht
012111V,IJI112110211211211111111111121121121121 111111
Werbt
Mitglieder
fiir den DID V-1.-
F.-4
eirolordirdimarllgolmminClIIMID
mechanisch und automatisch, sondem nach
bestimrnten, oft schwer erkennbaren psycho-
logischen Gesetzen.
Diese mussed wir zu erforschen suchen,
wenn wir die BewuBtseinsentwicklung der
Frau beeinflussen wollen, wenn wir sie in
ihrer Sprache anreden wollen.
Wir ha,ben _also zusatzlieh zu unseren kon-
kreten, praktisch-materiellen Aufgaben und
tiber diese hinaus Aufgaben der Besinnung,
der Theorie, der Wissenschaft zu losen. Wir
brauchen die Anwendung bestimmter Metho-
den � ich nerme als Beispiel nur die Um-
frage, die Erhebung und ihre Auswertung zur
Erkennung der Wirklichkeit des heutigen
Frauenlebens, -denkens, -fiihlens und -stre-
bens. Der gesamten Lage der Frau gelte des
Studium unserer Psychologhmen, Arztinnen,
Padagoginnen, Sozialoginnen und Kiinstle-
rinnen. Diese alle sollten wir im DFD zu
Kommissionen zusammenfassen, in denen
Aufgaben gestellt und Arbeitsweisen ent-
wickelt werden konnen.
Es soli entstehen als Ziel und Ms Wirk-
lichkeit die Gestalt der neuen Frau, denn es
handelt sich in unserem Jahrhundert um
rnehr als um die bloBe �Gleichberechtigung"
der Frauen, narnlich urn die Entwicklung zu
finer neuen Gesellschaft, zu einer anderen
Kulturepoche, in der die Frau erst ihren
vollen menschlichen Anteil nimmt an der
Gestaltung des gesamten Lebens.
In den Schulen sitzen vor uns die Kinder,
die Madchen, die die Frauen des Jahres 2000
sein werden.... Auf welches Bild einer neuen
Frau hin wollen wir sie erziehen?
Wir deutschen Frauen sind belastet mit
einer Tradition, die sich oft wie eine schwere
starre Kruste urn alle fortschrittlichen,
kiihnen, zu neuen Ldsungen drangenden
Krafte legt. Diese Tradition ergab sich aus
der politischen Entwicklung Deutschlands mit
ihrer Enge, Kleinstaaterei und Kieinstadterei,
wo unter SpieBertum und Reaktion ganz be-
sonders die Frau in Familie und rtickstandi-
gem Haushalt zu leiden hatte.
Diese Kruste miissen wir zu sprengen
suchen zugunsten einer nicht nur von der Not
der Gegenwart, sondern von grundsatzlicher
Besinnung her bestirrunten Form der neuen
Frau. Dies sei auch eine Aufgabe unseres
Demokratischen Frauenbundes....
(Elisabeth Hertig, Leipzig N22.)
Approved for Release: 2022/06/23 002668040
Approved for Release: 2022/06/23 002668040
Malwida v. Meysenburg
Man mull sich fragen, was trieb eine Frau
wie Malwida v. Meysenburg dazu, ihr Leben
in Schonheit und Bequemlichkeit, ja, schlieB-
lich Heimat und Vaterland aufzugeben und
sich zu politischen Ansichten zu bekennen, die
ganzlich auBerhalb ihrer gesellschaftlichen
Sphare lagen?
Als Tochter des hessischen Staatsministers
v. Meysenburg am 28. 10. 1816 in Kassel ge-
boren, gewahrt ihr eine von Sorgen unbe-
schwerte Kindheit noch keinen Buick auf den
politischen Aufbruch, der sich im Volke vor-
bereitet. Aber die Julirevolution in Frank-
reich sdilagt ihre Wellen in ihre stile Re-
sidenz und wirkt sich auch auf das SchiCksal
Hirer eigenen Familie aus. Der Vater verlaBt
den Staatsdienst, und man walla Detmold als
Wohnsitz. Schon beginnt die nun vierzelm-
jahrige Malwida ihre Aufmerksamkeit poli-
tischen Erelgnissen zuzuwenden. Sie Hest so-
gar Zeitungen! Ein auBergewohnliches Unter-
nehmen fiir em n Madchen ihrer Zeit und ihrer
Kreise! litre unterbrochene Ausbildung wird
nun vollendet. Aber mit welcher Tiefe. des
Geftihles und des Verstandes erfaBt das geistig
und kiinstlerisch aufgeschlossene Madchen den
ihr gebotenen Unterricht. Sehr bald taucht
ihr die Frage auf: warum bin ich vor anderen,
in weniger gliicklichen Verhaltnissen Ge-
borenen bevorzugt an geistigen und ma-
teriellen Giltern teilzuhaben, undi es lost sich
aus ihr jenes Ideal, das fiber ihr nzes Leben
bestimmen soil: die tiefe Hinneigung zur
Menschlichkeit. Gedanken tiber Volkserziehung
beschaftigen sie Tag und Nacht, vor allem
erkennt sie die Notwendigkeit, sie auf die
Frauen aller Stande auszudehnen, denn aus
den Berliner �Salons" der �Bettina" und der
Rahel Varnhagen weht em n freierer Geist zu
ihr hintiber. Malvvidas Ringen urn die Fragen
der Humanitat und der Volkerverstandigung
findet den gleichgesinnten Menschen in Theo-
dor Althaus. Er, der Theologe, hat mit eller
Tradition gebrochen und sich der demokra-
tischen !dee verschrieben. Malwida liebt ihn
als Mann und als Vertreter ihrer eigenen An-
sichten.
Die Marztage des Jahres 1848 erlebt
wide v. Meysenburg in Frankfurt am Main
und sie sieht die Erftillung ihrer Ideale reifen,
als die Konstituierung des Vorparlamentes in
der Paulskirche die Volksregierung, den Fort-
schritt auf ellen Gebieten verheiBt.
Doch Malwida mull wie alle Idealisten der
achtundvierziger Revolution ihre Hoffmmgen
verloschen sehen. Die Reaktion ist starker
und verfolgt alle Freiheitskampfer. Es ist die
Zeit, in der Richard Wagner fltichtet und der
zum Tode verurteilte Gottfried Kinkel nur
durch die Hilfe von Carl Schurz nach England
entkommt. Auch Malwidas Verlobter, Theodor
Althaus, wird zu drei Jahren Kerker ver-
urteilt und stirbt an den Folgen der Haft.
Inzwischen hat Malwida keinen Augenblick
von ihren freiheitlichen Idealen abgelassen,
obwohl ihre Familie, ihr ganzer Gesellschafts-
kreis den Stab fiber sie bricht. Es liegt nicht
in Malwidas Natur, stiirmisch alle Bindungen
zu den Ihrigen, die sie liebt, zu zerreiBen, aber
es drangt sie, ihr Leben nach ihren Erkennt-
nissen zu gestalten. So tritt sie 1850, vierund-
dreiBigjahrig, in die neugegriindete Ham-
burger Frauenhochschule em. Die Vorlesung
auf alien Wissensgebieten bereichern sie mehr
als sie zu hoffen gewagt hatte. Vereinigt in
der �Freien Gemeinde" findet sie den ge-
wiinschten AnschluB air Menschen aus dem
Volke und leistet in dem nach Frobe'schen
System geleiteten Kindergarten der Frauen-
schule wertvolle soziale Arbeit.
Aber noch sieht ihre Zeit die Grundsatze der
Frauenschule als zu radikal an und ihr Fort-
' bestehen ist gefahrdet.
Malwida verlaBt schlieBlich Hamburg und
versucht, in Berlin sich auf eigene FilBe zu
stellen. Ihre Aufsatze in demokratischen Zei-
tungen und die offene Verfechtung der Not-
wendigkeit einer Solidaritat der arbeitenden
Klassen sind der Reaktion Grund genug, sie
revolutionarer Umtriebe zu bezichtigen und sie
aus Berlin auszuweisen.
Malwida flieht nach London. Schweres Bin-
gen urn ihre Existenz hat sie zu tiberwinden,
ehe- sith ihr das Haus Alexander Herzens, des
lissischen Revolutionars, offnet, der ebenfalls
im Londoner Exil lebt. Irmige Kindesliebe
empfangt sie hier von Olga, der jiingsten
mutterlosen Tochter Herzens, gemeinschaftliche
geistige und politische Interessen verbinden sie
mit diesem selbst. Sie wird Mitarbeiterin an
der Zeitschrift Herzens. Es ist em n grol3es Er-
eignis, als Garibaldi und andere italienische
Freiheitskampfer in den Kreis der Londoner
Emigranten eintreten.
Es ist Malwida v. Meysenburg eine lange
Daseinsfrist beschieden gewesen, in der meh-
rere Kulturepochen, vom Biedermeier bis zum
Naturalismus, Raum hatten. Wohl mtindete ihr
Bundeslied ?
Die Frauen des DFD beschtiftigen sich mit
vielen Fragen. Darunter auch mit der Frage
eines Bundesliedes. Niederbarnim hat uns emn
Lied tiberreicht, dal3 von Frauen des Bundes
als Bundeslied vorgeschlagen wird.
Wir bringen es nachstehend vertont und bit-
ten uns zu sagen, ob es gefallt.
Feiergesang des Demokratischen
Frauenbundes
(Ober die Grenzen reicht catch die Hands, Frauen der Welt)
Worte, Weise und Chorsatz : Helmut Rosenberg
fe40-6�r r
Urr rU'r r
fl '
irr r
Uber die Grenzen reicht euch die Hande,
Frauen der Welt!
Ewig dem HaS, der Zwietracht em n Ende,
Frauen der Welt!
Fluter des Friedens fiir aide Zeiten
Hell t euren Kindern die Zukunft bereiten!
Uber die Grenzen reicht euch die Hande,,
Frauen der Welt!
Ihr sollt der Volker Einheit verkiinden,
Frauen der Welt!
Nie soli derMenschheitWiirde mehr schwinden,
Frauen der Welt!
Durch alle Schmerzen seid ihr geschritten,
Habt um die Sohne und Vater gelitten �
Ihr sollt der Volker Einheit verkiinden,
Frauen der Welt!
Uber die Grenzen reicht euch die Hande,
Frauen der Welt!
Ewig 'dem Hall, der Zwietracht em n Ende,
Frauen der Welt!
Fliiter des Friedens fur alle Zeiten �
Helft euren Kindern die Zukunft bereiten!
Ober die Grenzen reicht euch die Hdnde,
Frauen der Welt!
Leben nach den politischen Reifejahren in die
ruhigeren Bahnen der Betrachtung, der dich-
terischen Niederlegung des Erlebten em, abet
immer wieder kreisen die Gedanken urn die
Befreiung der arbeitenden Klassen, urn das
Ziel der Volkerverstandigung.
Von 1868 an lebt sie mit ihrer Adoptivtochter
Olga Herzen in Italien. Der junge Romain Rol-
land, Friedrich Nietzsche und andere bedeu-
tende Geister gehbren ihrem Freundeskreise
an. 1876 erscheint ihr Lebensbekenntnis
�Memoiren einer Idealistin" und 1898 �Lebens-
abend". Gedichte und Aphorismen vollenden
ihr Werk.
Erschtitternd die Bilanz, die sie am Ende
ihres Lebens, ihres Jahrhunderts mit der Frage
zieht: �
"Wo ist der Fortschritt? Ringsum folgen
sich Krieg auf Krieg und noch immer mull
die Gewalt der Waffen entscheiden, wenn es
sich urn Fragen der Gerechtigkeit und Hu-
manitat handelt. Die Wissenschaft Mitt fort-
wahrend neue unfehlbare Mordwerkzeuge
zu erflnden, und sie werden h8her bezahlt
als die Werke hotter Kunst und Kultur. Der
materielle Reichtum vermehrt sich aus hun-
dert neuen Quellen, aber Armut und Elend
wachsen in gleichem MaBe und sehen uns
vorwurfsvoll an."
Hochbetagt schloB Malwida v. Meysenburg
in Rom, das ihr zur zweiten Heimat geworden
war, am 26. April 1903 ihre Augen fiir immer.
Lore Mallachow, Leipzig
Aussprfiche grofier Front'
Rosa Luxemburg
geb. 1871 in Polen, ermordet 15. Januar 1919
in Beilin:
�Nach alledem ist die politische Reeht-
losigkeit der Frauen eine urn so nieder-
trachtigere Ungerechtigkeit, als sie bereits
eine halbe Lilge geworden ist. Beteiligen
sich doch die Frauen in Massen und aktiv
am politischen Leben."
Lily Braun
geb. 1865 in Halberstadt, gest. 1916 in Berlin.
In den �Memoiren einer Sozialistin" sagt sie:
�Ich fordere die Gleichheit der Lebens-
bedingungen fiir alle. Wie der Baum aus
dem Boden wachst, dartiber entscheidet
seine eigene Kraft."
Ilenriette Goldschmidt
geb. 1825, gest. 1920.
�Wir brauchen nicht nur Vater der
Stadt, sondern wir brauchen auch Mutter
der Stadt."
Malwida von Meysenburg
geb. 1816 in Detmold, gest. 1903 in Rom.
�Jetzt, am Ende des Jahrhunderts, karm
man wohl tragen: Wo ist der Fortschritt?
Ringsum folgen sich Krieg auf Krieg und
noch immer mull die Gewalt der Waffen
entscheiden, wenn es sich urn Fragen der
Gerechtigkeit und Humanitat handelt. Die
Wissenschaft hilft fortwahrend neue, un-
fehlbare Mordwerkzeuge zu erfinden, und
sie werden hOher bezahlt als die Werke
hoher Kultur und Kunst. Der materielle
Reichtum vermehrt sich aus hundert neuert
Quellen, aber Armut und Elend sehen uns
aus hohlen Augen und verkiimmerten Ge-
sichtern vorwurfsvoll an."
Ina Seidel
geb. 1885.
�Aber der Tag wird kommen � und er
mull kommen da die Tranen der Frauen
stark genug sein werden, urn gleich einer
Flut das Feuer des Krieges fiir ewig zu
lOschen. Der Tag, da der -Geist � die
Taube � unter dem heiligen Regenbogen
-Ether der wie neugeborenen Erde schwebt
� und dann � dann setzt der Sohn der
Mutter die Krone aufs Haupt."
Kathrine Hepburn
gegen die Reaktion
Kathrine Hepburn ist eine weit tiber die
Grenzen Amerikas hinaus bekannte Film-
schauspielerin. Sie begniigt sich nicht darnit, in
ihrem Beruf durch Gestaltung von mensch-
lichen Schicksalen auf die Massen einzuwirken,
sondern bringt als vielbeschtiftigte Kiinstlerin
auch noch die Zeit auf, sich offentlich fur poli-
tische und kulturelle Fragen einzusetzen.
So hat sie sich kiirzlich in breitester Offent-
lichkeit Amerikas mit iiberraschendem Mut
gegen die sich anbahnenden Beschrankungen
der Meinungsfreiheit zur Wehr gesetzt. Unter
den Amerikanerinnen ist sie eine Personlich-
keit, die von ihrem demokratischen Becht der
freien MeinungsauBerung Gebrauch macht und
damit beweiBt, mit welchen objektiven Augen
sie das Leben betrachtet und darauf bedacht
ist, daB die verfassungsmaBigen Rechte keine
Einsclu'ankungen erfahren. Es ist besonders
bemerkenswert, daB gerade eine Frau gegen
die Beeinflussung kultureller Gebiete Stellung
nimmt. Denn wohin eine �Lenkung der Kul-
tur" gefiihrt hat, haben wir Deutschen an,
eigenen Leibe zu spiiren bekonunen. Mit Hirer
Stellungnahme demonstriert Kathrine Hep-
burn, daB es im Aufgabenbereich der Frau
liegt, zu allen Fragen des offentlichen Lebens
Stellung zu nelunen und efferstichtig die Frei-
heit der Kultur und kulturellen Entwicklungen
zu htiten, zu fOrdern und vor alien einseitigen
und schadigenden Einfltissen zu schtitzen.
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Approved for Release: 2022/06/23 002668040
Approved for Release: 2022/06/23 002668040
Die Frau im Berufsleben
Kassen patient
Das Wort �Kassenpatient" hatte schon frtiher
einen unangenehmen Beiklang, der sich auch
heute noch nicht verloren hat, trotzdem der
Kreis der in dieser Rubrik ErfaBten sich in-
zwischen wesentlich vergr8Berte.
Der Unterschied zwischen Privatpatient und
Kassenpatient besteht nach wie vor, besonders
in den dicht bevOlkerten Arbeiterbezirken. Es
ist keine Einzelerscheinung, daB die Patienten
in den vollig tiberftillten Wartezimmern im
Stehen warten milssen, wobei sie sich nicht
einmal an die Wand anlehnen konnen. Wenn
sie nach Stunden endlich an der Reihe sind,
haben sie keine Gelegenheit, mit dem behan-
delnden Arzt unter vier Augen zu sprechen,
weil immer mindestens drei bis vier Personen
zusammen hineingeruf en werden, ma! Manner,
ma! Frauen. Das fiihrt dann dazu, daB Frau
Meier von BrunnenstraBe 6 genau weiB, was
f�r Wasche Frau Schulze von BrunnenstraBe 8
tragt, daB Frau Lehmann aus der Frieden-
straBe 5 fiber den Gebarmuttervorfall von Frau
Krause, FriedenstraBe 3, unterrichtet wird un-d
Frau Schmidt aus der Schlesischen Streik 9 sich
davon tiberzeugt, daB Frau Milner aus der
gleichen StraBe von Kratze befallen ist. Wo
bleibt da das Berufsgeheimnis der Arzte! Wo
bleibt die Rticksichtnahme auf die Kranken,
wenn die letzte der gerade untersuchten
Patientinnen sich abhetzen mull, urn recht-
zeitig genug in die Kleider zu kommen, bevor
der nachste Schwung der mannlichen Kranken
das Sprechzimmer betritt. Wo bleibt bei einer
derartigenBehandlung die menschlicheWtirde!
Es ist nicht Sache jedes Mannes und jeder Frau,
vor mehreren vollig fremden Menschen tiber
korperliche Leiden zu sprechen, das erinnert
zu sehr an die noch immer nicht endgtiltig zu
Grabe getragenen Methoden der militararzt-
lichen Untersuchungen.
Soil em n wirkliches Vertrauensverhaltnis
zwischen Arzt und Patient hergestellt werden,
so mull eine Konsultation ohne neugierige Zu-
Wirer erfolgen, der Arzt mull Zeit filr die
Patienten haben und sie nicht als Arbeitssttick
auf dem FlieBband betrachten.
War dies schon eine selbstverstandliche For-
derung unter den frilheren Verhaltnissen, so
ist sie es heute noch in viel starkerem MaBe,
nachdem der Beitragszwang bei Gehalts- und
Lohnempfangern ohne jede Abgrenzung nach
oben erfolgt. Bei der zur Zeit herrschenden
enormen Besteuerung ist es den wenigsten
Angestellten und Arbeitern mOglich, auBer
den festgesetzten sehr hohen Beitragen zur
Sozialversicherung noch weitere Kosten ftir
eine Inanspruchnahme des Arztes aufzu-
bringen, jedoch stehen die von ihnen erhobe-
nen Kostbn in krassem Widerspruch zu der
gewahrten Behandlungsweise.
Es liegt im InteressR der VoLksgesundheit,
daB man nicht mit Widerwillen und nur im
auBersten Notfall zum Arzt geht. Es miissen
darum tiberall gentigend Arzte vorhanden sein,
damit jeder Kranke mit derselben Sorgfalt be-
handelt werden kann, ohne Unterschied der
Person. Irma Wuttke
Gaszateilung fur die arbettende
Einzelperson als Untermieterin
Die zur Zeit gtiltige Regelung der Gaszu-
teilung ergibt folgende Tatsachen:
Der Einzelperson als Wohnungsinhaberin
stehen 13 cbm Gas zur Verftigung. Wenn sie
nicht berufstatig ist und sich dadurch ihre
/VIahlzeiten einteilen kann wie sie will, ist sie
der berufstatigen Einzelperson als Unter-
mieterin, der nur 3 bzw. 6 cbm Gas zur Ver-
ftigung stehen, gegentiber sehr weit bevor-
zugt. Es ergibt sich ftir die berufstatige Unter-
mieterin dadurch oft die Notwendigkeit, abends
nach der Arbeit, in erschopftem Zustand in
em n Speiselokal gehen zu miissen, um dort
einen Teller warrne Suppe zu bekommen. Der
nervose Erschopfungszustand nach der Arbeit
wird durch das tibliche lenge Warten im Lokal
gesteigert, abgesehen davon ist es auch
meistens eine finanzielle und markenmaBige
Belastung, the der arbeitenden Frau nicht zu-
8
gemutet werden kann. Ihr Gesundheit s-
zust and und ihre Arbeitskraft sind
von einer besseren Gaszuteilung abhangig.
Wenn der Einzelperson als Wohnungs-
inhaberin 13 cbm Gas zugebilligt werden, so
ist das nur in den Fallen berechtigt, wo sie
die Reinigungsarbeiten ftir die Untermieterin
(Reinigung des Zimmers und der Wasche) mit
tibernimmt. Der Untermieterin als Einzel-
person wiirden mindestens 10 cbm zustehen
milssen, insbesondere, wenn sie die Reini-
gungsarbeiten in ihrem Zimmer selbst durgh-
ftihren mull.
Die auffallend vielen Magen- und Darm-
erkrankungen der berufstatigen Frauen sind
auf die unzureichende Gaszuteilung zurtick-
zuftihren. Hirt.
Die Spatkundinnen
Der FDGB-Kreisvorstand ist dafilr einge-
treten, eine Besserung der Abfertigung der
Spatkundinnen zu erreichen. Er hat ftir die
berufstatigen Frauen eine Abmachung getrof-
fen, nach der diese Frauen bevorzugt abgefer-
tigt werden. Damit ist ftir Potsdam eine For-
derung des DFD erf�llt, aber in vielen anderen
Orten mtissen die berufstatigen Frauen noch
immer lenge beim Einkauf warten und es ware
zu wiinschen, daB diese Vergtinstigtmg tiberall
eingeftihrt wird. Die Gruppen des DFD sollten
gemeinsam mit den Gewerkschaften daftir
eintreten.
Wer darfin Berlin studieren?
Vielfach }tort man in bilrgerlichen Kreisen
die Behauptung auSsprechen, daB ein Studium
ftir Anwarter, deren \rater nicht als Arbeiter
tatig seien, zur Zeit uninoglich ware, daB sie
aus diesem Grunde zwar nicht offiziell abge-
lehnt wiirden, jedoch diese Tendenz aus der
Art der Entgegennahme der Antrage ziemlich
deutlich hervorginge.
Auf der anderen Seite klagen die jungen
Menschen, die aus Arbeiterkreisen sich zum
Studium melden, dartiber, daB die Professoren
ihnen gegentiber eine ablehnende Haltung ein-
nehmen, was durch Fragen bei der Prtifung
zum Ausdruck kame.
Was ist nun richtig? Zunachst mull man
feststellen, daB nach einem Kriege von so
langer Dauer sich jetzt eine unverhaltnismaBig
groBe Zahl von Anwartern zum Studium mel-
den, die aus technischen Grtinden gar nicht
alle berticksichtigt werden konnen, so daB also
von vornherein eine sehr starke Begrenzung
der Studium-Teilnehmer zwangslaufig erfol-
gen mull DaB man sich bemiiht, alien Teilen
gerecht zu werden, ist selbstverstandlich, daB
man dartiber hinaus bestrebt ist, den An-
teil derjenigen, die bisher von diesem Bil-
dungsgang ausgeschlossen waren, moglichst
hoch anzusetzen, ist begrtiBenswert. Die Harten,
die sich hierdurch ftir einzelne ergeben,
m�s-
sen, so bedauerlich dies fiir die davon Be-
troffenen ist, in Kauf genommen werden.
Das vollig verarmte Deutschland hat nicht
che Aufgabe, eine moglichst groBe Zahl von
Akademikern heranzubilden, sondem mull in-
folge der wirtschaftlichen Gegebenheiten dar-
auf bedacht sein, daB wirklich nur die tiber-
durchschnittlich Begabten zum Studium kom-
men, damit die von der Allgemeinheit ftir ihre
Ausbildung aufzubringenden Kosten sich loh-
nen und durch die spateren Leistungen dieser
jungen Menschen ausgeglichen werden. DaB
diese Voraussetzungen nicht fur jeden Abitu-
rienten zutreffen, ist selbstverstandlich. Darum
sollte es vielen auch nicht schwer fallen, bei
einiger Selbstkritik sich einem anderen Ziele
zuzuwenden. Was wir in unserer gegenwarti-
gen Situation am dringendsten brauchen, sind
Praktiker, die sich auf den Boden der Tat-
sachen stellen und ohne Vorurteil daran-
gehen, erreichbare Ziele zu realisieren. Sie
werden darin welt -inehr Befriedigung finden,
als in einem aussichtslosen Studium, aussichts-
los, well ohne die Beschrankung zur Zulassung
einem ungeheuren Angebot von Bewerbern nur
eine geringe Nachfrage akademischer Berufe
gegentiberstehen wiirde, in denen nur jeweils
die wenigen Besten unterzubringen waren.
Unsere Bibliothek
Mitten in den Ruinen und Trtimrnern des
westlichen Berlin eine stifle Oase, Kastanien-
baume mit bliihenden Kerzenkrbnen fiihren
zu einem vom Kriegsurxbill verschonten Heim,
der ganze Zauber einer alien Kultur empfangt
uns. Hier in einem kleinen Raum lebt, urn-
geben von antiken Mobeln, sch8nen Bildern,
altem Porzellan und Bilchern, Rine Mit-
kampferin der alien Frauenbewegung. Die
Bibliothek spricht von ihrer lebendigen Ver-
bundenheit mit Kultur, Literatur, Wissen-
schaft und Frauenstreben eller Herren Lander.
Aus diesem reichen Schatz wurde dem DFD
als Auftakt zu seiner Bibliothek wertvolles
Material aus der Feder der verschiedensten
Frauen der alten Frauenbewegung aus dein
Wunsche. heraus tiberlassen, daB dieses Zeug-
nis abzulegen soli von friiheren Interessen
und Studien and der Allgemeinheit als Queue
f�r neue Wege dienen soli.
1. �Arbeits- und Lebensverhaltnisse der Frauen In
der Landwirtschaft"
a) W C rttemberg, Baden, ElsaB und Rhein-
pfalz
von Hans Seufert;
b) Brandenburg, von Elly zu Putlitz;
c) Mecklenburg, von Dr. Priester;
d) Bayern, von Dr. Rosa-Kempf.
2. Ap ol ant, Jenny:
�Stellung und Mitarbeit der Frauen in der Ge-
meinde."
3. Altmann, Elisabeth, Dr. Altmann-Gottheiner:
�Entwicklung der Fraueziarbeit in der Metall-
industrie."
4. Baum, Maria, Dr.:
�Drei Klassen von Lohnarbeiterinnen in
Metallindustrie."
5. Braun, Lilly:
�Die Frauenfragen."
6. B a urn e r, Geztrud, Dr.:
Die Frau in der Volkswirtschaft und
Wesen."
7. Conrad, Else, Dr.:
�Der Verein f�r SozialpoLitik."
8. Cadbury. Edward:
�Women's Work and Wages."
9. Dyrenfurth, Gertrud:
�Ergebnisse einer Untersuchung fiber Arbeit und
Lebensverhalthisse der Frauen in der Landwirt-
schen."
10. Freudenberg, Ike::
�Die Frau und die Kultur."
11. Dr, Gaebel, Kathe:
,�,Heimarbeit."
12. Higgs, Mary:
�Where shall she live?"
13. Hielscher, Elsa (Hielscher-Panter):
�Fortbildung unserer Landmadchen."
14. �Homes for Working Girl.; in London 1903."
15. Gnauck-Kiihne. Elisabeth:
�Die Frau um die Jahrhundertwende."
16. Kisk er , Ida, Dr.:
�Frauenarbeiten in den Kontoren einer GroBstadt."
17. Prof. Dr. Broda, R.:
�Inwieweit ist eine gesetzLiche Festlegung der
Lohn- und Arbeitsbedingungen moglich?" (Eng-
land, Australierl, Kaneda.)
18. D r. L � ders, Marie-Elisabeth:
�Das unbekannte Heer."
19. Levenstein, Adolf:
�Aus der Tiefe, Beitrage zur Seelenanalvse
moderner Arbeiter, 1909."
20. Meyn von Westenholz, Elisabeth:
�Allgemeiner deutscher Lehrerinnenverein in der
Geschichte der deutschen Madchenbilduna."
21. Rathenau, Levy:
�Ratschlage zur Berufswahl. Die deutsche Fran
im Beruf."
22. 0 t t , Rose:
�Fabrikarbeit verheirateter Frauen."
23. �Conseil Internatione des Femmes. 1922-1924."
24. Perkins-Gilman, Charlotte:
�Human Work."
25. �International Council of Women 1914."
26. Simon, Helene, Dr.:
�Landwirtschaft, Kinderarbeit."
27. Perkins -Stelson, Charlotte:
�Mann und Frau."
28. Salomon, Alice, Dr.:
�Heroische Frauen."
29. Salomon, Alice, Dr.!
�Soziale Fiihrer."
30. Sachs, Hildegard, Dr.:
�Entwicklungstendenzen in der Arbeitsnachweis-
bewegung."
31. Dr. Wohlgemuth, Marta:
�Die Bauerin in zwei Generationen."
32. Walter, Toni:
�Die Frauen in der schlesischen Landwartschaft."
der
im Staab-
Verantwortlicher Redakteur: Maria Weiterer; Satz-
herstellung: (13) Berliner Verlag GmbH.; Druck:
Albertus-Druck, Magazinstr. 15/16; Lizenznummer 276.
Approved for Release: 2022/06/23 002668040
(b)(3)
Approved for Release: 2022/06/23 CO2668040
BERLIN � L JAHRGANG � PREIS 20 PF.
Ilemokralischer Frauenbund Deuischlan
Redaktion and Verlag: Demokratischer Frauenbund Deutschland!, Berlin W8, linter den Linden 67 - Tel.: 42 00 18, App. 3039 - Abonnementspreis: Vierteljahrl. 0,60 RM rude. Postgebiihr
Bankkonto: Provinzialbank der Mark Brandenburg, Route Nr. 85 73 � Postscheckkonto Berlin Nr. 886 20, Demoinatischer Franenbund Deutschlands, Berlin W 8, linter den Linden 67 111. 5
Die Bedeutung der Besehliisse des Exekutiv-
Konsitees der luternationalen Demokratischen
Frauenfoderation
Vom 20. big 24. September 1947 fand in Stock- Verwirklichung der Potsdamer Beschnisse, und
holm eine Tagung des Exekutivkomitees der Inter-
nationalen Demokratischen Frauenfaderation statt,
zu welcher die erste deutsche Frauen-Delegation
eingeladen war.
46 Nationen sind in der Internationalen Demo-
kratisthen Frauenfoderation vertreten. Ziel und
Aufgabe der Organisation ist vor allem die
Sicherung des Friedens. Line wichtige Frage ffir
diese Frauen ist, ob Deutschland auch weiterhin
eine Bedrohung f�r sie bleibt oder in friedlicher
und demokratischer Entwicklung far alle eine
Gewahr file den Frieden ist. Es ist verstandlich,
daft das politische Leben und die neuen Organi-
sationen in Deutschland aufmerksarn beobachtet
werden. Seit dem vorigen Jahr besteht bet der
IDFF fiir Deutschland eine Studienkommission aus
Frauen. verschiedener Nationalitat. Diese Kom-
mission hat verschiedentlich fiber Reisen und
Erfahrungen in Deutschland Bericht erstattet. Dies
war auch wieder auf dieser vierten Tagung der Fall.
Die Beschliisse dieter Tagung sind von weit-
tragender Bedeutung. Sin entsprechen den natio-
nalen Interessen unseres Volkes und geben uns
.in dem Kampf urn die friedliche und demokra-
tische Gestaltung unseres Landes die groBte Unter-
stiitzung. Die Kommission, welche nur die sowje-
tische und die franzasische Zone besuchen konnte
und filr die englische und amerikanische Zone
keine Einreiseerlaubnis erhielt, berichtet:
�Die Delegation hat festgestellt, daft in der
sowjetischen Besatzungszone eine demokratische
Umgestaltung durchgefuhrt wurie. Die Kriegs-
verbrecher warden bestraft, der Verwaltungs- und
Wirtschaftsapparat gesaubert, die Industrie, welche
zu militarischen Zwecken ausgenutzt werden
konnte, wurde vernichtet, die groBen Monopole
und Trusts sind liquidiert, die Bodenreform ist
durchgefiihrt, das Prinzip �gleicher Lohn f�r gleiche
Arbeit" verwirklicht, das nazistische Lehrpersonal
1st von der Arbeit in den Lehranstalten entfernt,
eM neues Lehrprogramm ist eingeftihrt, die nazi-
stischen Lehrbiicher sind vernichtet und neue her-
ausgegeben. Fin- die Entwicklung der demokrati-
schen Frauenbewegung, fiir die Erziehung und
Umerziehung der Jugend im demokratischen Geiste
sind giinstige Bedingungen geschaffen.
In der franzosischen Besatzungszone hat die
Delegation der IDFF festgestellt, daB die Demo-
kratisierung und Entnazifizierung ganz unbefriedi-
gend durchgefiihrt wird. Die groBen Gutsbesitzer
und Unternehmer, welche das Bollwerk des Nazis-
mus bildeten, blieben ungeschoren. And dem leiten-
den Posten der Industrie arbeiten die alten Krdfte.
Den offiziellen statistis,chen Angaben roach sind
80 Prozent der Lehrer ehemalige Mitglieder der nazi-
stischen Partei. In den meisten Klassen der Schulen
sind dip nazistischen Lehrbticher geblieben. In
den Universitaten ist die Schaffung der demo-
kratischen Studentenorganisationen verboten. Die
Frauen sind von der Teilnahme an der demokra-
tischen Umgestaltung ausgeschlossen. Demokra-
tische Frauenorganisationen sind nicht zugelasserne
Die Frauen bekommen ffir die gleiche Arbeit .30
big 40 Prozent weniger Lohn ale die Manner."
Ahnliches wurde auch far die englische und
amerikanische Zone festgestellt. Es heilit dann
weiter:
�Alles das tuft groBe Besorgnis bel den fort-
schrittlichen Frauen der Welt hervor. Im Namen
der 80 Millionen demokratischer Frauen verlangt
die Tagung des Exekutiv-Komitees der IDFF die
zwar:
Die wirksame Durehelihrung der Entnazifizie-
rung und Demokratisierung Deutschlands.
Die Bildung einer Zentralregierung Deutsch-
lands.
Die Errichtung einer Viermachte-Kontrolle
tiber die Ruhrindustrie mit dem ZWeck der
Ausnutzung der Industrie zu Reparationsliefe-
rungen fiir die durch die Hitler-Aggression ver-
wtisteten Lander, sowie auch fiir die Verbesse-
rung der Lebensbedingungen des deutschen
Volkes.
Die Erziehung der deutschen Jugend im
demokratischen Geiste."
Die Beschhisse beschaftigen sich mit der Situa-
tion in Berlin. .Sie stellen fest, claB der Demokra-
tische Frauenbund Deutschlands in Berlin bisher
noch nicht genehmigt wurde und foeciern seine Zu-
'assung. Ebenfalls hielt es das Exekutiv-Komitee
fur notwendig, sich an die franzasische Regie-
rang mit der Forderung zu wenden, die Freiheit
der Tatigkeit demokratischer Frauenorganisationen
in der franzosischen Zeue zu bewilligen. Eben-
falls wurden die nationalen Organisationen der
USA, Englands und Frankreichs beauftragt, sich
an die Behorden der entsprechenden Besatzungs-
zonen zu sorenden mid ste zu veranlassen. Dienst-
anweisungen tileer die Zulassung demokratischer
Frauenorganisationen zu geben und dem Demo-
kr a t ischen Frauenbund Deutsch-
lands die Teilnahme an dem ge-
samtdeutschen Rat zudenLondoner
Friedensverhandlungen zu gewah-
r e n. De'm DFD wird empfohlen, die Verbindung mit
den antifaschistischen Ausschiissen und den demo-
kratischen Frauenorganisationen alter Zonen zu
festigen. Das Exekutiv-Komitee nahm Stellung zur
Bitte der Vertreterinnen des DFD um Zusammen-
arbeit mit der TIDFF und sprach sich ftir die Zu-
sammenarbeit mit dem DFD aus. Die IDFF wird
dem DFD in seiner Arbeit Hilfe leisten, und des
Sekretariat des DFD soli die Facieration regel-
maBig fiber seine Arbeit informieren.
Im Kampf urn die einheitliche Gestaltung
unseres Landes befinden wit uns in Uberein-
stimmung mit einer Weltorganisation, die 80 Mil-
lionen Frauen erfafit. Welche der anderen inter-
nationalen Frauenverbande haben Liberhaupt zu
Deutschland Stellung genommen?
Die Umerziehung des deutschen Volkes im
friedlichen Sinne, die Abkehr von alien milita-
ristischen Traditionen und nazistischen Einfliissen
bedeutet auch Sicherheit ffir die anderen Volker.
Die Forderung nach Beteiligung des DFD an der
deutschen Vertretunq zu den Londoner Verhand-
lungen mull von alien Frauen erhoben werden.
Von den Entscheidungen der Londoner Konferenz
hangt unser Schicksal fur lenge Zeit ab.
Vorstands-Sitzung
Donnerstag, den 6. November 1947, vor-
mittags 10 Uhr, im Kulturbund, Berlin W 8,
JagerstraBe 2-3.
Tagesordnung:
1. Stellungnahme zur Resolution der Inter-
nationalen Frauenfocieration.
2. Vorbereitunq zur Teilnahme der Frauen
an der gesamtdeutschen Vertretunq bei
den Friedensverhandlungen in London.
3. Verschiedenes.
Approved for Release: 2022/06/23 CO2668040
Der Befehl 234
Winder einmal win bereits mit dem Befehl 253,
der den Frauen gleichen Lohn ftir gleiche Arbeit
brachte, greift em n Befehl der SMA tief in das
Leben der werktatigen Menschen hinein.
GroBe Verbesserungen fiir die Arbeitenden sind
vorgesehen. Die Lane der Arbeiterinnen in der
Textil- und Bekleidungsindustrie, bei denen es
keine Vergleichsmoglichkeiten mit Mannerlahnen
gibt, sollen non geregelt werden. Die Zahl der
Werktatigen, filr die in den Betrieben em n warmes
Mittagessen bereitgestellt wird, wird von 350 000
auf 1 000 000 erhaht; Die Arbeitszeit fur Jugend-
liche wird verkiarzt und der Urlaub verlangert.
Der Urlaub far die Arbeiter wird der iIrlaubs-
regelung fiir die Angestellten angeglichen. Standige
Ambulatorien werden eingerichtet in Betrieben
von 300 big 5000 Mann, in graBeren Betriebeu
Polikliniken. Far die Belegschaften der Betriebe,
die ihre Produktion erfiillen, werden bevorzugt
Bedarfsgegenstande, Textilien und Schuhwerk
geliefert.
Der Befehl verlangt abet andererseits von den
Arbeitenden die Produktion zu verbessern und zu
steigern, das Bummelantentum zu beseibgen und
eine hohe Arbeitsrnoral und Disziplin zu ent-
wickeln, weil nur dadurch die Voraussetzungen
fur eine dauernde Verbesserung der Lebenslage
der Werktatigen geschaffen werden kann.
Bel der Durchftihrung dleses Befehls spielen die
werktatigen Frauen eine ausschlaggebende Rolle.
Die Frauen des Landes Sachsen haben das er-
kannt und haben einen Appell an elle Frauen
und Madchen des Landes gerichtet, in dem diese
aufgefordert werden, alles zu tun, um die Bedin-
gungen des Befehls erfiillen zu helfen.
Auch der Bundesvorstand appelliert an alle
werktatigen Frauen, ganz egal wo sie arbeiten,
das HOchstmaB an Pflichterfiillung und Arbeits-
qualitat ezustreben. Nut wenn wir arbeitenden
Frauen uns mit all unserer Kraft einsetzen diesen
Befehl zu verwirklichen, werden wir wirklich bei-
tragen, das Niveau unserer Wirtschaft zu ver-
bessern.
Aber es ergeben sich aus dem Befehl noch
andere Aufgaben fiir die Frauen des Bundes. Nicht
immer ist beser Wille und Faulheit z. B. der
Grund, warum die Arbeiterinnen bummeln. Sehr
oft spielen schwere hausliche Verhaltnisse (das
Nichtversorgtsein der Kinder, die Notwendigkeit
zu waschen und zu flicken, einzukaufen usw.)
dabei eine ausschlaggebende Rolle.
Hier mull unsere praktische Hilfe einsetzen.
Wir miissen alle Moglichkeiten untersuchen und
ergreifen entlastende Einrichtungen fiir die
arbeitencen Frauen zu schaffen. Jede arbeitende
Frau mull ihre Kinder dem Alter entsprechend in
Krippen, Krabbelstuben, Kindergarten oder Kinder-
horten usw. unterbringen !carmen. F�r Schul-
speisungen mull gesorgt sein. Waschanstalten,
Btigel- und Flickstuben natissen der arbeitenden
Frau die Sorge far Wasche und Kleidung ab-
nehmen. Vor dem Betrieb miissen Konsumver-
kaufsstellen sein, die an die werktatigen Frauen
des Betriebes liefern.
Es wird nicht maglich sein, jedem kleinen Be-
trieb betriebseigene Einrichtungen dieser Art zu
schaffen. Die Ortsgruppen .mtissen die Initiative
ergreifen, in solchen Fallen diese Fragen f�r
mehrere Betriebe zur LoSung zu bringen, indern
die Einrichtungen in der Nahe der Betriebe ge-
schaffen werden.
Seien wir uns fiber nines klar: Nur wenn die
arbeitende Frau sehr stark von ihren doppelten
Pflichten entlastet wird, kann sie ihre Arbeits-
kraft voll und ganz fiir die Produktion geben.
Der Demokratische Frauenbund aber mull sich
far die Arbeiterinnen einsetzen. Des wird den
Gruppen des Bundes auch jenen Kontakt schaffen,
der notwendig ist, um die and der Bundesaus-
schuBsitzung beschlossene verstarkte Werbung
miter den Arbeiterinnen durchzuftihren.
Erfilllen wir den Befehl 234, dann wird er sich
zoom Guten auswirken f�r unsere Wirtschaft.
Approved for Release: 2022/06/23 CO2668040
Der 7. November 1947
30 Jahre Gleieltherechtigung der Frau in der Sowjetunion
Der 7. November 1917, der das gauze staatliche
und gesellschaftliche Leben lands tunwandelte,
brachte auch eine vollstandige Veranderung in
der Stellung der Frau.
Schwer und rechtlos war das Leben im alten
RuBland. Die Frau besaB kein Wahlrecht. Das
Gesetz versperrte ihr den Zutritt zu alien Re-
gierungsstellen und offentlichen Amtern. Nicht
einmal einen eigenen Personalausweis hatte sie.
Sie war eingetragen in dem Personalausweis ihres
Mannes und befand sich so in v011iger Abhangig-
keit von ihm. Verschlossen war ihr der Weg zur
Bildung und Wissenschaft. Die Zahl der Frauen,
die lesen und schreiben konnten, betrug zu jener
Zeit lediglich 12,4 Prozent. Die Arbeitsbedingun-
gen Kir Frauen waren schlechter als die far
Manner. Der Arbeitslohn erheblich niedriger. Die
Frau wurde auf alien Gebieten des wirtschaft-
lichen, kulturellen, politischen und zivilen Lebens
unterdrilickt. Sie hatte kein Recht fiber ihr Ver-
mOgen zu verfiigen. Sie war Sklavin des Mannes,
Voters and Schwiegervaters. Bet der Waht des
Ehegatten und Lebensgefahrten wurde oft in keiner
Weise mit ihren Gefahlen gerechnet.
Mit dem 7. November 1917 wurde diese Gesetz-
gebung mit all ihren Ungleichheiten fur die Frau
and die Abhangigkeit der Frau von alien mOg-
lichen sozialen, nationalen and religiosen Bedin-
gungen aufgehoben. Durch neue Gesetze wurde
eine feste Grundlage fiir die neue Stellung der
Frau und far die Familie geschaffen.
Die Sowjetfamilie
In der sowjetischen Gesetzgebung fiber die
EheschlieBung findet sich kein Paragraph, der be-
stimmt, daB AngehOrige verschiedener Rassen oder
Nationalitaten sich nicht miteinander verbinden
darfen. Auch Starnmbaum oder AhnenpaB spielt
keine Rolle. Es gibt keine Standesunterschiede,
nach deren ungeschriebenen Gesetzen die Wahl
der Ehe getroffen werden mull. Bestimmend ist
lediglich gegenseitige Zuneigung. Wir finden dar-
urn in der Sowjetunion eine solche Form der the
and Kameradschaft, die die hochste Form einer
ethisch und .sittlich hochstehenden Ehegemein-
schaft verwirklicht.
Die Sowjetfamilie gibt em n Bild Wittig neuartiger
Beziehungen zwischen den Menschen. Sie griindet
sich auf die Gleichberechtigung der Frau, auf die
gegenseitige Achtung von Mann und Frau, Eltern
and Kindern, auf die Pflege fester menschlicher
Beziehungen zwischen den Gliedern der Familie.
Die Ehe mull. wenn sie geschlossen wird, beim
Standesamt registriert sein, da nur solche then
gesetzlich anerkannt werden. Die kirchliche
Trauung steht jedem frei.
Es gibt Palle, in denen das Sowjetgesetz die
the nicht zulaBt, und zwar wenn die Ehepartner
Anger als 18 Jahre alt sind, wenn die Verwandt-
schaft zu nahe ist oder wenn einer der beiden
schon verheiratet ist.
then werden in freier Vereinbarung geschlossen
ohne jeden Zwang eines Dritten. Darum hat das
heutige Sowjetgesetz gegenaber seiner ersten
Fassung eine Erschwerung der Ehescheidung er-
lessen. Der Staat wanscht, das Familienleben zu
schatzen und zu erhalten. Vor jedem Eheschei-
dungsantrag findet em Versehnungstermin statt,
zu dem beide Ehepartner gela den warden. Erst
wenn dieser Versuch _negativ verlauft, geht die
Scheidungsklage an das Gericht.
, Schutz fur Mutter und Kind
tine besondere Sorge widmete der Sowjetstaat
von Anfang an den Miittern und Kindern. Die
werdende Mutter erhalt vor und nach der Ent-
bindung zusammen 77 bezahlte Urlaubstage.
Wenn die von ihr verrichtete Arbeit zu schwer
1st, mull sie bet gleichern Lohn nach dem fiinften
Monat eine leichtere Arbeit zugewiesen be-
kornmen.
Die arbeitende Mutter hat das Recht, alle
31/2 Stunden die Arbeit zu verlassen, urn ihr Kind
zu stillen. Bet Kindern unter zwei Jahren bekommt
die Mutter im Krankheitsfalle des Kindes Urlaub
und Krankengeld.
Es besteht haufig die Auffassung, dad die
Frauen in der Sowjetunion arbeiten miissen, Es
gibt kein solches Gesetz. Jeder Frau steht es
ganz frei, ob sie arbeitet oder nicht. Wenn so
viele Frauen in der Sowjetunion in Arbeit stehen,
so ist das nur darum, weil dort die Frauen gleich-
.�berechtigt sind und ihnen alle Wege offenstehen.
Es ist auch ganz falsch, zu glauben, daB die Frau
nach dem Schwangerschaftsurlaub ihre Arbeit un-
bedingt wieder aufnehmen mull, und daB das Kind
vom Steal erzogen wird. Das Sowjetgesetz be-
2
trachtet die Matter als erste Erzieher und Rat-
geber auf dem Lebensweg des Kmdes. Die Matter
lehren die Kinder, die sie umgebende Welt zu er-
fassen, sie machen sie mit der Muttersprache be-
kannt, entwickeln ihr Interesse am Leben, ihre
schopferischen Neigungen, machen sie mit der
Schonheit der Arbeit bekannt, an die sie dann
mit Freude herangehen; jedenfalls steht es jeder
Mutter frei, ihre Albeit nach Beendigung des
Schwangerschaftsurlaubs wieder aufzunehmen
oder zu Haase zu bleiben.
Es steht each jeder Frau fret, ihr Kind tagsaber
in einen Kindergarten zu bringen oder es zu
Hause zu behalten. Nimmt eine Mutter die Ar-
beit wieder auf, so hat sie die Meglichkeit, das
Kind wahrend ihrer Arbeitszeit in eine Kinder-
krippe des Betriebes zu geben oder in einen
Kindergarten oder in einen Kinderhort. Hat sie
zu Hause eine Hausangestellte, so laBt sie in
vielen Fallen das Kind zu Hause.
Welche Aufmerksamkeit dieser Frage von der
Sowjetregierung geschenkt wurde, sieht man,
wenn man weld, dad es im zaristischen RuBland
nur 19 Krippen und 25 Kindergarten gab, wah-
rend heute 11/2 /vfillionen Kinder durch die Kin-
dergarten und Ober 800 000 Kinder durch die
Kinderhorte betreut werden.
Die Gleichberechtigung der Frau
Den Frauen der Union der Sozialistischen
Sowjetrepubliken sind durch die Gesetze alle bar-
gerlichen Rechte und Freiheiten, ebenso wie dem
Menne, zugesichert. Es gibt irn Sowjetland keiner-
lei Rechte und Freiheiten. die em Privileg des
Mannes darstellen and bet denen die Frau in
irgendeiner Weise beeintrachtigt ware.
In Artikel 122 der Sowjetverfassung heiBt es:
�Der Frau stehen in der Sowjetunion auf
alien Gebieten des wirtschaftlichen, staatlichen,
kulturellen, gesellschaftlichen und politischen
Lebens die gleichen Rechte zu wie dem
Mann."
Die Sowjetverfassung sichert der Frau das
Recht auf Arbeit,' Lohn, Erholung, Sozialversiche-
rung and Bildung zu, ebenso wie die freie Be-
teiligung an dem gesamten offentlichen Leben
des Landes in alien politischen, kulturellen and
sonstigen Organisationen. Die Arbeit der Frau
wird in der Sowjetunion allseitig geschatzt, Die
Regierung verhalt sich aufmerksam und ftirsorg-
Itch zur Frage der Gesundheit und Lebensbedin-
gungen der arbeitenden Frau. So sind z. B,
schwere und gesundheitsschadliche Arbeiten f�r
die Frau gesetzlich verboten. Die Aufnahme-
bedingungeh zur Arbeit in den Sowjetbetrieben
und alien Institutionen sind far Frauen and
Manner die gleichen. Die Frauen haben das
Recht auf jegliche Arbeitsmiiglichkeit, die ihrer
Berufsneigung, ihrer Spezialitat and ihren person-
lichen Anla gen entspricht.
Die Arbeit wird unabhangig vom Geschlecht,
vom Alter und der Nationalitat bezahlt, Die
weibliche Arbeit wird nach denselben Tarif-
tabellen and Lohnstaffelungen bezahlt, nach
denen die mannliche Arbeitskraft entlohnt wird.
Entscheidend far die Halle des Lohnes ist die
Qualifikation und die produktive Leistung. Das
Prinzip: gleicher Lohn Kir gleiche Arbeit wird
auf das Scharfste bewacht.
Alle Arten der Sozialversicherung erstrecken
sich in vollem and uneingeschranktem Made such
auf -die Frauen.
king Du. Wien.
cLk 24,w4t Zeal/Ala/44
paatievt,
fii4 dem, 7Aiedek, waam
tuut 21441.4,4 leintivov gift
gtacklictwiizuaidwov
dam, tate Di& eiis
t.deDFD!
In bezug auf die Pensionierung sind beim Aus-
scheiden aus der Arbeit im Gesetz fiir die Frau
giinstigere Bedingungen festgelegt wie fiir den
Mann. Das Pensionsalter der Manner ist 60 Jahre,
das der Frauen 55 Jahre.
Die Sowjetmacht gab den Franca freie Bahn
zur Bildung and Wissenschaft. Die Tore alter
hOheren Lehranstalten and Hochschulen haben
sich den Frauen weit geoffnet. Heute sind 43 Pro-
zent der Studierenden Frauen.
Einen hohe.n Ehrenplatz nimmt die Frau in der
Entwicklung der Volkswirtschaft em. Durch die
freie Entfaltung ihrer schOpferischen Krafte hat
sie das Arbeitsniveau des Mannes langst erreicht
und spielt eine gewaltige Rolle beim sozialisti-
schen Aufbau des Landes. Millionen Frauen arbei-
ten in groBen Industrieunternehmungen, auf der
Eisenbahn, in Kollektivwirtschaften, als Instruk-
teurin. als Ingenieurin, als Direktorin, als Archi-
tektin, als Facharbeiterin, and nicht wenige von
ihnen sind die Erfinder neuerer besserer Arbeits-
methoden.
Die Anteilnahme der Frau an der
offentlichen niitzlichen Arbeit
bildet eine feste Grundiage ihrer
volkswirtschaftlichen Gleichheit
in der Gesellschaft and In der
Familie.
Fiir das Aufsteigen der Sowjetfrauen auf dem
Gebiete der erzeugenden, wissenschaftlichen und
verwaltungstechnischen Tatigkeit gibt es keinerlei
Grenzen. Es ist keine Seltenheit, daB eine ehemals
einfache Arbeiterin oder Bauerin jetzt Direktorin
einer Fabrik, Vorsitzende einer Kollektivwirt-
schaft. Leiterin clues Institutes oder Staatsfunk-
tionar ist.
tine weitere und fruchtbringende Arbeit leisten
die Frauen auf kulturellem Gebiet. In den Reihen
der Sowjetintelligenz nehmen die Frauen einen
ansehnlichen Platz em. Es gibt keinen Zweig der
Wissenschaft, der Technik, der Kunst, der Lite-
ratur, an dem sie nicht beteibgt sind and wo
sie nicht groBe Erfolge erzielt batten.
Gegenwartig gibt es in der Sowjetunion 100 000
weibliche Arzte, das sind 60 Pxozent der Gesamt-
zahl der Arzte in der SU.
Uber 250 000 Frauen leisten als Ingenieure and
Techniker leitende Arbeit auf dem Gebiet der In-
dustrie und des Verkehrs.
300 000 Frauen leisten wissenschaftliche Arbeit
in Forschungsinstituten and Laboratorien. Viele
von ihnen sired berahmte Wissenschafter, die irn
ganzen Lande bekannt sind.
Auch auf darn Gebiete der Kunst eneichten die
Sowjetfrauen eine hohe Meisterschaft.
Besonders groB sind die Erfolge der Frauen auf
dem Gebiet des Bildungswesens. Hier arbeiten
1 300 000 Frauen. Eine von ihnen, Nadeshda
Parfjonowa, die Mitglied des Kollegiums des
Volksbildungsministeriums ist, ist uns deutschen
Frauen sehr gut bekannt aus ihrer Tatigkeit in
Deutschland im Auftrage der Internationalen De-
mokratischen Frauenfederation.
Es gibt kein Lebensgebiet in der Sowjetunion,
auf dem nicht die Frau eine hemrragende Rolle
spielt. Auch in der AuBenpolitik arbeitet eine
groBe Anzahl von Sowjetfrauen in Missionen,
politischen Vertretungen und Handelsvertretun-
gen im Ausland. Uber 20 Jahre fiihrte Alexandra
Kolontay, der Botschafter der UdSSR in Schwe-
den, erfolgreich ihre diplomatische Arbeit durch.
DaB die russischen Frauen von dem ihnen ge-
gebenen Recht, mitzubestimmen an der politischen
Leitung des Landes. Gebrauch machen, zeigen
die Wahlen. Die weiblichen Wahler nehmen fiber-
all fast 100prozentig teil. 277 Frauen sind Depu-
tierte des Obersten Sowjets, 1700 Frauen der ver-
schiedensten Nationalitaten wurden Deputierte
der Obersten Sowjets der Union der autonomen
Republiken. Ungefahr 1/2 Million Frauen sind Ab-
geordnete der Ortlichen Sowjets.
Auch im Gerichtswesen arbeiten die Frauen,
ihrer Bedeutung entsprechend, mit. Zum Obersten
Gertcht der Unionsrepubliken gehoren 33 Prozent
Frauen.
Sesser als alle Worte zeigen diese wenigen
Zahlen, wie sich das Leben der russischen Frau
durch die Verwirklichung der Gleichberechtigung
gestaltet hat. Als Gleiche unter Gleichen nimmt
die russische Frau heute teil an alien Entschei-
dungen iiber das Leben des Landes and das Wohl
des Volkes.
In der UdSSRIstderjahrhunderte-
alte Traum vieler Generationen
progressiver Menschheit Wirk-
lichkeit geworden � der Traum der
tat s a c h II c h en Gleichheit und
Gleichberechtigung der Frau.
Approved for Release: 2022/06/23 CO2668040
Approved for Release: 2022/06/23 CO2668040
Tagung des Bundesausschusses des DFD
am 3. und 4. Oktober 1947 in Berlin
Die Bundesausschud-Sitzung am 3. und 4. Ok-
tober d. J. in der Universitat in Berlin hat nicht
nur einen umfassenden AufschluB fiber die Arbeit
des Bundes, sein Wachsen und Wirken gegebern
sie hat nicht nur gezeigt, wie mit Energie Schwie-
rigkeiten tiberwunden werden konnen und mit
ehrlichem Witten auci. unter den gegenwartigen
Verhaltnissen eine Organisation aufgebaut wer-
den kann, die von arbeitsfahig ist, sie hat ferner
nicht nur die %rode Riihrigkeit gezeigt, mit der
die Frauen urn ihre Gleichberechtigung kampfen
und ihre Forderungen durchzusetzen versuchen,
sondern sie hat deutlich zum Ausdruck gebracht,
dad hier Krafte am Werk sind � Krafte, die be-
harrlich und unbeeinfludbar wirken und ihrem
Ziel entgegenstreben. Die Initiative, die die Frauen
des Bundes auf jedem Gebiete entwickelt haben,
ihre Arbeit und ihre Bestrebtingen sind nicht mehr
zu iiberharen � weder von den Gegnern des
Bundes noch von der Weltoffentlichkeet.
Frau Dr. Durand�W e ve r, die erste Vor-
sitzende des DFD, eroffnete die Sitzung und be-
grfifite alle Gaste und BundesausschuBmitglieder.
�Wir wollen keine Geheimsitzung, sondern wir
wollen Rechenschaft ablegen tiber die Arbeit, die
der DFD in diesem halben Jahr geleistet hat. Die
Arbeit des DFD soil eine Briicke sein zwischen Oat
und West und beitragen zum Frieden der Welt,
und wir Frauen mfiesen alle Fraulichkeit und
Mtitterlichkeit einsetzen als den groBten Faktor,
den wir haben, urn die groBen Ziele, die der DFD
sich gesetzt hat, zu verwirklichen. ,Deutschland
steht und fallt mit seinen Frauen. Wir haben
zu beweisen, dad Deutschland bestehen wird."
Die Generalsekretarin, Frau Weiterer, gab
dann den
Uberblick
iiber die ,Entwicklung des Bundes
Sie gab einen umfassenden Rtickblick auf die
Arbeit des DFD von seiner Grfindung am 8. Mars
1947 bis jetzt und stellte lest, deli die Del.egationen
zum Griindungskongrell eine Basis von etwa
200 000 Frauen, die in der Zone und in Berlin
listenmadig erfat waren, hatten. Der Demokra-
tische Frauenbund Deutschlands aber zahlte am
1. September 1947 schon
242 545 Mitglieder in der Zone
ohne die Stadt Berlin (far die bis heute
noch keine Erlaubnis des Kontrollrates zur Gran-
dung des Bundes gegeben wurde). Die Zahlen
und die Arbeitsergebnisse zeugen von einer sechs
Monate langen intensiven Aufbauarbeit, die trutz
alter objektiven und subjektiven Schwierigkeiten
geleistet werden konnte. Es ist gelungen, in
diesem kurzen Zeitraurn eine Organisation zu
schaffen, die voll arbeitsfahig ist. Die Referate des
Bundes sind mit Sachbearbeiterinnen besetzt und
bearbeiten bereits Rechts- und Kulturfragen,
soziale Fragen, Fragen von Schule und Erziehung,
Hausfrauen- und Hausangestelltenfragen sowie die
Fragen der Verbindung mit anderen Organise-
tionen in den verschiedenen Zonen Deutschlands
und im Ausland. In �den Arbeitskommissionen
leisten die Frauen des Bundes eine gute Facts-
arbeit. Bin VerfassungsausschuB, der gebildet
wurde in verfolg der Forderung each einer deut-
schen Zentralregierung und Teilnahrne des DFD
an einer gesamtdeutschen Vertretung bei den
Londoner Frieciensverhandlungen, der aus Perla-
mentarierinnen, Juristinnen und anderen an diesen
Fragen interessierten Frauen besteht, beschaftigt
sich bereits mit. den Forderungen der Frau an
eine kfinftige Reichsverfassung. Die Organisation
hat eine lebendige kulturelle Arbeit und vor aliens
groLle Leistungen auf sozialem Gebiet zu ver-
zeichnen. Frau Weiterer gab einen Blick in diese
Arbeit durch die Aufzahlung von Beispielen, die
an Vielseitigkeit der Betatigung und Aufbringung
der Mittel erstaunlich waren.
Aus des Aufgabenstellung ist zu erwahnen, dat
vor allem eine fortlaufende Schulung stattfinden
soli zur Vertiefung des Wissens der Frauen iiber
geschichtliche, politische, kuiturelle, soziale und
aktuelle Fragen:
Als eine der Hauptaufgaben wurde die Ver-
starkung der Beziehungen mit Frauenorganisa-
tionen und die Schaffung von Gruppen des De-
mokratischen Frauenbundes im Weston Deutsch-
lands bezeichnet.
Aus dem Zahlenmaterial fiber die soziale Zu-
sammensetzung des Bundes zog Frau Weiterer
den SchluB, dad eine auBerst intensive Arbeit zur
Gewinnung der Arbeiterinnen und Bauerinnen
einsetzen music, die in den Reihen des Bundes
noch fehlen. Eine andere Aufgabe sei die Ge-
winnung junger Frauen. Man muss's in alien Or-
ganisationseinheiten die verschiedensten Arbeits-
methoden zur Gewinnung dieser Frauen an-
wenden.
Frau Dr. von Renthe sprach fiber
�Die Frauenbewegung
In Deutschland sett 1945"
Sie ffihrte an, dad der eigentliche Hohepunkt der
deutschen Frauenbewegung in den Jahren vor
dem ersten Weltkrieg lag. Als 1908 endlich each
langen Kampfen die Vereinsfreiheit erreicht
wurde. setzte naturgemad die Werbung der Par-
teien bar die Mitarbeit der Frauen em. 1912 land
in Berlin em politischer Frauentag statt. Der erste
Weltkrieg lied alle weiteren Zusarnmenkfinfte
und Debatten gegenstandslos werden und die Re-
volution 1918 gab den Frauen das Wahlrecht zu
alien offentlichen KOrperschaften. In den folgen-
den Jahren der Weimarer Republik konnte sich
die Frauenbewegung ungehindert entfallen, um
1933 wieder vallig zerschlagen zu warden.
Nach dem Zusammenbruch 1945 setzte em v81-
liges Neuaufleben der deutschen Frauenbewegung
em. Begonnen mit der Arbeit der Frauenaus-
schtisse bis zur Grtindung des DFD im Marz 1947
war es itherall die Frau, die begann, aus dem
Chaos einen neuen Weg und die LOsung alter
Fragen zu suchen. Besonders waren as die Frauen
aus den Widerstandsbewegungen und auch aus
der alten Frauenbewegung, die sofort an die
Arbeit gingen. Aber such unzahlige andere Frauen
begannen Hand anzulegen am gr.:Alen Aufbau-
werk. Die organisatorische Entwicklung fiihrte
Ober die Arbeit der Frauenausschilsse zum DFD,
der nur zum geringen Tell an die alte Frauenbewe-
gung ankniipfen konnte. Was in den folgenden
Monaten geleistet worden ist, ergibt em n gewal-
tiges Bild. Ohne den Frauenbund wird es keine
Losung unserer Fragen geben. Die Wurzel
liege in der praktischen Arbeit, die aber ideolo-
gisch fundiert werden intisse. Nachdem in der
Nazizeit das Recht der Frauen aufs Auderste be-
schrankt wurde, finden nunmehr alle aufbauwilli-
gen Krafte der alten und neuen Frauenbewegung
im DFD die Meglichkeit, am Neuaufbau Deutsch-
lands rnitzuarbeiten.
Die Entwicklung des DFD, der die Frauenbewe-
guise zu ihren hachsten Zielen zusammengefaBt
hat, berechtigt uns zu der Hoffnung, each dem
Zusamrnenbruch der Mannerstaaten Deutschland
em n anderes Gesicht zu geben, namlich das
Gesicht der Demokratie, deren hohes Ziel echte
Menschlichkeit ist, und dieses kann nur erreicht
werden im Zusammenspiel und Ausgleich mann-
licher und weiblicher Krafte.
Man beginnt in der Welt bereits die Stimme
der Frauen zu horen. Auch im Westen fangen
die Frauen an, sich zu organisieren und ihre For-
derungen zu stellen, wenn auch noch nicht in
dieser intensiven Form wie in der Ostzone. Man
Let sich jedoch tiberall klar daritber, dad die
heutige Entwicklung der Frauenarbeit zum Frieden
der Welt fiihren mud und wird.
Frau Emmi Damerius, stellvertretend�
Vorsitzende des DFD, gab einen ausfiihrlichen
und eindrucksvollen
Bericht iiber den Besuch
der Delegation des DFD in Schweden
zur Tagung der Internationlen Demokratischen
Frauenfoderation. Sie wies auf die grol3e Bedeu-
tung bin, die dieser erste Besuch deutscher
Frauen im Ausland und die erste Annaherung an
die Frauen im Auslande hat. Sie bezeichnete
dieses Treffen als den groden Durchbruch zu
diner neuen, anderen Welt und den Anfang zu
einer aussichtsreichen fruchtbringerrden Zusam-
menarbeit. Ihre Ausfiihrungen wurden mit beson-
derens Beifall aufgenomrnen.
Die anderen Teilnehmerinnen der Delegation,
Frau Radel, Frau Sachse, Frau Rentmeister und
Frau Dr. von der Esch, herichteten ebenfalls fiber
ihre Eindriicke in Stockholm und brachten ein-
stimmig ihre Befriedigung fiber das erste Aus-
landstreffen zum Ausdruck.
Frau Dr. Durand-Wever sprach den
rank des Bundesausschusses und seine An-
erkennung fiir die Haltung und des Auftreten
der Delegation aus und beschloB daunt den
ersten Sitzungstage
Deffirweite Tag der BundesausschuBsitzung be-
gann mit dem Referat von Frau Else L dde r s:
�Unser Wille
zur Einheit Deutschlands"
In eindrucksvollen Worten schilderte sie das
grate Leid, das der Krieg tiber die Frauen ge-
bracht hat. Es gelte nicht nur die audereri,Triimmer,
sondern vor allem auch die geistigen und seeli-
schen Triimmer zu beseitigesu Sie wies hin auf die
berechtigten Hoffnungen, die wir Deutschen each
den Potsdamer Beschliissen haben konnten und be-
dauerte, dad wir trotzdem politisch bisher noch
nicht weitergekommen seien, sondern uns im
Gegenteil immer welter von den Potsdamer Be-
schliissen entfernen. Wenn wir auch vial Hilfs-
bereitschaft erfahren hatten, so brauchten wir
doch vor allem wirtschaftliche Bewegungsfreiheit,
um aufbauen zu konnen. Sie deutete die Schwie-
rigkeiten an, die sich uns noch entgegenstellen.
1. Bundestagung des DFD
Dam Preisidium von links: Kate Kern, Emmi Damerius, Else Liiders, Dr. Durand-Waver, Elli Beer,
Barbara von lien the, Hildegard Sellikowski; WTI Rednerpult: Maria Weiterer
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Approved for Release: 2022/06/23 CO2668040
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sun ire einem wirklichen Frieden zu kommen.
Aber die Schwierigkeiten seien eine Folge des
Krieges und durchaus nicht IRV bei uns Vorhan-
den, sondern sie bestanden auch in anderen
Landem. Sie sprach tiber den Marshall-Plan und
betonte die Notwendigkeit der Einheit Leutsch-
lands.
�Wir Frauen wtinschen keine bi- und trizonalen
Besprechungen, sondern einen Frieden, an dem
alle vier Besatzungsmachte teilnehmen. Wir
mfissen den Kriegsgeriichten entgegentreten. Die
Grundlage fiir eine kiinftige Verfassung ist die
Einheit Deutschlands und der Wunsch alter ist
die Aufhebung der Zonengrenzen. Wir lehnen
den Separatism. us ab, ,die Lasten des Krieges
mfissen wir gemeinsam tragen" rief Frau Liiders
aus. Sie forderte dann, dal; des Ruhrgebiet
deutsch bleibe, as sei ihr aber personlich emn
Heber Gedanke, daB die Kohle des Ruhrgebietes
alien Volkern, die deren bediirftig seien, Warme
und Licht gebe. Das Gleiche wiinsche sie file
Oberschlesien.
Auf die ungeheure Bedeutung der nachsten
Wochen end Monate hinweisend, sagte sie
weiter: �Wenn wir Frauen nach der Einheit
streben, so tun wir dies im Gedanken an ganz
Europa. Wix wissen, daB auch eine Aufhebung
der Zonengrenzen uns noch nicht den Himmel
auf Erden bringen wfirde, aber sie brachte we-
sentliche Erleichterungen mit sich mid wiirde
einen Anfang zu einer endgfiltigen Lotting be-
deuten. Wir werden mit unserer Arbeit unseren
Beitrag zum Wiederaufbau leisten, aber -dazu
brauchen wir einenjesten Boden, und wit hoffen,
daB die kiinftigen Friedensverhandlungen was
diesen Boden bringen werden.
Unsere ganze Sehnsucht und unser Bingen und
Streben soil darauf ausgerichtet sein, dal Deutsch-
land wieder Licht und Warme auf allen Gebieten
geben kann, vor aliens in geistiger Hinsicht.
Wenn uns auch alle auBeren Giiter genommen
sind, etwas kann mhn uns nicht nehmen, falls
wir as nicht verlieren wollen: den Geist, zu
sinnen mid ein Herz, zu lieben."
Nach Frau Laders sprach Frau Kate e r n
fiber
�Furderungen zur Verfassung".
Sie entwickelte em eingehendee Bild fiber die
Verfassungsfragen und die Arbeit der Vedas-
surigskommission des Demokratischen Frauen-
bundes, die bereits dabei ist, die Forderungen dee
Frauen fiir eine gesamtdeutsche Veefassung aus-
zuarbeiten. Sie sprach von dem obersten Ziel, dad
sich der Demokratische Frauenbund gesetzt, nam-
lich die Sicherung des Friedens und erklarte:
�Der Demokratische Frauenbund will elle
reaktionaren Bestrebungen be-
� kampfen, an der Beseitigung f a s histi-
schen, militaristischen und rfick-
schrittlichen Gedankengutes mit-
arbeiten, urn die Voraussetzungen fiir die
Sicherung des Friedens und fiir den Beginn
einer neuen Epoche der Humanitat und
des Fortschrittes zu schaffen."
Diese Ziele miiBten in einer entsprechenden
Verfassung verankert werden, sagte Frau Kern.
Sie gab dann einen kurzen historischen Rack-
buck und stellte einen Vergleich der Weimarer
Verfassung mit dem zur Zeit geltenden Lander-
verfassungen an, Sie verglich auch die Ver-
fassungen der Westzonen mit denen der Ost-
zonen, die leider in bezug auf die Gleichberechti-
gung der Frauen wesentliche Einscheankungen auf-
zuweisen haben. Wenn es zum Beispiel in der
Weimarer Verfassung heiBt: �Grundsatzlich" die
gleichen Rechte, so stellt dies nattirlich eine
groBe Einschrankung dar. Auch die Bremer Ver-
fassung wurde auf Einspruch der amerikanischen
Militarregierung in bezug auf die Gleichberechti-
gung der Frau geandert, miter der Begrtindung,
dad die v011ige Gleichberechtigung der Frau mit
dem Btirgerlichen Gesetzbuch nicht in Einklang
zu bringen sei.
Das Bemiihen des Demokratischen Frauenbun-
des aber geht dahin, eine Verfassung zu haben,
in der die Frau v011ig gleichberechtigt ist und at
arbeitet schon haute an der Umformulierung alter
Gesetze, die die Ft-au haute noch benachteiligen.
Ele Frauen des DFD und alle fortschrittlichen
Frauen sind sich nariiber einig, dad in der neuen
Verfassung die Gleichberechtigung der Frau
garantiert sein mud und dad die Gesetze endlich
ents,prechend unseren Zeitverhaltnissen zugunsten
der Frauen geandert werden miissen.
Es wurden bereitS Vorschlage ausgearbeitet far
eine Neuregelung des Ehe-, Farnilien- und Giiter-
rechtes sowie des Nichtehelichenrechtes. Auf
allen diesen Gebieten setzt sich der Demokra-
tische Frauenbund em, aber auch tiber die spe-
ziellen Frauenforderungen hinaus sehen die Frauen
ihre Aufgabe darin, sich mit den entscheidenden
politischen Fragen vertraut zu machen, urn an
4
einer zukfinftigen deutschen Verfassung mete
arbeiten zu Mennen. Im Augenblick setter' sie
ihre wichtigste Aufgabe darin, zu 'erreichen, daB
sie bei den kommenden Friedensverhandlungen
gehort warden end treffen hierfdr weitgehende
Vorbereitungen. Da far eine ktinitige Verfassung
die Weimarer Verfassung als Grundlage ge-
nommen werden soil, het der Demokratische
Frauenbund die Absicht, einige Abanderungen in
Vorschlag zu bringen, urn einer nachteiligen Ent-
wicklung in bezug auf die Frauenforderungen end
die E'emokratie aberhaupt vorzubeugen.
AnschlieBend fend eine lebhafte, Diskussion
state Folgende Resolution wurde angenommen:
Entschliellung
Ober die Einheit DeutsChlands
Am 3. und 4. Oktober 1947, anlaBlich seiner
ersten Konferenz, beschaftigte sich der Bundes-
ausschuB des Demokratischen Frauenbundes
Deutschlands mit den Aufgaben und Forderungen
der Frauen aus alien Gebieten Deutschlands zur
Herstellung und Sicherung der Epheit unseres
Vaterlandes.
Mit groBer Sorge sehen die �im Demokratischen
Frauenbunde Deutschlands vereinigten fiber
1/4 Million deutscher Frauen 'und mit ihnen alle
friedliebenden Frauen in ganz Deutschland, dad
sich nun, zWei Jahre each Beeedigung des ver-
brecherischen und marderischen Hitlerkrieges,
bereits Bestrebungen zeigen, die nicht dem von
alien Volkern ersehnten Frieden dienen, sondern
einem neuen, noch furchtbareren Weltkriege Vor-
schub leisten.
In der Erkenntnis, daB-wie als Deutsche unsere
heutige Notlage als Folge des letzten Krieges,
unter der besonders die Frauen und Kinder
leiden, selbst mitverschuldet haben, nicht zu-
letzt weil wir nicht zielbewuBt und aktiv fin die
Aufrechterhaltung des Friedens mit alien Mitteln
eingetreten sind, wollen wir aus den Fehlern der
Vergangenheit lernen. Der DFD arbeitet mit alien
kraften gegen Kriegspropaganda und Verhetzung,
in welcher Form auch immer sie auftreten. dine
geeinte starke Frauenbewegung soil in ganz
Deutschland verantwortungsbewuBt die Gestaltung
unseres zuktinftigen Schicksals mitbestimmen.
Well wir fortechrittlichen Frauen die Einheit
Deutschlands als grundlegendes unmittelbares
Friedensziel erkannt haben, erheben wir unsere
Stimme fiir die Verwirklichung der von den
alliierten GroBrnachten in Potsdam getroffenen
Vereinbartmgen hinsichtlich der Zukunft Deutsch-
lands, in denen uns zentrale Verwaltungen zu-
gesagt warden.
Wir sehen in der Zusammenlegung der einzel-
nen Zonen nicht den Wag zur Herstellung der
wietschaftlichen, politischen und kulturellen Ein-
heit Deutschlands; derartige MaBnahmen fiihren,
wie die Erfahrunq zeigt, nicht zur Uberwindung
der groBen Not und zur Verbesserung der Lebens-
lage des deutschen Volkes. Vielmehr beschworen
sie die Gefahr einer Zersplitterung unseres Vater-
landes herauf.
Die Entwicklung der deutschen Friedensproduk-
tion ist unerlaBlich fiir die Uberwindung des
Marvels an wichtigsten Bedarfsgtitern in Deutsch-
land und ffir die Erffillung der Reparations-
pflichten.
Doch net auf der Grundlage einer gesamtdeut-
schen Planting und des innerdeutschen Gfiteraus-
tausches kannen die wirtschaftliche Gesundung
Deutschlands und der so wichtige Handel mit an-
deren Landern zustande keinmen.
Als vordringliche Aufgabe sieht der Demokra-
tische Frauenbund Deutschlands die politische
und erzieherische Mitwirkung der Frauen. Jetzt
ist den Frauen unseres Bundes durch die Auf-
forderung zur Mitarbeit in . den offentlichen
demokratischen Korperschaften hierzu eine be-
deutsame Gelegenheit gegeben.
In dem Grad, wie wir Frauen fiberall verant-
wortlich mitwirken und mitbestimmen, starken
wir unseren EinfluB zur Schaffung der demokra-
tischen deutschen Republik.
Als politisch fortschrittliche Frauen erkennen
wir die Notwendigkeit, dem deutschen Volk das
Becht zue Abstimmung fiber seine Einheit zu
geben.
AnlaBlich dee bevorstehenden Londoner Kon-
ferenz der AuBenminister wiederholen wir die
auf dem ersten Deutschen FrauenkongreB file den
Frieden tin Marz 1947 geauBerte Bitte, deutsche
Frauen und Manner zu den Verhandlungen hinzu-
zuziehen. Wir verbinden damit die Hoffnung, daft
in London ein Friedensvertrag tin Geiste der
Menschlichkeit zustande kommt. der die lahmende
Unsicherheit hinsichtlich der Zukunft Deutsch-
lands von uns nimmt, damit das geeinte Deutsch-
land in aufbauender Arbeit zur Sicherung und
Festigung des Weltfriedens beitragen kann.
Die deutschen Frauen haben gezeigt, dad ste
trotz Elend und Not den Mut zum Leben und zur
Arbeit haben. Der Demokratische Frauenbund
Deutschlands wird mit semen standig wachsen-
den Kraften dazu beitragen, daft im neuen
Deutschland der Zukunft friedliche Generationen
heranwachsen.
In ihrem
Schluliwort
appellierte Frau Damerius an die Wachsamkeit
der Frauen, die allerorts ihre Regsamkeit ver-
starken milBten. Es habe noch sehr viel zu ge-
schehen, um bei der Londoner Konferenz gehert
zu werden.
In bezug auf die Frage des Ruhrgebietes uncl.
Oberschlesiens betonte sie, daB wir fin das Ruhr-
gebiet noch kampfen, daft jedoch das Schicksal
Oberschlesiens durch einen BeschluB der vier
Alliierten bestimmt worden sei.
Es gabe eine Entwicklung in Deutschland und
in der Welt, fiir die man Regen unit Ohren offen
haben end mit der man sich besonders griindlich
beschaftigen mtisse. Die Politik des DFE milsse
eine deutsche Politik sein, ausgerichtet auf ganz
Deutschland und auf die Frauen alter Zonen. Die
Frauen stellen immer haufiger die Frage, wie es
rnoglich war, daft sich die Volker zusammen-
fanden in der Niederschlagung Hitters und jetzt
nicht einig sein keinnen in der Sicherung des
Friedens.
In Stockholm haben die Frauen der Welt ver-
sprochen, daft sie den deutschen Frauen helfen
wollen, eine einheitliche demokratische Politik in
Deutschland zu erreichen, Unsere Verpflichtung
sei es nun an erster Stelle, zu zeigen, daB wir
bereit sind, alias ftir die Einheit E'eutschlands
zu tun und alias zur Verhinderung neuer Kriege.
Alle Kriege seien am Ende Menschenwerk, also
mtiBten Menschen sie verhindern konnen. Kriege
warden im tiefsten Frieden vorbereitet und bereits
heute fanden sich wieder Krafte in der Welt und
in Deutschland, die zum Kriege trieben.
Mehrmals sei der Wunsch geauBert worden, daft -
die deutschen Frauen auch in London gehert
werden, doch batten die Frauen wader in der
Ost- noch in der Westzone diesen Wunsch ge-
nfigend zum Ausdruck gebracht, dine solche
Forderung zu erheben, heiBe, nicht nur in
unseren Reihen, sondern in den Reihen der deut-
schen Frauen iiberhaupt eine gewisse Basis daffir
schaffen. Die Verantwortung fiir die Entwicklung
der nachsten Jahre tragen die deutschen Frauen
zu einem groBen Stuck mit, sie kennten die Ver-
haltnisse beeinflussen. Frau Weiterer habe in
ihrem Bericht sehr vial dartiber gesagt, wie das
moglich sei.
Die vielen Veroffentlichungen fiber die Arbeit
und iiber die Ziele des Besides, die durch die
Presse gingen, hatten hoffentlich die noch ab-
seits stehenden Frauen aufnaerken lessen und
ihnen die nicht zu unterschatzende Bedeutung einer
Frauenbewegung in einer so entscheidenden Zeit
wie dee unsrigen nahegebracht. Allen Lauen und
Uninteressierten Bowie alien MiBtrauischen und
Vareingenommenen miiBte auf Grund der ein-
gehenden Ausfiihrungen fiber alle Gebiete, mit
denen sich der DFD beschaftigt und *fiber die er
anlaBlich der BundesausschuB-Tagunq Rechen-
schaft ablegte, klar warden, daft dieser erstmaliqe
ZusammenschluB die Basis ist, auf der deutsche
Frauen wieder zu Ansehen in der Welt gelangen
k8nnen, und daft innerhalb des DFD jade Frau
Gelegenheit habe, auf ihre Weise einen Beitrag
zur Wiederherstellung der Achtung vor der deut-
schen Frau zu leisten. Allen aber, die guten Wil-
lens und noch ratios sind, will der DFD helfen.
Es solle und diirfe in Deutschland keine Frau mehr
geben, die miBmutig und verstOrt nicht Wiese,
wohin-sie Bich wenden kOnne. Die Fr-alien miiBten
endlich von ihrer Fahigkeit, selbstandig zu denken
und sich eine eigene Meinung anzueignen, Ge-
branch machen, damit ate aus ihrer Unsicherheit
heraus den Wag zur Klarheit finden. Es set das
eine moralische Verpflichtung, dig die Frauen
dem Volk als Ganzes schuldiq seien, wenn sie
aus der Veegangenheit gelernt hatten. Die Neu-
ordnung des deutschen Lebens sei nicht net eine
Frage der Enttrammerung nach aufien, sondern
vor allem auch each innen. Dies alles habe die
BundesausschuB-Sitzung sum Ausdruck gebracht
und die Moglichkeit gezeigt, aus der gegenwar-
tigen Not herauszukommen. Je eher wir ens fahig
erweisen, desto eher wfirden wir frei sale.
Es bleibe nut zu wiinschen, dad die Gegner des
DFD und alle diejenigen, die ihm miBtrauisch
gegeniiberstehen, die wirklich hochgespannten
Ziele erkeganen, und daft viele Itrende end
Suchende den rechten Wag finden mOchten. Da-
mit ware der Sinn der Tagung erffillt, mid das
seien die Gedanken, die zutiefst alle die beweg-
ten, die mit wirklicher Anteilnahme an der Sitzung
teilnahmen.
Approved for Release: 2022/06/23 CO2668040
Approved for Release: 2022/06/23 CO2668040
14140ae ilejOe K4 felltabegi
Von MARIA RENTMEISTER
Wie kam es zu der Einladung des Demokra-
tischen Frauenbundes Deutschlands, zu der Exe-
kutivtagung der Internationalen Demokratischen
Erauenfoderation?
Bemerken mull man, daf3 as sich nicht urn die Ein-
ladung einzelner Persenlichkeiten zu einer inter-
nationalen Tagung handelt, wie es bereits after
geschah, sondern der DFD wurde um the Ent-
sendung einer Delegation gebeten.
Wir konnten feststellen, dad die Entwicklung in
Deutschland imAusland mit groBer Aufmerksamkeit
beobachtet wIrd. Die Internationale Demokratische
Frauenfdderation hat bereits vor einem Jahr eine
Kommission ausVertreterirmen vers chiedene rNa tio-
nen mit dem Studium der deutschen Verhaltnisse
beauftragt. Diese Kommission hat auch auf dieser
Tagung 'iiber Deutschland Bericht erstattet. Aus
dem Prograrnm der IDFF und ihrer Arbeit geht
hervor, dad ihr Kampf in erster Linie der Beseiti-
gung der Uberreste des Faschismus und der
FOrderung der demokratischen Entwicklung
Die Tatigkeit des DFD, dessen Ziele und Arbeit
sich ebenfalls in dieser Linie bewegen, wurde auf-
merksam verfolgt und fiihrte schlieBlich zu der
Einladung.
Es erhebt sich die zweite Frage, zu wem wir
eingeladen wurden. Was ist die IDFF und welchen
Charakter hat diese Organisation? Unterscheidet
sie sich von den anderen Frauenbewegungen und
welche politische Ordentierung hat sde?
Wir konnen heute vier grolle Vereinigungen
unterscheiden, und zwar:
1. Den Weltbund f�r gleiches Recht and gleiche
Verantwortlichkeit (die frilhere Stimmrechts-
bewegung);
2. die Frauenliga ffir Frieden und Freiheiti
3. der Internationale Frauenbund und.
4. die Internationale Demokratische Frauen-
foderation.
Alle vier Orgatisationen fiihrten im vergan-
genen Jahr intemationale Tagungen durch. Was
zeigte sich? Die alten traditionellen Vereinigun-
gen hielten sich ganz im Rahmen ihrer fritheren
Ziele und Bestrebungen. Ste traten em n das
Stimmrecht der Frau, fin gleiche staatsbiirger-
fiche Rechte, fin the Rechte der Ehefrau und im
allgemeinen fiir Frieden und Gleichberechtigung.
Das finchterliche Geschehen des Faschismus und
Hitlerkrieges hat nicht zu neuen Erkenntnissen
gefiihrt, noch konnte eine dieser Frauenvertre-
tungen sich riihmen, an der Spitze des Freiheits-
kampfes ihrer Lander gestanden zu haben oder
als fiihrende Kraft im Kampf gegen Hitler und den
Krieg in Erscheinung getreten zu sein. Haben
sher die Frauen der dberfallenen Lander Wider-
stand geleistet, haben ale in der Freiheitsfront
Ihrer Volker gestanden? Hervorragend und
heroisch war die Teilnahme der Trailer'. Ste er-
wachten dadurch in vielen Landern zum politischen
Leben und stellen in der Neugestaltung ihrer
Lander die positivsten Krafte dar.
Konnten sie sich also den alten Organisationen
wieder anschlieBen, die, als alles bedroht war,
keine Kraft und keine Fiihrung darstellten. son-
dern kapitulierten, wie es so schmahlich auch in
Deutschland der Fall war?
Keine der alten Organisationen hielt auch nur
annahernd seine Mitglieder oder seine Landes-
vbrbande. Dents es kam 1945 zur Griindung der
IDFF, in der die Freiheitskampferinnen fiihrend
sind. Bareits bei ihrer Griindung waren 42 Natio-
nen vertreten, die 81 Millionen Frauen vertraten.
Zum erstenmal sind auch die ru.ssischen Frauen
in einer internationalen Organisation beteiligt. Das
Herz der IDFF bildet die �Union franzosischer
Frauen", die groBe umfassende Organisation von
3 Millionen Mitgliedem, die in der Widerstands-
bewegung entstand.
Auf dem GrandungskongreB der IDFF vereinig-
ten sich zurn erstenmal Frauen verschiedener
Rassen and Nationen, verschiedener Glaubens-
bekenntnisse, Klassen und politischer Uberzeugun-
gen, man einte sich in den Zielen: Kampf inn
Frieden und Demokratie, Kampf gegen die faschi-
stischen Uberreste und reaktionaren Forderungen,
f�r Gleichberechtigung der Frau, fiir Verbesse-
rung der Lebensbedingungen der arbeitenden
Menschen mid sozialen Fortschritt in der Welt.
Si e beschrankt sich nicht auf soziale, rechtliche,
kulturelle Fragen, sondem nimmt zum politischen
Geschehen Stellung, sal es des politische Welt-
geschehen, seien es die nationalen Belange der
Lander. Die IDFF erklart sich bereit, mit alien
internationalen Frauenorganisationen zusammen-
zuarbeiten.
Wie wurden nun die deutschen Frauen emp-
fangen?
Im Moment stehen groBe Teile der Berliner Be-
volkerung unter dem Eindruck des Prozesses gegen
die SS-Merder des Konzentrationslagers Sachsen-
hausen. War die Verhandlung mithort oder die
Berichte best, steht burner wieder entsetzt und
fassu.ngslos vor dieser menschlichen �Verkommen-
hen, obwohl wir doch vieles aus eigenem Er-
leben kennen. Das sind Deutsche. Es gab eine
groBe Anzahl, eine Riesenorganisation solcher
Verbrecher. Millionen unschuldige Menschen
fielen ihnen zum Opfer. Das deutsche Volk stand
nicht gegen den organisierten Massenmord an
Zivilpersonen und Kriegsgefangenen auf. Lesen
ale, was mit den Menschen anderer Nationen ge-
schah, dann weiB man, was zwischen ihnen und
uns liegt.
Diese Entfremdung wurde sehr sparbar. Kritisch
and abwartend, mit grater Aufmerksamkeit
harte man den Bericht von Emmi Damerius an.
Die awl Echweden zurackgekehrte Delegation.
Von links: Emma Eachse, Emmi Dementia, Dr. Mar-
garete v. d. Each, Frieda Radel, Maria Rentmeister
Was bewegt diese Frauen? Eine Frage, und
zwar: Wird Deutschland auch weiterhin eine Be-
drohung des Friedens, wird Deutschland auch
weiterhin eine Bedrohung f�r uns alle sein? Wie
stark sind die Krafte, die eine friedliche and
demokratische Entwicklung gewahrleisten?
Wir Frauen des Demokratischen Frauenbundes
haben tins ZUT Ubernahme der Verant,.vortung f�r
eine friedliche und demokratische Entwicklung
bereit erklart, wir wollen auch wiedergutmachen,
soweit es tins menschenmOglich ist. Die wich-
tigste Frage, die hiermit im Zusammenhang steht,
1st die Einheit unseres Landes. In diesem Augen-
blick erhielten wit die Zustimmung der ganzen
Konferenz. Dies wiederholte sich bei der Forde-
rung nach einer zentralen Regierung in Deutsch-
land, es wiederholte sich bei der Forderung nach
einer deutschen Vertretung tinter Teilnahme der
Frauen an der Londoner Konferenz und an man-
chen anderen Punkten, An anderer Stelle dieses
Blattes sind die Beschliisse der IDFF veroffent-
licht. Wer wagte zu hoff en, daB unsere eigenen
nationalen Interessen von einer internationalen
Von links: Maria-Claude Vaillant-Couturier; Mme. Pragierowa, Vizeminister f�r Arbeit und Sozialliirsorge in der polnischen Regierung; Mme. Mitroviteel,
Minister tar Erziehung in der jugoslawischen Regierung; Mine. Cotton, Prof. der Physik, Prasidentin der Internationalen Demokratischen Frauenfoderation;
Dolores /barruri, �La Passionaria"
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Approved for Release: 2022/06/23 CO2668040
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Organisation vertreten warden? Sie wurden es
deshalb, well nur die fortschrittlich-demokrati-
schen Krafte die Sicherheit der anderen Lander
gewahrleisten. In diesem Sinne wurde uns Unter-
stiitzung und Hilie in unserer Arbeit zugesagt.
Nach leidenschaftlichenWorten von beiden Seiten
sahen wir was dann dem groBen Augenblick
gegenaber, in dem die Vorsitzenden der IDFF
auf uns zukamen mit herzlichem, warmem Hande-
reichen' mit Worten der Begrafiung und Hoff-
nung auf gute Zusammenarbeit. Urn diese Zu-
sammenarbeit haben wir gebeten und sic wurde
gewahrt.
Mogen die deutschen Frauen den stArksten An-
teil nehmen an alien diesen far unsere nationale
Entwicklung so entscheidenden Fragen und tinter
Beweis stellen, welche fortschrittlichen Krafte sic
entwickeln
Aus dem Bundesleben
lie Joni
Eine traurige Berahmtheit hat diese kleine Frau
aus Domnitz in Mecklenburg sich erworben, da-
durch, daB sie auf einer Versammlung des Demo-
kratischen Frauenbundes in Ludwigslust Lebens-
weisheiten von sich gab, die � das brauchen wir
wohl nicht besonders zu betonen � kollidieren
mit den Lebensauffassungen eines jeden Men-
schen, der sein Leben nach ethischen und morali-
schen Grundsatzen gestalten mOchte. DaB das die
Mehrheit alter Frauen ist, bedarf keiner Frage.
Wenn eine gewisse Presse versuchte, das was
Ite JOrn in Ludwigslust gesagt haben soli (sic
hat es nach einer Berichtigung der �Norddeut-
schen Zeitung" in Schwerin nicht so gesagt, wie
es publiziert wurde), hinzustellen als eine of
II-
zielle Meinung des Demokratischen Frauenbundes
zu den Problemen der Ehe, Liebe und Treue, so
1st das � das wagen wir zu behaupten � wider
besseres Wissen geschehen, denn nut em n einziger
Blick auf das erzieherische Programm des Bundes
zeigt, dad dieser im Gegenteil der Lockerung der
Moral und der Verfalschung ethischer Begriffe in
der Nazizeit den scharfsten Kampf angesagt hat
und daran arbeitet insbesondere den jungen
Menschen alte Lebenswerte wieder zu vermitteln.
Der Demokratische, Frauenbund mit semen
250 000 Mitgliedern umschlieSt Menschen altar
Art. Es 1st natarlich, dad in ihm sich auch Frauen
mit alien mOglichen Ideen und Lebensauffassun-
gen befinden. Da in semen Reihen das Prinzip
der Demokratie herrscht, sollen auch bei Die-
kussionen die Probleme von alien Gesichtspunk-
ten diskutiert werden.
Eine andere Frage 1st as, welche Auffassurig
eine Frau zum Ausdruck bringt, die als Referen-
tin eingesetzt ist. Der Skandal um Ite J6rn (dieser
Sache haben sich nicht bloB einige Zeitungen der
Ostzone bemachtigt, sondern auch in erheb-
lichem Made die Zeitungen im Westen) mud all
unseren Leitungen de Lehre geben, dad niemand
im Bunde referieren kann, der nicht auch die
Ziele und das Programm des Bundes vertritt.
Die Bundesmitglieder, die wissen, welche Ziele
der Demokratische Frauenbund Deutschlands an-
strebt, sollen sehr wachsam sein, damit solche
Zwischenfalle unmoglich gemacht werden. Die
Aktivitat und die Starke des Demokratischen
Frauenbundes tuft seine Feinde auf den Plan.
Das zeigt sich daran, wieviel Platz von dem so
knappen Zeitungspapier gewisse Zeitungen den
AuBerungen der Tie Join widmeten.
Aktivitat der Ortsgruppen
Kreis Celan:
Im Rahmen der Volkssolidaritats-Woche wur-
den Sammlungen und Kinderfeste veranstaltet.
Vom DFD, Ortsgruppe Senftenberg, wurden
erhebliche Betrage gesammelt, die der Volks-
solidaritat zur Verfagung ilbergeben wurden.
Es wurden auBerdem 2000 Plaketten verkauft.
Eintrlttskarten zu alien von den drel Parteien
stattfindenden Veranstaltungen werden von den
Mitgliedern des Bundes verkauft.
Nahstuben und Kindergarten sind, wo sie
noch nicht vorhanden waren, neu eingerichtet
worden.
Be! den in den letzten Wochen ausbrechenden
Waldbranden haben sich die Frauen freiwillig
zur Bekampfung zur Verfilgung gestellt.
Forst/Lausitz:
Der DFD hat einen Antrag an die landwirt-
schaftliche Abteilung gestellt, ftir die Kinder-
garten, Alter sheime und die Krankenhauser
Ziegen sum Einstellen zu erhalten. 25 Ziegen
wurden zugesagt.
Kreis Teltow:
Blankenfelde: Der DFD berntlht sich urn die
Renovierung des Biankenfelder Schlosses, urn
die far Blankenfelde und Umgebung dringend
erforderliehe Oberstufe der Schule einriehten
zu konnen. Die Gemeindeverwaltung will das
SehloB jedoth an eine Essigfabrik verpachten.
Der DFD appelliert an die Gemeindevertretung,
den Ausbau des Schlosses zu untersttitzen und
somit die Raumfrage der Sehule zu klaren.
Senftenb erg :
In Grube Marge wurde eine Frau als Barger-
meisterin gewahlt. Nach Aufruf zur Grandung
des DFD traten die Frauen von Grube Marga
dem Demokratischen Frauenbund bet. Eine rege
6
Werbeaktion wurde durchgeftihrt. Man kann
wohl heute mit Becht sagen, daB die Ortsgrumfe
Grube Marga mit 320 Mitgliedern die starkste
des Kreises Calau 1st. Bedingt durch die augen-
blickliche Notlage wurde der BeschluB gefaBt,
eine Sammlung von Lebensmitteln durchzuftlh-
ren, welche alten Leuten und besonders Bedtirf-
tigen des Ortes zugute kommen sollte. Diese
Aktion wurde Anfang Juni begonnen und man
-
kann heute sagen, daft schon em n grater Tell der
Bedilrftigen bedacht werden konnte. So wurden
U. a. Kartoffeln, Eier, Brot und Mehl verteilt.
Sehr bedtirftige Familien erhielten auch eine
Spende an Mach. Mit welcher Freude die alien
Leute diese Lebensmittel in Empfang nehmen,
ktinnen nur diejenigen ermessen, die dabei
waren. AuBerdem konnten noch einige Zentner
Saatkartoffeln far die Brachlandaktion verteilt
werden. Aber nicht nur in dieser Hinsicht sind
die Frauen der Grube Marge aktiv, sondern in
Aufbauspenden
Als Aufbauspende far den DFD hat der
Kreisvorstand der CDU Bernau 100.� RM
geaeben. Wir danken sehr fur die Unter-
stUtzung.
den monatlich stattfindenden Versammlungen
werden eifrig politische Tagesfragen erortert.
So hilft der DFD an der Uberwindung der Not
und bet der Aktivierung mid politischen Er-
ziehung der Frauen.
Bad Freienwalde:
Freienwalde hat eine Nahstube eingerichtet,
die sich big jetzt allein erhalten hat. Augen-
blicklich lauft em Nahkursus fiir junge
Ma dche n. Sieben Madchen werden in einern
halbjahrigen Kursus ausgebildet. Ftinf Nah-
maschinen stehen zur Verftigung.
Damme:
Am Sonntag dem 6. Jull 1947, veranstaltete der
D F D mit dem FrauenaussehuB in DammeiKreis
Prenzlau em Wohltattgkeitsf est zu-
gunsten der Markischen Volks-
solidaritat. Es war sehr nett aufgezogen,
mit Tombola und anderen netten Belustigungen,
ja sogar em Schweinchen wurde versteigert.
Durch die gute Organisation der Vorsitzenden
des DFD verlief der Abend sehr schen. Sic
hatten eine Einnahme von 2800.� EM,
yonder sic der 1VlarkischenVolkssoli-
daritat in Prenzlau 1800.� EM
spendeten.
Prenzlau:
Am Sonnabend, dem 12. Juli 1947, veranstaltete
der DFD Zuckerfabrik in Prenzlau
em n Kinderfest. Dazu waren beige
Kindergarten der St a dt Prenzlau ein-
geladen. Es waren etwa 180 K in der an-
wesend, die mit einer schanen Kirschsuppe nd
Geschenken bedacht wurden. Allerlei Belusti-
gungen wurden durchgefiihrt, z. B. Sae.khapfen,
Schaukeln, Volkstanze. Man sah an dem Leuth-
ten der Augen die Freude der Kinderherzen.
Die Jugend fiihrte mit den Kindern Theater-
stticke auf und brachte sehr schline Rezitatio-
nen und musikalisehe Darbietungen.
Kreisverband Merseburg:
Der Monet August stand im Zeichen des
Laternen- Kinderfestes. Die Frauen
des DFD und AFA waren mit den Vorbereitun-
gen hierzu beschaftigt. In den Landgemeinden
wurden Sammlungen von Lebensmitteln unter-
nommen, somit bestand die Mtiglichkeit, den
Kindern Kuchen und Geback zu verabreichen.
Benndorf:
In Benndorf veranstaltete die Ortsgruppe
einen Kult tir a b en d unter dem Motto:
�Aus dem Leben ftihrender Per-
sonlichkeiten der Frauenbewe-
g u n g." Unter der Mitwirkung der FDJ wurde
filr diesen Abend em buntes Programm zu-
sammengestellt. Diese Veranstaltung war etc
Abend, welchen die Dorfgemeinschaft von 300
Einwohner besuchte. Das Referat war �Helene
Lange und Klara Zetkin." An diesem Abend
konnten verschiedene Neuaufnahmen gemacht
werden.
Frankleben und Burg-Lebenau:
In den Gemeinden Frankleben und Burg-
Lebenau wurde dutch die Frauen des DFD und
des AEA eine Erholungsaktion far die Kinder
des Kindergartens durchgeftihrt. Nach einer
eifrigen Vorarbeit let es gelungen, den Kindern
einen dreiwochigen Erholungsaufenthalt in
Schmiedeberg zu verschaffen.
Ortsgruppe Benndorf:
Der Vorsitzenden gelang es, einen K i nd er -
g a r te n in ihrerGemeindezu errichten,
vorlauflg let em n provisorischer Raum vorhan-
den, urn spater in eine ausgebaute Wohnung
zu ziehen.
Kreisverband
KirchmOser:
Die Ortsgruppe verteilte fur
2000.-- EM Spielzeug, 2 Zentner
Apfel und 300 Packchen Vitamin-
Tabletten an die Kinder.
Der DFD und AFA sind bemtlht, den Urn-
siedlern in jeder Weise zu helfen. In Kirchmoser
,konnten insgesamt 57 2 Stack Gesc hirr
ausgegeben werden. 50 P a a r P a nto if el
konnten an Bedarftige verteilt werden.
Altenblatow:
Der DFD hat sich vom Btirgermeister Holz
anweisen lassen und die Frauen haben es
s elbs t g esc hlag en. Jede hieran betei-
ligte Frau erhielt ihr Winterholz und der
tlberschuil wird an Kranke und
alte Leute verteilt.
Kreisverband Saalkreis:
Aus Kennern wird mitgeteilt, daB far
18 weitere Kinder Freitische ge-
schaffen wurden. Ferner konnten 3 Kinder
in einem 6wechigen Erholungs-
aufenthalt untergebracht werden. Dutch
gemeinsame Arbeit der AFA- und DFD-Frauen
konnte in Konnern eine Obstsam m lung
durchgefahrt werden, welches an die Kin-
d er g a r ten sowie die Kinderlandver-
schickung abgegeben wurde.
Aus darn Ertrag eines Bunten
Abends 1st es mtiglich, 15 Frauen
each Stecklenberg in den Gat-
hers zur Erholung zu schicken. Es
handelt sich urn Frauen, die in arztlicher Be-
handlung sind.
Bruckdorf:
Die Ortsgruppe verteilte 50 Wolldecken
an Umsiedler.
Opin:
Die Ortsgruppe schuf 4 Land p f 1 ege-
s t ellen ftir erholungsbedarftige Kinder.
Kreisverband Haile/S.:
Der Kreisverband ftihrt regelmaflig alle
14 Tage eine Schulung der Unter-
gruppen-Leiterinnen aus alien Stadtteilen durch.
Am 27. August fand eine Of f en tlic he
Versa mmlu n g tiber den � 2 1 8 statt.
2000 Personen folgten dem Referat des Herrn
Dr. v. Lappmann, welcher Stellung zur Abande-
rung des � 218 nahm.
Im Monet August gab as mehrere Kind er -
festein der Stadt Halle.
Kreisverband Gardelegen:
Eine Sammlung alter Schuhe wurde
in die Wege geleitet, urn somit die Herstellung
von Winterholzschuhen far b e -
dtirftige Kinder sicherzustellen.
In Gemeinschaft mit den anderen tiberpartei-
lichen Organisationen schaltete sich hier der
DFD in die Landverschickung unter-
ernahrter Stadtkinder em.
In EBstedt .wurde eine vierwochige
Ki nder sp eisung durchgefiihrt und bet
den Kindern ehae Gewichtszunahme bis zu 2 kg
festgestellt.
Am Tage des Kindes konnte eine freiwillige
Geld- und Sachspende durchgeftihrt werden,
welche den Kindern zugute kam.
In Wustrewe wurden 3 alte Flticht-
lingsfrauen in einem Altersheim
untergebracht. Die Kosten hier-
fdr bringt der DFD durch frei-
willige Spenden innerhalb der Ge-
meinde auf.
Kreisverband Bernburg:
Am Tage des Kindes, 24. August, wurden zahl-
reiche Kinder f este veranstaltet. Beraglich
der Ortlichen Erholungsfarsorge konnte 600 big
700 Kindern, die wahrend der Schulferien im
Wilhelmsgarten in Bernburg betreut und mit
Mittagessen versorgt wurden, eine besondere
Freude bereitet werden. Der DFD hat sich ein-
gesetzt bet Handel und Versorgung, dad jedem
Kind em n verabreicht werden konnte.
In Lean entstand unter starkem Einsatz des
Bargerrneisters und der DFD-Ortsgruppe emn
neuer Kinder g a r te n. Die Frauen waren
behilflich bet der Beschaffung von Mobeln, Gar-
dinen, Geschirr und Kochherd. In Verbindung
mit dem FDGB bemtlhen sich die Frauen, fiir
einige Kindergartnerinnen Berufsschuhe zu be-
schaffen. Auf ahnliche Art und Weise gelang es,
6P a a r Holzschu he zu bekommen, welehe
als Leistungspramie an Bauerin-
n e n gegeben wurden, deren Arbeit als vor-
bildlich anerkannt warden let.
Kreisverband Sangershausen:
Gemeinsam mit dem AFA wird die S c hul-
speisung durchgeftihrt. Taglich bekomrnen
In drei Gemeinden 1100 Kinder Mitch und Bret-
then oder Warme Suppe.
Ortsgruppe Altstedt:
Die Frauen fahrten eine S am mlung von
Lebensmitteln durch, die an not-
leidende Umsiedler verteilt wurden.
Sangershausen fahrte wahrend der Sehul-
ferien drtliche grholungsfursorge
Approved for Release: 2022/06/23 CO2668040
Approved for Release: 2022/06/23 CO2668040
jriatleaktaget'alakta.
Alle Ortsgruppen und Kreise milssen
sofort iiber die Ernteausder
Saafkartoffelaktion �an wen
und in welcher Hobe die Saatkartoffeln
ausgegeben wurden � berichten
durch, an der besonders die unterernahrten Kin-
der ganztottgig verpflegt wurden, und an denen
die Frauen des DID mitarbeiteten.
Wurzbach:
Der DFD Wurzbach ftlhrte einen Wohltatig-
keitsabend durch. Die Frauen konnen dadurch
verteilen 24 Betten an Umsiedler. 10 000.� EM
wurden zugunsten der Umsiedler vereinnahmt.
Kreisverband Schleiz lieu fur das Lager der
Oderbruchschule ftinf Hocker als Spende her-
stellen.
Fiir die Krabbelstube des Kindergartens in
Schleiz, deren Riiume fertiggestellt werden,
wurden ftinf Laufgitter gekauft.
Niederschmalkalden sammelte 1A Zentner
Kartoffeln, Gemtise und Korner f�r Umsiedler-
transporte und stellte warrnes Essen zur Ver-
ftigung. Eine Kammgarnspinnerei spendete
Wolldecken, auBerdem wurden 900.� EM in
bar gespendet.
Immerborn feierte den Tag des Friedens und
spendete 500.� EM ftir Umsiedler.
Wernshausen verteilte 20 Zentner Obst an Kin-
der und werdende Mutter.
Herpf verteilt an jedes Umsicdlerkind aus
freien Spitzen der Milchwirtschaft taglich einen
viertel Liter Mitch.
Meiningen schafft Holzschuhe ftir Kinder und
Schafwolle zur Herstellung warmer Kleidung.
Heiligenstadt beteiligte sich an der Holzaktion
und Wit Mobel ftir Umsiedler herstellen. Der
Leiter des Sozialamtes erkennt lobend die Mit-
arbeit der Frauen des DFD an.
Grafenhain erfaBt die freien Spitzen der
Milchwirtschaft und spendet taglich einen hal-
ben Liter Milch pro Kopf ftir Kranke.
Kreis Lubben:
Die Arbeit filr den DFD Ltibben kann mit
gut bezeichnet werden. Ktirzlich fand em n Tref-
fen der Frauen unter dem Motto: �Zauber des
Spreewalds" statt, an dem alle Frauen teil-
nahmen. Die Frauen hOrten das Referat �Die
neue Frauenbewegung" an. Das anschliefiende
gemiitliche Beisammensein war sehr gut vor-
bereitet und hat in Ltibben einen guten Nach-
kfang. sprcetvaiderinnen aus den DOrfern waren
in Trachten anwesend. Es wurden alte bpee-
waldische Gedichte und Marchen vorgetragen.
Kahnfahrten mit Lampions und Musik waren
organisiert. Im ganzen eine sehr gelungene Ver-
anstaltung, die sich ffir die Werbung des'Bundes
gut auswirken wird.
Eberswalde:
Der Frauenbund hat eine Aktion �O b s t -
erf a ssun g" mit Erfolg durchgeffihrt und
bemilht sich jetzt ganz energisch urn die
Schaffung einer Schulspeisung.
Kreis Dabeln:
Hainichen:
Der DFD Hainichen hielt eine Mitgliederver-
sammlung ab, auf der fiber die Referentenschule
in Chemnitz berichtet wurde. AuBerdem hat
man Nah- und Handarbeitsstuben in der Web-
schule eingeriehtet. In einem Referat �Wer sind
wir" sprach die Rednerin tiller die Ziele des DID.
Frankfurt/Oder:
Fiir die weibltche Jugend sollen Strohschuh-
werkstatten eingerichtet werden. In diese Werk-
statten mtissen such die Mutter zugelassen
werden, urn dort eine Einsicht zu bekommen,
wie diese Strohschuhe zu pflegen und zu behan-
dein sind. In der Handels- und Gewerbeschule
ist solch eine Werkstatt tin Entstehen und
bereits eingerichtet worden. Es 1st zu iiberlegen,
ob nicht kreismaBig, wo die Bedingungen daftir
vorhanden sind, solche Werkstatten zu schaffen
waren. Die Berufsschule konnte Lehrkrafte zur
Verftigung stellen. Wichtig ware es, da13 die
Frauen drauBen zunachst mal die Zopfe flechten
lemon, um dieses fertige Material dann nach
Potsdam zu schaffen. Eine weitere Verarbei-
tung wiirde dann in den Berufsschulen durch-
zuffihren sein. Jetzt ware die Zeit dafilr, daB
hierffir notwendige Stroh zu beschaffen. Die
Ortsgruppen mtissen eingeschaltet werden, urn
das notwendige Material wie Gurte, Lederreste,
Oberteile usw. zu sammeln.
Kreisverband Salzwedel:
Die Frauen des DFD schalteten sich em n beim
Riicktransport von Oderbruchitindern nach
Mtincheberg.
In der Gemeinde Immekath konnten 5 Ferien-
kinder untergebracht werden.
Kreisverband Querfart:
Im Kreise Querfurt konnten 175 Land-
pflegestellen ffir 6 Wochen be-
sehafit werden, sowie Ober 500
Irreitischstellen, die tin Ratimen
der OrtserholungsfOrsorge ver-
wendet werde n.
Rine lebhafte Diskussion entstand um Kreise
z u m � 218. Die fiberwiegende Mehrheit hat
einer Lockerung des Paragraphen zugestimmt.
Kreis Eckartsberga:
Klilleda:
Das Kinderfest stand bier unter dem Zeichen
�Freude und Frohsinn". Es wurde gemeinsam
von den Frauen des AFA und des DFD durch-
geffihrt. Zur Verteilung kamen an die Kinder
reichlich Kuchen und Geback, Bratcten und
Wurst und zum Mittagessen eine Erlffensuppe.
Alles dies aus Spenden, die von den Frauen
gesammelt wurden.
In Kaneda konnten durch gute Zusammen-
arbeit der Frauen mit der Stadtverwaltung und
dem Herrn Btirgermeister 4 m at im M,onat
August an die Bedilrftigsten Zu-
teilungen von Nahrmitteln, die
aus freien Spitzen waren, ausge-
geben werden.
180 Kinder konnten im Monat
August in Zusammenarbeit mit
dem Kreisjugendamt verschi.ckt
Verden und konnten nun mit
gutem Erfolg wieder heimkehren.
Bet den meisten Kindern 1st eine groBere
Gewichtszunahme festgestellt worden:
Kreisverband Magdeburg:
Ffir den 16. September wurde em bunter
Nachmittag f�r Rentnerinnen
-fiber 70 Jahren durengefunrt.Auffer
Kaffee und Kuchen 1st eine soziale B ei-
hilf e von 5.� EM tiberreicht worden.
In 24 Ausschilssen hat der DFD
seine Vertreterinnen. Bel der Ein-
ftihrung von Einkaufsausweisen sind ebenfalls
die Vertreterinnen des DFD tatig.
Zu Weihnachten werden jetzt schon Ba st el-
gr uppen gebildet, urn somit den Gabentisch
der Bedtirftigen zu verschonern.
Kiithe is. Als in Kothen 170 Heimkehrer an-
kamen, sarnmelten die Frauen des Demokratischen
Frauenbundes in Franz, Cosa, Grofiwiilknitz,
GroApaschleben, Gartzig, Osternienburg, Gnetsch,
Edderitz und KOthen 3 Zentner Mehl und Korner,
lgs Zentner HOlsenfritchte, 40 Pfund Nahrmittel,
8 Zentner Obst, 4 Zentner Kartoffeln, iIz Zentner
Gemilse, 271 Eier und 205 RM, die sie an die
Heimkehrer ausgaben.
Kreis Eckextsberga. Der DFD konnte
in 13 Gemeinden 400 Freitische fiir unterernahrte
Kinder beschaffen.
�
Die Kreisschulen des DFD
In vielen Kreisen der Lander der Ostzone fan-
den in diesem Monat bereits die ersten Kreis-
schulungen statt. Die Teilnebmerzahlen lagen
zwischen 40 rind 70.
Wie stark das Bedilrfnis der Frau nach Schu-
lung ist, zeigte die Tatsache, dali manche von
ihnen stundenlange FuBwege machte, um fiber-
haupt an der Schulung teilnehmen zu konnen.
Die Auswahl der 'Thernen war verschiedenartig.
In der Hauptsache wurde unterrichtet Ober �Die
Frauenbewegung", iiber �Die politische Entwick-
lung in Deutschland und in der Welt im Jahre
1947". Aber such Themen, wie �� 218"�,Was ist
Blockpolitik?", ,,Was miissen wir tun, nm unsere
Jugend umzuerziehen?", standen auf dem Lehrplan
neben einer grandlichen Durcharbeitung organise-
tionstechnischer Fragen.
Die nach den Lektionen mid Arbeitsgemein-
schaften abgehaltenen Seminare zur Kontrolle dar-
iiber, ob der vorgetragene Stoff beherrscht wurde,
hatten im allgemeinen gute Ergebnisse. Es zeigte
sich, dal die Frauen die behandelten Fragen auf-
genomraen und begriffen hatten.
In vielen Kreisen wurde beschlosSen, diese
Schulen 14tagig resp. monatlich laufend durch-
zufiihren.
Schule und Elternhaus
Die Ortsgruppe Senftenberg hielt eine Monats-
versammiung ab, die von Vortragen der Frauen-
singegruppe und eines Kindersprechchors urn-
ratunt wurde.
Ostrowski sprach Ober das Thema �Schule
und Elternhaus". Ihre Ausfithrungen gipfelten
darin, dafi das deutsche Volk und die deutsche
Jugend aus eigener Kraft den Weg zu einem
neuen Aufstieg auf demokratischer Grundlage
linden milssen. Der demokratische Mensch 1st
der denkende, verantwortungsbewuBte Mensch,
der sich seiner Pflichten und seiner Verantwor-
tung gegentiber semen Mitmenschen, seiner Ge-
meinde und seinem Staate bewuBt 1st und die-
sel Verantwortung gema13 handelt. Sittliche
Erziehung, geistige Forderung und Wissensver-
mittlung sind die wichtigsten Faktoren in der
Jugenderziehung. Die Lehrer der neuen Schule
haben die Aufgabe zu tibernehmen, den neuen
Menschen zu formen, aber auch die Eltem
mils-
sen hierbei mithelfen. Es mull sich eine Ge-
meinschaft zwischen Elternhaus und Schule ent-
wickeln, wens die Erziehung nicht em n Sttickwerk
bleiben soil. Es sollen handelnde Menschen er-
Organisierung einer Versammlung
Der Erfolg einer Versammlung, sei es eine Mit-
gliederversammlung, eine offentliche Frauen-
versammlung oder eine Konferenz, hangt ab
1. von der organisatorischen Vorbereitung,
2. von der sachgemaBen Durchfiihrung,
3. vom ideologischen Inhalt.
Man lege den Tag einer Versammlung niemals
fest ohne vorherige ROcksprache mit alien be-
teiligten Personen, vor allem setzt kein Kreis-
vorstand eine Versammlung an ohne Wissen des
Ortsvorstandes. Der Tag mull so gewahlt sein,
daB er sich mit keiner anderen Veranstaltung
fiberschneidet, noch diirfen zu viele Veranstal-
tungen einander folgen. Die Versammlung ist
rechtzeitig anzuseizen, der Saal, der Referent mid
das Thema miissai festliegen.
Die Bekanntmachung durch Plakatierung erfolgt
fruh genug. Auch kleine Landgemeinden sollten
sich nicht damit begniigen, die Versammlung a.us-
zuklingeln, sondern lieber Plakate kleben, Am
besten ist as, wenn the Kreisleitung Plakate an-
fertigen 18131, auf denen handschriftlich Ort, Lokal
and Zeit, je nach Bedarf, ausgeftillt werden. Am
Tage der Versammlung ist es angebracht, Hand-
zettel von Haus zu Hans zu tragen and dabei mit
den Frauen personliche Fiihlung zu nehmen. Auch
ist es wichtig, Behorden, Parteien and Organi-
sationen zu benachrichtigen. An einzelne Person-
lichkeiten sollten schriftliche Einladungen ver-
schickt warden. In dem in jedern Kreis erschei-
nenden Informationsblatt kann auf di Veranstal-
tung hingewiesen werden.
Der Seal 1st nicht zu groB zu wahlen, lieber
kleiner arid von, als groB und nur halb gefiillt.
Ein Rednerpult mit Beleuchtung ist vorzubereiten.
Solite mit Stromsperre zu rechnen sein, hat man
f�r Notbeleuchtung zu sorgen. GroBes Gewicht ist
auf die Ausschmiickung des Raumes zu legen.
Transparente mit Werbeparolen pragen sich den
Hirnen ein. Blattgriin und Blumen erzeugen eine
angenehme Atmosphare.
Kiinstlerische Umrahmung durch Musik, Rezi-
tation, Laienspielgruppen usw. sind selbst bet
kleinen Mitgliederversammlungen zu empfehlen.
Sie heben die Stimmung und bieten den Frauen
eine willkommene Abwechslung.
Zu einer gut durchgefiihrten Versammlung ge-
lion eine Versammlungsleiterin. Sie billet einige
Frauen am Vorstandstisch Platz zu nehmen und
sorgt daf�r, daB em n Protokoll gefiihrt wird. Sie
begniigt sich nicht damit, die Gaste zu be-
grilBen und dem Referenten das Wort zu erteilen,
sondern sie findet einige warrne Worte, welche
die Frauen ansprechen. Vertreter der Behorden,
der SMA and Ehrengaste, sind besonders zu be-
griiBen. Es ist ferner ihre Aufgabe, nach Beendi-
gung des Referates daftir zu sorgen, daB clog
recht lebhafte Diskussion in FluB kommt. Ge-
gebenenfalls mull sie die Diskussion dahin leriken,
daB sie sich mit dem Referat beschaftigt.
Der Kernpunkt der Versammlung ist das Refe-
rat �selbst. Das Thema ist sorgfaltig zu wahlen
und/den Bedtirfnissen des Ortes anzupa.ssen. Es
wird in einem lndustrieort anders ausfallen
miissen als in einer Landgemeinde. Es kann emn
allgemeines sowie auch em Fachreferat gehalten
werden. Warm as sich um letzteres handelt. ist
es angebracht, eine Fachkraft heranzuziehen, sei
es au,. dem Gesundheitswesen, dem Rechtswesen,
der Sozialftirsorge usw.
Allgemein gehaltene Referate sollten bei eller
Wiirdigung der internationalen Lage and der be-
sonderen Lage, in welcher sich Deutschland be-
fi,ndet, so gehalten werden, daB sie auf die Tages-
fragen eingehen, welche die Frauen interessieren.
Ernahrung, Rentenzahlung, Umsiecllerfragen,
Heimkehrer-, Wohnungs-, Bekleidungs- and Er-
ziehungsfragen sind zu erwahnen.
Eel Fachrefefaten stehen fiir die nachste Zeit
im Vordergrund: Besprechung des � 218 and das
Thema Schulung und Erziehung.
Fine Mitgliederversammlung sollte niemals
durchgefahrt werden. ohne den Frauen konkrete
Aufuaben zu stellen, dadurch wird eine groBere
Aktivierung .der Frauen erreicht, Zwistigkeiten
zwischen einzelnen Frauen sind moglichst nicht in
der t3ffentlichkeit zu behandeln. Dagegen ist die
Belohigung einer guten Arbeit oder eine kleine
Anerkennung, etwa in Form eines Buches, wohl
angebracht,
Als AbschluB der Versammlung ist em gemein-
Sam gesungenes Lied zu empfehlen, dessen Text
vor jedem Platz liegen sollte.
Ella Br dma si n, Potsdam
Approved for Release: 2022/06/23 CO2668040
Approved for Release: 2022/06/23 CO2668040
(rortsetsung von Seite 7)
zogen werden, die selbstbewuBt und verantwore
tungsfreudig em n Leben in Frieden, Freundschaft
und sozialer Gerechtigkeit gestalten.
Reicher Beifa11 wurde der Referentin zuteil,
ebenso wie auch die tibrigen Darbietungen mit
Freude und Beif all aufgenommen wurden.
Tm weiteren Verlauf wurden organisatorische
Fragen und die kommende Weihnachtsvorberei-
tung behandelt.
The Rahmen der Ortsgruppe wurde eine Kul-
tur- und Sozialkommission gebildet.
Mobelherstellung
In einem Dorf im Saalekreis haben die Frauen
des Bundes eine Tischlerei eingerichtet. Ene Mei-
sterin mit mehreren Gehilfinnen bauen Mobel fiir
Ihnsiedler. Samtliche. Arbeiten, von der Heran-
schaffinig des Holzes his zum Abliefern der
Mabel, liegen In den Handen von Frauen. Auch
Mobelreparaturen werden in dieser Werkstatt
ausgefiihrt
Demokratischer Frauenring
Nordrhein-Westfalen
Die Griindung des Demokratischen Frauen-
bundes Deutschlands hat in den westdeutschen
Gebieten em starkes Echo gefunden. Auch hier
nimmt der Wunsch nach einer einheitlichen
Frauenorganisation immer festere Formen an und
schreitet seiner praktischen Verwirklichung ant-
gegen.
Der FrauenausschuB Solingen veranstaltete am
18. September 1947 em Treffen von Delegierten und
Casten aus 30 Stadten Nordrhein-Westialens, urn
den Witten der westdeutschen Frauen nach tiber-
parteilicher, tiberkonfessioneller und tiberberuf-
licher Vereinigung Ausdruck zu geben. Nach
mehrstiindiger Aussprache der hier anwesenden
Frauen wurde die Griindung des Demokratischen
Frauenringes Nordrhein-Westfalen beschlossen und
ein vorbereitendes Komitee geschaffen.
Die Frauen des Westens sollten in vie! star-
kerem MaBe, als sic das bisher taten. die Schaf-
fung solcher iiberpartellicher Frauenorganisationen
in Angriff nehmen. War sind bereit, ihnen alle
Materialien und Erfahrungen aus unserer Arbeit
zur Verftigung zu stellen und den engsten Kontakt
mit ihnen zu halten.
Landwirtschaftliche Frauenschule
Die Landwirtschaftliche Frauenschule in Naum-
burg beendete einen Jahreslehrgang, in dem 40
Jungbauerinnen ausgebildet wurden. 30�/o der
Schtilerinnen nehmen selbstandige Stellungen in
bauerlichen Betrieben an odor studieren welter,
der Rest kehrt in die elterlichen hauerlichen Be-
triebe zurtick. Am 15. Oktober d. J. begann emn
meuer Lehrgang 'der Landwirtschaftlichen Frauen-
schtlle.
Gleiche Erziehung
von Knaben und Madchen
Frau Dr. Torhorst, Minister fur Erziehung in
Thuringen, hat auf dem Padagogischen KomereB
in Leipzig vorgeschlagen, Knaben und Madchen
der 7. und 8. Klasse Anleitung in Kinderpflege
und Hauswirtschaft zu erteilen.
Ihnschulung zu Autoelektrikern
Das Hauptamt ftir Umschulung gibt bekannt,
den Frauen im Alter von 20-40 Jahren Gelegen-
heit haben, sich ..auf den Beruf als Autoelektriker
umzuschulen. Mit einem achtzehnwochigen Lehr-
gang wird die Ausbildung eingeleitet, dann in
besonderen Betrieben weitergefiihrt. Nach zwei-
jahriger Arbeitszeit kOnnen die Frauen die Ge-
sellenprfifung ablegen. Anmeldungen fill. die Aus-
bildungskurse nehmen die Berufsberatungsstellen
der Bezirksamter entgegen.
Schwangerschaftsunterb re/Chung
Die Landesregierung Sachsen hat die Durch-
fiihrungsbestimmungen zum Gesetz fiber die Neu-
gestaltung des � 218 veroffentlicht.
Danach ist eine Unterbrechung der Schwanger-
schaft moglich, wenn eine Gefahr fur Leben und
Gesundheit der Schwangeren besteht, wenn ihre
sozialen Verhaltnisse eine Gefahrdung ftir Mutter
und Kind befiirchten lessen oder wenn die
Schwangerschaft durch em n Sittlichkeitsverbrechen
hervorgerufen wurde. Die Genehmigung zum Bin-
glut erteilt em n Ausschufl von Arzten, Fiirsorgern,
Vertretern des FDGB, des Frauenausschusses tend
des Eemokratischen Frauenbundes. Auf je 100 000
Einwohner soli em derartiger Ausschith gebildet
werden.
8
Todeslager Sachsenhausen
Eine Frau erlebt den Frozen . .
Todeslagar Sachsenhausen! Bin Name des
Grauens and Schreckensl Heute wieder in alter
Mund, dann am 23. Oktober 1947 begann im ehe-
maligen Rathaus von Berlin-Pankow vor einem
russischen Militargencht em ProzeB gegen 16 SS-
Leute, die der Lagerleitung des Konzentrations-
lagers Sachsenhausen angeliort haben. Die An-
geklagten werden nach jeder Pause im Ganse-
marsch, die Hande- auf dem Riicken, aber nicht
gefesselt, begleitet von je einem russischen Posten,
in die Anklagebank gefiihrt. Ich versuche burner
wieder den Blick abzuwenden, aber mit fast
magischer Gewalt zieht es des Auge zu den An-
geklagten � um diese Kreaturen zu studieren,
denn es erscheint einem fast unfaBbar, was diese
Manner alles getan haben. Ich selbst habe die
Schrecken eines Konzentrationslagers kennenge-
lernt � und trotzdem verschlagt es einem Ulmer
und immer wieder den Atem, zu horen, wie diese
Verbrecher von den Greueln berichten, die sic
selbst begingen.
14 SS-Leute, 2 Haftlinge, ehemalige Kriminelle,
die die Henkerarbeit verrichteten, sitzen auf der
Anklagebank. Ihre Gesichter Verbrecherphysio-
gnomien, gezeichnet von Zynismus, SadIsmus und
Kaltschnauzigkeit. Es scheint oft, als seien sic
noch stolz auf ihre verbrecherischen Taten. Sorge
z. B., em n Rapportfiihrer, em n Mensch mit ganz
kurzer Stirn, groBen, stechenden Augen, die vor
Stolz wahrend seiner Aussagen, die er in fast
brallendem Ton macht, leuchten. Auf die Frage
des Staatsanwalts, ob elle anderen Angeklagten
auch so bestialisch waren wie er, antwortete er:
�Jawoll, alle, die hier sitzen, Waren bestialisch,
aber i c h war die grate Bestie." Mir rieseit es
kalt fiber den RUcken. Lahmendes Entsetzen packte
elle Zuschauer. Sekundenlange tiefe Stille folgte
im SaaL Selbst einige Angeklagte schilttelten den
Kopf � aber Sorge, diese Bestie � stand da �
kerzengerade mit leuchtenden Augen, zynischem
Lacheln, sto1z auf seine so ungeheuerlichen Ver-
brechen.
Einmal wahrend der Vernehmung war Ich ge-
neigt, einen Augenblick einer menschlichen
Regung Raum zu gewahren, als der Henker Seat-
hoff auf die Frage des Staatsanwalts, oh er nicht
Gelegenheit zur Flucht gehabt habe, antwortete:
�Ja, aber ich habe an meine Frau und meine Kinder
gedacht, die dann vernichtet worden waren."
Aber nur eine Sekunde beherrschte mich dieses
Gefahl, um erneut einem grenzenlosen Wider-
willen gegen diese Bestien zu weichen. Dean ere
Saathoff, mordete waiter. Um sich und seine
Familie zu schtitzen, vemichtete er welter Tau-
sende Von Menschen, Frauen, Kinder, Manner,
die ihm kein Leid getan haben, brachte unsag-
bares Leid tiber diese and ihre AngehOrigen.
Widerlich ist auch, wie sich die Angeklagten
gegenseitig beschuldigen.
Und die Zeugen � auch ihre Gesichter sind ge-
zeichnet, aber enders, gezeichnet von tiefem
Ernst, einem tiefen, unsagbaren Erleben. Wohl ist
es filr sie eine Genugtuung, ihre einstigen Peiniger
jetzt auf der Anklagebank sitzen zu sehen, ihre
Aussagen aber sind sachlich, ohne HaB.
Wit deutschen antifaschistischen Frauen, die
wir die Todesstrafe verabscheuen, die wir nicht
Gleiches mit Gleichern vergelten, sondern besser-
machen wollen, die wir uns emsetzen filr die
Wiederaufnahme all der kleinen Pgs in die Lebens-
gemeinschaft unseres Volkes, konnen hier nur
sagen � fort mit diesen Bestien von
dieser Wein
Der Seal, in dem diese Verhandlungen statt-
finden, miiBte so groB sein, daB Tausende und
abere Tausende Menschen personlich diesen Ver-
handlungen folgen kannten. Der Anblick, die Ge-
standnisse dieser 16 Morder kann our jeden an-
standig denkenden Menschen aufriitteln und in
ihm den fasten Willen reifen lessen: nie mehr
eine Willkar, wie Deutschland se unter dem
Nazi-Regime erleben muBte.
If ildegard Schiliowski
Unsere Bib liothek
(Fortsetzung)
Emmi Beckmann, StoB, Irma: Quellenhefte zum
Frauenleben in der Geschichte.
Baumer, Dr. Gertrud: Heimatchronik wahrend
des Weltkrieges 1914-1916, 1. Teil; 1918-1919,
3. Tell.
Beckmann, Hanna, Studienrat: Evangelische
Frauen in bahnbrechender Liebestatigkeit im
19. Jahrhundert.
Essig, Dr. Olga: Die Frau in der Industrie.
Gosche, Dr. Agnes: Die organisierte Frauen-
bewegung
Gottlieb, Dr. Elfriede: Die Frau in der frith-
christlichen Gemeinde.
V. Knieriem, P.: Die deutsche Frau und FtirStin
des Mittelalters.
LtirBen, Dr. Johanna: Die Frauen der Romantik.
Schuster, Dr. Dora: Die Stellung der Frau in
der Zunf tverfassung.
Stricker, Kathe: Deutsche Frauenbildung iM
16. Jahrhundert his Mitte des 19. Jahrhunderts.
Wulff, E.: Die Frau in der rdmischen Sage und
Geschichte. 'S
Toelpe, Elisabeth: Frauen von Weimar.
Deutsches Archly fur Jugendwohlfahrt: Die Zu-
sammenarbeit der offentlichen und der freien
Jugendhilfe in den Jugendamtern.
Deutsches Archly fur eugendwohlfahrt, Samter,
Elisabeth: Zur Frage der BerufsaUsbildung
von Ftirsorgezoglingen.
Bund Deutscher Frauenvereine: Jahrbuch 1932.
Schriften zur ideologischen und kulturellen
Arbeit der Frauenausschtisse: Erste Delegier-
tenkonferenz am 13. und 14. Juli 1946.
Deutscher FrauenkongreB tar den Frieden:
GrtindungskongreB des DFD, 7., 8., 9. Mars 1947.
Referentenmaterial Nr. 1, Weiterer, Maria: Die
btirgerliche und soziallstische Frauenbewegung
in Deutschland 184E1-1933.
Verhandlungen der Vii Generalversammlung
des Allgemeinen deutschen Lehrerinnenver-
eins Bonn vom 26. his 28. Mai 1901.
Baum, Dr. Marie': Rhythmus des Familienlebens.
Magnus, Dr. Erna: Werkheime ftir erwerbslose
Jugendliche.
Baumer, Dr Gertrud: Nationale and Internatio-
nale Erziehung in der Schule.
Damerius-Koehnen, Emmy: Neue Weltbewegung
der Frauen ftir Frieden und sozialen Fort-
schritt.
Durand-Wever, Dr. med. Annemarie: Normale
und krankhafte Vorgfinge im Frauenkiirper.
V. Hopffgarten, Elise: Hedwig Heyl zum 70. Ge-
burtstage 1920.
Ohnesorge, Franziska, Drees, Mathilde: Weshalb
brauchen wir eine besondere Lehrerinnen-
organisation and warum mull sic alle Schul-
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Schecker, Margarete: tragen hauswirtschaftl.
Erziehung.
Wohlgemuth, Dr. Martha: Bauerinnen in zwei
badischen �Gemeinden.
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Herbig, F. A., Verlagsbuchhandlung, Deutsches
Archly flit* Jugendwohlfahrt: Farsorge fur des
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Braun, Lily, Herm. Klemm Verlag, Berlin: Ge-
sammelte Werke, 5 Bande.
Brode, Prof. Dr.: Inwieweit ist eine gesetzliche
Festlegung der Lohn- und Arbeitsbedingungen
moglich?
Corte, Dr. Erna, Verlag F. A. Herbig: Die Fami-
lienverhaltnisse von Kindern in Krippen,
Kindergarten, Horton und Tagesheimen.
Verantwortliche!: Redakteur: Maria Weiterer;
Satz und Druck: (13) Berliner Verlag GmbH.,
Berlin W 8, Jagerstrafie 10,11. Lizenznummer 278
Approved for Release: 2022/06/23 CO2668040
Approved for Release: 2022/06/23 CO2668040
(b)(3) .
1. Jahrg. Nummer 5
26. Mal 1948
DEUTSCHER
FRAUEN-PRESSEDIENST
'sVeP41
oe.t
\is�
HERAUSGEGEBEN VOM DEUTSCH EN FR A UE N-VERL AG
BERLIN NW 7 � BAUHOFSTRASSE 11 � ERSCHEINT WOCHENTLICH
, .
Dem 1. Bundeskongrefi des DFD zum Grufi!
(DFP) Em n Jahr reicher, fruchtbarer Arbeit mit vieler M�he und selbst-
losem Einsatz 1st vergangen sell der hoffnungsfrohen Grtindungstagung
des Demokratischen Frauenbundes Deutschlands. Nun steht die erste
Jahreshauptversammiung, der grope Bundeskongrep, bevor. Berlin wird
wiederum die delegierten Frauen aus alien Teilen Deutschlands begrtifien.
Viele von ihnen haben Berlin bereits auf der gro pen Kundgebung des
DFD im Dezember vergangenen Jahres erlebt. Aus alien Teilen Deutsch-
lands kanzen sie, und besonders die Frauen aus den westlichen Zonen
fallen sich reich belohnt fur alle Masa! und Strapazen der Reise. Mil
never Kraft, klarem Ziele und festem Glauben an die Erfilllung ihrer
Aufgabe schieden sie in dem Bewuptsein, nicht allein zu sein, wenn sie
dray pen als Trager eines neuen, zuktinftigen Geistes immer wieder den
Ewig-Gestrigen begegnen.
Dem jetzt unmittelbar bevorstehenden Kongrep sehen auch die Berline-
rinnen, die gleichsam Gastgeber der Tagung sind, mit besonderen Er-
wartungen entgegen. Nicht nur die delegierten Frauen der deutschen
Zonen werden ihre Gaste sein, sondern jetzt -erstmalig auch Frauen des
Auslandes, Frauen der Internationalen Demokratischen Frauenjoderation.
Ihnen vor alien gilt unser besonderer Willkommengrup!
Die IDFF, als gropte und modernste internaticinale Frauenorganisation,
1st die erste, die einen deutschen Verband, den Demokratischen Frauen-
blind Deutschlands, als gleichberechtigtes Mitglied in ihren Kreis auf-
genommen und damil gezeigt hat, dap sie erftillt ist von dem Witten zu
produktiver Zusammenarbeit mit alien Volkern. Denn die IDFF beschrankt
sich in ihrer Arbeit nicht auf soziale, kulturelle und rechtliche Fragen,
au/ die sogenannte weibliche Linie. sondern sie nimmt Stellung zu den
gropen politischen Problemen, die ungelost au/ uns alien lasten. Ihre
Frauen kommen hier in Berlin in den Brennpunkt unseres schweren
Existenzkampfes, den wir fithren mtissen ohne Freiheit in der Nutzung
unserer demokratischen Rechte.
Des lie/c, gemeinsame menschliche Leid, das die beiden Weltkriege inner-
halb eines Menschenalters den Frauen und Mtittern der Well zuftigten,
hat sie einander als Menschen nahergebracht. Frauen und Mutter reichen
sich die Hande in der IDFF. Millionen und aber Millionen sind es, Haus-
frauen und Berufstatige aus Fabriken und BauernhOfen, Horsalen und
Bilros, em n endloser Zug von Frauen, der aufgebrochen is!, urn gemein-
sam den Weg in em n neues Land des Friedens _zu gehen.
Der DFD hat in diesem ersten Jahr� seines Daseins nicht nur
seine Lebensfahigkeit, sondern auch seine Lebensnotwendigkeit er-
wiesen. Er ist em unentbehrlichet Berater und Helfer der Frauen in
alien Fragen des offentlichen und privaten Lebens geworden. Er 1st die
weibliche Stimme Deutschlands, die !angst nicht mehr unbeachtet bleiben
kann und bleibt. Mehr als eine Viertelmillion alter Frauen der so-
wjetischen Besatzungszone haben sich in diesem Bund zusammen-
geschlossen. Aus alien Schichten und Altersstufen unseres Volkes, alien
Berufen, Parteien, Konfessionen kommen sie. Darunter eine riesige Zahl
parteiloser Frauen, urn gemeinsam zu schaffen, far das Ziel, das sie
alle em!: em n Leben im Dienste des Friedens .in einem unabhangigen,
demokratischen, unteilbaren Deutschland mit Berlin als Hauptstadt, das
�in verstandnisvoller Zusammenarbeit mit den tibrigen Landern der Well
em n Gdrant des Friedens ist. In diesem Geiste sind die leidgeprtif ten
und leidgereif ten Frauen des DFD nunmehr eingereiht in die IDFF und
schreiten vorwarts auf ihrem Weg im Dienste des Friedens, Hand in
Hand mit den Miittern der Welt;deren V ertreterinnen sie auf dem bevor-
stehenden Kongrefi von Herzen begriipen werden. So wiinscht denn auch
der DFB dieser ers ten Geburtstagsfeier der gropen Schwesternorgani-
sation em n voiles Gelingen. MOge auch diese Tagung zu einer Queue des
Friedens werden! Dr. Magdalene Stark- Wiptersieg
�
AUS DEM INHALT
Salto
Angst vor der europaischen
Konkurrenz 2
Prasident der Frauenhasser 2
IDFF gegen Mi3st5nde in den
Koloniallandern
F�r Selbstachtung und Wiirde
Amtsschimmel gegen Kar-
toffeln
Emmy Damerius Liber ihre
Reise nach Rom
Deutsche Manner weniger
gefragt
KongreB der oberen Zehn-
tauserki
Abends kommt Mohammed
an den Zaun
Wasser, Sonne und so�o�ne
Rationen '
�StiBe lasminblate" k8mpft
f�r ihre Heimat
Drei Schwestern � drei Dich-
terinnen
Sie lehnte Goebbels Eln-
ladung ab
Frauenfeinde unter sich . 10
Melne Hochachtung, Frau Kol-
legin 11
Forscherinnen auf den Spuren
des Altertums 12
13
Film ohne Traum und Trug .
Ein Brief an Gulliver per-
sonlich 13
Unkraut vergeht nicht . . 14
Zwischen ArbeitsschluB und
Rendezvous 15
lvlodelaunen, leicht belachelt 16
.3
4
5
6
7
7
8
9
9
Approved for Release: 2022/06/23 CO2668040
Approved for Release: 2022/06/23 CO2668040
DFP Nr. 5-1948
Angst vor der europaisthen lionkurrenz
Frauen im Leben der Welt 2
(DFP) New York. Aus verstandlichen und weniger verstandlichen Griin-
den haben Amerikas Frauen groBe Angst um ihre Manner. Einerseits sind
sie dabei Opfer der systematisch hochgepeitschten Kriegshysterie; an-
dererseits ffirchten sie, daB ihnen ihre Manner von europaischen Frauen
weggeschnappt werden konnten.
Diese Angstvorstellungen eines gro-
f3en Teiles der amerikanischen
Weiblichkeit finden ihren Nieder-
schlag in zahlreichen bunten Jour-
nalen. Sie veroffentlichen Apalten-
lange Artikel mit Wehklagen tiber
die schwarzen Ktinste der europa-
ischen Sirenen und die allzu groBe
Anfalligkeit amerikanischer Manner
gegentiber solchen Ktinsten. Diese
eifernden amerikanischen Aus-
schlief3lichkeitsfanatikerinnen vertei-
ligen ihren vermeintiich unverauBer-
lichen Anspruch auf den amerika-
nischen Mann mit Mitteln, die sich
von einer systematischen Verun-
glimpfung europaischer Frauen
nicht wesentlich unterscheidet, und
zeigen dabei auch die aus anderen
Gebieten bekannte amerikanische
Unfahigkeit, sich in das Denken und
die Traditionen anderer Volker hin-
einzuversetzen. Glaubt man ihren
HaBgesangen, so locken die europa-
ischen Sirenen nicht nur naive ame-
rikanische Manner in ihren Bann,
sondern vergiften auch den Teil
amerikanischer Mannlichkeit, den
sie nicht zum Standesamt schleifen
konnen, und das vor allem wird
ihnen als Todstinde angerechnet.
Zur Stiltzung dieser Behauptung
wird darauf verwiesen, daB die Ehe-
scheidungen zurUckgekehrter Solda-
ten doppelt so hoch sind wie die
amerikanische Durchschnittsziffer,
wahrend die noch nicht Geschie-
denen es angeblich ihren Frauen ge-
gentiber an der traditionellen ame-
rikanischen Ehrerbietung fehlen
lassen, an ihre Zeit allzu groBe An-
sprOche stellen und sich in wach-
sendem MaBe sogar �aufsassig" zei-
gen. Bewiesen wird mit diesen und
ahnlichen Gehassigkeiten jedoch
weniger die Verderbtheit der euro-
paischen Frau als die amerikaflische
Ueberheblichkeit. Der amerika-
nischen Frau ist es anscheinend un-
moglich, die Welt nicht als schwarz-
weif3es Muster zu sehen und zu be-
greif en, da13 )der Mensch einschlieB-
lich amerikanischer Soldaten das
Produkt seiner Erfahrungen und der
wirtschaftlichen Verhaltnisse ist.
Dem amerikanischen Soldaten
konnte es einfach nicht entgehen,
da3 europaische Frauen etwas andere
Vorstellungen vom Gluck, vom Fa-
milienleben und von ihrer Rolle in
der Hauslichkeit haben. Wenn die
heimgekehrten Soldaten diese Vor-
stellungen tibernehmen und die neu-
gewonnenen MaBstabe auf die ame-
. rikanischen Frauen anlegen und dar-
aus Schltisse ziehen, so ist das gew113
nicht die Schuld europaischer
Sirenen.
Protest jugoslawisther Frauen
gegen Niirnberger Freispruth
(DFP) Belg r a d. Im Namen der von den faschistischen Eindringlingen
hingemordeten jugoslawischen Frauen und Kinder protestierte der Aus-
schuB antifaschistischer jugoslawischer Frauen gegen den Freispruch der
�Marschalle" List, Weichs und anderer Hitlergenerale durch das amerika-
aische Kriegsgericht in Nurnberg.
Der an die Internationale Demokra-
tische Frauen-Foderation gerichtete
Protest bezeichnet den Freispruch
als eine schreiende Ungerechtigkeit
gegen die Balkanlander und beson-
ders die Volker Jugoslawiens, die so
viel zu dem Endsieg tiber Hitler bei-
getragen hatten. Der Spruch des
amerikanischen Kriegsgerichts, heiBt
es in dem Protest Welter, hate einem
Pladoyer ftir die faschistischen
Kriegsverbrecher geahnelt und
mtisse die Emporung aller rechtlich
denkenden Menschen auslosen, Dar-
tither hinaus zeige der Freispruch
deutlich die alien Volkern von dem
amerikanischen Imperialismus dro-
henden Gefahren.
�Darum wenden wir uns an die
IDFF und im besonderen an die
amerikanischen Frauen, damit sie
ihre Stimme erheben gegen alle Ver-
teidiger der Naziverbrecher und auch
gegen alle diejenigen, die sich an-
schicken, die Volker wieder zu unter-
drticken und in em n neues Blutbad zu
sturzen", heiBt es abschlieBend in
dem Protest. �Wir und unsere Kin-
der werden keine ruhige Stunde
mehr haben, solange die Lists und
Weichs nicht in Uebereinstimmung
mit den Beschltissen von Moskau
ihrer gerechten Strafe zugeftihrt
werden; solange diejenigen, die ihre
schtitzende Hand Ober die Morder
halten, auch die Moglichkeit haben,
unsere Sicherheit zu gefahrden."
Neues Ehegesetz in Albanien
(DFP) Tirana. Mit dem yonder Volks-
versammlung einstimmig angenom-
menen Entwurf ftir das Ehegesetz
wurde auch in Albanien die bereits
in der Verfassung festgelegte Gleich-
berechtigurtg der Ehepartner gesetz-
lich verankert. Das neue Gesetz gibt
der Frau auch Ober die Kinder die
gleichen Rechte wie dem Manne und
enthalt ferner eine Reihe neuer Be-
stimmungen Ober die Trennung von
Ehen, die den tatsachlichen Verhalt-
nissen besser Rechnung tragen als die
veralteten Traditionen, die eine Ehe-
scheidung fast unmeglich "machten.
Prasident der Frauenhasser
(DFP) London. Eine Anti-Frauenliga
zum Kampf gegen das Eindringen der
Frauen in bisher den Mannern vor-
behaltene Tatigkeitsgebiete grOndete
em n Herr Fred Warmell, der entweder
nichts Besseres zu tun hat oder der
englischen Presse mit seiner Grtin-
dung Stoff zu einigen ablenkenden
Leitartikeln geben wollte. Herr War-
mell tat noch em n tibriges und er-
nannte sich selbst zum Prasidenten
dieser Liga und erklarte in seiner
Eroffnungsrede, dal-3 die Frauen dazu
da seien, sich mit Kindern und haus-
lichen Angelegenheiten zu befassen.
Erstmalig eine Frau als Professor
an einer englischen Universitat
(DFP) London. Zur Errichtung eines
neuen Lehrstuhls ftir Geschichte stif-
tete em n Amerikaner der alten Uni-
versitat Cambridge den Gegenwert
von mehreren Millionen Mark. Ob-
schon Cambridge bisher keine weib-
lichen Professoren zugelassen hatte,
machte der Stifter es zur Bedingung,
daB die Professur ftir diesen Lehr-
stuhl regelmal3ig einer Frau tiber-
tragen werden mtisse. Dieser Bedin-
gung unterwarf sich die Universitat,
wenn auch erst nach langerem Zo-
gem, well das einen Bruch mit der
Tradition bedeutete. Als erste Pro-
fessorin wird die 62jahr1ge Maud
Cam den neuen Lehrstuhl besetzen.
Polnische Kindergarten
In der Tschechoslowakei
(DFP) Warschau. Im Olsa-Land in
der Tschechoslowakei vvurden die
ersten ftinf polnischen Kindergarten
eroffnet. Die tschechoslowakischen
Behorden ucitersttitzen diese Kinder-
garten, die Kinder der polnisch
sprechenden Bevolkerung aufnehmen.
Erklarung jugoslawischer Frauen
zu dem griechischen Terror
(DFP) Belgrad. Das aus dem Westen
gegen die griechische Freiheitsbewe-
gung gerichtete propagandistische
Trommelfeuer veranlaBte den anti-
faschistischen Frauenbund Jugosla-
wiens zu einer Erklarung tiber die
Greueltaten der griechischen Regie-
rung und ihrer Truppen. In der
durch Aussagen zahlreicher griechi-
scher Fltichtlinge erharteten Erkla-
rung wird betont, daB iiber eine
Million griechischer Frauen und Kin-
der direkt und indirekt dem Terror
zum Opfer fielen. Die Monarchisten,
heiBt es, schreckten selbst nicht da-
vor zurtick, kleine Kinder und stil-
lende Mutter kaltbltitig zu ermorden.
So unendlich seien die Greuel mid
das dadurch verursachte Elend, daB
die jugoslawischen Frauen zusam-
men mit den Gewerkschaften eine
umfangreiche Hilfsaktion fiir das ge-
qualte griechische Volk durchftihr-
ten. Gleichzeitig richteten sie an alle
Sektionen der IDFF die Bitte, auch
lin erseits Griechenlands fortschritt-
lichen Kraftsn jede nur mi5gliche
Untersttitzung zu geben,
�
Approved for Release: 2022/06/23 CO2668040
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DFP NT. 5-1948
Frauen im Leben der Welt
!OFF gegen MiBstande in den Koloniallandern
(DFP) Rom In dreitagigen Beratun-
gen, vom 15.-18. Mai, nahm in Rom.
der ExekutivauSschuB der Internatio-
nalen Demokratischen Frauenfodera-
1 ion zu der Situation der Frauen in
aller Welt Stellung. Euler der with-
tigsten Punkte der Tagesordnung
war der Bericht der franzosischen
Delegierten Simone Betrain von ihrer
Reise durch die Koloniallander Siid-
ostasiens, sowie Indien, Burma und
Malaya, wo sie im Auftrage der IDFF
die Lage der Frauen und Kinder stu-
dierte. Wir entnehmen ihrem Bericht
folgende Einzelheiten:
�Die Lage der werktatigen Bevolke-
rung dieser, Lander, insbesondere der
Frauen und Kinder, bietet em n tragi-
sches Bild. Ohne Freiheit, ohne die
Miiglichkeit der Heranbildung eines
NationalbewuBtseins, seufzen die
Volker unter dem Joch des Elends.
Die Ausbeutung der Naturschatze
kommt nicht ihnen sondern der Ko-
lonialverwaltung zugute, sie bedeutet
unabsehbare Verelendung und Hun-
gersnot. Fur Mutter und Kipd be-
stehen keinerlei Ftirsorgeorganisatio-
nen." Eine der schwersten Anklagen
aber, die Simone Betrain gegen die
englischen und franzosischen Kolo-
nialverwaltungen dieser Lander, er-
hebt, ist die, daB sie die Beschafti-
gung von Kindern vom sechsten Le-
bensjahre an unter den unwtirdigsten
Bedingungen nicht verhindern, son-
dern im Gegenteil fordern.
Angesichts dieses erschtitternden Be-
richtes beschloB das Exekutivkornitee
der IDFF die Untersttitzung eines
Antrages, der eine Frauenkonferenz
Rh die Lander Asiens ftir Ende dieses
Jahres vorschlagt. Eine Geldsamm-
lung wird dasVorhaben untersttitzen,
mit dem sich die internationale
Frauenbewegung in den Kampf ftir
die Demokratie in den Koloniallan-
dern einschaltet.
aber iiir Mitarbeit im Wirtsdiattsrat der UN
(DFP) R o m. Die von der IDFF an die UN gerichtete aber bisher immer
noch nicht erfiillte Bitte urn Gewihrung des Statuts A wurde auf der
Exekutivsitzung der Fiideration im Mai erneut erortert und diirfte dem-
nachst zu einem neuen Schritt bei der UN fiihren.
Diese Bemiihungen urn Zubilligung
des sogenannten Statuts A ergeben
sich daraus, daB die unter dem
Statut angeftihrten Organisationen
das Recht haben, Mitgliedern des
Wirtschaftsrats der UN schriftliche
Erklarungen zu tiberreichen, die
Ausschtisse und Unterausschtisse zu
beraten, an der Aussprache teilzu-
nehmen und Fragen aufzuwerfen,
die auf die vorlaufige Tagesordnung
des Rats gesetzt werden sollen.
Hatte die IDFF diese Moglichkeiten,
wurde sie zweifellos in der Lage
sein, die internationale demokra-
tische Frauenbewegung bertihrenden
Fragen in offentlicher Sitzung zur
Erorterung zu bringen. Diese Mog-
iichkeit hat die IDFF nicht, solange
sie, wie im Augenblick noch, zur
B-Kategorie gehort und nur das
Recht hat zu schriftlichen Deklara-
tionen, die dann auf eine unter den
Ratsmitgliedern zirkulierende Liste
gesetzt werden, ohne daB jemand
davon Notiz nimmt. Mit dem ge-
planten neuen Schritt wird der
Kampf der IDFF um verantwort-
lithe Teilnahme an der Arbeit der
UN urn em n Kapitel vermehrt. Ob es
das letzte Kapitel sein wird, laBt
sich angesichts der bisher wenig
freundlichen Haltung verantwort-
licher UN-Kreise kaum voraussagen.
Sowjetiranen klagen griedusthe Terroristen an
(DFP) Moska u. Das Antifaschistische Komitee der Sowjetfrauen wendet
sich in einer von Nina Popowa, seiner Vorsitzenden, und einer Reihe nam-
hafter Vertreterinnen des offentlichen Lebens in der UdSSR unterzeich-
neten Erklarung an die Weltoffentlichkeit, urn gegen die Hinrichtung zahl-
loser Demokraten in Griechenland zu protestieren. Die Erklarung hat
folgenden Wortlaut:
..Mit tiefer Emporung horen die
Frauen der Sowjetunion von den bei-
spiellosen Verbrechen, die von der
griechischen monarcho-faschistischen
Regierung begangen .werderr Taglich
sterben die besten Same des griechi-
schen Volkes: Mehr als 1500 grie-
chische Patrioten wurden zum Tode
verurteilt, well sie fur die Freiheit
und Unabhangigkeit ihrer Heimat
kampfen. Unter den Verurteilten be-
finden sich auch demokratische
Frauen, u. a. die Frau des Vorsitzen-
den der Griechisch-Sowjetischen Ge-
sellschaft, Beatea Kitsikis.
Die Sowjetfrauen vereinigen ihre
Stimme mit der von Millionen, die
sich in alien Landern der Welt zur
Verteidigung des griechischen Vol-
kes erheben. Sie protestieren ent-
schieden gegendie von derRegierung
Sophoulis-Tsaldaris verfolgte Terror-
politik, gegen die Hetze und die Ver-
folgungen und Hinrichtungen, die
taglich von den griechischen Neo-
faschisten durchgefiihrt werden.
Das Antifaschistische Komitee der
Sowjetfrauen fordert kategorisch im
Namen Von Millionen Frauen der
Sowjetunion die Einstellung der von
der griechischen Regierung vorberei-
teten Hinrichtung von 1500 Demo-
kraten und tier Politik des Terrors
und der Gewalt."
3
Wellirauenbund
zur Palastina-Frage
(DFP) Rom. Als eine Bedrohung des
Weltfriedens bezeichnete em n an den
Generalsekretar der UN gerichtetes
Telegramm des Exekutivausschusses
der IDFF die Lage in Palastina. Das
Telegramm fordert von der UN so-
fortige MaBnahmen, um den Rtick-
zug der in Palastina eingedrungenen
Truppen zu erzwingen.
Ehrung fiir franzosische
Widerstandskampferinnen
(DFP) London. Eine Erinnerungs-
tafel an die wahrend des Krieges in
Frankreich umgekommenen Agen-
tinnen der franzosischen Freiheits-
bewegung in England wurde in der
St.-Pauls-Kirche im Londoner Stadt-
teil Knightsbridge enthtillt. Die Tafel
tragt die Namen von Hunderten von
Frauen, die im Schutz der Nacht
wahrend des Krieges tiber dem be-
setzten Frankreich abgesetzt wur-
den, und sich, ohne von einander zu
wissen, ihrer Missionen mit groBem
Geschick und viel Umsicht ent-
ledigten, bis sie dann schlialich
doch in die Hande der Gestapo
fielen oder in Kampfen umkamen.
Von den Hunderten von Frauen, die
sich in diesem Krieg im Dunkeln ftir
ihr Vaterland einsetzten, ohne daB
wahrend des Krieges ihre Namen
genannt werden konnten, sind nur
drei zurtickgekehrt. Alle drei waren
Gaste auf der Erinnerungsfeier. Zwei
von ihnen weigerten sich, tiber ihre
Erfahrungen zu sprechen. Die dritte
und jiingste sagte �Ich
habe ja nichts besonderes geleistet.
Andere taten mehr!"
Die verschmahte Bratpfanne
(DFP) Tokio. Leihhauser waren von
jeher Barometer des wirtschaftlichen
Auf- und Niederganges. Wenn jetzt
die japanischen Leihhauser erklaren,
daB sie keine Kochtopfe und Brat-
pfannen mehr annehmen, so zeigt
das deutlich die Verelendung der
werktatigen japanischen Bevolke-
rung im Zeichen von Japans Aus-
bau zu einem kolonialen Stiltzpunkt
Amerikas. Gold und Schmuck be-
sitzen die Japaner nicht, urn damit
das Notigste zu kaufen. So verpfan-
den sie Haushaltungsgegenstande, bis
auf die Topfe und Bratpfannen, die
niemand mehr haben will.
Zuviel des Guten
(DFP) Paris. Mit Mottenschutz im-
pragnierte Kleiderbtigel, kombinierte
Kinderwagen und Sttihle und eine
singende, sprechende und gehende
Puppe waren die Hohepunkte der
soeben zu Ende gegangenen ersten
groBen Pariser Nachkriegsausstel-
lung ftir die Frau. Auch die Wein-
und Spirituosenproduzenten gaben
Gratisproben ihres K8nnens, und vor
alien dieseri Standen standen lange
Schlangen ausgehungerter Parise-
rinnen. Viele von ihnen probten so
ausgiebig, dal3 sie die Ausstellung
nicht mehr mit eigener Kraft ver-
lassen konnten.
Approved for Release: 2022/06/23 CO2668040
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DFP Nr.5-1948.
Frauen im Leben Deutschlands
�Fiir Selbstachtung und Wiirde"
(DFP) Zum Volksbegehren kommen aus weiten Kreisen des Demokra-
tischen Frauenbundes zustimmende Stellungnahmen.
�Wir Bauerinnen des Kreises Langen-
salza wissen", heiBt es in einer
Resolution. _daB wir durch die wirt-
schaftliche und politische Gleich-
berechtigung jetzt auch eine gleich
groBe Verantwortur.ig far die Zu-
kunft unseres Volkes tragen. Der
Bauer will einen dauerhaften Frie-
den und einen steten wirtschaft-
lichen Anstieg. Wir fahlen uns ver-
antwortlich daftir, daB unser Volk
nach der furchtbaren Katastrophe
jetzt den Weg beschreitet, der uns
ftir alle Zukunft vor einer Wieder-
holung einer solchen Tragadie be-
wahrt und ni_ichtern die Ziele zeia,
die die Voraussetzungen ftir den Be-
stand und den Wiederaufstieg unse-
res Volkes sind. Das ist die wirt-
schaftliche und politische Einheit,
das ist em n gerechter Friede."
HiIde Schottlander-Marchwitza, die
Frau des bekannten Schriftstellers
Hans Marchwitza, nimmt folgender-
maBen zum Volksbegehren Stellung:
,,In der Ostzone ist uns manches in
den Schof3 gefallen, worum andere
Valker Jahrzehnte, oft Jahrhunderte
kampfen 'muBten. Die Einheit
Deutschlands kann uns niemand
schenken, wir kampfen urn sie. Und
das ist gut so. Das deutsche Volk
kampft zum erstenmal wieder ftir
eigene hochste Interessen. In diesem
Kampf wird es wachsen, es wird
endlich em n Anrecht auf Selbst-
achtung erringen und die innere Leib-
eigenschaft ausrotten."
�Im Volksbegehren ftir die Einheit
Deutschlands werden wir Frauen
durch die Abgabe unserer Stimme
unserer Pflicht genagen", heiBt es in
einer Resolution des Demokratischen
Frauenbundes in Niederbarnim. �Wir
ftihren mit unserer Stimme ftir das
Volksbegehren den Kampf gegen
Reaktion, Militarismus und Faschis-
mus, filr den Frieden der Welt!"
Auslanderinnen mm DFD-JahreskongreB
(DFP) Wie wir aus Rom .erfahren,
wird eine Anzahl filhrender Frauen
der IDFF, die an der Exekutiv-
Sitzung in Rom teilnahmen, dem
JahreskongreB des Demokratischen
Frauenbundes Deutschlands am 29.
und 30. Mai beiwohnen, sofern sie in
der Lage sind, die bestehenden
Reiseschwierigkeiten zu tiberwinden.
Von der schwedischen Organisation
Svenska Koinnors Vansterforbund
haben zwei Vertreterinnen, Walborg
Vensson und Gerda Linderot, ihre
Teilnahme am JahreskongreB zuge-
sagt.
Eine Abordnung des Rates der
tschechoslowakischen Frauen wird
erwartet.
Begaillungsschreiben
Leah Mannings an den Kongree
(DFP) Die bekannte englische La-
bourabgeordnete Leah Manning rich-
tet an den Demokratischen Frauen-
bund Deutschlands em BegraBungs-
chreiben zu seiner ersten Jahres-
konferenz, in dem sie deni KongreB
guten Erfolg wiinscht. Leider ist es
Leah Manning, die Vorsitzende des
englischen Komitees far den Inter-
nationalen Frauentag ,ist, nicht mog-
Itch, selbst an dem KongreB teilzu-
nehmen, da sie, wie sie schreibt, zur
Zeit durch die Organisierung des
Friedensfeldzuges der Frauen voll-
standig in Anspruch genommen wird.
In der englischen fortschrittlichen
Frauenbewegung sowie in der La-
bour-Partei nimmt Leah Manning
eine ftihrende Stellung em. Vor kur-
zem hielt sie im englischen
Tinter-
haus anlaBlich einer Debatte tiber
den Atomkrieg eine Rede gegen den
Krieg, die in der ganzen Welt Auf-
sehen erregte. Sie forderte darin die
einzelnen Regierungen auf, den
�Eisernen Vorhang" niederzureiBen
und der ganzen Welt zu zeigen, daf3
beiderseits Menschen leben, oder die
Labourregierung habe versagt. Auf
diese Rede erhielt Leah Manning
tiber 3000 Zustimmungserklarungen,
unter anderem auch vom Demokrati-
schen Frauenbund Deutschlands.
Aus der Arbeit des DFD
Hue fur tuberkulose Kinder
(DFP) Halle. Im Kreis Merseburg
ftihrte der DFD Liegekuren ftir tuber-
kulose Kinder em. So wird Bad
Lauchsthdt in Ktirze 120 kranke
Kinder aufnehmen, wahrend in
Merseburg bereits 50 Kinder an
einer dreimonatigen Liegekur teil-
nehmen.
Sauglingswanderkorbchen
fUr mittellose Mutter
(DFP) Weimar. Ein Sauglingswander-
korbchen richteten die Goldbacher
Frauen em, das Windeln, Hemdchen
und Jackchen sowie Federbetten,
Inlett und Steckkissen enthalt. Der
Inhalt des Wanderkorbchens, der� aus
freiwilligen Spenden zusammenge-
stellt wurde, soil mittellosen jungen
Mtittern zugute kommen.
DFD hilft bei der Aufforstung
(DFP) Weimar. 4500 junge Baumehen
pflanzten die Frauen des Kreises
Arnstadt, die sich freiwillig zur Mit-
hilfe bei der Aufforstung des Thtirin-
ger Waldes zur Verftigung gestellt
haben.
Modeschau in Forst
(DFP) Potsdam. 6000 Mark brachte
eine Modeschau in Forst em, die der
DFD gemeinsam mit der Schneider-
innung veranstaltete. Der Erlas
wurde der Markischen Volkssolidari-
tat itherwiesen,
4
AmIssthimmelgegenliarloffel
(DFP) Berlin. In einer umfassenden
Sammelaktion hatte der Demokra-
tische Frauenbund Berlin Hunderte
von Zentnern Saatkartoffeln zusam-
menbekommen, die er den Berliner
Krankenhausern, Altersheimen und
Kinderhorten anbot. Die meisten der
Heime haben dankbar von diesem
Angebot Gebrauch gemacht. Nicht so
das Spandauer Soziaiamt. Nachdem
es auf die erste Anfrage des DFB,
ob und wieviel Kartoffeln es gebrau-
chen konne, die Menge von 100-150
Zentner genannt hatte, tiberlegten
es sich die Herren des Sozialamtes
spitter anscheinend wieder und er-
klarten kategorisch, dal3 sie vomDFB
keine Saatkartoffeln notig flatten.
Erst als einige Kranken4user aus
der Umgebung Spandaus direkt an
den DFB mit der dringenden Bitte
umLieferung herantraten, bequemte
sich das Sozialamt, dieser Forderung
Gehor zu geben. 44 Zentner wurden
schlief3lich an drei Krankenhauser
und das Staakener Brachland aus-
gegeben, von denen sie, dank dem
Entgegenkommen des DFB, nach der
Ernte nur die Halfte wieder zurtick-
zugeben brauchen.
Frauen gegen Ernahrungschaos
(DFP) Munchen. In einem an Btir-
germeister Scharnagl gerichteten
Brief forderten demonstrierende
Miinchener Hausfrauen die Beendi-
gung des in der Versorgung und Ver-
teilung bestehenden Durcheinanders.
"Die Not der schaffenden Bevolke-
rung ist zu groB, und der Gesund-
heitszustand ist auf em n Niveau ge-
sunken, das nicht mehr zu verant-
worten ist", hei13t es in dem Brief.
�Wir konnen uns nicht langer durch
Versprechungen hinhalten und auf
bessereZeiten vertrosten lassen. Falls
unseren Forderungen nicht in aller-
karzester Zeit entsprochen wird, ist
damit zu rechnen, daB die hungernde
und verzweifelte Bevolkerung zu
MaBnahmen chaotischer Selbsthilfe
greift."
Noch einmal:
Madchennamen in der Ehe
(DFP) Berlin. In der vorigen Nummer
des DFP hatten wir von dem tsche-
choslowakischen Gesetzesentwurf be-
richtet, der es den Frauen und Mad-
chen in der Tschechoslowakei er-
moglichen wird, auch in der Ehe
ihren Madchennamen weiterzufah-
ren. Wie wir dazu erfahren, beschaf-
tigt sich die Juristische Kommission
des Demokratischen Frauenbundes
im Rahmen einer Gesetzegreferm,
die die Frau als ebenbtirtige Part-
nerin des Mannes anerkennt, eben-
falls mit dieser Frage. Die Gesetzcs-
vorschlage .des DFD sehen vor, daB
der Ehefrau gesetzlich die Moglich-
keit zu geben ist, ihren Madchen-
namen oder den Namen aus einer
fraheren Ehe 61emMannesnamen hin-
zuzuftigen. Es soil damit jeder Frau,
die unter ihrem fraheren Namen in
der Oeffentlichkeit bekannt gewor-
den ist, die Moglichkeit gegeben wer-
den, ihn auch nach der Eheschlie-
Bung weiterzuftihren.
Approved for Release: 2022/06/23 CO2668040
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DFP Nr. 5-1948
-4309SIMPSIW im Leben Deutschlands
Wendepunkl der deutsdien Frauenbewegung
Emmy Damerius iiber ihre Reise nach Rom
(DFP) Die Aufnahme des Demokra-
tischen Frauenbundes Deutschlands
in die Internationale Demokratische
Frauen-Fidderation sei von den Teil-
nehmern der Tagung des Exekutiv-
ausschusses der IDFF in Rom als emn
Wendepunkt der Arbeit der ganzen
internationalen Frauenbewegung
empfunden worden und habe star-
ken Eindruck hinterlassen, berich-
tete Frau Emmy Darnerius, die als
Vertreterin des DFD an der romi-
schen Tagung teilgenothmen hat.
Die Vertreter von 17 Nationen hatten
die Erwartung ausgesprochen, er-
klarte Frau Damerius weiter, daB
der DFD nunmehr mit verstarkter
Energie am Aufbau eines friedlichen
und dernokratischen Deutschlands
sowie an der Schaffung einer ein-
heitlichen deutschen Frauenbewe-
gung arbeiten tverde. Besonders von
den Vertreterinnen Amerikas, Eng-
lands und Frankreichs sal versichert
worden, dal3 die Frauenbewegungen
in diesen Landern mit alien Mitteln
darauf einwirken wollen, auch in
den westlichen Zonen Deutschlands
die freie Entwicklung des Demokra-
tischen Frauenbundes Deutschlands
zu gestatten.
Wie Frau Damerius weiter berichtete,
wurden die deutschen, Vertreterin-
nen in Rom ausnahmslos sehr herz-
lich aufgenommen. In Zukunft wird
eine Abgeordnete und eine Stellver-
treterin des DFD im Exekutivaus-
schuB vollig gleichberechtigt sein.
Drohnen sind von' Uebel
(DFP) Wer Arbeit kennt und sich
nicht drtickt, der ist � geschickt.
Vielleicht war es einmal so � in
jenen vergangenen Zeiten, in denen
em n brutales Unternehmertum aus
semen Lohnsklaven das Letzte her-
auszuquetsclien suchte. Heute ist der
Satz eine billige Redensart, und zu-
gleich Anstiftung und Aufforderung
zur Gefahrdung unserer Zukunft,
denn, urn im Bereich der SprichwOr-
ter zu bleiben, schlechtes Beispiei
verdirbt gute Sitten. Der harmlose
Druckeberger von gestern ist der
Schadling von heute, dessen Ver-
standnis heischendes, listiges Blin-
zeln eisige Ablehnung auslosen mull.
Nur Erzeugung, Verwaltung und
Verteilung von Gtitern oder Mitwir-
-
kung an der Gestaltung unseres
Gemeinschaftslebens � nur sie
machen Mann und Frau zu einem
niitzlichen. verantwortungsbewuBlen
Glied der Gemeinschaft. Wer sich
ledilich beschaftigt, etwa mit dem
Umsatz von Schieberware, ist emn
Parasit am Volkskorper. BloBe Be-
schaftigung ist noch keine Arbeit!
Der Mensch und seine Arbeitskraft
ist nicht nur ems der wenigen � aus
dem Bankrott verbliebenen Dinge,
beides sind auch die einzigen Bau-
steine unserer Zukunft. Wir werden
das grauenvolle Erbe der Hitler-
anarchie nie tiberwinden, wenn nicht
alle zupacicen, nach MaBgabe ihrer
Krafte und ihres Konnens, jeder auf
seinem Platz. Das ist eine Tatsache,
an der keine Theorien, keine Phra-
sen tiad keine Ausfltichte je etwas
andern. Immer bleiben Arbeitskraft
und Initiative unser vornehmstes
Produktiontmittel. Auch die kompli-
zierteste Maschine ist em n toter Ge-
genstand ohn'e den Menschen; mit
ihm aber dienen auch unmoderne
Anlagen noch der Allgemeinheit. Zu
den schaffenden Menschen aber ge-
hort heute mehr denn je die Frau.
Viele Frauen haben sich seit dem
Zusammenbruch in den Produktions-
prozell eingeschaltet, teils aus Ueber-
zeugung, teils aus personlicher wirt-
schaftlicher Notwendigkeit. Andere
mochten gerne arbeiten, konnen es
aber noch nicht, weil gewisse Vor-
aussetzungen, wie Unterbringungs-
rn8g1ichkeiten ftir Kinder, fehlen.
Professorin f�r Altfranzosisch
(DFP) Halle a. d. Saale. Frau Dr. Rita
Herzer erhielt einen Lehrauftrag ftir
Altfranzosisch und Altprovenzalisch
an der Padagogischen Fakultat der
Martin-Luther-Universitat Halle.
Lowenmuster fUr die Schwaben
(DFP) Stuttgart. Die von der Kongo-
bevolkerung abgelehnten und claim
von der britisch - amerikanischen
Militarregierung der deutschen BeL
vtikerung aufgenotigten 27 Millionen
Meter Baumwollstoffe mit Lawen-
mid Palmenmuster beginnen nun-
mehr am Textilmarkt der Bizone
aufzutauchen, finden aber, wie vor-
auszusehen war, bei der Bevolke-
rung wenig Anklang, so daI3 (im tex-
tilarmen Deutschland!!) Klein- 'und
GroBhandel zum mindesten auf einem
Teil des lowenbemusterten roten und
blauen Kattuns sitzen bleiben durfte.
Der deutsche Markt weigert sich
doch, zu 'schlucken, was das Aus-
land nicht abnehmen will oder kann,
zumal es sich hier urn kein Geschenk
handelt, sondem urn die Liquidation
eines miBgliickten behordlichen Ver-
edelungsgeschafts groBen Stils.
Verbesserte Versorgung
in Brandenburg
(DFP) Potsdam. Unter Mitwirkung
der brandenburgischen Konsumge-
nossenschaften wurden im ersten
Vierteljahr 1948 sehr erhebliche
Mengen Industriewaren an die werk-
thtige Bevolkerung des Landes ver-
teilt. Die Spitze halten nahezu eine
Million Meter Gewebe aller Art.
Dann, kommen 615 620 Stuck Triko-
tagen, nahezu die gleiche Anzahl
Strtimpfe und Socken, 44 000 Paar
Lederschuhe sowie 373 000 Paar
Schuhe aus anderen Werkstoffen
und 60 Tonnen Nahgarn.
5
Waidbad-Erliffnung
durdu Milarbefd der Frauen
(DFP) Halle. Bei der Wiedereroff-
nung des Waldbads Leuna unter-
strich Biirgermeister Modersheim
besonders die Mitarbeit der Frauen.
Ohne die Arbeitswilligkeit und den
unermildlichen FleiB der Frauen und
Madchen der Stadt, erklarte er, ware
das Werk nicht gelungen, und den
Frauen vor allem gebtihre Dank und
Anerkennung fur ihre Unter-
stiitzung. � Das durch die Kriegs-
einwirkungen zerst8rte Freibad ge-
horte zu den modernsten Anlagen
Mitteldeutschlands und steht nun-
mehr nach dem Wiederaufbau und
seiner Modernisierung an fiihrender
Stelle.
Deutsche Manner
weniger gefragt
(DFP) Munchen. In Bayern wurden
seit Beginn der Besatzung 1562 Ehen
'zwischen deutschen Madchen und
amerikanischen Soldaten geschlos-
sen, wahrend weitere 3239 Antrage
auf Heiratserlaubnis fur amerikani-
sche Soldaten noch schweben. Im
Gegensatz zu dieser Heiratsfreudig-
keit amerikanischer Soldaten haben
bisher nur drei Amerikanerinnen
den Wunsch geaufiert, deutsche Man-
ner zu ehelichen. Einer der Erwahl-
ten zog jedoch semen Antrag beim
amerikanischen Konsillat im letzten
Augenblick zurtick. Der zweite war
Pg und deshalb eheuntauglich, und
nur der dritte durfte schliefilich der
Frau seines Herzens (Aber den groBen
Teich folgen.
Lumpen fUr Normalverbraucher
(DFP) Stuttgart. Westdeutsche Wirt-
schaftsamter stehen ratios vor den
groBen Posten amerikanischer Jacken
und Hosen, die ihnen im Namen der
Marshall-Hille zugeftihrt werden
und die fiir sechs Mark pro Stiick
verkauft werden sollen, ohne daB
sich bisher viele Kaufer gefunden
haben. Da es sich um em n Ramsch-
geschaft handeit, finden sich unter
den Sachen auch bessere Stticke, die -
den Kontingenttragern zugeschoben
werden, wahrend den Normalver-
brauchern Oie Lumpen bleiben. So-
weit die Sachen tiberhaupt Absatz
finden, kauft man sie als Lumpen
filr den ReiBwolf.
Eheberatung in Berlin
(DFP) Berlin. Die Berliner Versiche-
rungsanstalt hot Beratungsstellen fur
Fragen tier Geburtenregelung, des
Ehe- und Sexuallebens in verschie-
denen Berliner Bezirken eingerichtet.
Berichtigung
(DFP) Durch em n bedauerliches Ver-
sehen ist uns in unserer letzten Num-
mer in der Meldung tiber die Frauen-
'ohne im Bezirksamt Lichtenberg emn
Fehler unterlaufen. Es empfangen
dort von den rund 2000 beschaftig-
ten Frauen nicht zahlreic e An-
gestellte den gleichen Lohn f�r
gleicheArbeit, sondern nur 29 Frauen
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Approved for Release: 2022/06/23 CO2668040
D P P Nr. 5-1948 Aus der deutschen Frauenbewegung
Kongrefi der oberen Zehntausend
�Interzonaler" Frauenkongre13 in Frankfurt am Main � auf trizonaler Basis
Von unserer nach Frankfurt am Main entsandten Sonderberichterstatterin Marianne Jahn
(DFP) Bei strahtendem Sonnenschein nahm am 22. Mai die letzte der
Paulskirchen-Feierlichkeiten, der interzonale Frauenkongrefl in Frankfurt
am Main semen Anfang. Es war em n glanzvolles gesellschaftliches Bild, als
sich die annihernd 500 Delegierten der Westzonen, die in- und auslan-
dischen Ehrengiste in der weillen Barockaula der Johann-Wolf gang-
Croethe-Universitat zur feierlichen Eroffnung versammelten. Der umfang-
reiche Oberbiirgermeister Dr. Kolb neben dem eleganten Intendanten vom
Radio-Frankfurt, das semen lewandtesten Reporter � warum keine Re-
porterin? � entsandt hatte, ale Damen vielfach in neuen Toiletten � am
schlichtesten beinahe die auslandischen Caste aus England, USA, Frank-
reich, Norwegen, Holland und der Schweiz. Schleier und Federhiitchen,
zarte Sonunerschuhe und Parfiim paradierten, und schon am Nachmittag
des ersten Kongrefitages erklkrten die vor der Paulskirche den ankommen-
den Damenflor bestaunenden Frankfurter Burger, das sei em n Kongrefl der
oberen Zehntausend, denn sie hNtten keine Arbeiterfrau dabei entdeckt.
Ostzonenarbeit
als �radikalste Teufelei"
Schon bei den ersten BegraBungs-
worten wurde klar, daB hier keine
Vertretung der gesamtdeutschen
Frauenbewegung zusammengekom-
men war. Charakteristisch war die
absolute Unduldsamkeit gegentiber
einer anderen Weltanschauung. So
oft � oder besser gesagt � so selten
� eine Delegierte den Versuch unter-
nahm, das Gesprach auf eine inter-
zonale Basis zu bringen und die
Ostzone zu erwahnen, so prompt
wurde .jedesmal vom Thema abge-
lenkt. 8o ist es nicht verwunderlich,
daB einige Delegierte, mutig gewor-
den, massive Angriffe auf die Frauen
der Ostzone starteten.
Als Vertreterin der amerikanischen
Zone fahlte Frau E. Reventlow aus
Munchen das Bedarfnis, auf die �Ge-
fahr" hinzuweisen, da3 in der Ost-
zone die weiblichen Fahigkeiten rest-
los in den Dienst eines Systems ge-
stellt warden, deskn Ziel die Herr-
schaft aber eine von Furcht (!) ge-
lenkte Masse sei. Deshalb sei die Be=
freiung der Frauen in der Ostzone
keine Befreiung, sondern �die radi-
kalste Teufelei gegen das weibliche
Prinzip".
Dagegen:
�Christlich-humanistische Ideen"
Am zweiten Tage, dem Beginn der
eigentlichen Arbeitstagung, wurde
noch deutlicher, da3 in Frankfurt
tiberwiegend die konfessionell inter-
essierten oder gebundenen Frauen-
verbande Westdeutschlands zusam-
mengekommen waren. Das Haupt-
referat des Tages aber �Frauen und
Frieden" von Frau Dr. Gabriele
Strecker, der Leiterin des Frauen-
bundes Frankfurt. sah z. B. das Ideal
unserer Erneuerung in der �Wahrung
und Wiederbelebung unseres abend-
landischen Erbes, der christlich-
humanistischen Idee im Glauben an
die Freiheit und die Verantwortung
der Person gegentiber obigen Grund-
satzen".
Keine Sprecherlaubnis
f�r Kommunistinnen...
Stark geteilten Beif all f and dagegen
der Vorschlag eines Vorstandsmit-
gliedes des zu dem KongreB ein-
ladenden Frankfurter Frauenverban-
des, den ahwesenden Kommunistin-
nen, weil far sie bei der ameri-
kanischen Militarregierung keine
Sprecherlaubnis zu erhalten sei,
wenigstens in der Diskussion eine
verlangerte Sprechzeit zuzugestehen.
Die den Vorsitz des Tages fiihrende
Regierungsprasidentin von Hanno-
ver, Thea Bahnisch, raumte dann,
weil eine Abstimmung keine Kid-
rung gab, je einer kommunistischen
Delcgierten an jedem KongreStage
doppelte Redezeit wahrend der bis-
kussion em.
dafUr nazistische Reden
Urn so ungehinderter konnten auch
off en nazistische Reden gehalten
werden, wie die der Berliner CDU-
Delegierten Katharina v. Kardorff,
die sich auch von der Vorsitzenden
nicht abhalten lieB, tiber die Rede-
zeit hinaus zu sprechen.
Nach den abstrakten Referaten des
ersten und zweiten KongreStages
brachte der dritte und letzte Tag die
Arbeitsreferate tiber Berufs-, Er-
ziehungs-, Rechts- und Ernahrungs-
fragen, die endlich auch zu den kon-
kreten Fragen der Frauen fahrten.
Eine Reihe Forderungen wurden er-
hoben, die bisher nur auf dem Pa-
pier standen und vermutlich auch in
absehbarer Zeit stehen werden, wie
zum Beispiel die -Teilnahme - der
Frauen an Ausarbeitung einer ktinf-
tigen deutschen Verfassung sowie
eine Neugestaltung der Sozialver-
sicherung und eine erweiterte Far-
sorge fiir Flachtlinge und Heim-
kehrer. Gleichzeitig wurden die Be-
satzungsmachte gebeten, bei der Ein-
fuhr von Nahrungsmitteln fach-
kundige Frauen zur Beurteilung
heranzuziehen und ferner zu ge-
statten, daB die noch internierten
deutschen Frauen entlassen werden
oder da3 gegen sie moglichst bald emn
ordentliches Verfahren eingeleitet
wird.
So �nebenbei:
die Einheit Deutschlands
Bezeichnenderweise wurde erst als
letzter Programmpunkt em n Antrag
der Berliner Notgemeinschaft und
des Berliner Frauenbundes 1947 be-
handelt, der die Wiederherstellung
der Deutschen Einheit als die Vor-
aussetzung jeder Gesundung Deutsch-
lands bezeichnete.
Aid Betreiben einiger- Delegierten
6
wurde der Antrag mit dem Zusatz:
�Der FrauenkongreB bekundet semen
Wunsch und semen Willen mit den
Frauen ganz Deutschlands und des
Auslandes zusammenzuarbeiten", an-
genommen. Entgegen dem Antrag
der techn. Ass. Elfriede Kimmisch,
Stuttgart,' diese Resolution an die
erste Stelle der Frankfurter Frauen-
beschlasse zu setzen, lenkte die
wahrend der Bearbeitung der Reso-
lution vorsitzfahrende Frankfurterin
Fini Pfannes, Vorsitzende des Frauen-,
verbandes Frankfurt, von der Ab-
stimmung hiertiber ab, so daB dag'
Bekenntnis zur deutschen Einheit
nach wie vor die letzte Stelle in
Frankfurt einnehmen dtirfte.
Und das Echo?
Die treibende Kraft des Kongresses,
Frau Thea Bahnisch, Sozialdemo-
kratin und Regierungsprasidentin
von Hannover, sprach am letzten
KongreStag mir gegentiber ihre tiefe
Enttauschung tiber die .vielen �scho-
nen Reden ohne Taten" aus. Sie
hatte sich den Kongre3 als Arbeits-
tagung gedacht. �Wir hatten so viel
aaf dem Herzen, wortiber wir uns
gem ausgesprochen hatten und ftir
dessen Durchfiihrung wir Verein-
barungen treffen wollten", .sagte sie,
�aber in der amerikanischen Zone
besteht ja noch nicht einmal emn
Landesverband der Frauenverbande.
Die Frauenarbeit ist hier ganz hi. den
Anfangen und ftir die Praxis noch
recht ungeeignet."
Die Vertreterin Schleswig-Holsteins
vermif3te besonders die Ostzonen-
frauen, derentwegen sie eigens nach
Frankfurt gereist sei, erklarte -sie
mir. �Es hatte eine IcongreBbasis ge-
funden werden massen, die auch dem
DFD die Reise ermoglicht hatte."
Alle Frauen, die schon an einer
Frauenveranstaltung der Ostzone
teilgenommen haben, versicherten
Imir, daB sie die Aufnahme im Osten
sowohl in der Organisation als auch
inhaltlich starker angesprochen flat-
ten Ms in Frankfurt. Hier hatte man
vor allem die Behandlung konkreter
Plane in Theorie und Praxis ver-
millt. Ja, eine Vertreterin der briti-
schen Zone erklarte mir rundheraus,
die Frauenarbeit in der Ostzone sel
eben wetter als im Westen.
Die auslandischen Gaste wunderten
sich em n wenig tiber �die Menge der
altlichen Begriffe und Phrasen",
denen sie in Frankfurt begegneten.
So klang der internationale Frauen-
kongreB.in einer gewissen Miidigkeit
aus, weil das Ergebnis der Zusam-
menkunft den Erwartungen, vor
allem der aktiven Frauen, nicht ent-
sprach. Es fehlte der unwidersteh-
fiche Impuls zu einer starkeren Zu-
sammenarbeit. Es waren nicht wenige
und erst recht nicht die Unbedeu-
tendsten, die da sagten, es hatte viel-
leicht anders sein konnen, wenn man
eine Basis mit den Frauen der Ost-
zone gefunden hatte.
Approved for Release: 2022/06/23 CO2668040
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DFP Nr.5-1948
Reportage der Zeit
7
�Abends kommt Mohammed an den Zaun"
Ausziige aus den Lagerzeitungen deutscher Kriegsgefangener in Aegypten
(DFP) Be rli n. Das Leben steht nicht still, seine AeuBerungen dringen �
fiberallhin � auch hinter den Stacheldraht, hinter dem ,unsere Kriegs-
gefangenen auf die Heimkehr warten. Zeitungen, Rundfunk und Briefe
von zu Haus vermitteln ihnen em n Bild von den VorgAngen in der Heimat,
in der Weltpolitik und in der privaten Sphare der Familie. Und natiirlich
machen sie sich ihre Gedanken dazu, die sich in den Lagerzeitungen spie-
geln, die wir regelmaBig erhalten.
�Saida, lieber Fritz ...", dberschreibt
der Kriegsgefangene H. H. in der
�Sonnenbrille" einen Brief, den er
an semen Freund in der Heimat rich-
tet. ,.Saida heiBt sei gegrtiBt und ist
agyptisch", erklart H. H., der seit
drei Jahren in Aegypten im Lager
ist und in lustiger Form von Land
und Leuten zu berichten weiB. ,Man
verehrt hier zwei Gotter: Allah und
Mohammed. Der erste soil schon
lange tot sein; der zweite kommt
abends immer an unseren Zaun und
verkauft Apfelsinen, Haarol und
andere wohlschmeckende Sachen.
Am haufigsten baut man in Aegyp-
ten Sticifrfichte, Palmen und Knob-
lauch an, letzteren habe ich noch
nicht gesehen, aber gerochen. Das
Geld nennt man Piaster, und die
Wasser, Sonne und so o -ne Ralionen!
(DFP) Berli n. Von den 20 000 Berliner Jugendlichen, die in diesem
Sommer zwei Urlaubswochen in den Ferienlagern der FDJ verbringen wer-
den, fuhren nach Pfingsten die ersten Tausend ab. Nur etwa em n Drittel
gehoren der FDJ an. 200 Jungen und Madchen begleiteten wir auf ihrer
Dampferfahrt nach Prieros.
�Wie kamen Sie darauf, in emn
Ferienlager der FDJ zu fahren? Ge-
htiren Sie der FDJ an?" Mit einem
Kopfschtitteln antworten uns drei
junge Madchen, die uns durch ihre
besonders gute Laune schon auf dem
Schiff aufgef alien waren. Jetzt
hocken sie auf ihren Strohsacken in
den zweistockigen Betten. Die erste
,Formalitat" war � Essen. �Ich habe
den Liter Fleischgrtitze kaum ge-
� schafft . . ." � �Und so viele haben
sich noch einen Schlag geholt . . .
� �Habt ihr den Rationszettel ge-
schen? � Mensch, 700 Gramm Kar-
toffeln, 600 Gramm Brot, 130 Gramm
Nahrmittel, 70 Gramm Fleisch jeden
Tag � das ist ja mehr, als die Ber-
liner Schwerarbeiter kriegen � und
das ftir unsere halbe Karte III!"
sprudeln sie durcheinander.
Stellen wir die drei erst einmal vor:
Eva und Helga. je 17 Jahr alt, Step-
perinnen in einer Fabrik in der
BlticherstraBe, Anneliese, 19 Jahre
alt, Montiererin, einzige Tochter sehr
sir enger Eltern. Helga berichtet:
.,Eva hat mir von ihrem Ferienlager
im vorigen Jahr erzahlt, und deshalb
bin ich mitgefahren. Meine Eltern
waren zuerst gar nicht einverstan-
den, aber billiger und besser kon-
nen wir es doch nirgends haben. Hier
bezahlen wir nur 20 Mark und brau-
chen die Lebensmittelmarken nur ftir
sleben Tage abzugeben,"
Eva: ,Meine Mutter ist froh, dal3 sie
mich ftir 14 Tage los ist. Wir sind
sieben zu Hause � und ich bin einer
der besten Esser."
Annelieses Mutter war sehr da-
gegen, ihre einzige Tochter allein
fortfahren zu lassen. �Und dann hat
mein Bruder auch noch erzahlt, daB
hier Jungen und Madchen zusam-
men sind schlieBlich sagte sie
dann: ,du bist alt genug, du muBt
wissen, mit wem du dich anfreun-
dest`. Und das weiB ich auch.".
Anneliese fahrt fort: �Meine Mutter
spricht zwar immer davon, du muBt
dir einen Mann suchen, der dir etwas
bieten kann. Aber was habe ich denn
davon, wenn ich mich heute mit
einem Schieber abgebe, der morgen
im Gefangnis sitzt? Mein Freund ist
Rohrleger, wir kennen uns zwei
Jahre, vielleicht heiraten wir im
nachsten Jahr. Da weiB ich wenig-
stens ganz genau, daB er mir treu
bleibt und daB ich spater wenigstens
immer was zu essen haben werde."
Auf dem Vorplatz des Hauses treff en
wir bei ihrem Gepack em n dunkel-
lockiges, sehr junges Madchen. Das
ist die ffinfzehnjahrige Dolores. Sie
geht in eine Mittelschule im Tier-
garten in die ftinfte Klasse. Ihre
Schulkameradin machte ihr den Vor-
schlag, ins Ferienlager zu gehen.
�Meine Mutter sagt immer: ,sieh dir
das ruhig an, geh so oft wie moglich
in em n Lager, das kann nichts scha-
den'. Mein Vater war jedoch nicht
einverstanden, well bald groOe
Ferien sein werden. Aber ich habe
es doch durchgesetzt, es war nicht
leicht." Und was bewog sie, ins Lager
zu gehen? Nicht die Ansicht ihrer
Mutter, sondern: �Ich wollte mich
mal erholen, mich richtig austoben.
Wit haben einen Garten zu Hause
und fahren oft raus, das ist ziemlich
anstrengend. Ich mochte Sport trei-
ben, Ball spielen, die,andern mochten
tanzen, was mir weniger SpaB macht.
Aber" � dabei wird sit em wenig
zutraulicher � �ich vbolltc selbst
mal sehen und horen, ob hier wirk-
lict so viel von Politik gesprochen
wird, wie man mir erzahlte. Was ich
his jetzt gesehen habe, spricht nicht
dafdr. Und darum glaribe ich es
auch nicht." A.S.
Frauen tragen es manchmal in
Schntiren vor dem Gesicht, das ist
sehr praktisch von wegen der
Taschendiebe
Ibrahim und Abdul, die in unserer
Werkstatt arbeiten, haben beide ge-
sagt, daB der Konig Faruk uns langst
nach Hause geschickt hatte, wenn er
es bestimmen konnte, woraus man
ersieht, daB er em n echter Demo-
kratenkonig ist ..."
Eine Briicke zu den Problemen
,Die deutsche Frage harrt einer La-
sung, und es scheint klar, daB diese
Losung nicht von auBen kommen
kann ' und darf", schreibt B. W.
Schoen rock in der Lagerzeitung
�Die Brticke" zu den Problemen �Um
den neuen Staat". Schoenrock fahrt
fort: �Es ist an der Zeit, daB das
deutsche Volk semen Lebensstil f in-
det, es ist an der Zeit, da3 man ihm
Gelegenheit dazu bietet. Der Weg
scheint klar und einfach. Es kann
nur eine deutsche Nationalversamm-
lung sein, die dem deutschen Volk
seine Verfassung gibt. Es ist an der
Zeit, daB eine solche gewahlt wird.
Es. ist an der Zeit, daB man uns die
Kandare der Besatzung abnirnmt,
daB man uns unseven Weg gehen
mat, daB man uns nicht durch dau-
ernde Einsprtiche kfinstliche Hinder-
nisse in den Weg legt. Demokratie
kann da nicht aufkommen, wo man
sie erstickt."
Nur selten wird sie es wagen
Em Artikel fiber die ,agyptische
Frauenbewegung, der in der Zeit-
schrift �FUR DICH" semen Weg
bis nach Aegypten gefunden hatte,
veranlaBte den Kriegsgefangenen
Erwin Wolterhoff zu einem Brief,
in dem er von der Lage der Aegyp-
terin erzah/t.
�Hier besteht immer noch die Kauf-
ehe, d. h. die Madchen dtirfen nicht
bestimmen, wen sic heiraten wollen.
Der Vater verkuppelt seine Tochter,
wann er will, und zwar mit dem, der
das meiste Geld ins Haus tragt. Dip
Frau ist die Sklavin des Mannes und
ist ihm unbedingten Gehorsam
schuldig. Nur selten wird sie es
wagen, dieses Gebot des Islams zu
ithertreten. Sie ist das Arbeitstier im
Haus und auf dem Feld. Schon
fr�h-
zeitig wird ihr die Erziehung der
Sohne entzogen. Der Mann redet
niemals eine Frau, auch seine eigene
, nicht, mit ihrem Namen an.
Selbst wenn die Englander einst
dieses Land verlassen, wird es hilt
das agyptische Volk, das so fest in
den Anschadungen der Vergangen-
heit befangen ist, schwer sein, den
Weg nach oben zu finden. Es ware
zu wiinschen, daB die Frauenorga-
nisationen dieses Landes Erfolg
haben, denn sonst werden auch in
tausend Jahren noch die meisten
Frauen Sklavinrien ihrer Manner
sein."
�
Approved for Release: 2022/06/23 CO2668040
Approved for Release: 2022/06/23 CO2668040
DFP Nr. 5-1948
Der aktuelle Auslandsbericht
8
�Stifle Jasminbliite" kfimpft fur ihre Heimat
Unbekanntes chinesisches Dorfmadchen wird zum Symbol der nationalen Bevvegung
(DFP) Unaufhaltsam gewinnen Chi-
nas demokratische Kampfer gegen
die in Nanking urn Tschiangkaischek
gruppierten Krafte des Riickschritts
an Boden. Zuweilen gelingt es
Tschiangkaischek noch, die von
Amerika gelieferten Kriegsmittel auf
einen Punkt zu konzentrieren und
die Volksarmee hier und da zuriick-
zudrangen. Solche taktisch bedingten
Ortlichen Erfolge sind im groBen ge-
schen nur Riickzugsgefechte und
werden regelmaBig schnell iiberholt
von neuen VorstoBen der Volks-
armee. Auch amerikanische Beob-
achter geben zu, da3 die demokrati-
schen Streitkrafte im Laufe des
Sommers Chinas Lebensader, den
Jangtsefluf3 und sein fruchtbares Tal,
erreichen miissen, wenn nicht das ge-
schieht, was sie em n Wunder nennen.'
Nun gibt es in China zwar manche
1VIerkwiirdigkeiten. aber Wunder ge-
schehen dort ebensowenig wie in
anderen Landern; nirgendwo, laBt die
Entwicklung sich aufhalten, und
tiberall siegen schlieBlich die Krafte
des Fortschritts � auch dann, wenn
die verzweifelt urn sich schlagende
Reaktion aus anderen Landern Waf-
fen und Dollars erhalt. Und iiberall
stehen Frauen an hervorragender
Stelle im Kampf urn Freiheit, Ge-
rechtigkeit und Aufbaumeglichkeiten.
Tagsiiber auf den Feldern,
nachts Partisanin
Auch in China spielen Frauen eine
fiahrende Rolle in der Befreiung
Landesibres
auslandischen Ausbeutern. Sie spie-
len sie sowohl in dem hinter den
Volksheeren aufwachsenden Vfirwal-
tungsapparat wie im VoIksheer
selbst. Zumeist sind es junge Frauen,
die als Pflegerinnen, Helferinnen
und Nachschubsoldaten, oft aber
auch mit der Waffe, fur Fortschritt
und Freiheit kampfen � zahlreiche
Studentinnen und viele, viele Zehn-
tausende von Bauerinnen.
Schon im japanischen Krieg standen
Frauen in den ersten Reihen der
Freiheitsbewegung. Tagsilber ar-
beiteten sie auf den Feldern und
nachts wurden sie zu Partisanen und
Helferinnen der Partisanen, sammel-
ten Informationen, schleppten Was-
ser, hackten Holz oder schlichen
sich durch die feincllichen Linien
und, nachdem die Japaner chine-
sische Hilfstruppen eingesetzt hatten,
auch ins feindliche Lager, wo sie
ihre Landsleute aufklarten und oft
bewogen, zu den Partisanen Uber-
zugehen.
�Zuerst woliten die Manner nichts
davon wissen ..."
Besonders bewahrte sich in ,diesen
Guerillakampfen die von Tschenk-
weischan gebildete Madchenbrigade.
Tschenkweischan heiBt �SiaBe Jas-
minbliite" und war knapp neun-
zehn Jahre alt, als sie mit der
urn ftinf Jahre jtingeren Sunjumin
(�Jaspis") und drei Chinesen in dem
nach ihnen benannten �Tal der fi_inf eine Wende eingesetztdie Wende
Tiger" bei Tientsin eine aus Japanern zu neuen Lebensformen und neuen
und japanhorigen Chinesen zusam- Produktionsformen, in denen Altes
mengesetzte �Sauberungskompanie" mit Neuem sinnvoll verbunden wird.
aufhielten und nach schwren Ver-
lusten zur Flucht zwangen. �Damals
hatte ich eben erst schiefien gelernt",
erzahlte sie einer das Partisanengebiet
bereisenden Journalistin. �Ich war
schamrot geworden bei dem Gedan-
ken. mit anderen Frauen vor dem
Feind davonlaufen zu miissen, und
so begannen wir uns zu wehren.
Spater ilberredete ich einige Freun-
dinnen, sich uns anzuschlieBen und
sich im Granatwerfen zu tiben. Wir
taten das heimlich, weil die Manner
davon nichts wissen sollten. .Jetzt
kennen schon Dutzende von uns Gra-
naten werfen, minieren und anderes
tun, vom SchieBen gar nicht zu
sprechen. Nattirlich betrachten wir
das alles nicht als unsere Lebensauf-
gabe und warten immer nur auf den
Tag, an dem unser Kampf in emn
friedliches, produktives Leben mun-
det. Aber ich will lieber sterben, als
zu den alten Verhaltnissen zuriick-
kehren." �SU& Jasminbliite" hei-
ratete mit zwanzig Jahren einen
Guerillakampfer, der bald von den
Japanern ermordet wurde. Von die-
sem Augenblick an kampfte sie mit
noch verbissenerer Energie. So wurde
die kleine, jetzt erst 24 Jahre alte
�SilBe Jasminbliite" aus einem unbe-
kannten chinesischen Dorfmadchen
zum Symbol der machtvollen Bewe-
gung der weiblichen Jugend Chinas.
Wahrheit iiber Chinas Volksarmeen
Waren die Volksarmeen die Bevolke-
rung terrorisierende, schlecht be-
waffnete Haufen wilder Deserteure,
wie diePropagandamaschineTschiang-
kaischeks die Weltoffentlichkeit Glau-
ben machen mochte, dann bliebe es
ein Ratsel, warum die gut aus-
geriisteten Truppen Nankings immer
wieder vor den Volksheeren zuriick-
weichen oder zu ihnen iiberlaufen.
Diese Volksheere haben nicht nur
Waffen und ilben nicht nur immer
und iiberall strikte Disziplin, sie sind
vor allem und ilber allem die Stof3-
truppe ciner auch in China unver-
meidlich und unausweichbar gewor-
denen Entwicklung zu neuen For-
men. Sie iiberrennen, was faul und
morsch wurde, und ebnen den werk-
tatigen Massen den Weg zu helleren
und freundlicheren Zeiten. Das Be-
wuf3tsein dieser Mission und der ge-
sunde Instinkt der Massen fur these
Mission � das macht die Volks-
demokratie und ihre Streitkrafte
unwiderstehlich.
Chinesinnen vom Joch befreit
Ohne die aktive Mitwirkung der Chi-
nesinnen innerhalb der Volksdemo-
kratie und ohne die Unterstiitzung
der noch auf3erhalb der Volksdenio-
kratio lebenden Frauen befanden
sich die Krafte der Reaktion heute
Auch in China: USA-Dollar gegen in China nicht ilberall auf dem
Demokratie Riickzug. Schon wachst in den von
Kaum hatten die Reste der geschla_ der Volksdemokratie verwalteten
genen japanischen Armeen chinesi- nordlichen Provinzen eine neue
schen Boden verlassen, da hell Generation chinesischer Frauen her-
die Tschiangkaischel0Regierung die an � eine Generation national-
Maske fallen und wandte sich mit bewuBter, einsatzbereiter Frauen,
den Methoden einer brutalen Dikta_ wie sie China in seiner langen Ge-
tur gegen die Manner und Frauen, schichte nie kannte. War die chine-
die das Hauptverdienst an der Unter_ sischb Frau innerhalb der vier
niinierung der Fremdherrschaft hat_ Wande des Hauses auch immer mehr
ten und nun die Einlosung alter Ver- oder minder unumschrankte Ge-
sprechen forderten. Den Neubau des bieterin, so ist sie doch auBerhalb
Landes in Angriff zu nehmen, die des Hauses (und des Feldes) nie her-
Korruption der Stadte zu unter_ vorgetreten.
driickqn und den wirtschaftlichen Es ist noch nicht so lange her und ge-
Verfall aufzuhalten � dazu hatten schieht vielleicht auch heute noch' in
Tschiangkaischek und seine Generale entlegneren Gebieten, cla8 weibliche
keine Zeit. Sie sahen nur die standig Neugeborene get8tet oder Verkauft
wachsende Bewegung der Massen, werden. Im Bereich der Volksdemo-
die sich mit einem tiefen Seufzer kratie sind diese Zeiten fur immer
noch einmal genotigt gesehen hatten, vorilber. Doch die chinesiscbe Frau
zur Schaffung der Volksdemokratie will ihre Kinder nicht nur behalten,
zur Waffe zu greifen, urn diesmal sie will ihnen und sich selbst auch
ganze Arbeit zu leisten. Dieser eine bessere Zukunft schaffen. Das
Massenbewegung wan en Tschiang- 'ird gcschehen, wenn das ganze
kaischek und seine Generale alles groBe chinesische Land mit semen
entgegen, was sie noch an Kriegs- nber 400 lVfillionen Menschen (dar-
material besaBen. Es war vergeblich. unter mehr als die Halfte Frauen)
Sie sandten Hilferufe nach Ame- von Tschiangkaischek und semen
rika, und Washington schickte auslandischen Helfern befreit sein
Kriegsschiffe und Flugzeuge und wird. Erst dann wird das demokra-
Waffen und Munition und nicht zu- tische China in der Lage sein, seine
letzt auch militarische Berater. Dazu groBen Moglichkeiten auszuwerten,
Dollars und wieder Dollars. Aber zur Erhohung seines Lebensniveaus,
auch das war vergeblich. zur Schaffung neuer Werte und zum
Im Gebiet der Volksregierung hat Nutzen aller freien Volker.
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DFP Nr. 5-1948
Frauenportrats aus Vergcmgenheit und Gegenwart
Gedenkdaten fur den Monat Juni
29. Juni 1855: Delphine Girardi ge-
storben (geboren 1804 in Aachen).
Franzosische Schriftstellerin, Tochter
der Sophie Gay, die das Pariser
Leben zur Zeit des Direktoriums,
nach der Revolution, schilderte. Als
Frau des gefeierten Wiener Raimund-
Schauspielers, Alexander Girardi,
schrieb Delphine unter dem Namen
Vicomte de Lannay kulturgeschicht-
lich sehr wertvolle Schilderungen von
Paris unter der biirgerlichen Demo-
kratie Louis Philips in �Presse" und
,Courier de Paris". 1830 bis 1848.
30. Juni 1485: Veronica Gambara, liei
:Brescia (Lombardei) geboren. Italie-
nische Dichterin der Renaissance.
Frau des Fiirsten von Coreggio und
nach dessen frithen Tad Regentin.
Nach dem Vorbilde des Dichters
Petrarca (der begeistert filr die vom
romischen Revolutionar Cola di Rienzi
fiir kurze Zeit errichtete romische
Republik und Einheit Italiens ein-
trat) schrieb sie Gedichte.
30. Juni 1910: Christine Enghaus ge-
storben (geboren 1817 in Braun-
schweig). Schauspielerin, seit 1840
am .Burgtheater in Wien, heiratet
1845 den Dichter Friedrich Hebbel,
den sie selbstlos Rirderte. Mit feinem
Einfiihlungsvermogen und dramati-
scher Wucht verkorperte sie die Ge-
stalten seiner Phantasie: Maria
Magdalene, Judith, Brunhilde.
Drei %western drei Didderinnen
Von Dr. P. Krische (DFP)
Charlotte Rronte, geb.: Thornton, Yorkshire, England, 21. April 1816, ge-
storben Hirworth, Yorkshire, 31. 'Harz 1855.
Emily Jane Bronte, geb.: Thornton, Yorkshire, England, 20. August 1818,
gestorben Harworth, Yorkshire, 19. Dezember 1848.
Anne Bronte, geb.: Thornton. Yorkshire, England, 17. Januar 1822, gestorben
Harworth, Yorkshire, 28. Mai 1849.
Der nachstehende Artikel gibt Ihnen einen kurzen Ueberblick fiber Leben
und Wirken der Geschwister Bronte, die in der Mitte des 19. Jahrhunderts
im Mittelpunkt der Literaturgeschichte standen, und die noch heute durch
ihre Romane einen Platz in der Weltliteratur einnehmen.
Ein Jahr vor den Marzstiirmen der
deutschen Revolution 1848 wurden
drei Romanmanuskripte von den
Schwestern Charlotte, Emily und
Anne Bronte in eine englische
Druckerei gegeben; em n einmaliges
Ereignis im Weltschrifttum der Frau.
Der Vater der drei Schwestern, Pa-
trick Bronte, protestantischer Pfar-
rer irischer Abkunft, hatte selbst
zwei Bande Gedichte veroffentlicht,
war em n wortkarger, ungeselliger
Mensch, liebte einsdrne Wanderun-
gen, einsames Versponnensein bei
semen Bilchern im Hause und legte
nach dem Tode seiner Frau groBen
Wert darauf. allein und ungestort die
Mahlzeiten einzunehmen. So waren
die Schwestern ganz auf sich allein
angewiesen. Nachdem sie von Thorn-
ton nach dem ebenfalls einsamen
Pfarrhaus Harworth tibergesiedelt
waren, lebten sie zusammen mit
einer alien Haushalterin, genannt
Tabby. Die drei Madchen waren
ausgesprochen lesewtitig. Charlotte
las in dem Jahr 1829/30 nicht weni-
ger als zweiundzwanzig Romane und
legte dartiber einen Katalog an.
Spater war sie als Lehrerin tatig und
versuchte vergeblich, die sehr am
heimatlichen Harworth hangende
Schwester Emily zurn eigenen Wir-
kungskreis zu ziehen. Es war die
Absicht der Schwestern, selbst eine
Schule zu leiten.
1845 fand Charlotte bei ihrer
Schwester Emily eigenartig schone
Gedichte. und als auch Anne, die
jtingste der drei, ihren Schwestern
die Existenz eigener Gedichte ge-
stand, beschlossen sie, die sehr an-
einander hingen, 1846 gemeinsam
ihre Gedichte unter den Namen Cur-
rer, Ellis und Acton Bell herauszu-
geben; Namen, bei denen es fraglich
war, ob es sich urn Manner oder
Frauen handelte.
Danach faBten sie den BeschluB, daB
jede von ihnen eine erzahlende Dich-
tung schreiben sone. So erschienen
1847, wieder unter ihren Decknamen,
die drei Romane �Jane Eyre" von
Charlotte, �Wuthe ring Heights"
(Sturmhiihe) von Emily und �Agnes
Grey" von Anne.
Namentlich Emilys �Sturmhohe"
wurde em n groBer Erfolg und zahlt
noch heute zu den groBen roman-
tischen Romanen der Weltliteratur.
Es galt als selbstverstandlich, daB
dieser Roman mit seiner leiden-
schaftlichen Glut, dem unerbittlich
wirklichkeitsstrengen und tiefen Ein-
dringen in schicksalhafte Tragik, von
der GrOBe antiker Dramen, nur von
einem Mann geschrieben s'ein konnte.
Die Welt horchte auf, als es sich her-
ausstellte, daB dieser Roman 'die
Arbeit eines 29jahrigen Madchens
war, das em n Jahr darauf. 1848, starb,
1849 erlag ihre Schwester Anne
einex LungenentzUndung. Nur Char-
lotte lebte noch einige Jahre, heira-
tete 1854, starb aber bereits em Jahr
darauf, erst 39 Jahre alt.
Der Roman �Sturmhohe" wurde in
verschiedene Sprachen tibersetzt und
schon 1851 in deutscher Uebersetzung
herausgegeben. Mathew Arnold, Pro-
fessor der Poesie in Oxford und
klassischer Dichter und Kritikeir der
Viktorianischen Zeit in England,
stellte die Dichterin gleichberechtigt
neben den englischen Dichter Lord
Byron und schrieb: ,,In beiden lebte
der Geist der Romantik."
9
Sie lehnte Goebbels' Einladupg ab:
Ellen Sthwanneke
(DFP) Eigentlich sollte sie, die 1933
aus Protest gegen Hitler nach Wien
und von da 1938 nach USA emi-
grierte, nur in der Schweiz gastieren;
aber die gebtirtige Berlinerin sagte:
Deutschland nicht wiedersehen, Ber-
liner Luft nicht wieder atmen, das
ist unmdglich! Und sie kam � als
erste amerikanische Schauspielerin,
die in Deutschland wieder auftreten
darf. Die Tatsache, nur von deut-
schen Rationen leben zu rniissen,
schreckte sie nicht ab. �Ihr miiBt es
ja auch aushalten", wehrt sie jede
Diskussion dariiber ab.
Von Elmer Rice, dessen �Rechen-
maschine" wir sahen, brachte Ellen
Schwanneke das Stack �Dream Girl"
mit, das eigens fur sie tibersetzt
wurde, hier aber wegen technischer
Schwierigkeiten nicht inszeniert wer-
den konnte. So muBte sie em n Lust-
spiel �Meine Frau Teresa" wahlen,
das ihrer Vielseitigkeit, ihrer klugen,
kiaren und dabei heiter-lebendigen
Madchenhaftigkeit nicht gerecht wind.
Mehr erhof ft sie vom Film. In dem
deutschen Nachkriegsfilm, dessen
Titel noch nicht feststeht, der erst-
malig auslandische Darsteller be-
schaftigt � Ellen Schwanneke wird
neben Paul Klinger einen englischen
Partner hen spielt sie nach
einem Roman der tschechischen
Autorin Annemarie Selinco em n Mad-
chen unserer Tage, das sich aus eige-
ner Kraft hocharbeitet, obgleich nie-
mand. der zunachst ganz unschein-
b&ren Kleinen bemerkenswerte Lei-
stungen zutraut. Diese Rolle liegt ihr
sehr am Herzen; aber trotzdem ist
sie noch welter auf der Suche nach
einem guten ernsthaften Biihnen-
stuck.
Wie sie Berlin findet? �GroBartig!
Die Berliner sind unverandert ge-
blieben, sogar ihren Humor haben sie
bewahrt; nur ihre neue Sprache vom
;Kopftausch` bis zu den ,freien
Spitzen` mull man erst lernen. Die
geistige Anregung 'ist nach wie vor
auBerordentlich groB; gerade beim
Berliner spurt, man das ehrliche Be-
an:then, eine), neue Lebensbasis zu
finden." � Was aber Ellen Schwan-
neke am wichtigsten erscheint: selb-
standiges Denken und den Mut zur
eigenen Meinung miissen die Deut-
schen wieder lernen. Auch die Frauen
sollten nicht unter der Einwirkung
irgendwelcher auBeren Einfliisse
handeln, sondern ihre groBe Macht
und ihre Aufgabe erkennen, mitzu-
wirken am Leben der Nation, dem
besonders der weibliche Einfluf3 zu
demokratischer Entwicklung im Slime
des Humanismus und der Verstandi-
gung verhelfen kann. � So denkt die
einzige deutsche Schauspielerin, die
eine mit der drohenden Ausbiirge-
rung verbundene Einladung des
�Kulturpapstes" Goebbels zur Tell-
nahme an den Miinchner �Kunst-
festen" ablehnte, ihre Heimat verlor,
ihr aber dennoch heute aus warmer
Anteilnahrne die schwerste Not tiber-
winden helfen mtichte. M. J.
Approved for Release: 2022/06/23 CO2668040
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DFP Nr.5-1948
Frauenkunde
10
� Antife;ninisten wollten die Minder-
Frauenfeinde unter sich / wertigkeit der Frau beweisen.
Es liegt zwar schon
ziemlich lange zu-
rack. da3 die
Vorherrschaft des
Mannes einmal
nicht selbstver-
standlich war, son-
dern die Frau die
Ftihrung in Fami-
lie und Gesell-
schaft innehatte.
Die Kulturdenk-
maler der Epoche
des Mutterrechts
geben eindeutig Kunde von Staaten,
die von Frauen gelenkt wurden, in
denen sie das hochste Priesteramt
innehatten und in Kunst und Kultur
eine fahrende Rolle spielten. Nam-
hafte Wissenschaftler begriindeten
die hervorragende Stellung der Frau
in dieser vorgeschichtlichen Epoche
mit ihrer wirtschaftlichen
Ueberlegenh.eit, die ihr als
Ackerbauerin den Vorrang vor dem
mannlichen Jager gab. Die Erfindung
des vom Manne betriebenen Acker-
pfluges aber, und mit ihm das Auf-
kommen des von Mannern ausgetib-
ten Handwerks, des Handels, des Pri-
vateigentums ftihrte zu der bis heute
bestehenden vaterrechtlichen Gesell-
schaftsordnung. In ihr wurden die
Kinder nicht, wie im Mutterrecht,
nach der Mutter, sondern nach dem
Vater benannt, und das Erbrecht ge-
stand dem Sohn Vorteile fiber die
Tochter zu, wobei sich allmahlich
die Vorstellung von der allgemeinen
Minderwertigkeit der Frau ent-
wickelte. die bis zu einer vollkom-
menen Knechtung der Frau ftihrte.
�Das Weib ist dem Manne untertan"
Auch das Christentum hat die Man-
nesherrschaft grundsatzlich aufrecht-
erhalten, wenn es auch in der Praxis
mildernd gewirkt hat. So heiBt es im
Brief des Apostels Paulus an die
Korinther: �Das Weib schweige in
der Gemeinde", und im Epheser-
brief : �Das Weib ist dem Manne
untertan." Das kanonische Grund-
recht der katholischen Kirche be-
stimmt ebenfalls. daB der Mann der
Herr der Frau sei, und der katho-
lische Eheritus schreibt vor, daB die
Frau dem Marin �gebtihrenden Ge-
horsam" gelobt.
Bis auf unsere Tage haben einfluB-
reiche Denker diese Minderbewer-
tung der Frau vertreten, so der Phi-
losoph Arthur Schopenhauer (1788
bis 1860). In seiner Abhandlung
,Ueber die Weiber" wettert er ge-
gen das ,niedrig gewachsene, schmal-
schultrige, breithaftige und kurz-
beinige Geschlecht" und dessen gei-
stige Minderwertigkeit. Allzu haufig
zitiert schon ist Nietzsches Satz aus
, seinem Werk ,Also sprach Zara-
thustra": �Du gehst zu Frauen? Ver-
gill die Peitsche nicht!"
Der Antifeminismus
Als schlieBlich im neunzehnten Jahr-
hundert die Frau erstmalig die For-
(DFP) Die Welt des Mannes hat den Eintritt der Frau in die Schranken
des Wettbewerbs um die Gleichberechtigung keineswegs widerspruchslos
hingenommen. Uns alien sind die privaten und offentlichen AeuBerungen
theses Widerspruchs bekannt, der in Brotneid, Konkurrenzfurcht und
dem naiven Beharren bei der Anschauung von der �Minderwertigkeit"
der Frau seine Wurzeln hat. Dariiber hinaus aber hat es bis in die aller-
jiingste Zeit hinein ganze Gruppen von Mannern gegeben, die unter
dem Deckmantel der �Wissenschaftlichkeit" diese Abneigung gegen den
Gleichberechtigungsanspruch der Frau zu einer regelrechten �Weiber-
feindschaft" steigerten und eine ganze Literatur bemiihten, urn diese
Feindschaft, den Antifeminismus, wissenschaftlich zu begriinden. Ueber
Ursprung und Ausdruck des Antifeminismus unterrichtet der nach-
tolgende Artikel unseres standigen Mitarbeiters, Dr. Paul Krische.
derung auf Gleichberechtigung mit
dem Manne erhob, steigerte sich
diese allgemeine Unterbewertung der
Frau zu einer hysterische Formen
annehmenden Frauenfeindschaft. Die
Frauenbewegung rief 'eine Gegen-
bewegung, den sogenannten �Anti-
feminismus", hervor, der sogar eine
Organisation in der �Interriationalen
Vereinigung der Antifeministen"
fand, der' Grtindung eines danischen
Arztes in Wien im Jahre 1930.
Fine umfangreiche Literatur ent-
stand im Gefolge des Antifeminis-
mus. So erregten zu Anfang dieses
Jahrhunderts ftinf pseudowissen-
schaftliche Werke groBes Aufsehen.
Im Jahre 1900 erschien das Buch des
Leipziger Nervenarztes Paul Mobius
�Ueber den physiologischen (nattir-
lichen) Schwachsinn der Frau". Mo-
bius vertritt darin die Ansicht, daB
nur Dinge des Geschlechtslebens
das weibliche Interesse erwecken
konnten, da das Leben der Frau voll-
standig vom Geschlechtstrieb be-
herrscht sei und die Geschlechtsauf-
gabe bei der gesunden Frau. den Mit-
telpunkt ihres Daseins bilde. Der
Gegensatz zwischen dem weiblichen
Interesse und dem herrschenden
Moralbegriff aber zwinge die Frau
standig zur Lage.
ist das des Ber-
liner Arztes Eber-
hard,dessenHaupt-
ergebnisse sich fol-
gendermallen zu-
sammenfassen las-
sen: Ursache der
verschiedenen Be-
gabung der Ge-
schlechter sind
Unterschiede in
der Struktur des
Gehirns. Die Frau
ist von Natur aus
viel sinnlicher als der Mann, emn
Ueberwuchern des Triebes hat den
vollstandigen Mangel an Moral zur
Folge. Grausamkeit und Sadismus sind
Charaktereigenschaften der Frau, die
sich auch bei den Vertreterinnen der
Frauenemanzipation zeigen. Das
Endziel der Frauenbewegung aber
ist die Erringung der weiblichen
Vorherrschaft, die einen Niedergang
der Moral und der Kultur aber-
haupt bedeutet.
Schliefflich sei Hans Blither genannt,
der im Wandervogel eine hervor-
ragende Rolle spielte und in semen
Werken �Der bilrgerliche und der
geistige Antifeminismus" und �Die
Rolle der Erotik in der mannlichen
Gesellschaft" die Bedeutung der so-
genannten Mannerbande betont, die
allein staat- und kulturbildend seien.
Hat die Frau keine Seele?
Im gleichen Jahre veroffentlichte der
kaum zwanzigjahrige Wiener Otto
Weininger das Buch �Geschlecht
und Charakter", in dem es wortlich
heiBt: ,Das Weib hat keine Seele
und kein Ich. Ihr AeuBeres, das ist
das Ich der Frauen. Ihr Denken ist
em n Gleiten und Huschen zwischen
den Dingen hindurch, em n Nippen
an der Oberflache, der der Mann,
der nach Wesensliefe trachtet, keine
Beachtung schenRt; es ist em n Kosten
und Naschen, em n Tasten � kein
Eingreifen des Richtigen." Bei der
allgerneinen Hohlheit im Leben der
Frauen in den gepflegt-btirgerlichen
Kreisen ist es nicht verwunderlich,
daI3 Weininger gerade unter den
Frauen dieser Schicht vielfach Zu-
stimmung fand. In seiner der Frau
wie auch der ganzen Welt gegentiber
feindlichen Einstellung unterschei-
det Weininger nur zwei Haupttypen
der Frau: die Dime und die Mut-
ter. Drei Jahre nach der Veroffent-
lichung seines Buches beging Wei-
ninger Selbstmord.
Das dritte, 1923 erschiehene Werk
Antifeminismus � eine Gefahr f�r
den Staat
Zusammenfassend laBt sich zur anti-
feministischen Literatur sagen, daB ,
ihre Verfasser Einzelfalle verallge-
meinert haben und niCht auf die
groBen Entwicklungszusammenhange
eingegangen sind, aus denen sich ge-
wisse Eigenschaften der Frauen ent-
wickelten. Sie haben die aberlebte
Unterschatzung der weiblichen Fahig-
keiten mit personlichen Abneigungen
gegen einzelne Frauen (wie Schopen-
hauer), Erittauschungen in der Liebe
(wie Weininger) und eine krankhafte
Vorliebe far das eigene Geschlecht
(wie Bltiher) verquickt und das
Ganze dann als �wissenschaftliche"
Erkenntnis prasentiert.
Von wie weittragender Bedeutung
fur die Frauen solche Anschau-
ungen sein konnen, wenn sich emn
ganzes Staatsgebilde ihrer bemach-
tigt, haben die zwolf Jahre Faschis-
mus in Deutschland gezeigt. Der
Nationalsozialismus war in seiner
Grundhaltung frauenfeindlich, auch
wenn er diese Haltung unter groBen
Gesten wie Mutterkreuz und Mutter-
tag verbarg. Er entwtirdigte die Frau '
zu einer bloBen Produzentin des ftir
seine kriegerischen Plane notwendi-
gen Kanonenfutters, er verdrangte
sie aus offentlichen Stellungen und
erschwerte ihr den Zugang zu Bil-
dungsmoglichkeiten. Es wird einem
weiteren Artikel vorbehalten blei-
ben, einen grundsatzlichen Gegen-
beweis gegen den Antifeminismus
anzutreten.
Approved for Release: 2022/06/23 CO2668040
Approved for Release: 2022/06/23 CO2668040
DFP Nr. 5-1948 Wirtschaft und Sozialfiirsorge
Meine Hoehaehtung, Frau Kollegin!
Wie em n �Mannerbetrieb" die �Weiberwirtschaft" sehatzen lernte
(DFP) Berli n. Das Kabelwerk Berlin-Oberschiineweide gibt augenblick-
lich in einer liebevoll und ansprechend hergerichteten Ausstellung einen
guten Einblick in die neue Art der Sozialfiirsorge, wie sie besonders nach
ErlaB des Befehls 234 der SMVD in der Ostzone Deutschlands und im so-
wjetischen Sektor Berlins vor allem in den volkseigenen Betrieben und
in den SAGs aufgebaut wird. Welehen groBen Anteil die Frauen daran
haben und wie segensreich sich ihre Mitarbeit auch fur die mannlichen
Kollegen erweist, schildern die folgenden Zeilen.
Nach den bis vor wenigen Jahren
noch gtiltigen Vorstellungen ware
das Kabelwerk Oberschoneweide
eigentlich em n reiner Mannerbetrieb,
weil es �nach frilheren Anschau-
ungen � fast ausschlieBlich mann-
liche Arbeitskrafte benotigen wtirde.
Das Wortchen �eigentlich" ist aber
durch die Entwicklung der letzten
Jahre, besonders aber dadurch, daB
die Frau als gleichberechtigter Ar-
beitskarnerad neben den Mann ge-
treten ist, tiberholt. Ueberholt sind
auf Grund der Erfahrungen, die die
Manner in diesem Betrieb mit der
�WeiberWirtschaft" gemacht haben,
auch jeder Argwohn und jeder Ar-
beitsneid, die anfanglich hier und
und dort gelegentlich auftraten.
Denn an jedem der 14 Themen, die
in der Aufstellung in Bildern und,
Statistiken behandelt werden, sehen
die mannlichen Arbeitskollegen den
segensreichen EinfluB der �zarten
Hand". So stark ist in ihnen das
neue BewuBtsein von der Gleich-
bereehtigung der Geschlechter ver-
ankert, daB sie es vollig in Ordnung
fanden, wenn sich beispielsweise im
gleichen Zeitraum die Lohne der
Frauen urn 50 Pfennig, die der Man-
ner nur urn 40 Pfennig erhohten.
Dazu trugen Frauen wie die Arbeite-
rinnen Hildegard Blankenburg und
Grete Hoffmann bei, die durch be-
sondere Umsicht und FleiB ihre tag-
liche Leistung so weit steigern konn-
ten, daB auch ihr Lohn von 0,95 Mark
auf 1,28 Mark pro Stunde anstieg.
Solche Erfolge sind aber nur mog-
lich, wenn sich die Frauen selbst
unbeschwert von den Sorgen des All-
tags auf ihre Arbeit konzentrieren
konnen. Und daB sie das in diesem
Betrieb konnen, beweisen die Abtei-
lungen der kleinen Ausstellung.
Mittagessen, Massagen, Mutter-
hilfe . . .
Sic bekommen em n gehaltvolles, mar-
kenfreies Mittagessen: 83 Fiinf-
tonner-Lastwagen wurden 1947 allein
fur die Lebensmittelanfuhren ge-
braucht. Die Frauen konnen notwen-
dige Bestrahlungen, Massagen oder
arztliche Beratungen im Werk selbst
haben. Das spart %nen Zeit und
Nerven, die sie sonst in tiberftillten
Wartezimmern bei frei praktizieren-
den Aerzten dransetzen mtiBten.
Die werdenden Mutter brauchen sich
urn Windeln und Jackchen nicht zu
ktimmern. Jede junge Mutter erhalt
�eine vollstandige Erstlingsausstat-
tung vom Werk. AuBerdem nahten
Mitglieder der Frauenkomrhission
in 240 freiwilligen Arbeitsstunden
30 komplette Kinderkleidchen und
-anztige. Die Schuhbesohlerei nimmt
ihr die Schuhmacherwerkstatt ab,
Stoffreste oder alte Militarjacken
verwandeln sich in den Handen
einer der sieben Naherinnen des
Werkes in eine entztickende Ausgeh-
jacke. �
Was bleibt da an Sorgen iibrig, die
unsere nichtbertastatigen Frauen so
sehr belasten? Das Einkaufen. Der
leere Kleiderschrank. Die fehlenden
Waschmittel. Das Holz zum Kochen.
Der leere Kleiderschrank fiillt sich
Ftir Holz sorgt die Holzaktion des
Betriebes. Waschmittel vertellt das
Werk ebenfalls hin und wieder, ganz
abgesehen davon, daB es die Arbeits-
kleidung in der eigenen Wascherei
reinigt. Bleiben der leere Kleider-;
schrank und das Einkaufen. Dafiir
gibt es den Betriebskonsum, der emn
geradezu friedensmaBiges Schau-
fenster aufweist. Und das ist nicht
nur Schau. SchUrzenkleider, Woll-
jacken, Schuhe, Kinderjackchen,
Kostiimstoffe und Regenrnantel aus
werkseigenem Material werden ver-
teilt. Striimpfe, moderne kleine
Radioempf anger, Kannen, Tassen,
Teller � es fehlt an nichts. Ohne
jemanden neidisch machen zu wol-
len, wollen wir doch noch einige Bei-
spiele aus der Liste anfiihren: in
11
der Zeit von Januar 1947 bis Marz
1948 erhielt jeder zweite Betriebs-
angehorige em n Paar Lederschuhe.
Jeder bekam ftinf Paar Damen-
strtimpfe. Von den Igelitsandalen
erhielt ebenfalls durchschnittlich
jeder em n Paar. Jeder einzelne
konnte im Jahre -1947 allein ftir
115 Mark Textilien einkaufen. Man
sieht: Arbeiten lohnt sich doch!
Auch die Kinder sind versorgt
Die neuesten Errungenschaften die-
ses sozial vorbildlichen Betriebes in
Berlin sind das Kinderheim, so wird
der Betriebskindergarten mit seinem
groBen Garten genannt, und die bei-
den neuen Erholupgsheime in Neu-.
globsowlMecklenburg, in denen sich
die Arbeiter wahrend des Urlaubs
erholen kOnnen.
Das Kinderheim ist vorbildlich aus-
gestattet, und .schon der Speisezettel
it das fr�he Aufstehen ftir die Klei-
nen wert. DaB die alteren Mutter
hier ihre SOhnte in einer guten Aus-
bildung wissen, daB es gute Unter-
haltungsabende und Filmvorfiihrun-
,gen im Werk und eine Bticherei mit
fachlichem und unterhaltendem
Schrifttum gibt, versteht sich in
einem solchen Werk von selbst.
Die oben angefiihrten sozialen Lei-
stungen sind aus der gemeinschaf t-
lichen Arbeit von Mannern, Frauen
und Jugendlichen gewachsen. Im
Kabelwerk Oberschoneweide hort
man kein verachtliches Wort (Aber die
Mitwirkung der Frau als �Welber-
wirtschaft", dafiir aber urn so mehr
Anerkennung und Wertschatzung.
A.S.
Neue Erfolge
der Volkssolidaritat in Sachsen
(1)FP) Dresden. Die von der Volks-
solidaritat Sachsen durchgefUhrte
Spendenwoche endete mit einem un-
gewohnlich guten Ergebnis. Neben
3,5 Millionen Mark Barspenden wur-
den 20 000 Stuck M8bel und Hausrat
und ebenso viele Kleidungs- und
Waschestticke gesammelt. - Feiner
wurden von der Landbevolkerung
groBe Mengen Lebensmittel und meh-
rere tausend Freitischplatze zur Ver-
filgung gestellt.
und in Mecklenburg
(DFP) Schwerin. Wahrend der Werbe--
woche der Volkssolidaritat wurtlen
in Mecklenburg - Pommern gesam-
melt: 665 000 Mark Bargeld, 47 000 kg
Lebensmittel, 13 000 Eier und 42 000
Zigaretten. An weiteren Spenden
gingen bei der Volkssolidaritat em:-
3000 Gebrauchsgegenstande, 5000
Stuck Hausrat, 300 Paar Schuhe,
200 kg Seife und 100 kg Nagel. Der
Kreis Wismar unternahm die kosten-
lose Besohlung von 300 Paar Schuhen
Air Heimkehrer, der Kreis Hagen
die zusatzliche Schulspeisung von 75
Schulkindern ftir acht Wochen.
Betriebskihdergarten in Sachsen
(DFP) Dresden. pie im Rahrnen des
Aufbauplans bis Mitte des Jahres zu
errichtenden 105 Betriebskindergar-
ten fur dieKinder berufstatigerMtit-
waren bis Ende Mai samtlich er-
�ffJ. Die Mehrzahl dieser neuen
Kin rgarten befindet sich in yolks-
eigenen Betrieben.
Ansteigen
der Berliner Seuchenkurve
(DFP) Berlin. Gegentiber dem Vor-
monat zeigt die soeben veroffent-
lichtg Berliner Seuchenbilanz ftir
April eine nicht unwesentliche Zu-
nahme aller ansteckendenKrankhei-
ten. Vor allem sind die Zahlerrf�r
Tuberkulose und Geschlechtskrank-
heiten weiter angestiegen. Gegentiber
2515 Fallen im Marz wurden im Be-
richtsmonat 2995 neue Tuberkulose-
falle gemeldet, wahrend die Zahl der
Todesfalle 561 gegentiber 505 im
Vormonat betrug. Geschlechtskrank-
heitsfalle stiegen von 1583 auf 1906.
Die Falle von Kinderlahmungen, 24
Erkrankungen und 4 Todesfalle, hat-
ten sich gegenilber dem Marz ver-
doppelt.
Approved for Release: 2022/06/23 CO2668040
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DFP Nr. 5-1948
Kunst and Wissenschaft
12
Forsthennnen au' den Spuren des Allerlums Kulturelle Kurznathrichten
(DFP) Moska u. ArchRologie ist die Wissenschaft der Ausgrabungen, die
entweder die Arbeit der Geschichtsforscher erganzen oder ihnen neue
Wege weisen. Es gibt viele Beispiele dieser Wechselwirkung zwischen
Archaologie und Geschichtswissenschaft, denen nachzuspfiren fast iiberall
in der Welt Mannern vorbehalten blieb, bis die russische Revolution, die
den Frauen so viele Ttiren aufstieB, ihnen auch den Weg in die Wissen-
schaften im allgemeinen und die Archiologie im besonderen ebnete.
Sowjetruf3land hat heute viele Archa-
ologinnen, deren Fahigkeiten und
Talente erst in der sowjetischen Ge-
sellschaftsordnung zur Entfaltung
kamen. Viele von ihnen leisten der
Altertumsforschung so hervorragende
Dienste, daB ihr Wirken aus der Ent-
wicklung der Sowjetwissenschaft
nicht mehr fortzudenken ist.
Zu diesen Frauen gehort die Pro-
fessorin Tatjana Passeck, die vor
ftinfzehn Jahren in der Ukraine
Rin fiber fiinftausend Jahre altes
Siedlungsgebiet entdeckte und in
jahrelangen Ausgrabungen erforschte.
Hunderte von Keramiken und Ge-
brauchsgegenstanden vergangener
Kulturen in den Museen der Sowjet-
union zeugen von dem unermtid-
lichen FleiB dieser Forscherin, deren
Arbeiten fiber die alte Ackerbau-
kultur jenes Siedlungsgebiets eine
wertvolle Bereicherung des allge-
meinen Wissens Ober diese fr�he
Entwicklungsstufe darstellen. Auch
heute setzt die Gelehrte ihre For-
schungen fort und kehrte erst vor
kurzem von neuen Ausgrabungen in
der Ukraine nach Moskau zurtick.
Mif der gleichen Energie wie ihre
Forschungen betreibt Frau Professor
Passeck auch ihre ,Lihrtatigkeit.
AuBerdem ist sie wissenschaftlicher
Sekretar bei der Akademie der
Wissenschaften, nimmt eifrig am ge-
sellschaftlichen Leben teil und inter-
essiert sich ftir Theater, Musik und
die bildenden Ki_inste.
Das gleiche gilt ftir Lidia Jewtju-
chowa, deren Forschungen vor
allem in Sibirien durchgefilhrt wer-
den. Im Altai-Gebiet und am Mittel-
lauf des Jenissei entdeckte die
Forscherin Spuren alter Kirgisen-
siedlungen, denen sie in langer
miihevoller Arbeit ebensb kostbare
wie aufschluBreiche Funde entwand.
Dabei stieB die Archaologin auch auf
Grabkammern aus den ersten Jahr-
hunderten unserer Zeitrechnung, aus
denen rinch gut erhaltene goldene
und silberne Gerate geborgen wur-
den. Immer wieder kehrte Frau
Jewtjuchowa an der Spitze groBerer
und kleinerer Expeditionen zurtick
zu ihren Ausgrabungen, deren Er-
gebnisse wertvolle Ausstellungs-
stacke des Staatlichen historischen
Museums bilden.
Eine dritte hervorragende Archa-
�login der Sowjetunion ist Dr. Maria
Kobylin a, Professor an der Mos-
kauer Universitat und engste Mit-
arbeiterin von Professor W. D. Bla-
watski, dem ftihrenden Archaologen
der Sowjetunion. Dr. Kobylinas
Spezialgebiet ist die Erforschung
antiker Kunst, tiber die sie auch an
der Moskauer Universitat unter gro-
Bern Andrang der Studenten und
vor allem der Studentinnen liest. Sie
gilt als eine hervorragende liennerin
antiker Kunst und leitete verschie-
dene Expeditionen, deren Aus-
grabungsergebnisse bedeutenden hi-
storischen Wert haben.
Das ist, in kurzen Ztigen, das Bild
von drei Forscherinnen, die sich die
Aufgabe gestellt haben, die groBe
Vergangenheit ihrer russischen Hei-
mat aufzuhellen und unermildlich
ihre Kenntnisse der, heranwachsen-
den Generation zu vermitteln. DaB
sie das kOnnen, verdanken sie der
sowjetischen Gesellschaftsordnung,
auf deren Boden jede Frau ihre Be-
stimmung erfallt und in deren
Rahmen die Wisgenschaften wachsen,
bltihen und gedeihen, dank der Mit-
arbeit der Sowjeffratien.
Im Mittelpunkt: Das Kind
Sozialpadagogen, Heimleiter und Psychotherapeuten trafen sich
zu einer Fachtagung in Berlin.
(DFP) Die interzonale sozialpadago- sonders jusage Erzieher ftihlten sich
gische Tagung und Ausstellung auf
dem Messegelande am Funkturm
Berlin, die von der Leiterin des Ber-
liner Hauptjugendamtes, Frau Stadt-
rat Maraun, eroffnet wurde und an
der sich alle leitenden Sozialpada-
gogen Berlins und namhafte Gaste
aus den Zonen beteiligten, forderte
den Erfahrungsaustausch tiber die
Arbeit der letzten drei Jahre. Den
ersten Fachvortrag hielt Dr. Werner
Kemper vom Institut ftir Psychothe-
rapie tiber den EntwicklungsprozeB
des Kindes bis zu seinem sechsten
Lebensjahre unter besonderer Be-
rticksichtigung der durch die heutige
Notzeit verursachten Schaden. Be-
durch das Referat von Kate Drager
(Institut fur Psychotherapie) Ober die
�Erzieherpersonlichkeit" angezogen.
Die mit der Tagung verbundene Aus-
stellung zeigte, daB fur fast 549 000
Berliner Kinder zwischen 1 und 14
Jahren bisher 760 Tagesstatten und
85 Heime mit insgesamt 34 000 Plat-
zen eingerichtet werden konnten. In
der Ausstellung zeigten ferner die
Berliner Kindertagesstatten, wie man
aus Zeitungspapier mit einiger Phan-
tasie lustige Karussells und Schau-
keln, Verkaufsstande und Puppen-
mobel basteln kann. Ueber den In-
halt einzelner Referate berichten wir
noch ausftihrlich.
(DFP) Moskau. Im �Hause des Films"
in Moskau sprach die polnische Film-
regisseurin Wanda Jakubonska, die
Gestalterin des dokumentarischen
Films �Auschwitz", tiber die Film-
erfolge der jungen polnischen Repu-
blik.
(DFP) New York. Amerikas bertihm-
tes Filmkind Margaret O'Brien ist
jetzt auch als Schriftstellerin her-
vorgettetpi. Die junge Ktinstlerin
hat i_iber ihre Eindriicke vom Film
geschrieben, die der amerikanische
Verlag Lippinocott veroffentlicht.
(DFP) Berlin. Das Berliner Kunst-
leben, das bereits wieder internatio-
nffles Geprage hat, wurde in der ver-
gangenen Woche durch einige aus-
landische Musikerinnen von Rang
btreichert. So spielte die jugoslawi-
sche Pianistin Branka Musulin im
Grof3en Sendesaal des Berliner Rund-
funks u. a. Bach, Beethoven und Cho-
pin. Die franzosische Pianistin Mar-
celle de Mayo errang gemeinsam mit
dem Berliner Rundfunk-Sinfonie-i
Orchester grollen Beif all fi_ir die Wie-
dergabe der �Spanischen Nachte"
von Manuel de, Fella. Die 19jahrige
amerikanische Geigerin Patricia Tra-
vers erhielt in Berlin ebenfalls glan-
zende Kritiken. Es wurde die Rein-
heit ihres Tones, Makellosigkeit des
Striches und ihr kerniges Musizieren
gelobt, mit dem sietsich den sproden,
verschlossenen Ausdrucksraumen des
Violinkonzertes von Brahms nahert,
Patricia .ist schon mit sechs Jahren
aufgetreten und hat, ahnlich wie Ye-
hudi Menuhin, die Klippen des Wun-
derkindes fiberstanden.
(DFP) Berlin. In engster Bertihrung
mit der modernen Malerei gestaltet
die Berlinerin Woty Werner ihre
Teppichwebereien, die in einer Aus-
stellung bei Rosen gezeigt warden.
(DFP) Berlin. Der Dreiklang: Blu-
men, Landschaften und Bildnisse
kennzeiChnet das Schaffen der Ma-
lerin Susi Zimmermann, das immer
da, wo sich die Kilnstlerin von tiher-
wucherter Unbektimmertheit frei-
gemacht hat, groBe seelische Reife
offenbart. Die Ausstellung in der
Galerie Cares, Berlin, fand viel Be-
achtung.
(DFP) Frankfurt a. Main. Ein ;Schla-
ger" der Frankfurter Jahrhundert-
feier war das auf einer Modeschau
gezeigte �Paulskirchenkleid". Rings
auf den Rock hatte man Bilder von
der Paulskirche, vom Frankfurter
Wappen, vom Adler, von der Haupt-
wache, vom R6mer und vom Goethe-
haus in buntem Durcheinander auf-
gemalt.
(DFP) Berlin. Die Reifrobe von The-
rese Renz. in der die groBe Schul-
reiterin, die 1938 starb, zum letzten
Male auftrat, ist in einem Zirkus-
museum zu sehen, das der Zirkus
Busch unter der Leitung seiner Di-
rektorin, Frau Paula Busch, im Zoo,
Berlin, den Freunden der Zirkus-
kunst zeigt. Dieses Zirkusmuseum
stellt neben dem 1918 in Moskau ge-
grandeten Staatlichen Zirkusmuseum
das einzige dieser Art dar.
Approved for Release: 2022/06/23 CO2668040
Approved for Release: 2022/06/23 CO2668040.
DFP Ni. 5-1948
Kultur und Erziehung
Film ohne Traum und Trug
Frauengestalten der Defa-Filme sind wirklichkeitsnah
(DFP) Die DEVA-Film-Gesellschaft geht bei der Wahl ihrer Filmstoffe
eigene, sehr neuzeitliche Wege. Sie bringt ihre Frauengestalten, deren
Lebens- und Liebesprobleme zu liisen sind, in einen klaren Zusammenhang
mit ihrer Umwelt und mit den Zeitstriimungen und gibt somit den filmi-
schen Konflikten eine Beziehung zum wirklichen Leben, fernab von den
Gefilden der Traumwelt. Von etwa 24 Filmen der neaten Produktion 1948/49
befassen sich iiber die Halite vorwiegend mit Frauenthemen, und von
diesen wiederum geben einige Filmwerke sowohl in ernster als in heiterer
Weise neue Ausblicke fiir die Gestaltung des neuen deutschen Films.
�Chemie und Liebe" heiBt em n neuer
vor der Urauffiihrung stehender
Film von Arthur-Maria Rabenalt.
Das Werk befaBt sich gesellschafts-
kritisch mit dem Wirken der Geld-
konzerne, wobei Frauen our den
auBeren Rahmen fiir die Handlung
abgeben. Sie spielen also im Leben
dieser hier vorgestellten reichen
Manner nur eine untergeordnete
Rolle, ohne an deren Lebensbild ent-
scheidend mitzuwirken.
Jungenhaft und lebendig wird uns
�Eins-zwei-drei-Corona" ansprechen.
Wir werden ins Zirkusmilieu geftihrt.
wo diesmal viele halbwilchsige Ben-
gels eine Rolle spielen. Im Mittel-
punkt ihres Daseins aber steht emn
einziges junges Madchen, das sich
durchzusetzen weiB.
"Und wieder 48" heiBt em n Studenten-
film aus unserer Zeit, in dessen
Vordergrund eine Studentin und emn
Student stehen. Man kann dieses
zur Zeit entstehende Werk als emn
Frauenthema ansprechen, das emn
politisches Verhaltnis zu unserer
Zeit hat und geschichtsdeutend ist.
Ein neuer Jenny-Jugo-Film wird uns
beschert, em ganz heiteres Spiel urn
em junges Madchen, das die Wahl
und die Qual zwischen drei Mannern
hat. �Trium' nicht, Annette:" heiBt
diese unbeschwerte Angelegenheit,
die diesmal our unterhalten will.
�Das Madchen Christine" lebt in der
Zeit des DreiBigjahrigen Krieges. Als
Klosterzogling verliebt sich Christine
in ihren Befehlshaber, wird zum
TroBbuben und erlebt zwar die Er-
filllung ihrer Sehnsucht, aber nicht
die Erfiillung ihres Lebens. Mit dieser
Darstellung wird em n ernstes Frauen-
thema behandelt, das in seinem
inneren Gehalt auf die heutige Zeit
Ubersetzbar ist.
�Die Kuckucks" bringen eine heitere
Geschichte aus dem heutigen GroB-
stadtleben. Hier wird die Schwierig-
keit der Geliebten gezeigt, die einen
groBen Familienanhang hat und so-
mit dem Marine nicht allein gehort.
Bei den Kuckucks handelt es sich
um em n junges Madchen mit vier
kleinen Geschwistern.
Das Problem der heutigen Jugend,
die innerlich haltlos, gemacht wurde,
behandelt der Film �Verwahrloste
Jugend".
Als ihr diesjahriges starkstes Frs.. uen-
thema bezeichnet die ,DEFA" den
in Vorbereitung befindlichen Film
�Mutter und Kind". Er wurde nach
dem Epos von Friedrich Hebbel ge-
staltet.
�Quartett zu fiinft" heiBt die Ge-
schichte 4aus dem Leben von vier
jungen Frauen und Madchen, die
sich in einer Hausgemeinschaft zu-
sammengetan haben. In diese Ge-
meinschaft tritt em n Mann, der bisher
in Kriegsgefangenschaft lebte.
�Die schone Helena", nach der Oper
von Offenbach, wurde filmisch
modernisiert und kommt in unserer
Zeit wieder auf die Welt,- urn sich zu
rehabilitieren, weil ihr der Rut als
Prototyp der ungetreuen Frau nicht
mehr gefallt.
In der Filmkornodie �Die elf Scharf-
richter" steht zwar im auBeren
Mittelpunkt eine Frau, eine Chan-
sonette. Sic erreicht aber keineswegs
den geistigen Mittelpunkt, weil die
13
Kaiserzeit, in der these Komi5die
ausschlialich von der Man-
nerwelt getragen wurde.
Mit den ,,Quangels" bringt die
�DEFA" eine Verfilmung des Ro-
mans von Fallada: �Jeder stirbt fiir
sich allein". Hier wird die stilldngst-
liche Abneigung eines alten Berliner
Ehepaares gegen den Nazismus ge-
zeigt, die sich bei den beiden alten
Leutchen bis zum privaten Wider-
standskampf. auswachst.
�Ein Arbeiterleben" wird das Schick-
sal einer Arbeiterfrau von ihrer
Kindheit bis zum Alter auf dem
Hintergrund des gegenwartigen zeit-
geschichtlichen Geschehens schildern.
�Adrienne Dupont" rollt die Lebens-
umstande eines franzosischen Kindes
auf, das durch die Kriegswirren nach
Deutschland gelangte und hier auf-
gezogen wurde, bis seine franzosische
Mutter es aufspiirte und nun kommt,
urn ihr Kind zu holen. Die Ausein-
andersetzung der beiden Frauen, der
franzosischen Mutter und der deut-
schen Adoptivmutter, wird zum dra-
matischen Hohepunkt.
Auf einige dieser Filme, die grund-
satzliche Lebensfragen der Frauen
beantworten, werden wir noch be-
sonders eingehen. �rr---
Ein Brief an Gulliver personlich
(DFP) Das Interesse der Kinder am Rundfunk und natfirlich besonders am
Kinderfunk ist auBerordentlich groll. Nicht nur bei uns ist das so, sondern
iiberall. Wie sehr die sowjetischen Kinder mit ihrem Rundfunk werbunden
sind, beweist der Posteingang des Moskauer Kinderfunks, der auch den
erzieherischen Wert solcher Sendungen aufzeigt.
Am Schreibtisch sitzt em junges
Madchen und sortiert eine umfang-
reiche Postsendung. Auf ihrem Ge-
sicht zeigt sich kein Ausdruck von
Verwunderung, obgleich die Adres-
se(' viele , andere Menschen in Er-
staunen versetzen wurden: ,,An Ro-
binson Crusoe, Postfach 37-34 Mos-
kau", ,,An den Sohn des Kapitan
Grant", ,,An Rotkappchen", ,,An Gul-
liver", ,,An das kluge Krokodil", so
lauten Itinige der Anschriften. Das
sind alle's Gestalten, die den Kindern
durch die Radiosendungen fur Kin-
der vertraAt geworden sind. Kinder
sind begeisterte und dankbare Rund-
funkhorer. Hunderte von Kinder-
briefen werden taglich an den Mos-
kauer Rundfunk geschrieben,
�Warum ist der Mensch geschaffen?
Ich finde allein keine Antwort. Bitte,
antworte mir", schreibt Petja Wol-
kow aus Pskow. �Wer hat die Musik
erfunden, und wie haben die Men-
when sic aufgenommen?" fragt emn
zwolfjahriges Madehen. �Kann man
mit Hilfe der Atomenergie einen
Flog zum Monde machen?" So fra-
gen manche Kinder.
Von rilhrender Naivitat sind oft die
Bride der Kleineren. Assia Wassil-
jewa schreibt ganz aufgeregt: �Lie-
bes Rotkappchen, Du muf3t dem Wolf
nicht glauben, sonst friBt er Dich
doch einmal." Die Angst urn Rot-
kappehen hat ihr die Feder in die
Hand gedrackt.
Die Briefe der alteren Kinder
machen besonders viel Freude wegen
der grof3en WiBbegierde, die darin
zum Ausdruck kommt. Das Inter-
esse ist sehr vielseitig; es erstreckt
sich auch auf die zartesten Seelen-
regungen. Das kommt besonders in
den Briefen an das �kluge Krokodil"
zum Ausdruck. In semen Sendungen
verkiindet es, daI3 es Faulheit, Eigen-
sinn, Grobheit tadeln und semen jun-
gen Harem Unterricht in Hoflichkeit
geben wird. Trotz dieser ernsten Er-
klarung schreiben die Kinder ver-
trauensvoll an das �kluge Krokodil".
,Ich bin hoflich. Ich bekomme in der
Schule gute Zensuren, aber ich liige
ungeheuer. Lehre mich, nicht zu
Rigen", schreibt Galja Kojakina. Alik
Gratschow schreibt: �Bitte mich in
die Schule der Hoflichkeit aufzu-
nehmen. Es sind jetzt schon sieben
Tage, daB ich zu GroBmama nicht
glob gewesen bin. Sic Sagt, daB man
mich ganz umgewandelt hat, und
doch bin ich derselbe." Die Hoflich-
keit der Kinder ist jedoch nicht nur
auBerle Formsache. �Ich bin Wasser
holen gegangen. Ich habe eine alte
Frau getroffen. Sic trug zwei Eimer,
und das war zu schwer fiir sic. Ich
habe ihr meinen leeren Eimer gege-
ben, und ich habe die beiden vollen
Eimer bis an ihr Haus getragen. Das
ist doch eine Tat der Hdflichkeit,
nicht wahr?" fragt der Schiller,
Andrjuscha Goworow.
Aus diesen Briefen spurt man das
gute Herz der Kinder, wenn sic es
auch nicht zugeben, vor allem die
Jungen schamen sich ihrer Gefiihle.
Approved for Release: 2022/06/23 CO2668040
Approved for Release: 2022/06/23 CO2668040
DFP Nr.5-1948
Was koehe ich nfiehste Woche?
(DFP) Denken Sie bitte daran, daB rohes Gemiise welt mehr Vitamine als
gegartes enthalt. Wenn Sie also Gem use diinsten oder kochen, so behalten
Sie bitte einen Teil davon roh zui�ck und fiigen dieser' erst vor dem An-
richten der fertigen Speise hinzu.
Sonntag: Spanisch Fricco (1), Stachel-
beergratze.
Montag: Kartoffelragout mit Spinat
aus Radieschengriin oder echtem
Spin at.
Dienstag: Einf ache Pfannkuchen
(Plinsen) mit Quark oder Obst ge-
ftillt.
Mittwoch: Kartoffelnudeln (2) mit
Salat oder brauner SoBe.
Donnerstag: Kohlrabi-Graupen-Ein-
topf.
Freitag: Labskaus (3).
Sonnabend: Kartoffeln mit BiersoBe.
Rezepte
1. Spaniseh Friceo: Auf 200 g Kartof-
feln rechnet man 50 g Fleisch, 1 bis
2 Zwiebeln oder Zwiebelgran, 500 g
Mohren. Das Fleisch verwendet man
warflig, Kartoffeln, Gemtise und
Zwiebeln in Scheiben geschnitten. Im
Kochtopf etwas Fett erhitzen, zu-
nachst eine Lage Kartoffelscheiben.
dartiber Gemilse, Fleisch, Zwiebel
legen, mit Kartoffelscheiben ab-
schlieBen. Etwas Brtihe oder Wasser
aufftillen, fast gar werden lassen und
mit in Mulch bzw. Molke verquirltem
Mehl samig machen. Mit Petersilie
aberstreuen. � Abanderung: Falls
keine Zwiebel vorhanden, vor dem
Anrichten Schnittlauch hinzufagen.
Zu diesem Mischgericht kOnnen auch
gegarte Fleisch-, Gemtise- und Kar-
toffelreste verwandt werden.
2. Kartoffelnudeln: Tags zuvor ge-
kochte geriebene Kartoffeln ver-
mischt man mit Salz, gewiegter
Petersilie und so viel Mehl, daB man
eine Rolle formen kann. Man schnei-
det dicke Scheiben ab, die in Salz-
wasser jekocht werden. � Abande-
rung: Die Scheiben in wenig Fett in
der Stielpfanne auf beiden Seiten
braun braten. � Als Zusatz zu der
Kartoffelmasse 'lassen sich auch
manche Sorten des vielfach erhalt-
lichen markenfreien Suppenmehls
verwenden.
3. Labskaus: Geschalte, in dicke
Scheiben geschnittene Kartoffeln in
etwas Wass& oder Brtihe beinahe
gar dtinsten und entwasserten,
�rf-
big geschnittenen Salzhering hinzu-
geben. Mit Essig oder Molke ab-
schmecken, gut durchziehen lassen.
Falls vorhanden: Zwiebelwtirfel mit-
dansten. Man spart Kartoffeln, wenn
man mehr Flassigkeit hinzugibt und
das Gericht zum SchluB mit Mehl
samig macht.
Im Ragout merkt's keiner!
(DFP) Aussehen, Nahrwert und Ge-
schmack der alten Kartoffeln hangen
zum groBen Teil von ihrer richtigen
Behandlung ab. Selbst kleinere Vor-
rate bewahre man bis zum unmittel-
baren Verbrauch an einem kahlen,
dunklen Ort auf. Die Keime werden
erst vor der Verarbeitung entfernt.
Sind die Knollen stark einge-
schrumpft, so Jut man sie nach der
Sauberung einige Zeit in Wasser lie-
gen, damit sie Feuchtigkeit auf-
saugen. Gekochte alte Kartoffeln
nehmen bisweilen eine dunkle Far-
bung an, vor allem, wenn sie lan-
gere Zeit stehen. Diesem Uebelstand
kann man abhelfen, wenn man zu
dem Kochwasser (von geschalten
Kartoffeln!) einen SchuB Essig hintu-
ftigt. Recht vorteilhaft ist es, unan-
sehnlich gewordene Kartoffeln zu
Ragouts- und Mischgerichten in
dun.kler SoBe zu verarbeiten. In
solche Speisen kann die Hausfrau
leicht auch fleckige Kartoffeln ein-
schmuggeln, die sonst von der lieben
Familie kritisch-miBtrauisch betrach-
tet werden.
Besitzt Molke iibei.haupt Niihrwert?
(DPP) Die Hausfrau mull sich mit
mancherlei Ersatzstoffen an Stelle
der hochwertigen Nahrungsmittel
abfinden, um etwas Abwechslung
und Geschmack in ihre Gerichte zu
bringen. So wird statt der fehlendert
Milch oftmals die unscheinbare
Molke verwendet, denn sie besitzt
geschmackliche Vorztige gegentiber
dem Wasser bei Mehlsuppen, Tunken
und Salaten, Dabei werden immer
wieder zwei Fragen gestellt: 1st
Molke eigentlich appetitlich? Besitzt
sie aberhaupt Nahrwert?
Die Molke bleibt bei der Verarbei-
tung von Milch zu Butter und Kase
zurack. Sie wird mit jener peinlichen
Sauberkeit gewonnen, die far einen
modernen Molkereibetrieb selbstver-
standlich ist. Die Vollmilch wird ent-
rahmt. die Magermilch verkast, und
abrig bleibt die Molke. Anfangs ist
sie bei der Auskasung mit Lab noch
stiB und schmeckt milchahnlich. Sie
wird auch in den meisten Molkereien
pasteurisiert und gekahlt und
kommt so in den Handel: Bei lange-
rem Stehen .wird sie genau so sauer
wie die Milch.
-Die Nahrstoffe der Molke sind denen
der Mikh ahnlich. Milch enthalt mit
Ausnahme der Eisensalze able Stoffe,
die em n heranwachsender Mensch
zum Ataau benotigt, also EiweiB,
Fett, Zucker, Salze und Vitamine. Ei-
weiB und Fett sind bei der Molke ab-
getrennt, aber es bleibt noch 0,9 Pro-
zent hochwertiges Eiwei3 zurtick. Das
hort sich sehr wenig an, ist aber mit
9 Gramm auf einen Liter recht be-
achtlich, wenn wir bedenken, daB
unser Korper aus seinem taglichen
Ernahrungssatz selten mehr als
40 Gramm EiweiB ziehen kann. Die
40 Gramm Milchzucker, die ebenfalls
in einem Liter Molke enthalten sind,
schmecken zwar nicht so silB wie der
Rabenzucker, stehen diesem an
Haushalt und Garten 14
Unkraut vergeht nitht!
(DFP) Sie wissen es ja selbst, liebe
Gartnerin, darum lassen Sie uns
alles tun. damit das Unkraut doch
vergeht. Fangen wir mit dem Hacken
denn Hacken ist die Grundbedin-
gung cigar. daB Unkraut schon im
Keim erstickt wird. AuBerdem ist
Hacken lebensnotwendig far unsere
jungen Salat- und Kohlpflanzen. So-
lange sie ganz frisch gepflanzt sind,
mtissen sie nattirlich in erster Linie
gegossen werden, sowie jedoch die
Oberflache der Beete verkrustet,
durchltiftet der Boden schwer � und
dann ist die Zeit des Hackens ge-
kommen.
Bei Saatbeeten auf schweren B8den
ist diese Verkrustung besonders ge-
fahrlich, da die jungen zarten Sam-
binge diese Schicht nicht durchstoBen
konnen. Die jungen Wurzeln miissen
aber einen gut durchltifteten Boden
haben, da sie den Sauerstoff der Luft
zur Atmung notig haben. Es befinden
sich im Boden feinste Rohrchen, in
denen das Wasser aus dem Unter-
grund zu den oberen Schichten em-
porsteigt. Durch Hacken und Grub-
bern schaffen wir wieder eine lockere
Oberflache, die den Luftaustausch
fordert, gleichzeitig zerstoren wir
aber auch die feinen Kanale, setzen
damit die Verdunstung des Boden-
wassers herab und erhalten die
Feuchtigkeit in der von den Wurzeln
durchzogenert Schicht. AuBerdem
sorgen wir gleichzeitig daftir, daB
Niederschlage leicht eindringen Ivan-
nen. Achten Sie aber darauf, daB nur
die Oberflache gelockert wird, denn
tiefes Hacken warde den Boden aus-
trocknen.
Und nun kommen wir wieder zu
Ihrem, Schmerzenskin,d, dem Un-
kraut, das auf diese Weise weit-
gehend vernichtet wird. Selbst wenn
es zu dem Zeitpunkt des Hackens
noch nicht zu sehen sein sollte, so
keimt doch vieles Unkraut, wie z. B.
Brennesseln, Melde und Miere, inner-
halb weniger Tage. Unkraut ist also
immer im Boden vorhanden, und am
eirfachsten und nachhaltigsten lafit
es sich im Anfangsstadium 1?e-
kampfen. Richten wir uns also nach
dem alten Gartnerwort: Unkraut be-
kampft man am besten, solange man
es noch nicht sieht. Ma.
Brennwert aber keinesfalls nach. Die
Vitamine und Salze sind bei der ein-
formigen Kost des Stadters ebenfalls
zu schatzen.1
Bei einer vorsichtigen Rechnung er-
geben sich ftir 1 Liter Molke 140 bis
160 Kalorien, und wer wollte sie fax
6 oder 8 Pfennig ausschlagen? Leider
ist die Molke in den GroBstadten in-
folge des erschwerten Transports
wesentlich teurer. Das hangt mit
einer freiwilligen Anlieferung zu-
sammen. denn die Molke ist nicht be-
wirtschaftet. Wenn man aber z. B. in
Berlin 25 Pfennig zahlen mull, so
kauft man daftir Nahrwerte, die etwa
400 Gramm Magermilch, 150 Gramm
Kartoffeln oder 500 Gramm Karotten
entsprechen. Hii.
pproved for Release: 2022/06/23 CO2668040
Approved for Release: 2022/06/23 CO2668040
DFP NT. 5-1948
Hygiene, Gesundheit, Kinderpflege
Zwisdien ArbeilssdduB und Rendezvous.
(DFP) Kiirzlich stand in einer Zei-
tung, in kleinen Lettern irgendwo
unter dem Strich, daB em n schwarzer
Konig in Kamerun sich ktirzlich trotz
seiner B9 Jahre 600 neue �bildschone"
Haremsdamen angeschafft habe. �
Man bedenke, eine 600fache Konkur-
renz urn die Zuneigung eines Einzel-
nen! Konnmt man da nicht zu dem
Ergebnis, daB man in Kamerun be-
sonders gut in den Kiinsten der Kos-
metik Bescheid weiB, oder ist es emn
Land, in dem die Sch8nheit auf den
Baumen wachst, wie die Kokosnilsse?
Ach, bei uns wachsen diese Frtichte
leider nicht, aber daftir haben wir
auch nicht gleich so offensichtlich
eine 600fache Konkurrenz gegen die
wir zti Felde ziehen miissen. Trotz-
dem sollten wir stets so anziehend
wie nur moglich aussehen, denn im
Theater oder bei einem Bummel for-
dert die viele weibliche Konkurrenz
ja ebenfalls zu Vergleichen heraus.
Apropos Theater � was tun wir Be-
rufstatigen nun aber, um schon zu
sein, wenn zwischen ArbeitsschluB
und Verabredung, wie es oft der Fall
ist, nur eine sehr kurze Zeit liegt?
Wie konnen wir zum Beispiel eine
Spanne von einer halben Stunde am
besten ausnutzen, urn die Nachwir-
kungen der Berufstatigkeit nicht
mehr allzusehr zu sptiren und neue
Aufnahmetatigkeit fur das Bevor-
stehende aufzubringen?
Ich will als selbstverstandlich vor-
aussetzen, daB Sie nicht zu wenig
� �
schlafen. Daftir mull sich immer Zeit
denn dies ist Vorbedingung
ftir Aussehen und Elastizitat. Stehen
also nur wenige Minuten zur Ver-
ftigung, dann reinigen Sie zuerst die
GesichtShaut. Dies kann mit einem
Reinigungskrem geschehen, den man
in jeder Drogerie in erschwinglicher
Preislage zu kaufen bekommt. Ein
paar Tropfen Gesichtswasser auf
einen Wattebausch (der allerdings
em n wenig schwerer zu beschaffen ist)
folgen und beseitigen die letzten
Schmutzteilchen. Will man noch
etwas mehr tun und steht -eine
Waschgelegenheit zur Verftigung, so
lege man fur einen Augenblick eine
Kompresse auf das Gesicht. Dann
folgt die gewohnte Einreibung mit
Tageskrem. Wenn Ihre Zeit es er-
laubt, konnen Sie auch noch em paar
Atemtibungen bei offenem Fenster
einschieben.
Verwenden Sie Puder, so wird es
zweckmaBig sein, daB Sie ftir unvor-
hergesehene Falle neben dem Tages-
puder noch einen helleren Abend-
puder bei sich tragen. Sind Sie in
Ihrem Dienst nicht durch zu viel Ste-
hen oder Gehen ermtidet und erlaubt
es die Entfernung, so ist es ratsam,
den Weg dahin moglichst zu Full zu-
riickzulegen. Sie werden entspannt
und erfrischt dort ankommen, denn
auch die seelische Entspannung, die
dieser Weg Ihnen bringt, ist wichtig.
rit Gertrud Attrichter
Man hall es fast fur Nalur!
(DFP) Gettintees, gefarbtes, gebleichtes
Haar ist groBe Mode. Uneingeweihte
und besonders Manner bemerken die
�Nachhilfe" gar nicht. Darauf Lr-
pichte oder Selbstgefarbte sehen auf
den ersten Blick: Diese hat und diese
hat nicht. Und diese hat mittel- und
jene dunkelkastanienbraun. Nicht
nur die Leichtergrauten, sondern
auch ganz junge Madc.hen sind in den
Kreis der Gefarbten getreten.
Wir wollen weder dem Farben das
Wort reden, noch dagegen sprechen.
Wir befragten ganz sachlich einen
Fachmann ilber Wert oder Unwert
solcher Behandlung und horten von
ihm folgendes: Grundsatzlich schadet
das Haarfarben nicht. Die melsten
Farben sind Oxydations- oder vege-
tabile Farben, bestehen also aus
Pflanzenstoffen. Schadlich sind nur
Metallsalzfarben, die allerdings auch
am besten farben. Im allgemeinen
sind die Frisore auf dem Gebiet des
Haarfarbens so routiniert, daB sie
Metallsalzfarben sofort erkennen.
Diese Farben wirken allerdings nur
dann schadigend, wenn das Haar
auBerdem noch durch Dauerwelle
oder Undulation behandelt wird.
Auch Haarbleichen ist grundsatzlich
nicht schadlich, wenn nicht gleichzei-
tig stark dauergewellt oder onduliert
wird. Das Haarbleichen steht dem
Blondieren mit Farbe nach, denn ge-
bleichtes Haar wird seines Farb-
stoffes beraubt, wahrend gefarbtes
Haar mit Farbe gesattigt wird. Der
Fachmann rat: Immer zum Frisor
gehen! Nicht, damit der Frisor Geld
verdient, denn er verdient am
meisten an solchen Frauen, die mit
selbst behandeltem und verdorbenem
Haar zu ihm kommen, sondern weil
er mit Haar umzugehen versteht.
Beim Selbstfarben kommt es oft vor,
daB die Tonung zu dunkel wird.
Dann versuchen die Frauen, mit
Wasserstoff aufzuhellen. Erfolg: Das
Haar wird noch dunkler. Oder es
schillert in vielen Farben. Dann kann
nur noch der Frisor durch �Ab-
ziehen" mit Spezialmitteln helfen. In
der Struktur aber ist das Haar ver-
dorben. Selbstverstandlich haben in-
folge der mangelhaften Emahrung
Elastik und Wuchs des Haares nach-
gelassen. Fr�her hatte gesundes Haar
12,5�/u EiweiBgehalt, heute etwa 2,5�/u.
Zusammenfassend laBt sich also
sagen: Die Moglichkeiten, das Haar
durch ktinstliche Farbung zu schadi-
gen, sind groB, und der Eingrif[ in
die Naturfarbe ist nur solchen
Frauen mit gutem Gewissen zu emp-
fehlen, die durch besondere Ereig-
nisse friihzeitig ergraut sind. Dartiber
hinaus aber kann man mit groBter
Bestimmtheit behaupten, daB keine
Frau jemals einen wirklichen Scha-
den davongetragen hat; well sie ihr
Haar nicht gefarbt hat. chr.
15
�Das sollte mein Kind sein!"
(DFP) Ein Kind macht mit der Mut-
ter einen Besuch, soil die Hand
geben, einen Knix machen und das
eben gelernte Versc.hen hersagen.
Statt dessen steht es steif und unbe-
weglich da.
EM anderes Kind mochte gem StiBig-
keiten hgben; als ihm die Erftillung
des Wunsches verweigert wird, Wirft
es sich lang auf die Erde hin und
schlagt wiltend urn sich,.
EM groBeres Kind, dem die Teil-
nahme an einem Ausfluge untersagt
wurde, trotzt mit der Familie, indem
es das Sonntagsessen verweigert und
der Familie Aerger bereitet.
In alien drei Fallen sagen die lieben
Mitmenschen so gem: �Das sollte
in e i n Kind sein! Dem wtirdeich den
Trotz schon austrtiben!"
Das kleine. Kind hat bis zum dritten
Lebensjahr getibt, seine kleine Urn-
welt zu begreifen � inn ganz wort-
lichen Sinne � zunachst rneist an
Hand der Erwachsenbn. Nun ist sein
Gang frei geworden, es sagt �Ich".
Sein ganzes Bestreben geht jetzt da-
hin, mit diesem neu entdeckten Ich-
Gefilhl eigene, freie Entscheidungen
zu treffen. Frei von der Hand der
Mutter etwas ganz besonderes zu tun.
Das geht gut, so lange diese neuen
Wege in den Gedankengang des Er-
ziehungsberechtigten hineinpassen. 1st
das aber nicht mehr der Fall, sagen
wir: �Unser Kind trotzt, es hat einen
Bock." Zweifellos sind die Gedanken
der Erwachsenen oft verntinftiger,
aber unser Kind braucht wiederum
Zeit, auch dieses zu begreifen. In dem
kleinen Him geht ja so viel vor, was
erst verarbeitet sein will.
Lassen-wir dem Kinde Zeit, die.neue
Umgebung und die Geburtstags-
freude richtig in sich aufzunehmen,
dann wird es sich nach einiger Zeit
freiwillig vom Ttirpfosten Risen und
auf seine Art Gluck wilnschen. Er-
--klaren wir ihm ruhig und fur das
Kind verstandlich, warum die SuBig-
keiten versagt wurden, claim' wird
das Kind es einsehen und das Ver-
trauen zu uns behalten. Jede Unter-
driickung des freien kindlichen Wil-
lens zerstort auch das Vertrauen zu
dem Erzieher.
Verlangt man blinden Geliorsam, so
ergeben sich Szenen. Das Schulkind
oder der Jugendliche, dem im
frtihen Kindesalter durch Trotz-
unterdrtickung das Vertrauen zu
dem Erziehenden genommen wurde,
wird immer wieder in Trotz ver-
fallen. Die Erwachsenen geben oft
genug selbst schlechte Beispiele. Man
schaue in eine beliebige StraBen-
bahn, um die erwachsenen �Trotz-
kinder" zu sehen, die alien Mahnun-
gen der Schaffnerin gegentiber taub
bleiben und keinen Schritt nach der
Wagenmitte hin tun. Warden alle
Menschen sich bemilhen, zum Leben
freudig �Ja" zu sagen, ware die Er-
ziehung unserer Kinder leichter. Kein
geringerer als Goethe hat es mit
guten Worten gesagt: �Freiwillige
Abhangigkeit ist der schonste Zu-
stand, und wie ware der moglich
ohne Liebe!" Hertha Desczyk
Approved for Release: 2022/06/23 CO2668040
Approved for Release: 2022/06/23 CO2668040
D F P Nr. 5-1948
Modelaunen, leitht beladtelt
(DFP) Die Mode ist em n .Spiel, bei
dem alle Vorteile gelten. Die Spiel-
regeln zeigen sich interessant und
unterhaltend, sind im Grunde aber
ganz ntichtern auf Gewinn einge-
stellt. Der Gerechtigkeit zuliebe sei
festgestellt, daB eigentlich jedes
Spiel � diesem Grundsatz huldigt,
wenn auch mit unterschiedlichen
Motiven. Die geistigen und sport-
lichen Spiele trachten nach Gedanken-
scharfe, Konzentration oder Ruhm,
die Glticksspiele nach Geld. Zielstre-
big sind sie sornit alle. Nun, das
Modespiel ist em n Gliicksspiel, auch
wenn man damit nicht immer Gluck
hat. Seine Einfalle sind scheinbar
unberechenbar, tatsachlich aber ge-
nau bereghnet, auch wenn die spiele-
rischen Launen der Mode manchmal
so wirken, als wiirden wir nur ge-
foppt.
Sicher haben Sie bemerkt, daB die
Mode sich von je gem auf bestimmte
Reize konzentrierte. Jahrelang waren
es die breiten Schultern, auf die eine
modisch gekleidete Frau nicht ver- .
zichtete. Diese Moderunde standen
die meisten Frauen durch, jede hatte
Gelegenheit, sich die Schultern dop-
pelt wattieren zu lassen. Jahrelang
waren es dann die Wade einschlieB-
lich Knie, die von der Mode zum
Steckenpferd erkoren wurden. Mer-
ken Sie die Spielregel? Das Strumpf-
geschaft wurde angekurbelt! Heute
haben wir sehr schlanke Beine und
konnten sie � modisch betrachtet �
mit Stolz zeigen. Die Mode aber
schreibt lange Kleider mit riesigem
Stoffverbrauch vor. (Spielregel: Die
Textilindustrie der Welt sucht neuen
Antrieb.)
Entsinnen Sie sich noch der hochge
schlossenen Mode? Moglichst mit
Biindchen muBten die Kleider sein,
und das in einer Zeit, da wir beden-
kenlos unseren vollen ebenmaBigen
Hals, dessen Anblick keine Salzfasser
storten, gezeigt hatten, da er wirklich
eine Zierde war. Spielregel: Das Rii-
schen- und Kragengeschaft brauchte
grade neue Belebung. � Zur Zeit
haben wir Ursathe, unseren hageren
Hals zu verbergen. Die Mode aber
gebietet als Spielregel: Hals frei.
Tiefer Ausschnitt. (Das ist eine Mode-
laune! Vielleicht auch der Wunsch
aus .dem UnterbewuBten, wieder
Luft zu bekomrnen und nicht �soviel
Last am Hals zu haben".) Htiftpolster,
die die franzosische Mode zum Bei-
spiel jetzt kreiert, hatten wir damals
mit Naturpolstern aufwiegen kOnnen.
Zur Zeit aber kommt uns das alles
denkbar ungelegen.
Wir m5gen hin und her raten: Bos-
haftigkeit oder Zufall? Unverstand-
nis oder Geschaftsttiehtigkeit? Spiel
oder Laune? Eine Vermutung besteht
jedenfalls zu Becht: Die Mode ist
uns nicht wohlgesinnt! Wenn wir sie
in Deutschland mitmachen konnten,
wiirde das in einem Jahre etwa
120 Millionen Meter Stoff me er-
Mode 16
�
(DFP) Hier zeigen wir Ihnen moderne Sportkleicier! Ja, Sie lesen ganz
richtig: Moderne Sportkleider! Im ersten Moment werden Sie zwar an die
Jugendzeit unserer Mutter und Grol3mtilter erinnert, aber gerade diese
betont weibliche Linie und die bewat �angezogene" Wirkung ist modern.
Mit dem bisherigen �typischen" Sportkleid, das eng und streng urn die
Htiften lag, ist es jedenfalls vorbei.
Unsere drei Modelle haben den Vorzug, dalI sie,sich aus unmodernen Klei-
dern herrichten lassen. Besonders die Modelle links und rechts ermoglichen
einmal durch einen Koller und dann durch den aufgeschlagenen Kragen
init passendem Rockeinsatz einen Umbau zu kurzer Kleider auf die neue
Linie. Das mittlere Kleid zeigt Taillenverengung durch Abnaher.
(1Viatern konnen durch den Deutschen Frauen-Pressediefrst bezogen werden)
fordern. Dabei rechnen wir air rund
364 Millionen Frauen (die es nach
der neuesten statistischen Zahlung
von 1946 in Deutschland gibt) nur
den Mehr verbrauch ftir den lange-
ren Rock, das glockige Kleid, den
langeren Mantel, also sagen wir ftir
jede schlanke Frauentaille insgesamt
etwa vier Meter Stoff zum Verlan-
gem ftir vier bis ftinf Kleidungs-
stiicke. Diese Zahl entsprach unge-
fahr dem friiheren Lebensstandard.
Bei dem Mangel an Textilien sind
das aussichtslose Wiinsche. Also
bleibt es den zahlreichen Modezeit-
schriften Oberlassen, Wunschtraume
zu befriedigen und nur �zu infor-
mieren". Ruth Rihnstedt
Herausgeber: Deutscher Frauen-Verlag GmbH. Berlin NW 7,
Bauhofstr. 11. Telefon: � Sammelnummer far Redaktion und
Verlag 42 78 35 und 42 78 39. Bankkonto: Berliner Stadtkontor.
Berlin C 2, Kurstr. 36-51, Konto-Nr. 713/59. Postscheckkonto:
Deutscher Frauen-Verlag GmbH, Berlin NW 7, Konto-Nr. 1876146.
Verantwortlicher Redakteur: H. G. Steinschen.
Druck: Berliner Verlagsanstalt, Berlin SW 68. Alleinvertrieb
Deutscher Frauen-Verlag GmbH, Berlin NW 7, Bauhofstr. 11.
F�r unverlangt eingesandte Manuskripte wird keine Gewahr
tibernommen. Veroffentlicht unter Lizenz Nr. 420 der SMVD.
Approved for Release: 2022/06/23 CO2668040
pproved for Release: 2022/06/23 CO2668040
(b)(3)
Die Frou yea lieut.(
ORGAN DER FRAUENAUSSCHUSSE � FEBRUAR 1947 �Is112. 4
Approved for Release: 2022/06/23 CO2668040
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.inake up. enter gepilegteit Frau. In direr
ter
Hand serleild er dent Gesichts-
ausclruek elite hesondere Note. Allerdings
bestimint der anatomische Aaiun' der Haut
des Fiir tuna Wider der AM% endung titlesPutters. Die plisiologiselie irkting des
zarten Siiuresehleiers, der die gesunde Haut
umgibt. Linn son der standigen Einwirkung
des Puders sehr leieht zerstort werden. Die
Folgre Jason ist. deli die. Haul rissig, :Trade
wind sehlialich unanseluiliett ird.
Einen ssirksaMell soli her
Einwirkung des Puders Leon itur ge-
eigneles Fen bieten.
fifth. situl Ilitutschutifett,�._ mit (knell Siedii
Anus einhing eines effektbestrebtett Puders
ttithedcoi,tieli isagen Is an wn iiniten. So geadt.
1st hider nicht sehatIlich. Darum midden
Sir cc4 �Erzetignisse - es sind
thiltherg-Erzeugnisse.
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� �
HONEBERG
1ARRIK)
UNSER TITELBILD
Die Frau von haute
Temperabild von Ellgaard
Die Frau von heute packt mutig dos
Leben an, wendet sich zukunftsbejahend
friedlicher Arbeit zu. Sie will die Kriegs-
wirren mit all ihren turchtbaren Ersc-hei-
nungen, verschuldet durch sinnloses Han-
dein des faschistischen Regimes, so
schnell wie maglich beseitigen helfen.
In steter Hiifsbereitschoft, irn politischen
Denken und Tun setzt sic ihre ganze
Tatkraft em, um den Noten der Zeit
Herr zu werden. Allen Dingen des tag-
lichen Seins begegnet sic mit offonem
Ohr und freiem Blick und meistert mit
SelbstbewuBtsein, Energie und Mut dos
Leben als die Frau von tteute.
Worte, die uns Wege weisen
Auch in den widrigen Dingen des Lebens bewahre
dir Gleichmut. Horaz
Das Leben gleicht einem Buch: Toren durchblattern
es fltichtig, der Weise llest es mit Bedacht, well er
wei5, do{ er es nur einmal lesen kann. Jean Paul
Vergeben und vergessen hei5t, gemachte kostbare
Erfahrungen zum Fenster hinauswerfen.
Schopenhauer
Geduld 1st die Kunst zu hoffeni Schleiermocher
Dos 1st des Lebens allererste Pflicht: Recht handeln
tut met-sr gut als m05ig beten, und mehr als dulden:
streben nach dem Licht. Luise Otto-Peters
Dos h5chsteWesen fur den Menschen 1st der Mensch
selbst. Folglich muB man alle Beziehungen, alle Be-
dingungen vernichten, in denen der Mensch emn
niedergednicktes, versklavtes, verachtetes Wesen 1st.
Karl Marx
Organ der Frauenaussch0sse. Verantwortlicher Redakteur: Charlotte Hohmann,
Verlag : Al lgemeiner Deutscher Verlag, Berlin WS, Thgerstr. 1011. Tel. 427028.2?
Verkaufspreis bei Streifbandversand 60 Pfg.
(13) Druck: Berliner Verlag GmbH., .Berlin W8, JOgerstra0e 10/11 � A 27 006
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Oet. Zyntrdly Fraiicrtan,-
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beissokhaie 7
Aus der Berliner Stadtverordnetensitzung von) 14. Februor 1947
der Frouenousschasse eingebrocht.
Von der SPD-Froktion wurde, unterskitzt von der Froktion der CDU, ein Antrog ouf Auflosung
�. � � . Wir verkennen nicht die bisher geleistete wichtige und segensreiche Arbeit der FroLen
Arbeit ist geleistet warden."
ousschasse. lnsbesondere denke ich dobei an die Erffillung der koritotiven Aufgoben. Diese gute
�. . . . Auch vvir betonen, dol3 viele gute Arbeit von ihrn (Frouenousschu131 geleistet worden ist
UnencRich grober Ideolismus ist dornols von den Frouen in die Arbeit hineingetrogen worden
vyird donkbor, onerkonnt.'
die der BevOlkerung zugute kom, und zwor von den Frouen oller Forteien. Alle diese Arbei:
Stodtverordnete Frau Krtiger leDIJ
�. . � . Jedenfolls hoben wir uns in fongen A4onoten ---- den Plotz erkempft, von dem WI,-
Us wir
orbeiten konnten, und ich gioube, dof3 die CLI.1-Frouen -- id) dorf dosselbe ouch von den Fro
der SRC) und der (DP sogen -- tfichtig rnitgeorbeitet hoben. Wenn Frou Ackermonn-Schmidt hier
�
Frau Ida Wolf ISPD)
so scheine VVorte gefunden hot, so mul3 ich sogen, sie waren wirklich herrlid) und sind nur
onzuerkennen . � ,"
Frou Graf (COO
�. . � � Idi dorf ouch persemlich und fOr den Mogistrot Frau Rentrneister und Frau Elli Schmidt
hoben, nicht nur Anerkennung, sondern ouch Donk schulden."
sagen, dol3 bestinunt hit- dos, was die Frouenoussdirisse bisher on proktischer Arbeit geleistet
Und trotzdeni wurden die Frouenausschiisse mit Zustinunung der SPD, LDP und CDU gegen die
dos Demokratief
Stinnnen der SED old ohne die Tausende von Mitotheiterinnen zu befragen, aufgehist. 1st
Frou Louise Schroder (SP())
DER FRAU ixr A: lieliii PE I PE:
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EJArRR6N RE STEFiEN
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Im Nervenzentrum des Pabst
Der BOhnenchef ist einer der wichtigsten Manner hinter der Ku-
lisse wo es zwar seit der Zcrstorung nur noch sehr bescheidenen
Raum, dafOr caber urn so mehr Arbeit gibt. Immer auf dem Posten,
mit feinem Fingerspitzengefiihl ist er der Zerberus des Schalt-
bretts, dos dem harrnlosen Laien mit semen vielen Bezeichnungen
geharigen Respekt einflaBt. AIles geht miter seiner Letk.mg wie
cm elektrischen Schnurchen � Artisten, Darsteller und Mitarbeiter
vor and hinter dem Vorhang tauchen gleich Marionetten auf, urn
aliabendlich 3000 Zuschauern em n poor Stunden Unterhaltung und
Entspannung zu bieten.
Kora Kalning, dos �Frt. Nummer", 1st die charmante Verkorperung
eine dieser Marionetten. Eine ihrer verschiedenen Aufgaben ist es,
mit langen Beinen, kurzen Schritten and einem lie,blichen Locheln
eine schillernde Nummer vor sich herzutragen. Irgendjemand er-
zahlt, daB sie der jungste SproB einer alten Artistenfamilie ist.
Stets im neuen Kostiim bezaubert sie dos erwartungsvolle Publi-
kum und eiiig lauft sie uns davon, urn die vielseitige Chinesen-
truppe �Tsching Der Dsai" anzukUndigen, die in einem Ansage-
roam in ihrer Heimatsprache die Berliner Frauen von heute grOB-
ten. Auch den drolligen vierbeinigen Artisten �Bobbi" mit seinem�
Herrchen Nova und Eveline treffen wir an. �Bobbi" ist noch ganz
stolz auf semen Applaus. Er knurrt uns freundlich ins Ohr �Es
muBte mat gelegentlich Knochen auf die Bane fliegen". Aber
keine Bange, Frau Spadoni, die Seele des Houses, vergiBt ouch
Lhren vierbeinigen Freund nicht.
�32 Steine zum Aufbau
ist unser tagliches Pensum", erzahlt uns die
40jahr1ge Bauarbeiterin Gertrud Landwehr
�Auf der Baustelle arbeite ich seit andert-
halb Jahren mit vierzig Kollegen, davon
Uber 30 Frauen, die ich als ,Vertrauens-
mann zu vertreten habe. DaB wir uns
prima verstehen ist Ehrensache. Jetzt, wo
es zum FrUhling zugeht, macht die Arbeit
schon 5po6. Da hofft man, dab roan den
Winter bold Oberstanden hat. � Aber
selbst in der schwersten Zeit gab's manch-
mal 'ne kleine Freude. KOrzlich entdeckten
wir einige Prebko.hlen, die wir mit noch
Rause nahmen und uns eine vvarme Stube
machten. Trotz der Kalte lassen wir uns
eben nicht unterkriegen, and Sie sehen,
auf unseren Ruinen blUht ouch im Winter
der Flachs."
Gleicher Lohn
fur gleiche Arbeit
Die Metallarbeiterin Else Mewes fUhrt die
groBe Blechschere mit der gleichen Sicher-
heit wie eine Schneiderin und begutachtet
die fertigen Ofenrohre und Knie genau so
wie ihre �Koliegin" em n neues Modell.
Wir entdeckten diese tochtige Frau in der
Klempnerwerkstatt Kurth, einem zeitgema-
Ben Kleinbetrieb in einem fast zerbornbten
House im Sudwesten.Sie ist auf ihre Meister,
einem Schlosser and einem Klempner, sehr
stolz. Die beiden haben sich der Not der
Berliner angenommen und ihren Betrieb
so eincerichtet, dab die zehnkoofige Be-
legschaft aus aiten KonservenbUchsen Ciber
4000 Ofenrohre und Knie wohrend der
letzten Monate anfertigen konntE,.. Ene
groBe Leistung. Jedes Stuck verlangt emsige
Handarbeit.
Und den zwei Frauen des Betriebes ge-
bUhrt besondere Anerkennung f�r hreTat-
kraft. Aber sie lehnen stolz ab. �Bei uns
herrscht gleicher Lohn fUr gleiche Arbeit,
dazu gibt's die Kane 2, wir sind zufrieden.
Man mu5 eben die richtige Einstellung zur
Arbeit haben, stimmt's?"
Approved for Release: 2022/06/23 CO2668040
Approved for Release: 2022/06/23 CO2668040
Im Nervenzentrum des Palast
Der BUhnenchef ist einer der wichtigsten Manner hinter der Ku-
lisse wo es zwar seit der Zerrstorung nur noch sehr bescheidenen
Raum, dafOr ober urn so mehr Arbeit gibt. lmmer auf dem Posten,
mit feinem Fingerspitzengefuhl ist er der Zerberus des Schalt-
bretts, dos dem harmlosen Laien mit semen vielen Bezeichnungen
geharigen Respekt einfloBt. Alles geht unter seiner Leitung wie
am elektrischen Schnurchen � Artisten, Darsteller und Mitarbeiter
vor und hinter dem Vorhang tauchen gleich Marionetten auf, urn
allabendlich 3000 Zuschauern em n poor Stunden Unterhaltung und
Entspannung zu bieten.
Kora KaIning, dos �Frl. Nummer", ist die charmante Verkorperung
eine dieser Marionetten. Eine ihrer verschiedenen Aufgaben ist es,
mit langen Beinen, kurzen Schritten und einem lieblichen Lacheln
eine schillernde Nummer vor sich herzutragen. Irgendjemand er-
zahlt, daf5 sie der j0ngste SproB einer alien Artistenfamilie ist.
Stets im neuen KostUrn bezaubert sie das erwartungsvolle Publi-
kum und eiiig lauft sie uns davon, urn die vielseitige Chinesen-
truppe �Tsching Der Dsai" anzukUndigen, die in einem Ansage-
raum in ihrei Heimatsprache die Berliner Frauen von heute gr05-
ten. Auch den drolligen vierbeinigen Artisten �Bobbi" mit seinem�
Herrchen Nova und Eveline treffen wir an. �Bobbi" ist noch ganz
stolz auf semen Applaus. Er knurrt uns freundlich ins 'Ohr �Es
mate ma! gelegentlich 'n Knochen auf die Buhne fliegen". Aber
keine Bange, Frau Spadoni, die Seele des Houses, vergiBt auch
Lhren vierbeinigen Freund nicht
,
�32 Steine zum Aufbau
ist unser tagliches Pensum", erzohlt uns die
40jahrige Bauarbeiterin Gertrud Landwehr
�Auf der Baustelle arbeite ich seit andert-
halb Jahren mit vierzig Koliegen, davon
Ober 30 Frauen, die ich als ,Vertrauens-
mann zu vertreten habe. Da5 wir uns
prima verstehen ist Ehrensache. Jetzt, wo
es zuin FrUhling zugeht, macht die Arbeit
schon Spat). Da hofft man, da6 man den
Winter bald Uberstanden hat. � Aber
selbst in der schwersten Zeit gab's manch-
mal 'ne kleine Freude. KOrzlic-h entdeckten
wir einige Pref/kohlen, die wir mit nach
House nahmen und uns eine warme Stube
machten. Trotz der Kalte lassen wir uns
eben nicht unterkriegen, und Sie sehen,
auf unseren Ruinen bluht ouch im Winter
der Flachs."
Gleicher Lohn
fur gleiche Arbeit
Die Metallarbeiterin Else Mewes fuhrt die
groi3e Blechschere mit der gleichen Sicher-
heit wie eine Schneiderin und begutachtet
die fertigen Ofenrohre und Knie geriau so
wie ihre ,Koliegin" em n neues Modell.
Wir entdeckten diese tUchtige Frau in der
Klernpnerwerkstatt Kurth, einem zeitgema-
Ben Kleinbetrieb in einem fast zerbombter
Hause im Suciwesten.Sie ist auf ihre Meister,
einem Schlosser und einem Klernpner, sehr
stolz. Die beiden haben sich der Not der
Berliner angenomrnen und ihren Betrieb
so eincerichtet, clef') die zehnkopfige Be-
legschaft aus aiten KonservenbUchsen Uber
4000 Ofenrohie und Krne wahrend der
letzten Monate anfertigen konnte. Eine
ciro5e Leistung. Jedes Stuck verlangt emsige
Handarbeit.
Und den zwei Frauen des Betriebes ge-
buhrt besondere Anerkennung fur ihre Tat-
kraft. Aber sie lehnen stolz ob. �Bei uns
henscht gleicher Lohn fur gleiche Arbeit,
dazu gibt's die Karte 2, wir sind zufriedem
Man muf5 eben die richtige Einstellung zur
Arbeit haben, stimmrs?"
Approved for Release: 2022/06/23 CO2668040
Approved for Release: 2022106123CO2668040
36 Jahre SuBwaren verpadct
Jeder Berliner kennt Cyliax in der Kastanienallee -- von frUher
her. Mancher hat die Bekanntschaft vor Weihnachten sogar er-
neuern konnen. Gegen Zuckermorken gab es fijr die Kinder Fon-
dants zu kaufen. Cyliax arbeitet also wieder � mit zwei Drittel
Belegschaft und 70 Prozent Frauen.
Bedenkt man, dab taglicit 800 Kilo Fondants hauptsachlich durch
Handarbeit hergesteilt werden, so bekommt man einen kleinen
Beg:riff von dem tijchtigen Zupacken am Fliebband.
Frau Mario Kohler, die Schlubpackerin, kann nur noch mit dem
Kopf schutteln, wenn man sie nach der Vielzahl der taglichen
HandgriFfe fragt. SE;it 36 Jahren rn Betrieb, laufen ihr die Pak-
kungen entgecen, die sie mit flinken Fingern ohne Unterbrechung
versondfertig mocht. Ihre Augen leuchten, als sie uns mitteilt, dab
se zu House einen heimgekehrten Sohn hat. Ihr Mann ist Post-
beamter. Sie mub sich also nach Betriebsschiub schnellstens in
den Hausfrouenberuf stUrzen, urn den Mannern abends einen
warmen Herd und em n gemOtliches Heim zu schaFfen.
Nicht wed von ihr entfernt macht Frau Schulz den Fondant-Hand-
Uberzug. Eine siibe Angelegenheit? Jo und nein! Frau Schulz pro-
testiert bei dem Gedanken, dab sie ab und zu eine Kostprobe
nehmen kann mit den beredtenWorten: �Nee, nee, wir rohren die
Dinger nicht mehr an!"
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� aangen: Robinson � Text: Charlotte Kruse
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